SPORTRUNDSCHAU 13

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Die nackte Wahrheit oder: Über die Einverleibung des Scheins Jean Baudrillards Abrechnung mit Aufklärung und Kulturindustrie: "Von der Verführung"

Das Aufregendste an den Bulletins des französischen Soziologen Jean Baudrillard sind seine Irrtümer. Die Fehlbarkeit der Prognosen ist bestürzend - ob es sich um den ewigen Frieden der Nachgeschichte oder um nicht stattfindende Kriege handelt, die dann Tausenden das Leben kosten. Baudrillards Autopsie der westlichen Gesellschaft war ein Hirngespinst, bestenfalls Literatur; die Meldung vom Tod des Sozialen eine fiebrige Phantasie aus dem Jenseits der Geschichte: eine Stillstands- Illusion, mit der die Philosophie den Kalten Krieg in Gedanken faßte. Deshalb muß seine Zauberformel vom Kältetod heute rückwärts gelesen werden: Nicht Koma, sondern Amok lautet die Signatur der Geschichte. Konsequenzen? Keine. Wahr ist für ihn eben nur die Übertreibung, und deshalb kehrt der widerlegte Prophet nach jener Blamage mit sardonischem Lachen zurück. Angeblich irrte er nur im Datum, weil die Wirklichkeit aus betrieblichen Gründen ihre Abschaffung vertagt hat. Sie simuliert noch einmal das Leben - ein letztes Mal. Vielleicht.

Die bunte Aufsatzsammlung Von der Verführung stammt aus der Zeit, als der ewige Frieden noch unsterblich und der Kältetod des Westens täglich bevorstand. Starre, Agonie, Zerfall: Die schöne neue Welt, sagt Baudrillard, absorbiert sich selber. Das aufgeklärte Soziale herrscht als obszöne Form: als Barbarei aus Sichtbarkeit und Unmittelbarkeit. "Die Welt ist nackt, der König ist nackt, die Dinge sind klar." Gesellschaft ist die "Metastase ihrer entleerten Grundformel".

Mit solchen Einreden imponiert Baudrillard sich selber und dem Pubikum. Seine Menüs sind suggestiv und narzißtisch, die Schrecken erbaulich: blendende Begriffsliteratur, die sich die Lizenz zum Lügen mit dem Hinweis auf die Irrtümer der "seriösen" Wissenschaft ausstellt. Und doch: Baudrillards Weltschau erschöpft sich nicht in der Heiligsprechung der Suggestion, denn im Untergrund der Syntax tobt eine seltsam verdrehte Wut auf das Menetekel von 1968. Dann sind auch Hochmut und Verachtung geständig und sprechen einen nicht endenden Nachruf auf den Pariser Mai. Theorie mit Trauerrand, Enttäuschung als Lebenswerk.

Auch die Apologie der Verführung ist nur eine weitere Inschrift am Grabstein der Revolution. Ihr Refrain geht einfach, wie zum Mitsingen: Die Phantasie, die ganze Hoffnung der halben Revolution, ist längst an der Macht: Der schlaue Kapitalismus, die Produktion des Begehrens und der Tauschwerte, ist die als Ware verpuppte Phantasie in Gestalt. Kapitalismus ist Wunscherfüllung, Aufklärung und Entzauberung und alles zusammen.

Seit '68, so höhnt Baudrillard, habe die Linke wider Willen einen Teufelspakt mit dem Kapitalismus geschlossen. Seitdem eilt die Entzauberung der Welt von Sieg zu Sieg. Die Linke teilt sich die Arbeit mit der Ökonomie. Im Schein der Emanzipation, die alles befreien will, liegt das "Leben" schließlich ausgeglüht wie eine Ware nach ihrem Gebrauch. Die Subjekte haben sich selber zur Wahrheit gebracht: Selbstverwirklichung ohne Selbst.

Naturgemäß ist der schwarze Kontinent der Sexualität das prominenteste Testgebiet der linken Emanzipation. Sie mußte sein, aber nicht so. Scharf gemacht von der Psychoanalyse, befreite sie (Hand in Hand mit der trivialen Kulturindustrie) zuerst das Begehren von den Ketten der bürgerlichen Repression. Dann waren die gefesselten Wünsche nackt und frei, aber nicht mehr wiederzuerkennen. Denn die Befreiung des Begehrens, so behauptet Baudrillard, war zugleich ihr Tod - es verschwindet in dem Moment, wo Aufklärung den Mangel, die Scham und das Verbot beseitigt.

Wer alles nur aufklären will, bringt "das Dunkle" zur Transparenz - und sieht gar nichts mehr. Haben nicht die Unterabteilungen der Aufklärung, Feminismus und Psychoanalyse, Jagd auf den Dämon des pornographischen Wunsches gemacht, bis der "schwarze Kontinent" des Begehrens ausgeleuchtet, alle Geständnisse erpreßt und die Auferstehung des Fleisches in der Mechanik ihrer Befriedigung vollendet war?

Oder anders: Die strenge Observanz der Aufklärung und die kapitalistische Kulturindustrie bringen die Welt zur "totalen Evidenz". Der "Zwang zur beschleunigten Zirkulation des Sexuellen und der Körper ist die exakte Wiederholung des Zwanges, der den Marktwert regiert: Das Kapital muß zirkulieren, es darf keinen Fixpunkt mehr besitzen, die Kette der Investitionen und Reinvestitionen muß sich unaufhörlich fortspinnen, der Wert ohne Unterlaß anwachsen - das ist die gegenwärtige Realisationsform des Wertes; und die Sexualität, das Sexualmodell ist die Erscheinungsform des Kapitals auf der Ebene des Körpers."

Undsoweiter. Der Kapitalismus erzeugt das Begehren bis in den Tod, wie eine Disziplinarmacht der Freiheit und ist daher der "sexuellen Gerichtsbarkeit" der Psychoanalyse verwandt: Auch sie verlangt von jedem einzelnen die Verwaltung des privaten, libidinösen Kapitals, und auch sie legt das Leichentuch über die Verführung: Abtreibung der "diffusen Polyvalenz der Lust und der dezentrierten Erogenität". Am Höhepunkt ihrer Ermattung hinterläßt die sexuelle Revolution nur die Endmoränen unbefriedigender Befriedigung; die gähnende Monotonie und die "Halluzination des Details".

So kamen also in der Wüste des Allwissens, unter der Sonne der Therapie zuschanden: die Attraktion der Oberfläche und die Lockung des Scheins, die Abenteuer der Einbildung und die Strategie der Verführung, das Spiel mit der Differenz und der taktilen Unwahrheit, der Zufall und der Schwebezustand. Nun, nachdem die "Wahrheit des Sexus" entschleiert und in den Orgien der Entsublimierung alles dekodiert wurde, ist die ganze Gesellschaft sexualisiert, und die Lust, die Ewigkeit wollte, grinst überall, nur nicht im Sex: "Keine Unsicherheit mehr, kein Geheimnis. Hier beginnt die radikale Obszönität."

Seitdem sich Baudrillard wie ein Flagellant seinen altlinken Glauben austreibt, winkt er kokett mit der Gegenaufklärung. Die Schwärmerei über die Wunderkraft der "Verführung" ist an den Stellen, wo sie die Prozeduren der demokratischen Übereinkunft verächtlich macht, unlesbar. Der ganze große Rest dagegen gleicht einem neoromantischen Seufzer, mit dem Kulturindustire und Aufklärung über sich selber aufgeklärt werden sollen.

Seitenlang betrauert Baudrillard deshalb aus dem Geist der Frühromantik die Entzauberung der Sexualität durch die Lust an ihrer Befreiung. Friedrich Schlegels Aufsatz Über die Unverständlichkeit könnte seine Grundschrift sein, und Kierkegaards (brillant adaptiertes) Tagebuch eines Verführers ist ihm als Modell ein faszinierendes Gegenbild. En passant schneidert er eine adrette Metaphysik der Weiblichkeit, die aber einer männlichen Projektion zum Verwechseln ähnlich sieht, wie schon in seinem Tagebuch Cool memories. Das Weibliche ist, wieder einmal, das "einzige Geschlecht", und "das Männliche" existiert nur aufgrund einer "übermenschlichen Anstrengung, diesem Weiblichen zu entkommen". Ergo: Wer das "Weibliche" befreit, befreit es als (männliche) "Macht" und bringt es damit zum Verschwinden.

Baudrillard liest minimalistisch im Kleinen, um das Große zu buchstabieren, und deshalb ist für ihn der Tod der "Verführung" nur ein Nebeneffekt der allgemeinen "Neutralisierung" (des Sozialen, der Politik etc.). In diesem Reich der Simulation gibt es keine Differenz mehr, erst recht keine des Geschlechts. Das Vitale stirbt in der Selbstidentität. Zurück bleiben die blanken Körper der Funktionalität, die Schamlosigkeit der Macht, die Gespenster der Leere.

Das ist Baudrillards altes Lied vom Tod, das er in der Theorie der Verführung um eine Strophe erweitert hat. "Alle Geheimnisse des Körpers, die Angst bis zu der subtilen Freude an der Existenz, alles wird als Feedback moduliert" und dem Subjekt "einverleibt". Anders als Botho Strauß, dem er diagnostisch qualverwandt ist, träumt er nicht davon, die alte Einheit durch Remythisierung (zwangsweise?) wiederherzustellen. Aufklärung und Autonomie können nicht hinter sich zurück; nach der Trauer der Vollendung bleibt nur die Trauer der Beschreibung. Man ist ein digitaler Narziß, "buchstäblich und ohne Metapher". "Du wirst nie wieder allein sein und nie wieder ein Geheimnis haben. ,Liebe deinen Nächsten wie dich selbst': Dieses alte Problem des Evangeliums ist gelöst - dein Nächster, das bist du selbst. Die Liebe wird also total sein. Totale Selbstverführung." THOMAS ASSHEUER

Jean Baudrillard: Von der Verführung. Aus dem Französischen von Michaela Meßner. Verlag Matthes und Seitz, München 1992, 278 Seiten, 43 DM.

MEDIENRUNDSCHAU 19

LOKALE SPORTRUNDSCHAU 18

Von Anfang an überfüllt Vor 30 Jahren: Bettenflachbau der Klinik eröffnet

HÖCHST. "Saudische, libysche und jordanische Regierungsmitglieder, sogar ein Zigeunerkönig haben ihre Kinder zu uns gebracht." Mit Stolz blickte Professor Wilhelm Theopold auf 30 Jahre Kinderklinik im "Bettenflachbau" an der Gotenstraße zurück.

Grund zum Feiern hatte auch die "Innere Medizin", die damals gleichzeitig in die Neubauten einzog. Die Klinikleitung hatte deshalb ehemalige Ärzte, Schwestern und Pfleger zu einem Empfang in das Krankenhaus eingeladen.

"Als ich nach Höchst kam, bestand die Kinderabteilung aus zwei Zimmern mit Gitterbetten", erzählte Wilhelm Theopold, bis 1981 Chef der Kinderklinik. Weil die Zahl der Plätze für die jüngsten Patienten in Frankfurt nicht ausreichte, entschloß sich die Stadt Anfang der 60er Jahre zu einem Neubau in Höchst. Theopold durfte zum Geburtshelfer der neuen Klinik werden, konnte den Flachbau mitplanen. Neben der ärztlichen Arbeit eine zeitraubende Aufgabe. "Was haben wir intensive Debatten über die Ausstattung der Toiletten geführt", erinnerte sich Theopold.

Zum Weihnachtsfest 1962 konnten der Kinderarzt und sein Team in den "Bettenflachbau" einziehen. Ein Name, den der Mediziner für "sprachlich verunglückt" hält. "Kranke bringt man nicht in Bettenbauten unter!" Schon nach drei Wochen habe in jedem der damals 156 Bettchen ein Kind gelegen. "Was wir getan haben, sollte nicht von uns, sondern den Patienten beurteilt werden", sagte Theopold. Zu den Leistungen, die über Frankfurt hinaus von Bedeutung waren, zähle jedenfalls ein Untersuchungsprogramm zur Entdeckung von frühkindlichen Schäden, das aus Höchst stammt. Pionierarbeit leistete die Kinderklinik auch in der Sozialpädiatrie.

Heute können in der Klinik auf vier Stationen 108 Kinder betreut werden. Im Flachbau ist außerdem das Sozialpädiatrische Zentrum untergebracht, in dem Kinder mit Bewegungsstörungen behandelt werden. Der Wandel in den vergangenen Jahren sei nicht immer einer zum besseren gewesen, bemerkte der heutige Klinikchef Professor Eberhard Straub. Die Stationen seien zwar apparativ optimal ausgestattet, Ärzte, Schwestern und Pfleger sehr engagiert, doch der gesetzlich verordnete bürokratische Papierkrieg fresse immer mehr Zeit und Kraft.

Rückschau hielt auch der Chef der Klinik für Innere Medizin, Professor Paul Rosenthal. Nur 24 Stunden nach Eröffnung im Januar 1963 sei die Klinik im Flachbau überfüllt gewesen. Schuld war eine Grippeepidemie. "Die Menschen lagen sogar auf Matratzen in den Tagesräumen." Damals wie heute auch das Problem, ausreichend Schwestern und Pfleger zu finden. Denn für die fehlten Wohnungen, obwohl fast gleichzeitig mit den Kliniken ein neues Personalhaus bezogen wurde. Zwei Jahre nach den flachen Erweiterungsblöcken war 1965 der Zentralbau fertig. Alles zusammen hat die Stadt laut Verwaltungsleiter Uwe Reichle 65 Millionen Mark gekostet. tos

WIESBADEN IV

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AUS ALLER WELT 20

Banken beraten Amateure bei "Monopoly im Großen" Für 5000 Mark "ein bißchen was" über Börse lernen: In Investmentclubs legen Kleinspekulanten Geld zusammen

FRANKFURT A. M. An der Börse das Geld für sich arbeiten lassen, wer möchte das nicht? Doch häufig scheitert der Wunsch, sich an einer der faszinierendsten Anlagemöglichkeiten für Geld zu beteiligen, an Unsicherheit, mangelndem Kapital und fehlendem Wissen. Mittwochslotto kann jeder alleine spielen, doch beim Gang an die Börse ist es für Unerfahrene oft besser, sich Partner zu suchen. Eine zunehmende Zahl von Frankfurtern schließt sich deshalb in Investmentclubs zusammen, um das Auf und Ab der Notierungen zu nutzen.

"Sollen wir für 5000 Mark oder für 10 000 Mark Aktien einer niederländischen Fluglinie kaufen?" Die Mitglieder des neugegründeten Frankfurter Investmentclubs "Dribb de Bach" sind noch sehr unsicher. 47 000 Mark wollen sie an der Börse plazieren - keine leichte Entscheidung. Die Aktie hat sich sehr gut entwickelt. Zudem sorgen der Tageszeitungen entnommene Gerüchte über eine bevorstehende Zusammenarbeit mit einer englischen Airline für eine gewisse "Börsenphantasie". Dennoch bleibt ein Unbehagen: Aktien von Luftverkehrsgesellschaften gelten zur Zeit als risikoreich und spekulativ.

"Man gründet einen Investmentclub, weil durch das Zusammenlegen der Kapitalanteile ein Betrag zusammenkommt, mit dem man an der Börse etwas bewegen kann. Außerdem soll jeder von dem Wissen des anderen profitieren", sagt Stefanie Groß, Erste Vorsitzende des Investmentclubs "Dribb de Bach", der sich seinen Namen nach der traditionellen Frankfurter Bezeichnung für den Stadtteil Sachsenhausen gegeben hat. Eine Frankfurter Bank unterstützt Investmentclubs mit Referenten, die über "Calls" und "Puts", Optionsscheine und Rentenpapiere Auskunft geben können und liefert Börseninformationen. Das Institut berät im Stadtgebiet 14 Clubs mit mehr als 400 Mitgliedern.

Die Mitglieder von "Dribb de Bach" haben unterschiedliche Motive für ihren Beitritt. Dieter Mauer ist Elektrotechniker. Er wurde durchs Fernsehen auf Investmentclubs aufmerksam. "Es reizt mich einfach, es ist wie Monopoly im Großen" sagt er. Auch der Ingenieur Bijan Kia ist Amateur an der Börse. "Ich habe ein Interesse an solchen Spielchen" sagt er, "mein Neffe hat mich auf den Club aufmerksam gemacht." Für den Kaufmann Manfred Semisch steht der Profit nicht an erster Stelle. Er wurde bei der Anlagenberatung seiner Bank auf den Investmentclub in Sachsenhausen hingewiesen: "Ich möchte ein bißchen was lernen - nicht reich werden."

"Investment education, das gehört dazu": Ein Börsenneuling soll lernen, sein eigenes Aktienpaket zu schnüren. Mindestens ein Mitglied des Vereins sollte daher bei der Gründung bereits über Börsenerfahrung verfügen, empfiehlt die Schutzvereinigung, damit nicht gleich nach Gründung unnötig viel Lehrgeld in Form von Verlusten gezahlt werden muß.

Die genaue Zahl der Investmentclubs in Frankfurt ist unbekannt, doch Renate Fellner von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ist begeistert: "Im Rhein-Main-Gebiet funktioniert es sehr gut." Vielleicht veranstaltete deswegen die Schutzvereinigung den alle zwei Jahre organisierten Weltkongreß der Investmentclubs in der Bankenstadt Frankfurt. "Phoenix", "Thesaurus" oder schlicht "Eschborn" heißen die Clubs in und um Frankfurt, bundesweit gibt es mittlerweile rund 4500 Anlagevereine mit 100 000 bis 120 000 Mitgliedern, die ein Vermögen von rund 450 Millionen Mark verwalten.

Die Idee des Investment-Clubs kommt aus dem Land des "big business", den USA. Dort hatte 1898 der Farmer Brooks erkannt, daß die Industrie höhere Gewinne abwirft als die Landwirtschaft. Er mobilisierte Freunde und Bekannte, um mit ihnen gemeinsam Geld an der Börse anzulegen - der Investmentclub war geboren. 1963 wurde ein erster Club in Deutschland gegründet.

Um das Risiko ihrer Anlagen zu streuen, beschließen die Mitglieder von "Dribb de Bach", 30 Aktien eines Maschinenbauunternehmens zu kaufen, das Industrieroboter für die Autoindustrie fertigt. Peter Prussog, von Beruf Public Relation Manager, fand das Argument: "Der erwartete Konjunktureinbruch in der Automobilbranche erhöht die Bereitschaft zu rationalisieren." Jetzt passen 200 Aktien der niederländischen Fluglinie ganz gut zum Depot von "Dribb de Bach". 20 000 Mark bleiben auf dem Konto, "um kurzfristig nachkaufen zu können".

Bis zu 30 Personen können gemeinsam an der Börse spekulieren, Anlagestrategien ausknobeln und versuchen, sich ein Stückchen aus dem Kuchen herauszuschneiden. Der Eintrittspreis in einen Investmentclub beträgt in der Regel 5000 Mark, zusätzlich muß für die Kapitalbildung monatlich ein Betrag zwischen 50 und 500 Mark auf das Vereinskonto eingezahlt werden. Um Rechte und Pflichten der Mitglieder zu regeln, hat die Schutzgesellschaft einen Mustervertrag ausgearbeitet. So entscheidet ein dreiköpfiger "Anlagenausschuß" nach dem Mehrheitsprinzip über den Kauf oder Verkauf von Aktien. Einmal im Quartal haben die Mitglieder Anspruch auf einen Kontoauszug, der die Entwicklung ihres Clubanteils wiedergibt. Damit der Anlagenausschuß die Clubmitglieder nicht in Teufels Küche bringt, ist im Gesellschaftsvertrag festgelegt: "Die Anschaffung von Wertpapieren auf Kredit ist ausgeschlossen." pia

Die Wahl zwischen "Mensch oder Bürger" fiel ihm leicht Überschäumend begabt, aber zum Kaufmann gänzlich ungeeignet: der Frankfurter Dichter Clemens Brentano

FRANKFURT A. M. "Man kann entweder ein Mensch oder Bürger werden." Vor diese Alternative sah sich jedenfalls der Dichter Clemens Brentano gestellt. Das Zeug zum "Bürger" hatte er freilich nicht - und war damit völlig aus der Art seiner Familie geschlagen: Brentano, einer der führenden Köpfe der literarischen Romantik, entstammte nämlich einer begüterten Frankfurter Handelsfamilie.

Fehlgeschlagen waren alle Versuche seines Vaters, des Großkaufmanns Peter Anton Brentano, dem mit überschäumender Phantasie begabten Filius in einer Kaufmannslehre die Flausen auszutreiben. Clemens schwebte eine "poetische Existenz" vor. Er lebte sich lieber literarisch aus, in stimmungsvollen Gedichten und volkstümlichen Erzählungen, in Märchen, im Roman und in der Dramatik.

Einiges davon zählt zum Kernbestand der deutschen Literatur: etwa die "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl", die "Chronika eines fahrenden Schülers", das Märchen "Gokkel, Hinkel und Gakeleia", das Lustspiel "Ponce de Leon". Mit seinem "Lied von der Lore Lay" inspirierte Brentano auch einen Dichter-Kollegen - in Heinrich Heines populärer Version erlangte die männerbecircende Loreley auf dem Rheinfelsen Weltruhm.

Der Frankfurter Teil der großen und weit verzweigten Brentano-Familie war nicht nur mit Wohlstand, sondern auch mit Kinderreichtum gesegnet: Der 1778 geborene Clemens war eines von 20 Kindern aus den drei Ehen Peter Anton Brentanos. Die Brentanos, aus Tremezzo am Comer See nach Frankfurt eingewandert, unterhielten schon seit dem 17. Jahrhundert in der Messestadt Frankfurt eine Niederlassung ihrer Ex- und Importfirma.

Peter Anton Brentano machte sich 1771 vom Familienbetrieb unabhängig und im Handel mit Waren aus der italienischen Heimat - wie Südfrüchten, Wein, Öl und Käse, Orientwaren wie Gewürze, Kaffee und Tee - sein Vermögen. Diese finanzielle Sicherheit kam dem unbürgerlichen Clemens zeitlebens zugute. Doch sein Hang zum Poetischen hatte auch familiäre Wurzeln: Mutter Maximiliane, genannt "Maxe", war die Tochter der damals vielgelesenen Schriftstellerin Sophie von La Roche.

Seine ersten Lebensjahre verbrachte Clemens im Frankfurter Stammhaus der Brentanos, im Haus "Zum goldenen Kopf" in der Großen Sandgasse. Der "Goldene Kopf", mit seiner Prachtfassade eines der schönsten Häuser Alt-Frankfurts, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Koblenz wieder ins heimische Frankfurt zurückgekehrt, sollte sich Clemens im väterlichen Handelskontor nützlich machen. Doch vor seinen unkaufmännischen Eskapaden - so versah er die Geschäftskorrespondenz mit satirischen Kommentaren - mußte Vater Anton schließlich kapitulieren. Er schickte seinen ungebärdigen Sprößling zum Studium der Bergwissenschaft nach Halle.

Clemens wechselte jedoch bald zum Medizinstudium nach Jena, beschäftigte sich aber lieber mit der "Poeterei". Er fand Anschluß an einen Zirkel Gleichgesinnter um die Romantiker Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. Nun verschrieb er sich endgültig der Dichtung; als einer seiner literarischen Erstlinge erschien alsbald der mit vielen Gedichten angereicherte Roman "Godwi oder das steinerne Bild der Mutter".

Noch ein zweites, ähnlich unbürgerliches Naturell brachte die Frankfurter Brentano-Familie hervor: Clemens' sieben Jahre jüngere Schwester Bettina. Zwar mochten sich zurückhaltende Gemüter durch ihr koboldhaftes, exzentrisches Wesen irritiert fühlen. Für Bruder Clemens war Bettina indes das "großartigste, reichbegabteste, einfachste, krauseste Geschöpf", dem er in vielen Briefen von seinen wechselnden Stimmungen und seinen Herzensangelegenheiten berichtete. Nach Clemens' Tod veröffentlichte Bettina "Clemens Brentano's Frühlingskranz aus Jugendbriefen" in einer etwas frei gestalteten Form.

Anders als Clemens war Bettina Brentano in der literarischen Szene Frankfurts tief verankert. Von jung auf schwärmte sie für ihren Frankfurter Landsmann und "Seelenbräutigam" Johann Wolfgang von Goethe. Von Goethes Mutter ließ sie sich aus der Jugend des Angebeteten erzählen. Die Aufzeichnungen, die Bettina davon anfertigte, verwendete Goethe später für seine Autobiographie "Dichtung und Wahrheit". Über Clemens lernte Bettina dessen "Herzbruder" Achim von Arnim kennen; mit ihm zusammen hatte Clemens die Volksliedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" herausgegeben. Bettina Brentano und Achim von Arnim heirateten dann 1811.

Clemens Brentano versuchte es gleich mehrmals mit der Ehe. Nach dem Tod seiner ersten Frau Sophie Mereau heiratete er schon ein dreiviertel Jahr später zum zweiten Mal: die 16jährige Auguste Bußmann. Die Heirat nach gemeinsamer Flucht aus Frankfurt löste dort einen kleinen Skandal aus, denn die zweite Frau Brentano war die Nichte und das Mündel des Bankiers Simon Moritz von Bethmann. Die Ehe hielt allerdings nur wenige Monate. Sein rastloser Lebenswandel hielt Clemens Brentano nie lange an einem Ort, und auch in Frankfurt machte er sich zunehmend rar. Er starb am 28. Juli 1842 im Haus seines Bruders Christian in Aschaffenburg.

Ein großer Teil seines Nachlasses befindet sich in Frankfurt im Besitz des "Freien Deutschen Hochstifts". Seit Mitte der siebziger Jahre gibt das "Hochstift" eine auf etwa 40 Bände geplante historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe Brentanos heraus, von denen bislang rund die Hälfte erschienen ist. pia

Deutsche als Weltmeister beim Alkohol-Konsum

Die Deutschen sind Weltspitze, was den Konsum von Alkohol angeht. Im statistischen Durchschnitt trinkt jeder von ihnen pro Jahr zwölf Liter reinen Alkohol. Die als besonders trinkfest geltenden Skandinavier bringen es auf sieben Liter. Die Folgen des hohen deutschen Verbrauchs: Fünf Prozent aller Männer in Deutschland sind alkoholabhängig (bei Frauen liegt diese Quote zwischen einem und zwei Prozent); Alkoholismus ist bei Männern die häufigste Ursache psychiatrischer Erkrankungen.

Zu diesen Ergebnissen gelangte der Tübinger Privatdozent Karl Mann, Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik und dort Leiter einer Arbeitsgruppe Alkoholismusforschung. Er hat für seine jahrelangen Arbeiten jetzt den Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie erhalten.

Nach den von Mann und seinen Mitarbeitern ermittelten Zahlen sind in Deutschland etwa 2,5 Millionen Menschen alkoholabhängig. 1989 wurden allein in den alten Bundesländern 37 Milliarden Mark für alkoholische Getränke ausgegeben, dem Staat flossen daraus sechs Milliarden Mark an Alkoholsteuern zu. Zwischen 700 und 800 Millionen Mark Kosten entstanden für ambulante oder stationäre Entwöhnungskuren, Gelder für Medikamente und Entgiftungsbehandlungen nicht mitgerechnet. An mittelbaren oder unmittelbaren Alkoholschäden sind laut Mann im Jahre 1987 etwa 20 000 Menschen gestorben, bei etwa 46 000 alkoholbedingten Verkehrsunfällen kamen weitere 1488 Menschen ums Leben.

Bei seinen Forschungen ist Mann aufgefallen, daß die Entwöhnungskuren in Deutschland ungewöhnlich lange dauern und erheblich über dem weltweiten Durchschnitt liegen. In vielen Ländern gebe es eine ambulante Behandlung für die Mehrzahl aller Patienten, lediglich in gravierenden Fällen erfolge eine drei- bis sechswöchige stationäre Therapie. Die maximale stationäre Behandlungsdauer liege in der USA bei acht Wochen, in Deutschland dagegen werde für die Mehrzahl aller Fälle eine sechsmonatige stationäre Entwöhnungsbehandlung für notwendig gehalten. Ein meßbarer Erfolg der längeren deutschen Entwöhnungen habe aber nicht nachgewiesen werden können, so Mann.

Das von ihm weiterentwickelte "Tübinger Modell" zur Alkoholentwöhnung ermöglicht ambulante und stationäre Entgiftung von alkohol- oder medikamentenabhängigen Patienten, legt aber großen Wert auf das Motivieren der Erkrankten durch tägliche Gruppenvisiten und Einzelgespräche, Informationsgruppen und wöchentliche Treffen von Angehörigengruppen. Dieses Modell hat sich als bemerkenswert erfolgreich erwiesen: bei mehreren Untersuchungen zeigte sich, daß der Anteil der dauerhaft abstinent lebenden früheren Drogenabhängigen bei über 60 Prozent lag. epd

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 19. März in Milligramm je Kubikmeter Luft.

Stoffe und Grenzwerte*

Hanau Maintal

SO2 (1,0) 0,017 ( - ) - ( - ) CO (50) 0,6 ( - ) - ( - ) NO2 (0,2) - ( - ) - ( - ) Staub (0,45) 0,022 ( - ) - ( - )

- = kein Meßwert bekannt

(in Klammern Werte vom Vortag)

SO2 = Schwefeldioxid

CO = Kohlenmonoxid

NO2 = Stickstoffdioxid

* nach VDI-Richtlinie 2310

Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU).

Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.

Maintal. Wegen Umzugs der Meßstation keine Angaben.

KULTUR-TESTSEITE VI

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IMPRESSUM

KULTURPANORAMA 4

Verirrt im Telefon-Dschungel bei der Suche nach Sozialstation In Walldorf muß unter "Kirche" nachgeguckt werden/Änderung erst in der nächsten Ausgabe des Telefonbuches möglich

MÖRFELDEN-WALLDORF. Frau A. braucht ambulante Hilfe bei der Krankenpflege ihrer Großmutter. "Da könnte ich mich doch mal an die Walldorfer Sozialstation wenden", erinnert sie sich. Wie aber erfährt Frau A. nun, wo die Einrichtung, die mobilen und sozialen Pflegedienst anbietet, zu finden ist? Im neuen Stadtatlas stehen Nummer und Adresse, doch den hat Frau A. nicht zur Hand.

Das örtliche Telefonbuch müßte weiterhelfen, sagt sie sich. Aber unter "S" gibt es keine Sozialstation. Neuer Versuch: Vielleicht firmiert die Einrichtung unter Gemeindepflegestation? Die Bezeichnung stimmt zwar nicht mehr, weil die Einrichtung seit dem Umzug in die Waldstraße im Mai 1992 jetzt Sozialstation heißt, doch den Versuch ist es wert. Doch die Suche ist vergeblich. Wenn Frau A. jetzt nicht weiß, daß die Sozialstation in Kooperation mit dem Roten Kreuz von der Kirche getragen wird, sie also unter diesem Stichwort fündig werden könnte, guckt sie in die Röhre. Denn versteckt unter "Kirchen, religiöse Gemeinschaften, evangelisch" steht die gesuchte Rufnummer im Telefonbuch: als Nummer des Gemeindebüros und Nummer der eigentlich nicht mehr existenten Gemeindepflegestation in der Ludwigstraße.

Pech für Frau A., falls sie im amtlichen Telefonbuch nachgesehen hat. Dort steht die Sozialstation noch gar nicht drin. Dafür - wieder unter dem Stichwort "Kirche" - die Pflegestation, die es nicht mehr gibt Immerhin meldet sich unter der Nummer das Gemeindebüro, das helfen kann.

Ein Anruf bei der Sozialstation stößt auf Unglauben: "Da muß ich mal gucken", meint eine Mitarbeiterin. "Wir hatten doch einen Nebeneintrag als Sozialstation beantragt", sagt sie und fügt hinzu, daß der Haupteintrag schon ganz richtig unter "Kirche" eingeordnet sei. Daß überdies im Telefonbuch auch noch die Gemeindepflegestation drinsteht, verblüfft sie: "Da ist wohl was schiefgelaufen mit unserem Antrag." Denn auch der Sozialstation ist klar, daß sie eher unter "S" als unter "K" wie Kirche gesucht werden.

Auskunft des Fernmeldeamtes: Der fehlende Eintrag in der Ausgabe des Telefonbuchs ist keine Schlamperei, sondern hängt mit dem Erscheinungsdatum und dem Redaktionsschluß zum Jahresende zusammen. Was danach eintreffe, könne erst in der nächstfolgenden Ausgabe berücksichtigt werden. Für die Ausgabe 1992/1993 ist als aktueller Stand Dezember 1991 angegeben. Da gab es die Sozialstation noch nicht.

Was das im Herbst erscheinende, örtliche Telefonbuch angehe, informiert die Dame von Fernmeldeamt, sei die Bundespost / Telekom nicht verantwortlich.

Das mache ein privater Verlag, der sich gegen Fehler absichert: Die Ausgabe werde zwar nach den amtlichen Unterlagen der Bundespost/Telekom bearbeitet, aber "Herausgeber und Verleger übernehmen bei fehlerhaften Eintragungen im Telefonbuch keine Gewähr." CHRISTINA WALLENDA

Frauen wünschen ein Café Die Höchster Gruppe trifft sich in der JUZ-Teeküche

HÖCHST. Jeden zweiten Freitag im Monat wird die Teeküche im Höchster Jugendzentrum zum Treffpunkt für Frauen. Vor kurzem hat sich in diesem neuen Frauentreff eine Gruppe zusammengetan, die nun einen Verein gründen will. Ihr Hauptziel ist es, ein Frauencafé zu eröffnen.

Angefangen hat alles im Sommer vorigen Jahres. Damals organisierte das Frauenreferat die Aktion "Frauen nehmen sich die Stadt", erinnert sich Anja. Sie ist eine der Frauen, die sich in der Gruppe engagiert. Die verschiedenen Veranstaltungen, die in Höchst angeboten wurden, inspirierten die Frauen, erläutert Anja. So kamen sie auf die Idee, selbst etwas für ihre besonderen Interessen zu tun.

Erstes Ergebnis war ein Selbstverteidigungskurs. Teilnehmerinnen im Alter zwischen Mitte 20 und 60 Jahren aus den verschiedensten Berufen lernten sich dabei näher kennen.

Danach war klar, daß frau nicht wieder sang- und klanglos auseinandergehen wollte. Karin, die ebenfalls im Team mitarbeitet, verfaßte unter dem Motto "Höchst erfraulich" eine Einladung zu einem regelmäßigen Treffen. Damit war der Grundstein für eine Fraueninitiative bereits gelegt.

Jetzt treffen sich die Frauen, um ein bißchen zu schwätzen und um neue Leute kennenzulernen. Gerne hätten sie dafür einen andere Anlaufstelle als die Teeküche: Sie wünschen sich ein Frauencafé. "Gerade in Höchst, wo für Frauen kaum etwas geboten wird, wäre das doch ideal", meint Karin. Aber kein Café, das abends und am Wochenende geschlossen habe. Denn für eine Frau sei es keinesfalls angenehm, alleine in eine Kneipe zu gehen, erzählt Karin.

Doch das Projekt steht noch ganz am Anfang. Es gibt weder eine Satzung, noch sind die Ziele und Aktivitäten des künftigen Vereins genau definiert. Um Anregungen zu bekommen, treffen sich die Frauen mit den Initiatorinnen des Bokkenheimer Frauencafés.

Aber sie haben auch eigene Ideen: Im Café sollen Lesungen organisiert und eine kleine Bibliothek eingerichtet werden. Karin hat bei der Stadt schon gefragt, ob mit Unterstützung zu rechnen ist, und sich mit dem Frauenreferat in Verbindung gesetzt.

Indes, Karin macht sich keine Illussionen und bleibt realistisch: "Natürlich ist es schwer, so etwas nebenher auf die Beine zu stellen, gerade für Berufstätige. Und viele Frauen halten sich zurück, weil ein Frauenprojekt oft in eine feministische Ecke gerückt wird. Hier müssen wir noch daran arbeiten, Hemmungen zu überwinden." mku

Kurz notiert

Von Skisafaris und Variantenfahrern Das Abenteuer abseits der Pisten belastet oft die Umwelt

Der Glacier-Expreß, im Winter mit spürbar geringerer Amerikaner- und Japaner-Präsenz, bringt uns von Andermatt am Gotthard nach Fiesch im Rhonetal. Wir sitzen warm und komfortabel, unsere Ski stehen wohlverwahrt im Gepäckabteil. Aber wir sind, nota bene, keine gewöhnlichen Zugreisenden und keine ordinären Skifahrer. Wir sind auf Tiefschnee- Safari unterwegs. Wer sich über uns wundert, weil wir dabei so zivile Verkehrsmittel wie einen Zug benutzen, dem klopfen wir nur gönnerhaft auf die Schulter. Es hat sich halt manches geändert im Lauf der Jahrzehnte!

Im Grunde ist das Skifahren ein eher statisches Ferien- und Freizeitvergnügen. Da mag noch so eifrig gestemmt, geschwungen und gewedelt werden - ist es nicht immer wieder dasselbe mit den Liften und Pisten und Skigebieten? In einem Kuhdorf hat man nach einem halben Tag alle Abfahrten durchprobiert, in Davos oder Kitzbühel braucht man vielleicht drei Tage. Aber das wär's dann auch. So hat es jedenfalls angefangen in den Fünfzigern und ist es weiter gegangen in den sechziger Jahren. Um 1970, als die Wachstumseuphorie im Wintersport ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurden aus Skigebieten "Skigroßräume" und aus Abfahrten "Skiautobahnen".

Da (ver)suchten die ersten ihr Glück einfach jenseits der gewalzten Trassen. Und bald fand sich auch ein Etikett für sie: Variantenfahrer nannten sie sich, weil sie Abwechslung außerhalb des präparierten Geländes suchten, dessen weiterer Ausdehnung sich glücklicherweise Grenzen in den Weg zu stellen begannen. So ist uns die totale Verdrahtung des Alpenbogens zwischen Wien und Grenoble erspart geblieben, nicht aber die rapide Vermehrung der Variantenfahrer. Im neu entdeckten Rausch von Freiheit und Abenteuer brachen sie hier wie dort in die partiell noch unberührte Bergwelt ein, durchstreiften Wälder und Schonungen, rasierten Baumsprößlinge ab, brachten Hirsch und Reh auf tödlichen Trab.

Dumm nur, daß sich an das Hochgefühl des Variantenfahrers mehr und mehr das schlechte Gewissen des Umweltstörenfrieds heftete, das zumindest nachdenklichere Naturen zu drücken beginnt, wenn sie die Folgen ihres Tun erkennen. Ein Sünder oder zehn, das mag ja noch gehen. Wenn aber Tausende die Schonungen niederbügeln und das Wild in seiner Winterruhe aufscheuchen - was dann? In den Skistationen der USA ist man schon weiter als in den Alpen. Der Pistenbereich wird eingezäunt. Wer ihn verlassen will, hat sich an vorgezeichnete Routen zu halten, so es welche gibt. Wer dazu nicht bereit ist, riskiert saftige Geldstrafen und den Skipaß obendrein. Weil das Gelände von scharfäugigen Rangers unnachsichtig überwacht wird, bleibt kein Seitensprung unentdeckt.

Bevor es auch in Europa so weit kommt, haben die Alpinschulen ihre Chance erkannt. Sie propagieren eine elegantere Form der Reglementierung und verheißen potentiellen Pistenaussteigern das Abenteuer der Freiheit im Schnee ohne den Druck des schlechten Gewissens. Wer sich der Obhut bergerfahrener Skiführer anvertraut, so ihre Botschaft, kann nicht in Gefahr geraten, vom rechten Weg in der unpräparierten Natur abzuweichen. Aber auch Bequemlichkeit zählt zu den Kräften, die den Alpinschulen Kunden zutreiben: Wie angenehm ist es doch, wenn man sich um nichts kümmern muß, nicht um die Route, nicht um die Schneeverhältnisse, nicht um Transfer und Gepäck!

Und so reisen wir nun, als die bequemeren unter den Pistenaussteigern, mit dem Zug von Ort zu Ort auf einer siebentägigen Tiefschnee-Safari, die uns von Andermatt nach Zermatt führen wird. Begonnen hat sie auf dem Gemsstock, einem gewaltigen Skiberg, dessen zahlreiche Variantenabfahrten Stoff für zwei volle Tiefschneetage liefern. Von Fiesch im Rhonetal aus wird am dritten Tag auf das Eggishorn gefahren, unter dem sich ein riesiges Aktionsfeld für Tiefschneesüchtige ausbreitet. Fiesch bleibt auch für die Unternehmungen des vierten Tages unser Basisquartier, bevor ein Bus die Gruppe nach Herbriggen im Vispertal bringt. Der fünfte Tag konzentriert sich oberhalb von Saas-Fee im Revier von Allalinhorn und Britanniahütte, der sechste Tag beschert den (auch geographischen) Höhepunkt: die Tourenabfahrt vom Kleinen Matterhorn (3820 Meter) über den unteren Theodulgletscher nach Zermatt, satte 2000 Höhenmeter!

Voraussetzung für die Teilnahme an einer Ski-Safari ist, laut Veranstalterkatalog, flüssiges und sicheres Schwingen im Tiefschnee mit geeigneten Skiern. Übernachtet wird in Hotels. Bei "Ski- Plus", der alpin anspruchsvolleren Variante, geht es nicht mehr ganz so bequem zu. Den Teilnehmern werden mehr eigene Bemühungen abverlangt. "Ski-Plus" besagt, daß der Rausch einer 2000-Höhenmeter-Tiefschnee-Abfahrt nicht allein mit einem Bergbahnticket, sondern möglicherweise auch mit einem Aufstieg erkauft werden muß, der eine halbe Stunde dauern kann oder zweieinhalb. Mit dieser kleinen Investition erreichen Ski-Plus- Fahrer Ausgangspunkte für Abfahrten, von deren Existenz Pistenraser nicht einmal träumen können.

Das Prinzip "Ski-Plus" ist auch von anderen Alpinschulen übernommen worden. Als beliebte Standquartiere haben sich Disentis in Graubünden und Andermatt am Gotthardpaß profilieren können: Hier bildet der zweieinhalbstündige Fellaufstieg auf den Oberalpstock (3327 Meter, Abfahrten bis 2200 Höhenmeter) den Höhepunkt, dort der im ursprünglichen Sinne des Wortes vielfältige Gemsstock (2961 Meter), von dem aus man nach nur einstündigem Aufstieg sogar bis tief ins Tessin abfahren kann - wenn die Schneelage das zuläßt. Auch Chamonix gehört zu den Standorten, die sich für Ski-Plus-Touren anbieten: Das Mont- Blanc-Massiv hält für Tiefschnee-Abenteurer nicht nur zwischen den Gletscherspalten des Vallée Blanche und des Grands Montets grandiose Berglandschaften pur bereit. Die Abfahrten über das Mer de Glace oder den Pas des Chèvres (Ziegenpfad) finden im ganzen Alpengebiet nicht ihresgleichen.

Eine nochmalige Steigerung bedeutet die Durchquerung eines ganzen Gebirgszuges im Zeichen von Ski-Plus. Klassiker ist hier die Graubünden-Skiroute, die auf dem Weißfluhgipfel über Davos beginnt und in Disentis oder Andermatt endet. Technisch anspruchsvoller und landschaftlich dramatischer ist die Dolomiten-Skiroute zwischen San Martino di Castrozza und Sexten mit den Höhepunkten Pala-Gruppe, Marmolata, Sella-Massiv, Cortineser Dolomiten und Drei-Zinnen- Gebiet.

Das Faszinierende an solchen Durchquerungen ist zweifellos die Vorstellung, mit den Skiern von Punkt A nach Punkt B zu gelangen, also eine Strecke "auf der Landkarte" zurücklegen zu können und nicht, wie im Pistenzirkus, Karussell fahren zu müssen. Dabei achten die Veranstalter sorgfältig darauf, daß der Gepäcktransport den Teilnehmern nicht mehr als unvermeidlich zur Last fällt. Denn mit einem Sieben-Tage-Rucksack Aufstiege und Abfahren zu meistern, sind die typischen Ski-Plus-Fahrer nicht bereit.

Einfachere Mehrtagestouren erleichtern den "Übertritt" vom leichten Leben des Variantenfahrers zur mühseligen Existenz des Skibergsteigers, der auch nach längerem Aufstieg noch abfahren können muß. Zu ihnen zählt die beliebte Silvretta-Durchquerung, bei der die Aufstiege nicht lange, die zu überschreitenden Pässe nicht hoch und die Gletscher vergleichsweise harmlos sind. Schwieriger und anstrengender sind die klassischen Rundtouren durch die Ötztaler, Stubaier und die Bernina, erst recht die Ortler-Umfahrung mit ihren großen Höhenunterschieden, den spaltenreichen Gletschern, den unsicheren Schnee- und Wetterverhältnissen. Krönung eines jeden ambitionierten Skibergsteigerlebens aber ist die berühmte und gefürchtete "Haute Route", auf der man sich in sieben oder mehr Tagen von Chamonix über Zermatt nach Saas-Fee durchschlagen muß. Wer sie bestehen will, braucht eine eiserne Kondition und viel Wetterglück!

Die in den Katalogen ausgeschriebenen Ski-Safaris, Ski-Plus-Touren und Durchquerungen werden als "leicht", "mittel" und "schwierig" oder "anspruchsvoll" eingestuft. Wenn die Veranstalter sich nicht darum bemühen, Teilnehmer mit einigermaßen gleicher Leistungsfähigkeit zusammenzubringen, gibt es schnell Ärger und Frust. Die einen werden sauer, weil sie auf schwächere Leute warten müssen, die anderen stehen ständig unter Druck, weil sie als Schlußlichter den schnelleren nachhecheln müssen. Wer bei einer Abfahrt ein paarmal stürzt und gezwungen ist, sich mühsam aus grundlos tiefem Pulver wieder hochzuarbeiten, verliert ganz schnell den Spaß an der Sache. Auch die Ausschreibung von separaten Senioren-Terminen ist keine Gewähr für eine homogene Zusammensetzung. Denn ausgerechnet die Älteren sind oft die großen Ehrgeizlinge in der Gruppe, die Jüngeren dagegen durchaus nicht immer die schnellsten im Tiefschnee. HANS ECKART RÜBESAMEN

Tips für Skitouren

Veranstalter beziehungsweise Alpinschulen, die geführte Skitouren abseits der Piste anbieten:

Bergsteigerschule Bodensee, Konradigasse 3, 7750 Konstanz.

Bergsteigerschule Zugspitze, Dreitorspitzstraße 13, 8100 Garmisch-Partenkirchen.

DAV Summit Club, Am Perlacher Forst 186, 8000 München 90.

Alpinschule Innsbruck, In der Stille, A-6161 Innsbruck.

Berg- und Skischule Tegernseer Tal, Im Söllbachgrund 1, 8182 Bad Wiessee.

Alpinschule Rosengarten, Hagnerweg 9, I-39056 Welschnhofen.

Alpinschule Tödi, Postfach, CH-8750 Glarus.

Alpine Sportschule Gotthard, Postfach 108, CH-6490 Andermatt.

Hochgebirgsschule, Gröbenweg 11, A-6166 Fulpmes.

Bergschule Oberallgäu, Edelweißstr. 5, 8978 Burgberg.

Schweizerische Bergsteigerschule Engelberg, CH-3990 Engelberg.

Bergsteigerschule Dachstein, A-8972 Ramsau am Dachstein.

Alpinschule Osttirol, A-9900 Gaimberg.

Alpinschule Pepi Stückl, Am Zellerberg 40, 8222 Ruhpolding-Zell.

Globo Alpin, Negrellstr. 6, I-39100 Bozen. Die Preise für eine siebentägige Unternehmung bewegen sich je nach Unterkunft (Hotel-Hütte), Verpflegung (Selbstversorgung - Vollpension) sowie Einbeziehung von Transfer- und Bergbahnkosten zwischen etwa 600 und 1200 Mark.

Heinz Schlaffer Vergessen und Fortleben Die "Serenidad" des Jorge Luis Borges

Der erste Gedichtband, den Borges in seine gesammelten Werke aufgenommen hat, ist Fervor de Buenos Aires (Buenos Aires mit Inbrunst) von 1923. Das Vorwort zu einer späteren Auflage, datiert "Buenos Aires, 18. August 1969", versucht Nähe und Distanz des gealterten Autors zu seinem frühen Werk abzuwägen: "In jener Zeit suchte ich die Abenddämmerungen, die Vororte und das Unglück; heute die Morgen, die Mitte und" - das letzte Wort des Vorworts, das zugleich die Obras completas eröffnet, soll nicht sogleich übersetzt werden - "la serenidad". Das Wörterbuch bietet als Entsprechungen für serenidad an: Heiterkeit, Gemütsruhe, Gelassenheit, Geistesgegenwart.

Die ernsthafte Heiterkeit der serenidad, geradezu programmatisch an den Eingang von Borges' Werken gestellt, gehört zwei Bereichen an, die sich in der Moderne zunehmend voneinander entfernt haben, der Ästhetik und der Lebensklugheit. Lange galt es als besonderer Vorzug der Kunst, daß ihr Genuß das Gemüt erheitere. In den beiden letzten Jahrhunderten jedoch hat eine asketische Theorie und Praxis der Kunst solche Wirkungen als banausisch abgewertet und der Unterhaltungsliteratur zugerechnet. Der Wert der Heiterkeit als einer moralischen Qualität ist im gleichen Maße gesunken. Seit Hof und Aristokratie nicht mehr das Ideal des guten Lebens verkörpern, seit Serenissimus, der Strahlendste, zur Witzfigur geworden ist, durfte die Heiterkeit nicht länger Bestandteil der Lebenswünsche, nicht einmal der Vorstellungen vom Glück sein.

Borges, der die Rückkehr zu altertümlichen Wörtern und Haltungen nicht scheut, hat in der serenidad einen Begriff gefunden, der gleichzeitig seinen literarischen Stil und seinen Lebensentwurf zu charakterisieren vermag. (Altertümlich wirkt bereits der Versuch, Literatur und Leben einer gemeinsamen Idee zu unterstellen; denn auf die Frage, was der Umgang mit Kunst und Literatur für das Leben bedeute, gibt die Moderne keine Antwort mehr.)

Aus der Lektüre von Borges' Schriften läßt sich die neue Erfahrung gewinnen, daß auch Gedanken - und nicht nur gefühle - Stimmungen erzeugen und also poetische Eigenschaften besitzen können. Um es in der meteorologischen Metaphorik zu sagen, der die Etymologie des Wortes seren zugehört: Die entrückte, überirdische Klarheit der Serenität verwandelt das "Trockene" des Denkens in die "Heiterkeit" des Gedankens. Serenität bezeichnet also den ästhetischen Zustand der Intelligenz. Borges verzichtet auf Rhetorik und auf Bravourstücke des Stils, damit seine Texte durchsichtig werden und in ihnen allein das Thema und die Gedanken über das Thema zur Sprache kommen. Die Wörter dienen einem sachlichen Ernst jenseits der literarischen Formen. Aber eben jene Durchsichtigkeit ist mehr als eine bloße Abwesenheit des Störenden: sie ist wie das Licht die spürbare Bedingung für die helle Gegenwart der Gegenstände. Deshalb bleibt dem Leser die Klarheit selbst, der Gestus einer aufgeräumten Geistesverfassung, nachdrücklicher in Erinnerung als die wechselnden Sujets der Texte.

Die sublimen Wirkungen der serenidad dürfen nicht vergessen lassen, daß Borges auch den derberen Formen der Heiterkeit, den komischen, zugetan ist. Ungescheut spricht er etwa von den "Publikationen des Heiligen Geistes", "die man mit einer gewissen Schüchternheit als hundert und einige berechnet hat", so daß ein komischer Kontrast zwischen der Idee des Hl. Geistes, der in letzter Instanz ja der Autor der Hl. Schrift ist, und der Terminologie des profanen Literaturbetriebs entsteht. Geschärft wird dieser Kontrast, indem der Blasphemie ("Publikationen des Heiligen Geistes") ironische Höflichkeit ("mit einer gewissen Schüchternheit") das Gleichgewicht hält. Nachdem die anstößige Vorstellung vom Hl. Geist als eines umtriebigen Literaten das oberste Tabu verletzt hat, wirkt die Respektierung eines untergeordneten Tabus - die Zahl der Publikationen sollte wenigstens nicht allzu hoch sein - deplaziert und daher noch verletzender.

Dennoch ist nicht antichristliche Polemik die eigentliche Absicht dieser scherzhaften Anmerkung, sondern die heitere Einsicht, daß schließlich alle Arten von Schriften, die religiösen wie die weltlichen, den Regeln des literarischen Lebens unterliegen und demnach den gleichen Ungewißheiten über Herkunft, Echtheit und Verfasserschaft ausgesetzt sind. Was die kanonischen Texte an Sakralität und Glaubwürdigkeit verlieren, gewinnen sie an philologischem und humanem Interesse zurück. Borges' Heiterkeit ist die des Literaturhistorikers, der aus den oft tödlichen Kämpfen der Überzeugungen einzig die vom Streit erzeugten Bücher als Überlebende hervorgehen sieht.

Verschwinden und Fortleben 3

Ähnlich schwankt die Ankündigung eines Essays zwischen paradoxem Witz und resignierter Einsicht: "Weder ist dies hier das erste Mal, daß eine Ehrenrettung der Kabbala unternommen wird, noch wird es das letzte Mal sein, daß sie scheitert." Der überraschende Fortgang ". . . daß sie scheitert", enttäuscht die berechtigte Erwartung, die die Überschrift Eine Ehrenrettung der Kabbala erweckt hatte. Diese Wendung ist komisch und zugleich tragisch, weil sie die unternommene Anstrengung für vergeblich erklärt. Der Autor urteilt über sein Werk, wie höchstens ein unerbittlicher Kritiker urteilen würde. Doch gerade dieses Eingeständnis des Scheiterns beweist Souveränität, so daß der Leser den über sich selbst erhabenen Autor bewundern wird, der sich auch von dem, was er für vergeblich hält, nicht abbringen läßt. So geht Borges' Kalkül auf: die weitere Lektüre des Essays wird von diesem Eindruck eines heroischen Trotzes bestimmt sein, worin Versuch und Scheitern, tragische Ironie und heitere Freiheit ineinander übergehen. Der Schriftsteller macht seinen Sätzen jene Momente sakraler und metaphysischer Erhabenheit dienstbar, die er - mitwirkend am neuzeitlichen Prozeß einer "Entzauberung der Welt" - seinem Gegenstand abspricht. Was Glaube war, wird Stil.

"Ehrenrettung" (vindicación) nennt Borges seinen Aufsatz über die Kabbala und ebenso den über die Kosmologie des Basilides. "Vindicación" heißt im Spanischen eine Verteidigungsschrift gegen Verleumdungen. Dieser Begriff aus der Ehrengerichtsbarkeit könnte über nahezu allen Essays Borges', vielleicht sogar über seinem Gesamtwerk stehen.

Nie gilt die Ehrenrettung den eigenen Schriften oder gar der eigenen Person, sondern dem Fremden, das abgetan und fast schon vergessen ist. In einem Zeitalter, das vor allem an der exzentrischen Selbstdarstellung und am spontanen Engagement der Künstler Gefallen findet, ist Gerechtigkeit gegen andere eine selte- ne Tugend unter Schriftstellern. Das Wort, das Borges der serenidad beigesellte, heißt "Mitte": el centro y la serenidad. Sie bezeichnet den Ort abwägender Gerechtigkeit. Den krausen Spekulationen der Kabbala und der Kosmologie gewinnt er, ohne sie im ganzen zu rechtfertigen, partikulare Einsichten ab, so daß der gewaltige Aufwand an Phantasie und Gedanken, den die Schöpfer jener Systeme einst auf sich genommen hatten, nicht völlig vertan zu sein scheint. Auf der anderen Seite bezweifelt Borges den Wert der platonischen und plotinischen Entwürfe von Ewigkeit, die zu den Fundamenten der europäischen Religion und Philosophie zählen: Platons Urbilder, die in der Ewigkeit residieren, seien "ärmer als die Welt". Skepsis und Verständnis, intellektuelle Distanz und emotionale Zustimmung verschränken sich zu dem differenzierten Urteil, "daß die von so vielen Dichtern mit Liebe ersehnte Ewigkeit ein prachtvolles Kunstwerk ist, das uns, wenn auch nur flüchtig, von der unerträglichen Bedrückung des Nach und Nach befreit."

Die Faszination durch seinen Gegenstand verführt Borges nicht dazu, dessen Grenzen aus den Augen zu verlieren: das Schöne ist nicht zugleich das Wahre. Er gesteht seine eigenen Wünsche ein und verweigert ihnen dennoch jeglichen Einfluß auf die Entscheidung des Verstandes. Die ungerührte Klarheit der Kritik und der melancholische Lyrismus der Phantasie, die den Lieblingsvorstellungen nachtrauert, derer sie sich entschlagen mußte, berühren sich, vermischen sich aber nicht.

Gerechtigkeit ist eine Sache des Verstandes. Um dessen Souveränität zu sichern, muß Borges alle Ansprüche der Leidenschaften abweisen, auch der nobelsten unter ihnen, der Liebe. Gerade sie, die nach einer verbreiteten Ansicht eine Verklärung der körperlichen Lust bewirkt, könnte die Klarheit des Geistes verwirren. Was Borges am Körper interessiert, sind sein Ende, der Tod, und der Weg dorthin, der Kampf. Am Körper, einem Phänomen des Raumes, behandelt er die Aspekte der Zeit - Erinnerung, Sterben, Unsterblichkeit, Vergessen -, den Übertritt also von der körperlichen Welt in geistige Relationen.

Deshalb bevorzugt er unter dem Personal seiner Erfindungen exemplarische Figuren, in denen der Abschied vom Körper zur Lebensform geworden ist: Helden und Gelehrte. Jener, der Held, feiert den Triumph des Geistes über den Körper stumm im Untergang, also tragisch, dieser, der Gelehrte, ausschweifend im Lesen und Schreiben, also ironisch. (Borges ist dieser Gelehrte, der davon träumt, jener Held zu sein. Dem Gelehrten gehört der Essay, dem Helden ist die Erzählung gewidmet.) Der Schriftsteller bewerkstelligt die Übergänge ins Sublime, indem er Dinge in Worte, das Körperliche in Imagination verwandelt.

Verschwinden und Fortleben 2

Borges' Nachahmer haben die scherzhaften Züge seines Stils zu ausgedehnten Spielereien mit Zitaten und Mystifikationen verselbständigt und darüber Nachdenklichkeit und Lebensernst vergessen, die von Borges' Humor nicht zu trennen sind. Während die Epigonen alle virtuosen Möglichkeiten des ironischen Umgangs mit Fiktionen ausschöpfen, bleiben Scherz und Ironie bei Borges der Resignation und der Trauer benachbart, da sie stets an vergangenen Zeiten und aufgegebene Wünsche erinnern, in denen hätte wahr sein können, was jetzt freilich, im Zeitalter der skeptischen Vernunft, leider nur Scherz und Ironie sein kann. Von den "postmodern" genannten Leichtfertigkeiten einer unbeschränkten und rein ironischen Zitierkunst, die sich so gern auf Borges beruft, unterscheidet sich Borges' Serenität dadurch, daß ihre ernsthafte Heiterkeit Gewinne und Verluste im Gang der Geschichte und ihnen entsprechend die Illusionen und Enttäuschungen in der eigenen Lebensgeschichte bedenkt.

Am Ende des vorletzten Kapitals seiner Geschichte der Ewigkeit löst Borges, nachdem er die mannigfaltigen und widersprüchlichen Konzeptionen der Ewigkeit erläutert hat, das ganze Konzept dieser wünschbaren, aber unglaubwürdigen Idee durch einige psychologische Erklärungen auf. Entstanden sei die Idee der Ewigkeit durch die leidenschaftliche Erinnerung an Vergangenheiten, die der Mensch nicht für immer verloren haben möchte, und durch die trügerische Erwartung, in irgendeiner Zukunft könnten die miteinander unverträglichen Hoffnungen endlich in Übereinstimmung gebracht werden. "Oder sagen wir es anders: der Stil der Sehnsucht ist die Ewigkeit." Doch es folgt ein letztes Kapitel. "Mir bleibt nur noch übrig, dem Leser meine persönliche Ewigkeitstheorie anzudeuten. Es ist eine arme Ewigkeit, die von Gott verlassen ist, auch sonst keine Eigentümer hat und keine Urbilder."

Dieser "Theorie" steht kein Argument zur Seite, sondern lediglich der Bericht von einem Abendspaziergang in einem der ärmeren Viertel von Buenos Aires, wo sich Borges das Gefühl einer Wiederholung aufgedrängt und die Vorstellung einer Ewigkeit nahegelegt hatte. "Mag also im Gewand einer Stimmungsanekdote die blitzhaft erschaute Idee und in der eingestandenen Unschlüssigkeit dieser Aufzeichnung der wahrhaft ekstatische Augenblick und die Anmutung von Ewigkeit verbleiben, womit diese Nacht mir nicht karg begegnete."

In solch bescheidener Gestalt ist die Idee der Ewigkeit, die der kritische Verstand zurückweisen mußte, immerhin als intensive "Stimmung" erfahrbar, entkleidet und enthoben freilich allen Anspruchs auf verbindliche Wahrheit. Nur für diesen einen Moment, nur für diese eine Person hatte die Erfahrung Gültigkeit. Er haftet nur deshalb in der Erinnerung der Person, weil er einen Gehalt besitzt, der an eine denkbare Idee grenzt: "die Anmutung von Ewigkeit". Borges führt die abgelegten und unansehnlich gewordenen Gedanken, die heute, leider, nur noch ironisch zitiert werden können, auf ihren Ursprung zurück, an dem sie noch ernst gemeint waren, und treibt sie an eine Grenze, an der sie beinahe wieder im Ernst zu entdecken sind.

Das Komische wie das Erhabene weichen - in entgegengesetzter Richtung - von den alltäglichen Erscheinungen ab. Als Komödie und Tragödie haben sie sich zu eigenen Gattungen verfestigt. In der Haltung der Serenität sind solche Trennungen aufgehoben, ohne daß sich ein mittlerer Durchschnitt herstellte. Wenn Borges auf den ersten Blick ein komisches Spiel des Witzes zu treiben scheint, dann verstrickt er den Leser bei näherem Zusehen in eine metaphysische Grübelei. So heißt es in einem Gedicht: "die Beweise für den Tod sind Statistiken, und jeder läuft Gefahr, der erste Unsterbliche zu sein".

Verschwinden und Fortleben 4

Schrift und Buch, die Resultate seiner Tätigkeit, haben zwar einen materiellen Charakter, dieser jedoch dient lediglich als Träger immaterieller Bedeutungen. Obstinat schreibt Borges über Literatur, weil in ihr der Prozeß der Transfiguration an sein Ende gekommen ist. Serenität ist kein zufälliges Geschenk der Natur an einen Charakter, sondern das Ergebnis einer kulturellen Stilisierung, die das Chaos der Körper in eine fiktive Ordnung des Geistes überführt hat.

Wenigstens in Gesten will sich die Serenität des Geistes, so sehr sie in sich zu ruhen scheint, dennoch der Welt mitteilen. Für einen Schriftsteller wird auch das Nicht-Rhetorische zu einer rhetorischen Attitüde. Vom Habitus eines Serenissimus nicht immer ganz entfernt, kann Borges dabei auch ins Feierliche, Steife und Prätentiöse geraten.

Mit zeremoniöser Umständlichkeit heißt es dann von einem Vorfahren, er "ermüdete in Paraguay seinen Degen". Und selbst innerhalb der gewählteren Sprache, die man der Lyrik einräumt, wirkt es manieriert vornehm, wenn der ausgebreitete Reichtum einer Abendstimmung mit dem Vers schließt: "Später werde ich mich meiner Armut zurückgeben." Gegen andere Personen als gegen sich selbst gerichtet, wirkt jedoch dieser distinguierte Ton höflich und generös. Um ein Diktum Oscar Wildes, das Borges für banal hält, zu entschuldigen, ist er dazu bereit, einen kleinen Umstand zu erfinden, der erklären könnte, weshalb Wildes notorischer Scharfsinn diesmal behindert gewesen sei: "man errät, . . . daß er einfach das Thema wechseln wollte." Am besten gelingt die Gebärde der serenidad, wenn im Ungewissen bleibt, ob ihre Ironie Nachsicht mit den anderen, Spott über das eigene Ich oder Einsicht in den Weltlauf bedeutet:

Ein kleinerer Dichter: Das Ziel ist das Vergessen. Ich bin früher angelangt.

Bei Lesern ist der Wunsch geläufig, daß den aufregenden Geschichten, welche die Schriftsteller erfinden, eine aufregende Lebensgeschichte entspreche. Wie in den meisten Fällen, so wird dieser Wunsch auch von Borges enttäuscht. Wer liest und schreibt, tut dies, weil er mit dem Leben wenig zu tun haben will. Für seine Tätigkeit sucht er sich daher lebensferne Orte: Schreibtisch und Bibliothek. "Wenig ist mir widerfahren, aber viel habe ich gelesen. Besser gesagt: wenig ist mir begegnet, was in höherem Maße der Erinnerung wert gewesen wäre als die Gedankenwelt Schopenhauers oder die Wortmusik Englands."

Literatur ist ein Komplex von Büchern, die zwar von lebendigen Schriftstellern geschrieben werden, aber nach dieser Niederschrift weiterleben, auch wenn ihre Autoren fern, unbekannt oder tot sind. Borges hat in dieser Grundbedingung aller Literatur geradezu eine Analogie zum metaphysischen Konzept einer ideellen Ewigkeit sehen wollen. Da er eine so noble Ähnlichkeit zwischen Literatur und Ewigkeit, die beide den Banalitäten des Alltags entrückt sind, zu erkennen glaubte, war er gerne dazu bereit, seine Existenz als zufällig und unbedeutend hinter den fremden Werken, die er las, und den eigenen, die er schrieb, verschwinden zu lassen. Lesen und Schreiben sollten die einzigen, weil notwendigen Berührungspunkte zwischen Leben und Literatur sein. Von einem Schriftsteller darf man rechtens demnach Auskünfte nur über seine Lektüre und seine Produktion erwarten, nicht aber über Liebesaffären oder Steckenpferde.

Doch ist diese erklärte Bescheidenheit von geheimer Eitelkeit nicht ganz frei, da es ja auch für die empirische Existenz des Schriftstellers Borges kein größeres Glück geben kann als ihre Transfiguration in die Glorie der Autorschaft. Gerade der Unterschied zwischen Person und Autor gestattet es Borges, auf zweifache Weise von sich zu sprechen. Von einer solchen humoristischen Verdoppelung handelt Borges und ich:

"Dem anderen, Borges, passiert immer alles. Ich schlendere durch Buenos Aires und verweile, vielleicht schon unwillkürlich, um einen Bogengang und die Gittertür zu betrachten; von Borges erhalte ich Nachrichten durch die Post und erblicke seinen Namen in einem Professorenkolleg oder in einem biographischen Lexikon. Ich habe Freude an Sanduhren, an Landkarten, an der Typographie des 18. Jahrhunderts, an Etymologien, an dem Aroma von Kaffee und an der Prosa Stevensons; der andere teilt zwar diese Vorlieben, aber in aufdringlicher Art, die sie zu Attributen eines Schauspielers macht. Es wäre übertrieben zu behaupten, daß wir auf schlechtem Fuß miteinander stünden; ich lebe, ich lebe so vor mich hin, damit Borges seine Literatur ausspinnen kann, und diese Literatur ist meine Rechtfertigung."

Verschwinden und Fortleben 6

Der gutgläubige Leser ist leicht dazu zu bringen, die programmatischen Erklärungen des Autors für eine authentische Beschreibung seines literarischen Verfahrens zu halten. Auch bei Borges sind - trotz (oder gerade wegen) seiner Fähigkeit, über Literatur zu reflektieren - Zweifel an der Übereinstimmung von Absicht und Haltung angebracht. Mag er auch immer wieder beteuern, daß die literarische Überlieferung alles, Person und Name des einzelnen Schriftstellers dagegen nichts bedeuten, so hält er doch darauf, daß diese These unter seinem Namen publiziert wird.

Borges ist, mit welchen Mystifikationen er auch zu spielen liebt, unleugbar eine wirkliche Person in einer wirklichen Zeit und Umgebung, z. B. in "Buenoa Aires, 9. August 1960". Der Name des Autors auf dem Titelblatt ist keine Fiktion. Da der Autor der Schrift notwendigerweise abwesend sein muß, so kann doch immerhin sein Name als Schrift präsent sein. Daher zelebriert Borges seinen Namen wie ein Mysterium. Ungescheut schreibt er "ich" oder sogar "Borges" in seinen Texten, in denen häufig Reflexionen und Kommentare die Illusion unterbrechen und auf den Autor als ihren alleinigen Erzeuger hinweisen. Der Ruhm und Nachruhm dieser Texte kommt zweifellos einer konkreten Person zu. Borges hat viel dafür getan, daß sein Name nicht in Vergessenheit gerate. Er reiste um die Welt, um alle Ehrungen in Empfang zu nehmen (darunter auch einen Orden des chilenischen Diktators Pinochet), wies in großzügig gewährten Interviews diskret, aber unüberhörbar auf sie hin und mokierte sich darüber, daß man ihm den Nobelpreis vorenthielt. In seinen Schriften steckt mehr Ehrgeiz und daher mehr autobiographischer Gehalt, als ihr Wortlaut vermuten läßt.

Wenn Borges den Obras completas, einen von ihm selbst verfaßten Lexikonartikel über Borges, José Francisco Isidoro Luis als Epilog anfügt, so verbinden sich darin Spiel und Anmaßung. Es fehlt in diesem Artikel nicht die humoristische Kritik des eigenen Werks, aber selbst sie ist ein Privileg des Autors, der den "Wust von Monographien und Polemiken", den andere über ihn geschrieben haben, kurzerhand als bedeutungslos abtut. Borges versucht, seine Rezensenten und Interpreten überflüssig und mundtot zu machen, indem er selbst seine Werke beurteilt und erläutert. Neben ihm, dem Autor, soll es allein noch den Leser geben. Deshalb erwähnt er nur selten zeitgenössische Schriftsteller, jüngere schon gar nicht. Zwar zitiert er ausgiebig die Klassiker, aber durch das Zitat hat er sie gewissermaßen in Borges verwandelt. In der Überzeugung, daß alle Literatur Wiederholung sei, steckt der geheime Wunsch, daß er, Borges, durch Wiederholung alle Vorgänger in sich versammelt und letztlich ausgelöscht habe. Sollte doch die Geschichte der Literatur an ihr Ende kommen, wenn nur er dieses Ende verkörpern durfte.

"Viele Jahre lang glaubte ich, die nahezu unendliche Literatur sei in einem einzigen Menschen versammelt. Dieser Mensch war Carlyle, war Johannes Becher, war Whitman, war Rafael Cansinos Assens, war De Quincey." Borges spricht von diesem Menschen im Präteritum, was nicht ausschließt, daß er jetzt einen anderen Namen trägt. Borges mußte auf eine zusammenhängende Darstellung seiner Lebensgeschichte verzichten, um mit seinem Namen auf allegorische Weise die gesamte Literaturgeschichte zu bezeichnen. Die Literatur sollte keine Autoren kennen - außer Borges, dessen Name dann der Inbegriff von Literatur wäre.

Heinz Schlaffer, Germanist an der Universität Stuttgart und zuletzt Autor von Poesie und Wissen (1990), beschäftigt sich mit dem argentinischen Autor als affizierter Leser. Dieser Passion ist der Essay entsprungen, den wir auf dieser Seite eingefangen haben. Später im Jahr wird Schlaffer seine Lektüren von Borges in Form eines größeren Essays als Fischer Taschenbuch publizieren. FR

Verschwinden und Fortleben 5

Auch wenn Borges sein reales Leben als belanglos für die Literatur erklärt und nur in formelhaften Wendungen von wenigen und unscheinbaren Details spricht: immerhin kommt selbst in der abschätzigen Redeweise das konkrete Ich dennoch zur Sprache und wird also doch zu Literatur.

Mehrfach hat Borges das Aperçu formuliert, die individuellen Schriftsteller seien lediglich wechselnde Masken des eigentlichen Autors von Literatur, und dieser Autor sei die Literatur selbst. Es muß daher verwundern, daß autobiographische Texte in Borges' Oeuvre keinen geringen Raum einnehmen. Es gibt kaum einen anderen Schriftsteller, der seinen Namen so häufig in Erzählungen und Gedichten, oft bereits in deren Überschrift, einfügt. Dazu kommen autobiographische Skizzen und Reflexionen, sowie - im Alter zunehmend - bereitwillige Auskünfte über seine Lebensweise und Meinungen in zahlreichen Vorworten und Interviews. Er hat sogar einen, wenngleich scherzhaft und selbstbewußt auf das Jahr 2074 vorausdatierten, Lexikonartikel über "Borges" geschrieben. Wie ist dieser Widerspruch zwischen dem Insistieren auf der grundsätzlichen Anonymität von Literatur und der bedenkenlosen Bereitschaft zur Selbstdarstellung zu verstehen?

Literatur und Leben stimmen bei Borges, der ihre substantielle Differenz nie bagatellisiert hat, doch darin überein, daß sich die Vielfalt ihrer Erscheinungen auf wenige, bestimmte Grundformen zurückführen läßt. Den Ehrentitel einer "forma fundamental" verleiht er in dem Gedicht Ein Morgen dem Zufall, dem Abenteuer, der Gefahr, der Verbannung. Diese "Grundformen" habe auch er - etwa durch die Emigration unter der Diktatur Pérons - im Laufe seines Lebens erfahren, oder, um es prätentiöser und dennoch angemessen auszudrücken: ihrer sei er teilhaftig geworden. Nicht also die besonderen, individuellen Umstände, nicht die einmaligen Erlebnisse sind der Erinnerung wert, sondern nur jene Momente der Biographie, in denen eine markante und bedeutende Situation des menschlichen Daseins wiederkehrt.

Selbst in seiner Blindheit, die ja ein seltenes Geschick ist, entdeckt Borges eine fundamentale Bedeutung, indem er sie in eine doppelte Tradition stellt: in die der blinden Dichter, Homer und Milton, und in die der erblindeten Direktoren der argentinischen Nationalbibliothek. Wie Platon die Phänomene einzig durch ihre Teilhabe an den Ideen gerettet sah, so versucht Borges, einige Züge seiner Biographie durch ihre Teilhabe an den Grundformen des Lebens zu retten. Sobald es ihm gelingt, eine solche Übereinstimmung zwischen dem vorgeprägten allgemeinen Schema und der individuellen Erfahrung zu erweisen, indem sich Parallelen aus anderen Viten zitieren lassen, so darf die mit dieser Würde ausgestattete biographische Konstellation in literarischen Formen exponiert werden.

Ist exemplarische Korrespondenz zu den Universalien des Schicksals Kriterium für die Entscheidung, welche Partien der eigenen Erfahrung literaturfähig sind, so wird daraus verständlich, daß Borges sich weigerte, das kulturelle und sprachliche Lokalkolorit seiner argentinischen Umgebung als literarisches Sujet anzuerkennen. Zwar gibt es auch in seinen Texten Pampa und Gauchos, Vorstädte und Ganoven, aber sie entstammen nicht der sozialen Realität, sondern der argentinischen Literatur, die wiederum für die epischen Traditionen der europäischen Dichtung einheimischer Entsprechungen zu finden hoffte.

Nur wegen dieses verdeckten Überlieferungszusammenhangs, nicht wegen ihres vermeintlichen sozialen Gehalts können auch argentinische Namen und Bezeichnungen ein Teil jenes Universums der poetischen Imagination werden, zu dem Borges' Schriften gehören wollen.

Neues, das Borges erfährt, kann nur dann Stoff der Dichtung werden, wenn es Früheres, das bereits Stoff der Dichtung geworden ist, wiederholt. Als Borges nach Texas kommt, bemerkt er hier eine Ähnlichkeit mit der Landschaft der Pampa:

Texas Hier also auch. Hier, wie am anderen Ende des Erdteils die unendliche Ebene, in der Schreie einsam sterben. Auch hier der Indio, das Lasso, das Pferd. Auch hier . . .

Aquí también: "auch" ist die Konjunktion der Teilhabe. Indem etwas auf ein anderes verweist, Texas auf die Pampa, verliert es seinen Lokalcharakter und gibt sich als Verkörperung eines Gemeinsamen und daher Allgemeinen zu erkennen. Erst dadurch eignet es sich, den Maßstäben von Borges zufolge, zum Gegenstand von Literatur, in der über Zeiten und Räume hinweg die gleichen Wörter, Formen und Motive in variierten Konstellationen wiederkehren.

Da für Borges nur solche Erfahrungen zählen, die dem eigenen Erleben vorausliegen, ist von ihm keine Darstellung eines kontinuierlichen Lebenslaufs zu erwarten. Memoiren setzen die Überzeugung von einer wohlabgegrenzten Individualität voraus, die sich in einer unverwechselbaren Geschichte der Ereignisse und Erlebnisse sukzessiv erzählen läßt. Borges jedoch begnügt sich mit der Aufzeichnung punktueller Erinnerungen oder genereller Lebensbedingungen, die sich einer poetischen Struktur oder einem philosophischen Begriff fügen. Kann man über seine Familie etwas Allgemeineres sagen, als was Borges von seinen Vorfahren sagt: die Borges seien "Teil" (forman parte) "der Zeit, der Erde, des Vergessens" gewesen?

Getreten und besichtigt Begegnungen mit den Aborigines in Australien

Sie geistern herum in allen Touristik- Katalogen über Australien, die markanten Köpfe der Aborigines, der Ureinwohner. Zerzauste Haare, ein breites Gesicht, starke Backenknochen, tiefliegende Augen und schwarze Haut. Männer auch mit Zahnlücken. Wer ahnt schon, daß dies Zeichen überstandener Initialriten sind. Die Fremdheit der Steinzeitmenschen als Lockmittel des Tourismus.

Wir landeten, im australischen Winter, unserem Sommer, in Cairns, Queensland, und bekamen sie zunächst nicht zu sehen. In der Ankunftshalle Gewimmel, zwei Maschinen - die eine aus Bangkok, die andere aus Tokio - spuckten zugleich ihre Menschenfracht aus. In der Schlange vor der Paßkontrolle viele asiatische Touristen und Europäer. Der geschniegelte Beamte, mit kurzen Hosen, weißen Kniestrümpfen, Bügelfalten im Hemd nach britische Kolonialtradition, sagt, vertraulich lächelnd, leise: "Wie kommen Sie unter all diese Japaner?" Ein angedeutetes Solidaritätsangebot von Weiß zu Weiß?

Der Taxifahrer, ein Dicker, wiederum mit weißen Kniestrümpfen und kurzen Hosen, entlarvt uns als "Germans", will vom Bier reden. Beim Überqueren einer Brücke, bevor wir an den Strand von Trinity Beach kommen, sein Hinweis: Im Fluß sind Krokodile, im Meer aber kannst du schwimmen. Er spricht nur mit mir, nicht mit meiner Frau. Männersache? Mildes Wetter, das Great Barrier Reef - 1000 Meilen lang vor der australischen Nordostküste - Ferienparadies zum Schnorcheln und Tauchen. Unter Wasser ist die Welt bunt. Dort hinaus fahren auf schaukelndem Schiff wieder die Japaner. Die landen abends um zehn, so der Taxifahrer mit ein bißchen verächtlichem Unterton, am nächsten Morgen um sechs beginnt ihr Kurzurlaubsprogramm. Sie bringen Geld ins Land, ein willkommener Wirtschaftsfaktor für die 16 Millionen Menschen in dem riesigen, jedoch leeren Kontinent. Aber es gibt auch die Erinnerung daran, daß Japan im Zweiten Weltkrieg Darwin vierundsechzigmal bombardiert hat und die Gefahr einer Invasion durch die Truppen des Tenno bestand. Sydney war damals befestigt, und der 1300 Kilometer lange Highway von Alice Springs nordwärts durch die Öde bis ins tropische Darwin wurde im Eiltempo als Nachschubroute gebaut. Die Regierung hat die Aborigines damals dienstverpflichtet. Frag nicht, unter welchen Bedingungen die armen Teufel die Straße durch das Land, das Jahrtausende lang ihnen gehört hatte - quer zu ihren Traumpfaden -, ziehen mußten. Im DuMont-Reiseführer steht, man habe sie schlecht bezahlt und in Arbeitslager gesperrt. Bis 1967 waren sie nicht registriert und durften nicht wählen. Sie waren keine Bürger. Die weißen Einwanderer - die ersten vor zweihundert Jahren waren Strafgefangene aus England - wollten die Wilden ausrotten, vergifteten ihre Brunnen, schossen sie nieder, brachten auch ansteckende Krankheiten mit, trieben sie aus ihren Lebensbezirken in die Unwirtlichkeit. Zweihundert Jahre Vertreibung und Versklavung. Und heute?

Im Zentrum von Cairns, einer modernen Stadt von 70 000 Einwohnern, erste Begegnung mit den Ureinwohnern des Kontinents. Vor Woolworth an der Bushaltestelle lungern ein paar von ihnen herum, eine alte Frau, barfuß, zerzaustes, graues Haar, eine jüngere Frau mit einem Baby, ein paar Kinder mit Rotznasen, zerlumpten Kleidern. Ein blondhaariges Mädchen, ebenfalls mit schwarzer Haut, kommt mit einer Tüte Kartoffelchips die Rolltreppe im Einkaufszentrum herunter. Geruch von offenem Feuer um diese "fremden" Menschen. Sie passen nicht in das Interieur der westlichen, modernen Stadtkultur, sitzen neben den Bänken statt auf ihnen, lagern sich auf Grünflächen. Wo gehören sie hin?

Nordwestlich von Cairns, landeinwärts im Gebirge, im Regenwald, eine kleine Siedlung: Kuranda. Eine Kleinbahn, vor über hundert Jahren gebaut zur Zeit des Gold-, Silber- und Zinnrauschs für die Minen und Siedler, ist jetzt einmal am Tag das kuriose Oldtimer-Transportmittel durch wunderbare tropische Wald- und Gebirgslandschaft. Der Touristenstrom verteilt sich vom blumengeschmückten Bahnhof auf diverse "Attractions" (Riverboat-Tour, Schmetterlings-Zoo, Zoo der Regenwald-Nachttiere, Markt etc.).

In die "Jilli Binna Gallery" kommt kaum jemand. Sie gehört dem Stamm der einheimischen Djabugay. Zwei Räume, einer für ein paar Handarbeiten und Schmuck zum Verkauf, unordentlich herumliegend, mal mit mal ohne Preisangabe. Der zweite ein Mini-Museum mit nur ein paar Exponaten: Bumerangs, Wiegesteine, Speere, Wurfkeulen, Schilde, Tragtaschen. Das Material ist Leder, Holz, Steine. Der Stamm der Djabugay lebt in den Wäldern nördlich von Kuranda bis hinauf nach Port Douglas.

Ich will eine hektographierte Schrift "Storywaters" mitnehmen. Eine Schwarze hört mich an, verschwindet in einem Hinterraum. Schließlich kommt sie zurück und nennt mir den Preis. Man mußte sich erst beraten.

Die Broschüre "Storywaters" ist zweisprachig getippt, in Englisch und in einer für uns Westler lesbaren Schreibweise der Stammessprache. "Storywaters" heißt in dieser Regenwaldregion "Bulurru". Und das ist der Ausdruck für einen Platz, an dem man sich Geschichten erzählt, im Regenwald gewöhnlich an einem Wasserfall. Wanyarra, einer aus dem Stamm der Djubugay, hat die Geschichten, zum Beispiel die von der Geburt eines Babys aus der Wade eines Manns, oder die, wie das Krokodil zu seinen Zähnen kam, erzählt, natürlich in seiner Sprache und selbstverständlich mündlich. Aufgeschrieben und ins Englische übersetzt wurden sie in den letzten drei, vier Jahren von Weißen. Ich traf Michael Quinn, einen davon. Er gehört zu denen, die retten wollen, was nach dem "cultural holocaust for the Djabugaydji people" noch übrig geblieben ist.

Die Djabugay, wie auch die anderen Stämme der Aborigines, brauchen die Hilfe der weißen Australier, wenn sie überleben wollen. Auch wenn es inzwischen an mehreren Stellen Schulen und Colleges für die "blackfellows" gibt, wenn sich in Sydney inzwischen schwarze Autorinnen und Autoren mit Dramen, Romanen und Lyrik zu Wort und zu Protest melden, auch wenn es in Alice Springs eine TV- und Radio-Station und auch eine Fluggesellschaft für "Aboriginal Australians" gibt, die weißen Westler mischen mit. Es ist dabei gelegentlich schwer zu unterscheiden zwischen denen, die mit den "Steinzeitmenschen" raffinierte Geschäfte machen und denen, die humanitäre Idealisten sind. Und aus dem nördlichen Regenwald ist der Weg nach Alice Springs in den "Outback", ins Zentrum wachsenden schwarzen Selbstbewußtseins, weit, Luftlinie 1400 Kilometer, der nach Sydney und in die großen Städte des Südostens noch weiter. Und es gibt viele Stämme und viele Stammessprachen - angeblich 150 - unter den etwa 500 000 bis eine Million Enkeln der Ureinwohner, die nach neuesten Schätzungen vor etwa vierzig- bis fünfzigtausend Jahren den fünften Kontinent besiedelten und seitdem teils nomadisch, teils mit festem Sitz zwischen Tasmanien und Arnhem Land, zwischen der Gegend um Brisbane und der um Perth als Jäger und Sammler ohne Feuerwaffen, ohne Eisengeräte, ohne Rodungen und ohne Bevölkerungsexplosionen von und mit der Natur leben, ohne sie auszubeuten.

Die heutigen Aborigines sind längst ins Räderwerk westlicher Zivilisation und Interessen geraten. Auch in Kuranda. Der Touristenstrom läßt sich mühelos in das "Tjapukai Dance Theatre" schleusen. Direktor Don Freeman, ein Einwanderer, brachte es fertig, mit dem Stamm der Djabugay, vor allem mit einem begabten Didgeridoo-Spieler (Didgeridoo ist ein Blasinstrument, bestehend aus einem hohlen Baumstamm, oft anderthalb Meter lang) das angeblich einzige "Aboriginal Dance Theatre" auf dem weiten Kontinent zu gründen. Das war vor fünf Jahren. Sie spielen gern, die jungen Männer aus dem Regenwald, mit dem roten Lendenschurz und ihrem Tanzschmuck, geschminkt mit viel Weiß im Gesicht, ornamentalen Mustern auf dem nackten Oberkörper und den Beinen. Sie spielen den Mythos vom Feuerraub des bösen Geistes Quinkan, die Geschichte von der Verzauberung eines Djabugay-Jägers in ein anderes Wesen und die Verwandlung des Teufels in ein Känguruh. In der ersten Reihe saßen ein paar Japaner. Ihre Tour muß wohl sehr anstrengend gewesen sein. Sie schliefen ein, als die Geister des Regenwalds mit den Menschen des Regenwalds zu korrespondieren begannen. Das "Tjapukai Dance Theatre" wirbt auf seine Weise für Verständigung zwischen Weiß und Schwarz. Die Initiative geht vom weißen Management aus. Die Aborigines spielen mit und spielen gut und demonstrieren die uralten Wurzeln ihrer Kultur in Revueform. Beim Verlassen des kleinen Theaters sehe ich auf der Theke neben der Kasse einen Glaskasten mit lauter Mörtel- und Steinbrocken: Die Aufschrift lautet "Zur Erinnerung an den Auftritt in Berlin 1989 - Stücke von der Berliner Mauer".

Das menschenleere Innere des Kontinents nennen sie "Outback" oder auch das "Rote Herz". Von Alice Springs startend, nähert sich auf einer Fahrt von etwa 460 Kilometern Länge, immerfort durch Buschlandschaft, der Bus dem "Uluru". Der Fahrer mit seinem australischen Englisch kündigt ihn als Ayers Rock an. So haben den unvermittelt aus der Ebene ragenden massiven Sandstein-Monolithen die Weißen getauft. In den vergangenen Jahren ist er zu einem der beliebtesten Fotomotive und zum Wahrzeichen des ganzen Kontinents geworden. Die Jalousien der Busfenster gehen hoch, man hatte während der Fahrt - Sonnenschein draußen und fast immer schnurgerade Straße - einen Dokumentarfilm über den Viehherdenkönig Sidney Kidmann gezeigt. Die Attitüde des Films: Seht, solche Männer gibt es bei uns, kraftvolle Herrscher über Vieh, Land und Menschen.

Dann die Gebührenstelle für den Eintritt in den Nationalpark um den Uluru, den heiligen Felsen der Aborigines. Weiter bis in die piekfeine Hotelstadt mit Shoppingcenter, herrlich grünen Rasenflächen, gärtnerisch gepflegten Blumenrabatten, Swimmingpools zwischen Restaurants und ein- oder zweistöckigen Hoteltrakts, Liegestühlen, Tennisanlagen. Hier schlafen Australier, Europäer, Asiaten, aber nicht die Menschen, denen Fels und Land gehören. Der rote Fels - 2,4 Kilometer breit; 3,6 Kilometer lang; etwa 350 Meter hoch -, dessen Wände steil und kahl, dessen Höhlen und Ritzen voller Geheimnisse und symbolischer und praktischer Bedeutung für die Ureinwohner waren und für ihre heutigen Enkel noch sind, ist ein Naturwunder, das in den ersten und den letzten zehn Minuten des Tages seine Farbe von Schwarz über Grau und Rosa bis ins Rot hinein, und umgekehrt, wechselt. Die Besteigung ist täglich für Tausende von Touristen zur persönlichen Kraft- und Mutprobe geworden. 1947 waren es noch weniger als drei Dutzend Europäer, die kamen. Seit 1948 gibt es eine Autostraße, seit 1958 den Nationalpark. Das Geschäft mit dem "Uluru" veränderte das Leben der Pitjantjatjara und Yankuntjatjara. Filmkameras halten Ab- und Aufstieg an dem Klettergeländer fest, man posiert schweißgebadet und macht den Wasserverbrauch durch Trinken wieder wett. Wie Sieger kommen manche herab und haben doch auf ihrem Egotrip eine Jahrtausende gültige Tabuzone verletzt. Dort, wo der Aufstieg beginnt, steht ein Schild - auch in deutscher Sprache übrigens -, auf dem die Aborigines nicht nur die Besucher willkommen heißen, vielmehr erklären: "Aus kulturellen Gründen steigen Anangu, die traditionellen Besitzer, den Ayers Rock nicht hoch." Sie bitten um Rücksicht. Kaum jemand beachtet den Hinweis. Die Turnschuhe und die Bergstiefel trampeln die Vergangenheit und die Ehrfurcht vor der Traumzeit tot. KLAUS DODERER

. . . und Sport schon gar nicht

WIEN, 19. März (dpa/FR). Eine Untersuchung in Österreich zeigt Ergebnisse, die nicht allein für das Alpenland gelten dürften: Ärzte leben nicht gesundheitsbewußt, wenn es um sie selbst geht. Die Hälfte der Ärzte trinke "gern" regelmäßig Alkohol, acht Prozent sogar "sehr gern", heißt es in der am Freitag veröffentlichten Studie. Von den Medizinern bis 40 Jahre rauchen nicht weniger als 36 Prozent. Jeder dritte Befragte bezeichnete sich als leicht, jeder zehnte als erheblich übergewichtig. Die Hälfte aller Ärzte betreibt nach eigener Aussage nie Sport.

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Demokratie im Karawanentempo Die pragmatische Wende in Mauretanien Von Helmut Opletal (Nuakschott)

6 Rosso heißt das staubig-heiße Nest an beiden Ufern des Senegalflusses, obwohl die Ortsteile in zwei verschiedenen Staaten liegen: Rosso-Mauretanien und Rosso-Senegal, sagen die Leute, wenn sie präzis unterscheiden wollen. Die große Autofähre "Trarza", ein deutsches Hilfsprojekt, verkehrt nur ein- oder zweimal am Tag. Aber Autos kommen kaum, und Passagiere werden meist in Pirogen (Einbäume) über den Fluß gesetzt. Unendlich langsam erledigen Zoll und Grenzpolizei die Formalitäten. So hält sich der Handels- und Reiseverkehr auch nach der Wiedereröffnung des Übergangs in Grenzen. Dafür blüht nachts der Schmuggel.

Auf senegalesischer Seite stehen die von den UN betreuten Flüchtlingslager. Nur schleppend beginnt die Rücksiedlung der 1989 aus Mauretanien Vertriebenen, die von der Regierung in Nuakschott immer noch als "Senegalesen" bezeichnet werden. In ihren Häusern in Mauretanien haben sich längst neue Bewohner einquartiert; und die Regierung zögert, Entschädigungen zu zahlen. Doch die Schwarzen, die sich als Mauretanier fühlen, wollen "mit erhobenem Haupt" in ihre Heimat zurück, sagt einer.

Durch Mauretanien zieht sich die verwaschene Trennlinie zwischen dem schwarzen und weißen Afrika, die immer wieder Anlaß für Konflikte bietet: Im Norden leben arabisierte Mauren, die eigentliche Oberschicht des Landes, im Süden schwarze Peul (Fulbe) und Tukulör, ein Drittel der zwei Millionen Einwohner, die oft nicht einmal die arabische Staatssprache beherrschen.

Als sich in Nuakschott 1984 Oberst Ould Taya an die Macht putschte und den "arabischen" Charakter des Landes betonte, empfanden das viele Schwarze als Bedrohung ihrer Rechte und des Lebensraums vor allem am Nordufer des Senegalflusses. Ein Streit um die Staatszugehörigkeit von Grenzbewohnern, Fel- der und Weiderechte eskalierte im April 1989. Hunderte Menschen wurden beiderseits der Grenze massakriert. Rund 60 000 Schwarze flohen aus Mauretanien. In Senegal revanchierte man sich mit der Vertreibung alteingesessener maurischer Handelsfamilien: Der niedergebrannte "mauretanische Markt" in Dakar ist heute noch ein Mahnmal des Mordens.

1990 ließ Ould Taya zwischen 1000 und 3000 schwarze Offiziere seiner Armee, die angeblich ein Komplott gegen ihn aus heckten, verhaften, über 200 wurden laut Angaben der Menschenrechtsorganisation "Africa Watch" umgebracht. Die Grenze zwischen beiden Ländern blieb danach geschlossen, auch Flug- und Telefonverbindungen wurden eingestellt.

Ould Tayas Unterstützung für Irak während des Golf-Kriegs, oft als Reaktion auf den mangelnden Beistand Frankreichs im Senegal-Konflikt gedeutet, isolierte Mauretanien auch von seinen arabischen Freunden in den Ölländern. Doch dann begann eine seltsame Läuterung des Staatschefs: Ould Taya suchte eine Wiederannäherung an den Westen und gestattete demokratische Reformen. Damit konnte er zum Teil die Schwarzen wieder versöhnen und auch das Verhältnis zum Senegal entspannen.

Es ist allerdings eine "Demokratie im Tempo der Karawane", formuliert das Pariser Wochenmagazin Jeune Afrique: Seit 1991 gibt es zwar eine demokratische Verfassung, ein Parteiengesetz und garantierte Pressefreiheit, doch die herrschende Gruppe versucht mit allen Mitteln ihre Führungsrolle zu wahren - das ist in Mauretanien nicht anders als in den meisten afrikanischen Staaten. Die unabhängige Presse, der wichtigste Träger oppositioneller Meinung, erreicht nur eine kleine intellektuelle Schicht in den wenigen Städten. Zwar erscheinen mittlerweile 20 bis 30 Blätter recht unterschiedlicher Qualität, die führende regimekritische Wochenzeitung Al-Bayane wird aber nur in 3000 Exemplaren gedruckt und kostet 200 Ougiya, umgerechnet mehr als drei Mark pro Nummer. Für einen Durchschnittsbürger bleibt sie daher unerschwinglich.

Die Opposition ist überwiegend "schwarz". Zugute kommt ihr, daß die afrikanische Bevölkerung schon in der französischen Kolonialzeit den Zugang zur Bildung besser nutzte, so daß sie heute viele Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Armee besetzt, während die hellhäutigen Mauren immer die Politik dominierten. Zumindest in der Frage des nationalen Ausgleichs hat Ould Taya wirklich Zugeständnisse gemacht. Heute wird der "islamische" statt des arabischen Staatscharakters viel stärker betont - und fast alle Schwarzen sind ja auch Moslems. Das Recht auf den Gebrauch der afrikanischen Sprachen wurde sogar in die Verfassung geschrieben. Ould Taya hat sich auch Schwarze in seine Regierung geholt, die von der Opposition jedoch als "Zulus" abqualifiziert werden.

Eine Zwitterrolle spielen die Haratin, die Abkömmlinge schwarzer Sklaven in arabisch-maurischen Haushalten. Sie leben oft mit gespaltener Identität, sind von ihrer schwarzen Herkunft entfremdet und möchten heute lieber "gleichwertige" Araber sein. Über 100 000 von ihnen leben noch unter der Leibeigenschaft ähnlicher Abhängigkeit. Erst 1980 wurde die Sklaverei formell abgeschaft. Das Thema wird heute auch in Mauretanien offen debattiert: Die Haratin haben ihre politischen Organisationen, und durch die Oppositionspresse geht jedes Mal ein Aufschrei, wenn irgendwo wieder ein Fall moderner Sklaverei bekannt wird.

Doch der wirklich tiefgreifende Wandel in dem Wüstenstaat hat sich auf ganz anderer Ebene vollzogen. 1965 waren noch 72 Prozent der Bevölkerung Nomaden, 1988 nur mehr zwölf Prozent. Die Zeit der Kamelkarawanen, die bis Marokko oder Timbuktu zogen, ist unwiederruflich vorbei. Mauretanien muß sich heute mit den Problemen aller modernen Staatsgebilde auseinandersetzen: Mit Grenzen und Staatsbürgerschaften, Verfassungsrechten und internationalen Beziehungen.

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AW plant Altenwohnheim Ausländische Pfleger helfen, Personalnot zu lindern

FRANKFURT A. M. "Es ist uns gelungen, durch den Einsatz von Pflegepersonal aus dem ehemaligen Jugoslawien den Pflegenotstand in unseren Einrichtungen etwas aufzufangen", freut sich Dr. Esther Weitzel-Polzer, Geschäftsführerin der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (AW). Die 30 ausländischen Pfleger und Pflegerinnen sicherten 100 Pflegeplätze in den Häusern der AW und der angeschlossenen Johanna-Kirchner-Stiftung.

"Unser Jahresziel ist es, diesen Qualitätsstand der Pflege auf jeden Fall zu erhalten", sagt Frau Weitzel-Polzer. Die Personalkostenentwicklung für die 1200 bezahlten Mitarbeiter der AW liege derzeit bei ungefähr 40 Millionen Mark und werde laufend fortgeschrieben.

Weiterhin schwierig für die AW ist der Mangel an Zivildienstleistenden: "Wir brauchen mehr Zivis als wir bekommen können", beklagt die Geschäftsführerin die derzeitige Situation. Und auch junge Frauen seien für ein freiwilliges soziales Jahr kaum noch zu gewinnen.

Tag für Tag kümmern sich die Mitarbeiter der AW und der Johanna-Kirchner-Stiftung um Menschen, die alleine nicht zurechtkommen. Die Voll- und Teilzeitkräfte betreuen Kinder und verhaltensauffällige Jugendliche, unterstützen Straffällige, pflegen Alte oder bringen bettlägerigen Patienten eine warme Mahlzeit in die Wohnung. Seit Jahren erspart die AW vielen Menschen den Fall durchs soziale Netz.

Damit das weiter so bleibt, will der Verband auch 1993 Projekte ankurbeln und verwirklichen: So plant die Johanna- Kirchner-Stiftung zusammen mit der Uni-Klinik Frankfurt und den Städtischen Kliniken Höchst eine geronto- psychiatrische Rehabilitationsabteilung. Weiterhin soll durch den Bau einer Altenwohnanlage die menschenwürdige Unterbringung von vielen dementen Patienten gesichert werden. "Es ist heute ein generelles Problem unserer Gesellschaft, daß die Anzahl der geistig-gestörten und pflegebedürftigen Alten steigt", erklärt Weitzel-Polzer. Dadurch verändere sich die Bewohnerstruktur in allen Häusern der Stiftung. "Der Anteil von Schwerstpflegefällen liegt inzwischen bei 90 Prozent." Diese Menschen sollten aber nicht isoliert in geschlossenen Abteilungen untergebracht werden, sondern in kleinen Wohngruppen - sogenannten Oasen - zusammengeführt werden.

Damit die AW diese Pläne verwirklichen kann, muß deren Finanzierung gesichert sein. Weitzel-Polzer: "Leider haben wir nicht die gleichen finanziellen Resourcen wie die Kirchen, wir sind auf städtische Zuschüsse angewiesen." Es sei daher sehr schwierig, mit finanziellen Mitteln zu kalkulieren, die sich nach bestimmten Verteilungsschlüsseln und der jeweiligen Haushaltslage der öffentlichen Kostenträger richteten.

Kopfzerbrechen bereitet der AW auch das Wohnungsproblem in Frankfurt: Es wird für den Wohlfahrtsverband immer schwieriger, geeignete Wohnungen für Mitarbeiter und Mitglieder zu finden. So ist die AW beispielsweise verpflichtet, dem Pflegepersonal aus dem ehemaligen Jugoslawien Wohnraum zur Verfügung zu stellen. "Wir müssen Wohnungen zu überhöhten Preisen anmieten, denn die Vermieter wissen ja nicht, wer dort einziehen wird", beschreibt Weitzel-Polzer die Situation.

Ganz besonders brenzlig sei die Lage jedoch für strafentlassene Frauen. "Wenn die Vermieter hören, für wen die Wohnungen gebraucht werden, springen sie gleich wieder ab." Die AW sei jedoch zuversichtlich, dieses Problem 1993 in den Griff zu bekommen. aar

Judie Tzuke Lange bevor er Toupets als Kopfbedekkung für sich entdeckte, ja sogar noch bevor er sich in Sachen Fußball und FC Watford engagierte, war der englische Superstar Elton John Talentscout für sein Plattenlabel Rocket Records. So förderte er Ende der Siebziger beispielsweise das Talent Judie Tzukes, die mit ihrem geschmackvollen Mainstream vor allem in Großbritannien über all die Jahre erfolgreich war. "Wonderland" (Castle Communications/I. R. S.) heißt das aktuelle Werk der blonden Sängerin mit der schönen, klaren Stimme und offenbart Judies Vorliebe für balladeske Titel und sehr atmosphärische Songs. Zwei Superstars als Studiogäste veredeln zwei der Pop-Perlen auf "Wonderland": Queen-Gitarrist Brian May greift für "I Can Read Books" in die Saiten, und Star-Geiger Nigel Kennedy, der bereits Vivaldis "Vier Jahreszeiten" den Rockfreaks nahe brachte, streicht seinen Bogen für "On A Ship". dk

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Touristische Tips

In Franken auf Dichterspuren

Auf die Spuren der Poeten Tieck und Wackenroder begeben sich die Teilnehmer der Kulturwanderfahrt vom 28. bis 31. Mai durch die Fränkische Schweiz. Angesteuert werden Höhlen und Burgen, vorgesehen ist auch ein Konzertbesuch im gotischen Saal der Kaiserpfalz in Forchheim. Das Arrangement kostet ab 305 Mark, es kann auch vom 4. bis 7. Juni und 2. bis 5. Juli gebucht werden. Auskunft: Verkehrsamt, W-8550 Forchheim, Telefon 0 91 91 / 8 43 38.

Puppen aus Manderscheid

An Kreativ-Urlauber gedacht hat die Ferienregion "Vulkaneifel rund um Manderscheid" bei Ausarbeitung des Porzellan-Puppenkurses. Der Lehrgang kostet mit vier Übernachtungen, Kursgebühr und Material (Zubehör wie Rohlinge, Perücken, Kleidung) ab 336 Mark. Auskunft über Termine und Unterkünfte gibt die Kurverwaltung, Postfach 2, W-5562 Manderscheid, auch unter Telefon 0 65 72 / 89 49.

Wohnen auf der Burg

Wohnen wie Ritter - nur komfortabler. Das bietet die Burg Schnellenberg bei Attendorn im Sauerland mit einer Zwei- Tage-Pauschale. Das Arrangement kann mit zwei Übernachtungen, Vollpension und Programm für 354 Mark gebucht werden. Auskunft: Kreisverkehrsverband Südsauerland, Seminarstraße 22, in W-5960 Olpe, Telefon 0 27 61 / 68 21.

Überzeugungskraft ist Erfolgsgeheimnis Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Renate Grossbach erhielt die Ehrenplakette

HÖCHST. "Die Höchster Altstadt ist heute wieder eine der ersten Adressen. Und das ist ganz wesentlich Renate Grossbach zu verdanken." Oberbürgermeister Andreas von Schoeler war voll des Lobes für "die liebe Renate", der er jüngst im Römer die Ehrenplakette der Stadt überreichte.

Dem unermüdlichen Einsatz der Ersten Vorsitzenden der Bürgervereinigung Höchster Altstadt sei es zu verdanken, daß das vom Verfall bedrohte historische Zentrum zu einem großen Teil im Sinne der Denkmalpflege restauriert werden konnte, sagte der OB in seiner Laudatio. Von Schoeler charakterisierte die streitbare Altstadtschützerin als Frau mit "ausgeprägtem Bürgersinn, vielseitigem kulturellem Interesse und großem sozialem Engagement". Geheimnis ihres Erfolges seien ihre Überzeugungskraft, Zielstrebigkeit und ihre Art, andere für eine Sache begeistern zu können.

Schon kurz nach der Gründung der Höchster Bürgervereinigung im Jahre 1971 ist Renate Grossbach nach von Schoelers Worten rasch "zum Dreh- und Angelpunkt" der Bürgerinitiative im Frankfurter Westen geworden. Zunächst war sie Schriftführerin, wenige Jahre später übernahm sie den Vorsitz. Seither kämpft die 56jährige gegen den Abriß von Altstadtgebäuden und für die Restaurierung heruntergekommener Fachwerkhäuser. Im Römer haben alle Oberbürgermeister die Lobbyistin Renate Grossbach als manchmal unbequeme Gesprächspartnerin kennengelernt, ging es um die Interessen der Höchster Altstadt.

Erst im vergangenen Jahr zog sich die 56jährige aus gesundheitlichen Gründen ein wenig zurück, überließ die Führung der Bürgervereinigung ihrem Stellvertreter Edgar Schwickert. Den Rückzug hatte Renate Grossbach damit allerdings nicht angetreten. Bei der nächsten Jahreshauptversammlung will sie wieder kandidieren - allerdings nur für den Posten der Zweiten Vorsitzenden. Damit mehr Zeit für die mittlerweile drei Enkeltöchter bleibt.

Die Laudatio im Limpurgsaal nahm Renate Grossbach bescheiden zur Kenntnis. "An dem, was wir erreicht haben, waren von Anfang an viele beteiligt, der Vorstand, unsere Mitglieder, meine Familie und die Hauseigentümer der Höchster Altstadt." Einen besonderen Dank sagte die Höchsterin dem Amt für Denkmalpflege für die "unbürokratische Weise der Zusammenarbeit".

Die Freude über die Ehrung überwiege an diesem Tag, betonte Renate Grossbach, allerdings komme auch ein wenig Bitterkeit in ihr auf. Höchst werde oft als Vorzeigestadtteil angeführt. "Immer dann aber, wenn es um Projekte geht, die ein größeres finanzielles Engagement erfordern, sind wir ein Stadtteil wie jeder andere auch, werden manchmal sogar schlechter behandelt." Als Beispiel nannte sie das Plakettensystem, das Anwohnern erlaubt, bevorrechtigt zu parken, und die wegen leerer Stadtkasse gestrichene Tiefgarage unter dem Höchster Marktplatz. "Wir können das Erreichte aber nur bewahren, wenn wir die Altstadt nicht allein als schöne Kulisse betrachten und die wahren Probleme dahinter nicht sehen", sprach die Geehrte dem OB ins ernste Angesicht. tos

"Autos werden noch zu sehr bevorteilt" VCD sieht dennoch Fortschritte in Verkehrsplanung unter Rot-Grün / Bilanz 1992

FRANKFURT A. M. "Mit manchem, was die rot-grüne Verkehrspolitik in den vergangenen Jahren geschafft hat, sind wir zufrieden. Allerdings gibt es auch Entscheidungen des Magistrats, die wir kritisieren", bilanzierte Kurt Steffenhagen vom Kreisverband Frankfurt des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) das abgelaufene Jahr.

Seit 1987, ein Jahr nach der Gründung des bundesweiten Verbandes, gibt es den Kreisverband Frankfurt mit Sitz im Ostend. Insgesamt rund 70 000 Mitglieder, davon 1200 in der Mainmetropole, treten für die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und gegen die Autolobby ein. In sogenannten Fachgruppen (FG) erarbeiten die Mitglieder alternative Verkehrskonzepte, in denen das Auto als Verkehrsmittel zurücksteht. Regelmäßig geht der VCD mit Ergebnissen dieser FG- Arbeit an die Öffentlichkeit, so auch neulich mit der Forderung nach einem Fußgängerbeauftragten für Frankfurt (die FR berichtete).

Mit Stellungnahmen, Berechnungen und Verbesserungsvorschlägen hat sich der VCD inzwischen den Ruf als kompetenter Gesprächspartner in Sachen umweltfreundliche Verkehrsplanung gemacht. Als Mitglied der Verkehrskommission Frankfurt pocht der Verein auf möglichst autofreie Verkehrskonzepte.

Schatzmeister Kurt Steffenhagen sieht zwar Fortschritte in der Verkehrspolitik des Magistrates, beispielsweise mit dem Jobticket oder den Nachtbuslinien, "Autos werden aber immer noch zu sehr bevorteilt", kritisiert er. Der Ausbau der A 66 wird vom VCD kritisiert, auch das Parken auf Gehwegen in der Stadt müßte nach Meinung des Clubs verhindert werden. Darüber hinaus sollten bis auf den Wirtschaftsverkehr jegliche Autos aus der Innenstadt verschwinden. Dieser Forderung wird Nachdruck verliehen werden, wenn in wenigen Wochen die "FG öffentlicher Personennahverkehr" ein neues Schienenkonzept für Frankfurt vorlegen wird. Darin fordert der Verein unter anderem den Ausbau des Straßenbahnnetzes, die Erweiterung des Schienensystems ins Umland und verbesserte Anschlüsse zwischen den Stadtteilen.

"Der VCD ist kein Club der Grünen", betont Steffenhagen. "Auch wenn wir bewußt umweltfreundliche Verkehrsmittel fördern, legen wir Wert darauf, überparteilich zu sein." Auf Bundesebene wird die Meinung des VCD mittlerweile bei der Gesetzgebung angehört, in Frankfurt ist der FVV Mitglied des jungen Vereins geworden, was zeigt, das bei den Behörden der Wunsch zur Zusammenarbeit da ist.

Ein wichtiger Erfolg im abgelaufenen Jahr war die neu eingeführte "Bahncard" der Deutschen Bundesbahn, die auf eine Berechnung des VCD zurückgeht. Ebenso gründet sich das Frankfurter "Car-sharing-Projekt", das im Frühjahr '92 gestartet wurde, auf eine Initiative des VCD.

Wichtiger Bestandteil der Arbeit sind die öffentlichkeitswirksamen Aktionen der insgesamt sieben Fachgruppen. Vornehmlich die FGs "Fußgänger und Radfahrer", "ohne Auto mobil", "Luftverschmutzung", "öffentlicher Nahverkehr" und "Öffentlichkeitsarbeit" mischen sich in die Frankfurter Verkehrspolitik ein. Auch beim Deutschen Umwelttag wirkte der VCD mit. Mit dem bisher "größten und kostenaufwendigsten Infostand des Kreisverbandes", heißt es im Rechenschaftsbericht, wurde die Arbeit des Vereins auf 40 Quadratmetern präsentiert.

Das nötige Geld für diese Aktionen stammt in erster Linie aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Bußgeldern, die dem Verein zur Verfügung gestellt werden. "Unser Etat für 1992 belief sich auf 18 000 Mark. Ohne die ausschließlich ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder würden wir mit so wenig Geld nicht auskommen", schätzt Kurt Steffenhagen.

Zur alltäglichen Arbeit des VCD zählen die Infostände auf vielen Stadtteilfesten sowie die regelmäßige Organisation von Podiumsdiskussionen und Pressekonferenzen. Seit dem vergangenen Frühjahr bieten die Verkehrsexperten mit großem Erfolg Fahrradreparatur- und Fahrplanlesekurse in der Geschäftsstelle im Ostend an.

Für die Zukunft wünscht sich Kurt Steffenhagen "noch mehr Mitglieder, damit wir noch mehr Rückenwind bekommen." Der VCD-Kreisverband hat seinen Sitz in der Uhlandstraße 50 im Hinterhaus. Geöffnet ist die Geschäftsstelle jeden Montag und jeden Mittwoch jeweils von 17.30 bis 20 Uhr. hen

Die Wahl zwischen "Mensch oder Bürger" fiel ihm leicht Überschäumend begabt, aber zum Kaufmann gänzlich ungeeignet: der Frankfurter Dichter Clemens Brentano

FRANKFURT A. M. "Man kann entweder ein Mensch oder Bürger werden." Vor diese Alternative sah sich jedenfalls der Dichter Clemens Brentano gestellt. Das Zeug zum "Bürger" hatte er freilich nicht - und war damit völlig aus der Art seiner Familie geschlagen: Brentano, einer der führenden Köpfe der literarischen Romantik, entstammte nämlich einer begüterten Frankfurter Handelsfamilie.

Fehlgeschlagen waren alle Versuche seines Vaters, des Großkaufmanns Peter Anton Brentano, dem mit überschäumender Phantasie begabten Filius in einer Kaufmannslehre die Flausen auszutreiben. Clemens schwebte eine "poetische Existenz" vor. Er lebte sich lieber literarisch aus, in stimmungsvollen Gedichten und volkstümlichen Erzählungen, in Märchen, im Roman und in der Dramatik.

Einiges davon zählt zum Kernbestand der deutschen Literatur: etwa die "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl", die "Chronika eines fahrenden Schülers", das Märchen "Gokkel, Hinkel und Gakeleia", das Lustspiel "Ponce de Leon". Mit seinem "Lied von der Lore Lay" inspirierte Brentano auch einen Dichter-Kollegen - in Heinrich Heines populärer Version erlangte die männerbecircende Loreley auf dem Rheinfelsen Weltruhm.

Der Frankfurter Teil der großen und weit verzweigten Brentano-Familie war nicht nur mit Wohlstand, sondern auch mit Kinderreichtum gesegnet: Der 1778 geborene Clemens war eines von 20 Kindern aus den drei Ehen Peter Anton Brentanos. Die Brentanos, aus Tremezzo am Comer See nach Frankfurt eingewandert, unterhielten schon seit dem 17. Jahrhundert in der Messestadt Frankfurt eine Niederlassung ihrer Ex- und Importfirma.

Peter Anton Brentano machte sich 1771 vom Familienbetrieb unabhängig und im Handel mit Waren aus der italienischen Heimat - wie Südfrüchten, Wein, Öl und Käse, Orientwaren wie Gewürze, Kaffee und Tee - sein Vermögen. Diese finanzielle Sicherheit kam dem unbürgerlichen Clemens zeitlebens zugute. Doch sein Hang zum Poetischen hatte auch familiäre Wurzeln: Mutter Maximiliane, genannt "Maxe", war die Tochter der damals vielgelesenen Schriftstellerin Sophie von La Roche.

Seine ersten Lebensjahre verbrachte Clemens im Frankfurter Stammhaus der Brentanos, im Haus "Zum goldenen Kopf" in der Großen Sandgasse. Der "Goldene Kopf", mit seiner Prachtfassade eines der schönsten Häuser Alt-Frankfurts, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Koblenz wieder ins heimische Frankfurt zurückgekehrt, sollte sich Clemens im väterlichen Handelskontor nützlich machen. Doch vor seinen unkaufmännischen Eskapaden - so versah er die Geschäftskorrespondenz mit satirischen Kommentaren - mußte Vater Anton schließlich kapitulieren. Er schickte seinen ungebärdigen Sprößling zum Studium der Bergwissenschaft nach Halle.

Clemens wechselte jedoch bald zum Medizinstudium nach Jena, beschäftigte sich aber lieber mit der "Poeterei". Er fand Anschluß an einen Zirkel Gleichgesinnter um die Romantiker Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. Nun verschrieb er sich endgültig der Dichtung; als einer seiner literarischen Erstlinge erschien alsbald der mit vielen Gedichten angereicherte Roman "Godwi oder das steinerne Bild der Mutter".

Noch ein zweites, ähnlich unbürgerliches Naturell brachte die Frankfurter Brentano-Familie hervor: Clemens' sieben Jahre jüngere Schwester Bettina. Zwar mochten sich zurückhaltende Gemüter durch ihr koboldhaftes, exzentrisches Wesen irritiert fühlen. Für Bruder Clemens war Bettina indes das "großartigste, reichbegabteste, einfachste, krauseste Geschöpf", dem er in vielen Briefen von seinen wechselnden Stimmungen und seinen Herzensangelegenheiten berichtete. Nach Clemens' Tod veröffentlichte Bettina "Clemens Brentano's Frühlingskranz aus Jugendbriefen" in einer etwas frei gestalteten Form.

Anders als Clemens war Bettina Brentano in der literarischen Szene Frankfurts tief verankert. Von jung auf schwärmte sie für ihren Frankfurter Landsmann und "Seelenbräutigam" Johann Wolfgang von Goethe. Von Goethes Mutter ließ sie sich aus der Jugend des Angebeteten erzählen. Die Aufzeichnungen, die Bettina davon anfertigte, verwendete Goethe später für seine Autobiographie "Dichtung und Wahrheit". Über Clemens lernte Bettina dessen "Herzbruder" Achim von Arnim kennen; mit ihm zusammen hatte Clemens die Volksliedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" herausgegeben. Bettina Brentano und Achim von Arnim heirateten dann 1811.

Clemens Brentano versuchte es gleich mehrmals mit der Ehe. Nach dem Tod seiner ersten Frau Sophie Mereau heiratete er schon ein dreiviertel Jahr später zum zweiten Mal: die 16jährige Auguste Bußmann. Die Heirat nach gemeinsamer Flucht aus Frankfurt löste dort einen kleinen Skandal aus, denn die zweite Frau Brentano war die Nichte und das Mündel des Bankiers Simon Moritz von Bethmann. Die Ehe hielt allerdings nur wenige Monate. Sein rastloser Lebenswandel hielt Clemens Brentano nie lange an einem Ort, und auch in Frankfurt machte er sich zunehmend rar. Er starb am 28. Juli 1842 im Haus seines Bruders Christian in Aschaffenburg.

Ein großer Teil seines Nachlasses befindet sich in Frankfurt im Besitz des "Freien Deutschen Hochstifts". Seit Mitte der siebziger Jahre gibt das "Hochstift" eine auf etwa 40 Bände geplante historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe Brentanos heraus, von denen bislang rund die Hälfte erschienen ist. pia

"Bachblüten" und Buddhismus Esoterik-Leitfaden soll durch das Angebots-Labyrinth führen

Die einen winken angewidert ab, wenn das Wort "Esoterik" fällt, die anderen bekommen leuchtende Augen. Haben sie doch einen neuen Tummelplatz gefunden, auf dem sie einen ernsthaften Selbstfindungsprozeß starten oder sich an Techniken ergötzen können, die sie in der Leistungsgesellschaft noch besser funktionieren lassen. Die Vielzahl von Angeboten zwischen Astrologie und Zen-Meditation macht schwindeln. Ein soeben erschienener Leitfaden, der "Esoterik-Führer" Frankfurt / Rhein-Main (Verlag Connection Medien GmbH, Niedertaufkirchen, 14,80 Mark im Buchhandel) führt Interessierte durch das Labyrinth.

David Luczyn, der sich selbst vor 18 Jahren dem Buddhismus zugewandt hat, parapsychologische Phänomene studierte, Erfahrungen in vielerlei esoterischen Disziplinen sammelte und seit einigen Jahren selbst Lehrender ist, stellte diesen Wegweiser zusammen. Dabei greift er geschickt Angriffe auf. Realitätsflucht, Macht und Geltungsbedürfnis, Konsum und Kommerzialisierung seien menschliche Schwächen und Eigenschaften, "die überall wirksam sind, ob nun in der Sport- und Unterhaltungsindustrie, in der Mode, der Politik oder im Esoterik-Bereich". Für eine Entscheidung liefert Luczyn Hinweise, indem er zunächst einmal erklärt, was Esoterik eigentlich sei, was von "Meistern" zu halten sei, die von sich behaupten, die alleinseligmachende Weisheit zu besitzen ("Jeder, der so etwas von sich behauptet, ist von vornherein kritisch zu betrachten, denn tatsächlich führen viele Wege nach Rom"). Und er räumt mit der Illusion auf, daß Esoterik ein Allheilmittel sei, mit dem man sich ums Leben und ums Erfahrungensammeln herumdrücken könne.

Nach dieser Vorbereitung wird der Leserschaft eine breite Palette eröffnet. Astrologie und Aura-Lesen, Bachblüten und Buddhismus, Channeling, Edelsteintherapie, Kartenlegen, Qui-Gong, und Yoga, um nur einige Esoterik-Gebiete zu nennen, werden in groben Zügen und unter Hinweis auf weiterführende Literatur erklärt. Kleinanzeigen der entsprechenden Anbieter oder auch schlichte Adressenlisten über Seminare, Zentren und Zeitschriften komplettieren - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - die Hinweise über Hauptstraßen, Seitenwege und Sackgäßchen auf dem Weg, der bekanntlich das Ziel sein soll. abi

Die Extremadura - Europas letztes Paradies? Bei der langsamen Überwindung der Rückständigkeit in der autonomen spanischen Region ist die Natur Trumpf Von Werner Herzog (Madrid)

Das Gebiet ist so groß wie die Schweiz, aber im Ausland beinahe unbekannt. Das soll sich ändern. Die Extremadura, Spaniens schwächstbevölkerte, ärmste und halbvergessene autonome Region, will ihre Trümpfe in Europa anpreisen: geschichtlicher Reichtum und enorme Mengen unverbrauchter Natur. Spaniens Extremadura als Natur- und Wanderparadies? Auch das schwebt der Regierung der Region vor.

Der erste Eindruck ist Leere und Stille. Auf dem Bahnsteig vor der verlassenen Bahnstation Herreruelas wächst das Gras, das Schild mit dem Namen ist zertrümmert, eine Zeitung am Boden trägt das Datum 1990, im leeren, fensterlosen Gebäude schlägt eine Tür im Wind. Nicht einmal ein Hund kläfft in der Ferne. Das Zugsignal steht auf Grün. Noch immer fährt hier der Expreß Madrid-Lissabon durch. Doch Herreruelas zählt nicht mehr. Hier ist Niemandsland. Das Dörfchen liegt acht Kilometer weit weg. Dahinter nichts, nur Weiden, Steineichen, Stille und weitausholendes Land. Bis zum nächsten Ort sind es 30 Kilometer.

Weiden sind jahrhundertelang das Markenzeichen der Extremadura gewesen. Im Mittelalter begannen im kalten Kastilien die Hirten, ihre Herden im Herbst zusammenzuscharen und in den Süden ins Winterquartier zu treiben. Estremar, das bedeutete für die Hirten, für einige Monate in die extreme Gegend, das weite offene Land, an der Grenze zu Portugal wandern. Dort bauten sie für diese Zeit Hütten.

Noch heute ist die Extremadura hauptsächlich Agrar- und Weideland. In dieser generösen Landschaft lebt nur knapp eine Million Einwohner. Das sind durchschnittlich 25 pro Quadratkilometer - neun mal weniger als in Deutschland. Es gibt nur drei Städte: In dem zu rasch gewachsenen Badajoz (122 000 Einwohner) ist die wenige Industrie zu Hause, in dem alten Cuceres (75 000 Einwohner), in dem Störche über der Altstadt kreisen, die Kultur und in Merida (50 000 Einwohner), dem Sitz der autonomen Regional-Regierung, "das Geld". Großgrundbesitzer und Emigranten

Die Extremadura hatte einmal mehr Einwohner. Doch sie sind abgewandert. Zu arm war das Land. Der erste Strom ergoß sich bereits im 16. Jahrhundert über Sevilla in das damals neuentdeckte Amerika. Die Extremenos waren zähe Leute, hart im Nehmen wie im Geben. Sie wurden Krieger und Priester. Der vormalige Schweinehirt Francisco Pizarro eroberte Peru, Francisco de Orellana fuhr den Amazonas hinunter, Hernando de Soto wagte sich ins Mississippi-Gebiet vor. Städtenamen wie Medellin, Trujillo und Merida sind für den Reisenden wie historische Aha-Erlebnisse: In der Extremadura befinden sich die "Originale", in Amerika die gleichnamigen Neugründungen. Doch die meisten Extremenos wissen nicht genau, wo diese liegen, wo genau ihre Vorfahren Weltgeschichte gemacht haben. Es ist schon so lange her.

Handfester ist für sie die zweite Emigrationswelle, die sich zwischen 1955 und 1975 in die Entwicklungszentren Barcelona, Bilbao und Madrid und auch nach Deutschland und in die Schweiz ergossen hat. In diesen 20 Jahren hat Extremadura noch einmal ein Viertel seiner Einwohner verloren. Es gingen die Jungen und die Tüchtigsten. Zurück blieben halbleere Dörfer und Trostlosigkeit. Diese neue Abwanderung zementierte den wirtschaftlichen Rückstand Extremaduras. Geld für Straßen und Schulen

"Unsere Aufgabe ist es, zuerst die Infrastruktur unseres Gebietes zu modernisieren", erklärt in Merida Ramon Ropero, Wirtschaftsminister der Regierung von Extremadura. Seit zehn Jahren ist die junge sozialistische Regierungsmannschaft an dieser Arbeit. Und der Fortschritt ist sichtbar. Die Dörfer besitzen neue Schul- und Sportanlagen und Gesundheitszentren, neue Straßen verkürzen die Fahrzeiten in die Städte. Auch in den Dörfern besitzt jetzt fast jede Familie ein neues Badezimmer und ein Auto. In zehn Jahren ist das Pro-Kopf-Einkommen Extremaduras von 66 auf 76 Prozent des Landesdurchschnitts gestiegen.

"Wir spüren die Solidarität von Madrid und auch von Brüssel, wir wollen allerdings kein Subventionsvolk werden", meint Ropero. Aus den Struktur- und Sozialfonds der EG hat die Extremadura bisher knapp 300 Millionen Mark erhalten - und erhofft sich jährlich mehr. Bis die Infrastruktur für die Industrie ausgebaut ist, werden noch Jahre vergehen. Noch besitzt die Region zum Beispiel kein Hochspannungsnetz für Industrieanlagen - und ebenso sehr fehlt es seiner Bürgerklasse an Unternehmergeist.

Noch sind 21 Prozent der Einwohner Bauern und Viehzüchter und nur zehn Prozent in der Industrie beschäftigt, noch ist hier der Großgrundbesitz ein Problem. Landgüter von 2000 und 3000 Hektar sind keine Seltenheit. Gruppen von Jägern, die mit dem Flugzeug von Ferne in Talavera landen und dann auf unbebautem Land Hirsch, Reh und Wildschwein erlegen ebenso. Die Regionalregierung hat keine regelrechte Landreform gewagt, sondern die Großgrundbesitzer per Gesetz gezwungen, ihre Güter besser zu bebauen und auf Jagdeinnahmen Steuern zu entrichten. Das war schon Revolution genug. Gerichtsentscheide haben den Widerstand der "alten Herren" der Extremadura gegen die Sozialisten gebrochen und sie zu Investitionen veranlaßt; noch anhängig ist der Gerichtsfall zwischen der Regierung und dem Herzog von Alba. Dieser hat den Regierungspräsidenten von Extremadura zu sich in seinen Palast nach Madrid zitiert, um mit ihm den Fall gütlich zu diskutieren.

Bei der Stadt Caceres zeigen Wegweiser dem Autofahrer eine "Route der Eroberer", eine "grüne Route" und eine "Route der weißen Dörfer" an. Minister Ropero möchte die Geschichte und die Natur noch weit mehr für den Alternativtourismus einsetzen. Aus "Europa" sollen Wanderer kommen, durch unverbrauchte Gegenden ziehen, sich an den Tausenden von Störchen auf Kirchtürmen, Häusern und Bäumen erfreuen, Lämmergeier, Kaiseradler und Luchs studieren und in Landhäusern, Schlössern und Burgen übernachten. Die Regionalregierung nimmt jetzt mit ersten Angeboten an internationalen Tourismusmessen teil. Die Extremadura soll für "integralen Tourismus" stehen und so eine neue Einnahmequelle erhalten. Die Gefahr einer Überschwemmung mit Touristen droht nicht, denn die Region besitzt insgesamt nur 61 Hotels mit 4500 Betten, davon kein einziges Fünf-Sterne-Hotel. Die Extremadura ist also "gut für kleine Gruppen", das heißt für naturschonenden Tourismus. Alburquerque und die Steineichen

An Tourismus denkt auch Emilio Martin, der bärtige Bürgermeister von Alburquerque, einem 5000-Seelenflecken nahe der portugiesischen Grenze. Hoch über dem Ort thront imposant das Schloß des einstigen Grafen der Gegend. Früher tagte darin die Frauengruppe der Franquisten, heute dienen seine Räume als Jugendherberge. Bald soll es große Touristengruppen aufnehmen. Nach Jahren der Stagnation und des Niedergangs möchte Alburquerque aufwachen. Eine neue Straße (gebaut mit EG-Unterstützung) verbindet seit einem Jahr den Ort mit Badajoz, ein kleines Hotel existiert (dank Emigrantengeldern) ebenfalls.

Nur die alten geistigen und sozialen Strukturen des Ortes zu knacken, ist schwierig. An den Fuß des Schlosses schmiegen sich die zweistöckigen weißgetünchten Häuschen der mittelalterlichen "villa adentro", der Altstadt. Dort wohnen die Tagelöhner, Bauern ohne Land. Ein Viertel der Familien von Alburquerque hat keine regelmäßige Arbeit und lebt von Staatsunterstützung (umgerechnet 480 Mark) im Monat. "Wir waren eben bis weit ins unser Jahrhundert ein Feudaldorf", erklärt der sozialistische Bürgermeister. Die Gemeinde Alburquerque ist über 700 Quadratkilometer groß. Etwa 15 Familien, allen voran die Sunchez, halten Latifundien von 200 bis zu 5000 Hektar, sie sind mit den Geschäftsbesitzern noch immer die Wirtschaftsmacht im Ort.

Die braungebrannten Männer, die sich jeweils am Hauptplatz treffen (die ältere Generation des "Volkes") sind guten Willens, doch wenig solidarisch und von der Vergangenheit gezeichnet. Aus den Tagelöhnern unter ihnen möchte der Bürgermeister Bienenzüchter, Traktorfahrer, Holzfäller und Touristenführer machen. Die Viehzüchter möchten expandieren und mehr Kühe und Schweine halten. Doch die Mentalität und die Wirtschaftskrise machen einen Strich durch die Rechnung. Die Bauern haben gemerkt, daß die EG nicht nur Geld, sondern auch Begrenzung und Zwang bedeutet. Die Leute sind stolz hier, sie können nicht gut begreifen, daß Brüssel ihnen 100 oder 150 Mark pro Tier im Jahr spendiert, wenn sie weniger Kühe halten.

Die Hoffnung ruht auf den Jugendlichen des Ortes, die noch nicht abgewandert sind. In Alburquerque haben Jugendliche ein Lokalradio und ein Lokalfernsehen aufgebaut, um der Isolierung zu entfliehen. Sie verstehen und leben Werte wie Solidarität und Umweltschutz besser. Sie können Bürgermeister Martin in seinen Plänen unterstützen. Er will, auch mit den portugiesischen Nachbargemeinden Arronches und Campo Maior zusammen, ein Tourismusprojekt vorantreiben.

Dann kann auch wieder Alburquerques außergewöhnliche und heute halbvergessene Vergangenheit nützlich werden. Ein Vorfahre des Ortes brachte es zum Vizekönig von Mexiko und gab der Stadt Albuquerque im US-Staat New Mexico den Namen, ein anderer wurde Bischof und übersetzte die christliche Doktrin in Indianersprachen, Agustin der Alburquerque missionierte auf den Philippinen und beschrieb die Einheimischen-Sprache Tagala. Alburquerque besitzt reichlich Kultur und Natur, das es für eine bessere Zukunft einsetzen kann. Es hat, noch später als der Rest der Extremadura, mit der Bestandesaufnahme und der Besinnung auf die Zukunft begonnen.

In seinem Wappen steht eine Steineiche. Seit Jahrhunderten prägt dieser Baum die Extremadura. "Die Steineiche ist der ökologischste Baum der Welt", sagt Bürgermeister Martin, "sie wächst ganz langsam, spendet den Tieren Schatten, verhindert die Erosion, gibt Eicheln und verhilft unseren schwarzen Schweinen zu ihrem berühmten Schinken. Wir wollen diesen Baum nicht ersetzen." Ob die Steineiche ein Symbol der tiefverwurzelten, armen Vergangenheit oder einer neuen, dynamischen und reicheren Zukunft ist, konnte er nicht genau sagen.

Bald Impfstoff gegen die bakterielle Ruhr ?

Die bakterielle Ruhr ist in vielen Ländern der Dritten Welt immer noch gefürchtet. Erste Erfolge bei dem Bemühen, einen Impfstoff gegen diese Krankheit zu entwickeln, meldete jetzt ein schwedischer Wissenschaftler. Nach Angaben des Schwedisch-Internationalen Pressebüros (SIP) in Stockholm haben Forscher des Instituts für klinische Bakteriologie am Stockholmer Karolinska-Institut in Zusammenarbeit mit der Stanford University (USA) eine Lebendvakzine gegen die von Shigellen hervorgerufene Krankheit entwickelt, die durch schwere, blutige Durchfälle und Magenkrämpfe gekennzeichnet ist. Wie aus der Dokterarbeit des Schweden Anders Kärnell hervorgeht, sind Tests an Affen und freiwilligen Versuchspersonen positiv verlaufen.

In vielen Ländern mit schlechten hygienischen Verhältnissen ist die Ruhr noch heute ein ernstes Gesundheitsproblem, insbesondere für Kinder unter fünf Jahren. Die Zahl der Krankheitsfälle wird auf jährlich 250 Millionen geschätzt, von denen rund 650 000 tödlich ausgehen, zitierte Kärnell das amerikanische "Institut of Medicine" in Washington.

Die bakterielle Ruhr könnte durch Schluckimpfungen verhindert werden, erklärte Kärnell. Von 27 geimpften Affen waren alle bis auf zwei geschützt, während 18 von 23 nichtgeimpften Tieren erkrankten. 160 erwachsene Testpersonen aus Vietnam und Schweden nahmen eine oder drei Dosen des Lebendimpfstoffs ein, nur wenige bekamen "leichte Magenschmerzen", so der Bericht. Die Impfstoff-Entwicklung wird den Angaben zufolge von der Weltgesundheitsorganisation und der schwedischen Behörde für Forschungszusammenarbeit mit Entwicklungsländern finanziell unterstützt. fwt

ROMAN 13

Immer mehr Wälder in Italien

Die Wälder Italiens wachsen. Ihr Gesundheitszustand ist dabei besser als in manchen anderen Ländern. So zählen die Schäden durch Sauren Regen zu den geringsten in Europa. Das ergab eine umfassende staatliche Erhebung. Sie soll die Grundlage für den demnächst vorzulegenden "Nationalen Wald-Plan" wie die Zeitung Corriere della Sera berichtete.

Im Jahre 1870 waren 5,3 Millionen Hektar der Apennin-Halbinsel von Wald bedeckt. 1938 waren es 8,7 Millionen Hektar, was etwa 30 Prozent der Landesfläche und einem Fünfhunderstel des weltweiten Waldbestandes entspricht. Zwar ist der Wald in Italien seit dem vergangenen Jahrhundert nach Hektar gewachsen, doch, insgesamt gesehen, nicht nach der Zahl der Bäume. Diese liegt zur Zeit bei etwa 20 Milliarden. Gesund sind etwa 60 Prozent der Bäume. Die restlichen weisen Schäden auf, zum Teil allerdings nur geringe. Sie werden auf Sauren Regen (bei fünf bis sieben Prozent der Bäume), Witterungseinflüsse und traditionelle Krankheiten zurückgeführt.

Italien weist einen besonders artenreichenreichen Baumbestand auf. Hierzu gehören Birken und Olivenbäume ebenso wie Legföhren und Aleppo-Pinien. 16 Prozent der Wälder bestehen aus Nadelbäumen und 80 Prozent aus Laubbäumen. Vier Prozent sind Mischwald. Wie der Chef der staatlichen Forstverwaltung (Corpo Forestale dello Stato), Alfonso Alessandrini, dem Corriere della Sera zufolge äußerte, ist geplant, von der früher einseitig auf Holz-Produktion ausgerichteten Politik abzugehen. Größere Holzmasse bedeute "nicht unbedingt und überall größere Effizienz des Waldes unter globalen Gesichtspunkten", sagte er und verwies auch auf die ökologische Bedeutung von Wäldern. fwt

Kinder als Müllexperten Der Umlandverband informierte in Tagesstätten

SOSSENHEIM. Beim Abfall macht Alex so schnell keiner was vor. "Hier kommt das Altpapier rein, da das Glas und da die Dosen", zeigt der Sechsjährige auf Schautafeln, die in der Kindertagesstätte 72 demonstrieren, wie Rohstoffe getrennt gesammelt werden. Und um seine Autorität in Sachen Recycling vor seinen Freunden zu stärken, fügt er hinzu: "Mein Papa ist nämlich Müllmann."

Die Kita im Dunantring ist eine von insgesamt 90, die sich am Projekt "Abfallvermeidung im Kindergarten" des Umlandverbandes beteiligen. "Denn den meisten Kinder fällt es noch schwer, den Müll zu trennen", hat Erzieherin Bettina Rohbock beobachtet. In der Kita sollen die Mädchen und Jungen deshalb spielerisch den Umgang mit den verschiedenen Tonnen, Säcken und Kompostern lernen. Ein dickes Medienpaket mit einer Ausstellung, Spielen, Büchern und einer Informationsmappe für die Erzieherinnen soll dabei helfen. Zusammengestellt hat es der Umlandverband Frankfurt.

Beim Spiel "Ene, mene Müll" zum Beispiel müssen alle Bewohner von Müllhausen dafür sorgen, daß der Abfallberg am Rande der Stadt ganz klein bleibt. Wie's geht, haben Martha, Fadil und Baha nach drei Runden Würfeln schnell begriffen: Zitronenschalen und Filtertüten auf den Kompost, Cola-Dosen in die Weißblech-Tonne, Zeitungen bündeln und in den Altpapier-Container, Farben in die Hausmülltonne. "Neiiiin", schreit Alex. "Die müssen doch in den Sondermüll."

Was die Fünf- bis Sechsjährigen auf dem Spielbrett üben, kann dann auch in der Kita praktisch erprobt werden. Mit Glas und Papier haben die Kinder da schon Erfahrungen. "Jetzt werden wir auch einen Komposter anschaffen", verspricht Bettina Rohbock. Bevor das Projekt "Abfallvermeidung im Kindergarten" in die Frankfurter Betreuungseinrichtungen kam, beschäftigten sich bereits mehr als 300 Kitas aus den Kreisen Main-Taunus, Hochtaunus und Offenbach damit. "Die Resonanz belegt, daß die Aktion auf einen fruchtbaren Boden fällt", erklärte der für die Abfallwirtschaft verantwortliche UVF-Beigeordnete Thomas Rautenberg. Auf "fruchtbaren Boden" ist das Projekt auch bei Stefanie gefallen. Die Sechsjährige schleppte gleich ihre Puppe Katharina durch die Ausstellung, zeigte ihr, wie der Müll getrennt wird. tos

Immer mehr suchen Rat Seit 20 Jahren hilft die IAF bi-nationalen Familien

FRANKFURT A. M. Andrea hat sich in Mohammed verliebt. Sie ist Deutsche, er ist Ägypter. Anderthalb Jahre lang haben sie sich nur in langen Abständen - mal in Kairo, mal in Frankfurt - gesehen. Beim letzten Besuch Mohammeds in Frankfurt haben die beiden geheiratet. Auf der Ausländerbehörde erwartet das junge Ehepaar nun eine böse Überraschung: Mit dem Touristenvisum, mit dem er nach Deutschland eingereist ist, wird Mohammed in Frankfurt nur geduldet und darf Hessen nicht verlassen.

Auch die Arbeitssuche gestaltet sich schwierig, denn er hat keine Arbeitserlaubnis. Um eine solche zu bekommen, müßte er in sein Land zurückkehren und von dort aus ein Visum zwecks Familienzusammenführung beantragen. Dies kann bis zu einem Jahr dauern.

Solche und ähnliche Fälle beschäftigen die rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Selbsthilfe-Beratungsstelle der "IAF/Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften", die vor kurzem ihr neues Domizil in der Kasseler Straße am Westbahnhof bezogen hat und in diesem Herbst ihr 20jähriges Bestehen feiert.

"Seit das neue Ausländergesetz in Kraft getreten ist, ist die Situation für bi- nationale Paare, die heiraten wollen, komplizierter geworden", meint IAF-Frau Anne Hansen. "Viele kennen ihre Rechte nicht und sind dem Papierkrieg mit den Behörden nicht gewachsen." Über gezielte Information versucht die IAF die Öffentlichkeit für interkulturelle Probleme zu sensibilisieren und Druck auf die politisch Verantwortlichen auszuüben.

In regelmäßigen Gesprächskreisen, Seminaren, Info-Veranstaltungen und Aktionen geht es unter anderem um Themen wie wachsender Rassismus in der Gesellschaft, das Verhältnis zwischen Industrienationen und "Dritte Welt", um bi- kulturelle Erziehung und Auswanderung.

Gegründet wurde die Interessengemeinschaft 1972 als Zusammenschluß deutscher Frauen, die einen Partner anderer Nationalität oder kultureller Herkunft hatten. Inzwischen zählt der Verband bundesweit 2400 Mitglieder und 50 Geschäftsstellen, davon drei in den neuen Bundesländern. Wenn auch bis heute zwei Drittel der Ratsuchenden und Mitglieder deutsche Frauen sind, so nimmt der Anteil der Männer und ausländischen Frauen stetig zu.

Mit der Zeit haben sich zudem die inhaltlichen Schwerpunkte verschoben, neue sind dazugekommen. Für Interessierte sind besonders die sommerlichen Grillnachmittage an der Nidda oder der neue Gesprächskreis eine gute Gelegenheit zum Plaudern und Kennenlernen.

Mit den spezifischen Problemen deutsch-türkischer Familien und Partnerschaften beschäftigt sich die vor kurzem gegründete Gruppe "Diwan". Der noch kleine Kreis hat seine Geschäftsstelle in der Merianstraße und plant hier neben Seminaren und Informationsveranstaltungen ebenfalls eine Beratungsstelle. Vereinsvorsitzender Sener Sargut, bereits 30 Jahre in der Bundesrepublik und selbst mit einer Deutschen verheiratet, nennt als eines der wichtigsten Ziele des Vereins, "die Vorurteile gegen unsere islamisch geprägte Kultur und Tradition aufzuweichen" und eine Lobby speziell für deutsch-türkische Familien zu schaffen, um auch politische Forderungen durchsetzen zu können.

Weitere Informationen gibt es beim IAF-Verband unter den Telefonnummern 7 07 50 87 oder 7 07 50 89. pia

Dem Dach fehlt das Grün Im September eröffnet das Ökozentrum im Stadtwald

FRANKFURT A. M. Der Bau des Ökologie-Informationszentrums auf dem Gelände der Fasanerie im Stadtwald geht zügig voran. Nachdem im vergangenen August das Richtfest gefeiert werden konnte, sind jetzt die Handwerker dabei, den Innenausbau fertigzustellen. Der Rohbau und die Außenfassade sind nach den Worten des Forstamtsleiters Werner Ebert bereits fertiggestellt. Sowohl finanziell als auch zeitlich läuft das Bauvorhaben bislang planmäßig. Allein bei den Arbeiten am Dach gibt es einen Zeitverzug. Aber: "Wenn es weiter so läuft, können wir wie geplant im September dieses Jahres eröffnen", hofft Werner Ebert.

An den Außenanlagen müssen lediglich noch Rampen für Rollstuhlfahrer und Treppen errichtet werden. Im Innenbereich fehlen noch die Heizungsanlage, Fußböden und die Ausstattung für die Ausstellungs- und Lehrräume. "In den vergangenen zwei Wochen hat der Baubetrieb wegen der Frostperiode etwas gestockt. Das holen wir aber wieder auf", zeigt sich Werner Ebert zuversichtlich.

Vor einem Jahr hatten die Arbeiten mit dem Setzen des Fundamentes begonnen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Inzwischen hat der Bau Formen angenommen. Auf zwei Stockwerken sollen sich die Besucher, vor allem Schulklassen, nach der Fertigstellung des Zentrums in einer Dauerausstellung über die Lebensgemeinschaft Wald informieren können. In einer Wechselausstellung im Obergeschoß sollen bestimmte Bereiche aus der Ökologie herausgegriffen und für die jungen Besuchern anschaulich dargestellt werden. Die erste Wechselausstellung mit dem Titel "Bausteine der Natur" ist bereits für den kommenden Herbst bestellt. "Offiziell haben wir zwar noch keinen Namen für das Gebäude, der Begriff Stadtwaldhaus scheint sich aber schon eingebürgert zu haben", erklärt der Forstamtsleiter.

Einzige Sorge der Bauherren vom Forstamt ist momentan der Zeitverzug bei der eigenwilligen Dachkonstruktion. Das fast bis zum Erdboden reichende Dach soll begrünt werden. Dazu muß ein Holzgerüst montiert werden, das mit mehreren Schichten Erde und einem Netz abgedeckt wird. Nach zehn bis 15 Jahren verrottet dieses Gerüst, und das inzwischen gewachsene Gras stützt dann die Erdschichten von selbst. "Die Dachdecker sind in Verzug, ich hoffe das Dach wird dennoch rechtzeitig fertig", sagte Werner Ebert.

Verantwortlich für den Bau des Informationszentrums zeichnet das Hochbauamt. Die Kosten für das Haus mit einer Nutzfläche von 330 Quadratmetern werden die veranschlagte Summe von 4,8 Millionen Mark nicht überschreiten, wie der Leiter des Hochbauamtes, Roland Burgard, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau bestätigt: "Die Baustelle an der Isenburger Schneise bereitet uns keine großen Probleme."

Wenn die beiden Amtsleiter Recht behalten, dann können im September dieses Jahres bereits die ersten Schulkinder, Vereine, Senioren und Jungjäger vom Ausguck auf dem Dach "wie die Eichelhäher in den Wald schauen", wie es Umweltdezernent Tom Koenigs einmal ausgedrückt hatte. *hen

Immer mehr suchen Rat Seit 20 Jahren hilft die IAF bi-nationalen Familien

FRANKFURT A. M. Andrea hat sich in Mohammed verliebt. Sie ist Deutsche, er ist Ägypter. Anderthalb Jahre lang haben sie sich nur in langen Abständen - mal in Kairo, mal in Frankfurt - gesehen. Beim letzten Besuch Mohammeds in Frankfurt haben die beiden geheiratet. Auf der Ausländerbehörde erwartet das junge Ehepaar nun eine böse Überraschung: Mit dem Touristenvisum, mit dem er nach Deutschland eingereist ist, wird Mohammed in Frankfurt nur geduldet und darf das Land Hessen nicht verlassen.

Auch die Arbeitssuche gestaltet sich schwierig, denn er hat keine Arbeitserlaubnis. Um eine solche zu bekommen, müßte er in sein Land zurückkehren und von dort aus ein Visum zwecks Familienzusammenführung beantragen. Dies kann bis zu einem Jahr dauern.

Solche und ähnliche Fälle beschäftigen die rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Selbsthilfe-Beratungsstelle der "IAF/Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften", die vor kurzem ihr neues Domizil in der Kasseler Straße am Frankfurter Westbahnhof bezogen hat und in diesem Herbst ihr 20jähriges Bestehen feiert.

"Seit das neue Ausländergesetz in Kraft getreten ist, ist die Situation für bi- nationale Paare, die heiraten wollen, komplizierter geworden", meint IAF-Frau Anne Hansen. "Viele kennen ihre Rechte nicht und sind dem Papierkrieg mit den Behörden nicht gewachsen." Über gezielte Information versucht die IAF die Öffentlichkeit für interkulturelle Probleme zu sensibilisieren und Druck auf die politisch Verantwortlichen auszuüben.

In regelmäßigen Gesprächskreisen, Seminaren, Info-Veranstaltungen und Aktionen geht es unter anderem um Themen wie wachsender Rassismus in der Gesellschaft, das Verhältnis zwischen Industrienationen und "Dritte Welt", um bi- kulturelle Erziehung und Auswanderung.

Gegründet wurde die Interessengemeinschaft 1972 als Zusammenschluß deutscher Frauen, die einen Partner anderer Nationalität oder kultureller Herkunft hatten. Inzwischen zählt der Verband bundesweit 2400 Mitglieder und 50 Geschäftsstellen, davon drei in den neuen Bundesländern. Wenn auch bis heute zwei Drittel der Ratsuchenden und Mitglieder deutsche Frauen sind, so nimmt der Anteil der Männer und ausländischen Frauen stetig zu.

Mit der Zeit haben sich zudem die inhaltlichen Schwerpunkte verschoben, neue sind dazugekommen. Für Interessierte sind besonders die sommerlichen Grillnachmittage an der Nidda oder der neueingerichtete Gesprächskreis eine gute Gelegenheit zum Plaudern und Kennenlernen.

Mit den spezifischen Problemen deutsch-türkischer Familien und Partnerschaften beschäftigt sich die vor kurzem gegründete Gruppe "Diwan". Der noch kleine Kreis hat seine Geschäftsstelle in der Merianstraße und plant hier neben Seminaren und Informationsveranstaltungen ebenfalls eine Beratungsstelle. Vereinsvorsitzender Sener Sargut, bereits 30 Jahre in der Bundesrepublik und selbst mit einer Deutschen verheiratet, nennt als eines der wichtigsten Ziele des Vereins, "die Vorurteile gegen unsere islamisch geprägte Kultur und Tradition aufzuweichen" und eine Lobby speziell für deutsch-türkische Familien zu schaffen, um auch politische Forderungen durchsetzen zu können.

Weitere Informationen gibt es beim IAF-Verband unter den Telefonnummern 7 07 50 87 oder 7 07 50 89. pia

Skelett lag im Brunnen der Villa Rustica Archäologen gruben ein römisches Anwesen aus / Ausstellung im Heimatmuseum

FRANKFURT A. M. Roms Vermächtnis ist überall sichtbar. Nicht zuletzt in Schwanheim hinterließ die antike Kultur ihre Spuren. Einer davon widmete sich Norbert Müller im Heimatmuseum. Das Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins sprach vor einiger Zeit vor zahlreichen Interessierten über den archäologischen Fund einer römischen Villa Rustica. Beim Ausbau der Autobahn "Kelsterbacher Querspange" waren Fundamente des antiken Landhauses westlich der Wanzenschanze entdeckt worden.

Bereits 1971 waren die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Schwanheim im Rahmen einer Spurensuche nach dem "Altdorf" Schwanheim auf ein größeres römisches Anwesen gestoßen. 1984 wurde ein weiteres Landhaus zwischen Alsterbacher und Kelsterbacher Weg freigelegt. Doch beide Ausgrabungen erregten nicht eine solche Aufmerksamkeit wie die Villa Rustica im Gebiet der Südumgehung Frankfurt-Höchst.

Das 24 Meter lange und elf Meter breite Gebäude stammt vermutlich aus der Zeit von 230 nach Christus. Darauf hin deutet der Fund einer Münze mit dem Emblem des Severus Alexander, der zwischen 222 und 235 nach Christus über Rom herrschte. Die Hobbyarchäologen stießen bei ihren Ausgrabungen außerdem auf Gebrauchskeramik, Mühlsteinfragmente und Küchengeschirr.

Gleichzeitig entdeckten sie Brandschichten im Gemäuer, die auf eine Zerstörung des Gebäudes schließen lassen. Die Tatsache, daß zur gleichen Zeit die Germanen von Norden in das römisch besetzte Gebiet eindrangen, untermauert die Vermutung einer gewaltsamen Vernichtung der Villa Rustica.

Barry Cuncliffe, Professor für Archäologie in Southampton (England), beschreibt die damalige Situation mit den Worten: "Die mittleren Jahrzehnte des dritten Jahrhunderts sahen die Barbaren auf allen Seiten die Grenzen durchbrechen und in römisches Territorium einfallen." Zurückzuführen war die militärische Schwäche des Weltreichs auf die Anarchie nach dem Tode von Severus Alexanders.

Wichtigster Teil der Ausgrabungen des römischen Anwesens ist aber der Steinbrunnen. Neben den Gebrauchsgegenständen fanden Müller und seine Kollegen auch die Knochen eines menschlichen Skelettes.

In Zusammenarbeit mit dem Anthropologischen Institut der Universität Frankfurt konnten Geschlecht, Größe und Gestalt des Toten rekonstruiert werden.

Nach Ansicht der Wissenschaftler handelt es sich um die sterblichen Überreste eines etwa 23 Jahre alten Mannes; sein Tod wurde vermutlich durch einen Schwerthieb verursacht, möglicherweise im Kampf mit einfallenden Germanenstämmen.

Rätselhaft ist den Experten, weshalb die Leiche in einem Brunnen zwischen allerlei Gegenständen bestattet wurde. Eine beigelegte Stierskulptur, sagt Müller, könnte Licht ins Dunkel bringen: Sie galt als Symbol übernatürlicher Kräfte und ist möglicherweise ein Hinweis auf eine Sonderbestattung mit mystischen Hintergründen.

Viele Fundstücke der Villa Rustica werden derzeit im Heimatmuseum Schwanheim ausgestellt. Darüber hinaus zeigen auch die Relikte der beiden weiteren Ausgrabungen, wie die Römer vor 1800 Jahren in der Gemarkung lebten. Das Museum ist geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. *ole

Arbeitslosen eine neue Chance bieten Ende März wird in Höchst der Second-Hand-Laden "Kaufrausch" eröffnet

HÖCHST. Zwei Männer stehen in dem langen, schlauchförmigen Raum. Sie streichen ein altes Podest rot an, aus dem ein Wühltisch werden soll. Der Raum ist leer, nur an den Längswänden sind Kleiderstangen aus Nickel angeschraubt. Noch vor zwei Monaten standen die 300 Quadratmeter im ersten Stock einer ehemaligen Fabrikhalle voll mit Metallschrott, alten Möbeln und Müll.

Seitdem hat sich viel geändert: Fenster wurden eingesetzt, Wasser- und Stromleitungen gelegt, die Wände weiß und die Metallstützpfeiler rot gestrichen. Am 22. Erste Arbeitsstelle März soll alles fertig sein: In Höchst eröffnet dann das Second-Hand-Kaufhaus "Kaufrausch".

Dahinter steht der Verein Selbsthilfe im Taunus mit seinem neuesten Projekt. Es gibt neun Männern und einer Fraunicht nur einen gesicherten Arbeitsplatz, sondern vor allem Betreuung und Hilfestellung bei der Arbeitssuche. Alle Teilnehmer sind Langzeitarbeitslose oder ehemalige Suchtkranke, denenzwei bis drei Jahre lang Grundlagen vermittelt werden sollen, damit sie künftig in ihrer beruflichen Zukunft Chancen haben.

Für Martin Konnerth ist das Second- Hand-Projekt die erste Arbeitsstelle in Deutschland. Der Rumäne lebt mit seiner Familie seit eineinhalb Jahren hier. Für seine vier Kinder war es einfach, Ausbildungsplätze und Arbeitsstellen zu finden. "Ich bin 55 Jahre alt, da ist es schwer, Arbeit zu bekommen. Es ist schlimm, wenn man keine Beschäftigung hat", sagt der gelernte Elektriker. Ihn hat das Arbeitsamt geschickt, andere kommen über das Sozialamt, nur wenige melden sich selbst bei dem Verein.

Voraussetzung für die Projekte der Selbsthilfe im Taunus ist, daß ehemals Suchtkranke absolut clean sind. Alle Teilnehmer haben mit dem Main-Taunus- Kreis einen Arbeitsvertrag abgeschlossen. Wer wieder Alkohol oder Drogen konsumiert, wird fristlos entlassen.

Am Anfang stand für die Gruppe eine Fortbildung des Arbeitsamts: Vier Wochen lang lernten sie Betriebe kennen, wie Bewerbung und Vorstellungsgespräch aussehen sollen und informierten sich über das Arbeitsrecht. Dann begann die Renovierung des Second-Hand-Kaufhauses.

Axel Diller-Rudy organisiert das Projekt von der fachlichen Seite her. Er ist gelernter Flugzeugmechaniker und wegen der schwierigen Lage in seiner Branche arbeitet er für die Selbsthilfe.

Für ihn ist es wichtig, daß die Leute auch Motivation zeigen, "denn einige schickt das Arbeitsamt, die lieber weiter von der Sozialhilfe leben wollen. Die drücken die Stimmung in der Gruppe", sagt er. Ute Szebedits ist verantwortlich für die sozialpädagogischen Aspekte. Sie berichtet von "einem tollen Team", das. Verhältnis Ausländer und Deutsche halte sich die Waage.

Die Idee des Kaufhauses ist durchdacht: Es wird ähnlich funktionieren, wieandere Zweckbetriebe der Selbsthilfe. Es soll keine Designer-Second-Hand-Boutique mit hohen Preisen sein und auch kein Ramsch verkauft werden.

"Wir wollen günstige Angebote machen", sagt Diller-Rudy. Die Kleider sollen zunächst möglichst durch Spenden in den Laden kommen, später will er auch Waren in Kommission annehmen und anbieten.

Die Lohnkosten übernimmt der Main- Taunus-Kreis, der Betrieb kommt für die Miete und die Regiekosten auf. "Dadurch haben wir nicht das betriebswirtschaftli- Kleiderspenden erwünscht che Dilemma, daß wir den Besserqualifizierten einstellen müssen", sagt Bernhard Fielenbach, geschäftsführender Vorsitzender des Vereins, "wir nehmen den, der die Chance und außerdem die Betreu ung nötiger hat."

Jeder der Teilnehmer bleibt solange im Second-Hand-Laden angestellt, bis er eine andere Stelle gefunden hat. Die Erfolgsquote ist hoch. "80 bis 90 Prozent finden Arbeit und fassen wieder Fuß", sagt Fielenbach.

Die Projektgruppe hat bis zur "Kaufrausch"-Eröffnung noch eine Menge Arbeit: Kabinen müssen aufgestellt, die Kleider präpariert und präsentiert werden. Spenden für den Second-Hand-Laden wie Kleidung, Kinderwagen oder Kleiderbügel werden gerne schon jetzt angenommen und auch nach Absprache mit Axel Diller-Rudy, Telefon 069 / 33 37 93 auch abgeholt. ege

Dem Streß auf der Spur Katalog für Bildungsurlaub

Reisen bildet, und den Bildungsurlaub krönt die "Phantasiereise". Die können die Arbeitnehmer antreten, die sich - ganz in echt - Anfang Mai für eine Woche bildungsbeurlauben lassen, um statt tristem Arbeitsalltag gesundheitsfördernde "Streßprävention" zu betreiben.

Wem in der milden Mailuft des Lago Maggiore die "theoretische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Streß" und das "Erforschen des eigenen Streßtypus" nicht zu viel Mühsal bereitet, mag der geeignete Teilnehmer für den vom Verein für Arbeitsorientierte Erwachsenenbildung angebotenen Bildungsurlaub sein.

Wem das zuviel Streß ist, wird wohl woanders in dem 60 Seiten starken Prospekt des Paritätischen Bildungswerkes Hessen fündig. Arbeitnehmer können da unter fast 120 Bildungsangeboten von der Politik bis zur Ernährungslehre wählen.

Feinsinnige Naturen könnten sich etwa für den Bildungsurlaub "Landschaftsmalerei in Karaburun" begeistern. Unter Anleitung eines Künstlerteams lernen sie in einem Hotel am Meer die Aquarellmalerei. Auch nicht zu unterschätzen ist die "Förderung der Fähigkeit des Sehens". Das Lernziel dürfte auch dem Arbeitgeber einleuchten, wenn man sich zwei Wochen für den Bildungsurlaub freistellen läßt. Am Ende müssen die Teilnehmer in der Lage sein, eine "Landschaft nachvollziehbar und eigenständig wiederzugeben". Wem das westtürkische Karaburun zusagt, aber nicht die Landschaftsmalerei, der kann sich auch im Herbst dorthin begeben, um zwei Wochen lang türkischen Volkstanz zu lernen.

Ertragreich dürfte auch der zweiwöchige Bildungsurlaub Englisch sein. Damit die Teilnehmer ihre Kenntnisse gleich in der Praxis umsetzen können, ist der Kurs in dem "lebhaften Ort" Sliema auf Malta. In Kuba können Bildungsurlauber im Dezember der Frage nachgehen "Wo steht die Revolution?".

Wer seinen Arbeitgeber da noch nicht so recht überzeugen kann, sollte es vielleicht erst einmal mit dem einwöchigen Bildungsurlaub "Rhetorik! Das Argument macht's nicht!" probieren. Beginn: 29. November.

Informationen beim Paritätischen Bildungswerk Hessen, Auf der Körnerwiese 5, Telefon 55 08 97. luf

Aspirin verringert das Herzinfarkt-Risiko

Die Amerikanische Herz-Gesellschaft (AHA) hat das Schmerz- und Fiebermittel Aspirin zur Behandlung von Herzpatienten empfohlen. Das Mittel sei "eine der wichtigsten Waffen" gegen die schweren Folgen blockierter Blutgefäße, erklärte die AHA in ihrem Journal "Circulation" (Bd.87, Nr.2). Die Empfehlung basiert auf der Auswertung neuer Studien über die Rolle von Aspirin in der Prävention und Therapie von Herz- und Kreislaufkrankheiten. Aspirin kann zwar die Verhärtung und Verengung der Blutgefäße (Atherosklerose) nicht bremsen, die den meisten Herzinfarkten und Schlaganfällen vorausgeht. Aber es verhindert, daß Blutplättchen (Thrombozyten) zusammenkleben und Pfropfen bilden, die dann bereits verengte Gefäße blockieren. Dieser anti-thrombolytische Effekt von Acetylsalicylsäure, dem Hauptbestandteil des Aspirins, war bereits Ende der 60er Jahre entdeckt, später jedoch wieder in Frage gestellt worden. Neue Studien hätten dem Mittel zu einer "überzeugenden" Wiederkehr verholfen, heißt es in dem AHA-Sonderbericht. Die AHA empfiehlt den US-Ärzten, Aspirin vor allem den Opfern eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls zu verordnen, damit das Leiden nicht wiederkehrt. Die regelmäßige Einnahme sei auch für jene ratsam, die durch Krankheit oder Lebensstil gefährdet sind. Männer etwa, die mit Symptomen eines nahenden ersten Infarkts im Krankenhaus mit Acetylsalicylsäure behandelt wurden, hatten 23 Prozent weniger Todesfälle als jene, die das Mittel nicht erhielten. Aspirin wird auch vor und nach einer Ballon-Dilatation und unmittelbar nach einer Bypass-Operation angeraten.

Selbst bei gesunden Männern, die das Mittel regelmäßig nahmen, konnte laut AHA ein verringertes Infarktrisiko festgestellt werden. Entsprechende Daten für Frauen stehen noch aus. Allerdings dürfe das Mittel nur eine begleitende Schutzmaßnahme sein, warnte die Organisation. Es könne nicht andere Vorsichtsmaßnahmen ersetzen oder gar als Ausgleich für Rauchen und Mangel an Bewegung gelten. Wegen der möglichen Nebenwirkungen bedarf die Aspirin-Therapie der Aufsicht eines Arztes. dpa

Auch erbliche Disposition und psychische Belastungen Neue Erkenntnisse über die Ursachen der Schuppenflechte / Allein in Deutschland zwei Millionen Fälle

"Ich fühle mich wie eine Aussätzige", sagt die junge Frau verzweifelt. Zuerst gab es Ärger mit dem Freund, dann Streß im Büro und jetzt hat sich seit einigen Tagen ihre Schuppenflechte mit einem neuen Schub bemerkbar gemacht. Rote Flecken breiteten sich über den ganzen Körper aus, vor allem Ellbogen, Knie und Hände sind betroffen. Die Haut juckt, Schuppen regnen aus den Haaren. Dabei hatte es längere Zeit ganz gut ausgesehen. Die Symptome der Krankheit waren fast völlig verschwunden, Medikamente waren nicht mehr nötig, das Leben schien wieder normal.

Dieser für den Verlauf von Schuppenflechten typische Fall wurde kürzlich auf einem von der Berliner Pharmafirma Schering veranstalteten Informationsforum vorgestellt. Die auch "Psoriasis vulgaris" genannte Krankheit leitet sich von dem griechischen Wort "psora", die Krätze, ab. Im Mittelalter galten die Psoriatiker als ansteckend und wurden, mit einer Klapper versehen, in spezielle Lepra-Heime verbannt. Bis heute kennen die Mediziner die eigentliche Ursache für die unheilbare Krankheit nicht, von der in Deutschland bis zu drei Prozent der Bevölkerung, also über zwei Millionen Kinder und Erwachsene, befallen sind. Forschungen haben ergeben, daß die Zellen der obersten Hautschicht (Epidermis) beim Psoriatiker siebenmal schneller als beim gesunden Menschen an die Hautoberfläche wandern. Die Anwesenheit akuter und chronischer Entzündungszellen legt die Vermutung nahe, daß bei der Entstehung der Psoriasis in der Haut entzündlich-immunologische Faktoren eine große Rolle spielen. Die Vererbung spielt eine wichtige Rolle. Haben beide Elternteile Psoriasis, so liegt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung für das Kind bei etwa 60 Prozent. Um die Schuppenflechte auszulösen, müssen zur Veranlagung aber noch andere Faktoren hinzukommen. Dies können Verletzungen oder allergieauslösende Stoffe sein. Aber auch Umweltfaktoren, klimatische Einflüsse oder Hauterkrankungen, Diabetes oder Störungen des Hormonhaushalts, falsche Ernährung oder übermäßiger Alkoholgenuß werden verantwortlich gemacht. Bei etwa 40 Prozent der Psoriasis- Patienten verschlechtert sich das Krankheitsbild unter seelischer Belastung.

Das erstmalige Auftreten der Krankheit ist unabhängig vom Alter, am häufigsten bricht sie jedoch in der Pubertät sowie zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr aus. Oft im Zusammenhang mit einer Infektion erscheinen plötzlich am ganzen Körper viele kleine rote Herde, auf denen sich Schuppen bilden. Im chronischen Falle sind vor allem der Haaransatz an der Stirn, Ellenbogen und Knie, Kreuzbeingegend und Schultergürtel betroffen. Aber auch der behaarte Kopf, Hautfalten und Nägel können befallen sein. "Der Verlauf der Krankheit ist nicht vorhersehbar", sagte Hartwig Mensing, Professor an der Hamburger Universitätshautklinik. Manchmal tritt die Schuppenflechte nur einmalig und kurzzeitig auf, oft wird sie jedoch chronisch und bleibt ständiger Begleiter der Betroffenen.

"Mehr als die Hälfte der Psoriatiker leben in ständiger Furcht vor der weiteren Ausbreitung der Schuppenflechte", betonte Karin Weihusen von der Gesellschaft für Marktforschung in Neu-Isenburg. Nach den Ergebnissen einer im Auftrag von Schering erarbeiteten repräsentativen Studie sei diese Angst sogar bei 62 Prozent der jüngeren und bisher eher geringfügig Erkrankten besonders stark vorhanden. Auf der Diagnose reagierten die meisten mit Depressionen und Verzweiflungn und mit einem starken Wunsch nach Heilung. Soweit möglich, versuchten sie, die diskriminierende Krankheit zu verheimlichen, die Symptome zu verstecken.

Mit jedem Schub muß der Erkrankte jedoch nach den Worten von Karin Weihusen aufs neue erkennen, daß Heilung nicht möglich ist, bis schließlich die Krankheit mit all ihren Auswirkungen akzeptiert wird. Doch dies erweist sich als sehr schwierig, da die Umwelt vielfach verständnislos reagiert. Zwar rufen unheilbare Erkrankungen in der Regel Betroffenheit und Zuwendung hervor, doch nur, wenn sie wie etwa Krebs lebensbedrohend sind. Auch das veränderte Äußere wird normalerweise akzeptiert, allerdings nur, wenn es wie etwa bei Rollstuhlfahrern nicht gegen die üblichen Vorstellungen von Sauberkeit und Körperpflege verstößt.

Dies ist jedoch bei Psoriatikern meist nicht der Fall. Braun verfärbte und verformte Fingernägel oder extreme Kopfschuppen verletzen die gewohnten Hygieneregeln. Oft hält man die Krankheit wegen sichtbarer roter Hautflecken auch für ansteckend. Dementsprechend fühlen sich 36 Prozent der stark an Schuppenflechte Leidenden wie Aussätzige behandelt, für mehr als die Hälfte hat die Krankheit starken Einfluß auf den Umgang mit anderen Menschen. Zu der Angst vor einem neuen Ausbruch und einer Verschlimmerung der Krankheit kommt also noch das, so Karin Weihusen, "Aussätzigen-Syndrom", die Furcht vor Isolierung in Beruf, Partnerschaft und Familie. Frauen leiden übrigens stärker als Männer, da für sie das Aussehen einen höheren Stellenwert hat.

Entsprechend groß sind die Erwartungen an Ärzte und Therapien. Die Behandlung muß sich am individuellen Fall, an Dauer und Größe der Schuppenflechte orientieren. Die Methoden zur Linderung der Beschwerden reichen vom Kuraufenthalt am Toten Meer über Klima-Therapien und Bestrahlung mit UV-Licht bis zur Gabe von Medikamenten und homöopathischen Mitteln. Salicylsäure dient der Abschuppung der Haut. Nach den Worten der Berliner Hautärztin Gisela Albrecht haben sich auch Teerpräparate etwa in Form von Bädern oder Salben bewährt. Vorsicht sei jedoch bei großflächiger Anwendung geboten, da die im Teer enthaltenen Phenole die Nieren schädigen können. Keine Nebenwirkungen habe das klassische Mittel Dithranol, eine seit 75 Jahren angewandte Substanz, die jedoch relativ schwierig zu gebrauchen sei und Haut und Kleidung stark verfärbt. Kortisonpräparate wirken nach den Erfahrungen der Dermatologin zwar schnell, haben jedoch bei längerer Anwendung starke Nebenwirkungen. Gute Ergebnisse zeigt nach Angaben von Hugo Boonen, Allergologe aus Bad Salzschlirf, eine neue Salbe mit dem Wirkstoff Calcipotriol, einer Substanz auf Vitamin-D3- Basis. Begleitend zu Medikamenten sind psychotherapeutische Maßnahmen wie Biofeedback und Entspannungsübungen zu empfehlen. (Selbsthilfeorganisation: Deutscher Psoriasis-Bund, W-2000 Hamburg 76, Oberaltenallee 20 a, Telefon (040) 227 09 85). PAUL JANOSITZ

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Ferien für Behinderte im Wingert-Jugendclub

HOCHTAUNUSKREIS. Die Lebenshilfe organisiert in diesem Jahr zum ersten Mal einen Ferien-Jugendklub in Bad Homburg für Jugendliche mit geistiger Behinderung. Geplant ist, vom 26. Juli bis 13. August die Jugendlichen im Jugendclub Ober-Erlenbach zu betreuen.

Für diese Zeit sind eine Reihe von Ausflügen und Spielen im Freien vorgesehen. Die Bad Homburger Stadtverordnetenversammlung hat für dieses Projekt 10 000 Mark im Haushalt 1993 bereitgestellt.

Interessenten können sich an die Geschäftsstelle der Kreisvereinigung Lebenshilfe, Telefon 0 61 72 / 2 42 75, wenden. dag

Ökologie als Thema für den Bildungsurlaub

Die Volkshochschule Frankfurt bietet Bildungsurlaubs-Seminare zu ökologischen Themen an.

Wer an den Kursen "Umweltbewußt gärtnern", "Ökologie der Gewässer", "Treibhauseffekt" oder "Genmanipulation" teilnehmen möchte, kann sich bei der VHS-Geschäftsstelle, Eschersheimer Landstraße 2, montags bis donnerstags von 13 bis 18 Uhr und freitags von 12 bis 14 Uhr anmelden.

Die Seminare finden ausnahmslos in Frankfurt statt und kosten jeweils 50 Mark. Weitere Informationen gibt es unter den Telefonnummern 212-3 83 68 oder 212-3 83 60. reu

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Heulen nachts um eins

OBERRAD. "Selbst der Frankfurter Flughafen läßt nur noch leise Flugzeuge landen - und das hört sich an wie ein startendes Flugzeug." FR-Leser Siegfried P. freut sich zwar über die Fürsorge der Stadtwerke, reinigt sie doch regelmäßig die Schienen der Straßenbahn vor seiner Haustür in der Offenbacher Landstraße. Nur die Zeit hält er für etwas unpassend. "Das letzte Mal hörte ich das Geräusch zwischen 0.38 und 0.58 Uhr. Man hört es anschwellen, da ist der Wagen noch bei St. Georgen, und wenn es wieder leise wird, fährt der Wagen schon am Buchrainplatz vorbei."

Bis vor einigen Monaten hatte Siegfried Poschmann sogar wöchentlich das nächtliche Vergnügen. Nachdem er sich bei den Stadtwerken beschwert hatte, wiederholte sich das Ärgernis nur noch einmal im Monat. Immer noch zu oft - nach eigenen Angaben hat Siegfried Poschmann "einen sehr guten Schlaf, aber bei diesem heulenden, pfeifenden Geräusch sitze ich aufrecht im Bett".

"Normalerweise werden die Schienenreinigungsfahrzeuge in zwei Schichten eingesetzt, von 6 bis 14 Uhr und von 14 bis 22 Uhr", teilt Dirk Hess von der Pressestelle der Stadtwerke der Stadtteil- Rundschau auf Anfrage mit. Weil aber im Winter Streumittel die Schienen erheblich stärker verschmutzen, sei eine dritte Schicht erforderlich, die tagsüber nicht mehr zu schaffen sei. Das Reinigungsgerät beschreibt Dirk Hess so: "Das ganze funktioniert wie ein riesiger Staubsauger. Das Fahrzeug kann sowohl auf der Straße fahren, als auch ,sich einschienen&rquote;." Der Kleintransporter ist rundum geschlossen und hat hinten zur Überwachung der Arbeiten eine Videokamera, die die Bilder an den Fahrer übermittelt. Wenn nicht regelmäßig gereinigt wird, kann das ernste Folgen haben: "Die Schienen verschmutzen, Weichen können mitunter nicht mehr gestellt werden. Dies kann im Extremfall zu Entgleisungen führen", sagt der Stadtwerke-Sprecher.

Außer der Schienenreinigungsmaschine sorgt auch eine Schotter-Reinigungsmaschine für die Sicherheit der Fahrgäste. Diese funktioniert nach dem gleichen Prinzip, ist jedoch größer. Da von Zeit zu Zeit eine "Gleisstopfmaschine" den Schotter auffüllen muß, um die Stabilität der Gleisanlagen zu erhalten, muß der Dreck vom Schotter entfernt werden, um schadhafte Stellen erkennen zu können.

Der Lärm, den diese Maschinen machen, ist der Preis für die Sicherheit der Fahrgäste. "Wir können den Lärm leider nicht ganz verhindern, das ist technisch nicht machbar", sagt Dirk Hess. ova

Ab ins Tischtennis-Finale Anna-Schmidt- und Carl-Schurz-Schule sind erfolgreich

FRANKFURT A. M. Die Tischtennisspieler der Anna-Schmidt-Schule (Westend und Nieder-Erlenbach) und der Carl- Schurz-Schule (Sachsenhausen) sind weiter auf Meisterschaftskurs. In der Regionalentscheidung des bundesweiten Wettbewerbs "Jugend trainiert für Olympia" setzten sie sich gegen ihre Konkurrenten von der Altkönigschule (Königstein) und der Gesamtschule Stierstadt durch.

Die beiden Frankfurter Mannschaften hatten vor einigen Wochen bei den Stadtmeisterschaften die erste Hürde nach Berlin genommen. Dort wird im Mai das Bundesfinale ausgetragen.

In seiner Begrüßungsansprache dankte der Direktor der Anna-Schmidt-Schule, Herbert Weidlich, den Schülern für ihr Engagement und sagte: "Es wird viel über die Gewalt an Schulen geredet - gerade im sportlichen Wettkampf lernt man aber, miteinander umzugehen. Möge der Bessere gewinnen."

Die besseren waren an diesem Nachmittag die Frankfurter Mannschaften, die ihre Gegner klar mit 5:1 und 5:2 besiegten. Die Eröffnungsdoppel Richard Heininger / Bilgin Karaoglan und Markus Boehe / Patrik Bertman verschafften der Anna-Schmidt-Schule gleich zu Beginn eine komfortable Führung. Amir Arabschaki verkürzte gegen Sebastian Wiedemann, bevor Christian Siegmund den alten Zwei-Punkte-Vorsprung zum 3:1 wieder herstellte. Markus Boehe und Patrik Bertman gewannen im Anschluß ihre zwei Einzel ebenfalls, so daß das Endergebnis von 5:1 bereits nach einer Stunde feststand.

Die Spieler der Carl-Schurz-Schule hatten es nicht ganz so einfach. Martin Fröhlich/Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue/Bruno Pusch besiegten ihre Gegner ohne Satzverlust. Die Stierstädter Daniel Podesky und Andreas Bob gewannen aber ihre Einzel gegen Carsten Post und Ramon Maaz, so daß nach dem vierten Spiel wieder alles offen war. Martin Fröhlich, Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue ließen sich aber nicht verunsichern und holten die notwendigen drei Punkte zum 5:2-Sieg.

Das Zuschauerinteresse in der Sporthalle der Anna-Schmidt-Schule am Gärtnerweg war mit etwa 30 Zuschauern allerdings doch sehr enttäuschend. "Das Interesse unter Jugendlichen an Vereinen und deren Veranstaltungen schwindet schon seit Jahren. Badminton, und seit der Olympiade Basketball, sind die Ausnahmen. Seit das ,Dream-Team&rquote; fast täglich im Fernsehen zu bewundern war, wollen alle Basketball spielen", erzählt Jürgen Diefenhardt, der Tischtennistrainer der Anna-Schmidt-Schule.

Es sei auch enttäuschend gewesen, daß bei der Stadtmeisterschaft nur drei Schulen mitgemacht hätten. Offensichtlich gäbe es nicht genügend engagierte Lehrer, denn "auf jeder Schule gibt es gute Spieler, man muß sich nur die Mühe machen, diese zu finden und zusammenzubringen. Dazu reicht doch oft schon ein Blatt am schwarzen Brett."

Die Bedeutung von Sportvereinen im Leben Jugendlicher hebt der Koordinator der Veranstaltung, Michael Ulmer, hervor: "Gerade heute ist Sport im Verein wichtig. Sich auf ein Ziel konzentrieren, sich die Zeit einteilen und auch sich selbst beherrschen können, ist wichtig. Viele der Kinder sitzen doch den ganzen Tag vor ihrem Game-Boy." *ova

Im Geburtshaus bleibt die Hebamme so lange, bis das Baby da ist Sitzend, hockend oder liegend - alles ist erlaubt / Am 5. Mai wird die Einrichtung eröffnet / 20 bis 25 Entbindungen im Monat

Nach ihrer Entbindung kannte Susanne M. sämtliche Hebammen des Heilig Geist Hospitals. 40 Stunden hatten die Wehen gedauert, sechs verschiedene Geburtshelferinnen hatten sie betreut. Auch Franziska H. erinnert sich, daß sie im Sachsenhäuser Krankenhaus von mehreren verschiedenen Hebammen betreut wurde. Sie vermutet, daß der Kaiserschnitt bis zum Morgen des nächsten Tages herausgezögert wurde, da in der Nacht für den Eingriff nicht genügend Personal zur Verfügung stand.

Im ersten Frankfurter Geburtshaus, das am 5. Mai in Ginnheim eröffnet wird, soll es einen solchen häufigen Wechsel der Betreuerinnen nicht geben. Eine Hebamme soll der Gebärenden während der Geburt durchgehend zur Seite stehen, eine zweite ist in Rufbereitschaft und kommt in der letzten Phase hinzu.

Das Geburtshaus wird kein Routinebetrieb sein. Nur 20 bis 25 Entbindungen pro Monat sind geplant. Die Frau mit ihren ganz individuellen Bedürfnissen soll im Mittelpunkt stehen. Die Initiatorinnen des Hauses, neun freiberuflich arbeitende Hebammen aus Frankfurt, wollen einen Rahmen schaffen, in dem die Frauen die Geburtshaltung und -methode wählen können, die sie selbst am angenehmsten empfinden - sitzend, hockend, stehend oder liegend, alles ist erlaubt. Als Hilfsmittel stehen den Frauen Gummibälle, Kissen und Matten, eine geräumige Badewanne, ein großes, weiches Bett, ein Gebärhocker oder auch eine gewebte Schaukel, in die sich die Frau hängen kann und die zur Zeit noch bei einer Bremer Hebamme ist, zur Verfügung.

Während man in der Uniklinik alternativen Geburtsmethoden und -haltungen kritisch gegenübersteht, haben sich viele andere Frankfurter Krankenhäuser inzwischen darauf eingestellt, daß die Frauen Geburt nicht als Krankheit, sondern als freudiges Ereignis erleben wollen. Kreißsäle werden abgedunkelt und mit Grastapete oder gedeckten Farben versehen.

Den Frauen werden verschiedene Hilfsmittel wie Sitzbälle oder auch Gebärhocker zur Verfügung gestellt. Eine ambulante Geburt ist fast überall möglich. Trotzdem: Auch die violetten Kreißsaalwände und das große, weiche Bett im Vorwehenzimmer können die Frauen nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie sich im Krankenhaus befinden.

Die Hebammen der Geburtshausinitiative sehen einen direkten Zusammenhang zwischen dem körperlichen, aber vor allem auch dem psychischen Wohlbefinden der Frau und dem Ablauf einer Entbindung. "Fühlt sich eine Mutter geängstigt, verlassen oder verzweifelt und wird diesen Gefühlen kein Verständnis entgegengebracht, bricht der psychische Regelkreis, der den natürlichen Verlauf der Geburt steuert, zusammen. In der Klinik werden solche Einflüsse meist nicht beachtet", heißt es in der Begründung für das Geburtshaus, das die Hebammen der Gesundheitskommission der Stadt Frankfurt vorlegten. Ein enger persönlicher Kontakt zu den Hebammen möglichst schon lange vor der Geburt wird angestrebt, auch um Komplikationen früh genug zu erkennen.

Ganz ohne technische Hilfsmittel wird es auch im neuen Geburtshaus nicht zugehen: Zur Grundausstattung werden neben einer Reanimationseinheit für Neugeborene auch der Cardiotokograph (CTG) oder Ultraschall gehören, versichert Thea Vogel vom Frauengesundheitszentrum, in dem die Idee zum Geburtshaus 1990 geboren wurde. Treten während der Geburt unvorhergesehene Komplikationen auf, die zum Beispiel einen Kaiserschnitt notwendig machen, wird die Frau in die nächstgelegene Klinik verlegt. Für solche Fälle hoffen die Hebammen des Geburtshaus auf eine gute Zusammenarbeit mit Ärzten und Ärztinnen.

76 Prozent der Geburten verlaufen allerdings laut Hessischer Perinatalerhebung mit "manualer Hilfe". Die vielen Gerätschaften aus dem Technikpark der Krankenhäuser sind dann überflüssig. Für Frauen, die jedoch zum Beispiel unter massivem Bluthochdruck leiden, Diabetikerinnen oder Frauen, die Zwillinge gebären, ist das Geburtshaus ungeeignet. Ihnen werden die Hebammen des Ginnheimer Hauses von Anfang an eine Klinikgeburt empfehlen. reu

Broschüre gibt Patienten Infos

HÖCHST. Eine grüne Oase der Genesung und Erholung: So präsentieren sich die Städtischen Kliniken Höchst in ihrer druckfrischen Patienten-Broschüre. Das Hochglanz-Heft, das ab sofort in allen Zimmern ausliegt, sei keine Leistungsbilanz, sondern wolle den Patienten und Besuchergruppen einen Eindruck vom "Gesamtbetrieb Krankenhaus" vermitteln, sagte Verwaltungsleiter Uwe Reichle bei der Vorstellung der Broschüre.

Fast fünf Jahre hat die Grafik-Designerin Estine Estenfelder an dem bilderreichen Werk gearbeitet, hat "in voller OP- Montur bei Operationen fotografiert", aber auch bei der Ergotherapie, in den medizinischen Bädern und der Großküche auf den Auslöser gedrückt. Selbst einen Blick in das Nähzimmer der Kliniken und das "Heizkraftwerk" hat Estine Estenfelder riskiert. Denn den Neuankömmlingen im Krankenhaus soll ausdrücklich ein Blick "hinter die Kulissen" (Reichle) des Hauses erlaubt werden.

"Mit der Broschüre wollen wir die Schwellenangst senken", erklärte Prof. Peter Hartwich, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik. Die enorme Technisierung im Krankenhausbetrieb erschrecke viele Menschen. "Dagegen stellt die Broschüre mit vielen Bildern die menschliche Seite des Hauses in der Vordergrund."

Doch das Info-Heft ist nicht nur betrachtens-, sondern auch lesenswert. Der Patient erfährt zum Beispiel, daß er in einem von insgesamt 1126 Betten liegt. 2000 Mitarbeiter finden im Krankenhaus mit 16 Kliniken und Instituten einen Arbeitsplatz - nicht eingerechnet die 400 Auszubildenden.

Die Broschüre ergänzt das Heftchen "Informationen von A bis Z", das künftig jeder bereits bei der Aufnahme in die Hand bekommt. Darin kann unter mehr als 50 Stichworten alles Wissenswerte für den Klinikaufenthalt nachgeschlagen werden: Wo die Patientenfürsprecher zu finden sind ebenso wie der Standort des Geldautomaten. tos

Ein Skelett vor der Villa Archäologen fanden römisches Haus bei Schwanheim

FRANKFURT A. M. Roms Vermächtnis ist überall sichtbar. Nicht zuletzt in Schwanheim hinterließ die antike Kultur ihre Spuren. Einer davon widmete sich Norbert Müller im Heimatmuseum. Das Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins berichtete kürzlich über den archäologischen Fund einer römischen Villa Rustica. Beim Ausbau der Autobahn "Kelsterbacher Querspange" waren Fundamente des antiken Landhauses westlich der Wanzenschanze entdeckt worden.

Bereits 1971 waren die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Schwanheim im Rahmen einer Spurensuche nach dem "Altdorf" Schwanheim auf ein größeres römisches Anwesen gestoßen. 1984 wurde ein weiteres Landhaus zwischen Alsterbacher und Kelsterbacher Weg freigelegt. Doch beide Ausgrabungen erregten nicht eine solche Aufmerksamkeit wie die Villa Rustica im Gebiet der Südumgehung Frankfurt-Höchst.

Das 24 Meter lange und elf Meter breite Gebäude stammt vermutlich aus der Zeit von 230 nach Christus. Darauf hin deutet der Fund einer Münze mit dem Emblem des Severus Alexander, der zwischen 222 und 235 nach Christus über Rom herrschte. Die Hobbyarchäologen stießen bei ihren Ausgrabungen auf Gebrauchskeramik, Mühlsteinfragmente und Küchengeschirr. Gleichzeitig entdeckten sie Brandschichten im Gemäuer, die auf eine Zerstörung des Gebäudes schließen lassen.

Zu dieser Zeit drangen die Germanen von Norden in das römisch besetzte Gebiet ein. Das untermauert die Vermutung, die Villa Rustica sei gewaltsam vernichtet worden. Barry Cuncliffe, Professor für Archäologie in Southampton, beschreibt die damalige Situation mit den Worten: "Die mittleren Jahrzehnte des dritten Jahrhunderts sahen die Barbaren auf allen Seiten die Grenzen durchbrechen und in römisches Territorium einfallen." Zurückzuführen war die militärische Schwäche des Weltreichs auf die Anarchie nach dem Tod Severus Alexanders.

Wichtigster Teil der Ausgrabungen des römischen Anwesens ist der Steinbrunnen. Neben den Gebrauchsgegenständen fanden Müller und seine Kollegen auch die Knochen eines menschlichen Skelettes. In Zusammenarbeit mit dem Anthropologischen Institut der Universität Frankfurt konnten Geschlecht, Größe und Gestalt des Toten rekonstruiert werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler handelt es sich um die sterblichen Überreste eines etwa 23 Jahre alten Mannes; sein Tod wurde vermutlich durch einen Schwerthieb verursacht, möglicherweise im Kampf mit einfallenden Germanenstämmen. Rätselhaft ist den Experten, weshalb die Leiche in einem Brunnen zwischen allerlei Gegenständen bestattet wurde. Eine beigelegte Stierskulptur, sagt Müller, könnte Licht ins Dunkel bringen: Sie galt als Symbol übernatürlicher Kräfte und ist möglicherweise ein Hinweis auf eine Sonderbestattung mit mystischen Hintergründen.

Viele Fundstücke der Villa Rustica werden derzeit im Heimatmuseum Schwanheim ausgestellt. Darüber zeigen auch die Relikte der beiden weiteren Ausgrabungen, wie die Römer vor 1800 Jahren in der Gemarkung lebten. Das Museum ist geöffnet am Sonntag von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. *ole

Freundschaft fürs Leben Sing- und Spielkreis Frankfurt ehrte seine Chormädchen

FRANKFURT A. M. Souverän wie eine Pressesprecherin erzählte Eva Corino von ihrem Engagement im Sing- und Spielkreis Frankfurt. Die Stimme der 20jährigen läßt etwas erahnen von jahrelanger Übung in Sprechtechnik. Gemeinsam mit acht anderen jungen Frauen wurde Eva dieser Tage für zehn Jahre Mitgliedschaft im Chor geehrt.

Mit neun Jahren war sie zum Sing- und Spielkreis gekommen - aber nicht etwa, wie so oft, auf Betreiben ihrer Eltern: "Ein großes Mädchen aus meinem Haus hat mich mitgeschleift. Es war für mich imposant, mit so vielen älteren Mädchen zusammenzusein; einige wurden sogar zu Identifikationsfiguren." Eva erinnert sich gern an die gemeinsamen Auftritte und Fahrten. Viele Gastfamilien hat sie auf den Chorreisen kennengelernt.

Die Proben jeden Dienstag um 18 und jeden Samstag um 14 Uhr im Rathaus Nieder-Erlenbach kann Eva erst auf Nachfrage auflisten - denn seit 1991 studiert sie Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen und kann daher nicht mehr im Chor mitsingen. Aber den Kontakt hält sie heute noch aufrecht. Schließlich hat sie "Freundschaften fürs Leben" mit zwei Mädchen geschlossen, die noch dabei sind. Und auch zu Chorleiter Heinz Marx, den sie "Vater Abraham der Chormädchen" nennt, kehrt sie gern zurück.

Da geriet Bewegung in die rund 250 Besucher im Bürgerhaus In den Schafgärten. Etwa 50 Mädchen und junge Frauen standen auf und strebten zur Bühne. "Music is my life" sangen sie; das war auch das Motto dieses Nachmittags. Während etwa 100 Mitglieder gemeldet sind, gehören 60 zum engeren Konzertchor.

In seiner 23jährigen Geschichte habe der Chor immer versucht, seine Mitglieder von der ersten Stunde an zu integrieren, betonte Chorsprecherin Claudia Spieker, als sie die Chormädchen und deren Familien im Nieder-Erlenbacher Bürgerhaus begrüßte. Sie freut sich, daß die Acht- bis 25jährigen die Einzelübungen in Stimm- und Gehörbildung so gut annehmen. Der Förderkreis, den Dr. Gudrun Engel leitet, sei unentbehrlich, da es keine passiven Mitglieder im Sing- und Spielkreis gebe.

Ein Jugendchor wechsele ständig seine Mitglieder, bedauerte der 70jährige Chorleiter Heinz Marx. Da einige ältere Mitglieder ausgeschieden sind, arbeitet er verstärkt mit den 30 neuen Mädchen, die in rund einem halben Jahr zu einem eigenen Konzert fähig sein sollen. Als nächstes Ziel steht zu Ostern eine Reise des Chors nach Israel an.

Für zehn Jahre Mitgliedschaft ehrte Wilfried Roth, der Zweite Vorsitzende des Sängerkreises: Eva Corino, Annegret Fritz, Sandra Kötter, Silke Müller, Ricarda Lindner, Katja Riedel, Hilke Richardt, Imke Richardt und Uta Wagner. Weitere elf Mädchen werden geehrt, weil sie seit drei Jahren im Chor mitsingen. *hes

Freundschaft fürs Leben Sing- und Spielkreis Frankfurt ehrte seine Chormädchen

FRANKFURT A. M. Souverän wie eine Pressesprecherin erzählte Eva Corino von ihrem Engagement im Sing- und Spielkreis Frankfurt. Die Stimme der 20jährigen läßt etwas erahnen von jahrelanger Übung in Sprechtechnik. Gemeinsam mit acht anderen jungen Frauen wurde Eva dieser Tage für zehn Jahre Mitgliedschaft im Chor geehrt. Mit neun Jahren kam sie zum Sing- und Spielkreis - aber nicht etwa auf Betreiben ihrer Eltern. "Ein großes Mädchen aus meinem Haus hat mich mitgeschleift. Es war für mich imposant, mit so vielen älteren Mädchen zusammenzusein; einige wurden sogar zu Identifikationsfiguren." Eva erinnert sich gern an die gemeinsamen Auftritte und Fahrten. Viele Gastfamilien hat sie auf den Chorreisen kennengelernt.

Die Proben jeden Dienstag um 18 und jeden Samstag um 14 Uhr im Rathaus Nieder-Erlenbach kann Eva erst auf Nachfrage auflisten - denn seit 1991 studiert sie Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen und kann daher nicht mehr im Chor mitsingen. Aber den Kontakt hält sie heute noch. Schließlich hat sie "Freundschaften fürs Leben" mit zwei Mädchen geschlossen, die noch dabei sind. Und auch zu Chorleiter Heinz Marx, den sie den "Vater Abraham der Chormädchen" nennt, kehrt sie gern zurück. Da geriet Bewegung in die rund 250 Besucher im Bürgerhaus In den Schafgärten. Etwa 50 Mädchen und junge Frauen standen auf und strebten zur Bühne. "Music is my life" sangen sie; das war auch das Motto dieses Nachmittags. Während etwa 100 Mitglieder gemeldet sind, gehören 60 zum engeren Konzertchor. In seiner 23jährigen Geschichte habe der Chor immer versucht, seine Mitglieder von der ersten Stunde an zu integrieren, betonte Chorsprecherin Claudia Spieker, als sie die Chormädchen und deren Familien begrüßte. Sie freut sich, daß die Acht- bis 25jährigen die Einzelübungen in Stimm- und Gehörbildung so gut annehmen. Der Förderkreis, den Dr. Gudrun Engel leitet, sei unentbehrlich, da es keine passiven Mitglieder im Sing- und Spielkreis gebe.

Ein Jugendchor wechsele ständig seine Mitglieder, bedauerte der 70jährige Chorleiter Heinz Marx. Da einige ältere Mitglieder ausgeschieden sind, arbeitet er verstärkt mit den 30 neuen Mädchen, die in rund einem halben Jahr zu einem eigenen Konzert fähig sein sollen. Als nächstes Ziel steht zu Ostern eine Reise des Chors nach Israel an.

Für zehn Jahre Mitgliedschaft ehrte Wilfried Roth, der Zweite Vorsitzende des Sängerkreises: Eva Corino, Annegret Fritz, Sandra Kötter, Silke Müller, Ricarda Lindner, Katja Riedel, Hilke Richardt, Imke Richardt und Uta Wagner. Weitere elf Mädchen werden geehrt, weil sie seit drei Jahren im Chor mitsingen. *hes

In der "KiBi" bekommen Bücher Beine Kinder spielen die "Stadtmusikanten" - ein Beispiel für Bibliothekspädagogik

FRANKFURT A. M. "Es sind noch nicht alle da, der Hahn fehlt noch. Wer war der erste Müller?" "Ich war die erste Katze." Ein Haufen Kinder im Alter von fünf bis acht Jahren rennt hinter dem Vorhang des Schattentheaters in der Kinder- und Jugendbibliothek hin und her. Die "Bremer Stadtmusikanten" werden aufgeführt, das Publikum - Freunde und Eltern - hat bereits Platz genommen und wartet auf den Auftritt "ihrer" Kinder.

"Licht aus, bitte. Jetzt fängt die Geschichte an", verkündet die Stimme von Linda de Vos aus dem Nichts. Zwischen dem Publikum und den Schauspielern befindet sich ein Vorhang, die untere Hälfte schwarz, die obere weiß angestrahlt. Diese helle Fläche ist die "Bühne". Hahn, Katze, Hund, Esel, die Räuber, den Müller und die ganze Umgebung hat Linda de Vos zusammen mit den Kindern selbstgebastelt, angemalt und die Schattenfiguren an Stöcken befestigt. Die werden nun von vor Aufregung feuchten Kinderhänden umklammert und gleich als Schatten im Licht des Projektors für die Zuschauer sichtbar werden.

Die Geschichte ist bekannt: Hahn, Katze, Hund und Esel ziehen Richtung Bremen los und entdecken unterwegs ein Räuberhaus. Nach der Vertreibung der Bewohner durch ein kurzes Ständchen - diese Flucht ist dem Publikum wegen des Geschreis und des Gejaules hinter der Bühne nur allzu verständlich - ziehen die vier in das Haus ein. Und wenn sie nicht . . . Der Vorhang fällt, das Publikum ist begeistert, und die nächsten Kinder nehmen Aufstellung für die zweite Aufführung.

Linda de Vos, seit 1989 als Bibliothekspädagogin bei der Stadt beschäftigt, ist eigentlich Musik- und Kunstlehrerin. Über das Arbeitsamt wurde ihr die Stelle angeboten, und da sie sich für Literatur und Kunst begeistert, zögerte sie nicht lange. Frankfurt hat insgesamt drei Bibliothekspädagoginnen, von denen zwei sich jedoch eine ganze Stelle teilen. Neben Linda de Vos sind dies Inge Brenner, die sich um die Stadtteile Sachsenhausen und Oberrad kümmert, sowie Ingrid Sommer für Bockenheim und Niederrad.

"Eine spezielle Ausbildung dafür gibt es nicht. Wir müssen uns selbst überlegen, wie wir die Kinder für Bücher begeistern", sagt Linda de Vos. Wie sie das macht, zeigt die Ausstellung "Vorlesen und Spielen", die noch bis zum 6. März in der Bibliothek in Bornheim Arbeiten des vergangenen Jahres präsentiert.

Die Vorgehensweise ist immer ähnlich. Linda überlegt sich ein Thema und sucht sich Literatur dazu. Diese sichtet sie und wählt aus, was für die Gruppe geeignet ist. Zusammen mit den Kindern liest sie dann Abschnitte aus den Büchern oder nimmt Bilder als Anregung und startet dazu eine Aktion. Zum Beispiel Janosch: Sein "Oh wie schön ist Panama" wurde zum Tischtheater. Die Figuren waren von den Kindern bemalte Klopapierrollen. Reste sind für Linda de Vos auch Mittel der pädagogischen Arbeit. "Ich halte es für sinnvoll, die Phantasie der Kinder auf Sachen zu lenken, die bei uns als ,Müll&rquote; anfallen."

Die Hauptaufgabe ihrer Arbeit sieht Linda de Vos darin, den Büchern Leben einzuhauchen. "Bücher sind doch heute für viele Kinder völlig unbekannt. Wenn ich sie aber für Aktionen nutze, lernen die Kinder, daß Bücher nicht nur bedrucktes Papier sind, sondern Geschichten enthalten, die Spaß machen." Nach Aktionen sind die Bücher zum Thema dann auch oft alle ausgeliehen. Die Aktionen dauern nie länger als eineinhalb Stunden, um die Kinder nicht zu überfordern und am Ende des Nachmittags ein Ergebnis zu haben.

Ihre Erfahrung aus den drei Jahren, will sie nun auch an andere weitergeben, die mit Kindern arbeiten. Sie bietet im Februar und März einige Informationsveranstaltungen für Erzieher und Lehrer an, denen sie an Hand der Beispiele der Ausstellung zeigen will, wie sie die Aktionen vorbereitet und durchgeführt hat.

Die Aktion "Vorlesen und Spielen" gibt es für Kinder ab fünf Jahre jeden Freitag, von 15 bis 16.30 Uhr, in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek in Bornheim, Arnsburger Straße 24. Anmeldungen für die Informationsveranstaltungen sind, unter der Telefonnummer der Bibliothek, 21 23 36 31, an einigen Terminen noch möglich. *ova

Bürgervereinigung Zeilsheim: In Neubaugebiet soll es Zisternen geben

ZEILSHEIM. Die Bürgervereinigung Zeilsheim für Umwelt und Naturschutz (BVZ) begrüßt den überarbeiteten Bebauungsplan für das Zeilsheimer Gebiet zwischen Welschgraben und Steinkopfweg. Was die BVZ besonders zufriedenstellt: Zwischen Graben und Bebauungsland soll ein 20 Meter breiter Grünstreifen angelegt werden.

Auf dem Areal soll auf je 400 Quadratmeter großen Grundstücken Platz für 55 Häuser geschaffen werden: 27 Reihen- und Doppelhäuser. Am nördlichen Rand des Gebietes sollen entlang der Hofheimer Straße zudem 28 Eigentumswohnungen hochgezogen werden.

Die vom Amt für kommunale Gesamtentwicklung vorgestellte Planung schließt sich nach Meinung der BVZ "relativ harmonisch an den Ortsrand an". Das Konzept der Stadt möchten die Zeilsheimer Umweltschützer allerdings in zwei Punkten ergänzen. Weil beim Bauen viel Fläche versiegelt wird, schlägt die BVZ einen "Ausgleich" vor: Jedes Haus sollte ihrer Ansicht nach eine Zisterne erhalten, aus der dann Gießwasser geschöpft werden kann. Überschüssiges Naß will die BVZ in den Welschgraben leiten. tos

Jahres-Delegiertentreffen Der Kreisschützentag bestätigte Vorstand

FRANKFURT A. M. Für weitere drei Jahre wurde Vorsitzender Erwin Wollrab (Schützenverein Schwanheim) beim gut besuchten Kreisschützentag im "Haus Dornbusch" zum Kreisschützenmeister des Schützenkreises 81 Frankfurt gewählt. Zur Jahrestagung kamen Delegierte aus 40 Vereinen (sie vertraten rund 3200 Mitglieder). Wollrabs Stellvertreter (und Referent Gewehr) blieb Peter Jürgen Bender vom Frankfurter Schützenkorps Oberforsthaus, das weitere Mitglieder im Kreisvorstand stellt: Die Kreisschatzmeisterin Christa Bender, den Schriftführer Alois Miksl und den Beauftragten für EDV-Anwendung, Peter Dick.

Gewählt wurden außerdem als Leiterin der Damen Ingrid Kappes ("Diana" Bergen-Enkheim), zum Sportleiter Hans Feigl (SV Sindlingen), zum Jugendleiter Uwe Axtmann (SV Nieder-Erlenbach) und zum Pressewart Günter Grübmeyer (SV Nieder-Eschbach).

Den neuen Vorstand ergänzen die Referenten: Bernhard Tretschk von der Frankfurter Sportschützengemeinschaft (Wurfscheiben), Martin Mück (1. Frankfurter Bogen-Sportclub) für das Bogenschießen sowie Klaus Texter, Pistolenreferent, von der Schützengesellschaft Hessen-Frankfurt.

Wahlleiter war der Vizepräsident des Hessischen Schützenverbandes, Klaus Seeger. Neben den Neuwahlen stand der Deutsche Schützentag in Frankfurt am ersten Maiwochenende 1994 auf der Tagesordnung. Vorbereitungen darauf (unter anderem Festzug) sollen bis nach der Kommunalwahl und dem Hessischen Schützentag in Wiesbaden (25. April) vorerst zurückgestellt werden. Dafür sprachen sich die Delegierten aus. dixi

MEINUNG UND BERICHT 3

Dschingis-Khan hat genug vom Politkram In der mongolischen Hauptstadt probieren 200 Rock-Gruppen die neuen Freiheiten aus

Draußen peitscht der sibirische Steppenwind über die vereisten Straßen der "kältesten Hauptstadt der Welt". Drinnen, in einem Nebenraum des Kunstmuseums, heizt Black Wolf, derzeit die heißeste Band Ulan-Bators, ihren Fans mit lautstarker Musik ein: Rock made in Mongolia.

Ulan-Bator, dieses aus Plattenbeton erbaute Zentrum eines Landes mit zwei Millionen Einwohnern und zwanzig Millionen Stück Vieh, hat nur 500 000 Einwohner, aber die stattliche Zahl von 200 Rockbands. Seit die Mongolei kein Satellitenstaat der Sowjetunion (oder Rußlands) mehr ist, seit es halbwegs freie Wahlen gibt, weicht der sozialistische Einheits-Kultur-Brei einem fröhlichen Chaos. Die jungen Nachfahren Dschingis-Khans wollen sich - Versorgungsmängel hin und zufrierende Heizungsrohre her - endlich richtig austoben.

"Vor der Wende verbot die Regierung unsere Aufführungen, weil wir auf englisch singen wollten", sagt die 20jährige Erneochir, das jüngste Band-Mitglied von Black Wolf. "Jetzt sind wir frei." Die Mongolin spielt in der Band die Yatga, eine Art asiatische Tisch-Zither. Die anderen Instrumente sind E-Gitarre, Baß, Schlagzeug und eine Morin-Huur, die zweisaitige mongolische Pferdekopf- Geige (jede Saite wird aus etwa 300 Haaren eines Pferdeschwanzes gedreht). Die Musik, irgendwo zwischen Folk-Rock und Ethno-Pop angesiedelt, klingt eigenwillig, laut und gut.

"Meine Eltern sind Schafzüchter und leben als Nomaden auf dem Land", sagt die Rockmusikerin. Vor kurzem saß ihr Vater abends in seiner Jurte, dem mongolischen Filzzelt, und hörte im Radio zum ersten Mal die Musik von Black Wolf. "Er ist stolz auf mich", sagt Erneochir, die sechs Jahre lang am staatlichen Musikkonservatorium studiert hat. "Unsere Vorbilder sind die Beatles, die BeeGees und Queen, aber wir wollen einen neuen Stil etablieren - Folk New Rock", sagt der 34jährige Lead- Sänger und Gitarrist Otgonbayar (wie die meisten Mongolen benutzt er nur einen Namen). Alle Songs, von der Band mit Unterstützung eines amerikanischen Freundes selbst geschrieben, seien zwar in englischer Sprache verfaßt. "Doch wir mischen den Rock mit klassischer mongolischer Musik", sagt Otgonbayar. Seinen Beruf - Tierarzt - hat er für die Karriere des Profimusikers aufgegeben.

Die Texte handeln von Liebe, vom Alltagsleben und von Gott, denn auch die Religion erlebt seit dem Ende der sowjetischen Quasi-Besatzung eine Renaissance. "We are born to live", "Great Mongolia", "Come to me, my sweet love" oder "We believe in God" heißen die beliebtesten Stücke. Das Publikum geht begeistert mit, auch wenn geeignete Aufführungsräume noch schwer zu finden sind. Beim jüngsten Konzert der schwarzen Wölfe waren alle 1315 Sitze des Kulturpalastes ausverkauft. "Die Leute tanzten einfach auf den Sitzen", sagt Otgonbayar.

Auf ihrer ersten Auslandstournee, beim japanischen Musikfestival "Musicquest 92", gewann Black Wolf den "Goldenen Preis". Inzwischen hat die Band einen Sponsor gefunden und scheint keine finanziellen Sorgen zu haben. Das unterscheidet sie vom Großteil der rund 200 Bands in Ulan-Bator, die oft nicht einmal eigene Musikinstrumente besitzen.

Nicht weit vom Probenraum der Black Wolf, im gegenüberliegenden Kulturpalast, trifft sich gerade die älteste Band der Mongolei zu einer Besprechung. Sie heißt Dschingis Khan, und seit sie 1971 von der damaligen kommunistischen Regierung ihre Musikinstrumente geschenkt bekam, hat sie sich zum bekanntesten Kulturexport der Mongolei gemausert. Von der staatlichen Kulturbürokratie sanktioniert und gefördert, durfte sie als einzige Band ihren mit klassischen Klängen gemischten Pop-Rock in nahezu allen Ländern des ehemaligen Ostblocks aufführen.

"Unsere Band wurde vor 21 Jahren gegründet. Vermutlich sind wir die älteste Rockband der Welt, die über so einen langen Zeitraum bis heute spielt", sagt Tsolmon, der 32jährige Schlagzeuger. Die heutigen Band-Mitglieder sind allerdings bereits die dritte Generation von Musikern, die unter dem Namen Dschingis Khan auftreten.

Seit auch die Mongolei ihre Perestroika erlebt hat, änderte sich das Repertoire der Band. "Früher mußten wir immer wieder Songs spielen, in denen die Partei verherrlicht wurde", sagt Tsolmon. Die Direktorin des Kulturpalastes, eine streng gekleidete Kaderfrau hinter einem riesigen Schreibtisch, beeilt sich, diese Bemerkung zu kommentieren: "Heute gibt es keine Regeln mehr. Und wir vom Kulturpalast versuchen jetzt, allen Bands zu helfen." Dschingis Khan jedenfalls hat genug von dem Politkram - auch wenn die Band noch immer von ihren guten Kontakten zur Partei profitiert - und singt nur noch über "Liebe, Natur und die Probleme Jugendlicher".

Sowohl Black Wolf als auch Dschingis Khan versuchen, den traditionellen "Höömii"-Gesang in ihre Musik zu integrieren, der für Laien am besten als eine Art Stimmband-Akrobatik zu beschreiben ist. Was in schneereichen Wintern seit Jahrhunderten in den Filzzelten der Nomaden ertönt, prasselt nun elektrisch verstärkt auf die Trommelfelle der Rockfans.

Schwieriger haben es die mongolischen Rocker dagegen auf der Suche nach modernen Inspirationsquellen. Ausländische Freunde in Ulan-Bator und zwei altertümliche Musikboxen in den Hotelbars der Stadt sind bislang die einzigen Fundorte für neue Musik. Doch auch das könnte sich bald ändern, denn per Satellit ist nun auch schon in der mongolischen Steppe MTV zu empfangen. Und in einem Punkt zumindest haben die Musiker schon Weltniveau erreicht: Drogen sind völlig out. "Wir haben das nur im Fernsehen gesehen", sagt ein Rocker von Black Wolf, "aber für uns kommt das nicht in Frage."

HENRIK BORK (Ulan Bator)

Polizei verlegt 670 Einsatzfahrzeuge

BOCKENHEIM. Die Polizei wird ihre Fahrzeuge von dem Gelände Ginnheimer Landstraße 40 abziehen. Zwar seien die Verhandlungen mit dem Land Hessen über einen Tausch des landeseigenen Grundstückes noch nicht abgeschlossen, berichtete der Stadtkämmerer in einem Bericht an den zuständigen Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend), doch sei nun eine grundsätzliche Einigung erzielt worden.

Der Ortsbeirat hatte sich im April 1992 dafür eingesetzt, im inneren Teil des Geländes familiengerechte Wohnungen und Wohnungen für Studenten errichtet zu lassen. Denkbar sei es, hatte der Beirat damals vorgeschlagen, "ruhiges Gewerbe" entlang der Ginnheimer Straße anzusiedeln.

Die Polizei hat gegen einen Umzug nichts einzuwenden. Im Gegenteil: Ihr ist es zu eng in Bockenheim. Auf dem Gelände des "Polizeikraftfahrdienstes", das ursprünglich für 170 Einsatzwagen geplant gewesen war, drängen sich heute 670 Fahrzeuge. mic

Braunfelsstraße soll zum Spielen einladen

KUHWALD. Auf dem Gehweg malen Kinder mit Farbe, Bälle jagen über Tischtennisplatten, und Federbälle fliegen durch die Luft. Dies könnte sich, meint der Ortsbeirat 2, künftig auf dem westlichen Ende der Braunfelsstraße abspielen. Auf Antrag der SPD beschloß das Gremium einstimmig: Der Fußgängerbereich, der sich an die Straße zwischen Scherbiusstraße und Parrotweg anschließt, soll in eine Spielfläche umgebaut werden.

Für Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren gebe es keine Spielfläche im Kuhwald, begründete Günther Pleier (SPD). Durch den Umbau würden die Autos nicht behindert.

Jenseits der vorhandenen Absperrpfosten zur Braunfelsstraße sollen, fordert der Beirat zwei Tischtennisplatten. Außer einem Spielfeld für Federball und einem Malfeld sind außerdem zwei Tische mit Bänken vorgesehen. mic

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV

WIRTSCHAFT 13

"Lehrern fehlt Mut"

Zu unserem Bericht "Kindern droht Odyssee durch Schulen" in der Stadtteil-Rundschau Nord vom 11. Februar, in dem eine Elterninitiative des integrativen Kindergartens der evangelischen Cantate Domino-Gemeinde (Nordweststadt) eine gemeinsame Klasse für ihre behinderten und nichtbehinderten Kinder fordert, schrieben uns Bianca und Frank Gau aus der Aßlarer Straße 6, 6000 Frankfurt am Main 50, folgenden Leserbrief:

Der in dem Bericht beschriebene Verlust der Elternarbeit ist nur der eine Teil. Auch erwähnt werden sollte, weil dies um ein vielfaches relevanter ist, die Situation des betroffenen Kindes. Vor vier Jahren gab es für unseren behinderten Sohn in nur vier Kindergärten im Stadtgebiet die Möglichkeit einer Aufnahme. Eigentlich war es eher ein Zufall, daß wir für ihn einen Platz in dem sehr wohnortnahmen, integrativen Kindergarten der evangelischen Gemeinde Cantate Domino bekamen. In den nunmehr vier Jahren sehr erfolgreicher Integration, die nur dann Sinn macht, wenn sie jetzt auch fortgesetzt wird, sind auch für unseren Sohn Bindungen zu den Kindern und deren Eltern entstanden. Ein Gefühl der Sicherheit gibt ihm aber auch die vertraute Umgebung, die durch die unmittelbare Nähe des gewohnten Kindergartens zu der Schule entsteht und die mehrjährige Erfahrugn von bestimmten, immer wiederkehrenden Abläufen.

So erlebte er jedes Jahr im Kindergarten, daß die großen Kinder auf eine Freizeit fuhren, Schultüten bastelten, verabschiedet wurde. Er begleitete sie am ersten Schultag in den Gottesdienst der Gemeinde und zur Einschulungsfeier in der Römerstadtschule. Dieses Jahr geht er selbst auf Freizeit, macht an einem Tag einen Kennenlernbesuch in einer integrativen Klasse der Römerstadtschule, bastelt eine der typischen dreieckigen Schultüten, wird verabschiedet und erwartet ganz natürlich die Einschulungsfeier mit allen Freunden und Bezugspersonen in der Römerstadtschule!

Wie sollten wir ihm, der aus aufgrund seiner Behinderung nicht verstehen wird, erklären, daß er eine andere Schule, weit weg von allem was ihm vertraut ist, besuchen soll? Gerade für behinderte Kinder ist die Sicherheit von Gewohntem existenziell.

Die nach dem Gesetz vorgesehene Integration an der für den Wohnort zuständigen Grundschule, die nur etwa einen Kilometer näher ist als die Römerstadtschule, wird nur dann stattfinden, wenn wir Eltern unser Recht entsprechend geltend machen. Den Lehrern dort fehlt der Mut, die Erfahrung und vor allem: Ihnen fehlt die Unterstützung von staatlicher Seite!

Alle anderen Grundschulen, die einer Aufnahme eventuell positiver gegenüberstehen, müßten unseren Sohn als orts- und beziehungsfremdes Kind aufnehmen. Hier, wie auch bei den Sonderschulen, müßten unter anderem auch unverhältnismäßig lange Wegzeiten einem Kind zugemutet werden, welches aufgrund der notwenigen Therapien ohnehin wenig Zeit hat, Kind zu sein.

Deshalb - und nicht nur wegen der bereits investierten Elternarbeit - fordern wir die Einschulung unseres Sohnes mit allen anderen Kindern aus dem Kindergarten Cantate Domino an der Römerstadtschule.

Wir erwarten deshalb von den zuständigen Stellen, daß der Schule alle sachlichen und personellen Mittel zur Verfügung gestellt werden, um unsere Forderung ermöglichen.

Männerchor sucht Sängernachwuchs

BOCKENHEIM. 26 Auftritte hat der Bockenheimer Männerchor 1837 im vergangenen Jahr absolviert und dabei zweimal auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt zugunsten des Vereins krebskranker Kinder gesungen. Bei seiner Jahreshauptversammlung zog der Männerchor eine positive Jahresbilanz und informierte über Pläne in den kommenden Monaten.

"Besonders freuen wir uns auf eine Chorreise vom 20. zum 23. Mai. Da geht es an den Bodensee, und wir singen in der Kloserkirche Braunau und auf der Insel Mainau", berichtet Schriftführerin Ulrike Ochs. Insgesamt zählt der Verein 77 fördernde und 28 aktive Mitglieder. Die Sänger werden bereits seit 23 Jahren von Musikdirektor Ernst A. Voigt betreut.

Probleme hat der Männerchor mit dem Sängernachwuchs, es fehlt ihm an jungen Mitgliedern. "Das bereitet uns noch etwas Sorgen", sagt Ulrike Ochs. Der Verein versuchte diesen Mangel bislang auf seine Weise zu lösen: Seit 1985 singen im Bockenheimer Männerchor auch Frauen mit, um den ersten und zweiten Tenor zu unterstützen. "Trotzdem sind wir kein gemischter Chor, sondern gerade von der Auswahl der Lieder her ein Männerchor", betont die Schriftführerin. jan

Blaues Wunder Oder: Grüner Punkt, gelber Sack

Seit das Duale System Deutschland die Siedlung, in der ich lebe, fast vollständig erfaßt hat, beginnt mir zu dämmern, was am Grünen Punkt der springende ist: es handelt sich offensichtlich um die flächendeckende Umverteilung öffentlicher Endlager auf private Zwischenlager - und zwar in meiner Küche und mittels des Gelben Sacks. Das Prinzip ist von hintergründiger Schlichtheit und mit einem Dreisatz aus der Farbenlehre zu beschreiben: grüner Punkt, gelber Sack, blaues Wunder.

Besagter Sack lag eines Morgens in Gestalt einer kompakten, kiloschweren Plastikrolle vor meiner Haustür und ließ mich im ersten Augenblick an einen Akt illegaler Abfallbeseitigung durch übelwollende Nachbarn glauben. Zurück in der Wohnung entwickelte sich das Paket zwischen Flur, Eßzimmer und Terrassentür zu einer meterlangen, zartgelben Folienbahn aus achtzehn zusammenhängenden Supertüten, die sich per Aufdruck als zukunftsweisendes Entsorgungskonzept zu erkennen gaben und mich über meine Aufgaben als recyclingbewußten Haushalt belehrten: ab sofort würde jeder Sack meinen Schaumstoff-, Dämmstoff-, Kunst- und Verbundstoff unmittelbar in Wertstoff rückverwandeln, korrekte Füllung vorausgesetzt und Abholung alle vier Wochen. Und zwischenzeitlich?

Zwischenzeitlich habe ich ein Deponieproblem. Der lichte Raum in meiner Küche mißt zwischen Kühlschrank und Kochherd gerade mal Einszwanzig, zwischen Spüle und Rotweinregal ist auch kaum Platz. So ein Sack, wenn wohlgefüllt, wiegt zwar nicht viel, übertrifft einen herkömmlichen Kartoffelsack aus Jute statt Plastik aber um ein Beträchtliches an Volumen und steht in modernen Einbauküchen mithin ziemlich im Weg. Halbgefüllt steht er nicht, sondern liegt schlaff herum.

Natürlich habe ich, weisungsgemäß und nach Verzehr, die Becher meines Lieblingsjoghurts und meiner Diätmargarine vor Versackung ausgespült. Nur besitzen Milchprodukte und Pflanzenfette die Fähigkeit, auch aus mikroskopischen Rückständen noch ein körniges, linksdrehendes Aroma zu entfalten und einen günstigen Nährboden für Pilze, Hefen und weiß Gott welche Organismen abzugeben. In küchenwarmer Umgebung entwickelt sich der Gelbe Sack binnen kurzem zum schützenswerten Biotop.

Wegen dieser noch im letzten Winkel der Wohnung wahrnehmbaren Tatsache bunkerte ein Bekannter seinen ersten gelben Sack auf dem Balkon - im vierten Stock. Bis er Tage später auf halber Strecke zwischen Glascontainer und Straßenbahnhaltestelle auf verstreute Spuren der Rest- und Wertstoffe vom letzten Kinderfest stieß. Der Blick zurück nach oben wies auf dem Balkon just dort eine leere Stelle aus, wo der Sack hätte stehen sollen. Offensichtlich wurden hier die Fortschritte der globalen Klimaverschiebung und die Hub- und Tragkraft des letzten Orkantiefs über dem Rhein- Main-Gebiet unterschätzt.

Wenn also zur Binnenlagerung im Haus gezwungen, so bin ich doch angesichts der gegenwärtigen Quadratmetermietpreise nicht bereit, dem dualen Sack die Gästetoilette oder meine Dunkelkammer abzutreten und geruchsdicht zu versiegeln. Statt dessen experimentierte ich jetzt, bei überwiegender Füllung mit kleinteiligen Styroporfragmenten und gut geknülltem Schokoladenpapier, mit einer Beigabe von Rosenöl oder einer Handvoll Lavendelblüte und arrangiere jeweils drei oder vier Gelbe Säcke als attraktive Sitzgruppe im Wohnzimmer. Denn die Ära des Nobeldesigns der 80er Jahre ist unwiderruflich abgesagt und das Nulldesign aus dem Wiederverwertungskreislauf scheint mir ganz gut in die rezessionsbestimmte Zeitgeistlandschaft zu passen. Also - bei Grünem Punkt und Gelbem Sack nicht rotsehen und nicht schwarzärgern, sondern aus der Not eine Tugend gemacht. Denn bezahlen müssen wir für das Duale System so oder so. MANFRED E. SCHUCHMANN

Kirche und das liebe Geld Bornheimer Dekanat diskutierte das brisante Thema

BORNHEIM. Ein umstrittenes Thema hatten sich die evangelischen Christen aus dem Dekanat Bornheim vorgenommen, die sich zu einem nachmittäglichen Seminar im Gemeindehaus der Johannisgemeinde trafen. Über Glaube, Kirche und Geld wollten sie auf ihrem DekanatsGemeindenachmittag diskutieren. Dazu hatten sie sich mit Doris Peschke, der Beauftragten für den kirchlichen Entwicklungsdienst der Landeskirche Hessen-Nassau, eine kundige Referentin eingeladen.

Frau Peschke registrierte das gestiegene Interesse an der Frage, wie eine "reiche Kirche" mit ihrem Geld umgehe. Seit der Diskussion um die Südafrika-Sanktionen vor fünf Jahren wachse die Zahl der Seminare und Tagungen zu diesem Thema. Auch außerhalb der Kirche sei die Idee des "Ethik-Investment" präsent, wenn das Interesse derzeit auch wegen der wirtschaftlichen Lage abflaue.

Die Kirche, betonte die Referentin, müsse sich Gedanken um die Zukunft ihrer Finanzen machen. Dabei sei auch die Frage erlaubt, ob die Kirche zu viel Geld einnehme. "Die Kirche muß sich fragen, ob ihre Ausgabeprioritäten noch stimmen." Sie müsse sich überlegen, was ihren Wert ausmache und sich auf diese Aufgaben konzentrieren. "Ob es beispielsweise notwendig ist, daß wir die Zahl unserer Kindergärten halten, scheint mir dabei zweifelhaft", meinte Doris Peschke.

Kritisch sollten die Kirchen wie auch jeder einzelne Christ zudem ihre Zinserträge hinterfragen. Die Gewinne stammten oft aus Projekten, "die uns gar nicht so lieb sind", sagte die Referentin.

Nach der Begrüßung durch Bornheims Dekan Jochen Gollin setzten sich die schätzungsweise 30 Teilnehmer des Seminars in vier Kleingruppen zusammen. Durch eine Meditation über den Hundertmarkschein wurde der Einstieg in die Thematik erleichtert. Schwierig erschien es, das Verhältnis des einzelnen zu Geld und Gott zu klären.

Auch die Beziehung der Kirche zum Geld erwies sich als problematisch. "Einerseits ist die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau eine reiche Kirche", erläuterte Dekan Gollin, "andererseits ist es eine alte Überzeugung, daß der Kirchenbesitz im Besitz der Armen ist." Das werde zu leicht vergessen.

In den Diskussionen der Kleingruppen und beim Gespräch im Plenum kristallisierten sich zwei Fragen heraus. Zum einen wurde angefragt, ob das derzeitige Kirchensteuersystem nicht langfristig durch eine andere Beitragszahlung ersetzt werden solle. Zweitens erschien es den Gesprächsteilnehmern wichtig, das Handeln der Kirche so zu bestimmen, daß sie für die Armen dasein könne.

Eine Andacht in der Johanniskirche, in der Dekan Jochen Gollin über den radikalen Armen Franz von Assisi predigte, schloß den Nachmittag ab. Jochen Gollin zog ein positives Fazit der Veranstaltung. Es hätten sich evangelische Christen aus verschiedenen Teilen des Dekanates zu einem konstruktiven Gespräch getroffen. "Sicherlich sind wir mit einer Menge offener Fragen auseinandergegangen. Aber ich finde es gut, wenn sich solche Unruhemomente bilden, an denen wir unser Handeln überprüfen können."

Die Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg werde in Zukunft wichtiger. "Nicht nur wegen der sinkenden Zahlen der Kirchgänger, sondern auch, damit die Christen in der Gesellschaft glaubwürdig sind." Auch im nächsten Jahr soll es wieder einen Dekanats- Gemeindenachmittag geben. Ein gemeinsamer Dekanatsgottesdienst, für den die einzelnen Gemeinden ihren Gottesdienst ausfallen lassen, ist am Himmelfahrtstag auf dem Lohrberg vorgesehen. mab

Über die Selbstlosen Von Dieter Höss

Sie sind immer nur für die anderen da. Sie setzen sich für sie ein, schuften sich für sie ab, opfern sich für sie auf.

Ob im Haus ein Wasserhahn tropft oder ob ein Kind sich über seinen Schulaufgaben verkopft, ob ein Motor spuckt oder ob es in einer Beziehungskiste rappelt - stets sind sie mit Rat und Tat zur Stelle, immer sind sie bereit einzuspringen, auszuhelfen, beizustehen.

Bei geistigen Lücken ersetzen sie jedes Wörterbuch, jedes Lexikon. Bei praktischen Mängeln ersparen sie die Axt im Haus. Sie können nicht nur so gut wie alles. Sie tun es auch, und besser als alle anderen.

Wenn sie einmal beschlossen haben, etwas für andere in die Hand zu nehmen, lassen sie sonst keinen mehr zum Zuge kommen, nicht einmal denjenigen, der eigentlich am Zuge ist. Wenn sie erst einmal richtig in Fahrt geraten, kennen sie in ihrer Hilfs- und Auskunftsbereitschaft so schnell keinen Bahnhof mehr.

Wenn man ihnen eine winzig kleine Reparatur anvertraut, nehmen sie sofort das ganze Haus auseinander - natürlich nur, um es danach um so schöner und besser wieder aufzubauen. Wenn man sie völlig harmlos nach einem Namen, Ort oder Datum fragt, fangen sie mit ihrer Antwort bei Adam und Eva an und hören, selbst wenn ihnen längst keiner mehr zuhört, nicht wieder auf.

Ihre Hilfe wird zur Last, ihre Ratschläge werden zur Belästigung. Aus den Heinzelmännchen wird ein bedrohlicher Riese, ein überlebensgroßer Deus ex machina. Aus dem Wunschtraum vom hilfreichen Engel wird der Alptraum vom ewigen Helfer ohne Not, der dem Motto folgt: Ich bin die Lösung - wo ist das Problem?

Manch einer wäre am Ende schon lieber weiter unter einem schiefen Bild gemütlich auf dem Sofa gesessen, als sich der unendlichen Klopf- und Hämmerwut eines solchen guten Geistes auszusetzen. Manch einer hätte von Anfang an in der Schule besser auf sein ausreichend in Mathematik verzichtet, als sich daheim durch solch einen unermüdlichen Not- und Nachhelfer mit immer neuen Gleichungen aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen.

Es hilft nichts. Einmal gerufen, wird man sie nicht mehr los. Und oft braucht man sie noch nicht einmal zu rufen. Oft drängen sie sich und ihre Hilfe erbarmungslos auf.

In all ihrer Selbstlosigkeit sind sie in Wirklichkeit nämlich die größten Egoisten. Egozentriker sind sie allemal. Ihr ganzes Denken kreist nur darum, was sie und nur sie für andere tun können, wie sie, mit einem Wort, unentbehrlich werden können.

Daß sie soviel unentbehrlicher als andere auch nicht sind, wollen sie nicht wahrhaben. Daß die das eine oder andere vielleicht genauso und genausogut selber tun könnten, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Sie wären nicht sie selber und sie selber wären nichts, wenn da nicht die anderen wären. Die, für die sie da sein dürfen. Selbst wenn die sie manchmal zum Teufel wünschen. DIETER HÖSS

Der vergessene Steinlöwe Das Stadtgeschichte-Institut soll Historie darstellen

FRANKFURT A. M. Die Frage nach dem Hessendenkmal können in Frankfurt erstaunlich viele Leute beantworten: "Nehmen Sie den 30er-Bus, der hält da." Doch bei allen weiteren Informationen wird es schwierig. Wer etwas über die Bedeutung des Denkmals wissen will - auf einem Sockel mit lateinischer Inschrift liegt unter einem Schild begraben ein melancholisch dreinschauender Löwe (genaugenommen die Trophäe eines Löwenfells) - erntet bei den meisten nur ein Achselzucken. "Irgend was mit den Franzosen", mutmaßt eine Spaziergängerin.

Auf seine Art und Weise ist dieses Monument ein Phänomen: In einer sonst so kunst- und kulturbeflissenen Stadt wie Frankfurt ist nicht nur die Bedeutung der Skulptur in Vergessenheit geraten, sondern auch völlig untergegangen, daß das Hessendenkmal dieser Tage seinen 200. Jahrestag feiert.

Anno 1793 stiftete König Friedrich-Wilhelm II. von Preußen der freien Reichsstadt das Denkmal, das den "siegenden Hessen" gewidmet war, die gemeinsam mit den preußischen Truppen durch das Friedberger Tor gestürmt waren und die französischen Besatzer vertrieben hatten. In dem Denkmal wurden die siegreichen Toten zum Opfer für die nationale Sache veredelt. Aber wollte der König, die gefallenen Soldaten vorschiebend, "sich nicht nur selbst feiern?" Und überhaupt: "Was hatten die Frankfurter damit zu tun?" Fragen, die der frühere Ortsvorsteher des Nordends, Rainer Prewo, in seiner Reflexion über das Denkmal aufgeworfen hat.

Viel anfangen konnten die Frankfurter also mit diesem Geschenk nicht, ablehnen indes konnte man die Stiftung auch nicht. Gab es doch ohnehin Stimmen, die den freistädtischen Frankfurtern mangelnde nationale Gesinnung, gar heimliche Sympathie mit den Franzosen unterstellten. Zwar sei man froh gewesen, schreibt Prewo in seinen Überlegungen, die "lästige Besatzung" los zu sein, aber der nationalen Koalition hatte sich Frankfurt nicht anschließen wollen. Statt dessen ließen die Stadtväter dem Pariser Konvent ausrichten, wie gut die verwundeten Franzosen in den Privathäusern gepflegt würden . . .

Eine Würdigung des Hessendenkmals kam bei dieser Politik gegenüber den Franzosen natürlich nicht in Frage. Andererseits störte das Monument niemanden: Schließlich lag es draußen vor dem Tor, fast "exterritorial". Das Denkmal wurde konsequent ignoriert - von den Frankfurtern, von den französischen Besatzungstruppen, selbst die Nationalsozialisten konnten damit nichts anfangen. "Das Hessendenkmal: letztlich ein Denkmal des Frankfurter Pragmatismus? Ein Nationalmonument, das sich in seinen kalkulierten Verbiegungen ironisch auf sich selbst bezieht? Ein Mahnmal der Vergeblichkeit gutgemeinter Denkmalpolitik?", schlägt Prewo einige Interpretationsmöglichkeiten vor. Ein Denkmal, das nur mit der Geschichte seiner Vernachlässigung zu verstehen sei - "eine selten paradoxe Konfiguration".

Der Ortsbeirat 3 hat sich jetzt daran gemacht, dieser Geschichte der Vernachlässigung - selbst als das Denkmal 1971 verschoben wurde, weil es beim Ausbau der Friedberger Landstraße im Weg war, störte das niemanden - ein Ende zu bereiten.

Die Stadtteilpolitiker wollen für diesen vergessenen Steinlöwen eine Lanze brechen und haben zunächst dafür gesorgt, daß zu den Attributen "ungewollt" und "unbeachtet" nicht auch noch ein "ungepflegt" hinzukommt.

Auf Anregung des Ortsbeirates wurden die vier Inschriften wieder lesbar gemacht und das Denkmal gereinigt. Weiterhin wurde das Institut für Stadtgeschichte damit beauftragt, eine verständliche Darstellung der Geschichte des Hessendenkmals herauszubringen. *rea

Zu den Berggorillas in Uganda, den Walen an der Baja California, in die Regenwälder auf Borneo und die Naturschutzgebiete und Wüsten Mauretaniens führen außergewöhnliche Expeditionen und Reisen, die der Spezialveranstalter DUMA, Alter Celler Weg 4, 3101 Höfer, Tel. 0 51 45 / 67 80, aufgelegt hat. Die Reisen sind laut Katalog so konzipiert, daß "größtmögliche Rücksicht auf die Natur und die Bewohner der bereisten Länder" genommen wird. Gereist wird in kleinen Gruppen, übernachtet in Hotels oder Zeltcamps. Neben den allgmeinen Naturreisen werden auch ornithologische Reisen nach Mauretanien, Uganda, Madagaskar, Brasilien, Venezuela und Südmalawi durchgeführt. FR

Mit 54 Burgen und Schlössern führen Deutschlands Schloßbesitzer die Liste der 1961 gegründeten Hotelkooperation "Gast im Schloß" an, in der mittlerweile 72 Häuser in sieben europäischen Ländern vereinigt sind. Unter den neuen Mitgliedern sind sieben Schloßhotels in Frankreich sowie drei in Italien. Auch in den ostdeutschen Bundesländern wird Gastlichkeit in historischen Gemäuern geboten: Schloß Eckberg in Dresden gehört neuerdings der Hotelkette an. Die Schlösser Reinhardsbrunn in Friedrichsroda, Blücher am Müritzsee, Lübbenau im Spreewald, Cecilienhof in Potsdam und Vanselow im gleichnamigen Ort wurden als sogenannte "Patenhotels" in die Vereinigung aufgenommen. Die Aktivitäten der Hotelgruppe konzentrierten sich im vergangenen Jahr vor allem auf die Schaffung der europäischen Kooperation "European Castle Hotels & Restaurants" mit folgenden Partnern: Schloßhotels & Herrenhäuser in Österreich und Südtirol (37 Burg- und Schloßhotels), Les Hotels Particuliers, Frankreich (sechs Unterkünfte in Schlössern und Klöstern), spanische Paradores (27 Hotels in historischen Gebäuden), Camille Oostwegel in den Niederlanden (drei Schloßhotels) sowie Pousadas Portugal mit sieben Hotels und zwei Restaurants. Die 154 Nobelherbergen sind über eine Reservierungszentrale in Mannheim buchbar. Hotelführer und Europakarte, in denen alle Häuser aufgeführt sind, sowie Informationen bei: Gast im Schloß, Postfach 12 06 20, 6800 Mannheim 1, Tel. 06 21 / 12 66 20. FR

Zwei neue Clubanlagen für Wassersportler offeriert Sunsail, Europas größtes Yachtunternehmen, im kommenden Sommer: Club Perili in der Bucht von Datca (Türkei) und Club Kefalos auf der griechischen Insel Kos. Neben Cluburlaub organisiert der Veranstalter auch Segeltörns im Mittelmeer, der Karibik und der Andamanischen See (Ausgangspunkt ist die Insel Phuket). Das Charterangebot umfaßt voll ausgerüstete Yachten von acht bis 16 Meter Länge. Die Boote im Mittelmeer sind mit Fäkalientanks ausgestattet, bei den Yachten in der Karibik, den Bahamas und in Thailand gehören Beiboote mit Außenborder zur Standardausrüstung. Kataloge bei: Kuhnle-Tours, Nagelstr. 4, 7000 Stuttgart 10, Tel. 07 11 / 16 48 40. FR

Kurzurlaub in Reykjavik mit Flug und drei Übernachtungen ab 695 Mark bietet Icelandair noch bis zum 27. Mai an. Eine Woche Island inklusive Flug, Übernachtung und Frühstück kann man ex Hamburg und Frankfurt a. M. im Frühling und Herbst schon ab 1395 Mark buchen. Informationen im Reisebüro oder bei Icelandair, Roßmarkt 10, 6000 Frankfurt a. M., Tel. 069 / 29 99 78. FR

Genußtouren verspricht der Radreiseveranstalter AmphiTrek, Eichenstr. 19, 7182 Gerabronn, Tel. 0 79 52 / 64 42. Naturfreunden im Sommerkatalog '93. Geradelt wird europaweit in kleinen Gruppen oder individuell durch reizvolle Landschaften von Finnland bis Malta; übernachtet wird in Hotels oder auf komfortablen Campingplätzen. FR

Feuerwehr-Museum auf "Maurice Rose"

FRANKFURT A. M. Auf dem ehemaligen Hubschrauber-Flugplatz "Maurice Rose" bei Bonames hat der im Mai letzten Jahres gegründete Feuerwehr-Museumsverein Rhein-Main seine künftige Heimstatt. Dies erklärte der Vorsitzende Gerhard Faller während der ersten, gut besuchten Jahreshauptversammlung im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Berkersheim. Der Verein mietete für seine Arbeit auf dem Areal eine 300 Quadratmeter große Halle. Arbeitsdienst ist in nächster Zeit angesagt, aber auch verstärkte Werbung für den Verein.

Er hat sich den Erwerb, die Restaurierung und Erhaltung von Feuerwehrgeräten, -fahrzeugen, - ausrüstungsgegenständen, -schriften und Dokumenten zur Aufgabe gestellt. "Dazu brauchen wir viele Mitglieder und Gönner", so Faller, "denn uns fehlt vor allem Geld."

Es können auch Patenschaften für restaurierte Oldtimer angemeldet werden. Um das Notwendigste zur Renovierung der Halle anzuschaffen und die Miete sicherzustellen, machten aktive Mitglieder erst einmal eine Spendeneinlage in die Vereinskasse.

Derzeit wird auch eine Pfingstfahrt nach Ungarn vorbereitet. Dort ist ein Oldtimertreffen mit Teilnehmern aus ganz Europa. Faller nannte weitere Vorhaben: Am 5. Juni gibt es ein Treffen in Großostheim; am 20. Juni steht der Besuch des Feuerwehrjubiläums in Lämmerspiel auf dem Programm; am 26. Juni geht es zum Museumsfest nach Fulda; am 3. Juli reist eine Vereinsdelegation nach Bleidenstadt zum Jubiläum der dortigen Feuerwehr.

Auf der Tagesordnung stand noch die Nachwahl eines Archivars. Einstimmig gewählt wurde Günter Dillenburger. Damit ist der Vortand jetzt - gewählt für drei Jahre - komplett. dixi

Heute zur Lesung mit Herta Müller

Ungeachtet aller Kritik: Herta Müller hätte zu diesem Zeitpunkt überhaupt kein anderes Buch als "Der Fuchs war damals schon der Jäger", mit dem sie zumindest literarisch nach Rumänien zurückgekehrt ist, schreiben können. Obwohl sie 1987, als sie das Land ihrer Herkunft verließ, bekundet hatte, daß es als Schreibstoff abgeschlossen sei. Eine Schutzhaltung. Denn die Autorin wußte bei ihrer Ausreise, daß sie das Rumänien Nicolae Ceausescus nicht mehr werde betreten dürfen.

Nach dessen Sturz konnte Rumänien wieder zu literarischem Stoff für sie werden. In ihrem (übrigens ersten) Roman hat Herta Müller nun also "die Innenseite des totalitären Systems mit den Mitteln der Sprache erkundet". Außerdem sei es doch die Aufgabe des Schriftstellers, Existenz zu beschreiben: "Existenz zu beschreiben, heißt in meinem Fall, eine Diktatur zu beschreiben. So einfach ist es im Grunde genommen", sagt Müller. Und sie hat Worte für darin allgegenwärtige Bedrohung, die Angst, die Ausweglosigkeit gefunden. Heute um 20 Uhr liest Herta Müller in der Karl-Marx- Buchhandlung aus ihrem Roman. San

Menschen im Stadtteil: Hans Betz, Ortsvorsteher im Ortsbeirat 10, hört auf "Ich hab' die Bürger ernstgenommen"

FRANKFURT-NORD. Die Schlagzeile in der "Bild" vor knapp zwei Jahren verdeutlichte erneut, wie geschmacklos einige Journalisten mit Politikern umgehen. "Der blinde Ortsvorsteher", stand da in dicken Lettern. Gemeint war Hans Betz, der 1990 einen Herzinfarkt erlitten und kurzzeitig das Sehvermögen eingebüßt hatte. "Das tat damals ganz schön weh", sagt er rückblickend.

Um so verwunderlicher war es, daß er bis zum Ende der Wahlperiode durchhielt und jede Sitzung des Ortsbeirates 10 in seiner unnachahmlichen Art eröffnete. Heute erkennt er ("jeden Tag muß ich Tabletten nehmen"), daß er seiner Gesundheit geschadet hat. Doch schnell erklärt er dieses "unvernünftige Verhalten": "Ich habe die Arbeit einfach geliebt; mir hat es immer viel Spaß gemacht."

Den Weg zur Politik fand der 1930 in Bornheim Geborene schon früh. Über die Pfadfinder in Rödelheim kam er 1962 zu den Sozialdemokraten. Dort avancierte der gelernte Postler (er war auch Arbeitsschutzbeauftragter) vom einfachen Mitglied 1972 zum Schriftführer im ersten konstituierten Ortsbeirat. Später war er stellvertretender Ortsvorsteher (auch, als die CDU regierte) und ab 1984 "Chef".

Der seit 1989 pensonierte Beamte wurde in den letzten acht Jahren auch von seinen politischen Gegnern geachtet. Denn stets verstand er es, die Fraktionen bei wichtigen Themen zusammenzuführen. Zufall, daß er nach seiner "Karriere" als Rechtsaußen bei der Viktoria Preußen Schiedsrichter war? Kaum. Wer ihn bei einer Sitzung erlebt hat, weiß, daß er das Talent besitzt, Ruhe in den Saal zu bringen - oft humorvoll. Sein Hauptinteresse, so nennt er diese Arbeit unprätentiös, sei immer gewesen, Bürger zu vertreten.

Das klingt glaubwürdig aus dem Mund eines Mannes, der trotz der ehrenamtlichen Tätigkeit, die viel Zeit verschlang, vier Kinder großgezogen hat: "Meine Familie, besonders meine Frau, haben unter der politischen Arbeit gelitten, aber sie haben mich trotzdem immer unterstützt." Politik war eben mehr als ein Hobby für ihn.

Unvernünftig sei er sicher gewesen, nach zwei Herzinfarkten weiterzumachen, sagt er heute. Dabei macht Hans Betz (Sternzeichen Löwe) einen frischen, lebenslustigen Eindruck. Seine Hobbys sind ungewöhnlich: Sein Haus in Eckenheim (dort lebt er seit über 40 Jahren) ist überall mit Teppichen ausgelegt, die er selbst geknüpft hat. Er puzzelt gerne, spielt Rommée, geht mit dem Hund spazieren. Am liebsten würde er die Modelleisenbahn, die im Keller liegt, aufbauen und auf zwei Etagen ausdehnen.

Nein, Langeweile kennt Hans Betz nicht. Ein bißchen Streß muß es wohl immer geben. So läßt er es sich nicht nehmen, beim Umbau des Hauses, daß er vom Schwiegervater übernommen hat, mitzuhelfen und seine Ideen einzubringen, zumal dort ein Büro für ihn eingerichtet wird. Den Ortsbeirat verläßt er zwar, doch künftig wird er in seiner Funktion als Ortsgerichtsvorsteher und Vorstandsmitglied der Eckenheimer SPD weiter am politischen und gesellschaftlichen Leben im Frankfurter Norden teilnehmen.

Das war nicht immer einfach, hat er doch in den acht Jahren seiner Tätigkeit als Ortsvorsteher auch die Schattenseiten dieses "Hobbys" kennengelernt. Bonameser Bürger, die sich durch den Hubschrauberlärm der US- Amerikaner auf "Maurice Rose" gestört fühlten, riefen mitten in der Nacht an; wegen des Baugebietes Bonames-Ost war er gar Zielscheibe für Drohungen, die er jedoch nie ernstgenommen habe. Dennoch hat er sich, um vor allem das Privatleben seiner Familie zu schützen, eine Geheimnummer geben lassen.

Anfangs habe ihn das schon geschmerzt, wenn Bürger ihn in einer Sitzung angingen, erzählt er. Doch mit der Zeit sei er ruhiger geworden, zumal viele sich nach einer erhitzten Debatte bei ihm entschuldigt hätten. Da schimmert die Diplomatie des Schiedsrichters wieder durch.

Seit Bestehen der Ortsbeiräte hat Betz mit einer Ausnahme alle 16 Gremien besucht, um zu erfahren, wie dort gearbeitet wird. Kein Wunder, daß sein Bekanntheitsgrad enorm ist, besonders im Norden. Aber Dank, den möchte er nicht erhalten, sagt Betz. Für ihn sei es der größte Erfolg, wenn er so gut wie möglich helfen konnte. Am 4. Mai wird er zum letzten Mal die Tischglocke ergreifen und die konstituierende Sitzung des neuen Ortsbeirates eröffnen.

Dann wird er von den Fraktionen offiziell verabschiedet. Doch so mancher Bürger wird danach zu ihm kommen und fragen: "Können Sie mir helfen?" Gewiß ist, daß er Antwort erhalten wird. JÜRGEN OTTEN

LOKALE SPORTRUNDSCHAU

Café Rosa L. ist wieder geöffnet "Falken"-Treff im Ostend

OSTEND. Die Kündigung des pädagogischen Mitarbeiters brachte die Jugendarbeit im Café Rosa L. im November 1992 zum Erliegen. Doch seit dem 1. März ist der Jugendtreff in der Windeckstraße 62 wieder regelmäßig geöffnet. Auf Experimente in der Programmgestaltung wird sich Reinhard Becker zunächst nicht einlassen. Der neue pädagogische Mitarbeiter, seit dem 15. Januar im Amt, setzt in seinem Konzept auf Bewährtes.

Neu ist lediglich, daß das Café Rosa L. jetzt viermal anstatt vormals dreimal die Woche geöffnet ist: montags von 18 bis 22 Uhr, dienstags von 16 bis 22 Uhr, mittwochs von 11 bis 15 Uhr und donnerstags von 16 Uhr bis zum Ende der jeweiligen Abendveranstaltung.

Weiterhin wird es in den Kellerräumen Angebote wie Live-Musik, Auftritte von Kabarettgruppen, Theateraufführungen und Filmvorführungen geben. Am Donnerstag, 18. März, tritt die Band "Third Man Lost" um 20 Uhr auf. Eine Woche später, am 25. März, wird die amerikanische Komödie "Einstein Junior" gezeigt. Die Filmvorführung beginnt um 19.30 Uhr.

Und am Montag, 29. März, wird ein Referent der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstverweigerer" über die Möglichkeiten der Wehrdienstverweigerung informieren. Die Diskussionsveranstaltung beginnt um 19 Uhr.

"Wir wollen politische Jugendarbeit leisten", erklärte der Pädagoge anläßlich einer Pressekonferenz. Das Café soll jedoch nicht nur für politisch organisierte Jugendliche offen sein. "Ich hoffe, daß künftig viele junge Leute kommen, die im Stadtteil einen nicht-kommerziellen Treffpunkt suchen", so Becker. Stärker als sein Vorgänger will der Soziologe an Schulen und in Ausbildungsstätten die Werbetrommel für das Café Rosa L. rühren. In den Kellerräumen soll alles möglich sein: politische Arbeit organisieren, Kultur zu proben oder einfach nur abzuspannen. Jugendliche, die Räume für eine Arbeitsgruppe suchen, sind im Café der "Falken" willkommen.

Zusätzlich zum regelmäßigen Programm werden künftig auch Workshops angeboten. Hier kann jeder mit der Fotokamera oder dem Videogerät arbeiten. Die fertigen Produkte sollen gemeinsam ausgewählt, geschnitten und zusammengestellt werden. "Wir bieten auch einen Ausstellungsraum", sagte der Mitarbeiter. Reinhard Becker wird den Interessenten bei der Medienarbeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Die Stadt Frankfurt unterstützt die Einrichtung mit einem Zuschuß von 73 000 Mark. Davon wird die Miete von rund 3100 Mark monatlich und außerdem ein Teil der Personalkosten getragen. Den Restbetrag finanzieren die "Falken". Becker: "Noch ist die Finanzierung gesichert." tin

Über die Rätsel und Fragen des Seins Die Psychologin Ilse von Heydwolff-Kullmann war zu Gast beim "Haiku-Kreis"

FRANKFURT A. M. Beim Wintertreffen des Haiku-Kreises Frankfurt, der vom Japanischen Generalkonsulat und der Deutsch-Japanischen Gesellschaft getragen wird, stellte sich Ilse von Heydwollf-Kullmann vor. Ihr zweistündiges Referat stand unter dem Motto "Suchbild Welt - Wo ist der Mensch?". Die Rätsel und Fragen des Seins beschäftigen die Pädagogin, Graphologin und Tiefenpsychologin auch in ihrer Dichtung.

Schon als Kind hat sich Ilse von Heydwolff-Kullmann mit den Stimmungen, dem Verhalten und deren Ausdruck in der japanischen Kurzlyrik beschäftigt. Stark geprägt fühlt sie sich auch von Max Dauthendey's "Die acht Gesichter am Biwa-See" und Herbert Tjadens Novellen "Yoku und die Philosophen".

Seit einigen Jahren dichtet sie selbst Haiku. Und deshalb sieht sie sich in einem Zwiespalt zwischen der deutschen und japanischen Betrachtung von Lyrik. Sie fühlt die Erstarrung, wenn sie sich beim Haiku an die strengen Regeln halten muß (so die vorgeschriebene Silbenzahl, den Jahreszeitenbezug). "Tatsächlich", sagte sie, "hat die Unterwerfung unter diese Regeln auf meine sonstigen Gedichte zunächst einen straffenden Einfluß gehabt, der aber auf die Dauer das Fließende, das ja Lyrik eigentlich sein müßte, negativ beeinträchtigt. Umgekehrt hat meine fließende Form der Lyrik zum Teil Eingang gefunden in die Haiku . . ."

Frau von Heydwolff-Kullmann erläuterte ihren weltanschaulichen Hintergrund. Sie begreift den Kosmos "als eine zwar im Irdischen daseiende (vielleicht nur scheinbar daseiende) Welt, eine zudem im Geistigen dauernd seiende, aus dem Geistigen entsprungene Welt". Das Haiku schätzt sie als Möglichkeit, sich in ihrem Tun Gleichartigen und -gesinnten in aller Welt verbunden zu fühlen. Die Referentin schilderte ausführlichder Entstehungsgeschichte des Haiku. Dazu brachte sie zahlreiche Beispiele aus der japanischen Dichtung. Schließlich trug sie eigene Haiku vor - nach Jahreszeitenbezug geordnet, wie: Duft weht heran. Von / gestern auf heut' - Narzissen / geöffnet dem Licht.

In der anschließenden Diskussion wurde Frau von Heydwolff-Kullmann auch nach Einzelheiten ihrer religiösen Einstellung gefragt. Sie sagte zum Ausklang, sie freue sich über den Eindruck, den ihr Referat, das auch ins Unbewußte der Zuhörer zielte, schaffen konnte.

Eine Rückkehr ins Alltägliche brachte der Wunsch einiger Teilnehmer, nach den Referaten, den vorgelegten Haiku der Mitglieder eine strengere und genauere Analyse zukommen zu lassen.

Erika Schwalm und George Hartmann, die Leiter der Tagung, versprachen diesen Wunsch beim "Frühlingstreffen" zu berücksichtigen. li

Bodenlebewesen freuen sich Das Häckselmobil schreddert wieder

FRANKFURT-OST. Der mobile Häckseldienst der Stadt ist in den nächsten zwei Monaten unterwegs. Samstags können Bürger ihre Laub- und Baumabfälle zum Häckselmobil bringen und anschließend wieder mitnehmen. Das gehäckselte Material verrottet schnell und kann als Mulchmaterial im Garten auf Beeten und Wegen verteilt werden. Es schützt den Boden im Sommer vor Austrocknung und im Winter vor Kälte. Als Nahrungslieferant für die Bodenlebewesen ist es ideal. Da der mobile Häckseldienst zudem auch noch mithilft, die Abfallberge in Frankfurt zu verringern, bittet das Umweltdezernat darum, die Termine wahrzunehmen und das Material nicht im Hausmüll zu entsorgen.

In Bergen steht das Häckselmobil am Samstag, 20. März, von 12 bis 15 Uhr, auf dem Festplatz (Zufahrt über den Berger Marktplatz).

Am Samstag, 27. März, macht das Gefährt in Seckbach, Arolser Straße (im Wendehammer der Schule), Station. Der letzte Häckseltermin im Osten ist am selben Tag von 12 bis 15 Uhr in Bornheim, auf dem Besucherparkplatz, in der Weidenbornstraße 40. ov

Aus dem Geschäftsleben Lieblingsküchen zusammenstellen

SACHSENHAUSEN. Die neue Küche soll nicht nur schön, sondern auch erstklassig verarbeitet sein. Wer solche Ansprüche hat, sollte sich den Namen: "Spazio - Küche und Architektur" merken. Das Geschäft in der Walter-Kolb-Straße bietet ausschließlich Küchen der italienischen Traditionsfirma Arc Linea an.

Jürgen Grumm, der 29jährige Chef von Spazio, ist gelernter Schreiner und hat vor der Eröffnung seines Geschäfts im Möbeleinzelhandel gearbeitet. Er stellt in seinem Geschäft fünf Musterküchen vor.

In Zeiten immer größerer Fachmärkte mit bis zu ausgestellten 200 Modellen wirkt Spazio fast wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. "Wenn man sich die Massen in den Fachmärkten einmal genauer anschaut, fällt einem auf, sie haben zum Großteil nur verschiedene Dekore und Farben, die Aufteilung ist jedoch oft identisch", erläutert Jürgen Grumm.

Die Spazio-Küchen sind grundsätzlich verschieden - das Angebot reicht von Kompakten für Singlehaushalte mit wenig Stellfläche, bis zu Profi-Küchen aus Edelstahl. Durch eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten kann sich der Kunde seine Lieblingsküche selbst zusammenstellen.

Der erste Schritt zur neuen Küche ist eine unverbindliche Beratung. Wieviel Platz steht zur Verfügung? Sind die Elektrogeräte schon vorhanden? Was paßt zum Wohnungsstil? Ist die Entscheidung für ein Modell getroffen, dauert es sechs bis acht Wochen bis zur Lieferung. Falls Eletro- oder Sanitärarbeiten für die neue Küche nötig sein sollten, kümmert sich Spazio auf Wunsch um die Handwerker.

Ein besonderer Service ist die Zusammenarbeit mit einem Fliesengeschäft - so können die Kunden sich die passenden Kacheln oder Steinarbeitsplatten ebenfalls auswählen. ova

Vom Aha-Effekt zum oHa-Konzept

Schwindelerregend: Täglich erhöht sich die Zahl der chemischen Stoffe um etwa 1000. Kaum zu glauben: Für die Produktion von Autoklimaanlagen wurden 1987 doppelt soviel ozonschädigende FCKW eingesetzt wie für Haushaltskühlschränke. Toll: Hertie hat die Weichspüler aus den Regalen genommen. Dieses und noch viel mehr steht im neuen Band der "Gute Argumente"-Reihe des C. H. Beck Verlages von Rainer Grießhammer.

Typisch Grießhammer: "Vom Aha-Effekt zum oHa-Konzept" heißt ein Kapitel. Wer seinen Bestseller "Der Ökoknigge" kennt, weiß, daß hinter solch leichtfüßiger Ausdrucksweise oft schwerwiegende Inhalte stecken. Der Diplomchemiker aus dem Freiburger Öko-Institut versucht erneut, Ökologisches mit Sachverstand und Humor zu verbreiten. Dieses Mal geht es um den kaum zu fassenden und hochkomplexen Bereich der Chemie, der einem undurchdringlichen Dschungel gleicht. Doch Grießhammer hat wohldurchdacht Pfade getreten, denen der Leser folgen kann, ohne die Orientierung zu verlieren. Sie führen durch eine Fülle an Informationen, die aber nicht als Einzelfakten stehenbleiben, sondern immer wieder zusammengeführt werden mit kritischem Blick auf die Gesamtstruktur der Chemieindustrie und im Hinblick auf ein Gesamtkonzept für eine Chemiewende. Und die ist dringend notwendig. Daran läßt der Autor keinen Zweifel. Aber er läßt auch keinen Zweifel, daß die nachwachsenden Rohstoffe und die so oft propagierte "sanfte Chemie" keine Lösungen darstellen. Hingegen plädiert er für Produkthaftung, für Ökoabgaben und vor allem für sogenannte "Produktlinienanalysen", die den Lebenslauf eines Produktes von der Wiege bis zur Bahre analysieren und bewerten. Zum Beispiel für Kühlschränke, Computer oder Waschmittel.

Die Produktlinienanalyse wird als geeignetes Instrument bewertet, das Licht in dunkle Chemiegänge bringen kann. Sie bilanziert die Stoff- und Energieströme von der Rohstoffbeschaffung über die Produktion, Transport und Handel bis zur Entsorgung. Dabei informiert sie aber nicht nur über die sonst verborgenen "wahren" Kosten, sondern sie kann durch diese Klarstellungen ein wirksames Kontroll- und Planungsinstrument einer neuen Chemiepolitik sein. Denn dadurch können einzelne Produkte untereinander verglichen und deren Lebenslinien optimiert werden. Rainer Grießhammer weiß, wovon er spricht, wenn er die Chemiewende beschwört: Er ist Sachverständiger in der Chemie-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages und dadurch bestens informiert über die Gefahren der "Durch-und-durch-Chemisierung" des Alltags mit geschätzten acht Millionen bekannten chemischen Stoffen.

Rainer Grießhammer: "Gute Argumente: Chemie und Umwelt", Beck'sche Reihe 1993, 18,80 DM.

ILONA JERGER-BACHMANN

PS: oHa heißt "Optimale Handlungs- Auswahl". Sie soll helfen, aus einer Vielzahl von Verhaltensmöglichkeiten im Alltag die jeweils umweltfreundlichsten auszuwählen.Den Kultur-Etats im Kreisgebiet droht der Rotstift Platz- und Geldmangel gefährden die weitere Entwicklung der Stadtbücherei in Büdingen

BÜDINGEN. So lange viel Geld in die Stadtkassen fließt, profitiert auch die Kultur. In den "guten" achtziger Jahren beschlossen die Wetterauer Politiker millionenschwere Projekte: Der Büdinger Oberhof wurde zum Schauplatz für Lesungen, Feiern und Konzerte. Bad Nauheim baute das alte Rathaus zum Ausstellungsgebäude um. Karben und Rosbach richteten neue Bibliotheken ein. In Nidda wird noch das Krug'sche Fachwerkhaus am Marktplatz zur neuen Stadtbücherei umgebaut. Allein deren Unterhaltung kostet künftig nicht mehr 13 000, sondern 136 000 Mark pro Jahr.

In den Kulturspiegeln der beiden vergangenen Wochen berichtete die FR von zwei sehr erfolgreichen und nicht ganz billigen Bibliotheks-Projekten: im Friedberger Augustinerkloster und im Gelben Haus zu Schotten. Doch nun werden die Finanzen knapp. Nicht nur für kulturelle Großprojekte versiegen allmählich die Zuschüsse von Bund und Land. Den Kultur-Etats im Kreisgebiet droht der Rotstift. Das erste Beispiel ist in Büdingen zu sehen. Die Stadt hat dort ihren Etat für neue Bücher in der öffentlichen Bibliothek von 40 000 auf 25 000 Mark gesenkt. Trotzdem kann man den Büdinger Politikern nicht nachsagen, sie seien Kulturmuffel. Immerhin geben sie dieses Jahr noch 250 000 Mark für den Unterhalt der Stadtbücherei im Bürgerhaus aus - fast doppelt so viel wie ihre Niddaer Kollegen. Nach wie vor ist auch geplant, die Stadtbücherei im Sommer ins alte Amtsgericht zu verlegen, so der Erste Stadtrat Wilhelm Kröll zur FR.

Das Land Hessen habe den Büdingern allerdings mitgeteilt, es wolle den Wert des Hauses ermitteln lassen. Kröll, enttäuscht: "Wir sind davon ausgegangen, daß wir das zum Nulltarif bekommen." Im städtischen Haushalt ist keine Mark dafür eingeplant. Womöglich bleibt der emsige Stadt-Bibliothekar Thomas Kremer mit seinen zigtausend Medien also im Bürgerhaus eingezwängt. Er klagt schon länger: "Wir wüßten nicht, wo wir noch 100 CDs hinstellen sollten!"

Nach Jahren der Expansion gefährdet der Platz- und Geldmangel die weitere Entwicklung der Büdinger Bücherei. Auf 3000 registrierte Benutzer hat sie es inzwischen gebracht. 1990 wurde der Rekord von 80 000 Ausleihen erreicht. Doch nun geht der Trend leicht nach unten: 73 000 Ausleihen meldet Thomas Kremer für das vergangene Jahr.

Das liegt wohl mehr am stagnierenden Angebot als an der Nachfrage. Die Bücherei würde gerne - wie in Friedberg und Schotten - Sach-Videos und Compact-Discs anbieten. Aber dafür fehlen Geld und Platz. Eine Videokassette inklusive Verleihrecht dürfte nach Kremers Schätzung 150 Mark kosten. Und mehr als 50 Ausleihen werde sie wohl kaum überstehen. Das Personal könne mit dem "steinzeitlichen" Karteikartensystem auch nicht viel mehr Medien und Benutzer verwalten. Aufwendig genug sei schon das Nachzählen der Spielsteine bei der Rückgabe der Spiele. Auf diesem Sektor bietet die Büdinger Bücherei eine große Auswahl an, so Thomas Kremer.

Wer sich einen direkten Eindruck von der Auswahl und den Platznöten der Büdinger Stadtbücherei verschaffen will, findet sie von dienstags bis samstags zwischen 10 und 13 Uhr geöffnet vor. Dienstag, Donnerstag und Freitag ist sie auch von 15 bis 18 Uhr zugänglich. Der Bibliothekar würde sie gern zusätzlich am Wochenende öffnen - wie etwa in Schotten. Aber dazu fehlt es am Personal. KLAUS NISSEN

Naturfreunde bieten Bildungsurlaub an

Eine Begegnungsfahrt zu Frankfurts polnischer Partnerstadt Krakau, eine Erkundung des Ökosystems Stadtwald und der Alltag in Weißrußland heute sind Themen der Bildungsurlaubsangebote der Naturfreunde Frankfurt.

Bildungsurlauber können sich bei den Naturfreunden auch über Jazz informieren, die Ökologie der Großstadt Frankfurt diskutieren oder die Arbeitergeschichte des Gallusviertels kennenlernen. Weitere Informationen unter Telefon 6 66 26 77. luf

Physik mit Dagobert Duck Uni-Forscher stellen ihre Arbeit auf Messen vor

"Dagobert Duck will umziehen." Angesichts der unzähligen Phantastilliarden Goldtaler, die der olle Geizkragen in seinen panzerknackersicheren Bunkern gehortet hat, wirft das natürlich einige Probleme auf. Aber die Wissenschaftler der Frankfurter Universität zeigen, was ihre Theorien in der Praxis wert sind und helfen der legendären Disney-Figur dabei, alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen: Die beiden Psychologen Sabina Lamsfuß und Friedrich Wilkening haben Computerspiele entwickelt, bei denen sich die Teilnehmer als Umzugshelfer für Dagobert Duck bewähren können.

Diese Spiele verfolgen natürlich ein ernstes Ziel. So ganz nebenbei soll der Zeitvertreib am Computer dazu dienen, "Physik als Kinderspiel" zu begreifen.

Mit dem Computer-Lernprogramm, das auch dem unbedarften Normalmenschen zum Verständnis der "Relationen zwischen elementaren physikalischen Größen" verhelfen soll, wird die Johann Wolfgang Goethe-Universität im Herbst auf der "Systems '93" vertreten sein. Die spielerische Vermittlung der Gesetze von Kraft, Masse und Beschleunigung, der Zusammenhänge von Weg, Zeit und Geschwindigkeit ist eines der sechs Exponate, mit denen die Hochschule sich und ihr Know-how in diesem Jahr auf bundesdeutschen Messen präsentiert.

Auf den Ausstellungen will die Universität "neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Methoden und Forschungsergebnisse" zeigen - und sich mit ihrem "Problemlösungs-Potential" für Drittmittelgeber interessant machen. Viele Fachbereiche beziehen inzwischen einen beträchtlichen Teil ihrer Forschungsmittel von Partnern aus Industrie und Wirtschaft.

Zumindest für den Umzug von Dagobert Duck könnte da auch das Projekt des Frankfurter Wirtschaftsprofessors Heinz Isermann von Interesse sein: Der präsentiert Ende März auf der Computermesse CeBIT in Hannover sein Forschungsprojekt "Computergestützte Distributionslogik". EDV-Systeme sollen für "effizientes Verpackungsmanagement" durch optimale Nutzung des Stauraums und für bessere Tourenplanung sorgen.

Konkrete Verbesserungen für die Arbeitssicherheit in Unternehmen verspricht das Projekt des Frankfurter Psychologieprofessors Friedhelm Burkardt. Er geht davon aus, daß die technischen Möglichkeiten im Arbeitsschutz weitgehend ausgereizt sind. Jetzt seien die Sozialwissenschaften gefordert, den "menschlichen Faktor im Unfallgeschehen" vor Fehltritten zu bewahren. Dazu hat Burkardt "Lernprozesse zur Arbeitssicherheit" entwickelt, die die Besucher der "A+A '93" im Oktober in Düsseldorf selbst testen können.

Ebendort wirbt der Frankfurter Sportprofessor Klaus Bös auch für moderne Gesundheitsförderung durch Bewegung und Sport. Mit Tabellen, Kurven und Belastungstests will der Sportwissenschaftler auf der Messe zeigen, daß der sportliche Arbeitnehmer dem Arbeitsdruck besser standhält als ein bewegungsfauler Stubenhocker. luf

Auf dem Bauernhof Reinhardt werden die Eier noch nicht gefaxt Vom Acker direkt in den Topf und auf den Tisch: Direktvermarkter finden immer mehr Freunde / Shopping mit Hasenfüttern

FRIEDRICHSDORF. Ingrid R. (Ober- Erlenbach) hat einen Hang zum Bauernhof. Darum kaufe sie Lebensmittel direkt bei Heinz Reinhardt. "Außerdem macht es Spaß", scherzt sie mit dem "Chef" höchstpersönlich. Als Stammkundin bekam sie die Entwicklung des kleinen Hofladens von der alten Waage bis zur "fast profihaften" Ausstattung mit. "Jetzt fehlt nur noch das Faxgerät", lacht Ingrid R. und packt die Eier in ihren Korb.

Der Landwirt Heinz Reinhardt aus Burgholzhausen hat 1976 mit der Direktvermarktung angefangen. Inzwischen ist er nicht mehr allein. Seit fünf Jahren gibt es im Hochtaunuskreis einen Arbeitskreis direktvermarktender Landwirte, dem sich 16 Bauern angeschlossen haben. Der Verkauf ab Hof bedeute zum einen ein zweites Standbein für die Bauern, um von der Landwirtschaft leben zu können, erzählt Reinhardt als Sprecher des Arbeitskreises. Zum anderen solle den Verbrauchern ein "gläserner Einkaufsweg" aufgezeigt werden: vom Acker und vom Hof direkt in den Topf und auf den Tisch.

Das koste allerdings Zeit, erklärt seine Frau Verona - stets auf dem Sprung zwischen Kunden bedienen, Kinder von der Schule abholen und Haushalt pflegen. Die Kunden, viele junge Paare mit Kindern, bleiben oft eine halbe Stunde und länger: Die Kleinen springen im Hof herum, bestaunen die Ziege und füttern die Hasen, während die Eltern sich über alles genauestens informieren und die Hühner und Schweine anschauen, die später auf ihrem Teller landen.

Allzu professionell sollte man sich den knapp 15 Quadratmeter großen Verkaufsraum nicht vorstellen. Stünde nicht die hochmoderne Waage auf der Ladentheke, könnte man fast meinen, im Vorratskeller einer Großfamilie zu sein. Links stehen Kisten mit knackigen Äpfeln, rechts ein Regal mit Nudeln und selbstgemachten Marmeladen. Die Nudeln stammen von Hanna Loos aus Grund-Schwalheim, die ebenfalls Mitglied in der Vermarktergemeinschaft ist. Das gleiche gilt für Matthias Stracke aus Wehrheim, der den Honig liefert.

In einem Kühlregal liegen Schinken, Würste und Dosen mit Leberwurst. "Die schmeckt einfach phantastisch", legt ein Kunde der FR-Reporterin die Wurst ans Herz. Das gleiche gelte für die Eier - und die Äpfel. "Die schmecken noch nach Äpfeln und nicht nach Chemie." Wen wundert's? Die Mitglieder des Arbeitskreises gehen nicht nur andere Vermarktungs-, sondern auch andere Anbauwege.

"Gerade wenn solche Skandale wie jetzt mit den Eiern aufgedeckt werden, merken wir das", berichtet Verona Reinhardt. Zur Zeit gingen die Eier weg wie warme Semmeln. Die Hühner auf dem Reinhardtshof können sich glückliche Hühner nennen: Legebatterien sind ihnen fremd. Das Obst - Himbeeren, Erdbeeren und Äpfel - wächst nach den Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft kontrolliert-integrierter Obstanbau. Unkrautvernichtungsmittel sind tabu, kunstgedüngt wird möglichst wenig.

Das gilt auch für die Kartoffeln. Heinz Reinhardt ist seit drei Jahren Mitglied in der "Hessenknolle", einer Erzeugergemeinschaft zur Vermarktung der Erdäpfel. Ihr sind 49 Landwirte aus dem Wetteraukreis angeschlossen, die 15 000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr anbauen. Die Knollen werden bundesweit an Großhändler abgegeben, unter anderem auch an die toom-Märkte.

Einen weiteren Beitrag zur Umwelt will der Arbeitskreis mit seinen neuen Papiertüten leisten. Am besten sei natürlich, mit dem Einkaufskorb oder einer Stofftüte zu kommen, meint Reinhardt. Als Alternative kommen für ihn nur Papiertüten in Betracht, auch wenn sie mit 16 Pfennig viermal teurer seien als die Plastiktaschen. Doch da konnte weitergeholfen werden. Mit 4000 Mark wird das Projekt Papiertüten zumindest zum Start durch den Kreis gefördert.

Kunde Mio Maglitsch verzichtet ganz auf eine Tasche und klemmt sich das Gemüse und die Eier einfach unter den Arm. Er kaufe für seine Mutter ein. Aber auch er finde die Direktvermarktung gut: "Man weiß, woher es kommt, es ist frisch und günstig." MELANIE BOMMHARDT

Winfried Hoffmann und Rolf Wiehe: Aus ihren Bilanzen liest sich eine außergewöhnliche Computer-Erfolgsstory Als sie aussteigen wollten, wurden sie Spitzenreiter Aus dem Telefon tönt das Zeitalter des Wassermanns Von Dagmar Elsen BAD HOMBURG. Es war in einem Restaurant in Frankfurt, als sich die beiden verheirateten Erfolgsmänner, damals 46 und 45 Jahre alt, in die Hand versprachen: "Wir bleiben zusammen, was auch immer passiert." Wochen später, im Flugzeug Richtung New York, sollte sich ihr Leben tatsächlich entscheidend verändern. Winfried Hoffmann und Rolf Wiehe, beide seit über zwei Jahrzehnten erfolgreich in der Computerbranche tätig, hatten die terminliche Hetzjagd rund um den Erdball satt und wollten nur noch eines: endlich leben und nur im Rücken eine kleine solide Firma wissen, die Personalcomputer (PC) importiert und vertreibt. Ein halbes Jahr später, im Oktober 1989, war die Gründung von "Aquarius Systems International" (ASI) perfekt. Aber wie so oft kommt alles ganz anders; die damalige Zwei-Mann-plus-Sekretärin- Computerfirma macht heute einen Umsatz von 509 Millionen Mark (1992), hat Kunden wie Hertie, Quelle, Vobis, Digital- Kienzle und schickt sich an, Spitzenreiter unter den Herstellern in Europa zu werden. Den Traum vom "weniger arbeiten" träumen sie immer noch, aber da sowohl Wiehe als auch Hoffmann zugeben, Workoholics zu sein, läuft die Behauptung auf kokettes Geplänkel hinaus. Doch sie seien lockerer geworden, ließen sich "Der Mensch ist nur imstande, Leistung zu bringen, wenn er sich gut fühlt. Probleme sind nur selten kriegsentscheidend." nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen, sagen sie: "Probleme sind alle relativ" (Wiehe).

In der Daimlerstraße bei ASI beginnt das Bekenntnis zum "Zeitalter des Wassermannes" schon in der Telefonleitung: In der Warteschleife hängend, dröhnt einem das Lied "The Age of Aquarius" aus dem in den 70er Jahren bekannt gewordenen Hippie-Musical "Hair" ins Ohr. Ein Fan des Musicals und der Lebensphilosophie hat Wiehe und Hoffmann den Anstoß gegeben hat: Paul Lui, der Aquarius-Gründer in Taiwan. Bei den Homburgern stieg der Taiwanese mit 30 Prozent als Gesellschafter ein.

Auf die Führung eines Unternehmens bezogen, bringt Weihe die Philosophie auf folgenden Nenner: Der Mensch ist nur imstande, Leistung zu bringen, wenn er sich gut fühlt. Gut fühlt er sich, wenn er kollegial behandelt wird. Das fängt damit an, daß sich alle beim Vornamen nennen, aber grundsätzlich siezen. "Außerdem gibt es keine Anweisungen und Befehle", sagt Weihe. Es gilt der Grundsatz: Man "unterhält" sich miteinander. Jeder Lagerarbeiter habe Zutritt zum Chefzimmer. "Die Türen stehen immer offen", sagt Weihe. Probleme, lernen die Mitarbeiter, sind nur selten "kriegsentscheidend" (Weihe). Es lasse sich alles regeln. Weihes und Hoffmanns Ziel: Die Leute müssen sich mit "ihrem" Unternehmen identifizieren.

Zu einer Bilderbuchkarriere gehört indes noch mehr. Der "eiskalte Finanzmann" (Weihe über Hoffmann) und "der Marketingfuzzi" (Hoffmann über Weihe) haben den Trend erkannt. Das Zauberwort heißt "Logistik". Schnelle und individuelle Komplettangebote sind gefragt. "Just in time" lautet ein anderes Stichwort, zu deutsch "heute Waren kriegen, morgen raus", sagt Hoffmann.

Und noch etwas haben die beiden klugen Köpfe erkannt: Die PC werden zwar in Fernost billig produziert, sind aber nach der langen Seereise in Deutschland schon wieder viel zu teuer. Obendrein ist "in unserer Branche der Preisverfall sehr schnell" (Wiehe). Also entschieden sich die Fachleute Hoffmann und Wiehe 1990 für eine Produktion in Deutschland, genauer gesagt im thüringschen Sömmerda. In einer gemieteteten Fabrikhalle des auseinanderbrechenden Kombinats Robotron ließen sie die ersten PC aus vorgefertigten Bauteilen zusammensetzen. Ende April soll Richtfest sein für einen Neubau in Sömmerda mit acht Fertigungsstraßen. Weihe und Hoffmann rechnen dann mit einer Kapazitätssteigerung der PC-Fertigung von 180 000 (1992) auf 360 000 in diesem Jahr. Die Mitarbeiterzahl in Sömmerda soll von derzeit 340 auf 500 hochgeschraubt werden. In der in Bad Homburg verbliebenen Verwaltung und Marketing-Abteilung gibt es noch weitere 78 Beschäftigte.

Trotz Erfolgsbilanz - "nur 1991 haben wir schwer eins auf die Mütze bekommen, denn der Dollar stürzte in den Keller und die Sowjetunion löste sich auf" - und dem Drang, noch besser, noch schneller zu werden, in drei Jahren gar an die Börse zu kommen, erinnern sich FR-Porträt die Geschäfts-Freunde gern an die Anfangszeit in ihrem kleinen "süßen" Laden in der Haingasse. Weihe und Hoffmann sitzen sich gegenüber, schauen sich sehnsüchtig verträumt an, und schon geht der Schlagabtausch los: "Weißt du noch . . . ?" - . . . wie wir unsere ersten vier Geräte noch selbst montiert haben? - . . . wie der kleine Laden aus allen Nähten platzte und wir die Dachwohnung noch anmieteten, wir über der Badewanne aus Sperrholz eine Montagevorrichtung bastelten und der Chinese dort hockte und die Geräte schweißte?"

Ja, es habe eben alles gepaßt, resümieren die ASI-Manager. "Was der eine nicht hat, das hat der andere", konstatiert Hoffmann. Streit? "Klar, wenn man Erfolg haben will, muß man im Querdenken auch Krach kriegen", sagt er weiter. Klassische Männerfreundschaft? "Nicht in dem Sinne, daß wir gemeinsam durch die Kneipen ziehen", äußern sie. Sie dreschen sich lieber auf dem Tennisplatz die Bälle um die Ohren.

Man unternimmt auch mal etwas gemeinsam mit den Familien. Aber eines würden sie niemals gemeinsam tun und sagen es beide wie aus der Pistole geschossen: "Zusammen in Urlaub fahren würden wir nicht."

"Grüngürtel wird von Wohnungen nicht tangiert"

Die etwa 1000 Wohnungen, die in dreigeschossigen Häusern auf dem Hilgenfeld zwischen Frankfurter Berg, Eschersheim und Bonames entstehen sollen, tangieren den geschützten "Grüngürtel" nicht. Es handelt sich dabei nach Angaben des Magistrats um die nicht in diesen Grüngürtel aufgenommene Fläche nördlich der Siedlung Frankfurter Berg und nördlich der Main-Weser-Bahn. Die Zahl 1000 sei zudem nur "eine grobe Schätzung", antwortet der Magistrat auf eine CDU-Anfrage. Auch gebe es noch keine genauen Pläne für eine Bebauung oder gar zeitliche Vorstellungen, wann die Planungen erstellt werden sollen.

Ängsten, daß Klima-Belange sowie Natur- und Landschaftsschutz nicht beachtet werden könnten, begegnet der Magistrat mit dem Hinweis, daß vor jeglicher Planung weitere Gutachten eingeholt werden sollen. Sie sollen dann eindeutig klären, ob sich eine Bebauung mit dem Natur- und Landschaftsschutz vereinbart oder nicht. "Sollten sich zwingende Einschränkungen für eine Bebaung ergeben, werden diese berücksichtigt", heißt es in dem Bericht des Magistrats. -vau

Der Steinlöwe ist seit langem vergessen Vor 200 Jahren stiftete der König Friedrich-Wilhelm II. den Hessen ein Denkmal

FRANKFURT A. M. Die Frage nach dem Hessendenkmal können in Frankfurt erstaunlich viele Leute beantworten: "Nehmen Sie den 30er-Bus, der hält da." Doch bei allen weiteren Informationen wird es schwierig. Wer etwas über die Bedeutung des Denkmals wissen will - auf einem Sockel mit lateinischer Inschrift liegt unter einem Schild begraben ein melancholisch dreinschauender Löwe (genaugenommen die Trophäe eines Löwenfells) - erntet bei den meisten nur ein Achselzucken. "Irgend was mit den Franzosen", meint eine Spaziergängerin.

Auf seine Art und Weise ist dieses Monument ein Phänomen: In einer sonst so kunst- und kulturbeflissenen Stadt wie Frankfurt ist nicht nur die Bedeutung der Skulptur in Vergessenheit geraten, sondern auch völlig untergegangen, daß das Hessendenkmal dieser Tage seinen 200. Jahrestag feiert.

Anno 1793 stiftete König Friedrich-Wilhelm II. von Preußen der freien Reichsstadt das Denkmal, das den "siegenden Hessen" gewidmet war, die gemeinsam mit den preußischen Truppen durch das Friedberger Tor gestürmt waren und die französischen Besatzer vertrieben hatten. In dem Denkmal wurden die siegreichen Toten zum Opfer für die nationale Sache veredelt. Aber wollte der König, die gefallenen Soldaten vorschiebend, "sich nicht nur selbst feiern?" Und überhaupt: "Was hatten die Frankfurter damit zu tun?" Fragen, die der frühere Ortsvorsteher des Nordends, Rainer Prewo, in seiner Reflexion über das Denkmal aufgeworfen hat.

Viel anfangen konnten die Frankfurter also mit dem Geschenk nicht, ablehnen indes konnte man die Stiftung auch nicht. Gab es doch Stimmen, die den freistädtischen Frankfurtern mangelnde nationale Gesinnung, gar heimliche Sympathie mit den Franzosen unterstellten. Zwar sei man froh gewesen, schreibt Prewo in seinen Überlegungen, die "lästige Besatzung" los zu sein, aber der nationalen Koalition hatte sich Frankfurt nicht anschließen wollen. Statt dessen richteten die Stadtväter dem Pariser Konvent aus, wie gut die verwundeten Franzosen in den Privathäusern gepflegt würden . . .

Eine Würdigung des Hessendenkmals kam bei dieser Politik gegenüber den Franzosen natürlich nicht in Frage. Andererseits störte das Monument niemanden: Schließlich lag es draußen vor dem Tor, fast "exterritorial". Das Denkmal wurde konsequent ignoriert - von den Frankfurtern, von den französischen Besatzungstruppen, selbst die Nationalsozialisten konnten damit nichts anfangen. "Das Hessendenkmal: letztlich ein Denkmal des Frankfurter Pragmatismus? Ein Nationalmonument, das sich in seinen kalkulierten Verbiegungen ironisch auf sich selbst bezieht? Ein Mahnmal der Vergeblichkeit gutgemeinter Denkmalpolitik?", schlägt Prewo einige Interpretationsmöglichkeiten vor. Ein Denkmal, das nur mit der Geschichte seiner Vernachlässigung zu verstehen sei - "eine selten paradoxe Konfiguration".

Der Ortsbeirat 3 hat sich jetzt daran gemacht, dieser Geschichte der Vernachlässigung - selbst als das Denkmal 1971 verschoben wurde, weil es beim Ausbau der Friedberger Landstraße im Weg war, störte das niemanden - ein Ende zu bereiten. Die Stadtteilpolitiker wollen für diesen vergessenen Steinlöwen eine Lanze brechen und haben zunächst dafür gesorgt, daß zu den Attributen "ungewollt" und "unbeachtet" nicht auch noch ein "ungepflegt" hinzukommt.

Auf Anregung des Ortsbeirates wurden die vier Inschriften wieder lesbar gemacht und das Denkmal gereinigt. Weiterhin wurde das Institut für Stadtgeschichte damit beauftragt, eine verständliche Darstellung der Geschichte des Hessendenkmals herauszubringen. *rea

Der vergessene Steinlöwe Das Stadtgeschichte-Institut soll Historie darstellen

FRANKFURT A. M. Die Frage nach dem Hessendenkmal können in Frankfurt erstaunlich viele Leute beantworten: "Nehmen Sie den 30er-Bus, der hält da." Doch bei allen weiteren Informationen wird es schwierig. Wer etwas über die Bedeutung des Denkmals wissen will - auf einem Sockel mit lateinischer Inschrift liegt unter einem Schild begraben ein melancholisch dreinschauender Löwe (genaugenommen die Trophäe eines Löwenfells) - erntet bei den meisten nur ein Achselzucken. "Irgend was mit den Franzosen", mutmaßt eine Spaziergängerin.

Auf seine Art und Weise ist dieses Monument ein Phänomen: In einer sonst so kunst- und kulturbeflissenen Stadt wie Frankfurt ist nicht nur die Bedeutung der Skulptur in Vergessenheit geraten, sondern auch völlig untergegangen, daß das Hessendenkmal dieser Tage seinen 200. Jahrestag feiert.

Anno 1793 stiftete König Friedrich-Wilhelm II. von Preußen der freien Reichsstadt das Denkmal, das den "siegenden Hessen" gewidmet war, die gemeinsam mit den preußischen Truppen durch das Friedberger Tor gestürmt waren und die französischen Besatzer vertrieben hatten. In dem Denkmal wurden die siegreichen Toten zum Opfer für die nationale Sache veredelt. Aber wollte der König, die gefallenen Soldaten vorschiebend, "sich nicht nur selbst feiern?" Und überhaupt: "Was hatten die Frankfurter damit zu tun?" Fragen, die der frühere Ortsvorsteher des Nordends, Rainer Prewo, in seiner Reflexion über das Denkmal aufgeworfen hat.

Viel anfangen konnten die Frankfurter also mit diesem Geschenk nicht, ablehnen indes konnte man die Stiftung auch nicht. Gab es doch ohnehin Stimmen, die den freistädtischen Frankfurtern mangelnde nationale Gesinnung, gar heimliche Sympathie mit den Franzosen unterstellten. Zwar sei man froh gewesen, schreibt Prewo in seinen Überlegungen, die "lästige Besatzung" los zu sein, aber der nationalen Koalition hatte sich Frankfurt nicht anschließen wollen. Statt dessen ließen die Stadtväter dem Pariser Konvent ausrichten, wie gut die verwundeten Franzosen in den Privathäusern gepflegt würden . . .

Eine Würdigung des Hessendenkmals kam bei dieser Politik gegenüber den Franzosen natürlich nicht in Frage. Andererseits störte das Monument niemanden: Schließlich lag es draußen vor dem Tor, fast "exterritorial". Das Denkmal wurde konsequent ignoriert - von den Frankfurtern, von den französischen Besatzungstruppen, selbst die Nationalsozialisten konnten damit nichts anfangen. "Das Hessendenkmal: letztlich ein Denkmal des Frankfurter Pragmatismus? Ein Nationalmonument, das sich in seinen kalkulierten Verbiegungen ironisch auf sich selbst bezieht? Ein Mahnmal der Vergeblichkeit gutgemeinter Denkmalpolitik?", schlägt Prewo einige Interpretationsmöglichkeiten vor. Ein Denkmal, das nur mit der Geschichte seiner Vernachlässigung zu verstehen sei - "eine selten paradoxe Konfiguration".

Der Ortsbeirat 3 hat sich jetzt daran gemacht, dieser Geschichte der Vernachlässigung - selbst als das Denkmal 1971 verschoben wurde, weil es beim Ausbau der Friedberger Landstraße im Weg war, störte das niemanden - ein Ende zu bereiten. Die Stadtteilpolitiker wollen für diesen vergessenen Steinlöwen eine Lanze brechen und haben zunächst dafür gesorgt, daß zu den Attributen "ungewollt" und "unbeachtet" nicht auch noch ein "ungepflegt" hinzukommt.

Auf Anregung des Ortsbeirates wurden die vier Inschriften wieder lesbar gemacht und das Denkmal gereinigt. Weiterhin wurde das Institut für Stadtgeschichte damit beauftragt, eine verständliche Darstellung der Geschichte des Hessendenkmals herauszubringen. *rea

Beim Telefonieren ein gutes Werk verrichten

Telefonkarten sind zum Teil begehrte Sammlerstücke geworden. Sie werden nicht selten zu weitaus höheren Preisen gehandelt, als es der Verkaufswert ausweist.

Das machte sich der Caritasverband zunutze. So habe sich die im vergangenen Jahr erstmals herausgegebene "Wohlfahrts-Telefonkarte" zu einem begehrten Sammlerstück entwickelt, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. "Beim Caritasverband sind noch einige Karten der auf 300 000 Stück limitierten Erstauflage von 1992 zu haben. Von den 15 Mark, die die Karte kostet, gehen drei Mark an die Wohlfahrtspflege." Das heißt also, daß man für 12 Mark telefonieren kann, mit den drei Mark aber ein gutes Werk verrichtet.

Bestellungen sind beim Caritasverband, Alte Mainzer Gasse 10 (Telefon 069 / 2982 - 115), möglich - solange der Vorrat reicht. -vau

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

Wüstenrennmaus oder Hund - länger als ein halbes Jahr bleibt keiner Immer mehr Menschen sind allergisch gegen Tiere / Im Hattersheimer Tierheim finden die Vierbeiner vorübergehendes Domizil

HATTERSHEIM. Über die australische Wüstenrennmaus ist hierzulande nicht allzuviel bekannt, nimmt man einmal die Gruppe der Zoologen aus, die sich von Berufs wegen um den Nager kümmern und die wunderlichsten Tiere studieren. Der niedliche Vierbeiner ist etwa so groß wie unsere kleine Feldmaus und zeichnet sich, wie viele Vertreter der Gattung, durch eine beachtliche Fortpflanzungsfähigkeit aus. Die muß auch jene Frau überrascht haben, die im Oktober vor einem Jahr gleich mit 19 Wüstenrennmäusen im Hattersheimer Tierheim vorbeikam, um die überraschend schnell gewachsene Schar der kleinen Nager in andere Hände zu geben. Im neuen Haus an der Mainzer Landstraße, das für solche Fälle eingerichtet wurde, waren die Mäuse zunächst einmal gut aufgehoben. Und nach einem Gastspiel in der HR-Fernsehsendung "Herrchen gesucht" fanden die putzigen Nager in drei und vier Gruppen schließlich ein neues zu Hause.

Darin sieht der Hattersheimer Tierschutzverein seine Aufgabe. Vierbeiner, die gefunden oder abgegeben wurden, umgehend wieder an neue Besitzer zu vermitteln. "Wir sind froh, wenn das Tierheim leer ist", sagt der Erste Vorsitzende des 630 Mitglieder starken Vereins, Eberhard Günther. Und nicht ohne Stolz merkt er an, daß "kein Tier länger als ein halbes Jahr im Heim ist". In der Regel machten die Vierbeiner noch wesentlich kürzer Station im Haus an der Mainzer Landstraße.

Günther spricht von einem "Jahresumschlag" von bis zu 500 Tieren, die ins Heim kommen oder das Haus wieder verlassen. In der Mehrzahl sind es Katzen und Kater, die dort Zwischenstation machen (60 Prozent aller Tiere), und Hunde, die dort abgegeben oder von den Tierschützern aufgelesen werden. Das restliche Kontingent stellen Kleintiere, zu denen von Kanarienvögeln über Rennmäuse bis hin zu Ratten alles gehört, was kleiner ist als eine Katze.

Die Bedingungen, unter denen die Tiere im Heim untergebracht werden, sind vergleichsweise gut. Im Haus, das im Mai 1991 fertiggestellt wurde und - Eigenleistung eingerechnet - immerhin 650 000 Mark gekostet hat, sind sechs Hundeboxen eingerichtet und ein Quarantäneraum, der zur Beobachtung tollwutverdächtiger Tiere dient. "Früher mußten alle tollwutverdächtigen Tiere eingeschläfert werden", sagt Günther, "obwohl sich nur in 30 Prozent aller Fälle der Verdacht bestätigt." Seit dem Bau des Tierheimes können möglicherweise infizierte Tiere acht bis zehn Wochen zur Beobachtung in die Kammer eingeschlossen werden.

Darüber hinaus verfügt das Haus über zwei Katzenräume mit angrenzenden Außenzwingern und einer Käfigwand mit variablen Boxen für maximal 20 Tiere. Hinzu kommen weitere Außenboxen und ein Hundegroßauslauf mit 3 500 Quadratmetern Fläche.

Ein wenig stolz sind die Vereinsmitglieder deshalb schon auf das Domizil. Zumal die Tierfreunde bei der Planung einige Hindernisse hatten aus dem Weg räumen müssen. Vom Bundesautobahnamt über das Wasserwirtschaftsamt bis hin zum Kreisbauamt kamen Einwände gegen das Projekt. Schließlich, so erzählen sie, räumte der ehemalige hessische Ministerpäsident Walter Wallmann nach zehnjährigem Einsatz für das Haus die letzten Steine aus dem Weg.

Seither ist das Haus bekannt bei den Menschen in der Region. Und die kommen aus den unterschiedlichsten Anlässen. Manchmal sind es "menschliche Probleme", sagt Günther, "Leute, die wirklich in Not kommen, weil sie wegen einer Räumungsklage ihre Wohnung verlassen müssen und nicht wissen, wohin mit dem Haustier". Zuweilen sind es ältere Leute, die nicht mehr in der Lage sind, für ihre Vierbeiner zu sorgen, wie jener Mann, der ins Altenheim ziehen sollte und partout seinen Esel mitnehmen wollte. Oder es sind Eltern, die plötzlich feststellen, daß ihr Kind allergisch auf das Haustier reagiert.

Ob solche Gründe immer triftig sind, darüber vermag Günther nur zu spekulieren. Tatsache ist für ihn, daß gerade die allergischen Reaktionen auf Tiere in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben. Günther ist jedenfalls froh, daß die Besitzer von Tieren ihre Vierbeiner wenigstens ins Heim bringen und nicht aussetzen. Tagsüber kümmert sich Karin Müller ums Getier. Sie ist die einzige hauptamtliche Kraft des Tierschutzvereines. Außerdem helfen die Vereinsmitglieder und die kürzlich gegründete Jugendgruppe "Moritz" bei der Betreuung der tierischen Gäste im Haus an der Mainzer Straße. schu

Radler suchen Nachwuchs Mars Rot-Weiß blickt auf erfolgreiches Jahr zurück

FRANKFURT A. M. Junge Leute sorgen für frischen Wind. Das zumindest hoffen die Verantwortlichen beim Radsportclub Mars Rot-Weiß 1902. Im Vorstand vollzieht sich deshalb ein langsamer Generationswechsel. Während der Jahreshauptversammlung wählten die 47 Radsportler Sepp Oberleitner zum neuen Zweiten Vorsitzenden. Sein Vorgänger Kurt Wurm hatte nach jahrelanger Arbeit als Vize nicht mehr kandidiert, wird aber als Beisitzer im Vorstand bleiben.

Schon im vergangenen Jahr hatten die Rot-Weißen mit ihrem neuen Ersten Vorsitzenden Uwe Holl auf Verjüngung gesetzt. Ihm wurde jetzt für weitere zwölf Monate das Vertrauen ausgesprochen. Das Führungsteam komplettieren: Axel Wiedekind (Geschäftsführer), Jakob Urnauer und Monika Fecher (Schatzmeister) sowie die Schriftführer Alfred Seibert und Marion Piskator. Den Sportausschuß leiten Rolf Ortlebb und Ekkehard Schwelter.

Mars blickt auf ein sportlich erfolgreiches Jahr zurück. Die Leistungsgemeinschaft mit Henninger Sossenheim und dem VC Frankfurt fuhr unerwartet in die Bundesliga für Straßenmannschaften. Rot-Weiß-Leistungsträger Roland Nestler belegte bei der Hessenrundfahrt für Radamateure einen der vorderen Plätze. Und Nachwuchshoffnung Marco Schlittchen stand bei den Hessenmeisterschaften der Junioren dreimal auf dem Treppchen ganz oben. Auf der Bahn holte der junge Frankfurter zwei Titel. Auch auf der Straße ließ er die Konkurrenz hinter sich.

Doch Schlittchen ist unter den 18 aktiven Rennfahrern bei Mars Rot-Weiß der einzige Junior. Mit Nachwuchs sieht es mager aus. "Gerade deshalb brauchen wir neue Ideen im Verein", sagt Klaus Urnauer, Beisitzer im Vorstand und selbst jahrelang Erster Vorsitzender des Traditionsklubs.

Denn die jungen Leute zieht's derzeit mehr auf die Mountainbikes - auch bei den Rot-Weißen. Nachwuchsprobleme gibt es beim Radeln über Stock und Stein nicht. Auch deshalb ist der Klub mit derzeit etwa 230 Mitgliedern im vergangenen Jahr leicht gewachsen.

Das macht sich auch in der Vereinskasse positiv bemerkbar. Schließlich tragen die 100 Mark Jahresbeitrag pro Mitglied zum Etat der Rot-Weißen bei. Und der soll 1993 auf 80 000 bis 100 000 Mark aufgestockt werden. Sonst könnten sich die Frankfurter das Abenteuer Bundesliga gar nicht leisten. Immerhin wurden schon neue Sponsoren gewonnen. Außerdem hoffen die Schatzmeister wieder auf rege Beteiligung bei den beiden Radtouristikfahrten. Gute Einnahmen versprechen zudem das große Straßenrennen und der Mountainbike-Wettbewerb. Ob die Finanzen jedoch ausreichen werden, um langfristig Talente wie Marco Schlittchen an den Klub zu binden, ist eher unwahrscheinlich. "Mit den renommierten Großvereinen können wir nicht mithalten", bedauert Urnauer. So wird Mars Rot-Weiß vermutlich weiterhin die Talentschmiede für finanzstarke Spitzenvereine bleiben. cob

Brüderlichkeit ist eine Überforderung Von Peter Maiwald

Bodo? Bist du dran! Du: ich sage nur: Lean! Lean! Nicht Lenin! Lean, das ist englisch. Lean wie schlank, mager und hager. Das ist die Parole! Wir müssen doch alle abspecken. Den Gürtel enger schnallen! Ansprüche verschlanken. In Sachen Hoffnung abnehmen. Die Zeit, da wir mit unseren Pfunden wuchern konnten, ist doch nun endgültig vorbei. Bist du auch lean, Bodo? Ich bin lean. Schon seit langem.

Lean ist die Philosophie unserer Zeit. Von mir aus: Sag ruhig Leanismus. Ich jedenfalls sage: Lean. Lean! Wie das schon klingt! Wie clean! Nur sauberer. Ich bin sauber, Bodo. Jedenfalls arbeite ich daran. Weg mit allem Überflüssigen! Das ist meine "Operation Neue Hoffnung". Oder anders ausgedrückt: Take it easy.

Nimm's leicht oder einfach. Die Welt so nehmen, wie sie ist.

Wer alles leicht nimmt, übernimmt sich nicht. Das hat uns doch schon Coca Cola vorgemacht. Also: Nimm's light. Politik light, zum Beispiel. Was bedeutet Probleme aussitzen denn anderes? Oder Moral light! Wenn alles geht, geht eben alles. So einfach ist das! Oder Philosphie light. Ich denke, ich bin nicht zu verändern, also bin ich. Oder Kapitalismus light. Wer hat, der hat. Oder Wiedervereinigung light. Wenn es einem besser geht als dem anderen. Wahrlich, ich sage dir, Bodo, der Leanismus ist das Light unserer Zeit.

Du mußt nur das Leben von seiner sportlichen Seite nehmen, Bodo. Und Sport ist die herrlichste Nebensache der Welt. Warum nicht auch das geistige Leben? Warum nicht auch mal die Menschheitsideen durch tägliches Gedankenjogging verschlanken? Mein Gott, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit! Wer soll denn das heute noch bezahlen? Die Freiheit leidet doch heutzutage längstens an Übergewicht, Bodo! Vor allem in Europa und der Welt! Die Bewegungsfreiheit vor allem. Da könnte ja schließlich jeder kommen.

Nein, nein, die Freiheit muß abnehmen, Bodo, wenn wir überhaupt noch welche haben wollen. Jedenfalls in Europa. Und Gleichheit? Du liebes Bißchen! Jedes Kind weiß doch, daß es ohne Hinterhöfe keine Höfe gibt und ohne Welt kein Europa. Italien gibt es eben auch nicht ohne Sizilien, und Deutschland gibt es eben auch nicht ohne die fünf neuen Länder. Gleichheit ja, aber lean. Schließlich hungert, wer auf Diät hält, auch.

Und Brüderlichkeit? Ach, du grüne Neune! Wo ich doch nicht mal meinen eigenen Bruder leiden mag, Bodo! Brüderlichkeit ist eine Überforderung. Jedenfalls in der bisherigen vollschlanken Form. Ich halte mich da eher an die Bibel. Ja, du hast richtig gehört. Bodo, an die Bibel. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das ist moderne, zeitgeistige Brüderlichkeit, Bodo. Brüderlichkeit lean, sozusagen, um nicht zu sagen Brüderlichkeit light.

Bodo? Bist du noch dran? Bodo?? Ist nicht mehr dran. Hat sich dünngemacht. Na ja, immerhin irgendwie zeitgemäß.

(gesammelt von HELGA METZKOW)

(Aus "Schöner Essen" von Peter Gaymann, erschienen im Fackelträger Verlag.)

Keine Auskunft im Reisebüro

Über Bahnbusse weiß meistens nur die Bahn Bescheid

Wie kompliziert es sein kann, eine Reise mit der Bahn zu planen, mußte kürzlich FR-Leserin Margarete H. feststellen. Sie wollte einen Ausflug in das pfälzische Städtchen Dahn unternehmen. Das Tikket für die Fahrt bis nach Pirmasens hatte sie bereits gekauft. Nun ging es darum herauszufinden, zu welchen Zeiten der Bus zwischen den beiden Städten verkehrte, denn daß eine Bahnbuslinie ab Pirmasens existierte, hatte Margarete H. bereits herausgefunden.

Was lag also näher, als den Fahrplan bei einem der zahlreichen DER-Reisebüros zu erfragen. Frau H. begab sich in eine Filiale in der B-Ebene der Hauptwache. Nach einer halben Stunde Wartezeit war sie endlich an der Reihe. Obwohl sich die Angestellten sehr bemühten, Margarete H. weiterzuhelfen, fehlte ihnen doch das Bahnbuskursbuch, in dem sämtliche Bahnbuslinien verzeichnet sind. Enttäuscht fuhr die Kundin zum nächsten Reisebüro, aber auch hier konnte man ihr die gewünschte Auskunft nicht geben. Schließlich stellte sie sich in die lange Schlange am Auskunftsschalter im Hauptbahnhof und erhielt dort endlich die Informationen, die sie brauchte.

"Warum", fragt FR-Leserin H., "kann die Deutsche Bundesbahn die Bahnkursbücher den DER-Reisebüros nicht ebenso zur Verfügung stellen wie die Kursbücher für den Schienenverkehr?"

"In den letzten zwei Jahren sind die Busgesellschaften regionalisiert und in GmbHs umgewandelt worden", erklärt Walter Henss von der Pressestelle der Deutschen Bundesbahn, "ihre Fahrpläne sind zumeist nur regional bekannt. Nicht alle Daten sind zentral im Computer erfaßt."

Also bleibt nur ein Anruf beim örtlichen Verkehrsamt? Walter Henss verneint die Frage: "Bis jetzt existiert noch ein dreibändiges Kursbuch für die Bahnbuslinien, das auf jeden Fall in der Auskunftsstelle der Bahn vorhanden ist, jedoch nicht in allen Reisebüros." Wer jedoch bei den Abfahrtszeiten ganz sicher gehen wolle, solle sich trotzdem an die Verkehrsämter wenden, rät Henss, denn das dicke Werk berücksichtigt jahreszeitbedingte Unterschiede bei den Fahrplänen nicht. reu

BUND ist gegen neues Gewerbegebiet

UNTERLIEDERBACH. Der Kreisverband Frankfurt des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat das von SPD und CDU gewünschte neue Gewerbegebiet in Unterliederbach in seiner jüngsten Jahreshauptversammlung einstimmig abgelehnt.

Das Gebiet westlich der Höchster Straße gehöre zum Regionalen Grünzug und sei eine der letzten Frischluftschneisen vom Taunus in die westlichen Stadtteile, erklärte BUND-Sprecher Hans Peter Kreutner. Die Flächenversiegelung habe in Frankfurt zudem einen "kritischen Wert" erreicht.

Begründet werde der Wunsch, neue Gewerbegebiete auszuweisen, mit dem Bedarf, den Frankfurter Gewerbebetriebe hätten, sagte Kreutner. Die Nachfrage werde aber größtenteils durch Verdrängung von Gewerbe aus dem Stadtbereich geschaffen. "Aus Flächen, die ehemals von produzierenden Betrieben genutzt wurden, entsteht dann Büroraum."

Der BUND fordere deshalb, Gewerbe nicht weiter aus der City zu drücken. Um Betrieben Erweiterungsflächen anbieten zu können, müßten mit Altlasten verseuchte und ungenutzte Areale saniert werden. Platz könne auch geschaffen werden, indem Lücken in bereits bestehenden Gewerbegebieten bebaut würden.

Arbeit, so der BUND, müßte allerdings prinzipiell "zu den Menschen gebracht", Gewerbe deshalb in strukturschwachen Gebieten angesiedelt werden.

Außerdem fordert der Kreisverband ein neues Gewerbesteuer-System. Kreutner: "Damit der Gewerbeansiedlungsdruck von Städten und Gemeinden genommen wird." tos

Von einem Boom mag (noch) keiner reden Wenn Eltern es sich leisten können, schicken sie ihr Kind auf eine Privatschule

Der Gebäudekomplex in einer Seitenstraße mitten in der Frankfurter Innenstadt fällt nicht auf. Ein Zweckbau mit Flachdach und großen Fensterfronten. Die Wände sind mit hellgelben Platten verkleidet, alles quadratisch und praktisch. Doch die Anna-Schmidt-Schule ist in den Augen vieler Eltern etwas Besonderes: Väter und Mütter halten die älteste Privatschule Frankfurts nicht nur für gut, sondern für besser als staatliche Lehrinstitute. "Seit zwei drei Jahren steigt die Nachfrage steiler an", sagt Michael Gehrig, stellvertretender Schulleiter. Die Anna-Schmidt-Schule liegt im Trend.

"Die Privaten erleben einen Boom", sagt Hans Günter Rolff, Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung an der Universität Dortmund. "Das ist eine Expansion auf Staatskosten und auf Kosten der Staatsschulen." Denn denen würden die Privatschulen zunehmend die guten Schüler wegnehmen.

Herbert Weidlich, Leiter der Anna- Schmidt-Schule, kann im Schuljahr 1993/94 nur 10 Prozent der angemeldeten Jungen und Mädchen in die erste Klasse aufnehmen. Rund 600 Eltern wollten ihre Sprößlinge in die für "Töchter aus höherem Hause" 1886 gegründete "Lehr- und Erziehungsanstalt" schicken. Genau 63 Sechsjährige werden für die Grundschule genommen. Für die fünfte Klasse gehen seit Jahren immer zwischen 90 und 100 Bewerbungen ein. Fast jede zweite muß die Schulleitung abweisen.

Die Situation an der Frankfurter Schule ist bezeichnend. Bei fast allen der derzeit 2350 Privatschulen in Deutschland übersteigt die Nachfrage das Angebot. Auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in privaten Klassenräumen Mathe oder Englisch lernen, hat sich erhöht: Von 1971 bis 1991 weisen die Daten des Statistischen Bundesamtes für die alten Bundesländer einen Anstieg von 290 000 auf 427 000 auf. Gleichzeitig fiel die Zahl der staatlich beschulten Kinder von 9,7 auf 6,9 Millionen.

Die neuen Bundesländer waren in der Privatschullandschaft bislang weitgehend weiße Flecken. Gerade mal 5878 Schüler hat das Statistische Bundesamt für 1991 registriert. Doch auch im Osten Deutschlands wächst das Eltern-Interesse. Der Evangelische Pressedienst meldete vor einigen Tagen: "In evangelischen Schulen laufen die Drähte heiß." Es gebe für das kommende Schuljahr eine hohe Zahl von Anmeldungen. Täglich gingen beispielsweise für eine neue Grundschule in Dresden, die im Herbst eröffnet werden soll, vier bis fünf Bewerbungen ein. Und in den übrigen acht evangelischen Schulen in der Ex-DDR - fast alle wurden 1991 oder 1992 gegründet - könnten längst nicht alle Bewerber angenommen werden.

Trotz dieser Zahlen äußert sich Christian Lucas, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Privatschulen, zurückhaltend. Es bestehe zwar ein steigendes Interesse an "Pluralismus im Schulwesen". Aber von einem Boom könne keine Rede sein. Quantitativ spielen nach seiner Ansicht die freien Schulen in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle. Gerade mal sechs Prozent der Schüler würden dort unterrichtet. Einzig die Gymnasiasten seien eine größere Gruppe. Jeder achte büffelte 1991 in einer Privatschule.

Hinter dem Understatement des Privatschulfunktionärs steckt nach Ansicht von Insidern die Angst vor dem Rotstift der Kultusminister. Der Verband übt Zurückhaltung, weil er sich die Schulverwaltung der Bundesländer nicht vergraulen will. Diese hätten Sorge, daß allenthalben private Schulen aus dem Boden schießen und "massenhaft Steuergeld einsacken", sagt ein Kenner der Szene. Denn trotz der Etiketten "frei" und "unabhängig", alimentiert der Staat die nicht-staatlichen Schulen massiv. Zwischen 75 und 95 Prozent werden für die Unterhaltung der privaten Bildungseinrichtungen zugeschossen. 1984 waren das nach Angaben des Instituts für Schulentwicklungsforschung insgesamt 2,4 Milliarden Mark; aktuelle Zahlen gibt es nicht.

Um die Unkosten zu decken ist vielerorts Schulgeld obligatorisch. Nur die konfessionellen Schulen unterrichten häufig umsonst. Für Anna-Schmidt-Schüler werden 250 Mark im Monat fällig.

Die Eltern zahlen bereitwillig. Walter Hiller, Geschäftsführer des Bundes Freier Waldorfschulen: "Besonders im Mittelstand ist das Bildungsbewußtsein in den letzten Jahren gestiegen." 50 Prozent der Eltern wollen Abitur für ihre Kinder. Sie haben erkannt, daß gute Schulbildung eine wichtige Voraussetzung für Erfolg im Berufsleben ist. Die besten Schulen sind den Vätern und Mütter gerade gut genug. Und immer mehr rümpfen über Staatsschulen die Nase. Denn deren Image ist so schlecht wie noch nie. Gewalt, Drogen, große Klassen, faule Lehrer - das sind die Schlagworte.

All dies wollen die Eltern ihren Kindern ersparen. Dabei stehen die Waldorfschulen besonders hoch im Kurs. Sie sind Primus in puncto Beliebtheit: 32 Schulen waren es noch 1971. Seither sind 114 neue dazugekommen. Die Zahl der Schüler erhöhte sich von 16 000 auf 55 000. Auf Initiativen von Eltern gingen die meisten neuen Schulen zurück, erläutert Walter Hiller. "Das kommt bei uns von unten." Die Gründungswelle ist noch längst nicht abgeebbt. Gegenwärtig existierten "in unterschiedlichem Reifegrad" 20 bis 30 Elterngruppen, die eine Waldorfschule eröffnen wollen.

Die Waldorfschulen und viele andere private haben sich nach Hans Günter Rolffs Beobachtungen zu sozialen Oasen entwickelt: Weil es mehr Anmeldungen als es Plätze gibt, können sich die Schulleiter die guten und unproblematischen Schüler aussuchen. Die Anna-Schmidt- Schule achtet bei Bewerbern für die fünfte Klasse darauf, daß die Grundschullehrerin das Kind für das Gymnasium empfohlen hat. Und wenn's dennoch nicht läuft, kann die Schulleitung immer noch den mit den Eltern geschlossenen Schulvertrag kündigen.

"Gewalt gibt es bei uns nicht", sagt Constanze Sieger (17), die ins zwölfte Schuljahr der Anna-Schmidt-Schule geht. Im Unterricht gehe es sehr persönlich zu. "Hier kann man nachfragen, wenn man was nicht verstanden hat." Im Frankfurter Gymnasium müssen nicht 20 oder 25, sondern acht oder zehn Klassenkameraden warten, bis es im Stoff weiter geht. "Wir leisten uns den Luxus, in der Oberstufe auch Kurse mit weniger als acht Schülern anzubieten", sagt Michael Gehrig. Für ihn sind die kleinen Klassen einer der Gründe für den Erfolg der Anna-Schmidt-Schule. Man könne sich intensiver um die Kinder kümmern.

Für Hans Günter Rolff ist der Trend zur Privatschule die Rückkehr der Klassenschule - denn das Schulgeld können sich nur Eltern leisten, die etwas besser als Arbeiter verdienen. "Der mittlere Mittelstand ist bei uns überrepräsentiert", räumt der stellvertretende Anna- Schmidt-Direx Michael Gehrig ein. Nachdem das Gymnasium zum Massengymnasium geworden ist, hat sich offenbar eine neue Bildungseinrichtung für eine kleine Gruppe Glücklicher entwickelt, deren Eltern es sich leisten können. "Da zahlen Eltern bei manchen Schulen Tausende von Mark, um ihre Kinder zum Abitur zu peppeln", sagt die Mitarbeiterin eines Kultusministeriums.

Die Privatschulverbände weisen den Vorwurf von der Privilegierten-Schule zurück. Nicht zuletzt deshalb, weil in der Vergangenheit "viele Konzepte freier Schulen von staatlichen Schulen übernommen worden sind", erläutert Christian Lucas. Da ist viel von "pädagogischer Avantgarde", "Vorreiterrolle", "ständigem Schulversuch" und "pädagogischem Experimentierfeld" die Rede. Ohne die schwerfällige Verwaltungsbürokratie könne man eben schneller und flexib-

ler auf neue gesellschaftliche Entwicklungen reagieren.

Der Dortmunder Schulforscher Rolff sieht das anders: Zwar gebe es viele gute Privatschulen und auch zwei drei "sehr gute Orchideen". Doch Hinweise auf eine allgemeine pädagogische Vorreiterrolle hat er noch nicht entdeckt. "Es gibt keine wissenschaftlichen Ergebnisse, die dies belegen." Die katholischen Schulen arbeiteten sogar genau nach den Lehrplänen der Kultusministerien.

Dennoch, nach Rolffs Ansicht bringt der Trend zur Privatschule für die staatlichen Bildungsinstitutionen Probleme: Wenn die Guten abgezogen werden, wachsen Aggression und Gewalt. "Die schwächeren und problematischen Kinder schaukeln sich gegenseitig hoch" - eine Art negative Synergie. Ein Teufelskreis könnte die Folge sein: Die staatlichen Schulen verlieren zunehmend an Renommee. Immer mehr Eltern kratzen Geld zusammen, um ihren Kindern die private Schule zu bezahlen. "An den staatlichen sammeln sich Problemkinder aus der Unterschicht", befürchtet Rolff.

Eine ähnliche Entwicklung sei in den USA schon seit Jahren zu beobachten. Schlimm daran sei, daß in Deutschland all dies vom Staat auch noch unterstützt werde - durch die massiven Subventionen der Kultusminister. Und die müssen nach Meinung der Privatschulen in den nächsten Jahren noch steigen: Ihre große Zeit stehe noch bevor, weil Deutschland im europäischen Vergleich einen Nachholbedarf habe. In den benachbarten Niederlanden gehen schon 70 Prozent der Schüler auf Privatschulen. FRANK-THOMAS WENZEL

Der Bürgertreff ist sicher Bauaufsicht verneint Sicherheitsmängel im "Depot"

OBERRAD. Zweifel an der Sicherheit des Bürgertreffs "Depot" meldete Anwohner Volker Bosch (Name von der redaktion geändert) an: Bei einem Feuer- oder Bombenalarm könne der Bürgertreff in der Offenbacher Landstraße nicht schnell genug geräumt werden, so befürchtet er. Denn einer der beiden Notausgänge sei mit der im vergangenen Herbst auf Betreiben der lärmgeplagten Anwohner errichteten Lärmschutzwand zugebaut worden. Zudem blockierten Falschparker ständig den zweiten Fluchtweg in Richtung Offenbacher Landstraße, weil die vorhandenen 43 Parkplätze für die 300 Personen fassende Halle nicht reichten. Volker Bosch: "Die Leute haben Angst, wenn etwas passiert."

Auch eine Unterschriftenaktion besorgter Bürger an die Adresse der Feuerwehr habe nichts bewirkt. Die Listen seien an die Bauaufsichtsbehörde weitergeleitet worden, die den Bau der Wand genehmigt hatte.

Horst Westkemper, Leiter der Abteilung vorbeugender Brandschutz in der Branddirektion, prüfte auf Anfrage der Stadtteil-Rundsch die mittlerweile sehr umfangreichen Akten über den Bürgertreff, der von der Saalbau GmbH unterhalten wird. Danach habe das Gebäude außer dem Haupteingang im Norden auch zwei Fluchtwege im Norden und Süden. Aus den vier Räumen im Kellergeschoß führe ein weiterer Notausgang über eine Treppe ins Freie. Es treffe nicht zu, daß der Notausgang im Norden geschlossen worden sei. "Die Schallschutzwand tangiert ihn nicht", erklärte Horst Westkemper.

Karl Dieter von Wachter, der Leiter der Bauaufsichtsbehörde, schickte auf die Anfrage der Stadtteil-Rundschau einen Kontrolleur zum Bürgertreff. Über die Ergebnisse informierte Baudirektor Sieghard Kral zuständig für die Abteilung Süd: "Die Notausgänge sind zu unserer vollsten Zufriedenheit und wir sehen keinen Grund einzuschreiten. Außerdem haben wir sie schon abgenommen." hes

Immer häufiger werden Tagesmütter gebraucht

WESTLICHE STADTTEILE. "Kinder sind viel zu wertvoll, als daß man sie einfach irgend jemandem in die Hand geben sollte." Um in die Babysitterkartei von Gaby Heep zu gelangen, müssen Studentinnen, Omas und Opas zunächst zu einem ausführlichen Eignungsgespräch zur Evangelischen Familienbildung kommen. Etwa eine Stunde nimmt sich die Erzieherin dann in der Nesenstraße 4 Zeit, um abzuklopfen, "warum die Leute das machen wollen" und welche Beziehung sie zu Kindern haben.

Ein Grundkursus, bei dem die Babysitter pädagogisch und in Erster Hilfe geschult werden, ist dann zwar keine Pflicht, kann beim Träger-Verein zur Förderung von Kinderbetreuung aber belegt werden.

150 Babysitterinnen und Babysitter kann Gaby Heep zur Zeit vermitteln. 30 davon wohnen in den westlichen Stadtteilen. Zieht sie eine Karte, weiß Gaby Heep nicht nur das Alter, Familienstand und Beruf, sondern kennt auch die Sprachkenntnisse, Hobbys, Krankheiten.

Für jeden "Fall" kann Gaby Heep die passende Betreuung anbieten. "Zusammenkommen" aber müssen Eltern, Alleinerziehende und die Babysitter selbst. Gaby Heep rückt nur die Telefonnummer raus und überläßt zum Beispiel auch die "Preisverhandlung" den Leuten. "In der Regel einigen die sich allerdings zwischen sechs und fünfzehn Mark für die Stunde."

"Festpreise" gibt es nur bei der Aufnahmen in die Kartei. Betreuerinnen zahlen einmalig 20 Mark, Eltern sind mit einer Aufnahmegebühr von 30 Mark dabei. Als Finanzier steht das Frauenreferat hinter der Babysittervermittlung. Zur Zeit schießt die Stadt jährlich 5500 Mark dazu.

Seit Kita-Plätze immer rarer werden und in vielen Familien beide Elternteile arbeiten müssen, wird die "Marktlücke", in die Gaby Heep vor zweieinhalb Jahren sprang, immer größer. Unter den 15 bis 30 Anrufen, die täglich in der Nesenstraße 4 eingehen, sind immer häufiger Hilferufe nach "Tagesmüttern".

Den Babysitter-Service hat der bei der Evangelischen Familienbildungsstätte untergebrachte Verein deshalb vor einigen Monaten erweitert. "Beliebt sind vor allem Seniorinnen", weiß Gaby Heep. "Viele Eltern ziehen eine fremde ,Großmutter&rquote; sogar der eigenen Oma vor. Weil die sich nicht in die Erziehung einmischt."

Die 63jährige Hannelore Czermin ist eine von vielen älteren Frauen, die mit ihrem Tagesmutterjob "unheimlich glücklich" ist. Montags morgens ist sie nur für den Peer aus Praunheim da, setzt sich mit dem Dreijährigen in die U-Bahn ("da ist der ganz narrisch drauf") und macht Ausflüge ans Höchster Mainufer, nach Bad Homburg oder in den Zoo. "Mir gibt es das Gefühl, daß ich noch gebraucht werde", gesteht die Witwe.

Gaby Heep hat nicht nur rüstige Seniorinnen, Studentinnen oder Schülerinnen ab 16 Jahren in ihrer Kartei, sondern kann auch junge Männer oder "Großväter" vermitteln. Die sind allerdings schwerer an Babys und Kinder zu bringen: "Viele Mütter und Väter sind da mißtrauisch."

Die Leiterin des Babysitterbüros versteht sich allerdings längst nicht nur als Vermittlerin, sondern setzt sich auch für die Rechte von Tagesmüttern ein. "Daß eine Rechtsanwältin mit ihrer Halbtagsstelle 4000 Mark verdient und die Tagesmutter mit 350 Mark abspeist, ist nicht in Ordnung."

Den Frauen rät sie, mit den Familien Verträge zu machen, Absprachen über Krankheits- und Urlaubszeiten zu treffen. Für Tagesmütter schwebt ihr eine soziale Absicherung und Altersversorgung vor. "Bezahlen müßte das eigentlich die Stadt.

Denn die spart ja bei den Kita-Plätzen." Zur Zeit kämpft Gaby Heep allerdings auch in eigener Sache. Längst kann sie die Arbeit nur noch mit einer auf Honorarbasis engagierten Aushilfe bewältigen. Um den Tagesmütter-Service auf die Beine zustellen, haben das Land zunächst aus seinem Sofortprogramm Kinderbetreuung und das städtische Sozialdezernat zwar jeweils 15 000 Mark locker gemacht.

Um eine Halbtagsstelle zu finanzieren, ist das längst nicht genug. Gaby Heep will deshalb jetzt auch Unternehmen "anzapfen". "Die müssen allerdings erst einmal kapieren, daß sie von unserem Dienst auch profitieren", betont die Pädagogin.

Die Babysittervermittlung in der Nesenstraße 4 ist montags, mittwochs und freitags von 9.30 bis 12.30 Uhr und dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer 069 / 55 94 05 zu erreichen. tos

Gutshöfe statt Konfetti Taunusklub bietet heimatkundliche Wanderungen an

FRANKFURT A. M. Laute Böllerschüsse und Konfetti, feucht-fröhliche Ausgelassenheit in bunten Verkleidungen - nicht jeder kann sich für den Trubel begeistern, der alljährlich in Heddernheim herrscht, wenn der Stadtteil am Fastnachtsdienstag für einen halben Tag "Klaa Paris" wird. Rund 60 Mitglieder des Taunusklubs verzichteten darauf, in der Menge zu stehen und den vorbeiziehenden Narren zuzujubeln. Statt dessen trafen sie sich an der Heerstraße in Praunheim, um von dort - eingehüllt in dicke Winterkleidung - zu einer "heimatkundlichen Exkursion" zu ehemaligen Frankfurter Gutshöfen aufzubrechen.

Der Weg führte die Wanderbegeisterten vom "Hofgut" an der Heerstraße über das ehemalige Bundesgartenschaugelände nach Eschersheim bis zum Bertramshof im Dornbusch. Otto Peter, der dem heimatkundlichen Arbeitskreis des Taunusklubs Frankfurt angehört, hatte eigens für die Exkursion einige wichtige Geschichtsdaten zusammengetragen und ein "Führungsblatt" geschrieben. An historisch bedeutsamen Orten ergänzte er die Informationen auf dem Handzettel zudem durch sein eigenes Wissen über Frankfurts Vergangenheit.

Bereits zum fünften Mal hatte der Taunusklub alternativ zur Fastnacht in Heddernheim zur Gutshöfe-Wanderung am Faschingsdienstag eingeladen. Denn wie die stetig wachsenden Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren gezeigt haben, erfreuen sich diese "Ausflüge" zunehmender Beliebtheit.

"Es gibt genug Leute, die nicht zum Heddernheimer Zug gehen, aber den freien Nachmittag sinnvoll verbringen wollen", erklärte Elisabeth Rittau, Zweite Vorsitzende des Taunusklubs, die Wanderlust am Fastnachtsdienstag. Wie sie glaubt, "sind viele einfach froh, wenn sich dann die Gelegenheit bietet, an die frische Luft zu kommen".

Rund zwei Dutzend Exkursionen im Jahr bietet der Taunusklub an - und immer ist einiges dabei zu lernen. So erfuhren die Teilnehmer der jüngsten Wanderung, daß die Heerstraße vor über 2000 Jahren von Mainz-Kastell in die Wetterau führte, und daß das Hofgut an der Heerstraße erst im vergangenen Jahrhundert angelegt worden und dann im Besitz der Waisenhausstiftung war.

Weitgehend unbekannt dürfte auch die Bedeutung des Wortes "Ebel" sein, das nichts anderes bedeutet als "Hügel". Die Straße "Am Ebelfeld" in Praunheim hat also ihren Namen von dem hügeligen und zur Nidda hin abschüssigen Weideland, das sich früher flußabwärts bis nach Hausen zog.

Aus insgesamt sechs verschiedenen Literaturquellen stammt das Geschichtswissen über die einzelnen Stationen der Gutshöfe-Wanderung, das Otto Peter auf zweieinhalb Seiten als kurzes Stichwörterverzeichnis zusammengefaßt hat. Über den Bertramshof liest man darin, daß dieser erstmals 1323 urkundlich erwähnt wurde und zunächst Knoblauchshof hieß, da sein Pächter der Patrizier Jakob Knoblauch war. Im 16. Jahrhundert wechselte der Gutshof den Besitzer und hieß fortan Kühhornshof.

Erst als der Hof 1660 an den Besitz der Familie Bertram ging, erhielt das Gebäude seinen jetzigen Namen. 1840 kaufte dann Baron Rothschild den Bertramshof als Landsitz. Schließlich veräußerte die "Terraingesellschaft" ab 1911 die Wiesen und Äcker des Hofgutes als Bauland.

Seit 1968 nutzt der Hessische Rundfunk den Bertramshof als Lager und Archiv und hat mittlerweile auch einige Abteilungen in die Räume des denkmalgeschützten Bauwerks verlegt. gap

Umweltbewußter handeln Keine leichte Aufgabe für den ökologischen Arbeitskreis

NIEDER-ESCHBACH. Die Schöpfung bewahren, dieser religiös untermauerte Grundsatz ist Motto des ökologischen Arbeitskreises, der sich in der evangelischen Gemeinde Nieder-Eschbach gebildet hat. Seit etwa einem Vierteljahr treffen sich Pfarrer Dr. Matthias von Kriegstein, die Kindergartenleiterin Dagmar Müller, einige Kirchenvorstandsmitglieder sowie zwei Zivildienstleistende. Der Pädagoge Clemens Schoch-Hällmayer leitet die Gruppe. Der Öko-Arbeitskreis will eine ökologische Bestandsaufnahme in der Gemeinde zusammenstellen. Diese Erhebung hatte im vergangenen Jahr die Synode der Evangelischen Kirche Hessen- Nassau beschlossen. In etwa zwei Drittel der hessischen Dekanate haben sich mittlerweile Umweltausschüsse gebildet.

"Wir müssen die Gemeindemitglieder an unserer Arbeit interessieren", betont Frau Winter, die Umweltschutzbeauftragte des Kirchenvorstandes. "Zum einen müssen wir dafür sorgen, daß das Verhalten der einzelnen umweltbewußter wird und zum anderen ist es unsere Aufgabe, konkrete Verbesserungen zu starten."

Beispielsweise müßten der Gemeindesaal renoviert und die großen Fenster neu verglast werden, die dann besser isoliert seien. Damit einher gehen sollten die verbesserte Nischendämmung und die Erneuerung der Fensterrahmen. Dazu sei jedoch erst ein Gutachten erforderlich, das beschreibt, wieviel Energie durch die alten Fenster verloren geht.

Besonderer Wert sei auch auf die Veränderung des Bewußtseins zu legen, sagt der Pädagoge Clemens Schoch-Hällmayer. "Technische Verbesserungen allein reichen nicht aus. Wir müssen lernen, zu sehen, wo wir umweltbewußter handeln können."

Wer der Gemeinderäume mitbenutze, müsse sich auch mitverantwortlich fühlen. "Es darf nicht sein, daß die Heizung den ganzen Tag läuft, obwohl fast keine Gruppen im Raum sind." Das eine sei zu tun und das andere nicht zu lassen, betont Pfarrer von Kriegstein. "Ich meine, wir erreichen den größten Lerneffekt, wenn unser Tun deutlich sichtbar wird." Die Installation von Solar-Warmwasserkollektoren für den Kindergarten beispielsweise sei eine Aktion, bei der die Gemeinde für den Umweltschutz sensibilisiert werden könne. Zunächst allerdings müsse ermittelt werden, ob sich diese Investition lohne.

Abgeschlossen ist mittlerweile das Umrüsten der Beleuchtungskörper. Statt der herkömmlichen Glühbirnen geben nun die Energiesparlampen im Gemeindehaus Licht. Hausmeister Wolfgang Hütter errechnete eine Ersparnis von knapp 4000 Mark bei einer Brenndauer von 5000 Stunden für das gesamte Gebäude.

Im Gemeindesaal will der Arbeitskreis mit einem Temperaturschreiber ermitteln, ob der Raum ökologisch vernünftig geheizt wird. "Wenn sich der einzelne die Bewahrung der Schöpfung zu einem Anliegen machen will, so kann er das an kleinen Dingen lernen. Dazu gehört auch das Heizen der Räume", erklärt ein Zivildienstleistender. Ein Plakat soll die Gemeindemitglieder auf die Messungen aufmerksam machen.

Aufmerksamkeit schärfen sollen auch die weiteren für das Jahr geplanten Aktionen. So will sich der Arbeitskreis beim Straßenfest der Öffentlichkeit präsentieren. Das Energiesparen in der Gemeinde wie auch Vorschläge für das Sparen zu Hause sollen dort vorgestellt werden. mab

Besinnungswochen mit Wandern, Meditation, Yoga und Kontemplation sind Schwerpunkte bei Veranstaltungen, die SKR Studien-Kontakt-Reisen, Kurfürstenallee 5, 53 Bonn 2 Bad Godesberg, Tel. 02 28 / 35 70 13 in Verbindung mit einigen Klöstern anbieten. Die Klöster befinden sich in landschaftlich reizvoller Lage: im Tessin, im Allgäu sowie in der Eifel. Ein Wochenende in der Eifel kostet beispielsweise mit Übernachtung, Vollpension und Seminargebühr 290 Mark. Meditieren kann man auch in koptischen Klöstern in Ägypten. FR

Die Inseln Sachalin,Archangelsk und Murmansk hinter dem Polarkreis gehören zu den neuerdings wieder zugänglichen Reisezielen im ehemaligen Sowjetreich. Im Angebot sind sie beim ebenfalls ehemaligen Alleinvertreter für die Sowjetunion Intourist Reisen. Der Veranstalter ist jetzt einer unter vielen und versucht sich mit neuen Reisezielen auf dem Markt. Die elftägige Tour nach Sachalin kostet ab Frankfurt 3 690 Mark. Eine Kreuzfahrt führt über Rußlands Flüsse von Moskau nach St. Petersburg und schließt die Besichtigung der beiden Metropolen ein. Preis für elf Tage ab Hamburg 1 290 Mark. FR

Zu Pferd durch die Auvergne kann man mit eigenem oder gemietetem Vierbeiner, mit und ohne Führer reiten. Entsprechende Angebote hat der Regionalverband für Reitsport-Tourismus in der Auvergne jetzt in einem ansprechenden deutschsprachigen Katalog gesammelt. Ein siebentägiger Trekkingritt durch das Aubrac etwa kostet mit Übernachtung und Vollpension 5500 Francs. Reiterurlaub auf Schloß Maulmont in der Nähe von Vichy ist für fünf Tage, Übernachtung mit Vollpension, 4350 Francs teuer. Die Broschüre ist erhältlich über das Französische Verkehrsamt, Westendstr. 47, 6 Frankfurt am Main, Tel. 069 / 75 60 83-0. FR

Mit Tauchreisen für Frauen will Stern Reisen, Gemündener Str. 4, 6 Frankfurt am Main 70, Tel. 069 / 646 88 00 2 weibliche Reisende, die sich für den Tauchsport interessieren, die Möglichkeit bieten, in kleinen Frauengruppen sich mit dieser Sportart vertraut zu machen. Die Reisen führen nach Hurghada ans Rote Meer und kosten mit Flug, Übernachtung mit Halbpension und Tauchkurs mit einer deutschen Tauchlehrerin 2050 Mark für eine Woche. FR

Games

Wunderbar leicht und locker ist das Leben im Lande der games. Zwischen duftenden Blumen in leuchtenden Farben lachen und spielen die gameboys den ganzen Tag auf den Spielwiesen. Am Abend kommen sie heim in ihre gamehouses zu ihren gamegirls, die wie die gameboys viereckig sind und vorne eine Wölbung haben.

Nachdem tagsüber lange genug auf den Knöpfen des gameboys gedrückt wurde, drückt er nun seinerseits die Knöpfe des gamegirls. 1. Knopf: Unterhaltung, 2. Knopf: Getränke. Heute ist es ein Bier, früher war es Cola, ganz früher, erinnert er sich, war es Limo. 3. Knopf: Pommes mit Ketchup oder Hamburger, ja, panem et circenses, alles bietet das gamegirl. 4. Knopf: Musik. Jetzt hat der gameboy vorerst alles und lümmelt sich auf dem gamesofa. Sunset - sunrie.

Bevor er wieder geht, drückt der gameboy noch einige restliche Knöpfe. 5. Knopf: selbsttätiges Reinigen des gamehouses, 6. Knopf: selbsttätiges Säubern der homewash, 6. Knopf: selbsttätiges Nachfüllen des homevorrates und noch ein paar unerhebliche Knöpfchen, die Organisation betreffend. Und dann läuft alles so wunderbar leicht und locker von alleine, wie eingangs geschildert.

Ich kann verstehen, daß Sie auch gerne in diesem Land leben würden, aber die Bedingung ist eben: man muß viereckig sein.

GERTRUD SCHUBERT

Der Computerarbeitsplatz aus ergonomischer Sicht

Der Computer- bzw. Bildschirmarbeitsplatz ist heute schon zum Standard geworden. Nicht nur in den sog. Verwaltungsberufen, sondern auch in Planung, Fertigung und Produktionsüberwachung. Diese Entwicklung bringt nicht nur neue Chancen und Möglichkeiten mit sich, sondern auch Risiken, und zwar vor allem für unsere Gesundheit.Mehr denn je sind wir gehalten, auf eine ergonomische, d. h. dem Menschen und seinen Bedürfnissen angepaßte Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsplatznutzung zu achten. Natürlich liegt hier eine hohe Eigenverantwortung beim einzelnen "Arbeitsplatznutzer", aber auch und vor allen Dingen derjenige, der den Bildschirmarbeitsplatz zur Verfügung stellt, d. h. der Arbeitgeber, wird in zunehmendem Maße in die Pflicht genommen. Dies geschieht einerseits durch den Gesetzgeber, andererseits liegt auch beim Arbeitgeber der Nutzen, denn die durch Rückenbeschwerden und -krankheiten entstehenden Ausfalltage stehen heute an allererster Stelle (30 %) der Krankheitsstatistiken und verursachen immense Kosten, sowohl volkswirtschaftlich als auch für die Betriebe selbst.

Bildschirmarbeit bedeutet hohe Konzentration auf einen kleinen Arbeitsbereich. Bis zu 30 000 Blickwechsel zwischen Bildschirm, Vorlage und Tastatur an einem einzigen Arbeitstag. Das kommt die Haltung meistens zu kurz, da ist von sinnvollem Verhalten, d. h. oftmaligem Wechsel der Arbeitshaltung, regelmäßiger Unterbrechung, m Sinne von Bewegungspausen, allzuoft keine Rede. Die Folgen: Verspannungen, Muskelverkürzungen, Bandscheibenschäden: 40 000 Bandscheibenoperationen jährlich zeigen deutlich, wohin die schlechte Haltung am Arbeitsplatz führt.

Die Einrichtung des modernen Bildschirmarbeitsplatzes darf nicht mehr dem Zufall oder gar modischen Strömungen unterworfen sein. Nicht schickes Designng darf vorrangiges Entscheidungskriterium sein, Funktionalität und ergonomischer Gestaltung muß heute eindeutig der Vorrang eingeräumt werden, will man nicht gesundheitliche Schädigung der Mitarbeiter riskieren und hohe "Folgekosten", in Form von Krankheitskosten, auf sich nehmen.

Der Arbeitsplatz soll den körperlichen Bedürfnissen des Benutzers entsprechen und eine Arbeitsleistung ermöglichen, ohne die Gefahren der gesundheitlichen Schädigung. Was hier so scheinbar leicht und einfach klingt, bedarf in Wirklichkeit eingehender Überlegungen und Untersuchungen, denn, man höre und staune, der menschliche Körper ist von Natur aus überhaupt nicht für das Sitzen und schon gar nicht für langes Stillsitzen gemacht. Spricht der Mediziner, in bezug auf unseren Körper, vom Bewegungsapparat, so ist das wörtlich zu nehmen. Ohne ausreichende Bewegung, und zwar nicht nur mal im Urlaub, verkümmert unser Muskel- und Skelettapparat, was die o. g. Folgen mit sich bringt.

Leider ist das Wort Ergonomie z. Zt. auf dem besten Wege, zur Allerweltsbezeichnung zu werden, ähnlich, wie es schon bei "bio" und "natur" der Fall ist. Es gibt mittlerweile fast keinen Bürostuhlhersteller, der nicht ein besonders "ergonomisch gestaltetes" Modell anbietet und für den Benutzer, wie für den Käufer stellt sich die bange Frage: "welcher nun?" Hier kann nur der entsprechend geschulte Fachhändler weiterhelfen. Aus diesem Grunde setzen verantwortungsbewußte Hersteller in zunehmendem Maße auf die Kompetenz der Fachhandelspartner und tun dann auch - folgerichtig - etwas für deren Ausbildung in Fragen ergonomischer Kompetenz. Hier hat sich das folgende "Drei-Phasen-Konzept" besonders gut bewährt:

1. Phase: der Hersteller schult den Handel, damit dieser den Kunden, d. h. den Entscheider, richtig und kompetent beraten kann.

2. Phase: der Herstellter informiert den Entscheider und Nutzer, in den Räumen des Händlers über Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz.

3. Phase: der Hersteller betreut den Nutzer in den Räumen des Entscheiders, d. h. des Arbeitgebers, damit durch die "gesundheitsfördernde" Benutzung eines ergonomisch gestalteten Arbeitsplatzes auch für den Anwender und den Arbeitgeber ein klar nachvollziehbarer Nutzen entsteht.

Nicht nur die Gestaltung des Arbeitsplatzes ist wichtig, sondern auch die richtige Nutzung. So ist z. B. der Bürostuhl keinesfalls nur ein "Möbelstück", sondern im eigentlichen Sinne des Wortes ein wichtiges "Arbeitsgerät", von dessen richtiger Benutzung unsere Gesundheit abhängt. Was nutzt der beste, nach neuesten ergonomischen Gesichtspunkten konstruierte Arbeitsstuhl, wenn der Benutzer nicht einmal die Höhe richtig eingestellt hat? Bei Arbeitsplatzuntersuchungen hat sich gezeigt, daß bis zu 80 % der Bürostühle falsch eingestellt waren. Die sinnvolle Nutzung ergonomisch gestalteter Arbeitsplätze ist von einer fachkundigen Einweisung abhängig und bringt nur dann den gewünschten Nutzen, nämlich Vermeidung von Krankheit und den damit verbundenen betrieblichen Ausfällen, wenn eine entsprechende Unterweisung, d. h. eine "Rückenschulung" mit der Neugestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes verbunden ist.

Allenthalben wird bei der Neueinrichtung von Computerarbeitsplätzen einer ergonomischen, gesundheitsfördernden Einrichtung der Kostenfaktor entgegengehalten. Betrachtet man aber die Kosten, die ein entsprechender Krankheitsfall mit sich bringt, so erscheinen die Ausstattungs- und Schulungskosten für die ergonomische Verbesserung des Sitzarbeitsplatzes geradezu gering. Nach neuesten, wissenschaftlichen Untersuchungen kostet der Ausfalltag, bei Berechnung aller anfallenden Kosten, ca. 1000 Mark. Aus den Statistiken der Betriebskrankenkassen können wir entnehmen, daß der durchschnittliche Arbeitnehmer heute schon zehn Tage im Jahr wegen Rückenbeschwerden fehlt und das in einem Alter höchster Produktivität, nämlich zwischen dem 35sten und 55sten Lebensjahr.Wie schon seit Jahren bekannt und durch entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen zuverlässig belegt, gehen der deutschen Wirtschaft Jahr für Jahr Milliardenbeträge verloren, durch schlechtes Sitzen und schlecht gestaltete Arbeitsplätze. Doch setzt sich bei den Entscheidern in den Betrieben ein dementsprechendes Problembewußtsein nur unendlich langsam durch. Schon vor 20 Jahren haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, daß durch Verbesserung der Körperhaltung nicht nur Verluste durch Krankheit vermieden werden können, auch Leistungssteigerungen von bis zu 40 % können, ohne Mehrbelastung der Arbeitnehmer, erreicht werden.

In einer Zeit, in der Bildschirmarbeitsplätze unaufhaltsam auf dem Vormarsch sind, in der die Krankheitskosten schwindelnde Höhen erreichen, kommt dem "Arbeitsgerät" Stuhl und dessen gesundheitsfördernder Nutzung ein immer höherer Stellenwert zu. ANTON DOSTAL

Frühes Systemdenken

Bis zur modernen Bürostuhlfamilie war es ein weiter Weg, der zudem zwei ganz unterschiedliche Entwicklungsstränge aufweist. Der erste führt direkt in die Produktion und genauer in die Schweizer Uhrenfabriken des 18. Jahrhunderts. Drehhocker dienten als Sitzgelegenheit für hochqualifizierte Arbeitskräfte, die beide Hände für feinmechanische Arbeit freihaben mußten. Höhenverstellung mittels Spindel schafft ideale individuelle Voraussetzung für den Arbeitsvorgang.

Franklin Chichester übernimmt den Gedanken für seinen ersten, 1897 patentierten Schreibmaschinenstuhl und fügt als neues Element eine Rückenstütze mit beweglichem Bügel hinzu. "Typewriter Chair", der Name für sein Patent, weist deutlich auf die Verbindung zum Verwendungszweck hin. Die Verbreitung von Büromaschinen, Schreib-, Rechen- und Buchungsmaschinen, steht am Beginn der Entwicklung des Bürostuhls. Optimale Bedienmöglichkeiten für die Maschine durch den Einsatz des geeigneten Sitzmöbels. Systemdenken par excellence.

Der zweite Ansatz läßt uns beim Chef Platz nehmen. Nur entwickelte sich das Chefbüro und mithin dessen Sitzgelegenheit aus gänzlich anderen Voraussetzungen. Bis zur beginnenden industriellen Revolution nämlich befand sich dessen Büro zu Hause in der guten Stube.

Und so war es nur natürlich, daß mit der Entstehung von Fabriken, Verwaltungsgebäuden und Banken die Büros der Chefs stark vom Stil der komfortablen Wohnungen bestimmt wurden. Ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel machte die Führungsrolle des Adels zusehends obsolet, und reiche Unternehmer drängten in die entstehenden gesellschaftlichen Leerräume. Halbkreisförmige Schreibtischfauteuils waren gemäß der Einrichtung des privaten Bereichs Luxusprodukte, bei denen nicht gutes, sondern vorwiegend repräsentatives Sitzen gefragt war.

Designer hatten hier frühzeitig ihr Betätigungsfeld und oftmals wurden alle Einrichtungsgegenstände und somit auch die Stühle, vom Architekten entworfen, passend zum gesamten Raum und dem üblichen Mobiliar. Gesamtheitliche "Büroraumplanung", Systemgedanke, wenngleich auch nur nach einem Parameter.

Es bedarf erst des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg, der, verbunden mit einer bedeutenden Expansion des Dienstleistungsbereiches, die Büros und deren Konzeption zum Mittelpunkt vielfältiger Überlegungen werden läßt.

Der Einzug neuer Materialien macht die Bürowelt farbiger, eine neue Generation von Arbeitsplätzen läßt sich leichter erschließen, neue Kommunikationstechnologien halten Einzug, Arbeitsstühle müssen vielen Anforderungen genügen. Ergonomisch und hochdifferenziert sind sie Bestandteile eines komplexer werdenden Systemzusammenhangs. Koordination ist gefragt. Entwicklung und Produktion der Einzelkomponenten Tisch, Stuhl, Raumgliederungselemente und -schränke, Schrank- und Trennwände unter Beachtung der Vorgaben für Licht, Akustik und Klima, sind die Antwort. F. G. Richarz

Das ISDN-Netz verändert die Büros

Die Digitalisierung der heute noch teilweise analog arbeitenden Postdienste beginnt in Kürze. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist das künftige ISDN-Netz. Die erforderlichen Umstellarbeiten haben bereits begonnen. Sie sollen 1993 flächendekkend abgeschlossen werden. - Diese Entwicklung ändert nicht nur uns bisher vertraute Techniken - sie beeinflußt auch im großen Maße unsere Büros.

Zahlreiche Dienste der Deutschen Bundespost benutzen heute noch die Analogtechnik; hierher gehören Fernsprechen, Telefax, Bildschirmtext und ein Teil der Datenfernübertragung. Sie verwenden alle das Fernsprechnetz zur Informationsübertragung. Die Post will sie digitalisieren.

Digitale Informationsübermittlung bedeutet: größere Wirtschaftlichkeit und komfortablere Dienste.

* Auf einer normalen Telefonleitung können wir weitaus mehr Gespräche in digitaler als in analoger Wellenform übertragen. Die Sprachqualität nimmt dabei erheblich zu, die Störgeräusche fallen weg.

* Bei jeder Informationsübertragung über Kabelnetze treten Leistungsverluste auf. Die nehmen mit der Länge des Übertragungsweges zu. Gleichzeitig schleichen sich neben den Nutzimpulsen Störimpulse ein. Um die "abgeschliffenen" Nutzimpulse immer wieder aufzufrischen, müssen wir sie regelmäßig verstärken; das vergrößert aber nicht nur die Nutz-, sondern leider auch die Störimpulse - ein sehr unerwünschter Effekt, den wir alle von Telefongesprächen und vom Radioempfang kennen. - Auch digitale Impulse unterliegen dem Verschleiß; man verstärkt sie aber nicht, sondern regeneriert (erneuert) sie. Die eindeutige Entscheidung für "Ja" oder "Nein" also für "Impuls vorhanden" (wenn mindestens noch 50 % des alten Impulses vorhanden sind) oder "Impuls fehlt" (wenn weniger als 50 % des Sollwertes wahrgenommen werden) sorgen dafür, daß nach der Regeneration die Impulse wieder so "jungfräulich" wie am Anfang sind.

* Die Digitaltechnik und die Mikroelektronik vereinfachen die Vermittlungseinrichtungen; sie werden dadurch sicherer und billiger.

* Neue Übertragungsmedien, wie das Glasfaserkabel, sind für die Digitaltechnik ideal geeignet. Sie bieten bisher nicht erreichte große Übertragungskapazitäten - wie man sie für die künftig gewünschten Dienste auch braucht.

* Die Digitalisierung des Fernsprechdienstes ermöglicht Funktionen, die bisher nicht angeboten werden können.

* Die künftigen hohen Übertragungskapazitäten erlauben, bisher getrennte Leitungswege (Netze und Dienste), z.B. Fernsprechen (im Analognetz) und Daten-/Textübertragung (zum Teil im Digitalnetz), zusammenzuführen. Dazu dient das künftige ISDN (Intergrated Service Digital-Network). - Die heutigen Netze waren ursprünglich auf bestimmte Postdienste spezialisiert, also auf die Erfordernisse einzelner Anwendungen zugeschnitten (es sind dienstspezifische Netze). Durch ihre Spezialisierung ist es immer schwer gewesen, die Zahl der Teilnehmer an jedem Netz zu optimieren. Da die Post verpflichtet ist, ihre Leistungen flächendeckend anzubieten, bedeutet das: relativ hohe Netzkosten für jeden Teilnehmer.* Die bisher weitgehend getrennten Übertragungsleitungen für Sprache, Daten/Text und Bild wachsen künftig (dank der Digitalisierung aller Dienste) zusammen. Daher können wir auch im Büro die Vermittlungs- und Übertragungseinrichtungen zu einem "Inhaus-Netz" verbinden. Das ist kostengünstiger als separate Einrichtungen.

ISDN bietet dem Postkunden viele Vorteile bei den vorhandenen Diensten und ermöglicht interessante neue Dienste:

* Beim Fernsprechen: bessere Sprachqualität, bedienerfreundliche Einrichtungen am Telefon, wie automatischer Rückruf bei "Besetzt", Gebührenübernahme, automatischer Weckdienst, Konferenzverbindungen, gleichzeitig eine Telefaxübertragung oder Verdeutlichung des Gesprächsinhaltes durch die Übermittlung eines langsamen Bewegtbildes.

* Bei Telefax: Kopienübertragung in ungefähr zehn Sekunden in hervorragender Bildqualität.* Bei Teletex: Übertragung einer DIN-A4- Seite in etwa einer Sekunde.

* Bei Textfax: dieser Dienst wird zwar nicht erst durch ISDN möglich, aber das neue Netz begünstigt seine Entwicklung, da es hohe Bit-Raten übertragen kann; er kombiniert Teletex mit Telefax. Textfax bietet dann die originalgetreue Übermittlung aller Schwarz-weiß-Dokumente mit Briefkopf, Unterschrift, Skizzen und allen den Brief ergänzenden Anlagen.

* Beim Bildschirmtext: einen Bildaufbau ohne spürbare Wartezeiten.

* Bei der Bildübermittlung: alle Skizzen, Zeichnungen, Festbilder und langsame Bewegtbilder können übertragen werden.

* Für alle Dienste ist nur eine Anschlußdose und eine Rufnummer erforderlich.

Die Auswirkungen auf unsere Büros sind erheblich. Heute sind die Büros noch überladen mit zahlreichen Geräten und Maschinen: mit Telefonen, Mikrocomputern, Uhren, Kalendern, Schreibmaschinen, Mikrofilmgeräten, Wechsel- und Gegensprechanlagen, Fernschreibern, Telefax- und Teletexgeräten. Künftig wird jeder nur noch mit einem (multifunktionalen) Gerät arbeiten, das alles erledigen kann, wofür bisher die vielen Spezialapparate erforderlich sind. Die Informationsbeschaffung - heute meist noch aus dicken, schweren Aktenordnern - erfolgt dann immateriell und zeitlos über ein universelles Netz. Kein Mitarbeiter erhält künftig noch seine Informationen zur Unzeit; alle fordern sie bei Bedarf aus großen Datenbanken ab. Damit entfällt das jetzt oft noch herrschende Gefühl, unter einem beklemmenden Informationsmangel oder einer nicht mehr zu bändigenden Informationsflut zu leiden. Es weicht der Zwang, Verwaltungsarbeit örtlich zu konzentrieren; sie kann endlich dezentralisiert werden. Die Angestellten können dann in kleinen Dependancen, nahe ihrer Wohnungen arbeiten. Das verändert die Stadtbilder: Wohn- und Verwaltungsgebiete rücken wieder zusammen. Natürlich wirkt es sich auch stark auf den Verkehr aus.

* Die Informationsbeschaffung und -verarbeitung lassen sich wieder auf einem Arbeitsplatz zusammenfassen; die Arbeitsteilung geht zurück; es findet wieder eine Arbeitsanreicherung bei den Angestellten statt; geschlechtsspezifische Aufgabenabgrenzungen (heute noch: Mann diktiert, Frau schreibt) werden gemildert; die Zahl der hierarchischen Stufen nimmt ab, da die heutigen Sachbearbeiter zunehmend auch Schreibarbeiten übernehmen.

Diese Entwicklung wird zwei besonders gravierende Schwächen der heutigen Verwaltungstechnik beseitigen:

Die Dateneingabe, die heute noch bei jedem Verwaltungsvorgang vielfach erfolgen muß, ist dann nur noch dort einmalig erforderlich, wo die Daten anfallen; alle anderen Stellen erhalten sie über ISDN;

* Die starke Benachteiligung kleiner Betriebe gegenüber ihren größeren Wettbewerbern bei der Informationsbeschaffung hört auf, da jeder an alle freiverfügbaren Nachrichten über ISDN herankommen kann.

In vielen Betrieben sind diese Tendenzen heute schon deutlich erkennbar - bald werden sie allen sichtbar werden. Dr. H. Munter

Quo vadis Textverarbeitung?

Textverarbeitungsprogramme sind die typische Sekretariatssoftware. Sie sollen das Schreiben vereinfachen, beschleunigen und rationalisieren. Ursprünglich waren ihre Schwerpunkte: Texteingabe, -gestaltung, -korrektur und -speicherung. Im Laufe der Jahre wurden sie um Adreßverzeichnisse, Rechenfunktionen und Sekretariatshilfen, wie Kalender und "Taschenrechner", ergänzt.

In den letzten Jahren ist die Leistung der Software wesentlich gewachsen. Beispielsweise sorgte das Betriebssystem Windows für &blt; eine graphische Benutzeroberfläche und damit auch für einen weitgehend einheitlichen Programmaufbau, &blt; den Einsatz der Maus als wichtiges und besonders angenehm zu benutzendes Werkzeug, &blt; die Arbeitsmöglichkeiten mit mehreren Anwenderprogrammen gleichzeitig, &blt; die problemlose Übertragung beliebiger Daten zwischen den einzelnen Programmen.Ergänzt wurde diese Entwicklung aber auch durch andere Einrichtungen wie z. B. den Adobe Type Manager ATM, mit dessen Hilfe auch relativ einfache, preiswerte Drucker (Nadeldrucker und Tintenspritzer) zahlreiche repräsentative Schriften und Bilder wiedergeben können.

Das nutzen vor allem viele kleine Betriebe bei ihrer Korrespondenz, indem sie mit der Nachricht für den Empfänger gleich den dazu erforderlichen Briefbogen anfertigen. Sie verwenden also ausschließlich einfache weiße DIN-A4-Bögen; Briefkopf und -fuß und sogar Logos werden gleichzeitig mit dem Text auf das Papier gebracht.Einen anderen wichtigen Trend bei der Textverarbeitung lösen die immer leistungsfähigeren Programmiermöglichkeiten mit beispielsweise Makros aus. Das sind geronnene Befehlsfolgen. Sie bestehen unter Umständen aus vielen hundert Tastenanschlägen und ermöglichen auch logische Entscheidungen innerhalb ihres Ablaufs.

Immer einfacher wird es für die Sekretärin, in die Texte Tabellen oder technische, mathematische und chemische Formeln einzubauen. Das bereitete bisher große Mühe. Ja, selbst die Anfertigung umfangreicher Dokumente ist einfach, da die Programme weitgehend automatisch Inhalts- und Indexverzeichnisse anfertigen, sowie Fuß- und Endnoten selbständig verwalten können. Die Steuerung des Programms erfolgt zunehmend (wahlweise) über die Maus.

Außerdem verfügt moderne Software über ständig weiterreichende spezielle Funktionen, wie den Such- und Ersetzbefehle, das Lexikon zur Rechtschreibprüfung, einen Thesaurus zur Auswahl von Synonymen (verwandten Begriffen) und Antonymen (Gegenbegriffen).

Das immer stärker eingesetzte Microsoft Windows, auf dem die meisten modernen Textprogramme fußen, macht es der Sekretärin leicht, aus anderen Anwenderprogrammen Bilder, Diagramme, Kalkulationen und ähnliches zu übernehmen. Dabei sorgt das Betriebssystem sogar dafür, daß Änderungen der Originale automatisch in die übernommenen Kopien übertragen werden, diese dadurch also immer ihren aktuellen Stand behalten.

Neuerdings ist auch ein Trend zum ISDN- Anschluß zu beobachten, um zum Beispiel Texte aus dem Computer zur direkten Informationsweitergabe an andere Rechner und zum Nachrichtenaustausch über Telefax, Bildschirmtext, Telex, Teletex und zur automatischen Wahl von Telefonnummern einzusetzen.

Die moderne Entwicklung bei den Textprogrammen steigert die Leistung auf den Schreibplätzen erheblich. Allerdings hat sie - wie jede Medaille - auch eine Kehrseite: Die Anforderung an die Hardware steigt. Der Computer braucht eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit. Einige Programme verlangen - damit die Schreibkraft alle Möglichkeiten voll ausschöpfen kann - zusätzlichen Arbeitsspeicher. Außerdem werden möglichst farbige und hochauflösende Grafikbildschirme gebraucht. Kurz: Wer die Möglichkeiten der heutigen und künftig gebotenen Software ausschöpfen will, sollte nicht an Hardware sparen. Außerdem kann nur die Sekretärin die Leistung moderner Programme ausschöpfen, die sie genau kennt. Die modernen Softwarepakete erfordern eine gründliche Schulung und eine längere Einarbeitungszeit. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, wächst nicht nur die Arbeitsleistung der Sekretärin, sondern auch erheblich die Effektivität des ganzen Betriebes. Dr. H. Mu.

Notebook mit integriertem Drucker

"Compri BN 22" heißt ein neuer Notebook-Rechner mit integriertem Bubble- Jet-Printer (Format: 31,1x25,4x5,5 cm). Das Gerät ist mit einem 80486SLC-Hauptprozessor ausgestattet, der mit 25 MHz getaktet wird und mit 3,3 Volt Betriebsspannung auskommt. In der Standardversion verfügt das Gerät, das von Canon und IBM gemeinsam entwickelt wurde, über einen Arbeitsspeicher von 4MB, der sich auf 12 MB erweitern läßt. Schnellen Zugriff auf eine große Datenmenge garantieren drei Festplattenalternativen mit 85, 135 oder 180 MB Speicherkapazität. Seine ortsunabhängige Leistungsfähigkeit erhielt das Gerät durch einen integrierten Micro-Bubbler-Jet-Printer. Druckleistung 116 Zeichen pro Sekunde. (Foto: Canon)

Neue Finanzmakler- Datenbank

Mit der neuen "Maklerdatenbank" des Frankfurter BCA-Wirtschaftsverbundes soll die Flut der Informationen, die ein Finanzdienstleister täglich verarbeiten und seinen Kunden zur Verfügung stellen muß, über eine zentrale Stelle gebündelt angeboten werden. Anwender wie Finanzmakler, Mehrfachagenten und Finanzberater können sich per Datenfernübertragung (DFÜ) Informationen aus vielen Bereichen direkt auf den Computer- Bildschirm holen. So kann in Gesetzestexten recherchiert werden, oder es können auch Vergleichsprogramme und Produktinformationen von Kranken- oder Lebensversicherungen eingesehen werden. Die Handhabung ist laut Anbieter einfach: Der Teilnehmer wählt von seinem Computer per DFÜ das neue Datenbanksystem an, bekommt Zutritt durch ein Paßwort und kann dann über Menüs die ihn interessierenden Bereiche anwählen und steuern. Die gespeicherten Daten stehen auch Nichtmitgliedern des BCA-Wirtschaftsverbundes zur Verfügung. Cid/co

EDV-Risiken richtig versichern

Fast alle Unternehmen verfügen heute über eine EDV-Anlage. Auch Privatleute, Freiberufler und Selbständige haben häufig Computeranlagen und entsprechendes Zubehör. Wer zahlt aber, wenn die EDV ausfällt, Datenträger beschädigt werden oder Viren die Software vernichten. Ein Defekt der EDV-Anlage kann einen ganzen Betrieb tagelang stillegen.

Gegen derartige manchmal existenzgefährdende Risiken kann man sich versichern. Es gibt dafür spezielle Elektronik-, Computer- und Datenträgerversicherungen. Wie wichtig diese sein können, zeigen Untersuchungen der Versicherer. Danach entsteht der überwiegende Teil aller EDV-Schäden durch falsche Handhabung, Fahrlässigkeit, Sabotage oder als Folge von Überspannung und Blitzschlag - also durch Ursachen, die in den "normalen" Versicherungen in der Regel nicht mit in den Schutz eingeschlossen sind.

Faxen mit dem PC, von Bernd Litke, 62 Seiten, Falken-Verlag, W-6272 Niedernhausen, Preis 12,80 DM.

Die Broschüre beschreibt den Sinn und die Möglichkeiten PC-gestützten Faxens, vermittelt einen Hardware- und Software-Überblick, gibt Einblicke in die PC-Fax-Praxis und führt in Details des Postdienstes Telefax ein. Auch Hinweise zu den Kosten und ein anschauliches Praxisbeispiel aus dem Bereich des Telemarketing fehlen nicht. Dieses Beispiel wird insbesondere unter den Gesichtspunkten Arbeitsvereinfachung und Zeitersparnis sowie Übermittlungssicherheit und Gebührenersparnis untersucht. Hier ist das Buch eine fundierte Hilfe für jeden Anwender.

Kommunikation aus der Steckdose, von Tobias Pehle und Wolfgang Kleinhorst. durchgehend vierfarbig, 80 Seiten, Falken- Verlag, W-6272 Niedernhausen, Preis 19,80 DM.

Im Zeitalter der Telekommunikation läuft nichts mehr ohne die Informationsübermittlung per Telefonkabel. Einen Überblick über die verschiedenen Systeme vermittelt das Buch. Leichtverständlich stellt es die Technik und ihre verschiedene Einsatzmöglichkeiten vor, erläutert detailliert Materialien und Werkzeuge. Zahlreiche Schritt-für- Schritt-Abbildungen ermöglichen dem technisch interessierten Bastler, die Geräte selbst anzuschließen und sinnvoll in den eigenen vier Wänden oder im Büro zu nutzen.Doch der nächste folgt sogleich In der Wilhelm-Busch-Mühle in Ebergötzen

"Rickeracke! Rickeracke! Geht die Mühle mit Geknacke. Doch sogleich verzehret sie Meister Müllers Federvieh." Mit wohligem Entsetzen waren wir als Kinder Augenzeugen dieses grausigen Ereignisses, erlebten die letzten Sekungen zweier Lausbuben namens Max und Moritz mit. Zwei hyperkinetische Jungen, würden wir heute sagen und besorgt die Stirne runzeln, antiautoritär verwahrloste Heranwachsende mit kriminellen Neigungen. Damals aber haben wir ihre rohen Streiche mit Genugtuung verfolgt. Wer hat nicht eine klammheimliche Freude verspürt, wenn der ahnungslose Schneider Böck durch den angesägten Steg in den Bach fiel und wieder warmgebügelt werden mußte? Wenn der Lehrer Lämpel, der die Kinder tagsüber drangsalierte, abends mit der Pfeife explodierte? Innerlich miterlebt haben wir diese Attentate, nur selbst getraut hätten wir uns nicht.

Endlich nun können wir den Tatort besichtigen. Denn hier, in einem kleinen Flecken namens Ebergötzen, hat sich alles abgespielt. Hier steht auch die Wilhelm-Busch-Mühle, die heute Museum und Gedenkstätte ist für den geistigen Vater von Max & Moritz. In dieser Mühle verbrachte Wilhelm Busch einige Jahre seiner Kindheit und Max und Moritz gab es wirklich, aber sie hießen Wilhelm und Erich! Im Alter von neun Jahren wurde der kleine Busch zu seinem Onkel gegeben, der Pastor in Ebergötzen war. "Gleich am Tage nach der Ankunft schloß ich Freundschaft mit dem Sohne des Müllers", erinnert sich Busch. In ihm findet er einen Gleichgesinnten, mit dem er bald das ganze Dorf unsicher macht. Schon am ersten Tag veranstalten die beiden einen Unfug, der ganz verdächtig an die Streiche im Buch erinnert. "Wir gingen vors Dorf hinaus um zu baden. Wir machten eine Mudde aus Erde und Wasser, die wir ,Peter und Paul' nannten, überkleisterten uns damit von oben bis unten, legten uns in die Sonne, bis wir überkrustet waren wie Pasteten und spülten's im Bach wieder ab." Wem kommen da nicht die Bilder von Max & Moritz in den Sinn, wie sie im Brotteig kleben und gebacken werden? Das Bilderbuch dient als Reiseführer, die Orte sind deutlich wiederzuerkennen. Dort der Bach mit der Pappelreihe und dem Steg, über den Böck rannte und durchbrach. Lediglich die rettenden Gänse sind heute nicht zu sehen. In Sichtweite ist aber das Gotteshaus, wo der Lehrer Lämpel "in der Kirche mit Gefühle, saß vor seinem Orgelspiele", bevor er nach Hause ging und die verhängnisvolle Pfeife entzündete. Schließlich der letzte Tatort und dunkle Endpunkt der Geschichte: die Mühle.

Diese alte Wassermühle, die bereits 1528 erwähnt wird, war noch Anfang der 70er Jahre vom Abriß bedroht. Von einem Förderverein wurde sie gesichert, in jahrelanger Arbeit ausgebaut. Heute ist in ihr das Wilhelm-Busch-Museum untergebracht. Mit eingezogenem Kopf kann man nun durch die niedrigen Wohnräume der Müllersfamilie gehen und sich zurückversetzen lassen in die Zeit der beiden Taugenichtse. Im Biedermeier-Wohnzimmer tickt die Wanduhr vor sich hin, im Arbeitszimmer des Müllers liegt eine Nickelbrille so lässig auf den aufgeschlagenen Seiten eines Buches, als wäre der Müller gerade mal eben aufgestanden und weggegangen, um nach dem Rechten zu sehen. Oben auf dem Sekretär liegt eine geschwungene Porzellanpfeife (ist das etwa Lämpels Piepe?). In der kleinen Kammer, in der Wilhelm Busch öfter schlafen durfte, steht ein rotkariert bezogenes Bett, auf dem Tisch eine Waschschüssel und ein grobes Leinenhandtuch. Hier rauscht das Wasser aus dem Mühlgraben so laut, daß man das Wort der Führerin nicht mehr versteht. "Da schlief sich's gut" schrieb Busch einmal über diese Kammer, "das Bett wackelt noch wie früher beim Getriebe der Räder, und das herabstürzende Wasser rauschte durch meine Träume." Auf dem Mahlboden schließlich wird's spannend, besonders für die Kinder. Hier gibt es die verschiedenen Werkzeuge und Maschinen zu betrachten, die zum Mahlvorgang gehörten. Dazwischen verstreut hat man alte, selbstgebastelte Mausefallen aufgestellt, in denen die armen Tiere plattgequetscht wurden. Mit unsicheren Blicken quittieren das die Besucher. Gibt's hier etwa Mäuse? Schließlich dann der mächtige Mühlstein und die Getreidekörner, die letzten Überreste der beiden Helden, wie man sich erinnert. Die Kinder gucken verunsichert. "Her damit! und in den Trichter, schüttelt er die Bösewichter."

Höhepunkt des Besuches ist der Augenblick, an dem die Führerin für eine Minute lang das Mahlwerk in Gang setzt. Die Räder drehen sich, Riemen schnurren, da wackelt und kracht die ganze Holzmühle in ihrem Gefüge, rickeracke mit Geknacke, daß manches Herz kurz mal in die Hose rutschen will. MARTIN GLAUERT

ADRESSE UND ÖFFNUNGSZEITEN: Wilhelm-Busch-Mühle, Mühlengasse 8, 3401 Ebergötzen, Tel. 05507-7181. Öffnungszeiten: werktags außer donnerstags: 9-13 und 14-17 Uhr, sonn- und feiertags: 10-13 und 14-17 Uhr.

Anfahrt: Autobahn A 7 Kassel-Hannover, Abfahrt Göttingen-Nord oder Nörten- Hardenberg, Kreuzung der B 27 und B 446, innerorts ausgeschildert.

Treulich geführt

Er ist wohl eine Gottesgabe, wie die angenehme Singstimme oder eine hübsche Handschrift, der gute Orientierungssinn. Heinz hat ihn. Speichert mit fotografischem Gedächtnis Stadtpläne im Kopf, erinnert sich an einmal begangene Straßenführungen. Reise ich mit ihm, folge ich meinem Cicerone unbeschwert. Auf mich gestellt, erfahre ich stets aufs Neue: Mit einem begnadeten Orientierungssinn hat mich die Natur nicht bedacht. Oft gehe ich in die Irre. Weder Faltpläne noch der Verweis auf Himmelsrichtungen helfen mir. Fixpunkte sind sicherer: hier ein Haus mit lila Läden, an der Ecke ein Kiosk . . . da die auffällige Toreinfahrt . . . Ziele erreiche ich auf Umwegen. Doch verzichte ich stets auf jene selbsternannten "guides", die sich dem Reisenden in vielen Ländern an die Fersen heften. Heftig warnen sie die Fremden: Nie würde man ohne ihre Hilfe aus dem Gassengewirr ihrer Stadt herausfinden (was zumeist ein- facher ist, als einem Teppich-, Schmuck- oder Parfumladen zu entkommen, in den einen der Führer "zufällig" bringt).

Ich will aber niemanden kränken, nicht arrogant wirken, weiß ich doch um die geringen Verdienstmöglichkeiten in diesen Ländern. Ich bedanke mich, erkläre, vertröste. Verstricke mich in Gespräche. Da helfe nur "totales Ignorieren", belehrt mich Heinz. Schon erwarten uns am Marktplatz die nächsten: "Stadtführung? Guide?"

Und plötzlich fällt mir Ingas kleiner Trick ein, der immer klappen soll. "Je suis résidante", sage ich, mache selbst die Führung für diesen "Freund aus Deutschland". Man versteht. "Pardon, Madame." Zielstrebig biege ich nach rechts, als sei ich wirklich in dieser Stadt zu Hause. Nur weiter. Geradeaus, links, links . . . Ob ich eigentlich wüßte, wo wir sind, meldet sich Heinz, der verdattert hinter mit her getrabt ist. Keine Ahnung! Aber habe ich mich jemals gerühmt, einen guten Orientierungssinn zu haben? HANNELORE SCHULTE

SCHLUSSWORT

"Immer wenn ich Sorgen habe, rufe ich den Bundeskanzler an und bespreche mich mit ihm." Bundestrainer Berti Vogts in einer Talkshow des Deutschen Sportfernsehens (DSF).

Grüne machen sich für Referendum stark

KREIS GROSS-GERAU. Der Kreisverband der Grünen unterstützt das angelaufene "Referendum doppelte Staatsbürgerschaft". Bundesweit sollen rund eine Million Unterschriften gesammelt und an Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth überreicht werden, um eine entsprechende Änderung der Verfassung der Bundesrepublik zu erreichen. Kreisvorstandsmitglied Ozan Ceyhun kündigte an, daß die Grünen für das Referendum Unterschriften sammeln wollen. lis

Trägerverbund steht vor dem Bankrott Zusammenschluß Freier Kinder- und Jugendeinrichtungen warnt vor Etatkürzung

FRANKFURT A. M. Der Zusammenschluß Freier Kinder- und Jugendeinrichtungen hatte seit seiner Gründung nur ein fettes Jahr - das war 1990. Sogleich nach seiner Amtsübernahme bewilligte der rot-grüne Magistrat für jeden Treff eine zweite feste Planstelle und die Ausstattung der Geschäftsstelle in der Zehnmorgenstraße 64. Heute steht der Trägerverbund kurz vor dem Bankrott, sollte der Magistrat den Etat nicht um mindestens 100 000 Mark erhöhen. "Das ist tatsächlich nur eine Mindestforderung", betonte Peter Schroth auf einer Pressekonferenz dieser Tage. Denn: Wolle der "Zusammenschluß" wieder das gleiche Niveau an pädagogischer Betreuung von Kindern und Jugendlichen wie vor drei Jahren erreichen, "sind dazu 180 000 Mark notwendig".

Die Zuschüsse der Stadt für die 14 Initiativgruppen sind seit 1991 gleichgeblieben, obwohl die Personalkosten mit den Tarifabschlüssen im vergangenen Frühjahr erheblich anstiegen. Von den drei Millionen Mark an städtischen Fördermitteln werden rund 2,1 Millionen Mark allein für das Personal ausgegeben. Das sind immerhin 64 300 Mark mehr als noch in 1991. Auch die Mietkosten sind gestiegen: um 35 000 Mark. "Der Kollaps wurde Ende 1992 noch einmal aufgehalten, weil das Jugendamt plötzlich Restmittel zur Verfügung stellte", sagte Schroth. Doch durch die Festschreibung des Etats im Doppelhaushalt 92/93 "haben wir jetzt keine andere Alternative, als vor Ort Geld einzusparen".

Nach Abzug der Fixkosten, so rechneten Mitarbeiter des "Zusammenschlusses" aus, verbleiben den jeweiligen Kinder- und Jugendtreffs nur 500 Mark im Monat. Das ist nur noch ein Drittel des monatlichen Etats im Vorjahr. Und "damit ist nicht mehr viel zu machen", befürchteten Vertreter des Vereins. Schon jetzt fehlt es bei Einrichtungen "an so banalen Sachen wie Bleistiften und Papier". Und an Ausflüge oder Veranstaltungen im Bereich der Umweltpädagogik ist gar nicht mehr zu denken. Schroth verwies beispielsweise auf die Initiative "Kind im Nied", die das seit Jahren von ihr gepachtete Gartengelände, soll die Arbeit fortgesetzt werden, für 350 000 Mark erwerben muß (die FR berichtete). Doch selbst ohne den Grundstückskauf "können wir bei der derzeitigen finanziellen Misere noch nicht einmal Saatgut oder Muttererde anschaffen", erklärte Schroth.

Dabei ist die stadtteilbezogene Arbeit der Freien Kinder- und Jugendeinrichtungen dringend notwendig. "Viele Kinder und Jugendlichen kommen nicht gerade aus wohlhabenden Familien und die meisten haben einen ausländischen Paß", erklärte der Mitarbeiter des "Zusammenschlusses". Einige Spielstuben bieten täglich eine warme Mahlzeit an. "Die Eltern müssen bei uns nichts zahlen, nicht einmal für das Essen." Das soll auch so bleiben. Dennoch: Kosten müssen eingespart werden und so muß man zunächst auf Angebote wie Hausaufgabenhilfe oder Ausflüge verzichten. Das ist besonders bitter für Initiativen wie das Sachsenhausener "Kuckucksnest", das gerade für sein umfangreiches Programm in der Erlebnispädagogik bekannt ist.

Der Zusammenschluß Freier Kinder- und Jugendeinrichtungen will nicht nur Häuser für Kinder und Jugendliche einrichten, sondern auch als eine Art "Netzwerk" stadtweiter pädagogischer Initiativen arbeiten. "Wir knüpfen Kontakte, bieten Fortbildungsseminare an", schilderte Schroth die Arbeit. Ohne die geforderte Etaterhöhung müßten die neuesten Aktionen wieder eingestellt werden. Das wissen auch die Betroffenen. Und so trommelten Kinder und Jugendliche kürzlich während der Tagung der Stadtverordnetenversammlung vor dem Römer um mehr Geld. tin

"Solarwärme lohnt und wird belohnt" Energiereferat-Vertreter, Politiker und Handwerker besprachen neue Technologie

FRANKFURT A. M. "An Umweltschutz ist sie kaum zu übertreffen", sagte der Leiter des Energiereferats, Werner Neumann. Dennoch werde in Frankfurt die Solarenergie noch viel zu wenig genutzt. Lediglich 17 Anlagen arbeiteten im Stadtgebiet derzeit mit der neuen Technologie. "Das kann und soll noch gesteigert werden", bestätigte Gabriele Purper vom hessischen Umweltministerium.

Deswegen informierte dieser Tage das Energiereferat und die Innung für Sanitär- und Heizungstechnik im Haus Gallus über das Thema Sonnenenergie. Unter dem Motto "Solarwärme lohnt sich und wird auch belohnt" sprachen die Organisatoren dabei gezielt das Heizungshandwerk und die Wohnungsbaugesellschaften an. Neumann: "Trotz einer bis zu 40 prozentigen finanziellen Unterstützung vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt ist bislang leider noch wenig an Reaktionen zu spüren." Dabei gebe es noch weitere gute Gründe für die Installation von Solaranlagen. Zumal die Technologie mittlerweile ausgereift und "aus dem Bastelstadium endgültig heraus" sei.

Das bestätigte auch Eugen Kletti, Innungsmeister des Sanitär- und Heizungsfachs. Danach ließen sich die Anlagen einfach installieren und seien durch einen störungsfreien Betrieb praktisch wartungsfrei. Im Nebenraum konnten sich denn auch die Gäste vom Stand der Technik überzeugen.

Gezeigt wurde ein Querschnitt von Produkten und Systemen, die heute auf dem Markt angeboten werden. Neumann verspricht sich von der Technologie eine große Zukunft: "Mit Sonnenenergie liegen sie auf der richtigen Seite, auch was krisenfeste Arbeitsplätze angeht", womit er sich besonders an die Heizungsinstallateure wandte.

Wie Neumann, sieht auch Gabriele Purper zuvorderst das Ziel des effektiven Umweltschutzes. Durch die Folgen des Treibhauseffektes und des Ozonlochs müßten zumindest "die schlimmsten Ausmaße verhindert werden", erklärte die Initiatorin des Förderprogramms "Solarwärme" des Landes Hessen. Allerdings geschehe auf diesem Gebiet sehr wenig.

Vor einem Jahr habe sich daher auch die Landesregierung dazu entschlossen, finanzielle Anreize zu schaffen, um die umweltschonende Energieform voranzutreiben. Sicherlich könne sich die Solarenergie, wie Neumann vorher erwähnte, betriebswirtschaftlich noch nicht mit traditionellen Energieformen wie Heizöl oder Erdgas messen, volkswirtschaftlich aber sei sie schon eine lohnende Investition, betonte Purper.

Besonders die Städte und Gemeinden seien deshalb aufgerufen, hier mit gutem Beispiel voranzugehen. Die Verbraucher ansprechend, räumte Purper zwar ein, das Förderungsprogramm sei zwar nur bis Ende 1993 befristet, aber durch den bisherigen Erfolg glaube sie zuversichtlich an eine Verlängerung.

Bislang werden vom Land maximal 30 Prozent der Ausgaben erstattet. In Frankfurt gibt die Stadt noch einmal bis zu zehn Prozent hinzu. So können der Privatmann, der Gewerbetreibende, aber auch andere Institutionen, wie beispielsweise Vereine, knapp die Hälfte ihrer Kosten einsparen.

Nach Frau Purper sind weiterhin die technischen Voraussetzungen für die Installation auf ein Minimum heruntergeschraubt worden. Alle, die die Energie für ein Gebäude direkt von der Sonne gewinnen wollten, benötigten so in der Regel auch keine Baugenehmigung. Lediglich beim Denkmalschutz oder bei speziellen Ortssatzungen seien behördliche Genehmigungen erforderlich.

Allerdings könne man mit Sonnenenergie alleine heutzutage noch nicht das ganze Jahr über die eigene Wohnung oder das Haus beheizen. Doch die Referenten waren sich einig, in der Kombination mit anderen Energiequellen sei sehr wohl eine effektive und umweltschonende Nutzung möglich. Und auch die Wärmedämmung sei da ein wesentlicher Bestandteil. "Die Solarenergie sollte dabei in sinnvoller Kombination stehen", erläuterte Referatsleiter Neumann.

Je mehr Bürger sich an einem Solarwärme-Projekt beteiligten, desto lohnenswerter sei die Investition. "Ein richtiger Sinn ergibt sich erst bei größeren Anlagen. Deshalb haben wir ja auch die Wohnungsbaugesellschaften angesprochen", sagte Peter Tschakert, der Leiter des Sachgebiets "Energieberatung und -förderung" im Energiereferat.

Ebenso bedauert er, daß die finanzielle Hilfe bisher "nur zögerlich greift". Schon heute sei das Heizen mit Sonnenstrahlen kein Verlustgeschäft mehr. Außerdem würden herkömmliche Heizstoffe wie Erdöl, Kohle oder Gas mit Sicherheit nicht billiger. Eine mögliche Energiesteuer oder CO2-Abgabe täten da ihr übriges.

Gerade bei Neubauten oder einer bevorstehenden Komplettsanierung sei eine Solaranlage nur zu empfehlen. Tschakert unterstreicht nochmals: "Jedes Haus, das heute ohne diese Technologie errichtet wird, bedeutet eine verpaßte Gelegenheit in Richtung Zukunft."

Wer den "Schritt zur Sonne wagen" möchte, oder weitere Informationen benötigt, findet bei der Stadt die entsprechende Unterstützung. Zuständige Behörde ist das Energiereferat der Stadt, Philipp-Reis-Straße 84-86. mim

Mundpropaganda funktioniert bestens Die Turngemeinde (TG) Römerstadt ist stolz auf ihr breitgefächertes Sportangebot

FRANKFURT-NORD. "Unser Verein ist wie eine Familie." Damit meint der Vorsitzende Werner Naumann nicht etwa die Größe der Turngemeinschaft (TG) Römerstadt, sondern das Klima, das dort herrscht. Trotz der rund 800 Mitglieder sind die Sportgruppen klein, kennen und verstehen sich die Teilnehmer gut. So haben die Mitglieder nicht nur viel Spaß, sondern erbringen sogar noch beachtliche Leistungen im Wettkampf.

1950 fing alles an: Damals hatten sich sieben Frauen zur Vereinsgründung getroffen. Gewünscht war ein gemeinsamer Ort, um sich mehr zu bewegen. Seitdem hat sich einiges geändert, ist die Gemeinschaft gewachsen und haben sich viele Erfolge eingestellt. Zum Beispiel beim Volleyball: Da sind die Damen ganz weit vorne. In der Landesliga Mitte steht die Erste Mannschaft an der Spitze, weswegen sehr gute Hoffnungen bestehen, in der nächsten Saison in der Oberliga zu spielen. Zwei weitere Teams beweisen in der Verbands- und Bezirksliga ihr taktisches Können.

Wenn auch heute mit 600 Frauen das weibliche Geschlecht eindeutig im Vordergrund der Vereinsleistungen steht, haben sich mit der Zeit die Männer ebenso engagiert. In der Verbands- und Bezirksliga sind sie genauso erfolgreich wie die Damen. Und der Nachwuchs versucht in der Kreisliga, geschickt den Volleyball über das Netz zu bekommen.

Auch in der Disziplin "Rhythmische Sportgymnastik" bewiesen die Mitglieder bislang ihre körperlichen Fähigkeiten. Sei es nun als Einzelstarter oder in der Gruppe - mehrere Titel als Hessenmeister wurden da schon abgesahnt.

Neben dem Leistungssport erweiterte die Turngemeinschaft in den vergangenen Jahren erheblich das Angebot im Gesundheitsbereich. "Was in letzter Zeit sehr gut läuft, ist unsere Körperschulung, besonders Yoga und Tai-Chi", sagt Naumann. Auch speziellere Kurse werden angeboten. So kann man sich bei der Krankengymnastin Sonja Keller den Rücken straffen lassen. In vier Kursen wird hier "Wirbelsäulengymnastik" angeboten. Doch das Repertoire ist damit längst nicht erschöpft. Für Erwachsene bieten 18 weitere Kurse "Gymnastik und Spiel" an und insgesamt zwölf Kindergruppen bemühen sich um die Sportlichkeit der Jüngeren. Allerdings, bedauert Naumann, gebe es zwischen den Kleinen und Großen ein "Loch": "Viele schwenken mit 13 oder 14 Jahren entweder um auf Volleyball oder hören ganz auf im Verein, weil sich andere Interessen ergeben."

Um das Interesse an der eigenen Gesundheit noch mehr zu fördern, wurde eine Absprache mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) getroffen. So kann schon seit Jahren jeder AOK-Versicherte bis zu einem halben Jahr kostenlos an beliebigen Übungen teilnehmen und unverbindlich in das Fitneß-Programm hineinschnuppern. Das gilt besonders für ältere Bürger.

Bislang treffen sich die Senioren, auf vier Gruppen verteilt, meist vormittags zu gemeinsamen Leibesübungen. Außerdem verbringen sie teilweise die Freizeit zusammen. "Viele wollen sich nicht nur auf die ein bis zwei Sportstunden die Woche beschränken, sondern auch selbständig etwas unternehmen", so Naumann. So gibt es Fahrten und Fahrradtouren oder Skilaufen.

Bei einem solchen Angebot ist es für die TG nicht immer leicht, die nötigen Räume zu bekommen. Gerade bei Schulhallen könnten kurzfristig Engpässe entstehen. Doch Werner Naumann versichert, daß es bisher noch keine Probleme gegeben habe, obwohl sich die Sportler hauptsächlich im Nordwesten Frankfurts treffen. "Darauf legen wir großen Wert, immerhin kommen ja 90 Prozent unserer Mitglieder aus den nördlichen Stadtteilen", betont Naumann. So werden neue Mitglieder meist durch Mundpropaganda gewonnen.

Laut Naumann liegen die Mitgliedsbeiträge im "unteren Bereich" und damit sei man bisher auch sehr gut ausgekommen. 31 Übungsleiter sorgen für Motivation in den Trainingsstunden. Davon sei auch der Vorstand nicht ausgenommen, dort seien ausnahmslos alle sportlich aktiv. Neben Naumann gehören zur "Führungsriege" Helmut Bill, der sich um die Finanzen kümmert und Barbara Rutkowski als Schriftführerin.

"Gegenwärtig sind wir mit der Entwicklung des Vereins sehr zufrieden", so Naumann. Deshalb wolle der Vorstand das Angebot beibehalten, besonders im Gesundheitsbereich. Denn gerade dort sei in den letzten Jahren ein besonders hoher Mitgliederzuwachs verzeichnet worden. Auch die anderen Kurse sollen ihre Größe beibehalten. Naumann: "Keinesfalls wollen wir Aerobic-Kurse mit 100 Leuten. Da sind wir so schon sehr viel glücklicher." mim

Urwüchsiger Honky-Tonk

FRANKFURT A. M. Countrymusik: wer denkt da nicht an bierbäuchige Mittfünfziger, die in ihrer Gartenranch Wildwestromantik inszenieren oder an Fernfahrer mit Stetson-Hut und Südstaatenflagge im Heckfenster? Country- und Western gelten als konservative Musikrichtungen - auch in den USA. Dort wurden etwa im berühmten Musikfilm "Blues Brothers" die Countryfans als primitive, stets betrunkene Pöbler aufs Korn genommen. Daß die Musik der Cowboys auch andere Seiten hat, zeigt die Frankfurter Band "The Burning Rubber Dolls".

Das Quintett spielt urwüchsigen Honky-Tonk und zwar ohne einen Funken Ironie. "Wir versuchen unseren Stil möglichst ehrlich 'rüberzubringen", erklärt Sänger und Songwriter Michael Hernandez de Luna. Und das funktioniert auch. Junges Rockpublikum reagiert bei Auftritten der "Rubber Dolls" erst erstaunt über die althergebrachten Weisen, doch Stück für Stück zieht der schleppende Takt die Zuhörer in seinen Bann.

Mehr aus Spaß kamen die Fünf vor zwei Jahren auf einem Fest zusammen. Alle "Rubber Dolls" spielten schon damals (und heute immer noch) bei anderen Frankfurter Formationen wie den "Smiles in Boxes", "Here the Beat", "Not enough room to swing a cat" und den "Dirty Birdies" - allesamt Combos, deren Namen heute in der lokalen Szene geläufig sind.

Das "Allstar"-Dasein der Gruppe bringt auch einigte Probleme mit sich. "Ich könnte viel mehr Kreativität in die ,Rubber Dolls&rquote; stecken. Die anderen sind aber mit ihren Hauptprojekten ziemlich ausgelastet", bedauert Sänger Michael, der als einziger ausschließlich in der Country-Band aktiv ist.

Vor etwa vier Jahren kam der gebürtige US-Amerikaner "wegen einer Liebesaffäre" von Chicago nach Deutschland. "Die Sache ist dann in die Brüche gegangen und ich bin hier hängengeblieben" erzählt er. In den frühen 80er Jahren hat der diplomierte Kunststudent in den USA Erfahrungen in Hardrock- und Punkbands gesammelt und einige Platten produziert. "Schon als Kind habe ich gerne ,Tex-Mex&rquote; gehört, später wurde ich dann vom englischen Rhythm 'n' Blues beeinflußt."

Obwohl keines der Bandmitglieder vorher je Country gespielt hatte, waren alle bei den ersten Proben auf gleicher Wellenlänge. Für den Sänger bietet Country viel Freiraum zur Improvisation, zum spontanen Umbauen von Titeln. "Absprachen sind nicht nötig, das Wichtige passiert während der Musik."

Michael Hernandez de Luna baut die "Song-Skelette" und schreibt dann die Texte, die allesamt von Liebe handeln. Liebe ist nach seiner Meinung zwar ein Klischee, dumm und natürlich zugleich, aber immer noch die große Energiequelle für seine Texte. In der Countrymusik verlasse immer die Frau den Mann. Der depressive Mann ist für ihn das Urthema des Country. "Über depressive Frauen können wir nicht singen, wir sind ja schließlich alle Männer", meint er.

Für den Amerikaner ist Hank Williams ein großes Vorbild. "Der erste Popstar der Welt, leider mit 29 Jahren viel zu früh gestorben." Der Kopf der Gruppe will Stereotypen vermeiden. Weg vom kommerziellen Country und dafür zurück zum rauhen, natürlichen Stil ist für ihn ein Grundsatz beim Liederschreiben.

Letzten Herbst waren die "Burning Rubber Dolls" drei Wochen erfolgreich in Frankreich unterwegs, in und um Frankfurt treten sie hin und wieder auf - oft kollidieren Termine jedoch mit dem Interessen der bereits genannten Combos. Beim Offenbacher "doggybag-Label" haben die fünf Jungs eine Vinylscheibe mit drei Titeln produziert. Das Cover der Single ist mit Acrylmalereien von Michael gestaltet.

Wie die Band zu ihrem verrückten Namen gekommen ist, weiß keiner so genau. Der Sänger dazu: "Ich schätze, wir haben irgendwann zusammengesessen und dummes Zeug geredet, dabei ist der Name entstanden. Das ist aber unwichtig. Entscheidend ist der Inhalt, nicht die Verpackung!" HENNING EICHLER

Bürohaus entsteht auf dem Pueblo-Gelände Der Neubau soll 1995 bezugsfertig sein

NIEDERRAD. Nach jahrelangem Hin und Her scheint die Zukunft des ehemaligen Pueblo-Geländes in der Goldsteinstraße jetzt sicher. Der neue Eigentümer, inzwischen der sechste innerhalb von vier Jahren, ist das Bauunternehmen Bilfinger. Auf der 4300 Quadratmeter großen Fläche soll noch in diesem Jahr mit dem Bau eines Bürogebäudes für etwa 300 Arbeitnehmer begonnen werden. Bereits vor einem Jahr hat Bilfinger einen entsprechenden Bauantrag bei den städtischen Behörden eingereicht.

Eine Tochtergesellschaft der Baufirma Bilfinger, die "Objektgesellschaft Goldsteinstraße", hat zusammen mit dem Unternehmen "Rendata", das im Westend ansässig ist, das Grundstück gekauft und die Pläne für ein funktionelles Büro- und Geschäftshaus erstellt. Beide Eigentümer sind jeweils zu 50 Prozent an dem Projekt beteiligt. Die insgesamt 8000 Quadratmeter Bürofläche in dem sechsstöckigen Gebäude sollen entweder an Firmen vermietet, oder aber das gesamte Projekt nach der Fertigstellung veräußert werden. "Da wollen wir uns noch nicht festlegen", erklärte dazu ein Sprecher der Bilfinger AG.

Der Projektleiter rechnet mit Baukosten in Höhe von etwa 25 Millionen Mark; das Gebäude wird größtenteils vom neuen Eigentümer selbst erstellt. "Wir rechnen mit einem positiven Bescheid der Stadt im dritten Quartal dieses Jahres." Nach den Worten des persönlichen Referenten von Planungsdezernent Martin Wentz, Michael Kummer, gibt es keine Konflikte im Baugenehmigungsverfahren. "Es handelt sich um einen 08-15-Bau. Grundsätzlich wird sich das Haus an dem orientieren, was derzeit in der Bürostadt schon steht", informierte der Referent.

Die Bauzeit werde erfahrungsgemäß 18 bis 20 Monate dauern, informierte der Projektleiter. Nach dieser Einschätzung könnte das Geschäftshaus bereits 1995 fertiggestellt und bezogen werden. Der zweckorientierte Neubau soll ohne architektonische Spielereien auskommen. Die Fassade wird aus Naturstein und Metall bestehen, in der Außenanlage wird das Tiefgaragendach begrünt. Auch im Inneren hat das Funktionale erste Priorität: Die Räume können individuell aufgeteilt werden.

Ein ungelöstes Problem im Genehmigungsverfahren ist bislang noch die An- Fortsetzung auf Seite 11

Das Angebot bleibt dünn Die Schüler aus Rödelheim müssen weiterhin pendeln

RÖDELHEIM. Schulkinder aus Rödelheim müssen nach der vierten Klasse weiterhin in andere Stadtteile pendeln, wenn sie eine Real- oder Gesamtschule besuchen wollen. Eine Förderstufe für die fünften und sechsten Klassen fehlt ebenso. "Nach der Grundschule müssen die Kinder oft weite Wege zurücklegen, um in die gewünschte weiterführende Schule zu kommen", beklagt die Leiterin der Arndtschule, Brigitte Wink.

Dabei hatte schon vor zwei Jahren das Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung in einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Studie festgestellt, in Rödelheim gebe es "ein sehr schmales Schulangebot". Etwa 60 Prozent der Schüler, die die Grundschule verlassen, müßten in die Nachbarschaft pendeln.

Das überdurchschnittliche Hauptschulangebot erklärten sich die Verfasser nicht mit der Sozialstruktur Rödelheims: Sie entspreche mit geringen Abweichungen dem Gesamtbild Frankfurts. Die Wissenschaftler empfahlen, zumindest eine Förderstufe einzurichten, indem Hauptschulen zusammengelegt würden.

Als die Studie bekannt wurde, führten Vertreter der betroffenen Schulen sofort zahlreiche intensive Gespräche, berichtet Brigitte Wink. Schulleitung, Personalräte und Schulelternbeiräte hätten sich mit dem städtischen Schulamt auf einen vorläufigen "Einstieg in das Mittelstufenangebot" geeinigt: An der Arndtschule sollte es eine Förderstufe geben - mit dem langfristigen Ziel, die Körnerschule zu einer Haupt- und Realschule auszubauen.

Frau Wink räumt ein, die Leitung der Körnerschule habe Einwände gegen dieses Modell gehabt. Sie wollte das Realschul-Angebot möglichst schnell durchsetzen und beantragte einen Erweiterungsbau auf dem Schulgelände. Dazu die Rektorin der Arndtschule: "So ein Neubau dauert. Da wir in der jetzigen Situation an jedem Radiergummi sparen müssen, bleibt ein neues Gebäude erst einmal eine Wunschvorstellung."

Das vorgeschlagene Konzept hingegen sei ein - wenn auch kleiner - erster Schritt, der weder mehr Personal noch einen Neubau verlange. Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Schulen sei sicher gewesen, daß weiterführende Schulen die "Förderstufenkinder" aufnehmen - selbst wenn das Projekt scheitere, also die Förderstufe wieder abgeschafft werden sollte.

Nach Darstellung der Arndtschul-Rektorin wäre so die Gefahr gebannt worden, die Schüler als politische Versuchsobjekte zu mißbrauchen. Das Modell sei zwar ein Kompromiß, aber besser zu verwirklichen als die Idee der benachbarten Körnerschule.

"Wir haben das vorgeschlagene Konzept unterstützt, die Misere in Rödelheim war uns ja bekannt", sagt der stellvertretender Leiter des Stadtschulamts, Walter Masche. Die Stadt nahm das Vorhaben in den Schulentwicklungsplan auf. Nachdem dieser im Römer beschlossen worden war, fehlte laut Wink nur noch "das grüne Fähnchen aus Wiesbaden". Doch vom Kultusministerium kam zunächst keine Nachricht.

Frau Wink: "Wir waren schon ganz schön nervös. Immerhin mußte das neue Schuljahr noch vorbereitet werden. Und ohne eine umgehende Kooperation mit allen beteiligten Schulen läßt sich so eine Förderstufe nicht verwirklichen."

Aus der Presse erfuhren alle Beteiligten, daß die Entscheidung in Wiesbaden zunächst zurückgestellt wurde. Die Rektorin bedauert das nach dem großen gemeinsamen Einsatz.Auch das Lehrerkollegium sei frustriert und demotiviert. Denn, so betont Frau Wink: "Dieses Vorhaben haben wir nicht als Nothaltegriff für unsere Schule, sondern wirklich aus pädagogischer Überzeugung und zur Verbesserung der Schullandschaft eingebracht."

Unzufrieden ist sie besonders, weil der Wiesbadender Beschluß ihrer Ansicht nach "dünn" begründet worden ist. "Wenn es zumindest konkrete Punkte gäbe, die geändert werden müßten, könnte man sich ja noch einmal zu einem neuen Konzept durchringen. Doch so ist die Situation für alle lähmend", meint Wink.

Auch Walter Masche zeigt sich enttäuscht: "Zwar bedeutet das keine endgültige Entscheidung, aber sehr bedauerlich ist es dennoch."

Masche versichert zwar, die Stadt werde weiter daran arbeiten. Von der Zuversicht des stellvertretenden Schulamt-Leiters ist in der Arndtschule aber wenig zu spüren. mim

Die Widerstandsbewegung ist ungebrochen

Die Gründe für den scheinbaren Wandel von Xanana Gusmão, dem Führer der osttimoresischen Guerillaarmee FALINTIL (Nationale Befreiungsstreitkräfte von Osttimor), sind im unklaren (FR vom 22. 2. 1993 "Im Dschungel der Bekenntnisse"). In einem Interview mit der portugiesischen Presse erklärte er, daß er anders spräche, wäre er frei. Auf einer Konferenz von Osttimor-Solidaritätsgruppen aus Europa, den USA, Kanada und Japan in Amstderdam erklärten fünf hochrangige Vertreter verschiedener osttimoresischer Parteien und Organisationen übereinstimmend, daß sie Xanana Gusmão nicht als "Verräter" betrachten.

Deutlich war die einheitliche Aussage, daß der Widerstand ungebrochen sei und der Kampf trotz der erschwerten Bedingungen fortgesetzt werde. Nur eine Handvoll Untergrundkämpferinnen hätte sich ergeben. Brigadegeneral Theo Syafei behauptete, 1147 Partisanen hätten sich ergeben. Da Indonesien in den letzten Jahren von nur noch angeblich 200 "unruhestiftenden Banditen" sprach, zeigt dies, was von solchen Angaben zu halten ist.

Die Befreiungsarmee FALINTIL konnte unter ihrem neuen Führer Mau Huno reorganisiert werden. Daß sie nach wie vor in der Lage ist, der indonesischen Besatzungsmacht aktiv zu widerstehen, zeigen folgende zwei Beispiele: In Viqueque wurden zwei Frauen von indonesischen Soldaten vor den Augen der Dorfbewohner vergewaltigt, da sie angeblich die Guerilla unterstützt haben sollen; als Abschreckung für andere. Als Vergeltung führte die FALINTIL am darauffolgenden Tag einen Angriff gegen die betreffende Einheit durch, bei dem 42 indonesische Soldaten ums Leben kamen. Ein weiterer Angriff im Landesinneren auf zwei Armeelastwagen kostete die Besatzungstruppen weitere 60 Todesopfer.

Hierbei muß man sich stets auch die Größenverhältnisse vor Augen halten: Osttimor, von der Größe Schleswig-Holsteins, steht einem Land gegenüber, dessen Ausdehnung einer Strecke von Lissabon bis zum Ural entspricht. Obwohl der Krieg, bei dem ein Drittel der osttimoresischen Bevölkerung ihr Leben ließ, seit nunmehr 17 Jahren andauert, gelang es nicht, die FALINTIL zu besiegen. Noch dazu, wo diese niemals militärische oder finanzielle Hilfe aus dem Ausland erhielt.

Die Vertreter Osttimors sind sich jedoch darüber im klaren, daß ein rein militärischer Sieg nicht errungen werden kann. Die TeilnehmerInnen der Konferenz brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, daß die im April in Rom stattfindenden Gespräche zwischen Portugal (der früheren Kolonialmacht) und Indonesien unter der Schirmherrschaft von UN-Generalsekretär Butros Ghali Fortschritte bringen mögen mit dem Ziel eines Referendums über die Unabhängigkeit des Landes. Butros Ghali schlug die Einbeziehung von Vertretern der osttimoresischen Bevölkerung vor, was jedoch auf die Ablehnung Indonesiens stieß.

Anläßlich der Asien-Reise von Bundeskanzler Helmut Kohl, bei der er auch Indonesien besuchte, protestierten die TeilnehmerInnen der Konferenz entschieden gegen die Absicht der Bundesregierung, 39 modernste Kriegsschiffe der ehemaligen NVA zu einem Spottpreis an Indonesien zu liefern. Mit diesem Verkauf ignorierte Deutschland nicht nur wiederholte Resolutionen der UNO-Vollversammlung, des Europaparlamentes und der Außenministerkonferenz der EG, sondern stärkt gleichzeitig eines der brutalsten Regime der Region.

Bertholt Weber (Initiative für die Menschenrechte aller Bürger der ASEAN-Staaten), Frankfurt am Main

Die Raupe frißt sich weiter Auch auf der Kanaren-Insel La Palma faßt der Veranstaltertourismus Fuß

Sicher, das hat schon was. Es rührt halt irgendwie an, wenn kurz nach dem Aufstehen ein Fischer im Ruderboot unterhalb des Hotelbalkons in einer malerischen Bucht seine Netze ausbringt. Ziemlich unwahrscheinlich ist jedoch, daß beim Blick aus der entgegengesetzten Perspektive auch nur ein Hauch von dieser romantischen Stimmung aufkommt. Denn da haben die Architekten der spanischen Hotelkette "Sol" mit einigem Einfallsreichtum und viel Beton dafür gesorgt, daß bis zu 1000 Urlauber auf mehr als 300 Balkonen das morgendliche Schauspiel in der Bucht gleichzeitig beobachten können.

Das "Sol" ist das erste fertiggestellte Mammut-Hotelprojekt auf La Palma und Symbol für die touristische "Nachrüstung" auf dem Vulkanfelsen im Atlantik. Die nordwestliche Kanaren-Insel war bislang vom Massentourismus weitgehend verschont geblieben. "Als ich vor zehn Jahren hier ankam, konnte in Deutschland niemand mit La Palma etwas anfangen", erzählt Günter Schwab, der als Wanderführer auf der Insel arbeitet. "Die Leute haben gedacht, ich rede von Las Palmas auf Gran Canaria oder von Palma de Mallorca."

Für das grüne, subtropisch bewachsene Eiland interessierte sich damals kaum jemand: Gerade 600 Urlauber-Betten wies die Statistik der Insel-Regierung Anfang der 80er Jahre aus. Heute sollen es etwa 6000 sein. Aber genau weiß das niemand, weil viele - vor allem von Ausländern gebaute - Bungalows und Appartements ohne offizielle Genehmigung schwarz vermietet werden.

Der Boom hat eingesetzt. Rund 80 000 Urlauber kamen im letzten Jahr nach La Palma, fast so viele, wie es Einwohner gibt. Im Vergleich zu den überlaufenen Nachbarinseln Lanzarote, Fuerteventura oder dem nur 85 Kilometer entfernt liegenden Teneriffa mit ihren siebenstelligen Gäste-Zahlen klingt das noch harmlos. Aber die Steigerungsquoten von mehr als 30 Prozent in den vergangenen drei Jahren zeigen, welche Entwicklung auch auf La Palma dräut.

Bisher, sagt Wanderführer Schwab, war es ein "ganz eigenes Völkchen", das aus dem kalten Germanien vorzugsweise in den Wintermonaten auf die Insel jettete: eher naturverbundene Menschen, die Spaß daran hatten, sich beispielsweise von Miguel, dem örtlichen Transportunternehmer, auf der offenen Ladefläche seines Kleinlasters über eine steile, holprige Piste an schwindelnden Abhängen entlang ins Innere eines gigantischen Vulkankraters bringen zu lassen - der "Caldera". Umgeben von bis zu 2400 Meter hohen Bergen, dem Kraterrand, war und ist hier auf mehreren Routen ein Naturwunder zu durchwandern: bizarre, steil aufragende Felsformationen, üppig bewachsene Täler mit Bächen, die sich nach Regen in nicht zu bändigende Ströme verwandeln können. Etwa 70 Pflanzenarten gibt es auf La Palma, die nirgendwo anders wachsen als dort, dazu prächtige Kiefern und vielästige, archaisch wirkende Drachenbäume, eine Mandelblüte im Februar und einen trinkbaren Wein, der hauptsächlich, aber nicht nur, für die Touristen angebaut wird.

Wer bei dem Wort Urlaub vor allem an Beach-life, Baden und Disco denkt, der wählte bislang besser ein Pauschalangebot auf den Nachbar-Kanaren. Denn Strände sind rar auf dem steil aus dem Meer aufsteigenden, von Barrancos zerfurchten La Palma. Der relativ knappe, schwarze Lavasand, der vielerorts mit Kies durchsetzt ist und im Sommer leicht 70 Grad heiß werden kann, ist nicht jedermanns Sache. Und auch das Wetter gebärdet sich zumindest in den Wintermonaten launischer als auf den weiter östlich gelegenen Inseln - ein Umstand, der mit dazu beiträgt, daß sich die Vegetation auf La Palma wohltuend von der bei den größtenteils öden Nachbarn Gran Canaria oder Lanzarote abhebt.

Auf der Suche nach neuen Märkten geriet die wasserreiche Insel mit ihrem milden Klima immer mehr ins Blickfeld auch solcher Reiseunternehmen, die ihren Schnitt mit knapp kalkulierten Massenkontingenten machen. Die ersten Auswirkungen sind in Puerto Naos zu sehen. Was Anfang der 80er Jahre kaum mehr war als eine lockere Ansammlung planlos zusammengezimmerter Ferienhäuschen Einheimischer, ist längst zu dem Badeort La Palmas mutiert. Möglich machen&rquote;s vor allem die Lage im sonnigen Westen und der gut 500 Meter lange, Sand- und Kiesstrand in der Bucht. An dessen Rändern hat man einige Reihen Palmen gepflanzt und eine stattliche Promenade planiert.

Von den Hütten der Einheimischen stehen heute meist nur noch die Grundmauern, ein paar der Übriggebliebenen werden von den hohen Rückwänden der in vierter und fünfter Reihe phantasielos gebauten Appartement-Blöcke fast erdrückt. Und dann natürlich das "Sol" am Rande der Bucht: ein sternförmig gegliedertes Beton-Massiv, das an jedem beliebigen überfüllten Strand auf Ibiza, Mallorca oder sonstwo stehen könnte; mit Einkaufsgalerie, Pools, Tanzbar und einer rund 50 Meter langen Buffet-Theke, an der sich mehrere hundert Urlauber gleichzeitig die Paella auf die Teller schaufeln können. "Ach, die Touristen", sinniert der alte Mann, der in Hausschlappen auf der betonierten Veranda seines Häuschens neben ausgemusterten Lackeimern mit rosa blühendem Hibiskus sitzt, "die bringen Unruhe auf die Insel, aber auch Geld".

Vor allem Deutsche sind es, die von Jahr zu Jahr in größerer Zahl ihre Urlaubskasse auf La Palma leeren. Und das hat Folgen: An den zugeklebten Schaufenstern des Ladens in Puerto Naos&rquote; kleinem "Ortskern" steht unter dem spanischen "se vende" die deutsche Übersetzung "zu verkaufen". Die "Autovermietung" eine Ecke weiter kann auf Kunden ohne Deutschkenntnisse offenbar ganz verzichten. Und die Leuchtreklame der "Waikiki-Bar" preist das "König-Pilsener" im exakt gleichen Schriftzug, wie die vertraute Eckkneipe in Alemania.

Trotzdem: Noch sind die Auswirkungen des Tourismus auch in Puerto Naos längst nicht mit den schrankenlos wuchernden Badeorten etwa im Süden Teneriffas zu vergleichen. Noch steht kein "Wiener Schnitzel" auf den Speisekarten (von denen einige jedoch schon in deutscher Übersetzung aushängen). Noch gibt es keine riesigen Glitzer-Discos, in denen nach Sonnenuntergang die strandgeröteten Nord- und Mitteleuropäer zur Jagd auf den Urlaubs-Flirt ansetzen. "Nightlife" besteht in Puerto Naos aus einer handvoll Bars wie das "Melody", das sich "Disco-Pub" nennt, und in dem nach Mitternacht nur noch ein kleines Grüppchen junger Deutscher bei Swing-Musik am Tequila nippt.

Die Reiseindustrie hat sich inzwischen aber auch den Osten der Insel vorgenommen, sagt Juan, Fotograf und Fremdenführer, der sich für die unter dem Dachverband "Irichen" zusammengeschlossene Öko- und Naturschutzbewegung der Insel engagiert. Irgendwo zwischen Flughafen, Kaserne und der Hauptstadt Santa Cruz ist da vor ein paar Jahren das zweite große Ferienzentrum der Insel aus dem Boden gestampft worden: Los Concajos. Erst wurden mit Baggern und Beton-Wellenbrechern zwei Buchten strandtauglich gemacht, dann entstand eine Appartmentanlage mit 1400 Betten. Häßlicher Randaspekt der Siedlung: Mittendrin steht das halbfertige Betonskelett des geplanten 600-Betten-Hotels Taburiente. Die Inselbewohner sprechen längst von einer Investitionsruine. Entweder sei den Geldgebern die Luft ausgegangen, oder sie überlegten noch, ob sie nicht doch lieber im sonnigeren Westen weiterbauen sollten.

Ein bißchen Schadenfreude ist schon zu spüren, wenn Juan vom Taburiente spricht. Denn der Tourismus wird von vielen Inselbewohnern mit gemischten Gefühlen betrachtet. Zwar ist es nicht mehr wie 1987, als der erste LTU-Flieger voll mit Urlaubern aus Deutschland zur Landung aufsetzte. Damals registrierte ein mitgereister Stern-Reporter, wie umweltbewegte "Ecologistas" noch auf dem Flugplatz Protestplakate ausrollten, auf denen eine an der birkenblattförmigen Insel nagende fette Raupe namens "Turismo" zu sehen war. Und an mancher Hauswand fanden sich Graffitis mit Texten wie "Fuera los Alemanes" - raus mit den Deutschen.

Inzwischen ist die Lage wieder entspannter. "Die Leute akzeptieren, daß Tourismus für La Palma eine wichtige Einnahmequelle ist", sagt Juan. Und über die Deutschen ärgere man sich jetzt eigentlich nur noch, weil sie ständig gegen die EG-Bananenbeschlüsse agitierten. Die gelbe Frucht, etwas kleiner und süßer als die nun von EG-Zöllen und Mengenbegrenzungen gebeutelte Konkurrenz aus Lateinamerika, wird seit fast 100 Jahren auf La Palma angebaut. Inzwischen ernten die Palmeros jährlich mehr als 130 000 Tonnen, und dank massiver spanischer Subventionen bringt die Banane nach offiziellen Angaben immer noch mehr in die Kassen der Inselbewohner als der Tourismus.

Auch die Bananen, die auf riesigen Monokultur-Plantagen teilweise schon unter Plastikplanen angebaut werden, gelten unter ökologischen Gesichtspunkten als ungeeignet für La Palma: Die Stauden zehren den Boden aus und verbrauchen soviel Wasser, daß es selbst auf der "grünen" Insel nur noch mit einem riesigen Leitungs- und Speicherbeckensystem möglich ist, den nötigen Nachschub heranzuschaffen. Aber trotzdem, sagt Juan, seien die meisten Einheimischen dafür, weiter auf die Banane zu setzen. "Die Alternative hieße, sich vollständig dem Tourismus auszuliefern. Und das will außer ein paar Baulöwen niemand hier."

Die Insel-Regierung scheint dem zumindest insoweit Rechnung zu tragen, daß sie nicht alles zuläßt, was von Investoren gewünscht wird. Ein 5000-Betten- Projekt samt Golfplatz im Aridane-Tal nördlich von Puerto Naos beispielsweise wurde vor kurzem von den Behörden aus Naturschutz-Gründen gestoppt. "Wir können auf den Nachbarinseln ja gut sehen, was passiert, wenn man auf jede Regelung verzichtet", sagt Juan. "Ich hoffe nur, daß wir daraus etwas lernen."

MATTHIAS BARTSCH

Peer Teuwsen Wenn Hochzeit ist, sind sie dabei Von der Affinität der Menschen zum Zoologischen Garten

In der Erinnerung des Erwin Eckert ist der Tag, an dem er seine zweite Heimat kennenlernen sollte, ein sonniger. Seine Frau Liny hatte ihn am Frühstückstisch mit einem Satz überascht, der bei ihm ein Gefühl der Vorfreude geweckt hatte. "Komm, zieh' dich an. Wir gehen irgendwohin." Und Liny, die er nur "mein Fräulein" nennt, hatte angefügt: "Es wird dir gefallen." Da ging er mit.

Vor ein paar Wochen war sein 65. Geburtstag gefeiert worden - kein einfaches Datum im Leben eines arbeitsamen Mannes. Er war Pastetenbäcker beim Großverteiler Coop in Basel gewesen, sein Leben lang. Außer einer vorübergehenden Allergie gegen Mehlstaub hatte er nie einen Grund gehabt, an seiner Arbeitskraft zu zweifeln - und seine Vorgesetzten erst recht nicht. Und nun war dieses Alter erreicht, von dem man in Zeiten ausgefüllter Tage spricht als Schwelle, als Wende, als Aufbruch in ein Leben, das dem Wettrennen nach Versäumtem gewidmet sein wird.

Liny Eckert hatte es kommen sehen. Und so saßen sie an diesem Tag, der in der Erinnerung des Erwin Eckert ein sonniger war, in der Straßenbahn. Sie fuhren am Hauptbahnhof vorbei, über ein Viadukt in Richtung der Außenquartiere und stiegen bald aus. Als er den Namen der Haltestelle las, war ihm klar, wohin die Reise, die sie ihm angekündigt hatte, ging. Am Eingang streckte sie ihm den Ausweis hin, der ihm die Türen öffnen sollte in eine Welt, von der er zuvor keine Notiz genommen hatte. Der Versuch war auf zwölf Monate befristet, so lange war der Ausweis, der sie 35 Franken gekostet hatte, gültig. Daß der Erwerb eines neuen Ausweises später keine Frage mehr sein würde, ahnte Erwin Eckert an diesem Tag noch nicht.

Elf Jahre sind seit der Tramfahrt der beiden Eckerts in den Basler Zoo, den man in der Stadt bloß "Zolli" nennt, vergangen, das Jahresabonnement kostet, seitdem der Zolli einen neuen Finanzchef hat, 42 Franken, und in ihrer beider Leben hat sich ein Tagesablauf eingestellt, mit dem es sich leben läßt. Er geht Tag für Tag mindestens drei Stunden in den Zolli, in der Rechten den Stock aus Holz, die Linke im Hosensack, bevorzugt mit einem blauen Hemd bekleidet. Sie geht gewöhnlich am Mittwochnachmittag mit, wenn nicht gerade Waschtag ist im Haus, sonntags immer.

Erwin Eckerts Weg ist immer der gleiche, denn er hat ein Ziel. Er geht vorbei an den Braun- und Eisbären, die für ihn die gefährlichsten Tiere im ganzen Zoo sind: "Wenn da ein anderes Tier reinkommt, machen sie es gleich fertig", sagt er und hackt einmal mit dem Kopf in Richtung Asphalt. Es kommen die Pelikane in Sicht, aber lang will er auch hier nicht verweilen. Ihn zieht es ein Gehege weiter - dorthin, wo er sich am liebsten aufhält, dorthin, wo er sich eine Rolle gegeben hat, die er im Leben nicht spielen konnte. Erwin Eckert ist im Zolli der "Storchenvater"; außerhalb des Zoos ist der "Familie Eckert", wie sie sich auf der Visitenkarte nennt, der Kinderwunsch versagt geblieben.

AT: Menschen im Zoo

Seitdem Ruth Weisskopf im Alter von 38 Jahren ihr erstes Jahresabonnement gekauft hat, ist für sie so manches im Zolli ganz anders geworden. Was während der 35 Jahre, die sie nun zu den Stammgästen gehört, erfreulich geblieben ist, sind die Tiere. Sonst hat sich, was die Menschen betrifft, die Situation eher ins Unerträgliche gewandelt. Die "Strekke der Erholung", wie der Zolli von der Direktion zu Werbezwecken verkauft wird, sie ist für Ruth Weisskopf zu bestimmten Tagen alles andere als dies: "Man kann doch nicht mehr von Erholung sprechen, wenn man immer von schreienden Horden umgeben ist", sagt sie. Bis zu dreißig Schulklassen besuchen den Zolli an Tagen, die für die Direktion zu den guten zählen und für Ruth Weisskopf zu den zu vermeidenden.

Die Freude der Ruth Weisskopf an den Tieren ist ebenfalls eine zwiespältige. Das Flußpferd Helvetia zum Beispiel - es ist am ersten August 1991 geboren - ist einerseits als solches herzig, aber das Wasser muß man nach drei Tagen schon wieder auswechseln, weil es vom Tier derart verschmutzt wurde. Oder die Braunbären. Hier hat sie mal erlebt, wie ein Kind seinen Vater fragte, wo denn der Papi-Braunbär sei. Der Vater hätte es sich leichtgemacht und geantwortet, der Papi sei gerade nicht da. Ruth Weisskopf: "Es ist halt schwierig, einem Kind zu erklären, daß der Papi nicht da sein darf, weil er seine Kinder frißt."

Ruth Weisskopf war bis zu ihrer Pensionierung mit 55 Jahren Sekretärin beim Chemie-Konzern Hoffmann-La Roche, zuerst Abteilungssekretärin, schließlich im Personalbüro. Mit dem Reisebüro Kuoni hat sie schon die ganze Welt bereist: Australien, Neuseeland, Amerika. Nur in Indien war sie noch nicht. Da würde sie gerne noch hin.

Der Feind der Ruth Weisskopf, der das geruhsame Leben im Zolli stört, ist die Ratte. Daß die Präriehunde so wenig Junge in die Welt stellen, ist dem Feind zu verdanken: "Die holen die Jungen weg, wenn sie noch ganz frisch sind." Und bei den Erdmännchen, auch Erdhündchen genannt, kann sie sommers nicht so lange sitzen, wie es ihr gefallen würde, weil die Wespen um die toten Ratten kreisen, die ihren Lieblingen zum Futter gereichen. Aber das schlimmste ist halt doch wieder der Mensch: "Die füttern die Tiere trotz Verbot. Das müssen Analphabeten sein." Es geht gegen drei Uhr. Ruth Weisskopf verläßt den Zolli durchs große, schmiedeeiserne Haupttor. Auf dem Fersehprogramm steht ein Krimi.

AT: Menschen im Zoo

Und so steht der Vater am Geländer, die Hände aufgestützt, und blickt auf seine Lieblinge, die "so elegant segeln können, sich dank der Thermik ohne Flügelschlag immer höher und höher schrauben, der Sonne entgegen" - und für ihn unerreichbar sind. "Goggeli, sali", ruft er über das Wasser. Das Männchen steht neben seinem Weibchen. "Der Vater ist 21 Jahre alt, sie ist sieben. Seine dritte Frau", sagt der Storchenvater. Die erste wurde vom "Killerschwan" erwürgt, die zweite holte der Fuchs.

Wieder erschallt sein Ruf "Goggeli", und das Storchenpärchen macht sich zum Menschenpärchen auf; die Schnäbel klappern zur Begrüßung. Erwin Eckert sieht sich verstohlen nach allen Seiten um, greift in seinen linken Hosensack und läßt eine Handvoll spanische Nüßchen fallen. Während die Störche picken, erzählt er ein weiteres "Müsterli", eine Geschichte, die ihm den Titel des Storchenvaters einbrachte.

Er war mit ein paar Bekannten im Zoo unterwegs zu seinen Goggelis, die sie auch mit Geklapper begrüßten. Das genügte ihm nicht; er wollte die Bestätigung seiner Rolle. Also ließ er die Bekannten noch einmal bei den Störchen passieren, währenddessen er sich versteckte. Prompt schlug kein Storch an. Dann kam der Vater aus seinem Versteck und nahm mit Stolz in der Brust die Storchen-Parade ab. Auch wenn er ahnt, daß sie nur wegen des Inhalts seiner linken Hosentasche klappern, beeinträchtigt das nicht Erwin Eckerts immer neue Freude. Zuneigung darf man sich auch ein bißchen erschwindeln.

Manchmal führt der Weg des Erwin und der Liny Eckert weiter, zum Affenhaus, genauer: zum Orang-Utan-Weibchen Sexta, das aus Stuttgart in den Zolli kam. Die beiden Gorillas Adenauer und Pepe werden im Vorübergehen begutachtet. Um die dreifache Trennscheibe ist Erwin Eckert froh: "Zum Pepe will ich gopferdeckel nicht rein, der ist 190 Kilogramm schwer." Bei Sexta nehmen sie Kontakt per Klopfzeichen auf. Liny Eckert zeigt ihr ihre Armbanduhr und fragt: "Wotsch das?" Worauf Sexta mit dem Kopf nickt. Die Eckerts strahlen sich an - sie werden verstanden.

Seit die Eckerts 1939 ihrer Beziehung den offiziellen Segen geben ließen, haben sie Katzen, die sie alle "Butzis" nennen. Zur Zeit ist das "Butzi" ein 12jähriger Kater. Reden könne man mit "Butzi", er gebe mittels eines Pfeiftons Antwort. Und, berichtet Liny Eckert, "Schmutzis", was Küsse bedeutet, würde er auch austeilen. Während sie so redet, stützt sich Erwin Eckert aufs Geländer, und sagt, als seine Frau geendet hat, mit einem Blick ins Nichts: "Ja, ein Kind hätte es schön gehabt bei mir." Und sie fügt an: "Aber die Trauer darüber ist jetzt um."

Liny Eckert ist 78 Jahre alt und kommt aus dem Glarnerland. Als die Stadt ihnen zur goldenen Hochzeit eine Bürgermedaille schenkte, ging sie zum Goldschmied und hielt ihm das gute Stück unter die Nase. Er solle prüfen, ob es aus echtem Gold sein. Es war's. Sie sagt: "Man lebt miteinander, man weiß nichts anderes."

Und Erwin Eckert spricht von den Gesetzen der Natur: "Das Hagelwetter vor ein paar Wochen hat einen Flamingo zusammengeschlagen. Ein anderer flog weg und landete im Wolfsgehege." Er erzählt von dem Mädchen, das im Nashorn-Gehege umkam, und von den Schnäbeln der Störche, die wie Lanzen sind, einen Igel hätten die kürzlich "gleich hingemacht".

Nachdem die Eckerts bei den Löwen den fehlenden Nachwuchs mit den Worten "Die bringen auch nichts zustande" kommentiert haben, machen sie kehrt. Liny Eckert verabschiedet sich bei ihrem Mann, weil sie noch schwimmen gehen will: "Uff Wiederluuge, Herr Eckert." "Adieu, Fräulein", antwortet er. Gegen elf Uhr dann begibt sich Erwin Eckert täglich ins Zoo-Restaurant und führt die Bierflasche zum Mund. Mittags wird er mit einem Freund fünfzig Meter weit über die Grenze nach Deutschland fahren, um das zu essen, was sein "Fräulein" ihm infolge Korpulenz nicht mehr kocht: Pommes frites. Und er wird berichten von seinen morgendlichen Erlebnissen im Zolli. Und er wird einmal mehr ansprechen, was ihn oft beschäftigt: der Abschied von seiner zweiten Heimat. Er wird sagen: "Wenn ich nicht mehr in den Zolli kann, ist es aus."

AT: Menschen im Zoo

Was früher, als Noldi Hammel noch Physik-Assistent in den Schulen der Stadt war, an seinem täglichen Arbeitsweg lag, ist heute sein Refugium: "Wenn mich meine Frau verrückt macht, gehe ich in den Zolli - egal ob's schneit oder regnet", sagt der Siebzigjährige. Und am liebsten ist ihm hier der Tahr-Bock, dieses, was die Art betrifft, zwischen dem Schaf und der Ziege stehenden Tier. Wenn dem Bock der Wind ins Winterfell fährt, breitet Noldi Hammel seine Arme aus und ruft: "Wie ein Ährenfeld - wunderschön!" Seine Frau kommt nicht gerne in den Zolli. Der würden die Tiere in den Gehegen leid tun, sagt Hammel. Das versteht er nicht. Für ihn ist der Zolli das Prunkstück der Stadt, ein Prunkstück, das täglich mit viel Arbeit und Liebe auf Vordermann gebracht wird: "Was die Wärter leisten, kann man sich gar nicht vorstellen." Leistung ist ein häufiges Wort im Vokabular des Noldi Hammel, ein weiteres ist die Hochzeit.

"Wenn Hochzeit ist, bin ich immer dabei. Sieht man im Zoo irgendwo fünf Männer stehen, weiß man, daß etwas los ist." Die Paarung der Nashörner hat bei ihm einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Fünf Viertelstunden sei das Männchen auf dem Weibchen gewesen. Das wird Hammel während des Rundgangs noch ein paarmal wiederholen. Aber mitunter ist ihm ob der vielen Hochzeiten doch bange. Als er kürzlich zur Brunstzeit der Hirsche im Nationalpark weilte, packte ihn das Grauen: "Wie die röhrten - unheimlich."

Der Zolli ist der Ort, wo Noldi Hammel zu sich selbst kommt, wo sich Bilder und Erinnerungen ihren Weg ins Bewußtsein bahnen. Erinnerungen auch, die Gefühle der Wut emporspülen. Als Noldi Hammel mit zwanzig seine Lehre als Feinmechaniker abgeschlossen hatte und die Welt ihm vermeintlich offenstand, rief ihn das Vaterland an die Grenze. Der Feind ließ sich, wenn überhaupt, nur schemenhaft erkennen. Aber eines Tages kam eine Messerschmidt über den Rhein geflogen, senkte sich dem Posten zu, wo Hammel Wache hielt, und flog weiter. "Noch heute sehe ich dieses Gesicht mit der Lederkappe drauf. Der hat gegrinst", erzählt Hammel. Und er zog den ersten Schlußstrich in seinem Leben: Seit diesen Tagen haßt er die Schwaben.

Und noch eine Erinnerung taucht immer wieder auf, wenn Hammel bei den Tieren ist oder im Restaurant bei einem Wasser sitzt. Diejenige an seinen Bruder, der an Leukämie gestorben ist. Die beiden waren eineiige Zwillinge - und das sei ein Glück, hätten die Ärzte gesagt; Blut- und Rückenmarktransplantationen seien so überhaupt kein Problem. Immer wieder hätten sie das gesagt. Zwischendurch ging es dem Bruder auch besser. Noldi schwankte zwischen Hoffnung und Verzweiflung, lange Zeit. Schließlich starb der Bruder doch.

Noldi Hammel zog einen weiteren Schlußstrich. Auch mit der Religion will er nichts mehr zu tun haben: "Ich glaube nicht mehr an Gott und seinen Stellvertreter in Rom." Und er ließ diesen Worten die Tat folgen. Noldi Hammel ging in die Pathologie eines großen Krankenhauses der Stadt und fragte: "Wollt ihr mich haben?" Und als man ihm antwortete, die Wissenschaft sei sehr froh um jeden neuen Körper zu Schulungs- und sonstigen Zwecken, verkaufte er denselben. Jetzt komme er nach seinem Ableben für ein halbes Jahr in einen Kühlschrank, danach auf einen sauberen Tisch, "und dann ist der Hammel einfach weg - was will ich mehr?" Er nimmt den letzten Schluck aus dem Plastikbecher, erhebt sich und geht.

(Bilder: Urs Willmann)

Die Stadtteil-Rundschau stellt Frankfurter Bands vor: Die "Burning Rubber Dolls"

Früher trugen sie die Picknickkörbe Heute sind die Frauen beim Gesangverein "Maien-Quartett" in der Überzahl

BONAMES. Es war an einem schönen Maientag des Jahres 1925. Genauer: es war der 13. Mai. Die Weimarer Republik kämpfte noch mit Nachkriegs-Nachrevolutions-Wirren, eine Weltwirtschaftskrise brach langsam an. In dem kleinen Dorf Bonames am Stadtrand Frankfurts trafen sich 13 Herren (vielleicht im Garten einer Gaststätte) und gründeten einen Männergesangverein - das "Maien- Quartett".

Warum sie den Titel eines Quartetts wählten, ist bis heute unklar. Erika Groß, Erste Vorsitzende des Vereins, hat dafür keine Erklärung. "Ich weiß nur, daß es von jeher ein Männerchor war." Bis 1983 durften die Ehefrauen und Kinder zwar zu den Freundschafts- und Wertungssingen mitfahren, die Picknickkörbe tragen und sich um das Wohl der Herren kümmern - allein, singen durften sie nicht.

Wie die Zeiten sich ändern. Februar 1993. Bonames ist längst kein Dorf mehr, der letzte Gründer starb vor zwei Jahren, das "Maien-Quartett" ist gewachsen, und die Frauen sind in der Überzahl. Von den 73 aktiven Mitgliedern des Vereins (dazu kommen rund 130 Passive, die vor allem finanzielle Unterstützung leisten) sind zwei Drittel weiblich. "Das ist heutzutage normal", sagt Erika Groß, seit vier Jahren im Amt und auf dieser Position die "erste Frau". Im Oktober feiert der Frauenchor sein zehnjähriges Bestehen.

Einmal in der Woche treffen sich die Sängerfreunde zur Probe im "Haus Nidda". Streng getrennt, natürlich. Von sieben bis halb acht die Damen, danach die Herren. Lediglich an jedem ersten Montag im Monat proben beide Gruppen zusammen unter der Leitung des "Chordirektors" und ehemaligen Opernsängers Karl August Schultz von Larszky, der seit 1985 den Dirigentenstab schwingt. Der Monatsbeitrag ist niedrig: fünf Mark für Aktive, 2,50 Mark für Passive.

Im Liedausschuß wird außerhalb der Probenzeiten darüber beraten, welche Lieder einstudiert werden sollen. Paritätisch sitzen dort zwei Frauen und zwei Männer mit Schultz von Larszky zusammen. Das Repertoire, auf Freundschaftssingen und Festen vorgetragen, spannt sich von slawischen und deutschen Volksliedern bis zu Evergreens aus Oper, Operette und Musical.

Die Aktionen des straff organisierten Gesangsvereins - neben dem geschäftsführenden Vorstand gibt es noch einen Vergnügungsausschuß - sind mannigfaltig. Jedes Jahr singt das Maien-Quartet auf einem Ebbelwoi-Abend in Bonames, auf dem Faschingsball im Bürgerhaus und am Volkstrauertag bei der VdK-Feier. Im letzten Jahr gastierte der Chor im Kurhaus Bad Vilbel, beim "Sängerwettstreit" in Ober-Erlenbach und begleitete musikalisch die Weihnachtsfeier des Bonameser Fanfarenkorps sowie den bunten Abend anläßlich der Bürgerhauseröffnung. Auch auf dem Weihnachsmarkt des Vereinsringes sind die Sänger mit einem Stand vertreten. Für die Kinder gibt es am Fastnachtssonntag ein Spielfest.

Alle zwei Jahre trifft sich das Maien- Quartett mit einem befreundeten Gesangsverein in Gersdorf bei Nürnberg. Seit 30 Jahren gehört das zum Alltag. Dann wird gemeinsam musiziert und ein geselliger Abend abgehalten. Nach der "Wende" nahm das Maien-Quartett Kontakt zu einem Ensemble in Saalfeld/Thüringen auf. Kein Zufall, war Erika Groß' Schwiegervater dort jahrelang Chorleiter. Im Mai werden die Thüringer zum zweiten Mal Bonames besuchen.

Der nächste Großauftritt des Maien- Quartetts ist am 20. März. Dann wird das Ensemble beim Konzert des Deutschen Allgemeinen Sängerbundes Lieder von Brahms, Denza, Behrle und Auszüge aus Operetten und dem berühmten Musical "Cats" zum Besten geben. Nicht nur an diesem Tag würde es Erika Groß begrüßen, neue Gesichter zu sehen. "Wir freuen uns über jeden, der kommt." Vor allem junge Leute sind erwünscht.

Wer Interesse hat, im Maien-Quartett mitzuwirken, kann sich an die Erste Vorsitzende wenden. Entweder schriftlich (Fleckenbühlstraße 32, 6000 Frankfurt am Main) oder unter Telefon 50 61 51. jot

Aus Spaß kann auch Leistung entstehen Der TSV 1875 hat ein Riesen-Angebot und lockt mit "demokratischen Spielwiesen"

BONAMES. Helle Freude herrschte Ende vergangenen Jahres bei den Verantwortlichen des Turn- und Sportvereins (TSV) Bonames 1875. Endlich wurde die neue Sporthalle hinter dem "Haus Nidda" offiziell eröffnet und ein kleiner Raum als Geschäftsstelle eingerichtet. Ein lange gehegter Wunsch war Wirklichkeit geworden, die permanenten Bemühungen, das "Klinkenputzen", Gespräche, Briefwechsel und der Ärger über ausgefallene Übungstunden - der Verein mußte bei Festen im Haus Nidda, wo die alte Turnhalle war, anderen Organisationen weichen - gehörten endlich der Vergangenheit an.

Sie sind schon ein bißchen stolz darauf, dieses Projekt in die Wege geleitet zu haben, die Herren im Vorstand. Denn ursprünglich sollte in Bonames gar keine Halle gebaut werden. "Das erweiterte Angebot war aber nötig, um die sportlichen Interessen der wachsenden Einwohnerzahl zu kompensieren", sagt Helmut Kalbskopf, Erster Vorsitzender des TSV. Finanziell entsteht keine größere Belastung: Das Sport- und Badeamt zahlt die Miete an die städtische Saalbau-GmbH.

Der TSV kann auf einen Mitgliederzuwachs von 600 Aktiven 1986 auf heute über 1000 Sportler verweisen und ist damit der größte Verein im Stadtteil. Ein Beweis dafür, daß die Leute das Angebot, wenn es einmal da ist, auch annehmen. Dies ist recht vielfältig: Neben dem traditionellen Turnen (mit den meisten Aktiven), Gymnastik in allen Varianten (sogar Babys ab sechs Monate können mit ihren Müttern "sportlich" krabbeln) und Leichtathletik kann man beim TSV Basketball, Badminton und Tischtennis spielen. Selbst außergewöhnliche Sportarten wie "Low-Impact-Aerobic" (eine verletzungsfreiere, sanftere Variante des herkömmlichen Aerobic), Wirbelsäulengymnastik, Triathlon und einem Kurs "Selbstverteidung durch Selbsterfahrung" können betrieben werden. Ab März 1993 bietet der TSV zusätzlich ein Studio mit modernen Fitneßgeräten an.

Jedes Angebot wird von einem ausgebildeten Übungsleiter, der Mitglied sein muß, betreut. "Ehrenamtlich macht das ohnehin keiner mehr", erklärt der Zweite Vorsitzende Dieter Kuch, "und wir legen Wert auf fachgerechtes Training." Zwei Fliegen mit einer Klappe werden so geschlagen. Angestrebt ist eine Förderung innerhalb des Vereins, damit die Übungsleiter künftig aus den eigenen Reihen kommen. Leider fehlt ein qualifizierter Badminton-Trainer im Jugendbereich.

Gegen den Verdacht der Vereinsmeierei erheben die Vorstandsmitglieder vehement Einspruch. Ihr Ziel sei es, Menschen aus Bonames und umliegenden Stadtteilen anzusprechen, ihnen ein adäquates Angebot zu machen, ohne aber in Konkurrenz zu anderen Vereinen (TV Kalbach, TuS Nieder-Eschbach) zu treten. Insbesondere Jugendliche sollen so erreicht werden. In Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus am Bügel klappt das bereits. Ein Basketballteam ist gegründet worden. Ein Angebot zur Kooperation mit dem benachbarten städtischen Jugendhaus läuft zur Zeit. Mit der August- Jaspert-Schule teilt sich der TSV einige Sportgeräte.

"Die Jugendlichen sollen verstärkt Eigenverantwortung übernehmen", meint Kalbskopf. Geplant ist eine sogenannte "demokratische Spielwiese". Das heißt, daß die Jugenlichen ihren Jugendwart selbst wählen sollen. Integration anstatt Ausgrenzung. Kalbskopf gibt zu, daß es ein "schwieriger Versuch" ist. "Viele sind zuerst begeistert, springen dann aber wieder ab."

Die Methoden sind fast professionell, im Vordergrund soll nach Willen der Verantwortlichen aber immer der Spaß und nicht der Leistungsgedanke stehen. Dennoch darf, so Kalbskopf, der das Training im Geräteturnen leitet, aus Spaß durchaus Leistung entstehen, schränkt aber ein: "Wir wollen kein Dienstleistungsunternehmen sein." Dafür spricht, daß viele Sportstunden in der Geselligkeit eines Kneipenbesuches enden.

Ein Sportverein als Ventil für soziale Probleme, das ist das Konzept beim TSV Bonames, der sich aber nicht als Sozialzentrum verstanden wissen will. An erster Stelle steht nach wie vor der Sport. In der Zukunft soll eine Badmintonmannschaft in den Spielbetrieb eingeführt werden, auch die Basketballer sollen einmal in der Liga mitspielen.

Ein Blick auf die Altersstruktur im Verein verrät, daß das Unterfangen nicht ganz leicht ist. Lediglich 100 Aktive zwischen 15 und 25 Jahren trainieren beim TSV. "Da wünschen wir uns eine größere Dichte", hofft der Erste Vorsitzende auf eine größere Akzeptanz bei den jungen Leuten, "aber wir arbeiten daran."

Die Möglichkeiten dazu hat der TSV Bonames 1875 allemal, seit die Dreifelderhalle von montags bis freitags dem Verein zur Verfügung steht. Nur am Wochenende dürfen sie nicht hinein. Dann ist der Neubau für Punktspiele und andere Vereine reserviert. Wünsche, daran etwas zu ändern, gibt es beim Vorstand: Undenkbar ist es nicht, daß irgendwann wieder große Freude herrschen wird. jot

Weiblicher Widerstand mit allen Mitteln der Kunst In der Heinrich-Kraft-Schule: Drei Malerinnen zeigen radikale Kritik, poetische Arbeiten und (zu) bunte Bilder

FECHENHEIM. Wie differenziert ein Thema behandelt werden kann, zeigt die aktuelle Ausstellung "Frauen-Sichten" mit den Bildern und Collagen der Künstlerinnen Almut Aue, Barbara Greul- Aschanta und Linda Starbatty in der "Galerie am Fachfeld". Die Präsentation vereinigt die Arbeiten dreier Künstlerinnen mit unterschiedlichen ästhetischen Zugriffsweisen und bildnerischen Temperamenten. "Wir wollten die Vielfalt künstlerischer Arbeit zeigen", erklärte Dr. Meike Aissen-Crewett, Kunstpädagogin an der Heinrich-Kraft-Schule, bei der Vernissage. Das ist gelungen. Seit drei Jahren werden an der Fechenheimer Gesamtschule alle sechs Monate Bilder und Installationen Frankfurter Künstler präsentiert. "Die Schüler gehen doch recht selten ins Museum und besuchen auch keine Galerien", sagte die Pädagogin. Dagegen sind heute immer mehr Künstler bereit, mit Schulen zusammenzuarbeiten.

In der Heinrich-Kraft-Schule werden nicht nur Ausstellungen organisiert. Die Gesamtschule engagiert darüber hinaus jeweils für ein Jahr einen "Schulkünstler". Bis September 1993 hat die Malerin Renate Sautermeister dieses Amt inne. Mit Projektarbeiten und Besuchen in ihrer Werkstatt soll den Schülern der Weg zur bildenden Kunst gewiesen werden.

Mit geschärftem Blick und radikalen Thesen provoziert die Malerin und Konzeptkünstlerin Barbara Greul-Aschanta immer wieder ihre Kritiker. In Frankfurt zuletzt 1987, als sie mit zwei Kolleginnen in der Dornbuschgemeinde eine Installation im Sakralraum zeigte. Das "Sinnbild einer von Liebe und Verehrung getragenen Einstellung zur Welt, zur Natur und zu allen Geschöpfen" erregte Aufsehen, da es sich gegen repressive Inhalte der Kirche, gegen Glaubenskriege und gegen die drohende Vision eines strafenden Gottvaters wandte. Das Kunstwerk mußte vorzeitig entfernt werden.

Trotz des postmodernen Trends zum oft nur dekorativen und bunten Bilderkitsch glaubt die sozialkritische Künstlerin, daß Kunst ein "Kommunikationsmittel par excellence" sein kann. Barbara Greul-Aschanta studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschülerin von Professor K. O. Götz. Der Wille, mit allen Mitteln der Kunst Widerstand zu leisten, schlägt sich auch in ihren frauenspezifischen Betrachtungen nieder. Die Collagen "Leichte Kost" (1992) zeigen Frauenkörper auf Teller liegend. Kopf und Gliedmaßen sind schon abgetrennt. Der Löffel - bereit zu spalten - steckt bereits in der Bauchdecke.

Diesen plakativen Arbeiten stehen subtiler konstruierte Werke wie das Taschenobjekt "geschlecht" gegenüber. Aschanta klebt hier vier Damenhandtaschen untereinander auf eine Holztür: braune, häßlich und unhandliche Accessoires der 50er Jahre. Mode fesselt Frauen, beraubt sie ihrer Identität, läßt sie zu spiegelbildsüchtigen Püppchen werden. Und wie selbstverständlich hängen auch die rechteckigen Handtaschenspiegelchen an der Tür.

Dezentere Töne schlägt Almut Aue an. Ihre Bilder zeugen von einer lyrischen Kraft, die den Betrachter weniger zum Widerspruch als zum Genuß der Farb- und Formkompositionen bewegt. Sie studierte am Städel und auch Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte an der Universität Frankfurt.

"Überwerfungen" (1991), "wegdriften" (1991) und "ein hauch von indiskretion" (1992) lauten einige der Bildtitel und machen deutlich, wo ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt. Aue versucht, in die tiefen Schichten ihrer Psyche einzutauchen. Oft legt sie zwei dicke, dunkle Farbstreifen nebeneinander, die nur selten durch einen Querbalken verbunden werden. Nur selten löst sie sich von der abstrakten Bildsprache und malt gegenständlich: etwa beim "paarungstanz" von Columbia und Minotoro (1992). Doch auch hier bleibt Almut Aue der poetisch-lyrischen Malerei treu.

Dem Klischee "typisch weiblich" entsprechen etliche Bilder von Linda Starbatty. Sie sind voll mit Figuren aus der Zirkuswelt, mit Bänkelsängerinnen, Flamencotänzerinnen und Hofdamen. Doch schon auf den ersten Blick zeigt sich etwa, daß die Hofdamen des 17. Jahrhundert wohl aufwendige Seidenkleider tragen, aber keine Gesichter haben. Eine Reihe von Frauenakten und Selbstporträts ergänzen die Präsentation, lassen sie aber kaum spannender wirken. Zu bunt und schön sind die Zeichnungen, um mit den sehr kritischen Reflektionen von Aue und Aschanta mithalten zu können.

Die Ausstellung "Frauen - Sichten" ist bis zum 26. März zu sehen. Die Galerie am Fachfeld (Heinrich-Kraft-Schule) Fachfeldstraße 24, ist montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet. Gruppen können sich unter den Telefonnummern 42 20 64 oder 41 53 04 anmelden. tin

Forever Young geht's ins nächste Jahrtausend "Lead Vocalist": Kleine Werkschau von Rod Stewart

Die korpulente Managerin bittet um einen Augenblick Geduld, Rod sei gerade erst angekommen und müsse sich noch rasieren. Die Bemerkung, der Bart würde beim Gespräch doch gar nicht stören, quittiert sie mit einem kühlen Lächeln und verschwindet schnell. Stoppeln im Gesicht passen heute eben nicht mehr zum Image. So akkurat war er früher nicht, da ließ er sich schon mal unausgeschlafen im Pyjama mit Whiskey-Flasche ablichten. Der Rod Stewart, der zehn Minuten später ins Zimmer stelzt, paßt eher in eine Nobel-Boutique, als zum Bild eines exzessiven Rockstars. Im schicken Zwirn läßt er sich auf die Couch fallen und verstaut erstmal behutsam die zierliche Brille im Etui. Ist das ein Rocker?

Doch am Mikro röhrt der Mann mit dem Dauer-Katarrh inbrünstig wie eh und je. Mittlerweile wird er für seine Songs mit einer Flut von Preisen eingedeckt. Bei den Brit-Awards (dem "Oscar" der britischen Musik-Industrie) wurde er kürzlich mit seiner alten Band, den Faces, ausgezeichnet, in Deutschland bekam er die Goldene Kamera.

In zwei Jahren werden wohl noch mehr Trophäen dazukommen, dann tritt auch er dem Club der 50jährigen bei. "Yeah, wer hätte das gedacht", lacht er laut los. Das Älterwerden scheint den Mann mit der frisch gestylten Struwwelfrisur nicht weiter zu beunruhigen. "Ich vergleiche mich nicht mit dem, der ich vor 20 Jahren war. Das sind zwei unterschiedliche Menschen", sagt er, "ich kann das, was ich damals gemacht habe nicht wiederholen."

Das nicht, aber er kann die alten Songs wieder veröffentlichen. Auf seiner neuen CD "Lead Vocalist" (wea) gönnt sich Stewart eine kleine Retrospektive und auch ein bißchen Spaß. Er hat sieben Songs aus seiner Zeit bei den Faces und der Jeff Beck Group entstaubt und noch fünf Cover-Versionen eingesungen, darunter "Ruby Tuesday" von den Stones und die Tom Waits-Adaption "Tom Traubert's Blues". Keine Greatest-Hits-Collection, eher eine Hommage an seine Rhythm 'n'- Blues-Phase. Schade nur, daß er diese Wurzeln in den letzten Jahren zunehmend dem Kommerz geopfert hat. ",Lead Vocalist&rquote; ist ein eigenartiges Album. Ich war nervös, wollte unbedingt was aufnehmen, aber ich hatte noch nicht genügend eigene Songs", sagt er, "da habe ich diese fünf Cover-Nummern ausgewählt und noch Tracks herausgesucht, die bisher nur auf Vinyl zu hören waren." Die Oldies brachten nicht nur Erinnerungen zurück: Für seine nächste LP plant Stewart wieder eine Zusammenarbeit mit Jeff Beck und seinem alten Spezi Ron Wood, dem ehemaligen Faces- und heutigen Stones-Gitarrist.

Mit den Faces kam Stewart kürzlich bei den Brit-Awards wieder zusammen. Demnächst ist ein einmaliges Reunion- Konzert für den an Multiple Sklerose erkrankten Ex-Faces-Bassisten Ronnie Lane geplant. "Es war gut, mal wieder mit den Faces zusammenzusein, wir hatten 'ne Menge Spaß", grinst Stewart, "ich hab' Ron Wood in den letzten zwei Wochen öfter gesehen als in den zehn Jahren zuvor. Uns beide verbindet eine ganz besondere Freundschaft, die sich nie abgenutzt hat. Wenn wir zusammensitzen, fliegen uns die Songs nur so zu."

Mit Beck verbindet ihn eine innige Haßliebe. Dennoch raufen sie sich immer wieder zusammen. "Wir werden wohl nie wieder gemeinsam auf Tour gehen, Jeff ist einfach zu gut, um Songs wie ,Maggie May&rquote; zu spielen. Aber im Studio könnte ich mir die Arbeit mit ihm reizvoll vorstellen." Er lächelt versöhnlich: "Wir sind erwachsener geworden. Früher torkelten wir besoffen auf die Bühne, heute singe ich mich Stunden vor dem Gig warm."

Das hat ihm auf seiner letzten Tournee wenig genutzt: Er bekam oft keinen Ton mehr heraus, Konzerte mußten abgesagt werden. In der Branche machten hämische Kommentare die Runde: Stewart hätte seine Stimme kaputtgesoffen. "Alles Blödsinn. Es hatte mit dem Pollenflug zu tun. Ich werde in Europa nur noch im Herbst oder im Winter auftreten."

Den immer noch agilen 75jährigen John Lee Hooker vor Augen, visiert Stewart das nächste Jahrtausend an. "Ich habe erst kürzlich mit Ron Wood ein Unplugged-Konzert für MTV gegeben - nur wir mit akustischen Instrumenten", schwärmt er, "also das könnte ich mir auch mit 70 noch vorstellen. Musik ist mein Job, das hat nichts mit dem Bankkonto zu tun, wenn du mir das wegnimmst, könntest du mir gleich ein Bein abhacken." MARTIN SCHOLZ

Als ihm auf seiner 91er Tournee ständig die Stimme versagte, schien seine Karriere beendet. Aber Rod Stewart rappelte sich auf. Schuld war eine Pollen-Allergie, und deshalb werde er nicht mehr im Sommer in Europa auftreten. Mit 48 ist er weniger am Jet Set, als an seinem musikalischen Nachlaß interessiert. Auf seine neue CD "Lead Vocalist" packte er Songs aus den Tagen bei Jeff Beck und den Faces sowie Cover-Versionen wie "Ruby Tuesday" von den Stones.

Ein schlappes Comeback Die Kanadier Saga in der Alten Oper

Lang ist's her, seit sie mit "Wind Him Up" und "The Flyer" für eine kurze Zeit ganz oben flogen und gar marktschreierisch als "Kanadas Rock-Sensation" angesagt waren. In den vergangenen Jahren aber haben sich Saga zunehmend in die Bedeutungslosigkeit gespielt. "Time's Up", die Zeit ist abgelaufen - ahnten die Bombast-Rocker schon 1986, als sie ihr gleichnamiges Greatest-Hits-Album auf den Markt brachten.

Drummer Steve Negus und Keyboarder Jim Gilmour warfen danach tatsächlich das Handtuch. Sänger Michael Sadler machte mit den Brüdern Jim (Gitarre) und Ian Crichton (Baß) im Trio weiter. Ohne Erfolg: Ihr gekünstelter Synthetik- Rock wirkte einschläfernd, die Konzertsäle blieben leer.

"The Works" (Ariola), die Werkschau auf vier CDs, brachte 1991 die alten Erfolge zurück und die Band wieder in die Charts. Und so kam, was kommen mußte: Nach der obligatorischen Wiedervereinigung der fünf Kanadier soll die Band- Saga nun mit der neuen CD "The Security Of Illusion" (Polydor) weitergehen. "Die Platten, die wir seinerzeit im Trio eingespielt hatten, waren zwar gut produziert, aber ihnen fehlte die Leidenschaft und das Band-Feeling", weiß Michael Sadler heute. "Jim, Ian und ich waren faul geworden, wir hatten uns zu sehr auf die Technologie verlassen. Und da wir mit Jim und Steve immer noch Kontakt hatten, dachten wir, es wäre eine gute Idee, dort weiterzumachen, wo wir damals aufgehört hatten."

Viel Neues ist ihnen dennoch nicht eingefallen. Zwar ist die aktuelle Scheibe nicht so belanglos wie die Vorgänger, doch reicht die Mischung aus Wucht- Rock und pathetischen Balladen nicht an frühere Songs heran. "The Security Of Illusion" ist eine lieblose Collage aus all dem, was man mit Saga verbindet. Die sägenden Gitarren, das donnernde Schlagzeug und die pompösen Keyboards sind unüberhörbar, nur die Songs dahinter bleiben saft- und kraftlos.

Doch während sie in England und den USA nicht mal zu ihren Glanzzeiten bemerkt wurden, können sie in Deutschland immer noch ein Zubrot verdienen - und sei es mit Tourneen durch die Provinz, wie im vergangenen Sommer.

"Das hat uns sehr viel Spaß gemacht, es war ein Test, um zu sehen, ob wir fünf noch zusammenpaßten", sagt Sadler, "bei einem Konzert in Fulda standen vorn an der Bühne 14jährige Mädchen, weiter hinten sah ich einige 40jährige - und alle kannten die alten Texte. Die Fans hier sind sehr loyal."

Seine Zuneigung zu Deutschland hat freilich noch andere Gründe: Sadler lebt seit zwei Jahren mit seiner deutschen Frau in der Nähe von Saarbrücken, die anderen Band-Mitglieder wohnen in Los Angeles oder Toronto. "Was soll ich sagen, ,Home is where the heart is&rquote;", lacht er, "daß die anderen so weit weg sind, stört mich nicht. So fallen wir uns wenigstens nicht ständig auf die Nerven. Wenn wir uns treffen, ist es jedesmal so, als käme man gerade aus dem Urlaub zurück."

Zu ihrer Frühjahrs-Tournee raufen sie sich demnächst wieder alle zusammen. Saga machen am Samstag, 1. Mai, in der Alten Oper Frankfurt Station. art

15 Dosen Bier für den vierten Platz Der AC Lido richtete den "1. Eschersheim-Cup" im Sportzentrum Kalbach aus

ESCHERSHEIM/KALBACH. Schon nach 52 Sekunden schoß Oliver Mobus ein Tor für das Team der Spielbank Bad Homburg beim Fußball-Turnier um den "1. Eschersheim-Cup" im "Sport- und Freizeitzentrum Kalbach". Doch die Betriebsmannschaft hatte kein Glück, konnte sich in der starken (Vierer-)Gruppe B nicht durchsetzen und mußte beim Wettstreit, den der AC Lido organisiert hatte, ausscheiden. Dem Spieler Mobus brachte sein Erfolg immerhin den Titel des "Schnellsten Tores" ein.

Doch der Sieger über acht Freizeitteams hieß nach einem spannenden Endspiel Viktoria Sindlingen, die den großen Wanderpokal gewann und den Torschützenkönig (Alex Schubert) in den Reihen hatte. Dem BSC Schwalbach wurde der zweite Rang mit 75 Mark Siegprämie versüßt, während sich die Spielvereinigung (Spvvg.) Wiesbaden auf Platz drei mit 50 Mark zufriedengeben mußte. Für den FC Franz 86 blieben immerhin 15 Dosen Bier für den undankbaren vierten Platz.

Alle anderen Teams erhielten einen Wimpel des Eschersheimer Vereins AC Lido und durften sich über einen kurzweiligen Turniertag freuen, bei dem die Spieldauer 15 Minuten betrug. Und acht Mannschaften in zwei Gruppen, die in den folgenden Halbfinals und Endspielen insgesamt 43 Tore erzielten.

Die Kicker des AC Lido hingegen rannten nicht der Lederkugel und dem Erfolg hinterher, sondern beschränkten sich auf die Gastgeberrolle und sorgten mit Speis und Trank für das Wohl der Spieler und der etwa 50 Besucher, die keinen Eintritt zahlen mußten. "Den Erlös des Turniers spenden wir für das Kindergartenfest der katholischen St.-Josef-Gemeinde", erklärte AC-Spieler Reiner Pausch. Denn: Die Freizeitmannschaft des AC ging aus einer Theatergruppe der Gemeinde aus Eschersheim hervor.

Ein Freundschaftsspiel gegen eine Kirchengruppe aus Darmstadt verwandelte die Künstler in Ballartisten, die am fünften Oktober 1987 den AC gründeten. Den Namen des 20köpfigen Teams verdanken die Kicker einem Mitspieler und Besitzer des Eiscafés am Weißen Stein. "Der bessert hin und wieder die Kasse auf", erklärte Pausch.

Der AC Lido stellt beim FV 09 Eschersheim eine eigene Abteilung und zahlt pro Spieler 90 Mark Jahresbeitrag. Im Gegenzug dafür erhalten die zwischen 20 und 41 Jahren jungen Freizeit-Sportler im Sommer montags ab 18.30 Uhr zum Training Zugang zu den Plätzen am Berkersheimer Weg. Im Winter kickt der AC mittwochs zwischen 20 und 22 Uhr in der engen Halle der Peter-Petersen-Schule. "Für uns ist aber nicht nur der Sport wichtig", sagte Pausch. Gemeinsame Unternehmungen gehörten genauso dazu. Sonntags beispielsweise fahren acht Leute vom AC mit dem Mountain-Bike zum Feldberg hoch. Im Herbst geht es gemeinsam zum Wandern nach Toblach in Südtirol. Aber auch der Besuch von Schwimmbädern mit den Familien steht auf dem Programm, ganz zu schweigen von den Feiern mit Frauen und Kindern.

Doch gehe es dabei nicht um Zechgelage, wie es bei Schoppenmannschaften doch oft der Fall sei, betonte Pausch. Die Feldrunde beginnt für den AC am 22. März mit einem Freundschaftsspiel gegen die Industrie- und Handelskammer (IHK). "Und am 18. April sind wir zu Gast beim Sportkalender des HR", kündigte der Lido-Sprecher an.

Der AC Lido, bei dem die Mitgliedschaft zusätzlich 50 Mark pro Jahr beträgt, sucht noch Mitspieler. Interessenten wenden sich an Reiner Pausch unter der Telefonnummer 53 28 88. ara

Aufschwung in neuer Halle Der Vorstand des TV Kalbach zog positive Jahresbilanz

KALBACH. Der Umzug des Turnvereins (TV) Kalbach 1890 aus der alten Turnhalle im Grubweg in die Mehrzweckhalle des "Sport- und Freizeitzentrums Kalbach" steht im Mittelpunkt der Jahresbilanz 1992. "Mit der Veränderung sind wir mehr als zufrieden", erklärte der Erste Vorsitzende, Helmut Reith. Die sportlichen und finanziellen Folgen seien durchweg positiv zu bewerten. Denn: Die jährlichen Betriebskosten von 30 000 Mark für die alte Halle fielen weg. "Unsere Finanzen erholen sich zusehends, sind aber noch nicht gut", sagte Kassenwart Heinz Schmidt.

Die Renovierung in Höhe von etwa einer Million Mark hätte der Verein wahrscheinlich nicht zahlen können und hätte "außerdem keinen Raumgewinn gebracht". Zudem hat der Umzug in die dreimal so große moderne Mehrzweckhalle, wo sich auch die Vereinsräume befinden, direkte Auswirkungen auf den Sport. "Viele Sportarten konnten wir gar nicht, einige nur eingeschränkt anbieten", sagte Reith. So sei beispielsweise das Bodenturnen an alter Stelle kaum möglich gewesen. Die Abteilungen Volleyball und Badminton konnten gar erst im vergangenen Jahr gegründet werden.

Die Mitgliederzahl wuchs um 250 neue Sportler auf jetzt insgesamt 832 in den sieben Abteilungen an. "Die erweiterten Kapazitäten sind allerdings schon fast wieder ausgeschöpft." Die Nutzung der Mehrzweckhalle ist Ergebnis eines Tauschs "alt gegen neu". Als das Freizeitzentrum in Planung war, kamen die Vertreter der Stadt und des Vereins überein, den TV aus der 1936 eröffneten und 1964 erweiterten Halle im Ortskern in die Halle Am Martinszehnten zu "verpflanzen" - die (alte) Halle ist nun Eigentum der Stadt Frankfurt.

Im Winter steht dem TV die (neue) Halle montags bis freitags von 15 bis 22 Uhr zur Verfügung, im Sommer gilt bis auf donnerstags dieselbe Regelung. Außerdem bescherte der Umzug der Tennisabteilung endlich Tennisplätze; drei in der Halle und sechs im Freien. "Die Sportler sind rundherum zufrieden", meinte Reith. Bedenken hatten die Verantwortlichen nur für den Nachwuchsbereich. "Schließlich liegt das Sportzentrum an einer stark befahrenen Straße." Doch von den Eltern seien bisher keine Beschwerden gekommen. "Die meisten bringen die Kinder sowieso mit dem Auto."

Der Breitensportverein aus dem nördlichen Stadtteil war 1992 aber auch sportlich erfolgreich. "Seit zehn Jahren sind wir im Turngau Frankfurt und Feldberg mit unserer Jugendturn-Riege führend", sagte Schmidt. Ein Blick auf die Zahlen belegt dies auch für das vergangene Jahr. Bei der Gauliga-Runde für die B-Schüler errang der TV den zweiten und den sechsten Platz. Gründe zum Feiern hat der Verein nach den Worten des Ersten Vorsitzenden auch ohne Erfolge: "Das menschliche Miteinander ist für uns sehr wichtig." Aus dem Terminkalender ragen besonders die Vereins-Meisterschaften im Frühjahr und der Sportlernachmittag im Herbst heraus.

Einzige Sorge des Vorstands sind die leeren Kassen der Stadt und die "im Raum stehende Kürzung der Zuschüsse". Alleine 70 000 Mark müßten jährlich für die 20 Übungsleiter aufgebracht werden.

Doch das nächste Fest kommt bestimmt: Beispielsweise organisiert der TV Kalbach das Gau-Kinderturnfest 1993. Nähere Informationen gibt's unter der Telefonnummer 50 52 60 (Reith) oder montags, mittwochs und freitags in der Geschäftstelle unter 50 52 60. ara

Karneval mit weniger Shows und Lärm Die Narren-Vereine zogen Bilanz / Künftiges Präsidium wird vermutlich verjüngt

FRANKFURT A. M. Vom Streß der närrischen Wochen etwas erholt, ziehen Vorstände der Frankfurter Karnevalvereine und der "Große Rat" dieser Tage erste Bilanz. Was das Engagement der Aktiven betrifft, gibt es durchweg zufriedene Äußerungen. Unterschiedlich jedoch sind die Darstellungen zur Besucherresonanz der Saalveranstaltungen. Der überwiegende Teil der Vereine beklagt einen Besucherrückgang gegenüber den Vorjahren.

Das stimmt: Füllten vor zehn Jahren noch 120 000 die Säle, so ging die Zahl weiter zurück. 1984 waren es rund 100 000, 1985 fiel die Marke erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg auf unter 90 000 und hat sich in der jetzt beendeten Saison 1992/93 bei 60 000 eingependelt.

Sogar die einst so beliebte Inthronisationssitzung des "Großen Rates" der Karnevalvereine hat nicht mehr den Zuspruch von einst. Die Vereine, Klubs und andere Vertretungen wie Sportvereine, Kirchengemeinden oder Musik- und Gesangvereine brachten rund 300 Saalveranstaltungen über die Bühne, davon 115 Prunk-, Gala- und Fremdensitzungen. Etwa 100 Auftritte hatte das Prinzenpaar, "Seine Tollität Prinz Bernd I." und "Ihre Lieblichkeit Prinzessin Petra I.".

Recht gut gelaufen ist das zweite Kinderfest am Fastnachtsamstag auf der Braubachstraße unter der Leitung von Werner Brauburger ("Nordendler") und mehreren Helfern. Der Einladung des "Großen Rates" folgten etwa 2000 Kinder und Eltern. Im nächsten Jahr soll einiges verbessert werden, "etwa die Verteilung der Lospreise an mehreren Ausgabestellen", kündigt Brauburger an. Wohl die erfreulichste Feststellung: Sehr gut besucht waren die Kindermaskenbälle und Kinderkostümfeste in allen Stadtteilen.

Dagegen mangelt es (von jeher in Frankfurt) an Angeboten am Rosenmontag. Außer einigen wenigen Rosenmontagsbällen (der "Wespen" Oberrad, der Freiwilligen Feuerwehr Schwanheim, des CC "Blau-Rot" Niederrad und der "Fidelen Schienenrutscher" sowie der traditionellen "Überfälle" der Maagard des Frankfurter Karnevalvereins 1911) herrschte an dem tollen Tag Funkstille.

Wahrscheinlich witterungsbedingt war die rückläufige Resonanz zu den Fastnachtszügen in Frankfurt und Heddernheim. Den Zug in der Innenstadt sahen "nur" rund 200 000, in "Klaa Paris" säumten über 50 000 Zaungäste die Straßen für einen Zug, dessen Kosten erstmals die 100 000-Mark-Grenze überstiegen haben (nur für die Zuggemeinschaft). Abgesehen von einem relativ geringen Zuschuß der Stadt Frankfurt finanzierte die Heddernheimer Zuggemeinschaft ihren "Gaudiwurm" hauptsächlich über "Aktien", andere Spenden sowie Zug- und Haussammlungen.

Die Frage der Finanzierung der Narretei gab den Vereinsverantwortlichen von vorneherein Rätsel auf. Kopfzerbrechen bereiteten die Saalmieten und Nebenkosten, andere Preisanstiege und verstärkte Auflagen der Behörden. Selbst dort, wo keine Saalmieten gezahlt werden mußten, gab es "gepfefferte" Nebenkostenrechnungen. Mancher Verein dürfte diesmal rote Zahlen geschrieben haben.

Reformen sind angesagt in der Frankfurter Fastnachtsszene, um aus der Talsohle herauszukommen. Konzepte wird man im "Großen Rat" nach der Jahreshauptversammlung auf den Tisch bringen. Hoffnungen stützen sich auf ein verjüngtes Präsidium. Denn bekannt ist, daß Ratspräsident Konrad Trapp (72) nach 20jähriger Amtszeit nicht mehr kandidiert, Vizepräsident Geo Wahl ebensowenig. Auch im erweiterten Präsidium soll es personelle Veränderungen geben. Der künftige Ratspräsident dürfte Klaus Fischer sein, der als Vizepräsident in der vergangenen Kampagne die Geschäfte des "Großen Rates" weitgehend führte.

Fischer will sich in erster Linie dafür einsetzen, daß die Saalveranstaltungen besucherfreundlicher werden. Im Klartext heißt das: Kürzere Programme mit weniger Shows und weniger Lärm. Es gehe nicht an, so Fischer, daß Vortragende in die Mikrophone brüllten, Kapellen und Bands nach Programmende sich in Lautstärke "austoben".

Das Programmangebot war insgesamt recht beachtlich. Es gibt in Frankfurt zwar hoffnungsvollen Nachwuchs, jedoch zu wenig Spitzenleute. Lücken mußten durch "närrischen Import" geschlossen werden. Zudem mußten die raren guten Büttenredner, Musik- und Gesangsgruppen pro Abend mehrere Auftritte an verschiedenen Orten absolvieren. Das wirkte sich oft nachteilig bei der Regie aus. dixi

Wässern - nur von Hand Kleingärtnerverein traf sich zur Jahresversammlung

HEDDERNHEIM. Die 252 Gartenparzellen des Heddernheimer Kleingärtnervereins dürfen künftig nur noch manuell bewässert werden. Alle mechanischen Berieselungsanlagen und Sprenkler müssen aus den Gärten verschwinden - das beschlossen die Mitglieder dieser Tage auf der jüngsten Jahreshauptversammlung.

Diese Anordnung wurde von ihnen als notwendig erachtet, "um möglichst viel Wasser einzusparen", erklärte der Vorsitzende Otto Begemann.

Außerdem werden im kommenden Frühjahr auf allen Parzellen, die mit Fließwasser versorgt sind, Wasseruhren installiert. Diejenigen Vereinsmitglieder, die noch mit einem Brunnen das kühle Naß an die Erdoberfläche befördern, werden in der nächsten Saison eine Wasserleitung gelegt bekommen. Damit "dürften dann alle Benzinpumpen endgültig verschrottet werden". Außerdem soll die Anlage unterhalb der Burgfeldstraße mit Netzstrom versorgt werden.

24 Mark kostet die Vereinsmitgliedschaft im Jahr - und das wird auch so bleiben. Über Nachswuchsprobleme kann der Vorstand nicht klagen. Im Gegenteil: "Wir haben derzeit 46 Bewerber, denen wir allerdings keine Fläche zur Verfügung stellen können", sagte der Vorsitzende. Die Anwärter müssen somit "an andere Kleingartenvereine weitervermittelt werden".

Über die gemeinsamen Aktionen auf dem Gartengelände hinaus wird auch schon geplant: So ist bereits für den 3. Juli ein Ausflug nach Erfurt angesetzt.

Auf der Versammlung wurde noch Karl Becker für 40jährige Vereinsmitgliedschaft mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Die silberne Ehrennadel für 25jährige Mitgliedschaft erhielten Horst Ricken, Karl Petery und Hans-Friedrich Wedekind. tin

Thüringer Rechtspflege, gelehrt in Hessen Einen Staatsvertrag über die Ausbildung Thüringer Rechtspfleger in Hessen haben Vertreter beider Länder in Erfurt unterzeichnet. Die hessische Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt (SPD) sagte, schon jetzt würden in der Länderpartnerschaft Thüringer Rechtspfleger im hessischen Rotenburg ausgebildet. Mit dem Staatsvertrag werde diese Zusammenarbeit auch für die Zukunft geregelt.

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3

Schlichter, warmer Ton Gelungenes Flötenkonzert in der Neuen Nicolaikirche

OSTEND. Die evangelische Neue St. Nicolaikirche mausert sich zu einer der Spitzenadressen in Sachen Kirchenmusik. Jüngstes Beispiel war der Kammermusikabend mit den Blockflötensolisten Martin Hublow und Jeremias Schwarzer, dem Geiger Rüdiger Lotter und einem kleinen Kammerensemble. Auf dem Programm stand Barockmusik von Vivaldi, Telemann, Sammartini und Bach.

Die beiden Bläser haben beachtliche künstlerische Erfolge vorzuweisen: Sie gewannen Preise bei Wettbewerben und konzertieren als Solisten. Der 30jährige Martin Hublow ist Mitglied in Helmuth Rillings Stuttgarter Bach-Collegium und gehört außerdem - ebenso wie der sieben Jahre jüngere Jeremias Schwarzer - zum preisgekrönten Mittelalter-Avantgarde-Ensemble "Trio Diritto". In der Kirche an der Waldschmidtstraße hatten beide ihren solistischen Auftritt: Schwarzer spielte auf der Altblockflöte Antonio Vivaldis Concerto in c-Moll, Hublow ein F-Dur-Concerto von Guiseppe Sammmartini für Sopranblockflöte. Den klanglich diffizileren Part hatte Jeremias Schwarzer mit der tieferen und weniger dominant klingenden Altflöte, den virtuoseren Martin Hublow mit der kleinen Sopranflöte. Beide brillierten mit schlichtem, warmem Flötenton, sorgfältiger Phrasierung und einer für den Laien verblüffenden Fingerfertigkeit.

Für das sechsköpfige Kammerorchester war die Aufgabe nicht einfach; vor allem die tiefe Altblockflöte ist klanglich schnell zugedeckt. Die Musikerinnen und Musiker unter Führung von Konzertmeisterin Monika Bruggaier begleiteten jedoch mit derart sorgsamem, kultiviertem Klang, daß sich die Flötensolisten selbst in tiefsten Lagen jederzeit durchsetzen konnten. Uneinheitlich dagegen die Spielweise im Streichensemble: Die beiden Geigerinnen und der Bratscher hatten ihre normalen Bögen gegen einen kürzeren Barockbogen ausgetauscht und musizierten mit sparsamem Vibrato und dem etwas schmächtigen Ton der "historischen" Aufführungspraxis. Ganz anders die Cellistin und der Kontrabassist: Sie strichen forsch hin und her und waren auch beim Vibratoeinsatz alles andere als zimperlich. Auch Rüdiger Lotter pflegte als Solist im Violinkonzert a-Moll von Georg Phillip Telemann die barocke Spielweise, wobei er allerdings mit dem modernen Bogen spielte, der einen lauteren, kräftigeren Ton zuläßt. Getrübt wurde der Genuß durch einige Probleme in Sachen Intonation. Vor allem im langsamen Andante waren kleine Unsauberkeiten unüberhörbar. Höhepunkt des Konzerts in der Kirche im Ostend war das Brandenburgische Konzert Nr. 4 in G-Dur von Johann Sebastian Bach. Nun standen sie gemeinsam vor dem Publikum, die drei Solisten und das kleine Orchester. Die Ecksätze spielten die Musiker mit straffen Tempi und federnder Leichtigkeit - Bachs schier unverwüstlicher Dauerbrenner klang so frisch und spritzig wie selten.

Nicht ganz glücklich war die Entscheidung, die Instrumentalsolisten hinter dem Kammerensemble zu postieren. Vor allem der dunkle Klang der beiden Altblockflöten war häufig verwaschen und verlor sich in der hohen, überakustischen Neuen St. Nikolaikirche. ECKART BAIER

Fischbörse kommt doch an Aquarien- und Terrarienfreunde hatten Jahrestreffen

FRANKFURT A. M. "Einige Startschwierigkeiten" habe es gegeben, nachdem die Aquarien- und Terrarienfreunde der Biologischen Gesellschaft ihre monatliche Fischbörse vor fast eineinhalb Jahren in den Bürgertreff Bockenheim in der Schwälmer Straße verlegt hatten. "Anfangs kamen nur wenig Besucher", erinnerte sich Wolfgang Polka, Erster Vorsitzender des Vereins.

In der Jahreshauptversammlung hatten Aquarianer daher überlegt, wieder in ihr früheres Domizil im Haus Ronneburg zurückzukehren. Doch mittlerweile scheint sich herumgesprochen zu haben, wo sich die Liebhaber exotischer Zierfische treffen. Rund 20 Besucher kamen in der letzten Zeit zwischen 9 und 12 Uhr zur Börse. Die meisten hätten nur ge schaut, andere hingegen wollten Ratschläge für ihr eigenes Bassin im heimischen Wohnzimmer holen. "Da geben wir natürlich gerne Auskunft", sagte Polka. Das gemeinsame Hobby verbindet schließlich. Ein großer Nachteil des Bürgertreffs bleibe weiterhin der Mangel an Parkplätzen, der wohl auch in Zukunft die Besucherzahlen einschränken wird. Eines konnten die Aquarienfreunde immerhin erreichen: "Unser Fischwart darf den reservierten Parkplatz vor dem Haus benutzen", berichtete Polka zufrieden. Darauf habe sich dieser mit dem Hausmeister einigen können. Beim Umsetzen der Fische aus dem Auto in die Ausstellungsbecken sei das eine große Erleichterung. Jetzt denken die Aquarianer nur noch über eine geeignete Beleuchtung nach, "damit die Farben der Tiere besser zur Geltung kommen". Ihr Vorsitzender fürchtet jedoch, daß die Lampen "vielleicht zuviel kosten werden".

Bevor die neun anwesenden der insgesamt 34 Vereinsmitglieder bei der Versammlung dafür stimmten, im Bürgertreff Bockenheim zu bleiben, hatten sie auch die Vor- und Nachteile im Haus Ronneburg abgewogen. Weil sich dort eine große Sporthalle befindet, sei die "Laufkundschaft" zwar größer gewesen und ein weiterer Pluspunkt sei die Gaststätte, in der sich die Börsenbesucher stärken können. Doch befand sich die Garderobe, die der Verein als Ausstellungsraum nutzte, im Keller - weil im ersten Stock, wo das "Vereinsbecken" hätte aufgestellt werden sollen, der unerläßliche Wasseranschluß fehlte. gap

Schwarze Sonne Frédéric Bruly Bouabré im Frankfurter Portikus

"Zu wissen, wie man ein Haus baut, das ist Kunst. Sich aufs Weben, Flechten und Knüpfen verstehen, das ist Kunst." Für ein Volk, das keine Schriftsprache besitzt, ein phonetisches Alphabet zu entwerfen und ihm damit neue Wege zur Behauptung der eigenen Identität zu erschließen, ihm Mittel zur nonverbalen Kommunikation, Reflexion und Dokumentation des Gedachten und Erlebten zur Verfügung zu stellen - auch das ist eine Kunst.

Der Afrikaner Frédéric Bruly Bouabré übt sie aus. Er ist Pädagoge und Schriftsteller, Philosoph und bildender Künstler. Er denkt über Kunst nach und verliert das Leben nicht aus den Augen. Seinem Blick entgeht weder das Geschehen am Himmel und die Offenbarung des Göttlichen in der Natur noch irdisches Schicksal. Bouabré glaubt an die Macht der Zeichen, der kosmischen und mikrokosmischen, der menschlichen. Er vertraut den Erscheinungen. Der Afrikaner ist ein Künder und Seher, der Gesichter ernst nimmt und deutet.

Auf dem Einband zum Ausstellungskatalog, der seine erste europäische, jetzt im Frankfurter Portikus arrangierte Einzelausstellung begleitet, ist eine schwarze Sonne abgebildet, die von sieben kleineren, farbigen Trabanten umkreist wird. 1948 hat er die bunten Sonnen der hier reproduzierten Zeichnung gesehen. Eine Vision. Da habe er gewußt, daß Gott existiert - er wurde Künstler.

Schon zu seiner Schulzeit (er besuchte eine Schule der Weißen) nannte man Bouabré den "Dichter". Er entwickelte sich zum Wahrheitssucher, einem ironischen Poeten und sarkastischen Romantiker, der mit Worten und Aphorismen jongliert und leicht verständliche, flächige, bisweilen naiv wirkende Bildzeichen notiert. Seine Tage- und Gedankenbilder ergeben ein Universum kultureller Grenz- und Schnittpunkte.

Bouabré, inzwischen hat er die Siebzig überschritten, lebt in Abidjan an der Elfenbeinküste. In einem Dorf, das sechs Busstunden von dort entfernt ist, wurde er geboren. Dorthin will er zurück. Die Bété, die in dieser Region ansässige drittgrößte Population des Landes, möchte er belehren, ohne sie zu bekehren. Für sie hat er sein mehr als 400 Zeichen umfassendes Alphabet erfunden, das nun neben anderen Arbeiten im Portikus zu sehen ist.

Wie Bouabrés übrige Zeichnungen, die Wolkenserie mit den Figuralmotiven und die Reihe über Geschlechtstrieb und Fortpflanzung mit den kopulierenden Elefanten, die Karikaturen der Gewaltherrscher mit einem Hitler-Bild im Ozean roten Menschenblutes und die Arp'schen Zufallskonstellationen, die hier durch die Schalen von Kolanüssen angeregt sind, ist auch dieses Alphabet mit bunten Stiften auf kleinformatigen kartonierten Papieren niedergeschrieben. Sie sind größer als Spielkarten, kleiner als ein Lesebuch, stellen mehr dar als eine Biblia pauperum. Sie funktionieren auf verschiedenen semantischen Niveaus, dem visuellen, dem phonetischen und dem des französischen Wortschatzes, der Bouabré vertraut ist.

"Ich bin ein Schwarzer, der in die Zivilisation der Weißen geboren ist", sagt er im Wissen, daß die Hautfarbe sekundär ist, solange die Möglichkeit besteht, sich mittels eigener Sprache, Schrift und kultureller Zuordnung seiner selbst zu versichern. Bouabrés Bild- und Zeichensprache muß aber nicht ausschließlich vor ihrem genetischen Hintergrund gesehen werden. Im Gegenteil: gerade der europäische Betrachter erlebt hier eine Wahrhaftigkeit und Intensität der Wahrnehmung, wie sie heute nicht selbstverständlich sind.

Kasper König hat erstmals vor zwei Jahren einen afrikanischen Künstler im "Portikus" vorgestellt: Cheri Samba. Wenn er jetzt mit seiner 47. Ausstellung Bouabré ins europäische Blickfeld rückt, dann soll das alles andere sein als ein Beitrag zur Ethno-Mode. Er wolle weder einem mißverständlichen Exotismus noch einem Ökomoralismus die Türen öffnen, sagt der Städelschulrektor. Eine Ausstellung wie diese dürfe nicht nach rein ästhetischen Gesichtspunkten gewertet, sondern solle in ihrer komplexen politischen Situation begriffen werden.

Natürlich ist die Tatsache, daß nun auch Kunst der dritten oder vierten Welt in einstmals westlich orientierte Kunsttempel Einzug hält (die Ausstellung wird im deutschsprachigen Raum an vier Stationen gezeigt), zugleich ein Eingeständnis des partiellen Unbehagens unserer Ausstellungsmacher am Kunstbegriff und Ausdruckswillen heimischer Künstler. Es ist kein Zufall, sondern hat Methode, daß am Ende dieses Jahrhunderts die Kunstvermittler ein Terrain unter die Lupe nehmen, das bisher vornehmlich die Völkerkundler sondierten. (Im Frankfurter Völkerkundemuseum wird schon lange zeitgenössische afrikanische Kunst gezeigt.) Man muß in diesen Zeiten nicht den besseren - nämlich ausländerfreundlichen - Inländer mimen, um solche Grenzbegehungen zu legitimieren. Sie sind überfällig. (Bis 4. April, Schöne Aussicht 2). DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Immer mehr neue Aufgaben für das DRK Der Bezirksverband zeichnete in der Ehrenmatinee seine treusten Mitglieder aus

FRANKFURT A. M. Insgesamt 998 Mitglieder gehören dem Frankfurter Roten Kreuz seit nunmehr 25 Jahren an. Ihnen wurde die silberne Ehrennadel verliehen. Etwa 500 Jubilarinnen und Jubilare waren der Einladung des DRK-Bezirksverbandes Frankfurt zur "5. Rot-Kreuz-Ehrenmatinee" ins Bürgerhaus Bornheim gefolgt. Helferinnen und Helfer des Bezirksverbandes überreichten nach gesanglichen und musikalischen Darbietungen sowie einer Festansprache des DRK- Vorsitzenden Dr. Hans-Jürgen Moog Ehrennadeln und Urkunden.

Nach der kurzen Begrüßung durch Organisator Erich Lang sangen 60 Jugendliche des über 100 Mitglieder starken und ausgezeichneten Jugendchors Eschersheim Spirituals und Gospels unter Leitung ihres Chorleiters Hans-Dieter Kreis. Das Sachsenhäuser Akkordeonorchester brachte drei Stücke (von J. S. Bach, Bohe und Adolf Götz) zu Gehör.

Vier besondere Ehrungen hatte sich Vorsitzender Moog vorbehalten. Für 50jährige Treue zum DRK ehrte er Irma Gehrig, Hildegard Röll und Helene Schmidt mit der Großen Goldenen Ehrennadel des Deutschen Roten Kreuzes. Für ihren 1992 verstorbenen Ehemann Hans nahm Hildegard Karl die Ehrung für 40jährige Mitgliedschaft posthum entgegen. Außerdem überreichte Moog den Jubilarinnen Blumen.

In seiner Festansprache zog der Vorsitzende Bilanz. Konnte sich das DRK Frankfurt 1968, das Eintrittsjahr der vielen "Silberjubilare", auf damals 21 221 Mitglieder stützen, so ist die Zahl bis heute auf etwa 40 000 angestiegen. Diesen fördernden Mitgliedern stehen nur 507 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gegenüber.

"Ihre Zahl wächst leider nicht", bedauerte der Vorsitzende. Deshalb sei das DRK in der Mainmetropole auf jede Hilfe angewiesen. Moog appellierte an die Passiven, bei der Werbung um ehrenamtliche Kräfte mitzuhelfen und Interessierte an das DRK Frankfurt zu verweisen. "Wir müssen uns immer mehr auf hauptamtliche Kräfte stützen, um den Anforderungen gerecht werden zu können, die der Bürger mit Recht vom Roten Kreuz erwartet", betonte Moog.

1992 habe der Bezirksverband neue Aufgaben angepackt, berichtet Moog. Im Sachsenhausen (Mörfelder Landstraße 94) sei die Sozialstation Süd eröffnet worden. Sie habe sich im Stadtteil zur Anlaufstelle für Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen entwickelt.

In der Hafenstraße (Gallus) hat eine Beratungsstelle für ausländische Migranten zur Lösung deren spezifischer Schwierigkeiten ihre Arbeit aufgenommen. Zudem seien für Flüchtlingskinder aus Bosnien und Kroatien Ferienangebote gefunden worden.

"Im Stadtteil Schwanheim steht wieder ein moderner Rettungswagen rund um die Uhr für den Einsatz bereit", berichtete Moog weiter. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, daß Krankentransport und Rettungsdienst von der Berufsfeuerwehr teilweise dem Roten Kreuz übertragen worden seien. Darüber hinaus hat das Frankfurter DRK 20 Rettungsassistenten eingestellt und drei neue Rettungswagen im Wert von 540 000 Mark angeschafft.

Schließlich wies der Vorsitzende auf die Zentrale Ausbildungsstätte des Bezirksverbandes in der Burgstraße 95 in Nordend / Bornheim hin, die inzwischen als staatliche Ausbildungsstätte vom Land Hessen anerkannt worden ist. Ebenso auf die häusliche Krankenpflege (dafür stehen 20 Krankenschwestern zur Verfügung) sowie auf mobile und soziale Dienste, die von zehn Zivildienstleistenden betreut werden. In drei Übergangswohnheimen stünden 1000 Wohnplätze zur Verfügung.

Mitgliederbeiträge, Spenden, Zuschüsse, andere Zuwendungen und Erträge aus Dienstleistungen ermöglichen die vielseitigen Tätigkeiten des Frankfurter Roten Kreuzes. Ehrenamtlich werden sie weitgehend noch in den Ortsvereinigungen geleistet. Hervorzuheben sind hier vor allem die Arbeiten im sozialen Bereich und das Engagement der Ehrenamtlichen bei den verschiedensten Veranstaltungen (Fußball, Eissporthalle, Konzerte).

Für die nächste Zeit erwartet Moog weitere Anforderungen an das DRK. Beispielsweise mit der Eröffnung einer Sozialstation Nordwest, weitere Leistungen im Krankentransport, eine Ausweitung des Dienstes "Essen auf Rädern" (derzeit 1200 Essensteilnehmer) und die Einrichtung eines Kindergartens. Dafür sucht das DRK im Stadtteil Höchst ein geeignetes Gebäude.

Am Ende seiner Rede dankte Vorsitzender Moog allen fördernden Mitgliedern für ihre Treue zum DRK Frankfurt. Zum Ausklang der Veranstaltung sang der Jugendchor Friedenslieder. dixi

Von der Festlegung lösen Skulpturen von Andreas Helm im Café "Dezentral"

OSTEND. Mit den Skulpturen und Zeichnungen von Andreas Helm ist der Ausstellungszyklus des Kunstvereins "Freigehege" vorerst beendet. "Wir suchen schon eifrig nach weiteren jungen Künstlern, die mit uns zusammenarbeiten wollen", sagte Helm zur Eröffnung im "Dezentral". Der ständige Austausch mit anderen Freizeitkünstlern im Verein sei "ein wichtiger Antrieb zum Weitermachen". Nicht selten müsse er sich jede freie Minute für sein Hobby hart erkämpfen. "Die Arbeit frißt einen schneller auf, als man denkt."

Der Kunstpädagoge steht auf Gefühl. "Ich will, daß der Betrachter fühlt, was ich meine", setzt er zur Erklärung seiner Skulpturen und Zeichnungen an. Helm stellt keine konkreten Bezüge zur Umwelt her, will keine Sozialkritik üben. Er betritt mentale Räume, in denen Gefühle und Stimmungen zum Tragen kommen. Die heutige Welt, so lautet seine Philosophie, sei nicht von Bestand.

Und so versucht er, in seiner künstlerischen Arbeit nur aus sich selbst zu schöpfen: ohne Hilfsmittel, ohne doppelten Boden. Er ist noch längst nicht am Ende dieses steinigen Weges angekommen. "Erst seit kurzem löse ich mich von den erlernten und festgelegten Inhalten meines Studiums".

Die sitzende Figur "Deformation II" (1992) zeugt von seinem Versuch, endgültig den klar abgesteckten Rahmen seiner Bildhauer-Ausbildung zu sprengen, die er an der Frankfurter Johann-Wolfgang- Goethe-Universität absolvierte. Und so vernachlässigt er bei seiner Figur aus Beton ästhetische Grundsätze. Er legt auch keinen Wert darauf, die Proportionen der Körperteile hundertprozentig herauszuarbeiten.

Der Oberkörper der Skulptur "Deformation II" ist seitlich verdreht, ein zu langer Arm diagonal über die Beine gespannt. Die Körperhaltung spricht mehr von Schmerz denn von Entspannung. Helm verzichtet darauf, Gesichtpartien detailgenau wiederzugeben. Seine älteren Arbeiten seien wesentlich perfekter, meint der Freizeitkünstler selbstkritisch, aber nicht so spannend gewesen.

Früher gestaltete Helm zumeist kompakte, rundliche Skulpturen. "Reife Frucht" (Speckstein/1990) erinnert an einen geschälten Avocadokern. "Deformation I" (1989) stellt eine Frau dar, die aus einer runden Frucht emporsteigt. Damals suchte Helm noch nach dem Urquell des Lebens und wollte den Rhythmus von Wellen im Stein fixieren. Der Kunstpädagoge versucht seine sinnliche Wahrnehmung zu präzisieren und seinen Kunstbegriff durch Naturbeobachtungen zu erweitern. So wird das gestörte Verhältnis zwischen Natur und Mensch immer stärker zum zentralen Thema.

Andreas Helms Ausstellung "Explosion, Implosion und Welle" ist bis zum 16. März zu sehen. Das Café "Dezentral", Sandweg 131 (Hinterhof), ist montags, dienstags und donnerstags von 20 bis 23 Uhr geöffnet. tin

Die Spitze soll wieder spitze werden Doch die Industrie tut sich wegen der Kosten schwer / Sprungbrett Obertshausen

OBERTSHAUSEN. "Wenn ich ins Kaufhaus gehe und einen Meter Spitze verlange, dann sieht der immer noch so aus wie vor zig Jahren, nur viel häßlicher." Gudrun Borck, Vorsitzende der 1986 gegründeten und jetzt 225 Mitglieder zählenden Deutschen Spitzengilde, ist offensichtlich nicht gut zu sprechen auf das, was heutzutage den Namen Spitze trägt. In den Köpfen der Menschen werde mit dem Begriff Spitze etwas Altmodisches in Verbindung gebracht, "doch Spitzen können auch modern sein", behauptet sie.

Konsequenterweise tritt sie für eine Revolution in der Spitzenproduktion ein. "Doch selbst die Spitzendesigner schlafen", seufzt sie.

Daß sich die Industrie mit neuen Spitzenmustern schwer tue, hänge mit den Kosten zusammen, nennt sie einen zweiten Grund für die Stag- Von den Ärmsten für die Reichsten gemacht nation. "Eine Maschine auf ein neues Muster umzurüsten, kostet mindestens 30 000 Mark, und wenn dann das Muster zum Ladenhüter wird . . ." Aber dennoch: "Wir wollen die Produzenten überzeugen, moderne Spitzenmuster herzustellen auf der Grundlage und in der Kenntnis der alten Techniken", benennt sie eines der wichtigsten Ziele der Deutschen Spitzengilde.

Die Kenntnis der alten Techniken will die Spitzengilde mit ihren Ausstellungen im Obertshausener Werkstattmuseum auch einem breiten Publikum nahebringen. Als ein Mitglied von dem Museum hörte, habe die Spitzengilde sogleich auf der Matte gestanden, um in Obertshausen unterzukommen, erzählt Gudrun Borck. Und es hat geklappt. In einem der Räume ist man heimisch geworden.

Dieser Einzug übe mittlerweile einen solchen Magnetismus aus, daß der Verein sogar seinen Sitz von Bad Soden-Salmünster in den Raum Frankfurt verlegen wolle. In Obertshausen fühlt sich die Spitzengilde auch wegen der Nähe zum Textilmaschinenhersteller Mayer wohl. Die erste Ausstellung des ortsfremden Vereins hatte sich mit einer Karl-Mayer- Maschine beschäftigt und deren Vorläuferinnen, "die auf die Strumpfwirkmaschine von William Lee von 1589 zurückgehen", so Gudrun Borck.

Derzeit ist eine Ausstellung der Nadelspitze gewidmet, jenem filigranen Geflecht, das mit Nadel und Faden fabriziert wird. Sie zählt zu den sogenannten Schlingspitzen, die sich ihrerseits wiederum von den Flechtspitzen, Knüpfspitzen oder den gestrickten Spitzen unterscheidet.

"Spitze, das ist das ausdrucksfähigste und technisch höchstentwickelte Gebilde der Textilkunst", doziert Gudrun Borck. Ihre Wirkung erzielt die Spitze erst durch das Durchscheinen des Hintergrundes, erfährt der Besucher der Ausstellung. Dreiviertel des Raumes sind der Geschichte der Nadelspitze gewidmet. Im Venedig des 16. Jahrhunderts waren die Anfänge, läßt man einmal außer Betracht, daß schon die alten Ägypter die Kunst beherrschten. Colbert, Minister unter Ludwig dem XIV., hat dann die venezianischen Spitzennäherinnen nach Frankreich geholt. Hier wurde der sechseckige Steggrund, der Réseau genannte Tüllgrund, erfunden. Alencon und Argentan waren berühmte Orte der Spitzenproduktion, die ihre Blütezeit in Frankreich im 18. Jahrhundert hatte. Mit der Französischen Revolution war's dann zunächst einmal vorbei mit der Spitzenpracht.

Die belgische "Point de Gaze" wird in der Folgezeit zur marktbeherrschenden Spitze. "Die zweidimensionalen Rosen waren markant, die Belgier waren berühmt für ihr Design und ihre perfekte handwerkliche Ausführung", schwärmt Gudrun Borck.

Die Rosen sind ebenso ausgestellt wie alte französische und venezianische Spitzen. In Deutschland wurden die Schlesier für ihre Jugendstilspitze Ende des vergangenen Jahrhunderts bekannt, erklärt die Spezialistin. Mit dem ersten Weltkrieg und dem Untergang der Fürstenhäuser war die Spitzenzeit der Spitze vorbei. Kein Wunder, denn die Spitze, das war von Anbeginn ein Luxus, den sich nur die reichen Leute leisten konnten. "Von den Ärmsten der Armen für die Reichsten der Reichen gemacht", sagt Gudrun Borck. Spitzen seien oft dort produziert worden, wo es gar keine andere Möglichkeit mehr gegeben habe, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die ungeheuer zeitintensive Arbeit blieb nur bei allerniedrigsten Löhnen bezahlbar.

Die derzeitige Ausstellung der Spitzengilde wird voraussichtlich noch biszum Juni zu sehen sein. Dann werden in Obertshausen die Ergebnisse eines Wettbewerbs ausgestellt, den der Verein zum Thema Nadelkissen ausgeschrieben hat. Gekoppelt wird Sämtliche Techniken werden vorgestellt dies mit einer thematischen Ausstellung zum Handwerkszeug der Spitzennäherin - Nadel und Faden.

Wie Gudrun Borck erklärte, will die Spitzengilde pro Jahr drei Ausstellungen anbieten. Wobei jeweils am Tag der offenen Tür, dem 3. Oktober, eine neue Ausstellung eröffnet wird. Eine zweite soll dann immer nach Weihnachten folgen, um durch eine dritte im Juni abgelöst zu werden. Ziel wird es dabei sein, im Laufe der Jahre sämtliche Techniken der Spitzenproduktion einmal vorzustellen. Die Ausstellungsstücke holt Gudrun Borck aus ihrem eigenen Fundus, oder sie kennt jemanden, der jemanden kennt, der ein altes Stück besitzt.

• Das Werkstattmuseum - Karl- Mayer-Haus - ist alle vierzehn Tage am Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.FEUILLETON7Giftige Abfälle abgeben Das städtische Schadstoffmobil ist wieder unterwegs

FRANKFURT-WEST. Die drei städtischen Schadstoffmobile sind auch im März wieder unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt-Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.

Drei Stadtteile fahren die Schadstoffmobile am heutigen Donnerstag, 11. März, an: und zwar um 9 Uhr Griesheim (Bunker, Am Gemeindgarten), um 14 Uhr das südliche Westend (U-Bahn-Station Westend, Bockenheimer Landstraße/Freiherr von Stein-Straße), um 16 Uhr Kuhwald (Scherbiusstraße/Braunfelsstraße).

Die Rödelheimer können ihre Sonderabfälle am Mittwoch, 17. März, von 11 bis 12 Uhr, auf dem Parkplatz vor dem Rödelheimer Bahnhof loswerden.

Am Donnerstag, 18. März, liegt das südliche Westend auf der Route der Schadstoffmobile. Um 11 Uhr ist ein Fahrzeug an der U-Bahn-Station Westend an der Kreuzung Bockenheimer Landstraße/ Freiherr-vom-Stein-Straße. Ginnheim wird um 14 Uhr angefahren (unter der Rosa-Luxemburg-Brücke an der Ginnheimer Landstraße). Um 16 Uhr ist die Graebestraße (Wendehammer) in Alt-Praunheim an der Reihe, von 18 bis 19 Uhr das nördliche Westend am Betriebshof in der Eschersheimer Landstraße 247.

Die Ginnheimer werden erneut am Freitag, 19. März, bedient: Von 9 bis 10 Uhr an der Ginnheimer Landstraße (unter der Rosa-Luxemburg-Brücke).

In Rödelheim sind die Mitarbeiter am Dienstag, 23. März, von 9 bis 10 Uhr: Am Rödelheimer Parkweg gegenüber Haus Nummer 255. Zur gleichen Zeit hält ein anderer Wagen im Kuhwald an der Kreuzung Scherbiusstraße/Braunfelsstraße.

Zwei Schadstoffmobile halten am Dienstag, 23. März, von 11 bis 12 Uhr, im Westen: Im Gallus (Frankenallee/Rebstöcker Straße) und in Westhausen (Wendehammer).

Das Bahnhofsviertel liegt am Mittwoch, 24. März, auf der Route: um 11 Uhr der Betriebshof, Mannheimer Straße 119; Griesheim ist am Donnerstag, 25. März, dran: Um 11 Uhr, am Bunker (Am Gemeindegarten). *sen

Zehn Jahre Bücherei: ein Grund zum Feiern

ALTENSTADT. Mit einem Fest feiert die Bücherei der evangelischen Kirchengemeinde Waldsiedlung am Sonntag, 21. März, ab 15 Uhr in der Kirche ihr zehnjähriges Bestehen. Anschließend gibt es im Gemeindehaus Kaffee und Kreppel. Walter König wird für Kinder und Erwachsene vorlesen. Es gibt einen Bücherflohmarkt und ein Preisrätsel, dessen Gewinner um 17 Uhr ausgelost werden. nes

Fußballerkrise ist vorüber Der CdA wählte die Zweite Vorsitzende nur zögerlich

FRANKFURT A. M. Mit einem veränderten Vorstand geht der Club der Altfußballer (CdA) Frankfurt in die nächsten drei Jahre. Die Führungskrise, die sich anbahnte und fast zum Platzen der Mitgliederversammlung geführt hätte, ist, nach den Worten des einstimmig wiedergewählten Vorsitzenden Karlheinz Glaßner, damit beendet.

Bis zur Wahl der neuen Zweiten Vorsitzenden Gisela Held und des neuen Schatzmeisters Valentin ("Bubi") Mag gab es teilweise heftige Diskussionen unter den erschienenen 50 stimmberechtigten Mitgliedern. Bei der letzten Versammlung waren noch 73 Mitglieder anwesend. Damals zählte der CdA 323 Mitglieder, jetzt nur noch 290.

Schon länger war bekannt, daß der Zweite Vorsitzende Gerd Müller und der seit 14 Jahren tätige Schatzmeister Walter Kraushaar aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl antreten würden. Doch es fanden sich keine Mitglieder, in den Vorstand wollten. Fast alle der vorgeschlagenen Altfußballer lehnten ab, bis sich mit Gisela Held aus Oberrad eine Frau und anschließend Valentin Mag zur Wahl stellten.

Die einzige Gegenstimme für Frau Held kam von dem Landesbeauftragten der Altfußballer, Willi Roos, aus Frankfurt. Ihm wurde "Frauenfeindlichkeit" vorgeworfen. Der Landesbeauftragte bemängelte, daß die Kandidatin nicht als Fußballerin angesehen werden könne. Gisela Held war da anderer Ansicht: "Ich habe früher bei der Spielvereinigung Oberrad 05 gespielt, als noch niemand vom Frauenfußball sprach."

Valentin wollte schon wieder zurücktreten, weil Landesobmann Roos eine energische Prüfung von Vereinszugehörigkeit aller CdA-Mitglieder ankündigte. Der frühere Vereinswirt von Rotweiß Frankfurt, Mag, war nach langer Vereinszugehörigkeit ausgetreten. Es gelang jedoch den Mitgliedern, ihn zu überreden, das Amt doch anzutreten.

Der Club der Altfußballer will in nächster Zeit verstärkt um Mitglieder werben. Vorsitzender Karlheinz Glaßner: "Ich habe in der Vergangenheit fast allen Frankfurter Vereinen geschrieben, doch es tut sich wenig. Dabei ist unser Beitrag so gering wie in keinem vergleichbaren Verein, und für die Geselligkeit wird einiges geboten."

Ausflüge über eine Woche, Tages-Busfahrten und vor allem die im Dezember so gut besuchte Jahresabschlußfeier sind wieder geplant. Der Mittwoch-Stammtisch in Sachsenhausen wird beibehalten, ebenso wie die Treffen der einzelnen Gruppen. bm

Joe Sarnataro Im Gegensatz zu anderen italienischen Rock-Exporten wie Gianna Nannini oder Zucchero hat er sich bislang trotz vehementer Versuche nicht bei deutschen Fans beliebt gemacht. Edoardo Bennato (alias Joe Sarnataro) nimmt's gelassen: "Was soll's, man muß ja nicht alles haben. Ich spiele in Italien in Stadien, das reicht doch." Offenbar nicht ganz. Mit seinem neuen Album "E'asciuto pazzo'o padrone" (Virgin) wagt er doch wieder einen Abstecher nach Deutschland - allerdings als Joe Sarnataro. Unter dem Pseudonym hat er auch die neuen Songs eingespielt, die mal eine Abwechslung zu seinem temperamentvollen Rock bieten. Den Joe Sarnataro (und dessen Großvater Don Vincenzo) spielt Bennato als Doppelrolle in einer italienischen TV-Serie. Darin erzählt er in Blues-Songs Geschichten. Die Scheibe hat denn auch mehr Bodenhaftung als "Un estate italiana", das aufgeblasene Duo mit Gianna Nannini zur Fußball-WM vor drei Jahren. Am Dienstag, 23. März, kommt Bennato als Sarnataro mit seinem Italo-Blues in den Frankfurter Sinkkasten. art

Jeff Healey

Vor fünf Jahren schwelgte die Branche in Lobeshymnen: Jeff Healey war das neue Wunderkind an der Gitarre. Zwar ist seine Fingerfertigkeit noch immer erfrischend unkonventionell, doch sind die Trendspäher längst auf der Suche nach neuen Talenten. Den 26jährigen Healey braucht das nicht zu kümmern, solange er Alben wie "Feel This" (Ariola) veröffentlicht.

Der blinde Gitarrist aus Toronto hat sich nicht auf seinen Rhythm 'n' Blues- Lorbeeren ausgeruht, sondern überrascht mit ungewöhnlichen Kontrasten. "If You Can't Feel Anything Else" beispielsweise ist eine brillante Rap 'n' Roll-Nummer. Healey läßt rauhe Riffs mit harten Streat-Beats aufeinanderprallen und bringt sie auf einen gemeinsamen Groove-Nenner.

"Das war ursprünglich nur als Gag geplant. Doch ich finde die Kombination gar nicht so eigenartig", meint er, "es führt doch kein Weg um die Tatsache herum, daß die Rock-Musik der gleichen schwarzen Kultur entstammt, die auch Rap hervorgebracht hat. Warum Rock und Rap immer noch als Gegensätze wie Tag und Nacht dastehen, ist mir völlig unverständlich."

Doch der Rest der CD bleibt für Rock und Blues reserviert, mal wuchtig wie ZZ Top, mal entspannnt träge wie Muddy Waters und durchweg karätig.

Am Donnerstag, 25. März, kommt Jeff Healey mit seinem Bassisten Joe Rockman und Schlagzeuger Tom Stephen in die Neu-Isenburger Hugenottenhalle. art

"Motivation total gering" Ein Jahr Juso-AG Nordend: Nur wenige kommen noch

NORDEND. Seit einem Jahr gibt es sie wieder, die Nordend-AG, die Arbeitsgruppe der Jungsozialisten im Nordend. Eine Tatsache, die nur Insidern bekannt ist - und selbst die lassen sich an einer Hand abzählen: Die Gruppe besteht zur Zeit gerade mal aus drei aktiven Jusos, drei weitere Mitglieder der Nordend-AG stehen im Examen. Nach den Gründen für dieses Desinteresse befragt, zuckte Manfred Lösch - einer der wenigen Getreuen - ratlos mit den Schultern. Im Nordend gebe es 150 Juso-Mitglieder: "Ich hab keine Ahnung, warum die nicht kommen."

Die vielbeschworene Politikverdrossenheit ist in diesem Fall kein zwingendes Argument; die Nordend-AG versteht sich nämlich nicht als politisch aktive Gruppe. "Es geht nicht darum, irgendetwas zu bewirken", so Manfred Lösch, es sei mehr eine Art von Freizeitgestaltung. Auch der zweite Juso, Ralf Peter, erklärte klipp und klar: "Ich bin nicht hier reingekommen, um Kommunalpolitik zu machen."

Auf der Gründungsversammlung vor gut zwölf Monaten klang das noch ganz anders. Als sich der Parteinachwuchs nach zweijähriger Pause damals neu formierte, geschah das mit dem Anspruch, für "frischen Wind im Viertel" zu sorgen. Unter den Stichworten "Leben, Wohnen und Verkehr" wollte der SPD-Nachwuchs intensiv in die Stadtteilpolitik einsteigen. Die Forderung nach "unechten" Einbahnstraßen, die in beiden Richtungen für den Radverkehr geöffnet sind, und die schnellere Umsetzung der Spielstraßen waren die Themen, bei denen die Jungsozialisten Druck machen wollten. "Wir sind eben noch ungeduldiger als die ,Alten&rquote;. Aber solche Energien kann man ja positiv einsetzen", hatte Ulrike Nissen am Gründungsabend das Motto der Nordend- AG formuliert.

Viel hat man von diesen energiegeladenen "Gipfelstürmern" 1992 nicht zu sehen bekommen. Nicht, daß in diesem Jahr überhaupt nichts passiert wäre: Das Sommerfest am Merianplatz, das die Nordend-AG zusammen mit den "Falken" organisiert hat, war ein "voller Erfolg", sagte Ralf Peter. Die Gruppe hat eine Fragebogenaktion zur Wohnungssituation im Stadtteil gestartet, bei der die Ergebnisse allerdings noch ausstehen. Und seit Anfang des Jahres läuft eine Veranstaltungsreihe zum Thema "Zukunft Frankfurt".

Doch selbst in der Zeit der Kommunalwahl war bei den Jusos kein Elan zu spüren. "Die Motivation, Wahlkampf zu machen, ist total gering", gab Manfred Lösch zu. Schuld daran sei der "Asylkompromiß" der SPD, sagte er, "dieser Rechtsruck war völlig demotivierend." Enttäuschung schwang auch mit, als Lösch erzählte, daß die Kritik des Juso-Unterbezirksverbandes an der Drogenpolitik des Magistrats oder radikalere Forderungen im Bereich Verkehrspolitik "überhaupt nicht wahrgenommen wurden". Hinzu kommt, daß ein Teil der Energien des linken Parteinachwuchses in die sogenannten "Projektgruppen" fließt - diese Teams arbeiten stadtteilübergreifend und beschäftigen sich gezielt mit einem Themenschwerpunkt. "Das macht es schwer, für die Nordend-AG noch Themen zu finden", sagte Lösch.

Die Gruppe sei eher eine Anlaufstelle im Nordend, wo interessierte Leute sich über Aktivitäten der Jungsozialisten in Frankfurt und auch über die Stadtgrenzen hinaus informieren könnten. Die Nordend-AG eröffnet jungen Erwachsenen beispielsweise die Möglichkeit, Parteitage zu besuchen und so in die Politik "hineinzuschnuppern" oder einfach nur an einem "Gedankenaustausch innerhalb der SPD teilzunehmen", sagte Lösch.

Wer Interesse hat, bei der Nordend-AG mitzumachen, kann einfach zu einem der Treffen kommen, das alle 14 Tage, donnerstags ab 20 Uhr, im Zentrum der Arbeiterwohlfahrt, Eckenheimer Landstraße 93, stattfindet. rea

"Verschleierung"

Zur Verseuchung von Schwanheim und Griesheim durch die Hoechst AG schreibt uns die Griesheimer Sozialbezirksvorsteherin Christel Götz folgende Zeilen:

Die Gefahren in unseren Stadtteilen müssen beseitigt werden. Klaus Töpfer sollte sich den Bürgerinnen und Bürgern stellen. Unser Mitgefühl gilt den Betroffenen in Schwanheim und Griesheim, die bei dem Störfall durch das Werk Griesheim zu Schaden gekommen sind.

Parallelen unter anderem zu der Quecksilberverseuchung "In der Schildwacht" tun sich auf. Auch damals wurden von den Verantwortlichen Informationen zurückgehalten. Arbeiter ohne Schutzanzüge arbeiteten mit bloßen Händen im verseuchten Gelände.

Gesundheitliche Schäden wurden heruntergespielt, die Bevölkerung nicht informiert. Nur auf massiven Druck wurde teilentseucht. Auch damals wurden zur Beruhigung Urinfläschchen verteilt. Der Hauptanteilseigner der Firma Degussa ist bis heute seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen. Wohin das verseuchte Gelände soll, ist schleierhaft.

Nehmen wir die Stroofstraße. Seit Jahren ist nicht erkennbar, wie die Straße, die jetzt oberflächig gereinigt wird, mit dem verseuchten Unterboden zu sanieren und zu reinigen ist, und wer die Kosten trägt.

Nehmen wir die illegalen Schrottplätze: Verseuchung mit Altöl und anderem. Nehmen wir die "Griesheimer Alpen": ungewiß für die Bevölkerung, welche Gefahren darunter verborgen sind. Hier sind die Verantwortlichen, die die Genehmigungen erteilen, zur Rechenschaft zu ziehen. Zur Verantwortung zu ziehen sind die, die immer wieder eine bewußte Verschleierungspraxis betreiben.

Die jahrelange Industriehörigkeit zahlt sich nicht aus - auch nicht im Hinblick auf einen eventuell sicheren Arbeitsplatz.

Vor der Geburt anmelden "Lobby für Kinder" diskutierte Kindergarten-Notstand

NORDWESTSTADT. "Inzwischen muß man sein Kind ja bereits in der Schwangerschaft im Kindergarten anmelden, um überhaupt eine vage Chance auf einen Platz zu haben", warf Kerstin Schäfer von der Elterninitiative "Lobby für Kinder" Politikern vor. In einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "(K)ein Platz für Kinder" wollte die Initiative auf die "katastrophale" Situation bei den Kindergarten- und Hortplätzen in Frankfurt aufmerksam machen. Vertreter sämtlicher Fraktionen aus dem Ortsbeirat 8 sowie Mitglieder des Schulausschusses waren in die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde gekommen, um mit rund 100 Eltern und Erzieherinnen das Thema zu debattieren.

Die aktuelle Lage schilderte die Elterninitiative so: Noch immer fehlten überall Kindergartenplätze, selbst die bestehenden seien durch Gruppenschließungen bedroht. So habe im Nordwestzentrum eine Gruppe "dichtmachen" müssen. Die Erzieherinnen würden so schlecht bezahlt, daß sie nach ein paar Jahren ihren Beruf wechseln oder die fünfjährige Ausbildung gar nicht erst begännen.

Die Initiative erstellte einen Katalog mit sechs Forderungen: Sie verlangen, daß die Ausbildung der Erzieherinnen auf vier Jahre, das Vorpraktikum auf ein Jahr verkürzt wird. Zweitens wird eine angemessene Gehaltserhöhung gefordert, gleiche Bezahlung für städtische und kirchliche Erzieherinnen, die Bereitstellung von preiswerten Dienstwohnungen und ein kostenloses Job-Ticket. Weiterhin: Eine Kindergartenplatzgarantie für alle Kinder ab drei Jahren, kleinere Gruppen (15 Kinder pro Gruppe), die von zwei Ganztagskräfte betreut werden sollen, sowie die Einrichtung von Kinderhäusern, in denen eine altersübergreifende Betreuung für Kinder von eins bis zwölf Jahren möglich sein soll.

"Für Wirtschaft und Industrie haben die Politiker Geld, aber an unseren Kindern wird gespart", beschwerten sich die aufgebrachten Eltern. Ein Vorwurf, den die Politiker von SPD und Grünen nicht widerspruchslos hinnahmen. Irmgard Behrendt (SPD), Kinderbeauftragte im Ortsbeirat 8, erinnerte daran, daß in den letzten vier Jahren immerhin 3064 neue Betreuungsplätze geschaffen worden seien. Im Ortsbezirk seien durch das Kindersofortprogramm der Stadt knapp 80 Plätze in Krabbelstuben, Horten und Schülerläden entstanden, ergänzte Frank Mahlmeister (Grüne).

Doch die Forderung nach einer Garantie für einen Kindergartenplatz sei "illusorisch", sagte Mahlmeister, "das können wir aus städtischen Mitteln alleine nicht bezahlen". Auch dem Wunsch nach kleineren Gruppen erteilte Gert Wagner (SPD) eine klare Absage: "Wenn wir die Gruppen verkleinern, bekommen noch weniger Kinder einen Platz." Und während die Forderung nach einer kürzeren Ausbildungszeit von allen Parteien mitgetragen wurde - laut Wagner wird dieser Vorschlag bereits auf Bundesebene diskutiert -, verwies der Sozialdemokrat in puncto Bezahlung auf eine andere Institution: Es sei Sache der Gewerkschaft für ein höheres Gehalt zu kämpfen; die Stadt Frankfurt bezahle nach Tarif. rea

Sind optimale Bildschirm- Arbeitsplätze überhaupt möglich?

An etwa sieben Millionen Arbeitsplätzen (Deutschland West) sind Bildschirme installiert. Der überwiegende Teil davon ist sicherlich modern eingerichtet. Fraglich bleibt jedoch, ob Funktionalität und Ergonomie optimal integriert worden sind. Ein optimaler Bildschirm-Arbeitsplatz ist nur zu erreichen, wenn neben der Körpergröße und Arbeitsweise des Menschen auch die Umgebungseinflüsse wie Lärm, Licht, Klima, Farbe und die Ablauforganisation des Unternehmens berücksichtigt werden. Die Forderung nach Ergonomie und Funktionalität wird daher immer wichtiger. Geht es doch um das (im wahrsten Sinne) teuerste Arbeitsmittel, das wir haben: den Menschen. Damit die Bildschirm-Arbeit effizienter erledigt werden kann, empfiehlt der Arbeitskreis "Leben und Arbeiten im Büro" nachfolgende Optimierungsstrategie:

Verbesserungen bei der Arbeitsumgebung

Anordnung des Arbeitsplatzes

Zunächst ist bei der Aufstellung des Arbeitsplatzes darauf zu achten, daß sich keine Fenster oder Lampen im Bildschirm spiegeln. Seitlicher Tages- und Kunstlichteinfall sind für die Bildschirm-Arbeit am sinnvollsten. Es empfiehlt sich daher eine Bildschirm-Anordnung mit Blickrichtung parallel zur Fensterfläche. Der Benutzer sitzt demnach dann so, daß er bei der Bildschirm-Arbeit nicht in ein helles Fenster blicken muß. Durch eine parallel zur Fensterfläche angeordnete Dekkenbeleuchtung kann i. d. R verhindert werden, daß sich die Lichtbänder im Bildschirm spiegeln. (s. Bild 1) Beachtet man weiterhin, daß sich hinter dem Mitarbeiter keine Lichtquellen mit hoher Leuchtdichte befinden, treten bei modernen Bildschirmen kaum noch Störungen auf. Hinsichtlich der Deckenbeleuchtung bieten u. a. Lampen mit begrenztem Ausstrahlungswinkel (>50o) nahezu perfekte Lösungen. Die genannten Maßnahmen verhindern zu starke Hell-Dunkel-Unterschiede auf dem Bildschirm, hervorgerufen durch Tages- und Kunstlichteinfall. Sollte dennoch Störlicht auftreten, kann dies durch Sonnenstores oder Vertikaljalousien verhindert werden, die im Bedarfsfalle eine ausreichende bis völlige Abdunkelung der Fenster erlauben. Mit den bisher geschilderten Maßnahmen wäre bereits der größte Teil der heutigen "Sünden" behoben.

Anordnung von Bildschirm, Tastatur, Beleghalter

Bildschirm, Beleghalter und Tastatur (bzw. Maus oder sonstige Eingabegeräte) sind auf der Arbeitsfläche so aufzustellen, daß noch genügend Platz für die zur Arbeit benötigten Papierunterlagen vorhanden ist. Die noch häufig anzutreffenden Tischflächen von 80x80 cm sind für die Bildschirm- Arbeit zu klein. Sie sollten mindestens 120x80 cm, besser 160x80 cm betragen. Die Entscheidung für die größere Tischfläche sollte nicht von der derzeitigen Intensität der Bildschirm-Nutzung abhängig gemacht werden, da Bildschirm-Arbeit mittelfristig an den meisten Arbeitsplätzen anwachsen wird. Des weiteren sind folgende Anforderungen zu berücksichtigen: • Sehentfernung Auge-Bildschirm, Auge-Vorlage: mindestens 50 cm, höchstens 70 cm. Nach neueren Untersuchungen sollte die Entfernung vorzugsweise 70 cm betragen. Wichtig ist, daß der Nutzer den Abstand variabel einstellen kann. • Grundsätzlich sollte die Anordnung von Bildschirm, Tastatur und Bürostuhl so sein, daß eine frontale Betrachtung des Bildschirmes möglich ist. Alle anderen Betrachtungsweisen führen letztendlich zu Fehlhaltungen und damit zu gesundheitlichen Beschwerden (Nackenverspannung, Kopfschmerzen etc.) • Der Bildschirm ist so aufzustellen, daß die oberste Bildschirm-Zeile ca. 10-15 Grad unterhalb der Augenhöhe bei bequemer Sitzhaltung und richtiger Sitzhöhe abschließt.Die von der Berufsgenossenschaft verbreitete Skizze, wonach die oberste Bildschirm-Zeile auf Augenhöhe stehen soll, ist nach Meinung des Arbeitskreises "Leben und Arbeiten im Büro" mißdeutend. Sie soll maximal auf Augenhöhe stehen, d. h., die Skizze zeigt die gerade noch akzeptable Bildschirm-Höhe.

Verbesserungen der Arbeitsmittel

Bildschirm

Wer kennt das nicht? Da werden vergleichende Analysen über die Leistungsfähigkeit des PC-Rechners (Taktrate, Hauptspeicherplatz, Festplattenkapazität etc.) bis ins kleinste Detail angestellt. Die Anforderungen des Benutzers an seine Hauptarbeitsmittel: nämlich Bildschirm und Tastatur werden - wenn überhaupt - nur am Rande bewertet. In der industriellen Fertigung spielt das "eigentliche" Arbeitsmittel eine maßgebliche Rolle. Wieso ist dies ausgerechnet bei der Arbeit im Büro anders? Gerade hier ist eine stärkere Berücksichtigung der anwenderspezifischen Belange notwendig. So ist z. B. die farbige Darstellung am Bildschirm heute weit verbreitet. Für die Textverarbeitung als häufiger Anteil an der Bildschirm-Arbeit ist aber die kontrastreiche Positiv-Darstellung (dunkle Zeichen auf hellem Hintergrund, analog dem beschriebenen Papier) die richtige Darstellungsform. Auf die Farbe sollte demnach bei dieser Arbeit verzichtet werden.

Bildschirm-Halterungen

Eine gesundheitlich individuelle Sitzhaltung (Stichwort: Dynamisches Sitzen = Wechsel zwischen verschiedenen Sitzhaltungen) ist nur dann möglich, wenn die Position des Bildschirmes leicht verändert und auf die momentanen Lichtverhältnisse sowie die persönliche Sehkondition eingestellt werden kann. Hierzu muß der Bildschirm neigbar, drehbar sowie in der Horizontalen und Vertikalen auf den erforderlichen Augenabstand einstellbar sein. Diese Funktion erfüllt der richtige Bildschirm-

Tastatur

Beste Voraussetzungen für die Bildschirm-Arbeit bieten Tastaturen mit einer Höhe von max. 30 mm (gemessen an der mittleren Buchstabenreihe). Bei neueren Tastaturen gibt es hier keine Probleme.

Arbeitstisch

Der Arbeitstisch muß je nach Aufgabe und individuellen Notwendigkeiten verschiedene Anordnungen von Bildschirm, Tastatur und Beleghalter ermöglichen. Die starre Tischhöhe von 72 cm wird von immer mehr Arbeitsmedizinern in Frage gestellt. Sie fordern eine Arbeitshöhe (d. h. Tischhöhe plus Tastaturhöhe) von 72 cm. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Arbeitsaufgaben und der Körpermaße der Mitarbeiter kann die hierzu notwendige Flexibilität durch höhenverstellbare Tische ermöglicht werden. Zur gesundheitlich sinnvollen Arbeitsplatz- Nutzung gehört auch die richtige Sitzhöhe. Bürodrehstühle sind so einzustellen, daß Ober- und Unterarm sowie Ober- und Unterschenkel einen Winkel vom 90 Grad bilden. Dies ist die beste Haltung für längeres, ermüdungsfreies Sitzen. Bei Arbeitsplätzen mit PC-Ausstattung ist es sinnvoll, die Zentraleinheit (CPU) unter oder neben dem Arbeitstisch in entsprechenden Vorrichtungen zu installieren. In Verbindung mit Kabelkanälen im Arbeitstisch kann so das übliche Kabelgewirr "versteckt" werden. Mehr Freiheit auf der Arbeitsfläche, weniger Geräusche und geringerer Direktkontakt mit der Luftbewegung des Lüfters sind zusätzliche Vorteile für den Benutzer.

Resümee

Einfache, sich ständig wiederholende Arbeiten im Büro werden in Zukunft noch mehr automatisiert werden. Der Anteil an Planungs-, Organisations- und Gestaltungsaufgaben steigt. Eine hohe Qualifikation wird verlangt; viele Aufgaben werden nur noch im Team gelöst. Die Bürotechnik wird hierbei eine hilfreiche Nebenrolle spielen - aber auch nicht mehr, meint der Arbeitskreis. Wichtig sei, daß der Arbeitsplatz, die Bürotechnik und das Umfeld auf die Aufgabenstellung der einzelnen Mitarbeiter abgestimmt seien.

Daß hierzu nicht zwingend große finanzielle Investitionen, sondern häufig in erster Linie ordentliche Gestaltungsarbeit erforderlich ist, darauf weist der Arbeitskreis Leben und Arbeiten im Büro hin. K. Steines

Die Maus - die bei der Arbeit hilft

Im Sekretariat immer mehr Mäuse? - Keine Angst, bei unseren Mäusen handelt es sich um moderne Eingabegeräte - im Neu-Deutsch "Tools" -, die die Benutzung des Computers erleichtern. Immer mehr Anwenderprogramme kann man inzwischen mit der Maus steuern: beispielsweise bei der Textverarbeitung: Ami Prok WordPerfect, MS-Word; bei den sie ergänzenden Softwarepaketen: PlanPerfect, DrawPerfect und alle Desktop Publishing-Programme. Mit Mäusen vermeidet man die oft recht umständliche Befehlseingabe durch Tasten, vor allem die mit meist so kompliziert zu greifenden Tastenkombinationen. Trotzdem fällt es Anfängern zunächst meist schwer, ihre Mäuse zu bändigen; es dauert 15 bis 30 Minuten, bis die Synchronisation der Mausbewegungen mit der des Positionsanzeigers (Cursor) auf dem Bildschirm klappt.

Die meisten Mäuse haben an ihrer Unterseite eine Kugel, die sich bei der Bewegung der Maus über die Tischfläche dreht. Ihre Bewegung überträgt sich auf ein mechanisches Getriebe, das sie in elektrische Impulse übersetzt, die den Positionsanzeiger synchron mit der Mausbewegung verschieben. Diese "klassischen" Mäuse haben Nachteile: Meist brauchen Sie eine kleine angerauhte Matte - damit die Kugel einwandfrei läuft. Will man den Cursor eine große Strecke bewegen, reicht die zur Verfügung stehende Unterlage dafür oft nicht aus. Man muß die Maus dann etwas von der Arbeitsfläche abheben und zurückholen, um die restliche Cursorbewegung auslösen zu können. Wird dagegen auf die angerauhte Arbeitsunterlage verzichtet, benutzt man also die Maus direkt auf dem Schreibtisch, dann wird diese durch den Handschweiß immer glatter: die Kugel rutscht über die Unterlage, und die Maus bewegt den Cursor nicht mehr gleichmäßig, sondern ruckartig und unkoordiniert. Vielleicht stört auch das Kabel von der Maus zum Computer, weil es sich manchmal mit den vielen anderen Anschlußschnüren des Rechners verheddert.

Daher entwickelten die "Mäusezüchter" inzwischen ein paar Abhilfen: einige Mäuse verbindet mit ihrem Computer Ultrarotlicht (wie die Fernbedienung mit dem Fernseher). Bei ihnen ist "Blickkontakt" erforderlich, sonst reagiert der Rechner nicht mehr auf die Mausbewegungen. Neuerdings besteht zwischen der Maus und dem Rechner auch schon Funkkontakt. Bei ihnen ist die Sichtverbindung zum Rechner bedeutungslos.

Ein moderner Mäuserich liegt auf dem Bauch. Bei ihnen befindet sich die Kugel oben und wird mit dem Daumen gerollt.

Das neueste Modell - es ersetzt das bisherige - ist aus ergonomischen Gründen asymmetrisch gestaltet. Damit entspricht es noch besser als sein Vorgänger der natürlichen Handhaltung bei der Steuerung des Computers. HaMü

Computer gehen auch kaputt

Zu Zeiten der ersten "Elektronengehirne", die statt mit Mikroprozessoren oder Transistoren noch mit Röhren ausgestattet waren, gab es immer Technikertrupps, die den lieben langen Tag damit beschäftigt waren, durchgebrannte Röhren gegen neue auszutauschen. Diese lohnkostenintensiven Pioniertage sind heute vorüber, aber dennoch sollte man es sich vor Augen halten: Computer gehen gelegentlich kaputt. Das Risiko ist um so höher, je stärker die einzelnen EDV-Arbeitsplätze integriert sind.

In einer Zeit, in der nicht mehr nur einzelne Abteilungen, sondern gar weltweite Konzerne miteinander vernetzt werden können und auch werden, hat sich die Zahl der möglichen Fehlerquellen eines unternehmensweiten Systems potenziert. Selbst beim Mittelstand, der auch bei größtmöglicher Integration der Datenverarbeitung im Unternehmen "nur" Netzwerke mit einer höchstens dreistelligen Anzahl von Endgeräten einsetzt, hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß man sich bereits gegen kleine Fehlerursachen absichern muß, um große Folgen zu vermeiden.

Für Klein- und Mittelbetriebe, die schon unter normalen Umständen mit dem Supervising eines Netzes ausgelastet sind, bietet es sich nicht an, eine teure Wartungsabteilung speziell für die EDV einzurichten. Sie werden statt dessen in hohem Maße auf die Hilfe des Fachhandels, der Hersteller und der Drittanbieter zurückgreifen, die Ausfallrisiken der EDV in unterschiedlichem Umfang abfangen können. Die erste Stufe der Absicherung stellt die Herstellergarantie für die Hardware dar, die von Hersteller zu Hersteller von sechs Monaten bis zu mehreren Jahren variieren kann. Treten in dieser Zeit Fehler auf, die nicht auf Fehlbehandlung durch den Anwender zurückzuführen sind, werden sie kostenlos vom Service oder von Vertragspartnern des Herstellers behoben. Nach Ablauf der Garantiezeit erweitern einige Firmen ihre Serviceleistungen um eine drei- bis sechsmonatige Teilegarantie, was bedeutet, daß die Ersatzteile kostenlos gestellt werden, Fahrt- und Arbeitskosten jedoch zu Lasten des Kunden gehen. Es gibt auch nach Ablauf dieser Fristen die Möglichkeit, sich das Know-how des Herstellers durch Wartungsverträge zu sichern.

Im Zeitalter der heterogenen Netze, die Großrechner und mittlere Datentechnik zunehmend verdrängen, erschließt sich auch für kleine und mittlere Unternehmen die Möglichkeit einer Datenverarbeitung im Verbund. Doch gleichzeitig ist die Technik so komplex geworden, daß die in vielen Firmen unentbehrlichen PC-Freaks, die neben ihrer eigentlichen Aufgabe noch die EDV- Wartung übernommen hatten, überfordert sein dürften. Systemhäuser, die aus einer Hand die Planung und Einrichtung solcher Netze anbieten, sehen ihre Aufgabe daher auch darin, die Funktionssicherheit von Netzen auf lange Sicht zu gewährleisten - ist dieses Marktsegment doch langfristig eines der wenigen, in das die Discounter nur schwer vorzudringen vermögen.

Eine Möglichkeit, sich wegen nicht funktionierender EDV vor Unternehmenskrisen abzusichern, sind Drittanbieter, die Computer weder herstellen noch verkaufen, sondern sich darauf konzentrieren, für ihre Funktionstüchtigkeit Sorge zu tragen. Diese sogenannte Third Party Maintenance (Wartung durch Dritte) beginnt sich mittlerweile auch in Deutschland durchzusetzen, und das Angebot dieser Unternehmen, die ihre Klientel ursprünglich unter den Benutzern der Großrechner fand, hat sich auf die veränderte Landschaft eingestellt. Drittunternehmen warten nicht nur die Rechner selbst, sondern je nach Vertragsgestaltung auch die Peripheriegeräte sowie die Netzinstallationen. Wählen kann man meist unter verschiedenen Gestaltungsvarianten, die sich in der Reaktionszeit oder im Umfang der durch den Wartungsvertrag "versicherten" Reparaturkosten unterscheiden.

Neben der größeren Übersichtlichkeit hat diese Gestaltung auch den Vorteil, daß man bei einem einzigen Netzproblem nicht sämtliche Wartungsdienste aller beteiligten Herstellerfirmen im Hause hat, die sich gegenseitig die Schuld am Fehler zuschieben. Statt dessen ist ein Technik-Service Ansprechpartner bei allen EDV-Funktionsproblemen. Diesen Vorteil haben auch die Herstellerfirmen erkannt, von denen manche ihrerseits Drittfirmen mit Serviceaufgaben beauftragen, weil eine eigene Service-Abteilung einen zu großen Fixkostenblock darstellt. F. MIDDELHAUVE

Im Flugzeug - Funkstille?

Einer der Vorzüge der modernen Telekommunikation besteht darin, viele unnütze Wege vermeiden zu helfen: Speditionen können sich dank Mobilfunk manche Leerfahrt ersparen, und der Außendienst funkt seine Daten vom Laptop aus in den Großrechner der Firmenzentrale. Trotzdem ist es hin und wieder nötig, selbst zu reisen: Unterwegs hilft das Autotelefon, Kontakt zu halten. Doch das Ende der Fahnenstange ist im Flugzeug erreicht. Hält man einen Anruf auch für noch so dringend erforderlich, das Mobiltelefon darf aus Sicherheitsgründen nicht eingeschaltet werden, weil der kleine Sender die Computer, die das Flugzeug steuern, womöglich ins Trudeln bringen könnte - und das Flugzeug gleich mit. Doch manche Fluggesellschaften beginnen damit, ihre Maschinen mit Passagiertelefonen auszurüsten, die mit Satellitentechnik arbeiten. Der Mitteilungsdrang wird sich bei Minutengebühren von um die 15 DM sehr wahrscheinlich in Grenzen halten. f. mid

Objektkosten mit dem Computer planen

Mit "Baufinanz" liegt eine Software zur Planung von Bauvorhaben vor. Sie richtet sich in erster Linie an die Zielgruppe der privaten Bauherren, jedoch auch an Makler und Finanzierungsunternehmen, die nach Eingabe der Daten des Objektes (Größe, Baujahr, Preis, Gebühren für die Verwaltung, Mieten, Sicherheitsrücklagen für Instandhaltung und beim Kauf anfallende Gebühren) und ihrer persönlichen Daten, sofern sie für den Kauf relevant sind. Die Software ermittelt daraus die zu erwartende Steuerbelastung sowie den monatlich für das Projekt aufzubringenden Betrag. "Baufinanz" ist beim CHIP- Software-Service erhältlich. Ein IBM-Kompatibler PC mit 640 KByte Arbeitsspeicher sowie optional ein Drucker sind erforderlich. f. mid

BUND: Stadtwald

schrumpft weiter

Die Frankfurter Natur- und Umweltschutzverbände haben dem rot-grünen Magistrat vorgeworfen, sich nicht genügend für den Erhalt des Stadtwaldes einzusetzen. Eberhard Best vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte, daß Umweltdezernent Tom Koenigs "nicht um jeden Baum kämpft". Statt dessen lasse der Dezernent "ohne Not" zu, daß beispielsweise weit weniger Wald durch die Bannwald- Verordnung geschützt werde, als möglich sei.

Als Beispiel nannte Best, daß fast 200 Hektar für die neue ICE-Trasse von Köln nach Frankfurt und Mannheim aus dem Bannwald herausgenommen werden sollen, obwohl die Bundesbahn nur etwa 55 Hektar brauche. Koenigs hatte dies damit begründet, daß die genaue Linienführung der Gleise noch nicht festliege. Nach dem Bau der ICE-Strecke solle die nicht benötigte Fläche ebenfalls zu Bannwald erklärt werden.

Der BUND hat sich gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zu der "Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Stadtwald" zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen die drei Verbände jetzt auch rechtliche Schritte gegen den von Koenigs geplanten zweiten "Monte Scherbelino" im Stadtwald prüfen, für den ebenfalls "insgesamt hundert Hektar Wald verlorengehen".

Um rund ein Zehntel sei der 5000 Hektar große Stadtwald in den vergangenen 50 Jahren geschrumpft, meint die Arbeitsgemeinschaft. Diese Entwicklung sei auch unter der rot-grünen Mehrheit im Römer nicht gestoppt worden. mat

Jadot jongliert mit Worten Der Buchmessias präsentiert eine Performance-Show

HAINBURG. Am liebsten zelebriert Alain Jadot, 45 Jahre alter Künstler aus Paris, seine Performance-Show in einem Waschsalon am Montmartre. Da ist ein Kommen und Gehen und nicht die andachtsvolle Stille wie bei einer hehren Dichterlesung. Gegenwärtig allerdings ist Alain Jadot zu Gast in der Bücherstube Klingler in Hainstadt, und da ist auf den ersten Blick erkennbar, daß dem Wortspieler, dem Wortjongleur kein Begriff und erst recht kein Buch heilig sind. "Buchzifix & fertig" nennt er sein Objekt - die Bibel, ausgeschnitten in Kreuzesform und daneben im gewohnten Format. Und während der ganz in Weiß gewandete Buchmessias ultimativ fordert: "Nie wieder Semikolon, entweder ganze oder gar keine Kolonnen", fällt der Blick auf sein Buch mit sieben Siegeln. Akkurat verpackt, mit sieben roten Siegellack- Klecksen darauf; das macht neugierig auf den Inhalt. Alain Jadot hat eine Menge Drehbücher. Jeder Band, der sich um die eigene Achse drehen läßt, ist für ihn ein solches Exemplar.

Das Stammbuch des Franzosen besteht aus der Scheibe eines Baumstammes mit zwei Dutzend Jahresringen vielleicht. Und daß sein Ästebuch nicht astrein ist, wundert schon niemanden mehr.

"Bibliomania" nennt der seit einem Vierteljahrhundert in Berlin lebende, von Fremdsprachen faszinierte, wortspielende Bankkaufmann, Buchhalter, Programmierer, Verleger und Übersetzer, den Claudia Becker-Klingler auf der Frankfurter Buchmesse kennengelernt und sofort nach Hainstadt verpflichtet hat, seine Show, und beginnt, inmitten der Regale Inventur zu machen: "Buch, Buch, Buch, Buch, Buch, Bücher, Bücher, am büchesten. Johann Sebastian Buch ist sein Lieblingskomponist, und bei einem Besuch in Weimar noch zu DDR-Zeiten hat er herausgefunden, daß Wolfgang Amadeus von Goethe in Wirklichkeit Klempner war. Ich ging im Garten so für mich hin, um Zinn zu suchen, das war mein Sinn". Den Zinn einer leckgeschlagenen Dachrinne genauer, und so habe der olle Goethe ständig nachdichten müssen, meint Jadot.

Während er beim Verzehr einer Linsensuppe mit Knackern in der Zeitung die Kontaktanzeigen liest, fällt sein Blick auf das Inserat "Linse sucht Linse für schöne Stunden zu zweit, alte Knacker zwecklos". Seine Haftschalen aber fallen in die Suppe. So blödelt, nein witzelt er sich hin zur Kontaktlinse und betet ,daß sich die zwei Linsen aus der Annonce zumindest in seinem Magen finden.

Jadot's wörtlich genommene Buch-Objekte sind noch bis zum 27. März in der Bücherstube zu besichtigen und zu belächeln, zu bewundern und zu bestaunen - und auch zu kaufen.

Seine Vernissage beendet er mit einer Schweigeminute. Auf englisch. ttt

Beratung für chronische Schwersterkrankungen

Privat getragene Gesundheitsberatung für chronisch Schwerkranke und ihre Angehörigen soll es bald in vielen bundesdeutschen Großstädten geben. Das Christophorus-Haus in Frankfurt bietet diesen Dienst in Kürze auch in Berlin, München, Göttingen, Hannover und Ludwigshafen an. Über die Einrichtung von Beratungsstellen in Hamburg, Dresden, Leipzig und Magdeburg laufen Gespräche, teilte das seit vier Jahren bestehende Zentrum mit.

Der Service schließt neben einer umfassenden gesundheitlichen Beratung auch soziale, rechtliche und psychologische Fragen ein. Dazu wird bis zum Jahresende eine Datenbank aufgebaut. Selbsthilfegruppen, Behörden, Krankenkassen und niedergelassene Ärzte können sich an den Beratungsdienst wenden. Die Informationen werden kostenlos erteilt. Allerdings erwarten die Träger der Dienste eine Spende.

In Frankfurt hat das Christophorus- Haus ein Hospiz-Telefon und einen Notdienst installiert, um Angehörige von Sterbenden oder Schwerkranke rund um die Uhr telefonisch zu beraten. In Notsituationen und zur Sterbebegleitung bietet das Gesundheitszentrum Fachkräfte an. (Hospiz-Telefon: 29 98-80 88). lhe

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Ein Knorz rettet das Holz vorm Ofen Der Büdinger Grafiker und Plastiker Axel Gallun macht auch künstlerische Reklame für örtliche Betriebe

BÜDINGEN. Wer in sein Atelier gelangen will, muß den Büdinger Frosch streifen. Neugierig lugt der oxidierte Bronzequaker vom Türschloß. Messingplatten lehnen an der Wand. Hinter einer zweiten Tür öffnet sich ein kaum dreißig Quadratmeter großer Raum: Axel Gallun steht an seiner hölzernen Werkbank. Sie birgt nicht nur massives Werkzeug, sondern auch feine Stifte, Federn und Papier. Ein Ofen bullert. Drumherum stapeln sich Holzscheite, liegen und stehen einzelne Hölzer - nicht nur zum Heizen bestimmt. Ein Knorz, eine besondere Zeichnung, ein eleganter Schwung im Ast - schon ist das Stück ausgemustert, wird nicht zu Asche, sondern Teil eines Kunstwerks, doch das kann dauern. Geästpyramiden türmen sich gen Zimmerdecke. Einst Teil einer Raumkonstruktion unter einem papiernen Schiffsrumpf und von 300 Teelichtern erleuchtet, runden die spitzen Streber die heimelige Arbeitsatmosphäre in der Kleinen Dammgasse hinter der Stadtmauer ab.

Axel Gallun ist - ja, was eigentlich? "Am ehesten Zeichner, Maler weniger. Wenn ich male, zeichne ich auch." Der 40jährige Büdinger kommt vom Zeichnen, ist diplomierter Grafik-Designer. Doch in den letzten Jahren zieht es ihn mehr und mehr zu plastischen Metall- und Holzarbeiten, wobei er häufig das kalte mit dem warmen Material verbindet. Die sich abstoßenden Stoffe machen seine Gestaltungen anziehend.

Wilde Müllkippen sind ihm "am liebsten". Dort findet er gelegentlich das Material, aus dem seine Kunst ist. Aber auch Freunde tragen es ihm zu. Wie zum Beispiel den Balkenabschnitt aus einem Beinhaus in Echzell, den Zimmerleute achtlos in einen Container geworfen hatten. Jahrhundertealte Beilspuren und Risse zeichnen noch den filigranen, labilen Frauenkörper, den Gallun herausgearbeitet hat. "Fräulein aus E." hat er die 35 Zentimeter hohe Statue genannt. "Meine Titel sind eher ironisch und witzig gemeint", sagt der Büdinger. Schließlich solle Kunst Witz und Spannung vereinen. "Ich bin nicht jemand, der eine Botschaft verkündet", formuliert er, überlegt aber laut weiter: "Das bin ich schon, aber ohne ideologischen Überbau."

Im Zentrum seiner Arbeiten stehe "immer der Mensch". Und am liebsten erarbeite er Frauenkörper, "weil sie der Inbegriff vom Menschsein sind. Eigentlich ist es doch eher witzig oder schlimm, was Männer machen."

Eine der wenigen Männerplastiken, die Gallun gemacht hat, heißt "Das kleine Vögelchen". "Ganz martialisch" hat er den Brustkorb aus dem Kupfer herausgetrieben und ihm flügelartige Gebilde verpaßt. Die Figur erinnert an einen Brustpanzer, pfeilartig weist sie nach oben.

Golden glänzt die Schlange auf einem auf- oder abtauchenden Schiffsrumpf, vergoldet glänzt der Busen einer hölzernen Frau: "Bei vielen meiner Kollegen ist Gold verpönt, mir gefällt es unglaublich gut." Überhaupt glaubt Gallun, sich in so manchem Punkt von anderen Künstlern zu unterscheiden. Er hat beispielsweise nichts dagegen, "Gebrauchskunst" zu machen. "Im Gegenteil, mir ist es nur recht, wenn meine Arbeiten in den Alltag einbezogen werden. Ein Tisch ist beispielsweise ein Objekt, das zufällig aussieht wie ein Tisch."

Aber nicht nur zufällig erfüllen Produkte aus seiner Werkstatt einen Zweck. Auch für Auftragsarbeiten ist Gallun zu haben. Er illustriert Schulbücher auf "altmeisterliche Art", Comic-haftes nicht ausgeschlossen. Er zeichnet auch für Zeitungen. Kohle, Kreide, Buntstifte und Federn sind dann sein Handwerkszeug. Beil, Hobel, Feilen und Lötkolben haben dann Pause.

Karikierende Porträts von Friedrich Nowottny, Beate Wedekind und Birgit Breuel sind ihm schon aus der Feder geflossen. Regelmäßig zeichnet er Zerrbilder von Persönlichkeiten für die "Hall of Fame", eine Rubrik der Zeitschrift "Horizont", die im Deutschen Fachverlag erscheint. "Das reicht für die Stromrechnung", lächelt der Mann, den seine Kunst immerhin ernährt. Läuft er durch Büdingen und die Nachbarstädte, kann er sich mancherorts an seinen eigenen Emblemen orientieren. Dem Blumenladen in der Altstadt hat er stilisierte Blüten in Metall zum Aushängeschild geformt, der Vollkornbäcker grinst auf Galluns Plakat vom Fahrrad, von Kornhalmen umrahmt. "Ich will witzige, menschliche Reklame machen, heute ist sie doch meist nur noch hinterfotzig." Die Rückorientierung auf alte Handwerkerschilder ist denn auch nur zu deutlich. Jugendstilelemente tauchen auf.

"Für mich ist es ein Problem, daß ich sehr am Figürlichen hänge", gesteht Gallun eine Schwäche ein, aus der er Vielseitigkeit macht - denn über die Plastiken, "an die man abstrakter rangehen kann", erschloß er sich wieder den Zugang zur Zeichnung. "Ich kann zwar mein Handwerk, aber die Genauigkeit von früher, die illustratorische Technik ist nicht das, womit ich mich rüberbringen möchte."

Wie er sich derzeit "rüberbringt", ist in seinem Atelierfenster in der Neustadt zu sehen - und natürlich in der Werkstatt, zu der das heimliche Wappentier des auf Sumpf errichteten Büdingens den Weg weist. Eben der Frosch.

MONIKA KAPPUS

Bilder vom Norden Ausländische Künstler (9): Elettra de Salvo

Frau de Salvo, ein wiederkehrendes Thema Ihrer Arbeit ist die Emigration. Das stand im Zentrum Ihrer szenischen Collage über Valeska Gert ("Bleiche weiße Leiche") sowie Ihres Porträts über Marina Zwetajewa. Ist das Zufall oder ein Zeichen dafür, daß man in der Wahl seiner Stoffe nicht frei ist?

Ein Stück weit bearbeitet man wohl immer sein eigenes Problem. Ich bin Italienierin, lebe aber seit 1980 in Deutschland. Ich bin, wohlgemerkt, keine Emigrantin, ich war nicht gezwungen wie Valeska Gert, mein Land zu verlassen. Aber das Gefühl des Nicht-Dazugehörens, das ich habe, das war auch ihr Gefühl, und darum geht es unter anderem in der Arbeit über sie.

Bei Ihnen hat man aber den Eindruck, daß Sie mehr als irgendein Ausländer sonst dazugehören. Sie sprechen perfekt und akzentfrei Deutsch, im Fernsehen sind Sie ebenso zu Hause wie auf den Bühnen. Alles sieht nach gelungener, bruchloser Integration aus.

Und alles ist immer komplizierter, als es aussieht. Ich war auch in meinem eigenen Land schon eine Fremde. Ich komme aus einer germanophilen Familie, in Rom bin ich zur deutschen Schule gegangen, ich habe als Kind mehr über die Lüneburger Heide gewußt als über Sardinien. Damals war das für mich normal, ich bin so aufgewachsen, erst später habe ich gemerkt, daß es daher kommt, dieses Fremdsein überall. Wenn man in seiner Heimat auf eine Schule geht, die nicht der eigenen Kultur zugehört, ist das verwirrend. Faszinierend und verwirrend.

Und doch haben Sie, bevor Sie Schauspielerin wurden, Theaterwissenschaft und Germanistik studiert und nicht etwa Italienisch - Deutschland war also mehr als Italien das Land, das Sie "mit der Seele" suchten?

Bewußt sicher nicht. Ich hatte ein anderes Motiv: Ich wollte mein eigenes Leben leben, ich wollte raus aus Rom, das Germanistikstudium war ein Vehikel. Wie sehr ich schon vorgeprägt war durch Bilder vom Norden, die sich in der Schule geformt hatten, ist mir nachher klargeworden bei meinem ersten längeren Aufenthalt in Deutschland. Plötzlich war so vieles da, was schon innere Landschaft war, die anderen Farben, der Schnee, gespiegelt jetzt von außen. Plötzlich stand ich im Museum vor dem echten "Mönch am Meer", von C. D. Friedrich, ein Bild, das ich sehr geliebt hatte. Da wußte ich, ich hatte eine zweite Heimat gefunden.

Wie beinahe verwunderlich sich das in deutschen Ohren anhört, wir mit unserer Sehnsucht nach dem Mediterranen.

Ja, wie kann man Italien, wie kann man Rom verlassen? Man kann, und es gibt genug Gründe. Natürlich liebe ich die Stadt, und manchmal schmerzt es, dann würde ich am liebsten ganz zurückkehren. Aber ich weiß: ich würde nicht bleiben wollen. Die Situation für freie Theatergruppen in Rom ist furchtbar, eine Katastrophe, wer was anderes machen will als vom Fernsehen abgegucktes Zeug, hat keine Chance. Italienische Bühnenkünstler emigrieren, wenn sie können. Und auch sonst ist die Stadt unregierbar, unlebbar fast. In der Schule schon habe ich gelernt, man kann auch anders leben, weniger korrupt, weniger chaotisch. Was ich gesucht habe, war eine andere Lebensart.

Nun hat diese deutsche Lebensart neuerdings sehr unangenehme, für Ausländer alarmierende Züge. Müssen Sie da nicht auf Italien als Zuflucht reflektieren?

Solange es möglich ist, bleibe ich hier, gerade deswegen! Ich habe vor einem Jahr Angst gekriegt, und ich hatte noch nie Angst in diesem Land, weder als Ausländerin noch als Frau allein. Und ich hatte auch keinen Grund dazu, ich bin privilegiert, ich habe Erfolg, und auch jetzt sind Leute wie ich noch nicht betroffen von den Ausschreitungen. Besorgt allerdings bin ich, man muß damit rechnen, daß etwas passiert, abends auf der Straße, nur weil man dunkelhaarig ist. Aber ich will keine Angst haben, ich will etwas tun, das ist das Wichtigste im Augenblick.

Was tun Sie?

Zunächst mal, was alle machen, Lichterkette, Aufrufe unterschreiben, Infostand. Ich will aber auch etwas mit meinen Mitteln machen, mit den Mitteln des Theaters. Ich bereite ein Projekt vor gegen Ausländerfeindlichkeit. Kein Agitpropstück, kein psychologisches Theater, ich will wie bisher strukturell arbeiten, den Dingen auf den Grund gehen. Die Völker sind in Bewegung, und da ist die Burg Europa, die gestürmt wird. Ein ungeheurer Andrang ist da, Räume werden besetzt, andere leeren sich - das will ich auf meine Weise zeigen, mit Bewegung, mit Musik, mit Sprache.

Ein Einwand: Ihre Form des Theaters wendet sich an ein intellektuelles Publikum, bei dem Sie mit Ihrem Anliegen wahrscheinlich offene Türen einrennen.

Natürlich weiß ich, daß die Rechtsradikalen nicht im Theater sind. Was kann man also erreichen? Ich denke, wir können uns nur selbst sensibilisieren, und keiner soll sagen, die Intellektuellen bedürften dessen nicht mehr. Kann man sich der Toleranz, der verbal verkündeten Aufgeschlossenheit so sicher sein? Aber ich will bei diesem Projekt so offen vorgehen wie möglich. Es soll Vorstellungen auch in Jugendzentren geben, und ich weiß, daß da ein Publikum ist, das auch unterhalten werden will. Das muß schon in die Konzeption eingehen. Mein Verständnis von Theater werde ich dabei nicht verleugnen, aber nach einer Ästhetik suchen, die nicht so hermetisch ist.

Werden Sie die Produktion auch in Italien zeigen?

Ich hoffe, und nicht nur dort. Dieser Versuch, sich abzuschotten, ist ja kein spezifisch deutsches Problem, Europa muß damit fertig werden.

(Vom 17. bis zum 20. März gastiert Elletra de Salvo mit "Bleiche weiße Leiche" im Mousonturm.) JUTTA BAIER

Bildungsurlaub über Flüchtlingsprobleme

KREIS GROSS-GERAU. Die Probleme von Flüchtlingen sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Seminar "Leben und Arbeiten in der Region - Fremde unter uns" kennenlernen. Wer bei diesem Kurs der Kreisvolkshochschule, der vom 3. bis 7. Mai im alten Amtsgericht in Groß-Gerau stattfindet, mitmacht, erfährt mehr über die Gründe, warum viele Flüchtlinge in Deutschland Hilfe suchen. Diskutiert werden soll ebenso über die Ursachen von Ausländerfeindlichkeit.

Informationen gibt es unter der Rufnummer 0 61 52 /12 445. Dort sind auch Anmeldungen möglich. wal

Die Verfielfältigung des Einfältigen Kunstmüllkunst: eine Siebdruck-Serie Martin Kippenbergers im "Artelier"

Lange bevor es den "Grünen Punkt" gab, war die Kunst des Recycling schon hoch entwickelt. Neben der "Tödlichen Doris" arbeitet die Firma Martin Kippenberger seit Jahren an der Perfektion des Verfahrens. Aus dem Papierkorb der Wohlstands(müll)-Gesellschaft liest der Künstler dabei seine Bild- und Textzitate aus; nur die garantiert dümmsten Dreistigkeiten aus Werbung & Trivialliteratur finden in Kippenbergers Collagen Verwendung. Und auch der Output seines Ateliers kann sich an dem herkömmlicher Konsumgüter-Produzenten messen lassen. Im Schnellverfahren entstand jetzt die Siebdruck-Serie "Inhalt auf Reisen", derzeit im Frankfurter "Artelier" zu sehen - das Ergebnis beschleunigter Reste-Verwertung früherer Arbeiten Kippenbergers.

Was hier zur künstlerischen Methode erhoben wird, ist nichts anderes als die Vervielfältigung des Einfältigen - jener teuflische Kreislauf postmoderner Zitierwut, der uns täglich vor Augen geführt wird. So, wie all die simplen Slogans, Infos und Messages permanent durch die medialen Kanäle gejagt werden, verwurstet auch Kippenberger seinen Bildermüll. Die neuerlichen Siebdrucke stellen so das jüngste (gewiß nicht letzte) Stadium seines Recycling-Projekts dar. Es sind aufgeblasene Reproduktionen einer Fotografie, Motiv: Blick in einen Müll- Container. Letzterer war (bevor er auf Reisen ging) Gegenstand einer denkwürdigen Einzel-Ausstellung im Kölnischen Kunstverein. Der Container enthielt die Reste (eigenhändig) zerstörter Gemälde, die Kippenberger nach Motiven der Plakat- und Gebrauchskunst hatte malen lassen. Nur die Fotografien der Bilder blieben übrig.

Im Siebdruck erscheinen diese Trümmer-Fotos natürlich wieder bildschön; poppig und fetzig eben. Die Mechanismen der Recycling-Kultur werden so aufs Schönste vor unsere Augen geführt: Als Poster, Serigrafie oder (Kunst-)Postkarte reproduziert, läßt sich fast alles verkaufen. Auch der letzte Schrott.

Kippenberger wurde vorgeworfen, es mangele ihm bei der ganzen Sache wohl an der gehörigen Distanz. In der Tat: Kein Kunstgriff, weder Ironie noch "künstlerische" Verfremdung, vermittelt dem Betrachter das Gefühl sicheren Abstands. Kippenberger persifliert die Mechanismen des Bildermarkts nicht, er demonstriert sie, aus nächster Nähe.

Die Penetranz der banalen Bildbotschaften darf sich hier also in unverschämter Scheußlichkeit breitmachen. Der bohrende Charakter dieser Botschaft findet schließlich in einer Reihe mechanischer Verletzungen der Serigrafien ihren adäquaten Ausdruck: Löcher und Kerben, vom Künstler handgeflext, zieren sämtliche Reproduktionen, die so - dem Kunstmarkt zuliebe - auf perverse Weise wieder zu Originalen werden, wirklich einmalig beschädigt und daher wertbeständig. Da kann man nur "gut Holz" wünschen für die nächsten Transformationen von Kippenbergers Kunstmüllkunst. Sie werden nicht lange auf sich warten lassen. Man sollte ihnen den "Grünen Punkt" verleihen.

(Niddastraße 66-68, bis 16. April, geöffnet Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr.) THOMAS A. WOLFF

Nur sehr geringer Nutzen für die Allgemeinheit Die Weltraumforschung unter der kritischen Kosten-Lupe

Die Anti-Haft-Beschichtung für Bratpfannen wurde zwar allen anderslautenden Gerüchten zum Trotz nicht in den Labors der US-Weltraumbehörde NASA entwickelt. Aber die für die industrielle Prokduktion viel wichtigere elektronische Datenverarbeitung wäre heute mit Sicherheit noch nicht so ausgereift, wenn das Wettrennen um den ersten Flug zum Mond und der Wunsch nach militärischer Nutzung des Weltraums in den sechziger Jahren immer neue Anforderungen an die Informatik gestellt hätte.

Doch die Zeiten haben sich geändert: Heute gehen von der Forschung für die Raumfahrt nur noch relativ wenige Anstöße für andere Bereiche von Wissenschaft und Wirtschaft aus. Die Aufgaben, die zur Realisierung von Raumfahrt-Missionen bewältigt werden müssen, sind mittlerweile so speziell, daß ihre Lösungen kaum noch zu irdischen Fragestellungen passen. Dies ermittelte jetzt Dr. Ulrich Schmoch vom Karlsruher Frauenhofer-Istitut für Systemtechnik und Innovationsforschung in einer Studie, die sich mit der Häufigkeit solcher Spin-offs zwischen 1975 und Ende der achtziger Jahre auseinandersetzte. Die Arbeit war vom Bundesforschungsministerium in Auftrag gegeben worden.

Dabei stützten sich Schmoch und seine Mitarbeiter auf Datenbanken, die über angemeldete Patente und ihre Weiterverwendung Auskunft geben. Für den deutschen Bereich - hier flossen im Untersuchungszeitraum immerhin über acht Milliarden Mark öffentlicher Gelder - wurde gerade einmal 20 Patente ermittelt, die in anderen Bereichen benutzt werden konnten. Die häufigsten Spin-offs fanden sich dabei im Bereich der Werkstoffe; denn die Weltraumfahrt verlangt Materialien, die besonders hitze- und korrosionsbeständig sind. Dabei handelt es sich unter anderem um technische Keramik, faserverstärkte Verbundwerkstoffe oder technische Kunststoffe. Sie lassen sich auch auf Erden ziemlich problemlos einsetzen. Auch im Bereich der Meß- und Regeltechnik gingen Anstöße von der Weltraumfahrt aus.

Diese dennoch magere Ausbeute ist kein speziell deutsches, sondern ein internationales Problem: Auch hier hat die Weltraumforschung ihre Vorreiterrolle verloren. Lediglich 203 Spin-offs konnten die Fraunhofer-Forscher unter insgesamt 3000 angemeldeten Patenten für einen Zeitraum von 13 Jahren ermitteln. Dabei handelt es sich bei diesen Spin-offs zudem erst einmal um erteilte Patente, die nicht unbedingt auch umgesetzt und bis zur Marktreife entwickelt worden sein müssen. Lediglich in der Hälfte aller Fälle, so vermutet Ulrich Schmoch, steht hinter der Anmeldung auch ein wirklicher Know-how-Transfer; die andere Hälfte schlummert als bislang ungenutztes Potential.

Angemeldet wurden von der Raumfahrt-Industrie freilich ein Vielfaches von Patenten: Allein in den drei Jahren zwischen 1986 und 1988 waren es aus dem Bereich der damaligen Bundesrepublik Deutschland 225. Finanziert wurde dieser Forschungssektor während dieser Zeit mit gut 2,8 Milliarden Mark, das macht eine Ausbeute von 80 Patenten pro ausgegebene Milliarde Mark.

Das ist überdurchschnittlich teuer: Eine Milliarde Mark für Forschung und Entwicklung schlug sich in dieser Zeit in 515 Patenten nieder. Selbst wenn als Maßstab der besonders forschungsintensive Bereich der Telekommunikation herangezogen wird, sieht die Bilanz nicht besser aus: Dort gab es für diese Summe immerhin 400 Patente.

Seine Einschätzung untermauert Ulrich Schmoch noch mit einem weiteren Vergleich: Bei der ebenfalls sehr forschungsintensiven Robotertechnik war die Zahl der relevanten Spin-offs im Untersuchungszeitraum gleich 3,5mal so hoch wie bei der Raumfahrtforschung. Dieser Forschungszweig beschäftigt sich wesentlich mehr mit Problemen, deren Lösung für eine weitere Automatisierung von Produktionsabläufen entscheidend ist, nämlich zum Beispiel mit dem Erkennen dreidimensionaler Konturen durch Sensoren und eine darauf ausgerichtete Steuerung von Roboterarmen.

Die Weltraumforschung, so das Fazit, hat ihre Spitzenstellung in der Forschung verloren. Sie gibt nur noch wenige Anstöße, im Gegenteil: Sie ist selbst auf Spin- offs angewiesen, beispielsweise profitiert sie heute von Neuerungen in der elektronischen Datenverarbeitung, deren Entwicklung sie einst so entscheidend vorangetrieben hat. Auch dies ist ein Hinweis darauf, so Schmoch, "daß der Ressourceneinsatz in der Raumfahrt weniger effizient ist". DIETER SCHWAB

Wolf-Dieter Narr Armes Deutschland Splitter einer Realanalyse

Gespenster gehen um. Also lebt die Sündenbockmast (Musil).

Verschiedene Parallelaktionen überfordern die Bundesrepublik, ihre Bürgerinnen und Bürger, vor allem ihre "verantwortlichen" Politiker. So wuseln die Wörter, die das Ungefaßte fassen lassen sollen. Vorurteile machen mobil. Gewalttaten ziehen Grenzen gegenüber schreckender Leere. Lichterketten beschwören aufwandsarm und mit geringem Zauber, daß alles so bleiben möge, wie es seither war. Angeblich: zivil. Wörter machen die Runde, wie "Staatsnotstand" oder "Solidarpakt", denen die Wörter "Parteien-" und "Politikverdrossenheit" Rang ablaufend entsprechen. Das fragile Bäumchen des Grundrechts auf Asyl wird von Vorurteilen überwuchert, gewalttätig zerhackt und von den berufenen Politikern reformerisch so umgetopft, damit daraus ein kleiner Kaktus auf der Fensterbank werde. Die neualte Unübersichtlichkeit wird nun allgemeines Ereignis. Wer blickte noch durch. Die bundesdeutsche Politik und die vielfältigen "vor"-politischen gesellschaftlichen Aktionen (und Unterlassungen) - ein Verwirrspiel, geprägt von sterilen Aufgeregtheiten und kurzatmigen Reaktionen. In den flachen Brandungen der Larmoyanz späht man vergebens nach felsigen Institutionen und deren Repräsentanten, die hielten, was sie versprachen. So geschieht es, daß das seit langem angelegte und verborgen geltende Tandem, Orientierungslosigkeit und Handlungsarmut, wie auf einmal, allen bewußt wird. Als fragte in nächtlicher Dämmerung jemand nach dem Licht.

Parallelaktionen, sich häufende Ereignisse, überlappende Entwicklungen. Eine Folge bekannter definitionsmächtiger Banalitäten, die gestern noch von kaum jemandem erahnt worden ist.

Der Zerfall des herrschaftsstarken "realen Sozialismus" zuerst. Der vornehmlich innen begründete Zusammenbruch hat den "siegenden", weltmarktmächtigen europäisch-angelsächsischen Ländern nicht den erhofften Profit einer ihnen genehmen neuen Weltordnung eingetragen. Sie scheinen nun plötzlich wundervoll-schrecklich allein und ohne Blitzableiter. Die Vereinigung der beiden deutschen post-nationalsozialistischen Staaten, an zweiter Stelle zu nennen, ist diesem Ende des Ost-West-Konflikts zu verdanken. Doch die Vereinigung wurde schwierig, gerade weil sie so schwere - und phantasielos vorgestellt worden ist; weil niemand mehr auf sie vorbereitet war oder das Ausmaß der nötigen Anstrengung begriff. Als brauche nur zusammenzukommen, was zusammengehöre. Seid umschlungen Millionen. Dazu, zum dritten, zu diesem Zeitpunkt ganz ungeschickt, der seit Jahren verheißene "qualitative Sprung" in der westeuropäischen Einigung mit den vier wohlstandsträchtigen Grundfreiheiten: von Kapital, Waren, Dienstleistungen und Arbeit. Denn die versprochene Grenzenlosigkeit macht nun bang, sie stimmt nicht frohgemut. Diese europäische Öffnung und Schließung findet zum vierten, noch ungeschickter, statt inmitten einer nachlassenden Weltmarktkonjunktur.

So ist auf den guten großen Bruder unserer Zeit nicht mehr ohne weiteres hilfreicher Verlaß: das fortschreitende Wachstum, dessen Fettwirkung seinen ökologisch und sozial negativen Ausschüttungen aus der Wachstumsbüchse der Pandora allemal einen Lidschlag voraus scheint. Das machte die epimetheische, nicht nachdenkende, sondern nachhinkende Politik bis heute so möglich. Das ausfransende Drittel der Zweidrittelgesellschaft konnte so blinzelnd übersehen werden.

Jetzt aber, da diese Parallelaktionen und Parallelentwicklungen sich auf einmal schürzen, wird der Jammer der Politik nicht nur schlaglichtartig, sondern als längst präparierter Dauerzustand offenkundig. Neu? Hans Reiser, Bonner Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, schrieb in einem Leitartikel kurz vor dem Ende der sozial-liberalen Koalition (dieselbe, zur Erinnerung, währte von 1969 bis 1982), den die SZ am 13. Februar 1993 postum, Reiser zu Ehren, noch einmal publiziert hat: "In kurzfristigen Aufwallungen hektischer Aktivitäten werden zwei-, dreimal im Jahr sogenannte Konzepte zusammengeschustert, die nur dazu geeignet sind, nochmals über den kritischen Punkt hinwegzukommen. Dann feilschen die Inhaber der wichtigsten politischen Ämter wie die Teppichhändler . . . Von wirklichen Konzeptionen . . . ist weit und breit nichts zu sehen." Daß deutsche Politiker auf "irgendeiner historischen Sankt-Andreas-Spalte" sitzen, wie sich jüngst Norman Birnbaum vorstellte, "und hoffen", von dem bereits spürbaren tektonischen Grummeln nicht gestört zu werden", ist also nicht neu (Ein Winter der deutschen Verwirrung, in: Die Zeit vom 12. Februar 1993). Die Kosten der kollektiven "Selbsttäuschung" aber nehmen zu.

Am Exempel Asyldebatte. Von der FAZ (11. Dezember '92) darob als "intellektueller Rowdy" verschrieen, hat Jürgen Habermas jüngst "die verlogene Asyldebatte" richtig bezeichnet (Die zweite Lebenslüge der Bundesrepublik: Wir sind wieder ,normal' geworden, Die Zeit vom 11. Dezember 1992). Er hob das "Vorwandhafte dieses Polittheaters" hervor, das rund um die angeblich für die Erhaltung der Lebensqualität in der Bundesrepublik unabdingbare Änderung des Grundrechts auf politisches Asylrecht gespielt wird. Habermas betonte, überzeugend zu belegen, wie ich mich als sein Hilfsassistent in diesem Falle anheischig mache, "der Kampf um die weitere Zivilisierung der Bundesrepublik" sei notwendig geworden, "weil wir jene unterlassene republikanische Neugründung, über die ein ökonomisch kurzsichtiger und administrativ durchgepaukter Einigungsprozeß hinweggerollt ist, wenn nicht nachholen, so doch ausgleichen" müßten.

Wie viele andere gleich ihm, die das Grundrecht auf politisches Asylrecht nicht einschränken und damit in seinem verfassungsgeschützten Wesensgehalt zerstören lassen wollen, behandelt Habermas das Problem allerdings allzu geschichts- und kontextlos. So tappt er, obwohl er das Polittheater erkennt, in die Falle eines öffentlich ausgestellten Scheinproblems. Als sei es vorrangig die wachsende Zahl der Asylsuchenden und der reaktive Populismus bundesdeutscher Politiker, die das gegenwärtige Vorurteilsgewoge rund um das Asylrecht bewegten. Als könne nicht nachgewiesen werden, daß das Asylproblem und der unmittelbare Gefahren signalisierende Gewaltschub politisch in dreifacher Weise produziert worden sind und mißbraucht werden. Seit 1ã Jahrzehnten werden die Asylsuchenden mit Hilfe der Asylverfahrensgesetze, die das Grundrecht längst ausgehöhlt haben, so traktiert, daß sie all denjenigen, die Vorurteile benötigen, wenn nicht bewußt, so doch fahrlässig zum Vorurteilsfraß feilgeboten worden sind (1). Die bundesdeutschen "Alt-" und nun die "Neu"-bürger werden im Rahmen des "repräsentativen Absolutismus" der Bundesrepublik so gehalten, daß sie "politisch" allenfalls in Vorurteilen denken können. Der Mobilisierung von Vorurteilen dient denn auch die auf den Wahlerfolg fixierte Politik (2). Von den geradezu katastrophalen Versäumnissen der etablierten Politik, ein spitzkehrenreicher Slalom vorbei an den gegebenen Problemen, lenkt eine Propaganda ab, die die Bedrohung des bundesdeutschen liberaldemokratisch getönten Wohlstands in den oft nahe zusammengerückten Gefahren von der "Asylantenflut" bis zur "organisierten Kriminalität" auszurufen sucht (3). Gewiß: Freimut Duve hat recht, wenn er in seiner enttäuschten "Antwort auf Jürgen Habermas" auf "die ethische Kernfrage" hinweist, "die der modernen reichen Gesellschaft" heute gestellt sei (Fluchtbewegung in: Die Zeit vom 8. Januar 1993): sie sei "ökonomisch grenzenlos in die Welt eingewoben". Mit dieser Formulierung wird allerdings die ökonomisch machtvolle Nutznießerrolle der Bundesrepublik allzu pastellfarben gezeichnet. Am Exempel Vereinigung. Welch ein Stumpfsinn. Anfang 1993 ist derselbe fast allen einsichtig, der doch 1989 schon hätte bemerkt werden können. Dennoch werden die Irrungen, nun z. T. zum "Sachzwang" geworden, fortgesetzt. Als dürften und könnten die Ostdeutschen wie personifizierte Drehbühnen behandelt werden. DDR-Bürger gestern, voraussetzungslose BRD-Bürger heute. Als hätte ein rasches zweites "Wirtschaftswunder" angenommen werden dürfen, angetrieben vom Wohlstands hunger der "Neufünfländer". Ein grotesker Phantasiemangel paarte sich mit dem bornierten Interesse, die Bundesrepublik allein mit einem wohlgefälligen neuen Hinterhof zu versehen und ansonsten "weltmännisch" endlich auf "normal" zu trimmen. Hier trifft Habermas ins Schwarze. Darum wurde im Handumdrehen die Währungseinheit hergestellt, obwohl gerade "systemtreue" Wirtschaftswissenschaftler davor gewarnt hatten, die "Eigernordwand im Winter" zu besteigen (siehe Lutz Hoffmann: Gefahr für das Modell der Bundesrepublik in: FAZ vom 13. Februar 1993). Darum wurde mit der Schraubzwinge vereinigt. Damit am 6. Dezember 1990 der Bonner Positionskuchen unverändert verteilt werden könne. Darum wurde, negativ ungleich wirksamer, die "Ordnung" der alten Bundesrepublik auf allen Gebieten nur hektisch "erstreckt", statt die Chance ohnehin nötiger Form am Schopf zu packen.

Selbst den geringsten aller Erfordernisse des Übergangs wurde zuwidergehandelt. Die unvermeidliche Verunsicherung wurde dadurch vermehrt, daß Mieten und Bodenpreise prinzipiell freigegeben worden sind und in Sachen Eigentum versucht wurde, die Geschichte rückgängig zu machen. Selbst ökonomisch zeitigte diese Un-Politik desaströse Folgen. Viel entscheidender sind allerdings die habituellen Effekte, die noch lange andauern werden. Ingesamt betrachtet zählt indes nicht dieses oder jenes Fehlverhalten. Wer hätte schon alles richtig machen können. Einen Meisterplan gibt es in der Politik allemal nicht. Wollte man einen vermeintlichen praktizieren, wären unsägliche Kosten zu verbuchen. Was zählt, ist die (fundamental Bürgerinnen und Bürger verachtende) Methode einer prozeß-, reibungs- und möglichst öffentlichkeitslosen Einigung, eine Methode, die sich auch in der Stasi- bzw. SED-Nichtaufarbeitung bewährt. Und wie im Kontext der sog. Ausländerfrage müssen populistische Rechtfertigungen, man sei doch nur dem Drängen der westwärts drängenden Ostdeutschen gefolgt, als Ersatz demokratischer Aufklärung, zeitlassender Diskussion und breiter Entscheidungsverfahren herhalten (die demokratisch ahnungslose Sibylle Tönnies meint Habermas ob seiner Kritik am scheindemokratischen Populismus als jemanden kritisieren zu dürfen, der sich elitär von der Mehrheit der Bürger abkehre, wenn sie den "eigenen Zielen" widerspreche; siehe Die Linken verlassen die sinkenden Massen, in: FAZ vom 23. Dezember 1992). Dementsprechend wählte man - und tut es in kleinerer Münze weniger frohgemut, aber unverändert noch heute - das Hauruckverfahren des Anschlusses mit Hilfe des dafür nicht vorgesehenen Art. 23 GG, statt eine ausführliche Verfassungsdiskussion in Gang kommen zu lassen, die dem für diesen Fall angemessenen Art. 146 GG entsprochen hätte.

Am Exempel europäische Einigung; am Exempel neue Weltmachtrolle; am Exempel . . . Wo immer man die Bonner Politik und ihre Hauptakteure betrachtet, man kann dabei das Gruseln lernen. Geschäftig werden Fetzen von ungaren Lösungen angehäufter Probleme jeden Tag neu geflickt. Mit kleinem Instrumentenkasten (so Helmut Lölhöffel am 17. Februar 1993 in der FR die SPD kennzeichnend) rennen smart eingetuchte Politikmanager nervös hin und her, als hätten sie am meisten davor Angst, irgendwo profiliert anzuecken oder irgendwann die Wahl = Positionserhaltungs- und Erweiterungschancen zu gefährden, indem sie die gegebenen Probleme beim Namen nennten, nüchtern ihre Ursachen ausmachten und für angemessene Lösungen würben. Indem die Bevölkerung, "der Volkssouverän", so unmittelbar bis zur Denk- und Handlungsblockade ernstgenommen wird, wird sie in ihren demokratischen Nöten und Chancen unterdrückt und kindisch behandelt.

Es nützt nichts, auf "die" Politiker einzuschlagen, die neuerdings eine eigene letzte Klassenbezeichnung erhalten: "politische Klasse". Darin zeigt sich der Grad ihres Abgehobenseins, aber auch die Gefahr der Kritiker, sich selbst aus dem kritischen Zusammenhang wegzustehlen. Als wären die neuerdings ungeliebten Politprofis an allem oder gar alleine schuld. Diese sind, banal diese Einsicht, aber gerade deswegen nicht zu vergessen, nicht "schlechter" als die Nichtgruppe der Intellektuellen und die Nichtgruppe der Linken, zu welch beiden ich mich wohl selbst zu zählen habe (es bedarf freilich schon einer ressentimenttrunkenen antilinken Scheuklappenprojiziererei - mit einem geradezu ontologisch vorausgesetzten Begriff "der" Linken -, um so unbedarft allgemein zu klotzen, wie dies der sonst differenzierungsfähige Henning Ritter jüngst in der FAZ vom 20. Februar 1993 getan hat What's left? Einkehr zur Weltfremdheit).

Läßt man jüngere bundesdeutsche Zeitbeobachtungen vor dem auf Diagnosen und Einfälle erpichten Auge Revue passieren, dann wird man bitter enttäuscht. Von besorgten Betulichkeiten (vgl. Christian Meier: Keiner hat den neuen Kompaß in: Die Zeit vom 12. Februar 1993), bar jeder analytischen Schürfung über ein geradezu abstruses "Volks"-Geraune (Karl Otto Hondrich: Das Volk, die Wut, die Gewalt, in: Der Spiegel 1/1993), der gegenläufigen runderneuerten Individualisierungsthese, die immerhin den Lauf der Zeit für sich hat, von Ulrich Beck und anderen bis hin zu allen möglichen Formen eines neuen "Verfassungspatriotismus" und Vorschlägen nötiger, nicht korrupter, nicht apparativ eingebundener Politiker (s. im Merkur 1/1993 Ronald Hitzler: Politik als Beruf heute - und morgen) bzw. einer Politik, die etwas mehr "die Bedürfnisse des Menschen nach Zugehörigkeit und Solidarität" erfüllt (Henning Ottmann: Leerlauf der Emanzipation") in SZ vom 20. Februar 1993 reichen die gedankenmageren Einlassungen von Vertretern der intellektuellen Elite.

Auch ansonsten ist keine ,Kraft', keine Institution zu entdecken, die wenigstens aussagte, "was ist". Das institutionelle Defizit gähnt, wohin das Auge fällt. Nicht daß es an Apparaten fehle. Beileibe nicht. Man denke nur an die universitären Ungetüme. Aber solche, die funktionierten, solche, die unbeschadet allen Reibungsverlusts in der Praxis eine Konzeption, universitär etwa eine Bildungsidee verläßlich und durchsichtig verwirklichten - der Blick bleibt nirgendwo haften. Diese Erscheinungen sind nicht neu. Falsch wäre es, so zu tun, als habe in Bonn also etwa eine keynesianische Politik prächtig funktioniert oder "der" Sozialstaat im angeblichen "sozialdemokratischen Jahrhundert" alle Probleme trefflich klein und sozialverträglich fein gemahlen. Die Erosion der hauptsächlichen Institutionen der Bonner Republik findet seit langem statt (wohlgemerkt auch solcher in vergleichbaren Ländern, deren Probleme hier nicht apostrophiert werden können). Für die gegenwärtige Perspektivlosigkeit gilt es deshalb selbst eine historisch-zukünftig gerichtete Perspektive zu wahren, um nicht im Aktualismus, auch nicht in einer aktuellen politisch-moralischen "Panik" zu ertrinken.

Nicht die Korruption von Politikern ist das Problem, obwohl sie geradezu System zu haben scheint (und ich Herrn von Arnim gut verstehen kann). Das Problem besteht in den nicht mehr angemessen funktionierenden Institutionen der liberalen Demokratie und gleichfalls in den Institutionen der Marktwirtschaft, die deutsch den schmückenden Beinamen "sozial" erhalten hat. Die Einsicht in die systematischen Defizite dieser beiden politisch-ökonomischen Vergesellschaftungsformen, betrachtet man sie angesichts der heute gegebenen und morgen herausdämmernden Probleme, ist durch den Kalten Krieg ebenso verhindert worden, wie sie durch den angeblichen Sieg nach dem Zusammenbruch des "realen Sozialismus" verstellt wird. Drängen nicht alle osteuropäischen Länder hastig und vorbehaltslos danach, sich das "westliche" Muster anzueignen? Gäbe es eine Alternative zum "Projekt liberaler Demokratie" und zum "OECD-Frieden" (Dieter Senghaas)?

Doch die nötige, nüchterne Analyse blockierende Frage nach "der" Alternative kommt zu früh. Nicht um ein Bekenntnis zur liberalen Demokratie oder einer Ökonomie ist es zu tun, die ohne kräftige Marktvermittlungen nicht auskommt. Gerade, wenn das Verfassungsversprechen liberaler Demokratie gehalten werden soll, wenn also verantwortliche Politik und nicht eine "prinzipielle Standpunktlosigkeit" (Josef Haslinger) gefragt ist, gerade dann bedarf es der geschulten Rücksichtslosigkeit des Blicks, wie Max Weber das analytische Erfordernis des Tages formuliert hätte.

Drei Einsichten lassen sich dann nicht verleugnen. Daß die liberale Demokratie von ihren Aufgaben quantitativ und qualitativ erdrückt wird, zum ersten. Als sie im 17. und 18. Jahrhundert konzipiert und im 19. Jahrhundert z. B. in England anfänglich praktiziert worden ist, waren die heutige Ausdehnung und Intensivierung von Regulierungen aller Art nicht vorstellbar. Die bürokratisch-exekutive Definitionsmacht hat deswegen das Parlament längst in die Ecke gedrängt und auch die vermittelnden Gewalten wie die Parteien entsprechend erfaßt. Daß die ökonomische Expansion und das "Gesetz" der dauernden - technologischen - Innovation die Politik in den Windschatten drängen und ihr eine Größenordnung und Beschleunigung aufnötigen, die sie ortlos werden läßt, zum zweiten (vgl. Claus Koch: Markwirtschaft. Von den kommenden Umwälzungen in Westeuropa, in: Merkur 1/93). Bürgerin und Bürger sind politisch ohne Bleibe, ohne Ansatz- und Hebelpunkt. Sie wurden freilich liberal immer schon naiv vorausgesetzt und in den nötigen soziopolitischen Bedingungen ihres Selbstbewußtseins und ihrer Handlungsmöglichkeit mißachtet. Daß das ökonomische Wachstum und die zunehmende Weltmarkt-Expansion der führenden Branchen und Dienstleistungen mitnichten einen quasi automatischen Effekt in Richtung von mehr Freiheit und Gleichheit erzeugt, zum dritten. Schon Max Weber hat darauf hingewiesen, daß eher das Gegenteil anzunehmen ist.

Begreift man diese strukturellen Gegebenheiten, ihre Gründe und ihren ohnmachtsteigernden internationalen Zusammenhang, dann wird deutlich, daß die "normalen Unfälle", die Charles Perrow als unvermeidliche Eigenarten technischer Großprojekte erkannt hat, gleicherweise zur heutigen "Groß"-Politik gehören. Die von oben nach unten drückende Komplexität hat sich derart gesteigert, daß das politische Alltagsversagen in aufwendiger Betriebsamkeit und symbolischen Aktionen aller Art geradezu als Regel erwartet werden muß. Die von einzelnen Akteuren besser oder schlechter ausfüllbaren Spielräume sind nicht irrelevant geworden. Am zukunftversäumenden, letztlich kaum verantwortbaren Muster solcher Politik vermögen auch die besten wenig zu ändern, von der sortierenden Fernsehtour ihres Aufstiegs und deren Kosten zu schweigen.

Darum steht die Verfassungsfrage im weitesten Sinne auf der Tagesordnung. Genauer: sie müßte auf derselben stehen, wenn gegenwärtig und zukünftig verantwortliche Politik und wenn Bürgerinnen und Bürger angestrebt werden, die solche Verantwortung einfordern und selbst auf ihre Weise tragen können. Wie müßten numerisch große Gesellschaften, die sich nicht mehr in nationalstaatlicher (Pseudo-)Souveränität abkapseln können, innerlich und äußerlich organisiert werden, damit Politik eine Chance erhalte? Sollte diese Frage wenigstens halbwegs und ohne fahrlässig verstreute "catchwords" allenfalls anscheinschafter Einsichten beantwortet werden, dann bedürfte es der scheuklappenlosen Bestandsaufnahme gegenwärtiger sozioökonomischer und politischer Verfassungsprobleme ebenso wie der gebündelten Phantasie der besten, sich endlich in streitbarer Eintracht zusammensetzenden Geister. Die Zeichen stehen nicht günstig. Die Wegegabel ist längst überschritten. Doch Gabelungen gibt es immer erneut, wenngleich die Wegekosten zunehmen.

Drei sehr unterschiedliche Charaktere sind im letzten Vierteljahr gestorben. Günter Anders zuerst. Im Dezember 1992. Dann Leo Löwenthal im ersten Monat des neuen Jahres und kurz danach Hans Jonas. Sie alle waren von Deutschland vertrieben worden. Einer war nach Wien zurückgekehrt, die beiden anderen blieben der Bundesrepublik gegenüber, Nordamerikaner geworden, in sympatetisch-kritischer Distanz. Das, was sie so unterschiedlich vertreten haben und das doch, betrachtet man die heutigen Nöte und Wirrnisse, so nah zusammengehört, mag als die Aufgabe erinnert werden, die den Bundesdeutschen, anderen auch, aber ihnen besonders, aufgetragen ist. Mitten in der politischen Verwahrlosung unserer Tage. Der Antiquiertheit des Menschen (eines Menschen fähig der Menschenrechte) zu widerstehen, indem das Prinzip Verantwortung in Gesellschaft und Politik neu institutionalisiert wird. Die erste Verfassungsregel einer zeitgemäß weltbürgerlich und doch begrenzt organisierten Gesellschaft aber bestünde im radikal geltenden Minderheitenrecht, damit jeder und jede als sein oder ihr "abweichender Fall" leben könne.

"Naturfreunde" bieten wieder Radtouren an

Die Radwandergruppe der Frankfurter "Naturfreunde" hat ihr Jahresprogramm vorgelegt, das elf Veranstaltungen umfaßt. Der Start in die Saison ist für den 4. April mit einer Tour "In den Süden" vorgesehen. Es folgen in den Sommermonaten unter anderem eine Rundtour auf dem Grüngürtel-Radweg sowie Fahrten nach Seligenstadt, durch den Taunus, den Pfälzer Wald und Rheinhessen.

Teilnehmen können auch Radler, die nicht Mitglieder der "Naturfreunde" sind. Wer das komplette Programm haben möchte, schickt einen frankierten Rückumschlag an Hans Hermann Müller, Am Herrenhof 46, 6000 Frankfurt 50. vo

Drogenmodell Dortmund nicht für Frankfurt

Das Dortmunder Pilotprojekt "Therapie sofort" stellt nach Auffassung des Magistrats keine Möglichkeit dar, die Frankfurter Drogenprobleme zu verringern. In einem ausführlichen Bericht wird der Antrag der CDU abgelehnt, für ein ähnliches Projekt im Haushalt zehn Millionen Mark zur Verfügung zu stellen. Kernpunkt des Pilotprojekts ist, interessierte Drogenabhängige binnen 72 Stunden in eine geeignete Therapieeinrichtung zu vermitteln.

Der Magistrat begründet seine Ablehnung zum einen mit dem geringen Erfolg von "Therapie sofort", zum anderen handele es sich in Frankfurt um eine andere Zielgruppe als in Dortmund. Dort blicke die Mehrzahl der Projektteilnehmer auf eine kurze Suchtkarriere zurück, während die Süchtigen der Drogenszene in Frankfurt im Durchschnitt seit elf Jahren abhängig seien.

Die Erfolgsbilanz des Dortmunder Projekts sei ohnehin recht ernüchternd. Von den 211 Teilnehmern hätten nur 82 die einwöchige Entgiftung beendet. Nur 95 seien anschließend in die reguläre Therapie gegangen. Nach einem Jahr befanden sich noch 51 in Therapie, heißt es in dem Bericht weiter.

Das Fazit des Magistrats: Der Anspruch der CDU mit "Therapie sofort" eine adäquate Antwort auf die Probleme der Frankfurter Drogenabhängigen zu geben, habe sich "bei näherer und seriöser Betrachtung" als leichtfertig herausgestellt. ft

Kein Umstieg ohne Schulung

Der Preisverfall auf dem Mikrocomputermarkt, der nach Expertenmeinung bei den PCs und den mit ihnen direkt konkurrierenden Macintoshs nicht haltmachen wird, hat auf den ersten Blick zu der Situation geführt, daß neu gegründete oder auf EDV umstellende Kleinbetriebe für relativ wenig Geld an eine sinnvolle Hardware- Ausstattung für ihre Verwaltung kommen. Gesellt sich zum leistungsfähigen PC mit Drucker und Monitor noch eine Software für die Korrespondenz, die Auftragsverwaltung, Kalkulation und einer mit Buchführungsschnittstelle zum Steuerberater hinzu, würde das für einen kleinen Handwerksbetrieb schon ausreichen. Es wäre allerdings kurzsichtig, bei der Planung nicht weiterzudenken: Die Kartons, in denen man sich die Rechnerpower bei einem Discounter abholt, enthalten zwar meist Handbücher und Bedienungsanleitungen, aber wer vorhat, den Einstieg in die EDV-Welt auf eigene Faust zu schaffen, wird böse erwachen. Spätestens beim Einrichten eines Netzwerkes ist fachmännischer Rat unverzichtbar.

Die fallenden Preise haben auf dem Computermarkt zu einem knallharten Wettbewerb im Bereich der Dienstleistungen geführt. Viele Systemhäuser, auch VAR - Value Added Resellers genannt -, haben die Zeichen der Zeit erkannt und verlagern ihre Aktivitäten in die Bereiche Beratung, individuelle Programmierung und Anwenderschulung. Das hat für den Anwender den Vorteil, daß auch hier ein Konkurrenzkampf einsetzt, der im Grunde zu einem Preisverfall führen müßte. Die Preise, die gefordert werden, sind durchaus unterschiedlich, und in den meisten Fällen kauft man die Katze im Sack, denn: Wer kann vorher sagen, wie gewissenhaft geschult wird und wie kompetent die Netzwerkwartung vonstatten gehen wird? Für den Mittelstand ist es daher unabdingbar, im Vorfeld ein paar Punkte abzuklären, die Rückschlüsse auf Seriosität und Kompetenz des Anbieters zulassen.

Werden die üblichen Klassenzimmer-Schulungen angeboten, die in speziellen Seminarräumen beim Anbieter stattfinden, sollte man sich davon überzeugen, daß Raum und technische Ausstattung ein sinnvolles Arbeiten ermöglichen. Als Faustregel gilt, daß jedem Kursteilnehmer ein Rechner zur Verfügung stehen sollte. Ist dies nicht der Fall, sondern man muß sich zu zweit oder gar zu noch mehreren einen Rechner teilen, prägen sich die Lerninhalte längst nicht so gut ein: Psychologen haben herausgefunden, daß man von Lerninhalten, die man akustisch wahrnimmt, etwa zwanzig Prozent im Gedächtnis behält. Besteht die Möglichkeit, das Gelernte gleichzeitig auszuprobieren und anzuwenden, steigt diese Quote auf durchschnittlich sechzig Prozent an.

Sollen im größeren Betrieb ganze Abteilungen in der Anwendung eines neuen Systems ausgebildet werden, bieten sich sogenannte Inhouse-Schulungen an, die, wenn sie gut vorbereitet sind, auch gleich innerbetriebliche Gegebenheiten berücksichtigen können. Seriöse Ausbildungsinstitute liefern Schulungsunterlagen mit, die man sich vor Vertragsabschluß zeigen lassen sollte. Dabei spielt es weniger eine Rolle, ob die Unterlagen auf Hochglanzpapier gedruckt sind oder aus dem Kopierer stammen, sondern ob sie zumindest den Eindruck machen, didaktisch aufbereitet zu sein und möglicherweise später noch als Nachschlagewerk dienen können - das kann erhebliche Kosten sparen. Der entscheidende Faktor ist jedoch die Kompetenz des Seminarleiters, die man allerdings vorab kaum feststellen kann. Hier helfen einem nur Referenzen weiter, die man sich nicht nur aufzählen lassen, sondern auch überprüfen sollte.

Doch Vorsicht ist angebracht: Stammen die Erfahrungen anderer Unternehmen aus der Zeit vor der Wiedervereinigung Deutschlands, kann die Personalstruktur des Schulungsanbieters sich inzwischen bedeutsam verändert haben, denn der enorme Schulungsbedarf im Osten hat aus dem Westen gute Kräfte abgezogen, die teilweise durch unerfahrene Neulinge und pädagogisch ungeschulte Quereinsteiger ersetzt wurden. Dies gilt besonders in den ehemaligen Zonenrandgebieten. Erste Anhaltspunkte zur Auswahl liefern die Empfehlungen der Arbeitsämter, die durch ihre Umschüler einschlägige Erfahrungen mit Ausbildern sammeln, und die Empfehlungen der Herstellerfirmen, die bestimmte Firmen zu "autorisierten Ausbildern" ernennen.

Ausbildungen im Fernunterricht sind auch im EDV-Bereich möglich und üblich, doch sollte man bedenken, daß den Arbeitnehmern dann hinreichend Gelegenheit gegeben werden sollte, das Gelernte auch an einem Rechner einzuüben. Das bedeutet, daß zusätzlich zum weiter laufenden EDV- Einsatz im Unternehmen Computerkapazitäten vorgehalten werden müssen, an denen das neue System eingeübt werden kann. Wer sich für diese Form der Weiterbildung interessiert, erhält weitere Informationen bei der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln, die für bestimmte Anbieter auch Gütesiegel vergibt - allerdings leider nur für Kursanbieter im Fernunterricht. Eine Institution für "normale" Anbieter wäre wünschenswert, scheitert aber an der Schwierigkeit der Erfassung. FRIEDER MIDDELHAUVE

Wenn der Computer im Wohnbereich nicht mehr stört . . .

In der heutigen Wettbewerbsgesellschaft, in der viele Entscheidungen dem Faktor "Geschwindigkeit" überlassen werden, kommt es vielfach kaum noch auf abgesessene Bürostunden an. Leistung, nicht Anwesenheit zählt; Leistung, verstanden als Kombination von Arbeit, Kreativität, Besonnenheit und Wachheit zur richtigen Zeit. Gerade jüngere, hochqualifizierte Mitarbeiter wissen genau, daß dieses neue Leistungsverständnis in der Arbeitswelt mit der althergebrachten Einstellung "Arbeiten bis zum Umfallen" kaum noch etwas zu tun hat.

Vor diesem Hintergrund bieten in manchen Branchen schon heute Firmen einigen ihrer Mitarbeiter immer öfter flexible Arbeitszeitmodelle und Rückzugsmöglichkeiten in private, kreative Bereiche an. Neben den gängigen Gleitzeitmodellen, sind dort, wo die Arbeit es zuläßt, neue Stichworte in der Diskussion: Job-Sharing, Sabbaticals, Zeitguthaben, Jahresarbeitszeitverträge, Wochenarbeitszeit-Switches etc.

Auch das Wohnbüro ist eine Vision, die tagtäglich in den westlichen Industrienationen langsam Formen annimmt. Je mehr Tätigkeiten in Büros zu Hause verlagert werden können, um so günstigere Auswirkungen auf das Problem des Berufsverkehrs sind zu erwarten. Aus betrieblicher Sicht kann der Rückzug vom hektischen Büroalltag für all die Berufe, in denen ein ungestörter, kreativer Freiraum für die gewissenhafte Problembewältigung erforderlich ist, ebenfalls günstig sein.

Die technischen Voraussetzungen für das Wohnbüro mit Telefon, Telefax und PC-Networking können heute durchaus als gegeben angesehen werden. In der Mehrzahl der Unternehmen dürfte das Wohnbüro allerdings für die meisten Mitarbeiter aufgrund organisatorischer und struktureller Hindernisse, die in vielen Branchen mit der Art der erzeugten Produkte oder Dienstleistungen eng verkettet sind, noch auf längere Zeit eine unerreichbare Vision bleiben. Trotzdem gibt es heute schon Vorreiter in Sachen Wohnbüro, vor allem in High-Tech- Sektor selbst, wo so manches hochbezahlte Softwaremodul am heimischen PC ausgetüftelt wird.

Funktionsfähig ist das Wohnbüro durch innovative Hersteller aus der Kommunikationsbranche geworden. Jetzt wird ein weiterer Schritt vollzogen. Das Wohnbüro wird auch salonfähig: Immer mehr technische Geräte kommen mit einem anspruchsvollen, kompakten Design auf den Markt, das - im High-Tech-Jargon ausgedrückt - "kompatibel" zum modernen Wohnraum- ambiente ist. Gefordert sind bei diesem neuen Trend zum Deisgn für das Wohnbüro aber nicht nur die Produzenten technischer Geräte, sondern vor allem auch die Hersteller von Büromöbelsystemen.

Viele Ansprüche des Wohnbüros treffen sich mittlerweile mit den Anforderungen führender Unternehmen an eine professionelle Büro-Innenausstattung: In funktioneller Hinsicht soll hier als Hauptaspekt die geschickte Einbindung der modernen Kommunikationsmittel genannt werden. Frei herumliegende Kabel oder Steckdosen müssen nicht nur aus ästhetischer Sicht durch spezielle Kabelführungen und Vorrichtungen unsichtbar gemacht werden: Die ohnehin schon strengen Vorschriften der Berufsgenossenschaften zur Vermeidung von Unfällen im Büro sollten gerade in Wohnbereich (z. B. spielende Kinder) als absoluter Minimumstandard angesehen werden.

Auch die Design-Qualität von modernen Büromöbelsystemen kann sich heutzutage sehen lassen. Denn auch die Ansprüche der Unternehmen an die Farb- und Formgebung der Büroeinrichtungen sind - Stichworte: Corporate Identity, Corporate Design - in den vergangenen Jahren gestiegen. Nicht umsonst suchen renommierte Hersteller, die mit namhaften Designern zusammenarbeiten oder auch eine eigene, innovative Design-Abteilung beschäftigen, den Vergliech im Wettbewerb um die einschlägigen internationalen Design-Preise.

O. St.

CeBIT'93 Hannover - führende Veranstaltung der I + K-Branche

Mehr denn je sei im siebten Jahr nach ihrer Verselbständigung 1986 die CeBIT Hannover die weltweit führende Veranstaltung der Informations- und Kommunikations-Industrie (I+K), stellt die Messeleitung fest. Trotz konjunktureller Schwierigkeiten der Branche hätten sich über 5600 Aussteller (1992: 5402) aus 45 Ländern für eine Beteiligung an der CeBIT '93 Hannover (24.-31. März) entschieden. Auf einer vermieteten Nettofläche von 320 000 Quadratmetern (1992: 306 571) stellt sich die kommende Veranstaltung wieder als internationale Plattform der Büro-, Informations- und Telekommunikationsbranche dar. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der CeBIT '93 Hannover werden dabei durch die Vollendung des EG-Binnenmarktes und die fortschreitende Öffnung der osteuropäischen Märkte gekennzeichnet.

Weit mehr als eine halbe Million Besucher (1992: 648 900) wird zu den acht Messetagen in Hannover erwartet, um sich über das nahezu komplette internationale Angebot und die sich abzeichnenden Trends zu informieren. In insgesamt 22 Hallen präsentiert sich das Angebot und gibt, strukturiert nach Angebotsschwerpunkten, einen Überblick von der klassischen Bürotechnik und Datenverarbeitung über die Software, die computergestützten Fertigungsverfahren, die Bank-, Sparkassen- und Sicherheitstechnik bis hin zu den besonders expansiven Bereichen der Telekommunikation und Netzwerktechnik. Abgerundet wird das Programm durch die 1992 etablierte Halle zum Thema "Forschung und Entwicklung".

Die weltweiten politischen Veränderungen, insbesondere die Auflösung des Ostblocks, finden ihren Niederschlag in einer geänderten Partnerland-Konzeption: Während in der Vergangenheit jeweils einzelne Länder auf der CeBIT mit einem breiten Ausstellungs- und Rahmenprogramm präsent waren, konzentriert sich 1993 das Interesse auf Mittel- und Osteuropa. Der sich in den Ländern des europäischen Ostens offenbarende Nachholbedarf beim Aufbau einer modernen Informations- und Kommunikationstechnik hat die Deutsche Messe AG und die führenden Industrieverbände der I+K-Branche zu der Entscheidung veranlaßt, diesen als Partnerregion 1993 eine entsprechende internationale Präsentationsplattform zu bieten. Im Rahmen des 5. Internationalen CeBIT Forums "Business with Eastern Europe" werden leitende Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler und Medienvertreter im intensiven Dialog einen schnellen Know-how-Austausch einleiten und vielfältige Formen der wirtschaftlichen Kooperation vorbereiten.

Auch 1993 wird die CeBIT Hannover dem Anspruch als internationaler Produktpremieren-Termin gerecht. Die Anwesenheit maßgebender Anbieter, Topmanager, DV- Experten, Wissenschaftler, Politiker und Medienvertreter garantiert die optimale Einführung von Produktinnovationen in internationale Märkte. Die konzentrierte Form der Darstellung, so stellt die Messeleitung fest, eröffnet vielfältige Chancen für Kooperation und Technologietransfer. Hervorzuheben sind im Ausstellungsprogramm '93 der stark ausgeweitete Bereich der Softwarepräsentationen und die vier dem Thema Telekommunikation gewidmeten Hallen. Dabei spielt das Segment Mobilfunk einschließlich der Endgeräte eine besondere Rolle. Auch die Netzwerktechnik expandiert und zeigt konzentriert in zwei Hallen aktuelle Anwendungen. Erstmals sind diese beiden Hallen mit einem fest installierten Inhouse-Netzwerk ausgerüstet, um die Möglichkeiten der verschiedenen Komponenten direkt im Einsatz vor Ort zu demonstrieren.Generell setzt sich der Trend zu problem- und anwendungsorientierten Lösungen für alle Bereiche der Wirtschaft und Verwaltung fort. Offene Kommunikationsstandards und die Integration unterschiedlicher Technologien eröffnen neue Horizonte für alle beteiligten Branchen.

Die CeBIT '93 präsentiert im Verbund dieser Branchen nach Aussage der Messeleitung nahezu alle auf dem Markt befindlichen Geräte, Systeme, Programme und Dienstleistungen und bietet dem internationalen Fachpublikum optimale Orientierungsmöglichkeiten.Das Messekonzept integrierter Sonderveranstaltungen wird kontinuierlich weiterentwickelt. Neben den bereits in der Vergangenheit intensiv genutzten Präsentationen "Chancen 2000 - Technologie verbindet" (Halle 28), "Bank-Finanz-Systeme" und "Das sichere Rechenzentrum" (Halle 18/EG bzw. OG), "Strategic Research Center" (Halle 22), "Satellite Business" (Halle 23), "Software-Zentrum Mittelstand" und "Europäisches Software-Zentrum" (Halle 4/OG bzw. EG) und "EDA - Electronic Design Automation" (Halle 21) stellt sich 1993 erstmals "ENAC - European Network & Applications Center" vor. Dieses Center in Halle 14 ist Ergebnis der konsequenten Weiterführung des "Kommunalen Anwender Centrums" angesichts der Etablierung des Europäischen Binnenmarktes. Künftig im jährlichen Turnus und in erweiterter Themenstellung bis hin zu den Bereichen staatlicher Verwaltung und privatisierter Aufgabenfelder der öffentlichen Hand wird ENAC unter dem Motto "Anwender beraten Anwender" die Grundlage für einen übergreifenden Informationsaustausch in einem vernetzten Europa bieten.

Eine Reihe von Fachtagungen, Foren und Symposien zu aktuellen Themen ergänzt das Ausstellungsprogramm und bildet die Basis für zusätzliche wirtschaftliche und wissenschaftliche Impulse. gadö

Auftritte

Entwicklungstrends bei Sprechanlagen

Sprechanlagen sind prinzipiell von den Postdiensten unabhängig. Sie arbeiten über ein hausinternes Netz und sind ein ideales innerbetriebliches Kommunikationsmittel. Zu ihnen zählen: Wechsel- und Gegensprechanlagen; im Fachjargon werden sie unter dem Begriff "Intercom" zusammengefaßt.Bei Wechselsprechanlagen muß der Anrufer zur Benutzung einen Knopf drücken, bei Gegensprechanlagen kann er dagegen frei sprechen. Die Wiedergabequalität ist bei Wechselsprechanlagen meist besser, weil die Anlage immer nur für eine Sprechrichtung freigegeben wird; dafür muß der Anrufer immer unmittelbar bei seinem Gerät bleiben.

Wechsel- und Gegensprechanlagen entlasten wirkungsvoll das Telefon. Umfangreiche Untersuchungen, die der ZVEI, Zentralverband der elektrotechnischen Industrie e. V., durchführen ließ, zeigen: 40 Prozent aller Anrufe bleiben unbeantwortet und 20 Prozent treffen auf eine besetzte Nebenstelle. Im Gegensatz zum Telefongespräch vermeidet der Sprecher bei der Benutzung von Intercom-Anlagen alle Höflichkeitsfloskeln und Phrasen. Eine kürzlich durchführte REFA-Studie kam zu dem Ergebnis: Bei gleichem Informationsgehalt vermindern sich die Gesprächszeiten mit einem Intercom-Gerät auf ein Sechstel der sonst üblichen Fernsprechzeit. Diese Zeitersparnis ist bedeutend; denn 70 Prozent aller betrieblichen Sprachkommunikation spielt sich nur intern ab.

Zwei Probleme erschweren den Einsatz von Intercom-Anlagen:

• die Geräte bedürfen einer gesonderten Verkabelung,

außerdem

• haben die meisten Mitarbeiter Hemmungen, über sie ihre Vorgesetzten anzusprechen, da sie dabei leicht einen unpassenden Moment erwischen könnten.

Aus diesen Gründen wurde in den vergangen Jahren das Intercom-Geschäft stark zurückgedrängt. Der moderne Fernsprechverkehr mit den Leistungen aus dem ISDN ließ den Eindruck aufkommen, mit ihm könnten auch alle Probleme der modernen innerbetrieblichen Kommunikation gelöst werden. Das hat sich aber nicht bewahrheitet; daher setzte bei den Intercom-Anlagen inzwischen eine Renaissance ein. Sie ist auch darauf zurückzuführen, daß heute die Eigenschaften der Sprechanlagen nicht mehr hinter denen eines Komfort-Telefons zurückstehen. So können zum Beispiel die Chefs durch eine "Diskretschaltung" ihr Intercom-Gerät gegen Störungen sperren; nur ein dezenter Ton macht sie dann auf den Gesprächswunsch eines ihrer Mitarbeiter aufmerksam. Ihnen bleibt es überlassen, wie sie darauf reagieren.

Mit weiteren Erleichterungen rechnen die Anbieter: Einige glauben, daß die Verkabelung durch Funkverbindungen abgelöst wird; andere bezweifeln dies. Sie führen ins Feld, daß damit die Deutsche Bundespost einen unerwünschten Einfluß bekäme, die Qualität der Sprachwiedergabe sänke, und der heute mögliche Benutzungskomfort zurückginge. Alle scheinen aber damit zu rechnen, daß bald die Sprach- um die Bildübertragung ergänzt wird. Sie könnte ähnlich wie das Bildtelefon das Konterfei des Gesprächspartners übermitteln, aber natürlich auch Bilder, die das Gespräch vereinfachen und verkürzen. Auch die Kombination von Intercom-Anlagen mit Personensuchsystemen und Voice Mail (zentral eingerichtete Sprachboxen, in denen Nachrichten für bestimmte Einzelempfänger oder Empfängergruppen elektronisch hinterlegt werden können) sind möglich. Sie werden wohl schon in wenigen Jahren auf dem Markt sein. H.Mür

Digitalisierung bei Diktiergeräten macht Fortschritte

Fast alle Diktiergeräte arbeiten mit Kassetten. Die Aufzeichnung erfolgt analog. Technisch ist das ein relativ einfaches Verfahren. Für den Diktierer hat es aber einige unangenehme Nachteile: er kann nur schwer nachträglich Texte in sein Diktat einfügen oder aus ihm löschen. Verfügt aber seine Sekretärin über einen modernen Computer mit Bildschirm, so bereiten ihm solche Änderungen keine Schwierigkeiten, da die Schreibkraft mit dem Cursor (Lichtpunkt) jede Textstelle, die sie ändern möchte, unmittelbar ansteuern kann. Für sie und den Diktierenden ist es aber umständlich, bestimmte Stellen im Diktat zu finden. Zwar hat die Industrie dafür inzwischen einige technische Hilfen entwikkelt, trotzdem bleibt der Zeitbedarf, um eine bestimmte Stelle auf dem Band zu erreichen.Beide Probleme lösen ideal digitale Aufzeichnungsverfahren. Bei der Digitalisierung des Diktats tauchen aber einige Probleme auf.

So ist Sprache besonders speicherintensiv; man benötigt daher für sie besonders leistungsfähige Speichermedien: 2ã Stunden Diktat brauchen auf einer magnetischen Festplatte beispielsweise den Platz für 40 MByte (das sind 40 Millionen Buchstaben). Setzt man statt dieses dynamischen Speichers einen Festspeicher ein, macht sich sofort ein anderes Problem bemerkbar: er muß dauernd unter Spannung stehen, sonst verliert er seine Informationen.

Trotzdem gehört dem digitalen Aufzeichnungsverfahren die Zukunft. Fraglich ist nur, wann uns dafür handliche und preiswerte Diktiergeräte angeboten werden. Fachleute schätzen, daß heute ein Reisediktiergerät mit einem digitalen Speicherchip für eine zehnminütige Aufnahme mindestens 2000 DM kosten würde. Da die Preise für die Speicher aber schnell fallen, könnte in zwei Jahren ein solches Gerät wahrscheinlich bereits für 1000 DM angeboten werden.

Die ersten digitalen Diktiersysteme - der Begriff Diktiergerät wird ihren Aufgaben und ihrem Umfang nicht gerecht - werden bereits angeboten. Sie arbeiten alle mit einem oder mehreren Personalcomputern, auf deren Festplatten das Diktat gespeichert wird. Die hinter ihrer Entwicklung stehenden Philosophien sind allerdings sehr unterschiedlich. Dazu zwei Ausführungsbeispiele:Bei einem Modell wird auf einem zentral eingesetzten Personalcomputer mit einem Mikrofon, einem Multifrequenz-Tastentelefon oder über ein Autotelefon diktiert. Der PC dient ausschließlich der Aufnahme und Wiedergabe der Diktate und deren zentraler Verwaltung, also ihrer Zuteilung an die einzelnen Schreibkräfte sowie der Kostenabrechnung der Schreibarbeit.

Er kann also nicht zur Daten- oder Textverarbeitung verwandt werden. Damit wird - wie auch bei der anderen hier geschilderten Methode - der Transport der sonst üblichen Tonträger vermieden und dem Diktierenden das Einfügen und Löschen von Textteilen innerhalb seines Diktats wesentlich erleichtert. Die Festplatte speichert und verwaltet die Diktate wie Dateien aus der Text- oder Datenverarbeitung, bei denen ja auch nicht spürbar ist, ob in sie Daten eingefügt oder aus ihnen gelöscht wurden. Das Computerprogramm kann so eingestellt werden, daß alle Diktate eines Diktierers direkt zu einer bestimmten Schreibkraft gelangen.

Bei dem zweiten Modell verfolgt der Hersteller eine andere Produktphilosophie: Da bereits in vielen Betrieben die Personalcomputer verkabelt sind, nutzt der Hersteller die vorhandenen Netze. Eine Voraussetzung dafür ist die grafische Benutzeroberfläche Windows.

Der Computer wird lediglich um eine Schnittstellenkarte (Platine), um die Windows-Anwendersoftware sowie um ein Mikrofon beziehungsweise einen Fußschalter und Ohrhörer ergänzt. Der Diktierer steuert alle Funktionen und Befehle über die Maus (Windows). Aufnahme, Start, Stopp und Rücklauf kann er jedoch auch über das Diktiermikrofon auslösen. Will er während der Textansage Informationen aus anderen Anwenderprogrammen entnehmen, braucht er nur auf seinem Computerbildschirm über Windows ein oder mehrere zusätzliche Fenster zu öffnen. Besitzen die Rechner eine Modem-Faxkarte, können damit sogar Diktate übertragen werden, da sie im Prinzip aus den gleichen digitalen Impulsen bestehen wie jede andere Computerdatei.

Bei diesem System bleiben alle dabei verwendeten Personalcomputer auch für Text- und Datenarbeiten einsatzbereit. Das Diktat wird wie jede andere Datei auf deren Festplatten neben den übrigen Informationen gespeichert und verwaltet. Dr. H. Munter

Möbel- und Arbeitsplatzgestaltung sind eng verbunden

Nicht nur die Gestaltung (Planung) der Arbeitsaufgabe, des Arbeitsablaufes oder des Arbeitsplatzes hat Einfluß auf das Arbeitsergebnis, sondern ebenso die Gestaltung der Umgebung. Wie stark die Einbindung ist, stellt man meistens erst fest, wenn man sich den Gegebenheiten (der Architektur) anpassen muß, bzw. wenn sie störend oder belästigend (Lärm, Blendung) wirken. Die Einflüsse sind voneinander abhängig, deshalb muß die Gestaltung einen Gesamtzusammenhang finden. Neben der theoretisch günstigen Anordung und Gestaltung der Arbeitsplätze und der Umwelt müßen auch die Wünsche und Vorstellungen der Betroffenen im Bezug auf Sprach- und Blickkontakt zu anderen Beschäftigten sowie der Entfaltungsspielraum bei der Gestaltung des persönlich zugewiesenen Arbeitsplatzes Berücksichtigung finden.

Als bewährtes Prinzip gilt hier "menschengerechte Organisation vor Technik". Man muß wissen, wer - wann - was - womit - und an welchem Arbeitsplatz tut. Durch Informationen und Gespräche mit und unter den Benutzern muß versucht werden, ein Optimum an Gestaltung und Wohlbefinden zu erreichen. Nur durch Aufklärung der Einflußgrößen "Klima, Licht, Lärm, Möbel" im Verhältnis zum Individuum bewirkt man die entsprechende Akzeptanz.

Für Büromöbel gilt der Grundsatz: Je unflexibler das Gebäude ist, je flexibler muß das Mobiliar sein. Das moderne Büromöbel kompensiert die Defizite älterer Bürobauten im Hinblick auf Verkabelung, Stromzuführung und Beleuchtung. Da sich in modernen Verwaltungen ca. alle zwei Jahre der organisatorische Arbeitsablauf oder die Arbeitsinhalte ändern, werden an moderne Büromöbel entsprechend hohe Anforderungen gestellt. Büromöbel der neuen Generation (der sogenannten 3. Generation, 1. Generation = ein Vierbeintisch mit untergehängtem Container, 2. Generation = organisierbare + verkettbare Arbeitstische) sind Systemmöbel mit vielfältigen Merkmalen.

Der Schreibtisch mit 160ä80 cm reicht heute nicht mehr aus. Der System-Büroarbeitsplatz ist gekennzeichnet durch eine hohe Flexibilität in der Ausstattung und nachträglicher Veränderbarkeit. Er muß elektrifizierbar, modular verkettbar und ergonomisch so konstruiert sein, daß er dem aktuellsten Stand der Arbeitswissenschaft entspricht. Die Erweiterung geht bis in die sogenannte 3. Ebene, welche oberhalb der Arbeitsfläche im unmittelbaren Greifraum mehr Arbeits- und Ablagefläche ermöglicht. Außerdem bilden Schrank- und Trennwände wie auch Raumgliederungssysteme in ihrer gestalterischen Einheit mit dem Systemtisch den komplett integrierten Arbeitsplatz.

Einen Sonderfall in der Büroeinrichtung bilden die Chef- und Leiterbüros, Repräsentation und Funktion sind gleichgewichtig. Das Chefbüro ist der Spiegel der Position und Verantwortung. Trotz dieses besonderen Stellenwertes findet man aber auch hier immer häufiger die Systemmöbel der 3. Generation, die sich gegebenenfalls durch Ausmaß und Materialauswahl von den Sachbearbeiterplätzen abheben. Ein besonderes Merkmal ist der zum Besprechungsarbeitsplatz erweiterte Bürotisch und das einheitliche Gesamtbild des Mobiliars.

Ein harmonisches Büroambiente zum Ausgleich der Technisierung zur Humanisierung des Arbeitsprozesses, Motivation der Mitarbeiter und Erhöhung der Leistungsbereitschaft wird durch eine sorgfältige Auswahl der Material- und Farbgebung erreicht. Vom Materialmix Holz/ Kunststoff/Stahl bis zu sorgfältig aufeinander abgestimmten Farbabstufungen (zur Zeit vorwiegend in Grau- und Beigeabstufungen) ist die Auswahl sehr breit gefächert. Für höherwertige Einsatzbereiche werden Echtholzvarianten angeboten. Losgesagt von den Tropenhölzern und bevorzugt eingesetzt werden Kirschbaum, Schweizer Birnbaum, Esche sowie Buche in vielen Farbnuancen. Durch gezielt eingesetzte Farben wird die Möglichkeit geboten, das Firmenimage konsequent und elegant in den Büroetagen aufzuwerten.MONIKA SLOMSKI

Die neuen Postleitzahlen

Am 1. Juli ist es soweit. In ganz Deutschland gelten dann die neuen, fünfstelligen Postleitzahlen. Werden angesichts der vielen Negativmeldungen in den vergangenen Wochen die neuen PLZ zu "Postleid"- Zahlen? Sicherlich sind vereinzelt handwerkliche Fehler gemacht worden. Bei näherem Hinschauen zeigt sich aber, daß manche Panne gar keine ist; z. B. 13 Postleitzahlen in Helgoland. Tatsächlich gibt es für diesen 1800-Einwohner-Ort nur eine einzige Postleitzahl. Die anderen 12 sind Postfach-Postleitzahlen. Ein Teil der Negativmeldungen könnte aber auch daher rühren, daß viele Firmen erst jetzt erkennen, daß es eben doch um mehr als nur eine weitere, nämlich die 5. Stelle geht.

Warum neue Postleitzahlen? Einerseits müssen durch die deutsche Wiedervereinigung zwei unterschiedliche Zahlensysteme zusammengeführt werden, gibt es doch rund 800 Überschneidungen der Postleitzahlen (z. B. haben Bonn und Weimar die Postleitzahl 5300). Andererseits will die Post den defizitären Briefdienst rationalisieren. Die neue PLZ ermöglicht es nämlich, einen postinternen Verteilgang (= die Zustellung im sog. Zustellbezirk) einzusparen. Daraus könnte sich insbesondere ein früheres Bedienen der Postfach-Kunden (Voraussetzung: richtige PLZ) ergeben.

Die neue PLZ wird 5stellig sein. Die bisherige Orientierung an den Regionen wird nicht mehr ganz einheitlich aufrechterhalten werden. Insbesondere wird es einen neuen PLZ-Bereich "0" (Leipzig) geben, und die Region der alten PLZ "8" (München) wird aufgeteilt in 8 und 9.

Zunächst bekommt jeder Postkunde eine Zustell-PLZ für seine Hausanschrift. Für Postfach-Nutzer gibt es eine (weitere) PLZ, die sogenannte Abhol-PLZ. Für Großkunden (über 2000 Briefsendungen pro Tag) wird es eine weitere (dritte) PLZ (Großkunden-PLZ) geben.

Daraus folgt: Die Zustell-PLZ ist für die Zustellung von Briefen mit Eilzustellung und Päckchen/Pakete erforderlich, denn diese Sendungsarten kommen nicht ins Postfach. Die andere Post kommt am schnellsten an, wenn die Postfach-PLZ genannt wird.

Ab Mai 1993 wird allen Haushalten das neue PLZ-Buch zur Verfügung gestellt. Dieses Verzeichnis enthält nur die neuen PLZ, aber nicht die im Vergleich dazu benötigten alten PLZ. Dadurch fällt erheblicher Suchaufwand an, wenn es mehrere Orte gleichen Namens gibt, zu deren Umschlüsselung in die neue PLZ aber erst die alte PLZ ermittelt werden muß.

Einen großen Nachteil hat dieses Verzeichnis: Es enthält keine Postfach-Postleitzahlen; insbesondere mittelständische Postkunden ohne eigene EDV müssen somit ihre gesamten Adreßbestände manuell umstellen oder sich externer Dienstleister bedienen. Über die kostenlose Auskunftsnummer 01 30 / 5 55 55 können die Zustell- PLZ erfragt werden.

Über BTX unter dem Suchbegriff PLZ oder der Seiten-Nr. 23000 10 werden sowohl die Zustell-PLZ als auch die Abhol-(Postfach-) PLZ angezeigt. Des weiteren werden den neuen PLZ die alten gegenübergestellt.

Die neuen Postleitzahlen sind nicht einfach nur "umzustellen". Sie müssen vielmehr auf Grund ihres neuen Aufbaues neu ermittelt werden.

Für alle diejenigen, die Adressen geschäftsmäßig verwenden, bedeutet dies, aus den derzeitigen Dateien die Adreßbestandteile Ort, PLZ und Straße heranziehen zu müssen, um die neue PLZ zu ermitteln.

Damit beginnt bereits jetzt bei der betriebsinternen Umstellung das Rennen gegen die Uhr. Und das nicht nur für die ganz großen Versender (Versandhandel, etc). Auch in kleinen und mittleren Betrieben heißt es jetzt, Adressenbestände zu sichten und hinsichtlich Umstellungsnotwendigkeit zu prüfen.

Die Dimension des Änderungsaufwandes ist sehr leicht einsichtig, wenn man weiß, daß alleine für Frankfurt am Main ca. 270 neue PLZ gelten werden.

Das zeit- und kostenaufwendigste Problem ist die Umstellung aller Dateien von den alten auf die neuen PLZ. Es ist zunächst einmal festzustellen, in welchen Dateien Adressen existieren, die von der PLZ-Umstellung betroffen sein werden. Dabei wird mancher überrascht sein, wie viele Daten insgesamt davon betroffen sind; da gibt es Adressen auf dem Großrechner, in diversen Datenbanken sowie in der Textverarbeitung. Spätestens jetzt wird die Komplexität dieser Aufgabenstellung deutlich. Nachdem diese Basisarbeit getan ist, müssen die vorhandenen Adressen, die später auch umgestellt werden sollen, vorab auf postalische Richtigkeit geprüft werden.

Viele Adreßbestände sind derzeit nicht in dem Zustand, den die Post bereits heute fordert. Da wurden in der Vergangenheit Straßen- und Ortsnamen falsch erfaßt oder Zustellpostämter falsch zugeordnet. Des weiteren sind in vielen Dateien noch alte, nicht mehr gültige Ortsschreibweisen vorhanden. Erschwerend kommt noch hinzu, daß im Postgebiet "Ost" zur Zeit noch umfangreiche Straßenumbenennungen durchgeführt werden. Dies geht teilweise so weit, daß eine Straße in mehrere neue Straßen aufgeteilt wird und auch Hausnummernbereiche umbenannt werden.

Es gilt hier der Erfahrungswert: Kein Adreßbestand ist fehlerfrei! Eine Adresse, die seit Jahren Postsendungen an ihr Ziel bringt, muß nicht korrekt sein. Auch in einigermaßen gut gepflegten Adreßdateien können bis zu 40 Prozent der Adressen fehlerhaft sein. Wie wichtig exakte Adressen sind, wird deutlich, wenn man die Zeit für eine manuelle Korrektur einer fehlerhaften Adresse berücksichtigt: pro Adresse bis zu 5 Minuten. Daraus ergibt sich die zwingende Notwendigkeit, bereits jetzt alle vorhandenen Adressen ordentlich zu pflegen.Soweit Klarheit über die betroffenen Adreß- Dateien besteht und auch festliegt, ob diese Adressen umzustellen sind, ist zu entscheiden, wie die Umstellung ablaufen soll. Hier empfiehlt es sich, sich diverser maschineller Umstellhilfen zu bedienen. Entweder per Kaufsoftware oder durch eine externe Dienstleistung. Hierbei wird zunächst einmal der vorhandene Adreßbestand auf postalische Richtigkeit geprüft und für fehlerhafte Adressen werden Änderungsvorschläge erstellt. Erst nach Bereinigung dieser Adressen kann dann zum 1. Juli 1993 die automatische Umstellung auf die neue PLZ erfolgen.

Sinnvoll ist es, alle vorhandenen Dateien als sogenannte "Schattendateien" mit den neuen PLZ anzulegen, um sie dann möglichst vom 30. Juni auf den 1. Juli 1993 gegen die bisher benutzten Dateien (mit alter PLZ) zu überschreiben.

Hinweise über die sinnvolle Vorgehensweise können u. a. einer vom Postdienst herausgegebenen Broschüre entnommen werden. Weitere EDV-technische Konsequenzen sind neben den bisher beschriebenen:

- EDV-Programme müssen geändert werden (statt einer 4stelligen PLZ müssen mindestens zwei 5stellige PLZ verwaltet werden können),

- Änderungen von Computer-Layouts, - Anpassung von Maskenfeldern, - EDV-Formulare neu gestalten / ändern, - Notwendigkeit von Verweisdateien (Zuordnung von Postleitzahlen zu Vertriebsgebieten nicht mehr wie früher möglich),

- für alle Unternehmen, die Waren ausliefern (insbesondere Speditionen und ähnliche), ergeben sich ganz neue logistische Probleme (Stichwort: Routenplanung).Die neue Postleitzahl hat neben den DV- technischen Umstellungsaufwendungen noch andere Konsequenzen: • Neue Briefbogen (Postfachkunden sollten in der "Absenderleiste" im Fensterbriefumschlag grundsätzlich die Postfach-PLZ angeben),

• neue Visitenkarten, • neuer Adreßstempel, • Änderung der Adreßangaben in den Prospekten und sonstigen Erzeugnissen,• für Benutzer von Frankiermaschinen sind neue Einsatzstücke und neue Tagesstempel zu beschaffen,

• Vor der neuen PLZ sollte keine Länderkennung "D" (Deutschland) gesetzt werden, weil dies von den Klarschriftlesern der Post zunächst als Auslandspost ausgesteuert wird.

Bei allen Vorkehrungen, die zur Umstellung der Postleitzahlen vorgenommen werden, ist zu beachten: Die neue PLZ kommt zum 1. Juni 1993, und zwar ohne Übergangsfrist. KLAUS STEINES

Vaatz: Wie man im Osten Kläranlagen bauen könnte

Sachsens Umweltminister Arnold Vaatz (CDU) hat sich für eine fünfjährige Aussetzung von EG-Umweltnormen ausgesprochen, die eine dritte Reinigungsstufe für Kläranlagen vorschreiben. Zugleich schlug Vaatz in Dresden vor, die Höhe der von den Kommunen zu leistenden Abwasserabgabe nicht mehr an Menge und Art der eingeleiteten Schadstoffe zu binden. Statt dessen solle eine Pauschalabgabe von einer Mark pro Kubikmeter Abwasser eingeführt werden. Mit den beiden Maßnahmen könnten jährlich zehn Milliarden Mark für die Sanierung des ostdeutschen Abwassernetzes freigemacht werden. Allein in Sachsen fehlten 300 Kläranlagen.

Die Sprecherin des Dresdner Umweltministeriums, Barbara Hintzen, sagte, die Bundesrepublik müsse in den Aufbaujahren Ost "weg von Luxusinvestitionen in Westdeutschland, hin zu Basisinvestitionen in den neuen Ländern". Städte wie Hamburg verfügten bereits über ein leistungsfähiges Kläranlagennetz: "Der weitere Ausbau mit Milliardensummen dort nützt aber nichts, wenn in Dresden weiter der Dreck in die Elbe fließt, weil wir hier noch nicht einmal über ausreichend Anlagen mit einer einfachen mechanisch-biologischen Reinigungsstufe verfügen." Mit der dritten Reinigungsstufe werden Phosphate und Nitrate aus dem Abwasser entfernt. AP

Naturschutzbund ist jetzt deutsche "BirdLife"-Sektion

Der Naturschutzbund Deutschland wird künftig als deutsche "BirdLife"-Sektion arbeiten. Das teilte die Umweltorganisation in Bonn mit. "BirdLife International" ist der neue Verbandsname des 1922 gegründeten Internationalen Rats für Vogelschutz. In jedem Land werde eine Naturschutzorganisation die Rolle der "BirdLife"-Vertretung übernehmen und so die Arbeit der Vogelschützer verstärken, hieß es. Bei "BirdLife" arbeiten Natur- und Vogelschutzverbände aus 112 Ländern zusammen, in Europa sind es etwa 1,3 Millionen Mitglieder.

Wer Vögel schützen wolle, müsse zuerst für den Erhalt ihrer Lebensräume sorgen, schreibt der Naturschutzbund. Die "globale Dimension vieler Umweltprobleme" und die Wanderungen der Zugvögel erforderten eine enge internationale Zusammenarbeit. epd

Den motorisierten Individualverkehr einschränken

Wenn auch die Zahl der durch Verkehrsunfälle Getöteten gesunken ist, so kann man die vorliegenden Zahlen immer noch als alarmierend bezeichnen (FR vom 27. 2. 1993 "Verkehrstoten-Zahl gesunken").

10 643 Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr getötet - das ist die Einwohnerzahl einer Kleinstadt -, das sind 10 643 Einzelschicksale, getötete Kinder, Familien, die ihren Vater, ihre Mutter, ihr Kind verloren haben, Familien, die durch den Moloch Autoverkehr ins Unglück gestürzt wurden.

Dazu die hohe Zahl der Verletzten: 515 960 Menschen - Qual und Elend über die Einwohnerschaft, die ein Viertel der Bewohner Hamburgs ausmacht.

Wieviel Kummer, Leid und Tragik verbergen sich hinter diesen nüchternen Zahlen. Opfer, die wir willig dem lackierten Kampfhund Auto darbringen - jedes andere Verkehrsmittel, das diesen Blutzoll verlangen würde, wäre längst abgeschafft worden.

Solange nicht Vernunft einkehrt und der wirklich asoziale motorisierte Individualverkehr drastisch eingeschränkt wird und ihm alle die Kosten - besonders die Unfallfolgekosten - angelastet werden, die er verursacht, werden wir weiterhin die Einwohnerzahl einer Großstadt in Not und Elend stürzen. Eine wahrhaft "verantwortungsvolle" Verkehrspolitik.Horst Metzger, Wedel/Holstein

Voodoo-Kult und der Papst

"Toleranz und Dialog" - solche Papstworte ausgerechnet im Zusammenhang mit der Voodoo-Religion zu hören, läßt aufhorchen (FR vom 22. 2. 1993 "Afrikas Tradition als Mittel gegen alles Moderne"). So viel Interesse an einer Religionsgemeinschaft zu zeigen, in deren Mittelpunkt weniger Christus als vielmehr Geister, Ahnen und Zauberei stehen, ist zwar erfreulich, läßt aber doch Fragen aufkommen, zumal die Kirche bezüglich Toleranz in der Geschichte nicht gerade einen Markstein gesetzt hat.

Beunruhigend für einen ernsthaften Christen ist vor allem die Äußerung, ein Übertritt zum Christentum bedeute keinen Verrat an den Traditionen des Voodoo-Kultes, weil auch Christen ihre Ahnen verehrten. Hier muß sich der Papst die Frage gefallen lassen, welche Religion er eigentlich vertritt. Denn damit drückt er ja aus, daß in seinen Augen Zauberei und Geisterbeschwörung durchaus christliche Praktiken sein könnten.

Auch die Aussage, Christen würden ebenfalls ihre Ahnen verehren, muß auf Widerstand stoßen. Menschen, die wirklich Christus in den Mittelpunkt ihres Lebens gerückt haben, verehren ihn und Gott, ihren Vater, aber nicht ihre toten Vorfahren. Es ist also schon die Frage angebracht, was das Motiv für soviel mitmenschliches Interesse an den Voodoo- Anhängern und für seine Bereitschaft, zentrale Elemente christlichen Lebens derart zu verwässern, eigentlich war.

Wenn hauptsächlich "Wachstumswünsche" angesichts steigender Kirchenaustritte im Vordergrund standen, hat er sich und der Kirche sicherlich keinen Gefallen getan. Eine solche Motivation hätte bei vielen ernsthaften Christen sicherlich genau den gegenteiligen Effekt. Ungewiß ist nur, ob eine andere Motivation überhaupt in Betracht gezogen werden kann.

Oliver Oppawsky, Waldbüttelbrunn

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Am liebsten macht er Müll Theater "Pappmobil" zeigte, was alles überflüssig ist

INDUSTRIEHOF. "Wie heißt das Stück denn?" Die drei Schauspieler des Kindertheaters "Pappmobil" sind gerade beim Aufbau der Beleuchtung, als eine kleine Gruppe von Fünf- bis Achtjährigen in den Saal des Jugendhauses am Industriehof fegt. Plaudereien und Theater aus dem Stegreif mit dem Mikrofon überbrücken die Wartezeit. "Und wenn ihr euch wundert, warum wir nicht endlich anfangen, dann liegt das daran . . ." - weiter kommt Bernd Staklies nicht. "Nee, das liegt daran, daß die Waschmaschine kaputt ist", weiß es ein Junge aus der ersten Reihe besser. Der Schauspieler ist verdutzt, denn der Kleine hat es genau getroffen. Um Maschinen, Stör- und Notfälle geht es tatsächlich in dem Stück "Ach du lieber Schreck".

Von Anfang an verfolgen die rund 30 Zuschauer Willy Washmans und Klaus- Berbels Abenteuer lebhaft mit. Die friedlichen Spiele des Waschbären und des Hasen werden gestört, als die überdrehte Elvira mit ihrem "Allomat" den Wald betritt. "Eine Waschmaschine", stellt der Junge von vorhin fest.

Doch der "Allomat" kann viel mehr als Waschen. Mit seinen unerschöpflichen Fähigkeiten und seinem Vorrat an überflüssigen Dingen richtet sich Elvira ihr durchgestyltes Leben ein. Oder besser: ihr Leben wird eingerichtet. Der "Allomat" sorgt für Fitneß, Entspannung, Gesundheit und Bräune, hat für alles ein Programm, eine Pille, ein Pulver oder Spray.

"Das ist Umweltverschmutzung!" schreit das ökologiebewußte Publikum immer wieder, während Elvira die Reste, dessen, was sie "unbedingt braucht", im Wald verteilt. Auch sonst spart das Publikum nicht mit Kommentaren und Zwischenrufen. "Ruf Willy!", beschwören die Kinder Elvira, als sie mit dem Störfall ihres Automaten nicht mehr fertig wird. Ein klebriges Müllmonster entsteigt der Maschine und verschlingt alles, was im Weg steht. Die Kinder springen von den Stühlen auf, feuern Willy Washman und Elvira an, ein kleiner Junge läuft heulend in die Arme seines Vaters. Aber das schreckliche Monster wird bezwungen, bevor es Kalle, den Kirschbaum fressen kann.

Immer wieder sorgen die Songs der Truppe für Stimmung und Abwechslung. Die Kinder klatschen mit. Ob zu Elviras Showeinlagen oder zum "Lied vom schönen Tag", das Willy Washman und Klaus- Berbel am Ende singen, nachdem der Wald von Allomaten und Monstern befreit ist - insofern ein Happy-End, obwohl das Stück den Kindern keine vorgefertigte Lösung gegen Katastrophen liefert. Elvira muß den restlichen Müll sortiert aufsammeln und dann aus dem Wald verschwinden, obwohl sie den beiden Freunde anfangs ganz sympathisch war. Was danach mit dem Müll passiert, wird nicht geklärt. Eine Bekehrung zum vernünftigen Umweltengel, und damit eine Freundschaft zwischen den Tieren und Elvira, gibt es nicht.

Ohne Belehrung konnten die Schauspieler den Kindern aber vielleicht Anregungen geben: Die Freundschaft von Waschbär, Hase und den anderen Lebewesen im Wald ist lebendiger als Elviras Beziehung zum Allomaten. Abhängig von ihm, weil er immer wieder neue Bedürfnisse in ihr weckt, produziert sie ungewollt die Katastrophe. Ihre Rechtfertigungsversuche ("das war doch alles nicht so gemeint") werden von den Tieren nicht akzeptiert. Wie die Zuschauer weinen ihr Willy Washman und Klaus-Berbel keine Träne nach.

Im Rahmen des Kinder- und Jugendkulturprogramms der Stadt war das "Pappmobil" aus Herne (Ruhrgebiet) in Frankfurt, wo sie nach Angaben von Bernd Staklies ein- bis zweimal im Jahr spielen. Seit elf Jahren schreibt und spielt die Truppe für Kinder Theater. Puppen und Requisiten bauen sie selber. Mit Erfolg: "Hat es euch denn gefallen?" fragen die Schauspieler. "Jaaa!" tönt es einstimmig zurück. son

Erfolge für heimische Leichtathleten bei den Waldlaufmeisterschaften des Bezirks Frankfurt SSC-Frauen am schnellsten über Stock und Stein Bruchköbeler Thorsten Zahn gewann A-Jugend-Rennen / TV Rendel bei den Jüngsten erfolgreich

Das Frauen-Team des SSC Hanau-Rodenbach konnte bei den Waldlauf-Meisterschaften des Bezirks Frankfurt in Merzhausen über 3600 Meter mit zwölf Punkten die Mannschaftswertung in der Besetzung Angelika Schöpplein, Hilke Bertschy und Anette Portele gewinnen. In der Einzelwertung kamen die SSC- Frauen in der vorstehenden Reihenfolge auf die Plätze drei, vier und fünf. Der Einzelsieg ging an Gabi Huber (Eintracht Frankfurt) in 13:05,3 Minuten vor Agnes Wiesner (TSV Friedberg-Fauerbach) in 13:22,7 Minuten.

Einen Sieg für das LAZ Bruchköbel gab es in der A-Jugend. Thorsten Zahn lag nach 4000 Metern in 13:53,8 Minuten mehr als 40 Sekunden vor dem Zweiten, Philipp Büttner (TG Melbach). Daniel Präkelt (ebenfalls LAZ Bruchköbel) kam in 14:48,3 Minuten auf den dritten Rang.

Bei den jüngsten Schülern tat sich der SSC Hanau-Rodenbach hervor, der mit Ohmar Gassem und Moucine Fettah zwei Einzelsieger stellte. Bei den Mädchen waren der TV Rendel mit Isabell Hahn und das LAZ Bruchköbel mit Julia Hütter erfolgreich. Deren ältere Vereinskameraden Catrin Heitmann (Schülerinnen A) und Christian Hoffmann sicherten ebenfalls die Einzeltitel.

Ergebnisse:

MÄNNER, Langstrecke (10 000 m): 1. Oliver Weber (Usinger TSG) 35:54,9 Minuten, 3. Markus Riedel (TV Gelnhausen) 37:02,8 Minuten, 4. Wolfgang Wentland 39:25,4, 5. Martin Fromm (SSC Hanau-Rodenbach) 42:21,5 Minuten.

MÄNNER, Kurzstrecke (2880 m): 1. Enrique Tortell (Eintracht Frankfurt) 8:42,6 Minuten, 2. Patrick Schellhammer (LAZ Bruchköbel) 8:44,9 Minuten, 5. Hans-Jürgen Schremmer (TSV Friedberg-Fauerbach) 9:16,2 Minuten; Mannschaften: 2. TSV Friedberg-Fauerbach (Schremmer, Meisinger, Rolle) 24 Punkte.

FRAUEN (3600 m): 1. Gabi Huber (Eintracht Frankfurt) 13:05,3 Minuten, 2. Agnes Wiesner (TSV Friedberg-Fauerbach) 13:22,7 Minuten, 3. Angelika Schöpplein 13:27,4, 4. Hilke Bertschy 14:35,4, 5. Anette Portele (alle SSC Hanau-Rodenbach) 14:57,5 Minuten; Mannschaften: 1. SSC Hanau-Rodenbach 12 Punkte.

SENIOREN, 8000 m, M35: 1. Norbert Bußhardt (TG Bad Homburg) 29:55,9 Minuten, 3. Harald Steinke (RW Altenstadt) 31:05,2 Minuten; M40: 1. Winfried Weiß (SSC Hanau-Rodenbach) 30:18,8 Min., 2. Wolfgang Lingenau (SG Rodheim) 31:22,3 Min.; M50: 1. Kurt Kaupp (TSV Friedberg-Fauerbach) 33:17,9 Minuten; M55: 1. Klaus Taggesell (LSC Bad Nauheim) 32:41,6 Minuten.

JUNIOREN, 2880 m, Mannschaften: 1. LC Offenbach 6 Punkte, 2. TSV Friedberg-Fauerbach (Straßner, Jost, Plüschke) 15.

MÄNNLICHE JUGEND A (4000 m): 1. Thorsten Zahn 13:53,8 Minuten, 3. Daniel Präkelt (beide LAZ Bruchköbel) 14:48,3 Minuten.

WEIBLICHE JUGEND A (2880 m): 1. Nadine Keil (TG Bad Homburg) 12:13,1 Minuten, 2. Carolin Ochs (TV Gelnhausen) 12:14,2 Minuten.

MÄNNLICHE JUGEND B (2800 m): 1. Martina Jäger (LC Offenbach) 11:03,9 Minuten, 2. Sandra Satta (SSC Hanau-Rodenbach) 11:07,2 Minuten, 3. Katrin Martenczuk (TV Windecken) 13:52,4 Minuten.

SCHÜLERINNEN A, 2160 m, W14: 1. Catrin Heitmann (LAZ Bruchköbel) 9:08,7 Minuten, 3. Sandra Berck (TV Windecken) 9:40,8 Minuten.

Schüler B, 2160 m, M12: 1. Christian Hoffmann (LAZ Bruchköbel) 8:42,8 Minuten.

Schülerinnen B, 1440 m, W12: 1. Julia Schäfer (Offenbacher LC) 5:55,1 Minuten, 2. Monja Wolf (BC Freigericht) 6:12,8.

Schüler C, 1440 m, M11: 1. Omar Gassem (SSC Hanau-Rodenbach) 5:23,6 Minuten, 2. Nils Hahn (TV Rendel) 6:04,0 Min.; M10: 1. Mouhcine Fettah 6:05,8 Minuten, 2. Jochen Fromm (beide SSC Hanau-Rodenbach), 3. Maximilian Zöller (TV Rendel) 6:33,1 Minuten; Mannschaften: 1. SSC Hanau-Rodenbach (Gassem, Fettah, Fromm) 12 Punkte, 2. TV Rendel (Hahn, Zöller, Knörr) 25.

Schülerinnen C, 1000 m, W10: 1. Julia Hütter (LAZ Bruchköbel) 4:47,9 Minuten; W9: 1. Isabelle Hahn (TV Rendel) 4:56,5 Minuten, 2. Lucie Klein (TV Rendel) 5:10,9 Minuten; Mannschaften: 1. TV Rendel (Hahn, Klein, Diefenbach) 13 Punkte. gst

WIRTSCHAFT 9

Mittler im Krankenhausbetrieb Noch nicht alle Kliniken haben einen Patientenfürsprecher

HOCHTAUNUSKREIS. Die einen verstehen die Diagnosen der Ärzte nicht ganz und trauen sich nicht, nachzufragen. Die anderen kuschen vor Pflegern oder Schwestern, obschon sie sich nicht gut behandelt fühlen. Aber sie schweigen, um nicht als Nörgler abgestempelt und nicht "bestraft" zu werden. Wieder andere bekommen keinen Besuch, niemand hört sie an, tröstet sie, niemand übernimmt während ihrer Krankheit die Erledigung der Behörden- und Versorgungsformalitäten . . . Alles Fälle, mit denen es die Patientenfürsprecher an Krankenhäusern zu tun haben. Im Hochtaunuskreis sind es derzeit zwei Männer und vier Frauen, die sich bereiterklärt haben, die Interessen von Patientinnen und Patienten zu vertreten.

Für fünf Krankenhäuser ist das Amt bereits besetzt: Hildegard Nachtigall und ihre Stellvertreterin Elizabeth von Gehlen-Kümpel kümmern sich um Patienten des Kreiskrankenhauses Bad Homburg, Wilma Burkart und ihre Stellvertreterin Ulrike Walter um die Hessenklinik Usingen. Adam Keil betreut Patientinnen und Patienten des Waldkrankenhauses Köppern und der Taunusklinik Falkenstein, Karl Heinz Geyer schließlich engagiert sich im St.-Josefs-Krankenhaus in Königstein. Eine Stelle ist noch immer vakant. Ihr sind zugeordnet die Königsteiner Privatkliniken Dr. Amelung und Dr. Stein (beides Krankenhäuser für Psychiatrie und Neurologie) und die Neurologische Klinik in Bad Homburg. Noch unbesetzt sind auch drei Stellvertreterposten fürs Köpperner Waldkrankenhaus, das St. Josefs- Krankenhaus und die genannten Privatkliniken. Die Aufgaben sind klar im Krankenhausgesetz beschrieben: Es sollen die Interessen der Patienten oder Angehörigen gegenüber der Klinikleitung vertreten werden; das Krankenhaus ist zur Zusammenarbeit verpflichtet, heißt es. Erwartet werden ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, auch gewisse juristische und medizinische Kenntnisse.

Die Erfahrungen der Fürsprecherinnen und Fürsprecher sind unterschiedlich. Nachtigall ("Wir nehmen Aufregungen, Anregungen und Beschwerden entgegen") und Geyer äußerten sich während einer Pressekonferenz von Landrat Jürgen Banzer (CDU) positiv über die Resonanz, die sie bei den Krankenhausleitungen finden. Ulrike Walter, seit zwei Jahren in dem Amt der stellvertretenden Patien tenfürsprecherin in Usingen, vermißt dagegen die Unterstützung der Leitung und des Personals des Kreiskrankenhauses.

Adam Keil wiederum hält generell die Funktion des Patientenfürsprechers eines Krankenhauses auf den einer psychiatrischen Klinik für nicht übertragbar. Schicksalsfragen würden hier häufig an ihn herangetragen. Er sieht sich gelegentlich eher in der Rolle eines unbezahlten Sozialarbeiters, was freilich - strenggenommen - nicht gesetzestextkonform ist.

Aber häufig sind es die sozialen Interessen, warum sich Frauen und Männer des Amtes annehmen. Karl Heinz Geyer hat durch die schwere Krankheit seiner inzwischen verstorbenen Frau "Krankenhäuser en masse" auch in den USA kennengelernt ("Bei 30 habe ich aufgehört zu zählen"). Den Patienten und auch Angehörigen im "Krankenhausbetrieb" zur Seite zu stehen, wurde ihm zur Aufgabe. Als "Revisor" des Krankenhauses verstehe er sich nicht. off

Paraguay: Die Buchhalter des Terrors

Von Ulrich Achermann (Santiago de Chile)

Seit der Strafrichter José Agustin Fernandez Ende Dezember vergangenen Jahres in einem Vorort der Landeshauptstadt Asuncion das Geheimdienst-Archiv der Stroessner-Diktatur (1954 bis 1989) ortete, steckt Paraguay im Aufklärungsfieber. Kein Tag vergeht, ohne daß die Medien mit neuen Enthüllungen über die grausamen Unterdrückungsmethoden des heute im brasilianischen Exil lebenden Diktators aufwarten. In den Unterlagen finden sich Hinweise darauf, daß der seit 1945 totgeglaubte Hitler-Stellvertreter Martin Bormann in Wirklichkeit erst 1959 in Paraguay gestorben ist. Im Zusammenhang mit Waffenschmuggel und Dreiecksoperationen nach Iran und Südafrika taucht deutsches Kriegsgerät auf.

Richter Fernandez, der im Zuge von Ermittlungen den Tip erhielt, beschlagnahmte in der Ortschaft Lambare bei Asuncion über 100 000 Seiten Archivmaterial. Es handelt sich um Aufzeichnungen des Repressionsapparats der Stroessner- Diktatur: Akten der politischen Polizei, von Teilen des Innenministeriums sowie der militärischen Geheimdienste. Die letzten Aufzeichnungen über geheimdienstliche Aktionen stammen aus dem Jahr 1992, obwohl Paraguay seit Stroessners Sturz im Jahre 1989 mindestens formal als demokratisch regiert gilt.

Für Paraguays Menschenrechtsaktivisten ist der gestapelte Terror ein Fundus, der die - auch juristische - Aufarbeitung der Vergangenheit möglich macht. Erstmals gibt es jetzt gerichtsfähiges Beweismaterial, das belegt, wie Stroessners demokratisch operierende Gegner zu Tode gefoltert oder hingerichtet wurden.

Alfredo Stroessners Diktatur, die sich selbst als letzte Bastion gegen den Weltkommunismus verstand und geflüchteten Nazi-Größen wie Eduard Roschmann oder Josef Mengele Unterschlupf gewährt hatte, pflegte über die unterschiedlichsten Dinge sauber Buch zu führen. Man stößt etwa auf die Spuren der "Operation Condor", wie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Militärdiktaturen Argentiniens, Brasiliens, Chiles, Paraguays und Uruguays zur Säuberung der Region von "Kommunisten" in den siebziger und achtziger Jahren genannt wurde. Weiter zurück, ins Jahr 1959, reicht eine Information über Hitler-Stellvertreter Martin Bormann, dessen von der Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelter Tod im Jahre 1945 von verschiedenen Seiten immer wieder angezweifelt wurde. Aufzeichnungen eines Agenten der politischen Polizei Paraguays zufolge ist Bormann in jenem Jahr in Asuncion gestorben. Walter Jung, damals Generalkonsul Paraguays in der Bundesrepublik Deutschland, und ein ehemaliger SS- Mann namens von Eckstein hätten Bormanns Beisetzung beigewohnt, notierte der später auf rätselhafte Weise ums Leben gekommene Agent Pedro Prokopchuk.

Im Zuge von Recherchen stieß die in Asuncion erscheinende Zeitung ABC auf die Spuren eines gigantischen Waffenschmuggels über Paraguay nach Iran und Südafrika. Auf diese Weise gelangten in den achtziger Jahren trotz Embargo deutsche Leopard II-Panzer, Munition, aber auch Cobra-Hubschrauber und Hercules-Transportflugzeuge in diese beiden Länder. Möglich machte diese Geschäfte im Gesamtwert von mindestens 700 Millionen US-Dollar das Militär Paraguays, das die Endbestimmungszertifikate zu fälschen pflegte. Schon 1989 ist der Verwalter des paraguayischen Zollfreihafens Paranagua auf brasilianischem Gebiet beschuldigt worden, illegal 300 Tonnen Kriegsgerät aus der Bundesrepublik nach Südafrika reexportiert zu haben.

Die USA hielten Alfredo Stroessner, dessen Vorfahren aus Hof in Bayern stammen, jahrzehntelang für einen ihrer treuesten Verbündeten in Lateinamerika und bauten die US-Botschaft in Asuncion zum 90köpfigen CIA-Stützpunkt für Südamerika aus. Eine Vielzahl von Hinweisen auf die skandalträchtige Zusammenarbeit mit der Unterdrückungsmaschinerie Stroessners veranlaßte nun die US- Vertretung in Asuncion, aktiv zu werden. Um "historisch wertvolles" Material des aufgefundenen Archivs von "irrelevanten Dingen" zu trennen und Mikrofilme anzulegen, stifteten die USA 40 000 Dollar.

"Laß deine Hände an meinem Kopf, das tut gut" Reiki: Auch in Karben versuchen Menschen gemeinsam zu lernen, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren

KARBEN. "Wir begegnen uns heute fast ausschließlich über den Verstand. Seit ich Reiki kenne und im Familien- und Freundeskreis Menschen die Hände auflege, mache ich zunehmend die Erfahrung menschlicher Nähe." Klaus aus einer Karbener Selbsthilfegruppe von Menschen, die ihre Selbstheilungskräfte aktivieren, versucht, seine eigene Öffnung von einem ausschließlich naturwissenschaftlich-rationalen Weltbild zu einem weiteren Verständnis nachvollziehbar zu machen. Im "Institut für ganzheitliches Heilen" in der Erich-Kästner-Straße von Klein-Karben hat der Umgang mit der heilenden Energie ihm nach eigenen Worten geholfen, dauernde Schmerzen und Verspannungen aufzulösen, die immer wieder auftreten.

Wie die meisten der übrigen acht Teilnehmer/-innen weiß er es zu schätzen, eine solche Selbsthilfegruppe am Institut in Karben zu finden und nicht mehr nur in der Großstadt. "Als ich nach meiner Ausbildung hier meiner Mutter zum erstenmal die Hände auf den schmerzenden Kopf aufgelegt hatte, atmete sie auf und bat: ,Laß deine Hände da, das tut gut, es geht durch und durch&rquote;", beschreibt er die Wirkung.

"Es ist eine Energie, die immer da war, aber lange verschüttet", schaltet sich Inge ein (die Namen wurden von der Redaktion geändert). Sie erinnert an die Verteufelung heilkundiger Frauen mit positiven Energien, die im Mittelalter als "Hexen" diffamiert und verbrannt wurden. Heute ist sie froh, mit Hilfe von Reiki ihrem Mann den Phantomschmerz des amputierten Beines nehmen zu können. Der trete zwar immer wieder auf, doch erstmals könne sie ihm helfen.

Auch Marianne hatte seit fünf Jahren immer wieder mit "üblen Kopfschmerzen und Übelkeit" zu kämpfen. Regelmäßige Spritzen und Massagen konnten nur lindern. Seit der Reiki-Behandlung seien die Schmerzen erstmals eine ganze Woche ausgeblieben.

Das führt womöglich zu einem tiefer liegenden Aspekt der heilenden Reiki- Energie, meint Karin. Denn es würden durch Reiki Blockaden im Menschen überwunden und damit Selbstheilungskräfte freigesetzt. Diese Blockaden stehen oft in Zusammenhang mit seelischen Spannungen. Bei fortgesetztem Einsatz sei zu beobachten, daß die Menschen diese zugrunde liegenden Konflikte bearbeiten könnten und so im umfassenden, ganzheitlichen Sinn ganz/heil würden, erläutert Karin.

Karin Kuhl ist Reiki-Lehrerin oder -Meisterin. Sie betont, es gehe beim Aktivieren der Selbstheilungskräfte nicht darum, in Konkurrenz zum Arzt zu treten. "Wir dürfen im medizinischen Sinn nicht heilen. Uns erscheint es auch viel besser, zu innerer Harmonie zu verhelfen, damit die Selbstheilungskräfte wirksam werden können. Bei einer akuten Erkrankung schicken wir die Leute natürlich zum Arzt", bekräftigt sie.

Zur Unterstützung der heilende Energie werden am "Institut für ganzheitliches Heilen" auch Farbfolien angewandt. Diese sollen ähnlich wie zum Beispiel Blüten- und Aromen-Therapien die Lebensenergie in jene Körperbereiche lenken, die unterversorgt sind. Schon länger arbeitet die Gruppe mit großen Kristallen, die nach Erfahrung der Mitgieder die Lebensenergie kanalisieren können. Sensible Menschen können die Schwingungen spüren, die von den Kristallen ausgehen.

Außer zu Reiki-Kursen treffen sich im Institut unter Leitung von Frau Kuhl jeden Freitag Freunde der Arbeit zu einem Gesprächsabend des Selbstfindungskreises. Interessenten können nach ihren Worten erfahren, "daß es wichtigere Dinge gibt, als sich durch den Fernseher unterhalten zu lassen", oder schlicht in die Arbeit reinschnuppern. Jeden Sonntag um 18 Uhr finden sich Interessierte zu Meditation und Gesang.

In Partnerschaftsseminaren bietet das Institut Hilfen, nicht gleich vor Schwierigkeiten in Beziehungen zu kapitulieren. Ein nächstes Partnerschaftsseminar gibt es an diesem Wochenende. Ein Reiki-Seminar wird wieder am 27. und 28. März angeboten. Über weitere Programme informiert Karin Kuhl unter der Rufnummer 0 60 39 / 30 99. GEORG LINDE

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Großer Aufwand

Der volkswirtschaftliche Aufwand der neuen Postleitzahlen ist nicht unerheblich, und wird klar, stellt Klaus Rosenau, Geschäftsführer der Firma BDL-OSAD, fest, wenn man sich ein paar Zahlen vor Augen führt: Gab es in Deutschland bisher rund 5400 Postleitzahlen, so werden es nach dem 1. Juli dieses Jahres 26 400 sein. Allein die neue Bundeshauptstadt Berlin hat 635 verschiedene Zahlen, Frankfurt am Main wird 269 Leitzahlen haben. Schätzungsweise 80 Milliarden Adressen müssen bis zu diesem Zeitpunkt umgestellt werden. Wenn man unterstellt, daß die Umstellung einer Anschrift einschließlich Recherche etwa vier Minuten in Anspruch nimmt, dann müssten bei 80 Milliarden Adressen eine Million Menschen drei Jahre lang arbeiten, um alle Anschriften in der Bundesrepublik zu ergänzen.

Müll-Kunstwerke werden ausgestellt

HÖCHST. "Recycling der anderen ART" heißt die Ausstellung, die in der Galerie "höchst natürlich" in der Wed 3 bis zum 1. April zu sehen ist. Der Rodgauer Recycling-Künstler Werner Klein zeigt eine Auswahl seiner Werke. Er kreierte Kunstwerke aus Müll, stellte Papierrollen, Styroporabfälle, Plastikrollen in Objekten zusammen, und kolorierte sie.

Klein sieht seine Werke als Beitrag zum Umweltschutz und hat sich vorgenommen, aus wenig viel zu machen. Aus den Abfallprodukten unserer Gesellschaft will er Denkanstöße liefern über das Leben und die Konfrontation mit alltäglichen Dingen. ege

"Buten & Binnen" im Jagdfieber

Zahlreiche Journalisten verstehen sich als Nachrichtenjäger. Einverstanden! Einige Kollegen betätigen sich eher als Menschenjäger. Einspruch! Es ist zwar Aufgabe der Medien, korrupten Politikern und kriminellen Geschäftsleuten auf die Spur zu kommen und publizistisch auf die Finger zu schlagen, aber ein Mindestmaß an Fairneß und Persönlichkeitsschutz sollte dabei gewahrt bleiben. Die mehrfach preisgekrönte Redaktion des regionalen Fernsehsehmagazins "Buten & Binnen" (B & B) von Radio Bremen scheint diese Grundregel gelegentlich aus dem Blick zu verlieren.

In den letzten Wochen hat "B & B" mehrfach exklusive Enthüllungen präsentiert. Mal wurde ein Kinderporno- Händler entlarvt, mal die offenbar betrügerischen Machenschaften einer Geldanlagefirma aufgedeckt. Alle Achtung für die gute Recherche! Aber warum werden diese Beiträge im Stil einer sensationslüsternen Boulevardpresse aufbereitet, warum Verdächtige ohne Vorbehalt als Schuldige hingestellt?

Natürlich ist es abscheulich, wenn ein Mann Kinder zu Pornoaufnahmen mißbraucht. Aber wenn er dies weniger aus kaltem Geschäftsinteresse tut, sondern offenbar vor allem wegen einer psychischen Störung, dann muß dieser Kranke doch nicht unbedingt bei seiner Festnahme gefilmt und mit vollem Namen genannt werden. Und wenn während der Dreharbeiten bei der vermutlich betrügerischen Geldanlagefirma ein davonfahrender Kurierwagen von der Polizei gestoppt und gefilzt wird, dann sollten journalistischer Anstand und juristische Unschuldsvermutung verbieten, den Fahrer und sein Autokennzeichen voll erkennbar ins Bild zu rücken, solange noch nicht einmal klar ist, ob er selber in den Fall verwickelt ist - vermutlich handelte es sich allenfalls um eine Randfigur und sicher nicht um einen der Hauptbeschuldigten.

Eine merkwürdige Rolle in dem Betrugsfall spielten übrigens Polizei und Justiz. Sonst eher zu pressescheu, ermöglichten sie diesmal den "B & B"-Jägern sogar Aufnahmen bei Bürodurchsuchungen. Persönlichkeitsschutz? Unverletztlichkeit der Wohnung? Nicht, wenn das Fernsehgericht namens "Buten & Binnen" kommt!

In seinem Jagdfieber scheute das Magazin kürzlich nicht einmal davor zurück, einen jugendlichen Ausreißer bei seiner Rückkehr mit der Kamera zu belästigen. Der Junge hatte eine Entführung nach Kanada vorgetäuscht, wollte aber in Wirklichkeit von zu Hause fort und wurde bei seiner Rückkehr auf dem Bremer Flughafen vom Fernsehen in Empfang genommen - immer feste drauf, egal, wieviel böse Blicke die ohnehin schon gebeutelte Mutter den Reportern entgegenschleuderte.

Nein, das ist wirklich nicht mehr das preisgekrönte "Buten & Binnen", das dem Sender bundesweit Anerkennung eingebracht hat - das ist billige Anpassung an die Privatkonkurrenz. Schade, denn "B & B" hätte solche Verflachung eigentlich nicht nötig.

ECKHARD STENGEL

Entschluß zur Fernwärme kann sehr teuer werden Hohe Anschlußkosten vergraulten Hausbesitzer / Koenigs rügt "total veraltetes Marketing"

Eine "ungeheuerliche Preispolitik" hat der Hausbesitzer und Immobilien-Kaufmann Eberhard Stöppke den Frankfurter Stadtwerken bei den Anschlußkosten für das Fernwärmenetz vorgeworfen. Der in Stuttgart lebende Stöppke sollte für eine Fernwärme-Leitung in sein 18-Familien- Haus in der Frankfurter Hafenstraße 80 500 Mark zahlen. Für eine vergleichbare Leistung hatten ihm die Stuttgarter Stadtwerke vor vier Monaten lediglich 1641,60 Mark in Rechnung gestellt. Und auch der Fernwärme-Anschluß an ein großes Bürohaus in Köln kostete Stöppke "alles in allem nicht mal 5000 Mark", obwohl dafür noch etwa 30 Meter Leitung verlegt werden mußten.

In der Frankfurter Hafenstraße ging es dagegen nur um 12 bis 15 Meter. Denn soweit ist Stöppkes Mietshaus von der Fernwärmeleitung entfernt, die vom Heizkraftwerk an der Gutleutstraße zum Behördenzentrum und zum Hafentunnel führt. Die Stadtwerke begründeten den hohen Preis auf Anfrage damit, daß für diesen Anschluß die Leitung quer durch die Hafenstraße verlegt werden müsse. "Wegen der hohen Verkehrsbelastung kann da nur zu bestimmten Stunden und nachts gearbeitet werden, das verteuert die Sache unheimlich", sagt Stadtwerke- Sprecher Frank Döbert. Ferner müsse ein spezieller Wärmetauscher im Haus installiert werden, ein Gerät, in dem die Wärme aus dem heißen Dampf der Fernleitung in das Wasser der Hausleitung übertragen wird.

"Den Wärmetauscher hätte ich selbst angeschafft", sagt Stöppke, "zumal ich aus mittlerweile fünf Häusern gute Erfahrungen mit bestimmten Geräten gemacht habe." Dies habe er auch den Stadtwerken mitgeteilt, die es aber trotzdem abgelehnt hätten, ihr Angebot günstiger zu gestalten. Döbert: "Wir haben das durchgerechnet, alleine die Erdarbeiten würden schon 90 000 Mark kosten."

Der Hausbesitzer weiß, daß er in Stuttgart und Köln in den Genuß subventionierter Preise gekommen ist, und daß auch in diesen Städten die Endverbraucher die tatsächlichen Anschlußkosten vermutlich indirekt über Verbrauchskosten wieder zahlen müsse. "Aber die entscheidende Frage ist doch, ob es es den Betreibern einer Fernheizung gelingt, Hausbesitzer zu bewegen, ihr Haus überhaupt an die Fernwärme anschließen zu lassen." In Frankfurt werde zwar bei offiziellen Reden für diese relativ umweltschonende Heizungstechnik geworben, "aber ich kann mir nicht vorstellen, welcher Besitzer eines eher kleinen Mehrfamilienhauses bereit ist, alleine für den Anschluß 80 000 Mark zu bezahlen". "Ich jedenfalls verzichte auf Ihre Fernwärme", schrieb Stöppke an die Stadtwerke, "und werde weiterhin zigtausend Liter Heizöl verbrennen und die Abgase in die Luft der Stadt Frankfurt blasen lassen."

Frankfurts Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) hat den Stadtwerken in diesem Zusammenhang ein "total veraltetes Marketing" vorgeworfen. Anstatt alles zu tun, um eine möglichst hohe Anschluß- Zahl zu erreichen und die vorhandenen Fernwärme-Kapazitäten zu vermarkten, würden die Kunden eher vergrault. Ein solches Verhalten sei ihm umweltpolitisch wie kaufmännisch "ein Rätsel", sagte Koenigs.

Wilfried Olgemann, Referent des zuständigen Stadtrats Hans-Jürgen Moog (CDU), meinte dazu, die Stadtwerke müßten eben "betriebswirtschaftlich denken" und ihre Kosten an den Kunden weitergeben. Wenn Koenigs andere politische Vorgaben haben wolle, müsse er dies eben über die Betriebskommission der Stadtwerke durchsetzen. mat

Wo Bauern die Zinsschuld mit Körnern zahlen Ungewöhnliche Kredite für acht Bio-Höfe / Geld vom Öko-Fonds der Gemeinschaftsbank

WOLFHAGEN/BAD VILBEL. Viele Landwirte haben sich zur Sicherung ihrer Existenz verschulden müssen. Ihre Erträge werden deshalb weniger von Schädlingen als von den banküblichen Zinsen aufgefressen. Bundesweit acht Höfe sind da in einer beneidenswerten Lage: Statt mit Bargeld können sie ihre Zinsschuld mit dem begleichen, was sie ernten. Getreide zum Beispiel. Der Dottenfelder Hof in Bad Vilbel (Wetteraukreis) gehört zu den biologisch-dynamisch arbeitenden Betrieben, die mit einem dieser ungewöhnlichen Kredite rechnen können.

Das Geld kommt aus einem Öko-Fonds, den die in Bochum ansässige Gemeinschaftsbank eingerichtet hat. Wer von seinem Ersparten in diesen Fonds einzahlt, kann auf wahrlich nahrhafte Zinsen hoffen: Für 5000 Mark Einlage zum Beispiel gibt es das lebenslange Recht, sich Jahr für Jahr einen Doppelzentner Weizen (der jährliche Bedarf an Brotgetreide für eine Person) bei einem der Höfe abzuholen, die aus dem Fonds Kredite erhalten haben.

Als die Gemeinschaftsbank im Herbst vergangenen Jahres ihre Pläne veröffentlichte (die FR berichtete), gab es viele, die dem Projekt keine Chance gaben. Derweil sind die Skeptiker verstummt. Denn inzwischen ist klar, daß das Projekt verwirklicht wird. Der mit 1,5 Millionen Mark bezifferte Öko-Fonds ist jedenfalls schon zur Hälfte bestückt: Es fanden sich Sparer, die mit mindestens 2500 Mark die ökologische Landwirtschaft unterstützen wollen. Und es sind wohl auch einige dabei, die mit einem Sack Getreide auf dem Rücken sicherer in die Zukunft blicken als mit ein paar Geldnoten in der Tasche.

Acht Bio-Höfe in Hessen, Sachsen und Rheinland-Pfalz profitieren von der Existenz solcher Sparer. Die Kreditbedingungen - die Bereitstellung eines Doppelzentners Weizen pro 5000 Mark - haben sie dankend akzeptiert. Denn damit wird ihnen eine Last von den Schultern genommen, die andere Höfe schon erdrückt hat. Die Absicht der Gemeinschaftsbank ist im übrigen ganz im Sinne der Bauern: Die Bochumer Banker wollen, so erklärt es ihr Sprecher Stephan Rotthaus, auch "ein Stück symbolisch aufzeigen, daß der Ertrag der Landwirtschaft nicht das Geld ist" und "daß die Landwirtschaft unser Überleben" sichert. Das mag mit Blick auf die landwirtschaftlichen Überschüsse in Europa vielen noch nicht bewußt sein. Weltweit freilich, so wird es auch in der Gemeinschaftsbank gesehen, "ist die Ernährung eines der Schlüsselprobleme schon heute und erst recht in Zukunft".

Jene Geldanleger, die in den Öko- Fonds einzahlen, können, was diese Probleme angeht, vielleicht ruhiger schlafen. Für ihre Einlage haben sie ja ein lebenslanges Recht, sich Jahr für Jahr auf einem der begünstigten Höfe ihr Getreide abzuholen. Wer mit einem Doppelzentner Bio-Weizen nichts anzufangen weiß, wird sich die Zinsen auch in Form von Kartoffeln oder Gemüse auszahlen lassen können. Und notfalls gibt es auch Bargeld - aber nur auf der Basis einer zweiprozentigen Verzinsung.

Unter diesen Bedingungen wird auch der Dottenfelder Hof einen Kredit aus dem Öko-Fonds erhalten. Dieser Hof hat Ein lebenslanges Recht seit Jahren Probleme, weil der Grundwasserspiegel aufgrund der Regulierung der Nidda absackte. Damit sanken auch die Erträge: Da die Viehweiden keinen "Grundwasseranschluß" mehr haben, bringen die Weiden nach den Berechnungen von Experten nur noch ein Drittel der ursprünglichen Erträge. Und weil zur artgerechten Haltung von Milchkühen der "Weidegang" gehört, müßte das Grünland systematisch bewässert werden.

Eine entsprechende Lösung ist nunmehr in Sicht: So sollen unter anderem kleine Teiche für Beregnungszwecke ausgebaut und Flachbrunnen angelegt werden. Das 400 000 Mark teure Projekt kann realisiert werden, weil der Betrieb 230 000 Mark aus dem Öko-Fonds bekommen wird.

Mit dabei ist auch der Eschenhof in Wolfhagen-Altenhasungen (Kreis Kassel). Vor fast genau zehn Jahren hat der "Ökologische Landbauverein Nordhessen e.V." das Anwesen samt Ackerland und Vieh gekauft und es einer Gruppe von Bauern zur Verfügung gestellt, die es nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet. Sieben Männer und Frauen (inklusive dreier Lehrlinge) arbeiten inzwischen auf diesem Hof, der unter anderem auf die Milchwirtschaft setzt. Die rund 30 Kühe stehen in einem alten, engen Kuhstall, an dessen Stelle für rund eine halbe Million Mark ein sogenannter Offen-Stall errichtet werden soll - damit die Kühe immer an der frischen Luft, aber vor Wind und Wetter geschützt sind.

Mit diesem "Open-air-Stall" soll der Eschenhof zwar Testbetrieb im hessischen Versuchsprojekt "Artgerechte Tierhaltung" werden, ob es dafür aber auch öffentliche Mittel gibt, ist noch unklar. Fest steht allerdings, daß der Betrieb mit 200 000 Mark aus dem Öko-Fonds rechnen kann.

Der dritte im Bunde ist der Kirchhof im nordhessischen Alheim-Oberellenbach. Die "Pflege von Mensch und Erde" hat sich der Verein auf die Fahnen geschrieben, der hinter diesem Betrieb steht. Sein Ziel: Eine Lebens- und Hofgemeinschaft mit Behinderten sowie eine biologisch-dynamische Bewirtschaftung. 26 Menschen leben hier (neun Betreute, die landwirtschaftlichen und pädagogischen Mitarbeiter sowie deren Kinder). Fast 30 Kühe und 50 Ziegen liefern Milch.

Was fehlt, sind vor allem Geräte und Maschinen. Für die hofeigene Käserei muß zum Beispiel ein größerer Kessel angeschafft werden, und dringend benötigt wird auch ein Transporter. Zudem soll Land dazugekauft werden. 400 000 Mark braucht dieser Hof, nur 50 000 Mark kann er selbst aufbringen. Den Rest wird er aus dem Öko-Fonds erhalten - und die Zinsen in Form von Körnern statt mit Geldscheinen zahlen.

"Die Maßnahmen des Umwelt- und Naturschutzes", so heißt es in einem Informationsblatt der Gemeinschaftsbank, "erscheinen wirkungslos gegen eine nach höchster Produktivität und Kapitalrente ausgerichtete Landwirtschaftsindustrie". Und es sei müßig, auf Lösungen von "oben" zu hoffen. Alles werde davon abhängen, "daß die Menschen sich zusammenschließen, die der Zerstörung Einhalt gebieten wollen und die selbst die Verantwortung für eine menschen- und umweltgerechte Landwirtschaft übernehmen". In diesem Sinne haben etliche schon durch ihre Einzahlung in den Öko- Fonds ein kleines Stück Verantwortung übernommen. ANNE RIEDEL

Berlin Der real existierende Sozialismus hat abgewirtschaftet, ein paar seiner Denkmäler kommen weg. Thälmann zum Beispiel, hat eine Kommission beschlossen. Nur: Mit wem soll man die durch den Bildersturm entstehenden Lücken im Stadtbild stopfen? Mit Ella Kay etwa, der einzigen Berliner Senatorin, die nach dem Krieg (1962) wegen eines Fehlers in ihrem Verantwortungsbereich zurücktrat, ehe man sie dazu auffordern konnte? Oder Robert Havemann, der kritische junge Intelligenz in der Ex-DDR um sich scharte, als es dafür noch Schikane hagelte? Die FDP hat tief in die Stadtgeschichte gegriffen und Moses Mendelssohn (1729-1786) vorgeschlagen: einen Philosophen, "klein, bucklig, häßlich, dabei schalkhaft, liebenswürdig, und wenn es darauf ankam, mit dem lächelnden Mut des Geistes ausgerüstet" (Arthur Eloesser). Im förmlichen Antrag der Liberalen heißt es: "Mendelssohn ist eine der großen Identifikationsfiguren dieser Stadt. Sein Bild steht für Toleranz und geistige Freiheit, Weltoffenheit und Unvoreingenommenheit. Seine Persönlichkeit war das Vorbild für Lessings ,Nathan der Weise&rquote;". Kultursenator Roloff-Momin ist Feuer und Flamme. Er weiß schon den Standort: in der Niederkirchner Straße, gegenüber dem Preußischen Landtag, in den am 28. April das Berliner Abgeordnetenhaus einzieht; dort stand einst das Haus der Mendelssohns. Dort wird auf ihrem Dienstweg täglich Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien vorbeikommen. Sie weigert sich beharrlich, die nach der ermordeten Kommunistin Käte Niederkirchner benannte Straße als Adresse für das Hohe Haus zu akzeptieren. Als gelernte Lehrerin wird die streitbare Christdemokratin dann erfahren können, was eine pädagogische List ist. Besonders unübersehbar, wenn ihr der große Moses Mendelssohn zulächeln sollte: schalkhaft, liebenswürdig und gewiß ein wenig von oben herab. ojw.

Reiseliteratur

Aus Programmen + Prospekten

Kurz notiert

Was bedeutet "Reiki"?

Reiki (sprich Reeki) wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem christlichen Mönch in Japan aus alten Sanskrit- Schriften wieder entdeckt. Angeregt zur Suche hatte Dr. Mikao Usui eine Frage seiner Schüler, wie Christus geheilt habe. Darauf forschte er und fand übereinstimmende Erfahrungen bei alten spirituellen Meistern: Reiki (in anderen Kulturkreisen Shakti oder Qi, sprich Schi, genannt), so könnte man zusammenfassen, ist die universale oder auch göttliche Lebensenergie. Wenn sie uns verläßt, verfallen die Moleküle unseres Körpers.

Wer es lernt, mit dieser Kraft umzugehen, kann sie mit seinen Händen weitergeben, kanalisieren. Zugleich lernen Reiki-Schüler, sich selbst zu schützen, also zu verhindern, daß sie ihre eigene Energie völlig abgeben oder gar negative Energien (Krankheiten) von anderen aufnehmen.

Im Buchhandel gibt es heute eine vielfältige Literaur über Reiki. In einem Band schildert der Autor eine Begebenheit des Wiederentdeckers, Dr. Usui, die eine Verbindung von dem zunächst persönlich und individuell erscheinenen Einsatz der Kraft zu dem gesellschaflichen, ja existentiellen Aspekt aufzeigt. Danach ging der von Nächstenliebe getragene Mönch auch in die Elendsquartiere, um den Bettlern und Landstreichern mit dieser Energie zu helfen. Und wirklich, es ging ihnen besser, viele verschwanden aus der Gosse - doch die meisten kehrten nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Dr. Usui erkannte, daß sie seine "Energie-Spende" mit der inneren Bettler-Haltung annahmen, ohne sie aktiv für sich zu nutzen, um ihre elende Situation zu verändern. Wirkliche und gründliche Veränderungen, so sein Resümee, sind nur möglich, wenn jeder Einzelne auch bereit ist, sich in seinem Bewußtsein zu ändern.

Weil wir uns aber so ungern dem Lebensfluß anpassen und glauben, wir müßten aus der Sicht unseres Ego der Natur unseren Willen aufzwingen, sind wir oft erst nach im wörtlichen Sinn schmerzhaften Erfahrungen - im persönlichen wie im politischen Bereich - bereit, loszulassen.

Allein solche Menschen, die in ihrer Mitte, in ihrer existenziellen Liebe verankert sind, können annehmen, was ist; sie brauchen keine Dogmen und brauchen andere nicht zu verfolgen. So verstandene Spiritualität könnte gerade heute helfen, über die Oberfläche politischer Schablonen hinaus sich Orientierung für die Erhaltung des Lebens auf dem Planeten zu erarbeiten.

GEORG LINDE

"Nicht mehr Kind und noch nicht erwachsen"

FRIEDRICHSDORF. Für Eltern heranwachsender Kinder veranstaltet die Volkshochschule zusammen mit Pro Familia eine Vortrags- und Diskussionsreihe mit dem Titel "Nicht mehr Kind und noch nicht erwachsen". Das Thema soll an zwei Abenden behandelt werden: Donnerstag, 18. März, und eine Woche darauf. Beginn ist jeweils um 20 Uhr in der Philipp-Reis-Schule.

Um das Elternrecht an hessischen Schulen und die Auswirkungen des hessischen Schulgesetzes geht es bei einer Elterninformationsveranstaltungen am Samstagen, 26. Juni, von 9 bis 13 Uhr, an der Philipp-Reis-Schule.

Anmeldungen und weitere Informationen: Kerstin Leuthold, Gladiolenweg 55 a (Tel. 7 41 21). off

Mehr Lehrer für die bosnischen Kinder nötig

Zusätzliche Lehrer sind an den Frankfurter Schulen erforderlich, um die mehr als tausend bosnischen Flüchtlingskinder zu betreuen. Diese Forderung hat der Gesamtpersonalrat der Lehrer beim Staatlichen Schulamt in einem Brief an Kultusminister Hartmut Holzapfel erhoben. Die Lehrer fühlten sich "verhöhnt" durch die mangelnde Unterstützung ihres Dienstherrn, der die "Mehrarbeit aus humanitären Gründen als selbstverständlich" betrachte. Damit werde die schwierige pädagogische Arbeit in den Schulen nicht ernst genommen, schreibt die Vorsitzende des Gesamtpersonalrates, Gabriele Kögel-Sell.

Zusätzliche Lehrer seien vor allem deshalb nötig, weil die Flüchtlingskinder angesichts der Situation im ehemaligen Jugoslawien auf unabsehbare Zeit hier bleiben müßten. "Sie werden deshalb wohl ihre Schulzeit in Frankfurt absolvieren müssen." luf

Picasso sah doof aus, seine Malerei nicht "Kunst mit Kinderaugen" in der Bücherei

SECKBACH. "Der sieht doch idiotisch aus" - ein Urteil, das Zustimmung findet. Die Schwarz-Weiß-Fotos, die den Maler Pablo Picasso zeigen, finden keinen Anklang bei den zehn Kindern, die an diesem Nachmittag zur Vorlese- und Spielerunde in der Stadtteilbibliothek versammelt sind. Dagegen aber seine Bilder: Erstaunte "Ohs" und "das sieht ja toll aus!" sind die Reaktionen, als die Bibliothekspädagogin Linda de Vos Bilder aus der sogenannten blauen Phase zeigt. "Blau ist meine Lieblingsfarbe", wird die Begeisterung bei "Picasso mit Kinderaugen gesehen" begründet.

Nach und nach finden die Fünf- bis Achtjährigen Picasso immer symphatischer. Linda de Vos zeigt, wie unterschiedlich er malen konnte, und hält die Kinder dazu an, sich die Bilder genau anzusehen und zu beschreiben, was sie sehen. "Das ist Phantasie", weiß einer sofort, als die Darstellungen abstrakter werden. Linda erklärt, daß Picasso Gegenstände und Personen von vorne und hinten gleichzeitig malte, und zeigt ihnen das Bild "Die Violine". "Bruch!", ruft jemand fachkundig. Und das Stichwort ist schließlich gefunden: Wie "Puzzleteile" habe der Maler Einzelteile der Saiteninstrumente zerlegt und neu wieder zusammengesetzt. "Da sieht man auch, daß es geklebt ist", sagt Luise wissend und geht ganz nah an das Bild heran.

Ob Picasso seine Kunstwerke wirklich zerkloppt, zerschnitten und neu geklebt hat, wird nicht geklärt. Wichtig ist nur, daß es Spaß macht, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven gleichzeitig zu betrachten. Zerschnittene Vorder- und Hinterseite eines Bären wollen alle neu und anders zusammenlegen. "Das ist doch gar nicht witzig!" Zwei Beine nebeneinander wirken nach Corinnas Ansicht zu gewöhnlich. "Was komisch ist, kann jeder sehen, wie er will", bemerkt Linda zu dieser künstlerischen Streitfrage.

So werden der schöpferischen Individualität keine Grenzen gesetzt. Ein Gemeinschaftsbild für die Bibliothek wollen nur Ann-Christin und Catharina malen und kleben. Linda steht Modell.

Der Rest hält sich eher ungern an Vorgaben. Nur ein einziger Farbton und eine Figur à la Picasso sind einfach zu wenig. "Kann ich auch ein Phantasiebild machen?" Luise greift zu den Farben und malt entschieden abstrakte Linien aufs Papier. "Ich mach' kein Phantasiebild" - am Nebentisch erhält der Realismus den Vorzug. Ein Hase und ein Fahrrad gewinnen Kontur, die künstlerische Kontroverse ist entstanden. Nur Benjamin läßt sich schwer einer Partei zuordnen. Einflüsse des Künstlers Salvador Dali sind unverkennbar, hat doch Benjamins drittes Werk das selbe Motiv wie das vorherige. Bei Motivwahl (ein Haus) und Ausführung benutzt er aber erschreckend realistische Elemente: weiße, geometrisch abgegrenzte Flächen - überflüssige Details sind weggelassen.

Die Realisten sind nur beschränkt bereit, ihre Werke zu zerstören. Meikes Löwe wird zwar ausgeschnitten, aber auf der Pappe genauso wie vorher auf dem Papier zusammengesetzt. Kompromißlos bleibt auch Corinnas Fahrradfahrer im Sattel sitzen: "Ich mag so ein Durcheinander nicht", begründet sie ihr Schaffen.

"Das ist aus lauter Schrott zusammengestellt. Das ist vom Lkw hinten." Lukas hilft den Betrachtern seines Bildes bei der Interpretation und zeigt auf bunte, geometrische Gebilde und gewagte Formen. Eigenwillig auch der Titel seines Bildes - "Zoo" -, wofür er aber eine einleuchtende Erklärung findet: "Das ist das einzige Wort, das ich schreiben kann." Rosa Haare, wild ragt darüber ein lila Bein - "Modell" Linda de Vos ist auf dem Gemeinschaftsbild kühn verfremdet. "Die Verügten", so der Titel des Werkes, ist bis auf weiteres in der Stadtteilbibliothek Seckbach (Arolser Straße 11) zu sehen. son

CDU fragt nach der Zahl von Sozialwohnungen

Für die öffentlich geförderten Wohnungen in Frankfurt, die nichtstädtischen Gesellschaften gehören, interessiert sich die CDU im Römer. Vom Magistrat will sie wissen, welche Unternehmen wie viele Wohnungen halten. Der Hintergrund: Immer mehr öffentlich geförderte Wohnungen fallen aus der Sozialbindung.

Die Wohnungen ohne Bindung gelten dann nicht mehr als Sozialwohnungen - können also auch nicht mehr vom Amt für Wohnungswesen an die vielen Wohnungssuchenden in Frankfurt vermittelt werden. Sie unterliegen ebenfalls nicht mehr der begrenzten Mietpreisbindung, die für Sozialwohnungen gilt. Die CDU will in ihrer Anfrage erfahren, wie viele der öffentlichen geförderten Unterkünfte "in den nächsten Jahren" aus der Bindung entlassen werden. jg

Beratung für ungelernte Frauen Projekt soll Arbeitslosigkeit von Ausländerinnen verhindern

Konjunkturelle Flaute, Strukturwandel in der gewerblichen Wirtschaft: die Verliererinnen sind zumeist die Frauen, die in den Betrieben der Auto-, Metall- und Zuliefererbranche eine ungelernte Arbeit verrichten. Mit 2000 bis 5000 zusätzlichen arbeitslosen ausländischen Frauen in den kommenden Jahren rechnet Frauendezernentin Margarethe Nimsch allein für Frankfurt. Die jetzt offiziell im Haus Adalbertstraße 18 eröffnete Beratungs- und Koordinierunsgstelle für an- und ungelernte Arbeiterinnen versteht ihre Aufgabe vornehmlich präventiv.

Durch Kontakte mit Betriebsräten und -leitungen in den besonders bedrohten Branchen sowie in Gesprächen mit den dort beschäftigten ungelernten Arbeiterinnen wollen die drei Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle die Möglichkeiten inner- und außerbetrieblicher Weiterbildung überprüfen, um die drohende Entlassung der Ungelernten zu verhindern. Getragen wird das vom Frauenreferat initiierte Projekt gemeinsam vom Arbeitgeberverband Metall, den hessischen Unternehmerverbänden, der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer sowie vom DGB und der IG Metall.

Die Zukunft dieser Beratungsstelle und ihr Erfolg sind gleichwohl nicht gesichert. Die Finanzierung der Beratungsstelle aus Mitteln des EG-Sozialfonds und dem Bundesprogramm zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit ist bis Ende 1994 befristet. Eine weitergehende Förderung erscheint angesichts des Sparkurses der Bundesanstalt für Arbeit fraglich.

Auch die Chancen für die angestrebte Weiterqualifizierng der ungelernten Frauen hält Stephan Fischbach vom Arbeitgeberverband der Metallindustrie derzeit für gering. Weiterqualifizierung, so Fischbach, sei der beste Weg aus der Arbeitslosigkeit. Insofern sei die jetzt von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm beschlossene Mittelkürzung für Um- und Fortbildung "kontraproduktiv". sar

Weiterer Stellenabbau Arbeitslosenquote im Westen liegt bei 4,9 Prozent

WESTLICHE STADTTEILE. "Mitte des Jahres, schätze ich, werden wir die Talsohle erreicht haben", sagt der Höchster Arbeitsamtschef Arno Büdinger. Für Februar zeigt er wieder traurige Zahlen vom Arbeitsmarkt vor: mehr Stellen wurden abgebaut, die Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu. Selbst das Baugewerbe ist mittlerweile vom konjunkturellen Abwärtstrend eingeholt worden; der Dienstleistungssektor kann nicht mehr auffangen, was in den anderen Bereichen an Arbeitskräften frei wird.

Im Februar haben sich insgesamt 6849 Arbeiter und Angestellte arbeitslos gemeldet, im Vergleich zum Februar 1992 bedeutet dies einen Anstieg von knapp 30 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,9 Prozent. Männer sind - anders als in Zeiten mit hoher Konjunktur - stärker betroffen als die Frauen. Daß auch mehr Schwerbehinderte und ältere Personen ihre Arbeit verlieren würden, war laut Büdinger abzusehen.

Seit einem Jahr wuchs die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten um 110 auf 375, die Zahl der älteren Arbeitslosen stieg um 285 auf 806. Was die Vermittlungssituation für das Arbeitsamt so schwierig mache, sei die Diskrepanz zwischen dem Angebot und der Nachfrage.

95 Prozent der offenen Stellen seien für Fachkräfte ausgeschrieben, erklärt Büdinger. Bürofachkräfte mit EDV- und Englischkenntnissen haben noch Aussichten, ebenso ausgebildetes Verkaufspersonal oder Hotelfachkräfte.

Schwierig gestaltet sich dagegen die Stellensuche für Fach- und Hochschulabsolventen, nicht nur für die Geisteswissenschaftler, sondern auch für diejenigen mit technischen oder naturwissenschaftlichen Abschlüssen.

Wie schlimm sich auswirken wird, daß Bonn den Stopp der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) beschlossen hat, kann Büdinger für seinen Zuständigkeitsbereich - die westlichen Stadtteile, den Main-Taunus-Kreis und die Hochtaunus-Gemeinden Glashütten, Königstein, Kronberg) - noch nicht absehen. "Der Druck wird permanent zunehmen, Mitte April werden wir dann Klarheit haben, wie groß die Spielräume sind, die uns verbleiben", sagt er. Die etwa 80 ABM- Plätze wird er solange erhalten können, bis sie auslaufen. Aber für neue oder auch besonders dringende Fälle hat er keine Kapazitäten, selbst dann nicht, wenn jemand seine Maßnahme abbricht. Was frei werde, müsse in den Topf der Bundesanstalt für Arbeit zurück.

Dennoch wird auf das Höchster Arbeitsamt in der nächsten Zeit einiges zukommen: Zum Quartalsende Ende März erwartet Büdinger neue Entlassungen bei Hoechst und Opel. In Hochheim schließt der Betrieb Baustahl-Matten, in Höchst macht die Tettauer Glashütte zu. Außerdem wird in Bonn erwogen, zukünftig den Mißbrauch von Arbeitslosengeld zu kontrollieren.

Dazu müßte sich jeder Arbeitslose einmal im Monat im Arbeitsamt melden. Sein Amt werde diese Kontrollen natürlich auch durchführen, obwohl sie eine kaum zu bewältigende Mehrbelastung bedeuteten, sagte Büdinger. ege

Im Kino geht's auf "Reise nach Melonia"

HOCHHEIM. Vom Kampf des Magiers Prospero mit dem großen Vulkan erzählt der Film "Die Reise nach Melonia", den das kommunale Kino "Schaulust" am Dienstag, 23. März, zeigt. Beginn ist um 15.30 Uhr im Hochheimer Hof an der Mainzer Straße. Die Handlung: Der Vulkan stört den Frieden auf der idyllischen Insel Melonia. Finstere Gesellen wollen Magier Prospero als Regenten ablösen, entführen den Gemüsegärtner Caliban, um ein magisches Elixier zu kommen. Doch Prosperos pfiffige Tochter und der Zauberlehrling Ariel können den Diebstahl verhindern. kkü

"Cyrano" ist Dienstag im

Kino Schaulust zu sehen

HOCHHEIM. Von Liebe, Leid und einer langen Nase handelt der Film "Cyrano von Bergerac", den das Kino Schaulust am nächsten Dienstag, 23. März, um 20 Uhr im Hochheimer Hof zeigt.

Gérard Dépardieu spielt die Titelrolle in dem 1990 in Frankreich gedrehten Streifen. Er ist Cyrano, der Soldat, Poet und Wissenschaftler, der Individualist und Perfektionist mit dem Makel einer überlangen Nase. Die gerät ihm zum Verhängnis, traut er sich doch nicht, einer Frau unbefangen gegenüberzutreten. Nicht einmal seiner Cousine Roxanne, die allerdings nicht ihn, den Dichter, sondern Christian liebt. kkü

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. Kindertheater: Schorsch geht baden, 15 Uhr, Bürgerhaus.

Dreieich. Autorenlesung: Ghazi Abdel- Qadir, 9, 11 und 20 Uhr, Stadtbücherei Sprendlingen.

Langen. Literarisches Werkstattgespräch: Karl-Heinz Schreiber, 20 Uhr, Stadthalle.

Neu-Isenburg. Crime-Time-Autorinnenlesung: Doris Gercke, 20 Uhr, Stadtbücherei.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15, 17.30 Uhr); Der Duft der Frauen (20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Tom und Jerry (15.15 Uhr); Dracula (17.30, 20 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kein Pardon (20.30 Uhr). - Viktoria: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentleman (15.15, 20.15 Uhr). - Fantasia: Der Außenseiter (15.15, 20 Uhr). - Neues UT-Kino: Ein ganz normaler Held (20 Uhr); Sneak Preview (23 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Jimmy Hoffa (20.15 Uhr). - Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Eine Frage der Ehre (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Vortrag: Wie leben Ausländer der 1. Generation in Offenbach, 14.30 Uhr, Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais. Rodgau. Diavortrag: Kindernot in Kolumbien, 20 Uhr, Martin-Luther-King- Haus. Parteien / Parlamente Offenbach. Sprechstunde des Ausländerbeirats, 16 Uhr, Rathaus.

Europa-Union: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Portugiesische Mission, Marienstraße 34. Vereine / Organisationen Offenbach. Arbeitskreis Waldhof: Bürgerversammlung, 19.30 Uhr, Treff Waldhof, Ottersfuhrstraße 10.

Langen. Langener Forum: Zusammenkunft, 20 Uhr, Stadthalle.

Rödermark. VEF-Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Vereinsräume, Trinkbrunnenstraße 21. Verschiedenes Neu-Isenburg. Musikalischer Seniorennachmittag, 16 Uhr, Bansamühle. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstraße 32-34: 9 bis 13 Uhr, Tel. 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Berliner Str. 118: Drogenberatung von 14 bis 19 Uhr, Telefonnummer 81 84 02.

Aids-Hilfe-Offenbach, Frankfurter Str. 48: von 16 bis 20 Uhr, Telefonnummer 88 36 88.

Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: 16 bis 19 Uhr, Telefon 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund: 9 bis 12, 15 bis 17 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): 9 bis 17 Uhr Beratung, ambulante Dienste, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Caritas-Lebensberatung, Taunusstr. 47: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 8 11 56.

Langen. AWO: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr; Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Mühlheim. Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Altenwohnheim Markwald, Ulmenstraße. Neu-Isenburg. AWO, Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.

Psychosoziale Beratungsstelle "Die Brücke": 9 bis 12 Uhr; Tel. 06102 / 31660.

Mutter-/Kind-Café, Bahnhofstr. 143: Offener Treff, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Pro Familia, Ludwigstraße 75: 14.30 bis 16.30 Uhr, Telefon 2 65 25.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Kinderschutzbund, Halle Urberach: 16 bis 18 Uhr, Tel. 060 74 / 68966. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Wann kommst Du wieder, roter Reiter?, 19.30 Uhr, das Rind, Mainstraße.

Kelsterbach. Dichterlesung mit Kinderbuchautor Paul Maar, 10 Uhr, Bürgermeister-Hardt-Schule.Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Schtonk (20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der letzte Mohikaner (20 Uhr). - Bambi: Jimmy Hoffa (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Ein ehrenwerter Gentleman (15.15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Ein ganz normaler Held (17, 20 Uhr). - Cinema: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Bodyguard (17 Uhr); Alarmstufe: Rot (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Verhängnis (19.30 Uhr); Halfaouine - Zeit der Träume (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: . . . denn sie wissen nicht, was sie tun (20 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Gesundes Abnehmen, 20 Uhr, ev. Gemeindez. Mörfelden. Verschiedenes Rüsselsheim. Kindernachmittag, 15.15 Uhr, im Museum.

Organisationen / Vereine Büttelborn. DGB-Ortskartell, Veranstaltung: EG, Binnenmarkt, Tagespolitik, 20 Uhr, Volkshaus.

Kelsterbach. Öffentliche Vorstandssitzung, Freizeit-Sport-Club (FSC), 20 Uhr, Vereinsheim. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Die neue Zeit und ihre Folgen, Alltag-Politik-Personen, 1869-1956, geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr, bis 30. März.

Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: "Neue Heimat Walldorf" - Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr, sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, bis 31. März.

Bertha-von-Suttner-Schule, An den Nußbäumen: Dauerausstellung - Bertha- von-Suttner.

Rüsselsheim. Stadtbücherei, Am Treff 5: Frauenbuchausstellung - Damit wird Mann leben müssen, zu den Bücherei- Öffnungszeiten, bis 30. März.

Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Frauenzentrum, Haßlocher Str. 150: Ölbilder von Angela Bugdahl; bis 7. April.

Umweltamt, Mainzer Str. 7: Tierschutz im Garten, montags bis freitags 8 bis 12 Uhr, donnerstags 16 bis 18 Uhr; bis 31.3.

Groß-Gerau. Stadtmuseum, am Marktplatz: Dauerausstellungen zum Thema Stadtgeschichte, mittwochs bis sonntags 10 bis 12 und 14 bis 15 Uhr.

Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstr. 44, So., 10 bis 12 Uhr.

Nauheim. Heimatmuseum, Schulstr. 6, sonntags 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 7 60 74, 9 bis 12 Uhr.

Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 11 bis 13 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Rüsselsheim. Pro Familia, 9 bis 15 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.

Rhein-Main-Flughafen. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(ohne Gewähr)

Tips und Termine

Theater / Literatur / Musik Offenbach. Bilderbuchkino, 15 Uhr, Jugendbücherei, Herrnstraße.

Mühlheim. Komödie mit Heidi Kabel: Oh, diese Eltern, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Neu-Isenburg. Neues Kabarettprogramm von Stephan Wald: Schizofriz, 20 Uhr, Hugenottenhalle. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15, 17.30 Uhr); Der Duft der Frauen (20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Tom und Jerry (15.15 Uhr); Dracula (17.30, 20 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kein Pardon (20.30 Uhr). - Viktoria: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentleman (20.15 Uhr). - Fantasia: Der Außenseiter (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Ein ganz normaler Held (20 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Jimmy Hoffa (20.15 Uhr). - Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Sneakers - Die Lautlosen (20.30 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Kleine Haie (20 Uhr).. Vorträge / Kurse Offenbach. Diavortrag: Sophie La Roche, 20 Uhr, Stadtmuseum, Parkstraße. Parteien / Parlamente Rodgau. Stadtverordnetenversammlung, 19.30 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Langen. Briefmarkensammlerverein: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Stadthalle. Mühlheim. Freiwillige Feuerwehr: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Feuerwehrhaus, Dietesheimer Straße. Verschiedenes Neu-Isenburg. Musikalischer Seniorennachmittag, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Telefonnummer 8 00 13 13.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 14 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefonnummer 80 65-22 19.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Rufnummer 0 60 74 / 4 37 96.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof: 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 -36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Langen. Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Rufnummer 0 61 03 / 5 33 44.

AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11.

Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.

Awo: Mobiler sozialer Hilfsdienst, Kronengasse, 8 bis 10 Uhr, Tel. 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße. Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Seligenstadt. Mütterberatung, 14 Uhr, Don-Bosco-Schule. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

(ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Komische Oper: Zar und Zimmermann, 20 Uhr, Stadttheater.

Wann kommst Du wieder, Roter Reiter, 20 Uhr, das Rind, Mainstraße. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Sneakers - Die Lautlosen (17 Uhr); Schtonk (20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Ein ehrenwerter Gentleman (15.15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Ein ganz normaler Held (17, 20 Uhr). - Cinema: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Das Schloß meiner Mutter (17, 20 Uhr).

Stadtbücherei, Am Treff: Das Alaska- Syndrom (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Verhängnis (19.30 Uhr); Halfaouine - Zeit der Träume (21.45 Uhr). Parteien / Parlamente Rüsselsheim. Sitzung des Ausländerbeirats, 18 Uhr, Rathaus.

Büttelborn. Sitzung des Bauausschusses, 20 Uhr, Gemeindeverwaltung.

Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Namen + Notizen

DIETER KNAPP, bisher Höchster SPD-Stadtverordneter, nahm kürzlich von Stadträtin Lilli Pölt, die Oberbürgermeister Andreas von Schoeler vertrat, den Ehrenbrief des Landes Hessen entgegen. Mitglied im Umlandverband, Kreisvorstand der Arbeiterwohlfahrt, Vorstand der Johanna-Kirchner-Stiftung und der Bürgervereinigung Höchster Altstadt sind einige weitere Ämter, die der ehemalige Starfighter-Pilot während seiner 22 SPD-Jahre bekleidet hat. Auf seine Initiative hin wurde das Zentrum der Arbeiterwohlfahrt in Höchst eingerichtet. Ebenfalls die Urkunde erhielten MANFRED GOLMS von der Turngemeinde Zeilsheim und PAUL JUNG vom Turnverein 1975 Sindlingen.

KARL LEO SCHNEEWEIS, CDU- Stadtverordneter und Vorsitzender des Unterliederbacher Heimat- und Geschichtsvereins, ist mit der Bartholomäus-Medaille ausgezeichnet worden. Die höchste Ehrung der Frankfurter Katholiken überreichte Stadtdekan Klaus Greef. Schneeweis habe sich als Bezirks-Vorsitzender der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) Frankfurt für die katholische Verbandsarbeit der Stadtkirche verdient gemacht. Der Stadtdekan würdigte Schneeweis' Engagement in der Jugendarbeit und die Organisation von Pfadfinder-Begegnungen.

"Die blocken total ab" Bockenheimer Juz wartet auf die versprochene Hilfe

BOCKENHEIM. Entspannt, ja fast gelangweilt sitzt Christoph an der Kasse und knöpft den spärlich eintrudelnden Besuchern des Jugendzentrums Bockenheim fünf Mark Eintritt ab. "Wieso denn Eintritt zahlen?", kriegt er immer wieder zu hören. Daß an diesem Abend ein Konzert auf dem Programm steht, hat sich offenbar nicht besonders weit herumgesprochen. Ein paar Dutzend Leute stehen in dem kleinen Thekenraum und warten auf die englische Hardcoreformation "Psychostorm".

"Zum einen ist heute Montag, und außerdem müssen wir zugeben, daß wir nicht besonders viel Werbung für das Konzert gemacht haben", räumt Christoph Schneider ein, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Jugendzentrum (Juz) aushilft. Was Christoph so gelassen sagt, hat eigentlich einen ernsten Hintergrund. Zwei oder drei solcher schlecht besuchten Abende, und das Juz könnte in arge finanzielle Bedrängnis geraten.

Als eines von 14 selbstverwalteten Zentren in Frankfurt muß es sich einen städtischen Etat von etwa drei Millionen Mark mit den anderen Einrichtungen teilen. "Das reicht hinten und vorne nicht", klagt Christoph. Von dem Anteil, den die Bockenheimer vom Jugendamt bekommen, müssen die Gehälter der zwei Sozialarbeiter, Neuanschaffungen, Reparaturen sowie die Versicherungskosten bestritten werden.

Nur durch Umschichten der Finanzposten und Einsparungen, beispielsweise an der jährlichen Freizeitfahrt, könne der Betrieb aufrecht erhalten werden, erklärt Sozialarbeiter Theo Lang. Mehrmals haben die Juz-Betreiber im vergangenen Jahr beim zuständigen Ortsbeirat 2 und beim Sozialdezernenten Martin Berg versucht, mehr Mittel zur Verfügung zu bekommen. Doch: "Die blocken total ab", sagt Theo Lang. Als sogar das Geld für Putzmittel knapp wurde, versprach Schuldezernentin Jutta Ebeling, persönlich Abhilfe zu schaffen. "Wir haben bis heute nichts mehr von ihr gehört", sagt Theo Lang.

Der Jugendtreff in der Varrentrappstraße, einst aus einer Hausbesetzung Mitte der siebziger Jahre hervorgegangen, besteht darauf, ein selbstverwaltetes Juz zu bleiben. "Wir wollen nicht von oben herab etwas diktiert haben. Außerdem wäre es für die Stadt auch viel teurer, uns als städtische Einrichtung zu führen", denkt der Sozialarbeiter.

Auf insgesamt 750 Quadratmetern gibt es einen Sportraum, eine Küche, in der dreimal pro Woche eine warme Mahlzeit zum Selbskostenpreis angeboten wird, eine Werkstatt und seit kurzem eine eigene Etage für Frauen. Neben den zwei Hauptamtlichen gibt es etwa ein Dutzend freiwillige Helfer.

Auch in Zukunft wollen die Betreiber Druck bei der Stadt für mehr Geld machen. "Ansonsten könnte es schon im Spätsommer so knapp werden, daß wir vielleicht schließen müssen", schätzt Theo Lang. hen

Namen + Notizen

ERICH SCHLAUCH wurde jetzt mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Stadtkämmerer Martin Grüber überreichte die Auszeichnung im Limpurgsaal des Römer. Erich Schlauch, der 1937 in Frankfurt geboren wurde, ist seit 20 Jahren Leiter des Rehabilitationszentrums Oberrad beim Frankfurter Verein für soziale Heimstätten, eines Wohnheims und einer Werkstatt für psychisch Kranke und Behinderte. Neben seinem Beruf setzt er sich auch ehrenamtlich für die Integration Behinderter im Stadtteil ein. Erich Schlauch ist außerdem Stadtbezirksvorsteher und Vorsitzender des Ortsvereins Oberrad der Arbeiterwohlfahrt. jh/10 ANNI und ERNST FLAMM (Seehofstraße 14) feiern am Samstag, 13. März, 18.30 Uhr, in der Deutschordenskirche "Goldene Hochzeit". Es folgt der Empfang im Rittersaal. Der heute 76jährige und Frau Anni (71) haben im Kriegsjahr 1943 geheiratet. Er arbeitete in vielen Ehrenämtern: Kleingartenverein "Mainwasen", Landeselternbeirat, Pfarrgemeinderat von Deutschorden, Sozialpfleger der Stadt und Vereinsringvorstand Sachsenhausen. Flamm wurde dafür oft geehrt: Landes-Ehrenbrief, Bundesverdienstkreuz am Bande, Römerplakette sowie Ehrenplakette der Stadtgruppe der Kleingärtner. Auch Frau Anni engagierte sich für andere; sie ist heute noch Leiterin eines Altenclubs. dixi HERMANN HOLZHAUER, Mitgründer der Sachsenhäuser Bergspatzen, feierte zünftig mit Verwandten, Bekannten und Sangesfreunden seinen 80. Geburtstag. Vorsitzender Heinz Constantin würdigte in einer kleinen Laudatio die Verdienste des Jubilars. Holzhauer ist waschechter Sachsenhäuser. Die Zeit des Zweiten Weltkrieges und der Gefangenschaft bis 1949 waren die einzigen Jahre, die er nicht in "seinem" Sachsenhausen verbrachte. Im September 1958 gründete er gemeinsam mit anderen den Gesangverein. Im Chor der Bergspatzen hatte seine Stimme von Anfang an Gewicht. Nimmermüde besucht "es Hermännsche", wie ihn seine Freunde nennen, heute noch die Chorproben. dixi RENATE WOLF wurde vor kurzem mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement auf sozialem Gebiet ausgezeichnet. Den Bundesverdienstorden überreichte der ehrenamtliche Stadtrat Bernhard Mihm (CDU) im Limpurgsaal des Römer. Seit 1977 ist Renate Wolf als ehrenamtliche Sozialpflegerin des Frankfurter Sozialamtes tätig. Dem Widerspruchsausschuß des Sozialamtes gehört sie seit 1982 als Beisitzerin an. Seit 1983 ist sie Mitglied im Anstaltsbeirat der Justizvollzugsanstalt Frankfurt. Darüber hinaus gehört Renate Wolf seit zehn Jahren auch dem Vorstand des CDU-Stadtbezirksverbandes Oberrad an. jh

Komm' Eberhard, wir hauen ab, wir lassen die Gemeinde die Zeche zahlen.

In Bangalore sind Kirchen gut besucht Pfarrer Reichel-Odié berichtete über seinen viermonatigen Aufenthalt in Indien

SACHSENHAUSEN. Bangalore - ein gewöhnliches Industriezentrum im Hochland von Südindien. Pfarrer Jürgen Reichel-Odié von der evangelischen Ostergemeinde verbindet mit der Zweihunderttausend-Seelen-Stadt jedoch noch etwas anderes als Werkzeugmaschinen und Flugzeugbau: Ihn zog das United Theological College in die Metropole des Bundeslandes Mysore. 1970 studierte Reichel- Odié an diesem bedeutendsten christlichen Institut in Fernost. 22 Jahre später kehrte er gemeinsam mit seiner Ehefrau für vier Monate an die alte Wirkungsstätte zurück.

Wieder in Frankfurt präsentierte der Theologe die Dias seiner Reise ins Land zwischen Indus und Ganges vor heimischem Publikum, denn schließlich "habe die Gemeinde, die mich vier Monate vermissen mußte, ein Recht darauf zu erfahren, was ich dort gemacht habe", erklärte Reichel-Odié. Anhand der Bilder aus der Region Bangalore vermittelte der Pfarrer seinen Zuhörern einen Einblick in indische Kultur, Religion und Gesellschaft.

"Indien ist ein Land der Gegensätze", stellte der Theologe hinsichtlich der sozialen Unterschiede im Staat mit der zweithöchsten Bevölkerungszahl der Welt fest: Einerseits die Zelte und Wellblechhütten der sogenannten "pavement wellers", andererseits investiert die Stadt in kitschige Prestigebauten. So wurde erst jüngst eine große Konzerthalle in Form einer Violine erbaut. In Anspielung auf die Zeilgalerie in Frankfurt sagte Reichel-Odié: "Was in der Mainmetropole wie ein Sahnehäubchen wirkt, paßt in Bangalore wie die Faust aufs Auge."

Im Stadtbild des Industriezentrums spiegelt sich auch die multikulturelle Gesellschaft des Subkontinents wider. Da ist die Moschee der Moslems. Unter allen fremden Religionen Indiens hat der Islam die größte Anhängerzahl. Durch Eroberer nach Südasien gelangt, hat er den Makel der Fremdherrschaft nie ganz verloren. Keine zweihundert Meter weiter der Tempel der Hindus. Die Religion, der die meisten Inder angehören, kennt keine Dogmen und ist somit gar keine Religion im eigentlichen Sinn: Als Hindu wird man geboren, eine Missionierung gibt es nicht. Die Konflikte mit den Moslems erklärt Reichel-Odié einerseits aus erwähntem historischem Makel, andererseits liegt die bilderfeindliche, streng monotheistische Buchreligion der Anhänger des Islam einem Hindu fern.

Die Gotteshäuser der Buddhisten, Jainas, Sikhs, Parsen, Juden und Christen vervollständigen das religiöse und kulturelle Mosaik in Bangalore. Verständlicherweise ging der evangelische Pfarrer auf die christliche Minderheit näher ein und zeigte Bilder der St. Mark's Cathedral. Wie viele andere christliche Kirchen in Indien wurde dieses Gebäude im neugotischen Stil erbaut.

Von den 2,5 Prozent Katholiken, Protestanten oder Syrisch-Orthodoxen des Subkontinentes leben mehr als zwei Drittel im Süden des Landes. Kein Wunder also, daß das United Theological College in Bangalore steht. Wie der nur geringe Anteil an Christen bereits verrät, war die Arbeit europäischer Missionare in Indien kaum von Erfolg gekrönt. Lediglich die Unberührbaren oder Angehörige niederer Kasten traten zum Christentum über; und das nur selten aus geistiger Überzeugung, vielmehr lockten Sozialleistungen der "Bekehrer". Nichtsdestotrotz sind die Kirchen in Bangalore Sonntag für Sonntag voll besetzt. Ein Umstand, um den Pfarrer Reichel-Odié seine indischen Kollegen beneidet.

Das letzte Dia widmete der Tehologe einem Denkmal Mahatma Gandhis als dem "Vater der Nation". Zwischen den beiden Weltkriegen unternahm "der Mann der Religion in der Maske eines Politikers" den Versuch, politische Veränderungen durch gewaltlosen Widerstand zu erreichen. Das religiös-politische Denken des großen Staatsmannes sucht bis heute nach seiner reellen Umsetzung - und das nicht nur in Indien. ole

Ein Markt ist schnell da Jugendkulturwoche nahm die Werbung unter die Lupe

SACHSENHAUSEN. Einsam rennt der Dauerläufer auf das Gebirge zu. Plötzlich bricht der Berg auseinander und bahnt dem Mann eine Gasse. Eine Stimme verspricht: "Wir machen den Weg frei" - Clemens Bittlinger, Liedermacher, Journalist und Pfarrer, versucht anhand von Werbesprüchen, die Sehnsüchte der Menschen aufzugreifen. Gemeinsam mit einem Organisationsteam der evangelisch-lutherischen Lukasgemeinde hat der Leiter von Musik, Kultur und Verkündigung in der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die Jugendkulturwoche unter dem Titel "Umsonst" vorbereitet. An fünf Tagen boten die Veranstalter den nicht nur jugendlichen Besuchern ein buntes Programm aus christlicher Musik, Performance und Diskussion.

"Werbung greift viele Symbole auf, die Urfragen des Menschen sind", erklärt Bittlinger die Masche der großen Konzerne oder Banken, den Kunden mit ihren Spots "Heimat, Zärtlichkeit und Identität" vorzugaukeln. Für die Jugenkulturwoche wählte der 33jährige fünf bekannte Werbeslogans aus, die er jeweils zum Motto der Abende erklärte: "Wir machen den Weg frei", "Ich will so bleiben, wie ich bin", "Auf diese Steine können Sie bauen", "Nichts ist unmöglich" und "Nicht immer, aber immer öfter". Unterhaltsam brachten die Veranstalter ihr Publikum dazu, über die Slogans aus christlicher Sicht nachzudenken.

Das "Duo Camillo" begeisterte mit satirisch unterlegter Musik im Comedy-Stil. Sie forderten mit ihren Liedern "mehr Gefühl und Emotionen im Gottesdienst". Zum Vorbild erklärten sie die Ausdrucksformen schwarzer Prediger und das Engagement ihrer Chöre und Zuhörer. Folgerichtig integrierten die beiden Künstler in ihren vom Klavier begleiteten Gesang immer wieder Elemente des Gospels. Ihren christlichen Bezug zu dem Werbespruch "Wir machen den Weg frei" fand das Duo im Lied "I know God will always make a way - ich weiß, daß Gott immer einen Weg bereiten wird".

Das "Kreativ Team" der Lukasgemeinde malte in seinem Theaterstück den erschreckenden Alltag eines jung verheirateten Paares aus, das verschiedenen Einflüssen unterliegt: Drogen, esoterische Wissenschaften, Schlankheitsdiät . . . Die Partner entfremden sich; die Ehe scheitert.

"Die religiösen Bedürfnisse sind da", erklärt Hans-Ulrich Dallmann die Notwendigkeit einer christlichen Jugendkulturwoche. Wo eine geistliche Lücke klaffe, sei "ein religiöser Markt schnell da", erkennt der Pfarrvikar der Lukasgemeinde Gefahren, Jugendliche könnten sich Sekten, Okkultismus oder anderem Zauber anschließen. Die Landeskirche stehe solchen auf Werbung ausgerichteten religiösen Gruppen oft hintenan; aus diesem Grund macht Dallmann seinem Arbeitgeber den Vorwurf, den Heranwachsenden oft kein ansprechendes Angebot zu unterbreiten. "Dabei können wir das genauso gut, wenn nicht sogar besser", meint der Theologe.

Beste Unterhaltung, volle Ränge und leidenschaftliche Predigten - die Jugendkulturwoche in der Lukasgemeinde bewies die Aussage des Pfarrvikars eindrucksvoll und stand in puncto Werbung seinen religiösen Konkurrenten in nichts nach. ole

Kulturtage in Seckbach Theater in hessisch, türkisch und Papier

SECKBACH. Was darf's denn sein? "Schmückendes Beiwerk für den Herrn", Vorführungen der Augsburger Puppenkiste, ein Menuett in Rokoko-Kostümen, türkisches Schattentheater oder das Märchen "Hänsel und Gretel" in hessischer Mundart? All das und noch viel mehr bietet die rührige Kulturgruppe des Turnvereins Seckbach am kommenden Wochenende in ihrer Turnhalle am Schießrain 2.

"Theater-Reflexionen" heißt das zwei Tage andauernde Ereignis, das am Samstag, 13. März, um 14.30 Uhr von den Kindern des TV Seckbach mit Tanzszenen aus dem "Starlight Express" eröffnet wird. Anschließend zeigt die Theatergruppe des "Papiertheatermuseums" aus Hanau-Philippsruhe ihre hessische Mundart-Version von "Hänsel und Gretel", bevor das Menuett in Rokoko-Kostümen folgt.

Am Sonntag, 14. März, geht das Spektakel in Seckbach um 11 Uhr mit dem "Phantom der Oper" weiter: Der gemeinsame Jugendchor der Herder- und der Helmholtzschule singt Ausschnitte aus dem Erfolgsmusical von Andrew Lloyd Webber. Ab 14.30 Uhr gastiert dann die erfolgreiche Seckbacher Amateurtheatergruppe "Marimotz", gefolgt von türkischem Schattentheater, dem Rokoko-Menuett und einer weiteren "Hänsel und Gretel"-Aufführung des Hanauer Papiertheatermuseums.

An beiden Tagen zeigt außerdem eine Ausstellung indische Kunstgegenstände, Seidensaris und Kosmetik, karikierende Marionetten, Zeichnungen, Hut-Kreationen, Farbgraphiken, künstlerisch gestaltete Objekte wie Lampen, Uhren und Vasen, Kunstweberei, Keramiken, textile Arbeiten, Figuren der Augsburger Puppenkiste, Accessoires, Pretiosen aus Straßsteinen, Papiertheater-Ausschneidebögen und vieles mehr. ck

Sechs junge Behinderte berichten, wie sie Tag für Tag beleidigt werden

Eine Broschüre und eine Straßenaktion in Marburg / Briefe an Verfassungskommission: "Grundgesetz um Diskriminierungsverbot ergänzen"

MARBURG. "Du behinderte Ziege!", "du verkrüppelte Hure!". Solch drastische Beleidigungen bekam die gehbehinderte Tanja Luft von Mitschülern zu hören. "Die haben mich immer die Treppe runtergeschubst, weil ich kein Gleichgewicht habe, weil ich ja nicht einfach so laufen kann. Und sie haben mich die Treppe runtergeschubst, ins Gebüsch geschubst, meinen Ranzen weggeschmissen, in den Mülleimer und so . . . Ja und seitdem, da fahre ich immer mit dem Rollstuhl", berichtet die 16jährige, "das ist mir irgendwie sicherer, da kann ich ja schneller wegfahren. Und kann mich auch wehren, denen hinten reinfahren in die Haxen". Seit Jahresbeginn hat Tanja Luft die Lehranstalt gewechselt und besucht jetzt eine Schule für Körperbehinderte.

Andere machen bedrohliche Erfahrungen in aller Öffentlichkeit. "Im Bus, da haben sie mir die Kopfhörer kaputt gemacht, die Glatzköppe da." Peter Fritz lebt, unterstützt durch einen ambulanten Dienst, in seiner eigenen Wohnung und arbeitet seit Beendigung der Schule für praktisch Bildbare in einer Werkstatt für Behinderte. Auch Schläge bekam Peter Fritz, Jahrgang 1964, von den Unbekannten angedroht. "Und da bin ich zur Polizei gegangen und habe Anzeige gemacht."

Was das Wort Diskriminierung für sie tagtäglich heißt, haben sechs junge Behinderte in Marburg zusammengetragen. Es kann heißen, aus der Disco oder aus dem Schwimmbad rauszufliegen, anonyme Anrufe mit Drohungen und Beschimpfungen zu bekommen oder von einem Amt zum anderen geschoben zu werden. Verstohlen oder offen begafft zu werden, das gehört ebenso zur langen Liste der Diskriminierungen wie Absagen eines gebuchten Ferienhauses.

"Man hört von denen, die das selbst erlebt haben, überhaupt nichts", sagen die sechs. Der Titel der kleinen Broschüre, in der die teils körperlich, teils geistig behinderten jungen Leute ihre Erfahrungen festgehalten haben, lautet deshalb "Es ist besser, wenn wir das erzählen!". Sieglinde Döring ist die einzige, die mit 41 schon etwas älter ist. "Ach guck mal, da kommt so eine Bescheuerte, die kann ja nix, die is' nicht ganz dicht im Kopf." Sätze wie diese mußte sie schon in der Volksschule anhören. Später, als sie nach einigen Jahren raus will aus der Werkstatt für Behinderte, wird sie einer psychiatrischen Begutachtung unterzogen. Die Ärztin rät der Mutter mit den Worten "Die kann nicht außerhalb arbeiten" dringend davon ab. Mittlerweile ist Sieglinde Döring nach einem speziellen Lehrgang bei einem einschlägig engagierten Marburger Bildungsträgers in der Kantine des Arbeitsamtes beschäftigt, seit über einem Jahr. "Und mir macht das so Spaß, daß ich da bleibe", sagt sie.

Mit den anderen zusammengefunden hat sie sich im "Antidiskriminierungs- Treff" der "AG Freizeit", ein Marburger Verein, der seit 1980 einen offenen Treffpunkt und vielfältige Freizeitmöglichkeiten für Behinderte und Nichtbehinderte anbietet. Beim Zusammentragen ihrer Erfahrungen haben es die fünf Betroffenen aber nicht belassen. Sie schlossen sich auch dem erstmals 1991 auf der REHA-Messe veröffentlichten "Düsseldorfer Appell" an, der sich für ein Antidiskriminierungsgesetz einsetzt, wie es etwa in den USA, Frankreich oder Kanada schon Realität ist.

In Briefen an Politiker in der Bonner Verfassungskommission, die über diverse Änderungen des Grundgesetzes beraten, forderten sie nachdrücklich eine Erweiterung des Artikels 3 des Grundgesetzes um ein Diskriminierungsverbot, wie es bundesweit von einer Vielzahl von Behindertenorganisationen gewünscht wird. "Alle Häuser müßten so gebaut werden, daß sie für Rollstuhlfahrer geeignet sind, und alle Busse und Bahnen auch, sonst wissen wir nicht, wie wir an die Arbeit und in die Schulen kommen sollen", heißt es in einem der Briefe: "Wir möchten einfach so behandelt werden, wie alle normalen Menschen auch". Nach mehrfachen Verschiebungen wird die Bonner Verfassungskommission nun voraussichtlich noch im März über diese Grundgesetzerweiterung entscheiden. Mit einer Straßenaktion machten deshalb Tanja Luft, Sieglinde Döring, Peter Fritz, Nadja Vollmer, Tanja Neumann und Heidi Prior jetzt in der Marburger Altstadt Passanten auf das Thema aufmerksam, erzählten von ihren Erlebnissen mit alltäglichen Diskriminierungen und verteilten an die Verfassungskommission adressierte Postkarten zwecks Unterstützung des Antidiskriminierungsgebots. "Mehr Rechte für Behinderte" und "Antidiskriminierung" schallte es durch die Altstadt.

Zumeist "sehr positive Reaktionen" hat Inge Hofmann registriert, eine der sechs hauptamtlichen MitarbeiterInnen der AG Freizeit. Zwar gab es auch "blöde Anmache" und Äußerungen wie "Was geht uns das denn an?" Aber die Mehrheit war interessiert, "viele Leute haben aufmerksam zugehört", zieht Inge Hofmann Bilanz, die die selbstbewußten Eigenaktivitäten der Behinderten unterstützt und Posten am Stand in der Altstadt bezog.

Für sie gehört die Diskriminierung behinderter Menschen in all ihren Facetten und Schattierungen zu den Erfahrungen des Berufsalltags.

Anders für die Betroffenen selbst, die erleben Abwertungen in sämtlichen Lebensbereichen - und immer persönlich gemeint. Der Satz, "die merken das doch gar nicht so", der selbst in der Fachöffentlichkeit noch immer zu hören sei, besonders wenn es um geistig Behinderte gehe, bringt Inge Hofmann auf die Palme. "Eine Auffassung, die ebenso hartnäckig wie falsch und nichts anderes als eine weitere Diskriminierung ist", weiß sie aus ihrer langen Berufserfahrung. ANDREA TERSTAPPEN

Die Broschüre "Es ist besser, wenn wir das erzählen!" ist erhältlich bei der AG Freizeit e. V., Großseelheimer Straße 12, W-3550 Marburg.

Redaktion: Ric Folz

Die IG Metall strebt AOK für ganz Hessen an

Der Leiter der Abteilung Sozialpolitik beim Vorstand der IG Metall, Peter Kirch, vertritt die Meinung, für Hessen auf dem Wege eines freiwilligen Zusammenschlusses eine landesweite AOK zu errichten. Er stellt sich damit in Gegensatz zu den Geschäftsführern der Frankfurter AOK, die für fünf "überschaubare" AOK-Bezirke nach dem Verwaltungsprinzip der "Krankenhauskonferenz" eingetreten waren.

Die AOK könne ihre Attraktivität nur verbessern, wenn sie flächendeckend und einheitlich auftrete und ein durchgängiges, einprägsames und von den Wettbewerbern differenziertes Unternehmensprofil entwickele. Die bisherige Vielfalt in der AOK-Landschaft (unterschiedliche Beitragssätze, Leistung, Serviceangebote) bis hin zu unterschiedlichen Meinungen über gesundheitspolitische Fragen könne diese Identität nicht erzeugen. -vau

Diplom der Universitäten Frankfurt und Paris

Das Doppeldiplom-Programm der Frankfurter Universität findet weiter Zuspruch. 14 Frankfurter Wirtschaftsstudenten werden im Rahmen des Programms drei Semester an der Universität Paris-Dauphine studieren und anschließend hier ihr Studium gemeinsam mit einer Gruppe französischer Studenten beenden.

Anschließend haben die Kommilitonen nicht nur den Grad des Diplomkaufmanns oder -volkswirts erworben, sondern auch die "Maîtrise" der Pariser Universität. Das Programm wird vom Deutsch-französischen Hochschulkolleg gefördert. luf

Der Leiter der Verbrennungsanlage Nordweststadt ist stolz auf Erfolge Vom Tanker an den Müllofen Hauptsorge: Umwelt

Einen gewissen Stolz über die kleine Graphik auf seinem Schreibtisch kann er nicht verhehlen, muß er auch nicht. Denn daß die rote Linie für "Dioxinausstoß" auf dem Papier von links oben in einer sanften Kurve immer weiter nach rechts unten führt, ist zu einem sehr großen Teil sein Verdienst: Egon Dirks, Leiter der Müllverbrennungsanlage in der Nordweststadt.

Er hat es mit seinen Leuten geschafft, daß mit der weißen Rauchfahne heute im Vergleich zu 1990 nur noch weniger als ein Sechstel des Supergiftes aus der Verbrennungsanlage in die Umwelt dampft. Und das ging ohne den Einbau einer neuen Filtertechnik oder anderer Großtechnologie, sondern nur durch genaue Überwachung und "exaktes Steuern" der Anlage.

Kein Wunder, denn Dirks steuert gerne: in der Freizeit zum Beispiel Segelboote. Viele Bilder großer Windjammer an den Wänden seines Büros zeugen nicht nur von seiner beruflichen Vergangenheit - zwölf Jahre als Betriebsingenieur auf einem Tanker zur See. Sie zeugen auch von einer Naturverbundenheit, die der 58jährige bei seiner Arbeit in Frankfurt jeden Tag beherzigt: "Das ist mir das allerwichtigste: die Anlage so umweltschonend wie irgend möglich zu betreiben."

Zentrales Instrument dabei: ein kleiner Personalcomputer auf Dirks Schreibtisch. "Der liefert mir in jeder Minute alle wichtigen Informationen." Wieviel Müll bei welcher Temperatur verbrennt, wieviel Sauerstoff dafür verbraucht wird, wieviel Kohlendioxid, Stickoxid, Ruß entsteht und vor allem: wieviel Sauerstoff die Abgase noch enthalten. "Das ist der wichtigste Wert", sagt Dirks, "denn der zeigt an, ob das Rauchgas richtig ausgebrannt ist." Wenn nicht, entsteht vermutlich Dioxin.

Damit so eine Müllverbrennungsanlage sauber "gefahren" werden kann, muß ständig geprüft und eingestellt werden. Zum Beispiel, ob die "Mischung" stimmt. Kommt zuviel Müll aus den Vorstädten mit meist feuchten, schwer brennbaren Materialien in die Öfen, kann die Verbrennungstemperatur unter den für die Dioxinbildung kritischen Wert von 850 Grad absinken. Da muß rechtzeitig noch der Inhalt eines Müllwagens aus der Innenstadt zugemischt werden: mit viel leicht brennbarem Papier aus den Banken und Büros. Zu heiß darf der Ofen aber auch nicht werden, sonst drohen Materialschäden.

"Über all diese Zusammenhänge sollte jeder einzelne Beschäftigte in der Anlage genau informiert sein", sagt Dirks. Der Schichtleiter, der im fensterlosen Kontrollraum im Herzen der Anlage vor einem Wust von Anzeigen, Bildschirmen und Schaltplänen sitzt, und der Arbeiter, der die Filter reinigt. Denn die Verantwortung ist groß, "und wenn beispielsweise eine Pumpe ausfällt, muß schnell eingegriffen werden". Regelmäßige Besprechungen und Schulungen sind deshalb selbstverständlich in der Nordweststadt.

Dirks Ziel: durch gute Arbeit und moderne Technik das "Dreckschleuder"- Image der Müllverbrennungsanlagen abschütteln. Deshalb freut er sich auf eine zusätzliche Abgasreinigungsanlage, die bis Ende 1994 in Betrieb gehen soll. Dann werde sich der Dioxin-Ausstoß noch einmal verringern: auf ein Fünftel des heutigen Wertes. mat

1992 notierte das RP 361 Sünder Harter Kampf gegen Schwarzarbeit

HOCHTAUNUSKREIS. Behörden und Konkurrenz bezeichnen sie als "Übeltäter" und freuen sich, wenn mal wieder einer erwischt worden ist. Die Kunden dagegen sind froh, die gewünschte Dienstleistung billiger haben zu können. Die Übeltäter selbst finden sich pfiffig und sind froh, ein paar "Blaue" extra gemacht zu haben. Die Rede ist von Schwarzarbeitern, von denen es in diesem Land wimmelt.

Wie hoch die Dunkelziffer derer ist, die "schwarz", also unerlaubt, ohne Steuerkarte an den Feierabenden, an Wochenenden oder Festtagen arbeiten, weiß niemand. Wohl aber, wie viele im vergangenen Jahr im Regierungsbezirk Darmstadt wieder erwischt worden sind: 361.

Eigene Zahlen für den Hochtaunuskreis waren von der Darmstädter Behörde leider nicht zu bekommen. Der RP verdonnerte 344 Kandidaten zur Zahlung von Bußgeld und zählte am Jahresende 530 000 Mark in seiner Kasse.

Von den 344 Schwarzarbeitern sind übrigens 17 mit einem "blauen Auge" davongekommen: Sie erhielten lediglich eine Verwarnung.

196 eingeleitete Verfahren mußte das Regierungspräsidium wieder einstellen, weil die Beamten den Verdächtigen den Gesetzesverstoß nicht eindeutig nachweisen konnten.

Noch ein Wort zur Tendenz im Verhalten der Männer und Frauen: Die Vorliebe zum Verstoß gegen die Handwerksordnung ist nach wie vor ungebrochen. Die Zahlen des vergangenen Jahres entsprechen denen der Vorjahre. dag

Maria Rosenkranz sammelt für Rußland

SECKBACH. Die Rußland-Aktion der katholischen Pfarrgemeinde Maria Rosenkranz geht weiter: Am kommenden Sonntag, 14. März, lädt die Gemeinde wieder zu Gottesdienst, Frühschoppen und einem russischen Mittagessen in die Wilhelmshöher Straße 67 ein.

Nachdem die Seckbacher bisher durch ihre Spenden den Kauf von Rollstühlen, Spritzen, Milchpulver und Blutreinigungsgeräten für strahlengeschädigte Kinder aus Tschernobyl möglich machten "und die Notwendigkeit hierfür leider auch weiter besteht", wie es in einem Aufruf heißt, soll nun der Erlös des kommenden Sonntags dazu dienen, ein Kinderheim auszustatten. Gebraucht wird dort alles, was die medizinische Versorgung verbessern kann, aber auch Bettwäsche und therapeutische Spielsachen.

Der Sonntag beginnt in Maria Rosenkranz um 9.15 Uhr mit einem Gottesdienst, in dem der Kirchenchor Lieder von Tschaikowskij singen wird. Um 10.30 Uhr geht es mit dem Frühschoppen weiter, um 12 Uhr folgt ein gemeinsames Mittagessen.

Außerdem sammelt die Gemeinde bis zum 21. März Kinder- und Erwachsenenkleidung. Spenden können (getrennt und gekennzeichnet) montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags bis donnerstags auch von 15.15 bis 18 Uhr, im Pfarrbüro abgegeben werden. Vor und nach den Gottesdiensten wird gebrauchte Kleidung im Vorraum der Kirche angenommen. Weitere Auskunft gibt die Gemeinde unter der Rufnummer 47 64 19. ck

Freie Aussprache

"Vom Winde verweht" Zum Chemie-Unfall bei der Hoechst AG:

Und wieder einmal stellt sich die Frage, ob in unserer freien Gesellschaft das Recht des Stärkeren herrscht und ein Firmengigant bedenkenlos mit der Gesundheit und dem Leben von Tausenden von Menschen spielen darf. Keine Frage: Die Chemie ist für unsere Gesellschaft wichtig und unentbehrlich; doch wer mit solch gefährlichen Stoffen arbeitet, muß auch Verantwortung(sgefühl) für alle Betroffenen und das Umfeld sowie für die Umwelt tragen. Wir sind nicht im Wilden Westen (- oder doch?)!

Hoechst ließ verlauten, "daß es sich bereit erkläre, bei den Sanierungsarbeiten sich zu beteiligen"; welche Großmut! Nach dem angerichteten Schaden ist dies, was hier als Großzügigkeit dargestellt wird, eine Selbstverständlichkeit. Wieder einmal werden Maßnahmen gefordert, um solche katastrophalen Unfälle zu vermeiden, doch schon in wenigen Wochen ist dies alles vergessen - wie vom Winde verweht . . . Bis zum nächsten Unfall! Christoph Baum, Heusenstamm Töpfer spottet seiner selbst . . . Im Falle des Chemie-Unfalls Hoechst erklärt Bundesumweltminister Töpfer in Bonn, mit seinem Kollegen, Umweltminister Fischer in Hessen, der gleichen Ansicht zu sein. Es müsse darum gehen, bestehende Bestimmungen richtig anzuwenden. Wie wahr! Nur, hier spottet Töpfer seiner selbst und merkt nicht, wie. Ebenso verhält sich Fischer seit fast zwei Jahren bei der Siemens-Plutoniumverarbeitung in Hanau und hat jedenfalls bisher den Menschen die ganz große Katastrophe ersparen können. Und was tut Töpfer da? Er schwingt über Fischers Haupt ständig die ganz große Keule der Bundesanweisung pro Plutonium-Lobby.

Die Hoechst-Lobby in Bonn mag recht gut sein. Aber die von Siemens in Bonn ist um Längen "erfolgreicher". Um die Sicherheit der Menschen im Raum Hanau geht es dabei so wenig wie im Raum Höchst. Allenfalls heißt es: ". . . aber die Arbeitsplätze". Hans Grossmann, Maintal "Frischluftgebiet" Höchst Glauben Sie, daß die drei Störfälle bei der Hoechst AG in den letzten Tagen zufälligerweise die einzigen waren, die sich in letzter Zeit ereigneten? Vielmehr dürfte das Auge der Öffentlichkeit, das gegenwärtig auf dem Chemieunternehmen ruht, bei beharrlicher Beobachtung erkennen, was jahrelange Praxis sein dürfte: Ständige Störfälle geringer Art, die nie über die Werksgrenze hinaus Aufsehen erregten und natürlich völlig harmlos waren. Um so ärgerlicher erscheint die Reaktion der Herren Fischer und Königs, die sich auf die Seite des Konzerns schlagen und Gefahren abwiegeln. Zynisch und menschenverachtend erscheint der Ausspruch vom "Frischluftgebiet" und bezeichnend die Annahme von Herrn Königs, daß er denkt, daß "die Hoechst AG hier zum Schadenersatz wieder Holzgewächse pflanzt" (FR, 2. 3. 93). Nun wissen wir, wer zu entscheiden hat, welcher und wieviel Schadenersatz geleistet wird: die Verursacher selbst nämlich.

Peter Streibhardt, Essen Sparen bei der Oper Zum Artikel "Sparen - aber warum denn?" vom 1. 3.:

Daß ich mit meinem Opernbillett umsonst nach Frankfurt fahren kann, finde ich einfach großartig. Kein Auto, kein Stau. Pünktlich sitze ich auf meinem Platz. Diese Abmachung zwischen Oper und FVV ist eine umweltfreundliche Maßnahme. Und das gefällt FR-Leserin Ottilie K. nicht? Aber daß die Post mit den Programmen tatsächlich reichlich oft im Briefkasten zu finden ist, das stimmt.

Gertie Funk, Dreieich

Neue Jusos her" Zur Berichterstattung über die "Juso- Pamphlete":

AStA-Wahlkampf muß nicht bierernst sein - 1967 meldete sich z. B. bei uns der Vorsitzende des Sozialistischen Baby- Bundes zu Wort.

Die SPD hatte schon immer Probleme mit ihrer Jugend. Damals war der SDS zu frech und es gab den SHB. Heute beleidigen die Jusos die Katholiken nach bestem SPD-Vorbild (Veröffentlichung von Herrn Klemm über Bischof Dyba). Andere Jusos beschweren sich über die innerparteiliche Nichtdemokratie.

Es wird höchste Zeit, eine neue SPD- Jugendorganisation zu erfinden, damit der Ärger aufhört.

Maria von Freyberg, Frankfurt Sommersmog Zur Ozonuntersuchung UVF, "Sommersmog in der Frankfurter Luft ist im Mai am dicksten":

Das Ergebnis überrascht nicht. Seit 1988, ausgenommen im Jahr 1991, war der Mai in dieser Region überdurchschnittlich warm und sonnig. In jener Jahreszeit ist die mittlere Troposphäre aber noch relativ kalt, während die bodennahen Luftschichten, ungehinderte Sonneneinstrahlung vorausgesetzt, kräftig aufgeheizt werden. Der daher große vertikale Temperaturunterschied begünstigt ausgeprägte Durchmischung und minimale Schadstoffansammlung. Ein ähnliches Resultat wäre natürlich auch noch im Juni zu erwarten, doch sind diese Monate im angegebenen Zeitraum bei uns wolkenreich und daher sonnenscheinarm ausgefallen.

Völlig abwegig wäre es freilich, den milden Schein der Erkenntnis, welche die bedrückende UVF-Expertise verbreitet, bereits mit dem berühmten Licht am Ende des Tunnels zu verwechseln.

Siegward Liebetruth, Frankfurt

Nicht immer reibungslos Ausstellung zur Ansiedlung der Heimatvertriebenen

SELIGENSTADT/KREIS OFFENBACH. Mehr als 35 000 Menschen, überwiegend aus dem Sudetenland und den Gebieten östlich von Oder und Neiße, trafen in den Nachkriegsjahren im Kreis Offenbach ein. Damals herrschte Mangel an allem, was heute (fast) selbstverständlich ist: Es fehlte an Nahrungsmitteln, Kleidung, Möbeln und Geschirr, vor allem aber an Wohnraum. Hautnah erlebten Einheimische und Vertriebene damals, was es bedeutet, teilen zu müssen.

Mit der Sonderausstellung "Ansiedlung der Heimatvertriebenen im Kreis Offenbach" versucht das Kreismuseum der Heimatvertriebenen in der Frankfurter Straße 13 in Seligenstadt die Erinnerung an diese Zeit wachzuhalten. Er selbst gehöre zu denen, die schon mit einer Ölheizung großgeworden seien, bekannte Museumsleiter Achim Zöller und wünschte sich deshalb, daß möglichst viele Jugendliche den Weg in das kleine Museum finden mögen, um zu erfahren, welchen Entbehrungen die Menschen vor knapp 50 Jahren ausgesetzt waren. Da ist gleich am Anfang der Ausstellung der Mann mit dem Handwagen, eingehüllt in einen schwarzen Wollmantel und nichts als einen Kleidersack, einen Koffer, etwas Getreide und Kochgeschirr hinter sich herziehend.

Endlich in Langen oder Zellhausen angekommen, fanden die Flüchtlinge und Vertriebenen bestenfalls Notunterkünfte vor oder wurden vom Kreisflüchtlingskommissar und seinen kommunalen Mitarbeitern notfalls per Verfügung in einen Wohnraum mit Küchenbenutzung eingewiesen. Daß das nicht immer reibungslos vonstatten ging, liegt auf der Hand.

Die Situation entspannte sich erst Mitte der 50er Jahre, als mit Hilfe des sozialen Wohnungsbaus ausreichend Wohnraum geschaffen werden konnte. Vertriebene, die nachweislich in ihrer Heimat bereits landwirtschaftlichen Besitz hatten, bekamen Nebenerwerbssiedlungen zugesprochen, mußten dafür einen Schicksalsgefährten bei sich aufnehmen und auf der ihnen überlassenen Scholle Nahrungsmittel produzieren.

Aus den Vertriebenenvereinen der ersten Stunde gingen Landsmannschaften hervor, die sich die Aufgabe stellten, die Erinnerung an ostdeutsches Kulturgut wachzuhalten; bundesweit als Vertretung der Flüchtlinge und Vertriebenen entstand der Bund der Vertriebenen (BdV).

Bis zu den Sommerferien gibt die Ausstellung einen knappen Überblick über den mühsamen Weg der Integration der Heimatvertriebenen. Sie belegt die Not der ersten Jahre bis hin zur Gründung neuer Existenzen. ttt

Tips für La Palma

BESTE REISEZEIT: Ganzjährig. Wandern ist besonders empfehlenswert im Frühjahr und im Herbst, wenn die Berge meist wolkenfrei sind.

ANREISE: Einmal wöchentlich Direktflüge von Condor (mittwochs ab Frankfurt a.M., München, Stuttgart; donnerstags von Berlin-Schönefeld, Hamburg, Hannover, Düsseldorf) für 770 bis 950 Mark. Andere Verbindungen sind über Teneriffa oder Gran Canaria möglich.

VERANSTALTER: Appartements und Hotels von fast allen großen Anbietern. Preisbeispiele Hetzel-Reisen: sieben Tage Appartement ab 938 Mark. Hotel Sol (eine Woche bei Halbpension) 1330 bis 1414 Mark, Wander-Woche mit Führung und Appartement 1393 bis 1540 Mark.

VERKEHRSMITTEL: Gute Busverbindung in Ost-West-Richtung zwischen der Hauptstadt Santa Cruz und Los Llanos. Entlegene Orte sowie Strände im Norden und Süden sind mit dem Bus nur schlecht zu erreichen. Mietwagen ist empfehlenswert, ein Kleinwagen kostet zwischen 3000 und 4000 Peseten pro Tag (etwa 40 bis 55 Mark); Wochentarife bis zu 20 Prozent billiger.

LITERATUR: Inzwischen gibt es neben zahlreichen Reiseführern über die Kanaren auch Spezial-Literatur über La Palma. Sehr informativ ist "La Palma" von Rolf Goetz (Peter Meyer-Verlag) Andere Erscheinungen mit gleichem Titel: von Klaus Stromer (Regenbogen-Verlag) sowie von Hans Peter Koch und Irene Börjes (Michael Müller-Verlag).

AUSKUNFT: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstr. 14, Postfach 170547, 6000 Frankfurt a.M. 17, Tel. 069 /725033 und 725038, Fax 725313. mat

Eine Respektsperson der Unterwelt mit gutem Draht nach oben Klaus Speer - der "Pate von Berlin"? Jahrelang ermittelte die Polizei vergeblich, jetzt kommt es zum Prozeß Von Otto Jörg Weis (Berlin)

Geschichten schreibt das Leben. Da kommt das sechste von sieben Kindern erst verspätet zur Schule, macht eine typische Heimerziehung durch: Sonderschule, Hauptkinderheim, Fürsorgeerziehung. Wird Lagerarbeiter und Beifahrer einer TV-Firma, Aushilfskellner, Geschäftsführer verschiedener Lokale, hat frühen Kontakt mit dem Prostituierten- und Zuhältermilieu, und heute ist Klaus Speer angeblich ungekrönter "Unterweltkönig von Berlin".

Das heißt, so weit darf man nicht gehen, hat vor ein paar Monaten der Vorsitzende einer Zivilkammer beim Landgericht entschieden: "Man darf nicht sagen, Speer sei ein Verbrecher; das muß vor Gericht erst bewiesen werden"; sein Anwalt hat dies durchgepaukt, und so leicht, wie es aussieht, wird es tatsächlich wohl nicht gehen. Seit über zwanzig Jahren ist das Strafregister des 48jährigen von neuen Eintragungen wie abgeschnitten. Damals, am 27. Juni 1970, machte er mit einer Auseinandersetzung in der Berliner Bleibtreustraße Schlagzeilen, die - so das Behördendeutsch - mit automatischen Waffen ausgetragen wurde und eine Gruppe deutscher Zuhälter um Speer und eine Gruppe persischer Zuhälter um Sharif-Mohammedi betraf.

Die persischen Staatsangehörigen machten den Leuten um Speer Konkurrenz auf dem Gebiet des Glücksspiels, des Rauschgifthandels, der Zuhälterei und der sogenannten Lokalüberwachung. In der persischen Gruppe wurden zwei Personen schwer verletzt und eine Person getötet. Die Straße heißt noch heute im Volksmund "Bleistreu"-Straße. Speer erhielt zwei Jahre und drei Monate Haft wegen "Raubhandels in Tateinheit mit Bilden eines bewaffneten Haufens".

Aber danach? Nichts. Allenfalls vor ein paar Jahren wurde Speer mit einer Schlägerei zwischen Zuhältern "von Rang und Namen" in einer Straße nahe dem Kurfürstendamm in Verbindung gebracht; wieder ging es um das Abstecken von Claims im Milieu. Aber da keine Zeuge im nachhinein bereit war, konkrete Angaben zu machen, mußte das Verfahren eingestellt werden.

Bereits damals konnten Kripo und Staatsanwaltschaft nicht weiter verwundert sein. Zeugen bei Ermittlungen gegen Speer fielen schon einmal durch unversehens geänderte Aussagen auf, womöglich aus schierer Angst. Ein Tankstellen-Unterpächter, der sich erpreßt fühlte, wurde laut einem Behördenvermerk von den Polizeidienststellen regelrecht "weitergereicht. Mehrere Anwälte lehnten eine Mandatsübernahme ab, als sie erfuhren, um welchen Personenkreis es sich handelte"; Hirngespinste, sagt Speers Anwalt.

Auch war der Justiz schon früher aufgefallen, daß der 48jährige immer wieder vorweg "auf mysteriöse Weise" von gegen ihn auftretenden Zeugen erfuhr, daß er noch vor Akteneinsicht Ablichtungen von Aktenbestandteilen vorlegen konnte, die "auf eine nicht nachvollziehbare Weise" in seinen Besitz gelangt waren. Dies mag erklären, weswegen Springers BZ dieser Tage der Staatsanwaltschaft das Zitat von Speer als "Paten von Berlin" in den Mund legte.

Klaus Speer selbst sah sich 1986 in einem Interview mit dem Sender Freies Berlin zumindest als eine Art "Respektsperson" im Milieu: "Wenn irgendwo Auseinandersetzungen waren, in irgendeinem Lokal, in irgendwelchen Läden oder Diskotheken oder Nachtlokalen, immer haben sie Klaus gerufen . . ." Ein Respekt, der offenbar einen langen Schatten in Berlins Unterwelt warf. Als einmal in die Boutique seiner Frau eingebrochen worden war, behauptet die Polizei, tätigte Speer nur einige Telefonanrufe, und am nächsten Morgen befanden sich die entwendeten Sachen wieder an Ort und Stelle . . . Gar nichts kann gar nicht gewesen sein.

Ansonsten bot der 48jährige der Öffentlichkeit unermüdlich das Bild eines ehrenwert gewordenen Mannes. Er betrieb eine Boxschule im Ortsteil Halensee, förderte unter anderem den Preisboxer Rocky Rocchigiani, hielt Kontakte auch zu dem Frankfurter Boxmanager Ebby Trust. Der freilich ist gerade wegen Erpressung des Vaters von Steffi Graf verurteilt worden, die Berliner Fahnder sind ohnehin der Auffassung, die Boxveranstaltungen in den bundesdeutschen Metropolen (Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, München) dienten maßgeblich den jeweiligen tonangebenden Größen der regionalen kriminellen Szene zum Erfahrungsaustausch und zur Koordinierung gemeinsamen Vorgehens.

Irgendwann haben die Berliner Ermittlungsbehörden freilich wissen wollen, was nun dran ist an den dunklen Gerüchten um den einstigen König der "Bleistreustraße", die auch der unermüdlichste Anwalt nicht gänzlich zum Verstummen zu bringen vermochte. Zwar: Einerseits bewegte sich der 48jährige in den besten Kreisen. Es gibt Fotos, die ihn mit den Regierenden Bürgermeistern Eberhard Diepgen und Walter Momper zeigen, mit dem damaligen Justizsenator Rupert Scholz und der Ehefrau des Bundeskanzlers, die angeblich aufgrund von Speers Tips im Casino auf Anhieb 5000 Mark gewonnen haben soll.

Aber die Quelle der Einkünfte für ein aufwendiges Leben mochte sich nicht so recht zu erkennen geben. Und: Als der "Berliner Bausumpf" um den ehemaligen Charlottenburger Stadtrat Antes aufbrach, wollten Gazetten sogleich Klaus Speer inmitten des Morastes gesichtet haben. "Drehpunktperson" im Berliner Baugewerbe nannte ihn ein interner Kripo-Vermerk. Stets war man dem Bandenchef von einst auf der Spur, aber der Abstand wollte sich nicht verringern.

Selbst die Alliierten, als sie noch Siegerrechte wahrnahmen, interessierten sich zeitweise für den Mann mit dem janusköpfigen Leumund. Also setzte man Ende der 80er Jahre eine Sonderkommission auf den 48jährigen an. Ein Tip aus der Unterwelt, wonach eine Gruppe von Personen in professioneller, arbeitsteiliger und streng abgeschotteter Weise vor allem verbotenem Glückspiel nachgehe, gab den letzten Auslöser. Fahnder bezogen Wache in einer Wohnung gegenüber von Speers Boxschule - und kamen schon bald zur dringlichen Vermutung, hier handele sich in Wirklichkeit um das "Inkassobüro" organisierter Krimineller, die die Opfer (Szene-Jargon: "Patienten") des von ihnen mutmaßlich mit präparierten Würfeln betriebenen Hinterzimmerspiels zu Zahlungen teilweise bis in Millionenhöhe preßten, vom Konkurs bedrohte Geschäftsleute mit bis zu 200 Prozent Jahreszinsen für Darlehen strangulierten. Die Kommission sammelte Zeugen, die von verwüsteten Büroräumen berichteten, von Drohsätzen wie "sonst bringe ich dich um" oder "dann schlage ich dir den Schädel ein", von ihrer Angst.

Aus Mosaiksteinen ergab sich schließlich ein "Musterbeispiel, wie organisierte Kriminalität funktioniert" (BZ). Sie schießt nicht mehr, sie preßt. Die Täter tragen weiße Kragen. Im Vorjahr schlug die Kommisson mit Hausdurchsuchungen zu, diesmal selbst für Speer überraschend. Sie fand nicht nur einen Umschlag mit 100 000 Mark und der Aufschrift "Heidi", sondern auch Indizien, wie Klaus Speer offenbar seine "Einnahmen" auf zahlreiche Konten verteilte, und vieles mehr.

Die damals sichergestellten Beweismittel sind nun Grundlage für das am 22. März beginnende Verfahren vor der 19. Großen Strafkammer beim Berliner Landgericht gegen Speer und sechs Mitangeklagte wegen "rechtswidrig erlangter Vermögensvorteile" und Nötigung "unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib und Leben". Auf über 500 Seiten Anklageschrift sind 18 Fälle säuberlich dokumentiert, die Anlage umfaßt 170 Ordner. Es riecht nach Materialschlacht; denn: "Zeugenbeweise ausschalten" ist nach Auffassung der Gewerkschaft der Polizei nach wie vor die bevorzugte Abwehrmethode organisierter Kriminalität.

Das Berliner Kammergericht hat im Oktober in einem von Speers Anwalt angestrengten Haftprüfungstermin dennoch die Auffassung vertreten, es spreche eine "große Wahrscheinlichkeit dafür", daß Speer "Täter oder Teilnehmer jedenfalls eines großen Teils der ihm zur Last gelegten Straftaten" sei. Aber Speer will kämpfen, wie von Kindsbeinen an gewohnt. "Ich konnte immer alles für mich entscheiden", hat er einmal gesagt, und: "Träume habe ich auch heute noch. Ich würde auch gerne mal im Bundestag sitzen." Nicht auszudenken, wenn der 48jährige auspackt über die bessere Berliner Gesellschaft, kaum einer weiß mehr.

Auch sein Verteidiger wird kämpfen; die Zeugen nennt er bereits im Vorfeld "Lügner" und Psychopathen; der Mann ist wortgewaltig. Vor nicht allzu langer Zeit hat er sogar noch durchzusetzen versucht, daß der Bandenchef von einst nicht mehr Bandenchef genannt werden dürfe; die Tat sei zwanzig Jahre her und falle unter Daten- wie Persönlichkeitsschutz. Klaus Speers Anwalt heißt übrigens Horst Mahler; dieser war vor über zwanzig Jahren einer der Bandenchefs jener Gruppierung, die nach Andreas Baader und Ulrike Meinhof benannt war und deren Taten kein Datenschutz aus dem Gedächtnis löschen kann.

Geschichten schreibt das Leben . . .

Ludwigsburger Festspiele mit Etat- und Programmkürzung

LUDWIGSBURG. Zeitlich verkürzt und mit kompakterem Programm präsentieren sich die Ludwigsburger Schloßfestspiele in diesem Jahr. Wie Festspielleiter Wolfgang Gönnenwein mitteilte, wird es wegen Etatkürzungen um 18 Prozent nur 86 Veranstaltungen geben, 17 weniger als im Vorjahr. Die Festspiele laufen vom 15. Mai bis zum 26. September.

Die Saison wird mit der konzertanten Aufführung von Beethovens "Fidelio" eröffnet. Anschließend präsentiert das Roma-Theater Pralipe die Uraufführung von "Das große Wasser". Als deutsche Erstaufführung ist Alfred Schnittkes Musikdrama "Dr. Schiwago" zu sehen. John Eliot Gardiner setzt seine Mozart-Serie mit einer konzertanten "Hochzeit des Figaro" fort. dpa

"Modellstadt" Limburg Die Stadt Limburg ist Siegerin des Wettbewerbs "Modellstadt sozial-ökologischer Verkehr" und erhielt dafür 900 000 Mark. Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) würdigte die Kommune, die unter 16 konkurrierenden hessischen Städten als Siegerin aus der Aktion hervorgegangen ist. Limburg habe die überzeugendste Planung mit Lösungsansätzen für eine Klein- und Mittelstadt vorgelegt, sagte der Minister.

Aufnahmesoll 1993: 1800 Flüchtlinge

DARMSTADT-DIEBURG. Ohne Zugriff auf Bürgerhäuser, Turnhallen, Zelte oder ähnliche Notunterkünfte hoffen die 23 Bürgermeister des Kreises Darmstadt- Dieburg, das Aufnahmesoll von 1800 Flüchtlingen erfüllen zu können. Innerhalb des Kreises ist es gelungen, die Flüchtlinge gleichmäßig auf Städte und Gemeinden zu verteilen. Gegenwärtig wohnen in 70 Unterkünften rund 3000 Menschen, darunter auch etwa 130 anerkannte Asylanten. Im nördlichen Bereich des Altkreises Dieburg soll Eppertshausen im März 56 und im Dezember weitere 53 Personen aufnehmen. Nach Babenhausen sollen im März 29 und im November 45 Personen kommen. Münster soll im Juli 69 Menschen aufnehmen, Dieburg im Dezember 45 Flüchtlinge. sch

Oft bleibt das Heimweh Lesung des deutsch-türkischen Lyrikers Nevfel Cumart

HÖCHST. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich sei Deutscher, aber natürlich bin ich auch kein Türke", sagt Nevfel Cumart. Einen Abend lang wird er erzählen, wie es ist, in der zweiten Ausländergeneration in der Bundesrepublik zu leben, wie sehr er zerrissen ist zwischen zwei Welten. Zwischen der Heimat seiner Eltern und Deutschland, wo er 1964 in Stade an der Elbe geboren ist. Zwischen "zwei Welten", wie eines seiner Gedichte heißt, wollte er die Brücke sein, konnte weder an dem einen noch an dem anderen Ufer Fuß fassen. Die Brücke drohte ihn zu zerreißen.

Inzwischen hat er gelernt, mit seinen beiden Identitäten zu leben. Das zeigte er während seiner Autorenlesung in der Höchster Stadtbücherei Höchst. Zwischen den vier veröffentlichten Bänden ständig hin und herwechselnd, las er aus seinen Gedichten.

Eine alte Schulkameradin, eine Frankfurter Lehrerin, drei Bibliotheksmitarbeiterinnen und noch zwei, drei andere Zuhörer waren am Mittwoch abend in die Stadtbücherei Höchst gekommen. Ungewohnt für Nevfel Cumart; sonst liest der deutsch-türkische Lyriker bundesweit in gefüllten Hallen, vor Schulklassen und ab und an in Kneipen. In drei Perioden gliedert er die Geschichte der türkischen Gastarbeiter in Deutschland. Seine Gedichte empfinden diese Phasen nach.

In den 60er Jahren wurden türkische Arbeiter in ihrer Heimat von Agenturen für Deutschland angeworben. Nachdem die robustesten Arbeitskräfte ausgewählt worden waren, kamen sie mit dem "Heimweh im Gepäck aus der Mutter Erde". Sie kannten keine Maschinen, keinen Akkord, nur die Kraft ihrer Hände. Manche waren keine Minute ihres Lebens außerhalb ihrer Familie gewesen; Menschen mit uralter Kultur und Tradition wußten nicht, was auf sie zukommen würde. "Anatolische Stiere" nennt Cumart seine Landsleute, deren braune Schultern hier zum Aufbau der Wirtschaft eingesetzt wurden.

"Alle hatten die Absicht, drei oder vier Jahre zu bleiben, lebten mit der Hoffnung, bald nach Hause zurückgehen zu können", sagt Nevfel Cumart. Doch sie blieben, Jahr um Jahr. Für seine Eltern sind 34 Jahre daraus geworden. In den 70er Jahren hatten sich manche fest niedergelassen. Die dritte Periode dauert bis in die Gegenwart: die Türken kaufen Immobilien, schließen Bausparverträge ab. Mittlerweile sind 120 000 Türken selbständig, ihre Unternehmen schaffen Arbeitsplätze.

Doch das Heimweh ist geblieben, vor allem für die Frauen. Nie sind sie in Deutschland ganz zu Hause gewesen, in der eigenen Heimat fremd geworden. "Aus den Berglöwen wurden ausgelaugte Bergleute", liest Cumart vor. Die Stoffe, aus denen seine Gedichte sind, ist diese Geschichte seiner Landsleute, die Liebe und seine eigene Zerrissenheit: "Mein Vater großer patriarch / meine Mutter die leitende halbgöttin / stieß mich in die welt mit dem urteilsspruch der sohnschaft / lebenslänglich..." ege

Keine Aufträge mehr für Schwarzarbeiter

DARMSTADT-DIEBURG. Unternehmen, die illegal Arbeitnehmer beschäftigen oder sich mit Dumpinglöhnen Wettbewerbsvorteile verschaffen, werden im Kreis Darmstadt-Dieburg künftig von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen. Darauf haben sich Landrat Hans-Joachim Klein und die Bürgermeister der 23 Kommunen verständigt.

"Alle Bewerber sollen wissen, daß unredliche Geschäftspraktiken nicht folgenlos hingenommen werden", begründeten die Verwaltungschefs. Der begründete Verdacht auf zweifelhafte Methoden, auch von Subunternehmen, soll bereits zum Ausschluß führen. Die Spreu vom Weizen zu trennen, ist angesichts eines unüberschaubaren Dunkelfeldes mehr als schwierig. sch

70 Säcke wurden geschickt Bürgerin sammelt Spenden für Perm

DORNBUSCH. Als Charlotte Beck vor zwei Jahren im Fernsehen einen Bericht des ZDF-Journalisten über die miserable Situation der onkologischen Klinik (Krebsklinik) in der russischen Millionenstadt Perm westlich vom Ural-Gebirge sah, war sie so beindruckt, daß sie beschloß, etwas zu unternehmen. Gemeinsam mit Bekannten und Vereinsfreunden vom Tanzklub "Telos" rief sie zu Sach- und Geldspenden auf, um vor allem den Kindern zu helfen.

Was daraus entstanden ist, kann sich sehen lassen: Im Oktober und erst kürzlich schickten Charlotte Beck und ihre Helfer insgesamt 70 Säcke mit Kleidern, Schuhen, Kinderspielzeug, Bettwäsche und Lebensmittel nach Rußland. Daß die Sendung an die richtige Adresse gelangt, ist gewährleistet. Denn in Bocholt hat sich ein "Förderkreis Onkologische Klinik" (Fritz Pleitgen, Journalist beim ZDF, hat die Schirmherrschaft übernommen) gebildet, der die Spenden verwaltet und dafür sorgt, daß sie unter Aufsicht zum geplanten Zielort transportiert werden. Mit dem Flugzeug kommen die Spenden nach Moskau, und von dort mit einem Lastwagen direkt nach Perm.

Es sei nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, sagt Charlotte Beck angesichts der Tatsache, daß es in der Klinik lediglich 30 Betten gebe. Sie will nun versuchen, irgendwo "billig Betten aufzutreiben", um sie dorthin zu schicken. Das wäre schon ein kleiner Erfolg, denn "es fehlt an allem dort, insbesondere an Schuhwerk. Aber auch Kinderspielzeug, Buntstifte und Bilderbücher gibt es in Perm überhaupt nicht."

Kurz vor Ostern ist der nächste Transport nach Rußland geplant. Charlotte Beck freut sich über jede Sach- oder Geldspende. Wer das (gegen eine ordentliche Spendenquittung) tun will, kann sich an sie wenden. Adresse: Eschersheimer Landstraße 297. jot

Avantgardistischer Jazz Uli Beckerhoff-Group gastierte im "falschen" Saal

GALLUS. Es ist schon etwas ärgerlich, wenn ein Konzert für 20 Uhr angesetzt (und auch so plakatiert ist) und erst mit einstündiger Verspätung beginnt. Normalerweise. Aber Jazz-Kenner wissen, daß man es damit nicht so genau nehmen darf. Für Organisatoren und Künstler aber ist es wenig angenehm, wenn sich in einem großen Saal gerade mal 30 Leute einfinden, um diese Musik zu hören.

Vielleicht hatten die Macher der Kulturwochen im Gallus, die die "Uli Beckerhoff-Group" engagiert hatten, einen Aspekt unterschätzt. Der Stadtteil ist alles andere als prädestiniert für Jazz. Liebhaber gehen eher in den Jazzkeller oder die Brotfabrik (dort spielte das Quintett schon zweimal vor vollem Haus).

Diejenigen, die gekommen waren, brauchten es nicht zu bereuen. Uli Bekkerhoff (Trompete), Matthias Nadolny (Saxophon), Jo Thönes (Schlagzeug), Gunnar Plümer (Bass) und Michael Berger (Klavier und Keyboard) boten reifen, teilweise avantgardistischen Jazz. Das reichte von melodiös-inspirierten Stücken wie "The touch of your hands" bis zu experimentell angehauchten Klängen (im Song "Stop it").

Bekannt-bewährte Stilelemente des "alten Jazz" (man fühlte sich an Aufnahmen mit dem Oscar-Peterson-Quintett erinnert) wurden mit Innovativem, frei improvisierten Versatzstücken verbunden. Hie und da paßte das nicht ganz, ein Stilbruch war unverkennbar (insbesondere dann, wenn Michael Berger harmonische Modelle auf dem Keyboard mit angedeuteten Ketten auf dem Flügel mischte); es fehlt in solchen Momenten eine stringente Struktur (die der Jazz bei aller Freiheit durchaus besitzt).

Unbestritten ist die hohe instrumentelle Meisterschaft des Bandleaders Uli Beckerhoff. Seine virtuosen und klangschönen Soli allein waren hörenswert. In einem verrauchten Jazzkeller wären sie eher angebracht. Stimmung wollte im Haus Gallus so recht nie aufkommen.

Verständlich, daß die Musiker nach einem großen Set (rund 70 Minuten) aufhörten. Ein fader Beigeschmack mag bei denen geblieben sein, die 20 Mark Eintritt gezahlt hatten. jot

Jahreshauptversammlung "Saz-Rock" verstärkt Kontakte

FRANKFURT A. M. Um der Diskriminierung Andersdenkender entgegenzuwirken, will der Verein für Jugendliche aus der Türkei und der Bundesrepublik, Saz-Rock, verstärkt mit anderen Jugendorganisationen zusammenarbeiten. Das ist ein Ergebnis der Jahreshauptversammlung des Vereins.

Viele neue Gesichter gibt es nach den Neuwahlen im Vorstand. Sprecherin ist neben Yasemin Yüksel und Zeynep Eren jetzt auch Nurcan Taskin.

Um die Finanzen kümmert sich ab sofort Ilhan Tosun. Die neuen Beisitzerinnen und Beisitzer sind Tarkan Ayman, Silke Vaillant-Yüksel und Adem Alici.

Bis zu 80 Jugendliche ab elf Jahren treffen sich wöchentlich in den Saz-Rock- Räumen in der Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4. Neben verschiedenen Gruppen - Hausaufgabenhilfe, Theater, Folklore oder Fußball - gibt es dort ein Jugendcafé, das unter der Woche zwischen 17 und 21 Uhr und am Wochenende von 15 bis 19 Uhr geöffnet ist. mb

Frauenfußball in der Wetterau: Alle Tradition hilft nichts, wenn es an der Basis bröckelt Von vielen Vereinen nur als ein lästiges Anhängsel gesehen Nachwuchs fehlte in den Fußballkreisen Friedberg und Büdingen fast völlig / Nur in Wölfersheim existieren zwei Mannschaften

Er hat eine verhältnismäßig lange Tradition, der Frauenfußball im Wetteraukreis, und dennoch scheint er in den beiden Fußballkreisen Büdingen und Friedberg weiterhin auf wackligen Beinen zu stehen. "Die Basis bröckelt", konstatiert Frauenreferentin Rosemarie Stösser, die seit 23 Jahren für den Frauenfußball bei der TSG Wölfersheim einsteht und zudem Verbandsarbeit leistet. "Das Solidarverhalten läßt zu wünschen übrig", ärgerte sie sich über die Tatsache, daß beim Wetterau-Pokal, der von einem chaotischen Ablauf geprägt war, "alle gleich abhauen", somit praktisch die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den Vereinen zu kurz kommen.

Im September 1990 startete die Frauenfußball-Bundesliga, was nach dem Verbot des Frauenfußballs 1955 und der Aufhebung dieser Restriktion 1970 einer steilen Entwicklung gleichkommt. Dem Bundesliga-Glamour einiger Klubs steht das Schattendasein der Basis gegenüber. Bereits die Oberliga, welcher aus dem Wetteraukreis die TSG Wölfersheim angehört, leidet unter Entzugserscheinungen, was die Zahl von acht (!) Mannschaften belegt. Mit dem SV 06 Bad Nauheim (Landesliga Süd) ist eine zweite Mannschaft sportlich recht hoch angesiedelt, die bereits seit rund zwei Jahrzehnten diese Sportart in der Wetterau mitträgt. Im Fußballkreis Büdingen hat der SV Phönix Düdelsheim bisher am längsten durchgehalten, ist allerdings sportlich weniger in Erscheinung getreten, was durch das Dasein in der unteren Ebene (Bezirksliga Friedberg/Büdingen) aufgezeigt wird.

"Frauenfußball ist mit Männerfußball nicht zu vergleichen. Die Unterschiede liegen sowohl in der Kraft und der Technik als auch im emotionalen Bereich", sagt Rosemarie Stösser in ihrem Bericht zum Kreisfußballtag in Dorheim. Sie nennt auch die Gründe des Stillstandes, teilweise sogar festgestellten Rückschrittes: "Auch heute noch möchten viele Vereinsvertreter keinen Frauenfußball in ihrem Verein haben, oder sie betrachten ihn als lästiges Anhängsel, der für sich alleine zu sorgen hat, Fahrtgelder etc. aus eigener Tasche tragen muß." Diese organisatorischen Dinge sind jedoch nicht der Hauptfaktor, mehr schon die Tatsache, daß sich zu wenig Mädchen für Fußball interessieren beziehungsweise dafür herangezogen werden können. Kurzum: Der Nachwuchs im Frauenfußball fehlt fast gänzlich. Mit der TSG Wölfersheim und dem SV Phönix Düdelsheim schicken in diesem Doppelkreis lediglich zwei Klubs Mädchenmannschaften in die Punktrunde. Die Folge dieser Entwicklung: Vor der Saison 92/93 meldeten sich der BV Rinderbügen und der SV 06 Bad Nauheim II von der Punktrunde ab, mit der SG Melbach kam nur ein neuer Verein dazu.

Die TSG Wölfersheim ist als einziger Verein mit zwei Mannschaften an der Punktrunde beteiligt. Die "Zweite" bildet zusammen mit acht anderen Vereinen die Bezirksliga Friedberg/Büdingen, die Bezirksoberliga Frankfurt ist verwaist. "Wölfersheim tendiert Richtung Bundesliga (will aber nicht aufsteigen), der SV 06 Bad Nauheim marschiert schnurstracks Richtung Bezirksoberliga", lautet die Devise in dieser Saison. Nach drei Monaten Winterpause soll es auch im Frauenfußball ein Frühlingserwachen geben. Die Termingestaltung bleibt jedoch umstritten: Im Neuner-Feld der Bezirksliga Friedberg/Büdingen wurden 19 Spiele im März angesetzt, nur sechs (!) im April und die restlichen elf Begegnungen im Mai. In der besten Jahreszeit wird bei den Frauen großteils pausiert. Nach dem letzten Saisonspiel (22. Mai) werden die Punktspiele genau drei Monate ausgesetzt, am 21. August soll in die Runde 93/94 gestartet werden. Die Gretchenfrage: Wieviel Teams sind dann auf Kreisebene (Auflösungstendenzen werden aus Ober-Mockstadt signalisiert) noch dabei?

"Die Termingestaltung ist ein Kardinalproblem, genauso die zahlreichen Verlegungswünsche, aber auch die Spielausfälle", bestätigt Klassenleiterin Rosemarie Stösser. Sie verwies bei der Rückrundenbesprechung in Melbach auf die Regularien hinsichtlich der Spielabsetzungen (Platzbesichtiger müssen beispielsweise herangezogen werden), wo oftmals nicht der Satzung entsprechend verfahren wurde. Immerhin rangen sich die Vertreter der Kreisvereine durch, nur die Sommerferien von der Terminansetzung freizuhalten, während die übrigen Ferien in den Terminplan integriert werden. Verständlich, die Zahl fußballspielender Mütter, die an die Ferien gebunden sind, ist verschwindend gering.

Im Kreispokalwettbewerb 92/93 muß aus der 2. Runde noch das Treffen SV Phönix Düdelsheim gegen SV 06 Bad Nauheim (31. März, 20 Uhr) absolviert werden, die beiden Halbfinals sollen am 5. Mai (20 Uhr) ausgetragen werden: SV Lißberg gegen SG Melbach sowie TSG Wölfersheim gegen den Sieger aus Düdelsheim/Bad Nauheim. Das Cupfinale soll am 19. Mai über die Bühne gehen, der Spielort wird je nach den Finalteilnehmern fixiert. Am 26./27. Juni soll ferner der Wetterau-Pokal in Lißberg ausgespielt werden. In der Gruppe A wollen der SV Phönix Düdelsheim, SG Eintracht Ober-Mockstadt, VfR Wenings, TSG Wölfersheim II und der FC Nieder-Wöllstadt antreten, in der Gruppe II sind der VfR Butzbach, TSG Wölfersheim I, SV Lißberg, SV 06 Bad Nauheim und die SG Melbach vertreten. Der Sparkassen-Cup (Hallenmeisterschaften) soll zudem am 19. Dezember in Echzell ausgespielt werden. HANS-DIETER PUTH

Service rund um die Uhr Altenheim 1995 fertig

RODGAU. Das herkömmliche Altenheim gehört der Vergangenheit an. Wenn - günstigstenfalls - im Sommer '95 zwischen Dudenhofen und Nieder-Roden hinter dem dortigen Supermarkt ein 15 Millionen Mark teures 120-Betten-Haus seine Pforten öffnet, wird es sich um ein "integratives Altenzentrum" handeln mit einer breiten Palette von Angeboten.

Die Bad Hersfelder Planungs- und Beratungsgesellschaft für Alten- und Pflegeheime (APP) hat das Projekt entwickelt und geht jetzt auf die Suche nach Investoren und einem Betreiber. Die Stadt, die ihr 8500 Quadratmeter großes Grundstück zum symbolischen Preis von einer Mark zur Verfügung stellt, hat sich dafür ein Belegungsrecht gesichert.

Wie Ulrich Marth von der APP jetzt im Jügesheimer Rathaus erläuterte, umfaßt das Programm seiner Gesellschaft zunächst einmal ein Alten- und Pflegeheim mit 120 Betten. Dreißig bis vierzig Betten werden für Kurzzeit- und Urlaubspflegefälle vorgehalten, um zu Hause pflegende Familienangehörige vorübergehend zu entlasten.

Drittens wird eine Tagesstätte für zwei Gruppen à sechs Personen eingerichtet für Tages- und Nachtpflegegäste. Dabei soll es sich nicht um pflege-, sondern hilfsbedürftige Menschen handeln, die von zu Hause abgeholt und wieder heimgebracht werden.

Auf dem Grundstück zwischen Großmarkt und Bahnlinie sollen separat acht bis zehn altengerechte Wohnungen entstehen, die per Notrufanlage mit dem Altenheim verbunden sein werden und deren Bewohner alle Dienstleistungen des Nachbarhauses in Anspruch nehmen können, ohne ihre eigene Selbständigkeit aufzugeben.

Im Alten- und Pflegeheim wird ein Zentrum für physikalische Therapie und Rehabilitation geplant, dessen Inanspruchnahme - Massagen, Bäder, Krankengymnastik - allerdings nicht Bestandteil des Pflegesatzes wäre, sondern von den Krankenkassen übernommen werden müßte.

Schließlich ist, separat zu betrachten, an einen ambulanten Pflegedienst gedacht, der vom Haus aus Besuche bei alten, vorübergehend pflegebedürftigen Menschen macht.

Der Rodgauer Stadtrat und Baudezernent Alfred Schüler rechnet damit, daß der auf den Weg gebrachte Bebauungsplan im Sommer Rechtskraft erlangen wird, dann können die städtischen Gremien ihre Wünsche einbringen, die Heimaufsichtsbehörde wird die Pläne prüfen, und wenn der Bauantrag in einem halben Jahr über die Bühne ist, könnte der erste Spatenstich im Frühjahr 1994 erfolgen. Von da an rechnet die APP noch mit einer 15monatigen Bauzeit.

Die Pflegesätze werden sich an den in vergleichbaren Häusern in Rödermark und Obertshausen üblichen Zahlungen orientieren. Derweil hat die Nachfrage nach den 18 Quadratmeter großen Zimmern bereits begonnen. Ein hochbetagtes Ehepaar hat sogar schon individuelle Ausstattungswünsche angemeldet. ttt

Kreditkarte nicht willkommen Wirt wollte für 30-Mark-Rechnung Eurocard nicht annehmen

Wer mit seinem guten Namen bezahlen will, muß zusehen, daß er eine genügend hohe Rechnung macht. Diese Erfahrung machte jedenfalls Peter M. in verschiedenen Restaurants. Denn der FR-Leser zahlt gerne bargeldlos und wollte das auch neulich tun, als er nach dem Abendessen in einer jugoslawischen Gaststätte in der Innenstadt die Rechnung in Höhe von knapp 30 Mark begleichen sollte. Doch als er seine "Eurocard" zückte, lehnte der Kellner dankend ab: Nur bei Beträgen ab 50 Mark würden Kreditkarten akzeptiert, alle kleineren Rechnungen müßten bar bezahlt werden. Erst nach längeren Diskussionen und nach mehreren Beteuerungen, er habe nicht genügend Bargeld bei sich, rechnete das Restaurant schließlich auch über seine Karte ab, berichtet der FR-Leser. "Das ist mir schon wiederholt passiert. Ich überlege langsam wirklich, ob sich das überhaupt lohnt mit der Karte oder ob ich sie nicht besser zurückgebe."

Der Geschäftsführer des Restaurants rechtfertigte das Verfahren mit den Gebühren, die ihm von den Kreditkartenunternehmen berechnet würden. 4,3 Prozent von jeder bargeldlos beglichenen Rechnung müsse er an die Kartenfirmen abführen. "Wenn jeder, der für 16,50 Mark gegessen hat, mit Kreditkarte zahlen will, geh' ich pleite."

Für "Eurocard"-Sprecher Klaus-Peter Baerwolf ist das ein "glatter Vertragsbruch": "Unsere Vertragspartner haben sich verpflichtet, jeden Karteninhaber genauso zu behandeln wie Barzahler, unabhängig von der Höhe der Rechnung." Baerwolf gibt zu, daß es "hin und wieder zu Akzeptanzproblemen" komme mit Tankstellen, Gastwirten oder bei Sonderangeboten im Schlußverkauf.

Kunden, denen ähnliches widerfährt wie Peter M., empfiehlt der Eurocard- Sprecher, sich bei der "Gesellschaft für Zahlungssysteme" zu beschweren (Telefonnummer 7 93 30 in Frankfurt). "Wir schreiben dann unsere Vertragspartner an und erinnern sie an die Vertragsbedingungen." Im Wiederholungsfall werde den Restaurants oder Geschäften auch mit der Kündigung des Vertrages gedroht, sagt Baerwolf. mat

Einer ungesunden Lebensweise vorzubeugen, das ist das Ziel eines Fernkurses, den die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) anbietet. Auf dem Prüfstand stehen vor allem Ernährungsgewohnheiten. Sie sollen individuell ausgewertet werden. Das Angebot richtet sich besonders an schwangere Frauen und stillende Mütter; bisher haben fast 6000 Menschen an dem Kurs teilgenommen. Weitere Auskünfte zu diesem Thema gibt die KKH- Geschäftsstelle in der Brönnerstraße 15 (Innenstadt). mb/10

Eine Postkarte machte neugierig Und jetzt ist die Glaskunst in natura in Offenbach zu sehen

OFFENBACH. Warum ausgerechnet in der weltberühmten Stadt des Leders wunderschöne Kostbarkeiten aus der weltberühmten Stadt der Christbaumkugeln, der Glasstäbe, Reagenzgläser, der Murmeln und der Glasaugen ausgestellt werden? Der Grund dafür ist ganz einfach.

Der amtierende Kulturdezernent und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter erklärte das so: Die bisherige Kulturdezernentin Dr. Ursula Beul bekam vor zwei Jahren von einer Freundin aus Leipzig eine Postkarte geschickt. Abgebildet waren Gläser aus dem thüringischen Lauscha.

Weil nach dem Fall der Mauer kulturpolitische Devise war, Brücken von Hessen zum Nachbarn Thüringen zu schlagen, lud Ursula Beul die Künstler aus dem Glasbläserstädtchen im Thüringischen Schiefergebirge nach Offenbach ein. In Lauscha, in einem lauschigen Tal zwischen Sonneberg und Neuhaus gelegen, wird seit 400 Jahren Glas hergestellt und geformt.

Aus der handwerklichen Produktion entwickelten sich nicht nur industrielle Formen des Umgangs mit dem spröden Material, sondern auch künstlerische Traditionen.

Lauscha ist heute eine Künsterkolonie der Glasbläser. Gläser, bunte Fenster, Vasen und Schalen aus Lauscha stehen in vielen Museen der Welt.

Sieben Künstler und Künstlerinnen zeigen nun 80 Kunstwerke in der Städtischen Galerie, Kaiserstraße 99. Die Unikate sind auch käuflich.

• Die Ausstellung in Offenbach dauert bis zum 3. April. Sie kann dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr bewundert werden. lz

Sicherheit für Schüler Ampelanlage wird doch nicht stillgelegt

OBERRAD. Die Ampelanlage an der Kreuzung Wiener Straße / Buchrainstraße wird nicht stillgelegt. Dies bestätigte jetzt der Frankfurter Ordnungsdezernent Joachim Vandreike (SPD).

Eltern und Schulelternbeirat der Oberräder Gruneliusschule hatten gegen die mögliche Entfernung der Ampel Einwände erhoben und auf die eventuellen Folgen für die Sicherheit der Schulkinder hingewiesen.

Stadtrat Vandreike, der den Vorsitzenden des Elternbeirats der Gruneliusschule noch in der vergangenen Woche über die Entscheidung informierte, erklärte dazu: "Mir ist bekannt, daß diese Kreuzung von sehr vielen Kindern täglich genutzt wird und daß diese Ampelanlage eine erhebliche Bedeutung im Zusammenhang mit der Schulwegsicherung darstellt." jh

Sportbund sucht engagierte Frauen

FRANKFURT A. M. Außergewöhnliche Leistungen im Frauensport will der Landessportbund (lsb) Hessen mit dem Lu- Röder-Preis honorieren. Mit ihm sind 3000 Mark verbunden. Der Preis soll an eine Frau gehen, "die das Verständnis für die besondere Situation der Frau im Sport und die Notwendigkeit einer partnerschaftlichen Entwicklung in der Sportorganisation durch ihren Einsatz in der Verbands- oder Vereinsführung" fördert, schreibt der Verband.

Bewerbungen sind über Sportvereine oder -verbände an die Frauenvertreterin des jeweiligen Sportkreises oder -verbandes zu richten. Diese muß die Bewerbung kommentieren und bis Samstag, 24. Mai, an den lsb in Frankfurt, Otto-Fleck- Schneise 4, weiterleiten. mb

Lehrer sehen Gefahr für reformierte Oberstufe

Größere Kurse und ein geringeres Angebot für die Oberstufenschüler werden die Konsequenzen einer neuen Bestimmung des Hessischen Schulgesetzes sein. Diese Befürchtung haben die Gesamtkonferenzen der beiden Sachsenhäuser Gymnasien Freiherr-vom-Stein-Schule und Carl-Schurz-Schule in zum Teil wortgleichen Resolutionen geäußert. Die Gymnasien hätten durch diese Einschränkungen kaum mehr eine Möglichkeit, eigenes "Schulprofil" zu zeigen.

Die Bestimmungen des Paragraphen 33.3 des neuen Hessischen Schulgesetzes legen mit sogenannten Divisoren die Anzahl der Grund- und Leistungskurse für jede Gymnasiale Oberstufe fest. An der Freiherr-vom-Stein-Schule werde das zur Folge haben, daß in den Jahrgangsstufen 12 und 13 drei Leistungs- und 21 Grundkurse gestrichen werden müßten, beklagt die Gesamtkonferenz. Von den Kürzungen wären vor allem die Angebote außerhalb der "Mindestverpflichtung" betroffen. Die zweite oder gar dritte Fremdsprache, naturwissenschaftliche Kurse, Informatik, Philosophie oder Erdkunde könnten nur noch weitaus weniger angeboten werden.

Der Grundgedanke der reformierten Oberstufe werde damit "ad absurdum geführt" - die Schüler aus einem breiten Angebot von Fächern auswählen zu lassen, um ihnen eine gewisse Spezialisierung und gleichzeitig umfassende Allgemeinbildung zu ermöglichen. luf

MRHEIN-MAIN 17

Um den Maintaler Stadtwald zu schonen, zieht ein Pferd die Stämme bis zur Schneise Schufterei für Wallach "Igor"

In der Tschechei zu Hause Von Helmut Pomplun

MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Ladislav Balik hat einige Mühe, die Kette um den am Boden liegenden Baumstamm zu schlingen. Die Kettenenden sind an schweren Lederriemen befestigt, die wiederum am Kummet hängen, dem um den Hals gelegten Teil des Pferdegeschirrs. Balik gibt einen Befehl in tschechischer Sprache, und Igor, der schwere Kaltblüter-Wallach, stemmt seine breite Brust ins Kummet, strämmt die Hinterbacken und stapft voran, die schwere Last hinter sich her schleifend, rund 50 Meter bis zur Schneise.

Hier kann das weitere Rücken des Holzes mit einem Motorschlepper besorgt werden, ohne größere Schäden im Bestand anzurichten.

Igor ist speziell für diese Arbeit bestens ausgebildet und bewegt sich präzise auf Zuruf seines Herrn. Beide geraten in Hitze bei diesem schweren Geschäft. Bevor der Mann sein Frühstücksbrot auspackt, hängt er dem schweißglänzenden Roß eine Decke über den Rücken und den Hafersack vors Maul. Eine Idylle wie in der "guten alten Zeit"?

Optisch könnte das passen, aber die Akustik läßt die knallharte Gegenwart nicht vergessen: Nördlich dröhnt nahebei der Verkehr von der Autobahn 66 (Anschlußgabel Hanau-West), südlich rauschen die Züge auf der hochfrequentierten Bahntrasse Frankfurt-Hanau vorüber. Der Maintaler Stadtwald ist - nicht nur hier in der Verlängerung der Philipp-Reis-Straße - zerschnitten und "belastet" wie kaum sonst ein Bestand weitum.

"Der Einsatz von Pferden beim Holzrücken hat große Vorteile", kommentiert Maintals Revierförster Heiner Koch. "Das Holz kann auch aus sehr eng stehenden Beständen ohne große Schäden herausgezogen werden. Aber das geht nicht überall, denn ab einer bestimmten Stammstärke wird es zur Quälerei."

Und wie haben die Leute das früher gemacht? "Da hat man Vierspänner eingesetzt. Aber mittelschwere und schwere Stämme können auch zwei Pferde nicht über längere Strecken ziehen", erklärt Heiner Koch.

Ladislav Balik hat je nach Schwere des Einsatzes noch einen zweiten Kaltblüter im Stall des Bruchköbeler Bauern, bei dem er sich einquartiert hat. Holzrücken mit Pferden sei in seiner tschechischen Heimat noch weit verbreitet, sagt Balik, dessen Vater bereits mit dem Geschäft begonnen hatte. Der Grund ist im Osten indes ein anderer: "Weil bei uns Hafer billiger ist als Diesel."

"Herr Balik wird zu verschiedenen Schlägen angefordert. Erstmals ist er nach dem schweren Windbruch rübergekommen, weil wir zu wenig Maschinen zum Holzrücken hatten", berichtet Förster Koch. "Er ist weit und breit der Einzige, der mit Pferden rückt. Es gibt noch eine Initiative in Frankfurt, die das Rücken mit Pferden zur Rehabilitation von Drogenabhängigen einsetzt, aber sonst wüßte ich niemanden."

Der Tscheche rückt auch in anderen Beständen, etwa im Gelnhäuser Forst oder in Hanau-Wolfgang.

Wenn seine Pferde neue Hufeisen brauchen, ist das für ihn Anlaß für Heimatbesuch - selbstverständlich mit seinem Gespann. Erst vor wenigen Tagen ist Balik von einem einwöchigen Heimaturlaub zurückgekehrt.

Im Maintaler Wald geht die Holzeinschlagsaison dem Ende zu. Viel Holz muß aber noch aus den Waldbeständen in die Wege gezogen werden. Förster Koch bittet die Waldbesucher um Verständnis, daß es beim Rücken des Holzes zu Behinderungen kommt und die Wege verschmutzt werden: "Der Wald ist eben nicht nur zum Spazierengehen da, manche Leute müssen hier auch arbeiten."Norwegen-Reise mit dem CDU-Kreisverband

MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Norwegen-Reise vom 15. bis 22. Juli bietet der CDU-Kreisverband seinen Mitgliedern und Freunden an. Anmeldungen nimmt die CDU-Kreisgeschäftsstelle in Hanau entgegen. Nach dem Flug nach Oslo beginnt am zweiten Tag eine Rundreise. Oslo, Lillehammer und Bergen stehen unter anderem auf dem Programm, außerdem Ausflüge in die Bergwelt und in die beeindruckenden Fjorde.

Ein Ausflug mit der Flam-Bahn hinunter an den Sognefjord ist möglich. Nähere Auskünfte erteilt die CDU-Kreisgeschäftsstelle in Hanau unter der Rufnummer 06181 / 31070. are

Dreieichenhainer Vorderlader-Schützen hatten Pech Ein Ring war entscheidend Mühlheim-Dietesheim kann Meister werden / Glab mit Rekord

Die Schützen des SV Mühlheim-Dietesheim wahrten mit Siegen gegen Schwanheim (377:370) und im Nachbarschaftstreffen mit dem SV Dreieichenhain (367:365) ihre Chancen auf die Meisterschaft in den Rundenkämpfen der Vorderlader-Langwaffen-Schützen des Maingaus. Überraschend zum Tabellenführer avancierte allerdings der SV Oberursel, der sowohl gegen Dreicheichenhain (362:361) als auch gegen Anspach (373:372) um einen einzigen Ring besser war. Mit Rudi Glab kam der überragende Schütze aus Mühlheim. Seine 99 Ringe stellten den Wettkampfrekord dar.

Für die Dreieichenhainer Schützen verlief das Wochenende äußerst unglücklich: Gegen den SV Mühlheim-Dietesheim trennten sie zwei, gegen Oberursel gar nur ein Ring vom Teilerfolg. Hainz Steinheimers gute Leistung (96) blieb ohne Lohn. Punktgleich mit Schwanheim liegen die Dreieichenhainer somit auf dem letzten Tabellenrang. Da sich auch die Schwanheimer derzeit im Aufwärtstrend befinden, ist ein spannender Abstiegskampf zu erwarten. Auch an der Spitze scheint noch alles möglich, denn die Oberurseler hatte zuletzt das Glück auf ihrer Seite. Auch der PSV Frankfurt kann noch ins Titelrennen eingreifen.

DIE TABELLE: 1. SV Oberursel 10:2 Punkte/1835 Ringe, 2. SV Mühlheim-Dietesheim 8:4/2227, 3. PSV Grün-Weiß Frankfurt 8:4/2224, 4. SV Neu Anspach 6:6/2216, 5. SV Schwanheim 2:10/2189, 6. SV Dreieichenhain 2:10/2136. Mit den Vorderlader-Kurzwaffen erzielten die Sportschützen Seligenstadt zwei überzeugende Erfolge. Zunächst hielten sie den Tabellenletzten aus Stierstadt mit 359:340 deutlich nieder. Darauf folgte ein sehr gutes Ergebnis gegen die Schützen des SV Lufthansa Frankfurt, die bis dahin auf Rang zwei lagen. Die Seligenstädter bescherten den Frankfurtern mit 368:360 auf deren Stand die zweite Saisonniederlage. Herausragende Seligenstädter Schützen waren Kader Kallache und Harald Neumann mit jeweils 95 Ringen.

An der Tabellenspitze wurde der SV Kriftel durch die Niederlage gegen Lufthansa Frankfurt ein wenig zurückgeworfen, gilt aber immer noch als Favorit auf den Titel. Mit Klaus Tamm (99 Ringe) stellten die Krifteler auch den besten Schützen des Wettkampftages. Hoffnungslos abgeschlagen ist hingegen die punktlose SG Stierstadt, die wohl kaum noch Anschluß an das Feld finden wird.

DIE TABELLE: 1. SV Kriftel 10:2 Punkte/2214 Ringe, 2. PSV Grün-Weiß Frankfurt 8:4/2185, 3. SV Lufthansa Frankfurt 8:4/2167, 4. Sportschützen Seligenstadt 6:6/2162, 5. SV Oberstedten 4:8/2162, 6. SG Stierstadt 0:12/1640. jbp

Jungsenioren ermittelten Hessenmeister Ranglistenpunkte sorgten für ein hohes Niveau

Obwohl der Hessische Tennisverband bei den Hallenwettbewerben der älteren Jahrgänge - im Gegensatz zu einigen anderen Landesverbänden - auf die Aussetzung von Preisgeldern verzichtet, fanden die Hessenmeisterschaften der Jungsenioren und Jungseniorinnen im Landesleistungszentrum auf der Rosenhöhe guten Anklang. Die Titel sicherten sich die an eins gesetzten Favoriten Sergei Vasilevski (Wiesbadener THC) bei den Männern (ab 35 Jahre) und Jutta Fahlbusch (TC Kassel) bei den Frauen (ab 30 Jahre).

50 Meldungen gingen für die Männerkonkurrenz ein, so daß eine Qualifikationsrunde nötig wurde. Noch erstaunlicher war die Resonanz bei den Frauen. Dieser Wettbewerb war mit 20 Teilnehmerinnen bereits doppelt so stark besetzt wie noch im Vorjahr. Die Altersklassen ab 35 (Männer) und ab 30 (Frauen) gelten als diejenigen, die dem Leistungssport am nächsten kommen. Viele der angetretenen Sportler(innen) sind für ihre Vereine noch im Aktivenbereich im Einsatz, etwa 80 Prozent der Teilnehmer sind ausgebildete Tennislehrer. Zudem werden bei den Hessischen Meisterschaften Punkte für die deutsche Rangliste vergeben, was auch die Spitzenathleten lockt.

Trotz des qualitativ hochwertigen Teilnehmerfeldes besuchten an drei Tagen nur 400 Zuschauer die Rosenhöhe, die Finalspiele sahen 100 Besucher. Während Sergei Vaslevski, der noch in der Verbandsliga der Männer aktiv ist, im Finale erwartet worden war, stellte sein Endspielgegner Peter Feldmann (TEVC Kronberg) eine Überraschung dar.

Nicht an den Start ging Titelverteidiger Jan Dustmann vom TC Rüsselsheim, der an einer Virusinfektion erkrankt ist. Der englische Ranglistenspieler Malcolm Elley (Offenbacher TC) drang überraschend ins Halbfinale vor, wo er am späteren Sieger in drei Sätzen scheiterte. Die Doppelkonkurrenz ging in diesem Jahr nicht an das Offenbacher Erfolgsduo Wolfgang Becker und Günther Schellberg. Die beiden TC-Routiniers mußten sich im Finale der neuen und jüngeren Kombination des Einzelsiegers mit Pedro Herda (Wiesbaden) knapp beugen.

Bei den Frauen setzte sich Jutta Fahlbusch (TC Kassel) ebenso erwartungsgemäß wie deutlich durch. Die amtierende Deutsche Vizemeisterin der Jungseniorinnen ist in der Regionalliga der Frauen aktiv und rangiert auf Platz 30 der Frauen-Rangliste in Hessen. Eine überraschende Halbfinalniederlage mußte Karin Laudert vom TC Rot-Weiß Neu-Isenburg hinnehmen. Die 30jährige, die an zwei gesetzt war, unterlag der zehn Jahre älteren Renate Gröber (TC Waldschwimmbad) in drei Sätzen und verpaßte den Einzug ins Endspiel. Im Doppel dominierten dann die beiden Topspielerinnen Laudert und Fahlbusch ganz.

Auch wenn der Hessische Tennisverband keine Preisgelder ausschüttet, gingen die Sieger nicht ganz leer aus. Einen zehn Gramm schweren Platinbarren und weitere Sachpreise wurden vergeben. ina

SV Kickers 1916 Happ löst Fricke im Vereinsvorsitz ab

FRANKFURT A. M. Stefan Happ ist neuer Vorsitzender der Sportvereinigung Kickers 1916. Der bisherige Zweite Vorsitzende ist damit Nachfolger von Erich Fricke, der erst im vergangenen Jahr den langjährigen Vorsitzenden Martin Bullinger abgelöst hatte. Fricke hatte aus privaten Gründen nicht wieder kandidiert. Zum Zweiten Vorsitzenden wurde in der Jahreshauptversammlung Gerhard Bemme gewählt. Bestätigt wurden Kassierer Thomas Hallstein, Schriftführer Gojan Skoko-Kinnigkeit und Jugendleiter Joachim Hallstein. Als Nachfolger von Klaus Benedikt Müller ist von nun an Gojan Skoko-Kinnigkeit für den Spielbetrieb der Senioren verantwortlich.

Der Verein freut sich über einen großen Nachwuchs. An die 60 Jugendliche spielen in vier Mannschaften. Einziger Wermutstropfen: Es gibt keine Teams in der A- und B-Klasse. "Es ist schwer, die Jugendlichen bei der Stange zu halten", begründet Vorsitzender Happ. Um so mehr freut er sich, daß sich viele Betreuer um den Nachwuchs kümmern. mb

Kostenzusage für Unmögliches Verordnete Warmwasser-Gymnastik in Frankfurt nicht zu haben

Die Warmwasser-Gymnastik tat Eleonore D. gut. Deshalb verschrieb ihr die Ärztin in Bad Zwischenahn weitere Gymnastikstunden für die Zeit nach der Kur. Zunächst ein Vierteljahr lang sollten die Übungen im warmen Wasser der Lehrerin nach ihrem Bandscheibenvorfall weitere Linderung verschaffen. Die Bundesanstalt für Angestellte (BfA) würde die Kosten für das sogenannte "Funktionstraining" zu übernehmen.

Wieder in Frankfurt zurück, machte sich die Lehrerin auf die Suche nach dem verschriebenen "Funktionstraining". Es stellte sich jedoch heraus, daß diese Form der Heilbehandlung in ganz Frankfurt nicht angeboten wird. "Warum bekomme ich etwas verordnet, was es gar nicht gibt?"

Nach Angaben von Gertraud Jahnke, die ehrenamtlich für die Deutsche Rheuma-Liga arbeitet, ist die Lehrerin kein Einzelfall. Es sei schon öfter passiert, daß "die BfA die Kosten zusagt und sich nicht weiter drum kümmert". Ein Sprecher der Frankfurter BfA-Beratungsstelle empfahl den Betroffenen, sich direkt an die Zentrale in Berlin zu wenden. Dort werde über die Anträge auf Kostenübernahme entschieden. "Vielleicht wissen die noch gar nicht, daß es das in Frankfurt nicht gibt?"

Gertraud Jahnke verweist auf eine andere Möglichkeit: die Rheuma-Liga beziehungsweise die Deutsche Vereinigung der Bechterev-Kranken bieten in Frankfurt sowohl im Hufelandhaus als auch in der orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim Warmwasser- Gymnastik an. Voraussetzung für die Teilnahme an einer dieser Gymnastikgruppen ist jedoch die Verordnung eines Fach- oder Hausarztes, so daß dann die Krankenkassen, nicht die BfA, die Behandlung bezahlen müßten.

Der Betrag, den die BfA für das verordnete "Funktionstraining" zahlt, reicht nach Angaben Jahnkes bei weitem nicht aus, um die von der Rheuma- Liga angebotene Art der Warmwasser- Gymnastik zu bezahlen. ft

Volles Haus beim Tausch Erlös für das neue Außengelände des Kindergartens

GOLDSTEIN. "Schon beim ersten Mal ist das Ding aus allen Nähten geplatzt", erinnerte sich Elfriede Reissmüller an den ersten Kleidertausch der Sankt Johannes-Gemeinde vor zwölf Jahren. "Damals mußten wir vom Kindergarten in den großen Gemeindesaal umziehen, so viele Leute waren gekommen." Auch der jüngste Flohmarkt für Kinderkleidung bescherte der katholischen Gemeinde wieder ein volles Haus.

Zweimal im Jahr - jeweils im Frühjahr und im Herbst - können Eltern die Kleider, aus denen ihre Kinder herausgewachsen sind, zu günstigen Preisen anbieten. "Der Begriff Tausch ist vielleicht etwas irreführend", räumte Elfriede Reissmüller, die Leiterin des Gemeindekindergartens, ein. "Andere nennen es Basar oder Flohmarkt, bei uns hat sich halt der Tausch durchgesetzt."

Wer für seinen Nachwuchs ein Schnäppchen gemacht hatte, konnte in der Kaffeestube noch gemütlich ein Schwätzchen mit anderen Goldsteiner Eltern halten, während sich die Kleinen draußen austobten. Die Einnahmen aus dem Verkauf konnten die Anbieter mit nach Hause nehmen, lediglich eine Standgebühr fließt an die Gemeinde.

Zusammen mit dem Erlös aus dem Kuchenverkauf und der Kaffestube soll der Umbau des Kindergartenspielplatzes mitfinanziert werden. "Wir wollen das Außengelände des Kindergartens natürlicher gestalten", berichtete die Leiterin. Interessierte Eltern haben sich im vergangenen Jahr zu einer Projektgruppe zusammengefunden, die ein neues Konzept für das Freigelände erarbeitet. Auf dem Areal sollen Beete enstehen, Büsche gepflanzt, ein Hügel aufgeschüttet und verschiedene Bodenuntergründe angelegt werden. "Die Kinder sollen Natur erfahren können", meinte Elfriede Reissmüller zu den Plänen.

Durch den Rückbau des Parkplatzes ist insgesamt mehr Fläche für die Kinder da, momentan jedoch ist die Finanzierung noch unklar, zumal der kürzlich vollendete Umbau des Kindergartens rund 100 000 Mark mehr gekostet hat als erwartet. "Das Bistum wird wohl einen Teil übernehmen, die meiste Arbeit wollen wir in Eigenleistung machen."

Mit dem Baubeginn in Eigenregie rechnet die Kindergartenleiterin noch in diesem Jahr, fertig wird das neue Außengelände nach ihrer Schätzung erst in zwei bis drei Jahren. Bis dahin können noch einige Kleiderflohmärkte bei der Finanzierung helfen. hen

Bei der NATO alles nur Tarnung?

"Legt Eure Ausweise bereit!" sagte der Leutnant, der Studenten der Universität Leipzig auf einer Reise zum "Shape" - Hauptquartier der Vereinigten NATO-Streitkräfte - begleitete. Alle wühlten aufgeregt in den Taschen. Wer hätte geahnt, daß Studenten, im Schulsystem der DDR aufgewachsen, ausgerechnet zur stets verteufelten NATO fahren? Den Fotoapparat griffbereit, schaute ich auf flache Betonbauten, eine einfache Architektur, grau und unscheinbar. Sollte das "Shape" die Denkfabrik der NATO sein? "Vielleicht alles nur Tarnung", sagte eine Studentin.

Ein Riesenschreck. Ich fand den Ausweis nicht, mußte ihn zu Hause liegen gelassen haben. Mein Herz schlug bis zum Hals. Kann ich ohne Personalausweis die "Höhle des Löwen" betreten? In einem Land groß geworden, in dem Sicherheit über alles ging, selbst über das Leben, schien mir das absolut unvorstellbar. Zögernd ging ich zum Leutnant und sah mich schon allein draußen vor der Tür. "Wir kriegen das schon irgendwie hin", beruhigte er. Nach dem, was ich in der DDR über die NATO erfahren hatte, glaubte ich ihm nicht.

Mir fiel "Stabü", der DDR-Staatsbürgerkundeunterricht, ein. Der Lehrer verurteilte die NATO zur "Kriegsmaschinerie des Imperialismus" und "Feind der Staaten des Warschauer Vertrages". Systematisch erzeuge und schüre sie politische Unruhen und Untergrundbewegungen in den sozialistischen Staaten, plane geheime militärische Aktionen. Dabei wolle sie die Warschauer-Vertrag-Staaten spalten. Ich sehe noch heute den erhobenen Zeigefinger: "Unmenschlich und aggressiv geht die NATO vor; antikommunistisch ist ihre Politik, ist in Osteuropa auf einen Krieg aus, bei dem Atomwaffen eingesetzt werden."

Wie oft haben wir den "Atomangriff" in der Schule geübt: die Sirene heulte über das Schulgelände, wir gingen in geordneten Reihen in den unterirdisch gelegten Speisesaal. So hat das Stichwort NATO bei vielen von uns noch heute immer etwas Bedrohliches. Das sollte es ja auch, entsprach der Absicht des Lehrers und der "veröffentlichten Meinung" in der DDR.

Konkretes, etwa über Struktur und Aufbau des westlichen Bündnisses erfuhren wir nicht. Das geschah erst nach der Wende in der DDR. Im neuen Fach "Gesellschaftskunde" erklärten da die gleichen Lehrer, aus der SED waren sie inzwischen ausgetreten, die "wahren Hintergründe" von NATO und Warschauer Pakt. Sie, die einst vom "imperialistischen Feind des Westens" sprachen, versuchen nun, ihre jahrelange Propaganda zu widerlegen: die NATO habe mit der Politik der Abschreckung keinen Krieg zwischen Ost und West heraufbeschwören, sondern - ganz im Gegenteil - nur verhindern wollen. "Die Stärke der NATO war, daß von ihr keine Aggression ausging", heißt es jetzt. Was sollte man glauben? Die Propaganda von damals oder die von heute? Jetzt konnten wir an Ort und Stelle - bei "Shape" - die Fragen stellen.

"Wo ist die Studentin, die keinen Ausweis hat?", rief der Mann, der uns am Hauptgebäude begrüßte. Ich ahnte Schlimmes und meldete mich nach einigem Zögern. "Na, dann kommen Sie mal mit", sagte er lächelnd und in einem Tonfall, als ob wir uns schon Jahre kannten. In der Vorhalle ließ er mich für einen Moment allein.

Schulterklopfend begrüßte er jemanden. Ich war erstaunt, wie freundschaftlich sich Angehörige der NATO begegneten, wollte diesem doch wohl für Besucher inszenierten Frieden nicht trauen. Ein Soldat in grüngesprenkelter Armeekleidung, mit dickbesohlten Stiefeln und geschulterter Waffe, kam dazu. Langes Haar hatte er auch noch! In der DDR war der erste Weg beim Militär meist der Gang zum Friseur. Selbst das schien bei der NATO anders zu sein. Ich sah genauer hin und begriff plötzlich: Dieser Soldat ist ja eine Frau. Nun war ich doch verblüfft.

Tatsächlich fanden die Verantwortlichen einen unbürokratischen Weg, die "Studentin ohne Ausweis" an den Wächtern vorbei ins Innere von "Shape" zu bringen. Wir sprachen mit "echten" NATO-Offizieren. "Es ist besser, miteinander Gespräche zu führen, als gegeneinander Kriege zu führen", zitierte einer Britanniens Premier Winston Churchill, der das weit vor Beginn des Konfliktes zwischen NATO und Warschauer Vertrag gesagt hat. "Beschränkungen und Stereotypen des Kalten Krieges haben lange Zeit den Versuch behindert, miteinander in Verbindung zu treten."

"Es ist ganz normal, daß Staaten unterschiedliche Meinungen haben," betonte ein Offizier, mal abgesehen davon, daß er die Führer der Staaten und deren Menschen meinte. Der Fehler sei zu behaupten: "Ich habe Recht und lasse mir keinen Millimeter davon wegnehmen." Wieviel Millimeter die Entwicklung in Osteuropa seit 1990 ihm und anderen Offizierskollegen von ihren Auffassungen weggenommen hat, sagte er nicht. Ob er auch so geredet hat, als der Warschauer Pakt noch existierte? Oder sind das schöne Reden, mit denen man "dumme Ossis" beeindruckt, mit denen man versucht, das Bedrohliche, das in unseren Köpfen mitschwingt, auszuradieren? Wir haben längst begriffen: Offenheit ist eine Stärke des Westens. Nur ist das keine Garantie für lupenreine Westen. Wie hieß es doch bei der Ankunft: "Vielleicht alles nur Tarnung."

KATHRIN SCHMIEDER (Leipzig)

Der Modemeister bläst heute am liebsten Glas Ausstellung in Bad Homburg ist Heinz Oestergaard gewidmet

BAD HOMBURG. Ein Mann macht in diesen Tagen in der Kurstadt Station, der vor 76ã Jahren in Berlin geboren wurde und sich noch immer als "mopsfidel" bezeichnet. Mit dem Zeichenstift hat er ein Stück Zeitgeschichte geschrieben, und aus seinem Mund sprudeln die Geschichten über die Ära nach dem Zweiten Weltkrieg nur so hervor. Heinz Oestergaard, anfangs Modeschöpfer, später und noch heute Gestalter vieler weiterer Dinge, mit denen Menschen sich umgeben, wird mit einer Ausstellung geehrt, die den Titel trägt "Mode für Millionen". Die Schau ist im Gotischen Haus zu sehen.

An seine Jugend fühlt sich OB Wolfgang Assmann beim Gang durch die Museumsräume erinnert: "So eine Ausstellung bringt viel vom Lebensgefühl der damaligen Zeit zurück." Im Kaufhaus - wie heute - die freie Auswahl an guten Bekleidungsstücken zu haben, war damals alles andere als selbstverständlich. Daß es so gekommen ist, war auch ein Verdienst Oestergaards, die Demokratisierung der Mode sein Anliegen. 1946 war er Berlins jüngster Couturier

Als der 30jährige 1946 in seiner Wohnung den ersten eigenen Salon gründete, war er Berlins jüngster Couturier. Der Aufstieg währte bis 1967; dann gab er das Atelier in der geteilten Stadt auf, zog nach München und wurde Modeberater für das Großversandhaus Quelle. Anderthalb Jahrzehnte lang realisierte er dort seine Vorstellungen von modischer Kleidung, die sich Millionen leisten konnten, ging aber über die Textilien hinaus und entwarf auch aufeinander abgestimmte Accessoires.

Die Bad Homburger Ausstellung, die im wesentlichen auf Stücken der Modeabteilung des Berliner Museums beruht und später noch ins Museum für Angewandte Kunst nach Köln wandert, belegt die Entwicklungsschritte Oestergaards. Beispielhaft zu sehen sind neben seinen Kleidern - dem großen Ballkleid ebenso wie dem "kleinen Schwarzen" - auch Dessous ("Triumph krönt die Figur"), Schuhe, Brillen - und Uniformen. Denn in den 70er Jahren wandte sich Oestergaard dem Bereich der Berufskleidung zu: Er entwarf unter anderem die Textilien, in denen wir auch heute noch den Straßendienst des ADAC oder die Beamten der Schutzpolizei sehen.

Und der vermutlich ungewöhnlichste Auftrag kam aus der damaligen Sowjetunion: Der Deutsche zeichnete die schmucken Uniformen für die Handelsmarine der UdSSR.

Die Ausstellung, so Christine Waidenschlager vom Berliner Museum, ist nebenbei auch ein Gang durch die Geschichte der Modefotografie und der Modezeichnung. Oestergaard indessen hat sich längst anderen Betätigungen zugewandt: Nach einigen Jahren als Lehrer für Modeschüler erlernte er die Glasbläserei und fertigt heute künstlerische Gläser, Bilder, Teppiche und Möbel. Auch davon zeugt die Schau. Heinz Oestergaard lebt in Bad Reichenhall.

Die Ausstellung ist im Gotischen Haus bis zum 2. Mai zu sehen: dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 14 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr. Bei der Eröffnung heute gibt es Musik und Bewirtung aus den 50er Jahren. Der Katalog ist für 32 Mark zu haben.

150 Babysitterinnen und Babysitter hat Gaby Heep derzeit in der Kartei / Voraussetzung: Eignungsgespräch

Um den Hessenplatz wird es bald ruhiger

BOCKENHEIM. Der Magistrat will die Straßen um den Bockenheimer Hessenplatz im nächsten Jahr verkehrsberuhigen. Die Arbeiten sollen knapp zwei Millionen Mark kosten. Auf der Marburger Straße sollen Gehweg, Parkstreifen und Fahrbahn mit Kopfsteinpflaster gestaltet werden. Auf beiden Seiten sind Bäume vorgesehen. In der parallel verlaufenden Basaltstraße sollen - außer im Bereich des Platzes - Querschnitt, Bordsteine und Straßenbelag erhalten bleiben.

Mit Parkstreifen aus Basaltgroßpflaster und Pollern will der Magistrat für "geregelte Parkverhältnisse" sorgen. Vorgesehen sind ferner Fußgängerüberwege an Spielplätzen und neue Straßenlampen.

Der Magistrat hat jetzt auch nach eigenen Angaben die Pläne zur Beruhigung der Landgrafenstraße auf den parlamentarischen Weg gebracht. Es ist die letzte Straße im Sanierungsgebiet Bockenheim Ost, die umgebaut werden soll. mb

1. Hessisches Sammler-Treffen

Philatelisten laden zum "Festival" ein

FRANKFURT-NORDWEST. Ein "großes Festival der Philatelie" veranstaltet die städtische Saalbau-Gesellschaft gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Briefmarkensammler-Vereine am heutigen Donnerstag, 11. März, von 10 bis 20 Uhr, im Bürgerhaus Nordweststadt / Titus Thermen, am Walter- Möller-Platz 2 (Eintritt frei).

Anlaß für das 1. Hessische Briefmarkensammler-Treffen ist die Erstausgabe von sechs Sonderbriefmarken der Bundespost, darunter die Hessen-Marke, die im Rahmen der Serie "Wappen der Länder der BRD" herausgegeben wird. Es ist die bislang siebte Marke dieser Serie.

Die Bundespost wird bei diesem Sammler-Treffen nicht fehlen - sie ist mit der Versandstelle Frankfurt und einem Sonderpostamt vertreten und wird zwei Sonderstempel zur Hessenmarke und zum "Festival der Philatelie" abgeben. Dazu gibt es Ersttagsblätter zur Hessen-Mark und passende Sonderumschläge zu den Sonderstempeln, die in limitierter Auflage verkauft werden.

Weiter gibt es für die Besucher eine "Phila-Hessenschau", Händlerstände mit Marken aus aller Welt, Verkaufsstände für Kataloge und Sammlerzubehör, Sammlertische und Briefmarkenwühltische. Am Infostand der Arbeitsgemeinschaft geben Experten Tips, außerdem kann man in Fachzeitschriften und anderer Philatelie-Literatur blättern. ute

Naturfreundejugend dreht im Urlaub Videofilm

Einen Videofilm in der sengenden Sonne Spaniens können die 15 Jugendlichen drehen, die im August zwei Wochen lang mit der Naturfreundejugend an die Costa Brava fahren. Betreut von vier Jugendleitern kommen die Jungen und Mädchen zwischen 13 und 16 dort in einem Haus der spanischen Naturfreunde unter und können in der Sommerfreizeit ihren eigenen Videofilm drehen. Das Angebot ist eines der Highlights im neuen Programm der Naturfreundejugend.

Auch kleinere Kinder können mal ohne ihre Eltern Ferien machen. Für die Jungen und Mädchen von sechs bis neun bietet der Verein einen fünftägigen Aufenthalt im Naturfreundehaus Egelsbach an.

Bereits Ende März will die Gruppe außerdem einen Rockmusikworkshop im Jugendhaus Heideplatz starten. Jugendliche von 12 bis 15 Jahren werden da jede Woche Gelegenheit erhalten, ihre musikalischen Fertigkeiten zu verbessern. Wenn es gut geht, soll mal eine Jugendband draus werden. Einen Fotokurs bieten die Naturfreunde an zwei Wochenenden im Kulturbunker Germaniastraße an.

Informationen bei der Naturfreundejugenbd, Telefon 45 82 25 (ab 14 Uhr). luf

Mühlbachwasser ist endlich sauber genug

SECKBACH. Das Wasser des Seckbacher Mühlbachs ist endlich so sauber geworden, daß es über eine Rohrleitung ins Seckbacher Ried eingespeist werden kann. Über diesen Erfolg freuen sich die "Bachpaten" des BUND-Ortsverbandes Ost, die jahrelang für die Reinigung dieses Gewässers gekämpft hatten.

Durch Neubaugebiete war das Seckbacher Ried jahrelang von den meisten seiner Zuflüsse abgeschnitten worden - mit der Folge, daß der Grundwasserspiegel sank und Tiere wie Pflanzen im Ried bedroht waren. Zwar war die Rohrleitung, die Seckbach unterquerte und Wasser aus dem Draisborn und dem Mühlbach ins Naturschutzgebiet bringen sollte, schon lange fertiggestellt. Doch zwei Betriebe für Schweine- und Gefügelzucht verschmutzten das Mühlbachwasser immer wieder so stark, daß man damit dem Ried eher geschadet hätte.

Gemeinsam mit dem Stadtentwässerungsamt gelang es dem BUND, die Schweinezucht zu stoppen und den Betreibern der Geflügelzucht Einschränkungen abzuringen. Seit Anfang des Jahres ist der Mühlbach nun (fast) sauber; die weitere Entwicklung wird durch weitere regelmäßige Gewässergüte-Untersuchungen beobachtet. ck

FRIEDBERG. Lieder, Tänze und Musikstücke aus den Regionen Litauens in Landestrachten und auf Originalinstrumenten stellt am Donnerstag, 11. März, ab 20 Uhr die Volksgruppe "Ratilio" der Universität Vilnius in der Friedberger Stadthalle vor. Die Mitglieder des 16köpfigen Ensembles sind Studenten aller Fakultäten der 1968 gegründeten Universität.

Der 11. März ist für Litauen von besonderer Bedeutung, da an diesem Datum vor zwei Jahren die Unabhängigkeit von der damals noch existierenden UdSSR erklärt wurde. Das Konzert wird gemeinsam von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, dem Kulturamt der Stadt Friedberg, der Evangelischen Familienbildungsstätte und der Europa- Union Wetterau organisiert. Der Eintritt kostet zehn Mark.

Bernemer Squeezers Frühjahrstreffen der Square Dancer

FRANKFURT A. M. Die Square Dance Clubs "Bernemer Squeezers", Bornheim, und "Kuntry Kuzins", Wiesbaden, sind vom Freitag, 12. März, bis einschließlich Sonntag, 14. März, in den Schwarzbachhallen in Kriftel / Taunus Ausrichter eines internationalen Frühjahrstreffens der Square Dancers. Erwartet werden an die 1500 Teilnehmer aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Österreich, Großbritannien, Dänemark, Schweden, den Niederlanden, aus der Schweiz und der Tschechischen Republik. Einige Aktive haben sich aus den USA, dem Mutterland des Square Dance, angemeldet.

Bei diesem "Spring-Jamboree '93" wird den Teilnehmern die Möglichkeit geboten, insgesamt 36 Stunden in beiden Schwarzbachhallen ihre Figuren zu tanzen. Über die Parketts bewegen sich dabei die Tänzer im typischen "Outfit" mit Westernhemden und "fliegenden" Petticoats zu flotter Western- und Countrymusik. Begleitinstrumente sind in der Regel Akkordeon, Banjo, Violine oder Gitarre. Square Dance ist ein beliebter amerikanischer Volkstanz, der nach Weisungen eines sogenannten Callers (Ansager) in derzeit 294 europäischen Clubs mit etwa 10 000 Mitgliedern gepflegt wird. Im Rhein-Main-Gebiet gibt es über 20 Clubs, davon in Frankfurt die "Bernemer Sqeezers" sowie die "Beaux and Belles". Veranstaltungsauftakt in Kriftel ist am Freitag, 18 Uhr (bis 23 Uhr). Für Besucher interessant sind die Darbietungen am Samstag, 13 bis 23 Uhr sowie am Sonntag, von 10 bis 16 Uhr. dixi

Vereinsleben

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe Fechenheim: Der nächste Gruppenabend ist am Mittwoch, 17. März, 19 bis 21 Uhr (ab 18 Uhr Einzelberatung), in den Räumen der Melanchthongemeinde, Pfortenstraße 4. Weitere Auskunft gibt Harry Hoppe unter Tel. 41 15 47. od/10

Singgemeinschaft Riederwald: Der Seniorinnenchor probt am Mittwoch, 17. März (9.30 bis 11 Uhr), im "Bürgertreff Riederwald", Am Erlenbruch 26. Singfreudige Seniorinnen sind jederzeit willkommen. Der Riederwälder Chor bereitet sich derzeit auf eine Konzertreise vor, die vom 20. bis 23. Mai ins Elbsandsteingebirge führen wird. od/10

Kleingärtnerverein Riederwald: Mitgliedertreffen zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 13. März, 10 Uhr, im "Haus Riederwald", Max-Hirsch-Straße 34. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Ehrungen. od/10

Radwanderer bieten breites Programm

FRANKFURT A. M. Für die kommenden Monate plant die Radwanderabteilung der Frankfurter Naturfreunde elf Veranstaltungen. Den Auftakt bildet am Sonntag, 4. April, ein Radausflug in den Frankfurter Stadtwald mit Schlußrast im Naturfreundehaus Neu-Isenburg. Das Angebot umfaßt unter anderem eine gemütlichen Stadtwaldfahrt, das schon traditionelle Suchspiel während des Sommers (Ferien für Daheimgebliebene) und eine Wochenendtour mit Übernachtung in einem Naturfreundehaus im Pfälzerwald.

An den Radtouren des Touristenvereins "Die Naturfreunde" können Mitglieder und Gäste teilnehmen. Eine Gebühr wird nicht erhoben. Für Fahrten, bei denen Teilstrecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, ist eine Anmeldung obligatorisch. Die Teilnehmerzahl für solche Fahrten ist begrenzt.

Der Abteilungsvorstand setzt voraus, daß die Fahrten mit verkehrssicheren und technisch einwandfreien Fahrrädern angetreten werden. Die Radwanderer empfehlen außerdem Fahrräder mit Gangschaltung. Auf Fragen rund um das Fahrrad (Technik, Tourenvorschläge und anderes mehr) gibt das Referat "Radwandern" der Naturfreunde gerne Antworten. Kontakt über Hans Hermann Müller unter der Telefonnummer 54 66 47. Weitere Informationen beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, Geschäftsstelle Frankfurt, Eckenheimer Landstraße 57 b, Telefon 59 00 56. dixi

Turnerschaft Griesheim Leichtathleten bitten zum Hallensportfest

FRANKFURT A. M. Ihr "10. Leichtathletik-Hallensportfest" organisiert die Turnerschaft 1856 Griesheim am kommenden Sonntag, 14. März, ab 9.30 Uhr, in der Schulturnhalle der Georg-August- Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Ausrichter der Veranstaltung ist die Leichtathletikabteilung des Griesheimer Vereins.

Ausgeschrieben sind leichtathletische Dreikämpfe nach Hallenregeln für alle Altersklassen (30-Meter-Sprint, Weitsprung auf Weichboden, Kugelstoßen). Die Wertung erfolgt durch elektronische Datenverarbeitung in Anlehnung an die 1000-Punkte-Wertung des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Als Siegerauszeichnung gibt es Urkunden für alle Teilnehmer, die drei Erstplazierten der einzelnen Klassen erhalten Medaillen. Gestartet wird in zehn Wettkampf-Altersklassen. Veranstaltungsleiter ist Gerhard Nothacker. dixi

Schützenkreis Main-Taunus Münster holt erstmals den Maingau-Pokal

Die Schützengemeinschaft Münster sorgt in der Disziplin Luftpistole jetzt auch im Hessenpokal für Furore. Der Kelkheimer Stadtteilverein deklassierte die SG Tell Dietzenbach mit 2159:1852 Ringen, holte damit erstmals den Maingau-Pokal in den Main-Taunus-Kreis und hat sich damit für den Einzug ins Hessenpokal-Finale qualifiziert.

Münster gehört zu den wenigen Mannschaften Hessens, die in dieser Konkurrenz mehr als 2150 Ringe erzielen. Mit dem Vorrundenergebnis von 2172 Treffern gegen den SV Hessen Frankfurt sind die Aktiven der SGeM Münster landesweit zur absoluten Elite zu zählen. Einziger ernstzunehmender Gegner im Hessenpokal-Semifinale dürfte der Bundessieger SV Wiesbaden-Biebrich sein. Münster hat mit der Aufstellung Helmut Hartung (375 Ringe), Rudi Latzel (363), Daniel Illmer (361), Eike Krauzpaul (358), Horst Lazar (357) und Anita Claas (345) offenbar die Idealformation gefunden und darf sich hierdurch Chancen auf den Hessenpokal ausrechnen.

Bei den Luftpistolen-Rundenkämpfen erwies sich Helmut Hartung (Münster) ebenfalls als treffsicherster Teilnehmer. Er mußte sich allerdings den ersten Platz in der Schützenklasse (höchste Stufe auf Kreisebene) mit dem Hochheimer Franz Kautzmann teilen. Beide schossen einen Mittelwert von 371,875 Ringen. Da Hartung mit brillanten 381 Ringen das bessere Einzelergebnis erzielt hatte, ist er formell jedoch Erster im Main-Taunus- Kreis. Udo Harms (SV Edelweiß Flörsheim/368,375) sowie Peter Lammer (SV Sulzbach/367,500) und Herbert Litzinger (Edelweiß Flörsheim/366,375) belegen die übrigen Plätze der "Top Five". Nur geringfügig hinter den Leistungen in der Schützenklasse sind die Ergebnisse der Seniorenklasse angesiedelt: Otmar Laut (SG 06 Flörsheim) imponierte mit einem Durchschnitt von 371,250 Ringen, verwies damit seine Vereinskameraden Hubert Delvo (368,250) und Peter Ziegler (361,250) auf die Plätze. In der Altersklasse überzeugte der bereits legendäre "MMM" (Manfred Müller/Marxheim) mit einem Schnitt von 369,500 Ringen und verwies damit Helmut Kraft (SG 06 Flörsheim/362,125) auf Rang zwei. Die Schützengemeinschaft Münster stellte in Daniel Illner (363,00) auch den erfolgreichsten Junioren-Schützen - Vereinskollege Alexander Lenk (353,125) lag fast um zehn Treffer pro Kampf zurück -, während Carsten Dudde (SV Hofheim/358,375) die Jugendskala klar vor Jan Boese (SV Sulzbach/353,00) anführt. Bei den Frauen war Anita Claas (SGeM Münster) in der "Damen-Altersklasse mit durchschnittlich 355,250 Ringen wesentlich treffsicherer als Yvonne Fleischer (SV Sulzbach, die die Damenklasse mit 343,750 Ringen beherrschte. hdp

Innenansichten einer wiedervereinigten Nation (7) Hermann Kant: Die Zeit und das Frühstück

Leichtfertige Zusage: Beschreiben, was sich, ganz persönlich genommen, seit der Vereinigung änderte. Aber wie faßt man Lebensgefühl und Fahrpreise auf drei Seiten? Also Empirie und Beschränkung, ein Tagesbeginn vielleicht. Manchmal fügt es sich, daß wir zu fünft beim Frühstück in der Küche hokken. Was wir verzehren, kommt neuerdings vom Schweizer Müsli-Müller oder vom Cornflakes-Flöckner in Amerika. Wir sind aber auch deutscher geworden und streichen nicht VEB-, sondern Deutsche Markenbutter auf unsere Brötchen. Die stammen nach wie vor vom privaten Bäcker, wurden nur fünfmal teurer. Beim Einkauf veranlaßt uns neuartiger Regionalismus, Marmelade aus Magdeburg und Molkereiprodukte von der Müritz zu nehmen, weil das gut gegen eine - ebenfalls neuartige - Arbeitslosigkeit an Müritz und Elbe sein soll.

Wie früher lesen wir Neues Deutschland und Berliner Zeitung; das ND erstreckt sich aber jetzt von Monsignore Ducke bis Hermann L. Gremliza, und die BZ wird von einem ehemaligen Spiegel- Chefredakteur herausgegeben. Honecker, dessen Reden einst diese Blätter füllten, kommt in ihnen hauptsächlich als Moabit-Häftling vor.

Unsere Töchter besuchen eine Schule, die nach Wilhelm Guddorf hieß. Der war, von heute gesehen, in der falschen Partei, als man ihn köpfte. In Peter Weiss&rquote; Ästhetik des Widerstands lebt er als Romanfigur fort. Der Verlag, in dem die herbeigekämpfte DDR-Ausgabe des Buches erschien, ist verschwunden. Unter anderem, weil im Maße, wie die Preise der Bücher stiegen, sich deren Käuferzahl verminderte. Die neuen Bundesländer sind das alte Leseland nicht mehr.

Statt (wie zu Zeiten zweier deutscher Staaten) zu je einem Verlag in Ost und West, gehöre ich jetzt zu einem im Osten, der Leuten im Westen gehört. Die Auflage meiner dort erschienenen Erinnerungen kam nicht ganz auf ein Zehntel meines absatzschwächsten (DDR-)Romans. Vom jetzigen Jahresertrag der alten Bücher könnten wir eine Woche lang frühstücken. Mit einem Wort, das eine wichtige Änderung meldet: Geld ist zum Thema geworden. Nimmt man es in den Varianten Rente, Miete, Steuern, Ausbildungs-, Energie-, Gesundheits-, kurz: Lebenshaltungskosten, habe ich im eben vergangenen Jahr öfter über Finanzielles gesprochen als in all meinen 65 Jahren davor. Mit Freunden, Kollegen, Bekannten - und mit der Familie am Frühstückstisch schon gar.

Hermann Kant: 2

Bevor die längst verstärkt beplankte Haustür hinter den beiden Schülerinnen ins längst verdoppelte Schloß fällt, entnehmen wir unserem Sender Freies Berlin neben "Klassik zum Frühstück" noch die eine oder andere Novität aus einer Welt, die längst ins Guinness-Buch der Rekorde gehört: Usbeken fliehen nach Afghanistan, Juden nach Deutschland. Wirtschaftsminister gerät unter Einkaufswagen. Lada hält Spitzenplatz auf Diebstahlsliste. In Südafrika kriegt Neunjähriger fünf Jahre Knast. Von Wachstumsraten hört man vornehmlich im Zusammenhang mit Leberkrebs. Im deutschen Fernsehen sagt ein Sachse, Neger gehören gejagt, weil sie nicht arisch sind. Sarajewo hallt von Waffenstillständen wider. SPD von Gott und Grass verlassen. Wer behinderte Kinder ekelerregend findet, erhält per Gerichtsbeschluß sein Urlaubsgeld zurück. Eine amerikanische Armee tritt gegen die somalische Tür und ruft, sie sei der Milchmann. Und der Stern von Bethlehem scheint wieder auf Herbergslose zwischen Land und Land.

Allzu erstaunt kann ich ob dieser Nachrichten nicht sein. Eher hat sich die Rechthaberei, ohnehin nicht meine schwächste Seite und bei Frühstücken oft beredet, aufs Unangenehmste verstärkt. Denn so ähnlich wußte ich es schon lange. Beweis: Anläßlich der Eröffnung eines MacDonalds-Restaurants in Moskau im August 1989 stellte die Hamburger Zeit auch mir die Frage: "Was würde der Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus die Welt kosten?", und ich zitiere aus meiner Antwort:

"Nun, allen Sozialismus, den es gibt, und für längere Zeit auch jegliche Hoffnung, es werde gegen den Kapitalismus ein Kraut gewachsen sein. Der Sieg des Kapitalismus würde der Welt für eine historische Weile Kapitalismus pur bescheren, einen Zustand, in dem selbst der täppische Charme des Kohlismus als subversiv gelten müßte.

Und daß wir es nicht vergessen: Zunächst würde ein solcher Sieg die Welt ihre derzeitige Verfassung kosten, die sie wohl für Frieden hält. Angesichts der Verteilungskämpfe, die dann drohten, hätten wir es gegenwärtig mit einer pastoralen Idylle auf Erden zu tun.

Denn was jetzt als Sozialismus vorhanden ist (,real existiert', sagt man wohl), stünde dann ja zur Disposition und müßte einen Besitzer finden. Wie es so geht, würden sich mehrere dafür halten, und schon hätten sie Streit. Das Monopolistische, das Syndikatische, das Mafiose, Pinochetterie und Schönhuberei. MBB und NSDAP, ganz alltäglich ordentliche Unternehmer ebenso wie DOW Chemical und Mother Blue würden die Roten beerben wollen, und derartiger Ehrgeiz stiftet Händel.

Eine These, mit der ich mich immer so beliebt mache, lautet: Wir haben uns den anderen weggenommen, sie wollen uns wiederhaben. - Diverse Leute würden uns wiederhaben wollen, und wo wir nicht mehr wären, wollten viele von ihnen hin. Gälte ,Proletarier aller Länder, vereinigt euch!&rquote; nicht, träte ,Kapitalier aller Länder, bereichert euch!&rquote; in Geltung, und alle bisherige Geschichte von Klassenkämpfen wäre besonnte Vergangenheit.

Oder glaubt einer, wenn der Sozialismus abgeschafft wäre, würden sich die Kapitalisten wie Sozialisten benehmen? Würden, weil es ja einer machen müßte, die Ausbeutung steuern, die Arbeitszeit in Grenzen halten, gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordern und Arbeit für alle? Glaubt jemand, die Abschaffung des staatlich organisierten Sozialismus würde das Kapital zu etwas anderem als zur Abschaffung von jeglichem Sozialismus ermuntern?"

Es gehörte nicht sonderlich viel dazu, im Sommer '89 die nähere Zukunft - sei's im Wochenblatt, sei's beim Frühstück - auf solche Weise zu beschreiben: ein bißchen marxistisch gebildeter Grips reichte hin. Weshalb man vielleicht versteht, warum ich diese Substanz auch im neuen Deutschland vor allzu scharfer Änderung zu schützen suche.

Hermann Kant, geb. 1926, Schriftsteller, Präsident des Schriftstellerverbandes der DDR 1978-89.

JuZ: Mit Videokamera in Köln und München

DIETZENBACH. Das Jugendzentrum veranstaltet zwei Seminare: Vom 2. bis 7. April geht's mit der Videokamera auf Recherche in Köln. Die Teams produzieren daraus ein Videomagazin. In den Münchener Bavaria-Filmstudios wird vom 28. Juni bis 2. Juli die Möglichkeit geboten, einen Streifen zu drehen.

Anmeldungen nimmt das JuZ in der Rodgaustraße (060 74 / 31 494) entgegen. fin

Notfalls Anzeige gegen die Lasterfahrer

SELIGENSTADT. Anwohner des Gewerbegebietes klagen darüber, daß in den Abend- und Morgenstunden am Radweg in der Berliner Straße minutenlang Lastzüge mit laufendem Motor abgestellt werden. Dies führe zu erheblichen Lärmbelästigungen.

Bürgermeister Rolf Wenzel kündigt nun an, Anzeige zu erstatten, wenn rücksichtslose Brummifahrer weiterhin dort ihre Laster warmlaufen ließen. Das Ordnungsamt werde regelmäßig kontrollieren. Von einem generellen Parkverbot will die Stadt jedoch vorerst absehen. fin

Autofahrer sollen Fuß vom Gaspedal nehmen

SELIGENSTADT. Bürgermeister Rolf Wenzel hat jetzt eine Liste mit 180 Unterschriften der Bürgerinitiative "Kettelerstraße" aus dem Stadtteil Klein-Welzheim an Landrat Josef Lach weitergeleitet, um der Forderung nach Verkehrsberuhigung in dem Stadtteil Nachdruck zu verleihen. Der Rathauschef appelliert an Lach, die geplanten Umgestaltungen in das Investitionsprogramm des Kreises Offenbach aufzunehmen, damit in absehbarer Zeit mit den Arbeiten in Klein-Welzheim begonnen werden kann.

Nach den Plänen des städtischen Tiefbauamtes soll vor der Abzweigung der Haupt- von der Kettelerstraße - gegenüber der Einmündung des Ziegelwegs - eine provisorische Verkehrsinsel gebaut werden, die alle in Richtung Ortsmitte steuernden Autofahrer zwingen soll, mit dem Fuß vom Gaspedal zu gehen. Der Kreis Offenbach ist nun am Zuge, weil es sich um eine Kreisstraße handelt.

Die Stadt will außerdem in Eigenregie eine weitere Verkehrsinsel in der Hauptstraße auf den Asphalt setzen. fin

Andachtsbild mit Bockwurst Stephan Melzl in der Galerie Detterer

Jean-Christophe Ammann hat seinen jungen Landsmann Stephan Melzl als eine Art Analytiker vorgestellt, der das Tier im Menschen aufspürt, der den "Fleischwolf Mensch als einen sich selbst verschlingenden, organischen Mechanismus diagnostiziert". Seit dem neuen "Szenenwechsel" in dem von Ammann geleiteten Museum für Moderne Kunst zergliedert der bis dahin eher im stillen wirkende Melzl die Welt, wie sie auf unsere Teller kommt und durch unsere Mägen rutscht, vor einem größeren Publikum.

Melzl wurde 1959 in Basel geboren und kam Anfang der achtziger Jahre nach Frankfurt, um an der Städelschule (bei Johann Georg Geyger) zu studieren. Er ist einer der Glücklichen, die Ammann erwählt hat, um in Holleins Hallen zu präludieren, und der - vielleicht - dadurch die Chance kriegt, auch anderswo aufzuspielen. Man darf die Vermutung wagen: weitere Gastspiele folgen.

Der Maler fällt dadurch auf, daß er einer heute verbreiteten, manchmal oberflächlich, manchmal tiefsinnig wirkenden Kopf-Kunst eine Bauch-Kunst entgegensetzt, die gleichwohl durchdacht und mit hoher Präzision gestaltet ist. Allein die Motive kommen irgendwo von unten, aus den Regionen von Schluck-, Schling- und Verdauungsprozessen. Sie tauchen auf aus Tabuzonen, betonen das Leibhafte, stellen oral-anale Bezüge her, bringen Nachtmomente menschlicher Existenz an den Tag. Man könnte - mit Blick auf Melzl - der gerade zur Kultautorin gekürten Camille Paglia zustimmen, die in ihren "Masken der Sexualität" von der "Aura von Umheimlichkeit" raunt, die der Natur anhaftet, und die "uns durch Künstler entdeckt wird".

Das Fleischliche muß dabei nicht schon das Lustvolle sein. Zunächst einmal ist es rot und pulsiert, dehnt sich und zieht sich zusammen. Ein besonders treffendes Symbol hat Melzl, dessen Kunst stets von ihrer Zweideutigkeit lebt, im Motiv des Expanders entdeckt. Dieses Muskelstreckgerät kann auch Folterwerkzeug sein. Die Frankfurter Galeristin Martina Detterer, die den bedächtig arbeitenden Künstler schon länger beobachtet und jetzt eine Einzelausstellung mit Gemälden zustande brachte, die seit 1991 entstehen, hat einige dieser Bilder im Sortiment. Da macht sich ein Fleischklumpen breit, ohne daß er näher definierbar wäre, Wülste und Öffnungen bilden sich unmotiviert und geben Rätsel auf.

Meist malt Melzl auf hellblauem oder grünlichem Papier (das später auf Tischlerplatten aufgezogen wird) und gibt dem Organischen somit einen klinisch reinen Entfaltungsraum. Gedärm oder die Vorstufen dazu wirken auf Schwimmbadblau wie exotische Gewächse in eben gefeudelter Treibhausatmosphäre.

Solch irritierende Kreuzungen wie ein Andachtsbild aus Bockwurst, Hund und Kerze gedeihen in diesem Klima prächtig. Mit gemalten Glühbirnen, Gummibälgen und Kerzenflammen bringt Melzl regelmäßig Energiequellen ins Bild, die Fremdkörper sind, aber als Äquivalente zum Körpergebaren fungieren. Weil der Schweizer thematisch mit dem arbeitet, was einen organischen Ursprung hat und ein organisches Ende, erscheinen solche Accessoires neben all dem Leibhaftigen bisweilen eminent teuflisch. (Galerie Detterer, Hanauer Landstraße 20-22, bis 18. März; Museum für Moderne Kunst bis Juni.) bab

VdK-Jahresversammlung

Zweite Vorsitzende wurde Karin Weimar

PREUNGESHEIM. Die VdK-Ortsgruppe in Preungesheim und Berkersheim hat eine neue Zweite Vorsitzende: Karin Weimar. "Die Vereinsmitglieder waren richtig goldig; die haben sich über meine Nominierung gefreut." Ein wenig Bedenken wegen der zeitraubenden Arbeit habe sie schon, gab das frischgebackene Vorstandsmitglied zu, und erklärte: "Denn wenn ich ein Amt annehme, dann will ich diese Arbeit auch hundertprozentig erledigen."

Auch Vorsitzender Thomas Meyer zeigte sich mit der Nachwahl der Zweiten Vorsitzenden während der jüngsten Jahreshauptversammlung zufrieden, baute aber sogleich Spekulationen vor: "Ich bleibe auch die kommenden Jahre im Vorstand aktiv." Im Dezember 1991 war er zum Vorsitzenden der Ortsgruppe ernannt worden. Dann begann seine "Aufbauarbeit" im Verein. Die Mitglieder treffen sich jetzt jeden letzten Sonntag im Monat in der Altenwohnanlage in der Jaspertstraße 11. Ihre Zahl erhöhte sich um 14 auf 159 in der beschaulichen Ortsgruppe. Und mindestens zweimal im Jahr fährt man gemeinsam ins Wochenende.

"Unsere jüngste Sitzung verlief völlig harmonisch, das war nicht immer so", meinte Meyer. Als Vertreter des VdK- Kreisverbandes kam Johannes Kohrs in die Begegnungsstätte Preungesheim und informierte über das neueste Gesundheitsstrukturgesetz und Pflegeversicherungen. Nach dem kurzen Rechenschaftsberichts des Vorstands wurden die Delegierten für den Kreisverbandstag am 16. und 17. Oktober benannt: Thomas Meyer und Karin Weimar werden den Ortsverein auf dem Treffen in Bornheim vertreten. Ersatzdelegierte sind: Luise Kramm, Käthe Matig und Sieglinde Meyer.

Nachdem die Mitglieder 1992 die Licher Brauerei und das Schloß Weilburg besuchten, wollen sie dieses Jahr zu zwei Schiffahrten im Mai und im Herbst einladen. Anmelden können sich auch Nicht- Vereinsmitglieder bei Karin Weimar unter der Telefonnummer 54 62 09. tin

Ein Blick hinter die heile Glitzerwelt Menschen im Ghetto / Nordweststadt-Bücherei zeigt Fotografien von Daniel Fuchs

NORDWESTSTADT. Er porträtiert hauptsächlich mit Weitwinkel. Oft ist es nur eine kurze Distanz, die zwischen Objekt und Fotograf liegt. Daniel Fuchs sucht den engen Kontakt zu den Menschen, die er ablichtet. Seine Modelle sind zumeist Frauen und Männer aus sozial niedrigen Schichten und aus Randgruppen unserer Gesellschaft. In der Stadtteilbücherei Nordweststadt stellt der Künstler jetzt mehrere Milieustudien über Ghettos in Spanien und Portugal vor. Ergänzend dazu werden auch seine Aufnahmen aus dem Theaterbereich ausgestellt.

"Mir kommt es nicht darauf an, auf die schnelle das Bild einer Person zu stehlen, die Intimsphäre zu verletzen, sondern ein gegenseitiges Einverständnis zu erreichen", erklärt der Fotograf, wie wichtig ihm der zwischenmenschliche Bezug zu seinen Modellen ist. Fuchs versteht das Ablichten einer Person nicht als absolutes Ziel seiner Arbeit: "Es passiert, daß ich auch ohne ein Bild nach Hause komme, aber um eine Lebensgeschichte reicher geworden bin."

Der enge Kontakt zwischen Fotograf und Modell wird in den Aufnahmen des Künstlers offenbar: Keine leeren Blicke, sondern der Ausdruck von Nähe zeichnet sich in den Gesichtern der porträtierten Frauen, Männer und Kinder ab. Die Hauptpersonen seiner Bilder sind Mädchen und Jungen. Provokant zieht etwa ein zehnjähriger "Zigeuner aus Tomar" an einem Zigarettenstummel oder zwei "Zirkuskinder" umarmen sich liebevoll.

Sensibilität beweist Fuchs nicht nur im Umgang mit seinen Modellen, auch im Wechselspiel zwischen Licht und Schatten zeigt der Fotograf viel Gespür. Ein schöner Beleg dafür ist das Bild "In der Hütte", aufgenommen in Belem in Portugal. Einige schwarze Kinder sitzen gelangweilt in einem leeren, unwirtlichen Raum. Das natürliche Licht von der Straße scheint in das Zimmer und wirft auf die Gesichter der Mädchen und Jungen interessante Schwarzweiß-Kontraste.

1992 entstand in Bad Vilbel die Sequenz "Visionen der Nacht". Die drei Bilder zeigen jeweils denselben tanzenden Mann in verschiedenen Körperstellungen. Der Darsteller vom Wiener Masken- und Musiktheater, mit einer weißen Gesichtsform getarnt, agiert in schwarzer Kleidung vor einem dunklen Hintergrund. Betrachtet man die Kulisse genauer, entdeckt man Umrisse einer Landschaft. Fuchs erklärt, es handle sich um ein Vulkangebiet in der Toskana. Der Fotograf vereinigte die beiden Komponenten mit Hilfe einer Doppelbelichtung im Labor. Nicht nur der Hintergrund, auch der Tänzer selbst gewann durch fototechnische Raffinesse an Effekt. Mit Blitzlicht "fror" der Künstler sein Modell ein; gleichzeitig verlieh er ihm durch eine lange Belichtungszeit den Ausdruck von Bewegung.

Aufgrund seiner witzigen Idee sticht das Bild "Der schiefe Mann von Pisa" hervor. Abseits von Sozialthemen "begradigte" Fuchs mit "leicht verkippter Kamera und Weitwinkel" kurzerhand den berühmten italienischen Turm, um gleichzeitig einen Passanten am Fuße des Weltwunders schief erscheinen zu lassen. Ein skurriler Anblick.

Daniel Fuchs ist gelernter Sozialarbeiter. Eine Tatsache, die in vielen seiner Fotografien zum Ausdruck kommt, insbesondere bei seinen Milieustudien in den spanischen oder portugiesischen Ghettos. "Es zieht mich magisch in solche Gegenden, wo das Leben härter ist", erklärt der Künstler seine Vorliebe für den ungeschminkten Alltag hinter der Fassade einer heilen Glitzerwelt. Autodidaktisch lernte er die Kunst der Fotografie von klein auf; kein Wunder, auch sein Vater war Fotograf.

Die Ausstellung von Daniel Fuchs ist noch bis zum 26. März in der Nordweststadt-Bücherei, Nidaforum 6, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Freitag, jeweils von 11 bis Uhr, sowie samstags, von 10 bis 13 Uhr. ole

Aus dem Geschäftsleben: Weltkonzern Nestlé backt jetzt große Brötchen 25 Millionen Mark für Firma "Jung"

BONAMES. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein - das steht schon in der Bibel. Doch die Existenz der Firma "Jung" verbindet sich auf das engste mit dem Grundnahrungsmittel Nummer eins. Um noch größere Brötchen backen zu können, erweiterte der Hersteller von Backmitteln und Backgrundstoffen seine Produktionsanlagen auf seinem Firmengelände in Bonames. Die Investitionskosten in Höhe von rund 25 Millionen Mark übernahm der Weltkonzern Nestlé für die Frankfurter Tochterfirma. Nach eineinhalbjähriger Bauzeit konnte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler kürzlich die neue Anlage übergeben.

Er beglückwünschte die Firma zum neuen Produktionsgebäude und betonte, in Frankfurt habe der tertiäre Sektor zwar einen hohen Stellenwert, doch sei das Sekundäre nicht unbedeutend. Die verarbeitende Industrie beschäftige mehr Menschen als die Landwirtschaft oder das Dienstleistungsgewerbe. "Günstige Standortfaktoren" machten Frankfurt für die Industrie attraktiv: die zentrale Lage, der internationale Flughafen, die gute Anbindung an Fernwegenetze und die Messe seien Gründe für Unternehmen, trotz höherer Haltungskosten in der Mainmetropole zu investieren.

"Wenn ein Weltkonzern wie Nestlé über 20 Millionen Mark Kapital anlegt, dann geschieht das nicht aus einem Gefallen heraus, sondern weil es wirtschaftlich vernünftig ist" erklärte von Schoeler. Er ging noch einen Schritt weiter und wies den Zuhörern seinen Weg zukünftiger Politik. So müßten neue gewerbliche Bauflächen ausgewiesen werden, um modernere und sichere Betriebe zu errichten, aber auch um Arbeitsplätze zu erhalten; schließlich soll "Frankfurt auch in Zukunft ein bedeutender Industriestandort bleiben."

Werner Baudrexel vom Nestlé-Vorstand sprach von dem Vertrauen, das der Weltkonzern dem Unternehmen "Jung" entgegenbringe. Schließlich beweise eine Investition von 25 Millionen Mark in eines der modernsten Trockenmischzentren in Europa, daß man auch künftig auf den Hersteller in Bonames bauen werde. Der Kapazitätszuwachs solle auch für eine weitere Expansion in ausländische Märkte genutzt werden.

Auch Rainer Wettig, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Backmittel- und Backgrundstoffhersteller, betonte, ein Ausbau von Produktionsanlagen liege im Trend der Zeit, sei doch der Bedarf an Backmitteln im Zeitraum zwischen 1987 und 1993 jährlich um zehn Prozent gestiegen. Der Verkauf an die Verbraucher erreichte, laut Wettig, 1992 die stattliche Zahl von 230 000 Tonnen. Er erklärte zum "oft negativen" Eindruck der Bevölkerung über Zusatzstoffe im Brot: "Die Menschen müssen umdenken - ein Brot besteht eben nicht nur aus Mehl, Wasser, Hefe und Salz." Dabei seien alle Produkte toxikologisch unbedenklich.

Seit 65 Jahren produziert die Firma Jung in Frankfurt Backmittel und Backgrundstoffe, insbesondere auf der Basis von Milchprodukten, für die Herstellung von Brot, Brötchen und Feinbackwaren. 1983 kam das Unternehmen im Rahmen der Übernahme der Auer-Mühlengruppe zur Nestlé Deutschland AG. Bei der neuen Trockenkomponenten-Mischanlage handelt es sich laut der Unternehmensführung um die modernste ihrer Art in Europa und hat eine Kapazität von 50 Tonnen pro Schicht. ole

Frauen geben den Takt an Der Tanzclub "Genno" sucht männliche Verstärkung

GINNHEIM. "Versucht es erst mal ohne Drehung und setzt ganz bewußt jeden Schritt", erklärt Lis Moufang den Cha- Cha-Cha. Die Tanzpaare nehmen ihre Trainerin beim Wort, und kurz darauf verursachen 48 Beine ein lautes Getrampel. Am Rand des Saales steht lächelnd Heinzdieter Schukart und schaut dem Treiben zu: "So klingt das bei den Anfängern immer", schmunzelt er. Der Abteilungsleiter vom Tanzclub "Genno" weiß, wovon er spricht; schließlich war er von Anbeginn dabei, als 1972 eine Handvoll junger Paare die Abteilung innerhalb des Turn- und Sportvereins 1878 Ginnheim gründeten. Seither treffen sich die tanzbegeisterten Frauen und Männer donnerstags um 19.30 Uhr in der Gymnastikhalle am Mühlgarten 2, um die Hüften zu Rumba- und Samba-Rhythmen, aber auch zu traditionellen Standardtänzen wie dem Wiener Walzer zu schwingen.

Kommt ein neues Paar zum Tanzclub, muß es dem Verein nicht sofort beitreten. Die beiden Neulinge haben in zwölf Stunden "Schnupperkurs" Zeit, über die Teilnahme an weiteren Trainingsstunden nachzudenken. Schließen sie sich dann endgültig an dem TC Genno an, so geht das nur als Mitglied des Turn- und Sportvereins Ginnheim.

Je nach Leistungsklasse werden die Paare in drei verschiedene Gruppen eingeteilt: vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen. Wettkämpfer kommen nur in der Formationstanzgruppe beim TC Genno auf ihre Kosten; "Beim Paartanz machen wir dagegen nur Breitensport", betont Schukart. Demzufolge finden sich auch alle Altersklassen in den Tanzkursen, und der Abteilungsleiter fährt fort: "Die jüngsten Paare sind Anfang zwanzig, das älteste bereits über siebzig." Gesund sei der Sport im übrigen für alle, halte er doch Herz, Kreislauf, Muskeln und Gelenke in Form. Darüber hinaus ist Tanzen, laut Schukart, nicht nur aus medizinischer Sicht empfehlenswert, es gebe auch der Partnerschaft neue Impulse: "Da rennt der Mann nicht getrennt von seiner Frau auf den Fußballplatz, die wiederum dem Kegeln nachgeht." Auf diese Weise beuge die Sportart Entfremdungsprozessen zwischen Frau und Mann vor.

Geselligkeit wird großgeschrieben beim TC Genno, und so kann es schon einmal vorkommen, daß ein sogenanntes "freies Training" am Samstag nachmittag in einer Kaffeestunde endet. "Sowieso sind wir nicht nur beim Tanzen zusammen, sondern häufig auch in unserer Freizeit", erklärt Schukart.

Nicht ganz so gemütlich geht es bei der Formationstanzgruppe zu. Sie trainiert zweimal pro Woche und nimmt darüber hinaus noch an Turnieren teil. Finanziert wird die aufwendige und teure Kleidung der Mitglieder durch Auftritte bei Schauveranstaltungen. So nahmen die Formationstänzer unter anderem an der Eröffnungsfeier des Tennis-Federationcups im Juli vergangenen Jahres teil.

Ein Manko der Gruppe ist der Mangel an Männern. "Leider besteht das Team zum überwiegenden Teil aus Mädchen", klagt der Abteilungsleiter. Weiblicher Dominanz stehen gerade einmal zwei junge Männer gegenüber. Die Gruppe sucht daher nach männlicher Verstärkung. ole

Kleingärtnerverein ehrte Mitglieder

WESTHAUSEN. In Westhausen wird der Boden nicht mehr sauer, wenn die Kleingärtner kommen: "Wir greifen in der Gartenarbeit wieder auf natürliche Mittel zurück", betont Wolfgang Wiemann, Erster Vorsitzender des Kleingärtnervereins Westhausen. Doch der Verzicht auf chemische Stoffe ist nicht einfach, unterstreicht Wiemann weiter. Viele der 164 aktiven Mitglieder müssen erst wieder lernen, umweltschonend zu arbeiten. Deshalb hilft der Vorstand mit Informationsabenden, persönlichen Gesprächen und Wochenendkursen. Mit dem Erfolg ist der Vorsitzende sehr zufrieden.

Aber auch Sorgen hat der Verein, der insgesamt 220 Mitglieder zählt. Während der Jahreshauptversammlung stand dabei der zukünftige Kanalanschluß im Vordergrund. "Die Entsorgung kostet viel Geld und bringt uns damit in eine gewisse Notlage. Ein Zuschuß oder günstiger Kredit von der Stadt würde uns da erheblich weiterhelfen", erläutert Wiemann.

Weitaus erfreulicher ist für den Vorsitzenden, daß sich der Verein in den letzten Jahren stark verjüngt hat. Inzwischen sind gut die Hälfte der Vereinsmitglieder junge Familien. Doch auch die Älteren wurden an diesem Abend nicht vergessen. Insgesamt erhielten zehn Mitglieder während der Jahreshauptversammlung Auszeichnungen für langjährige Vereinstreue. Zwei gehören bereits seit 40 Jahren dem Verein an: Fritz Metzger und Karl Braun. Metzger ist mit 86 Jahren immer noch aktives Mitglied der Kleingärter. mim

Wasserfreunde laden

zum Schwimmturnier

FECHENHEIM. Mit einem neugewählten Vorstand "schwimmen" die Wasserfreunde Fechenheim der nächsten Saison entgegen. In der Jahreshauptversammlung des Vereins wurde Rudolf Ille erneut als Erster Vorsitzender bestätigt, Trainerin Sigrid Heelein wurde seine Stellvertreterin. Das Amt des Sportwartes hat Rudi Heelein übernommen, und zum Kassierer des Vereins wurde Peter Eggert bestimmt. Der Posten eines Schriftführers konnte nicht besetzt werden - es fand sich einfach kein Kandidat für dieses Amt, "obwohl das bei uns wirklich kein anstrengender Job ist", wie Rudolf Ille betonte.

Ohnehin scheint den Fechenheimer Wasserfreunden das nasse Element weitaus mehr zu liegen als der "trockene Verwaltungskram" - gerade 21 Vereinsmitglieder waren zur Jahreshauptversammlung erschienen, obwohl der Verein insgesamt 286 Schwimmer zählt.

Rege sind sie dafür im Wasser: Der Verein bietet neben dem Leistungssport auch Mutter- und Kind-Schwimmen sowie Wassergymnastik für die Älteren an. Im vergangenen Jahr haben die Wasserfreunde am Challenge-Day, dem traditionellen Fischerfest und dem Fechenheimer Vereinsfest teilgenommen, sowie das Pokalschwimmen ausgerichtet.

Zur Zeit laufen die Vorbereitung für das zehnte Turnier dieser Art auf Hochtouren: Zum Pokalschwimmen am kommenden Wochenende, Samstag und Sonntag, 13. und 14. März, im Bergen-Enkheimer Schwimmbad (Fritz-Schubert-Ring) haben sich bereits 15 Vereine angemeldet. Die Wettkämpfe beginnen jeweils um 14.30 Uhr. Weitere Informationen über die Wasserfreunde Fechenheim gibt es beim Vorsitzenden Rudolf Ille unter der Rufnummer 41 35 27. rea

Ringelsöckchen im Foyer 16. Kleidermarkt der Bergen-Enkheimer SPD-Frauen

BERGEN-ENKHEIM. Das Foyer der Stadthalle ist kaum wiederzuerkennen: Strampelanzüge, Ringelsöckchen, Schuhe der Größe 15, festliche Kleidchen mit weißer Spitze und blauen Schleifen. An rund 60 Ständen können die Kleinsten und Kleinen preiswert von Kopf bis Fuß eingekleidet werden. Organisiert hat den Kinderkleidermarkt in Bergen-Enkheim zum 16. Mal die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF).

Sigrid Loos, Mitglied der SPD-Frauen, ist sicher, daß Angebot und Nachfrage stimmen. Einige Besucher suchen sich sogar schon gezielt "ihre" Stände, um Schnäppchen zu machen. Und davon gibt es einige zu sehen und zu kaufen an diesem Nachmittag. Frau Loos wundert das gar nicht, denn die Kleidungsstücke seien durchgehend "sehr gut erhalten".

Und noch eine (finanzielle) Annehmlichkeit: Bislang mußte noch nie Standgeld bezahlt werden. Das bedeutet: Keiner der Anbieter - meist junge Eltern, deren Kinder aus den Sachen herausgewachsen sind - ist gezwungen, irgendwelche Kosten wettzumachen. Und ohne Druck ist die Arbeit auch gleich viel angenehmer. Das merken auch die Kinder, die beim Verkauf der eigenen abgelegten Klamotten mithelfen.

"Warum sollen wir denn Geld nehmen, wenn wir bisher auch so gut über die Runden gekommen sind?", fragt Frau Loos. Immerhin sei diese Aktion ja als Hilfe gedacht, da würden Anmeldefristen und -gebühren nur stören. Und es soll nicht nur eine Hilfe für junge Eltern aus dem Stadtteil sein: Wenn die "Händler" ihre Stände am Abend schließen, werden alle nicht verkauften Kleidungsstücke gesammelt und an zwei Frankfurter Frauenhäuser geschickt.

Zum Ende des Marktes sind Anbieter und Käufer gleichermaßen zufrieden. Sigrid Loos: "Es war viel Betrieb, es hat sich wirklich gelohnt." Rund 100 Interessenten sind gekommen, um etwas Preiswertes zu ergattern. Auch für die Verkäufer haben sich die Erwartungen größtenteils erfüllt. "Ich habe mein Geschäft gemacht", bestätigt eine Mutter aus Bergen, die mehr als 50 Mark eingenommen hat.

Damit es auch weiterhin Tage wie diesen gibt, trifft sich die SPD-Frauengruppe jeden dritten Dienstag im Monat zum Stammtisch in der Gaststätte des Volkshauses (Borsigallee, Endhaltestelle U 7). Dort planen die Sozialdemokratinnen dann weitere Aktionen, brüten neue Ideen aus oder reden einfach nur über aktuelle Probleme. "Das wäre bestimmt auch für jemand interessant, der nicht so eng zur Partei gehört", meint Frau Loos.

Wer gerne mitarbeiten und mitreden möchte, ist jederzeit willkommen. Näheres erfährt man unter den Bergen-Enkheimer Rufnummern 45 00 / 3 16 53 (Margot Schmidt) oder 45 00 / 3 17 14 (Sigrid Loos). mim

Der Auszug aus den Containern Katholische Familienbildung feierte einen "Tag der offenen Tür"

NORDWESTSTADT. Die Katholische Familienbildungsstätte (FBS) Nordweststadt hat wieder eigene Räume. Nach einer einjährigen Übergangsphase, in der die Bildungseinrichtung provisorisch in Containern untergebracht war, ist sie nun in ihr neues (altes) Domizil umgezogen. Es ist unter der selben Adresse im Nordwestzentrum zu finden wie vor einem Jahr. In dem kürzlich fertiggestellten Neubau am Limescorso findet sich die Familienbildungsstätte jetzt aber im zweiten Obergeschoß und nicht mehr, wie früher, im ersten Stock.

Die neuen Räume sind nicht wesentlich größer als die alten, entsprechen aber eher den heutigen Anforderungen an eine Bildungseinrichtung. Der Schwerpunkt der Arbeit hat sich in den 25 Jahren seit Bestehen der Einrichtung verschoben. Standen damals Kochkurse im Vordergrund, liegt das Interesse der Familien heute eher bei pädagogischen Fragen. Auf eine Lehrküche etwa wurde deswegen im Neubau verzichtet.

Zum Festakt begrüßte Leiterin Lioba Kunz zahlreiche Gäste. Neben Vertretern beider Kirchen waren die Kursleiter des Hauses, die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte sowie Vertreter der Gemeinden und Kindergärten in der Nordweststadt gekommen. Diese hatten in der Übergangszeit ihre Räume zur Verfügung gestellt, so daß das Kursprogramm in vollem Umfang aufrecht erhalten bleiben konnte. Bei ihnen bedankte sich Frau Kunz. Sie freue sich mit ihren Mitarbeitern auf das künftige Wirken in den eigenen neuen Räumen, die sie scherzhaft als eine "vollkommene Verbindung zwischen einer modernen, fast eleganten Innenausstattung und den praktischen Eigentümlichkeiten einer Familienbildungsstätte" charakterisierte.

Einen engagierten Festvortrag hielt Ordinationsrat Dr. Ernst Leuninger, im Bistum Limburg für die Erwachsenenarbeit zuständig. Er betonte, daß die Arbeit der Familienbildungsstätte nach wie vor notwendig sei und machte einen Wandel der familiären Situation aus, auf den die kirchliche Familienbildung reagieren müsse. Die Kinderzahl werde kleiner, die Familie also "horizontal kleiner". Gleichzeitig steige die Lebenserwartung des einzelnen. Die Familie werde "vertikal größer". Vier Generationen müßten in Zukunft miteinander auskommen.

Doch bei allem strukturellem Wandel bleibe der Status der Familie unverändert hoch. Leuninger: "Keine Institution - auch die Kirche nicht - ist in der Lage, die Familie in der Funktion der Wertebegründung zu ersetzen." Hier müsse die Familienbildung helfen. "Die Familie muß ein Ort sein, an dem der einzelne einen höheren Wert besitzt als in der Gesellschaft." Diese sei durch eine zunehmende "Durchökonomisierung" geprägt. Auch die Gewalt sei ein Problem, dessen sich die Katholische Familienbildung annehmen müsse, forderte Ernst Leuninger. Gewalt habe eine Grundlage in der Familie; Pädagogik müsse hier Wege weisen.

"Es muß doch intelligentere Konfliktlösungsmuster geben als solche mit Gewalt. Leben ist nicht nur Konsum und Karriere, sondern gelungene Beziehung, menschliche Wärme und Geborgenheit." Wer sich in der Familie geborgen wisse, könne sich dann auch in der Gesellschaft eingliedern. Dies deutlich zu machen sei ein wichtiges Ziel.

Stadtdekan Klaus Greef beendet den Festakt und segnete die neuen Räume. "Gott möge alle segnen, die in diese Räume kommen und alle, die er segnet, die sind ein Segen für andere."

Bei einem "Tag der offenen Tür" hatten dann die Bürger aus dem Stadtteil Gelegenheit, die neuen Räume zu begutachten. Dabei konnten auch Produkte der verschiedenen Kreativ-Kurse besichtigt werden. Als ein Beispiel von vielen Angeboten wurde die Technik des Klöppelns vorgeführt. Tanz, Musik und Theater für Kinder rundeten neben kulinarischen Angeboten den Nachmittag ab. mab

Geländegewinn für die "Gartenfreunde"

FECHENHEIM. Seit Jahren gab es zwischen den Anlagen des Kleingärtnervereins der "Gartenfreunde Fechenheim" und der Adam-Opel-Straße einen verwilderten Geländestreifen. Der konnte im vergangenen Jahr im Zuge einer Anlagenbegradigung in das Gartengelände einbezogen werden, wie der Vereinsvorsitzende Alfred Ebert in der Jahreshauptversammlung berichtete.

Nach 700 Stunden eigener Arbeit und einer Investition von 4000 Mark kann die neue Fläche für einen Shredder- und Kompostierplatz genutzt werden. "Außerdem hat es sich angeboten, auch etwas für die Kinder zu tun", sagte Ebert. So entstand ein Kinderspielplatz, "eine Sache, die mir schon lange am Herzen lag". Der 1962 gegründete Verein mit seinem Gelände zwischen der Pfortenstraße und der Adam-Opel-Straße zählt 46 Mitglieder, die in 23 Kleingärten graben, säen und pfanzen. Für 1993 planen die "Gartenfreunde", ihr Vereinshauses um einen Geräte- und Lagerschuppen zu erweitern. Zur Zeit warten sie noch auf die Baugenehmigung, rechnen aber schon in nächster Zeit mit deren Erteilung.

Bei den Vorstandswahlen wurde der Vorsitzende Alfred Ebert im Amt bestätigt. Für das Amt des Zweiten Vorsitzenden kandidierte Eberts Stellvertreter Josef Mareck nicht mehr. Nachfolger wurde der bisherige Schriftführer Werner Döbert. Dessen Amt übernimmt Gisela Bechtholt. mab

Die Terasse ist jetzt offen KGV "Waldfried" bietet seinen 147 Kleingärtnern viel

NIEDERRAD. Im Kleingärtnerverein "Waldfried" werden in den kommenden zwölf Monaten verstärkt auch neue Mitglieder im Gesamtvorstand tätig sein. Bei der Jahrehauptversammlung erklärten sich mehrere der "Neuen" bereit, ein Amt zu übernehmen. "Das ist gar nicht so selbstverständlich", betont Horst Heil, der (wiedergewählte) Schriftführer der Kleingärtner. "So ein Engagement ist nämlich immer mit einigem Arbeits- und Zeitaufwand verbunden."

Drei neue Mitglieder gehören jetzt der Kommission an, die für das Schätzen der Grundstückswerte zuständig ist: Gerhard Heine, Anton Jacob und - als erste Frau - Alice Brabec. Neuer Haus- und Wasserwart ist Dieter Froath. Für Fragen des biologischen Gärtnerns ist der neue Pflanzenschutzwart, Herr Gretscher, der richtige Ansprechpartner, der an diversen Schulungen teilnehmen wird. Herr Müller und Herr Mehlmann sind neue Obmänner beim KGV "Waldfried". Ihre Aufgabe ist es, den Schrebern in einem Gartenabschnitt mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen.

Der geschäftsführende Vorstand wurde wiedergewählt. Hier fungiert Helmut Schulz als Vorsitzender. Hedwig Böhm ist seine Stellvertreterin und Horst Heil weiterhin Schriftführer.

Den 147 Mitgliedern des Niederräder Vereins steht jetzt die neue Terasse offen, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Immerhin 10 000 Mark war dem Verein diese Investition wert. 5000 Mark kostete die Erneuerung eines Außenzaunes, zu der die Stadt Zuschüsse gab. Im laufenden Jahr steht auf dem Terminplan der Kleingärtner die Renovierung ihres Lagerschuppens: Ein heftiger Sturm hatte im vergangenen Jahr das Dach abgehoben. mab

Drachen blieben Sieger Vietnamesische Flüchtlinge begrüßten Jahr des Hahnes

FRANKFURT A. M. Zwei Drachen kämpfen tanzend gegen einen unsichtbaren Gegner. Sie drehen sich, purzeln über die gesamte Bühne und wirbeln ihre bunt schillernden Köpfe umher. Ein dicker Mann mit freundlich lächelnder Maske unterstützt die beiden mit getanzten Sprüngen. Er weist den Weg für die riesigen Drachen, unter deren Kostümen sich vier Tänzer bewegen. In schnellem Auf und Ab weichen die Drachen den bösen Geistern des verflossenen Jahres aus und bleiben schließlich Sieger. Die Zuschauer, zumeist Vietnamesen, bedanken sich mit Geldgeschenken. Kinder recken Geldscheine in die Höhe und winken den Drachen zu. Diese kommen und schnappen zahm nach ihrem Lohn. Die bösen Geister des alten Jahres sind gestorben, das neue Jahr kann kommen.

Mit diesem traditionellen Brauch eröffnete das Tet-Fest, das vietnamesische Neujahrsfest, im Bürgerhaus Griesheim. Das "Jahr des Hahnes" des vietnamesischen Mond-Kalenders begann zwar schon am 23. Januar, aber es gelang dem Verein der vietnamesischen Flüchtlinge erst sechs Wochen später, einen Saal zu mieten. Die Fastnacht hatte die Kapazität der Bürgerhäuser ausgeschöpft.

Der Verein der vietnamesischen Flüchtlinge entstand 1979, als die "Boat- People" nach Hongkong flüchteten und 250 von ihnen in zwei Frankfurter Wohnheimen aufgenommen wurden. Ihre Zahl wuchs, da Familien zusammengeführt wurden. Zudem zog Frankfurt weitere Landsleute an, die sich hier eine gute Ausgangslage für ihre neue Heimat erhofften. "Wir sind damals von den Behörden und auch der Bevölkerung sehr freundlich aufgenommen worden", erinnerte sich Nguyen Quang Thai, der im Vorstand des Vereins aktiv ist. Diese Erfahrung habe über den schweren Beginn des Lebens in einem fremden Land hinweggeholfen. "Im Winter ist es sehr kalt in Deutschland und Kartoffeln haben mir auch nicht geschmeckt. Aber das war nicht so schlimm, weil wir freundlich aufgenommen wurden." Auch heute fühle er sich in Deutschland wohl, betonte Nguyen Quang Thai. "Wir sind sehr gut integriert."

In einer zweiten Heimat zurechtzukommen, bedeutet auch, die eigenen Wurzeln zu pflegen. Das betrachtet der Verein, neben einer sozialen Betreuung seiner Landsleute, als die Hauptaufgabe. Feste werden gemeinsam gefeiert. Beispielsweise das alljährliche Mondfest, dem deutschen Martinsfest ähnlich, bei dem die Kinder Laternen mit unterschiedlichen Tiermotiven durch die Nacht tragen. Gegessen wird ein besonderer "Mondfestkuchen". Selbstverständlich feiern die Vietnamesen auch Weihnachten und eben das Tet-Fest zum Neujahr. Drei Tage wird es offiziell gefeiert und rotsprühendes Feuerwerk spielt dabei eine große Rolle. Rot bringt Glück und da Glück nicht groß genug ausfallen kann, lieben die Vietnamesen große Mengen der funkensprühenden Farbe.

Zum Fest gehören auch Tanz und Musik. Vietnamesische Tanzgruppen aus Frankfurt, Bremen und Freiburg erfreuten mit ihrem eindrucksvollen Können die Zuschauer. Sie brachten Volkstänze aus verschiedenen Regionen Vietnams auf die Bühne. Für Musik sorgte eine Straßburger Band. Die Sängerin Minh Duc und der Sänger Anh Phuong verliehen den vietnamesischen Volksliedern Stimme. "Es fehlen nur die Reiskuchen, die wir zum Tet-Fest backen. Die machen wir mit Fleisch, Klebreis, Sojabohnen und Bananenblättern", bemerkte Nguyen Quang Thai, aber er freute sich trotzdem: "Ein schönes Fest." mab

Das März-Programm in den "Berger Kinos" Rochen tanzen nur trunken

BORNHEIM. Ein Hauch von Poesie inmitten des Kommerzkinos, dem die Kinogänger allwöchentlich ausgesetzt werden: Mit Luc Bessons "Atlantis" und Otar Iosselianis "Jagd auf Schmetterlinge" zeigt das Berger-Kino (Berger Straße 177) in diesem Monat Alternativen zur üblichen Hollywood-Konfektion. Beide Autorenfilmer wurden schon als Märchenerzähler charakterisiert - ihre Erzählkunst unterscheidet sich freilich stark: Iosseliani inszeniert magische Momente im scheinbar Alltäglichen, während Besson versucht, dokumentarischem Material erzählerische Motive abzugewinnen.

"Atlantis" ist der Nachfolgefilm zu Bessons Taucher-Epos "Big Blue - Im Rausch der Tiefe" von 1987. Im Unterschied zu "Big Blue" läßt der Regisseur diesmal keine menschlichen Darsteller in Erscheinung treten. Delphine, Seeschlangen, Mantarochen und Haie agieren zur Filmmusik. Und die Kamera nimmt selbst die Rolle eines Tiefseewesens an, auf der Suche nach dem verschollenen Kontinent.

Für Besson ist dies zugleich die Erfüllung eigener Kindheitsphantasien: "Atlantis ist ein Märchen, wo sich die Feen nur zu hunderten bewegen, wo die Delphine schlauer als die Kobolde sind, wo die Haie die Hexen in Angst versetzen und wo die Mantarochen nur tanzen, wenn sie betrunken sind." Das Unterwassermärchen läuft voraussichtlich bis 17. März im "Berger".

Iosseliani hingegen widmet sich weiterhin den Menschen und deren eigenartigen Bräuchen und Gewohnheiten. Mit der "Jagd auf Schmetterlinge" variiert der Regisseur seine hintersinnige Form der Film-Anthropologie. In seinem letzten Film "Und es ward Licht" inszenierte er (immer mit dem Gestus des vermeintlich Authentischen) die Mythen und Alltagsriten eines (fiktiven) afrikanischen Stammes; diesmal beobachtet er die europäische Kultur. Zwei alte Damen der zaristischen Gesellschaft, im Exil in der französischen Provinz lebend, werden zwischen ihrer Tradition und den Anfeindungen des Zeitgeistes hin- und hergeworfen: Das ist der Stoff, aus dem Iosseliani wieder eine Kette wunderbarer, eben märchenhafter Anekdoten strickt (voraussichtlich bis 23. März).

Die Freunde leichter konsumierbarer Filme im "Berger"-Programm werden diesmal mit zwei Disney-Produktionen und einer Erstaufführung bedient. Immer noch läuft "Die Schöne und das Biest"; im Anschluß gibt es ein Wiedersehen mit dem Zeichentrick-Klassiker "Das Dschungelbuch" (ab 25. März).

Mit einigen Vorschuß-Lorbeeren geht Martin Brests "Der Duft der Frauen" an den deutschen Kinostart: Die rührende Geschichte um einen lebenslustigen Blinden, mit Al Pacino in der Hauptrolle, soll an den Erfolg von Barry Levinsons "Rain Man" anknüpfen. Die internationale Kritik preist vor allem das bravouröse Spiel Pacinos, dem nach dem "Golden Globe" nun auch - nach sechs vergeblichen Anläufen - der "Academy Award" alias "Oscar" winkt. two

HEFTIG eingemischt hatten sich viele der freien Theater und Kultur-Initiativen in die kommunale Kulturpolitik vor vier Jahren: Nach dem Regierungswechsel zu "Rot-Grün" forderten - und bekamen - die "Freien" mehr Gehör und auch mehr Geld für ihre Arbeit. Nichts ist geblieben von diesem Diskurs im jüngsten, gerade vergangenen Wahlkampf. Keine der Parteien mochte den Theatern Versprechungen abgeben. Die Zukunft der Kulturförderung scheint allein im Sparen zu liegen, und da geht es besonders den "Freien" an die Substanz.

Bleibt dem Freien Schauspiel Ensemble, sein Extra-Wahl-Programm in der nächsten Woche noch einmal zu wiederholen, mit nachdenklichen Szenen, Gedichten und Gedankenspielen von Erich Fried zur Musik von Paul Dessau und Hanns Eisler; der treffliche Titel: "Wenn ich nicht für mich bin - wer dann?" Das Programm der Woche

Donnerstag, 11. März, 11 und 15 Uhr: "Uit!", Premiere für das neue Stück des Musik- und Tanzensembles "Monteure": eine "musikalische Groteske über den Verkehrswahn und über die Suche nach sich selbst", für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren, im Theaterhaus (Schützenstr. 12).

20 Uhr: "MixTour", das Best-Of-Programm der schwäbischen Komikertruppe "Shy Guys" (Motto: "Be Smart - Stay Stupid"), im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a).

20.30 Uhr: "Welcome Ossi!", Lesung mit dem Autor Wolfgang Brenner in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21); Premiere für "Flatternde Herzen", eine "vertikale Groteske" des Theaters in der Brotfabrik über Sehnsüchte und Liebesleid (Bachmannstraße 2 bis 4); "Frauen.Krieg.Lustspiel", das Anti- Kriegs-Stück von Thomas Brasch, wieder am Theater in Bornheim (TiB) zu erleben (Bornheimer Landwehr 35).

Freitag, 12. März, 11 Uhr: "Uit!" im Theaterhaus. 20 Uhr: "Herren Los", ein Musik-Kabarett des schrillen Hamburger Duos "Herrchens Frauchen" über Sexualität und Macht, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "MixTour" im Neuen Theater Höchst.

20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", eine Groteske von Slawomir Mrozek im Kellertheater (Mainstr. 2); "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB; "A Melange, a Musi, a Melancholie", Erinnerungen an die Wiener Kaffeehaus- Kultur, gesammelt vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17).

Außerdem um 23 Uhr in der Spätvorstellung des Theaterhauses: Sigi Herolds Kabarett-Solo "Der Taxifahrer - stimmt so!"

Samstag, 13. März, 15 Uhr: "Ein Teddy steht im Wald", ein Figurenstück für Kinder ab drei Jahren mit "Fridolins Puppentheater", im Gallus Theater.

20 Uhr: Letzter Klamauk von den "Shy Guys" im Neuen Theater Höchst; "Herren Los" im Gallus. 20.30 Uhr: weitere Vorstellungen von "Frauen. Krieg.Lustspiel" im TiB, "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater. 23 Uhr: Herolds "Taxifahrer" im Theaterhaus.

Sonntag, 14. März, 15 Uhr: "Uit!" im Theaterhaus; 15.30 Uhr: noch ein Auftritt für Fridolins Puppentheater - diesmal in der Brotfabrik mit dem Stück "Der Kartoffelkönig", für ein Publikum ab vier.

16 und 20 Uhr: Conferencier Max Nix präsentiert eine weitere Ausgabe von "Variete am Sonntag", im Neuen Theater Höchst. Ebenfalls um 20 Uhr: letztes Gastspiel für "Herrchens Frauchen" im Gallus-Theater.

Dienstag, 16. März, 20.30 Uhr: "Jeder darf mal" - und zwar unveröffentlichte Schätze des eigenen literarischen Schaffens vortragen, unangemeldet und ungebeten, im traditionellen Talentschuppen der Romanfabrik.

Mittwoch, 17. März, 20 Uhr: "Emigranten" von Slawomir Mrozek, in einer Fassung des Theaters Grüne Soße im Theaterhaus zu sehen; "Piranjas", Kabarett aus dem Rheinischen mit den Anti-Jecken Pause & Alich, im Neuen Theater Höchst; 20.30 Uhr: "Wenn ich nicht für mich bin - wer dann?", die literarische Wahl-Nachlese des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin. two

Magistrat: Radweg ist verkehrssicher

FRANKFURT-SÜD. Der Fußgänger- und Fahrradweg entlang der Straßenbahntrasse zwischen der Universitätsklinik und der Main-Neckar-Brücke soll in absehbarer Zeit nicht ausgebessert werden. Dies geht aus einem Bericht des Magistrats an den zuständigen Ortsbeirat 5 (Niederrad, Sachsenhausen und Oberrad) hervor.

Damit lehnte der Magistrat eine Forderung des Ortsbeirats 5 vom Oktober des vergangenen Jahres ab. Zwar sieht auch der Magistrat den Weg "in einem nicht sehr guten Zustand", aber verkehrssicher sei er allemal. Nach Ansicht des Magistrats gibt es derzeit dringendere Probleme im Stadtgebiet. ran

Bürgerinitiative will "urbaneres Leben" in Oberrad Dalles begrüßte ,Millionsten&rquote; Autofahrer des Jahres / Verkehr soll Ortskern umfahren / Buchrainplatz umgestalten

OBERRAD. Wer gedacht hatte, der Millionste Autofahrer dieses Jahres auf der Offenbacher Landstraße würde ungehalten reagieren, gar mit quietschenden Reifen davonfahren, sah sich eines Besseren belehrt. Freundlich lächelnd nahm der Fahrer eines dunkelblauen Citroen mit Frankfurter Kennzeichen den Blumenstrauß und das Flugblatt der Bürgerinitiative (BI) Dalles entgegen.

Exakt der Millionste wird er nicht gewesen sein, der nette Herr, der mit seiner Frau aus Richtung Offenbach kam. Volker Hartmann, Sprecher der BI Dalles, erläuterte: "Eine Verkehrszählung hat ergeben, daß täglich 15 000 bis 16 000 Fahrzeuge die Autobahnbrücke überqueren. Das haben wir seit Jahresbeginn zusammengerechnet und ermittelt, daß der Millionste Autofahrer gegen 11 Uhr hier durchfahren muß." So wurde eben einer herausgegriffen, es hätte auch den später vorbeikommenden Autofahrer treffen können, der anhielt und sagte: "Ist er schon durch? Schade, daß ich nicht der Millionste war."

Um Verständnis für ihre Forderungen warb die BI auf dem Flugblatt, das sie in Höhe der Straßenbahnhaltestelle Wiener Straße an die vor der Ampel haltenden Autofahrer verteilte: "Stellen Sie sich vor, Sie würden hier wohnen, wir glauben, auch ihnen würde dies stinken. Deshalb bitten wir Sie, benutzen Sie die Oberräder Umgehungsstraße Deutschherrnufer, oder noch besser, die öffentlichen Verkehrsmittel."

Damit ist eines der wesentlichen Ziele der Bürgerinitiative angesprochen: Der Durchgangsverkehr und vor allem die Lastkraftwagen sollen aus der Offenbacher Landstraße verschwinden. "Wenn auf dem Schlachthofgelände gebaut wird, befürchten wir noch mehr Verkehr", erklärte Hartmann. Zur Verkehrsberuhigung fordert die Initiative Tempo 30 in ganz Oberrad, auf der Offenbacher Landstraße gilt ohnehin schon die Höchstgeschwindigkeit 40. Was aber Raser nicht zu beeindrucken scheint. Hartmann errinnerte an ein Unglück: "Letztes Jahr wurden zwei Theologiestudenten von jemandem überfahren, der mit 120 über die Offenbacher Landstraße raste." Die BI verlangt Radarmessungen, um "Raser zu stoppen". Ein weiteres Ziel: Der Dalles, wie der Buchrainplatz vor dem Bürgertreff Depot auch genannt wird, soll schöner werden, darauf will sich die BI in nächster Zeit konzentrieren. Jeden Samstag ist sie dort mit einem Informationsstand vertreten.

Nach diesem Platz hat sich die Bürgerinitiative benannt. "Dalles" ist ein umgangsprachliches Wort, das aus dem hebräischen "dalluth" entstanden ist, und bedeutet Armut, Geldmangel. Früher saßen dort Arbeitslose und warteten bis Fuhrleute vorbeikamen, die Tagelöhner suchten. Heute nimmt eine Straßenbahnhaltestelle den Platz ein, die Armut ist eher eine städteplanerische. Die BI Dalles zählt heute acht feste Mitglieder und wurde 1991 von Eltern von Kindergartenkindern gegründet, wie Sabine Sermon berichtete, die sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder machten.

Auf erste Erfolge ist die Initiative stolz. Der Magistrat habe unterdessen die Verkehrsberuhigung Offenbacher Landstraße West beschlossen, die Wiener Straße ist bereits verkehrsberuhigt und der Ortsbeirat 5 hatte sich für Radarfallen zwischen Lettigkautweg und Balduinstraße ausgesprochen.

Das Fernziel, wie es Volker Hartmann formulierte, gilt es freilich noch zu erkämpfen: "Wir wollen ein urbaneres Leben. Man muß auf der Offenbacher Landstraße wieder stehenbleiben und den Nachbarn in Ruhe fragen können: Hallo, wie geht's?" hes

Auch der afrikanische Staat Guinea hat über 600 000 Flüchtlinge Zahlen, Fakten und Geschichten zu "Asyl": Debatte mit Jean-Claude Diallo in der deutsch evangelisch-reformierten Gemeinde

WESTEND. "Asylgeschichten heute" war das Thema einer Diskussion der deutsch evangelisch-reformierten Gemeinde. Den Besuchern erzählte Jean- Claude Diallo, Leiter des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, nicht nur anschauliche Geschichten, sondern lieferte auch trockene Fakten.

Diallo war 1968 aus der ehemaligen französischen Kolonie und heutigen Republik Guinea in die Bundesrepublik gekommen. Er sollte Chemiker werden, entschied sich aber für die Psychologie. Seit 1979 arbeitet er im Frankfurter Zentrum für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbands.

Derzeit gibt es nach Angaben des UN- Flüchtlingskommissariats weltweit 17 bis 20 Millionen registrierte Flüchtlinge. Insgesamt wird die Zahl der Menschen ohne Heimat auf 100 Millionen geschätzt. Von den sechs Millionen Ausländern in Deutschland sind nur zehn Prozent Flüchtlinge.

In der Republik Guinea beispielsweise hielten sich dagegen 600 000 Menschen auf, die vor dem seit 1990 tobenden Bürgerkrieg im benachbarten Liberia geflohen sind - und das bei einer Bevölkerung von 6,2 Millionen. "Beim Reden über die angebliche Asylantenflut sollte man diese Zahlen vor Augen haben", sagte Diallo.

Durch den Asylkompromiß würden die Flüchtlinge noch weiter in ihren Rechten beschnitten. Das passe zu einer Reihe früherer Einschränkungen, "die wir Erschreckungsmaßnahmen nennen": 1980 wurde das zweijährige Arbeitsverbot für Asylbewerber ausgesprochen, das unter der Kohl-Regierung zunächst auf fünf Jahre angehoben wurde, um dann auf ein Jahr begrenzt zu werden. In die gleiche Richtung ziele das Zusammenpferchen von Menschen in Gemeinschaftsunterkünfte.

Aus ihren Heimatländern brächten die Flüchtlinge Erfahrungen mit Korruption und Illegalität in den Verwaltungen mit, was hier aber nicht entsprechend berücksichtigt werde. "Die Bundesrepublik erwartet Flüchtlinge mit Papieren, die in Ordnung sind. Doch wenn einer die hat, besteht kein Grund zu fliehen", kommentierte Diallo diesen Gegensatz. Wer nur korrupte Beamte kenne, müsse sich an die Gepflogenheiten in Deutschland erst gewöhnen:

"Wenn ein Flüchtling keine Erfahrung im legalen Umgang mit Beamten hat, braucht man sich nicht zu wundern, daß er in Deutschland einem Beamten, der freundlich zu ihm war, das nächste Mal eine Flasche Whisky mitbringt."

Die Flüchtlinge erlebten bei ihrer Ankunft einen Kulturschock. Diallo ist es selbst so ergangen: "Als ich 1968 als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach München kam, hatte ich die Bilder von der Zugspitze und dem Englischen Garten im Kopf, die mir die Frau Kulturattaché gezeigt hatte, und dachte, in Deutschland könne man nur glücklich sein. Auf dem Flughafen angekommen, verstand mich niemand, und keiner hatte Zeit." Vieles sollte ganz anders kommen, als der Afrikaner Diallo es erwartet hatte.

Oft kämen Frauen und Kinder zuerst nach Deutschland, erzählt Diallo. Deshalb hätten die Frauen oft schon gelernt, sich "durchzuboxen", wenn der Mann nachkomme. Wenn der dann meine, er sei weiterhin der Herr im Haus, könne das zu großen Reibereien führen. Daß die Kinder sich schneller eingewöhnten als ihre Eltern, führe ebenfalls zu familiären Konflikten.

Im Jahre 1990 habe sein Zentrum ein Gutachten mit der Aussage erstellt, es sei noch zu früh, Flüchtlinge in die neuen Länder zu schicken. Diallo: "Die Infrastruktur reichte für die Deutschen nicht aus, geschweige denn für Fremde." Für den in den vergangenen zwei Jahren zutage getretenen Rassismus macht Diallo die Politiker verantwortlich, die das Thema für Wahlkämpfe mißbrauchten. Und er versteht nicht, daß Heime tagelang angegriffen werden konnten, ohne daß jemand das verhinderte: "Ist denn das Leben eines Fremden weniger wichtig als eine Atomanlage oder ein Flughafen?"

Seinen Vortrag schloß Jean-Claude Diallo mit zwei Forderungen: Eine EG-Einwanderungspolitik müsse her, und die Fluchtursachen seien in den Herkunftsländern zu bekämpfen. hes

KGV "Am Marbachweg" Ludwig Ost wieder Erster Vorsitzender

GINNHEIM. "Auf die Gleichbehandlung unserer ausländischen Mitglieder legen wir großen Wert." Dies unterstrich Ludwig Ost, Vorsitzender des Kleingärtnervereins "Am Marbachweg", in der Jahreshauptversammlung. Der Ausländeranteil liege bei 20 Prozent, wobei Bürger aus dem ehemaligen Jugoslawien und Italiener überwiegen.

Der Verein, der 1932 gegründet wurde, hatte zunächst alle Gärten auf der Ginnheimer Höhe. Als die Bundesbank und der Fernsehturm gebaut wurden, bekam er nach und nach Ausweichgrundstücke zugewiesen, so daß er sich heute auf vier Anlagen verteilt. Jede hat ihr eigenes "Funktionshaus" - eine Art Gasthaus. "Aber die meisten ziehen sich in ihre Gärten zurück", bedauerte Ost. In zwei der Anlagen sind Frauen als Obleute aktiv. Und das habe sich bewährt, meint Ost: "Die sprechen mehr mit den Leuten."

Von den 340 aktiven und 41 passiven Mitgliedern waren 77 Stimmberechtigte gekommen. Für weitere drei Jahre bestätigten sie Ludwig Ost in seinem Amt als Vorsitzender. Sein Stellvertreter ist Jürgen Diedrich. Stephanie Techner ist Schriftführerin, Willi Weigand ihr Stellverteter. Kassenwart ist Heinrich Funk, sein Stellvertreter Ernst Kunze. Zu Revisoren wurden Friedhelm Schreyer, Heinz Huth und Sylvelin Müller gewählt.

Verdiente Mitglieder wurden geehrt: Seit 25 Jahren im Verein sind Oskar Knörzer, Rudolf Brosz, Fritz Möller und Adolf Maisenbacher. Franz Kronenberger ist seit 40 Jahren dabei. Das Verbandsabzeichen in Silber erhielten Willi Weigand, Ewald Malkmus, Sylvelin Müller und Stephanie Techner. Vorsitzender Ost bekam das Abzeichen in Gold. hes

Die Ziele neu definieren Mietergenossenschaft Heimat steht vor der Auflösung

SACHSENHAUSEN. Die Mietergenossenschaft der Heimatsiedlung rechnet nicht mehr damit, die Siedlung trotz der Abstimmungsniederlage von der Nassauischen Heimstätten GmbH übernehmen zu können. Nachdem zwar fast zwei Drittel aller Wähler, aber nur 41 Prozent aller Wahlberechtigten für die Übertragung der Eigentumsrechte an die Mietergenossenschaft gestimmt hatten, wird sich die Genossenschaft vermutlich Ende März auflösen. Dies kündigte Aufsichtsratsmitglied Bernd Block auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau an. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft der denkmalgeschützten und dringend sanierungsbedürftigen Siedlung wird am Montag, 15. März, fallen, wenn der Aufsichtsrat der Nassauischen Heimstätten tagt.

Der Vorsitzende dieses Gremiums und Hessische Minister für Raumordnung und Städtebau, Jörg Jordan (SPD), hat bereits angekündigt, daß die Heimatsiedlung nicht an die Mietergenossenschaft verkauft werden soll. Die Mietergenossenschaft wird sich voraussichtlich eine Woche nach der entscheidenden Sitzung der Eigentümer auflösen. Für Dienstag, 23. März, ist eine gemeinsame Versammlung von Mietergenossenschaft und Mieterverein vorgesehen, bei der über das weitere Vorgehen beraten wird. Block: "Dann wird die Genossenschaft wohl nicht drumherum kommen, sich aufzulösen". Denn Ziel der siebenjährigen Arbeit seit dem Niedergang der früheren Eigentümergesellschaft "Neue Heimat" war es stets, die Siedlung aus den zwanziger Jahren zu kaufen und in Eigenregie zu verwalten. Bernd Block rechnet damit, daß die Genossenschaftler auch nach sieben Jahren - vergeblicher - Arbeit den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern sich künftig verstärkt im Mieterverein engagieren werden. Obwohl rechtlich mit keinerlei Macht ausgestattet, rechnet Noch-Genossenschaftler Bernd Block damit, daß der Verein spürbaren Einfluß auf die Entwicklung der Heimatsiedlung nehmen kann.

Vor allem bei der Sanierung der Siedlung durch die Nassauischen Heimstätten (die Genossenschaft bezeichnet das Großvorhaben als "Modernisierung", die deutlich höhere Mieten zur Folge hätte) soll der Mieterverein den Eigentümern scharf auf die Finger schauen. "So eine Gesellschaft macht immer Fehler", sagte Block im Gespräch mit der Stadtteil- Rundschau. So habe der Mieterverein einmal nachweisen können, daß sich die Eigentümergesellschaft bei den Heizkostenabrechnungen um 100 000 Mark verrechnet habe. Die Anwohner der 1055 Wohnungen hätten ihr Geld postwendend zurückbekommen, sagte Block, der auch im Mieterverein zu den Aktivposten zählt und auf dieser Ebene auch weiterhin Handlungsspielraum sieht.

In den nächsten Monaten müssen nach seinen Einschätzungen die Inhalte und Ziele neu definiert und eine neue Satzung erarbeitet werden. Die bisherige Satzung des Mietervereins hat die Unterstützung der Mietergenossenschaft festgeschrieben. Derzeit hat der Mieterverein rund 500 Mitglieder, "und ich denke, daß jetzt noch viele Leute dazukommen". ran

Wahlen bei der "Liederlust" Deckers löst Caspary als Vorsitzenden ab

BERGEN-ENKHEIM. Die "Chorgemeinschaft Liederlust 1873" hat einen neuen Vorstand. Hans Dieter Deckers wurde dieser Tage bei der Jahreshauptversammlung zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt. Sein Vorgänger Helmut Caspary, der den Verein in den vergangenen zwei Jahre geleitet hatte, ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Für den Zweiten Vorsitzenden Herbert Hassenpflug, der auch nicht mehr kandidierte, wurde Klaus Meinhardt gewählt.

Die Kassiererin Sieglinde Buhl und die Schriftführerin Erika Hartwig bleiben in ihren Ämtern. Sie werden in den kommenden zwei Jahren von Otti Fehl (Zweite Kassiererin) und Elsbeth Scholz (Zweite Schriftführerin) vertreten.

Ziel des Vorstands ist, beide Chöre, den Männerchor und den Frauenchor, zu erhalten und zu fördern. Da das Jahr 1993 vom Bundesfamilienministerium offiziell zum "Jahr der älteren Menschen" ausgerufen wurde, will die Chorgemeinschaft sich in diesem Jahr besonders um Senioren kümmern.

Ab Anfang April werden die aktiven Mitglieder Sieglinde Buhl und Margarethe Wasner an jedem ersten Dienstag im Monat einen Seniorinnen-Nachmittag organisieren. Der erste Nachmittag im Volkshaus Enkheim ist für Dienstag, 6. April, geplant. Einzelheiten werden noch bekanntgegeben. sen

Lasset die Kinder kommen Epiphaniasgemeinde bietet Betreuung im Gottesdienst

NORDEND. Gerhard Wendland, Pfarrer der evangelischen Epiphaniasgemeinde im Nordend, ist vorsichtig. "Gewisse Schwierigkeiten" habe es in den Gottesdiensten gegeben, formuliert er behutsam: nämlich dann, wenn Eltern ihren Nachwuchs mit in die Kirche brachten. Die Kleinen quengelten und weinten manchmal oder liefen zwischen den Kirchenbänken herum. Doch das sei "im Grunde ja nie ein Problem" gewesen: "Die Gemeinde hatte sich längst daran gewöhnt."

Dennoch hat sich die Epiphaniasemeinde zu Beginn dieses Jahres für ein ungewöhnliches Projekt entschieden: für eine "Krabbelstube" während der Gottesdienste. "Wir hatten das Gefühl, daß Eltern von kleinen Kindern den Gang in die Kirche scheuen", begründet Wendland die Aktion. "Sie fürchten oft, daß die Kinder stören."

Jetzt können die Mitglieder der Epiphaniasgemeinde auch ihre Kleinen getrost am Sonntagmorgen mitnehmen. Während die Eltern dem Gottesdienst zuhören, kann der Nachwuchs "von Null bis sechs Jahren" herumtollen - ohne Rücksicht auf die Liturgie.

In der "Krabbelstube", die früher nur als "Kollektenzählzimmer" diente, liegen Spielsachen und Matratzen, stehen Tische und eine Tafel. Besonderer Vorzug des Raums: "Man kann ihn direkt von der Kirche aus erreichen", sagt Wendland. Im Prinzip könnten die Eltern "ihre Kinder sogar von der Kirchenbank aus beobachten". Eine spezielle Aufsicht wird sonntags von 10 bis 11 Uhr darum auch nicht beschäftigt. "Eventuell paßt ein Elternteil auf die Kinder auf", sagt Wendland, "das wird spontan organisiert."

Die Resonanz auf die Krabbelstube in der Kirche ist allerdings noch wechselhaft. "Es hat sich wohl noch nicht eingebürgert", mutmaßt der Pfarrer.

Nun soll der Raum nicht nur sonntags genutzt werden. "Dort könnte auch alltags eine Krabbelstube eingerichtet werden", sagt Wendland. Die Gemeinde sucht darum Eltern, die Interesse haben, gemeinsam eine solche Einrichtung zu organisieren. "Der Raum ist da, er kann genutzt werden", sagt Wendland. "Wir brauchen nur noch Ideen!"

Wer Interesse hat, möge sich in der Epiphaniasgemeinde unter der Telefonnummer 5 97 02 66 melden. sen

Anne verkauft Pinocchio Sancta-Familia-Gemeinde: 1000 Besucher beim Basar

GINNHEIM. Die Geschichte von Pinocchio kann Anne, die gerade sieben Jahre alt geworden ist, inzwischen auswendig aufsagen. Darum will sie aus der einst geliebten Märchen-Kassette jetzt auch bare Münze machen: "Sie kostet zwei Mark!"

Anne war nicht die einzige, die beim neunten Basar der katholischen Gemeinde Sancta Familia in Ginnheim von alten Schätzen Abschied nahm. Der Gemeindesaal verwandelte sich in einen riesigen Markt; Kinderklamotten stapelten sich auf den Tischen, in Koffern und Kartons - Spielzeug und Bücher gab's zu Schnäppchenpreisen. Selbst vor dem Gemeindehaus hatten sich die Händler einen Platz gesucht. Davon konnte sie auch der ungemütliche Nieselregen nicht abhalten.

Zufrieden beobachtete Organisatorin Brigitte Seeger den Trubel im Gemeindehaus. In der ganzen Stadt hatte sie Werbung für den Klamottenmarkt gemacht; Plakate klebten sogar in Offenbach und Hanau. Eine erfolgreiche PR-Aktion: "Knapp 100 Anbieter und bestimmt 1000 Besucher" lautet die positive Bilanz.

Dabei hätten Frau Seeger nach eigenen Aussagen noch "viel mehr" verkaufsfreudige Eltern finden können: Vier Wochen lang habe im Gemeindebüro "mindestens fünfmal täglich das Telefon geklingelt, ständig hat sich jemand nach dem Basar erkundigt." Schließlich: Die Second-hand-Märkte der Sancta Familia Gemeinde haben schon Tradition.

Vor mehreren Jahren kam Frau Seeger auf die Idee, "gut erhaltene Sachen zu verkaufen". Ihr jüngstes Kind ging damals gerade in den Kindergarten - Mütter, die ebenfalls Kinderkleidung anbieten wollten, waren schnell gefunden. "Gute Kindersachen sind teuer und Kinder wachsen so schnell, daß man ständig etwas Neues braucht", begründet Frau Seeger den Erfolg der Aktion. So achtet sie darauf, daß "wirklich gute Sachen" verkauft werden: "Wir wollen hier keinen Flohmarkt!"

Außerdem haben sich die Basare - ein zweiter wird im Herbst organisiert - als beliebeter Treffpunkt herumgesprochen. Bei Kaffee und Kuchen "kommen gute Gespräche zustande", weiß Brigitte Seeger. Der "soziale Touch" ist der Organisatorin, die von anderen Mütter und den Mitarbeiter des Kindergartens unterstützt wird, außerdem wichtig: Was nicht verkauft wird und was die Anbieter nicht wieder mitnehmen wollen, geht in diesem Jahr an die Frankfurter Frauenhäuser. Standgebühren und Einnahmen aus der Cafeteria kommen dem Kindergarten und der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde zugute. sen

Stadt sucht Naturfreunde In Eschersheim können Bürger Streuobstwiesen pflegen

ESCHERSHEIM. Auch in Eschersheim können Naturfreunde und Gärtner, Umweltgruppen und Schulklassen die Pflege von Streuobstwiesen übernehmen. Dafür stehen in Eschersheim drei städtische Flächen zur Verfügung: Eine liegt westlich der A 661 und östlich des Lachgrabens, eine zweite östlich der Anne-Frank- Siedlung, eine dritte westlich der Homburger Landstraße. Je nach Größe des Gebiets und nach Baumbestand wird die Pflege mit einem Jahreshonorar vergütet.

Bedingung: "Die Bäume sollen nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach den Maßgaben des Naturschutzes gepflegt werden", erklärt Klaus Wichert, Leiter der Abteilung Umweltvorsorge im Umweltamt der Stadt. Wenn Bäume keine Früchte mehr tragen, werden sie nicht gerodet und durch neue ersetzt - sie bleiben erhalten. Dadurch bieten sie Unterschlupf für Vögel und Insekten, sorgen für das biologische Gleichgewicht. Wer Interesse an Pflegearbeiten hat, kann mit Vertretern des städtischen Umweltamtes einen Vertrag aushandeln. Darin wird festgehalten, was im Laufe des Jahres getan werden muß, wo beispielsweise Bäume geschnitten oder Gebüsche gerodet werden sollen.

Aus der Arbeit, zu der sich der "Natur- pfleger" verpflichtet, ergibt sich das Honorar. "Zur Zeit müssen wir noch mit jedem Interessenten einen Ortstermin vereinbaren", sagt Wichert. Die Pflegeaufgaben werden "individuell abgestimmt". Die Kontrolle ist "stichpunktartig". Denn die Mitarbeiter des Umweltamtes können nicht alle Flächen regelmäßig abgehen. Eine ABM-Kraft, die für alle Streuobstwiesen Frankfurts zuständig ist, wird nur noch bis Mai arbeiten.

Doch bald wird die Arbeit anders organisiert. Denn auch für die Streuobstwiesen in Eschersheim will das Umweltamt einen Pflegeplan erstellen. Für die Wiesen am Berger Hang, in Sossenheim und in den Schwanheimer Dünen wurde ein solcher Plan bereits ausgearbeitet.

Die Pflegepläne dienen nicht nur der Bestandsaufnahme aller Obstbäume, sondern sollen auch festhalten, wie die Streuobstwiesen zu pflegen sind. Die individuellen Ortstermine fallen weg. Und: Die Pflegepläne gelten nicht nur für städtische, sondern für alle Grundstücke, die als "geschützte Landschaftsbestandteile" erfaßt sind.

"Wenn die Pläne fertig sind, werden alle Eigentümer angeschrieben", sagt Wichert. Die Eigentümer der Grundstücke haben dann drei Möglichkeiten: Sie können mit dem Umweltamt einen Pflegevertrag abschließen und sich selber dazu verpflichten, das Grundstück nach den Maßgaben des Naturschutzes zu pflegen. Auch sie erhalten dann ein Honorar. Die Eigentümer können sich aber auch damit einverstanden erklären, daß andere die Flächen pflegen. Die dritte Möglichkeit: Der Eigentümer bietet sein Grundstück der Stadt Frankfurt zum Kauf an.

Wann die Pläne für die Eschersheimer Grundstücke erarbeitet werden, steht noch nicht fest. Wichert: "Das hängt von den Haushaltsmitteln ab!" Wer Interesse an einem Pflegevertrag hat, kann sich beim Umweltamt melden. sen

Mehr Ruhe für den "Kuhwald" Der Ortsbeirat 2 will der geplagten Siedlung an der Messe helfen

KUHWALD. Im Prinzip waren sie sich einig - die 30 Bewohner der Kuhwaldsiedlung, die zur Anhörung des Ortsbeirats 2 in Sachen Verkehrsberuhigung gekommen waren. In dem kleinen Quartier gibt es ein großes Problem: den Durchgangsverkehr zum benachbarten Messegelände. Besonders ärgerlich sind die Laster, die vor den Messen zum Aufbau der Stände durch die Siedlung fahren. Ansonsten sei "der ganze Kuhwald eigentlich ruhig", sagte ein Anwohner. Gerast werde in den schmalen Straßen südwestlich der Theodor-Heuss-Allee kaum.

Doch der Messeverkehr belastet das Quartier. "Die Messeleute benutzen unser Viertel, um hier billig zu parken", warf ein Bewohner ein. Die Hilfspolizisten, die während der Ausstellungen die parkenden Autos in der Philipp-Reis-Straße überwachen, "sind doch für die Katz. Das ganze Viertel ist voller Autos!"

Nach Ansicht von Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD) wird dieses Problem auch durch die Verkehrsberuhigung nicht gelöst werden. Allerdings will das Stadtteilparlament in Zusammenarbeit mit Vertretern der Messe "zumindest eine Besserung erreichen".

So soll über die Messebrücke versucht werden, das Tor 10 zu entlasten. Das Tor konnten Autofahrer bislang über die Philipp-Reis-Straße erreichen. Langfristig ist zusätzlich der Ausbau der Straße Am Dammgraben geplant. Dadurch wird ermöglicht, das Quartier im Süden zu umfahren.

Außerdem soll nach den Vorstellungen des beauftragten Verkehrsplaners Jürgen Frauenfeld die Einfahrt in die Kuhwaldsiedlung erschwert und somit Durchgangsverkehr verhindert werden. Die Braunfelsstraße will Frauenfeld zur "abschnittsweisen Einbahnstraße" machen, so daß sie von der Friedrich-Naumann- Straße in Richtung Scherbiusstraße und von der Friedrich-Naumann-Straße in Richtung Philipp-Reis-Straße befahren werden kann.

Außerdem wird die Wicker-Frosch- Straße "umgedreht": Die Straße soll nicht mehr von der Straße Am Dammgraben bis zur Funckstraße, sondern in umgekehrter Richtung nur noch von der Funckstraße bis zur Straße Am Dammgraben befahren werden. Dadurch können Autos auch nicht mehr durch die Wicker-Frosch-Straße in das Viertel rollen. Einzige Einfahrt bleibt die Philipp- Reis-Straße.

Um das Quartier für Durchgangsverkehr noch zusätzlich unattraktiv zu machen und außerdem das Tempo der Autofahrer auf 30 Stundenkilometer zu drosseln, sollen vier Kreuzungsbereiche aufgepflastert werden. Außerdem sind in den Plänen der Friedrich-Naumann-Straße versetzte Parkstreifen vorgesehen. Zudem sollen auf der Südseite der Funckstraße Parkplätze markiert werden. sen

Aus dem Geschäftsleben 10-Meter-Schanze unter dem Glasdach

NORDWESTSTADT. Spätestens seit Audi in einem Werbespot sein vierradgetriebenes Modell eine verschneite Sprungschanze hinauffahren ließ, gibt es eine Verbindung zwischen dem Fahrzeughersteller und dem Skisport. Das Nordwestzentrum hat auf den alten Werbegag zurückgegriffen und präsentierte in Zusammenarbeit mit dem Autohaus Glöckler eine große Auto- und Sportshow.

Inmitten der glasüberdachten Einkaufsstadt wurde eine zehn Meter hohe "Trockensprungschanze" aufgebaut, auf der diesmal allerdings keine Autos hinauf-, sondern drei der besten Skiakrobaten Europas hinunterfuhren. Jürgen Praxl, Chris Rijavec und Kurt Brendle flogen mit ihren Brettern an den Füßen durch das Nordwestzentrum und zeigten atemberaubende Trickskinummern, die mangels Schnee in einem Luftkissen endeten. Mit einfachen Salti vorwärts und rückwärts, Sprüngen, bei denen die drei fast zeitgleich die Schanze hinabsausten, und einem doppelten Salto mit kompletter Schraube faszinierten die Springer das Publikum.

In der Pause war dann Gelegenheit, die ausgestellten Fahrzeuge zu bewundern. Rund um die Schanze hatte das Autohaus Glöckler die neuesten Modelle von Audi und VW gruppiert: Vom kleinen Stadtflitzer über das sportliche Cabrio bis hin zum Kombi und Kleintransporter reichte die Palette. Auch Technikfans kamen auf ihre Kosten: Geöffnete Motorhauben gestatteten einen tiefen Blick in das Innenleben der Fahrzeuge, und als besondere Attraktion war der original Audi-Rettungssimulator zu sehen.

Die große Auto- und Sportshow kann noch bis zum kommenden Samstag, 13. März, ganztägig im Nordwestzentrum besucht werden. rea

Wie es weitergeht, weiß keiner so recht 45 Kleingärten sind betroffen / Hoechst-Vertreter sagte Schadensregulierung zu

SCHWANHEIM. Wer nach dem Störfall im Werk Griesheim der Hoechst AG beim arg betroffenen Schwanheimer Kleingärtnerverein "den" Aufstand der Gartenfreunde erwartet hatte, sah sich getäuscht. Bei der Jahreshauptversammlung im Vereinshaus der von der Katastrophe verschont gebliebenen Anlage 3 wurde sachlich vorgetragen und ohne Polemik diskutiert.

Anders als sonst war lediglich der Versammlungsbesuch. Waren im vergangenen Jahr 65 Mitglieder der Einladung gefolgt, füllten am Samstag 130 Mitglieder den Raum, weitere 30 Personen verfolgten den Versammlungsverlauf von Stehplätzen aus. Als Gäste begrüßte Vorsitzender Josef Jahn unter anderen Dr. Günter Laubert von der Hoechst AG, Dr. Helmut Arnold, Referatsleiter Bodenschutz im Landwirtschaftsministerium, Bernhard Mertens (CDU-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 6) sowie den stellvertretenden Stadtbezirksvorsteher Hans Spang.

Mehr als alle Vorgänge des Jahres 1992 werden den Verein in den nächsten Monaten die Auswirkungen des Chemie- Störfalls vom Rosenmontag beschäftigen, der 45 der insgesamt 151 Kleingärten des Vereins in Mitleidenschaft zog: 32 Parzellen in der Anlage I, vier in der Anlage II und neun in der Anlage IV.

In seinem Situationsbericht ging Vorsitzender Jahn auf die bisherigen Ereignisse ein. Der Vorstand habe schnellstens für eine Sperrung der Anlage gesorgt und damit eine Ernte des Wintergemüses verhindert. Außer der Frankfurter Feuerwehr hätten weder das Umweltamt noch das städtische Gartenamt oder andere Dienststellen Verbindung mit dem Vorstand des Vereins aufgenommen. "Bis heute nicht", bedauerte Jahn. Mit der Hoechst AG sei der erste offizielle Kontakt erst am vierten Tag nach dem Störfall auf Vereinsinitiative zustande gekommen. Am 26. Februar habe der Verein von der Hoechst AG eine rechtsverbindliche Erklärung über Art und Umfang des Schadens und der Schadensersatzleistung verlangt. In einem Antwortschreiben am nächsten Tag habe der Hoechst- Vorstand mitgeteilt, daß Schäden in vollem Umfang ersetzt würden.

Hoechst-Direktor Laubert stellte sich vor laufender Fernsehkamera zahlreichen Fragen der besorgten Kleingärtner, verwies aber im wesentlichen nur immer wieder auf die Schadensregulierung durch das Werk. Einer der Gartenfreunde bemängelte, daß erst nach dem Abtragen der kontaminierten Erde die gleichfalls verseuchten Dächer von den Gartenhütten entfernt und teils unsachgemäß auf den "sauberen Boden" geworfen wurden. Wann die Gartenarbeiten wieder aufgenommen werden können, darüber konnte Laubert ebensowenig Auskunft geben wie zur Interpretation der unterschiedlichen Meßwerte und zur Frage, was mit der abgetragenen Erde passiert und wo sie letztendlich gelagert wird. Laubert meinte jedoch, daß sich die Rest-Schadstoffkonzentration im Boden rasch abbauen werde.

Im Namen des hessischen Landwirtschaftsministers Jörg Jordan sagte Helmut Arnold den Kleingärtnern jegliche Unterstützung zu. Bereits am 24. Februar seien Bodenproben weit über das betroffene Schadensgebiet hinaus genommen worden (Waldspielplatz, Schwanheimer Dünen, Goldstein, Pumpstation, Waldwiese und im Wald). Er rechne damit, daß die Ergebnisse in den nächsten Tagen vorliegen und "dann auch publiziert werden". Da nicht jede einzelne Parzelle beprobt werden kann, sollen die Proben über einen langen Zeitraum ("auch in den nächsten Jahren") auf repräsentativen Flächen genommen werden.

Die bei den Sanierungsarbeiten abgetragene Erdschicht soll ersetzt werden. Dabei müsse vor allem auf eine Eignung des Bodens und dessen Schadstofffreiheit geachtet werden. Arnold kündigte für die Zeit nach dem Ende der Sanierung eine Erfolgskontrolle an: Ein "Aufwuchstest" mit schnell wachsender Kresse soll Aufschluß über eine eventuelle Belastung der künftigen Ernte geben. dixi

Brückenbau mit Bildern Junge russische Kunst

MARBURG. Vor wenigen Jahren hätte ein Teil der Gemälde weder in Moskau, geschweige denn im westlichen Ausland gezeigt werden dürfen. Entweder waren die Maler politisch nicht genehm oder ihr Stil entsprach nicht dem geforderten "sozialistischen Realismus". Einen Querschnitt durch junge russische Kunst aus drei Dekaden zeigt erstmals in Deutschland der "Art Salon Best". Er entstand 1988 als erste private Galerie aus einer Initiative Moskauer Bürger, die noch nicht etablierten Künstlern helfen wollten.

So ist jetzt surrealistische Malerei von Zenkowski neben Bildern zu sehen, die sich mit der jüngeren sowjetischen Geschichte beschäftigen. Ins Auge stechen Werke von Kirin, die an Mirò und Kandinsky erinnern. Vertreten sind auch traditionelle naive Bilder, Stilleben, Akte und ironische Verfremdungen der Ikonenmalerei.

Auch Beispiele des sozialistischen Realismus, etwa das Portrait einer "Heldin der Arbeit" (1978), finden sich unter den 60 Arbeiten. Denn die inzwischen renommierte Moskauer Galerie setzt sich zwar vor allem für Dissidenten und früher unerwünschte Kunst aus der gesamten früheren UdSSR ein, sammmelt aber auch Bilder der schon fast verdrängten sozialistischen Zeit. "Man darf diese Epoche nicht einfach verleugnen", meint Marina Mirlina, die als Managerin der Galerie Best stellvertretend für die 15 in Marburg ausgestellten Künstler hier ist. "Es kommt uns auf den künstlerischen Wert der Bilder an, nicht auf die politische Richtung".

Kunst und soziales Engagement gehören für den Art Salon Best zusammen: Mit den Erlösen der Bilder, die in Moskau vor allem von Botschaftspersonal, internationalen Geschäftsleuten und westlichen Journalisten gekauft werden, hält der Art Salon Best nicht nur die Künstler über Wasser, sondern unterstützt auch sozial Schwache, kinderreiche Familien und pflegebedürftige alte Menschen in einem 800 000 Einwohner zählenden Stadtteil. Von 960 Mark, so viel kostet das teuerste der Bilder in Marburg, "kann ein Mensch in Rußland zwei Jahre leben", sagt Mirlina. Sie berichtet, die Mitarbeiter der Galerie, die gleich neben dem russischen Weißen Haus liegt, hätten sich beim Putsch in Moskau im August 1991 für die Verteidigung der Demokratie engagiert.

Über die Kunst eine Brücke zu anderen Völkern und Kulturen zu bauen, das haben sich die Initiatorinnen der Ausstellung vorgenommen. Ganz zufällig kam der Kontakt der Malerin und Galeristin Annegrete Henke- Reinarz zum Art Salon Best zustande: bei einem Russischkurs der VHS lernte sie Ludmilla Stangl kennen, die seit 1988 in Alsfeld lebt und eng mit den Begründern der Moskauer Galerie befreundet ist. Als Vertreterin des Art Salon Best will Stangl nun weitere Ausstellungen im Westen organisieren. "Das ist mein kleiner Beitrag, meine Landsleute zu unterstützen". tap

Ausstellung in der Galerie Henke- Reinarz bis 27. März. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 14.30 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr.

Ellenbogen-Theater

Theaterkarten erscheinen selbst jenen Enthusiasten als zu teuer, die für ein Abendessen im Restaurant locker 70 bis 100 Mark hinblättern, von McDonalds- Kunden zu schweigen. Dem kann abgeholfen werden, dachten sich die Chefs von "Freier Volksbühne" und "Berliner Ensemble" und führten den moderaten "Einheitspreis" bei "freier Platzwahl" ein: eine wahrhaft volkstümliche, demokratische Maßnahme - so will es scheinen. Dummerweise sind Theaterkarten wirklich enorm teuer, wenn man nämlich die Subvention auf den Kartenpreis aufschlägt. Doch die "wahren" Kosten kümmern Theatergänger so wenig, wie die wahren Kosten des Autoverkehrs diejenigen kümmern, die über die hohen Benzinpreise schimpfen.

Jedes subventionierte Theater muß einen gewissen (nicht zu hohen) Teil seiner Kosten einspielen, also gibt es im Normalfall Staffelpreise: wer vorne sitzen will, zahlt mehr. Der Verstoß der beiden Theater in Berlin-Mitte hat deshalb die Staatsbühnen, das Deutsche Theater, die Schaubühne sehr verdrossen: sie haben durchgerechnet, daß sie mit "Einheitspreisen" (die das Berliner Ensemble noch einmal für die ermäßigt, die einen "BE- Paß" kaufen, also - wie bei der Bundesbahn - einen Teil des Kaufpreises vorweg entrichten) nicht über die Runden kommen; sie bezweifeln, daß das überhaupt möglich ist. Und werden wohl vor dem Bühnenschiedsgericht klagen.

Derweil läuft der Demokratieversuch. Wer einen guten Platz will, muß, selbst wenn er seine Karte im Vorverkauf erstanden hat, mindestens fünfundvierzig Minuten vor Beginn der Vorstellung im Theater sein, sich in den Gängen strategisch klug nahe an den Türen aufhalten und dreißig Minuten im Pulk warten, bis diese endlich aufgetan werden. Dann braucht er gute Ellenbogen.

Demokratie à la BE und Volksbühne hat vornehmlich mit Nerven- und Körperkraft zu tun, stärkt also auf dem Umweg über den Einheitspreis jene Eigenschaften, die in der freien Wirtschaft hoch im Kurs stehen. Das Nachsehen haben hier wie dort, die derlei Anstrengungen im Kampf ums Dabeisein nicht gewachsen sind (oder sie ablehnen).

Das ideale BE-Publikum: eine Horde drängelnder, serienweise Plätze belegender, Hörsaal-gestählter künftiger Investment-Berater? Mahagonny am Schiffbauerdamm und am Rosa-Luxemburg- Platz? Kapitalismus-Training in Theater- Couloirs? Kein Wunder, daß der bronzene Brecht vor dem Theater unterm Taubendreck das Gesicht verzieht.

ROLAND H. WIEGENSTEIN

Herbststürme sorgten für eine Menge Zusatzarbeit Die Freiwillige Wehren sind im Aufwind: Mehr Einsätze und Mitglieder / 128 Mal wurde Fehlalarm gemeldet

FRANKFURT A. M. Einen erfreulichen Aufwärtstrend brachte das Jahr 1992 für den Stadtkreisfeuerwehrverband Frankfurt, in dem 28 freiwillige Feuerwehren und (seit Anfang 1992) auch die Betriebsfeuerwehr der Druckfarbenfabrik Schmidt in Rödelheim zusammengeschlossen sind. Darüber wird Stadtbrandinspektor Gerhard Weidhaas beim Feuerwehr-Verbandstag 1993 am Samstag, 13. März (15 Uhr), in der Sport- und Kulturhalle in Unterliederbach (Hans-Böckler- Straße 4) berichten.

Unter positiven Vorzeichen wird auch der Situationsbericht des Dezernenten für den Brand- und Katastrophenschutz, Tom Koenigs, stehen. Er wird wahrscheinlich den Gerätehausbau, die Fahrzeugbeschaffung, die persönliche Ausrüstung der Freiwilligen, die "stille Alarmierung" und den jüngsten Störfall in Griesheim ansprechen, bei dem außer der Berufsfeuerwehr in Schwanheim auch die Freiwillige Feuerwehr eingesetzt war. Erstmals nimmt an einem Verbandstag auch der neue Amtsleiter der Branddirektion, Reinhard Ries, teil.

Dem Feuerwehrverband gehören derzeit 835 männliche und weibliche Aktive an. Zur Ehren- und Altersabteilung zählen 588 ehemalige Feuerwehrleute. Mit Gründung weiterer Nachwuchsabteilungen in Niederrad und jüngst in Schwanheim sind die Jugendfeuerwehren in Frankfurt nun flächendeckend vertreten. Erfreulich war der Zuwachs an Jugendlichen: Waren es Anfang 1992 insgesamt 387 (davon 69 Mädchen), stieg die Zahl bis Ende des Jahres auf 456 (davon 79 Mädchen).

Der Stellenwert der Freiwilligen spiegelt sich in der Einsatzstatistik wider. In Partnerschaft mit der Berufsfeuerwehr leisteten sie hervorragende Arbeit, beispielsweise zweimal nach schweren Unwettern. 806mal wurden die Wehren 1992 alarmiert (Vorjahr: 501 Alarme), bekämpften 302 Brände und leisteten 318mal technische Hilfe (Vorjahr: 49). In 47 Fällen wurden die freiwilligen Feuerwehren in Alarmbereitschaft versetzt. 128 blinde oder böswillige Alarmierungen waren zu verzeichnen. Die Einsatzdauer betrug im vergangenen Jahr 4963 Stunden.

Der ehrenamtliche Dienst in Ausbildung und Einsatz entlastete den Stadtsäckel mit Beträgen in Millionenhöhe. Gegenleistungen sind die Bereitstellung von Einsatzfahrzeugen und Geräten, Ausrüstung der Aktiven, ein finanzieller Zuschuß zur Verbandsarbeit, Fördermittel für die Jugendarbeit sowie der Bau oder die Erweiterung von Gerätehäusern (in Ginnheim und Niederursel hofft man auf die Fertigstellung neuer Unterkünfte noch in diesem Jahr, in Hausen soll erweitert, im Stadtteil Praunheim neu gebaut werden).

Bei allen städtischen Leistungen, die zum großen Teil vom Gesetzgeber vorgeschrieben sind, handelt es sich jedoch nicht um "Geschenke" an die Stadtteilfeuerwehren. Sowohl die Gerätehäuser, der Fahrzeugpark, Geräte und anderes mehr sind und bleiben Eigentum der Stadt. Älteste Frankfurter Wehr ist die Freiwillige Feuerwehr Höchst, 1852 gegründet, die zweitälteste wurde 1859 in Rödelheim aus der Taufe gehoben.

"Runde Geburtstage" können 1993 sechs Wehren begehen: 120 Jahre alt wird die Feuerwehr Seckbach, 100 Jahre die Feuerwehr Ginnheim, jeweils 90 Jahre die Wehren in Niederursel und Sossenheim, 80 die Zeilsheimer Wehr und 60 Jahre die Feuerwehr in Harheim. Die seit 20 Jahren bestehende Partnerschaft zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Rabland/Südtirol und dem Stadtkreisverband Frankfurt soll in der Mainmetropole gefeiert werden.

Nach der Verbandsversammlung in Unterliederbach werden die Jubiläumsvorbereitungen für das 125jährige Bestehen des Stadtkreisfeuerwehrverbandes Frankfurt im Jahre 1994 fortgesetzt. dixi

Man kann Auschwitz nicht ausdrücken Ein Gespräch in Bockenheim zeigte die Schwierigkeit, den Holocaust darzustellen

FRANKFURT A. M. "Ist Auschwitz ausstellbar?" Hanno Loewy antwortete ohne zu zögern. "Nein, Auschwitz ist nicht ausstellbar." Das ist eine nur scheinbar eindeutige Aussage: Die ausgestellten Bilder können das Grauen nicht wirklich darstellen, präzisierte er, denn der Holocaust sei nicht zu vermitteln. "Man kann Auschwitz nicht ausdrücken", sprang ihm Rudolf Dohrmann zur Seite; das schmälere aber keineswegs die Anstrengungen, Auschwitz verstehen zu wollen.

So habe er, Dohrmann, als nichtjüdischer Deutscher einen eher "schweren" Zugang zu diesem Thema, Loewy hingegen, dessen jüdische Familie größtenteils in dem Vernichtungslager dort umgebracht wurde, einen "leichten" Zugang zu Auschwitz, sagte Dohrmann - paradox.

Der Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz hatte zu der Diskussion eingeladen. Sie lief anläßlich der Ausstellung "Auschwitz - das Verbrechen gegen die Menschheit" in den Ausstellungsräumen in der Bockenheimer Voltastraße.

Die Gesprächsrunde: Krystyna Oleksy (Vize-Direktorin des Staatlichen Museums Auschwitz), Franciszek Piper (Leiter der historischen Abteilung des Auschwitz-Museums), Hanno Loewy (Fritz-Bauer-Institut), Gottfried Kößler (Mitarbeiter der Hessischen Lehrerfortbildung und des Historischen Museums Frankfurt) sowie Rudolf Dohrmann (Pastor und Vorstandsmitglied des Vereins zur Gründung der Stiftung Auschwitz).

Die Diskussionsteilnehmer hatten sichtlich Schwierigkeiten, ihre Meinung in Worte zu fassen, die richtigen Begriffe für ihre Empfindungen zu finden. Mißverständnisse, Argumentationen weitab vom Thema, eine unterschwellige Aggression und eine merkwürdige Sprachlosigkeit bestimmte die Atmosphäre des Gespräches. Auch wenn Experten auf dem Podium saßen, die sich schon jahrelang mit diesem Thema beschäftigten, wurden im Laufe der Diskussion mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben.

Das lag nicht zuletzt daran, daß die Vokabel Auschwitz "überfrachtet" ist. Auschwitz sei zum einen der konkrete Ort der Massenvernichtung durch Vergasung und Zwangsarbeit, sagte Loewy. Zum anderen sei Auschwitz zum Symbol für den Terror durch die Nazis, zum Zeichen für alle Erscheinungen des Dritten Reiches geworden - und "Symbole können sich abnutzen und schwach werden", warnte Dohrmann.

Eine Erfahrung, die Lehrer Kößler bestätigte: Schülern sei Auschwitz schwer zu vermitteln, "es ist teilweise zu unkonkret geworden". Auch Frau Oleksy berichtete von Führungen durch das ehemalige Konzentrationslager: Für viele junge Leute sei der Nationalsozialismus so weit weg wie Geschichten aus dem Mittelalter. Das sei zum Teil auch Schuld der Darstellungsform: Vokabeln wie "Hölle von Auschwitz" für das KZ und "Bestien" oder "Sadisten" für SS würden die Ereignisse verfremden. Das lenke von der Tatsache ab, daß die Täter normale Menschen waren, daß der Terror des Dritten Reiches kein "Busunglück" gewesen sei: "Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen", betonte sie. Es habe einen Weg dorthin gegeben, das müsse in Ausstellungen deutlich gemacht werden.

Die Perspektive des Täters, vor allem die Motive, seien auch in der Ausstellung in Frankfurt zu kurz gekommen, fand Hanno Loewy. "Die Frage nach dem Warum wird nicht beantwortet; sie wird nicht einmal gestellt", kritisierte er. Und auch den Opfern würde die Ausstellung nicht gerecht. Ein Anspruch, dem nach seiner Meinung bislang keine Ausstellung gerecht wurde.

Das Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau selbst beschränke sich auf eine äußere Perspektive, der Besucher "kann den Tötungsapparat studieren"; in israelischen Ausstellungen werde wenigstens eine Vorgeschichte der Opfer erzählt, oft stehe der Widerstand in dem Lager im Mittelpunkt und der spätere Weg der Überlebenden nach Israel.

"Aber die Überlebenden sind nicht die wirklichen Zeugen des Holocaust; sie reden nur stellvertretend für die unzähligen Toten." Sich dem Schicksal dieser Namenlosen zu nähern, sollte nach Hanno Loewys Meinung die Aufgabe einer Ausstellung sein. "Auschwitz ist ausstellbar", revidierte er am Ende der Veranstaltung seine Eingangsbehauptung. Doch über das "Wie" hat auch diese Diskussion keine Antworten geliefert. rea

Neubau allein reicht nicht Experten diskutierten kontrovers über Wohnungspolitik

SACHSENHAUSEN. "Spekulanten, die aus finanziellem Interesse Altbauten kaufen, um sie in Eigentumswohnungen umzuwandeln, müssen nicht unbedingt kriminell sein." Schließlich hätten die Mieter, die ihre Wohnung selbst kaufen, zumeist keine andere Möglichkeit, preisgünstigen Wohnraum zu erwerben. So begründete der wohnungspolitische Sprecher der Frankfurter CDU, Dieter Mönch, seine Aussage bei einer Podiumsdiskussion zur Frankfurter Wohnungspolitik, zu der die Sachsenhäuser Jusos in das Affentorhaus eingeladen hatten.

Dabei wollte Mönch anfangs gar nicht an der Diskussion teilnehmen. Seine Absage hatte er mit der - ironisch gemeinten - Forderung der Jusos, endlich die "Katholikenflut" einzudämmen, begründet. Nach einer Stellungnahme der Sachsenhäuser Jusos nahm er die Einladung schließlich doch an. Obwohl die Veranstaltung im Vorfeld solch hohe Wellen geschlagen hatte, kam gerade ein gutes Dutzend Zuhörer, um der Expertenrunde zuzuhören. Auf dem Podium saßen neben Dieter Mönch auch noch der ehrenamtliche Stadtrat Erich Arold (SPD), die wohnungspolitische Sprecherin der Grünen, Hannelore Schneider, und Jürgen Lutz vom Verein "Mieter helfen Mietern".

Dieter Mönchs Meinung zu der derzeitigen Umwandlungswelle war nicht der einzige Streitpunkt der Diskussion; in einem Papier hatten die Jusos mehrere Punkte aufgegriffen, zu denen sie die Experten befragen wollte. Neben einer unterschiedlichen Beurteilung der Wohnungsmisere differierten freilich auch die Lösungsvorschläge der Parteienvertreter. So liegt der Ausweg aus der Wohnungsknappheit laut Dieter Mönch nicht im Schutz der bestehenden Wohnungen vor Umwandlung, Zweckentfremdung oder Luxussanierung, sondern vielmehr in der Ausweisung von Baugebieten und einer verdichteten Bauweise.

Hannelore Schneider von den Grünen widersprach dieser Meinung ganz entschieden. Sie favorisierte klar den Schutz der bestehenden Wohnungen: "Bestandsschutz ist viel billiger als Neubau," sagte sie. Dabei müßte sich der Bestandsschutz auch auf privat finanzierten Wohnraum erstrecken, ebenso wie auf Sozialwohnungen, die nicht mehr der Mietpreisbindung unterliegen. Denn weder der private noch der öffentliche Wohnungsbau könnte den Bedarf allein decken, begründete Frau Schneider ihren Vorschlag: "Der freie Wohnungsmarkt wird's schon richten - diese Vorstellung ist endgültig vom Tisch. Jetzt müssen wir auch noch die Parole ,Wachstum oder Untergang' streichen", denn die sei schädlich für Ballungsräume wie das Rhein-Main-Gebiet.

Stadtrat Erich Arold sieht im Gegensatz zu Frau Schneider noch Baulandreserven, die es zu nutzen gilt: "Neubau in Frankfurt ist ein absolutes Muß, denn sonst müßte man den Zuzug stoppen." Er schätzt, daß um die Jahrtausendwende etwa 700 000 Menschen in Frankfurt leben werden - 30 000 mehr als jetzt. Dennoch dürfe man den Bestandsschutz nicht vernachlässigen und müsse Umwandlungen, die Mieter verdrängen, verhindern. Ein unverzichtbares Mittel zum Mieterschutz sei zudem der Mietspiegel.

Jürgen Lutz vom Verein "Mieter helfen Mietern" mahnt dagegen die Bekämpfung der Ursachen der Wohnungsnot an: "In Frankfurt gibt es kein vernünftiges Verhältnis von der Zahl der Arbeitsplätze zu der Zahl der Wohnungen." Durch die vielen Arbeitsplätze in der Stadt stiegen einerseits der Siedlungsdruck und andererseits die Pendlerströme stark an. Deswegen müsse man Investoren, die in der Stadt Arbeitsplätze schaffen, verpflichten, Wohnungen zu bauen. "Nur so kann man die reine Büro- und Einkaufsstadt verhindern," fügte Lutz hinzu. In den Vereinigten Staaten hätte man mit dieser Koppelung von Gewerbe- und Wohnungsbau schließlich auch Erfolg gehabt. gun

Eine musikalische Reise durch Europa Konzert der Schillerschule / Im Juni wird Musical "Money is funny" aufgeführt

SACHSENHAUSEN. Jeder kennt die Eurovisionsmelodie, doch kaum einer weiß, daß dieser Hit bereits drei Jahrhunderte alt ist: Im Jahr 1690 komponierte Marc-Antoine Charpentier ein Te Deum, dessen Prelude heute immer dann erklingt, bevor sich Gerd Rubenbauer von der Kitzbühler Streif oder Dieter Kürten aus dem Wembley-Stadion meldet. Das Konzert in der Aula der Schillerschule wurde allerdings nicht europaweit live übertragen, obwohl Charpentiers Fanfare schmetterte. Das Stück - gespielt von den vereinten Orchestern der Freiherr- vom-Stein- und der Schillerschule - eröffnete den zweiten Teil des Konzerts und war programmatisch: Werke aus zehn verschiedenen Ländern Europas standen auf dem Programm.

Der erste Teil des Schulkonzerts war ausschließlich den Schülerinnen und Schülern der Schillerschule vorbehalten. Einen Tag vorher, in der Aula der Freiherr-vom-Stein-Schule, waren es die Kollegen vom Gymnasium in der Hedderichstraße, die die erste Stunde gestaltet hatten: Seit über 20 Jahren besteht das gemeinsame Orchester der beiden Sachsenhäuser Gymnasien. Selbstverständlich will jede Schule "ihr" Frühjahrskonzert veranstalten, und so spielte das Orchester sein Programm eben an zwei Abenden hintereinander.

Beeindruckend war die Anzahl der Holz- und Blechbläser, die sich auf der nicht gerade kleinen Bühne der Schillerschule quetschten. Neben gut 40 Blasmusikern war für die Streicher kein Platz mehr, sie mußten ins Parkett weichen. Bei einem derartig großen Orchesterapparat sind umständliche Umbaupausen kaum zu vermeiden, denn es standen nicht nur Werke für Sinfonieorchester auf dem Programm: Nach der Ouvertüre zu "Wilhelm Tell" von Gioacchino Rossini, zwei traditionellen Stücken aus England und einer Ballettmusik des französischen Frühklassikers Gretry spielte Oboistin Sonja Stahlmann das Präludium aus einem Oboenkonzert von Arcangelo Corelli. Bemerkenswert war ihr sicherer Tonansatz und die Ruhe mit der sie vor großem Publikum in der Aula musizierte.

Der originellste Beitrag des zweiten Konzertteils folgte gleich danach: Die Bühne wurde freigeräumt, denn die neun Musikerinnen und Musiker brauchten für ihre Instrumente viel Platz. Sie trugen verschiedenste Stabspiele - Xylophone, Marimbaphone und Metallophone - herein und spielten eine von Henriette Sattler arrangierte Fantasie aus Werken des norwegischen Komponisten Edvard Grieg. Wieviel Probenarbeit hinter dem verblüffend präzisen und virtuosen Spiel steckt, konnten die Zuhörer allerdings nur ahnen.

Die 70 Musiker des großen Orchesters legten sich mächtig ins Zeug, um ihr Programm möglichst gut zu spielen und dem Publikum zu imponieren. Ihre Dirigenten Wolfgang Zerlik und Ferdinand Groß hatten es ihnen schwer genug gemacht: Beim Menuett aus Franz Schuberts Sinfonie Nr. 5 und dem Walzer aus Tschaikowskis Ballett "Schwanensee" waren viele technisch überfordert, doch bei einem Schulkonzert verlangt niemand Perfektion - die Stücke machten trotz einiger schräger Töne viel Spaß. Am besten gelang dem Orchester die Polka aus Friedrich Smetanas Oper "Die verkaufte Braut": Die Dynamik reichte vom satten forte bis zum feinen piano und die volkstümlich getönte Musik ging prächtig ins Ohr.

Den ersten Teil des Konzerts in der Schillerschule hatte die Blockflöten-AG unter Brigitte Frei mit einer originellen Bearbeitung der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi eröffnet. Kaum geringer waren die Ohrwurmqualitäten des nächsten Stücks: Leonard Bernsteins rhythmisch heikles "America" aus dem Musical Westside-Story spielte das Vororchester unter Leitung von Wolfgang Zerlik. Nach Liedern aus dem Lochheimer Liederbuch, die der Kreis für historische Instrumente und eine Vokalgruppe musizierte, rissen zwei Songs aus dem Musical "Money is funny" das Publikum vor der Pause von den Sitzen. Norbert Hanf dirigierte die Bigband der Schule, drei Gesangssolistinnen und den Chor. Konservativen Musiklehrern dürfte der reichlich seichte Text ("Buy a balloon" und "A little bit is not enough") und die schlagermäßige Musik aus der Komponistenfeder von Bernd Hald zwar den kalten Schweiß auf die Stirn treiben, den Schülern machte es aber offenbar Spaß und das ist schließlich die Hauptsache.

Wer Geschmack daran gefunden hat, kann bald mehr davon bekommen: Das gesamte Musical "Money is funny" wird am Montag, 21., und Mittwoch, 23. Juni jeweils um 19.30 Uhr in der Aula der Schillerschule (Morgensternstraße 3) aufgeführt. ECKART BAIER

Sportlich sind sie top, finanziell ein Flop Radballer der "Nassovia" sammelten viele Titel / Klub steckt in den roten Zahlen

HEDDERNHEIM. Der 108 Mitglieder starke Radsportverein Nassovia Wanderlust 1896 Heddernheim hat im vergangenen Jahr einen sportlichen Erfolg nach dem anderen erkämpft. Doch die Querelen um die finanzielle Situation wollen nicht enden. In diesen beiden Sätzen läßt sich die Bilanz des Jahres 1992 zusammenfassen.

Für die Erfolge im Zweier-Radball sorgten bei den Aktiven über 18 Jahre gleich zwei Teams. Stefan Selzer und Stefan Kunze belegten den fünften Platz in der Verbandsliga und konnten zudem auf einem international besetzten Turnier in Albungen bei Kassel einen dritten Platz erspielen. Das zweite Team, bestehend aus Andreas Brümmer und Sven Graf, belegte eine Klasse tiefer den vierten Platz der Landesliga und konnte, ebenfalls bei einem internationalen Turnier in Griesheim, einen dritten Platz erringen.

Spektakulärer schnitten dagegen die drei Jugendteams ab. Stefan Tichy und Daniel Völker (Schüler A) wurden Bezirks- und Hessenmeister. Bei der Regionalmeisterschaft mußte sich das Duo mit einem zweiten Rang begnügen. Die deutsche Meisterschaft schlossen die beiden mit Rang vier ab. Außerdem gingen noch drei Turniersiege und die Teilnahme als hessischer Vertreter am Jugend-Länder- Pokal auf das Konto des Paares. "Dieser Erfolg ist einmalig seit der Fusion der Nassovia mit der Wanderlust im Jahre 1968", betonte Trainer Manfred Völker, Daniels Vater.

Frank Müller und Martin Strube qualifizierten sich für die Jugendliga und trugen mit der Bezirksmeisterschaft, dem vierten Platz bei der Hessenmeisterschaft und zwei Turniersiegen ihren Teil zur positiven Bilanz bei. Die Junioren Arne Berger und Andreas Völker standen den Jüngeren in nichts nach. Die Ballkünstler auf dem Rad wurden Bezirksmeister und sechste der Hessenmeisterschaft. Zudem qualifizierten sich Berger / Völker für die Juniorenliga und wurden zweite Sieger eines Turniers in Mainz mit nationaler Konkurrenz.

So erfreulich die sportliche Bilanz ist, so unerquicklich sind die Streitereien wegen der finanziellen Lage des Radsportvereins. Ursache für die Misere ist das 1987 abgebrannte Klubhaus auf dem Vereinsgelände an der Kaltmühle, das schon ein Jahr später mit einem Zuschuß der Stadt wieder aufgebaut werden konnte und 1989 Richtfest feierte. Der Innenausbau konnte im vergangenen Jahr abgeschlossen werden. Für die Arbeiten im Haus hatte sich eigens ein Team gegründet: "Die machten ihre Sache im handwerklichen Bereich hervorragend", sagte der Erste Kassierer Stefan Kunze. Doch auf Dauer gab es Probleme mit dem Vorstand, da das Team "ohne Rücksprache mit dem Vorstand Geld ausgab", erinnert sich Kunze. Und das, obwohl die laufenden Kosten der Nassovia seit 1986 angestiegen waren und zwischenzeitlich eine Höhe von 10 000 Mark erreichten. "Wir mußten kürzer treten und sorgsamer auf die Bilanzen achten", erklärte Kunze. Eine Sparmaßnahme sei beispielsweise die Reduzierung der Öffnungszeiten des Vereinshauses gewesen. Kunze: "Das verstanden die Jungs falsch." Etwa 20 Mitglieder traten kürzlich gar aus dem Verein aus.

Doch auch im finanziellen Sektor gab es im vergangenen Jahr einen bescheidenen Erfolg. "Anfang des Jahres waren wir noch in den Miesen, doch jetzt haben wir keine Schulden mehr auf der Bank", sagte der Zweite Vorsitzende Stephan Zöppig. Schwarze Zahlen und eine Rücklage sind das Ziel. Denn: In drei Jahren feiert der Klub sein 100. Jubiläum.

Auch Trainer Manfred Völker hat ein Ziel für die nahe Zukunft: Mit dem Nachwuchs will der Übungsleiter wieder an die Weltspitze und damit an längst vergangene (erfolgreiche) Zeiten anknüpfen. Die Pokale und Auszeichnungen hat das Feuer zwar zerstört, doch die Erinnerung an die goldenen 20er- und 30er Jahre des Klubs sind noch lebendig. Zwischen 1927 und 1937 sammelten die Radballer der Wanderlust drei Europa- und sieben Weltmeistertitel. ara

Keine Zweifel

In Ihrem Bericht vom 1. 3. 1993 "Nahm Lehrer Hitler in Schutz?" über die "angeblichen Vorfälle" an der Liebigschule in Gießen ist Ihre Unterstellung, daß "am demokratischen Geist der renommierten Ausbildungsstätte" zu zweifeln sei, diffamierend und nicht haltbar. Vielmehr entbehrt bei einem Kollegium von etwa 120 Lehrer/innen eine Bewertung in solcher Pauschalität jeglicher Grundlage.

Wir wollen die schweren Vorwürfe gegen einen Lehrer unserer Schule nicht beschönigen, halten es aber für guten rechtsstaatlichen Stil, in einem laufenden Verfahren Zurückhaltung zu üben, bis Justiz und Schulbehörde ihre Verfahren abgeschlossen haben.

Das Kollegium in seiner Gesamtheit steht fest und überzeugt zu den demokratischen Traditionen und dem in der Hessischen Verfassung in Artikel 56,4 festgeschriebenen Ziel der Erziehung, nämlich "den jungen Menschen zur sittlichen Persönlichkeit zu bilden, seine berufliche Tüchtigkeit und die politische Verantwortung vorzubereiten zum selbständigen und verantwortlichen Dienst am Volk und der Menschheit durch Ehrfurcht und Nächstenliebe, Achtung und Duldsamkeit, Rechtlichkeit und Wahrhaftigkeit".

Dafür bürgen die 120 Lehrer/innen der Liebigschule. Am demokratischen Geist dieser Schule gibt es keine Zweifel.

Dieter Nettelbeck (Liebigschule/ Vorsitzender des Personalrates), Gießen

Auf Imponiergehabe und Großmachtsträume verzichten

Glaubt die Bundesregierung, glauben die sie tragenden Parteien CDU/CSU und FDP wirklich, daß das Volk, also wir Bürger, mehrheitlich die Argumentation der Rechtfertigungsstrategie zur Planung eines weltweiten Kampfeinsatzes der Bundeswehr gutheißen, zumal sie wegen ihrer nebulösen Worthülsen eher Verwirrungen als Klarstellungen bewirken wird? Meiner Meinung nach müßte in einer Demokratie eine so wichtige politische Frage den Bürgern zur Entscheidung vorgelegt werden. Eine Entscheidung, die nicht in irgendwelchen undurchschaubaren Ausschüssen hinter verschlossenen Türen ausgekungelt werden darf und auch nicht in Karlsruhe gerichtlich entschieden werden sollte.

Die Legitimationsargumentation, daß wir nach Erhalt unserer vollen Souveränität quasi zu derartigen Kampfeinsätzen gezwungen seien, ist m. E. für jemanden, der nachdenkt, so kaum nachvollziehbar.

Vielleicht firmiert Herr Rühe, der sich zu Beginn seiner Amtszeit schon mal Widerworte zu fragwürdigen Bonner Zielen der Verteidigungspolitik erlaubte, sich bei der 1. Lesung zur Grundgesetzänderung am 15. 1. 1993 im Bundestag (FR vom 16. Januar 1993 "Debatte über Koalitionsvorschlag zu Bundeswehreinsätzen") als ein vehementer Fürsprecher dieses neuen militärischen Tatendrangs entpuppte, bald als "Friedensminister"?

Allen Befürwortern dieser Linie sei gesagt: der Souveränitätshinweis als Rechtfertigungsversuch für die geplante Grundgesetzänderung ist eine heuchlerische Volksverdummungsaktion sondergleichen. Wo steht denn geschrieben, daß ausgerechnet jetzt nach Beendigung des "Kalten Krieges" für deutsche Soldaten weltweite Kampfeinsätze zwangsläufig notwendig würden, und zwar im UN-, NATO-, WEU- oder KSZE-Auftrag? Wer zwingt da wen?

Drängt vielleicht unsere Generalität darauf, endlich wieder einmal "soldatische Tugenden" in derartigen Kampfeinsätzen erfolgreich unter Beweis stellen zu können? Die Militärseelsorger werden - wie schon immer - zur Stelle sein, um aufkommende Zweifel am Sinn solch' tödlicher Kampfeinsätze im Keim zu ersticken. Und sie werden nicht aufhören, Waffen zu segnen.

Ich frage: reichen 60 Millionen Tote in dem von uns angezettelten Zweiten Weltkrieg immer noch nicht aus, um unser aller Gewissen wachzurütteln, sensibler zu reagieren, wenn jetzt leider eine Ausweitung des militaristischen Denkens und Tuns zur Debatte steht? Die Worte "Frieden schaffen mit immer weniger Waffen" (O-Ton Kohl) können wir wohl vergessen; es ist m. E. eine Schande für unser Land, daß wir inzwischen an 3. Stelle der Rüstungsexportländer stehen und man sich damit noch brüstet.

Und was der ständige Hinweis auf unsere Souveränität anbelangt, sollte die Regierung sie als eine Möglichkeit nutzen, jetzt auch einmal NEIN sagen zu können, oder will sie wirklich dazu beitragen, daß Kriege als Mittel der Politik weiterhin einkalkuliert werden müssen?

Wann, wenn nicht jetzt, gäbe es die Möglichkeit, von kriegerischem Imponiergehabe, Großmannssucht und Großmachtsträumen Abschied zu nehmen und frei werdende Mittel zur Beseitigung von Hunger, Not und Elend einzusetzen, um so Flüchtlingsströme ungeahnten Ausmaßes verhindern zu helfen, oder um bei Natur- und Umweltkatastrophen unsere Hilfe anzubieten.

Es ist zum Verzweifeln, denn diejenigen, die etwas ändern könnten, sind unfähig, überholte kriegerisch ausufernde Denkschablonen zu durchbrechen, dies wohl auch gar nicht wollen, weil ihnen Machtausübung alles bedeutet und ihnen jedes Verständnis für die eigentlichen Nöte und Sorgen der Bürger vollkommen abhanden gekommen zu sein scheint.

Ruth Balke, Brühl

Forstamt fragt nach Naturverständnis 10 000 Besucher des Naturschutzinformationszentrums in Schotten (Vogelsbergkreis) sollen vom Sommer an über ihr Naturverständnis und Umweltbewußtsein befragt werden. Wie das Hessische Forstamt Schotten berichtete, soll die Umfrage "Sinn und Zweck" der Informationszentrale ermitteln, die sich die Landesforstverwaltung jährlich 60 000 Mark kosten läßt. 1992 informierten sich laut Forstamt 36 000 Besucher in der Einrichtung, darunter 170 Schulklassen.

Mit Smoking zum Billard in den Hinterhof Zweitligist PBC Frankfurt strebt Aufstieg an / Verein "schrumpft sich gesund" / Auch Frauen aktiv

Es ist Donnerstag abend, 19.30 Uhr. In den Straßen von Frankfurt-Bornheim ist es düster. Wer sich aber in die Große Spillingsgasse verirrt, der steht im Dunkeln. Da hinten im Hinterhof leuchtet eine Brauerei-Werbung. Sollte da etwa . . .?

Richtig, da hinten ist der Pool-Billard- Club Frankfurt zu Hause. Hinter der Tür, die sich nur knarrend öffnen läßt, tauchen drei Billardtische auf. Und Robert Pfeiffer, der Vorzeige-Spieler des Vereins. Im Einzel hat er diverse Hessenmeistertitel gewonnen und spielt in der 8-Ball- Bundesliga. Wichtiger ist ihm jedoch das Wohlergehen der Mannschaft, die in der zweiten Bundesliga antritt. Robert Maylat, Mike Sharell, Dirk Ullrich, Uwe Kaiser und Robert Pfeiffer wollen den Aufstieg noch in diesem Jahr schaffen.

Derzeit liegen die Bornheimer Billardspieler auf Rang vier, damit wäre die Relegation noch drin. Dort war der PBC schon einmal, scheiterte aber im letzten Jahr. Sollte es wieder nichts werden mit dem Sprung nach oben, bekäme der Verein Probleme. Denn die zweite Mannschaft fährt in der Oberliga auch auf Aufstiegskurs, und der Verband läßt nur ein Team pro Verein in der 2. Bundesliga zu. Doch der PBC hat noch andere Sorgen.

Zum Beispiel das Vereinsheim im Hinterhof. Die Miete zahlt zwar die Stadt Frankfurt, doch mit drei Billardtischen ist nicht viel Platz. "Wir schrumpfen uns gesund", sagt Pfeiffer und dokumentiert dies mit der Mitgliederstatistik. Von einst 150 aktiven und passiven Billardspieler gehören heute noch 40 zum PBC. Und das in einer Zeit, in der Billard stark expandiert, riesige Kommerz-Center mit 50 Tischen großen Reibach machen.

Mittelfristig denkt auch Robert Pfeiffer daran, das Vereinsheim aufzugeben und in einem Billard-Center zu spielen. Erstens hätten die Tische dort eine bessere Qualität, und zweitens gäbe es genug Platz für alle Interessenten, die beim Bornheimer Klub vorstellig werden.

Auch für die Frauen des Vereins. Daß der PBC diese in seinen Reihen weiß, gehört überhaupt zu den Besonderheiten des Klubs. Damit zählen die Bornheimer nämlich zu den sieben Vereinen in Hessen, die eine Frauenmannschaft melden. Dabei gibt es keinen Grund, warum Frauen schlechter spielen sollten als Männer. Billard ist zu 95 Prozent Konzentrationssache. Und die bewies vor allem Susanne Vorländer, die auch schon im Männer-Verbandsliga-Team antrat.

Mit dem Image des Billards hat Pfeiffer keine Probleme. Zwar gibt es noch Mitbürger, die Billard als Sport belächeln, doch je höher das Niveau, desto geringer der Spott. Er tritt nur in Smoking oder mit Weste und Fliege an. Eine Bekleidung, die nicht zur Atmosphäre im Klubheim des PBC in der Großen Spillingsgasse paßt. ANDREAS RIPPL

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Kindertheater: Weißpelz, Sa., 15 Uhr, Bürgerhaus Mörfelden.

Akkordeon-Club Walldorf: Frühjahrskonzert, So., 16 Uhr, Stadthalle.

SKV-Mörfelden: Frühjahrskonzert, So., 17 Uhr, Bürgerhaus.

Rüsselsheim. Irische Musik mit Skylark, Sa., 20 Uhr, Museumskeller.

Sängerball 1993, Sa., 20 Uhr, Walter-Köbel-Halle. Beef-Dance-Disco, Sa., 22 Uhr; Hip-Hop- Zap-Party, So., 16 Uhr, das Rind, Mainstraße. Puppenspiel: Die Bremer Stadtmusikanten, So., 15 Uhr, Stadttheater.

Groß-Gerau. Matinee mit Maboosh, So., 11 Uhr, Kulturcafé.

Kabarett: Gerd Dudenhöffer spielt Heinz Becker, So., 20 Uhr, Jahnturnhalle.

Büttelborn. Musikkabarett: Bees denewe, Sa., 20 Uhr, Café Extra, Schulstraße.

Frühjahrskonzert des Blasorchesters, Sa., 20 Uhr, im Volkshaus.

Ginsheim-Gustavsburg. Puppentheater: Der dicke, fette Pfannkuchen, So., 15 Uhr, Burglichtspiele.

Kelsterbach. Unterhaltungskonzert des Orchestervereins, So., 17 Uhr, Bürgerhaus.

Nauheim. Puppentheater: Der dicke, fette Pfannkuchen, Sa., 15 Uhr, Saalbau Ruhland. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Peter Pan (Sa., So., 14.30 Uhr); Dracula (Sa., So., 17, 20; Sa., 22.30 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Dracula (Sa., 15, 19.30; So., 15, 17, 20 Uhr Uhr); Doppelprogramm: Dracula + Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 15.15, 20.30; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Tom und Jerry (Sa., 15; So., 11, 13, 15 Uhr); Ein ehrenwerter Gentlemen (Sa., So., 17, 20; Sa., 22.45 Uhr). - Rex II: Kein Pardon (Sa., So., 15, 16.45, 18.30; Sa., 23 Uhr); Jimmy Hoffa (Sa., So., 20.15 Uhr); Night on Earth (Sa., 22.45 Uhr); Die Schöne und das Biest (So., 11, 13.30 Uhr). - Cinema: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 15; So., 13.10, 15 Uhr); Ein ganz normaler Held (Sa., So., 17, 20 Uhr); Matinee: Das Schloß meiner Mutter (So., 11 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Kevin, allein in New York (Sa., So., 17.30 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 19.30 Uhr); Dracula (Sa., So., 21.45 Uhr); Reineke Fuchs (So., 15 Uhr). Vorträge / Kurse Riedstadt. Workshop zur TA-Siedlungsabfall - Ende der Alternativen ?, Sa., 14 Uhr, Rathaus Crumstadt. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Naturfreunde: Senioren-Nachmittag, Sa., 15 Uhr; Treffen zur Wanderung, So., 8 Uhr, am Naturfreundehaus. BdV-Kaffeenachmittag, Sa., 15 Uhr, Stadthalle.

Naturschutzbund Walldorf: Offen für Jedermann zur Aussprache, So., 10 Uhr, Hütte Nasses Tal.

Kelsterbach. Stammtisch des Kelsterkult, So., 19.30 Uhr, Dickworz.

Heringsessen der Feuerreiter, Sa., 19 Uhr, Hotel Lindenhof.

Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Predigt zum Thema: Armut im Wohlstand, So., 15 Uhr, Hüttenkirche.

Riedstadt. Fest: Zusammen gegen Rassismus und rechte Gewalt, Sa., ab 17 Uhr, im Festsaal des Philippshospitals.

Trebur. Frühlingsfest der Grundschule, Sa., 11 bis 17 Uhr, auf dem Schulgelände.

Gernsheim. Modelleisenbahn- und Modellautobörse, So., 10 bis 16 Uhr, Bürgerhaus Allmendfeld. Ausstellungen Rüsselsheim. Alle Macht den Träumen: Multimediastück zur Eröffnung der Ausstellung von Klaus-Heinrich Schader, Sa., 20 Uhr, Stadttheater. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 /6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.

Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.

Riedstadt. Sa., 8 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr; Rufbereitschaft, Sa., 8 bis So., 24 Uhr.

Nördlicher Bereich: Dr. Nold, Büttelborn, Taunusstr. 27, Tel. 0 61 52 / 5 66 99.

Südlicher Bereich: Dr. Weidle, Rüsselsheim, Marktstr. 21, Tel. 0 61 42 / 6 23 01.

Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Jochen Piatscheck, Pfungstadt, Feldstr. 42, Tel. 0 61 57 / 8 13 00, priv.: 0 61 51 / 66 40 07. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.

Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Robert- Koch-Apotheke, Walldorf, Waldenserstr. 80, Tel. 0 61 05 / 7 57 96.

Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89. (Ohne Gewähr)

Brüssel fährt bei Regeln für Gefahrgut-Transporte zweigleisig Bundesrat macht Bonner Verkehrsministerium einen dicken Strich durch die Rechnung zu den Sicherheitsstandards

Für Hans Wilhelm Köppen ist die Situation klar: Entweder die Bundesrepublik senkt ihre Sicherheitsstandards bei Gefahrgut-Transporten, oder aber die europäischen Regelungen müssen auf das deutsche Niveau angehoben werden. Denn nach Ansicht des geschäftsführenden Gesellschafters der Köppen Spedition in Duisburg sind hiesige Spediteure im Vergleich zu ihren ausländischen Kollegen benachteiligt. Auf einem Gefahrgut-Kongreß des TÜV Rheinland sagte er kürzlich, er und seine Kollegen müßten nicht nur mit höheren Löhnen kalkulieren. Sie hätten auch höhere Sachkosten, weil sie schärfere Sicherheitsvorschriften erfüllen müßten.

Köppen untermauerte seine Forderung auch gleich mit einer Rechnung. Zähle man die Unterschiede bei Kfz-Steuer, TÜV-Gebühren und Anschaffungskosten infolge von schärferen Sicherheitsbestimmungen zusammen, sei ein französischer Tankwagen gegenüber einem deutschen Fahrzeug pro Einsatztag um "100 Mark billiger". Als Folge dieser Wettbewerbsverzerrung hätten die deutschen Unternehmer bei grenzüberschreitenden Transporten Boden verloren. Ihr Marktanteil sei von knapp 40 Prozent (1985) auf 33,6 Prozent (1991) geschrumpft. Der EG- Binnenmarkt könnte diese Entwicklung noch verschärfen, glaubt der Unternehmer. Seit Anfang des Jahres können die Spediteure Gefahrgut - wie etwa Sprengstoffe, Lösungsmittel, Benzin oder Säuren - leichter über die Grenzen transportieren. Führt mehr Wettbewerb zu weniger Sicherheit?

Hans Busch vom Bonner Verkehrsministerium verneint dies. "Ein Abbau von bundesdeutschen Sicherheitsbestimmungen wird es nicht geben", stellte er auf dem TÜV-Kongreß klar. Er hofft, daß die Deutschen ihre Standards auf EG-Niveau durchsetzen können - oder zumindest Ausnahme-Regeln erhalten. Derzeit müssen die Länder ihre unterschiedlichen Sicherheitsvorschriften nach und nach angleichen. Dabei gehen die Eurokraten zweigleisig vor. Sie wollen eigene Vorschriften erlassen etwa darüber, welche technischen Anforderungen die Fahrzeuge erfüllen sollen. Darüber hinaus verlangen die Brüsseler aber auch von den Mitgliedsstaaten, bereits bestehende internationale Bestimmungen stärker zu vereinheitlichen. Der Bundesrat hat deshalb zwei Gefahrgut-Änderungsverordnungen verabschiedet, mit denen rund 450 Gefahrgut-Bestimmungen für Straße und Schiene europäischen Regeln angepaßt werden.

Die Länderkammer erteilte den Forderungen der Unternehmen nach einer Liberalisierung eine Absage. Ursprünglich wollte das Bundesverkehrsministerium die Bestimmungen für die Fortbildung der Fahrer lockern. Danach sollte die Fahrerlaubnis nicht mehr auf drei, sondern auf fünf Jahre befristet sein. Außerdem sollte den Lenkradpiloten nicht mehr zwingend vorgeschrieben sein, an Fortbildungen teilzunehmen. Statt dessen war ein einfacher Multiple-Choice-Test vorgesehen, um das aktuelle Wissen abzufragen. Der Fahrer hätte lediglich nachweisen müssen, daß er in den vergangenen fünf Jahren ohne Unterbrechung Gefahrgut durch die Lande chauffierte.

Doch der Bundesrat machte den Plänen des Bundesverkehrsministers einen Strich durch die Rechnung. Er verabschiedete einen Änderungsantrag, der die alte Regelung im wesentlichen beibehält. "Wir sind froh, die dreijährige Schulungsfrist behalten zu können", freut sich Andreas Heß, zuständiger Gewerkschaftssekretär beim ÖTV-Hauptvorstand. Teilweise verbessern die Bestimmungen auch den Sicherheitsstandard hierzulande. So müssen die bundesdeutschen Spediteure künftig schon bei wesentlich kleineren Mengen ihre Stoffe an den Fahrzeugen deklarieren. Früher wurde etwa Benzin erst bei einer Menge von 1000 Kilogramm als Gefahrgut auf einer Warntafel gekennzeichnet. Jetzt genügt bereits ein Drittel davon.

Für die Zukunft plant die EG langfristig ferner ein europaweit einheitliches Kontrollsystem für Gefahrgutsendungen. Das wäre ein Vorteil. Denn die Speditionen werden in Deutschland je nach Bundesland sehr unterschiedlich kontrolliert, erklärt Volker Krüger vom nordrhein- westfälischen Arbeitsministerium. Beispielsweise würden die Behörden im Saarland, in Berlin oder Bremen kaum Betriebe unter die Lupe nehmen. Das scheint jedoch nötig. In Nordrhein-Westfalen haben Krügers Beamte im vergangenen Jahr knapp 900 Gefahrgut-Transporteuren auf den Zahn gefühlt. Das Ergebnis: Bei jedem Dritten war die Ladung falsch deklariert.

Fachleute von TÜV und ÖTV befürchten jedoch, das aus Brüssel bei den Gefahrgut-Vorschriften auch Negatives kommt. Das zeige etwa der Richtlinien- Entwurf für einen Gefahrgut-Beauftragten. Bislang hat die Bundesrepublik als einziger EG-Staat diesen Beauftragten eingeführt. Er soll darüber wachen, inwieweit die Sicherheitsbestimmungen in den Unternehmen eingehalten werden, beispielsweise indem er die Tanks und Fahrzeuge überprüft, das eingesetzte Personal schult oder darauf achtet, daß die Stoffe richtig gekennzeichnet werden. Der EG-Entwurf fällt aber teils hinter deutsche Regeln zurück. So läßt er mehr Ausnahmen zu, wann ein Beauftragter in einer Firma überhaupt eingerichtet werden soll. ANDREAS HOFFMANN

Geschäftsleben

Wettbewerb um die Sonne "Sonne ist Leben" - unter diesem Motto läuft der 23. Internationale Jugendwettbewerb, der von den genossenschaftlichen Banken aus Europa und Kanada ausgerichtet wird. Teilnahmescheine für den Wettbewerb, der aus einem Quiz und einer Themenstellung zu einer Malarbeit besteht, können bis zum 26. März bei allen Geschäftsstellen der Frankfurter Volksbank abgeholt werden. skb Bretonische Küche Wenn der Küchenchef Marc Bayon aus dem Hotel Heremitage in La Baule und Frankfurter-Hof-Chefkoch Bernd Flemming gemeinsam am Herd stehen, Vier- und Fünf-Gang-Menüs aus der bretonischen Küche komponieren, dann wird's im Restauraunt Française echt kulinarisch. Mit Petersfischklößchen in Senf und Rotweinsauce, mit gebratenen Lammnüßchen mit Oliven und Lavendelblüten, mit karamelisierter Aprikosensauce zur Poulardenbrust und den vielen Dessertvariationen nach Großmutters Rezepten aus der Bretagne.

Vom 17. bis 27. März von 12 bis 14.30 und von 19 bis 23 Uhr. Das Vier-Gang- Menü kostet 105, das Fünf-Gang-Menü 135 Mark. Auch kann man à la carte wählen. E-S

Notdienste

Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.

Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.

Mühlheim. Ärztl. Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.

Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztl. Notdienstzentrale, Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.

Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.

Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Michel, Babenhausen, Wilhelm-Leuschner-Str. 5, Tel. 0 60 73 / 33 21.

Dieburg. Über DRK, Tel. 0 60 71 / 27 55.

Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7 bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.

Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.

Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114, Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.

Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).

Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzent. Langen, Tel. 0 61 03 /5 21 11 und 1 92 92 (wenn Hausarzt nicht erreichbar). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Offenbach. Sa., So.: Susanne Teschner, Offenbach, Kaiserstr. 15, Tel. 82 40 41.

Östlicher Kreis: Sa. und So.: Dr. Schmelter, Obertshausen 2, Dresdner Str. 11, Tel. 0 61 04 / 7 46 89; priv. 0 61 81 / 6 30 87.

Westlicher Kreis. Sa. und So.: Werner Klee, Neu-Isenburg-2, Am Forsthaus Gravenbruch 27, Tel. 0 61 02 / 5 17 35; priv. 0 60 74 / 7 05 18. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr. Sa.: Dr. Imbescheidt, Frankfurt, Schwarzwaldstr. 30, Tel. 6 70 27 04, priv. 67 46 80; So.: Dr. Jung, Frankfurt, Gartenstr. 3, Tel. 62 88 08.

Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Dr. Trillig, Obertshausen-Hausen, Tel. 0 61 04 / 7 54 70.

Westkreis Offenbach. Den Notdienst (Klein- und Großtiere) erfahren Sie von Ihrem Hausarzt. Apotheken Offenbach. Sa.: St. Georg-Apotheke, Frankfurter Str. 95, Tel. 88 38 50 und Liebig-Apotheke, Senefelderstr. 45, Tel. 83 38 81; So.: Schiller-Apotheke, Frankfurter Str. 61, Tel. 88 74 73 und Süd-Apotheke, Eberhard-v.-Rochow-Str. 3, Tel. 83 59 23 und PAM-Apotheke, Geleitsstr. 6, Tel. 8 00 49 00.

Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Beethoven-Apotheke, Obertshausen, Beethovenstr. 21 c, Tel. 4 27 55.

Mühlheim. Sa., So.: Ketteler-Apotheke, Lämmerspiel, Bischof-Ketteler-Str. 48, Telefon 6 64 18.

Dietzenbach. Sa.: Martins-Apotheke, Babenhäuser Str. 23, Tel. 4 15 23; So.: Starkenburg-Apotheke, Starkenburgring 12, Tel. 2 73 28.

Rodgau. Sa.: St.-Peter-Apotheke, Weiskirchen, Waldstr. 8, Tel. 51 52; So.: Adler- Apotheke, Nieder-Roden, Puiseauxplatz 1, Tel. 7 27 67.

Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Sonnen-Apotheke, Hainstadt, Königsberger Str. 75, Tel. 52 84 und Flora-Apotheke, Froschhausen, Seligenstädter Str. 1, Tel. 6 75 78; So.: Bahnhof-Apotheke, Seligenstadt, Bahnhofstr. 19, Tel. 35 02.

Babenhausen. Sa., So.: Löwen-Apotheke, Babenhausen, Fahrstr. 59, Telefon 25 34.

Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Brunnen-Apotheke, Dieburg, Frankfurter Str. 26, Tel. 2 39 15 und Alte Apotheke, Groß-Zimmern, Enggasse 1, Tel. 4 85 58; So.: Apotheke am Markt, Dieburg, Zukkerstr. 1-3, Tel. 2 59 59.

Neu-Isenburg. Sa.: Forsthaus-Apotheke, Dreiherrnsteinplatz 16, Tel. 54 22; So.: Pfauen-Apotheke, Am Forsthaus Gravenbruch, Tel. 5 22 39.

Dreieich. Sa.: Stern-Apotheke, Sprendlingen, Damaschkestr. 4-6, Tel. 31 19 80; So.: Löwen-Apotheke, Sprendlingen, Hauptstr. 54-56, Tel. 6 16 30.

Langen / Egelsbach. Sa.: Einhorn-Apotheke, Langen, Bahnstr. 69, Tel. 0 61 03 / 2 26 37; So.: Apotheke am Bahnhof, Egelsbach, Bahnstr. 49, Tel. 0 61 03 / 4 90 08.

Medikamenten- und Pflegenotdienst, bis Mo. 5 Uhr: 01 30 / 82 10 10 (Ortstarif). Krankentransporte Stadt und Kreis Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73. - Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33. - Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 /2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11.

Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit unter Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Anneliese Stiegelmeier, Tel. 36 16, priv. 3 32 25.

Dreieich. Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchl. Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.

Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.

Langen. Zentrum Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 /2 20 21.

Neu-Isenburg. Über Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins, Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Elektro-Notdienst Stadt und Kreis Offenbach. Sa./So.: Elektro-Müller, Offenbach, Bahnhofstr. 41, Tel. 0 69 / 84 26 92.

(Ohne Gewähr)

Die Feier dauert ein Jahr VfL wird 40 Jahre alt / Gründungsmitglieder geehrt

GOLDSTEIN. Etwa 150 Mitglieder des Vereins für Leibesübung (VfL) Goldstein 1953 bestätigten während der Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Goldstein den alten Vorstand: Das Führungsgremium mit Karl Peter Ziegler, Waltraut Konieczny und Dieter Brüsch wird dem 1276 Mitglieder starken VfL mit seinen 15 Abteilungen auch im Jubiläumsjahr vorstehen. Doch im Mittelpunkt des Abends stand das 40. Jubiläum. 18 Gründungsmitglieder, die den VfL am 16. Januar 1953 aus der Taufe hoben, wurden von den Versammelten geehrt. Darunter war Bruno Franke, der im Verein als Sportabzeichenobmann auch heute noch aktiv ist. Horst Dajerling hilft dem VfL als Gerätewart. Die einzige Frau von damals, Lore Lehnus, war genauso unter den Jubilaren wie Albert Mehrbach, der am 9. März seinen 97. Geburtstag feierte.

Erfreulich war auch die Bilanz der bisherigen drei Jubiläumsfeiern. "Der Flughafen-Cup zu Anfang des Jahres war ein Erfolg. Die anschließende Feier war mit 450 Gästen das bisher größte überdachte Fest in Goldstein", sagte Karl Peter Ziegler. Die Feste - das ganze Jahr über soll gefeiert werden (die Stadtteil-Rundschau berichtete) - werden derzeit organisiert.

Ähnlich positv war auch der Kassenbericht. "Wir stehen finanziell gut da, befürchten aber Kürzungen der städtischen Sportförderung", sagte Ziegler. Der VfL müsse deshalb sparen, verstärkt ehrenamtliche Arbeit leisten und zur Not nach zehn Jahren erstmals wieder eine Beitragserhöhung beschließen. ara

Solist brillierte auf klappernder Orgel Bernd Lechla eröffnete die Praunheimer Konzerttage in der Auferstehungskirche

PRAUNHEIM. Wenn ein Solist vor seinem Konzert ans Rednerpult schreitet, muß er einen besonderen Grund haben. Organist Bernd Lechla eröffnete die Praunheimer Konzerttage in der evangelischen Auferstehungskirche mit einer schlechten Nachricht: "Das heutige Konzert wird wohl das letzte große Orgelkonzert gewesen sein." Seit über einem Jahr spart die Praunheimer Kirchengemeinde für eine neue Orgel, denn das alte Instrument in der Kirche an der Graebestraße ist in miserablem Zustand. Und die Situation hat sich in den letzten Wochen und Monaten "dramatisch zugespitzt", sagte der Kantor der Auferstehungsgemeinde. Vor allem die winterlichen Temperaturschwankungen in der Kirche von bis zu 30 Grad haben der Traktur und Pneumatik der Orgel weiter zugesetzt. Der Orgelbauer konnte zwar die ärgsten Mängel beseitigen, Bernd Lechla bereitete das Publikum aber aufs Schlimmste vor: "Mit dem Konzert gehe ich ein nicht unerhebliches Risiko ein." Doch das Eintrittsgeld, so versicherte er, bekäme man wieder zurück, falls das Konzert abgebrochen werden müßte - ein schwacher Trost.

So schlimm kam es aber nicht. Die erste von fünf Veranstaltungen im Rahmen der Praunheimer Konzerttage unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ging ohne größere Zwischenfälle über die Bühne. Die Orgel ächzte und klapperte, doch Bernd Lechla spielte sein Programm unverdrossen bis zur letzten Note herunter, und eine Zugabe gab's auch noch.

Inwieweit das marode Instrument den Organisten in seinem Spiel tatsächlich behinderte, kann der Zuhörer nur schwer beurteilen. Kleine Unsauberkeiten im Metrum der g-Moll-Fuge (BWV 542) von Johann Sebastian Bach können durchaus mit der unzulänglichen Tastatur entschuldigt werden. Struktur und Tempo stimmten aber, und die großartige Fantasie g-Moll, die der Fuge vorausgeht, gelang dem Kantor imponierend.

Neben drei Choralvorspielen - von Bach, Johannes Brahms und Max Reger - sowie der einleitenden Fantasie und Fuge g-Moll waren es zwei Werke, die aus dem Programm herausragten: August Gottfried Ritters Sonate a-Moll und der Choral Nr. 3 a-Moll von Cesar Franck. Lechlas Verdienst war es, einen Komponisten wie Ritter aufs Programm zu setzen, einer der längst vergessenen Musiker des 19. Jahrhunderts. Sein Name ist dem Musiklexikon nur eine kurze Notiz wert - nicht zu Unrecht. Ritters a-Moll- Sonate hat zwar durchaus ihre Reize, das Gemisch aus Pathos und "Schule der Geläufigkeit" ist als Basis einer großen Komposition aber zu dürftig. Für Bernd Lechla war das Werk eine prächtige Gelegenheit, um als virtuoser Organist zu brillieren.

Viel mehr Substanz hat Cesar Francks Choral a-Moll. Ein irreführender Titel, denn das Stück hat mit einem schlichten Kirchenchoral nichts zu tun. Es ist ein mehrteiliges, kompliziertes und anspruchsvolles Werk, in dem immer wieder eine choralähnliche Melodie auftaucht. Das brillante Stück des französischen Romantikers büßte in Praunheim aber viel von seinem Reiz ein. Das lag nicht am hervorragenden Solisten, sondern am Instrument der Auferstehungskirche. Was der Hörer vermißte, war - neben ein paar zusätzlichen Registern - ein Schwellwerk, das den Ton stufenlos vom Piano ins Forte führt. Der furiose Schlußsatz aus Louis Viernes 1. Orgelsymphonie war auch das Finale des Orgelabends in der Auferstehungskirche.

Nach dem gelungenen Eröffnungskonzert geht es bei den Praunheimer Konzerttagen mit Volldampf weiter: In drei Wochen stehen nicht weniger als fünf Konzerte an. Am Sonntag, 14. März, um 18 Uhr spielt das Granados-Trio, bestehend aus drei jungen Frankfurter Gitarristen, Werke von Bach, Mozart, Mussorgsky und Stephan Rak. Drei Tage später, am Mittwoch, 17. März, singt der Jugendchor Frankfurt unter Leitung von Jürgen Blume um 20 Uhr Madrigale, Lieder und Motetten aus verschiedenen Epochen. Und am darauffolgenden Sonntag, 21. März, gibt es in der Praunheimer Kirche ein besonderes musikalisches Bonbon: Hans-Joachim Bartsch, Orgelprofessor an der Musikhochschule, spielt Bachs berühmte Goldberg-Variationen auf dem Cembalo. Das Finale am Sonntag, 28. März, um 18 Uhr bestreitet wieder Kantor Bernd Lechla: als Dirigent seiner Praunheimer Kantorei. Gemeinsam mit Gesangssolisten und einem Kammerorchester musizieren sie Händels Oratorium "Der Messias". ECKART BAIER

Das Geschäftsleben in der Stadtteil-Rundschau Inge Görde zeigte Mode

SACHSENHAUSEN. Während winterlich-trübes Schmuddelwetter Frankfurt grau in grau hüllte, war in der Oppenheimer Landstraße 46 in Sachsenhausen der Modefrühling ausgebrochen: Drei professionelle Models zeigten in der Boutique "Inge Görde", was frau diesen Sommer tragen sollte, um für jede Gelegenheit trendgerecht angezogen zu sein. Rund 120 Stammkundinnen waren zu den beiden Schauen am Samstagnachmittag gekommen und kreuzten - unter den besorgten Blicken so manchen Ehemannes - auf einer "Laufliste" die Modelle an, die ihnen besonders gefielen.

Zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, organisiert Inge Görde ihre Modenschauen, die sie auch "als ein kleines Dankeschön an ihre Kundinnen" verstanden wissen will. Seit 16 Jahren ist sie mit ihrer Boutique in Sachsenhausen ansässig und kennt mittlerweile den Geschmack ihrer Kundschaft genau: "Ich habe praktisch alle Kleiderschränke meiner Damen im Kopf", gab sie lächelnd zu.

Gezeigt wurden durchweg klassische Mode, die sich, kombiniert mit witzigen Accessoires, mal jung und frech, dann wieder sportlich bis elegant präsentierte. Auffallend: Der in den letzten Jahren von den Männern so heißgeliebte, von den Damen manchmal verhaßte Minirock ist out - angesagt sind über die Waden reichende Röcke und Kleider. Geblümt, mit Herzchenmuster oder uni - dem Farbenspiel sind keine Grenzen gesetzt, obligatorisch sind lediglich der lange Schlitz oder die Knopfleiste an der Front.

"I'm too sexy for my shirt" - so klang es aus dem Lautsprecher und auf dem Laufsteg wurden modische T-Shirts mit bunten Applikationen, darunter auch gestickte indianische Motive, vorgeführt. Dazu trägt frau Jeans in allen möglichen Farbvariationen. Auch in der nächsten Saison bleibt der Blazer wieder ein unverzichtbares Teil der Garderobe: Er wird wie eh und je zu Bermudas, Jeans und Röcken kombiniert und rundet das Erscheinungsbild der Trägerin perfekt ab.

Das Thema Spanien durfte auch bei dieser Modenschau nicht fehlen: So mancher Matador erblaßte vor Neid, könnte er die farbenprächtigen Imitationen seiner Berufskleidung sehen. Dazu gehören gestreifte enge Hosen, aufwendige Rüschenblusen und kurze Bolero-Jäckchen, alles in den Tönen von Orange bis Rot gehalten. Der fesche Sombrero gehört auf jeden Fall dazu, überhaupt "machen" Hüte den Sommer. Ob Strohhut oder nur Kappe mit Schild - die Kopfbedeckung ist für die modebewußte Frau das Tüpfelchen auf dem "i". aar

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. Kindertheater: Schorsch macht sich auf die Socken, 15 Uhr, Bürgerhaus. Rödermark. Autorenlesung mit Ghazi Abdel-Qadir, 11 Uhr, Rothaha-Saal der Stadtbücherei. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15, 17 Uhr); Der Duft der Frauen (20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Tom und Jerry (15.15 Uhr); Dracula (17.30, 20 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Jimmy Hoffa (20.15 Uhr). - Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Eine Frage der Ehre (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Selbstverteidigung für Frauen, 10 bis 15 Uhr, Ev. Markusgemeinde, Obere Grenzstraße.

Vortrag: Wie leben Ausländer der 1. Generation in Offenbach, 14.30 Uhr, Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais.

Heusenstamm. Diskussion zum Thema: Die raufende Prinzessin & der häkelnde Cowboy, 20 Uhr, AWO-Tagesstätte, Herderstraße 87.

Mühlheim. Kurs: Vollwertrezepte ausprobieren, 19.30 Uhr, Haus Frau-Mutter- Kind, Lessingstraße.

Parteien / Parlamente Seligenstadt. Jahreshauptversammlung der SPD, 20 Uhr, in der Schmiede. Ausstellungen Dietzenbach. Eröffnung: Malerei von Käte und Rolf Zimmermann, 19 Uhr, Bürgerhaus. Seligenstadt. Eröffnung: Hessen à la carte, 10.30 Uhr, Sparkasse Langen-Seligenstadt, Frankfurter Str. 18. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Herrnstr. 16: 13 bis 19 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: 8 bis 12.30 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.

Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Guttempler: Beratung und Gesprächstreff, 20 bis 22 Uhr, Limesstr. 4, Tel. 0 61 06 / 2 20 84.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Tanzmusik zum Grammophon, 15 Uhr, Hugenottenhalle.

Langen. Vorlese- und Malstunde: Flokkis erste Reise, 15 Uhr, Stadtbücherei Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kein Pardon (20.30 Uhr). - Viktoria: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentleman (20.15 Uhr). - Fantasia: Der Außenseiter (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Keine Vorstellung.

Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der letzte Mohikaner (20 Uhr). - Bambi: Jimmy Hoffa (20 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Ein ehrenwerter Gentleman (15.15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Ein ganz normaler Held (17, 20 Uhr). - Cinema: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Bodyguard (17 Uhr); Alarmstufe: Rot (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Verhängnis (19.30 Uhr); Halfaouine - Zeit der Träume (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Dreieich. Diskussion: Bücher fallen nicht vom Himmel, 20 Uhr, Bürgersaal Buchschlag.

Rüsselsheim. Frauengespräch zum Thema Rassismus, 20 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150. Parteien / Parlamente Dreieich. SPD-Delegiertenversammlung, 19.30 Uhr, Burghofsaal Dreieichenhain. Kelsterbach. Planungs- und Bauausschuß, 18 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Kelsterbach. Tauschabend des Briefmarken-Sammler-Vereins, 19.30 Uhr, im Kastanieneck. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. AWO, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.

Sanitätsver., Ludwigstr. 75-79: 10 - 12 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8, Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Telefon 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36: 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.

Langen. AWO, Wilhelm-Leuschner- Platz 5: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 05 / 7 60 74.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Mütterberatung in Walldorf, 13 bis 15.30 Uhr, Altenwohnheim, Schwarzwaldstr.

Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete, 19.30 Uhr, im alten Schloß, Tel. 0 61 07 / 52 54.

Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Rüsselsheim. Pro Familia, Lahnstr. 30: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29: 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 /5 18 84.

Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

-------------- In den Mund geschoben --------------

"Wir sollten in Zukunft von Menschenfeindlichkeit reden" Zu Gewalt und Rechtsextremismus in Deutschland / Von Jörg Ueltzhöffer (Sinus-Institut)

Für das Jahr 1990 verzeichnet das Bundesamt für Verfassungschutz 270 rechtsextrem motivierte Gewalttaten in den alten Bundesländern. Ein Jahr später hatte sich diese Zahl im wiedervereinigten Deutschland bereits verfünffacht, und 1992, im Jahr der ausländerfeindlichen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen und der Morde von Moelln, stieg die Zahl rechtsextremer Gewalttaten in Deutschland auf mehr als 2000. Allein in diesem einen Jahr verloren dabei 17 unschuldige Menschen ihr Leben, darunter acht Ausländer. Im gleichen Zeitraum, also innerhalb von zwei Jahren, stieg die Gesamtzahl organisierter Rechtsextremisten um rund 20 %, von 34 500 (1990) auf 41 000 (1992), davon 8000 in den neuen Bundesländern. Im Vergleich zur flächenbrandartigen Ausbreitung rechter Gewalt ein nur mäßiger Anstieg, der aber das Mitgliederniveau rechtsextremer Organisationen der fünfziger Jahre - man zählte damals ca. 55 000 organisierte Rechtsextremisten in der alten Bundesrepublik - (noch) nicht erreicht hat.

Rechtsextremismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit sind für die Bundesrepublik - wie für andere europäische Länder auch -, wie wir wissen, nicht neu. Man schätzt, daß es zwischen 1945 und 1982 in unserem Land 598 Fälle von Schändungen jüdischer Friedhöfe gab. Mitte der siebziger Jahre hat der Kölner Soziologe Alphons Silbermann Zahlen zur Verbreitung des Antisemitismus in der Bundesrepublik vorgelegt. Danach ließen sich bei 15 % bis 20 % der Bevölkerung ausgeprägt antisemitische Vorurteile nachweisen. Und zu Beginn der achtziger Jahre suchte eine Welle rechtsextremer Gewalttaten die Bundesrepublik heim, mit zahlreichen Todesopfern, auch unter Asylbewerbern. Unsere eigenen, während der Kanzlerschaft Helmut Schmidts im Auftrag des Bundeskanzleramtes in den Jahren 1979 und 1980 durchgeführten empirischen Untersuchungen zur Verbreitung rechtsextremer Einstellungen in der Wahlbevölkerung hatten zu dem Ergebnis geführt, daß 13 % aller erwachsenen Bundesbürger über ein mehr oder minder geschlossenes rechtsextremes Weltbild verfügen und fast die Hälfte davon auch rechtsextrem motivierte Gewalttaten akzeptiert. Bei den Wahlen zum europäischen Parlament 1989 schließlich stimmte nahezu jeder 10. Wähler in der Bundesrepublik für eine rechtsextreme Partei. Erdrutschartige Stimmengewinne bei Landtags- und Kommunalwahlen folgten.

Vom Schock des Augenblicks, den sie hervorriefen, abgesehen, haben derartige Zahlen und Ereignisse in der Vergangenheit aber weder im eigenen Land noch im Ausland anhaltende Betroffenheit ausgelöst. Sah es doch, so der verbreitete Eindruck, in Ländern mit unbezweifelbareren demokratischen Traditionen, als wir sie aufzuweisen hatten, nicht viel besser aus - und das kollektive Gedächtnis der internationalen Informationsgesellschaft reicht zu unser aller Bedauern oder, je nach Betroffenheitslage, auch Freude, ohnehin nicht sehr weit.

Nicht wenige Politiker, aber auch Wissenschaftler in der Bundesrepublik sind daher der Ansicht, Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Deutschland würden in der nationalen wie internationalen Öffentlichkeit überdramatisiert. Es handele sich auch bei den spektakulären Entwicklungen und Ereignissen, die nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten die Weltöffentlichkeit erschütterten, im Grunde um Symptome der unvermeidlichen, weil "normalen" Pathologie demokratischer Gesellschaften (z. B.: Erwin K. Scheuch: Niemand will gern zur Minderheit gehören. Rechtsradikalismus und Fremdenhaß, zwei deutsche Chimären, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Februar 1993).

Also kein Grund zur Sorge? Selbst wenn man die Hypothese von der strukturellen Normalität rechtsextremer Tendenzen (wie immer man "Normalität" in diesem Zusammenhang auch verstehen mag) in ansonsten stabilen demokratischen Gesellschaften akzeptiert, können dem aufmerksamen Beobachter erklärungsbedürftige Veränderungen des politischen Klimas in Deutschland in jüngster Zeit nicht entgangen sein. Das "Institut für Sozialforschung" an der Johann- Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/Main stellte dazu in einem besorgten Memorandum fest:

"Die in der Geschichte der Bundesrepublik einzigartige Explosion des Fremdenhasses, die wir derzeit beobachten, fällt zusammen mit der Entscheidung konservativer Politiker, die Änderung des Asylrechts auf Platz 1 der politischen Tagesordnung zu setzen. Einzigartig ist diese Situation in der Geschichte der Bundesrepublik zunächst wegen der noch nicht dagewesenen rechtsextremen Militanz, sodann wegen des offenen Beifalls einer nicht mehr schweigenden Mehrheit und schließlich wegen der skandalösen Toleranz der Ordnungskräfte. Einzigartig ist sie aber auch wegen einer neuen, keineswegs mehr nur auf das linke Lager beschränkten Koalition, die die Menschenrechte entschieden verteidigt."

In der Tat lehnte im Verlauf der letzten beiden Jahre sowohl im Westen wie auch im Osten Deutschlands eine Mehrheit der erwachsenen Bevölkerung den Aufenthalt von "Ausländern" im Lande zeitweise ab. Dieter Roth von der "Forschungsgruppe Wahlen e. V." in Mannheim hat dazu kürzlich beeindruckende Zeitreihenmessungen vorgelegt. Im Spätsommer 1991, kurz nach dem Ende der Sommerferien, erreichte die Ablehnung von Ausländern mit über 50 % in West- und knapp 60 % in Ostdeutschland Spitzenwerte, um unmittelbar nach dem ausländerfeindlichen Pogrom von Hoyerswerda in Sachsen wieder dramatisch abzusinken. Eine ähnlich Dynamik zeigte sich nach den Vorfällen in Rostock im August 1992, als aufgeputschte Jugendliche die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Brand setzten und nach den Morden von Moelln vor wenigen Monaten. Aber immer noch lehnen in Westdeutschland rund ein Viertel der Bevölkerung, in Ostdeutschland knapp 40 %, den Aufenthalt von Ausländern ab. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Anteilen um das - von den Tagesereignisen unabhängige - vergleichsweise stabile xenophobe Einstellungspotential in Deutschland. Der Befund für Ostdeutschland ist übrigens um so bemerkenswerter, als dort nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes von den rund 6,5 Millionen Menschen mit fremder Nationalität lediglich 3 % leben.

Andererseits nimmt - sowohl im Osten wie auch im Westen Deutschlands - die Zahl jener Menschen zu, die sich gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus zur Wehr setzen. Die zahllosen Lichterketten, die vielfach, wie in München, spontan aus der Bevölkerung heraus organisiert wurden, geben Hoffnung. Darin besteht die merkwürdige gesellschaftliche Dialektik des Deutschland der neunziger Jahre, daß ein erheblicher Teil der Bevölkerung - auch im eigenen Land - gleichsam weltoffen ist und europäisch denkt, während ein anderer, mindestens ebenso erheblicher, Zuflucht in der geistigen Wagenburg Nation sucht, mit all ihren chauvinistischen Verirrungen - und darüber hinaus antieuropäisch denkt. Beide Teile entwickeln sich mit wachsender wechselseitiger Verständnislosigkeit auseinander. Da wir diese Entwicklung auch in anderen europäischen Ländern beobachten, stellt sich damit der Europäischen Gemeinschaft aus der Mitte ihrer Völker heraus wohl die größte Herausforderung seit ihrem Bestehen. Nun ist Fremdenfeindlichkeit, wie wir alle wissen, nicht mit Rechtsextremismus schlechthin gleichzusetzen, aber sie ist sein geistig-emotionaler Kern, der gemeinsame Nenner aller seiner Spielarten und für viele, vor allem junge Menschen, die gefährlichste, weil augenscheinlich mehrheitsfähige, "Brücke nach rechts". Bereits vor mehr als zehn Jahren kündigte Michael Kühnen, einer der berüchtigsten, inzwischen verstorbenen, Neonazi-Führer in der Bundesrepublik, folgendes an:

Das Hauptgewicht der NS-Bewegung wird in den nächsten Jahren - unabhängig von der Frage des NS-Verbots, die immer nebenher weiterlaufen wird - hauptsächlich die Ausländerfrage sein. Das heißt die Überfremdungsdiskussion. Das ist ein Thema, das uns keine andere Gruppe wegnehmen kann und mit dem wir auch in künftiger Zeit eine Massenbasis bekommen werden."

Kühnens Ankündigung war wohl auch als Warnung gemeint, verstanden wurde sie jedoch offensichtlich nicht, jedenfalls nicht ernstgenommen.

Wir haben in der Sinus-Studie 1980 folgende Dimensionen rechtsextremen Denkens in Deutschland identifiziert:

1. Das "reaktionäre Menschenbild", also Haß und Abneigung gegen alles (vermeintlich) Andersartige (Ausländer, vor allem aus der Dritten Welt und aus Südosteuropa, Farbige, Juden, Homosexuelle, linksorientierte Jugendliche, Obdachlose, Behinderte). Aus der Ablehnung und Verfolgung dieser Gruppen - bis hin zum Mord - schöpfen Rechtsextreme ihre krankhafte Selbstüberschätzung. Wir können sie gleichsam als "psychologische Innenausstattung" des rechtsextremen Weltbildes verstehen. Rechtsextreme Gewalt im Inneren richtet sich immer gegen - zumeist auch gesellschaftlich stigmatisierte - Minderheiten, nie gegen die Stärkeren und Überlegenen. Untersuchungen zur Psychologie rechtsextremer Jugendlicher in der Bundesrepublik haben ergeben, daß diese zumeist den Eindruck hatten, Werte und Überzeugungen der "schweigenden Mehrheit" aufrichtiger und konsequenter zu vertreten als die Erwachsenen. Möglicherweise erklärt dieser Mechanismus zumindest einen Teil des für viele von uns immer noch unverständlichen Verhaltens der häufig erst 13 und 14 Jahre alten Jugendlichen von Rostock-Lichtenhagen.

2. Ein Gefühl der Bedrohung kollektiver oder individueller Identität durch Angehörige fremder Nationalitäten oder Rassen. Gegen sie gerichtete Aggressionen werden daher als notwendige Selbstverteidigung empfunden.

3. Harmoniestreben und Antipluralismus. Ein parlamentarisches Regierungssystem stört in den Augen Rechtsextremer die natürliche Harmonie der "Volksgemeinschaft", die ihnen Schutz und Sinn vermittelt.

4. Eine übermächtige, nicht hinterfragbare, Wertschätzung von "Volk, Vaterland, Heimat und Familie". In den Begriffen "Vaterland" und "Heimat" konkretisieren sich unerfüllte individuelle Sehnsüchte. Sie stellen gleichsam den kollektiven Ersatz fehlender Ich-Identität dar, ermöglichen das Starkwerden des Schwachen durch die Aufhebung der Individualität im Kollektiv, und

5. Der im Szenario vom aufrechten deutschen Recken, der von tückischen, listigen, intelligenten Feinden umlauert ist, kulminierende "Siegfried-Komplex". Angst, Nationalismus, Männlichkeitswahn und Fremdenhaß verbinden sich hier zu einer für die historische Entwicklung des deutschen Rechtsextremismus bis in die allerjüngste Zeit typischen Mischung.

Diese Inhalte sind in unterschiedlicher Mischung und Ausprägung im deutschen, vom Siegfried-Komplex abgesehen, wohl auch im internationalen Rechtsextremismus nach wie vor lebendig. Aber in den achtziger Jahren sind sowohl neue Inhalte als auch neue soziale und politische Formen des Rechtsextremismus hinzugekommen. In Deutschland existieren zur Zeit aus meiner Sicht - von den übrigen Varianten einmal abgesehen - mindestens drei moderne Formen des Rechtsextremismus, die - gemeinsam - durchaus in der Lage wären, Rechtsextremismus als gefährliche soziale Bewegung in der Mitte der deutschen Gegenwartsgesellschaft zu etablieren:

1. Der Rechtspopulismus der Republikaner

Mit einer, dem "Front National" Le Pens entlehnten ideologischen Mischung aus Sozialprotest, Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und gegen das etablierte Parteiensystem gerichteten Affekten haben die Republikaner seit dem Ende der achtziger Jahre beachtliche Wahlerfolge erzielt, zuletzt 1992 bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg. Als dominierendes Motiv deutscher Republikaner- Wähler haben wir den Wohlstands-Chauvinismus identifiziert, also das Bestreben, die Früchte des Wohlstands dem eigenen Volk vorzubehalten und gegen den Zugriff einwandernder Fremdgruppen (Asylbewerber, Aussiedler aus Osteuropa usw.) zu verteidigen. Damit verbunden ist eine Ethnisierung der dominierenden sozialen und politischen Probleme (z. B. Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Kriminalität, Drogen). Nach dem klassischen Sündenbock-Muster werden "die Fremden" für alle diese Probleme verantwortlich gemacht.

Die Erfolge des Rechtspopulismus in Deutschland sind übrigens verbunden mit einer Proletarisierung und Verjüngung seiner sozialen Basis. Arbeiter, vorwiegend junge, wählen überdurchschnittlich rechtsextrem. Während die Republikaner bei der baden-württembergischen Landtagswahl 1992 im Landesdurchschnitt 10.9 % erzielten, erreichten sie bei den unter 25jährigen jungen Männern 18.8 %, von den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern wählte nahezu jeder Vierte (24 %) diese Partei. Sozialwissenschaftlich erklärt wird diese Entwicklung mit einem "Ungleichgewicht zwischen Modernisierungsverlierern und Modernisierungsgewinnern" und mangelnder Krisenlösungskompetenz herkömmlicher Politikangebote.

Die Modernisierungsverlierer-Hypothese ist übrigens nicht im Sinne akuter sozialer Verelendung zu verstehen (der Mehrheit rechtspopulistischer Wähler in Deutschland geht es gar nicht so schlecht), sondern als vielschichtiges Phänomen soziokultureller Entfremdung, deren soziale und psychologische Dynamik von der wirtschaftlichen Krise zwar genährt, von dieser aber nicht - gleichsam monokausal - verursacht wird. Empirische Untersuchungen, z. B. in Berlin (Ost und West) 1992, fanden jedenfalls keinen unmittelbaren statistischen Zusammenhang zwischen persönlicher wirtschaftlicher Lage und rechtsextremen Neigungen. Die Untersuchungen der "Forschungsgruppe Wahlen" zeigen aber einen massiven Zusammenhang zwischen Ausländerfeindlichkeit und Bildungsgrad, vor allem bei Jugendlichen in Ostdeutschland. Während dort von den unter 35jährigen mit geringer Formalbildung lediglich 27 % die Anwesenheit von Ausländern in Deutschland begrüßen, sind es bei jenen mit hoher Formalbildung 76 %, im Westen gar 97 %.

2. Der technoide Rechtsextremismus der "Neuen Rechten"

Unter dem Spiegel der Wissenschaftlichkeit und mit wachsendem publizistischem Erfolg verbreiten sogenannte Anthropologen, Genetiker, Biopsychologen und Verhaltensforscher neodarwinistische Theorien zur Naturnotwendigkeit genetischer Auslese. Vielen gemeinsam ist die Verklärung einer sogenannten "europiden" Rasse als biologisch überlegen. Ihr Einfluß auf rechtskonservative intellektuelle Zirkel in Deutschland gilt als nicht unerheblich. Zur "Nouvelle Droite" in Frankreich und zu entsprechenden Gruppierungen in anderen europäischen Ländern werden intensive Kontakte gepflegt. Zur "Neuen Rechten" liegen sorgfältige Untersuchungen aus dem In- und Ausland vor. Ich beschränke mich hier daher auf diesen kurzen Hinweis.

3. Die Skin-Szene

Erich Fromms bahnbrechendes Werk "Zur Anatomie der menschlichen Destruktivität" müßte um ein bedeutendes Kapitel erweitert werden. Das Ausmaß der Gewaltbereitschaft der rechtsextremen Skins in Deutschland, ebenso die zügellose Brutalität, mit der sie ihre Opfer - Ausländer, aber auch Angehörige deutscher Minderheiten - mißhandeln und ermorden, ist in der Geschichte des deutschen Nachkriegs-Rechtsextremismus ohne Beispiel. Man schätzt, daß es in Deutschland heute 6600 gewaltbereite Skins gibt, wovon rund zwei Drittel (4200) zur Neonazi-Szene gerechnet werden. Die 3000 Anhänger der ostdeutschen Skin-Bewegung, deren Anfänge übrigens in die DDR zurückreichen, müssen fast ausnahmslos als neonazistisch gestimmt gelten. Sogenannte ausländerfreundliche "Redskins" gibt es im Osten kaum, im Westen auch nur vereinzelt. Aus inhaltlich manchmal gar nicht so gemeinter neonazistischer Provokation (womit konnte man in Deutschland Eltern und Lehrer mehr erschrecken als mit einem Hakenkreuz auf der Schultasche?) wurde ein soziales und politisches Problem von ungeheurer Sprengkraft, dem die offizielle Politik nach wie vor hilflos gegenübersteht. 70 % der deutschen Skins sind unter 20 Jahre alt, ein gleiches gilt für die 1992 ergriffenen rechtsextremen Gewalttäter.

Mit der Herausbildung der Skin-Szene ist dem Nachkriegs-Rechtsextremismus gelungen, worum er sich Jahrzehnte erfolglos bemühte, durch soziokulturelle Modernität Anziehungskraft auf Jugendliche auszuüben. Die von der "Neuen Rechten" propagierte Kulturstrategie, auch "gramiscisme de droite" genannt, hier hatte sie - zunächst ohne Zutun des organisierten Rechtsextremismus - Erfolg. Vor der politischen steht für viele Skins die ästhetische Identität. Die maskuline Gewalt-Ästhetik, die sie dabei entfalten, ist eine Mischung aus nordischem Helden-Antlitz (das gemeinsame Erkennungszeichen ist das sogenante "Keltenkreuz") und Rambo-Kult. Die Gewalt-Ästhetik der Skins darf aber nicht als lediglich stilistisches Attribut verstanden werden, sie ist sinnstiftender Inhalt und politische Programmatik zugleich. Wir haben also Anlaß, den bisherigen wissenschaftlichen Erkärungsmustern zur Entstehung von Rechtsextremismus eine sozialästhetische Theorie anzufügen.

Während aber die Helden der germanischen Mythen, wie Siegfried, besiegbar, also menschlich, waren, sind die Heroen der Skins unverwundbar, technologischen Kampfmaschinen des späten 20. Jahrhunderts in "Terminator"-Gestalt gleich, ohne menschliches Fühlen, ohne Gnade. Dazu ein Textbeispiel aus der deutschen Skinband-Szene:

"Er ist ein Skinhead und Faschist. Er hat ne Glatze und ist Rassist. Moral und Herz besitzt er nicht. Haß und Gewalt zeichnen sein Gesicht. Er liebt den Krieg und liebt die Gewalt, und bist Du sein Feind, dann macht er Dich kalt."

Unverhüllter Rassismus ist das Markenzeichen der Skin-Rockgruppen. Von der Gruppe "Endsieg" stammt zum Beispiel dieser Text, der zum Refrain "Türke, Türke" gesungen wird:

"Steckt sie in den Kerker oder steckt sie ins KZ, von mir aus in die Wüste, aber schickt sie endlich weg. Tötet ihre Kinder, schändet ihre Frauen, vernichtet ihre Rasse, und so werdet Ihr sie grauen."

(Liedtexte aus: Skinheads. Bericht des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, Stuttgart, August 1992.)

Gewiß, nur ein Bruchteil der Jugendlichen in Deutschland zählt zur gewalttätigen rechtsextremen Skin-Szene. Die überwältigende Mehrheit der jungen Generation will, wie die Umfragen zeigen, nichts mit ihr zu tun haben. Aber diejenigen, die solche Texte grölen, meinen es offensichtlich ernst, dies jedenfalls mußten wir in Rostock-Lichtenhagen, Moelln und überall dort erfahren, wo Menschen von rechtsextremen Skinheads angegriffen, gedemütigt, verletzt und getötet wurden. Wir sollten in Zukunft nicht länger von Fremden- oder Ausländerfeindlichkeit reden, sondern von Menschenfeindlichkeit. Denn dies ist der eigentliche Charakter rechtsextremer Texte und Taten. Lassen Sie mich meine Stellungnahme daher abschließen, mit einem Satz, den Jean-Paul Sartre 1945 über den Antisemitismus schrieb:

"Der Satz: ,Ich hasse die Juden' gehört zu denen, die man in einer Gruppe ausspricht. Indem man das tut, schließt man sich einer Tradition und einer Gemeinschaft an: denen der Mittelmäßigen. Gewiß, alle Feinde des Judsen verlangen nicht seinen Mord am hellichten Tag, aber die von ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen, die alle seine Erniedrigung, seine Entehrung, seine Verbannung bezwecken, sind ein Ersatz für den Mord, über den sie in ihrem Inneren nachsinnen: es sind symbolische Morde! Der Antisemit will unbarmherziger Fels sein, reißender Strom, vernichtender Blitz: alles, nur nicht Mensch!"

Senioren feierten lustiges Heringessen

ESCHERSHEIM. Die Senioren haben das Feiern auch in der Fastenzeit nicht aufgegeben. Das zeigte sich beim großen Heringessen im Altenclub des Frankfurter Verbands für Alten- und Behindertenhilfe, Am Brückengarten 9 a. Clubleiterin Wilma Ludewig hatte die Akkordeonspielerinnen Gisela Nyman und Elmyra Hümmler engagiert. Beide Künstlerinnen waren schon mehrmals aufgetreten und sind dort beliebt - doch mußte diesmal Elmyra Hümmler erkrankt zu Hause bleiben. Gisela Nyman trat allein auf und spielte - nur von kurzen Pausen unterbrochen - den ganzen Nachmittag zum Tanz und Unterhaltung auf.

Mit Temperament und Schwung brachte sie, selbst Seniorin, die Stimmung im Saal auf Touren. Zum Höhepunkt wurde die Polonaise, die Gisela Nyman mit ihrem Akkordeon anführte. Auch danach setzte sie immer wieder musikalische Glanzlichter. Die Eschersheimer Alten waren begeistert, klatschten im Takt und schunkelten. So verging die Zeit schnell. Kaum jemand, außer der besorgten Clubleiterin, fiel der kurze Stromausfall auf, der die Garzeit der Kartoffeln (als Beilage zum Hering) wenig programmgemäß verlängerte. Doch endlich war jeder mit dem beliebten Essen versorgt.

Es war bereits 21 Uhr, als Wilma Ludewig sich auf den Heimweg machen konnte. Mit Gisela Nyman war sie sich einig: "Das war ganz schön anstrengend. Aber es hat Spaß gemacht." li

Ortsgruppe Eschersheim VdK feierte großes Fest mit Ehrungen

ESCHERSHEIM. Genau 102 Gäste zählte Walter Quednau, der Vorsitzende der VDK-Ortsgruppe Eschersheim, beim Kaffeenachmittag im Saal der evangelischen Emmausgemeinde in Eschersheim. Er konnte auch Ehrengäste begrüßen, so die SPD-Stadtverordnete Ursula Trautwein, Vertreter der Sängervereinigung Eschersheim und des Jugendchors Eschersheim. Ein besonderes Willkommen gab es auch für Johannes Kohrs, der im Vorstand des VdK-Kreisverbandes mitarbeitet.

Kohrs hielt ein Referat über den Stand der Verhandlungen zur Pflegeversicherung. Gemeinsam mit Quednau überreichte er dann den Jubilaren der Ortsgruppe Urkunden und Ehrennadeln. Besonderen Beifall gab es für die Mitglieder, die seit 40 Jahren dem VdK die Treue halten: Gerhard Obuch, Elisabeth Kuppa, Fritz Schmidt, Lydia Krause, Katharina Josche, Walter Haller, Irmgard Möller, Erika Kalisch und Franziska Hannemann. Zehn Jahre dabei sind Hermann-Alfred Schaar, Ruth Schlitz, Johanna Neumann, Gertrud Mosch, Maria Basesmann, Ruth Krug und Margarethe Haupt.

Nach einer Pause bei Kaffee, Kuchen und Kreppeln folgte noch ein Referat zum Thema Lebens- und Unfallversicherung. Wie Walter Quednau außerdem ankündigte, plant die Ortsgruppe im Juli eine Busfahrt an den Bodensee. Weitere Unternehmungen sind noch im Gespräch, die genauen Termine stehen aber noch nicht fest.

Die VdK-Mitglieder und ihre Familien genossen den geselligen Nachmittag im Gemeindesaal. Erst gegen Abend konnten die Organisatoren damit beginnen, Tische und Stühle wieder wegzuräumen. li

Hilfe zur Selbsthilfe bei den Guttemplern

HÖCHST. Für Alkohol- und Medikamentenabhängige hat die Guttempler-Gemeinschaft "Start" in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt Höchst im Hinterhaus der Königsteiner Straße 49 wieder eine Selbsthilfegruppe eingerichtet. Jeden Mittwoch ab 19.30 Uhr trifft sich die Gesprächsrunde, eingeladen sind Abhängige und deren Angehörige. Auskünfte erteilen Gerhard Schuhmacher und Norbert Häußer dienstags ab 16.30 Uhr und freitags ab 15 Uhr oder unter Telefon 31 87 77. Sämtliche Beratungen sind kostenlos und werden vertraulich behandelt. ege

Caritas zeichnet die Rumänienhilfe aus

GRIESHEIM. Die ökumenische Rumänienhilfe Griesheim erhält in diesem Jahr die Auszeichnung "Senfkorn" vom Caritasverband Frankfurt. Stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Helfer werden am Dienstag, 30. März, Klaus Dieter Then, Gisela Pohl, Matthias Scherer von der katholischen Gemeinde "Mariä Himmelfahrt" und Gisela Honsolt von der evangelischen Segengemeinde die Auszeichnung entgegennehmen.

Seit 1990 hat die Rumänienhilfe vier Hilfstransporte organisiert, die in Begleitung von Gemeindemitgliedern Geld-, Lebensmittel-, Kleider- und Spielzeugspenden nach Rumänien bringen.

Die Stiftung "Das Senfkorn" fördert seit sechs Jahren Gruppen, die ehrenamtlich im Bereich evangelischer oder katholischer Gemeindearbeit "selbstlos und zukunftsweisend tätig sind". son

Filmstudios lassen sich hinter die Kulissen gucken

HATTERSHEIM. Zu den Bavaria-Filmstudios in München führt vom 9. bis zum 11. August ein vom Kulturbüro organisierter Ausflug. Für 100 Mark können maximal 50 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren mitfahren.

Betreut werden sie von fünf Begleitern. In den Münchener Studios sind die Kulissen aus den Filmen "Das Boot" und "Die unendliche Geschichte" zu sehen, außerdem können die Kinder an einer Aufzeichnung des "Disney-Clubs" teilnehmen. Infos und Anmeldung (bis 15. April) bei Frau Hofmann oder Frau Rolletter unter Telefon 0 61 90 / 80 82 29. dia

"Blau-Gold"-Garde ist Zweite in Hessen

SCHWANHEIM. Hervorragend abgeschnitten hat die Maxi-Tanzgarde des Musikzuges "Blau-Gold" Schwanheim bei den Landesmeisterschaften in der Stadthalle Offenbach: Die Garde wurde in der A-Klasse im Marschtanz Vize-Hessenmeister hinter der Vertretung der "Nordendler". Einstudiert hatte Petra Schindler den Marschtanz der Schwanheimerinnen.

"Blau-Gold" nimmt noch Mädchen und Jungen in die Tanzgarden auf ("Purzels" bis Maxis im Alter von vier bis 20 Jahre). Trainiert wird jeden Dienstag und Mittwoch im Vereinsheim, Alt-Schwanheim 2 a. Interessenten wenden sich an Dietmar Tietzmann unter der Telefonnummer 35 65 81. dixi

Nordendler-Sieg bei Hessenmeisterschaft

NORDEND. Beim traditionellen Heringsessen und Ordensfest des Karneval- Clubs "Die Nordendler" im vollbesetzten Saal des Frankfurter Gehörlosenzentrums hatte der neue Vorsitzende Wolfgang Lenz den mit Saisonorden ausgezeichneten Mitgliedern der Maxigarde noch "viel Erfolg bei der Hessenmeisterschaft" gewünscht - wenige Tage später präsentierten die Mädchen dem Verein tatsächlich den Landesmeistertitel aus den jüngsten Wettkämpfen in der Stadthalle Offenbach.

"Wir haben eine sehr gute Kampagne '93 hinter uns", zog der Vorsitzende erste Bilanz beim Ordensfest. Stolz verwies er auch auf die "Purzels" des Vereins, auf den Musikzug und die Mitglieder der Damengarde von einst, die nach einem Spezialtraining unter Heidrun Ries bei den Sitzungen ihr Können nochmals unter Beweis stellten.

Außer mit Saisonorden zeichnete Lenz Ellen und Uwe Reuter, Manfred Fritz, Horst Buchenauer, Ingrid und Eginhard Gernert, Heinz Pöhner, Birgit Straßheimer und Peter Beuth mit der "Silbernen Flamme" aus. Über Zinn-Ehrenteller durften sich Ute Tesch und Sigrid Lenz, seit elf Jahren die Zeremonienmeisterinnen, freuen.

Das Holzwappen der "Nordendler", ebenfalls eine Sonderauszeichnung, erhielten Dagmar Christen-Hack (Leiterin der Garden), Marina Bersch (Trainerin der Maxigarde), Birgit Schneider (Trainerin der Minigarde), Anja Brauburger (Trainerin des Männerballetts), Helga Hinreiner, Uschi Gehrke, Michael Rommel und Monika Straßheimer. dixi

1. Computer-Regatta Ruderer sind via Video voll im Bild

FRANKFURT A. M. Den Ruderinnen und Ruderern landesweit macht der Frankfurter Regattaverein ein neues Angebot. Er veranstaltet am Sonntag, 14. März, in der Sporthalle der Werner-von-Siemens-Schule, Gutleutstraße 333 - 335, die "1. Frankfurter Computer-Regatta" auf dem Ergometer. Sie beginnt um 11 Uhr und soll bis 15 Uhr laufen.

Damit alle Ruderer - Leistungs- und Breitensportler - an diesem Wettbewerb teilnehmen können, hat der Ausrichter eine Computer-Strecke ausgewählt. Sie ist ein Kilometer lang. Auf acht Ergometern können Zeit, Meter und Schlagzahl ständig abgelesen werden. Diese Daten werden auch auf einer Videowand zu sehen sein.

Bisher haben bereits über 60 Interessierte aus 14 Vereinen gemeldet. Weitere Auskunft gibt Elmar Wolfart, Telefon 68 24 18. dixi

Schlippcher-Saisonabschluß Belz ist "Ritter von der Eisernen Hand"

FRANKFURT A. M. Auch im 40. Jahr nach Gründung des von Helmut Koch geführten Carneval-Clubs "Frankforter Schlippcher" ließ der Verein die tollen Tage mit einem von Willi Berger im "Stammhaus" Volksbildungsheim angerichteten Heringsbüfett ausklingen. Vorsitzender Koch bedankte sich bei allen Aktiven des Vereins für das Engagement in der jüngsten Kampagne, das unter dem Strich zu einer positiven Bilanz geführt hat. "Wir haben allen Grund zur Freude, was nicht bedeutet, daß wir uns jetzt auf unseren Lorbeeren ausruhen sollen."

Koch und der Mitvorsitzende Alfred Nöth zeichneten die männlichen Aktiven mit Orden aus, den tüchtigen Frauen des Vereins überreichten sie Präsente. Einer der Fleißigsten, Karl Belz, wurde zum "Ritter von der Eisernen Hand" geschlagen. Damit verbunden war die Verleihung des "Goldenen Vlieses". dixi

Oster(eier)märkte in Bad Soden und Otzberg

In der Wandelhalle im Kurmittelzentrum Bad Soden findet am Wochenende des 20./21. März, jeweils von 11 bis 18 Uhr ein Ostermarkt statt. Eiermaler aus dem In- und Ausland bieten in traditionellen und modernen Techniken verzierte Ostereier an. Einem Korbflechter kann man beim Herstellen von Weidenkörben zusehen, außerdem gibt es Osterkeramik, frühlingsbunte Gestecke und Kränze, Osterwiesen zum Aussäen und muntere Osterhasen.

Wer richtig schätzen kann, wieviele Soleier in einem Glasgefäß sind, nimmt an einer Verlosung teil und kann einen Preis gewinnen.

Im Museum Otzberg im Bandhaus der Veste beginnt am Wochenende 20./21 März der erste der drei traditionellen Ostereiermärkte. An diesem und den zwei folgenden Wochenenden zeigen etwa 15 Malerinnen und Maler selber ihre feinen Arbeitsweisen. Erwachsene zahlen drei Mark Eintritt zugunsten des Wiederaufbaus des Korporalshauses der Veste Otzberg. FR

Industrie schrieb Stadtgeschichte Ludwigshafen: eine Ausstellung von Neandertalern bis 1945

In Ludwigshafens Stadtteil Oggersheim tummelte sich einst der Neandertaler, nahebei das riesige Mammut. Die Industriestadt am Rhein - nach dem Krieg aus Trümmern nüchtern - neu erstanden und gerade mal 140 Jahre selbständig - sieht so alt nicht aus und hat doch tiefe Wurzeln, wie eine Ausstellung über ihre Entstehung bis zum 2. Mai im Stadtmuseum des gläsernen Rathaus-Centers den staunenden Ludwigshafenern selbst beweist (geöffnet täglich außer montags von 10 bis 17.30, dienstags bis 20 Uhr).

Oggersheim, aus dem zahlreiche der ältesten Funde stammen, war nur eines unter einer Handvoll nun in Glaskästen vorgestellten Dörfern, aus denen die Stadt seit ihrer bayrischen Regierung, seit ihrem Namensgeber König Ludwig I. von Bayern (der wegen der schönen Lola Montez den Hut nehmen mußte), explosionsartig wuchs. Ganz früher hatten die Ureinwohner auf den Hochufern des damals noch wild mäandernden Rheins und seiner Nebenflüsse nur in zugigen, zeltartigen Strohhütten gehaust, sich aber schon schön geformter Gefäße für ihre Haushaltsführung bedient.

Höhere Kultur kam mit den Römern ins Land, die südlich beim Stadtteil Rheingönheim ein Kastell gegen die Germanen jenseits des Rheins errichteten. Sie hinterließen mehr Zeugen des Kunst- als des Kriegshandwerks, darunter den feinen "Gesichtskrug" mit dem Antlitz einer gelockten Frau als Deckel.

Es erleichtert die Vorstellung vom Werdegang der jetzigen Stadt, vorher das Parkdeck des Rathauses zu besteigen und auf die regelmäßig hinter dem Rheinufer verlaufenden Straßen der Stadtmitte herabzuschauen, auf die unentwirrbar verflochten scheinenden Straßen- und Brückenbänder, über die Dächer hinweg auf Lagerhäuser und Kräne.

Als dieser Bereich noch freies Feuchtland war, setzten die Kurfürsten von der Pfalz, die auf der anderen Flußseite gerade die Festung Mannheim errichtet hatten, hier 1606 die "Rheinschanze" als Brückenkopf hin. Zweimal attackiert, schließlich geschleift, bemächtigte sich nach 1816, als die Rheinpfalz bayrisch wurde, ein cleverer Kaufmann des Militärgeländes und machte daraus einen Handelshafen.

1843 von der gerade gegründeten Stadt für das 13fache zurückgekauft, begann damit gerade rechtzeitig zum Zeitalter der Industriegründungen der Aufschwung. Daß neben den Dörfern, die sich heute noch durch viel Grün voneinander absetzen, so viel Platz für Fabriken war, die bald immer mehr Land fraßen, machte Ludwigshafen früh erwachsen und später der damit aufkommenden Probleme gewahr. Manches aus der Zeit ist noch erkennbar: Die Hafen- und Industriefront am Rhein, die später so genannte Konrad- Adenauer-Brücke von 1888, für die übrigens auf dieser bayerischen Seite Gebühr erhoben wurde, der langgestreckte Ludwigsplatz.

Schließlich ist der Rhein selbst Zeugnis der Ludwigshafen/Mannheimer Geschichte, weil nach seiner "Rektifikation" 1840 so stark verändert und zeitweilig - zuletzt 1945 - streng bewachte Grenze. er

Zum Finale küßte die Prinzessin endlich den Frosch 150 Kinder zeigten im Bürgerhaus schönes Ballett nach dem Märchen "Der Froschkönig" der Brüder Grimm

NIEDER-ERLENBACH. Die Bühne war fast zu klein, als sich am Ende alle Akteure dem Beifall des Publikums stellen. 150 Kinder führten am vergangenen Wochenende im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach das Märchen "Der Froschkönig" als Ballett auf. Mit viel Bewegungsfreude erzählten sie das Grimm-Märchen tänzerisch und musikalisch. Die Leiterin der vier Ballettgruppen aus Nieder-Erlenbach, Bad Nauheim, Sindlingen und Hattersheim, Halina Mrokwa, wußte dabei viele originelle Einzelszenen um den Kern der Handlung herumzustricken.

Auf diese Weise gelang es ihr, eine große Zahl von Kindern auftreten zu lassen. Darüber hinaus konnte sie die Choreographie der einzelnen Szenen dem Tanzvermögen der verschiedenen Gruppen anpassen. So leisteten die jungen Künstler im Alter von vier bis 16 Jahren jeweils ganz Besonderes, ohne dabei überfordert zu werden.

Bevor die schöne Prinzessin von ihrem Vater eine goldene Kugel geschenkt bekommt (die später in den Brunnen fallen wird), marschieren die Pagen auf, tanzt das Hofballett tanzt und stolzieren Hofdamen über die Bühne. Außer der Kugel erhält die Prinzessin weitere originelle Geschenke. Eine Spielpuppe, die sich tanzend aus dem Geschenkkarton erhebt und sich dann graziös über die Bühne dreht, sowie eine russische Babuschka- Puppe, aus der sich viele kleine Püppchen herausschälen und dem ukrainischen Kasatschok (Kosakentanz im Zweivierteltakt) nachempfunden ihre Beine in immer rascheren Takt in die Luft werfen.

Im zweiten Akt fällt die goldene Kugel in den Brunnen. Vorher jedoch wird der Schloßpark vorgestellt. Schnecken - dargestellt von den jüngsten Tänzern - bewegen sich langsam über den Rasen. Sie kriechen an den Bühnenrand, lächeln freundlich-zufrieden ins Publikum und schleichen langsam von der Bühne. Blätter bewegen sich im Wind, Hasen hoppeln über die Bühne. Auch Vögel leben im Park des Schlosses und zeigen ihr lebhaftes Wesen. Eine Entenschar mit einer Entenmutter watschelt durch den Park, schließlich laufen spielende Kinder umher. Eines darf nicht mitspielen und stibitzt den Ball der anderen.

Dann eilt die Prinzessin mit ihren Freundinnen in den Park. Leichtfüßig spielen die drei mit der goldenen Kugel, bis sie in den Brunnen fällt. Die Frösche treten auf - tanzend planschen sie aus dem Brunnen hervor.

Als die Kugel wieder in den Händen der Prinzessin ist und sie, begleitet von der Froschmeute, ins Schloß eilt, wird es Nacht. Der Wind fegt durch den Park, Glühwürmchen schwirren taumelnd über die Bühne, die Sterne blinken und der Mond geht auf. Im Schloß ist die Prinzessin müde geworden und schläft ein. Plötzlich erwachen die Spielzeuge aus ihrer Starrheit - der Hofnarr weckt alle. Die vielen Puppen und die kleinen Mäuse steigern sich in einen lebendigen Traum- Tanz, der den ganzen Raum ausfüllt. Doch als die Prinzessin erwacht und die Frösche kommen, stehen die Spielzeuge ebenso unbeweglich wie vorher - eine gelungene Szene.

Schließlich küßt die Prinzessin den Frosch, dieser wird zu einem Prinzen und in einem freudigen Finale und begeistertem Applaus endet das Stück.

Der diplomierten Ballettpädagogin Halina Mrokwa und ihren vielen Helferinnen und Helfern gelang es, ein bekanntes Märchen zum einem farbenfrohen Ballett auszuweiten.

Dabei wurde den begeisterten Zuschauern etwas von der Tanz- und Bewegungsfreude der jungen Akteure vermittelt und teilweise auch beachtliches Können vorgestellt. Die sichere Auswahl der Musik und die sorgfältige Ausstattung der Bühne und Kostüme sorgten darüber hinaus für das gute Glingen dieses Ballettnachmittages.

Die nächste Aufführung ist am kommenden Sonntag, 14. März, um 15 Uhr im Kurhaus Bad Nauheim. mab

Wanderer, Müßiggänger und Freizeitsportler finden übers ganze Jahr am Schiffenberg ihre schönen "Pisten" Romanisches Kleinod in Gießen Bald die Gartenwirtschaft Von unserem Mitarbeiter Johannes Hackenberg Kürzlich war der Schiffenberg noch Gießens Adresse für die Rodler; die Stadtväter hatten das Ihre getan und einen weitläufigen Abhang als Wintersport-Wiese ausgewiesen. Wettermachen indes ist keine kommunale Aufgabe, und so macht gerade der überfallartige Einzug des Frühlings deutlich, daß die städtische Sorge für den 281 Meter hohen Berg am südöstlichen Rand des Gießener Beckens auch für andere Jahreszeiten lohnte. Den Grundstein dazu im tatsächlichen wie übertragenen Sinne hat freilich die gute Gräfin Clementia von Gleiberg gelegt, die hier im Jahre 1129 ein Kloster stiftete und es einer Gemeinschaft von Augustiner-Chorherren übergab. Rund 200 Jahre später allerdings mußte dieser Orden den Schiffenberg wieder räumen. Ihm wurde Schlamperei in der Verwaltung vorgeworfen, auch seien die Erträge drastisch gesunken - beides wohl willkommener Vorwand, um das Kloster dem Deutschen Orden zu übertragen. Drahtzieher und Nutznießer dieser Aktion war Balduin, der umtriebige Erzbischof von Trier, der, wie schon in Worms und Speyer, die "Pflegschaft" über das unbesetzte Bistum Mainz an sich gezogen hatte. Nun wollte er die Deutschherren für seine antihessische Koalition ködern, wobei die wehrhafte Klosteranlage strategisch der nahen Landgrafenstadt Gießen trotzen sollte.

Schon zu vorklösterlichen Zeiten war der Schiffenberg befestigt und noch heute schützen von zwei Seiten starke Mauern die Kuppe. Aus der Zeit der fränkischen Konradiner sieht man am Nordhang noch Reste einer Bewehrung und die Fundamente eines großen, 24 Meter langen Gebäudes mit fast meterstarker Mauer. Hier finden sich auch Hinweise auf eine ehemalige Toranlage und einen ungewöhnlich großen Kalkbrennofen.

Bis 1809 blieb der Schiffenberg im Besitz des Deutschen Ordens und die noch erhaltenen Gebäude des Kloster gutes stammen aus dieser Epoche. Die ehemalige Komturei, ein dreigeschossiger spätgotischer Fachwerkbau an der südlichen Hofseite, wird gern besucht, hier ist heute die Gaststätte untergekommen. Daran schließen sich mit barockem Sandsteinportal der "Neue Bau" und westlich die ehemalige Propstei von 1463 an. Die drei Gebäude bilden einen hübschen Winkel, geziert von einem wappen- und säulengeschmückten Ziehbrunnen von 1715.

Das zentrale Gebäude des Klosterhofes freilich ist die Kirche aus der Gründungszeit, eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit Querschiff und mit einem achteckigen Turm über der Vierung. Bei der Aufhebung des Klosters hat man unter anderem das südliche Seitenschiff abgetragen, wodurch sich heute der schön proportionierte Kirchenraum fast ganz zum Hof hin öffnet.

Ein schmiedeeisernes Gitter trennt das Hauptschiff von Chor und Vierung, wo noch der Rest der nachträglichen Einwölbung von 1516 erhalten ist. An den Wänden ruhen hier einige betagte Grabplatten. Im nördlichen Querschiff fanden die Herren des Klosters einst ihren Platz auf einer hölzernen Empore; hier finden wir noch heute die Jahreszahl 1595 eingeschnitzt. 1972 erwarb die Stadt Gießen den gesamten Komplex auf dem Schiffenberg vom hessischen Staat, und es ist bemerkenswert, wie der altehrwürdige Kirchenbau, der einige Jahrzehnte lang auch schon mal als Scheune herhalten mußte, Bestandteil des nun geschaffenen Freizeitzentrums wurde.

Im Kirchenschiff warten bereits riesige Holztische und -bänke auf ihren sommerlichen Einsatz, wenn der weite Klosterhof mit seinem alten Baumbestand sich zur gediegenen Gartenwirtschaft mausert. Bis dahin hat's wohl noch etwas Zeit, aber die ehemalige Klosteranlage auf dem Schiffenberg ist - Rodeln hin, Rodeln her - das ganze Jahr über ein beliebtes Ausflugsziel.

Anfahrt: Von Gießen (Berliner Platz) aus fährt der Bus Linie 6 auf den Schiffenberg, mit dem Auto erreicht man ihn auf der A 5 Richtung Gießen, über den Gießener Ring zur Abfahrt Schiffenberger Tal. Ein städtischer Grillplatz kann gebührenpflichtig benutzt werden (Anmeldungen sind beim Liegenschaftsamt unter der Telefon 06 41-306 21 84 möglich). Montags bleibt die ehemalige Klosteranlage für die Besucher geschlossen.

Am Ende vergaßen sie, Pause zu machen Gemeinsam mit Künstlern entdeckten die Hindemith-Schüler verborgene Talente

GALLUS. Wehende Röcke und Tücher - im Rhythmus der orientalischen Klänge bewegen sich die sechs Tänzerinnen in zierlichen Tanzschritten im Kreis. Die Musik wechselt, und Nesrin Ergüz läßt anmutig Hüften, Arme und Beine kreisen, während die anderen auf der Bühne im Halbkreis um sie herum knien und das Publikum den Rhythmus klatscht. Ebenso geschmeidig wird Nezrin abgelöst, und nacheinander zeigen die Tänzerinnen ihre Kunst. Wieder wechselt die Musik, und Alev Sengönül klatscht den Zuschauern den komplizierten Rhythmus vor, zu denen sich die sechs Mädchen immer wieder zu neuen Figuren formieren. Das Publikum pfeift, klatscht begeistert mit und spendet am Ende lauten Beifall.

Ausgelassen feierte die 10 b der Paul- Hindemith-Schule die Ergebnisse ihrer Projektwoche im Falkenheim Gallus, bei der die Schülerinnen und Schüler auf Initiative der Jugend-Kultur-Werkstatt mit Künstlern eine Woche lang gemeinsam arbeiteten. Alev Sengönül, Streetworkerin und Mitarbeiterin am dortigen Jugend-Kulturzentrum, kam extra aus Berlin, um mit den Mädchen kurdische und aserbaidschanische Tänze einzuüben. "Was ich so toll an dem Projekt fand, war die Möglichkeit, außerhalb der Schule zusammenzuarbeiten", sagt die Schriftstellerin Petra Kunik. Mit ihr erstellten die Schüler eine Zeitung, in der sie sich mit ihrem und dem Leben im Gallus auseinandersetzen. Interviews auf der Straße gehörten ebenso dazu wie Erfahungsberichte von einem Besuch in Kroatien oder Meinungsäußerungen zu Freundschaft, Liebe und Rechtsradikalismus. Die Zeitung soll beim Straßenfest der Mainzer Landstraße im Mai verteilt werden. Auf den Bildern sind die beschwingten Bewegungen der Tänzerinnen wiederzuerkennen. Mit Hilfe des Künstlers Ali Renani hatte die Malgruppe ihre Mitschülerinnen beim Üben skizziert, die Skizzen dann vergrößert und ausgeschnitten. Die so entstandenen Schablonen besprühten sie mit Farbe. Daraus ergaben sich immer wieder neue Effekte und "verschiedene Bewegungen". "Am ersten Tag haben die Schüler behauptet, sie könnten nicht malen", erzählt der Künstler Ali Renani, von den Jugendlichen in "Ali Ben Gali" umgetauft. Angespornt von den Ergebnissen hätten sie dann zum Schluß sogar vergessen, Pause zu machen.

Dies kann auch die Lehrerin der 10 b, Marlies Hartig, bestätigen. Trotz des Karnevals hätten die Schülerinnen und Schüler einen großen Teil ihrer Freizeit für das Projekt hergegeben. "Ausgangspunkt für uns alle war es, Spaß zu haben", erklärt sie. Daß den alle hatten, dabei neue Fähigkeiten entdeckten und ihre Ausdrucksmöglichkeiten erweitern konnten, zeigen frohe Gesichter, Abschiedsgeschenke, die vielen gegenseitigen Danksagungen und die tollen Ergebnisse der Gruppen. "Das hat sich wirklich gelohnt", meint Soja El-Hasnaoui, eine der Tänzerinnen. "Wir legen Wert darauf, mit Künstlern zusammenzuarbeiten, die auch noch ihrer eigenen künstlerischen Arbeit nachgehen, die sie dann hier einbringen können", erklärt Daniel Rottner, einer der vier Sozialarbeiter der Jugend-Kultur- Werkstatt. Mit 15 Künstlerinnen und Künstlern organisiert die Jugend-Kultur- Werkstatt Kurse und Projekte für Schulklassen. Benachteiligte Kindern und Jugendlichen sollen so die Möglichkeit bekommen, ihre Talente auszuprobieren und damit auch ihr Selbstbewußsein zu stärken.

Neben den Schulprojekten organisiert die Jugend-Kultur-Werkstatt eine Bildhauerwerkstatt für straffällige Jugendliche und internationale Jugend-Kultur-Arbeit. Im Rahmen eines Theaterprojektes fuhr eine Gruppe von Hauptschülern im vergangenen Jahr nach Vilnius / Litauen, um dort beim Aufbau eines Jugend-Kultur-Zentrums zu helfen.

Demnächst wird dieser Kontakt in Dietzenbach mit einer "trinationalen Osterwerkstatt" - gemeinsam mit französischen Jugendlichen - fortgesetzt. son

Amtszeit wurde verlängert Kleingärtner wählten ihren Vorstand für zwei Jahre

SCHWANHEIM. Gleich für zwei Jahre - und nicht wie sonst für ein Jahr - wurde der amtierende Vorstand des Kleingärtnervereins 1920 Schwanheim in der Jahreshauptversammlung wiedergewählt. Begründung: Im Zusammenhang mit dem Chemiestörfall sei es sinnvoll, die Amtszeit des Vorstandes zu verlängern. Dem Vorstand gehören Vorsitzender Josef Jahn, sein Stellvertreter Engelbert Dänekamp, Schriftführer Wolfgang Münz, Kassierer Werner Sprenger sowie die Beisitzer Peter Harleß und Dieter Schneider an.

Der Kassenbericht belegte eine recht sparsame Haushaltsführung. Nicht bestätigt haben sich Befürchtungen, der Verein habe sich durch den Bau des Vereinshauses verschuldet. Einstimmig wurde der Vorstand entlastet.

Trotz der widrigen Witterungsverhältnisse im vergangenen Jahr sei die Ernte zufriedenstellend ausgefallen, wie Jahn in seinem Rechenschaftsbericht erklärte. Der Verein zählt heute 157 Mitglieder. Jahn berichtete weiter von einem "dornenreichen Behördenweg", den der Vorstand nach dem Bau des Vereinshauses zu gehen hat: Der Verein habe heute zwar ein großes und zweckmäßig eingerichtetes Vereinsheim, könne es aber der Öffentlichkeit (noch) nicht zugänglich machen, weil noch verschiedene Genehmigungen ausstehen. Zwei Zuschußanträge (Stadt und Land) wurden abgelehnt, zu einem weiteren Antrag steht die Nachricht vom Gartenamt noch aus.

Sorge bereitet dem Vorstand zudem eine Wasser-Rechnung der Stadtwerke in Höhe von etwa 14 000 Mark, die nach Meinung des Vereins keineswegs dem tatsächlichen Verbrauch entspricht. "Die Stadtwerke vermuten einen Rohrbruch", erläuterte Jahn.

Für 40jährige Vereinstreue wurde schließlich die 85jährige Anna Majerka mit der goldenen Ehrennadel des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner ausgezeichnet. Vorsitzender Jahn überreichte der Jubilarin die Verleihungsurkunde sowie Blumen und ein Sektpräsent des Vereins. dixi

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Die "Wüste" wird begrünt

SACHSENHAUSEN. Von "einer grünen Oase mitten in der Stadt" träumt FR-Leser Heiko S. aus Sachsenhausen, wenn er über den Hof der Wallschule in der Diesterwegstraße blickt. Wie gesagt: Er träumt. Derzeit gibt es hier nur eine Wüste aus grauem Asphalt. Schon vor Jahren wurden drei kranke Bäume auf dem Schulhof gefällt, weil sie nicht mehr standsicher genug waren. Doch ersetzt wurden sie nicht. Der Orkan im August 1992 zerstörte dann auch noch den Rest der kargen Vegetation.

Immerhin: Die Löcher im Asphalt, aus denen zuvor die Bäume ragten, wurden noch nicht asphaltiert. Das läßt nicht nur Heiko S. ein bißchen hoffen: "Die Nachbarn haben hier einen guten Draht zueinander, und viele wünschen sich etwas Grün auf dem Schulhof - auch im Interesse der Schüler."

Mehrere Anwohner haben sich sogar bereit erklärt, etwas zu spenden, falls es am fehlenden Geld liegen sollte. Wenn die Behörden weiterhin untätig bleiben, wollen sie eine Bürgerinitiative gründen, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Außerdem haben sie noch eine Aussage von Horst Heil, dem Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, in Erinnerung. Der habe noch Ende 1992 zugesichert, daß alle Sturmschäden beseitigt und die zerstörten Bäume vollständig ersetzt werden.

Horst Heil steht zu seiner Ankündigung: Bäume, die aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt wurden oder denen ein Orkan der Garaus gemacht hat, würden "in der Regel" ersetzt. Doch wegen der großen Schäden im vergangenen Jahr würde das nun länger dauern als gewohnt. "Der Sturm hat einige hundert Bäume gefällt - noch wissen wir gar nicht von allen", erklärt der Amtsleiter die Lage. Außerdem könne man ja nur im Frühjahr und im Herbst pflanzen.

Hinzu kommt, daß die städtische Baumschule den Bedarf an jungen Bäumen derzeit nicht decken kann. "Das ist dann auch eine Kostenfrage", räumte Heil ein. Zusagen kann er den Anwohnern in jedem Fall, daß auf dem Schulhof im Frühjahr nachgepflanzt wird. Ob allerdings alle Bäume ersetzt werden, läßt er offen. Möglicherweise werden mehrere Arbeitsschritte nötig. Zuvor müsse ohnehin noch geprüft werden, ob unter den Standorten Kabel oder andere Versorgungsleitungen verlaufen. "Das ist leider obligatorisch", meinte Heil, "darauf haben wir keinerlei Einfluß." gun

Wunder dauern eben auch in Wackersdorf etwas länger Schaffung von 3000 Arbeitsplätzen auf dem Gelände der einst geplanten Wiederaufarbeitungsanlage bleibt noch ein Traum

In der traditionsbewußten Oberpfalz, wo Geschäfte bisweilen noch bei einem Glas trockenen Frankenweins per Handschlag besiegelt werden, gilt es: das Wort unter Männern. Nur allzugut erinnern sich Wackersdorfer Bürger daher an die Versprechungen des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl vom Juli 1989. Der hatte damals vollmundig verkündet, daß die Aussichten für die mittlere Oberpfalz nach dem Aus für die Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) für Kernbrennstäbe "nicht schlechter, sondern besser" geworden seien - keine drei Monate nachdem die Strombosse ihren Milliarden kostenden Traum von der Atomfabrik ausgeträumt hatten. Schon jetzt stehe fest, prahlte der Strauß-Nachfolger seinerzeit, "daß die bereits gesicherten Ansiedlungsvorhaben mehr Arbeitsplätze bringen werden, als wir sie je von der WAA erwarten konnten".

Heute würden die Oberpfälzer ihren Landesvater nur zu gerne beim Wort nehmen. Von den angekündigten rund 3000 neuen Stellen, die bis 1995 auf dem ehemaligen WAA-Gelände entstehen sollen, wurden bislang nur etwa 550 geschaffen. Und das, obwohl die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) das 130 Hektar große und bestens erschlossene Industriegelände zu zwei Mark pro Quadratmeter bereits vollständig an die Industrie verscherbelt hat.

Die konjunkturelle Entwicklung und die Öffnung der Tschechischen Republik, die manchen einheimischen Betrieb zur Fertigung ins benachbarte Niedriglohnland treibt, haben Streibl und seinem "Wunder von Wackersdorf" vorerst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch an den Folgen der deutschen Wiedervereinigung hat die Region zu knabbern. Seit das nahe Sachsen mit Investitionshilfen in der Größenordnung von bis zu 50 Prozent lockt, verlor der Standort Wackersdorf für die zuvor ansiedlungswilligen Unternehmen an Attraktivität.

Die Auswirkungen des Umbruchs im Osten haben das ehemalige Grenzgebiet kalt erwischt. Heute gehört der Arbeitsamtsbezirk Schwandorf, zu dem Wackersdorf zählt, mit einer Erwerbslosenquote von 12,1 Prozent zu den Krisen-Regionen im weiß-blauen Freistaat. Wenn nach Triumph-Adler in Schwandorf demnächst auch noch die Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg dichtmachen sollte, sähe es in der Gegend ohne neue Arbeitsplätze in Wackersdorf zappenduster aus.

Die magische Zahl von 3000 neuen Jobs scheint jedoch mehr denn je in den Sternen zu stehen. Siemens-Chef Heinrich von Pierer erklärte kürzlich, daß "die verhaltene Nachfrage und Unsicherheiten in der technischen Entwicklung den Bau einer Solarzellenfabrik in Wackersdorf auf absehbare Zeit nicht möglich erscheinen" ließen. Dabei hatte Streibl noch vor gut einem Jahr verkünden lassen, daß "die weltweit größte Solarfabrik", an der das Land über die Staatsfirma Bayernwerk mit 49 Prozent beteiligt ist, Mitte 1994 in Betrieb gehen werde. Damals war von einem Investitionsvolumen von 200 Millionen Mark und über 400 neuen Arbeitsplätzen die Rede.

"Nach der vorläufigen Absage von Siemens ist die Stimmung in der Bevölkerung schlechter geworden", stöhnt der Schwandorfer Landrat Hans Schuierer. Dabei hätte der Freistaat seiner Meinung nach auch mit Blick auf die Umwelt- und Energiepolitik "die Verpflichtung, die versprochene Solarfabrik zu bauen". Aber der einstige WAA-Gegner mag den zahlreichen Ankündigungen aus Wirtschaft und Politik schon lange nicht mehr recht glauben.

"Der Aufschwung hier in der Gegend ist jetzt erst einmal gestoppt", klagt auch der stellvertretende Bürgermeister von Wackersdorf, Josef Wiendel. Bislang habe er fest darauf vertraut, daß die von den Firmen gemachten Zusagen eingehalten würden. Doch nun packt Wiendel wie Schuierer die Angst, daß der Siemens- Rückzieher sich auf die geplanten Investitionen der anderen Unternehmen auf dem WAA-Gelände auswirken könnte. Denn auch sie sind von den ursprünglich angekündigten Kapazitäten noch meilenweit entfernt.

Der Straubinger Baumaschinenhersteller Sennebogen beispielsweise hat in seiner Wackersdorfer Fertigung gerade mal 50 der 500 vorgesehenen Arbeitskräfte untergebracht. Wann der Betrieb aufstokken wird, ist unklar. Auch der Küchengeräteproduzent Wilden ist mit seinen gut 100 Beschäftigten noch weit von dem angestrebten Soll von 500 neuen Stellen entfernt, und der Maschinenbauer Stahl hat gerade mal zwölf von 60 Jobs auf dem geschichtsträchtigen Industriepark- Gelände bereitgestellt.

Streibl war drauf und dran, sich mit seinem "Wunder von Wackersdorf" bis auf die Knochen zu blamieren, wäre ihm nicht in letzter Minute ein "Amigo" zur Seite gesprungen. BMW-Chef Eberhard von Kuenheim war zur Stelle, um die Ehre des Ministerpräsidenten insoweit zu retten. In einem Brief an Landrat Schuierer versicherte der Münchner Konzernlenker dieser Tage, daß "wir weiter davon ausgehen, daß wir die Belegschaftsstärke von rund 1600 Mitarbeitern in Wackersdorf erreichen werden". Rund 100 Millionen Mark will das Automobilunternehmen nach Aussage eines Firmensprechers in den nächsten beiden Jahren in der mittleren Oberpfalz investieren. Spekulationen, die Entscheidung für den Standort Wackersdorf sei rein politischer Natur, widersprechen die Nobelkarossenbauer entschieden. In Wackersdorf, so heißt es, könne BMW ohne langwierige Genehmigungsverfahren eine Fabrikation in "ein bis zwei Jahren aufbauen". Schon das alleine spreche für ein weiteres Engagement auf dem WAA-Gelände.

Die neu eingestellten Arbeitskräfte werden voraussichtlich zu einem großen Teil Spengler und Schweißer sein. Nur "rund zehn Prozent Know-how-Träger" sollen aus den Werken Regensburg und Dingolfing abgezogen werden. "Wegen Wackersdorf wird kein BMW-Arbeiter in einem anderen Werk seinen Arbeitsplatz verlieren", versichert der Firmensprecher. Schon bis Mitte diesen Jahres will BMW die Mannschaft in der Oberpfalz von derzeit 350 auf knapp 500 aufstocken. Dann sollen täglich rund 120 Rohkarossen des 3er Cabrio die Förderbänder verlassen.

Unklar bleibt jedoch, was die Bajuwaren von 1995 an auf dem Gelände der Atomruine mit der dann vollzähligen Belegschaft fertigen wollen. Scheinbar weiß man das bei BMW selbst noch nicht so genau. Was dort gebaut werden soll, werde sich erst im Laufe des Jahres entscheiden, heißt es in der Münchener Konzernzentrale. Möglich wäre die Produktion von Kleinserien, etwa des 3er Kombi oder des bislang nur als Studie vorliegenden Stadtautos Z 13. JÖRG SCHMITT

Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion "Bruchköbel ist nicht Idstein"

Die Diskussion um die alte Scheune zwischen Leihbücherei und Sparkasse - die CDU möchte das Anwesen verkaufen, die SPD zum Heimatmuseum umbauen lassen - bewegt auch einen Bruchköbeler Architekten. Er appelliert an die Politiker, das Gebäude im alten Ortskern zu erhalten:

"Es wäre falsch, wenn heute ein Teil des Anwesens vorschnell verkauft würde. Besonders, wenn die Entscheidung zum Verkauf auf Basis der von Stadtrat Garkisch genannten Zahlen gefällt würde. Garkisch sagt, daß der Ausbau der alten Scheune an der Hauptstraße zum Heimatmuseum 1,8 Millionen Mark kosten würde.

Woher er das weiß? Als er noch Stadtrat in Idstein war, baute er dort ein Ledermuseum. Und das war so teuer. Bruchköbel ist nicht Idstein - ein klimatisiertes Ledermuseum ist etwas anderes als ein schlichtes Heimatmusem in Bruchköbel.

Die Scheune könnte weitaus billiger zum Museum umgebaut werden. Eine waagrechte Isolierung des Gebäudes wäre nicht nötig. Im Dach müßte eine Wärmedämmung angebracht werden. Verteilt auf mehrere Bauabschnitte könnten nach und nach Ausstellungsräume in der Scheune geschaffen werden. Der Geschichtsverein hätte endlich ein eigenes Haus und müßte seine Sammlung nicht auf zwei Gebäude verteilen. Das würde sicher Geld sparen.

Der Verkauf der Scheune wäre gegen jegliche städtebauliche Zielsetzung und Vernunft. Wo gib es denn so was, daß eine Kommune trotz Baulandknappheit und steigender Preise wertvolle und zentral gelegene Grundstücke in der Innenstadt verscherbelt?

Damit gibt man Gestaltungsmöglichkeiten aus der Hand und liefert das Stadtbild privaten Geschäftsleuten aus. Den Gewinn machen andere, obwohl gleichzeitig ein Mangel an öffentlich nutzbaren Räumen besteht.

Die Scheune ist ideal als Heimatmuseum nutzbar. Sie weist eine dreiseitige Grenzbebauung und nur eine einseitige Belichtungsmöglichkeit auf. Lärmende und intensive Nutzungen des Gebäudes würden sicher zu Konflikten mit den Nachbarn führen.

Außerdem wurden die erforderlichen Versorgungsleitungen für Heizung, Wasser und Strom bereits von der Bücherei zur Scheune gelegt. Die Maßnahmen kostete immerhin 22 250 Mark.

Ich appelliere an die Verantwortlichen der Stadt, das Grundstück nicht zu verkaufen.

Der alten Stadtkern von Bruchköbel ist sehr klein und kostbar. Es wäre falsch, weitere Teile von ihm für Projekte zu opfern, deren Ausgang und Gestalt wir heute nicht kennen."

Lothar Gerstner Bruchköbel

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Ruderer-Jahresversammlung Die Borussen zogen eine nüchterne Bilanz

OBERRAD. Der Frankfurter Rudersport steckt in der Krise. Die meisten der 14 Vereine klagen schon seit Jahren über Nachwuchsmangel - auch die Frankfurter Rudergesellschaft (FRG) Borussia 1896. Entsprechend nüchtern fiel während der Jahreshauptversammlung auch die sportliche Bilanz für 1992 aus: Gerade einmal zwei junge Leistungsruderer legen sich derzeit für den Verein vom Mainwasenweg in die Riemen. "Und die waren vergangene Saison nicht erfolgreich", bedauert Sportwart Reinhard Melcher. Zwar hätten sich die beiden Junioren in der Winterpause "mächtig ins Zeug gelegt", aber Sportwart Melcher ist dennoch pessimistisch: "Von der kommenden Saison erwarte ich mir auch nicht viel."

Die Hoffnung auf leistungsstarken Nachwuchs gibt der Sportwart dennoch nicht auf. Ende April wollen die Borussen mit Handzetteln Schüler und Schülerinnen nach Oberrad ins Rudererdorf lokken. Mit kostenlosen Schnupperkursen "können wir ja vielleicht einige für unseren Sport begeistern".

Für die Erste Vorsitzende Inge Gondolf steht jedoch fest: "Die Zeiten für das Leistungsrudern in Frankfurt sind vorbei." So konzentriert sich die FRG Borussia fast nur noch auf den Breitensport wie Wanderfahrten oder die vereinsinterne Regatta für Freizeitskuller. Ansonsten verlagert sich das Vereinsleben zunehmend vom Main aufs Ufer: Höhepunkte waren 1992 ein Preisskat, die Bootstaufe eines neuen Rennvierers mit der befreundeten Ruderabteilung von Galatasaray Istanbul und ein Jazz-Frühschoppen. "Der hat super eingeschlagen", erinnert sich Frau Gondolf an die vielen Besucher am Mainufer.

In die Boote zieht es die Borussen nur noch selten. Viele der etwa 160 Mitglieder vergnügen sich in den Kegel-, Tennis- oder Laufgruppen des Klubs. Inge Gondolf: "So bleiben uns die Mitglieder jedenfalls erhalten." cob

Violinistin Rusne Mataityte Kulturhaus lädt ein zum Konzertabend

NIEDER-ERLENBACH. Zu einem besonderen Konzert in der barocken evangelischen Pfarrkirche (Zur Charlottenburg 1) lädt der Verein "Nieder-Erlenbacher Kulturhaus" am kommenden Sonntag, 14. März, um 20 Uhr ein: Die litauische Violinistin Rusne Mataityte gastiert mit Werken von Bach (Chaconne aus der Partita d-Moll), Kreisler (Recitativo, Scherzo-Caprice op. 6), Barkauskas (Partita) und Ysae (Sonate Nr. 2) im nördlichen Stadtteil.

Die Künstlerin zählt zu den bedeutendsten Virtuosen ihres Landes. Schon als Kind zeigte sie große musikalische Begabung: Die junge Geigerin gewann mehrfach Peise in der ehemaligen UdSSR. Sie studierte in Vilnius bei W. Radowitsch, einem Schüler David Oistrachs, der sie in die berühmte russische Schule des Geigenspiels einwies; anschließend studierte Rusne Mataityte am Moskauer Konservatorium weiter.

Weitere Auskunft geben Brunhilde Deckner (Telefon 0 61 01/4 77 63) und Barbara Ziegner (0 61 01/4 38 42). ute

Hessisches Sammler-Treffen Philatelisten laden zum "Festival" ein

FRANKFURT-NORDWEST. Ein "großes Festival der Philatelie" veranstaltet die städtische Saalbau-Gesellschaft gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Briefmarkensammler-Vereine am heutigen Donnerstag, 11. März, von 10 bis 20 Uhr, im Bürgerhaus Nordweststadt / Titus Thermen, am Walter- Möller-Platz 2 (Eintritt frei).

Anlaß für das 1. Hessische Briefmarkensammler-Treffen ist die Erstausgabe von sechs farbenfrohen Sonderbriefmarken der Deutschen Bundespost, darunter die Hessen-Marke, die im Rahmen der Serie "Wappen der Länder der BRD" herausgegeben wird. Es ist die bislang siebte Marke dieser Serie, die streng nach Alphabet geordnet erscheint.

Die Bundespost wird bei diesem Sammler-Treffen nicht fehlen - sie ist mit der Versandstelle Frankfurt und einem Sonderpostamt vertreten und wird zwei Sonderstempel zur Hessenmarke und zum "Festival der Philatelie" abgeben. Dazu gibt es Ersttagsblätter zur Hessen-Mark und passende Sonderumschläge zu den Sonderstempeln, die in limitierter Auflage verkauft werden.

Weiter gibt es für die Besucher eine "Phila-Hessenschau", Händlerstände mit Marken aus aller Welt, Verkaufsstände für Kataloge und Sammlerzubehör, Sammlertische und Briefmarkenwühltische. Am Informationsstäande der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft geben Experten Tips, außerdem kann man in Fachzeitschriften und anderer Philatelie- Literatur blättern.

Nähere Informationen (gegen Rückporto) gibt die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Briefmarkensammlervereine, 6070 Langen in der Mierendorffstraße 44. *ute

Bessere Erdölausbeute durch Lignin-Verwertung

Lignine fallen jährlich in riesigen Mengen bei der Aufarbeitung von Holz zu Cellulose und Papier an. Sie werden jedoch wirtschaftlich kaum genutzt. Sie gelangen in gelöster Form zum Beispiel als Sulfit-Ablaugen zum Unwillen von Umweltschützern ins Abwasser oder erfordern eine aufwendige Aufbereitung der Abwässer. Chemiker in Houston (Texas) haben jetzt ein Verfahren ausgearbeitet, Lignine kostengünstig zu hochwirksamen Tensiden umzusetzen. Dadurch kann aus einem Abfallstoff ein häufig gebrauchtes Produkt werden.

Derartige oberflächenaktive Substanzen könnten zum Beispiel in großen Mengen von der Mineralöl-Industrie zur besseren Ausnutzung von Ölquellen eingesetzt werden. Die dafür bisher verwendeten Tenside waren zu teuer, was zahlreiche US-amerikanische Öl-Lieferanten daran hindert, ihre Vorkommen intensiver auszunutzen. Bei dem neuen Verfahren wird Lignin mit Wasserstoff und Kohlenmonoxid in wasserlösliche Lignophenole umgewandelt und anschließend mit Schwefeltrioxid zu Tensiden umgesetzt. Eine weitere Aufarbeitung dieser Tenside ist nicht erforderlich, da das geförderte Rohöl ohnehin einem thermischen Spaltungsprozeß unterzogen werden muß. Nach Schätzungen von Marktbeobachtern könnten mit den Lignin- Tensiden allein in den USA Ölreserven von über 150 Milliarden Barrels erschlossen werden. Dort kann aus der Cellulosegewinnung mit jährlichen Ligninmengen von etwa 20 Millionen Tonnen gerechnet werden. Chemiker halten zudem für möglich, daß Lignin-Tenside auch zu reineren Verbindungen aufgearbeitet werden können und dann als organische und natürliche Rohstoffe in der Chemie- und Waschmittelindustrie zu verwenden sind. trz

Junge Israelis suchen Brieffreunde

HOCHTAUNUSKREIS. Jugendliche des israelischen Distrikts Gilboa, dem der Hochtaunuskreis seit Jahren partnerschaftlich verbunden ist, suchen Brieffreundschaften mit hiesigen Jugendlichen.

Wer Lust hat und der englischen Sprache mächtig ist, kann sich an das Kreistagsbüro, Louisenstraße 86-90, Bad Homburg, Tel. 0 61 72 / 178-239, wenden. dag

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• 19. bis 21. März: Umweltmesse "terra", im Congress-Centrum Hannover. Schwerpunktthemen: Abfall und Verkehr. Erstmals angegliedert "terra-bau", Messe für ökologisches Bauen.

• 30. März: Baustoffe und Gesundheit, Seminar der Akademie der Architektenkammer Hessen in Wiesbaden, Adresse: Mainzer Str. 10, 6200 Wiesbaden, Tel. 06 11 / 17 38 36.

• 31. März: Wege aus der Umweltkrise - die Zeit drängt, Seminar in Stuttgart. Veranstalter: GSF-Forschungszentrum für Umwelt- und Gesundheit und Akad. f. Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg. Infos: GSF, Ingolstädter Landstr. 1, 8042 Neuherberg, Tel. 0 89 / 3 18 70.

• 19. April: Europäische Verpackungsrichtlinien, Tagung im Brückenkopf- Forum, Bonn-Beuel. Veranstalter: Katalyse Institut für angewandte Umweltforschung & Buntstift e. V.: Gebühr: 150 Mark. Infos: Katalyse Institut, Köln, Tel. 02 21 / 23 59 63-66.

• 20. bis 24. April: Kasseler Abfallforum, Tagung und Ausstellung in Kassel zum Thema biologische Abfallbehandlung mit Schwerpunkt Kompostierung, Anaerobtechnik, Kalte Vorbehandlung. Veranstalter: Prof. K. Wiemer, Universität Kassel. Gebühr 420 Mark (Studenten: 90 Mark). Anmeldung: 0 55 42 / 5 03 - 5 85.

Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den

"Ökologischen Briefen" (Frankfurt/Main).

Vorbereitung für die Sprachdiplom-Prüfung

Die Lehrerkooperative bietet einen Vorbereitungskurs für die Prüfung zum Kleinen Deutschen Sprachdiplom an, die vom Goethe-Institut im November 1993 abgenommen wird. Noch sind einige Plätze frei. Der Kurs findet vom 15. März an jeweils montags und mittwochs zwischen 18.30 Uhr und 21 Uhr statt.

Anmeldung und weitere Informationen täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr sowie montags und donnerstags von 15 Uhr bis 18 Uhr unter der Rufnummer 29 21 11 oder direkt in der Schäfergasse 46. us

Banken beraten Amateure bei "Monopoly im Großen" Für 5000 Mark "ein bißchen was" über Börse lernen: In Investmentclubs legen Kleinspekulanten Geld zusammen

FRANKFURT A. M. An der Börse das Geld für sich arbeiten lassen, wer möchte das nicht? Doch häufig scheitert der Wunsch, sich an einer der faszinierendsten Anlagemöglichkeiten für Geld zu beteiligen, an Unsicherheit, mangelndem Kapital und fehlendem Wissen. Mittwochslotto kann jeder alleine spielen, doch beim Gang an die Börse ist es für Unerfahrene oft besser, sich Partner zu suchen. Eine zunehmende Zahl von Frankfurtern schließt sich deshalb in Investmentclubs zusammen, um das Auf und Ab der Notierungen zu nutzen.

"Sollen wir für 5000 Mark oder für 10 000 Mark Aktien einer niederländischen Fluglinie kaufen?" Die Mitglieder des neugegründeten Frankfurter Investmentclubs "Dribb de Bach" sind noch sehr unsicher. 47 000 Mark wollen sie an der Börse plazieren - keine leichte Entscheidung. Die Aktie hat sich sehr gut entwickelt. Zudem sorgen der Tageszeitungen entnommene Gerüchte über eine bevorstehende Zusammenarbeit mit einer englischen Airline für eine gewisse "Börsenphantasie". Dennoch bleibt ein Unbehagen: Aktien von Luftverkehrsgesellschaften gelten zur Zeit als risikoreich und spekulativ.

"Man gründet einen Investmentclub, weil durch das Zusammenlegen der Kapitalanteile ein Betrag zusammenkommt, mit dem man an der Börse etwas bewegen kann. Außerdem soll jeder von dem Wissen des anderen profitieren", sagt Stefanie Groß, Erste Vorsitzende des Investmentclubs "Dribb de Bach", der sich seinen Namen nach der traditionellen Frankfurter Bezeichnung für den Stadtteil Sachsenhausen gegeben hat. Eine Frankfurter Bank unterstützt Investmentclubs mit Referenten, die über "Calls" und "Puts", Optionsscheine und Rentenpapiere Auskunft geben können und liefert Börseninformationen. Das Institut berät im Stadtgebiet 14 Clubs mit mehr als 400 Mitgliedern.

Die Mitglieder von "Dribb de Bach" haben unterschiedliche Motive für ihren Beitritt. Dieter Mauer ist Elektrotechniker. Er wurde durchs Fernsehen auf Investmentclubs aufmerksam. "Es reizt mich einfach, es ist wie Monopoly im Großen" sagt er. Auch der Ingenieur Bijan Kia ist Amateur an der Börse. "Ich habe ein Interesse an solchen Spielchen" sagt er, "mein Neffe hat mich auf den Club aufmerksam gemacht." Für den Kaufmann Manfred Semisch steht der Profit nicht an erster Stelle. Er wurde bei der Anlagenberatung seiner Bank auf den Investmentclub in Sachsenhausen hingewiesen: "Ich möchte ein bißchen was lernen - nicht reich werden."

"Investment education, das gehört dazu": Ein Börsenneuling soll lernen, sein eigenes Aktienpaket zu schnüren. Mindestens ein Mitglied des Vereins sollte daher bei der Gründung bereits über Börsenerfahrung verfügen, empfiehlt die Schutzvereinigung, damit nicht gleich nach Gründung unnötig viel Lehrgeld in Form von Verlusten gezahlt werden muß.

Die genaue Zahl der Investmentclubs in Frankfurt ist unbekannt, doch Renate Fellner von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ist begeistert: "Im Rhein-Main-Gebiet funktioniert es sehr gut." Vielleicht veranstaltete deswegen die Schutzvereinigung den alle zwei Jahre organisierten Weltkongreß der Investmentclubs in der Bankenstadt Frankfurt. "Phoenix", "Thesaurus" oder schlicht "Eschborn" heißen die Clubs in und um Frankfurt, bundesweit gibt es mittlerweile rund 4500 Anlagevereine mit 100 000 bis 120 000 Mitgliedern, die ein Vermögen von rund 450 Millionen Mark verwalten.

Die Idee des Investment-Clubs kommt aus dem Land des "big business", den USA. Dort hatte 1898 der Farmer Brooks erkannt, daß die Industrie höhere Gewinne abwirft als die Landwirtschaft. Er mobilisierte Freunde und Bekannte, um mit ihnen gemeinsam Geld an der Börse anzulegen - der Investmentclub war geboren. 1963 wurde ein erster Club in Deutschland gegründet.

Um das Risiko ihrer Anlagen zu streuen, beschließen die Mitglieder von "Dribb de Bach", 30 Aktien eines Maschinenbauunternehmens zu kaufen, das Industrieroboter für die Autoindustrie fertigt. Peter Prussog, von Beruf Public Relation Manager, fand das Argument: "Der erwartete Konjunktureinbruch in der Automobilbranche erhöht die Bereitschaft zu rationalisieren." Jetzt passen 200 Aktien der niederländischen Fluglinie ganz gut zum Depot von "Dribb de Bach". 20 000 Mark bleiben auf dem Konto, "um kurzfristig nachkaufen zu können".

Bis zu 30 Personen können gemeinsam an der Börse spekulieren, Anlagestrategien ausknobeln und versuchen, sich ein Stückchen aus dem Kuchen herauszuschneiden. Der Eintrittspreis in einen Investmentclub beträgt in der Regel 5000 Mark, zusätzlich muß für die Kapitalbildung monatlich ein Betrag zwischen 50 und 500 Mark auf das Vereinskonto eingezahlt werden. Um Rechte und Pflichten der Mitglieder zu regeln, hat die Schutzgesellschaft einen Mustervertrag ausgearbeitet. So entscheidet ein dreiköpfiger "Anlagenausschuß" nach dem Mehrheitsprinzip über den Kauf oder Verkauf von Aktien. Einmal im Quartal haben die Mitglieder Anspruch auf einen Kontoauszug, der die Entwicklung ihres Clubanteils wiedergibt. Damit der Anlagenausschuß die Clubmitglieder nicht in Teufels Küche bringt, ist im Gesellschaftsvertrag festgelegt: "Die Anschaffung von Wertpapieren auf Kredit ist ausgeschlossen." pia

Grundschule lädt ein zum 4. Kleidermarkt

HARHEIM. Zum 4. Kleidermarkt laden die Eltern der Kinder, die die Vorschulklasse in der Grundschule Harheim besuchen, ein. Am Sonntag, 14. März, wechseln von 15 bis 17 Uhr Sommerklamotten, Babybekleidung und Spielsachen ihren Besitzer. Insgesamt 24 Hobbyverkäufer bieten in der Turnhalle der Grundschule, In den Schafgärten 25, ihre Ware an.

Zusätzlich zum Kleidermarkt wird es wieder reichlich Kaffee und den berühmten, selbstgebackenen "Harheimer Kuchen" geben. Wie schon die Jahre zuvor kommt der Erlös der Vorschulklasse zugute. Das Geld wird für dringende Neuanschaffungen verwendet. tin

Theo oder Bert?

Babys und kleine Kinder merken sich fremde Gesichter immer zuerst anhand besonders hervorstechender Merkmale. Wie einprägsam ist doch ein kräftiger Schnäuzer oder eine blitzende Goldrandbrille! Natürlich wissen das auch die Hersteller von Puppen und erwecken schon mal Figuren zum Leben, deren Gesichtszüge uns geradezu anspringen. Da machen die diversen Gestalten, die mehr oder weniger menschenähnlich durch Kindersendungen toben, natürlich keine Ausnahme.

Für die bald dreijährige Charlotte gibt es eigentlich nur Kindersendungen: Hauptsache, sie darf erst mal zugucken. So schaute sie auch gebannt hin, als kürzlich der Herr Waigel auf dem Bildschirm erschien und sich zu Finanzpolitischem äußerte. Die Kleine wußte gleich, um was es hier gehen mußte: "Sesamstraße!"

Ob nun der Theo dem Bert oder der Bert dem Theo ähnlich sieht, ist sicher nachdenkenswert. Was aber viel mehr bewegt, ist die Frage, ob der Bundesfinanzminister vor Charlottes Eltern - und möglicherweise auch vor anderen - noch allein auftreten kann.

Kommt jetzt Theo, kommt die Frage: Wo bleibt Ernie? Ihr Bastian

Autofahrer sollen auf Kröten achten Bei ersten lauen Frühlingslüftchen in Hessen machen sich die Kröten auf Wanderschaft zu ihren Laichplätzen. Die Amphibien überqueren dabei häufig Autostraßen. Darauf weist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Mörfelden-Walldorf hin. An vielen Straßen hätten "Krötenretter" daher bereits Schutzzäune für die Tiere errichtet. Fahrer sollten besonders nachts und bei Dämmerung das Tempo drosseln.

Kommerzsender RTL will bei Tele West einsteigen

Der Kommerzsender RTL prüft eine direkte Beteiligung an Tele West, dem TV-Unternehmen der nordrhein-westfälischen Zeitungsverleger. RTL-Justitiar Hermann Kresse bestätigte das Interesse seines Hauses. Er stellte aber auch klar, daß ein RTL-Einstieg bei Tele West nur dann sinnvoll sei, wenn RTL von den Mitgesellschaftern einen "Spielraum" eingeräumt bekomme, der es dem Sender erlaube, seinen "Qualitätsanspruch im Regionalen" im Programm umzusetzen.

Tele West benötigt neue Anteilseigner, seit die westfälischen Zeitungsverleger ihren 19-Prozent-Anteil aufgrund der prekären wirtschaftlichen Lage des regionalen Fernsehprogramms außerordentlich gekündigt haben und auch die Zeitungsgruppe WAZ ihren Anteil verkaufen will. Derzeit gibt es eine provisorische Neuverteilung der Anteile: Die WAZ-Tochter Westfilm Medien und die Rheinische Presse-Rundfunk (RPR) GmbH halten je 47,5 Prozent der Anteile, drei Prozent ein Treuhänder und je ein Prozent die katholische Kirche sowie die Arbeitgeber. epd

Nur Privilegierte reden immer von Emanzipation

Die in dem Bericht "Bei der Namenswahl gerät die Emanzipation ins Stokken" (FR vom 4. 3. 1993) angeführten Damen, welche durch ihren Beruf so privilegiert sind, daß aus ihrem Munde der Begriff der Emanzipation eigentlich frivol im Verhältnis zu Hilfsarbeiterinnen und deren Situation in der Gesellschaft ist, führt zu dem Eindruck, daß jene "Edelemanzen" aus der Frustration ihrer tollen Situation nichts mehr anderes einfällt, als daß den Macho endlich das Zeitige segnen soll.

Dabei hüten sie sich natürlich davor, an die Basis dessen zu gehen, was der/ die Bürger/in jeden Tag mit im Viertel herumstreunenden Drogendealern und minderjährigen Kurieren aushalten muß, denn da ist man sich zu fein, etwas Positives zu tun.

Wie überhaupt bei Frauen festzustellen ist, daß sie viel schneller leiden und nur für sie Günstiges in der Arbeitswelt und im Haushalt und bei der Kindererziehung auswählen, welches sie nicht belastet.

Dabei ist doch ganz klar, daß diese künstliche Diskussion um die Emanzipation zu Lasten derjenigen geht, die zu Hause keine Ansprechpartner/innen haben, die Kinder im Kindergarten abgeben, weil sie sich verwirklichen will und wundert man/frau sich, daß die Kinder in schlechte Gesellschaft kommen.

Befremdlich wirkt wirklich, daß nur Priviligierte immer von Emanzipation reden, die Frauen, welche sich in der Häuslichkeit wohl fühlen, kaputtreden und es ausnutzen, daß diese Frauen im Intellekt wenig zu bieten haben.

Aber diese Art von Unterdrückung wird ja nicht publiziert. Da macht dann die FR auch keinen Gebrauch von der Pressefreiheit. Was nicht in die vorgemachte Ideologie paßt, wird einfach nicht geschrieben.

Fazit: Anstatt vom Staat ständig neue Kindergartenplätze zu fordern (auch Studentinnen fordern dies), sollten diese Eltern sich lieber überlegen, ob man/frau nicht lieber zu Hause bleibt und sich um die Kinder und deren Sozialisation kümmert. H.-F. Rühl, Hamburg

Reinhard Roy zeigt Bilder und Objekte im Kreishaus

HOFHEIM. Bilder und Objekte des Wahlflörsheimers Reinhard Roy sind von Freitag, 19. März, an in der Galerie im Kreishaus zu sehen. Der aus Niederschlesien stammende Künstler arbeitete zuerst mit Glas und Holz, ist inzwischen aber auch auf Edelstahl-Kombinationen mit Glas und Eisen umgestiegen.

Die Einführung zu der Ausstellung "Konkrete Aspekte" gibt Kunstwissenschaftler Boris von Brauchitsch bei der Vernissage heute um 19 Uhr. Roys Werke sind montags bis freitags bis einschließlich 16. April zu den Öffnungszeiten des Kreishauses zu sehen. ana

Mit Moral nichts zu tun

Constantin Brunner, der von Yehudi Menuhin als sein "geistiger Mentor" verehrte Philosoph, ist nicht, wie Ulrich Schreiber (FR vom 1. 3. 1993 "Zum Hasse nicht, zur Liebe bin ich") behauptet, durch ein Studium des Hinduismus zur Auffassung einer Leib-Seele-Einheit gekommen, sondern durch ein Studium der "Ethik" Spinozas. Der Hinduismus spielt in Brunners Philosophie überhaupt keine Rolle. Im übrigen hat bei ihm der Begriff einer Leib-Seele-Identität mit dem Hen- kai-pan-Gedanken gar nichts zu tun.

Brunner geht zwar von einer Einheit, ja Identität alles Körperlichen und Seelischen aus (in seiner Psychologie aufgrund der Bewegungslehre, in: "Die Lehre von den Geistigen und vom Volk", Stuttgart 1962), aber diese psychosomatischen Einheiten sind ihm immer noch das "relative" Viele (pan), das er von dem "absoluten" Einen (hen) unterscheidet (vgl. dazu sein Werk "Materialismus und Idealismus", Den Haag 1976). Die ethischen Folgerungen, die Brunner aus dieser Konzeption zieht, haben (auch hier irrt Schreiber) mit Moral nichts zu tun: Moral ist für Brunner "Aberglaube". -

Menuhin ist übrigens nicht nur Förderer, sondern auch Ratsmitglied der Constantin-Brunner-Stiftung in Hamburg sowie Vorstandsmitglied des Internationaal-Constantin-Brunner-Instituut in Den Haag.

Jürgen Stenzel, Vorsitzender der Constantin-Brunner-Stiftung Hamburg

Der erste Senioren-Sender steht in den Startlöchern "Radio 50 plus" will in Berlin im Juni auf Sendung gehen / Kein Hörfunk "mit Runzeln"

Wenn Peter Bosse in seiner Ost-Berliner Wohnung oder im Auto das Radio einschaltet, dann langweilt er sich vermutlich die meiste Zeit. "Es gibt einfach kein Hörfunk-Programm, das den Lebensnerv unserer Generation wirklich trifft", weiß der 62jährige frühere Rundfunkmoderator. Wenn es nach ihm ginge, könnte sich das schon bald ändern. Zusammen mit langjährigen Kollegen des früheren DDR-Senders "Berliner Rundfunk" will Bosse in der Hauptstadtregion die erste deutsche Hörfunkwelle für Senioren in den Äther schicken. Name: "Radio 50 plus."

"Wir wollen kein Radio mit Runzeln machen, sondern ein anspruchsvolles Programm, das sich an den Interessen der Alten orientiert", versichert Bosse. Sollte die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) im April die erhoffte Sendelizenz erteilen, wollen die Seniorenfunker noch im Juni starten. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt, denn in diesem Monat finden die traditionellen Berliner Seniorenwochen mit etlichen Kulturveranstaltungen statt. Ein passendes Ereignis also, um "Radio 50 plus" im internationalen Jahr der Senioren bekannt zu machen.

Auch aus einem weiteren Grund könnte der Zeitpunkt für ein solches Radioprojekt kaum günstiger sein: Während sich die meisten Radio- und TV-Sender mit Pop- und Unterhaltungsprogrammen an ein jüngeres Publikum wenden, rükken mehr und mehr die Senioren als potente Verbrauchergruppe ins Blickfeld der Wirtschaft. Eine neue Studie des Meinungsforschungsinstituts Grey belegt, daß die über 50jährigen in Wirklichkeit sehr viel aktiver und konsumfreudiger sind, als bislang angenommen. Rund ein Drittel der über 25 Millionen deutschen Senioren, so das Institut, zählten zur Gruppe der "beweglichen" Alten, die sich "zehn Jahre jünger fühlen, als in ihrem Paß steht" und über eine beträchtliche Kaufkraft verfügen.

Zugleich kam bei der Umfrage jedoch heraus, daß sich rund 90 Prozent der Älteren von der bisher üblichen Werbung nicht angesprochen fühlen. Für die Werbewirtschaft tut sich damit ein weites Feld für spezielle Senioren-Werbung auf - und für "Radio 50 plus" möglicherweise eine sprudelnde Geldquelle.

Die Entstehungsgeschichte des Senioren-Radios reicht bis in die letzten Monate der früheren DDR zurück. Nachdem Bosse beim "Berliner Rundfunk" 27 Jahre die populäre Sonntags-Sendung "7 bis 10 in Spreeathen" moderiert hatte, suchte er 1990 nach einem neuen Arbeitsfeld. "Ich wollte eine Radiosendung für meine Generation machen", erinnert er sich. Also startete er die Senioren-Sendung "Jahresringe", die nach wenigen Wochen höhere Einschaltquoten erreichte als das Konkurrenzprogramm des SFB. Nach der Privatisierung des "Berliner Rundfunks" im Dezember 1991 wurden die "Jahresringe" eingestellt und Bosse entlassen; beide paßten nicht in das Kommerzkonzept der neuen Eigentümer.

Mit "Radio 50 plus" will Bosses Team nun an das Erfolgsrezept der "Jahresringe" anknüpfen. Im Süden Berlins steht dazu ein kleines Hörfunkstudio für rund 60 feste und freie Mitarbeiter bereit. Außerdem entsteht in der Friedrichstraße zur Zeit ein "Radio-Café" für Senioren, aus dem täglich mehrere Stunden live gesendet werden soll. Magazin-Sendungen, Reportagen, Features, Hörspiele sind ebenso vorgesehen wie "ehrliche Ratgeber- und Service-Sendungen". Die Musikfarbe für das 24stündige Programm reicht von Klassik über Rock und Pop bis hin zu altbewährten Schlagern.

Nach anfänglichen Fehlschlägen bei der Partnersuche hat Bosse unterdessen nicht nur namhafte Mitstreiter, sondern auch potente Geldgeber gefunden. Neben einigen Kleinanlegern gehört der frühere ZDF-Quizmaster Wim Thoelke ebenso zum Gesellschafterkreis wie die "Deutsche Beteiligungsgesellschaft", ein von der Deutschen Bank angeführtes Investmentunternehmen. Über Investitionen und Programmkosten will Bosse öffentlich keine Angaben machen, bevor er nicht die Sendelizenz in den Händen hält. Sollte das Geld jedoch knapp werden, so berichtet er zufrieden, stünde eine Reihe weiterer Kapitalgeber bereit, um dem Projekt zum Erfolg zu verhelfen. Rund ein Viertel der knapp zwei Millionen Senioren in Berlin-Brandenburg hält Bosse für potentielle "Radio-50-plus"-Hörer.

Für den Erfolg soll dabei nicht zuletzt eine illustre Truppe von TV- und Radiopensionären aus Ost und West sorgen. "Big Wim" (65), der sich zur Zeit mit mäßigem Erfolg im SFB/MDR-Fernsehen als Talk-Master versucht, will bei "Radio 50 plus" den Part eines "kreativen Geschäftsführers" übernehmen. Heinz Schenk, langjähriger "Äppelwoi"-Einschenker im ZDF-Dauerbrenner "Zum Blauen Bock", steht ebenso auf der Mitarbeiterliste wie der im Osten bekannte Hörfunk-Discjockey Kalle Neumann ("Kalles Hitparade"). Als Arbeitsmotto hat sich der designierte Programmdirektor Bosse eine schöne Formulierung einfallen lassen: "Wir wollen die Tankwarte der Seelen sein." UWE-JENS LINDNER

Internationaler Familien-Treff Ein großes Fest für alle Nationalitäten

KALBACH. "Kalbach wird nicht Mölln" ist das Motto des Initiativkreises gegen Ausländerfeindlichkeit. Weit über 300 Bürger des nördlichen Stadtteils haben bereits den Appell unterschrieben und damit ein Zeichen gegen Fremdenhaß und Gewalt gegen Minderheiten gesetzt. Jetzt laden die Initiatoren zum "Internationalen Kalbacher Familien-Treff" am kommenden Samstag, 14. März, im Winfried-Haus, Am Brunnengarten 9, ein. Das Fest mit Bürgern aller Nationalitäten beginnt um 15 Uhr.

"Wir wollen nicht mehr übereinander reden, sondern miteinander", heißt es in der Einladung. Kinder und Jugendliche können Musik machen, spielen, malen, schminken und tanzen. Für Kaffee, Tee und andere Getränke ist gesorgt. Die Gäste sollten aber etwas zum Essen mitbringen, bitten die Organisatoren. mo

Neue alte Räume: praktisch und elegant Die Katholische Familienbildungstätte eröffnete mit einem "Tag der offenen Tür"

FRANKFURT-NORDWEST. Die Katholische Familienbildungsstätte (FBS) Nordweststadt hat wieder eigene Räume. Nach einer einjährigen Übergangsphase, in der die Bildungseinrichtung provisorisch in Containern untergebracht war, ist sie nun in ihr neues (altes) Domizil umgezogen. Es ist unter der selben Adresse im Nordwestzentrum zu finden wie vor einem Jahr. In dem kürzlich fertiggestellten Neubau am Limescorso findet sich die Familienbildungsstätte jetzt aber im zweiten Obergeschoß und nicht mehr, wie früher, im ersten Stock.

Die neuen Räume sind nicht wesentlich größer als die alten, entsprechen aber eher den heutigen Anforderungen an eine Bildungseinrichtung. Der Schwerpunkt der Arbeit hat sich in den 25 Jahren seit Bestehen der Einrichtung verschoben. Standen damals Kochkurse im Vordergrund, liegt das Interesse der Familien heute eher bei pädagogischen Fragen. Auf eine Lehrküche etwa wurde deswegen im Neubau verzichtet.

Zum Festakt begrüßte Leiterin Lioba Kunz zahlreiche Gäste. Neben Vertretern beider Kirchen waren die Kursleiter des Hauses, die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte sowie Vertreter der Gemeinden und Kindergärten in der Nordweststadt gekommen. Diese hatten in der Übergangszeit ihre Räume zur Verfügung gestellt, so daß das Kursprogramm in vollem Umfang aufrecht erhalten bleiben konnte.

Bei ihnen bedankte sich Frau Kunz. Sie freue sich mit ihren Mitarbeitern auf das künftige Wirken in den eigenen neuen Räumen, die sie scherzhaft als eine "vollkommene Verbindung zwischen einer modernen, fast eleganten Innenausstattung und den praktischen Eigentümlichkeiten einer Familienbildungsstätte" charakterisierte.

Einen engagierten Festvortrag hielt Ordinationsrat Dr. Ernst Leuninger, im Bistum Limburg für die Erwachsenenarbeit zuständig. Er betonte, daß die Arbeit der Familienbildungsstätte nach wie vor notwendig sei und machte einen Wandel der familiären Situation aus, auf den die kirchliche Familienbildung reagieren müsse. Die Kinderzahl werde kleiner, die Familie also "horizontal kleiner". Gleichzeitig steige die Lebenserwartung des einzelnen. Die Familie werde "vertikal größer". Vier Generationen müßten in Zukunft miteinander auskommen.

Doch bei allem strukturellem Wandel bleibe der Status der Familie unverändert hoch. Leuninger: "Keine Institution - auch die Kirche nicht - ist in der Lage, die Familie in der Funktion der Wertebegründung zu ersetzen." Hier müsse die Familienbildung helfen. "Die Familie muß ein Ort sein, an dem der einzelne einen höheren Wert besitzt als in der Gesellschaft." Diese sei durch eine zunehmende "Durchökonomisierung" geprägt. Auch die Gewalt sei ein Problem, dessen sich die Katholische Familienbildung annehmen müsse, forderte Ernst Leuninger. Gewalt habe eine Grundlage in der Familie; Pädagogik müsse hier Wege weisen.

"Es muß doch intelligentere Konfliktlösungsmuster geben als solche mit Gewalt. Leben ist nicht nur Konsum und Karriere, sondern gelungene Beziehung, menschliche Wärme und Geborgenheit." Wer sich in der Familie geborgen wisse, könne sich dann auch in der Gesellschaft eingliedern. Dies deutlich zu machen sei ein wichtiges Ziel.

Stadtdekan Klaus Greef beendet den Festakt und segnete die neuen Räume. "Gott möge alle segnen, die in diese Räume kommen und alle, die er segnet, die sind ein Segen für andere."

Bei einem "Tag der offenen Tür" hatten dann die Bürger aus dem Stadtteil Gelegenheit, die neuen Räume zu begutachten. Dabei konnten auch Produkte der verschiedenen Kreativ-Kurse besichtigt werden. Als ein Beispiel von vielen Angeboten wurde die Technik des Klöppelns vorgeführt. Tanz, Musik und Theater für Kinder rundeten neben kulinarischen Angeboten den Nachmittag ab. *mab

Ein Blick hinter die heile Glitzerwelt Menschen im Ghetto / Nordweststadt-Bücherei zeigt Fotografien von Daniel Fuchs

FRANKFURT-NORDWEST. Er porträtiert hauptsächlich mit Weitwinkel. Oft ist es nur eine kurze Distanz, die zwischen Objekt und Fotograf liegt. Daniel Fuchs sucht den engen Kontakt zu den Menschen, die er ablichtet. Seine Modelle sind zumeist Frauen und Männer aus sozial niedrigen Schichten und aus Randgruppen unserer Gesellschaft. In der Stadtteilbücherei Nordweststadt stellt der Künstler jetzt mehrere Milieustudien über Ghettos in Spanien und Portugal vor. Ergänzend dazu werden auch seine Aufnahmen aus dem Theaterbereich ausgestellt.

"Mir kommt es nicht darauf an, auf die schnelle das Bild einer Person zu stehlen, die Intimsphäre zu verletzen, sondern ein gegenseitiges Einverständnis zu erreichen", erklärt der Fotograf, wie wichtig ihm der zwischenmenschliche Bezug zu seinen Modellen ist. Fuchs versteht das Ablichten einer Person nicht als absolutes Ziel seiner Arbeit: "Es passiert, daß ich auch ohne ein Bild nach Hause komme, aber um eine Lebensgeschichte reicher geworden bin."

Der enge Kontakt zwischen Fotograf und Modell wird in den Aufnahmen des Künstlers offenbar: Keine leeren Blicke, sondern der Ausdruck von Nähe zeichnet sich in den Gesichtern der porträtierten Frauen, Männer und Kinder ab. Die Hauptpersonen seiner Bilder sind Mädchen und Jungen. Provokant zieht etwa ein zehnjähriger "Zigeuner aus Tomar" an einem Zigarettenstummel oder zwei "Zirkuskinder" umarmen sich liebevoll.

Sensibilität beweist Fuchs nicht nur im Umgang mit seinen Modellen, auch im Wechselspiel zwischen Licht und Schatten zeigt der Fotograf viel Gespür. Ein schöner Beleg dafür ist das Bild "In der Hütte", aufgenommen in Belem in Portugal. Einige schwarze Kinder sitzen gelangweilt in einem leeren, unwirtlichen Raum. Das natürliche Licht von der Straße scheint in das Zimmer und wirft auf die Gesichter der Mädchen und Jungen interessante Schwarzweiß-Kontraste.

1992 entstand in Bad Vilbel die Sequenz "Visionen der Nacht". Die drei Bilder zeigen jeweils denselben tanzenden Mann in verschiedenen Körperstellungen. Der Darsteller vom Wiener Masken- und Musiktheater, mit einer weißen Gesichtsform getarnt, agiert in schwarzer Kleidung vor einem dunklen Hintergrund. Betrachtet man die Kulisse genauer, entdeckt man Umrisse einer Landschaft. Fuchs erklärt, es handle sich um ein Vulkangebiet in der Toskana. Der Fotograf vereinigte die beiden Komponenten mit Hilfe einer Doppelbelichtung im Labor. Nicht nur der Hintergrund, auch der Tänzer selbst gewann durch fototechnische Raffinesse an Effekt. Mit Blitzlicht "fror" der Künstler sein Modell ein; gleichzeitig verlieh er ihm durch eine lange Belichtungszeit den Ausdruck von Bewegung.

Aufgrund seiner witzigen Idee sticht das Bild "Der schiefe Mann von Pisa" hervor. Abseits von Sozialthemen "begradigte" Fuchs mit "leicht verkippter Kamera und Weitwinkel" kurzerhand den berühmten italienischen Turm, um gleichzeitig einen Passanten am Fuße des Weltwunders schief erscheinen zu lassen. Ein skurriler Anblick.

Daniel Fuchs ist gelernter Sozialarbeiter. Eine Tatsache, die in vielen seiner Fotografien zum Ausdruck kommt, insbesondere bei seinen Milieustudien in den spanischen oder portugiesischen Ghettos. "Es zieht mich magisch in solche Gegenden, wo das Leben härter ist", erklärt der Künstler seine Vorliebe für den ungeschminkten Alltag hinter der Fassade einer heilen Glitzerwelt. Autodidaktisch lernte er die Kunst der Fotografie von klein auf; kein Wunder, auch sein Vater war Fotograf.

Die Ausstellung von Daniel Fuchs ist noch bis zum 26. März in der Nordweststadt-Bücherei, Nidaforum 6, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag jeweils von 11 bis Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. *ole

Die 16 Ortsbeiräte: Die Sitzverteilung hat sich geändert

FRANKFURT A. M. Die Sitzverteilung in den Ortsbeiräten für die Wahlperiode 1993 bis 1997 (in Klammern steht die bisherige Sitzverteilung):

Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gutleut und Gallus): SPD 7 (9), CDU 6 (7), Grüne 3 (3), Rep 3 (-).

Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend und Kuhwald): SPD 6 (7), CDU 6 (7), Grüne 4 (4), FDP 1 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 3 (Nordend): SPD 6 (7), CDU 6 (6), Grüne 6 (5), FDP 1 (1).

Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend): SPD 7 (8), CDU 6 (7), Grüne 4 (3), FDP 0 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen): SPD 6 (7), CDU 7 (8), Grüne 3 (3), FDP 1 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 6 (westliche Stadtteile, Schwanheim, Goldstein, Griesheim): SPD 7 (9), CDU 7 (8), Grüne 3 (2), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Hausen, Westhausen, Industriehof und Praunheim): SPD 7 (9), CDU 6 (7), Grüne 3 (2), FDP 1 (1), Die Rödelheimer Bürgerliste 2 (-).

Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt): SPD 7 (8), CDU 8 (8), Grüne 3 (2), FDP 1 (1).

Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim): SPD 6 (7), CDU 8 (9), Grüne 4 (2), FDP 1 (1).

Ortsbeirat 10 (Eckenheim, Berkersheim, Preungesheim, Frankfurter Berg, Bonames): SPD 6 (8), CDU 7 (8), Grüne 2 (2), FDP 1 (1), Rep 3 (-).

Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach): SPD 8 (9), CDU 6 (7), Grüne 3 (2), FDP 0 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 12 (Kalbach): SPD 2 (3), CDU 4 (4), Grüne 2 (1), FDP 1 (1).

Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach): SPD 3 (3), CDU 5 (4), Grüne 1 (1) FDP 0 (1).

Ortsbeirat 14 (Harheim): SPD 3 (3), CDU 4 (4), Grüne 1 (1), FDP 0 (1), Rep 1 (-).

Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach): SPD 5 (7), CDU 10 (8), Grüne 2 (3), FDP 0 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim): SPD 7 (8), CDU 8 (8), Grüne 3 (2), FDP 1 (1). cob

Bürohaus . . .

Fortsetzung von Seite 1 zahl der Parkgaragenstellplätze. Mehr als 60 Plätze will die Stadt nicht zulassen, um den Autoverkehr zu reduzieren und die Pendler zum Umsteigen auf den Öffentlichen Personennahverkehr zu bewegen. "Da müssen wir noch einen Kompromiß finden. Außerdem denke ich, daß die S-Bahn Anbindung nach Niederrad ausreichend ist", äußerte sich der Projektleiter. 1988 mußte das damals bundesweit beachtete Freizeitzentrum Pueblo wegen finanzieller Schwierigkeiten schließen. Es wurde verkauft, doch auch der zweite Eigentümer erwirtschaftete keinen Gewinn mit dem spektakulären Lehmbau. Der dritte Eigentümer Michael Blum (damaliger Kaufpreis 10,8 Millionen Mark) vermietete die stillgelegte Freizeitoase an die Stadt, nach wenigen Monaten kaufte und verkaufte die Stadt das Objekt wieder an Blum. Mit dem Abriß im September 1990 schließlich wurde der Traum vom "Freizeitzentrum der Achtziger" begraben. hen

Wege in die Vergangenheit Taunusklub bietet heimatkundliche Wanderungen an

Kampf gegen Rechts soll Demokraten einen SPD, CDU und Grüne wollen weitere Ghettobildung in Wohnbezirken verhindern

WESTLICHE STADTTEILE. Die Leunabrücke anzubinden - das wird auch in den nächsten vier Jahren ein wichtiges Thema für die Fraktionen im Frankfurter Römer werden. Das ergab eine Umfrage unter Politikern, die für ihre Fraktionen im Frankfurter Römer sitzen werden und sich besonders um die Belange der westlichen Stadtteile kümmern wollen.

"Oberste Priorität für den Westen genießen bei uns die Kinder", sagt Sozialdemokrat Hans-Dieter Bürger. Krippen, Horte und Betreuungsschulen müssen nach dem Willen von Bürger "en masse" gebaut werden. Über Griesheim soll der Kämmerer zuerst sein mit (wenig) Markstücken beladenes Füllhorn ausgießen. "Hier haben wir den meisten Nachholbedarf im Kindertagesstätten- und Krippenbereich", erklärt Bürger. Schon in absehbarer Zeit wollen die Sozialdemokraten in der Waldschulstraße Worten Taten folgen lassen: Dort werden in der Eichendorffschule Räume frei, die die Genossen für ein Betreuungsschule nutzen wollen.

Um nach der nächsten Kommunalwahl die Rechtsextremen wieder aus den Parlamenten drängen zu können, will sich die SPD im Bereich Wohnungsbau etwas einfallen lassen. "Die sozialen Brennpunkte in der Griesheimer Ahorn- und Kiefernstraße müssen wir entflechten", meint Bürger. In diesem Gebiet - wie überall in den westlichen Stadtteilen mit hohem Anteil an Sozialbauwohnungen - hatten die Rechts-Außen-Parteien viele Stimmen gewonnen. Beim Bau von Sozialwohnungen wie auch bei allen anderen Leistungen müsse die Stadt "ihre Standards senken". Anders seien städtische Projekte nicht mehr finanzierbar. "Ich fürchte, wir können in der kommenden Legislaturperiode nicht wieder eine Milliarde Mark ausgeben, wie in den vergangenen vier Jahren", sagt der Sozialdemokrat. "Die Leunabrücke muß angebunden werden", fordert der SPD-Mann - aber so, daß möglichst wenig Natur darunter zu leiden habe. Das die planungsrechtlichen Verfahren dazu noch lange dauern werden, müsse man "dem Bürger vermitteln." Für die Christdemokraten im Römer will Karl Leo Schneeweis die Westumgehung Unterliederbach durchdrücken. Daß Autoverkehr über die Leunabrücke rollt, ist für Schneeweis ebenso dringlich wie der Verkehr in der Schwahnheimer Bahnstraße: "Wir wollen hier den Verkehr unbedingt offenhalten, viele Schwanheimer wollen zum Flughafen", sagt Scheeweis. Der CDU-Stadtverordnete und Lehrer will sich auch für die Walter-Kolb-Schule in Unterliederbach einsetzen. Fachräume sollten dort keineswegs in Unterrichtsräume umgewandelt werden, fordert er. Die McNair-Kaserne soll für Auzubildende genutzt werden: Das alte Gemäuer könnte man zu einer Berufsschule umbauen, meint Schneeweis. Das Kasernengelände dürfe "keinesfalls zu verdichtet bebaut werden", sagt der christdemokratische Römer-Abgeordnete "Sonst schaffen wir Ghettos, in denen viele Unzufriedene wohnen". Das müsse unbedingt verhindert werden, auch um nicht noch mehr Anhänger in die offenen Arme der Rechtsextremen zu treiben. "Gemischtes Wohnviertel" heißt da die Zauberformel der Frankfurter CDU. Und wer Wohnungen plant, müsse auch für Geschäfte und Kneipen in der Nähe sorgen.

Gleiches gilt nach dem Willen von Scheeweis für das Silogebiet, in dem die Hoechst AG Arbeitnehmer ansiedeln will. "Die neuen Mitbürger müssen wir in die Stadtgebiete integrieren, Vereine und Kirchen sollten auf ihre neuen Nachbarn zugehen."

Schneeweis will sich auch persönlich um Wähler kümmern: "Wir haben in Unterliederbach und Höchst erschreckend viele jüngere Menschen, die nicht zur Wahl gegangen sind." Das will der Stadtverordnete ändern.

Die Grünen im Römer wollen der Hoechst AG in den nächste vier Jahren verstärkt auf die Finger schauen und - wenn's denn sein muß - auch 'mal draufklopfen. Das kündigte Ulrich Baier an, für seine Partei Spezialist für den Frankfurter Westen.

"Die Stadt soll sich jetzt verstärkt in Genehmigungsverfahren einbringen", fordert Baier. Bisher könne der Chemie- Multi neue gefährliche Anlagen nach eigenem Gutdünken auf das Betriebsgelände stellen. Damit soll nach dem Willen der Grünen jetzt Schluß sein. Bauaufsicht, Planungsamt, Umweltamt, die Wasserbehörden, die Natur- und Gesundheitsbehörden sowie das Gesundheitsamt und die Feuerwehr müßten von nun an dem Konzern gehörig dazwischenfunken, sagt Baier.

Auch gebe es schon seit eineinhalb Jahren ein neues Gesetz für den Katastrophenschutz. Demnach müßten Großunternehmen einen Alarmplan für Störfälle öffentlich bekannt machen und mit der Feuerwehr abstimmen. Das gelte es jetzt durchzusetzen. Vom Stadtparlament wollen die Grünen Befugnisse in den Ortsbeirat 6 abtreten. Der soll probeweise für bestimmte Projekte einen eigenen Etat bekommen. Beispielsweise sollten Verkehrsberuhigungen auch aus einer Ortsbeiratskasse bezahlt werden können. Gleiches gelte für Begrünungen. "Solche Dinge dürfen nicht durch lange Ämterverfahren verzögert werden, wenn sie im Ortsbeirat unstrittig sind", fordert der Grüne. Auch sollte das Stadtteilparlament eine eigene Verwaltungsstelle im Bolongaropalast bekommen, wenn die Polizei in ihr neues Gebäude gezogen ist.

Und auch Baier will die Leunabrücke nicht vergessen. Allerdings will er das Beton-Bauwerk für eine neue Straßenbahnlinie nutzen: von Höchst über den umstrittenen Betonklotz zum Tor Süd der Hoechst AG. gre

Proben + Treffen

Arbeiterwohlfahrt Bornheim: Die Sprechstunden des Ortsvereins sind jeden Mittwoch (16.30 bis 17.30 Uhr) im Büro, Löwengasse 33. Nähere Auskunft über alle Angebote des Ortsvereins gibt Heinz Gehrmann (Tel. 45 05 83). opt

Bornheimer Eisschützen-Club 1984: Zum Training treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 20 Uhr, in der Eissporthalle am Ratsweg (kleine Halle). opt

Briefmarkensammlerverein in Bergen-Enkheim: Zum Tauschtag treffen sich Mitglieder und Interessierte aus dem gesamten Stadtgebiet jeden ersten Sonntag im Monat (ab 10 Uhr) sowie jeden dritten Freitag (ab 19 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Auskunft geben Wolfgang Held (Tel. 45 00 / 2 21 90) und Heinz Glöckner (Tel. 45 00 / 3 14 69). opt

Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. opt

Carnevalverein Pierrette Bornheim: Die Jugend-Tanzgarde des Vereins trainiert jeden Montag ab 18 Uhr im Vereinsraum, Berger Straße 237. Jeden Mittwoch ist Trainingstag im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17 (Raum 3) für die Kindergarde (ab 17 Uhr), für die Jugendgarde (ab 18 Uhr) und für die Damengarde (ab 20 Uhr). Für die Nachwuchsgarde werden noch Kinder zum Mittanzen gesucht. Weitere Informationen gibt Roswitha König (Tel. 73 24 29). opt

Chorgemeinschaft 1945 Fechenheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven des Vereins jeden Dienstag, 20.30 Uhr, in der alten Freiligrathschule, Am Mainbörnchen. In den gemischten Chor werden ständig am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Auskunft gibt Günther Straussberger (Tel. 41 14 39). opt

Chorgemeinschaft "Liederlust" 1873 Bergen- Enkheim: Die Sänger treffen sich zur Chorprobe dienstags (20 bis 22 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Auskunft bei Georg Grausam (Tel. 0 61 09 / 3 44 81). opt

DLRG Bergen-Enkheim: Die Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bildet montags Kinder und Erwachsene im Schwimmen und Rettungsschwimmen aus (Kinder ab 19.15 Uhr, Erwachsene ab 20.15 Uhr). Übungsstätte ist das Hallenbad Bergen-Enkheim (Fritz-Schubert-Ring). Anmeldungen werden direkt bei den Treffen im Hallenbad angenommen. opt

DLRG Fechenheim: Die Gruppe Fechenheim der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bildet Schwimmanfänger und Rettungsschwimmer aus. Trainingsabend für die Aktiven ist jeden Montag ab 20 Uhr im Bezirkshallenbad Fechenheim, Konstanzer Straße 16. Auskunft gibt Richard Gerth (Tel. 43 51 78). opt

DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Training im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über die Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt (Tel. 58 66 23). Auskunft kann jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden (Tel. 28 05 12). opt

Eintracht Frankfurt: Die Turn-Abteilung bietet Geräteturnen für Erwachsene an. Freitags von 20.45 bis 21.30 Uhr - zuvor zwischen 20 und 20.45 Uhr Aufwärmgymnastik. Auskünfte gibt montags, dienstags, donnerstags und freitags (15 bis 18 Uhr), die Geschäftsstelle, Oederweg 37, Tel. 55 35 40.

Fechenheimer Musikzug 1986: Die Spielleute treffen sich zu den Übungsstunden jeden Dienstag und Donnerstag (19.30 bis 21 Uhr) im Pavillon der DLRG, Am Mainbörnchen. Vereinslokal ist die Gaststätte "Bier-Hannes", Hanauer Landstraße 568. Auskunft gibt Horst Kalbhenn (Tel. 41 44 49). opt

FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakte über Manuela Koch, Telefon 0 61 87 / 34 56. opt

Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel-Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Weitere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). opt

Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. opt

Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Nähere Auskunft gibt der Vorsitzende Hans Riebartsch unter Tel. 31 34 61. opt

Frankfurter Musikverein 1981: Zur Orchesterprobe treffen sich die Bläser donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Orchesters (Big- Band-Sound): Norbert Natho, Tel. 46 12 85; Dirigent: Karl-Heinz Velten. opt

Gesangverein Sängerlust Fechenheim: Zur Chorprobe treffen sich die Sänger jeden Mittwoch, 19 Uhr, im Rathaussaal Fechenheim, Pfortenstraße 1. Auskunft gibt Karl Heinelt, Tel. 41 47 37. opt

Harmonie-Orchester Frankfurt: Zur Orchesterprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, im "Bornheimer Ratskeller", Kettelerallee 72. opt

Judo-Club Bergen-Enkheim: Judo für Kinder und Ewachsene bietet der Verein jeden Freitag (ab 18 Uhr) in der Sporthalle der Schule am Hang. In der kleinen Sporthalle der Schule am Ried sind jeden Freitag, ab 18 Uhr, Übungsstunden in Karate für Jugendliche und Erwachsene. Auskünfte gibt Kurt Eisenacher, Telefon Bergen-Enkheim 45 00 / 3 37 44. opt

Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg", Glauburgstraße 80. opt

Karneval-Club "Die Nordendler": Der Verein bietet Jugendlichen und Erwachsenen vielfältige Freizeitbeschäftigungen, etwa in den Tanzgarden, im Männerballett, Musikzug oder im Hobbyfußball. Die Minigarde trifft sich freitags von 18 bis 19.30 Uhr im Clubzentrum Glauburg-Bunker. Die Midigarde probt dienstags von 17.30 bis 19.30 Uhr im Gehörlosenzentrum (Rothschildallee 16). Die Maxigarde trainiert jeden Dienstag (19.30 bis 21.30 Uhr) im Gehörlosenzentrum und jeden Freitag (ab 19.30 Uhr) im Clubzentrum. Der Musikzug probt im Bunker jeden Donnerstag und Montag von 19.30 bis 21.30 Uhr (Anfänger ab 18.30). Weitere Auskunft gibt Vorsitzender Wolfgang Lenz unter Tel. 23 16 34. opt

Karnevalgesellschaft Bernemer Käwwern: Für seine Tanzgarden und Majorettengruppen sucht der Verein noch Mädchen zum Mittanzen. Aufnahmen sind jeden Montag ab 16 Uhr sowie donnerstags und freitags ab 19 Uhr im Vereinsheim, Petterweilstraße 8, möglich über Tel. 45 40 20. opt

Karnevalgesellschaft Bernemer Käwwern: Das Vereinsheim in der Petterweilstraße 68 ist jeden Donnerstag und Freitag, jeweils ab 19 Uhr, für Mitglieder geöffnet. Interessierte Eltern können sich an beiden Tagen über die Proben der Tanzgarden informieren. opt

Karnevalistischer Tanzsport-Club 1980 Bornheim: Der Verein bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine vielseitige Mitwirkung im Twirlingsport, Leistungs- und Showtanz. Für alle Disziplinen stehen ausgebildete und erfahrene Trainer zur Verfügung, die auch Elemente aus Ballett- und Jazztanz sowie Turnen vermitteln. Weitere Auskunft gibt Otto Heinicke (Tel. 49 41 67). opt

Karnevalverein "Die Spinner" 1951 Riederwald: Der Verein bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus dem Riederwald eine vielseitige Freizeitbetätigung unter anderem in den Tanzgarden. Kostüme und Uniformen werden gestellt. Wer sich für den karnevalistischen Show-, Garde- und Steptanz interessiert, erhält weitere Informationen von Guido Pruschina unter Tel. 41 52 29. opt

Karnevalverein Schwarze Elf Fechenheim: Zum Training treffen sich die Mitglieder der Minigarde jeden Montag, 16 Uhr (ab 17 Uhr probt die Damengarde), im Saal des Alten Rathauses, Pfortenstraße 1. Und für die Minigarde werden noch Mädchen ab sechs Jahren gesucht. Weitere Auskunft gibt Dieter Herbert unter Tel. 41 63 46. opt

Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft gibt Hannelore Kehlmann über Tel. 39 17 78. opt

Musikverein Vorwärts Fechenheim: Zur Orchesterprobe treffen sich die Aktiven des Vereins jeden Dienstag, 20 Uhr, im Bootshaus des Frankfurter Ruder-Clubs 1887 Fechenheim, Leinpfad. opt

Philharmonie Fechenheim: Die Mitglieder der Theatergruppen treffen sich jeden Dienstag und Donnerstag (jeweils um 20 Uhr) im Vereinsheim, Am Mainbörnchen (im Schulpavillon). opt

Radfahrer-Club 1903 Bergen: Radballtraining ist jeden Montag (20 bis 22 Uhr), Dienstag (16 bis 18 Uhr) sowie jeden Donnerstag (19 bis 22 Uhr) in der Turnhalle der Schule am Ried. Weitere Informationen gibt Horst Kaaden, Telefon Bergen-Enkheim 45 00 / 2 26 65. opt

Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Freunde freitags (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" (Preungesheim, Gelnhäuser Str. 2. opt

Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). opt

Sängerchor der Lokbediensteten in Frankfurt: Zur Probe treffen sich die Aktiven dienstags, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. opt

Sängerchor der TG Bornheim 1860: Der Chor trifft sich jeweils donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr zur Probe auf der Empore der Vereinsturnhalle in der Berger Straße 294 / Ecke Falltorstraße. opt

Schachverein 1926 Fechenheim: Die Aktiven treffen sich zum Spielabend jeden Freitag, 20 Uhr, in der "Bauernstube" der Turnhalle, Pfortenstraße. opt

Square-Dance-Club Bernemer Squeezers: Zur Übungsstunde (offen auch für Gäste) treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Sonntag ab 19 Uhr in der Lersnerschule (Eingang Eichwaldstraße). Auskunft über alle anderen Vereinstätigkeiten gibt Rolf Möller unter Tel. 57 96 25. opt

Sportgemeinschaft Enkheim: "Seniorengymnastik ohne Leistungsdruck" bietet der Verein Interessierten jeden Mittwoch (10 bis 11.30 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Diese Übungsstunde steht unter Aufsicht und Anleitung eines Sport-Pädagogen. opt

Sportgemeinschaft Riederwald: Die Mitglieder der Koronarsportgruppen des Vereins treffen sich zur Übungsstunde unter ärztlicher Aufsicht jeden Mittwoch (18 bis 20 Uhr) in der Pestalozzischule, Vatterstraße 1. Geleitet werden die Übungsstunden von Fritz Basser und dem Arzt Dr. Evangelis Stergiou. Abteilungsleiter ist Walter Fritz. Weitere Auskunft gibt Fritz Basser (Tel. 41 33 67). opt

Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Volleyballerinnen und Volleyballer. Trainiert wird jeden Montag in Bornheim (Hallgartenschule, von 20 bis 22 Uhr). Auskunft gibt Jeanette Eisenberg unter Tel. 52 91 85. opt

Turngemeinde 1860 Bornheim: Der Verein bietet Aerobic und Jazztanz für Mütter mit kleinen Kindern. Weitere Auskunft gibt die Vereinsgeschäftsstelle in der Falltorstraße (Tel. 45 34 90, dienstags und donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr). opt

Turnverein 1875 Seckbach: Die Mitglieder der Koronarsportgruppen treffen sich zur Übungsstunde unter Aufsicht des Sportarztes Horst Mütz jeden Donnerstag (16 und 17.15 Uhr) in der Vereinsturnhalle, Am Schießrain 2. Geleitet werden die Übungsstunden von Diplom-Sportlehrer Siegfried Zinn (Tel. 47 22 32). Nähere Auskunft gibt auch Gruppensprecher Heiner Gehrling (Tel. 47 44 35). opt

Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Mönus": Die Mitglieder treffen sich zum Tauschtag jeden Sonntag, 9 bis 13 Uhr, im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17. Weitere Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Lothar Kischkewitz über Tel. 43 18 35. opt

Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr in der Gaststätte "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen gibt Wolfgang Frey un- ter Tel. 51 10 91. opt

Volkschor Liederkranz Bergen-Enkheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven mittwochs, 20 Uhr, in der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Clubraum 1). opt

Astrologische Häuser werden vorgestellt

HOFHEIM. Das "Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln" setzt seine Seminarreihe fort. An zwölf Abenden werden jetzt die "astrologischen Häuser" vorgestellt. Wer daran glaubt, kann sich die Lebensbereiche zeigen lassen, in denen er sich als Individuum und als soziales Wesen gemäß den Anlagen (Tierkreiszeichen) und Energien (Gestirne) verwirklichen kann.

Jeweils ein "Haus" wird an einem Abend Thema in der Scheune an der Bärengasse sein. Die Reihe beginnt am Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr, die Leitung hat Günther Cherubini. Die Veranstaltungen kosten zusammen 200 Mark für Mitglieder, 220 Mark für Nichtmitglieder. Wer will, kann aber auch zu einzelnen Abenden kommen.

Anmeldungen für die Reihe nimmt das Zentrum unter der Telefonnummer 0 61 92 / 2 41 58 entgegen. dia

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Turnerschaft Griesheim Leichtathleten bitten zum Hallensportfest

FRANKFURT A. M. Ihr "10. Leichtathletik-Hallensportfest" organisiert die Turnerschaft 1856 Griesheim am kommenden Sonntag, 14. März, ab 9.30 Uhr, in der Sporthalle der Georg-August-Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Ausrichter ist die Leichtathletikabteilung des Vereins. Ausgeschrieben sind leichtathletische Dreikämpfe nach Hallenregeln für alle Altersklassen (30-Meter-Sprint, Weitsprung auf Weichboden, Kugelstoßen). Die Wertung erfolgt durch elektronische Datenverarbeitung in Anlehnung an die 1000-Punkte-Wertung des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Als Siegerauszeichnung gibt es Urkunden für alle Teilnehmer, die drei Erstplazierten der einzelnen Klassen erhalten Medaillen. Gestartet wird in zehn Wettkampf-Altersklassen. Veranstaltungsleiter ist Gerhard Nothacker. dixi

Leichtathleten bitten zum Hallensportfest

FRANKFURT A. M. Ihr "10. Leichtathletik-Hallensportfest" organisiert die Turnerschaft 1856 Griesheim am kommenden Sonntag, 14. März, ab 9.30 Uhr, in der Sporthalle der Georg-August-Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Ausrichter ist die Leichtathletikabteilung des Vereins. Ausgeschrieben sind leichtathletische Dreikämpfe nach Hallenregeln für alle Altersklassen (30-Meter-Sprint, Weitsprung auf Weichboden, Kugelstoßen). Die Wertung erfolgt durch elektronische Datenverarbeitung in Anlehnung an die 1000-Punkte-Wertung des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Als Siegerauszeichnung gibt es Urkunden für alle Teilnehmer, die drei Erstplazierten der einzelnen Klassen erhalten Medaillen. Gestartet wird in zehn Wettkampf-Altersklassen. Veranstaltungsleiter ist Gerhard Nothacker. dixi

Aus dem Geschäftsleben 10-Meter-Schanze unter dem Glasdach

FRANKFURT-NORDWEST. Spätestens seit Audi in einem Werbespot sein vierradgetriebenes Modell eine verschneite Sprungschanze hinauffahren ließ, gibt es eine Verbindung zwischen dem Fahrzeughersteller und dem Skisport. Das Nordwestzentrum hat auf den alten Werbegag zurückgegriffen und präsentierte in Zusammenarbeit mit dem Autohaus Glöckler eine große Auto- und Sportshow.

Inmitten der glasüberdachten Einkaufsstadt wurde eine zehn Meter hohe "Trockensprungschanze" aufgebaut, auf der diesmal allerdings keine Autos hinauf-, sondern drei der besten Skiakrobaten Europas hinunterfuhren. Jürgen Praxl, Chris Rijavec und Kurt Brendle flogen mit ihren Brettern an den Füßen durch das Nordwestzentrum und zeigten atemberaubende Trickskinummern, die mangels Schnee in einem Luftkissen endeten. Mit einfachen Salti vorwärts und rückwärts, Sprüngen, bei denen die drei fast zeitgleich die Schanze hinabsausten, und einem doppelten Salto mit kompletter Schraube faszinierten die Springer das Publikum.

In der Pause war dann Gelegenheit, die ausgestellten Fahrzeuge zu bewundern. Rund um die Schanze hatte das Autohaus Glöckler die neuesten Modelle von Audi und VW gruppiert: Vom kleinen Stadtflitzer über das sportliche Cabrio bis hin zum Kombi und Kleintransporter reichte die Palette. Auch Technikfans kamen auf ihre Kosten: Geöffnete Motorhauben gestatteten einen tiefen Blick in das Innenleben der Fahrzeuge, und als besondere Attraktion war der original Audi-Rettungssimulator zu sehen. Die Auto- und Sportshow kann noch bis zum Samstag, 13. März, ganztägig im Nordwestzentrum besucht werden. *rea

Turnerschaft Griesheim Leichtathleten bitten zum Hallensportfest

FRANKFURT A. M. Ihr "10. Leichtathletik-Hallensportfest" organisiert die Turnerschaft 1856 Griesheim am kommenden Sonntag, 14. März, ab 9.30 Uhr, in der Sporthalle der Georg-August-Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Ausrichter ist die Leichtathletikabteilung des Vereins. Ausgeschrieben sind leichtathletische Dreikämpfe nach Hallenregeln für alle Altersklassen (30-Meter-Sprint, Weitsprung auf Weichboden, Kugelstoßen). Die Wertung erfolgt durch elektronische Datenverarbeitung in Anlehnung an die 1000-Punkte-Wertung des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Als Siegerauszeichnung gibt es Urkunden für alle Teilnehmer, die drei Erstplazierten der einzelnen Klassen erhalten Medaillen. Gestartet wird in zehn Wettkampf-Altersklassen. Veranstaltungsleiter ist Gerhard Nothacker. dixi

Internationaler Frauentreff Familienzentrum leistet Bildungsarbeit

FRANKFURT A. M. An jeden letzten Dienstag im Monat bietet das "Evangelische Familienzentrum" ab sofort in der Darmstädter Landstraße 81 einen Internationalen Frauentreff an. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen Françoise Piepho und Cornelia Sertkaya wollen "interkulturelle Bildungsarbeit" leisten. Denn ihrer Meinung nach gibt es in der Stadt Frankfurt nur wenige Treffs, "die deutsche und ausländische Frauen tatsächlich einander näherbringen".

Noch wissen die beiden pädagogischen Mitarbeiterinnen nicht, wie die "Gruppenarbeit" künftig gestaltet werden soll. "Das ist noch alles vage", erklärte Sertkaya. Man werde sich nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Zum ersten Treffen dieser Tage kamen zehn Frauen. Kinderbetreuung wurde ebenfalls angeboten. Die Anwesenden waren gleich beim zentralen Thema: bi-kulturelle Ehe und ihre Erfahrungen in der Gratwanderung zwischen zwei Kulturen. "Vielleicht verlieren wir die Angst vor dem Fremden, wenn wir es besser kennenlernen", meinte Piepho.

Die studierte Diplom-Pädagogin und Fachgruppenleiterin bietet im "Evangelischen Familienzentrum" eine Reihe von frauenspezifischen Seminaren an. Die kommende Gesprächsrunde ist für den Dienstag, 30. März, um 15 Uhr geplant.

Bereits am kommenden Samstag, 13. März, wird ein Gesprächskreis mit dem Titel "Leben in und zwischen zwei Welten" angeboten. Ab 10 Uhr treffen sich europäische Migrantinnen im Familienzentrum an der Darmstädter Landstraße. Die Gruppe wird von Frau Piepho und der Niederländerin Jannie Kos geleitet; die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. "Interkulturelles Denken lernen" heißt der Titel eines Seminars, das alle zwei Wochen auf dem Programm steht. Das Vorbereitungstreffen ist am kommenden Mittwoch, 17. März. Ziel ist es, bisherige Erfahrungen im Bereich der Frauenfortbildung zu reflektieren und erste Auswertungen zu treffen. Das Seminar läuft acht Wochen und kostet 80 Mark.

Über weitere Schwerpunkte der Frauenbildungsarbeit - wie Gesprächsrunden für Alleinerziehende, Rhetorikkurse oder Shiatsu-Massage - informieren Mitarbeiter des Familienzentrums unter der Telefonnummer 61 03 08. tin

Internationaler Frauentreff Familienzentrum leistet Bildungsarbeit

FRANKFURT A. M. An jeden letzten Dienstag im Monat bietet das "Evangelische Familienzentrum" ab sofort in der Darmstädter Landstraße 81 einen Internationalen Frauentreff an. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen Françoise Piepho und Cornelia Sertkaya wollen "interkulturelle Bildungsarbeit" leisten. Denn ihrer Meinung nach gibt es in der Stadt Frankfurt nur wenige Treffs, "die deutsche und ausländische Frauen tatsächlich einander näherbringen".

Noch wissen die beiden pädagogischen Mitarbeiterinnen nicht, wie die "Gruppenarbeit" künftig gestaltet werden soll. "Das ist noch alles vage", erklärte Sertkaya. Man werde sich nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Zum ersten Treffen dieser Tage kamen zehn Frauen. Kinderbetreuung wurde ebenfalls angeboten. Die Anwesenden waren gleich beim zentralen Thema: bi-kulturelle Ehe und ihre Erfahrungen in der Gratwanderung zwischen zwei Kulturen. "Vielleicht verlieren wir die Angst vor dem Fremden, wenn wir es besser kennenlernen", meinte Piepho.

Die studierte Diplom-Pädagogin und Fachgruppenleiterin bietet im "Evangelischen Familienzentrum" eine Reihe von frauenspezifischen Seminaren an. Die kommende Gesprächsrunde ist für den Dienstag, 30. März, um 15 Uhr geplant.

Bereits am kommenden Samstag, 13. März, wird ein Gesprächskreis mit dem Titel "Leben in und zwischen zwei Welten" angeboten. Ab 10 Uhr treffen sich europäische Migrantinnen im Familienzentrum an der Darmstädter Landstraße. Die Gruppe wird von Frau Piepho und der Niederländerin Jannie Kos geleitet; die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. "Interkulturelles Denken lernen" heißt der Titel eines Seminars, das alle zwei Wochen auf dem Programm steht. Das Vorbereitungstreffen ist am kommenden Mittwoch, 17. März. Ziel ist es, bisherige Erfahrungen im Bereich der Frauenfortbildung zu reflektieren und erste Auswertungen zu treffen. Das Seminar läuft acht Wochen und kostet 80 Mark.

Über weitere Schwerpunkte der Frauenbildungsarbeit - wie Gesprächsrunden für Alleinerziehende, Rhetorikkurse oder Shiatsu-Massage - informieren Mitarbeiter des Familienzentrums unter der Telefonnummer 61 03 08. tin

Migrantinnen treffen sich Neuer Internationaler Frauentreff bietet Seminare an

SACHSENHAUSEN. An jedem letzten Dienstag im Monat bietet das "Evangelische Familienzentrum" ab sofort in der Darmstädter Landstraße 81 einen Internationalen Frauentreff an. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen Françoise Piepho und Cornelia Sertkaya wollen "interkulturelle Bildungsarbeit" leisten. Denn ihrer Meinung nach gibt es in der Stadt Frankfurt nur wenige Treffs, "die deutsche und ausländische Frauen tatsächlich einander näherbringen".

Noch wissen die beiden pädagogischen Mitarbeiterinnen nicht, wie die "Gruppenarbeit" künftig gestaltet werden soll. "Das ist noch alles vage", erklärte Sertkaya. Man werde sich nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Zum ersten Treffen dieser Tage kamen zehn Frauen, die gleich beim zentralen Thema waren: bi-kulturelle Ehe und ihre Erfahrungen in der Gratwanderung zwischen zwei Kulturen. "Vielleicht verlieren wir die Angst vor dem Fremden, wenn wir es besser kennenlernen", meinte Piepho.

Die studierte Diplom-Pädagogin und Fachgruppenleiterin bietet im "Evangelischen Familienzentrum" eine Reihe von frauenspezifischen Seminaren an. Die kommende Gesprächsrunde ist für Dienstag, 30. März, um 15 Uhr geplant.

Bereits am kommenden Samstag, 13. März, wird ein Gesprächskreis mit dem Titel "Leben in und zwischen zwei Welten" angeboten. Ab 10 Uhr treffen sich europäische Migrantinnen im Familienzentrum an der Darmstädter Landstraße. Die Gruppe wird von Frau Piepho und der Niederländerin Jannie Kos geleitet; die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. "Interkulturelles Denken lernen" heißt der Titel eines Seminars, das alle zwei Wochen auf dem Programm steht. Das Vorbereitungstreffen ist am kommenden Mittwoch, 17. März. Ziel ist, Erfahrungen im Bereich der Frauenfortbildung zu reflektieren und auszuwerten. Das Seminar läuft acht Wochen und kostet 80 Mark.

Über weitere Schwerpunkte der Frauenbildungsarbeit - wie Gesprächsrunden für Alleinerziehende, Rhetorikkurse oder Shiatsu-Massage - informieren Mitarbeiter des Familienzentrums unter der Telefonnummer 61 03 08. *tin

Internationaler Frauentreff Familienzentrum leistet Bildungsarbeit

FRANKFURT A. M. An jeden letzten Dienstag im Monat bietet das "Evangelische Familienzentrum" ab sofort in der Darmstädter Landstraße 81 einen Internationalen Frauentreff an. Die Pädagoginnen Françoise Piepho und Cornelia Sertkaya wollen "interkulturelle Bildungsarbeit" leisten. Ihrer Meinung nach gibt es in Frankfurt zu wenige Treffs, "die deutsche und ausländische Frauen tatsächlich einander näherbringen".

Noch wissen die beiden nicht, wie die "Gruppenarbeit" künftig gestaltet werden soll. "Das ist noch alles vage", erklärte Sertkaya. Man werde sich nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Zum ersten Treffen dieser Tage kamen zehn Frauen. Kinderbetreuung wurde ebenfalls angeboten. Die Frauen waren gleich beim zentralen Thema: bi-kulturelle Ehe und ihre Erfahrungen in der Gratwanderung zwischen zwei Kulturen. "Vielleicht verlieren wir die Angst vor dem Fremden, wenn wir es besser kennenlernen", meinte Piepho. Die Diplom-Pädagogin und Fachgruppenleiterin bietet im "Evangelischen Familienzentrum" eine Reihe von frauenspezifischen Seminaren an. Die nächste Gesprächsrunde ist für Dienstag, 30. März, um 15 Uhr geplant.

Bereits am kommenden Samstag, 13. März, wird ein Gesprächskreis mit dem Titel "Leben in und zwischen zwei Welten" angeboten. Ab 10 Uhr treffen sich europäische Migrantinnen im Familienzentrum an der Darmstädter Landstraße. Die Gruppe wird von Frau Piepho und der Niederländerin Jannie Kos geleitet; die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. "Interkulturelles Denken lernen" heißt der Titel eines Seminars, das alle zwei Wochen auf dem Programm steht. Das Vorbereitungstreffen ist am nächsten Mittwoch, 17. März. Ziel ist es, bisherige Erfahrungen in der Frauenfortbildung zu reflektieren und auszuwerten. Das Seminar läuft acht Wochen und kostet 80 Mark.

Über weitere Schwerpunkte der Frauenbildungsarbeit - wie Gesprächsrunden für Alleinerziehende, Rhetorikkurse oder Shiatsu-Massage - informieren Mitarbeiter des Familienzentrums unter der Telefonnummer 61 03 08. tin

"Sechzehn Jahre an der Spitze des SWF sind einfach genug" Am Monatsende scheidet mit Willibald Hilf der dienstälteste Intendant der ARD aus dem Amt / Blick zurück im Zorn

In den Vorruhestand gehe er nicht, auch wenn dies so aussähe. "Sechzehn Jahre sind einfach genug", sagt Willibald Hilf (62), dienstältester Intendant der ARD, der den Südwestfunk (SWF) am Monatsende auf eigenen Wunsch - er verzichtete auf die Kandidatur für eine fünfte Amtsperiode - verlassen und Peter Voß, derzeit Hauptredaktionsleiter Aktuelles beim ZDF, die Führung des Senders in Baden-Baden mit heute 2460 festen Mitarbeitern übergeben wird.

Es sei an der Zeit, so Hilf jüngst im Gespräch mit Journalisten, daß den schwierigen Intendantenjob, diesen ständigen "seelischen und physischen Spagat" zwischen den politischen Parteien, zwischen den beiden Staatsvertragsländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, zwischen den einzelnen Studios und Büros im Sendegebiet ein anderer, ein Jüngerer übernehme. Zudem mußte in dieser Zeit vieles Private zurückstehen. "Nach 16 Jahren ist der Akku leer", bekennt der gebürtige Niederlahnsteiner, ohne dabei freilich in Wehmut zu verfallen.

Enttäuscht zeigt sich CDU-Mitglied Hilf, der mehr als zwanzig Jahre lang aktiv im politischen Geschäft mitgewirkt hat, zuletzt als Chef der Mainzer Staatskanzlei unter dem damaligen Ministerpräsidenten Helmut Kohl, von der Politik, von Politikern, von der Medienpolitik. Diese sei heute zu purer Standort- und Machtpolitik heruntergekommen. Man könne nicht mehr vom einem dualen Rundfunksystem ausgehen, dem kollelgialen Nebeneinander von öffentlich- rechtlichen und privaten Veranstaltern, wie einst von den Urhebern des Systems gewünscht, sondern müsse vielmehr von einem duellierenden System reden, vom unerbittlichen Kampf um Frequenzen, Kanäle und Senderechte. Dabei würden wie in einer regelrechten "Kesselschlacht" politische Parteien wie auch Print-Medien auf ARD und ZDF einprügeln.

Nachwievor halte er beispielsweise, wenn es um Medienpolitik gehe, eine Zusammenlegung von SWF und Süddeutschem Rundfunk zu einem südwestdeutschen Großsender für eine optimale Lösung. Doch damals, vor fünf Jahren, betont Hilf, fehlte es den Politikern an Durchsetzungskraft dieser Idee, und auch heute sei eine solche Senderfusion politisch nicht durchsetzbar.

Keinen Hehl macht der scheidende SWF-Intendant aus seinem mehr als getrübten Verhältnis zu Kohl, dessen enger Mitarbeiter und familärer Freund er einmal gewesen war. Die Affäre um den Film "Die Terroristen" (die FR berichtete), das Debüt eines Nachwuchsfilmers, die groteske, unrealistische Darstellung eines Attentatversuchs auf einen Politiker, hat bei Willibald Hilf Spuren hinterlassen.

Der Bundeskanzler fühlte sich seinerzeit durch diesen Film brüskiert und beschwerte sich in einem der Öffentlichkeit übergebenen Brief an den Rundfunkratsvorsitzenden des SWF, weil er, wie Kohl schrieb, in die Leitung des Senders kein Vertrauen mehr habe. Dies habe Hilf, wie er zugibt, schmerzlich getroffen.

Auch eine Neustrukturierung der ARD, eine Neuordnung der Landesrundfunkanstalten, die sowohl eine Verringerung der Zahl der Anstalten wie eine Zusammenlegung von Sendern umfassen könnte, scheiterte nach den Worten Hilfs an der Politik, an der Macht- und Standortpolitik der jeweiligen Landesregierungen. Im übrigen sollte man künftig, wenn es um die Landesanstalten gehe, nicht mehr von der ARD, sondern von der GUS reden, von der Gemeinschaft unabhängiger Sprecher, in die die Arbeitsgemeinschaft immer mehr abdrifte, wie Hilf anmerkte. Wichtig für deren Zukunftssicherung und Kompetenzstärkung sei, daß die Gewichte innerhalb der ARD besser verteilt werden, daß etwa die Sender entsprechend ihrer Größe auch Stimmrecht in den Hauptversammlungen, den Sitzungen von Intendanten und Gremienvorsitzenden, hätten. Nicht gut sei, wenn kleine Anstalten wie Saarländischer Rundfunk oder Radio Bremen genau wie die Großen, wie Westdeutscher Rundfunk oder Norddeutscher Rundfunk, auch eine Stimme hätten.

Unverzichtbar für den Fortbestand der ARD sei aber auch die konsequente Durchsetzung von Sparmaßnahmen in allen Bereichen. Dies betreffe natürlich auch den SWF. Beim festen Mitarbeiterbestand sei man "an der Decke" angekommen. Konsequenz sei: sukzessive müsse Personal abgebaut werden, aufwendige Produktionsapparate müssen verkleinert werden, Hierarchien dezimiert, vielleicht auch die Zahl der Hauptabteilungsleiter reduziert werden. Der SWF, sagt Hilf ohne Umschweife, hat in seinen goldenen Jahren Speck angesetzt, den der Sender nun in den silbernen, vielleicht auch bronzenen oder kupfernen Jahren wieder los werden müsse.

Die Bewältiung von Zukunftsaufgaben sollten die öffentlich-rechtlichen Anstalten gemeinsam vornehmen. ARD und ZDF sollten hier, so Hilf, den Schulterschluß suchen.

Was die Zukunft des Satellitenkanals Eins plus betrifft, so will Hilf bei der Klausur- und Intendantentagung der ARD vom 21. bis 23. März seinen Kollegen den Plan unterbreiten, Eins Plus vom mehr oder weniger reinen Wiederholungsprogramm zu einem Kultur- und Kinderkanal auszubauen. Nachmittag und Vorabend würden dabei unterschiedlichen Kindersendungen vorbehalten, der Abend nach 20 Uhr könnte mit Kulturbeiträgen, angereichert durch Informationsschwerpunkte, gefüllt wewrden. Eine Mitwirkung von ZDF und ORF an einem solchen veränderten Eins plus-Programm, nicht zuletzt aus Gründen der Finanzierung, ist für Hilf durchaus vorstellbar.

Am Monatsende wird er seinen Intendantenstuhl in Baden-Baden räumen, wird für ihn Schluß sein mit Medien- und Rundfunkpolitik. Ob er dem SWF, der ARD in einem Amt noch weiterhin verbunden bleibt? Hilf: Nein. Sein Amt als Präsident der Mitgliederversammlung beim deutsch-französischen Kulturkanal Arte wird in absehbarer Zeit NDR-Intendant Jobst Plog übernehmen. Ansonsten freue er sich auf die Zeit nach dem 31. März. Er möchte wirklich mal Privatmann sein. Er lese gern. Viele Bücher seien aus Zeitgründen liegengeblieben. Er spiele und sehe im Fernsehen weiterhin gern Tennis, und spiele außerdem Klavier und Orgel - über mangelnde Freizeitbetätigung wird Hilf wohl nicht klagen können. KLAUS MORGENSTERN

Jetzt gibt's Karten für das "Fest bei Papadakis"

HOFHEIM. Das Theaterstück "Ein Fest bei Papadakis" soll als Beitrag zur Veranstaltungsreihe "Gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit" Kinder und Jugendliche anregen, sich auf spielerische Weise mit dem Thema auseinanderzusetzen. Gedacht ist die Aufführung besonders für acht- bis 14jährige Schüler.

Handlung des Stücks: Ein griechischer Gastarbeiter belegt auf einem Zeltplatz den angestammten Platz eines deutschen Campers. Das macht Herrn Müller sauer. Als Vater Papadakis sofort bereit ist, den Platz zu tauschen, laufen die lange angestauten Vorurteile von Herrn Müller plötzlich ins Leere.

Das "Fest bei Papadakis" steigt am Dienstag, 30. März, von 10 Uhr an in der Hofheimer Stadthalle. Eintritt: fünf Mark für Schüler, Erwachsene zahlen das Doppelte. Weitere Auskünfte bei Frau Peters im Kulturamt, Telefon 0 61 92 / 20 22 23. dia

Alte Hausregel entkräftigt

Verbraucherschutz: Wenig Gefahr durch Salz bei Bluthochdruck

HANAU. Möglichst wenig Salz zu essen, war jahrelang eine der wichtigsten Regeln, um Bluthochdruck vorzubeugen. Neuere Untersuchungen zeigen nach Auskunft der Hanauer Verbraucherberatung aber, daß der Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Kochsalz und Bluthochdruck nicht so ausgeprägt ist, wie lange Zeit angenommen. So ist es einem Faltblatt der Beratungsstelle (Wilhelmstraße 11-13, Telefon 1 66 05) zu entnehmen.

Salzreduzierte Lebensmittel seien daher "nicht unbedingt" notwendig. Statt dessen sei es sinnvoller, seine Ernährung umzustellen und Produkte zu verzehren, die von Natur aus wenig Salz enthalten, so wie Obst, Gemüse, Getreide, Milch oder Frischkäse (Quark). Die Verbraucherschützer empfehlen darüber hinaus, Bluthochdruck-Risikofaktoren wie Übergewicht, Alkohol und Rauchen weitgehend zu vermeiden. him

Im Stadtparlament für den Frankfurter Westen

Im neuen Stadtparlament sitzen acht Abgeordnete, die im Frankfurter Westen wohnen und sich für ihre Stadtteile stark machen wollen.

Für die SPD: Hans-Dieter Bürger, Verwaltungsoberrat aus Griesheim; Marianne Karahasan, Gewerkschafts- Angestellte aus Sossenheim; Arno Weber, Hoechst AG-Betriebsrat aus Schwanheim; Axel Weidner, Chemielaborant aus Zeilsheim.

Für die CDU: Karlheinz Bührmann, Bundesbahnbeamter aus Nied; Helmut Heuser, leitender Angestellter bei der Flughafen AG aus Schwanheim; Karl Leo Schneeweis, Berufsschullehrer aus Unterliederbach; Günter Weißenseel, Kaufmann aus Sossenheim.

Für die Grünen im Römer kümmert sich Ulrich Baier um den Frankfurter Westen. Der Fachhochschul-Dozent wohnt im Nordend.

Astrologe läßt sich in die Tarot-Karten gucken

HOFHEIM. Für 210 Mark können sich neue Anhänger des Tarot am Wochendende 20./21. März jeweils zwischen 10 und 17 Uhr in den Grundstrukturen der Ratgeberkunst unterweisen lassen. Im Mittelpunkt des Seminars steht die Übersicht über das System, das sich in die drei Blöcke "Große Arkana", "Kleine Arkana" und "Hofkarten" unterteilt. Benutzt werden bei dem Seminar die Karten des Haindl-Tarot.

Die Leitung hat der Astrologe Günther Cherubini, Interessenten können unter der Rufnummer 0 61 92 / 2 41 58 Näheres erfahren. dia

Die städtischen Schadstoffmobile sammeln wieder umweltschädliche Abfälle ein Den gefährlichen Müll lieber abgeben

FRANKFURT-NORD. Die drei Schadstoffmobile der Stadt Frankfurt sind auch im März wieder unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt-Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.

Gleich vier Termine stehen am Montag, 15. März, auf dem Programm: Von 9 bis 10 Uhr stehen die Mitarbeiter vor der Feuerwache in Nieder-Eschbach, Deuil- la-Barre-Straße 71. Zur gleichen Zeit ist ein Fahrzeug in Harheim auf dem Parkplatz in der Straße Zur Untermühle. Zwei Stunden später, um 11 Uhr, machen sie in Nieder-Erlenbach vor dem Bürgerhaus (Im Sauern 10) und in Kalbach auf dem Parkplatz (Kalbacher Stadtpfad) Halt.

Der Frankfurter Berg wird am Dienstag, 16. März, 9 Uhr, angesteuert: Das Schadstoffmobil kommt in den Fliederweg (Haus Nummer 16). Zur gleichen Zeit ist ein anderes Gefährt in Berkersheim, an der Kreuzung zwischen den Straßen Am Hohlacker und An der Roseneller. In Bonames hält ein Fahrzeug um 11 Uhr: auf dem Parkplatz Im Storchenhain. Auch die Eckenheimer werden um 11 Uhr bedient: auf dem Festplatz in der Hügelstraße.

Die Bewohner von Preungesheim können ihren Müll am Mittwoch, 17. März, in der Hoherodskopfstraße (bei Haus Nummer 100) loswerden. Auch der Dornbusch liegt am Mittwoch, 17. März, auf der Route: Von 11 bis 12 Uhr steht ein Fahrzeug in der Kaiser-Sigmund-Straße 67-75.

Heddernheim wird am Samstag, 20. März, angesteuert, von 9 bis 10 Uhr, an der Kreuzung zwischen Heddernheimer Landstraße und Dillenburger Straße.

Zwei Stadtteile liegen am Dienstag, 23. März, auf der Route: Eckenheim (Festplatz, Hügelstraße) um 16 Uhr und Eschersheim (Am Schwalbenschwanz, bei Haus Nummer 39) um 18 Uhr.

In Nieder-Eschbach können die Bewohner ihre Sonderabfälle am Mittwoch, 25. März, von 14 bis 15 Uhr in der Siedlung Am Bügel, Berner Straße 69 a, abgeben. Von 16 bis 17 Uhr ist ein Mobil am Frankfurter Berg am Fliederweg bei Haus Nummer 16. Nieder-Eschbach wird noch einmal um 18 Uhr angefahren. Ein Wagen steht bis 19 Uhr vor der Feuerwache in der Deuil-la-Barre-Straße 71.

Vier Stationen steuert das Gefährt am Donnerstag, 25. März, an. Heddernheim (Heddernheimer Landstraße / Dillenburger Straße) um 9 Uhr, Nieder-Erlenbach vor dem Bürgerhaus (Im Sauern 10) von 14 bis 15 Uhr. Der Parkplatz am Kalbacher Stadtpfad wird um 16 Uhr, der Parkplatz in der Harheimer Straße (Zur Untermühle) um 18 Uhr angefahren.

Auch am Montag, 29. März, können Harheimer ihre Abfälle abgeben: Von 9 bis 10 Uhr auf dem Parkplatz Zur Untermühle und in Kalbach auf dem Parkplatz am Kalbacher Stadtpfad. Von 11 bis 12 Uhr sind die "Schadstoffmobilisten" in Nieder-Erlenbach (vorm Bürgerhaus Im Sauern 10) und Nieder-Eschbach (Feuerwache, Deuil-la-Barre-Straße 71). *sen

Leserforum

Gegen Verschleierung AW-Jugendladen: Malerei von Chaouki Kamboua

RÖDELHEIM. Es sind "nur Stichproben" des Abiturienten Chaouki Kamboua, die derzeit im Jugendladen den Arbeiterwohlfahrt (AW) ausgestellt werden. Doch sie geben genügend Auskunft über das Kunstverständnis des jungen Mannes: er will aufrütteln.

Der seit fünf Jahren in der Bundesrepublik lebende Marokkaner will einmal Grafik-Design studieren, widmet sich jedoch weniger graphischen als vielmehr malerischen Experimenten. Nach Jahren des Kopierens beispielsweise von Bildern des Realisten Helnwein beschäftigt sich Kamboua derzeit mit dem Surrealismus. Sein großes Vorbild: Dalí. Sein Lieblingsmotiv: Frauen.

Auch eine Aldi-Tüte kann zur Hommage an den großen spanischen Surrealisten werden: man vertausche lediglich die Buchstaben und setze in das Herzstück der Plastiktüte dessen Portrait. Schon grinst einen der exzentrische Künstler mit dem kauzigen Schnurrbart einladend an.

Dem Dalí-Portrait gegenüber hängen die neuesten Ölbilder Kambouas, meist nackte, leicht verzerrt gemalte Frauenkörper. Sie wirken angespannt, die Fesseln und Füße zerfließen auf dem Boden - ähnlich den zerfließenden Uhren Dalís. Auch Kamboua bevorzugt eine symbolische Bildsprache, die allerdings leicht entschlüsselbar ist.

Steril und unnahbar sind seine Figuren, entspringen sie doch einer unwirklichen Welt. Es sind phantastische Wesen, fast nixenhaft, die den Unmut des jungen Kreativen transportieren. "Ich bin strikt gegen die Verschleierung der Frauen", betonte Chaouki Kamboua in der Ausstellungseröffnung.

Gegen diese offensichtlichste Form der Verdrängung von Frauen aus der Öffentlichkeit malt der junge Mann an. Nicht selten stößt damit er auf Kritik. "Freunde oder Verwandte raten mir, den Frauen wenigstens Badeanzüge oder Slips anzuziehen." Das hält der junge Freizeitmaler für absurd.

Daß sich Frauen strenger an religiösen Doktrinen orientieren müssen als Männer, sei vor allem für die junge Generation ausländischer Mitbürger "nicht mehr akzeptabel". Kambouas Ölbilder predigen die Abkehr von moralischen und sozialen Fesseln. Seine Visionen einer freien Welt sind bis zum 29. März zu sehen.

Der Jugendladen der Arbeiterwohlfahrt, Alt-Rödelheim 13, ist montags von 14 bis 17.30 Uhr und mittwochs von 15 bis 19 Uhr geöffnet. CHRISTINE PETERS

Fahrschulen locken die Kunden mit attraktiven Angeboten, doch der Führerschein bleibt ein teures Vergnügen Rechnung ohne die Gebühren gemacht Wer am falschen Ende spart, legt manchmal sogar drauf Von Britta Egetemeier MAIN-TAUNUS-KREIS. Für die Fahrschulen im Main-Taunus-Kreis sind die fetten Jahre vorbei: Weil die Geburtenrate sinkt, melden sich immer weniger junge Erwachsene zur Führerscheinprüfung an. Die Unternehmen spüren zunehmend den Konkurrenzdruck. Attraktive Preise für Lehrstunden sollen die Anfänger nun in die Schulen holen. Doch wer weniger Geld für die Fahrstunde zahlt, kommt am Ende nicht unbedingt günstiger davon. Um 11.10 Uhr steigt Carmen Schütte in den VW Golf. Sie hat noch eine Woche Zeit bis zur Prüfung. Die junge Frau stellt den Sitz und die Spiegel ein, dann schnallt sie sich an. "Heute gilt's, kannst den Test machen, wie gut du bist", sagt Uli, ihr Fahrlehrer. Carmen wird von Hofheim nach Wallau fahren und die Feuerprobe bestehen müssen, "denn das ist eine der schwierigsten Strecken, die es zur Zeit gibt", erklärt Uli. Vor drei Monaten hat Carmen ihren zweiten Anlauf genommen. Beim ersten Mal war ihr das Geld ausgegangen.

Für junge Leute ist es keine billige Angelegenheit, den rosa Schein zu bekommen. Im Durchschnitt kosten die normalen Fahrstunden 47 Mark im Kreis, die zehn Autobahn-, Überland- und Nachtfahrstunden insgesamt 750 Mark. Hinzu kommen die Grundgebühr, die im Mittel bei 420 Mark liegt, und die Prüfungsgebühr der Fahrschulen von etwa 210 Mark.

Die Technische Überwachung Hessen verlangt für die Prüfung 126,50 Mark. Außerdem schlagen Lehrbücher und Gebühren bei der Führerscheinstelle des Kreises zu Buche: Macht insgesamt knapp 2 500 Mark bei 35 Fahrstunden, was laut Ulrich Marx, Inhaber einer Hofheimer Fahrschule, realistisch ist. Jede Fahrstunde mehr treibt den Preis hoch, jede nichtbestandene Prüfung erst recht.

"Die Preise sind im Keller, aber eine nochmalige Erhöhung würden die Kunden nicht mitmachen", sagt Marx. Erst im Januar haben die meisten Fahrschulen im Rahmen der Mehrwertssteuererhöhung den Tarif angehoben. Lothar Toepper, der für den Hessischen Fahrlehrerverband die rund 100 Fahrschulen im Kreis koordiniert, kommt zum gleichen Ergebnis: "Unsere Gewinnspanne ist so klein, daß man nicht mal von ,normal&rquote; reden kann." Wenn Fahrschulen in Frankfurt im Durchschnitt eine Stunde zum Preis von 40 Mark anböten, dann liege das nicht daran, daß sie sich niedrigere Preise leisten könnten, sondern daran, daß der Konkurrenzdruck so stark sei. "Die holen sich ihr Geld irgendwie anders", meint Toepper. Marx und Toepper sagen, daß es üblich sei, über höhere Grundgebühren geringere Stundenpreise abzufangen. Viele Fahrschulen arbeiten zudem mit Aushilfsfahrlehrern, die weniger Lohn bekommen. Wenn der Schüler aber häufig seinen Lehrer wechseln muß, bedeutet das für ihn mehr Stunden und für die Fahrschule mehr Geld.

"Oft waren die Fahrlehrer auch seit Jahren auf keiner Fortbildung mehr", sagt Toepper. Dadurch spare die Fahrschule Geld, könne ihren Kunden aber nicht die gleiche Qualität bieten. Und als Folge einer schlechteren Ausbildung sind auch die Durchfallquoten höher. Dafür kann aber der Prüfer nichts. An einer nichtbestandenen Prüfung verdient die Fahrschule noch einmal: Der Schüler muß ungefähr fünf Stunden mehr nehmen und wieder die Prüfungsgebühren bezahlen. Toepper drückt das so aus: "Manche Fahrschulen sind auf den ersten Blick teurer, ersparen ihren Schülern aber die Folgekosten." Die Fahrschulen verschafften sich so einen besseren Ruf. Es gebe Firmen, die angelten sich mit günstigen Angeboten ihre Kunden, hätten aber später nie mehr etwas von dem Schüler, sagt Marx. "Denn nur, wenn er zufrieden war, wird er seine Geschwister und Freunde zum selben Unternehmen schicken."

Der Hanauer THC scheiterte zum zweiten Mal am Aufstieg in die Hallenhockey-Bundesliga Was bleibt, ist die Motivation, es im dritten Anlauf zu schaffen Jungem Team fehlte es an Cleverneß und Abgeklärtheit / Starke Konkurrenz erwartet den Zweitligisten in der Freiluftsaison

Zum zweiten Mal in Folge war der 1. Hanauer THC in der Aufstiegsrunde zur Hallenhockey-Bundesliga vertreten, zum zweiten Mal reichte es nicht zum Sieg im Viererfeld respektive zum Aufstieg. Bei kontinuierlicher Entwicklung ist der HTHC jedoch im kommenden Jahr "reif" für den Coup: Nach dem dritten Rang 1992 erreichte das Team um Spielertrainer Harald Koch in diesem Jahr Rang zwei hinter dem SC 1880 Frankfurt, der somit in der Halle wieder erstklassig ist. "Im nächsten Jahr können wir es wirklich schaffen", meint denn auch der Coach, der sich zunächst jedoch auf die bevorstehende Feldrunde konzentrieren möchte.

Auch in diesem Jahr hätte es der HTHC schon schaffen und damit vereinsintern den Abstieg der Frauen aus der Eliteklasse ausgleichen können. Die 6:8- Niederlage gegen den SC 1880, der bereits in der Punktrunde der Regionalliga Süd dominiert hatte, war durchaus nicht unabwendbar und wird von Koch als "ärgerlich" bezeichnet. Im vorweggenommenen Finale "verpennte" sein Team den Start, lag nach acht Minuten mit 0:3 und zur Pause mit 2:6 im Rückstand. Während sich die Hanauer in Einzelaktionen verstrickten, nutzten die cleveren Frankfurter jeden ihrer Fehler zu einem Treffer.

Nach der Pause jedoch dominierte der HTHC das Geschehen. Chancen "en masse" erarbeitete sich das Koch-Team, kam jedoch nur über Ecken zu Treffern. "Aus dem Spiel heraus hätten wir einige Tore machen können und müssen", klagt der Trainer. Auf 5:7 kam sein Team heran, versiebte beste Möglichkeiten und mußte in der 57. Minute das vorentscheidende 5:8 hinnehmen. Lediglich dessen Bruder Wolfgang bekam von Harald Koch eine gute Leistung im Schlüsselspiel attestiert, er setzte mit dem 6:8 per Ecke auch den Schlußpunkt.

Nachdem der SC 1880 auch gegen Stuttgart siegte (11:2), sahen die Hanauer ihre Chance auf den Aufstieg auf ein Mindestmaß reduziert. Die Folge war ein 12:12 gegen Marienburg in einem Spiel, "daß man nicht verlieren darf", so der Trainer. Obwohl spielerisch überlegen, vermochten die Hanauer nicht entscheidend davonzuziehen und hatten am Ende sogar Glück, daß Wolfgang Koch (erzielte 6 Treffer) in der Schlußminute noch der Ausgleich gelang.

Die Partie gegen Stuttgart wurde damit bedeutungslos. Vielleicht gerade deshalb entwickelte sich ein offenes, gutes Spiel. Plötzlich spielten die Hanauer so, wie sie es von Beginn an vorgehabt hatten und siegten mit 12:8. Mehr als einen "versöhnlichen Abschluß" und den zweiten Platz im Endklassement brachte dieser Sieg jedoch nicht ein.

Es wurde jedoch kein Trübsal geblasen, sondern zu Hause im Klubhaus gemeinsam mit den Spielerinnen desFrauenteams eine Fete anberaumt. Letztlich dürfen die Hanauer zufrieden sein, denn das Team hat angesichtes des jungen Durchschnittsalters gute Perspektiven. Dennoch analysierte der engagierte Trainer die Fehler seiner Mannschaft realistisch: "Wenn es darauf ankommt, dann haben wir keinen Matchwinner". Als Beispiel führt er seine beiden Keeper Christian Josenhans und Kait Bachmann an, die dem Druck der Aufstiegsrunde beide noch nicht gewachsen waren und unter ihren Möglichkeiten blieben.

Doch auch die gravierende Abschlußschwäche zeugt von mangelnder Abgeklärtheit und Cleverneß. "Wir müssen konstanter werden" erwartet Koch von seinen Mannen, daß sie auch dann ihr Leistungsvermögen voll ausschöpfen, wenn es einmal nicht "rund läuft". Dies gelang in Gernsbach nur Wolfgang Koch über die gesamte Turnierdauer, und er gehört mit 23 Jahren auch bereits zu den erfahreneren Hanauer Cracks.

Die Motivation, es im dritten Anlauf 1994 endgültig zu schaffen, ist "riesig", sagt der Trainer, der zudem eingesteht, daß der SC 1880 als konstantestes Team der Hallensaison zurecht den Aufstieg schaffte. "Wir haben unser Ziel, die Aufstiegsrunde, nach einer mißlungenen Hinserie noch erreicht, und brauchen daher nicht enttäuscht zu sein", bestätigt er und gönnt seinen Schützlingen zwei Wochen Pause, ehe bereits die Vorbereitungen auf die Feldsaison in der 2. Bundesliga beginnen.

Im Gegensatz zur Hallensaison steigt aus der 2. Bundesliga der Meister aufdirektem Wege in das deutsche Oberhaus auf. "Wenn wir einen guten Start erwischen, können wir oben mitmischen, aber die Konkurrenz ist stark", schätzt Koch. Der Kader wird für die Freiluftsaison durch die Feld-Spezialisten Andreas Gick, Wolfgang Lenz, Christian Eberhardt und Gunter Schoppe ergänzt, zudem stoßen die beiden Nachwuchskräfte Daniel Mertens und Peter Gerst zum Team des (Noch-)Zweitligisten. 1. HANAUER THC: Christian Josenhans und Kait Bachmann (Tor); Wolfgang Koch (9 Tore), Carsten Eimer (8), Jan-Peter Schmidt (4), Jens Ritter (3), Harald Koch (2), Niels Höra (2), Oliver Harzer (1), Harald Tauchert (1), Sören Mertens, Joachim Ritter. ina

Frauen-Workshops zum Thema Rhetorik

Der "Verein zur beruflichen Förderung von Frauen" bietet zwei Workshops zum Thema "Kommunikation" an. In der ersten Veranstaltung, die am 19. März von 16.30 bis 20 Uhr und am 20. März von 10 bis 16.30 Uhr stattfindet, soll Interessentinnen geholfen werden, durch praktische Übungen Redehemmungen abzubauen und Redebeiträge zu strukturieren.

Der zweite Workshop bemüht sich, über das gesprochene Wort hinaus Hilfestellung bei Konfliktgesprächen zu leisten. Diese Veranstaltung ist für Anfang Juni geplant, beide Workshops werden in Frankfurt in der Kasseler Straße 1a abgehalten.

Nähere Informationen unter der Rufnummer 70 55 55.

Samstag, 20. März: Eine Trance-House- Party mit den Arpeggiators steigt in der Music-Hall. Durch die Clubs tingeln: Paddy goes to Holyhead (Sinkkasten), Rosanna & Zelia (Brotfabrik), das Flip Gehring Trio (Jazzkeller), Fanny Hill (Jazzlife), Mallet (Spritzehaus), Dr. No (Werkstatt) und Taste of Time im Dreikönigskeller. Nicolette macht in der Intim Bar Tourstation. In Darmstadt: die Camellia Jazz- Band of New Orleans im Jagdhofkeller, Scan mit Heavy in der Krone, Harmonica Pete & The Blues Jukes im Schloßkeller. Lilian White im Jugendcafé Oberursel, das Blues-Rock-Trio Reddogs im Crazy Cactus Seeheim, Hands On The Wheel im Posthof Hattersheim, Eastside Ronny & The Blue Boogie Jammers im Jazzkeller Hanau spielen, die Soulcats im Colos- Saal Aschaffenburg, The New Doug Hammond Trio jazzt im Cicero Wiesbaden.

Sonntag: Frühschoppen im Schlachthof mit den Red Hot Hottentots. Der Ragamuffin-Entertainer aus New York Shinehead tritt in der Batschkapp auf und das Electronic-Duo aus Münster X marks the Pedwalk im Nachtleben. Just Friends im Jazzkeller, Much too much im Jazzlife, Crossroads in der Werkstatt sind auf Achse, Leeway aus den USA im Negativ, die Waterbugs mit Moses died by Syphillis im Dreikönigskeller. Im Spritzehaus sind (15 Uhr) Time Bandits, abends Little Paris angesagt und Public Banana Beat mit Soul in der Krone Darmstadt. Im Bürgerhaus Sprendlingen geht ein Blues & Boogie Meeting über die Bühne mit der Mojo Blues Band und anderen.

Montag: Anne Clark ("Sleepers In Metropolis") tritt in der Music-Hall auf, Soundjacks im Cooky's, Baden Powell mit Bossa Nova im Frankfurter Hof Mainz. Jeweils auch am Dienstag: Aliens im Jazzlife, The Runners im Spritzehaus, Countdown in der Werkstatt und Reddog in der Krone Darmstadt.

Dienstag: Die Fantastischen Vier machen in der Stadthalle Offenbach Station (Mittwoch in der Gießener Kongreßhalle), Wolfgang Ambros in Würzburg, Paolo Conte (siehe Artikel) in der Alten Oper, die Nationalgalerie im Aschaffenburger Colos-Saal. Joe Sarnataro (siehe Szene) gastiert im Sinkkasten, Hanns-Dieter Hüsch im Mousonturm. Und im Uni-KOZ gibt's Die Otto Normal Randale Show.

Mittwoch: The God Machine (USA) läuft im Negativ. Reality bringen Reggae in den Sinkkasten, die Skatenigs sind in der Batschkapp angesagt, Here the Beat in der Romanfabrik. Jeweils auch Donnerstag: All about the Blues (Jazzlife), Ronja (Spritzehaus), Crossroads (Werkstatt) und in der Krone Darmstadt läuft Mama Joe's Bluestrain ein.

Donnerstag: Jeff Healey (siehe Toptip) in Neu-Isenburg, Reggae von U-Roy und Thriller Jenna im KUZ Mainz. Im Jazzkeller tritt das Duo Kropinski-Friesen auf, Il Gran Teatro Amaro (siehe Szene) im Titania. Razzle Dazzle rocken im Dreikönigskeller, im K 30 Hanau die Reddogs, Recap After Use & Dr. Amones im Colos- Saal Aschaffenburg, Delware Hudson Blues im Jazzkeller Hanau. Im Schloßkeller Darmstadt geht eine Jazz-Session ab.

Freitag: Im Sinkkasten gibt's Chicago Blues von Little Martin & The Roosters. Bei Live aus dem Schlachthof mischen The Jayhawks mit. In der Brotfabrik steigt eine Brazilian Guitar Night. New Deal rocken im Jazzlife, Quitschboys im Spritzehaus, die Main River Band in der Werkstatt und im Dreikönigkeller tritt das Akkordeon Solisten Orchester auf. Nana Mouskouri singt in der Alten Oper. In Darmstadt: Das Russ Spiegel Quartett spielt im Schloßkeller, Big Business in der Krone. Im Gambrinus Bad Homburg sind die Bands Selbstverstümmelt und Kackreiz aktiv, Taste of Time im Posthof Hattersheim und im Jazzkeller Hanau rocken The Bootleggin Hobos. ric

"Arbeit und Leben" bietet Seminare zu Frauenfragen

Die Landesarbeitsgemeinschaft "Arbeit und Leben" bietet zwei Bildungsurlaubsseminare für Frauen an. Vom 25. bis 30. April findet in Oberursel das Seminar "Spieglein, Spieglein an der Wand - Zum Bild der Frau in der Gesellschaft" statt, das sich auch an jüngere Mädchen wendet. Dort sollen unter anderem Aspekte wie die Darstellung der Frau in den Medien, Mode und Lebenskonzepte von Frauen angesprochen werden.

In Falkenstein wird vom 28. Juni bis zum 2. Juli ein Seminar mit dem Titel "Frauenalltag im Betrieb" angeboten. Hierbei stehen Fragen nach frauenspezifischen Erfahrungen am Arbeitsplatz, nach Beschäftigungsmodellen für Frauen, Hierarchien am Arbeitsplatz im Mittelpunkt. Die Teilnahme kostet 150 Mark.

Interessentinnen wenden sich an: "Arbeit und Leben" Hessen, Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77. 6000 Frankfurt 1, Tel.: 27 30 05 66. us

Proben + Treffen

Akkordeon-Musikverein "Heiterkeit" Griesheim: Unterricht für Akkordeonschüler und -schülerinnen ist jeden Donnerstag (ab 14 Uhr), im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 3). Und das Orchester des Vereins probt im Clubraum 1 in Griesheim jeden Dienstag, von 19 bis 20.30 Uhr. wpt

Arbeitskreis Bockenheimer Senioren: Mitgliedertreffen zum Vereinsnachmittag an jedemn ersten Dienstag im Monat (jeweils um 15 Uhr) in der Bockenheimer Sozialstation am Rohmerplatz (Parterre). wpt

Athletik-Sportverein 1990 Griesheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Gewichtheben nach vorheriger Anmeldung jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils ab 18 Uhr) in der Griesheimer Sporthalle, Linkstraße 86-88. Kontakt: Klaus Samer (Tel. 37 19 74) und Hugo Zingel (Tel. 38 42 27). wpt

Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Dienstag, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen St. Jakobskirche, Grempstraße 41. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer können unverbindlich an dieser Probe teilnehmen. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Ochs (Tel. 76 67 43). wpt

Bockenheimer Zitherkranz 1886: Die Aktiven des Vereins proben jeden Dienstag (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Am Zitherspiel Interessierte erhalten nähere Auskunft von Rudi May (Tel. 77 15 43). wpt

Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. wpt

Der BUND-Ortsverband 2/9 hat jeden dritten Mittwoch im Monat um 20 Uhr Verbandssitzung im Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28. wpt

Chorgemeinschaft 1857 Griesheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag (19.45 bis 21.15 Uhr) im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 2). In den Chor werden noch Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Informationen gibt Horst Seip (Tel. 38 20 97). wpt

DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Taining im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt Tel. 58 66 23. Auskunft kann außerdem jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden Tel. 28 05 12. wpt

FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakt: Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. wpt

Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel-Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). wpt

Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. wpt

Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). wpt

Frankfurter Musikverein 1981: Zur Orchesterprobe treffen sich die Spielleute donnerstags, 20 Uhr, in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Blasorchesters (Big Band-Sound): Norbert Natho, Tel. 46 12 85; Dirigent: Karl-Heinz Velten. wpt

Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus", Frankenallee 111. wpt

Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Das Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein ist jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg" (Nordend), Glauburgstraße 80. wpt

Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft zu den Angeboten gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. wpt

Die Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest sucht Nachwuchs (ab zehn Jahren). Übungsstunden montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter-Schule I. Interessierte können sich an Trainer Helmut Terstegen während der Übungsstunden wenden. Die Abteilung bietet Schülerinnen und Schülern auch eine Talentförderung im Stabhochsprung an. Auskunft über Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. wpt

Männerchor Liederkranz Praunheim: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Montag, 20 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte junge Männer können sich über den Männerchor bei Wilfried Roth informieren (Tel. 57 42 71). wpt

Männerchor Liederkranz Praunheim: Die Frauen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Gemeindehaus von Christ- König, Damaschkeanger 158. wpt

Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Ginnheimer Lauftreff" an jedem Dienstag um 18.30 Uhr. Ausgangspunkt ist der Parkplatz des Vereins am Poststadion (Am Ginnheimer Wäldchen). wpt

Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Radsportfreunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim in der Gelnhäuser Straße 2. wpt

Rödelheimer Neuner: Der Chor probt jeden Dienstag (20.30 Uhr) im Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). wpt

Sängerchor der Lokbediensteten 1919 Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. wpt

Schützenverein Freischütz Rödelheim: Die Aktiven des Vereins trainieren jeden Sonntag (von 10 bis 12.30 Uhr) und jeden Dienstag (von 19.30 bis 22 Uhr), auf den Ständen im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

Sportanglerclub Anker Hausen: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinsheim am Hausener Weg. wpt

Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. wpt

Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet nach Ende der Schulferien Übungsstunden in der Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahren) an: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, in der Geschwister-Scholl- Schule Im Burgfeld 7. Weitere Auskunft gibt Constanze Spitz (Tel. 58 86 32). wpt

Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, donnerstags (16 und 17 Uhr), Samstag (9.30, 10.30 und 11.30 Uhr) und Montag (9 Uhr). Belegwünsche: Geschäftsstelle dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr entgegen, Tel. 58 10 23. wpt

Turn- und Sportverein 1878 Ginnheim: Der gemischte Chor der Gesangsabteilung des Vereins probt freitags jeweils von 20 bis 22 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2 (kleiner Saal). wpt

Turn- und Sportverein 1860 Hausen: Der Verein bietet "Schwimmen für jedermann" montags (20 bis 22 Uhr) in der Schwimmhalle der Liebigschule in Westhausen (Kollwitzstraße). Weitere Informationen gibt Rudi Litzinger, Tel. 76 35 50. wpt

Verein für Briefmarkenkunde Rödelheim: Die Mitglieder treffen sich zum Vereins- und Vortragsabend jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt

Verein Wassersport Westend: Der Verein bietet an Schwimmunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Donnerstag (18 bis 21 Uhr) in der Berthold-Otto-Schule, Kiefernstraße 18 a (Griesheim). Nähere Informationen über die Angebote des Vereins gibt Günter Gronemann (Tel. 39 57 49). wpt

Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. wpt

Volkschor "Frohsinn" Rödelheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Mittwoch, 19.30 Uhr, im Rödelheimer Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt

FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahre), und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG-Sportzentrum in Bockenheim in der Marburger Straße 28. Kontakt über die FTG-Geschäftsstelle Tel. 77 49 29. wpt

Dem Pullover platzte der Kragen Umtausch schadhafter "Schnäppchen" bleibt meist Theorie

Die Freude über das im Winterschlußverkauf erstandene "billige Schnäppchen" währte bei FR- Leser Hans-Joachim B. nur kurze Zeit: Nach zweimaligem Tragen platzte dem im Preis herabgesetzten Pullover der Kragen. Beim erfolglosen Umtauschversuch erfuhr der verärgerte Käufer, daß reduzierte Ware vom Umtausch ausgeschloßen sei, Umtausch oder eine Geldrückerstattung kämen daher nicht in Frage.

Ganz so einfach ist die Sachlage aber nicht: Auch Schlußverkaufsware muß, wenn sie bereits beim Verkauf Mängel aufweist, vom Verkäufer auf jeden Fall umgetauscht oder rückerstattet werden. Ein Umtausch ohne zwingenden Grund ist dagegen kaum möglich. Der Umtausch von geschenkten Kleidungsstücken etwa, die das Herz des Beschenkten aufgrund bizarrer Farbkompositionen nicht mit eitel Freude erfüllen, ist nach Angaben der Verbraucherzentrale auch außerhalb des Schlußverkaufes eine reine Kulanzleistung der Bekleidungsgeschäfte, bei großen Kaufhäusern in der Regel jedoch kein Problem. In der großen Zeit der kleinen Preise aber sei die Situation "verschärft", da müsse schon einwandfrei bewiesen werden, daß die Ware bereits zum Zeitpunkt des Verkaufs schadhaft gewesen sei. Da kein Geschäft der Welt gerne zugeben wird, seinen Kunden Ramsch angedreht zu haben, bleibe oft nur der Weg über Gutachter und Rechtsanwalt, um seinen im Bürgerlichen Gesetzbuch verbrieften Anspruch auf Wandlung, Minderung oder Ersatzleistung geltend zu machen. Auf jeden Fall, so die Verbraucherberatung, empfehle es sich, den Kassenzettel aufzuheben, denn das Umtauschrecht erlösche erst sechs Monate nach Kaufdatum. Ohne Kassenzettel habe man kaum Chancen, mit Beleg seien die Aussichten nicht schlecht.

Hans-Joachim B. wird das wenig nützen: Er hat zwar noch den Kassenzettel, der Verkäufer versichert aber, daß der strittige Pullover seinen Laden in einwandfreiem Zustand verlassen habe. Die Möglichkeiten, mit gekauften Kleidungsstücken groben Unfug zu treiben um nachher die entstandenen Schäden zu reklamieren, seien grenzenlos. So bleibt in diesem Fall nur der kostspielige Weg durch die juristischen Instanzen. skb

Görlach spricht über Landwirtschaft in Europa

SULZBACH. Willi Görlach, der ehemalige hessische Minister für Landwirtschaft und Forsten, referiert am Freitag, 19. März, im Bürgerhaus über "Landwirtschaft im Binnenmarkt". Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr, nach dem Referat ist Gelegenheit zur Diskussion.

Görlach war von 1970 bis 1989 im hessischen Landtag und wechselte vier Jahre nach dem Einzug ins Parlament auf die Ministerbank. Seit Juni 1989 ist der Sozialdemokrat Mitglied des Europäischen Parlamentes. 1992 ernannte ihn die Sozialistische Fraktion zum agrarpolitischen Sprecher. schu

Auf Wunsch kommen Gratulanten Auch die Ehrungen muß man anmelden

FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident und der Oberbürgermeister gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen) - jedoch nur, wenn die Jubilare sich rechtzeitig darum bemühen.

Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen jetzt die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und mit Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie tatsächlich ein Jubiläum begehen.

Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen.

Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. star

Im Hintergrund: Honduras Muskelspiele des Militärs

Als Ende Februar plötzlich Panzer in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa auffuhren und Truppen ausschwärmten, hatte die Regierung Mühe, der überraschten Bevölkerung den Sinn dieser Aktion zu erklären. War sie zuerst angeblich gegen eine Guerilla-Organisation gerichtet, so handelte es sich am Ende offiziell um eine "Überraschungsaktion" gegen Kriminelle, eine Version, die wenige überzeugte. Spekulationen, daß die Armee im Alleingang Stärke gezeigt hatte, halten viele Honduraner für plausibler. Vor allem fühlen sie sich an Zeiten erinnert, als die Bananenrepublik das Image genoß, eher eine "Armee mit einem Land denn ein Land mit einer Armee" zu sein. Dieses Déjà-vu- Gefühl haben die Streitkräfte ihrem Anführer, General Luis Alonso Diskua, zu verdanken, dessen äußeres Erscheinungsbild samt verspiegelter Sonnenbrille, bulligem Auftreten und dröhnender Stimme zum Bild einer klassischen Militärdiktatur passen.

Der stiernackige General wies zwar Gerüchte über einen Coup von sich, aber Beobachter interpretieren den Aufmarsch als bislang letzte Episode im "powerplay" zwischen Diskua und der Zivilregierung von Rafael Callejas.

Dieses Muskelspiel hatte der 47jährige General, der 1990 nach einem friedlichen Coup innerhalb der Kasernen die Macht als Heereschef an sich gerissen hatte, Anfang des Jahres schon einmal für sich entschieden. Entgegen den Gepflogenheiten wurde seine Amtsperiode um weitere drei Jahre verlängert. Die Regierung änderte dafür sogar das Gesetz. Diese Verlängerung der Amtszeit untergräbt nicht nur die demokratischen Strukturen der 24 000 Mann starken Armee, Diskua hat damit auch seinen Einfluß auf das Militär-"Unternehmen" ausgeweitet. Diesen Namen erhielten die Streitkräfte nicht zu Unrecht. Denn zum Frust der Geschäftswelt des mittelamerikanischen Landes beschränkt sich die Verfügungsgewalt eines Heereschefs nicht allein auf Armee, Polizei, Zoll und Flughäfen, er kontrolliert auch die Telefongesellschaft und eine Vielzahl anderer lukrativer Bereiche.

So kann die Armee Kredite vergeben, sie mischt im Immobiliengeschäft mit, verkauft Versicherungen sowie Zement und macht als Beerdigungsunternehmen gar Profit mit dem Tod. Zehn Jahre nachdem Zivilregierungen wieder das Heft in Honduras übernommen haben, ist die ökonomische Macht der "bewaffneten Bourgeosie" größer denn je. So mosern Geschäftsleute über die ungleichen Wettbewerbschancen, beschuldigen die Militärs, ihre Rechnungen nicht zu bezahlen, und sich durch ihre Kontrolle über den Zoll Vorteile zu verschaffen. Auch nach ihrer Pensionierung darben die wenigsten Offiziere. Sie haben entweder ihre Schäfchen bereits ins Trockene gebracht oder sichern sich ein erkleckliches Einkommen durch Rinderfarmen, Radio-Stationen und Fuhrunternehmen. Der Pensionsfonds der Streitkräfte selbst managt die Armeebank (Banfaa) sowie eine Versicherungsgesellschaft, und hat angeblich das Ziel, langfristig hohe Offiziere mit einer jährlichen Rente von 130 000 Dollar zu versorgen. Im armen Honduras beträgt das Pro-Kopf-Einkommen gerade 1000 Dollar.

Die Macht des Heeres-Kommandeurs wird noch zusätzlich durch die totale Autonomie über das Verteidigungsbudget ergänzt. Auch verhelfen sich die Offiziere durch obskure Nebengeschäfte, indem sie beispielsweise Truppen für Ernteeinsätze verleihen, zu zusätzlichen Einnahmen.

Doch General Diskuas Ruf ist nicht nur durch seine zunehmende Einflußnahme in der honduranischen Gesellschaft geprägt, sondern auch durch Vorwürfe von Organisationen, die die Sicherheitskräfte der Menschenrechtsverletzungen anklagen. So stehen Mitglieder der 6000 Mann starken Polizei im Verdacht, hinter Morden und Drogenhandel in der nördlichen Stadt San Pedro Sula zu stecken. Vier hochrangige Polizisten wurden erst kürzlich verhaftet.

Doch wie in anderen lateinamerikanischen Ländern genießen die Streitkräfte auch in Honduras weitgehend Straffreiheit. So erlaubte die Armee erst nach massiven öffentlichen Protesten, daß im vergangenen Jahr zwei Soldaten nach dem brutalen Mord an einem jungen Mädchen vor ein Zivilgericht gestellt wurden.

Beobachter schließen nicht aus, daß Diskua die Muskeln spielen läßt, um die "systematische Schmutzkampagne", wie er die Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen nennt, zu beenden. Erst Anfang des Jahres ließ er Politikern bedeuten, daß sie sich zurückhalten sollten, und drohte, vertrauliche Berichte zu veröffentlichen, die er als Ex-Geheimdienstchef angelegt habe. RITA NEUBAUER (Mexiko-Stadt)

Grundschule feiert den 4. Kleidermarkt

Mundpropaganda funktioniert bestens Die Turngemeinde (TG) Römerstadt ist stolz auf das "familiäre Klima" im Verein

"Elektroautos in der Stadt unverzichtbar"

HOCHTAUNUSKREIS. "Elektroautos sind als Stadtfahrzeuge unverzichtbar", urteilt die Bad Homburger CDU-Bundestagsabgeordnete Bärbel Sothmann, "ihre Einführung sollte deshalb von allen Städten und Gemeinden im Kreisgebiet forciert werden." So plädiert die Verkehrsexpertin ihrer Bonner Fraktion unter anderem für die Ausweisung besonderer Parkplätze für Elektrofahrzeuge in den Innenstädten und freie Einfahrt in sonst für Autos gesperrte Gebiete.

Bärbel Sothmann reagiert damit auf einen FR-Artikel, der vermeldete "Ein Bonbon im Bad Homburger CDU-Wahlprogramm stößt bei Fachleuten auf Skepsis". Sie sieht Elektroautos als Mittel, die Umweltbelastung zu verringern. Dabei spricht sie sich allerdings ausdrücklich für Atomenergie als "umweltfreundliche Energiegewinnung" aus. Die Grünen und Umweltschützer dagegen bezweifeln den ökologischen Nutzen von Elektroautos. Eine Öko-Bilanz liegt noch nicht vor. Die Bundestagsabgeordnete erwartet zwar ein positives Ergebnis, räumt aber ein, daß eine endgültige Bewertung erst nach dem Ende eines laufenden Großversuchs 1996 abgegeben werden kann. stk

Lebensmittelsammlung für Bosnien-Herzegowina

Als Reaktion auf die immer dramatischer werdende Lage der Zivilbevölkerung in Bosnien-Herzegowina startet das Advent-Wohlfahrtswerk eine Lebensmittel-Sammelaktion im Rhein-Main Gebiet. Im Haus der Adventgemeinde in der Eschenheimer Anlage 32 können in diesem Monat Hilfspakete für Familien und Kleinkinder jeweils dienstags von 9 bis 19 Uhr und mittwochs von 14 bis 19 Uhr abgegeben werden.

Informationen unter den Telefonnummern 55 00 91 und 55 65 02. skb

Viele Junge starten als Sozialhilfeempfänger ins Erwachsenenleben Jeder zehnte zwischen 18 und 25 bekommt Geld vom Sozialamt / Manche waren nie erwerbstätig / "Arbeitsangebote sind nötig"

Jeder zehnte Jugendliche im Alter von 18 bis 25 Jahre bezieht vorübergehend oder andauernd Sozialhilfe. Wie aus statitistischen Unterlagen des Sozialamtes hervorgeht, sind bereits seit 1989 bis einschließlich 1991 jährlich jeweils über 5000 junge Männer und Frauen als Sozialhilfeempfänger gemeldet gewesen. Die Zahlen für 1992, die voraussichtlich im Sommer vorliegen werden, dürften kaum niedriger sein. Warum diese jungen Menschen bereits in einem Alter auf das soziale Netz angewiesen sind, in dem andere den Grundstein für ihren beruflichen Werdegang legen, geht aus der Statistik nicht hervor. Insgesamt gibt es in Frankfurt 55 000 Sozialhilfeempfänger.

Der Leiter des Jugendamtes, Matthias Mann, mochte "nicht glauben, daß es so viele Jugendliche sind". Doch die Statistik wies zuletzt 5300 der 55 000 zu dieser Altersgruppe zählenden Personen als Sozialhilfeempfänger aus. Wie Hartmut Stelter von der Statistikabteilung des Sozialamtes erläuterte, leben die meisten nicht mehr bei ihren Eltern, sondern allein. Die 5300 jungen Leute verteilen sich auf 4100 Haushalte, von denen nur 236 außer der - in diesen Fällen ergänzenden - Sozialhilfe auch Arbeitslosengeld oder -hilfe beziehen. Diese Tatsache legt die Vermutung nahe, daß ein Großteil der Betroffenen nie über einen längeren Zeitraum erwerbstätig war. Dennoch war "Arbeitslosigkeit" die am häufigsten genannte Ursache für die Bedürftigkeit.

Der Anteil der Frauen unter den jugendlichen Sozialhilfeempfängern liegt mit 2759 um 200 über dem der Männer. Überproportional hoch ist der Anteil ausländischer Jugendlicher (2350 Personen).

Der Leiter des Sozialamtes, Ingo Staymann, hält die Statistik für "wenig aussagefähig". Darin seien auch solche Fälle erfaßt, in denen nur einen Monat Sozialhilfe gezahlt worden sei. Selbst wer nichts weiter als eine einmalige Beihilfe für den Kauf von Brennstoff erhalten habe, sei in dieser Statistik enthalten. "Es hat nicht jeder von Jahresanfang bis Jahresende Sozialhilfe bekommen."

Staymann räumte aber ein, daß das Sozialamt "keinen richtigen Überblick über die Struktur" seiner Klienten besitze. Folglich fehle es an Anhaltspunkten, welche Hilfen möglicherweise angebrachter wären. "Mit Sicherheit gibt es eine große Gruppe der 18- bis 25jährigen, die ein Arbeitsangebot braucht." Aber wenn es ein solches Angebot gebe, sei noch nicht sicher, ob es auch angenommen werde.

Mit dieser Bemerkung erinnerte Staymann an die Schwierigkeiten, bestimmte Jugendliche für eine Berufsausbildung und eine Zukunftsplanung zu gewinnen. Die Programme der "Werkstatt Frankfurt" und anderer Träger bestehen zu einem Großteil aus "Motivationsarbeit".

Im Sozialdezernat hat man die Notwendigkeit solcher Förderungsprogramme längst erkannt. Inge Köhler, die Referentin von Stadtrat Martin Berg, bedauerte erneut, daß der Bundesanstalt für Arbeit das Geld für entsprechende Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gestrichen worden sei. Auch das Nachholen des Hauptschulabschluß darf vom Arbeitsamt nicht mehr bezahlt werden.

40 Prozent der 18- bis 24jährigen sind nicht zur Kommunalwahl gegangen. Ob da, alles in allem, ein ganz erheblicher Teil einer Generation dabei sei, sich aus der Gesellschaft zu verabschieden? Köhler: "Einen Zusammenhang zwischen Nichtwählern und Sozialhilfeempfängern möchte ich nicht knüpfen. Das wäre diskriminierend. Auch andere sind nicht mehr zur Wahl gegangen." ft

Junge Frauen reisen für 200 Mark nach Polen

FRIEDRICHSDORF. Zu einer Fahrt durch Polen lädt Stadtjugendpflegerin Claudia Schünemann Mädchen und Frauen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren ein. Sie führt vom 12. bis 21. April per Bus von Breslau über Gleiwitz, Krakau und Warschau nach Posen. Die Fahrt kostet 200 Mark.

Anmeldung und Auskunft im Rathaus, Zimmer 102, Tel. 0 61 72 / 731 270.

Für Kinder kein Thema Ausländerfeindlichkeit mit der Kamera betrachtet

HÖCHST. "Come together" - dieser Werbeslogan eines Zigarettenkonzerns war den Jungen und Mädchen im Höchster Kinderhaus spontan eingefallen, als sie zusammensaßen, um eine Fotoausstellung zum Thema "Ausländerfeindlichkeit" vorzubereiten. Was dabei rauskommt, wenn Mädchen und Jungen zwischen acht und zwölf Jahren auf den Auslöser drücken, ist noch bis zum morgigen Freitag, 19. März, in der Adolf-Häuser-Straße 16 zu sehen.

"Klar haben sie manchmal die Füße abgeschnitten, aber von den zweihundert Schwarzweißfotos konnten wir locker hundert gute Bilder für die Ausstellung aussuchen", sagt Inga Becker, eine der vier hauptamtlichen Diplom-Sozialpädagoginnen in dem Kinderhaus. Sie hat die ganze Aktion mit den Kindern an drei Nachmittagen durchgezogen. Ein Viertel der Abzüge entwickelten sie selbst in der Dunkelkammer.

Zum offenen Programm des Kinderhauses kommen über die ganze Woche verteilt fünfzig bis achtzig Kinder. Wer Lust hatte, machte sich mit Inga Becker Gedanken über Ausländerfeindlichkeit, über Freunde und Feinde. Vier von fünf Mädchen und Jungen, die nachmittags in dem Kinderhaus vorbeischauen, sind Ausländer aus bis zu 17 verschiedenen Nationen.

"Daß man sich wegen einer anderen Nationalität streiten kann, haben die Kinder überhaupt nicht verstanden, das ist für sie kein Thema", berichtet Inga Becker aus ihrer Erfahrung. Und was sich in der Arbeit mit den muslimischen Kindern zeige, sei nicht die Problematik Ausländer - Deutsche, sondern die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau herausragend. Wenn die Sozialpädagogin muslimischen Jungen, die noch neu im Kinderhaus sind, etwas erklärt, zählt das weniger als das, was ihr männlicher Kollege sagt.

Auch bei der Fotoaktion wurde das Rollendenken deutlich: Jungen und Mädchen wollten sich auch auf keinen Fall zusammen fotografieren lassen. Auf einem Bild hat es Inga Becker trotzdem geschafft, Jungen und Mädchen zusammen zu knipsen. Damit sie es ausstellen konnte, hat sie bei der Mutter des Mädchens noch um Erlaubnis gefragt, weil eine Umarmung in türkischen Familien ein Zeichen einer sehr engen Verbindung sein kann.

Das Fotografieren hat allen Spaß gemacht. "Es war interessant zu sehen, wie verschieden sich alle verhalten, wenn sie sich fürs Foto hinstellen. Manche sind witzig, andere total ernst", sagt Christina. Sie ist zwölf Jahre alt und hat zusammen mit ihrer Freundin Nerges Szenen für die Kamera gespielt. Wie sie sich streiten, einander wieder näherkommen, sich schließlich umarmen. Die Schwarzweißserie, die daraus entstanden ist, zeigt ein ernsthaftes Rollenspiel.

Anders bei Raschid und Halice: "Feindet euch doch mal an, kämpft!", sagte Inga Becker zu ihnen. Auf dem Foto halten sich die beiden die Faust unter die Nase - und lachen sich tot. ege

FRITZ POPPENHÄGER (64) ist von der SPD-Fraktion im Kasseler Rathaus am Montag abend zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Er gehört der Stadtverordnetenfraktion seit 1960 an, von Anfang an saß er in deren Vorstand.

CHRISTOPH SCHAEFER, hessischer Generalstaatsanwalt, hat sich für die vorbeugende Bekämpfung der Korruption, mehr Selbstkontrolle in den Verwaltungen und die verbesserte Ausstattung der Rechnungshöfe ausgesprochen. Es sei Illusion anzunehmen, daß das Strafrecht ausreiche. Beunruhigend sei auch der enge Zusammenhang von Korruptionsverfahren gegen Amtsträger und organisierter Kriminalität. Schaefer forderte eine verbindliche Wertskala, aus der klar hervorgehe, was den Bediensteten öffentlicher Verwaltungen erlaubt sei. SUSI, sechsjährige Schildpatt-Katze, darf wieder zu ihrem Frauchen nach Hochheim (Main-Taunus-Kreis) zurück. Das hat gestern Amtsrichter Markus Lehmann entschieden. Wie am 10. März berichtet, hatten sich zwei Katzenmütter vor Gericht gestritten, wem das Tier gehört. Susi darf in Zukunft mit Ottilie B. in Hochheim schmusen, weil Karoline F. aus Frankfurt die Katze im Januar freiwillig und gegen Zahlung von 200 Mark an die Hochheimerin herausgegeben hatte. Sollte Susi sich weigern, müßte ein Gerichtsvollzieher dem Urteil zur Geltung verhelfen.

Wer fragt eigentlich die Patienten?

In dem neuerdings eskalierenden Krieg zwischen Allopathie und Homöopathie (FR vom 26. 2. 1993 "Homöopathie eine ,Irrlehre&rquote;?") - so neuerdings der Frontalangriff der medizinischen Fakultät der Universität Marburg - vermisse ich einen wesentlichen Aspekt: Wer fragt eigentlich mal die Patienten homöopathischer Ärzte?

Ich hatte etwa fünfzig Jahre lang unter Bronchitis zu leiden. Ganz gleich, in welcher Gegend ich wohnte: zwei oder dreimal bekam ich pro Jahr dieses Leiden, und zwar jedesmal wochenlang.

Seit ich nun bei einem homöopathisch eingestellten Mediziner mit einer Grundtherapie Hahnemannscher Herkunft behandelt worden bin, ist Bronchitis für mich zum Fremdwort geworden und dies, obwohl ich zur Zeit in einer für Bronchitis-Anfällige äußerst schlechten Klimazone wohne.

Die gleiche Erfahrung machten meine Frau und ich mit unserem geistig behinderten Kind - Down-Syndrom -, das ständig von Bronchitis, ja sogar Lungenentzündung schlimmster Art bedroht war. Bei jedem Schnupfen, den das Kind bekam, gerieten wir schon in Angst, weil wir wußten, daß dieser unfehlbar in eine böse Bronchitis ausarten würde.

Unser homöopathischer Hausarzt - ein auch allopathisch hochgebildeter Mediziner und Facharzt - hat unserem Kind als erster und einziger ganz entscheidende Hilfe gebracht. Ich selbst hatte ursprünglich große Vorbehalte gegenüber der Homöopathie, bis ich mich eines Besseren belehren lassen mußte. Darüber hinaus hat mich die Beschäftigung mit dem angesprochenen Thema auch insofern fasziniert, weil hier - wenn auch mit heutigen wissenschaftlichen Methoden vielleicht nicht nachweisbar - ein Mikrokosmos von Wirkungen und Naturkräften sichtbar wird, der dem Wunder des Makrokosmos in keiner Weise nachsteht.

Heilungen auf homöopathischer Basis als Placebo-Effekt zu diffamieren, wie dies die Herren und Damen von der Allopathie leider immer wieder belieben zu tun, sollte eines wirklichen Wissenschaftlers, der mit Pathos nach der Wahrheit trachtet, unwürdig sein.

Reinhard Küspert, Großostheim

Falsch und allgemeingefährlich

Mit Schülern gemeinsam Semmeln essen gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit. Um es vorweg zu sagen, ich bin Lehrer, gehöre also zu den Angesprochenen (FR vom 4. 3. 1993 "Neue Lehrer braucht das (unser) Land".

Strucks Lösungsansatz für das Problem zunehmender Gewalt unter Jugendlichen halte ich für falsch und allgemeingefährlich, weil er von Schule und Lehrern Unmögliches erwartet, zum anderen weil er die Lösung gesamtgesellschaftlicher Probleme zur Aufgabe weniger Spezialisten erhebt und somit alle anderen gesellschaftlichen Kräfte (einschließlich der Eltern) für nicht - oder weniger zuständig erklärt.

Zum Ersten: Schule hat einen Bildungsauftrag zu erfüllen, dessen gesellschaftliche Notwendigkeit und Sinn niemand im Ernst bestreiten wird. Die Auseinandersetzung mit Inhalten, die einen kontinuierlichen Prozeß der geistigen, seelischen und sozialen Bildung Jugendlicher erst möglich macht und deren Ziel der mündige, zur Verantwortung bereite und fähige Mensch ist, ist der unaufgebbare Auftrag der Schule wie auch zugleich die wirksamste Antwort auf die abstumpfende und verblödende Leere gängiger Freizeitbeschäftigungen sich selbst überlassener Jugendlicher (Computerspiele, Glotze . . .).

Den Bildungsauftrag von Schule zu garantieren und guten Unterricht zu machen, ist bereits ein Vollzeitberuf, auch wenn Struck dies mit der Formulierung vom Lehrer als "Stundengeber" in populistischer Weise abqualifiziert.

Die Lehrer dann so nebenbei auch noch als staatlich beauftragte Krisenmanager mit der Lösung von Jugendkriminalität, Suchtproblematik, Ausländerfeindlichkeit etc. zu betrauen, ist grandios realitätsfern.

Zum Zweiten: Strucks Lösungsansatz ist - selbst wenn er nicht so blauäugig wäre - ein bloßes Kurieren an Symptomen.

Die Ursachen, soweit sie im außerschulischen Bereich liegen, bleiben unangetastet: Eltern, die ihre Zuständigkeit für ihre Kinder ignorieren oder an den Staat delegieren wollen; fremdenfeindliche Stimmungen plump ausnutzende Politiker; Gewalt verherrlichende und verharmlosende Medien; Industrie und Privatleute, die sehenden Auges aus Profitgier und Bequemlichkeit die Umwelt vor die Hunde gehen lassen; ein bis zur Absurdität verselbständigter Mobilitätsfetischismus, dem jährlich über 10 000 Menschen zum Opfer gebracht werden u.v.a.

Das alles kann so bleiben? Und wenn Kinder dann ausrasten, sollen Lehrer neben - oder statt? - ihren eigentlichen Aufgaben dies "managen", getreu dem Motto "Mit Schülern gemeinsam Semmeln essen gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit?"

Mein Fazit ist ein anderes: Nicht "neue Lehrer" braucht das Land, sondern ein neues Denken in den Köpfen aller.

Andreas Werschkull-Naumann, Fulda

Ein Plädoyer für mehr Eigenverantwortung

Nicht "neue Lehrer braucht (unser) das Land" (FR vom 4. 3. 1993), sondern anders ausgebildete und anders eingestellte Lehrer sowie eine anders eingestellte Schulverwaltung braucht das Land.

Anfänge, die Herr Struck zum Schluß seines Artikels beschreibt wie offenes Lernen, ganze Halbtagsschule und anderes mehr, sind schon vorhanden, insbesondere im Grundschulbereich. Deshalb scheint in der Grundschule ja noch vieles in Ordnung zu sein. Gewaltprobleme tauchen dort nicht so markant auf, dennoch weiß man, daß die "Karriere" von vielen zuerst "nur" verhaltensauffälligen Grundschülern sich später in den Schulen fortsetzen wird, wo Gewalt vermehrt auftaucht.

Die Ursachen für ihre Verhaltensprobleme können im Schulsystem (Selektieren statt fördern) liegen, werden aber mit größerer Wahrscheinlichkeit außerhalb und damit auch weitgehend außerhalb der Einflußmöglichkeiten der Schule zu finden sein.

So tauchen zum Beispiel besonders am Wochenanfang die größten Probleme auf. Diese Probleme kann die Schule alleine nicht verursacht haben, sie liegen im familiären, sozialen Umfeld dieser Schüler. Die Lebensbedingungen unserer Schüler haben sich drastisch verändert. Dennoch halte ich es für richtig, daß die Schule versucht, die teilweise verlorene Erziehungskompetenz der Elternhäuser und die Veränderungen in der sozialen und kulturellen Umwelt auszugleichen.

Wer dies aber will, kann von den Lehrern nicht den Spagat von starren Lehrplänen, Fachlehrersystem, Arbeitsüberlastung auch durch immer neue Forderungen hin zu gleichzeitig intensiverer Erziehung verlangen. Nur ständig neue Aufgaben den Schulen aufzugeben kann kein Rezept sein.

Zu warnen ist auch vor der Gefahr der zunehmenden "Verschulung" der zweiten Phase der Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein. Wer selber ständig zensiert und überprüft wird, lernt wohl so kaum, was es heißt, den pädagogischen Leistungsbegriff als Maßstab zu nehmen oder später zu Teamarbeit oder zu pädagogisch innovativer Arbeit bereit zu sein.

Wer mehr Erziehung an den Schulen verlangt, muß auch bereit sein, den Freiraum dafür zu geben.

Die Schulverwaltung sollte daher weiter den Weg beschreiten, den Schulen den Rücken für selbständigere pädagogische Zielsetzungen zu stärken, auch die Schule als eine soziale Instanz im umliegenden Wohnfeld zu sehen.

So wie das Kultusministerium in Schleswig-Holstein die Schulen ermutigte, offenere Unterrichtsformen auszuprobieren, oder es Ideen zur Weiterentwicklung der Hauptschulen würdigte, so sollte es den Schulen auch überlassen, Ideen zur pädagogischen Aufarbeitung der Ursachen von Gewalt bis hin zur Prävention an ihren Schulen einzubringen und in die Tat umzusetzen.

Ich plädiere daher für mehr Eigenverantwortung für die Schulen (Schulkonferenzen, also Eltern, Schüler und Lehrer) und damit mehr Eigenverantwortung für das Lehrerkollegium, das der Motor für das jeweilige Schulprofil sein sollte.

Helfend, unterstützend sollten dann Berater zum Beispiel des IPTS nicht nur zum Thema Gewalt, sondern auch als Moderatoren für die jeweilige innere Schulentwicklung direkt an den einzelnen Schulen tätig sein, weniger auf regionalen Seminaren, da sie so intensiver beraten und auch mehr Lehrkräfte erreichen können. Die Schulaufsicht sollte ein Unterstützungssystem aufbauen und zur Qualitätssicherung beitragen. Qualität meint auch gute Schülerleistungen in nicht-kognitiven Dimensionen und schließt die Schulkultur ein.

Wir haben so viele gute, fähige Lehrkräfte in unseren Schulen, daß es sich lohnen sollte, auf ihre Erfahrung und Phantasie zurückzugreifen.

Georg Panskus (Lehrer), St. Peter-Ording

Starkenburgring: Leute für Verkehrsberuhigung

DIETZENBACH. Der Magistrat lädt für Donnerstag, 18. März, 19 Uhr, in den Stadtverordnetensitzungssaal ein, um mit den Anwohnern des Starkenburgrings und der Rodgaustraße über die Verkehrssituation in diesem Stadtteil zu diskutieren.

Die Leute wandten sich kürzlich an die Stadtverwaltung und schlugen vor, den Starkenburgring an der Einmündung "Idsteiner Straße" zu sperren. Ihrer Ansicht nach muß der Starkenburgring von der Offenbacher bis zur Idsteiner Straße Sackgasse werden, damit der Verkehr abnimmt. fin

Menschliches Versagen

Der TÜV fordert ab dem siebenten Auto-Lebensjahr eine jährliche Prüfung statt des üblichen Zwei-Jahres-Intervalls (FR vom 3. 3. 1993 "TÜV-Report führt Toyota und Mazda als ,Mängelzwerge'"). Warum eigentlich? Wer glaubt, der TÜV wolle nur mehr abkassieren, irrt natürlich, so etwas darf man einfach nicht unterstellen. Es geht natürlich um mehr Sicherheit auf unseren Straßen.

Merkwürdig nur, daß gut 90 Prozent aller Verkehrsunfälle nicht etwa durch technisches Versagen bedingt sind, sondern durch menschliches. Hier sollte angesetzt werden. Warum werden die Fahrer nicht turnusmäßig überprüft und müssen regelmäßig eine Führerscheinprüfung passieren. Warum werden nicht aus erzieherischen Gründen häufiger (Kurz-)Führerscheinsperren verhängt statt Bußgelder, über die ja doch nur gelacht wird?

Die Autos werden immer schneller, immer sicherer, nur die Menschen kommen da nicht mit. Hier liegt der Ansatzpunkt. Durch noch so kurze TÜV-Intervalle wird sich an den Unfallzahlen nichts ändern.

Dr. Wilfried Borisch, Cölbe-Bürgeln

Terrasse ist jetzt offen KGV "Waldfried" bietet seinen 147 Kleingärtnern viel

Den 147 Mitgliedern des Niederräder Vereins steht jetzt die neue Terrasse offen, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Immerhin 10 000 Mark war dem Verein diese Investition wert. 5000 Mark kostete die Erneuerung eines Außenzaunes, zu der die Stadt Zuschüsse gab. Im laufenden Jahr steht auf dem Terminplan der Kleingärtner die Renovierung ihres Lagerschuppens: Ein heftiger Sturm hatte im vergangenen Jahr das Dach abgehoben. mab

Auftritte

Herbststürme sorgten für eine Menge Zusatzarbeit Die Freiwilligen Wehren sind im Aufwind: Mehr Einsätze und Mitglieder / 128 Mal wurde Fehlalarm gemeldet

"Die blocken total ab" Bockenheimer Juz wartet auf die versprochene Hilfe

Die Frau backt Kuchen, er ist beim Partyservice Ramon Berndroths Arbeit bei den Eintracht-Amateuren ist so erfolgreich, daß der Erfolg ausbleibt

Seine Frau hatte einen Schokoladenkuchen gebacken, und ein wenig glich die Atmosphäre der auf einem Kindergeburtstag. An der langen Tafel im Hinterzimmer der Vereinsgaststätte hatte Ramon Berndroth seine Jungs um sich geschart. Hungrig schaufelten die den Kuchen in sich hinein, mal blieb einem der Mund offen stehen, mal schluckte ein anderer hastig. Dann, wenn Berndroth sprach. "Gratulation, Sobo", sagte er, "hast mir heute gut gefallen." Oder: "Marcello, ich vergeß dich nicht. Wenn du fit bist, werfe ich dich auch wieder rein." Später, als der Kuchen aufgegessen, die Jungs gegangen waren, hat Ramon Berndroth gesagt: "Oh ja, die Umstellung war schwer für mich, sehr schwer."

Seit zwei Jahren nun ist Berndroth für die Oberligamannschaft der Frankfurter Eintracht zuständig, dieser Tage wurde der Vertrag des 40jährigen um ein weiteres Jahr verlängert. In der Oberliga arbeitet er seit gut einem Jahrzehnt, zunächst in Höchst, später bei Rot-Weiss Frankfurt und in Sindlingen. Die Spielklasse also ist dieselbe geblieben, das aber ist auch schon alles. Aufgabenstellung und Arbeitsweise, findet der Trainer, sind bei den Eintracht-Amateuren "völlig anders" als irgendwo anders in der Oberliga Hessen. Die Spieler auf solch gutes Niveau zu bringen, daß sie möglichst bald zu gut für sein Team sind, das ist, vereinfacht dargestellt, der Sinn seines Daseins am Riederwald. "Wir sind", sagt Berndroth, "nicht für uns selbst da, sondern ein Serviceangebot."

Wie in einem Partyservice arbeitet er, liefert die Talente für die Festtage in der Bundesliga. Dirk Wolf, Augustine Okocha, Thomas Reis, Slobodan Komljenovic, zuletzt Alessandro da Silva; fünf Spieler hat sich Dragoslav Stepanovic während dieser Saison zu den Profis geholt. Das Geschäft also läuft auffallend gut - was für den eigenen Erfolg schlecht ist.

Für einen, der in einem Jahrzehnt Trainertätigkeit gelernt hat, daß Erfolg alles ist, ist das gewöhnungsbedürftig. Einerseits muß sich Ramon Berndroth darum bemühen, sportliche Vorgaben zu erfüllen, nämlich die Drittklassigkeit zu erhalten, andererseits muß er darauf achten, daß "wichtiger als das Ergebnis die Art und Weise ist, wie gespielt wird". Auf diesem schmalen Grat balancieren die Amateure der Eintracht nun schon seit einer kleinen Ewigkeit. "Man muß das System bejahen", sagt Berndroth, "um hier nicht verrückt zu werden." Beispielsweise muß man akzeptieren, daß sich die geplante Mannschaftsaufstellung oft 24 Stunden vor dem Spiel ändert, weil irgendein Akteur samstags bei den Profis eine Minute vor Schluß eingewechselt worden und deshalb sonntags bei den Amateuren nicht spielberechtigt ist. "Ich muß anders denken", vergleicht sich Berndroth mit seinen Kollegen, etwa mit Herbert Dörenberg, der am Sonntag mit dem FSV Frankfurt zum Riederwald kommt.

Er muß aber auch anders handeln. Dazu ein Exempel aus der Praxis. Es spielten die Eintracht-Amateure gegen den VfR Bürstadt. Links an der Seitenlinie Djuradj Vasic, Trainer in Bürstadt. Der schrie. "Mensch, was hab ich dir denn gerade gesagt?!" Rechts an der Seitenlinie Ramon Berndroth. Der lobte. "Prima. Ganz phantastisch." Er müsse mit jungen Spielern anders umgehen als mit alten, sagt er, "und ich habe nur ganz junge".

Das ist das Konzept. "Allgemein", sagt Berndroth, "gelten 24jährige noch als junge Spieler. Aber bei denen haben sich schon viele Verhaltensweisen eingeschliffen, da kann man nur noch wenig korrigieren." So arbeitet er vornehmlich mit 18-, 19jährigen, wechselt die halbe Mannschaft nach jedem Spieljahr aus, läßt A- Jugendliche nachrücken. Das macht den Alltag nicht eben leichter. Eine Achse erfahrener Kräfte, zwei Mann müßten das nur sein, wünscht sich Berndroth, "aber wer will schon in so einer Mannschaft spielen?" Wo es nur um die Perspektive Bundesliga geht, geht keiner hin, der diese Perspektive nicht mehr hat.

Manchmal, wenn seine Jungs mal wieder arg auf die Socken bekommen haben, wünscht sich Berndroth eine Reserveliga der Bundesligavereine, nach Art der Farm-teams im amerikanischen Eishokkey. Dort könnte sich der Nachwuchs so richtig austoben, glaubt Berndroth, "aber das wird es wegen der kostspieligen Reisewege wohl nie geben".

Also mißt sich Berndroths Rasselbande weiterhin wöchentlich mit Gegnern, mit denen sie sich gar nicht vergleichen kann und will. Der Maßstab der Eintracht- Amateure ist ein anderer. Das versteht, wer nach einem Heimspiel zu Besuch gewesen ist bei der Tafelrunde im Hinterzimmer der Vereinsgaststätte.

Slobodan Komljenovic war vorbeigekommen und erzählte von der Bundesliga. Da blieben die Münder offen, vergaß so mancher den Kuchen weiterzukauen. Wie auf dem Kindergeburtstag, wenn der große Bruder Hallo sagt. Wie der große Bruder, so wollen sie alle einmal werden.

RONALD RENG

Telekom läßt ihn nicht mehr los Zehn-Jahres-Vertrag über "falsche" Anlage bereitet Kummer

BAD HOMBURG. Im Dauerclinch mit der Telekom, genauer: mit dem Fernmeldeamt in Eschborn, liegt FR- Leser Hans-Jürgen N. Wieviele Stunden, Telefongespräche, Briefe und Besuche er für "unnötige Detektivarbeiten und Reklamationen" schon drangegeben hat, weiß er nicht genau, aber seinen Verdienstausfall schätzt er auf 2000 bis 5000 Mark. N. bemüht sich weiter um einen freundlichen Ton, aber gut ist er auf die Telekom längst nicht mehr zu sprechen. Er wirft dem Unternehmen unklare und ungerechtfertigte Rechnungen, mangelhafte Erläuterungen und unkoordinierte Arbeitsweise vor.

Dabei räumt der Bad Homburger den Kern der Angelegenheit durchaus ein: daß die Telekom nämlich juristisch im Recht ist. N. hat sich im Netz des Vertrags gefangen, den er vor drei Jahren mit der Eschborner Behörde abschloß. Dies freilich, meint er, rechtfertige nicht das Verhalten der Telekom. Selbst deren Mitarbeiter ermutigten ihn zu klärenden Beschwerden.

Weil Hans-Jürgen N., EDV- und Unternehmensberater, eine Anlage für sein Büro und die einige Häuser weiter liegende Wohnung brauchte, riet ihm der Bad Homburger Telefonladen im Januar 1990 zum Modell "Connex T". N. schloß einen Mietvertrag auf zehn Jahre ab. Ganz abgesehen von vielen technischen Anlaufschwierigkeiten erwies sich diese Anlage bald als überdimensioniert. Der Kunde hat den Verdacht, daß die Beratung mehr den Einnahmen der Telekom galt; bald darauf kam ein anderes, günstigeres Modell auf den Markt: "Die Post wußte davon."

Als im August 1992 die Telekom die Gebühren für eine "außenliegende Nebenstelle" - so der Fachausdruck - ohne Ankündigung rückwirkend um 100 Prozent (auf 54 Mark) erhöhte, wurde Hans-Jürgen N. aktiv: Er kündigte die Festverbindung, legte die Connex T still und kaufte die neue Anlage "Amex I". Doch aus dem Zehn-Jahres-Vertrag entließ ihn die Telekom nicht. Nach wie vor liegt die Connex T. ungenutzt bei ihm; allerdings muß er zur Miete nicht auch noch die Wartung bezahlen.

Eine Reihe zusätzlicher Streitpunkte sind inzwischen ausgeräumt, aber die ursprüngliche Anlage hat nach wie vor keinen neuen Nutzer. Würde N. aus dem Vertrag entlassen, müßte er eine Ablösesumme von mehreren tausend Mark bezahlen. Dabei hält sich die Telekom zugute, daß sie dem Bad Homburger eine Frist von vier Monaten einräumte, in der er von Mietzahlungen frei war und die Chance hatte, jemanden zu finden, der in seinen Vertrag einsteigen wollte. "Mehr an Kulanz können wir auch mit Rücksicht auf andere Kunden nicht bieten", bedauert Klaus Flössel, Pressesprecher des Fernmeldeamts in Eschborn.

Der Kritik an der Effektivität des Telekom-Betriebs, am Fachchinesisch und an der Transparenz der Rechnungen hält Flössel entgegen, daß es in den letzten Jahren auf dem Telekommunikationsmarkt "gewaltige Veränderungen" gegeben habe und daß die Telekom unter dem Stichwort "kundenorientiertes Qualitätsmanagement" an der Optimierung der Abläufe arbeite. Für Bürger, die Probleme mit dem Amt haben, ist unter der Nummer 0 11 13 ein Sorgentelefon eingerichtet.

Bei der Beratung, so betont Flössel, stehe das Kundeninteresse im Vordergrund. Empfehlenswert ist aber in jedem Fall, daß der Interessent für eine Telefonanlage seine Bedürfnisse genau definiert und sich ebenso exakt im Vertrag um die Details wie Typ, Leistung, Größe und Laufzeit kümmert. Hans- Jürgen N. aber will sich künftig mehr auf Privatfirmen verlassen: "Es ist klar, daß ich keine Telekom-Sachen mehr nehmen werde." tom

DGB drängt auf besseren Nahverkehr

MAIN-KINZIG-KREIS. In die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs soll endlich Bewegung kommen. Dies fordert der Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in einem Positionspapier, in dem Kreisvorsitzender Joseph Sigulla ein Bündel von Vorschlägen macht, die bereits mehrfach, auch von ökologisch orientierten Organisationen wie dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), aufgestellt wurden.

So soll der gesamte Kreis bis hinauf nach Schlüchtern in das S-Bahn-Netz integriert werden. Dazu gehöre, den Bau der nordmainische S-Bahn via Maintal vorzuziehen. Die Züge des Nahverkehrs insgesamt müßten den Fahrgästen mehr Sitzplätze anbieten. Auch sollten die Verbindungen an Abenden und Wochenenden verbessert beziehungsweise überhaupt erst angeboten werden.

Haltepunkte und Bahnhöfe müßten, so Sigulla, besser gewartet, insbesondere jedoch besser beleuchtet und sicherer gemacht werden. Sie alle sollten von Bussen angefahren, Park-and-ride-Plätze dem Bedarf entsprechen erweitert und gesicherte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen werden.

Die Forderung, die Stadt Hanau besser in das IC-Netz einzubinden, beziehungsweise zum ICE-Halt aufzuwerten, ist derweil zumindest teilweise überholt. Wie berichtet, werden solche Züge in Hanau ab Sommerfahrplan wenigstens morgens und abends häufiger halten.

Zum Busverkehr heißt es in dem Papier, er sollte mit dem regionalen Schienenverkehr "vernetzt" werden, wobei ein Fahrschein für beide ÖPNV-Angeboten gelten sollte. Auch müßten Systeme mit Rufbussen, Sammel- und Frauennachttaxis erprobt, beziehungsweise flächendeckend geschaffen werden.

Zur Finanzierung all dessen beschränkt sich der DGB auf den Hinweis: "Dies erfordert natürlich einen höheren finanziellen Aufwand, der aber durch höheres Fahrgastaufkommen teilweise ausgelichen wird." Sigulla abschließend: "Jetzt sollte endlich Schluß sein mit dem Gerede von der Verbesserung des ÖPNV. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund sollte mit Elan seine Arbeit aufnehmen." az

Geldgeber gesucht Für "Art against Aids"

Ob es Berührungsangst ist oder schlicht Sparwille, der Firmen und andere potentielle Spender in diesem Jahr davon abhält, als Sponsoren für "Art against Aids" in Erscheinung zu treten, hat Renate Siebenhaar-Zeller vom Organisationskomitee noch nicht ausmachen können. Feststeht, daß im vergangenen Jahr ein Etat von 100 000 Mark zur Verfügung stand, der heuer noch nicht einmal zur Hälfte erreicht ist.

"Art against Aids" ist eine Benefizveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Aids-Stiftungen, seit 1990 mit der Frankfurter Kunstmesse verbunden und auf Spenden angewiesen. Mit dem Geld werden von wechselnden Kunstexperten auf der Messe selbst Kunstwerke angekauft und später zugunsten der Aids-Hilfe versteigert. Bei der diesjährigen Art Frankfurt wird Heinrich Klotz, der ehemalige Leiter des Deutschen Architekturmuseums, die einzelnen Arbeiten auswählen, Kabarettist Matthias Beltz wird sie versteigern. Beide arbeiten ehrenamtlich.

Anders als beispielsweise bei Art-Aid, der jüngsten Frankfurter Kunstausstellung für die Aids-Kranken, sollen bei diesem Benefizprojekt nicht die Künstler zu freiwilligen Gaben animiert werden. Diejenigen, denen es finanziell selbst nicht gut geht, können nicht mehrfach im Jahr ihre Arbeit kostenlos zur Verfügung stellen. Daher die Hoffnung auf möglichst viele engagierte Sponsoren. Ihr Einsatz zahlt sich aus, ein Beispiel: Die Benefiz- Aktion auf der Art Frankfurt 1991 erbrachte für die Stiftungen einen Ertrag von rund 200 000 Mark, laut Ulrich Heide (Geschäftsführer der Deutschen Aids- Stiftung "Positiv leben") die größte Einzeleinnahme im Jahr 1991. Die Vertreter der Aids-Stiftungen betonen, daß mit dem Geld schnell und unbürokratisch geholfen werden kann.

Spenden werden erbeten an die Kontonummer 4004 bei allen Sparkassen, Banken und Postgiroämtern. Anschrift: Deutsche Aids-Stiftung "Positiv leben", Pipinstraße 7, 5000 Köln 1. Telefon: 02 21 / 24 35 35. bab

VHS-Diavortrag über die grüne Insel Irland

RODGAU. "Irland unter dem Kreuz" ist der Titel eines Diavortrags der Volkshochschule am Sonntag, 21. März, um 11 Uhr im Rahmen der Ausstellung "Rund um die Osterzeit" im Filmsaal der Georg- Büchner-Schule in Jügesheim.

Kaplan Thomas Knedelhans berichtet nach seinem einjährigen Aufenthalt auf der grünen Insel über seine gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen. Er zeigt Land und Leute, den Mut und die Hoffnung der Iren, die mit Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben. ttt

Viele Köpfe, die niemandem gehören Das Museum für Moderne Kunst stellt in der Jahrhunderthalle Hoechst aus

Der Westen ist weiß. Ebenso die Rache und die Ehe, Christus und das Fleisch, der Sex, das Herz, das Blutbad.

Zu Beginn der achtziger Jahre hat der Frankfurter Künstler Heiner Blum diese Worte gesammelt; viele fand er im Sperrmüll. Diese Worte sind Sperrmüll.

Sie sind Boulevardzeitungen entnommen, die Tag für Tag und Abend für Abend flächendeckend ihre sorgsam präparierten Wortköder auslegen. In den Verlagen sitzen Redakteure, die nichts tun als Überschriften entwerfen. Die lokkenden Lettern auf Seite 1 sind die Animateure der vielen textarmen Bild-Zeitungen.

Blum hat diese - meist weißen - Titelzeilen zusammen mit dem schwarzen Textfeld kopiert und anschließend so übermalt, daß nur noch einzelne weiße Worte aus einem homogenen schwarzen Grund leuchten, der die unterschiedlichsten, konstruktivistisch erscheinenden Konfigurationen annimmt. "Schicksalsarchitektur" nennt der Künstler seine Darstellungen. Im Verhältnis 1:1 bilden sie das BILD der Wirklichkeit ab: Phantombilder also. Aber wer macht sich das schon klar. Mehr als 200 Papierarbeiten sind auf diese Weise entstanden; eine Auswahl ist jetzt in der Jahrhunderthalle Hoechst zu sehen. Bis zum 12. April ist hier das Frankfurter Museum für Moderne Kunst zu Gast. Neben der Werkgruppe von Blum (nach dem neuen "Szenenwechsel" im kommenden Juni werden auch in den Museumsräumen Werke von ihm zu sehen sein) stellen Jean-Christophe Ammann und sein Team Reihen kleinformatiger Arbeiten von vier weiteren Künstlern vor. Diese Werkbeispiele gehören zur Sammlung des Museums und sind nun erstmals öffentlich ausgestellt. Ammann hat sie so ausgewählt, daß "sich durchdringende Mentalitätsräume" erkennbar werden sollen. Das passiert.

"Mich hat etwas Episches interessiert", kommentiert Blum sein Vorgehen. Und das Epos, verstanden als Zustandsbeschreibung von Welt und als literarisches Mittel zur Bloßlegung der menschlichen Psyche, bewegt auch die übrigen Künstler. Alle gezeigten Arbeiten sind narrativ. Es gibt jedoch zwei Klassen von Erzählung. Die einen haben malerische Züge. Zu ihnen zählen die des Beuys-Schülers Walter Dahn, der Schweizerin Silvia Bächli und des jungen Peter Rösel. Die anderen, die Computerzeichnungen von Manfred Stumpf und die Zeitungsbilder von Blum, geben vor, objektiver zu sein. Der Unterschied ist aber bloß, daß hier die Geschichten ohne persönliche Handschrift niedergeschrieben werden.

In den endlosen Eselsprozessionen von Stumpf treten die Tiere als Stellvertreter der Menschen meist paarweise auf, einer als Lasttier und beladen mit Duchamps Flaschentrockner, einem Panzer oder TV- Gerät; der andere trottet hinterher. Manchmal kommen sie einander nahe zwecks Geschlechtsverkehr.

Während Schöpfungen aus diesem Zyklus schon verschiedentlich in Frankfurt zu sehen waren und sind (U-Bahn-Station Habsburgerallee!) und auch die von Peter Rösel zu Kunst recycelten Getränkedosen einem Teil des Publikums schon durch Ausstellungen bekannt sind (das Museum erwarb sie aus einer Galerieausstellung von Paul Sties), sind die schwarzweißen Gouachen von Silvia Bächli wirkliche Neuentdeckungen. "Ein Bild entsteht beim Machen, das Motiv ergibt sich", sagt die Schweizerin, und man steht verblüfft vor soviel Treffsicherheit in der Formgestaltung und Mitteilungsvermögen der Darstellungen. Bächli ist eine Künstlerin, die das Denken in Metamorphosen beherrscht. Ihre Arbeiten sind nicht eindeutig festzulegen. Was ausschaut wie ein Kommentar zum Waldsterben ist gleichzeitig einer zum Leiden Christi.

Einige Partien des Blattwerks in einer Zeichnung ähneln formal den Blutstropfen, die Bächli auf den Kreuzigungsdarstellungen in Tessiner Kirchen aufgefallen sind. Die Künstlerin beobachtet begierig, ehe sie zeichnet. Interessiert schaut sie den Leuten auf der Straße hinterher. Viele Köpfe malt sie schließlich, aber sie gehören niemandem. Es sind keine individuellen Gesichter, nur Surrogate. Von Walter Dahn, dem Gruppenältesten, werden humorige Blätter wie "Beuys in Badewanne erscheint am Baumkreuz" gezeigt neben einer Serie sehr reduzierter Landschaftsbilder, bei denen eine schlichte Winkelung einen Berg bedeuten kann und zwei aneinander grenzende Farbflächen ein Wolkenmeer. Dahns Papiere sind stets Fundstücke, die bereits einem anderen Zweck dienten. Der Künstler nutzt ihre Geschichtlichkeit zum Denken von Gegenwart. (Jahrhunderthalle Hoechst, bis 12. April, geöffnet täglich von 11 bis 15 Uhr). DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Bis zu vier Mobiltelefone können an einer Basisstation dieses schnurlosen Komfort- Telefons betrieben werden. Ankommende Gespräche können von jedem Handgerät aus entgegengenommen werden; auch die Rufweiterleitung von Mobilteil zu Mobilteil ist möglich. (Foto: Telenorma)

Die Vernetzung räumlich getrennter ISDN-Anlagen zu einem unternehmensweiten Kommunikationsverbund gewinnt an Bedeutung. Derartige Netze fassen dezentrale Standorte über Grundstücks- und nationale Grenzen hinweg zusammen und funktionieren trotz großer Entfernungen wie eine hausinterne Nebenstellenanlage. Innerhalb des Netzverbundes sind außer Sprachvermittlung alle Arten der Non-voice-Kommunikation (Daten, Text, Grafik) möglich. (Foto: Telenorma)

Neue Ideen erlauben individuelle und bedarfsgerechte Gestaltungen von Arbeitsplätzen. (Fotos: König + Neurath)

Kleine FR

Wieder Umweltstammtsich BRUCHKÖBEL. Der Naturschutzverein lädt ein zum nächsten Umweltstammtisch am Montag, 29. März, um 20 Uhr im Alten Rathaus in Roßdorf.

Alternativen zur Pille

BRUCHKÖBEL. Einen Informationsabend über natürliche Familienplanung bietet die Frauenbeauftragte der Stadt, Helga Gemmecker für Donnerstag, 29. April, um 18 Uhr im Seniorentreff-Mitte an. Über Alternativen zu herkömmlichen Verhütungsmitteln werden die Ärztin Monika Schmidt-Rau und Brigitte Schlich-Heinze, beide von Pro Familia, berichten. Anmeldung unter 701-230. Infoabend des Partnerschaftskomitees GROSSKROTZENBURG. Einen Informationsabend veranstaltet das Partnerschaftskomitee am Freitag, 19. März, ab 19 Uhr, im Theodor-Pörtner-Haus. Die Europaabgeordnete, Ursula Braun-Moser, spricht über ihre Arbeit. Gedenken an Zerstörung Hanaus HANAU. Anläßlich des 48. Jahrestags der Zerstörung Hanaus im Zweiten Weltkrieg findet am Freitag, 19. März, um 15 Uhr auf dem Hauptfriedhof eine Gedenkstunde statt. Pfarrer Manfred Eich (Heilig Geist) hält eine Ansprache, Oberbürgermeister Hans Martin wird einen Kranz niederlegen. Fahrradtour durch die Rhön HANAU. Für eine Fahrradtour durch die Rhön, vom 13. bis 17. April sind noch Plätze für 14- bis 18jährige Jungen und Mädchen frei. Informationen gibt es beim Veranstalter, dem Internationalen Bund für Sozialarbeit-Jugendsozialwerk e.V., unter Telefon 06181/257637.

Verantwortlich für die Verlagssonderseiten "Start auf zwei Rädern": Beilagenredaktion, Perry Jonas; Layout: Grafisches Büro der FRANKFURTER RUNDSCHAU.

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Singgemeinschaft Riederwald: Der Seniorinnenchor probt am Mittwoch, 17. März (9.30 bis 11 Uhr), im "Bürgertreff Riederwald", Am Erlenbruch 26. Singfreudige Seniorinnen sind jederzeit willkommen. Der Riederwälder Chor bereitet sich derzeit auf eine Konzertreise vor, die vom 20. bis 23. Mai ins Elbsandsteingebirge führen wird. od/10

Frauen-Workshop in kreativem Tanz

WÖLLSTADT. Einen Workshop "Frauen in Bewegung - Selbsterfahrung durch kreatives Tanzen" veranstaltet der Verein "Wege zum Selbst" am Samstag, 27. März, von 14 bis 22 Uhr, und am Sonntag, 28. März, von 10 bis 17 Uhr, in der Alten Molkerei in Nieder-Wöllstadt.

Tänzerische Vorerfahrung für diesen Kurs ist nach Aussagen der Veranstalter nicht erforderlich.

"Kreatives Tanzen", so Musik- und Tanzpädagogin Renate Wallrabenstein, die den Workshop "Kreatives Tanzen" leitet, "richtet sich nicht nach festgelegten, erlernbaren Schrittfolgen und Bewegungsmustern."

Es entstehe vielmehr spontan und individuell nach inneren Vorstellungsbildern, die in der freien Bewegung ihren Ausdruck suchen".

Wichtig: Vorherige Anmeldung ist unter Telefon 0 60 34 / 31 04 erforderlich. mu

Stadtteil-Fenster

Das Garten- und Friedhofsamt muß drei Bäume fällen lassen. Dabei handelt es sich um drei Robinien in der Comeniusstraße (Bornheim), die so stark beschädigt sind, daß ihre Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet werden kann. Nachpflanzungen sind bereits für dieses Jahr vorgesehen. ks/11

Reise um die Welt ist das Motto einer Projektwoche an der Linnéschule in Bornheim (Linnéstraße 18-20). Am Freitag, 26. März, von 15 bis 18 Uhr präsentieren die Turn-, Theater-, Tanz- und Bastelgruppen ihre Resultate. ks/11

Oldies, Neues und Eigenes präsentiert die Band "third man lost" am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr im Café Rosa L., Windeckstraße 62 (Ostend). ks/11

Ist ihre Gesundheit noch bezahlbar? ist das Thema einer Podiumsdiskussion der Selbsthilfe Kontaktstelle im Ostend. Das neue Gesundheitsstrukturgesetz wird am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr in der Kontaktstelle Uhlandstraße 50 (Hinterhaus) behandelt. ks/11

Um Organhandel und Organbeschaffungskriminalität geht es in einem Diskussionsabend am Dienstag, 23. März, 19.30 Uhr in der Philippusgemeinde (Riederwald), Raiffeisenstraße 70-72. ks/11

Zum Kinderkleider- und Spielzeugflohmarkt lädt die Kindertagesstätte 97, Milseburgstraße 32 am Freitag, 19. März, von 15 bis 17 Uhr ein. Gut erhaltene Sachen, mit gut befestigten Zetteln mit Preis und Name können am heutigen Donnerstag, 18. März, von 12 bis 13 Uhr, im Kindergarten abgegeben werden. 20 Prozent des Erlöses gehen an die Kinderkrebshilfe und / oder an den Kindergarten. Nicht verkaufte Sachen werden an die Rumänienhilfe weitergegeben. ks/11

Zu einem Frühlingskonzert lädt der Posaunenchor der Johannesgemeinde am Sonntag, 21. März, um 17 Uhr in die Kirche, Turmstraße (Bornheim), ein. Gespielt werden unter anderem Frühlingslieder zum Mitsingen und flotte Weisen. Anschließend ist Gelegenheit zum gemütlichen Beisammensein mit Imbiß. ks/11

Die Turngesellschaft Bornheim 1879 lädt zur Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen am Freitag, 26. März, um 20 Uhr in das Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24, Clubraum 1, ein. ks/12

Zum Tauschtag lädt für Briefmarkensammlerverein Bergen-Enkheim am Freitag, 19. März, um 19 Uhr in das Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40 (am Hessencenter) ein. ks/11

Reiten, Surfen und Abenteuer Die Stadt bietet wieder Ferien für Jungen und Mädchen an

Reiten in Dänemark, Abenteuer an der Ardèche oder Surfen auf dem bayerischen Spitzingsee - im Sommer können Frankfurter Jungen und Mädchen wieder mit dem Jugendamt Ferien machen. Jeweils zwei Wochen lang können die Jugendlichen zwischen zehn und 16 Jahren auf die von Betreuern begleiteten Freizeiten fahren. Etwas Besonderes stellen zwei Integrative Freizeiten dar. Auf einem Reiterhof in Nordhessen können 17 behinderte und nichtbehinderte Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren Reiten lernen, Nachtwanderungen machen oder Ausflüge unternehmen. Bei "Erlebnisferien" im bayerischen Königsdorf können 20 behinderte und nichtbehinderte Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren mit dem Schlauchboot über die Isar fahren oder in den Alpen wandern.

Für die Zehn- bis Zwölfjährigen bietet das Jugendamt auch zwei Theaterfreizeiten, Abenteuerurlaub mit Judokurs in Österreich oder Ferien im Zoologischen Garten der dänischen Tvindschule an. Dort können die Großstadtkinder helfen, die Affen zu füttern oder die Gehege der Lamas zu säubern.

Speziell an Jugendliche aus dem Gallusviertel wendet sich eine Abenteuerfreizeit an der Ardèche, die viel Sports- und Teamgeist verlangt. Fünf Tage lang fahren die 14 bis 16 Jahre alten Jungen und Mädchen mit dem Kanu die Ardèche hinunter. Anschließend können sie sich von den Strapazen zehn Tage lang beim Campingurlaub am Mittelmeer erholen.

Begegnungen mit anderen Jugendlichen soll eine Freizeit am Glindosee bei Potsdam erlauben. Dorthin kommen auch Gleichaltrige aus Leipzig. Gemeinsam mit englischen Jugendlichen fahren die Frankfurter auch auf die Kanalinsel Guernsey.

Weitere Informationen beim Jugendamt, Telefon 21 23 - 30 45 oder - 54 64. Die erste Anmeldung für die Freizeiten ist am Donnerstag, 1. April, von 7 bis 12 Uhr möglich - im Jugendamt, Zeil 57, Zimmer 107. Danach montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr. Bei der Anmeldung werden 50 Mark fällig. luf

Stadtteil-Fenster

Der "Knax-Club" der Frankfurter Sparkasse und die städtische Saalbau- Gesellschaft laden vier- bis zehnjährige Kinder zu einem "galaktischen Fest mit Fetz Braun" am Montag, 29. März, 15 Uhr, in das Bürgerhaus Griesheim am Schwarzerlenweg 57 ein. ks/11

Die CDU-Stadtverordnete Walburga Zizka lädt für Freitag, 19. März, von 16 bis 18 Uhr zu ihrer Bürgersprechstunde in die Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostraße 17-19, ein. uv/11

Das Männerquartett Thalia probt jeden Freitag von 20 bis 21.45 Uhr im Vereinsringhaus in Rödelheim, Assenheimer Straße 24. Sangesfreudige Männer sind stets willkommen, so der Verein. uv/11

Die Band "Sonic Youth" gibt am Freitag, 19. März, um 22 Uhr, ein Konzert im Bockenheimer "Café Exzess" (großer Saal) an der Leipziger Straße. uv/11

Zum Informationsabend für Gewerbetreibende lädt das Projekt "Kulturwochen im Gallus" am Montag, 22. März, 19 Uhr, in die Sulzbacher Straße 16-20 ein. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem "Gallus-Tag auf der Mainzer Landstraße am 23. Mai", "Informationen zum Gewerbeverein" und "Austausch über den Wochenmarkt". Nähere Informationen sind unter Tel. 7 39 37 31 zu haben. uv/11

Ein Cembalokonzert ist in der evangelischen Auferstehungsgemeinde Praunheim (Graebestraße 2) am Sonntag, 21. März, 18 Uhr, zu hören. Professor Hans- Joachim Bartsch spielt "Die Goldbergvariationen" von Bach. uv/11

Den Gruselfim "Unheimliche Schattenlichter" zeigt das Jugendzentrum Bockenheim (Varrentrappstraße 38) am kommenden Sonntag, 21. März, 20 Uhr. uv/11

Unterm Motto "Rumpelstilzchen" und "Wir spinnen Wolle" steht der Kindernachmittsg in der Stadtteilbücherei Bokkenheim am Mittwoch, 24. März, 15 Uhr, in der Leipziger Straße 13 a. uv/11

Der Bockenheimer Treff für ältere und behinderte Bürger (Am Weingarten 18-20) lädt zum "Tanz in den Nachmittag" ein. Am Donnerstag, 18. März, von 15 bis 17 Uhr spielen "Die Hobbys". uv/11

Das "Wum Theater" zeigt am Donnerstag, 18. März, 15 Uhr, das Stück "Kommst du mit nach Durian?" (für Kinder ab sechs Jahren) im Kinder- und Jugendhaus Gallus, Idsteiner Straße 73. uv/11

Zum Kinderkleider-Basar lädt die evangelisch-lutherische Matthäusgemeinde (Westend) für Samstag, 20. März, ab 15 Uhr ein. Im Saal an der Friedrich-Ebert- Anlage 33 werden Kleidung und Spielzeug verkauft; Anmeldungen sind im Büro unter Tel. 74 80 69 möglich. uv/11

"Courage gegen Rassismus" heißt das Motto einer Initiativgruppe, die sich kürzlich in der evangelischen Cyriakusgemeinde (Rödelheim) gegründet hat. Vor allem mit Plakaten in den örtlichen Geschäften, über Infoblätter und Buttons (Anstecker) will sie "dem neu aufgeflammten Rechtsradikalismus etwas entgegensetzen". Treffpunkt ist künftig jeden Dienstag, 19.30 Uhr, im Zentrum der Cyriakusgemeinde, Alexanderstraße 37, Hinterhaus. uv/11

Den Flohmarkt zum Frühlingsbeginn richtet die evangelische Cyriakusgemeinde Rödelheim (Alexanderstraße 37) aus: Am Samstag, 20. März, gibt es von 10 bis 16 Uhr Kleidung, Spielzeug, Küchengeräte und vieles mehr zu kaufen. uv/11

Eine Frühlingsfahrt an den Rhein nach Hallgarten unternimmt die Begegnungsstätte "Am Ebelfeld" (Praunheim) am Mittwoch, 24. März. Der Bus fährt um 13 Uhr los; Anmeldungen dazu sind erforderlich unter Tel. 76 20 98. uv/11

Die katholische Gemeinde Sta. Familia und die evangelische Betlehemgemeinde (beide Ginnheim) laden ein zur "Meditation" mit Musik von Franz Liszt am Dienstag, 23. März, um 19.30 Uhr in die Sancta-Familia-Kirche, Am Hochwehr 11. Joachim Enders spielt Orgel, der ökumenische Chor singt, die musikalische Leitung hat Rente Neubert. (uv/11

Tradition für Senioren bei Kaffee und Theater

BAD VILBEL. Zur traditionellen Senior/-innenfeier in der Passionszeit lädt die Evangelische Christuskirchengemeinde am Sonntag, 21. März, um 15 Uhr in das Gemeindezentrum ein. In zwei Stunden werden Kaffee und Kuchen angeboten.

Kinder führen ein Stück auf unter dem Motto: "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt".

Die Kirche hat bereits schriftliche Einladungen an alle Gemeindemitglieder, die älter als 65 Jahre sind, verschickt. Sollte jemand vergessen worden sein, ist er dennoch herzlich eingeladen, teilt die Christuskirche mit. hm

Basar des Kindergartens

RÖDERMARK. Ein Basar mit Kinderkleidung und Spielsachen findet am Samstag, 27. März, von 9 bis 12 Uhr im Kindergarten Amselstraße in Waldacker statt. Fünfzehn Prozent des Verkaufserlöses kommen dem Kindergarten zugute. Die Sachen können am 23. März in der Kita abgegeben werden. ttt

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FR-Interview mit Manfred von Richthofen Die Funktionäre mit Segenssprüchen sind der eigentliche Irrtum Der DSB-Vizepräsident über die schlimme Sportstättensituation in Ostdeutschland, das Doping-Problem und das Stasi-Thema

Wenn er ans Rednerpult tritt, macht sich Unruhe breit. Mancher im Publikum rollt mit den Augen, tiefe Seufzer sind hörbar, und einige scheinen in Deckung zu gehen: Manfred von Richthofen, Landessportbund-Präsident von Berlin und Vizepräsident des Deutschen Sportbundes (DSB), bringt dann die Dinge mal wieder auf den Punkt. Der Berliner, vor seiner Funktionärskarriere Hockey-Auswahlspieler und Trainer, gilt bei den einen als Macher und Mahner, bei anderen als einer, der sich immer ins richtige Licht rücken will. Der gelernte Lehrer und ehemalige Politiker ist ein Kenner der Sportlandschaft in der ehemaligen DDR und setzt sich für die Belange der neuen Bundesländer ein. Gewissermaßen zwangsweise vom DSB-Präsidium vergattert, mußte sich der 59jährige mit der Doping-Problematik auseinandersetzen und ist zu einem engagierten Verfechter eines Anti-Dopingkurses geworden. Unser Redaktionsmitglied Bianka Schreiber-Rietig unterhielt sich über diese Themen mit Manfred von Richthofen, der als ein potentieller Nachfolger von DSB-Präsident Hans Hansen gilt.

FR: "Könnten Sie eine Einschätzung über die derzeitige Befindlichkeit des deutschen Sports geben?"

Manfred von Richthofen: "Das Hauptproblem ist nach wie vor das Zusammenwachsen des Sports, das in manchen Bereichen besser gelaufen ist, als erwartet. Was aber immer noch erhebliche Schwierigkeiten macht, ist die katastrophale Sportstättensituation in Ostdeutschland. Länder und Kommunen können eine Sanierung nur unzureichend leisten. Wir haben die große Chance gesehen, daß im Rahmen des Solidarpakts auch der Sport berücksichtigt werden muß, und zwar vor allem in Bezug auf die Sportstättensituation. Die größten Anstrengungen bei der Mitgliederwerbung, Schulung von Funktionären und Mitarbeitern, zusätzlicher Trainer- und Übungsleiterausbildung, sind zwecklos, wenn die Sportstättensituation nicht so ist, daß Eltern guten Gewissens die Kinder in Hallen und auf Plätze schicken können. Wenn wir eine verstärkte Orientierungslosigkeit oder Fehlorientierung von Jugendlichen feststellen, und alle das beklagen, dann ist der Sport nicht nur wegen der sportlichen Tätigkeit, sondern auch wegen der Vereinskultur gefordert. Insofern glaube ich, daß wir mit gutem Gewissen keine breitangelegte Werbeaktion wie "Im Verein ist der Sport am schönsten" oder etwas ähnliches starten können, wenn wir keine ordentliche Vereinslandschaft bieten können. Der DSB kann nicht lockerlassen, der Bundesregierung zu sagen, daß wesentliche Mittel für die Sportstättensanierung aufgebracht werden müssen. Sonst können wir den Kreislauf des Übels nicht durchbrechen.

"Das große Problem scheint, daß in den politischen Gremien, etwa dem Sportausschuß, die meisten die Brisanz unterschätzen, ja gar nicht wissen, was sich in den neuen Ländern abspielt."

"Besuche haben zumindest zahlreich stattgefunden. Die Parlamentarier oder auch Sportvertreter haben zum Teil ein falsches Bild dadurch, daß sie sich auf die leistungsorientierten Einrichtungen konzentrieren und meinen, das sei die Sportlandschaft Ostdeutschlands. Das war in manchen Bereichen die Spitzensport- Landschaft Ostdeutschland, die wir so aber eben nicht brauchen. Und hier gibt es Fehlschlüsse. Eine andere Schwierigkeit ist, daß man in Ostdeutschland immer noch glaubt, daß der Sport nur wachsen könne, wenn hauptamtliche Kräfte auch auf der Vereinsebene im Einsatz sind und ehrenamtliche nur zusätzlich sein könnten. Für ehrenamtliches Engagement haben beispielsweise junge Leute keine Zeit mehr, weil berufliche Sorgen im Vordergrund stehen, ältere sind verärgert, weil ihre Leistungen und Verdienste ihrer Meinung nach nicht genügend anerkannt werden. Es ist sicherzustellen, daß man, wie im Westen, in Verbandsgeschäftsstellen oder Großvereinen auch hauptamtliche Kräfte mitbeschäftigt. Das können aber nicht allein staatlich finanzierte Kräfte sein, sondern man muß darauf hinarbeiten, daß auch durch Mitgliederbeiträge ein Teil des Gehalts mitfinanziert wird. Da herrscht aber auch noch ein Verständnis-Defizit."

"Das bedeutet aber auch, daß man den westdeutschen Sportlern klarmachen muß, daß Teilen angesagt ist, der Gürtel enger geschnallt werden muß."

"Man muß den Westdeutschen klarmachen, daß sie ab morgen sämtliche Neubauten vergessen können. Eine solide Sportstättenplanung sähe in den nächsten Jahren nur so aus, daß man das, was man hat, ordentlich erhält.

"Wie lange, glauben Sie, wird die sportliche Aufholjagd des Ostens im Bereich Breitensport dauern?"

"Das sind genau die Fehlspekulationen, an denen sich auch der Bundeskanzler beteiligt, indem man sagt, in diesem Zeitraum wird alles gleich sein. Ein Beispiel: Tennis gehörte in der DDR zu den nicht geförderten Sportarten. Da besteht ein großer Nachholbedarf an Plätzen und Klubs, das wird aber Jahre dauern. Und ständig wird dann über Mitgliedsbeiträge diskutiert - Kommunen und Länder können da nicht einen neuen Einheitstarif ausgeben. Ein Tennisklub ist halt teurer als ein Fußballklub. In diesem Zusammenhang ist eine verhängnisvolle Entwicklung festzustellen, die unverständlicherweise totgeschwiegen wird: Miniklubs. Aus Frust über die Sportklubs und großen Betriebssportgemeinschaften sowie noch funktionierende Seilschaften schließen sich Gruppen zu Minivereinen zusammen, um nach ihrem Gusto Sport treiben zu können. Wir müssen verstärkt darauf hinweisen, daß diese Kleinstvereine keine Überlebenschance haben."

"Können Sie den Frust der Ostdeutschen verstehen, die sagen, der DSB und die Landessportbünde kümmern sich nur um den Spitzensport, schlagen sich mit Doping und Stasi herum, aber ihre Versprechungen, uns schnell eine Freizeitlandschaft zu schaffen, unsere Belange zu vertreten, halten sie nicht ein?"

"Der Frust ist natürlich zu verstehen, weil sich weitgehend alle Aktionen der Spitzenverbände und der Bundesregierung auf leistungssportliche Einrichtungen konzentrieren. Und da sagen viele: Na, das hatten wir ja schon mal. Da gibt es natürlich für den DSB im Bereich Breiten- und Freizeitsport gewaltige Zukunftsaufgaben. Man muß in Bezug auf neue Aktionen auf veränderte Trends eingehen, etwa, daß Jugendliche heute teilweise an wettkampforientiertem Sport, der sie jedes Wochenende fordert, kein Interesse mehr haben. Viele wollen auch verschiedene Sportarten treiben. In Berlin gibt es eine Initiativgruppe, die über eine Gründung eines Freizeitsportverbandes nachdenkt. Das ist für mich eine Existenzfrage vor allem für den Deutschen Turnerbund. Öffnen sich Verbände so, daß diese Freizeitsportler sich dort zu Hause fühlen oder wollen sie mit klassischen Verbandsstrukturen nichts mehr zu tun haben? Das sind Fragen, auf die die Verbände reagieren müssen."

"Zum leidigen Thema Doping: Der DSB gibt sich Mühe, den Dopingsumpf trokkenzulegen. Doch seine Mitgliedsverbände - besonders Leichathleten und Schwimmer - funken ständig dazwischen. Man hat den Eindruck, daß alte Seilschaften gut funktionieren. Wie beurteilen Sie das aus der Sicht der Arbeit Ihrer Kommission?"

"Ich glaube, daß es nach wie vor ein Konkurrenzverhalten zwischen Ost- und Westtrainern gibt - deshalb glaube ich auch nicht an alte Seilschaften. Das Konkurrenzverhalten ist noch größer, als sich viele erhofft hatten. Die Funktionäre mit den Segenssprüchen, die behaupten, daß sich alles so harmonisch gestaltet, sind der eigentliche Irrtum.

Konkurrenz ist im Bereich des Spitzensports ja nicht so schlecht. Sie ist nur schlecht, wenn man zu unerlaubten Mitteln greift. Ich gehöre zu denen, die glauben, daß die Arbeit der Evers-Kommission in ihrer erstklassigen Besetzung dazu angetan ist, ein Kontrollsystem zu schaffen, das zwar nie lückenlos sein wird, aber wo man weitgehend die schwarzen Schafe herausfiltern wird. Das Hauptproblem beim Doping ist noch immer die weitgehende Akzeptanz im internationalen Bereich. Doch es gibt eine Reihe von Ländern, die genauso hart eingreifen wie wir; wir sind da nicht wieder die Saubermänner mit deutscher Gründlichkeit. Nur die internationalen Spitzenverbände reagieren eben noch nicht so, wie wir uns das wünschen."

"Glauben Sie denn ernsthaft, daß sich das ändern wird?"

"Ich glaube, daß eine neue Generation von Funktionären dieses ändern wird."

"Da setzen Sie aber auf ein trojanisches Pferd. Beispiele zeigen, wie aus engagierten Anti-Dopern, plötzlich auf internationalem Parkett Anpasser und Schweiger werden."

"Neulinge haben es sicher schwer, sich gegen die Etablierten durchzusetzen, sie müssen sich erst vortasten. Und daß da nicht alles so läuft, wie man sich das wünscht, ist klar. Sie haben recht, kämpferische Ansätze fehlen."

"Unglaubwürdig wird die Dopingbekämpfung, wenn man sieht, welche Ärzte und Wissenschaftler im Bereich DSB/ NOK noch tätig sind, die jahrelang - ob Ost oder West - das Doping propagierten, anwendeten, zumindest mitdeckten."

"Da haben die Appelle und Aufforderungen, daß diese Personen doch ins zweite Glied oder abzutreten hätten, nichts genutzt."

"Liegt das auch daran, daß, pauschal gesagt, die Funktionäre nichts unternehmen, weil sie Angst haben, daß sie sich selbst hineinreiten?"

"Für mich stellt sich das Problem so, daß die belasteten Funktionäre im Osten durch die vorhandenen Unterlagen zum Teil überführt werden konnten. Eine derart preußisch akribische Arbeit lag im Westen eben nicht vor.

"Aber so ist es doch nicht. Nehmen wir mal den in die Kritik geratenenen Mediziner Josef Keul: Da gibt es offenbar Aussagen und Belege für Dopingverstöße."

"Vor den Olympischen Spielen in Barcelona waren Harm Beyer und ich bei Herrn Daume und haben Verdachtsmomente geäußert und haben ihn als damaligen NOK-Präsidenten gebeten, dafür Sorge zu tragen, daß Herr Keul nicht der Mannschaftsarzt wird. Er hat uns in diesem Gespräch gesagt, er wird das Anliegen seinem Präsidium vortragen. Alle Mediziner, das gilt für Ost- und West-Mediziner, die wir seinerzeit in der ad-hoc- Kommission angehört haben, zogen sich bei für sie peinlichen Positionen auf die ärztliche Schweigepflicht zurück. Den Ostdeutschen nützte das nicht viel, weil ja die Belege da waren.

Im übrigen gibt es einen Präsidiumsauftrag an die Dopingkommission, einmal die von der ad-hoc-Kommission namentlich gekennzeichneten Fälle zu überprüfen, wo die verdächtigten oder überführten Personen geblieben sind. Es ist ja auch an der Zeit für das Präsidium, Bilanz in dieser Sache zu ziehen. Und es wird sich da sicher zeigen, daß die Arbeit nicht erfolglos war."

"Können Sie nachvollziehen, was bei den Leichtathleten passierte, daß ein stark belasteter Trainer wie Schubert vorübergehend zumindest befördert wurde? Es gibt ja auch noch andere Beispiele, bei denen sich Verbände nichts darum scherten, in welchen Ruf ihr neuer ,Erfolgsschmied' stand."

"Für mich war die Beförderung Schuberts zum leitenden Bundestrainer nach den Spielen ein harter Schlag."

"Da müssen Sie und ihre Kollegen sich doch veralbert vorkommen?"

"Diejenigen, die sich damit beschäftigt haben, fühlten sich schon auf die Schippe genommen. Aber was noch schlimmer ist, das ist die Ausstrahlung auf andere Verbände und die Wirkung auf die Öffentlichkeit, in der der Eindruck entsteht, daß hier der Antidopingweg nicht konsequent durchgeführt und durchgesetzt wird."

"Bei vielen Aktionen wird man das Gefühl nicht los, wie auch in der Politik, daß es bestimmte Zeiträume gibt, in denen Verantwortliche und Beteiligte kein Unrechtsbewußtsein mehr haben, Moral und Fairplay nichts mehr zählen."

"Für mich ist der Kampf gegen Doping zu einem persönlichen Anliegen geworden, obwohl ich ja vom Präsidium in diesen Bereich gewissermaßen vergattert worden bin. Die Dopingfrage ist wirklich für den Sport eine Existenzfrage, wenn man Eltern nicht klarmachen kann, daß Kinder, die zum Schwimmen oder zur Leichtathletik kommen, von Personen betreut werden, die das Doping ablehnen. Wir werden in nächster Zeit sicher in einigen belasteten Verbänden deshalb Nachwuchsprobleme bekommen."

"Wenn Sie die Arbeit Ihrer Kommission überdenken, haben Sie zu Beginn den Dopingmorast so tief erwartet, wie er sich darstellte?"

"Nein. Wenn wir nicht die Unterlagen von Spiegel und Stern bekommen hätten, hätten wir nicht soviel aufdecken können. Deshalb bin ich für die Informationen dankbar. Nach den Unterlagen, die wir zunächst hatten, habe ich das Doping-Ausmaß so nicht erwartet."

"Im Laufe Ihrer Kommissions-Arbeit wurde da auch klar, daß die Manipulations-Verstrickungen im Westen dichter waren und sind, als man bisher zugab?"

"Im Westen wurde immer gemunkelt. Eigentlich nahm niemand dieses Thema so ernst, aber keinem war wohl klar, wie tief man da herumwatete."

"Nun das andere leidige Thema: Stasi. Was erwartet uns denn da noch?"

"Es gibt einen Beschluß des DSB, daß in den Führungsgremien niemand sitzen soll, der stasibelastet ist. Das ging als Empfehlung an alle Verbände. Bisher ist ein Drittel der betroffenen Personen von der Gauck-Behörde überprüft worden. Darunter auch das DSB-Präsidium. Nun müssen also noch zwei Drittel überprüft werden. Inwieweit die Überprüfungen bei den Verbänden erfolgt sind, darüber hat der DSB keine Übersicht. Das wollte er auch nicht, um nicht die Verbandsautonomie zu stören. Es gibt Verbände, die von vorneherein gesagt haben: Bei uns gibt es keine Stasiverdächtigen, wir brauchen gar nichts einzureichen. Dann gibt es andere, die das sehr gründlich machen."

"Sich auf die Verbandsautonomie zu verlassen, ist doch ziemlich blauäugig. Da sind doch weitere böse Überraschungen schon programmiert."

"Ich sag' es nochmal - es gibt keine Rückmeldungen - jeder Verband kann da frei agieren."

"Das heißt: Irgendwann kann dann eine Bombe platzen?"

"Auch diejenigen, die nicht eingereicht haben, sind vor Überraschungen nicht gefeit. Durch irgendeine Querverbindung oder einen dummen Zufall kann da schnell etwas rauskommen."

"Sie sind auch überprüft worden. Gab es Überraschungen?"

"Diese Überprüfung, von der wir sprechen, bezieht sich auf die Stasibeschäftigung, so nenne ich es mal. Da gibt es von mir eine Akte - das wird Sie sehr verwundern -, daß ich bei der Stasi nicht beschäftigt war. Ich, wie auch die anderen Präsidiumsmitglieder, haben den berühmten Persilschein, um den alle ringen, die im öffentlichen Leben tätig sind. Dann gibt es noch die Akten, die von der Stasi über jemanden angelegt wurden. Davon habe ich einen Auszug."

"Als Landessportbundpräsident von Berlin kommen Sie um ein paar Fragen zur Olympia-Bewerbung nicht herum. Sind Sie denn über alles, was die Olympia GmbH da so angeleiert hat, glücklich? Es waren ja viele Pannen dabei".

"Manches ist hausgemacht und provinziell. Man hat in der Zwischenzeit die Kurve bekommen, es ist eine sehr viel bessere Darstellung der Olympiastadt festzustellen. Es wird im internationalen Bereich in meinen Augen hervorragend gearbeitet, auch alles, was sich im Bereich Paralympics tut, ist attraktiv und richtungsweisend. Solche Pannen wie die Nachforschung von Privatdaten der IOC- Mitglieder - das ist provinzielle Arbeit. Jeder gute Protokollchef muß wissen, welche Hobbys Besucher haben. Diese Aktion ist nicht nur zu verurteilen, sondern auch schädlich gewesen."

"Sehen Sie denn eine wachsende Olympiabegeisterung der Berliner?"

"In der Stadt selbst, vor allem im Ostteil, ist festzustellen, daß die Zustimmung wächst. Man geht mit Veranstaltungen gerne in den Ostteil, weil die dort sagen: Das ist was, Olympia bringt was."

"Wer sind denn die Gegner, die auch schon mal massiv zur Sache gehen?"

"Es sind nachweislich Leute aus der Kreuzberger Szene, die immer Aufhänger brauchen. Und da ist die Alternative Liste, die wir vom Bündnis unterscheiden müssen, das Olympia positiv sieht. Und interessant ist die Ablehnung durch die PDS: Sie begründet ihr Nein damit, daß zwischenzeitlich eine Einschränkung des Sportbetriebes hinzunehmen wäre, wenn die Sportstätten umgebaut würden."

"Wie schätzen Sie denn nun die Berliner Chancen ein?"

"Die IOC-Mitglieder sind solche Individualisten, daß man das schwer einschätzen kann. Der eine sieht unter Fachverbandsaspekten, der andere findet Berlin wegen des Ost-West-Schnittpunktes geeignet, ein anderer will gar nicht nach Europa, wieder andere sehen die Ausländerfeindlickeit, die Kollegen nun wieder überhaupt nicht interessiert."

"Welche Rolle spielt denn Berlin 1936?"

"Bei allen Gesprächen, an denen ich teilgenommen habe, wurde das nie erörtert. Es wurde mal über das Olympiastadion diskutiert, weil man ja mit Sicherheit nicht den Bundespräsidenten da hinstellen kann, wo der Führer stand, da würden ja weltweit Bilder verbreitet, die böse Erinnerungen wecken könnten. Anderseits wurde in den USA bei der Jesse- Owens-Vereinigung gerade mit Bildern von damals aus dem Olympiastadion für Berlin geworden.

Die Spiele 1936 waren zum Beispiel für die Amerikaner vor allem auch die Jesse- Owens-Spiele. Die Lichterketten und Demonstrationen gegen die Ausländerfeindlichkeit haben der Bewerbung Berlins genutzt. Was viel kritischer von ausländischen Gästen beurteilt wird, ist Rostock, wo die Segelwettbewerbe ausgetragen werden.

Universität Oldenburg erwirbt DEFA-Filme und -Archivalien

HANNOVER. Die Carl-von-Ossietzky- Universität Oldenburg hat eine umfangreiche Sammlung der DDR-Filmproduktion gerettet. Für rund 200 000 Mark erwarb sie von der Treuhandanstalt mehr als 600 DEFA-Filme, außerdem Drehbücher, Plakate und weiteres Archivmaterial. Die Sammlung stammt aus den Beständen des einstigen DDR-Filmverleihs Progress (der unter gleichem Namen bis heute forbesteht).

Als die DDR der Bundesrepublik beitrat, brach das staatliche "Lichtspielwesen" sofort zusammen. Der Mediothekar der Oldenburger Universität, Peter Franzke, erfuhr, daß die Treuhandanstalt, der alle Progress-Hinterlassenschaften zugefallen waren, die Auflösung der Filmlager in den ehemaligen Bezirken angordnet habe. Ihn alarmierte vor allem die Information, die Filmkopien würden in die Tschechoslowakei gebracht; dort werde das Silber abgewaschen und das Zelluloid verbrannt. Daraufhin bemühte sich die Universitätsbibliothek um die Mittel, die im Osten offenbar niemand aufbringen konnte. DEFA-Regisseur Kurt Maetzig äußert inzwischen bei einem Besuch in Oldenburg, er sei "dankbar und sehr froh darüber, daß die Materialien hier gesichert sind". Das sei eine Basis für die Aufarbeitung der Geschichte.

Die Universitätsbibliothek hat schon ein Gesamtverzeichnis der DDR-Filmproduktion mit Personenregister zusammengestellt und darin auch angemerkt, welche Filme ihr noch fehlen. Die Sammlung soll komplettiert werden.

Oldenburger Historiker, Germanisten, Politik-, Kunst- und Musikwissenschaftler bereiten sich jetzt mit dem Potsdamer Institut für Medienforschung an der Hochschule "Konrad Wolf" auf ein gemeinsames Forschungsprojekt vor. D E F A-Filme sollen jeweils aus unterschiedlichem Blickwinkel gesehen, analysiert und filmhistorisch eingeordnet werden. Jens Thiele, einer der beteiligten Oldenburger Forscher, erläuterte, ein Versuch, allein aus westlicher Sicht eine Geschichte des DDR-Films zu schreiben, müsse scheitern. spo

Briefe gegen das Vergessen

Die internationale Hilfsorganisation amnesty international (ai) veröffentlicht jeden Monat einige Einzelschicksale politischer Verfolgung, um an das alltägliche Unrecht zu erinnern. Was den betroffenen Menschen widerfuhr, verstößt gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden. Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, daß Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt, ein Mensch aus politischer Haft entlassen und vor staatlichem Machtmißbrauch geschützt wird. amnesty international bittet, in Briefen an die genannten Stellen rein humanitär zu argumentieren. Die Briefe gegen das Vergessen ersetzen die seit vielen Jahren an dieser Stelle veröffentlichten Die Gefangenen des Monats. Die Schicksale des Monats März sind:

Jean-Robert Jean-Baptiste (Haiti) Der 40jährige Jean-Robert Jean- Baptiste, Vater von sieben Kindern, "verschwand" am 1. Oktober 1991, einen Tag, nachdem das Militär den frei gewählten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide gewaltsam abgesetzt hatte. Jean-Baptiste war unter Aristide stellvertretender Beauftragter für den Südwesten Haitis gewesen und vertrat die Nationale Front für Wandel und Demokratie (FNCD) - ein Wahlbündnis, das Aristide unterstützt hatte. Aufgrund seiner hervorgehobenen Stellung in der Regierung Aristide und seiner Zugehörigkeit zur FNCD wurde Jean-Robert Jean Baptiste nach dem Putsch festgenommen.

Im März 1992 berichtete die Familie des "Verschwundenen" einer ai-Delegation, daß Augenzeugen beobachtet hatten, wie Beamte der 46. Polizeieinheit aus Lamentin Jean-Baptiste festnahmen. Seinen Angehörigen war anfangs erzählt worden, daß Militärangehörige ihn erschossen hätten, aber die Familie suchte den "Verschwundenen" ohne Erfolg im Leichenschauhaus und in den örtlichen Krankenhäusern. Schließlich erhielten die Angehörigen die Information, daß er in verschiedenen Haftzentren gesehen worden sei. Die Polizei leugnete jedoch seine Festnahme. Jean-Baptiste ist bis heute "verschwunden", seine Familie wird bedroht und eingeschüchtert. Schreiben Sie bitte an den haitianischen Regierungschef und fordern Sie eine lückenlose und unabhängige Untersuchung des "Verschwindens" von Jean-Baptiste. Schreiben Sie an: Monsieur Marc Bazin, Premier Ministre, Presidence de la Republique de Haiti, Palais National, Port-au-Prince, Haiti. Eine Kopie an die Kanzlei der Botschaft der Republik Haiti, Schloßstraße 10, 5300 Bonn 2. Major Simon Jada, Major Pitia Kenyi Lado und Joseph W. D. Wai (Sudan) Major Simon Jada, Mitglied einer paramilitärischen Schutztruppe vor sudanesischen Ministerien, der Gefängnisbeamte Major Pitia Kenyi Lado und der Geologe Joseph W. D. Wai gehören zu Hunderten von Sudanesen, die man "verschwinden" ließ, nachdem sie zwischen Juni und August 1992 von Sicherheitskräften im Süden der Stadt Juba inhaftiert worden waren. Es ist zu befürchten, daß sie gefoltert oder an geheimen Orten hingerichtet wurden.

Die Festnahmen folgten auf heftige Kämpfe in Juba, einer Stadt, die seit Jahren von Rebellen der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) belagert wird. Die Art und Weise, wie die SPLA die Verteidigung bei Angriffen im Sommer 1992 durchbrechen konnte, nährte bei den Behörden die Vermutung, daß Bewohner der Stadt mit den Rebellen zusammengearbeitet hatten.

Unter den daraufhin Inhaftierten befanden sich Zivilisten, Soldaten, Polizeioffiziere und Angehörige paramilitärischer Kräfte. Nach einem ersten SPLA-Angriff im Juni 1992 wurden 40 Regierungssoldaten, die man der Kollaboration mit der SPLA verdächtigte, ohne Gerichtsverfahren hingerichtet und sieben gefangengenommene Rebellen gefoltert und ermordet. Im Juli haben Berichten zufolge Regierungskräfte bei einer Razzia in einem dicht besiedelten Vorort der Stadt 200 Zivilisten getötet.

Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe an den sudanesischen Staatschef, in denen Sie Ihre Sorge über das "Verschwinden" Hunderter Sudanesen im Sommer 1992 äußern und die Regierung auffordern, endlich über das Schicksal der drei oben genannten Personen Rechenschaft abzulegen. Schreiben Sie bitte an: His Excellency Lieutenant General, Omar Hassan al-Bashir, Head of State an Chairman of the National Salvation Revolutionary, Command Council, People's Palace, PO Bos 281, Khartoum, Sudan. Eine Kopie an die Kanzlei der Botschaft der Republik Sudan, Koblenzer Straße 99, 5300 Bonn 2. Thongsouk Saysangkhi, Latsami Khamphoui und Feng Sakchittaphong (Laos) Die drei Befürworter eines Mehrparteiensystems Thongsouk Saysangkhi, Latsami Khamphoui und Feng Sakchittaphong wurden am 4. November 1992 vor einem Gericht in Sam Neua zu einer 14jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Zuvor waren sie über zwei Jahre lang ohne Anklage oder Verfahren gefangengehalten worden.

Ihnen wurde Berichten zufolge die Gründung eines "Sozialdemokratischen Clubs" zur Last gelegt. In Laos ist die regierende Laotische Revolutionäre Volkspartei die einzige offiziell zugelassene Partei. Thongsouk Saysanghki war stellvertretender Minister für Wissenschaft und Technologie und trat im August 1990 zurück, nachdem er die laotische Regierung wegen der "Einschränkung von Freiheit und Demokratie" kritisiert hatte. Latsami Khamphoui, ebenfalls ein Ex-Minister, soll Briefe verbreitet haben, in denen behördliche "Korruption" und die "Schikanierung" von Regierungskritikern angeprangert wurde. Feng Sakchittaphong, ein Beamter im Justizministerium, hat angeblich die beiden anderen dazu veranlaßt, einen Artikel zu schreiben, in dem sie sich für eine Mehrparteiendemokratie stark machen. Im November 1990 gaben die Behörden bekannt, daß die drei Inhaftierten wegen "Verrats" angeklagt werden sollen. Im August 1991 hieß es, die Männer hätten "gegen das Gesetz verstoßen, um die Regierung zu stürzen". Von offiziellen Anklagen ist jedoch nichts bekannt. Die drei wurden im Samkhe Gefängnis in der Hauptstadt Vientiane festgehalten, sollen aber 1992 an einen unbekannten Ort gebracht worden sein.

Nach inoffiziellen Quellen standen die Beschuldigten am 4. November 1992 in Sam Neua vor Gericht. Das Verfahren wurde nur von wenigen Zuschauern verfolgt, die zudem von den Behörden sorgfältig ausgewählt worden waren. Die Anklageschrift wurde nicht öffentlich gemacht, den Angeklagten ein Rechtsanwalt verweigert. Sie sollen jetzt ihre Strafe im Sop Hao Zentralgefängnis ohne Kontakt zur Außenwelt verbüßen.

Schreiben Sie bitte an den laotischen Präsidenten, in denen Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung von Thongsouk Saysangkhi, Latsami Khamphoui und Feng Sakchittaphong fordern. Schreiben Sie an: President Nouhak Phousangkhi, Office of the President, Vientiane, Volksrepublik Laos. Eine Kopie an die Kanzlei der Botschaft der Laotischen Demokratischen Volksrepublik, Am Lessing 6, 5330 Königswinter 1.

2752 Unterschriften für Frauennachttaxi

WIESBADEN. Die Wiesbadenerinnen werden ungeduldig: "Wir fordern ein Frauennachttaxi - und zwar sofort!" Mit insgesamt 2752 Unterschriften, die von der Frauengruppe des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Bezirk Wiesbaden und Rheingau-Taunus gesammelt wurden, bekräftigten die Bewohnerinnen der Landeshauptstadt ihren Wunsch, nachts sicher nach Hause zu kommen.

Es reiche nicht aus, einmal mehr eine Arbeitsgruppe zu bilden, erklärten die Betroffenen in einer Stellunganhme. Sie fordern: "Wir erwarten nach der jahrelangen Diskussion um ein Frauennachttaxi nun endlich konkrete Schritte zur Realisierung." maf

Schwefel und Asche

WIESBADEN. Schwefel und acrylgeschwärtze Asche sind die Materialien, die Ingeborg Lüscher zu großformatigen Skulpturen und Bildern verarbeitet. 50 der insgesamt 500 Arbeiten der Künstlerin, die Teilnehmerin der documenta in Kassel war, werden vom 28. März an im Wiesbadener Museum, Friedrich-Ebert- Allee 2, gezeigt. Typisch für Ingeborg Lüschers Ouevre ist das Element Feuer als Metapher. maf

Fischküchenkämpfe Taboris "Großinquisitor", nochmal

POTSDAM. Es wird echte Hummercremesuppe gereicht und das Theater dankt - Achtung, Schleichwerbung - dem Restaurant "Gastmahl des Meeres" für die freundliche Bereitstellung der Gabe, freilich nicht an die Besucher, sondern an zwei der Akteure. Ein so hohes Maß an magenfüllendem Realismus war überraschend bei der Inszenierung eines der neuesten Stücke des vielschreibenden George Tabori: "Der Großinquisitor".

Die Uraufführung in München in der Eigenregie des Autors muß nach dem ziemlich einhelligen Urteil der Kritik ein Dekabel gewesen sein. Dies kann für die Zweitinszenierung im Hans-Otto-Theater nicht gesagt werden. Doch eine Notwendigkeit für die Aufführung dieses schmalen Stücks, die vom Intendanten Guido Huonder selbst betreut wurde, war nicht zu erkennen. Er hatte die Handlung vom Bordell in eine Fischküche verlegt, was die Hinzufügung einiger Personen, so einer Köchin, erforderlich machte.

Huonder war auch sichtlich bemüht, den Text etwas theaterpraxisgerechter aufzubereiten, mit Musik anzureichern. Es durfte gelegentlich gelacht werden, ein Großinquisitor erschien nicht, von Dostojewski, auf den sich der Autor beruft, war außer dem Titel nichts zu bemerken: irgendein Bruderkampf, irgendeine Gewaltanwendung, irgendein Mord. Alles als dünner Aufguß. Dabei sitzen die Zuschauer auf der Bühne des Theaterhauses am Alten Markt, die Spieler wirken ziemlich verloren im Zuschauerraum. Das soll sich ändern, die nächsten Vorstellungen sollen in einer Reithalle in der Schiffbauergasse stattfinden.

Inzwischen muß Huonder, glücklos in seinen Dispositionen, um seinen Posten bangen. Die Stadt Potsdam denkt daran, die Theaterleitung aufzuspalten in die Zuständigkeit für Musiktheater und Schauspiel mit einem gemeinsamen Verwaltungschef, der dann der eigentliche Herr des Theatergeschehens wäre. Von Huonder ist dabei keine Rede mehr. kp

(Weitere Aufführungen waren diesen Monat in der erwähnten Reithalle geplant, wurden jedoch von der Baupolizei verhindert; sind deren Auflagen erfüllt, soll im April der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden.)

Die neue Saison

Kopien auf Normalpapier bei hoher Geschwindigkeit liefert dieses Kopierermodell. Es ist modular konzipiert und kann sowohl für die Zufuhr von Papier als auch für die Ausgabe der Kopien flexibel an die Wünsche der Anwender angepaßt werden. (Foto: Sharp)

"Christliche Werte" sind in Polen umstritten Paragraph im neuen Funk- und Fernsehgesetz weckt Ängste vor neuer Zensur

"Ab heute Werte", titelte jüngst die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza". Was das für "Werte" sind, die seit Monatsbeginn in Polen offiziell gelten sollen, wissen die Leser genau: Es handelt sich um das "christliche Wertesystem", das von Funk und Fernsehen im Lande fortan "respektiert" werden muß. So will es das neue Funk- und Fernsehgesetz, welches Anfang des Monats in Kraft getreten ist.

Weniger klar ist den meisten Polen allerdings, was dieser Begriff bedeutet: Eine wochenlang kontrovers geführte Diskussion zwischen Kirchenvertretern, Politikern und Publizisten brachte keine Annäherung der Standpunkte. Für Kardinalprimas Jozef Glemp, den obersten Hierarchen der katholischen Kirche Polens, ist die Sache klar: Die Mehrheit der polnischen Bevölkerung ist katholisch und hat ein Anrecht darauf, daß ihre Gefühle respektiert werden. "Wenn wir in Gesetzestexten Formulierungen über die Respektierung christlicher Werte finden, dann ist das eine Verteidigung der Mehrheit vor einer aggressiven Minderheit", predigte der Oberhirte kurz vor Inkrafttreten des Mediengesetzes von der Kanzel.

Zur Verteidigung der Mehrheit vor der Minderheit hatten die Bischöfe schon vor mehreren Wochen angesetzt, als sie in einem offiziellen Kommunique nachfragten, ob denn "die staatlichen Behörden passiv und gleichgültig" bleiben könnten, wenn "christliche Werte und Werte der polnischen nationalen Kultur lächerlich gemacht" würden? Die Mehrheit der Publizisten, aber auch viele katholische Politiker und Laien, sehen das anders. Sie kritisieren die Formulierung "christliche Werte" - anstelle etwa von "religiösen Gefühlen", die auch andere Konfessionen umfassen würde. Vor allem aber befürchten sie, daß so ein Gummiparagraph der erste Schritt zu einer neuen, katholischen Zensur sein könnte.

In der katholischen Sonntagszeitung "Niedziela" wurde dieses Postulat sogar direkt erhoben. Das Plädoyer für die Zensur löste allerdings sofort Proteste bei anderen katholischen Blättern aus, so in der traditionsreichen Krakauer Wochenzeitung "Tygodnik Powszechny". Viele sind jedoch überzeugt, daß die "christlichen Werte" künftig als Vorwand dienen werden, um unbequeme Leute aus Funk und Fernsehen zu entfernen.

Politisch durchgesetzt wurde der neue Gesetzesparagraph von der "Christlich- Nationalen Vereinigung" (ZChN), dem verlängerten Arm des Episkopats im Parlament. Diese Partei ist derzeit die zweitwichtigste Stütze in Hanna Suchockas politischer Breitbandkoalition und besetzt unter anderem das Justiz-, das Erziehungs- und das Kultusministerium. Ihr Fraktionsvorsitzender Stefan Niesiolowski qualifizierte bei einer Umfrage alle genannten Sendungen - von der Benetton- Reklame über Kabarette bis hin zu Aufklärungssendungen über Präservative oder die Inquisition im Mittelalter als "Verletzung christlicher Werte".

Was die Mehrheit der Polen zu diesem Thema denkt, läßt sich nur indirekt erschließen: Mehr als 70 Prozent vertreten etwa bei Umfragen die Auffassung, daß die Kirche zuviel politische Macht im Staate hat. Besonders in sexuellen Fragen vertreten die meisten Polen recht freizügige Auffassungen. Kirchenkritische Kabarettsendungen im Fernsehen und die radikal antiklerikale Satirezeitschrift "Nie" erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die Theater ziehen Molières "Tartüffe" wieder ins Repertoire und ernten lange Beifallsstürme. Die politischen Erfolge des Episkopats bei der Durchsetzung umstrittener Gesetze im Sejm - neben dem Mediengesetz unter anderem das restriktive Abtreibungsgesetz - könnten sich über kurz oder lang als Pyrrhussiege erweisen, die die wirkliche Macht der Kirche über die Seelen schwächen.

Präsident Lech Walesa, selbst ein erklärter Katholik, hat jedoch vor kurzem einen erklärten Gegner der gesetzlichen Verankerung christlicher Werte zum Vorsitzenden des neuen, kompetenzreichen Medienrates nominiert. Marek Markiewicz, bislang Abgeordneter der Gewerkschaftsfraktion "Solidarnosc", hat angekündigt, schon im ersten Streitfall für eine "klare Interpretation" der umstrittenen Vorschriften zu sorgen - zugunsten der Freiheit des Wortes. Die Abgeordneten der ZCHN bereiten unterdessen das nächste Gesetz vor - über christliche Werte in den Print-Medien . . .

EDITH HELLER

Bis zu zwölf analoge oder sechs ISDN-Amtsleitungen und bis zu 48 Nebenstellen können an diese Telekommunikations-Anlage (TK-Anlage) angeschlossen werden; auch der Mischbetrieb digitaler und analoger Anschlüsse ist möglich. Besonderheiten der Anlage: das integrierbare Telefonbuch für maximal 1000 speicherbare und per Tastendruck wählbare Telefonnummern sowie die Möglichkeit der PC-Anbindung. (Foto: Telenorma)

Czernowitz, Bukowina: Celan u. a. Die Ausstellung "In der Sprache der Mörder" erinnert an eine mythische Literaturlandschaft

BERLIN. Der mythische Ort heißt Czernowitz, die mythische Literaturlandschaft Bukowina. Das Land, in dem "Menschen und Bücher lebten", wie es in der berühmten Sentenz Paul Celans heißt, ist nunmehr "der Geschichtslosigkeit anheimgefallen". Die ehemalige entlegene Provinz der Habsburgermonarchie, die von 1919 bis 1940 im rumänischen Staat immer noch eine üppig blühende Enklave deutschsprachiger Literatur war, wurde 1945 zwischen Rumänien und der Sowjetunion geteilt; die Hauptstadt Czernowitz liegt heute, als Tschernowzy, als regionales Zentrum am Rande der Ukraine.

Drei Viertel der Deutschsprechenden in der Bukowina waren Juden. Die Bukowiner Kultur war eine Stadtkultur, Czernowitz ein eigener kleiner Kosmos, der ein unverwechselbares kulturelles Leben entwickelte: eine Vielvölkerstadt, mit mehreren deutschsprachigen Zeitungen und einer Cafébesessenheit. Paul Celan, aber auch Rose Ausländer oder Gregor von Rezzori sind vom Geist von Czernowitz geprägt; der psychisch gereizte Wilhelm Reich kommt von dort und auch Ninon, die Frau, der Hermann Hesse zuletzt dann endgültig verfallen ist. Und was in Wien, der unerreichbaren Metropole, zur Zeit der Jahrhundertwende der Literaturbeschleuniger Hermann Bahr war, einer, der überall seine Finger mit im Spiel hatte und ständig neue Aktionen organisierte, ohne selbst als Dichter sonderlich erwähnenswert zu sein: das war in Czernowitz Alfred Margul-Sperber. So wie im Wien der Jahrhundertwende konzentrierte sich auch in Czernowitz, der Spätblüte in den dreißiger Jahren, wo die Habsburgermonarchie noch einmal zu sich selbst zu kommen schien, das Kunstwollen fast ausschließlich auf die Lyrik, die höchste aller Formen. Kein langer Atem für einen Roman, für einen Großstadtroman gar, kein Geplänkel für die Theaterbühne. Das Lyrische als konzentrierter Ausdruck eines Lebensgefühls, als Indikator für die kulturelle Atmosphäre: eine fremde, überreizende Welt.

Daß es nach 1945 radikal abgeschnitten wurde, macht dieses Leben zu einem rückwärtsgewandten Traum. Vor allem auf der Suche nach dem Herkommen Paul Celans, der Czernowitz als Ort der Weltliteratur verankert hat, gibt es verschiedene, untereinander meist nicht verbundene Fäden in diese dunkle Vergangenheit; ab und zu blitzt eine Erinnerung auf, gibt es Wortmeldungen, die sich manchmal widersprechen.

Die Czernowitzer Kultur wurde nach 1945 in alle Winde zerstreut, Stationen der Emigration sind Bukarest, Wien, Paris, New York und Tel Aviv, auch Düsseldorf oder Lenzkirch. Manche Fäden können da noch einmal gesponnen werden, manche Erinnerungen wachgerufen, doch ein Gesamtbild scheint nicht mehr möglich. Wo die persönlichen Erinnerungen versagen, ist man auf Vermutungen angewiesen, und vieles, zumal über die Herkunft Paul Celans, ist immer noch vage.

Die Ausstellung, die Herbert Wiesner und Ernest Wichner im Berliner Literaturhaus an der Fasanenstraße zusammengestellt haben, ist ein Versuch, die verfügbaren Fäden zusammenzuziehen und ein erstes Gesamtbild der Literatur in Czernowitz zu erstellen - sachlich, historisch, ohne den vordergründigen Glanz, die Mystifizierung des vergangenen Lebens. Aber im Gegensatz zu wissenschaftlichen Symposien, die es zu diesem Thema schon vereinzelt gegeben hat, vermittelt diese Ausstellung einen sinnlichen Reiz - mit Dokumenten, die sehr schwer zu eruieren sind und die in dieser Zusammenstellung wohl vorerst die Diskussion über die Literatur aus Czernowitz bestimmen werden.

"In der Sprache der Mörder", der Titel der Ausstellung, faßt die Crux dieser Literatur in einen Begriff: Es waren Juden, die diese deutschsprachige, exterritoriale Literatur schufen, und sie wurden von denen, in deren Sprache sie schrieben, umgebracht. Der Blick auf die Czernowitzer Szenerie der dreißiger Jahre ist heute ohne das Wissen um die Judenermordung der Nazis nicht zu denken, doch im Selbstverständnis der damals Schreibenden war so etwas nicht im Horizont. Moses Rosenkranz schrieb 1935 vom "deutschen Wachsein, deutscher Seele" - im sogenannten "Reich" war schon längst eine äußerst konkrete Seite dieses Deutschtums zutage getreten, doch in der windgeschützten Bukowina wurde an einer deutschen Kultur gearbeitet, die immer noch das Humanum im Blickfeld hatte. Eine ungeheure Ungleichzeitigkeit.

Daß die Czernowitzer Dichter auf deutsch schrieben, ist auch der Grund dafür, warum sie vergessen sind: Ihre Kultur gab es später nicht mehr. Alfred Margul-Sperber verfolgte in den dreißiger Jahren ein großangelegtes Anthologieprojekt über die deutsche Literatur in der Bukowina. Viele der dort versammelten Namen sind heute völlig unbekannt, es gibt keine Bücher von ihnen, und auch das Projekt selbst ist nie zur Drucklegung gekommen. Es ist ein Verdienst der Ausstellung, diesen Versuch zu dokumentieren.

Im Nachlaß von Margul-Sperber fanden sich drei verschiedene Manuskripte zu diesem Projekt, das letzte noch nach 1945. Der Nachlaß Margul-Sperbers (in Bukarest, pittoreskerweise als stalinistischer Hagiograph und rumänischer "Nationalpreisträger", 1967 gestorben), in der rumänischen Nationalbibliothek in Bukarest gelegen, ist die Hauptquelle dieser Ausstellung: Dort konnte zum erstenmal recherchiert werden. Margul-Sperber, der die Czernowitzer Literatur "focussierte", wie es im Katalog heißt, war nach 1945 Adressat von Briefen aus aller Welt. Neben ihm war Alfred Kittner ein wichtiger überlebender Zeitzeuge; bei seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik 1981 (Kittner starb 1990) mußte er, das "Gedächtnis der Literatur in der Bukowina" (Wichner/Wiesner), seine Bibliothek und seine Unterlagen in Bukarest zurücklassen. Von dem wenigen, was erhalten blieb, konnte einiges ausgewertet werden.

Die wichtigsten Akzente dieser Ausstellung sind, neben einigen erhellenden neuen Nuancen zum Celan-Bild, das Sichtbarmachen der Provinzialität der Czernowitzer Kultur, und daneben auch das ihrer Uneinheitlichkeit, die durch die nachgetragenen Gemeinsamkeiten später verdeckt wurde. Für das Anthologieprojekt "Die Buche" in den dreißiger Jahren gaben die einzelnen Beteiligten Kurzbiographien an, in denen die Problematik des Deutschjüdischen deutlich wird: Die assimilierten Juden wollten sich nicht unter "jüdische Literatur" einreihen lassen, in Wien oder Bukarest Lebende distanzierten sich von der Zuordnung in die Bukowina, manch einer wollte seine Veröffentlichungen im Deutschen Reich nicht gefährdet sehen. Eine einheitliche Bukowiner Identität gab es nicht, obwohl Czernowitz für die Weggegangenen oft ein magischer Fixpunkt blieb. Rose Ausländer etwa war schon in der ersten Ausreisewelle Anfang der zwanziger Jahre nach New York gegangen, kehrte dann wieder zurück, um in den späten Dreißigern wieder nach New York zu gehen. 1939 war sie wieder in Czernowitz, wie um sich einen Schicksal zu stellen.

Das Abgeschirmte brachte es mit sich, daß die literarische Moderne nur zögernd aufgegriffen wurde. Die Ausstellung stellt den Versuch einer Art expressionistischen Zeitschrift, "Der Nerv", heraus, die 1919 ein halbes Jahr bestand, in Karl Kraus' Fackel ein Vorbild in der Polemik hatte, sich aber in der Kleinwelt verzettelte. Eingeschlossen, und doch durch posthabsburgische Nachrichtenkanäle an bestimmte Kulturströme angeschlossen, die tausend Kilometer entfernt flossen, entwickelte sich vor allem eine traditionalistisch-metaphernreiche Lyrik, die eine charakteristische Eigendynamik entwickelte. Hier sind die Wurzeln Paul Celans, und eine beeindruckende sinnliche Erkenntnis setzt diese Ausstellung in der Zusammenstellung eines Czernowitzer "Metapherngeflechts" frei: Celans "Todesfuge", in der schon des öfteren Gleichklänge und Übernahmen aus anderen Gedichten nachgewiesen wurden, steht hier in einem lyrischen Spannungsverhältnis mit vielen anderen Autoren. Die "schwarze Milch", Celans berühmtes Oxymoron, ist schon von Rose Ausländer 1925 verwendet worden und taucht in einigen Umkreisungen auch bei anderen Lyrikern auf; auch das Gedicht "Er" von Immanuel Weißglas, das einige verblüffende gleichlautende Wendungen enthält ("da weit der Tod ein deutscher Meister war"), steht in diesem Zusammenhang. Von Moses Rosenkranz gibt es daneben eine "Blutfuge".

Die in der Germanistik oft betriebenen Plagiatspiele gehen, das legt die Berliner Ausstellung nahe, am Wesentlichen vorbei: Es herrschte in Czernowitz eine Enge, ein überhitzter literarischer Austausch, in dem ein bestimmtes "Metapherngeflecht", eine bestimmte literarische Bildwelt entstand. Zentral ist Alfred Kittners Bemerkung vom "ständigen Nehmen und Weiterreichen". Dem von Israel Chalfen in seiner Celan-Biographie geäußerten Verdacht, Celan und Weißglas hätten keinerlei Gemeinsamkeiten gehabt, steht Kittners Erinnerung entgegen. Die "Todesfuge" und Weißglas' "Er" entstanden im selben Spannungsfeld. Kittner erinnert sich, daß Celan ihm im Sommer 1944 "vor dem Eisengitter der Czernowitzer Erzbischöflichen Kathedrale in der Siebenbürgerstraße die kurz zuvor entstandene" Todesfuge vorlas; man datiert die Entstehung gemeinhin aufs Jahr 1945. Die Vermutung von Barbara Wiedemann, Weißglas hätte das Erscheinen seines Gedichtbands "Kariera am Bug" bis Ende 1947 verzögert, "um Celan zu schonen", also das Gedicht "Er" zu entfernen, das in diesem Gedichtband auffälligerweise nicht enthalten ist - sie kann jetzt widerlegt werden: in einer handschriftlichen Widmung von Weißglas in dem bei Kittner gefundenen Band ist als Datum der Januar 1947 eindeutig, der Band ist also wie vorgesehen ausgeliefert worden.

Aufschlußreiche Erkenntnisse kann man über Celans Übersetzertätigkeit in Bukarest von 1945-47 gewinnen: Seine Pseudonyme, viele Modalitäten der Veröffentlichungen sind einfach Maßnahmen der Zensur und nicht Celans Vorlagen, so das Pseudonym "Paul Aurel" oder das Nennen eines bloßen "Übersetzerkollektivs". Es gibt Briefe von Celan aus Wien an Margul-Sperber, die die Umstände dieser Zeit ein bißchen genauer ins Blickfeld rücken als bisher - interessant sind die handschriftlichen Bearbeitungen der Gedichte des Czernowitzers Alfred Gong, mit dem Celan in der Wiener Zeit freundschaftlichen Kontakt gehabt haben muß. Die "Typoskripte", auf die die bisherigen Veröffentlichungen von Celans frühen Gedichten beruhen und in ihrer Entstehung nicht so recht nachzuvollziehen sind, erscheinen durch die Funde von handschriftlichen Fassungen fragwürdiger als bisher - Herbert Wiesner fordert die Germanisten in diesem Zusammenhang dazu auf, sie sollen erstmal ermitteln, "ab wann Celan eine Schreibmaschine besaß".

Celan hat die Bukowina mit der Flucht von Bukarest nach Wien endgültig hinter sich gelassen. Sein Brief, den er am 21. April 1948 an Margul-Sperber schickte, wirft ein bezeichnendes Licht zurück auf die literarische Situation in Czernowitz. Das Thema der Berliner Ausstellung, hier wird es, nach der Erfahrung der Judenermordung und dem Ende des deutschsprachigen Judentums in Czernowitz, in einer individuellen Perspektive erfaßt: "Immer mehr, immer häufiger muß ich mir sagen, daß es auf die Veröffentlichung meiner Gedichte wohl weniger ankommt als darauf, neue zu schreiben. Hätte ich das auch daheim zu tun vermocht? Ich wage nicht, es zu beantworten, wahrscheinlich wäre ich aber doch letzten Endes ganz verstummt."

HELMUT BÖTTIGER

(Die Ausstellung im Berliner Literaturhaus dauert bis zum 12. April und ist danach noch in Wien, Salzburg, Frankfurt/ Main und Düsseldorf zu sehen. Der umfangreiche Katalog kostet 40 Mark.)

Mit einem Outsourcing-Konzept (outside resource using) wird Unternehmen die komplette Bereitstellung von Kommunikationsdiensten in privaten Netzen mit allen dazugehörigen Teilleistungen (inklusive Hardwareeinsatz) als ganzheitliches Dienstleistungskonzept geboten. (Foto: Telenorma)

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Der schlafende Vulkan Punjab Im unruhigen Indien ist der Bundesstaat derzeit die einzige Erfolgsstory für die Polizei Von Gabriele Venzky (Bombay)

Ein blutverschmiertes Stück Lehmboden, drum herum ein zertrampeltes Stück Kornfeld, das ist alles, was daran erinnert, daß hier in der vergangenen Woche der gefürchtetste Extremist des Punjab erschossen wurde. Es war Gurbachan Singh Manochahal, Chef der Bhindranwale Tiger Force und Gründungsmitglied des geheimnisvollen Panthischen Komitees, bei dem alle Fäden des Sikh-Terrorismus zusammenliefen, und das einen unabhängigen Staat der Sikhs, Khalistan genannt, zum Kampfziel erklärt hatte.

Wie sehr der Staat diesen Manochahal fürchtete, zeigt schon die Tatsache, daß auf seinen Kopf die stattliche Prämie von drei Millionen Rupien ausgesetzt war, das sind 80 Jahresgehälter eines Oberschullehrers. Mehr als tausend Morde sollen auf das Konto des 40jährigen ehemaligen Leibwächters des Khalistan-Propheten Jarnail Singh Bhindranwale gegangen sein. Der war schon 1984 beim Sturm der Armee auf den Goldenen Tempel zu Amritsar, das höchste Heiligtum der Sikhs, in dem er sich mit seinen schwer bewaffneten Anhängern verschanzt hatte, getötet worden. Indira Gandhi, die seinerzeit diese Aktion befohlen hatte, wurde nur kurze Zeit darauf aus Rache ermordet.

Seitdem durchlebte der Punjab eine einzigartige Terrorspirale. Fast 23 000 Menschen, so die jüngste offizielle Zahl, sind in den vergangenen zehn Jahren ums Leben gekommen. Es war, als ob der Punjab niemals mehr aus der Hoffnungslosigkeit herauskommen würde. Doch nun scheint sich plötzlich die große Wende anzubahnen. "Die Schlacht gegen die Militanten ist gewonnen", reagierte Punjabs hart zuschlagender Polizeichef K.P. S. Gill auf die Nachricht vom Tod Manochahals. Schließlich soll die letzte Offensivphase seiner "Operation Großreinemachen" am 15. März zu Ende sein. "Dann ist der Punjab terrorfrei", verkündet Gill vollmundig.

Tatsächlich hatte die Polizei in den letzten sechs Monaten eine Serie spektakulärer Erfolge zu verzeichnen. Erst erschoß sie Sukhdev Singh, den Chef der weltweit operierenden Babbar Khalsa, dann Gurjant Singh Budhsingwala, den Anführer der "Khalistan Commando Force", und kurz darauf Gurjant Singh Rajasthani von der "Khalistan Liberation Force". Bleiben als Top-Extremisten nur noch Manochahals ehemalige drei Kumpane Wassan Singh Zaffarwal, Baramjit Singh Panjwar und Daljit Singh Bittu, die inzwischen ihre eigenen Gruppen anführen. "Aber die kriegen wir auch noch", meint der Polizeichef zuversichtlich. Er glaubt, daß sich die Sikh-Religion von dem Tod Manochahals nie mehr erholen wird. Ohnehin, so die Polizei, gäbe es nur noch 200 Militante, die zum harten Kern der Terrorszene gezählt werden können.

Im Indien dieser Tage, dessen demokratische Existenz von chauvinistischen Hindu-Gruppen bedroht wird, die mit Tempel und Moscheen Politik machen, scheint Punjab die einzige Erfolgsstory zu sein. Im nördlichen Kaschmir droht ein erbitterter Sezessionskrieg, im östlichen Assam herrscht alles andere als Frieden. Im Zentrum des Subkontinents haben maoistische Naxaliten den alten Eliten den Kampf angesagt. Diese Gruppe, die sich eigentlich "Kommunisten- Marxisten/Leninisten" nannte, organisierte vor gut 20 Jahren im nordbengalischen Distrikt Naxalbari einen Bauernaufstand und wird nach diesem Ort seitdem als Naxaliten bezeichnet. Dazu wird Indien von einem überforderten Premierminister immer autoritärer regiert. In Punjab, wo vor einem Jahr noch täglich etwa 30 Menschen umgebracht wurden, gibt es jetzt Tage, an denen niemand getötet wird. Nach fünf Uhr traute sich früher niemand mehr nach draußen. Aber nun sind die Basare offen bis spät abends, die Straßen sind voll, wie seit einem Dutzend Jahren nicht mehr, das Geschäft läuft wieder glänzend. Am Kwality Chowk, der Straßenkreuzung in Amritsar, wo es die besten Happen gibt, holen sich noch gegen Mitternacht ganze Familien Fast Food. Und selbst der Goldene Tempel, der, da zu gefährlich, von den meisten Gläubigen gemieden wurde, erlebt zwar noch nicht die Menschenmengen von früher, aber es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Über dem fruchtbaren Land, wo abermals eine neue Rekordernte heranreift und in dessen Städte die Hindu-Händler langsam zurückkehren, liegt abwartende Zuversicht und vorsichtiger Optimismus.

Doch so recht mag dem Frieden noch niemand trauen. Dazu hat man zuviel Blut fließen, zu viele Terrorwellen kommen und gehen sehen. Aber vorherrschend ist die Angst, die allen noch in den Knochen sitzt. Warum sonst mag in dem Dorf Rataul, wo Manochahal erschossen wurde, niemand sagen, wo es geschah? Zwei Bauern, die frischen Klee schneiden, weisen in die entgegengesetzte Richtung obwohl das abgelegene Bauernhaus nur hundert Meter entfernt liegt. Und ein Ochsenkarrenfahrer behauptet sogar, er sei nicht von hier. Selbst Sukhdev Singh, bei dessen Haus alles passierte, gibt sich einsilbig. Mitten am Tag, so gegen drei Uhr, sei plötzlich ein Mann gerannt gekommen und hinter ihm die Polizei. Dann habe es etwa einen einstündigen Schußwechsel gegeben. Ihm habe man die Hände auf dem Rücken gebunden, habe ihm seine teure Armbanduhr abgenommen und auch die 1100 Rupien, die er in der Tasche hatte. Dann habe die Polizei das ganze Haus nach weiteren Wertgegenständen durchwühlt. Schließlich habe man ihn geschickt nachzuschauen, ob der Mann im Weizenfeld wirklich tot war. Kein Wort davon, daß Sukhdevs Bruder so zusammengeschlagen wurde, daß er noch immer auf Leben und Tod im Krankenhaus liegt.

"Hier wird ihnen niemand etwas sagen", heißt es. Doch anders als es die Zeitungen schildern, herrscht in Rataul, einem der "von den Terroristen am meisten infiltrierten Dörfern", kein Jubel über den Tod Manochahals. "Das einzig gute daran ist, daß uns nun vielleicht die Polizei nicht mehr so terrorisiert", sagen die Leute. "Die Militanten haben uns ja nie etwas getan." Anderes freilich weiß eine Frauenärztin aus Amritsar zu berichten. Sie hilft verstörten jungen Frauen, in ihrer Klinik Kinder zur Welt zu bringen und vermittelt sie dann zur Adoption. Die Frauen sind Vergewaltigungsopfer von Sikh-Terroristen.

Immer mehr Kriminelle machten im Lauf der Zeit unter dem Deckmantel von Khalistan das Land unsicher, erpreßten Gelder, raubten Häuser und Banken aus, quälten die Männer, vergewaltigten die Frauen. Daß zuletzt die Grenze zwischen Khalistanis und gemeinen Kriminellen immer fließender wurde, hat die Extremisten viele Sympathien gekostet. Daß hat der Regierungschef des Staates, Beant Singh, geschickt ausgenutzt. Für ihn und seinen Polizeichef, dem er völlig freie Hand ließ, gab es nur eines: den Aufruhr im Lande, koste es, was es wolle, niederzuschlagen. Das scheint, wenn auch unter sehr hohen Kosten, gelungen zu sein. Doch nun kommt die zweite, schwierigere Phase des politischen Wiederaufbaus. Vor allem müssen wieder rechtsstaatliche Zustände hergestellt werden. Denn inzwischen ist es die Polizei, die in die Fußstapfen der Kriminellen getreten ist. Sie raubt, mordet, erpreßt Gelder, vergewaltigt Frauen und wird dafür nicht zur Verantwortung gezogen. Damit droht all das, was bisher gewonnen wurde, wieder verlorenzugehen. "Der Trend ist klar, es geht wieder bergauf", sagt der oberste Verwaltungsbeamte des Distrikts Amritsar. Doch Ministerpräsident Beant Singh, dem, als er vor einem Jahr mit einer Wahlbeteiligung von weniger als 20 Prozent an die Macht kam, kaum jemand eine Überlebenschance von mehr als sechs Monaten gegeben hätte, scheint sich nicht klar zu sein, daß die Gründe für die Frustration, die die Militanz im Punjab hervorgebracht haben, keineswegs beseitigt sind. "Punjab ist ein schlafender Vulkan", meint der undurchsichtige, mächtige Vorsitzende des Tempelkomitees, Tohra. Damit hat er wohl nur allzu recht.

Etat gegen Mückenplage

NIDDERAU/ALTENSTADT. Der Etat 1993 sowie ein Situationsbericht stehen auf der Tagesordnung, wenn die Verbandsversammlung des Zweckverbandes zur Stechmückenbekämpfung in den Nidderauen am Mittwoch, 17. März, 18 Uhr, im Sitzungssaal des Altenstädter Rathauses zusammentritt.

Die 1. Kronberger Laienspielschar erhält den erstmals verliehenen Kulturpreis der Stadt Am Anfang stand der Obstpfarrer

30 Jahre Heimattheater Von Thomas Stillbauer

KRONBERG. Am Anfang stand der Herr Pomologe. Sie wissen nicht, was das ist? Ein Pomologe ist ein Obstbaukundler. Aber der Pomologe Johann Ludwig Christ war auch noch Pfarrer in Kronberg, und ein verdienstvoller dazu. Wenn es ihn nicht gegeben hätte, gäbe es vielleicht auch die "1. Kronberger Laienspielschar" nicht. Das wäre schade. Dann müßte sich die Stadt nämlich einen anderen Verein suchen, dem sie den "Kronberger Kulturpreis" verleiht.

Weil es aber den Herrn Pomologen (und Pfarrer) Christ gegeben hat, kriegt die Laienspielschar den Preis, der in diesem Jahr erstmals vergeben wird. "In Anerkennung ihres mehr als 30jährigen erfolgreichen Wirkens als kulturtreibender Verein mit vorbildlicher Jugendarbeit" wird Bürgermeister Wilhelm Kreß die Urkunde am 31. März überreichen - und 1000 Mark dazu.

Hanna Feldmann freut sich schon darauf. Die Vorsitzende des Vereins ist - bei aller Bescheidenheit - davon überzeugt, daß die Laienspielschar den Preis verdient hat. Haben doch die 50 Erwachsenen und 40 Kinder ihre Mitbürger über Jahrzehnte hinweg mit zahlreichen Theaterstücken, Märchen und Mundartabenden unterhalten. Bereits 1986, zum 25jährigen Bestehen, lobte der damalige Kronberger Bürgermeister Rudolf Möller, die Spielschar biete "für die Einwohner sinnvolle Möglichkeiten für Betätigungen in der immer größer werdenden Freizeit".

Aber wie gesagt: Ohne den "Obstpfarrer" Johann Ludwig Christ wäre daraus nichts geworden. Über ihn schrieb der Heimatforscher Wilhelm Jung nach dem Zweiten Weltkrieg das lokalhistorische Stück "Das neue Reis". Der Kappenclub Kronberg führte es 1947 erstmals auf. 1961 sollte es erneut inszeniert werden. Aber weil Freilichtspiele schon damals ein großes finanzielles Risiko waren, bemühte sich die lose Spielgemeinschaft um eine Ausfallbürgschaft der Stadt Kronberg. Die sagte ja - aber nur unter der Bedingung, daß die Theaterleute einen Verein gründeten. Die "1. Kronberger Laienspielschar" war geboren. Allerdings ging es zunächst nur schleppend vorwärts. Die Mitglieder konnten sich zunächst nicht recht einig werden, wie sie weitermachen wollten. Erst 1968 traten sie wieder mit einem Stück von Wilhelm Jung vors Publikum: Das Freilichtspiel "Blinde Hessen" wurde ein durchschlagender Erfolg. Der Bann war gebrochen - von nun an reihte sich Stück an Stück.

Zudem entdeckte die Schar "eine Lükke im Kulturprogramm der Stadt": Märchen. Zunächst spielten sie Stücke der Brüder Grimm, etwa den "Froschkönig" und "Das tapfere Schneiderlein". Inzwischen ist Hanna Feldmann aber dazu übergegangen, die Märchen selbst zu schreiben. Denn erstens kamen immer mehr Kinder dazu, die gern mitspielen wollten, was zur Gründung der Kindergruppe "Kronberger Buchfinken" innerhalb der Laienspielschar führte. Da brauchte man Märchen, in denen genug Kinderrollen vorhanden waren. Und zweitens kosten Original-Märchen Geld, wenn man sie nachspielen will. "Wir haben uns gedacht: Schreiben wir die Märchen gleich selbst", blickt Frau Feldmann zurück.

Kunststück: War die Vorsitzende doch schon in ihrer Kindheit begabt fürs Aufsatzschreiben. "Ich bin ein Naturtalent", sagt sie. Immerhin schrieb sie außer den Märchen auch noch fünf Theaterstücke für die Truppe. Hanna Feldmann würde aber mit ihrem Talent ziemlich allein dastehen, hätte sie nicht das Team hinter sich, das sie als "geschlossenes Ganzes" lobt. Und als "echtes Glück" bezeichnet sie den Spielleiter Hubert Käfer, der die Ideen trefflich umzusetzen versteht.

Sorgen macht dem Verein zur Zeit nur der Kinderchor - nicht etwa wegen mangelnden Erfolgs. Im Gegenteil, die "Burgfinken" können sich vor Einladungen kaum retten und müssen viele absagen. Aber Chorleiterin Agnes Gottschalk, die die jungen Sängerinnen und Sänger seit vielen Jahren ehrenamtlich betreut, wird wohl in absehbarer Zeit aufhören. Wer ihre Aufgabe übernehmen wird, steht noch in den Sternen. Hanna Feldmann rechnet jedenfalls damit, daß der künftige Dirigent nicht ohne Bezahlung arbeiten wird. Da kommt der Laienspielschar der Kulturpreis gerade recht: "Das Geld geht in die Kinderabteilung", sagt die Vorsitzende, "beispielsweise für die ersten Gehälter des neuen Dirigenten." ill

DEN HAAG, 10. März. Wer künftig in den Niederlanden die Geburt eines Kindes behördlich anmelden will, muß zugleich die medizinische Bescheinigung eines Arztes oder einer Hebamme vorlegen. Der Staatssekretär im Haager Justizministerium, Ad Kosto, hat diese Neuerung auf Drängen der Christdemokraten und der Rechts-Liberalen Partei angekündigt. Durch eine solche Versicherung soll Mißbräuchen entgegengetreten werden, wobei versucht wird, mit unwahren Geburtsanmeldungen zu unrecht das gesetzliche Kindergeld zu kassieren.

In der gegenwärtigen Situation kann jedermann die Geburt eines Kindes anmelden, ohne dafür einen Beweis vorlegen zu müssen. Beamte des Einwohnermeldeamtes können allerdings eine medizinische Bescheinigung verlangen, falls sie dazu einen Anlaß sehen, weil sie der Geburtsanmeldung nicht trauen und haben sogar die Möglichkeit, die Justiz einzuschalten.Hilfskonvoi startet nach Bosnien Großteil der Spenden stammt aus dem Rhein-Main-Gebiet

Der bosnische Familienvater hat schon Urlaub genommen. Am 1. April wird er einen Lastwagen mit mehr als 20 Tonnen Hilfsgütern nach Kroatien steuern. An diesem Tag startet der bisher größte Hilfskonvoi aus Deutschland für die geplagten Menschen in Bosnien. 80 Lastwagen mit Nahrungsmitteln, mit Windeln und Hygieneartikeln, Medikamenten, Verbandsmaterial und Saatgut sollen den unter Krieg und Hunger leidenden Männern, Frauen und Kindern helfen.

Die Aktion wird insgesamt mehr als 1500 Tonnen Hilfsgüter mitten hinein in die am schlimmsten betroffene Krisenregion schaffen, hofft Bernd Trost, der Koordinator beim Malteser Hilfsdienst. Aufgrund der Kontakte sollen dabei auch Städte und Gemeinden angesteuert werden, die bisher von den UN-Konvois nicht erreicht wurden.

Nahezu die Hälfte des Konvois wird in der Rhein-Main-Region bestückt. Initiativen hier haben bisher 35 Lastwagen organisiert und sind dabei, für die Ladung der Transporter zu sammeln, berichtet Heiko Wenner von der Flüchtlingsinitiative Langen. In Kirchengemeinden, Schulen und Vereinen sammeln die Mitglieder und packen Pakete für Bosnien. Die Frankfurter Sport- und Kulturgemeinschaft Bosnien-Herzegowina hat gerade einen Lagerraum gemietet, um die Hilfspakete zu stapeln.

Der Verein mit mehr als 600 Mitgliedern hatte angesichts der "Katastrophe in unserer Heimat" die Hilfsaktion gestartet, berichtet Sanija Causevic vom Vorstand. "Wir können doch nicht zuschauen, wie unsere Familien da sterben", sagt die Frau, die seit 22 Jahren in Frankfurt lebt. Jetzt sind ihre Eltern und Geschwister in Bosnien in größter Not. Acht Lastwagen mit Nahrungsmitteln haben die Vereinsmitglieder bereits mit ihren Spenden beschafft. Sanjia Causevic hofft, daß hier noch mehr Menschen etwas gegen Hunger und Elend machen wollen und genug Pakete für weitere Transporter zusammenkommen oder daß Unternehmen "Patenschaften" für ganze Ladungen übernehmen. Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten unterstützt die Aktion.

Unter dem Eindruck des Elends in Bosnien hat inzwischen der Elternbeirat der Schwarzburgschule zu Spenden aufgerufen. Am Liebig-Gymnasium haben Schüler und Eltern 280 "Überlebenspakete" gepackt und hoffen auch, noch genug Spenden für einen Lastwagen zusammenzubekommen.

Die Lebensmittel sollen durch gute Verbindungen nach Bosnien auch in Orte gelangen, die die UN-Helfer nicht erreichen. Dazu werden die 80 Lastwagen im Konvoi nach Kroatien fahren und dann Zagreb sowie die Adria-Orte Rijeka, Split und Ploce ansteuern.

Dann, sagt Trost, "beginnt der abenteuerliche Teil des Transportes". Helfer laden die Güter auf Fahrzeuge aus 30 Städte und Gemeinden um, die die Hilfsgüter oft auf verschlungenen Pfaden und geheimen Wegen bis an die bosnischen Zielorte bringen sollen.

Weil das bisweilen Umwege und zeitraubende Fahrten erforderlich mache, werde der gesamte Transport wohl mehr als zehn Tage dauern, vermutet Trost. Anschließend werde der Malteser Hilfsdienst Empfangsbestätigungen von Gewährsleuten aus den bosnischen Zielorten bekommen. luf

Suchspiel bereichert den Besuch im Museum

Schüler rennen durch das Postmuseum, drücken mal hier einen Knopf, schauen da mal kurz hin und sind ganz schnell wieder draußen. Das kann nicht Sinn unserer Ausstellung sein, dachten sich die Museumsleiterin Rosemarie Höpfner und die Museumspädagogen. Deshalb entwickelten sie das Spiel "Ich seh' etwas, was du nicht siehst!" für Unterstufenklassen, mit dem erreicht werden soll, daß die Schüler genauer schauen, lesen und anfangen nachzudenken.

Das Spiel bekommt man als kleines Päckchen für fünf Mark an der Kasse. Die Spielkarten fordern die kleinen Besucher auf, bestimmte Gegenstände oder auch nur Teile von Ausstellungsstücken zu finden und Fragen darüber zu beantworten. Dazu müssen sie die Erklärungen an den Stücken lesen, und schon auch mal Schubläden öffnen. Neugierde soll geweckt werden. Daneben enthält das Spiel auch Fragen, die zu weitergehenden Diskussionen im Unterricht oder auch mit den Eltern anregen. Vor allem die Umweltproblematik wird immer wieder angesprochen. "Sind Elektromotoren umweltfreundlicher?" sollen die Schüler herausfinden. Oder sie sollen sich überlegen, warum die Post wohl heute noch Briefe per Fahrrad befördert.

Nach ersten positiven Reaktionen auf das Spiel hoffen die Initiatoren nun, daß es sich als alternative Museumsführung bei Schulklassen etabliert. Weitere Informationen sind unter der Rufnummer 60 60-400 zu erhalten. us

Alt-68er im neuen Dialog: "Utopien ohne Zukunft?" Veranstaltung mit Streitgesprächen im Römer

25 Jahre nach '68: Exponenten von Studentenbewegung und außerparlamentarischer Opposition treffen sich am Sonntag, 21. März, im Frankfurter Römer, dabei sind auch alte Widersacher. Veranstalter ist das Presse- und Informationsamt, das auch die Leit- und Streitfrage stellte: "Utopien ohne Zukunft?"

"Jeder zahlt sein Essen selbst", betont Presseamtsleiter Nikolaus Münster angesichts veröffentlichter "Bild"-Sorgen um die Kosten für die Stadtkasse. Münster sucht auch das Gerücht aus der Welt zu schaffen, daß sich hier "die Apo-Opas in elitärer Runde" hinter verschlossenen Türen zu trauter Rückschau träfen. Alle Veranstaltungen des Apo-Tages seien öffentlich, "jeder, der kommen will, ist herzlich eingeladen" - bei freiem Eintritt und ohne Einlaß- und Reservierungskarten.

Den Auftakt zu dieser "spannenden, anspruchsvollen Veranstaltung" bilden am 21. März, 15 bis 18 Uhr, im Römer-Plenarsaal drei "Streitgespräche", die Wolfgang Kraushaar, ehemaliger AStA-Vorsitzender der Johann Wolfgang Goethe-Universität, moderieren wird. Die Paarungen: Kurt Sontheimer und Oskar Negt debattieren über "Utopien"; Joschka Fischer und Alexander Gauland fragen nach "Konvergenzen zwischen CDU und Grünen?"; Erwin K. Scheuch und Peter Schneider suchen zu orten: "Was ist heute rechts?"

Um 19 Uhr eröffnet Eva Demski im Römer-Foyer die Ausstellung "Radikale Träumer" mit Fotos von Barbara Klemm und Abisag Tüllmann.

Um 20 Uhr spielt Frank Wolff in den Römerhallen zur Eröffnung der "Talk in"- Runden ein Cello-Solo. Drei Dispute, unterbrochen durch eine Zauberer-Show und Auftritte des "Kurorchesters", folgen: "Revolution adé?" mit Sontheimer, Scheuch, Negt, Cohn-Bendit. K. D. Wolff und Joschka Fischer; "Kindheitsträume" mit "Tigerpalast"-Chef Johnny Klinke, Konzert-Impresario Fritz Rau und Gastronom Klaus Trebes; "Kulturrevolution" mit Demski, Schneider, Gauland, Helmut Dubiel. peh

Namen + Notizen

ELISABETH VENZKE, seit zwei Jahren Vorsitzende des Bad Homburger Ortsrings des Deutschen Frauenrings, ist in der Jahreshauptversammlung des Vereins mit 144 von 155 abgegebenen Stimmen für zwei weitere Jahre in ihrem Amt bestätigt worden. Zur stellvertretenden Vorsitzenden wurden Ingeborg Brüggemann, zur Schatzmeisterin Birgit Niederwipper gewählt. Der Frauenring zählt in Bad Homburg zur Zeit 569 Mitglieder. Er will sich, wie Pressesprecherin Edelgard Simon mitteilt, auch in den nächsten Jahren Begegnungen mit Frauen in den Partnerstädten widmen, Tagungen, Kunstfahrten und Betriebsbesichtungen durchführen und seine Arbeitskreise fortsetzen. Die betreiben laut Elisabeth Venzke "sowohl praktische Sozialarbeit als auch geistige und künstlerische Arbeit und Sport und Musik in kleinen Gruppen".

Ehrenbrief des Landes für ehrenamtliche Richter

Den Ehrenbrief des Landes Hessen haben sieben Frankfurterinnen und Frankfurter für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement erhalten.

Ausgezeichnet wurde dieses Mal die ehrenamtliche Tätigkeit als Richterin oder Richter beim Ortsgericht und beim Landesarbeitsgericht. Geehrt werden Gisela Kleinke, Gisela Schäfer, Uwe Engert, Johannes-Christian Koch, Helmut Lange, Horst Schmidt und Erich Bischoff. pia

Lohn der Stabilität bleibt Sozialisten versagt Hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich läßt die Wahlchancen der Regierung schrumpfen

Aus seinen Wahlversammlungen hat der frühere sozialistische Premierminister Frankreichs, Michel Rocard, eine ernüchternde Erkenntnis mitgebracht: "Über den Franc fort sprechen die Leute überhaupt nicht." Solche Erfahrungen sammeln auch andere Politiker vor dem Urnengang am kommenden Sonntag. Die wirtschaftspolitische Bilanz der Sozialisten, der Erfolg von Premierminister Pierre Bérégovoy, der mit seinem Stabilitätskurs den Franc zu einer harten Währung gemacht hat, scheint die Wähler weitgehend unbeeindruckt zu lassen.

Ganz andere Dinge stehen für die Franzosen heute im Vordergrund: die sinkende Lebensqualität in ihren Wohnvierteln etwa, die Sorge um die Ausbildung ihrer Kinder und - an erster Stelle, wie alle Umfragen ausweisen - die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Um 200 000 auf drei Millionen kletterte im vergangenen Jahr die Zahl der Erwerbslosen, und sie steigt seither weiter. 10,5 Prozent beträgt die Arbeitslosenquote jetzt. Unter den führenden Industrieländern nimmt Frankreich damit eine "Spitzenposition" ein.

Dabei können sich die gesamtwirtschaftlichen Ergebnisse am Ende dieser Legislaturperiode durchaus sehen lassen. Im OECD-Vergleich ist die Wirtschaft in den vergangenen fünf Jahren überdurchschnittlich gewachsen. Die Staatsverschuldung ging zurück und ist heute eine der niedrigsten in der EG. Die Preise sind stabil geworden, ebenso wie die Arbeitskosten. Das hat die französischen Unternehmen gegenüber der internationalen Konkurrenz gestärkt. Erstmals seit 1978 wies die Handelsbilanz im vorigen Jahr wieder einen Überschuß aus.

Blickt man weiter zurück, nämlich bis zum März 1983, so hat die französische Wirtschaft seither einen gewaltigen Wandel erlebt. Mit Ausnahme des konservativen Intermezzos von 1986 bis 1988 hatten die Sozialisten in dieser Zeit stets das Ruder in der Hand. Begonnen hatte diesen Kurswechsel der damalige Finanzminister und heutige Präsident der EG- Kommission, Jacques Delors, als er seinen Sparkurs in der Pariser Links-Regierung endgültig durchsetzte.

Unter dem Vorzeichen Europa und der Anbindung des Franc an die Mark als Stabilitätsanker des gemeinsamen Währungsverbundes entrümpelten die Sozialisten in der Folge die staatlichen Reglementierungen des Produktions- und Finanzsystems in einer Weise, die in der französischen Geschichte einzigartig ist. Preis- und Devisenkontrollen wurden aufgehoben, steuerliche Hürden beseitigt, Investitionshindernisse abgebaut, bürokratische Eingriffe beendet. Die Anpassung der Wirtschaftsordnung an die neuen europäischen Rahmenbedingungen und der schrittweise Verzicht auf staatliche Regulierungen brachten die Unternehmen dazu, sich zu modernisieren und für die wachsende internationale Konkurrenz fit zu machen.

Vorbild war der Stabilitätskurs, wie er auf der anderen Seite des Rhein vorexerziert wurde. Die Anpassung an das "deutsche Modell" wird in der Diskussion in Frankreich immer wieder - teils mit Bewunderung, teils mit unverhüllter Ablehnung - beschworen. Schmackhaft wurde es den Franzosen mit der These des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt gemacht, wonach die Gewinne von heute die Investitionen von morgen und damit die Arbeitsplätze von übermorgen seien. Heute ist diese Politik, für die die Franzosen den Begriff "rigueur" (Strenge) geprägt haben, weitgehend unbestritten. Im Wahlkampf zum Referendum über den Vertrag von Maastricht wurde jeweils nur von einer Minderheit auf der Rechten und der Linken das Ende der Währungsanbindung an Deutschland gefordert. Die oppositionellen Gaullisten (RPR) und Rechtsliberalen (UDF), die nach dem erwarteten Sieg bei den Parlamentswahlen die Sozialisten an der Regierung ablösen dürften, haben erklärt, daß sie die Politik des harten Franc fortsetzen wollen.

Dennoch warf der frühere gaullistische Finanzminister und mögliche Chef einer künftigen konservativen Regierung, Edouard Balladur, den Sozialisten vor, die "schlimmste Lage seit 1945" geschaffen zu haben. Diese Kritik bezieht sich unter anderem auf die neuerdings wieder wachsenden Defizite der öffentlichen Hand. Tatsächlich sind die staatlichen Finanzen, bedingt durch die schleppende Konjunktur, weit mehr in Mitleidenschaft gezogen worden als sich dies im laufenden Haushalt widerspiegelt. Mit 230 Milliarden Franc war bereits das Budgetdefizit 1992 um 140 Milliarden größer als ursprünglich angenommen. Der Plan für 1993 sah noch ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent und eine Etat- Lücke von 165 Milliarden Franc vor. Nach den neuesten Prognosen des Statistischen Amtes (Insee) haben sich jedoch die Aussichten auf eine baldige Erholung dramatisch verdüstert. Infolge geringerer Steuereinnahmen könnte so das staatliche Defizit in diesem Jahr auf 300 Milliarden Franc klettern. Das entspräche 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und würde über der in Maastricht festgesetzten Obergrenze von drei Prozent liegen.

Werden dazu noch die Defizite der Sozialversicherung berücksichtigt, die durch die Rezession ebenfalls höher als geplant ausfallen, läßt sich der voraussichtliche Finanzierungsbedarf der öffentlichen Kassen erahnen. Schon jetzt nimmt nach Ansicht von Pierre Suard, Präsident des Konzerns Alcatel-Alsthom, der Staat den Kapitalmarkt so sehr in Anspruch, daß die hohen französischen Zinsen weniger als Folge der Geldpolitik der Bundesbank denn als Ergebnis hausgemachter Versäumnisse zu sehen seien.

Auch wenn die Konjunktur früher anspringen sollte, als es die aktuellen Prognosen erwarten lassen, würde dies an der Krise auf dem Arbeitsmarkt zunächst wenig ändern. Daß die Beschäftigungsprobleme eher strukturelle Gründe haben, räumt auch die Opposition ein. Mit Wahlversprechen, die Arbeitslosigkeit in einer bestimmten Frist einzudämmen, hält sie sich daher diesmal - ebenso wie die Regierung - zurück. Während die Sozialisten über die Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichzeitigem Lohnverzicht diskutieren, empfiehlt die Opposition eine Entlastung der Unternehmen bei den Sozialabgaben als Beschäftigungsanreiz. Beide Seiten sind sich jedoch darüber im klaren, daß es keine Wundermittel gibt.

Seit der ersten Ölkrise 1973 haben die verschiedenen Regierungen alle möglichen Wege beschritten, um der Arbeitslosigkeit Herr zu werden - ohne Erfolg. Wenn heute in der Statistik offiziell drei Millionen Erwerbslose ausgewiesen werden, so gibt dies die wirkliche Lage nur zum Teil wieder. Die wachsende Zahl der in den Vorruhestand entlassenen Arbeitnehmer wird dabei ebensowenig berücksichtigt wie das Heer derer, die als Sozialhilfeempfänger am Rande des Existenzminimums leben. Die Revolution, die der verstorbene Präsident George Pompidou vor 20 Jahren für den Fall voraussagte, daß die Zahl der Arbeitslosen über 500 000 steige, ist nicht ausgebrochen. Statt dessen steht jetzt aber der Zusammenhalt der französischen Gesellschaft auf dem Spiel. "Der Konsens zwischen jenen, denen es gutgeht, die gesichert und wohlhabend sind, und denen, die arm sind, bricht auf", warnte Pechiney-Präsident Jean Gendois.

Die verstärkten Rationalisierungen als Kehrseite des Erfolges französischer Unternehmen im weltweiten Wettbewerb dürften dazu führen, daß langfristig eher weniger als mehr neue Jobs entstehen. Das läßt Politiker, Unternehmer, Gewerkschafter und Wissenschaftler bereits an die schlimmsten Katastrophenszenarien denken. Eines davon hat der Soziologe Henri Vaquin aufgestellt. In zehn Jahren, so lautet seine düstere Voraussage, werde es in Frankreich gerade noch so viele Vollbeschäftigte geben wie heute Arbeitslose - drei Millionen. HANS-HAGEN BREMER (Paris)

Die Liebe geht durch den Wagen "Auto-Flirt" vermittelt

"Verweile doch, du bist so schön" - dieser Stoßseufzer von Verkehrsteilnehmern, die vor der roten Ampel einen flüchtigen Blick auf den Mann oder die Frau ihres Lebens erhaschen konnten, kurz darauf aber durch die gnadenlose Verkehrsführung wieder getrennt wurden, muß nicht länger unerhört verhallen. Kay Wißenbach und Ralf Jakob haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesem Mißstand abzuhelfen. Bei ihrer Agentur "Auto-Flirt" geht die Liebe nämlich durch den Wagen.

Das System ist einfach: Wer den flirtwütigen Autofahrern beitritt, erhält einen Aufkleber für die Heckscheibe, der ihn als solchen kenntlich macht. Wird der oder die Betreffende dann anhand des Aufklebers einem anderen Mitglied angenehm auffällig, so besteht die Möglichkeit, durch Merken des amtlichen Kennzeichens und einen Anruf bei der "Auto-Flirt-Hotline" an die heißersehnte Telefonnummer zu gelangen. Gemeinsamen Ausflügen ins Blaue steht danach nichts mehr im Wege.

Ende letzten Jahres kam Kay Wißenbach während eines Spanienaufenthalts die Idee, auch in der "Singlestadt" Frankfurt einen solchen Service zu etablieren. Ein riesiger potentieller Markt, leben hier doch nach Angaben des Amtes für Statistik fast 60 Prozent aller "Haushaltungsvorstände" allein.

Seit Anfang dieses Monats bieten die beiden Frankfurter ihre Dienstleistung an, und rund 100 Autofahrer - "Frauen und Männer zwischen 18 und 45" - haben bisher von der "Flirt-Vignette" Gebrauch gemacht. Sie kostet sieben Mark monatlich, dafür gibt es zwei Vermittlungen gratis. Jede weitere Telefonauskunft bei der von zwölf bis 18 Uhr besetzten Hotline (Telefon: 64 35 - 38 16) kostet drei Mark zusätzlich. Die Organisatoren wollen bis zum Sommer 5000 Nummernschilder in der Kartei haben, und, so Kay Wißenbach, "richtig sinnvoll wäre es, wenn alle Autofahrer mitmachen würden".

Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht. Partnervermittlungen und Flirt-Institute schießen zur Zeit wie Pilze aus dem Boden. Der Phantasie scheinen dabei keine Grenzen gesetzt zu sein: Da suchen Fische Fahrräder, im Einkaufszentrum wird am langen Donnerstag unter Moderatorenaufsicht geflirtet, im Radio rangieren unbekannte Rendezvous-Süchtige hart an der Grenze zum Exhibitionismus. Der traditionelle Annäherungsversuch ("Kennen wir uns nicht von irgendwoher") scheint völlig aus der Mode gekommen zu sein. Ohne Button und straffe Organisation sinken die Flirt-Erfolgsaussichten gen Null. Letzte Konsequenz dieser Entwicklung: der Auto-Flirt. Blickkontakt, Nummernschild, Anruf, Deckel auf, heiß' Wasser drauf - der Annäherungsversuch auf Instantsuppenniveau.

Den Vermittlungsboom wollen die Auto-Flirt-Macher nicht leugnen. Dennoch weisen sie weit von sich, mit ihrer Idee die schnelle Mark verdienen zu wollen. Allein für die EDV und für die jetzt beginnende massive Werbung habe man so viel investiert, daß von "Absahnerei" keine Rede sein könne.

Das "Flirt-Team" bietet sogar einen Sonderservice an: Wem der eifersüchtige Ehepartner im Nacken hängt und wer dennoch nicht auf Stau-Bekanntschaften verzichten will, kann passives Mitglied werden: Das Auto bleibt von Aufklebern verschont, als Mitglied kann man aber dennoch Telefonnummern erfragen. Den eigentlichen Flirt dann aber vertuschen zu helfen, dabei hilft bisher noch keine Organisation. skb

"Poet und Pädagog'" beim Werkstattgespräch

LANGEN. Karl-Heinz Schreiber, Gast bei "Literarischen Werkstattgespräch" hat nach Angaben der städtischen Kulturabteilung seinem Namen von Jugend an alle Ehre gemacht. Er schrieb für die Schülerzeitung, eine Lokalzeitung und hielt als Student Lesungen mit "kritischen, satirischen oder philosophierenden Texten". Am heutigen Dienstag, 16. März, 20 Uhr, kommt er in die Stadthalle (Clubraum 1).

Von Beruf Lehrer, sieht sich Schreiber als "Poet und Pädagog', Pazifist und Romantiker". Er schreibt Lyrik, Prosa, Aphorismen, Essays und Rezensionen.

Die "Literarischen Werkstattgespräche" werden von der Stadt und der Theodor-Däubler-Gesellschaft veranstaltet. Sie wollen Literatur vorstellen und zu eigenen literarischen Versuchen anregen. dac

Kurz gemeldet

Frankfurts Synagogen Frankfurts Synagogen, von 1200 bis heute, sind das Thema eines Lichtbildervortrags von Salomon Korn am Dienstag, 16. März, 20 Uhr, in den Räumen der Jüdischen Gemeinde, Westendstraße 43. Film über Kraniche Am Mittwoch, 17. März, zeigt Stephan Wehr um 19.30 Uhr für den Naturschutzbund Deutschland im Bürgerhaus Südbahnhof am Diesterwegplatz einen Film über die "Kranichbalz in Südschweden". "Bindung und Trennung" Zur Verarbeitung von gescheiterten Beziehungen bietet die evangelische Familienbildung in Frankfurt ab Mittwoch, 17. März, eine Gesprächsgruppe zum Thema "Bindung und Trennung - Verlust und Chance" an. Weitere Auskünfte erteilt Hans Stapelfeld unter den Telefonnummern 62 58 65 und 51 71 22. Generalkonsul Winter verläßt Frankfurt Der Leiter des Österreichischen Generalkonsulates, Dr. Heinrich Winter, verläßt nach mehr als drei Jahren Frankfurt und kehrt nach Wien zurück. Er wird am Montag, 15. März, von Bürgermeister Hans-Jürgen Moog zu einem Abschiedsbesuch empfangen. Lärmbelästigung Wegen nächtlicher Oberbauarbeiten kommt es bis zum 24. März auf der Bahnstrecke Frankfurt-Hbf. - Frankfurt-Louisa - Neu-Isenburg - Langen - Erzhausen zum lautstarken Einsatz von Mehrklanghörnern. Die Hörner werden ab 10 Uhr abends eingesetzt, morgens um 7 Uhr ist die Welt dann wieder in Ordnung, und die Hörner verstummen.

Immer mehr Tote bei Unfällen im Taunus Es kracht seltener, aber schlimmer

HOCHTAUNUSKREIS. 29 Menschen sind bei Verkehrsunfällen im Kreis voriges Jahr gestorben. Damit ist die Zahl der Unfalltoten weiter gestiegen: 1991 verunglückten 26 Frauen und Männer auf den Straßen im Hochtaunus tödlich, in den Jahren davor 23 und 18.

Insgesamt verzeichnet die Unfallstatistik der Polizeidirektion Bad Homburg für 1992 exakt 994 Unfälle mit Toten oder Verletzten. Das sind 108 (12,2 Prozent) mehr als 1991. Dabei wurden 1235 Menschen verletzt. Dies entspricht in etwa dem Schnitt der Vorjahre.

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle nahm dagegen 1992 weiter ab. Sie fiel jetzt mit 5955 Unfällen unter die 6000er- Marke, für die Jahre zuvor verzeichnet die Statistik 330 und 464 Unfälle mehr. Die Schadenssumme stieg dagegen um rund 750 000 Mark auf 27,75 Millionen Mark.

Die Zahl der Unfälle, die unter Einfluß von Alkohol gebaut wurden, nahm seit 1989 (300 Fälle) deutlich ab. Trunkenheit war aber immer noch bei 240 Unfällen im Spiel. stk

Datenverarbeitung wird ein neuer Schwerpunkt

GELNHAUSEN. Die Datenverarbeitungstechnik soll ein zusätzlicher Ausbildungsschwerpunkt am beruflichen Gymnasium in den beruflichen Schulen Gelnhausen werden. Das neue Angebot führt zur allgemeinen Hochschulreife.

Nach Angaben der Schule orientiert sich der neue Schwerpunkt am Bedarf von Wirtschaft und Industrie. Interessenten, die die Eingangsvoraussetzungen für das berufliche Gymnasium erfüllen, können sich noch anmelden.

Über die Einzelheiten des Angebots informieren die beruflichen Schulen in Gelnhausen, Graslitzer Straße 2-8, Telefon 0 60 51/ 4 81 30. lex

Eine Kämpferin gegen die Not Aicha Belarbi Alaoui erhielt den Norgall-Preis

Der 106. Geburtstag der Frankfurter Lehrerin Elisabeth Norgall, Mitbegründerin des International Women's Club of Frankfurt, der Frauen in Frieden und Freundschaft zusammenbringt, wurde wie alljährlich mit der Vorstellung der Norgall-Preisträgerin gefeiert. Und weil Aicha Belarbi Alaoui eine Juristin aus Marokko ist, gab es viele bunt und marokkanisch gewandete Landsmänninnen im großen Ballsaal des Frankfurter Hofs, eine original geschmückte marokkanische Braut und marokkanische Musik, eindrucksvoll und lautstark. Die Preisträgerin, als Tochter eines liberal eingestellten Islamgelehrten erzogen, studierte Jura und widmete sich, frühverwitwet, sozialen Aufgaben. Die Vizepräsidentin des Women's Club, Heidi Anglade, umriß in ihrer Laudatio: Gründung von 300 Beratungsstellen für alle Lebenslagen. Gründerin und Ehrenpräsidentin der Hilfsorganisation für Behinderte in Casablanca. Präsidentin eines Waisenhauses für 500 Mädchen. Vizepräsidentin einer Vereinigung für von ihren Eltern verlassene Kleinkinder . . .

Eine ihrer Hauptaufgaben sieht die Mutter eines Sohnes, Großmutter zweier Enkel in der juristischen Beratung in Scheidungs- und Erbschaftsangelegenheiten. Hier ist Hilfe dringend nötig, da Frauen bei diesen Problemen besonders benachteiligt werden.

Madame Aicha freute sich über den Norgall-Preis in Höhe von 6000 Mark und über die Ehrenmitgliedschaft der Wiesbadener Entwicklungshilfe-Organisation "Ein Tröpfchen Milch". E-S

Videorecorder und Computer wachsen zusammen. So können bei entsprechender Software selbstaufgenommene Videofilme per Computer nachbearbeitet werden. Auch eröffnen sich im semiprofessionellen Bereich, nach Auskunft des Herstellers, Betätigungsfelder. (Foto: Siemens)

Modell "physio class" (Foto: VOKO)

Modell "Impuls" (Foto: Drabert)

Modell "Labomatic II" (Foto: LABOFA A/S)

(Foto: A. Fontaine)

(Grafik: Steines)

Ralph Giordano erhält Hamburger Medaille

HAMBURG. Der Autor Ralph Giordano, der am 20. März 70 Jahre alt wird, erhält am 1. April die Hamburger Medaille für Kunst und Wissenschaft. Giordano, 1923 als Sohn eines italienischen Vaters und einer deutsch-jüdischen Mutter in Hamburg geboren, lebt seit 30 Jahren in Köln. Seit 1946 arbeitete er als Journalist, seit 1961 als Fernsehautor. 1982 erschien sein erster Roman "Die Bertinis", der von Egon Monk 1983 für das Fernsehen verfilmt wurde. Darin arbeitete Giordano die Geschichte seiner von den Nazis verfolgten Familie auf. dpa

Hildegard Knef erhält Helmut-Käutner-Preis

DÜSSELDORF. Hildegard Knef erhält den diesjährigen Helmut-Käutner-Preis. der Stadt Düsseldorf. Die 67jährige Film- und Fernsehschauspielerin und Sängerin wird die mit 15 000 Mark dotierte Auszeichnung am 25. März überreicht bekommen. Mit dem Preis werde ihre engagierte Haltung gewürdigt, die sie "in ihrer konfliktreichen künstlerischen Laufbahn im In- und Ausland nicht aufgegeben" habe. Hildegard Knef hatte zu Beginn ihrer Karriere in dem Käutner-Film "Unter den Brücken" mitgewirkt. dpa

Treppen frei Mecklenburgs Kunst nun dem Volke

WIESBADEN. Die Freitreppen des Schweriner Schlosses haben für Kornelia von Berswordt-Wallrabe Symbolcharakter. Die promovierte Kunsthistorikerin sieht darin Stufen zum Kunstverständnis, dessen Zugang den Bürgern bislang von ideologischen Mauern versperrt gewesen sei. Jetzt will sie helfen, die Wege zum Kunsterlebnis in Mecklenburg-Vorpommern freizuräumen: die Kustodin am Landesmuseum in Wiesbaden wurde zur Direktorin der Staatlichen Museen des nordöstlichen Bundeslandes berufen.

In ihrer neuen Aufgabe sieht sie mehr als einen Ortswechsel: "Der museale Besitz der Großherzöge, der im Schweriner Schloß, dem Barockschloß Ludwigslust und dem Renaissanceschloß Güstrow untergebracht ist, enthält allein 30 000 graphische Arbeiten mit einer fast kompletten Sammlung von Rembrandt-Drucken, daneben 800 Gemälde - Schwerpunkt Niederländer und Franzosen - sowie zahlreiche Skulpturen. Das, dazu die später erworbenen Objekte, gilt es dem Bürger endlich zugänglich zu machen." Sie sieht in den neuen Bundesländern "die einmalige Chance, nach vielen Jahrzehnten der ideologischen Bevormundung endlich ein kosmopolitisches Bild der Kunst zu vermitteln".

Die Frage der Mecklenburgischen Kultusministerin Steffi Schnorr: "Gibt es für Kinder hier nur Treppen zum Spielen?", trifft auf die Pläne der neuen Museumsleiterin, Kindern und Jugendlichen ohne schulischen Zwang den Zugang zur Kunst von der Antike bis zur Moderne zu erschließen. "Die bestehenden Sammlungen setzen einen derart hoch angesiedelten Standard, daß ich ihn bis in die Strömungen der Gegenwartskunst weiterführen möchte". Sie weiß aber, daß bei einem Ankaufetat von 300 000 Mark keine Wunder zu erwarten sind. "Ich zähle auf private Dauerleihgaben, Exponate anderer Museen, sowie Besucher aus dem Hamburger Raum und aus Berlin, die ich mit wechselnden Ausstellungen, Aktionen und Performances zeitgenössischer Künstler anlocken will".

JÖRG.-H. BEYER (dpa)

Drogensüchtiger wegen Überfällen vor Gericht

Wegen zwei Raubüberfällen steht ein Drogenabhängiger jetzt vor einer Strafkammer des Landgerichts Frankfurt. Die Anklage wirft dem 26jährigen vor, innerhalb von zwei Tagen eine Tankstelle und eine Modeboutique beraubt zu haben, weil er Geld für Drogen brauchte.

Bei seinem ersten Überfall habe er am 16. Februar vergangenen Jahres einen Tankwart in Kronberg/Taunus mit einem Messer bedroht und zur Herausgabe von 1700 Mark gezwungen. Schon am nächsten Tag war er seiner Aussage zufolge wieder "ohne Geld und auf Entzug", überfiel eine Modeboutique in Frankfurt und erbeutete dort 230 Mark.

Wie der Angeklagte vor Gericht erklärte, hatte er am Tag zuvor von den 1700 Mark aus der Tankstelle rund 500 Mark für Heroin und Kokain ausgegeben. Die Beute aus dem Modegeschäft wurde dagegen sichergestellt und zurückgegeben, weil der Räuber kurz nach der Tat festgenommen worden war.

Der Prozeß wird fortgesetzt. lhe

Umwelttag-Vergleich in der Schlußrunde

Das gerichtliche Vergleichsverfahren um den mißglückten Deutschen Umwelttag im September 1992 in Frankfurt ist jetzt in die Schlußrunde gegangen. Vor dem Frankfurter Amtsgericht trafen sich Vertreter der rund 600 Gläubiger, um über den Vorschlag des Vergleichsverwalters zu beraten, 35 Prozent der ausstehenden Rechnungen zu begleichen. Damit müßten sie zusammen auf mindestens eine Million Mark verzichten.

Mit einem Ergebnis wird am kommenden Donnerstag gerechnet.

Der Umwelttag hatte statt der erwarteten 100 000 nur rund 17 000 zahlende Besucher angezogen. Veranstalter war ein Trägerverein aus 13 Organisationen, darunter Naturschutzverbände, der DGB, die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher und der Deutsche Sportbund. lhe

Waffenhändler wird untersucht

BONN, 14. März (Reuter). Nach massiven Protesten der polnischen Regierung gegen die bevorstehende Abschiebung des polnischen Waffenhändlers Rajmund Szwonder aus Deutschland in die USA will die Bundesregierung offenbar mit einem Zugeständnis reagieren. Szwonder, den die USA wegen versuchter Waffengeschäfte mit Irak vor Gericht stellen wollen, solle noch einmal von unabhängigen Ärzten, die weder aus Polen, Deutschland oder den USA stammten, auf seine Transportfähigkeit hin untersucht werden, hieß es jetzt in Bonner Regierungskreisen. Bonn halte aber daran fest, daß Szwonder wegen des Auslieferungsabkommens mit den USA dorthin gebracht werden müsse.

Ein Gutachten deutscher Ärzte hatte Szwonder, dem ehemaligen Direktor der Waffenfabrik "Lucznik" im polnischen Radom, zuletzt Transportfähigkeit bestätigt. Polen hatte massiv auf Aufschub der Auslieferung gedrängt und erklärt, die deutsch-polnischen Beziehungen könnten Schaden nehmen.

Man erzieht uns zu Stundengebern

Mit großem Interesse habe ich den Artikel von Peter Struck gelesen (FR vom 4. 3. 1993 "Neue Lehrer braucht das unser Land"). Vielen seiner Beobachtungen (Bindungsdefizite, Alleinsein etc.) muß ich als Referendarin an einem Innenstadtgymnasium beipflichten. Den letzten Satz des Herrn Struck: "Denn (. . .) bislang treten allzu viele junge Menschen in das Lehrerstudium ein, die lediglich ebensolche Stundengeber werden wollen, wie sie selbst als Schüler hatten . . ." muß ich jedoch heftig kritisieren.

Richtig ist, daß ich, und mit mir viele Referendare, wesentlich enthusiastischer an ihre Arbeit herangehen, als von Herrn Struck gerade in diesem Satz behauptet wird. Interessant ist, was aus diesem Enthusiasmus im Laufe dieser 2. Phase der Lehrerausbildung wird. Deutlich wird, und das ist auch der Ausbildungsverordnung zu entnehmen: Man erzieht uns zu Stundengebern. Versehen mit 14tägigen Fachdidaktikseminaren und Ratschlägen, vor allem zum Anfertigen von Unterrichtsentwürfen, läßt man uns bis zu 12 Stunden in der Woche eigenverantwortlich unterrichten und nicht wenige Schulen schöpfen diese Obergrenze aus.

Wie sollen im Rahmen einer solchen Lehrerausbildung - man bedenke, daß früher oder später auch noch eine 2. Staatsexamensarbeit verfaßt werden muß - auch noch tiefgehende sozialpädagogische und psychologische Kompetenzen erworben werden? Wobei diese zweifelsohne notwendig wären. Es bleibt des weiteren die Frage nach der Beurteilung solcher Kompetenzen, erweist sich doch die Beurteilung der sogenannten Lehrproben schon als eine recht diffizile Angelegenheit.

Daß sozialarbeiterische Fähigkeiten in Zukunft im Lehrberuf wichtiger sein werden, ist den meisten in diesem Bereich Tätigen wahrscheinlich vollkommen klar. Offensichtlich jedoch ist, daß mangelnde Gelder in öffentlichen Kassen als auch mangelndes Interesse in Ministerien und Regierungspräsidien eine Lehreraus- und -fortbildung in diese Richtung verhindern werden. Ginge es doch unter anderem darum, den Lehrer als Stundengeber, der Lernziele setzt und diese für erreicht oder nicht erreicht erklärt, durch eine Schule oder einen Unterricht zu ersetzen, in dem mehr Wert auf den Prozeß des Unterrichtens als auf die Ziele gelegt wird:

Um einen Unterricht, der nicht nur einen fachwissenschaftlichen, sondern vor allem auch einen erziehungswissenschaftlichen Aspekt hat.

Charlotte Müller, Frankfurt am Main

Kern des Problems ist die ökologische Steuerreform

Dem sächsischen Umweltminister Arnold Vaatz (CDU) sei Dank gesagt für seine klaren Vorstellungen über eine Erhöhung der Kosten des motorisierten Verkehrs (FR vom 2. März 1993 "Die Vignette produziert volle Straßen und finanziert leere Züge"). Die Umweltministerkonferenz hat erst kürzlich parteiübergreifend festgestellt, welch ungeahnte Möglichkeiten in der Erhöhung der Mineralölsteuer stecken.

Leider konnten sich auch die richtungsweisenden Beschlüsse der Umwelt- und Verkehrsministerkonferenz vom Januar 1992 auf Schloß Krickenbeck in Nordrhein-Westfalen - die eindeutig die umweltfreundlichen Verkehrsträger Bahn und Binnenschiff präjudizierten - bis heute nicht in der Politik der Bundesregierung wiederfinden. Sollten die Fachminister der Länder gegenüber dem Kanzler und dem Verkehrsminister dieser Republik chancenlos sein?

Arnold Vaatz hat völlig Recht, daß ein Benzinpreis von ca. zwei Mark pro Liter nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf das Kostengefüge des öffentlichen Verkehrs hätte, sondern auch ohne finanzielle Verrenkungen von jedermann/jederfrau zu bezahlen wäre.

Der ökologisch angemessene Benzinpreis liegt natürlich weitaus höher, könnte aber wegen der notwendigen sozialen Abfederung nur schrittweise eingeführt werden. Kern des Problems ist und bleibt die ökologische Steuerreform, bei der der Verbrauch wertvoller Energie in allen Bereichen spürbar verteuert werden muß.

Im Verkehrsbereich heißt der Schlüssel hierzu Mineralölsteuererhöhung. Denn die zusätzlichen Einnahmen sollten nicht der Deckung der Altschulden der Bahn dienen, sondern einem Investitionsschub in ein System öffentlichen Verkehrs, das einen für Menschen und Umwelt eminent wichtigen Beitrag zum Umstieg von der Straße auf die Schiene leisten kann.

Rainer Bohnet (Mitglied des Bundesvorstandes des Verkehrs- clubs Deutschland/VCD), Bonn

Die aufgehobenen Rechte

Mein Leserbrief "Ganz gewöhnlicher Ekel" (FR/FRA vom 8. 3. 1993) hat durch einen einzigen Buchstaben dem letzten Satz einen ganz anderen Sinn gegeben. Wenn sich die Seiters, Klose, Stoiber und Engholm das nächste Mal treffen (vielleicht zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus), war da zu lesen, ob sie sich dann wohl mit aufgehobener Rechten begrüßen? Aber das kann doch nicht die Frage sein: das tun diese Herren ganz gewiß nicht.

Nicht die eigene aufgehobene Rechte, sondern die aufgehobenen Rechte anderer: das ist es, worin sie ihre Gemeinsamkeit finden. Und in der absurden Vorstellung, den Rechtsextremen durch Konzessionen das Wasser abzugraben.

Prof. Dr. M. Trömel, Frankfurt am Main

Besonderer Schutz nicht für algerische Familie

Houria B. will mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern zusammen sein. "In ihrem Heimatland Algerien ist das nicht möglich", sagt ihr Rechtsanwalt Hans Lafontaine. Ihr Mann Bakir B., der seit 1964 in Völklingen im Saarland lebt, leide an einer schweren Magenkrankheit. Da er ständig in medizinischer Behandlung sei und seit 29 Jahren in Deutschland lebe, sei ihm nicht mehr zuzumuten, in sein Heimatland zurückzukehren. Doch das Saarbrücker Oberverwaltungsgericht lehnte Houria B.s Antrag auf eine Aufenthaltsgenehmigung ab. Lafontaine hat dagegen Verfassungsbeschwerde eingelegt. "Mit der Entscheidung des Gerichts wird das Recht ausländischer Familien auf Familienzusammenführung ausgehöhlt", sagt er. Das Grundgesetz stelle in Artikel 6 die Familie unter den besonderen Schutz des Staates. "Doch von einem Schutz dieser algerischen Familie kann keine Rede sein", so Lafontaine.

Bakir B. hat zwei schwere Operationen hinter sich. Er kann nicht mehr arbeiten, bekommt eine Rente von 1729 Mark im Monat. 1991 kam seine Frau mit den vier Kindern mit einem Besuchsvisum nach Deutschland und beantragte eine Aufenthaltsgenehmigung. Die Ausländerbehörde forderte sie im März 1992 auf, nachzuweisen, daß die Familie in Deutschland leben könne, ohne auf Hilfe vom Staat angewiesen zu sein. Dies schreibt das Ausländergesetz als Bedingung vor. Sie füllte Formulare aus, reichte Belege ein. Es folgte ein fast einjähriges Hickhack mit Behörden und erst dem Verwaltungs- und dann dem Oberverwaltungsgericht. Dieses lehnte den Antrag im Januar ab. Im Mai hatte Houria B.ihr fünftes Kind bekommen.

Begleitet waren die Querelen von mehrmaligen Schreiben der Ausländerbehörde, in denen der Frau angedroht wurde, sie werde zusammen mit ihren Kindern demnächst abgeschoben. "Es wurde in den ganzen eineinhalb Jahren versucht, auf brutale Art und Weise die Frau möglichst schnell nach Algerien abzuschieben, ohne Rücksicht auf die Situation der Familie zu nehmen", wirft Lafontaine der Ausländerbehörde vor. Rechtliche Spielräume, um der Frau einen Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen, habe das Amt nicht genutzt.

Der zuständige Beigeordnete im Saarbrücker Stadtverband, Michael Burkert (SPD), weist die Kritik des Rechtsanwalts zurück: "Die Vorwürfe haben nichts mit der Realität zu tun." Die Behörde habe nur getan, was das Gesetz vorschreibe. "Selbst für eine Duldung gab es keine Grundlage." Das habe das Oberverwaltungsgericht bestätigt. Es gehe letztlich um die Frage, ob das Ausländerrecht gerecht sei. Deshalb sei es gut, daß Lafontaine nun gegen die Entscheidung der Richter vor das Bundesverfassungsgericht ziehe.

Für Lafontaine steht fest: "Wenn die Karlsruher Richter den im Grundgesetz verbrieften Schutz der Familie ernst nehmen, werden sie den Beschluß des Oberverwaltungsgerichts aufheben." Denn wegen der Krankheit von Bakir B. könne "die Lebensgemeinschaft nur in Deutschland stattfinden".

Das Gericht hatte seine Entscheidung damit begründet, daß die Rente von Bakir B. nicht reiche, um eine siebenköpfige Familie zu ernähren. Deshalb müßten Frau und Kinder wieder nach Algerien. Tatsächlich aber kommt die Familie über die Runden. Denn sie hat im Monat knapp 3000 Mark zur Verfügung. Zur Rente kommen noch 700 Mark Kindergeld und 600 Mark Erziehungsgeld hinzu. Doch laut Gericht handelt es sich beim Kinder- und Erziehungsgeld um eine staatliche Unterstützung, die nicht aufgrund von "Beitragsleistungen" gezahlt werde. Das Ausländergesetz schreibe vor, derartige Hilfen nicht auf das Familieneinkommen anzurechnen.

"Diese Interpretation darf im Lichte des Grundgesetzes keinen Bestand haben", meint Lafontaine. Kinder- und Erziehungsgeld seien Leistungen, die ja gerade dafür gedacht seien, kinderreichen Familien den Lebensunterhalt zu ermöglichen. Sie zu beziehen, dürfe nicht als Begründung herhalten, um eine Familienzusammenführung zu verhindern. "Wenn die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts tatsächlich Bestand haben sollte, gibt es faktisch kein Recht auf Familienzusammenführung für kinderreiche Ausländerfamilien", sagt der Anwalt. Auch unter besserverdienenden Ausländern gebe es kaum eine Familie, die allein mit dem Einkommen der Eltern auskomme.

FRANK-THOMAS WENZEL

Geänderte Öffnungszeiten beim Kartenvorverkauf

Der Kartenvorverkauf der Saalbau GmbH in der Eschersheimer Landstraße 23 hat ab sofort geänderte Öffnungszeiten. Karten für Veranstaltungen der Saalbau können montags bis mittwochs von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 10 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr reserviert werden.

Telefonische Vorbestellungen sind unter der Rufnummer 1 53 08-0 auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. skb

Was die Bundesregierung unter dem Titel "Solidarpakt" anstrebt, ist eine Politik der Umverteilung zu Lasten Schwächerer. Damit wird der soziale Grundkonsens in der Gesellschaft in Frage gestellt. Zu diesem Resultat gelangen Walter Hanesch und Wolfgang Schütte in ihrem Bericht für die "Arbeitsgruppe Armut und Unterversorgung". Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluß von Wissenschaftlern, Gewerkschaftern und Verbandsvertretern (Anschrift: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, Am Stockborn 7, 6 Frankfurt 90; dort sind auch die früheren Stellungnahmen der Gruppe zu beziehen). Walter Hanesch ist Professor für Politische Ökonomie an der Fachhochschule Niederrhein und Wolfgang Schütte Professor für Sozialrecht an der FH Hamburg.

Jugendreise-Angebote für die Sommerferien

Auch in diesem Jahr bietet das Evangelische Stadtjugendpfarramt für Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren mehrere Reisen während der Sommerferien an. Auf dem Programm stehen eine Pferdeplanwagenfahrt durch Irland, eine Aktivenfreizeit in den Pyrenäen, eine Kanutour in Schweden sowie eine Reise nach Griechenland.

Weitere Informationen erteilt das Stadtjugendpfarramt in der Stalburgstraße 38, Telefon 55 50 40. skb

"Selbstbehauptung" und EDV-Seminar für Frauen

Das Zentrum für Weiterbildung bietet drei Wochendendseminare für Frauen an. Am 26. und 27. März sowie am 2. und 3. April steht die "Textverarbeitung mit Winword" auf dem Programm, ebenfalls am 26./27. März geht es um "Rhetorik und Selbstbehauptung".

Die Seminare finden jeweils freitags von 17 bis 20.15 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr statt. Information und Anmeldung unter der Telefonnummer 7 07 51 60. skb

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr);

Kino 3: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Das kleine Gespenst (17.30 Uhr); Der letzte Mohikaner (20 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Frage der Ehre (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung der Sodener Kunstwerkstatt mit Gouachen und Druckgrafiken von Gisela Mott-Dreizler, 15 bis 19 Uhr (bis 21. 3.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 12.15 Uhr (bis 31. 3.).

Rathaus, Foyer: Seidenmalerei, Bronze, Bilder von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich, 9 bis 12 Uhr (bis 25. 3.).

Hochheim. Rathaus, Foyer, Burgeffstraße 30: Gemälde der Hochheimer Künstlerin Margrit Dietrich, 8.30 bis 12 Uhr (bis 7. 4.).

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).

Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", 8 bis 12 Uhr (bis 17. 3.). Vorträge / Kurse Bad Soden. Arbeitskreis Erwachsenenbildung: Dia-Vortrag "Indien", evangelisches Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54, 19.30 Uhr.

Eschborn. VfA: Training für Selbstverteidigung, Sporthalle der Hartmut-Schule, Dörnweg / Ecke Pestalozzistr., 18 - 20 Uhr, Auskunft Tel. 0 61 96 / 4 23 07, Frau Bachus.

Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22 Uhr.

Gespräche im Kreishaus: "Religion und Politik" von Prof. Dr. Nathan Peter Levinson, Landesrabbiner von Hamburg und Schleswig Holstein, Kreistags-Sitzungssaal, Am Kreishaus 1 - 5, 19.30 Uhr.

Volksbildungsverein: "Ägypten - Sinai", Dia-Vortrag von Irmgard Buch, Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 20 Uhr.

Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: Sprechtag der CDU- Fraktion mit Christian Fischer und Albert Reiner, Tel. 061 96 / 4 21 50.

Hofheim. SPD: Jahreshauptversammlung der Lorsbacher SPD, "Nassauer Schweiz", 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.

Guttempler Gemeinschaft "Aktiv", Evang. Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54: Beratung, 19 Uhr, Treffen, 20 Uhr.

Flörsheim. Anonyme Alkoholiker und AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Josefsgemeinde, Kolpingstr. 13, 19.30 Uhr.

Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.

Gesundheitsamt des MTK: Mehrfachschutzimpfung für Kinder und Mütterberatung, Am Kreishaus 1-5, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung des Caritasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 10 bis 12 Uhr.

Kreisgesundheitsamt: Beratung für Sprachbehinderte, Am Kreishaus 1-5, Zimmer U 028, 14 bis 16 Uhr, Anmeldung 8 bis 11.30 Uhr Tel. 0 61 92 / 20 11 46 oder 20 11 47.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 59, Görlitzer Straße 2, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Flörsheim.BUND: Treffen, Stadthalle, Clubraum 1, 19 Uhr.

Hochheim. Kolpingfamilie: Tischschmuck und Osterdekoration, Vereinshaus Wilhelmstraße, 20 Uhr.

Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: "Herzsport" der SG-Sportgemeinde, Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 50 25.

DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sportverein Ruppertshain: Mutter- und Kind- (2 bis 4 Jahre) Turnen, Schönwiesenhalle, 16 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30

Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 bis 17 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Seidenmalerei in der Textilwerkstatt., 13.30 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Stammtisch II, 8.30 Uhr; Computer-Workshop, 9.30 Uhr; Englisch-Stammtisch III, 10 Uhr; Skat und Spiele, 13 Uhr, Basteln, 14 Uhr (Untergeschoß), Werkstatt, 14 Uhr. Kinder / Jugendliche Eschborn. Stadthalle: Theater der Jugend spielt "Voll auf der Rolle", 11 Uhr.

Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim Mitte: 14.30 bis 16.30 Uhr und 17 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 20 bis 21 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Ausstellungen Höchst. MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 20 03.

Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 14 bis 16 Uhr, Tel. 30 49 21.

Caritas: Sozialdienste für Spanier: 9 bis 12 Uhr; für Italiener, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15; Tel. 0 69 / 30 72 41.

Pro Familia: Hostatostraße 16, Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, Johannes- Busch-Haus, Hospitalstraße 42, 18.30 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychosoziale Beratungsstelle, Hospitalgasse 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Turnverein: Ski-Gymnastik für Jedermann, Turnhalle, Hospitalstraße 34, 19 bis 20 Uhr.

Nied. Männergesangverein: Singstunden, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße, 19.30 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Bridge für Fortgeschrittene, 14 Uhr; Bridge für Anfänger, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr. Sonstiges Nied. Katholisches Pfarramt Dreifaltigkeit: Video-Abend mit anschließender Diskussion, Titel "Jesus von Montreal", Gemeindesaal Arche, Werner-Bockelmann-Straße, neben dem HL, 19.30 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Foyer: Die heimliche Ehe, 19.30 Uhr.

Rhein-Main-Hallen: Gastspiel Konstantin Wecker, 20 Uhr. Filmspiegel Filmbewertungsstelle im Biebricher Schloß: Clint Eastwood "The Gauntlet", Originalversion ohne Untertitel (18.30, 20.45 Uhr).

Archivkino Caligari, Am Markt/Herrnmühlgasse: Babes on Broadway (17.30 Uhr); Orphée (19.30 Uhr); Horrorscope- Double-Feature "Freaks", "Chained for life" (21.30 Uhr).

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (13, 16, 19, 22 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).

Alpha: Alarmstufe: Rot (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Orlando (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr). Ausstellungen Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Michael Post - Objekte 1982-1993, 10 bis 17 Uhr.

Stadtbibliothek, Rathauspassage: "Vergessene Exilautoren" im Rahmen der Wiesbadener Büchertage (bis 31. 3.).

Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10-18.30 Uhr (bis 18. 3.). Lesungen Theater, Studio: Gottfried Herbe und Peter Bernhardt lesen "Der Kreisphysikus" von Marie von Ebner-Eschenbach und "Seligmann Hirsch" von Ferdinand von Saar, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund: "Sorgentelefon für Kinder", Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

pro familia: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Langgasse 3, Tel. 37 65 16.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Stiftstraße 12, Tel. 52 40 18.

LVA Hessen: Scharnhorststraße 24, Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Klarenthaler Straße 34, Tel. 0 6 11 / 9 49 43 56.

Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Sonstiges Kurhaus: Modenschau Frühjahr / Sommer '93 der Friseur-Innung Wiesbaden- Untertaunus, 19.30 Uhr. - ohne Gewähr -

Gericht: Aufruf zum Austritt aus Autoklub ist erlaubt

stg BREMEN, 15. März. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood darf auch weiterhin Autofahrer dazu auffordern, aus ihrem jeweiligen Automobilklub auszutreten und lieber Mitglied im umweltfreundlicheren "Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland e. V." (VCD) zu werden. Das hat vor kurzem das Landgericht Bremen entschieden. Zugleich untersagte das Gericht den Umweltschützern aber die Behauptung, der VCD- Schutzbrief biete dieselben Versicherungsleistungen wie die Schutzbriefe der Autoklubs. Diese Aussage sei "objektiv falsch". Die Schutzbriefe einiger Klubs böten "erheblich mehr Leistungen". (Az.: 12-0-27/93).

Der Berliner Abmahnverein "Verband Sozialer Wettbewerb e.V." hatte Robin Wood in Bremen wegen eines Faltblatts verklagt, in dem zum Austritt aus den großen Automobilklubs geraten wurde, weil sie "nichts anderes als immer mehr Straßen und immer mehr Autos" wollten. Der VCD biete dieselben Leistungen, setze sich aber für ein umweltgerechtes Verkehrskonzept ein. Nach Ansicht des Abmahnvereins stellte dieser Aufruf einen wettbewerbswidrigen Boykottaufruf zugunsten des VCD dar.

Die Bremer Zivilkammer kam jetzt zu dem Schluß, daß dem Abmahnverein hinsichtlich des Austritt-Appells die "Prozeßführungsbefugnis" fehle. Robin Wood habe sich nicht "im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs" geäußert, sondern "im Rahmen der umweltpolitischen Auseinandersetzung im Lande". Außerdem seien die Automobilklubs "Idealvereine" ohne wirtschaftliche Ziele. Daher gebe es keinen Grund für wettbewerbsrechtliche Unterlassungsklagen.

Der Fortschritt fordert Opfer, auch in China, speziell in Kanton, und dort ist er keine Schnecke. Die Langsamen bleiben vielmehr auf der Strecke, und das heißt im speziellen Fall: Die Radfahrer. Es gibt nämlich zu viele Autos.

Darauf ist Bürgermeister Li Ziliu gekommen. Er will in den nächsten sieben Jahren 35 Milliarden Yuan dafür ausgeben, daß die von Benzin- und Dieselmotoren angetriebenen Fortbewegungsmittel auf einem Autobahnring rund um die Sechsmillionenstadtherumfahren können, sofern sie nicht in der Stadt selbst zugelassen sind. Radlos in Kanton Mit dem richtigen Kennzeichen dürfen sie aber auch in Zukunft hinein.

An diesem Punkt denkt Bürgermeister Li weiter. Wenn die Autofahrer in die Stadt hineindürfen, dann wollen sie dort auch fahren können. Und wer ist ihnen dauernd im Wege? Richtig. Drei Millionen Radfahrer. Die müssen also weg. Es wird den drei Millionen Radlern jetzt untersagt, auf den Hauptstraßen herumzugondeln; damit nämlich dort die täglich im Stau festsitzenden 100 000 Autos Platz haben. Nun teilen die Hauptstraßen aber die Stadt so auf, daß man sie hier und da einfach hundertmeterweise benutzen muß. Dann kann der durchschnittliche Südchinese mittleren oder unteren Einkommens nirgend mehr hinfahren? Weil zum Beispiel die Busse zu voll sind? Doch, natürlich kann er. Soll er eben auf ein Auto sparen. Der nächste Lösungsschritt liegt auf der Hand. Autos, die nicht in Kanton zugelassen sind, haben in Kanton nichts zu suchen, am wenigsten einen Parkplatz. Also haben Autos, die in Kanton zugelassen sind, nur in Kanton was zu suchen. Und bleiben dauerhaft auf dem Parkplatz, sofern der Fahrer einen gefunden hat.

Die Stadtverwaltung aber muß für Kraftfahrer erreichbar bleiben. Sie wird dann wohl nach außerhalb ziehen. Vorteil: Es kommt kein Bürger zu ihr durch. Und keine lästige Anfrage stört sie beim Regieren, Autobahnbauen und Radfahrerverbieten.

Im übrigen werden die Bürger auf die Stadtbahn verwiesen. Die wird in sieben, acht Jahren vielleicht schon auf der ersten Teilstrecke verkehren. Übrigens: Der Bürgermeister von Kanton ist nicht Ehrenmitglied des ADAC. Noch nicht. CAROLUS

Ein Paket kann einer Familie viele Tage helfen

"Ein Paket kann einer ganzen Familie viele Tage lang helfen", sagt Sanija Causevic. Die Vertreterin der Kultur- und Sportgemeinschaft Bosnien-Herzegowina bittet um Spenden. Ein Paket sollte jeweils ein Kilo Reis, Zucker, Salz, Kartoffelpürree, getrocknete Bohnen, Erbsen und Linsen sowie Corned Beef, einen Liter Öl in Dosen, zwei Kilo Nudeln, ein Kilo gut verpackte Margarine, vier Kilo Mehl, Papiertaschentücher, 20 Multivitamintabletten, Dosenmilch, Brühwürfel, Trockenmilch, Zwieback und Grieß enthalten. Der Verein nimmt aber auch besondere Pakete für Mütter und Kinder mit Babynahrung, Pflegemittel, Milchpulverprodukte und Stoffwindeln entgegen.

Spendenkonten für die Hilfsaktion unter dem Kennwort "Winter '93" beim Malteser Hilfsdienst, Nassauische Sparkasse Wiesbaden (BLZ 510 500 15), Sonderkonto Nr. 100 086 840 und bei der Kultur- und Sportgemeinschaft Bosnien-Herzegowina, Frankfurter Volksbank (BLZ 501 900 00) Nummer 276 391 470. luf

Puppen im Rathaus

RÖDERMARK. Petra Damm-Simon, in Rödermark gebürtige Puppenmacherin, stellt ihre Kunstwerke noch bis zum 29. März im Rathaus von Urberach aus. Über die Volkshochschule zur Gestaltung von Porzellanpuppen gekommen, ist dieses Hobby inzwischen zur Ergänzung zwischen Familie und Beruf geworden. ttt

Ausstellungen

Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags 10 bis 13, 14 bis 17 Uhr.

Stadtmuseum, Parkstraße 60: Spielzeug im Wandel der Zeit (bis 11. April); sowie: Offenbacher Handwerk und Kunsthandwerk (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André; dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.

Stadtarchiv, Herrnstraße 61: Bild-Dokumentation - Alt-Offenbacher Originale, montags bis donnerstags 8 bis 12 und 13.30 bis 17.30 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr, bis 31. März.

Stadtbücherei, Herrnstraße: Fotoausstellung von Ernst Vogt: Die Drusen in Israel und im Golan - eine Minderheit ? (bis 27. März); sowie: Buchausstellung - Türkei (bis 17. Mai).

Rathaus-Foyer, Berliner Straße: Sucht sind immer die anderen - Plakatausstellung zur Suchtprävention (bis 26. 3.); sowie: Deutsche und Russen in zwei Jahrhunderten - Nicht nur Gegner (bis 20. März), zu den Rathaus-Öffnungszeiten.

Städtische Galerie, Kaiserstraße 99: Glaskunst und Lauscha - Kunst und Handwerk, di. bis fr. 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, bis 3. April.

Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr.

Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40: Werke von Philip Dubuquoy, dienstags und donnerstag 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, bis 27. März.

Frei-religiöse Gemeinde, Schillerplatz 1: Menschenbilder von Reiner Emrich, während der Öffnungszeiten des Gemeindeamtes, bis 18. April.

Dietzenbach. Rathaus-Foyer: Werke von Barbara Wilz, Hildegard Sörgel-Warwel und Boris Warwel, zu den Rathaus- Öffnungszeiten, bis 26. März.

Bürgerhaus: Malerei von Käthe und Rolf Zimmermann, zu den Bürgerhaus- Öffnungszeiten, bis 27. März.

Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr.

Stadtbücherei Sprendlingen: Bilder von Angelika Schwind, (bis 26. März); Porzellanmalerei (bis Mai).

Egelsbach. Rathaus-Foyer: Montagskreis der offenen Seniorenarbeit stellt aus, bis Ende März.

Fahrzeug-Veteranen-Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre; So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Heusenstamm. Galerie Rekus, Ludwigstr. 7: Aquarelle von Eri M.A. Foerster, montags und donnerstags 17 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 15 Uhr, bis 3. April.

Atelier Seidel-Rembrücken, Friedhofstr. 1: Zeichen-Buchstaben von Hanne Herden, mittwochs 11 bis 19 Uhr, freitags 14 bis 18 Uhr, bis 2. April.

Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen/Vorstellung neuer Exponate, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz 3: Geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Öffnungszeiten gelten auch für das Museum für Zeitgenössische Glasmalerei.

Restaurant Merzenmühle: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten.

Mühlheim. Stadtmuseum, Marktstraße: Werke von Jutta Ingeborg Kurtz, mittwochs und sonntags 14 bis 17 Uhr, bis 28. März.

Neu-Isenburg. Haus zum Löwen, Löwengasse 24: Osterei und Osterbrauch in Europa, donnerstags und freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, bis 18. 4.

Galerie Patio, Waldstraße 115: Rolf Kissel: Kontexturen - Zeichnungscollagen, freitags 19 bis 22 Uhr, samstags 16 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 13 Uhr, bis 19. März.

Galerie Sinntrotz, Mainstr. 54: Henning Mittendorf - Zwischenbilder, dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, bis 28. März.

Quartier IV, Luisenstraße 18: Werke von Inge Jost, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 8. April.

Hotel Kempinski Gravenbruch: Werke von Annegrete Henke-Reinarz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis Ende März.

Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Freitag, Samstag und Sonntag, 9 bis 17 Uhr.

Rodgau. Rathaus Jügesheim: Malerei von Holges Dey-Roth, während der Rathaus-Öffnungszeiten, bis 28. März.

Rödermark. Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstr. 8: Skulpturen von Ursula Liebrucks und Radierungen von Heinz Wallisch, dienstags bis freitags 9.30 bis 11.30 und 16 bis 18 Uhr, montags und samstags 9.30 bis 11.30 Uhr, bis 10. April.

Bürgertreff Waldacker: Aquarelle von Dorothea Winkler, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 2. April.

Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, So., 10 bis 12 Uhr.

Ausstellungsraum der Stadtbücherei: 100 Jahre Volkschor 1893 Ober-Roden, zu den Bücherei-Öffnungszeiten.

Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Porzellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.

Seligenstadt. Galerie im Alten Haus, Frankfurter Str. 13: Monotypien von Bernhard Jäger, donnerstags 16 bis 20 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 14 bis 18 Uhr, bis 18. April.

Sparkasse Langen-Seligenstadt, Frankfurter Straße: Hessen à la carte, zu den Sparkassen-Öffnungszeiten.

Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).

Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß: Mi., 16 bis 18 Uhr, Sa. + So. 11 bis 19 Uhr.

Otzberg. Museum Otzberg und Veste Otzberg, Bismarckstr. 2: Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen; Mi. und Sa., 14 und 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr.

Spielzeugmuseum, Lengfeld, Altes Rathaus: Mühlenmodell; Hessische Trachtenpuppen, sonntags 14 bis 17 Uhr.

Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr.

(Ohne Gewähr)

Zum letzten Mal

Einmal muß Schluß sein. Einmal wird eine Theateraufführung zum letzten Mal gegeben, einmal muß sie dann vom Spielplan abgesetzt werden, einer neuen Produktion Platz machen. Manchmal hätten die abgesetzten Stücke noch etliche weitere Male ihr Publikum gefunden. Aber es gibt auch einen Überdruß auf seiten der "Produzenten". Der Schauspieler Ernst Schröder hat beschrieben, wie es ihm in immer größeren Abständen schwerer gefallen ist, in seine Rolle in einem Beckett-Stück wieder hineinzufinden, bis er seinen Intendanten bat, auf weitere Aufführungen zu verzichten.

Vor allem an den Spielplänen der drei Berliner Opernhäuser kann man jetzt häufig Hinweise finden, daß es sich um die jeweils letzte Aufführung handele. So zum Beispiel in der Staatsoper von Lortzings "Zar und Zimmermann" und Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor". Nichts dagegen zu sagen, zumal das Lortzing-Werk auch noch von der Deutschen Oper an der Bismarckstraße gegeben wird. Eines fällt auf: die bisherige Deutsche Staatsoper nennt sich neuerdings nur noch "Staatsoper unter den Linden". Warum? Wegen besserer Vermarktungsperspektiven in der weiten Welt? Wie beim Gürzenich? Ein namhafter deutscher Dirigent tritt im Ausland (und auf Tonträgern) unter einem veränderten Namen auf, weil sein richter im Englischen etwas obszön klingt. In der Niedrigpreisklasse finden sich Namen von Interpreten, die es gar nicht gibt.

Auch unter dem alten Namen sind Unter den Linden nicht nur deutsche Werke oder fremdsprachige Opern nur auf Deutsch aufgeführt worden. Letzteres blieb und bleibt der Komischen Oper vorbehalten. Doch das Interesse der Leiter der drei Musiktheaterbühnen gilt prinzipiell demselben kleinen Kreis von Opern, wobei die Staatsoper - nur wegen des Jubiläumsjahres? - noch mit Graun und Busoni den besten Eindruck hinterließ. Besorgt muß man sein, trotz dreier Produktionsstätten die deutsche Oper in Berlin immer weniger eine Chance hat. Weber und Wagner schon. Aber wann wird Nicolai neu inszeniert? Müßte bei drei Häusern nicht endlich einmal die "Regina" des Berliners Lortzing ausprobiert werden oder gar dessen Aussteigeroper "Zum Großadmiral" (der Name einer Schenke) oder "Rolands Knappen", eine Persiflage auf den Hof Friedrich Wilhelms IV."? Dafür sind sich alle zu fein.

Dem als Generalmusikdirektor an ein deutsches Opernhaus - nicht in Berlin - berufenen ausländischen Dirigenten wird nicht grundlos nachgesagt, er habe bei seiner ersten Spielplanbesprechung bekennen müssen, den Namen Peter Cornelius nicht zu kennen und von dessen bedeutsamer Komischen Oper "Der Barbier von Bagdad" nichts zu wissen. Gibt es deutsche Dirigenten, die Komponisten wie Auber und Boieldieu nicht kennen, wenn sie deren Werke auch nicht aufführen? Von Heinrich Marschner ist in Berlin seit Kriegsende kein einziges Werk szenisch aufgeführt worden. Dabei ist der vergebliche Versuch eines Intellektuellen, sich der breiten Masse zu nähern, ein durchaus aktuelles Thema.

Und wann wurde Hugo Wolfs "Corregidor" zuletzt in Berlin gegeben?

Drei Opernhäuser in einer Stadt können ihre Existenz nur rechtfertigen, wenn sie einen weitgefächerten Spielplan vorzuweisen haben, der die Werke des eigenen Landes nicht ignoriert. kp

Malediven

Die Malediven, ein Paradies für Taucher: Korallenriffe, Lagunen, heller Sandstrand, Palmen - die tropische Inselgruppe, 1000 Kilometer südwestlich der Südspitze Indiens gelegen, bietet Bade- und Schnorchelurlaub total. Ein Reiseführer über die Malediven wird sich also an die Bedürfnisse dieser Art Reisenden halten und der Unterwasserwelt breiten Raum geben. Doch der Kotau, den der neue "Hildebrand's Urlaubsführer" vor seiner Zielgruppe vollzieht, ist zu tief ausgefallen: Ausführliche Beschreibungen der Fischarten und Korallen, der mittlerweile 70 Inselchen, auf die der Tourist - wohlgemerkt nur er, kein Einheimischer - seinen Fuß setzen darf. Magere fünf Seiten bleiben für das Thema "Mensch und Gesellschaft".

Aber dem "Eingeborenen", wie es an einer Stelle so verräterisch heißt, wird der devisenbringende Tourist sowieso höchstens mal auf einem halbtägigen Shopping-Ausflug zur Hauptstadt Male begegnen. Ansonsten leben Malediver und Touristen per Gesetz auf jeweils für sie reservierten Inseln. Die Sichtweise der Autoren ist die des Weißen, der allenfalls ein bißchen Tropen-Exotik als Sahnehäubchen auf dem Urlaubs-Kuchen will. Die Formulierungen sprechen für sich: Es sei nicht gut, "zu vielen in die Wohngebiete der Einheimischen einzufallen". Zu zweit oder zu dritt "ließen sie sich weitaus reizvoller beobachten". Objekte im Zoo, für die es nur das richtige Objektiv auszuwählen gilt. Von kritischer Betrachtung, wie sie auf dem Buchdeckel versprochen wird, keine Spur. Fazit: Für den Zwei-Wochen-Pauschalurlauber ohne Interesse am Land mag das Bändchen gerade genügen. esi

Malediven, Hildebrand's Urlaubsführer Band 2, Manfred Domrös und Wolfgang Freihen, Karto + Grafik Verlagsgesellschaft Frankfurt, 192 Seiten, 24,80 Mark.

Walk & talk: Chile. Reise-Sprachführer Spanisch für Chile von Zita-Maria und Fernando Berendsen. Thomas Schreiber Verlag, München 1992, 208 Seiten, 16,80 Mark.

La Palma. Aktivurlaub auf der grünsten der kanarischen Inseln von Rolf Goetz. Peter Meyer Reiseführer, Frankfurt 1992, 302 Seiten, 29,80 Mark.

Ödipus in Kalifornien Bradfields "Geschichte der leuchtenden Bewegung"

Bilder auf Buchumschlägen haben den zweifelhaften Appeal von Reiseprospekten: Sie locken zum Aufbruch, doch vor Ort sieht alles ganz anders aus. Zwei Fotos von Wim Wenders zieren den Schutzumschlag von Die Geschichte der leuchtenden Bewegung: Neonlichter vor rötlichem Abendhimmel, ein Colaautomat neben einem knallroten Sofa - neoromantische Stilleben, die geradewegs in die Irre führen. Der Roman, dem sie als Verpackung dienen, ist so wenig ein literarisches Road-Movie wie Wenders' Filme surrealistische Bilderwelten durchreisen.

Durch Scott Bradfields Roman geht ein Riß, der ihn zu sprengen droht. Ein Achtjähriger amtiert als Ich-Erzähler, und so mutwillig reißt er die Kluft zwischen Lebensalter und zugeschriebenem Reflexionsvermögen, zwischen Erzählperspektive und Erzählweise auf, daß die New York Times ihre Leser aufforderte, sich vorzustellen, "Sam Shepard und Günter Grass hätten sich zusammengetan".

Anlaß dazu besteht freilich kaum, denn Philip Davis hat mit Oskar Matzerath nicht einmal die Körpergröße gemein, und Sam Shepard pflegt sich für gewöhnlich nicht in kosmologischen Reflexionen oder psychoanalytischen Etüden zu ergehen. Die Geschichte der leuchtenden Bewegung handelt von Wahn und Delirium eines mörderischen Kindes, das mit seinem vier Jahre älteren Freund Rodney Häuser ausräumt und über Poststrukturalismus oder über die Urgründe der physischen Welt diskutiert, während es den Haushalt für seine verstörte Mutter führt.

Der 38jährige Bradfield inszeniert sein Romandebüt als amerikanische Allegorie: lange, dunkle Schatten unterm hellen, weiten Himmel des Westens, ein Hades der Phantasie inmitten eines friedlichen Suburbia, überspannt im buchstäblichen Sinne: Die Erzählung fliegt übers Reale hinaus, in vom Drogenrausch gestaltete Welten, um immer wieder unsanft bei Merksätzen zu landen wie: "Ich war doch nur ein Kind. Woher sollte ich wissen, was real war und was nicht?"

Bevor Mutter und Sohn sich im San Fernando Valley, nördlich von Los Angeles, niederlassen, waren sie fünf Jahre lang on the road, ab und an von einem Mann ausgehalten, ihren Lebensunterhalt mit geklauten Kreditkarten bestreitend. Und als wäre dieses Szenario nicht schon längst als ödipaler Trip kenntlich, fabuliert der Erzähler über "Mams Universum", übers Dahingleiten auf "Mams unablässiger Bewegung".

Der Vater und Ehemann erscheint schließlich leibhaftig, um Ordnung ins Leben von Weib und Kind zu bringen. Sein Auftauchen wird gleichsam mit einem Trommelwirbel angekündigt, als Einbruch der symbolischen Ordnung ins dyadische Paradies. Über ein Telefonat mit ihm heißt es vollmundig: "Dads Stimme war Gesetz. Dads Stimme war das Urwort der Welt", "etwas Größeres und Bedeutsameres als bloßes Sprechen, es war wie die Sprache selbst".

In solchen Passagen verramscht Bradfields Romandebüt seine Idee endgültig: daß ein Älterer ins Unbewußte des Achtjährigen schaut wie in einen Abgrund, daß sich unter diesem Blick jene diffuse Empfindungswelt vor aller Artikulation in Sprache, Gleichnis, Bild und Erzählung verwandeln läßt - wo Es war, soll Ich werden, und sei es auch nur ein imaginiertes Erzähler-Ich. Gierig und gar zu wahllos verleibt sich der Roman Theoriebruchstücke von der Dianetik bis zur Dialektik, vom Okkultismus bis zur Ontologie ein, doch kaum eines ist wirklich durchgearbeitet, kaum eines in Beschreibung aufgelöst.

Einmal im Würgegriff freudianischer Logik gefangen, darf auch der versuchte Vatermord nicht fehlen. Das finale Aufsprengen der Dyade, das in die "normale Kindheit" mündet, wird in einer Besserungsanstalt vollstreckt. "Schwere amnesische Reaktion als Folge von Streß und körperlicher Verwahrlosung. Möglicherweise ein paranoider Schizophreniker mit Größenwahn und fortschreitendem Realitätsverlust", lautet die Diagnose über den minderjährigen Patienten - was ja nicht unbedingt die schlechteste Verfassung für einen literarischen Erzähler sein muß (man denke nur an Patrick McGraths Roman Spider, der einen Schizophrenen zum Ich-Erzähler hat).

Scott Bradfield, der mitunter durchaus ein Gespür für solch bizarre Konstellationen verrät, kommt jedoch nie entscheidend über den Gestus des ziellos wüsten jungen Wilden hinaus, der aus seinen überbordenden Phantasien nur mäßiges Kapital schlägt. PETER KÖRTE

Scott Bradfield: Die Geschichte der leuchtenden Bewegung. Roman. Aus dem Amerikanischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. Ammann Verlag, Zürich 1993, 298 Seiten, 39,80 DM.

Nicht nur neue Ampel, sondern auch ein Radweg

GRÜNDAU. Mehr Sicherheit für Pennäler, die wechselseitig Schulen in Lieblos und Rothenbergen besuchen, soll nach Angaben der Gründauer Gemeindeverwaltung die geplante Ampelanlage an der Landesstraße 3333 an der Auffahrt zur Bundesstraße 457 bringen. Die Gemeinde will dazu noch ihr Scherflein beitragen: Sie plant im Anschluß daran einen Fahrradweg, der unmittelbar vor dem neuen Spielplatz im Ortsteil Lieblos enden soll.

Sobald die Straßenbauer mit der Ampelanlage zu Potte kommen, soll der neue Radweg gebaut werden. Die Planung hat der Gemeindevorstand nun nach Darstellung von Bürgermeister Georg Meyer (CDU) in Gang gebracht. Die Baukosten werden insgesamt auf einen Betrag von rund 65 000 Mark geschätzt. Das Geld werde veraussichtlich im Nachtragsetat '93 bereitgestellt, heißt es in der Mitteilung. tja

Nicht der Ausländer ist die Ursache des Hasses, sondern der Hassende selbst FR-Interview mit der Wissenschaftlerin Änne Ostermann über Gewalt unter Jugendlichen / "Nicht die Zahl der Gewalttaten wächst, sondern ihre Brutalität"

FR: Das Gewaltpotential unter Kindern und Jugendlichen ist derzeit so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland . . .

Ostermann: Das Gewaltpotential - ja, die Gewalttätigkeit - nein. Die Rahmenbedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, sind aggressions-, angst- und gewaltfördernd, stärker noch als früher.

FR: Zum Beispiel?

Ostermann: Die meisten Kinder wachsen heute als Einzelkinder auf. Die soziale Kompetenz, die ihnen helfen würde, handlungsfähig zu werden, lernen sie eigentlich nicht. Ein Einzelkind befindet sich in einer viel schwierigeren Situation als früher ein Kind mit vielen Geschwistern. Erstens lernt es bestimmte Verhaltensmuster nicht, und zweitens hat es nicht die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen zu solidarisieren gegen den überstarken Erwachsenen.

FR: Sie sprachen in Oberursel auf Einladung einer Kinderbeauftragten und einer Elternberatung - die können die Rahmenbedingungen, die sie beschrieben haben, nicht kurzfristig ändern. Was können Sie da konkret Eltern und Kindern raten?

Ostermann: Erstens die Kinder so früh wie möglich in altersgleiche Gruppen zu bringen, ihnen andere Sozialisationsbedingungen zu schaffen. Zweitens ein bißchen selbstkritisch mit dem eigenen Erziehungsverhalten umzugehen.

FR: Bedeutet Ihre erste Empfehlung mehr als den üblichen Kindergarten?

Ostermann: Erstens erfaßt der Kindergarten nicht alle Kinder. Zweitens wird im Kindergarten heute zum Teil nicht das Sozialverhalten gelernt, was gelernt werden müßte. Das heißt, man muß mehr Anleitung für die Erzieherinnen geben. Und drittens werden gerade die Kinder nicht vom Kindergarten erfaßt, die es am dringendsten nötig hätten. Außerdem stehen die Eltern heute unter einem ungeheuren Leistungsdruck, was Erziehung betrifft. Sie kriegen erzählt, was sie alles falsch machen und was sie statt dessen alles richtig machen könnten, aber nicht leben können. Man muß ihnen das Schuldgefühl nehmen, muß ihnen klar machen, daß wir alle damit leben müssen, Fehler zu machen, ohne mit Versagensängsten oder überforderten Ansprüchen an uns selbst zu reagieren.

FR: Was können die Leute damit anfangen? Sie können doch nicht eine komplette Elterngeneration zum Psychotherapeuten schicken?

Ostermann: Ich denke, man müßte das Problemen sowohl mit Kindern - so früh wie möglich - als auch mit Erwachsenen diskutieren. Kinder müssen von klein auf lernen, daß Eltern auch Menschen sind, die versagen können, und daß das keine persönliche Schuld ist, sondern daß das mit der Lebensituation und den eigenen Erfahrungen zu tun hat. Ich habe das selbst bei meinen Kindern so gemacht, und das hat sich sehr positiv ausgewirkt. Das kann man auch mit Schülern machen, und das Ergebnis ist sehr, sehr positiv.

FR: Auch mit Schülern höherer Altersgruppen? In Bad Homburg haben beispielsweise Konflikte an einer Berufsschule vor einigen Wochen Schlagzeilen gemacht.

Ostermann: Ich habe mal mit Schulabgängern einer letzten Hauptschulklasse diskutiert. Dabei muß man sehen, daß das die Gruppen unserer Gesellschaft sind, die in der schlimmsten Streßsituation stehen. An sie kann ich herankommen, wenn ich ihre Probleme thematisiere und ihre Ängste ernstnehme. Ich muß ihnen klar machen, daß sie etwas verschieben, statt sich gegen die Ursachen ihrer Ängste zu wehren.

FR: Dafür braucht es zunächst einen organisatorischen Rahmen. Sie müssen den jungen Menschen zuerst gegenüberstehen, ehe Sie argumentieren können. Ostermann: Ja, ich versuche deswegen bei der GEW (der Gewerkschaft der Lehrer, d. Red.) und anderen Organisationen zunächst ein Bewußtsein für die Problematik zu schaffen. Lehrer brauchen Hilfestellung in ihrer Ausbildung, genau wie Kindergärtnerinnen. Und man muß entsprechende Organisationsformen schaffen, ihnen also in Seminaren Hilfestellung zum Lernen geben. Jemanden, der Haß oder Gewalt äußert, muß man auf die Ursache seines Hasses zurückführen. Es ist ja nicht das Objekt, also zum Beispiel der Ausländer, die Ursache seines Hasses, sondern das Problem ist der Hassende selbst in seinen Nöten. Um so etwas als Lehrer machen zu können, muß man erst einmal dazu befähigt werden.

FR: Bietet die Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung solche Seminare an?

Ostermann: Ja, wir haben in der HSFK eine ganz kleine Arbeitsgruppe von zwei Personen und ganz begrenzte Mittel, um so etwas zu organisieren. Wir versuchen zur Zeit, exemplarische Seminarformen zu entwickeln, die dann auch qualifizierte andere Leute anwenden können.

FR: Können sich Schulen oder Lehrer an Sie wenden?

Ostermann: Ja, wir haben schon Schulen, mit denen wir zusammenarbeiten, im Marburger Raum. Man muß aber eines ganz klar sagen: Die Zahl der Gewalttaten an Schulen ist kaum gestiegen, die Sensibiliät gegenüber Gewalt hat aber zugenommen. Und diejenigen, die Gewalt ausüben, sind brutaler geworden, haben überhaupt keine Sensibilität mehr für die Opfer.

Nukem wirbt für Solarzellen Firma lädt Architekten als "Multiplikatoren" ein

ALZENAU/HANAU. Die deutschen Solarzellenhersteller Siemens, DASA und Nukem halten sich für führend in der Welt. Reinhard Goethe, Solar-Vertriebsleiter bei Nukem, sieht in der Photovoltaik (PV), der direkten Umwandlung von Sonnenenergie in Strom, einen vielversprechenden Zukunftsmarkt. Aber wenn die Solarzellen im eigenen Land nicht angewandt würden, "dann kauft uns das Ausland die nicht ab", sagt Vertriebsleiter Goethe.

Daher holte sich die Firma Nukem Multiplikatoren ins Haus: 25 Architekten aus dem Rhein-Main-Gebiet. Sie sollen bei künftigen Bauherren für Solarzellen als Elemente von Fassaden, Dächern, Glaskuppeln und Wintergärten werben.

Bei vielen Architekten herrscht aber noch immer die Meinung vor, die einer so ausdrückte: "Das ist doch nur was für Zahnärzte und Rechtsanwälte." Die hohen Kosten von 2500 Mark pro installiertem Quadratmeter Solarzelle als Richtpreis, das schreckt sie noch immer ab. Hinzu kommen architektonische Bedenken, wenn ein Ziegeldach eines Einfamilienhauses beispielsweise plötzlich durch Solarzellen ersetzt werde.

Vertriebsleiter Goethe hielt dagegen, bei anderem Aufwand, etwa für ebenso teure Marmorfassaden großer Gebäude, werde auch "geklotzt", ohne daß auf die Kosten geachtet werde. Und was die Architektur angehe, dürfe es keine Giebel und Erker auf Einfamilienhäusern geben, wenn Solarzellen installiert werden sollten. Ein Architekt forderte die Politiker zu einem "Investitionsschub" für die Photovoltaik auf, wie es bei Sparheizkesseln der Fall gewesen sei. Aus den eigenen Reihen kam das Gegenargument, Bund, Länder und Kommunen seien hoch verschuldet.

Goethe sieht dennoch einen Hoffnungsschimmer in Gesprächen mit Bundesforschungs- und -wirtschaftsministerium über Abschreibungsmodelle.

Ihn stört, "daß einer auf den anderen wartet". Die Photovoltaik-Technik werde nur billiger, wenn sie weiter verbreitet sei als bisher. An den Hochschulen setze sich diese Erkenntnis bei den Architektur-Studenten glücklicherweise immer mehr durch.

Den Wirkungsgrad der Zellen will Hersteller Nukem dadurch steigern, daß die Zellen auf der Rückseite weiteres Sonnenlicht aufnehmen können, um beispielsweise Wasserpumpen auf Sand- oder Kiesgrund besser betreiben zu können. Die Herstellungskosten habe Nukem durch eine spezielle Antireflexschicht bereits so gesenkt, daß auch weniger aggressive Chemikalien nötig seien als bei anderen Verfahren.

Die Firma selbst konnte den Architekten zwar keine Solarzellen als Fassadenelemente zeigen, aber immerhin als Markise an der Kantine. So werden jährlich 3500 Kilowattstunden durch Sonnenkraft erzeugt und ins firmeneigene Gebäudenetz eingespeist.

Geplant ist auch eine Solartankstelle. Daran haben zwei Nukem-Mitarbeiter Interesse gezeigt. Die "Zapfsäule" würde auch Firmenfremden mit Solarmobilen zur Verfügung stehen. him

Fakten zum Thema Asyl Jean-Claude Diallo referierte über Flüchtlingsprobleme

FRANKFURT A. M. "Asylgeschichten heute" war das Thema einer Diskussion der deutsch evangelisch-reformierten Gemeinde. Den Besuchern erzählte Jean- Claude Diallo, Leiter des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, nicht nur anschauliche Geschichten, sondern lieferte auch trockene Fakten.

Diallo war 1968 aus der ehemaligen französischen Kolonie und heutigen Republik Guinea in die Bundesrepublik gekommen. Er sollte Chemiker werden, entschied sich aber für die Psychologie. Seit 1979 arbeitet er im Frankfurter Zentrum für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbands.

Derzeit gibt es nach Angaben des UN- Flüchtlingskommissariats weltweit 17 bis 20 Millionen registrierte Flüchtlinge. Insgesamt wird die Zahl der Menschen ohne Heimat auf 100 Millionen geschätzt. Von den sechs Millionen Ausländern in Deutschland sind nur zehn Prozent Flüchtlinge.

In der Republik Guinea beispielsweise hielten sich dagegen 600 000 Menschen auf, die vor dem seit 1990 tobenden Bürgerkrieg im benachbarten Liberia geflohen sind - und das bei einer Bevölkerung von 6,2 Millionen. "Beim Reden über die angebliche Asylantenflut sollte man diese Zahlen vor Augen haben", sagte Diallo.

Durch den Asylkompromiß würden die Flüchtlinge noch weiter in ihren Rechten beschnitten. Das passe zu einer Reihe früherer Einschränkungen, "die wir Erschreckungsmaßnahmen nennen": 1980 wurde das zweijährige Arbeitsverbot für Asylbewerber ausgesprochen, das unter der Kohl-Regierung zunächst auf fünf Jahre angehoben wurde, um dann auf ein Jahr begrenzt zu werden. In die gleiche Richtung ziele auch das Zusammenpferchen von Menschen in Gemeinschaftsunterkünfte.

Aus ihren Heimatländern brächten die Flüchtlinge Erfahrungen mit Korruption und Illegalität in den Verwaltungen mit, was hier aber nicht entsprechend berücksichtigt werde. "Die Bundesrepublik erwartet Flüchtlinge mit Papieren, die in Ordnung sind. Doch wenn einer die hat, besteht kein Grund zu fliehen", kommentierte Diallo diesen Gegensatz. Wer nur korrupte Beamte kenne, müsse sich an die Gepflogenheiten in Deutschland erst gewöhnen:

"Wenn ein Flüchtling keine Erfahrung im legalen Umgang mit Beamten hat, braucht man sich nicht zu wundern, daß er in Deutschland einem Beamten, der freundlich zu ihm war, das nächste Mal eine Flasche Whiskey mitbringt."

Die Flüchtlinge erlebten bei ihrer Ankunft einen Kulturschock. Diallo ist es selbst so ergangen: "Als ich 1968 als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach München kam, hatte ich die Bilder von der Zugspitze und dem Englischen Garten im Kopf, die mir die Frau Kulturattaché gezeigt hatte, und dachte, in Deutschland könne man nur glücklich sein. Auf dem Flughafen angekommen, verstand mich niemand, und keiner hatte Zeit." Vieles sollte ganz anders kommen, als der Afrikaner Diallo es erwartet hatte.

Oft kämen Frauen und Kinder zuerst nach Deutschland, erzählt Diallo. Deshalb hätten die Frauen oft schon gelernt, sich "durchzuboxen", wenn der Mann nachkomme. Wenn der dann meine, er sei weiterhin der Herr im Haus, könne das zu großen Reibereien führen. Daß die Kinder sich schneller eingewöhnten als ihre Eltern, führe ebenfalls zu familiären Konflikten.

Im Jahre 1990 habe sein Zentrum ein Gutachten mit der Aussage erstellt, es sei noch zu früh, Flüchtlinge in die neuen Länder zu schicken. Diallo: "Die Infrastruktur reichte für die Deutschen nicht aus, geschweige denn für Fremde." Für den in den vergangenen zwei Jahren zutage getretenen Rassismus macht Diallo die Politiker verantwortlich, die das Thema für Wahlkämpfe mißbrauchten.

Und er versteht auch nicht, daß Heime tagelang angegriffen werden konnten, ohne daß jemand dieses verhinderte: "Ist denn das Leben eines Fremden weniger wichtig als eine Atomanlage oder ein Flughafen?"

Seinen Vortrag schloß Jean-Claude Diallo mit zwei Forderungen: Eine EG-Einwanderungspolitik müsse her, und die Fluchtursachen seien in den Herkunftsländern zu bekämpfen. *hes

Auch der Staat Guinea hat über 600 000 Flüchtlinge Zahlen, Fakten und Geschichten zu "Asyl": Debatte mit Jean-Claude Diallo vom Psychosozialen Zentrum

FRANKFURT A. M. "Asylgeschichten heute" war das Thema einer Diskussion der deutsch evangelisch-reformierten Gemeinde. Den Besuchern erzählte Jean- Claude Diallo, Leiter des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, nicht nur anschauliche Geschichten, sondern lieferte auch trockene Fakten.

Diallo war 1968 aus der ehemaligen französischen Kolonie und heutigen Republik Guinea in die Bundesrepublik gekommen. Er sollte Chemiker werden, entschied sich aber für die Psychologie. Seit 1979 arbeitet er im Frankfurter Zentrum für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbands.

Derzeit gibt es nach Angaben des UN- Flüchtlingskommissariats weltweit 17 bis 20 Millionen registrierte Flüchtlinge. Insgesamt wird die Zahl der Menschen ohne Heimat auf 100 Millionen geschätzt. Von den sechs Millionen Ausländern in Deutschland sind nur zehn Prozent Flüchtlinge.

In der Republik Guinea beispielsweise hielten sich dagegen 600 000 Menschen auf, die vor dem seit 1990 tobenden Bürgerkrieg im benachbarten Liberia geflohen sind - und das bei einer Bevölkerung von 6,2 Millionen. "Beim Reden über die angebliche Asylantenflut sollte man diese Zahlen vor Augen haben", sagte Diallo.

Durch den Asylkompromiß würden die Flüchtlinge noch weiter in ihren Rechten beschnitten. Das passe zu einer Reihe früherer Einschränkungen, "die wir Erschreckungsmaßnahmen nennen": 1980 wurde das zweijährige Arbeitsverbot für Asylbewerber ausgesprochen, das unter der Kohl-Regierung zunächst auf fünf Jahre angehoben wurde, um dann auf ein Jahr begrenzt zu werden. In die gleiche Richtung ziele das Zusammenpferchen von Menschen in Gemeinschaftsunterkünfte.

Aus ihren Heimatländern brächten die Flüchtlinge Erfahrungen mit Korruption und Illegalität in den Verwaltungen mit, was hier aber nicht entsprechend berücksichtigt werde. "Die Bundesrepublik erwartet Flüchtlinge mit Papieren, die in Ordnung sind. Doch wenn einer die hat, besteht kein Grund zu fliehen", kommentierte Diallo diesen Gegensatz. Wer nur korrupte Beamte kenne, müsse sich an die Gepflogenheiten in Deutschland erst gewöhnen:

"Wenn ein Flüchtling keine Erfahrung im legalen Umgang mit Beamten hat, braucht man sich nicht zu wundern, daß er in Deutschland einem Beamten, der freundlich zu ihm war, das nächste Mal eine Flasche Whisky mitbringt."

Die Flüchtlinge erlebten bei ihrer Ankunft einen Kulturschock. Diallo ist es selbst so ergangen: "Als ich 1968 als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach München kam, hatte ich die Bilder von der Zugspitze und dem Englischen Garten im Kopf, die mir die Frau Kulturattaché gezeigt hatte, und dachte, in Deutschland könne man nur glücklich sein. Auf dem Flughafen angekommen, verstand mich niemand, und keiner hatte Zeit." Vieles sollte ganz anders kommen, als der Afrikaner Diallo es erwartet hatte.

Oft kämen Frauen und Kinder zuerst nach Deutschland, erzählt Diallo. Deshalb hätten die Frauen oft schon gelernt, sich "durchzuboxen", wenn der Mann nachkomme. Wenn der dann meine, er sei weiterhin der Herr im Haus, könne das zu großen Reibereien führen. Daß die Kinder sich schneller eingewöhnten als ihre Eltern, führe ebenfalls zu familiären Konflikten.

Im Jahre 1990 habe sein Zentrum ein Gutachten mit der Aussage erstellt, es sei noch zu früh, Flüchtlinge in die neuen Länder zu schicken. Diallo: "Die Infrastruktur reichte für die Deutschen nicht aus, geschweige denn für Fremde." Für den in den vergangenen zwei Jahren zutage getretenen Rassismus macht Diallo die Politiker verantwortlich, die das Thema für Wahlkämpfe mißbrauchten. Und er versteht nicht, daß Heime tagelang angegriffen werden konnten, ohne daß jemand das verhinderte: "Ist denn das Leben eines Fremden weniger wichtig als eine Atomanlage oder ein Flughafen?"

Seinen Vortrag schloß Jean-Claude Diallo mit zwei Forderungen: Eine EG-Einwanderungspolitik müsse her, und die Fluchtursachen seien in den Herkunftsländern zu bekämpfen. *hes

"Wächter- und Initiativrolle"

Bernhard Mihm beschreibt seine künftige Oppositions-Strategie

FR: Sie lösen den eher verbindlich- umgänglichen Horst Hemzal an der Spitze der CDU-Fraktion ab. In einer ersten Reaktion zeigte sich Franz Frey, der Geschäftsführer der SPD-Fraktion, schon besorgt über das künftige Klima in der Stadtverordnetenversammlung, die Grünen sehen rechts neben Ihnen nur noch die Wand. Werden Sie jetzt holzen, wo Hemzal moderat blieb?

Mihm: Von ,Holzen&rquote; kann bei uns sowieso nie die Rede sein.

FR: Das habe ich anders in Erinnerung.

Mihm: Das ist nicht unsere Art. Ich sehe die Rolle der CDU-Fraktion als die der stärksten politischen Kraft im Frankfurter Römer, als eine Kraft, die in die Führungsverantwortung berufen ist. Auf der anderen Seite ist es so, daß SPD und Grüne erklärt haben, daß sie ihre Koalition fortsetzen wollen. Das haben wir zur Kenntnis zu nehmen.

FR: Weil die CDU wegen der noch höheren Verluste der SPD stärkste Fraktion geworden ist, beanspruchen Sie die Führungsrolle in der Frankfurter Kommunalpolitik? Mihm: Ja. Die stärkste Fraktion hat eine andere Rolle zu spielen, als jede andere.

FR: Aber die Mehrheit bleibt doch weiter bei rot-grün.

Mihm: Das ist richtig. Aber wir haben eine Führungsrolle eigener Art, die ich Ihnen gerne erläutere.

FR: Ja, das wäre interessant.

Mihm: Wir sind zwar gegenüber der rot-grünen Koalition in in einer Oppositionsrolle, soweit die Gemeindeordnung den Begriff der Opposition zuläßt. Aber nehmen wir ihn mal so, es ist ja politische Wirklichkeit. Auf der anderen Seite sehe ich die CDU in einer Situation, daß sie berufen ist, noch stärker als bisher eigene Ideen auch inhaltlicher Art einzubringen. Und wenn diese Ideen gut sind und wenn sie dann mit den inhaltlichen Positionen der Sozialdemokraten übereinstimmen, wird die SPD sich von uns fragen lassen müssen, ob sie diesen Ideen zur Mehrheit verhelfen will.

FR: Wo sie dann gemeinsam mit der CDU und eventuell gegen den Koalitionspartner von den Grünen stimmen müßte. Sie wollen den Spaltpilz in die rot-grüne Koalition tragen.

Mihm: Das ist Ihre Formulierung. Daß wir diese Koalition nicht stabilisieren und stärken, ist selbstverständlich, aber die Wächterrolle, die die Opposition hat, soll ergänzt werden durch eine Initiativrolle.

FR: Sie geben also die bisherige Linie der CDU-Fraktion auf, nach der es nicht Aufgabe der Opposition sein kann, der Stadtregierung Lösungen für ihre Probleme auf den Tisch zu legen. Sie wollen die Koalition in Schwierigkeiten bringen, indem Sie den Sozialdemokraten künftig konkrete Vorschläge für eine Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen machen?

Mihm: Ob daß früher so gewesen ist, will ich jetzt nicht kommentieren, aber so soll es in Zukunft sein.

FR: Sie sind am Montag mit 21 zu 14 Stimmen von der Fraktion gewählt worden. Was waren die Haupteinwände der starken Minderheit gegen Ihre Kandidatur? Mihm: Das können Sie mich nicht fragen. Ich bin ganz bewußt aus dem Saal gegangen, als die Personaldebatte stattgefunden hat.

FR: Sie gelten als harter Rechter.

Mihm: Das haben Sie gestern auch schon geschrieben.

FR: Stimmt es nicht?

Mihm: Ich sehe mich mitten in der CDU. Mit konservativen Zügen, mit christlich-sozialen Zügen, mit liberalen Zügen. Daß sich bei mir das konservative Element in der Vergangenheit etwas deutlicher gemacht hat, lag an dem politischen Feld, das ich zu beackern hatte.

FR: In vorderster Front gegen die Gesamtschule. Mihm: Nicht nur. Denken Sie an die Kita-Auseinandersetzungen.

FR: . . . als Sie das Frankfurter Modell "Kita 2000" der SPD abgeräumt haben.

Mihm: Ja.

FR: Sie beginnen jetzt eine neue politische Karriere.

Mihm: Es hat bei mir nie einen Abschied von der aktiven Politik gegeben. Formal ist die Rückkehr schon vor zwei Jahren erfolgt, als ich in den ehrenamtlichen Magistrat nachgerückt bin.

FR: Und nun kommt Ihnen zugute, daß Sie bei den Magistratssitzungen sehen konnten, wo die Schwachstellen und Widersprüche im Verhältnis SPD/Grüne sind, wo es klemmt bei den Partnern, wo die Streitpunkte der Koalition liegen.

Mihm: Das sicherlich. Mir kommt zugute, daß ich Verwaltung von innen kenne. Ich weiß, wie das so läuft.

FR: Welche Themen wird die CDU- Fraktion zu Schwerpunkten ihrer Römerpolitik machen?

Mihm: Uns werden dieselben Themen beschäftigen, die schon im Wahlkampf eine Rolle spielten. Ich nenne das Thema Wohnen. Ich nenne des Thema innere Sicherheit. Ich nenne das Thema Verkehr. Über allem und alles umgebend steht die Gesundung und Konsolidierung der Finanzwirtschaft.

FR: Und da werden Sie konkrete Sparpläne machen?

Mihm: Ich glaube, daß wir uns hier sehr deutlich äußeren können. Es wird keinen Bereich geben, der tabu ist.

FR: Sie haben vor allem den Stellen- abbau bei der Stadtverwaltung im Sinn?

Mihm: Das sowieso.

FR: In einer sehr großen Zahl?

Mihm: Ja. Wobei aber unterschieden werden muß zwischen dem unmittelbaren Service für die Bürger und dem Hintergrunddienst, der überall da ist. Man wird aber auch bei den Servicediensten prüfen müssen, ob Rationalisierungsmöglichkeiten drin sind.

Mundpropaganda funktioniert bestens Die Turngemeinde (TG) Römerstadt ist stolz auf das familiäre Klima im Verein

FRANKFURT-NORDWEST. "Unser Verein ist wie eine Familie." Damit meint der Vorsitzende Werner Naumann nicht etwa die Größe der Turngemeinschaft (TG) Römerstadt, sondern das Klima, das dort herrscht. Trotz der rund 800 Mitglieder sind die Sportgruppen klein, kennen und verstehen sich die Teilnehmer gut. So haben die Mitglieder nicht nur viel Spaß, sondern erbringen sogar noch beachtliche Leistungen im Wettkampf.

1950 fing alles an: Damals hatten sich sieben Frauen zur Vereinsgründung getroffen. Gewünscht war ein gemeinsamer Ort, um sich mehr zu bewegen. Seitdem hat sich einiges geändert, ist die Gemeinschaft gewachsen und haben sich viele Erfolge eingestellt. Zum Beispiel beim Volleyball: Da sind die Damen ganz weit vorne. In der Landesliga Mitte steht die Erste Mannschaft an der Spitze, weswegen gute Hoffnungen bestehen, in der nächsten Saison in der Oberliga zu spielen. Zwei weitere Teams beweisen in der Verbands- und Bezirksliga ihr Können.

Wenn auch heute mit 600 Frauen das weibliche Geschlecht eindeutig im Vordergrund der Vereinsleistungen steht, haben sich mit der Zeit die Männer ebenso engagiert. In der Verbands- und Bezirksliga sind sie genauso erfolgreich wie die Damen. Und der Nachwuchs versucht in der Kreisliga, geschickt den Volleyball über das Netz zu bekommen.

Auch in der Disziplin "Rhythmische Sportgymnastik" bewiesen die Mitglieder bislang ihre körperlichen Fähigkeiten. Sei es nun als Einzelstarter oder in der Gruppe - mehrere Titel als Hessenmeister wurden da schon abgesahnt. Neben dem Leistungssport erweiterte die Turngemeinschaft in den vergangenen Jahren erheblich das Angebot im Gesundheitsbereich. "Was in letzter Zeit sehr gut läuft, ist unsere Körperschulung, besonders Yoga und Tai-Chi", sagt Naumann. Auch speziellere Kurse werden angeboten. So kann man sich bei der Krankengymnastin Sonja Keller den Rücken straffen lassen. In vier Kursen wird hier "Wirbelsäulengymnastik" angeboten. Doch das Repertoire ist damit längst nicht erschöpft. Für Erwachsene bieten 18 weitere Kurse "Gymnastik und Spiel" an und insgesamt zwölf Kindergruppen bemühen sich um die Sportlichkeit der Jüngeren. Allerdings, bedauert Naumann, gebe es zwischen den Kleinen und Großen ein "Loch": "Viele schwenken mit 13 oder 14 Jahren entweder um auf Volleyball oder hören ganz auf im Verein, weil sich andere Interessen ergeben."

Um das Interesse an der eigenen Gesundheit noch mehr zu fördern, wurde eine Absprache mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) getroffen. So kann schon seit Jahren jeder AOK-Versicherte bis zu einem halben Jahr kostenlos an beliebigen Übungen teilnehmen und unverbindlich in das Fitneß-Programm hineinschnuppern.

Bislang treffen sich die Senioren, auf vier Gruppen verteilt, meist vormittags zu gemeinsamen Leibesübungen. Außerdem verbringen sie teilweise die Freizeit zusammen. "Viele wollen sich nicht nur auf die ein bis zwei Sportstunden die Woche beschränken, sondern auch selbständig etwas unternehmen", so Naumann. So gibt es Fahrten und Fahrradtouren oder Skilaufen.

Bei einem solchen Angebot ist es für die TG nicht immer leicht, die nötigen Räume zu bekommen. Gerade bei Schulhallen könnten Engpässe entstehen. Doch Werner Naumann versichert, daß es bisher noch keine Probleme gegeben habe, obwohl sich die Sportler hauptsächlich im Nordwesten Frankfurts treffen. "Darauf legen wir großen Wert, immerhin kommen ja 90 Prozent unserer Mitglieder aus den nördlichen Stadtteilen", betont Naumann. So werden Mitglieder meist durch Mundpropaganda gewonnen.

Laut Naumann liegen die Mitgliedsbeiträge im "unteren Bereich" und damit sei man bisher auch sehr gut ausgekommen. 31 Übungsleiter sorgen für Motivation in den Trainingsstunden. Davon sei auch der Vorstand nicht ausgenommen, dort seien ausnahmslos alle sportlich aktiv. Neben Naumann gehören zur "Führungsriege" Helmut Bill, der sich um die Finanzen kümmert und Barbara Rutkowski als Schriftführerin.

"Gegenwärtig sind wir mit der Entwicklung des Vereins sehr zufrieden", so Naumann. Deshalb wolle der Vorstand das Angebot beibehalten, besonders im Gesundheitsbereich. Denn gerade dort sei in den letzten Jahren ein besonders hoher Mitgliederzuwachs verzeichnet worden. Auch die anderen Kurse sollen ihre Größe beibehalten. Naumann: "Keinesfalls wollen wir Aerobic-Kurse mit 100 Leuten. Da sind wir so schon sehr viel glücklicher." *mim

Kleine FR

"Einfälle statt Abfälle"

HANAU. "Einfälle statt Abfälle" heißt eine Abfallwirtschafts-Ausstellung, die das Stadtreinigungs- und Fuhramt sowie die Abteilung Umwelt- und Naturschutz des Ordnungs- und Umweltamts vom 16. bis 20. März im Historischen Rathaus zeigen.Nonnen-Musical

BRUCHKÖBEL. Das amüsante Musical "Non(n)sens" von Dan Goggin wird am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus aufgeführt. Das makabre Sujet: Von 52 an Lebensmittelvergiftung gestorbenen Nonnen können vier nicht bestattet werden, weil das Geld fehlt. Die Mitschwestern veranstalten daher einen Bunten Abend, um die Kosten hereinzuspielen. Eintrittskarten gibt es beim Kulturring im Vorverkauf im Neuen Spielhaus und den Raiffeisenbanken der Stadtteile.

Einladung zum Jahrestreffen

GROSSKROTZENBURG. Seine Jahreshauptversammlung veranstaltet der Obst- und Gartenbauverein am Freitag, 19. März, 19.30 Uhr, im Theodor-Pörtner- Haus in der Breitestraße in Großkrotzenburg.Mit Wanderfreunden unterwegs

GROSSKROTZENBURG. Ihre vierte Planwanderung unternehmen die Wanderfreunde Edelweiß am 21. März nach Oberau und zum Kloster Engelthal. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Rathaus. Von dort aus geht es mit dem Bus nach Marköbel.Limbach meldet Kandidatur an Berliner Justizsenatorin will Bundesverfassungsrichterin werden Von unserer Korrespondentin Inge Günther

BERLIN, 14. März. Die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) hat ihren Wunsch nach einem Amt an der Spitze des Bundesverfassungsgerichtes angemeldet. Dies sei "ein Traumziel einer juristischen Karriere", sagte Limbach der Frankfurter Rundschau. "Ich würde gern Bundesverfassungsrichterin werden." Bislang seien Frauen am höchsten bundesdeutschen Gericht in Karlsruhe "nur Einsprengsel". Selbstverständlich sei es daher, daß Frauen "in den Entscheidungspositionen der Rechtsprechung gern so vertreten wären, wie es ihrem Anteil in der Gesellschaft entspricht".

Es gehe nicht allein um die Teilhabe des weiblichen Geschlechts an richterlicher Entscheidungsmacht, sondern auch um die Kompetenz der jeweiligen Gremien, begründete Limbach ihre Ambitionen. Mit einem Zuwachs an Erfahrungen nehme schließlich die Vielfalt der Perspektiven und damit die Fähigkeit der Erkenntnis zu. Die Justizsenatorin wies unter anderem auf den Schwangerschaftskonflikt, bei dem sich Frauen in anderer Weise als Männer in die Lage der Betroffenen versetzen könnten.

Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (AsF) hatte Anfang März die SPD-Politikerin als Nachfolgerin für den im Juli ausscheidenden Vizepräsidenten des höchsten Karlsruher Gerichtes, Ernst Gottfried Mahrenholz (ebenfalls SPD), vorgeschlagen. Führende SPD-Kreise möchten jedoch den Präses der Evangelischen Kirchensynode, Jürgen Schmude, auf diesem Posten sehen.

"Die Wahrnehmungsfähigkeit und Erlebnisfähigkeit der Frauen ist in vieler Hinsicht eine andere als die der Männer", sagte Limbach. Das ergebe sich aus der Rolle und den Aufgaben, die Frauen in der Gesellschaft zugeschrieben würden. Als Beispiel nannte sie "Widersprüche und Konflikte im Leben der Frauen, die aus dem Spannungsverhältnis von Familien- und Berufsleben resultieren".

Sie habe sich daher "riesig gefreut", sagte Limbach, als die AsF sowie die Humanistische Union sie für das Amt vorgeschlagen hätten, auch wenn sie sich als Senatorin keinesfalls amtsmüde fühle.

Wanderprediger Graham bringt Gottes Wort näher

ESCHBORN. Kurze Wege für moderne Pilger: Wer vom 17. bis 21. März dem Wanderprediger Dr. Billy Graham lauschen will, muß nicht nach Essen reisen, wo er live spricht, sondern kann dies auch in Eschborn tun. Auf einer Großbildleinwand im großen Saal des evangelischen Gemeindehauses wird das Medienspektakel "Komm und erlebe Gottes Wort" jeden Abend ab 20 Uhr live aus Essen übertragen. Bevor in die Ruhrmetropole umgeschaltet wird, präsentieren "engagierte Christen" aus dem Main-Taunus-Kreis ein halbstündiges Musikprogramm. Der Eintritt ist frei. dia

Vielen deutschen Winzern steht der Rebensaft bis zum Hals Riesenernten und abnehmender Konsum in Südeuropa drücken auf den Preis / Weinbauern müssen umdenken

Nach drei Riesenernten in den vergangenen vier Jahre drohen die Weinkeller an Mosel, Rhein und Main nun allmählich überzulaufen. Allein bei den fränkischen Winzer stapeln sich durchschnittlich zweieinhalb Ernten des roten und weißen Rebensafts. EG-weit liegt die Überproduktion bei fast 50 Millionen Hektoliter; nahezu das Fünffache des jährlichen Ausstoßes hierzulande. Und nun kündigt sich eine zusätzliche Billigwein-Schwemme aus Südeuropa an.

Im Wettbewerb um den Gaumen des hiesigen Weintrinkers bleiben durch den ruinösen Preiskampf immer mehr Anbauer auf der Strecke. In den vergangenen zehn Jahren schrumpfte die Zahl der Winzer zwischen Ahr und Frankenland um 14 Prozent. Doch der Exodus steht der Branche erst noch bevor. Bei rund 80 Prozent der Weinbauern, schätzen Fachleute, ist die Ertragslage "schlicht mies". Besonders die Faßweinanbieter, die ihren Most auf einem oligopolistisch anmutenden Markt an nur noch rund 20 Großeinkäufer verscherbeln müssen, drohen im Weinsee unterzugehen. Hält die seit Mitte der achtziger Jahre abwärts gerichtete Einkommensentwicklung in diesem Zweig der Landwirtschaft an, ist in der kommenden Dekade nach Ansicht des Weinbau-Experten Dieter Hoffmann von der Forschungsanstalt Geisenheim jeder dritte der 75 000 Betriebe gefährdet.

Eine Ursache für den gigantischen Rebensaft-See in der EG ist das Konsumverhalten in den südlichen Staaten. In den klassischen Wein-Ländern Italien und Frankreich ist der Verbrauch in den vergangenen zwei Dekaden drastisch eingebrochen. Trank jeder Italiener 1979 im Schnitt rein statistisch mehr als 100 Liter per annum, waren es zuletzt gerade noch gut 60. Die Produktion aber blieb gleich.

Auf der Suche nach neuen Absatzgebieten drängten die Südeuropäer verstärkt auf den deutschen Markt, der mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 26 Liter zumindest kleinere Zuwächse versprach. Doch hierzulande etablieren sich mittlerweile auch Erzeuger, die jahrelang zu den Abnehmern, besonders auch deutscher Produkte, zählten. Dies gilt zum Beispiel für die Vereinigten Staaten und Australien. Inzwischen stehen selbst im tiefsten Baden Rotweine aus Kalifornien in Supermärkten direkt neben dem einheimischen Spätburgunder.

Die hiesigen Verbraucher haben die Erweiterung des Angebots bereitwillig angenommen. Hinzu kommt, daß besonders junge Konsumenten verstärkt auf Modegetränke abfahren. Sie greifen eher zu einem Pinot Grigio, der aus dem zurückliegenden Urlaub oder vom Italiener um die Ecke bekannt ist, als zu einem im Grunde ähnlich schmeckenden Grauburgunder aus heimischen Lagen. Von den 18,5 Millionen Hektoliter Rebensaft, die zuletzt durch deutsche Kehlen rannen, machen hiesige Produkte nur noch die Hälfte aus. Und das, obwohl sie beim derzeitigen Trend zu leichten Qualitätsweinen locker mit südlichen Konkurrenten mithalten könnten, sagt Hoffmann.

Den deutschen Winzern jedoch fällt es schwer, den Nachwuchs-Konsumenten ihre Produkte schmackhaft zu machen. Dies liegt unter anderem an der undurchsichtigen "Kleinstaaterei" auf den Etiketten. Nur erfahrene Weinkenner blicken noch durch den Wust von 2600 Lagen und mehr als zehn Rebsorten durch. "Dem jungen Großstadtkonsumenten, der mit einem Glas Wein Lifestyle verbindet", klagt Hoffmann, "wird das Genießen deutscher Weine zu schwer gemacht". Seine Botschaft an die Anbauer: Wein ist Genuß, er sollte lebendig sein und nicht so traditionell verstaubt wie bislang. Eine Überlebenschance sieht der Experte für die bundesdeutschen Winzer nur, wenn sie "die Weine vom Verständnis her einfacher, aber von der Qualität her mindestens so gut wie bisher machen".

Auf der Suche nach dem rettenden Strohhalm richten sich die Blicke der Weinwirtschaft vermehrt auf den Sekt. Denn zumindest bei den Bundesbürgern verspricht das prickelnde Nobelgetränk noch Wachstum. Mehr als vier Millionen Hektoliter Sekt tranken die Deutschen 1992. Doch selbst ein deutsches Etikett garantiert nicht, daß der edle Saft in der Flasche aus hiesigen Trauben besteht. Besonders Anbieter preisgünstigerer Massen-Tropfen wie Henkell oder Faber verarbeiten nur zu einem Zehntel Most aus dem Rheingau und von der Mosel, weil französische oder spanische Rohprodukte mit rund einer Mark pro Liter mehr als 50 Prozent unter den Fertigungskosten hiesiger Anbauer liegen. Experte Hoffmann rät den Winzern, ihre Weine selber zum Perlen zu bringen. Gut verarbeitet, munde ein fränkischer Riesling-Sekt nicht schlechter als ein Produkt der französischen Nobelhersteller Moët oder Veuve Clicquot. Und das zum halben Preis. JÖRG SCHMITT

Ortsbezirk 1: "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 19 Mitglieder im Ortsbeirat 1 (Altstadt, Innenstadt, Bahnhof, Gutleut und Gallus):

SPD (7): Jürgen Hupe, Oberstudienrat, geb. 1941, Krögerstraße 11; Helgo Müller, Polizeibeamter, geb. 1949, Idsteiner Straße 28; Irmingard Schlafke, Objektleiterin, geb. 1939, Taunusstraße 28; Josef Häfner, Technischer Angestellter, geb. 1940, Sulzbacher Straße 15; Gregor Amann, Student, geb. 1962, Moselstraße 44; Ulrike Peschelt- Elflein, Kaufmännische Angestellte, geb. 1955, Schneidhainer Straße 21; Hans Heilmann, Postbeamter, geb. 1942, Battonnstraße 52.

CDU (6): Fritz Ott, Fleischermeister, geb. 1931, Mainzer Landstraße 135; Margarete Bacherl, Hausfrau, geb. 1925, Domplatz 12; Wilhelm Maykötter, Glasermeister, geb. 1926, Hufnagelstraße 35; Karl-Heinz Wilhelm, Pensionär, geb. 1932, Im Trierischen Hof 16; Margot Baier, Hausfrau, geb. 1926, Gutleutstraße 110; Thomas Kirchner, Bankkaufmann, geb. 1966, Schneidhainer Straße 32.

Grüne (3): Michael Krämer, Angestellter, geb. 1962, Mainluststraße 18; Elda Hinterholz, Buchhändlerin, geb. 1951, Kölner Straße 40; Andreas Laeuen, Liegewagenbetreuer, geb. 1961, Klingerstraße 13.

"Republikaner" (3): Karl Heinz Schultheis, Arbeiter, geb. 1935, Gutleutstraße 140; Mathias Feller, Arbeiter, geb. 1955, Werftstraße 18. Der dritte Platz bleibt unbesetzt. star

Pfadfinder empfehlen kritisches Reisen

Die neue Broschüre "Fahrt und Reisen 1993" des "Bundes Deutscher PfadfinderInnen" (BDP) enthält nicht nur ausgewählte Reiseankündigungen, sondern setzt sich auch mit politischen und ökologischen Aspekten auseinander.

So wird zum Beispiel bei Fahrten unter der Rubrik "Naturreise im Ausland" die Frage gestellt, wie man die Zerstörung von Natur und Kultur durch Reisen vermeiden kann. Weitere Informationen unter der Rufnummer 060 / 7 07 51 31. us

Solo-Kabarett mit Helmut F. Albrecht

SULZBACH. "'allo Chefe, alles paletti" - das wird Ali Übülüd sicher auch am Montag, 29. März, im Bürgerhaus versprechen. Darsteller des bekanntesten deutschen Türken seit Wallraffs "Ali" ist der Kabarettist Helmut F. Albrecht. Er will in der Rolle des pfiffigen Parade-Türken wieder einmal alle Vorurteile, die man hierzulande gegenüber seinen "Landsleuten" hat, präsentieren und dabei so maßlos übertreiben, daß der Wiedererkennungswert ziemlich hoch ist. Als Alis Kollegen diesmal dabei: ein rheinischer Schönheits-Chirurg, der sich einer Adlernase annimmt, ein smarter Organhändler aus Hessen und eine Fernsehmoderatorin, die die Ameise Elisabeth vorführt.

Karten für das Solo-Kabarett mit Helmut F. Albrecht gibt es ab sofort für acht und zwölf Mark im Sulzbacher Rathaus, Zimmer 30. dia

Ortsbezirk 2: "Wer ist wer?" im Ortsbeirat:

Die 19 Mitglieder im Ortsbeirat 2 (Westend, Bockenheim und Kuhwald):

SPD (6): Ulrike Schöbel, Sekretärin, geb. 1943, Adalbertstraße 60; Birgit Puttendörfer, Reno-Gehilfin, geb. 1958, Bockenheimer Landstraße 31; Günter Zenk, Industriekaufmann, geb. 1942, Falkstraße 79; Manfred Lattemann, Vorarbeiter, geb. 1940, Müllerstraße 15; Ute Glasemann, Diplom-Sozialpädagogin, geboren 1945, Unterlindau 17; Holger Müller, Geschäftsführer, geb. 1954, Adalbertstraße 12 b.

CDU (6): Dr. Eckart Prüm, Unternehmensberater, geb. 1931, Friedrichstraße 60; Anton Winter, Bankangestellter, geb. 1936, Georg-Speyer-Straße 79; Walter Hackenberg, Diplom-Ingenieur, geb. 1946, Manskopfstraße 12; Helger Wolf, Kaufmann, geb. 1939, Rheinstraße 12; Rolf Volkmar, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1957, Schloßstraße 26; Christa Kasper, Hausfrau, geb. 1944, Duisbergstraße 9.

Grüne (4): Doris Kaestner, selbständig, geb. 1948, Hamburger Allee 47; Hans-Jürgen Bredtmann, Lehrer, geb. 1943, Hamburger Allee 47; Anja Kühn, Studentin, geb. 1963, Hamburger Allee 47; Reinhard Baigger, Diplom-Pädagoge, geb. 1951, Kronberger Straße 28.

FDP (1): Peter Clemens, Ingenieur, geb. 1932, Liebigstraße 10.

"Republikaner" (2): Christoph Schlicher, Student, geb. 1962, Eppsteiner Straße 6; Wolfgang Wagner, Baggerführer, geb. 1941, Florastraße 10. star

Fußballer spielen für die Kinderkrebshilfe

FRIEDRICHSDORF. Ein Fußballturnier von Betriebs- und Freizeitmannschaften veranstaltet die Betriebssportgruppe der Stadtverwaltung am Samstag, 3. April. In der Sporthalle am Seulberger Landwehrweg treten zwölf Teams gegeneinander an. Der Reinerlös ihres Treibens kommt der Kinderkrebshilfe an der Frankfurter Universitätsklinik zugute.

Die Teilnehmer stammen aus Friedrichsdorf, Bad Homburg, Oberursel, Schmitten und Frankfurt. Das Turnier beginnt um 9 Uhr. Zu den Chancen der Gastgeber sagte Bürgermeister Gerd Schmidt: "Wir frönen mehr dem olympischen Gedanken, daß Mitmachen wichtiger als Siegen ist." Der Verwaltungschef selbst kommt nur noch selten zum Zug, etwa wenn die eigene Mannschaft uneinholbar in Führung liegt: "Die Luft reicht nicht mehr so weit."

Geldmangel behindert Reform Fachleute beschäftigen sich mit dem neuen Betreuungsrecht

HOCHTAUNUSKREIS. "Die Reform muß jetzt in den Köpfen beginnen", lautete das Plädoyer des Einführungsvortrags - am Ende standen konkrete Forderungen. Das neue Betreuungsrecht für alte, kranke und behinderte Menschen beschäftigte in Oberursel 150 Fachleute aus Hessen und den angrenzenden Ländern. Die Betreuungsstelle des Hochtaunuskreises, der in Friedrichsdorf ansässige Verein zur Betreuung Volljähriger (VBV) und der hessische Landkreistag hatten sie zu der Fachtagung "Betreuungsrecht in der Praxis" geladen, um Betreuungsstellen und -vereine die Möglichkeit zum Austausch zu bieten, über neue Entwicklungen zu informieren und Ideen für die Werbung und Fortbildung neuer Betreuer zu vermitteln.

Günther Keune, der Leiter der Beratungsstelle des Kreises und zugleich Geschäftsführer des VBV, hatte dafür Referenten aus ganz Deutschland geworben. Diese schilderten die Probleme, das Gesetz in die Praxis umzusetzen - beispielsweise ganz profan Geldmangel.

In einer Resolution forderten die 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer deshalb den Landkreis- und den Städtetag auf, eine landesweite Arbeitsgemeinschaft der Betreuungsstellen zu gründen, um hessenweit einheitliche Standards zu erhalten und Fachfragen in der Umsetzung des Betreuungsrechts zu klären. Mit gutem Willen allein könne zwar einiges erreicht werden, so der Tenor der Fachleute laut einer Mitteilung des Landratsamts, tatsächlich lasse sich die Reform jedoch nur mit mehr Geld, mehr ärztlichen Gutachtern und personell ausreichend und qualifiziert ausgestatteten Betreuungsstellen verwirklichen: "Jede andere halbherzige Lösung werde zum Scheitern der Reform führen."

Die Betreuungsstelle des Hochtaunuskreises ist umgezogen. Sie hat das bisherige Provisorium am Ferdinandsplatz verlassen und residiert jetzt beim Gesundheitsamt im Bad Homburger Schaberweg 28.

Telefonisch sind Günther Keune und seine Mitarbeiterinnen unter 0 61 72 / 178 -943 und - 944 zu erreichen. stk

DRK erhält Listen: Zahnärztlicher Notfalldienst

MAIN-KINZIG-KREIS. Zahnschmerzen zählen zu den besonders schlimmen Leiden. Wenn sich die Qualen am Wochenende einstellen und Hausmittelchen nicht mehr helfen, erst recht. In der Vergangenheit beschwerten sich mehrere Bürger, daß die Versorgung in Notfällen nicht funktioniert.

Nach Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Frankfurt fand Maintals Bürgermeister Walter Unger eine Lösung, wie er jetzt mitteilte: Künftig erhält das Deutsche Rote Kreuz in Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefonnummer 0 61 81 / 10 60, regelmäßig aktuelle Listen über den zahnärztlichen Notfalldienst. Diese betreffen das Gebiet des Altkreises Hanau sowie Hanau-Stadt. jur

Zwischen Anhängern Stefan Demarys Obejekt in der Galerie Schütz

Stefan Demarys neues Objekt ist derzeit in der Frankfurter Galerie Schütz zu sehen. Der Düsseldorfer Künstler hat bei Toni Cragg und Fritz Schwegler studiert und war im vergangenen Jahr Stipendiat der Akademie Schloß Solitude in Stuttgart.

Demary verwendet für seine Arbeiten meist industriell gefertigte Alltagsgegenstände, die gewöhnlich keinen Anlaß zu Reflektionen bieten: Zu sehr scheinen und die Gegenstände vertraut, zu selbstverständlich ihre Funktion.

Demary zielt mit seinen banalen Fundgegenständen oder Readymades nicht nur auf eine Irritation von Sehgewohnheiten ab, sondern er will auf lakonische Weise den Glauben an einen Konsens über Bedeutungsträger infragestellen.

Die Präsentation, die der Künstler für sein Objekt in der Galerie gewählt hat, erinnert formal an ein Bodenfries. Die schmale, aber insgesamt sechzig Meter lange Arbeit dominiert die Räumeund definiert sie beinahe neu, da sie in ihrem Verlauf die architektonische Struktur nur partiell aufnimmt. Das Bodenfries-Objekt durchzieht in den Farben Grau und Rot wie der Faden der Ariadne die Galerie: Es ist ein Kinderspielzeug. Eine Zugmaschine mit 250 Anhängern des gleichen Typs.

Serielles Prinzip (Anhänger-Kupplung- Anhänger), farb-ästhetischer Reiz, Zitat des Mythos' (Ariadne): Diesem Leitfaden folgend, wird der Betrachter allerdings zunehmend der Verwirrung ausgeliefert. Denn das Moment der Kupplung, der Bindung entpuppt sich als das Leitmotiv. Wie bereits im Katalog das "Wörtlichnehmen" als Strategie des Künstlers benannt wird, so konzentriert sich Demary bei diesem Objekt auf das Detail der Kupplung - das freilich per semantischer "Übersteigerung" ad absurdum geführt wird.

Die Objekte von Stefan Demary sind nicht einfach aus ihrem Kontext genommene und in fremden Zusammenhang gesetzte Readymades, sondern sind begrifflich vielleicht besser mit "manipulierte Readymades" zu fassen. Die Arbeit des Künstlers zeichnet sich durch das Finden von Bruchstellen zwischen Funktion und Bedeutung aus.

(Galerie Schütz, Schöne Aussicht 6, bis 8. April. Geöffnet Dienstag bis Freitag von 12.30 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 14 Uhr.) GILLA LÖRCHER

ROLF KOPPE, Landessuperintendent für Göttingen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, soll neuer "Auslandsbischof" der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) werden. Dies beschloß der Rat der EKD. Die Wahl muß noch von der Kirchenkonferenz bestätigt werden, in der alle 24 evangelischen Landeskirchen vertreten sind. Koppe soll Nachfolger von HEINZ JOACHIM HELD werden, der in den Ruhestand tritt und seit 1975 Präsident des Kirchlichen Außenamtes der EKD war, das 1983 in die Hauptabteilung II (Ökumene und Auslandsarbeit) des Kirchenamtes der EKD in Hannover umgewandelt wurde. Der "Auslandsbischof" ist sowohl für die über 170 deutschen evangelischen Gemeinden im Ausland als auch für weite Bereiche des internationalen Engagements der EKD zuständig. (epd)

Bald eine Dauereinrichtung? Freizeitkicker planen Rock-Oldie-Nacht

NIED. Zwischen "Dicker-Backen-Musik" und Country-Western-Songs soll in Nied bald keine Lücke mehr klaffen. Die Freizeitkicker von der Fränki-Elf wollen im November zusammen mit dem Nieder Vereinsring einen Rock- und Oldie-Abend durchziehen.

Falls sich genug Rockfans für die Idee begeisterten und auf das Konzert gingen, könnte das Projekt durchaus zur Dauereinrichtung in Nied werden, meinen die Veranstalter. Zwei hochkarätige Bands wollen sie verpflichten, von der ersten haben sie den Vertrag schon in der Tasche: Die Gruppe "Steps" ist bekannt für ihr Repertoire aus der Frühzeit des Rock. Dann verhandelt die Fränki-Elf noch mit der Band "Six-Pack", deren Songmaterial von den 60ern bis in die 80er Jahre hineinreicht. Die Stimme des Six-Pack-Sängers, meint Günter Gemeinder von der Fränki-Elf, könnte einen Vergleich mit Joe Cocker schon aushalten.

Nur die Finanzierung macht ihm Sorgen: Bei einem Kartenpreis von 15 Mark müßten mindestens 500 Leute kommen. Außerdem sucht die Fränki-Elf nach einem Sponsor für den Druck von Plakaten und Eintrittskarten. ege

Unger-Sprechstunde eine Woche verschoben

MAINTAL. Die Sprechstunde von Bürgermeister Walter Unger in Wachenbuchen hat sich um eine Woche verschoben. Sie beginnt am Montag, 22. März, 17 Uhr, in der Verwaltungsstelle , Raiffeisenstraße 3.

Ortsbezirk 3: "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die vier Fraktionen und ihre 19 Mitglieder im Ortsbeirat 3 (Nordend):

SPD (6): Werner Schäfer, Oberstudienrat, geb. 1950, Weberstraße 8; Armin Eikenberg, Angestellter, geb. 1954, Jahnstraße 5; Anita Gründler, Angestellte, geb. 1952, Martin-Luther- Straße 32; Dr. Rüdiger Koch, Angestellter, geb. 1949, Brahmsstraße 10, Rosemarie Bolte, Angestellte, geb. 1955, Gluckstraße 8, Anne Schmidt- Hütsch, Journalistin, geb. 1965, Rotlintstraße 66.

CDU (6): Michael Fella, Student, geb. 1963, Friedberger Landstraße 82; Claudia Ehrhardt, Bankfachwirtin, geb. 1968, Thomasiusstraße 7; Wolfgang Lenz, selbständiger Schuhmacher-Meister, geb. 1942, Spohrstraße 35; Arndt-Peter Koeppen, Oberstaatsanwalt, geb. 1947, Licher Straße 37; Horst Kraushaar, Staatsanwalt, geb. 1946, Humboldtstraße 4; Stephan Schmitt, Industriekaufmann, geb. 1966, Luisenstraße 4.

Grüne (6): Angelika Fuchs, Lehrerin, geb. 1951, Baumweg 16; Uwe Paulsen, Lehrer, geb. 1953, Wielandstraße 40; Jasemin Baysal, Referendarin, geb. 1966, Baumweg 40; Jörg Harraschain, Diplom-Volkswirt, geb. 1942, Nordendstraße 29; Helga Maß-Linne, Lehrerin, geb. 1948, Günthersburgallee 24; Dr. Heinrich Noll, Diplom-Physiker, geb. 1949, Günthersburgallee 24.

FDP (1): Franz Zimmermann, Architekt, geb. 1942, Eysseneckstraße 46. star

Die Fußballerinnen des TSV Eschollbrücken setzten sich bei den Hallenmeisterschaften des Bezirks Darmstadt durch Die "Main-Haie" erwiesen sich als ungefährlichste Angreifer Dennoch sorgte der Letztplazierte für eine gute Stimmung / Verletzungen und grobe Fouls blieben beim fairen Hallenturnier aus

Auch am Abschlußtag prägten spannende Spiele, eine gute Atmosphäre und stattliche Besucherzahlen die Hallenmeisterschaften der Fußballerinnen des Bezirks Darmstadt. Vor 400 Zuschauern sicherte sich in der Walter-Köbel-Halle in Rüsselsheim der favorisierte Landesligist TSV Eschollbrücken den Titel in einem spannenden Schlußspurt gegen die Kikkers aus Mörfelden. Ausgerechnet im letzten Spiel des Turniers trafen die beiden führenden Teams aufeinander und die Eschollbrückenerinnen überholten durch ihren 1:0-Sieg den starken Bezirksoberligisten noch auf der Zielgeraden.

Sportamtsleiter Nachtigall und Bürgermeister Winterstein waren dabei, als Klassenleiter und Hauptorganisator Dieter Eckert die Preise und Pokale überreichte. Noch reichten die finanziellen Mittel nicht aus, um jeder Mannschaft einen Pokal zukommen zu lassen. Eine Veranstaltung dieser Güteklasse, die insgesamt an den drei Spieltagen etwa 1000 Besucher aktivierte, sollte aber in Zukunft die Unterstützung von Sponsoren und Werbepartnern gewinnen können. Die Walter-Köbel-Halle wurde bereits für das nächste Jahr gebucht, die Bezirksmeisterschaften gelten nunmehr endgültig als feste Einrichtung bei den Fußballerinnen. Neben dem Siegerpokal ging auch der "Offensiv-Cup" an die Eschollbrückenerinnen, die mit 44 Toren die höchste Trefferausbeute erzielten.

Unter dem Strich siegte der Landesligist aufgrund seiner spielerischen Vorteile verdient, doch die Mörfelderinnen waren dem Erfolg mindestens ebenso nahe. Ein "glückliches Händchen" hatte Dieter Eckert bei der Terminplanung bewiesen, denn das Abschlußspiel wurde zum Finale. Etwas unglücklich unterlagen die Mörfeldenerinnen, denn ein Punktgewinn zum Turniersieg genügt hätte. Auf den dritten Rang schob sich noch Bezirksoberligist SKG Walldorf vor. Am Schlußtag trumpften die Walldorferinnen mit Siegen über Malchen (5:0), den FCA Darmstadt (2:0) und die TGB Darmstadt (3:1) noch einmal groß auf und verbesserten sich vom fünften auf den dritten Rang.

Am Tabellenende lieferten sich der SV Malchen und das neugegründete Team der Main-Haie Rüsselsheim einen spannenden Zweikampf. Auch das direkte Duell dieser beiden Teams fand am Schlußtag statt. Der SV Malchen behielt knapp mit 1:0 die Oberhand und sicherte sich dadurch den neunten Rang. Auch 1:67 Tore konnten jedoch die Main-Haie nicht entmutigen, die zudem als hervorragender Ausrichter des dritten Turniertages viel Lob ernteten. Als echte Bereicherung erwiesen sich auch die Rüsselsheimer Fans, die für gute Stimmung sorgten und ihre Main-Haie lautstark unterstützten.

Wie immer nach dem Hallenkick ging der Abend erst spät zu Ende, saßen die Fußballerinnen noch lange in lockerer Runde zusammen. Auch das Abschlußturnier war von fairem Miteinander geprägt. Zwar sahen zwei Eschollbrückenerinnen die rote Karte, allerdings wegen absichtlichem Handspiel. Beide Spielerinnen mußten nur eine Partie aussetzen. Verletzungen und grobe Fouls, wie sie bei vergleichbaren Veranstaltungen der kickenden Männer oft zu beobachten sind, blieben aus. Weiterhin ist Dieter Eckert bestrebt, das "Wir-Gefühl" der Fußballerinnen im Bezirk Darmstadt zu stärken.

Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist sicher die Intensivierung der Bezirksauswahl, welche 1992 ins Leben gerufen wurde. Eckert möchte zwei Auswahlteams in Darmstadt bilden, was aus geographischen Gesichtspunkten unumgänglich ist, und hieraus dann eine Darmstädter Bezirksauswahl bilden. Lizenztrainer Günter Diehl wird - ehrenamtlich - die Trainings- und Sichtungsarbeit übernehmen.

Mit einer solchen Auswahl bietet der Bezirk nicht nur jungen Talenten eine Gelegenheit, sich ins rechte Licht zu rükken, sondern verstärkt auch die Kontaktpflege der Vereine untereinander. Geplant sind regelmäßige Treffen und Testspiele der Bezirksauswahl.

Daß es im Darmstädter Bereich einige Talente gibt, bewiesen die Hallenmeisterschaften, die auf gutem Niveau standen. Für die kommenden Jahre gibt es nur wenig, was noch zu verbessern wäre. Dieter Eckert hofft, daß noch mehr Bezirksvereine am "Hallenspektakel" teilnehmen und sich ein Sponsor oder Unterstützer für die idealistischen Frauen findet, der für eine entsprechende Auspreisung sorgt. DIE ABSCHLUSSTABELLE: 1. TSV Eschollbrücken 16:2 Punkte/44:6 Tore, 2. Kickers Mörfelden 15:3/30:2, 3. SKG Walldorf 13:5/21:7, 4. TGB Darmstadt 11:7/28:10, 5. SC St. Stephan Griesheim 9:9/12:5, 6. SV Geinsheim 9:9/13:14, 7. FCA Darmstadt 8:10/16:2, 8. FSG Bensheim 7:11/6:16, 9. SV Malchen 2:16/2:37, 10. Main-Haie Rüsselsheim 2:16/1:67. INA SCHNEIDER

Ortsbezirk 4 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 19 Mitglieder im Ortsbeirat 4 (Bornheim und Ostend):

SPD (7): Klaus Jeske, Speditionskaufmann, geb. 1941, Weisbachstraße 4; Edith Schön-Aswendt, Bankangestellte, geb. 1934, Ringelstraße 18; Wolfgang Schild, Jurist, geb. 1958, Saalburgallee 21; Franz Stein, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1932, Weiherstraße 4, Hedwig Tschierschke, Erzieherin, geb. 1945, Große Spillingsgasse 44; Maximilian Koch, Buchbinder, geb. 1939, Kohlbrandstraße 24; Ute Primavesi, Kaufmännische Angestellte, geb. 1962, Ostendstraße 69.

CDU (6): Manfred Friedrich, Beamter, geb. 1950, Ortenberger Straße 33; Heinz-Dieter Happel, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1937, Waldschmidtstraße 67; Liselotte Weber, Kauffrau, geb. 1936, Freihofstraße 28; Hilde Krauße, Betriebswirtin, geb. 1946, Orthstraße 6; Manfred Holler, Reprofotograf, geb. 1937, Karl-Albert-Straße 46; Michael Happel, Diplom-Mathematiker, geb. 1963, Pfungststraße 1.

Grüne (4): Hermann Steib, Diplom- Volkswirt, geb. 1953, Berger Straße 177; Uwe Richtmann, Angestellter, geb. 1959, Maximilianstraße 9; Jürgen Schmittel, Diplom-Ingenieur, geb. 1962, Ostendstraße 25; Karlheinz Platz, Elektro-Ingenieur, geb. 1956, Brüder-Grimm-Straße 5.

"Republikaner" (2): Andreas König, Student, geb. 1962, Wittelsbacherallee 132; Heinrich Jencek, Diplom-Volkswirt, geb. 1933, Dahlmannstraße 28. star

Zwangsarbeit im Knast

Die Frage zur FR-Meldung vom 9. 3. 1993 "Zwangsarbeit weit verbreitet" muß erlaubt sein: Wäre auch ein Artikel publiziert worden, wenn es "nur" um Zwangsarbeit im Knast ginge? Mit dem Inkrafttreten des "revolutionären" Strafvollzuggesetzes im Jahre 1977 wurde eine Übergangslösung bezüglich der "Zuweisung in Unternehmerbetriebe" bis zum Ablauf des 31. 12. 1979 geschaffen. Diese Regelung besagte, daß in der Zukunft Gefangene nur dann in Privatunternehmen arbeiten dürfen, wenn diese zustimmen. Aufgrund der Haushaltslage der Länder wurde bis dato an der Zwangsarbeit nichts mehr geändert.

Die Resozialisierung wird hiermit zur Farce, da Gefangene nach fünf Jahren Haft nur ein kleines Taschengeld mitnehmen können. Bei einem Verdienst von etwa 120 Mark monatlich ist dies auch nicht möglich. Der Gesetzgeber ist im Jahre 1977 einer Utopie aufgesessen, die es jetzt heißt zu beenden und Tariflöhne zu fordern. T. Kraemer, JVA Willich

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Kinos Hanau. Arabella: Sneakers (15, 17.30, 20 Uhr).

Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).

C'est la vie: Ein ganz normaler Held (15.15, 17.45, 20.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Ein ehrenwerter Gentleman (14.30, 17, 20 Uhr).

Kino II: Alarmstufe: Rot (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15); Der Duft der Frauen (19.45 Uhr).

Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Eine Frage der Ehre (19.45 Uhr); Verhängnis (22.15 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Jimmy Hoffa (20.15 Uhr).

Zeitlos: Stalingrad (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Die Schöne und das Biest (15.30 Uhr); Dracula (20.30 Uhr).

Casino: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Lyrik-Lesung mit Renate Lindemann-Strahl, 19.30 Uhr Stadtbibiliothek, Schloßplatz. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 9.30 Uhr Spiel-und Lerngruppe für Kinder, 14 Uhr Hausaufgabenhilfen für Heine- und Geibel-Schule, 14.30 Uhr "Ich komme in die Schule", 14.30 Uhr Malkursus für Kinder, 18.30 Uhr Vorbereitung auf die Geburt, 19 Uhr Franz. für Frauen, 19.30 Uhr Vollwertkost gegen Übergewicht.

Kath. Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, Tel. 2 23 12, 9.30 und 15.30 Uhr Spielkreis, 14.30 Uhr Spielen und Turnen mit Babys, 15.30 und 16.15 Uhr Turnen für Eltern mit Kindern, 16 Uhr Autogenes Training für Kinder, 17.15 Uhr Autogenes Training Grundstufe, 18 Uhr "Meine Wünsche und meine Wirklichkeit", 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 19.30 Uhr Arbeiten mit Ton, 20 Uhr Einüben ins Meditieren mit Elementen aus dem Yoga, 20 Uhr "Wie sehe ich mein Kind?", 20.30 Uhr Gymnastik nach der Geburt. Parteien/Parlamente Nidderau. Treffen der Grünen, 20 Uhr Schloßberghalle Windecken.

Großkrotzenburg. Treffen der Juso-AG, 20 Uhr Bürgerhaus. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Selbsthilfekontakt-Telefon 17 bis 20 Uhr, 25 55 00.

Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 19.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 8 12 31 oder 3 97 26.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer durch die kirchliche Beratungsstelle, 17.30 bis 19 Uhr, Sozialhaus im Bangert.

Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten, 9 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr, Salzstraße 11, Telefon 0 61 81 / 2 48 71 oder 2 20 26.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern, Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Telefon 1 58 56.

Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 10 bis 12 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, 10 bis 16 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Sprechstunde der Kinder- und Jugendpsychiatrie, 8.30 bis 12 Uhr, Telefon 1 40 59, Jahnstraße 10a.

Öffnungszeiten des Franziskushauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Str. 23, Tel. 18 11 99.

Info und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, J.-Leber-Str. 2, Tel. 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks, 11 bis 16 Uhr G.-Hoch-Str. 10, Tel. 80 98 31.

Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diak. Werks, 10 bis 14 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.

Sprechstunde pro familia, 9 bis 12 Uhr, Jugendsprechstunde 17 bis 19 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Maintal. Beratung in Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienstfragen, 18 Uhr Wachenbucher Straße 2, Hochstadt, Telefon und Telefax 0 61 81 / 44 13 68.

Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 16 bis 20 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Romanisches Haus am Untermarkt, Kontakt-Telefon 0 60 55 / 56 52 oder 0 60 51 / 7 27 63.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 13 bis 16 Uhr Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.

Gymnastik der Frauenselbsthilfe nach Krebs, 14 Uhr Mehrzweckhalle Haitz.

Frauenzentrum Kuhgasse 8, Beratung und Information 9 bis 12 Uhr, Telefon 0 60 51 / 1 50 03.

Linsengericht. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Friedrich Volz, 7 bis 17 Uhr Blumenweg 6, Altenhaßlau.

Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Treffen des Hanauer Helferkreises für Flüchtlinge und Asylbewerber, 19 Uhr Gemeindehaus der Adventisten, Frankfurter Landstraße 64.

Treffen der Initiativgruppe Umweltschutz, 20.30 Uhr Nähefahrtsweg 5, Steinheim, Telefon 6 13 39.

Treffen der Nicaragua-Initiative, 20.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus am Goldschmiedehaus.Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, 15 Uhr Kindertreff für Kinder ab 5 Jahren, 19.30 Uhr Hobbygruppe, altes Bürgerhaus. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 15 Uhr Kinderkeller, 20 Uhr Ökumenische AG Dritte Welt im Gemeindezentrum Waldsiedlung, 18 Uhr FAN 70 Videogruppe im Teehaus Marienstraße; 20 Uhr Hobbythek im Gemeindezentrum Großkrotzenburg.

Maintal. Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Frauenhilfe; Hobbythek: 18.30 Uhr Seidenmalerei, 19 Uhr Nähkursus,19.15 Uhr Ölmalerei.

Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2a, Dörnigheim, 14.30 Uhr Kinderprogramm bis 11 Jahre, 17 Uhr Gruppenaktionen und Tischtennis.

Ev. Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstr. 2, 8-12 Uhr Kindergarten, 15 Uhr Frauenhilfenachmittag.

Ev. Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstr. 13, 10 Uhr Mutter-Kind-Spielgrup- pe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfen, 15 Uhr Seniorengym., 16 Uhr offener Spieleflur.

Bruchköbel. Ev. Kirchengemeinde, 15 Uhr Handarbeitskreis, 20 Uhr Singkreis.

Nidderau. Sing- und Spielgruppe der Musikschule Schöneck/Nidderau für Eltern und Kinder ab fünf Jahren, 16.45 Uhr Schloßberghalle Windecken.

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 14.30 Uhr Umwelt AG für jungen und Mädchen ab zwölf Jahren, 16.30 Uhr Mädchencafé ab zwölf Jahren, 18.30 Uhr Projekte für Mädchen ab 14 Jahren, 20 Uhr offener Treff für Mädchen und junge Frauen, altes Hofgut Büdesheim.

Langenselbold. Kostenl. Handarbeitsnachmittag für Schüler/innen der Klassen 1-12, 15 Uhr Sozialstation Uferstr.

Hausaufgabenhilfe 15 bis 16.30 Uhr Jugendraum im Schloß.

Evangelische Kirchengemeinde, 15 Uhr Jungschar für Sieben- bis Neunjährige, 16.30 Uhr Jungschar für Zehn- bis Zwölfjährige, 19.30 Uhr Folkloretanzkursus für Anfänger, 20.30 Uhr für Fortgeschrittene, Gemeindezentrum.

Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Seniorengymnastik und -tanz Turnhalle Gründauschule, 14 Uhr offener Betreib,, 18.30 Uhr Handarbeitsgruppe der Arbeiterwohlfahrt, Sozialstation Uferstraße.

Rodenbach. Seniorentreff: 10 Uhr Übungsstunden der Rentnerband im ehemaligen Schützenhof Oberrodenbach, 14.30 Uhr Seniorentreff Bürgerhaus.

Erlensee. Arbeiterwohlfahrt Langendiebach, 14 Uhr Skat, Hanauer Straße 11.

In Etappen aus dem Garten zum echten Profi Der Frankfurter Rennfahrer Kurt Anders will bald durchstarten / Saisonauftakt auf dem Nürburgring

Wie gut, daß Familie Anders ein stattliches Stückchen Garten ihr eigen nennt. Denn Klein-Kurt brauchte viel Platz. Nicht, daß es dem Vater etwas ausgemacht hätte, wenn der Bub mit seinem Vehikel durch das Anwesen flitzte. Ganz und gar nicht. Denn Papa hat seinen Sohnemann zu solch Treiben erst verleitet. "Er und ein Arbeitskollege", erinnert sich der heute 26jährige Kurt Anders an den Beginn seiner Rennsport-Leidenschaft, "haben mir ein Cart gebastelt, mit dem ich dann im Garten rumgefahren bin."

Motorsport - ein Spektakel, daß den inzwischen in Frankfurt lebenden Kurt Anders schon immer faszinierte. Kein Wunder, denn in Neuwied geboren, da war der Nürburgring nicht so weit entfernt. Was also lag näher, als hinter dem Lenkrad seine Träume zu realisieren. Wären da nicht noch finanzielle Schikanen zu umkurven gewesen. So sammelte Anders die ersten motorsportlichen Eindrücke als Zuschauer. In der Boxengasse zwar hautnah am Geschehen, aber doch nur in der zweiten Reihe. "Ich hatte mir das schon zugetraut", sagt Anders, aber kostengünstig waren derlei Ambitionen nicht in die Tat umzusetzen. Da stieß er auf die vom ADAC angebotene Ausbildung, die sich über ein Jahr hinzieht, den hoffnungsvollen Nachwuchsfahrer aber mit einem Kostenaufwand von gut 500 Mark durchaus erschwinglich ans Ziel bringt. Die Lehrgänge an der Rennsportschule, mit eigenem Auto zu absolvieren, läßt durch ihre Auslese nur die Besten unbeschwert fortfahren. Und Kurt Anders gehörte zu den Besten. Deshalb machte er weiter. "Wer so viel investiert hat, der gibt auch nicht auf", sagt der Bilanzbuchhalter rückblickend.

Was folgte, war das Erarbeiten der notwendigen Grundlagen. Nun hängt beim Fahren auf den Strecken der Erfolg nicht unwesentlich von der Qualität des Fortbewegungsmittels ab, doch wer sich dreieinhalb Stunden - im Sommer bei 60 Grad - in flammabweisendem Overall und Helm hinters Lenkrad klemmt, der benötigt ein erheblich Maß an Kondition. Als alle Prüfungen absolviert waren und die Gesamtnote Kurt Anders als überaus tauglichen Rennfahrer auswies, da war er nicht nur ein "Top-Talent", sondern durfte sich auch unverdrossen auf die Hatz nach Runden machen und das immerhin vor 15 000 Zuschauern. Und also setzte sich Anders zunächst in die Produkte japanischer Automobilhersteller und fuhr in seiner ersten Saison beim Vedool-Langstreckenpokal recht gut damit. Trotz geringer Erfahrung und dem kleinen Budget landete er 1992 bei den Wettbewerben der Gruppe N, die allesamt auf der Nordschleife des Nürburgrings ("Die schönste Rennstrecke der Welt") durchgeführt werden, auf dem 18. Platz unter 80 Newcomern. Seinen größten Erfolg feierte er im dritten Lauf dieser Serie, in der Klasse bis 1300 ccm. Von 24 gestarteten Fahrzeugen belegte Anders den dritten Platz. Doch dabei soll es nicht bleiben. Der Aufstieg, für den er 80 000 Mark aufbringen muß, soll alsbald vorangetrieben werden.

In dieser, seiner zweiten Saison, ist das Auto, mittlerweile aus Rüsselsheimer Fertigungshallen, leistungsstärker (180 PS) und die Ansprüche höher. Zusammen mit seinem Partner, Thorsten Fritz aus Neuß, kommt es für Anders darauf an, rund 400 Kilometer möglichst schnell und materialschonend zurückzulegen. Und wenn er am Samstag in der zweiten von drei Startgruppen in der Zwei-Liter-Klasse aufs Gas tritt, dann will er es sich und den anderen beweisen, daß diese beginnende Saison wieder unterstreicht, daß "ich es wert bin, unterstützt zu werden. Meine Hausaufgaben habe ich gemacht", geht Anders voller Zuversicht in die erste von zehn Bewährungsprobe mit einem "komplett neuen Auto".

Und dann könnte wieder eine Etappe zurückgelegt sein. Eine weitere Etappe auf dem Weg aus dem heimischen Garten zum Profi-Rennfahrer.

CHRISTIAN FROMMERT

Ortsbezirk 5 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 19 Mitglieder im Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen):

SPD (6): Edmund Löffler, Techniker, geb. 1932, Liegnitzer Straße 13; Gerhard Kadelbach, Volkshochschulleiter, geb. 1946, Oppenheimer Landstraße 14; Elke Tafel, technische Angestellte, geb. 1965, Kelsterbacher Straße 40; Karl-Günter Schneider, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1936, Offenbacher Landstraße 414; Ulrike Geißler, wissenschaftliche Mitarbeiterin, geb. 1958, Oppenheimer Landstraße 44; Andrea Brocks, Apothekerin, geb. 1951, Kennedyallee 40.

CDU (7): Wolfgang Gilles, Lehrer, geb. 1935, Vogelweidstraße 9 b; Frank Löffler, selbständig, geb. 1961, Burnitzstraße 3; Dieter Günther, Angestellter, geb. 1937, Otzbergstraße 19; Brigitte Armbrust, Kaufmännische Angestellte, geb. 1963, Georg-Treser-Straße 41; Hans Joras, Postbeamter, geb. 1939, Großer Hasenpfad 66; Pierre Brandenstein, Diplom-Finanzwirt, geb. 1968, Offenbacher Landstraße 7; Ulrich Heckelmann, Polizeibeamter, geb. 1961, Oppenheimer Landstraße 82.

Grüne (3): Wilfried Voss, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1948, Kranichsteiner Straße 4; Dirk Trull, Student, geb. 1954, Bruchfeldstraße 17; Ursula Hofmann, Studentin, geb. 1962, Deutschherrnufer 31.

FDP (1): Dr. Christian Hecht, Chemiker, geb. 1955, Danneckerstraße 5.

"Republikaner" (2): Horst Kügler, Arbeiter, geb. 1942, Adolf-Miersch- Straße 23; Sascha Juelich, Lehrling, geb. 1973, Hainer Weg 149. star

Kommentar

Ginge es nach der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Dachorganisation der Frankfurter Wirtschaft, wäre Sparen in Frankfurt recht einfach: Man bräuchte nur alle sozialen Leistungen zu streichen, die der Magistrat seit 1989 eingeführt hat. Die Frage bleibt: Wie könnte sie aussehen, die sozial und ökologisch verträgliche Sparpolitik der 90er Jahre?

Erstens: Die Strukturreform der Stadtverwaltung ist überfällig. Das beginnt bei Verkleinerung des Magistrats und reicht über Verkürzung des Dienstweges bis zur Straffung der Ämter, die nicht direktem Bürgerservice dienen. Hier sind langfristig durch mehr moderne Technik Geld und Arbeitsplätze einzusparen.

Zweitens: die freiwilligen Leistungen der Kommune. SPD und Grüne sind gut beraten, das subventionierte Umwelt-Ticket zu verteidigen - es ist ein Stück Fortschritt in der Verkehrspolitik. Das schließt eine maßvolle Verteuerung von 1994 an nicht aus. Das Tabu des Frankfurt-Passes besteht zu recht: Die Folgen eines Einschnitts wären verheerend gerade für viele, die am Wochenende den Stimmzettel zum Denkzettel werden ließen.

Drittens: Es wäre unehrlich, zu verschweigen, daß dennoch auf viele Bürger höhere Belastungen zukommen Ansprüche überprüfen werden. Das beginnt bei einer umweltgerechten Entsorgung von Abfall und Abwasser, die immer teurer gerät.

All das führt zu nichts, wenn viele von uns im größer gewordenen Deutschland nicht beginnen, Ansprüche an Mobilität und Konsum zu überprüfen. Das Umdenken, immer noch so unpopulär, bleibt auf der Tagesordnung. CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT

"Die rot-grünen Koalitionsverhandlungen könnten zu einer Haushalts-Runde werden" Umweltticket

auf dem

Prüfstand

Frankfurt-Paß bleibt tabu

Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert

Peter Obenauer hat eine düstere Vorahnung. "Die rot-grünen Koalitionsverhandlungen", sagt der Personalratschef der 26 000 städtischen Beschäftigten, "werden mehr eine Haushalts-Runde sein." In der Tat: Wenn die Delegationen von SPD und Grünen ab Freitag, 19. März, zusammensitzen, geht es vor allem um eines - die Verabredung einer drastischen Sparpolitik, die es erlaubt, trotz acht Milliarden Mark Schulden und riesigem Etat-Defizit in den 90er Jahren politisch handlungsfähig zu bleiben. Schon jetzt müssen die Bürger wissen, "daß alles auf dem Prüfstand steht" (SPD-Geschäftsführer Franz Frey): Das billige FVV-Umweltticket, das Job-Ticket, Privatisierung der Müllabfuhr, drastische Anhebung von Abfall- und Abwassergebühren. Grünen-Geschäftsführer Lutz Sikorski möchte auch eine Erhöhung der Gewerbesteuer "nicht ausschließen". Nur ein Tabu rühren SPD und Grüne nicht an: den Frankfurt-Paß für Bedürftige.

Das brisanteste Papier bringt Kämmerer Martin Grüber (SPD) in die Koalitionsrunde mit: das Rechnungsergebnis des Haushaltsjahres 1992. Schon jetzt wissen die rot-grünen Partner, daß im vorigen Jahr 87 Millionen Mark Steuern zuwenig eingingen, im Jahr zuvor gar 200 Millionen ausblieben. Bleibt es bei der Stagnation der Wirtschaft, fehlen 1993 weitere 240 Millionen Mark. Geht die Wirtschaftstätigkeit noch zurück, mindestens noch einmal 200 Millionen Mark.

Unterm Strich muß die Koalition aus dem Jahre 1992 außerdem Mehrkosten in mindestens zweistelliger Millionenhöhe verkraften - alleine schon die Sozialhilfekosten explodieren. Angesichts der dramatischen Entwicklung plädiert der Grüne Sikorski dafür, die Gewerbesteuer zu erhöhen - mit 480 Prozent-Punkten schon die höchste in Deutschland.

Dürfte dieser Vorstoß auf den Widerstand von OB Andreas von Schoeler und Teilen der SPD treffen, so schließen Sozialdemokraten nicht aus, was Grünen wegen der ökologischen Komponente schwerfällt: Einschnitte bei FVV-Umwelt- und Job-Ticket. Allein die Subvention der Umweltkarte verschlingt über 22 Millionen Mark im Jahr, das Job-Ticket für 26 000 Bedienstete noch einmal 15 Millionen. Beide Tickets zu verteuern, wäre schmerzlich, weil dann weniger Bürger auf Busse und Bahnen umstiegen.

Schon beschlossene Sache ist die Verrechnung der monatlichen Ballungsraumzulage von 100 Mark, die derzeit alle unteren und mittleren Einkommensbezieher der Stadt erhalten, mit der Tariferhöhung 1993 von drei Prozent. ÖTV und Gesamtpersonalrat meldeten gestern harten Widerstand an, "weil ja die Lebenshaltungskosten nicht niedriger geworden sind" (Personalratschef Obenauer). SPD und Grüne wollen dennoch ein Stufen- Modell: Unteren Lohngruppen wird weniger weggenommen als mittleren.

Die Zukunft der Ballungsraumzulage ist nur ein Bestandteil des Vertrages, den parallel zu den Koalitionsrunden ÖTV und Personaldezernent Achim Vandreike (SPD) aushandeln: eine Strukturreform der Stadtverwaltung. Da geht es auch um den Millionen sparenden Vorruhestand für mindestens 450 Beschäftigte.

Noch eine heikle Frage müssen SPD und Grüne bis zur konstituierenden Sitzung des Stadtparlaments am 1. April klären: Wie teuer darf Frankfurts subventionierte Kultur noch sein? Da gehen die Grünen weiter als die SPD - Privatisierung der Theaterwerkstätten, Verkauf der Alten Oper. Doch: Die Finanzlage erzwingt Einigung. Am 13. Mai soll das Parlament den Nachtragsetat '93 als neues großes Sparpaket beschließen.

(Siehe dazu "ÖTV fordert . . ." und den Kommentar)

Viel Ärger mit den Ticket-Automaten Statistisch ist jeder dritte der 350 Apparate einmal am Tag kaputt / Geräte geplündert

Im Höchster Bahnhof klebte nur über einem der fünf FVV-Automaten der rosa Zettel: "Fahrscheinautomat gestört". Die Ausfallquote an diesem Morgen war mit nur 20 Prozent außergewöhnlich gering. Nicht selten sind vier Geräte außer Betrieb. Technische Störungen, zunehmender Vandalismus und eine Tendenz zum "bandenmäßigen Plündern" setzen die in die Jahre gekommenen Automaten immer häufiger außer Gefecht. Statistisch gesehen ist jeder dritte der 350 FVV-Automaten zwischen Friedberg und Darmstadt, Wiesbaden und Hanau einmal pro Tag kaputt. Manchmal stundenlang.

Waren in der Vergangenheit zumeist Vorortbahnhöfe wie Höchst, Nied oder Niederrad oder Stationen im Umland wie Sulzbach-Nord, Eschborn-Süd oder Hanau-Wilhelmsbad Ziel von zumeist jugendlichen Automatenknackern, werden in jüngster Zeit verstärkt die Apparate in stark frequentierten Fußgängerbereichen wie den B-Ebenen am Hauptbahnhof, der Hauptwache und der Konstablerwache geleert. Der Geldrückgabeschacht wird verstopft oder der Münzschlitz so manipuliert, daß zwar die Mark verschwindet, aber kein Ticket kommt oder das Wechselgeld nicht ausgeworfen wird.

"Das läuft", sagt Klaus-Jürgen Hollricher, bei der Bundesbahndirektion Frankfurt für die Automaten zuständig, "immer mehr arbeitsteilig ab." Einer verstopft den Geldkanal, andere stehen Schmiere und schließlich kassiert einer aus der Gruppe das Kleingeld ab. Die Arbeitsweise macht der Bahn zu schaffen, weil eine Straftat nur schwer nachzuweisen ist. Schnappen sich die Wachmänner des privaten Sicherheitsdienstes einen Jugendlichen, der gerade einen Automaten verstopft hat, dann ist dies lediglich grober Unfug und strafrechtlich nicht relevant. Greift die inzwischen im Bundesgrenzschutz aufgegangene Bahnpolizei einen vermeintlichen Straftäter beim Abkassieren auf, redet der sich in der Regel raus: "Was kann ich dafür, wenn mir plötzlich Geld entgegenkommt." Dann gibt es zwar ein Verfahren, doch das endet zumeist mit der Einstellung. Kein Wunder, daß Justiz-Sprecher Hubert Harth von keinem Fall zu berichten weiß, bei dem es zu einer Anklage reichte.

Immer häufiger, so Hans Bachmann, Chef der Ermittlungsgruppe der Bahnpolizei in Frankfurt, können die Ertappten auch gar nicht zur Rechenschaft gezogen werden - weil sie zu jung sind. Bachmann weiß vom Fall eines inzwischen 14jährigen aus Nied, in dessen Akte für 1991 und 1992 exakt 16 Automaten-Delikte enthalten sind. Weil er damals erst zwölf beziehungsweise 13 Jahre alt war, konnte er nach der Vernehmung wieder gehen. Das Verhör, so leitete der Jung- Kriminelle das Gespräch mit den Ermittlern ein, habe ohnehin keinen Sinn: "Ihr wißt doch, daß ich zu jung bin für den Knast." Die "Karriere" des Jugendlichen, sagt der Bahnpolizist Bachmann, "begann bereits mit zehn". Das Alter der "Kundschaft" bewegt sich zwischen 12 und 16 - Tendenz fallend.

Die Manipulationen haben oft auch eine Störung der Mechanik oder Elektronik des Geräts und damit einen zumeist auf einige Stunden begrenzten Ausfall zur Folge. Eher die Ausnahme sind Totalausfälle, wie sie die Bahn am ersten Märzwochenende gleich auf drei Bahnhöfen zwischen Darmstadt und Frankfurt zu beklagen hatte. Um an die Geldkassetten zu gelangen, schlugen noch Unbekannte in Wixhausen, Erzhausen und Egelsbach drei Automaten kurz und klein. Ein Gerät mußte die Bahn zum Schrott geben, die beiden anderen werden in der Automatenwerkstatt Teil für Teil wieder aufgebaut. Bis sie fertig sind, gibt es zumindest im Bahnhof Egelsbach überhaupt keinen Fahrscheinautomaten.

Die Malaise in Egelsbach macht zugleich das Dilemma der Bahn deutlich. Die Automaten versehen bereits seit dem FVV-Start 1974 ihren Dienst. Komplette Geräte gibt es nicht mehr, Ersatzteile hat der Hersteller längst aus dem Lieferprogramm gestrichen. Gefragt ist die Phantasie der Techniker. Weil die Automaten alt sind, sind sie inzwischen ziemlich störanfällig und können vor allem relativ leicht manipuliert werden. Vor 20 Jahren dachte niemand an Sicherheitsvorkehrungen, wie sie heute notwendig sind und in den Automaten vorhanden sein werden, die ab 1994 im Gebiet des künftigen Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) installiert werden.

So lange werden weiterhin drei Bundesbahnmitarbeiter täglich mit ihrem Werkstatt-Auto 250 bis 350 Kilometer zurücklegen müssen, um 100 bis 130 blaue FVV-Automaten wieder flott zu machen. In 70 Prozent aller Fälle, sagt Bundesbahnsprecher Kurt Stadler, steht danach im Protokoll als Störungsursache das Wörtchen "Manipulation".

Schwimmunterricht für Sechs- bis Neunjährige

MAIN-KINZIG-KREIS. Wer mit sechs Jahren immer noch nicht schwimmen kann, für den es wird es höchste Zeit, diese Fähigkeit zu erlernen. Unter fachkundiger Anleitung bietet sich für Sechs- bis Neunjährige an den Wochenenden des 20. und 21. und 27./28. März im Jugendzentrum Ronneburg die Gelegenheit, zur Wasserratte zu mutieren.

Die Teilnahme am Kursus unter Leitung der Schwimmeister des JUZ und Helfern von der DLRG kostet für beide Wochenenden 120 Mark. Im Preis enthalten sind Unterricht, Unterkunft, Verpflegung und Betreuung.

Schriftliche Anmeldungen sind zu richten an den Kreisausschuß des Main- Kinzig-Kreises, Abteilung Sport und Freizeit, Barbarossastraße 16-18, 6460 Gelnhausen. are

Namen+Notizen

ROBERT LEMOR, 18jähriger Gymnasiast aus Hanau, hat beim Landeswettbewerb "Jugend forscht" mit einer Arbeit über dreidimensionale Datenerfassung durch Laser-Scanner den ersten Preis in der Sparte Physik gewonnen.

HORST LANDGRAF und HEINZ SCHELD bekommen auf Antrag der Kegelsportvereinigung Bischofsheim die Ehrennadel der Stadt Maintal in Gold. Diese Auszeichnung erhalten auch ERNST SORG von der Rauchergesellschaft Bischofsheim sowie GÜNTER HENKELMANN und WINFRIED GEORGE vom Deutschen Roten Kreuz. WILLI GERSTUNG und WILLI KÖHLER vom Obst- und Gartenbauverein dürfen ab 31. März ebenfalls die goldene Nadel am Revers tragen, ebenso wie auch GEORG KRAFT, HEINZ LOTTICH und HEINRICH STOPPEL vom Fußball-Club 1911 Hochstadt. Von der freien Turnerschaft 06 Dörnigheim zählen AUGUST ROTH sowie HANS SCHMITT zu den Ausgezeichneten. Die Ehrennadel in Gold erhalten Bürgerinnen und Bürger für eine mindestens 40 Jahre währende Vereinsarbeit oder ein mindestens 25 Jahre andauerndes Engagement im Vorstand. 51 weiteren Maintalern und Maintalerinnen verlieh die Stadt Ehrennadeln in Silber und Bronze.

Ortsbezirk 6 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 18 Mitglieder des Ortsbeirats 6 (Westliche Stadtteile, Schwanheim, Goldstein und Griesheim):

SPD (7): Dr. Rudolf Hartleib, Richter am OLG, geb. 1943, Grauer Stein 2; Roswitha Teuscher, Sekretärin, geb. 1950, Lenzenbergstraße 117; Norbert Wildhirt, Abteilungsleiter, geb. 1947, Königsteiner Straße 22; Eduard Metz, EDV-Techniker, geb. 1947, Ferdinand- Hoffmann-Straße 24; Sonja Gunkel, Unternehmensberaterin, geb. 1945, Libellenweg 39; Hans Spang, Bauleiter, geb. 1936, Geisenheimer Straße 96; Rolf Schubert, Elektromechaniker, geb. 1943, Alzeyer Straße 18.

CDU (7): Bernhard Mertens, Diplom-Ingenieur, geb. 1942, Saarbrücker Straße 27; Peter Weißenseel, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1961, Justinusplatz 1; Albrecht Fribolin, Betriebswirt, geb. 1948, Krümmling 6; Manfred Ullrich, Industriekaufmann, geb. 1939, Geierskopfweg 10; Helmut Jäger, Bundesbahnbediensteter, geb. 1942, Schwarzerlenweg 43; Hans Georg von Freyberg, Lehrer, geb. 1939, Ludwig-Hensler-Straße 64; Michael Böttger, Omnibusunternehmer, geb. 1963, Am Wiesenhof 82.

Grüne (3): Thomas Schlimme, Landwirt, geb. 1959, August-Bebel-Straße 2 a; Christine Schwab, Hausfrau, geboren 1954, Langobardenweg 5; Wolfgang Weber, Masseur, geboren 1960, Silcherstraße 22.

"Republikaner" (2): Wolfgang Suttner, Fahrlehrer, geb. 1937, Kurmainzer Straße 10. Der zweite Platz ist nicht besetzt. star

Bei dem Streit über eine schadstoffbelastete Holzdecke in einem Karbener Kindergarten stellt sich die Frage: Wieviel Gift darf Kindern heute zugemutet werden? Kirchenvorstand läßt Dioxinanteil in Raumluft messen

KARBEN. Die Auseinandersetzungen um die stark schadstoffbelastete Holzdecke des evangelischen Kindergartens von Groß-Karben nehmen kein Ende. Noch zum Monatsbeginn hatte der Bauausschuß dem Kirchenvorstand empfohlen, die mit PCP behandelten Deckenhölzer (und verfahrensbedingt dann auch die Glaswolle) im Zuge der Gesamtsanierung des Kindergartens zu entfernen. Der Kirchenvorstand faßte in seiner jüngsten Sitzung laut Pfarrer Gerhard Lotz jedoch einen anderen Beschluß. Das Gremium folgt damit einer Empfehlung des Kreisgesundheitsamtes und läßt nun auch noch eine bereits vorgenommenene Dioxin-Raumluftmessung auswerten. Pfarrer Lotz: "Wir wollen wissen, was wirklich ausgast." Mehr mochte der Groß-Karbener Seelsorger, der selbst nicht an der KV-Sitzung teilgenommen hatte, gegenüber der FR nicht sagen.

Und auch der Vorsitzende des Bauausschusses der Gemeinde, Prof. Dr. Rainer Patsch, hält sich mit Prognosen, welche Schlußfolgerung aus den wie auch immer lautenden Meßergebnissen zu ziehen seien, bedeckt. Sollen die Holzlatten also doch hängenbleiben und allenfalls mit einer Zwischendecke verkleidet werden? Mit dieser Lösung hatte Dr. Patsch bislang geliebäugelt, wohingegen die Eltern der in die Schumacher-Schule umquartierten Kinder eine solche "Sondermülldeponie" ablehnen.

Noch Anfang März hatte sich Dr. Patsch, dem Pfarrer Lotz Kompetenz und Befugnis zusprach, im Namen des Kirchenvorstandes öffentlich zu der Problematik geäußert. Er schien dabei auf die eindeutige Erwartungshaltung der Elternschaft eingeschwenkt zu sein: "Selbst wenn diese Untersuchung (auf Dioxin-Belastung, Anm. d.Red.) eine unkritische Raumluftkonzentration ergäbe, bliebe vermutlich bei einigen oder vielen der Betroffenen ein ungutes Gefühl hinsichtlich der in ,kaum ausgasungsfähiger Form vorliegenden hohen PCP-Konzentration im Deckenholz&rquote;." Die Deckenhölzer, so das Kirchenvorstandsmitglied, sollten daher besser entfernt werden.

Genau das fordert die Vorsitzende des Kindergartenausschusses, Claudia Ray- Lehnus, seit Bekanntwerden der ersten Meßergebnisse und weiß sich hierin in Übereinstimmung mit vielen besorgten Müttern und Vätern. Frau Ray-Lehnus stützt sich dabei auf das Ergebnis des ersten Untersuchungsberichts der Ingenieur Sozietät für Umwelttechnik und Bauwesen. Diese habe nach einer Materialanalyse erklärt, eine Sanierung der hochgradig PCP-haltigen Holzdecke sei auch ohne weitere Raumluftanalyse dringend anzuraten.

Noch immer spricht der Bauausschußvorsitzende im Zusammenhang mit der Forderung nach einer Entfernung der Deckenhölzer von "Angstmacherei" und weist die Kritik zurück, der Kirchenvorstand habe eingehendere Untersuchungen stets nur auf Druck des Kindergartenausschusses und dessen Vorsitzender Ray-Lehnus bewilligt. Der Bauausschuß, so Dr. Patsch, habe sich lediglich gegen die erste Raumluftanalyse auf Asbest und künstliche Mineralfasern ausgesprochen. Die weitere Untersuchung der Luft nach Lindan und PCP sei von Kirchenvorstand, Kindergarten- und Bauausschuß gemeinsam beschlossen worden.

Seit dem zweiten Elternabend, bei dem die Mütter und Väter klare Informationen über den Sanierungsablauf gefordert und zudem erklärt hatten, sie wollten ihre Kinder erst wieder in den Kindergarten schicken, wenn Fachleute den Aufenthalt darin für unbedenklich erklärten, mag Prof. Dr. Rainer Patsch nicht mehr so eindeutig für eine Entfernung der Holzdecke plädieren. Er beruft sich inzwischen nicht nur auf eine Beurteilung der bisherigen Analysen durch das Kreisgesundheitsamt, sondern neuerdings auch auf die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Die Berufsgenossenschaft, teilt Patsch mit, sei zu der Ansicht gelangt, die Holzdecke brauche nicht renoviert zu werden, einer Rückkehr der Kinder stehe nichts im Wege, weil die Raumluft nur schwach mit PCP und Lindan belastet sei und die Werte weit unter den Grenzwerten des Bundesgesundheitsamtes lägen.

Die Grenzwerte des Bundesgesundheitsamtes aber sind umstritten. Nicht wenige Toxikologen gehen heute davon aus, daß auch schon bei wesentlich geringeren Werten Handlungsbedarf besteht. Eine eindeutige Handlungsanweisung kann nach Expertenmeinung nicht gegeben werden. Es sei letztlich eine Frage der Einstellung, ob versucht werde, insbesondere in Räumen, die von Kindern genutzt werden, die Schadstoffbelastung so weit wie möglich zu minimieren.

Doch längst ist die Diskussion in der Groß-Karbener Kirchengemeinde fortgeschritten. Nicht mehr die ursprüngliche Frage, wie eine Gefährdung der Kinder durch Schadstoffe möglichst ganz vermieden werden kann, steht im Mittelpunkt, sondern die Frage, wieviel Gift den Kindern zugemutet werden kann.

Nicht unwesentlich sind dabei Kostenüberlegungen. Mit 40 000 Mark rechnet Bauausschußvorsitzender Dr. Patsch ("Was ist gesamtwirtschaftlich vertretbar?"), wenn die Deckenhölzer gemäß den gesetzlichen Bestimmungen zur Entsorgung von Sondermüll von der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) zerkleinert und in Spezialfässern in einer Untertagedeponie eingelagert werden. Nochmals die gleiche Summe sei für eine neue Holzdecke aufzuwenden, so daß sich die gesamte, auf 300 000 Mark veranschlagte Sanierungsmaßnahme erheblich verteuere. Klarheit für das weitere Vorgehen erhofft sich Dr. Patsch von der Auswertung der Dioxinmessung. Bislang, so glaubt der Elektrotechnik-Professor, könne von einer dioxinhaltigen Holzdecke gar nicht die Rede sein. Fachleute gehen allerdings davon aus, daß das heute verbotene Holzschutzmittel PCP auf jeden Fall bei seiner Herstellung mit Dioxin verunreinigt worden ist. Die Frage sei nur, wie hoch der Anteil bei diesem konkreten Mittel gewesen sei. Auch wenn die Meßwerte gering ausfallen sollten: Eine endgültige Unbedenklichkeitsbescheinigung wird kaum ein Toxikologe der Kirchengemeinde ausstellen. JÖRG MUTHORST

ÖTV fordert weniger Stadträte und mehr Amtsleiter-Kompetenz Gewerkschaft will Einsparungen durch neue Strukturen in der Stadtverwaltung erreichen / Aufwertung des Multikultur-Amtes

Rainer Hohner, der Frankfurter ÖTV- Vorsitzende, nennt es gerne "Patriarchen- Rennen". Und er meint die eifersüchtige Konkurrenz der Intendanten der Theater in Frankfurt: "Einer gönnt dem anderen nichts!" Fünfmal vor der Premiere möchten sie gerne noch das Bühnenbild geändert haben, "statt sich auch mal als Künstler eine sinnvolle Planung abzuverlangen". Soviel fiel Hohner gestern zur diskutierten Privatisierung städtischer Theater-Werkstätten ein, "über die bis heute niemand mit der ÖTV geredet hat".

Der Gewerkschafter hatte so noch einmal seinem Herzen richtig Luft gemacht. Für die Personalräte bei der Stadt ist die Lage schwierig: einerseits die Einsicht, daß "Sparen unvermeidbar" ist, andererseits das Ziel, daß dies nicht allein auf dem Rücken der Beschäftigten geschieht. Und so kritisierte Hohner heftig die "Kahlschlag-Methode", mit der der rot- grüne Magistrat einfach die Quote der besetzten Stadtverwaltungs-Stellen auf 88 Prozent gesenkt habe. Und Gesamtpersonalrats-Chef Peter Obenauer sprach von "der Angst, die umgeht - keiner weiß genau, was passiert".

Ebenso deutlich erklärten sich die Gewerkschafter für die bevorstehenden Verhandlungen mit der Stadt zu "tatsächlichen Stellenverringerungen und tatsächlichen Einsparungen" (Hohner) bereit. Freilich unter einer, ganz entscheidenden Bedingung: "Daß wir zuvor der täglichen Verschwendung bei dieser Stadtverwaltung auf die Spur kommen" (Obenauer). Soll heißen: Die Gewerkschaft möchte eine Strukturreform der Verwaltung, die dauerhaft spart und Bürgern wie Beschäftigten nutzt. Beispiele für Spar-Potential aus Sicht der ÖTV: Die Zahl hauptamtlicher Stadträte, die Ausstattung der Dezernatsbüros. Und der elend lange, Monate verzehrende Verwaltungsweg für eine Entscheidung - deshalb: Verlagerung von mehr Verantwortung weg von Dezernenten auf einzelne Amtsleiter und Mitarbeiter. Ein "Qualifizierungs-Tarifvertrag", in dem Aus- und Fortbildung der Beschäftigten neu geregelt werden. Und: Umorganisation einzelner Verwaltungsbereiche mit dem Ziel, daß sie keine Steuergeld-Zuschüsse kosten. Was, so Hohner, nutzt Privatisierung von Werkstätten und Stadtwerken, wenn nur Defizite verschoben werden?

In die Verhandlungen gehen ÖTV und Personalräte mit der Forderung, das FVV-Job-Ticket für die 26 000 Beschäftigten der Verwaltung zu erhalten. Auch den Abbau der Ballungsraumzulage lehnen sie ab. Daß sich auf beiden Seiten des Tisches Sozialdemokraten gegenübersitzen werden, macht die Sache keineswegs einfacher. Aber im Büro von Personaldezernent Achim Vandreike rechnet man doch mit Spielraum in den kommenden Wochen.

In einen Verwaltungsbereich möchten die Gewerkschafter ausdrücklich investieren - nicht erst seit dem Wahlerfolg der rechtsextremen "Republikaner". Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten brauche "mehr Kompetenzen und Arbeitsmöglichkeiten". Schließlich geht es dort nicht allein um die 15 Prozent Ausländer bei der Stadt. Sondern um 170 000 Ausländer in der Stadt. jg

Wetterauer Frauen helfen Frauen in großer Not

WETTERAUKREIS / ALTENSTADT. 4000 Mark konnte der VfL-Altenstadt, Abteilung Orientalischer Tanz, jetzt an den Verein "Frauen helfen Frauen" überweisen. Das Geld, das bei der Veranstaltung "Tanz für Sarajewo" zusammenkam, soll über den Spendenempfänger kriegsgeschädigten bosnischen Frauen zugute kommen.

750 Mark haben die Teilnehmerinnen der Veranstaltung des DGB-Kreises Wetterau zum Internationalen Frauentag für vergewaltigte Bosnierinnen gespendet. Das Geld soll dieser Tage von der Kreisfrauenbeauftragten an die neugegründete Gruppe "terre des femmes" übergeben werden. "terre des femmes" unterhält in Freiburg ein Haus, in dem Frauen, die vor Krieg und Vergewaltigung geflohen sind, psycho-sozial betreut werden. mk

Ankläger am Puls der Zeit Norbert Leppert bei Hubert Harth

Der Minister nennt ihn Hubsi, der Generalstaatsanwalt auch, und viele der Journalisten sind mit ihm per Du (ich auch). Er ist der Typ von Kumpel, wie er hinter der glatten Fassade des öffentlichen Lebens selten geworden ist. Schnell von Kapee, begreift er schon, ehe man recht zu Ende ist - und kann es auf den Punkt bringen: mal mit mehr, mal mit weniger Information, aber immer in der persönlichen Atmosphäre von Mann zu Mann.

Anders als seine Vorgänger, die mit Öffentlichkeitsarbeit vorher nichts am Hut hatten, war Hubert Harth bereits mit etlichen Wassern gewaschen, als er vor drei Jahren bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft das Amt des Sprechers übernahm. Als professionelles Sprachrohr von Herbert Günther, damals Justizminister, hatte er in Wiesbaden lernen müssen, daß die Justiz keine Ware ist, die sich leicht verkaufen läßt. Wer da für Vertrauen und mehr Verständnis werben möchte, braucht einen langen Atem und nicht bloß die Puste für ein bißchen Marktgeschrei. So sitzt der Oberstaatsanwalt ab neun Uhr morgens in seinem Dienstzimmer 313 C, raucht und redet, redet und raucht: Flugzeugentführung, coop-Prozeß, Korruption und Klüngel im Hochtaunus, Hoechster Umweltschmutz. Natürlich, kein guter Reporter gibt sich mit der von Amts wegen erteilten Information zufrieden. Jeder will noch etwas extra haben, schon der Konkurrenz wegen. Harth hinter seiner Pfeife behandelt alle gleich - bis auf die, die es gelernt haben zu fragen: "Wer mehr fragt, kriegt auch mehr Antwort, ist doch klar".

Überhaupt, schlecht informierte Journalisten kann er nicht ausstehen. Von den neuen Medien, den privaten Elektronikern, melden sich zunehmend junge Spunde, die mehr Sendezeit als was zu sagen haben. Und dann die ganz Schlauen, die bei der Nachrichtenjagd versuchen, Staatsanwaltschaft und Polizei gegeneinander auszuspielen - "natürlich aussichtlos". Wer Hubert Harth und Karl-Heinz Reinstädt, Kriminaloberrat und Sprecher der Frankfurter Polizei, auf einer der gemeinsamen Pressekonferenzen erlebt hat, weiß, wie genau beide flanken können.

Gerät die Staatsanwaltschaft unter Beschuß, hält Harth "nichts davon, die Dinge unterm Teppich zu halten". Aus früheren Affären weiß man, daß "Mauern" alles schlimmer macht. Zugleich bittet der Pressesprecher um Verständnis: Alkoholiker - um ein Beispiel zu nennen - gibt es bei allen Behörden. Und muß der Fall des Staatsanwalts, der angetrunken in die Sitzung geht, wirklich an die große Glocke, ausgerechnet jetzt, da er sich zur Therapie entschlossen hat? Der Journalist bedenkt es - und schreibt nichts. Öffentlichkeitsarbeit?

Der im Unterfränkischen aufgewachsene Harth, Jahrgang 1949, hatte ursprünglich gar nicht Jura studieren wollen. Aber erstens kommt es anders, und zweitens war die Anmeldefrist für Politologie und Soziologie bereits abgelaufen. Das Interesse blieb erhalten, Voraussetzung für einen engagierten Jugendstaatsanwalt, der sich über den Einzelfall hinaus auch für den gesellschaftlichen Hintergrund von Kriminalität interessieren muß. Harth war drei Jahre in dem Amt, dann zog er die Robe aus und wechselte nach Wiesbaden.

Von der Behörde gern als Vielzweckwaffe eingesetzt, möchte er nicht Mädchen für alles sein. "Tatort"- Autoren zu beraten oder eine Spielshow mitzugestalten, "ist zwar ganz amüsant, doch auf Dauer?" Manchmal, wenn er nach so einem Tag mit fünfzig und mehr Presseauskünften abends heimkommt zu seiner Frau, fragt er sich (nicht sie!): "Was hast du eigentlich geschafft?" Statt der Antwort hört man wieder nur das Telefon klingeln . . .

Stadtteil-Fenster

Die "CDU-Damen Dornbusch" treffen sich wieder am heutigen Donnerstag, 18. März, von 15 bis 18 Uhr, im "Jägerstübchen" im Haus Dornbusch (Eschersheimer Landstraße 248). Auskunft gibt Gisela Zalewski unter Tel. 47 38 08. uv/11

Sängerchor Liederkranz 1880 Harheim: Der gemischte Chor probt am Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr, im Haus Harheim, In den Schafgärten 21. nd/11

Gesangverein "Liederkranz" 1884 Bonames: Der gemischte Chor probt heute Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, im "Haus Nidda", Harheimer Weg 18. nd/11

Turnerschaft 1860 Heddernheim: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am kommenden Freitag, 19. März, ab 20 Uhr, im kleinen Saal der Vereinsturnhalle an der Habelstraße 11 (Eingang an der Severusstraße). nd/11

Polizei: Nordafrikaner dominieren Drogenszene

Polizeioberrat Wolfram Ritter hat den Vorwurf von Drogenhelfern aus dem Bahnhofsviertel zurückgewiesen, wonach die Polizei in dem Quartier überwiegend Nordafrikaner kontrolliere. Die Sozialarbeiter erheben den Vorwurf, dieses Verfahren sei der Grund dafür, daß Algerier und Marokkaner überproportional in der Festnahmestatistik auftauchten. Laut Polizei liegt der Anteil der Dealer, die aus Nordafrika stammen, bei über 60 Prozent.

Nach Darstellung von Oberrat Ritter beruhen die Angaben der Polizei auf Erfahrungen und auf konkreten Ermittlungsergebnissen. Im Umfeld der Drogensüchtigen im Bahnhofsviertel seien nur wenig deutsche Dealer anzutreffen. habe

Im Zweifelsfall am Zebrastreifen lieber warten Verkehrserziehung im Kindergarten: Junge Weilbacher übten mit Eltern Verhalten auf der Straße

FLÖRSHEIM. Brav bleiben sie in einer Reihe stehen, die vier- bis sechsjährigen Steppkes des katholischen Kindergartens im Flörsheimer Stadtteil Weilbach. Das haben sie erst vor wenigen Minuten gelernt. "Gehsteig" rufen sie im Chor, als Konrad Stanzel von der Jugendverkehrsschule des Kreises sie fragt, wo sie vor ihrem Kindergarten denn gerade stehen. Dann zeigt er auf den Bordstein und versucht den Kindern beizubringen, daß das der absolute "Haltestein" für sie sein muß. Gehorsam nicken die Kleinen, doch einer hat es im nächsten Augenblick schon wieder vergessen und geht träumend auf die Straße.

"Bei der Verkehrserziehung müssen die Eltern unbedingt ein gutes Vorbild sein", hatte Polizist Stanzel zuvor in einem Gespräch 17 Müttern und einem Vater eingebleut. "Kinder kopieren das Verhalten der Eltern." Der Verkehrsunterricht, zu dem die Erzieher des Kindergartens eingeladen haben, ist aufgegliedert: in einen theoretischen Teil für die Eltern und in einen praktischen, in dem die Eltern mit ihren Sprößlingen in der gefährlichen Welt üben - unter Anleitung von Polizeibeamten.

Im Theorieunterricht hat Konrad Stanzel den Müttern und Vätern nochmals klar gemacht, warum die Kleinen im Verkehr viel mehr gefährdet sind als die Großen. Eigentlich eine Binsenweisheit, aber die Knirpse sind eben einfach kleiner als die Erwachsenen. Sie sehen viel weniger, können über geparkte Autos nicht hinweggucken, werden deshalb auch leichter mal übersehen. Da hat Polizist Stanzel ebenfalls einen praktischen Tip parat: "groß machen", Arm hoch. Weiterer Nachteil, der im Straßenverkehr gefährlich werden kann: Das räumliche Hörgefühl, für Erwachsene selbstverständlich, haben Kinder noch nicht. Dazu kommt ein anderes, physisches Problem: Das Blickfeld der Kleinen ist an den Rändern noch stark eingeschränkt.

Beim Überqueren des Zebrastreifens in der Haydnstraße gibt Konrad Stanzel weitere praktische Tips: Um festzustellen, ob ein Auto wirklich angehalten hat, sollen die Kinder auf die Räder schauen. Auch Probleme werden beim Ortstermin am Fußgängerüberweg sichtbar. Denn manche Autos rollen so langsam heran, daß selbst die Mama oder der Papa nicht entscheiden kann, ob der Wagen jetzt hält oder nicht. Dann heißt es lieber noch ein bißchen warten.

Doch stehenbleiben fällt den quirligen Kleinen oft schwer. Die ganze Straße ist ein einziger großer Spielplatz. Die Eltern, rät Stanzel, sollten daher mit ihnen "oft aber kurz" richtiges Verhalten im Straßenverkehr üben. Und dabei mit Lob nicht sparen, sich auch mal in die Situation ihres Kindes hineinversetzen. Er macht es vor, geht in die Hocke, um zu sehen, was die Kleinen von ihrer Warte auch beobachten können. Sehr viel weniger eben. DIRK ALTBÜRGER

Konzert der Unerhörten Neues Kunstprojekt am Main

"Die zeitgenössische Kunst spricht mit vielen Stimmen", sagt Hans Zitko. Nicht alle finden Gehör. Viele Äußerungen von Frankfurter Künstlern, so der Vorwurf des Kritikers, stoßen bei den Verantwortlichen der etablierten Kunstbetriebe auf taube Ohren. Gegen deren "künstlerische Monokultur" wendet sich die Initiative "ZeitRaum-Projekt", zu deren Vorstand Zitko und Anita Kaegi zählen. Der Verein versteht sich als Sprachrohr für die Unerhörten unter den heimischen Künstlerinnen und Künstlern. Eine Überblicksschau in der Raiffeisenhalle soll im September und Oktober als Bühne für den polyphonen Chor der Künste dienen.

Dem heimischen Kunstgeschehen "zusätzliche Impulse" verleihen - mit diesem Anspruch hatte der Verein bereits im vergangenen Jahr die Ausstellungsreihe "Testlauf" gestartet. Ein leerstehendes Ladenlokal im Nordend diente als provisorische Galerie. In rascher Folge waren dort Arbeiten von Frankfurter Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die jenseits der musealen Repräsentations-Kultur nach Wegen zur Kunst suchen; ein konzentrierter, frischer Blick auf Alternativen der Kunstszene, dem weitere folgen sollten.

Doch nach dem plötzlichen Tod der Initiatorin Irma Ide-Wagner ließ sich zunächst nicht an eine Fortsetzung des "ZeitRaum-Projekts" denken. Erst auf Initiative einiger Künstler, gegen Ende des vergangenen Jahres, wurde der Verein wieder aktiv. Gemeinsam mit dem neuen Vorstand entwickelte man das Konzept einer alternativen Kunstvermittlung weiter, bis zur Idee einer Gruppen-Ausstellung in der Raiffeisenhalle am Mainufer.

Als alternativ versteht sich das Projekt in mehrfacher Hinsicht: Man will "das Verhältnis der einzelnen Medien untereinander ausgewogen halten", den Video- und Computerkünstlern also gleiches Gewicht verleihen wie den Plastikern, Malern und Zeichnern. Und auch das Verhältnis unter den Geschlechtern soll sich anders darstellen als in den üblichen Großausstellungen. "Wir sind keine Quoten-Denker", sagt Zitko; wichtigstes Auswahl-Kriterium bleibe die künstlerische Qualität. Und eben drum müßten mehr Frauen ihren Platz im Ausstellungs-Geschehen finden: Gerade die hervorragenden Arbeiten von Künstlerinnen aus der Region würden in den großen Häusern "schlichtweg ignoriert".

Namen wie Karin Hörler, Nanne Meyer und Joanna Jones sind in der Tat eher durch kleine Galerien bekannt als durch den Kunstverein oder die Museen. Für Zitko ein Zeichen für die "selektive und verzerrende Kunstpolitik" jener Kunst-Strategen, die seit den Achtzigern das Bild der Kunst in Frankfurt bestimmen. Das öffentliche Interesse beschränke sich dabei auf "wenige bekannte Frankfurter Künstler", sagt Zitko. Der Kunstverein habe seit Jahren keine größere Ausstellung mit Frankfurter Künstlern organisiert; im MMK würden bestimmte Bereiche aktueller Kunst - zum Beispiel die Vertreter Konkreter Malerei - "systematisch ausgeklammert". Von anderer Seite bekam das Museum freilich auch schon zu hören, es räume bereits viel zu viel Platz für die Kunst der sogenannten "Provinz" (Frankfurt nämlich) ein.

In jedem Fall ortet Zitko eine "Verschiebung" der Akzente, die sich "außerordentlich negativ für die Frankfurter Kunstszene" ausgewirkt habe. Die Ausstellung im Herbst soll daher "auf die Unterschiedlichkeit künstlerischer Ansätze hinweisen, die es hier in Frankfurt gibt und die sich nicht im öffentlichen Fahrwasser bewegen". Bis dahin geht "ZeitRaum" zunächst einmal auf die Suche nach (fördernden) Mitgliedern und Sponsoren, um dem ehrgeizigen Projekt nun auch die nötige wirtschaftliche Basis zu verleihen. THOMAS A. WOLFF

Ortsbezirk 7 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 19 Mitglieder des Ortsbeirats 7 (Rödelheim, Hausen, Westhausen, Industriehof und Praunheim):

SPD (7): Reinhard Pietsch, Diplom- Physiker, geb. 1949, Niddagaustraße 79; Elke Thomas, Lehrerin, geb. 1944, Jean-Albert-Schwarz-Straße 15; Stefan Kaisen, Beamter, geb. 1935, An der Lühe 35; Herbert Müller, Technischer Beamter, geb. 1941, Westring 54; Monika Herzberger, Sekretärin, geboren 1958, Eschborner Landstraße 65; Gudrun Günzler, Schauspielerin, geb. 1939, Am Ebelfeld 23; Peter Sondag, Kaufmännischer Angestellter, geboren 1953, Hausener Obergasse 51.

CDU (6): Ursula Kelety, Rentnerin, geb. 1929, Alt-Rödelheim 32; Wolfgang Oberstein, Diplom-Kaufmann, geb. 1929, Damaschkeanger 173; Joachim Sukrow, Hauptgeschäftsführer, geb. 1936, Am Hirtenacker 47; Gerhard Budde, Jurastudent, geb. 1965, Sandplackenstraße 28; Stefan Pfaff, Ingenieur, geb. 1937, An der Lühe 46; Barbara Reuff, Arzthelferin, geb. 1949, Am Hopfengarten 26.

Grüne (3): Margarete Steen, Journalistin, geboren 1948, Thudichumstraße 18-22; Dr. Peter Gärtner, Physiker; geboren 1955, Fuchstanzstraße 97; Ursula Thiemann, Dozentin, geboren 1951, Alt-Rödelheim 13.

FDP (1): Joachim Biermann, Bankkaufmann, geb. 1942, Am Fischstein 61.

Die Rödelheimer Bürgerliste (2): Christof Schneller, Student, geboren 1970, Wolf-Heidenheim-Straße 11; Silke Seitz, Studentin, geboren 1969, Schenckstraße 15. star

Bauherren bekommen Zuschüsse zur Sanierung

MAIN-TAUNUS-KREIS. Über Zuschüsse von insgesamt 32 908 Mark können in diesen Wochen fünf Bauherren aus dem Main-Taunus-Kreis jubeln. In seiner jüngsten Sitzung hat der Kreisausschuß beschlossen, mit dieser Summe den denkmalpflegerischen Mehraufwand beim Restaurieren von Häusern zu unterstützen. Sobald die Haushaltssatzung für das laufende Jahr vom Regierungspräsdidium in Darmstadt genehmigt worden ist, will Landrat Jochen Riebel den Eigentümern die Bewilligungsurkunden aushändigen.

Vorgeschlagen hatte die fünf Projekte der Denkmalbeirat des Kreises. fra

Mihm: Kein Notnagel für die Römerregierung

"Wir haben eine Führungsrolle besonderer Art." Bernhard Mihm, neuer Fraktionschef der Rathaus-CDU , läßt keinen Zweifel daran, daß die Oppositionspartei eine neue Gangart einschlagen wird. Mit gezielten Angeboten zur Zusammenarbeit mit den Sozialemokraten will der frühere Schuldezernent die Koalition auseinander- dividieren. "Aber", so der neue Vormann der Union, "das ist nicht der Deut eines Koalitionsangebots." Die Union werde sich nicht zum Notnagel für die Probleme der Römerregierung machen lassen. cg

Ortsbezirk 8 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die vier Fraktionen und ihre 19 Mitglieder im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel und Nordweststadt):

SPD (7): Helmut Gärtner, Geschäftsführer, geb. 1943, Gerhart-Hauptmann- Ring 276; Helga Diehl, Seniorenklub- Leiterin, geb. 1949, Cohausenstraße 37; Irmgard Behrendt, Hausfrau, geb. 1936, Kreuzerhohl 22; Eveline Krönung, Angestellte, geb. 1945, Bernadottestraße 12; Christian Däbritz, Rechtsanwalt, geb. 1957, Tacitusstraße 19; Jürgen Schmidt, Ministerialrat, geb. 1942, Hammarskjöldring 105; Lutz Ullrich, Student, geb. 1969, Gerhart- Hauptmann-Ring 94 b.

CDU (8): Hella Welker, Diplom-Finanzwirtin, geb. 1943, Gerhart-Hauptmann-Ring 306; Alfons Dresch, Handwerksmeister, geb. 1938, Brühlfeld 12; Hans-Willi Blomen, Bankbeamter, geboren 1933, Niederurseler Landstraße 115; Walter Erbenich, Techniker, geb. 1935, Brühlfeld 18; Helmut Rommel, Pensionär, geboren 1939, Bernadottestraße 28; Felicitas Günther, Rentnerin, geboren 1927, An der Ringmauer 64; Martin Pferr, Bankkaufmann, geboren 1963, Tacitusstraße 44, Joachim Rotberg, Student, geboren 1970, In der Römerstadt 178.

Grüne (3): Helga Dörhöfer, Lehrerin, geb. 1947, Augustusstraße 5; Frank Mahlmeister, Student, geb. 1965, Gerhart-Hauptmann-Ring 79; Gerlinde Schütte, Lehrerin, geboren 1942, Titusstraße 11.

FDP (1): Theo Dechert, Diplom-Finanzwirt, geboren 1935, Karl-Kautsky- Weg 40. star

Klärwerkausbau wird teuer Magistrat vergab erste Aufträge, Anlage zu modernisieren

SELIGENSTADT. Rund 18,5 Millionen Mark müssen in den kommenden Jahren investiert werden, um die Seligenstädter Kläranlage modernisieren und erweitern zu können. Der erste Bauabschnitt, mit dem noch 1993 begonnen werden soll, kostet etwa 2,5 Millionen Mark. Allein das Honorar für die Fachingenieure beläuft sich insgesamt auf 1,3 Millionen Mark, wie Bürgermeister Rolf Wenzel sagt. Wann die Arbeiten in der Kläranlage letzlich abgeschlossen werden könnten, lasse sich noch nicht abschätzen. Wenzel: "Das hängt ganz davon ab, wie die Landeszuschüsse fließen werden." 1993 sei keine Gebührenanhebung notwendig.

Der Magistrat vergab den Auftrag an ein Fachbüro, ein Konzept für die Sanierung und den Ausbau des Klärwerks zu entwickeln. Zunächst sollen zwei neue runde Nachklärbecken errichtet werden. Die alten längsförmigen Becken müssen ersetzt werden. Sie entsprechen schon lange nicht mehr dem Stand der Technik.

Ferner beauftragte der Magistrat das Fachbüro, den Bau des geplanten, drei Millionen Mark teuren Regenrückhaltebeckens zwischen dem neuen Friedhof und der Mainring-Siedlung zu überwachen. Die Honorarkosten: 250 000 Mark. Außerdem erhielt eine Firma den Auftrag, das Regenrückhaltebecken zu bauen. In diesem unterirdischen Behälter soll Schmutzwasser aus der Kanalisation zurückgehalten und weiter bis zur Kläranlage des Abwasserverbandes Schleifbach gepumpt werden.

Außerdem läßt die Stadt das Fachbüro die Erneuerung der Kanalisation in der Froschhäuser Schulstraße planen. fin

Die Eltern homosexueller Kinder setzen sich zusammen

"Für Eltern bricht eine Welt zusammen, wenn sie erfahren, daß ihre Kinder schwul sind." Günther Stümpel sagt das aus eigener Erfahrung als Vater. Mit einem Schlage, berichtet er, seien viele langgehegte Erwartungen hinfällig. Der Wunsch nach Enkelkindern müsse aufgegeben werden. Statt solcher Hoffnungen spürten die Eltern plötzlich nur Angst: Angst vor den Vorurteilen anderer Menschen, Sorge um die berufliche Zukunft der Kinder, Fragen über Fragen, zum Beispiel wie es den Kindern einst im Alter ergehen werde. Besonders schwer zu ertragen sei die "Schuldfrage", weiß Stümpel auch von anderen Eltern in gleicher Lage, die sich mit Selbstvorwürfen wegen vermeintlicher Erziehungsfehler quälen.

Ursula Schulz bestätigt all diese Erfahrungen. Sie hat 1989 in Bremen eine Initiative von Eltern homosexueller Söhne und Töchter gegründet. Stümpel hatte schon früher in Hamburg eine solche Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen. Regelmäßig treffen sich dort Mütter und vereinzelt auch Väter zu zwanglosem Kaffeetrinken, um einander den Rücken zu stärken. Insgesamt 16 derartige Gruppen bestehen bisher in der Bundesrepublik. Am kommenden Wochenende wollen sie sich in Braunschweig zu einem ersten Erfahrungsaustausch treffen. Hiltrud Schröder, die Frau des niedersächsischen Ministerpräsidenten, hat die Schirmherrschaft übernommen.

Die niedersächsische Landesregierung beschäftigt seit vergangenem Jahr im Sozialministerium einen Referenten für homosexuelle Lebensweisen, Hans Hengelein, der jetzt in Hannover gemeinsam mit den Veranstaltern für das Braunschweiger Treffen warb und zugleich einen ersten Bericht über seine Arbeit gab. Nach seiner Schätzung leben in Niedersachsen rund 300 000 lesbische Frauen und schwule Männer. Sie seien wegen ihres Andersseins starken Repressalien ausgesetzt. Während Lesbierinnen in der Öffentlichkeit eher belächelt würden, mehrten sich Gewalttätigkeiten gegen homosexuelle Männer. Aus Scham erstatteten die Opfer nur selten Anzeige. Im Sommer will Hengelein eine Studie über Gewalt gegen Schwule veröffentlichen, die er im letzten Jahr in Auftrag gegeben hat.

Daß in diesem Jahr - infolge des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik - 120 Jahre alte Vorschriften des Strafgesetzbuch-Paragraphen 175 entfallen sollen, versteht Hengelein als ein Hoffnungszeichen. Aber in der gesellschaftlichen Realität sieht er Diskriminierungen vieler Art, an denen sich wohl so bald nichts ändern wird. Um ihnen entgegenzuwirken, arbeitet er mit dem Kultusministerium bei der Neufassung der Empfehlungen zur Sexualerziehung zusammen und berät bei der Lehrerfortbildung. Beim Innenministerium bemüht er sich darum, daß in der Polizeiausbildung die Probleme der Homosexuellen verständlich gemacht werden. Seine besondere Sorge gilt gegenwärtig den homosexuellen Paaren, die infolge der verschärften Ausländerpolitik durch Abschiebungen auseinandergerissen werden, wovor sie sich im Gegensatz zu heterosexuellen Paaren nicht durch Heirat schützen können. "Es tut weh, in solchen Fällen gar nicht helfen zu können", klagt er.

ECKART SPOO (Hannover)

Ortsbezirk 9 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die vier Fraktionen und ihre 19 Mitglieder im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Ginnheim und Eschersheim):

SPD (6): Karl Semmelbauer, Rentner, geb. 1929, Eschersheimer Landstraße 459; Hans-Jürgen Brandt, Handelsfachwirt, geb. 1943, Guaitastraße 25; Beatrix Henze, Arzthelferin, geb. 1944, Klaus-Groth-Straße 20; Renate Baumgärtner, Altenklub-Leiterin, geboren 1936, Reichelstraße 46; Klaus Schulz, Systemanalytiker, geb. 1952, Eleonore- Sterling-Straße 36; Joachim Lorenz, Betriebsingenieur, geb. 1939, Kaiser- Sigmund-Straße 1.

CDU (8): Hans-Günter Müller, Kaufmann, geb. 1948, Haeberlinstraße 61; Lothar Stapf, Diplom-Ingenieur, geb. 1943, Höhenblick 48; Stephan Hahl, Techniker, geb. 1960, Woogstraße 20; Gabriele Hartwich, Immobilienmaklerin, geb. 1958, Auf der Lindenhöhe 2; Friedrich Hesse, Studienrat, geb. 1952, Grillparzerstraße 55; Dr. Bernd Heidenreich, Regierungsdirektor, geboren 1955, Am Schwalbenschwanz 13.

Grüne (4): Freya Linder, Bürokauffrau, geb. 1943, Wilhelm-Epstein-Straße 61; Peter Steinberg, Lehrer, geb. 1943, Peter-Böhler-Straße 11; Annegret Brein, VHS-Kursleiterin, geb. 1953, Am Weigelsgarten 11; Susanne Voß- Medic, Groß- und Außenhandelskauffrau, geb. 1963, Prieststraße 1.

FDP (1): Günther Görtz, Bankbeamter, geb. 1940, An der Nachtweide 37. star

Frauenfrühstück mit Vortrag: "Glücklich?"

Das Frühstückstreffen für Frauen, ein politisch unabhängiger und überkonfessioneller Zusammenschluß von Frauen, die sich mit religiösen und weltanschaulichen Themen beschäftigen, kommt am Samstag, 20. März, erneut zusammen.

Im Bürgerhaus Nordweststadt gibt es für die erfahrungsgemäß mehreren hundert Teilnehmerinnen zwischen 9 und 11.30 Uhr nicht nur ein ausladendes Frühstück, (Teilnahmebetrag 20 Mark), sondern auch einen Vortrag. Marion Buchheister spricht zum Thema "Glücklich? - Wie negative Gedanken ihre Macht verlieren". Für Kinderbetreuung ist gesorgt.

Anmeldungen bis spätestens Mittwoch, 17. März, bei Maria Anna Jacobs, Telefon 0 61 02 - 212 19. abi

Ein Tag für die Frauen Am 20. März soll im Haus Gallus "die Post abgehen"

GALLUS. Den Mädchen und Frauen gehört das Gallus am Samstag, 20. März. Unter dem Motto "Und wenn sie ins Erzählen kommen" kreierten das "Kulturwochen-Team" und Frauengruppen aus dem Gallus ein "besinnlich bis sinnliches Programm". Die Unterhaltung beginnt um 15 Uhr im Haus Gallus, Frankenallee 111, und wird in den frühen Morgenstunden mit der Musik von "Anitas Livs" und "Nasty Girls" langsam ausklingen.

Nachmittags dreht sich alles um den "Erzählraum": Dort werden sich Frauen und Mädchen unterschiedlicher Herkunft treffen und über ihre Lebenserfahrungen in Frankfurt und in ihren jeweiligen Heimatländern berichten. Das wird umso spannender, als im Gallus Frauen aus 32 Kulturen leben. Viele Ehefrauen sind ihren Männern in die Bundesrepublik, in dieses ehemalige Arbeiterviertel, gefolgt. Ihre Kinder, Töchter wachsen in dieser Stadt auf, sind mit der Sprache, den Umgangsformen, den Konflikten und sozialen Spannungen vertraut. Die Mütter und Großmütter, stärker in traditonellen Familienstrukturen verhaftet, werden zu "Grenzgängerinnen".

Doch neben allen Unterschieden besteht zwischen ihnen eine Gemeinsamkeit: sie sind entweder Töchter, Mütter oder Großmütter und blicken auf ähnliche Erfahrungen zurück. "Im Erzählraum sollen sich die Generationen begegnen und ins Gespräch kommen", versprechen sich die Veranstalter.

Weiter werden die Ergebnisse verschiedener Arbeitsgruppen ausgestellt: Frauen aus dem "Gallusprojekt" der evangelischen Friedensgemeinde und der Begegnungsstätte für Senioren zeigen ihre Handarbeiten, außerdem werden Märchen über den Wert traditioneller handwerklicher Arbeiten erzählt.

Unter der Leitung von Sevdiye Yildiz und Sigi Berger haben zehn Mädchen einer 10. Klasse an der Paul-Hindemith- Schule die Theatercollage "Mädchen an die Macht" entwickelt. In vier Szenen berichten junge Frauen über Typisches und Alltägliches aus dem "Kamerun".

Zusammmen mit der jordanischen Bildhauerin Layla Haddad-Wagner stellten junge Frauen, vorwiegend islamischer Herkunft, Skulpturen aus Ton, Gips und Draht her. Das Projekt, betreut vom Internationalen Bund für Jugendsozialarbeit (IB), dauerte vier Monate. Und unter dem Titel "Girls, girls, girls . . ." zeigen junge Frauen, wie sie sich gegenseitig durch die Linse einer Fotokamera wahrnehmen. Durch das Nachmittagsprogramm führen die Performancekünstlerin Amy Levenrenz (USA) und Brigitte Leistikow (Deutschland).

Mit Live-Musik beginnt um 20.30 Uhr der "lockere" Teil des Mädchen- und Frauentags im Haus Gallus. Das Frauentrio "Anita Livs" aus Amsterdam spielt Blues und Ethno-Rock. Die Musikerinnen interpretieren unter anderem Songs der Blues-Lady Bessie Smith. "Nasty Girls" dagegen, ebenfalls Amsterdamer Musikerinnen, spielen Rock und Funk. Die sechs Frauen haben in den unterschiedlichsten Bands Erfahrung gesammelt, bevor sie vor zwei Jahren ihre eigene Truppe bildeten. Der Eintritt zum Konzert kostet 15 Mark (ermäßigt zehn Mark). tin

KULTURPANORAMA 5

Für die Heimat werben und ihre Identität stärken "Interessengemeinschaft Odenwald" besteht 40 Jahre / Erinnerungen an Heinrich Georg Ritzel

ERBACH. Sich abhängen und als Hinterwäldler abspeisen lassen, das hat der mittlerweile auf über 90 000 Einwohner gewachsene Odenwaldkreis sich nie gefallen lassen. Nein, dazu sind die Leute im östlichen Zipfel von Südhessen zu dickfellig und zu selbstbewußt. Vor schon recht langer Zeit wählten sie eine schlagkräftige Organisation, um für die "Heimatregion zu werben und ihre Identität zu stärken", wie Landrat Horst Schnur (SPD) es ausdrückt. Ein Verband, der sich bis heute anstrengt, den Landstrich "so gut zu vermarkten wie es nur geht".

"Interessengemeinschaft Odenwald" (IGO) heißt der Schulterschluß, der es geschafft hat, mit hartnäckigem Widerstand die immer wieder drohende Stillegung der über 110 Jahre alten Odenwaldbahn zwischen Darmstadt, Erbach und Eberbach am Neckar zu verhindern - der den Fremdenverkehr auf Touren brachte und die Eintracht mit dem Gewerbe im Odenwald suchte.

40 Jahre alt ist die IGO in diesen Wochen geworden; Anlaß für eine Feierstunde am 22. März (ab 18 Uhr) in Erbach in der Borchers-Halle. Und der hessische Wirtschaftsminister Ernst Welteke wird an diesem Abend der Pflichtaufgabe nachkommen und selbstredend über die Entwicklungspotentiale der südhessischen Region referieren.

An Heinrich Georg Ritzel, den im Juni 1971 verstorbenen Initiator der IGO, wird wohl besonders erinnert werden. Ritzel, 1893 in Offenbach geboren, galt 1919 nach seiner Wahl zum Stadtoberhaupt von Michelstadt im Odenwald als jüngster hauptamtlicher Bürgermeister in Deutschland. Für die SPD zog Ritzel 1924 in den hessischen Landtag ein, 1930 in den Deutschen Reichstag. Er gehörte zu den 94 Abgeordneten, die sich Hitlers Ermächtigungsgesetz widersetzten. Danach mußte er in die Schweiz emigrieren. 1949 erhielt er ein Mandat für den ersten Bundestag, ein Jahr darauf zog es Ritzel in den Europarat.

Der Wahl-Odenwälder klopfte anno 1953 gleich im Paragraph eins der IGO- Satzung fest: Vorgehen gegen "wirtschaftliche, soziale und kulturelle Benachteiligung des Odenwaldes", Forderung nach Ausbau von Straßen, Eisenbahn- und Autobusverbindungen, Post- und Telefonnetz, Ankurbeln des Tourismus, um Gäste "auch in der kalten Jahreszeit" anzulocken, Förderung von Handwerk und Industrie.

Als 1969 einmal mehr die letzte Eisenbahnverbindung im Odenwald auf der Kippe stand, donnerte Ritzel: "Der Odenwald darf nicht zum verkehrspolitischen Armenhaus degradiert werden". Lohn des hartnäckigen Aufbegehrens bis in die achtziger Jahre: moderne Waggons, schnellere Verbindungen. Die 1970 vom damaligen "Chefpräsidenten" der Bundesbahn in Frankfurt eilfertig versprochene Elektrifizierung der Strecke blieb freilich am Ende eine Leerformel.

Mit Sonderfahrten verwöhnte und beeindruckte die IGO Scharen von eingeladenen Reisejournalisten und Tourismusfachleuten aus aller Welt, die im Gegenzug den abgelegenen Landstrich von seinen besten Seiten beleuchteten und so bekannt machten. Was konnte man auch gegen die entwaffnende Überzeugung von Ritzel, "der Odenwald ist immer schön", haben?

Ab 1966 bot die IGO Informationsveranstaltungen über Ferien auf dem Bauernhof an - eine Art, den Urlaub zu verbringen, die der Hof Schleiersbach in Fränkisch-Cruimbach schon 1903 anbot. Wenn Odenwälder Elfenbeinschmuck etwa in der Schweiz in einer Wanderausstellung gezeigt oder vehement Umgehungen für die von Bundesstraßen zerschnittenen Gemeinden verlangt wurden (die heute weitgehend verwirklicht sind), konnte man sicher sein, daß die ehrenamtliche Interessengemeinschaft ihre Hände im Spiel hatte.

Bis heute läßt sich die IGO im Erbacher Landratsamt finden. Vorsitzender ist Landrat Schnur - Geschäftsführer seit nunmehr 22 Jahren -, der in Fragen von Wirtschaftsförderung und Fremdenverkehr mit allen Wassern gewaschene agile Multi-Funktionär und Pensionär Willi Weckbach. JÖRG FEUCK

Freie Aussprache

Kaffee-Wahlkampf Statt Wahldiskussionen gibt es neuerdings Wahl-Talkshows. Ich nahm an einigen teil und fand am Podium den Spitzenkandidaten, örtliche Funktionäre, Presse und einen "genehmen Diskussionsleiter", der den Leuten vorne abwechselnd Fragen stellte. Dabei erfuhren die geladenen Bürger mehr über das Privatleben derer, die brisanten Probleme des Ortsteils kamen gar nicht zur Sprache.

Kein Bürger konnte direkt fragen. Nur einmal teilte man Kärtchen aus, auf die wir Fragen notieren konnten. Eingesammelt, faßte dann der Conferencier aus mehreren einige Fragen zusammen - auf meine zehn Punkte bekam ich nur zwei belanglose Antworten. Diesmal machte man es sich sehr leicht, indem man aus harten Diskussionsveranstaltungen Kaffee- oder Äpfelweinpartys machte - sehr schonend für die Kandidaten.

Rudolf Schmidt, Frankfurt "Juden sind Fremde" Zur Bekräftigung der Aussage von Herrn Bubis (FR vom 22. 2.) "Ein Jude ist ein Fremder", "Das ist seit 1933 nicht aus den Köpfen zu kriegen", kann ich ein aktuelles Beispiel nennen:

Beim Besuch der Ausstellung "Tony Sender, Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" im Historischen Museum Frankfurt, hörte ich jemanden hinter mir, der sich bei der Museumsangestellten über Tony Sender erkundigen wollte: "War sie Deutsche?" "Jüdin". Durch die lapidare Antwort wurde ich mir dessen bewußt: In Deutschland ist ein Jude immer noch ein Fremder.

Dabei war Tony Sender eine deutsche Politikerin, 1888 in Wiesbaden-Biebrich geboren und in Deutschland aufgewachsen. Sie war von 1920 bis 1933 Reichstagsabgeordnete und mußte 1933, in erster Linie aufgrund ihres (linken) politischen Engagements, das nationalsozialistische Deutschland verlassen.

Brigitte de Montgolfier, Frankfurt (Französin, seit 1976 in Frankfurt lebend.) Beim Notfall-Zahnarzt Während eines Messebesuches in Frankfurt dürfen sie keine Zahnschmerzen bekommen, denn vier bis fünf Stunden müssen sie sich Zeit nehmen, als "Notfallpatient" im zahnärztlichen Uni-Institut der Stiftung Carolinum zu warten. Tatort Uni-Klinik zu Frankfurt. Patienten mit geschwollenen Backen, hochroten Köpfen sitzen mit mir mit Schmerzen in einem häßlichen Wartegang. Sieben schmerzgeplagte Patienten vor mir. Ich bin als vorletz- ter an der Reihe. Nach mir wieder 4 Patienten. Zahnschmerzen, oben rechts, plagen mich erbärmlich und lassen mich bereits vier Stunden warten. Inzwischen 13 Uhr.

Den diensthabenden Notdienstzahnarzt kennt noch niemand. Sicherlich gibt sich der einzig "Tüchtige" alle Mühe. Endlich komme ich an die Reihe. Es ist inzwischen 13.30 Uhr. Endlich! Sie kennen das Phänomen - keine Zahnschmerzen mehr zu haben?

Die schmerzlindernde Behandlung nimmt ihren Lauf. Die Frankfurter Messe ist auch bald gelaufen.

Es ist mir unverständlich, daß bei dieser Größenordnung einer Stadt ein einziger Zahnarzt für den Notfall zuständig ist.

Wenn ich davon ausgehe, daß ich den ersten Zug um 8.45 Uhr nach München genommen hätte, wäre ich gegen 13 Uhr bei meinem altvertrauten Hauszahnarzt gewesen und ich hätte nicht so lange in Frankfurt warten müssen.

Rudolf Rutschmann, Mengkofen Wiedergeburt des Schönen Zum Artikel "Stilleben mit Herbstlaub" (FR vom 26. 2.): Die Verfasserin des Artikels hat übersehen, daß es sich nicht um eine Ausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts", sondern um eine Ausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" handelt. Aus diesen zeitlichen Gründen stimmen mehrere ihrer Schlußfolgerungen nicht.

Einen "vehementen Aufbruch oder gar eine radikale Neuerung", wie sie die Verfasserin fordert, sollte mit den gezeigten Werken zu keiner Zeit bewirkt werden.

Wir streben die Wiedergeburt des bildnerisch Schönen = Ästhetischen, der Harmonie, der positiven Lebenseinstellung und Lebensfreude an. Die daraus erwachsenen Malertraditionen sind nicht tot. Sie werden von lebenden Malern - auch in Frankfurt - praktiziert. Es ist nicht der Herbst, der naht, sondern wir sehnen uns, auch in der Kunst, nach einem Frühlingserwachen für die Menschheit, wenn sie sich besinnt, und sich gerade noch rechtzeitig einem humanen Weltbild verpflichtet.

Die Verfasserin hat bewirkt, daß über die Fragen nachgedacht wird, insofern danken wir ihr. Wir halten eine solche Diskussion in einer dualistischen Gesellschaft für notwendig und sinnvoll. Sie zuzulassen, zeugt von Offenheit und Toleranz.

Helmut Schneider, Frankfurt

Das Europa der Kleinmütigen

Von Erich Hauser (Brüssel)

In allen EG-Ländern steigen die Arbeitslosenraten. Sogar Firmen mit internationalem Ruf sind in Schwierigkeiten. Die weltweite Wirtschaftsrezession hat Deutschland wegen des Vereinigungseffekts relativ spät erreicht, macht sich nun aber um so härter bemerkbar. Und die deutsche Rezession wirkt wiederum als zusätzliche Verschärfung auf unsere westeuropäischen Partner zurück.

Ein Unglück kommt selten allein. Auch der Vertrauensverlust der politischen Führungsschichten ist fast ein EG-weites Phänomen. Frankreichs sozialistische Regierungspartei sieht ihrem Waterloo entgegen. In London laviert Premierminister Major mit der eigenen Unterhausfraktion noch erfolgloser herum als Helmut Kohl mit seiner Koalition. Der Labour Party fehlt es genau wie der SPD oder der französischen Opposition an überzeugenden Konzepten zur Krisenbewältigung. Die Italiener fragen sich, woher Politiker nehmen, die nicht mit einem oder beiden Füßen schon im Gefängnis stehen. Ob Spaniens Ministerpräsident Felipe Gonzalez bei den Wahlen im Herbst noch einmal Sieger bleibt, ist nicht sicher. Relativ stabiler sind die kleinen EG-Staaten, aber auch dort kriselt es. Kein westeuropäisches Land wird es schaffen, im Alleingang aus der Wirtschaftskrise schnell herauszukommen. Vor allem unter den erschwerenden politischen Umständen nicht. Sie sind alle untereinander durch die EG und ihren EFTA-Länderanhang schon weit mehr miteinander verflochten als mit dem Rest der Weltwirtschaft. Doch wegen des in der Luft hängenden Maastrichtvertrages ist "europäische Solidarität" zur Zeit ein Reizwort. Zwar ist der Vertrag in zehn der zwölf EG-Staaten ordnungsgemäß abgesegnet (bis auf die beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe anhängigen Klagen), aber die für den 18. Mai anberaumte zweite dänische Volksabstimmung und das erhoffte Ja-Wort des britischen Unterhauses stehen noch aus.

In Brüssel geschieht deshalb zur Zeit so gut wie nichts. Die EG-Kommission und die dänische EG-Präsidentschaft des Ministerrats beschränken sich auf Routinearbeit. Nur nichts tun, was die dänischen Bürger oder die britischen Abgeordneten erregen könnte, heißt die Parole, damit der Maastrichter Unionsvertrag bis zum Jahresende vielleicht doch noch unter Dach kommt. Die in Deutschland, Holland und Belgien verhaßte Bananenmarktordnung bleibt möglicherweise die spektakulärste Tat, die sich die Kopenhagener Regierung im Zwölfervorsitz bis Juni geleistet haben wird.

Weil die EG-Länder nur gemeinsam die Wirtschaftsrezession überwinden können, wären aber gerade jetzt gemeinsame Taten verlangt, die bei den Wirtschaftskräften Vertrauen in kommenden Aufschwung schaffen. Am gemeinsamen Binnenmarkt, der offiziell seit 1. Januar besteht, wäre dafür noch viel zu tun. Aus Angst vor neuem Zorn der Bürger legen die Kommission und der Ministerrat vorerst lieber die Hände in den Schoß. Selbst beim Konjunkturanstoßprogramm, das die zwölf Regierungschefs im Dezember in Edinburgh beschlossen haben, wird höchst leise agiert. Bloß nicht den Eindruck verbreiten, daß die EG etwas zu tun versucht, was kein einzelner ihrer Mitgliedstaaten kann.

EG-Stahlkrise? Da wird von Brüssel alle Verantwortung den Unternehmen zugeschoben, damit die nationalen Regierungen aus dem Schneider sind und möglichst nicht über die notwendige Liquidierung ganzer Standorte mitbefinden müssen, wenn sie nicht wollen. Nach dem Montanunionvertrag könnte die Gemeinschaftsexekutive die Sache in die Hand nehmen. Aber bitte nicht gerade jetzt, da ohnehin fast überall die Machtanmaßungen Brüssels gescholten werden. Die rasche Inkraftsetzung des Europäischen Wirtschaftsraums wäre ein weiteres Signal für die Wirtschaftskräfte geworden. Doch obgleich die Auslassung der Schweiz zwischen den Zwölf und den sechs übrigen EFTA- Staaten geregelt ist, macht Madrid die Ratifizierung - höchst kurzsichtig - von der vorherigen Inkraftsetzung des Maastrichtvertrages abhängig.

Die Zwölf hatten 1985 beschlossen, mit der Schaffung ihres Binnenmarktes eine wirtschaftliche Großmacht vom Rang der USA und Japans zu werden. Inzwischen liegt sogar Osteuropa offen vor ihrer Haustüre. Schon ein "kleiner Marshallplan" für die Länder Mittel- und Osteuropas könnte einen gemeinsamen Wirtschaftsaufschwung in Bewegung setzen, wenn die entschlossene Vollendung des Binnenmarktes mit der Krönung einer schrittweise entstehenden Währungsunion durch die Inkraftsetzung des Maastrichtvertrages als klares Signal hinzukäme.

Statt dessen harren die Zwölf kleinmütig darauf, daß Bill Clinton im Weißen Haus die Trendwende aus der internationalen Rezession schon organisieren wird. Warum "Maastricht fürchten", wenn man selbst im vierten Jahr nach dem Ende des Kalten Krieges die Rettung nur vom großen Bruder erhofft? Washingtons Fußtritte, nicht zuletzt im Stahlhandel, sollten allen Klein-Klein-Europäern zu denken geben.Staat bei Bildung knauserig

WIESBADEN, 14. März (dpa). Die Staatsausgaben für Bildung, Wissenschaft und Kultur sind zwischen 1975 und 1990 in Westdeutschland zwar kontinuierlich gestiegen, aber geringer als die Gesamtausgaben der öffentlichen Hand, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Wochenende mit. In dem Zeitraum haben sich die Ausgaben für Bildung, Wissenschaft und Kultur nahezu verdoppelt: 1975 waren es noch 62,7 Milliarden Mark, 15 Jahre später 118,7 Milliarden. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 4,4 Prozent, während die übrigen Staatsausgaben um 5,3 Prozent anstiegen. Der Anteil am Gesamthaushalt habe sich damit von 11,9 auf 10,4 Prozent verringert. Der größte Teil dieser Ausgaben kam Schulen und Kindergärten zugute: 1990 erhielten sie 49 Prozent des Etats (1975: 55 Prozent).

Berliner Festwochen mit Schwerpunkt Japan

BERLIN. Die 43. Berliner Festwochen blicken dieses Jahr nach Japan. Neben einer großen Ausstellung zur fernöstlichen Kultur des Landes im Martin-Gropius-Bau bieten die Festwochen (31. August bis 30. September) auch eine Reihe von Musik-Veranstaltungen zum Thema. Neue Musik aus Japan zieht sich durch das Programm, zu dem auch japanische Ensembles und Künstler in Berlin erwartet werden, unter ihnen das New Symphony Orchestra Tokyo. Vier Werke werden uraufgeführt, darunter ein Klaviertrio von Toru Takemitsu, dem bedeutendsten japanischen Komponisten der Gegenwart. Der traditionelle Tanz Japans ist ebenso vertreten wie die unterschiedlichen Theaterstile des Landes.

Angekündigt sind insgesamt neun Uraufführungen, darunter auch ein Werk von György Kurtag. Gegen Krieg und Gewalt wendet sich eine Gemeinschaftskomposition von Paul-Heinz Dittrich, Sofia Gubaidulina und Marek Kopelent. Gast der Festwochen ist auch der englische Regisseur Peter Brook; er zeigt das Stück "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte". dpa

Rechtsruck mindert Chancen auf Eurobank

Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) sieht nach dem Rechtsruck bei der hessischen Kommunalwahl Schwierigkeiten für Frankfurt am Main als künftigen Standort der Europäischen Zentralbank. Während sich die Besorgnisse im Ausland über den Rechtsruck in der Bundesrepublik nach den Anschlägen von Mölln, bei denen drei Türkinnen getötet worden waren, zunächst gelegt hatten, so Kinkel, fürchte er nun, wieder einen Großteil seiner Zeit zur Erläuterung der innenpolitischen Entwicklung einsetzen zu müssen. dpa

Alle drei Gutachten über Clenbuterol liegen vor Verfahren ohne Verhandlung Noch im März soll im Fall Krabbe ein Urteil gefällt werden

Noch im März soll es ein Urteil im Clenbuterol-Fall der suspendierten Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr vom SC Neubrandenburg geben. Damit rechnet Wolfgang Schoeppe, kommissarischer Vorsitzender des Rechtsausschusses im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Das Verfahren soll in einer schriftlichen Prozeßführung zu Ende gebracht werden, nachdem seit dem Donnerstag alle drei wissenschaftlichen Gutachten vorliegen. "Das ist die einzige Garantie, im März damit fertig zu sein", sagte Schoeppe am Freitag der dpa.

Schoeppe will notfalls von seinem Recht Gebrauch machen, eine "schriftliche Prozeßführung festzulegen". Eine solche Entscheidung wird nur hinfällig, wenn beide Parteien eine mündliche Verhandlung fordern. Dann müßte ein Verhandlungstermin gefunden werden, zu dem drei Beteiligte ja sagen.

Der DLV ist ebenfalls für eine schriftliche Prozeßführung, wie der Generalsekretär des Verbandes, Jan Kern, bestätigte. Er hoffe unter diesen Umständen ebenfalls auf eine Entscheidung in den "nächsten 14 Tagen". Diese Auffassung vertritt auch Krabbe-Rechtsanwalt Peter Wössner aus Frankfurt/Main: "Der Zeitpunkt für eine Entscheidung ist überfällig und spricht für ein schriftliches Verfahren." Sonst könne man sich gleich bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart auf der Aschenbahn treffen.

Wössner liegt das dritte Gutachten noch nicht vor, er will erst wissen, was es aussagt. Danach wolle er "handeln".

Die drei Gutachter sind die Pharmakologen Peter S. Schönhöfer (Bremen), Dieter Ukena (Homburg/Saar) und Dieter Palm (Frankfurt). Zum Inhalt wollten sich Norbert Laurens, der Rechtswart des DLV, und Wolfgang Schoeppe nicht äußern, der das dritte Gutachten noch nicht gelesen hat.

Daß die beiden länger vorliegenden Gutachten zu keiner einheitlichen Auffassung kommen, bestätigte Schoeppe gleichfalls nicht. "Ein 3:0 wäre schön gewesen", räumte er jedoch ein. Beide Seiten hätten in der nächsten Woche Gelegenheit, zu den Gutachten schriftlich Stellung zu nehmen. dpa

Zur Person:

LUDWIG RATZEL, langjähriger Oberbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Mannheim, ist nach 61 Jahren Mitgliedschaft aus der SPD ausgetreten. Die "Jansen/Pfeiffer-Affäre" in Kiel habe bei ihm "das Faß zum Überlaufen" gebracht, sagte der 78jährige dem Mannheimer Morgen. Mit zunehmenden Verdruß habe er Skandale und Skandälchen beobachtet, in die Spitzenpolitiker der Partei verwickelt worden seien. Ratzel war einer der prominentesten Sozialdemokraten in Baden-Württemberg. Er gehörte von 1955 bis 1960 dem Bundestag an, war Mitglied im SPD-Landesvorstand, und von 1972 bis 1980 Oberbürgermeister. (dpa)

Kritik an Forschungsreaktor

MÜNCHEN, 14. März (AFP). Elf bayerische Anti-Atom-Initiativen haben am Wochenende in München das Verfahren zum geplanten Bau eines neuen Forschungsreaktors bei Garching kritisiert. Er soll einen alten, seit rund 35 Jahren eingesetzten Meiler ersetzen und erstmals mit hochangereichertem, waffenfähigen Uran betrieben werden. Sie warfen den zuständigen Ministerien Kultus und Umwelt vor, das Projekt "klammheimlich über die Bühne" bringen zu wollen. Bei den knappen Haushaltsmitteln sei es zudem fraglich, ob sich der Freistaat die Förderung des mehr als eine Milliarde Mark teuren "Prestigeobjekts", das von Siemens gebaut werden soll, mit Geldern des Wissenschaftsetats leisten könne.

Gewerkschaft will Recht auf Bildung als Staatsziel

FULDA, 14. März (lhe). Ein Festschreiben des Rechts auf Bildung im Grundgesetz fordert die Gewerkschaft Nahrung- Genuß-Gaststätten (NGG). Bei einer Fachtagung zum Thema "Berufliche Bildung" sprach sich ihr Vorsitzender Franz-Josef Möllenberg am Wochenende in Fulda für gesetzliche Regelungen aus, die den Schutz junger Beschäftigter und Auszubildender garantierten. Im Gastgewerbe sei die Ausbildungsqualität nach wie vor unzureichend, auch im Nahrungsmittelhandwerk genüge die berufliche Qualität oft nicht.

Vor 300 Vertretern seiner Organisation appellierte NGG-Vorstandsmitglied Helmut Manz an die Arbeitgeber, mehr in die Ausbildungsqualität des Nachwuchses zu investieren. Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sei unzureichend. Allein in den neuen Ländern fehlen nach Informationen der Gewerkschaft 62 000 Ausbildungsplätze. Den zu erwartenden Facharbeitermangel würden diese Betriebe selbst verschulden.

Seeschiffahrt braucht qualifiziertes Personal

FULDA. Mit einer Ausstellung über Berufe an Bord werben der Verband Deutscher Reeder und der Verband Deutscher Küstenschiffseigner auch in Hessen um Nachwuchs. Im Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes Fulda ist zur Zeit eine Ausstellung mit Informationen über Bordberufe zu sehen.

60 Prozent der Offiziere, so Hans-Jürgen Dietrich vom Verband Deutscher Reeder, scheiden in den kommenden Jahren altershalber aus. Bislang sei es nicht gelungen, genügend Führungspersonal auszubilden. Jugendlichen, die sich für einen Beruf in der Seefahrt interessieren, riet Dietrich, eine Ausbildung nur zu beginnen, wenn auch der Wunsch zur Fortbildung bis hin zum Kapitän vorhanden sei. In den nachgeordneten Positionen an Bord würden immer mehr ausländische Seeleute eingesetzt. lhe

Kompromiß gesucht, der Muslimen gerecht wird

WIESBADEN. Einen Kompromiß zwischen dem Tierschutzgesetz und den Vorschriften des Korans will die hessische Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin suchen. Weil der Koran vorschreibt, daß Tiere vor dem Schlachten nicht "beschädigt" werden dürfen, das deutsche Tierschutzgesetz aber zwingend eine Betäubung vorsieht, strebe das hessische Gesundheitsministerium eine Vereinbarung mit Vertretern der Muslime an. Danach sollten die Tiere erst nach einer Elektro- Kurzzeitbetäubung, die zwei Sekunden dauere, getötet werden, so Martin.

Damit die in Hessen lebenden Moslems nicht nur auf Importfleisch angewiesen seien oder ihre Tiere "in der Badewanne" schächteten, sei eine Lösung notwendig, die den Rechtsvorschriften sowie den Tieren gerecht werde. Martin wies darauf hin, daß eine ähnliche Betäubungsregelung bereits in Hamburg und Berlin praktiziert werde.

Führende Vertreter dieser Religion, so ein Gutachter von der Universität Kairo, hätten die Ansicht vertreten, den Religionsangehörigen sei der Verzehr des Fleisches von Tieren erlaubt, das mit einem elektrischen Schock betäubt werde. Danach müsse es sofort geschlachtet werden und ausbluten. Wenn ein Tier aber durch einen Elektroschock getötet und erst nach seinem Tod geschlachtet werde, sei der Verzehr nach der Religion verboten. lhe

Holzschutzmittelprozeß: Wiedergutmachung offen

Für eine Beendigung des Frankfurter Holzschutzmittelprozesses "ohne Urteil" und unter angemessenen "Zahlungsauflagen oder Wiedergutmachungsleistungen" hat sich die Umweltschutz-Strafkammer des Landgerichts Frankfurt am Freitag in öffentlicher Verhandlung eingesetzt. Eine solche Lösung, der die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung zustimmen müßten, ist nach Mitteilung des Gerichts Gegenstand von Gesprächen außerhalb des Prozesses. Unabhängig davon hat das Gericht eine Fortsetzung des Prozesses am 17. März vorgesehen. lhe

Beim Abtransport von Diebesgut festgenommen

Zwei Einbrecher sind zusammen mit ihrem Hehler beim Abtransport gestohlener Elektrogeräte geschnappt worden. Die beiden drogensüchtigen Männer sind der Polizei bereits einschlägig bekannt: Der 25jährige Täter sei bereits 70mal, sein 18jähriger Komplize schon 40mal erwischt worden, teilte die Polizei mit.

Die beiden Männer waren in der Nacht zum Donnerstag in das Warenlager eines Kaufhauses eingebrochen und hatten drei Videorekorder, einen CD-Player und ein Kassettendeck gestohlen. Die Diebesbeute hatten sie zum Transport auf einem leeren Lastwagen gelagert. lhe

US-Armee baut Zivilstellen ab

HEIDELBERG, 14. März (lsw). Die US- Armee in Europa (USAREUR) will beim zivilen Wachpersonal, das von Deutschen gestellt wird, bis zum 30. September 479 Stellen abbauen. Das Hauptquartier begründete diese Absicht am Wochenende in Heidelberg mit dem geringeren Personalbedarf in den Civilian Support Groups, nachdem die Armee bisher genutzte Liegenschaften und modernere Sicherheitsanlagen an Deutschland zurückgegeben habe. Vollständig aufgelöst werden Wacheinheiten in Heidelberg, Karlsruhe, Pirmasens und Wildflecken sowie eine Einheit, die zum Objektschutz in Ansbach, Bamberg und Nürnberg eingesetzt ist. Den Arbeitnehmern werde bis spätestens 30. Juni gekündigt.

Gleich zwei Diäten-Zuschläge

MAGDEBURG, 14. März (Reuter). Die Abgeordneten im Landtag von Sachsen- Anhalt wollen nach einem Gesetzentwurf der regierenden CDU und FDP ihre Bezüge in diesem Jahr gleich zweimal anheben. Danach sollen die Bezüge von jetzt 4882 Mark rückwirkend zum 1. Januar auf 5252 Mark und zum 1. Oktober auf 5600 Mark angehoben werden. Die Regierungsfraktionen folgen damit den Vorschlägen von Landtagspräsident Klaus Keitel (CDU), der sich über die Anregungen der Diätenkommission des Landes hinweggesetzt hatte, die eine einmalige Anhebung auf 5252 Mark vorgeschlagen hatte.

Suche nach "Alternativlösungen" bei 98ern Nicht mehr zweitliga-tauglich Pfahl vergab Ausgleich / Fortuna Köln - Darmstadt 4:0 (1:0)

Ein überzeugter "Lilien"-Fan gibt nicht so einfach auf. Auch nicht, wenn die Leistungen nicht unwesentlich an die Klasse erinnern, in die Zweitligist Darmstadt 98 nach dieser Saison abstürzen könnte. Nach der deftigen Niederlage bei Fortuna Köln aber sind die Überlegungen, die stets von Optimismus geprägt waren, zurückhaltender geworden. Von Resignation noch keine Spur, doch "wir bereiten eine Klausurtagung vor", sagt Vize-Präsident Rolf Kaiser, "in der Alternativlösungen erörtert werden."

Nachkarten möchten die Darmstädter dann auch nicht lange. Vielleicht, wenn Pfahl in der 21. Minute, als er alleine auf Kölns Torhüter Zimmermann zulief, den Ausgleich markiert hätte. Ja, vielleicht wäre es dann anders gekommen. Vielleicht. Ganz bestimmt aber wissen die Verantwortlichen, daß die Mannschaft momentan hartnäckig unter ihrem Leistungsvermögen spielt, eben nicht zweitligatauglich. Für Schatzmeister Uwe Wiesinger steht allerdings fest: "Am Trainer und Umfeld liegt es sicher nicht."

Doch egal, wie hart Trainer Alexander Mandziara arbeitet, egal, wie sehr er seinen Unterstellten bei einer Sitzung am heutigen Montagabend ins Gewissen redet, der Abstieg, das sagt Kaiser, "ist eine realistische Möglichkeit geworden", auch wenn er theoretisch noch zu verhindern sei. Betrüblich wandern deshalb die Blikke zurück. Zurück auf die Zeit, in der das Team bewies, daß es so schlecht nicht ist. Als es nach dem Trainerwechsel in der Vorrunde eine beachtliche Erfolgsserie hinlegte. Doch vom damaligen Eindruck ist die Mannschaft derzeit weit entfernt. Die ausgeklügelte Marschroute des Trainers wird in schöner Regelmäßigkeit ad acta gelegt. Was bleibt ist Frustration. Frustration darüber, warum "diese Blokkade" (Kaiser) einfach nicht aus den Köpfen zu vertreiben ist. Dennoch setzt Darmstadt unverdrossen auf die Trendwende, denn aufgeben, das wollen die Herren der "Lilien" nicht. fro

Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Schneider - Brandts, Seufert, Köhler, Lottner - Deffke (82. Römer), Winkler, Präger (80. Mink).

Darmstadt: Eilers - Kowalewski - Heß, Baier - Kleppinger, Bontschew, Havutcu, Bakalorz, Täuber (80. Hoffmann) - Pfahl (42. Marschau), Simon.

Schiedsrichter: Müller (Dresden).

Tore: 1:0 Deffke (10.), 2:0 Lottner (47.), 3:0 Deffke (56.), 4:0 Mink (86.).

Zuschauer: 1500.

Gelbe Karten: Schneider - Bakalorz, Bontschew, Baier.

Eishockey

Meisterschafts-Play-off, Halbfinale Mannheimer ERC - Kölner EC 3:6 (1:2, 1:3, 1:1) - Tore: 0:1 Sandner (2:25), 0:2 Liebsch (14:46), 1:2 Willmann (18:11), 2:2 Krentz (21:02), 2:3 Liebsch (23:32), 2:4 Sikora (31:40), 2:5 Schulz (32:14), 3:5 Krentz (55:19), 3:6 Brandl (57:39). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). Abstiegs-Play-off Schwenninger ERC - EHC Freiburg 3:4 (1:1, 1:2, 0:1) - Tore: 1:0 Trojan (1:13), 1:1 Gross (1:25), 1:2 Benda (37:29), 1:3 Gulda (43:19), 2:3 Schreiber (51:19), 2:4 Reichel (58:03), 3:4 Held (59:01). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz).

Basketball

Bundesliga vom Freitag Tübinger SV - ALBA Berlin 74:87 (37:45) - Beste Werfer: Dietl (19), Schall (16), Key (13), Schiano (12), Reisewitz (10) für Tübingen - Primorac (28), Baeck (24), Blab (16) für Berlin. - Zuschauer: 1000.

TTL Bamberg - SVD Dortmund 85:67 (45:35) - Beste Werfer: Swearengen (20 Punkte), Jackel (19), King, Roschnawski (je 13), Nürnberger (10) für Bamberg - Pernell (18), Arns (15), Mlynarski (13) für Dortmund. - Zuschauer: 1000.

Brandt Hagen - SSV Ulm 88:91 (36:45) - Beste Werfer: Neuhaus (19 Punkte), Dinkins (18), Risse (15), Suhr (12), Davis (11) für Hagen - Walker (33), Knörr (17), Van Waden (16) für Ulm. - Zuschauer: 700.

TSV Bayer 04 Leverkusen - BG Stuttgart/ Ludwigsburg 87:67 (43:31) - Beste Werfer: Johnson (21 Punkte), Wheeler (15), Kleine-Brockhoff (12), Koch (11), Harnisch, Meyer (je 10) für Leverkusen - Montgomery (15), Kujawa (12) für Stuttgart/Ludwigsburg. - Zuschauer: 2000.

BG Bramsche/Osnabrück - TVG Trier 88:77 (42:45) - Beste Werfer: Shields (26), Behnke (22), Dölle (13), Perwas (12) für Bramsche - Belostenni (22), Babkow (18), Devone (13), Reinhardt (10) für Trier. - Zuschauer: 900.

SG FT/MTV Braunschweig - MTV Gießen 87:83 (36:32) - Beste Werfer: Svitek (27), Stein (22), Arigbabu, Pelkowski (je 14) für Braunschweig - McDonald (22), Roth (18), Bernardt (13), Thomas Andres (10) für Gießen. - Zuschauer: 1800 (ausverkauft). Bundesliga vom Sonntag SVD Dortmund - Tübinger SV 100:71 (49:38) - Beste Werfer: Arns (15), Radegast (14), Pernell (13), Kuprella (11), Truskowski (10), Rhodewald (10) für Dortmund - Gilmore (19), Dietl (14), Reisewitz (12) für Tübingen. - Zuschauer: 600.

ALBA Berlin - TTL Basketball Bamberg 90:72 (44:38) - Beste Werfer: Primorac (25), Öztürk (14), Machowski (13), Mutapcic (11), Blab (11), Freyer (10) für Berlin - Nürnberger (12), King (11), Alig (11) für Bamberg. - Zuschauer: 2800 (ausverkauft).

MTV Gießen - BG TuS Bramsche/Osnabrück 78:75 (38:31) - Beste Werfer: Roth (22), McDonald (19), Armin Andres (15), Thomas Andres (12) für Gießen - Shields (24), Behnke (18), Rüdigkeit (12) für Bramsche/Osnabrück. - Zuschauer: 700.

SSV Ulm - TSV Bayer Leverkusen 82:90 49:47) - Beste Werfer: Walker (19), Knörr (13), Oldham (13) für Ulm - Harnisch (31), Wheeler (17), Johnson (13), Koch (10) für Leverkusen. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft).

BG Stuttgart/Ludwigsburg - Brandt Hagen 93:90 (42:44) - Beste Werfer: Montgomery (25), Koch (18), Baker (14), Kujawa (14), Jochum (12), Sieghörtner (10) für Ludwigsburg - Dinkins (25), Davis (21), Suhr (19), Neuhaus (11) für Hagen - Zuschauer: 900.

Mexikos "transparente Parteienfinanzierung"

Man stelle sich vor: Ein Jahr vor den Bundestagswahlen kommen im Haus eines engen Kohl-Vertrauten 29 Vorstandsvorsitzende und Firmenchefs zusammen. Vertreten sind Daimler- Benz und Mannesmann, BASF und Bertelsmann, von Thurn & Taxis und Thyssen. Die Crème de la Crème. Sowie Bundeskanzler Kohl. Es wird geräucherter Lachs gereicht sowie Filetmedaillons. Zum Nachtisch gibt es Eis. Dann geht der Hut herum. Und jeder dieser Herren bietet an, mit bis zu 25 Millionen (!) Dollar die Partei- und Wahlkampfkasse der Christdemokraten aufzufüllen, auf daß diese auch noch im Jahre 2000 regieren. Ein Herr mit dikkem Scheckbuch überbietet die Runde gar und schmeißt 75 Millionen in den Klingelbeutel. Unmöglich, aber wahr - zumindest in Mexiko.

Dort trafen sich vor rund einer Woche im Haus eines ehemaligen Ministers und Bankdirektors Mexikos Präsident Carlos Salinas de Gortari und 29 milliardenschwere Patriarchen zu einem Abendessen. Unter ihnen Emilio Azcarraga (der Herr mit den 75 Millionen), dessen Vermögen auf rund 2,8 Milliarden Dollar geschätzt wird und der über sein Medienimperium nahezu lückenlos die Information im Land der Azteken kontrolliert. Mit von der Partie waren auch der Miteigentümer der mexikanischen Telefongesellschaft Telmex, Carlos Slim, und der Stahlbaron Bernardo Garza Sada.

Hätte nicht einer der Geladenen die neue, so von Salinas de Gortari angekündigte "transparente Parteienfinanzierung" etwas allzu wörtlich genommen, hätten Mexikos Wähler nie etwas von der Spendenparty erfahren. Doch ein Aufschrei ging durchs Land. Die Oppositionspartei PAN (Partei der Nationalen Aktion) drohte, nicht mehr an den Gesprächen über eine Wahlreform teilzunehmen, und die Zeitungen überboten sich mit schrillen Kommentaren.

Die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI), die seit 64 Jahren das Land regiert und nach Meinung des peruanischen Schriftstellers Mario Vargas Llosa die "perfekte Diktatur" installiert hat, trat ganz schnell die Flucht nach vorn an. Leugnen war zwecklos, also wurde ein Schuldiger gesucht. Der ehemalige Finanzminister und Ex-Bankdirektor, Antonio Ortiz Mena, hatte angeblich die Idee ausgekocht und muß nun auch die Suppe auslöffeln.

So war, nach Ortiz Mena peinlichen Erklärungsversuchen, der Präsident zwar anwesend, hat auch vom Wein gekostet, aber das tue er ja auch bei unzähligen anderen Veranstaltungen. Den Klingelbeutel habe er auf keinen Fall herumgereicht.

Gleichzeitig nutzte der Präsident die Debatte um Parteispenden und kündigte Reformen an. So seien fortan nur Gaben in Höhe von 330 000 Dollar erlaubt, verkündigte Salinas de Gortari und versicherte den staunenden Mexikanern, daß die Partei der Institutionalisierten Revolution auch weiterhin eine Partei des Volkes sei. Müßten nicht vom Präsidenten angefangen (4000 Dollar) über Minister (1000 Dollar) bis zu einfachen Angestellten (40 Dollar) alle ihren jährlichen Obulus für die Parteikasse leisten?

Das Gegenteil ist richtig. Ob es um die Wahl des nächsten Präsidentschaftskandidaten geht oder um das Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada, das Kapital hat das Sagen. In kaum einem anderen lateinamerikanischen Land findet sich solch großes Vermögen in so wenigen Händen wie in Mexiko. Und Spendenparties sind nichts Neues. Das einzig Neue ist, daß sie nun öffentlich werden.

Auch beweist der Skandal nur erneut, daß - trotz gegenteiliger Beteuerungen - die Partei von der Regierung nicht zu trennen ist. Und daß die Vorwürfe der Opposition vielleicht doch nicht so aus der Luft gegriffen sind, die reklamiert, daß die Wahlkampfkosten der PRI selbst bei Provinzwahlen zweistellige Millionenhöhe erreichen.

Doch noch eine andere Frage stellen sich Beobachter: Wie es möglich ist, daß die Firmen mit den Spendierhosen, die zum Teil an der mexikanischen und nordamerikanischen Börse vertreten sind, nicht nur solche außergewöhnlichen Ausgaben sondern auch gegenüber ihren Angestellten eine Lohnerhöhung von gerade sieben Prozent rechtfertigen, die weit unter der Inflationsrate liegt.

Doch auch da hatte Ortiz Mena schon eine Erklärung parat: Es handle sich um eine Investition, und die Regierung garantiere schließlich die Sicherheit dieser Investitionen. Eine bessere Lebensversicherung als die PRI kann sich in der Tat kein Unternehmer in Mexiko wünschen.

RITA NEUBAUER (Mexico-City)

Diese Art von Sozialneid erstaunt mich

März 1993, Bundesrepublik Deutschland, eine halbe Woche nach den hessischen Kommunalwahlen. Dreißig Prozent der Wahlberechtigten haben in Hessen darauf verzichtet, ihre Stimme abzugeben, zehn Prozent setzen ihre Hoffnungen auf rechtsradikale Gruppierungen. Macht summa vierzig Prozent von Wählern, die sich durch die "etablierten" Parteien nicht mehr ausreichend vertreten sehen. Kraß gesagt, knapp die Hälfte.

Angesichts der Probleme des nominell vereinigten Deutschlands scheinen Befürchtungen berechtigt, daß Demokratie in Deutschland nur im Sonnenschein wirtschaftlichen Wohlergehens blüht. Keine erfreuliche Perspektive für die kommenden Jahre. Nun ist, so die gängige Floskel, das Handeln der sogenannten politisch Verantwortlichen gefordert (eine gefährliche Formulierung, die impliziert, daß der Wähler als Souverän jede Verantwortung für die Folgen seiner Wahl ablehnt - im übertragenen Sinne "seine Stimme abgibt"; siehe Weimarer Republik und ihre Folgen).

Immerhin, Kanzler Kohl fühlt sich gefordert. Er sattelt seine Rosinante und reitet tollkühne Attacken gegen die vermeintlichen Ursachen der gegenwärtigen Wirtschaftsrezession (FR vom 10. März 1993 "Kohl entfacht Arbeitszeit-Streit"). Die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft scheint laut Kohl vor allem in der Verstocktheit der Arbeitnehmer begründet zu sein. Deren Beharren auf Arbeitszeitverkürzung, starren Arbeitszeitregelungen und Anspruchsdenken im "lähmenden Verteilungsstreit" steht laut Kohl dem gemeinsamen Glück der Deutschen entgegen.

Der Kanzler wird hier das Opfer seines bildhaft verkürzten Denkens. Denn die versteckte Botschaft in den Kohlschen Forderungen nach einer Ausweitung der Arbeitszeit im öffentlichen Dienst und nach längeren Maschinenlaufzeiten in der Industrie ist ja wohl diese: Wir müssen die Ärmel aufkrempeln und kräftig zupacken, dann wird es uns schon besser gehen. O sancta simplicitas!

Entweder ist die Kohlsche Naivität gespielt und ein gezielter Eingriff in den zitierten Verteilungskampf (zu Gunsten der primären Klientel der "Volkspartei" CDU), oder der Kanzler sieht tatsächlich nicht die aktuellen Probleme der bundesdeutschen Wirtschaft.

Wer die Nachrichten unserer Tage verfolgt, muß sehen, daß wir es in wichtigen Wirtschaftszweigen des Landes mit einer Absatzkrise zu tun haben, d. h. mit Überproduktion oder einer Produktion am Markt vorbei.

Rheinhausen wird nicht geschlossen, weil die Hochöfen zu wenig Stahl erzeugen, sondern weil zuviel davon produziert wird. Bei Daimler-Benz stehen unverkäufliche Fahrzeuge der S-Klasse auf Halde, bestimmt nicht deshalb, weil in den Untertürkheimer Fabrikationshallen zu wenig gearbeitet wurde. Bundesweit wenigstens drei Millionen Arbeitslose warten darauf, "die Ärmel aufkrempeln" zu können, aber für sie mangelt es an Arbeit oder an dem Willen, sie für selbige zu entlohnen.

Herr Kohl hingegen behauptet, es werde in Deutschland zu wenig gearbeitet. Das Schiff der deutschen Wirtschaft hat Schlagseite; Gründe hierfür zu erörtern, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Herr Kohl schiebt die Schuld den Arbeitnehmern in die Schuhe und verleumdet sie implizit als Faulenzer.

Das paßt zum Stile der aktuellen Debatte um Kürzungen im Sozialwesen, die von einem seltsamen Phänomen geprägt zu sein scheint, nämlich vom Sozialneid der Wohlhabenden auf die Habenichtse; derselbe Sozialneid von oben nach unten findet sich in der Aufregung um sogenannte Scheinasylanten wieder. Diese Art von Sozialneid erstaunt mich. Aber ich wundere mich keineswegs über die in diesen Tagen viel diskutierte "Politikverdrossenheit" der Wähler.

Dieter Hamm, Frankfurt am Main

Verordnete Leblosigkeit Ein Deutschland-Doppelprojekt am Esslinger Theater

ESSLINGEN. Unsere unmittelbare Vergangenheit im geteilten Deutschland, die Krise der Gesellschaft in Deutschland Ost und West im Bilde der Familienkrise - das interessierte die aus Ost-Berlin stammende, seit zwei Jahren in Baden- Württemberg lebende Regisseurin Tatjana Rese bei ihrer letzten Arbeit für Esslingens Landesbühne, bevor sie in gleicher Funktion nach Braunschweig wechselt. Und so brachte sie in einem Deutschland-Doppelprojekt das fast zehn Jahre alte, in der DDR einst mit Aufführungsverbot belegte Stück "Vergewaltigung" von Harald Gerlach zur Uraufführung, an einem zweiten Abend gefolgt von Harald Kuhlmanns "Pfingstläuten".

Als hintersinning-komisches Bindeglied zwischen den beiden Soziodramen ließ sie in Form einer persiflierten Fernsehshow unsere kollektiven Träume Revue passieren, wie sie sich in deutschen Schlagern der sechziger Jahre darstellen. Was war ähnlich, wollte sie wissen, wo lagen die Gemeinsamkeiten in der deutsch- deutschen Entwicklung, wo die Unterschiede? Worin weichen die vergleichbar erscheinenden Erfahrungen voneinander ab - und was meinen wir wirklich, wenn wir die gleichen Worte benutzen?

In "Vergewaltigung" lebt Olga, eine Künstlerin von mindestens ungewisser Güte, in ihrem zum Abbruch bestimmten Elternhaus irgendwo in einem Kohlerevier und nährt die Illusion, wenigstens dieser Schutzraum bliebe ihr erhalten. Beäugt und gegängelt wird sie von dem mutmaßlichen einstigen Liebhaber ihrer Mutter, einem vor allem durch verschlagene Unterwürfigkeit, Pedanterie, geistige Enge und moralische Erpressungsstrategien auffallenden ehemaligen Widerstandskämpfer mit ausufernd bekundeter KZ-Vergangenheit. Er fordert, verbietet, überredet und droht, immer mit Berufung auf den Willen der Mama, denn Olga hält sich weder an den normalen Lebensrhythmus noch hat sie sich in einen seiner Meinung nach akzeptablen Mann verliebt.

Sie ist widersetzlich, unwahrhaftig, bockig und infantil und verschanzt sich hinter Krankheiten - ein beklemmender, unwiderlegbarer double bind-Dialog, der durch die Ankunft ihrer Schwester Vera noch vertrackter wird, denn die kaschiert ein vergleichbar tristes Dasein mit forscher Angepaßtheit. Den Anspruch der Mutter auf Gefolgschaft interpretiert sie sehr konkret als Signal zum Aufbruch: hin zur Mama, die möglicherweise krank ist, vielleicht aber schon längst tot, und deren Erwartungen ungebrochen in den Töchtern weiterleben.

Doch nicht die fordernde Mutter enthält bei Gerlach den Kindern das eigene Leben vor, lebenslänglich, sondern die reale politische Unfreiheit bindet diese Generation an alte, nie in Frage gestellte Legenden. Das politische Spitzelsystem, das bid in die Familien vorgedrungen ist, das willkürliche Verfügen über Begabung, Lebensraum und Privatleben läßt schließlich die Flucht zurück zur Mutter als einzig möglichen Aus-Weg außer dem (mißglückten) Selbstmord erscheinen. Eine Flucht aus der verordneten Leblosigkeit in eine Zukunft ohne Perspektiven, zumal der Arzt und potentielle Liebhaber Olgas, von Alfred der Vorbereitungen zur Republikflucht verdächtigt, sich als Spitzel entpuppt, der nun seinerseits nichts mehr von der bildhauernden Hysterica wissen will, umso mehr von dem bramabarsierenden Widerstandskämpfer, der emsig, aber vergebens ihn belastende Papiere in Altpapierbündeln wegzuschaffen bestrebt ist.

Der kunstvoll verdichtete Alptraum, die Gespräche, in denen nichts mehr harmlos ist, in einem mit Sackleinen verkleideten, die Wirklichkeit ausblendenden Nicht- Mehr-Lebensraum, dauern nur eine gute Stunde. Unter Tatjana Reses kundigem, kühl sozierendem Blick entfalten sich die lebens- und zukunftzerstörenden Kräfte, geht der Realitätsbezug der Figuren immer mehr verloren. Überwachung, Entmündigung und Denunziation haben zwischen den Menschen Wahrhaftigkeit und Verständigungsmöglichkeiten aufgezehrt. Oder, anders gesagt: sattsam bekannte kleinbürgerliche Kleinhalte- und Kontrollstrategien haben durch die politische Überwachung eine Schärfe und Kraft gewonnen, die jede Hoffnung ersticken, die Menschen zur Leblosigkeit vergewalti

Auf signifikante Weise weniger geglückt ist die bundesdeutsche Spielart des beschädigten Lebens. Auch hier, in Harald Kuhlmanns am Schicksal des Knabenmörders Jürgen Bartsch orientierten Szenen, regieren Psychoterror und handgreifliche Gewalt die liebeleeren Beziehungen. Lebenslange Kindlichkeit, greinende und gemeine Unmündigkeit regeln determinierend die sozialen Beziehungen. Tatjana Rese hat Kuhlmanns in gefährlicher Nähe zur Sozialschnulze liegendes "Pfingstläuten" härter, kälter gemacht und läßt vor einer bühnenbeherrschenden, mit Gittern bewehrten eisernen Doppelwand spielen (Bühne: Reiner Wiesemes). Ihr Verfahren schließt jede moralische Entrüstung aus - aber leider auch jede Anteilnahme. Diese Typen sind widerwärtig, von dem sadistischen und liebeshungrigen Außenseiter Dolf, seinem Ziehvater mit der doppelten Moral und Buchführung über die ordnungssüchtige, barmende, mit Krankheit regiernde Mutter bis hin zur Marcuse zitierenden kessen Biene oder der Polizistengöre mit der Sehnsucht nach der Gosse - infantil und, inmitten ihrer Scheinfreiheit, orientierungslos.

Die in ihrer Desolatheit vorgeführten Westfiguren haben in Esslingen kein Incognito. Die Ostfiguren, immerhin, müssen's vor denunziatorischen Zugriffen in sich verschließen und ahnen etwas von ihrem Selbsverlust. Daß Kuhlmanns Figuren sind, wie sie sind, fällt auf sie zurück. Es ist aber nicht damit getan, die für Tatjana Reses Regiearbeit ganz ungewöhnliche Eindimensionalität dieser Bühnenfiguren zu beklagen und der Inszenierung als Mangel anzukreiden. Die schonungslose Darstellungweise läßt sich auch als ein Stück Parteilichkeit deuten und ist als solche selber Teil dieser szenischen Erkundungen.

Sie zeigt: auch wenn viele Erscheinungen in Ost und West sich glichen oder gleichen, wenn Vorurteile, Desinteresse und mehr oder weniger direkter Zwang in kleinbürgerlich dumpfen Verhältnissen herrschen, Fühllosigkeit, Opportunismus und Verdrehungen die Beziehungen regeln - der Kontext ist ein anderer, auch das Vergleichbare hat andere Ursachen. Gerade in solchen Perspektiveverschiebungen liegt der Sinn dieses Doppelabends, dessen Botschaft in die Frage an die im Westen mündet: Wie und wozu habt ihr eure Freiheit genutzt? Tatjana Reses Theater macht die Differenz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung sinnenfällig. Ihr müssen wir uns stellen.

CORNELIE UEDING

Politikverdrossenheit aufgeben

Die FR schrieb am 4. 3. 1993: "SPD wirft Bundesregierung ,wirre&rquote; Arbeitsmarktpolitik vor". Bedenkt man die Regelungen zum Erziehungsgeld, ist die Kritik berechtigt. Erziehungsgeld gibt es nämlich nicht fürs Kindererziehen, sondern nur für das Aufgeben eines Arbeitsplatzes. Das bewirkt, und nur das ist gewollt, vorübergehende Entlastungen des Arbeitsmarktes. Es ist also eine rein arbeitsmarktpolitische Maßnahme.

Die so kostenträchtig aus der Arbeit Gedrängten, praktisch immer die Mütter, kosten später dann erneut Geld, um sie wieder in den Arbeitsprozeß einzugliedern. Dabei ließen sich beide Kosten sparen, wenn politisch dafür gesorgt würde, etwa mit Kinderhorten usw., daß beide Elternteile neben der gemeinsamen Kindererziehung auch ihre Arbeitsplätze behalten können, evtl. bei weniger Arbeitszeit für beide.

Ähnlich ist es beim steuerlichen "Splitting". Da wird nicht "die Ehe schützend" das Heiraten belohnt, sondern ebenfalls nur die Tatsache, daß einer der Partner seinen Arbeitsplatz aufgibt oder weniger, stundenweise, arbeitet.

Die Prämie "Splitting" für das Räumen des Arbeitsplatzes als "Familienpolitik" zu bezeichnen, ist ebenfalls eine die festgestellte "Wirrnis" bestätigende arbeitsmarktpolitische Maßnahme.

Richtige Arbeitsmarktpolitik kann nur heißen: Genügend Arbeitsplätze schaffen, bzw. Arbeit gerecht verteilen. Mit der Beibehaltung von neben der Wahrheit liegenden unchristlichen Heucheleien und Täuschungen zeigt sich der Wille zu politischem Betrug an Bürgern und Wählern.

Es wird Zeit, Politikverdrossenheit aufzugeben, aber auch alle gegen jeden geringsten Ehrenkodex verstoßenden Politiker. Es müssen Möglichkeiten ge- schaffen werden, solche Politiker abzuwählen, auch gegen den Willen der Parteimitglieder, die doch sowieso weniger als fünf Prozent der Wähler ausmachen. Das wäre Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.Brigitte Eickmann, Schwerte

"Ich bin eine Dichterin" Eine Ausstellung im Literaturarchiv erinnert an Gertrud Kolmar

MARBACH. Das Literaturarchiv erinnert mit einer kleinen Ausstellung an die vor fünfzig Jahren, im März 1943, von den Nazis deportierte und in Auschwitz ermordete Dichterin Gertrud Kolmar. In Fotos, Zeitungsausschnitten, Manuskripten und Büchern blättert die von Johanna Woltmann kundig zusammengestellte Präsentation ein Schicksal auf, das exemplarisch genannt werden darf. Jüngste Aktenfunde ergänzen dabei den wie durch ein Wunder von Freunden und Verwandten geretteten Nachlaß.

"Ich bin eine Dichterin, ja, das weiß ich." Gertrud Kolmar bestätigt sich diese Überzeugung wieder und wieder in ihren Briefen - ein Zeichen, wie schwankend ihr Selbstwertgefühl war und wie wenig sie von der Umwelt Bestätigung erfuhr. Schon in der Kindheit scheint die 1894 geborene Gertrud Chodziesner - als Schriftstellerin nannte sie sich seit 1917 nach dem Geburtsort des Vaters - unglücklich gewesen zu sein. Fotos der Dreijährigen lassen eine frühe Verstörung, ja Verwundung ahnen, eine Trauer, die sich vom Betrachter wie abschließt und an die Bildnisse Kafkas erinnert. Von früh an lernte sie es, sich auf sich selbst zurückzuziehen und auf die Wunschwelten und Sehnsüchte ihres Innern zu konzentrieren.

Bereits die Heranwachsende beginnt zu schreiben, epigonale Lyrik im Tonfall der Neuromantik, später des Expressionismus. Erst äußere Schicksalsschläge - Unglück in der Liebe und der Verlust eines Kindes - lassen sie zur Dichterin werden. Den Beruf als Sprachlehrerin und Erzieherin in Privathaushalten scheint sie immer nur als Notbehelf empfunden zu haben. Seit 1928 lebt sie zurückgezogen und führt dem von ihr verehrten, bewunderten Vater den Haushalt. Dann erfährt sie das Los der Juden - Ausgrenzung, Ausstoßung, Deportation und Vernichtung - bis zum bitteren Ende, nachdem sie bereits seit dem Sommer 1941 zu Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie gepreßt worden war.

Die Verwaltungsakten der Deportation von Ludwig und Gertrud Chodzienser haben sich erhalten. Buchhalterisch genau dokumentieren sie die gespenstischen Schrecken des gewöhnlichen Faschismus, von der Vermögenserklärung bis zur Löschung des Bankkontos und der Einziehung des Vermögens zugunsten des Reichs. Gertrud Kolmar hat selbst unter den unmenschlichen Bedingungen dieses Schicksals noch geschrieben, ihnen Widerstand entgegengesetzt. Im letzten erhaltenen Brief an die Schwester heißt es: "Ich schaffe ja nie aus einem Hoch- und Kraftgefühl heraus, sondern immer aus einem Gefühl der Ohnmacht".

Diese Zurücknahme, diese Selbstpreisgabe prägt auch das lyrische Werk Kolmars, das in seiner eigentlichen Bedeutung selbst heute noch kaum anerkannt ist. Liest man ihre Gedichte, so stellt sich trotz des persönlichen Tonfalls schnell das Urteil einer gewissen Traditionalität ein: "Wenn ich tot bin, wird mein Name schweben / Eine kleine Weile ob der Welt. / Wenn ich tot bin, mag es mich noch geben / Irgendwo an Zäunen hinterm Feld / Doch ich werde bald verlorengehn, / Wie das Wasser fließt aus narbigem Krug, / Wie geheim verwirkte Gabe der Feen / Und ein Wölkchen Rauch am rasenden Zug."

Hat man die Ausstellung gesehen und den hervorragend komponierten Katalog studiert, so beginnt man zu verstehen, daß sich auch das Schreiben Gertrud Kolmars wie hinter Masken abspielt, daß sie in einer Art Mimikry ihr Eigenstes in scheinbarer Konventionalität verschließt, aus der es gleichsam rückübersetzt werden muß. Darin erinnert sie eher an Rilke oder Valéry: Autoren, die sie einmal ihrem Cousin Walter Benjamin gegenüber als ihre Vorbilder genannt hat - und nicht an die extrovertiert exzentrische Else Lasker-Schüler, mit der sie meist (und zu Unrecht) verglichen wird.

In einem ihrer schönsten Gedichte hat Gertrud Kolmar sich als "Die Einsame" beschrieben: "Ich ziehe meine Einsamkeit um mich. / Sie ist so wie ein wärmendstes Gewand / An mir geworden ohne Kniff noch Stich, / Wenn auch der Ärmel fällt tief über meine Hand." Diesen aus Worten und Metaphern gewirkten Vorhang zieht die Marbacher Ausstellung ein klein wenig zurück und läßt uns auf die Einsamkeit der jüdischen Dichterin deutscher Sprache Gertrud Kolmar einen Blick werfen, der nachdenklich stimmt.

UWE SCHWEIKERT

(Die Ausstellung im Schiller-Nationalmuseum Marbach ist bis zum 23. Mai 1993 täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung erschien als "Marbacher Magazin 63" ein Begleitbuch, das an der Museumskasse 15,- DM kostet.)

Liebestod Christoph Schroth stellt sich mit "Othello" vor

COTTBUS ist im Begriff, zu einer ersten Adresse in der Theaterlandschaft der sogenannten neuen Bundesländer zu werden. Christoph Schroth, der neue Intendant des Staatstheaters, stellte sich hier erstmals mit einer eigenen Inszenierung vor, William Shakespeares "Othello", die an seine vielgepriesenen Inszenierungen und Arbeiten am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin anknüpfte. Das Cottbuser Premierenpublikum, verstärkt durch eine große Zahl Berliner Theaterleute und -interessenten, spendete am Schluß nicht enden wollenden Beifall.

Beim "Berliner Ensemble" hatte Schroth keinen vergleichbaren Erfolg gehabt. Vor allem aber ist es wichtiger, daß in der bisherigen DDR-Provinz kräftiges neues Leben aus Theaterruinen erblüht, als daß Berlin ein weiteres gutes Theater hat. Allerdings: eine Schroth-Inszenierung ist erst ein Anfang, die nächste erfolgt wohl erst im Herbst.

Als Bühnenbildner wurde Jochen Finke gewonnen, der früher mit Wolfgang Engel in Dresden zusammengearbeitet hat. Der hat aus schnell veränderbaren Betonmauern eine enge Bunkerlandschaft entworfen, eine von der Außenwelt abgeschlossene Innenwelt einer Besatzungsmacht, in der sich Neurosen gut entwickeln können.

Zur Uraufführung kam eine bemerkenswerte Übersetzung von Hermann Motschach, die die Sprache Shakespeares in ein angemessen kräftiges Alltagsdeutsch umsetzt, die zwar das Wort "Hure" häufig verwendet, aber ohne das übliche Übermaß an Obszönitäten auskommt. Sie gelangte gut verständlich über die Rampe.

Die Schauspieler sind, soweit dem Militärstande zugehörig, einheitlich in weiße marineähnliche Uniformen gekleidet, Kennzeichen für die gemeinsame Zugehörigkeit zu einer Kaste. Das Volk bleibt draußen. Othello, der Feldherr, trägt manchmal auch schwarz; wenn er seinen Oberkörper entblößt, was er häufig tut, wirkt er wie ein Kohletrimmer.

In der Gestalt Oliver Bäßlers ist er ein hochaufgeschossener junger Mann, der gerne zeigt, wie freundlich er gegenüber jedermann sein möchte, gerade weil er eigentlich etwas unsicher ist, seiner Hautfarbe wegen? Daß er ein bedeutender Machtausüber ist, wird weniger deutlich; häufig verliert er die Beherrschung, kreischt dann und rennt im Kreis umher.

Jago, Matthias Wien äußerlich mit seinem Dutzendgesicht unauffällig, ist in dieser Aufführung nicht der eiskalte Drahtzieher, sondern auch ein weiterer Bewerber um die Bettgenossenschaft von Othellos Frau Desdemona. Einen so sympathischen Jago sah man nie zuvor.

Susann Thiede ist blond, aber nicht das übliche Blondchen. Sie, meist mit einem unvorteilhaften Hosenanzug angetan, könnte wohl als interessante Abweichung vom Üblichen andeuten, daß Othello ihrer in der Tat nicht völlig sicher sein kann. Dem steht die piepsige Stimme entgegen; als Garcia Lorcas "Wundersame Schustersfrau" gefiel sie mir besser.

Sonst ist es dem Regisseur gelungen, aus den Riegen der Militärs und der venezianischen Staatslenker Kollektive zu schmieden, in denen die Individualitäten nicht untergehen. Schroth setzt nicht auf vordergründigen Aktionismus, das Duell zwischen Cassio (Hardy Halama) und Rodrigo (Michael Becker) wird nicht mit Degen, sondern mittels Backpfeifen ausgeführt.

In der Schlußszene sitzt Desdemona - ihr Lied von der Weide hat sie schon vorher absolviert, das "Ave Maria" entfällt - wartend, angetan mit einem verführerischen knallroten Kleid, an einer Art Küchentisch. Othello nähert sich ihr, umschlingt sie liebevoll, legt sie über den Tisch und tötet sie mitten im Liebesakt.

So nahe liegen Liebe und Haß bei einem, den die Eifersucht immer wieder überwältigt. Demgegenüber steht der Kampf um die Macht zurück. Das letzte Wort behält Jago. Triumphierend springt er auf den Tisch und dreht das Licht aus.

HORST KÖPKE

(Nächste Aufführung am 25. März.)

Die Sympathisanten

Nur mit Erschrecken kann man den Artikel "Die Brandstifer müssen keine Ermittlungen fürchten" (FR vom 9. 3. 1993) lesen. Alle die bei der Wahl am 7. März die rechten Parteien gewählt haben, sollten aus diesem Artikel herauslesen, daß bei weiteren Wahlerfolgen der Rechten schon morgen die Hetze sich nicht "nur" gegen Geistliche und Grüne sowie Asylbewerber, sondern gegen ganz normale Katholiken, Protestanten, "faule" Arbeitslose, den Staat "ausnützende" Sozialhilfeempfänger, krank"feiernde" Arbeiter und Angestellte und alle richten kann, die eine Meinung äußern, die nicht in die rechte Richtung paßt.

Meine Frage an die zuständige Staatsanwaltschaft: Warum wird nicht gegen nicht ermittelnde Polizeibeamte ermittelt? Oder sitzen in den Amtsstuben bereits die Sympathisanten der Rechten?

Helmut Keuper, z. Z. Bad Nauheim

Am Teichweg stehen 30 Wohnungen leer

HANAU. Am Hanauer Teichweg stehen 30 Wohnungen leer, die bis zum Mai 1995 an US-Armeeangehörige vermietet sind. Die Hanauer Rathaus-Grünen haben den Magistrat aufgefordert, die Wohnungen auf der Grundlage der Zweckentfremdungsverordnung zu beschlagnahmen und unverzüglich zu belegen.

Norbert Link, zuständiger Wohnungsvermittler in der Bauverwaltung, sagte der FR auf Anfrage, der betreffende Wohnblock werde im kommenden April oder Mai vollständig frei. Dann könne die Zweckentfremdungsverordnung greifen. Die Stadt wolle die Eigentümer dann zum Vermieten zwingen.

Die völkerrechtlichen Vereinbarungen mit den USA gelten nach Links Auffassung dann nicht mehr, sondern nur noch deutsches Recht und damit die Zweckentfremdungsverordnung. Das Bundesvermögensamt führe derzeit Auflösungsverhandlungen mit den Eigentümern. Führten die zu keinem für die Stadt zufriedenstellenden Ergebnis, müsse die Verwaltung gegen das Amt oder die Eigentümer vorgehen. Das alles dauere aber seine Zeit und lasse sich nicht von heute auf morgen verwirklichen.

Die Grünen befürchten, daß die Wohnungen bis zum Vertragsende mit der US-Armee im Mai 1995 leerstehen, wenn die Auflösungsverhandlungen mit den Eigentümern nicht den Weg zur Neuvermietung freimachten. Die Wohnungen freistehen zu lassen, das werde so noch mit Steuermitteln des Bundes honoriert. Damit müsse sich der Bundesrechnungshof befassen, fordert die Fraktion. him

Broschüre informiert alle Berufsanfänger

HOFHEIM. "Ich kann es", "Für Lob sorgen", Fehler für sich nutzen" - bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) gibt es eine neue Broschüre für Berufsanfänger. Das Heftchen "Start-Infos für Berufseinsteiger" gibt es zum Null-Tarif bei der Hofheimer DAK-Bezirksgeschäftsstelle in der Kirschgartenstraße 12. Unterlagen und eine Checkliste der Formulare, die jeder Berufsstarter braucht, gehören ebenfalls zu dem "Einsteiger-Paket". pms

Kleine FR

Bauanträge BÜTTELBORN. Bauanträge und -voranfragen werden den Bauausschuß der Gemeindevertretung am Mittwoch, 17. März, 20 Uhr, im Gebäude der Gemeindeverwaltung beschäftigen. WIK lädt ein KELSTERBACH. Zur letzten Fraktionssitzung in dieser Legislaturperiode tritt am Mittwoch, 17. März, 20 Uhr, die Wählerinitiative (WIK) im Gemeinschaftsraum des Rathauses zusammen. Skifreizeit KELSTERBACH. Noch Plätze frei sind bei der von der Jugendpflege geplanten Skifreizeit vom 12. bis 19. April auf der Riesneralm in der Steiermark. Mitmachen können junge Leute von zehn bis 16 Jahren. Auskunft: Marcella Gröber, Stadtjugendpflege, Telefon 06107/773340. DRK tagt NAUHEIM. Ehrungen und Berichte stehen auf der Tagesordnung der Jahreshauptversamlung bei den Mitgliedern der Rot-Kreuz-Gruppe am Donnerstag, 18. März; 20 Uhr, Feuerwehrgerätehaus. James Bond im Altenheim MÖRFELDEN-WALLDORF. James Bond ist am Donnerstag, 18. März, im Alten- und Pflegeheim in der Schubertstraße zu Gast. Der Filmclub zeigt den Doppel-Null-Agenten in "Octopussy"; Beginn um 16.15 Uhr im großen Saal. Landfrauen tagen BÜTTELBORN. Zur Jahreshauptversammlung kommen am Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr, die Landfrauen Worfelden im Bürgerhaus zusammen. Preisskat KELSTERBACH. Zum Clubabend mit Preisskat lädt der Skatclub "Falsch gedrückt" für Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, in die Gaststätte "Treffpunkt" ein. Neuer Veranstaltungskalender GROSS-GERAU. Einen neuen Veranstaltungskalender hat das Kulturamt aufgelegt. Er liegt in Geschäften, Geldinstituten und bei der Stadtverwaltung aus.

Mit dem Haus viel vor DRK-Ortsvereinigung City-West im neuen Domizil

RÖDELHEIM. Eine schneeweiße Fassade, die Fenster, Balkons und Türen sind rot, im Inneren des Neubaus betritt man roten Linoleumboden und helle Räume - das neue Domizil der Ortsvereinigung City West des Deutschen Roten Kreuzes strahlt Großzügigkeit aus.

"Das Haus wird viel übernehmen müssen", erklärte der Vorsitzende der Ortsvereinigung Wolfang Jahns. 40 Jahre lang mußte sich die Ortsvereinigung mit einer Baracke am Rödelheimer Wehr begnügen. Deswegen mußte beispielsweise immer wieder ein neuer Saal für die Blutspendedienste gefunden werden.

Die Jugendarbeit der City West ist vor zwei Jahren eingeschlafen. Nicht nur für deren Wiederaufnahme wird in der Rödelheimer Landstraße 95 künftig genügend Platz sein: In dem großen Saal will die Ortsvereinigung unter anderem einen Seniorentreff einrichten und Lehrgänge abhalten. Hinzu kommen die Räume für Verwaltung, Sozialarbeit und Rettungsdienst nebst einer Garage für die Rettungsfahrzeuge. Dieser gesamte Bereich ist behindertengerecht gestaltet.

Bürgermeister Dr. Hans-Jürgen Moog, zugleich Vorsitzender des DRK-Bezirkverbandes Frankfurt, eröffnete das Haus dieser Tage im Beisein von Ortsvereinigungsmitgliedern und des Architekten Wolfgang Riehl. Dabei stellte Dr. Moog das sogenannte Frankfurter Modell vor: In die 21 Wohnungen des neuen Gebäudekomplexes sind Menschen eingezogen, die keine Sozialhilfe erhalten, für die aber Wohnungen auf dem freien Markt zu teuer wäre.

"Hier wohnen alle vom Postbeamten bis zum Facharbeiter", erläuterte Willibald Saller, Geschäftsführer des DRK Frankfurt. Die Wohnungsmieten werden von der Stadt bezuschußt, und liegen deswegen nur zwischen sieben und zwölf Mark pro Quadratmeter.

"Wir hätten das Haus sicher schneller errichten können, wenn die Baugenehmigung früher erteilt worden wäre", erklärte der Bürgermeister. Vor zwei Jahren war der erste Spatenstich für den Bau gesetzt worden. Dem war eine vierjährige Planungszeit vorrausgegangen.

Acht Millionen Mark hat der Bau gekostet. Das Geld stammt aus städtischen Darlehen, Bankhypotheken und Eigenkapital. "Gelder", wie Saller sagte, "für die wir lange gespart haben." son

Förderverein soll Sozialstation helfen Bürgermeister übernimmt Vorsitz

FRIEDRICHSDORF. Die ökumenische Diakoniestation zu begleiten und sie vor allem finanziell zu unterstützen - das ist der Zweck eines angestrebten Fördervereins. Am Donnerstag, 1. April, wird er gegründet. Bürgermeister Gerd Schmidt, der kraft seines Amtes den Vorsitz übernehmen wird, hofft auf große Resonanz und damit eine tatkräftige Unterstützung der Diakoniestation.

Die ist seit dem 1. Januar als Zweckverband organisiert und hat die bisherigen vier Gemeindeschwestern in ihre Dienste übernommen. Pfarrer Dieter Frey von der evangelischen Kirchengemeinde Friedrichsdorf ist Vorsitzender dieses Zweckverbandes.

Wie in manch anderer Kommune, wo eine zentrale Sozialstation die ambulanten Dienste zusammenfaßt, soll auch in Friedrichsdorf ein Förderverein mithelfen. Wenn möglichst viele Mitglieder - und damit Förderer - gewonnen, Benefizveranstaltungen, Sammlungen und Aktionen durchgeführt werden, können die Pflegedienste ausgebaut und die Station optimal ausgestattet werden.

Schon als Ende Januar der Start der Station feierlich begangen wurde, haben sich spontan einige Gäste als künftige Mitglieder des Fördervereins eingetragen. Neben Einzelpersonen können auch Vereine, Organisationen, Parteien und Firmen beitreten. Gerd Schmidt schwebt ein relativ niedriger Grundbeitrag vor, "damit sich's jeder leisten kann". Zusätzlichen Spenden sind keine Grenzen gesetzt.

Die Gründungsversammlung beginnt am Donnerstag, 1. April, um 20 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses. Verabschiedet wird die Vereinssatzung, gewählt wird ein Vorstand.

Außerdem legen die Mitglieder den Beitrag fest und besprechen, welche Aktionen sie in diesem Jahr zugunsten der ökumenischen Sozialstation starten können. Der Verein wird als gemeinnützig anerkannt. tom

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wiedersehen in Howards End (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr);

Kino 3: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Das Bildnis des Dorian Gray (17.30, 20 Uhr).

Kriftel. Kommunales Kino, Aula der Weingarten-Schule: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Frage der Ehre (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung der Sodener Kunstwerkstatt mit Gouachen und Druckgrafiken von Gisela Mott-Dreizler, 15 bis 19 Uhr (bis 21. 3.).

Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Gouachen, Mischtechniken und Ölbilder von Martina Voigt-Schmid, Mystische Möbel von Piet Hohl, Eröffnung 19.30 Uhr.

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 12.15 Uhr (bis 31. 3.).

Rathaus, Foyer: Seidenmalerei, Bronze, Bilder von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich, 9 bis 12, 16 bis 18 Uhr (bis 25. 3.).

Hochheim. Rathaus, Foyer, Burgeffstraße 30: Gemälde der Hochheimer Künstlerin Margrit Dietrich, 8.30 bis 12 Uhr (bis 7. 4.).

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.). Vorträge / Kurse Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Dia-Vortrag "Geheimnisvolles Nepal", 18.30 Uhr.

Katholische Kirchengemeinde: Vortrag "Markusevangelium" von Dr. J. Hainz, katholisches Gemeindezentrum, Salinenstraße, 20 Uhr.

Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 18 bis 22 Uhr. Lesungen Kelkheim. "Geheimnisvoll ist unser Wurzelwerk", A. Th. Fußnegger liest ihre Gedichte, Michael Meißmer spielt klassische Gitarre, Stadtbücherei, 20 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 12.

Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).

Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Görlitzer Straße 2, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.

Katholisches Bezirksamt: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Kirchplatz 6, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum Mamma mia: Offener Frühstückstreff, St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hochheim. Kolpingfamilie: "Sekten auf dem Vormarsch? (III)", Die Mormonen, Vereinshaus Wilhelmstraße, 20 Uhr.

Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteoporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr.

Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.

Sportverein Ruppertshain: Tischtennis für Kinder und Jugendliche, Schönwiesenhalle, 15 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.

Senioren Flörsheim. Altenclub St. Gallus: Treffen im Pfarrgemeindezentrum, 14.30 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Seniorentreff, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. Flörsheimer Keller: "Guten Tag, kleines Schweinchen", Wittener Kinder- und Jugendtheater, 15 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.

Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 / 48 67, 11 Uhr.

Kutschersaal des Alten Posthofes: Autorenlesung für Kinder von sechs bis zehn Jahren, "Hast Du heute schon gelacht?" von Rolf Krenzer, 15 Uhr.

Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Sodener Kunstwerkstatt: Märchen für Erwachsene - Geschichten zum Leben, Haus Dr. Reiss, 20 Uhr.

Flörsheim. Stadthalle: Kunstauktion, 16.30 Uhr.

Schwalbach. Evangelische Limesgemeinde und katholische Kirchengemeinde St. Martin: "Aus Nachbarn werden Feinde", der Krieg im ehemaligen Jugoslawien, ein Gespräch mit Betroffenen, St. Martin, 20 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Conte d'Hiver - Wintermärchen, Original mit Untertiteln (18.30, 20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 13 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.

Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, Pfarrheim, Schleifergasse 2, 20 Uhr.

DRK: Beratung für hilfesuchende Menschen, Hostatostraße 35, 9 bis 11 Uhr.

Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Robert- Dißmann-Straße 6, 15 bis 16 Uhr, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.

Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, Clubhaus Labbeduddel, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Kinderprogramm im Neuen Theater: "Sternenfänger", Kinderlieder mit dem "Trio Kunterbunt", Emmerich- Josef-Straße 46 a: 10 und 15 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschus- straße 44: Theaterprobe, 9.30 Uhr; Literaturgruppe, 10.30 Uhr; Gesprächskreis, Polizeihauptmeister Andres beantwortet Fragen "Personen- und Sachschutz - wie verhalte ich mich richtig?", 14.30 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: "Spiel mit Willi", 15 bis 18 Uhr, Hunsrückstraße 11. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Kleines Haus: Zazou und die Swing Boys, 18 Uhr.

Theater, Foyer: Künstler-Portrait Hubert Delamboye, 20 Uhr.

Rhein-Main-Hallen: Gastspiel, Elvis - The Musical, 20 Uhr.

Filmspiegel Archivkino Caligari, Marktplatz 9: Allerweltkino "Die Trauer des Afghanen", 19.30 Uhr.

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (13, 16, 19, 22 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).

Alpha: Alarmstufe: Rot (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Orlando (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr). Ausstellungen Stadtbibliothek, Rathauspassage: "Vergessene Exilautoren" im Rahmen der Wiesbadener Büchertage (bis 31. 3.).

Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10-18.30 Uhr (bis 18. 3.).

Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 20 Uhr; thematische Führung "Die Sammlung Hanna Bekker vom Rath", Ulrich Meyer-Husmann, 18.30 Uhr. Kurse / Vorträge Landessportbund Hessen: "Sportmedizin im Grenzbereich", von Dr. med. Lohrer und Dr. med. Michael Seil, Festsaal des Rathauses, Schloßplatz 2 - 6, 20 Uhr.

"Die katholischen Grundlagen der Ökumene", Dr. Wilhelm Platz, Pfarrhaus der Gemeinde St. Bonifatius (Boni-Stübchen), Luisenstraße 31, 19.30 Uhr.

"Politik, Gesellschaft und Antisemitismus", Dr. Werner Jochmann, em. Prof. für Zeitgeschichte der Universität Hamburg, Roncalli-Haus, Friedrichstraße 26 - 28, 19.30 Uhr. Lesungen Wiesbadener Büchertage: Schulbibliothek Helene-Lange-Schule, Franz Hodjak "Zahltag", 10 Uhr.

Stadtbibliothek Rathauspassage, Franz Hodjak liest Unveröffentlichtes, 19.30 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Aids-Beratung/-Test, Dotzheimer Straße 38 -40, 14 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung, 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77, 9 bis 11.30; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Pro Familia: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, Langgasse 3, 14 bis 17 Uhr.

Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr.

- ohne Gewähr -

Wie hat sich die umstrittene Gesundheitsreform in der Praxis für die Patienten ausgewirkt? - FR-Serie, Teil 1 "Das ist doch euer Geld, das die Kassen einsparen" Ein Vilbeler Arzt berichtet von seinen Erfahrungen

BAD VILBEL. Die Grippe von Frau Müller, der Kreislauf von Herrn Meier und das Ekzem von Herrn Fischer - in der Praxis eines Bad Vilbeler Arztes gibt es gerade um diese Jahreszeit alle Hände voll zu tun. Zum fast familiären Service gehört es da, die Ehefrau eines Patienten zu informieren, daß der Gatte gleich zu einem Facharzt weitergeschickt wurde, also später nach Hause kommt. Wie hat sich die Gesundheitsreform für die Bürger ausgewirkt, fragte die Frankfurter Rundschau einen Mediziner mit einem breiten Erfahrungsspektrum und: Haben sich die Wogen der Aufregung der ersten Tage inzwischen gelegt?

Dr. N. kann vor allem die letzte Frage nicht mit einem eindeutigen Nein beantworten: "Täglich spreche ich ein, zwei Stunden mit verschiedenen Patienten und versuche ihnen zu erklären, daß ich ihnen Hausmittel oder wieder eine Massage nicht verschreiben kann." Es habe sich eine Entwicklung bei uns eingeschlichen, alles an andere zu delegieren. Zum Beispiel bei den Massagen: Außer in akuten Fällen etwa nach Operationen könnten sich die Ehepartner auch gegenseitig zur Muskellockerung massieren. Aber es Für gesunde Ernährung sei oft wohl so, daß der Mann mit seiner Arbeit beschäftigt sei, die Kinder aus dem Haus, da müsse die Frau dann zum Anfassen woanders hingehen.

"Ich versuche meinen Patienten hier in der südlichen Wetterau immer wieder zu sagen, das ist doch letztlich euer Geld, das bei den Kassen eingespart wird", skizziert der Arzt seine Bemühungen um Bewußtseinsbildung. Viele Leute kauften im Supermarkt ungesunde Industrienahrung, dann brauchten sie Medikamente, die von der Kasse gezahlt werden müßten. "Wenn wir uns alle gesund ernährten, brauchten wir vielleicht die Hälfte aller Medikamente", ist sich Dr. N. sicher.

Da sich die Ärzte aber nicht ganz einig seien, werde das Verschreiben von "Hausmitteln" oder auch Massagen immer noch unterschiedlich gehandhabt. "Da hören die Patienten dann bei ihrem Apotheker, der Arzt X. verschreibt aber noch dieses Mittel, und gehen dann zu diesem Arzt", ist die Erfahrung des Praktikers. Deswegen sei auch im dritten Monat der Reform noch keine Ruhe eingekehrt. Immer mehr Ärzte müßten sich heute eben die gleiche Geldsumme teilen, die insgesamt für Medizin gezahlt wird. Bekanntlich hat die Gesundheitsreform ja die Kosten auf dem Stand von 1991 festgeschrieben. Das heißt, ein Arzt darf nicht mehr verschreiben, als 1991 im Fachgruppendurchschnitt die Kassen erstatten mußten. Das Problem dabei ist, der einzelne Arzt kann zwar per Computer die Summe der von ihm verschriebenen Medikamente ermitteln - der Fachgruppendurchschnitt ergibt sich aber erst am Jahresende. Und wenn vor Schreck zu viel gespart wurde, bestehe die Gefahr, daß die Norm dann gesenkt werde.

Ein Problem aus der Sicht des Arztes liegt darin, daß die Politiker verkünden, auch nach der Reform solle der Patient bekommen, was er brauche. "Doch wer entscheidet, was er braucht - der Arzt, der Apotheker, die Krankenkasse oder die Politiker?" Da sei Polemik gegen Ärzte wenig hilfreich, die angeblich Patienten lebensnotwendige Medikamente nicht mehr verordneten. Vieles, was in Folge der Reform nicht mehr von der Kasse gezahlt werde, sei auch vorher schon weitgehend ausgeschlossen gewesen, sagt Dr. N.: Tees, Bäder, Einreibungen gelten in vielen europäischen Ländern überhaupt nicht als Medikamente. Hustentropfen für Erwachsene, Vitamine und Spurenelemente zählen zu den Mitteln, die nach Empfehlung der Kassenärztlichen Vereinigung der Patient selbst kaufen solle. Unsicherheiten sieht er bei Medikamenten für viele Gefäß- und Herzerkrankungen. Viele Krankheiten entstünden sicher durch falsche Ernährung. Doch den alten Menschen könne man da nach Kriegs- und schlechter Nachkriegszeit keine Vorwürfe machen. Heute allerdings seien die Möglichkeiten, sich gesund zu ernähren, groß. Beim Stichwort ältere Menschen fällt Dr. N. noch ein weiteres Beispiel ein. Es gebe ein Mittel zur Vorbeugung von Knochenerweichung, das eigentlich auch nicht mehr verschrieben werden soll. Da habe eine ältere Frau gesagt, "wenn ich es mir selbst kaufen muß, kann ich nur eine Tablette am Tag nehmen, dann "Klar Linie schaffen" nehmen halt die Schmerzen wieder zu". Das könne auch nicht der Sinn sein.

Resümee: "Ich bin für eine möglichst klare Linie." Das heißt, es solle in einer Liste festgelegt werden, unter welchen Umständen zum Beispiel Massagen noch verschrieben werden dürfen, etwa nach einer Operation. Durch Gymnastik und Breitensport könnten nach seiner Ansicht viele Rückenschmerzen von Menschen aus Büroberufen vorgebeugt werden. Bagatell- und Hausmittel sollten aus der Verordnungsliste herausgenommen werden, damit Klarheit herrsche. Die von Ärzten dagegen ins Feld geführte Therapiefreiheit hält der Mediziner in diesem Fall nicht für vorrangig. Die Lokal-Rundschau setzt die Serie über die Auswirkungen der "Gesundheitsreform" bei den Ärzten, Apothekern, Rehabilitationseinrichtungen und vor allem den Patienten in loser Reihenfolge fort. GEORG LINDE

Farbenrausch provoziert die Augen Doris Fischer sprengt mit ihren Großflächen-Bildern Ordnungsgrenzen / Im Rathaus Friedrichsdorf

FRIEDRICHSDORF. Ganz schön irritierend, was da in diesen Wochen demjenigen entgegenblickt, der den Treppenaufgang im Rathaus nimmt. Zwei übergroße Nägel durchbohren ein Bild, das in kräftigem Türkis, Rot und Schwarz über dem ersten Absatz prangt. Zwei offensichtlich schon häufig benutzte Arbeitshandschuhe vergrößern die Verwirrung. Sollten in diesem Gebäude seit neuestem Nägel mit Köpfen gemacht werden? Oder spielen die Handschuhe auf Neubaupläne an?

"Tells Apfel" heißt das Gemälde, was seine Bedeutung für das Rathausleben jedoch noch nicht vollkommen erklärt. Doch zeigt ein Blick in das erste Stockwerk, daß hier noch weitere Provokationen für die Augen warten. Doris Fischer, die seit fünf Jahren in Friedrichsdorf lebt und seit einem Jahr in ihrem Atelier im Institut Garnier ihrer Leidenschaft für die Malerei nachgeht, zeigt einen Querschnitt ihres Schaffens.

Man kann sich kaum einen größeren Kontrast vorstellen als den zwischen ihren kräftigen, explosiven Bildern und dem nüchternen Grau eines rein funktionellen Gebäudes. Regelmäßigkeiten, Ordnungen sind dieser Malerin wohl eher ein Greuel, sind allenfalls ein Anlaß zu künstlerischer Auflösung oder ergeben sich eventuell einmal zufällig aus dem Moment des Pinselstrichs.

Starke Grundfarben springen dem Betrachter immer wieder ins Auge. Konturen ergeben sich durch schwarze Striche, die kompromißlos mal eine Form aus dem Farbrausch hervorheben, mal eine sich abzeichnende Ordnung wieder zerstören. Als eines der wenigen Grundmuster läßt Doris Fischer auf ihren Bildern konzentrische Kreise zu, die aber immer wieder durchbrochen werden oder sich im farbigen Nichts verlaufen. Sind ihr selbst diese Störmanöver noch zu wenig, spritzt unverhofft explosives Weiß über die Gemälde. Erdfarben, Pastelltöne findet man hier nur als Hintergrund für ihre kräftigen Farbkompositionen.

So stechen bei "Aus dem Nebel" die Grundfarben Blau-Gelb-Rot um so deutlicher ins Auge, als sie aufgeklebt sind auf einen düsteren, bräunlichen Hintergrund. Stoffmuster in zarteren Farben werden hier und da eingebaut in kräftiges Türkis, Altrosa oder starkes Ocker.

Wer sich nicht allzusehr vom eindringlichen Farbspiel ablenken läßt, der wird bei Doris Fischer immer wieder auch menschliche Umrisse entziffern. Bei aller Abstraktion, so sagt die Künstlerin selbst, steht für sie doch der Mensch im Mittelpunkt. Sie will provozieren, die Sinne für ungewohnte Eindrücke öffnen.

Die Bilder von Doris Fischer hängen noch bis Freitag, 26. März, im Rathaus. Anschauen können Kunstfreunde sie während der Öffnungszeiten des Rathauses. GISELA GRAESER-GÜSMANN

Gedächtnis statt Gedenken Zum Projekt einer "Cinematographie des Holocaust"

FRANKFURT A. M. "Wir sagen ,Hunger&rquote;, wir sagen ,Müdigkeit&rquote;, ,Furcht&rquote;, ,Schmerz&rquote;, wir sagen ,Winter&rquote;, und es sind verschiedene Dinge. Es sind freie Worte, geprägt und benutzt von freien Menschen, die in Behaglichkeit wie Leid in ihrer Heimat lebten." Was der italienische Schriftsteller und Arzt Primo Levi, der Auschwitz überlebte, über die Ohnmacht der Sprache schrieb, das gilt auch für die Fotos und bewegten Bilder, die vom Holocaust existieren.

Wir sehen Bilder von Lagern, von Pogromen, Gaskammern und Leichenbergen; es sind Bilder, die freie Menschen gemacht haben und die von ebensolchen gesehen werden. Bilder, die dokumentieren und rekonstruieren, glaubwürdig und unglaublich, in ihrer Konkretheit zugleich abstrakt. Wie wollte man auch darstellen, was ein Überlebender in einem Interview sagte: In Auschwitz habe es keine Morgendämmerung gegeben, die Sonne, die aufging, sei schwarz und der Mond nicht der Mond gewesen.

Die Grenze der Darstellbarkeit in Schrift und vor allem im Bild ist eines der größten Probleme, die die Dokumentation des Holocaust begleitet. Daß dem Medium Film hierbei dennoch eine Schlüsselrolle zukomme, meinen die Mitglieder der "Arbeitsstelle zur Vorbereitung des Frankfurter Lern- und Dokumentationszentrum des Holocaust". Das Fritz-Bauer-Institut - benannt nach dem hessischen Generalstaatsanwalt, der von den Nazis ins KZ deportiert wurde und nach dem Krieg maßgeblich zum Zustandekommen des Frankfurter Auschwitz- Prozesses beitrug - wartet noch auf einen definitiven politischen Beschluß.

Ein Konzept liegt vor, ein Beirat wurde bereits gegründet, es gibt zahlreiche prominente Fürsprecher, und im Frankfurter Parteienspektrum sind Sinn und Zweck der Einrichtung unumstritten. Das Bauer-Institut, das ein interdisziplinäres Kolleg, eine pädagogische, eine wissenschaftliche und eine Arbeitsstelle für Ausstellungen und Veranstaltungen umfassen soll, wird kein unwichtiger Punkt in den kommenden Koalitionsverhandlungen sein.

Obgleich die unmittelbaren Geburtswehen des Projekts also noch nicht eingesetzt haben, obgleich die Finanzierung ungeklärt ist, wird bereits mit vorhandenen Ressourcen gearbeitet. Mitarbeiter aus dem Frankfurter Filmmuseum, dem Jüdischen Museum und dem Frankfurter Dezernat Kultur und Freizeit leisten seit einiger Zeit Vorstudien. Die "Cinematographie des Holocaust", vor einem Jahr in einem Expertengespräch zwischen Filmwissenschaftlern und Archivaren in Grundzügen umrissen, hat Grundsteine gelegt.

Film gilt in diesem Konzept als das zentrale Darstellungsmedium von Geschichte im 20. Jahrhundert, das die ganze Skala zwischen Propaganda und nüchterner Dokumentation füllt und dessen Instrumentalisierbarkeit wie Wirkungsmächtigkeit gerade von den Nationalsozialisten frühzeitig erkannt wurde. Diesem Stellenwert zum Trotz, findet sich hierzulande keine namhafte Dokumentationsstelle noch gar eine Filmbibliothek oder Videothek, kein Spezialarchiv wie in Israel oder den USA. Während das Bundesarchiv Koblenz durchaus in der Lage war, einen dickleibigen Katalog von Film- und Tondokumenten des Sports vorzulegen, gibt es für den Holocaust bzw. die NS-Geschichte keine vergleichbare Initiative.

Statt sich mit der Erstellung einer detaillierten Systematik aufzuhalten und Desiderate zu formulieren, hat die Frankfurter Arbeitsstelle mit Recherchen in Teilbereichen begonnen. In Frankfurt widmet man sich einer Filmographie zu den displaced persons und zur Darstellung der Nazi-Prozesse in der Bundesrepublik; in Berlin, im ehemaligen Staatlichen Filmarchiv der DDR (heute eine Außenstelle des Bundesarchivs), wird die (Nicht-)Darstellung des Holocaust in Film und Fernsehen der ehemaligen DDR bearbeitet. Im Fluchtpunkt dieser Recherchen stehen eine computergestützte Datenbank, die Grundinformationen über die Filme und ihre Aufbewahrungsorte enthält, und eine Videothek. Daß die anfallenden Urheberrechtsprobleme delikat sind, daß es an Geld für Rechteerwerb fehlt, ist den Beteiligten bewußt, hält sie jedoch von ihrer Arbeit nicht ab.

Was in einer solchen Datenbank (und Videothek) schließlich Aufnahme finden soll, war von Beginn an kaum strittig. Je ferner zum Ereignis, desto reichhaltiger die Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Daß es (so gut wie) keine Dokumente der Ermordung selbst gibt, daß die einschlägigen Bilder aus jenen Filmen stammen, die die Alliierten nach Befreiung der Lager drehten, angefangen von Hanus Burgers "Todesmühlen" aus dem Jahre 1945, ist keine Belastung. Im Gegenteil. "Der Gebrauch eines Filmdokuments allein", so Ronny Loewy vom Frankfurter Filmmuseum, "entscheidet über seine Zeugenschaft. Eine ,schwarze Ikone&rquote; hätte allenfalls die Wirkungs eines Fetischs."

Ob Wochenschau oder jiddische Spielfilme, ob Hollywoods halbherzige Anti- Nazifilme, ob Produktionen wie Eberhard Fechners Dokumentation des Majdanek- Prozesses oder Claude Lanzmanns "Shoah", um nur einige exzeptionelle Beiträge zu nennen - entscheidend ist bei den disparaten Materialien der gemeinsame Focus des Holocaust. Die Wochenschauen der Alliierten wie der Nationalsozialisten sind ebenso zu berücksichtigen wie Amateurfilme von Emigranten, Film- und TV-Interviews mit Überlebenden, faschistische Spielfilme wie "Jud Süß" oder vergleichsweise "unverfänglichere" Werke aus Goebbels' Giftküche. Unter die "Cinematographie des Holocaust" fallen Out-Takes, Schnipsel, die in Mammutwerken wie "Shoah" oder Marcel Ophüls' "Hotel Terminus" keine Verwendung fanden, aber auch kitschige period pieces wie der US-Spielfilm "Wie ein Licht in dunkler Nacht" (1991).

Diese heterogenen Materialien zu erfassen, dafür reicht bloßes Gedenken und Mahnen nicht aus. Das Ineinander von Zeigen und Verhüllen, die Leerstellen, die nicht erst aus dem historischen Abstand sichtbar werden, verlangen eine Gedächtnisarbeit, eine Arbeit an der Geschichte und Wirkung der Vernichtungspolitik, wie sie sich das gesamte Projekt Fritz- Bauer-Institut vorgenommen hat. Daß etwa der Jude Fritz Lang dem Goj Bertolt Brecht ausreden mußte, bei der Arbeit am Treatment von "Hangmen also die" von den Nazis Verfolgte als Juden zu benennen oder gar mit einem gelben Stern zu versehen, ist ebenso signifikant wie das von heftigen Protesten begleitete (und inzwischen aufgegebene) Vorhaben eines Steven Spielberg, seinen neuen Film "Schindler&rquote;s List" am Originalschauplatz in Auschwitz zu drehen.

Zu einem Zeitpunkt, wo die Eröffnung des Washingtoner Holocaust Memorial bevorsteht, wo seit kurzem in Los Angeles ein "Museum of Tolerance" existiert (die FR berichtete), stünde es auch der Stadt Franfurt stellvertretend für das wiedervereinigte Deutschland gut zu Gesicht, in Sachen Fritz-Bauer-Institut bald einen großen Schritt nach vorn zu tun. "Es gibt bislang in der Bundesrepublik Deutschland noch keine Studien- und Bildungsstätte, in deren Zentrum die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik steht", hieß es in der Konzeption der Vorbereitungsgruppe. Die Feststellung ist deutlich genug. PETER KÖRTE

Jonglage im Jugendhaus Keulen und Diabolos zum "Kennenlernen"

GOLDSTEIN. Tanzende Bälle, fliegende Keulen und rotierende Teller sind im Jugendhaus Goldstein / Schwanheim nichts Ungewöhnliches: Jeden Dienstag abend können Anfänger und Fortgeschrittene ihre Geschicklichkeit trainieren, das Jonglieren erlernen oder ihre Künste vervollkommnen.

Sepp Strillinger - bekannt durch viele Auftritte - vermittelt die ersten Geheimnisse des Jonglierens, aber auch Fortgeschrittene können von ihm noch einige Tricks und Kniffe erlernen. Das Jugendhaus stellt neben einem großen Raum auch diverse Jonglage-Utensilien wie Bälle, Keulen, Teller und Diabolos zur Verfügung.

Wer Näheres erfahren möchte, fragt nach im Jugendhaus Goldstein / Schwanheim, Straßburger Straße 15 (Telefon 6 66 53 33) oder kommt einfach am nächsten Dienstag zwischen 19 und 21 Uhr im Jugendhaus vorbei. jh

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Hape Kerkeling - Kein Pardon (19 Uhr); Alarmstufe: Rot (21 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Der Tod Steht ihr gut (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).

Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: "Ein Sommerabend im Wintergarten", Komödie von N. J. Crisp, 20 Uhr (Abonnement B).

Ausstellungen Bad Homburg. VHS, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 16 Uhr.

Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlev Lenz, während der Geschäftszeit.

Oberursel. Galerie Braas, Frankfurter Landstr. 2-4: Kunst aus Krakau, 9 bis 17 Uhr.

Königstein. Kurhaus: "20 Jahre Ferienspiele", Fotoausstellung, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Vorträge/Kurse Bad Homburg. "Volk Gottes - vierzig Jahre auf dem Weg", Bibelseminar im Kath. Pfarrheim, Unterer Mittelweg 29, 19 bis 20 Uhr.

Oberursel. Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstr. 25: "1200 Jahre Bommersheim", Dia-Vortrag des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, 20 Uhr.

Kronberg. Stadthalle: Dia-Vortrag des Kamera-Clubs, 20 Uhr.

Parteien/Parlamente Bad Homburg. Bürgersprechstunde der SPD mit Beate Fleige, Fraktionsgeschäftszimmer im Stadthaus, 11 bis 12 Uhr.

Oberursel. CDU-Sprechstunde mit Udo Groß, Rathaus, 17 bis 18 Uhr, Tel. 50 22 28. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 9 bis 11 Uhr.

Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung (ASU), Umweltbüro, Louisenstr. 23, 10 bis 14 Uhr, Tel. 2 09 65.

Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Audenstr. 8, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.

Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Vereine/Organisationen Kronberg. Treffen des Kontaktkreises Körperbehinderter, Ev. Gemeindehaus Schönberg, 18 Uhr.

Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanz und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld: Beratung bei Frau Ruf, 9 bis 10 Uhr; Gedächtnistraining, 10 bis 11 Uhr.

Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30-17 Uhr.

Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen, 10 bis 13 Uhr.

Flick- und Nähstube im Haus Dammwald, Kolberger Str. 1, 14.30 Uhr.

Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15-17 Uhr; Tanz 19.30-22 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Bastelnachmittag 14 bis 18 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Gymnastik am Tisch, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: Krimistunde für alle Detektive von 8 bis 12 Jahren, 15 Uhr. Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 15 km.

Ortsbezirk 10 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 19 Mitglieder des Ortsbeirats 10 (Eckenheim, Preungesheim, Berkersheim, Frankfurter Berg, Bonames):

SPD (6): Günther Häfner, Berufsschullehrer, geboren 1949, Am Dachsberg 87; Frieda Becker, Rentnerin, geb. 1919, Rohlederstraße 40; Renate Knigge, Hausfrau, geb. 1943, Homburger Landstraße 127; Paul Barth, Diakon, geb. 1950, Fleckenbühlstraße 24; Michael Greve-Röben, Programmierer, geb. 1955, Kirschwaldstraße 3; Georg Kletke, Chemielaborant, geb. 1949, Am Dorfgarten 9.

CDU (7): Helmut Weber, Beamter, geboren 1928, Fleckenbühlstraße 30; Rudolf Ernst Horn, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1932, Engelthaler Straße 12; Robert Lange, Bankkaufmann, geb. 1961, Hoherodskopfstraße 112; Karlo Frick, Zollbeamter, geb. 1939, Wickenweg 30; Ursula Plahusch, kaufmännische Angestellte, geb. 1938, Schottener Straße 8; Oliver von Massow, Angestellter, geb. 1966, Hugo- Sinzheimer-Straße 70; Stefan Schaak, Versicherungskaufmann, geb. 1971, Heinrich-Plett-Straße 21.

Grüne (2): Christoph Jung, Bankkaufmann, geboren 1964, Rohlederstraße 12; Klaus Georg, Mathematiker, geb. 1950, An der Wolfsweide 14.

FDP (1): Paul Stein, Rentner, geboren 1920, Homburger Landstraße 63.

"Republikaner" (3): Klaus Triebler, Disponent, geb. 1943, Holunderweg 15; Norbert Wilk, Schlosser, geboren 1966, Julius-Brecht-Straße 8. Platz drei ist unbesetzt. star

Demokraten einig gegen ,dumpfe Stimmungsmache&rquote; Republikaner wollen Ausländerbeirat Rechte beschneiden

WIESBADEN. Kaum haben 13,1 Prozent der Wähler den Republikanern die Rathaustür geöffnet, da liefern die Vertreter der rechtsextremen Partei bereits ein erstes Beispiel, wie sie künftig in der Landeshauptstadt agieren wollen. Bereits in ihrer konstituierenden Fraktionssitzung griffen sie das Thema Ausländer und Asylbewerber auf und kritisierten den "aufgeblähten Ausländerbeirat". Dem solle es künftig nicht mehr gestattet sein, gegen die rechtsextreme Partei zu protestieren. Eine Attacke, mit der sie die demokratischen Parteien um so fester zusammenschweißten: In einer gemeinsam unterzeichneten Erklärung stellten sich die Vorsitzenden der Fraktionen von SPD, CDU, Grünen und der FDP entschieden hinter den Ausländerbeirat.

Dieses Gremium werde als "Vertretung unserer ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger seine Arbeit in vollem Umfang fortführen können", versicherten die Stadtpolitiker. Der Ausländerbeirat habe eine wichtige Aufgabe in Wiesbaden und sei für die Integration der Ausländer unverzichtbar. Dieter Horschler (SPD), Peter Riedle (CDU), Klaus Wilmes (Grüne) und Wolfgang Schwarz (FDP): "Den Reps geht es offenkundig nur um dumpfe Stimmungsmache, ohne daß sie von der Sache die geringste Ahnung haben und beispielsweise etwas über die Arbeit des Ausländerbeirats wissen."

Die in Wiesbaden lebenden Ausländer reagierten mit Betroffenheit auf das Wahlergebnis und auf die Attacken der Rechtsextremen gegen sie. Willy Mihm, Geschäftsführer des Ausländerbeirats: "Wir werden uns das nicht gefallen lassen." Man plane öffentliche Aktionen, um Menschenverachtende Parolen schüren Ängste sich gegen menschenverachtende Parolen der Republikaner zur Wehr zu setzen. Die nämlich heizten mit Emotionen die Atmosphäre auf, schürten Ängste und setzten in Wiesbaden lebende und arbeitende Ausländer und Asylbewerber undifferenziert gleich. Dies sei um so schlimmer, als die Republikaner offenbar keine Ahnung hätten von den gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Ausländer hier lebten. maf

Vorstand bestätigt Akkordeon-Club will Mitglieder werben

GOLDSTEIN. Der Rückgang der Mitgliederzahl und die hohen Saalmieten - das waren die beiden Themen, die dem Akkordeon-Club Goldstein (ACG) im vergangenen Jahr Sorgen bereiteten. Dennoch konnte der ACG-Vorstand bei der Jahreshauptversammlung eine positive Bilanz vorlegen. Durch eine "sparsame Haushaltsführung" konnten die Mindereinnahmen bei den Mitgliedsbeiträgen und die finanzielle Belastung durch das Anmieten von Räumen - insbesondere die "hohen Mietkosten des Bürgerhaus- Saals" - aufgefangen werden.

Auch in den nächsten beiden Jahren wird der bisherige Vorstand unter dem Ersten Vorsitzenden Rudolf Groth die Geschicke des ACG lenken. Die Mitglieder sprachen ihrer Vereinsspitze das Vertrauen aus und bestätigten den amtierenden Vorstand. Für ihre zehnjährige Vereinszugehörigkeit wurden drei aktive Mitglieder geehrt.

Dem Rückgang der Mitgliederzahl will der ACG in diesem Jahr mit einer verstärkten Werbung entgegentreten. Vor allem für Anfänger bietet der ACG Unterricht an, der von zwei erfahrenen Akkordeonisten geleitet wird. Für Fortgeschrittene bietet der Club die Möglichkeit, in den verschiedenen Orchestern beziehungsweise Ensembles zu spielen.

Höhepunkt des Vereinsjahres ist das Herbstkonzert am 8. November im Bürgerhaus Goldstein. Unter Leitung seines Dirigenten Rene Senges will der ACG wieder ein abwechslungsreiches und ansprechendes Repertoire einstudieren.

Die Orchesterproben sind montags von 19 bis 22 Uhr in der Carl-von-Weinberg- Schule, Zur Waldau 21. Ebenfalls montags von 14.30 bis 19 Uhr wird am gleichen Ort Akkordeon-Unterricht angeboten. Weitere Auskunft gibt Vorsitzender Rudolf Groth, Telefon 6 66 12 48. jh

Spenden für einen Sanitätswagen in Kroatien

WETTERAUKREIS. Immer wieder fährt Hans Klar aus Florstadt ins kroatische Porec. Er bringt Spenden dorthin, die er hier gesammelt hat, Decken, Arzneimittel und andere Dinge, die für die ärztliche Versorgung dringend benötigt werden. Hans Klar hat seinen zweiten Wohnsitz in Porec, er ist mit einer Jugoslawin verheiratet. Jetzt hat über seine Schwiegertochter Heidi Bauer-Klar einen Hilferuf aus Porec weitergeleitet: Das städtische Krankenhaus braucht dringend einen Rettungswagen. "Die Stadt selbst ist zwar vom Krieg weitgehend verschont geblieben, doch es fehlt an allen Ecken und Enden an Geld", schreibt Chefarzt Ante Ivancic. Über die Johanniter in Gießen könnte ein gebrauchter Rettungswagen erworben werden, dazu müssen jedoch 30 000 Mark gesammelt werden.

Der Kauf des Rettungswagens kann durch eine Spende auf das Konto des Vereins Soziale Dienste, Nr. 200 620 800, Bezirkssparkasse Gießen, BLZ 513 500 25, Stichwort: Rettungswagen Porec, unterstützt werden. Eine Spendenquittung wird nach der Zahlung zugestellt. re

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: SV Steinfurth - 1.FC Hochstadt (am heutigen Dienstag, 19 Uhr), SV Reichelsheim - FSV Bischofsheim (Mittwoch, 19.30 Uhr).

Bezirksliga Büdingen: SV Orleshausen - FC Alemannia Gedern (am heutigen Dienstag, 19 Uhr), 1. FC Rommelhausen - VfR Hainchen (Mittwoch, 19 Uhr).

KREISLIGA A BÜDINGEN: TSV 1888 Stockheim - FC Wallernhausen (Mittwoch, 19 Uhr).

KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: FV 1919 Steinau - SV Alania Sannerz (Freitag, 19 Uhr). hdp

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: VfR Butzbach - SV Ober-Mörlen (Di., 20.15 Uhr).

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: FSG Wisselsheim - SGO Bad Nauheim, TSV Bad Nauheim Reserve - Blau-Weiß Espa (beide Mi., 19.30 Uhr). bo

FRAUEN KREISPOKAL HANAU/GELNHAUSEN, Zweite Runde: Dörnigheimer SV - Spvgg. 1910 Langenselbold II (Mittwoch, 20 Uhr). hdp

Kürzlich haben wir auf dieser Seite darüber berichtet, was Kinder so alles in ihrer Freizeit machen oder machen müssen. Einige von euch haben das zum Anlaß genommen, uns zu schreiben. Einen dieser Briefe drucken wir hier ab. Wer zum Thema etwas zu sagen hat, sollte

Wir haben über das Problem von Markus gesprochen und uns Gedanken gemacht. Ich bin zu dem Entschluß gekommen, daß es in der heutigen Zeit wirklich schwer ist, irgendwo einen Platz zum Spielen zu finden. Was ich in meiner Freizeit mache: montags gehe ich zum Konfirmandenunterricht, dienstags zum Badminton, mittwochs zum Tischtennis und donnerstags zum Reiten, aber diese Sportart habe ich in der letzten Zeit vernachlässigt, da ich keine Lust und Zeit habe. Freitags und samstags treffe ich mich mit meinen Freunden. Sonntag ist bei uns Familientag. Da unternimmt die Familie etwas, geht zum Beispiel schwimmen, ins Kino, spazieren oder fährt zu Bekannten. Außerdem muß ich meiner Mutter jeden Tag im Haushalt helfen und meine Haustiere versorgen.

Nun möchte ich euch Ratschläge geben, wie Markus seine Freizeit besser gestalten kann. Er könnte mit ein paar Freunden eine Jugendgruppe bilden und Ausflüge unternehmen. Vielleicht gibt es bei ihm in der Nähe Sportgemeinschaften, da könnte er hingehen. Wenn er künstlerisch begabt ist, könnte er Bilder zeichnen, fotografieren oder die Natur erforschen. Er könnte auch Fußball spielen, Fahrrad oder Skateboard fahren, Rollschuh laufen (falls er diese Dinge besitzt) oder in öffentliche Einrichtungen gehen.

Ich hoffe, daß ich euch mit diesen Ratschlägen etwas helfen konnte, daß Markus seine Freizeit besser einteilen kann.

Tschüß sagt euch

Eure Katrin aus Wimsen/Aller (Viele Grüße auch an Markus)

Hanaus Schiedsrichtervereinigung hielt ihrem jungen "Chef" Thomas Kaden die Stange Schenks Gegenkandidaten die gelb-rote Ampelkarte gezeigt Flapsige Bemerkungen kamen bei den Kollegen in Schwarz nicht an / Harry Sypplie als Stellvertreter Kadens bestätigt

Abpfiff für die Schiedsrichter-Opposition im Fußballkreis Hanau: Sowohl der Gegenkandidat des Kreis-Schiedsrichterobmanns Thomas Kaden, der aus Wachenbuchen kommende Rudolf Griebel, als auch Wolfgang Himmel (Bruchköbel), der für den Stellvertreter-Posten gegen den vom Kreisfußball-Ausschuß nominierten Harry Sypplie antrat, fielen mit Pauken und Trompeten durch. Die Abstimmungsergebnisse im Falle von Thomas Kaden (77:17, bei einer Stimmenthaltung) sowie Harry Sypplie (73:18, bei vier Enthaltungen) bedeuteten für die Gruppe um Oppositionsführer Artur Schenk zumindest eine gelb-rote Ampelkarte. "Mein Name ist Artur Schenk, ich wiege 250 Pfund, bin verheiratet und habe ein Kind", stellte sich Kadens 1990 abgewählter Vorgänger vor. Er stellte den Bericht seines Nachfolgers als Offenbarungseid dar: "Von 121 gemeldeten Schiedsrichtern waren nur 50 aktiv, 1990 waren es noch 96", monierte er die Entwicklung in Kadens erster Amtsperiode. "180 Spiele wurden nicht besetzt. Ohne die alten Schiedsrichter müßte er das Buch zumachen", ereiferte sich Schenk weiter. "Wir haben 121 aktive und 17 passive Mitglieder in der Schiedsrichter-Vereinigung Hanau. Die Besetzung aller Spiele ist in der Tat nicht möglich, da nur 50 Unparteiische im Bereich der ersten und zweiten Mannschaften einsetzbar, die anderen jedoch im Jugendsektor tätig sind", entgegnete der Schiedsrichter- Chef, der sich auch gegen Schenks Äußerungen, "die Schiedsrichter-Liste im Bezirk und Verband ist verfälscht", verwahrte. Es gab allerdings Strömungen in den letzten drei Jahren, die zu denken geben; das von Schenk ins Leben gerufene Benefiz-Turnier der Schiedsrichter verschwand wegen angeblicher Hallenprobleme völlig von der Bildfläche, weitere Veranstaltungen wurden - mangels Interesse (?) - gekappt.

Kaden hat einen völlig anderen Führungsstil als Schenk, der sich nach der massiven Abstimmungsniederlage "seiner Gruppe" zurückzog. Die flapsigen Bemerkungen Schenks ("Thomas, du hast in den drei Jahren nichts dazugelernt. Ich kann nur hoffen, daß es in den kommenden drei Jahren besser wird.") sorgten allenfalls für einen Heiterkeitserfolg unter den 95 stimmberechtigten Schiedsrichter- Kollegen. "Die Schiedsrichter-Vereinigung Hanau hat einen der jüngsten und kompetentesten Schiedsrichter-Obmänner, von dem nicht nur der Fußballkreis, sondern sogar der Verbands-Schiedsrichterobmann Rudi Gischler profitiert", zielte der neue Bezirks-Lehrwart Thorsten Becker (Ravolzhausen) auf die Computer- Kenntnisse (Spielplan- und Tabellen-Erstellung etc.) des erst 28 Jahre alten Diplom-Mathematikers aus Windecken ab.

Nach den teilweise sehr emotional geführten Rededuellen präsentierte die Opposition Rudolf Griebel (54 Jahre), der seit 21 Jahren als Referee aktiv ist und bereits in Erlangen Schiedsrichterobmann war, als Gegenkandidaten. Insider sagten dieses Abstimmungsergebnis ebenso wie bei der zweiten geheimen Wahl (Sypplie/Himmel) genau voraus. Die Argumente Schenks waren nicht gewichtig genug, wurden von weniger als 20 Prozent der Wahlberechtigten mitgetragen. Mit der jüngsten Führungsmannschaft aller Zeiten - lediglich der 52 Jahre alte Harry Sypplie (VfR Kesselstadt) rundet das Bild nach oben ab - soll der negativen Entwicklung im Schiedsrichterwesen, von welcher die gesamte Republik befallen ist, begegnet werden. Neulings-Lehrgänge, Fortbildungsmaßnahmen, gesellige Veranstaltungen und weitere Maßnahmen sollen nicht nur die Zahl der Referees im Erwachsenenbereich wieder erhöhen, sondern auch das Leistungsniveau steigern helfen. Seit einigen Jahren stellt diese Vereinigung keinen Oberliga- Schiedsrichter mehr, Torsten Becker (Ravolzhausen), Willi Orschel (SG Bruchköbel) und Josef Neuberger (FSV Bischofsheim) haben als Landesliga-Referees die besten Perspektiven.

"Die Leistungen unserer Schiedsrichter in der Bezirksoberliga waren in den letzten 40 Jahren nie so schlecht wie heute", legte Artur Schenk den Finger auf eine nur langsam heilende Wunde. Allerdings ist das Niveau in dieser Runde offenbar wieder angestiegen.

SCHIEDSRICHTERVEREINIGUNG HANAU: Kreis-Schiedsrichterobmann: Thomas Kaden (SC Eintracht-Sportfreunde Windecken); stellvertretender KSO: Harry Sypplie (VfR Kesselstadt); Lehrwart: Jens Krämer (SV Wolfgang); Kassierer: Uwe Hüsers (FSV Ravolzhausen); Jugend-Sachbearbeiter: Dieter Greif (1860 Hanau), Werner Heeg (FC Hanau 93), Manfred Hupfauf (Dörnigheimer SV); Vergnügungsausschuß: Fritz Rohn (Sportfr. Ostheim), Karl-Heinz Kessler (1860 Hanau), Werner Papaczek (FC Hanau 93), Alex Sewowicz (1860 Hanau), Hans Franz (KSV Langenbergheim); Revisoren: Josef Neuberger (FSV Bischofsheim) und Manfred Poth (VfB Großauheim). HANS-DIETER PUTH

Betreuung für Schulkinder und Kontrolle der Hoechst AG: Die FR hakte nach, was die Römer-Politiker für den Westen tun wollen

SPD im Norden verbittert Schlachthof: "Frühere Information hätte Stimmen gerettet"

Mit Verbitterung ist die Nachricht vom Fall des Schlachthof-Projekts bei den Sozialdemokraten im Frankfurter Norden aufgenommen worden. "Hätten wir das vor der Kommunalwahl gewußt, hätten wir mehr Stimmen bekommen", sagte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende von Nieder- Eschbach, Herbert Gart. Bei der Wahl büßte die SPD in Nieder-Eschbach 13,2 Prozent ein und landete bei 24,6 Prozent - im gesamten Norden setzte es Verluste von etwa neun Prozent.

Am 10. Februar hatte die FR den starken Rückgang des angelieferten Viehs 1992 im alten Schlachthof gemeldet. Wie jetzt bekannt wurde, hatte die SPD Nieder-Eschbach daraufhin an OB Andreas von Schoeler und den SPD-Unterbezirkschef Sieghard Pawlik appelliert, das Neubau-Vorhaben aufzugeben: "Ihr müßt das Projekt jetzt kippen", heißt es in dem Schreiben. Es gebe, so der Brief, "keinerlei Gründe mehr, an der Schlachthofverlegung festzuhalten". Das Schreiben soll bis heute nicht beantwortet sein.

PLanungsdezernent Martin Wentz (SPD) gab inzwischen zu, daß er vor der Kommunalwahl "öfter" mit der NFZ "diskutiert" habe: "Ich wußte, daß die überlegen, was sie machen sollen." Die NFZ habe "Riesensorgen" gehabt, den Schlachthof bis zum Inkrafttreten neuer EG-Hygienevorschriften 1995 nicht fertigzubekommen.

Die CDU-Opposition im Römer machte unterdessen auch gegen einen reinen Fleisch-Markt in Nieder-Eschbach Front. "Auch diese Variante bringt mehr Verkehr", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher, Albrecht Magen. Er betonte, jede Veränderung der Schlachthof-Verträge brauche die Zustimmung des Stadtparlaments. Offen bleibt, wieviel Schadensersatz auf die Stadt zukommt und wie sich der Koalitionspartner Grüne zur neuen Situation stellt. Die NFZ will neben entgangenen wirtschaftlichen Vorteilen "verlorene Planungskosten" für den Schlachthof zurück: Die Koalitionsverhandlungen, die am 19. März beginnen, haben ein wichtiges neues Thema.

In Fachkreisen wird bestätigt, daß die NFZ sich selbst eine Konkurrenz zu Frankfurt aufbaut: Im Sommer möchte sie einen Schlachthof in Weimar eröffnen. In der Anlage am Mainufer ist mittlerweile mangels Auslastung der erste von vier großen Kühlräumen stillgelegt. Die Zahl der geschlachteten Rinder lag 1992 bei 49 191 (1991: 67 753), die der Schweine bei 50 484 (1991: 55 950).

Der Leiter der Frankfurter Fleischerfachschule, Michael Boddenberg, erklärte, daß der Fleischverbrauch in der Bundesrepublik weiter zurückgeht - von 64 Kilo pro Kopf 1991 auf 62,5 Kilo 1992 - und daß bereits 70 Prozent des Fleischs Versand-Betriebe über weite Entfernungen anliefern. Nur noch 35 Metzger schlachten in der Anlage am Mainufer - in den 50er Jahren waren es über 120 gewesen. Die Fleischer-Innung bestehe aber auf einem Schlachthof in Frankfurt, weil er Metzgern kurze Wege biete und nicht das "große ethische Problem" eines langen Viehtransports aufwerfe. jg

Ortsbezirk 11 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 19 Mitglieder des Ortsbeirats 11 (Seckbach, Fechenheim, Riederwald):

SPD (8): Matthias Kemper, Rentner, geb. 1953, Meerseburger Straße 13; Vera Hornung, Verwaltungsangestellte, geboren 1952, Raiffeisenstraße 51; Dieter Dahlmann, Geschäftsführer, geb. 1943, Ellerstraße 30; Magdalena Grana, Rentnerin, geb. 1931, Baumertstraße 58; Sigrid Weber, Rentnerin, geb. 1950, Gründenseestraße 35; Dieter Jäkel, Kaufmann, geb. 1944, Atzelbergstraße 56; Oliver Lietz, Diplom-Betriebswirt, geb. 1965, Max-Hirsch-Straße 20; Hannelore Klock, Telefonistin, geb. 1945, Am Erlenbruch 8.

CDU (6): Dr. Wolfgang Bodenstedt, Chemiker, geb. 1933, Fuldaer Straße 21; Helga Müller-Wankel, Rentnerin, geb. 1937, Am Kappelgarten 20; Hans- Joachim Horn, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1959, Vatterstraße 5; Johnney Zimmermann, selbständiger Braumeister, geb. 1954, Hanauer Landstraße 568; Paul Bauriedel, Angestellter, geb. 1940, Am Kappelgarten 12; Hans Mohr, Industriekaufmann, geb. 1938, Raiffeisenstraße 69.

Grüne (3): Thomas Dorn, Software- Entwickler, geb. 1959, Goetzstraße10 a; Gabriel Trischler, Student, geb. 1964, Max-Eyth-Straße 16; Sabine Dorn, Lehrerin, geb. 1959, Goetzstraße 10 a.

"Republikaner" (2): Heidrun Frank, Hausfrau, geb. 1944, Melsunger Straße 3; Werner Freytag, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1945, Meerseburger Straße 15. star

Berg: "Lieber genug Lohn zahlen"

Leichtfertig gefährdet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt den sozialen Frieden in der Stadt - mit diesem harten Vorwurf trat Sozialdezernent Martin Berg (SPD) an die Öffentlichkeit. Berg bezog sich auf die IHK-Forderung nach der Kommunalwahl, alle freiwilligen sozialen Leistungen der Stadt zu streichen - vom FVV-Umwelt- und Job-Ticket bis hin zum Frankfurt-Paß für Bedürftige. Der Dezernent sagte, gegen den Wunsch, den Haushalt der Stadt zu überprüfen, sei nichts einzuwenden - wohl aber gegen die Lesart der IHK, die freiwilligen sozialen Leistungen stellten "unnötigen Ballast" dar.

Wer also die Stadt zu Recht zum Sparen auffordere, müsse nach den Ursachen der Ausgaben fragen. Beispiel Sozialhilfe: 38,8 Prozent ihrer Empfänger in der Stadt hätten zuvor ihren Arbeitsplatz verloren. Weitere 11,2 Prozent der Sozialhilfeempfänger in Frankfurt besitzen diesen Angaben zufolge ein "unzureichendes Erwerbseinkommen". Berg: "Würden die Unternehmen des IHK-Bezirks Frankfurt eine Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik betreiben, die Arbeitsplätze sichert, könnte die Stadt viel Geld einsparen."

Der Sozialdezernent appellierte an die Unternehmen der IHK, "Löhne und Gehälter zu zahlen, von denen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unabhängig vom Staat leben können". Insgesamt könnten so in Frankfurt "100 Millionen Mark sofort eingespart werden".

Nach den Worten Bergs kostet der Frankfurt-Paß etwa 12 Millionen Mark im Jahr - nicht 20 Millionen, wie die IHK behauptet hatte. Der Frankfurt-Paß stelle für viele Bürger die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in der Stadt sicher. Eine Stadtgesellschaft müsse dazu beitragen, die Gegensätze von Arm und Reich zu überwinden. Eine Ausgrenzung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, von Armen und Wohnungslosen durch die IHK vergifte das soziale Klima.

Die beste "Imagekampagne" für die Unternehmen in Frankfurt sei "ihr soziales Verhalten und die Fähigkeit, nicht auszugrenzen, sondern zu integrieren". jg

Sah Busfahrer bei Überfall zu? Kripo ermittelt wegen unterlassener Hilfeleistung

Hat ein Busfahrer der Stadtwerke an einer Haltestelle in Hausen die Notlage zweier Kinder einfach ignoriert? Diese Frage versucht die Kriminalpolizei in einem Ermittlungsverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung zu klären. Den Fall hatte die Mutter der Schülerin mit ihrer Anzeige beim 14. Revier ins Rollen gebracht.

Die zwölfjährige Anna und der elfjährige Robin waren am vergangenen Mittwoch gegen 9.30 Uhr auf dem Weg zur Schule an der Haltestelle des 67ers in der Praunheimer Landstraße / Endhaltestelle der U 7. Plötzlich sei eine Jugendliche auf die beiden zugegangen, habe den Jungen gegen die Glaswand des Wartehäuschens gedrückt, so die Schilderung der Kinder, habe ihm eine Ladung Tränengas-Spray ins Gesicht gesprüht und ihn aufgefordert, seine Jacke herauszurücken. Doch Robin ließ sich nicht einschüchtern.

Jetzt ging die Jugendliche auf Anna los und drohte ihr, sie werde krankenhausreif geschlagen, wenn sie ihre Jacke nicht aushändige. Nach Darstellung der beiden Kinder wurde Anna gerade heftig an den Haaren gezogen, als der 67er Bus die Haltestelle erreichte.

Robin, so stellte die Mutter in ihrer Anzeige dar, sprach den Busfahrer an und bat ihn um Hilfe. Polizeisprecher Jürgen Linker: "Nach allem, was wir bislang wissen, zeigte sich der Fahrer an dem Fall überhaupt nicht interessiert. Er hat den Jungen abgewiesen."

Anna und Robin sind eingestiegen und zu ihrer Schule gefahren. Die Jugendliche blieb ihnen dabei auf den Fersen und unternahm auf dem Hof der Ernst-Reuter-Schule dann noch einen letzten Versuch, eine der beiden Jacken zu erbeuten. Erst als sich andere Schüler einmischten, hat sie aufgegeben. habe

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Hape Kerkeling - Kein Pardon (19 Uhr); Alarmstufe: Rot (21 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Bodyguard (15.30 und 18 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: "Ein Sommerabend im Wintergarten", Komödie von N.J. Crisp, 20 Uhr.

Oberursel. Stadthalle: "Mimikritschi", acht Clowns der russischen Schule, 20 Uhr.

Ausstellungen Bad Homburg. Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.

Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Mode für Millionen" von Heinz Oestergaard, 14 bis 17 Uhr.

Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliqiae Antiquae Urbis Romae" Grafiken von Bonaventura van Overbeek (1660 - 1706), 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 16 Uhr.

Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, während der Geschäftszeit.

Oberursel. Galerie der Stadtbücherei am Marktplatz: "Quilts-Objekte" von Hanna und Hanjo Müller, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Galerie Braas, Frankfurter Landstr. 2-4: Kunst aus Krakau, 9 bis 17 Uhr.

Königstein. Kurhaus: "20 Jahre Ferienspiele", Fotoausstellung, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Stadthaus-Forum: "Südliches Florida", Vortrag mit Videofilm, 20 Uhr.

Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Streß im Alltag bewältigen - Wege zu Ruhe und Gelassenehit", Vortrag von Mechthild Gairing, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt und Beckenbodengymnastik, Ev. Gemeindehaus, 19.30 und 20.30 Uhr, Tel. 0 61 72/ 58 64.

Königstein. Kurhaus: "Ceylon - ein fast vollkommenes Paradies", Dia-Vortrag von Werner Spaeth, 19.30 Uhr.

Kath. Gemeindezentrum, Georg-Pingler-Str. 5: Seminar über feministische Theologie mit Gabriele von Erdmann, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Grävenwiesbach. Mütterberatung im Bürgerhaus, 14 bis 15 Uhr.

Usingen. Sprechstunde im Gesundheitsamt, Obergasse 23: 9 bis 11 Uhr; Sprachheilberatung: 14 bis 16 Uhr, Tel. 6 69 66.

Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstr. 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.

Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.

Königstein. Treffen der Freiw. Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Tel. 0 61 73 / 48 70 . Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mutter-Kind-Café im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.30 bis 18 Uhr, Tel. 2 44 34.

Mitgliederversammlung des VCD- Kreisverbandes Hochtaunus zum Thema "Car-Sharing für Bad Homburg", Haus der Altstadt, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 10 bis 12 Uhr.

Oberursel. Jahreshauptversammlung der Arbeiterwohlfahrt, Foyer der Stadthalle, 17 Uhr.

Seniorentreffs

Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gymnastik und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld: Atem- und Sitzgymnastik, 9 Uhr; Wassergymnastik im Tatjana-Gerdes-Haus, 10 Uhr und 11.15 Uhr; Spielen, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Keramikarbeiten 9.30 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.

Singkreis, Alte Schule, Am Placken, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 - 17 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag 14 bis 17 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Gymnastik 10 Uhr; Beratung für pflegende Angehörige 10 Uhr.

Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugendclub am Wingert-Sportpark: Kochen und Fotografieren, ab 16 Uhr.

Friedrichsdorf. Treffen der BUND- Jugend, Ev. Gemeindezntrum, 20 Uhr.

Wehrheim. Jugendvollversammlung im Jugendtreff, 19 Uhr.

Schmitten. Jugendtreff im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 19 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.

Kronberg. Diskussionsveranstaltung zum Thema "Gewerbeabfall und Gewerbeabfallberatung", Stadthalle, 20 Uhr.

Am 3. April in Nidda: Basar "Rund ums Kind"

NIDDA. Rechtzeitig zur Frühjahrssaison organisieren Eltern der Kindermusikgruppen des Sängerkranzes Nidda 1834 einen "Kindersachenbasar".

Getragene Klamotten, Babyausstattung, Fahrgeräte, Spielsachen und Kleinmöbel sollen am Samstag, 3. April, von 10 bis 16 Uhr im kleinen Saal des Bürgerhauses Nidda von Privat an Privat verkauft werden.

Wer sich als Händlerin oder Händler betätigen will, kann sich unter der Rufnummer 0 60 43 / 32 60 bei Hedi Schaumburg anmelden. Die Standgebühr beträgt zehn Mark.

Der Erlös der Veranstaltung kommt dem Sängerkranz zugute. mk

Namen + Notizen

GÜNTER KOLTERMANN ist mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der 58jährige Ingenieur leitet den Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Steinheim seit 1962. Er ist Mitglied im Posaunenrat der Evangelischen Landeskirche. Er gilt als Förderer talentierter Musiker über die Konfessionsgrenzen hinweg. Nach der Gebietsreform sah er seine Aufgabe darin, in den Stadtteilen ein gesamtstädtisches Bewußtsein zu entwickeln. Er ist zweiter Vorsitzender der Interessengemeinschaft Steinheimer Vereine. Die von ihm organisierten Wohltätigkeitskonzerte in Francheville und Doorn sind feste Bestandteile dieser Städtepartnerschaften.

Kleine FR

Zwei Einbrüche in Königstein KÖNIGSTEIN. Bargeld haben unbekannte Täter in der Nacht zum Freitag aus zwei Häusern in der Georg-Pingler- Straße gestohlen. Nach den Angaben der Polizei stiegen sie durch die Fenster ein. Auto landete im Graben OBERURSEL. Zwischen Oberursel und dem Sandplacken kam am Samstag abend ein Auto von der Landesstraße 3004 ab, überschlug sich und blieb im Graben liegen. Die Polizei attestierte dem Fahrer Alkoholgenuß. Radwandern auf dem Dalles KRONBERG. Zum Radwandern lädt der Kronberger Ortsring des Deutschen Frauenrings für Montag, 15. März, ein. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr auf dem Dalles oder nach Vereinbarung bei Irene Dänzel, Tel. 6 45 38. Treffen der Körperbehinderten KRONBERG. Der Kontaktkreis Körperbehinderter lädt ein zum Treffen am Montag, 15. März, um 18 Uhr im ev. Gemeindehaus Schönberg. Das Thema heißt "Freundschaft und Liebe".

Tagestip: Widerrufsrecht Fristbeginn ist ausdrücklich zu nennen

Haustür- und Abzahlungsgeschäfte sowie Verbraucherkreditverträge können binnen einer Woche nach dem Abschluß der Kontrakte widerrufen werden. Diese Bestimmung soll Verbraucher vor langfristigen finanziellen Lasten aus Verträgen schützen, die zwar abgeschlossen, aber nicht durchschaut wurden. Über ihr Widerrufsrecht sind Konsumenten zu belehren. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat nun in einem Urteil (Aktenzeichen I ZR 73/91) verlangt, daß "diese Belehrung noch deutlicher sein muß" als bisher. Das teilt die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) mit.

Dem Gesetz zufolge sei eine "drucktechnisch deutlich gestaltete, schriftliche Belehrung" mit Name und Anschrift des Widerrufsempfängers erforderlich; bei Kredit- und Abzahlungsgeschäften sei sie gesondert vom Kunden zu unterschreiben. Damit alles ordnungsgemäß über die Bühne geht, muß es dem Verbraucher nach BGH-Meinung ermöglicht werden, den Beginn der Widerrufsfrist ohne weiteres zu erkennen. Der Vertragspartner habe den Kunden daher ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß "die Widerrufsfrist mit der Aushändigung der schriftlichen Widerrufsbelehrung beginnt".

Die AgV stuft die BGH-Entscheidung als "sehr erfreulich" ein, denn der Wortlaut der gesetzlichen Bestimmungen ordne eine Belehrung über den Beginn der Widerrufsfrist "nicht ausdrücklich" an. "Mit Recht" habe der BGH den Standpunkt vertreten, daß daraus nicht zu folgern sei, eine solche Belehrung sei nach Auffassung des Gesetzgebers nicht erforderlich.

Die Verbraucherschützer messen dem Urteil eine weitreichende Bedeutung zu. Widerrufsbelehrungen aus der Vergangenheit zeigten, daß diese nur selten einen Hinweis auf den Fristbeginn enthielten. Die neue BGH-Entscheidung könne daher auch noch für früher abgegebene Willenserklärungen von Verbrauchern wichtig sein. Denn bei Abzahlungsgeschäften war bis Ende 1990 bestimmt, daß bei mangelhafter Fristbelehrung das Widerrufsrecht erst erlischt, wenn der Verkäufer die Sache geliefert und der Erwerber vollständig bezahlt hat. Seien also noch Raten offen, könne bei mangelhafter Belehrung "nach wie vor" widerrufen werden.

Nach dem Verbraucherkreditgesetz, das seit Anfang 1991 gilt, erlischt das Widerrufsrecht erst "nach beiderseits vollständiger Erbringung der Leistung", spätestens jedoch ein Jahr nach Abgabe der mit Blick auf den Abschluß des Kreditvertrages gerichteten Willenserklärung des Verbrauchers, erläutert die AgV. Bei Haustürgeschäften habe die mangelhafte Belehrung zur Folge, daß das Widerrufsrecht erst einen Monat nach beiderseits vollständiger Leistungserbringung abgehakt ist. has

Jugend musiziert

DARMSTADT. Musik hat mit Politik mehr als gemeinhin gedacht zu tun. Das meint Gerhard Becker, Vorsitzender des Landesmusikrates Hessen. Statt den Ursachen der Gewalt gegen Ausländer mit einer breiten Diskussion auf den Grund zu gehen, so hat Becker diagnostiziert, gebe es nur ein "Herumkurieren an Symptomen", weil diese Gesellschaft von Konsum und "vielfältigem sinnentleertem Tun" beherrscht sei. Ein Patentmittel dagegen sei "musisch-ästhetische Bildung und Erziehung", sagt Becker. Sie gäbe Impulse "für schöpferisches Sehen, Empfinden, Denken und Handeln". Um so - über Brahms, Mozart, Orff, Purcell, Vivaldi oder Schostakowitsch - Raum für gegenseitiges Verstehen zu schaffen.

Insofern hat der kulturell bedeutende Termin, zu dem Becker diese Gedanken geäußert hat, auch eine politische Note gehabt: Der 30. Landeswettbewerb "Jugend musiziert" ist am Wochenende in der Darmstädter Akademie für Tonkunst über die Bühne gegangen. 150 Kinder und Jugendliche hatten sich über ihre hervorragenden Leistungen bei den sieben hessischen Regionalwettbewerben "eine Runde weiter" gespielt oder gesungen und sich für insgesamt 95 Wertungen der Jury nominieren lassen.

Begabte junge Leute haben sich, so der Landesmusikrats-Vorsitzende, "künstlerisch und geistig mit Musikwerken aus verschiedenen Epochen auseinandergesetzt". Nur, und auch da hat Becker kritische Worte gefunden, werden "aufgrund wachsender Unterrichtsgebühren leider vermehrt weite Bevölkerungskreise" von der musikpädagogischen Breitenarbeit wie der Begabtenförderung "ausgegrenzt". Vor dem Hintergrund der "wachsenden Sinnkrise" der Gesellschaft "eine Herausforderung für alle politischen Verantwortlichen", hat Becker betont.

Erstmals auf Landesebene konnte sich der 12- bis 25jährige Sänger- Nachwuchs neben dem Chorwettstreit auch in der Solowertung messen. Ansonsten lag die Altersgrenze bei 21 Jahren. Die mehr als 20 Jurymitglieder lauschten den Sonaten, Suiten, Menuetten oder Konzerten für Querflöte, Trompete, Posaune, Gitarre, Blockflöte, Horn, Oboe, Klarinette, Saxophon, der Streicher- und Klavierkammermusik. Ausgelobt waren Sonderpreise der Stadt Darmstadt, Stipendien für den Kammermusik-Förderkurs (27. August bis 3. September in Wetzlar) durch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Fördermittel steuerten überdies das Land sowie Spender bei.

Zum Abschluß gab am späten Sonntag nachmittag gab es 53 Höchstnoten. Bestes Ergebnis (25 von 25 möglichen Punkten): Andreas Dechange aus Limburg (Klasse der Elf- bis Dreizehnjährigen) in der Sparte Klavierbegleitung. - Übrigens wird vom 27. Mai bis 3. Juni der Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" erstmals in Hessen ausgetragen - in der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Nur in der Kategorie Gesang müssen sich die Talente den Juroren vom 27. Mai bis 3. Juni in Cottbus stellen. feu

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Linden- Apotheke, Bad Homburg, Ober-Eschbacher-Straße/Jahnstraße; Hardtwald-Apotheke, Friedrichsdorf, Hardtwaldallee 5.

Oberursel/Steinbach. Rosen-Apotheke, Oberursel, Adenauerallee 21.

Usinger Land. Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1; Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch2.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Marien-Apotheke, Königstein, Georg- Pingler-Str. 5.

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hof- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 55.

Oberursel/Steinbach. Rosengärtchen- Apotheke, Oberursel, Im Rosengärtchen 39; Franziskus-Apotheke, Steinbach, Berliner Str. 39.

Usinger Land. Glocken-Apotheke, Neu- Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstr. 23.

Wir gratulieren

Margarete Weiß, Friedrichsdorf-Seulberg, zum 85. Geburtstag.

FH informiert gründlich über Beschaffungswesen Fachbereich startet in Friedberg öffentliche Vorträge von Hochschullehrern und Praktikern

FRIEDBERG. "Beschaffungswesen" lautet das Rahmenthema der öffentlichen Vortragsreihe des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften, die am Mittwoch, 17. März, an der Fachhochschule in Friedberg anläuft. Nachdem im Wintersemester mit "Europa" volkswirtschaftliche und politische Aspekte im Mittelpunkt der Veranstaltungen standen, konzentrieren sich die Vorträge im Sommersemester auf Probleme der betrieblichen Praxis. Wie schon in den letzten Semestern werden erneut Praktiker und Hochschullehrer den thematischen Schwerpunkt aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und dabei laut Ankündigung "Fragen aufgreifen, die über den üblichen Vorlesungsstoff hinausreichen". Das Beschaffungswesen genieße vielfach nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie Produktion und Vertrieb, heißt es weiter. Es sei jedoch sowohl für Zulieferer als auch für Leistungsempfänger von großer Bedeutung. In der Auftaktveranstaltung zur Vortragsreihe führt Professor Lamperstorfer am 17. März ins Thema ein. Aus der Sicht eines Energieversorgungsunternehmens nimmt am 24. März ein Sprecher der OVAG Stellung. Professor Gehler wird eine Woche später "Besonderheiten der Technik verketteter Fertigungsanlagen bei Bestellung und Abnahme" behandeln.

Da die öffentliche Hand als Auftraggeber eine wichtige Rolle spielt, steht auch ein Bürgermeister auf der Liste der Referenten. Bad Nauheims Rathauschef Bernd Rohde wird am 14. April unter anderem auf die Verwaltungsvorschriften für die Vergabe öffentlicher Aufträge eingehen. Mit dem EDV-Einsatz im Beschaffungswesen befaßt sich Professor Grau am 21. April, bevor Professor Feyerabend zum Abschluß am 28. April Rechtsfragen erörtert.

Die Vorträge finden jeweils mittwochs um 17.15 Uhr in Raum 24 der Fachhochschule in Friedberg statt. Hörerinnen und Hörer, die an der FH nicht eingeschrieben sind, sind zur kostenlosen Teilnahme ohne Voranmeldung eingeladen. mk

Isenburger SPD redet über die Wahlschlappe

NEU-ISENBURG. Die Gründe für das schlechte Abschneiden bei der jüngsten Kommunalwahl stehen im Mittelpunkt der Versammlung, zu der die Isenburger Sozialdemokraten alle Mitglieder für Dienstag, 16. März, in das Haus zum Löwen einladen. Von 19.30 Uhr an wird Matthias Kurth, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion und Parteivorsitzender im Kreis Offenbach, über die Verluste und die Aussichten für die nächste Bundestagswahl sprechen. leo

Anlaufstellen gerade für die Schwachen Doch auch die "Selbsthilfe-Kontaktstelle" im Ostend leidet sehr unter Geldmangel

FRANKFURT A. M. Seit Ende der 70er Jahre gibt es den Begriff "neue Selbsthilfe" - und mit ihm sind die Selbsthilfegruppen entstanden. Sie sind Anlaufstellen all jener, die den täglich wachsenden Anforderungen nicht alleine standhalten. Einsame Menschen finden mit Hilfe der Gruppen Wege aus ihrer Isolation. Psychisch und sozial belastete Menschen meistern ihre persönlichen oder familiären Krisen.

Chronisch Erkrankte lernen, wieder "aktiv" zu leben. In einer hochentwickelten Industriegesellschaft "brauchen wir neue soziale Netze", wirbt Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth in einer Broschüre um Eigeninitiative. Selbsthilfegruppen gewinnen an Akzeptanz. Doch auch hier gilt: Nur wo Geld vorangeht, stehen alle Wege offen.

In Frankfurt gibt es lediglich eine "Selbsthilfe-Kontaktstelle", obwohl das Institut für sozialwissenschaftliche Analysen und Beratung (ISAB) in einem Bericht aus dem Jahr 1991 vorschlägt: "In Städten mit mehr als einer halben Million Einwohner ist eine Regionalisierung oder Dezentralisierung der Kontaktstelle sinnvoll, um deren Wirkungsgrad zu erhöhen."

Für die Mitarbeiterinnen der Frankfurter Einrichtung in der Uhlandstraße 50 im Ostend (Hinterhaus) klingt das wie ein Traum. Denn derzeit schieben sie Überstunden, die meisten unbezahlt, am laufenden Band. "Ganz abgesehen von den vielen Gruppenbesuchen abends", erklärt Ilse Rapp. Seit sieben Jahren arbeitet sie im Nachbarschaftszentrum und teilt sich mit ihrer Kollegin Birgit Moos- Hofius eine Planstelle. Dritter im Bunde ist Reiner Stock, der eine volle Stelle besetzt. "Zu wenig Personal", sagt er anläßlich der Jahresbilanz 1992.

Im vergangenen Jahr nahmen 2582 Menschen die Leistungen der Kontaktstelle in Anspruch. 41 Prozent der Interessenten wurden von Ärzten, Therapeuten oder Mitarbeitern anderer Institutionen an die beiden Frauen verwiesen, 26 Prozent kamen aufgrund positiver Mundpropaganda.

Wiederum 41 Prozent der Klienten konnten an Selbsthilfegruppen vermittelt werden, 32 Prozent der Anfragenden gründeten 1992 selbst einen Gesprächskreis. Im Trend liegen derzeit Selbsthilfegruppen, die sich mit den "Themen wie Eßstörung, Trennung und Tod sowie die Angst vor dem Alleinsein auseinandersetzen", stellt Ilse Rapp fest.

Ein weiteres Phänomen sei die zunehmende Teilnahme von Frührentnern an den Gruppensitzungen. Das Ende der Berufstätigkeit erfahren viele als tiefen Einschnitt in ihr Leben. "Die Menschen fühlen sich plötzlich aus der Gesellschaft ausgeschlossen", meint Frau Rapp.

Insgesamt 982 Selbsthilfegruppen oder -organisationen wandten sich 1992 an die Kontaktstelle. 68 Prozent baten um die Vermittlung von Interessenten. "Die ideale Besetzung einer Gruppe liegt zwischen acht und zwölf Personen", erläutert die Mitarbeiterin. Vor wenigen Wochen gründete sich der Gesprächskreis "Zwänge"; es werden noch Teilnehmer gesucht.

Hat eine Gruppe sich gefunden, bittet sie oft um organisatorische Unterstützung. "Das ist unser zweites Standbein", erklärt Ilse Rapp. Der Verein fördert die Autonomie der jeweiligen Selbsthilfegruppe. Neben der persönlichen Beratung, an welche Gruppe oder Therapeuten sich ein Klient am besten wendet, erhalten die Selbsthilfe-Kreise die notwendige Starthilfe.

So steht etwa auf dem Programm, daß eine Mitarbeiterin jeweils zur ersten und zehnten Gruppensitzung anwesend ist. Sie vermittelt den Teilnehmern das "Handwerkszeug", das sie für eine effektive und sinnvolle Gruppenarbeit benötigen. Oder sie begleiten die Gruppen in einer "kritischen Phase". Die "Goldenen Regeln" gibt es als Broschüre. In ihr finden sich so banale wie grundsätzliche Anleitungen wieder wie: "Geben Sie niemals Außenstehenden weiter, was in ihrer Gruppe besprochen wird" oder "Hören Sie aufmerksam zu, fallen Sie anderen nicht ins Wort".

Die Kontaktstelle fördert außerdem den Erfahrungsaustausch zwischen Selbsthilfegruppen. Regelmäßige Fach- Arbeitskreise bieten auch den festen Mitarbeitern Möglichkeit zur Selbstreflexion. Und: "Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit einem Supervisor ist absolut notwendig."

Außerdem wandten sich 1992 rund 1200 Fachkräfte an die Kontaktstelle. 39 Prozent von ihnen vermittelten Patienten, 35 Prozent wollten über die Arbeit informiert werden. "Oft wird unsere Einrichtung von Sozialarbeitern oder jungen Medizinern besucht", erklärt Ilse Rapp. Die Förderung und effektive Umsetzung der Selbsthilfe werde zunehmend als Baustein einer künftigen Sozial- und Gesundheitspolitik begriffen.

Um so erstaunlicher, daß der Frankfurter Einrichtung nach wie vor nur zwei Planstellen zugewiesen werden. "Eine weitere halbe Stelle wäre schon ausreichend", moniert Frau Rapp. Damit wäre zumindest der Telefondienst von einer zusätzlichen Fachkraft abgedeckt und die Hauptamtlichen könnten sich dann auf die vielen anderen Anforderungen konzentrieren.

Der Jahresetat in Höhe von rund 200 000 Mark wird vom Land Hessen mit 150 000 Mark und der Stadt Frankfurt mit 50 000 Mark finanziert. Für die gemeinsame Projektarbeit mit der Partnerstadt Leipzig bekommt die Einrichtung weitere 10 000 Mark.

In Leipzig will man Selbsthilfegruppen nach westdeutschem Modell ins Leben rufen. Doch auch hier reicht es für große Sprünge nicht. Das meiste Geld geht bereits für Miete, Personal- und Sachkosten drauf. tin

Bürger stellen den Politikern schlechte Noten aus Sozialwissenschaftler diskutierten die Kommunalwahl-Ergebnisse: "Eine extrem zerissene Stadt

Das Gros der Frankfurter stellt den Kommunalpolitikern durch die Bank schlechte Zensuren aus: Dieter Roth von der Mannheimer "Forschungsgruppe Wahlen" ("Politbarometer" des ZDF) nannte am Donnerstag beim traditionellen "Wahlanalyse"-Treff der Frankfurter Gesellschaft für Sozialwissenschaften "die Nullinie und darunter" als den generellen Einstufungswert. 900 Bürger waren für die Repräsentativerhebung in der Woche vor der Wahl nach den Römer- Parteien gefragt worden. Die interviewten Stimmbürger konnten Zufriedenheits-Noten zwischen minus fünf und plus fünf verteilen.

Auch bei den "Aufreger"-Themen sahen die Befragten zumeist wenig Lösungskompetenz bei den Römer-Parteien. So glauben laut Roth 43 Prozent der Frankfurter nicht mehr daran, daß irgendeine Partei das von den Mannheimer Demoskopen erfragte "Polit-Problem Nummer eins" der Stadt - Mieten und Wohnungsmarkt - in den Griff kriegt. Ähnliches gilt für Top-Thema zwei: "56 Prozent der Frankfurter fühlen sich durch Kriminalität bedroht, und 55 Prozent meinen, daß dieser Komplex ,öffentliche Sicherheit und Ordnung&rquote; von keiner Partei kompetent gehändelt werden kann" (Roth).

Die Geringschätzung der amtierenden Polit-Profis und der Opposition geht einher mit zunehmender Polarisierung, wie Konrad Schacht, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und zweiter Wahlanalytiker, am Donnerstag abend meinte. "Frankfurt ist eine ganz extrem zerrissene Stadt", behauptete er und verwies dabei auf die beiden frisch publizierten Bände und von allen in der Runde hochgelobten "Frankfurter Wahlanalysen" des Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen.

Man könne, so Schacht, "eine zunehmende Diskrepanz zwischen Stadtteilen und Lebenswelten" nachweisen; das Entstehen eines Unterschichtenpotentials, das durch den "Reichtum und die Glamour-Politik dieser Stadt" aggressiv gemacht werde. Da liefen "Desintegrationsprozesse" und walteten "massive Abstiegs- und Verelendungsängste".

Schacht warnte davor, die "Republikaner" und andere Rechtsparteien als "pathologische Kleingruppen" zu etikettieren: "Diese Parteien sind als Krisenindikator ernst zu nehmen." Rechtsextremismusforscher Eike Hennig sekundierte: "Es brechen ganze demokratische Milieus zusammen." Zentrale Frage, "die diese Wahl aufwirft", ist für Hennig: "Wo landen letztendlich die, die erst mal überhaupt nicht gewählt haben?"

Diese Frage, die mit den Tabellen der Statistik und den Analyse-Befunden der Demoskopie zur Zeit nicht beantwortet werden kann, beschäftigt auch den Soziologen Ludwig von Friedeburg, Leiter des renommierten Frankfurter Instituts für Sozialforschung. "Ist Nichtwähler nur eine Durchgangsstation für rechts? Ist das schon der halbe Schritt?" peh (Siehe dazu "Am Nasenring . . .)

Mit dem Mountain-Bike über Islands Schotterpisten

KELKHEIM. Von Islands Schotterpisten kann der 28jährige Markus Harzer aus Eppstein ein Lied singen, sie stecken ihm gewissermaßen in den Knochen, seit er mit seinem Mountain-Bike die Insel aus Feuer und Eis durchquert hat. Seine Erlebnisse von vulkanischen Wüsten, grünen Tälern und steinigen Bergwelten mit heißen Quellen schildert er am Mittwoch, 17. März, 20 Uhr, im katholischen Pfarrzentrum in Fischbach, Kirchgasse 12.

Ebenfalls ums Fahrrad geht es am Sonntag, 21. März, von 20 Uhr an im katholischen Pfarrzentrum: "Richtig Radfahren" heißt das Motto, zu dem der Sportmediziner und Triathlet Christoph Simsch praktische Beispiele gibt. ana

Zukunft des Zentrums für Weiterbildung von Frauen ist ungewiß Auch der Krifteler Niederlassung droht nach drei Jahren erfolgreicher Arbeit das Aus: "Es gibt Räume, aber keinen Lehrgang"

KRIFTEL. Das Zentrum für Weiterbildung von Frauen ist von der Schließung bedroht. Auswirkungen des neuen Arbeitsförderungsgesetzes und rigide Sparpolitik der Bundesanstalt für Arbeit sind nicht nur in der Usinger Schulungsstätte, einer der drei Außenstellen des Frankfurter Zentrums, zu spüren. Auch der Filiale in Kriftel droht das Aus. Ein Kursus, der in Usingen geplant war, mußte schon nach dort verlegt werden, um das schlimmste vorerst zu verhindern.

"Ob unsere nächste Maßnahme, wie geplant, am 7. Mai anlaufen kann, steht noch in den Sternen. Die Anträge sind zwar gestellt, aber aufgrund der gespannten Finanzlage haben wir nur geringe Hoffnung", sagt Birgit Hahn, eine der beiden Dozentinnen in der Usinger Niederlassung. Die Mitarbeiterinnen können die schlechten Nachrichten kaum fassen. Das Ende droht zu einem Zeitpunkt, wo die Weiterbildungsstätte ihr Angebot gerade ausweiten wollte und der Auszug aus der Hattsteiner Allee in größere Räume geplant war.

Außerdem beobachten die Usingerinnen das neue Konzept, das zur Zeit im Frankfurter Zentrum getestet wird. Unter der Bedingung, daß die Ausbildung um Sekretariats- und Sachbearbeitertätigkeit ergänzt und auf ein Jahr verlängert wird (bisher siebeneinhalb Monate), hat das Arbeitsamt weitere Fördergelder gewährt. Je nach Nachfrage will sich auch das Usinger Zentrum die Übernahme des neuen Modells überlegen, so Birgit Hahn.

Auch in der Filiale Kriftel herrscht Ungewißheit. In der Kapellenstraße 19 werde seit drei Jahren "gute und erfolgreiche Arbeit geleistet", sagt die pädagogische Leiterin, Barbara Brandtner-Carmel. Bereits fünfmal sei der achtmonatige Lehrgang "Bürowirtschaftliche Assistentin mit EDV" angeboten worden. Büro- und Sekretariats-Technik, betriebswirtschaftliche Grundlagen oder auch EDV-Kenntnisse für eine Klientel, "die sonst im Main-Taunus-Kreis nicht gut untergekommen wäre und den Wiedereinstieg in den Beruf schaffen will". Durchschnittlich 22 bis 25 Frauen hätten den Kursus und die Praktika bereits in der Obstbaugemeinde absolviert.

Am Freitag wurde gerade der theoretische Teil des vorerst letzten Lehrgangs dieser Art beendet. Für Leiterin Barbara Brandtner-Carmel und die drei Dozentinnen ist nun völlig offen, wie es weitergeht. "Bisher waren wir ja eine Auftragsmaßnahme und bekamen die Teilnehmerinnen vom Arbeitsamt Frankfurt- Höchst zugeteilt", erläutert sie. "Aber in dieser Form wird es wohl nicht weiterlaufen. Und der Lehrgang, der eigentlich am Montag anlaufen sollte, ist gestrichen." Vermutlich werde nach den Sommerferien ein Kursus mit etwas verändertem Konzept angeboten: "Wir verstärken wohl die EDV-Teile und ändern den betriebswirtschaftlichen Teil etwas", sagt die Leiterin des Krifteler Zentrums.

Vollkommen offen sei die Finanzierung. "Vielleicht machen wir den neuen Lehrgang als freie Maßnahme, aber auch das ist wirklich noch nicht geklärt", so Barbara Brandtner-Carmel. Möglicherweise würden 70 Prozent der Kosten künftig von der Arbeitsverwaltung übernommen, und 30 Prozent müßten dann die Frauen bezahlen, die bislang kostenlos in Kriftel lernen konnten.

Auch Monika Brechtel, Frankfurter Geschäftsführerin des als Verein geführten Zentrums für Weiterbildung von Frauen, ist frustriert. "Daß so viele Auftragsmaßnahmen gestrichen werden, trifft uns hart." In Kriftel entstehe jetzt die absurde Situation, "daß es Räume gibt, aber keinen Lehrgang". Die Geschäftsführerin hofft aber ebenfalls, daß sich die Filiale irgendwie halten läßt. cn/pms

Briefe an die Redaktion

"Nordumfahrung bringt keine Entlastung" Die Naturschutzverbände haben die geplante Südumgehung abgelehnt und statt dessen die auch von den Grünen favorisierte Nordumfahrung vorgeschlagen. Eine Leserin plädierte ebenfalls für diese, weil sie sofort Entlastung brächte: "Bewohner lassen sich an der Nase &rquote;rumführen" (FR vom 10. März):

Es ist erstaunlich, daß im Zusammenhang mit der Nord"umfahrung" immer wieder von einer spürbaren Entlastung im innerörtlichen Verkehr gesprochen wird. In der Umweltverträglichkeitsuntersuchung von 1988 wurde klar dargelegt, daß dies so nicht stimmt. Die Querschnittsbelastung Kfz/Tag (Stand 1988) für die Hauptdurchgangsstraße zeigt dies exemplarisch (in Klammern Belastung mit Südumgehung/Nordumfahrung):

Langener Straße 8550 (5800/7500) Westendstraße 6800 (2600/4650) Rüsselsh. Straße 9800 (2350/8150)

Diese Zahlen hat bisher keiner widerlegt. Es ist davon auszugehen, daß durch das gestiegene Verkehrsaufkommen durch eine Nord"umfahrung" lediglich das Verkehrsaufkommen aus dem Jahr 1988 erreicht wird. Wer führt also wen an der Nase herum? Die Nord"umfahrung" erfordert nach Grünen-Vorstellungen auch Abholzungsmaßnahmen in einem Bannwald in einem anderen Ende der Stadt. Dem reduzierten Landschaftsverbrauch im Zusammenhang mit der Nord"umfahrung" um rund 50 Prozent steht die vergleichsweise schwache innerörtliche Entlastung und eine erhebliche Mehrbelastung am Schwimmbad und am Vitrollesring (Steigerung von 6300 auf 11550 Kfz/Tag) gegenüber, was sich für mich zu einem Nulleffekt bei der Nord"umfahrung" aufsummiert. "An der Nase herumführen" ist dafür ein sehr milder Ausdruck.

Helke Hensen, Mörfelden

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Kahle Stahlteile sollen Kunst werden Maler für umgebaute Kita gesucht

HOCHHEIM. Mit einer Spende etwas anderer Art können Künstler und Künstlerinnen aus dem Main-Taunus-Kreis zur Verschönerung des Kindergartens an der Burgeffstraße beitragen. Nach dem Umbau zur Kindertagesstätte verunzieren noch kahle Stahlteile die Räume. Fünf Türen, eine Stütze und ein Träger harren des künstlerischen Anstrichs. Bekannte Maler in der Stadt wurden schon angesprochen, so Kindergartenleiterin Cornelia Steinbach. Mit dem ungewöhnlichen Spendenaufruf wolle man jetzt aber noch die stillen Meister erreichen, die im Verborgenen wirken.

Bis 26. März können sich die "Spender" melden, einen Tag später wird dann schon entschieden sein, wer losmalen darf. Grund für die Eile: Der Umbau wird im April beendet sein, einziehen sollen die 44 Kinder im Mai. dia

Friedenspfeife geraucht Zigarettenschachteln tragen von 1994 an den Grünen Punkt

has FRANKFURT A. M. Die Zigarettenindustrie und die Gesellschaft Duales System Deutschland, die den Grünen Punkt für Verkaufsverpackungen vergibt, haben das Kriegsbeil begraben. Nach ebenso langen wie heftig geführten Auseinandersetzungen einigten sich die bisherigen Streithähne darauf, daß die Glimmstengel-Produzenten Anfang nächsten Jahres dem Dualen System beitreten. Bis dahin, versichert der Verband der Cigarettenindustrie, würden die Fabrikanten "die derzeitige Mehrstoffpakkung durch eine Einstoffpackung" ersetzen. Von Januar 1994 an werde dann der Grüne Punkt auf die Schachteln gedruckt.

Die Zigarettenhersteller hatten sich zuletzt vehement gegen eine Teilnahme am Dualen System gesträubt. Sie argumentierten, ihre Schachteln würden in den Sortieranlagen "durch den Rost fallen". Sie könnten also nicht wiederverwertet werden. Ebenso entschlossen wie der Widerpart hatte DSD dieser Sicht der Dinge widersprochen und die Industriellen einer Trittbrettfahrer-Rolle bezichtigt. Auch zahlreiche profilierungssüchtige Bonner Politiker hatten sich in den Streit eingeschaltet.

Für den Zeitraum bis Anfang nächsten Jahres einigten sich die Kontrahenten auf eine Übergangslösung. DSD übernimmt bis dahin die "haushaltsnahe Entsorgung leerer Zigarettenpackungen". Als Ausgleich für diese Leistung berappen die Hersteller eine Pauschalgebühr.

Über die Höhe dieses Entgelts schweigen sich beide Parteien aus. Der Betrag dürfte etwa bei 40 Millionen Mark angesiedelt sein. Ferner verlautet, mit der Übergangslösung sei zwar gesichert, daß die leeren Schachteln eingesammelt würden. "Ob sie aber auch recycelt werden, ist nicht garantiert", sagt ein Kenner der Materie.

DSD und die Zigarettenindustrie werten ihre Übereinkunft gleichwohl als Erfolg und betonen, sie stimmten darin überein, daß die Einigung "ein wesentlicher Schritt zur Verringerung der Müllmenge" sei. "Nebenher" sollen sich die Vertragspartner im übrigen noch ausdrücklich gelobt haben, alle "Aktionen gegeneinander" einzustellen.

Die Zigarettenunternehmen waren während des Zwistes von den DSD-Gesellschaftern, darunter die mächtigen Einzelhandelskonzerne wie die Metro, kräftig unter Druck gesetzt worden. Es kursierte auch die Drohung der Auslistung der Produkte.

Angesichts der zu leistenden Pauschalgebühr für dieses Jahr meint der Verband der Cigarettenindustrie, diese sei "teils ein realer Entsorgungsbeitrag". Der übrige Teil gehe auf das Konto politischen Drucks.

Austauschschüler treffen sich am 29. März

MAINTAL. Einen Schüleraustausch zwischen Maintal und der französischen Partnerstadt Luisant zwischen dem 17. und 23. April organsiert wieder die Verschwisterungsgemeinschaft. Zur Vorbereitung treffen sich die Teilnehmer am Montag, 29. März, um 20 Uhr im Kolleg des Bürgerhauses Hochstadt. jur

Engel im Tümpel

"In der Zeitung steht immer so viel Schlechtes", bekommen wir öfter zu hören. Und die Frankfurter machen sich gegenseitig Mut, indem sie uns erfreuliche Erlebnisse mitteilen. Etwa das mit dem Straßenbahnfahrer, der einem Spätkommer nicht die Tür vor der Nase geschlossen oder gar ein paar freundliche Worte an die Fahrgäste gerichtet hat. Auch das Beispiel der hilfreichen Postangestellten oder dem Polizeibeamten, der eine verlorengegangene Tasche beim Fundbüro abgegeben hat, "ohne daß etwas fehlte". Wird das Selbstverständliche schon als Sonderfall gesehen?

Etwas aus der Reihe fällt dagegen die Geschichte mit dem Besucher im Palmengarten: Er hatte beobachtet, wie ein etwa vierjähriger Junge im Palmenhaus am Wasserbecken herumturnte und hineinfiel. Der Mann fackelte nicht lange, stieg in den Tümpel und fischte das Kind heraus. Dann machte er sich davon, ohne Dank abzuwarten - mit tropfnasser Hose. "Freiwillige" Schutzengel gibt es also auch noch. Ihre Bastienne

Russische Forscher nach Enthüllung über C-Waffen in Bedrängnis Verfahren wegen Geheimnisverrats / Naturwissenschaftler-Initiative bittet Bonner Politiker um Intervention in Moskau Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Karisch

FRANKFURT A. M., 14. März. Die Naturwissenschaftler-Initiative "Verantwortung für den Frieden" hat am Wochenende deutsche Politiker und Wissenschaftler dazu aufgerufen, sich für drei russische Forscher einzusetzen, die mit Informationen über die geheime Entwicklung neuartiger chemischer Waffen an die Öffentlichkeit gegangen sind. Briefe der Initiative sowie US-Wissenschaftler-Organisationen an Präsident Boris Jelzin blieben bislang ohne Antwort.

Wie Dieter Meissner von der Arbeitsgruppe biologische und chemische Waffen der Initiative der FR mitteilte, läuft gegen die drei Chemiker Will Mirzajanow, Wladimir Uglew und Wladimir Petrenko ein Ermittlungsverfahren wegen Geheimnisverrats. Als Abschlußtermin für diese Ermittlungen sei der 19. April genannt worden.

Nachdem der frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow bereits 1987 erklärt hatte, die Produktion von Chemiewaffen sei eingestellt worden, hatte sich Mirzajanow im September 1991 an den damaligen Bürgermeister von Moskau gewandt, wie Meissner berichtete. In einem Brief warnte Mirzajanow ihn vor Gefahren, die für die Moskauer Bevölkerung von dem mitten in der Stadt gelegenen "Staatlichen Wissenschaftlichen Forschungszentrum für Organische Chemie und Technologie" ausgingen. Dort würden Mengen eines neuartigen, extrem giftigen Kampfstoffes lagern, die ausreichten, beim Unfall Einwohner der russischen Hauptstadt zu töten. Der Bürgermeister lehnt es ab, den Erhalt des Briefes zu bestätigen.

Ende 1992 veröffentlichte Mirzajanow mit einem Kollegen in der Zeitung Moscow News einen Artikel, in dem er über die neu entwicklten C-Waffen berichtete. Wegen dieses Artikels wurde er festgenommen und seine Wohnung wurde durchsucht. Nach eineinhalb Wochen Haft kam er wieder frei, wurde aber im Institut entlassen. Mirzajanows Angaben über die tödliche Gefahr wurden im Februar von Wladimir Uglew, einem der führenden sowjetischen Wissenschaftler auf dem Gebiet der C-Waffen-Entwicklung, in der Zeitung Nowoje Wremja bestätigt. Uglew hatte 15 Jahre in der hochgeheimen Stadt Wolsk-17 gearbeitet und eine neue Klasse extrem giftiger Phosphorverbindungen entdeckt, die "Nowichok" genannt wurden.

Diese neu entwickelten Kampfstoffe, so berichteten die Chemiker, seien etwa achtmal bis zehnmal giftiger als das bislang toxischste Nervengift VX, das auch von den USA hergestellt wurde. Der neue Typ sei zwar chemisch mit dem VX verwandt, besitze aber eine so verschiedene Struktur, daß dieser "Nowichok"-Kampfstoff und auch die Vorstufen nicht in den Listen verbotener chemischer Verbindungen auftauchen, die Bestandteil der erst im Januar in Moskau unterzeichneten Konvention gegen C-Waffen sind.

Auf der Basis dieser Kampfstoffe, so berichteten die Chemiker weiter, seien außerdem sogenannte Binärwaffensysteme entwickelt worden. Dies sind C-Waffen, die aus zwei relativ ungiftigen Chemikalien bestehen, und sich erst im Augenblick des Einsatzes zum tödlichen Wirkstoff vermischen. Von offizieller russischer und vorher sowjetischer Seite war stets bestritten worden, daß an der Entwicklung solcher Binärsysteme gearbeitet werde.

Der dritte durch ein Ermittlungsverfahren bedrohte Chemiker, Petrenko, wurde zudem Opfer der Versuche der sowjetischen Militärs an Menschen, wie er in der Zeitung Business News enthüllte. Demnach wurde er 1982 in einem Versuch dem neuen Gas ausgesetzt. Drei Monate später erkrankte er und leidet bis heute an zehn Krankheitsbildern, darunter chronischer Magenschleimhautentzündung und Pigmentflecken auf der Haut. Auch er verlor seinen Arbeitsplatz.

Die verfolgten Chemiker, so betonte die Naturwissenschaftler-Initiative in ihrem Aufruf, hätten durch die Bekanntgabe dieser Forschungen "in hohem Maße verantwortlich gehandelt". Dafür gebühre ihnen "hohe Anerkennung".

Um den arbeitslos gewordenen russischen Kollegen zu helfen, hat die Initiative ein Spendenkonto eingerichtet: Naturwissenschaftler-Initiative "Verantwortung für den Frieden", Stichwort "Mirzajanow", Konto 125 243 3170, Stadtsparkasse Köln, Bankleitzahl 370 501 98.

Autoclub testet Abgas, Stoßdämpfer und Licht

FRIEDBERG / BAD NAUHEIM. Der Auto Club Europa (ACE) bietet Motor-, Abgas-, Stoßdämpfer- und Lichttests an, und zwar am Montag, 5. April, in der Dieselstraße 15 in Bad Nauheim und am Dienstag, 6. April, in der Königsberger Straße 12 in Friedberg.

Die Überprüfungen finden jeweils von 9.30 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr bei Reifen-Service-Vergölst statt. Anmeldungen Tel. 0 60 31 / 54 77. Die Tests sind für Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder zahlen 20 Mark. mk

Dreieicher Frauen wollen bosnischen Frauen helfen

DREIEICH. Auch die Dreieicher Frauen wollen der Gewalt im ehemaligen Jugoslawien nicht länger tatenlos zusehen. Während die Langenerinnen wöchentlich eine Mahnwache halten, bei der sie der vergewaltigten Frauen gedenken, denken die Dreieicherinnen über einen Basar und ein Frauencafé nach. Finanzielle Hilfen und "frauenbewußte Zeichen" sollen der Mißachtung der Würde von Frauen entgegengesetzt werden.

Heute um 20 Uhr ist ein Treffen im Sprendlinger Bürgerhaus, Raum 5, geplant. Gast: Svetlana Vucelic aus der Familienthe rapeutischen Praxis Frankfurt. dac

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.

Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Café Pastis (ehem. Literaturcafé). LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.

Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.

Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 14.30-18 Uhr Diätberatung, 15 Uhr Raucher-Entwöhngungstherapie; 16.10 Uhr Kurseelsorge - "Wohin mit meiner Wut"; 17-20.30 Uhr Rückenschule. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Burghofklinik, Burgallee 22.

Interessengem. der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 882 19.

Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 481 39.

Allgem. Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert-Bosch-Straße.

Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Die Original Kitzecker - Konzert, 19.30 Uhr, Kurhaus. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.

FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.

Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.

Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Blücher Str.

Verein für Briefmarkenfreunde: Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Vogelschutzgruppe: Zusammenkunft, 20 Uhr, Sportheim.

DLRG: Treffen, 18 Uhr, Usa-Wellenbad.

Bad Vilbel. AWO: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Jugendpflege: Spiel- u. Basteltreffs f. Schulkinder bis 12 J. - Kernstadt: 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Dortelweil: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus; Treff f. Kinder v. 12-15 J.: Kernstadt: Jugendhaus Saalburgstr, ab 12 Uhr; Massenheim: 16-18 Uhr, Altes Rathaus; Gronau, ab 15 Uhr, Altes Rathaus.

Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

AWO-Seniorenclub Dortelweil: Geburtsttagsfeier, 15 Uhr, Th.-Heuß-Str. 1.

Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle.

BUND: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Werdenfels.

Karben. Mütterzentrum: Zwergentreff II (Mütter mit Kindern v. 2-2,5 J.), 15.30-17.30 Uhr; Babytreff II (Mütter mit Kindern v. 6 Mon bis zum Beginn des Laufalters), 15.30-17.30 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

ArGe Karbener Sportvereine: Sitzung, 19.30 Uhr, Selzerbrunnen.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Vorträge / Kurse Bad Vilbel. Informations-Veranstaltung "Bürgerservice Mobiler Häckseldienst", 19 Uhr, Kurhaus.

Bad Nauheim. Vogelfreunde: Dia-Vortrag "Landschaften, Tiere und Pflanzen des Vogelsberges", 19.30 Uhr, Sportheim.

Johanniter-Unfallhilfe: Herz-Lungen- Wiederbelebung, Teil I, 20 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.

Nidda. Kurverwaltung: Dia-Vortrag "Von den Berchtesgadener Alpen bis zum Dachstein" v. W. Rauschel, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.

Parteien / Parlamente Friedberg. Sitzung des Ausländerbeirates, 17.30 Uhr, Kreishaus Europaplatz. Verschiedenes Butzbach. Faselmarkt: 8-12 Uhr Bezirksrinderschau, Markthalle; 14.30-17 Uhr Seniorennachmittag, Bürgerhaus, Ausstellung des Künstlerkreise, 14-19 Uhr, Wendelinskapelle.

Karben. Eröffnung der Tempo-30-Zone in Burg-Gräfenroder-Str., 10 Uhr. Abfallsammlung Rosbach. Abfuhr der Grün-Abfälle in Ober-Rosbach.

Butzbach. Altpapiersammlung in Kernstadt Bezirk I.

Ortenberg. Sonderabfall-Sammlung, 17-19.30 Uhr, Marktplatz. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique, Lohstr. 13.

Rosbach. Horst Janssen - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, tägl. außer Mo. 15-18.30 Uhr, An der Mergel 16, Rodheim (bis 18. 4).

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule, Schillerstr. 2 (bis 19. 3.).

Hungen. Re Foer (Aquarelle) + Ingeborg Seidel (Radierungen), Sa. u. So. (bis 28. 3). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 20.15 Uhr)- Studio: Bodyguard (15, Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Alarmstufe Rot (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Robin Hood (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Eine Frage der Ehre (20 Uhr) - Bambi: Bitter Moon (20 Uhr).

Büdingen. Royal: Stalingrad (20 Uhr) - Princess: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Eine Frage der Ehre (19.45 Uhr); Verhängnis (22.15 Uhr).

Lich. Traumstern: Fahrstuhl zum Schafott (19.30 Uhr); Léolo (21.45 Uhr).

(ohne Gewähr)

Erste-Hilfe-Kurs soll rechtzeitig geplant werden

KELSTERBACH. Frühzeitige Anmeldung empfiehlt das DLRG für den in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz geplanten Erste-Hilfe-Kurs am Wochenende 3./4. April. Die Teilnehmer treffen sich jeweils von 9 bis 16.30 Uhr im DLRG-Vereinsheim "Arche". Anmeldungen sind an jedem Donnerstag im Hallenbad oder telefonisch in der "Arche" donnerstags 21 bis 22 Uhr möglich unter Telefon 0 61 07 / 6 17 18 (Müller). cas

Caritas hat noch Plätze für Seniorenerholung frei

Im Rahmen der Seniorenerholung 1993 bietet der Caritasverband noch Plätze für die Osterfreizeit vom 7. bis zum 13. April in Bad Schwalbach an. Ebenso gibt es noch die Möglichkeit, an den Sommerfreizeiten teilzunehmen. Ziele der Fahrten sind unter anderem Bad Bocklet, Bad Kissingen, Bad Salzschlirf, Fürth im Odenwald, Salzburg und Schluderns in Südtirol. Erholung, Gemeinsamkeit und Anregung durch Besichtigungen, Ausflüge und ähnliches stehen bei den Reisen im Vordergrund.

Anmeldung und weitere Informationen unter der Rufnummer 29 82 - 102. us

Wettbewerb in Schach und Handball Buntes Jubiläumsprogramm der Sportgemeinschaft zur 125-Jahr-Feier

BRUCHKÖBEL. Mit einem Riesenprogramm begeht die Sportgemeinschaft ihre 125-Jahr-Feier. Unter anderem ist es den Aktiven gelungen, die hessischen Schach-Einzelmeisterschaften für Anfang April nach Bruchköbel zu holen. Außerdem werden mehrere Wettbewerbe des Landesturnfestes nach Pfingsten auf den einheimischen Sportstätten ausgetragen. Den Auftakt bildet ein Akademischer Abend am Samstag, 27. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus in der Kernstadt.

Umrahmt wird die Ehrung langjähriger und verdienter Mitglieder von der Feuerwehrkapelle, Volkschor und "Concordia". Die Ansprache hält der frühere Bürgermeister und jetzige Chef des Landesrechnungshofs, Udo Müller. Ein Totengedenken am folgenden Sonntag um 11.15 Uhr auf dem Alten Friedhof schließt sich an.

Zehn Tage lang werden junge und alte, männliche und weibliche Schachfreunde aus ganz Hessen sich den Kopf zerbrechen und um die Meistertitel ringen. Der Startschuß fällt am Donnerstag, 1. April, um 14.30 Uhr im Bürgerhaus. Zum Abschluß am Samstag, 10. April, findet um 15.30 Uhr ein Blitzturnier statt. Die Siegerehrung ist um 19.30 Uhr geplant. Nachsitzen müssen die Funktionäre für den Hessischen Schachkongreß am Sonntag um 10 Uhr im Bürgerhaus.

Einen Leckerbissen für Handballfans bietet der Verein am Freitag, 2. April. Dann nämlich wird eine SG- Auswahl gegen die Weltmeistermannschaft von 1978 mit Stars wie Kurt Klühspieß und Manfred Hofmann in der Halle-Nord antreten. Im Mai plant die Tischtennisabteilung ein Freundschaftsspiel gegen die Oberliga-Mannschaft des TSV Stockheim. Der Kreishandballtag wurde auf den 14. Mai im Bürgerhaus Kernstadt terminiert. Schach für Kenner ist am 20. Mai vorgesehen. Großmeister Vladimil Hort hat sein Kommen für ein Simultan- Spiel angesagt.

Weitere Veranstaltungen im Mai: 20., Gerhard-Dametz-Gedächtnis- Handballturnier für Damen- und Alte- Herren-Mannschaften; 21./22., Handball-Ortsvereinsturnier; 22., Alte-Herren-Fußball-Turnier; 23., Handball- Kleinfeldturnier für Männer; 29. bis 31., Fußballturnier für A- und B-Jugendmannschaften; 30., Nationales Pfingstsportfest im Rudolf-Harbig- Stadion. Vom 1. bis 5. Juni steigt ein Ortsverein- und Hobby-Fußball-Wettkampf.

Den nächsten Höhepunkt kündigen die Veranstalter für das Wochenende vom 18. bis 21. Juni mit einem großen Bürgerfest an. Es beginnt am Freitag um 14.30 mit einem Seniorennachmittag und einem Discoabend mit Karaoke-Spaß. Mitmachtheater und Spiele sind für die jüngsten Besucher am Samstag um 14 Uhr reserviert. Wer volkstümliche Musik mag, wird sich auf die "Wildschöner Spatzen" um 20 Uhr im Festzelt freuen.

Nach dem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag um 8.30 Uhr sind die Vereine gefordert, die besten Faßroller zu ermitteln. Der Frühschoppen wird von der Feuerwehrkapelle begleitet. Um 14 Uhr soll sich der Festzug mit 75 Gruppen und Motivwagen der Vereine sowie zehn Musikgruppen in Bewegung setzen. Am Abend spielt die Band "Concordia" zum Tanz. Das Fest endet am Montag mit Frühschoppen und Unterhaltung mit den Bands "Hotline" und "Highlights".

Noch nicht zu Ende sind damit allerdings die SG-Jubiläums-Veranstaltungen. Die Handballjugend tritt am 10. und 11. Juli zum Gernot-Kopp-Gedächtnis-Turnier an. Die Fußballer spielen Ende Juli gegen Slavia Prag. Die Gaumeisterschaften für Gymnastik und Tanz sind für den 10. Oktober in der Halle-Nord geplant. Der Jubiläumsball mit "Concordia" am 16. Oktober im Bürgerhaus darf ebensowenig fehlen wie das traditionelle Abturnen am 7. November.

Die Sportgemeinschaft Bruchköbel, Nachfolgeorgansiation der 1868 gegründeten Turngemeinde, zählt derzeit 1724 Mitglieder und fünf Sparten. Dazu gehört natürlich Fußball mit 422 Aktiven und Passiven, mit vier Senioren- und sieben Jugendmannschaften; die Handballer mit fast ebenso vielen Anhängern, drei Herren-, zwei Damen- und elf Jugendteams; die Abteilung Tischtennis mit 146 Mitgliedern, drei Herren-, zwei Damen- und vier Jugendwettkampfgruppen; 701 Sportbegeisterte, die sich für Turnen oder Leichtathletik engagieren und schließlich die Schach-Riege. Dort rücken 34 Junge und Alte die Steine in drei Mannschaften. (Ein Bericht zur Vereinsgeschichte folgt in einer unserer nächsten Ausgaben.) hein

"Ich hatte die Schnauze voll" SPD am "Bügel" auf der Suche nach verlorenen Stimmen

Kohlkopf-Pyramiden türmen sich hier im Schatten der Hochhäuser, Tomaten und Äpfel sind ausgestellt unter bunten Markisen, und es duftet nach Bratfisch in der Frühlingsluft: Markt am Bügel. Hans Becker aber schimpft und schimpft, daß die Feierabend-Einkäufer sich umdrehen und er selbst einen ganz roten Kopf bekommt. "Wenn ich den Namen Wentz schon höre . . .", sagt Becker und läßt den Satz bedeutsam unvollendet.

Nein, Frankfurts Planungsdezernent tut gut daran, sich an diesem Tag im Norden nicht blicken zu lassen. Der 75jährige Becker ist einer von den Sozialdemokraten, die sich durch Frankfurts "neue", die Dienstleistungs-SPD, nicht mehr repräsentiert sehen. Seit 1946 in der Partei, stolzes Ehrenmitglied im Turn- und im Kleintierzüchterverein. Am 7. März hat Hans Becker wieder SPD gewählt, trotz Sozialdemokraten im Rathaus - und des drohenden Schlachthofs in Nieder-Eschbach.

Aber wenn er dann morgens wie immer die FR aufschlägt und lesen muß, daß "der Diether Dehm, der sich für uns einsetzt, vom Wentz wieder eins auf den Deckel bekommt", dann ist Becker wütend. Und "sobald der Grundstein gelegt wird für den Schlachthof, geb' ich mein Parteibuch zurück!"

Das wird jetzt nicht mehr nötig sein. Ein paar Meter weiter müht sich Bernd Steinmann, Vize-Chef der Eschbacher SPD, die Nachricht des Tages zu verdauen: Der Schlachthof wird doch nicht gebaut. "Das", sagt Steinmann schließlich schwer atmend, "macht mich sprachlos!" Drei Jahre lang hat er sich hier "von Bürgerinitiativen beschimpfen lassen", hat immer wieder beteuert, daß es doch eine Sozialstation und Verkehrsberuhigung gebe im Gegenzug . . .

Und jetzt das, ausgerechnet heute. Denn eigentlich schwärmten die Genossen am Bügel - mit roten Namensschildchen - aus, um zu erkunden, warum der Wähler diesmal nicht mehr SPD wählte. Statt dessen gleich 9,4 Prozent Republikaner. Wie soll man in dieser Stimmung erklären, daß der Schlachthof jetzt doch nicht kommt? Wie gut, daß Steinmann zwischen bunten Buden einen Bekannten entdeckt: "Jetzt frag' ich erst mal einen, der bestimmt SPD gewählt hat." Aber ach: Die Taktik hält nicht lange vor. "Ich hab' eine Riesenwut auf euch alle!" sagt eine Frau, die sich als "alte Oberschlesierin" zu erkennen gibt. Und dann kommt es knüppeldick: Von den "Türkenkindern, die hier alles kaputtmachen". Und den Ausländerfrauen, die nur zu Hause sitzen und auf die Stütze warten. "Und jetzt soll ich noch Geld der DDR geben?" Spricht's und stapft wütend mit zwei Einkaufstüten davon.

"18 Jahre hab' ich SPD gewählt - aber jetzt hatt' ich die Schnauze voll", sagt die nächste Hausfrau. Am Bügel "rasen sie wie die Wilden!" Und dann "diese Sauerei" mit dem Engholm und dem Jansen - "seitdem ist der Engholm Etagen tiefer". Steinmann notiert und seufzt. Was wird aus der SPD im Norden? "Wir müssen kämpfen", sagt Herbert Gart, der Ortsvereinschef. Es hört sich nicht sehr überzeugt an. jg

Geschäftsleben

Böhmisch-mährische Küche Das Steigenberger Avance-Hotel am Flughafen leiht sich vom Donnerstag, 18. März, bis zum 20. März für eine "Tschechische Woche" Küchenpersonal aus dem Partner-Hotel Diplomat in Prag. In dieser Woche gibt es Beispiele böhmisch-mährischer Küche im Restaurant rund um die Uhr, sowohl als Buffet wie auch à la carte. Tischreservierungen unter der Rufnummer 69 75 - 25 00. abi Kant wandelt sich zu Huê Nach mehr als vierjähriger Arbeit mit französischer Küche wechselt der Besitzer des "Immanuel Kant" (Kantstraße 25) in dieser Woche das Konzept. Von Freitag, 19. März an wird nur noch vietnamesisch gekocht. Auf dem Küchenplan stehen Gemüsekrabbenrollen mit Minze, viel frisches Gemüse, lackierte Enten, pikante Fischsuppen und scharfes Rindfleisch mit Zitronengras - um nur wenige Beispiele aufzuzählen. Betrieben wird das Lokal vom bisherigen Besitzer Klaus von Büren und seiner vietnamesischen Partnerin Nguyen Thi Lua, die am Hainerweg bereits das Lokal "Quan Van" managt. Entsprechend der neuen Küchenrichtung wandelt sich auch der Name: Aus "Immanel Kant" wird "Huê". Geöffnet ist die Küche jeweils von 12 bis 14.30 Uhr und von 18 bis 23 Uhr. Im Sommer gibt es eine Terasse, montags ist Ruhetag. ulf Kaliforniens Weine Kaliforniens Weine sind unter Kennern beliebt. Doch haben sie in Europa noch nicht die Marktanteile, die man sich drüben wünscht. Im Arabella Grand-Hotel gab es jetzt eine Degustation solcher weißer und roter Weine aus Napa Valley (Merryvale Vineyards). Schon 1832 hatten dort erste Siedler die typischen, in französischen Eichenfässern ausgebauten Weine mit guter Säure anzubieten, wie sie auf 20 bis 30 unterschiedlichen Böden und unter intensiver Sonne wachsen. 1838 gab es dort bereits 200 Weingüter. Längst schicken sich die Winzer an, nicht nur beim "Roten" den Franzosen auch vom Preis her Konkurrenz zu machen. -vau Früh in London British Midland, Englands zweitgrößte Fluggesellschaft, nimmt am 28. März den Linienverkehr zwischen Frankfurt und London-Heathrow auf. Das Unternehmen bietet die Route viermal täglich an. Die erste Maschine startet auf Rhein-Main um 7.10 Uhr und ist bereits um 7.50 Uhr in London. Dieser Flug, die früheste Verbindung zwischen Frankfurt und London, dürfte insbesondere für Geschäftsreisende von Interesse sein. Bislang flog die britische Gesellschaft im europäischen Ausland nur Paris, Amsterdam, Brüssel, Nizza, Dublin und Palma an.

Im Februar hatte British Midland auf dem Rhein-Main-Flughafen bereits ihre Deutschland Niederlassung eröffnet. gang

Amoureuse Gedichte

WIESBADEN. Günther Böhme liest auf Einladung der Volkshochschule am Freitag, 19. März, ab 19 Uhr im Theaterkeller der Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42, "Amoureuse Gusto Stückl und andere" - Gedichte von Abenteuern des Herzens.

Abschreckung durch Polizei? Harbig (SPD) sieht Schulweg Massenheimer Kinder gefährdet

BAD VILBEL. Die Kontrolle des Schulweges von Massenheim, die vor einem Jahr im Ortsbeirat von Massenheim auf Antrag der SPD beschlossen worden sei, etwa durch Feldschütz oder Polizei, ist noch nicht in die Tat umgesetzt. Darauf weist Sylvia Harbig für die Bad Vilbeler SPD hin. Der Schulweg der Massenheimer Kinder zum Schulzentrum in der Saalburgstraße ist bis zu zwei Kilometer lang und "gewalttätige Übergriffe" würden immer häufiger.

Dazu schildert Frau Harbig einen aktuellen Fall. Kinder der ersten Klasse der Saalburgschule seien von Schülern der sechsten Klasse einer anderen Schule durch "Spalier" an der Weiterfahrt gehindert worden, demonstrativ sei eine Zigarette auf dem Fahrradhelm eines Kindes ausgedrückt und Erstklässler seien mit brennenden Stöcken beworfen worden.

Das sei kein Einzelfall. Jüngere Schüler würden oft belästigt, eingeschüchtert und angegriffen.

Die tägliche Präsenz durch Uniformierte könne da abschreckend wirken. "Oder sind Sicherheit und Ordnung nur auf Autostraßen in Bad Vilbel wichtig?", fragt Frau Harbig. Ein Mangel an Personal könne nicht vorliegen, denn die Kontrolle der Verkehrsvorschriften oder der Verordnungen, die im Bereich des Feldschutzes liegen, funktionierten schließlich auch.

Die FR fragte den Leiter der benachbarten Kennedy-Schule, Ernst Guggenberger, ob ihm diese Ereignisse bekannt seien. Das bestätigte der Rektor. Er habe in Anwesenheit einer Mutter eines Erstklässlers mit den beschuldigten Schülern einer sechsten Grundschulklasse gesprochen. "Die beschuldigten Schüler sind auf jeden Fall keine Gewalttäter", betonte Guggenberger.

Die älteren Kinder hätten draußen ein Feuerchen gemacht, da hätten sich die kleineren dazugesellt und womöglich gedrängt, kein Feuer zu machen. "Da haben sich die größeren aufgebaut", so der Rektor.

"Wir gehen solchen Vorwürfen natürlich nach und stellen die Verantwortlichen zur Rede", betonte der Schulleiter. Wichtig sei auch die Kommunikation der beiden Schulen untereinander. Doch in einem solchen Fall nach der Polizei zu rufen, halte er für übertrieben. "Es muß einfach unterbunden werden, daß die älteren ihre Überlegenheit ausnutzen", sieht Guggenberger. Ansonsten halte er es nicht für sinnvoll, das Klima "aufzuheizen".

In einem anderen Fall habe er selbst aber schon an den Ruf nach der Polizei gedacht. Es komme immer häufiger vor, daß schulfremde größere Jugendliche auf den Schulhof kämen und Schüler bedrohten. Sie seien nur sehr schwer zu bewegen, wieder abzuziehen. de

Vorbereitungstreffen für Oberurseler Brunnenfest

OBERURSEL. Vom 4. bis zum 7. Juni soll das Oberurseler Brunnenfest in diesem Jahr steigen. Zur Vorbereitung lädt der Brunnenfestausschuß des Vereinsrings zu einer Besprechung ein: Am Dienstag, 23. März, wollen Vertreter der Stadt, Anwohner, Platzbewirtschafter und Organisatoren über die Planung diskutieren.

Bei dem Gespräch um 19 Uhr im Foyer der Stadthalle wird es unter anderem um die zusätzlichen Auflagen gehen, die die Stadt in diesem Jahr für das Brunnenfest gemacht hat. ill

Frauen nehmen sich Zeit zur Entspannung

FRIEDBERG. Unter dem Motto "Zeit für mich" veranstaltet des Frauenzentrum Friedberg am Sonntag, 28. März, von 14 bis 17 Uhr einen Nachmittag für Frauen. Mit Hilfe von Massagen, Wahrnehmungsschulung und Entspannungsübungen soll versucht werden, ein Gegengewicht zu Streß und Anspannung im Alltag herzustellen. Decken und Kissen sollten mitgebracht werden. Anmeldungen nimmt das Frauenzentrum (Usagasse 8, Tel. 0 60 31 / 25 11) bis 25. März entgegen."Hille Pupille" spielt "Insalata Makkaroni"

MAINTAL. "Insalata Makkaroni" heißt ein Stück für Kinder, mit dem das Figurentheater "Hille Pupille" am Montag, 22. März, im Bürgerhaus Bischofsheim gastiert. Die Vorstellung für Kleine im Kindergarten- und Grundschulalter beginnt um 15 Uhr.

In ihren Stücken greift die Truppe aktuelle Themen auf. "Deutsche und Ausländer im Reich der kleinen Tiere" lautet diesmal der Untertitel der Geschichte. Deren Akteure erleben Ausländerfeinlichkeit hautnah "und sie meistern die Turbulenzen zur Überraschung der Erwachsenen auf kindlich-praktische Art", heißt es in der Ankündigung. Die Zuschauer hätten die Möglichkeit, sich zu identifizieren und aktiv an der Lösung der Probleme zu beteiligen.

Für die Organisation der Veranstaltung zeichnet die städtische Jugendpflege verantwortlich. Kartenvorbestellung nimmt sie unter den Telefonnummern 40 07 16 oder 40 07 04 entgegen. jur

Wir gratulieren

Herrn Konrad Stederoth aus Maintal- Dörnigheim, zum 92. Geburtstag, am Montag, 15. März.

Wenn Boris schlecht spielt, spürt's das Fräulein vom Amt Telefonauskunft muß oft als Blitzableiter herhalten / Computer sagt Nummern an / Weniger direkte Kontakte

WIESBADEN. Das "Fräulein vom Amt" ist über 50, verheiratet und hat Kinder. Sie heißt Hedi Grunwald, ist seit 13 Jahren bei der Telefonauskunft Wiesbaden und kann eine Menge erzählen. "Es gibt tatsächlich immer noch Anrufer, die reden uns mit Fräulein an. Aber wenn jemand Straße und Hausnummer wissen will, die wir nicht rausgeben dürfen, sind wir plötzlich auch einmal die ,schöne Frau&rquote;" meint sie schmunzelnd.

Ihr Beruf macht Hedi Grunwald Spaß. Aber, schränkt sie mit einem Blick zur Seite auf ihre Chefin Margot Ruck ein, seit die Nummer durch den Computer angesagt wird, sei der Kontakt zu den Anrufern lange nicht mehr so direkt.

Die Frau von der Auskunft teilt ihre Kundschaft in zwei Gruppen ein: Professionelle und Laien. Tagsüber rufen hauptsächlich Sekretärinnen an, erzählt sie, abends und am Wochenende mehr Privatleute. Eine Telefonauskunft dauert im Schnitt 42 Sekunden, so die trockene Statistik.

"Tagsüber kommt das hin", weiß Hedi Grunwald, aber in den übrigen Zeiten dauert es oft länger: Da wird nicht selten die Nummer von Herrn Mayer gesucht, der sich so angeblich so schreibt, wie man ihn spricht, nach langem Gesuche dann aber doch nur in der Version mit "ay" zu finden ist.

"Wissen müssen wir im Prinzip alles, sonst kommt regelmäßig die Frage ,Wieso - sie sind doch die Auskunft&rquote;", erzählt das "Amtsfräulein". Eigentlich müsse die Auskunft den Dienst nach Wetter, Mond und Fernsehprogramm planen, ergänzt Chefin Margot Ruck. Nach schlechten Sendungen verlangen viele nach der Telefonnummer des Senders. "Und den ersten Ärger kriegen wir ab", meint Hedi Grunwald. "Auch große Sportereignisse spüren wir sofort". Wenn Boris Becker spielt, kommen kaum Anrufe, danach ist der Teufel los. Und je nach Ausgang des Matches schwankt die Stimmung der Anrufer zwischen mies und heiter.

Rationalisierung heißt auch die Devise beim Fernmeldeamt. Ergebnis: Der Ansagechip. 60 Anrufer kann eine Auskunfts- Kraft damit im Schnitt pro Stunde schaffen. Harte Arbeit, meint Hedi Grunwald, zumal sie dabei immer freundlich bleiben müsse, auch wenn ungeduldige Anrufer sie schon mal anpflaumen mit Sätzen wie "hab&rquote; ich sie gerade geweckt, oder mußten sie erst Kaffee trinken?"

Den Frauen (und zwei Männern) im Großraum-Büro des Fernmeldeamtes am Konrad-Adenauer-Ring ist es freigestellt, ob sie den Computer die Nummer ansagen lassen oder sie selbst durchgeben. Hedi Grunwald: "Am Tag ist es schon eine große Erleichterung, geht es viel schneller. Aber abends rufen viele Leute an, die einfach nur mal mit jemandem schwätzen wollen. Das merkt man dann, und wenn Zeit ist, machen wir das natürlich auch. Oft könnten wir die Nummer der Telefonseelsorge weitergeben, aber wenn die Leute uns erst an der Strippe haben, wollen sie niemand anderes mehr sprechen."

Auch eindeutig zweideutige Angebote sind keine Seltenheit. Da die Auskunftsdamen wegen einer technischen Schaltung nicht einfach auflegen können, helfen nur Witz und ein freches Mundwerk. Beispiel: "Die Frage, ob sie ihm nicht bei seinen sexuellen Problemen helfen könne, hat eine Kollegin spontan beantwortet: nicht für 23 Pfennig."

Eigentlich müßte die Auskunft sowieso teurer sein, erklärt der Pressesprecher des Fernmeldeamtes, Günter Borm. Kostendeckend wären erst zwei Mark. Die seien aber "politisch nicht gewünscht", bedauert er. Aber die Auskunft wird nie geschlossen, beteuert er. "Das ganze System lebt doch von den Telefonnummern." Doch für eine Einheit gibt es nicht nur Telefonnummern, sondern mitunter auch gute Ratschläge. Hedi Grunwald lacht: "Als mich mal ein später Anrufer lallend nach der Nummer einer Kneipe gefragt hat, habe ich ihm geraten, doch lieber ins Bett zu gehen. Der hat nicht mehr angerufen." DIRK ALTBÜRGER

Daß sie soviel unentbehrlicher als andere auch nicht sind, wollen sie nicht wahrhaben. Daß die das eine oder andere vielleicht genauso und genausogut selber tun könnten, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Sie wären nicht sie selber und sie selber wären nichts, wenn da nicht die anderen wären. Die, für die sie da sein dürfen. Selbst wenn die sie manchmal zum Teufel wünschen. DIETER HÖSS

(Aus "Schöner Essen" von Peter Gaymann, erschienen im Fackelträger Verlag.)

Wir gratulieren

Herrn Karl Huth aus Großkrotzenburg zum 80. Geburtstag am Dienstag, 16. März.

Frau Irma Kotzbauer aus Rodenbach zum 80. Geburtstag am Dienstag, 16. März.

Ortsbezirk 12 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die vier Fraktionen und ihre neun Mitglieder im Ortsbeirat 12 (Kalbach):

SPD (2): Helmut Steinmann, Beamter, geb. 1937, Im Hain 18; Artur Pöhlmann, Pensionär, geb. 1925, Talstraße 92.

CDU (4): Dr. Hans-Josef Schneider, Rechtsanwalt und Notar, geb. 1950, An der Bergstraße 7 a; Gisela Stamm, Hausfrau, geb. 1947, Am Brunnengarten 13; Heinz-Dieter Matejka, Diplom- Ingenieur, geboren 1941, Grubweg 2; Walter Cornel, Landwirtschaftsmeister, geb. 1930, Riedbergstraße 55.

Grüne (2): Wolfgang Diel, Diplom- Ingenieur, geb. 1949, Wirschelweg 1; Edeltraud Damerow-Müller, Gemeindepädagogin, geboren 1944, Am Hasensprung 7.

FDP (1): Rainer Venino, Rechtsanwalt, geb. 1961, Am Martinszehnten 1. star

Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Sneakers (15, 17.30, 20 Uhr).

Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).

C'est la vie: Ein ganz normaler Held (15.15, 17.45 und 20.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Ein ehrenwerter Gentleman (14.30, 17, 20 Uhr). Kino II: Alarmstufe: Rot (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr), Der Duft der Frauen (19.45 Uhr).

Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Eine Frage der Ehre (19.45 Uhr); Verhängnis (22.15 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Jimmy Hoffa (20.15 Uhr).

Zeitlos: Stalingrad (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Die Schöne und das Biest (15.30 Uhr), Dracula (20.30 Uhr).

Casino: Grüne Tomaten (20.15 Uhr).

Kulturmix Hanau. "Die Honigkuchenband" - Kindertheater Laku Paka, 15 Uhr, Heinrich-Fischer-Haus, Mittelbuchen.

"Voll auf der Rolle", Theater für junge Leute ab 14 Jahren von Leonie Ossowski, 19 Uhr (18.30 Uhr Einführung), Comoedienhaus Wilhemsbad.

"Diener zweier Herren", Lustspiel, 20 Uhr, Stadthalle.

Schöneck. Autorenlesung mit José F. A. Oliver, 20 Uhr, Weinkeller im alten Hofgut Büdesheim.

Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 8.30 und 18.30 Uhr Strickmaschinenkurse, 9 und 10.35 Uhr Spiel- und Lerngruppen für Kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 14.15 Uhr Bewegung und Musik für Kinder, 15.30 Uhr "Ich komme in die Schule", 18.30 und 20.15 Uhr Vorbereitung auf die Geburt, 19.30 Uhr Gymnastik nach der Geburt, 18 Uhr Italienischkursus für Frauen.

Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 9 und 10 Uhr Gymnastik für Frauen, 9 Uhr Seidenmalerei, 9.15 Uhr "Ermutigung, ein Weg im Umgang mit sich selbst und mit anderen", 9.30 Uhr Spielkreis, 15 Uhr Turnen für Kinder, 15 Uhr Schwälmer Stickerei, 15.30 Uhr Vorbereitung für Schulanfänger, 15.30 Uhr Miniclub, 16 und 17 Uhr Turnen für Eltern mit Kindern, 17.30 Uhr Ikebana, 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 19.30 Uhr "Puppen zum Liebhaben", Neubeginn folgender Kurse: 20 Uhr Blumenschmuck für die Festtafel, 20 Uhr "Was hat Osteoporose mit den Wechseljahren der Frau zu tun?".

Vorträge/Diskussionen Hanau. "Qumran und die christliche Botschaft", Vortragsveranstaltung über das Buch "Verschlußsache Jesus", 20 Uhr, Stadtpfarrei Mariae Namen, Im Bangert 8, Veranstaltung der katholischen Regionalstelle für Erwachsenenbildung. Parteien/Parlamente Hanau. Treffen der Falken in der Sozialistischen Jugend Deutschlands, 16 Uhr, Nachbarschaftshaus Tümpelgarten. Großkrotzenburg. Treffen der Juso-AG, 20 Uhr, Jugendzentrum. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia, 9 bis 12 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.

Offener Treff und Beratung für Jugendliche in der Teestube der Familien- und Jugendberatungsstelle, 17 bis 19 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr, Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Sprechstunde der Lawine Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr, Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Selbsterfahrungsgruppe für Väter, 20 Uhr, in der Familien- und Jugendberatung, Sandeldamm 21.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen bei Trennung/Scheidung, Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen sowie bei psychischer und physischer Mißhandlung, Telefon 2 68 67.

Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten, 9 bis 12 Uhr, Salzstraße 11, Telefon 2 48 71 oder 2 20 26.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, 17 bis 19 Uhr, offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Sprechstunde der Kinder- und Jugendpsychiatrie, 8.30 bis 12 Uhr, Telefon 0 61 81 / 1 40 59, Jahnstraße 10a.

Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung, 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.

Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, 10 bis 14 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10a, Telefon 80 98 24.

Maintal. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Friedrich Volz, 9 bis 12.30 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Bischofsheim. Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 bis 19 Uhr, Erlenhalle, Langendiebach.

Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 9 bis 12 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr, Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Treffen der Gruppe "Besorgte Bürger - Leben ohne Atom", Kontakt- Telefon 69 09 13.

Treffen des Arbeitskreises Asyl, 20 Uhr, Bürgerhaus Taubengasse Großauheim. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr, im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10.

Vereine Nidderau. Jahreshauptversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins Eichen, 19.30 Uhr, Gaststätte Zur Eisenbahn.Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr, Mütter-Väter-Kinder-Treff; 20 Uhr, Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus.

Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 9 und 10 Uhr, Frauengymnastik im Gemeindezentrum Waldsiedlung; 15 Uhr Seidenmalerei, 14.30 Uhr Kinder-Hobbythek, 20 Uhr ökumenische Gesprächsgruppe im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr FAN 70 Schülercafé im Teehaus Marienstraße.

Maintal. Seniorengymnastik, 9.15 und 10.30 Uhr, Bürgerhaus Bischofsheim.

Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Maxi- Club; Hobbythek: 9 Uhr Nähkursus, 19.15 Uhr Patchwork, 19.30 Uhr Zeichnen/ Aquarell.

Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2a, 16 bis 20 Uhr, offenes Haus mit Disco.

Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab 4 Jahren, 15 Uhr Mutter-Kind-Gruppe.

Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind- Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 15 Uhr Seniorentreff, 18 Uhr offener Spieleflur.

Bruchköbel. Seniorentreff: 15 Uhr, Treffen im evangelischen Gemeindehaus Niederissigheim.

Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 9.30 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe für 7- bis 9jährige, 19.30 Uhr Frauenkreis.

Schöneck. Spielgruppe des Eltern- Kind-Vereins Struwwelpeter für Kinder bis Kindergartenalter, 15.30 bis 17.30 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus Büdesheim. Langenselbold. Der Schwimmbadbus fährt ab 15 Uhr von allen Bushaltestellen zum Hallenbad nach Erlensee, Rückfahrt 17.30 Uhr.

Evangelische Kirchengemeinde, 15 Uhr, Spielkiste für Kinder im Gemeindezentrum. Seniorentreff, 14.30 Uhr Seniorennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb Sozialstation Uferstraße.

Rodenbach. Hanauer Single-Treff, 20 Uhr, Hanauer Landstraße 31 (Gaststätte Da Raffaele).

Evangelische Kirchengemeinde, 16.30 Uhr Kindergruppe Kaktus, 19 Uhr Elternabend. Seniorentreff, 14 Uhr Handarbeits- und Bastelgruppe der Arbeiterwohlfahrt, Bürgerhaus, 15 Uhr DRK-Gymnastikgruppe, DRK-Haus, Ahornweg 3, 15 Uhr Übungsstunden der Rentnerband im ehemaligen Schützenhof Oberrodenbach.

Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße, 15 bis 21 Uhr.

Gelnhausen. Wissens- und Hobbybörse in der Selbsthilfekontaktstelle, 14 bis 18 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.

Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14.30 bis 17 Uhr, Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.

Namen + Notizen

WERNER OENNING zieht als viertes Fraktionsmitglied der Grünen in die Kronberger Stadtverordnetenversammlung ein. Die ursprüngliche Nummer vier auf der Wahlliste, MICHAEL GRIMM, hat auf sein Mandat verzichtet. Damit rückt Oenning, als

EDMUND FUCHS, Kronthaler Straße 21, ist von der Stadtverordnetenversammlung zum Schiedsmann-Stellvertreter für den Bezirk Königstein III gewählt worden. Seine fünfjährige Amtszeit hat bereits am 18. Februar begonnen.

HELMUT WIESE, Ortsgerichtsschöffe in Kronberg, ist für weitere fünf Jahre mit diesem Amt betraut worden.

KLAUS PETER KREBS und ALF WAGENZINK, beide Köche im Kronberger Schloßhotel, haben ihre Meisterbriefe erhalten. Die praktische Prüfung vor der IHK haben sie mit Erfolg in der Usinger Saalburgschule abgelegt. Es war nicht einfach: acht von 18 Prüflingen haben's nicht geschafft.Seminar für Frauen ab 40

FRIEDBERG. In der zweiten Hälfte der Seminarreihe "Frauen ab 40" wendet sich das Frauenzentrum der Osteoporose- Vorsorge zu. Schwerpunkt der Übungen ist dabei das isometrische Muskeltraining, diesmal im Liegen. Gymnastiklehrerin Anne Bach leitet das Seminar, das für Samstag, 27. März, 10 bis 12 Uhr, in der Gemeinsamen Musterschule, Augustinergasse 10, geplant ist. mk

Kleine FR · Kleine FR

Offene Tür im Kindergarten FRIEDBERG. Der evangelische Kindergarten Wintersteinstraße lädt für Samstag, 20. März, von 11 bis 16 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Die Gäste können sich über die pädagogische Arbeit der Einrichtung informieren sowie die Räumlichkeiten und den umgestalteten Spielplatz besichtigen. Für Bewirtung ist gesorgt.

Vollwertkost orientalisch BAD NAUHEIM. Vollwertig kochen mit orientalischer Geschmacksrichtung ist Programm eines Kurses, den der Naturheilverein jetzt anbietet. Er findet an zwei Montagen, 22. und 29. März, jeweils um 19 Uhr in der Stadtschule an der Wilhelmskirche statt. Anmeldung unter Tel. 0 60 31 / 6 29 20. 1000 Mark für die Bücherei GLAUBURG. Die evangelische Kirchengemeinde Glauburg unterstützt die Gemeindebücherei in der Alten Schule 1993 mit 1000 Mark. Das beschloß der Kirchenvorstand in seiner jüngsten Sitzung. Für Marlu Erk, Leiterin der Bibliothek in Glauburg, eine frohe Botschaft: Laut Pressemitteilung verdoppelt sich damit praktisch ihr Etat für Neuanschaffungen. Die Bücherei ist mittwochs von 16 bis 18 Uhr geöffnet.

Skifreizeit in Obertauern BUTZBACH. Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren können mit der DLRG- Jugend im Bezirk Wetterau-Vogelsberg vom 10. bis 22. April in Skiurlaub nach Obertauern (Österreich) fahren. Weitere Informationen und Anmeldung bei Klaus Hübner, Tel. 0 64 47 / 69 69 oder 0 60 32 / 16 51.

Nächste Spiele

Die nächsten Spiele: Bad Vilbel - Haiger, Aschaffenburg - Bürstadt, Neukirchen - Kassel, Wehen - Marburg, Offenbach - Walldorf , Fulda - Egelsbach (alle Sa.), RW Frankfurt - Bad Homburg, Eintracht-Amateure - FSV Frankfurt (alle So.).

Die nächsten Spiele: Bernbach - Klein-Karben, Dietesheim - Mörlenbach (beide Sa.), Erbach - Alzenau, Progres Frankfurt - Italia Frankfurt, Wolfskehlen - Riedrode, Griesheim - Bad Homburg, Germania Ober-Roden - Jügesheim, Neu-Isenburg - Langenselbold (alle So.)

Die nächsten Spiele: Herborn - Burkhardsfelden, Grünberg - Biebrich, Gießen - Kirchhain, Lich - Kastel, Battenberg - Steinbach, Limburg - Wetter, Sindlingen - Würges (alle Sa.), Unterliederbach - Höchst, Dillenburg - Wehen II. (beide So.).

Die nächsten Spiele: Willingen - Germ. Fulda, Petersberg - Gilsa-Jesberg, Lohfelden - Wattenbach, Herm. Kassel - Hönebach, Eiterfeld - Eintracht Baunatal, Bad Soden-Ahl - KSV Baunatal, Hünfeld - Hessen hersfeld, Dillich-Nas.-ro - KSV Kassel II (alle So.)

Von der guten Meisterin an den armen Freund Briefe, Zeichnungen und Aquarelle George Sands

1863. George Sand war 59 Jahre alt und schon lange eine berühmte Schriftstellerin. Gustave Flaubert war 17 Jahre jünger, aber auch er kein Unbekannter mehr. Er hatte längst seine "Madame Bovary" veröffentlicht und jede Menge Schelte in den Zeitungen für seinen 1862 erschienenen Roman "Salammbó" abbekommen. Die einzige, die diesem Buch in "La Presse" eine geradezu hymnische Besprechung widmete, war George Sand.

Diese Rezension ist der Beginn einer großen Freundschaft, die, obwohl sich die beiden auch hin und wieder besuchten, vor allem in den Briefen gelebt wurde. Die Korrespondenz gehört zu den schönsten, die die Literaturgeschichte zu bieten hat, davon konnte man sich in einer szenischen Lesung der Schauspieler Ursula Illert und Jochen Nix im Frankfurter Literaturhaus noch einmal überzeugen.

Immer wieder beschreibt Flaubert seine Schwierigkeiten beim Schreiben, seine Anfälle düsterer Stimmung, seine grüblerische Selbstzerfleischung und das Gefühl, von kaum jemandem verstanden zu werden. Er blieb dabei beim respektvollen "Sie", während George Sand alsbald zum vertraulicheren "Du" überging. Flaubert schrieb häufig an die "liebe, gute Meisterin", George Sand an den "armen, lieben Freund". Immer wieder ist es George Sand, die Flaubert aufmuntert, ihm für seine Arbeiten, etwa der Éducation Sentimentale, Lob zollt. Sie diskutieren über alles: über die Erziehung der Kinder und die Frage, ob man ihre Empfindsamkeit pflegen oder unterdrücken soll, streiten über die Republik, die George Sand begrüßte, während Flaubert sich, aus einer Verachtung für die Masse heraus, für eine Polykratie der Denker stark machte. Es sind bei aller Meinungsverschiedenheit Zeugnisse eines stets von Herzen kommenden Respekts und des humorvollen Umgangs miteinander.

Ein ganz anderes Bild der Schriftstellerin zeigen ihre Zeichnungen und Aquarelle, die Institut Français und Literaturhaus gemeinsam zum ersten Mal in Deutschland zeigen. "Man vermittelt uns von allem Grundkenntnisse und erlaubt uns nicht, etwas zu vertiefen. Wir sollen gebildet sein; doch an dem Tag, da wir gelehrt sind, würden wir lächerlich." Wie jedes Mädchen aus wohlhabendem Haus ihrer Zeit, dilettierte auch George Sand in den verschiedensten Disziplinen, in Musik, Gesang, Sticken und Reiten und eben auch im Zeichnen.

Es sind vor allem brav gezeichnete romantische Landschaften, Burgen und Häuser in winzigen Formaten, Porträts, die weniger wegen des besonderen Strichs als der biographischen Hintergründe wegen von Interesse sind. So etwa das Bildnis von Monsieur Parisse mit der falschen Orts- und Zeitangabe Bordeaux 1830, denn, so der Katalog, offenbar wollte George Sand ein Liebesabenteuer mit Aurélien de Sèze vertuschen, dessen Bekanntschaft sie durch Emile Paris (besagten Monsieur Parisse) gemacht hatte.

Eine Überraschung dagegen stellen ihre "Dendriten", die "mineralischen Aquarelle" dar, das Ergebnis von Exkursionen in die Geologie und Mineralogie, die sie zur genaueren Erfassung der Figuren ihres Romans "Laura" unternahm. Jahrzehnte bevor die Kunstgeschichte die Abstraktion oder die Struktur von Farbe und Material endeckte, arbeitete George Sand mit Gouacheflecken, auf die sie einen Karton aufdrückte und nach wenigen Sekunden wieder ablöste. Vor allem Baumskulpturen, aber auch vage Landschaftsimpressionen entstanden auf diese Weise, die sie mitunter noch mit Pinsel oder Tusche retuschiert hat.

Doch die Zeichnungen der George Sand haben nie den privaten Rahmen verlassen, das Malen diente ihr, ohne künstlerische Ambition, wie das Schneidern von Kleidern für Kinder und Enkel auch, zur Entspannung, zur Ablenkung von der literarischen Arbeit. Im Falle der Dendriten mag man das bedauern, denn wer weiß, hätte sie das Genre ernster genommen, wäre sie vielleicht doch auch zu einer Malerin von einiger Bedeutung geworden. (Die Ausstellung ist bis zum 25. März im Frankfurter Literaturhaus zu sehen, täglich außer samstags von 11 bis 19 Uhr.) URSULA MAY

Winterpause in der Lochmühle ist vorbei

WEHRHEIM. Die Winterpause im Freizeitpark Lochmühle ist vorbei: Ab sofort warten die Ziegen, Schafe, Hasen und Hühner wieder auf ihre Streicheleinheiten im großen Streichelzoo. Die Ponys stehen zum Reiten bereit; außerdem können die Besucher auch Esel, Schweine, Gänse, Enten, Damwild, Fasane und andere Vögel auf dem Gelände des Freizeitparks beobachten.

Auch das ausgebaute Spiel- und Spaß- Programm der Lochmühle kann sich sehen lassen: Neben den zahlreichen Spiel- und Freizeitgeräten - von der Riesenrutsche über die Familienachterbahn, Floß- und Bootsfahrten bis zur Seil- und Eisenbahn und der Minigolfanlage - laden die Grillplätze und Hütten zum Rasten bei Selbstversorgung ein.

Der Freizeitpark an der B 456 zwischen Wehrheim und Köppern ist täglich von 7 bis 18 Uhr geöffnet; letzter Einlaß ist um 17 Uhr. cn

Wie Eltern den Tod ihres Kindes verarbeiten

WETTERAUKREIS. Der Verlust des eigenen Kindes durch Tod ist der Alptraum aller Eltern. Die Kindersterblichkeit ist für ein so hoch entwickeltes Land wie die Bundesrepublik Deutschland erschrekkend hoch. Täglich sterben Kinder im Straßenverkehr. Väter und Mütter, die dieses Schicksal getroffen hat, kennen das Entsetzen darüber. Unter dem Titel "Wenn Eltern trauern" bietet das katholische Bildungswerk Oberhessen zusammen mit dem Katholischen Dekanat Wetterau-West für Familien, in denen ein Kind gestorben ist, ein Wochenendeseminar an. Es findet vom 16. bis 18. Mai im Ernst-Klotz-Familien-Feriendorf des CVJM in Herbstein statt.

Weitere Informationen und Anmeldung bei: Joachim Michalik, Stresemannstraße 8, Bad Nauheim, Tel. 0 60 32 / 3 54 25. mk

Bevor Bauner abflog, legte er Stadtrat Kröll Fesseln an Für den Vize-Rathauschef sind sie aber wirkungslos

BÜDINGEN. Im Rathaus von Büdingen erlebt der Machtkampf zwischen Bürgermeister Eberhard Bauner (CDU) und Erstem Stadtrat Wilhelm Kröll (SPD) einen neuen Höhepunkt. Bauner, der im Oktober von Kröll in der Bürgermeister-Direktwahl herausgefordert wird und nach dem Kommunalwahlsieg der CDU bereits Einschnitte in die Kompetenzen Krölls angekündigt hatte, verhängte für die Dauer seines mehrwöchigen Urlaubs im sonnigen Süden für das Büdinger Rathaus eine Art Haushaltssperre. Kröll seinerseits wandte sich an die Kommunalaufsicht und hob die Verfügung Bauners, die ihm nach der Abreise von einem Mitarbeiter übergeben worden war, schriftlich wieder auf.

Eine eigentlich überflüssige Sorgfalt, wie Kröll zuvor von der Kommunalaufsicht erfahren haben will, weil Bauner eigenmächtig zu einer derartigen Anordnung gar nicht berechtigt gewesen sei. Die Hessische Gemeindeordnung, in der die Spielregeln für kommunales Handeln festgelegt sind, verlange einen Beschluß des Magistrats, um Ausgaben blockieren zu können. Den freilich hätte Bauner nie erwirken können, da in dem Gremium vorübergehend noch eine rot-grüne Mehrheit existiert.

Aus der Sicht Krölls hätte der Magistrat während Bauners Urlaub teilweise eine Zwangspause einlegen müssen - trotz der vielen Arbeit, die zu erledigen sei. "Wir haben jede Woche fast 30 Punkte auf der Tagesordnung", sagt Kröll. Und die will er, unbeeindruckt von der "nicht durchdachten und irgendwie unsinnigen" Verfügung Bauners, nach und nach abhaken, unabhängig davon, ob Beschlüsse Kosten nach sich ziehen. Beispielsweise werde der Magistrat ein neues Fahrzeug für den Bauhof bestellen, weil das alte einfach nicht mehr zu gebrauchen sei.

Kröll ist "einfach über diesen Umgang enttäuscht", der seit dem CDU-Wahlsieg praktiziert werde. "An sich" habe in der Vergangenheit "ein gutes Verhältnis" zwischen Bauner und ihm bestanden. Nun gebärde der sich als "Rambozambo". Sollte Bauner befürchtet haben, während der Urlaubsreise bei umstrittenen Großprojekten vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, dann sei das völlig unangebracht gewesen: "Ich war immer loyal." sal

Wir gratulieren

Frau Johanna Dauber, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.

Frau Ernestine Eberhardt, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Elise Stephan, Klein-Karben, zum 88. Geburtstag.

Frau Selma Gawlig, Assenheim, zum 85. Geburtstag.

Herrn Willy Krahlisch, Assenheim, zum 94. Geburtstag.

Betreuer gesucht

MAINTAL. Betreuer für die Ferienspiele und eine Kinderfreizeit im Sommer sucht die Stadt. Die Ferienspiele an der Goethestraße in Bischofsheim beginnen am 16. August und enden am 27. August. Interessenten sollten mindesten 18 Jahre alt sein und möglichst über Erfahrungen im Umgang mit Kindern verfügen. Nähere Inforamtionen erteilt das Amt für Jugend, Kultur und Sport unter der Telefonnummer 40 07 16. jur

Kleine Lokalrundschau

Hilfe in Rentenfragen FLÖRSHEIM. Einen Sprechtag bietet die Landesversicherungsanstalt am Mittwoch, 17. März, von 8.30 bis 12 Uhr im Verwaltungsgebäude Riedstraße 9 an. Dabei gibt es Auskunft in allen Fragen der Rentenversicherung.

Kurzgeschichten für Kinder HATTERSHEIM. Kurzgeschichten über Ida Grün stellt Erika Heuchemer Kindern ab sechs Jahren in der Vorlesestunde am morgigen Mittwoch, 17. März, von 15 Uhr an in der Stadtbücherei Am Markt vor. Sozialpolitik als Thema HOFHEIM. Die "Zukunft der Sozialpolitik" steht in einer Informationsveranstaltung des DGB am Mittwoch, 17. März, um 18.30 Uhr im Restaurant "Stadt Hofheim" am Chinonplatz zur Debatte. Wegen der im Juni anstehenden Sozialwahlen soll über die Frage "Abbau oder Weiterentwicklung des Sozialstaats - Perspektiven gewerkschaftlicher Sozialpolitik" informiert werden.

Kinderbuchautorin kommt BAD SODEN. Die Kinderbuchautorin Ursula Fuchs liest morgen, 17. März, von 15 Uhr an in der Stadtbücherei Neuenhain, Hauptstraße 45, aus ihren Büchern vor. Der Eintritt ist für alle kleinen und großen Besucher gratis.

Ausstellung beginnt KELKHEIM. Aus der Reihe "Seh-Weisen" präsentiert die Kreisvereinigung der "Lebenshilfe" von 18. März an eine Ausstellung mit Werken der Künstler Gabriele Schliesser, Werner Keller und Doris Schwager. Die Schau wird am Donnerstag um 18 Uhr im Rathaus Kelkheim eröffnet und dauert bis 15. April. Zu sehen ist sie wochentags von 8.15 bis 12 Uhr, donnerstags zusätzlich von 16 bis 18 Uhr.

Dias aus San Salvador ESCHBORN. Dias von einem Besuch in der Partnergemeinde "Madre de los Pobres" in San Salvador werden am Freitag, 19. März, im Gemeindezentrum Eschborn gezeigt. Die Bilderschau beginnt um 20 Uhr.

"Kartoffelkönig" in Kriftel KRIFTEL. Fridolins Puppentheater gastiert am Donnerstag, 18. März, auf Einladung des Bundes für Volksbildung im Rat- und Bürgerhaus. Von 15 Uhr an zeigen die Puppenspieler das Stück "Der Kartoffelkönig" für Kinder ab vier Jahren. Der Eintritt kostet vier Mark, "Große" zahlen fünf Mark.

Kleine FR

Thema Abendmahl BAD VILBEL. Die evangelische Heilig- Geist-Gemeinde, Am Kreuz 2, lädt ein zur Gemeindeversammlung am Sonntag, 21. März, um 20 Uhr, im Gemeindehaus zum Thema Abendmahl.

Umweltgruppe und Alleinstehende BAD VILBEL. Die Umweltgruppe für Mädchen der fünften bis siebten Klasse trifft sich im Turmzimmer der evangelischen Heilig-Geist-Gemeinde am Dienstag, 23. März, um 16 Uhr. Der Kreis für Alleinstehende kommt um 18 Uhr im Gemeindehaus zusammen.

Fahrradwerkstatt geöffnet BAD VILBEL. Die Fahrradwerkstatt für Jugendliche ist am Montag 22. März, um 20 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus von Massenheim, Hainstraße, geöffnet. Vorher, um 17 Uhr, probt der Folkloretanzkreis.Ortsbezirk 13 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die neun Mitglieder im Nieder- Erlenbacher Ortsbeirat 13:

SPD (3): Otfried Reinhardt, Pensionär, geboren 1927, An den Bergen 32; Barbara Ziegner, Werbetexterin, geb. 1946, Bornweg 7; Kurt Olbrich, Geschäftsführer, geb. 1943, Im Feldchen 55.

CDU (5): Kurt Michel, Industriekaufmann, geb. 1934, An den Bergen 15; Dieter Lorenz, Kaufmann, geb. 1946, Zum Schäferköppel 26; Barbara Fritz, Krankenschwester, geb. 1963, Zum Erlengrund 11; Hans Kleinert, Technischer Angestellter, geb. 1940, Egerländer Straße 15; Inge Henss, Kauffrau, geb. 1942, Alt-Erlenbach 27.

Grüne (1): Klaus Glaeser, Lehrer, geb. 1945, Am Steinberg 15. star

Gesamtschule Friedberg Kinder möglichst umgehend anmelden

FRIEDBERG. "Grundschuleltern, die ihr Kind an der Gesamtschule Friedberg anmelden wollen, sollten dieses umgehend tun. Die Anmeldung erfolgt über die jeweilige Grundschule." Mit diesem Appell schließt die Presseerklärung von Erwin Schulze, Vorsitzender des Elternbeirates der Gesamtschule in der Kreisstadt. Er dementiert darin Gerüchte, daß im kommenden Schuljahr nicht alle Kinder aufgenommen werden könnten. Sie waren laut Schulze dadurch entstanden, daß der Schulträger dem Lehrinstitut 1992 den U-Trakt weggenommen habe und damit die "Raumsituation schwieriger geworden" sei.

Schulze dazu: "Lehrerkollegium und Eltern sind sich einig darüber, daß man Grundschuleltern, die sich für die Gesamtschule entschieden haben, nicht abweisen sollte." Das würde auch gegen das Recht der Eltern auf freie Schulwahl verstoßen. Das neue Hessische Schulgesetz, das zum Schuljahresbeginn 93 / 94 in Kraft treten soll, sehe zwar die Möglichkeit der Begrenzung der Aufnahmekapazität vor. Sie würde, falls erforderlich, vom Staatlichen Schulamt festgelegt. "Für das kommende Schuljahr kommt jedoch eine Beschränkung der Aufnahmekapazität noch nicht in Betracht", teilt Schulze mit und verweist auf ein entsprechendes Schreiben des Schulamtes an den Leiter der örtlichen Gesamtschule.

An den in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegenen Anmeldezahlen der Gesamtschule Friedberg liest der Schulelternbeirat im übrigen ab, daß "die Schule von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert wird und die Eltern mit der Beschulung ihrer Kinder zufrieden sind". Die Gesamtschule biete als einzige Schulform einen Haupt-, Real- und Gymnasialzweig unter einem Dach und vermeide damit, beispielsweise bei zu geringer Leistung, Schulwechsel. mk

Ortsbezirk 14 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die vier Fraktionen und ihre neun Mitglieder im Ortsbeirat 14 (Harheim):

SPD (3): Herbert Staude, Diplom- Landwirt, geb. 1930, Haintalstraße 21; Christel Schneider, Arzthelferin, geb. 1947, Am Auweg 3; Günther Seib, Studienrat, geb. 1951, Riedhalsstraße 15.

CDU (4): Bernd Kölling, Architekt, geb. 1938, Riedhalsstraße 23; Günther Quirin, Beamter, geb. 1951, Riedhalsstraße 29; Dr. Dagmar Wendler, Rechtsanwältin, geb. 1940, Am Römerbrunnen; Edwin Schmidt, Landwirt, geb. 1941, In der Rosengewann 4.

Grüne (1): Helmut Seuffert, Kaufmann, geb. 1955, Riedhalsstraße 19.

"Republikaner" (1): Klaus Müller, Landschaftsgärtner, geb. 1958, Philipp- Schnell-Straße 56. star

Billy Graham "live" aus Essen Der umstrittene Baptist predigt via Satellitenfernsehen

Der amerikanische Baptist Billy Graham, der sich auch schon mal gern "Maschinengewehr Gottes" nennen läßt, predigt in Frankfurt an fünf Abenden (17. bis 21. März, immer 20 bis 20.45 Uhr) und jeweils an fünf Orten gleichzeitig. Möglich macht das eine TV-Satellitenübertragung.

Pastor Graham (74) ist leibhaftig nur an einer Stelle präsent - auf einer Kanzel in der Essener Gruga-Halle. Von dort aus wird der live-Auftritt in tausend europäische Empfangshallen übertragen.

In Frankfurt stehen die Großbildschirme im Nordwestzentrum, in der Katharinenkirche (800 Sitzplätze), in den Räumen der Freien Christengemeinde in der Eckenheimer Landstraße, in der evangelischen Lukaskirche (Gartenstraße in Sachsenhausen) und im Christlichen Zentrum Riederwald, Salzschlirferstraße. Die Sitzgelegenheiten addieren sich pro Abend auf 2600 Plätze. Ein Rahmenprogramm mit Musik und Gesprächs-Beiträgen ist arrangiert.

Die Ansprachen des Geistlichen, der dem ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan den Satz von der Sowjetunion als der "Macht des Bösen" souffliert hat, werden in Frankfurt auch ins Deutsche und in zehn weitere Sprachen übersetzt - unter anderem Türkisch, Russisch, Kroatisch, Italienisch und Koreanisch.

Ausrichter der Veranstaltungen sind 30 Kirchengemeinden und -gemeinschaften aus der Stadt, die sich dem Evangelisationsprojekt "Pro Christ '93" angeschlossen haben. Das Projekt wird von 19 der 24 evangelischen Landeskirchen in Deutschland getragen und mit 1,7 Millionen Mark unterstützt. Dem bundesweiten Kuratorium gehören unter anderem Helmut Spengler, der Präsident der evangelischen Landeskirche von Hessen und Nassau (EKHN), EKD-Ratsvorsitzender Bischof Engelhardt und die Ministerpräsidenten Johannes Rau (Nordrhein-Westfalen) und Erwin Teufel (Baden-Württemberg) an.

Innerkirchlich ist die Subventionierung des Graham-Spektakels nicht unumstritten. In der EKHN-Synode gab es nur eine knappe Mehrheit zugunsten einer finanziellen Unterstützung. peh

Weltverbrauchertag Müllexport belastet Dritte Welt

Unsere rührigen Politiker werden es kaum merken: Der Internationale Verband der Verbraucherorganisationen feiert heute den Weltverbrauchertag unter dem Motto "Wirtschaftsethik multinationaler Konzerne". Aus diesem Anlaß wird kritisiert, daß noch immer in außereuropäischen Staaten Arzneimittel und Pestizide vertrieben werden, die in westlichen Ländern verboten sind oder von den Firmen vom Markt genommen wurden.

Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) befaßt sich mit der Abfallpolitik. Sie wendet sich gegen Exporte deutschen Mülls ins Ausland. Neben den dubiosen Schiebereien geht es ihr auch um den legalen Abfallhandel, der möglich ist, weil recyclingfähige gebrauchte Verpakkungen als Wirtschaftsgut deklariert werden. Laut AgV tauchten zuletzt in vielen Staaten Kunststoffabfälle mit dem Grünen Punkt auf, um dort einer neuen Nutzung zugeführt zu werden. Die Verbraucherschützer bezweifeln aber, ob ein Recycling in den jeweiligen Ländern "technisch möglich" sei. Daran ändert auch nichts, daß die Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD), die den Grünen Punkt verleiht, angibt, eine zu Kontrollzwecken gegründete TÜV-Arbeitsgemeinschaft werde alle ausländischen Verwertungsanlagen inspizieren.

Die AgV fragt nach dem Sinn der Müllexporte und pickt exemplarisch Indonesien als Empfängerland heraus. Die Bundesrepublik fördere dort mit Entwicklungshilfegeldern die Existenzgründung von Mini-Betrieben. Indonesische Kleinunternehmer, die "Müllmännchen" genannt würden, hätten die Aufgabe, "wertvolle Bestandteile" des inländischen Hausmülls zu sammeln und dem Recycling zuzuführen. In Indonesien gebe es "genug eigene" Plastikabfälle; vom Verkauf dieser würden die Müllmännchen den Lebensunterhalt bestreiten.

Der Haken der Geschichte: Aus Deutschland stammender Kunststoff- Abfall mit dem Grünen Punkt werde den indonesischen Verwertern "zum Nulltarif" angeboten - die Absatzchancen der Müllmännchen schrumpfen somit stark. "Unterstützenswerte Projekte" (AgV) seien daher "zum Scheitern verurteilt". Zum Weltverbrauchertag fordert die AgV deshalb den "Ausstieg aus exportorientierten Recyclingscheinlösungen", besonders wenn diese Kleinprojekte in Dritte- Welt-Staaten zunichte machten. has

Kleingärtner wählten ihre Bezirkssprecher

FRANKFURT A. M. Für weitere drei Jahre wählten die Delegierten aus zwölf von 18 Vereinen bei der Kleingärtner-Bezirksversammlung (Bezirk II) Manfred Falk zum Bezirkssprecher und Gerhard Faller zu dessen Stellvertreter. Gewählt wurden außerdem die Delegierten zu den Landesverbandstagen der Jahre 1993, 1994 und 1995. Gastgeber und Ausrichter der Versammlung war der Kleingärtnerverein der Kriegsopfer Bockenheim, mit dem Vorsitzenden Gerhard Burkhardt an der Spitze.

Für Fragen bei der Bezirksversammlung standen mit Sigrid Kurzidim und Bernd Wessel Vorstandsmitglieder der Stadtgruppe Frankfurt zur Verfügung. Die Formulierung von Anträgen an die Jahreshauptversammlung der Stadtgruppe (24. April, um 14.30 Uhr, Bürgerhaus Bornheim) erübrigte sich, da wesentliches beantwortet werden konnte. Unter anderem ging es um Einbrüche in Gartenlauben und um Versicherungsfragen.

Bezirkssprecher Falk erinnerte dabei an den Informationsabend am Dienstag, 23. März (18.30 Uhr), im Fachberater- Lehrsaal der Stadtgruppe (Feldscheidenstraße 2-4). Dort wird ein Versicherungsexperte auf Fragen antworten. dixi

Sängerkreis feiert Ehren-Nachmittag

FRANKFURT A. M. Erstmals in der Geschichte des Sängerkreises Frankfurt veranstaltet die Dachorganisation von 63 Vereinen in Frankfurt einen festlichen Ehren-Nachmittag - am Samstag, 20. März, 15.30 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28.

In gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen werden Sängerinnen und Sänger geehrt, die 25 Jahre und länger im Chor singen und ihren Vereinen die Treue gehalten haben. Ehren wird der Sängerkreisvorstand unter anderem einige Aktive, die schon über sechs Jahrzehnte in Chören mitsingen.

Das musikalische Programm bestreitet der Männerchor "Liederkranz 1878" Praunheim mit seinen "Happy Singers" unter Leitung von Wolfgang Wels. dixi

Kleine TSG-Judokas sind auf Erfolgskurs

NORDWESTSTADT. Weiter im Aufwärtstrend bewegt sich die Judo-Abteilung der Turn- und Sportgemeinde '98 Nordwest. 1992 waren die Judokas aus dem Norden der Stadt bei 24 Turnieren auf Punktejagd für den Verein. Erfolgstrainer Mark Sauerbrey setzte bei den Wettkämpfen insgesamt 103 seiner Schützlinge ein.

Am erfolgreichsten waren in der Rangfolge der Vereinsmeisterschaft '92 Maren Schubert (Gewichtsklasse bis 44 kg), Melissa Köppen (bis 28 kg) und Stephanie Köppen (bis 33 kg).

Gut angefangen hat die Saison '93 für die TSG mit neuerlichen Erfolgen beim Aulenberg-Turnier in Weiterstadt, beim Opel-Pokalturnier in Rüsselsheim sowie beim Geisha-Turnier in Pfungstadt. Stark zeigten sich insbesondere die weiblichen Judokas Carmen Eichhorn, Daniela Bangert, Nicole Jakobs, Stephanie Köppen und Petra Rödig. dixi

Einbahn-Regelung rückt näher Kilianstädten: Einzelhandel sieht sogar Verbündete bei SPD

SCHÖNECK. Nach wie vor beharrt die Interessengemeinschaft Kilianstädter Einzelhandel (IKE) um Joachim Wiebel und Manfred Jagodzinski auf ihrer Feststellung, die örtlichen Ladengeschäfte seien durch die verkehrliche Lage in der Frankfurter Straße existentiell bedroht. Bürgermeister Erwin Schmidts Ausführungen, daß die sieben Geschäftsaufgaben der zurückliegenden Monate andere Geschäftsaufgaben Erbsenzählerei Gründe gehabt hätten, weisen sie als Erbsenzählerei zurück.

Aufenthaltsqualität im Ortskern, Einzugsbereiche und verkehrliche Erreichbarkeit, intakte Versorgungsstrukturen und Anregungspotential für die Kundschaft - dieser ganze unerläßliche Faktorenmix, von dem der Einzelhandel lebt, fehle in Kilianstädten.

Nachdem das Land es nach Angaben des hessischen Straßenbauamt in Hanau nun abgelehnt hat, den Versuch mit einspurigem Straßenabschnitt und Wechselampel bei verbreiterten Gehsteigen zu finanzieren, will die die IKE nun verstärkt die Einbahnregelung für den ganzen Ortskern fordern.

Sie hat nach der Wahl nun bessere Karten in der Hand als je zuvor. CDU und Grüne, die schon länger für eine solche Regelung plädiert hatten, verfügen nun im Gemeindeparlament über die Mehrheit.

Auch von SPD-Politikern hatten die Einzelhändler(innen) bei der Suche um Verbündete nicht nur Ablehnendes gehört. Bundestags-Abgeordneter Bernd Reuter und der Fraktionsvorsitzende im Landtag, Lothar Klemm, hätten signalisiert, sie hätten mit einer Einbahnregelung zum Schutz der Fußgänger(innen) keine Probleme. Auch sei in den Gesprächen mit beiden deutlich geworden, eine Verzögerung des Umgehungsbaus sei wegen eines Einbahnsystems nicht zu fürchten.

Den Druck zugunsten eines Einbahnsystems will die IKE nun verstärken, wobei es sich als hilfreich erweise, Industrie- und Handelskammer sowie Einzelhandelsverband einzuspannen.

Die Bürgerinitiative "Frankfurter Straße: Sicher zu Fuß" ist der Auffassung, daß sich nach Ablehnung des Wechselampel-Versuchs in der Ortsdurchfahrt nun auch die SPD für eine Einbahnregelung entscheiden müßte.

Bei einer Demonstration, die die örtliche SPD für die Malaise verantwortlich 33-Zentimeter-Gehsteige unzureichend machte, hat sie dieser Tage ihre Forderungen ein weiteres Mal öffentlich vorgetragen.

Die teilweise 33 Zentimeter schmalen Gehsteige wären der Initiative zufolge selbst nach dem Bau einer Umgehung noch unzureichend; der örtliche "Ziel- und Quellverkehr" sei schließlich auch dann noch erheblich. Der BI zufolge hätte auch der Versuch mit der Wechselampel nur zu einer Belästigung der Bevölkerung durch Stau und Gestank geführt. Ul

Morgen ins Konzert: Messiaen und Maderna

Ein Programm, das genau ausgeklügelt ist, mit kulinarischem Anfang und Ende, wobei kulinarisch absolut nicht negativ zu verstehen ist. Denn wer würde Maurice Ravels "Valses nobles et sentimentales" (sie stehen zu Beginn des Abends) als trivial mißachten, und genauso verhält es sich mit Berlioz' "Romeo et Juliette"-Suite, die ebenso schön wie ergreifend ist. Beides sind im Gefühl angesiedelte, aber hochästhetische Kompositionen, die durchaus nicht unintellektuell sind.

Aber die Kernstücke des Konzerts, das am morgigen Sonntag um 19 Uhr im Großen Saal der Alten Oper von der Jungen Deutschen Philharmonie unter Dirigent Lothar Zagrosek bestritten wird, sind Olivier Messiaens Konzert "Et expecto resurrectionem mortuorum" und Bruno Madernas "Grande Aulodia".

André Malraux, der damals französischer Kultusminister war, hat die Komposition als "instrumentales Requiem" für die Gefallenen der beiden Weltkriege in Auftrag gegeben, und (der im vergangenen Jahr gestorbene) Olivier Messiaen hat diese Aufgabe mit all seinen unverwechselbaren, vielfarbigen instrumentalen und orchestralen Mitteln erfüllt.

Auch Messiaens Werk strahlt "sinnliche" Reize aus - allein sie sind von anderer Natur als die von Ravel und Berlioz. Spröder fast ist Madernas, des viel zu früh Verstorbenen, "Grande Aulodia", ein Doppelkonzert für Flöte und Oboe, in dem die "absolute Melodie", Wunschtraum und Sehnsucht des Komponisten, die geistige Triebkraft ist. wp

Kleine FR

Handtaschenraub in Kisseleffstraße BAD HOMBURG. Ein unbekannter Radfahrer entriß am Samstag abend gegen 20 Uhr einer Frau in der Kisseleffstraße die über die Schulter gehängte Handtasche. Die Beute: 50 Mark. Der Täter hatte ein metallic-dunkelrotes Mountainbike, trug Jeans und Jeansjacke sowie eine schwarze Baseballmütze. Hinweise an die Kripo, Tel. 0 61 72 / 12 00. Einbruch in Gemeindezentrum SCHMITTEN. Einen Videorecorder und Bargeld stahlen Unbekannte in der Nacht zum Samstag aus dem evangelische Gemeindezentrum in Arnoldshain. Kind lief in ein Auto USINGEN. Ein dreijähriges Kind riß sich am Sonntag im Schlagweg von der Hand der Mutter los und lief auf die Fahrbahn, wo es gegen ein Fahrzeug stieß. Beim Sturz brach es ein Bein. Kinder-Krimistunde BAD HOMBURG. Acht- bis Zwölfjährige lädt die Stadtbibliothek zu einer Krimistunde für Privatdetektive ein. Am Montag, 15. März, ist in der Kinderbücherei (Dorotheenstraße 22) um 15 Uhr Treffpunkt. Es gibt Krimis zum Mitraten und ein Quiz. Floridas Süden BAD HOMBURG. In Videogroßprojektion ist am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr im Stadthaus-Forum "Südliches Florida" zu sehen. Zu sehen sind Miami, die Keys, Nationalparks, Gebäude, Tiere und besondere Menschen. Neues bei der VHS BAD HOMBURG. Um Empfängnisverhütung geht es bei einer Veranstaltung für Paare und solche, die es werden wollen, am Dienstag, 16. März, ab 20 Uhr in der Volkshochschule. - Frauen können sich an zwei Abenden (Dienstag, 23. und 30. März) über die sogenannten Wechseljahre informieren. Beginn ist um 19.30 Uhr. Anmeldungen per Tel. 2 30 06. Vorbereitung auf Fischereiprüfung BAD HOMBURG. Einen Kurs zur Vorbereitung auf die Fischereiprüfung bietet der Frankfurter Fischereiverein vom 16. März bis 3. April in der Albin-Göring-Halle in Ober-Eschbach an. Informationen beim der 1. Vorsitzenden Günter Vogler in Bad Homburg (Tel. 4 26 45). "Jeux Dramatiques" BAD HOMBURG. Ohne Leistungsdruck, aber mit viel Spaß soll ein Wochenendkurs sein, der unter dem Titel "Ausdrucksspiel aus dem Erleben (Jeux Dramatiques)" am Samstag/Sonntag, 27./28. März, bei der Volkshochschule stattfindet. Anmeldungen sind noch bis zum 17. März unter Tel. 23006 möglich. Dias aus Nepal BAD HOMBURG. "Nepal und seine Religionen" - über dieses Thema berichtet bei der Ackermann-Gemeinde Ria Tausch in Wort und Bild. Der Vortrag beginnt am Mittwoch, 17. März, um 18.30 Uhr im Pfarrheim St. Marien, Dorotheenstraße 19.

Ortsbezirk 15 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 18 Mitglieder des Ortsbeirats 15 (Nieder-Eschbach):

SPD (5): Martin Bücher, Elektriker, geboren 1955, Heinrich-Berbalk-Straße 52 a; Marita Kreh, Studentin, geb. 1950, Albert-Schweitzer-Straße 33; Bernd Steinmann, Gewerkschaftssekretär, geboren 1953, Altvaterstraße 1 a; Werner Müller, Rentner, geboren 1928, Am Hollerbusch 25; Herbert Gart, Maschinenschlosser, geb. 1940, Dahlienstraße 6.

CDU (10): Uwe Becker, Auszubildender, geb. 1969, Deuil-la-Barre-Straße 55; Walter Beck, Kraftfahrzeug-Mechaniker, geb. 1931, Gustav-Mahler- Straße 3; Ingeborg Iwanowsky, Hausfrau, geb. 1934, Albert-Schweitzer- Straße 62; Gerhard Heinrich, kaufmännischer Angestellter, geb. 1931, Homburger Landstraße 767; Hermann Clemm, Beamter, geb. 1936, Narzissenstraße 19; Gertrud Zimmermann, Hausfrau, geb. 1926, Oberer Kirchwiesenweg 5; Adolf Heinzmann, Fleischermeister, geb. 1937, Deuil-la-Barre-Straße 116; Michael Stauder, Diplom-Verwaltungswirt, geb. 1963, Urseler Weg 7; Wilhelm Rudolph, Diplom-Ingenieur, geb. 1928, Heinrich- Berbalk-Straße 49; Hans Christoph Dehe, Assessor jur., geboren 1962, An der Bornhohl 27.

Grüne (2): Christa Griebenow, Diplom-Betriebswirtin, geb. 1951, Dahlienstraße 35; Michael Paul, Diplom- Ingenieur, geb. 1952, Oberer Kirchwiesenweg 3 a.

"Republikaner" (2): Horst Klasen, Kaufmann, geboren 1935, Am Lehenweg 10. Platz zwei ist unbesetzt. star

Renault gibt beim Gewinn kräftig Gas

wef PARIS. Der französische Autohersteller Renault hat im vergangenen Jahr einen Riesengewinn eingefahren. Trotz der Flaute auf einigen Absatzmärkten konnte der Staatskonzern seinen Umsatz um gut acht Prozent auf 179,4 Milliarden Franc (umgerechnet rund 52,8 Milliarden Mark) steigern und beim Profit sogar einen Sprung um 84 Prozent auf fast 5,7 Milliarden Franc oder etwa 1,7 Milliarden Mark hinlegen. Renault-Präsident Louis Schweitzer bezeichnet das erreichte Ergebnis, immerhin das höchste seit zehn Jahren, als "außergewöhnlich".

Und in der Tat: Die Leistung von Renault ist bemerkenswert, weil der Konzern in seiner Bilanz auch Verluste wegstecken mußte. Denn die Nutzfahrzeug- Tochter RVI brockte ein Defizit von über 1,6 Milliarden Franc ein. Zudem schlugen fast 1,4 Milliarden Franc als Minus bei Renault zu Buche, die von der Beteiligungsgesellschaft Volvo in Schweden herrühren.

Renault-Chef Schweitzer will trotz des hohen Fehlbetrages von Volvo die Bande zu dem schwedischen Partner nicht lokkern. Im Gegenteil: Es sei sogar geplant, das Bündnis zu verstärken.

Pessimistisch äußert sich der Manager zum weiteren Geschäft in der Autoindustrie. Seinen Worten zufolge drohe das Jahr 1993 "scheußlich" zu werden. Um sich die "Zukunft nicht zu verbauen", will Renault aber an hohen Investitionen festhalten.VHS-Infos über den Rechtsradikalismus

RAUNHEIM. "Rechtsradikalismus - Ursachen und die Folgen" ist Thema bei der Volkshochschule am Montag, 22. März, 19 Uhr, im Stadtzentrum. Referent ist Professor Benno Hafeneger von der Fachhochschule Fulda. Er hat dazu zahlreiche Schriften veröffentlicht. cas

Senioren reisen nach Ehrwald in Tirol

GROSSKROTZENBURG. Für den Ausflug nach Ehrwald in Tirol werden noch Großkrotzenburger Senioren gesucht, die mitfahren möchten. Die Fahrt der Gemeinde dauert vom 3. bis 8. Juni. Untergebracht werden die Großkrotzenburger im Hotel "Grüner Baum" an der Sonnenseite der Zugspitze, kündigt die Kommune an. Der Fahrpreis kostet 478 Mark inklusive Halbpension. Geplant sind Ausflüge in die Region. Anmeldungen nimmt Frau Fischer, Zimmer 10, im Großkrotzenburger Rathaus entgegen. alu

Sand wird ausgetauscht, und Zuschüsse fließen

KELSTERBACH. Für rund 80 000 Mark läßt der Magistrat den Spielsand auf kommunalen Kinderspielplätzen austauschen und die Plätze reinigen.

Weitere Entscheidungen des Magistrats: Mit rund 35 000 Mark greift die Stadt der evangelischen St. Martinsgemeinde bei der Erneuerung des Kesselhauses im Kindergarten unter die Arme.

Das Volksbildungswerk erhält rund 1500 Mark zur Restaurierung und Konservierung alter Arbeitsgeräte für das Heimatmuseum. Es handelt sich unter anderem um zwei Pressen, einen Drehschemel, fünf Hobel und 23 Daubenmaße.

Über Zuschüsse aus der Stadtkasse dürfen sich freuen: die Integrierte Gesamtschule für einen Skikurs in Rauris/ Österreich 3500 Mark; der BSC für die Anschaffung von Bällen für die Jugendabteilung 1331 Mark; der 1. FC Viktoria 07 für die Teilnahme an Jugendhallenturnieren in Basel 1660 Mark; der Gesangverein Einigkeit für die Anschaffung eines Notenschrankes 3342 Mark; die Behindertensportgemeinschaft für Anschaffung von 30 Gymnastikmatten rund 1000 Mark; der Film- und Videoclub zum Kauf zweier Video-Recorder 3023 Mark. cas

Behinderungen und ihre Ursachen aufgelistet

KELKHEIM. Auf der Straße oder beim Einkaufen fallen sie kaum auf, dennoch wohnen allein in der Möbelstadt genau 2480 Menschen, die mit einer Behinderung leben müssen. Stadtrat Robert Rittendorf, gleichzeitig Vorsitzender des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, hatte sich einmal die Mühe gemacht, eine Liste mit Arten und Schweregrad der verschiedenen Behinderungen und ihren Ursachen zusammenzustellen. Inzwischen hat er sie dem Magistrat der Stadt vorgelegt.

Doch nicht nur die Stadtverwaltung kann die Aufstellung als Grundlage für die Arbeit des Sozialamtes nutzen - auch interessierte Bürger können sie sich im Rathaus, Zimmer 312, besorgen.

Krankheit, so fand Stadtrat Rittendorf heraus, ist die häufigste Ursache für späteres Leiden - bei genau 1871 Kelkheimern. 34 wurden durch einen Arbeitsunfall behindert, die verbleibenden 93 kamen bereits mit der Behinderung zur Welt. Die Gliederung nach Altersgruppen zeigt, daß die 60- bis 69jährigen am stärksten betroffen sind: 744 Senioren leben mit einer Behinderung. ana

Sperrmüll wird erst dem Museum angedreht

In der vergangenen Woche hatte der Heidelberger Gemeinderat einen Auftrag zu vergeben, den sich der eine oder andere um den Stadtsäckel besorgte Kommunalpolitiker sicher gern erspart hätte. Es ging um die längst überfällige Demontage des Heizungskessels im alten Bergheimer Hallenbad - und voraussichtliche Kosten von immerhin rund 140 000 Mark. Steht, mag sich da die FDP-Stadträtin Helga Bräutigam gedacht habe, das Bad nicht unter Denkmalschutz? Ist der Kessel - Baujahr 1906 - nicht geradezu antik? Und so fragte sie, ob man das gute Stück nicht besser dem Landesmuseum für Technik in Mannheim anbieten sollte. Doch sie wurde enttäuscht. Man habe sich, erklärte der zuständige Mann vom Bauamt, dort bereits erkundigt. Doch die Museumsleute hätten "abgewinkt".

Abwinken müssen die Mannheimer Konservatoren bei vielen mehr oder auch weniger gut gemeinten Angeboten regelmäßig; denn seit das neue Landesmuseum vor einigen Jahren seine Tore öffnete, sehen immer mehr Leute in ihrer alten Wäscheschleuder oder ihrem ausgemusterten Mähdrescher gern ein Kulturdenkmal erster Güte. Zumal wenn der Sperrmülltermin naht und die schwere alte Waschmaschine aus dem Keller hochgeschleppt werden müßte, erzählt der für die Alltagskultur zuständige Museumsfachmann Wolfgang Gromer, "da denkt man gern an uns, damit man die Maschine nicht selbst auf die Straße stellen muß."

Auch wenn in einer Schreinerei, einer mechanischen Werkstatt oder einer Fabrik die alten Transmissions- und Antriebsanlagen abgebaut werden, um neuen Maschinen Platz zu machen, kommt nicht wenigen Besitzern das Mannheimer Museum in den Sinn. Etwa fünf bis zehn Angebote zählt man pro Monat auf diesem Gebiet. "Die Anlagen sind für Jahrhunderte gebaut, da gehen auch die Schrotthändler ungern ran", sagt Sammlungsleiter Thomas Herzig. Häufig offeriert man ihm auch PCB- haltige Transformatoren, gewerbliche Kühlanlagen mit dubiosen Kühlmitteln und elektrische Schalter oder Dampfgleichrichter mit Quecksilber. "Da versucht man gern die Entsorgung via Museum." Regelrecht überfüttert worden sei man am Beginn der FCKW-Diskussion mit Kühlschränken aller Art. "Seitdem die Kreise und Kommunen diese Geräte einsammeln, ist es wieder besser geworden."

JOHANNA EBERHARDT (Heidelberg)

Ortsbezirk 16 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 19 Mitglieder des Ortsbeirats 16 (Bergen-Enkheim):

SPD (7): Herbert Loos, Lehrer, geboren 1941, Laurentiustraße 6 e; Gisela Heinrich, Fraktionsassistentin, geb. 1939, Leuchte 70; Gerhard Weinrich, Geschäftsführer, geb. 1948, Kirchgasse 9; Margot Schmidt, Klubleiterin, geb. 1935, Bornweidstraße 20; Josef Geis, Lehrer, geb. 1939, Erich-Kästner-Straße 15; Elke Gensler, Buchhändlerin, geboren 1949, Am Villaberg 8; Inge Schulmeyer, Erzieherin, geb. 1944, Laurentiusstraße 1.

CDU (8): Gerd Riechemeier, Industriekaufmann, geb. 1936, Ostpreußenstraße 7 b; Dieter Mönch, Organisator, geb. 1938, Riedstraße 89; Norbert Meyer, Diplom-Ingenieur, geb. 1955, Leuchte 31; Karin Müller-Kinet, Krankenschwester, geb. 1943, Neuer Weg 43; Reinhard Müller, Postbeamter, geb. 1944, Nordring 30; Georg Wieder, Postbeamter, geb. 1933, Nordring 36; Markus Graff, Student, geboren 1966, Triebstraße 74; Rüdiger Konrad, Geschäftsführer, geb. 1947, Voltenseestraße 30.

Grüne (3): Ulrike Gieseking, Diplom-Bibliothekarin, geb. 1942, Leuchte 53; Thomas Hellmeck, Industriefachwirt, geb. 1953, Röhrborngasse 44; Cornelia Wilhelm, Diplom-Psychologin, geb. 1962, Schießgraben 12.

FDP (1): Albert Kuhl, Kaufm. Angestellter, geb. 1935, Gangstraße 26. star

Die Pinguine müssen offenbar selbst vor Gericht gehen

Eine Joint-venture, zu der sich die argentinische Staatsfirma Yacimientos Petroliferos Fiscales (YPF) und Sipetrol, eine private Gesellschaft aus Chile, zusammengeschlossen haben, wollte 1992 an der Küste Südpatagoniens Installationen zur Nutzung der dortigen Öl- und Gasvorkommen errichten. Doch dieses Vorhaben wirkte auf Naturschützer wie ein rotes Tuch: Die Anlage sollte am Cabo Virgenes gebaut werden - haargenau dort, wo sich eine der größten Brutstätten von Pinguinen in ganz Amerika befindet.

Cecilia Pardo, eine Staatsangestellte mit Wohnsitz in Buenos Aires und mit Sympathien für den Umweltschutz, wollte die gefiederten Freunde in der Provinz Santa Cruz auf gerichtlichem Weg vor dem bitteren Ende bewahren. Nach ein paar Monaten hat die zuständige Richterin Liliana Heiland jetzt ihr Urteil gefällt. Weder Frau Pardo noch sonst irgendwer, so lautete die Begründung, könne die Unternehmerinitiative aufgrund "diffuser Interessen" lähmen, wenn ihre eigenen Interessen dabei nicht berührt werden.

Unter Berufung auf "diffuse" (das heißt hier gemeinnützige) Interessen haben argentinische Naturschützer in letzter Zeit wiederholt Gerichtsprozesse zu ihren Gunsten entscheiden können. So wurde zum Beispiel die Einfuhr eines hochgiftigen, anderswo längst aus dem Handel gezogenen Pflanzengifts verboten, das Abschlachten von Pinguinen durch japanische Firmen wie auch den Handel einer seltenen Art von Delphinen verhindert.

Vor allem die chilenischen Partner der Joint-venture haben es beim Bau der Ölraffinerie eilig. Ein Vertreter des Managements sagte der argentinischen Tageszeitung Clarin, warum die Zeit drängt: "Bis 1995 haben wir allein Anspruch auf das gesamte Erdöl und Erdgas, das gefördert wird. Danach müssen wir alle Einkünfte mit YPF teilen."

In der Bevölkerung Patagoniens hat das Urteil der Richterin Protest ausgelöst. Man ist sich bewußt, daß es einer weltweiten Tendenz in der Rechtssprechung zuwiderläuft. Freilich: Die Ökologie steckt diesseits und jenseits der Anden noch immer in den Kinderschuhen. Nach und nach hat man an der Atlantikküste Patagoniens in den letzten Jahren Hunderte, sogar Tausende von ölverschmierten Pinguinen gefunden. Kein einziges Mal wurden die Urheber der Gewässerverschmutzung gefaßt, geschweige denn gerichtlich verfolgt und bestraft.

"Wenn die Brutstätte der Pinguine jetzt von den Erdölunternehmern niedergewalzt wird, soll ich mich offenbar nicht betroffen fühlen, weil ich selber nicht am Cabo Virgenes wohne", empörte sich Cecilia Pardo in der Lokalpresse. "Um den natürlichen Reichtum Argentiniens zu verteidigen, scheint die argentinische Staatsbürgerschaft nicht zu genügen. Muß ich denn, um mir Gehör zu verschaffen, selber Pinguin sein?" Namhafte Juristen wollen indes den Fall weiterziehen und haben gegen das Urteil von Richterin Heiland vor einem Bundesverwaltungsgericht appelliert.

ROMEO REY (Rio de Janeiro)

Margot Reuther und ihre Familie leben zu fünft auf 64 Quadratmetern Wohnfläche Die Bleibe platzt aus den Nähten

Von Jutta Rippegather LANGENSELBOLD. Im September sollen 22 Familien in die neuen Sozialwohnungen in der Ringstraße einziehen. In der Birkenstraße entstehen derzeit 18 weitere Bleiben. Angesichts der rund 320 Bewerber ist dies jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dennoch hoffen Margot Reuther und ihre Tochter Marina Dreszler, endlich aus ihrer Wohnung in der Wassergasse 21 ausziehen zu können. Zu fünft wohnen sie auf 64 Quadratmetern, die Enge ist bedrückend. Zu allem Überfluß ist auch noch der Balkon baufällig, die Badezimmerwände schimmeln.

Sicherlich - auch Margot Reuther trägt dafür einen Teil der Verantwortung. Wenn jemand anderes in Not gerät, scheint die 62jährige nicht "nein" sagen zu können. Vor zwölf Jahren war sie mit Mann und Tochter in die umgebaute ehemalige Mühle eingezogen. Vater Reuther starb vor sieben Jahren an Krebs. Als Marina drei Jahren später schwanger wurde und die junge Familie keine Wohnung fand, nahm Margot Reuther auch den Schwiegersohn auf. Später dann noch Herrn Krebs, ihren Bekannten. "Seine Töchter haben ihn rausgeschmissen und ich konnte ihn doch nicht auf der Straße sitzen lassen", sagt die 62jährige. Außerdem steuere "Herr Krebs" eine gewisse Summe zum Essensgeld bei. Der Schwiegersohn zahle Strom- und Telefonrechnung. Das Geld könnte Margot Reuther alleine nicht aufbringen. Allein ihre Miete beträgt 800 Mark warm, die monatliche Rente macht hingegen gerade mal 856 Mark aus. Dennoch hat die alte Dame keinen Anspruch auf Sozialhilfe oder Wohngeld, weil sie nicht alleine wohnt.

Dabei hätte die Langenselbolderin liebend gerne wieder ihr eigenes Reich zurück. Die Bleibe platzt aus allen Nähten. Die dreiköpfige junge Familie schläft im ehemaligen Wohnzimmer. Im winzigen ehemaligen Kinderzimmer stehen jetzt Fernseher, der große Wohnzimmerschrank und die Couch. Für einen Sessel reicht der Platz nicht mehr aus. Auch im Schlafzimmer von Margot Reuther kann man sich kaum noch umdrehen. Für den Schimmel im Bad sind laut Gesundheitsamt die feuchten Außenwände verantwortlich, sagt Margot Reuther: "Der Vermieter hat seit Jahren nichts mehr gemacht." Nun will der Hauseigentümer die aus der Not geborene Wohngemeinschaft vor die Türe setzen. Bis zum 28. Februar nächsten Jahres soll sie die Wohnung räumen, schreibt er an Margot Reuther. Sie benutze die Wohnung "in vertragswidriger Weise, so daß eine soziale Abwertung des Anwesens dadurch eingetreten ist und die Bausubstanz nachhaltig beeinträchtig wird". Familie Drezler soll sogar schon im Mai ausziehen. Wohin?

Vielleicht in die Ringstraße, wo die Hanauer Baugesellschaft derzeit 22 Sozialwohnungen errichtet, hofft Marina Dreszler. Oder wenigstens in die Birkenstraße, wo unlängst der erste Spatenstich für 18 solcher günstigen Bleiben erfolgte. Gemeinsam mit 320 weiteren Interessenten steht sie auf der Liste der Bewerber. Manche von ihnen warten schon bis zu fünf Jahre, sagt der Leiter des Liegenschaftsamts, Walter Fromm. Weil Marina Dreszler schon vor einigen Jahren angefragt habe, bestünde für sie durchaus eine Hoffnung. Zumal die Stadt "in erster Linie Familien mit kleinen Kindern" den Vorzug geben wolle. Margot Reuther dagegen, die am liebsten im selben Haus wie ihre Tochter leben würde, habe wenig Chancen. Sie müsse wohl warten, bis ein Zimmer in den gemeindeeigenen Häusern frei wird.

Sollte dies bis zum angedrohten Räumungstermin nicht der Fall sein und die Dreszlers bis zum Mai keine neue Bleibe finden, wird die Wohngemeinschaft im Wasserweg nicht auf die Straße gesetzt. Verfügt die Stadt, wie es derzeit aussieht, über keinen geeigneten Ersatz, "dann wird die Familie wieder in die jetzige Wohnung eingewiesen", informiert Sozialamtsleiter Horst Jung-Giehne. Die Obdachlosenunterkünfte in Langenselbold seien derzeit überfüllt.

In solche Objekte will Margot Reuther auch nicht einziehen. Nachdem sie sich schon seit sechs Jahren um eine neue Bleibe bewerbe, sei sie jetzt wohl endlich an der Reihe, glaubt sie. Die Stadt, meint die gebürtige Langenselbolderin, solle sich endlich um ihre Bürger kümmern. Weil dies nicht der Fall sei, die Politiker sich nicht um eine Verbesserung der Lage bemühen, habe ihre Familie geschlossen die Kommunalwahl am 7. März boykottiert. "Heute kriegt keiner unsere Stimme. Weil uns keiner hilft."

&blt; Spielplanänderungen im Schauspiel

Wegen Erkrankung des Schauspielers Peter Lerchbaumer entfallen im Schauspiel Frankfurt die Vorstellungen: "Tarelkins Tod" am 17. März und "Goldberg-Variationen" am 26. und 27. März (Kammerspiel). Am 26. März ist im Kammerspiel statt dessen "Die Präsidentinnen" zu sehen, am 27. (um 19.30 Uhr) "Karlos". &blt; Kindertheater-Stammtisch Das Kommunale Kinder- und Jugendtheater Frankfurt bietet am heutigen Montag seinen dritten Stammtisch an zum Thema "Kinder im Theater". 20 Uhr, Am Tiergarten 12. &blt; Irish Folk in der Alten Oper Drei irische Gruppen gastieren am heutigen Montag zum "4th St. Patrick's Day Celebration Festival" in der Alten Oper Frankfurt: "Deiseal", das a-cappella- Ensemble "Fallen Angels" und Bachelors Walk". Beginn 20 Uhr, Mozartsaal. &blt; Lesung Hazel Rosenstrauch Im Buchladen und Café Ypsilon (Berger Straße 18 in Frankfurt) liest am heutigen Montag Hazel Rosenstrauch, Wien, aus "Beim Sichten der Erbschaft". Beginn 20.30 Uhr, ein Gespräch schließt sich an. &blt; Über rechtsradikale Gewalt "Rechtsradikale Gewalt - ein Versäumnis der '68er?" ist das Thema einer Diskussion am heutigen Montag um 20 Uhr im KaEins (Lehrerkooperative) im Ökohaus (Kasseler Straße 1a in Frankfurt). Dabei sind Nora Räthzel, Institut für Migration- und Rassismusforschung, Fan-Soziologe Dieter Bott und Konrad Schacht, Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Eintritt frei. &blt; "Angst vor dem Fremden" Die Stadtteilbücherei Enkheim zeigt vom heutigen Montag bis zum 2. April eine Buchausstellung zum Thema "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland". &blt; Kabarett und Theater Der Kabarettist Hans Werner Olm gastiert mit seinem neuen Programm "Ein Irrer ist menschlich" im Mainzer Forum-Theater "unterhaus": vom 15. bis 20. März. 20.30 Uhr. Vom 16. bis 20. tritt im "unterhaus im unterhaus" Francesca de Martin mit "3 Erzählungen von Dario Fo", einem "theatralischen Überfall" auf. Beginn jeweils 20.30 Uhr. Karten unter der Nummer 06 131 / 23 21 21. &blt; Herta Müller liest In der Frankfurter Karl-Marx-Buchhandlung (Jordanstraße 11) liest am Dienstag, 16. März, Herta Müller aus "Der Fuchs war damals schon ein Jäger". Beginn 20 Uhr. &blt; Jeder darf mal lesen In der Frankfurter Romanfabrik, Uhlandstraße 21, darf am Dienstag, 16. März, ab 20.30 Uhr, jeder / jede mal aus seinen / ihren unveröffentlichten Texten lesen. Ohne Anmeldung, Reihenfolge nach Einschreiben in die Leseliste am Abend selbst. &blt; Christa Näher bei Grässlin Die Frankfurter Galerie Bärbel Grässlin zeigt bis zum 19. April Werke von Christa Näher. Bleichstraße 48. &blt; "Winterblätter" von Nils-Udo Die Galerie Helmut Pabst in Frankfurt, Saalgasse 26, stellt bis zum 30. April unter dem Titel "Winterblätter" Fotografien und Tuschearbeiten von Nils-Udo aus. Geöffnet ist die Galerie Dienstag und Mittwoch von 17 bis 20 Uhr, Donnerstag und Freitag von 15 bis 20 Uhr, Samstag von 11 bis 15 Uhr. &blt; Trio Kunterbunt für Kinder Das Neue Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46a) bietet in seinem Kinderprogramm am morgigen Dienstag um 10 und 15 Uhr das "Trio Kunterbunt" mit Kinderliedern an. &blt; Rolf Hochhuth liest Der Dramatiker Rolf Hochhuth liest am Dienstag, 16. März, um 19.30 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei (Zeil 17-23) aus seinem neuen Buch "Wessis in Weimar. Szenen aus einem besetzten Land". Die Uraufführung dieses Theaterstücks kürzlich in Berlin war äußerst umstritten. Der Lesung schließt sich eine Diskussion mit dem Autor an. Kartenvorverkauf im Bertelsmann Club Center (Bleidenstraße 6), Auskünfte unter 212-34 522.

Mieter weichen Hotelgästen

Das Wohnhaus Robert-Mayer-Straße 44 wird gegen den Widerstand des Ortsbeirates 2, aber mit Zustimmung des rot-grünen Magistrats in ein hotelähnliches "boarding-house" umgewandelt. Das bestätigte jetzt der Leiter des Amtes für Wohnungswesen, Klaus Miehrig.

Miehrig sagte, der Besitzer des Hauses habe angeboten, anstelle der heutigen vier Wohnungen mit 260 Quadratmeter Fläche in der Robert-Mayer-Straße an anderer Stelle ein Haus mit 310 Quadratmeter Wohnfläche zu bauen. Der Eigentümer garantiert laut Miehrig "für die Dauer von zwölf Jahren Sozialmieten".

Der Ortsbeirat 2 freilich fürchtete um das Wohnen überhaupt in der Nähe der Messe und wollte unbedingt der weiteren Ausbreitung immer neuer Hotels in dieser Gegend entgegenwirken - so der Beschluß des Stadtteilparlaments vom 7. September 1992. Die Umwandlung von Wohnhäusern in Hotels greife in Bockenheim um sich. Dazu der Amtsleiter: "Eine Hotelflut ist nicht zu verhindern!" Miehrig räumte ein, daß ein "boarding-house" für die Übernachtung von Hotelgästen Verdienstmöglichkeiten einräume, die wesentlich über den jetzigen vier Wohnungsmieten lägen. Der Besitzer möchte das Haus in nächster Zeit sanieren und modernisieren.

In einem offiziellen Bericht erklärte der Magistrat, daß in dem Mischgebiet laut Bebauungsplan aus dem Jahre 1966 auch nichtstörende Gewerbebetriebe und Beherbergungs-Unternehmen zulässig seien. Das "boarding-house" sehe man deshalb als "genehmigungsfähig" an, die Erlaubnis werde bald erteilt. Alle beteiligten Ämter hätten keine Bedenken geäußert. Der Bauantrag war schon Anfang 1992 im Rathaus eingereicht worden.

Wie Amtsleiter Miehrig sagte, ist der Ersatzwohnraum für das Haus Robert- Mayer-Straße 44 bereits "vertraglich abgesichert". jg

Es muß nicht immer Heidelberg sein Ostdeutschland wirbt mit Natur und Kultur

Mecklenburg-Vorpommern hat es geschafft: Als einziges ostdeutsches Bundesland konnte es sich im vergangenen Jahr einen Platz unter den ersten zehn Lieblingszielen der Deutschen erobern. Das kann man der Reiseanalyse des Studienkreises für Tourismus in Starnberg entnehmen, die alljährlich auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin Auskunft gibt über das Urlaubsverhalten der Bundesbürger.

Was dem Ostsee-Anrainer gelungen ist, davon träumt man - offensichtlich in Ermangelung anderer plausibler Zukunftsvisionen - derzeit von Rügen bis zum Erzgebirge, vom Harz bis an die Oder: Tourismus als neue belebende Wirtschaftskraft. Die Übernachtungskapazität ist immerhin von 55 000 auf 210 000 Betten gestiegen, 1600 Betriebe sind privatisiert worden.

Auch das Marketing haben die ostdeutschen Urlaubsmacher schnell gelernt. Während sich die Ferienziele in Ostdeutschland noch vor zwei Jahren auf der Tourismusmesse recht dürftig präsentierten, ist das Angebot für dieses Jahr beinahe schon unüberschaubar geworden: Prächtige Vierfarb-Prospekte zeigen die ja nun unbestrittenen Schönheiten des Landes und die zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten. Umfangreiche Gastgeberverzeichnisse lassen vermuten, daß die Urlauber tatsächlich nicht mehr mit Campingplätzen und Privatunterkünften Vorlieb nehmen müssen. Auch auf den Wunsch nach sportlicher Beschäftigung in den Ferien wird mit zahlreichen Angeboten eingegangen: Kanutouren auf der Mecklenburgischen Seenplatte, Radwandern in Sachsen, Wandern in Brandenburg. Und das Schlagwort vom sanften Tourismus hat sich allenthalben eingeschlichen. Öko-Veranstalter bieten Entdeckungsreisen durch Nationalparks und Vogelbeobachtungen am Müritzsee.

Sachsen-Anhalt präsentiert mit der "Straße der Romanik" nach Thüringen nun die zweite Touristik-Route im deutschen Osten. Sie soll am 7. Mai ihrer Bestimmung übergeben werden. Eine Nord- und eine Südroute verbinden 72 Denkmäler aus der Zeit vor tausend Jahren zwischen Salzwedel und Naumburg, Osterwieck, Genthin und Magdeburg. Das Projekt besitze für die Pflege des kulturhistorischen Erbes im Land und weit darüber hinaus große Bedeutung verkündete der Wirtschaftsminister des Landes, Horst Rehberger, und rechtfertigte damit zugleich die bisherige Ausgabe von 23 Millionen Mark für Bauarbeiten an den Denkmälern und den Ausbau der Beherbergungskapazität. Nach eher unrealistischen Schätzungen werden in diesem Jahr mehr als zehn Millionen Touristen aus dem Westen in den neuen Ländern Urlaub machen, und die Zahl soll sich kontinuierlich steigern. Schließlich sei der Reichtum an Naturschönheiten und Kulturgütern noch viel zu wenig bekannt. Nicht einmal Weimar gehöre bisher zum Pflichtprogramm amerikanischer oder japanischer Besuchergruppen, beklagt Jürgen Finkbeiner, Tourismusmanager in Thüringen. Wichtig sei, daß schnell ein Informationssystem aufgebaut werde. So ist jetzt, wie zu erfahren war, in Sachsen ein Reservierungssystem installiert worden, in dem das Bettenangebot vom Luxushotel bis zum Bauernhof für potentielle Kunden sofort abrufbar ist. Damit kann Mecklenburg-Vorpommern nicht dienen. "Gegenwärtig rechnen wir damit, daß erst bis 1995 die Mehrzahl der Gemeinden über ein einheitliches Buchungssystem verfügt", klagt Horst Klueber, Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbandes. Wenn die Rechnung mit dem Tourismus aufgehen soll, müssen in Zukunft Angebot und Leistung übereinstimmen. Immer noch klagen nicht wenige Urlauber über schlechte Gastronomie, teilweise zu hohe Preise und unfreundlichen Service. Aber zumindest die Touristiker in Mecklenburg-Vorpommern sind optimistisch. Horst Klueber: "Wir sind zwar noch immer in einer schwierigen Übergangszeit, doch wir haben Zukunft, denn die Attraktivität unserer Landschaft ist nicht zu schlagen." us

Sieben Bürgermeister fordern eine Trasse für schnelle Züge durch den Vogelsberg statt durch das Kinzigtal Bundesbahn prüft, macht aber nur wenig Hoffnung Alternative würde drei Milliarden Mark mehr kosten Von Jörg Andersson GELNHAUSEN / SCHLÜCHTERN. Bürgerinitiativen und Bürgermeister aus dem Raum Gelnhausen und Schlüchtern haben einen Vorstoß unternommen, die Planung der Bundesbahn für eine Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Frankfurt und Fulda abseits des Kinzigtals zu lenken, da dieses bereits über Gebühr belastet sei. Doch der vorgeschlagene Korridor durch den Vogelsberg nördlich der Linie Büdingen, Birstein und Freiensteinau stellt offensichtlich keine ernsthafte Alternative dar. Den Angaben der Bahn zufolge wird der Vorschlag zwar geprüft, doch werden bereits jetzt zusätzliche Milliardenkosten und sensible Naturgebiete als Argumente gegen eine solche Möglichkeit ins Feld geführt. Die Bürgermeister aus Bad Soden-Salmünster, Biebergemünd, Brachttal, Gelnhausen, Schlüchtern, Steinau und Wächtersbach haben sich in einem Schreiben mit den Bürgerinitiativen solidarisch erklärt und die Bahn dazu aufgefordert, über den von ihr vorgegebenen 20 Kilometer breiten Planungskorridor nördlich und südlich des Kinzigtals hinaus die Realisierung der Schnellbahntrasse zu prüfen. Die im Bundesverkehrswegeplan eingezeichnete Strecke Frankfurt-Hanau- Fulda ist aus ihrer Sicht für die hiesige Bevölkerung und Umwelt nicht zumutbar. Die Bundesbahn dürfe sich nicht nur an technischen und wirtschaftlichen Kriterien orientieren, sondern müsse auch einen gerechten Lastenausgleich ins Kalkül ziehen. "Es ist nicht zu akzeptieren, daß die Bevölkerung des oberen Kinzigtales einen so unverhältnismäßig hohen Anteil an den Folgen und Lasten aus der Wiedervereinigung übernehmen soll", heißt es in dem Brief.

Die bekannte Trassenvariante würde unübersehbare Spuren im Kinzigtal und den nördlichen Seitentälern hinterlassen. In Brachttal ist nördlich von Wächtersbach eine 20 Meter hohe und ein Kilometer lange Brücke vorgesehen, die "ohne wirksamen Schallschutz in nur 200 Meter Abstand von der Randbesiedlung" entlangführt und dabei Wasserschutz- und Naturschutzgebiete quert. Durch das Heilquellenschutzgebiet nördlich des Salztals würde eine doppelt so lange Brücke führen und die Existenz der Quellen und damit des Heilbades mit seinen 1500 Arbeitsplätzen gefährden, die Bewohner des Huttengrundes müßten sich mit einer "undefinierbaren Lärmwalze" abfinden.

Steinaus Stadtteil Marborn, so die Kritik, erhielte neben den südlich verlaufenden Autobahn eine nördliche Eisenbahntangente. Konsequenz: "eine emissionsdynamische Einkreisung durch Lärm, Erschütterung und Abgase".

Auch die Bewohner von Breitenbach hätten im Falle der Realisierung zu leiden, da in dem durch Ferngas-, und Starkstromleitzungen, Autobahn, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sowie Bahnstrecke vorbelasteten Ort 300 Meter vom Wohnbereich entfernt ICE und Intercargo-Züge vorbeirauschen würden.

In der Konsequenz wird eine Neubautrasse ab Wirtheim ebenso abgelehnt wie ein viergleisiger Ausbau im östlichen Kreisgebiet, dem beispielsweise in Bad Soden-Salmünster eine ganze Häuserzeile zum Opfer fallen müßte, wobei selbst dann noch nicht die angestrebte Ausbaugeschwindigkeit von 250 Stundenkilometer erreicht würde.

Da auf der Ausbaustrecke zwischen Hanau und Wirtheim ohnehin nur Geschwindigkeiten deutlich unter 200 km/h möglich wären und das Tempo Richtung Osten noch weiter gedrosselt werden müßte, halten die Kinzigtal-Kommunen und Anrainer die Regionen ohnehin für nicht besonders geeignet, den Hochgeschwindigkeitsvorstellungen der Bahn zu erfüllen.

In den Planungsbüros des Staatsunternehmens ist der Vorschlag, den Weg von Frankfurt nach Fulda weiter nördlich durch den Vogelsberg zu ebnen, eher skeptisch beurteilt worden. Nach Angaben von Klaus Vollmer würde auch diese Trasse Natur- und Trinkwasserschutzgebiete beeinträchtigen und in diesem Bereich "nur ein Übel durch das andere ersetzen". Mit dem St.-Florians-Prinzip komme man nicht weiter, sagte der DB- Sprecher.

Doch offensichtlich sprechen angesichts der hohen Verschuldung der Bahn vor allem wirtschaftliche Erwägungen dagegen, die Schnellstrecke abseits des Kinzigtals zu realisieren. So ist die Verlegung eines vierten Gleises bis Gelnhausen, die "problemlos möglich ist", so Vollmer "erheblich kostengünstiger als ein Neubau". Der Vorschlag, weiter nördlich zu trassieren, setze zudem schon einen Fernbahntunnel durch Frankfurt voraus, der vermutlich nicht zeitgleich mit der Schnellstrecke verwirklicht werden könne. Insgesamt, so die überschlägige Rechnung der Bahn, sei eine solche Trasse rund drei Milliarden Mark teurer und habe deshalb wenig Chancen auf eine Realisierung. Die Bahn hat angekündigt, Anfang April innerhalb des bekannten Korridors andere Möglichkeiten zur der im Bundesverkehrswegeplan skizzierten Trasse aufzuzeigen. Doch selbst die meisten Politiker setzen wenig Hoffnungen in die Alternativplanungen der Bundesbahn.

Das Verhalten der Bahn könne nicht länger hingenommen werden, kommentierte der CDU-Landratskandidat Hubert Müller kürzlich angesichts deren karger Informationspolitik. "Wenn hier nicht kritisch gegengesteuert" werde, sei wohl schon bald mit Überraschungen zu rechnen.Trainingsmöglichkeiten für die Bruchköbeler Schwimmer nach "trockenem Sommer" verbessert Auf dem Wunschzettel stehen Wendebleche Undina kann derzeit noch nicht zu Wettkämpfen einladen / Lediglich ein Trainer für 130 Aktive

Im Sommer 1992 fiel das Training der Wassersportler des SC Undina Bruchköbel unglücklicherweise nicht tatsächlich, sondern nur sinnbildlich ins Wasser. Wegen diverser Defekte war die Schwimmhalle in Bruchköbel den ganzen Sommer lang gesperrt, und das Freibad nutzten die zahlreichen Badebesucher. So stand Götz Barth, Trainer der Leistungsgruppe des SC Undina, mit seinen Schwimmern meist auf dem "trockenen". "Wir haben im Sommer fast gar nicht trainiert. Darunter litt natürlich die Trainingsmoral", erklärt der engagierte Coach. Um diese und die Gemeinschaft wieder zu stärken, reist er nun mit seiner 18 Sportler(innen) umfassenden Leistungsgruppe an Ostern ins Trainingslager. Dort ist unter anderem ein Treffen mit Schwimmern aus Gotha anberaumt.

Der ansteigenden Tendenz bei den Mitgliedszahlen (derzeit 170) stehen in Bruchköbel nach wie vor räumliche Probleme gegenüber. Seit langem kämpfen die Undina-Schwimmer um geregelte Trainingszeiten vor Ort. Nun bekamen sie montags drei Bahnen zugestanden, freitags dürfen sie die Halle komplett nutzen. "Endlich eine vernünftige, klare Regelung, die wir vom Magistrat schriftlich bestätigt bekamen", freut sich Pressewartin Christel Barth. Dienstag und Donnerstag wird auch zukünftig in Nidderau trainiert.

Während sich die Trainingsmöglichkeiten verbesserten, ist die Ausrichtung von Schwimmwettkämpfen in Bruchköbel immer noch nicht möglich, weil die benötigten Wendebleche fehlen. Damit entgehen dem SC Undina nicht nur wichtige finanzielle Einnahmen, sie "stehen auch schlecht da" gegenüber anderen Vereinen, die regelmäßig zu Wettkämpfen einladen. Die Probleme sind also in Bruchköbel die alten, die sportlichen Erfolge nehmen hingegen weiter zu. Herausragendes Talent des SC Undina ist Michael Messer. Der Zehnjährige wurde kürzlich zur Sichtung vom Hessischen Schwimmverband eingeladen und erzielte bei den Hessenmeisterschaften den dritten Platz über 100 Meter Brust und 50 Meter Schmetterling. Eine Silbermedaille bei den hessischen Titelkämpfen sicherte sich Kristina Barth über 50 Meter Brust.

Bei den anstehenden Kreismeisterschaften, die am 27. und 28. März in Dörnigheim (Mittelpunkt-Schwimmbad) anberaumt sind, wollen die Bruchköbeler ihren Vorjahreserfolg wiederholen. 1992 waren sie nach den Gelnhäuser Schwimmern der erfolgreichste Verein und sammelten insgesamt 45 Titel. Trotz der schlechten Trainingsmöglichkeiten soll dieser Erfolg 1993 in ähnlicher Form wiederholt werden.

Für die Zukunft wünschen sich die Vertreter des erst drei Jahre jungen Vereins neben der wettbewerbsgerechten Ausstattung des Schwimmbades auch mehr Engagement ihrer Mitglieder für die Jugendarbeit. Götz Barth ist derzeit der einzige qualifizierte und stets einsatzbereite Trainer. Da etwa 130 Jugendliche dem SC Undina angehören, sind seine Kapazitäten bei weitem erschöpft. Die Heranziehung weiterer Trainer und Übungsleiter gestaltet sich schwierig.

Und um Trainer zu entschädigen, fehlt wiederum das Geld, da ja mit den Wettkämpfen die Einnahmen ausbleiben. Lediglich die 20 Triathleten beim SC können Veranstaltungen anbieten und tun dies auch. Die Schwimmer warten hingegen weiterhin auf ihre Wendebleche. Ob in Sachen Renovierung des Schwimmbades bei den Verantwortlichen nicht einmal eine Wende angebracht wäre? ppa

Kinderkleider-Basar zugunsten Herzkranker

KELSTERBACH. Zu einem Second- handbasar für Kinderbekleidung lädt der Freizeit-Sport-Club Kelsterbach (FSC) für Sonntag, 21. März, 14 bis 17 Uhr, in die Mehrzweckhalle Nord am Schloßplatz ein. Angeboten werden soll nach Auskunft der Veranstalter "alles rund ums Kind". Verkaufsstücke können abgegeben werden am Samstag, 20. März, 10 bis 16 Uhr, in der Mehrzweckhalle. Auskunft erteilen außerdem Heike Krause (Telefon 06107/61847) und Sabine Bergmann (06107/4704). Mitmachen kann, wer will.

Zehn Prozent des Erlöses und fünf Mark je Liste (50 Artikel) sowie Spenden kommen herzkranken Kindern zugute, teilte der FSC mit. cas)

500 Steinauer Handball-Fans kamen auf ihre Kosten Verwandtschaft holte Meister Wallau-Massenheims Vorsitzender ist ein "echter Steinauer"

Daß der amtierende deutsche Handballmeister SG Wallau-Massenheim ausgerechnet beim TV Steinau seine Vistenkarte abgab, kommt nicht von ungefähr: Manfred Aumann, Vorsitzender der SG Wallau-Massenheim, ist ein "echter" Steinauer. Seine Verwandtschaft wohnt in Steinau und die Kontakte Aumanns zum TV sind nie abgerissen. Diese Beziehungen nutzten die Verantwortlichen des Bezirksligisten nun, um mit dem deutschen Meister ihren Fans einen "Handball-Leckerbissen" zu präsentieren.

"Eigentlich wollten wir die Wallauer schon vor drei Jahren zu unserer Hallen- Einweihung hierhaben, aber das klappte damals terminlich nicht", erklärt Abteilungsleiter Heinz Kreile. Angesichts der Spielpause in der Handball-Bundesliga wegen der WM in Schweden hatte der deutsche Meister nun Termine frei und reiste zum Trainingsspiel in Steinau an. Alle Asse bot die SG Wallau-Massenheim auf, inklusive dem Handballer des Jahres, Mikael Källmann.

Daß die 500 Zuschauer dennoch auf ihre Kosten kamen, verdanken sie auch den Steinauer Spielern, die erstaunlich gut mithielten und mit 20:36 auch ein achtbares Resultat erzielten. Jan Kienzler im Tor des TV bewies seine Klasse und trug sich sogar in die Torschützenliste ein. Er praktiziert den Torwurf über das gesamte Feld auch im Training und hatte gegen den Meister Glück mit seinem präzisen Distanzwurf. "Standing ovations" verdiente sich auch der junge Marc Schmidt, der achtmal traf.

Eine Schrecksekunde bescherte hingegen Günter Metschan den Steinauern. Nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Teamgefährte Marc Schmidt spielte Metschan zunächst bis zum Halbzeitpfiff weiter. Doch in der Pause wußte der angeschlagene Spieler plötzlich gar nicht mehr so recht, wo er war und was um ihn herum geschah. Vorsichtshalber wurde Metschan ins Krankenhaus gebracht, wo eine Gehirnerschütterung festgestellt wurde. Bald wird er wieder einsatzfähig sein. Ärgern wird sich Günter Metschan dann jedoch wahrscheinlich, daß er das Handball-Fest in Steinau gar nicht so recht mitbekam. Da spielte er nun gegen den deutschen Meister und hinterher kann er sich nicht mehr daran erinnern . . . ina

Kröten und Frösche wandern wieder

OFFENBACH. Die Kröten, Frösche und Molche haben ihre Frühjahrswanderung begonnen. Um die Tiere, die im Teich auf der Rosenhöhe ablaichen, vor Autoreifen zu schützen, sind der Ebsenweg und ein Teil der Straße "Am Waldschwimmbad" gesperrt. Im Ebsenweg darf eigentlich sowieso nicht gefahren werden, er wird jedoch als Schleichweg genutzt. Dem ist nun ein Riegel vorgeschoben.

Die Wanderwege der Amphibien kreuzen auch die Waldhofstraße und die Kreisstraße von Rumpenheim nach Mühlheim. Deshalb bittet das Umweltamt die Autofahrer um Rücksicht. Das gelte auch dort, wo Leitzäune am Straßenrand die Kröten schützen sollen. dac

Rückwärts auf Platz eins geradelt 50 Teams traten zum Wettkampf um Bergen-Enkheimer Schelmenberg-Pokal an

BERGEN-ENKHEIM. "Zweier, Steiger, Mühle, freihändig, an- und abgefahren": Was für den Laien fast wie Chinesisch klingt, ist das alltägliche Vokabular eines Mannschaftskunstradfahrers. Auch beim traditionellen Schelmenberg-Pokal in der Bergen-Enkheimer Riedsporthalle stellte die eigenwillige Fachsprache der Sportler manchen Außenstehenden vor ein Rätsel.

Seit 1985 trägt der Erste Radclub (RC) 03 Bergen den Wettbewerb für Mannschaftskunstradfahrer aus. "Das ist eine der größten Veranstaltungen in ganz Deutschland", betont Barbara Hofmann, Zweite Vorsitzende des Radclubs.

"Der Steiger rückwärts ist die Krönung", erklärt Hofmann und weist auf die schwierigste Übung hin. Dabei zeigt sie auf eine junge Sportlerin, die sich nur auf dem Hinterrad ihres Fahrrades rückwärts bewegt. "Es passieren auch schon einmal böse Stürze", warnt die zweite Vorsitzende: dieser Aufgabenteil sei eben nur etwas für Könner.

Wer Mannschaftskunstradfahren mit Handständen auf dem Lenker oder anderen spektakulären Aktionen verbindet, liegt falsch. "In dieser Sportart werden Flächenübungen gefahren", unterstreicht Barbara Hofmann und erläutert, was darunter zu verstehen sei: Ein Team von vier oder sechs Fahrern fährt synchron eine Kür.

Die einzelnen Mannschaften stellen sich 25 Übungen zusammen, die je nach ihrem Schwierigkeitsgrad mit mehr oder weniger Punkte bewertet werden. Zu 200 sogenannten Grundpunkten werden die Zähler der Kür hinzugezählt. Wie beim Kunstturnen oder beim Eiskunstlauf bestraft die Jury Fehler mit Abzügen - beispielsweise wenn mit den Füßen der Boden berührt wurde oder Übungsteile nicht richtig ausgefahren wurden. Daraus errechnet sich dann die Endsumme und die Siegermannschaft kann ermittelt werden.

In Bergen-Enkheim gingen rund 50 Teams in allen Altersklassen an den Start. Während die Junioren und Aktiven um die Pokale stritten, war die Veranstaltung für die Schüler gleichzeitig die Qualifikation zur Hessenmeisterschaft. Besonders stark zeigte sich der Radverein Bischofsheim. Seine Mannschaften errangen alle Titel bei den Männern.

Als dominierend zeigten sich die Bischofsheimer auch im Jugendbereich der Schüler A; lediglich der Radverein Mainz Ebertstein konnte mit einem Sieg im "Vierer der Knaben" in die Phalanx der Bischofsheimer einbrechen. Im Feld der Frauen gewann der Radsportverein Frischauf Oppertshofen in allen Disziplinen. Mit einem zweiten Platz bei den Sechser-Frauen erzielte der 1. RC Bergen sein bestes Ergebnis.

Wie viele andere Sportarten haben auch die Mannschaftskunstradfahrer Nachwuchssorgen. Auch der RC Bergen blieb nicht davon verschont. So betreute Barbara Hofmann jüngst noch die Schüler C im Alter zwischen acht und zehn Jahren. Nachdem ein Junge aus dem Viererteam "keine Lust mehr hatte", mußte die Jugendmannschaft gestrichen werden. "Zu viele andere Angebote konkurrieren mit dieser Sportart", erklärt die Zweite Vorsitzende.

Ein anderes Problem, mit dem der Verein zu kämpfen hat, ist seine Finanzierung. Im Gegensatz zu ihren Kollegen vom Fußball oder Tennis ist bei den Kunstradfahrern jede Art von Werbung bei Meisterschaften untersagt. "Wir müssen uns aus Beiträgen, Eintrittspreisen oder Spenden finanzieren", klagt Barbara Hofmann und betont, daß dies nicht einfach ist: Allein ein Fahrrad kostet etwa 1500 Mark. ole

Achtjähriger Junge trug geraubte Tasche zur Wache

Ein achtjähriger Junge hat eine gestohlene Handtasche beim 12. Polizeirevier abgegeben. Die Tasche war einer 54jährigen Bankangestellten entrissen worden. Der Grundschüler beobachtete kurz darauf, wie zwei Männer das Beutestück auf dem Spielplatz in der Fontanestraße ausräumten und die Tasche danach wegwarfen. Der Achtjährige hob die Tasche auf und gab sie in der Dienststelle am Schwalbenschwanz ab. habe

Alle Reisepläne abgelehnt

sp HANNOVER, 14. März. Der Ältestenrat des Niedersächsischen Landtags hat alle Reisepläne der Ausschüsse abgelehnt. Vorrangige Aufgabe des Parlaments sei die Beratung von Gesetzen, sagte ein Landtagssprecher am Wochenende. Die Grünen hatten zuvor an einer Israelreise des Rechtsausschusses Anstoß genommen. Die einwöchige Reise von 13 Abgeordneten kostete 40 000 Mark. Ausschußvorsitzender Johann-Tönjsen Cassens (CDU) sagte nach der Rückkehr aus Jerusalem, zwar habe man dort bei den Kontakten keine Erkenntnisse gewonnen, die für die anstehenden Ausschußberatungen von unmittelbarer Bedeutung wären, aber wegen der besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel halte er es für notwendig, daß jeder deutsche Abgeordnete jeweils einmal in jeder Legislaturperiode das nahöstliche Land besuche. Die Grünen hatten sich mangels "direkten Sachbezuges" nicht an der Reise beteiligt.

"Synode im Frühjahr": Wahl eines Dekans

GROSS-GERAU. "Synode im Frühjahr" heißt es am Donnerstag, 18. März, 19 Uhr, bei einer Tagung des evangelischen Dekanats Groß-Gerau im evangelischen Gemeindezentrum Groß-Gerau/Süd. Themen: die Wahl eines Dekans und seines Stellvertreters; der Haushalt 1993, die Berufung weiterer Beauftragter. cas

Das Schwimmen wird immer attraktiver DLRG profitiert von neuen Bad-Öffnungszeiten / Zahl der Prüfungen verdoppelt

FRANKFURT A. M. Viel Ärger gab und gibt es unter den Badegästen nach Änderung der Öffnungszeiten im Stadtbad Mitte. Schwimmbegeisterte müssen sich frühmorgens oder tagsüber Zeit zum Baden nehmen, denn in den günstigen Abendstunden ziehen dort meist Vereinssportler ihre Bahnen. Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) profitiert von der geänderten Regelung, sagte der stellvertretende technische Leiter Christian Kowaczek in der Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Mitte in der DLRG-Station Brentanobad.

Der Erfolg lasse sich bereits an den "nackten Zahlen" für das Jahr 1992 ablesen: Im Vergleich zum Vorjahr erwarben 40 Prozent mehr Kinder den Jugendschwimmpaß "Gold" und es wurden 139 Rettungsschwimmprüfungen abgelegt, doppelt so viele wie im Jahr 1991. Außerdem stieg die Zahl der aktiven Ausbilder um 20 Prozent auf 62. Diese Erfolge habe man vor allem den günstigeren Trainingszeiten im Stadtbad Mitte zu verdanken, betonten die Redner in der DLRG- Versammlung.

Am Dienstag, dem Trainingstag der DLRG, beginnt die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen bereits um 19 Uhr, und auch das Training für den Juniorenretter und den Rettungsschwimmpaß "Bronze" wurde auf den frühen Abend vorverlegt - so wird es für die Jüngeren am Schwimmabend nicht mehr so spät und die "Großen" können früher mit dem Trainig beginnen. Auch haben die Erwachsenen bei den anspruchsvolleren Übungen zum Rettungsschwimmpaß "Silber" und "Gold" ab 20 Uhr mehr Platz.

Bei der DLRG wird aber nicht nur gelehrt, wie man Menschen rettet - alle zehn Wochen werden in zwei Gruppen auch Schwimmkurse für Anfänger angeboten: für Erwachsene und für Kinder. Viele Erwachsene schämen sich, so etwas Selbstverständliches wie das Schwimmen nicht zu beherrschen. Doch will das ebenso gelernt sein wie Radfahren. Und wer in seiner Kindheit nie dazu kam, der kann's eben nicht. "In der Erwachsenengruppe sind immer viele ausländische Mitbürger dabei", erklärt Bernhard Katscher, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der DLRG. "Die durften meist aus kulturellen oder religiösen Gründen in ihrer Heimat nicht schwimmen lernen."

Nach zehn Stunden haben Anfänger meist begriffen, wie es geht. Und nach 20 Stunden bewegen sie sich schon sicher im Wasser. Wer die Kurse der DLRG besuchen will, muß Vereinsmitglied werden. Ein billiges Vergnügen - nur 40 Mark pro Jahr kostet der Spaß.

Neben den obligatorischen Ehrungen für langjährige Mitgliedschaften wurde ein Vereinskamerad auf der Jahreshauptversammlung der DLRG-Ortsgruppe Mitte besonders gewürdigt: Wolfgang Bubel erhielt 1992 den Ehrenbrief des Landes Hessen für seine jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit. bai

Schlager und Westside-Story

FRIEDRICHSDORF. "Wir machen Musik" - unter diesem Titel kündigt der Kulturkreis Taunus-Rhein-Main einen bunten Melodienreigen mit den "Bell' Cantos" an. Die fünf Sänger und Instrumentalisten treten am Freitag, 19. März, um 20 Uhr in Garnier's Keller (Hugenottenstraße 117) auf. Im Repertoire haben sie Schlager aus den 30er Jahren, Barbershop-Songs, Stücke aus der Feder von Gerhard Winkler, Spirituals, Operetten- Melodien, Tango und Volkslieder. Durch das Programm führt Doris Zysas.

BAD HOMBURG. Nicht mehr am Buß- und Bettag, sondern im Frühling geben die Ober-Erlenbacher Sängerinnen und Sänger des "Liederkranz- Germania" künftig ihre traditionellen Konzerte. In diesem Jahr finden sie am Sonntag, 21. März, um 17 Uhr im Saal Rupp in Ober- Erlenbach und am Samstag, 27. März, um 19 Uhr in der Englischen Kirche am Ferdinandsplatz statt. Auf dem Programm stehen ein Querschnitt durch das Repertoire der Chöre (von Bruckner über Schubert bis Mozart) und als Höhepunkt sechs Songs aus dem Musical "Westside Story" von Leonard Bernstein. Unter der Leitung von Andreas Kehl wirken mit Kerstin Bruns (Sopran) und Ralf Döring (Tenor) von der Musikhochschule Frankfurt, Werner Fürst (Flügel) sowie Männer-, Frauen- und gemischter Chor der Sängervereinigung "Liederkranz-Germania" Ober-Erlenbach. che/tom

Häusliche Krankenpflege

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die evangelische Familienbildung beginnt am Mittwoch, 5. Mai, mit einem neuen Kursus in häuslicher Krankenpflege. Er informiert über neue Techniken, theoretische Grundlagen und vermittelt praktische Tips. Bei Interesse ist daran gedacht, einen Gesprächskreis aufzubauen. Der Kursus ist um 19.30 Uhr im Altenhilfezentrum, Schubertstraße. wal

20jähriger wegen Mordes an Anwältin angeklagt Die 39 Jahre alte Frau wollte ihm bei der Resozialisierung helfen / "Blackout aus Eifersucht"

Wegen Mordes an einer Rechtsanwältin, die ihm bei seiner Resozialisierung helfen wollte, hat die Staatsanwaltschaft in Frankfurt Anklage gegen einen 20 Jahre alten Mann erhoben. Die Leiche der 39 Jahre alten Frau, die mit einem Hammer erschlagen wurde, war am 8. August 1992 unter dem Bett im Kinderzimmer ihrer Wohnung in Neu-Anspach gefunden worden.

Wie Oberstaatsanwältin Hildegard Becker-Toussaint jetzt zum Ermittlungsergebnis mitteilte, war der damals 19jährige Ende Januar 1992 aus einer Jugendstrafanstalt im Baden-Württembergischen geflüchtet. Er trampte nach Frankfurt und bekam über eine Freundin, bei der er zunächst unterschlüpfte, privaten Kontakt zu der Anwältin, die ihn bei sich aufnahm.

Zwischen der getrennt von ihrem Ehemann lebenden Juristin und dem jungen Mann sollte sich in der Folgezeit ein intimes Verhältnis entwickeln. Als die 39jährige ihn drängte, sich zu stellen und wieder in die Haftanstalt zurückzukehren, traten zwischen beiden zunehmend Spannungen auf. Vor diesem Hintergrund kam es zur Tat: Mit einem Hammer, den er im Keller gefunden hatte, erschlug der 20jährige die schlafende Frau in ihrem Bett.

Nachdem er die Leiche im Bettkasten des Kinderzimmers verstaut und Blutspuren in der Wohnung mit weißer Farbe übertüncht hatte, verschwand der Täter mit dem Auto des Opfers. In Marburg, wo er Station machte, setzte er die Euroscheckkarte der Anwältin ein und ließ sich 1400 Mark auszahlen. Bei Fortsetzung der Fahrt wurde er jedoch auf der Autobahn bei Biebelried in einen Verkehrsunfall verwickelt. Offensichtlich hatte er vor zwei Anhalterinnen eine Probe seines Fahrkönnens abgeben wollen.

Wegen des Gefängnisausbruchs zur Fahndung ausgeschrieben, wurde der 20jährige verhaftet. Was sich in Neu-Anspach ereignet hatte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Die Leiche der Anwältin wurde erst entdeckt, als der von ihr getrennt lebende Ehemann die Wohnung aufsuchte, um nach der Frau zu sehen. Er war an diesem Tag mit ihr verabredet, da sie das gemeinsame Kind zur Betreuung hatte übernehmen sollen.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft hat der Angeschuldigte die Tat unterdessen gestanden. Angeklagt ist Mord aus niedrigen Beweggründen und Heimtücke, aber auch Diebstahl und Betrug. Eigenen Angaben des Täters zufolge soll sich bei ihm ein "Blackout aus Eifersucht" eingestellt haben. Zur Frage seiner Schuldfähigkeit wird jetzt ein psychiatrisches Gutachten eingeholt.

Ein Termin für den Prozeß vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts steht noch nicht fest. Lepp

Harte Zeiten für Vereine Vereinsring Nordend diskutierte mit Stadtverordneten

NORDEND. Es gibt Begriffe, die sind dehnbar wie Kaugummi. "Kultur" ist so einer. Das wurde bei der Diskussion des "Vereinsring Nordend" im Zentrum der Arbeiterwohlfahrt (Eckenheimer Landstraße 93) rasch klar: "Vereine - Vereinsmeierei oder Kultur?" lautete das Thema über das ein Dutzend Vereinsvertreter und Stadtverordnete unter Leitung von Diether Dehm diskutierten.

Gegen das altbekannte Schlagwort "Kultur für alle", geprägt vom früheren Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann, setzte Dehm den nicht minder plakativen Spruch "Kulturen für jeden", der in die heutige Zeit besser passe. Statt hochsubventionierter Kunst plädierte er für die "handgemachte" Kultur im Verein, die mit geringen Kosten und Verwaltungsaufwand machbar sei.

Doch ist jede Aktion eines Vereins gleich Kultur? Das Straßenfest, die Jugendarbeit des Roten Kreuzes, die Vorführung der Tanzsportgruppe? "Der Kulturbegriff hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten erheblich erweitert." Für Hans-Jürgen Hellwig, Stadtverordneter der CDU und Mitglied im Kulturausschuß, ist das eine durchaus erfreuliche Tatsache. Er warnte jedoch davor, den Kulturbegriff über all die Maßen zu strapazieren. Fragwürdig sei für ihn beispielsweise die Tatsache, daß Kleingärtnervereine aus dem Kulturetat der Stadt gefördert werden. Und auch die Jugendarbeit der Freiwilligen Feuerwehr wollte der christdemokratische Kulturexperte nicht unter spezifisch kulturellem Aspekt sehen. In einem Punkt waren jedoch alle Teilnehmer der Diskussion - die übrigens eine reine Männerrunde war - einer Meinung: Zu den wichtigsten Aufgaben der Vereine zählt eine intensive Jugendarbeit. Eindringlich warnte Hans-Jürgen Hellwig davor, bei finanziellen oder materiellen Forderungen gegenüber der Stadt das Wort Kultur in den Mund zu nehmen. "Der Begriff wird im Haushaltsausschuß schon beinahe zum Schimpfwort." Und damit war man bei dem Thema, das den Abend beherrschte: die Stadt, das Geld und die Vereine.

"Wir werden sparen müssen, daß es mörderisch weh tut." 200 Millionen Mark müßten eingespart werden; und die Kultur werde die meisten Federn lassen. Hellwigs düstere Prognose teilte auch SPD-Stadtverordneter Michael Paris. Beide appellierten aber an die Vereinsvertreter, abschlägig beschiedene Wünsche und Forderungen seitens der Stadt nicht als fehlendes Verständnis für den Wert ihrer Arbeit zu sehen.

Offene Türen rannte Diether Dehm bei den "Vereinsmeiern", wie sie sich freimütig nennen, mit seiner Forderung ein, statt beim kleinen Verein, bei der "großen" Kultur zu sparen: dort wo Hunderttausende Mark für aufwendige Produktionen und teure Stars investiert werden, bei Oper und Schauspiel.

Ein großes Ärgernis in den Augen der Vereinsvertreter ist die Politik, die von der städtischen Saalbau GmbH betrieben wird. Um das finanzielle Defizit ihrer aufwendigen Veranstaltungen auszugleichen, "kassiert die Saalbau bei den Vereinen gnadenlos ab": Aus den Mieten für Säle und Übungsräumen kämen horrende Summen zusammen. Und selbst die Benutzung von Tischen, Stühlen und Klavieren werde versilbert. Mehr als ein hilfloses Schulterzucken ernteten die Vereinssprecher mit ihren Klagen bei den Stadtverordneten aber nicht.

Die Zeiten werden auch für Vereine schwieriger. Umso wichtiger die Frage, wie sie ihre Interessen wirksam vertreten können. Einige - etwa Freiwillige Feuerwehr, Rotes Kreuz oder die Kleingärtner - haben eine starke Lobby, andere können ihren Wünschen dagegen kaum Gehör verschaffen. Der Vereinsring, ein Zusammenschluß unterschiedlichster Vereine vom ausländischen Sportverein bis zum Taunusklub, ist der Versuch, die Interessen zu bündeln, die Position zu stärken.

Durch Wiedergründung eines "Stadtverbands Frankfurter Vereinsringe" verspricht sich Michael Paris eine weitere Stärkung. Am Sinn einer solchen "Überorganisation" wurden in der Gesprächsrunde im AW-Zentrum allerdings Zweifel laut: Die Vereinsringe reichen völlig aus, der administrative "Wasserkopf" würde nur noch vergrößert und damit Geld unnütz ausgegeben, so lauteten die Vorwürfe gegen den Stadtverband. Einig wurde man sich über Sinn und Unsinn solch einer Bündelung der Frankfurter Vereinsringe nicht.

Der Vorwurf eines Vertreters des ausländischen Fußballklubs FV Progres (Landesliga Süd) sollte allen Vereinen eine Lehre sein: Er beklagte die mangelnde Kooperation zwischen den deutschen und den ausländischen Vereinen. Ohne enge Zusammenarbeit auf allen Ebenen werde in Zukunft aber immer weniger laufen. Auf die Vereine kommen schwere Zeiten zu. bai

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III

Baubeginn im Hessenpark am Gutshaus Egelsbach

NEU-ANSPACH. Zum ersten Spatenstich für den Bau des Gutshauses Egelsbach und damit des Nordhessen-Bereiches im Freilichtmuseum trat am Freitag der vergangenen Woche Landesinnenminister Herbert Günther (SPD) an. In seiner Rede unterstrich der Nordhesse Günther die historische Bedeutung seiner Heimat.

"Das Stammland der Chatten verfügt über große Schätze an Kulturgütern im Frankenberger und Fritzlarer Raum, um Arolsen, Kassel und Hofgeismar", so Günther. Nach dem Spatenstich bat Museumsdirektor Eugen Ernst die Gäste zu einem rustikalen Schlachtfest, das mit Metzelsupp', Wellfleisch und Hessenpark- eigenem Apfelwein begangen wurde.

Die Baugruppe H (Lahn-Dill-Ohm) im Hessenpark ist jetzt so gut wie abgeschlossen; langjährigen Besuchern sind die kleine Kirche und das Schulhaus vertraut. jd

Viertkläßler sind neidisch Die Schule am Hang ist jetzt eine Betreuungsschule

BERGEN-ENKHEIM. "Ich muß hierbleiben und darf nicht gehen", sagt die Erstkläßlerin zu ihrem Vater, der seine gesamte Überredungskunste aufbieten muß, damit das Töchterchen doch noch mit nach Hause geht. Warum hängt die Kleine neuerdings so an ihrer Schule? Liegt es an den zwei Räumen in der Schule am Hang, in denen alles noch so neu riecht? Ja, aber auch an der neuen Frau an der Schule: Karin Möller.

Seit 1. März ist die Sozialpädagogin vor Ort und kümmert sich um eine Gruppe von 20 Kindern vor und nach dem Unterricht. Das war der Start eines neuen Angebots: die Grundschule am Hang wurde Betreuungsschule. Aber Betreuung ist das falsche Wort - Karin Möller erläutert ihr Konzept: "Ich will die Kinder beim sozialen Lernen unterstützen, damit sie auf freiwilliger Basis mit anderen Kindern in Kontakt kommen." Auch Basteln, Spiele, Werken und Hausaufgabenhilfe bietet sie an, je nach den Bedürfnissen der Kinder. Großen Wert legt sie auf Dinge, die in der Schule in der Regel zu kurz kommen: Bewegung, Tanz und Theater. So wird die Betreuungsschule nicht auf die zwei Räume reduziert, die innerhalb eines halben Jahres umgebaut wurden. Auch die Werkräume, der Pausenhof und der gegenüberliegende Spielplatz werden genutzt.

Dankbar ist Schulleiterin Ingrid Hauerwas der Stadt Frankfurt. Denn die hat 45 000 Mark gegeben, damit die Möbel, das Bastelmaterial und die Spiele gekauft werden konnten. Auch die beiden Sozialpädagoginnen stehen mit Zwei- Drittel-Stellen auf der Gehaltsliste der Stadt. In ein paar Wochen kommt eine weitere Sozialpädagogin, welche die zweite Gruppe von auch 20 Schülern betreut.

"Leider haben wir nur 40 Betreuungsplätze, so daß wir das Angebot auf die Erst- und Zweitkläßler, die Schwächsten an der Schule, beschränken müssen", bedauert die Schulleiterin. Die Viertkläßler hätten sich schon beschwert ("zu unserer Zeit gab es das noch nicht"). Insgesamt hat die Schule am Hang 385 Schüler in 16 Klassen und einer Vorklasse, die von 20 Lehrern und zwei Referendaren unterrichtet werden. Die von 7.30 Uhr bis 13.30 Uhr durchgehende Betreuung ist kostenlos. Eine Umfrage unter den Eltern hatte ergeben, daß dieses Modell genügt, gegenüber der anderen Frankfurter Betreuungsvariante, die bis 15 Uhr geht. "Daß wir das Betreuungsangebot bekommen haben, verdanken wir auch dem Engagement der Eltern", betont Ingrid Hauerwas. Die hätten auch schon Bücher und Spiele gestiftet sowie Stoffe für die "Verkleidungskiste". Das Geld für die Lebensmittel ist auch eine Elternspende.

Einmal in der Woche wird in der "Puppenküche" gekocht. So nennen die Kinder die neue Einrichtung, denn sie ist niedriger als üblich - hat aber Spüle, Kühlschrank und viele Schränke. Pizza stand das letzte Mal auf dem Speiseplan. Es gab sogar schon Streit, wer spülen durfte . . . Auf den kleinen, robusten Holzsstühlen an den Tischchen hält es die Kinder nicht lange, denn eine Holzbahn in der Ecke mit bunten Zügen und Autos lädt zum Spielen ein. An der Wand haben die Kinder die Gruppen-Eisenbahn aufgehängt. Die bemalten Waggons aus Pappe tragen schon die Namen der Schüler, der Platz für die Fotos ist noch frei - die sind beim Entwickeln.

Der andere Raum ist für Hausaufgaben gedacht, erinnert aber auch nicht an ein Klassenzimmer. Die Tische sind so gestellt, daß sich die Schüler gegenseitig sehen und nicht nur den Lehrer. Die Kuschelecke wird eifrig genutzt. Kürzlich war sie sogar Krankenlager: alle scharten sich besorgt um einen Jungen, dem schlecht war. Der "Doktorkoffer" mochte ihm den ersten Eindruck eines Arztbesuches vermittelt haben - doch die Kasperlepuppen haben ihn dann doch wieder schnell zum Lachen gebracht. hes

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Eine Frau steht an der Spitze Geschichtsverein wählt Helga Quack zur neuen Vorsitzenden

LANGENSELBOLD. Der Langenselbolder Heimat- und Geschichtsverein steht künftig unter der Leitung einer Frau. Helga Quack wurde in der jüngsten Jahreshauptversammlung zur neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt. Erstmals tritt damit eine Frau an die Spitze der Heimatkundler. Die bislang als zweite Vorsitzende aktive Langenselbolder Lehrerin übernimmt das Amt von Christoph Mittelstaedt, der dieses 16 Jahre lang ausübte. Der Verein dankte seinem bisherigen Vorsitzenden und dessen Frau für ihren unermüdlichen Einsatz. Zur zweiten Vorsitzenden wurde Gisela Koog gewählt.

Mittelstaedt nahm in der jüngsten Versammlung des Vereins nocheinmal zu den Ereignissen des zurückliegenden Jahres Stellung. Das Vereinsgeschehen sei vor allem durch die Auseinandersetzungen mit der Stadt bestimmt gewesen. Dabei ging es um die Weiterbeschäftigung einer ABM-Kraft, die im Museum als Archivarin tätig war (die FR berichtete). Nachdem die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zweimal verlängert worden war, konnte der Verein die Historikerin nicht übernehmen. Es fehlten ihm die finanziellen Mittel. Auch auf Bitte des Vereins erklärte sich die Stadt nicht dazu bereit, die Frau fest anzustellen.

Der Vorsitzende widersprach der Behauptung, sein Verein sei pleite, indem er das Vereinsvermögen offenlegte. Im Zusammenhang mit der ABM-Stelle war dieser Vorwurf wiederholt erhoben worden. Gleichzeitig lobte Mittelstaedt, daß sich die Stadt, obwohl sie die Festanstellung der Archivarin abgelehnt habe, finanziell für den Verein engagiere. Er kündigte an, daß die wirtschaftliche Lage trotz Mitgliederzuwachs eine Erhöhung der Beiträge nötig mache. Seit 1972 sei deren Höhe unverändert geblieben. Auf Beschluß der Jahreshauptveransammlung wurde der Mindesbeitrag pro Jahr von zwölf auf 24 Mark angehoben. alu

Heute Gesprächskreis zum Thema "Sucht"

FRIEDRICHSDORF. Bei drei Veranstaltungen sucht in dieser Woche das neue evangelische Gemeindezentrum im Römerhof den Kontakt zu den Bürgern. Das Programm beginnt am heutigen Montag um 20 Uhr mit einem Ökumenischen Gesprächskreis zum Thema "Sucht - Sehnsucht wonach?" Referent ist Berthold Kilian von der Suchtkrankenhilfe Frankfurt des Diakonischen Werks. Der Abend schließt die kleinen, alltäglichen Süchte bewußt ein.

Für Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, ist eine Podiumsdiskussion vorbereitet, die der Frage gilt "Hat die Kirche noch Zukunft?" Auf dem Podium und mit dem Publikum diskutieren Vertreter der Kirche und der Medien. Dabei ist auch für provokante Thesen garantiert.

Die Laienspielgruppe Friedrichsdorf bringt am Samstag, 20. März, um 17 Uhr mit einem rein weiblichen Ensemble Exupérys "Der kleine Prinz" auf die Bühne. Die Leitung hat Sabine Hadzik. Ein musikalisches und literarisches Vorprogramm umrahmt das Theaterstück.

Veranstaltungsort ist jeweils das Gemeindezentrum (Obere Römerhofstraße 2); der Eintritt ist frei. tom

Zukunft der Postdienste

RÜSSELSHEIM. Mit der "Zukunft der Postdienste" beschäftigt sich ein Vortrag, zu dem die Rüsselsheimer Postgewerkschaft für Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr ins Postsport-Vereinsheim einlädt. Referent ist Hort Kissel, Mitglied des schäftsführenden Vorstandes der Post. wal

Gibt es eine weibliche Ästhetik?

RÜSSELSHEIM. "Gibt es eine weibliche Ästhetik?" Mit dieser Frage beschäftigt sich heute, 17. März, ein Gesprächskreis im Frauenzentrum. Die Teilnehmerinnen wollen sich Biographien von Künstlerinnen vornehmen. Der Gesprächskreis trifft sich vierteljährlich mittwochs um 20 Uhr. Nähere Informationen gibt es im Frauenzentrum, Telefon 0 61 42 / 5 71 71. wal

Gerau sucht Hessentagspärchen Bewerbungen bis 19. März / Vorbereitungen für 1994 laufen

GROSS-GERAU. Mit der Suche nach einem "Hessentagspärchen" erreichen die Vorbereitungen für die 1994 in der Kreisstadt geplante Veranstaltungsreihe des Hessentages einen ersten Höhepunkt. Bis Freitag, 19. März, müssen sich Interessent(inn)en für die Aufgaben des "Gerer Hessentagspärchens" beim Magistrat Groß-Gerau im Hessentagsbüro, Am Marktplatz 3, mit kurzem Lebenslauf und Lichtbild bewerben. Bewerberinnen und Bewerber sollen nach der Ausschreibung folgende Voraussetzung erfüllen: 18 bis 30 Jahre alt, sprachgewandt, gute Allgemeinbildung, gute Umgangsformen, sympathisches Auftreten und ansprechendes Äußeres.

Bei jedem der jährlichen Hessentage wird ein Hessentagspaar verpflichtet, das vor allem repräsentieren muß - meist in den typischen Trachten der Region, diesmal des Gerauer Landes. Diese stilechte Bekleidung wird gestellt. Weil die Aufgaben mit Aufwand und Einsatz verbunden sind, wird pro Person eine Entschädigung von 2500 Mark gewährt, können eventueller Verdienstausfall und Reisekosten ersetzt werden.

Für die Organisation des 34. Hessentages in Groß-Gerau wurde ein "Hessentagsbüro" im Untergeschoß des Stadtmuseums, am Marktplatz 3, eingerichtet. Geleitet wird es von Helmut Engel, der auch dem Kulturamt der Kreisstadt vorsteht. Engel ist formell "Hessentagsbeauftragter der Kreisstadt Groß-Gerau". Ihm stehen zwei teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen zur Seite. Der ehemalige Leiter des Ordnungsamtes, Kurt Luding, wird in Verkehrsfragen helfen.

Bei der Vorbereitung wird der enge Kontakt zur Bürgerschaft gesucht, ließen die Organisatoren wissen. Es wurden bereits Bürgerinnen und Bürger in eine Hessentagskommission berufen. Dadurch soll die gesamte Einwohnerschaft zur Mitarbeit gewonnen werden. Dies ist nach Einschätzung von Bürgermeister Manfred Hohl auch ein Beitrag zur Überwindung der Trennung zwischen politischen Entscheidungsgremien und der Bevölkerung.

Bei einer ersten Zusammenkunft der Hessentagskommission wurden Themen festgelegt, die besonderer Beratung bedürfen. Dazu gehören Grundsätze der Verkehrslenkung, Brandschutz, Sicherungsdienste und die Gestaltung des eigenen Kontingentes für den Festzug. Die Gäste müssen untergebracht und Aktivitäten Groß-Gerauer Institutionen, Vereine und Gruppen koordiniert werden.

Bis zum Hessentag 1993, der vom 9. bis 18. Juli in Lich stattfindet, sollen in Groß- Gerau die infrastrukturellen Voraussetzungen für "ihren Hessentag" geschaffen sein. Nach den Sommerferien werden die Veranstaltungen geplant. Dazu wird die Kommission voraussichtlich kleinere Arbeitsgruppen bilden. cas

Öliger Autoschrott auf das Saar-Gelände gekippt

GRÄVENWIESBACH. Vermutlich in der Nacht zum Dienstag vergangener Woche, 12. März, warfen Unbekannte fünf ölverschmierte VW-Audi-Motoren auf ein Gelände hundert Meter unterhalb des ehemaligen Saar-Werkes. Nach Angaben der Polizei haben die Motoren jeweils vier Zylinder.

Außerdem wurden vier Getriebe, ein grauer sowie ein rot-schwarz-gestreifter Vordersitz mit Nackenstütze und eine VW-Audi-Batterie mit zwölf Volt auf dem Gelände "deponiert". Die Polizei vermutet, daß die Gegenstände mit einem Auto mit Anhängerkupplung transportiert wurden; in Nähe der Motoren wurde eine entsprechende graue Schutzkappe gefunden.

Sachdienliche Hinweise der Grävenwiesbacher Bevölkerung werden an die Polizeidirektion Bad Homburg, Umweltschutzgruppe, unter der Telefonnummer 0 61 72 / 120 - 206 oder -157 erbeten. jd

Am besten Block und Bleistift mitnehmen

Wenn der Fahrscheinautomat streikt, sagt Bundesbahnsprecher Kurt Stadler, "muß niemand wieder umdrehen und den Zug verpassen". Reisende seien auch nicht "verpflichtet, den halben Querbahnsteig im Hauptbahnhof auf der Suche nach einem funktionierenden Automaten abzuklappern". Wer am kaputten Automaten scheitere, müsse auch eine spätere Kontrolle im Zug nicht fürchten. Auch müsse kein Kunde am nächsten Bahnhof aussteigen und dort sein Glück versuchen.

Stadler rät Reisenden in solchen Situationen, sich die am rechten unteren Rand des Automaten befindliche Gerätenummer sowie die Uhrzeit zu notieren. Der Lokführer brauche nicht verständigt zu werden. In Zügen mit Schaffnern sollten Fahrgäste ohne Ticket nach Möglichkeit von sich aus auf den Zugbegleiter zugehen und einen Fahrschein nachlösen.

Der Bahnbeamte wird dann - je nach Fahrtziel - den Preis für das FVV-Ticket kassieren und darüber eine Quittung ausstellen. Offiziell heißt das Papier Fahrscheinreklamation. Es ist dasselbe Schriftstück, das auch Schwarzfahrer kriegen, die 60 Mark blechen müssen.

Da die Bahn die Angaben zum Automatendefekt natürlich überprüft, sind die Reisenden gehalten, Name und Anschrift zu nennen. Bahn-Sprecher Stadler bittet dafür um Verständnis. Denn: "Sollte die Darstellung vom Versagen der Technik falsch oder erfunden seien, wird der Fahrgast wie ein Schwarzfahrer behandelt. Dann wollen wir von ihm auch das erhöhte Beförderungsgeld."

Wenn die Nachprüfung die Angaben bestätigt, sei der Fall für die Bahn und den Kunden erledigt. gang

Stadtteil-Fenster

Das Konzept der 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt stellt ein Vertreter der Projekte-Gesellschaft während der Jahreshauptversammlung des Nieder Vereinsrings vor. Sie beginnt am morgigen Freitag, 19. März, um 20 Uhr im Haus Nied, Clubraum 2. Die Stadt hofft, daß sich möglichst viele Vereine an dem Sport-Spektakel im kommenden Jahr beteiligen - auch Vereine und Gruppen aus Nied. Ferner soll bei der Jahreshauptversammlung die Organisation verschiedener Feste besproechen werden. So plant der Vereinsring in den kommenden Monaten das Nieder Straßenfest, ein Oktoberfest, ein Hallenturnier und einen Rock- und Oldie-Abend. FR

Nach Second-hand-Kleidung suchen die Initiatoren des Kaufhauses "Kaufrausch", das die Selbsthilfe im Taunus am Montag, 22. März eröffnen will. Wer Kleider, Wäsche, Kindersitze, Kinderwagen oder anderes Babyzubehör spenden kann, wird gebeten, unter der Telefonnummer 33 37 93 anzurufen. Die Sachen werden abgeholt und für den Verkauf vorbereitet. Das Second-hand-Kaufhaus ist das neueste Projekt der Selbsthilfe im Taunus, das zehn Langzeitarbeitslosen oder ehemaligen Suchtkranken eine überbrückende Arbeitsstelle bietet. Gleichzeitig unterstützt die Selbsthilfe ihre Teilnehmer, damit sie wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können. ege

"Noch genug Leute hier, die ihr Hirn noch im Kopf haben" Zwanzig Prozent für Republikaner und DVU haben Sossenheim ins Blickfeld der Medien gerückt / Istvan Nagy ärgert das schlechte Stadtteil-Image

FR: Herr Nagy, Sie haben den Medienrummel um ihren Wohnblock herum satt. Was ist los bei Ihnen vor der Tür?

Istvan Nagy: Vor der Wahl war der HR mit seinem Fernsehen hier. Später kam dann noch der Hörfunk und ein Fotograf vom Spiegel, außerdem habe ich ein Kamerateam von Vox gesehen. Die Berichterstattung von denen hab' ich mir angeschaut und mich verunglimpft gefühlt. Die behaupten, ganz Sossenheim besteht nur noch aus braunem Wählerpotential. Dabei gibt es noch genug Leute hier, die ihr Hirn FR-Interview noch im Kopf haben und demokratische Parteien wählen.

FR: Warum regen Sie sich so über den Medienrummel auf?

Istvan Nagy: Ich hab' ja auch noch Freunde und Bekannte aus anderen Stadtteilen. Die lesen, hören oder sehen die Berichterstattung. Viele Journalisten wollen in ihren Befragungen und Fotos das Bild darstellen, das sie sich vorher zurechtgelegt haben. Der Fotograf vom Spiegel hat jemanden fotografiert, der gar nicht hier wohnt, hat extra noch einen Kampfhund beigeholt. Ich hab' zu einem Reporter gesagt, ich trete wieder in die Kirche ein, damit ich beten kann "Herrgott laß Hirn für diese Journalisten regnen".

FR: Aber der Anteil der Rechtsextremen in Sossenheim war so hoch wie sonst nirgendwo in Frankfurt. Woran kann es liegen, daß die den demokratischen Parteien das Vertrauen entzogen haben?

Istvan Nagy: Frust. Die Kriminalität steigt rapide, es gibt viele Auto-Einbrüche, was man aber nicht immer Ausländern in die Schuhe schieben kann. Frust wegen fehlender Wohnungen. Bei einem Bekannten, verheiratet mit Kind, hab' ich's erlebt. Die haben zwei Jahre in einer Ein-Zimmer-Wohnung gesessen, bis er endlich eine bezahlbare größere bekam. Anders kann ich es mir nicht erklären, als daß die Leute von den Politikern den Hals voll haben.

FR: Fragen Sie ihre Nachbarn, warum sie die Rechtsextremen gewählt haben?

Istvan Nagy: Natürlich. Ich sage denen, daß sie wohl selbst nicht glauben, daß die Republikaner oder die DVU im Stadtparlament oder die Republikaner im Ortsbeirat irgendwas bewegen. Die anderen Parteien werden die Rechten schon isolieren, denn von den demokratischen Parteien wird niemand mit denen zusammenarbeiten. Ich sage meinen Nachbarn auch, daß es ja wohl gereicht hat, was wir vor so ungefähr 50 Jahren hatten. Die Wahlpropaganda wie "Deutschland den Deutschen" oder "Ausländer raus" erinnert mich schon an den Adolf.

FR: Haben vor der Wahl die demokratischen Parteien nicht plakatiert?

Istvan Nagy: Auch, aber längst nicht in dem Maß, wie früher. Die NPD hat an jede freie Ecke ein Plakat hingehängt.

FR: Die wußten schon, daß hier viele Wähler für Rechtsextreme wohnen?

Istvan Nagy: Das dachten die, aber für die NPD ist es in die Hose gegangen, die Leute haben Republikaner gewählt.

FR: Warum sind die NPD-Wähler zu den Republikanern übergewechselt?

Istvan Nagy: Das Wort "Republikaner" macht einen demokratischeren Eindruck als "NPD". Die "Rep"-Wähler sind politisch kaum interessiert und informieren sich auch nicht. Die DVU hat uns hier im Block mit Flugblättern bombardiert. Unser Briefträger hat was Gutes gemacht, hat er mir erzählt. Er hat sich geweigert, die DVU-Wurfsendungen auszutragen. Die Leute hier springen auf das braune Gesülze von den Flugblättern auf, weil es so schön einfach ist und weil sie nicht informiert sind. Die müssen in Zukunft Zeitung lesen, Veranstaltungen besuchen, auch zu Ortsbeiratssitzungen gehen

FR: Was müssen demokratische Politiker tun, um die Wähler zurückzugewinnen?

Istvan Nagy: Die haben sehr viel versäumt in den letzten Jahren. Ich bin hier in der Siedlung aufgewachsen. Die soziale Struktur hat sich sehr verschlechtert. Und die Infrastruktur hier in Sossenheim ist gar nicht da. Wenn ich ein Päckchen Nägel kaufen will, muß ich nach Höchst fahren oder nach Rödelheim. Für die Jugend wird nichts gemacht. Das einzige Jugendcafé hier ist aus einer Privatinitiative in der Sonnenschein-Siedlung entstanden.

Grüne nennen Müll-Rekord Milchmädchenrechnung Bürgermeister lobt hohe Recyclingrate in Usingen, doch Umweltpolitiker finden die Zahlen "unredlich"

USINGEN. Laut kommissarischem Bürgermeister Detlef Ortmann wurden 1992 36 Prozent des Usinger Abfalls wiederverwertet; das sei eine Steigerung um 4,5 Prozent im Vergleich zu 1992. Bei den Grünabfällen betrage die Steigerungsrate gar 150 Prozent. Für Ortmann ein Beweis, "daß die Möglichkeiten zur Getrenntsammlung genutzt und die Deponieabfälle reduzieren wurden". Die Grünen-Stadtverordnete Ellen Enslin hingegen spricht von einer "Milchmädchenrechnung, denn Sammeln und echtes Wiederverwerten sind zwei Paar Schuhe."

Insgesamt wurden 5600 Tonnen Abfall gesammelt. Davon gelangten 3500 Tonnen als Haus- und Sperrmüll auf die Deponie Brandholz - ein Anstieg von 2,5 Prozent. Ortmann nennt das "ein konstantes Ergebnis", da die Bevölkerung in dem Zeitraum um 2,25 Prozent gestiegen sei. Enslin stört, daß der Müllabfall um 0,25 Prozent und damit absolut gestiegen ist. Eine "positive Müllbilanz", wie Ortmann verkünde, sei das nicht. Zum einen wachse trotz aller Aufrufe zur Abfallvermeidung der Restmüll-Berg weiter an. Das laut Ortmann gesparte Drittel an Usinger Abfallmenge sei auch nicht wiederverwertet worden: man habe die Wertstoffe wie Glas und Papier nur gesammelt. "Die Wiederverwertung ist überhaupt nicht gesichert, beim Papier etwa gibt es Überkapazitäten. Das meiste wird nur zwischengelagert oder ,thermisch vorbehandelt', also verbrannt", so Enslin.

Die gestiegenen Sammelzahlen als Wiederverwertung zu "verkaufen", sei daher unredlich. Wenn Ortmann von 513 Tonnen "Grünabfallmenge" sowie einer Steigerung von über 150 Prozent rede, unterschlage er, daß doppelt so häufig abgefahren werde - statt zwei jetzt vier Mal jährlich. Das betreffe zudem nur Gartenabfälle, aber keinen Biokompost. Zu einer flächendeckend angebotenen Biotonne für Speiseabfälle und Gemüse habe man sich noch nicht durchringen können. "Auf dem Land ist Gemeinschaftskompostierung kein Problem, aber in der Schleichenbach- oder Heinrich- Müller-Siedlung sieht es mit Biokompost immer noch ganz düster aus."

Insgesamt warfen die Usinger 960 Tonnen Papier, 400 Tonnen Altglas und 42 Tonnen Metallverpackungen in die Container. Gesammelt wurden darüber hinaus 460 sperrige Haushaltsgeräte sowie Fernseher (das entspricht einer Zunahme von fast 50 Prozent), und im Recyclinghof wurden 190 Kubikmeter Styropor sowie 60 Tonnen Kunststoffe, Schrott und Aluminiumfolien abgegeben. jd

Gerhard Drossel löst Böhm ab Wechsel an der Spitze des Kleingärtnervereins "Gneisenau"

GALLUS. Der Kleingärtnerverein "Gneisenau" hat einen neuen Ersten Vorsitzenden. Nach mehr als 15jähriger Vorstandsarbeit war der bisherige Vorsitzende Karl Heinz Böhm kürzlich zurückgetreten. Er wurde auf der Jahreshauptversammlung in diesen Tagen zum Ehrenmitglied gekürt. Sein Nachfolger wurde Gerhard Drossel. Die weiteren Vorstandsmitglieder, gewählt für zwei Jahre, sind: Rolf Schöl als Stellvertretender Vorsitzender, Gisbert Trimmborn als Erster und Hans Simon als Zweiter Kassierer. Schriftführerin wurde Ria Christ, ihre Stellvertreterin ist Ingrid Buchholz.

Etwa 230 Anlagen gehören dem Verein an der Mönchhofstraße. "Die Frage nach Kleingärten ist groß", sagte Finni Drossel, Mitglied des Festausschusses. Die Warteliste wird immer länger. Im vergangenen Jahr konnte der Vorstand drei Gärten an neue Vereinsmitglieder vergeben. Vorzugt behandelt werden Familien mit kleinen Kindern..

Neuerdings verfügt die Gartenanlage über ein Notruftelefon außerhalb des Vereinshauses, "weil das nicht ständig zugänglich ist". Die Gaststätte hat außerdem einen eigenen Stromzähler erhalten. Ebenso wird fortan die Entsorgung der Toiletten der Gaststätte sowie die der Gartenanlagen nicht mehr gemeinsam abgerechnet. Im Rahmen dieser Veränderungen sollen die Toiletten im Außenbereich 1993 komplett renoviert werden. Der Anschluß an die Kanalisation ist nicht geplant, "weil das viel zu teuer ist".

Wie gewohnt wird der Festausschuß auch dieses Jahr am ersten Wochenende im Juli das tradtionelle Gartenfest organisieren. Und im September ist wieder eine "Busfahrt ins Blaue" geplant. Die Tagesausflüge werden seit kurzem von Gisbert Trimmborn arrangiert.

Gefallen fanden die 58 Kinder im Kleingärtnerverein an der Nikolausfeier. Drossel: "Das wollen wir dieses Jahr wiederholen." tin

Redaktion: Ulrich Cramer

Namen + Notizen

KARIN HASENSTAB, Karl Hasenstab, Karl Walther und Margret Walther wurden im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Kelsterbacher Volkschores für 40jährige, aktive Mitgliedschaft geehrt. Seit 25 Jahren aktiv dabei sind Ella Apsitis, Rita Fuchs, Gisela Nagy und Christa Schönau- Pietzsch. Glückwünsche für vier Jahrzehnte fördernde Mitgliedschaft im Volkschor nahmen Ewald Dreiasbach und Heinz Möser entgegen, während Erich Bohnenkamp, Hans Draisbach und Erwin Muggli dem Gesangverein seit 25 Jahren als fördernde Mitglieder angehören. wal

KÄTHE RAISS, für die Grünen als ehrenamtliches Mitglied im Magistrat von Mörfelden-Walldorf, zieht sich mit Beginn der neuen Legislaturperiode aus der Kommunalpolitik zurück und nahm während der jüngsten Mitgliederversammlung den Dank der Umweltpartei für ihr Engagement entgegen. Raiss, die kein Grüne-Mitglied ist, wurde mit Blumen, einem Buch und einer Träne im Knopfloch verabschiedet. "Du wirst eine Lücke hinterlassen", prophezeite Fraktionsgeschäftsführerin Andrea Winkler. Raiss selbst bekundete, ihr habe die Arbeit alles in allem großen Spaß gemacht, obgleich es hin und wieder auch schon mal Ärger gegeben habe. "Aber ich behalte nur die guten Zeiten in Erinnerung." wal

WERNER SCHMIDT bleibt auch in der neuen Legislaturperiode Chef der SPD-Fraktion im Mörfelden-Walldorfer Parlament. Er wurde während der konstituierenden Fraktionssitzung ebenso in seinem Amt bestätigt wie seine Stellvertreter Ilona Wenz und Heinz-Peter Becker. Die bisherige Dritte im Bunde, Edda Bassler, steht indes nicht mehr zur Verfügung, da sie die SPD künftig im Magistrat vertreten wird. Zur Nachfolgerin von Bassler, die als Schatzmeisterin der Fraktion im Amt bleibt, wurde die AsF-Vorsitzende Ingrid Volkmann gewählt, die neu in die Fraktion gekommen ist. Der Fraktionsvorstand wird komplettiert von Gisela Coutandin als Geschäftsführerin. wal

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Frau im Gespräch BAD HOMBURG. Wie man sich als Frau in Gesprächen und Diskussionen überzeugend ausdrückt, vermittelt ein Wochenendkurs, den die Volkshochschule für Freitag/Samstag, 26./27. März, anbietet. Die Teilnahme kostet 49 Mark. Anmeldungen nimmt die VHS bis 19. März unter Tel. 2 30 06 entgegen. Tatort Reisebüro BAD HOMBURG. In ein Reisebüro in der Louisenstraße brach ein Unbekannter in der Nacht zum Sonntag ein. Wie die Kripo mitteilt, wurden ein Videorecorder und ein Fernsehgerät im Wert von 2500 Mark gestohlen.

Ski weg FRIEDRICHSDORF. Fünf Paar Skier samt Zubehör im Gesamtwert von 8000 Mark wurden in der Nacht zum Sonntag in der Köpperner Straße gestohlen. Die Sportgeräte lagerten in einem geschlossenen Dachgepäckträger, der auf einen Mercedes montiert war.

Liebelt war in Japan BAD HOMBURG. Mit "Neuen Impressionen aus dem ,Land der aufgehenden Sonne&rquote; " ist Horst Liebelt wieder aus Japan zurückgekehrt. Seine Dias zeigt der fotografische Weltreisende morgen, Mittwoch, 17. März, um 20 Uhr im Kino im Schwedenpfad. Liebelt, der seit 1966 20mal in Japan war, führt das hochmoderne Nippon ebenso vor wie das traditionelle, und er will ein wenig zum Verständnis der japanischen Mentalität beitragen.Fastenzeit BAD HOMBURG. Das katholische Bildungswerk bietet Frauen und Männern die Möglichkeit, gemeinsam in der Zeit vom 17. bis 24. März zu fasten, das heißt, nur von Tee und Wasser zu leben, zu meditieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Das erste Treffen ist für Mittwoch, 17. März, um 19.30 Uhr im Bischof- Ketteler-Haus, Dorotheenstraße 9 - 11, geplant.Korsika in Multivision BAD HOMBURG. Rund 1000 Dias, ein speziell ausgesuchtes Musikprogramm, modernste Projektionstechnik und kein Text - dies zeichnet die Multivisionsschau der Reisefotografen Jens Teichmann und Jens Schroeder aus. Am nächsten Freitag, 19. März, kommen sie um 20 Uhr ins Vereinshaus Gonzenheim. Ihr Thema ist die französische Mittelmeerinsel Korsika. Passionsandachten BAD HOMBURG. Traditionelle Passionsandachten gibt es in der evangelischen Kirche Ober-Eschbach /Ober-Erlenbach im März jeweils dienstags um 20 Uhr. Dabei musizieren zur Passionsgeschichte verschiedene Ensembles unter der Leitung von Beatrix Pauli in der Kirche, Ober-Eschbacher Straße 76.

"Streß im Alltag bewältigen" BAD HOMBURG. "Wege zu Ruhe und Gelassenheit" will Mechthilde Gairing bei einem Vortrag "Streß im Alltag bewältigen" am Dienstag, 16. März, ab 20 Uhr aufzeigen. Interessenten müssen dazu den Weg in die Bad Homburger Stadtbibliothek, Dorotheenstraße 22, wählen.

Tagesseminar zur Familie BAD HOMBURG. Ein Tagesseminar zur "Familie zwischen Anspruch und Wirklichkeit" veranstaltet die katholische Familienbildungsstätte Elternschule Taunus am Donnerstag, 18. März, von 10 bis 16 Uhr im Bad Homburger Bischof-Ketteler-Haus, Dorotheenstraße 9 - 11. Die Teilnehmer gehen unter Leitung der Psychologin Lydia Rothacker der Frage nach der Bedeutung der Familie für Einzelne und die Gesellschaft nach. Sie können sich unter Tel. 69 09 45 anmelden.

Babymassage und Stillen FRIEDRICHSDORF. "Sanfte Hände . . ." ist ein fünfteiliger Kurs über Babymassage und Stillen betitelt, der am Montag, 22. März, in der Friedrichsdorfer Altentagesstätte, Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 29a, beginnt. An fünf Vormittagen lernen Eltern von 10 bis 11.30 Uhr Babymassage an ihrem Kind, gleichzeitig können Stillprobleme angesprochen werden. Anmeldungen nimmt die Katholische Familienbildungsstätte Elternschule Taunus, Tel. 0 61 72 / 69 09 45, entgegen.

Wie man an die Plätze für Ferienfreizeiten kommt

FRIEDRICHSDORF. Je beliebter die Ferienfreizeiten der Stadt für die Sommerzeit sind, um so größer ist die Nachfrage. Damit wächst der Druck, die Plätze auf eine möglichst gerechte Weise zu vergeben. "Die Eltern laufen uns die Bude ein", berichtet Bürgermeister Gerd Schmidt. Deshalb gilt diesmal ein neues Verfahren: Jede Freizeit hat einen anderen Anmeldetag; telefonische Vorbestellungen und Platzbuchung auf Vorrat sind ausgeschlossen.

Für die Ferienspiele (2. bis 13. August für 60 Sieben- bis Elfjährige) beginnt die Anmeldung am Donnerstag, 18. März, um 17 Uhr im Rathaus. Am Montag, 22. März, ab 15.30 Uhr werden die 20 Plätze für die Abenteuer-Freizeit mit Kajak und Fahrrad an der Grenze zu Luxemburg (7. bis 15. August) vergeben.

Am Donnerstag, 25. März, stehen ab 17 Uhr die beiden Kinderfreizeiten (sieben bis elf Jahre) vom 26. bis 31. Juli zur Auswahl: 32 Plätze für Altenahr und 28 für den Edersee. Und für die Aktiv-Jugendfreizeit der 15- bis 17jährigen vom 20. bis 29. August kann man sich am Montag, 29. März, ab 15.30 Uhr anmelden. Hier gibt es im österreichischen Hallein 20 Plätze. Weitere Information: Tel. (0 61 72) 713 270.

Deutsche und Russen in zwei Jahrhunderten

OFFENBACH. Eine Ausstellung "Nicht nur Gegner - Deutsche und Russen in zwei Jahrhunderten" ist noch bis zum kommenden Samstag, 20. März, im Rathaus-Foyer zu sehen. Auf 48 großen Tafeln dokumentiert die Rheinisch-Westfälische Auslandgesellschaft die engen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den beiden Ländern.

Die umfangreiche Wander-Austellung mit den vielen Bildern ist an den Werktagen von 8 bis 17 Uhr geöffnet.

Der Magistrat der Stadt Offenbach meint, daß die Dokumentation nicht nur politisch Interessierte anspricht, sondern vor allem Schulklassen ein profundes und lehrreiches Bild über die wechselvolle Geschichte zwischen Deutschland, Preußen und Rußland, der Bundesrepublik Deutschland, der ehemaligen DDR und der einstigen Sowjetunion vermittelt. lz

Grundschule feiert "20 Jahre Vorklassen"

TREBUR. Mit einem Frühlingsfest erinnert die Treburer Grundschule an das 20jährige Bestehen der Einrichtung ihrer Vorklassen: am Samstag, 20. März, 11 bis 17 Uhr, auf dem Schulgelände. Geplant sind Aufführungen, Flohmarkt, Tombola, Spielangebote. cas

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Fasten unter Anleitung GROSS-GERAU. "Schlank, entschlackt und entgiftet in den Frühling" - unter diesem Motto bietet die Volkshochschule ab Freitag, 19. März, unter Anleitung einer Gesundheitsberaterin eine Fastenwoche für Gesunde an. Der Kursus kostet 105 Mark und beginnt am Freitag um 19 Uhr mit einem gemeinsam zubereiteten Fastenessen. Auskünfte und Anmeldungen bei der VHS, Tel. 0 61 52 / 716-292. Fahrt zum Wattenmeer KREIS GROSS-GERAU. Noch einige Plätze frei sind für den Bildungsurlaub im Wattenmeer vom 3. bis 8. Mai. Die Kosten betragen 150 Mark. Anmeldung beim Jugendbildungswerk, Telefon 0 61 52 / 12-468. Zuschüsse für Vereine KELSTERBACH. Eine Fülle von Themen wird am Freitag, 19. März, 17.30 Uhr, den Kultur- und Sportausschuß der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus (Magistratszimmer) beschäftigen. Der Entwurf des Haushaltsplanes steht ebenso auf der Tagesordnung wie eine Fülle von Zuschüssen für Vereine und Organisationen. Spende überreicht RIEDSTADT. Eine Spende von 350 Mark haben Schüler der Martin-Niemöller-Gesamtschule zusammengetragen. Dieser Betrag kommt dem Kindergarten der italienischen Gemeinde Sortino zugute. Mit ihr will sich Riedstadt im Juni dieses Jahres offiziell verschwistern. Grünabfall wird geholt MÖRFELDEN-WALLDORF. Im Stadtteil Mörfelden wird am Samstag, 20. März, wieder Grünabfall gesammelt. Die Abfälle sollten bis sechs Uhr gebündelt oder in Papiersäcken bereitstehen. Heringsessen KELSTERBACH. Sein Heringsessen hat der Karnevalverein "Die Feuerreiter" für Samstag, 20. März, 19 Uhr, im Hotel "Lindenhof" vorbereitet. Anangeln NAUHEIM. Mit dem traditionellen Anangeln am Bornbruchsee eröffnet der Angelsportverein am Samstag, 20. März, die neue Saison. Treffpunkt ist um 12.30 Uhr auf der Feuerwehrwiese, geangelt wird von 14 bis 17 Uhr. Kolping-Familie trifft sich NAUHEIM. Zur Jahreshauptversammlung trifft sich die Kolpingfamilie am Samstag, 20. März. Der Jahresrückblick beginnt mit einem Gottesdienst um 18 Uhr im Alfred-Delp-Heim. Börse für Modell-Fans GERNSHEIM. Zu seiner 12. Modelleisenbahn- und Modellautobörse lädt der Modelleisenbahnclub Gernsheim für Sonntag, 21. März, ins Bürgerhaus Allmendfeld. Von 10 bis 16 Uhr kann dort geschaut, getauscht und gekauft werden. Programmieren GROSS-GERAU. Einen neuen Kurs "Programmieren mit Pascal" startet die Kreisvolkshochschule nach den Osterferien. Weitere Auskünfte und Anmeldung: KVHS-Büro im Landratsamt unter Telefon 0 61 52 / 60 04 07. Spielkreis trifft sich GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Der Spielkreis für behinderte und nichtbehinderte Kinder der VHS-Mainspitze trifft sich am 22. März erstmals in diesem Jahr und von da an wöchentlich montags von 16 bis 17.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Gustavsburg. Weitere Auskünfte gibt es unter Tel. 0 61 44 / 3 23 79. Sportlerehrung Ende Mai KELSTERBACH. Wie die Stadt mitteilt, findet die Sportlerehrung 1993 erst Ende Mai statt.

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 17. März, bis Dienstag, 23. März

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zu seinem Frühjahrskonzert lädt der Walldorfer Akkordeon-Klub für Sonntag, 21. März, in die Walldorfer Stadthalle ein. Ab 16 Uhr wird ein bunter Meldodienstrauß gebunden, der auf die mildere Jahreszeit einstimmen soll.

Frühjahr haben auch die Sänger der SKV Mörfelden im Sinn und in der Kehle. Sie stimmen am Sonntag, 21. März, im Bürgerhaus die passenden Lieder an; Konzertbeginn 17 Uhr.

KELSTERBACH. Zu einem Unterhaltungskonzert zum Frühlingsbeginn lädt der Orchester-Verein Kelsterbach für Sonntag, 21. März, ins Bürgerhaus ein. Zu hören ist ein Querschnittt "durch verschiedene Arten der Volks- und Unterhaltungsmusik." Das Konzert beginnt um 17 Uhr, Eintritt acht Mark.

GROSS-GERAU. "Sie müsse schon enschuldiche", wirbt Gerd Dudenhöfer alias Heinz Becker am Sonntag, 21. März, in der Jahnturnhalle um Verständnis. Der Kabarettabend mit dem Kleinkünstler aus dem Saarland beginnt um 20 Uhr.

Heike Jungermann und Frank Koch sind "Maboosh". Das seit 1990 bestehende Duo hat sich auf die Interpretation von Filmmusik und Musicals spezialisiert und bietet anspruchsvollen Pop. In Aktion sind die beiden am Sonntag, 21. März, im Kulturcafé zu erleben. Die musikalische Matinee beginnt um 11 Uhr, der Eintritt ist frei.

Kinder von vier Jahren an sind am Dienstag, 23. März, ins Kulturcafé eingeladen. Um 15 Uhr gibt es Puppentheater mit dem "kleinen spectaculum", die das Märchen "Ein Löffel für das Krokodil" zeigen. Eintritt: fünf Mark.

RÜSSELSHEIM. Albert Lortzings Komische Oper Zar und Zimmermann steht am Mittwoch, 17. März, im Stadttheater auf dem Spielplan. Die Aufführung beginnt um 20 Uhr.

Musical satt gibt es am Mittwoch, 18. März, 20 Uhr, im Stadttheater. Unter dem Motto "The Golden Musicals of Broadway" bringt die Broadway-Musical-Company aus New York nahezu alle bekannten Nummern aus den großen und bekannten Musicals.

Harte Rocktöne werden am Freitag, 19. März, im "Rind" angeschlagen, wo um 21 Uhr ein Rockkonzert mit "Animal New Ones" und der "Beck Session Group" beginnt.

Traditionelle Irische Musik steht am Samstag, 20. März, bei der "Dorflinde" im Museumskeller auf dem Programm. Zu Gast ist die Gruppe "Skylark". Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

"Alle Macht den Träumen" fordert am Samstag, 20. März, Klaus H. Schrader im Stadttheater. Unter dem Motto "Der Maler und seine Bilder" gestaltet Schrader gemeinsam mit dem Pantominen Klaus Lavies eine Multimedia-Performance in sieben Szenen. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

Die Bremer Stadtmusikanten kommen am Sonntag, 21. März, ins Stadttheater. Das Märchenspiel für Kinder ab vier Jahren beginnt um 15 Uhr auf der Studiobühne.

Kids von sieben Jahren an aufwärts dürfen sich auf Montag, 22. März, und die Abenteuer der "Brüder Löwenherz" freuen. Das Theaterstück für Kinder nach der Erzählung von Astrid Lindgren fängt um 11 Uhr im Stadttheater an. Wer montags nicht kann, hat Gelegenheit, sich die Aufführung am Dienstag, 23. März, anzusehen. Aufführungsbeginn ist dann schon um 10 Uhr.

BÜTTELBORN. Das Blasorchester lädt für Samstag, 20. März, zum Frühlingskonzert ins Büttelborner Volkshaus ein. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt kostet zwölf Mark.

Sabine mag keinen Reisbrei. Weil Mutter ihn aber immer wieder kocht, denkt sich der Vater lustige Geschichten aus, die helfen, die ungeliebte Speise dennoch zu vertilgen. Welche Geschichten das sind, erzählt das Puppentheater "kleines spectaculum" am Montag, 22. März, im Café Extra. Das Theaterstück für Kinder nennt sich "Ein Löffel für das Krokodil" und fängt um 15 Uhr an. Eintritt: fünf Mark.

NAUHEIM. "Der dicke fette Pfannkuchen" kann am Samstag, 20. März, von Kindern ab vier Jahren im Saalbau Ruhland bestaunt werden. Das Puppentheater erzählt das lustige Märchen von einem Pfannkuchen, der den hungrigen Mündern dreier Frauen entkommt und hernach allerlei Abenteuer erlebt. Die Aufführung des "kleinen spectaculums" beginnt um 15 Uhr, der Eintritt kostet vier Mark. wal

Die Bauarbeiten gehen weiter Altlastproblem an der Stresemannallee gelöst

Nach einer Unterbrechung von rund zwei Jahren sind die Arbeiten an der S-Bahn-Unterführung Stresemannallee zwischen der Oskar-Sommer-Straße und der Heimatsiedlung wieder aufgenommen worden. Nach Angaben des Straßenbauamtes sollen bis Ende des Jahres jeweils eine Fahrspur pro Richtung, die Gehwege sowie eine kombinierte Rad- und Busspur fertiggestellt sein.

Die Straßenbauarbeiten an der Brücke, mit deren Umbau für den S-Bahn-Betrieb bereits 1988 begonnen worden war, waren im Frühjahr 1991 eingestellt worden, nachdem sich Probleme mit Altlasten ergeben hatten. Beim Aushub war "geringfügig belastete Erde" (Straßenbauamt) gefunden worden, die nach dem damals novellierten hessischen Abfallgesetz als Sondermüll eingestuft worden war und entsprechend entsorgt werden mußte. Eine Zwischenlagerung der Erde auf der Baustelle, wie es der Darmstädter Regierungspräsident per Ausnahmegenehmigung zuvor bei den Kanalbauarbeiten zugelassen hatte, lehnte der RP beim Straßenbau ab. Schließlich wurde in Abstimmung mit der Hessischen Industriemüll GmbH ein Entsorgungsweg gefunden. Das Material geht nun auf die Deponie nach Wicker im Main-Taunus-Kreis.

Das zweijährige Provisorium hatte bei Anwohnern und Autofahrern zu ständigem Ärger geführt. Unter der Brücke stand nur eine Spur zur Verfügung, eine Ampel sperrt jeweils eine Richtung. Fußgänger und Radfahrer mußten sich oft durch Pfützen und Schlamm quälen.

Die Restarbeiten sollen in vier Bauabschnitten erfolgen. Auch in dieser Zeit wird jeweils nur eine Spur zur Verfügung stehen und dem nichtmotorisierten Verkehr nach wie vor nur ein Provisorium angeboten. gang

Feuerwehr-Stadtjugendtag Nachwuchsarbeit unter gutem Stern

FRANKFURT A. M. Der Stadtjugendfeuerwehrverband Frankfurt veranstaltet am Samstag, 20. März (14 Uhr), seinen Stadtjugendtag im Bürgerhaus Harheim, In den Schafgärten 21. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Änderung der Jugendordnung sowie Neuwahlen eines stellvertretenden Stadtjugendwartes, eines Kassenwartes und eines Schriftführers.

Die Jahresvollversammlung der Feuerwehrjugend aller Stadtteilwehren steht unter einem günstigen Stern, da die Verteilung der Jugendlichen durch weitere Neugründungen in den Stadtteilen Niederrad und Schwanheim inzwischen in der Mainmetropole flächendeckend ist.

Stadtjugendwart Michael Hartmann ist insoweit optimistisch, daß sich in absehbarer Zeit die Zahl der jungen Leute in den Wehren bei 500 bewegen wird. Positiv ausgewirkt hat sich die Gesetzesänderung, wonach Schülerinnen und Schüler bereits mit zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr eintreten können. Voraussetzung ist das Einverständnis der Eltern. dixi

Romane gaben "Spionin" Anregungen für ein aufregendes Leben Ehemalige Personalchefin einer amerikanischen Bank zu zehn Monaten mit Bewährung und hoher Geldbuße verurteilt

Ihre naiv romantische Vorstellung, als Spionin für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) an "wertvolle Informationen über Personen und Vorgehensweise des MfS" zu gelangen, um damit dann als Agentin für den Bundesnachrichtendienst "interessant" zu werden, mußte die 33 Jahre alte Angeklagte schon nach dem zweiten Treffen mit ihrem Führungsoffizier "Georg" aufgeben. "Es war so, als wolle man mit großen Hunden pinkeln, kriegt aber das Bein nicht hoch", sagte sie vor dem Staatsschutzsenat des Frankfurter Oberlandesgerichts. Am Ende wurde sie wegen Spionage zu zehn Monaten Freiheitsstrafe mit Bewährung und einer Geldbuße von 45 000 Mark verurteilt.

Wie die damalige Personalchefin einer amerikanischen Bank gestand, hatte sie dem MfS von Mai bis Dezember 1989 vor allem unterschiedlichste Personalunterlagen zukommen lassen. Darunter waren zum Beispiel Mitgliederlisten der Vereinigung der Wirtschaftsjunioren und eines arbeitsrechtlichen Arbeitskreises in Köln.

Schon immer, so die Angeklagte, habe sie eine "Affinität" und Begeisterung für das Agentengewerbe gehabt, wobei sie ihre Kenntnisse vor allem aus Büchern bezogen habe. Als sie sich aber 1979/80 beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) bewarb, blitzte sie böse ab. In dem Bewerbungsgespräch habe man ihr sehr deutlich das Gefühl gegeben, sich lächerlich gemacht zu haben, sagte sie. Diese Demütigung konnte sie die ganzen Jahre hinweg wohl nicht vergessen, und so bewarb sie sich schließlich, nachdem sie ihre berufliche Karriere im Personalbereich zielstrebig und sehr geplant vorangetrieben hatte, Ende März 1989 in einem Brief beim MfS.

"Eitelkeit und Selbstüberschätzung sowie naive Abenteuerlust" sah das Gericht als Motiv. Da der Schaden aber recht gering gewesen sei, erkannte es auf eine milde Strafe. sol

HANS-PETER WOHLGEHAGEN, Kurdirektor im Staatsbad Wildungen, ist neuer Vorsitzender des Verbandes Hessischer Heilbäder. Wohlgehagen, der auch das Privatbad Reinhardshausen leitet, setzte sich bei der Jahreshauptversammlung des Verbands (ihm gehören 32 hessische Bäder an) im Landhotel Betz in Bad Soden-Salmünster gegen den Bürgermeister von Bad Orb, HUGO METZLER, mit 13 zu 7 Stimmen durch. Metzler, bisher Vizevorsitzender des Verbands, unterlag später auch bei der Neubesetzung des Stellvertreterpostens, und zwar mit 12 zu 8 Stimmen gegen den Bürgermeister des Heilbades Zwesten, HEINRICH HAUPT.

Röther SPD beginnt zu rechnen Nach bestem Stadtteil-Wahlergebnis Magistratsposten gefordert

GELNHAUSEN. Nach der Wahlschlappe werden in der Gelnhäuser SPD jetzt Rechnungen präsentiert. Das Führungsduo aus Fraktionsvorsitzendem Werner Hepp und Parteichef Norman Peetz sieht sich oppositionellen Bestrebungen gegenüber, die Machtverteilung zu verändern. Einen ersten offenen Vorstoß unternehmen die Genossen aus Roth: Sie fordern kategorisch einen der drei auf die SPD entfallenden Magistratsposten für einen der ihren, weil sie das beste Stadtteilwahlergebnis erzielt hätten.

Bisher waren die Röther Genossen mit Wolfgang Christanz im Magistrat repräsentiert. Doch Christanz hatte nach interner von der Stadtteilgröße bestimmterVerteilungsregel den vierten Stadtratssessel inne, der nun entfällt. Bleiben die Plätze für Gelnhausen-Mitte, Hailer und Meerholz. Die Kandidaten der entsprechenden SPD-Ortsbezirke für die Stadtratsposten heißen Hans-Jürgen Freund, Norman Peetz und Wilhelm Herbert.

Die Röther SPD läßt keinen Zweifel daran, daß sie einen aus dem Trio herauszukicken gedenkt. Vorsitzender Hans Adrian: "Die SPD Roth erzielte bei der Stadtverordnetenwahl prozentual an der Wahlbeteiligung gesamtstädtisch gesehen mit 34,3 Prozent das beste SPD-Ergebnis in der Stadt, obwohl auf dem Stimmzettel kein Röther benannt war. Der Vorstand war aufgrund dieser Tatsache einhellig der Auffassung, daß die Fraktion nicht umhinkomme, einen Röther in den Magistrat zu entsenden."

Der Röther Parteivorstand macht nach "selbstkritischer Wahlanalyse" weiter darauf aufmerksam, daß die SPD in dem Stadtteil entgegen dem hessenweiten Trend eine absolute Mehrheit für den Ortsbeirat gehalten habe. Dies werde hauptsächlich auf die "bürgernahe Politik der kleinen Schritte vor Ort" zurückgeführt. Entsprechend wolle man auch in Zukunft die Röther Bürger in die Kommunalpolitik einbinden. Adrian: "Hierzu werden Ausschüsse gebildet, in denen auch nicht parteiorganisierte Bürger mitwirken und somit direkten Einfluß auf die Kommunalpolitik ausüben können."

SPD-Fraktionschef Werner Hepp wollte auf Anfrage den Röther Vorstoß nicht kommentieren. Für Mittwoch sei eine Sitzung anberaumt, in der jeder Ortsbezirk seine Stellungnahme einbringen könne. Dieser Termin stehe seit geraumer Zeit fest. Dann werde er auch, so Hepp, zur Vorgehensweise einiger Genossen "ein paar deutliche Worte sagen". lex

"Militärjustiz-Urteile ächten" Obleute der Opposition für Entschließung zu Nazi-Richtern

stg BREMEN, 15. März. Die Vertreter von SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Bundestags-Unterausschuß "Wiedergutmachung" wollen sich dafür einsetzen, daß das Bundesparlament die Urteile der Nazi-Militärjustiz gegen Deserteure und "Wehrkraftzersetzer" ebenso für Unrecht erklärt wie 1985 die Urteile des Nazi- Volksgerichtshofes. Das berichtete der SPD-Abgeordnete Uwe Lambinus der FR nach der jüngsten Sitzung des Gremiums. Auch die CDU/CSU sei zumindest gesprächsbereit, sagte er.

Der FDP-Obmann Wolfgang Lüder setzt sich ebenfalls für eine öffentliche "Klarstellung" ein, daß die Militärgerichtsurteile Unrecht waren. Er sei sich aber unschlüssig, ob eine Bundestags- Entschließung der geeignete Weg dafür sei, sagte Lüder der FR. Denn falls sich der Beschluß verzögere, könnte das Finanzministerium womöglich so lange die Zahlung von Entschädigungen an die Deserteure blockieren.

Das Bundesarbeitsministerium hatte bereits vor Monaten die Länderbehörden aufgefordert, von Amts wegen alle abgelehnten Anträge auf Kriegsopferentschädigung für NS-Militärjustizopfer neu zu überprüfen. Nach Angaben eines Ministeriumssprechers kommt dies aber im wesentlichen nur den Angehörigen von hingerichteten Deserteuren zugute und nicht den überlebenden Verurteilten, denn die Kriegsopferversorgung sei keine Entschädigung für Unrechtsurteile, sondern für Schäden an Leben und Gesundheit.

Deserteure ohne körperliche Haftschäden können versuchen, Härtefall-Entschädigung vom Finanzministerium zu bekommen, das aber bisher eine härtere Linie als das Arbeitsministerium vertritt.

Ein Nägeli ins Künstler-Herz

Spray-Aktion an der Schirn

Harald Nägeli was here. Der Schweizer Künstler, Vater aller Sprayer, ein Mann von Ruf, setzte an der Schirn Zeichen.

Mit roter Jacke angetan, eine schwarze Spraydose in der behandschuhten Rechten, Atemmaske im Gesicht, gibt er "Vollgas". Zischt, zeichnerisch-leicht, seine berühmten Strichmännchen auf die teuren Sandsteinplatten. Geht drei Schritte zurück. Begutachtet sein Werk. Rennt wieder vor und beginnt an anderer Stelle von neuem. Steigt gar aufs Blechsims eines großen Fensters. "Zeichnet" auch ums Eck oder läßt die zweizehigen Figuren schon mal das Pflaster betreten.

Verfolgt vom Kameras und Mikrophonen, umringt von Fotografen und Reportern, genießt er seinen Auftritt. Doch das Verhängnis naht. In der Gestalt zweier Bauarbeiter zuerst, die keine Strichmännchen sind, und Margarethe Heck, Vertreterin des Hausherrn Vitali, der auf Reisen ist. Es kommt zum Gerangel. Die Spraydose wird davongetragen. "Wir rufen die Polizei", sagt Heck. "Bitte", antwortet Nägeli. Aber er gibt nicht auf.

Der Schweizer läuft ins Haus: "Ich will meine Spraydose wiederhaben!", giftet er wie ein Kind, dem man die Malstifte weggenommen hat. Die Dialoge werden spitz. "Ich bin ein großer Künstler", läßt er die Frau Dr. Heck wissen. Die mustert ihn ärgerlich und knurrt: "Wir verwalten nur dieses Gebäude. Es gehört der Stadt. Was Sie machen, ist Sachbeschädigung. Wir haben hier erst für eine halbe Million renoviert. Ich kenne Sie. Aber Sie waren auch schon besser!"

Das ist ein Nägeli ins Herz. Er hebt, vor noch immer laufenden Kameras, zur Gegen-Beschimpfung an. Da wird selbst sein gemütlich-schwyzerdütscher Tonfall glashart: "Sie sind hier falsch am Platz. Sie gehören in einen Strumpfladen!"

Draußen rollt die Funkstreife "WI - 35 697" an. Ein gemütlicher junger Beamter mit Kollegin bittet um den Ausweis. Der Beamte ("Ich verstehe nichts von Kunst"), sagt, er müsse ihn "behandeln wie andere Sprayer ringsum auch". Am Ende unterzeichnet Nägeli, kunstvoll, eine Bescheinigung, daß eine "Spraydose, schwarz", in Polizeigewahrsam sei. Am Ende ist Nägeli noch immer ärgerlich, daß "eine Figur, die sehr gut" sei, noch nicht fertig ist.

Am Abend war Nägeli Gast bei "Zeil um Zehn". Der Hessische Rundfunk hatte ihn eingeladen. Vitali soll angeblich vorher unterrichtet worden sein, daß Nägeli "an die Schirn kommt". Dessen Schlußkommentar vor der großen Treppe: "Dieser öde Eingang hat doch durch meine Figuren nur gewonnen, finden Sie nicht?" -vau

Vereinsleben

Frankfurter Ensemble: Zur Probe treffen sich die Mitglieder der Theatergruppe heute, Donnerstag, 18. März, sowie am Montag, 22. März (jeweils ab 20 Uhr), im "Haus Gallus", Frankenallee 111. Geprobt wird das Stück "Ein Geist kommt . . ." fd/11

Turngau Frankfurt: Zum Landesturnfest '93 in Hanau (27. bis 31. Mai) liegen Wanderangebote des Hessischen Turnverbandes vor. Kontakt: K.-H. Korst (Tel. 0 60 74 / 4 21 26). fd/11

FKV 1911 Frankfurt: Beim traditionellen Heringsessen des Frankfurter Karnevalvereins 1911 und seiner Maagard wurde Willi Lindenfeld zum Ehrenvorsitzenden ernannt. FKV-Vorsitzender und Maagard-Kommandeur Jürgen Koch zeichnete die Aktiven Gisela Himmelein und Ingrid Koch für ihre Verdienste mit dem "Adler zur Goldenen Flamme" aus. fd/11

Karnevalverein "Der Frankfurter 02": Die Mitglieder der Damengarde trainieren am Freitag, 19. März, sowie am Mittwoch, 24. März (jeweils ab 19 Uhr), im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24, Clubraum 2. fd/11

Deutscher Pudelklub: Der Klub veranstaltet am Samstag, 20. März (ab 14 Uhr), ein "Agility- Seminar" mit Übungen für Mitglieder und und Freunde der Bezirksgruppe Frankfurt auf dem Pudelplatz in Harheim (Grundweg). fd/11

Betriebssportverband Hessen: Der Bezirk Frankfurt unternimmt am Samstag, 20. März, eine Wanderung an der Bergstraße. Schlußrast ist im Hotel "Zum Löwen" in Zwingenberg. Die Teilnehmer treffen sich zur Abfahrt um 7 Uhr am Parkplatz an der Ernst-Schwendler-Straße gegenüber der Einmündung der Joachim-Becher-Straße (Nähe Deutsche Bundesbank). Auskunft gibt Monika Kunz (Tel. 75 91 17 55). Zu einer Wanderung am 3. April (vom Taunus zum Rhein) nimmt Anmeldungen Manfred Schewe entgegen (Tel. 54 07 90). fd/11

Frankfurter Unterhaltungs- und Wander- Club 1904: Zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 20. März, 18.30 Uhr, treffen sich die Mitglieder im Altenclubraum von Deutschorden in Sachsenhausen, Brückenstr. 3 (traditionelles Heringessen vor der Versammlung). fd/11

Stadtgruppe Frankfurt: Informationsabend mit einem Versicherungsexperten für Vorstände der Frankfurter Kleingärtnervereine am kommenden Dienstag, 23. März, um 18.30 Uhr, im Fachberater-Lehrsaal der Stadtgruppe in Eckenheim, Feldscheidenstraße 2-4. fd/11

Turngau Frankfurt: Der Turnverein Kalbach ist am Sonntag, 21. März, Ausrichter der Wettkämpfe für Turnerinnen, Schülerinnen und Jugendturnerinnen in der Turnhalle Kalbach. Ausgeschrieben sind außerdem Mannschaftswettbewerbe und in der Mehrzweckhalle Kalbach Rahmenwetttkämpfe für Turnerinnen. Beginn der Veranstaltung 14 Uhr (Turnhalle) und 9 Uhr (Mehrzweckhalle). fd/11

Die Karneval-Vereinigung "Westend 1895/07 lädt ein am Samstag, 20. März, ab 16 Uhr, zum "12. Karnevalistischen Männerballett-Tanzturnier" in die Stadthalle Bergen-Enkheim, Marktstraße 15. Das einzige Männerturnier in Deutschland steht unter dem Motto "Locker vom Hocker". Teilnehmen werden etwa 20 Männerballett-Gruppen aus dem Rhein-Main- Gebiet (rund 200 Aktive). fd/11

Frankfurter Karneval-Gesellschaft "Rot- Weiß": Zum gemütlichen Beisammensein treffen sich die Mitglieder und Freunde des Vereins sowie der Frankfurter Karnevalvereinigung Westend 1895/07 am Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr, im "Berger Weinkeller" in Bergen, Marktstraße 31. fd/11

AG Frankfurter Briefmarkensammlervereine: Zum Großtauschtag der Briefmarkenfreunde Bad Camberg treffen sich die Motivsammler am kommenden Sonntag, 21. März, von 9 bis 16 Uhr im Gemeindezentrum von Bad Camberg- Würges. fd/11

Feuerwehrjugend Frankfurt: Die Mitglieder der "Redaktion Löschblatt" treffen sich am Mittwoch, 24. März, 18 Uhr, im "Haus Dornbusch", Eschersheimer Landstraße 248 (Clubraum 4). fd/11

Syrien-Jordanien-Reise führt auch nach Petra

HOFHEIM. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) Main-Taunus bietet vom 13. bis 27. April eine Studienreise nach Nahost an. Der CJZ-Vorsitzende und "orienterfahrene" Pfarrer Rudolf Heine leitet die Tour, die unter anderem nach Damaskus, Aleppo, Amman, zur Oasenstadt Palmyra und Ausgrabungsorten am Euphrat sowie zur Königsstraße von Amman bis Aquaba unter Einschluß der berühmten Felsenstadt Petra geht. Kosten einschließlich Flug und Halbpension: 2700 Mark. Auskunft und Anmeldung bei Pfarrer Heine, Herderstraße 25 in Hofheim, Telefon 0 61 92 / 54 91. pms

Stadtteil-Fenster

Frankfurter Ensemble: Die Theatergruppe des Vereins gastiert am Sonntag, 21. März, 15.30 Uhr, mit dem Stück "Ein Geist kommt selten allein . . ." (Komödie von Noel Coward) im Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248. nd/11

Die evangelische Nazarethgemeinde Eckenheim feiert am Sonntag, 18. April, Goldene Konfirmation (Jahrgang 1943). Anmeldungen dazu erbittet Georg Klebedszons, Feldscheidenstraße 38, 6000 Frankfurt am Main 50, Tel. 5 48 72 96. uv/15

Eine Organistin oder einen Organisten sucht die evangelische Nazarethgemeinde in Eckenheim (Feldscheidenstraße 36) für die musikalische Gestaltung des sonntäglichen Gottesdienstes und für die kirchlichen Feiertage. Auskunft gibt es unter Tel. 5 48 18 81 und Tel. 54 32 20. uv

Der AC Lido Eschersheim, eine eigenständige Abteilung des FV 09 seit 1978, trainiert montags ab 18.30 Uhr am Berkersheimer Weg. Außer Fußball stehen aber auch Wanderungen, Fahrradtouren, oder Grillfeste auf dem Programm. Wer sich für eine Mitgliedschaft beim AC Lido interessiert oder einfach nur Fußball spielen möchte, kann sich bei Rainer Pausch (Tel. 53 28 88) oder bei Ulrich Philipp (Tel. 51 60 85) informieren. uv

Fotografien über Ghettos in Portugal zeigt Daniel Fuchs noch bis Freitag, 26. März, in der Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags, jeweils von 11 bis 19 Uhr, und samstags ab 10.30 Uhr. ks/12

Die Grünen Nordwest treffen sich jeden ersten Montag im Monat in der Gaststätte "Frieseneck" in der Heddernheimer Landstraße (Heddernheim). Nähere Informationen gibt Frank Mahlmeister unter Tel. 57 82 46. uv

Zur Goldenen Konfirmation lädt die evangelische Emmausgemeinde Eschersheim am Sonntag, 6. Juni, in ihre Kirche, Alt-Eschersheim, ein. Auskunft und Anmeldung unter Tel. 52 56 05. ov/22

Ortsgericht Nieder-Eschbach: Das Amtsgericht hat Alfred Zimmermann, Oberer Kirchwiesenweg 5, 6000 Frankfurt am Main 50, zum Ortsgerichtsvorsteher ernannt. Sprechstunden sind dienstags zwischen 17 und 18 Uhr in der Verwaltungsstelle, Deuil-la-Barre-Straße 26. di

Ev. Nazarethgemeinde in Eckenheim, Feldscheidenstraße 36: Jugendliche ab 13 Jahren treffen sich jeden zweiten Donnerstag im Monat (von 16 bis 18 Uhr), Jugendliche ab 17 Jahren treffen sich nach Absprache einmal im Monat. Informationen gibt's unter Tel. 5 48 18 81. gn

Die Katholische Familienbildungsstätte Nordweststadt ist umgezogen. Sie befindet sich wieder am Tituscorso 2 b, aber nun im zweiten Stock (Tel. 57 09 19). ov

Prellball für Kinder ab neun Jahren bietet der TV Eschersheim jeden Mittwoch ab 18 Uhr: Johann-Wichern-Schulhalle, Victor-Gollancz-Weg 4. ov

Sportvereinigung Kickers 1916: Für den Trainingsbetrieb der fünf- bis zwölfjährigen Kinder (F-, E- und D-Jugend) sucht der Verein ab sofort Trainer und Betreuer gegen (eine geringe) Entlohnung. Die Übungszeiten sind immer mittwochs und freitags, jeweils von 16 bis 18 Uhr, auf dem Sportplatz Bertramswiese im Dornbusch. Nähere Informationen gibt Achim Hallstein unter Tel. 51 35 20 oder unter Tel. 65 63 59. ak

Die Arbeiterwohlfahrt im Dornbusch hält Sprechstunden ab: jeweils am ersten Dienstag im Monat, ab 17 Uhr, im Bürgerhaus Dornbusch an der Eschersheimer Landstraße 248. vn

Typisch Tahiti: Lastwagen, die zu öffentlichen Verkehrsmitteln umgebaut wurden. (Bilder: Helga Lade)

Geld regiert: Viele Insulaner sind arm.

Bauunterhaltung im Kreis Sanierung rangiert vor Schönheit

KREIS GROSS-GERAU. Rund 13,5 Millionen Mark werden nach Auskunft der Kreispressestelle 1993 für Bauunterhaltung, Sanierung und Renovierung an kreiseigenen Liegenschaften aufgewendet. Der Kreisausschuß hat dafür eine Prioritätenliste genehmigt.

Dieser kreispolitische Wunschzettel ist in mehrere Teilbereiche untergliedert worden. Der dickste Brocken entfällt demnach auf die Bauunterhaltung. 1991 und 1992 waren hierfür jeweils fünf Millionen Mark aufgewendet worden, in diesem Jahr werden es 6,5 Millionen Mark sein.

Der Zusatzbetrag von 1,5 Millionen soll vor allem für Verbesserungen an Grundschulen zur Verfügung gestellt werden.

An erster Stelle soll bei den Arbeiten die Sicherung des jeweiligen Gebäudebestandes betrieben werden. Dabei geht es vor allem um Dächer, Fenster und Fassaden. Auch wenn nach Auskunft des Kreises substanzerhaltende Aufgaben im Vordergrund stehen, werden doch auch einige "Schönheitsinstandsetzungen" durchgeführt.

Speziell für Wartungskosten stehen 1,3 Millionen Mark zur Verfügung, während weitere 1,8 für unerwartet auftretende Schäden bereitgehalten werden. Darüber hinaus wurden für außerhalb der Prioritätenliste rangierende Aufgaben Gelder in Höhe von 3,67 Millionen Mark eingeplant. Dies entspricht einer Aufstockung von 880 000 Mark.

Die Vorhaben sollen laut Landrat Enno Siehr nicht nur den Sanierungsbedarf lindern helfen. Der Kreis wolle damit auch zur Verbesserung der Konjunktur beitragen - denn soweit wie möglich sollen zuerst heimische Betriebe bei der Vergabe der Arbeiten berücksichtigt werden. cas

Ein Buch von

Verschollenen

Adreßbuch "ohne Gewähr"

Seit dem 18. Jahrhundert ist das "Adreßbuch von Frankfurt am Main" mit dem Verzeichnis von Straßen und Bewohnern eine namhafte Chronik dieser Stadt. Übereinandergelegt, so rühmt Siegfried Kerutke, seit 25 Jahren Redakteur des Verzeichnisses, "erreichen die Bände inzwischen die Höhe des Doms". Dabei wird dem Werk Größe nicht nur nach Metern zugesprochen: Als "exzellente Orientierungshilfe" im "faszinierenden Schmelztiegel für Menschen und Ideen" rühmt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in einem Geleitwort die aktuelle Ausgabe des Zeitabschnitts 1992/93.

So ein Pech: Gelesen und verglichen hat die kiloschwere Publikation so recht noch niemand. Noch nicht einmal der Redakteur, der das auch sofort zugibt. So ist das Frankfurter Adreßbuch, über 100 Mark teuer, falsch, oberfalsch sogar. Beispiel Kaiserhofstraße 5: 14 Namen stehen für dieses Innenstadt-Haus. Ein einziger davon findet sich auch draußen an der Klingel. Sämtliche 13 Verschollenen sind auch im Telefonbuch nicht auffindbar - nicht in der Kaiserhofstraße, nicht in irgendeinem anderen Quartier. Und so geht das Haus für Haus: Leute, die es gibt, tauchen nicht auf. Leute, die längst gegangen sind, halten ihrer Ex-Adresse auf dem Papier wacker die Stange.

"Wir können nicht beurteilen, ob in dem Haus fünf oder zehn Leute wohnen", erklärt Siegfried Kerutke, der bei den herausgebenden "Verlagsbetrieben Walter Dorn" in Diensten steht. Der Verlag nämlich stellt über die Zusammensetzung der Frankfurter Gesellschaft "keine Eigen-Recherche" an. Die Angaben kommen "als Datensätze vom Kommunalen Gebietsrechenzentrum; wir können das nur belichten und ausdrucken". Schließlich: "Wir können nicht die Stadt Frankfurt kontrollieren."

Was ist die Stadt Frankfurt? Letztlich die Summe ihrer Bürger. Und unter denen, so läßt sich in einem Gespräch mit dem Einwohnermeldeamts-Leiter Rainer Orell feststellen, gibt es neben der gewohnten Rate an Schlampern einfach auch eine unüberschaubare Menge von Gaunern.

Neben denen, die sich nicht abmelden (und auch nirgendwo wieder anmelden), also die, die aus finsteren Gründen eine fingierte Adresse suchen? "Wenn sich jemand für ein Haus anmeldet, in das er dann nicht einzieht", erklärt der Amtsleiter, "können wir das nicht feststellen." Denn die Zeiten, da der Hauseigner die Anmeldung abzeichnen mußte, hat der Gesetzgeber aus Datenschutzgründen für beendet erklärt.

So kommt man "nur durch Zufall drauf". Zum Beispiel, wenn von 430 000 verschickten Lohnsteuerkarten jedes Jahr 6000 als unzustellbar zurückkommen. Diese Adressaten bekommen dann einen Brief. Läuft der auch wieder ins Leere, so Orell, "erfolgt die Abmeldung von Amts wegen". Daneben schickt das Ordnungsamt 10 000mal im Jahr Ermittler los, wenn jemand "aufgrund behördlicher Vorgänge" gesucht wird. Aufgespürt werden dabei knapp unter der Hälfte.

Es gibt also ein paar Korrektive. Und trotzdem ist das Adreßbuch falsch, oberfalsch. Deshalb wird es ja auch, erklärt Redakteur Kerutke, "ohne Gewähr gedruckt". clau

Wahl und Ehrungen beim Volksbildungswerk

KELSTERBACH. Jahreshauptversammlung ist beim Volksbildungswerk (VBW) am Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr, im "Hessensaal" des Bürgerhauses. Die Mitglieder werden einen neuen stellvertretenden Vorsitzenden wählen müssen, weil Wolfgang Pleier aus beruflichen Gründen ausgeschieden ist. Außerdem werden langjährige Mitglieder geehrt. cas

Von der Gentechnik bis zur Bücherverbrennung

HOCHTAUNUSKREIS. Ein Tagesseminar "Mein Arbeitsplatz macht mich krank" dreht sich um psychische Probleme von Beschäftigten. Andere Veranstaltungen beschäftigen sich mit der Wassergewinnung in der Rhön, Windkraftwerken und der Frage "Gentechnik - Segen oder Fluch für die Menschheit?". Eine Lesung erinnert an die Bücherverbrennungen der Nazis vor 60 Jahren - ein breites Angebot hat der Deutsche Gewerkschaftsbund für den Hoch- und Main- Taunus-Kreis und die Wetterau in seinem neuen Bildungsprogramm zusammengestellt.

Es reicht von den festen Gewerkschaftsterminen wie 1. Mai und Antikriegstag über sozial-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Seminare zu Rente, Arbeitsplatzwandel oder Flüchtlingen bis zu Familien-Bildungsurlaub "Umweltgefährdung und Umweltschutz in Theorie und Praxis" am Twistesee.

Interessenten erhalten das Programm beim DGB-Zweigbüro für den Hoch- und Main-Taunus-Kreis in 6380 Bad Homburg, Basler Straße 2, Telefon 0 61 72 / 69 01 78. stk

Multimediastück von Pantomime und Maler

RÜSSELSHEIM. "Alle Macht dem Träumen" ist der Titel einer ungewöhnlichen Ausstellung, die am Samstag, 20. März, 20 Uhr, im Stadttheater eröffnet wird. Präsentiert wird das Multimediastück "Der Maler und seine Bilder". Der Pantomime Klaus Lavies und der Maler Klaus-H. Schader haben sich zu einer Diaschau mit lebender Projektionsfläche zusammengefunden. cas

Unterstützung für Fluglärmkommission

Die Fluglärmkommission des Frankfurter Airports will sich in Zukunft verstärkt mit aktuellen Forschungsergebnissen zur Schadstoff- und Klima-Entwicklung beschäftigen. Anläßlich des Fachseminars "Luftverunreinigung durch Luftfahrzeuge" sicherte Flughafenchef Wilhelm Bender der Kommission für deren Arbeit seine volle Unterstützung zu.

Auch wenn der Kerosinverbrauch der modernen Machinen seit Beginn des Jet- Zeitalters um mehr als die Hälfte reduziert worden und entsprechend der Schadstoffausstoß gesunken sei, trage der Luftverkehr zweifelsfrei weltweit zur Klimabelastung bei. So seien täglich allein zwischen Nordamerika und Europa 850 Flugzeuge unterwegs. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand liege der Beitrag der Jets an der Erderwärmung nur bei "einigen hundertstel Grad".

Bei der Ermittlung von Schadstoffen, heißt es in einer Erklärung der Fluglärmkommission, seien keine überdurchschnittlichen Belastungen der Anrainergemeinden festgestellt worden. gang

Kritik am starken Schulleiter GEW lotet Perspektiven des neuen Schulgesetzes aus

KELSTERBACH. "Um die pädagogischen und gewerkschaftlichen Perspektiven des neuen hessischen Schulgesetzes auszuloten", wie GEW-Vorsitzender Harald Freiling sagte, trafen sich 140 Lehrer/innen zu einer Fachtagung des Kreisverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in der Kelsterbacher Gesamtschule. Das neue Gesetz tritt am 1. August in Kraft.

GEW-Rechtsberater Ulrich Weinberg warnte vor übertriebenen Erwartungen. In vielen Bereichen würde das Gesetz lediglich bestehende Regelungen zusammenfassen. Zwar gebe es vernünftige Antworten auf die gesellschaftlichen Entwicklungen und eine veränderte Kindheit, doch seien die hochgesteckten Ziele nur mit einer entsprechenden Haushaltspolitik zu realisieren.

Kleine Klassen seien für die GEW die überzeugendste pädagogische Antwort. Die Schulkonferenz als Herzstück des neuen Gesetzes solle die Zusammenarbeit von Lehrerkollegium, Eltern- und Schülerschaft verbessern, bringe allerdings keine neuen Rechte an die Schule, sagte Ulrich Weinberg.

Den Teilnehmern standen sechs Arbeitsgruppen zur Verfügung. Kritisch wurde dabei die starke Stellung der Schulleiter bewertet, die den Vorsitz in der Schulkonferenz und die entscheidende Stimme bei Stimmengleichheit hätten. Scharfe Kritik wurde an der sogenannten Divisoren-Regelung für die Gruppenbildung in der Oberstufe geübt. Dazu Freiling: "Wer eine veränderte Schule für die Herausforderungen der Zukunft will, darf nicht dort mit dem Sparen anfangen." cas

Im Disneyland der Politik Eddie Murphy ist "Ein ehrenwerter Gentleman"

FRANKFURT A. M. Die größten Gauner sind die Politiker. Sie betrügen ihre Wähler genauso schamlos wie ihre Frauen, lassen sich die Annehmlichkeiten eines Dolce Vita und ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen von Lobbyisten finanzieren, erledigen krumme Geschäfte in der Abgeordnetensauna und stimmen nicht aus Überzeugung, sondern einer Augenblickslaune heraus für oder gegen Zuckersubventionen. Geschmiert werden sie eh: Entweder zahlen die Süßstoffhersteller oder die Plantagenbesitzer. "Deshalb tut sich also nie etwas", wird dem Polit-Neuling Thomas Jefferson Johnson voller Begeisterung über die Macht des Geldes klar.

Durch skrupelloses Taktieren hat es der pfiffige Gauner aus Florida vom Telefonsex-Erpresser zum Abgeordneten in Washington gebracht. Sein loses Mundwerk und die stets maßgeschneiderte Garderobe wecken ebenso wie seine lebenstüchtigen schwarzen und spanischstämmigen Freunde unwillkürlich Sympathie mit unterdrückten Minderheiten in Amerika: Gauner, Müßiggänger und Flittchen werden sie nun mal nicht freiwillig.

Diesen versteckten Rassismus des Durchschnittsamerikaners bedient das Drehbuch zu "Ein ehrenwerter Gentleman" allemal mit der Geschichte über den schwarzen Aufsteiger Johnson, gerade weil es seine Hautfarbe zur Beiläufigkeit macht - und auch noch witzig sein will. Eddie Murphy, der seit der Actionskomödie "Beverly Hills Cop" und dessen Zweitaufguß als eine Art amerikanischer Otto gilt, spielt auch hier den allseits goutierten schwarzen Hampelmann, Schnellsprecher und Faxenmacher - in der Maske des Ganoven mit Stil freilich. Auf dem Gipfel der Macht - im Kapitol - findet sich Johnson unter Seinesgleichen wieder, unter "Kunstlügnern", die ihre persönlichen Vorteile bisher lediglich geschickter verteidigt haben als er - Politikverdrossenheit live.

Stoff für eine rabenschwarze Komödie also, und sogar ein Regisseur dazu: den Engländer Jonathan Lynn ("Mein Cousin Winnie"), dem wir die überaus trockene Inszenierung hanebüchener Dialoge vor respektheischendem Blattgold, Samt und Marmor zu verdanken haben. Dennoch trennen Welten diesen Film vom anarchistischen Humor der Monty Pythons etwa. Allzu groß ist der Eifer ums Detail, der mit der Totalbeleuchtung des Kapitols (das fast in jede zweiten Einstellung am Horizont glänzt) schon in Authentizitätswahn umschlägt; krampfhaft das Bemühen um schnelle Lacher, mit denen "Big Mouth" Murphys Blödeleien immer hart an der Klamotte vorbeischliddern.

Eine kulturelle Kluft tut sich auf, wenn Murphy den Akzent der chinesischen, schwarzen oder spanischen Minderheiten nachahmt, die als Stimmvieh gebraucht werden. Oder wenn er "weißer als Michael Jackson" ins Mikro spricht. Das muß in der Synchronisation einfach in Klamauk ausarten, der darin gipfelt, daß Brandts Zitat vom Zusammenwachsen und Barschels Ehrenwort in Johnsons Politiker-Sprechblasen auftauchen.

Spätestens da wird klar, daß wir in Disneyland sind und der Gag darin besteht, daß wir es für eine Hollywood-Komödie gehalten haben. Ebenso hilflos wie der deutsche Versuch, Murphy Satirisches unterzuschieben, wirkt freilich der amerikanische, den Lacherfolg mit den Mitteln der Soap Opera zu beschwören. Aus Liebe zu der gleichfarbigen Celia, die - im Gegensatz zu dem unüberschaubaren Aufgebot an korrumpierbaren Gentlemen in grauen Anzügen - eine "Bedeutung" in ihrem Leben sucht, ergreift den Oberganoven Johnson plötzlich ein Faible für vorsokratische Politikertugenden.

Selbstverständlich ist sein Einsatz für die Aufdeckung eines Umweltskandals und "Millionen von Menschen" wieder nur der Aufhänger für ein Slapstick- Showdown, in dem die betrogenen Bürger fröhlich den Sieg des Kleinkriminellen über die Mafiabosse im Parlament beklatschen. Schön wär's. - (Esplanade 1, Zeil 1). FRAUKE HARTMANN

Koenigs: "Entgleisung" bei Wirtschaftsführer

Eine "ungeheuerliche Entgleisung" sieht Umweltdezernent Tom Koenigs (Die Grünen) in Äußerungen des Geschäftsführers der Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände (VhU), Graf von Magnis, der im Erstarken der Grünen eine größere Gefahr für die Wirtschaft sehe als in den Gewinnen der rechtsextremen "Republikaner". Koenigs bezieht sich dabei auf einen Zeitungsbericht, nach dem Graf von Magnis geäußert habe, der Zuwachs für die Grünen sei "für die Wirtschaft problematischer als der der Republikaner". Durch die Stimmengewinne für die "Republikaner" erleide der Wirtschaftsstandort Deutschland zwar einen Ansehensverlust, durch die Stärke der Grünen seien aber viele "entscheidungsschwache" Kommunen entstanden.

"Herr von Magnis weckt mit sei- nen Äußerungen die schlimmsten Erinnerungen an die katastrophale Fehleinschätzung der Nationalsozialisten durch die deutsche Wirtschaft", urteilt Koenigs. luf

Sport-Tribüne

Zwischen dem Kommando "Sprung auf - marsch, marsch" und dem Bekenntnis "Allzeit bereit" liegen Welten. Und die unterschiedlichen Weltanschauungen sind es denn auch, die militärische Befehlsempfänger und zivile Sozialarbeiter in zwei Lager trennen. Wehr- oder Zivildienst lautet die entscheidende Frage.

Beantworten müssen sie in jedem Jahr über hunderttausend junge Männer, die die Pflicht gegenüber der Gesellschaft ruft. Doch wer das in erster Linie unter spitzensportlichen Prämissen und mit Blick auf ganz persönliche Leistungsambitionen tut, der wird nicht lange überlegen. Zu verlockend ist das Angebot des Bundesverteidigungsministers. Größter oder möglicherweise letzter Mäzen des Hochleistungssports wird er in Zeiten grassierenden Sponsorentums genannt. Wobei über die Uneigennützigkeit wohl auch hier zu streiten wäre.

Nicht von ungefähr hat sich die Bundeswehr als Medaillenschmiede der Nation schon vielfach bewährt. Von Ruhm und Ehre fürs Vaterland darf in diesem Zusammenhang nämlich ebenso gesprochen werden. Gute sportliche Bedingungen und hervorragende soziale Voraussetzungen lassen die Athleten in Uniform, ob Wehrpflichtige oder Zeitsoldaten, schwärmen. Selbst einige Spitzensportlerinnen haben inzwischen die Möglichkeiten der militärischen Infrastruktur schätzen gelernt.

Solche staatliche Segnungen zur optimalen Wettkampfvorbereitung sind den Zivildienstleistenden bisher nicht zuteil geworden. Das soll sich jetzt ändern, zumindest ansatzweise. Gleichbehandlung mit den Soldaten heißt die regierungsamtiche Begründung dafür, daß das Training der medaillenverdächtigen Zivis künftig unter dem Versorgungsschutz des Bundes stattfinden kann. Ihr aufwendiges sportliches Vorbereitungsprogramm gilt demnach nicht mehr als außerdienstliche Freizeitgestaltung, sondern als Fortsetzung des Dienstes. Das Bundesversorgungsgesetz regelt also mögliche trainingsbedingte gesundheitliche Schädigungen, so lautet im Klartext die Entscheidung des zuständigen Bundesministeriums für Frauen und Jugend.

Kein Zweifel, ein wichtiger Schritt zur Gleichbehandlung von sportlichen Hoffnungsträgern im Zivildienst ist dies schon, aber eben noch kein großer Sprung. Doch ganau der wäre erforderlich, um zu einer wirklichen Gleichstellung der Zivis mit den Vorzeigesoldaten des Bundesverteidigungsministers zu kommen. Ein junger Mann, der seine Spitzensportkarriere in den Lebens-Mittelpunkt stellt, wird sich im Entscheidungsfall Wehr- oder Zivildienst immer für die "Wehrsporttruppe Rühe" aussprechen. Gegen deren üppige Pfründe muß das zivildienstliche Marschgepäck wie die Pflichtration aus dem Armenhaus der Wohlstandsgesellschaft wirken.

Entsprechend ist der Zulauf. Rund 800 Spitzensportler aller Leistungskader erfreuen sich zur Zeit bei der Bundeswehr ihres großzügig geregelten und weitgehend problemlosen Athletenlebens, aktuelle oder spätere Berufsperspektiven eingeschlossen. Und vom Rodler Georg Hackl über den Boxer Torsten May, den Gewichtheber Manfred Nerlinger, den Kanuten Ullrich Papke, den Radsportler Andreas Walzer bis zum Ringer Maik Bullmann sind es quer durch die Sportarten immer wieder absolute Topstars, die ein Loblied auf die Truppe singen, mit deren grauem Alltag sie kaum etwas zu tun haben.

Das Kontrastprogramm läuft wesentlich bescheidener ab. Zur Zeit gibt es insgesamt nur 100 Beschäftigungsplätze für Spitzensportler im Zivildienst und davon sind lediglich 40 besetzt. Dies ist sicher der eindeutigste "Zivis" und der Spitzensport Beleg dafür, daß hier junge Athleten leistungssportlichen Ehrgeiz zurückstellen und ihre Gewissensentscheidung nicht von sportlichen Gesichtspunkten abhängig machen. Die Sportart Basketball bildet gewissermaßen das größte Zivi-Reservoir des Spitzensports. Henning Hanisch und Michael Koch hatten als bekannteste Vertreter ihren 15monatigen gesellschaftlichen Sozialauftrag absolvieren müssen, allerdings ohne in den Genuß der neuen Vergünstigungen gekommen zu sein. Die meisten Spitzensportler im Zivildienst gehören ohnehin den C- und D- Kadern an, was ebenfalls für die größere Attraktivität der Bundeswehr im Dunstkreis der A-Kader-Athleten mit ihren permanenten hochleistungssportlichen Großaufträgen spricht. Schritte zur Gleichbehandlung korrigieren die extreme Schieflage ein wenig, mehr nicht. Denn daß sie irgendwann einmal ganz beseitigt wird, gilt auch bei der Deutschen Sportjugend, wo die Verwaltungsstelle für den Zivildienst im Sport angesiedelt ist, als utopisch.

Es bleibt dabei: Für Athleten bei der Bundeswehr besteht der Dienst vornehmlich aus dem Training; Zivis haben dagegen zuerst ihre Sozialarbeit zu leisten, und wenn sie danach trainieren, dürfen sie das noch Dienst nennen. Versorgungstechnisch betrachtet wohlgemerkt - und weniger zum Ruhme der Nation. Die Elle der Bescheidenheit, die im Zivildienst das Normalmaß ist, läßt auch das immerhin als Fortschritt erkennen.

Erwähnen muß man in diesem Zusammenhang natürlich, daß der Sport selbst ein wichtiges Einsatzfeld für Zivildienstleistende ist. Sein großes soziales Spektrum von der Behindertenbetreuung über Integrations- und Gesundheitsaufgaben bis zum Seniorensport bietet seit vielen Jahren interessante Entfaltungsmöglichkeiten für junge Sportfreunde im Dienste der Gemeinschaft. 250 Plätze gibt es derzeit, doch die werden nur in wenigen Einzelfällen von Spitzensportlern in Anspruch genommen. Das keineswegs ernüchternde sondern eher selbstverständliche Fazit: Auch Athleten im Zivildienst können höchste Anerkennung erwerben, aber Mediallenträume reifen anderswo. HARALD PIEPER

Die Morde vom Kornsand "Wir müssen uns erinnern": Gedenkfeier am Sonntag

TREBUR. Mit einer Gedenkstunde wird am Sonntag, 21. März, ab 18 Uhr der fünf Männer und jener Frau gedacht, die am 21. März 1945 auf dem Kornsand bei Trebur ermordet wurden. Die Gedenkstunde findet nahe der Rheinfähre zu Oppenheim statt, jenem Ort, an dem die Greueltat ausgeführt wurde, und wo heute ein Gedenkstein an das Verbrechen erinnert: Sechsmal drückte der damals 18 Jahre alte Hans Kaiser die Pistole aus nächster Nähe ab; mit zertrümmerten Schädeln stürzten die Opfer in die Gräber, die sie selbst geschaufelt hatten.

Der Willkürakt geschah wenige Stunden, bevor die amerikanische Armee über den Rhein setzte, und wenige Tage, bevor der Zweite Weltkrieg zumindest für das Rhein-Main-Gebiet sein Ende fand. Nach den Erkenntnissen des Rüsselsheimer Thomas Frikkel, der über die Kornsand-Morde publizierte, hatten sich zuvor zehn Soldaten und Volkssturmleute geweigert, die sechs wehrlosen Menschen zu töten, die aus Nierstein und Oppenheim stammten. "Wenn Ihr alle zu feige seid, mache ich es eben", soll Kaiser gesagt haben.

Fünf der Opfer waren kommunistischer Umtriebe bezichtigt, festgenommen, nach Darmstadt gebracht und dort angesichts der letzten Kriegstage wieder freigelassen worden. Auf dem Heimweg, kurz bevor sie die Fähre nach Oppenheim erreichten, wurden sie nach Frickels Erkenntnissen von Leutannt Heinrich Funk denunziert. Alfred Schniering, Leiter des nach Oppenheim ausgelagerten Reichsschulungsamtes der NSDAP, habe dann die Tötung veranlaßt.

Das sechste Opfer war der Oppenheimer Landsturmmann Rudolf Gruber, dem Fahnenflucht angelastet wurde, weil er angab, seinen am anderen Rheinufer vergessenen Rucksack holen zu wollen.

Nach Frickels Recherchen waren Funk, Schniering und Kaiser untergetaucht, bevor sie 1949 und 1950 vor einem deutschen Gericht "wesentlich mildere Richter fanden, als sie es unter der amerikanischen Militärgerichtsbarkeit hätten erwarteten dürfen". Die drei wurden verurteilt, seien jedoch schon nach wenigen Jahren wieder auf freiem Fuß gewesen.

Für den Arbeitskreis Kornsand, der seit rund zehn Jahren die Gedenkfeiern organisiert, sind die Verbrechen Mahnung für die Gegenwart. "Noch immer ist es Aufgabe der Täter-Opfer- Generation, sich zu erinnern, um den Herausforderungen heutiger Zeit offensiv begegnen zu können. Gleiches gilt für die Generation der Kinder und Enkelkinder, um dem Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik entgegen zu treten."

Die Ansprache bei der Gedenkfeier wird Angelika Arenz-Morch halten, die sich mit dem Konzentrationslager Osthofen befaßt, das vor 60 Jahren als eines der ersten eingerichtet worden war. Heute ist es eine Dokumentations- und Begegnungsstätte. lis

Freie Aussprache

"Wieder mal Hoechst" Hoechste Zeit, daß da was läuft, sagte der Chefmanager. Hoechste Zeit, daß da was abläuft, sagten die Ingenieure. Hoechste Zeit, daß das was rauskommt, sagten die Betriebswirtschaftler. Hoechst eigenartig, sagte der Passant in Schwanheim. Hoechst beunruhigend, sagte die Mutter zweier Kinder in Schwanheim. Hoechst klebrig, sagte der Feuerwehrmann beim Abspritzen.Hoechst bedenklich, riefen ein paar Grüne. Hoechstens mindergiftig, sagte der Firmensachverständige. Hoechst unangenehm, sagte der Chefmanager. Wieder mal Hoechst, schrieben die Journalisten. Klaus D. Troß-Weinacht, Pfullingen Ein großes Lob für die Mitarbeiter der Hoechst AG des Werkes Griesheim und der Feuerwehren der Stadt Frankfurt und der Hoechst AG. Seit dem giftigen chemischen Niederschlag im Raum Schwanheim sind sie von morgens bis abends, auch nachts und am Wochenende, unablässig tätig, um den Schaden zu beheben. Mit Engelsgeduld, freundlich und aufmerksam hören sie auf die Fragen der Schwanheimer Bevölkerung. Der Hilfesuchende und der Anrufer können sich auf sie verlassen. Sie beantworten die Fragen mit Sachkenntnis oder verweisen an die Experten. Sie notieren die Anträge und Wünsche. Sie informieren.

Wären sie nicht so menschlich gewesen, hätte das menschenfern sich verhaltende Management der Hoechst AG mehr Zorn der Umwohnenden erfahren. Auch die oberen Etagen der Hoechst AG sollten den Mitarbeitern im Overall und im Trenchcoat dankbar sein für ihren Einsatz und ihre Bewährung in Krisentagen. Denn das Management hat in der Krise zu spät an die betroffenen Mitbürger gedacht und sich zu lange ferngehalten.Else Albracht, Frankfurt

Wenn das o-Nitroanisol im Gemisch mit über zehn anderen Stoffen wirklich so harmlos ist, wie es die Konzern-, Verwaltungs- und Politfunktionäre behaupten, können sie doch ein "solidarisches Miteinander" praktizieren und mit den verängstigten und verunsicherten Schwanheimer Menschen für die Zeit der anstehenden Sanierungsarbeiten die Wohnungen tauschen.

Ansonsten liegt der Verdacht nahe, daß die Menschen in Schwanheim die Versuchskarnickel der Chemo-Multis sind, um die kurz-, mittel- und langfristigen gesundheitlichen Schäden durch o-Nitroanisol zu erforschen, denn warum sonst sind sie weitaus schlechter geschützt als die Sanierungsmitarbeiter, Feuerwehrleute und Polizeibeamten?

Übrigens: Nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl wurden die "bundesdeutschen Sicherheitsstandards" gesichert oder verbessert, indem man kurzerhand die Grenzwerte für die "zulässige Kontamination" mit radioaktiven Stoffen erhöht hat. E. Bauer, Frankfurt

Bundesimmissionsschutzgesetz, Störfallverordnung, Behälterverordnung, Umweltverträglichkeitsprüfung usw. - als Betriebsleiter in der Chemieindustrie packt einem angesichts dieser Namen je nach Stadium der Resignation entweder Wut oder Verzweiflung über eine Umweltpolitik, welche das Dickicht an Verordnungen und Paragraphen von Jahr zu Jahr vergrößert.

In der Praxis der derzeitigen Umweltpolitik darf ein Anlagenbetreiber Verantwortung und Kosten tragen, die Kompetenz zur Lösung der Probleme aber wird ihm aberkannt. Statt dessen werden fern von jeglicher Anlagenkenntnis Verordnungen erlassen, welche anschließend von unkundigen und in der Regel überforderten Beamten in den Präsidien umgesetzt werden müssen. Diese Uneffizienz hat zum einen zur Konsequenz, daß die Bürger letztlich mit einem höheren Sicherheitsrisiko leben, als es bei besserem Einsatz der Mittel der Fall wäre. Zum anderen wird durch die staatlich verordnete "Breitenstreuung" der verfügbaren Umweltschutzgelder Chemieproduktion in Deutschland teurer, als sie eigentlich sein müßte - mit allen langfristigen Konsequenzen für die Arbeitsplätze. Was hier Not tut, ist eine Beendigung der Grabenkämpfe zwischen Staat und Chemieindustrie. Den Unternehmen muß eindeutig sowohl Verantwortung, aber auch Kompetenz in Form von direkter Beteiligung an dem Entwurf von Verordnungen eingeräumt werden, um die Sicherheit ihrer Chemieanlagen zu verbessern. Wer sollte denn Stärken und Schwächen einer Anlage besser kennen als die zuständigen Betreiber? Dr. Wolfgang Mößner, Kelkheim/Taunus Kein Bürger von Schwanheim und Goldstein wird eine schriftliche "Garantieerklärung" dafür bekommen, daß es nicht nach Monaten, Jahren als unbedenklich anzusehen ist, im Freien zu spielen, Beeren oder Pilze, die in Schwanheim und Goldstein bestimmt auch wachsen, zu verzehren.

Was mich bald verzweifeln läßt, ist die Tatsache, daß die Werksarbeiter alle durchweg Schutzanzüge und dementsprechende Gasmasken mit geeignetem Filter tragen und die Bevölkerung lediglich nur einen Mundschutz trägt, ohne geeigneten Filtereinsatz.

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte den Erfinder, Werksärzte und Verantwortliche, eine Packungsbeilage mit Warnhinweisen wird nicht mitgeliefert, wenn eine Chemiewolke abregnet. Gabriele Drinkmann, Hückeswagen

Warten auf das rettende Papier Kroaten und Bosnier beantragen beim Ordnungsamt "Duldung"

"Gleich können Sie etwas Beeindrukkendes erleben", sagt der Mann vom Ordnungsamt und geht entschlossen auf die Eingangstür zu. Hinter der Glasscheibe drücken sich Männer und Frauen die Nasen platt, und als die Tür aufgeht, stürzen sie in den Raum. Wenige Sekunden später drücken die beiden Türsteher den Eingang mühsam wieder zu. "Immer stoßweise", erklärt einer der kräftigen Herren. Soll heißen: Nur zehn Leute auf einmal sollen in die Kantine des Ordnungsamts kommen. Dort gibt es ein rosafarbenes Papier. "Aussetzung der Abschiebung (Duldung)" steht darauf - für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien ein unabdingbares Dokument.

Seit der Erlaß zur Verlängerung der Duldung per Fax im Ordnungsamt ankam und auf dem Schreibtisch bei Henner Schäfer, dem Leiter der Ausländerbehörde, landete, ist in der Mainzer Landstraße 323 der Teufel los. Am Mittwoch begehrten 456 Flüchtlinge Einlaß, am Donnerstag waren es 473, und am Freitag war der Andrang zu übermächtig zum Zählen. Am 31. März endet die Duldungsfrist für die Flüchtlinge. Für die Verlängerung bis 30. September müssen sie bei der Ausländerbehörde einen Antrag stellen. Mit 11 000 bis 12 000 Anträgen von Kroaten und Bosniern wird die Behörde in den nächsten Wochen überschüttet. Und die Schlangen vor dem Amtsgebäude dürften noch länger werden. "Das wird immer schlimmer, je näher der Termin 31. März rückt", befürchtet Schäfer.

Dabei kommt die Behörde schon jetzt kaum noch nach. Sechs Mitarbeiter aus anderen Abteilungen, im Schnellkurs vorbereitet, bearbeiten im Eiltempo die Anträge. Das findet Schäfer "teilweise unzumutbar". Zehn bis 15 Leute könnte er insgesamt brauchen. Bis jeder Flüchtling seine neue Bescheinigung im Paß hat, wird es wohl Mitte Mai sein.

Wer nach dem 31. März kommt, hat im übrigen keine Nachteile, betont Schäfer. Schließlich sei eine fristgerechte Bearbeitung gar nicht möglich. Diejenigen Flüchtlinge, die erst im April an die Reihe kommen, brauchen also nicht zu befürchten, ins nächste Flugzeug in Richtung Heimat gesetzt zu werden. vo

Susanne Bär Warum Irmtraud H. zu Hause bleibt Der Schutz der Ehe und die Steuervorteile

Irmtraud H. aus Ingolstadt ist Mutter zweier Kinder. Bisher hat sie sich um den Haushalt und die Kleinen gekümmert und war damit voll ausgelastet. Doch jetzt ist der Nachwuchs zwei und fünf Jahre alt. Frau H. hat Lust, halbtags wieder in ihren Beruf als Sekretärin einzusteigen. Eine Stelle hat sie sogar gefunden. Sie würde 2000 Mark brutto verdienen. Weil ihr Mann mit 6000 Mark brutto das wesentlich höhere Einkommen hat, nimmt er die Steuerklasse drei, in der auch die Kinderfreibeträge geltend gemacht werden müssen, und Frau H. bekäme die Steuerklasse fünf. Das heißt, von den 2000 Mark werden monatlich 425 Mark Lohnsteuer plus rund 240 Mark Sozialabgaben abgezogen. Übrig bleiben 1335 Mark.

Genau genommen, meint ihr Mann, müßte sie davon noch die Kosten für den Hortplatz abrechnen, denn der Kleine könnte ja durchaus noch ein bißchen zu Hause bleiben, wenn sie nicht arbeiten gehen würde. Das wären dann etwas mehr als 1000 Mark, für die sie jeden Tag vier Stunden plus Fahrtzeit unterwegs ist. Irmtraud H. bleibt da lieber zu Hause.

Viele Frauen handeln so. Daß sie von ihrem meist niedrigeren Verdienst auch noch einen wesentlich höheren Steuersatz abgezogen bekommen als der Ehemann, wirkt in bezug auf eine eigene Erwerbstätigkeit alles andere als motivierend.

"Sie haben doch die Wahl", sagt der Herr vom Finanzamt. Es können ja auch beide Ehepartner die Lohnsteuerklasse vier nehmen, dann könnte auch jedem ein Kinderfreibetrag angerechnet werden. Die Lohnsteuer von Irmtraud H. würde statt 425 nur 163 Mark betragen. Ihr Mann müßte statt 752 Mark aber 1318 Mark ans Finanzamt abführen. Zusammengenommen würden sie 304 Mark Lohnsteuer im Monat zuviel bezahlen, die sie erst nach einem Jahr mit dem Lohnsteuerjahresausgleich erstattet bekämen. Wer will dem Finanzamt wohl so einen zinslosen Jahreskredit geben? Die freie Entscheidung fällt, wenn beide Ehepartner erwerbstätig sind, bei einer großen Einkommensdifferenz also fast immer für die Kombination drei/fünf aus und damit meist zu Lasten des Gehalts der Frauen.

Das ist eine der Folgen des Ehegattensplittings, das in der Bundesrepublik im Juli 1958 eingeführt wurde, um dem im Grundgesetz festgeschriebenen Schutz der Ehe (Artikel 6) gerecht zu werden. Damals war die Einverdienerehe - der Mann arbeitet, die Frau versorgt den Haushalt - noch der Normalfall. Dementsprechend bringt das Ehegattensplitting die maximalen Steuervorteile, wenn einer der Ehepartner gar nicht arbeitet. Auch wenn ein Partner wesentlich weniger verdient als der andere, bringt das Ehegattensplitting Steuervorteile. Ist der Verdienst beider Ehepartner gleich hoch, greift das Ehegattensplitting jedoch gar nicht. Solche Ehen waren dem Gesetzgeber offenbar keinen Steuervorteil wert.

Das Ehegattensplitting manifestiert auf diese Weise die alte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Nutznießer der Steuervorteile sind die Männer, denn das Splitting subventioniert in erster Linie die Hausfrau, die ihrem Mann den Rükken für eine Karriere frei hält. Und je mehr der Mann verdient, desto größer ist der Steuervorteil, den ihm die Ehe bringt.

Die Lebensverhältnisse haben sich dennoch verändert. Ein Leben lang als Hausfrau und Mutter tätig zu sein, das mag bei der Einführung des Ehegattensplittings noch ein gängiges Frauenbild gewesen sein. Heute sehen die Zukunftsträume der meisten Frauen so nicht mehr aus. Während die Bundesverfassungsrichter bei ihrer Forderung nach einer Anerkennung der Hausfrau und Mutter nur 740 000 erwerbstätige Ehefrauen zählten, sind es heute in den alten Bundesländern rund fünf Millionen, in der gesamten Bundesrepublik 9,3 Millionen (Stand April 91). Die allermeisten dieser Frauen werden nach Lohnsteuerklasse fünf besteuert. Mehr als die Hälfte sind Mütter. Viele von ihnen verdienen allein deshalb weniger als der Mann, weil sie, um Familie und Beruf zu vereinbaren, Teilzeit arbeiten. Sie tragen meist trotz ihrer Erwerbstätigkeit die Hauptlasten der Familienarbeit. Aber dafür fällt ihr Gehalt keinesfalls dicker aus, sondern es wird mit dem höheren Steuersatz noch einmal kleiner gemacht, als es ohnehin schon ist. Statt Frauen für ihre sozialen Dienste zu belohnen, werden sie bestraft.

Der Gipfel der Ungerechtigkeiten beim Splitting ist die Zurechnung der Kinderfreibeträge. Bei der Lohnsteuerklassen- Kombination III/V bekommt nicht diejenige die Kinder zugerechnet, die unter Umständen wegen der Kindererziehung weniger Einkommen hat, sondern der Mann in Lohnsteuerklasse drei.

Warum Irmtraud H. 2

Aber für Ehefrauen, die trotzdem erwerbstätig sein wollen oder müssen, dürfte es gar keine Rolle spielen, wenn die Gehaltsabrechnung nicht den wahren Verdienst anzeigt, sondern zugunsten der gemeinsamen Steuerersparnis ein bißchen geschmälert wird. In einer Ehe wirft doch eh jeder sein Einkommen in den gemeinsamen Topf, aus dem sich beide bedienen können . . . So sollte es sein. Tatsächlich sieht es jedoch anders aus: Zwei Drittel aller Paare streiten sich (nach einer Umfrage der Frauenzeitschrift "Freundin") um Geld. Und wenn ein Partner 6000 und der andere nur 2000 Mark in den gemeinsamen Topf zahlt, dann kann das im Streitfall schon eine wichtige Rolle spielen.

Wenn Frauen nur ihre eigenen Lohnstreifen sehen, dann sei das eine Milchmädchenrechnung, erklärt die Pressesprecherin von Bundesfrauenministerin Merkel. So einfach ist das: selber schuld! Wer sich da abhängig fühlt, der braucht nur an die gemeinsamen Lohnsteuerjahresabrechnung zu denken, denn damit spätestens wandert dann doch alles in einen Topf und jedem wird die Hälfte des gemeinsamen Verdienstes zugerechnet.

Die Rebellion der Frauen gegen diese diskriminierenden Steuergesetze hielt sich in Grenzen. Das Ehegattensplitting hat in den 35 Jahren seines Bestehens keine Reform erlebt, und das, obwohl Experten dies schon vor langer Zeit gefordert haben. So hat der Deutsche Juristentag - ein ansonsten alles andere als frauenpolitisch engagiertes Gremium - sich schon vor 19(!) Jahren für eine ersatzlose Streichung der steuerlichen Zusammenveranlagung von Ehegatten ausgesprochen, weil es Ehefrauen von der Aufnahme einer eigenen Erwerbstätigkeit abhält und erwerbstätige Ehefrauen benachteiligt. Zehn Jahre später, 1984, hat das Europäische Parlament klargestellt, "daß eine Gleichbehandlung von Männern und Frauen eine getrennte Besteuerung (. . .) voraussetzt".

Die meisten Politikerinnen fordern in diesem Punkt aber gar keine Gleichbehandlungen. Frauen aus dem Regierungslager finden die unterschiedliche steuerliche Beurteilung von Frauen und Männern unerheblich, weil Ehepaare schließlich eine Versorgungsgemeinschaft bilden. Und in der SPD scheinen Frauen an der Forderung, das Ehegattensplitting abzuschaffen, nur so lange festzuhalten, bis sie die Ochsentour nach oben geschafft haben. Ingrid Matthäus- Maier jedenfalls hat früher die Streichung des Splittings gefordert. Seit sie finanzpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion ist, schwenkte sie auf die Linie der Männermehrheit in ihrer Partei um und will den Splittingvorteil nur noch für Höchstverdiener begrenzen. Zwar setzt sich die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen für die Einführung der Individualbesteuerung von Ehepartnern ein, doch an den Grundlagen der Ehe als ihre Versorgungseinrichtung ließen die SPD-Männer, genauso wie ihre Kollegen bei den Liberalen und in der Union, nicht rütteln. Alles andere verstoße gegen das Grundgesetz - dem Argument war schwer etwas entgegenzusetzen.

Doch jetzt scheint Bewegung in die Sache zu geraten. In der Kommission des Bundestages, die im Zuge der deutschen Einheit an einer neuen Verfassung arbeitet, wird derzeit diskutiert, ob man den Schutz der Ehe und den der Familie nicht in verschiedenen Artikeln garantieren könne. Es scheinen Zweifel daran aufgekommen zu sein, ob den rund 8,4 Millionen kinderlosen Ehen in der Bundesrepublik wirklich in gleichem Maße staatliche Unterstützung gebührt wie Familien und Alleinerziehenden, die Kinder großziehen. "Wenn es hart auf hart geht, hat Familie Vorrang vor der Ehe", erklärte dazu jüngst der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Roman Herzog.

Frau merke: Für die Gleichbehandlung von Männern und Frauen gibt es in der Bundesrepublik immer noch keine Mehrheiten. Sollte das Ehegattensplitting eines Tages tatsächlich gekippt werden, dann nur um die Kinder stärker zu berücksichtigen. Doch mit der Einführung eines "Familiensplittings", wie es in der Union derzeit diskutiert wird, würden Frauen steuerlich nicht automatisch anders behandelt als bisher.

Brigitte Sellach Das "old boys network" funktioniert Von den Schwierigkeiten der Frauen in der Politik

Meine These ist, daß Politik in den Institutionen und Gremien der bundesrepublikanischen Demokratie von einem geschlossenen, parteiübergreifenden männlichen Zirkel betrieben wird und Männer große Energien einsetzen, Frauen draußen zu halten. Politik findet in einer Art "closed shop" statt, einem Forum männlicher Selbstdarstellung und gegenseitiger männlicher Huldigungen - auch noch in der politischen Abwertung - sowie Selbstbestätigungsritualen. Politik wird unabhängig von der Parteizugehörigkeit nach männlichen Regeln gespielt, die eine Mischung aus männlichem Sendungsbewußtsein und pubertärem Sexismus sind. Frauen wird abverlangt, Haltung zu bewahren, wenn sie alleine oder mit gerade einer Kollegin in einer "lustigen" Herrenrunde mit "schwadronieren" sollen.

Die Reihe der an dieser geschlossenen Veranstaltung gescheiterten Frauen ist lang. Jüngere Beispiele sind Rita Süßmuth (CDU), die als Ministerin zu selbständig war, Herta Däubler-Gmelin (SPD), die bei der Abstimmung um den Vorsitz der SPD-Bundestagsfraktion unterlegen ist, oder Irmgard Schwaetzer (FDP), die als nominierte Nachfolgerin des Außenministers durch das Zurückholen dieser Entscheidung öffentlich demontiert wurde. Und über die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) gibt es kritische Medien-Berichte, sie könne sich mit ihren rechtspolitischen Positionen in der FDP nicht durchsetzen, weil der geschlossene Kreis der dominanten Parteimänner im Machtkalkül der Koalitionsbalance längst die "richtigen" Entscheidungen getroffen hat. Für keine der hier nur beispielhaft genannten Frauen will ich nachweisen, daß sie besser ist, als der ihr vorgezogene Mann, oder daß sie sich in ihrem Amt disqualifiziert hat und daher unterlegen ist. Sie wirken in der Öffentlichkeit kompetent und haben nur den einen Fehler, daß sie eigenständige Frauen sind und ihren Führungsanspruch öffentlich angemeldet haben.

Ich will von meiner Aufgabenstellung im Staatssekretariat her bestimmen, mit welchen Mechanismen der männlichen "Rituale" das "old boys network" funktioniert. Dabei will ich die komplexe Tätigkeit auf zwei Ebenen untersuchen, die ich die "Sachebene" und die "Interaktionsebene" nenne.

Das Amt: Die Sachebene.

Die erste Aufgabe besteht darin, den Anforderungen, die im Ressort liegen, standzuhalten und Politik zu gestalten. Dazu gehört eine gute Sacharbeit, über die zugleich die innovativen Impulse der jeweiligen Parteiprogrammatik in die Verwaltung gelangen und umgesetzt werden. Als Feministin hatte ich den überwiegend männlich geprägten partei-ideologischen Ideen noch die frauenpolitische Perspektive hinzuzufügen. Beides erfordert eine zusätzliche intellektuelle Anstrengung, die im Herausspringen aus traditionellen Gedankengebäuden verbunden mit einem andauernden Querdenken besteht.

Allein diese Ressortbewältigung birgt Herausforderungen, zu deren Bewältigung die ganze Arbeitskraft und Phantasie der Amtsträgerin gefordert sind. So ist jede Parteiprogrammatik relativ abstrakt formuliert und nicht unmittelbar in politisches bzw. administratives Handeln umzusetzen. Häufig ist nur das politische Ziel benannt, die Schritte dahin sind aber offen. Diese Sachprobleme können kontrovers diskutiert werden, ohne daß die eine oder andere Lösung bereits falsch ist oder zu einem politischen Fehler werden muß. Für das Handeln im Amt, das sich aus vielen kleinen Entscheidungen im Alltag zusammensetzt, die irgendwann einmal zum "großen Wurf" werden können, gibt es also zumeist kein politisch ausgearbeitetes Konzept, das die Amtsträgerin in ihren Entscheidungen binden könnte. Die Partei, beziehungsweise die "Basis" kann allenfalls über Rahmenbeschlüsse die Richtung bestimmen. Zur guten Sacharbeit gehört also auch die Werbung um das Vertrauen in der Partei, für die das Regierungshandeln im Detail eher undurchschaubar bleibt.

Das "old boys network" 2

Wichtig ist auch die Arbeit mit den gesellschaftlichen Gruppen. Sie haben eine große Bedeutung für die Mehrheitsfindung im politischen Willensbildungsprozeß. Aufgabe von Politiker/innen ist nicht, "richtige" Entscheidungen zur "richtigen" Zeit am "richtigen" Ort zu treffen, sondern die unterschiedlichen Interessen so auszubalancieren, daß Entscheidungen mehrheitsfähig werden. Die wichtigsten Lobbygruppen bilden die Zirkel, die sich auf zahllosen Empfängen und Veranstaltungen treffen und dort am Rande informell ihren "Geschäften" nachgehen. Zu diesen Gruppen gehören auch die Spitzenpolitiker - die Politikerinnen weniger, weil das zumeist Männerrunden sind - und wichtigsten Amtsträger, so daß sie einerseits in die Entscheidungsfindung eingebunden werden, andererseits diese entsprechend ihrer jeweiligen Partei und ihrer persönlichen Interessen beeinflussen können.

Den Anforderungen an eine ordentliche und politisch durchsetzungsfähige Sacharbeit müssen sich männliche und weibliche Amtsträger gleichermaßen stellen. Hinzu kommt, daß diese Arbeit öffentlich verrichtet und damit kontrolliert wird, wobei die Definitions- und Bewertungsmacht eher bei den Medien liegt.

In diesen objektiven Rahmenbedingungen liegen eine Fülle von Fehlermöglichkeiten, Irritationen durch die teilweise unkontrollierbare Außenwirkung von Amtshandlungen, auch berechtigte sachliche Kontroversen. Hinzu kommen die persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen der Amtsinhaber/in, die als Schwäche, Stärke, Unzuverlässigkeit oder Zuverlässigkeit, jeweils aus den verschiedenen Interessen heraus, bewertet werden. Und nicht zuletzt macht auch der Mensch selbst, ob männlich oder weiblich, Fehler im Amt.

Bei der Analyse der Anforderungen, die Amtsträger/innen aus der Sacharbeit erwachsen, wird deutlich, daß zu ihrer Bewältigung nicht nur Fachwissen gefordert ist über eine entsprechende Ausbildung oder eine langjährige berufliche Erfahrung, sondern daß ein Bündel an weiteren Kompetenzen notwendig ist. Die Sachprobleme erfolgreich bewältigen zu können, setzt voraus, sich wie ein "Fisch" im "Wasser" der politischen und gesellschaftlichen Beziehungen "tummeln" zu können. Denn es reicht nicht, ein Problem sachgerecht auseinanderzunehmen und Lösungsvorschläge finden zu können, sondern diese müssen auch durchgesetzt werden.

Das "Amtshandeln" der gegenwärtigen Bundesjustizministerin bei der Frage der Verfassungsänderung zu Art. 16 ist dafür ein gutes Beispiel. Ihre Zuständigkeit besteht darin, die Rechtspositionen, die immer wieder neu formuliert werden, auf die Verfassungsmäßigkeit hin zu überprüfen. Dabei hat sie bisher im Kontext ihrer liberalen Rechtsstaatstradition ihre fachlich abgesicherte Auffassung vertreten. Bisher ist sie damit allerdings immer unterlegen, auch wenn sie "das Grundgesetz in der Handtasche (hat)" (Taz, 1. 2. 93).

Während von Amtsträgerinnen das Fachwissen als Kompetenz für den Aufgabenbereich aber wenigstens abgefordert wird - die Justizministerin gilt als gute Juristin -, ist das für Amtsträger nicht so selbstverständlich. Der neue Bundesforschungsminister, zum Beispiel, ist als Wirtschaftsexperte bekannt. Zugleich zeigt sein Werdegang, daß er anstelle der Sachkompetenz für das Ressort die Zugehörigkeit zum männlichen Politikzirkel einbringen kann. Unterstellt wird also offensichtlich, daß er sich, als begabter Nachwuchs, leicht in den Aufgabenbereich einarbeiten kann, weil er zum "Zirkel" gehört.

Das Amt: Dder Männer-"Zirkel"

Die zusätzliche Aufgabe für die Amtsträgerin, die sie neben denen bewältigen muß, die auch ihre männlichen Kollegen haben, besteht darin, sich gegenüber Männern zu behaupten, sich gegen sie durchzusetzen.

Die männliche Kritik an der weiblichen Amtsführung ist parteiübergreifend. Sie richtet sich nicht einfach gegen die Amtsträgerin "als Frau" in offener sexistischer Anmache. Das wäre zu leicht zu durchschauen und ist auch schon öffentlich skandaliert worden. Die Kritik wird festgemacht an der Amtsführung. Das beliebteste Argument in diesem Kontext, das nicht belegt oder widerlegt werden kann, weil es zu allgemein ist, lautet: "Sie hat die Verwaltung nicht im Griff".

Massenhysterie

Zuweilen kommt es vor, daß die Zeitung nicht unbeachtet im Altpapier landet, sondern gelesen wird. Ein solcher Fall, der offenbar hundertfach vorgekommen ist und womöglich an Massenhysterie grenzt, muß hier und heute vermeldet werden.

Die Sache kam ins Rollen, als ein überaus kenntnisreicher und gelungener Artikel über das Gedrängel vor dem stadtbekannten "Sinkkasten" in der Brönnerstraße die Spalten dieses Blatts füllte. Die FR, allem jugendlichen Treiben in kritischer Sympathie verbunden, titelte: "Kein Serum gegen diese Schlange".

Nach dem Erscheinen des Artikels (kenntnisreich, gelungen) ward das Serum gefunden. Auf unerklärliche Weise ging der Andrang zurück. Der "Sinkkasten", der keinen Rat mehr gegen das Gedrängel wußte, frohlockt nun. Und wir dachten schon, das junge Volk befände sich zeitungsmäßig im Zustand beklagenswerten Analphabetentums.Ihr Bastian

Das "old boys network" 3

Die Einschätzung, der Verwaltung nicht immer gewachsen zu sein, ist prinzipiell richtig, gilt aber für alle Amtsträger - unabhängig von ihrem Geschlecht. Diese Kritik ist auch nicht neu; sie wird in dem Sprichwort "Politik kommt, Politik geht, Verwaltung steht" auf den Begriff gebracht. Wenn ein Regierungswechsel stattfindet, so können allenfalls wenige enge MitarbeiterInnen aus dem eigenen politischen Spektrum berufen werden. Die anderen Beschäftigten erledigen ihre Arbeit weiter wie zuvor. Hier einen Einstieg zu finden, in Entscheidungsprozesse einzugreifen und sie im Sinne der jeweils eigenen Programmatik zu verändern, setzt eine hohe Kompetenz voraus. Gefordert sind Fähigkeiten wie Fachkompetenz, Eindeutigkeit in den Anweisungen und bei der Operationalisierung von politischen Ideen, die Fähigkeit, Schwerpunkte zu setzen sowie Souveränität und Struktur in der Amtsführung. Weiter gehören dazu Vertrauen in die Kompetenz der MitarbeiterInnen, Delegation von Aufgaben, Konfliktfähigkeit und die berühmte soziale Kompetenz als Voraussetzung für eine motivierende Personalführung und für ein gutes Betriebsklima.

Die für alle AmtsträgerInnen zu bewältigenden Probleme im Umgang mit der Verwaltung werden aber nicht als strukturelle Rahmenbedingungen gesehen, die die Durchsetzung einer politischen Wende immer erschweren. Die Schwierigkeiten damit werden der Amtsträgerin individuell angelastet. Sie muß sich also nicht nur für die Fehler rechtfertigen, die ihr tatsächlich unterlaufen, die Frau muß sich unablässig dafür rechtfertigen, daß sie überhaupt das Amt innehat.

Die Folgen sind fatal. Da diese Form der Kritik parteinunabhängig ist, müssen die Amtsträgerinnen über ein enormes Selbstbewußtsein verfügen, um die "richtige" von der "falschen" Kritik unterscheiden und das eigene Handeln selbst auch kritisch überprüfen zu können. Auch auf die eigene "Basis" ist nicht unbedingt Verlaß, denn sie kann ebenfalls nicht über den männlichen Schatten springen.

Die Amtsträgerin hat also selten eine politische Gruppe, in der sie abgesichert Politik reflektieren, Lösungsansätze in der Diskussion auf ihre Plausibilität hin erproben oder gar neue Ideen entwickeln kann. Der Zwang, sich unentwegt gegenüber "ungerechter" Kritik abgrenzen zu müssen, führt dazu, daß sie manchmal schärfer argumentiert, als der Sache angemessen ist. Sie wird, je nach dem, als "hart", "unkritisch", "nicht einzubinden" oder "elitär" bezeichnet - im schlimmsten Fall ist sie "unweiblich" oder läßt gerade die Beziehungsebene vermissen, die von den Frauen selbstverständlich in allen Arbeitsbereichen nebenher eingefordert wird.

Der übersteigerten männlichen Kritik scheint sie zwangsläufig übersteigerte Durchsetzungsstrategien entgegenzusetzen, was zu einer völlig verzerrten Kommunikation führt, die sich von der Sachebene immer weiter entfernt. Der andere Ausweg, den Frauen in diesem Dilemma suchen, ist, sich an die "herrschende" Meinung anzupassen. Da sie aber Vorbild für die vielen Frauen sind, die endlich sehen wollen, wie es eine Frau schafft, sich gegenüber den Männern zu behaupten, ernten sie mit ihrem Verhalten auch sofort die Kritik vieler Frauen.

Schlußbemerkung:

Sich in diesem "Dschungel" von dominanten Männerritualen und den scheinbar rationalen Regeln männlicher Politikkultur zu behaupten, an der Amtsführung selbst Spaß zu haben und dazu noch innovativ zu sein - das gelingt nur wenigen Frauen. Dabei gibt es bisher noch keine für Frauen öffentlich definierten Erfolgskriterien. Weiblicher Erfolg wird häufig öffentlich daran gemessen, wie es Frauen gelingt, sich das "weibliche Etwas" trotz der Anstrengungen beim Durchsetzen zu erhalten. Während das "männliche Prinzip", das ich hier mit den Eigenschaften Durchsetzungsstärke, Autorität und Härte kennzeichnen möchte, allerdings in Politik und Gesellschaft als Voraussetzung für eine Karriere gilt, Männer also ihrem "männlichen Bild" entsprechen, wenn sie Amtsträger werden, stimmt das für Frauen so nicht. Als weibliche Stärke werden eher Zuwendung, Ausgleich, Nachgeben und Anpassung angesehen. Der politische Aufstieg von Frauen scheint daher immer damit verbunden zu sein, daß sie ihre "Weiblichkeit" aufgeben müssen.

Das bedeutet allerdings nicht, daß Frauen sich nun aus dieser ihnen fremden Welt zurückziehen sollten - im Gegenteil: Erst wenn mehr Frauen überall in verantwortlichen Positionen sitzen, wird es ihnen gelingen, eine weibliche Gegenkultur zu etablieren. Und dies scheint mir dringend notwendig, solange Männer so eifersüchtig ihre politische "Kultur" verteidigen.

Elisabeth Göbel AT: DDR-Dinge

Das Wetter ist gerade richtig für diesen Ort der eingefrorenen Zeit. Berliner Wetter, kalt und grau. Das DEFA-Gelände in O-1197 Berlin-Johannisthal ist kahl, verlassen, in einem Zustand des Verrottens, der sich schon wieder sehen lassen kann. Fortschreitender Verfall ist auch eine Art Fortschritt.

Hier wäre der Hintergrund für Filme, die keiner mehr dreht, Filme von Tristesse und Ratlosigkeit, Schwarzweißfilme natürlich. Da ist auch so manches für ein Fotografenauge, das die Strukturen von Oberflächen ablichten möchte, altersgraue Holzmaserungen, zerbrochenes Glas, Radspuren auf dem kargen Boden, am Wege noch winterliches Kraut.

Das einzige, was Farbe zeigt, sind die Tafeln des Marktes "Gebrauchtwaren aller Art", ein müdes Orange, die Schrift in altmodischer Fraktur. "Wir möbeln auf" heißt der Werbespruch der Zeitungsannonce, die mich hierher lockte: wir möbeln auf. Pfeile: links, rechts, geradeaus, dann endlich eine große Halle mit einer kleinen, schwer gehenden Metalltür. Dahinter ein Geruchsgemisch mit der vorherrschenden Note "typisch DDR".

Wo um Himmels willen kommen die fünf gelbschöpfigen Papageien her, deren Voliere gleich am Eingang gegenüber der Kasse aufgestellt wurde? Ich schaue durchs Drahtgitter und versuche vergebens, den Vögeln jene Träume zu entlokken, die ein Volk vierzig Jahre lang träumte, das man Freiheit nannte, damals.

"Wir kaufen alles", versicherte ein Angestellter im blauen Overall mit bemerkenswertem Optimismus, "wir kaufen auch den alten Bundestag, wenn's sein muß." In mehreren Hallen sind auf 3000 Quadratmetern 50 000 Gebrauchtwaren gehortet, - in langen Gängen mit Regalen und Zwischendecken, auf denen wiederum Regale stehen. Aber das gleicht nicht den Tödelmärkten im Westen, wo zwar alles aus zweiter Hand, aber dennoch nicht ohne Charme ist und Menschen in Ausverkaufslaune die Wühltische bevölkern.

Arme alte DDR, hier wird sie endgültig und ganz unsentimental zu Grabe getragen. Eine gigantische Kollektion vergessener Alltäglichkeiten: Wer will sie noch, die Schrankwand mit Kunststoff-Funier aus abfotografiertem Holz, den Wasserhahn aus Plaste, die alten schweren Schreibmaschinen, die Tapeten mit den auffälligen geometrischen Mustern? Die rotgepolsterten Stühle und Barhocker, wie sie in besseren und dann auf einmal doch nicht mehr gut genug erscheinenden Hotels standen? Die Kücheneinrichtungen der Massenbetriebe mit Töpfen aus Aluminium zum Kochen von Salzkartoffeln und gewaltigen Bratpfannen aus blauer Emaille? Die Hunderte von weißen und blauen Arbeitskitteln?

Ehegatten-Splitting

Ehegatten-Splitting bedeutet, daß beim Lohnsteuerjahresausgleich das gemeinsame Einkommen rechnerisch je zur Hälfte auf beide Ehepartner verteilt und dann versteuert wird. Wenn ein Partner allein das gesamte Einkommen verdient oder einer wesentlich mehr verdient als der andere, verringert sich dadurch der Steuersatz. Man erreicht durch die gleichmäßige Verteilung des Einkommens auf beide Partner eine niedrigere Progression. Das Splitting bringt somit keine Vorteile, wenn beide Partner gleich viel Geld verdienen.

Das alles geschieht rückwirkend im Lohnsteuerjahresausgleich. Um dennoch schon während des Jahres einen relativ exakten Lohnsteuerabzug zu erreichen, werden alleinverdienende Ehepartner in Lohmsteuerklasse III eingeordnet. Wenn beide Partner erwerbstätig sind, können sie zwischen den Lohnsteuerklassen-Kombinationen III/V und IV/IV wählen.

Haben Mann und Frau einen ähnlich hohen Verdienst, wird ihnen in Steuerklasse IV auch gleich viel Lohnsteuer abgezogen. Verdient einer mehr als 60 Prozent des gemeinsamen Einkommens, kommt man der tatsächlichen Jahressteuerschuld mit der Lohnsteuerklassenkombination III/V am nächsten.

In Lohnsteuerklasse III zahlt der höher Verdienende prozentual gesehen die geringeren Steuern. Der geringer Verdienende - also meist die Frau - zahlt in Klasse V prozentual gesehen mehr Steuern.

Sind Kinder vorhanden, vergrößert sich der Steuervorteil des besser Verdienenden noch einmal, denn der Freibetrag wird nur in der Lohnsteuerklasse III berücksichtigt. In der Lohnsteuerklasse IV erhalten dagegen beide Partner anteilig den Kinderfreibetrag. Nebem dem geringeren Nettolohn wirkt sich die Lohnsteuerklasse V auch auf die Lohnersatzleistungen negativ aus, denn Arbeitslosengeld, Krankengeld und Mutterschaftsgeld können sich am Nettolohn orientieren. S. B.

AT: DDR-Dinge 2

Eine ganze Halle beherbergt Stahlschränke; jetzt stehen die Türen offen und der Schlüssel steckt, die braunen Siegel sind aufgebrochen. Und alles, was, vertraulich oder geheim, einst in den Schränken verschlossen war, ist ausgeräumt, übrig blieben ausgeweidete Aktenordner, ein Dutzend Bücher, einige Stapel Schreibpapier und Umschläge, neben denen Umweltkuverts geradezu elegant wirken. Aber das Papier gefällt mir, das etwas rauhere mochte ich schon immer, das mir beim Schreiben Widerstand bietet. Das nehme ich mit.

Die weißen Tischtücher mit Jagdszenen, auf denen sich damastene Hirsche, Hasen und Wildgänse tummeln, sind gebügelt und gestärkt. Arbeiter und Bauern werden nicht an diesen Tischen getafelt haben, sondern eher mit den großen Suppenkellen abgespeist worden sein. Wer genau hinsieht, entdeckt im Mittelfeld der Tischdecken Weidmanns Feldstecher, naturgetreu bis ins Detail ins makellose Weiß gesponnen, und dieses "Jagdmotiv" gibt dem Tafeltuch nun eine gewisse Einmaligkeit, macht es fast zum Sammlerobjekt.

Im Obergeschoß liegen die Kleider der Vops: graue Bundblusen, grobe schwere Hosen, Mützen, die warm aussehen und mich an zugige Grenzübergänge denken lassen. Eine Mütze nehme ich in die Hand, auch eine der grauen Blusen muß ich berühren. Und auf einmal habe ich ein Stück Vergangenheit vor mir, das Erinnerungen an Schikanen und Ohnmacht weckt. Ist noch gar nicht lange her, aber schon zur Kuriosität geworden. Kauf sie, besitz sie, vergiß sie. Die Vergangenheit ist damit nicht bewältigt.

Viel zu teuer sind die meisten Dinge. Bei den paar Besuchern stellt sich keine Kauflust ein. Wer möchte schon für einen häßlichen, gebrauchten Stahlrohrstuhl mit buntem, aber fleckigem Polster 18 Mark ausgeben, wenn der Weg zu Ikea gar nicht mal weit ist? D-Mark heißt es jetzt, die Preisschilder sind von heute. Ab und zu hallt durch den Raum ein Wiedererkennungsruf in Sächsisch oder Berlinisch, machen sich Erinnerungen an alltägliche Versorgungsmängel Luft, an Wünsche, die längst abgelegt wurden. Weißt du noch, als wir den Schaumschläger kriegten?

Daß sich hier, wie in einem Heimatmuseum, ein Gefühl der Zugehörigkeit oder die Neugier an der Geschichte der Gebrauchsgegenstände einstellt - soweit sind wir noch nicht. Es ist zu verstaubt hier, zu finster trotz Neonlicht. Es ist zu typisch DDR. Einmal wird vielleicht dennoch dieser unsichtbare Glanz des endgültig Vergangenen über den Dingen liegen. Dann gibt es am Eingang Eintrittskarten, Ermäßigung für Rentner und Studenten. Und aus dem Gebrauchtwaren- Händler aus dem Westen wäre über Nacht ein Museumsdirektor der neuen Bundesländer geworden.

Hungersnot und Henkerstod Halldór Laxness' Roman "Die Islandglocke" in neuer Übersetzung

Isoliert betrachtet, könnte manches Detail aus Halldór Laxness' Island- glocke hochgradig albern scheinen. Was ist von einem Buch zu halten, dessen zerlumpteste Figuren darauf beharren, sie stammten "in direkter Linie vom Dänenkönig Harald Kampfzahn ab"? Ein Buch, in dem ein Pfarrer bettelnde Fremde anherrscht: "Dichte eine Strophe darüber, wie man Bier trinken und Frauen verführen soll, dann bekommst du etwas zu essen"? In dem eine Frau den Ehebruch ihres Mannes mit den Worten quittiert: "Ich bin stolz darauf, zu erfahren, daß ich einen Mann habe, der nach all dem Branntwein über dreißig Jahre hinweg immer noch Frauen bedienen kann"? In dem wiederholt die These verfochten wird, "daß isländische Mädchen unberührte Jungfrauen sind, bis sie ihr siebtes Kind geboren haben"? In dem Neuigkeiten aus abgelegenen Gegenden so klingen: "In Eyrarbakki heiratete eine Achtzehnjährige im Herbst vor der Seuche einen gut zwanzigjährigen Mann und wollte ihn im Frühjahr impotentiae causa wieder loswerden"?

Von dem Buch, in dem diese Details eben nicht isoliert, sondern wohleingebettet erscheinen, ist seltsamerweise sehr viel zu halten; albern ist es ganz und gar nicht, und wenn auch Halldór Laxness ein großer Spötter vor dem Herrn (und vor den Menschen) ist, so teilt er seinen Spott in der Islandglocke doch vergleichsweise verhalten aus. Er kann sich die Zurückhaltung leisten, denn bekanntlich braucht für den Spott nicht zu sorgen, wer den Schaden hat; in hohem Maße beschädigt aber sind in diesem Buch Leute, Land und Liebe; es spielt auf "dem Hundearsch, den sie Island nennen", und zwar in seinem erbärmlichen Zustande vor etwa 300 Jahren.

Spott nicht auf die Misere des Landes, sondern auf den fernen Dänenkönig ist es, der dem armen Bauern Jon Hreggvidsson zum Verhängnis wird. Um seine Sache entspinnt sich ein Rechtsstreit, der drei Jahrzehnte lang die Gerichte auf Island und in Kopenhagen beschäftigt. Hreggvidsson beharrt auf relative Unschuld: "Ich habe nie eine Sünde begangen. Ich bin ein ehrlicher Schwerverbrecher." Eigentlich stahl er nur ein Stück Angelschnur, aber dann macht er in Gegenwart des königlichen Inspektors und Henkers eine Bemerkung über die Mätressen des Regenten; der Fall endet mit öffentlicher Auspeitschung und diese wiederum mit einem gemeinsamen Besäufnis aller Beteiligten, das der Henker nicht überlebt und den Bauern unter schweren Verdacht bringt. Ob zu Recht, weiß er selbst nicht so genau: "Mir ist es vollkommen gleich, ob ich unschuldig oder schuldig bin, wenn ich in Ruhe Schafe züchten und Fische fangen kann"; doch dies kann er eben nicht.

Daß der Prozeß, den man ihm macht, kein kurzer wird, liegt daran, daß er unwillentlich in das Zentrum der Ränkespiele diverser Obrigkeiten gerät und zum einzigen Bauern in einem verzwickten Schachspiel um Kabale und Liebe wird. Da ist der Gelehrte Arnas Arnaeus, der als Kommissarius der Krone versucht, der Insel im Norden Gerechtigkeit zu bringen, wofür ihm nicht einmal deren Nutznießer dankbar sind: "Wenn uns keiner mehr auspeitschen läßt, zu wem soll man dann aufsehen?"

Da ist Suaefridur, Tochter des Richters und Geliebte Arnaeus', die Jon Hreggvidsson in einer romatischen Aufwallung den Kopf gerettet hat, sich aber eines anderen besinnt (auch eines anderen Liebhabers) und alles daran setzt, daß der Kopf doch noch rollt: ist "die Gerechtigkeit nicht mehr wert als der Kopf eines Bettlers?" Und da sind unzählige Nebenfiguren, von den Namenlosen, die im Frühjahr scharenweise verhungern, bis zu den Hofgecken in Kopenhagen, denen es so schlecht geht, daß sie mit dem jährlichen Pachtzins aller isländischen Klostergüter kaum noch einen guten Maskenball finanzieren können.

Jon Hreggvidsson ist der Spielball all derer, die die Fäden ziehen, doch am Ende sind es die Mächtigen, die machtlos sind, und Hreggvidsson kehrt alt und grau, aber erhobenen Hauptes auf seinen Hof zurück: "Ein geprügelter Sklave ist ein großer Mann, denn in seiner Brust wohnt die Freiheit."

Bei den Dänen wird der Bauer zu Joen Regvidsen und bei den Deutschen zu Johann Reckwitz, und das chamäleonhafte dieser Sprachmutation spiegelt etwas von dem ganzen Buch: es ist, wiewohl in der Handlungsführung stringent durchgezogen, ein Buch der unterschiedlichsten Färbungen. Was wie eine auf den Hund gekommene Islandsaga beginnt, mutiert zum Schelmenroman, als es den Helden nach Holland verschlägt; wieder auf Island wird daraus ein großangelegtes historisches Panorama, in Dänemark passenderweise eine Staatskomödie.

Zusammengehalten wird all das nicht nur durch den unauflösbaren Handlungsfaden um die Hauptgestalten, sondern mehr noch durch des Autors souveräne, von Sprachgewalt und unentwegter Ironie gleichermaßen gespeister Darstellungskraft. Dem historischen Stoff entsprechend hat Halldór Laxness in der Islandglocke seine Figuren robuster, kantiger gezeichnet als in den meisten anderen Romanen, was aber nicht heißt, daß sie heutigen Vorstellungswelten entrückt wären: Laxness' Verfahren hat etwas Kraftvoll-Holzschnitthaftes an sich und ist dennoch erstaunlicher Geschmeidigkeit und Nuancierung fähig. Tatsächlich versöhnt Laxness aufs schönste die rauhbeinige Archaik der Sagaprosa mit den optischen Finessen der europäischen Moderne - beispielsweise dann, wenn er innerhalb eines Satzes zwischen direkter und erlebter Rede, zwischen Ich und Er, Präsenz und Präteritum oszilliert, ohne den Leser dabei einen Bruch wahrnehmen zu lassen.

Es ist das Verdienst des Herausgebers und Übersetzers Hubert Leelow, daß solche Feinheiten nun auch endlich das deutschsprachige Publikum erreichen: im Detail weicht Seelows neue deutsche Fassung zwar oft gar nicht so sehr von der früheren ab, doch aufs Ganze besehen bringt sie einen erfreulich aufgefrischten Ton in das Buch.

Die Islandglocke ist gewiß auch ein historischer Roman, aber einer zu Laxness'schen Bedingungen, und das heißt: sein Realismus ist nicht der des krämerischen Pedanten, sondern der eines Freibeuters der Phantasie. Die Vergangenheit ist nicht sonderlich rühmlich, aber noch weniger ist sie tot: die Geschichte tritt uns hier entgegen als eine Geschichte aus Fleisch und Blut. Arnaeus, der die alten Bücher sammelt, sagt: "Wer Worte hat, kann keine Geschichte erzählen, Snaefridur; nur wer richtig atmet. Atme."

Halldór Laxness' Islandglocke hat nicht nur einen langen, sondern auch einen warmen Atem, aller oft sarkastischen Ironie zum Trotze, und wenn wir hören, daß dieses Buch in Island beliebter ist als alle anderen seines Autors, obwohl der seinem Volk darin die himmelschreiendsten Herabwürdigungen (bis hin zum "verkrüppelten, halb abgestorbenen Gestrüpp in Menschengestalt") keineswegs erspart, so spricht das sowohl für die Islandglocke als auch für Laxness als auch für seine lesenden Landsleute. FRIEDHELM RATHJEN Halldór Laxness: Die Islandglocke. Roman. Aus dem Isländischen von Hubert Seelow. Steidl Verlag, Göttingen 1993, 448 Seiten, 44 DM.

Brigitte Sellach hat in der rot-grünen Hessen-Koalition 17 Monate als GRÜNE Staatssekretärin im Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit gearbeitet. Im Herbst 1992 wurde sie "ohne Vorwarnung" (Originalton Sellach) gegen einen jüngeren Mann ausgetauscht und in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Sie selbst sagt: "Der Frauenbewegung zugehörig bin ich zu Beginn meiner politischen Karriere als ,Feministin' kritisiert worden. Doch mit dem Zuwachs an Verantwortung, Kompetenz und Selbstbewußtsein als Frau im politischen Alltag und mit dem Zuwachs an Macht, die in der Erweiterung meiner Aufgaben begründet war, scheint die Provokation des Feministischen mehr und mehr in den Hintergrund getreten zu sein zugunsten einer bis an die Wurzeln des männlichen Selbstbewußtseins reichenden Herausforderung durch meinen selbstverständlichen Anspruch auf Gleichberechtigung und Teilhabe." Brigitte Sellach glaubt, "es reicht, Frau zu sein, um die dominante Männerkultur des Regierens in Frage zu stellen, Frau muß dazu nicht unbedingt auch Feministin sein". Die einstige Staatssekretärin ist der Meinung, daß es Frauen aller Parteien schwerfällt, in die festgefügten Rituale der politischen Männergesellschaft einzudringen. Mit ihrem hier veröffentlichten Beitrag zeigt sie Beispiele auf.

AT: Manager

Eines sei gleich zu Anfang vorausgeschickt: leicht hat es der deutsche Manager wahrhaftig nicht! Längst umbranden die Wogen der Rezession auch vermeintlich krisenfeste Unternehmen. Strukturprobleme, Innovationsdruck und globale Turbulenzen vielfältigster Art scheinen sich gegen ihn verschworen zu haben. Die Autoindustrie beklagt mangelnden Absatz, die Autozulieferer gehen in die Knie, Stahlkocher im Revier fordern Arbeitsplätze zu gewohnten West-Löhnen - so problematisch all dies auch sein mag: die wahren Sorgen des Managers sind ganz anderer, grundsätzlicher Art.

Es ist eine umfassende Sinnkrise, die an seinem Selbstbewußtsein nagt, die ihn zuweilen, nach der Vorstandssitzung, in unstatthafte Grübeleien verfallen läßt. Nach Anlässen für solche Anfälle von Melancholie braucht er dabei nicht lange zu suchen. Wie sehr er sich auch müht und plagt, in der Öffentlichkeit dankt man es ihm immer weniger. Statt dessen mehren sich plötzlich die Zweifel an seiner Fähigkeit zur Krisenbewältigung. Vom "Wirtschaftskapitän", der, das Steuer in der Hand und die Mitarbeiter fest im Griff, sein Unternehmen durch die Klippen und Untiefen unserer Wirtschaftsgesellschaft lenkt, ist kaum mehr die Rede. "Nieten in Nadelstreifen" lautet hingegen der unschöne Titel eines Manager-Test-Buches von Günter Ogger.

Selbst die einschlägige Fachpresse kratzt am Image des Managers. Dort wird der überwiegende Teil der hiesigen Wirtschafts-Führungskräfte unter solch unpopuläre Kategorien wie "Abenteuer", "Diktator" und "Schlitzohr" subsumiert. Nur einer verschwindend geringen Anzahl deutscher Manager wird das Prädikat "kreativ" erteilt: dies jedenfalls verriet Vorständler Christian Molsen seinen Kollegen im Management-Seminar. Zu einem "Top Management Forum 1993" nämlich hatte der renommierte Gabler- Verlag kürzlich nach Frankfurt geladen und hier, in der entspannten Atmosphäre eines Nobelhotels, dachte man darüber nach, "wie Führung zu einer neuen Legitimation gelangt".

Auf die alten Führungs-Rezepte kann sich der Manager der neunziger Jahre offenbar nicht mehr uneingeschränkt verlassen: da waren sich Teilnehmer und Referenten einig. Der Mechanismus von Vorgesetzten-Befehl und Mitarbeiter-Gehorsam funktioniert sowieso schon lange nicht mehr und bewirkt allenfalls, daß die Motivation der Mitarbeiter und die Gewinne des Unternehmens gleichermaßen stagnieren.

Einig war man sich auch in der Einschätzung, daß besagte Wirtschafts- und Sinnkrise völlig neue, geradezu alternative Konzepte erforderten. Daß der deutsche Manager zur revolutionären Konzept-Entwicklung hervorragend gerüstet ist, wurde ihm dabei von berufener Seite bescheinigt. Schließlich, so Referent Christian Molsen, sei die verantwortliche Führungskraft nicht nur mit einem "Bedürfnis nach Selbstentfaltung im Sinne eines hohen Lebensstandards" gesegnet, sondern auch mit echter "Lust auf Leistung". Mit derartigen Eigenschaften ausgestattet, dürfte die Suche nach neuen, brauchbaren Konzepten nicht allzu schwer fallen.

Amerikaner und Deutsche helfen sich gegenseitig Lehren aus Unfällen gezogen / Eine detaillierte Abmachung mit dem Kreis Darmstadt-Dieburg

DARMSTADT / MÜNSTER. Was der Landkreis Darmstadt-Dieburg, die Gemeinde Münster und die benachbarte US-Garnisonsstadt Babenhausen jahrelang wiederholt von den US-Militärs gefordert haben, ist nun in eine Form gegossen worden: Eine Vereinbarung mit der Standortverwaltung der US-Armee in Darmstadt über gegenseitige Hilfeleistung mit konkreten Einsatzplänen im Brand- und Katastrophenfall. Die Abmachung ist detaillierter und konkreter gehalten als ein entsprechendes "Übereinkommen", das die in Hessen stationierten US-Streitkräfte mit dem Land Hessen im Februar 1991 abschlossen und das als "Mustervereinbarung" zwischen den lokalen US-Liegenschaften und den kommunalen Ämtern für Brand- und Katastrophenschutz, den deutschen Rettungsdiensten und Ordnungskräften gilt.

Mit Hilfe der Vereinbarung soll sich nicht mehr wiederholen können, was sich am Abend des 17. August 1992 abgespielt hat: Rund eine Stunde vergeht an diesem Sommertag, bis die Army Auskunft gibt über den genauen Unfallhergang, das Risikopotential des Transportgutes und über notwendige Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und Bergung eines verunglückten Lastwagens.

Ein mit Munition beladener und in einem Konvoi fahrender Schlepper der US-Streitkräfte ist am späten Nachmittag auf der schmalen Zufahrtsstraße zu dem US-Munitionsdepot Münster auf den unbefestigten Seitenstreifen geraten, in den Straßengraben gerutscht und auf die Seite gekippt. Zunächst ist unklar, was das Fahrzeug geladen hat: Sind es, wie zunächst vermutet, 48 in Gitterboxen verpackte Raketen vom Typ Multiple Launch Rocket System, komplett mit Zündern und konventionellen Mehrfachsprengköpfen bestückt?

Die US-Streitkräfte geben später die Auskunft, daß die Ladung aus acht Paketen mit je sechs Raketen-Zündern bestand, die über eine bestimmte Funkfrequenz gestartet werden können. Die umständlich alarmierte Münsterer Freiwillige Feuerwehr - die US-Militärpolizei hat zuerst die US-Fire-Control in Darmstadt eingeschaltet, die benachrichtigt die Leitfunkstelle Hessen-Süd, die wiederum gibt die Meldung an die Zentrale Leitstelle in Dieburg weiter - macht sich lediglich mit dem Wissen auf den Weg, daß nahe dem Depot aus einem US-Lastwagen Öl oder Diesel ausgelaufen sei.

Erst vor Ort sieht sie, daß der Unfall offenbar glimpflich abging. Am Lastwagen sind nur Kratzer. Über die Art der äußerlich unbeschädigten Ladung ist die Feuerwehr zunächst ahnungslos. Einen Ansprechpartner der US-Streitkräfte findet der Einsatzleiter erst später. Als die Polizeiwache Dieburg von der Military Police-Station Darmstadt informiert wird, ist die Feuerwehr schon längst an der Unfallstelle. Erst als kompetente US-Vertreter eintreffen, können sich Militärpolizei, der Brandschutzbeauftragte der US- Streitkräfte aus Darmstadt, der Kommandant des Depots, Feuerwehr, Kreisbrandinspektor, Bürgermeister, Rotes Kreuz und Polizei abstimmen.

Das System der Nachrichtenkanäle und des Informationsflusses sei "verbesserungsbedürftig", antwortet Hessens Innenminister Herbert Günther (SPD), vom örtlichen SPD-Landtagsabgeordneten Karl Dörr in einer Kleinen Anfrage zu dem Vorfall befragt. Und: "Das anfängliche Zurückhalten der Information über die Ladung des Unfallfahrzeugs kann nicht hingenommen werden."

Einen Tag nach dem Unfall fordern Landrat Hans-Joachim Klein (SPD) und Münsters Bürgermeister Karl Grimm (CDU) die "sofortige Stillegung" des auf 385 Hektar Fläche verteilten US-Depots, in dem noch 580 Menschen als Militär- und Zivilpersonal in Munitionsbunkern, Werkstätten und Versorgungsgebäuden arbeiten. Es sei der vierte Unfall eines mit brisanter Fracht beladenen Militärfahrzeugs auf dieser Strecke seit 1987, heißt es in der Protestnote an die Bundesregierung.

"Placebo-Verträge", "Beruhigungspillen ohne Wirkung", so bezeichnet Klein die auf Bundes- und Landesebene vereinbarten Abkommen zur Zusammenarbeit von US-Militär und deutschen Hilfskräften im Brand- oder Katastrophenfall. Neben dem NATO-Truppenstatut und seinem Zusatzabkommen gibt es bislang nur eher vage, Geheimniskrämerei begünstigende Regelungen der Kooperation mit Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz und anderen Organisationen. Alle Kommandeure von US-Militäreinrichtungen haben eine "Ständige Dienstanweisung", die regelt, unter welchen Bedingungen sie deutsche Polizei auf ihr Gelände lassen und wie sie "in Fällen von größeren Störungen" zusammenarbeiten.

Die nun unterzeichnete, für den Kreis Darmstadt-Dieburg gültige Vereinbarung schreibt künftig fest, daß die Zentrale Leitstelle Dieburg bei Hilfeersuchen der US-Armee im Falle von Unfällen auf ihrem Gelände eingeschaltet und detailliert informiert wird. Die Federführung einer im Gefahrenfall zu bildenden gemeinsamen Einsatzleitung liegt bei hessischen oder US-Dienststellen - je nachdem, ob sich der Vorfall auf US-Terrain oder außerhalb ereignet hat. Der ranghöchste US-Vertreter informiert über mögliche gefährliche Stoffe.

Der Kontrakt regelt die Bildung einer gemeinsamen Pressestelle und Mitspracherechte der deutschen Einsatzstäbe. Die amerikanischen Militärs müssen akzeptieren, wenn die Kommunalverwaltung Verbindungspersonen zur US-Einsatzleitung entsendet. Gemeinsame Alarm- und Einsatzpläne werden laut Vereinbarung ergänzt durch Feuerwehrpläne mit Hinweisen auf Anfahrt, Wasserversorgung, Risiken, mögliche Aufnahme kontaminierten Wassers.

Schwarz auf weiß ist festgehalten, daß mindestens halbjährlich eine gemeinsame Meldeübung, wenigstens alle zwei Jahre eine gemeinsame Einsatzübung (gegebenenfalls unter Beteiligung der Bundeswehr) stattfindet. Die erste Probelalarm wird in diesem Sommer sein.

Als einen "Fortschritt" hat Landrat Klein den zehn Seiten umfassenden Kontrakt bewertet. So richtig "zufrieden" ist er aber erst, wenn die Soldaten das Areal bei Münster völlig räumen. JÖRG FEUCK

AT: Manager 2

Möglicherweise kann hier die Chaos- Forschung manch nützlichen Wink geben. Flugs ist auch schon ein Mathematiker zur Stelle, der die Seminarteilnehmer per Multi-Media Schau in die chaotische Welt der Fraktale entführt. Der Vortrag von Professor Heinz-Otto Peitgen wirkt beruhigend. In jedem Chaos, und sei es auch noch so verwirrend, gibt es eine Struktur, versichert der Referent und ergänzt: "Meist leben Chaos und Ordnung nebeneinander und der Übergang von der Ordnung ins Chaos folgt strengen Fahrplänen." Welchen Fahrplan aber der Manager studieren muß, um den umgekehrten Weg anzutreten - von der chaotischen Marktlage hin zur geordneten Gewinnmaximierung nämlich - kann ihm der Rechenkünstler auch nicht verraten.

Die ersehnte Perspektive, die weit über den schnöden Gewinnmaximierungs-Alltag hinausreicht, bot der letzte Referent des Manager-Forums, Professor Ervin Laszlo, der einst seine Karriere als Konzertpianist begann und nun einer Akademie für Zukunftsfragen in Wien vorsteht, lieferte Unternehmenskonzept und globale Heilsgeschichte sozusagen aus einem Guß. Denn die Lösung all unserer globalen Probleme und die Überwindung sämtlicher Sinnkrisen kann nur einer leisten. "Der evolutionäre Manager ist der wahrscheinlich einzige Retter unseres Planeten", verkündete der Referent. Das Überleben einer Gattung, so erklärte er den Anwesenden, ähnele der Arbeit eines Polizisten: auf lange Perioden der Langeweile folgten kurze Perioden des Terrors. Da wir augenscheinlich momentan in besagter Periode des Terrors lebten, gelte es also, auf die neuen Turbulenzen angemessen, d.h. "evolutionär" zu reagieren. Politiker seien dazu nicht mehr in der Lage. Nationaler Egoismus hindere sie daran, global zu handeln. Einzig die sowieso multinational organisierten Konzerne und Unternehmen seien zu solchem Handeln fähig.

Dr. Laszlo empfiehlt daher eine wohldosierte Mischung aus New Age und amerikanischem Traum. Das Unternehmen sei als ganzheitliches System zu betrachten, lineares Denken müsse ersetzt werden durch die Einsicht in "Wahrscheinlichkeitsgesetze", Hierarchien seien abzubauen, Vernetzungen zu schaffen, Kooperation selbst mit dem ungeliebten Konkurrenten zu praktizieren. Wichtig vor allem aber sei: "Gemeinsam gewinnen" und: "Was gut ist für das Unternehmen, ist auch gut für die gesamtgesellschaftliche Übergangsperiode". DAGMAR LORENZ

Kluger Luxus, exotische Veredlung Skip Sempé spielt Cembalo-Werke von Chambonnières

Hier traue ich mich, einmal ganz pauschal anzuheben: eine der schönsten Cembalo-Platten der letzten Jahre! Die Gründe sind vielfältig und sollten am besten vor den Lautsprechern eruiert werden. Nur in knappen Zügen die auffälligsten. Skip Sempé - auch als Gründer und Leiter des Ensembles "Capriccio Stravagante" bekannt - vereinigt die Qualitäten eines brillanten Instrumentalisten mit jenen eines forschenden Naturells, wobei ihn beide Neigungen (und Fähigkeiten) nicht daran hindern, auf seinen Wegen in die musikalische Vergangenheit auch der spekulativen Fantasie, der gestalterischen (und besetzungstechnischen) Improvisation einen angemessenen Raum freizuhalten. "Alte Musik" wie hier die charmanten, vielsagenden und -singenden, geisterfüllten Stücke des Jacques Champion de Chambonnières erfährt unter diesen günstigen Bedingungen nicht nur aufführungspraktische Betreuung in der kargen, ruckhaft-affektuösen Manier der vor allem manuell benachteiligten Kollegenschaft. Die mit vollen nachschöpferischen Risiko zu "neuen" Suiten zusammengestellten Tänze und Präludien gewinnen in Sempés Deutungen und Abwandlungen eine klangrhetorische Aktualität, die den Verdacht einer gewissen musikalischen Rückständigkeit erst gar nicht aufkommen läßt. Was die angesprochene "Fantasie" anbelangt, so sind es zunächst Sempés werkdramaturgische Akzentsetzungen (sprich: Satzanordnungen) und im folgenden eine Spielweise, die im Dramatischen grazil und im Tänzerisch-Anekdotischen bedeutungsvoll zu sein versteht. Improvisatorische Risikobereitschaft aber auch im Reflex auf interpretatorische Verhaltensmuster der Altvorderen: im Verlauf von drei (besonders eindrucksvollen) Sätzen bittet Sempé den Theorbo-Spieler Brian Feehan als Continuo-Partner auf die imaginäre Spiel- und Tanzfläche. Die Mischklänge, die aus dieser Allianz von Cembalo und Barocklaute entstehen, bestätigen noch einmal auf einer akustisch erweiterten Plattform Chambonnières Sinn für gescheiten Luxus und exotische Veredelungen des musikantischen Daseins. PETER COSSÉ

Chambonnières: Suiten, Pavannen, Préludes; Skip Sempé (Cembalo), Brian Feehan (Theorbo); Harmonia mundi/BMG classics 05472 77210 2 (1 CD).

Posaunist und Motorradfahrer Berio, Cage, Kagel und Sandström auf Laserdisc

Jan Sandströms "Motorbike Concerto" hält, was der PS-freudige, unverblümt zeitgemäße Hintergrund billiger Spekulationen auf ein Rock- und Pop-versessenes Publikum mit Bereitschaft zu Restinvestitionen in die aktuelle E-Musik. Sandström (Jahrgang 1954) verquickt die kleinen und großen Bewegungsräusche eines Motorrad-Fans mit kulturhistorischen und soziologischen Ausblicken, die - an der schöpferischen Hand des Komponisten und von Lindberg auf geradezu atemberaubend versierte Weise betreut - in die Everglades von Florida, in die Berge der Provence und in jene australischen Gegenden führen, die den Aborigines nach der Kolonisation ihres Landes durch britische Sträflinge noch verblieben sind. Keine brüllende, geistesdumpfe Spritztour mithin, sondern ein konstruktiver - gleichwohl amüsanter - "Ausritt" ganz in der künstlerischen Linie aufschlußreicher Reise- und Erlebensberichte, wie sie vor allem aus der romantischen Literatur bekannt sind. Die Eigentümlichkeiten der Posaune kommen der Motarradcharakteristik sehr entgegen. In subtil eingeblendeten Landschaftsaufnahmen wird der Motorradfahrer Lindberg dem Konzertsolisten Lindberg gegenüber gestellt. Gleich zu Beginn braust er mit aufheulendem Motor davon - eine willkommene Gelegenheit, auf der Posaune ein geräuschhaftes Glissande abzulassen . . .

Nicht nur dieses, mit enormen spieltechnischen Schwierigkeiten gespickte Motorrad-Konzert kommt der optischen Umsetzung entgegen. Auch die werteständig avantgardistischen Stücke von Berio, Cage und Kagel sind ihrem Wesen nach Darsteller-Partituren. Lindberg - ein gutmütiger, aber bei aller Pausbäkkigkeit doch ernster, zuweilen geradezu hintergründiger (Schau-)Spieler - bläst, hantiert, putzt, singt, brüllt und gestikuliert mit Hingabe und gewitztem Understatement, so daß sich niemals die Frage aufdrängt, ob es sich etwa bei Kagels "Atem"-Gesichte nicht doch nur um eine kapriziöse Verzichtbarkeit handelte. Ganz im Gegenteil, denn nach der Bild-"Lektüre" dieser bildlich und klangtechnisch mustergültigen Produktion erscheint es noch fahrlässiger zu sein, eine "Atem"-Deutung (zum Beispiel mit dem Trompeter Edward Tarr) lediglich als Transportmittel der hörbaren Belange zu akzeptieren. P.C.

Berio, Sequenza V, Cage, Solo for Sliding Trombone, Kagel, Atem für einen Bläser, Sandström, Concerto for Trombone and Orchestra ("Motorbike Concerto"); Christian Lindberg (Posaune); Malmö Symphony Orchestra, James DePreist; BIS 558 (1 Laserdisc)

Augenblicke des Zeitstillstands Neue Titel der Gielen-Edition bei Intercord

Wer, wie die Verfasserin dieser Zeilen, immer noch den Zeiten nachtrauert, in denen Frankfurter Sinfoniekonzertprogramme aufregend waren, kann nun anhand zweier neuer CD's aus der Gielen- Edition (die nach großer Resonanz der ersten Folgen von der Firma Intercord sowohl preislich als auch optisch repräsentativ aufgewertet wurde) feststellen, daß es noch besser hätte sein können, als es zwischen 1977 und 1987 gelegentlich war: von so schlüssigen Programmkombinationen kann und konnte man als Besucher nicht einmal träumen.

"Ich wollte einmal alles hören, und das habe ich erreicht." So Arnold Schönberg zu seiner Instrumentierung des g-Moll- Klavierquartetts op. 25 von Johannes Brahms. "Noch etwas Wichtiges für die Wiedergabe meiner Bearbeitung: hier darf nichts zurücktreten! . . . Alles ist Hauptsache in diesem Werk und - in dieser Instrumentation."

Das war Anton Webern wichtig für seine Orchestration von Johann Sebastian Bachs sechsstimmigem Ricercar aus dem Musikalischen Opfer. Eher patriotische als musikalische Motive werden hinter Arnold Schönbergs bearbeitender Beschäftigung mit Johann Straußens "Kaiserwalzer" vermutet, für die Auswahl gerade dieses Stücks als Zugabenstück für eine Spanientournee mit dem "Pierrot lunaire". Noch ein bißchen mehr "Kaiser" durfte es sein: in den Begleitstimmen versteckte Schönberg ein von Joseph Haydn seinerzeit andächtig variiertes Hymnenthema.

Michel Gielens Darstellung des für sieben Instrumente gesetzten Werks läßt vermuten, daß der Dirigent den Komponisten wohl kaum für einen begnadeten Walzertänzer halten dürfte (falls er sich jemals Gedanken darüber gemacht hat): Täppisch und ziemlich derb kommt die Musik daher, mit rumpelnden Baßtönen (Einleitung) und einem immer etwas gestelzten Gestus, nicht ins Tänzerische, sondern ins Maliziöse spielend.

Kein flotter Kehraus also nach Brahms/Schönberg und Bach/Webern. Immer sehr transparant erklingt das Ricercar: alles "ist Hauptsache". Intensiv auch die zarteste Klangfarbe, packend die mit der Verdichtung der Stimmen vom Verhaltenen ins Dramatische geschärfte Expression. Brisant auf andere Art: Johannes Brahms "Fünfte Sinfonie" (eine wohl vorwiegend ernst gemeinte Bezeichnung Schönbergs für das, was er für Orchester aus dem Klavierquartett entstehen ließ) fasziniert in Michael Gielens Interpretation durch permanent changierende Kontrastspannung zwischen romantischer Emphase und pointierter Hintergründigkeit. Die Tempo sind offen für agogische und klangliche Nuancierungen - auch unruhige Regungen, Mollcharaktere werden hörbar, bedeutsam. ohne das der musikantische Esprit der Musik heruntergespielt wird. Mit Schönbergs "Scheinwerfern" leuchtet Gielen diese bis auf ihren Grund aus.

2,5 Millionen nach Absturz

DETROIT, 14. März (AP). Den Betrag von 1,5 Millionen Dollar (rund 2,5 Millionen Mark) hat ein US-Bundesgericht in Detroit am Freitag der Familie eines Opfers des Todesfluges KE 007 zugesprochen. Mit Zinsen könnte sich die Summe sogar auf 3,2 Millionen Dollar erhöhen. Beklagtes Unternehmen ist die südkoreanische Fluggesellschaft KAL. Eine Boeing 747 der Gesellschaft war vor zehn Jahren vom Kurs abgekommen und über der Sowjetunion von sowjetischen Abfangjägern abgeschossen worden. Dabei kamen alle 269 Insassen ums Leben.

Ein US-Gericht war 1991 zu dem Schluß gelangt, daß die KAL daran Schuld trägt, daß der falsche Kurs der von Anchorage (Alaska) nach Seoul fliegenden Maschine nicht korrigiert wurde. Als Folge dieses Urteils konnten die Angehörigen von Opfern des Abschusses, die sich zur Klage gegen die Fluggesellschaft entschlossen hatten, Schadenersatzforderungen stellen, die über die 75 000 Dollar hinausgehen, die bei Flugzeugunglücken als Höchstgrenze in internationalen Vereinbarungen festgelegt sind.

Handelskrieg mit USA rückt näher

WASHINGTON (ap). Der US-Handelsbeauftragte Mickey Kantor hat seine Teilnahme an den für diese Woche geplanten Verhandlungen mit der EG überraschend abgesagt und der Europäischen Gemeinschaft wegen mangelnder Flexibilität zum 22. März Sanktionen angedroht. Kantor sagte, er sehe keinen Grund, an Treffen teilzunehmen, die doch "nicht produktiv sein werden". Damit rückt zwischen den USA und der EG ein Handelskrieg näher. Die amerikanische Regierung hat Sanktionen gegen europäische Firmen auf ihre Fahnen geschrieben. Sie will diese Unternehmen von öffentlichen Ausschreibungen für Aufträge in den Vereinigten Staaten ausschließen. Washington plant dies als Antwort auf eine Brüsseler Bestimmung, nach der US-Firmen bei ihren Offerten in der EG für öffentliche Aufträge auf den Gebieten Telekommunikation und Kraftwerksbestückung angeblich benachteiligt werden.

Nach den Worten einer Sprecherin der EG-Vertretung in Washington sind die Europäer über die Ankündigung Kantors "überrascht und besorgt". Die Sanktionen würden anfangs europäische Lieferungen im Wert von etwa 50 Millionen Dollar pro Jahr in die USA betreffen, doch droht Washington mit einer Ausweitung auf ein Volumen bis 500 Millionen Dollar.

Kantor forderte auch Japan nochmals auf, seinen Markt für amerikanische Computerchips zu öffnen. Hinweise aus Nippon, nach denen US-Lieferanten versäumten, ihren Verpflichtungen 1992 nachzukommen, nannte Kantor aus der Luft gegriffen und einen Versuch, vom Thema abzulenken, nämlich der Öffnung der japanischen Märkte.

Japan klagt Ex-LDP-Chef an

TOKIO, 14. März (dpa). Die japanische Staatsanwaltschaft hat am Samstag Anklage gegen den skandalbelasteten früheren Parteiführer Shin Kanemaru (78) und dessen ehemaligen Sekretär Masahisa Haibara (49) erhoben. Die Ermittler werfen den beiden vor, dem Finanzamt Einkünfte von mindestens 250 Millionen Yen (3,5 Millionen Mark) verschwiegen zu haben. Ein Großteil des Geldes soll aus Parteispenden stammen, die der einst einflußreichste Politiker der allein regierden Liberaldemokraten (LDP) unterschlagen haben soll.

Im Büro des früheren "Paten" der LDP hatten die Behörden in der letzten Woche Bargeld, Goldbarren und Wertpapiere im Gesamtwert von rund sechs Milliarden Yen (75 Millionen Mark) beschlagnahmt. Die Herkunft dieses Vermögens ist noch ungeklärt. Kanemaru war im vergangenen Herbst wegen der Verwicklung in eine Spendenaffäre von der Führung der LDP-Fraktion und dem Amt des Vizepräsidenten der Partei zurückgetreten.

Bürgerblock vor Wahlsieg

PARIS, 14. März (dpa). Eine Woche vor den französischen Parlamentswahlen zeigen letzte Umfragen ein Zurückweichen der "Grünen Welle" und einen uneinholbaren Vorsprung der bürgerlichen Opposition. Doch jeder vierte Wähler gab an, er könne seine Entscheidung noch umstoßen. Fast jeder Dritte will der Wahl ganz fernbleiben.

Danach können die Grünen statt bislang knapp 20 nur noch mit zwischen zwölf und 16 Prozent rechnen. Die regierenden Sozialisten kommen auf 18 bis 22 Prozent. Der Bürgerblock aus Neogaullisten (RPR) und Bürgerlich-Liberalen (UDF) wird zwischen 38 und 41,5 Prozent gehandelt. Für die Kommunisten wollen knapp neun, für die Nationale Front knapp zwölf Prozent votieren.

Die Umrechnung der Ergebnisse auf Mandate ergibt wegen des Mehrheitswahlrechts über 420 Sitze für die Bürgerlichen, rund 100 für die Sozialisten und 20 für die Kommunisten.

Skinhead erstach seinen Freund

UELZEN, 14. März (dpa). Ein 18jähriger, der laut Angaben der Polizei der rechtsradikalen Skinhead-Szene angehört, hat in der Nacht zum Samstag im niedersächsischen Rosche im Streit seinen 17jährigen Freund erstochen. Beide hatten sich im vermutlich alkoholisierten Zustand darüber gestritten, wie sie in eine Diskothek in einer anderen Ortschaft gelangen sollten, nachdem ihr Mofa mit einem Defekt stehengeblieben war. Der 18jährige wurde in seiner Wohnung festgenommen. Auch das Opfer gehörte der rechtsradikalen Szene an.

Zorc: "Bayern-Jagd erledigt" Gute Miene zum torlosen Treff

Kaiserslautern - Dortmund 0:0

Nach dem 0:0 zwischen den UEFA-Cup- Kandidaten 1. FC Kaiserslautern und Borussia Dortmund machten beide Trainer gute Miene zum torlosen Treff und sangen unisono das Loblied der Genügsamkeit. "Ein zu-Null auf dem Betzenberg kann sich sehen lassen", sagte Dortmunds Coach Ottmar Hitzfeld, der das Remis ebenso als Punktgewinn bewertete wie sein Kaiserslautener Kollege Rainer Zobel. Dieser meinte: "Man kann glücklich sein, daß man ein solches Spiel, in dem so viele Chancen ausgelassen wurden, nicht noch verliert."

Bei aller Bescheidenheit und Zufriedenheit über die Punkteteilung: Sie brachte weder Kaiserlautern im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz noch Dortmund im Bemühen um den Anschluß an Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München voran. Borussen-Kapitän Michel Zorc: "Die Bayern-Jagd hat sich wohl erledigt. Wir müssen zusehen, daß wir im UEFA-Cup gegen Rom weiter kommen." Immerhin hielten auf dem Betzenberg zwei Serien: Die Lauterer warten seit nunmehr vier Heimspielen (2:6 Punkte) auf einen doppelten Punktgewinn im "Fritz Walter-Stadion", das seinen Schrecken ganz offensichtlich verloren hat. Dortmund ist jetzt seit 393 Minuten ohne Gegentor.

Dafür war neben dem vom Publikum schnell zum "Buhmann" erkorenen bärenstarken Ex-Lauterer Michael Schulz in erster Linie Torwart Stefan Klos verantwortlich. "Wir müssen uns bei Stefan Klos bedanken, der einige hundertprozentige Chancen zunichte machte", lobte Hitzfeld den 21jährigen Junioren-Nationaltorwart, der bei hochkarätigen Gelegenheiten von Kuntz (42.), Witeczek (49. und 61.), Funkel (66.) und Goldbaek (67.) sein durch die Ausfälle von Chapuisat, Schmidt und Rummenigge gehandicaptes Team vor der sicheren Niederlage bewahrte. "Ich bin momentan ganz gut drauf. Die wachsende internationale Erfahrung zahlt sich jetzt aus", blieb der Held des Abends bescheiden auf den Boden.

Auf der Tribüne saß nahezu unerkannt der 22 Jahre alte schweizer Nationalspieler Ciriaco Sforza. An ihm haben Kauserslautern, Stuttgart und der Karlsruher SC gleichermaßen Interesse. dpa

Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Funkel, Ritter - Haber, Goldbaek, Wagner, Eriksson, Zeyer - Witeczek (82. Vogel), Kuntz.

Dortmund: Klos - Zelic - Kutowski, Schulz - Reuter, Zorc, Sammer, Karl, Poschner (88. Grauer), Reinhardt (88. Tretschok) - Povlsen.

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Zuschauer: 36 874.

Gelbe Karten: Eriksson, Ritter, Vogel - Zorc, Reinhardt, Kutowski.

Plenarsaal kleiner und "Salatschüssel später"

BERLIN, 14. März (dpa). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) hat Vorwürfe, der Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin sei zu teuer, zurückgewiesen. Bislang lägen konkrete Zahlen überhaupt noch nicht vor, sagte sie am Wochenende auf dem Kolloquium "Perspektiven für Berlin". Sie plädierte dafür, den Plenarsaal im Reichstag kleiner zu bauen als von den Siegern des Architektenwettbewerbs vorgesehen.

Der Vorsitzende der Baukommission des Bundestages, Dietmar Kansy (CDU), sprach sich dafür aus, beim Umzug eine "Stufenlösung" zu prüfen. Mit Blick auf den Enwurf des niederländischen Architekten Pi de Bruijn meinte er: "Wir tagen erstmal im Reichstag und haben die Option, diese Salatschüssel zehn Jahre später hinzustellen." Mit "Salatschüssel" umschrieb er den preisgekrönten Vorschlag, den Plenarsaal aus dem Reichstag in einen runden Neubau vor der Westfassade zu verlagern. (Bericht Seite 3)

Toter atmete später wieder

MADRID, 14. März (dpa). Ein vermeintlich toter Spanier, dessen Körper bereits in den Leichenkühlraum gebracht worden war, gab zum Erstaunen des Krankenhauspersonals von Elda bei Alicante noch Lebenszeichen von sich. Wie die spanische Presse am Samstag berichtete, war der 52jährige Mann am Vortag mit einem Herzstillstand zusammengebrochen. Die Krankenhaus-Ärzte stellten nach vergeblichen Wiederbelebungsversuchen seinen (vermeintlichen) Tod fest.

Der Mann wurde in die Kühlkammer des Krankenhauses gelegt, wo ihn zwei Stunden später ein Gerichtsmediziner untersuchte, der den Tod bescheinigen sollte. Zum großen Erstaunen des Mediziners und eines ebenfalls anwesenden Polizeikommissars atmete der Handelsvertreter noch und hatte eine rosige Gesichtsfarbe. Nach Angaben des Krankenhauses liegt der Spanier jedoch im Koma und ist nicht zu heilen.

Letzte Spieltage der Basketball-Bundesliga Braunschweig in Meisterrunde Gießen trifft in den Play-offs auf Titelverteidiger Leverkusen

Die Würfel über die Zusammensetzung des Play-off-Viertelfinales um die deutsche Basketball-Meisterschaft sind bereits am vorletzten Bundesliga-Spieltag gefallen. Durch einen 87:83-Sieg über den MTV Gießen sicherte sich die SG Braunschweig den vierten Platz in der Nordgruppe und schaffte damit als letzter Teilnehmer den Sprung in die Runde der letzten Acht, in der die Niedersachsen auf Südmeister TTL Bamberg treffen. Die restlichen drei Paarungen des Play- off-Viertelfinales, das am 19., 21. und eventuell 24. März nach dem Modus best of three ausgetragen wird: TSV Bayer 04 Leverkusen - MTV Gießen, ALBA Berlin - BG Stuttgart-Ludwigsburg, SSV Ulm - BG Bramsche-Osnabrück.

Seine letzte theoretische Chance, den Play-off-Neuling Braunschweig noch abzufangen, verspielte Brandt Hagen durch die 88:91-Niederlage gegen den SSV Ulm. Vor allem gegen Ulms US-amerikanischen Bundesliga-Topwerfer Walker (33) fanden die Westfalen kein Gegenmittel. Zusammen mit dem SVD Dortmund, TVG Trier und dem Tübinger SV spielen die Hagener in der Abstiegsrunde die beiden Absteiger in die zweite Liga aus.

Auch im Süden fielen sämtliche noch offenen Entscheidungen schon vor dem Bundesliga-Finale am Sonntag. Der TTL Bamberg konnte sich nach dem 85:67 über Dortmund sogar die Niederlage in Berlin leisten, ohne seinen den Heimvorteil in allen entscheidenden Play-offs garantierenden Spitzenplatz noch zu verlieren. Ulm unterlag nämlich ebenfalls im letzten Heimspiel gegen Leverkusen mit 82:90. Bei Punktgleichheit hätte ohnehin die bessere Korbdifferenz im direktem Vergleich für die Franken gesprochen. Ulms zweiter Platz war uach nicht mehr gefährdet. dpa

RUDOLF HARTUNG, früherer Bundesvorsitzender der Jusos, ist neuer Landesgeschäftsführer der Berliner SPD. Auf dem Parteitag am Wochenende erhielt Hartung, der von 1982 bis 1984 an der Spitze der SPD-Nachwuchsorganisation gestanden hatte, 168 von 264 Stimmen. Er war seit 1985 stellvertretender Abteilungsleiter für Organisation in der Bonner SPD-Zentrale. (dpa)

Streit mit Prag wegen AKW

WIEN, 14. März (dpa). Nach dem Beschluß des tschechischen Parlaments, das Kernkraftwerk Temelin weiterzubauen, ist zwischen der Tschechischen Republik und Österreich neuer Streit entbrannt. Österreichs Bundeskanzelr Franz Vranitzky wies in Wien den Vorwurf seines tschechischen Kollegen Vaclav Klaus zurück, die österreichische Kritik an den Bauplänen sei eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten. "Der Bau eines Atomkraftwerkes knapp an unserer Grenze stellt in jedem Fall ein Risiko für die Österreicher dar", begründete Vranitzky seine Kritik.

Der Kanzler bekräftigte seine Überzeugung, die Fertigstellung von Temelin werde durch fehlende Gelder ausbleiben.

Big Ben im Stimmbruch

LONDON, 14. März (dpa). Die Londoner und Millionen von Hörern des BBC- Weltnachrichtendienstes müssen in den kommenden acht Wochen auf das weltbekannte Glockenspiel von Big Ben, dem Glockenturm des Londoner Parlamentsgebäudes, verzichten. Nachdem das Glokkenspiel vergangene Woche aus dem Rhythmus gekommen war, haben Ingenieure einen Riß im Uhrrad entdeckt. Wie sie am Samstag in London entschieden, muß das Laufwerk ersetzt werden. Big Ben wird jedoch weiterhin zu den vollen Stunden schlagen, lediglich die Melodie fällt weg. Die BBC hat im Turm von Big Ben ein Mikrofon installiert, das das Glockenspiel und die Schläge zur vollen Stunde jeden Tag live überträgt.

CONSTANTIN PAPAGEORGIOU, seit zwei Jahren im thüringischen Apolda lebender Grieche, ist vom FDP-Landesparteitag zum Schatzmeister der Thüringer Liberalen gewählt worden. Der 46jährige Geschäftsführer einer Feinkostfirma erhielt ohne Gegenkandidaten 92 Prozent der Stimmen. Der in Athen geborene Ingenieur und Diplomkaufmann ist seit 1965 in der Bundesrepublik. In Krefeld absolvierte er sein Ingenieurstudium, in Berlin studierte er Betriebswirtschaft. Seit 1972 ist er FDP-Mitglied. Im Westteil der Stadt ist Papageorgiou seit 1983 im Ortsverband Wilmersdorf aktiv gewesen. Auch dort kümmerte er sich um die Kasse. Auch im Bezirksverband Berlin war er Schatzmeister. (dpa)

Hamadi-Gefängnis gefilmt

SAARBRÜCKEN, 14. März (dpa). Die Saarbrücker Polizei hat Ende Februar zwei Männer festgenommen, die das Gefängnis filmten, in dem die libanesischen Brüder Mohammed Ali und Abbas Hamadi sitzen, die wegen Flugzeugentführung und Geiselnahme verurteilt worden sind. Einer der Verdächtigen ist nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom Wochenende wieder auf freiem Fuß, der andere sitzt in Abschiebehaft. Der ursprüngliche Verdacht auf versuchte Gefangenenbefreiung habe nicht erhärtet werden können, hieß es. Einer der Beschuldigten, der sich als Libanese bezeichnete, hatte einen gefälschten venezolanischen Paß bei sich und besitzt keine Aufenthaltserlaubnis. Sein Begleiter, ein Libanese mit Aufenthaltsgenehmigung, wurde vorübergehend wegen Beihilfe in Haft gehalten. Der Haftbefehl gegen seinen Komplizen ist bis zur Abschiebung außer Vollzug gesetzt. In dem Gefängnis sitzen neben den Hamadi-Brüdern auch andere Libanesen ein.

Zweite Eishockey-Bundesliga Fans von Weißwasser randalierten in der Halle

Schwere Ausschreitungen unter den 3000 Zuschauern überschatteten am Freitag abend das vierte Spiel des Playoff- Halbfinales der zweiten Eishockey-Bundesliga zwischen dem ES Weißwasser und dem Augsburger EV, das Weißwasser mit 6:1 gewonnen hatte. Im zweiten Drittel zettelten Fans des ES Weißwasser eine Schlägerei mit Anhängern der Gäste an. Dabei wurden vier Augsburger, zwei davon durch Messerstiche, so schwer verletzt, daß sie im Kreiskrankenhaus Weißwasser behandelt werden mußten. Zudem erlitt eine Frau aus Augsburg einen Unterarmbruch. Beamte der Polizei, Verantwortliche der Einsatzleitung sowie Vertreter des ES Weißwasser würden am Samstag die Vorgänge näher untersuchen, teilte ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz mit. Nach dem Spiel war es nach Polizeiangaben zu keinen Ausschreitungen gekommen. Auf dem Eis ging es ebenfalls heiß her. Am Ende der Begegnung standen insgesamt 109 Strafminuten zu Buche. Zudem hatte der wenig überzeugende Schiedsrichter Radosai aus Landshut eine Matchstrafe gegen Weißwassers Gebauer und eine Spieldauerdisziplinarstrafe gegen den Augsburger Naumann ausgesprochen. dpa

Christen und Juden rügen Parteien Zum Ende der Woche der Brüderlichkeit Mahnung an Parlamente

BAD NAUHEIM, 14. März (dpa). Die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit haben beklagt, daß sich örtliche und regionale Parteien-Vertreter angesichts antisemitischer Aktionen "nicht schützend vor die Juden" stellten. Über judenfeindliche Exzesse sei in Landesparlamenten bislang kaum diskutiert worden, heißt es in einer Erklärung des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften die am Sonntag in Bad Nauheim zum Abschluß der "Woche der Brüderlichkeit" verbreitet wurde.

Die Parteien würden sich vornehmlich mit sich selbst beschäftigen und überließen die in Bedrängnis geratenen Bevölkerungsschichten den Demagogen. Das zeige sich auch in der Zunahme der rechtsradikalen Wählerstimmen bei den Kommunalwahlen in Hessen. Ferner wirft der Koordinierungsrat den politischen Parteien vor, die "Bodenhaftung" verloren zu haben und nicht mehr zu wissen, was die Wähler beschäftige. Erkenntnisse und Forschungsergebnisse aus der jüdisch-christlichen und deutsch- israelischen Zusammenarbeit, aus kirchlichen Akademien und wissenschaftlichen Forschungszentren sollten glaubwürdig in der Politik vertreten sein.

Schließlich verlangen die Christlich-Jüdischen Gesellschaften, die "undifferenzierte Gleichstellung" von Juden und Ausländern zu beenden.

Die Juden, die das europäische Wertesystem in Jahrhunderten mitgeprägt hätten, brauchten die Solidarität der Parteien.

Sekte ließ zwei Anhänger frei

WACO, 14. März (dpa). Die Davidianer- Sekte hat am Freitag eine Frau und einen Mann aus ihrem befestigten Anwesen in der Nähe von Waco im US-Staat Texas freigelassen. Die Polizei verhandelte wieder direkt mit dem Sektenführer. Die Behörden hofften, daß es zu weiteren Freilassungen kommt. Am Samstag morgen harrten noch 105 Männer, Frauen und Kinder mit ihrem Führer David Koresh aus, der früher Vernon Howell hieß.

Zum ersten Mal seit drei Tagen verhandelte die Polizei, die weiterhin eine Armee von rund 500 Mann in Bereitschaft hält, wieder mit dem 33jährigen Koresh. Der Sektenführer war offenbar bei einer Schießerei zu Beginn des Dramas vor 13 Tagen verwundet worden. Damals waren vier Polizeibeamte getötet und 16 verletzt worden. Die Zahl der getöteten Sektenmitglieder schwankt zwischen drei und zwölf.

Die Davidianer-Sekte, die an ein baldiges apokalyptisches Ende der Welt glaubt, soll über Lebensmittelvorräte verfügen, die fünf Jahre lang ausreichen.

Ruanda bittet um Hilfe

KIGALI, 14. März (dpa). Der Präsident von Ruanda, Juvenal Habyarimana, hat am Samstag um internationale Hilfe bei der Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen in seinem Land gebeten. "Ich unterstütze jedes Bemühen, das die Kämpfe beendet und unserem Land den Frieden zurückbringt", sagte Habyarimana in der Hauptstadt Kigali.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte in der Nacht zum Samstag den UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali beauftragt, in Kooperation mit der Organisation Afrikanischer Staaten (OAU) die Aufstellung einer "internationalen Streitmacht" in Ruanda zu überprüfen. Diese soll die Zivilbevölkerung schützen und den Transport humanitärer Hilfslieferungen sichern.

Seit drei Jahren kämpfen in dem 1962 unabhängig gewordenen Land Regierungstruppen und die Patriotische Front Ruandas (RPF) gegeneinander. Die gegnerischen Parteien gehören verschiedenen ethnischen Gruppen an.

Hubble-Teleskop wird repariert

WASHINGTON, 15. März (dpa). Das seit seiner Absetzung im Weltraum vor drei Jahren nicht voll arbeitende Riesenteleskop Hubble soll im Dezember von US-Astronauten bei einem Shuttleflug repariert werden. Über diese Planung der US-Raumfahrtbehörde NASA, die volle "Sehkraft" des Teleskops herzustellen, berichtet in ihrer neuen Ausgabe das US- Magazin Time.

An einem Hauptspiegel zeigten sich bei Testläufen im All Verformungen, die durch Ersatzspiegel ausgeglichen werden sollen. Das nicht risikolose Projekt wird 100 Millionen Dollar kosten und mehr Weltraumausflüge der Astronauten erfordern als bei bisherigen Reparaturarbeiten von Satelliten im All. Wenn die Reparatur nicht gelingt, könnte das Teleskop praktisch unbrauchbar werden.

Bisher hat das Teleskop trotz seiner eingeschränkten Möglichkeiten zahlreiche neue Erkenntnisse gebracht. So fanden deutsche Astronomen mit seiner Hilfe in fernen Galaxien schwere Elemente aus den ersten Sternengenerationen.

Im Wortlaut: Solidarpakt Anstrengung aller Deutschen

Die Bonner Koalition hat sich mit der SPD-Opposition sowie den Regierungschefs der 16 Bundesländer auf die Grundzüge des Solidarpaktes zum Aufbau der neuen Länder verständigt. Die Zehn-Punkte-Erklärung, die nach dreitägigen Beratungen im Kanzleramt am Samstag in Bonn veröffentlicht wurde, hat folgenden von der Nachrichtenagentur AFP veröffentlichten Wortlaut: Die Finanzierung der deutschen Einheit in einer gesamtwirtschaftlich schwierigen Lage macht große Anstrengungen bei Bund, Ländern und Gemeinden notwendig, auch um der Wirtschaft verläßliche Rahmendaten zu geben. Dies erfordert eine solidarische Anstrengung aller Deutschen. Zwischen den Beteiligten besteht Einvernehmen über die Finanzierung der deutschen Einheit ab 1995. Eckpunkte dieser Einigung sind:

1. Die Finanzausstattung der neuen Länder und ihrer Gemeinden wird gesichert durch ein Transfervolumen in Höhe von 55,8 Milliarden DM in 1995. Dazu wird die Bund-Länder-Finanzverteilung neu geordnet.

2. Zur Beseitigung ökologischer Altlasten sowie zur Sicherung und Erneuerung industrieller Kerne sollen zusätzliche Anstrengungen unternommen werden. Mit dieser Zielsetzung wird der Kreditrahmen der Treuhandanstalt erweitert.

3. Mit Blick auf die Absatzförderung für Produkte aus den neuen Bundesländern sollen die Eignung entsprechender Instrumente und der in diesem Zusammenhang notwendige Umfang finanzieller Mittel geprüft werden. 4. Es besteht grundsätzliche Einigung über die Notwendigkeit der Bahnreform.

5. Zur Stärkung des Wohnungsbaus in den neuen Ländern wird folgendes vereinbart:

- Die Lösung der Altschuldenfrage konnte erreicht werden: Kappung bei 150 DM pro Quadratmeter. Der entsprechende Kappungsbetrag von 31 Milliarden DM wird dem Erblastenfonds hinzugefügt. Erlöse aus der Wohnungsprivatisierung werden zur Deckung entsprechender Belastungen im Erblastenfonds eingesetzt. Die entsprechenden Zinshilfen belaufen sich auf 4,7 Milliarden DM 1994 bzw. 2,35 Milliarden DM 1995 und werden je zur Hälfte von Bund und neuen Ländern getragen.

- Solange Wohnungsunternehmen noch nicht im Grundbuch als Eigentümer eingetragen werden können, werden Übergangsbürgschaften gewährt.

- Das KfW-Programm (Kreditanstalt für Wiederaufbau, d. Red.) des Bundes wird von 30 Milliarden DM auf 60 Milliarden DM aufgestockt. Zehn Milliarden DM davon werden für die Verbesserung der Plattenbauwohnungen mit einer Zinsverbilligung von drei Prozentpunkten eingesetzt; für die übrigen 20 Milliarden DM gilt eine Zinsverbilligung von zwei Prozentpunkten.- Im Rahmen der Städtebauförderung Ost wird die Wohnumfeldverbesserung fortgesetzt.

- Das Fördergebietsgesetz wird für Wohnungsbauinvestitionen im Privatvermögen (50 Prozent Sonderabschreibungen in den ersten fünf Jahren) um zwei Jahre verlängert.

6. Zur Verstetigung einer aktiven Arbeitsmarktpolitik im Verlauf des Jahres 1993 wird die Bundesregierung einen zusätzlichen Betrag von zwei Milliarden DM zur Verfügung stellen.

7. Soziale Regelleistungen werden nicht gekürzt. Mißbrauch im Bereich sozialer und wirtschaftlicher Leistungen wird nachdrücklich bekämpft.

8. Es besteht Einvernehmen darüber, daß Ausgabenkürzungen und Abbau von Steuersubventionen einen Einsparbetrag von über neun Milliarden DM erbringen müssen . . .

9. Bei der Einführung eines Solidaritätszuschlags in Höhe von 7,5 Prozent ab 1. 1. 1995 besteht Einvernehmen darüber, daß eine über den Grundfreibetrag hinausgehende soziale Komponente vorgesehen wird. Die private Vermögensteuer wird erhöht unter Anpassung der Freibeträge von 70 000 DM auf 120 000 DM. Es besteht Einigkeit, daß dem Bund 1995 im Ergebnis insgesamt 28 Milliarden DM zusätzlich zur Verfügung stehen.

10. Im Blick auf den Finanzbedarf der neuen Bundesländer besteht für 1993 Einigkeit darüber, daß Bund und alte Länder ihre Mehreinnahmen aus dem Zinsabschlagsgesetz hierfür zur Verfügung stellen (855 Millionen DM bzw. 1,3 Milliarden DM). Darüber hinaus werden 1,55 Milliarden DM zur Verfügung gestellt, und zwar von Bund und alten Ländern zu gleichen Teilen. Insgesamt werden damit für den Fonds Deutsche Einheit 1993 zusätzlich 3,7 Milliarden DM bereitgestellt.

Um das Aufkommen aus dem Fonds Deutsche Einheit auch für 1994 zu stabilisieren, wollen Bund und alte Länder zusätzliche Beträge aufbringen. Hierüber soll in der Gruppe der Finanzminister beraten werden mit dem Ziel, eine entsprechende Entscheidung des Bundeskanzlers und der Regierungschefs der Länder herbeizuführen. Die Bundesregierung wird in diese Beratungen der Finanzminister einen Betrag von 5,35 Milliarden DM einbringen. Die alten Länder prüfen, ob sie über einen zugesagten Betrag von 3,5 Milliarden DM hinaus hierfür zusätzliche Beträge zur Verfügung stellen.

US-Polizei verfolgt neue Spur New Yorker Anschlag und Rabbi-Mord beschäftigen Ermittler

NEW YORK, 14. März (AFP/Reuter/ AP). Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das World Trade Center (WTC) in New York sind die Ermittlungen wegen der Ermordung des rechtsextremen Rabbis Meir Kahane im November 1990 erneut aufgenommen worden. Wie ein Polizeisprecher am Wochenende mitteilte, soll geklärt werden, ob der mutmaßliche Attentäter Kahanes, El Sayyid Nosair, Verbindungen zu den drei Männern unterhielt, die des Bombenanschlages auf das Welthandelszentrum verdächtigt werden. Kahane war der militante Chef der Jüdischen Vereinigungsliga in New York gewesen.

Nosair war vom Vorwurf der Ermordung Kahanes freigesprochen worden. Er verbüßt derzeit aber eine Haftstrafe, weil er für schuldig befunden wurde, bei der Flucht aus dem Hotel, in dem Kahane getötet wurde, auf einen Sicherheitsbeamten geschossen zu haben. Falsche Papiere und Geburtsurkunden auf den Namen Nosairs waren in der Wohnung von Ibrahim Elgabrowny gefunden worden. Gegen diesen wird wegen Behinderung der Behörden bei der Untersuchung des Anschlages auf das WTC ermittelt.

Ein Distriktgericht in Newark, New Jersey, lehnte unterdessen eine Freilassung des in Zusammenhang mit dem WTC-Anschlag verdächtigten Nidal Aijad gegen eine Kautionszahlung ab. Ermittler gehen davon aus, daß Aijad an der Herstellung der Bombe mitgewirkt hat, die am 26. Februar unter dem WTC explodierte. Dabei waren fünf Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden.

Es stehe mittlerweile einwandfrei fest, daß die Bombe in dem von Mohammed Salameh angemieteten Lieferwagen hochgegangen sei, gab die Polizei bekannt. Salameh war nach dem Anschlag festgenommen worden. Das Nachrichtenmagazin Newsweek berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, US-Nachrichtendienste hätten Beweise, wonach Iran Geld an den ägyptischen Geistlichen Scheich Omar Abdel Rachman überwiesen habe, zu dessen Anhängern Salameh gehöre.

Mailänder gegen Korruption

MAILAND, 14. März (AFP/Reuter). Rund 20 000 Menschen sind am Wochenende in Mailand auf die Straßen gegangen, um gegen die Korruption in Italien zu demonstrieren. Auf Transparenten und in Sprechchören protestierten sie gegen den Versuch des sozialistischen Regierungschefs Guiliano Amato, korrupte Politiker von Haftstrafen zu verschonen. Gleichzeitig wurde die Staatsanwaltschaft von Mailand gelobt, die vor rund einem Jahr die sogenannte Aktion "Mani pulite" (Saubere Hände) eingeleitet und damit ein Netz der Korruption in Mailand aufdeckt hatte.

In Italien vollzieht sich nach Ansicht von Ministerpräsident Giuliano Amato ein tiefgreifender politischer Wandel. "Es ist eine Revolution, ein radikaler Wandel", sagte Amato im italienischen Fernsehen. Angesichts des Korruptionsskandals verändere sich das Verhältnis der Bürger zum politischen System dramatisch. Er glaube, daß die Empörung zu einer politischen Reform führen könne. Amato warnte jedoch davor, daß die Entwicklung außer Kontrolle geraten könnte.

"Geheimnisse weitergegeben" Ein Fall von Werksspionage / Staatsanwaltschaft ermittelt

BAD NAUHEIM. Ein Fall von Industrie-Spionage in der Wetterau beschäftigt die Staatsanwaltschaft Frankfurt. Ein Techniker steht im Verdacht, eine Konkurrenzfirma mit geheimen Informationen seines ehemaligen Arbeitgebers, einem renommierten Bad Nauheimer Unternehmen für Mikroverfilmung, versorgt zu haben.

Mit diesem "Einstand" habe der Experte seiner neuen Firma in Karben (Wetteraukreis) Entwicklungskosten in Millionenhöhe ersparen wollen. Beim Konkurrenzunternehmen und in der Wohnung des Mitarbeiters habe die Polizei belastendes Material sichergestellt, hieß es am Samstag.

Das Landgericht Frankfurt erließ gegen die Karbener Firma bereits eine einstweilige Anordnung, mit der verhindert werden soll, daß Betriebsgeheimnisse von der Konkurrenz gewinnbringend ausgeschlachtet werden, was von der Firma gestern nachmittag bestritten wurde.

Der Techniker, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt, hatte bei der Bad Nauheimer Firma an einem Filmkarten- Lasergerät mitgearbeitet, in dem Entwicklungskosten von rund 3,5 Millionen Mark stecken. Als der Mitarbeiter im Frühjahr 1992 Jahres nach Karben wechselte, soll er zwei Aktenordner und Bauteile mitgenommen haben, um das Produkt für die neue Firma nachzubauen.

Der mutmaßliche Spion hat die Rechnung offenbar ohne die Neider gemacht: Als Kurzarbeit und Entlassungen drohten, verpfiff ihn ein Kollege. Auf Verrat von Betriebsgeheimnissen steht eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. lhe

Umkämpfte Partie endete mit Polizei-Einsatz

Bürstadt - Borussia Fulda 0:0

Die kampfbetonte Partie endete leistungsgerecht 0:0. Von Anfang an glichen die Gastgeber die technische Überlegenheit der Borussen mit Einsatz aus. Zwingende Torchancen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Eine Fülle von gelben Karten und drei Zeitstrafen kennzeichneten die Verbissenheit, mit der beide Mannschaften die dennoch nicht als unfair zu bezeichnende Begegnung führten.

Für Unbill sorgten lediglich die zahlreich mitgereisten Borussen-Anhänger. Verbale Entgleisungen und Tätlichkeiten sorgten dafür, daß erstmals seit langer Zeit die Akteure das Spielfeld wieder durch das Sicherheitsgitter verlassen mußten. Auch Fuldas Trainer Uli Sude und einige Spieler konnten die Masse nicht beruhigen. Gleichwohl monierte Sude später indirekt, daß die verantwortlichen des Gastgebers zu schnell die Polizei um Hilfe baten. Die griff energisch durch und nachdem einige besonnene Anhänger beschwichtigend einwirkten, entspannte sich die Lage. lhe/bam

Bürstadt: Schäfer; Lazaro; Dörrich, Müller, Hahn, Jakob, Eichhorn, Ramadani, Gräf (71. Schlösser), Eichenauer, Foale (71. Kar).

Fulda: Zeljko; Drube; Meinhardt, Michel (17. Ferber), Diegmüller, Schlieck (60. Lesser), Möller, Kress, Reith, Hack, Poppowitsch.

Schiedsrichter: Horschitz (Herborn).

Zuschauer: 600.

Desolate Gäste brachten VfB nie in Verlegenheit

Marburg - Neukirchen 2:0 (2:0)

Im Duell der beiden Aufsteiger behielt Marburg verdientermaßen die Oberhand. Die Gastgeber blieben im sechsten Heimspiel hintereinander ungeschlagen. Die Tore fielen bereits vor der Pause. Das 1:0 besorgte Jugend-Nationalspieler Jens Rasiejewski mit einem herrlichen Freistoßtreffer aus 20 Metern. Nach Stuckhardts Querschläger erhöhte der Nigerianer Okocha Sekunden vor der Pause auf 2:0.

Die stark ersatzgeschwächten Gäste enttäuschten auf der ganzen Linie und konnten auch in ihrer Drangperiode das Tor der Marburger nicht ernsthaft in Gefahr bringen. Gästetrainer Niko Semlitsch sprach von einer "desolaten Leistung" seiner Mannschaft. Überragender Spieler auf dem Feld war der Marburger Jens Rasiejewski. lhe

Marburg: Marquardt; Oremek; Pabst, Faust, Heneis, Vollmer, Rasiejewski, Laus, Winkler, Siasia, Okocha (83. Bamberger).

Neukirchen: Seum; Bayer; Schneider, Stuckhardt, Schmier, Walper, Matthaei, Sicaja, Münn, Wendler, Losekam (65. Heidl).

Tore: 1:0 Rasiejewski (21.), 2:0 Okocha (44.).

Schiedsrichter: Lange (Kassel).

Zuschauer: 1200.

Charterflug ins All am 21.

CAPE CANAVERAL, 14. März (Reuter). Die US-Raumfähre "Columbia" wird laut US-Raumfahrtbehörde NASA am 21. März zu ihrem nächsten Flug starten. Der Weltraumflug ist von Deutschland gechartert. Unter den sieben Astronauten werden sich zwei deutsche Wissenschaftler befinden. Das wissenschaftliche Programm wird von deutschen Experten im Kontrollzentrum bei München gesteuert und überwacht. Auf dem Arbeitsprogramm stehen eine Reihe von medizinischen, physikalischen und biologischen Experimenten.

Wegen technischer Probleme hatte sich laut NASA-Angaben die Festlegung des Starttermins für "Columbia", die älteste der US-Raumfähren, um rund einen Monat verzögert. Unter anderem mußten mehrere bruchgefährdete Hydraulikschläuche ersetzt werden, nachdem ein bei einem Drucktest aufgetretener Leitungsriß Triebwerke verölt hatte.

Fünf Kilo Uranmaterial in Wohnhaus entdeckt

BERLIN, 14. März (Reuter). In Berlin hat die Polizei im Keller eines Mehrfamilienhauses fünf Kilogramm uranhaltiges Material sichergestellt. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Untersuchungen handelt es sich nicht um waffenfähiges Uran. Es sei Uranoxyd, nicht aber Uran 235 oder 238, sagte Justizsprecherin Ute Fölster am Wochenende. Für die Bewohner des Hauses bestehe keinerlei Gefahr. Im Zusammenhang mit dem schon am Donnerstag gemachten Fund war gegen einen 43jährigen Polen Haftbefehl erlassen worden. Laut Fölster war das Uran noch am Donnerstag in das Hahn-Meitner-Institut gebracht worden. Der Fußboden des Kellers sei dekontaminiert worden. Das Uranoxyd sei offenbar dann giftig, wenn man es einnehme.

Rom setzt wieder auf Strafe

ROM, 14. März (Reuter). Die italienische Regierung hat ein umstrittenes Dekret zur Drogenpolitik zurückgezogen. Das im Januar erlassene Dekret hatte vorgesehen, daß der Besitz von Rauschgift für den persönlichen Bedarf nicht länger mit Gefängnis bestraft wird. Statt dessen sollte das Delikt nur noch mit Entzug von Führerscheines, Paß oder Waffenschein geahndet werden. Wegen starken Widerstandes beschloß das Kabinett aber jetzt, Drogenbesitz wieder unter Strafe zu stellen. Jetzt soll das Parlament eine endgültige Entscheidung treffen.

PKK bietet Türkei Verhandlungen an

ANKARA, 14. März (Reuter/dpa). Die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) in der Türkei hat nach Angaben irakischer Kurden die Bereitschaft zur Beendigung des bewaffneten Kampfes für Selbstbestimmung in Südostanatolien und zu Verhandlungen signalisiert. Der Sprecher der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), Serchil Kassas, berichtete in Ankara, er habe der türkischen Regierung einen Brief seines Parteichefs Dschalal Talabani überbracht, der das Ergebnis eines Treffens mit PKK-Chef Abdullah Öcalan in Syrien enthalte.

Laut Kassas sollen die Abgeordneten der pro-kurdischen Arbeitspartei des Volkes (HEP) im türkischen Parlament, nicht die PKK selbst, mit der Regierung verhandeln. Öcalan wolle seinen Kurswechsel selbst bekannt geben, offenbar vor dem kurdischen Neujahrsfest (Newroz), bei dem wieder blutige Zusammenstöße befürchtet werden. Der türkische Ministerpräsident Süleyman Demirel sagte in Ankara, ihm sei das Schreiben nicht bekannt. Er sehe auch keine Veränderung der Situation. Sein sozialdemokratischer Koalitionspartner Erdal Inönü sagte: "Mit dem Terrorismus wird nicht verhandelt." Im Krieg zwischen PKK und türkischen Truppen sind seit 1984 rund 5500 Menschen ums Leben gekommen.

Serbe schildert Greueltaten

Im Kriegsverbrecherprozeß in Sarajewo hat der 22jährige Angeklagte Borislav Herak am Wochenende geschildert, wie er drei bosnischen Gefangenen die Kehle durchgeschnitten hat. Dies demonstrierte der Serbe im Gerichtssaal mit einem Lineal statt eines Messers. Sein Kommandeur habe ihm beigebracht, Gefangene auf diese Weise hinzurichten, sagte Herak. Geübt habe er an zwei Schweinen. Auf die Frage des Richters, warum er die Taten begangen habe, antwortete er: "Weil es mir befohlen wurde, weil mir gesagt wurde, daß wir alle Moslems vernichten müssen."

Herak, dem bei einer Verurteilung Tod durch Erschießen droht, schilderte auch, wie er 12 moslemische Frauen vergewaltigte. Elf von ihnen tötete er anschließend. Die Frauen seien in einem Motel gefangen gewesen. Nach der Vergewaltigung habe man sie getötet. "Ich vergewaltigte die Mädchen, weil mein Kommandeur es mir befahl. Jeder Soldat tat es aus Rache gegen die Moslems. Die Moslems haben es im Zweiten Weltkrieg mit den Serben gemacht", erklärte der Angeklagte.

Er schilderte auch, wie er im Juni als Soldat an der "Säuberung" des Dorfes Ahatovic teilnahm. Die Serben hätten 150 Dorfbewohner auf einer Wiese erschossen und in einem Massengrab verscharrt.

Versehentlich habe er in Ahatovici auch ein serbisches Paar erschossen, erklärte der Angeklagte. Ihren Beteuerungen, sie seien Serben, habe er keinen Glauben geschenkt. Erst nachher habe er anhand ihrer Personalausweise festgestellt, daß sie die Wahrheit gesagt hätten. Die Frage des Richters, ob der Tod des Paares ihm leid tue, verneinte Herat. Dadurch habe er sie ausrauben können. (Reuter)

TENNIS TURNIER in Key Biscayne (3,0 Millionen Dollar), Männer, Einzel, 1. Runde: Karbacher (München) - Bloom (Israel) 3:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:2), Braasch (Hagen) - Pescosolido (Italien) 3:6, 6:2, 6:2, Naewie (Mannheim) - Herrera (Mexiko) 6:4, 1:6, 6:2, P. McEnroe (USA) - Kühnen (Bamberg) 7:6 (8:6), 6:2, Steven (Neuseeland) - Prinosil (Amberg) 6:3, 6:2, Mezzadri (Schweiz) - Filippini (Uruguay) 5:7, 6:1, 6:4, Raoux (Frankreich) - Siemerink (Niederlande) 7:5, 7:5, Gilbert (Frankreich) - Matsuoka (Japan) 6:4, 6:2, Black (Simbabwe) - Yzaga (Peru) 6:2, 1:6, 6:4, Tarango (USA) - Enqvist (Schweden) 2:6, 6:2, 6:2, Cortez (Chile) - Markus (Argentinien) 6:4, 2:6, 6:2, Pozzi (Italien) - Youl (Australien) 6:2, 6:4, Witsken (USA) - Stark (USA) 7:6 (7:5), 4:6, 6:3, Krickstein (USA) - O'Brien (USA) 4:6, 6:3, 5:5-Aufgabe O'Brien, Spadea (USA) - Gomez (Ekuador) 6:3, 6:1, Tschesnokow (Rußland) - Reneberg (USA) 7:5, 7:6 (9:7), Shelton (USA) - Rostagno (USA) 6:3, 6:1, Martin (USA) - Olchowski (Rußland) 6:2, 6:1, Furlan (Italien) - Nargiso (Italien) 1:6, 7:6 (7:1), 6:4, Lavalle (Mexiko) - Van Rensburg (Südafrika) 7:5, 2:6, 7:6 (7:3), Ondruska (Südafrika) - Carbonell (Spanien) 6:3, 6:7 (4:7), 6:2.

Frauen, Einzel, 1. Runde: Singer (Stuttgart) - Bollegraf (Niederlande) 6:4, 6:4, Kuhlman (USA) - Meier (Heidelberg) 6:4, 6:3, Rubin (USA) - Nagelsen (USA) 6:4, 4:6, 6:0, Testud (Frankreich) - Fauche (Frankreich) 6:3, 6:0, Gorrochategui (Argentinien) - Dahlman (Finnland) 6:4, 7:6 (7:5), van Rensburg (Südafrika) - Basuki (Indonesien) 7:6 (7:4), 6:1, Stafford (USA) - Byrne (Australien) 6:2, 4:6, 6:1, Whitlinger (USA) - Reinach (Südafrika) 6:2, 6:2, Ercegovic (Kroatien) - Minter (Australien) 6:4, 6:3, Rinaldi (USA) - Miyagi (Japan) 7:6 (7:3), 6:3, Davenport (USA) - Po (USA) 6:0, 6:4, Rottier (Niederlande) - Austin (USA) 6:3, 6:1, Gildemeister (Peru) - Stubbs (Australien) 7:5, 7:5, Arendt (USA) - Gaidano (Argentinien) 1:6, 7:5, 2:2-Aufgabe Gaidano, Werdel (USA) - Herreman (Frankreich) 6:1, 6:4, Fulco-Villela (Argentinien) - Jaggard-Lai (Australien) 6:4, 6:4, Segal (Israel) - Cunningham (USA) 6:3, 7:5, Emmons (USA) - Maniokowa (Rußland) 6:2, 4:6, 6:4, Steven (USA) - Kroupova (Tschechische Republik) 6:3, 6:3, Demongeot (Frankreich) - Smylie (Australien) 3:6, 6:3, 6:2, McQuillan (Australien) - Helgeson (USA) 4:6, 7:5, 6:3, Oremans (Niederlande) - Allen (USA) 6:4, 6:3, Farina (Italien) - Paz (Argentinien) 6:3, 6:3, Graham (USA) - McCarthy (USA) 6:1, 6:3, Pizzichini (Italien) - McGrath (USA) 7:5, 7:6 (8:6), Grossman (USA) - Piccolini (Italien) 6:0, 6:2, Gavaldon (Mexiko) - Drake (Kanada) 7:5, 3:6, 6:3, Durie (England) - Papadaki (Griechenland) 2:6, 6:1, 6:2, Field (Australien) - Faber (USA) 3:6, 6:4, 6:3, Raymond (USA) - Temesvari (Ungarn) 6:4, 6:4, Fairbank-Nideffer (Südafrika) - White (USA) 6:4, 1:6, 6:2.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Saragossa (200 000 Dollar), Einzel, Finale: Novacek (Tschechische Republik) - Svensson (Schweden) 3:6, 6:2, 6:1. - Halbfinale: Novacek - Jarryd (Schweden) 6:3, 3:6, 6:3, Svensson - Zoecke (Berlin) 6:3, 6:3. - Viertelfinale: Zoecke - Thoms (Hannover) 7:5, 6:2, Jarryd - Göllner (Neuss) 7:5, 6:4, Novacek - Roig (Spanien) 6:4, 6:4, Svensson - Damm (Tschechische Republik) 3:6, 6:1, 6:2.

Zweite Bundesliga

Die nächsten Spiele: Eintracht Braunschweig - Fortuna Köln (Fr., 19.30 Uhr), FC St. Pauli - Fortuna Düsseldorf (Fr., 20.00 Uhr), FC Remscheid - Hannover 96, SV Waldhof Mannheim - VfL Wolfsburg, Hertha BSC Berlin - FC Hansa Rostock, FC Homburg - VfL Osnabrück, FC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC, FSV Mainz 05 - SC Freiburg, SV Darmstadt 98 - SpVgg Unterhaching (alle Sa., 15.30 Uhr), SV Meppen - VfB Oldenburg, MSV Duisburg - Stuttgarter Kickers, VfB Leipzig - Wuppertaler SV (alle So., 15.00 Uhr).

Transparente gegen die Rückkehr Assauers "Hatten Papst in der Tasche" Heimkomplex / Schalke 04 - 1. FC Saarbrücken 2:2 (1:1)

"Auf Schalke" ist der Wurm drin. Vom Heimkomplex spricht zwar niemand, aber er ist offensichtlich. Viel Kampf und Krampf verärgerte gegen den 1. FC Saarbrücken die Fans im Parkstadion. Versöhnlich stimmte allenfalls das Engagement der Königsblauen. Unter dem Strich steht weiterhin nur ein Heimsieg (1:0 gegen Köln). Coach Helmut Schulte wartet zudem noch immer auf sein erstes Erfolgserlebnis mit seinem Klub. "Zumindest haben wir zwei Tore erzielt. Positiv war auch die Einstellung", versuchte der gebürtige Sauerländer das niveaulose Gekicke schönzureden.

Die vier Treffer und ein Pfostenschuß des glücklosen Dänen Bent Christensen (73.) gehörten schon zu den absoluten Höhepunkten der Begegnung, nach der Schultes Kontrahent Peter Neururer treffend zugab "wir haben den Papst in der Tasche gehabt". Der Schalke-Fan, der im Juni ein neues Eigenheim in der Nähe des Parkstadions bezieht, bejubelte den Führungstreffer von Juri Sawitschew (43.), bevor Ingo Anderbrügge per Foulelfmeter (45.) den ersten Schalker Bundesliga-Treffer des Jahres erzielte.

Der Druck der Gastgeber wuchs nach dem Wiederanpfiff, doch die enttäuschten und ungeduldigen Fans sahen erst in der 80. Minute das Kopfball-Tor von "Joker" Peter Sendscheid. Ihre zweite Chance des Spiels nutzten die Saarbrücker mit dem zweiten Tor durch den ebenfalls eingewechselten Michael Krätzer (83.). Neururer: "Kompliment meiner Mannschaft, die kaltschnäuzig reagiert hat."

Indirekt stellte er seinem ehemaligen Klub ein Armutszeugnis aus: "Schalke hat Leute auf der Bank, die bei uns Leistungsträger wären."

Auch die Anhänger, die mehrfach erfolglos zur "Attacke" bliesen, wissen keinen Rat. Nur eines wissen sie genau: Rudi Assauer soll nicht als Manager zurückkehren. Auf Transparenten verrieten sie ihre Meinung zu den laufenden Verhandlungen: "Wenn Assauer kommt, gehen wir." sid

Schalke: Gehrke - Luginger - Herzog, Linke - Scherr, Eigenrauch, Borodjuk, Anderbrügge, Büskens - Christensen, Hey (46. Sendscheid).

Saarbrücken: Brasas - Fuhl - Eichmann, Lust - Zechel, Stickroth, Wuttke, Kristl, Bürger (46. Beckenbauer) - Wynalda, Sawitschew (63. Krätzer). Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).

Tore: 0:1 Sawitschew (43.), 1:1 Anderbrügge (45., Foulelfmeter), 2:1 Sendscheid (80.), 2:2 Krätzer (83.).

Zuschauer: 30 200.

Gelbe Karten: Scherr - Bürger, Kristl.

SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Frauen in Lillehammer: 1. Pace (Kanada) 1:50,60 Minuten, 2. Street (USA) 1:50,86, 3. Montillet (Frankreich) 1:51,22, 4. Zelenskaja (Rußland) 1:51,37, 5. Loedemel (Norwegen) 1:51,57, 6. Perez (Italien) 1:51,67, 7. Gerety (USA) 1:51,85, 8. Renoth (Schellenberg) 1:51,98, 9. Turgeon (Kanada) 1:52,18, 10. Häusl (Schneizlreuth) 1:52,21, 11. Seizinger (Halblech) 1:52,36, 12. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:52,53, 13. Gallizio (Italien) 1:52,60, 14. Haas (Österreich) und Zeller (Schweiz) je 1:52,64, ... 24. Meier (Rottach-Egern) 1:53,07, ... 27. Vogt (Starnberg) 1:53,14.

MOTORSPORT GROSSER PREIS VON SÜDAFRIKA in Kyalami, erster von 16 Läufen zur Weltmeisterschaft, Startaufstellung (eine Runde 4,261 km): 1. Prost (Frankreich) Williams-Renault 1:15,696 Minuten (202,647 km/h), 2. Senna (Brasilien) McLaren- Ford 1:15,784, 3. Schumacher (Kerpen) Benetton-Ford 1:17,261, 4. Hill (Großbritannien) Williams-Renault 1:17,592, 5. Alesi (Frankreich) Ferrari 1:18,234, 6. Lehto (Finnland) Sauber 1:18,664, 7. Patrese (Italien) Benetton-Ford 1:18,676, 8. Blundell (Großbritannien) Ligier-Renault 1:18,687, 9. Andretti (USA) McLaren-Ford 1:18,786, 10. Wendlinger (Österreich) Sauber 1:18,950, 11. Alliot (Frankreich) Larrousse-Lamborghini 1:19,034, 12. Brundle (Großbritannien) Ligier-Renault 1:19,138, 13. Fittipaldi (Brasilien) Minardi-Ford 1:19,265, 14. Barrichello (Brasilien) Jordan-Hart 1:19,305, 15. Berger (Österreich) Ferrari 1:19,386, 16. Zanardi (Italien) Lotus-Ford 1:19,396, 17. Herbert (Großbritannien) Lotus-Ford 1:19,498, 18. Capelli (Italien) Jordan- Hart 1:19,759, 19. Comas (Frankreich) Larrousse-Lamborghini 1:20,081, 20. Suzuki (Japan) Footwork-Mugen-Honda 1:20,237, 21. Katayama (Japan) Tyrrell-Yamaha 1:20,401, 22. Warwick (Großbritannien) Footwork-Mugen-Honda 1:20,402, 23. de Cesaris (Italien) Tyrrell-Yamaha 1:20,660, 24. Barbazza (Italien) Minardi-Ford 1:20,994, 25. Alboreto (Italien) Lola-BMS-Ferrari 1:21,893, 26. Badoer (Italien) Lola-BMS-Ferrari 1:24,737.

Illgner schadete seiner gebeutelten Mannschaft Die Luft wird dünn am Dom Lob für Bäron / Hamburger SV - 1. FC Köln 3:0 (1:0)

Die Bundesliga-Luft wird für den 1. FC Köln immer dünner, das 0:3 beim Hamburger SV riß die Rheinländer noch tiefer in den Abstiegssog. Schuldzuweisungen an die Adresse von Nationaltorhüter Bodo Illgner lagen in den Katakomben des Volksparkstadions förmlich in der Luft, zu hören waren sie öffentlich aber nicht. Dabei hatte der 25jährige durch seine Rote Karte die sechste Auswärtsniederlage entscheidend beeinflußt.

"Ja, ich habe Bäron berührt", gestand der 25jährige Keeper. Der Kölner Torhüter wußte sich in der 52. Minute nur noch mit einem Foul zu helfen, als der 19jährige Hamburger auf das Kölner Tor stürmte. Der Feldverweis war das i-Tüpfelchen auf seine zuletzt mäßige Leistungen, ist zugleich Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker. Durch den Feldverweis erhielt Alexander Bade seine zweite Chance zwischen den Kölner Pfosten.

Illgner droht jetzt eine längerfristige Sperre. Auch das Länderspiel gegen Schottland am 24. März in Glasgow steht nicht mehr zur Diskussion. Es gehört zu den Regularien des Deutschen Fußball- Bundes, gesperrte Spieler nicht zu nominieren.

Auch der neue Kölner Trainer Wolfgang Jerat kritisierte Illgner nur indirekt: "Nach dem Rot mußte ich in Steinmann einen der stärksten Leute vom Platz holen". Das Tor zum Kölner 0:1-Rückstand durch Armin Eck (9.) kreidete der Berger- Nachfolger Illgner nicht an: "Daran hat er keine Schuld. Seine Faustabwehr war weit genug." Die weiteren HSV-Tore erzielte von Heesen (68. und 90.).

Während die Kölner, die auch mit zehn Mann phasenweise dem HSV überlegen waren, zerknirscht vom Platz gingen, herrschte bei den Hanseaten Zufriedenheit und Freude über Karsten Bäron, der nicht nur wegen seiner 196 Zentimeter auffiel. sid

Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik (60. Babbel) - Bode, Letschkow, von Heesen, Hartmann, Eck - Furtok (60. Bester), Bäron.

Köln: Illgner - Spyrka - Baumann, Trulsen - Greiner, Rudy, Littbarski (64. Henri Fuchs), Steinmann (57. Bade), Keuler, Weiser - Sturm.

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).

Tore: 1:0 Eck (9.), 2:0 von Heesen (68.), 3:0 von Heesen (90.).

Zuschauer: 20 450.

Rote Karte: Illgner wegen groben Foulspiels (57.).

Gelbe Karten: Kober, Matysik - Trulsen.

BOXEN CHALLENGE MATCHES des Weltverbandes (AIBA) in Istanbul, 2. Serie, Fliegengewicht: Khadpo (Thailand) Punktsieger 19:9 über Gonzalez (Kuba).

Federgewicht: Antonow (Rußland) PS 9:8 über Hinz (Schwerin).

Halbweltergewicht: Olympiasieger Vinent (Kuba) PS 9:3 über Süleymanoglu (Türkei).

Halbmittelgewicht: Acosta (Kuba) PS 12:8 über Agaev (Türkei).

Halbschwergewicht: Olympiasieger May (Frankfurt/Oder) PS 7:7 (24:22 Hilfspunkte) über Bartnik (Polen).

Superschwergewicht: Olympiasieger Balado (Kuba) PS 13:5 über Igbineghu (Nigeria).

Zampach erzielte Siegtreffer Zwei unterschiedliche Serien blieben bestehen

Stuttgarter Kickers - Mainz 05 1:2 (0:0) Mit der Niederlage blieben die Stuttgarter auch im fünften Spiel hintereinander sieglos. Nach einer Vorlage von Keim hatte Epp zwar in der 54. Minute aus nächster Distanz die Führung der insgesamt leichte spielerische Vorteile verbuchenden Gastgeber erzielt. Doch bereits drei Minuten später erzielte Herzberger nach einem Freistoß von Buvac per Kopfball den Ausgleich. Für das Siegtor der Gäste sorgte dann Zampach in der 75. Minute. Die Mainzer weisen somit nun die stolze Bilanz aus den jüngsten sieben Begegnungen 9:5 Punkten auf.

Beste Spieler bei den Platzherren waren Torwart Reitmaier und Epp. Beim Sieger überzeugten Herzberger und Buvac. sid

Stuttgart: Reitmaier - Schwartz - Kuhn (35. Berkenhagen), Keim - Wüllbier, Neitzel (53. Hofacker), Gora, Shala - Palumbo, Epp, Dundee.

Mainz: Kuhnert - Müller - Greilich, Herzberger - Zampach, Schuhmacher, Buvac, Schäfer, Hayer (85. Lopez) - Wagner (87. Jawirek), Klopp.

Schiedsrichter: Kuhne (Hamburg).

Tore: 1:0 Epp (54.), 1:1 Herzberger (57.), 1:2 Zampach (75.).

Zuschauer: 3513.

Beste Spieler: Reitmaier, Epp - Buvac, Herzberger. Gelbe Karten: Kuhn - Buvac, Klopp, Herzberger.EISSCHNELLAUF WELTCUP-FINALE der Sprinter und Mehrkämpfer in Heerenveen, Männer, 500 m, Endstand: 1. Jansen (USA) 229 Punkte, 2. Klewschenja (Rußland) 210, 3. Schelesowski (Weißrußland) 196, 4. Yasunori Miyabe (Japan) 186, 5. Golubew (Rußland) 183, 6. Yukinori Miyabe (Japan) 127, . . . 13. Jankowski (Mainz) 48, . . . 19. Pfeiffer (Erfurt) 29, . . . 23. Wichmann (Berlin) 22, 24. Funke (Erfurt) 18, . . . Reyes-Loredo (Erfurt) 6.

1000 m, Endstand: 1. Schelesowski (Weißrußland) 200 Punkte, 2. Jansen (USA) 169, 3. Klewschenja (Rußland) 126, 4. Chupira (Rußland) 113, 5. Brunner (Österreich) 109, 6. Ireland (Kanada) 107, . . . 18. Adeberg (Berlin) 38, . . . 20. Wichmann (Berlin) 30, . . . 24. Funke (Erfurt) 20, . . . 28. Pfeiffer (Erfurt) 16, . . . 33. Zinke (Berlin) 7.

1500 m, Endstand: 1. Ritsma (Niederlande) 112 Punkte, 2. Adeberg (Berlin) 103, 3. Zandstra (Niederlande) 98, 4. Schreuder (Niederlande) 93, 5. Soendraal (Norwegen) 76, 6. Tröger (Inzell) 61, . . . 40. Dittrich (Chemnitz) und Tonat (Berlin) beide 2.

5000 m, Endstand: 1. Veldkamp (Niederlande) 119 Punkte, 2. Koss (Norwegen) 108, 3. Zandstra (Niederlande) 99, 4. Ritsma (Niederlande) 96, 5. Radke 68, 6. Storelid (Norwegen) 66, . . . 10. Tröger (Inzell) 52, . . . 14. Dittrich (Chemnitz) 39, . . . 29. Jeklic (Inzell) und Tonat (Berlin) beide 5.

Frauen, 500 m, Endstand: 1. Ye (China) 175 Punkte, 2. Blair (USA) 152, 3. Auch (Kanada) 119, 4. You (Südkorea) 116, 5. Lemay (Kanada) 101, 6. Shimazaki (Japan) 98, . . . 9. Baier (Erfurt) 80, . . . 12. Völker (Erfurt) 63, . . . 18. Garbrecht (Berlin) 28, . . . 20. Zummack (Berlin) 24, . . . 27. Schenk (Erfurt) 10.

1000 m, Endstand: 1. Blair (USA) 139 Punkte, 2. Baier (Erfurt) 115, 3. Ye (China) 108, 4. Aaftink (Niederlande) 96, 5. Hashimoto (Japan) und Hoiseth (Norwegen) beide 85, 7. Völker (Erfurt) 78.

1500 m, Endstand: 1. Niemann (Erfurt) 100 Punkte, 2. Hunyadi (Österreich) 88, 3. Warnicke (Erfurt) 80, 4. Baschanowa (Rußland) 76, 5. Polozkowa (Rußland) 69, 6. Thomas (Niederlande) 57, . . . 11. Pechstein (Berlin) 36, . . . 13. Garbrecht (Berlin) 34, . . . 17. Adeberg (Berlin) 24, . . . 24. Börner (Berlin) 12, . . . 29. Mischke (Berlin) 6.

3000 m, Endstand: 1. Niemann (Erfurt) 150 Punkte, 2. Warnicke (Erfurt) 135, 3. Zijlstra (Niederlande) 112, 4. Hunyady (Österreich) 107, 5. Baschanowa (Rußland) 106, 6. Belci (Italien) 93, 7. Pechstein (Berlin) 75, . . . 9. Mischke (Berlin) 95, . . . 30. Adeberg (Berlin) 3.

BL-Schemata

Hamburger SV - 1. FC Köln 3:0 (1:0) Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik (60. Babbel) - Bode, Letschkow, von Heesen, Hartmann, Eck - Furtok (60. Bester), Bäron.

Köln: Illgner - Spyrka - Baumann, Trulsen - Greiner, Rudy, Littbarski (64. Henri Fuchs), Steinmann (57. Bade), Keuler, Weiser - Sturm.

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).

Tore: 1:0 Eck (9.), 2:0 von Heesen (68.), 3:0 von Heesen (90.).

Zuschauer: 20 450.

Rote Karte: Illgner wegen groben Foulspiels (57.).

Gelbe Karten: Kober, Matysik - Trulsen.

Schalke 04 - 1. FC Saarbrücken 2:2 (1:1) Schalke: Gehrke - Luginger - Herzog, Linke - Scherr, Eigenrauch, Borodjuk, Anderbrügge, Büskens - Christensen, Hey (46. Sendscheid).

Saarbrücken: Brasas - Fuhl - Eichmann, Lust - Zechel, Stickroth, Wuttke, Kristl, Bürger (46. Beckenbauer) - Wynalda, Sawitschew (63. Krätzer). Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).

Tore: 0:1 Sawitschew (43.), 1:1 Anderbrügge (45., Foulelfmeter), 2:1 Sendscheid (80.), 2:2 Krätzer (83.).

Zuschauer: 30 200.

Gelbe Karten: Scherr - Bürger, Kristl.

1. FC Kaiserslautern - Borussia Dortmund 0:0 Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Funkel, Ritter - Haber, Goldbaek, Wagner, Eriksson, Zeyer - Witeczek (82. Vogel), Kuntz.

Dortmund: Klos - Zelic - Kutowski, Schulz - Reuter, Zorc, Sammer, Karl, Poschner (88. Grauer), Reinhardt (88. Tretschok) - Povlsen.

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Zuschauer: 36 874.

Gelbe Karten: Eriksson, Ritter, Vogel - Zorc, Reinhardt, Kutowski.

Bayer Leverkusen - 1. FC Nürnberg 2:1 (1:0) Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer (46. Scholz), Hapal, Lupescu, Stöver, Hoffmann (71. Tolkmitt) - Thom, Kirsten.

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Kurz, Brunner - Oechler, Kramny (46. Fengler), Dorfner, Schwabl, Olivares - Eckstein, Wück (68. Rösler).

Schiedsrichter: Strampe (Handorf).

Tore: 1:0 Stöver (16.), 1:1 Eckstein (71.), 2:1 Kirsten (85.).

Zuschauer: 13 900.

Gelbe Karten: Foda, Hoffmann, Kirsten - Fengler, Dorfner.

Eintracht Frankfurt - Wattenscheid 09 4:1 (2:1) Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Tsahadazechadse - Okocha, Anicic (46. Falkenmayer), Bein, Komljenovic (52. Roth), Weber - Schmitt, Andersen.

Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Prinzen, Emmerling - Moser, Wolters, Fink, Langbein (58. Ibrahim), Hermann - Tschiskale (67. Sane), Lesniak. Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).

Tore: 1:0 Andersen (4.), 2:0 Schmitt (13.), 2:1 Fink (38.), 3:1 Andersen (57.), 4:1 Schmitt (82.).

Zuschauer: 18 000.

Gelbe Karten: Schmitt, Bein - Tschiskale, Hermann, Neuhaus.

Bayer Uerdingen - Bor. Mönchengladbach 1:3 (1:2) Uerdingen: Dreher - Peschke - Kühn, Paßlack - Kutschera, Bremser, Jüptner, Krümpelmann, Kranz (46. Bittengel) - Adler (66. Feldhoff), Laessig.

Mönchengladbach: Heyne - Hochstätter - Klinkert, Eichin - Kastenmaier, Neun, Pflipsen, Fach, Wynhoff - Max (68. Salou), Criens (75. Schneider).

Schiedsrichter: Scheuerer (München).

Tore: 0:1 Wynhoff (17.), 0:2 Kastenmaier (23.), 1:2 Laessig (32.), 1:3 Fach (63.).

Zuschauer: 23 000.

Gelbe Karten: Paßlack, Jüptner, Kutschera, Krümpelmann - Klinkert.

Karlsruher SC - VfB Stuttgart 1:1 (1:0) Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Reich - Schütterle, Schmidt, Schmarow, Rolff, Klinge, Schuster - Krieg (68. Carl), Kirjakow.

Stuttgart: Immel - Buchwald - Schäfer, Strehmel - Buck, Strunz, Kögl, Gaudino (64. Knup), Sverrisson, Frontzeck - Walter.

Schiedsrichter: Löwer (Fürth).

Tore: 1:0 Kirjakow (8.), 1:1 Buck (86.).

Zuschauer: 30 000.

Gelbe Karten: Kirjakow, Rolff - Gaudino.

VfL Bochum - Werder Bremen 2:0 (2:0) Bochum: Zumdick - Herrmann - Heinemann, Reekers - Christians, Schwanke, Kempe (80. Guillou), Wegmann, Bonan - Wosz, Aden (73. Moutas).

Bremen: Reck - Votava - Borowka, Beiersdorfer - Wolter, Eilts, Herzog, Bode, Schaaf (46. Allofs) - Rufer (76. Kohn), Hobsch.

Schiedsrichter: Ziller (Laußnitz).

Tore: 1:0 Heinemann (8., Handelfmeter), 2:0 Christians (45.).

Zuschauer: 20 500.

Gelbe Karten: Aden, Herrmann, Wegmann, Wosz - Borowka, Herzog, Votava.

1. FC Dynamo Dresden - Bayern München 0:0 Dresden: Müller - Maucksch - Melzig, Wagenhaus - Schößler, Kern, Beuchel, Stevic, Kmetsch - Zickler (70. Ratke), Rath (88. Schmäler). München: Aumann - Thon - Kreuzer, Helmer - Jorginho, Matthäus, Wouters, Schupp, Ziege (68. Scholl) - Labbadia, Wohlfarth.

Schiedsrichter: Assenmacher (Hürth).

Zuschauer: 25 000.

Rote Karte: Wagenhaus wegen groben Foulspiels (27.).

Gelbe Karte: - Jorginho.

Wer schoß die Tore - wer waren die Besten?

Freiburg - Waldhof Mannheim 1:2 (1:1) Freiburg: Eisenmenger - Vogel - Kohl (58. Freund), Seeliger - Braun, Zeyer, Schmidt, Heidenreich, Pfahler (77. Simon) - Rrakkli, Spies.

Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Dickgießer - Schnalke, Lasser, Weidemann, Hofmann, Stohn (65. Fellhauer) - Petrenko, Kirsten (77. Winkler).

Schiedsrichter: Weber (Essen).

Tore: 1:0 Dickgießer (37., Eigentor), 1:1 Kirsten (40.), 1:2 Weidemann (70.).

Zuschauer: 12 000.

Beste Spieler: Braun, Rrakkli - Nachtweih, Weidemann.

Gelbe Karten: Zeyer, Zahler, Schmidt - Stohn, Petrenko. Oldenburg - MSV Duisburg 0:1 (0:1) Oldenburg: Brauer - Machala - Zajac, Malchow - Gerstner, Linke (57. Jeminez), Gehrmann, Steinbach, Schnell - Wuckel, Azima (49. Claaßen).

Duisburg: Rollmann - Westerbeek - Nijhuis, Struckmann (49. Hopp), Steininger, Notthoff, Reinmayr, Tarnat, Araskiewicz - Schmidt (63. Sailer), Preetz.

Schiedsrichter: Brandt-Cholle (Berlin).

Tor: 0:1 Araskiewicz (39.).

Zuschauer: 7500.

Beste Spieler: Steinbach - Westerbeek, Schmidt.

Gelb-Rote Karten: Westerbeek (65.) wegen wiederholten Foulspiels und Machala (83.) wegen wiederholten Foulspiels.

Gelbe Karten: Malchow - Struckmann. Hannover 96 - VfB Leipzig 1:1 (1:1) Hannover: Sievers - Raickovic - Klütz, Sundermann - Ellermann (75. Daschner), Groth, Bicici, Kuhlmey, Schönberg - Djelmas, Sirocks.

Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Heidenreich, Hecking (69. Gabriel), Grischin, Däbritz (85. Liebers), Anders - Rische, Bitencourt. Schiedsrichter: Malbranc (Hamburg).

Tore: 0:1 Däbritz (10.), 1:1 Schönberg (35., Foulelfmeter).

Zuschauer: 6189.

Beste Spieler: Djelmas - Anders, Bitencourt.

Gelbe Karten: Sundermann, Kuhlmey - Bitencourt, Hecking, Kracht, Grischin, Anders. Wolfsburg - Carl Zeiss Jena 2:1 (1:1) Wolfsburg: Kick - Lieberam - Jensen, Trautmann - Brunner, Akrapovic, Ballwanz, Dammeier, Frackiewicz (84. Geiger) - Reich, Fincke (80. Schwerinski).

Jena: Bräutigam - Wittke - Röser, Fankhänel - Penzel, Schreiber, Holetschek, Molata, Weber (46. Klee) - Akpoborie (83. Bliss), Schneider.

Schiedsrichter: Jansen (Dormagen).

Tore: 0:1 Schreiber (20.), 1:1 Fincke (23.), 2:1 Ballwanz (87.).

Zuschauer: 6000.

Beste Spieler: Lieberam, Fincke - Wittke, Röser. Gelbe Karten: Jensen, Dammeier, Fincke, Trautmann - Fankhänel, Klee, Röser. Wuppertal - Braunschweig 0:1 (0:0) Wuppertal: Albracht - Pusch - Voigt, Ksienzyk - Schmugge, Glavas, Zilles, Szewczyk, Bieber (46. Droos) - Klein (76. Kindgen), Tönnies.

Braunschweig: Lerch - Pfannkuch - Nedic, Metschies - Köpper, Geilenkirchen, Heskamp, Hoffart, Probst - Schweska (82. Müller), Türr.

Schiedsrichter: Fux (Stutensee).

Tore: 0:1 Schweska (70.).

Zuschauer: 7000.

Beste Spieler: Pusch - Pfannkuch, Heskamp.

Gelbe Karten: Ksienzyk - Türr. Chemnitzer FC - FC Remscheid 2:0 (1:0) Chemnitz: Schmidt - Barsikow - Seifert, Mehlhorn - Bittermann, Keller, Veit, Heidrich, Gerber - Zweigler (72. Renn), Boer.

Remscheid: Stocki - Kosanovic - Gemein, Putz - Schiermoch, Bridaitis (34. Pröpper), Sturm, Hausen (64. Schmidt), Flock - Kröning, Tilner.

Schiedsrichter: Leimert (Ludwigshafen).

Tore: 1:0 Mehlhorn (28.), 2:0 Gerber (82.).

Zuschauer: 3500.

Beste Spieler: Mehlhorn, Heidrich - Gemein, Tilner.

Gelbe Karten: Zweigler - Kröning. Hansa Rostock - FC St. Pauli 2:0 (1:0) Rostock: Hoffmann - Sänger - März, Werner - Lange, Weilandt, Kubala (46. Chalaskiewicz), Lissek, Wahl - Schlünz, Bodden (69. Alms).

St. Pauli: Thomforde - Gronau - Schlindwein, Schwinkendorf - Dammann, Järvinen, Knäbel, Nikolic, Hollerbach (71. Gatti) - Ottens (46. Manzi), Hjelm.

Schiedsrichter: Prengel (Düsseldorf).

Tore: 1:0 März (35., Foulelfmeter), 2:0 Bodden (69.).

Zuschauer: 8000.

Beste Spieler: Werner, Schlünz - Hollerbach, Knäbel.

Gelbe Karten: März, Lange, Schlünz - Schwinkendorf, Hollerbach, Schlindwein.

Fort. Düsseldorf - FC Homburg 0:1 (0:0) Düsseldorf: Koch - Backhaus - Drazic, Schütz - Quallo, Hutwelker (34. Gärtner), Buncol, Strerath, Albertz - Novak (46. Breitzke), Cyron.

Homburg: Eich - Homp - Wruck, Jelev - Korell, Cardoso, Müller, Pförtner (80. Quirin), Landgraf - Hubner (90. Gries), Maciel.

Schiedsrichter: Best (Bilfingen).

Tore: 0:1 Müller (62.).

Zuschauer: 5000.

Beste Spieler: Drazic, Strerath - Cardoso, Wruck.

Gelb-Rote Karte: Quallo wegen wiederholten Foulspiels (21.).

Gelbe Karten: Hutwelker, Buncol - Müller. VfL Osnabrück - SV Meppen 3:0 (3:0) Osnabrück: Brunn - da Palma - Hofmann, Golombek - Grether, Karp, Wijas (46. Gellrich), Hetmanski, Wollitz - Balzis (38. Bulanow), Meinke.

Meppen: Kubik - Helmer - Faltin, Vorholt - Gartmann, Brückner (46. Zabirow), Menke, Schulte, Marell - Rauffmann, Thoben (58. Bujan). Schiedsrichter: Hauer (Celle).

Tore: 1:0 Meinke (12.), 2:0 Meinke (31.), 3:0 Grether (45.).

Zuschauer: 9000.

Beste Spieler: da Palma, Wollitz - Kubik, Vorholt. Gelbe Karten: da Palma, Hetmanski, Hofmann - Brückner, Faltin. Unterhaching - Hertha BSC 2:1 (2:0) Unterhaching: Häfele - Vladimir - Bucher, Bergen - Braun, Santl, Bogdan, Emig, Allievi (86. Pfluger) - Garcia (66. Urosevic), Lemberger.

Berlin: Junghans - Bayerschmidt - Scheinhardt, Oliver Schmidt (64. Feinbier) - Kovac, Zernicke (72. Gezen), Basler, Winkhold, Gries - Lünsmann, Demandt.

Schiedsrichter: Willems (Mönchengladbach).

Tore: 1:0 Lemberger (22.), 2:0 Bergen (42.), 2:1 Gezen (76.).

Zuschauer: 3500.

Beste Spieler: Bergen, Lemberger - Scheinhardt, Winkhold.

Gelbe Karten: Vladimir, Garcia, Emig - Schmidt.

SKI NORDISCH WELTCUP am Holmenkollen/Oslo, Männer, 50 km: 1. Prokurorow (Rußland) 2:19:40,2 Stunden, 2. Skjeldal 2:19:51,3, 3. Sivertsen 2:20:26,8, 4. Jevne 2:20:46,2, 5. Ulvang (alle Norwegen) 2:20:53,1, 6. Vanzetta (Italien) 2:20:56,0, 7. Dählie (Norwegen) 2:21:14,8, 8. De Zolt 2:21:17,9, 9. Polvara (beide Italien) 2:21:58,0, 10. Badamschin (Rußland) 2:22:00,6 . . . 46. Kuss (Brend) 2:28:32,9, . . . 64. Neuber (Oberwiesenthal) 2:37,57,8. - Stand im Gesamtweltcup vor dem Weltcupfinale in Strbske Pleso/Tschechische Republik: 1. Dählie (Norwegen) 632, 2. Smirnow (Kasachstan) 620, 3. Ulvang (Norwegen) 576, 4. Mogren (Schweden) 448, 5. Botwinow (Rußland) 288, 6. Albarello (Italien) 271, 7. Sture (Norwegen) 253, 8. Prokurorow (Russland) 251, 9. Fauner (Italien) 248, . . . 17. Mühlegg (Marktoberdorf) 149, 22. Behle (Hirschau) 120, 45. Schlickerieder (Schliersee) 33, 59. Kuss (Brend) 20, 70. Neuber (Oberwiesenthal) 14.

Ovationen im Ruhrstadion 13. März, 13 Spiele und 13 lange Jahre

VfL Bochum - Werder Bremen 2:0 (2:0)

Am 13. März, nach 13 Saisonspielen und 13 Jahren in Bochum ohne Niederlage hat es Werder Bremen nun doch erwischt. Mit dem 0:2 (0:2) beim VfL endeten gleich zwei Superserien der Hanseaten. "Ich wußte, die 13 ist meine Glückszahl", jubelte hingegen Bochums Coach Jürgen Gelsdorf, während seine Profis die Ovationen der 20 500 Zuschauer im Ruhrstadion in vollen Zügen genossen.

Nach zehn Spieltagen gaben die Westfalen die "Rote Laterne" des Tabellenletzten an Bayer Uerdingen ab und Präsident Ottokar Wüst meinte treffend: "Jetzt sehen wir wieder Licht. Das war ein richtungsweisender Sieg." Und besonders die Art und Weise, wie sich die Blau-Weißen gegen den drohenden Abstieg aufbäumen, verdient Hochachtung.

"Der VfL hat mit viel Biß gekämpft", stellte Werder-Coach Otto Rehhagel fest. Doch nicht nur in Sachen Engagement, sondern auch spielerisch hatte der Europacup-Gewinner den Gastgebern nichts entgegenzusetzen. Mit sehenswerten Kombinationen wirbelte der VfL den Gegner - durch den erkrankten Libero Braseth und angeschlagenen Ex-Bochumer Legat geschwächt - gehörig durcheinander.

"Es hat einen Riesenspaß gemacht - tolles Wetter, viele Zuschauer und ein Sieg", schwärmte Bochums Mittelfeld-Regisseur Dariusz Wosz, der trotz seiner 1,68 m der überragende Spieler auf dem Platz war.

Nach dem von Heinemann (8.) verwandelten Handelfmeter und dem Freistoß- Treffer durch Christians (43.) nutzte der VfL seinen psychologischen Vorteil in der zweiten Halbzeit, wenngleich zweimal das Aluminium nach Schüssen von Herzog und Allofs retten mußte. Gelsdorf: "Glück hat nur der Tüchtige."

Viel mehr hatte Bremen auch nicht zu bieten. Das Spiel am vergangenen Mittwoch in Barcelona um den europäischen Supercup (1:2) kann nicht als Entschuldigung gelten, denn es mißlangen selbst die elemantarsten Dinge. Stellungsfehler und Disharmonien prägten das biedere Spiel des Titel-Mitfavoriten. Rehhagel: "Und in den Zweikämpfen haben wir nicht gegengehalten." sid

Bochum: Zumdick - Herrmann - Heinemann, Reekers - Christians, Schwanke, Kempe (80. Guillou), Wegmann, Bonan - Wosz, Aden (73. Moutas).

Bremen: Reck - Votava - Borowka, Beiersdorfer - Wolter, Eilts, Herzog, Bode, Schaaf (46. Allofs) - Rufer (76. Kohn), Hobsch.

Schiedsrichter: Ziller (Laußnitz).

Tore: 1:0 Heinemann (8., Handelfmeter), 2:0 Christians (45.).

Zuschauer: 20 500.

Gelbe Karten: Aden, Herrmann, Wegmann, Wosz - Borowka, Herzog, Votava.

Abschlußschwäche führte an das Tabellenende Auch Frau Feldbusch machtlos Criens fehlt lange / Uerdingen - Mönchengladbach 1:3 (1:2)

Auch Tribünengast Verona Feldbusch, 24 Jahre alte "Miß Germany 1993", vermochte die Bayer-Stürmer nicht zu beflügeln. "Unsere eklatanten Schwächen beim Abschluß haben uns wieder einmal den Kopf gekostet", klagte Uerdingens Coach Friedhelm Funkel nach der bitteren 1:3 (1:2)-Heimpleite im Prestige-Derby gegen Borussia Mönchengladbach.

Allein Kapitän Heiko Lässig traf zum 1:2 (32.), ansonsten herrschte Flaute. "Wenn bei einigen der Knoten nicht platzt, wird es schwer, den Abstieg zu vermeiden", kommentierte Funkel den Sturz an das Tabellenende.

Sein Pendant Bernd Krauss war dagegen nach dem zweiten Borussen-Sieg in Folge rundum zufrieden: "Wir haben uns ideal verkauft. Ohne Kampf geht es halt nicht", lobte Krauss seine Schützlinge um den überragenden Kapitän Holger Fach.

Dem 30 Jahre alten Ex-Uerdinger blieb es nach 63 Minuten auch vorbehalten, nach den Treffern seiner Teamkollegen Peter Wynhoff (17.) und Thomas Kastenmaier (23.) den Schlußpunkt im Niederrhein-Duell zu setzen. "Das war ein Tor wie jedes andere. Da spielt keinerlei Genugtuung mit", formulierte der Routinier nüchtern, nachdem er eine lautstark vom Borussen-Anhang geforderte Ehrenrunde absolviert hatte.

Doch ungetrübte Freude war den Gästen, die sich auch für die 0:4-Schlappe im Hinspiel revanchieren konnten, dennoch nicht vergönnt. "Ohne Hans-Jörg werden wir in den nächsten Partien bestimmt einige Schwierigkeiten bekommen", bedauerte Fach die Verletzung von Hans-Jörg Criens, der nach einem Adduktorenanriß längere Zeit pausieren muß.

Daß das ehemalige Derby um die Vorherrschaft am Niederrhein längst zu einem Keller-Duell verkommen war, schmerzte unter den 23 000 Besuchern in der Grotenburg, davon mehr als die Hälfte aus Gladbach, nicht nur Borussia-Präsident Karl-Heinz Drygalsky: "Beide Vereine haben wirklich schon bessere Zeiten erlebt." sid

Uerdingen: Dreher - Peschke - Kühn, Paßlack - Kutschera, Bremser, Jüptner, Krümpelmann, Kranz (46. Bittengel) - Adler (66. Feldhoff), Laessig.

Mönchengladbach: Heyne - Hochstätter - Klinkert, Eichin - Kastenmaier, Neun, Pflipsen, Fach, Wynhoff - Max (68. Salou), Criens (75. Schneider).

Schiedsrichter: Scheuerer (München).

Tore: 0:1 Wynhoff (17.), 0:2 Kastenmaier (23.), 1:2 Laessig (32.), 1:3 Fach (63.).

Zuschauer: 23 000.

Gelbe Karten: Paßlack, Jüptner, Kutschera, Krümpelmann - Klinkert.

Rückendeckung für Torwart Aumann

Gleich doppelte Sammer-Klage Bereits entlassen? / Dynamo Dresden - Bayern München 0:0

Bayern München verlor einen Punkt. Dynamo Dresden Abwehrspieler Andreas Wagenhaus durch Platzverweis und Trainer Klaus Sammer bereits am vergangenen Dienstag seinen Job. Die einzigen Gewinner waren die Zuschauer, die ihr Team stürmisch feierten. Und das, obwohl der Dynamo nicht mit voller Kraft arbeiten konnte, nachdem Wagenhaus in der 27. Minute Wohlfarth gefoult hatte und das Feld verlassen mußte.

Hinter den Kulissen gab es bayerische Scharmützel und eine Dresdner Schlamm-Schlacht. Ausgerechnet Münchens Torwart Aumann, dessen Nerven durch die nicht nachlassenden Spekulationen um einen Wechsel des Nürnberger Nationaltorwarts Köpke zum FC Bayern strapaziert wurden, bewahrte seine Mannschaft vor einer möglichen Niederlage. Manager Uli Hoeneß wies derweil alle Spekulationen zum Thema Köpke zurück. "Da ist nichts dran."

Die Probleme des Rekordmeisters sind jedoch geradezu lächerlich verglichen mit der Schlacht, die bei Dynamo Dresden hinter den Kulissen geschlagen wird. Nationalspieler Matthias Sammer schoß in seiner Heimat gegen den Vorstand. "Wenn die Mannschaft genauso arbeiten würde, hätte sie jetzt ein oder zwei Punkte", sagte der Neu-Dortmunder, ohne seine Vorwürfe zu präzisieren.

Deutlicher wurde Vater und Dynamo- Trainer Klaus Sammer: "Am Dienstag war ich bereits abgesetzt, man hat nur keinen anderen gefunden," sagte er. "Bisher habe ich noch keinen Blauen Brief erhalten." Dresdens Präsident Rolf-Jürgen Otto zeigte sich verwundert. "Davon höre ich zum ersten Mal", kommentierte der hessische Bauunternehmer. "Ich habe seit einer Woche nicht mit Herrn Sammer gesprochen. Als Präsident müßte ich es eigentlich wissen."

Die Freude über den Punktgewinn trat dabei in den Hintergrund. Schlußmann Rene Müller, der mit zahlreichen Paraden das Unentschieden gerettet hatte, meinte: "Man darf sich nicht immer auf Präsidium, Trainer oder Torhüter stürzen." Müller hatte nach dem 1:3 in Köln vor einer Woche harte Kritik einstecken müssen. Wichtig sei so der Torsteher, daß in Dresden alle an einem Strang zögen, damit die Mannschaft nicht absteigt.

Die Bayern versuchten, daß Beste aus dem Ergebnis zu machen. "Es ist wichtig, daß wir den Punkt geholt haben", sagte Trainer Erich Ribbeck. "Die anderen lassen auch Federn, wie man an Bremen sieht." sid

Dresden: Müller - Maucksch - Melzig, Wagenhaus - Schößler, Kern, Beuchel, Stevic, Kmetsch - Zickler (70. Ratke), Rath (88. Schmäler).

München: Aumann - Thon - Kreuzer, Helmer - Jorginho, Matthäus, Wouters, Schupp, Ziege (68. Scholl) - Labbadia, Wohlfarth.

Schiedsrichter: Assenmacher (Hürth).

Zuschauer: 25 000.

Rote Karte: Wagenhaus wegen groben Foulspiels (27.).

Gelbe Karte: - Jorginho.

Jahrhundertsturm peitschte vor Atlantikküste der USA Öffentlicher Nahverkehr im Großraum New York lahmgelegt

NEW YORK, 14. März (AP/dpa/AFP). Bei dem schwersten Wintersturm seit über 100 Jahren sind an der US-amerikanischen Ostküste mindestens 42 Menschen ums Leben gekommen. Eine bis zu 90 Zentimeter hohe Schneedecke, meterhohe Verwehungen bei Windgeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern und eine Sturmflut legten am Wochenende weite Teile des öffentlichen Lebens lahm: Von Florida im Süden über New York bis nach Maine im Norden wurde der Notstand ausgerufen.

Zu den Opfern gehören Bewohner von Mobilheimen, die im Sturm weggerissen wurden, Obdachlose, die in den Schneemassen erfroren, oder Hausbesitzer, die beim Schneeschippen einen Herzinfarkt erlitten. Außerdem kam es zu Hunderten von Verkehrsunfällen, ehe ein Großteil der Straßen gesperrt wurde. Im westlichen Virginia wurden Schneeverwehungen mit einer Höhe von viereinhalb Metern gemessen.

"Das ist wie ein Hurrican mit Schnee", sagte der Meteorologe Devin Dean mit Blick auf Florida, wo immer noch nicht alle Schäden des Hurricans "Andrew" vom vergangenen Sommer beseitigt sind. Am Samstag reichte der Blizzard im Süden bis nach Florida und Mississippi. Später ging der Schnee dort in Regen über. Allein in Florida kamen 18 Menschen ums Leben. Weite Teile der südlichen Küstenstaaten wurden überflutet, bis zu neun Meter hohe Flutwellen rissen in South Carolina Uferbefestigungen weg. Mehrere tausend Menschen wurden evakuiert.

"Wir führen einen aussichtslosen Kampf gegen die Elemente", sagte der Gouverneur von Pennsylvania, Mark Singel. Für mehr als drei Millionen Menschen brach die Stromversorgung zusammen. Die Flughäfen in New York, Washington, Baltimore, Boston, Philadelphia, Pittsburgh und Atlanta mußten geschlossen werden. Allein in New York saßen 3000 Reisende fest. Ebenso wurden alle Autobahnen gesperrt, und im Großraum New York stellte der öffentliche Nahverkehr seinen Betrieb ein. Unzählige Veranstaltungen wurden abgesagt, Geschäfte sowie öffentliche Einrichtungen blieben geschlossen.

US-Präsident Clinton, der sich im schneebedeckten Weißen Haus aufhält, mahnte die Bürger in einer Ansprache zur Vorsicht und versprach den Einsatz von Mitarbeitern des nationalen Krisenstabes.

Wegen der Sturmwarnung waren schon am Freitag die Lebensmittelgeschäfte der Ostküste überfüllt. Die Bürger deckten sich mit Notvorräten, Taschenlampen, Brennspiritus und Batterien ein, Video- Geschäfte meldeten Filmausleihungen in Rekordzahlen.

Am Sonntag morgen (Ortszeit) lag das Zentrum des Sturms über New Jersey. Sein Kern bewegte sich in Richtung Vermont und New Hampshire. Für Sonntag abend und Montag sagten die Meteorologen der Ostküste eine Wetterberuhigung und steigende Temperaturen voraus.

Der Sturm gilt als der schwerste an der Ostküste seit dem Blizzard im März 1888. Damals reichten die Schneemassen 1,30 Meter hoch, schätzungsweise 400 Menschen kamen ums Leben.

Auch Kuba wurde von dem schweren Sturm heimgesucht, der mit heftigen Regenfällen einherging. Drei Menschen wurden laut Angaben der Zivilverteidigung getötet und 28 verletzt. Besonders betroffen waren die Region um die Hauptstadt Havanna sowie die östlichen Provinzen Cienfuegos und Vila-Clara. Der Sturm, der auf der Insel eine Geschwindigkeit von 170 Stundenkilometern erreichte, beschädigte 6800 Häuser. Mehrere tausend Menschen wurden in Havanna aus den Wohngebieten entlang der Küste evakuiert.

Nilius-Story "uralte Klamotte"

KIEL, 14. März. (AP/FR). Als "uralte Klamotte" hat der Kieler Regierungssprecher einen Bericht des Nachrichtenmagazins Focus bezeichnet, wonach Klaus Nilius, Referent des Ministerpräsidenten Björn Engholm, einst vom DDR- Ministerium für Staatssicherheit als Quelle geführt worden sei. Die Bundesanwaltschaft habe der Staatskanzlei bereits vor 15 Monaten bestätigt, daß kein Spionageverdacht gegen Nilius bestehe und viele Zeitungen hätten damals auch darüber berichtet. Nilius hatte bei einer Vernehmung vielfältige politische und gewerkschaftliche Gesprächskontakte während der 70er Jahre bestätigt und versichert, er habe deren Hintergrund nicht erkannt. 1979 ist einem Stasi-Zeugen zufolge nach dem Tod eines Gesprächspartners der Kontakt eingeschlafen, 1987/88 sei vergeblich versucht worden, ihn wiederzubeleben.

Sicherheitsrat verurteilt UNITA Bombardements gegen Rebellen im angolanischen Hochland

LUANDA, 14. März (AP/dpa). Der Weltsicherheitsrat hat der rechtsgerichteten Rebellenorganisation UNITA zum Wochenende die Schuld am Scheitern des UN-Friedensplanes für Angola zugewiesen. In einer Entschließung wurde die UNITA "aufs schärfste" wegen Verletzung des Friedensplans verurteilt, dem die jahrelang von Südafrika und den USA unterstützte Organisation selbst zugestimmt hatte. Mit der Verurteilung machte der Sicherheitsrat nach Ansicht von Beobachtern deutlich, daß die UNITA nicht mit einer internationalen Anerkennung für den Fall rechnen kann, daß sie der Bürgerkrieg an die Macht bringt.

Die Streitkräfte Angolas haben am Samstag eine neue Offensive gegen Stützpunkte der Rebellenorganisation UNITA eingeleitet. Vertreter internationaler Hilfsorganisationen berichteten, daß die Hochburgen der rechtsgerichteten Rebellen im zentralen Hochland einem Flächenbombardement ausgesetzt gewesen seien.

Die Regierung in Luanda hatte vor Beginn der Offensive die Aussetzung aller Hilfsflüge für die notleidende Bevölkerung angeordnet. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) und das Internationale Rote Kreuz hatten zuvor vor allem die belagerten Städte Malange und Luena angeflogen. Vor allem in Luena, 800 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Luanda, sei die Lage katastrophal, da hier zusätzlich 90 000 Flüchtlinge versorgt werden müßten, sagte WFP-Vertreter Philippe Borel.

Ein Militärsprecher in Luanda teilte am Samstag abend mit, die Regierungstruppen hätten die Stadt Soyo eingenommen. Das 300 Kilometer nördlich der Hauptstadt gelegene Zentrum der Ölindustrie war im Januar von UNITA-Kämpfern erobert worden. Die Rebellen meldeten, Ölquellen stünden in Flammen.

Am Sonntag gab die UNITA an, Cubal im Südwesten des Landeseingenommen zu haben. Aus Diplomatenkreisen verlautete, Regierungstruppen hätten eine neue Offensive begonnen, um die Provinzhauptstadt Caixto zurückzuerobern.

Labor-Partei siegt in Australien Überraschung bei Parlamentswahlen / Keating: süßester Erfolg

SYDNEY, 14. März (AP/AFP). Entgegen aller Prognosen hat die australische Labor-Partei einen deutlichen Sieg bei der Parlamentswahl am Samstag errungen. Hochrechnungen vom Sonntag zufolge wird sie mit einer Mehrheit von neun bis elf Abgeordneten ins Repräsentantenhaus einziehen. Der Führer der Opposition, John Hewson, räumte seine Niederlage ein. Nach Ansicht politischer Beobachter hat ihm die Ankündigung, eine Mehrwertsteuer von 15 Prozent einzuführen, den Wahlsieg gekostet.

Nach den bis Sonntag offiziell veröffentlichten Zahlen erhielt die Labor-Partei mindestens 77 der insgesamt 147 Sitze im Repräsentantenhaus. Auf das konservative Oppositionsbündnis aus Liberaler und Nationaler Partei entfallen demzufolge 62 Sitze. Zwei Sitze wurden von unabhängigen Kandidaten errungen, über die Verteilung weiterer vier Mandate herrscht noch Unklarheit. Ein Sitz soll in einer Nachwahl vergeben werden.

Es ist der fünfte Wahlsieg der Labor- Partei in Folge; sie stellt seit 1983 den Ministerpräsidenten. Der bisherige und zukünftige Regierungschef Paul Keating sagte in Sydney: "Das ist der süßeste Sieg, den wir je erreicht haben. Es ist ein Sieg der australischen Werte." Labor stellte in der vergangenen Legislaturperiode 78 der 147 Sitze im Repräsentantenhaus, das alle drei Jahre neu bestimmt wird. Zur Wahl am Samstag standen auch 40 der 76 Sitze im Senat, in dem sich Regierung und Opposition etwa die Waage halten. In Australien herrscht Wahlpflicht, wahlberechtigt waren elf Millionen Menschen.

Hewson, der eine Koalition aus Liberaler und Nationaler Partei anführt, versprach, er wolle trotz der Wahlniederlage Oppositionsführer im Parlament bleiben: "Ich kann mit sehr viel Unterstützung rechnen." Meinungsumfragen hatten seinem Bündnis und der Regierungspartei ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorausgesagt. Im Mittelpunkt des Wahlkampfes standen die Wirtschaftskrise und die mit 11,1 Prozent ungewöhnlich hohe Arbeitslosenquote im Land. (Kommentar Seite 3)

USA verringern Militärpräsenz

WASHINGTON, 14. März (AP/D). Die USA wollen ihre Militärpräsenz in Deutschland weiter verringern. US-Verteidigungsminister Les Aspin legte jetzt in Washington eine Liste der betroffenen Standorte vor. Geschlossen oder verkleinert werden sollen 29 US-Standorte im Ausland und über 160 in den USA.

Aspins Liste enthält folgende deutsche US-Basen: das Dahn-Munitionsdepot bei Pirmasens, die Funkstation der Luftwaffe bei Kalkar, ein Versorgungslager bei Künzelsau, die Fernmeldestation Berlin, eine große Reparatur- und Ausbesserungswerkstatt in Ober-Ramstadt bei Darmstadt, ein Geschütz-Testlabor in Frankfurt, der Armee-Flugplatz Amberg, das Nachschublager Bruchsal und ein Übungsgebiet in Lampertheim.

Verkleinert werden Einrichtungen in Fischbach, Münchweiler, Rothensand bei Bamberg, Gießen und in Stuttgart.

Wertvolle Gemälde aus dem Halberstädter Dom gestohlen

HALBERSTADT, 14. März (AP). Offenbar als Auftragsarbeit haben unbekannte Täter drei wertvolle Tafelgemälde aus dem Halberstädter Dom gestohlen. Wie die Polizei in der sachsen-anhaltinischen Kreisstadt am Sonntag mitteilte, handelt es sich dabei um Darstellungen der Heiligen Familie aus dem 16. Jahrhundert. Da bei dem Raub in der Nacht zum Samstag andere Kunstschätze wie beispielsweise Heiligenfiguren auf der Predigerkanzel unbeachtet geblieben seien, gehen die Behörden von einer Auftragstat aus.

Vermutlich hätten sich der oder die Täter am Freitag nachmittag im Dom einschließen lassen, meinte ein Polizeisprecher. Die Gemälde, die zu einem seit längerem als verschollen geltenden Altar gehören und um 1510 geschaffen wurden, seien aus ihren Verschraubungen gerissen und dabei vermutlich stark beschädigt worden. Die Diebe entkamen über ein Baugerüst aus dem Dom.

DDR-Politiker bleiben in Haft

BERLIN, 14. März (AP). Der ehemalige DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler und sein früherer Stellvertreter, Fritz Streletz, bleiben in Untersuchungshaft. Mit dieser am Sonntag veröffentlichten Entscheidung vom Donnerstag widersprach das Berliner Kammergericht einem Beschluß des Landgerichts. Die Entscheidung wurde mit der zu erwartenden hohen Strafe und großer Fluchtgefahr begründet. Das Kammergericht schlug gleichzeitig ein Strafmaß zwischen sieben und elf Jahren Haft vor. Das Landgericht hatte den wegen Totschlags an der einstigen Grenze angeklagten DDR-Politikern Ende Februar Haftverschonung unter strengen Auflagen gewährt, die Staatsanwaltschaft hatte dagegen Beschwerde eingelegt.

Sektierer in Lebensgefahr

WACO, 14. März (AP). Mehrere Anhänger des Sektenführers David Koresh, der sich seit zwei Wochen in einer Festung in Waco in Texas verschanzt hält, schweben offenbar in Lebensgefahr. Ein Sprecher der US-Bundespolizei FBI sagte am Wochenende, einige der Davidianer hätten bei der Schießerei mit der Polizei am 28. Februar so schwere Verletzungen erlitten, daß ihr Leben bedroht sei. Sie weigerten sich dennoch, die von Sicherheitskräften belagerte Festung zu verlassen.

Ärzte hätten mit den Verletzten telefoniert, berichtete der FBI-Sprecher. Sie hätten vergeblich versucht, diese zur Aufgabe zu überreden. "Einige glauben, daß sie, wenn sie die Festung jetzt verlassen, gegen ihren Glauben verstoßen und daß sie dann zu ewiger Verdammnis verurteilt sind", sagte er. Am Freitag hatten erstmals seit einer Woche wieder zwei Davidianer das Gelände verlassen können. Eine Zwölfjährige, die lange bei der Sekte gelebt hatte, sagte, Koresh habe seine Anhänger Selbstmord mit Pistole oder Gift gelehrt.

Serben starten Großoffensive im Osten Bosniens Angriffe auf Srebrenica dauern an / UN-General Morillon bleibt freiwillig in der Stadt

ZAGREB/SARAJEWO, 14. März (dpa/ DFU/AP). Serbische Truppen im Osten Bosniens haben ihre Offensive gegen die Stadt Srebrenica fortgesetzt. Wie der bosnische Rundfunk in der Nacht zum Sonntag berichtete, setzten die Serben dabei auch ihre Luftwaffe ein, ferner Panzer und schwere Artillerie. Nach kroatischen Berichten sind auch Giftgasgranaten verschossen worden. Die Lage der Stadt wird immer verzweifelter, weil die serbischen Angriffe unzählige Opfer auch unter der Zivilbevölkerung fordern, es aber so gut wie vollständig an Medikamenten fehlt. Außerdem hält der Zustrom von Flüchtlingen aus anderen Städten und Ortschaften Ostbosniens an.

In Srebrenica hält sich weiterhin der Befehlshaber der UN-Truppen in Bosnien, der französische General Philippe Morillon, auf. Er will nach eigenen Angaben den 80 000 Einwohnern durch seine Anwesenheit "Mut machen" und die Serben von einem Sturm auf die Stadt abhalten. Morillon dementierte, daß er festgehalten werde.

Inzwischen verlangte auch der Oberkommandierende der UN-Truppen im ehemaligen Jugoslawien, General Lars- Eric Wahlgren, den sofortigen Stopp der serbischen Offensive. Er sprach sich außerdem für die Errichtung eines Versorgungskorridors für Srebrenica aus und schlug eine Luftbrücke für die Evakuierung der Schwerverwundeten vor.

In Kroatien trugen die Serben in der Nacht zum Sonntag in den Gebieten um Zupanja im Osten des Landes sowie in Sibenik sporadisch Artillerieangriffe vor, meldete der kroatische Rundfunk. Derselben Quelle zufolge wurde am Vortag in Karlovac, 50 Kilometer südwestlich von Zadar, eine aus Serbien stammende "Terrorgruppe" verhaftet. Die 13 Männer hätten Anschläge in Zagreb geplant.

Der Hilfskonvoi der Vereinten Nationen, der eine Woche lang in Serbien aufgehalten worden war, durfte auch am Sonntag nicht nach Srebrenica fahren. Die 23 Lastwagen des belgischen Bataillons der UN-Schutztruppen (UNPROFOR) mit 125 Tonnen dringen benötigten Medikamenten und Lebensmitteln brachen am Morgen zwar in Mali Zvornik auf, wurden aber am serbisch-bosnischen Grenzfluß Drina bei Ljubovija von den Serben gestoppt. Jetzt verhandeln UN- Vertreter wieder über eine Weiterfahrt.

Die UN-Botschafterin der USA, Madeleine Albright, versicherte am Wochenende, daß die Regierung Clinton in Kürze die Sanktionen gegen die aus Serbien und Montenegro bestehende Bundesrepublik Jugoslawien verschärfen werde. Frau Albright sagte vor Abgeordneten in Washington, vor allem die Verletzungen des UN-Embargos durch Schiffe auf der Donau müßten stärker geahndet werden. Kosovo-Albaner fordern Freiheit

BONN (dpa). Für eine von Rest-Jugoslawien unabhängige Republik Kosovo sind am Wochenende in Bonn über 20 000 Albaner auf die Straße gegangen. Sprecher des Demokratischen Bundes Kosovo berichteten von einer drastischen Verschlechterung der Lage der dort lebenden, überwiegend albanischen Bevölkerung seit Aufhebung der Autonomie durch Belgrad 1990. Es gebe Massenentlassungen albanischer Arbeitnehmer und "systematischen staatlichen Terror der serbischen Machthaber"; Schulen und Universität seien geschlossen.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Hans Stercken (CDU), forderte während der Kundgebung auf dem Bonner Münsterplatz Menschenrechte und Freiheit für alle Bürger im Kosovo. Er kündigte bei erneuten Rechtsverletzungen gemeinsame Solidaritätsbesuche von französischen, polnischen und deutschen Parlamentariern an.

Der CDU-Bundestagsabgeordenete Stefan Schwarz verlangte von der Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für eine Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien-Herzegowina einzusetzen. Die Opfer der serbischen Aggression müßten zumindest in die Lage versetzt werden, ihr Leben zu verteidigen, erklärte Schwarz in Köln bei einem gemeinsamen Gebet von Moslems und Katholiken um den Frieden in Bosnien.

Kongreß besiegelt Jelzins Niederlage Volksdeputierte lehnen Referendum in Rußland endgültig ab / Appell an die Bürger

MOSKAU, 14. März (dpa/AP/AFP). Der von Alt-Kommunisten und Nationalisten beherrschte Kongreß der russischen Volksdeputierten hat seine harte Haltung gegen Präsident Boris Jelzin in einem Appell an die Bürger Rußlands formuliert. Viele Erlasse des Präsidenten hätten der Verfassung widersprochen, heißt es in dem am Sonntag von der Nachrichtenagentur Itar-Tass verbreiteten Dokument. Jelzins Vorgehen füge dem russischen Staat "mehr und mehr Schaden zu". Die Arbeit des Kongresses sei auf die "Entwicklung und die Festigung der Demokratie im Land gerichtet" gewesen, hieß es weiter.

Zuvor hatten sich die Abgeordneten zum Abschluß des Kongresses am Samstag endgültig gegen das von Jelzin befürwortete Referendum zur Verfassungsreform ausgesprochen. Wie Itar-Tass meldete, wurde das ursprünglich für den 11. April anberaumte Referendum mit 580 zu 211 Stimmen abgelehnt, 52 Deputierte enthielten sich der Stimme. In der Schlußresolution hieß es, eine Volksabstimmung zum gegenwärtigen Zeitpunkt habe "gefährliche Konsequenzen für den Zustand und die territoriale Integrität der Russischen Föderation". Dies ergebe sich allein schon aus der Tatsache, daß die Verfassung keine eindeutige gesetzliche Grundlage für Volksabstimmungen und damit auch nicht für die Rechtskräftigkeit ihrer Ergebnisse biete. Die für das Referendum bereits eingestellten Haushaltsmittel von 20 Millionen Rubel widmete der Kongreß für den Bau von Soldatenwohnungen um.

Die Abgeordneten erteilten auch den Plänen Jelzins vom Freitag eine endgültige Abfuhr, am 25. April ein Referendum abzuhalten, bei dem nicht mehr über eine komplette neue Verfassung, sondern nur noch über zwei Fragen abgstimmt werden sollte: Soll Rußland eine Präsidialrepublik werden, und soll privater Grundbesitz zulässig sein? 422 Kongreßmitglieder lehnten auch diesen Kompromißvorschlag ab, 286 unterstützten Jelzin, 121 enthielten sich der Stimme.

Der Kongreß lehnte es ferner ab, die Frage vorgezogener Neuwahlen von Präsident und Parlament zu erörten. Die Deputierten beauftragten den Obersten Sowjet, das Arbeitsparlament, einen Gesetzesentwurf dazu auszuarbeiten.

Jelzin nahm an den Beratungen nicht mehr teil, nachdem er den Kongreß bereits am Freitag nach einer Serie von Abstimmungsniederlagen verlassen hatte. Er ließ mitteilen, daß er die Entscheidungen der Deputierten vom Verfassungsgericht prüfen lassen wolle.

Mehrere tausend Menschen bekundeten am Samstag im Moskauer Stadtzentrum mit einer Demonstration ihre Unterstützung für Jelzin. In einer von den Moskauer Nachrichtenagenturen verbreiteten Erklärung verurteilten die Bergarbeiter des Kusbass-Beckens in Sibirien "die Machtergreifung" durch die Volksdepudierten und forderten den Präsidenten auf, "entscheidende Maßnahmen zur Stabilisierung der wirtschaftlichen und politischen Lage in Rußland" zu ergreifen.

Regierungsvertreter der sieben führenden Industrienationen (G7) bekräftigten die Solidarität ihrer Staaten mit Jelzin. Das teilte der japanische Vize-Außenminister Koichiro Matsuura nach einem Treffen der G7-Vertreter mit dem russischen Vize-Ministerpräsidenten Boris Fjodorow in Hongkong mit. Allerdings wurden keine neuen Finanzhilfen für Jelzin angekündigt. Mitglieder der G7 sind die USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Italien.

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Wertvolle Geschenke für das IOC Peking besticht durch Sinn für Kulturgüter

Weil es seit zwei Jahren den Bewerbern um Olympische Spiele verboten ist, sich das Wohlwollen der Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) durch wertvolle Geschenke zu sichern, ist Peking auf den Gedanken gekommen, das IOC in seiner Gesamtheit zu bedenken. Jedenfalls soll die IOC-Untersuchungskommission, die vor einer Woche Peking inspiziert hat, von der chinesischen Regierung zwei Vasen im Wert von je 40 000 Dollar spendiert bekommen haben. Doch das ist längst nicht alles. Das kommunistische Regime will dem IOC offenbar auch einen Terrakotta-Krieger schenken. Da paßt es gut, daß das IOC am 23. Juni in Lausanne sein Museum eröffnet und Präsident Samaranch glücklich ist über jedes Stück, das den fast 100 Millionen Mark teuren neuen Kultur-Tempel schmücken kann.

Terrakotta-Krieger gehören zu den kostbarsten Kulturschätzen Chinas, auch wenn die Einschätzung des Atlanta Journal etwas übertrieben scheint, daß ein Soldat der 1974 in der alten Kaiserstadt Xian gefundenen Terrakotta-Armee einen Wert von 100 Millionen Dollar repräsentiert. Die Figuren aus Ton und Bronze sind 2200 Jahre alt und sollten für alle Zeit das Grabmal des Kaisers Shih Huang Ti bewachen.

Bis zum Sonntag mochte in Atlanta niemand aus dem IOC Stellung beziehen zu dem, was da in der Samstagsausgabe des Atlanta Journal zu lesen stand. Andererseits waren erst wenige Olympier vor Ort, da ein Schneesturm über Georgia die pünktliche Anreise zu der von Montag an vorgesehenen Sitzung des Exekutivkomitees verhindert hatte. Auf jeden Fall handelt es sich ganz offensichtlich um eine sehr delikate Geschichte, die Pekings Kampagne um die Spiele 2000 Schaden zufügen wird. Die IOC-Führung wird sich gut überlegen müssen, ob sie solche Geschenke annehmen soll - und darf. dpa

Turnier in Key Biscayne unterbrochen Tornado fegt auch über den Tennisplatz

Auf der Tennisanlage in Key Biscayne galt der Ausnahmezustand. Eine Serie sogenannter Killer-Tornados verwandelte das Center, das seit Hurrican "Andrew" ohnehin stark beschädigt ist, in ein Sperrgebiet. Warnungen wie "Betreten verboten" und "Vorsicht Gefahr" prangten am Eingang, und der zweite Turniertag des Drei-Millionen-Dollar-Tennisturniers wurde aus Sicherheitsgründen komplett abgesetzt.

Der orkanartige Wind mit einer Geschwindigkeit von bis zu 90 Stundenkilometern machte selbst das Training unmöglich. Zahlreiche Spieler waren deshalb nicht nur arbeitslos, sondern mußten den ganzen Tag auch ohne Strom auskommen. Die Anlage glich einem Ort des Terrors: Bewaffnete Polizisten riegelten das Gelände ab, evakuierten alle Gebäude in Windeseile, und die Zelte, die noch standen, wurden durch Balken zusätzlich gesichert.

Die Veranstalter reagierten - zumindest zu Beginn - gelassen. Ein ausgefallener Tag sei kein Problem, so Turnierdirektor Butsh Buchholz, kritisch werde es erst danach. dpa

Schäfer und Daum ordneten ein Hier die Rückkehr, dort der Neuanfang

Karlsruhe - Stuttgart 1:1 (1:0)

Viel Kampf und Krampf prägten das baden-württembergische Bundesliga-Derby zwischen dem Karlsruher SC und dem VfB Stuttgart. Doch Winfried Schäfer und Christoph Daum stellten die guten Seiten ihrer Mannschaften weit über die negativen Leistungen. So verklärte sich das 1:1 (1:0) für KSC-Trainer Schäfer zur "Rückkehr zu unserem Offensiv-Fußball aus der Vorrunde".

Und sein Stuttgarter Kollege Daum hatte den "Neuanfang, zumindest vom Kämpferischen her" gesehen. Dabei sprechen 2:6 Punkte nach der Winterpause eine deutliche Sprache: Krisen sind nicht so einfach wegzudiskutieren oder zu überwinden.

Die "Rückkehr" des KSC dauerte vor 30 000 Zuschauern fast genau 25 Minuten. Zunächst zog Kirjakow seine Show ab, ließ Schäfer und Buchwald trickreich stehen und donnerte den Ball genau an den Innenpfosten und von dort aus zum 1:0 ins Tor (8. Minute), dann verwandelte Krieg um ein Haar direkt einen der vor der Pause acht Eckstöße (13.), und schließlich scheiterte Schütterle mit seinem Freistoß knapp an Immel (22.). Alles weitere aber war weit entfernt von den KSC-Herrlichkeiten dieser Saison, vielleicht weil Manfred Bender fehlte. Aber warum griff Schäfer zur Entschuldigung, daß er auch Wittwer und Metz vermißte - wo gerade Schuster und Klinge zu den Besseren zählten?

Christoph Daum relativierte immerhin: "Man kann deutlich sehen, wie schwer es ist, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Wir mußten am Anfang eine so nicht gewollte Abwehrschlacht liefern, aber letztlich ist die Mannschaft für ihre tolle Moral belohnt worden. Beim 0:1 dachten wir, jetzt geht die Seuche wieder los, und ich weiß nicht, was beim 0:2 geschehen wäre. Doch zur Pause haben wir auf Angriff gesetzt, und dann hatten wir auch unsere Chancen."

Dieses "wir" stand vor allem für Fritz Walter. Denn Buck profitierte nach Klinges einzigem Fehler von Walters Routine und schloß zum 1:1 (87.) ab. Schließlich kam der VfB-Coach aber zum Ergebnis: "Wir müssen noch eine Menge erledigen, ehe wir uns wieder nach oben orientieren können." Noch deutlicher wurde Manager Dieter Hoeneß: "Mit diesem Punkt ist noch nicht viel erreicht. Vielleicht ist damit die negative Tendenz gestoppt. Aber es war nicht so, daß man sagen kann, wir könnten stolz sein."

Auch Schäfers Ansichten wurden ein wenig relativiert - und es spricht für seine Mannschaft, daß die Selbstkritik aus ihren Reihen kam: "Es war das erste Mal nach der Winterpause, daß wir wenigstens 30 Minuten lang über den Kampf phasenweise zum Spiel gefunden haben", meinte der Ex-Stuttgarter Rainer Schütterle, "aber dies war ein verlorener Punkt. Und den müssen wir in Nürnberg wettmachen." dpa

Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Reich - Schütterle, Schmidt, Schmarow, Rolff, Klinge, Schuster - Krieg (68. Carl), Kirjakow.

Stuttgart: Immel - Buchwald - Schäfer, Strehmel - Buck, Strunz, Kögl, Gaudino (64. Knup), Sverrisson, Frontzeck - Walter.

Schiedsrichter: Löwer (Fürth).

Tore: 1:0 Kirjakow (8.), 1:1 Buck (86.).

Zuschauer: 30 000.

Gelbe Karten: Kirjakow, Rolff - Gaudino.

Leichtathletik-Hallenweltmeisterschaften im riesigen, ziemlich leeren Sky Dome von Toronto Versilberte Sprünge von Tiedtke und Henkel Gleiche Weite und Höhe mit den Siegerinnen Ilcu und Kostadinova / Haaf ausgeschieden

Deutschlands Leichtathleten sind alle sechs Titel los, die sie 1991 bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Sevilla gewonnen hatten. Nach den 13 Entscheidungen des Freitags und Samstags bei der IV. Hallen-WM in Toronto im trotz insgesamt 40 000 Zuschauern gähnend leeren Sky-Dome gab es für lediglich Olympiasiegerin Heike Henkel im Hochsprung und überraschend für die Berliner Weitspringerin Susen Tiedtke Silber.

Als letzte Sevilla-Siegerin mußte Heike Henkel ihren Titel abgeben, nachdem zuvor Geherin Beate Anders als Vierte medaillenlos geblieben war und Weitspringer Dietmar Haaf (Kornwestheim) schon in der Qualifikation hängengeblieben war. Die dreimalige Hallen-Weltmeisterin Christine Wachtel (Rostock) und die 4x400-m-Staffeln der Männer und Frauen waren vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gar nicht erst nominiert worden.

Die Siegesserie von Heike Henkel riß, während auch die Drei-Millionen-Stadt am Ontario-See vom Winter-Blizzard mit Schnee zugedeckt wurde. Die 28jährige verlor zum ersten Mal seit 1990 einen großen Wettbewerb, im übrigen den einzigen, der angesichts der Abwesenheit vieler Asse - beispielsweise waren nur neun Olympiasieger von Barcelona dabei - in einer zweitklassigen Veranstaltung von Besetzung und Leistung her erstklassig war. Mit der deutschen Jahresbestleistung von 2,02 m mußte sich die Leverkusenerin bei gleicher Höhe nur wegen der größeren Anzahl der Fehlversuche Stefka Kostadinowa beugen. "Ich bin nach den vielen Problemen in dieser Hallen-Saison mit Silber sehr zufrieden", sagte Heike Henkel. Die Bulgarin gewann zum dritten Mal nach 1987 und 1989 die Hallen- WM, ein Kunststück, das ihr über 1500 m der Ire Marcus O'Sullivan nachmachte.

"Das war der größte Erfolg meiner Laufbahn", freute sich Susen Tiedtke nach ihrem Silber-Sprung von 6,84 m, mit dem sie am Freitag nur wegen des schlechteren zweitbesten Versuchs gegenüber der Rumänin Marieta Ilcu Gold verpaßte. 24 Stunden später hatte die 24jährige Berlinerin noch einmal Grund zur Freude: Ihr amerikanischer Freund Joseph Greene wurde hinter dem kubanischen Weitsprung-Sieger Ivan Pedroso ebenfalls Vize-Weltmeister.

Beate Anders war mit Platz vier im 3000-m-Gehen und der deutschen Saison- Bestzeit von 11:57,14 Minuten zufrieden: "Die Weltspitze ist eben viel dichter geworden."

Den Sieg holte sich die Russin Jelena Nikolajewa mit der Welt-Jahresbestzeit von 11:49,73. Rußland sicherte sich zudem bei den Frauen, die USA bei den Männern die vom DLV kampflos abgegebenen Titel über 4x400-m.

Als schnellste der rund 630 Athleten aus 102 Ländern ließen sich über 60 m Gail Devers (USA) und Bruny Surin feiern. Nachdem er den langen Schatten von Doping-Sünder Ben Johnson abgeschüttelt hatte, meinte der Kanadier: "Alle Aufmerksamkeit hat Ben gegolten, das war mir gegenüber unfair. Aber jetzt weiß jeder, wer der schnellste Mann Kanadas ist."

Zu den positiven Leistungen im DLV- Team gehörten der vierte Platz der 31jährigen Dortmunderin Christina Mai über 3000 Meter, Rang sechs von Stabhochspringer Werner Holl (Stuttgart), der 5,65 Meter erreichte, nachdem er vor Wochenfrist den Deutschen Rekord auf 5,80 Meter geschraubt hatte, und der vierte Rang von Birgit Clarius (Ingolstadt) mit 4641 Punkten im Fünfkampf, einem Einladungswettbewerb der IAAF.

Der Berliner Nico Motchebon setzte seine eindrucksvolle Saison fort. Seit September ist der ehemalige Moderne Fünfkämpfer erst auf der 800-Meter- Strecke bei den Leichtathleten tätig und schon ereicht er das Finale bei einer Hallen-Weltmeisterschaft.

Ansonsten war die DLV-Bilanz reichlich trübe: Acht der 27 Disziplinen wurden mangels Klasse gar nicht erst besetzt, in weiteren fünf drang kein DLV- Starter bis in den Endkampf vor. dpa/sid

Firmen-Telegramm

Lopez kommt - zunächst nicht zu VW Der Automanager Jose Ignacio Lopez de Arriortua wird nicht wie geplant in einigen Wochen in den VW-Vorstand eintreten. Der 52jährige Vizepräsident von General Motors (GM) habe Volkswagen gebeten, seine geplante Tätigkeit in Wolfsburg in diesem Monat nicht aufnehmen zu müssen, teilen die Wolfsburger mit. Der bereits unterschriebene Vertrag trete vorläufig nicht in Kraft. "Diese Entscheidung ist auf anhaltende Interventionen von General Motors zurückzuführen", erklärt VW-Chef Ferdinand Piëch. Bayer macht Dralon-Betrieb dicht Der Chemiekonzern Bayer schließt am Standort Dormagen einen von zwei Dralon-Betrieben. Betroffen davon sind 230 Beschäftigte. Überwiegend sollen sie durch Frühruhestand das Unternehmen verlassen oder von anderen Betrieben übernommen werden. Primerica kauft Brokerhaus Shearson American Express hat seine Börsenmakler-Tochter Shearson Lehman Brothers für eine Milliarde Dollar an einen Ableger des Finanzkonzerns Primerica verkauft. Ausgenommen von dem Geschäft sind die Shearson-Sparten Research und Investmentbanken. Techniker Krankenkasse hält Ruhe Die Techniker Krankenkasse hält ihren Beitragssatz stabil bei elf Prozent.

Neuer Kassenarzt-Chef verlangt "mehr Markt" Schorre plädiert für Transparenz im Gesundheitswesen / Bundesvereinigung wechselt Spitze aus

KÖLN, 14. März (dpa/AP). Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hat am Wochenende in Köln ihre neunköpfige Führungsriege fast komplett ausgewechselt. Neuer KBV-Vorsitzender und damit oberster Vertreter der etwa 95 000 deutschen Kassenärzte wurde der Kölner Nervenarzt Winfried Schorre. Die Erneuerung des Vorstandes wurde als "Protestwahl" gegen die alte Spitze gewertet, der Versagen im Zusammenhang mit dem Gesundheitsstrukturgesetz von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) vorgeworfen wurde.

Die alte Spitze habe durch ihre "auf Ausgleich bedachte Politik, die ein Zugeständnis nach dem anderen gemacht" habe, den "Scherbenhaufen" mitzuverantworten, sagte Schorre. Die Ärzte hätten "auch einmal ein klares Nein" erwartet. "Ich stehe für eine reformerische Neugestaltung", sagte Schorre, der erst im Januar zum Chef der nordrheinischen Kassenärzte gewählt worden war.

Im Gesundheitswesen sei "mehr Markt" notwendig, sagte Schorre. So müsse über Regel- und Wahlleistungen, mehr Transparenz bei Preisen und Leistungen sowie Kostenerstattung gesprochen werden. Dabei sieht Schorre durchaus "konstruktive Ansatzpunkte" für Gespräche mit der Politik. Das Seehofer-Gesetz bezeichnete er allerdings als "grundsätzlich nicht akzeptabel".

Der bisherige KBV-Chef Ulrich Oesingmann, der bereits vor der Wahl seinen Verzicht auf den KBV-Vorsitz erklärt hatte, wurde als Beisitzer in den neuen KBV-Vorstand gewählt. Zweiter Vorsitzender der KBV-Vorstandes wurde der Vorsitzende der südbadischen Kassenärzte, der Allgemeinarzt Peter Schwoerer.

Der Präsident des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner (VdK), Walter Hirrlinger, rügte Ärzte, die notwendige Arzneien nicht verschreiben. In der Kölner Tageszeitung Express vom Wochenende sprach er von einer erschreckend hohen Zahl solcher Ärzte und berichtete: "Mir liegt eine Flut von Klagen vor, in denen sich insbesondere chronisch Kranke bitter über dieses verantwortungslose Verhalten der Ärzte beschweren."

Diese Medizinier hätten "Furcht um ihren gutgefüllten Geldbeutel". Das Argument, nur noch ein bestimmtes Budget für Medikamente zur Verfügung zu haben, sei unsinnig, weil die Gesundheitsreform das Verschreiben der notwendigen Mittel in keiner Weise beschränke. "Offenbar wollen die Götter in Weiß die Patienten nur gegen den Gesundheitsminister aufhetzen", sagte er.

Hirrlinger forderte, solchen Ärzten notfalls die Zulassung zu entziehen. "Patienten sollen die Ärzte den Krankenkassen melden, die das Verschreiben notwendiger Medikamente verweigern. Die Krankenkassen müssen diese Ärzte dann verwarnen. Ändern diese Verwarnungen nichts, müssen die Standesorganisationen notfalls die Zulassung entziehen."

Am Ende bejubelten sie Kirsten Große Taten und dann leise Töne

Leverkusen - Nürnberg 2:1 (1:0)

Bescheidenheit ist eine Tugend: Ulf Kirsten (27) kommentiert manchmal große Taten mit leisen Tönen. Der kantige Stürmer des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen schoß beim 2:1-(1:0)- Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg am Samstag nicht nur das entscheidende Siegtor (85.), sondern übernahm mit seinem zwölften Saisontreffer auch allein die Spitze der Torjägerliste. "Wichtig sind allein die Ziele der Mannschaft. Wenn ich dabei ganz nebenbei Torschützenkönig werde, wäre es schön", meinte Kirsten danach ungewohnt zurückhaltend.

Eigentlich hätte der gebürtige Leipziger gegen die harmlosen Gäste aus Franken mehrere Tore schießen müssen. Daß es "nur" zu einem reichte, hatten die Nürnberger Andreas Köpke zu verdanken. Der glänzend aufgelegte Schlußmann rettete allein in der ersten Halbzeit gegen den unermüdlich rackernden Nationalstürmer dreimal. "Ich hatte ein wenig Pech, auch beim Lattenschuß nach der Pause. Besser, wir erspielen uns die Chancen, als gar keine zu haben", sagte Kirsten. Aber auch Nationalkeeper Köpke konnte das Leverkusener Führungstor durch Vertrags-Amateur Uwe Stöver (16.), der den Ball aus 25 Metern an den Innenpfosten jagte, nicht verhindern.

Nach dem Ausgleich durch "Club"-Stürmer Dieter Eckstein (73.) schien sich das Auslassen der vielen Leverkusener Chancen (Köpke: "Die wollten uns einen Punkt schenken, doch wir wollten ihn nicht") zu rächen: Kirsten erlöste jedoch die 13 900 Zuschauer und seinen Trainer Reinhard Saftig, der später zugab: "Köpke war Weltklasse. Trotzdem hätten wir doch mehr Tore schießen müssen." Trainer- Kollege Willi Entenmann gestand neidlos zu: "Der Sieg war hochverdient." Denn immer wieder hatten die Rheinländer mit den besonders im Mittelfeld überforderten Nürnbergern Katz und Maus gespielt und sich dabei etliche klare Einschußchancen erarbeitet.

Einen kleine Haken hatte der Sieg allerdings: Es wurde wieder einmal über die Zukunft von Andreas Thom und Ulf Kirsten diskutiert. Denn ob das mit 22 Toren bisher erfolgreichste Angriffsduo der Liga zusammenbleiben wird, ist mehr als ungewiß. Tabellenführer Bayern München buhlt heftig um die Dienste von Kirsten, der bestätigte: "Ich werde mich mit den Bayern unterhalten. Italien hingegen ist derzeit uninterssant." Bayer-Manager Reiner Calmund zumindest ist zuversichtlich, daß beide ehemaligen DDR- Auswahlakteure auch in der nächsten Saison wieder für Leverkusen auf Torejagd gehen werden: "Wir sind beim Gehalt an unsere Schmerzgrenze gegangen und bieten eine sportliche Perspektive", sagte Calmund. Aber auch der clevere Manager weiß: "Wenn viel Geld geboten wird, muß die Transfersumme eben das Trostpflaster sein." dpa

Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer (46. Scholz), Hapal, Lupescu, Stöver, Hoffmann (71. Tolkmitt) - Thom, Kirsten.

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Kurz, Brunner - Oechler, Kramny (46. Fengler), Dorfner, Schwabl, Olivares - Eckstein, Wück (68. Rösler).

Schiedsrichter: Strampe (Handorf).

Tore: 1:0 Stöver (16.), 1:1 Eckstein (71.), 2:1 Kirsten (85.).

Zuschauer: 13 900.

Gelbe Karten: Foda, Hoffmann, Kirsten - Fengler, Dorfner.

Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Prag Frohe Gesichter nach zweifach gelungener Kür Rang sechs und sieben für Kielmann und Szewczenko / Titel an Bajul aus der Ukraine

Am Ende der Weltmeisterschaften in Prag war die Laune im Lager der Deutschen Eislauf-Union (DEU) glänzend. "Mit der Bilanz stehen wir unter den olympischen Wintersportverbänden gut da", resümierte DEU-Sportdirektor Peter Krick, dessen Athleten nach einer Rutschpartie in den Keller nun wieder in der Spur des Erfolges gleiten. Zum Aushängeschild ist dabei der Paarlauf geworden, in dem Mandy Wötzel/Ingo Steuer (Chemnitz) im ersten Anlauf bei Europa- und Weltmeisterschaften Silber gewannen. "Diese Medaille war nötig, damit wir wieder in den Statistiken auftauchen und etwas vorzeigen können", hofft Krick auf eine Signalwirkung und leichteres Spiel bei der Olympia-Nominierung. Schließlich müssen Eistänzer und Männer nach der Nichtberücksichtigung von 1992 auch 1994 um ihre Teilnahme an den Winterspielen in Lillehammer bangen.

Die deutsche Auswahl plazierte sich gar in der Endabrechnung vor den USA, die erstmals seit 30 Jahren kein Edelmetall gewann. Dafür machten ihre nordamerikanischen Nachbarn aus Kanada von sich reden: Isabelle Brasseur/Lloyd Eisler gewannen Paarlauf-Gold, während der nun viermalige Weltmeister Kurt Browning und Elvis Stojko sogar für einen Doppel-Erfolg bei den Männern sorgten. Angeführt von Maja Usowa/ Alexander Schulin holten russische Eistanzpaare alle drei Medaillen.

Ende gut, alles gut, lautete das Motto des Frauen-Duos der DEU. Freudentränen kullerten bei Marina Kielmann und Tanja Szewczenko, nachdem sie noch auf Platz sechs und sieben aufgestiegen waren. "Es war meine beste Kür in diesem Winter", urteilte die EM-Dritte Marina Kielmann, die dennoch mit ihrem Schicksal haderte. Ein Patzer beim Doppel-Axel im Technikprogramm hatte sie auf Rang zehn zurückgeworfen. "Vielleicht bin ich nur wegen eines Sprunges nicht aufs Treppchen gekommen", sinnierte die 25jährige Dortmunderin.

Zur "Kronprinzessin" wurde in diesem Winter Tanja Szewczenko, die ohne Umwege in die Weltspitze sprang. "Das muß ich alles erst einmal verarbeiten", sagte die 15 Jahre junge Düsseldorferin, die zuvor bei der Junioren-WM Dritte und bei der EM Vierte geworden war. Die Gefahr, durch den plötzlichen Erfolg den Boden unter den Füßen zu verlieren, sieht sie nicht: "Ich habe keinen Grund abzuheben oder überheblich zu sein. Andere können Tennis spielen oder schnell schwimmen, ich kann eben Eislaufen."

Andererseits ist sich Tanja Szewczenko ("Angst habe ich nie") ihrer Stärke bewußt. "Wenn die Zeit gekommen ist, greife ich jeden an", sagt sie. Dies gelte für die fast gleichaltrige Sensations-Weltmeisterin Oksana Bajul (Ukraine) ebenso wie für Katarina Witt, die im olympischen Winter '94 ihr Comeback feiern will. Die Doppel-Olympiasiegerin aus Berlin war im übrigen von ihren Nachfolgerinnen und künftigen Rivalinnen begeistert. "Toll, was die bringen", anerkannte Kati Witt (27) neidlos. dpa

Konjunktur nicht kaputtreden Handwerkspräsident warnt Bonn / Verhaltener Messe-Start

MÜNCHEN (dpa/ap). Vorsichtiger Optimismus im deutschen Handwerk prägte die Stimmung zu Beginn der Internationalen Handwerksmesse in München. Branchenpräsident Heribert Späth warnte davor, die Konjunktur kaputtzureden. "Im Handwerk behält die Zuversicht die Oberhand", meinte er. So werde auch für 1993 mit einem realen Umsatzwachstum von einem Prozent und einer Ausweitung der Arbeitsplätze von derzeit 4,8 Millionen um ebenfalls etwa ein Prozent gerechnet. In der gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Lage müsse die Politik aber auf neue Leistungsgesetze wie die Pflegeversicherung verzichten.

Der Bonner Regierung warf Späth Versäumnisse vor und forderte sie auf, endlich zu handeln. "Etwas muß getan werden, wenn das Beben in unserer Gesellschaft nicht Schlimmeres anrichten soll, als bereits geschehen. Denn schlimm genug ist die immer häufiger anzutreffende Meinung, wonach die ,politische Klasse&rquote; eine Bande von Raubrittern, die Solidargemeinschaft ein geplünderter Selbstbedienungsladen und unser Land eine Wüste der Intoleranz und Raffgier sein soll!"

Auf der Handwerksmesse zeigen 1562 Aussteller und 457 zusätzlich vertretene Unternehmen aus 36 Staaten bis zum 21. März ihre Angebote auf dem 137 000 Quadratmeter großen Messegelände. Drei Viertel der Ausstellungsfläche sind für Ausrüstungsgüter reserviert, ein Viertel für den Absatz des gestaltenden Handwerks. Die Messe steht unter dem Motto "Handwerk ohne Grenzen".

Am ersten Tag lief die Schau etwas zögerlich an, was ein Messesprecher vor allem auf das schöne Wetter zurückführte. Für das Auftaktwochenende wurde jedoch trotzdem mit einer Besucherzahl von rund 60 000 gerechnet. Das ist zwar etwas weniger als vor einem Jahr, die Veranstalter sind dennoch zufrieden mit dem gestiegenen Anteil der Fachbesucher. Dieser habe sich um sieben Prozentpunkte erhöht und liege jetzt bei etwa zwei Dritteln. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr als 325 000 Gäste gezählt.

Ferner machte der Messesprecher eine leicht abgeschwächte Investitionsneigung aus. Der Rückgang sei jedoch nicht dramatisch. Die Bereitschaft, Folgeaufträge zu erteilen, liege weiterhin exakt auf Vorjahreshöhe.Linienbus stürzte in Fluß

MADRID, 14. März (dpa). Bei einem schweren Busunglück sind am Wochenende in Spanien sechs Fahrgäste umgekommen und 35 zum Teil schwer verletzt worden. Laut Angaben der Behörden kam der Linienbus Granada-Malaga bei regennasser Fahrbahn vor einer Brücke über den Guadalmedina-Fluß bei Malaga von der Straße ab und stürzte 25 Meter tief in den Fluß.

Mehrere der verletzten Fahrgäste sagten hinterher bei der Polizei aus, der Fahrer, der zu den Todesopfern zählt, sei am Steuer eingeschlafen oder ohnmächtig geworden. Zwei Mitfahrer versuchten noch, ins Steuer zu greifen und den Bus unter Kontrolle zu bringen, bevor er eine kleine Zementmauer sowie die Leitplanke durchbrach und den Abhang hinunterraste. Der Bus wurde völlig zertrümmert.

Unter den Toten und Verletzten waren keine Ausländer.

SPD ist für Tiergarten-Tunnel

BERLIN, 14. März (dpa). Die Berliner SPD hat dem umstrittenen Autotunnel unter dem Parlaments- und Regierungsviertel im Tiergarten am Samstag mit großer Mehrheit zugestimmt. Der SPD- Landesparteitag stellte sich am Wochenende damit hinter den Beschluß der Fraktion, das Projekt durch das Land Berlin vorzufinanzieren, damit die Termine für die Baumaßnahmen eingehalten werden können.

Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Ditmar Staffelt erklärte, es sei von "zentraler Bedeutung", daß sich die Bundesregierung sowie die Konzerne Daimler Benz und Sony bei ihren geplanten Bauvorhaben nicht länger auf die ungeklärte Haltung Berlins in der Tunnel-Frage herausreden könnten. Der Tunnel sei für den Hauptstadtausbau erforderlich. Gegner des Projekts stellten dies in Frage und warnten vor einem "Rückfall in die Verkehrspolitik der 70er Jahre".

Tote bei Beben auf Futuna

NOUMEA, 14. März (dpa). Ein Erdbeben auf der französischen Pazifikinsel Futuna hat in der Nacht zum Samstag drei Menschen das Leben gekostet. Das Beben, das eine Stärke von 6,3 auf der Richterskala erreichte, brachte zahlreiche Häuser zum Einsturz. Ganze Straßenabschnitte versanken im Meer oder wurden von Felsbrocken verschüttet. Auf der nur 96 Quadratkilometer großen Insel leben 4500 Menschen, auf einem schmalen Küstenstreifen konzentriert.

Zwei Militärflugzeuge vom Typ "Transall" brachten vom 2000 Kilometer entfernten französischen Archipel Neu-Kaledonien außer Hilfsgütern auch große Mengen Sprengstoff, um die verschütteten Straßen wieder freizubekommen. Futuna und die Nachbarinsel Wallis bilden das Französische Gebiet Südpazifik.

Deutsche Ringermeisterschaften im griechisch-römischen Stil in Mülheim Scherer ließ noch einmal die Muskeln spielen Neunter Titel für den Altmeister / Nachwuchskämpfer empfahlen sich für höhere Aufgaben

Markus Scherer (30) aus Schifferstadt, der seine Ringerstiefel bereits an den Nagel gehängt hatte, ließ bei den 80. Deutschen Meisterschaften im griechisch-römischen Stil in Mülheim noch einmal seine Muskeln spielen. Mit einer taktisch cleveren Vorstellung sicherte sich der Europameister von 1989 am Sonntag vor 1000 Zuschauer im Fliegengewichts-Finale seinen neunten nationalen Titel.

Ähnliche Überraschungen gab es in den anderen Kategorien nicht. Die fünf Vorjahresgewinner, Papiergewichtler Frank Heinzelbecker (Wiesental) - bezwang den Olympia-Vierten Fuat Yildiz (Goldbach) mit 7:0 Punkten -, Jannis Zamanduridis (Mömbris/Königshofen/ Leicht), Erik Hahn (Frankfurt/Oder/Welter), Thomas Zander (Aalen/Mittel) und der Superschwere Raymund Edfelder (Bad Reichenhall) setzten sich durch.

"Auch wenn mit Olympiasieger Maik Bullmann und Ex-Weltmeister Claudio Passarelli zwei Top-Athleten fehlten, haben wir sehr guten Ringkampfsport gesehen", befand Bundestrainer Lothar Ruch. Mit Wohlwollen registrierte er vor allem die Tatsache, daß einige Nachwuchskämpfer auf sich aufmerksam machten und sich für künftige internationale Aufgaben anboten. Zu den Entdeckungen zählte er die Zweitplazierten Juri Kohl (Köllerbach/Fliegen) und Oliver Thomas (Welter), Adam Juretzko (Leicht) sowie die Finalisten im Bantamgewicht, Meister Olaf Brandt (alle Witten) und Jan Ulbrich (Mömbris/Königshofen).

Die Genannten, von denen keiner älter als 22 Jahre ist, werden in 14 Tagen beim "Großen Preis" in Koblenz, dem abschließenden Qualifikations-Wettkampf für die Europameisterschaft im Mai in Istanbul, erneut auf der Matte stehen. Markus Scherer verzichtet auf weitere Bewährungsproben. "Meine internationale Laufbahn ist beendet, mir fehlt die Motivation", sagte der Olympia-Zweite von 1984. In Mülheim habe er nur gerungen, weil er Lust hatte und sich sehr wohl fühle.

Für den "Großen Preis" rechnet Ruch auch wieder mit Bullmann (grippeerkrankt) und Passarelli (verletzt). Gleichzeitig erwartet er von seinem zweiten olympischen Medaillengewinner von Barcelona, Rifat Yildiz aus Goldbach, eine deutliche Leistungssteigerung. Der zweimalige Weltmeister im Bantamgewicht stieg ein Limit höher und unterlag im Viertelfinale Torsten Schlonske (Frankfurt/Oder) sensationell nach gut drei Minuten mit 0:15 Punkten. Für den Olympia-Zweiten Yildiz blieb nach fünf Titeln in Folge nur der dritte Rang. dpa

Für Somalia weniger gegeben

ADDIS ABEBA, 14. März (dpa). Die westlichen Geberländer haben den Vereinten Nationen Hilfen in Höhe von 130 Millionen US-Dollar (215 Millionen Mark) für den Wiederaufbau im Bürgerkriegsland Somalia zugesagt. Nach Abschluß einer dreitägigen Konferenz in Addis Abeba blieben sie damit allerdings um 40 Millionen Dollar (65 Millionen Mark) unterhalb der Summe, die die UN bis Ende des Jahres für nötig gehalten hatte.

Die Geberstaaten wollten damit zusätzlichen Druck auf die Teilnehmer der Somalia-Friedenskonferenz ausüben, die am heutigen Montag in der äthiopischen Hauptstadt eröffnet werden soll. An dem Treffen sollen die Chefs der 14 Bürgerkriegsmilizen sowie 200 einzelne Persönlichkeiten teilnehmen.

Mit der Friedenskonferenz soll der Bürgerkrieg offiziell für beendet erklärt und die Weichen für den Wiederaufbau des Landes gestellt werden.

Nach der Doping-Sperre Schwimmerin Strauß absolvierte Trinktest

Vor einem Jahr tappte sie in die Falle der Doping-Fahnder - von einem außergewöhnlichen "Trink-Test" verspricht sie sich nun den Beweis ihrer Unschuld: Unter strengster Geheimhaltung hat sich die Magdeburger Schwimmerin Astrid Strauß Ende Februar der mehrfach verschobenen Quarantäne-Untersuchung in der Singener Klinik von Prof. Hans Kuno Kley unterzogen. Das hat die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Wochenende aus zuverlässigen Quellen erfahren.

Auf Anfrage versicherte der Dopingbeauftragte und Vizepräsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Jürgen Medla, am Sonntag: "Die Quarantäne hat bereits in der Woche vom 22. bis 27. Februar stattgefunden." Mit der Simulation will die 24 Jahre alte Ex-Weltmeisterin eine Erklärung dafür liefern, daß ihr ungewöhnlich hoher Testosteron/Epitestosteron-Quotient (12,8) bei einer freiwilligen Dopingkontrolle am 10. März 1992 allein auf den Genuß von Alkohol zurückzuführen ist. Die Proben aus der anerkannten Kley-Klinik werden derzeit in zwei unabhängigen internationalen Labors in Paris und London analysiert. Nach Vorlage der Laboranalysen, so Medla, werde man entscheiden, "ob eventuell noch eine B-Probe in einem anderen Institut" angebracht erscheint. Das sei davon abhängig, wie die Werte unter Quarantäne-Bedingungen aussehen.

Wie am Wochenende ebenfalls bekannt wurde, hatte sich die frühere Europameisterin und Weltrekordlerin schon im Herbst 1992 einem vereinsinternen Test unterzogen. Henneberg erklärte, dabei sei nach entsprechendem Alkoholgenuß ein Quotient von 14,7 festgestellt worden.

Astrid Strauß hatte sich im Vorjahr wegen einer sechsmonatigen DSV-Sperre nicht für die Olympischen Spielen in Barcelona qualifizieren können. dpa

Künstlicher Wind in Paris Energie-Vergeudung durch Hallen-Surfen

Beim Surf-Spektakel unter dem Dach war Robby Naish endlich wieder einmal obenauf. "Ich hatte zwar Kopfschmerzen, aber die bombastische Stimmung in der Halle hat mich alles vergessen lassen", sagte der Profi aus Hawaii nach seinem Slalom-Erfolg beim mit 200 000 Dollar dotierten "Indoor-Cup" im Palais Omnisport von Paris-Bercy. 10 000 Besucher brachten umgerechnet 700 000 Mark in die Kassen der Professional Board Sailors Association (PBA). "Die Kosten relativieren den Umsatz recht schnell", meinte PBA-Präsident Christian Herles.

Alleine mit dem Stromverbrauch für eine Stunde Hallen-Windsurfen ließe sich ein etwa 1000 Einwohner zählendes Dorf ein Jahr lang mit Energie versorgen. Nicht nur die zwölf Ventilatoren für den Wind benötigen Strom, auch die drei Millionen Liter Wasser im Pool mußten angenehm beheizt werden. Die Turbinen produzierten ein Lüftchen bis maximal fünf Windstärken. Der Pool ist gerade einmal 80 Meter lang und 30 Meter breit.

Beste Deutsche beim zweitägigen Windsurfen der etwas anderen Art war Jutta Müller (Roxheim) als Zweite im Slalom vor Nathalie Siebel (Konstanz). dpa

Kurz gemeldet: Arabisches Kind erlag Schußwunden

JERUSALEM, 14. März (dpa). Israelische Soldaten haben in Hebron eine dreijährige Palästinenserin getötet. Die Soldaten hatten nach Angaben des israelischen Rundfunks am Samstag auf das Auto des Vaters gefeuert, nachdem dieser sich geweigert hatte, anzuhalten. Das dabei verletzte Kind wurde noch in ein Krankenhaus eingeliefert, erlag dort aber seinen schweren Verletzungen. Massengrab in Algerien gefunden ALGIER, 14. März (Reuter). Mehr als 30 Jahre nach Ende des Unabhängigkeitskrieges gegen Frankreich ist ein Massengrab mit den Überresten von 50 algerischen Rebellen gefunden worden. Überlebende berichteten, die Ermordeten seien damals nach Tunesien unterwegs gewesen, um Waffen zu holen, als sie von französischen Soldaten getötet und in Beni Mezline verscharrt worden seien. Senegals Präsident bestätigt DAKAR, 14. März (AFP). Bei den Präsidentschaftswahlen in Senegal ist der bisherige Amtsinhaber Abdou Diouf von der Sozialistischen Partei mit 58,4 Prozent der abgegebenen Stimmen wiedergewählt worden. Die Opposition warf der Regierung Wahlbetrug vor. Minister in El Salvador zurückgetreten SAN SALVADOR, 14. Februar (dpa). Der Verteidigungsminister des mittelamerikanischen Staates El Salvador, Rene Emilio Ponce, ist zurückgetreten. Er war seit 1989 im Amt. Politische Kreise vermuteten, daß der Rücktritt mit schweren Verletzungen von Menschenrechten im Zusammenhang stehen könnte.

Überfall auf Geldtransport

STUTTGART, 14. März (dpa). Rund eine Million Mark hat ein Unbekannter am Samstag in Stuttgart bei einem Überfall auf einen Geldtransporter erbeutet. Überrumpelt wurden ein 31jähriger Fahrer, der mit den Tageseinnahmen eines Baumarktes zu seinem Wagen ging, und seine 22jährige Kollegin. Von dem bewaffneten Täter fehle jede Spur, teilte die Polizei mit.

Auftakt der Formel-1-WM in Kyalami (Südafrika) ,Erhebender Moment' für Prost Sieg beim Comeback / Schumacher ausgeschieden / Fünf im Ziel

Der dreimalige Weltmeister Alain Prost (Frankreich) feierte am Sonntag beim Großen Preis von Südafrika in Johannesburg nach über einjähriger Abstinenz eine glanzvolle Rückkehr in die Formel 1 und sicherte sich überlegen vor seinem "Erzfeind" Ayrton Senna (Brasilien) den 45. Grand-Prix-Sieg seiner Laufbahn. Für den Kerpener Michael Schumacher hingegen endete der Saisonauftakt in seinem Benetton-Ford bereits in der 40. von 72 Runden. An dritter Stelle liegend, ließ sich der Senkrechtstarter des Vorjahres auf eine ebenso ungestüme wie verhängnisvolle Attacke mit Senna ein, aus der er nach einem Dreher mit abgestorbenem Motor als frustrierter Verlierer hervorging. "Ich war schneller als Senna, doch er hat mit nicht astreinen Mitteln zugemacht. Da konnte ich nicht mehr bremsen", schimpfte Schumacher. Senna konterte: "Es war eine normale Rennsituation. Ich hatte Glück, er Pech."

Als lachender Dritter fuhr daher der britische Ligier-Renault-Pilot Mark Blundell durch das Ziel. Nachdem in der Schlußphase ein heftiges Gewitter niedergegangen war und die Strecke in eine Rutschbahn verwandelt hatte, erreichten nur fünf Wagen das Ziel. Christian Fittipaldi (Brasilien) wurde auf Minardi-Ford Vierter vor dem Finnen J. J. Lehto, der damit dem Schweizer Sauber-Rennstall mit dem Mercedesstern auf der Verkleidung gleich bei der WM-Premiere zwei Punkte bescherte.

Der Mann des Tages aber war vor über 120 000 Zuschauern auf dem Kyalami- Kurs Alain Prost. "Es ist ein erhebender Moment und ein tolles Gefühl, solch ein Comeback zu feiern", sagte der 38jährige Williams-Pilot, dessen letzter Grand-Prix- Sieg zweieinhalb Jahre zurückliegt. Der Grand-Prix-Rekordgewinner machte seinem Ruf als "Rennfuchs" und WM-Favorit alle Ehre. Ein Drittel des Rennens bot er sich mit Senna und Schumacher den erwartet spannenden Dreikampf mit atemberaubenden Duellen, ehe ihm in der 24. Runde bei der sechsten Attacke das entscheidende Überholmanöver gegen Senna gelang.

Kurz nach Prost zog auch Schumacher an Senna vorbei. Beim anschließenden Reifenwechsel aber war er eine Sekunde langsamer als Senna und fiel wieder auf den dritten Platz zurück. 15 Runden hielt er es im Windschatten des Brasilianers, dem in seinem McLaren-Ford Probleme mit der Hydraulik zu schaffen machten. Dann wagte der Deutsche die folgenschwere Attacke. Er versuchte, vor einer Kurve innen an dem Brasilianer vorbeizuziehen. Doch Senna machte "dicht", Schumacher drehte sich um die eigene Achse und "murkste" dabei den Motor ab. Als sieben Runden später auch Vize- Weltmeister Riccardo Patrese (Italien) von der Piste rutschte, war das Benetton- Debakel beim Saisonauftakt perfekt.

Beim zweiten Saison-Rennen in zwei Wochen in Brasilien droht den beiden Formel-1-Galionsfiguren Senna und Prost allerdings die unliebsame Rolle des Zuschauers. Senna verbindet mit McLaren bislang nur ein Handschlagabkommen, denn seine 15-Millionen-Dollar-Forderung als Gage für diese Saison liegt noch meilenweit über den Vorstellungen von McLaren-Chef Ron Dennis. Und Prosts weiteres Schicksal entscheidet sich am 18. März, wenn sich der Franzose in Paris vor dem Schiedsgericht des Weltsportverbandes FISA für sein kritisches Interview in der Zeitschrift "Autoplus" verantworten muß. In dem Artikel hatte er sich über den politischen Filz zwischen Geld und Macht in der Formel 1 beklagt.

Eisschnellaufen Gunda Niemann klare Weltcup-Siegerin

Die 26jährige Erfurterin Gunda Niemann setzte am Sonntag ihre Siegeserie im Eisschnellauf-Weltcup fort. Die Weltmeisterin und zweimalige Olympiasiegerin gewann am zweiten Tag des Saison- Finales in Heerenveen das 1500-Meter- Rennen in der neuen Bahnrekordzeit von 2:02,79 Minuten und kam damit bereits zum vierten Sieg auf dieser Strecke im Weltcup. Damit sicherte sich die Bibliothekarin ungeschlagen den Weltcup-Gesamterfolg auf dieser Distanz. Schon am Vortag hatte Gunda Niemann auch über 3000 Meter die Konkurrenz düpiert.

Der Berliner Peter Adebergsicherte sich in 1:53,67 Minuten Platz drei und belegt damit auch in der Endabrechnung des Weltcups wie 1992 Rang drei. Tagessieger in Heerenveen wurde der norwegische Weltrekordler Johan Olav Koss.

Zuvor hatte es über 500 Meter ebenfalls Favoritensiege gegeben. Bei den Männern holte sich der Newcomer der Saison, Sergej Klewschenja (Rußland), den Sieg in 36,54 Sekunden vor Dan Jansen (USA/36,69), der den Gesamtweltcup vor Klewschenja für sich entschied.

Bei den Frauen war erneut die chinesische Weltmeisterin Qiaobo Ye nicht zu schlagen. Mit 39,98 Sekunden unterbot sie wie schon am Vortag erneut als einzige Läuferin die 40-Sekunden-Marke und gewann so auch den Gesamtwelt-Weltcup vor Olympiasiegerin Bonnie Blair. dpa

Weltcup der Reiter in Dortmund

Nur Hafemeister lag

vor jungem Beerbaum

Zum Abschluß des 41. Internationalen Dortmunder Westfalenhallen-Turniers trumpften die deutschen Springreiter auf. Dirk Hafemeister aus dem niedersächsischen Fürstenau sicherte sich am Sonntag mit seinem elfjährigen westfälischen Fuchswallach Priamos das Weltcupspringen und feierte nach 1989 - ebenfalls in Dortmund - den zweiten Weltcupsieg seiner Laufbahn überhaupt. Dabei gewann er im Stechen gewissermaßen um "Nasenlänge" vor dem erst 22jährigen Markus Beerbaum, dem mit dem elfjährigen Fuchswallach Poker nur 0,25 Sekunden zum Sieg fehlten.

Vor 5000 Zuschauern blieben die Schweizer Vorjahressiegerin Leslie McNaught-Mändli mit Pirol und Otto Becker (Warendorf) mit Ascalon im einmaligen Stechen auf den nächsten Plätzen ebenfalls fehlerfrei. Nach dem Doppelerfolg herrschte große Freude im deutschen Reiterlager. Vor allem Olympiasieger Ludger Beerbaum strahlte übers ganze Gesicht: "Das ist doch Spitze, wie mein Bruder Markus geritten ist. Und über meinen einen Fehler im Normalumlauf kann ich mich nicht ärgern, denn meine Stute Ratina ist gut gegangen."

Die deutschen Springreiter waren beim Dortmunder Turnier erst gegen Ende "aufgewacht". Nach Tagen der Erfolglosigkeit war Ludger Beerbaum am Samstag mit Rush On zu zwei Siegen geritten, hatte dabei auch das Championat von Dortmund für sich entschieden, was Bundestrainer Herbert Meyer zu der Feststellung veranlaßte: "Endlich ist der Faden gerissen."

Die erfolgsverwöhnten deutschen Dressurreiter starteten ebenfalls vielversprechend in die neue Saison: Beim ersten Gipfeltreffen des Jahres siegten im Grand Prix und im Grand Prix Special, den beiden schwersten Prüfungen des internationalen Dressursports, die Olympia-Silbermedaillengewinnerin Isabell Werth (Rheinberg) mit Gigolo vor Monica Theodorescu (Sassenberg) mit Grunox, die ebenfalls zum Goldteam in Barcelona gehört hatte. Die andern beiden des Erfolgsquartetts, Nicole Uphoff und Klaus Balkenhohl, hatten ihren besten Pferden Rembrandt und Goldstern in Dortmund noch Schonung auferlegt.

Hinter den beiden Erstplazierten in der Dressur, deren Leistungen die Richter mit stattlichen Punkten belohnten, zeigten Sven Rothenberger (Bad Homburg) mit Andiamo, Heike Kemmer (Berlin) mit Golo und Karin Rehbein (Hamburg) mit Donnerhall, daß sie ebenfalls zur absoluten Spitze in Europa gehören. dpa

Biathlon-Weltcup in Östersund Staffelsieg für die deutschen Skijäger

Die deutschen Skijäger erweiterten am Sonntag ihre Trophäensammlung. Im schwedischen Östersund gewannen die Ruhpoldinger Ricco Groß und Jens Steinigen sowie die Oberhofer Mark Kirchner und Sven Fischer die vorletzte Weltcup-Staffel über 4 x 7,5 km in 1:24:37,1 Stunden trotz zweier Strafrunden nach hartem Kampf knapp vor Weißrußland (1:25:00,8/0) und Weltmeister Italien (1:25:14,1/0).

Bereits in den Einzelkonkurrenzen hatten die deutschen Biathleten erfolgreich Jagd auf Weltcup-Punkte gemacht. Nach seinem Sieg am Donnerstag über 20 km erhielt sich der Oberhofer Olympiasieger Mark Kirchner mit dem zehnten Platz im 10-km-Sprint die Chance auf den Gewinn des Gesamtweltcups. Noch besser als Kirchner waren am Samstag dessen Vereinskamerad Sven Fischer als Dritter in 30:59,9 Minuten mit einer Strafrunde sowie der Ruhpoldinger Jens Steinigen (31:02,5/2) auf Platz vier. Der Sieg ging an Jon Age Tyldum aus Norwegen. dpa

Tennisturnier in Key Biscayne Nach dem Sturm wirbelte Steffi Graf

24 Stunden nach dem "Jahrhundertsturm" über Florida wirbelten Steffi Graf und Anke Huber beim mit drei Millionen Dollar dotierten Tennisturnier in Key Biscayne in die dritte Runde. Die Brühlerin deklassierte am Sonntag die 16 Jahre alte Chanda Rubin (USA) in nur 50 Minuten 6:2, 6:1, Anke Huber bezwang Bettina Fulco-Villella (Argentinien) 6:3, 6:2 - und beide waren sichtlich froh, daß die Veranstaltung endlich los ging. Der zweite Turniertag am Samstag hatte aus Sicherheitsgründen komplett abgesetzt werden müssen. "Verglichen mit gestern war es heute wunderschön", sagte Steffi Graf, "ich habe ordentlich gespielt, nur mit dem Aufschlag war ich nicht zufrieden." Boris Becker und Michael Stich nutzten die Zwangspause unterdessen zum längst fälligen Versöhnungsgespräch. Sie sprachen sich aus, beendeten den Daviscup-Zwist und trainierten vor ihren ersten Einzelauftritten sogar zusammen. Becker traf in der Abendveranstaltung (Spiel erst nach Redaktionsschluß beendet) auf den Italiener Gianluca Pozzi, Stich muß sich erst am heutigen Montag mit Rodolphe Gilbert aus Frankreich auseinandersetzen. Die Ruhe nach den sogenannten "Killertornados" war allerdings trügerisch. Temperaturen von nur zehn Grad und sehr starker Wind machten Tennis teilweise zum Lotteriespiel. Auch Steffi Graf hatte mehr Probleme mit dem Wetter als mit ihrer Gegnerin aus Louisiana. Vor allem ihr hoher Ballwurf beim Aufschlag bereitete ihr Schwierigkeiten. Die 23jährige verlor im ersten Satz gleich zweimal ihren Aufschlag, aber die Amerikanerin brachte ihr Service kein einziges Mal durch.

Steffi Graf spielte intelligentes Tennis mit viel Schnitt und nutzte so den Wind zu ihrem Vorteil, während die gerade geschlagenen Bälle der Weltranglisten-88. Chanda Rubin meist weit ins Aus segelten. Die Olympia-Zweite mußte auch im zweiten Durchgang einmal zum 1:1 ihr Service abgeben, kam aber mit den schlechten äußeren Bedingungen besser zurecht. "Ich habe heute morgen schon um 8.30 Uhr trainiert. Da war es viel kälter. Gestern war Spielen allerdings unmöglich. Bei mir zu Hause in Boca Raton hatten wir sogar Stromausfall", sagte die Badenerin. Ihre nächste Gegnerin wird in der Begegnung zwischen Nicole Arendt (USA) und der Niederländerin Brenda Schultz ermittelt.

Auch Anke Huber bot auf Platz fünf eine nahezu tadellose Leistung. Die wieselflinke Karlsdorferin hetzte die schwerfällige Argentinierin von einer Ecke in die andere und nickte immer wieder zufrieden mit dem Kopf. Von den Rückenproblemen, die sie in den vergangenen Wochen geplagt hatten, war jedenfalls nichts zu sehen.

"Das war genau der richtige Auftakt für mich", sagte die 18jährige, die in der Runde der letzten 32 gegen die Gewinnerin der Begegnung zwischen Miriam Oremans (Niederlande) und Sabine Hack (München) spielt. dpa

SPANIEN

SPANIEN, FC Sevilla - Espanol Barcelona 1:1, Atletico Osasuna - Real Saragossa 1:0, Real Sociedad San Sebastian - Athletic Bilbao 1:0, Real Madrid - CD Logrones 2:2, FC Barcelona - Deport. La Coruna 3:0, Sporting Gijon - Atletico Madrid 2:1, Rayo Valecano - Oviedo 2:2, Celda di Vigo - FC Cadiz 1:0, Real Burgos - Albacete 0:0. - Tabellenspitze: 1. FC Barcelona 40:12 Punkte, 2. Real Madrid 39:13, 3. Deportivo La Coruna 37:15.

Hallen-Leichtathletik-Weltmeisterschaften im riesigen Sky Dome von Toronto Silbermedaillen für Henkel, Tiedtke und Storp Reynolds feierte nach zweijähriger Dopingsperre goldenes Comeback / Bronze für Motchebon

Drei Silbermedaillen durch Heike Henkel im Hochsprung, Susen Tiedtke im Weitsprung und Stephanie Storp im Kugelstoßen waren bei den Hallen-Weltmeisterschaften am Wochenende die hochkarätigste Ausbeute von Deutschlands Leichtathleten, die in Toronto alle sechs vor zwei Jahren in Sevilla gewonnenen Titel verloren. Den größten Coup aber landete eigentlich der Berliner Nico Motchebon. Bei seinem ersten internationalen Härtetest gewann der Exmeister im modernen Fünfkampf in 1:48,15 Minuten die Bronzemedaille über 800 m. Den einzigen Hallenweltrekord in dem trotz insgesamt 60 000 Zuschauern in drei Tagen gähnend leeren Sky-Dome stellte am Sonntag die Ukrainerin Inessa Krawets mit 14,47 m im Dreisprung auf.

Als letzte Sevilla-Siegerin mußte Heike Henkel ihren Titel abgeben, nachdem zuvor Geherin Beate Anders als Vierte medaillenlos geblieben war und Weitspringer Dietmar Haaf (Kornwestheim) schon in der Qualifikation versagt hatte. Die dreimalige Hallen-Weltmeisterin Christine Wachtel (Rostock) und die 4 x-400-m- Staffeln der Männer und Frauen waren vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gar nicht erst nominiert worden.

Die Siegesserie von Heike Henkel riß, als am Samstag auch die Drei-Millionen- Stadt am Ontario-See vom Winter-Blizzard mit Schnee eingedeckt wurde. Die 28jährige verlor zum ersten Mal seit 1990 einen großen Wettbewerb, im übrigen den einzigen, der angesichts der Abwesenheit vieler Asse in einer zweitklassigen Veranstaltung von Besetzung und Leistung her erstklassig war. Mit der deutschen Jahresbestleistung von 2,02 m und damit ihrer Siegeshöhe von Barcelona mußte sich die Leverkusenerin bei gleicher Höhe Stefka Kostadinowa beugen. "Ich bin nach den vielen Problemen in dieser Hallensaison mit Silber sehr zufrieden", sagte Heike Henkel.

Die Bulgarin gewann zum dritten Mal nach 1987 und 1989 die Hallen-WM, ein Kunststück, das ihr über 1500 m der Ire Marcus O'Sullivan nachmachte. Noch besser allerdings der Russe Michail Schennikow im 5000-m-Gehen. Der 25jährige hatte auch 1991 gewonnen und holte sich damit zum vierten Mal den Titel.

"Das war der größte Erfolg meiner Laufbahn", freute sich Susen Tiedtke nach ihrem Silber-Sprung von 6,84 m, mit dem sie am Freitag nur wegen des schlech- teren zweitbesten Versuches gegenüber der Rumänin Marieta Ilcu Gold verpaßt hatte. Auch die 24jährige Stephanie Storp war über ihr Silber im Kugelstoßen glück- lich. Mit 19,37 m mußte sich die Wolfsburgerin nur der Russin Swetlana Kriwelewa (19,57) beugen. Die Olympia-Dritte Kathrin Neimke (Magdeburg/18,50) wurde Achte. Vierter wurde der Chemnitzer Rico Lieder (46,53) über 400 m. Hier feierte Freiluft-Weltrekordler Butch Reynolds (USA/45,26) nach zweijähriger Doping- Sperre gelungenes Comeback.

Als Schnellste der rund 630 Athleten aus 102 Ländern ließen sich über 60 m Gail Devers (USA) und Bruny Surin feiern. Nachdem er den langen Schatten von Dopingsünder Ben Johnson abgeschüttelt hatte, meinte der Kanadier: "Alle Aufmerksamkeit hat Ben gegolten, das war mir gegenüber unfair."

Zu den positiven Leistungen im DLV- Team gehörten die vierten Plätze von Hürdensprinter Florian Schwarthoff (Heppenheim), der aber trotz der deutschen Saison-Bestleistung von 7,54 Sekunden in das Duell der Freunde Mark McKoy (Kanada/7,41) und Colin Jackson (Großbritannien/7,43) nicht eingreifen konnte, sowie der 31jährigen Dortmunderin Christina Mai über 3000 Meter. Gut auch Rang sechs von Stabhochspringer Werner Holl (Stuttgart) und der vierte Platz von Birgit Clarius (Ingolstadt) im Fünfkampf, einem Einladungswettbewerb der IAAF. Auch der auf lange Strecken "geeichte" Berliner Geher Roland Weigel sowie Helga Radtke (Rostock) im Dreisprung konnten mit ihrem fünften PLatz zufrieden sein. Ansonsten war die DLV-Bilanz reichlich trübe. Acht der 27 Disziplinen wurden mangels Klasse gar nicht erst besetzt. dpa/sid

Die kürzeste Oper der Welt dauert vier Minuten

In der walisischen Stadt Cardiff soll am kommenden Wochenende die kürzeste Oper der Welt aufgeführt werden. Wie die britische Zeitung The Independent am Sonntag berichtete, soll das Werk etwas weniger als vier Minuten dauern. Das Blatt durfte als einziges Medium an den Proben für das Musikstück teilnehmen.

Die Oper "Sands of Time" handelt von den Streitigkeiten eines Paares beim Frühstück. Auf dem Höhepunkt des Konflikts kommt der Vertreter einer Lotteriegesellschaft, der den beiden Hauptdarstellern einen Millionengewinn ankündigt. Die Musik der Oper erinnert nach Angaben des Independant zumindest in den "ersten eineinhalb Minuten" an Verdi und Rossini.

"Sands of Time" weist mit einer Ouvertüre, mehreren Arien, Rezitativen und einem neunsekündigen Finale alle Merkmale einer Oper auf. Die Sopranistin Rhian Owen, die die Ehefrau darstellt, räumte jedoch ein, daß die Kürze des Stücks den Sängern kaum Zeit lasse, sich in die Rolle einzufinden. (AFP)

Kurdenprotest gegen Irak

LONDON, 14. März (AFP/Reuter). Mehr als 5000 Menschen haben am Samstag in der nordirakischen Stadt Erbil gegen einen am Freitag erfolgten Angriff der irakischen Armee auf die Ortschaft Uwayna demonstriert. Wie der in London ansässige Irakische Nationalkongreß (CNI) am Sonntag mitteilte, wurden bei dem Angriff 15 Menschen getötet und zehn verletzt. In einer Mitteilung des CNI, der eigenen Angaben zufolge alle irakischen Oppositionsgruppen vertritt, wurde die Offensive als Unterdrückungsmaßnahme bezeichnet.

Dem Angriff mit 400 Soldaten sei ein Schußwechsel eines Dorfbewohners mit irakischen Soldaten vorausgegangen, bei dem ein Soldat getötet worden sein soll. Die Soldaten hätten versucht, den Traktor des Bauern zu stehlen.

Die Demonstranten in der im nordirakischen Kurdengebiet gelegenen Stadt Erbil forderten dem CNI zufolge einen stärkeren Schutz der Vereinten Nationen gegen irakische Luftangriffe.

Umwege für U-Boot-Export nach Taiwan empfohlen

BONN, 14. März (AFP). Das vom Bundessicherheitsrat mehrfach abgelehnte U-Boot-Geschäft mit Taiwan, das, wie berichtet, nach dem Willen von 125 Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen doch noch zustande kommen soll, könnte nach Ansicht des Bremer CDU-Abgeordneten Günter Klein auf Umwegen erfolgen. Einzelteile der insgesamt zehn U-Boote könnten in die USA oder nach Südkorea gebracht und dort montiert werden, sagte er am Wochenende der Nachrichtenagentur Agence France Press. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) bekräftigte auf einem FDP-Landesparteitag in Bremen das Nein der Bundesregierung. Er reagierte damit auf einen Bericht des Münchner Nachrichtenmagazins Focus. Schließlich dürften auch Patriot- und Ram-Luftabwehrraketen aus den USA nach Taiwan exportiert werden, wurde Klein zitiert. Weiter hieß es, Vertreter des U-Boot-Konsortiums Bremer Vulkan, Howaldtswerke-Deutsche Werft, Blohm + Voss und Thyssen Nordseewerke wollten in dieser Woche zu Gesprächen in die USA reisen.

Solidarpakt einhellig gelobt Auch Gewerkschaften mit dem Ergebnis der Klausur zufrieden

BONN, 14. März (AFP). Als wichtigen Beitrag zur Vollendung der deutschen Einheit haben Bundesregierung, SPD und Länder-Regierungschefs das Ergebnis ihrer Solidarpakt-Klausur gewürdigt.

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sprach von einem "guten Ergebnis", in das "Gedankengänge von allen Seiten" aufgenommen worden seien. SPD-Chef Björn Engholm sagte, auf dem Weg zur "praktischen Umsetzung der deutschen Einheit" sei man ein großes Stück weitergekommen. Das sei "ein Bomben-Fortschritt für die Länder im Osten Deutschlands und ihre Menschen". Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) sieht "positive Auswirkungen auf die Konjunktur", FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff zeigte sich "positiv beeindruckt".

Bei den Regierungschefs der Länder stieß das Ergebnis ebenfalls auf einhellige Zustimmung. Der sächsische Regierungschef Kurt Biedenkopf bezeichnete den Kompromiß als Erfolg für die bundesstaatliche Ordnung und das geeinte Deutschland. Sein baden-württembergischer Kollege Erwin Teufel sprach von einer "gerechten Lastenverteilung". Der bayerische CSU-Regierungschef Max Streibl wies darauf hin, daß die Bürger jetzt Klarheit hätten. Auch die SPD-Regierungschefs äußerten Zustimmung. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping wertete es als "großen Erfolg", daß Kürzungen bei den sozialen Regelleistungen hätten verhindert werden können. Sein nordrhein-westfälischer Kollege Johannes Rau sprach von einem Ergebnis, "das sich sehen lassen kann". Der brandenburgische Regierungschef Manfred Stolpe sprach von einem "rundum guten Ergebnis", der Saarländer Oskar Lafontaine gar von einem "historischen Erfolg".

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer nannte die Vereinbarungen "einen Durchbruch der sozialen und politischen Vernunft, allerdings erst fünf Minuten nach zwölf". Nach Ansicht der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) sind dem ursprünglichen Konzept des Solidarpaktes einige "gefährliche Giftzähne" gezogen worden.

In den Chor stimmten auch Wirtschaft und Industrie ein. Ihre Verbände würdigen, daß jetzt Klarheit herrsche, die zu Investitionen führen werde, auch wenn vor Euphorie zu warnen sei. Jedoch könnte die Einigung die Talfahrt der Wirtschaft bremsen.

SPD will wieder streiten Den Gemeinsamkeiten soll "knallharte Opposition" folgen

BONN, 14. März (AFP/dpa). Die SPD will nach der Einigung mit der Bonner Koalition über den "Solidarpakt" wieder einen härteren Oppositionskurs einschlagen. Nach der "Sachkoalition für zweieinhalb Tage" zum Aufbau Ost werde man sich "wieder kraftvoll streiten", sagte der Parteivorsitzende Björn Engholm dem Flensburger Tageblatt. "Das bevorstehende Jahr wird dies deutlich zeigen."

Der Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion Peter Struck sagte, mit dem "Solidarpakt" und den Asylgesetzen sei der "Vorrat an Gemeinsamkeiten mit dieser Koalition erschöpft". "Die SPD ist nicht der Ausputzer der Regierung im Parlament", sagte er der Bild-Zeitung. "Wir brauchen weiter knallharte Oppositionspolitik, damit die Konturen nicht verschwimmen." Die Bundestagsfraktion werde die von der Koalition geplanten Grundgesetzänderungen über Bundeswehr-Einsätze und für den sogenannten großen Lauschangriff bei der Verbrechensbekämpfung nicht mitmachen.

Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder warnte zwar in der ZDF-Sendung "Bonn direkt" vor einer "Opposition um jeden Preis", wo sie aber nötig sei, müsse sie "mit Härte" gemacht werden. Bei den Gesprächen über einen Ausstieg aus der Energiepolitik werde mit der SPD "nicht zu handeln" sein.

Nach den Worten des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel wird die SPD die Absage der Bundesregierung an eine Ergänzungs- und eine Arbeitsmarktabgabe zu einem zentralen Thema im Bundestagswahlkampf 1994 machen. Im Hessischen Rundfunk sagte Eichel am Sonntag, die SPD habe mit diesen Abgaben eine aktive Arbeitsmarktpolitik und ein Wohnungsbauprogramm ermöglichen wollen. Jetzt fehlten die Mittel.

Insgesamt zeigte sich Eichel mit dem Ergebnis der Klausur dennoch zufrieden. Die Einigung sei ein Sieg des Föderalismus. Vom Föderalen Konsolidierungsprogramm der Bundesregierung sei nur wenig übriggeblieben.

Bomben in Bombay entschärft Indische Polizei fahndet nach Hintermännern der Anschlagserie

BOMBAY, 14. März (AFP). Nach der Serie von Anschlägen in Bombay hat die indische Polizei am Sonntag zwei weitere Sprengsätze in der Finanzmetropole rechtzeitig entschärfen können. Dies wurde von offizieller Seite mitgeteilt. Einwohner hatten Fahrzeuge auf versteckte Sprengsätze hin durchsucht und die Bomben in einem Motorroller gefunden. Am Freitag waren Polizeiangaben zufolge bei Explosionen binnen zweieinhalb Stunden mindestens 250 Menschen getötet und mehr als 1250 verletzt worden.

Die Suche nach den Tätern wurde fortgesetzt. Bombays Polizeichef Amarjeet Singh Samra sprach von mehreren Spuren. Mehrere Verdächtige würden verhört, verhaftet worden sei zunächst niemand. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur UNI aber gemeldet, die Polizei habe einen verdächtigen moslemischen Untergrundkämpfer aus dem indischen Teil Kaschmirs festgenommen. Die Polizei fahnde nach fünf weiteren Kaschmiri und einer Person "iranischer Herkunft". Die Nachrichtenagentur PTI berichtete unter Berufung auf Sprengstoffexperten, ähnliche Bomben wie die von Bombay würden von Untergrundorganisationen im Nahen Osten verwandt. In Presseberichten wurde vermutet, Pakistan stehe hinter der Bombenserie. Dessen Regierungschef Nawaz Sharif verurteilte in einer Botschaft an die Regierung in Neu Delhi die Gewaltakte. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit 1947 drei Kriege gegeneinander geführt.

Der Polizeichef gab den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) die Verantwortung für die schwerste Anschlagserie in der Geschichte Indiens. Die größte tamilische Rebellenorganisation in Sri Lanka wies die Vorwürfe zurück.

Indische Truppen erschossen am Samstag in Srinagar drei Führer von zwei militanten Moslemgruppen, die für eine Loslösung des Bundesstaats Jammu und Kaschmir von Indien kämpfen.

Dänen für Maastricht-Vertrag

KOPENHAGEN, 15. März (AFP/Reuter). Eine klare Mehrheit der Dänen will nach einer Meinungsumfrage bei dem zweiten Referendum zu dem Maastrichter Vertrag über eine Europäische Union am 18. Mai für das Abkommen stimmen. Aus der am Sonntag von der Zeitung Berlingske Tidende veröffentlichten Umfrage des Gallup-Institutes ergibt sich, daß 48 Prozent der Befragten mit Ja und 26 Prozent mit Nein stimmen würden. Die restlichen 26 Prozent äußerten sich unentschieden oder sagten, sie würden nicht abstimmen.

Im Sommer 1992 hatten sich die Dänen in einem ersten Referendum noch mit 50,7 zu 49,3 Prozent gegen den Vertrag über eine politische und wirtschaftliche Union ausgesprochen. Seither hat die Europäische Gemeinschaft (EG) der dänischen Regierung jedoch Zugeständnisse eingeräumt, um den Dänen die Zustimmung zu erleichtern.

Mordvorwurf gegen Verteidigungsminister

NEW YORK/SAN SALVADOR, 15. März (AFP/AP). Die "Wahrheitskommission", die Bürgerkriegsverbrechen in El Salvador untersucht, hat die Entlassung von Verteidigungsminister Rene Emilio Ponce und fünf weiteren Offizieren gefordert. Ponce und die anderen Offiziere sollen nach den Erkenntnissen der Kommission für die Tötung von sechs Jesuitenpriestern 1989 verantwortlich gewesen sein. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Kommission am Sonntag abend in New York vorlegen sollte und der der Nachrichtenagentur AFP vorab übermittelt wurde. Auch Ponces Stellvertreter Orlando Zepeda soll an der Tötung der Priester, ihrer Hausangestellten und deren Tochter beteiligt gewesen sein.

Auf Konfrontationskurs mit den Rechtsextremen

FRANKFURT A. M. Die hessischen Grünen wollen in den neu gewählten Kommunalparlamenten auf "Konfrontationskurs zu den Rechtsextremisten gehen".

Nach einer Erklärung des Parteirates vom Samstag in Frankfurt soll das auch für alle Parteien gelten, die mit den Rechten Bündnisse schließen. Die Grünen erwarten, daß alle anderen demokratischen Parteien ebenso handeln und ihr soziales Profil schärfen.

Der Parteirat ist das höchste Beschlußgremium der Grünen zwischen den Parteitagen. Vereinbarungen über die politische Zusammenarbeit mit anderen Parteien und Gruppen auf kommunaler Ebene sind für die Grünen "allein an den Inhalten der Politik zu messen". Auf Landesebene steht die Partei zu der mit der SPD vereinbarten Politik.

Eine "mögliche Zusammenarbeit" mit der CDU ist für den Koalitionspartner in der hessischen Landesregierung "kein Tabu". Dabei müsse es jedoch um eine "konkrete Umsetzung" von Reformen für mehr Umweltschutz und mehr soziale Gerechtigkeit gehen. Ein Zusammengehen mit Republikanern, der NPD oder ähnlichen Gruppen ist für die Grünen "unter allen Umständen ausgeschlossen".

Bei der Kommunalwahl am 7. März kam die SPD landesweit auf 36,4 Prozent und büßte damit 8,4 Prozentpunkte ein. Die Union erreichte 32 Prozent (minus 2,3), für die Grünen entschieden sich 11 Prozent (plus 1,9). Die Republikaner erzielten 8,3 Prozent (plus 7,6) und die Frei

Der Frankfurter Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit hat die offensive Auseinandersetzung mit Politikern und Wählern von Rechtsparteien gefordert, statt sie weiter totzuschweigen. In einem am Samstag veröffentlichten Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" sagte Cohn-Bendit, das "Phänomen Rechtsextremismus" müsse "normalisiert" werden. Dazu müßten Republikaner oder ähnliche Gruppen zwar aus der praktischen Politik ausgeklammert bleiben. Sie sollten aber in jede Debatte ernsthaft eingebunden werden, damit die Wähler erkennen könnten, "daß eine Stimme für die Rechten eine sinnlose Stimme ist".

Es genüge nicht, wenn die übrigen Parteien immer nur "Betroffenheit am Abend von Wahlen" zeigten, ansonsten aber die Rechtsextremen totschwiegen, sagte der Frankfurter Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten. lhe/AP

WASSERBALL REGIONALLIGA SÜD, Männer: VW Mannheim - WSV Ludwigshafen 8:3, SV Neunkirchen - 1. Offenbacher SC 7:10, WV Darmstadt - SV Augsburg 8:4, Neptun Leimen - WBC Frankfurt 6:8, SV München 99 - SCW Fulda 4:7, WSV Ludwigshafen - SV Augsburg 10:11.

In Sorge um Patientendaten Hessische Ärzte schalten die Datenschutzbeauftragten ein

BAD NAUHEIM. Die hessischen Ärzte sehen die ärztliche Schweigepflicht von der geplanten maschinellen Erfassung, Verarbeitung und Kontrolle von Patientendaten bedroht. Die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen hat daher am Samstag in Bad Nauheim beschlossen, den Landesdatenschutzbeauftragten und den Datenschutzbeauftragten des Bundes zu bitten, diese Frage zu prüfen.

Im Gesundheits-Strukturgesetz (GSG) ist laut Ärztekammer vorgesehen, daß Ärzte künftig eine Arztnummer, Apotheken und Krankenhäuser ein Institutionenkennzeichen und Medikamente eine Pharmazentralnummer erhalten. Mit der vorgesehenen Vernetzung der Daten bei den Krankenkassen erhöhe sich die Gefahr eines unbefugten Zugriffs auf äußerst sensible Daten und Diagnosen der Patienten. Mit der Datenzusammenführung sei es möglich, ein Personenprofil aus hochsensiblen Daten zu erstellen.

Die Ärzte weisen darauf hin, daß Daten, die sie von Patienten erhalten, nach Paragraph 203 des Strafgesetzbuches der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen. In den Verwaltungen der Krankenversicherungen seien keine Ärzte beschäftigt. Bereits 1988 hätten alle Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder in einem gemeinsamen Schreiben Bedenken gegen die im damaligen Gesundheits-Reformgesetz (GRG) vorgesehene Datenerhebung angemeldet. Auf keinen Fall dürften Daten und Diagnosen, die die Intimsphäre betreffen, wie Angaben über psychiatrische Diagnosen, Schwangerschaftsabrüche oder HIV- Tests, bewußt oder versehentlich offengelegt werden.

Rund 1500 hessische Ärzte haben bis zum 31. Januar einen Antrag auf Kassenzulassung gestellt, um den Niederlassungsbeschränkungen in Folge des Gesundheits-Strukturgesetzes zu entgehen. Würde sich jeder von ihnen tatsächlich mit einer eigenen Praxis niederlassen, stiege die Zahl der Kassenärzte in Hessen in diesem Jahr mit einem Schlag um 20 Prozent, hieß es in einer Mitteilung der Landesärztekammer zur Delegiertenversammlung.

Am Stichtag 30. Juni 1992 standen den 5,87 Millionen Bürgerinnen und Bürgern in Hessen 18 264 Ärzte gegenüber. Statistisch gesehen wurden also von einem Arzt 322 Bürger betreut. Dieses Verhältnis betrug 1981 noch 1:407. Unter den niedergelassenen Ärzten waren 13,03 Prozent weitergebildete Allgemeinärzte (989) sowie 30,73 Prozent (2332) Praktiker und Ärzte ohne Gebietsbezeichnung. Ihnen standen 56,23 Prozent (4267) Fachärzte gegenüber. Die Zahl der Klinikärztinnen und -ärzte stieg zwischen 1991 und 1992 um nahezu 300 auf 8065. Der Frauenanteil in freier Praxis und im Krankenhaus lag bei rund einem Drittel. Dagegen waren mit 401 zu 336 in den Behörden 1992 mehr Ärztinnen als Ärzte tätig. lhe

KEGELN ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: Adler Neckargemünd - TSG Kaiserslautern 4365:4435, SC Offenbach - KSC Eintr. Ffm-Bockenheim 4276:4267, Einig Ffm-Riederwald - BF Damm Aschaffenburg 4269:4255, KSC Hainstadt - Vollkugel Eppelheim 4368:4506, Gut-Holz Ingelheim - Olympia Moerfelden 4467:4449.

KEGELN BUNDESLIGA, Männer: St. Kranz Walldorf - SKC Staffelstein 4528:4568, KV 1965 Mutterstadt - SV Geiselt Mücheln 4824:4575, KSV 51 Bennewitz - Frei-Holz Plankstadt 4270:4611, Frei Holz Eppelheim - RW Sandhausen 4744:4743, Victoria Bamberg - Sport-Club Regensburg 4779:4588.

"Dicke Luft" in Gießen

GIESSEN. Die "dicke Luft", die Experten in Gießen messen, steht der in Frankfurt nicht nach. So ist die Belastung mit Kohlenmonoxid im Jahresdurchschnitt in Gießen höher als in Frankfurt-Höchst. Die auf dem lufthygienischen Jahresbericht 1992 beruhenden Vergleiche sind dem zweiten Umweltbericht des Landkreises Gießen zu entnehmen.

Während 1992 von der Landesanstalt für Umwelt in Gießen 1,2 Mikrogramm Kohlenmonoxid pro Kubikmeter gemessen wurden, lag dieser Wert in Frankfurt- Höchst bei 1,1 und in Frankfurt-Ost bei 0,9 Mikrogramm.

Auch die in der mittelhessischen Universitätsstadt ermittelten Ozonwerte sind höher als in Frankfurt. Gleichauf liegt Gießen mit Frankfurt-Ost bei der Luftbelastung mit Stickoxiden. lhe

KEGELN ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: RW Walldorf - FTV Falkeneck Ffm. 2134:2156, SC Offenbach - Gut Holz Ingelheim 2011:2042, AN Ffm.-Riederwald - BW Plankstadt 2056:1948, Fortuna Kelsterbach - BW Dossenheim 2107:2088, RW Viernheim - TSV Schott Mainz 2112:2021.

KEGELN BUNDESLIGA, Frauen: Chemie Buna Schkopau - KSC 1961 Viernheim 1909:2057, BKSV Stuttgart/Nord - KSC Eintr. Ffm.-West 2115:2143, SKC Schwenningen - ESV Pirmasens 2112:2108, Germ./ASV Eppelheim - DSKC Eppelheim 2012:2135, SV Geiseltal Mücheln - BW Hockenheim 2091:2030.

Koreas Armeen alarmbereit Kündigung des Atomwaffensperrvertrags erhöht Spannungen

SEOUL, 14. März (Reuter/dpa/AP). Der Austritt Nordkoreas aus dem Atomwaffensperrvertrag hat die Spannungen auf der geteilten Halbinsel am Wochenende deutlich verschärft. Südkorea versetzte seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft. Das Verteidigungsministerium in Seoul sprach von einer Vorsichtsmaßnahme für den Fall einer Provokation durch das kommunistische Nachbarland. Nordkorea antwortete mit demselben Schritt und rief darüber hinaus die Bürger zu "voller Kampfbereitschaft" auf. Pjöngjang warnte die USA vor "ernsten Folgen", falls sie UN-Sanktionen durchsetzen sollten.

Gleichwohl plant der Süden Regierungskreisen zufolge ein Treffen mit Vertretern Nordkoreas, um sie zu bewegen, die Kündigung des Atomwaffensperrvertrages rückgängig zu machen.

Ein Vertreter des südkoreanischen Außenministeriums versicherte, militärische Schritte gegen das Nachbarland würden nicht in Erwägung gezogen. US-Außenminister Warren Christopher hatte Sanktionen der Vereinten Nationen nicht ausgeschlossen. Wie die USA forderten auch Rußland, Japan, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Deutschland Pjöngjang auf, den Schritt unverzüglich rückgängig zu machen. Auch China, der traditionelle Verbündete, mißbilligte diese einseitige Maßnahme, wenngleich weniger scharf.

Nordkorea hatte den UN-Sicherheitsrat am Freitag formell davon unterrichtet, daß es sich nicht länger an den Atomwaffensperrvertag gebunden fühle. Es hatte seinen Schritt mit angeblichen Gefahren für die Sicherheit des Landes wegen gemeinsamer Militärmanöver Südkoreas und der USA begründet.

Nordkorea entzieht sich mit dem Schritt der Kontrolle seiner Atomanlagen durch die Internationale Atomenergie- Behörde (IAEA) in Wien. Es wird vermutet, daß das Land versuche, sich Atomwaffen zu verschaffen.

Südkoreas Präsident Kim Young Sam sagte, der nördliche Nachbar treibe sich mit seiner Entscheidung selbst in die totale Isolation. Die japanische Regierung sprach sich zwar für Gespräche mit Nordkorea aus, will aber die Exporte drastisch beschränken.

Helfen USA Deportierten?

DAMASKUS, 14. März (Reuter/AFP). Die USA haben nach amtlicher syrischer Darstellung zugesagt, das Problem der von Israel nach Libanon ausgewiesenen rund 400 Palästinenser noch vor der Wiederaufnahme der Nahost-Friedensverhandlungen in etwa einem Monat zu lösen. Im Parteiorgan el Baath hieß es am Sonntag, dies habe US-Außenminister Warren Christopher im Februar zugesichert. Die US-Regierung solle Druck auf Israel ausüben, um es zur Erfüllung der UN-Resolution 799 zu zwingen, in der die Rückführung der Ausgewiesenen verlangt wird. Die Palästinenser wollen nur weiterverhandeln, wenn Israel seiner Deportationspraxis abschwört.

Als Reaktion auf die Zunahme der Gewalt hat die israelische Regierung die Verstärkung der Polizei und der "Zivilgarde" angeordnet. Polizeichef Jaacow Turner teilte am Sonntag mit, die Polizei solle um 2000 Beamte verstärkt werden. Polizeiminister Mosche Schahal rügte Turner, der Israelis mit Waffenschein aufgerufen hatte, das Haus nur noch bewaffnet zu verlassen. Die Sicherheit der Bürger sei Aufgabe des Staates.

Neuauflage des Eishockey-Derbys Düsseldorfer EG - Kölner EC Bauer will den Haien die Zähne schleifen 60 Mark für Stehplatzkarte beim Endspiel / Russischer Trainer muß mit dem Manager radeln

Der Eishockey-Evergreen wird zum Finalknüller: Mit einer Polonaise auf dem Eis, gemeinsam mit den Mannheimer Anhängern, feierten Hunderte Fans des Kölner EC den 6:3-Sieg im vierten Play-off- Halbfinale und das Erreichen der Endspielserie ab kommenden Freitag (19. März) gegen den Erzrivalen und Titelverteidiger Düsseldorfer EG (3:0 Siege gegen den Berliner SC Preussen). "Wir werden in der nächsten Woche mit den ,Haien&rquote; zum Zahnarzt gehen und die Zähne schleifen lassen, damit wir die DEG beißen können", versprach KEC-Manager Helmut Bauer in blumiger Sprache dem Meister von der "Kö" einen heißen Tanz.

Für die Zuschauer, die über keine Dauerkarte verfügen, wird das zweite Endspiel in Köln am 21. März allerdings eine teure Angelegenheit. Nachdem für die Halbfinals bereits die Preise für die Stehplatztickets verdoppelt wurden, schlagen die "Haie" nochmals 50 Prozent drauf und verlangen statt 40 zum Finalgastspiel der DEG 60 Mark für die billigste Karte. Ein Balkonsitzplatz soll 100 Mark kosten.

"Die Stammgäste zahlen das Gleiche wie in der Vorrunde", warf Bauer ein. "Angebot und Nachfrage regeln den Preis." In der Domstadt ist es schon seit längerem Usus, bei Eishockey-Finals horrende Eintrittspreise zu verlangen. In Düsseldorf kostet zum Vergleich ein Stehplatzticket im Traumfinale gegen den KEC 35 Mark.

Bereits zweimal - 1986 (Sieger Köln in drei Spielen) und 1991 (Gewinner Düsseldorf in fünf Partien) - gab es das Duell der rheinischen Erzrivalen in der Play- off-Finalserie. Diesmal ist die DEG Favorit, die als erste Mannschaft seit Einführung der Bundesliga 1959 den vierten Titelgewinn hintereinander realisieren will und 16 Play-off-Siege in Serie schaffte. Zumal die Cracks von Hans Zach im ersten, dritten und möglicherweise entscheidenden fünften Finale Heimrecht an der Brehmstraße genießen.

"Gegen Mannheim waren wir in der Favoritenrolle und hatten teilweise Angst vor der eigenen Courage, jetzt können wir aber Düsseldorf so richtig fordern", glaubt Kölns Routinier Helmut Steiger (34) an eine sehr enge Auseinandersetzung. In dieser Saison gab es zwischen beiden Teams drei Remis und einen 2:0- Erfolg des Meisters. "Die Kölner verfügen über eine große mannschaftliche Geschlossenheit, so können sie auch den Favoriten schlagen", sagt MERC-Trainer Jiri Kochta, wie überhaupt die Mannheimer den "Haien" kräftig die Daumen drücken. Die wenig schmeichelhaften Äußerungen Zachs über den MERC hat man dort nicht vergessen.

Der Mann, der hinter dem überraschenden Finaleinzug der Kölner steht, heißt Wladimir Wassiljew. Der russische Eishockey-Lehrer hatte mit seiner auf Physis ausgelegten Trainingsmethodik Erfolg. Der 52jährige formte aus zahlreichen jungen Spielern sowie gestandenen Routiniers ein Kollektiv, ließ konsequent mit vier Sturmreihen spielen und belegte schon nach der Vorrunde den zweiten Platz hinter der DEG.

"Dem Trainer ist es gelungen, ich weiß manchmal auch nicht, wie er das gemacht hat, die Mannschaft fast immer topfit in die Begegnungen zu schicken", lobte Bauer den zurückhaltenden Coach. Die Vielzahl der Kritiker, die dem KEC ein Abrutschen in tiefere Tabellengefilde prophezeiten, wurde Lügen gestraft. "Mit Fleiß, Engagement und Teamgeist kann man Berge versetzen", sagte Bauer.

Der Manager und der Trainer müssen im übrigen eine Wette einlösen. Durch das Erreichen der Play-off-Finals werden sie mit dem Fahrrad in die Stadt des Endspielgegners fahren. "Wir nehmen ein Tandem und fahren im Sommer nach Düsseldorf", kündigte Bauer an. sid

Turnier in Japan WM-Gastgeber USA seit sieben Spielen sieglos

Die Fußball-Nationalmannschaft der USA, Gastgeber der Weltmeisterschafts- Endrunde 1994, ist seit nunmehr sieben Spielen hintereinander sieglos. Im letzten Spiel eines Turniers in Japan unterlag die Mannschaft von Trainer Bora Milutinovic, die zuletzt am 19. Oktober gegen die Elfenbeinküste gewonnen hatte, gegen eine Auswahl des Gastgeberlandes mit 1:3 (1:1). Vor 48 000 Zuschauern im National-Stadion von Tokio brachte zwar Hugo Perez (23.) die USA in Führung. Zwei Treffer von Kazuyoshi Miura (36./80.) und ein Eigentor von Mike Lapper (68.) besiegelten dann aber die Niederlage.

Turniersieger wurde Ungarn, das zuvor die Japaner 1:0 geschlagen und gegen die USA 0:0 unentschieden gespielt hatte.

GEWICHTHEBEN BUNDESLIGA, Gruppe Süd: TB Roding - SVG Obrigheim 694,3:725,0 Punkte, SV Fellbach - KTH Ehrang 602,5:754,1, AC Mutterstadt - ACG St. Ilgen 602,5:804,0, ASV Ladenburg - TSV Regen 840,7:744,2.

BUNDESLIGA, Gruppe Ost: KG Zittau Görlitz - AC Heros Berlin 709,6:722,7, AC Plamag Plauen - TSV Stralsund 751,9:753,1, Berliner TSC - AC Chemnitz 976,8:958,5, SV Meißen - AFC Frankfurt/O. 853,4:916,3.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd: TSV Waldkirchen - TSV Erding 544,4:302,6, SG 81 Passau - TSV Regen II 510,4:258,8.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Südwest: KSV Hostenbach - VfL Nagold 619,6:772,0, TSV Heinsheim - KSV Durlach 634,7:574,8.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe West: KSV Bochum - AC Suhl 497,2:425,0, SSV Union Hagen - AC Mengede 589,3:545,6, AC 1882 Köln - SVA Wiesbaden 607,2:318,9, KSV Langen - SuS Derne 535,0:415,7.

2. Bundesliga, Gruppe Nord: KG Hamburg - MTV Gifhorn 407,3:399,2.

FECHTEN WELTCUP-TURNIER in Moskau, Frauen, Florett, Finale: Fichtel-Mauritz (Tauberbischofsheim) - Bianchedi (Italien) 1:5, 5:6. - Halbfinale: Fichtel-Mauritz - Vezzali (Italien) 6:5, 3:5, 6:5, Bianchedi - Bauer (Tauberbischofsheim) 1:5, 5:3, 6:5. - Viertelfinale: Vezzali - Preußker (Bonn) 5:1, 5:1, Fichtel-Mauritz - Tarasowa (Rußland) 3:5, 5:1, 5:2, Gross (Frankreich) - Bianchedi 5:3, 2:5, 1:5, Bauer - Zalaffi (Italien) 5:2, 6:5.

Überraschung im Spitzenspiel in Freiburg Finke: Keine Krisenstimmung Waldhof-Trainer Toppmöller optimistisch / Randale in Rostock

Waldhof Mannheim stürzt den Spitzenreiter Freiburger SC in die Krise. Mit 2:1 gewann die Mannschaft von Trainer Klaus Toppmöller vor 12 000 Zuschauern und blieb damit auch im achten Spiel hintereinander ungeschlagen. Nach einer Erfolgsserie von 13:3-Punkten meint Toppmöller: "Unser Ziel, der Aufstieg, ist jetzt in realistischer Nähe."

Dagegen ist Freiburg seit fünf Spielen ohne Sieg. Doch trotz der mageren Ausbeute von 3:7-Zählern will Trainer Volker Finke von Krisensymptomen nichts wissen: "Wer vor der Saison gesagt hätte, wir würden zu diesem Zeitpunkt ein Vier- Punkte-Polster auf den vierten Rang haben, der wäre für verrückt erklärt worden." Bei automatisch drei Bundesliga- Aufsteigern am Saisonende ist noch keine Panik angesagt. Nach dem Verlust von acht Punkten Vorsprung aber durchaus ein bißchen Vorsicht angebracht.

Die Konkurrenz nimmt den "Schwächeanfall" der Freiburger jedenfalls freudig zur Kenntnis. So auch Jürgen Sundermann, Trainer des VfB Leipzig, nach dem 1:1 beim Pokalsieger Hannover 96. Der für die kommende Runde als Nachfolger seines zu Eintracht Frankfurt in die Bundesliga wechselnden Kollegen Toppmöller engagierte Sundermann gibt sich kämpferisch: "Wir bleiben oben dran und ich bin optimistisch, daß wir den Aufstieg schaffen." Zusammen mit dem MSV Duisburg, der 1:0 beim VfB Oldenburg gewann, und Mannheim sind die Leipziger nun der ernsthafteste Rivale für Freiburg im Aufstiegskampf.

Dagegen plagen die Hannoveraner, die sich nach ihrer kürzlich vorgelegten Jahresbilanz 1992 durch den DFB-Pokalsieg entschuldet haben, dagegen ganz andere Sorgen. Zwei magere Pünktchen beträgt der Abstand zu einem Abstiegsrang. Trainer Eberhard Vogel steht bei den Fans weiterhin in der Schußlinie, hat aber vom Vorstand einen neuen Vertrag angeboten bekommen. "Ich werde mich in ein bis zwei Wochen entscheiden", verkündete Vogel nach der Partie gegen Leipzig. Kuriosität am Rande: Vogel soll auch ein Angebot aus Leipzig als Sundermann- Nachfolger vorliegen, wie VfB-Manager Klaus Dietze bestätigte.

Von Ausschreitungen wurde der 2:0- Heimsieg von Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli überschattet. Laut Polizeibericht wurde die Randale von Rostock Krawallmachern initiiert, aber auch Hooligans aus Berlin waren daran beteiligt. Etwa 300 Jugendliche waren an den unerfreulichen Szenen beteiligt, insgesamt registrierte die Polizei 37 Festnahmen. Vor dem Spiel wurden die Scheiben einer Straßenbahn eingeschlagen, im Stadion bewarfen dann Hamburger Gewalttäter ihre Widersacher mit Steinen und Stökken. sid

RINGEN DEUTSCHE MEISTERSCHAFT im griechisch-römischen Stil in Mülheim/Ruhr; 48 kg: 1. Heinzelbecker (Wiesental), 2. Yildiz (Goldbach), 3. Gartmann (Schifferstadt), 4. Bieber (Bonn-Duisburg).

52 kg: 1. Scherer (Schifferstadt), 2. Kohl (Köllerbach), 3. Richter (Bad Reichenhall), 4. Schmitt (Lampertheim).

57 kg: 1. Brandt (Witten), 2. Ulbrich (Mömbris), 3. Wachs (Reilingen), 4. Schneider (Lünen).

62 kg: 1. Behl (Mömbris), 2. Schlonske (Frankfurt/Oder), 3. Yildiz (Goldbach), 4. Hischke (Unterdürrbach).

68 kg: 1. Zamanduridis (Mömbris), 2. Dickmeis (Bonn-Duisdorf), 3. Juretzko (Witten), 4. Bühler (Freiburg-Haslach).

74 kg: 1. Hahn (Frankfurt/Oder), 2. Thomas (Witten), 3. Hartmann (Haibach), 4. Thomas (Obernburg).

82 kg: 1. Zander (Aalen), 2. Thomas (Witten), 3. Bollmann (Worringen), 4. Meißner (Luckenwalde).

90 kg: 1. Koschnitzke (Mömbris), 2. Glassl (Kelheim), 3. Fröhlich (Schaafheim), 4. Schlennstedt (Zella-Mehlis).

100 kg: 1. Gries (Mömbris), 2. Brückert (Sulzbach), 3. Feiertag (Waldaschaff), 4. Meißner (Altenheim).

130 kg: 1. Edfelder (Bad Reichenhall), 2. Lippl (Freising), 3. Heinze (Mülheim-Styrum), 4. Hollon (Berlin).

Alpiner Skizirkus von Streiks und Absagen überschattet Erboste Athleten trainieren neue Disziplin Kein Slalom in der Sierra Nevada / Abfahrt auf Montag verlegt / Kritik in Lillehammer

Überschattet von Streiks, Boykotts, Absagen und Verlegungen waren die Weltcups der alpinen Skifahrer in Lillehammer (Frauen) und Sierra Nevada (Männer) am Wochenende. Als Ausdruck ihrer Kritik an einer "lächerlichen" Abfahrtspiste traten die Spitzenathletinnen in Hafjell beim Training in den Ausstand. In der spanischen Sierra Nevada blokkierten die Slalom-Experten bei Nebel und Schneetreiben die schlecht präparierte Piste und erwirkten so eine völlige Streichung des Wettbewerbs durch den Internationalen Ski-Verband (FIS). Die Männer-Abfahrt wurde nach nervenaufreibendem Hin und Her auf Montag (10.00 Uhr) verlegt.

"Dem Skisport tut das nicht gut", bedauerte Willi Lesch, der Technische Direktor des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), in dem spanischen Skigebiet, in dem zuletzt vor 17 Jahren ein Weltcup ausgetragen wurde. Dabei soll Sierra Nevada 1995 Schauplatz der Weltmeisterschaften sein. "Wir wollten vor diesem Hintergrund einfach ein Zeichen setzen", sagte der deutsche Slalom-Spezialist Armin Bittner.

Man wolle nicht länger den Lückenbüßer für die Abfahrer spielen und auf schlecht präparierten Pisten fahren, so Bittner. Die Slalom-Athleten um den Italiener Alberto Tomba traten noch am Samstag zusammen und formulierten eine gemeinsame Forderung nach einem eigenen Pistenverantwortlichen für die technischen Wettbewerbe sowie mehr Mitspracherecht bei der Vergabe der Austragungsorte.

"Die Athleten haben mit ihrer Aktion dem Skisport geschadet", fand der italienische Chefcoach Helmut Schmalzl. "Das war reine Erpressung", sagte auch der Schweizer Chef-Trainer Jean-Pierre Fournier. Schlecht sei allerdings auch das zögerliche Verhalten der Jury gewesen. Durch die Absage der Abfahrt am Sonntag wegen Nebel und erneut schlecht präparierter Piste sah sich allerdings der Luxemburger Marc Girardelli, aufgrund seiner Sprachkenntnisse Sprecher der "Boykotteure", bestätigt: "Das hat doch gezeigt, daß unsere Aktion nicht aus der Luft gegriffen war."

Gut 3000 Kilometer nördlich gaben die Frauen, die ihre Rennen wenigstens austragen konnten, ihren männlichen Kollegen Rückendeckung: "Wir wollen nicht zum Spielball der FIS werden", erklärte Kombinations-Weltmeisterin Miriam Vogt, Aktivensprecherin der alpinen Frauen des DSV, die eine Verlegung ihrer Olympia-Abfahrt auf die Herrenpiste bewirken wollen.

"Das ist eine Märchenwiese, wenn es nach mir ginge, würde hier nicht einmal ein Weltcup stattfinden", meinte der Österreicher Kurt Hoch, FIS-Renndirektor der Frauen, hinsichtlich der olympischen Wettbewerbe auf der 3000 Meter langen Strecke mit ihrem durchschnittlichen Gefälle von 23,5 Prozent.

Das internationale Klassement wurde auf der zu anspruchslosen Strecke tatsächlich einigermaßen durcheinandergewirbelt. So gewann die kanadische Weltmeisterin Kate Pace und verhehlte anschließend nicht, warum sie gegen eine Verlegung ist. "Mein Kindheitstraum war eine Olympische Medaille, hier kann ich ihn verwirklichen", sagte die Gleit-Expertin, die schon bei ihrem WM-Sieg in Morioka von einer anspruchslosen Piste begünstigt war.

Die Österreicherin Renate Götschl gewann in Hafjell völlig überraschend den sechsten Weltcup-Slalom der Frauen. Auf der Olympiastrecke von 1994 gewann sie in 1:38,01 Minuten und verwies die Schwedin Kritina Andersson mit 62 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Platz zwei. Dritte wurde die Französin Chauvet in 1:38,69 Minuten. Beste Deutsche war die Kombinations-Weltmeisterin Miriam Vogt (Starnberg) als Zehnte in 1:39,10 Minuten. sid.

SEGELN WELTMEISTERSCHAFT in der olympischen Laser-Klasse vor Takapuna/Neuseeland, Stand nach vier von sieben Wettfahrten (mit Streichung des schlechtesten Ergebnisses): 1. Burfoot (Großbritannien) 5,50 Punkte, 2. Tanscheit 10,0, 3. Pepper (Neuseeland) 11,75, 4. Hestbeek (Dänemark) 12,0, 5. Baker (Neuseeland) 13,0, 6. Johansson (Finnland) 17,0, 7. Scheidt (Brasilien) 19,0, 8. Fox (Neuseeland) 22,0, 9. Harrysson (Schweden) 24,0, 10. Warkalla (Frankfurt) 26,75, . . . 13. Rinne (Kiel) 37,0, . . . 15. Hemink (Uerdingen) 45,0, . . . 27. Kock (Kiel) 80,0, . . . 34. Lahme (Münster) 97,0, . . . 47. Schneider (Arnsberg) 118,0, . . . 54. Bergmann (Starnberg) 129,0, . . . 71. Schmidt (Haltern) 168,0.

REITEN Grand Prix Special: 1. Werth (Rheinberg) Gigolo 1.502 Punkte, 2. Theodorescu (Füchtorf) Grunox 1.477, 3. Rothenberger (Bad Homburg) Andiamo 1.452, 4. Kemmer (Berlin) Golo 1.422, 5. Rehbein (Grönwohld) Donnerhall 1.417, 6. Max-Theurer (Österreich) Liechtenstein 1.409.

BIATHLON 4x7,5-km-Staffel: 1. Norwegen (Kristiansen, Sikveland, Trosten, Fossen) 1:35,20,7 Stunden/2 Fehlschüsse, 2. Frankreich 1:35,36,3/1, 3. Tschechische Republik 1:38:42,2/3, 4. USA 1:39:38,0/2, 5. Schweden 1:40:40,2/4, 6. Bulgarien 1:41:42,9/0, 7. Kanada 1:43:07,4/3, 8. Estland 1:45:02,3/1.

Basketball-Pokal der Frauen

Marburg kann Barmen im

Finale nicht gefährden

Die Basketballerinnen des Barmer TV haben den ersten Schritt in Richtung des möglichen Doubles getan und am Sonntag nach 1992 zum zweiten Mal in Folge den Pokal des Deutschen Basketball- Bundes (DBB) gewonnen. In der Wuppertaler Uni-Sporthalle gewann das Team von Trainer Bernd Motte nach dem deutlichen 88:57-Hinspielsieg am Vortag das zweite Endspiel gegen Aufsteiger VfL Marburg 99:76 (49:38).

Vor 500 Zuschauern überragten auf seiten des alten und neuen Pokalsiegers die beiden australischen Nationalspielerinnen Shelly Gorman (18 Punkte) und Sandra Brondello (14) sowie die deutsche Nationalspielerin Petra Kremer (17). Für den krassen Außenseiter Marburg, der in der Bundesliga gegen den Abstieg kämpft, trafen die überragende Aufbauspielerin Lani Kalutycz (30), die Kanadierin Michelle Hendry (19) und Flügelspielerin Cornelia Günther (18) am besten.

Der Barmer TV, der die reguläre Punktrunde der Bundesliga als überlegener Spitzenreiter abschloß, konzentriert sich jetzt auf das Play-off-Halbfinale ("best of five") um die Deutsche Meisterschaft, in dem ab dem 26. März der MTV Wolfenbüttel der Gegner ist. sid

Internationales Frauenfußball-Turnier Sieg über Weltmeister USA dank Mohrs Tor

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft beendete das Sechs-Nationen-Turnier auf Zypern mit einem dritten Platz. Der Europameister gewann das "kleine Finale" mit 1:0 (1:0) gegen Weltmeister USA. Den entscheidenden Treffer für die DFB-Auswahl erzielte Heidi Mohr vom Bundesligisten TuS Niederkirchen in der 27. Minute per Foulelfmeter. Zuvor hatte von Torfrau Mary Harvey die allein auf sie zustürmende Sylvia Neid zu Fall gebracht.

Zum Abschluß des bestbesetzten Turniers seit der WM 1991 in China boten beide Mannschaften eine starke Leistung. Das Team von Trainer Gero Bisanz erspielte sich zwar die besseren Chancen, sah sich jedoch vor dem Ende der ersten Halbzeit einem starken Druck der Amerikanerinnen ausgesetzt. Mit Glanzparaden verhinderte in dieser Phase Torfrau Manuela Goller von Grün- Weiß Brauweiler einen Gegentreffer.

In der vorangegangenen Begegnungen hatten die DFB-Frauen mit 1:3 gegen Schweden verloren und anschließend 3:0 gegen Frankreich gewonnen. sid

Junioren-WM in Australien Internationale Premiere für "Sudden death"

Australien gegen Brasilien und England gegen Ghana - so lauten am kommenden Mittwoch die Halbfinalpaarungen bei der "U 20"-Weltmeisterschaft in Australien. England qualifizierte sich erst durch ein 4:3 im Elfmeterschießen in Melbourne gegen Mexiko für die Vorschlußrunde. In der regulären Spielzeit und der Verlängerung waren keine Tore gefallen. Brasilien ließ den USA beim 3:0 (1:0)-Sieg in Adelaide nicht den Hauch einer Chance. Ebenfalls eine klare Sache war in Sidney das 3:0 (0:0) von U 17-Weltmeister Ghana gegen Rußland. Erst im "Sudden death" sicherte sich dagegen Gastgeber Australien in Brisbane seinen 2:1 (1:1)-Erfolg gegen Uruquay.

Abwehrspieler Bruno war als zweifacher Torschütze (32./90.) der Matchwinner der Brasilianer gegen die USA. Den dritten Treffer markierte Adriano (50.).

Für die Engländer trafen im Elfmeterschießen Pollock, Caskey, Thompson und Bart-Williams. Für die Mexikaner konnten nur Amante, Astivia und Gonzalez verwandeln. Olalde verschoß, während Solis als fünfter mexikanischer Schütze an Englands Torhüter Watson scheiterte.

Der Siegtreffer für Australien im Viertelfinale gegen Uruquay, das am Donnerstag durch ein 2:1 im letzten Vorrunden-Spiel alle Hoffnungen der deutschen Mannschaft auf den Einzug ins Viertelfinale zerstört hatte, fiel vor 18000 Zuschauern in Brisbane im erstmals international praktizierten "Sudden death" zehn Minuten nach Ablauf der regulären Spielzeit. Die Entscheidung markierte Anthony Carbone in der 100. Minute per Kopfball. In der ruppigen Begegnung, in der Schiedsrichter Harrel (Frankreich) fünf Gelbe Karten verhängte und Uruguays Trainer Angel Castelnoble auf die Tribüne verbannte, waren die Südamerikaner durch Sena (22.) in Führung gegangen. Den Ausgleich erzielte Agostino (63.) nach einem Freistoß.

Erst ein energischer Endspurt ebnete Ghana den Weg in die Vorschlußrunde. Ahinful (72.), der in der Jugend von Bayer Leverkusen spielende Addo (76.) und Aasre (81.) erzielten die Tore für die Afrikaner. Zuvor jedoch hatte Ghana, das in der Vorrunde ein 2:2 gegen Deutschland erreicht hatte, in der ersten Halbzeit erhebliches Probleme, sein Kombinationsspiel aufzuziehen. sid

SKI ALPIN WELTCUP-SLALOM der Frauen in Lillehammer, Gesamt-Weltcup nach 26 (24 Rennen/2 Kombinationen) von 33 Wettbewerben (31 Rennen/2 Kombinationen): 1. Wachter 1027 Punkte, 2. Seizinger 956, 3. Merle (Frankreich) 846, 4. Vogt 639, 5. Lee-Gartner (Kanada) 525, 6. Maier (Österreich) 495, 7. Häusl 488, 9. Ertl, Cavagnoud und Zurbriggen (Schweiz) je 421, ... 31. Renoth 216, ... 33. Stanggassinger (Berchtesgaden) 202, ... 38. Gerg-Leitner (Lenggries) 158, 39. Gutensohn (Oberaudorf) 156, ... 46. Meier (Rottach- Egern) 129, ... 56. Osterried 82, ... 67. Mutter 63, ... 80. Schwarzenberger (Krün) 36, ... 98. Riediger 21, ... 106. Hurler (Pfronten) 11, ... 115. Gerg 8.

MOTORSPORT GROSSER PREIS VON SÜDAFRIKA in Kyalami, erster von 16 Läufen zur Weltmeisterschaft (72 Runden 306,792 km): 1. Prost (Frankreich) Williams-Renault 1:38:45,082 Stunden, 2. Senna (Brasilien) McLaren-Ford 1:19,824 Minuten zurück, eine Runde zurück: 3. Blundell (Großbritannien) Ligier-Renault, 4. Fittipaldi (Brasilien) Minardi-Ford, zwei Runden zurück: 5. Lehto (Finnland) Sauber, drei Runden zurück: 6. Berger (Österreich) Ferrari, 7. Warwick (Großbritannien) Footwork-Mugen-Honda. - Die Ausfälle: Schumacher (Kerpen) Benetton- Ford, Motor abgestorben, Hill (Großbritannien) Williams-Renault, Unfall, Alesi (Frankreich) Ferrari, Antrieb, Patrese (Italien) Benetton- Ford, Dreher, Andretti (USA) McLaren-Ford, Unfall, Wendlinger (Österreich) Sauber, Elektronik, Alliot (Frankreich) Larrousse-Lamborghini, Dreher, Brundle (Großbritannien) Ligier- Renault, Motor, Barrichello (Brasilien) Jordan- Hart, Getriebe, Zanardi (Italien) Lotus-Ford, Unfall, Herbert (Großbritannien) Lotus-Ford, Unfall, Capelli (Italien) Jordan-Hart, Unfall, Comas (Frankreich) Larrousse-Lamborghini, Kupplung, Suzuki (Japan) Footwork-Mugen- Honda, Unfall, Katayama (Japan) Tyrrell-Yamaha, Getriebe, Barbazza (Italien) Minardi- Ford, Unfall, Alboreto (Italien) Lola-BMS-Ferrari, Motor, Badoer (Italien) Lola-BMS-Ferrari, Getriebe, de Cesaris (Italien) Tyrrell-Yamaha, Kraftübertragung.

Auslandsfußball

ITALIEN, 23. Spieltag: AC Turin - Atalanta Bergamo 1:1 FC Genua - US Foggia 0:0 AC Brescia - Juventus Turin 2:0 Lazio Rom - AC Mailand 2:2 Ancona Calcio - AC Parma 1:1 AC Florenz - AC Pescara 2:0 Inter Mailand - AS Rom 1:1 US Cagliari - Sampdoria Genua 0:2 SSC Neapel - FC Udinese 3:0. - Die Tabellenspitze: 1. AC Mailand 53:19 Tore/40:6 Punkte, 2. Inter Mailand 38:29/29:17, 3. AC Turin 27:18/27:19, 4. Lazio Rom 45:35/26:20..., 6.Juventus Turin 25:19 Punkte, 10. AS Rom 23:21..., 12. AC Florenz 20:26.

SPANIEN, 26. Spieltag: FC Barcelona - Deportivo La Coruna 3:0.

FRANKREICH, 28. Spieltag: Olympique Marseille - Girondins Bordeaux 0:0, FC Toulouse - FC Metz 0:0, AS St. Etienne - AS Monaco 0:0, FC Paris St. Germain - Olympique Lyon 1:1, FC Sochaux - Racing Club Lens 1:1, FC Valenciennes - FC Toulon 3:1, Racing Straßburg - AC Le Havre 3:1, Olympique Lille - FC Nantes 1:1, SC Montpellier - Olympique Nimes 1:0, SM Caen - FC Auxerre 2:1. - Die Tabellenspitze: 1. AS Monaco 37:15 Tore/38:18 Punkte, 2. Olympique Marseille 48:28/38:18, 3. Paris St. Germain 47:21/36:20, 4. Girondins Bordeaux 30:16/36:20.

ENGLAND, Premier League, 34. Spieltag: Coventry City - FC Arsenal 0:2, FC Everton - Nottingham Forest 3:0, Leeds United - Manchester City 1:0, FC Middlesbrough - FC Liverpool 1:2, Norwich City - Oldham Athletic 1:0, Queens Park Rangers - FC Wimbledon 1:2, FC Southampton - Ipswich Town 4:3, Manchester United - Aston Villa 1:1, Crystal Palace - FC Chelsea (Mo.) - Die Tabellenspitze: 1. Manchester United 33 Spiele/50:26 Tore/61 Punkte, 2. Aston Villa 33/49:32/61, 3. Norwich City 33/46:46/59, 4. Sheffield Wednesday 31/41:34/49.

First Division: Birmingham City - Bristol City 0:1, Bristol Rovers - Wolverhampton Wanderers 1:1, Cambridge United - FC Portsmouth 0:1, Charlton Athletic - Brentford 1:0, Grimsby Town - Luton Town 3:1, FC Millwall - Derby County 1:0, Notts County - West Ham United 1:0, Oxford United - Southend United 0:1, FC Sunderland - Peterborough United 3:0, Swindon Town - Newcastle United 2:1, Tranmere Rovers - Leicester City 2:3, FC Watford - FC Barnsley 1:2 - Die Tabellenspitze: 1. Newcastle United 35 Spiele/63:31 Tore/71 Punkte, 2. West Ham United 35/61:32/66, 3. Swindon Town 34/59:43/60, 4. FC Portsmouth 35/58:39/60.

SCHOTTLAND: FC Aberdeen - FC Falkirk 2:2, FC Dundee - FC Airdrieonians 1:1, Heart of Midleothian - Dundee United 1:0 1:0, Partick Thistle - FC St. Johnstone 1:1, Glasgow Rangers - Hibernian Edinburgh 3:0, FC Motherwell - Celtic Glasgow ausgefallen - Die Tabellenspitze: 1. Glasgow Rangers 80:25 Tore/57:9 Punkte, 2. FC Aberdeen 69:25/48:18, 3. Celtic Glasgow 50:31/43:23, 4. Heart of Midleothian 36:30/39:29.

TÜRKEI, 22. Spieltag: Trabzonspor - Bursaspor 3:0, Aydinspor - Fenerbahce Istanbul 0:2, Altay Izmir - Kocaelispor 1:2, Ankaragücü - Besiktas Istanbul 0:6, Konyaspor - Gencler Birligi 1:1, Sariyerspor - Karsiyakaspor 3:0, Gaziantepspor - Kayserispor 2:1, Galatasaray Istanbul - Bakirköy 3:0. - Die Tabellenspitze: 1. Fenerbahce Istanbul 60:24 Tore/49 Punkte, 2. Besiktas Istanbul 54:18/49, 3. Galatasaray Istanbul 46:18/46, 4. Kocaelispor 49:21/45.

ÖSTERREICH, 2. Spieltag: FC Admira Wakker Wien - Rapid Wien 1:2, Austria Wien - SV Casino Salzburg 0:0, FC Wacker Innsbruck - Wiener SC 5:0, VSE St. Pölten - Vorwärts Steyr 1:0. - Die Tabellenspitze: 1. FC Wacker Innsbruck 50:22 Tore/16 Punkte, 2. SV Casino Salzburg 45:27/16, 3. Austria Wien 47:25/15, 4. Rapid Wien 36:27/15.

NIEDERLANDE, 24. Spieltag: MVV Maastricht - FC Volendam 0:1 Feyenoord Rotterdam - PSV Eindhoven 1:1 Willem II Tilburg - SpartaRotterdam 5:0 FC Groningen - Go Ahead Eagles 2:1 FC Twente Enschede - SVV/Dordrecht'90 2:3 Fortuna Sittard - FC Utrecht 1:1 Vitesse Arnheim - Cambuur Leeuwarden 1:1 Ajax Amsterdam - RKC Walwijk 2:1 BVV Den Bosch - Roda JC Kerkrade 4:3.

BELGIEN, 26. Spieltag: Standard Lüttich - FC Lüttich 3:0 Lierse SK - Cercle Brügge 2:1 AA Gent - SV Waregem 4:0 RSC Anderlecht - RC Genk 5:0 SC Charleroi - RWD Molenbeek 1:0 FC Brügge - SK Lokeren 3:1.

Fernfahrt Paris-Nizza Start-Ziel-Sieg des Schweizers Zülle

Der 24jährige Schweizer Axel Zülle gewann auf der zweigeteilten achten Etappe der Rad-Fernfahrt Paris-Nizza das abschließende Einzelzeitfahren über 12,5 km am Col d'Eze und wies im Gesamtklassement 41 Sekunden Vorsprung auf den zweitplazierten Franzosen Laurent Bezault auf, der auch im "Kampf gegen die Uhr" Zweiter mit zehn Sekunden Rückstand auf Zülle geworden war.

Der Mann aus Wil, der vom ersten Tag an vorne gelegen hatte, sorgte zum siebten Mal seit der ersten Austragung von Paris-Nizza 1933 für einen Start-Ziel- Sieg bei dem traditionsreichen Mehretappen-Rennen. Zülle ist nach Tony Rominger (Gewinner 1991) der zweite Schweizer Gesamtsieger bei Paris-Nizza.

Am Col d'Eze belegten hinter Zülle und Bezault dessen Landsleute Jean-François Bernard (26 Sekunden zurück) und Pascal Lance (36) sowie der Amerikaner Lance Armstrong (41) die Plätze drei bis fünf. In der Gesamtwertung verwies Zülle den Franzosen Lance (1:07 zurück) auf den dritten Rang.

Das erste Teilstück der Schlußetappe entschied der Franzose Laurent Jalabert im Spurt in Nizza zu seinen Gunsten. Der Gewinner des Grünen Trikots des Punktbesten bei der Tour de France 1992 verwies die Italiener Maximilian Sciandri und Adriano Baffi auf die Plätze zwei und drei. Das kurze Teilstück über 104 km stand ganz im Zeichen von Bernard, der einen Solovorstoß über 84 km unternahm. Erst 500 Meter vor dem Ziel wurde er vom Peloton wieder eingeholt.

Am Samstag hatte der Franzose Armand de las Cuevas die siebte Etappe über 207 km von Marseille nach Mandelieu-la Napoule gewonnen. De las Cuevas siegte nach 5:09:48 Stunden mit 16 Sekunden Vorsprung vor Armstrong. Sciandri führte 44 Sekunden zurück als Dritter das Hauptfeld ins Ziel. sid

REITEN CHI in Dortmund, 11. Weltcupspringen der Saison 1992/93: 1. Hafemeister (Fürstenau) PS Priamos 0 Fehlerpunkte/33,36 Sekunden, 2. M. Beerbaum (Buchloe) Poker 0/34,32, 3. Mändli (Schweiz) Pirol 0/34,56, 4. Becker (Warendorf) Herrmanns Ascalon 0/45,96, 5. M. Whitaker (Großbritannien) Polydektes 4/33,28, 6. J. Whitaker (Großbritannien) Milton, zurückgezogen, alle im Stechen . . . 7. mit weiteren zehn Reitern Frühmann (Österreich) Mr.Prokopp und Simon (Österreich) auf Amaretto je 4 im Normalparcours. - Stand im Weltcup vor den Springen in Paris und Hertogenbosch: 1. Beerbaum (Buchloe) 63 Punkte, 2. Luther (Mellendorf) 61, 3. Lansink (Niederlande) 59, 4. M. Beerbaum 56, 5. Charles (Irland) 52, 6. Tops (Holland) 51, 7. Sloothaak (Mühlen) 47, 8. Pessoa (Brasilien) 47, 9. Cayetano de Irujo (Spanien) und Melliger (Schweiz) je 43, 11. Navet (Frankreich) und Raymakers (Holland) je 42, 13. Hetzel (Goch) 38, 14. Mändli und Tebbel (Mühlen) je 37, 16. Nieberg (Homberg/Ohm) und Sarasola (Spanien) je 35, 18. M. Whitaker 34, 19. J. Whitaker 33, 20. Wiltfang (Thedinghausen) und Bost (Frankreich) je 32 Punkte.

Möller saß wieder auf der Tribüne AC Mailand mußte mit Remis zufrieden sein

Mit dem Treffer zum 1:0 ebnete der deutsche Nationalspieler Stefan Effenberg dem AC Florenz am 23. Spieltag der italienischen Nationalliga A den Weg zum 2:0 (0:0)-Heimerfolg gegen Schlußlicht AC Pescara. Unmittelbar nach dem Wechsel war er mit einem Freistoß aus rund 30 Metern erfolgreich.

Unangefochtener Spitzenreiter bleibt Meister AC Mailand, der zwar das 58. Punktspiel hintereinander ohne Niederlage, aber unter anderem aufgrund von Verletzungsproblemen offenbar doch etwas in der Krise steckt. Vier Tage nach der Niederlage im Hinspiel des Pokal- Halbfinales bei AS Rom, womit es im 100. Pflichtspiel hintereinander die erste Niederlage gab, mußte der Titelverteidiger diesmal bei Lazio Rom mit einem eher schmeichelhaften 2:2 (1:2) zufrieden sein. Während Nationalspieler Thomas Doll bei den Römern überzeugen konnte, mußte Karl-Heinz Riedle bei den Gastgeber wegen seiner Gelbsperre pausieren.

Juventus Turin blamierte sich mit 0:2 (0:1) bei Aufsteiger AC Brescia. Abwehrspieler Jürgen Kohler war dabei mit drei Chancen gefährlichster Akteur bei "Juve", während Andreas Möller wieder einmal auf der Tribüne Platz nehmen mußte. Eine durchschnittliche Leistung bot Thomas Häßler beim 1:1 (0:1) beim Tabellenzweiten Inter Mailand. sid

SKI NORDISCH Großschanze: 1. Bredesen (Norwegen) 232,0 Punkte (107,5 m+110 m), 2. Mollard (Frankreich) 228,6 (110,5+108,5), 3. Sakala (Tschechische Republik) 223,4 (106+110), 4. Kasai (Japan) 222,4 (108+105,5), 5. Horngacher 217,4 (108+105,5), 6. Kuttin (beide Österreich) 216,6 (103+108), 7. Harada (Japan) 213,4 (102,5+106), 8. Goldberger (Österreich) 211,8 (107+102,5), 9. Berg (Norwegen) 211,5 (105,5+104,5), 10. Moser (Österreich) 209,6 (101+108), 11. Meglic (Slowenien) 209,3 (103,5+106), 12. Svagerko (Slowakei) 208,7 (102,5+108), 13. Weißflog (Oberwiesenthal) 208,2 (100,5+107,5), 14. Gostisa (Slowenien) 207,4 (109+102), 15. Duffner (Schönwald) 206,2 (105,5+102,5), ... 22. Siegmund (Klingenthal) 201,0 (99,5+105,5), ... 63. Scherer (Rohrhardsberg) 69,7 (88). - Stand im Gesamt-Weltcup nach 15 Wettbewerben: 1. Goldberger 186 Punkte, 2. Sakala 173, 3. Kasai 172, 4. Rathmayr (Österreich) 171, 5. Bredesen 126, 6. Mollard 114, 7. Duffner 106, 8. Horngacher 78, 9. Haim (Österreich) 61, 10. Delaup (Frankreich) 59.

SCHWEIZ

SCHWEIZ, Meisterrunde, 3. Spieltag: FC Lugano - Lausanne Sport 1:0, Servette Genf - FC Zürich 0:2, FC Sion - FC Aarau 0:1, Young Boys Bern - Xamax Neuchatel 4:0. - Tabellenspitze: 1. Young Boys Bern 5:0/19, 2. FC Aarau 4:1/17, 3. FC Lugano 4:1/16, 4. FC Sion 3:3/15.

PORTUGAL

PORTUGAL, 24. Spieltag: Belenenses Lissabon - Estoril Praia 0:0, Pacos Ferreira - Maritimo Funchal 1:1, FC Tirsense - SC Beira Mar 2:1, SC Salgueiros - Vitoria Guimaraes 0:1, FC Famalicao - CD Chaves 2:1, Sporting Braga - FC Porto (So., 19.45 Uhr), Sporting Esphino - Boavista Porto 2:2, SC Farense - Benfica Lissabon 0:0, Sporting Lissabon - Gil Vicente 0:0. - Tabellenspitze: 1. FC Porto 45:13/37:9, 2. Benfica Lissabon 40:11/36:12, 3. Sporting Lissabon 36:18/32:16, 4. Boavista Porto 27:19/28:20.

EISHOCKEY

Abstiegs-Play-off EHC Freiburg - ERC Schwenningen 5:2 (2:2, 2:0, 1:0). - Tore: 0:1 Schreiber (9:08), 1:1 Gross (11:51), 1:2 Young (16:49), 2:2 Zemlicka (19:36), 3:2 Gulda (24:07), 4:2 Reichel (24:59), 5:2 Zemlicka (59:25). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 4800. - Strafminuten: Freiburg 10 - Schwenningen 14. (Damit führt Freiburg mit 2:0 Siegen und braucht nur noch einen weiteren zur Entscheidungsspiel-Qualifikation).

RADSPORT PROFI-FERNFAHRT PARIS-NIZZA, Abschlußklassement: 1. Zülle (Schweiz) 29:07:45 Stunden, 2. Bezault (Frankreich) 0:41 Minuten zurück, 3. Lance (Frankreich) 1:07, 4. de Las Cuevas (Frankreich) 1:44, 5. Erik Breukinn (Niederlande) 1:55, 6. Laurent Brochard (Frankreich) 2:25, . . . 52. Audehm (Dortmund) 15:36, . . . 72. Trumheller (Donaueschingen) 27:26, . . . 75. Aldag (Ahlen) 28:34, . . . 91. Lehnert (Dortmund) 42:52, . . . 116. Ludwig (Gera) 1:01:35 Stunden.

PROFI-FERNFAHRT "Tirreno-Adriatico" in Italien, 5. Etappe über 170 km von Grottamare nach San Elpidio, Gesamtwertung: 1. Fondriest (Italien) 25:31:59 Stunden, 2. Skibby (Dänemark) 0:01 Minuten zurück, 3. Tschmil (Moldawien) 0:07, 4. Della Santa 0:08, 5. Chiurato 0:09, 6. Rebellin (alle Italien) 0:10, 7. Zabel (Dortmund) 0:15, . . . 9. Bölts (Heltersberg) gleiche Zeit, ... 54. Raab (Leipzig) 2:33, . . . 62. Heppner (Gera) 4:20, . . . 67. Kummer (Erfurt) 4:33, . . . 69. Ampler (Leipzig) gleiche Zeit, . . . 98. Boden (Frankfurt/Oder) 13:34, . . . 106. Henn (Heidelberg) 19:39, . . . 111. Wesemann (Frankfurt/Oder) 25:30, . . . 113. Krieger (Karlsruhe) gleiche Zeit, . . . 140. Kappes (Kirchzarten) 45:05.

MURCIA-RUNDFAHRT für Radprofis, Abschlußklassement: 1. Galarreta 20:28:16 Stunden, 2. Cubino (beide Spanien) 0:02 Minuten zurück, 3. Bouwmans (Niederlande) 0:12, 4. Gorospe (Spanien) 0:17, 5. Chozas 0:25, 6. Uzaga (beide Spanien) 0:25, . . . 84. Stumpf (Dittelbrunn) 40:39, . . . 93. Wüst (Köln) 54:14.

TENNIS TURNIER in Key Biscayne/Florida (2,55 Millionen Dollar), 2. Spieltag, Männer, Einzel, 1. Runde: Engel (Schweden) - Connors (USA) 6:3, 6:3, Delaitre (Frankreich) - Roese (Brasilien) 7:5, 6:2, Stoltenberg (Australien) - Wheaton (USA) 6:3, 7:6 (7:3), Adams (USA) - Palmer (USA) 7:6 (8:6), 3:6, 6:4, Haarhuis (Niederlande) - Burillo (Spanien) 6:2, 6:3, Thorne (USA) - Eltingh (Niederlande) 6:2, 6:3, Stafford (Südafrika) - Weiss (USA) 6:3, 6:0.

Frauen, Einzel, 2. Runde: Graf (Brühl) - Rubin (USA) 6:2, 6:1, Huber (Heidelberg) Fulco-Villella (Argentinien) 6:3, 6:2, van Rensburg (Südafrika) - Probst (Heidelberg) 7:6 (7:5), 1:6, 6:4, Sanchez (Spanien) - Fairbank-Nideffer (USA) 6:3, 6:1, Tauziat (Frankreich) - Kuhlman (USA) 7:6 (7:0), 6:1, McNeil (USA) - Stafford (USA) 6:4, 6:1, G. Fernandez (USA) - Gavaldon (Mexiko) 6:2, 7:5, Zrubakova (Tschechische Republik) - Ercegovic (Kroatien) 6:1, 6:4, McQuillan (Australien) - Harvey-Wild (USA) 6:3, 6:2.

Nichts da Eschberg verspielt Shakespeares "Othello"

FRANKFURT A. M. Nach der immerhin respektablen Einlassung auf das schwierige "Antiphon" der Djuna Barnes ist Peter Eschberg jetzt als Regisseur von Shakespeares "Othello" ganz und gar gescheitert. Die Aufführung ist zäh, in den Abläufen ohne Dynamik, ohne Fallhöhe für die Tragödie, gedanklich und bildlich ausgetrocknet, nichts da, eine Wüste. In den einzelnen Arrangements wimmelt es von Ungeschicklichkeiten, ständig verschätzt die Regie sich im szenischen Aufriß mit den Distanzen zwischen den Darstellern, die Dialoge sind ohne jede Spannung; wenn körperlicher Ausdruck versucht wird, entsteht Krampf, noch die Sterbeszene der Desdemona ist nicht mehr als ein Gezerre.

Hans Falars ungeführter Othello bleibt immer neben dem Mohren: Alle Emotionen sind äußerlich, es vermittelt sich kaum eine Regung, die schwarze Schminke ist die einzige Farbe der Darstellung. Anfangs positioniert Friedrich Karl Praetorius den Jago sehr im Vordergrund (wörtlich genommen: Er setzt sich auf einen Klappstuhl an die Rampe), den Motiven für die Verräterei wird nachgefragt, als ging es hier vor allem darum (und als wären wir in einem "Tatort"). Praetorius ist helle, wach, für eine Weile gelingt ihm eine eigene Show - aber bald repetieren sich die sprachlichen und gestischen Mittel, alte Leier, macht das Defizit an spielerischer Einbindung der Figur sich bitter bemerkbar, Eschbergs Versagen.

Andere Schauspieler, die übrigen Männer, auch Annemarie Knaaks Desdemona, Iris Erdmanns Emilia (die dann aber, unvorbereitet, die Schlußszene mittragen soll) bewegen sich oder, häufiger, stehen herum, als wollten sie am liebsten unerkannt bleiben. In Kostümen übrigens, die wie die Ausstattung der Bühne mit drei Wand-Segmenten eines aufgelösten, hohen Halbrundes nur als Konsequenz einer Arbeitsverweigerung der dafür verantwortlichen Kazuko Watanabe zustande gekommen sein können. Das "Bild" ist ein ästhetischer Unfall (also doch: "Tatort"), es bezeugt Eschbergs Unsicherheit, daß er es akzeptiert hat.

Der letzte Frankfurter "Othello" vor diesem war 1978 der von Peter Palitzsch. Die Aufführung damals - in der Titelrolle Peter Roggisch, als Jago Michael Altmann - hatte erkennen lassen, was sie wollte: von einer Welt und einer Gesellschaft erzählen, die zerfallen, auch die Liebe kein Halt, alle nie anders als einsam. Für Eschbergs neue Version jetzt ist kein Motiv auszumachen. Sie ist ohne Interesse und Bedeutung. Tot. Ihr zuschauend blickt man in ein Theatergrab.

PETER IDEN

Im Hintergrund: Menschenrechte Ein Nord-Süd-Konflikt

Bei den Diskussionen um die Verwirklichung der Menschenrechte sind neue Fronten entstanden. Nicht mehr zwischen Osten und Westen verläuft die Schnittstelle, wie zu den Zeiten des Kalten Krieges, sondern zwischen Norden und Süden. Am Wochenende ging in Genf die 49. Sitzung der UN-Menschenrechtskonferenz zu Ende. Im Verlauf der sechswöchigen Beratungen wurden 120 Entschließungen gefaßt. Das Pensum konnte nur durch regelmäßige Nachtsitzungen erledigt werden. Doch die Geschäftigkeit täuscht: Greifbare Verbesserungen der Menschenrechtslage sind kaum zu melden. Der krasse Fall Guatemala zum Beispiel wurde durch die Gruppensolidarität der amerikanischen Staaten unter den Teppich gekehrt. Das unterschiedliche Menschenrechtsverständnis trat deutlich zutage. Die in Genf festgestellte Nord-Süd- Spaltung ist kein gutes Vorzeichen für die Mitte Juni in Wien beginnende zweite Weltkonferenz über Menschenrechte. "Die Wiener Konferenz wird scheitern, wenn dort die Menschenrechte mit der wirtschaftlichen Entwicklung verknüpft werden", sagte ein deutscher Diplomat. Ein Schweizer Delegierter wagt bereits die Prognose "Wien wird ein Flop". Grund dieser pessimistischen Einschätzungen ist, daß die "Dritte Welt" einen unauflösbaren Zusammenhang zwischen den Menschenrechten, dem Entwicklungsstand und der Demokratisierung konstruiert.

Mit diesem thematischen Dreieck soll ausgedrückt werden, daß die Einhaltung der Menschenrechte ein Luxus der Reichen sei. Im Vorbereitungsausschuß für die Wiener Konferenz bemühen sich eine Reihe von Entwicklungsländern, eine Liste angeblicher Hindernisse für die Respektierung der Menschenrechte aufzustellen, die auf die Tagesordnung gelangen soll.

Die europäischen Staaten wehren sich gegen solche Bestrebungen. In ihren Augen sind die Menschenrechte und Grundfreiheiten Werte für sich, die nicht durch die schlechte Wirtschaftslage relativiert werden können. Man befürchtet, daß die Wiener Veranstaltung zu einer Art Welthandelskonferenz umfunktioniert wird, an der sogenannte Entwicklungsländer als Gegenleistung für die Achtung der Menschenrechte den Nachlaß ihrer Schulden verlangen. Es gibt aber auch Experten, die einen solchen Tausch nicht so abwegig finden. Wenn die reichen Länder für eine Verbesserung der Menschenrechtslage in den armen Weltgegenden in die Tasche greifen, könnte die Zahl der politischen Flüchtlinge verringert werden, meinen sie.

Zu den wenigen Fortschritten der abgelaufenen Sitzungsperiode der Menschenrechtskommission gehört die Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen in Afrika, die früher ein Tabuthema waren. Zur Debatte stand die Lage in Zaire, Togo, Sudan, Äquatorial- Guinea, Ruanda und Tschad. Ein einzigartiger Vorgang war der Auftritt des zairischen Regierungsvertreters, der ein düsteres Bild der Situation in seinem Land malte und dafür Präsident Mobutu persönlich verantwortlich machte.

Eine scharfe Resolution zu den Menschenrechtsverletzungen in Irak ist von dem Beschluß begleitet, UN-Inspektoren in das Land zu entsenden. Hinsichtlich der Durchsetzung dieses Beschlusses gibt sich allerdings niemand Illusionen hin. Im Unterschied zu den Resolutionen des Weltsicherheitsrats unter Kapitel VII der UN-Charta haben die Entschließungen der Menschenrechtskommission keinen zwingenden Charakter.

China blieb erneut ungeschoren. Ein milder Resolutionsentwurf, den die Europäische Gemeinschaft und die USA einbrachten, wurde von der Mehrheit vom Tisch gewischt. Wie schon in Vorjahr beantragte Pakistan mit Erfolg, auf die Vorwürfe gegen China überhaupt nicht einzugehen. Die Stimmendifferenz in der aus 53 Staaten bestehenden Kommission ist aber so knapp geworden, daß China damit rechnen muß, nächstes Jahr auf der Anklagebank zu sitzen.

Indonesien mußte zustimmen, den Sonderberichterstatter der UN über Folterpraktiken nach Ost-Timor reisen zu lassen. Insgesamt stehen die asiatischen Staaten der Menschenrechtskommission aber reserviert gegenüber. Keiner von ihnen trat als Miteinbringer eines Resolutionsentwurfs hervor.

Den Menschenrechten wirksam Nachdruck zu verleihen, scheitert auch an der Finanzkrise. Bislang wurden 20 Sonderberichterstatter ernannt, die krassen Mißständen nachgehen sollen, doch die Kostenfrage ist ungelöst. Das UN-Menschenrechtszentrum in Genf pfeift auf dem letzten Loch. Man erwägt nun, einige von der Entwicklung überholte Dienste wie das Zentrum über Apartheid aufzulösen und die freiwerdenden Mittel für die Menschenrechte zu verwenden. PIERRE SIMONITSCH (Genf)

Die SG Egelsbach präsentiert bereits im Juni ihre Fußballer für die neue Saison Der Jubilar jongliert schon einmal mit einem Millionen-Etat Im Jahr des 90. Vereinsgeburtstages werden die Weichen gestellt für einen Weg, der in der neuen Regionalliga enden soll

"Die Fußballer sind unser größter Werbeträger", stuft Egelsbachs Bürgermeister Heinz Eyßen die sportlichen Erfolge der Sportgemeinschaft 1874 Egelsbach hoch ein.

Die Ziele der Fußballer des über 2000 Mitglieder zählenden Großvereins enden allerdings im Jahr des 90. Geburtstages nicht in der Oberliga. Als großer Traum gilt weiter die Regionalliga Süd. "Wir nehmen die sportliche und wirtschaftliche Herausforderung in der kommenden Saison an und haben bei Heranziehung der letzten drei Jahre als Qualifikations- Kriterium berechtigte Chancen, werden aber auch dann gewappnet sein, falls nur die Saison 93/94 (unter den ersten Sechs) zählen wird", gibt Spielausschuß-Vorsitzender Klaus Leonhardt die Marschrichtung an.

Bereits am 20. Juni soll die neue Egelsbacher Mannschaft präsentiert werden. Damit ist klar, wie frühzeitig die Weichen am Berliner Platz, wo Vorjahres-Rang vier in der laufenden Runde bestätigt werden soll, gestellt werden.

"Wir haben unser langfristiges Programm gemeinsam mit Herbert Schäty, der auf jeden Fall bis 30. Juni 1995 in Egelsbach arbeiten soll, erstellt und wollen mit der Unterstützung unseres Hauptsponsors den Weg nach oben fortsetzen", rechnet Leonhardt fest mit dem Sprung in die neue Klasse.

"Egelsbach", so wurde es bei den verschiedenen Ansprachen zum Jubiläums- Empfang im Landhotel "Johanneshof" immer wieder verdeutlicht, "ist eine feste Größe in der Fußballszene dieser Region", kommt in Hessen direkt nach Eintracht Frankfurt, Darmstadt 98 und Kickers Offenbach. Diese Einordnung zeigt jedoch auch die Standortnachteile der "kleinen SGE" auf, denn sie ist praktisch von den Großvereinen eingekesselt, was sich in mäßigen Zuschauerzahlen ausdrückt. 3500 gegen den OFC Kickers, aber nur rund 5500 in den übrigen zehn Heimspielen zusammen zeigen den Stellenwert am deutlichsten auf.

Damit ist klar: Von diesen Einnahmen könnte der Verein vielleicht in der Bezirksoberliga, nicht jedoch in oberen "Amateur-Gefilden" existieren. "Wir müßten in der Regionalliga mit einem Etat von rund 1,4 Millionen Mark kalkulieren, und nach den Kriterien in der Ersten und Zweiten Bundesliga Zuschüsse von rund 50 Prozent dieses Ansatzes aus Fernsehgeldern etc. erhalten", verweist Abteilungsleiter Hans-Peter Seng auf die Finanzierungsprobleme vieler Aspiranten für die neue dritte Ebene.

Dank Großsponsor Kappes, der weiterhin vieles auf seine Kappe nehmen will, wären jedoch auch diese unsichere Etat- Posten abzudecken. "Wir suchen weitere Sponsoren, um uns auf mehrere Füße zu stellen", hofft Leonhardt auf gesteigertes Interesse in der heimischen Wirtschaft.

Damit könnten auch die Wünsche bezüglich Verstärkungen bedenkenlos realisiert werden. "Wir müssen uns über die Besetzung der zentralen Positionen (Torwart, Libero, Mittelfeld, Angriff) Gedanken machen. Zwei neue Spieler sind meiner Meinung dafür erforderlich. Der Rest rekrutiert sich aus dem jetzigen Potential", sagt Trainer Herbert Schäty, der nach Anlaufschwierigkeiten zur festen Größe am Berliner Platz avancierte. "Von den Stammkräften hat bisher keiner einen Wechsel angekündigt. Wir rechnen damit, daß alle bleiben werden", erklärten Trainer und Spielausschuß-Vorsitzender übereinstimmend. Bis Ende März sollen die personellen Weichen hundertprozentig gestellt sein. Über Neuverpflichtungen, die anscheinend bereits fest an der Angel hängen, ließen sich die Macher nicht aus.

An der Überfremdung im Bereich der ersten Mannschaft wird der Verein auch im Jahr des 90. Geburtstages nichts ändern können. Die intensiven Bemühungen im Jugendbereich, wo mit qualifierten Trainern ein deutlicher Aufschwung erzielt werden konnte, reichen nicht aus, um Oberliga-Fußballer "heranzuzüchten". Damit fehlt den Fans in der eher ländlich strukturierten Gemeinde die Identifikation mit der Mannschaft.

Ein weiteres Manko: Am Berliner Platz fehlt ein Vereinsheim, somit eine Kommunikationsstätte. "Uns schwebt ein großes Fitneß-Zentrum mit der Integration eines Vereinsheimes vor", sagt Dieter Heller, Vorsitzender des Gesamtvereins. Das wäre die große Lösung, die mindestens ein Kapital von zwei Millionen Mark erfordern würde. "Bei einer möglichen Regionalliga-Qualifikation müßte es aber eine kurzfristige Lösung geben", erwidert Leonhardt. Zumal Grund und Boden für das Vereinsheim am Berliner Platz vorhanden sind. Über einen Tribünenbau (gegenüber der Stehtribüne) würde erst nach dieser Maßnahme nachgedacht. In puncto sportlicher Rahmenbedingungen (Natur-Rasen, Kunst-Rasen etc. sowie dem neu installierten Flutlicht) genügt die Anlage bereits jetzt höheren Ansprüchen.

"90 Jahre Fußball in Egelsbach". Als Krönung soll 1994 der Sprung in die Regionalliga gelingen. Übrigens hatte man auch beim 70. Geburtstag (73/74) einen Aufstieg geschafft. Allerdings damals "nur" in die Bezirksliga Darmstadt . . . HANS-DIETER PUTH

TV Groß-Umstadt, Handball Am Freitag Wallau gegen Gummersbach

Der Turnverein 1878 Groß-Umstadt schlägt nach seinem Regionalliga-Aufstieg in der dritthöchsten Klasse eine scharfe Klinge, hat sich längst einen Namen in der Handballszene gemacht.

Dem deutschen Meister SG Wallau/ Massenheim, der vor wenigen Tagen 31:24 beim TVG gewann, gefiel die Atmosphäre in der Großsporthalle der Ernst- Reuter-Schule (500 Fans waren zu diesem Freundschaftsspiel gekommen) so gut, daß er an diesem Freitag (19.30 Uhr) in dieser Halle einen Test gegen den Bundesliga-Rivalen VfL Gummersbach absolvieren will. Vor Fortsetzung der Bundesliga-Runde wollen die beiden populären Klubs diese Möglichkeit zum einzigen Test nutzten.

Wallau/Massenheim will bis auf Mike Fuhrig, der mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Schweden spielt, in Gala-Besetzung antreten. Auch Weltklassespieler Mikael Källman (so die offzielle Schreibweise) will nach seiner Verletzung in Groß-Umstadt dabeisein. Die Handballfreunde sind mit zehn Mark (Schüler fünf Mark) dabei.

Da die Umstädter in keinem Heimspiel weniger als 400 Fans hatten, hoffen die Verantwortlichen auch bei diesem Vergleich auf gut besetzte Tribünen. hdp

Auch die Speedway-Artisten haben ihren "Winterschlaf" beendet Bundesliga-Auftakt am Sonntag im Diedenbergener Motodrom Gastgeber gelten gegen den MC Norden, MSC Brokstedt und ein niederländisches Team als Favoriten / Finale am gleichen Ort?

Die Speedway-Fans in ganz Hessen atmen auf. Am kommenden Sonntag ist der "Winterschlaf" der Speedway-Artisten beendet. Gleich zum Auftakt bestreitet das einheimische Aushängeschild MSC Diedenbergen sein erstes und einziges Heimrennen in der langen Bundesliga- Saison. Im Rhein-Main-Stadion knattern ab 9.30 Uhr die Motoren beim Training, das Rennen um die begehrten Bundesliga-Punkte beginnt um 14 Uhr.

Neben der Ersten Liga gehen auch noch die Läufe der Nationalen B/C-Lizenz, der Junioren-Lizenz und der Schülerklassen, durch die Bank mit Diedenbergener Beteiligung, über das Oval. Die Vorläufe dieser Rahmenklassen gehen ab 11 Uhr über die Bühne. "Hoffentlich hält das tolle Wetter bis zum Sonntag", meinte Pressesprecherin Sylvia Ziller vor dem mit Spannung erwarteten Saison-Auftakt im Hofheimer Stadtteil.

Insgesamt zwanzig Bundesliga-Läufe mit je vier Fahrern werden gestartet. Neben dem im letzten Jahr wegen großem Verletzungspech im Finale abgeschlagenen MSC Diedenbergen treten das niederländische Team KNMV, der MC Norden und der MSC Brokstedt an. Die "fliegenden Holländer" dürfen um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft mitstreiten, starten aber außer Konkurrenz. Als Favorit im ersten Rennen gilt der Gastgeber. Schärfster Rivale dürfte das "Nordlicht" aus Brokstedt mit den Routiniers André Pollehn, Jörg Pingel und dem "Legionär" Björn Danielczik sein.

"Wir müssen uns aber nicht verstecken, dürften etwas stärker gegenüber der unglücklich verlaufenen vorigen Saison sein", resümierte Vorsitzender Horst Zahn nach den Vorbereitungen für die bis Oktober andauernde Saison. Kapitän und Nationalmannschaftsfahrer Klaus Lausch hielt dem MSC die Stange, ebenso der britische Star-Fahrer John Davis. Die ausländischen Piloten sind von der wichtigsten Neuerung betroffen: Ab sofort dürfen die insgesamt zwölf Bundesliga-Teams nur noch in der Ersten Liga starten, wenn sie im Besitz einer deutschen OMK-Lizenz sind. Jedes Team darf aber beliebig viele Ausländer mit dieser Lizenz einsetzen. Diedenbergen beläßt es bei John Davis, die übrigen vier Positionen hinter den "Punktebänken" Lausch sowie Davis nehmen Andy Rahn aus Friedberg, Robert Kessler, Martin Theobald (Reserve-Fahrer) und Junior Oliver Schäfer ein.

Die Junioren-und Reserve-Fahrer bestreiten je zwei Läufe an einem Renntag, die voll in die Liga-Wertung kommen. Nach Abschluß der Vorrunde qualifizieren sich die jeweils Ersten der weiterhin zweigeteilten Bundesliga (Nord und Süd) direkt für das krönende Finale um den Meistertitel. Die Zweit-und Drittplazierten jeder Gruppe (je sechs Teams) bestreiten das Halbfinale. Aus diesem Halbfinale erreichen die beiden besten Teams ebenfalls noch das von vier Teams ausgetragene Finale, das dieses Jahr bei einem Nord-Vertreter ausgetragen wird. Da macht sich natürlich der MSC Diedenbergen große Hoffnungen auf das Finale im Rhein-Main-Stadion, möchte sich aus finanziellen und sportlichen Gründen diesen Höhepunkt sichern. "Der Heimvorteil ist die halbe Miete für den Titel", meinte Sylvia Ziller. Auf die vermutlich schärfsten Kontrahenten aus dem Süden (Landshut, Pocking, Olching) trifft der MSC - die Qualifikation einmal vorausgesetzt - erst im Herbst. Im Norden nehmen neben den vier beim Auftaktrennen am Sonntag vertretenen Teams noch die aus der ehemaligen DDR kommenden Mannschaften des MC Güstrow und des MC Stralsund teil. Der zweite Diedenbergener Lauf geht am 12. April in Norden über die Bühne. jo

Eierkrone und Hasen aus Kartoffeln Veste Otzberg lädt für die kommenden Wochenenden wieder zum Ostermarkt ein

OTZBERG. Wenn am Eingang des Museums Otzberg im Bandhaus der gleichnamigen Veste die aus mehreren hundert ausgeblasenen Eiern bestehende Eierkrone ausgehängt wird, dann ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, daß sich in den Räumen des Museums und seiner Sammlung für Volkskunde in Hessen wieder alles um das Osterei und das Osterbrauchtum dreht. Der traditionelle Ostereiermarkt beginnt am 20./21. März.

An diesem und den beiden folgenden Samstagen und Sonntagen sind wieder jeweils rund 15 Eiermalerinnen und Eiermaler anwesend, um zu zeigen, wie aus Hühnereiern Kunstwerke entstehen. Dabei steht die Vermittlung von herkömmlicher Volkskunst im Vordergrund. Gerade Hessen ist eine Volkskunstlandschaft, wo verzierte Ostereier seit Jahrhunderten verbreitet sind. So wird Bernhard Dörr aus dem oberhessischen Mardorf seine Sprucheier in Wachsreservetechnik vorstellen. Diese kunstvollen Eier, ehemals Geschenke unter Liebesleuten, sind zu begehrten Sammlerstücken avanciert.

Museumsleiter Gerd J. Grein demonstriert das Odenwälder Pendant, die mit Binsenmark verzierten Ostereier. Volkskunst von hohem Rang sind auch die Batikeier, die aus dem ukrainischen Moldawitza stammen, und die Olga Bujukc präsentiert. Aus ihrer schlesischen Heimat hat Marie Siegmund die Kratztechnik mitgebracht, mit der zarte geometrische und florale Muster in die gefärbte Eierschale geritzt werden.

Zahlreich sind auch die Applikationstechniken, die während des Ostereiermarktes demonstriert werden. So umhüllt Hildegard Antoine aus Köln die Eieroberfläche mit Perlmuster, und Inge Weiß aus Darmstadt fertigt reizvolle Papiercollagen als Ummantelung der Eier. Christel Bock-Hacker aus Hofheim wiederum verziert die Ostereier mit Stickmotiven. Kunstwerke sind auch die mit Pflanzen und Tieren bemalten Eier von Doris Bernkert aus Emmendingen. Harald Hermle aus Langen hat sich der Verziertechnik der Chiemgauer Borteneier verschrieben, eine Volkskunst, die sich erst in den letzten Jahrzehnten entwikkelt hat. Interessant sind auch die aus verschiedenen Hölzern gedrechselten Eier von Dietmar und Annliese Wolf.

Zum österlichen Brauchtum gehören aber auch Osterstecken und Osterkörbe. Eine bunte und vielfältige Auswahl von Körben aus den verschiedenen Werkstätten des Hessenlandes hat Christine Beutler aus Braunfels zusammengetragen und bietet sie zum Kauf an.

Wer selbst Ostereier mit Naturfarben färben will, kann diese an einem weiteren Stand erwerben. Literatur zum Osterbrauch und zum Osterei wird ebenfalls in facettenreicher Auswahl feilgehalten.

Vor dem Museum ist ein "Osterdorf" aufgebaut. In einigen reizvollen Fachwerkhäuschen wird österliches Kunsthandwerk angeboten, wie die beliebte österliche Keramik von Margot Wehner aus Weilheim und, nach alten Vorbildern, von Helge Federlin bemalte Spanschachteln.

Das leibliche Wohl kommt ebenfalls nicht zu kurz: Da gibt es die gebackenen Hasen und Osterbrote aus traditionsreichen Bäckereien von Groß-Umstadt und Pflaumheim bei Großostheim. Daneben reichen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Museums Frankfurter "Grie Soß'" nach dem Rezept von "Hessen à la carte". Die Kräuter kommen, wie es sich gehört, aus den Gärtnereien von Oberrad.

Doch damit nicht genug. Im Treppenhaus des Museums ist von Gerd J. Grein eine Sonderausstellung mit Eierbechern aufgebaut worden. Hier kann man sehen, wie in den zurückliegenden hundert Jahren eine ganz eigene, bis dahin unbekannte Tischkultur zum Verzehr von Frühstückseiern entstanden ist.

Zu guter Letzt wird das Spektrum österlichen Brauchtums durch Osterdekoration und ausgewählte Exponate aus der Eiersammlung des Museums abgerundet.

Eine weitere Volkskunst, die hessische Weißstickerei, wird von Frieda Eckhardt aus Groß-Zimmern mit ihren Stickdamen vorgestellt. Hier können sich auch Interessentinnen für die nächsten Kurse, die das Museum anbietet, anmelden.

Wo bleiben bei dem ganzen Spektakel die Kinder, für die ja eigentlich die Ostereier früher und auch noch heute bestimmt sind? Keine Bange: Das kinderfreundliche Museum hat eine Bastelecke eingerichtet, wo Inge Bader aus Babenhausen und Christine Klein aus Mühltal - ausgebildete Sozialpädagoginnen - mit den Mädchen und Jungen Kartoffelhasen basteln werden.

Der Eintritt zum Ostereiermarkt im Museum und für das Osterdorf vor der Tür beträgt für Erwachsene drei Mark. Der Erlös dient dem Wiederaufbau des Korporalhauses auf der Veste Otzberg. ttt

SPD im Kreistag grenzt die Republikaner aus

KREIS OFFENBACH. Die SPD im Offenbacher Kreistag will in der neuen Legislaturperiode keine Anträge stellen und schon geäußerte Anliegen zurückziehen, die nur mit Hilfe der neun am 7. März ins Parlament gewählten Republikaner Aussicht auf Erfolg haben. Eine ähnliche Erklärung hat landesweit bereits die FDP abgegeben.

Die CDU im Kreis Offenbach dagegen hat unverhohlen gedroht, Landrat Josef Lach (SPD) notfalls mit den Stimmen der Rechtsradikalen abwählen zu lassen, wenn er nicht von sich aus seinen Rücktritt erklärt und den Weg freimacht zu einer Direktwahl, bei der sein christdemokratischer Gegenkandidat Peter Walter aus Dreieich hieße.

Die Sozialdemokraten erwarten, daß die übrigen demokratischen Parteien im Kreistag sich ähnlich verhalten und es nicht zu "Negativ-Koalitionen" mit den Republikanern kommen lassen. ttt

Neun Taucher holten Müll aus dem Dietzenbacher Anglerweiher Außerdem entnahmen die Offenbacher Wasserproben aus dem Teich/Tauchbasis und Verein arbeiten seit Jahren gut zusammen

DIETZENBACH. Die gut hundert Mitglieder des Angelsportvereins Dietzenbach (ASV) von 1972 fischen seit geraumer Zeit im Trüben. Auf dem zwei bis drei Meter unter dem Wasserspiegel gelegenen Grund ihres Fischteichs westlich der Messenhäuser Straße hat sich eine 20 bis 30 Zentimeter starke Schlammschicht gebildet. Das haben am Wochenende neun Aktive der Offenbacher Tauchbasis Rainer Wachtels festgestellt, die bei der Gelegenheit Proben nahmen und zugleich einen alten Moped-Rahmen oder einen Gartenstuhl zutage förderten.

Das 1977 weitgehend in Eigenarbeit des Angelsportvereins geschaffene, anderthalb Hektar große künstliche Gewässer zwischen Dietzenbach und Messenhausen ist nicht nur ein Dorado für das Schuppenwild, es dient der Stadt auch als Naherholungsgebiet für Spaziergänger. Der Kaupendickgraben speist den kleinen See, doch mangels Masse versiegt er in niederschlagsarmen Zeiten. So haben die Taucher denn auch kaum etwas von der Bachrinne zwischen Zulauf und "Mönch" am Ausgang des Teiches wahrgenommen, dafür um so mehr undurchsichtige "Brühe".

Als Tauchlehrer Claus Wilkens am Samstag vormittag mit seiner Gasflasche auf dem Rücken aus den fünf bis sechs Grad kalten Fluten auftaucht, signalisiert er dem ASV-Vorsitzenden Herbert Gaußmann die Spanne von Fingerspitzen bis zum Ellbogen: "Soviel Schlamm". Sein kleines Tiefenmeßgerät am Handgelenk hat er unter Wasser nicht ablesen können, obwohl er es direkt vor die Taucherbrille hielt.

Das muß kein schlechtes Zeichen sein. Die Karpfen zum Beispiel schätzen diese Art von Erdreich, verstehen es sogar, dort Futter aufzustöbern. Während sie sich sogar in dieser Umwelt zu vermehren vermögen, haben Forellen so gut wie keine Brutchance: Sie sind auf fließende Gewässer angewiesen. Schleien, Zander und Rotaugen laichen dagegen ohne weiteres ab, ein paar Hechte erweisen sich als solche im Karpfenteich und bilden die Gesundheitspolizei.

Es war nicht immer selbstverständlich, daß Angler und Taucher einen partnerschaftlichen Umgang miteinander pflegten. Im Dietzenbacher Fall hatten sich die Unterwassersportler mit den Petrijüngern in Verbindung gesetzt, um das Praktische mit dem Nützlichen zu verbinden. Die Taucher, auf Übungsgewässer angewiesen, entsannen sich ihrer Verantwortung für Gewässer- und Naturschutz und rannten bei den Anglern offene Türen ein. Obwohl diese seit Jahr und Tag Wasserproben zu ziehen pflegen, waren sie doch gespannt darauf, was sich so im Laufe von 16 Jahren am Grund ihres Sees angesammelt hat, an dem so mancher Lustwandler eine leere Flasche versenkt hat. Diese Relikte haben die Taucher nicht einmal entfernt - sie hätten so manches Wassertier seiner liebgewonnenen Behausung beraubt.

Der eigentliche Schrott aber landete am Ufer. Die gewonnenen Proben werden in einem Untersuchungslabor analysiert und müssen zeigen, ob der Algenbildung Einhalt geboten werden muß.

Wenn es nach den Tauchern geht, könnte ihr Beispiel Schule machen. Schon haben sie Kontakt aufgenommen zu einem Groß-Gerauer Angelsportclub, um an dessen Gewässer ein ähnliches Exempel zu statuieren.

Am Freitag, 2. April, übrigens wollen sich um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Heusenstamm Tauchfreunde aus ganz Hessen zu einer Interessengemeinschaft Tauchen in Hessen (IGTH) zusammenschließen, die sich für die Erhaltung der Gewässer und eine Zusammenarbeit aller Gruppierungen einsetzt. ttt

SV 09 Flörsheim, Fußball-Oberliga der Frauen Elke Ringels tolle Serie hielt Ihre Vertreterin Billy Hense kassierte das erste Gegentor

Eine stolze Serie hielt, die zweite riß. In der Fußball-Oberliga Hessen blieb Tabellenführer SV 09 Flörsheim auch nach dem elften von insgesamt 14 Spieltagen ungeschlagen. Dagegen mußten die SV-Frauen den ersten Saison-Gegentreffer - bei einer jetzigen Quote von 15:1 - hinnehmen. Doch Trainer Winkler sah dies gelassen, steuert sein Team doch nach dem 3:1 (0:0)-Heimsieg gegen die TSG Frankfurt weiterhin in Richtung Meisterschaft. Zudem kassierte nicht die weiterhin ohne Gegentor bleibende Flörsheimer Keeperin Elke Ringel (fiebrige Grippe) den ersten Gegentreffer, sondern die kurzfristig eingesprungene etatmäßige Feldspielerin Billy Hense.

Dieser "historische" Treffer bescherte dem Spitzenreiter ein weiteres völlig ungewohntes Gefühl: Erstmals in der fast beendeten Spielzeit lagen die Blau-Gelben zurück. Aber zum Glück besitzt die Winkler-Truppe eine wiederum überragende Mittelstürmerin Heike Höntsch, die den 0:1- Rückstand nach 47. Minuten fast im Alleingang wegwischte. Der Ausgleich ließ nur acht Minuten auf sich warten. Wiederum zehn Minuten später erlöste Heike Höntsch den SV-Anhang mit der 2:1-Führung. Den Rest besorgte der gut mithaltende Frankfurter Gegner selbst: Nach einer Gangolf- Flanke an die Latte unterlief der TSG ein Eigentor zum 3:1-Endstand.

Eine Viertelstunde vor Schluß noch ein Mißgeschick für die Gäste: Die Ex- Praunheimer Bundesliga-Spielerin Stefanie von der Aue unterlief eine hohe Flanke, knallte voll auf den Rükken. Mit einer Schultereckgelenk- Sprengung und Verdacht auf Wirbelbruch mußte die TSG-Torfrau ins Krankenhaus eingeliefert werden. jo

500. Faselmarkt endet Dienstag: Sonnenschein, gute Geschäfte und keine marodierenden Raubritter vor der Stadt Fricke bettelte die Bürger für den "armen Rat" an Applaus für historisches Spiel und Tony Marschall

BUTZBACH. "Ei, Tach!" hieß es Samstag und Sonntag immer wieder im Stadtzentrum. Familien-Trüppchen (oft mit Buggies und Kinderwagen) pilgerten über den 500. Faselmarkt und trafen dabei Verwandte oder Bekannte: "Na - wie gehts dann?" Tausende nutzten das gute Wetter zum Spaziergang über den Jubiläumsmarkt, der zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder auf dem Marktplatz und den angrenzenden Gassen stattfand. Die Sonne strahlte, die "Bruzzelstubb" am Bahnhof stellte die ersten Plastikstühle heraus, und die Eisdiele nebenan verzeichnete prima Umsatz. Die ersten Kurze-Hosen-Träger fanden unter den vorwiegend noch in Winterjacken gekleideten Flaneuren kaum Aufmerksamkeit. Da fielen noch eher die Herren des Magistrates auf, die in den lang wallenden Amtstrachten des Jahres 1493 durch die Weiseler Straße streiften, sich selbst veralberten (Bürgermeister Fricke: "Wir sind wohlbeleibt, aber politisch abgespeckt") und den Bürgern Maßkrüge vor die Bäuche hielten. Man möge doch eine Spende hineintun, für den "armen Rat". Diese Bettelei hat eine historische Wurzel. Vor 500 Jahren sammelten die Stadtväter vor dem "fryhen margte" einen Extra-Wegezoll von den durchreisenden Fuhrwerken ein, berichtet die Historikerin Gail Schunk. Dieses "Freizeichen" kostete für einen Karren zwei, für einen Wagen drei Pfennige. Marktbesucher von auswärts holte notfalls die städtische Wache daheim ab, weil rund um Butzbach Raubritter ihr Unwesen trieben. Dieses war am Wochenende nicht zu befürchten. Die Marktbesucher hatten eher Probleme damit, einen freien Parkplatz zu finden. Das obere Parkdeck trägt noch bis zum Dienstag keine Autos, sondern die Verkaufsstände von Händlern.

Deren Vorfahren waren vor ein paar Jahrhunderten meistens Bauern, die auf dem Markt Ochsen und Käse anboten, Schindeln, Backsteine, Holz und Kleinmöbel, Spielzeug, Mausefallen und Textilien, die sie während des langen Winters zu Hause angefertigt hatten. Der Faselmarkt von heute bietet selbst abzuwiegende Süßigkeiten, Kinderjeans, Rucksäcke im Hippie-Design, Lupinensamen und Edelweiß-Setzlinge, natürlich auch ein bekanntes Würzmittel, das nur auf Märkten vertrieben wird. Am Samstag verkauften Bauern am Roßbrunnen Brot und Wurst, Eier, Nudeln, Honig, Gemüse, Käse und andere selbsterzeugte Produkte.

Der Frühlingsmarkt hat auch recht viele Propagandisten angezogen: Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung priesen sie Super-Bratpfannen an, Hühneraugensalbe, Kleiderhaken und High-Tech- Gurkenschneider. Nicht zu vergessen die Autopolitur mit dem tollen Namen "Perloplast Extra".

Gastronomisch bietet der Faselmarkt vor allem Bier in Plastikbechern, die nach Gebrauch sämtlich eingeschmolzen und wiederverwertet werden sollen. Dem FR-Reporter dürstete es am Samstag nachmittag eher nach Kaffee, der allerdings gerade ausgegangen war. Zum Trost gab's ein Knoblauchbrot zum stolzen Preis von 3,50 Mark. Die Champignons (sieben Mark) und die Reibekuchen (vier Mark pro Paar) rochen auch nicht schlecht. Die revoltierten schließlich jenen sensiblen Leuten im Magen, die sich in die Schlange vor dem Kalbfleisch-Riesenrad eingereiht hatten und dann 22 Meter hoch- und runtersausten. Das Rad streichelte bei jeder Runde beinahe den Giebel des Rathauses und bot ganz oben eine tolle Aussicht über Butzbach.

Kulturell genoß das 500köpfige Marktpublikum am Freitag abend ein Historienspiel im Bürgerhaus: 14 junge Leute aus der Weidigschule, der Musikschule und dem Praetorius-Ensemble spielten den Einakter "Was geschah in der Herberge der Fisch-Katryn?" Das Stück hatte der Lehrer Hans Barth aus 500 Jahre alten Butzbacher Prozeßakten rekonstruiert.

Samstag sorgte Tony Marschall im ausverkauften Bürgerhaus für gute Stimmung. Am Sonntag sang der Baß-Bariton John Wegner in der Wendelinskapelle vor erheblich kleinerem Publikum. Dort zeigt auch der Butzbacher Künstlerkreis seine Werke. Ebenso im Hotel "Deutsches Haus" und im Bürgerhaus-Foyer.

Am heutigen Montag bietet der Faselmarkt bis 12 Uhr die Bezirksrinderschau in der Markt- und Reithalle. Um 14.30 Uhr beginnt im Bürgerhaus ein Seniorennachmittag mit buntem Programm. Am Dienstag ab 13 Uhr ermäßigen die Fahrgeschäfte für alle Familien ihre Preise. Um 14.30 Uhr wird für die Kinder im Rathaus-Innenhof ein Puppentheater eröffnet. nes

Die SPD will wieder auf die Menschen zugehen Erste Parteitage nach dem Kommunalwahl-Debakel / Schwierige Koalitionsfragen

NIDDERAU. Die im Brustton der Überzeugung erhobene Forderung nach mehr Bodenhaftung der Partei brachte Lothar Klemms Analyse der Kommunalwahl ersten kräftigen Applaus ein. Auf das von den Delegierten offensichtlich stark empfundene Defizit kam die Unterbezirksprominenz beim Parteitag der Main-Kinzig- SPD immer wieder zurück. Gleich dem Landtags-Fraktionschef, der in der neuen Wahlperiode den Vorsitz im Kreistag Main-Kinzig abtritt, beschworen alle den "kleinen Mann".

Der hat der Sozialdemokratie gerade in früheren Hochburgen wie dem Lamboyviertel der Kreisstadt Hanau mit fast 20 Prozent Republikaner-Stimmen eine historische Schlappe beigebracht. Aus der um acht auf 37 Prozent geschwächten Position (Kreistag) heraus schickt die Partei ihren Landrat Karl Eyerkaufer schon am 9. Mai zur Verteidigung des Amts in die Direktwahl. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem CDU-Kandidaten Hubert Müller, Erster Stadtrat in Gelnhausen, ist abzusehen.

Die sozialdemokratische Heerschau am Freitag abend in Nidderau im Main- Kinzig-Kreis ist weniger zur kollektiven Aufarbeitung der kommunalen Parlamentswahlen geraten, als dies manche an der Parteibasis gewünscht und erwartet hatten. Straffe Regie entmutigte solches Ansinnen und sorgte dafür, daß außer Wahlnachbereitung durch Spitzenleute und formal nötiger Nominierung von Listenführer Eyerkaufer zum Landratskandidaten nur wenige Statements "von unten" kamen.

Umgangen wurde so auch eine Debatte über einen unkonventionellen Vorstoß des Kreisbeigeordneten Erich Pipa (SPD) vom Vortag. Pipa, dessen Position bei einer denkbaren schwarz-roten Kooperation nicht eben sicher ist, hatte mit Hanaus christdemokratischem Kämmerer Norbert Kress ein "Ausbüxen" der Kommunalpolitik aus der Parteieneinbindung gefordert mit Aufhebung des Fraktionszwangs und Verzicht auf ausführliche programmatische Festlegung des politischen Handelns. Hinter vorgehaltener Hand geäußerte Wut über dieses unabgesprochene Vorpreschen behielten die Delegierten im Plenum dann aber für sich.

Landrat Eyerkaufer übersprang einen Passus in seinem Manuskript, der eine Diskussion darüber forderte. Allein aus Lothar Klemms Rapport ließen sich Anspielungen auf Pipas Projekt herauslesen, etwa wenn er ausdrücklich nicht "die ganze Politik über Bord" geworfen sehen will und davor warnt, politische Programmatik durch "Warenhaus-Kataloge" zu ersetzen. Aber Klemm verlangte von der Partei Bereitschaft, Positionen zur Diskussion zu stellen und dabei korrekturwillig zu sein. Motivieren statt missionieren, stehe einer Partei an, der mit dem Mitgliederzuwachs das interne "Frühwarnsystem" abhanden gekommen sei.

Sozialpolitik müsse die scharfe Kante der SPD werden. Die SPD gehöre zur Arbeiterbewegung. Wie andere an diesem Abend auch forderte er mehr Profil, zuvörderst ein Ende des Bonner Schmusekurses. Spürbar müsse sozialdemokratische Politik für die ganz normalen Arbeiter und Angestellten werden. Und für Alte habe die SPD zu wenig geleistet.

Grundsätzlich neue Parteistrukturen sollen Klemm zufolge die SPD ansprechbar machen für diejenigen, die ökologische und soziale Zukunftsängste drücken. Angesichts der Bindungsangst vieler gegenüber Großorganisationen empfahl er der Partei die "Lauftreffs" zum Vorbild, deren Erfolgsstory darauf beruht, daß sie das Vereinsmodell überwinden. Interessierte Nichtmitglieder sollten künftig in der SPD auch mitentscheiden können.

Er wünsche sich eine SPD, die in Bonn Krallen zeigt, sich in Wiesbaden als Partei für die Arbeitenden erweist und vor Ort nicht in Hinterzimmern tagt, sondern auf Menschen zugeht. Wo aber sind diese normalen, die "kleinen" Leute anzusprechen? Landrat Eyerkaufer gab die Parole aus: "An die Stammtische hinuntergehen." Eine Delegierte rief ihn dagegen namentlich auf, vor die Betriebe zu gehen. Bei 120 kurzarbeitenden Firmen im Kreis gebe es für die Spitzengenossen genug Anlaß, mindestens feeling zu zeigen.

Vergleichsweise wenig Gefühl zeigten die Delegierten selbst, als zum Ende der kurzen Versammlung mit bunten, breiten Hosenträgern einer aus der beinahe verlorenen Zielgruppe Jugend ans Mikrofon trat. Seine kämpferischen Worte gingen in der Unruhe unter.

STADTALLENDORF. "Die SPD ist überhaupt nicht mehr in der Lage oder willens zu diskutieren, das ist blamabel für diese Partei", diagnostizierte ein Delegierter die Agonie der Sozialdemokraten. Auch einige andere waren beim Kreisparteitag der SPD Marburg-Biedenkopf nicht bereit, sich bei der Analyse des Einbruchs ihrer Partei bei den Kommunalwahlen nur mit Schuldzuweisungen in Richtung Bundes-SPD zufriedenzugeben. Die gebetsmühlenhafte Wiederholung der These, die kommunale Ebene selbst habe praktisch keine Rolle gespielt, greift manchen denn doch zu kurz.

Der Gladenbacher SPD-Bürgermeister warnte vor der Gefahr, "daß wir immer mehr den Kontakt zu denen verlieren, die wir vertreten". Die Unterbezirksparteitage seien zu "Claqueur- und Wahlveranstaltungen" verkommen, inhaltliche Diskussionen würden abgebügelt, monierte ein anderer Genosse, und "trotz der für die SPD dramatischen Situation hat es heute nur etwas mehr als die Hälfte der Delegierten für nötig befunden herzukommen". Die Partei entspreche da ganz dem Trend der Nichtwähler.

Erregte, teils giftige Debatten lieferten sich die SPD-Vertreter am Samstag, bescheinigten sich gegenseitig mal Demagogie, mal Scheinheiligkeit. Der immer wieder schneidende Ton erklärt sich nicht zuletzt daraus, daß es im Kreis zwar, trotz des Verlustes von sieben SPD- Sitzen, mit einer hauchdünnen Einstimmen-Mehrheit für eine Fortsetzung von Rot-Grün reichen würde. Dennoch ist eine große Koalition ernsthaft im Gespräch. Angesichts der anstehenden Zerreißprobe hagelte es Schuldzuweisungen: Die einen werten das Wahldebakel als "Absage an großkoalitionäres Gequatsche in Bonn", der Anpassungskurs der SPD bei Asylkompromiß und anderen Themen habe die Wähler massenhaft vergrault.

Für die anderen sind die innerparteilichen Kritiker mitverantwortlich. Die hätten etwa mit ihrer Kritik am Asylkompromiß, der vielen Wählern noch nicht weit genug gehe, die Geschlossenheit der SPD zerstört. Alarmierend finden manche wiederum das Parteiordnungsverfahren gegen den Marburger Juso Heiko Kretschmer, der den Asylkurs der Parteispitze scharf kritisierte und im Vorfeld einer Wahlveranstaltung mit Parteichef Björn Engholm dessen Rücktritt forderte. Weil kurzerhand die von der Kreis-SPD als offene Diskussion geplante Wahlveranstaltung mit Engholm von Bonn zur "Jubelfeier" umfunktioniert worden sei, müsse sich über den Glaubwürdigkeitsverlust der angeblich öffnungsbereiten SPD dann niemand mehr wundern.

Weitere Erklärungsmuster: Die Asyldiskussion sei Ventil und Ausdruck anderer bestehender Ängste. Gerade die klassischen Wähler der SPD, sozial Benachteiligte und die breite Arbeiterschaft, fühlten sich von der Partei nicht mehr vertreten und wählten nicht, "weil sie sich sagen: egal wo wir unser Kreuzchen machen, für uns kommt da am Ende nichts raus", meinte Uli Severin, der als Sozialarbeiter täglich mit Leuten zu tun hat, die angesichts der wirtschaftlichen Flaute einen weiteren sozialen Abstieg fürchten.

Bei der die kontroverse Debatte latent durchziehenden Koalitionsfrage verbat sich Landrat Kurt Kliem empört jegliche Einmischung der Landesebene in örtliche Entscheidungen. Seine Genossen forderte er auf, sich nicht von einer Zeitungsmeldung "verwirren" zu lassen, wonach die Landes-Grünen den Landesvorstand der SPD beeinflussen wollten, sich für rot- grüne Bündnisse in Stadt und Kreis Marburg starkzumachen. Höhnische Lacher erntete Kliem, der ebenso wie SPD-Kreisvorsitzender Gerhard Bartussek betonte, es gebe noch keine Festlegung und es solle ernsthaft mit allen drei demokratischen Parteien verhandelt werden.

Denn Kliems gesamte Argumentation (Verweis auf bisher nicht öffentlich ausgetragene tiefgreifende Querelen mit den Grünen, Forderung nach klaren Mehrheiten statt dem "Abenteuer" einer rot-grünen Einstimmenmehrheit) verweist auf die große Koalition - falls es nicht nur Taktik war, daß der Landrat eine Ampelkoalition mit Grünen und FWG/FDP für "abwegig" hält, wie er gegenüber der FR versicherte.

Alte Gegner von Rot-Grün wittern jetzt offenbar die Chance, den ungeliebten Ökopartner endlich loszuwerden. Andere fürchten, daß durch die am Samstag abgesegnete Verhandlungskommission Vorentscheidungen in Richtung große Koalition getroffen werden und dem mehrheitlich widerstrebenden Parteivolk beim entscheidenden Parteitag am 23. April die Elefantenhochzeit als einzige Möglichkeit präsentiert wird.

Selbst entschiedene Befürworter von Rot-Grün halten eine hauchdünne Mehrheit nicht für ausreichend - wegen der Wackler in der SPD.

Wenn man sich einig sei, daß der "Schmusekurs" auf Bundesebene zum "glatten Ausfall" der SPD als größter Oppositionspartei in Bonn geführt habe, "können wir doch diesem Trend zur Verdrossenheit nicht dadurch begegnen, daß wir den gleichen Fehler auf Stadt- oder Kreisebene wiederholen", so Schüren. Der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Bezirks Hessen Nord fürchtet, daß durch große Koalitionen die SPD noch größeren Schaden nehmen könnte.

Handballer Baruth und Schwarzer haben sich geändert Der Flitzer und der Brecher Der eine meckert nicht mehr, der andere kann verteidigen

Christian Schwarzer und Jean Baruth spielen beide in der deutschen Nationalmannschaft Handball. Von dieser Gemeinsamkeit abgesehen gibt es eine ganze Reihe Dinge, die die beiden Spieler trennen. Kreisläufer Schwarzer ist 1,96 Meter lang und runde 100 Kilogramm schwer, Linksaußen Baruth 1,78 Meter lang und 81 Kilogramm leicht. Schwarzer verließ den Handball-Bundesligisten VfL Fredenbeck 1991 in Richtung Niederwürzbach, weil er im Norden keine Perspektive mehr sah; Baruth kam im gleichen Jahr, als Schwarzer ging, vom HC Preußen Berlin, dem vormaligen Dynamo, nach Fredenbeck, eben weil er dort eine Perspektive sah. Aber genau dies verkörpern die beiden Spieler in der deutschen Handball-Nationalmannschaft, wiewohl auf unterschiedliche Weise, so doch am eindrücklichsten: die Perspektive, die der Handball-Bund von dieser Mannschaft verlangt. Unterschiedlich deswegen, weil neben der Spielposition und der damit verbundenen körperlichen Voraussetzungen die beiden auch noch 22 Länderspiele trennen, und eine Weltmeisterschaft.

Der 25jährige Baruth nämlich hat bereits für die damalige DDR-Auswahl an der WM 1990 teilgenommen - und mitgeholfen, den achten Platz zu erreichen und damit die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Barcelona. Zudem symbolisiert Baruth den nach eben jenen olympischen Spielen eingeleiteten Generationswechsel ganz besonders, da er auf der Position des bereits zu aktiven Zeiten legendären Esseners Jochen Fraatz spielt. Einen Hinweis, den der gebürtige Schweriner allerdings ganz und gar nicht gerne hört: "Da gibt es keinen Vergleich, ich bin nicht wie Fraatz und werde auch nie so werden wie er."

Eine gehörige Portion Anerkennung schwingt da mit, aber auch ein gutes Stück Selbstbewußtsein. Denn Baruth spielt seine Rolle gut in Schweden, ist ein sicherer Torschütze; gegen Rußland traf er fünfmal, davon zweimal per Siebenmeter, insgesamt brachte er es auf zwölf Tore; hinter Volker Zerbe (13) die Nummer zwei im deutschen Team. Vor allem aber ist der Linksaußen nervenstark und kann eigene Fehler auch wegstecken, ohne wie früher "minutenlang mit mir zu hadern". Eine mentale Stärke, an der er selbst viel gearbeitet hat.

An einer zweiten persönlichen Aufgabe sitzt Baruth noch. Hin und wieder neigt er dazu, Spielszenen zunächst einmal mit dem Schiedsrichter durchzusprechen, anstatt nach einem Ballverlust in die Abwehr zurückzueilen. Aber auch hier ist Baruth sicher, ähnliche Erfolge wie bei dem Kampf gegen den Selbstzweifel zu feiern: "Früher war ich noch wesentlich schlimmer, und es wird auch noch besser."

Probleme dieser Art hat Christian Schwarzer ganz und gar nicht. Seine Aufgabe als Kreisläufer und Abwehrspieler ist ohnehin mehr das harte Handball-Tagewerk und weniger die große Kunst schneller Angriffe oder von extremer Außenposition ins Tor gedrehter Bälle. Gegen die Russen war wieder einmal so ein Tag, an dem der Malocher Schwarzer gefragt war. Nur einen Treffer verbuchte "Blacky", wie er im Kreise der Mannschaft gerufen wird, gegen die riesigen russischen Abwehrspieler. Zehn waren es in den beiden ersten Spielen gewesen. "Ich mußte eben viel für den Rückraum arbeiten", sagt er, und, mit Blick auf die jeweils fünf Treffer von Karsten Kohlhaas und Zerbe: "Das hat sich ja auch gelohnt".

Schwarzer hat vielleicht die erstaunlichste Karriere aller derzeitigen Nationalspieler gemacht. Zwar spielte er schon 1989 erstmals im Trikot des Deutschen Handball-Bundes - gegen die damalige DDR -, aber die Karriere des durchaus begabten Kreisläufers litt immer unter einem Makel. Schwarzer wurde für abwehrschwach gehalten und selbst in Fredenbeck nur als Angreifer eingesetzt. Eine Schwäche, die in der National-Mannschaft schon allein aus Wechselgründen nur wenigen, auf ihrer Position unentbehrlichen Spielern zugestanden wird. Und so schien die internationale Karriere des Kreisläufers beendet, kaum daß sie begonnen hatte.

Aus diesem Grund ließ Schwarzer Fredenbeck und damit auch sein Image hinter sich und zog zum Ligakonkurrenten nach Niederwürzbach. Mit dem Erfolg, daß er, der vor anderthalb Jahren noch als abwehrschwach galt, in der Nationalmannschaft nicht nur mit Toren glänzt, sondern ebenso sehr als unverzichtbarer Bestandteil der Verteidigung. Und so spricht es nur von gesundem Selbstvertrauen, wenn Schwarzer über seine Zukunft und gleichzeitig von seinem Vorbild, dem schwedischen Weltklasse-Kreisläufer Per Carlen sagt: "Der ist vielleicht noch etwas besser, aber ich bin wesentlich jünger." fes

Die deutsche Handball-Mannschaft trotzte der russischen bei der WM ein Unentschieden ab Auch ohne magische Fähigkeiten das Unerwartete vollbracht Abwehr-Training zahlte sich aus / Kohlhaas verbessert / Island, Schweden und Ungarn sind die Gegner in der Zwischenrunde Aus Malmö berichtet unser Redaktionsmitglied Arnd Festerling

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft wirkte, als habe sie die Weltmeisterschaft gewonnen, dabei hatte sie nur das Ende der Vorrunde und die Qualifikation für die Hauptrunde erreicht. Daß sich Spieler, Bundestrainer und Betreuer laut jubelnd in den Armen lagen, hing allerdings nur in zweiter Linie mit diesen Erfolgen zusammen, denn die waren dem deutschen Team schon sicher, bevor es sich nach einem denkwürdigen Spiel 19:19 (10:5) von den zuvor übermächtig erscheinenden Russen getrennt hatte. Mit einer kaum glaublichen Abwehrleistung und einer recht guten im Angriff hatte die Perspektiv-Mannschaft dem Weltmeisterschaftsfavoriten nicht nur den einen Punkt abgerungen - und damit den zweiten Platz der Vorrundengruppe D belegt -, sie hatte auch nach den durchaus schwankenden Leistungen während der Spiele gegen Dänemark (20:20) und Südkorea (28:25) gezeigt, zu welchen Glanztaten sie gegen Mannschaften aus der Weltspitze fähig ist.

Dabei erwies sich während aller drei Spiele, mit einem eindeutigen Höhepunkt in der Partie gegen die Russen, daß Bundestrainer Armin Emrich völlig richtig lag, als er die Konzentration in Training und Vorbereitung vor allem auf die - einfacher abzustimmende - Abwehrarbeit legte. Die Verteidigung um Mike Fuhrig, Klaus-Dieter Petersen, Volker Zerbe (fünf Treffer gegen Rußland) und Christian Schwarzer (1) war denn auch das Prunkstück im Spiel gegen den Olympiasieger. Sie gestattete den russischen Werfern in der ersten Viertelstunde des Spiels nur zwei Tore und in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte kein einziges mehr.

Hinzu kam, daß Karsten Kohlhaas, der in den Spielen zuvor ernsthafte Zweifel geweckt hatte, ob er denn die Qualifikation für WM-Spiele besitzt, zu ungeahnter Form auflief und gleich fünf Tore von der halblinken Rückraumposition erzielte. In einem gemeinsamen Gespräch mit Kohlhaas und der Mannschaft war es dem Bundestrainer gelungen, sowohl den Dormagener wieder zu guter Form zu führen, als auch der Mannschaft Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten einzuimpfen. "Macht keinen Zauber daraus, ich bin kein Magier", beschied Emrich Gratulanten in offenbar unbewußter Anspielung auf den als solchen bezeichneten Weltmeistertrainer von 1978, Vlado Stenzel. Eine vernünftige Selbsteinschätzung, denn sicher hat sich bei Emrichs bisherigen Erfolgen in Schweden eher sein und seines Assisten Kurt Reusch akribisches taktisches Kalkül ausgezahlt, denn intuitive und zauberisch anmutende Wechselspiele von der Bank aus. Im Gegenteil, in Phasen während derer das deutsche Spiel nicht so gut lief, fiel es manchem Betrachter doch sehr schwer, hinter den Ein- und Auswechslungen Emrichs ein System zu erkennen. Zudem blieben besonders in dem Spiel gegen Korea auch ihre positiven Auswirkungen auf das deutsche Spiel verborgen. Ein großer Unterschied zu Stenzel, dessen unverständlich anmutende Maßnahmen in besseren Tagen fast zwangsläufig den Erfolg nach sich zogen - und ihm seinen Spitznamen einbrachten.

So wenig der Bundestrainer aber als Magier bezeichnet werden kann und will, so sehr hing sein und der Mannschaft Erfolg von scheinbar übernatürlichem Wirken ab. Denn was der "Hexer" genannte Andreas Thiel gegen die russische Nationalmannschaft im Tor vollbrachte, grenzte schlicht an Zauberei. Unter der Vielzahl der von ihm parierten Bälle befanden sich etliche, die gemeinhin unter dem Begriff Unhaltbare zusammengefaßt werden. Ein Prädikat, daß sich wie Thiel offenbarte, in vielen Fällen wider Erwarten relativieren läßt. Der Dormagener Torwart steigerte sich im Verlauf des Turniers nach einer eher schwachen Leistung im Auftaktspiel gegen Dänemark zur unumstrittenen Nummer Eins im deutschen Tor.

In der Zwischenrunde muß sich die Mannschaft des Deutschen Handball- Bundes (2 Punkte) mit Schweden (4), Island (2) und Ungarn (0) aus der Gruppe C auseinandersetzen und beginnt am heutigen Montag gegen Island (live ab 18 Uhr in hessen 3). Jeder nimmt die Ergebnisse der Vorrunde mit, so daß die deutsche Auswahl nicht mehr gegen den ersten der Gruppe D, Rußland (3), sowie Dänemark (1) antreten muß. Die Vorrundenergebnisse gegen das ausgeschiedene Team werden jeweils gestrichen.

In der zweiten Zwischenrunden-Gruppe treffen Spanien (3), das Team CSFR (1) und Ägypten (2) aus der Gruppe A auf Rumänien (2), Frankreich (2) und die Schweiz (2). Die ersten der Zwischenrunden-Gruppen bestreiten das Finale, die zweiten spielen um Platz drei und so weiter. Um den achten Platz zu erreichen (die ersten Acht qualifizieren sich für die nächste WM), muß die deutsche Mannschaft in ihrer Gruppe zumindest den vierten Platz belegen, das heißt zwei Teams hinter sich lassen.

Deutschland: Thiel, Holpert; Fuhrig, Kohlhaas (5), Mudrow (1), Schwarzer (1), Petersen, Zerbe (5), Kunze (1/1), Knorr,Maruth (5/2), Löhr (1).

Rußland: Lawrow, Sukosian; Gopin (8/4), Atawin, Kiselew (2), Grebnew (1), Duschebajew (1), Vasiliew (2), Antonewitsch (2), Torgowanow (1), Karlow (1), Kudinow (1).

Schwer aus der Reserve zu locken Fischbacher Mädchentreff am Samstag kam nicht zustande

KELKHEIM. Enttäuscht läßt Sozialpädagogik-Studentin Michaela Dreilich die Beine vom Tisch im Fischbacher Bürgerhaus baumeln; auch Petra Vogel-Jones von der städtischen Jugendpflege schaut wenig begeistert drein: Außer der 17jährigen Marie-Rosa ist niemand zum neuen Mädchentreff am Samstag morgen in Fischbach gekommen. Geplant als Gelegenheit, sich mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen, zu basteln, spielen, quatschen und Tee zu trinken - so stand's zumindest auf der Einladung, die Petra Vogel-Jones an alle zwölf bis sechzehnjährigen Fischbacherinnen geschickt hat. Ohne Erfolg. Schon zum zweiten Mal nun muß die Stadtjugendpflegerin mit ihren beiden Helferinnen von der Frankfurter Fachhochschule unverrichteter Dinge abziehen. Ein drittes Mal wird es wohl nicht geben, obwohl der vierwöchentliche Mädchentreff für ein halbes Jahr geplant war: "Wir müssen uns jetzt hinsetzen, rausfinden, warum niemand kommt, ein neues Konzept überlegen."

Ob es am Zeitpunkt Samstag morgen liegt, ob sich die Jugendlichen falsche Vorstellungen vom Mädchentreff machen oder ob das Projekt schlicht in der Masse der Angebote untergeht, kann Petra Vogel-Jones nur spekulieren. Eines ist der Jugendpflegerin nach jahrelanger Erfahrung aber klar: Mädchen sind unheimlich schwer aus der Reserve zu locken. "Und selbst wenn sie kommen, dann nur sehr unregelmäßig." Und obwohl sich die meisten außer dem üblichen Jugendtreff, "in dem immer nur die Jungs das Sagen haben", auch eine reine Mädchenrunde wünschten, scheuten sie sich davor hinzugehen: "Da reicht es schon, wenn bloß mal jemand über den ,Emanzentreff&rquote; lästert, schon trauen sie sich nicht mehr zu kommen", weiß Michaela Dreilich.

Für Petra Vogel-Jones allerdings nicht der einzige Grund, denn daß die Mädchen Spaß an reinen "Frauenrunden" haben, in denen sie auch mal Dinge ansprechen und über den eigenen Seelenzustand reden können, erlebt die Sozialpädagogin immer wieder bei den Mädchenwochen und dem vierzehntägigen Mädchentreff in der Stadtmitte. "In gemischten Gruppen trauen sie sich das nicht." Der Knackpunkt dabei: "Die Jugendtreffs sind nicht mädchengerecht eingerichtet. Mädchen fühlen sich da einfach nicht wohl und können sich dort auch nicht breit machen." Petra Vogel-Jones bringt den Unterschied auf einen einfachen Nenner: Mädchenräume wirken gemütlich, haben eher Cafécharakter mit schönen Bildern an den Wänden und - sie sind sauber. Wo Jungs dominieren, zentriert sich alles um die Theke, Holzverkleidungen schaffen düstere Kneipenatmosphäre und "alles ist ein wenig schmuddelig und verpappt".

Bestes Beispiel sei der Jugendtreff in der Stadtmitte. Das Organisationsteam, das ihn 1985 in Selbstverwaltung einrichtete und führte, bestand zur Hälfte aus Mädchen und Jungs. "Damals war er freundlich und gemütlich gestaltet, die Leute achteten auf Sauberkeit und stellten ein unheimlich vielseitiges Freizeitangebot auf die Beine." Dann aber sei eine weniger "homogene" Gruppe von Jugendlichen nachgewachsen, die unterschiedlichste Probleme mitgebracht hätten. Die Selbstverwaltung zerbrach, und die Mädchen blieben weg. "Jetzt sieht der Jugendtreff genauso aus, wie alle anderen, in denen Jungs dominieren." Für Petra Vogel-Jones kein Grund zur Resignation: "Wir müssen jetzt eben ausprobieren, wie wir die Mädchen wieder motivieren können." Mit "unverbindlichen" Einstiegsangeboten, sagt sie: "Vielleicht machen wir mal ein Fest oder 'ne Disco. Die Mädchen müssen einfach mal da sein, damit wir mit ihnen reden können." ana

Ein kleiner Pieks nährt große Hoffnung 500 Blutspender wollen Leukämiekranken helfen / Suche nach passendem Knochenmark

BAD SODEN. "Ich hab kaum was gespürt." Gernot Mader krempelt seinen Hemdärmel runter. Wie seine Frau, die am Tisch nebenan "verarztet" wurde, ist der Familienvater aus Bad Soden jetzt um zehn Milliliter Blut ärmer. Und hinter ihm warten schon die nächsten mit freigemachter Armbeuge auf den Aderlaß. In Kürze werden sie alle in der zentralen Knochenmarkspender- Datei in Ulm "grobtypisiert" gespeichert sein - und: eines Tages vielleicht als "passender" Knochenmark- Spender einem leukämiekranken Menschen das Leben retten. Über 500 Leute, zieht Bürgermeister Kurt Bender (CDU) und Präsident des Bad Sodener Lions-Clubs Bilanz, haben die "Leos" aus der Region gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspender-Datei (DKMS) beim "Spender-Tag" in der Hasselgrundhalle und der Königsteiner Grundschule auf die Beine gebracht.

Dort war am Samstag denn auch Hochbetrieb angesagt: Im Foyer der Hasselgrundhalle flimmerten Non-Stop Video- Informationen über Leukämie und die Heilungsmethode mit Knochenmarktransplantation - samt Erfolgsaussichten - über die Mattscheibe. In der Halle füllten unermüdliche Helfer von den Lions-Clubs Zustimmungsformulare der Spender aus, während Mitarbeiter der DKMS pausenlos Fragen der Ankömmlinge beantworteten und das genaue Prozedere der Blutbestimmung, Knochenmark-Entnahme und die internationale Netzwerk-Arbeit der Spenderdateien erläuterten. Hinter Stellwänden schließlich "zapften" Ärzte und medizinisches Personal der DKMS und aus der Region die Blutproben ab.

Die Maders aus Bad Soden brauchten sich nicht lange überzeugen lassen: In der Zeitung hatten sie von dem zehnjährigen leukämiekranken Jungen aus Bad Soden gelesen, der schon seit fünf Jahren mit der lebensbedrohenden Krankheit zu kämpfen hat und dessen Eltern dringend auf einen passenden Knochenmarkspender warten. Ebenso von dem jungen Schneidhainer Frank Rudolph, der erst wieder eine dreimonatige Chemotherapie überstanden hat und sehnlichst hofft, daß sich vielleicht doch noch mal ein Spender findet, der ebenfalls die seltenen Gewebemerkmale besitzt wie der Schneidhainer. Gernot Weber: "Wir haben auch Kinder und wären froh, wenn wir in einer solchen Situation Hilfe bekämen." Außerdem, sagt er, "tut mir die Spende nicht weh und jemand anderem rettet sie vielleicht das Leben."

Der Meinung ist auch Sandra Heide. Zusammen mit ihrem Freund Carsten Mieth hatte sie sich "ohne langes Zögern" zur Blut-Typisierung entschlossen. Angst vor den möglichen Konsequenzen haben die beiden nicht: "Krankenhaus und Knochenmark-Entnahme hört sich schlimm an, ist aber völlig harmlos. Und wenn man damit sogar ein Leben retten kann, gibt's nichts zu überlegen."

Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich als Spender einzuspringen, ist gering: Von 100 potentiellen Spendern kommt innerhalb von fünf Jahren vielleicht einer in Frage, zitiert der Medizinstudent und DKMS-Mitarbeiter Philipp Szavay die Statistik. Und von 100 Spendern, deren Grobmerkmale mit denen des Empfängers übereinstimmen, bleiben nach der Feintypisierung vielleicht zwei übrig.

Die Blutproben der Maders, von Sandra Heide, Christoph Mieth und all der anderen Spender werden zunächst nur grobtypisiert gespeichert. "Erst wenn die Merkmale mit denen des Empfängers übereinstimmen, wird eine zweite Feintypisierung gemacht", erläutert Szavay. Sollte das Ergebnis ebenfalls positiv ausfallen, kann sich der oder die Betreffende immer noch gegen eine Spende entscheiden. "Das Ganze ist völlig risikolos, niemand wird zu irgend etwas verpflichtet." Die Frage nach dem Risiko wird dem Medizinstudenten auch am häufigsten gestellt. Die Leute wollen aber auch wissen, wie groß die Heilungschancen sind und wer das Knochenmark bekommt: "Meistens entscheiden sie sich für die Typisierung, weil sie Betroffene im Bekanntenkreis haben oder von Kranken in ihrer nächsten Umgebung hören. Und sie wundern sich dann, wenn sie hören, daß ihr Knochenmark auch ins Ausland geflogen werden kann", weiß Philipp Szavay. "Unser Anliegen ist es aber, das Spender-Netz weltweit zu vergrößern, weil die Chance für Patienten dadurch viel größer wird."

Im Ausland - genauer in Spezial-Labors in North Carolina - werden im übrigen auch die Blutproben aus Deutschland typisiert. Was trotz der Flugkosten immer noch billiger sei, als die Untersuchung in teueren deutschen Speziallabors. Am Sonntag morgen wurden die Blutproben aus Bad Soden und Königstein in den Flieger verfrachtet, und in etwa zehn Tagen sind die Daten bereits

Wer sich ebenfalls als potentieller Spender typisieren lassen möchte, kann sich direkt an die DKMS, Kreuzstraße 52, 7400 Tübingen, Tel. 0 701 / 844 00, wenden. Er erhält von dort die Einverständniserklärung und ein Blutspende-Set für den Hausarzt. Die Probe wird dann vom Arzt per Eilkurier zur Sammelstelle nach Frankfurt gefahren und ins Labor nach North Carolina geschickt. ana

Heute oder morgen zur Blauen Stunde

. . . oder auch übermorgen, überübermorgen, oder . . . Eigentlich macht das jeden Tag Spaß: Tee oder Kaffee schlürfen (aber bitte leise!) und sich dabei etwas vorlesen lassen. Denn das kann man wochentags im Frankfurter Literaturhaus, das schon vor geraumer Zeit seine "Blaue Stunde" einrichtete: ein halbes Stündchen, beginnend um 16.30 Uhr, währenddessen aus Werken der Weltliteratur vorgetragen wird. Wer zu dieser Zeit nicht arbeiten muß, dem sei der entspannende Aufenthalt im Café des Literaturhauses empfohlen.

Und das besonders in dieser Woche, ist doch diesmal die irische Literatur an der Reihe. Am heutigen Montag kann man sich außerdem überraschen lassen, liest doch Inge Mathes Werke irischer Schriftstellerinnen wie Mary Lavin, Edna O'Brien, Maeve Binchy und Eilis Ni Dhuibhne, die hierzulande weitgehend unbekannt sind.

Der Dienstag verspricht dann sehr lustig zu werden: Wolf Krämer liest aus Flann O'Briens "Der dritte Polizist", einem phantastisch-verrückten Roman, in dem sich, unter anderem, ein Polizist langsam in ein Fahrrad verwandelt und ein anderer Mann in eine Straße - des Austauschs von Partikelchen wegen.

Am Mittwoch ist Samuel Becketts "Watt" an der Reihe, gelesen in Auszügen von Ilona Strauß, am Donnerstag mit James Joyces Kurzgeschichtensammlung "Dubliners" ein weiterer Klassiker der irischen Literatur und am Freitag schließlich der vor allem durch seine Theaterstücke bekannt gewordene Sean O'Casey.

(Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102, Beginn 16.30 Uhr.) sy

Pfiffe für Kofferträger Anicic Andersen zwischen gestern und morgen

Unbemerkt marschierte er davon. Gestern noch, da stand er im Rampenlicht. Gestern noch, da ging sein Name den Fans leicht über die Lippen. Doch heute? Heute schoben sie ihre Finger zwischen eben diese und pfiffen. Spätestens als Michael Anicic sich in den Katakomben des Waldstadions den Alukoffer schnappte, ein schüchternes "Tschüß" herausstieß und durch die Tür ging, spätestens da wurde ihm klar, daß die Bundesliga eine gar gnadenlose Bühne ist. Das Profi-Geschäft hat keine Abonnements zu vergeben. Auch nicht für einen wie ihn.

Auf die Suche nach Lieblingen begibt sich die Masse stets von neuem und da ist es der Sache nicht dienlich, daß einer zu früh, zu offensichtlich in die Öffentlichkeit drängt. Kesse Sprüchen sind gut zu verkaufen, schaden aber dem Image, wenn sich nach einem schwächeren Kick Häme und Spott ergießen. "Zum erstenmal seit ich in Frankfurt bin", sagte Trainer Dragoslav Stepanovic hernach, sei er traurig gewesen. Traurig darüber, daß die Zuschauer Anicic auspfiffen. Abgang.

Vorhang auf für neue Strahlemänner. Edgar Schmitt gehört schon seit geraumer Zeit zu dieser Kategorie. Aber Jörn Andersen? Den hatten allenfalls eingefleischte Optimisten noch mit auf der Rechnung. Die Vergangenheit zählt auch für ihn, den sie alle nur "Schwede" rufen und der, um seinem Klub zu helfen, seinen norwegischen Paß abgab um deutscher Staatsbürger zu werden, nichts. Gestern, da stand er bei Regisseur Stepanovic lediglich in der zweiten Besetzung, manchmal mußte er sich gar unters Volk mischen. Doch heute? Heute, da stand er umlagert in der Tür, gab Interviews und hatte irgendwie ein gutes Gefühl. "Eine Genugtuung" seien sie gewesen, die beiden Tore gegen Wattenscheid. Nicht eben filigran erzielt, aber das ist auch nicht gefragt. Ein Stürmer hat da zu stehen, wo Erfolge produziert werden.

Und eben dieses tat Andersen. "Eigentlich wollte ich den Ball ins Tor gucken, plötzlich fällt er mir vor die Füße", freute er sich später über seinen ersten Streich. Eine glückliche Fügung, die den "großen Druck" der auf ihm lastete geringer werden ließ und schließlich "Erleichterung" wich. Und wer zweimal trifft, der darf sich auch Fehltritte erlauben. Zweimal hatte er in aussichtsreicher Position vergeben, doch das Publikum verzieh es einem, der sich zumindest wieder nachhaltig in Erinnerung rief.

"Andersen brauchen wir noch", sagte Stepanovic kürzlich einst, als der Stürmer anscheinend auf dem Abstellgleis gelandet war, "der macht uns in dieser Saison noch zehn Tore." Also höchste Zeit, daß der Mann zum Einsatz kam. Am Samstag war es soweit. "Ich weiß, wann die Zeit gekommen ist, einen zu werfen", berichtete Frankfurts Übungsleiter in der Pressekonferenz. Und nachdem Andersen in München nicht zum Zuge kam, da schien der aufgestaute Frust, der sich unter der Woche auch schon mal mit den Gedanken ans "Kofferpacken" entlud, gerade groß genug, um sich auf kleinerer Ebene zu beweisen. Erst im Hotel erfuhr Andersen, der sich an seinen letzten Einsatz von Anfang an gar nicht mehr erinnern konnte, von seiner Nominierung. Dabei mußte er freitags das Training abbrechen. "Ein herrliches Gefühl" sei es gewesen, als er da mit der Mannschaft einlief, erstmals seit dem 6. Mai 1992, damals in Karlsruhe. Seitdem nagten drei Kurzeinsätze erheblich an den Nerven und am Selbstvertrauen. "Es war quasi meine letzte Chance, jetzt liegt es an Stepi", blickt Andersen in die Zukunft.

Denn morgen gesellt sich Yeboahs Zeh wieder zu den Körperteilen, die gegen das Leder treten können, könnte Andersen wieder nur zweite Wahl sein. "Jetzt geht der Druck wieder los, aber so ist eben das Geschäft", sagt Andersen. Ein Geschäft, das keine Abonnements und keine Garantien gibt. CHRISTIAN FROMMERT

Karg, konzentriert, qualitativ hochwertig Linda Reisch macht Vorschläge zum "Umbau" kultureller Institutionen

Nicht vor, sondern nach der Wahl hat jetzt Frankfurts Kulturdezernentin Linda Reisch ein Papier vorgelegt, das den Titel trägt: "Umbau - Kulturpolitische Notwendigkeiten der 90er Jahre. Am Beispiel Frankfurt am Main". Doch gearbeitet haben muß sie an der mehr als 70seitigen Abhandlung schon länger. Listet sie doch darin die kulturellen Institutionen der Stadt auf - von "Museen" bis "Zoo", der ja auch zu ihrem Amt gehört - und macht Vorschläge, wie diese zu verändern seien.

Reisch möchte, daß Oper, Schauspiel aber auch TAT und Mousonturm pro Jahr ein bis zwei Produktionen weniger machen, die Schirn ihre Ausstellungen und die Alte Oper den Konzertbetrieb etwas reduzieren. In der Oper befürwortet sie einen Semi-Stagione-Betrieb und die Verkleinerung des Orchesters. Das Kommunale Kinder- und Jugendtheater soll, um Kosten zu sparen, der Kulturgesellschaft mit Schirn, Theater am Turm (TAT) und Mousonturm angegliedert werden. Ein Beraterstab soll die Geldvergabe an die Freien Gruppen gerechter machen.

Viele der Vorschläge Reischs sind nicht neu, so hat sie einiges bei Vorträgen selbst schon gesagt. Und so wird über die Malaise der Städtischen Bühnen schon lange diskutiert, haben sich, mit ähnlichen Ideen wie jetzt Linda Reisch, auch die Intendanten zu Wort gemeldet. Doch macht das Positionspapier der Dezernentin deutlich, wo sie selbst steht - eine Stellungnahme also, die überfällig war.

"Dies ganze Papier will nicht ein Sparkonzept sein, sondern Wege für die Weiterentwicklung der Kultur in Frankfurt unter heutigen, d. h. finanziell äußerst begrenzten, Bedingungen aufzeigen", schreibt Linda Reisch. Doch gerade als das, als Sparkonzept, wird es jetzt aufmerksam gelesen werden - von den Kulturschaffenden natürlich, aber zum Beispiel auch den Grünen als Koalitionspartner. Denn schon lange ist klar, daß der Haushalt des Kulturdezernats wohl beschnitten werden wird.

Und so versucht die Dezernentin nun - und das ist ihre Aufgabe - zu retten, was zu retten ist. Gleich zu Beginn des Papiers weist sie darauf hin, daß ihr Etat so üppig gar nicht sei, wie immer behauptet wird. In Städten wie München oder Stuttgart, so Linda Reisch, werden viel mehr Kosten vom Land getragen: "Aufgrund gewachsener Strukturen, historischer Bedingungen muß Frankfurt finanziell mehr aufwenden für seine kulturellen Leistungen, um nur den Gleichstand mit vergleichbaren Kommunen zu erreichen." Bei verschiedenen Institutionen, etwa der Städelschule, hofft Reisch, bald auch das Land "in die Pflicht" nehmen zu können. Und sie warnt: "Machen wir die Kultur zum Sparschwein des Gesamthaushaltes, dann katapultiert sich Frankfurt aus der Städtekonkurrenz."

Eines ihrer Zauberworte in dem umfangreichen Papier ist Autonomie. Reisch will zum Beispiel den einzelnen Museen mehr Eigenverantwortung geben, sie sollen auch Einnahmen nicht wieder abführen müssen. Gleichzeitig soll durch ein zentrales "Projektmanagement" (das Ausstellungen auf- und abbaut, die Cafés und Läden betreibt, etc.) Geld gespart werden. Außerdem mahnt sie die Museen, sich um andere Öffnungszeiten zu bemühen - "die Institute sind dann geschlossen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung Zeit hätte, hineinzugehen" -, die "Ausstellungshektik" zu reduzieren und Ausstellungen öfter aus den eigenen Sammlungen zu bestreiten.

Sparen, indem sie "eine Produktion weniger machen", können Linda Reischs Meinung nach die Kulturgesellschaft sowie Alte Oper und Frankfurt Feste; letztere sollen bei gleichbleibender Qualität kürzer werden. Dabei wird die Kulturgesellschaft, die auch nach dem Weggang Christoph Vitalis in dieser Form erhalten bleiben soll, ausdrücklich gelobt: Das TAT gehöre "eindeutig zu den Frankfurter kulturellen Highlights" - "Hände weg vom TAT" - und der Mousonturm zeige "exemplarisch, von welcher Attraktion freie Theater- und Tanzarbeit sein kann".

Nichts verändern will die Kulturdezernentin bei der Deutschen Ensemble Akademie mit dem Ensemble Modern und der Jungen Deutschen Philharmonie, beim Museum für Moderne Kunst und beim Ballett Frankfurt unter William Forsythe.

Um so notwendiger brauchen Oper und Schauspiel "eine Reihe von Strukturveränderungen". Linda Reisch beruft sich dabei auf Berechnungen des Opernintendanten Martin Steinhoff, wonach schon 1997 kein Geld mehr für Inszenierungen da ist, weil der Apparat den gesamten Etat auffrißt. Die Kulturdezernentin möchte prüfen lassen, wie Oper und Schauspiel aus Hausvereinbarungen und Tarifen aussteigen kann, auch soll das Opernorchester verkleinert werden. Zudem plädiert sie in beiden Häusern für den gezielten Aufbau eines eigenen Ensembles, das billiger käme als Gäste. Und sie befürwortet für die Oper einen Semi- Stagione-Betrieb: Neuproduktionen werden im Block gespielt, dazwischen stehen Blocks mit Repertoire-Stücken. "Ein konsequentes Stagione-Prinzip (mit nur 60 bis 70 Vorstellungen pro Spielzeit) wäre in Frankfurt falsch." Sie möchte darüber nachdenken, ob das Schauspiel alle seine Spielstätten braucht: "Zumindest muß geprüft werden, ob nicht durch häufigere Vermietung des Depots Einnahmen erzielt werden können."

Wenn es um die Geldvergabe an die Freien Gruppen geht, möchte Linda Reisch zukünftig ein Beratergremium befragen, "das die Arbeit der Frankfurter freien Gruppen kontinuierlich verfolgen kann". Außerdem sollen die Mittel jeweils für drei Jahre zugesichert werden, damit auch die kleinen Theater besser planen können. Als "Problemkind" unter den Privattheatern bezeichnet die Dezernentin das Rémond-Theater im Zoo, dem sie eine Betriebsberatung empfiehlt.

Neben der Autonomie ist ein weiteres Schlüsselwort Reischs die "Kooperation". So sieht sie zum Beispiel bei den mit Film beschäftigen Institutionen der Stadt - Filmmuseum, Deutsches Institut für Filmkunde, Filmhaus, Hessisches Filmbüro und Hessische Filmförderung - einen Mangel an Zusammenarbeit.

Doch sieht die Dezernentin ein "Bedürfnis" nach einem "Zusammendenken" - und möchte deswegen ihr Lieblingskind, die Akademie der Künste, nicht aufgeben. Gleich neun Seiten ihres Papiers widmet Linda Reisch der Akademie, die sie auch in Zukunft zumindest mit ein wenig Geld ausstatten will, als "Gesprächsakademie". Räume könne das Literaturhaus zur Verfügung stellen.

"Wo steht denn, daß künstlerische Institutionen ewig leben müssen?" hatte Hans-Jürgen Hellwig, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, einmal provozierend gefragt. Linda Reisch will, wenn möglich, alles bewahren, soviel macht ihr "Umbau"-Papier klar. Ihr Wunsch: "Karg, konzentriert und qualitativ hochwertig". Die Koalitionsverhandlungen werden zeigen, welche Abstriche sie wird hinnehmen müssen. SYLVIA STAUDE

"Für den Ernstfall einer Katastrophe gut gerüstet" Offenbacher Übung: atomare Wolke über Hanau

OFFENBACH. "Wir sind für den Ernstfall gut gerüstet. Die Übung hat gut geklappt. Das bestätigten uns auch die Beobachter und Schiedsrichter des Regierungspräsidiums", sagte Helmut Hiepe, Leiter des städtischen Zivil- und Katastrophenschutzamtes, am Samstag mitten im wohlgeordneten Trubel in der Edith-Stein-Schule. Auch im Ernstfall, wenn aus dem Kernkraftwerk Biblis wirklich eine atomare Wolke entwichen und über Hanau niedergangen sein sollte, wird die Edith-Stein-Schule tatsächliche Notfallstation sein und Verstrahlte untersuchen, dekontaminieren und versorgen.

Das Regierungspräsidium hatte diese Katastrophe angenommen: Nach einem Störfall entwich vorübergehend Radioaktivität. Die Wolke trieb bei südwestlichen Winden mit einer Stundengeschwindigkeit von zwölf Kilometern in Richtung Hanau.

Dort regnete sie nieder. Hanau muß evakuiert werden. Rund um das verseuchte Zentrum müssen Notfallstationen eingerichtet werden.

"Die Edith-Stein-Schule am Fuß der Rosenhöhe ist dafür ein hervorragender Platz," erklärt Hiepe. Sie ist verkehrsmäßig gut über die Offenbacher Südumgehung und über die Autobahnen zu erreichen. Außerdem liegt sie in unmittelbarer Nähe zum Stadtkrankenhaus, zur Stadthalle, Arbeiterwohlfahrt, zu den Sporthallen auf der Rosenhöhe. Überall dort könnten die Strahlenopfer und obdachlos gewordene Evakuierte aus der Gefahrenzone untergebracht werden.

Bis so eine Unfallstation arbeiten kann, vergehen mindestens zwei bis vier Stunden. Der Aufbau der Logistik verläuft nach festgelegten Plänen. Zunächst werden die Katastrophenschützer alarmiert. Sie eilen zu den Depots mit den Hilfsgeräten und beginnen mit dem Aufbau. Die Polizei richtet Verkehrskontrollen ein und dirigiert die Menschen aus der verstrahlten Region zur Notstation.

Rund 60 Helfer des Katastrophenschutzes waren am Samstag im Einsatz: der ABC-Zug, das Rote Kreuz, der Arbeiter- Samariterbund, die Feuerwehr, die Ärzte des Stadtgesundheitsamtes. Rund hundert Mitglieder des Technischen Hilfswerkes (THW) "spielten" die verstrahlten Opfer.

Zwei Stunden hatten die Katastrophenschützer für den Aufbau des Notfall- Stützpunkt in der Edith-Stein-Schule gebraucht. Elf Stationen müssen die Opfer durchlaufen: Kontaminations-Vorkontrolle, Abgabe der verstrahlten Kleidung, Warteraum, Kontaminationsmesssung und ärztliche Untersuchung (Station vier), Dekontaminieren durch Duschen, Kontamination-Nachkontrolle, Ausgabe von Behelfskleidung, Warteraum, ärztliche Betreuung, Verpflegung, Familienzusammenführung, Auskunftstelle über Vermißte und Einweisen in Krankenhäuser.

Herzstück der Hilfsstelle ist die Station vier. Weil jedermann weiß, daß nicht immer alles nach Plan geht, laufen hier bei den Ärzten die Hiobsbotschaften über besonderen Vorkommnisse zusammen, beispielsweise darüber, wo Opfer panisch oder hysterisch geworden sind. Ärztin Dr. Lieselotte Schack beispielsweise mußte entscheiden, ob ein schwachkontaminierter junger Mann entlassen werden kann, weil er dringend zu seiner kranken Oma nach Stuttgart fahren muß.

Einsatzleiter Hiepe hat inzwischen auch den Ausländerbeirat eingeschaltet und Dolmetscher angefordert, weil unter den Kontaminierten besonders viele ausländische Mitbürger sind.

Besonderes Problem bei solchen vorgedachten und vorgeplanten Übungen: In der Realität ist dann doch alles ganz anders. Das ist besonders wichtig für die Katastrophenschützer: Sie müssen alle nur erdenklichen Details akribisch genau vorausplanen, weil durch viele kleine Fehler die große Katastrophen noch viel katastrophaler werden können.

Das Amt für Zivil-, Brand- unsd Katastrophenschutz hat natürlich nicht nur realistische Aktions- und Hilfspläne für einen atomaren Störfall in der Schublade, sondern ist auch auf alle anderen denkbaren Katastrophen, wie auf eine Explosion in einer Chemiefabrik oder den Absturz eines Flugzeuges auf ein Wohngebiet, vorbereitet .

Jens Niklaus, Referent von Bürgermeister Klaus Bodensohn und seit Jahren stellvertretender Leiter des Offenbacher Katastrophenschutz-Stabes, hatte am Donnerstag beim CDU-Stadtverband Mitte über seine Arbeit berichtet. Die Katastrophenschützer gehen regelmäßig in Klausur und unterziehen sich großangelegten, realistischen Übungen. Jens Niklaus, auf den Störfall im Frankfurt- Griesheimer Hoechst-Werk eingehend , sagt: "Der Katastrophenstab muß die Bevölkerung exakt und offen darüber informieren, was tatsächlich passiert ist. Es darf nichts beschönigt werden. Denn nichts ist schlimmer bei der Bewältigung einer Katastrophe, als wenn die Leute in Panik geraten, weil sie nicht wissen, was passiert ist und wie groß die Gefahr tatsächlich ist." lz

Erste Knoten im Netz gegen die Sucht Erzieherinnen und Eltern wollen in Schulen und Kitas mehr für Vorbeugung tun Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Daß die angeblich heile Welt der Kinder längst nicht mehr heil ist, davon wissen Erzieherinnen ein Lied zu singen. So läßt sich unschwer an den Spielen der Kleinen, wenn sie ihre Serienhelden nachahmen, ablesen, wieviele Stunden sie vor der Glotze hängen. "Nintendo boomt", nennt Sozialdezernent Werner Müller ein anderes Phänomen. Computerspiele, Fernsehkonsum und Tablettenmißbrauch waren die Themen, mit denen sich Erzieherinnen und Eltern in zwei Seminaren beschäftigten. Mit der Einsicht, daß Suchtstrukturen in der Kindheit entstehen, wollen sie künftig Elternabende der Schulen und Kitas für Sucht-Vorbeugung nutzen. "Wir knüpfen die ersten Knoten eines Netzwerks gegen die Sucht", sagt Wolfgang Schmidt, Leiter des Projekts "Mobile Drogenprävention" im Westkreis Offenbach. Auf Initiative von Vera Konstas, bis Ende vergangenen Jahres Vorsitzende des Stadtelternbeirats, machte er in den beiden Seminaren knapp zwei Dutzend Elternvertreter und Erzieherinnen aus den Kindergärten mit seinem Ansatz vertraut: "Sucht hat nicht nur mit Junkies, Dealern und Kriminalität zu tun. Sucht geht uns alle an."

Finanziert wurden die Seminare von der Stadt mit 6000 Mark. Auch Sozialdezernent Müller ist überzeugt: "Man muß sich von dem Gedanken lösen, daß Jugendliche süchtig werden, weil sie plötzlich in schlechte Gesellschaft geraten und zufällig an illegale Drogen herankommen." Deshalb unterstützt die Stadt die Bemühungen von Schmidt, unter den Eltern auch ganz kleiner Kinder, unter Erzieherinnen und Lehrern Mitstreiter für die Prävention zu gewinnen. Für den Präventionsexperten sind die Erwachsenen, nicht die Kinder und Jugendlichen selbst, wichtigster Ansprechpartner aus dem einfachen Grund: Von ihnen übernehmen die Kinder die Art und Weise, wie sie mit Suchtmitteln, zu denen der Fernseher, Tabletten, aber auch Süßigkeiten gehören können, umgehen. "Welche Funktion hat die Kiste in der Familie?" fragte Schmidt. "Kann man sich nur noch vor dem Fernseher entspannen?" Werden unangenehme Situationen ausgehalten oder immer gleich "Helferlein" gebraucht? Muß gegen jedes Wehwehchen eine Tablette geschluckt werden? Geht's auch mal ohne kleine Tröster wie Süßigkeiten?

Diese Fragen, im Seminar gestellt, warfen die Teilnehmer auf sich selbst zurück. "Wie in einer Selbsterfahrungsgruppe" wurden Familiensituationen reflektiert, um anschließend festzustellen: "Das größte Problem ist die Kommunikationslosigkeit." So bleiben Konflikte unbewältigt. Vera Konstas, Mutter von zwei Kindern, hat aus dem Seminar die Erkenntnis mitgenommen: "Wir müssen mehr miteinander reden."

Der "Schneeballeffekt", den Schmidt mit seinen Seminaren auslösen will, funktioniert: Die Elternvertreter und Erzieherinnen, die mit ihm über Möglichkeiten der Suchtprävention nachgedacht haben, sind bereit, ihre Verantwortung für die Vorbeugung zu übernehmen. Sie wollen "am Thema weiterarbeiten" und ihre Einsichten an andere weitergeben.

"Nach dem Seminar waren wir alle ganz euphorisch", sagt Vera Konstas. Mit vielen guten Vorsätzen kehrte sie nach Hause zurück - um dort den Rest der Familie vor dem Fernseher vorzufinden. Angelika Köhler, Nachfolgerin von Konstas im Stadtelternbeirat, kann von einem anderen Dämpfer erzählen: Sie wollte erreichen, daß in einer Grundschule das Sommerfest ohne Bier gefeiert wird - vergeblich.

Dieser "Frust" wurde durch die Einsicht gemildert, daß es letztlich nicht darum geht, den Fernseher, das Bier oder die Zigaretten ganz zu verbannen. "Für das Thema sensibilisieren" heißt die Maxime. Unter diesem Motto soll "Prävention" auf die Tagesordnung der Elternabende. "Wir haben auch unsere Grenzen kennengelernt", zieht Wanda Gruhn, Erzieherin im Hort Eisenbahnstraße, für sich Bilanz. Sie und ihre Kolleginnen drückt zum Beispiel das konkrete Problem: "Wie begegne ich einem Vater oder einer Mutter, bei denen ich schon morgens, wenn sie ihre Kinder abgeben, eine Fahne rieche?" Wanda Gruhn weiß: "Wir können die Eltern nicht therapieren."

Nicht mit missionarischem Eifer, sondern mit Fingerspitzengefühl soll es nun weitergehen. Die Eltern und Erzieherinnen haben sich vorgenommen: "Wir wollen die Eltern nicht verschrecken."

Mitten im Bach thront ein alter Sessel "Aktion gegen Gedankenlosigkeit" / Schlimme Umweltsünder sind seltener geworden

KRONBERG. "Es hat ja, Gott sei Dank, in letzter Zeit etwas nachgelassen mit der Verschmutzung." Revierförster Hans Streun steckt sich seine Pfeife an. Zeit für eine kurze Pause an diesem herrlichen, frühlinghaften Samstag. Gemeinsam mit Anna Neske ist er am Waldrand entlang der Bundesstraße 455 unterwegs. Sie schleppen blaue Müllsäcke, die Hände stecken in gelben Arbeitshandschuhen - Waldreinigung in Kronberg.

Von vier Punkten aus haben sich die Naturfreunde auf den Weg gemacht: vom Kronberger Rathaus, dem Forsthaus Viktoriastraße, dem Parkplatz Hünerberg und dem Oberhöchstädter Feuerwehrgerätehaus. Mit von der Partie sind die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der BUND, der Kronberger Anglerverein und die Freiwillige Feuerwehr. Auch einige Jungen aus der Altkönigschule beteiligen sich, und natürlich Bürgermeister Wilhelm Kreß und die Umweltbeauftragte Michaela Rosenberger, die die Aktion angeleiert hat. Als weitere Gruppe, sozusagen die "Autonomen", sind die "Freunde der Waldsiedlung" auf eigene Faust aus Oberhöchstadt gestartet.

"Aus Achtung und Respekt vor der Natur" sei sie gekommen, sagt Teilnehmerin Anna Neske. Und gegen die Gedankenlosigkeit, denn: "Die Leute, die achtlos ihren Dreck in den Wald werfen, die handeln gedankenlos." Da sind beispielsweise die Müllsäcke mit Glasscherben, die jemand an einen Baum gelehnt hat. Da sind Flaschen, leere Zigarettenpäckchen und viele leere Tempotaschentuch-Pakkungen, die von Waldspaziergängern "vergessen" wurden. "Erstaunlich, was so alles aus den Autos geworfen wird", ärgert sich Bürgermeister Kreß. Als größtes Stück thront ein alter Sessel mitten im Bach.

"Es gibt halt immer noch viele Dreckspätze, sagt Förster Streun. Aber die richtigen Umweltsünder seien seltener geworden: Die Leute, die früher ihre Bettgestelle, Autobatterien und sogar Kühlschränke und Waschmaschinen in den Wald gekarrt hätten. Bei der Waldreinigung beschränken sich die Teilnehmer auf die Gebiete, an denen oft Menschen sind. Tiefer im Forst gebe es nicht so viel Müll, hat Streun festgestellt: "Höchstens Flaschen. Die bringen wir dann zurück und kassieren das Pfand."

Die etwa 40 Kronbergerinnen und Kronberger nehmen ihren Ausflug zugunsten der Natur nicht tierisch ernst. Anna Neske: "Ab und zu schimpfen wir ein bißchen, aber wir laufen nicht die ganze Zeit mit hängenden Mundwinkeln herum. Man darf das nicht so verbissen sehen."

Nach drei Stunden Waldreinigung hellen sich die Mienen noch mehr auf. Alle Teilnehmer treffen sich in der Hütte der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, oberhalb des Forsthauses Viktoriastraße, zu einer Stärkung. Es gibt echte "Worschtsupp", frisch von der Schlachtung mitgebracht, Grillwurst, Cola und Bier. Bürgermeister Kreß freut sich über den "krönenden Abschluß" und lobt die Aktion: "Es hat sich gelohnt. Viele junge Leute haben mitgemacht, und die Natur ist wieder ein bißchen sauberer geworden."

Insgesamt 6,5 Kubikmeter Abfall haben die Gruppen beiseite geschafft. "Mag sein, daß das nur Kosmetik an der Oberfläche war", sinniert Anna Neske. "Aber irgendwo muß man ja anfangen, und wenn es ein ganz kleiner Anfang ist." Jetzt und in Zukunft gelte es, da sind sich die Waldreiniger einig, das Umweltbewußtsein zu stärken: Mit Information, Gesprächen und breitgefächerter Aufklärung. Und nicht zu vergessen: mit Worschtsupp. ill

Jammern gilt nicht - Bad Vilbels Opposition macht sich Mut Die "leicht gestärkte" SPD will vor allem in der Jugendpolitik und beim Wohnungsbau Alternativen zur CDU entwickeln

BAD VILBEL. Statt zu jammern blickte die Bad Vilbeler SPD hoffnungsvoll in die Zukunft: Auf der Jahreshauptversammlung ihrer Partei am Freitag zeigten sich der scheidende Ortsvereinsvorsitzende Jens Treuner und Fraktionschef Johannes Frank überzeugt von der sozialdemokratischen Oppositionsarbeit im Stadtparlament. Das Abschneiden bei der Kommunalwahl, kommentierte Treuner in seinem Rechenschaftsbericht, "kann trösten". Wie berichtet, entfielen auf die SPD 22 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Partei verbesserte sich damit gegenüber der Wiederholungswahl des Jahres 1992 um 1,1 Prozentpunkte, obwohl sie einen Verlust absoluter Stimmen hinnehmen mußte. Der Grund: Die nochmals gesunkene Wahlbeteiligung von nur noch 74,4 Prozent.

Wenn er auch "keine detaillierte Analyse der Wahl" vornahm, so hinterließ der scheidende Parteichef seinen Genossinen und Genossen doch Forderungen für die zukünftige Parteiarbeit. Vor allem Bad Vilbels Jugendliche müßten verstärkt angesprochen werden. Viele junge Frauen und Männer hätten von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch gemacht, sagte Treuner. Ein jugendpolitischer Ansatz: die Drogenproblematik.

Jens Treuner begrüßte, daß die CDU mit der Schaffung einer halben Stelle für aufsuchende Sozialarbeit einer alten SPD-Forderung nachgekommen sei: "Das ist der erste Schritt." Ein ausführliches Konzept müsse jedoch folgen.

"Einfluß auf die soziale Entwicklung" Bad Vilbels, so der Parteichef, solle dadurch genommen werden, daß erschwinglicher Wohnraum geschaffen wird. Treuner: "Wir wollen keine Luxus- und Schlafgemeinde Frankfurts werden." Der Magistrat habe die Spekulation in Bad Vilbel zugelassen. Treuner kritisierte die Pläne für das Baugebiet Dortelweil-West. Die Vollmachten für Ersten Stadtrat Klaus Minkel (CDU) kämen einer Entmachtung des Stadtparlaments gleich. Die Besiedlung des Baugebietes "Krebsschere" müsse in Angriff genommen werden. Anders als in Dortelweil könne dort so- fort Wohnraum geschaffen werden. Anstatt die Gewinne aus der Bauland- Wertsteigerung einzelnen Investoren zufließen zu lassen, solle die Kommune mit dem Geld Wohnraum schaffen, das Freizeitangebot ausbauen und "ei- ne vernünftige Mehrzweckhalle" errichten.

Fraktionschef Johannes Frank erklärte in seinem Rechenschaftsbericht den Republikanern den Kampf: "Wir wollen in dieser Stadt Rechtsradikalen keinen Zentimeter Boden räumen." Der Fraktionsvorsitzende gab Erstem Stadtrat Klaus Minkel (CDU) Mitschuld daran, daß die Republikaner in das Stadtparlament einziehen werden. Minkel habe deren Parolen "zum Teil wörtlich übernommen". Die Folge, so Frank: "Es wird allemal das Original und nicht der Imitator gewählt."

Als weitere Forderungen der SPD- Fraktion nannte Frank ein Verkehrskonzept, das auch den Parkplatzsuchverkehr berücksichtige, die Schaffung eines "Stadtbildes, das Identifikation ermöglicht", sowie die Förderung von Trinkwasser- und Energiesparmaßnahmen. Daß die Einrichtung eines Stadtbusses einst nur von der SPD, inzwischen von allen Parteien gefordert werde, bewertet Johannes Frank als Erfolg. Frank: "Steter Tropfen höhlt den Stein."

Die SPD-Fraktion, lobte Frank, sei von allen Fraktionen im Bad VilbelerStadtparlament "die lebendigste". Auch Jens Treuer bewertete nach einjähriger Arbeit als Ortsvereinsvorsitzender das Klima in der Partei: "Der Thron ist etwas dornig hier in der SPD." kop

Peking attackiert London Demokratisierung in britischer Kronkolonie Hongkong abgelehnt

heb PEKING, 14. März. Mit schweren Vorwürfen an die Adresse Londons hat China am Samstag auf die Entscheidung des Hongkonger Gouverneurs Chris Patten reagiert, seine Vorschläge zur Demokratisierung der Kronkolonie zu veröffentlichen. "Dieser Schritt hat nicht nur neue Hindernisse geschaffen und die chinesisch-britischen Gespräche unterbrochen, sondern auch die Basis für die chinesisch-britische Zusammenarbeit unterminiert," heißt es in einem scharf formulierten Kommentar der Pekinger Volkszeitung. Die Briten hätten damit ihr "wahres Gesicht als Kolonialisten alten Stils" enthüllt, schrieb das Sprachrohr der chinesischen Regierung.

Chris Patten hatte am Freitag seine Reformvorschläge zur Veröffentlichung im Hongkonger Gesetzblatt "Hongkong Government Gazette" freigegeben, sie jedoch vorläufig nicht dem örtlichen Parlament zur Erörterung vorgelegt. Die unter dem Namen "Patten-Plan" bekannt gewordenen Gesetzesvorschläge sollen den Hongkonger Bürgern ein direkteres Wahlrecht geben, noch ehe Hongkong 1997 an Peking zurückfällt. China lehnt jedoch eine Demokratisierung strikt ab und hat wiederholt mit "ernsten Konsequenzen" gedroht, sollte Patten auf seinen Plänen beharren.

Peking und London konnten sich bislang nicht auf die Bedingungen für eine Wiederaufnahme bilateraler Konsultationen zu dem Thema einigen. China weigert sich bislang, den Patten-Plan als Grundlage der Gespräche zu akzeptieren und will keine Hongkonger Vertreter in der britischen Verhandlungs-Delegation zulassen.

Während Pekings Vertreter in Hongkong chinesisch-britische Konsultationen nun als "unmöglich" bezeichneten, scheint eine endgültige Entscheidung des chinesischen Premiers Li Peng und des Parteichefs Jiang Zemin aber noch nicht gefallen zu sein. (Kommentar Seite 3)

Trotz Geldnot keine Abstriche Frauenzentrum bemüht sich um ein gutes Programm

RÜSSELSHEIM. Toll ist die Finanzlage nicht, und Carmen Größ räumt ein, daß von der Zahl aus gesehen weniger Veranstaltungen angeboten werden. Schließlich stagnieren die finanziellen Zuwendungen seit drei Jahren, während die Kosten für Vortragshonorare und Veranstaltungen gestiegen sind. Dennoch, und darauf ist das Team im Frauenzentrum stolz, sei es auch in diesem Jahr gelungen, ein Programm ohne inhaltliche Abstriche auf die Beine zu stellen. "Wir bemühen uns, auch mit wenig Geld Sachen zu machen, von denen wir glauben, daß sie schön, spannend oder interessant sind."

Das neue Programm, das jetzt vorliegt und im Frauenzentrum zu haben ist, enthält eine Reihe interessanter Angebote. Darunter Bewährtes wie die Orientierungskurse für berufliche Wiedereinsteigerinnen, Gesprächsgruppen und Vorträge zu aktuellen Themen, aber auch ganz neue Offerten. Bereits angelaufen ist die Selbsthilfegruppe für Frauen mit Eßstörungen. Zwar können derzeit keine Frauen mehr aufgenommen werden, doch es gibt eine Warteliste und "wir überlegen, eine zweite Gruppe aufzumachen". Erstmals werden auch therapeutisch orientierte Gepräche für Frauen in Krisensituationen angeboten, die gegen Entgelt auch längerfristig laufen können. Neu ist auch das in zweimonatigem Rhythmus stattfindende "Frauen-Essen". Die Idee stammt aus Mailand. Dort, erläutert Größ, gebe es einen Frauenclub nach dem Vorbild der englischen Herrenclubs. Den dort geübten wöchentlichen Rhythmus könne man hier zwar nicht einhalten, aber "alle zwei Monate schaffen wir das." Grundgedanke: "Sich einfach beim Essen gemütlich zusammensetzen und miteinander reden."

Geredet werden soll auch, wenn Luisa Murato und Veronika Mariaux von der Universität Verona im Juli ins Frauenzentrum kommen. Sie sind Mitglieder der Philosophinnengruppe "Diotima" und wollen mit den Frauen über die sexuelle Differenz diskutieren.

Diskutiert werden soll auch, wenn Gabi Gillen Ende April über "Weibliche Armut in Deutschland nach der Wiedervereinigung" referiert oder im Mai in der Reihe "Frauenbeziehungen" die Verhältnisse von Schwestern und Freundinnen unter die Lupe genommen werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Thema "Bewegung". So ist im Sommer ein Tagesseminar mit Fe Reichelt zum Thema "Atem, Tanz und Therapie" geplant. Dazu soll auch ein Kursus im modernen Ausdruckstanz angeboten werden. wal

"Super-Fete" der Wolfenburger geriet zum Flop Enttäuschung beim Verein: Jugendliche zeigten wenig Interesse an der Disco im Schloßkeller

KELSTERBACH. Große Enttäuschung bei den Mitgliedern des Spielmanns- und Fanfarenzuges "Die Wolfenburger": Die als "Super-Fete" für die Kelsterbacher Kids geplante Disco am Samstag im Schloßkeller entpuppte sich als "glatter Reinfall". Woran es lag? Eine plausible Erklärung haben die Wolfenburger nicht, die schon für die eigene Jugend solche Veranstaltungen mit viel Erfolg gemacht haben. Auch die Jugendlichen gaben keine Anhaltspunkte: "Wir haben uns umgehört. Ergebnis: Es kam nix Negatives, aber auch nichts Positives", so die Bilanz am Sonntag morgen.

"Es war ein Versuch", meinte ein "Wolfenburger". Doch der Versuch mißlang, das, was im kleineren Rahmen gut lief, größer aufzuziehen. Die gute Absicht verpuffte an der Interessenlosigkeit der Kelsterbacher Kids. "Wir wollten was für die Jugend machen", erläutert Vereinsschriftführerin Ursula Stiller.

Im Visier hatten sie dabei vor allem die jüngeren Teens. "Es gibt hier zwar Discotheken, aber da darf man ja erst ab einem gewissen Alter rein", meint Stiller. Wer dieses Alter noch nicht erreicht hat, sollte mit der Jugenddisco angesprochen werden - wobei der Verein weder Kosten noch Mühe scheute. Sogar eine Beleuchtungsanlage wurde angeschafft, um im Schloßkeller die rechte Disco-Atmosphäre zu schaffen. Am Samstag nachmittag hatte noch Optimismus geherrscht. Zwar kamen zum Beginn um 16 Uhr noch nicht allzu viele Jugendliche, aber "das wird wohl erst so gegen 19 oder 20 Uhr richtig losgehen", trösteten sich die Organisatoren. "16 Uhr ist vielleicht etwas früh", meinte Stiller, "aber wir haben das bewußt so gemacht, damit auch die Zwölf- bis 14jährigen mal reinschauen können, wenn sie wollen". Doch die Zeit verstrich, ohne daß sich der Keller füllte. "Es ist mau geblieben", mußten sich die Wolfenburger am Tag danach eingestehen, "wir haben mit mehr Resonanz gerechnet."

Schließlich hatte der Verein nichts anderes im Sinn, als den Jugendlichen etwas anzubieten, "woran sie Spaß haben", so Stiller. Als potentielle Vereins-Werbung war die Sache gar nicht gedacht. Zwar plagen auch die Wolfenburger Nachwuchssorgen, fehlen ihnen an allen Ecken und Enden junge Musiker, doch daß die Disco daran etwas ändern könnte, solche Hoffnungen kamen gar nicht erst auf: "Das wäre zwar schön, wenn jemand nach so einer Veranstaltung bei uns hängenbleiben würde, doch das ist unwahrscheinlich", weiß Stiller aus Erfahrung.

Um den Nachwuchs zu ködern, gehen die Wolfenburger andere Wege: "So was geht besser bei Projektwochen in den Schulen. Da beteiligen wir uns. Da können die Jugendlichen auch mal Instrumente ausprobieren. Die Disco war als Freizeitangebot gedacht."

Doch das Angebot kam nicht an, alle Mühe war umsonst. Selbst die IGS-Schülerband lockte nicht die erhofften Besuchermengen in den Schloßkeller. Und die jungen Musiker, für die das Engagement am Samstag das erste überhaupt durch einen Kelsterbacher Verein war, verloren ob der kleinen Zuhörerschar schnell die Lust am Spielen. Nach einer knappen Stunde legten sie die Instrumente weg: "Die hatten einfach keinen Bock mehr", kommentierte ein Vereinsmitglied.

Am Sonntag morgen herrschte allgemeines Rätselraten, warum nur ein Bruchteil der Kelsterbacher Jugend trotz der überall verteilten Handzettel in den Schloßkeller gefunden hatte. "Vielleicht hätten wir früher werben, mehr rühren sollen", meint man im Verein, der sich von der danebengegangenen Premiere allerdings nicht entmutigen läßt.

Am 24. Juli steigt noch eine Disco, mit geändertem Konzept und frühzeitiger Werbung. "Einmal werden wir es noch probieren. Wenn's dann wieder nicht läuft, dann machen wir das nicht mehr." wal

Junge hatte Überfall erfunden 13 Jahre alter Schüler tischte aus Angst falsche Story auf

WIESBADEN. Der "angebliche Überfall" auf einen 13 Jahre alten iranischen Jungen am vergangenen Donnerstag ist nach Angaben der Polizei inzwischen aufgeklärt. Der Schüler hatte angegeben, von einem unbekannten, 18 bis 20 Jahre alten Mann mit ausländerfeindlichen Parolen beschimpft und mit einem Schuß aus einem Schreckschußrevolver im Mund verletzt worden zu sein.

Wie berichtet, hatte die Wiesbadener Polizei daraufhin eine große Fahndungs- und Ermittlungsaktion eingeleitet. In Wiesbaden-Biebrich wurden Handzettel verteilt, in denen die Bevölkerung um "Mitfahndung" gebeten wurde - laut Polizei gingen auch mehrere Hinweise ein, "da die vom Geschädigten abgegebene Täterbeschreibung auf eine tatsächlich existente Person zutrafen".

Den Beamten kamen schließlich Zweifel an Tatversion, die der verletzten Schüler abgegeben hatte. Als der 13jährige mit diesen Zweifeln konfrontiert worden sei, habe er plötzlich zugegeben, die Schilderung des angeblichen Überfalls frei erfunden zu haben, heißt es in einem Pressebericht. Dabei sei der Junge auch von einem Bekannten unterstützt worden, der als vermeintlicher Tatzeuge die Angaben des Jungen bestätigt hatte.

Tatsächlich soll sich der Junge die Verletzungen im Mundbereich jedoch versehentlich selbst zugefügt haben, als er mit einem Schreckschußrevolver eines Freundes unachtsam herumhantierte. Aus Angst vor Strafe war er laut Polizei auf die Idee gekommen, einen ausländerfeindlichen Überfall als Grund für seine Verletzungen zu erfinden.

Die Waffe konnte inzwischen bei dem Freund sichergestellt werden, den der Schüler genannt hatte. Welche Auswirkungen seine falschen Behauptungen haben könnten, hatte der Junge nicht bedacht. pms

Leipziger Messe feilt noch an ihrem Konzept

bho LEIPZIG. Der Besucherandrang zur Leipziger Frühjahrsmesse ist weiter geschrumpft. 46 000 Leute, meist Kleinunternehmer und Mittelständler, seien in der vergangenen Woche zu den fünf Fach-Ausstellungen gekommen, sagte Cornelia Wohlfarth, Vorsitzende der Messegesellschaft. Auf der Frühjahrsmesse 1992, die einen Tag länger gedauert hatte, seien es 55 000 Besucher gewesen.

Dennoch zeigten sich die Verantwortlichen zufrieden mit dem Verlauf der Schau. "Die Leipziger Messe ist besser als die Konjunktur", zog Wohlfarth ihr Fazit. Unter Ausstellern und Besuchern habe "große Zufriedenheit" geherrscht.

1650 Aussteller waren zu den Fachmessen Terratec, Unitec, Dialog, Comtrans und dem Innovationsforum angereist. Positiv, so Wohlfarth, sei die Zunahme der Aussteller aus Osteuropa zu bewerten. An den fünf Messetagen seien fast 2500 Kontakte zwischen osteuropäischen und deutschen Firmen vermittelt worden.

Für die Frühjahrsmesse 1994 kündigte Wohlfarth an, die Industriemesse Unitec, das "Sorgenkind Nummer eins", müsse "am dringendsten" konzeptionell verändert werden: Bei ihr gab es in diesem Jahr den größten Rückgang an Ausstellern: 386 kamen, 1992 waren es noch 545.

Jetzt ohne Hunger fasten

Eine der gesündesten Entschlakkungsmethoden ist das Fasten. Wer sich dazu entschließt, sollte das im Frühjahr tun, wenn sich der Biorhythmus des Körpers vom Winter auf die wärmere Jahreszeit umstellt.

Man muß beim strengen Fasten aber nicht hungern. Vielmehr wird dem Körper für einen mit dem Arzt besprochenen Zeitraum die feste Nahrung entzogen. Zweck dieser Maßnahme ist es, die Verdauungs- und Entgiftungsorgane des Organismus vorübergehend von jeder Nahrungsverwertung zu entlasten. Das wirkt doppelt: der Körper hat endlich einmal Gelegenheit, alte Stoffwechselschlacken auszuscheiden. Außerdem schaltet er auf "Selbstversorgung" um und greift die angesammelten Fettdepots an, um die nötigen täglichen Energien zu gewinnen. Grundumsatz ist diejenige Energie, die man zum Aufrechterhalten der Lebensfunktionen braucht. Beim Erwachsenen sind das täglich etwa 1200 bis 1500 Kilokalorien. Der Fettabbau ist für die Faster mit einer angenehmen Nebenwirkung verbunden: man speckt wöchentlich bis zu vier Kilo ab. Auf eigene Faust sollte man allenfalls eine Woche lang fasten. Mehrwöchige Kuren dürfen nur statio- när in einem Sanatorium oder Kurheim erfolgen. Dort hat man auch gelegentliche Krisen wie rapide Blutdruck- und Blutzuckerabfall, Müdigkeit und Kopfschmerzen unter ärztlicher Kontrolle verhältnismäßig gut im Griff.

Jedes planmäßige Fasten sollte mit einer gründlichen Säuberung des Darms beginne. Bitter- oder Glaubersalz, in Wasser oder Orangensaft aufgelöst, wirkt spätestens nach eineinhalb Stunden stark abführend. Dabei wird nicht nur der Darm entleert, sondern auch dem Körper Wasser entzogen. Um diesen Verlust wieder auszugleichen, muß man täglich mindestens drei Liter Flüssigkeit trinken. Das geschieht in Form von Frischpflanzensäften, Kräutertees und zweimal täglich einer Gemüse-Fastensuppe. Zusätzlich nimmt man Vitamine (B- Gruppe, Vitamin C) und Mineralstoffe ein, insbesondere auch Magnesium für die Herztätigkeit. Ein Darmbad unterstützt die entschlackende und entgiftende Wirkung. Heute gibt es entsprechende Geräte, die der Patient selbst bedienen kann.

Früher wurde strengen Fastern strikte Bettruhe verordnet. In manchen Krankenhäusern ist das heute noch üblich. Tatsächlich fühlen sich dann aber die Faster krank und schwach. Auch die Seele leidet und nichts wird mehr herbeigewünscht als das Ende der Kur. Inzwischen hat jedoch die Medizin Bewegung in das Heilfasten gebracht: den Patienten wird kräftiges Sporteln verordnet. Schon morgens bringt Gymnastik den Kreislauf in Schwung und sorgt dafür, daß Muskeln und Haut nicht erschlaffen. Schwimmen, Wandern und Joggen gehören ebenfalls zu den täglichen Aktivitäten. Erst die Kombination von Fasten und Sport garantiert, daß sich schließlich beinahe jeder fit und wohl in seiner Haut fühlt. Der Körper produziert dann sogar bestimmte "Glücksstoffe", die Endorphine, die für die bekannte Fasten-Hochstimmung sorgen.

Selbstverständlich muß jeder, der fasten will, ärztlich untersucht werden. Der gesundheitliche Nutzen stellt sich vielfach schon nach einer Woche ein: der Entzug fester Nahrung und das Abnehmen normalisieren einen zu hohen Blutdruck und deshalb kann man auf blutdrucksenkende Medikamente in den meisten Fällen zumindet zeitweilig verzeichten. Die Blutzuckerwerte normalisieren sich ebenfalls, wenn jemand infolge seines Übergewichts zuckerkrank wurde. Erstaunlicherweise treten während des Fastens keine Hungergefühle auf. Wenn Magen und Darm leer sind, schaltet auf noch nicht genau geklärte Weise das Hungerzentrum im Gehirn ab. Fastensünden macht sich dagegen ganz schnell mit dem Aufleben eines starken Hungers bemerkbar.

Während einer Fastenkur sind die Nieren und die Leber die aktivsten Organe. Täglich ein Leberwickel unterstützt die entgiftende Funktion des Organs, Heilbäder und Massagen fördern die Regeneration des Körpers. Gelegentliche Störungen des Kurzzeitgedächtnisses gehen vorüber. Viele Faster sind indessen geistig ausgesprochen aktiv. Gefährlich wäre es allerdings, nach dem Fasten wieder so viel wie vorher zu essen. Der Organismus braucht ein schonendes Fastenbrechen und zumindest drei Aufbautage mit immer mehr fester Nahrung.

Ratsam ist eine Fastenkur übrigens auch bei Allergien, weil die Haut als Entgiftungsorgan ebenfalls entlastet wird. Das gilt sogar für manche Migräne-Anfälle, die sich oft schlagartig bessern. Gesundheitsbewußte Menschen legen jährlich eine Erholungspause für ihre inneren Organe ein und freuen sich, daß sie dabei auch noch überflüssige Pfunde verlieren.

Dr. med. HANNS H. WENK

Schicksal der Doppelverliererinnen Behinderte Frauen und sexuelle Übergriffe

"Ich brauche eine Pflege rund um die Uhr. Meine Eltern können das nicht, einen Partner werde ich wohl nicht finden. Und wenn doch, kann ich von ihm das auch nicht verlangen. Pflegerinnen kann ich nicht bezahlen. Und vor Zivildienstleistenden, die in solchen Fällen hauptsächlich die Pflege leisten, mag ich mich nicht ausziehen."

Das sind die Worte einer körperlich mehrfach behinderten Schülerin, die eines der Probleme schwerstbehinderter Mädchen anschaulich schilderte. Damit löste sie - wie viele gleich stark beeinträchtigte Frauen - bei den Zuhörerinnen und Zuhörern im Saal des Berufsförderungswerkes in Bad Vilbel betretenes Schweigen aus. Die Veranstaltung, zu der Hessens Frauenministerin Heide Pfarr und der Sozialverband Reichsbund eingeladen hatten, beschäftigte sich mit den besonderen Schwiergkeiten behinderter Frauen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsbehörde leben weltweit 500 bis 600 Millionen behinderter Menschen, darunter etwa 250 Millionen Frauen. Allein in der Bundesrepublik sind mehr als vier Millionen Frauen schwer- und schwerstbehindert.

Ihre Schwierigkeiten beginnen mit der von der Schülerin beschriebenen Unmöglichkeit, sich von einer Person eigener Wahl pflegen zu lassen. Wenn hier die Alternative "Pflege durch Männer" oder "gar keine Pflege" lautet, dann fühlen sich verständlicherweise die Frauen in ihrer Würde beeinträchtigt. Dabei sind die Zivildienstleistenden - von Ausnahmen abgesehen - meist diejenigen, die Frauen korrekt behandeln. Schlimm wird es, wenn sich schwerstbehinderte Frauen irgendwo im Alltag helfen lassen müssen. "Da gibt es Männer, ob Kollegen, Passanten, Busfahrer usw., die nicht selten bei gewissen Handreichungen auch ihre Gelüste an uns ausleben", erzählt eine 38jährige Frau, die wegen Kinderlähmung im Rollstuhl sitzt und besonders aufs "Zupacken" angewiesen ist: "Ob und wie lange jemand seine Hände auf meine Brust legt, mich statt an der Taille weiter unten anpackt, sich heftig an mich drückt und wie nahe er mit seinem Kopf an mich heran kommt, sind Indizien, die jede empfindsame Frau genau zu deuten weiß."

Als junges Mädchen war die Frau schüchtern, traute sich nichts zu sagen, um die Hilfen nicht zu verlieren. Heute aber - als eine der wenigen Ausnahmen in ihrer Situation - mit dem Wunschpartner verheiratet und Mutter einer dreizehnjährigen Tochter, die sie durch Kaiserschnitt zur Welt gebracht hat, ist sie selbstbewußt und weist zudringliche Männer in die Schranken. "Und wenn ich keinen festen Partner hätte, wollte ich - was bei Männern als selbstverständlich gilt - auch gegen Bezahlung jemanden zur Befriedigung meiner sexuellen Bedürfnisse auswählen dürfen", erklärt sie heute.

Doch so ausgeprägt ist das Selbstbewußtstein bei den meisten Frauen, die täglich durch die Behinderung auf die Grenzen ihrer Möglichkeiten in Familie, Umwelt, Beruf und Gesellschaft stoßen, noch nicht. Bei der Tagung in Bad Vilbel berichtete eine spastisch gelähmte Frau aus Süddeutschland mit Tränen in den Augen, daß in den Heimen Klagen schwerstbehinderter Bewohnerinnen über sexuelle Belästigung durch den Heimleiter als "Wunschvorstellung" hingestellt würden: "Wer wird sich an der schon vergreifen? - Das hätte sie wohl gerne!"

Genau das erlebte vor Jahren eine blinde Stenotypistin, die sich über Zutraulichkeit zweier Kollegen im Betrieb beschwert hatte. Doch sie hatte das Glück, einen attraktiven Freund zu haben, der sich mit ihr beim Firmenchef gegen die Belästigungen verwahrte. "Nur deshalb fand ich Glauben", stellte sie daraufhin empört fest.

Ein stark sehbehindertes Mädchen, das einmal von dem Mann ihrer Freundin heimgefahren wurde und sich gegen seine plötzlich ausgebrochene "Liebebedürftigkeit" im Auto mit einer Ohrfeige wehrte, wurde von dem verschmähten Liebhaber mit Beschimpfungen überschüttet. Was sie sich einbilde, wüßte sie denn nicht, wie gut er aussähe und wieviele Frauen ihm nachliefen? Als Behinderte könnte sie doch froh sein, daß sich ein Mann überhaupt ihr widme.

Die Problempalette der schwerbehinderten Frauen ist doppelt und dreifach so groß wie die der beeinträchtigten Männer. Schon nach den beiden Weltkriegen fanden die versehrten Männer, selbst wenn sie blind und taub oder taub und amputiert waren, Partnerinnen, die sie liebevoll betreuten. Das kann man von behinderten Frauen nicht behaupten. Auch heute haben behinderte Männer zumeist nichtbehinderte Partnerinnen. Umgekehrt ist das nach wie vor eine Ausnahme.

Frauen, deren Männer durch Krankheit oder Unfall schwerbehindert werden, bleiben in 95 Prozent der Fälle bei ihnen und versuchen, ihnen das Leben im neuen Zustand zu erleichtern. Im umgekehrten Fall verlassen größtenteils die Männer ihre Frauen. Und unter denen, die bleiben, versuchen viele damit Eindruck zu schinden. Wer kennt nicht die mitleidheischenden Blicke und Worte, mit denen diese Männer um die Gunst anderer Frauen werben. "Ich bin arm dran, meine Frau hat doch nur eine Brust . . ."

Kommt ein blinder oder gelähmter Mann im Rollstuhl in Begleitung einer schönen Frau zu einer Veranstaltung und stellt sie gar als seine Lebensgefährtin oder Ehefrau vor, dann erntet er Bewunderung: "Toll, was der für eine Frau hat." Geschieht das umgekehrt bei einer Frau, so heißt es sofort: "Der Mann ist doch nicht normal. Der hat bestimmt eine Macke, sonst hätte er sich doch keine Behinderte genommen."

Da Frauen meist in erster Linie nach äußerer Schönheit beurteilt werden, haben körperbehinderte Frauen in der Gesellschaft immer das Nachsehen, während bei Männern andere Maßstäbe angelegt werden, beklagte Ministerin Heide Pfarr bei der Tagung in Bad Vilbel. Postwendend bekam sie die Bestätigung dieser These aus dem Mund einer kleinwüchsigen Sozialarbeiterin, die mit einem nichtbehinderten Mann verheiratet ist: "Er macht sich nichts aus dem Geschwätz der anderen und nimmt mich zu Veranstaltungen jeglicher Art mit. Er hat sich aber oft sagen lassen müssen, daß er zum Beispiel in einer Führungsposition nicht mit einer so stark behinderten Frau repräsentieren könnte", erzählte sie.

Für Heide Pfarr, die sich um die Gleichstellung der Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft bemüht, waren solche Schilderungen Anlaß genug, dem Thema "Sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen mit Behinderung" eine eigene Tagung zu widmen, deren Obertitel: "Vom erdrückenden Schweigen befreien" das erste Ziel andeutete. Betroffene Frauen sollten unter Ausschluß der Männer erzählen, was ihnen auf der Seele brannte. Es kamen noch unglaublichere Erlebnisse zu Tage, wie die Beobachterinnen später berichteten. Es stellte sich klar heraus: Behinderte Frauen werden heute noch oft genug als Neutren angesehen, denen das Recht auf Liebe und Sexualität nicht zugestanden werde.

So zog die Ministerin im Herbst in Gießen das Resümee: "Doppelte Verliererinnen sind behinderte Frauen auch im Bereich der Sexualität. Die körperliche Unvollkommenheit, die einerseits das Schubfach des Neutrums öffnet, hält Männer andererseits von sexueller Ausbeutung nicht ab. Der Anreiz - so scheint es - ist umso größer, je weniger die Frau in der Lage ist, sich körperlich zur Wehr zu setzen."

Es ist viel Überzeugungsarbeit nötig, um an diesen Zuständen Entscheidendes zu verbessern. Ereignisse wie der "Welttag der Behinderten", den seit 1953 viele der Betroffenen, ihre Organisationen und Selbsthilfegruppen an jenem dem Frühlingsbeginn am nächsten gelegenen Wochenende begehen, um der Hoffnung auf einen Frühling auch in ihrem Leben Ausdruck zu geben, rücken die Probleme wenigstens für einen Tag ins öffentliche Bewußtsein. KEY VAN DAHESCH

Klein, aber nicht oho Im Test: Mini-Hifi-Anlagen

Mini, Midi, Maxi - wer dabei an die Haute Couture denkt, liegt diesmal falsch. Im Test 17 Mini-HiFi-Anlagen zu Preisen zwischen 900 und 1700 Mark. Das Testfeld wurde in zwei Preisgruppen geteilt, 900 Mark bis 1200 Mark und darüber bis 1700 Mark. Ergebnis: Die preisgünstigeren Anlagen können in der Qualität mit den teureren mithalten. Doch insgesamt enttäuschten die dürftige Qualität einzelner Bausteine und der schlechte Klang der Lautsprecher.

Minis sind eine eigene Geräteklasse mit zwei bis drei Hand breiten Gehäusen. Die Anlage besteht aus Radio (Tuner), Doppelkassettendeck und CD-Spieler, und im verborgenen werkelt ein Verstärker, der die schwachen Signale der einzelnen Bausteine lautsprechergerecht aufbereitet. Die Bausteine sind häufig in einzelne Gehäuse eingebaut. Nur wenige bestehen aus einem Block. Allerdings können die Komponenten nicht separat genutzt werden, meist versorgt sie ein einziges Netzteil mit Strom.

Die Tuner hatten allesamt Probleme beim Kabelempfang. Erst ein Dämpfungsglied im Antenneneingang vermeidet, daß sich die einzelnen Programme gegenseitig stören. An der normalen Antenne rauschen die Minis von Samsung und Telefunken häufig, denn für UKW- Empfang sind beide auf kräftige Signalpegel angewiesen. Die Mittelwellenteile und etliche Langwellenteile sind von minderer Qualität. Nur der Fisher klingt bei Mittelwelle ordentlich.

Von den Kassettendecks ist die Hälfte "mangelhaft", die meisten wegen großer Gleichlaufschwankungen. Zwar spielt schlechter Gleichlauf bei vielen Pop- Stücken keine Rolle, doch leicht wimmernde Klaviermusik ist bereits unerträglich. Die Laufwerke hinterlassen zudem zum Teil einen sehr billigen Eindruck, die Justage des Tonkopfes ist bei vielen Modellen ohne Zerlegen des Geräts nicht möglich.

Der CD-Player schneidet da besser ab. Immerhin erreichte der Pioneer N-32 "sehr gute" Noten sowohl für den Klang als auch die Fehlerkorrektur. Nur der Telefunken-Spieler fiel wegen starker Verzerrungen bei leisen Musikstellen auf. Am besten gefiel den Test-Ingenieuren der Verstärker der Minis. Nur Sony FH-B 55 CD und Fisher gaben Bässe nur recht mager wieder. Telefunken und Fisher übertrugen Schaltgeräusche deutlich hörbar auf die Lautsprecher.

Von der mechanischen Ausführung her gibt es neben der breiten Masse zwei Extreme: Die Anlagen Aiwa NSX-D7, Sony MHC-2600 CD und Technics SC-CH 7 gefallen wegen ihrer Metallgehäuse und -Frontplatten. Der krasse Gegensatz dazu sind die Modelle von Samsung, Schneider und Telefunken sowie der Sony FH-B 55 CD. Billige Plastikfronten, wacklige Regler . . . . Der Wiedergabebetrieb des Kassettendecks schließt bei neun Modellen den Betrieb des CD-Spielers aus, zum Aufnehmen von CDs muß man zuerst die Bandstelle suchen, auf die überspielt werden soll, und danach den Plattentitel, ansonsten funktioniert gar nichts.

Insgesamt hatten die Tester den Eindruck, daß die Hersteller mehr Wert auf Ausstattung (z. B. programmierbarer Equalizer mit Anzeigedisplays, eingebauter Timer, elektronisch gesteuerte Kassettenlaufwerke) legen als auf ordentlichen Klang und solide Technik. Besonders das Kassettendeck der Mini-Anlagen hinterläßt den Wunsch nach mehr Wertigkeit. Statt Autoreverse und Relaissteuerung wären gute Elektronik und Mechanik sowie manuelle Aussteuerung mit gut verwertbaren Anzeigen sicher sinnvoller. Sämtlichen Anlagen versagten die Tester das Prädikat "HiFi-tauglich". Dabei wird für fast alle Anlagen dieses Attribut in Anspruch genommen. Zu kraß ist zudem der Qualitätsunterschied zwischen Box und Turm, besonders bei den teureren Anlagen.

Der vollständige Testbericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen - erhältlich bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60. 7000 Stuttgart 80 (Test- Ausgabe 2/93).

Nervöser Räuber

RIEDSTADT. Opfer eines Überfalls wurde eine junge Frau, die am Freitag gegen 20 Uhr Geld an einem Bankautomaten in der Starkenburgerstraße abheben wollte. Die junge Frau wurde von einem Mann mit einer silberfarbenen Pistole bedroht. Der mit einer weißen Stoffmaske maskierte Mann, der laut Polizeibericht einen nervösen und aufgeregten Eindruck machte, flüchtete, als die junge Frau ihre Scheckkarte wegwarf. wal

Wasserleiche entdeckt

GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Einen grausigen Fund machte am Samstag nachmittag ein Spaziergänger am Rheinufer nahe Bleiaubach und Weisenauer Brücke. Im Wasser trieb die Leiche eines Mannes. Nach den Papieren, die bei dem Toten gefunden wurden, handelt es sich um einen 49jährigen aus Heppenheim. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, gibt es keine Hinweise auf Gewalteinwirkung. wal

Eichelhäher balzen, Eisverkäufer strahlen Eindeutig, er ist's: Frühlingsboten all überall / Monte Carlo glatt in den Schatten gestellt

Er ist's

Frühling läßt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte;

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,

Wollen balde kommen

Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist's!

Dich hab ich vernommen!

In Bad Homburg waren die Boten des Frühlings am Wochendende weder zu übersehen noch zu überhören. Statt leiser Harfentöne posaunte allerdings ein lautes Zwitschern und Trällern aus den Lüften die Rückkehr der ersten Zugvögel hinaus. Vogelkundlern gelang es überdies, das Rätsel um das eigentümliche Quieken und Krächzen zu lösen, das mitunter auch als unverschämt unanständige Laute vernommen wurde:

Sichtbares Zeichen des ahnungsvoll Nahenden war hingegen eher Profanes: Eistüten und Sonnenbrillen all überall. Während letztere noch keinen neuen Trend erkennen ließen, bewiesen die italienischen "Gelatieris" aufs Neue, daß sie mit Recht als die wahren Meister ihrer Zunft gefeiert werden. "Nocciolata" - eine Mischung aus Schoko, Nuß und Sahneeis - "Tiramisu", jetzt mit Mascapone statt Sahne, sowie "Nougat", "Wiener-" und "Käsesahne" sind die neuen Kreationen der Saison. Bei dem allerdings mitunter noch lückenhaften Homburger Eissortiment machten in der Publikumsgunst die Klassiker das Rennen: Sahnekirsch, Stracciatella sowie Schoko und Nuß - an den Tischchen im Freien stand der heiße

Auch die Kleidermode wagte am Samstag kaum Experimente. Jacken salopp über den Schultern oder dem Arm - viel mehr war nicht drin. Statt Cognac, Mais oder Plum, Flaschengrün und Schilf - den neuen Farben - dominierten in der Fußgängerzone wie im Kurpark noch winterliches Blau, Braun oder Schwarz. Um so mehr erregten ein kurzärmeliges gelbes Hemd, ein weißes Shirt mit weißer Hose und vereinzelte Bermudas das Aufsehen - wobei überraschenderweise nur die Männer

30 Grad vermeldete ein Taxifahrer gegen 13 Uhr am Kurhaus - aus dem Wageninnern. "Da könne Se Monte Carlo vergesse - unn die Regierung", sagt er. Aber auch die bescheideneren, offiziellen 13 Grad reichten einer nicht minder stolzen Spezies Autofahrer allemal, um auf der Promenade die Côte d'Azur überbieten zu wollen: Wer ein Cabrio hatte, fuhr oben ohne auf und ab - wenn auch nicht ohne Rollkragen

Im Usinger Land hielt der Frühling hingegen einen bodenständigeren Einzug: In Wehrheim war in mindestens jedem zweiten Hof der Frühjahrsputz fürs Auto angesagt. Winterreifen wurden abmontiert - und geschäumt, poliert, gelackt was das Zeug hielt. Und durch die Lüfte flatterte nicht nur das blaue Band des Frühlings, sondern auch Bunt- und

Flatterndes Tuch auch im Vordertaunus - nicht nur auf den Wäscheleinen, sondern auch an den stolz dem Fahrtwind entgegengereckten Körpern der Motorrad- und Motorroller-Fans. Ob solo oder im Duett, auf den hügeligen und kurvigen Strecken genossen die Biker ihr wiedergewonnenes Vertrauen in die Griffigkeit des Asphalts. Einer verfolgte das Treiben eher wehmütig: Er hatte seinen über den Winter eingemotteten heißen Stuhl noch nicht wieder angeDergleichen Probleme haben die unmotorisierten Zweiradfreaks nicht. Wie an Ketten aufgereiht säumten sie am Samstag und Sonntag beispielsweise die Straßenränder und Feldwege um Kronberg. Der einfache Drahtesel, so scheint&rquote;s, befindet sich weiter auf dem Rückzug. Dominant sind schutzblechlose Rennräder und ganz besonders Trekking- und Mountain-Bikes. Und der trendbewußte Radler stützt die Handgelenke nicht etwa auf eine schlichte Lenkstange. Nein, Aerodynamik ist keine Hexerei, sondern nur eine Frage dessen, ob man seinen nagelneuen Superlenker mit 48 verschiedenen Zugreifmöglichkeiten richtig herum montiert hat. Hier noch die Modefarben für den Off-Road-Radler im Frühjahr / Sommer &rquote;93: Neongelb und Pink, einschließlich Sturzhelm und Ellenbogenschoner. Nasen: Noch rötlich. cn/ill

"Gibt es jemand, der mich versteht?" Jacques Mercantons Erinnerungen an James Joyce

Ein wohlmeinender, aber eher unbedarfter Bewunderer schildert seine Begegnungen mit einem bedeutenden Menschen: diese im biographischen Genre nicht eben seltene Konstellation führt meist zu einem seltsamen Gemisch aus peinlich selbstverleugnerischer Adoration und dem nicht minder peinlichen Versuch des Berichterstatters, sich im nachhinein zu einem ebenbürtigen Gesprächspartner des Meisters zu stilisieren und so einen Zipfel des Ruhmes auch für sich selbst zu erhaschen.

Eine erfreuliche Ausnahme ist das Jacques Mercantons kleines Büchlein Die Stunden des James Joyce, das erfrischend unaufdringlich und doch warmen Herzens daherkommt. Mercanton zeichnet uns ein liebenswürdiges Porträt des Künstlers als alternder Mann und bemüht sich, dies Porträt in den Dienst der Werkbetrachtung zu stellen, statt biographische Leichenfledderei zu betreiben; nicht Anekdötchen um ihrer selbst willen sind sein Ziel, sondern er wirkt darauf hin, daß sein Leser ein besserer, ein genauerer oder überhaupt erst einmal ein Joyce-Leser werde.

Der Schweizer Mercanton, später Literaturprofessor in Lausanne, war 25 Jahre jung, als er im Oktober 1935 Joyce in dessen Pariser Wohnung aufsuchte, um sich Hilfestellung für einen Essay über den Ulysses geben zu lassen. Man mag sich wundern, daß Joyce sich mit einem solchen Anersuchen überhaupt abgab - aber er besaß die Gabe, immer sehr ganau zu wittern, wann ihm ein aufrichtiger Bewunderer gegenüberstand, der die Kunde von seinem Werk in einen (und sei es auch noch so begrenzten) Teil der lesenden Welt hinaustragen konnte. Auf die erste Begegnung folgten weitere, vor allem während Joycescher Reisen in die Schweiz; zuletzt sah man sich Mitte Dezember 1940, vier Wochen vor Joyces Tod in Lausanne.

Mercanton bezeichnet sein Buch als "literarische Erinnerungen"; dort, wo es allzu privat wird, bricht er vorsichtshalber ab. Daß dennoch ein Bild auch des Menschen Joyce entsteht, ist dazu kein Widerspruch: es ist dies das Bild eines Menschen, dem sein Werk über alles geht, eines "Vollblutkünstlers", der für Mercanton aber gleichzeitig "der humanste Mensch" ist. Der Jüngere spürt an Joyce "eine tiefe Menschlichkeit, womit er, soweit es seine schwachen Kräfte erlauben, den anderen zu helfen sucht".

Nun weiß man allerdings aus anderen Quellen, daß Joyce durchaus nicht immer selbstlos war und sich vor allem selten versagte, die Hilfsbereitschaft seiner Mitmenschen für eigene Zwecke in Dienst zu nehmen. Mercanton macht nicht die geringste Andeutung in diese Richtung, und doch geht indirekt und unwillentlich auch dieser Joycesche Charakterzug aus den Stunden des James Joyce hervor: das Buch ist letzten Endes sogar ein Resultat der Joyceschen Indienstnahme eines Bewunderers.

Mercanton fühlt sich (und sicher nicht zu Unrecht) geschmeichelt, daß er Joyce bei verschiedenen Korrekturarbeiten zur Hand gehen darf, und geschmeichelt fühlt er sich auch, als Joyce zu ihm sagt: "Somit lasse ich Sie also einen Blick hinter die Kulissen werfen." Unausgesprochen schließt dieser Satz aber zweifellos die Aufforderung ein, es nicht bei diesem Blick zu belassen, sondern das, was er sieht, weiterzutragen und so dem Verständnis der Welt für die radikale Prosa des Iren aufzuhelfen. Mercanton hat das getan: in verschiedenen Artikeln und eben auch in dem vorliegenden Buch.

Immer wieder offenbart sich in den Stunden des James Joyce, wie sehr der nur während der Arbeit selbstsichere und kompromißlose Joyce darunter litt, von den Lesern nicht verstanden zu werden. Selbstzweifel nagen an ihm; er, der glaubt, für jedermann zu schreiben, sieht sich der Ignoranz und Gehässigkeit ausgesetzt. Nicht umsonst zitiert Mercanton nachdrücklich den Stoßseufzer aus Finnegans Wake: "Gibt es jemand, der mich versteht? Is there one who understand me?" Joyce, als Elfenbeintürmler angefeindet, wollte sich in diesem Turm nicht verschließen, sondern von oben herabrufen; "Niemand war begieriger darauf, in seinen Absichten und Anstrengungen verstanden zu werden, als dieser schwierige Autor, und wenn er auch unfähig war, einem in seiner Kunst in irgendeiner Weise entgegen zu kommen, so blieb seine Haltung gegenüber den ernsthaften Lesern eine sehr demütige."

Wo das Werk zu kompromißlos ist, um sich zu erklären, wünscht Joyce sich autorisierte Erklärer wie Mercanton, die hinter die Kulissen geblickt haben; nur am Rande sei vermerkt, daß dieser Blick so offen, wie Joyce seine Apostel glauben machen wollte, manchmal dann doch nicht war. "Sachlich und darauf bedacht, die Freiheit ihres Urteils oder ihrer Vorliebe nicht zu beeinträchtigen, hilft er jenen, die sich um ihn und sein Werk kümmern": diese Feststellung Mercantons, die auf des Meisters Hilfestellung für Herbert Gormans Joyce-Biographie gemünzt ist, ist auf liebenswürdige Weise naiv, denn gerade Gorman ließ sich von Joyce ein ganzes Bärenrudel aufbinden.

So gesehen steht auch Mercantons Porträt des Menschen Joyce unter dem Vorbehalt, daß es allenfalls Facetten seines Gegenstandes beleuchten kann. Wichtiger und instruktiver als das warmherzige Charakterporträt sind aber ohnhin die Einblicke, die Mercanton in Joyces Arbeit an Finnegans Wake gewährt: die Folgerichtigkeit und Präzision, die dem nur scheinbar durcheinandrigen babylonischen Turm des Buches zugrunde liegt; Sprachgenese und Traumsprache als Vorbild der Textur, der Wahrheits- und sogar Objektivitätsanspruch, mit dem Joye seine Methode versah - all das und mehr erhellt auf anschauliche Weise aus dem kursorischen Bericht, den Mercanton von seinen Gesprächen mit Joyce gibt. Wiewohl Literaturprofessor, behelligt Mercanton uns doch nicht mit großen Theorien, sondern beschränkt sich auf die genaue Beschreibung - und weiß sich auch darin mit Joyce eines Sinnes: "für ihn sind die Wörter fruchtbarer als die Ideen". FRIEDHELM RATHJEN Jacques Mercanton: Die Stunden des James Joyce. Aus dem Französischen von Markus Hediger. Lenos Verlag, Basel 1993. 130 Seiten, 28 DM.

Der Gelnhäuser Verein "Leben mit Kindern" eröffnete am Wochenende eine eigene Familienbildungsstätte Eine "Oase" gegen Kälte und zunehmende Gewalt Breites Angebot an Betreuung und Kursen Von Astrid Ludwig GELNHAUSEN. In der Stadt Gelnhausen und dem östlichen Main-Kinzig- Kreis hat sich am Wochenende eine Lücke in der sozialen Versorgung von Eltern und Kindern geschlossen. Mit der Eröffnung des neuen Domizils "Oase" des Gelnhäuser Vereins "Leben mit Kindern" nahm die erste und bislang dort einzige Familienbildungstätte ihre Arbeit auf. Vom heutigen Montag an bietet der Verein in seinen Räumen in der Bahnhofstaße 13 ein vielfältiges Betreuungs- und Fortbildungsprogramm an. Renoviert wurde in dem Haus in der Bahnhofstraße bis zur letzten Stunde vor der Eröffnung. Auf das Ergebnis, so sagte die Sprecherin von "Leben mit Kindern", Birgit Gutermann, beim anschließenden Empfang, könne der Verein stolz sein. "Ein Anfang ist gemacht. Es ist zwar noch nicht alles fertig, aber schon sehr schön".

Freiraum haben die Kinder ausreichend in der Fünf-Zimmer-Wohnung, die der Verein von einer Privatfrau angemietet hat. In einem Malzimmer und einem Spielraum können die Kleinen die Wände bemalen, basteln oder herumtollen. Das angrenzenende Kurszimmer ist für die Eltern- und Kinderarbeit bestimmt. Ein gemeinsames Kontakt-Café soll Treffpunkt für alle bei Kaffee und Kuchen sein. Dort sollen sich die Eltern kennenlernen und Erfahrungen austauschen können.

Entstanden ist die Familienbildungstätte "Oase" aus einer Elterninitiative, die sich 1989 für einen Ganztagsplatz in Gelnhausen-Hailer engagierte. Mütter und Väter begannen zunächst selbst im kleinen Rahmen ein Betreuungsprogramm für ihre Kinder zu entwickeln und stellten schnell fest, daß der Bedarf an Spielgruppen, Krabbelgruppen und Elternkreisen enorm war. "Unsere Arbeit entfaltet sich immer mehr", berichtet Karin Schenk-Roth. Der Verein "Leben mit Kindern" wurde gegründet, dem heute rund 100 Mitglieder angehören. Räume für ein festes Kursangebot fehlten aber bis zum Wochenende.

Mit dem Einzug in die neuen Räumen hat der Verein erstmals ein umfangreiches Programm aus "eigener Kraft aufgestellt". Geplant sind danach eine Still- und Flaschengruppe, eine Krabbelgruppe, ein Miniclub sowie Kurse für Kleinkinder und ihre Eltern. Für ältere Kinder solle es eine Hausaufgabenhilfe geben, einen Spielkreis und auch einen Französisch-Kursus für Grundschulkinder. Angebote für "kreatives Gestalten", "Naturerleben" oder auch Holzarbeiten bietet die "Oase" ebenso an wie ein Fortbildungsprogramm für die Eltern. Darunter sind Seminare über Reggio-Pädagogik, einen Kursus zum Thema Schwangerschaft und Geburt, Erziehungsprobleme oder einen Gesprächskreis über Suchtprobleme von Kindern und Jugendlichen.

Die Kurse werden betreut von ehrenamtlichen Fachkräften des Vereins. 20 Prozent der Mitglieder sind Pädagogen. Zusammenarbeiten will die "Oase" zudem mit den in Gelnhausen und im Kreis angesiedelten Initiativen. "Eine hauptamtliche Kraft können wir uns bisher nicht leisten", sagt Karin Schenk-Roth. Der Verein hofft aber auf die baldige staatliche Anerkennung und die damit verbundenen Zuschüsse von Stadt und Land. Diese sind bereits in Aussicht gestellt. Viele Gelnhäuser haben "Le- ben mit Kindern" bisher durch Spen- den und Einrichtungegegenstände für das neue Domizil unterstützt. Birgit Gutermann sieht in der Familienbildungsstätte "eine Bereicherung". Vor dem Hintergrund zunehmender Gewalt, Kälte und Rücksichtslosigkeit in der Gesellschaft ist es für sie wichtig, "Orte zu schaffen mit einer kinder- und menschenfreundlichen Atmosphäre". Ein Grund, warum das Vereinshaus den Namen "Oase" trägt.

Anmeldungen zu den Kursen nimmt die "Oase" zu ihren Bürozeiten montags, mittwochs und freitags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr unter der Rufnummer 0 60 51 / 1 87 88 entgegen.

Die Organisation der deutschen Justiz erlaubt es den Parteien, die Gerichtsbarkeit mit Gefolgsleuten der eigenen Couleur auszustatten, gleichwohl dies gegen die Verfassung verstößt. Zu diesem Ergebnis gelangen Dr. Werner Schmidt-Hieber und Ekkehard Kiesewetter. Und zwar geschieht dies umso ungenierter, je höher die zu vergebenen Ämter sind. Diese Günstlingswirtschaft erzeuge ein Klima in der Justiz, demzufolge sich Richter den Parteien verpflichtet fühlen. Den Ausweg sehen die Autoren in einer Ächtung und strafrechtlichen Verfolgung der Ämterpatronage. Werner Schmidt-Hieber ist Oberstaatsanwalt und Ekkehard Kiesewetter Rechtsanwalt. Wir dokumentieren ihre Analyse unter Verzicht auf den wissenschaftlichen Apparat. Der komplette Text ist in der Zeitschrift "Neue Juristische Wochenschrift" (Heft 29, 1992, Verlag C. H. Beck) erschienen.

Frühe Treffer versprachen viel, doch dann ruhten die Spieler in einem lauen Frühlingslüftchen Stepanovic vertraute den Jungen und setzte dann auf die Alten Vier Stürmertore durch Andersen und Schmitt / Szenen-Beifall für Tsahadaze / Eintr. Frankfurt - SG Wattenscheid 4:1 (2:1) Aus dem Frankfurter Waldstadion berichtet unser Mitarbeiter Helmer Boelsen

Die alte Weisheit, daß frühe Tore ein Spiel beleben, hat auch nicht immer Gültigkeit. Besonders, wenn die schnelle Beute einer Mannschaft wie der Frankfurter Eintracht zufällt, die dann in alte Untugenden verfällt, zu tändeln, zu träumen, zu tricksen, bis ein Gegentor die Gefahr eines Punktverlustes ins Bewußtsein zurückruft.

Das 2:0 der ersten 14 Minuten durch Jörn Andersen und Edgar Schmitt und das laue Frühlingslüftchen schien die in München so forschen Frankfurter Fußballkünstler zu lähmen. Daß der Pflichtsieg gegen den Abstiegskandidaten aus Wattenscheid dennoch zustande kam und mit 4:1 auch noch standesgemäß ausfiel, war so selbstverständlich nicht, wie es sich darstellt.

"Wenn wir kurz nach der Pause, besonders beim Lattentreffer von Prinzen das 2:2 erzielt hätten, wäre vielleicht alles ganz anders gelaufen", klagte Wattenscheids Trainer Hannes Bongartz, der Mut und Einsatzwillen seiner Mannschaft lobte, obwohl sie selten brandgefährlich war, und letztlich anfällig wurde, als sie den Libero auflöste und Druck zu machen versuchte. Sie gaben Uli Stein manche Chance, mit Glanzparaden aufzuwarten.

Bongartz hatte auch noch eine Klage: "Die Schlüsselszene war wohl die der 58. Minute. Erst wurde Hermann von Andersen gefoult und verlor den Ball, dann war Andersen wohl im Abseits, als Okocha ihn anspielte." Bongartz zeigte Schiedsrichter Fröhlich deutlich, was er von dessen Sicht der Dinge hielt, als er die Fäuste vor den Augen zu einer Brille formte. Dafür mußte er dann die Trainerbank verlassen und das restliche Spiel aus dem Hintergrund verfolgen.

Die Diskussionen bei der Eintracht aber drehten sich um die stets so überraschende Personalpolitik des Dragoslav Stepanovic. "Ich weiß genau, wann die Zeit gekommen ist, einen reinzuwerfen, damit er für sich und für die Mannschaft das beste herausholt", sprach er nicht nur Jörn Andersen an, dem er zum erstenmal eine Chance vom Anpfiff an gegeben hatte und der sich mit zwei Treffern dafür bedankte.

Vor dem Spiel meldeten sich schon skeptische Stimmen, daß sein bewundernswerter Mut, einen jungen Mann nach dem anderen zum bundesligareifen Spieler werden zu lassen, Gefahr laufe, zum Übermut zu werden. Daß die rechte Seite im Eintracht-Team mit dem 19jährigen Augustine Okocha, der eigentlich nach seinem glanzvollen Auftritt von Dresden und den anschließenden Fernseh-Auftritten überspielt wirkte und reif für eine Denkpause schien, und dem 18jährigen Michael Anicic besetzt war, bereitete Sorgen. Stepanovic: "Ich war sicher, daß sich Wattenscheid hinten reinstellt und vertraute auf die Unbekümmertheit und die Unberechenbarkeit der jungen Leute in der Offensive." Das stimmte ja auch in der 5. Minute, als Anicic nach Doppelpaß mit Uwe Bein völlig frei vor Torwart Mai stand, ihn aber anschoß. Ein Glück für ihn, daß Andersen den Abpraller verwertete.

Doch auch Stepanovic merkte, daß das Gespann der Youngsters im Defensivbereich zum Risikofaktor wurde, und als nach Flüchtigkeitsfehlern von Anicic auch noch Pfiffe kamen, handelte er. Falkenmayer ersetzte Anicic. "Ich bin traurig darüber, daß Anicic ausgepfiffen wurde. Ich mußte ihn herausnehmen, um ihn und das Spiel unserer Mannschaft nicht kaputtzumachen." Möglich, daß den Eintrachtfans der allzu forsche Auftritt des Jünglings im Fernsehen ebenso wenig gefiel wie die Tatsache, daß er von seinem Vertragsversprechen an Bernd Hölzenbein zurückgetreten ist. Es scheint, als habe er es schwer vor heimischer Kulisse.

Später nahm Stepanovic auch noch Komljenovic vom Feld, der nicht an seine großartige Leistung von München anknüpfen konnte und brachte Dietmar Roth ins Spiel. Eine Trendwende? Establishment für Jungstars? Davon will Stepnovic nichts wissen. "Ich werde weiter aufstellen, wer sich im Training anbietet, ohne Rücksicht auf Namen oder Alter." Allerdings gab er auch zu, daß er eigentlich Alessandro Da Silva eine neue Chance gegen wollte, dann aber doch lieber den Erfahrenen vertraute.

Sie bewährten sich. Falkenmayer fing viele Bälle ab und gab den Musterpaß zu Manfred Binz, als der in blendender Manier das vierte und schönste Eintrachttor von Edgar Schmitt vorbereitete, und Dietmar Roth hätte beinahe nach einem gut gezirkelten Freistoß von Uwe Bein noch ein Tor geköpft, nachdem Edgar Schmitt schon einen ebenso gut gezirkelten Freistoß von Bein zum 2:0 verwertet hatte.

Beinahe hätte sogar Kochaber Tsahadaze ein Tor geschossen. Dem Georgier wurde viel Szenenbeifall zuteil. Die Eintracht darf sich beglückwünschen, so einen großartigen Fußballer für sich gewonnen zu haben. Daß er mit einer unglücklichen Kopfballabwehr auf den Kopf von Fink das Gegentor verschuldet hatte, verübelte ihm niemand. Dem standen ein Dutzend überragender Taten gegenüber.

Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Tsahadaze - Okocha, Anicic (46. Falkenmayer), Bein, Komljenovic (52. Roth), Weber - Schmitt, Andersen. Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Prinzen, Emmerling - Moser, Wolters, Fink, Langbein (58. Ibrahim), Hermann - Tschiskale (67. Sane), Lesniak. Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).

Tore: 1:0 Andersen (4.), 2:0 Schmitt (13.), 2:1 Fink (38.), 3:1 Andersen (58.), 4:1 Schmitt (82.).

Zuschauer: 18 000.

Gelbe Karten: Schmitt, Bein - Tschiskale, Hermann, Neuhaus.

Landesliga Nord Prügel für Soden/Ahl

Der FSC Lohfelden (3:1 in Hönebach) ist neuer Spitzenreiter der Landesliga Nord. Er überflügelte den spielfreien Ex-Oberligisten KSV Baunatal (ebenfalls 29 Punkte auf der Habenseite) und hat vom Vierer-Spitzenquartett (durch Germania Fulda und RSV Petersberg komplettiert) die besten Meisterschaftschancen. Für die SG Bad Soden/Ahl gab es bei der abstiegsbedrohten SG Hessen Hersfeld (0:6) fürchterliche Prügel. Der einzige Main-Kinzig- Kreis-Vertreter hat jedoch noch sechs Punkte Vorsprung gegenüber der Gefahrenzone.

SG Hessen Hersfeld - SG Bad Soden/Ahl 6:0 (3:0). Die Sodener gingen nach dem 2:0 durch Eckart (30.) "baden". Dieser hatte die schnelle Führung durch Wahl (4.) bestätigt, Urbanek (42.) die Niederlage quasi bereits besiegelt. Wiederum Eckart (49./51.), der weder von Hahne noch von Cerhau ausgeschaltet werden konnte sowie Torwart Jung (90./FE) machten das halbe Dutzend gegen die abwehrschwachen Gäste voll. Neben den Zeitstrafen gegen Gaul (32.), Andic (60.) und Jäckel (85.) schwächten sich die Gäste durch eine rote Karte für Ellenbrand (80.) selbst. Es war übrigens bereits der fünfte Platzverweis gegen einen Bad Sodener, die durch Gaul und Jäckel (bester Akteur) ihre wenigen Chancen ausließen. hdp

Der kohlpechrabenschwarze Mohr und Märchen jüngeren Datums

Gesprächsrunden in Kronberg und Oberursel über Fremdenfeindlichkeit, Ängste und Vorurteile, Mahnwachen und Lichterketten

OBERURSEL / KRONBERG. Mit Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikalismus, Vorurteilen und den Versäumnissen der Politik beschäftigten sich am Wochenende zwei Diskussionsrunden in Kronberg und Oberursel. Fazit nach mehreren Stunden Gesprächen: Die Teilnehmer plädierten für mehr Offenheit gegenüber Nichtdeutschen und forderten die Politiker auf, angesichts des Wahlerfolgs der rechtsextremen Republikaner feinfühliger mit dem Thema Asyl umzugehen.

"Die soziale Krise schürt die Haßgefühle", konstatierte der SPD-Kreistagsabgeordnete Jens Harms im Internationalen Club in Kronberg. Der Club hatte gemeinsam mit dem Katholischen Bildungswerk Hochtaunus eingeladen. Kommunalpolitiker, Kirchenleute und etwa 30 weitere Gäste stellten sich bei marokkanischem "Tschai" (Tee) die Frage: "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?"

Von einer solchen Angst zeugen die Legenden, die sich um Asylbewerber ranken und manche Blüte treiben. So sollen Flüchtlinge in Grävenwiesbach und Friedrichsdorf angeblich Hunde geschlachtet haben. Diskussionsteilnehmer Heinz Schneider, der bei der Kreisverwaltung arbeitet, verwies diese Geschichten allerdings ins Reich der Märchen: "Das ist absoluter Unsinn. So was ist im Hochtaunuskreis sicher nicht passiert."

Pfarrer Gerhard May von der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge in Schwalbach machte auch ältere Märchen für Ausländerfeindlichkeit mitverantwortlich; etwa den "Struwwelpeter", in dem vom "kohlpechrabenschwarzen Mohr" die Rede ist. Die Ängste vieler Jugendlicher, so May, seien nicht durch das Fremde begründet, sondern entstünden diffus aus der Frage: "Was soll eigentlich aus mir werden?"

"Wir müssen die Probleme bei jenen suchen, die auf den schwarzen oder jüdischen Buhmann zeigen", sagte denn auch Gerold Dietze von der Kronberger FDP. Ingrid John, die Vorsitzende der Kronberger SPD, forderte, Ausländer "nicht in Gettos zusammenzupferchen", sondern für Begegnung zu sorgen. "Wer miteinander redet, schlägt sich nicht", stimmte eine Teilnehmerin zu. Und ein Kroate, der seit 25 Jahren in Kronberg lebt, fragte: "Was haben denn die Kommunalpolitiker in den vergangenen Jahren gemacht?" Er forderte mehr Gesprächsrunden mit Deutschen und Ausländern.

Eine solche Runde folgte schon abends in Oberursel auf Einladung der Jusos, der Grünen und des Vereins "Türkische Jugend". Etwa 100 Jugendliche redeten im Jugendcafé unter dem Titel "Fremd oder was?" über alltägliche Fremdenfeindlichkeit, Ängste und Vorurteile, Mahnwachen und Lichterketten.

"Als Symbol schön und gut" fand ein Teilnehmer die Lichterketten, "aber letztlich helfen sie nicht." Die Gäste sprachen sich dafür aus, Ausländerfeindlichkeit schon "im Kleinen" zu bekämpfen: mit Gesprächen beispielsweise. Einer der Musiker der Band "Peter Funny and the Lionteeth", die später spielte, schlug vor, seine Gruppe könnte auch einmal in einem Asylbewerberheim auftreten.

Auch die Einbürgerung solle künftig schneller gehen, verlangten die Diskutanten. Aber ein Kurde relativierte die Forderung: "Ich sehe doch nicht aus, als ob ich ein Deutscher wäre. Da hilft mir auch der deutsche Paß nichts, wenn ich auf der Straße angemacht werde."

Stefan Böhm, einer der Organisatoren, war am Ende "angenehm überrascht" über die rege Beteiligung. Er betonte, das Gespräch sei kurz nach der Kommunalwahl sehr sinnvoll gewesen - "gerade nach den Erfolgen der Republikaner". ill

Frauen-Oberliga Das erste Gegentor

Beim Ausstand von Trainer Jürgen Strödter, der - wie berichtet - zum FSV Frankfurt wechselt, hätte es im Oberligaspiel zwischen Spitzenreiter SV 09 Flörsheim und der TSG 51 Frankfurt (3:1) beinahe eine Überraschung gegeben: Anette Unsleber, die fortan zusammen mit Heide Günther die Trainingsleitung übernimmt, markierte in der 45. Minute - nach einem Konter über Ruth Grzyb - die Gäste- Führung und rüttelte jetzt erst den Favoriten wach. Dieser Treffer stellte jedoch ein Novum dar: Im elften Saisonspiel kassierte Flörsheim (allerdings ohne Stammkeeperin Elke Ringel angetreten) seinen ersten Gegentreffer. Genau 845 Minuten hatte der Main-Taunus-Vertreter sein Gehäuse erfolgreich verrammelt. Die etatmäßige Feldspielerin Billy Hense war schuldlos an diesem Treffer. Anschließend vergab Anette Unsleber (52.) mit einem Lattenschuß die endgültige Entscheidung. Torjägerin Heike Höntsch wechselte jetzt in den Angriff und leitete mit zwei Treffern (55./60.) die Wende ein. Die Verletzung von Torfrau Steffi von der Au (71.) - sie wurde durch Feldspielerin Ruth Grzyb ersetzt - sowie das Selbsttor von Eva- Maria Grawitz (75.) besiegelten die Niederlage der Frankfurterinnen, die weiterhin Vorletzter sind. hdp

FR-Gespräch mit Slobodan Komljenovic "Das war kein gutes Spiel von mir"

Thomas Reis, Dirk Wolf, Slobodan Komljenovic - Namen, die im Bundesliga-Kader auftauchen aber scheinbar keine festen Größen sind. Beschert das Gefühl austauschbar zu sein, Unbehagen?

Das ist doch eigentlich bei jedem Spieler so. Bis auf ein Gerüst ist jeder austauschbar. Damit müssen wir leben. Und schließlich sind die Leistungsunterschiede zwischen den jungen Spielern so groß auch wieder nicht. Auf dem Spielfeld denkt man nicht an den Druck, da will man ein

Trainer Stepanovic gibt jungen Talenten eine Chance. Doch er steht nur am Ende der Kette. Wer hat denn nun das größere Verdienst, der, der es wagt die Nachwuchsspieler einzusetzen, oder der, der sie dazu bringt, ins Blickfeld zu kommen?

Es ist doch klar, daß die, die im Hintergrund, sprich bei der Jugend oder im Amateurbereich arbeiten, immer schlechter wegkommen. Aber es ist auch klar, daß Dragoslav Stepanovic die größte Verantwortung hat. Er hat das Risiko. Wenn wir versagen, dann muß er den Kopf dafür hinhalten.

Wo sieht denn ein Spieler wie Slobodan Komljenovic seinen Platz in der Mannschafts-Hierarchie? Will heißen: Sollte sich ein junger Spieler eher extrovertiert zeigen, oder zurückhaltend seine Chance wahrnehmen?

Ich glaube der goldene Mittelweg ist der richtige. Ich bin auch nicht so zurückhaltend wie alle glauben. Du bist jung, willst dazugehören, suchst deinen Platz. Es sind so viele, die vor dir stehen. Dennoch muß man auch mal den Ball fordern. Zu draufgängerisch

Kommen wir zur Partie gegen Wattenscheid. . .

Oh, je. Das war sicherlich kein gutes Spiel von mir. Aber so schlecht nun auch wieder nicht. In München, da lief es gut, aber es geht nur von Woche zu Woche. Im übrigen kann ich es mir nicht erklären, warum wir nicht eine Partie durchspielen können. Nach der 2:0-Führung haben wir einfach aufgehört, nur die Bälle nach vorne geschlagen, sind nervös geworden und haben uns hinten reingestellt. Unter der Woche gilt es nun für mich wieder Dampf zu machen, den Eindruck von heute vergessen zu lassen. fro

JU zieht Grüne der SPD vor Nachwuchs kürte Vorstand / Erneuerung bei CDU gefordert

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Junge Union im Kreis hat einen neuen Kopf: 78 Nachwuchs-Christdemokraten kürten am Samstag den 20jährigen Christoph Pech aus Schwalbach zu ihrem neuen JU-Vorsitzenden. Sein vier Jahre älterer Vorgänger, Ulrich Krebs aus Eppstein, wollte nach vier Jahren Amtszeit nicht mehr kandidieren. "Nicht aus politischen Gründen, aber in der JU sollten die Leute nicht ewig an ihren Ämtern hängen und vor allem im Vorstand Jüngere sitzen".

Als frisch gewählter Kreistagsabgeordneter will sich Krebs nun ausschließlich auf die Arbeit in der Fraktion stürzen, um "endlich" Politik im Kreis auch inhaltlich mitzugestalten. "Bei der Jungen Union ist es doch eher Politik-Management; man organisiert Veranstaltungen und macht Jugendarbeit." Der Eppsteiner macht sich allerdings keine großen Illusionen, daß sich in Zukunft inhaltlich viel bewegen läßt: "Es wird wohl in erster Linie der Spar-Kommissar regieren." Dennoch sei es nötig, stärker Prioritäten zu setzen, um zumindest begrenzten Freiraum zur Gestaltung zu haben.

Auch wenn die JUler darauf wenig Einfluß nehmen können, klare Vorstellungen haben sie durchaus. Und die ließen sie am Samstag bei ihrer Delegiertenversammlung auch den eingeladenen Polit- Machern wie Landrat Jochen Riebel und CDU-Chef Horst Lutze wissen: Eine große Koalition sollten die nur eingehen, falls sich mit FWG und FDP kein Regierungsbündnis bewerkstelligen lasse und somit die Republikaner im Kreistag Zünglein an der Waage spielen könnten. Sogar die Grünen seien noch akzeptablere Koalitionspartner als die SPD, wirbt auch Ulrich Krebs für die JU-Position: "Wenn man sich auf die Punkte beschränkt, über die der Kreistag tatsächlich entscheiden kann, wäre eine Zusammenarbeit durchaus vorstellbar." Zumal auch die CDU das Thema Umwelt und ÖPNV aufgegriffen habe. Der Streitpunkt Straßenbau hingegen falle nicht in die Kompetenz des Kreistages, "und solange rot-grün im Land regiert läuft in dem Bereich ohnehin nichts." In jedem Falle, so Krebs, müßten die Parteien endlich vom "starren Blockdenken" wegkommen, das bei den Sachfragen im kommunalen Bereich ohnehin überflüssig sei.

Der christdemokratische Politnachwuchs ließ aber auch mahnende Töne in Richtung Mutterpartei hören: Auch wenn die Main-Taunus-CDU nach der Wahlschlappe der Sozialdemokraten in eine günstige Verhandlungsposition gekommen sei, dürfe sie die eigenen Verluste nicht vergessen: Erneuerung sei überfällig, das eigene Profil müsse stärker erkennbar sein. Am Profil der Jungen Union arbeiten neben dem neuen Vorsitzenden Christoph Pech künftig auch der Hofheimer Frank Härder und Christian Seitz aus Wallau als dessen Stellvertreter. Ferner sitzen im Vorstand: Johannes Pohlen (Kasse), Frank Fichert (Grundsatzfragen), Oliver Dauben (Organisationsfragen), Christian Heinz (Pressearbeit), Nicole Markus (Schriftführerin) und als Beisitzer Martin König, Raphael Sartowski, Michael Repasch und Steffen Henrich. ana

Neues Verständnis für das Immunsystem

Der Paul-Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis wurde jetzt in der Paulskirche an die drei Biomediziner Philippa Marrack, John W. Kappler und Harald von Boehmer verliehen. Sie erhielten den mit 90 000 Mark dotierten Preis zu gleichen Teilen für ihre wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Antigenerkennung durch die zelluläre Immunabwehr. Der Paul-Ehrlich-Preis ist einer der höchstdotierten und angesehensten deutschen Auszeichnungen auf dem Gebiet der Medizin.

Professor Fritz Melchers sprach in seiner Laudatio von "bahnbrechenden Erkenntnissen" der drei Wissenschaftler, die wesentliche Fortschritte in der Frage erzielt hätten, "wie das Immunsystem zwischen Fremdem und Eigenem unterscheidet". Dieses neue Verständnis werde "einen großen Einfluß auf die praktische Medizin haben", sagte Melchers. Es könnten neue Strategien bei Organtransplantationen und Impfungen entwickelt werden. Auswirkungen hätten die Forschungsergebnisse auch auf die Therapie bestimmter Formen von Arthritis, Zukkerkrankheit und multipler Sklerose. Bei diesen Erkrankungen habe das Immunsystem die Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremdem verloren und greife den eigenen Körper an.

Phillipa Marrack und John W. Kappler sind Professoren für Mikrobiologie und Immunologie an der Universität von Colorado in Denver. Hartmut von Boehmer arbeitet als Professor am Institut für Immunologie in Basel. vo

Nur noch wenige Rhinos in Zimbabwe Dem Staat fehlt das Geld für die Ranger

Wilderer hatten in den vielen Nationalparks Zimbabwes lange Zeit wenig Chancen. Gut bezahlte "Ranger" leisteten effektive Arbeit. Aber der Kampf um das Überleben der Nashörner ist nun wegen Geldmangel in Folge einer jahrelangen Dürreperiode auch in diesem Staat des südlichen Afrika nahezu verloren. Anfang 1991 wurden 3500 "Rhinos" gezählt, jetzt sind es nach Schätzungen nur noch 250. Eine Begegnung mit den Ungetümen ist selbst im Hwange- National-Park, einem der größten Tierreservate der Welt, sehr selten geworden. Dennoch: Fast 100 Tierarten und über 400 Vogelarten sind in den Nationalparks, die elf Prozent der Fläche Zimbabwes ausmachen, immer noch zu bewundern. Riesige Elefantenherden, Giraffen, Büffelherden, die eleganten Impala-Antilopen, Wasserböcke, Zebras, Gnus, Krokodile, die gefährlichen Flußpferde, Kronenkraniche, unzählige Arten von Greifvögeln, Kolibris - die gesamte, vielfältige Tierwelt des Schwarzen Kontinents zeigt sich dem Besucher. Nur wenige Kameras klicken, wenn das Fahrzeug unvermittelt neben einer Löwen-Familie auf der Jagd hält. Der nächtliche Besuch der scheuen Ginsterkatze am Aussichtsplatz bleibt das aufregende Abenteuer für eine kleine Gruppe. Wer will, kann stundenlang allein in einer Beobachtungsstation mit dem Fernglas auf Pirsch gehen. Aber die wenigen Besucher (aus Deutschland knapp 6000 im Jahr mit abnehmender Tendenz) sind auch das Problem des Landes. Mehr Touristen würden auch mehr Geld für Anti-Wilderer-Programme bringen.

Nur Teile der Nationalparks können besucht werden. Wenige Wege führen in sie hinein, und diese Straßen dürfen nicht verlassen werden. Einige gute Lodges wie das "Bumi Hills" am Rande des gigantischen Stausees Lake Kariba und des an seinen Ufern gelegenen Matusadona-National-Parks, die "Sikumi Tree Lodge", das "Kanondo Tree Camp" oder die "Sable Valley Lodge" am Rande des Hwange Parks sind gute Ausgangsstationen für Pirschfahrten im offenen Jeep. Aber sie haben ihren Preis. Zwischen 100 und 200 US-Dollar pro Person und Nacht werden verlangt. Die Zelt-Safari, bei der jeder kräftig zupacken muß, ist eine Alternative, aber auch nicht gerade eine preiswerte Reiseform. Gepflegte Campingplätze oder Zelt-Camps wie das "Makalolo" mitten im Hwange werden dann angesteuert (14 Tage ab Harare inklusive Verpflegung rund 2300 Mark).

In eine völlig andere Welt kommt der Gast in "Great Zimbabwe", der Ruinenstadt 300 Kilometer südlich der Hauptstadt Harare, 1871 von dem Deutschen Karl Mauch entdeckt. Dort erlebt der Besucher die steinernen Zeugnissen einer großen schwarzafrikanischen Zivilisation. Beim Aufstieg auf die "Akropolis" aus kunstvoll behauenem Stein oder beim Rundgang um die gewaltigen Mauern des "Great Enclosure" wird die Grabungsgeschichte lebendig, die im vergangenen Jahrhundert begann, aber bis heute keine schlüssige Deutung des Entstehens dieser Stadt aus dem 12. bis 15. Jahrhundert hervorgebracht hat.

Keiner Erklärung bedarf der "Donnernde Rauch". Die Victoriafälle, der gewaltige Abbruch des Zambezi auf 1700 Meter Breite, von dem die Wassermassen bis 120 Meter tief herabstürzen, sprechen für sich. Beim Flug mit einer Sportmaschine, dem "Flight of Angels", für rund 70 Mark erschließt sich die kaum faßbare Dimension des Naturschauspiels am besten. Der fast dreistündige Spaziergang auf der gegenüberliegenden Seite der Fälle kann diesen Eindruck nicht ersetzen.

Die gewaltige Kraft des Flusses erlebt der Besucher beim Rafting. Verschiedene Unternehmen organisieren die ganztägige rasende Schlauchboot-Fahrt über die Stromschnellen hinter den "Vic Falls" zum Preis zwischen 85 und 110 US-Dollar. Und noch ein Erlebnis darf sich der Besucher nicht entgehen lassen: Das Frühstück zum Sonnenaufgang bei einer Kreuzfahrt auf dem Zambezi oberhalb der Fälle. Einziger Wermutstropfen ist das Aufstehen schon um vier Uhr morgens. Wohnen sollte "man" trotz der mindestens 200 US-Dollar pro Nacht im "Victoria Falls Hotel". Das im Kolonialstil 1904 erbaute Haus wurde in den vergangenen zwei Jahren liebevoll restauriert. Eine Alternative auch vom Preis her ist die intime "Ilala Lodge" unter einem gewaltigen Schilfdach.

Golfspieler sind gut im neuerbauten "Elephant Hills" aufgehoben. Von der Frühstücksterrasse geht der Blick über den ersten Abschlag und das 9. und 18. Green. Der von einem hohen Elektrozaun als Schutz gegen Löwen, Elefanten und Büffel umgebene 18-Loch-Golfplatz bezieht seinen Reiz aus den vielen Wasserhindernissen mit der Warnung "Achtung Krokodile", die ernst genommen werden sollte. Auch Nichtgolfer dürften an diesem Platz ihre Freude haben (drei unterschiedlich lange Wanderwege wurden ausgeschildert) denn der Zaun sperrt nur das Großwild aus. Antilopen und Warzenschweine zum Beispiel scheinen entdeckt zu haben, daß sie auf dem Golfplatz vor Löwen sicher sind und tummeln sich ohne große Scheu auf Fairways und Greens.

Ausgangspunkt für Reisen in Zimbabwe ist Harare, eine Stadt im Grünen. Die beiden Märkte "Mupedza Nhamo" (übersetzt: Beende Deine Probleme) und "Mbare Musika" sowie der "Chapungu"-Skulpturen-Park lohnen den Besuch. An diesen drei Orten wird die gesamte Vielfalt des Kunsthandwerks lebendig, die vor allem der Stamm der Shoona entwickelt hat. Harare ist im übrigen der einzige Ort Zimbabwes, an dem der Tourist ein wenig auf seine Habe acht geben muß.

JACKO A. HASSENMEIER

AUSKUNFT: Größte Reiseunternehmen im Land sind United Touring (UTC), Shearwater, Touch The Wild und Karibu Safaris, die mit vielen deutschen Reiseveranstaltern zusammenarbeiten. Auskunft: Zimbabwe Tourist Office, Wiener Str. 40, 6000 Frankfurt/Main 70.

Kammermusik für wenige "Brassless"

Um 22.32 Uhr hätte der Abend noch eine Wendung nehmen können. Drei junge Männer in aufgeräumter Stimmung stiegen die Kellertreppe hinunter - und blieben etwas irritiert an der improvisierten Kasse stehen. Was, hier ein Jazzkonzert? Und auch noch Eintritt? Einer fingerte schon nach seiner Gesäßtasche, da wo samstags abends in Sachsenhausen das Geld schon mal etwas lockerer sitzt, als die beiden anderen den Zahlungswilligen stoppten: Komm, wir gehen lieber.

Um 22.38 Uhr dann ein weiterer Schlag. "Mir hat es super gefallen, aber meine Freundin haßt Jazz", bedauerte "Julia D. aus D." - und weg waren sie. Damit rückte das Etappenziel der Jazzinitiative Frankfurt, doch wenigstens 20 zahlende Zuhörer zum Clubkonzert in die Katakomben des Steinernen Hauses zu lokken, in weite Ferne.

Haben die vier Mittzwanziger der würzburgisch-holländischen Formation auf der Bühne solche Mißachtung des Publikums verdient? Nein: Der Jazz von "Brassless" ist nämlich geradezu prädestiniert für Clubkonzerte, weil er nicht egozentrisch alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen will, aber dem, der darauf achtet, überraschende Nuancen bietet. Der Gruppenname weist also nicht nur auf das Fehlen von Blechbläsern hin, sondern auch auf den Verzicht auf die oft extrovertierte Attitüde dieser lautstarken Instrumente.

Die Modern-Jazz-Eigenkompositionen des Quartetts (Michael Arlt, g; Sebastian Altekamp, p; Ingo Senst, b; Sebastian Netta, dr) sind eher kammermusikalisch zurückhaltend. Was den Soli mitunter an mitreißender Verve fehlte, glichen die früheren Studenten der Musikhochschule Hilversum durch ihre Präzision im Zusammenspiel und leisen musikalischen Witz aus.

Und warum haben sich das nicht mehr Frankfurter angehört? Weil, erklärt Jazzinitiativen-Vorsitzender Martin Lejeune, die Ankündigungen nicht geklappt haben - weder im Frankfurt Journal noch in der Frankfurter Rundschau. Damit die Musiker darunter nicht länger leiden müssen: "Brassless" spielt noch am heutigen Mittwoch und am Donnerstag in Frankfurt - immer ab 24 Uhr im TAT- Café (Eschersheimer Landstraße 2). Und das nächste Clubkonzert der Jazzinitiative im Steinernen Haus (Klappergasse 3) ist am Freitag, 23. April, 20.30 Uhr: Es kommt die deutsch-amerikanische Gruppe "The Fensters" um Saxophonist Andy Middleton und Bassist Paul Imm. mak

Morgen zu Adams' Oper "Nixon in China"

Der Kritiker der FR nannte die Oper einen Geniestreich, als sie im vergangenen Jahr zum ersten Mal hier aufgeführt wurde. Und in der Tat fanden die vier Abende, an denen John Adams sein Werk "Nixon in China" dirigierte, ungeteilte Zustimmung. Die Musik, in der Elemente der Minimal Music mitschwingen, die aber auch auf raffiniert und witzig eingesetzte Zitate (zum Beispiel der "Einzug der Götter in Walhall" bei Nixons Landung in Peking) nicht verzichtet, ist modern und doch verständlich, aber ohne sich anzubiedern.

Der Text von Alice Goodman hält sich weitgehend an die Gegebenheiten und gibt sich Mühe, die Begegnung der Repräsentanten zweier so entgegengesetzer Welten, Nixon und Mao, nicht in die Karikatur abgleiten zu lassen. Vor allem aber die Inszenierung von Peter Sellars, der mit seinen Solisten (nur Chor und Orchester werden von den Frankfurtern gestellt) monatelang intensiv geprobt haben muß, läßt keine Wünsche offen. Morgen abend, am 19. März, wird "Nixon in China" im Opernhaus in einer öffentlichen Generalprobe (Beginn: 19 Uhr) vor der Wiederaufnahme am 21. März zu erleben sein, weitere Aufführungen folgen am 24., 26. und am 28. März (Beginn um 19.30 Uhr). wp

Die Fans verlangten mehr Mut Zwilling brachte die Wende / Walldorf - Wehen 2:2 (0:2)

In der Pause kochte der Zorn bei den Walldorfer Anhängern über. Das Publikum reagierte erregt auf die mutlose und zerfahrene Leistung der Rotweißen, die durch Hübners Direktschuß und Sauers Elfmeter (nach Zusammenprall von Trageser mit Feyen) verdient mit 0:2 gegen eine souveräne Wehener Elf zurücklagen. Der Ärger der Fans machte sogar vor den Sponsoren Raab und Keßler nicht halt. Ihnen galt der wütende Zuruf eines Zuschauers: "Jeder Pfennig, den ihr für diese Mannschaft ausgebt, ist zu viel." Und ein betagter Fan lieferte auch gleich eine Erklärung für die schwache Leistung: "Das ist ja kein Wunder, daß sie sich nicht einsetzen. Da ist ja kein einziger echter Walldorfer mehr dabei."

Trainer Geinzer muß die Zornesausbrüche der Fans gehört oder zumindest geahnt haben. Er reagierte jedenfalls und wechselte mit dem grippegeschwächten Andreas Zwilling einen echten Walldorfer ein. Von nun an gings bergauf. Zwilling stabilisierte sofort die bis dahin brüchige Abwehr, stachelte den Kampfgeist seiner Mitspieler an und behielt beim Elfmetergeschenk in der 49. Minute (nach einer "Schwalbe" von Hormel) die Nerven. Dieses frühe Gegentor brachte die vorher so abgeklärt wirkenden Wehener völlig aus dem Rhythmus. Hormel erzielte in der 52. Minute nach guter Vorarbeit von Trageser und Heindel das 2:2, und jetzt sah es sogar nach einer völligen Wende aus. Doch die Gäste beruhigten sich wieder.

Geinzer lobte seine Mannschaft für die Steigerung in der zweiten Halbzeit, beklagte aber die fehlende Ruhe beim Verwerten der Chancen. Als entscheidend für den Umschwung sah er die Einwechselung von Zwilling an. Kollege Robert Jung war nur mit der ersten Hälfte zufrieden: "45 Minuten haben wir aus einer stabilen Abwehr heraus hervorragenden Konterfußball gespielt. Der unberechtigte Elfmeter hat uns aber völlig aus der Bahn gebracht." Die beiden Trainer übten nur vorsichtig Kritik am Schiedsrichter, der die Serie der völlig überzogenen Straforgien, die in den letzten Wochen zu beobachten war, fortsetzte. Sieben gelbe Karten, vier Zeitstrafen, zwei Foulelfmeter - das hört sich nach derbem Getrete an. In Wahrheit aber war das Spiel hart, aber jederzeit anständig. PETER BUSCH

Walldorf: Gemeri; Meixner; Plagentz, Zimmer, Trageser, Ferreiro, Kapetanovic, Mihalic, (46. Zwilling), Thurow, Heindel, Hormel (89. Aktas).

Wehen: Vogler; Menger; Utsch, Süß, Brummer, Raab, Kornhuber, Feyen (40.Bals), Sauer, Munyaneza, (55. Jakob), Hübner.

Tore: 0:1 Hübner (23.), 0:2 Sauer (37., Foulelfmeter), 1:2 Zwilling (49., Foulelfmeter), 2:2 Hormel (52.).

Schiedsrichter: Mühlhausen (Witzenhausen).

Zuschauer: 450.

WOJCIECH JARUZELSKI, General und ehemaliger Ministerpräsident Polens, hat aus persönlichen Gründen überraschend seine Deutschland-Reise abgesagt. Dies teilte der Münchner Piper-Verlag mit. Jaruzelski wollte am 24. März in der Buchhandlung Bouvier in Bonn aus seinem autobiographischen Buch "Mein Leben für Polen", das die FR in Auszügen dokumentiert hatte, lesen. (em)

Die SPD analysiert die Kommunalwahlergebnisse

DIETZENBACH. Die Analyse der Kommunalwahlergebnisse vom 7. März ist Thema der Mitgliederversammlung der SPD am Montag, 22. März, um 19.30 Uhr im Reinhard-Göpfert-Haus. Parteivorsitzender Gunther Junkert, Fraktionschef Werner Hoch und Bürgermeister Jürgen Heyer werden Stellungnahmen abgeben, danach geht's um die Fraktion und die Mitglieder im Magistrat. ttt

161 Kleinkunst-Abende mit dem "Fresche Keller" in fünf Jahren, und zum Jubiläum:

Direktor bläst Alphorn Es geht weiter: "Ring des Nibelungen" auf Burg Lißberg

ORTENBERG. Der Theaterdirektor wirkte ausgesprochen gut gelaunt. Das Haus war voll, die Gäste applaudierten fleißig. So viele hatten sich angesagt, daß die Fete zum fünfjährigen Bestehen des "Fresche Keller" gleich zweimal stattfinden mußte. Im Bergheimer Gemeinschaftshaus wurde es so richtig gemütlich. Zunächst zog der Puppenspieler Stefan Blinn die Fäden. Das "Trio con Brio" spielte Salonmusik, später kam eine Swing-Combo. Zwischendurch zeigte Hans Schwab ein paar Zauberstücke und belohnte seine Fans mit tollen Geschenken: Jede Menge Piccolos, hier ein Segelflug über die Wetterau, dort ein Essens- Gutschein für den Gasthof Lenz. Zu später Stunde, in aufgeräumter Stimmung, setzte der Theaterdirektor und Kleinkunst-Organisator sogar das Alphorn an den Mund. Obwohl er bald zehn Jahre in Ortenberg lebt, ist die schweizerische Herkunft offensichtlich.

Schwab wurde in der östlichen Wetterau zur kulturellen Institution, nachdem er im April 1988 seine Kleinkunstbühne im alten Bäckerei-Keller an der Alten Marktstraße 40 eröffnet hatte. Zuvor war der gelernte Schauspieler Ensemble-Mitglied verschiedener Bühnen und treibende Kraft im reisenden Zelt-Theater "Compagnia Mobile". In Ortenberg machte er sich seßhaft und bereicherte bald die recht dünn besiedelte Kulturlandschaft. In seinem Keller, auch unter freiem Himmel und auf Bürgerhaus-Bühnen deklamiert er immer wieder den "Teufelsschiß" von Dario Fo, rezitiert schauerliche Balladen ("Wild zuckt der Blitz") oder mimt - frei nach Kafka - den Affen, der unter seiner Menschwerdung erheblich leiden muß ("Bericht für eine Akademie").

161 Kleinkunst-Abende hat Hans Schwab nach eigener Statistik im letzten Jahrfünft organisiert. Viele bestritt er selbst - schon aus Kostengründen. Denn der 39jährige ist freier Kulturunternehmer. Er arbeitet auf eigenes Risiko. Hohe Gagen für andere Künstler kann er nicht garantieren. Trotzdem holt er Freunde und Kollegen häufig zu Gastspielen nach Ortenberg. Am 2. und 3. April kommt Enzo Scanzi nach Lißberg. Ab 20 Uhr zeigt der dem Publikum, wie ihn ausgerechnet am Waschtag der Tod abholen will. Titel der Tragikomödie: "Das Leben oder nicht". Am 7. und 8. Mai widmet sich Christian Überschall auf Schwabs Einladung im Bergheimer Bürgerhaus der Frage: "Gibt es einen speziellen Schweizer Humor - und wann ja, warum nicht?"

Am 3. Juli schließlich werden Dr. Grete Wehmeyer und Dieter Neuhaus den kompletten "Ring des Nibelungen" in nur 98 Minuten auf dem Lißberger Burggelände absolvieren. nes

Suche nach Offenbachs verborgenen Reizen

OFFENBACH. "Nicht nur für Liebhaber" heißt es im Untertitel einer ganztägigen Stadtführung durch Offenbach, bei der es die eher verborgenen Reize und Sehenswürdigkeiten dieser vielgeschmähten Stadt zu entdecken gilt. Der Spaziergang am Samstag, 27. März, von 10 bis 17 Uhr, wird angeführt von der Kunsthistorikerin Christine Uslular-Thiele. Anmeldungen erbittet die Kreisvolkshochschule in Offenbach, Telefon 0 69 / 8 06 85 84 oder 8 06 85 69. ttt

Reiseveranstalter 250 Millionen Kataloge

Deutschlands Reisegesellschaften drucken jährlich rund 250 Millionen Exemplare bunter Reisekataloge. Kosten: etwa 500 Millionen Mark. Viele Prospekte - sie verschlingen pro Exemplar je nach Reiseart bis zu 6,50 Mark - sind bereits nach dem Druck Makulatur: auf eine Buchung kommen nach jüngsten Angaben des "Wissenschaftszentrums" der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) zwischen sechs und 25 Kataloge. tdt

Kassels Existenzängste werden eher größer Entscheidungen zögern sich hinaus / Sanierungsrat arbeitet / Liquidität nicht mehr vorhanden

Der KSV Hessen Kassel, einst der ganze Stolz und heute das große Sorgenkind der nordhessischen Fußball- Region, kämpft seit Saisonbeginn ums Überleben. Doch trotz aller Bemühungen, neue (Finanz)-Perspektiven zu eröffnen, gibt es bisher keinerlei Diagnosen, daß der kränkelnde Patient auf dem Weg der Besserung ist. Sportlich hat der Verein nach dem radikalen Schnitt im vergangenen Sommer und der damit aus Kostengründen eingeleiteten Neuorientierung in der Personalpolitik durchaus die Erwartungen erfüllt, aber die Klubkasse ist weiterhin leer. Guter Rat ist da im wahrsten Sinne des Wortes teuer, nur eins steht fest: Vieles spricht dafür, daß in den nächsten Wochen unbedingt Klarheit über den künftigen Kurs herrschen muß und der März vermutlich zum "Monat der Wahrheit" wird.

Adolf Hildebrandt, als einer der Vizepräsidenten für die Fußball-Abteilung verantwortlich, gibt sich da keinerlei falschen Illusionen hin. "Wenn wir bis spätestens Ostern der Mannschaft keine klare Auskunft geben können, wie es bei uns weitergeht, wird wohl vieles zusammenbrechen", stellt er ungeachtet aller Aktivitäten eher skeptisch fest und gibt offen zu, daß die Spielerbezüge seit längerem erst mit erheblicher Verspätung überwiesen werden können, andererseits wenigstens für das Jahr 1992 alles beglichen ist.

Was in naher Zukunft passiert, steht deshalb in den Sternen. Mit rund 2,5 Million Mark wird allgemein die Schuldenlast angegeben, die den Klub drückt. Das Gros dieser Summe stammt aus Zweitliga-Zeiten, als die mit einer Menge gut dotierter Akteure besetzte Mannschaft der "nordhessischen Löwen" der Konkurrenz die Krallen zeigte und somit das Fürchten lehrte. Doch seit dem zweimal knapp verpaßten Bundesliga- Aufstieg Mitte der 80er Jahre ging es stetig bergab.

Trotz allem lassen die Verantwortlichen der Fußball-Abteilung des KSV Hessen nichts unversucht, um einen Ausweg aus der Misere zu finden. Das für die Kasseler spielfreie Wochenende in der Oberliga nutzten sie deshalb zum wiederholten Male zu grundsätzlichen Erörterungen. Am Sonntag mittag trafen sie sich zur Diskussion über eine gravierende Änderung. Die Trennung der Fußball-Abteilung vom Hauptverein oder eine Satzungsänderung zur Minimierung des finanziellen Risikos der anderen Abteilungen ist im Gespräch.

Wie schon zuvor bei Treffen zu anderen brisanten Fragen kam dabei kein definitives Ergebnis heraus, jeder nahm statt dessen reichlich Hausarbeiten mit. Man grübelt und denkt nach, die Entscheidungsprozesse sind schwierig und langatmig. Und das trifft nicht nur für diesen Themenkomplex zu. Ein genauso "heißes Eisen" ist der Verkauf des vereinseigenen, aber auf städtischem Erbpachtgelände stehenden Klubheims - der Konflikt darüber hatte bekanntlich Ende vergangenen Jahres zum Rücktritt von Präsident Karl-Heinz Schwabe geführt, der sich von den Kritikern der von den KSV-Gremien beschlossenen und von ihm vorangetriebenen Veräußerung immer häufiger "persönlich angegriffen" fühlte.

Entgegen ihrem damaligen Votum hat nun offenbar auch die Fußball-Abteilung begriffen, daß sie um einen Verkauf nicht herumkommt. Der einzige Unterschied: Das Klubhaus soll nicht in den Besitz einer Hotelkette übergehen, sondern von einer dem Verein nahestehenden Privatperson gekauft werden, womit sich an der bisherigen Benutzung nichts ändern würde. Doch entschieden ist bisher nichts, und viele Details müssen noch geklärt werden. So berechnet momentan ein Gutachter die unbedingt notwendigen Renovierungskosten, bevor konkrete Absprachen über das Nutzungsrecht der Räume und die Mietsumme folgen sollen.

Kassels Vizepräsident Hildebrandt macht deutlich: "Wir müssen so schnell wie möglich so viel wie möglich Schulden loswerden. Die Zinsen fressen uns auf. Alles Geld, was bei uns eingeht, müssen wir praktisch sofort an unsere Gläubiger weiterleiten." Im Klartext: Von Liquidität kann keine Rede mehr sein. So gesehen bedeutet sogar der Verkauf des Klubheims nur einen dürftigen Hoffnungsschimmer, denn neue Finanzstärke ist damit nicht zu erreichen. Es geht lediglich darum, die Fixkosten zu reduzieren.

Deshalb wird parallel zu dieser Initiative an einem Sanierungskonzept getüftelt, dessen Ziel ein außergerichtlicher Vergleich mit allen Gläubigern ist. Formell führt die Verhandlungen das nunmehr vierköpfige Präsidium, dessen dienstältestes Mitglied Reinhard Froeb nach dem Rücktritt Schwabes als Sprecher fungiert und daher quasi die neue Nummer 1 ist. Im Hintergrund berät ein ebenfalls vier Personen umfassender Sanierungsrat mit Politikern und Finanzexperten, deren Name bisher nicht in der Öffentlichkeit bekannt ist. Bis spätestens Ende Juni wollen sie ihre Arbeit abschließen, aber auch hier zögert sich alles ständig hinaus.

Die neue Saison bei Null beginnen und dann den von einst 40 auf derzeit ein Dutzend Mitglieder geschrumpften Fördererkreis neu beleben zu können - das ist das große Ziel. Die Zeit drängt. HARALD STENGER

SPD will dem Volk aufs Maul schauen Unterbezirksparteitag in Nidderau / Landrat erneut zum Kandidaten gekürt Von Ulrich Gehring MAIN-KINZIG-KREIS. Keine Zeit, Trübsal zu blasen, hat die Sozialdemokratie im Main-Kinzig-Kreis nach Auffassung von Siegfried Hornung. Für die Ortspartei begrüßte er am Freitag in der Schloßberghalle in Nidderau die Unterbezirksdelegierten zum Nominierungstreffen für die Landrats-Direktwahl am 9. Mai. Erkannte Fehler müßten nun mit der alten sozialdemokratischen Tugend des Ärmelhochkrempelns "ausgemerzt" werden. Im Mittelpunkt des Treffens standen Wahlanalysen von Landtags-Fraktionschef Lothar Klemm (siehe auch Hessenseite) und Landrat Karl Eyerkaufer. Der zählt zu den Fehlern der hiesigen SPD den unzureichenden Kontakt mit einfachen Leuten, fehlende inhaltliche Auseinandersetzung mit den Rechten im Kreistag sowie Tabuisierung des Asylthemas. Erwartete Auseinandersetzungen über den parteiübergreifenden Vorstoß zu "neuem kommunalpolitischem Denken" seitens Erich Pipa und dem CDU-Mann Norbert Kress blieben aus. "Nur wenn wir jetzt resignieren", begann Eyerkaufer mit Blick auf die zurückliegende und die bevorstehende Wahl, "haben wir tatsächlich eine Wahlniederlage erlitten." Am Ergebnis vom 7. März konnte er immerhin noch gut finden, daß die SPD stärkste Partei im Kreis geblieben ist, was sie nicht immer gewesen sei. "Neue Kraft," so zitierte Eyerkaufer Willy Brandt, "erwächst nicht allein aus starker Tradition. Sie wächst allein aus kritisch verarbeiteter Geschichte." Weil man sich an diesem Abend relativ wenig Zeit zum Aufarbeiten ließ, gaben vor allem Landrat Eyerkaufer und Lothar Klemm Hinweise, wie sie sich das vorstellen: Dem Volk aufs Maul schauen und ihm gute Gründe anführen, wenn man dennoch einmal gegen die Bürger und Bürgerinnen entscheidet. Eyerkaufer, der dies fordert, führt als Beispiel den Individualverkehr an. Die Leute müßten - auch an den Stammtischen - davon überzeugt werden, wie nötig Umdenken für unsere Zukunft ist.

Es war falsch, meint er, daß man die NPD in der zurückliegenden Wahlperiode im Kreistag rechts liegen gelassen hat. Daß die rechtsextremen Volksvertreter(innen) noch "um Klassen schlechter" sind als die der etablierten Parteien könne nur deutlich werden, wenn man ihr "dunkles Gedankengut ins helle Sonnenlicht zerrt", statt es im verborgenen wuchern zu lassen. Landrat Eyerkaufer wandte sich deswegen auch gegen Verfahrenstricks, um die Rechten aus Gremien fernzuhalten.

"Trotz vieler Kritik im stillen Kämmerchen haben wir das Asylthema zu lange mit einem Tabu belegt," sagte Eyerkaufer im Verlauf seiner Rede weiter. Mißstände, die die Bevölkerung gesehen habe, seien nicht angesprochen, Mißbräuche, von denen viele wußten, nicht aufgedeckt und beendet worden, Vergehen nicht geahndet worden. Trotz der gerade tags zuvor von namhaften Experten bei der Bundestagsanhörung erhobenen Bedenken, mahnte der Landrat deshalb, in Bonn nun den Asylbeschluß durchzuhalten: "Sonst verlieren wir die letzte Glaubwürdigkeit." Karl Eyerkaufer nannte es in seiner Rede allerdings auch "eine klassische Aufgabe für uns", Lasten gerecht zu verteilen. Dabei hätten Sozialdemokraten nie Unterschiede gemacht bezüglich Nationalität, der Religion und der Hautfarbe der Menschen.

Zweifel äußerte Gerhard Höhn, Bürgerbeauftragter des Kreises, an der These, die Asyldebatte sei an der Wahlschlappe schuld. Er erinnerte daran, daß die Grünen trotz klarer Haltung gegen den "Asylkompromiß" Stimmen gewonnen hätten und es auch zu den vornehmsten Aufgaben der Sozialdemokraten gehöre, für Bedrängte und Verfolgte dazusein. Es sei allerdings ein Fehler gewesen, Flüchtlinge in Massenquartieren unterzubringen, meinte Höhn.

Der Maintaler Delegierte Josef Sigulla, zugleich DGB-Kreisvorsitzender, bezeichnete Eyerkaufer als "Spitze"-Landrat, bei dem es "selbstverständlich" sein müßte, daß er bei der Direktwahl am 9. Mai bestätigt wird. Die Entscheidung vom 7. März nannte Sigulla eine echte Kommunalwahl. Die SPD habe eben "nicht immer eine gute Figur gemacht." Rot-Grün im Kreis hätte man vermeiden sollen, sagte der Gewerkschafter, der in seiner Heimatstadt selbst einem Parlament mit nun gekippter rot-grüner Mehrheit vorstand. Den Schulknatsch, den Eindruck, daß unter Rot-Grün statt Bürgernnähe die Schaffung von Gesellschaften und Posten dominiere, hätten Stimmen gekostet, meinte Sigulla. Auf einen entsprechenden Einwurf des Kreisbeigeordneten Erich Pipa ließ sich Sigulla zu dem Satz hinreißen: "In Maintal ist vielleicht sogar noch schlechtere Politik gemacht worden" (als im Kreis).

Sigulla war es auch, der Lothar Klemms Forderung nach einer neuen, offenen Partei praktisch ummünzte: Er sei nicht der Meinung, daß man in einer modernen Partei die Diskussion "nach drei Beiträgen" vertagen kann, wie dies Unterbezirksvorsitzender Bernd Reuter gern wollte.

Dieser hatte in seinem kurzen Beitrag Abweichungen vom durchschnittlichen Minus-acht-Prozent-Ergebnis örtlichen Faktoren zugeschrieben, was offenbar nicht allen Delegierten schmeckte. Er sprach zwar als einzigeer auch das Projekt "neue Politik" à la Pipa / Kress inhaltlich an - es habe "Haken und Ösen" - setzte aber ansonsten die Debatte mit der Anündigung einer nachfolgenden Fraktionssitzung vehement unter Zeitdruck. Die Auszählung der Stimmen zur Nominierung als Direktkandidat für die Landratswahl am 9. Mai ergab für Eyerkaufer die Unterstützung von 179 der 192 anwesenden Delegierten. Elf Delegierte kreuzten das "Nein" an, zwei enthielten sich der Stimme.

Tourist auf dem Weg ins Hotel überfallen

OFFENBACH. Seinen Paß und 50 Mark verlor ein polnischer Tourist bei einem Raubüberfall am Freitag gegen 23.30 Uhr in der Ludwigstraße.

Wie die Polizei berichtet, war der Mann auf seinem Wege zum Hotel von einem Unbekannten angesprochen und um Feuer gebeten worden. Plötzlich sprühte der Unbekannte dem Angesprochenen Tränengas ins Gesicht. Das Opfer wurde niedergeschlagen und getreten, auch als es schon wehrlos auf dem Boden lag.

Einer der Täter soll etwa 1,80 Meter groß und schlank und mit einer schwarzen Lederjacke bekleidet gewesen sein. Die Kripo, Telefon 8090-259, bittet um Zeugenhinweise. lz

Bundesliga-Kommentar Schluß-Mann

Torwart zu sein, ist wahrlich nicht immer ein Vergnügen. Schmal ist der Grat, auf dem die Männer wandeln, so schmal wie die Linie, auf der sie stehen. Heute gefeiert, morgen gescholten, eben noch Held, gleich schon Versager. Vielleicht spüren die Akteure zwischen den Pfosten am ehesten die Psychologie von Sieger und Besiegtem. Die Position heißt nicht von ungefähr "Schlußmann". Bei ihm endet der Sinn des Spiels, bei ihm ist Schluß, so oder so, Tor durchgelassen oder Tor verhindert.

So sei hier einmal die Rede von vier Torhütern. Dem vom Main geht es gut. Seine Leistungen werden nicht selten mit dem Prädikat "Weltklasse" versehen und sein Team hat wieder einmal den Weg in Richtung Meisterschaft eingeschlagen. Das einzige, worum sich Uli Stein sorgt, ist die Beantwortung der zugegeben spannenden Frage, ob er und die Seinen diesmal am Ziel ankommen. Obwohl er sich jüngst gar mit trickreichem Tun im freien Feld profiliert, will ihn in der Nationalelf keiner mehr haben. Das stößt einem wie Stein heute noch sauer auf.

Am Rhein ist einer daheim, dem wurde die Freude an seinem Job in den letzten Wochen und Monaten so nachhaltig genommen, daß er jetzt selbst eine schöpferische Pause beantragte. Weil er seinen Gegenspieler aus dem sicheren Stand riß, den Schluß und damit den Sinn des Spiels behinderte, wurde der Kölner Bodo Illgner unter die Dusche geschickt. Tiefpunkt eines zuletzt steten Falls.

An der Noris ist Andreas Köpke daheim. Er ist ein ganz besonderer Fall. Seine Leistungen sind von hoher Güte. Für so gut ist er befunden worden, daß er den Kollegen Illgner gar von dessen Stammplatz in der nationalen Auswahl verdrängte. Doch bei aller Wertschätzung, mit Nürnberg reicht es einfach nicht zum großen Wurf. Beim Gastspiel in Leverkusen leistete Köpke am Samstag Großes und verlor am Ende dennoch. Daß dies nicht zum ersten Mal so war, wurmt und hat ihn auch schon mal den Gedanken an einem Vereinswechsel äußern lassen.

Dies wiederum läßt an der Isar einen offenbar nicht mehr ruhig schlafen. Lauthals hat sich dort Raimond Aumann beklagt. Sein Bayern-Klub habe hinter seinem Rücken Kontakt mit dem Kollegen Köpke aufgenommen und im übrigen sei er nach überstandener Knie-Operation auch wieder ein Kandidat für Berti Vogts.

Extrem ist die Position des Schlußmannes, extrem bisweilen auch die Positionen. Doch: Ein Tor, wer Schlechtes denkt von dem im Tor. WALTHER LÜCKER

Sekmen Hamit will Bürgermeister Biwer Nöte seiner Landsleute in Bad Vilbel vortragen Türkische Gemeinde wird größer Es geht nicht um Geld

BAD VILBEL. "Wir treten uns auf die Füße und stoßen mit den Nasen zusammen", klagt Sekmen Hamit. Abend für Abend treffen sich derzeit türkische Männer in den Räumen des ehemaligen Zoo-Geschäfts Neher in der Friedberger Straße. Noch zwei Wochen dauert der Ramadan, die Fastenzeit der Muslime. Die Männer kommen ihrer religiösen Pflicht zum Gebet nach, aber unter kaum erträglichen Umständen. Die Räume sind viel zu klein, um die einhundert Männer aufzunehmen.

Als vor zehn Monaten der Türkisch-Islamische Kulturverein in Bad Vilbel gegründet wurde und Räume in dem ehemaligen Geschäft gegenüber dem Stadthaus gefunden wurden, waren die Türken zunächst froh. Sie mußten nicht mehr in die Moschee nach Friedberg fahren. Froh waren sie insbesondere darüber, daß ihre Kinder nicht mehr in die Kreisstadt fahren müssen.

Die Zimmer richteten sie sich selber her. Blauer Teppichboden wurde ausgelegt. Tisch und Stühle wurden beschafft. Ein Fernseher auf das heimatliche Programm eingestellt. Alsbald jedoch reichte der Platz hinten und vorn nicht mehr aus.

Der Verein ist inzwischen nach Angaben von Hamit auf 87 Mitglieder angewachsen. Das sind nur die Männer. Zugehörig fühlen sich insgesamt 137 in Bad Vilbel wohnende Familien, das sind geschätzt 500 Menschen, darunter 42 Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren, und - so der 54jährige Hamit - "es werden immer mehr".

Die türkischen Familien leben größtenteils schon seit 15 oder 20 Jahren in Bad Vilbel. Ihr Sprecher Hamit kam vor 30 Jahren hierher. Die Männer sind mit Ausnahme einer Handvoll Rentner alle in Lohn und Brot. Die meisten arbeiten in der Vilbeler Brunnenindustrie.

Die 42 Mädchen und Jungen sind sämtlich in Deutschland geboren. Der Verein hält es für eine wichtige Aufgabe, diese Kinder "von der Straße zu bringen". "Immer, wenn was passiert, sind die Türkenkinder schuld", sagt Hamit aus Erfahrung. Deswegen sei der Verein bemüht, die Kinder in eigenen Räumen zu betreuen. Hier werden sich von Geistlichen in islamischer Religion unterwiesen. Sie lernen die Sprache der Heimat ihrer Eltern und werden mit der türkischen Kultur vertraut gemacht.

Außerhalb des Ramadan treffen sich die männlichen Vereinsmitglieder regelmäßig in der Friedberger Straße. Die Frauen besuchen weiter die Moschee in Friedberg. Dort hat sich nach Angaben von Hamit ein gutes Verhältnis zu den Deutschen entwickelt. Es werden zu günstigen Preisen türkische Lebensmittel verkauft. So etwas aufzuziehen sei in Bad Vilbel theoretisch möglich, scheitere aber an den Platzverhältnissen.

Am Mittwoch, 17. März, will um 9 Uhr der Verein in Begleitung eines türkischen Reporters und eines Konsulatvertreters bei Bürgermeister Günther Biwer vorsprechen und die Raumnöte erläutern. Die Türken möchten gar nicht einmal ausreichend große Räume. Ihnen würde der Nachweis eines Grundstücks oder einer alten Scheune genügen. Hamit: "Wir würden uns selbst eine neue Unterkunft bauen." Die Kosten dafür würden die türkischen Familien selbst tragen. "Wir möchten keinen Pfennig von der Stadt." Der türkische Verein hat auch schon die Möglichkeit ins Auge gefaßt, das ehemalige Feuerwehrhaus in der Frankfurter Straße 85, das heute als Vereinshaus genutzt wird, aufzustocken. Alles würde in Eigenhilfe gebaut und zwar auf eigene Kosten.

Hamit hofft nun, daß der Weg ins Rathaus nicht vergeblich und den türkischen Familien die Aussicht auf eine menschenwürdige Versammlungsstätte eröffnet sein wird. hm

Aus dem Auto niedergeschossen Ostend: Passant schwer verletzt / Polizei rätselt über Motiv

Eine Schießerei im Ostend beschäftigt die Frankfurter Polizei seit dem späten Freitag abend. Opfer der Schüsse, die aus einem fahrenden Auto abgegeben wurden, ist ein 24 Jahre alter Marokkaner.

Laut Polizeibericht vom Sonntag war der 24jährige gegen 23.55 Uhr am Ostbahnhof im Bereich des Danziger Platzes unterwegs, als sich ein dunkler Wagen näherte. Einer der Insassen richtete eine Waffe auf den Passanten.

Zeugen beobachteten, daß mehrere Schüsse fielen. Das Opfer brach mit schweren Verletzungen zusammen. Nach Aussagen der Zeugen fuhr das Auto dann Richtung Danziger Straße mit aufgeblendetem Licht davon. Es hätten zwei Männer drin gesessen. Möglicherweise hat es sich um einen Audi gehandelt.

Der junge Marokkaner wurde in ein Krankenhaus gebracht. Eine sofort vorgenommene Operation brachte ihn außer Lebensgefahr. Wer er ist, konnte zunächst nicht geklärt werden, denn der Reisepaß, den er bei sich trug, ist gefälscht. Nach diesem Paß war der Mann als spanischer Staatsbürger ausgewiesen.

Kriminalbeamte konnten den Verletzten im Krankenhaus schon befragen. Auch er erklärte, man habe aus einem fahrenden Wagen auf offener Straße auf ihn geschossen. Die Insassen des Fahrzeugs seien Türken gewesen. Zu dem Motiv, das hinter der Tat stecken könnte, machte das Opfer keine Angaben.

Die Polizei läßt den Mann im Krankenhaus durch Polizeibeamte bewachen. Wie sich herausstellte, ist er den Ermittlern in den vergangenen Jahren mehrmals aufgefallen. So trat er wegen Urkundenfälschung und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz polizeilich in Erscheinung. Wegen des falschen Passes wird jetzt erneut auf den Verdacht der Urkundenfälschung hin gegen den Verletzten ermittelt. Auf die Hintergründe der Schießerei kann sich die Kriminalpolizei noch keinen Reim machen. clau

Mäusegerste und mehr Walter Kempowski las in der Zeilgalerie

Also fast hätte man es sich ja denken können. Sein nächstes Projekt, sagt der Herr Dorfschullehrer Walter Kempowski, sein nächstes Projekt werde "Mäusegerste" heißen und von einem Dorfschullehrer handeln. "Mäusegerste", sagt der Herr Kempowski in seinem immer ein wenig wie beleidigt klingenden, norddeutschen Dorfschullehrer-Singsang, "das kennen die Menschen ja gar nicht mehr." Und freut sich diebisch darüber. Wahrscheinlich, weil er recht hat. Verraten will er uns aber auch nicht, was das denn sei, Mäusegerste. Das, meint er und deutet es mit der Geste des Besserwissenden an, könne man ja nachschlagen. Und macht weiter bei seiner sonntäglichen Lesung in der Frankfurter Zeilgalerie.

Weil die Menschen so vieles nicht mehr wissen, erzählt es uns der Herr Kempowski. So tadellos, daß es tadelloser kaum zu machen ist. Chronist des deutschen Bürgertums nennen ihn seine Bewunderer deshalb. Die anderen, die, die es ein bißchen kritischer mögen, versuchen's mit Buchhalter der Zeitgeschichte. Wie dem auch sei: So manches liest sich ja ganz nett. Wenn der Herr Kempowski aus seinem zuletzt veröffentlichten Werk "Mark und Bein" rezitiert, in einer etwas altväterlichen Sprache ("Am Anfang habe ich Fontanes Erzählstil aufgenommen" sagt er ganz unbescheiden): Ach, da hören die älteren Damen im Publikum schon gerne zu. Allein schon wegen der Erinnerungen: Ja, so war das früher, als es uns noch gold ging.

Das mit dem Lesen macht er aber auch nett. Wahrscheinlich hat der Herr Kempowski früher als Dorfschullehrer in der Nähe von Bremen auch so . . . In "Mark und Bein" jedenfalls fährt ein Journalist nach Polen, nach Ostpreußen, und findet seine Vergangenheit wieder. Erzählen, was sich Menschen einander antun, das habe er wollen, sagt er, Grausamkeiten aufzeigen, nicht nur vergangene. Erzählen, weil er muß.

Manchmal ist das tatsächlich schön grotesk. Manchmal allein schön ärgerlich: Wenn der Herr Kempowski zum Beispiele seinen Protagonisten zum Haarschneider statt zum Hair-Stylisten gehen läßt oder von Eltern berichtet, die ihre Kinder "Schakkeliene" (Jaqueline) rufen - und dabei auf den billigen Beifall seiner Leser/Zuhörer schielt.

Auf die Frage, ob es denn Dinge gebe, die wir nicht vergessen dürften, kann der Herr Kempowski fast zum Schluß seines Auftrittes noch einmal seinen Weltenschmerz über diese schlechten Zeiten in einen einzigen wuchtigen Satz gießen. "Das Alte Testament", sagt er, "das sollte man nicht vergessen. Wer liest das denn noch? Nicht mal mehr die Konfirmanden." Tja, wo er recht hat, da hat er recht. Mensch, Mäusegerste: Hab' ich doch glatt vergessen nachzuschlagen, was das ist. JÖRG RHEINLÄNDER

Klöckner-Vergleich belastet Verkehrs-Bank

has FRANKFURT A. M. Das Vergleichsverfahren der Klöckner-Werke kann die Deutsche Verkehrs-Bank (DVB) hart treffen. Zwar seien die Auswirkungen "im einzelnen noch nicht endgültig abzuschätzen", doch werde der Vorgang das Ergebnis des Instituts "erheblich belasten", heißt es in einem ersten Überblick zu den Resultaten des vergangenen Jahres. Die Verkehrsbank steht als Hausbank der deutschen Bahnen seit langem den Klöckner-Werken aufgrund deren Teilnahme am Frachtstundungsverfahren der Eisenbahnen mit erheblichen Krediten zur Verfügung.

Nach den vorläufigen Zahlen des Geldhauses mußte die DVB 1992 einen merklichen Rückgang von 36 Prozent beim Teilbetriebsergebnis hinnehmen. Dieses kam bei 25,4 Millionen Mark an. Das hohe Minus führt die Bank auf den Wegfall von Sonderzinserträgen, von denen die inzwischen fusionierte Berliner Schwesterbank in der Vorperiode profitierte, sowie auf die gestiegenen Refinanzierungskosten für die Kurspflege der Kapitalmarktpapiere der deutschen Bahnen zurück. In ihren Wechselstuben bekam die DVB geänderte Zahlungs- und Reisegewohnheiten ihrer Klientel durch niedrigere Umsätze in ausländischen Währungen zu spüren. "Deshalb wurde insbesondere in diesem Bereich mit Personalmaßnahmen zur Kostendämpfung reagiert," fügt das Institut hinzu, ohne aber Details zu den Einschnitten zu nennen.

Dem Premieren-Publikum gefiel&rquote;s hörbar Keine leichte Aufgabe: "Provinztheater" arrangierte Hörspiel als Bühnenstück

BAD VILBEL. Ein Hörspiel als Bühnenstück zu arrangieren, ist seither eine nicht ungefährliche Angelegenheit. Weiß doch jeder Theaterkenner, daß die Komponente des Raumes sozusagen in die Sprache eintritt und sie mittels der Bewegungen begleiten, illustrieren muß. Etwas verwunderlich, daß eine Amateurtheatergruppe, die sich gerade gebildet hat, solch Ambitioniertes unternimmt - und auch ein wenig unglücklich.

"Von Frau zu Frau" war der Titel der ersten Produktion des Provinztheaters Bad Vilbel. Frei nach dem (allerdings mäßigen) Hörspiel von Anna Zaschke gestalteten Ute Schneider, Susanne und Caroline Merk unter der Regie von Annette Strauß ein monologisierendes Nonett. Neun betroffene, ungehaltene Reden von unterschiedlichen Frauen, die eines verbindet.

Natürlich, dieses eine ist ein Mann. Sein Name: Fritz Marburger. Das Beste an Vorlage wie Inszenierung ist die Tatsache, daß dieser ominöse Schwerenöter nie auftaucht. Zeitüberbrückend erzählen die Frauen sein Leben, von seinen Taten und Untaten. Perspektivisch verschoben, im peripheren Blick (radiologisch beinahe) wird Innen- und Außenansicht dieses Tunichtgutes, Trunkenboldes und Pseudoschriftstellers unter die Lupe genommen.

Wenn es denn irgendwelche Klischees über Männer geben mag, in den neunzig Minuten werden sie abgehakt wie bei einer Inventur. Der Ehemann mit zwei liebreizende Kinder und nörgelig gestreßter Ehefrau verläßt den bürgerlichen Hort und nimmt sich der flotten Gabi (mit Tennisracket und weißen Röckchen) insbesondere sexuell aufklärerisch an. Später geht er nach Indien, um sein Karma und die Zuneigung der alternativ angehauchten Brigitte zu finden, bricht in das desperate Leben einer geschäftstüchtigen (sublimierenden?) Witwe ein, um zuletzt nach mehreren Alkoholexzessen bei einem Autounfall das Zeitliche zu segnen.

Fritz ist ein Macho, ein Lügner, ein Spinner - und doch fallen sie alle auf ihn rein, selbst die lesbische Lehrerin Ruth. Das ist ja manchmal witzig, ironisch, (selbstverständlich) gesellschaftskritisch, aber es ist zu stereotyp angelegt. Die drei Damen, obwohl sie in die verschiedenen Rollen durchaus hineinzuschlüpfen imstande sind (Ute Schneider ist eine erfrischend komische Patrizia und prächtige hessische Ökonudel), kommen über die Nettigkeit nicht hinaus. Zu hölzern sind Körpersprache und Bühnenbewegung. Der Raum bleibt leer, die (sparsamen) Requisiten, die am Schluß alle auf der Bühne versammelt liegen, werden nicht bespielt, sind leblose Fremdkörper.

Das Publikum lachte trotzdem an vielen Stellen. Ja, es sind humorige Anspielungen im Text, Anklänge an Slapstick. Und so mancher mag sich angesprochen gefühlt haben, wenn die arme, verlassene Ehefrau Christa, die Eisenharke in der Hand, sich in Zweckoptimismus übt, oder die Landpommeranze Möhren schälend vom flotten Dreier in früherer Zeit schwärmt.

Das alles ist nett, brav, amüsant. Aber theatralisch, das ist es nicht. Es wäre klüger gewesen, Annette Strauß hätte die jungen Laienschauspielerinnen miteinander auf der Bühne agieren lassen. Dann nämlich wäre dieses schwarze Loch nicht entstanden, welches die Worte unablässig schluckte.

JÜRGEN OTTEN

Bad Vilbels Stadtkapelle feiert morgen ihr 110jähriges Bestehen mit einem Frühlingskonzert im Kurhaus / Jährlich 20 Auftritte "Musik in edelster und bester Weise" Aus dem Musikverein Concordia entwickelte sich ein vielseitiges Blasorchester Von Jörn Koppmann BAD VILBEL. "Die Pflege der Musik in edelster und bester Weise": Ein wenig gestelzt umschrieb 1911 ein Klubstatut das Ziel des Bad Vilbeler Musikvereins Concordia. Aus Begeisterung für die Blasmusik hatten bereits 28 Jahre zuvor, im Dezember 1883, 20 Männer das Orchester gegründet, das noch heute als Bad Vilbeler Stadtkapelle besteht. Morgen feiert der Verein seinen 110. Geburtstag mit einem großen Frühlingskonzert im Kurhaus. Zum Jubiläum werden die Festredner an die traditionsreiche Geschichte erinnern. Ein Blick zurück ins Gründungsjahr: Nach einem Gastkonzert des Musikvereins "Amicita" aus Vilbels Nachbargemeinde Bergen hatten 20 begeisterte Vilbeler kurzerhand selbst eine Kapelle gegründet. Sie knüpften damit an alte Tradtionen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts an, als sich in der Brunnenstadt bereits mehrere Arbeitermusikvereine gebildet hatten, die jedoch 1874 "wegen der Gefahr der Verbreitung liberalen und sozialistischen Gedankenguts" verboten worden waren. Den Vorsitz der am 2. Dezember 1883 neugegründete Kapelle übernahm Georg Herget. Als Dirigent wurde der Leiter der Berger Kollegen, Fritz Schneider, verpflichtet.

Zwei Tage vor der Silvesternacht des Jahres 1883 hatte die Truppe ihren ersten Auftritt. Die Männer machten mit einem Musikumzug vom alten Kriegerdenkmal am Südbahnhof zu ihrem Gründungs- und Vereinslokal, dem Gasthaus Thuy in der Friedberger Straße, von sich reden. Das erste Konzert folgte am 30. März 1884 mit Unterstützung der Berger Kapelle. Im Vereinsleben der Brunnenstadt erstmal etabliert, gab der Musikverein Concordia immer öfter Konzerte und spielte zu Tanzfesten, Faschingsfeiern und Maskenbällen auf. Die Mitgliederzahl wuchs. 1906 konnte die Concordia ein eigenes kleines Streichorchester vorweisen. Einziger Wermutstropfen: Geldsorgen. Um Instrumente und Noten kaufen zu können, nahm der Verein sogar Bankdarlehen auf. Die Spenden und Mitgliedsbeiträge reichten für die Anschaffung der Pauken, Trompeten und Posaunen nicht mehr aus. Ein Preisbeispiel: Eine Tuba kostete 1897 etwa 220 Mark.

Während des Ersten Weltkriegs kam die Vereinstätigkeit völlig zum Erliegen. Lediglich das Militär musizierte noch. Nach Kriegsende schlossen sich 1919 die überlebenden Mitglieder des Musikvereins Concordia 1883 mit der Musikgesellschaft 1908 zusammen. Neuer Vereinsname: "Musikverein 1883 Vilbel".

Doch die Geldsorgen des Vereins und seiner Mitglieder bestanden in der Nachkriegszeit immer noch, nahmen merklich Repertoire von Verdi bis Ellington zu. Die Gartenfeste und Abendunterhaltungen der Gründungsjahre wurden selten. Mitten in der Wirtschaftskrise 1926 mußte sogar das geplante Weihnachtskonzert abgesetzt werden. Die Gründe, so steht es in der Chronik: "Große Arbeitslosigkeit und Geldmangel". Selbst der Maskenball des folgenden Jahres fiel der schlechten Finanzlage zum Opfer.

"Damals mußte jeder Musiker sein Instrument selbst kaufen", erinnert sich Johann Kroner (82), langjähriger Chef und seit 1974 Ehrenvorsitzender der Stadtkapelle, an das Jahr 1927. Im Alter von 16 Jahren trat Kroner damals in das Streichorchester des Musikvereins ein. Seine Geige (privaten Violinenunterricht hatte er schon zuvor erteilt bekommen) brachte er zu den Proben im Gasthaus "Zum Forsthaus" in der Ritterstraße mit. Dorthin mußte auch Kontrabaßspieler Wilhelm Schmidt aus Massenheim marschieren - und sein mächtiges Instrument tragen. "In den 30er Jahren waren die Verkehrsverbindungen halt nicht so gut wie heutzutage", schmunzelt Kroner.

Nach der Weltwirtschaftskrise ging es wieder aufwärts mit Blaskapelle und Streichorchester: Die Musiker gaben Konzerte und spielten auf Vilbels Waldfesten. Dirigent Max Villinger komponierte den Musikanten sogar einen eigenen "Vilbeler Marktwalzer". Kostprobe des Textes von Richard Bieler: "Wenn die Sonne brennt so heiß mitten im August, gibt es keine andere Wahl, du nach Vilbel mußt." Seit 1936 gab der Verein außerdem regelmäßig Platzkonzerte am Alten Rathaus und vor dem Volkshaus (heute: Kurhaus).

In die Zeit der Nazi-Herrschaft fiel auch die höchste Auszeichnung des Orchesters: Am 5. August 1939 wurde der Musikverein 1883 vom damaligem Bürgermeister Josef Seitz zur "Stadtkapelle" ernannt. Die Aufgabe des so geehrten Vereins: Die musikalische Umrahmung öffentlicher Feiern.

Auszeichnung hin, Auszeichnung her: Der Zweite Weltkrieg bedeutete wieder das vorläufige Aus für die Musiker. Erst Ende 1946 erhielt die Stadtkapelle die Genehmigung zur Neugründung.

Seitdem ist die Blaskapelle (ein Streichorchester gibt es nicht mehr) aus dem kulturellen Leben der Brunnenstadt nicht wegzudenken: Die Gründung eines Jugendorchesters, Konzerte auf Plätzen und in Sälen, Karnevalsitzungen, Kindermaskenbälle, die Mitwirkung am Bad Vilbeler Markt, den Burg- und Waldfesten brachte dem Verein zum 100sten Geburtstag die Pro-Musica-Plakette für die besondere Pflege und Förderung des kulturellen Lebens ein. Als Aushängeschild der Kurstadt Bad Vilbel knüpfte die Stadtkapelle Verbindungen zu den Partnerstädten Glossop in England sowie Brotterode in Thüringen.

1986 machten die Musiker erneut von sich reden. Als erster Mitgliedsverein im Landesmusikverband Hessen wählten sie eine Frau zu ihrer Vorsitzenden: Heike Klause, die damals noch ihren Mädchennamen Spiegler trug.

Heute zählen etwa 200 Frauen und Männer zu den Stadtkapellen-Mitgliedern. Knapp 50 davon proben wöchentlich im neuen Vereinsquartier, dem Anbau am Bad Vilbeler Marktpavillon. Seit 1989 üben die Stadtmusikanten zusätzlich auf Wochenendseminaren unter Leitung von Berufsmusikern für die jährlich etwa 20 Auftritte. Um den Nachwuchs zu fördern, hat die Stadtkapelle außerdem musikalische Früherziehung an der Blockflöte im Programm. Unter Anleitung von fünf Musiklehrern proben 28 Mädchen und Buben sowie zwölf Jugendliche.

Das Repertoire der Stadtkapelle unter Dirigent Hans Atamaniuk reicht "von Verdi bis zum Jazz", so der Vizevorsitzende Erich König. Der Verein wolle sich deutlich gegen das "Ernst-Mosch-Niveau" abgrenzen. Getreu dem alten Vereinsziel: Musik in edelster und bester Weise.

Glücklicher Sieger gewährt Fans einen Bonus Rot für Vitiello / Ärger um Top-Zuschlag / Starker Haub / Bad Homburg - Offenbach 2:3 (1:2)

Die Erleichterung über den am Ende doch noch mühevollen Sieg war OFC- Trainer Buchmann anzusehen. Und Präsident Rocker brachte die Gefühle auf den Punkt, als er seine Verspätung zur Pressekonferenz mit den Worten "Ich war noch beten" entschuldigte. Es war ihnen unverständlich, weshalb ihr Team nach überlegenem Spiel in der ersten Hälfte und einem beruhigenden 3:1-Vorsprung so sehr zurücksteckte.

Eine Möglichkeit, dies zu erklären, wäre wohl die Tatsache, daß die Bad Homburger ob des klaren Vorsprungs und der Überlegenheit der Gäste nichts mehr zu verlieren hatten und plötzlich herzerfrischenden Fußball spielten. Der eingewechselte Röder hatte daran den größten Anteil. Nach nur 20 Minuten mußte Libero Rotermund verletzt ausscheiden. Für ihn übernahm Pasqualotto die Rolle des Abwehrchefs, und Röder ging ins Mittelfeld. Darüber hinaus gab Haub seinem Widersacher Albert so manches Rätsel auf, und aus der vorher einseitigen Partie entwickelte sich eine spannende und gutklassige Begegnung, aus der die Gäste zwar glücklich, aber aufgrund der ersten Hälfte und der vielen Chancen als verdienter Sieger hervorgingen.

Nach der frühen Führung durch Haub - er verwertete einen von Babicic an Dzihic verschuldeten Foulelfmeter - waren die Offenbacher klar überlegen und berannten das gegnerische Tor nahezu pausenlos. Die Platzherren schienen in dieser Phase völlig überfordert. Koutsoliakos verwertete eine der vielen Mmöglichkeiten zum Ausgleich, den Biehrer kurz vor dem Wechsel die sehenswerte Führung folgen ließ. Nach der Pause gelang Behlil das 3:1, und keiner der Anwesenden hätte auch nur noch einen Pfifferling auf die Gastgeber gewettet. Dann war es Haub, der nach guter Vorarbeit von Röder den Anschlußtreffer erzielte - das Zittern für den OFC begann.

Der bis dahin beste Offenbacher, Sempruch, wurde von Buchmann ausgetauscht, dadurch das Mittelfeld, in dem besonders Figas enttäuschte, nahezu aufgegeben, und Libero Biehrer war nun vornehmlich mit Abwehraufgaben beschäftigt. Seine durchdachten Vorstöße blieben aus. Daß der mögliche Ausgleich doch nicht fiel, haben sich die Gastgeber zum einen selbst zuzuschreiben. Zu nervös agierte man bei den sich bietenden Chancen. Zum anderen haderten sie mit dem Schiedsrichter, der ihnen einen möglichen Strafstoß verweigerte und dann Vitiello kurz vor dem Abpfiff nach einem eher harmlosen Foul des Feldes verwies.

Für Aufregung vor der Partie sorgte ein Topzuschlag, der im Vorfeld nicht angekündigt war. Zwar wird dabei gegen Vorlage der Eintrittskarte beim nächsten Heimspiel ein Bonus von drei Mark berechnet, doch staunten die meisten Besucher aus Offenbach. Also eine für sie wirkungslose Maßnahme. Dazu Rocker: Gegen einen Topzuschlag ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Nur sollte dies vorher bekanntgegeben werden. Wir werden deshalb den Kickers-Anhängern ebenfalls diesen Bonus berechnen, wenn sie bei unserem nächsten Heimspiel eine Eintrittskarte vorlegen. Eine sicherlich nicht alltägliche Geste. STEFAN HOFER

Bad Homburg: Voigt; Rotermund (20. Röder); Kall, Neumann, Ziegler, Müller, Pasqualotto, Richter, Vitiello, Haub, Dzihic (76. Skelecic).

Offenbach: Keffel; Biehrer; Bibicic (71. Schmidt), Albert, Schummer, Gramminger, Sempruch (59. Wolf), Figas, Schneider, Behlil, Koutsoliakos.

Tore: 1:0 Haub (2., Foulelfmeter), 1:1 Koutsoliakos (12.), 1:2 Biehrer (42.), 1:3 Behlil (46.), 2:3 Haub (59.).

Schiedsrichter: Stryz (Künzell).

Ein Krimi ohne Ende Ariel Dorfmans "Death and the Maiden" im English Theater

Es fehlt nichts von dem, was ein Erfolgsstück auszeichnet. Klar umrissene Charaktere mit einem Rest Geheimnis, damit die Sache bis zum Schluß spannend bleibt, Gewalt in Worten und Werken und eine prägnante Bühnenmusik, die den vielsagenden Titel gratis mitliefert - Schuberts berühmtes Streichquartett. Ein wenig klingt die Vermarktungsstrategie sogar im Untertitel des englischen Originals durch - "A Moral Thriller" nennt Ariel Dorfman sein zunächst in spanischer Sprache veröffentlichtes Drama, dagegen prunkt die deutsche Gattungsbezeichnung in biederer Sachlichkeit: "Stück in 3 Akten". Wie wäre es mit "Krimi", einem Übersetzungsvorschlag des Frankfurter Oberbürgermeisters? Andreas von Schoeler ließ den Wahlkampf auf der Bühne ausklingen, in seiner kurzen Begrüßung wünschte der Premierengast dem Politreißer mit Nutzanwendung einen glücklicheren Ausgang als dem selbst erlebten Krimi vor acht Tagen.

Nach diversen Inszenierungen in der Region und zuletzt in Boris von Emdés Goethe-Theater bringt nun das English Theater Frankfurt die vom chilenischen Autor selbst stammende, im Juli 1991 in London uraufgeführte englische Fassung "Death and the Maiden". Eine bleierne Zeit langjähriger Diktatur lastet noch zentnerschwer auf diesen drei Menschen, die mit der chilenischen oder, nach dem Willen des Verfassers, auch irgendeiner anderen jüngsten Vergangenheit fertigwerden müssen. Etwaige Ähnlichkeiten mit der Situation von Überlebenden aus abgewirtschafteten Gesellschaftssystemen sind durchaus beabsichtigt. Überall, so der politische Allgemeinheitsanspruch des Stücks, könnte dergleichen vorgefallen sein, warum nicht auch im gestylten Nirgends dieses sogenannten "Bühnenbilds" von Wilhelm Hein Krahn. Die Sitzgarnitur aus dem Schaufenster eines besseren Möbelhauses paßt immerhin zu dem gleichfalls von Krahn entworfenen Interieur des English Theaters und den schicken Kostümen von Sylvia Stulz.

Vielleicht ist aber auch gerade solch neutrale Beliebigkeit das ideale Terrain für die spannungsreiche Auseinandersetzung des Trios auf der Bühne, die Regisseur Martin Harvey sehr konzentriert gestaltet hat. Dabei nimmt er in der Zeichnung der Charaktere eine überraschende, fast scheint es parteiliche Akzentverschiebung vor, die der Tendenz anderer Inszenierungen eigentümlich widerspricht. Nicht die während der Militärdiktatur verhaftete und vergewaltigte Paulina, die in einem Zufallsgast ihres Mannes den besonders raffinierten Peiniger von einst wiederzuerkennen glaubt, rückt in den Mittelpunkt, sondern ihr weicher, "kompromißlerischer" Gatte. Judith Rosenbauers Paulina ist nur die starke Frau, die fünfzehn Jahre einzig auf diesen Augenblick der Genugtuung hin gelebt hat. Die Gestik des geschlagenen, verschreckten Kindes zu Beginn bleibt Pflichtprogramm, das die Kür des geradezu professionell agierenden Racheengels vorbereitet.

So eindimensional wie diese Figur entwickelt wird, kann sie kaum Sympathie beanspruchen und den "Mitleidsbonus" erringt allein ihr Ehemann Gerardo. Sehr facettenreich, gewissermaßen ganz subtil gebrochen und verunsichert, gibt Paul Arlington diesen Rechtsanwalt, der als Vorsitzender einer Untersuchungskommission die staatlich sanktionierte Rechts- und Unrechtsfindung vertritt. Differenziert, fast chamäleonartig, zeichnet auch Robert Morris den mutmaßlichen Folterarzt Miiranda, der sich als der "good guy" einst das Vertrauen seines Opfers mit Hilfe der Musik Schuberts erschlich, um die Hoffende hernach um so grausamer zu mißhandeln. Beredte Körpersprache unterstreicht die Charakterlosigkeit des eitlen Schwätzers, der noch als gefesselte Leidensgestalt ganz undurchdringliche Fassade bleibt. Eine glückliche Lösung findet dieser, gegen Ende unnötig gedehnte Krimi nicht. Das Nachspiel auf dem Theater, eine stumme Begegnung von Täter und Opfer in einer Konzertpause, wird zum Vorspiel einer Normalität des Weiterlebens, die ähnliche Fälle für die Zukunft nicht ausschließen kann. (Vorstellungen täglich außer montags, 20 Uhr, bis zum 15. Mai in der Kaiserstraße 54). MICHAEL GRUS

Montag, 15. März

Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef". Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester; Hindemith-Saal: 19.15 Uhr, Einführungsvortrag zum Konzert im Großen Saal; Mozart Saal: 20 Uhr, 4th St. Patrick's Day Celebration Festival mit Deiseal, Fallen Angels und Bachelors Walk.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Joy.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano Solo.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Gary Lucas.

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater: 20 Uhr, Torsten Zwingenberg & Band. Literatur Kammerspiel, Neue Mainzer Straße 17: 20 Uhr, Friedrich-Karl Praetorius liest "Liebe Carmen".

Buchladen/Café Ypsilon, Berger Str. 18: 20.30 Uhr, Lesung und Gespräch Hazel Rosenstrauch: "Beim Sichten der Erbschaft". Kino / Filme Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20 Uhr, "Andrej Rubljew - ein Film über den berühmtesten russischen Ikonenmaler des 15. Jahrhunderts". Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 13 im Anzeigenteil. Museen / Galerien Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge/Diskussionen Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a: 20 Uhr, Audiovision "Toscana und Venedig".

Kultur im Dritten / KaEins Lehrerkooperative, Kasseler Straße 1 a: 20 Uhr, Diskussion "Rechtsradikale Gewalt - ein Versäumnis der '68er?". Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Dienstag, 16.3., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstraße 1; Dienstag, 16.3., 17 bis 20 Uhr, Höchst, DRK-Heim, Hostatostraße 35; Mittwoch, 17.3., 15 bis 20 Uhr, Nordweststadt, DRK-Heim, Einkaufszentrum, Nidaforum 2; Freitag, 19.3., 17 bis 20 Uhr, Griesheim, DRK-Heim, Hartmannsweiler Straße 77 a.

Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.

Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.

Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch.

Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 11 Uhr, Treff; 16.30 Uhr, Literaturkreis.

Institut für Sozialarbeit, Treff Rothschildpark, Oberlindau 20: 10 Uhr, Aquarellmalen; 15 Uhr, Sprichwörter und Redensarten aus Deutschland und vielen anderen Ländern.

Briefmarkensammler-Verein Ffm.Nord: 18 Uhr, Tauschabend; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstr. 15-17, Tel. 65 14 01; Apotheke am Rebstock, Akkermannstr. 82, Tel. 73 42 62; Apotheke an der Kleinmarkthalle, Berliner Str. 16, Tel. 28 17 03; Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Höhen-Apotheke, Berger Str,. 97, Tel. 44 68 21; Marien-Apotheke am Marbachweg, Eckenheim, Eckenheimer Landstr. 244, Tel. 56 34 26; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 46, Tel. 77 63 64; Taunus-Apotheke, Höchst, Kasinostr. 26, Tel. 31 81 68; Titus- Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Metzger, Vogelsbergstr. 32, Ffm.1, Tel. 44 20 16; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Montag, 15. März

Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 284580: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef". Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester; Hindemith-Saal: 19.15 Uhr, Einführungsvortrag zum Konzert im Großen Saal; Mozart Saal: 20 Uhr, 4th St. Patrick's Day Celebration Festival mit Deiseal, Fallen Angels und Bachelors Walk.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Joy.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano Solo.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Gary Lucas.

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater: 20 Uhr, Torsten Zwingenberg & Band. Literatur Kammerspiel, Neue Mainzer Str. 17: 20 Uhr, Friedrich-Karl Praetorius liest "Liebe Carmen".

Buchladen/Café Ypsilon, Berger Str. 18: 20.30 Uhr, Lesung und Gespräch Hazel Rosenstrauch: "Beim Sichten der Erbschaft". Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5.5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.); Städelschule, Dürerstr. 10: Mo. bis Sa., 9 bis 21 Uhr; Rauminstallation "Tree Stump Stop" von Claudio Vekstein (bis 3. 4.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9.5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres). Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Russische Kinder malen den Struwwelpeter" (bis auf weiteres).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: tgl. außer Mo. 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Frédéric Bruly Bouabré (bis 4. 4.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Telefon 28 10 85: von Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., von 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Herbert Wenzel - Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Alfred Hrdlicka zum 65. Geburtstag - Zeichnungen, Bronze, Grafik (bis 15. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Christa Näher - Kentauren (bis 19. 4.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u.n.V.; "Armin Gehrets kleines Welttheater" - farbige Zeichnungen (bis 23. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Runwalt - Waltrun Meyer-Pahl (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 10 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie für zeitgenössische Kunst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di./Mi., 17 bis 20 Uhr, Do./Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Nils-Udo "Winterblätter" - Fotografien und Tuschearbeiten (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Constantin Jaxy - "Schattenboxen" (bis 7. 5.).

Anwaltskanzlei, Höhenstraße 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).

"Starlight Express" rollte durch Bürgerhaus Begeisternder Auftakt der Großkrotzenburger Kulturwochen

GROSSKROTZENBURG. Grell heben sich die Lichter vom dunklen Hintergrund ab. Grauer Nebel legt sich über die Bühne wie Dunstwolken, die einst die Ankunft der Dampflokomotiven ankündigten. Tänzer rollen mit pulsierenden Armbewegungen, die die Räder des "Dampfrosses" imitieren, in den Saal und drehen gleichförmig Runde für Runde. Szenen aus dem Webber-Musical "Starlight Express", das seit Jahren mit großem Erfolg in Bochum aufgeführt wird. Die Akteure des "Roller Express" aus Klein-Krotzenburg haben ihre Bühnenshow nach Motiven des Erfolgsmusicals zusammengestellt. Die rollenden Tänzer eröffneten gemeinsam mit den "Original Krotzebojern" am Samstagabend die Großkrotzenburger Kulturwochen, die bis zum 28. März ein buntes Programm aus Konzerten, Filmen und Vorträgen bieten.

Mit einem derart großen Andrang zur diesjährigen Auftaktveranstaltung hatte selbst der Organisator, Hauptamtsleiter Groß, nicht gerechnet. Mehr als 400 Besucher waren am Samstag zum Gala-Abend in das Bürgerhaus der Gemeinde gekommen. Wer später eintraf, fand kaum noch Plätze. Die meisten waren freilich gekommen, um die "Original Krotzebojer" zu hören und Walter Euler, der durchs Programm führte. Die lokalen Musik-Matadore boten ein Zwei-Stunden-Programm, das begeistert aufgenommen wurde. Es war eine Mixtur aus Melodien der 50er Jahre, volkstümlicher Walzer, den obilgatorischen Glenn-Miller-Stücken und modernen Rock- und Popeinlagen.

Eher für den jüngeren Geschmack waren Musik und Tanzversionen des "Starlight Express" am Ende des Programms. Fast schon akrobatischen Charakter erreicht die Show, wenn die elf Läufer über eine Rampe von der Bühne in den Zuschauerraum und zwischen die einzelnen Stuhlreihen glitten.

Seit 1991 steht die Roller-Truppe unter der Leitung von Marlies Ott. 25 Mal haben sie seitdem das komplette Musical aufgeführt. In Großkrotzenburg zeigte sie am Samstag abend lediglich Szenenausschnitte des "Starlight Express". Angetan mit den fantasievollen, selbstgeschneiderten Kostümen einer E-Lok, einer Diesel- und einer Dampflokomotive erzählten die Klein-Krotzenburger die Geschichte der Dampflok Rusty, die sich unglücklich in einen Triebwagen verliebt. Aus Liebe gewinnt Rusty dennoch das Wettrennen gegen die Konkurrenz der Diesel- und E-Loks.

Einziger Mangel der Aufführung: Eine äußerst schlechte Akustik. alu

Paul-Ehrlich-Preis an Biomediziner verliehen

vo FRANKFURT A. M., 14. März. Die Biomediziner Philippa Marrack, John W. Kappler und Harald von Boehmer haben am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den mit 90 000 Mark dotierten Paul- Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis erhalten. Sie wurden für ihre "bahnbrechenden Erkenntnisse" auf dem Gebiet "der Antigenerkennung durch die zelluläre Immunabwehr" ausgezeichnet. Der Preis ist eine der angesehensten deutschen Auszeichnungen in der Medizin.

(Weiterer Bericht im Lokalen)

Spiele am Nachmittag

KELKHEIM. Einen Spielnachmittag für Kinder und Jugendliche veranstaltet die Stadtbücherei Kelkheim am Mittwoch, 17. März.

Beginn des unterhaltsamen Nachmittags ist um 15 Uhr.

Beute hat sich gelohnt - doch wie lange noch?

WÖLFERSHEIM / RANSTADT. Reiche Beute machten Einbrecher in der Nacht zum Freitag in der Melbacher Gartenstraße. Laut Polizeibericht stahlen sie eine größere Menge Bargeld, zwei goldene Herrenhalsketten, eine Lederjacke, 140 Swatch-Uhren, eine Seidenbrücke, 15 Soul-CDs und zwei Videorecorder.

Der Schaden wird auf 60 000 Mark geschätzt. Die Kripo sucht nach Hinweisen auf die Täter.

"Nur" 1000 Mark Schaden entstand in derselben Nacht bei einem Einbruch in einen Ranstädter Friseursalon. Eine Stereoanlage und das Wechselgeld sind seither verschwunden. Ebenfalls in der Nacht zum Freitag wurde in Nidda ein blauer VW-Passat Kombi gestohlen. Man fand ihn später in der Hohensteiner Straße wieder. Ohne Autoradio. nes

Kindergarten-Anmeldung

KRIFTEL. Bis 31. März sollten Eltern ihren Nachwuchs für einen Kindergartenplatz bei der Gemeindeverwaltung anmelden: Es werden nur Jungen und Mädchen aufgenommen, die bis zum 30. Juni ihr drittes Lebensjahr vollendet haben.

Nachrichtenredaktion, z. Hd. Herrn Daniel Riegger

FÜR DIE LABOR-REGIERUNG WURDE DIE GST DER OPPOSITION ZUM RETTER

Unerwartete Wiederwahl der Regierung Keating durch das verschreckte Wahlvolk

Von unserem Korrespondenten Boris B. Behrsing, (Sydney)

,,Der australische Houdini,' verglich ein enthusiastischer TV-Ansager in Sydney den australischen Labor-Premierminister Paul Keating nach seinem unerwarteten Wahlsieg am Samstag mit dem ungarisch-amerikanischen Entfesselungskünstler Harry Houdini, alias Ehrich Weiss, der Anfangs der 1990er Jahre mit seinen Kunststücken, durch die er sich aus den ausweglosesten Fessellagen befreite, internationale Schlagzeilen machte.

Dem früheren Schatzkanzler, der Ende 1991 seinen Parteifreund Bob Hawke als Vierminister aus dem Amt stieß und sich von der Labor-Fraktion zum neuen Regierungschef wählen ließ, ist das nahezu Unmögliche gelungen.

Im Sportzentrum seines Geburtsort Bankstown im Wahlkreis Blaxland, den er seit 24 Jahren als Abgeordneter vertritt, erklärte sich der 49jährige Paul Keating noch in der Nacht zum Sonntag zum Sieger der Wahl, bevor noch Oppositionsfährer Dr. John Hewson die Niederlage der Koalition eingestanden hatte.

,,Dies ist der süßeste Sieg von allen,' verkündete der triumphierende Keating. Bisher war er Premierminister nur durch Fraktionsbesschluß, jetzt ist er es auch durch den Volksentscheid.

Nach zehn Jahren im Amt, trotz einer selbstverschuldeten Rezession, einer auf über elf Prozent gestiegenen Arbeitslosigkeit und einer auf einen Rekord von 168 Mrd. Australien-Dollar gestiegenen Auslandsverschuldung in ihrer Bilanz ist die Labor-Regierung unter Premierminister Paul Keating am Samstag vom australischen Wahlvolk wiedergewählt worden. Voraussichtlich sogar mit einer verstärkten Mehrheit im Canberraer Repräsentantenhaus.

Es ist ohne Präzedenz in Australiens Geschichte, daß die Labor Party zum fünften aufeinanderfolgenden Mal an die Regierung gewählt wurde.

Die Wirtschaftsbosse des Landes hatten schon vor Monaten der enttäuschenden Labor-Regierung den Rücken gekehrt und ihre Zukunftsaspirationen auf den visionäre ,,Fightback'-Plan der konservativen Oppositionskoalition aus der Liberalen und Nationalen Partei gesetzt.

Den Arbeitgeberverbänden gehen die mikroökonomischen Reformen der Labor-Regierung, durch die die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie erhöht werden soll, zu langsam. Die Ursache dafür sehen sie in der die Reformen hemmenden Allianz der Regierung mit dem Gewerkschaftsbund ACTU.

Mit der Wiederwahl der Keating-Mannschaft haben die Australier vor allem ihre Ablehnung der von den Konservativen geplanten Einführung der 15%igen Mehrwertsteuer GST demonstriert.

Oppositionsführer Dr. John Hewson, dessen politische Zukunft noch unsicher ist, hat am Sonntag auf einer Pressekonferenz erklärt, die Koalition werde jetzt die Mehrwertsteuer aus ihrem Programm streichen. Es ist ironisch, daß ohne die Mehrwertsteuerpläne die Konservativen mit großer Sicherheit die Sieger der Wahlen geworden wären.

Der klugen Taktiker Paul Keating hatte es während der Kampagne verstanden, die Wahl in ein Referendum über die stark rechtspolitisch orientierten Reformen der Opposition umzufunktionieren. Zu den von den Konservativen beabsichtigten Veränderungen zählte auch eine Teildemontage der staatlichen Krankenversicherung ,,Medicare' und eine radikale Umgestaltung der

Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

Eins der von den Konservativen geplanten aber nicht in seiner völligen Auswirkung bekanntgegebenen Gesetze hätte scheinbar Arbeitnehmern, Weisungen der Arbeitgeber mißachten, Geldstrafen und in schweren Fällen sogar Strafhaft angedroht.

So viel Angst konnte Paul Keating seinen Landsleute vor diesen teilweise von der Opposition nicht einmal voll erklärten Reformen einjagen, dass der Anteil der Labor-Partei an den Primärstimmen um 1,9 Prozent auf nahezu 52 Prozent anstieg.

Und es war bezeichnend, daß die meisten neuen Wahlkreis von Labor in Tasmanien, Victoria und Neusüdwales gewonnen wurden - in Bundesstaaten mit konservativen Regierungen, die ebenfalls die traditionelle australische Lebensweise nach rechtsideologischen Gesichtspunkten zu reformieren versuchen.

In acht Wahlkreisen ist das Ergebnis noch offen, dort wird am Montag die Stimmenauszählung wieder aufgenommen. Aber nach dem bisherigen Trend und der letzten Computer-Projektion kann die Regierung Keating damit rechnen, im neuen, 147sitzigen Parlament mit 79 (bisher 77) Abgeordneten vertreten zu sein, während 66 Sitze (69) auf die Koalition und zwei auf Unabhängige (1) entfallen werden.

Den zum ersten Mal an einer Bundeswahl teilnehmenden Grünen, die durch ihren Einfluß auf die Labor-Regierung dazu beigetragen haben, daß so manches Ressourcen-Projekt blockiert wurde, gelang es nicht, auch nur einen Parlamentssitz zu gewinnen. Arbeitsplätze sind heute der Mehrheit der Australier wichtiger als die oft fragwürdigen Umweltschutzargumente der Grünen.

Unter dem wohlfahrtsstaatlichen Schutzschirm der Labor-Regierung, der sich trotz vieler Unzulänglichkeiten im Grossen und Ganzen recht wirkungsvoll der Rentner und wirtschaftlich schwachen Bevölkerungsgruppen annimmt, fühlen sich die Australier sicherer als in der fremden und offensichtlich überlebenshärteren Welt, die die Konservativen in diesem Wahlkampf anboten.

Die Wiederwahl seiner Regierung bezeichnete Keating als einen ,,Sieg der traditionellen australischen Werte'. Noch in der Siegesnacht versprach Keating seinen Landsleuten, die Regierung würde alles tun, um die Arbeitslosen wieder in den Arbeitsprozeß einzureihen und meinte, ,,es ist so sicher wie die Hölle, daß wir uns um die, für die wir nicht sofort einen Arbeitsplatz schaffen können, besonders kümmern werden.'

Auf seinem Programm für die nächsten Jahre stehen auch die wirtschaftliche Eingliederung Australiens in die asiatisch- pazifische Region, die Abschaffung der Monarchie und ihrer ,,alten Zöpfe' (Grossbritanniens Elisabeth II. ist auch die Königin von Australien) und die Ausrufung einer australischen Republik.

Textende - Gruß Behrsing

Ü

Peking verbannt Dissidenten

heb PEKING, 14. März. Das chinesische Ministerium für Öffentliche Sicherheit hat den erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassenen Dissidenten Wang Dan aus Peking entfernt, um ihn während der Tagung des Nationalen Volkskongresses (NVK) von ausländischen Journalisten fernzuhalten. Die jährliche Sitzung des NVK, des chinesischen Parlaments, wird am heutigen Montag in der chinesischen Hauptstadt beginnen.

Wie am Samstag aus dem Bekanntenkreis Wangs verlautete, hätten Mitarbeiter des Ministeriums Wang ins Flugzeug nach Hainandao, eine Insel vor der südchinesischen Küste, gesetzt. Er dürfe erst nach dem Ende der NVK-Tagung wieder nach Peking zurückkehren.

Wang Dan, einer der Organisatoren der Demokratiebewegung von 1989, war erst am 17. Februar aus dem Gefängnis entlassen worden. Mit offenkundiger Duldung der Behörden hatte er seither ausländischen Journalisten Interviews gegeben. Vor zwei Wochen hatte er dann in einem offenen Brief an die chinesische Polizei angekündigt, daß er weiter mit legalen Mitteln für die Demokratisierung Chinas kämpfen wolle.

Bachschau in Kelkheim

KELKHEIM. Eine Bachschau des Kelkheimer Grabens (Schmiehbach) unternimmt am Freitag, 19. März, das Wiesbadener Wasserwirtschaftsamt. Begonnen wird an der Gemarkungsgrenze Liederbach. Anlieger und interessierte Bürger können teilnehmen. Beginn ist um 11 Uhr. dia

Alles auf einen Blick - Ergebnisse und Tabellen vom Wochenende

Nur ein müder Sommerkick Correia gefiel als Libero / Wiesbaden - Aschaffenburg 1:1 (0:1)

"Restlos zufrieden" war Aschaffenburgs Trainer Manfred Brunner, denn seine Mannschaft sicherte sich einen wichtigen Punkt im Kampf gegen den Abstieg. Diese Begeisterung konnte kaum jemand teilen. Die Tore von Kloss (26.) durch einen sehenswerten Freistoß und Kirn (52.) nach einem kraftvollen Solo waren die Höhepunkte in einem auf niedrigem Niveau stehenden Spiel.

Von einem Frühlingserwachen war nichts zu merken. Eher mutete das Spiel wie ein müder Sommerkick an. Bis zur 15. Minute mußten die Zuschauer warten, ehe sie die erste Torraumszene zu sehen bekamen. Elf Minuten später bedeutete der zweite Schuß auf das Wiesbadener Tor die Gästeführung. Kloss markierte sein zwölftes Saisontor.

Die Gastgeber war phasenweise vollkommen von der Rolle. Symptomatisch war die Szene in der 35. Minute, als Weidner frei vor dem Tor der Viktoria auftauchte, doch den Ball unkonzentriert vertändelte. Situationen, die SVW-Trainer Reichenberger zur Verzweiflung brachten.

Daß die Wiesbadener nicht wie erwartet zum Zuge kamen, war auch ein Verdienst der Aschaffenburger Abwehr. Hier ließen Dalkilic und Matz ihre Gegenspieler nicht zur Entfaltung kommen. Auch wurde aus der Personalnot (nur noch zwölf Feldspieler standen zur Verfügung) eine Tugend gemacht. Der junge Correia spielte erstmals Libero und überzeugte. Wie wichtig er für sein Team war, wurde deutlich, als er eine Zeitstrafe absaß. Der SVW hatte nun seine stärksten Szenen und kam zum Ausgleich.

Als auch die letzte Großchance vergeben war, Halter frei vor Viktoria-Keeper Weiß auftauchte, den Ball aber nicht im Tor unterbringen konnte, da plätscherte das Spiel nur noch langatmig vor sich hin. NIELS BARNHOFER

Wiesbaden: Ingendae, D. Scherrer, Wolfgang, S. Scherrer, Weimer (46. Mudeyi), Bohr, Kirn, Bangel, Klinkhammer, Krüger, Weidner (46. Halter).

Aschaffenburg: Weiß, Correia, Dalkilic, Matz, Stipic, Stumpf (73. Roth), Capitanovic, Geßlein, Zürlein, Kloss, Parizon.

Tore: 0:1 Kloss (26.), 1:1 Kirn (52.).

Schiedsrichter: Crass (Frankfurt).

Zuschauer: 350.

Namen+Notizen

BARDO BAYER, Lehrer aus Rokkenberg, ist einstimmig zum Vorsitzenden der neuen SPD-Kreistagsfraktion gewählt worden. Bayer übte dieses Amt bereits in der vorigen Wahlperiode aus. Für das Amt des Kreistagsvorsitzenden schlugen die Sozialdemokraten wieder KARL KLEIN aus Niddatal vor. Bardo Bayer verband die Nachricht von seiner Neuwahl mit dem eindringlichen Appell an die Grünen, eine Zusammenarbeit mit der SPD und den Freien Wählern zu wagen. Die Mitglieder der Öko-Partei hatten sich vorige Woche geweigert, mit der FWG-Fraktion des ehemaligen Landrats Helmut Münch zu reden. Damit "stehlen sich die Grünen aus der Verantwortung", meinte Bayer im SPD-Pressedienst. Denn die Zusammenarbeit von SPD, FWG und Grünen sei die einzige Alternative zur großen Koalition der SPD mit der CDU. Mit ihrer Verweigerung "verrieten die Grünen die vielen rot-grünen Initiativen und Projekte" der vergangenen acht Jahre. In Rockenberg gebe es schon eine gute Zusammenarbeit zwischen Grünen und UWF. Die Kreistagsabgeordneten der Freien Wähler sind für Bayer "wahrlich keine Aussätzigen". Sie seien vernünftigen Argumenten zugänglich und zu Kompromissen in der Sache bereit.

Frisch-Klassiker ist in der Stadthalle zu sehen

ESCHBORN. Die "tragische Komödie" sollten Theaterfans nicht verpassen: Am Montag, 29. März, ist in der Stadthalle "Der Besuch der alten Dame" von Max Frisch zu sehen. Das Tournee-Theater Greve gastiert von 20 Uhr an mit dem Klassiker in Eschborn.

In den Hauptrollen sind Eva Kotthaus, Kurt Beck und Günther Tabor zu sehen. Wer nicht bereits um 19 Uhr an der Abendkasse Schlange stehen möchte, kann sich vorher bei Schreibwaren Jöhne in Niederhöchstadt und Schreibwaren Kraft in Eschborn eine Eintrittskarte kaufen. pms

Grüne bändeln mit der SPD an Trotz Gegensätzen Koalition in Nordrhein-Westfalen angeboten

Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

ENNEPETAL, 14. März. Trotz fundamentaler Gegensätze auf nahezu allen Feldern der Landespolitik streben die Grünen in Nordrhein-Westfalen nach der nächsten Landtagswahl im Mai 1995 eine Koalition mit den bislang alleinregierenden Sozialdemokraten in Düsseldorf an. Während Ministerpräsident Johannes Rau, SPD-Fraktionschef Friedhelm Farthmann und andere führende Sozialdemokraten aus dem Ergebnis der hessischen Kommunalwahl den Schluß zogen, daß sich die Landes-SPD noch schärfer von den Grünen abgrenzen müsse, boten sich die Grünen auf ihrer zweitägigen Landesdelegiertenkonferenz in Ennepetal flügelübergreifend als künftige Partner der SPD an. Ihr Landesvorsitzender Wolfgang Schmitt forderte die Delegierten am Sonntag auf, sich "geschlossen zur Übernahme von Regierungsverantwortung in Düsseldorf zu bekennen".

Schmitts Forderung, die grüne Programmatik "nur mit und nicht gegen die Betroffenen" durchzusetzen, wurde allerdings von den Delegierten bei zahlreichen Beschlüssen kraß mißachtet. Beim Thema Asylrecht beispielsweise mußten sich diejenigen Delegierten als "Rassisten" beschimpfen lassen, die auch nur zaghafte Einwände gegen den Mehrheitswillen der Partei artikulierten, die deutschen Grenzen für alle Menschen aus allen Ländern der Welt offen zu lassen. Und in der Schulpolitik meinte die Mehrheit der Grünen, daß der Elternwille bei der Schulwahl der Kinder "kein Politik- ersatz" sein könne.

Angesichts einer auch bei den Grünen rückläufigen Mitgliederzahl - von den rund 17 Millionen Nordrhein-Westfalen haben knapp 8000 ein grünes Parteibuch - verlangte Michael Vesper, der führende politische Kopf der grünen Landtagsfraktion, "dringend" eine Öffnung der Partei und ihrer Politik. Um dieses Ziel zu erreichen, beschloß der Parteitag, die schon im vergangenen Jahr angekündigte, aber bis heute im innerparteilichen Dickicht festgefahrene "Frauenoffensive" neu anzupacken. Wegen fehlender Frauen hat die Partei nämlich immer größere Schwierigkeiten, den selbstgestellten Anspruch zu erfüllen, alle innerparteilichen Ämter und Mandate mindestens zur Hälfte mit Frauen zu besetzen.

Stellvertretende SPD-Chefin Rita Streb-Hesse notierte in Preungesheim Mißmut über fehlende Opposition in Bonn Schelte für die Genossen vor Ort aufgenommen "Filz und Mauscheleien" / "Nur noch Gauner"

Die SPD ist bescheiden geworden: "Ich bin ja schon froh, daß die Leute mir überhaupt antworten", sagt die stellvertretende Frankfurter SPD-Chefin Rita Streb- Hesse, die in Preungesheim mit anderen Sozialdemokraten Volkes Stimme einfängt. Bei der Wahl am 7. März ist das der SPD gerade in den nördlichen Stadtteilen nicht gelungen. Und mit den Gründen hierfür halten die Befragten nicht hinter dem Berg. "Nur noch Gauner" ortet ein alter SPD-Wähler in Bonn. "Die stecken die Millionen ein und hauen ab." Deshalb, meint der Mann, der 35 Jahre der Gewerkschaft Bau, Steine, Erden angehört hat, sind die Leute wahlmüde und "haben kein Interesse mehr".

An der lokalen Politik hat's weniger gelegen, vermutet der Rentner. Dann schon eher an der "schlechten Arbeiterklasse in Frankfurt". Sein Urteil: "wenig organisiert, wenig aufgeklärt".

Das Muster wiederholt sich. Nach anderthalb Stunden und mehr als 100 Kurzinterviews vor dem HL- und Plus-Markt weiß Streb-Hesse: "Filz, Mauscheleien, keine anständige Opposition in Bonn" haben den Sozialdemokraten das Wasser abgegraben. Unter den Befragten, sekundiert ein Mitstreiter, sei nicht einer gewesen, der wegen lokaler Themen die SPD abgestraft habe.

"Wer macht etwas für uns Kleine?" fragt eine junge Frau und gibt sich selbst die Antwort: "Keiner." Die meisten ihrer Bekannten hätten deshalb die "Republikaner" gewählt. Daß die SPD im sozialen Bereich konturlos wirkt, bekommen die Genossen vor Ort immer wieder zu hören, und es dürfte bitter für sie sein.

Ein weiteres Reizwort: Asyl. "Ich habe immer SPD gewählt", bekennt ein Mann, der bei diesem Wahlgang zu Hause geblieben ist. "Die ganze Asylpolitik" nennt er als Grund für seine Wahlenthaltung. Er hat "nix gegen Ausländer", aber die Asylbewerber, die "in Scharen" hier ankämen und "gefüttert werden müssen" - da geht ihm der federbesetzte Hut hoch.

"Da wird jetzt abgerechnet", vermutet ein junger Familienvater, der sich als Wähler der Grünen zu erkennen gibt. Beim Thema Asyl habe die SPD geschlingert und auch bei den momentanen "Umverteilungskämpfen" sehe sie blaß aus. Rita Streb-Hesse hat sich's notiert. vo

Sachsen träumt von Bonner Milliarden für sanierungswürdige Ost-Betriebe Wirtschaftsminister Schommer will Firmen eine faire Überlebenschance geben und bastelt zum Mißfallen von Kanzler Kohl weiter an seinen Holdingplänen

Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) hat sich in Bonn wieder mal unbeliebt gemacht. Sein Plan einer Industrieholding zur Sanierung von Ost-Betrieben, die überlebensfähig, aber bis Jahresende von der Treuhand nicht privatisiert sind, erregt Mißfallen nicht nur bei Parteifreunden. Vor allem bei den Koalitionspartnern der Christdemokraten stößt eine Industrieholding, die Opposition und Gewerkschaften seit der Wende fordern, auf Ablehnung. CSU-Finanzminister Theo Waigel ist sie zu teuer, für FDP-Wirtschaftsminister Günter Rexrodt nicht mit ordnungspolitischen Grundsätzen vereinbar. Auf Druck von Kanzler Helmut Kohl, der vor Abschluß des Solidarpakts nicht noch einen Koalitionskrach riskieren wollte, mußte Schommer seine Holdingpläne erst einmal wieder in der Schublade verschwinden lassen.

Trotzdem will der Minister nicht nachgeben. Mit dem Bekenntnis, die ostdeutschen Industriekerne retten zu wollen, sei es eben nicht getan. Geld, Sanierungsfristen, klare Rahmendaten und vor allem schnelles Handeln seien endlich nötig, wolle man den Ost-Betrieben wirklich eine faire Chance geben: "Sonst ist es besser und billiger", so Schommer im Gespräch mit der FR, "die restlichen Treuhandbetriebe gleich zu schließen."

So weit will er es nicht kommen lassen. Doch auch Schommer konnte den dramatischen Niedergang der sächsischen Industrie bisher nicht bremsen. In wichtigen Branchen wie dem Fahrzeug- und Maschinenbau oder der Textilindustrie geht es seit dem Fall der Mauer ständig bergab. Die Dramatik des Strukturwandels beschreibt er so: In seinem Heimatland Nordrhein-Westfalen klage man bei 17 Millionen Einwohnern über den drohenden Verlust von 40 000 Arbeitsplätzen. "Hier in Sachsen leben nur 4,6 Millionen Menschen - allein in der Metall- und Elektroindustrie aber sind 400 000 Stellen in zwei Jahren weggefallen."

Als erstes der neuen Länder schloß Sachsen bereits vor einem Jahr ein Sanierungsabkommen mit der Treuhand, um die Deindustrialisierung zu stoppen. Ausgesuchte Betriebe, vom Land angemeldet zur Sanierung (abgekürzt: Atlas), sollten, obwohl in Bundesbesitz, auch von Dresden Geld und Beratung bekommen. Treuhandchefin Birgit Breuel versprach Schommer dafür nach langen Verhandlungen, die Investitionsbremse in solchen Betrieben zu lösen und mit Bürgschaften für den Aufbau neuer, wettbewerbsfähiger Sortimente und Produktionslinien geradezustehen. Da die Wirtschaftsflaute eine Übernahme von Ost-Betrieben für West-Unternehmen uninteressant macht, muß vorerst der Staat das Sanierungsrisiko tragen. Ende Januar, so Schommer, waren noch 566 Industriebetriebe Sachsens mit 98 000 Beschäftigten in Treuhandbesitz. 145 davon hat das Atlas-Team des Landes bisher der Treuhand als regional bedeutsam benannt, bei 48 wurde eine gemeinsame Sanierung vereinbart. Schommer schätzt, daß in Sachsen zum Jahresende etwa 150 Betriebe mit 50 000 bis 70 000 Arbeitsplätzen, in ganz Ostdeutschland 300 bis 400 Unternehmen übrigbleiben, für die von der Treuhand, die dann ihr operatives Geschäft einstellen will, kein Käufer gefunden wurde.

"Diesen Unternehmen müssen wir eine faire Chance geben, im Wettbewerb zu bestehen", sagt der CDU-Mann. Die 120 Milliarden Mark, die laut Treuhand bisher zur Sanierung eingesetzt wurden, seien nur "Überlebenshilfe" gewesen, für Sozialpläne und Lohnzahlungen verwandt worden, aber nicht für Investitionen, um die Betriebe wettbewerbsfähig zu machen. Schommer weiß, warum: "Wenn wir die Ost-Betriebe staatlich sanieren, gibt das einen harten Verdrängungswettbewerb mit der westdeutschen Konkurrenz." Und dafür bräuchten die Ossis nun die richtige Unternehmensform: "Eine privatwirtschaftlich organisierte Holding mit hochkarätigen Managern vom Schlage Abs oder Rohwedder, zwar mit Steuergeldern ausgestattet, aber fern von jedem politischen Einfluß."

Die Treuhand als öffentlich-rechtliche Anstalt sei dafür denkbar ungeeignet: "Die steckt voller Investitionshemmnisse. Wenn da ein Betrieb investieren will, muß er nicht nur seinen Aufsichtsrat überzeugen, sondern in Berlin erst den Branchendirektor, den Lenkungsausschuß und die Controllingabteilung. Bei Großprojekten kommt dann noch der Vorstand und der Verwaltungsrat, in Bonn zudem der Finanzminister - und schließlich reden auch noch der Rechnungshof, der Fachausschuß Treuhand und die Länderministerkonferenz mit rein. Ein unternehmerisches Handeln ist da doch nicht möglich!"

Die Vorteile einer großen Holding für Schommer: Die knappen Managementkapazitäten werden zentral genutzt, die Sanierung läßt sich nach privatwirtschaftlichem Vorbild organisieren. "Auch Daimler-Benz steuert so Hunderte von Einzelbetrieben." Kurze Entscheidungswege wären gewährleistet. Staatsferne brächte "ein Aufsichtsrat, in dem nur Top-Manager und Banker, aber kein einziger Politiker und Beamter sitzen darf".

Auch zusätzliche Details hat Schommer mit dem Ex-Treuhand-Manager Karl Schirner und dem sächsischen IG-Metaller Hasso Düvel bereits ausgetüftelt. Am wichtigsten ist die Finanzierung. Die neue Holding soll, so der Plan, sanierungsfähige Betriebe von der Treuhand übernehmen. Diese müßte dazu Mittel für Investitionen und Verlustausgleich bereitstellen, die jede Firma als Rückstellungen in die Bilanz bekäme. Ist das Geld verbraucht, muß die Sanierung geschafft sein - oder das Unternehmen muß schließen. "Eine Quersubventionierung in der Holding zwischen gut- und schlechtgehenden Betrieben oder ein ständiges Nachschießen von Land oder Bund darf es nicht geben."

Bleibt die Frage, was das ganze kostet. 250 000 Mark sind, so der Minister, für den Erhalt eines Industriearbeitsplatzes nötig. Für die 50 000 Stellen in sanierungswürdigen sächsischen Betrieben wären also allein 12,5 Milliarden Mark erforderlich, für ganz Ostdeutschland leicht das Drei- bis Vierfache. Kein Wunder, daß Schommer die gewaltige Aufgabe dem Bonner Finanzminister zuschieben möchte: Hauptgesellschafter der Industrieholding mit ihren 300 bis 400 Betrieben soll der Bund sein, einen kleinen Teil sollen die Banken übernehmen.

THOMAS WÜPPER (Berlin)

Diskussion: Sind "68er" schuld an rechter Gewalt?

"Die Gewalt gegen Minderheiten geht vor allem von Jugendlichen aus. Es stellt sich die Frage, was in den letzten Jahren versäumt worden ist." Unter dieser Fragestellung findet am heutigen Montagabend, 15. März, 20 Uhr, im "KA Eins" (Öko-Haus, Kasseler Straße 1) eine Podiumsdiskussion statt. Veranstalter ist der Diskussionszirkel Frankfurter Kulturpolitik.

Unter dem Motto "Rechtsradikale Gewalt - ein Versäumnis der 68er?" diskutieren Nora Räthzel vom Institut für Migrations- und Rassismusforschung in Hamburg, der Fan-Soziologe Dieter Bott und Konrad Schacht als Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden. clau

Lemprière und das Wörterbuch Übersetzerstreit um Norfolks Roman geht weiter

MÜNCHEN. Die Liste ist lang, und sie ist niederschmetternd. In 108 englisch/ deutschen Sätzen und vier längeren Textbeispielen im Kontext versammeln die elf renommierten Übersetzer, die seit ihrem offenen Brief im Dezember Sturm laufen gegen die Übersetzung von Lawrence Norfolks Roman "Lemprières Wörterbuch", ihre Belege für falsche idiomatische Wendungen, lächerliche Wortwörtlichkeiten, semantische und syntaktische Fehler im Werk ihres Kollegen Hanswilhelm Haefs. Von Unfähigkeit und Schlamperei ist die Rede, die mehr noch als dem unter Zeitdruck gesetzten Haefs dem Bertelsmann-Verlag und seinem Lektor Karl Heinz Bittel anzukreiden sei.

Der hockte nun, sichtlich mitgenommen, im Münchner Gasteig auf dem Podium, sekundiert von Klaus Podak, der die Vorabpropaganda für den Bestseller als erster in einem Beitrag für "TTT" befördert hatte; der Fernsehhommage folgte auf dem Fuße ein hymnisches Porträt des 28jährigen Wunderkindes Norfolk in der von Podak verantworteten Wochenendbeilage der "Süddeutschen Zeitung". (Der Gerechtigkeit halber und um alle Mafia-Amigo-Theorien, die an diesem Abend auch geäußert wurden, ein bißchen zu konterkarieren, sei aber doch angemerkt, daß in der Zeitung des Ex-Bertelsmanns Podak nach Erscheinen des Buches eine durchaus differenzierte und keineswegs jubelnde Rezension durch Fritz Göttler stattfand.)

Podak und Bittel, angetreten, die Übersetzung zu verteidigen, sahen sich Burkhard Kroeber gegenüber, einem der elf attackierenden Übersetzer, berühmt geworden durch seine Übertragung von Ecos "Rose"-Roman, der sich einen trefflichen Assistenten mitgebracht hatte, den Münchner Anglisten Klaus Bartenschlager. Im Wortsinn moderierend tätig, nämlich die Emotionen, Verletztheiten und Polemiken halbwegs beschwichtigend: Hanser-Lektor Christoph Buchwald.

Die Front war von vornherein klar abgesteckt und ging quer durchs Publikum, das sich überwiegend aus Übersetzern und (Bertelsmann-)Verlagsleuten zusammensetzte: hie die Kritiker, die anhand ihrer Fallbeispiele vorführten, in welchem Ausmaß Haefs sich an der deutschen Sprache und leider auch am Sinn des Originals versündigt habe, dort die Verteidiger, die sich aufs konkrete Beispiel kaum einlassen mochten. Sie zogen mit einer allgemeinen Übersetzungstheorie ins Feld, die selbst die offensichtlichsten Fehler noch als Intention eines Übersetzers gelten läßt, der ein eigenwilliges englisches Werk kongenial in eigenwilliges Deutsch überträgt.

Nun ist zumindest in den 108 tatsächlich höchst eigenwillig übersetzten Beispielen, die Kroeber im Namen der Elf vorstellte, rein gar nichts zu merken von der angeblichen "Sperrigkeit" des Originals. "To catch the words" (zu Deutsch: verstehen) etwa ist stinknormales, modernes Englisch, "die Wörter fangen", wie Haefs übersetzt, tönt eigenwillig, ist aber im plattesten Sinn wortwörtlich. Der Arno Schmidt-Touch, mit dem Haefs den Norfolk-Schmöker überzieht, scheint im Original kaum vorhanden zu sein.

Professor Bartenschlager attestierte dem Roman, durchgänigig im modernen Englisch geschrieben zu sein. Über die Wortfehler der Liste hinaus wies er auf gravierende Mängel in der strukturellen Übertragung des Romans hin: die Anfangs- und Schlußszene des 700-Seiten- Werks sei in sprachlich identischen Wendungen geschrieben, die Haefs aber unterschiedlich übersetzte. Trotz inständiger Bitten Buchwalds war es nicht möglich, Podak und Bittel dazu zu bewegen, auf diese konkreten Punkte einzugehen.

Die Fronten wankten nicht. Und das war ja auch nicht zu erwarten gewesen. Oder hatten die elf Übersetzer im Ernst geglaubt, daß der großmächtige Bertelsmann-Verlag, der mit bislang 150 000 verkauften Exemplaren ein blendendes Geschäft gemacht hat, seinen Bestseller einstampfen und neu übersetzen lassen würde? Ach wo, so naiv sind nicht mal Idealisten. Diese Forderung gehört zum propagandistischen Feuerwerk, das die Elf entzündeten, um endlich einmal öffentlich zu illuminieren, was die Übersetzer mit Recht bedrückt - die Mißachtung ihrer Arbeit durch miserabel zahlende Verlage einerseits, durch eine inkompetente und gleichgültige Literaturkritik andererseits. Das ist gelungen, hinterläßt aber doch das schale Gefühl, das zu diesem Zweck das zweifellos mißglückte Werk eines Kollegen instrumentalisiert wurde, daß dem Pathos der von Verantwortung für Leser und Werk beflügelten Kritiker wohl auch ein leicht heuchlerischer Zug anhaftet.

Der Disput wird weitergehen, drohte Moderator Buchwald an, man fragt sich nur, zu welchem Ende. Das Scheingefecht um eine einzelne Übersetzung ist ausgetragen, die Angreifer haben einen Punktsieg in der Sache errungen, ihre Sorgen sind im Gespräch. Der Verlag hat seinen Markterfolg behauptet (und es ist ein Witz, wenn er angesichts dieser wundervollen Gratispropaganda von Geschäftsschädigung spricht). Das Publikum wurde glänzend unterhalten. Nur Gewinner auf dem Schlachtfeld.

Auch der so heftig attackierte Hanswilhelm Haefs, wohl kein Show-Man fürs Podium, hat nicht wirklich verloren. Norfolk, der leicht fassungslos aus der ersten Reihe dem deutschen Philologen-Furor folgte, versichert, daß er auch sein nächstes Werk Haefs anvertrauen werde, mit dem er nach eigenen Angaben 300 Briefseiten im Verlauf der Übersetzungsarbeit ausgetauscht hat. "His work is mine", gab er der SZ zu Protokoll. Der Mann spricht allerdings kein Wort Deutsch.

BARBARA SCHMITZ-BURCKHARDT

HOCKEY AUFSTIEGSRUNDE ZUR REGIONALLIGA SÜD, Männer: SV Böblingen - HG Nürnberg 10:9 (7:4), SC SAFO Frankfurt - TFC Ludwigshafen 4:4 (2:1), TFC Ludwigshafen - SV Böblingen 5:6 (2:2), SC SAFO Frankfurt - HG Nürnberg 4:8 (1:4), SC SAFO Frankfurt - SV Böblingen 6:13 (4:8), TFC Ludwigshafen - HG Nürnberg 1:4 (0:1). - Abschlußtabelle: 1. SV Böblingen 29:20 Tore, 6:0 Punkte, 2. HG Nürnberg 21:15, 4:2, 3. TFC Ludwigshafen 10:14, 1:5, 4. SC SAFO Frankfurt 14:25, 1:5. SV Böblingen steigt in die Regionalliga Süd auf.

AUFSTIEGSRUNDE ZUR REGIONALLIGA SÜD, Frauen: HC Lahr - HG Nürnberg 1:1 (0:1), SKG Frankfurt - Schott Mainz 4:8 (2:2), Schott Mainz - HC Lahr 3:5 (2:0), HG Nürnberg - SKG Frankfurt 3:5 (1:3), HC Lahr - SKG Frankfurt 7:5 (3:3), Schott Mainz - HG Nürnberg 6:4 (2:2). - Abschlußtabelle: 1. HC Lahr 29:20 Tore, 5:1 Punkte, 2. Schott Mainz 17:13, 4:2, 3. SKG Frankfurt 14:18, 2:4, 4. HG Nürnberg 8:12, 1:5. HC Lahr steigt in die Regionalliga Süd auf.

Pazifische Identität

Trotz aller anderslautenden Umfragen bleiben die Australier "down under" auch nach zehn Jahren weiter bei einer Labor- Regierung. Das überraschende Wahlergebnis bestätigt eine Administration unter Ministerpräsident Paul Keating, die wenig bis nichts mit einer sozialdemokratischen Regierung in Europa zu tun hat.

Diese Mitte-Rechts-Regierung ist in der tiefsten Rezession, die Australien seit den dreißiger Jahren gepackt hat, nicht sonderlich beliebt. Gleichwohl schien sie den Australiern die beständigere und kalkulierbarere Wahl im Gegensatz zu den Konservativen, die mit Reagan-Rezepten von weniger Steuern, weniger Sozialstaat und weniger Gewerkschaftsmacht den Kontinentstaat aus der Krise führen wollten.

Mögen die Australier Keating in dieser Situation ihre Stimme auch mit wenig Enthusiasmus gegeben haben, in zwei Punkten wirkte er überzeugend und wies den Weg in die Zukunft: Keating tritt seit geraumer Zeit mit einer asiatische Nachbarn bevorzugenden Einwanderungspolitik und stärkeren Wirtschaftsverflechtungen im pazifischen Raum für eine Neuorientierung der australischen Außen- und Wirtschaftspolitik ein. Er will Australien eine pazifische Identität geben.

Dazu gehört auch - und die Australier teilen diese Sicht zunehmend - der konstitutionelle Wechsel zu einer Bundesrepublik Australien. Ein entsprechendes Referendum soll bald folgen und zu Beginn des dritten Jahrtausends könnten die Windsors als Monarchen "down under" ausgedient haben. sie

"Nuts - durchgedreht FRIEDBERG. Der Film "Nuts - durchgedreht" mit Barbra Streisand und Richard Dreyfuss läuft auf Initiative des Friedberger Frauenzentrums am Mittwoch, 17. März, ab 20 Uhr im Kinocenter.

Vereinigung Höchster Altstadt wählt Vorstand

HÖCHST. Die Bürgervereinigung Höchster Altstadt lädt für Donnerstag, 25. März, zur Jahreshauptversammlung in den Kapellensaal des Bolongaropalastes. Das Treffen von 19 Uhr an hat insbesondere die Neuwahl des gesamten Vorstandes auf der Tagesordnung - zum zweiten Mal in der mehr als 20jährigen Geschichte der Bürgervereinigung gibt es einen "Wahlwechsel an der Spitze".

Im Anschluß an den offiziellen Teil hält Markus Grossbach einen Diavortrag über "Stadt und Denkmalpflege". pms

Bayern sagen OFC zu

Die im letzten Jahr gestartete Aktion "Rettet den Bieberer Berg!" soll auch in diesem Jahr wieder fortgesetzt werden und kann schon demnächst einen spektakulären Höhepunkt bieten. Der deutsche Rekordmeister FC Bayern München wird am 18. April am Bieberer Berg zu einem Freundschaftsspiel zu Gast sein. OFC- Präsident Norbert Rocker hatte zuletzt die Verhandlungen mit Bayern- Manager Hoeneß geführt. hof

Vieles unterschlagen, doch Komödie genug Katharina Thalbach inszeniert Shakespeares "Wie es euch gefällt"

BERLIN. Solche Beifallsstürme bei ausverkauftem Haus hat es im Schiller- Theater schon lange nicht gegeben; Katharina Thalbach machte es möglich: mit ihrer Version von "Wie es euch gefällt", für die Thomas Brasch den Shakespeare- Text neu übersetzt und bearbeitet hat, sprich gekürzt und mit Maßen aktualisiert hat, keine Grobheit scheuend.

Die Thalbach hat in Berlin ihr Publikum, ganz gleich, was sie anstellt; ob "Macbeth" oder "Minna von Barnhelm" - ihre jederzeit kenntliche, energische Handschrift kommt an. Sie sieht eigentlich ziemlich einfach aus: Blockbuchstaben. Diese Regisseurin will die alten Stücke so erzählen, als hätten nicht Jahrhunderte ihre Interpretationen darauf abgelagert, sie interessiert die jweilige Geschichte gleichsam im Rohzustand, ohne alle Klügelei, ohne jeden Feinsinn. Ein bißchen ähnelt das immer jenen Kurzfassungen berühmter Gedichte, die früher unter Gymnasiasten die Runde machten. Sie will Theater, so kräftig und närrisch wie möglich.

Das hat sie auf die problematische Idee gebracht, Shakespeares Komödie der Liebesverwirrungen nur von Männer spielen zu lassen, gleich als brächte eine Rückkehr zu den (gesellschaftlich, nicht künstlerisch erzwungenen) Bräuchen am Globe Theatre dem Stück eine neue, naive Lebendigkeit. Ausgerechnet wo Rosalind mehrere Akte lang als Ganymed verkleidet auftritt, sich ein nicht geheueres Spiel des Geschlechtertausches begibt, verweigert sie dessen Tiefsinn: Rosalind ist, wie Celia, wie Phoebe, wie Audrey - ein Mann.

Freilich ein besonderer. Während sich Stefan Merkl, Marco Bahr, Peter Lohmeyer mit ihren Frauenrollen weidlich schwer tun, immer auch ein bißchen "Charleys Tante" mimen, ist Michael Maertens so etwas wie ein schieres Wunder. Dieser zarte, schlanke Mensch wirkt so androgyn, so verwirrend doppelgeschlechtlich, daß das Liebesspiel zwischen ihm/ihr und dem Orlando des Guntbert Warns bodenlos wird, das Zentrum des Stücks also funktioniert, obwohl es so eigentlich nicht funktionieren kann. Maertens ist Rosalind, ist Ganymed, ist Liebhaber und Frau, doch was da stimmt, überraschend, spannend wird, hat nichts mit dem "Konzept" der Thalbach zu tun, sondern nur mit ihrer Fähigkeit, einen hochbegabten Schauspieler zu seinen besten Möglichkeiten zu bringen.

Das Konzept nämlich ist, genau genommen, ein Verstoß gegen die Absichten der Regisseurin: eine Interpretation nämlich - und eine fragwürdige dazu. Irgendwie scheinen weder sie noch Brasch dem utopischen Liebesversprechen zu trauen, das Shakespeare hier in mehreren Versionen durchspielt: der hochadligen, der adligen, der bäurischen, der clownesken. Die Regisseurin und ihre Übersetzer trauen keiner davon. So wenig, wie sie des melancholischen Jacques abgründigen Weisheiten trauen, Markus Völlenklee leitartikelt sie herunter; so wenig sie Herrschaft und Verzicht ernst nehmen: Karl-Heinz Kraehkamp spielt gleich beide Herzöge (und einen besoffenen Priester noch dazu, er tut es vorzüglich, ist neben Maertens und Warns der dritte Pfeiler der Inszenierung). Aber die drei reichen aus, zumal die anderen Darsteller (alle in mehreren Rollen) von der Regie gut geführt sind und sich nach ihren Talenten wacker schlagen.

Was der Thalbach, neben ihrer unbezwinglichen Spiellust, ihrem szenischen Einfallsreichtum, ihrer eisernen Professionalität, einigen fabelhaften und vielen ansehnlichen Schauspielern am Ende diese Aufführung rettet, ist das Bühenbild von Ezio Toffolutti. Für den ersten Akt am Herzogshof hat er auf einem Vorbühnen-Podest eine geweißelte Bretterwand mit ein paar Türen aufgeschlagen, die schmale Spielfläche davor zwingt zu einfachen Arrangements: entweder streng en face oder ebenso streng en profil. Die fatalen Wonnen der Psychologisierung fallen zwangsweise aus. Der Ardennerwald ("Wald von Arden" übersetzt Brasch) ist eine riesige Holzschräge, deren vorderes Segment aus der umgeklappten Wand besteht. Darüber hängen Rundhölzer, die sich vielfältig bewegen lassen - so simpel und schön hat man selten einen Wald gesehen. Auftrittsmöglichkeiten gibt es durch Falltüren im Boden, nach hinten wird die Szene durch einen Rundhorizont begrenzt, auf dem bei Bedarf die Sterne glitzern. Toffolutti hat sich an Thalbachs Vorgaben gehalten und sie dennoch unterlaufen: Er schafft, mit einfachsten Mitteln, die Zauberatmosphäre, in der das Ausnüchterungs- und Schwank-Programm der Regisseurin künstlerisch aufgehen kann, bewahrt es damit vor der Beliebigkeit.

So war der Beifall schließlich verdient. Mögen Thalbach und Brasch auch vieles unterschlagen haben, was erheblich ist, mochte das zuweilen nach Drückebergerei aussehen - was übrig blieb, war Komödie genug.

ROLAND H. WIEGENSTEIN

Vogelsberger Höhenclub markiert Wanderwege

SCHOTTEN. 10 000 Mark hat der Vogelsberger Höhenclub (VHC) 1992 für die Markierung von 2738 Kilometern Wanderwegen investiert, teilt das Vorstandsmitglied Peter Raven aus Ranstadt mit. 900 Wanderungen wurden im vorigen Jahr organisiert, neun Arbeitseinsätze im Naturpark "Hoher Vogelsberg" mit einem Aufwand von 18 000 Mark. Der VHC führte 42 Schulklassen durch den Naturpark und erarbeitete 200 Stellungnahmen zu Fragen des Naturschutzes. Wer sich für die Arbeit des Vereins interessiert, melde sich bei Peter Raven, Am Wiesengrund 12 in 6479 Ranstadt. nes

WASSERBALL BUNDESLIGA, 13. Spieltag: SSF Delphin Wuppertal - SV Würzburg 05 12:5 (1:2, 5:0, 4:3, 2:0), Duisburg 98 - SV Cannstatt 5:14 (1:4, 0:4, 1:4, 3:2), Waspo Hannover-Linden - ASC Duisburg 9:5 (3:1, 1:1, 3:2, 2:1), Bl.-W. Poseidon Köln - WF Spandau 04 6:20 (2:4, 2:2, 2:9, 0:5), SSV Esslingen - Rote Erde Hamm 5:3 (2:2, 1:0, 0:0, 2:1, WF 98 Hannover - Hohenlimburger SV 5:13 (0:4, 3:4, 0:2, 2:3).

1. Delphin Wuppertal 13 12 0 1 172: 79 24: 2 2. Wfr. Spandau 04 12 10 1 1 169: 70 21: 3 3. Hohenlimburger SV 12 9 2 1 135: 77 20: 4 4. SV Cannstatt 12 9 1 2 127: 67 19: 5 5. Waspo Hann.-Lind. 13 8 3 2 116: 75 19: 7 6. ASC Duisburg 11 6 2 3 80: 69 14: 8 7. SSV Esslingen 12 4 0 8 76:140 8:16 8. SV Würzburg 05 13 4 0 9 102:145 8:18 9. Rote Erde Hamm 13 3 1 9 76:119 7:19 10. Duisburg 98 13 3 0 10 80:120 6:20 11. WF 98 Hannover 13 1 0 12 87:169 2:24 12. Poseidon Köln 13 1 0 12 76:166 2:24

BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer, 31. Spieltag: Tübinger SV - ALBA Berlin 74:87 (37:45), TTL Basketball Bamberg - SVD Dortmund 85:67 (45:35), Brandt Hagen - SSV Ulm 88:91 (36:45), TSV Bayer Leverkusen - BG Stuttgart/Ludwigsburg 87:67 (43:31), BG TuS Bramsche/Osnabrück - TVG Basketball Trier 88:77 (42:45), SG FT/MTV Braunschweig - MTV Gießen 87:83 (36:32).

Gruppe Nord:

1. Bayer 04 Leverk. 31 25 6 2649:2341 50:12 2. ALBA Berlin 31 21 10 2609:2424 42:20 3. BG Bramsche/O. 31 16 15 2489:2552 32:30 4. SG Braunschw. 31 14 17 2367:2441 28:34 5. Brandt Hagen 31 11 20 2604:2654 22:40 6. SVD Dortmund 31 11 20 2365:2532 22:40

Gruppe Süd:

1. TTL Bamberg 31 20 11 2700:2483 40:22 2. SSV Ulm 1846 31 19 12 2562:2546 38:24 3. BG Stuttgart/L. 31 18 13 2506:2526 36:26 4. MTV Gießen 31 15 16 2670:2638 30:32 5. TVG Trier 31 13 18 2491:2575 26:36 6. Tübinger SV 31 3 28 2417:2717 6:56

ROLLHOCKEY BUNDESLIGA, Männer: IG Remscheid - ERG Iserlohn 9:8 (4:3), TV Dortmund - RSV Weil 2:5 (1:3), TUS Düsseldorf - RSC Cronenberg 3:3 (1:2), SpVg Herten - GRSC Mönchengladbach 4:7 (1:1), TSG Ober-Ramstadt - FC Recklinghausen 6:3 (2:2). 1. RSV Weil 17 153: 35 33: 1 2. IG Remscheid 18 151: 77 27: 9 3. RESG Walsum 18 111: 63 26:10 4. RSC Cronenberg 18 79: 71 22:14 5. ERG Iserlohn 19 97:121 17:21 6. TUS Düsseldorf 17 83: 81 16:18 7. GRSC M.-Gladbach 19 91:111 16:22 8. TGS Ober-Ramstadt 17 87:110 14:20 9. TV Dortmund 18 56: 82 13:23 10. FC Recklinghausen 17 38:109 6:28 11. SpVg Herten 18 60:145 6:30 BUNDESLIGA, Frauen: TV Paderborn - TV Dortmund 7:1 (3:1), SCC Eldagsen - RESG Walsum 19:1 (9:0), FC Recklinghausen - MTV Celle 4:4 (2:2).

TISCHTENNIS BUNDESLIGA, Männer: TTC Grenzau - Spvg. Steinhagen 5:5, TTC Esslingen - Borussia Düsseldorf 0:6, VfB Lübeck - TTC Helga Hannover 6:2, TTC Altena - TSV Heilbronn- Sontheim 6:3.

BUNDESLIGA, Frauen: Spvg. Steinhagen - TSG Dülmen 8:6, VfB Lübeck - TuS Glane 5:8, TSV Betzingen - TuS Jahn Soest 8:5, FC Langweid - DSC Kaiserberg 8:5, TSG Dülmen - RW Klettham-Erding 8:4, FC Bayer Uerdingen - Spvg. Steinhagen 3:8.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TTF Ochsenhausen - TTC Frickehausen 8:8, TTC Grenzau II - DJK Offenburg 9:2, TVB Nassau - FTG Frankfurt 6:9.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: Rot-Weiß Klettham II - TV Bergen-Enkheim 8:2, KSV Hessen Kassel - TV Großenlinden 8:1, SV Böblingen - VfL Sindelfingen 8:0, Darmstadt 98 - SV Neckarsulm 6:8, Rot-Weiß Klettham II - Viktoria Wombach 5:8, Darmstadt 98 - TSV Röthenbach 8:5.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer; 1. FC Saarbrücken - Darmstadt 98 6:9, ESV Jahn Kassel II - TTC Lampertheim 9:4, SV Bous - TTC Elz 3:9, SV Bous - Darmstadt 98 9:7, TTC Püttlingen - TTC Heusenstamm 5:9, TV Müller Gönnern - TTC Herbornseelbach 9:3, TTC Lampertheim - TV Burgholzhausen 6:9.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: TTV Andernach - TSG Drais 8:1, TTC Schönstadt - KSV Hessen Kassel II 8:3, TTC Schönstadt - SC Klarenthal 8:5, TTC Assenheim - SC Klarenthal 8:3.

OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Süd: FTG Frankfurt II - TFC Steinheim 9:6, SG Arheilgen - Mainz 05 II 9:7, Mainz 05 I - TV Eich 7:9, TV Eich - TSV Stockheim 8:8, ASG Altenkirchen - Mainz 05 I 6:9, Mainz 05 II - FTG Frankfurt II 0:9, TTC Höchst-Nidder - TTC Salmünster 8:8.

OBERLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: TSV Langstadt - TSV Erfurt 8:0, Blau- Weiß Münster - TSV Erfurt 8:2, TTV Schmalkalden - TSV Arzell 1:8.

HESSENLIGA, Frauen: TTC Et. Pfungstadt - TV Dillenburg 8:5, NSC Watzenborn-Steinberg - TTC GW Staffel 1:8, Neuenhainer TTV - SKG Frankfurt II 5:8, SKV Hähnlein - SpVgg. Hochheim 5:8, TuS Hornau - TTC Hainstadt 3:8, SKG Frankfurt II - DJK/SG BW Lahr 1:8, TTC Hainstadt - SpVgg. Hochheim 8:4.

Mythische Liebe in verklärter Nacht Béjarts Einstand als Choreograph an der Staatsoper unter den Linden: Frohe Botschaften

BERLIN. Biblischer Mythos und katholischer Dogma von der Jungfrauenschaft Mariens wird von etlichen Skeptikern(innen) profan nüchtern gegen reine Glaubensnaivität argumentativ genutzt. Aber nüchterne Ratio begeistert weniger als emotionale Faszination. Dem Mirakel von Marias Parthenogenesis vermag spröder Intellekt nicht stand zu halten.

Mit solcher Widersprüchlichkeit setzt sich Maurice Béjart im jüngsten Ballettabend der Staatsoper unter den Linden auseinander. Ihm gelingt dabei ein imponierender Meilenstein auf dem ambitionierten Weg des Instituts zu Weltniveau und Prima unter Deutschlands Musiktheatern. Mit Béjart wurde ein Kontrakt geschlossen, der den Choreograhie-Guru fest ans Haus bindet. Dafür hat sich GMD Daniel Barenboim eingesetzt; also scheint es konsequent, daß er jetzt Béjarts grandiosen Einstand höchselbst kompetent dirigiert. Aus Lausanne übernimmt Béjart in aktualisierter Fassung Arnold Schönbergs "Verklärte Nacht" in der Orchesterfassung nach poetischem Text von Richard Dehmel über ein Kind vom anderen Mann und Béla Bartóks "Der wunderbare Mandarin". Davor stellt er den programmatischen Prolog "Nacht", um sein Thema von der Kraft glaubender Liebe zu präzisieren.

Auf karger Bühne räkeln sich Ballerini in Tutus und Trikots an Übungsstangen. Zu ihnen gesellen sich vier elegante Yuppies mit Imponiergehabe, die später lokker ein Quartett in jener typischen Béjartmixtur aus Neoklassik und Moderne absolvieren. Dabei schwingen Arme weit zu Flügeln aus, sind die Beine seitlich im Plié gebeugt, um zu wuchtigen Höhensprüngen oder imposanten Hebefiguren anzusetzen. Sie fügen sich in ein Gesamtkunstwerk als Spektakel, das hinreißende Details mit aufregender Totale kombiniert.

Links vorn kauert Maria vor einem Fernseher, um himmlische Botschaften zeitgemäß zu empfangen. Gatte Joseph werkelt im Arbeitsdrillich bescheiden auf der anderen Seite. Plötzlich erscheint Michael Denard als geheimnisvolle Type phönixhaft in der Szene. Mit hochgeschlossenem Trenchcoat fotografiert er wie ein Modejournalist oder gar Stasiagent. Er rezitiert Texte von Novalis und Ludwig Wittgenstein, die Béjarts Botschaft von menschlicher Sehnsucht nach mythischer Liebe unterstreichen. Seine Figur besitzt polyvalente, gebrochene Züge, ist Wanderer zwischen den Welten, Magier, Dämon und Heiliger Geist zugleich, der Maria mirakulös befruchtet.

Sandy Bergmann gibt die Virgo als ganz normale Frau mit allen weiblichen Bedürfnissen und stiller Sehnsucht nach Höherem. Da stört ein schlichter Gatte; Joseph, der grundanständige Arbeiter (grandios Michael Rissmann), wird schnöde beiseite geschoben. So paßt es gut, daß der Verkündigungsengel Gabriel auf einem Trapez einschwebt. Der himmliche Schussel hat aber seine Flügel vergessen, sie werden nachgereicht. Peter Ulbrich tanzt den Heilsbotschafter heiter mit artistischer Begabung. Dazu gesellen sich unter Sphärenklängen von Schönbergs "Verklärter Nacht" multiple Spiegelbilder Josephs als Arbeitermassen, Gaukler und zuletzt die Heiligen Drei Könige an der Krippe hinzu. - Ähnliche Mysterien ereignen sich bildkräftig emotionsgeladen im zweiten Teil beim "Wunderbaren Mandarin" zu Béla Bartóks aufwühlender Musik. Noch nie hat ein Choreograph dieses surrealistische Ballett derartig überzeugend sowie szenisch raffiniert in Tanz umgesetzt. Das schwierige Werk enthält religiöse Dimensionen. Brutaler Alltag und Transzendenz, Libido und Aggression, Sehnsucht und Realität ergeben ein psychosoziales Drama mit Einschüben skurrilen Humors.

In einem filmischen Sujet aus Fritz Langs berühmten Werk "M" planen Gangster teuflische Verbrechen. Sie sind nicht böse von Natur, sondern Täter und Opfer kapitalistischer Umwelt zugleich. Der Boß (Andreas Kelle) muß seine Bande ernähren; dazu schickt er einen tragischen Transvestiten (Mario Perricone) auf den Strich. Das schizoide Wesen läßt sich zuerst mit einem germanischen Siegfried, dann mit einem allerliebst verklemmten Jüngling (Jana Timpner) und zuletzt mit dem stolz-markanten Mandarin ein. Er trägt eine strenge Mao-Uniform als idealisierter chinesischer Revolutionär, aber sein prophetischer Gestus besitzt auch Facetten von Jesus Christus. Raimondo Rebeck gibt der Figur sowohl überirdische wie wehmütig menschliche Züge. Seine durchaus fleischliche Neigung zur doppelbödigen Prostituierten symbolisiert die Versuchung göttlichen Prinzips. Eigentlich nur so bekommt die vertrackte Geschichte vom mehrfach ermordeten Mandarin und seiner immerwährenden Auferstehung dramaturgischen Sinn.

Dekoration (Gert Neubert) und Kostüme (Friederike Singer) sind nach Béjarts Vorstellungen gestaltet. In der "Nacht" strahlen naive Motive aus Bildern von Pablo Picassos Blauer Periode. Für den "Mandarin" dienen Filmimpressionen aus Fritz Langs genialem Berliner Zyklus als Markierung der schaurig-schönen Handlung.

Wenn zum einmütigen Schlußjubel der Premiere auch das Orchester auf die Bühne kommen darf, ist die Geste verdienter Dank für überragende musikalische Interpretation. Daniel Barenboim entlockt dem noblen Klangkörper mit fast "choreographischem" Dirigat plastische, betörende und tänzerische Tonalität.

Maurice Béjart ist ein überzeugender Ballettabend gelungen. Überbordende Bewegungsphantasie verwebt sich mit musikalischer Brillanz; raffinierte Bildsuggestionen überstürzen sich ohne Hektik; idealistische Heilsbotschaft, Mythos, Gesellschaftskritik in sozialromantischer Nostalgie und feinsinniger Witz voller Absurdität erschließen sich unmittelbar, emotional. Béjart nörgelt nicht am Elend der Welt, sondern setzt frohe Botschaft kindlich-naiven Glaubens dagegen.

Daß sein phantastisches Spektakel nicht zur Posse entgleitet, ist auch Verdienst des klassisch exzellent geschulten Staatsopernballetts. Es erarbeitet ernsthaft und inspiriert zugleich.

ROLAND LANGER

(Weitere Aufführungen: 28. 3., 4. 4. und letztmalig am 15. 4. für diese Saison.)

Nachrichten-Börse

Solchaga rüttelt an Leitwährung Mark Spaniens Wirtschaftsminister Carlos Solchaga plädiert für eine Ablösung der D-Mark als Leitwährung im Europäischen Währungssystem (EWS). Es müsse ein "mehr polyzentrisches System" geschaffen werden. Als alternativen "Fixpunkt" nannte der Spanier den französischen Franc. Weiter sagte er, keine Währung, "nicht einmal die Mark", dürfe eine Garantie dafür erhalten, daß sie niemals abgewertet werde. Prager Börse startet im April Die Prager Aktienbörse wird am 6. April ihren Handel aufnehmen. Zunächst soll das Geschäft sechs Wertpapiere umfassen, teilt Börsenvorsitzender Richard Salzmann mit. Gas-Streit schwelt weiter Der Streit zwischen Rußland und der Ukraine über Preise und Lieferungen von Erdgas schwelt weiter. Neuerliche Verhandlungen, um den nun seit Wochen andauernden Zwist aus der Welt zu schaffen, endeten ergebnislos. Ungeklärt bleiben damit die Gebühren für den Transit von Gas durch die Ukraine in den Westen und der Preis für russische Lieferungen an Kiew.

Landesliga-Schlager Klar, aber nicht leicht

SG Höchst - Sindlingen 3:1 (2:0) So leicht wie beim 5:0-Vorrunden-Triumph am Sindlinger Kreisel fiel den Höchstern das Siegen diesmal nicht. Wie wäre das Derby ausgegangen, wenn Jürgen Laub in der 15. Minute - nach einer Flanke von Plasch - nicht einen halben Schritt zu spät gekommen wäre oder wenn er beim Stande von 2:0 alleine vor Torhüter Winkler kaltschnäuziger gewesen wäre, als der Höchster Schlußmann (38.) Sieger blieb. So mußte ein Foul von Dogruloglo an dem eminent gefährlichen Grabitsch herhalten, ehe Peukert per Strafstoß das erst einmal beruhigende 1:0 erzielen konnte.

Fortan drückten die Höchster auf das Tempo. Nach zwei glanzvollen Paraden von Torhüter Ströher gegen Schüsse von Grabitsch und Sebastian nahm Grabitsch einen Paß von Sebastian auf, trickste seinen Bewacher Sieling aus und schoß das 2:0. Zu diesem Zeitpunkt büßte Libero Bilz eine Zeitstrafe ab, nachdem er Grabitsch rüde gefoult hatte (21.).

Ein fulminanter Schuß des aufgerückten Libero Schreyer nach einer Ecke brachte das verdiente 3:0. Die Viktorianer, sichtlich verbessert, fighteten zurück. Mit dem eingewechselten Christopherie kam noch einmal Stimmung ins Sindlinger Lager, doch Laub scheiterte erneut an Winkler (71.), ehe Fabrizius Reichert den Ball zum Gegentreffer auf die "Brust" legte. Mit nur zehn Mann - der für den abgekämpften Peukert eingewechselte Mohri kassierte ebenfalls zehn Minuten (80.) - gerieten die Hausherren ins Schwimmen. Winkler mußte in der 87. Minute mit einer Glanzparade das zweite Gegentor verhindern. Mit der Leistung von Ströher, Bilz, Fabrizius und Mittelfeldspieler Schaidt dürfen die Sindlinger auf bessere Tage hoffen. HEINZ BERZ

Tore: 1:0 Schreyer (FE, 20.), 2:0 Grabitsch (30.), 3:0 Schreyer (57.), 3:1 Reichert (83.).

Schiedsrichter: Wüst (Griesheim).

Zuschauer: 500.

KGV Westend Kleingärtner zogen positive Bilanz

FRANKFURT-WEST. Der Erste Vorsitzende des Kleingärtnervereins (KGV) Westend, Karlheinz Seipp, konnte zufrieden sein: Die Bilanz des Jahres 1992, die Seipp in der Jahreshauptversammlung der Kleingärtner im Bürgerhaus Griesheim zog, fiel insgesamt positiv aus. Der Hauptgrund dafür: das Wetter. Der warme Sommer hatte den Kleingärtnern eine reiche Ernte beschert.

Auch außerhalb der Gartenparzellen verlief das letzte Jahr für den KGV Westend gut. So entwickelt sich die Partnerschaft mit dem Leipziger Verein "Westendgärten" prächtig. Die Frankfurter Kleingärtner, die im Oktober in die Vogesen gefahren waren, zeigten sich sehr zufrieden mit der Reise, für die sogar zwei Busse gechartert werden mußten.

Auch die Vereinskasse ist gut gefüllt. In Zukunft wird sie sogar noch mehr entlastet: Denn der Strompreis, den die Pächter zu zahlen haben, wurde um satte 20 Pfennig auf nur noch 40 Pfennig je Kilowattstunde gesenkt.

Außer dem Bericht des Vorsitzenden standen auch einige Wahlen und Ehrungen auf der Tagesordnung. So wurden Regine Bevc zur Kassiererin und Hans Glasze zu ihrem Stellvertreter gewählt. Geprüft wird die Kassenführung in Zukunft von den beiden Revisoren Erwin Koschnitzke und Fritz Bahl.

Darüber hinaus wurden wieder einige verdiente Mitglieder geehrt, so Ernst Geibel, der dem KGV Westend mittlerweile ein halbes Jahrhundert angehört.

Außerdem beschlossen die Hobbygärtner in der Versammlung, künftig auf die Container für Mischabfälle auf den Gartenanlagen zu verzichten. Das "Containergeld" von 25 Mark müssen die Gärtner also nicht mehr berappen; dafür sollen sie ihren Müll jetzt - bis auf die Grünabfälle - selbst entsorgen.

Beim Tagesordnungspunkt "Freie Aussprache" wurde die Zufriedenheit über das Jahr 1992 mit Blick auf die jüngsten Ereignisse doch noch etwas getrübt: So standen die Folgen des Giftunfalls bei der Hoechst AG zur Diskussion. Die Anlage 4, die unweit vom sogenannten Kontaminierungsgebiet am Schwanheimer Ufer liegt, ist jedoch nicht betroffen.

Die Bodenproben haben ergeben, das verseuchte Gebiet ist relativ scharf abgegrenzt und endet mehrere hundert Meter westlich der Anlage 4. Trotzdem sind die Pächter beunruhigt, weil bei einer geringfügig anderen Windrichtung genausogut auch ihre Kleingärten hätten verseucht werden können. gun

Stasi und Prenzlberg-Autoren Ein merkwürdig schweigsames Treffen der alten DDR-Szene

BERLIN. Daß die "Literaturwerkstatt" in Pankow aus allen Nähten platzte, schien ein Zeichen der Hoffnung zu sein. Der Prenzlauer Berg ist ja mittlerweile eine abgeriegelte Festung. Öffentlichkeit findet heute sowenig statt wie damals, als er der Mythos des DDR-Untergrunds schlechthin war. Die Vorstellung des Buches "MachtSpiele, Literatur und Staatssicherheit" bei Reclam Leipzig barg nun, je nachdem, von welcher Seite aus man es betrachtet, die Chance oder aber die Gefahr in sich, etwas aufzubrechen.

Es ist die erste öffentliche Diskussion der Szene über sich selbst, und die Vorgeschichte des Buches spricht für sich. Ursprünglich sollte es im Verlag Galrev herauskommen, dessen Geschäftsführer die als Stasi-Mitarbeiter enttarnten Sascha Anderson und Rainer Schedlinski waren. Klaus Michael, neben Peter Böthig Herausgeber des Bandes, war Mitglied im Galrev-Kollektiv; im Zuge der Anderson- Diskussion beschloß die Autorenversammlung im Januar 1992, das Stasi-Thema selbst in die Hand zu nehmen und ein Buch herauszubringen. Es gab allerdings auch eine zum Teil massive Ablehnung des Projekts; im Frühsommer 1992 trat Klaus Michael aus dem Galrev-Verlag aus und betrieb das Buch für Reclam Leipzig weiter.

Im Brief von Sascha Anderson, den er im Dezember 1992 an den Herausgeber Böthig schrieb und der in "MachtSpiele" abgedruckt ist, wird deutlich, daß Michael von da an mit dem Ruf eines "Nestbeschmutzers" zu leben hatte - die Szene hatte zu DDR-Zeiten gelernt, Konflikte nicht offen auszutragen. Bevor das geschah, gründete die neu entstandene Fraktion lieber eine neue Kleinzeitschrift. Man hat immer nur untereinander geredet, man weiß alles übereinander: die Öffentlichkeitswirkung eines Buches, in dem Beteiligte selbst Stellung nehmen und aus den Aktien zitiert wird, ist etwas völlig Neues.

So kam es, daß die entlegene Literaturwerkstatt in Pankow völlig überfüllt war. Es war ein Zusammentreffen der alten DDR-Szene: von Adolf Endler, Elke Erb, Volker Braun und Gerhard Wolf angefangen waren alle da, die einzelnen Segmente des Prenzlauer Bergs (außer Anderson und Schedlinski), vom "letzten Freund Sascha Andersons", Bert Papenfuß-Gorek, bis zu Bespitzelten wie Uwe Kolbe oder Detlef Opitz, die grundverschieden mit dieser Erfahrung umgehen. Es liegt immer noch etwas in der Luft am Prenzlauer Berg, da ist vieles noch nicht ausgesprochen. Die Vorstellung dieser "MachtSpiele", druckfrisch mit den ersten aus Leipzig mitgebrachten Exemplaren, schien die Möglichkeit mit sich zu bringen, daß etwas geklärt würde.

Doch die Veranstaltung, in die nach den Reden der Herausgeber und dem Lesen dreier eher sachlicher, referierender Texte aus dem Buch (von Außenstehenden über das Aktienstudium) erklärtermaßen das Publikum miteinbezogen werden sollte, war weitaus schneller beendet, als jeder dachte. Niemand wollte diskutieren. Keiner der Betroffenen meldete sich zu Wort. Was nach einer Explosion, nach einer Debatte bis in die Nacht ausgesehen hatte, war nach zwei, drei dürren Beiträgen schon vorbei. Die wichtigsten Leute schwiegen.

Joachim Walther, der bei der Gauck- Behörde einen Forschungsauftrag über Literatur und Stasi hat, sprach immerhin einen der Streitpunkte an, die es über die Bewertung des Komplexes Stasi und Literatur zuhauf gibt - die schwierige "Wahrheit der Akten", die Herausgeber Peter Böthig als eine "eingeschränkte" bezeichnete; es entwickelte sich jedoch keine Diskussion.

Und dann gab es noch den Auftritt des Dieter Schulze, jenes Dichters, der schon die Diskussion über Heiner Müllers Stasi-Mitarbeit ins Rollen gebrachte hatte. Gleich zu Beginn forderte er den Reclam- Lektor Torsten Arendt dazu auf, zu einem "peinlichen Unfall" Stellung zu nehmen. Es geht um den brisantesten Teil des Buches, den Abdruck eines im Original 43seitigen Strategiepapiers, das "IMB David Menzer" alias Sascha Anderson bereits im Februar 1982 für die Stasi geschrieben hatte und das eine erstaunliche Klarheit des Stils und der Sprache aufweist. "David Menzer" gibt hier ausführliche Charakteristiken der Dichter am Prenzlauer Berg.

Weil der Abdruck Personenschutzrechte berührt, mußte bei allen Genannten die Einwilligung eingeholt werden - drei von Anderson porträtierte Dichter gaben sie nicht, darunter Schulze (O-Ton Anderson: "Auf jeden fall der schwierigste mensch in der szene"). Nach Auskunft des Lektors Arendt wurden diese Passagen aus den Druckfahnen gestrichen - trotzdem, durch ein offenkundiges Versehen, gerieten sie ins Buch. Durch Schulzes Intervention konnte es an diesem Abend schon nicht mehr verkauft werden; ob es generell nicht ausgeliefert werden darf oder die inkriminierten Passagen bloß geschwärzt werden, darüber wurde in kleinerem Kreis heftig weiterdiskutiert.

Überhaupt: die kleineren Kreise. In solche löste sich der Abend auf. Das "Plenum" war bloßer Treffpunkt gewesen, von dem sich die einzelnen Gruppierungen sehr schnell wieder jede für sich entfernen. "Öffentlichkeit": dies ist ein für die gewohnte DDR-Praxis noch völlig ungewohntes Terrain. Die Verweigerung der Rede, die den Prenzlauer Berg früher schon ausgezeichnet hat, ein Gestus, der nach außen hin immer so arrogant wirkte: sie setzt sich unter veränderten Bedingungen fort. Immerhin liegt nun ein Band vor, der Material für weitere Diskussionen enthält. Vor allem eine Erkenntnis der Herausgeber verdient dabei eine nähere Untersuchung: "Die Simulationsthese des Feuilletons kann nun widerlegt werden", so Peter Böthig. Die Herausgeber verfechten weiter den Rang der Prenzlauer Berg-Literatur als ästhetische Avantgarde.

Hier müßte aber noch viel gesprochen werden. Gerade die Anderson-Texte für die Stasi lassen vieles von der unpolitischen Ästhetik der Texte in recht unheimlichem Licht erscheinen. Der Prenzlauer Berg, Synonym für das Ästhetische abseits alles Gesellschaftlichen, ist auf jeden Fall auch weiterhin ein hochinteressanter Stoff. Aber, und das ist eine recht zynische Wendung der Literaturgeschichte: er ist dies weniger aufgrund der Texte selbst als wegen des Geflechts zwischen Literaturproduktion und Gesellschaft.

HELMUT BÖTTIGER

Die Eltern müssen aufgeklärt werden Sucht an Schulen: Guttempler-Gespräch

FECHENHEIM. Suchtvorbeugung schon in der Grundschule? Die Frage diskutierten die Guttempler im Fechenheimer Rathaus anläßlich der "Suchtwoche". Uschi Schweiß, die Leiterin der Fechenheimer Kindergruppe "Frankfurter Regenbogen", hatte zu der Veranstaltung Experten eingeladen, die auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Sucht zu tun haben.

Heinke Kilian, Lehrerin und Drogenbeauftragte der Friedrich-Fröbel-Schule, bejahte nicht nur die Suchtprävention bei Schulkindern ausdrücklich - sie betonte, Suchtprobleme sollten sogar schon im Kindergartenalter behandelt werden. Zwar könne man bei so kleinen Kindern noch nicht von Sucht im engeren Sinne sprechen, doch zeigten sich häufig bereits in diesem Alter erste Anzeichen für eine erhöhte Anfälligkeit.

So seien Kinder, die ständig von ihren Eltern überfordert werden, nicht mit Konflikten umgehen können, oder die isoliert aufwachsen, besonders suchtgefährdet. Die Probleme, die diesen Kindern zu schaffen machen, würden später häufig durch den Griff zur Flasche oder zu anderen Drogen "gelöst". Vor allem der falsche Umgang mit dem Fernseher und Videospielen, "diesem Leben aus zweiter Hand", führe zur Isolation von Kindern und beschränke deren Phantasie. Noch verstärkt werde diese Vereinzelung durch die hohe Zahl der Einzelkinder: allein in Frankfurt wachsen 61 Prozent aller Jungen und Mädchen ohne Geschwister auf.

Frau Kilian forderte, den richtigen Umgang mit Medien im Kindergarten und der Schule ausreichend zu üben. Buchprojekte, bei denen die Kinder das Papier selbst schöpfen und auch die Geschichten erfinden, seien nur ein Modell, mit dem Pädagogen bereits erfolgreich arbeiten. Dadurch hätten die Kinder genügend Freiräume, um ihre Phantasie entfalten zu können.

Ruth Müller, Erzieherin im Schülerladen in der Gründenseestraße, unterstützte Frau Kilians These: Sie spricht dabei vom Montagssyndrom: "Das merkt man sehr genau, welche Eltern mit ihren Kindern am Wochenende etwas unternehmen und welche Kinder die ganze Zeit ferngesehen haben." Die, die vor der Glotze gehockt haben seien wesentlich aggressiver und aufgedrehter und müßten erst einmal in die eigens eingerichtete "Tobe-Ecke".

Die Lehrerin Henriette Langenheim- Schäfer befürchtete, die Zahl der suchtgefährdeten Kinder werde in Zukunft stark ansteigen: Besonders durch die Kontaktarmut von Kindern, die keine Geschwister haben und/oder deren Eltern beide arbeiten. Im Gegensatz dazu gebe es eine Vielzahl von "Prinzen und Prinzessinnen", die von allem ferngehalten würden. Das sei im Hinblick auf deren Suchtgefährdung auch nicht besser.

Frau Langenheim-Schäfer meinte, dem sei nur durch den Ausbau der Schulen zu Ganztagseinrichtungen zu begegnen, denn dort könnten qualifizierte Pädagogen Fehlentwicklungen rechtzeitig erkennen und beeinflussen.

Die Psychotherapeutin Karola Jost widersprach dem allerdings ganz entschieden: In der Praxis müßten die "Drogenlehrer" regelrecht gedrängt werden, bis sie die Aufgabe übernehmen. Darüber hinaus hätten diese zum Teil sehr geringe Kenntnisse über Drogen. "Sie klären über alles auf - nur nicht über Alkohol", bedauerte Frau Jost. Der Alkoholismus sei aber die am weitesten verbreitete Sucht. Und auch wenn es bei wenigen Lehrern ganz anders liefe: meist seien zu viele Schüler in einer Klasse, deshalb könne sich kaum ein Erzieher um jedes Kind ausreichend kümmern.

Viele Eltern erschwerten die Arbeit der Lehrer zusätzlich, weil sie häusliche Probleme leugneten oder nicht lösen könnten. Außerdem stopften viele ihre Kinder so mit Medikamenten voll; bis zum Drogenmißbrauch sei da nur ein kleiner Schritt. Die Erfahrung, die dabei gemacht werde, "Jetzt geht es mir schlecht, nach der Tablette geht es mir besser", präge ein Kind sein Leben lang. Außerdem gebe es fast keine drogenfreien Schulen mehr - auch wenn Rektoren oder Eltern das immer wieder abstritten.

Der Jugendkoordinator der Frankfurter Polizei, Manfred Bauer, ist hauptsächlich im Bereich Drogen tätig. Er forderte, vor allem die Eltern aufzuklären, "die oft in erschreckendem Maße ahnungslos sind". Der Wissensstand der Kinder sei schon ohne offizielle Aufklärung optimal, nun gelte es, ihren Widerstand trotz der Kenntnisse und der ständigen Verfügbarkeit der Drogen zu stärken. Dabei seien Erzieher, Lehrer, Drogenberater, Eltern und Polizei gleichermaßen gefordert. "Denn alle Erwachsenen sind ständig Vorbild, ob sie das wollen oder nicht", fügte der Polizist hinzu. gun

Jens Treuner geht und hinterläßt eine ratlose SPD Überraschung bei Treffen des Bad Vilbeler Ortsvereins

BAD VILBEL. Vier Monate Zeit hat der SPD-Ortsverein, sich eine neue Vorsitzende oder einen neuen Vorsitzenden zu suchen. Völlig unvorbereitet hatten die 44 Mitglieder einschließlich Parteivorstand am Freitagabend in der Jahreshauptversammlung die Mitteilung des Parteivorsitzenden und Spitzenkandidaten der Kommunalwahl, Jens Treuner, zur Kenntnis nehmen müssen, daß er für den Vorsitz nicht mehr zur Verfügung steht. Nach längerer Diskussion beschloß die Mitgliederversammlung bei sechs Gegenstimmen, daß der alte Vorstand noch vier Monate im Amt bleiben solle. Die Neuwahl des Vorstands, zu der am Freitag eingeladen war, wurde vertagt.

Der 48jährige Treuner (unser Bild), der erst im August vorigen Jahres nach einem mehrmonatigem Interregnum als Nachfolger des abgewählten Hans Frank als Hoffnungsträger an die Parteispitze gewählt worden war, hatte nach eigenen Angaben erst am Vormittag jenes Freitag erfahren, daß er vom Bundesrechnungshof in Frankfurt auf einen Direktorenposten bei Eurocontrol nach Brüssel wechseln werde. Im August werde er die neue Aufgabe in der europäischen Luftüberwachungsbehörde antreten und nach Brüssel umziehen, wenn er dort ein Haus gefunden hat. Diese Information behielt Treuner für sich, bis er sie im Anschluß an die Rechenschaftsberichte von Vorstand und Fraktion und der lebhaften Aussprache darüber zur allgemeinen Überraschung in Form einer persönlichen Erklärung preisgab. Er habe noch eine Unmenge Ideen gehabt, was er nach der Kommunalwahl in Bad Vilbel aufbauen woll- te, sagte Treuner. Eine neue personel- le Konzeption aber, die kenne auch er nicht.

Die Genossen reagierten auf diese Nachricht ihres Spitzenkandidaten ratlos und mit einer zehnminütigen Sitzungsunterrechung. Als erster faßte sich der Nestor der Partei, Hermann Marx, der aber auch nur auf den "sehr sehr negativen Eindruck in der Öffentlichkeit" hinweisen konnte, den es machen würde, "wenn wir heute Treuner wählen und der dann zurücktritt".

Von Klaus Kroner kam dann der schließlich akzeptierte Vorschlag, die Vorstandsneuwahlen zu vertagen. Ohne Echo blieb der Vorschlag von Stadtrat Waldemar Kunath, die erst vor eineinhalb Jahren in die SPD eingetretene Dozentin Hildegard Trost an Ort und Stelle zur Vorsitzenden zu wählen.

Das Dilemma der Partei war, daß der gewählte stellvertretende Parteivorsitzende Hermann Weiß im vergangenen Herbst die Partei wegen deren Haltung in der Asylfrage verlassen hatte. Daß es mit Heide Buchta noch eine weitere Stellvertreterin gab, wurde von der Mitgliederversammlung nicht als Lösung für eine Fortsetzung der Vorstandsarbeit angesehen.

Jungsozialistin Nicole Hlawa kommentierte die Lage: "Es ist beschämend, was hier jedes Jahr abläuft. Ich mache nicht mehr weiter".

Nicht viel leichter hatte es die Mitgliederversammlung, als sie den Vertreter der SPD für den neuen Magistrat wählen sollte. Der Vorstand hatte eine Liste vorgelegt mit den Namen der bisherigen Stadträte Helmut Lehr und Waldemar Kunath sowie mit Werner Groß und Heide Buchta. Groß und Buchta kamen aber lediglich als Nachrücker in Frage. Kunath erklärte, daß er nicht mehr zur Verfügung stehe, sondern als Stadtverordneter tätig sein wolle. Er sei im übrigen von niemand gefragt worden, ob er überhaupt kandidiere. Lehr, der wegen eines Firmenjubiläums abwesend war, hatte sich zuvor widersprüchlich zu einer Kandidatur geäußert. Zu Sitzungsleiter Wilfried Krumpeter hatte er am Freitagvormittag gesagt, er kandidiere nicht und zu Jens Treuner am Freitagnachmittag, er wolle nicht gegen Kunath kandidieren, ohne zu wissen, daß Kunath gar nicht zur Verfügung steht. Hermann Marx sagte dann, erfahrungsgemäß habe Lehr vor jeder Wahl abgelehnt, dann aber doch eine Wahl angenommen. Das meinte auch Fraktionsvorsitzender Hans Frank. Lehr sei "Vilbeler Urgestein" und unverzichtbar. "Wenn ihn die Partei ruft, kandidiert er".

Lehr wurde mit diesem Unsicherheitsfaktor gewählt. Er erhielt 24 Stimmen. Auf Werner Groß entfielen fünf, auf Heide Buchta vier Stimmen. Elf Stimmzettel der geheimen Wahl waren ungültig. Lehr erklärte sich schließlich am Sonntag in einem Gespräch mit der FR bereit, wieder in den Magistrat einzuziehen. Das Gremium, das künftig nur noch aus sieben Personen bestehen wird, setzt sich aus den drei hauptamtlichen CDU-Vertretern, drei CDU-Stadträtinnen und nur einem SPD-Vertreter zusammen. Die Möglichkeit, daß die SPD mit den Stimmen von Grünen und FDP vielleicht zwei Magistratssitze erhält, wurde in der Versammlung zwar in Erwägung gezogen, aber nicht ernsthaft durchgerechnet.

Die Mitgliederversammlung beschloß nach längerer Diskussion mit Mehrheit, daß der Ortsbezirk Talstadt, der nach dem Rücktritt von Heiner Ehrbeck seit Mai vorigen Jahres keinen Vorsitzenden mehr hat, künftig vom Parteivorstand kommissarisch verwaltet wird. Die von Wilfried Krumpeter beantragte Auflösung des Ortsbezirks fand keine Mehrheit. HANNES MATHIAS

Von Möglichem, Unmöglichem, kaum Möglichem, Unsäglichem und anderen Möglichkeiten Möglicherweise mag Wynton Kollege Jay-Jay gut leiden Warum Herr Sassen kränkelt / Wofür Herr Häfner Strom sucht / Wieso Herr Rufer trickst / Was Herr Daum verspricht

GUT MÖGLICH, daß sich Andreas Sassen und sein Arbeitgeber Bayer Uerdingen demnächst vor dem Arbeitsgericht wiedersehen. Die Klubführung hat den Spieler mit sofortiger Wirkung vom Spiel- und Trainingsbetrieb suspendiert. Disziplinarische Gründe wurden angegeben, nachdem der Spieler schon einmal abgemahnt worden war. Ein neues Vertragsangebot aber hat der Verein letzte Woche kuriosererweise noch gemacht. Sassen lehnte ab und meldete sich krank.

UNMÖGLICH und unsäglich ist die Idee von Dynamo Dresdens Manager Reinhard Häfner. Als nach dem 0:0 gegen Bayern München glücksselige Fans über die Sperrzäune kletterten, hat der Mann in seiner Verzweiflung vorgeschlagen, daß man den Draht vielleicht künftig unter Strom setzen solle, um derartiges Treiben zu verhindern. Daß die Energie vielleicht ein Dynamo liefern könnte, verkniff sich Häfner gerade noch.

AUCH MÖGLICH, wie Wynton Rufers versuchte, die ZDF-Torwand zu überwinden. Mit einem herzlichen Gruß an den nigerianischen Ball-Zauberer Jay-Jay Okocha aus Frankfurt, "hickelte" er auf einem Bein, den Ball auf dem Spann des anderen Fußes, zur Wand und hob die Kugel ins Loch. Vorher schon hatte er gesagt: "Ich grüße Jay- Jay-Baby", und rückwärts mit der Hakke auf die Wand geschossen.

SCHLECHT MÖGLICH, daß Christoph Daum jetzt noch aus der Partie kann. "Ehrenwörtlich", so der Trainer des VfB Stuttgart, versichere er, seinen Vertrag beim amtierenden Meister zu verlängern. Da fragt sich das ketzerische Gemüt, ob dies ein Versprechen oder eine Drohung ist.

KAUM MÖGLICH, mit Wynton Rufer ein vernünftiges Wort zu wechseln. Im "Sportstudio" lobte er erst eine Versicherung, grüßte dann die schwangeren Spielerfrauen des SV Werder Bremen und machte schließlich die Fernsehzuschauer mit einem Studenten namens Markus bekannt, der im Fahrdienst des ZDF jobt. Eigentlich müsse Markus für sein Diplom büffeln, aber dankenswerterweise habe er ihn (Rufer) und seinen Kollegen Herzog von Bochum nach Mainz gefahren und bringe sie in der Nacht noch heim nach Bremen.

NICHT MÖGLICH, daß Uli Borowka am Samstag ein Stück Fußball-Geschichte schreiben konnte. Von "Hand Gottes" beeinflußt glaubte einst Diego Maradona eines seiner Tore, als er unerlaubt, aber unbemerkt in des Gegners Strafraum die Finger zuhilfe genommen hatte. Borowkas Handspiel in Bochum wurde erstens erkannt und dummerweise hatte er sein Tun auch noch in den eigenen Strafraum verlegt, was folgerichtig zum Elfmeter führte. FR

EISKUNSTLAUF WELTMEISTERSCHAFT in Prag, Frauen, Endstand: 1. Bajul (Ukraine), 2,0 Punkte, 2. Bonaly (Frankreich) 3,5, 3. Chen (China) 5,5, 4. Sato (Japan) 7,0, 5. Karrigan (USA) 9,5, 6. Kielmann (Dortmund), 7. Szewczenko (Düsseldorf) beide 10,0 (besseres Kürergebnis zugunsten von Kielmann), 8. Preston 10,5, 9. Chouinard (beide Kanada) 12,0, 10. Kulovana (Tschechische Republik) 13,5, 11. Leray (Frankreich) 16,5, 12. von Saher (Großbritannien) 19,5, 13. Erwin (USA) 20,0, 14. Czwed (Polen) 20,5, 15. Szako (Ungarn) 22,0.

Eistanz, Endstand: 1. Usowa/Schulin 2,0, 2. Gritschok/Platow 4,0, 3. Krylowa/Fedrow 6,2 (alle Rußland), 4. Rahkamo/Kokko (Finnland) 7,8, 5. Moniotte/Lavanchy (Frankreich) 10,4, 6. Calegari/Kamerlengo (Italien) 12,6, 7. Romanowa/Jaroschenko (Ukraine) 13,0, 8. Mrazeva/Simecek (Tschechische Republik) 16,0, 9. Nawka/ Gesulian (Weißrußland) 19,0, 10. Stergiadu/ Ratsguliajew (Usakistan) 20,0, 11. Roca/Sur (USA) 21,0, 12. Goolsbee/Schamberger (Essen) 24,0, 13. Drobiazko/Vanagas (Litauen) 27,4, 14. Bourne/Kraatz (Kanada) 28,0, 15. Wynne/Witherby (USA) 28,6.

REITEN CHI in Dortmund, "Championat von Dortmund" der Springreiter: 1. Beerbaum (Buchloe) Rush On Almox 0 Fehlerpunkte/29,31 Sekunden, 2. Connors (Irland) Spring Elegance 0/30,25, 3. Lansink (Holland) Easy Jumper 0/30,64, 4. Becker (Warendorf) Paledo 0/31,08, 5. Melliger (Schweiz) Concorde 0/39,73, 6. Whitaker (Großbritannien) Grannusch 4/28,48, alle im Stechen.

Grosser Preis von Deutschland der Springreiter: 1. John Whitaker (Großbritannien) Grannusch 0 Fehlerpunkte/35,70 Sekunden. 2. Michael Whitaker (Großbritannien) Polydektes 0/38,74, 3. Nagel (Friedrichskoog) Leroy Brown 3/50,17, 4. Beerbaum (Buchloe) Ratina Z 4/34,74, 5. Bril (Holland) Lets Go 4/39,23, 6. van de Pol (Holland) Juriquilla 4/42,00, alle im Stechen.

K.O.-Springen: 1. Simon (Östereich) Allez France, 2. Vangeenberghe (Belgien) Avontuur, 3. Melliger (Schweiz) Athlet und Luther (Mellendorf) Seegang.

Stafettenspringen: 1. Fleer (Gronau) Gladys Flash und Ahlmann (Marl) Panama 56,44 Sekunden, 2. Soetebier (Steinhagen) Waterkant und Lansink (Holland) Henzo 60,05, 3. Grunow (Hagen) Gouverneur und Frühmann (Östereich) Mr. Böckmann 63,58, 4. Merschformann (Borken) Chagal und van de Pol (Holland) Juriquilla 72,20, 5. Müller (Steinhagen) Glenn und Reinacher (Rosendahl) Jessica 72,30.

S-Springen: 1. Beerbaum (Buchloe) Rush On 0 Fehlerpunkte/33,58 Sekunden, 2. Frühmann (Östereich) Mr. Prokopp 0/36,37, 3. Eriksson (Schweden) Artist 0/38,27, 4. Pessoa (Brasilien) Champagner 0/39,82, 5. Mändli (Schweiz) Revanche 0/41,42, 6. Gravemeier (Münster) Gigolo 1/45,72, alle im Stechen.

Glücksspringen: 1. Simon (Östereich) Allez France 22 Punkte/48,66 Sekunden, 2. M. Whitaker (Großbritannien) Uriels Foal 22/48,97, 3. Melliger (Schweiz) Athlet 22/49,19, 4. Vangeenberghe (Belgien) Avonture 22/49,55, 5. Eriksson (Schweden) Artist 22/49,56, 6. Gretzer (Schweden) Sino 22/49,70, 7. Schneider (Buchloe) Rasman 22/51,21.

Verkehrsclub bietet Liste über Radreisen an

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ob Kultur- Radler, radfahrende Familien, sportliche Treter, sanfte Gleiter, ob Tourist oder Individualist im Sattel: Der Kreisverband Main-Taunus des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) bietet kostenlos eine Liste der Fahrrad-Reiseveranstalter in der Bundesrepublik wie auch aller Ziele, Unterkünfte und Termine an. Wer Interesse hat, kann sich die Übersicht bei Frank Laurent vom VCD, Haydnstraße 11 in 6093 Flörsheim-Weilbach bestellen, Telefon 0 61 45 / 3 33 63. pms

In Seckbach wenige soziale Probleme Erfahrungsaustausch von Stadt und Gemeinde, um künftige Probleme zu erkennen

SECKBACH. "Wir wollen unsere Sozialarbeit neu gewichten." Die Vorsitzende im Sozialausschuß der katholischen Gemeinde Maria Rosenkranz, Lydia Lopata, hatte deshalb zu einer Diskussionsrunde eingeladen. Im Gespräch mit Seckbacher Bürgern wollte die Gemeinde von bislang wenig bekannten Problemen im Stadtteil erfahren. Zudem waren zwei Referenten geladen: Waltraud Andreas von der Sozialstation Bergen-Enkheim, die seit nunmehr 15 Jahren für Seckbach zuständig ist, und Martin Salomon, der in der Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste im Hufeland-Haus arbeitet.

Wie Frau Lopata meinte, solle so die "administrative Seite einmal unserer Seite" gegenübergestellt werden. Auf diese Weise könne man konkret erfahren, wo Defizite seien und wie dort die Kirchengemeinde helfen könne. Immerhin gebe es in der Gemeinde rund 40 ehrenamtliche Mitarbeiter. "Und die sind alle sehr engagiert und problembewußt", bestätigt Marianne Friedrich, ebenfalls Mitglied im Sozialausschuß.

Waltraud Andreas von der Sozialstation informierte anhand von statistischen Daten ausführlich über die Situation in Seckbach. Sie räumte jedoch ein: "Ich möchte weniger einen Vortrag halten, als vielmehr das Gespräch mit den Bürgern suchen." Als Mitarbeiterin der Stadt sei man eben leider nicht ausreichend über alle Vorgänge in der Gemeinde informiert. Dann berichtete Martin Salomon kurz über die Probleme älterer Bürger. Gemeinsames Fazit der beiden Vorträge: Seckbach ist im Vergleich zu anderen Stadtteilen "sozial sehr stabil", es gebe wenig Probleme. Sehr gelobt wurde von beiden Referenten die überdurchschnittliche Eigeninitiative der Bürger. "Seckbach ist sehr lebendig, das Pflegeangebot ist ausreichend, auch wenn sich hier ruhig noch mehr bewegen könnte."

Schwierigkeiten sah er allerdings für die Zukunft voraus. Im Stadtteil gebe zunehmend ältere Bürger. Das führe wohl dazu, daß eines Tages die sozialen Dienste nicht mehr ausreichten, auch nicht wenn sie von einer engagierten Nachbarschaftshilfe unterstützt würden. Gerade durch die langen Zeiträume, die eine Pflege beanspruche, seien Schwierigkeiten zu erwarten. Salomon wies auf die schon in der Vergangenheit "sehr hohe Belastung" der ehrenamtlichen Helfer hin - eine Arbeit, die fast ausschließlich Frauen leisteten. An der anschließenden Diskussion beteiligten sich die Bürger rege. Gefragt wurde überwiegend nach Möglichkeiten, älteren Mitbürgern helfen zu können, die häufige sehr zurückgezogen lebten: Isoliert und allein gelassen trauten sie sich oft nicht, ihre Not anderen mitzuteilen. Einige Gemeindemitglieder wußten von älteren Nachbarn zu berichten, die zwar Anspruch auf Wohngeld hätten, diesen aber aus Angst, falschem Stolz oder Unsicherheit nicht wahrnehmen würden. Gerade da sei die Kirchengemeinde als erster Anlaufpunkt geeignet. Die Rat- und Hilfesuchenden wären nicht gleich mit langen und irritierenden Behördengängen konfrontiert. Auch die Angst, als "Sozialfall" abgestempelt zu werden, ließe sich so vermieden.

Am Ende des Abends zeigten sich die Damen aus dem Sozialausschuß der Gemeinde zufrieden. "Wir haben gesehen, daß es falsch wäre, mit etwas völlig Neuem anzufangen", sagte Marianne Friedrich. Vielleicht müsse künftig die Hilfe mehr auf die Altersversorgung liegen. Und Lydia Lopata: "Wir müssen weiter aufmerksam beobachten, wo Schwierigkeiten entstehen. Und das betrifft jeden einzelnen in der Gemeinde." mim

Klapprad war im Angebot Zachäusgemeinde: Flohmarkterlös für guten Zweck

NIEDERRAD. "Mama, Mama, das will ich haben!" Müttern und Vätern gleitet die Situation buchstäblich aus den Händen. Wenn nicht, werden sie von den eigenen Kindern "erbarmungslos" durch die engen Gänge gezerrt. Machtlos müssen sie sich den Versuchungen preisgeben. Hier Hosen, da T-Shirts, von den Pullovern und Jacken ganz zu schweigen. Dazwischen immer wieder Baukästen und Spiele, aber auch Bücher und Stofftiere oder ausgefallene Dinosaurier in Miniaturform. Sogar Fahrräder werden angeboten. Kleinstes Modell war ein "Zwölfer", es gab aber auch schon Klappräder der Größe 20, dann allerdings komplett mit Stützrädchen.

Daß es dabei den Eltern schwer fällt, die Kinder im Zaum zu halten, ist nur allzu verständlich. Daher hat Ingrid Kronenberg, Mitglied im Kirchenvorstand der evangelischen Zachäusgemeinde, auch vorgesorgt. "Kinderbetreuung" hieß der magische Ort im Gemeindezentrum. "Das hat sich schon seit langem bewährt", sagt Frau Kronenberg, die seit mehreren Jahren den Kinderkleider- Flohmarkt organisiert. Tür zu, und die Eltern können sich selbst einmal in aller Ruhe umsehen. Inzwischen motivieren jugendliche Helfer die "Kleinhändler" nebenan zu neuen Unternehmungen. Malen und Basteln beispielsweise; oder einfach nur mal ausruhen und sich die Flasche warme Milch geben lassen. Christiane Wieting ist eine von denen, die für das Wohl der jüngsten Gäste sorgen. Durch ihre Mitarbeit in der Kindergruppe der Gemeinde hat die 18jährige Schülerin schon einiges erlebt: "Natürlich geht das nicht immer ohne Streß, aber der Spaß wiegt es wieder auf."

Frau Kronenberg sammelt derweil noch fleißig Standgebühren ein - drei Mark pro Tisch. Die rund 40 Anbieter zahlen gerne, weil alle zufrieden sind. Das ist auch ein Verdienst von Johann Mai. Als Küster der Gemeinde hatte er zuvor dafür gesorgt, daß jeder Tisch günstig plaziert wurde. Eine Mutter aus Niederrad versichert deshalb auch, daß "von der Aktion beide Seiten gleichermaßen profitieren". Man glaubt es gerne, immerhin kommen an diesem Nachmittag mehrere hundert Besucher. Wegen der starken Nachfrage habe man auch die Anmeldung und die Tischgebühr eingeführt, erklärt Ingrid Kronenberg. "Früher mußten viele mit ihren Sachen draußen warten, bis drin ein Plätzchen frei wurde. Das war ein schreckliches Chaos." Die Einnahmen kommen entweder der Gemeinde oder einem karitativen Zweck zugute. Übrigens: Die Kinder interessierte das alles herzlich wenig. Hauptsache, ihnen wurde nicht der Spaß verdorben. mim

BIATHLON WELTCUP in Östersund/Schweden, 10 km, Männer: 1. Tyldum (Norwegen) 30:16,9 Minuten/0 Fehlschüsse, 2. Popow (Weißrußland) 30:59,2/0, 3. Fischer (Oberhof) 30:59,9/1, 4. Steinigen (Ruhpolding) 31:02,5/2, 5. Löfgren 31:03,7, 6. Gredler (Österreich) 31:08,5/3, 7. Glimsdal (Norwegen) 31:08,6/3, 8. Bailly-Salins 31:17,9/0, 9. Eder (Österreich) 31:26,6/0, 10. Kirchner (Oberhof) 31:33,8/1, . . . Gross (Ruhpolding) 32:20,3/1, . . . 45. Luck (Oberhof) 33:02,0/3, . . . Hoos (Oberhof) 33:38,3, . . . 82. Schönthier (Ruhpolding) 34:42,7. - Stand im Gesamtweltcup vor dem Finale: 1. Löfgren (Schweden) 171 Punkte, 2. Kirchner (Oberhof) 151, 3. Carrara (Italien) 132, 4. Johansson (Schweden) 120, 5. Passler (Italien) 117, 6. Gredler (Österreich) 112, 7. Gross (Ruhpolding) 109, 8. Tyldum (Norwegen) 107, 9. Medwedtsew (Ukraine) 106, 10. Zingerle (Italien) 102.

4x7,5-km-Staffel: 1. Deutschland (Gross, Steinigen, Kirchner, Fischer) 1:24:37, 1/zwei Fehlschüsse, 2. Weißrußland 1:25:00, 8/0, 3. Italien 1:25:14, 1/0, 4. Slowenien 1:25:50, 5/0, 5. Schweden 1:26:30, 6/0, 6. Ukraine 1:27:09,9.

Frauen, 7,5 km: Reszowa (Rußland) 23:41,8 Minuten/3 Fehlschüsse, 2. Bedard (Kanada) 23:52,5/1, 3. Santer (Italien) 24:22,8/1, 4. Niogret (Frankreich) 24:23,2/0, 5. Westin (Schweden) 24:39,9/1, 6. Sikveland (Norwegen) 24:44,0/2, 7. Smith (USA) 24:47,9/0, 8. Briand (Frankreich) 24:51,8/1, 9. Jasicowa (Slowakei) 25:04,6/1, 10. Burlet (Frankreich) 25:06,3/1, 11. Misersky (Oberhof) 25:08.1/3, 12. Schaff (Willingen) 25:11,8/2, . . . 37. Disl (Moosham) 26:08.7/3. - Stand im Gesamt-Weltcup vor dem Finale: 1. Bedard 215 Punkte, 2. Reszowa 202, 3. Briand 163, 4. Santer 176, 5. Niogret 158, 6. Burlet 154, 7. Schaaf 149, 8. Jasicowa 122, 9. Hakowa (Tschechische Republik) 111, 10. Misersky 103.

Reisekonzernen winkt Milde Berliner Kammergericht urteilt über Bußgeldbescheide

has FRANKFURT A. M. Den Reisekonzernen, die das Bundeskartellamt vor zwei Jahren wegen Absprachen über einheitliche Kerosinzuschläge zu Bußgeldern verdonnerte, winkt ein mildes Urteil. Prozeßbeobachter erwarten vom Kartellsenat des Berliner Kammergerichts, das nach mehrtägiger Verhandlung und der Anhörung zahlreicher Zeugen nun am kommenden Mittwoch Recht sprechen wird, eine deutlich verringerte Strafe.

Betroffen von dem Geschehen vor dem Kadi sind die Reiseveranstalter TUI, NUR Touristic, ITS und Hetzel sowie die Charterflugunternehmen Condor, Hapag- Lloyd, Aero Lloyd, Germania und LTU. Ihnen sowie führenden Managern der Firmen schickte das Kartellamt seinerzeit Bußgeldbescheide im Gesamtvolumen von knapp 6,3 Millionen Mark. Dagegen legten die Unternehmen Beschwerde ein. Dies scheint sich nun für sie auszuzahlen. Denn während der Verhandlung im Kammergericht nahm die Diskussion über ein möglicherweise vorliegendes "mangelndes Unrechtsbewußtsein" der Konzerne breiten Raum ein. Zeitweise war sogar angedacht, das Verfahren deshalb einzustellen, was dann aber nicht geschah.

Den Recherchen des Kartellamts zufolge haben die Unternehmen während der Golfkrise nach Entfernungen gestaffelte einheitliche Kerosinzuschläge für alle Flugreisen abgesprochen und damit den Verbrauchern die Chance genommen, vom Preiswettbewerb der Veranstalter zu profitieren. Über die Ergebnisse ihrer Absprachen berichteten die Firmen danach ebenso stolz wie offenherzig - ein Verhalten, das bei dem Argument des mangelnden Unrechtsbewußtseins eine wichtige Rolle spielt.

Aufmerksam verfolgen die Beamten des Berliner Kartellamts das Geschehen vor Gericht. Wichtig für sie ist, wie ein Behördensprecher betont, daß die Bußgeldbescheide "im Grundsatz Bestand haben". Wie hoch letztendlich die ohnehin schon niedrig bemessenen Bußgelder ausfallen würden, sei nachrangig.

Ähnlich dürften es die Kunden der Reiseunternehmen sehen, die einst den einheitlichen Treibstoff-Obolus berappen mußten. Sie haben nämlich gesetzlich keinen Anspruch auf die Erstattung des damals zuviel bezahlten Betrages.

Bei kleinen Sorgen helfen Erlös aus Flohmarkt geht an Menschen im Stadtteil

SCHWANHEIM. Das Prunkstück war bereits nach einer Stunde verkauft. Eine altehrwürdige, voll funktionstüchtige Schreibmaschine der Marke Adler. Geschätztes Alter: 40 Jahre. Elisabeth Schmidt, Schatzmeisterin der DRK-Ortsvereinigung Schwanheim / Goldstein, strahlt: "Mit dem Geld können wir wieder etwas auf die Beine stellen."

Genau dies ist seit langem der Sinn des Flohmarktes in der Geschäftsstelle des DRK. Der Erlös kommt Menschen im Stadtteil zugute, die ihre kleinen Sorgen haben, und denen man mit wenig schon viel helfen kann. Das reicht von den Massagen, die eine im Rollstuhl sitzende Seniorin sich aufgrund der hohen Beiträge bei der Krankenversicherung nicht mehr leisten kann, bis hin zu kleinen Aufmerksamkeiten für Mitglieder der DRK-Ortsvereinigung. "Die freuen sich, wenn wir zum Geburtstag vorbeikommen und ein Geschenk überreichen", sieht Elisabeth Schmidt ihre Aufgabe eher als menschliche Geste. Einmal im Monat nimmt sie sich, unterstützt von einer Helferin, vier Stunden Zeit, um die gespendeten Sachen - Kleider, alte Schmöker, Lampen, Geschirr - anzubieten und an den Mann zu bringen.

Viele der Flohmarktbesucher sind Stammkunden. Kein Wunder, wird doch selbstgebackener Apfelkuchen und frischer Kaffee serviert. Da kann man ein wenig plaudern und in Ruhe überlegen, ob die antike Lampe ins Wohnzimmer paßt oder nicht. Die Atmosphäre ähnelt beinahe der in einem Wohnzimmer. Schließlich kennt man sich im Stadtteil.

Im Vordergrund aber steht nach wie vor die Hilfe. Sozialdienst nennt Elisabeth Schmidt das. Ob es Behördengänge sind oder Zuschüsse für Erholungsreisen, stets bemühen sich einige Mitglieder der Ortsvereinigung darum, armen oder kranken Menschen beizustehen. Da sei es natürlich von Vorteil, daß innerhalb der Hilfsorganisation eine gute Kameradschaft herrscht, ist die Schatzmeisterin mit der Arbeit der DRK-Ortsvereinigung zufrieden.

An diesem sonnigen Nachmittag ist es ruhig in der Geschäftsstelle. Einige Passanten schlendern eisschleckend vorbei und lugen durch die geöffnete Tür. Elisabeth Schmidt lächelt: "Bei dem Wetter ist es kein Wunder. Aber ich finde das irgendwie schön." Und fügt besorgt hinzu: "Möchten sie noch etwas Kaffee?" jot

Gemeinde-Flohmärkte Die Konkurrenz schadete nicht

SACHSENHAUSEN. Ausgesprochen groß war das Interesse am ersten Kinderflohmarkt in der evangelisch-lutherischen Lukasgemeinde. In der Unterkirche herrschte zwischen den 35 Verkaufstischen ein unüberschaubares Gedränge von Kindern und jungen Eltern, die nach Klamotten und Spielzeug stöberten.

Organisatorin Jutta Heinz war denn auch "sehr, sehr zufrieden", als sie am Abend ihren "Laden" schloß. Zwischen 600 und 700 Mark schätzte sie den Erlös aus Standgebühren und dem Verkauf von Kaffee und Kuchen. Profitieren soll davon der Kindergarten der Lukasgemeinde. Ein Teppich für die Bau-Ecke soll davon angeschafft werden, und vom Rest des Geldes möchte der Elternbeirat eine kulturelle Veranstaltung für die Kinder organisieren.

Überrascht war Jutta Heinz vom großen Andrang schon ein bißchen, zumal an diesem Nachmittag auch die evangelische Ostergemeinde einen Kinderflohmarkt veranstaltete. Doch die Konkurrenz hat nicht geschadet. Denn auch in der Mörfelder Landstraße herrschte reger Andrang. Hier wird schon seit vier Jahren jeweils im Frühjahr und im Herbst ein Kinderflohmarkt organisiert.

Diesmal steht auf der Wunschliste des Kindergartens ein Holzhaus, das mit Hilfe des Flohmarkt-Erlöses gekauft werden soll. Das Schöne und das Nützliche sieht Elternbeiratsvorsitzende Ruth Schmidtke gleichermaßen als Grund für den Erfolg solcher Veranstaltungen an. Für die Eltern bieten solche Flohmärkte nicht nur die Gelegenheit, preiswerte Hosen, Schuhe oder Strümpfe für ihre Kinder zu kaufen, sondern sie können ihren Sprößlingen zugleich eine beachtliche Gaudi präsentieren. So ein buntes Chaos mit so vielen Altersgenossen haben die Kleinen schließlich nicht alle Tage, nicht einmal im Kindergarten. ran

CDU soll im "Fünfer" Ortsvorsteher stellen Keine Absprachen mit "Republikanern"

FRANKFURT-SÜD. Der Ortsbeirat 5 wird in der kommenden Wahlperiode einen neuen Vorsitzenden bekommen. Der bisherige Ortsvorsteher Edmund Löffler (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, der CDU als stärkster Fraktion den Vorsitz für das Stadtteilparlament zu überlassen. "Es ist ein alter parlamentarischer Brauch, daß die stärkste Fraktion den Parlamentsvorsitz erhält", sagte Löffler auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau.

Allerdings war die CDU auch in der vergangenen Wahlperiode stärkste politische Kraft im Ortsbeirat. Damals, so Christdemokrat Wolfgang Gilles, hätten sich SPD und Grüne, "undemokratisch, wie sie waren", mit ihrer gemeinsamen Mehrheit über diese Gepflogenheit hinweggesetzt. Der Entschluß Edmund Löfflers, den Vorsitz an die CDU abzutreten, deutet mithin eine politische Neuorientierung an. Löffler schließt nicht aus, daß seine Fraktion einen CDU-Kandidaten mitwählen könnte. "Es kann nicht sein, daß eine der großen Parteien die andere in eine Situation treibt, daß sie mit den rechtsextremen Republikanern zusammenarbeiten müßte. Das ist eine Frage des Anstandes", sagte Edmund Löffler zur Stadtteil-Rundschau.

Sollten SPD und Grüne geschlossen gegen die CDU stimmen, wären die sieben Abgeordneten der Union bei der Wahl des Ortsvorstehers sowohl auf die eine Stimme der FDP als auch auf die Voten der beiden "Republikaner" angewiesen.

Das Abstimmungsverhalten der SPD bei der konstituierenden Sitzung des Ortsbeirates am 10. Mai wird entscheidend von den Personalentscheidungen innerhalb der CDU abhängen. Wolfgang Gilles würde von den Sozialdemokraten nicht mitgetragen, sagte SPD-Fraktionschef Gerhard Kadelbach auf Anfrage. Kadelbach: "Gilles können wir nicht akzeptieren - der ist autoritär". Auch Edmund Löffler, der im Gegensatz zu Kadelbach eher zum konservativen Flügel der SPD gerechnet wird, bestätigt, daß eine Zusammenarbeit mit der CDU ohne Wolfgang Gilles als Frontmann einfacher wäre. Er sei auch nicht bereit, als stellvertretender Ortsvorsteher unter Gilles zu kandidieren, sagte Löffler. Grundsätzlich schließt der Noch-Ortsvorsteher eine dauerhafte Zusammenarbeit mit den Christdemokraten als Alternative zur "Ampel" mit FDP und Grünen nicht aus. "Ich kenne die neuen Leute der Grünen und der FDP nicht - die Christdemokraten kann ich hingegen besser einschätzen."

Die entscheidenden Personalfragen sind bei der CDU derzeit noch offen. Außer Wolfgang Gilles haben im Vorfeld der Wahl auch Frank Löffler sowie Dieter Günther und Heinz-Günther Joras ihr Interesse am Amt des Orstvorstehers bekundet. Die CDU-Fraktion kommt jedoch erst am 22. März zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen, auf der sowohl der Fraktionsvorsitz als auch die Kandidatur für den Posten des Ortsvorstehers festgelegt werden.

Der noch amtierende Fraktionschef Ernst Bräter, der von seiner Partei nicht als Kandidat für die Ortsbeiratswahl nominiert wurde und daher kein Mandat mehr bekommt, kann sich Wolfgang Gilles wegen seiner kommunalpolitischen Erfahrung als Ortsvorsteher "gut vorstellen", wie er im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau sagte.

Sowohl Gilles als auch Bräter signalisierten keine allzu warmen Gefühle für die SPD. Deren Fraktionschef Kadelbach ist zumindest Wolfgang Gilles "zu ideologisch" ausgerichtet. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe die CDU mehr Gemeinsamkeiten mit den Grünen gehabt, so Gilles.

Der Christdemokrat hält es nicht für erforderlich, ein Bündnis für die gesamte Wahlperiode zu schmieden. Statt dessen sieht er stetig wechselnde Mehrheiten bei den unterschiedlichen Sachfragen auf den Ortsbeirat zukommen. Dabei soll die CDU nach seiner Ansicht nicht jeden Antrag der "Republikaner" kategorisch abschmettern, "nur weil er von den Republikanern kommt. Wir müssen überlegen, worum es geht. Wenn die Republikaner neue Seifenschälchen oder mehr Klopapier für einen Kindergarten fordern, wäre es albern, dies abzulehnen und dann den gleichen Antrag unter einem anderen Parteinamen noch einmal zu stellen".

Bis auf eine Zusammenarbeit mit den "Republikanern" ist auch für Willy Voss von den Grünen "alles offen". Allerdings sähe seine Fraktion gerne zwei Frauen an der Spitze des Ortsbeirates. Der FDP- Abgeordnete Dr. Christian Hecht hat zumindest für die Wahl des Ortsvorstehers eine Unterstützung der CDU als stärkster Fraktion angekündigt.

Horst Kügler, Fraktionschef der "Republikaner", hat sich über die Kräftekonstellation und die Wahl des Ortsvorstehers "noch keine Gedanken gemacht". Bei politischen Fragen will er jedoch "nach Sachlage" entscheiden.

Hinter den Kulissen wird im Ortsbeirat 5 derweil eifrig telefoniert und taktiert. Nur mit den "Republikanern", so versichern alle Fraktionen, wird es vor der konstituierenden Sitzung am 10. Mai keinerlei Absprachen geben. Danach "setzen wir uns auf das schärfste mit ihnen auseinander", kündigte SPD-Fraktionsvorsitzender Kadelbach an. ran

Auf alte Werte besinnen Sachsenhäuser SPD übte nach der Wahl Selbstkritik

SACHSENHAUSEN. Was wie ein gemütliches Kaffeekränzchen begann, war für Edmund Löffler "der zweite Schock innerhalb einer Woche". Die Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins Sachsenhausen-West war "miserabel besucht", befand der Noch-Ortsvorsteher im Ortsbeirat 5, bevor er von den 30 Genossinnen und Genossen zum neuen Vorsitzenden des 234 Mitglieder zählenden Ortsvereins gewählt wurde. "In unserer Geschichte war es bislang immer so, daß die Sozialdemokraten nach einer schlechten Wahl enger zusammenrückten. Selbst das scheint nicht mehr zu klappen."

Edmund Löffler war die Bitterkeit nach der Wahlschlappe vom 7. März anzumerken. Zwar geriet der bisherige Vorsitzende Klaus Pape, der nicht mehr kandidierte, weil er noch in diesem Frühjahr Bürgermeister in Nauheim (Kreis Groß- Gerau) werden möchte, nicht direkt in die Schußlinie. Aber die Worte seines Nachfolgers richteten sich auch an die leitenden Parteigenossen auf allen Ebenen: "Der Vorstand muß mehr leisten - sonst: wehe der SPD!" Edmund Löffler machte deutlich, daß er den Ortsverein anders als sein Vorgänger führen will. Kämpferischer wolle er agieren, sagte er anschließend der Stadtteil-Rundschau.

Inhaltlich mahnten die Genossen bei ihrer Jahreshauptversammlung vor allem stärkere Konturen des "S" in der SPD an. Nach der Wahlschlappe von 1977 (damals verlor die SPD die Mehrheit im Römer, d. Red.) habe sich die Partei zu sehr den Wählern in "Nadelstreifen" zugewandt und die Unterschichten stark vernachlässigt. "Wir haben vor dieser Wahl die Ängste der Menschen nicht erkannt", sagte Löffler, und: "Es gibt ein permanentes Ausländer-Problem. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen." So gebe es in der Heimatsiedlung "kaum noch Chancen für Deutsche, eine Wohnung zu bekommen." Zudem sei der Frankfurter Mietspiegel vollkommen unübersichtlich: "Da geht alles durcheinander, kreuz und quer."

Die Stadtverordnete Isa Peterson regte in diesem Zusammenhang eine Änderung des Frankfurter Vertrages an, nach dem in solchen Siedlungen alle freiwerdenden Wohnungen dem Wohnungsamt gemeldet und von dort aus vermittelt werden. Künftig sollen nach ihrer Vorstellung die Wohnungen in den Frankfurter Siedlungen zu je einem Drittel an schlecht, normal und besser Verdienende vermietet werden, um der Gefahr einer Gettoisierung entgegenzuwirken.

Anders als Edmund Löffler sah der Stadtverordnete Karl Pusch durchaus Schwächen bei der Vermittlung der eigenen politischen Leistungen für das untere Drittel der Gesellschaft. "Wir nähern uns rasant der 400 Millionen-Grenze", erklärte er mit Blick auf die Sozialhilfe-Etat. Und der Frankfurt-Paß für 40 000 sozial Schwache koste 15 Millionen pro Jahr. Großprojekte wie "Wohnen am Fluß", die 1989 zu euphorisch angekündigt worden seien, nähmen erst jetzt konkrete Formen an, da die nötigen Investoren zur Finanzierung gefunden seien.

Patentrezepte zur Lösung der dringensten Probleme, etwa der hohen Kriminalitätsrate, konnte freilich niemand aus dem Hut zaubern. Was das Mißtrauen in die etablierten Parteien angeht, fanden die Sachsenhäuser Genossen allerdings genügend Ansatzpunkte bei der eigenen Partei. "Der Zustand der Frankfurter SPD ist schlimm", monierte Erwin Schöppner. Er forderte ein Ende der Klüngelwirtschaft, mit denen sich die Genossen gut dotierte Posten sicherten. Und Rudi Arndt, Ex-Oberbürgermeister und an diesem Tag Versammlungsleiter, bekannte, daß sich "die Politikergehälter in den letzten zwanzig Jahren doppelt so schnell entwickelt haben, wie die Durchschnittseinkommen".

Zumindest die Offenheit, mit der die seit langem "interessanteste Diskussion bei einer Jahreshauptversammlung" (Arndt) geführt wurde, schien den Genossen wieder Mut zu machen. ran

Merkwürdig schnelles Duo vor dem Rest des Feldes Zeiten zum Wundern Auftritt von Devers und Priwalowa gibt zur Skepsis Anlaß

Im Sport ist ein großer Vorsprung für gewöhnlich auch ein stolzer Vorsprung. Aber was ist heute noch normal? Nach dem 60-m-Endlauf der Frauen bei der Hallen-WM geriet diese jahrzehntelang überhaupt nicht beachtete Binsenweisheit gehörig ins Wanken. Ein großer Vorsprung kann nämlich auch peinlich sein. Jedenfalls lag zwischen dem führenden Duo Gail Devers aus den USA und Irina Priwalowa aus Rußland und dem Rest die Weite eines Ozeans oder 2,50 Meter. Was im Sprint dasselbe ist.

Die zwei liefen Zeiten von 6,95 und 6,97 Sekunden - eher Zeiten zum Wundern als Wunderzeiten. Vielleicht sind die beiden Damen vor Jahren in einem unbemerkten Augenblick von einem anderen Stern auf den Planeten Erde abgesetzt worden, und jetzt sind sie voll entwickelt, Protagonistinnen eines sensationellen Muskelkults?

Die Eingeborenen staunen wirklich, weil derartige pralle Spindeln in der ihnen bekannten Schöpfung für die weibliche Anatomie nicht vorgesehen sind. Am nächsten Tag wollten sie sich nicht sattsehen an den Fotos der Siegerin.

Hier muß zugegeben werden, daß die Geschichte mit dem anderen Stern frei erfunden wurde. Tatsächlich ist das Problem hausgemacht. Die Wahrheit ist: In Toronto haben sich einige Spitzenkräfte für baldige unangemeldete Zielkontrollen qualifiziert - für Kontrollen auf gefährliche Dopingsubstanzen. Gerade erst war die Hürdenläuferin Ludmilla Naroschilenko hängengeblieben. "Sie ist eine Freundin von mir", sagte Devers. Erst bei der nächtlichen Pressekonferenz hatte sie von der positiven A-Probe der Russin erfahren. "Ich konzentriere mich auf Gail", also auf sich selbst. Das war alles, was sie dazu loswerden wollte.

Ludmilla Naroschilenko mußte am Tag vor ihrem ersten Rennen im SkyDome das Royal York Hotel wieder verlassen. In Liévin war sie in die Falle getappt. Ein Dummchen, das die Hormonkultur nicht rechtzeitig hatte absetzen wollen. Noch steht die B-Probe aus, aber der Pressechef des Internationalen Leichtathletik-Verbandes spielte schon süffisant mit Worten. "Einige Leute haben sich zurückgezogen, und wenn man sagt, dies sei der Grund", nämlich das enttarnte Doping, "dann ist man clever."

ROBERT HARTMANN (z. Z. Toronto)

FDP-Fanfaren blasen

zur ökologischen Wende

Der nahende Abgang des Mark(t) grafen Otto Lambsdorff von der Parteispitze wirft helle Schatten auf seine FDP - an diesem Wochenende bis nach Pforzheim, wo man zur Werbung für eine umweltschonende Mobilität im Vorraum der Stadthalle putzige Elektroautos wie den "Hotzenblitz" aus Bayern hatte auffahren lassen. Drinnen gab es Schrifttum der Jungen Liberalen mit dem Tenor zu lesen, elf Jahre ökologischen Nichtstuns der FDP seien genug, und ihr Landesvorsitzender Michael Theurer verschenkte an Delegierte und Pressemenschen Plaketten mit der Aufschrift "Ich bin ein Öko-Liberaler". Außerdem mokierte er sich öffentlich, der demnächst scheidende Bundesvorsitzende habe halt immer, wenn der Parteinachwuchs auf seine neun Kongreßthesen von 1981 hinwies, in denen bereits die Weiterentwicklung der freien und sozialen Marktwirtschaft zu einer ökologischen verlangt wird, den Standardsatz parat gehabt, das gehe leider nicht, denn es koste Geld und sei der Wirtschaft deshalb nicht zuzumuten.

Von anderen Rednern dieses aus dem Rahmen fallenden Landesparteitages der Südwest-FDP klang's ähnlich (selbst-)kritisch. Der Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Roland Kohn erklärte gleich zur Begrüßung, die FDP habe mehr als ein Jahrzehnt in Sachen Ökologie glatt "verschlafen". Der Chef des Bundesumweltamtes, Heinrich Freiherr von Lersner, Mitglied der FDP, bescheinigte seiner Partei in einem historischen Rückblick zwar erhebliche Verdienste in der Umweltpolitik, zum Beispiel das Freiburger Programm von 1971 und so manche Initiative der ersten für Umwelt zuständigen Minister Genscher, Maihofer und Baum. Aber dann, so Lersner, kam Helmut Schmidt und gegen Ende der sozialliberalen Ära dessen Konzession an die deutsche Wirtschaft: "Wir haben jetzt andere Sorgen als den Umweltschutz." Die umweltpolitische Rolle seiner Partei unter Kanzler Kohl hält Lersner für "wenig glücklich".

Geht es indessen nach Kohn und einigen anderen Strategen der FDP, hat in Pforzheim nichts Geringeres als die ökologische Erneuerung der Pünktchenpartei begonnen.

Allerdings waren in Pforzheim jene unter sich, für die der Glaubenssatz feststeht, daß allein der Markt zur Lösung der Umweltprobleme imstande ist. Soviel Markt wie möglich, so wenig Vorschriften, Verbote und andere direkte Eingriffe des Staates wie unbedingt nötig - das war der rote Faden, der sich durch Referate, Debatten und Antragsberatung zog. Voll im Trend liegt da der neue Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt, der ebenfalls von seiner Partei verlangte, sie müsse "beim Thema ökologische Fortentwicklung der Marktwirtschaft in Führung gehen". Immerhin: "Verursachergerechte" Steuern und Abgaben sind dem Minister, der am Samstag nachmittag in Bonn gebraucht wurde und deshalb sein Manuskript verlesen lassen mußte, kein Teufelszeug, sondern als "Lenkungsinstrumente" unumgängliches Instrument.

Wie am Ende der Parteitag, so befürwortete auch Rexrodt höhere Mineralölsteuern, eine Klimaschutzsteuer und ein Straßennutzungsentgelt. Und es fiel sogar der Satz, daß es einen gesamtwirtschaftlich kostenneutralen Umweltschutz nicht geben kann.

Eindruck machte in Pforzheim nicht zuletzt der Umeeltprofessor Ernst-Ulrich von Weizsäcker, ein Sozialdemokrat, der seine Zuhörer ausdrücklich zu dem "Mißverständnis" ermutigte, seine rot, gelb und grün bemalte Krawatte sei als Plädoyer für eine Ampelkoalition gedacht. Im übrigen plädierte er für eine alljährliche Steigerungsrate bei den Energiepreisen um fünf Prozent, immer nach dem Motto, daß in einer Marktwirtschaft auch diese Preise "die ökologische Wahrheit sagen" müssen. Dieses, behauptet der Professor, werde am Ende der Volkswirtschaft nicht zum Schaden, sondern zum Vorteil gereichen.

Den Kontrast zur mutig-fortschrittlichen Theorie bot der neue Porsche- Chef Wendelin Wiedeking, der sich äußerst verwundert darüber zeigte, daß das Auto "als Umweltfeind Nummer 1 verteufelt" wird. Von der Politik forderte der von einigen kritischen Fragern sichtlich gereizte Industrielle, daß sie im Interesse deutscher Wettbewerbsfähigkeit für eine weltweite Nivellierung von Umweltschutzauflagen sorgt sowie für die "Sicherstellung des fließenden Verkehrs". Weniger Emotionen und Ideologie, dafür mehr Sachlichkeit verlangte der Porsche-Mann und pries seine Branche als ökologischen Vorreiter ("Wir stehen zum Umweltschutz").

Bei der Heimkehr von Pforzheim nach Zuffenhausen hätte er es in einer taufrischen Mitteilung des Verkehrsclubs Deutschland etwas anders lesen können. Der verwirft die Produktpolitik der schwäbischen Autoindustrie als "völlig verfehlt" und nennt es im Hinblick auf zwei Tonnen schwere Autos mit über zehn Litern Spritkonsum den "Gipfel der Unverschämtheit, einen derartigen Dinosaurier auch noch als umweltfreundlich zu bezeichnen".

PETER HENKEL (Stuttgart)

Namen + Notizen

JEAN WEIL, von 1964 bis 1976 ehrenamtlicher Bürgermeister in Eppstein-Ehlhalten, ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Von 1956 an hatte Weil dem Gemeindevorstand Ehlhaltens angehört, bis er Bürgermeister wurde. In seiner Amtszeit vollzog sich eine rege Siedlungspolitik in Ehlhalten: die Baugebiete "Am Borbig" und "Steinberg" wurden erschlossen. Nach der Gebietsreform war Weil von 1977 bis 1981 ehrenamtlicher Stadtrat. pms

Geld für neues Spielzeug Kindertagesstätte 38 organisierte großen Flohmarkt

FRANKFURT-NORDWEST. Schwer bepackt liefen sie die Fritz-Tarnow-Straße herunter: Mit dicken Tüten und großen Taschen, mit Handkarren und Kartons, vollbepackt mit allem, was nicht mehr gebraucht wurde: Alte Puzzles und Puppen, Teddybären und Bücher, Klamotten, Möbeln und Porzellan.

Immerhin rund 25 Verkäufer machten sich dieser Tage auf den Weg, um alte Schätze und guterhaltene Kleider in bare Münze zu verwandeln: Beim großen Flohmarkt in der Kindertagesstätte (KT) 38 an der Fritz-Tarnow-Straße 25 im Dornbusch. Daß es an Verkäufern nicht mangelte, dafür hatten die Organisatoren aus der Kindertagesstätte schon vorher gesorgt. "Wir richten immer dann einen Flohmarkt aus, wenn sich bei Eltern und Erziehern genügend altes Zeug angesammelt hat", erzählte Daniela Stolven, die in der Kindertagesstätte arbeitet. Die Aktion wird jedesmal ausführlich mit dem Elternbeirat abgesprochen.

Käufer kommen in der KT deshalb nur unregelmäßig zum Zug. Das vergangene Mal war der Umwelttag im September Anlaß gewesen, um die Kindertagesstätte in einen großen, bunten Basar (mit orientalisch angehauchtem Treiben und Feilschen) zu verwandeln.

Aber nicht nur die Eltern der Kinder, die in der KT den Kindergarten oder Hort besuchen, konnten beim Flohmarkt alles das verkaufen, was nicht mehr gebraucht wird. Auch Nachbarn, Freunde und Bekannte waren dazu eingeladen worden. Allerdings: 20 Prozent der Einkünfte "gehen immer an die Kindertagesstätte", betonte Frau Stolven ausdrücklich. Außerdem wurden 20 Mark Gebühr pro Stand gefordert.

"Das Geld verwenden wir, um davon neue Spielsachen oder Bücher zu kaufen", erzählte die KT-Mitarbeiterin weiter. Auch der Verkauf von Kaffee, Kuchen, Brezeln und Sekt sollte die Kasse der Kindertagesstätte aufstocken helfen.

Eines aber war für die Mitarbeiterinnen der Kindestagesstätte noch wesentlich wichtiger als der Verkaufserlös: "Es soll auch Spaß machen."

Begeistert waren vor allem die Kinder. Ein kleiner Verkäufer hätte seine Sachen am liebsten schon einen Tag vorher verkauft. Er konnte es "kaum abwarten." sen

Sieg des Föderalismus

Es darf geklatscht werden. Aus Bonn gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht zu vermelden. Zunächst die gute: Die Länder und Parteien haben sich zusammengerauft beim Föderalen Konsolidierungskonzept im Rahmen des Solidarpakts. Die schlechte Nachricht: Es wird weiter gestritten zwischen allen Beteiligten über sämtliche Einigungspunkte. Diese Prognose ist ohne Risiko; denn unter der Lupe betrachtet steckt Kohls großer Wurf voller Teufel im Detail.

Zwar gibt es bei der Preisfrage nach den Gewinnern und Verlierern des Drei-Tage-Marathons rund ums Kanzleramt keine eindeutigen Antworten. Von Rolf-Dietrich Schwartz (Bonn) Die Regierungskoalition verbucht die Verhinderung vorzeitiger Steuererhöhungen auf ihrer politischen Haben-Seite, muß dagegen eine zweistellige Milliarden-Last aus dem Verteilungsstreit mit den Ländern auf die Soll-Seite schreiben und ist in der Bewertung der verhinderten "sozialen Schweinereien" (Björn Engholm) zwischen ihren Flügeln gespalten.

Die Sozialdemokraten schreiben sich diesen Erfolg gegen den Sozialabbau unter dem Kapitel "Schutzmacht der kleinen Leute" zugute, müssen aber Punkte an die Regierung abgeben, weil es keine weiteren Steuererhöhungen vor 1995 für einen verstärkten Aufbau Ost geben wird, und sind geteilter Meinung beim Länderfinanzausgleich, je nachdem, wer von ihnen wo regiert. Die Bundesländer schließlich dürfen zufrieden sein, daß sie im Osten die (fast) 60 Milliarden Mark zusätzlich im Sack haben, ohne daß die Westländer die Hälfte davon übernehmen müssen, wie ihnen Bundesfinanzminister Theo Waigel zunächst zugedacht hatte. Sie müssen allerdings auf die geforderten Mehreinnahmen durch vorzeitige Steuererhöhungen verzichten, brauchen aber dafür die von ihnen besonders gefürchteten sozialen Einschnitte nicht hinzunehmen.

Summa summarum, so scheint es wenigstens, ein austarierter Kompromiß - wäre da nicht die Macht der Fakten. An dem gegen Schluß der Kanzler- Klausur auf Mini-Format geschrumpften CSU-Vorsitzenden an der Spitze des Bonner Finanzministerium war zu beobachten, wen der von Kohl erzwungene Dreiklang ins Mark getroffen hat. Waigel muß künftig seine aufrechte Haltung als unerschütterlicher Garant geordneter Staatsfinanzen durch sein dickes Fell sichern; denn Rückgrat wurde ihm von Freund und Feind genommen. Weil alle Seiten - erst recht nach dem Reinfall bei der Hessen-Wahl - sich zum schnellen Erfolg verdammt fühlten, verurteilten sie den Bonner Haushaltschef zum Lückenfüller. Milliardenlöcher zwingen Waigel nun zu Nachbesserungen im Nachtragshaushalt, zum Nachlegen im Etat für 1994 und zum Nachdenken über seine mittelfristige Finanzplanung.

Als erstes Signal muß er die von ihm hochgehaltene Drei-Prozent-Marke als Beweis seiner Solidität bei den Ausgabesteigerungen aufgeben. Danach verfällt seine Konsolidierungsgarantie, und am Ende ist er für alles zuständig und an allem schuld: an der wilden Pumperei des Bundes, den nicht zu verhindernden Steuererhöhungen, an der Ausweitung der Staatsquote und den explodierenden Lohnnebenkosten.

Anders gewendet hat der Föderalismus in Deutschland einen großartigen Sieg errungen. Die Aufteilung der Gewalten durch Länderkompetenzen kann nur so stark sein wie ihre finanzielle Basis. Die aber hat gewaltig an Standfestigkeit gewonnen. Damit gab der Bundeskanzler im nachhinein seinem Intimfeind und Parteifreund Kurt Biedenkopf recht, der schon vor Monaten von der Verlagerung des Entscheidungszentrums vom Bund in die Länder gesprochen hatte, als er die "Nagelprobe der politischen Führungsfähigkeit" einforderte.

Das mag zunächst den "Mann auf der Straße" unberührt lassen. Aber gerade die "kleinen Leute" trifft es, wenn die Länder wegen leerer Kassen ihre Leistungen im Bildungs- und Gesundheitswesen einschränken und auf den Ausbau der Infrastruktur für die Wirtschaft verzichten müssen. Sie können sich im Unterschied zum Bund nicht über autonome Einnahmeverbesserungen regenerieren. Insofern zählen mit den Ländern vor allem die Bürgerinnen und Bürger in Ost und West zu den Gewinnern des Bonner Einigungszwangs.

Wie der Bund diese "Operation '93" zum finanziellen Vollzug der deutschen Einheit überlebt, steht dahin. Das Märchen von der "Bezahlung aus der Portokasse" ist nun - sozusagen notariell beglaubigt - ausgeträumt. Damit ist auch viel Stoff ausgegangen, aus dem die zahlreichen Wahlkämpfe des nächsten Jahres geschmiedet werden sollten. Mit "Steuerlüge" oder "Verweigerungsvorwürfen" läßt sich kein Wähler mehr hinter dem Ofen hervorlocken, wenn alle staatstragenden Parteien so eng zusammengerückt sind, daß sich die Frage nach der "Großen Koalition" lange vor den Urnengängen von selber erledigt. Wer kein Interesse an dieser Koalition haben kann, wie etwa das gespaltene "Zünglein an der Waage", dürfte nun alle Kraft in das Bemühen setzen, die Bonner Dreieinigkeit wieder auseinanderzutreiben.

Wenn nicht alles täuscht, garantiert schon die Streitlust des FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff dafür, daß seine Partei nun den Test auf die Belastungsfähigkeit des Regierungsbündnisses wagt. So oder so: Kohl hat für seine weitere Kanzlerschaft einen wichtigen Grundstein gesetzt.

Der Vorstand ist gewählt Kleingärtnerverein Nardholz ehrte auch Mitglieder

FRANKFURT-NORD. Fünf Vorstandsmitglieder des Kleingärtnervereins (KGV) Nardholz sind bereits nach einem Jahr zurückgetreten. In der Jahreshauptversammlung dieser Tage wählten die Mitglieder des Vereins Manfred Rössler zum neuen Kassierer und Rüdiger Schories zu seinem Stellvertreter.

Zum Ersten Schriftführer "kürten" die Schreber Edgar Pelletier, Zweiter Schriftführer ist Marcel Pelletier. Die Aufgaben des Gartenobmanns übernimmt künftig Arthur Syndikus.

"Es gab keinen Streit und keine Konflikte", betonte der Erste Vorsitzende des Vereins, Werner Förster. Wegen Arbeitsüberlastung und aus gesundheitlichen Gründen legten die fünf Vorstandsmitglieder zwei Jahre vor den Neuwahlen ihre Ämter nieder. Zwei wichtige Beschlüsse faßten die Mitglieder des Kleingärtnervereins in ihrer Jahreshauptversammlung: Ab dem 1. Januar 1994 erhöht sich der Jahresbeitrag von 48 auf 60 Mark. "Wir haben seit ungefähr 20 Jahren dieselben Beiträge", sagte Förster, "jetzt mußten wir sie unbedingt den steigenden Preisen anpassen".

Außerdem wollen die insgesamt 143 aktiven Gärtner ihre Anlage am Frankfurter Berg "verstromen". Kostenvoranschläge sollen jetzt vom Vorstand eingeholt werden.

Auch eine Ehrung konnte Werner Förster in der Jahreshauptversammlung vornehmen. Für 40jährige Mitgliedschaft erhielt Rudi Maultsch die Goldene Ehrennadel des Landesverbandes Hessen. sen

Beim Überqueren der Fahrbahn schwer verletzt

HANAU. Eine Fußgängerin wurde am Samstag abend gegen 22 Uhr im Grünen Weg in Hanau schwer verletzt, als sie die Straße überquerte, um zu ihrem Auto zu gelangen. In Höhe der Matthias-Daßbach-Straße wurde sie in der Mitte der Fahrbahn von einem zu schnell fahrenden Personenwagen erfaßt, teilt die Polizei mit. Die Sicht auf das herannahende Fahrzeug war durch einen parkenden Wagen verdeckt gewesen. Die verletzte Frau wurde ins Stadtkrankenhaus eingeliefert. alu

In den Osterferien geht's in die Hohe Tatra

EPPSTEIN. Die slowakische Hohe Tatra ist das Ziel eines "Berg-Aktiv-Programms", zu dem die Stadtjugendpflege von Mittwoch, 14. April, bis zum Samstag, 24. April, einlädt. Die Fahrt in den Osterferien führt in ein attraktives Wintersportgebiet. Die Jungen und Mädchen werden in einem "urigen Selbstversorger- Ferienhaus" in Stara Lesna untergebracht, das unmittelbar am Tatra-Nationalpark liegt.

Alle Jugendlichen, die für 200 Mark Selbstbeteiligung mitfahren wollen, können sich der Rufnummer 0 61 98 / 30 51 38 anmelden. pms

Demokratie, ein leeres Wort

Selten sind die öffentlichen Verlautbarungen der Pekinger Diktatoren so deutlich als Lügen erkennbar gewesen wie dieser Tage. Mit aller Macht versucht China, die heute beginnende Tagung seines eigenen Marionettenparlaments, des Nationalen Volkskongresses, als "demokratische" Übung zu präsentieren. Doch gleichzeitig stößt Pekings Propagandamaschinerie wilde Drohungen gegen den Hongkonger Gouverneur Chris Patten aus, der den Bürgern der britischen Kronkolonie vor der Machtübernahme Pekings 1997 ein bescheidenes Maß an demokratischer Mitbestimmung schenken will.

Die Gesetzesvorschläge, die Patten Ende vergangener Woche nach langem Hin und Her veröffentlicht hat, würden nach ihrer Verabschiedung die Hongkonger Bürgervertretung "Legislative Council"(LegCo) noch lange nicht zu einem unabhängigen Parlament machen. Es geht um beschränkte Änderungen an der Wählerbasis für die funktionellen Wahlkreise Hongkongs, die erstmals den meisten Hongkongern eine Vertretung im LegCo verschaffen würde. Doch Peking ist selbst das zuviel, könnte doch der Virus basisdemokratischen Selbstbewußtseins von Hongkong nach Peking übertragen werden. "Demokratie" soll in China ein leeres Wort zur Beschönigung diktatorischer Willkür bleiben. heb (Peking)

Presse am Schlüsselloch

Zweifellos gehört der Journalist Ulrich Wickert zu jenen, die im Blickpunkt stehen und sich dem Interesse der Öffentlichkeit stellen. Vielleicht ist es sogar so, daß in ihm wie in vielen Medienmenschen, die sich täglich präsentieren, etwas von einem Exhibitionisten steckt. Hat sich Wickert nicht einmal am Bildschirm verführerisch das Hemd aufgeknöpft und dadurch sein weibliches Publikum verzückt? Hat er nicht vor Jahren auf der Theke einer linken Studentenklause einen hinreißenden Strip vorgeführt?

"Ertappt! TV-Wickert Neue Liebe" und "TV-Wickert Die Geliebte lacht" hießen Bild-Schlagzeilen am Wochenende. Es ist gleichgültig, was die Ausgespähten selbst davon halten, daß die auflagenstärkste und gewissenloseste deutsche Boulevardzeitung ihr Liebesleben ausschnüffelt. Es ist auch belanglos, ob der Inhalt der Stories stimmt oder nicht. Widerwärtig ist die hemmungslose Schlüssellochdenunziation: Einem Prominenten mit dem Teleobjektiv aufzulauern und die Frau abzubilden, die drei Minuten vor ihm die Wohnung verläßt, mit genauer Zeitangabe und Personenbeschreibung.

Nichts gegen harmlosen Klatsch, den müssen sich Fernsehstars gefallen lassen. Ekelhaft ist die Methode, das Privatleben von Menschen so auszuforschen und bloßzustellen, ganz abgesehen von schmerzlichen Rückwirkungen auf ihre Familien. Die Maßstäbe gehen verloren. Auch Politiker mußten das schon ertragen. Es wäre kein Wunder, wenn eines Tages zur Politikverdrossenheit der Medienverdruß kommt. hll (Bonn)

Stichflamme des Gasherds setzte Kleider in Brand

BÜDINGEN. Schlimmste Verbrennungen erlitt eine 79jährige Frau aus Büdingen in der Nacht zum Sonntag, berichtet die Büdinger Polizei. Sie hatte gegen vier Uhr früh auf ihrem Gasherd eine Tasse Milch erwärmen wollen. Dabei gab es eine Stichflamme, die die Kleidung der Frau sofort in Brand setzte. Die 82jährige Schwester löschte die Kleidung mit Wasser. Dabei holte auch sie sich Verbrennungen. Die 79jährige kam zunächst ins Büdinger Krankenhaus. Bald darauf brachte man sie in die Abteilung für schwere Verbrennungen des Offenbacher Stadtkrankenhauses. nes

Umzüge sind Vertrauenssache, und das Geld fehlt sowieso In Berlin diskutierten am Wochenende Ästheten und Nutzanwender über die Gestaltung des künftigen Parlamentsviertels

Vertrauen ehrt, wohl wahr. Zumal dann, wenn es aus dem Munde einer Bundestagspräsidentin kommt. Und also sprach Rita Süssmuth am Wochenende im Reichstag zu Berlin, als es just um dieZukunft desselben ging: "Trauen Sie dem Bundestag, daß er die Entscheidungen, die hier notwendig sind, auch treffen kann." Die oberste Parlamentarierin der Republik hatte gerade das 2. Reichstags- Kolloquium in Berlin beendet, eine zweitägige Anhörung über die Ergebnisse der Ideenwettbewerbe zu Spreebogen und Reichstagsgebäude. Richtig betont, wirdsogar ein Satz, dessen Grad an Selbstverständlichkeit die 100-Prozent-Marke erreicht, zur Beschwörungsformel. Süssmuth hatte damit all jenen geantwortet, die sich angesichts der wieder unsicher gewordenen Liaison Berlins mit dem deutschen Parlamentarismus die Frage stellen, was wird daraus?: Alles wird gut.

Nun kommen die Bedenken, die man in diesen Tagen an der Spree in die Vertrauenswürdigkeit der Bonner hegt, wenn Von Axel Vornbäumen (Berlin) es um das leidige Thema Umzug geht, ja nicht von ungefähr. Im Gegenteil: Das Mißtrauen ist neu geschürt worden, seit jenem von mittlerweile 120 Bundestagsabgeordneten unterzeichneten interfraktionellen Antrag, der feststellt, daß es am Rhein so schön ist. Der Umzug von Parlament und Regierung solle, so schlägt es die Gruppe vor, wegen knapper Kasse bis zum Jahr 2010 verschoben werden. Sankt-Nimmerleins-Tag, schwant so manchem, hieße das wohl.

Der Sturm der Entrüstung hob an, erwartungsgemäß. Der "Regierende" im "Roten Rathaus" von Berlin, Eberhard Diepgen, fühlt sich seit Tagen aus besagtem Anlaß gezwungen, in jedes ihm hingehaltene Mikrophon das bekannt hohe Lied vom Regierungssitz Berlin zu singen. Die Strophen handeln von "politischer Glaubwürdigkeit" und von Menschen, "die von der Politik erwarten, nicht allein gelassen zu werden". Der Text changiert gelegentlich, die Botschaft bleibt stets dieselbe. Das Medley der Empörungsrhetoriker wird routiniert heruntergespult. "Friedhofsruhe" macht SPD- Vize Wolfgang Thierse über Berlin aus, sollte dem Antrag Erfolg beschieden sein. Hanna-Renate Laurien (CDU), Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, bot gar, zwecks Beschleunigung des Parlamentariertrecks, den Preußischen Landtag als Übergangsdomizil an. Und erntete prompt das Empörungsgeheul der rheinischen Heimatvertriebenen von übermorgen. Laurien erhielt am Wochenende den diese Diskussion wohl abschließenden kollegialen Rat von Rita Süssmuth, künftige Vorstöße genauer zu durchdenken: "Gutgemeinte, aus dem Ärmel gezauberte Vorschläge für Provisorien", so Süssmuth, hätten eher "eine verunsichernde Wirkung, als daß sie weiterhelfen".

Siehe: Der Umzug ist mal wieder in der Diskussion; nicht die Frage nach dem Wann, nicht die Frage nach dem Wie - plötzlich ist es wieder die Frage nach dem Überhaupt. Man ist eben in diesen Tagen, da Milliarden vor allem in Gestalt von Löchern auftauchen, in "einer schwierigen Grenzsituation", wie es Dietmar Kansy (CDU), der Vorsitzende der Baukommission des Bundestages sieht. 50 Milliarden? 70 Milliarden? Horrorzahlen "aus dem Rheingraben", "unseriös bis zum äußersten" (Kansy) kursieren. Die Kostendiskussion, hat Peter Conradi (SPD) beobachtet, habe taktischen Charakter: Mal würden die Zahlen unverantwortlich hochgeredet, mal unverhältnismäßig beschwichtigt. Es ist halt die Zeit, in der kleinlich veranlagte Krämerseelen auch schon mal "die schwarz-rot-goldene Fahne vor dem Reichstag in Kubikmeter Kartoffelsuppe" (Kansy) umzurechnen pflegen. Bildlich gesprochen. Nüchtern ausgedrückt: Eigentlich fehlt das Geld für den politischen Brain-Drain vom Rhein an die Spree. Sagen die einen. Doch das Geld fehlt sowieso. Sagen die anderen. Die geradezu philosophische Frage, wie es die Nation denn nun mit der Repräsentation ihrer parlamentarischen Demokratie halte, dürfe nicht Kosten- oder Raumnutzungsfragen untergeordnet werden. So redet der Ästhet, wenn er den Nutzanwender trifft, was ja selten genug der Fall ist.

Am Wochenende aber war es soweit, und die Ästheten waren - ausnahmsweise - in der Vorhand; denn es galt, die preisgekrönten Entwürfe der Architekten Axel Schultes (Spreebogen) sowie Pi de Bruijn, Santiago Calatrava und Norman Foster (alle Reichstag) einer allerersten Funktionalitätsprüfung zu unterziehen.

Was macht man eigentlich mit all den schönen Ideen? Mit der ganz großen Wegwischbewegung werden die Bundestagsfraktionen, die letztlich über die Gestalt des Parlamentssitzes und -viertels befinden müssen, die hochgelobten Entwürfe seit diesem Wochenende nicht mehr vom Tisch fegen können. Es sei denn, sie strafen ihre um Vertrauen werbende Präsidentin Lügen. "Mitnichten fernab der Wirklichkeit" sei zwei Tage lang diskutiert worden, meinte Rita Süssmuth. Und Peter Conradi, nicht eben glühender Befürworter des Schultes-Entwurfs für das Parlamentsviertel, sagt: "Wir haben die Wettbewerbe ernst gemeint." Es sei "unangemessen, so zu tun, als seien das nur Arbeiten fürs Museum". Jurymitglied Gerhart Laage hatte eingangs schon die parlamentarischen Entscheidungsträger beschworen: "Es wäre schade, wenn das Urteil der Jury nur eine Art Sättigungsbeilage gewesen wäre."

Das Urteil der Jury zum Schultes-Entwurf aber ist: genial. Und nun? Doch, doch, nickt man derzeit im Kanzleramt, die "Klarheit" des Konzepts sei faszinierend, die "Ost-West-Verklammerung" auch. Nur - die "Eigenständigkeit der Verfassungsorgane" müsse doch, bitteschön, "zum Ausdruck kommen". Überdies: Das Bundespresseamt müsse mit einbezogen werden. Wo bleibt die "parlamentarische Gesellschaft"? Was ist mit dem Park? Ist denn da ein schönes Fest in "gelöster Atmosphäre" möglich? Ein bißchen schwer, sagt Peter Conradi, sei alles - eben kein Vergleich zur "Leichtigkeit des Seins in Bonn". Er frage sich: "Ist das der angemessene Ausdruck demokratischer Institutionen?" Wohl nicht. Ein bißchen Kanzleramt hier, ein bißchen Bundesrat da, Axel Schultes weiß genau, was die Bonner in Berlin eigentlich wollten: sich die "Ämter und Räte hinlegen lassen - lässig wie Kühe auf der Weide". Ein neues Bonn im Spreebogen eben, doch das sollte es ja gerade nicht sein. Schultes präsentierte seinen Entwurf, in seiner "Sprödigkeit der Härte der Stadt angemessen".

Der Entwurf, in erster Linie ein stadtplanerisches Konzept, kann, das weiß auch Axel Schultes, leicht kaputtgemacht werden, wenn an allen Ecken und Enden ein wenig herumgedoktert wird. Die Gefahr besteht. Insbesondere die Einbindung des Reichstagsgebäudes wird da wohl die meisten Schwierigkeiten machen. Da sei, sagt Schultes, eine "Nebelwand" für die Wettbewerber aufgebaut worden.

Im Nebel aber sind die Stararchitekten bereits kollidiert. Lediglich der Entwurf des Spaniers Santiago Calatrava (er versieht das Reichstagsgebäude mit einer Kuppel), so Schulte, sei kompatibel. "Die anderen beiden müßten im Grunde neu anfangen."

Doch insbesondere Norman Foster, der den Reichstag mit einer avantgardistischen Konstruktion überdachen will, soll das nicht zugemutet werden. Sein Entwurf wird von vielen favorisiert, nicht zuletzt von Rita Süssmuth. Auch Dächer, erkannte die Bundestagspräsidentin nach der Präsentation Fosters, "sind mehr als Ästhetik".

Bis zur Sommerpause soll nun entschieden werden, wie mit den preisgekrönten Entwürfen weiter verfahren werden soll. Rita Süssmuth hat sich ihre Argumentation gegenüber allen Bedenkenträgern schon zurechtgelegt: "Haben wir den Mut dazu, auch noch Ideen zu formulieren." Geld spielt dabei keine Rolle? Doch. Die Bundestagspräsidentin hat auch hier den Rahmen abgesteckt: Für die Erweiterung des Deutschen Historischen Museums seien kürzlich ohne Aufhebens 450 Millionen Mark beschlossen worden. "Was für diese Adresse gilt, gilt erst recht für das Kernstück der parlamentarischen Demokratie."

THW-Helfer retteten am Rebstock um die Wette

Bergungszüge aus acht hessischen Ortsverbänden des Technischen Hilfswerks (THW) haben am Samstag auf dem Frankfurter Rebstockgelände die besten Katastrophenhelfer ermittelt. Die Mannschaften hatten sich zuvor von insgesamt 62 Bergungszügen in Hessen für die Teilnahme an dem Landesleistungsvergleich qualifiziert.

Im Wettkampf selbst galt es, Aufgaben wie die Bergung eingeklemmter oder verschütteter Personen zu bewältigen und eine Sammelstelle für Verletzte einzurichten. Sieg und Pokal sicherte sich der Ortsverband Groß-Umstadt, der Dillenburg und Fulda auf die Plätze verweisen konnte.

Groß-Umstadt wird den THW-Landesverband Hessen damit beim Bundeswettkampf am 22. Mai in Berlin vertreten. skb

Immer wieder: Unfälle nach Alkoholkonsum

WETTERAUKREIS. Vermutlich betrunken setzte ein Autofahrer aus Ober- Schmitten am Sonntag gegen drei Uhr früh seinen Wagen zwischen Harb und Unter-Schmitten gegen einen Straßenbaum. Der Mann mußte von der Feuerwehr aus dem Wrack geborgen werden. Er ist schwer verletzt.

Drei Leichtverletzte gab es nach einem mißglückten Überholmanöver am Samstagnachmittag zwischen Bleichenbach und Büches. Der Büdinger Fahrer, der den Unfall offenbar verschuldet hatte, war laut Polizei betrunken. Er mußte seinen Führerschein abgeben. nes

Motorradfahrer prallt gegen Baum

ERLENSEE. Schwere Verletzungen erlitt ein Motorradfahrer in der Nacht zum Samstag in der Gemeinde Erlensee-Langendiebach. Bei einem Überholmanöver auf der Landesstraße 3193 zwischen Fliegerhorst und der Abzweigung nach Langendiebach kam der Mann in einer Rechtskurve von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurde der Motorradfahrer mit schweren Verletzungen gegen 1.30 Uhr ins Krankenhaus gebracht. alu

SPD und FWG trafen sich zum Sondierungsgespräch

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ihre "Grundsatzpositionen" haben sie ausgetauscht, jetzt wollen SPD und FWG erst mit den anderen Fraktionen reden, um sich zum zweiten Gespräch zu treffen und "Strategien" zu entwickeln, wie sich wechselnde Mehrheiten zumindest ansatzweise verwirklichen ließen. Bei dem Gespräch, so der Erste Kreisbeigeordnete Gerd Mehler (SPD), habe die FWG nochmals betont, kein festes Bündnis mit CDU und FDP einzugehen, außerdem wollten sie auch an Mehler als Dezernten festhalten. ana

Durchbruch bei Altschulden ist erreicht Ost-Mieter und Firmen können aufatmen / Privater Hausbesitz auch begünstigt

ptz BONN. Ostdeutsche Wohnungsunternehmen können bei den Investitionen in den Altbaubestand endlich in die Vollen gehen; den Mietern bleiben bislang geplante kräftige Mieterhöhungen zum größten Teil erspart. Die Weichen hierfür stellten Bund und Länder bei den Gesprächen über den Solidarpakt. Entgegen den Wünschen der SPD gibt es aber kein zusätzliches Geld für den Bau von Sozialwohnungen in Ost und West.

Bauministerin Irmgard Schwaetzer begrüßte die Ergebnisse der Klausur: "Der Wohnungsbau ist der große Gewinner." Die Lösung der Altschuldenprobleme sei die zentrale Voraussetzung für einen neuen Investitionsschub im Neubau und im ostdeutschen Wohnungsbestand. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf erklärte, nun könne mit Sanierung und Privatisierung angefangen werden. Allein für Sachsen beziffert er die dadurch langfristig mögliche Nachfrage nach Bauleistungen auf 50 Milliarden Mark.

Der nun beendete Streit konzentrierte sich auf die Frage, wer für die Altschulden der ostdeutschen Wohnungswirtschaft, die am Tag der deutschen Einheit mit 31 Milliarden Mark in der Kreide stand, aufkommt. Da bis Ende 1993 die anfallenden Zinsen auf Pump finanziert werden, betragen die Altschulden zum 1. Januar nächsten Jahres 51 Milliarden. Die Lösung sieht vor, daß die städtischen Unternehmen und die Genossenschaften für ihre rund 3,2 Millionen Bleiben pro Quadratmeter eine Kreditlast von 150 Mark akzeptieren und hierfür von Mitte 1995 an die Zinsen zahlen; bis dahin tragen Bund und Länder die Kosten. Die besonders auf neueren Gebäuden lastenden höheren Darlehen werden gekappt.

Im Ergebnis erspart der Staat den Immobilieneignern 31 Milliarden Mark Verbindlichkeiten. Entsprechend üppiger fällt der sogenannte Erblastfonds aus, in dem auch die Treuhandverbindlichkeiten landen. Freuen dürfen sich private Hausbesitzer in der Ex-DDR. Sie kommen ebenfalls in den Genuß der Kappung (Ersparnis zu Lasten der Steuerzahler: drei Milliarden).

Rechnerisch müssen die Unternehmen Mitte 1995 die Miete pro Quadratmeter um eine Mark monatlich anheben, um ihre Zinsverpflichtungen zu erfüllen. Ferner sollen sie innerhalb einer Dekade 15 Prozent ihres Besitzes verkaufen. Die Erlöse sollen den Erblastfonds entlasten.

Das Ost-Immobilieneignern vorbehaltene Darlehensprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau wird auf 60 Milliarden Mark verdoppelt. Der Bund verbilligt durch Zuschüsse die Kredite gegenüber den marktüblichen Konditionen um zwei Prozentpunkte. Zehn Milliarden Mark sind für Plattenbauten reserviert; der Zinsabschlag beträgt hier drei Punkte. Die Gesamtbelastung des Bundes verteilt über die gesamte Tilgungsdauer soll sechs Milliarden Mark betragen.

Um zwei Jahre bis Ende 1996 verlängert wird die steuerliche Begünstigung privater Bauinvestitionen (50 Prozent Sonderabschreibung in den ersten sechs Jahren). Vom Tisch ist die von Finanzminister Theo Waigel gewollte starke Kürzung des Wohngeldes. Doch soll die zeitnähere Berücksichtigung von Einkommenszuwächsen Bund und Ländern insgesamt 70 Millionen pro anno sparen. Beschlossen sind verringerte Abschreibungsmöglichkeiten für Altbauerwerber und der Abbau Städtebauförderung West auf nur noch 80 Millionen Mark im Jahr.

Jahreshauptversammlung SPD Sachsenhausen wählte neuen Vorstand

SACHSENHAUSEN. Einen neuen Vorstand wählte der SPD-Ortsverein Sachsenhausen-West in seiner Jahreshauptversammlung. Erster Vorsitzender ist Edmund Löffler, der die Nachfolge von Klaus Pape, der nicht mehr kandidiert hatte, antritt. Stellvertretende Vorsitzende bleiben Jan Oliver Brocks und die Stadtverordnete Isa Peterson.

Lieselotte Smyczek und Volker Marquart kümmern sich weiterhin um die Finanzen des Ortsvereins, und Herta Pusch wurde zur Schriftführerin gewählt. Dem Vorstand gehören als Beisitzer Andrea Brocks, Marion Himpel, Karl Pusch, Erwin Schöppner, Liselotte Schuster und Inge Siegl an. ran

NLA hat die Nase vorn Haigers stärkste Kraft

HAIGER. "Wer nun glaubt, die SPD lasse das Thema fallen, der irrt." Henry Hartl, Chef der Sozialdemokraten in der 19 000-Einwohner-Kommune Haiger, sieht auch nach der empfindlichen Wahlschlappe keinerlei Notwendigkeiten, die Pläne für das großflächige Industriegebiet in der Kalteiche, einem im Dreiländereck zu Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gelegenen und zusammenhängenden Waldstück, zu überdenken. Dabei war es der erbittert geführte Streit um dieses Projekt, der im westlichen Zipfel des Lahn-Dill-Kreises die kommunalpolitische Welt gehörig durcheinanderwirbelte.

Denn der große Gewinner der Wahl vom 7. März ist die unter dem Namen "Natürlich leben und arbeiten" (NLA) als eigene Liste angetretene Bürgerinitiative, die seit knapp einem Jahr gegen die avisierte Nutzung des Areals, das nicht nur verkehrsgünstig an der "Sauerlandlinie" A 45, sondern vor allem oberhalb der engen Täler der Dill und ihrer Nebenbäche liegt, als Industriestandort zu Felde zieht. Mit insgesamt 26,6 Prozent sahnte die NLA nicht nur in den drei direkt an der Kalteiche gelegenen Stadtteilen kräftig ab, sie wurde auf Anhieb gar stärkste Kraft in Haiger und verdrängte die Sozialdemokraten (die hatten einen Verlust von fast 20 Prozent) mit 26,5 Prozent auf Platz zwei. Die Union kam mit einem Minus von rund sechs Prozent (25,2 Prozent) noch vergleichsweise glimpflich davon. Mit jeweils zehn Abgeordneten werden NLA, SPD, CDU, mit fünf die Freien Wähler und zwei die Grünen im neuen Parlament vertreten sein.

Als "Sieg gegen die große Koalition der Unvernunft" (BI-Chef Wolfgang Freund) feierte die NLA ihren Triumph. Die hatte in ihrem betont bürgernahen Wahlkampf das "Wachstumsdenken" des Magistrats scharf kritisiert und eine dem heimischen Arbeitsmarkt angepaßte und den tatsächlichen Bedarf deckende "Gewerbeansiedlung mit Augenmaß" gefordert. Die Prioritäten sind in der "Stadt im Grünen", wie Haiger in Werbebroschüren nicht müde wird zu betonen, allerdings längst gesetzt. Im Januar dieses Jahres gaben die Teilnehmer der Regionalen Planungskonferenz Mittelhessen ihr Plazet, die Kalteiche als Industriegebiet in den Fortschreibungsentwurf des Regionalen Raumordnungsplans aufzunehmen und dafür eine mit 100 Hektar fast ebenso große Fläche im Ortsteil Sechshelden, die niemand mehr bebauen will, unter Naturschutz zu stellen.

Dem "Tauschgeschäft" (nach neuesten Zahlen sollen in dem 95 Hektar großen Planungsgebiet 35 Hektar industriell genutzt und dafür 53 Hektar Wald gerodet werden) kann weder die inzwischen fast 900 Personen starke Bürgerinitiative noch ihr künftig "verlängerter parlamentarischer Arm" etwas Gutes abgewinnen. "Die Furcht, daß auf der Kalteiche auch ,Problembetriebe&rquote; angesiedelt werden könnten, ist groß", betont Wolfgang Freund.

Die Debatten über den tatsächlichen oder angenommenen Bedarf für die Industrieexpansion, über die ökologischen und ökonomischen Folgekosten (ein entsprechendes Gutachten, das sich an den Maßstäben der Umweltverträglichkeitsprüfung orientiert, muß die Verwaltung erst noch erstellen lassen) haben in Haiger mit zu diesem eklatanten Vertrauensverlust bei den "Etablierten" beigetragen. Gerade die SPD verschwand in den Hochburgen der NLA fast zur Bedeutungslosigkeit. Im Ortsteil Allendorf zum Beispiel verloren die Genossen 43,6 Prozent und kamen gerade noch auf 8,5 Prozent.

Die Verlierer schickten sich recht schnell an, das in dieser Deutlichkeit nicht erwartete Ergebnis in die Kategorie "Protestwahl" (Haigers Bürgermeister Gerhard Zoubek unisono mit Parteifreund und SPD-Chef Henry Hartl) zu packen. Mit einigem Entsetzen hat die Bürgerinitiative solche "Analysen" zur Kenntnis genommen. Was die SPD in der Kommune an die NLA verloren habe, habe sie auf Kreisebene an die Republikaner abgegeben, hatte Sozialdemokrat Hartl gleich am Wahlabend erklärt. "Die Alternative hat die Bürger gereizt", betont hingegen Friedhelm Thomas, früherer SPD-Stadtrat und jetzt, nachdem er mit anderen Genossen aufgrund seines Engagements in der Bürgerinitiative das Parteibuch abgeben mußte, für die NLA erneut im Parlament. Solche Reaktionen, schimpft Freund, seien die "typische Arroganz der etablierten Parteien".

Der im Sommer 1990 mit der Ein- Stimmen-Mehrheit von SPD und Grünen zum Bürgermeister gekürte Gerhard Zoubek meint, in diesem Ergebnis ein "deutliches Protestwählerverhalten" zu erkennen.

Er sieht keinen Grund, die wirtschaftspolitische Ausrichtung seiner Verwaltungsarbeit, die ja in letzter Konsequenz die NLA erst hat groß werden lassen, in Frage zu stellen. "Wenn Sie so wollen", sagt der promovierte Jurist süffisant, "ist das Wahlergebnis eine Bestätigung des fraktionsübergreifenden Konsenses in Sachen Kalteiche." Schließlich hätten sich die "großen" Parteien, die Freien Wähler und die erneut an der Fünf-Prozent- Hürde gescheiterte FDP vor der Wahl unmißverständlich für das Industriegebiet ausgesprochen.

Haiger, das mit mehr als 7000 Arbeitsplätzen eine überdurchschnittliche Wirtschaftkraft aufweist, benötigt nach den Worten von Zoubek eine ausreichend große Zahl von sichergestellten Flächen, um "langfristig für die Zukunft planen zu können". "Aber wenn man auf eigener Gemarkung mehr als 65 Prozent Wald hat, kann man auch über die Inanspruchnahme des Forstes nachdenken."

Für die NLA, die als klassische Bürgerbewegung das gesamte Parteienspektrum von Haiger in sich vereint, bleibt die ablehnende Haltung zu dem großflächigen Industriegebiet unumstößliches Prinzip. VOLKER TRUNK

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 14. März (FR). Fast überall sonnig, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 13 und 18 Grad. Die nächtlichen Tiefstwerte betragen null bis fünf, im Osten und Süden örtlich bis minus zwei Grad. Weitere Aussichten: Leichter Temperaturrückgang.

(Siehe auch Lokalteil)

Aktionstag gegen die Privatisierung der Post

Anläßlich des bundesweiten Aktionstages der Deutschen Postverbands-Jugend am Samstag machte die Gewerkschaft auch in Frankfurt ihrem Unmut über die geplante Privatisierung der Post Luft. "Keine Macht der Privatpost" - vor dem Hauptpostamt in der Zeil konnten Passanten dieser Forderung bei einer Unterschriftensammlung Nachdruck verleihen. Armin Hohmann, Landesjugendleiter des Deutschen Postverbandes, sieht die Zukunft einer privaten Post düster: Das Angebot werde sich verringern, dafür aber teurer werden. Die profitablen "Sahnestücke" der Post würden Stück für Stück abgeschnitten und verschachert, "die Zeche", so Hohmann, "zahlt am Ende der kleine Mann".

Mit der Unterschriftensammlung gegen die Postreform riefen die Postgewerkschafter gleichzeitig in einem Aufruf "Jugend gegen Gewalt" dazu auf, "endlich eine ,Flagge des Friedens&rquote; zu zeigen". Die zunehmende Gewaltbereitschaft junger Menschen mache es nötig, sich zu einem friedlichen Miteinander zu bekennen. skb

Wie hoch ist die Hürde Südumgehung? Morgen beginnen rot-grüne Verhandlungen / CDU erinnert an Wahlaussagen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Das Ziel - Neuauflage von Rot-grün - haben die örtlichen Sozialdemokraten sich schon vorgegeben. Doch ob und wie es erreicht wird, darüber wird in den nächsten Wochen noch zu verhandeln sein. Am Mittwoch werden sich die Unterhändler in einem ersten Sondierungsgespräch gegenübersitzen. Bis ein unterschriftsreifer Kontrakt zustande kommt, dürfte noch so mancher Strauß gefochten werden. Vor allem eine Hürde muß genommen werden, soll das Bündnis fortgesetzt werden. Diese heißt Südumgehung. Die SPD will sie, die Grünen lehnen sie ab, machen sich für die Nordumfahrung stark.

Beiden gelten ihre Positionen zur Südumgehung als unverrückbare Eckpunkte, und die SPD hat während der konstituierenden Fraktionssitzung vergangene Woche erklärt, daß "eine Abweichung von den Beschlüssen zur Südumgehung ausgeschlossen wird".

Ob das strittige Projekt, um dessentwillen das rot-grüne Paar schon einmal über Kreuz kam, erneut zum Scheidungsgrund werden könnte, muß abgewartet werden. "Eine Einigung in Sachen Südumgehung wird sehr schwierig werden", ist Ursula Kuppert, Fraktionsvorsitzende der Grünen, überzeugt und geht wie SPD-Fraktionschef Werner Schmidt von zähen Verhandlungen aus.

Was am Ende herauskommen könnte, darüber haben beide Parteien im Moment nur vage Vorstellungen. Es kursieren zwar Gedankenspiele, das heikle Thema vielleicht ganz auszuklammern und dann eine gesonderte Vereinbarung zu treffen. Ein Weg, den SPD-Mann Schmidt unlängst auch als einen aus seiner Sicht denkbaren Kompromiß wertete. Doch ob die Grünen mitziehen, ist noch offen. Ihre Phantasie reiche zwar weit, und sie könne sich auch vieles vorstellen, meinte Kuppert, doch stelle sich die Frage, wie solche Vereinbarungen praktisch umgesetzt werden könnten. Die achtköpfige Verhandlungskommission der Grünen, die sich gestern abend noch einmal getroffen hat, will jedenfalls alles daran setzen, daß die Südumgehung zugunsten der Nordumfahrung fallengelassen wird. Es gehe ja nicht nur um die ökologischen Auswirkungen der Südumgehung, so Kuppert, sondern vor allem auch darum, "so schnell wie möglich eine innerörtliche Verkehrsentlastung zu erreichen". Die Südumgehung ist aus grüner Sicht keine Lösung. Denn anders als die SPD, die mit einer Umsetzung in diesem Jahrzehnt rechnet, ist die Umweltpartei überzeugt, daß die Südumgehung, die schon fast drei Jahrzehnte in der Diskussion ist, "politisch auch in den nächsten 15 Jahren nicht realisierbar ist", wie Kuppert sagt. Dagegen könne die Nordumfahrung, wo alle Grundstücke bereits in städtischer Hand seien, sofort greifen.

Vor dem Hintergrund der beginnenden Koalitionsgespräche hat inzwischen auch die Union - Befürworterin der Südumgehung - die Stimme erhoben. Die Christdemokraten wähnen, daß das geplante Straßenprojekt von den Sozialdemokraten "erneut auf dem Altar der rot- grünen Koalition geopfert werden soll". Rücke die SPD allerdings tatsächlich von der Südumgehung ab, müsse sie sich "den Vorwurf des Wahlbetruges" gefallen lassen, heißt es in zwei Erklärungen - von Ursula Jung (ehrenamtliche CDU- Stadträtin und designierte Bürgermeister-Kandidatin für 1995) und CDU-Stadtverbandschef Rudi Haselbach.

Die Union, meinen beide, werde genau hinsehen, wie es die SPD mit ihren Wahlversprechen halte. Immerhin habe sie die zügige Umsetzung der Südumgehung zum zentralen Thema gemacht und erklärt, daß die Voraussetzung für jedwede Koalition die Anerkennung und Umsetzung der zur Südumgehung gefaßten Beschlüsse sei. Da aber die Grünen das Nein zur Südumgehung in den Mittelpunkt gestellt hätten, ist die CDU nun gespannt, "über welches Hintertürchen man dieses Problem ausräumen wird".

Die CDU jedenfalls hat ausgeschlossen, die Kastanien aus dem Feuer zu holen, falls die rot-grünen Partner nicht zu Potte kommen: Als "Notnagel für fehlgeschlagene Koalitionsexperimente" steht die Union laut Jung nicht zur Verfügung. Die SPD irre, wenn sie annehme, immer dann auf die CDU zurückgreifen zu können, wenn strittige Projekte mit dem Koalitionsparter nicht durchsetzbar seien. wal

Sportnotizen

Raab gewann sechste Etappe Der Leipziger Uwe Raab gewann die sechste Etappe der Rad-Fernfahrt Tirreno-Adriatico. Raab setzte sich nach 4:08,28 Stunden im Spurt des geschlossenen Feldes vor den Italienern Baldato und Zanini durch. Rugby-Spieler starb nach Streit Zwei Tage nach einem handfesten Streit während eines Rugby-Matches ist am Montag ein 30 Jahre alter Spieler aus Nord-London in einem Krankenhaus seinen Schädelverletzungen erlegen. Wallau-Team komplett Stephan Schoene und Olaf Oster haben ihre Verträge beim deutschen Handball- Meister SG Wallau-Massenheim um ein beziehungsweise zwei Jahre verlängert. Damit ist die Mannschaft für die Saison komplett. Während eines Trainingslagers in Schutterwald gewannen die Wallauer gegen den französischen Erstligisten Racing Straßbourg 26:23 und gegen den Bundesligisten Schutterwald 26:25. Marian wechselt nach Anspach Der elfmalige rumänische A-Nationalspieler Gabriel Marian wird am Saisonende den TV Gelnhausen (2. Handball- Bundesliga) verlassen und ab 1.Mai den Oberligisten SG Anspach übernehmen. Schiedsrichter ausgeknockt Mit einem K.o. des Schiedsrichters endete in Babenhausen ein Freundschaftsspiel deutscher und italienischer Amateurfußballer. Der Unparteiische hatte den 5:5-Ausgleich der Deutschen anerkannt, als ein Fan der italienischen Mannschaft ihn niederschlug. Sorgen um Rummenigge und Chapuisat Borussia Dortmund bangt vor dem UEFA-Pokal-Rückspiel am Donnerstag um die Einsätze der verletzten Rummenigge (Rippenfellentzündung) und Chapuisat (Rückenbeschwerden).

SPD will Oesers Wiederwahl Parlamentschef soll bleiben / Ausschußbesetzung noch unklar

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die SPD- Fraktion hat ihren Kandidaten für den Posten des Stadtverordnetenvorstehers benannt. Wenn das neugewählte Parlament erstmals am 27. April zusammenkommt, will sie den bisherigen Amtsinhaber, Professor Dr. Kurt Oeser, zur Wiederwahl vorschlagen. Als dessen Stellvertreter von SPD-Seite benannte die Fraktion während ihrer konstituierenden Sitzung Ilona Wenz und Helmuth Wucherer.

Noch nicht entschieden ist, mit welcher Mannschaft die SPD in den Ausschüssen vertreten sein wird, da über deren Größe noch verhandelt wird. Die Grünen haben bereits Wünsche angemeldet. Sie wollen in allen fünf Ausschüssen mit zwei Leuten vertreten sein. Nach dem bisher geübten Modus steht ihnen nur in dreien der fünf Ausschüsse eine doppelte Besetzung zu.

Seit die parlamentarischen Gremien im vergangenen Jahr erweitert werden mußten - wegen des Krachs bei den Grünen gab es kurzfristig zwei grüne Fraktionen im Parlament - gibt die Umweltpartei nur noch im Sozialausschuß eine Solovorstellung, hat ansonsten zwei Vertreter. Die Regelung wurde auch nach den Rücktritten der ehemaligen GBL-Fraktion beibehalten. Einen Antrag der DKP, zum alten Modus zurückzukehren, lehnte das Parlament mit Blick auf die zu Ende gehende Legislaturperiode wegen des Verwaltungsaufwandes ab.

Jetzt stehen die Ausschüsse erneut zur Disposition, sind, wie es Hauptamtsleiter Reinhold Jakob formuliert, "Verhandlungsmasse". Die Grünen wollen genau hingucken, wenn um die Ausschußgrößen gefeilscht wird. Das gilt auch für den Magistrat, "damit er nicht so verkleinert wird, daß von grüner Seite nur noch ein Repräsentant reinrutscht". wal

Hessische Rad-Saisonpremiere in Einhausen Rein war der stärkste Spurter Nestler Sechster / Sossenheimer Rivas-May in C-Klasse vorn

Steffen Rein von der RSG Nürnberg, der Deutsche Straßenmeister von 1991, war der stärkste Spurter bei der hessischen Saisoneröffnung der Radamateure in Einhausen. Auf der 400 Meter langen Zielgeraden in dem Städtchen im südhessischen Zipfel hatte er 25 Gegner zu bezwingen. Eine Radlänge hinter ihm kamen die Pfälzer Hesselschwerdt (Bellheim), Wünstel und Reichling (beide Hatzenbühl) auf die nächsten Plätze. Bester Hesse war Roland Nestler (Mars Rotweiß Frankfurt) auf Platz sechs, sein Vereinskamerad Herzog wurde Zehnter.

Herzog fuhr auch unter den neun Fahrern, die sich bei Halbzeit vom Feld abgesetzt hatten. Die später gut plazierten Hesselschwerdt und Wünstel sorgten bei ihnen ebenso für Tempo wie der Chemnitzer Bahn-Nationalfahrer Kühnert. In der siebenten von elf Runden holten elf weitere Fahrer die Spitzengruppe ein, darunter der spätere Sieger Rein, Nestler und auch VC-Fahrer Carsten Bresser. In der vorletzten Runde schlossen noch einmal sieben Fahrer auf.

Einen hessischen Sieg durch Ruben Rivas-May vom RV Henninger Sossenheim notierte man im Rennen der C-Klasse. Hinter dem Mannheimer Baranowski belegte Weltermann (Wiesbaden) Platz drei, sein Vereinskamerad Kayer Platz fünf und der Reinheimer Becker Platz sechs. Im Rennen der Frauen, das Regina Schleicher (Karbach) vor Ulrike Hensel (Herford) und Simone Gernsheimer (Mölsheim) für sich entschied, war Marion Wagner (MRW Frankfurt) als Neunte die beste aus Hessen.

Bei den Junioren siegte der Herpersdorfer Keßler vor dem Mannheimer Menges, und auf Platz elf kam Alvarez (RSG Frankfurt) ins Ziel. Boe

Kleine FR

Diskussion über Gewerbeabfall KRONBERG. "Gewerbeabfall und Gewerbeabfallberatung" heißt das Thema einer Diskussion am heutigen Dienstag, 16. März, um 20 Uhr in der Stadthalle. Kino im Jugendcafé OBERURSEL. Das Jugendcafé zeigt heute abend um 20 Uhr den US-amerikanischen Film "Die Hand an der Wiege". Jahreshauptversammlung der AWO OBERURSEL. Verdiente Mitglieder ehrt der Oberurseler Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt in seiner Jahreshauptversammlung am heutigen Dienstag, 16. März, um 17 Uhr im Foyer der Stadthalle. Lesung im Receptur-Keller KRONBERG. Robert Schneider liest heute abend aus seinem Roman "Schlafes Bruder": um 20 Uhr im Recepturkeller, Friedrich-Ebert-Straße 6. Lebensraum Quelle OBERURSEL. Über die Fauna und Flora der Quellengebiete, aber auch über Sagen, Märchen und Volkslieder, die zu allen Zeiten mit Quellen verknüpft waren, berichtet Frau Heblik vom Naturschutzzentrum Hessen heute, Dienstag, 20 Uhr, auf Einladung des BUND in der Stadthalle.

Spende für Reittherapie OBERURSEL. Das Religions-Pädagogische Studienzentrum der Evangelischen Kirche hat die Behinderten-Gruppe des Reit- und Fahrvereins Bommersheim mit 650 Mark unterstützt. Vorstandsmitglied Wolfgang Daupert freute sich über diese Hilfe für die Reittherapie seines Vereins. Spenden sind immer willkommen: Dresdner Bank, Kontonummer 6 01 49 99. Gouachen und Zeichnungen KRONBERG. Gouachen, Kreiden und Zeichnungen von Anna-Maria von Engelhardt sind noch bis zum 21. März in der Receptur zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Konzert im Café Kanne KRONBERG. Die Marburger Undergroundband "The dice" spielt am Freitag, 19. März, ab 20.30 Uhr im Café Kanne am Ber liner Platz. Der Eintritt beträgt fünf Mark. Häckseldienst KRONBERG. Ab 5. April bietet die Stadtverwaltung Gartenbesitzern wieder einen "Häckselservice" an. Wer Strauch-, Hecken- oder Baumschnitt zerkleinern lassen und das Material zum Kompostieren behalten will, bitte unter Tel. 703284 melden.

Steinbacher Feste STEINBACH. Drei Tonfilme des verstorbenen Heinrich Finger zeigen der Verein für Geschichte und Heimatkunde sowie die Wanderfreunde am Donnerstag, 18. März, ab 20.15 Uhr im Bürgerhaus- Saal. Thema: "Steinbacher feiern Feste, 1971 bis 1980".

Emotion als erster Impuls Ausstellung des italienischen Malers Antonio Marra

BOCKENHEIM. Der Mann ist ein Energiebündel. Wild gestikulierend ficht er für seine Bilder, erklärt Struktur und Idee, wirbelt aber im nächsten Augenblick schon wieder herum, um auf eine Nuance in einem anderen Bild hinzuweisen. Antonio Marra, gebürtiger Neapolitaner, der seine Werke zur Zeit in der Galerie "Experimente Kunst" ausstellt, ist mehr als nur Maler; er ist auch (nicht nur wegen seiner geringen Körpergröße) ein kleiner Philosoph.

Bilder, das sind, sagt Marra, für den speziellen Raum entworfene Gedanken, Ergebnisse eines Prozesses, der vom Hirn ausgeht und sich, gleichsam als gestaltgewordene Metamorphose, in die Farben und Flächen einschleicht. Der Titel der Ausstellung weist beredt darauf hin. "Der Akt, sich selbst zu finden in der Erforschung der Farbe."

Marra malt rauhe Flächen, verwendet dabei Acryl und Pigmente, aus denen er die Farben zusammenstellt. Immer ist eine Grundierung Maßstab, Fundament für das darauf sich abzeichnende Geflecht. Wie verputzte Wände wirken die reliefartigen Exponate, auch wie abstrakte, aus der Luft betrachtete Landschaften. Der Grundton schimmert immer hindurch, als wollte Marra sagen "Es ist wie bei einem Hochhaus. Nie kann ein Mensch, nota bene ein Maler, seine Vergangenheit verleugnen.

Den größten Raum nimmt der vierteilige Zyklus "Der Anfang einer Idee" ein. Auf dem Fußboden steht ein farbiger Kegel, der Ursprung, der Funke einer Idee, wie Marra intendiert. Darüber hängt, scheinbar beliebig, eine halbrundes Konstrukt, der Kegel würde genau in das zentrierte Loch hineinpassen.

Der Maler versteht dies als Transmitter für den Gedanken, der in das großformatige Leinwandbild übergeht. Für den Betrachter ist solche Logik schwierig zu entziffern, das Werk erschließt sich nur in Teilaspekten.

Eindrucksvoll dagegen, inspiriert fesselt der Zyklus "Notierung einer Gedankenwelt". Vierzehn quadratische Reliefs, die schlangenförmig die ganze Rückwand der Galerie ausfüllen. Hier herrscht jene motivische Dichte, die Marra anstrebt, jenes flirrende Gewebe, das im Hirn für die täglichen Turbulenzen sorgt. Der Künstler "zeichnet" in diesen Bildern eine stereotype und gleichzeitig kaleidoskopische Welt.

Ist der Eindruck geschlossen, birgt jedes Exponat doch auch ein grelles Innenleben. Synästhetisch hat der Künstler an den drei Säulen der Rückwand metallene Schlangen konzipiert, die in der Mitte farblich verdichtet sind. Das gewollte Prinzip, den Raum zu nehmen, wie er ist, und ihn auszufüllen, greift. Jeder Winkel der Galerie hat einen ihm eigenen Stellenwert erhalten. Ob das die tragende Säule in der Mitte ist - hier sind zwei Miniaturen "Runde Gedanken über Eck" installiert - , die plötzlich beachtenswert, "sinnvoll" erscheint, oder eine schmale Fläche neben der Tür, wo Marra sein vierteiliges Bild "Verdichtung eines Gedankens" aufgehängt hat.

Ein sonderbares Bild, dessen Titel in die Irre führt, glaubt man doch, mit herkömmlicher Betrachtung (Ziel sei die glatte, tiefblaue Fläche) den Weg des Gedankens erkannt zu haben. Es ist, typisch Marra ("jede Tat des Menschen hat seinen Grund"), anders. Diese glatte Fläche ist das Zentrum, Anfang und Ende zugleich. Paradigmatisch gedacht: Die Gedanken bewegen sich im Kreis, kehren atomisiert zum Ursprung zurück.

Man könnte meinen, einem verbalen Quacksalber auf den Leim zu gehen, einem Künstler, der mit schön klingenden Worten seine Exponate überfrachtet. Diese Einschätzung wird entschärft durch den Satz, den der quirlige Marra öfter beschwörend deklamiert: "Der erste Impuls ist immer die Emotion."

Die Ausstellung in der Galerie "Experimente Kunst", Große Seestraße 42 H, ist noch bis 10. April zu sehen. Öffnungszeiten: donnerstags 15.30 bis 20.30 Uhr und samstags 10 bis 14 Uhr. jot

5000 Teilnehmer aus Europa Am Dienstag wieder "Fortbildungstage für Krankenpflege"

GIESSEN. Die zehnten "Internationalen Fortbildungstage für Krankenpflege", die am kommenden Dienstag, 16. März, in der Universitätsstadt Gießen beginnen, stehen ganz im Zeichen der "Pflege im Europa der Zukunft". Von den mehr als 40 Kurzseminaren, Vorträgen und Podiumsdiskussionen versprechen sich die Organisatoren Anstöße für konkrete Verbesserungen in der Pflegepraxis.

Auf dem dreitägigen Kongreß, zu dem über 5000 Teilnehmer aus ganz Europa erwartet werden, gehören Fragen, die das Spannungsfeld von Humanität und Wirtschaftlichkeit betreffen ebenso zum Programm wie Überlegungen aus Sicht von Politikerinnen und Politiker für wegweisende und erstrebenswerte Krankenpflege.

Zur Diskussion stehen neben den Auswirkungen des neuen Gesundheitsstrukturgesetzes auch europäische Reformbestrebungen zur Aus- und Weiterbildung und die Forderung nach einem eigenständigen pflegerischen Berufsstand. Die Rehabilitation bei chronischen Erkrankungen des Bewegegungsapparates ist der fachliche Schwerpunkt des Symposiums.

Die beiden Ausstellungen "Pflege von Patienten aus verschiedenen Kulturen" und "Kinder sehen das Krankenhaus", Schülerarbeiten aus Gießener Schulen, die von Elisabeth Köhnke, der Kulturbeauftragten der Universitätsklinik, zusammengestellt wurden, runden das Angebot ab.

Zum Auftakt der Fortbildungstage wird die Gießener Krankenpflegepreis verliehen. Die Auszeichnung geht in diesem Jahr an Hilde Steppe, der Leiterin des Pflegereferats beim hessischen Sozialministeriums. Sie wird geehrt für ihre "herausragenden Leistungen" auf dem Gebiet der historischen Pflegeforschung. tru

Freiwillige Feuerwehr ist "nicht mehr wegzudenken" Verbandstag: Helfer wollen nicht Berufswehr ersetzen

Sparmaßnahmen der Stadt dürften angesichts wachsender Aufgaben und Gefahren keinesfalls zum Stellenabbau bei der Berufsfeuerwehr führen, gar mit dem Gedanken, eine Reduzierung durch freiwillige Kräfte aufzufangen. Stadtbrandinspektor Gerhard Weidhaas warnte beim Frankfurter Feuerwehr-Verbandstag '93 entschieden, solche Überlegungen überhaupt nur anzustellen. "Wir leisten unseren Dienst freiwillig und nur in Partnerschaft mit der Berufsfeuerwehr."

1992 waren die Freiwilligen 806 mal alarmiert worden. Sie rückten zu 302 Bränden und 318 Hilfeleistungen aus. Probleme bereitete es, daß immer noch eine ganze Reihe Funk-Alarmmeldeempfänger fehlen. Dem Verband gehören 835 Aktive in 28 Stadtteilfeuerwehren an, 456 Jungen und Mädchen bilden die Jugendfeuerwehr. Die Freiwilligen müßten mit ihm mindestens die nächsten 24 Jahre auskommen, rechnete der neue Amtsleiter Reinhard Ries vor. Er werde alles tun, um der Freiwilligen Feuerwehr zu dem Ansehen in der breiten Öffentlichkeit zu verhelfen, das sie aufgrund ihrer Leistungen verdiene. "Sie ist in Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr eine wichtige Einrichtung für den Bürger dieser Stadt und einfach nicht mehr wegzudenken."

Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch ging in seiner Begrüßung kurz auf die Störfälle bei der Hoechst AG ein. Hier habe sich "einmal mehr gezeigt, wie sehr wir auf die Freiwilligen Feuerwehren angewiesen sind". Auch bei einer schwieriger werdenden Haushaltslage der Stadt solle man die Arbeit der freiwilligen Wehren unbedingt weiter unterstützen. Busch ist für eine bessere Kooperation zwischen der Verwaltung der Branddirektion und dem Stadtkreisfeuerwehrverband. Damit würde sichergestellt, daß manche Wege kürzer werden und somit die Effizienz der Arbeit gesteigert werden kann. Brandschutzdezernent Tom Koenigs unterstrich gleichfalls die Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehr, auch in einer Zeit "leerer Kassen". Koenigs wies auf Probleme der Zukunft hin: "Wir werden sparen müssen." Daraus könne man aber auch Produktionskräfte entwickeln. Er trete dafür ein, daß es bei der Sicherheit in Frankfurt keinen Rabatt geben wird.

Bürgermeister Hans-Jürgen Moog lobte als DRK-Vorsitzender die gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr. Jürgen Maier, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Hilfeleistungsorganisationen rügte, daß schon zu allen Zeiten bei den Freiwilligen gespart wurde. dixi

"Kalbach wird nicht Mölln" Initiativkreis feierte International-Treff

KALBACH. Die Unterschriftenliste mit der Forderung nach doppelten Staatsbürgerschaften lag auf einem der vielen Tische. Böregi, französischen Bergkäse, und andere Speisen mehr gab es für die etwa 150 Erwachsenen und 50 Kinder an der Theke im Winfriedhaus der katholischen St. Laurentiusgemeinde in Kalbach. Den "Internationalen Familientreff" hatte der "Initiativkreis gegen Ausländerfeindlichkeit Kalbach" eine Woche nach der Kommunalwahl organisiert - "damit die Überparteilichkeit für alle demokratischen Parteien gewährleistet bleibt", erklärte Mitorganisator Herbert Stelz.

Ein Ziel des Nachmittags formulierte der evangelische Pfarrer Ulrich Britz in seiner kurzen Eröffnungsrede mit den Worten: "Wir wollen nicht mehr übereinander, sondern miteinander reden." Deshalb gab es auch kein starres Programm. Die Besucher, alle Angehörige verschiedener Nationen, unterhielten sich trotzdem angeregt, während die Kinder bei Sonnenschein im Garten spielten. Ein weiteres Anliegen der Veranstalter war die Initiierung einer Telefonkette. Denn: "Es gibt viele ausländische Menschen in Kalbach, die Angst haben; um sich und ihre Familien", so Stelz. Damit es im Ernstfall nicht zu spät werde, bis Hilfe komme, "richten wir diese Telefonkette ein". Auch soll über neue Arbeitsschritte der Gruppe diskutiert werden.

"Erstes Ergebnis ist die Absicht, Ende März den Schluß des Fasten-Monats Ramadan gemeinsam mit den islamischen Gläubigen in Kalbach zu feiern", freute sich Elfie Pallas-Stelz, eine der Organisatorinnen. Weitere Feste sind geplant. Zusätzlich sollen individuelle Hausaufgabenhilfen für ausländische Kinder eingerichtet werden.

Zu feiern hatte der Initiativkreis zudem den Erfolg der Plakat- und Unterschriftenaktion unter dem Motto "Kalbach wird nicht Mölln". "Über 600 Kalbacher haben unterzeichnet. Das ist fast jeder sechste Erwachsene im Stadtteil", freute sich Herbert Stelz. Damit sei diese Aktion die größte, die es in Kalbach bisher gegeben habe. ara

Pudelklub Frankfurt Edith de Bruin ist neue Stellvertreterin

FRANKFURT A. M. 38 Mitglieder der Frankfurter Bezirksgruppe des Deutschen Pudelklubs 1893 (DPK) wählten in der Jahreshauptversammlung Edith de Bruin zur neuen, stellvertretenden Vorsitzende. Die Ergänzungswahl im vereinseigenen Clubhaus in Harheim (Im Grundweg) war durch das Ausscheiden von Günther Krank notwendig geworden. Vorsitzender Heinz Köhler und der restliche Vorstand leiten die Geschicke des Vereins auch weiterhin und müssen sich erst bei der nächsten regulären Wahl 1996 einer Abstimmung stellen.

Die finanzielle Lage des DPK ist nach Einschätzung Köhlers "befriedigend, trotz der Anschaffungen im vergangenen Jahr wie etwa einer zwölf Meter breiten Markise für die Terrasse und dem ,Agilitiy Park&rquote;, einem Fitneß-Parcours für die Vierbeiner". Die Hindernisbahn mit Wippe, Sprung- und Hüpfübungen wird am Sonntag, 21. März, ab 10.30 Uhr, der Öffentlichkeit vorgestellt. "Zu diesem Termin sind Besitzer von Hunden aller Rassen eingeladen", sagte der Vorsitzende.

Ein anderer Tagungsordnungspunkt des 194 Mitglieder starken Vereins waren die Termine zum 100. Jubiläum. Dazu ist eine Ausstellung in der Frankfurter Messehalle am 15. Mai und einen Tag später auf dem Gelände in Harheim geplant. Eine Woche später (22. und 23. Mai) feiern die Pudelfreunde in Oldenburg auf nationaler Ebene. Die Themen für die Clubabende wurden ebenfalls festgelegt.

Die Treffen für die Mitglieder (aber auch für interessierte Gäste) sind jeweils am letzten Mittwoch im Monat, ab 18 Uhr, im Clubhaus auf dem Gelände des alten Sportplatzes (Im Grundweg). Thema im März ist "Vom Deckalter bis zum Welpenalter" und im April schließlich "Wie stelle ich meinen Hund bei Schönheitswettbewerben vor?"

Nähere Auskunft über den Pudelklub gibt der Vorsitzende Heinz Köhler unter der Telefonnummer 72 35 90. ara

Übersieht der TTC die Nachwuchsprobleme? Jugendwart appelliert an den Ilbenstadter Verein, ihn nicht "im Regen stehen zu lassen"

NIDDATAL. Heile Welt beim Tischtennisclub TTC Ilbenstadt - im Prinzip wenigstens. Ärger hat der Verein, der sich seit 1976 nicht nur dem Tischtennis widmet, sondern hessenweit einen Namen als Ausrichter des überaus erfolgreichen Silvesterlaufs gewonnen hat, mit dem Nachwuchs. In der Jahreshauptversammlung führte Jugendwart Thomas Träger bewegt Klage darüber, daß ihn die älteren Mitglieder "im Regen stehen lassen". Er müsse selbst die Jugendlichen und Schüler zu Auswärtsspielen kutschieren und in der heimischen Halle stets den Schließer spielen.

Lange diskutierten die 21 erschienen Vereinsmitglieder und doch kam kein Ergebnis zustande, das den Jugendwart hätte trösten können. Der Vorstand sagte lediglich zu, einige ältere Aktive ins Gebet zu nehmen. Träger muß sich in Geduld üben.

Sportlich stehen die Tischtennisspieler gut da. Die erste Mannschaft rechnet sich gute Chancen für einen Aufstieg aus. Der Drei-Tage-Ausflug im vorigen Sommer zum Nürburgring und zum größten Radioteleskop der Welt in Effelsberg hat den Verein weiter zusammengeschweißt. Der 14. Silvesterlauf, so berichtete Vorsitzender Harald Bolte, hatte nicht weniger als 500 Teilnehmer/-innen aus ganz Hesen und darüber hinaus angelockt.

Die Versammlung beschloß zum Schluß, die Mitgliedsbeiträge anzuheben. Monatlich werden ab 1. April drei Mark für Erwachsene und zwei Mark für Kinder fällig. hm

Karben: Kind erlitt einen schlimmen Unfall

KARBEN. Schwer verletzt wurde ein Kind am Freitag um 11.45 Uhr bei einem ungewöhnlichen Unfall.

Wie die Polizei berichtet, war das Kind in Rendel an der Ecke Klein-Karbener- Straße/Bismarckstraße aus einem Kleinbus geklettert. Die Kleidung verfing sich in der Tür. Beim Anfahren des Busses wurde das Kind mitgeschleppt und zu Boden geschleudert. "Der Fahrer des Kleinbusses entfernte sich unerlaubt von der Unfallstelle", heißt es im Bericht der Polizei. hm

Hockey Hallen-Regionalliga ohne SAFO und SKG

Am letzten Spieltag der Hallenhockey- Saison 1992/93 wurden die Aufsteiger zur süddeutschen Hallen-Regionalliga ermittelt. Die Männer des SC SAFO Frankfurt blieben in Nürnberg ohne Sieg und kamen über den vierten Platz der Aufstiegsrunde nicht hinaus. Die Frauen der SKG Frankfurt schnitten mit dem dritten Platz in Worms besser ab, verpaßten aber ebenfalls den Aufstieg. Böblingen bei den Männern und Lahr bei den Frauen heißen die neuen Südregionalligisten.

Gegen den TFC Ludwigshafen zeigte SAFO die beste Leistung, es reichte dennoch nur zum 4:4. Im zweiten Spiel unterlag SAFO dem HG Nürnberg 4:8. Erneut hatte sich die schwache Eckenausbeute ausgewirkt. Im dritten Spiel, gegen Böblingen, klappten die Ecken besser, aber die Schwaben gewannen 13:6.

In Worms erhielt SKG-Torfrau Constanze Wortmann als beste Hüterin einen Ehrenpreis, und auch Ute Hausendorf konnte als Torschützenkönigin eine Auszeichnung entgegennehmen. Trotzdem langte es nicht zum Aufstieg. Gegen Schott Mainz unterlagen die Frankfurterinnen 4:8, gegen HG Nürnberg siegten sie dann 5:3, ehe sie im dritten Spiel, gegen HC Lahr, mit 5:7 verloren. ws

Mütter informieren über ihr Zentrum

KARBEN. Das Mütterzentrum informiert über seine Aktivitäten am Donnerstag, 1. April, um 15 Uhr in der Hauptstraße 84 in Okarben. Während der Veranstaltung werden Kinder betreut.

Am Samstag, 3. April, ist von 14 bis 17 Uhr im Café Müze ein Flohmarkt rund ums Kind.

Einzelheiten sagen Barbara Cloos- Braun (Tel. 43616), Andrea Kemper (Tel. 42273) oder Rita Seipp (Tel. 42602) hm

Kleine FR

Frühlingskonzert des Volkschors FLORSTADT. Ein Frühlingskonzert veranstaltet der Volkschor Stammheim am Sonntag, 28. März, um 15 Uhr im Bürgerhaus Stammheim. Der Musikzug Kaichen wird mitwirken.

Rentenantrag: Termin vereinbaren FLORSTADT. Um vorherige Terminvereinbarung werden alle Bürgerinnen und Bürger gebeten, die bei der Gemeinde einen Rentenantrag stellen möchten. Auf diese Weise würden unnötige Wartezeiten vermieden, teilt die Verwaltung mit. Die Betroffenen werden außerdem gebeten, sich vor dem Gang ins Rathaus mit dem Versicherungsamt in Verbindung zu setzen.

Sperrmüll bekommt Abfuhr FLORSTADT. Sperrmüll wird am Montag, 29. März, in Stammheim, am Dienstag, 30. März, in Nieder-Florstadt und am Mittwoch, 31. März in den übrigen Ortsteilen abgeholt. Wie die Gemeindeverwaltung mitteilt, fährt vor dem Sperrmüllauto ein Fahrzeug, das Altmetall zwecks Wiederverwertung mitnimmt. Eine Sondermüllabfuhr ist erneut für Dienstag, 16. März, geplant. Das Fahrzeug des Wetteraukreises steht von 9 bis 9.45 Uhr am Bürgerhaus Stammheim, von 10 bis 10.30 Uhr am Sportplatz Staden und von 10.45 bis 11.30 Uhr am Sportplatz Nieder-Mockstadt. hm

Auch höfliches Bellen will gelernt sein Der Polizei- und Schutzhundeverein Preungesheim sucht noch Nachwuchstalente

PREUNGESHEIM. "Dagmar ist treu, zuverlässig und anhänglich." Ilse Bohren charakterisiert ihren Schäferhund mit Attributen, wie man sie sonst in Kontaktanzeigen liest. Die beiden Damen sind Mitglieder im Verein für Polizei- und Schutzhunde und treffen sich mit Gleichgesinnten jeden Dienstag, Samstag und Sonntag, um auf dem Gelände an der Oberwiesenstraße zu trainieren.

Aus der Ferne betrachtet wirkt das Areal des Vereins wie ein Fußballplatz - fast diesselben Ausmaße, umrandet von vier Flutlichtmasten. Erst beim Betreten des etwa achzig Meter langen und 30 Meter breiten Rasengeländes erkennt man den Unterschied: Statt Tor und Eckfahne finden sich allerlei Hindernisse, zudem könnte so manches Schlagloch im Grün Kickern zum Verhängnis werden.

Nur wenige der zwanzig aktiven Mitglieder haben sich zum Training versammelt. Unter ihnen ist auch der Erste Vorsitzende des Vereins, Hans Günther. Sein Tier soll nach und nach zum Begleithund abgerichtet werden. "Das ist die erste Stufe der Ausbildung" erklärt Ilse Bohren. Dem Schützling wird dabei erst einmal Gehorsam beigebracht. So lernt er auf Kommando zu sitzen und bekommt zudem feine Manieren vermittelt; lautes Bellen inmitten einer Menschenmenge oder unartiges Anschmiegen an fremde Personen gehört sich eben nicht für einen wohlerzogenen Hund.

Ist die Disziplin eines Begleithundes häufig noch von der Leine des Herrchens abhängig, muß sich der Schutzhund auch ohne Zügel dem Willen seines menschlichen Partners unterordnen können. Zudem zeichnen sich Tiere dieser Klasse durch ihre Sprungkraft und die besonders gute Spürnase aus: "Zu den Aufgaben des Schutzhundes gehört die Fährtenarbeit und das Überspringen der Meterhürde", erklärt Günther.

Wo eine Schule ist, da gibt es auch Prüfungen. Zweimal pro Jahr, im Frühjahr und im Herbst, müssen sich die Vierbeiner den vereinsinternen Meisterschaften unterziehen. Dabei werden ihre Fähigkeiten im Bezug auf "Unterordnung", "Fährtenarbeit" und "Schutzdienst" untersucht. Die gelehrigsten Tiere qualifizieren sich dann zu Landes- und Bundesausscheidungen. Ganz besonders begabte Hunde schaffen sogar den Sprung zur Weltmeisterschaft.

Der Verein für Polizei- und Schutzhunde Preungesheim kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Seit 1911 werden auf dem Clubgelände die treuen Vierbeiner zu wohlerzogenen Hunden ausgebildet. Als im März 1989 das Vereinshaus einem Brand zum Opfer fiel, war die weitere Existenz des Clubs stark gefährdet. "Wir sind quasi vor dem Nichts gestanden" schildert Günther die verzweifelte Situation damals. Doch in "großer Eigenleistung" und mit dem handwerklichen Geschick eines Ersten Vorsitzenden (von Beruf Maurermeister) konnte im Herbst 1991 ein neues Gebäude bezogen werden.

Heute kämpft der Verein nicht mehr gegen Flammen, sondern starken Nachwuchsmangel. "Wir brauchen dringend neue Mitglieder", wünscht sich Günther für die Zukunft. Quasi zum "Reinschnuppern" bietet der Verein darum vom 15. Mai bis 12. September jeweils einmal wöchentlich samstags um 15 Uhr einen "Erziehungskurs für Herr und Hund" auf dem Vereinsgelände an der Oberwiesenstraße an (Teilnahmegebühr 50 Mark). ole

kasten = 135 mm hoch

KT 59 in Griesheim: Die Kinder klären den Stadtteil auf "Bim Bam Bino" forschte

GRIESHEIM. Was verbirgt sich hinter "Bim Bam Bino"? Nach einer Umfrage von Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte 59 wußten von 23 Griesheimer Bürgern nur elf etwas mit dem Begriff anzufangen. Zu wenig, nach Meinung der jungen Reporter. Deshalb leisten sie jetzt in der Stadtteilbücherei im Schwarzerlenweg eine Menge Aufklärungsarbeit und stellen der Bevölkerung ihre Kindertagesstätte vor, die "Bim Bam Bino". So hatten sie die Mädchen und Jungen getauft, "schließlich geben sich alle Horte neuerdings einen Namen", so Horst Dörgeloh, Leiter der Stadtteilbücherei.

Im Laufe von einem Jahr hatten die Kinder gesammelt, gebastelt, gemalt und fotografiert, um ihr Projekt mit dem Thema "Griesheim - der Stadtteil, in dem wir leben und wohnen" realisieren zu können. Das Ergebnis all ihrer Mühen sind fünf große Plakate rund um die beiden Leitgedanken Kindertagesstätte und Griesheim.

Darüber hinaus haben die Mädchen und Jungen eine Karte ihres Stadtteils erstellt. "Den haben bis dato nur die wenigstens richtig gekannt", wie es Lisa Wachsmuth, Erzieherin im "Bim Bam Bino", formuliert.

Eine Bildwand gibt Einblick in den Alltag der Sechs- bis Zwölfjährigen. Die Motive beschränken sich aber keineswegs nur auf das Umfeld der Kindertagesstätte im Bingelsweg 72, sie zeigen auch die Kinder bei ihren täglichen Aktionen in Griesheim. "Die Jungen und Mädchen haben sich gegenseitig fotografiert", erläuterte Frau Wachsmuth. Damit sollte, so die Erzieherin, eine Antwort auf Fragen gegeben werden, wie "wo wohnt der Freund?", oder, "was macht die Freundin die ganze Zeit?" Und so sieht man Vanessa vor der Post abgelichtet, Tülaus am Kiosk und Grazia, wie sie gerade in der Bäckerei Brötchen einkauft.

Ein neues Gesicht geben die jungen Heranwachsenden dem Stadtteil in den Bildern ihrer Traumhäuser. Ob sich das grüne Gebäude auf der Südseeinsel im trüben heimischen Main allerdings je realisieren lassen wird, darf bezweifelt werden. Noch phantastischer ist ein anderer Vorschlag: hier ziehen Fische anstelle von Vögeln ihre Kreise um ein Haus: Der junge Baumeister hatte kurzerhand sein Heim nach dem Vorbild von Atlantis in die Tiefe des Meeres verlegt.

Ganz im Gegensatz zu den architektonischen Traumgebilden, orientierten sich die Kinder bei ihren Sehnsüchten, die sie an den Wunschbaum hängten, an der Wirklichkeit. Es beginnt mit der realistischen Bitte nach sichereren Fußwegen, und setzt sich fort in sozialkritischen Fortsetzung auf Seite 4

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: Spvgg. 07 Hochheim - SG Hünstetten (Donnerstag, 19 Uhr).

KREISLIGA A HOCHTAUNUS: SG 1862 Anspach - SG Mönstadt (am heutigen Dienstag, 19.30 Uhr). hdp

Handball-Oberliga der Frauen: TV Gedern besiegte zum Abschluß den Meister Ost-Mosheim aus dem Konzept gebracht Torfrau Marion Sittner in Bestform / Ortenbergerin Heike Mitschola behielt die Nerven

Erfolgreicher Saisonabschluß beim TV Gedern: Fast 250 Zuschauer erlebten den überraschenden 16:12-Sieg gegen den Meister der Frauen-Handball-Oberliga Hessen (Gruppe Nord), den TSV Ost-Mosheim. Damit schlossen die am letzten Spieltag spielfreien Gedernerinnen die Saison 92/93 mit 20:20-Punkten und 282:301-Toren auf dem sechsten Tabellenplatz ab.

Der Büdinger Kreisrivale TV Ortenberg hat indes vor dem abschließenden Spiel am Sonntag (17 Uhr, Großsporthalle der Gesamtschule Konradsdorf) gegen den Rangdritten TSF Heuchelheim ebenfalls bereits seine Haupt-Saisonziele erreicht: Zum einen bedeutete das 17:16 bei der HSG Reinhardswald mit 21:17-Zählern die Absicherung eines positiven Endstandes, zum anderen bleibt der TVO die Nummer eins in dieser Region. Mit einem Erfolg gegen Heuchelheim wäre ferner der TSV Klein-Linden, der zum Abschluß (alle Spiele laufen zeitgleich) zur TG Melsungen muß, der nur einen Punkt zurückliegt und die bessere Tordifferenz hat, auf Platz fünf verdrängt.

TV Gedern - TSV Ost-Mosheim 16:12 (8:5). Vor der Bundesliga-Kulisse legte der TVG seine positiven Eigenschaften (starkes Abwehrverhalten, erfolgreicher Gegenstoß, Disziplin, brillante Torfrauen- Leistung) in die Waagschale. Marion Sittner brachte den Meister, der mit allen Mitteln in die Regionalliga Südwest drängt, offenbar völlig aus dem Konzept: Fünfmal scheiterten die Nordhessinnen beim Siebenmeter, dreimal wehrte Marion Sittner den Ball ab. Zur schillernden Figur avancierte zudem Sylvia Langlitz (7/3), die nicht nur Nervenkraft beim Penalty und beim Torwurf schlechthin zeigte, sondern im Abwehrverband ihre Sonderaufgabe gegen Ute Haase, eine der besten Oberliga-Akteurinnen überhaupt, hervorragend löste. Die dynamische TSV'lerin kam über zwei Feldtore nicht hinaus. Die 5:1-Deckung klappte vorzüglich, wobei sich Sylvia Langlitz stets in der Nähe von Ute Haase aufhielt, aber keine Preßdeckung vornahm.

Vor dem Spiel erhielt der Meister einige kleine Geschenke. Mit dem Anwurf war es damit vorbei. Nach acht Minuten hieß es 5:1. Dieser Vorsprung konnte auch nach vorübergehendem Nachlassen bis zur 38. Minute (12:8) verteidigt werden. Zehn Minuten vor Schluß hieß es jedoch 12:12. Doch die Fans peitschten die Silberling-Schützlinge wieder nach vorne. Mit dem 12:8 markierte Birgit Appel ihren 100. Saisontreffer. Nachwuchs-Talent Katharina Jung (18) wirkte erneut verbessert. TV GEDERN: Marion Sittner (Tor); Birgit Appel (2/1), Ina Müller (2), Katharina Jung (2), Heike Haas, Daliborga Trisic, Ursula Silberling (1), Angela Lachmann (2), Sylvia Langlitz (7/3). - SCHIEDSRICHTER: Faber und Hopp (Hüttenberg). - SIEBENMETER: 4/4:10/5. - STRAFMINUTEN: 8:8. - ZUSCHAUER: 250. HSG Reinhardswald - TV Ortenberg 16:17 (9:12). Acht Sekunden vor Schluß gelang Heike Mitschola die Entscheidung. Beim 9:14 (35. Minute) sah der Gast wie der sichere Sieger aus, aber 16 Minuten ohne Treffer führten zum 15:14 für den Verein von der hessisch-niedersächsischen Grenze. 150 Zuschauer tobten, aber Heike Mitschola (15:15), Andrea Heinl (15:16 /57.) sowie wiederum Heike Mitschola behielten die Nerven. Der Stern von Torfrau Claudia Lux leuchtete besonders bei den drei abgewehrten Siebenmetern hell. TV ORTENBERG: Claudia Lux (Tor), Heike Mitschola (7/2), Katja Preuß (1), Nancy Glathe (3), Anett Kraban (2), Andrea Heinl (2), Petra Müller, Bettina Lenz (1), Katja Müller (1). dip

Kleine FR

Jugendtreff wählt neuen Vorstand WEHRHEIM. Der Jugendtreff Wehrheim lädt für den heutigen Dienstag zu einer Vollversammlung ins Bürgerhaus ein. Die Wahl eines neuen Vorstands steht auf dem Programm; Stimmrecht haben alle 14- bis 21jährigen Jugendlichen aus dem Ortsteil Wehrheim. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr. Wachwechsel der Wehrführer GLASHÜTTEN. Der Wachwechsel der Wehrführer findet am Dienstag, 16. März, um 18 Uhr im Einwohnermeldeamt Glashütten, Schloßborner Weg 2, statt. In einer Feierstunde erhalten die Neuen ihre Ernennungsurkunden und die Alten ihre Ehrenurkunden. Besinnung am Vormittag USINGEN. Die Frauen der Katholischen Kirchengemeinden Usingen und Grävenwiesbach sind für den heutigen Dienstag zu einem "Vormittag der Besinnung" in das Gemeindezentrum im Schlagweg 14 eingeladen. Beginn ist um 8.30 Uhr. Bauausschuß tagt GLASHÜTTEN. Die nächste Sitzung des Bau- und Siedlungsausschusses ist am Donnerstag, 18. März, um 19.30 Uhr im Rathaus. Tanzen in das Jubiläum WEHRHEIM. Die Tanzsportfreunde Wehrheim-Anspach feiern ihr 15jähriges Vereinsbestehen am Sonntag, 21. März, mit einem Tanztee im Bürgerhaus. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr. Karate am Hubertusfelsen USINGEN. Die Mitglieder und Freunde des "Karate-Dojo Usingen" sind für Samstag, 27. März, um 15.30 Uhr zur Jahreshauptversammlung in die Eschbacher Gaststätte "Hubertusfelsen" eingeladen. Dabei wird auch die Fahrt in die Partnergemeinde Chassieu besprochen.

Jugendraum als Debattenziel Diskussion nächsten Montag soll verbindliche Aussagen bringen

GRÄVENWIESBACH. "Jugendliche brauchen einen Jugendraum" - so heißt der Titel der Ton-Dia-Schau, die die Jugendlichen in der nördlichsten Taunusgemeinde selbst ausgearbeitet haben. Sie soll in der Diskussionsveranstaltung über das Thema "Räume und Angebote für Jugendliche in Grävenwiesbach" am Montag, 22. März, erstmals gezeigt werden. Namen sind Programm, und so haben die Betroffenen mit dem Titel ihrer Demonstrationsschau gleich ihre Meinung offengelegt. Jetzt ist die Gegenseite am Zug: Die Möglichkeiten der Gemeinde sollen in der Veranstaltung, die um 19.30 Uhr im Bürgerhaus beginnt, geklärt werden.

Fest steht bisher nur soviel: "Für offene Jugendarbeit gibt's in der Kerngemeinde gar nichts", stellt der "Jugendbeauftragte" für Grävenwiesbach, Achim Schröder von der Neu-Anspacher Bildungsstätte des Bundes Deutscher Pfadfinder, fest. Bisher nutzten die Jugendlichen den "Jugendbus", ein Angebot vom katholischen Bezirksjugendamt. In den Ortsteilen Hundstadt und Mönstadt steht den Jugendlichen schon ein Raum zur Verfügung, und in Grävenwiesbach ist das Thema auch nicht neu: Mittlerweile wird seit mehr als zwei Jahren über die Erweiterung des Angebots für die Jugendlichen in der Großgemeinde nachgedacht und immer wieder aufs neue heiß diskutiert; eine Gruppe von rund 30 Jugendlichen hat sich eigens zu einem Verein "Club 91" zusammengeschlossen.

Die Debatte dreht sich keinesfalls nur um das Ob und Wo eines künftigen Jugendraums - als neuester Standort ist seit kurzem der Bahnhof im Gespräch. Auch über das Wie der Gestaltung werde gestritten, sagt Achim Schröder. Eigenregie oder Unterstützung, heißt die Frage.

In der Diskussionsveranstaltung sollen alle Fragen auf den Tisch - und alle Seiten zu Wort kommen. Als Teilnehmer am Podium werden erwartet: Bürgermeister Hellwig Herber, Kreisjugendpflegerin Miriam Walter, die Vorsitzenden des Sport- und Reitvereins sowie Julia Wilke vom Jugendbusprojekt des katholischen Bezirksjugendamtes. Die Jugendlichen werden am Podium von Mitgliedern des Jugendtreffs "Clubs 91" vertreten; Achim Schröder moderiert. Ziel der Veranstaltung ist es, so der Moderator, "an dem Abend möglichst verbindliche Aussagen zu treffen." cn

Im Blickpunkt: Länderfinanzausgleich Was wer bekommt und zahlt

Die "kleinen Sünden" des Bonner Finanzministers Theo Waigel (CSU) straften seine Kollegen aus den 16 Bundesländern sofort. Für die "großen Sünden" aber muß er noch lange in seiner mittelfristigen Finanzplanung büßen. Waigels Versuch, im Streit um die Verteilung der Lasten der deutschen Einheit zwischen Bund und Ländern nur die Belastungen des Bundes in Rechnung zu stellen, die Entlastungen aber außen vor zu lassen, wurde trotz des Wirrwarrs bei der Kanzler-Klausur durchschaut. Nun kommen auf den Bundeshaushalt enorme Belastungen zu, die auch die Finanzplaner für die nächsten Jahre vor ungewohnte Herausforderungen stellen. Die Einigung hat zur Folge, daß für den Bund ein Etatdefizit von 63,8 Milliarden Mark bleibt, für die West-Länder ein Etatdefizit 11,8 Milliarden Mark und für die Ost-Länder ein Etatdefizit von 11,5 Milliarden Mark. So ist der Bund nach eigenen Angaben gezwungen, künftig 13 Prozent seiner Ausgaben über Kredite zu finanzieren, während die West-Länder sich nur mit 2,1 Prozent verschulden müssen und die Ost-Länder mit 6,2 Prozent. Gemessen an ihrer äußerst geringen Steuerkraft droht den neuen Ländern aber trotzdem eine Neuverschuldung "bis zur Halskrause".

Waigel hatte ursprünglich vorgesehen, daß der Bund durch die Einbeziehung der ostdeutschen Länder in den Finanzausgleich ab 1995 mit 42,6 Milliarden Mark belastet wird. Nun müssen 51 Milliarden Mark durch den Bundesetat übernommen werden. Den West-Ländern wollte Waigel zunächst 29,3 Milliarden Mark der Kosten aufdrücken. Deren Belastung schrumpft nun auf 4,9 Milliarden Mark. Die Ost- Länder können mit knapp 56 Milliarden Mark zusätzlich rechnen.

Waigel gestand zu, beim neuen Finanzausgleich 33,3 Milliarden sparen zu können. Die Summe setzt sich so zusammen: Für den Bund entfallen seine bisherigen Zuschüsse zum Fonds Deutsche Einheit (17,6 Milliarden Mark), die Berlin-Hilfe (6,2 Milliarden Mark), der Schuldendienst für den Kreditabwicklungsfonds (fünf Milliarden Mark) und die Bundesergänzungszuweisungen (4,5 Milliarden Mark). Damit reduziert sich die Nettobelastung für den Bund auf 17,7 Milliarden Mark. Die Nettobelastung der West-Länder beläuft sich auf nur noch 2,2 Milliarden Mark, während die Ost- Länder zusätzlich netto 19,8 Milliarden Mark erhalten sollen.

Ausschlaggebend ist vor allem die Einigung über eine neue Verteilung des Aufkommens aus der Umsatzsteuer. Die Länder bekommen nicht mehr 37 Prozent, sondern 44 Prozent. Das sind gut 18 Milliarden mehr als bisher. Der Bund erhält nur noch 56 Prozent statt 63 Prozent. Zusätzlich steuert der Bund Ergänzungszuweisungen an die Länder bei, und zwar 6,4 Milliarden Mark für deren Fehlbeträge bis zum Erreichen eines einheitlichen Steueraufkommens und sieben Milliarden Mark für Sonderbedarf im Osten. Die Ost-Länder erhalten noch einmal zehn Milliarden Mark vom Bund als Finanzhilfen, so daß dieser insgesamt 41,5 Milliarden Mark in die Finanzausstattung der neuen Länder steckt. Dazu kommen 16,8 Milliarden Mark aus dem verbesserten Umsatzsteueraufkommen der West-Länder. Diese Summe verringert sich allerdings um 2,3 Milliarden Mark, die die finanzschwachen West-Länder vom Bund erhalten. Insgesamt kommen die Ost-Länder so auf einen Überweisungsbetrag von 55,9 Milliarden Mark.

Insgesamt kommt der Bund auf eine Bruttolast von 88,2 Milliarden Mark. Diese Summe ergibt sich, wenn die folgenden Ausgaben hinzugerechnet werden: 37,5 Milliarden Mark für den Schuldendienst der "DDR-Erblasten", drei Milliarden Mark mehr an die Treuhand, 1,4 Milliarden Mark mehr für die Wohnungsbauschulden, 1,4 Milliarden Mark für die finanzschwachen West-Länder und 3,4 Milliarden Mark für die finanzschwachen West-Länder Bremen und Saarland.

Neun Milliarden Mark davon sollen dadurch gegenfinanziert werden, daß Ausgaben gekürzt und Subventionen gestrichen werden sowie durch die 28 Milliarden Mark, die die neue Solidaritätsabgabe von 7,5 Prozent ab 1995 bringen soll. Unter dem Strich kommt es deshalb beim Bund zu der oben erwähnten Belastung von 51 Milliarden Mark. Davon kann sich der Bund aber nicht mehr - wie ursprünglich von Waigel gewollt - um 26 Milliarden Mark befreien. Waigel wollte die Finanzierung für den Nahverkehrsausbau (14 Milliarden Mark), die Steuern an die EG (zwei Milliarden Mark) auch an die Länder abwälzen und eben die Umsatzsteuer zu seinen Gunsten und zum Nachteil der Länder (zehn Milliarden Mark) neu verteilen. Diesen bleibt also dieser Schachzug des Bundesfinanzministers erspart, so daß sie nach Berücksichtigung der sie treffenden Ausgabekürzungen und Subventionsstreichungen von zusammen 4,8 Milliarden Mark, noch 4,9 Milliarden Mark beisteuern müssen zum Finanztransfer von 55,8 Milliarden Mark Richtung Ost-Länder.

ROLF-DIETRICH SCHWARTZ

Das Wetter

Wetterlage Hoher Luftdruck über Mittel- und Südosteuropa bestimmt mit trocken- warmen Luftmassen zunächst noch unser Wetter. Die Kaltfront eines Nordmeertiefs greift am Dienstag von Westen in abgeschwächter Form auf Deutschland über und leitet eine unbeständige Witterungsperiode ein. Vorhersage bis Dienstag früh Im Norden Durchzug einzelner Wolkenfelder, aber trocken. Im übrigen Deutschland vielfach sonnig. Höchstwerte 13 bis 18 Grad, im Küstengebiet zum Teil nur um 10 Grad. Tiefstwerte in der klaren Nacht 5 bis 0, im Osten und Süden örtlich bis -2 Grad. Schwacher südlicher Wind. Weitere Aussichten für Montag Im Osten und Südosten nochmals heiter und sehr mild, im übrigen Deutschland im Tagesverlauf Bewölkungszunahme und nachfolgend etwas Regen. Leichter Temperaturrückgang.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

stark bewölkt 19 Amsterdam

wolkig 14 Athen

leicht bewölkt 14 Barcelona

Sprühregen 13 Bordeaux

leicht bewölkt 17 Bozen

leicht bewölkt 13 Brüssel

leicht bewölkt 15 Dublin

wolkig 13 Helsinki

leicht bewölkt 6 Innsbruck

wolkenlos 10 Istanbul

wolkig 8 Kairo

wolkig 19 Larnaka

wolkig 15 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

wolkig 14 Locarno

leicht bewölkt 12 London

stark bewölkt 13 Madrid

Sprühregen 9 Malaga

wolkig 17 Mallorca

stark bewölkt 16 Moskau

bedeckt 1 Neapel

leicht bewölkt 16 Nizza

wolkig 15 Paris

leicht bewölkt 16 Rom

leicht bewölkt 15 St. Petersburg

bedeckt 1 Stockholm

bedeckt 6 Tunis

stark bewölkt 16 Varna

bedeckt 5 Venedig

bedeckt 6 Warschau

leicht bewölkt 7 Wien

wolkenlos 10 Zürich

wolkenlos 11 Deutschland Berlin

wolkig 14 Dresden

wolkig 14 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 10 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 5 Frankfurt/M.

wolkenlos 14 Freiburg

leicht bewölkt 14 Garmisch

wolkenlos 10 Hamburg

leicht bewölkt 14 Köln

leicht bewölkt 16 Leipzig

wolkig 14 München

leicht bewölkt 11 Norderney

wolkenlos 10 Rostock

stark bewölkt 14 Sylt

wolkenlos 8 Zugspitze

leicht bewölkt -5 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der derzeit gültigen Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.39 Uhr Sonnenuntergang 18.30 Uhr Mondaufgang 2.25 Uhr Monduntergang 10.44 Uhr

Nach diesen Tagen sehnen wir uns nun schon bald ein halbes Jahr. Kalkweiße Gesichter leuchten unterm blauen Himmel. Es ist so hell, daß wir die Augen zusammenkneifen müssen. Wir schwitzen in unseren gefütterten Jacken; im Auto schieben wir den Heizungsregler auf Blau. Die Luft riecht würzig, auch in den Hauptverkehrsstraßen.

Wenn wir morgens aufwachen, sind wir auch ohne konkreten Anlaß halbwegs guter Laune. Bald nach dem Frühstück fühlen wir uns wieder müde. Trotzdem gehen wir leichter als sonst in den Alltag, empfinden sogar eine gewisse Sympathie für die Menschen, die uns auf dem Bürgersteig entgegenkommen. Wir sehen uns viel öfter als sonst in die Augen. Manchmal reden wir sogar ein paar Worte miteinander, schmunzeln über ein lebhaftes Kind oder eine witzige Bemerkung. Warum kann es nicht das ganze Jahr so sein?

Mich persönlich macht das Frühjahr nervös. Mein Motorrad steht noch immer mit einem Auspuffschaden in der Garage. Die anderen sind schon zahlreich auf den Straßen unterwegs. Ich kann nicht erklären, warum es mich drängt, ebenfalls auf zwei Rädern über den Asphalt zu sausen. Es ist aber so. Ein Frühlings-Trieb, den ich mit den 5980 anderen Motorrad-Besitzern im Wetteraukreis teile.

Leider kommt demnächst ein weiteres Frühlingsgefühl hinzu. Bald fliegen die Birkenpollen, dann beginnt das Martyrium mit brennenden Augen, geschwollenem Zahnfleisch und Frühlingsgefühle unablässigen Nies-Anfällen. Der Juckreiz vereint die Allergiker der Wetterau. Wo immer sie sich treffen, tauschen sie Tips über die wirksamsten Antihistamine aus. Und beratschlagen, wo sie in den nächsten drei Monaten am liebsten sein möchten: in der Antarktis, in einem klima-isolierten Bürohaus oder in einem Raumschiff. Bis die verdammten Pollen endlich aus der Luft sind. Aber wenn wir Glück haben, regnet es bis in den Juni hinein. Die ersten Wolken sind schon für den heutigen Dienstag angesagt. In diesem Sinne: frohe Frühlingsgrüße von KLAUS NISSEN

Wiener Klassiker - gar nicht zopfig Arco-Ensemble und Barbara Kummer konzertierten in der Dornbuschgemeinde

DORNBUSCH. Die Musik der Wiener Klassik gilt als "Musik zur Entspannung". Ob beim Zahnarzt oder im Operationssaal - Mozart hilft angeblich, den Streß abzubauen. Leicht und unbeschwert muß es klingen. Eben deshalb sind die Klassiker unter Musikern geliebt und gefürchtet - jede falsche Note ist zu hören. Davon gab es beim Konzert mit dem Arco-Ensemble unter Dirigent Lothar Lämmer im Saal der evangelischen Dornbuschgemeinde kaum welche; der Abend mit Werken von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart war ein Erfolg.

Zwei Tage zuvor hatte das Kammerorchester die klassischen Stücke - neben Haydns Symponie Nr.42 D-Dur standen Mozarts D-Dur-Violinkonzert (KV 218) und die Symphonie B-Dur (KV 319) auf dem Programm - bereits im Wohnstift Augustinum in Neuenhain aufgeführt. Nun hatte der Dirigent ein "Heimspiel": Lothar Lämmer ist Kantor der evangelischen Kirche am Dornbusch. Aber seine Gemeinde hatte an diesem Abend offenbar schon etwas anderes vor - die Stühle im kleinen Saal mit der überraschend guten Akustik waren nicht einmal zur Hälfte besetzt.

Vorzüglich musizierten die 13 Streicher und die kleine exzellente Bläsergruppe des Arco-Ensembles Haydns frühe Symphonie. Vergessen war das Vorurteil gegen Ahnherrn der Wiener Klassiker, seine Musik sei zopfig und langweilig. Spritzig und originell klangen die Ecksätze, und das breit angelegte Andantino gefiel durch überraschende Harmonie- und Stimmungswechsel, die Lämmer präzise herausarbeitete. Dabei konnte er sich auf seine Musiker verlassen. Sie spielten diszipliniert und reagierten auf ihren Leiter mit bemerkenswerter Genauigkeit.

Mutiger, draufgängerischer hätte man sich den Finalsatz gewünscht. Manche Passagen wirkten brav und übervorsichtig. Und prompt passierte bei der Reprise ein Patzer beim Einsatz, der sonst kaum der Rede wert gewesen wäre, doch symptomatisch für das zögerliche Spiel war.

Die Solistin in Mozarts Violinkonzert D-Dur hieß Barbara Kummer. Sie hatte es im kleinen Saal der Dornbuschgemeinde nicht leicht. Das Publikum saß kaum zwei Meter von ihr entfernt, eine "schützende" Distanz gab es für sie nicht. Barbara Kummer spielte Mozarts Standardwerk unpathetisch schlank und ohne Extravaganzen. Musikalisch und mit überlegener Geigentechnik füllte sie die solistischen Linien aus und war aufmerksame Partnerin des Orchesters. Im ersten Satz hätte sie wohl gern ein zügigeres Tempo gespielt, und auch im Rondo-Finale spürte der Zuhörer oft einen kaum zu bremsenden Vorwärtsdrang der Solistin.

Drei lange, schwierige Werke hintereinander zu spielen ist eine anstrengende Sache. Mozarts B-Dur-Symphonie litt an einigen Stellen an der nachlassenden Konzentration der Musiker. Vor allem im anspruchsvollen zweiten Satz gab es in der Streichergruppe kleine Unebenheiten in Artikulation und Bogentechnik. Daß der Schlußsatz "Allegro assai" - wie zuvor das Finale der Haydn-Symphonie - nicht restlos befriedigte, lag diesmal nicht am Arco-Ensemble, sondern am Dirigenten. Lämmers Tempo war eine Spur zu träge, die pulsierende Triolenbewegung ein wenig müde, und auch die Musikerinnen und Musiker (die meisten sind Studenten der Musikhochschule) hätten wohl gern ein wenig sportlicher gespielt.

Das Orchesterkonzert mit dem Arco- Ensemble im Dornbusch war dennoch ein musikalischer Genuß, der mehr Zuhörer verdient hätte. ECKART BAIER

Wo nur Härte Erfolg verspricht, bleibt das Treiben meist fair Medizinische Abteilung hat nur Eisspray und Wasser parat / Rugby spielende Gentlemen des SC 1880 peilen Zweitliga-Aufstieg an

Es herrscht ein sogenanntes "Gedränge" nicht draußen vor dem Tor, sondern drinnen auf dem Spielfeld. Dort haben sich etwa 15 Rugbyspieler des BSC Offenbach und des SC 1880 Frankfurt zu einer "Menschenmasse Berg" angehäuft. In dem undurchschaubaren Knäuel geht es drunter und drüber. Auf mehreren Ebenen wird mit Haken und Ösen gerungen und um den Ball "getackelt". Aus der Tiefe des Haufens dringen erbitterte, undefinierbare aggressive Schreie in englischer Sprache. Plötzlich taucht der Ball auf einer Seite auf. Er wird sofort weitergespielt. Das Knäuel entflechtet sich nun. Es dauert. Ein jeder muß erst einmal seine Arme und Beine ordnen und wieder zu sich heranziehen. Männer mit hochrotem, pflasterbeklebtem Gesicht und Terminatorblick ziehen sich mühevoll in die Höhe. Ein kurzes körpereigenes Ausschütteln folgt, um sich der Funktionsfähigkeit aller Körperteile auch weiterhin sicher zu sein. Dann geht es auch schon wieder weiter.

Der Beobachter ist erstaunt. Keine Klagen, keiner meldet sich verletzt. Nicht einmal die, die ohne besondere Polsterung ganz unten das Fundament bildeten, nach Luft rangen und mehrere Kilo über sich ergehen lassen mußten.

Jetzt aber muß es soweit sein. Es hat hörbar gekracht. Ein Frankfurter hat sich einem heranstürmenden Offenbacher in den Weg gestellt. Mit einem Bodycheck hat er dessen Offensivdrang ein jähes Ende gesetzt. Der Offenbacher liegt darnieder. Unter sich hat er gerade noch den Ball begraben können. Erneut ergießt sich eine Traube Rugbyspieler erbarmungslos über ihn. Einer nach dem anderen schmeißt sich mit lautem Gebrüll auf beziehungsweise in den Haufen. Wieder sind die Körper ineinander verschlungen, wieder beginnt der Kampf um den Ball auf engstem Raum.

Das kann doch nicht gutgehen, denkt der Zaungast. Besorgt und vorsorglich erkundigt er sich nach dem Arzt. "Einen eigenen Mannschaftsarzt haben wir nicht. Einzig ein Eimer Wasser und Eisspray gehören zu unserer medizinischen Abteilung", antwortet Gary Weir, Rugbyabteilungsleiter beim SC 1880, dem verdutzten Fragesteller.

Der 32jährige Engländer sieht Erklärungsbedarf. Rugby sei keine Prügelsportart. Gerade dieser Sport muß fair sein, eben weil er so hart ist. "Faustschläge und Tritte in des Gegners Knochen sind verboten", erklärte der Prokurist bei einer deutschen Großbank. Sie seien gleichzeitig jedoch nie auszuschließen, räumt er ein (der Beobachter teilt diese Befürchtung). "In England jedenfalls sind die Rugbyspieler Gentlemen, die Zuschauer meistens die Hoolies", berichtet Weir, der im Königreich über mehrere Jahre in der Zweiten Rugbybundesliga seinen Mann stand.

In der Tat, der Rugbysport wird fast ausschließlich nur von Akademikern betrieben. In englischen Universitätsstädten fand der "unelitäre Sport" seinen Ursprung. In Deutschland sind zum Beispiel Heidelberg und Hannover Rugbyhochburgen.

Beim SC 1880, der jetzt um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga spielt und von 1988 bis 1991 schon einmal der Ersten Bundesliga angehörte, ziehen überwiegend leitende Bankangestellte und BWL- und Architekturstudenten in den Kampf. Dabei steht eine multikulturelle Gesellschaft auf dem Felde. Engländer, Schotten, Iren, ein Neuseeländer, ein Rumäne und Deutsche bilden das SC-1880- Team. Mit dem 26jährigen Ulli Byßio steht auch ein deutscher Nationalspieler in den Reihen der Frankfurter. Philipp Weishaupt, einer der beiden schnellen Flügelspieler, ist gar Hessenmeister im Hundertmetersprint.

Alle schätzen den sehr stark ausgeprägten Teamgeist beim Rugbysport (Prellungen und Platzwunden, die an der Tagesordnung sind, fallen da nicht weiter ins Gewicht). "Für Individualisten ist bei uns überhaupt kein Platz", erklärt Weir. Die besten Voraussetzungen bringt der mit, der nicht stark, aber kräftig und nichtsdestotrotz ein guter Sprinter ist.

Die deutsche Allgemeinheit weiß sich jedoch nicht für die rauhe, aber nicht brutale (darauf legt Weir Wert) Umgangsform der Rugbyspieler zu begeistern. Die Begegnungen, wie die gegen die Offenbacher (der SC verlor 0:6), finden unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.

Warum, weiß keiner genau zu erklären. "Die Deutschen denken zu straight", unternimmt der Stürmer Hans Peter Horz einen Erklärungsversuch. Er meint damit, daß die Rugbyregeln nur schwer zu verstehen seien. Ein anderer fügt leicht resigniert hinzu, daß der Deutsche diese Sportart wohl nicht im Blut habe.

Weir weiß davon ein Lied zu singen. Wenn er in England nach einem Spiel am Montag mit einem blauen Auge ("für einen Rugbyspieler ein sehr gutes Zeichen") im Büro eintraf, klopften sie ihm alle anerkennend auf die Schulter. Als er später in Deutschland am Montag das Büro betrat, blickten sie ihn alle etwas "irritiert und betroffen" an. "Und mein Chef verbat es sich, das blaue Auge", sagt Weir. JÖRG DANIELS

Markt für kunstvollen Osterschmuck

HAMMERSBACH. Frauen aus der Gemeinde Hammersbach zeigen und verkaufen beim Ostermarkt im historischen Rathaus Marköbel ab Freitag, 19. März, 19.30 Uhr, wieder kunstvollen Osterschmuck. Die veranstaltende Interessengruppe nennt dabei die Pflege von Traditionen ihr Hauptziel. Auch Senior(inn)en und Kinder sind mit von der Partie. Die Schulkinder verkaufen selbstgedruckte Osterkarten sowie mit Hölzern und Kräutern gefärbte Eier. Sie unterstützen mit dem Erlös die Organisation "Sopren" im brasilianischen Urwald, die sich für die Erhaltung des Regenwaldes einsetzt.

Wer den Markt besucht, kann sich dort am Wochenende auch an Kaffee und Kuchen gütlich tun. Am Sonntag gibt's zudem Suppe. Der Ostermarkt ist am Samstag von 14 bis 17 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Ul

Polka und Rock zum Fest

BAD VILBEL. Zu ihrem 110. Geburtstag hat die Bad Vilbeler Stadtkapelle ein umfangreiches Festprogramm aufgestellt: Morgen, Sonntag, 21. März, laden die Musikerinnen und Musiker unter Leitung ihres Dirigenten Hans Atamaniuk zu einem Frühlingskonzert ins Bad Vilbeler Kurhaus ein. Beginn ist um 16 Uhr.

Neben den Blasmusikstücken, mit denen die Kapelle Werke aus ihrem umfangreichen Repertoire von Klassik bis Jazz vorstellt, wird eine Festrede des Bad Vilbeler Ehrenbürgermeisters Erich Glück zu hören sein. Außerdem werden langjährige Mitglieder geehrt.

Anfang Mai feiern die Stadtmusikanten dann selbst: Statt auf der Bühne zu stehen, werden sie im Saal des Kurhauses sitzen, wenn am Freitag, 7. Mai, um 20 Uhr die Gruppe "Rock und Gebläse" im Sound von Chicago, Joe Cocker und Steve Winwood rockt. Am Samstag, 8. Mai, tritt ab 20 Uhr die "Barney Jackson Band" im Kurhaus auf. Weitere Gäste des Jubiläumsballs werden die Sängerin Shirley Arleen und die Show-Tanzgruppe Euro-Cats sein. Der Eintritt zu dem gesellschaftlichen Ereignis kostet 35 Mark. kop

Fahrplan für Schwanheim ist in Arbeit Verein hat Nachwuchssorgen

SCHWANHEIM. Die Stimmung bei den Schienenverkehrsfreunden in Schwanheim ist schlecht. "Inzwischen sind wir nur noch 26 Aktive", beklagt Norbert Wachendörfer, der Erste Vorsitzende des Vereins, die rückläufigen Mitgliederzahlen. Seit rund zehn Jahren lasse sich dieser Abwärtstrend feststellen, und es werde immer schwieriger, junge Leute für die Belange ihres Stadtteils zu interessieren.

Doch davon lassen sich die Schienenverkehrsfreunde nicht entmutigen: Bei ihrer Jahreshauptversammlung planten sie erst einmal das Programm für die kommenden Monate und wählten einen neuen Vorstand, der sich wie folgt zusammensetzt: Erster Vorsitzender bleibt Norbert Wachendörfer, zweiter Vorsitzender ist Klaus Röhr, Helmut Amann fungiert als Schriftführer, das Amt des Kassierers hat Klaus Cutik inne, und Beisitzer ist Thomas Bouillon.

Als nächstes soll eine Neuauflage des Fahrplans in Form eines Faltkärtchens fürs Portemonnaie herausgegeben werden. Dieser Plan ist speziell auf die Bedürfnisse der Schwanheimer zugeschnitten und informiert die Bürger über alle in Frage kommenden Linien des Öffentlichen Nahverkehrs.

Außerdem steht auch in diesem Jahr wieder eine Wanderfahrt auf Nebenbahngleisen auf dem Programm. Die Mitglieder und auch Vereinsfremde können bei dieser Tour ein letztes Mal auf Schienen fahren, die kurz vor der Stillegung sind. Rund 40 Teilnehmer hatten sich in den vergangenen Jahren zu diesen Ausflügen gemeldet.

Ansonsten wollen sich die Schienenverkehrsfreunde weiterhin mit dem Sammeln von historischem Material, wie Filmen, Fotos und Fahrzeugen beschäftigen und sich um die Verkehrspolitik und die Verbesserung der Nahverkehrsanbindung in Schwanheim kümmern.

Ab dem 1. April gilt eine neue Uhrzeit für die regelmäßigen Treffen der Schwanheimer Schienenverkehrsfreunde: Die Mitglieder kommen dann dienstags um 20 Uhr - und nicht mehr wie bisher um 19.30 Uhr - im Vereinsraum, Alt-Schwanheim 6, zusammen. aar

Muster-Schüler als Unternehmer Das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge wecken

NORDEND. 20 Schüler der Musterschule haben kürzlich ihre Unterrichtsräume mit Büros im Zürich-Haus am Opernplatz vertauscht. Die Zwölftkläßler sind im Rahmen der Wirtschaftswochen der Landesarbeitsgemeinschaft "Schule- Wirtschaft Hessen" von den "Zürich Versicherungen" eingeladen worden, um das Unternehmensplanspiel "MIG" (Marketing Game) zu spielen.

Die Regeln des Spiels sind ziemlich kompliziert und verlangen von den Gymnasiasten eine hohe Auffassungsgabe. Worum geht's: Die Spielsituation im "MIG" ensteht aus der Konkurrenz dreier Unternehmen, deren Geschäftsleitungen (Spieler) versuchen, auf vier Märkten ihre Produkte zu verkaufen und ihre Unternehmenspolitik so gut wie möglich zu realisieren. Dabei gibt es keine Gewinner im ursprünglichen Sinne, aber durchaus Unternehmen, die erfolgreicher sind als andere. Die "Jungmanager" müssen ihre finanztechnischen Manöver im Einklang mit der Umwelt und den wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten durchführen. Am letzten Tag erstatten die "Vorstände" bei den Hauptversammlungen ihrer Firmen über die Arbeitsergebnisse Bericht.

"Ziel der Wirtschaftswochen ist es, das Verständnis der Oberstufenschüler für wirtschaftliche Zusammenhänge zu wekken", beschreibt Nicola Romeis von der Abteilung Aus- und Weiterbildung der Zürich Versicherungen den Sinn des Spieles. Außerdem solle die Eigeninitiative der Teilnehmer des Grundkurses "Wirtschaftslehre" der Musterschule gefördert werden. Das Programm der fünf Arbeitstage wird bestimmt von betriebs- und volkswirtschaftlichen Themen und überschreitet vom zeitlichen Umfang her bei weitem das gewöhnliche Unterrichtspensum. Aufgaben wie Rechnungswesen, Preispolitik, Vertrieb, Konjunkturpolitik und Personalwesen werden den Schülern nähergebracht und hinterher in der Klasse nochmals aufgearbeitet. aar

Frühlingssonne lockt schon ins Freie Straßencafés und Ausflugsziele registrieren den ersten Andrang

Die ersten warmen Sonnenstrahlen sorgen seit dem Wochenende für gefüllte Straßencafés und Parks in Frankfurt. Bei Temperaturen um 16 Grad zieht es viele Menschen ins Freie. Eine Stadt auf den Beinen: Leicht bekleidete Flaneure wurden schon am Samstagvormittag gesichtet. Männer in T-Shirts und Frauen in Miniröcken erledigten auch gestern den Einkauf. Auffallendstes Accessoire: die Sonnenbrille.

In den Eissalons rollt Kugel um Kugel in die Waffeln - sehr zur Freude der Verkäufer, die die ersten hohen Umsätze des Jahres registrierten. Trubel auch im Palmengarten. Die Ausstellung "Du und Dein Garten" paßt genau zum Wetter, und auch der dafür zu entrichtende, erhöhte Eintrittspreis von acht Mark schreckt kaum jemanden ab.

Warm genug war es einer Gruppe Amerikaner in der Eschersheimer Landstraße, die bereits den Grill anwarf. Rote Baseballmützen verschwanden hinter Rauchschwaden, Passanten schauten belustigt zu.

"Mit Rodeln ist es nichts mehr", heißt es bedauernd bei der Wetterstation Feldberg. "Endlich Frühling" war hingegen, seit diesem Wochenende, der viel häufiger gehörter Stoßseufzer. vo Das Wetter

Im Norden stark bewölkt und Regen, im Süden zunächst noch sonnig.

Wetterlage Die mitteleuropäische Hochdruckzone schwächt sich allmählich ab. So können an ihrer Nordseite Störungen zunächst den Norden, später auch die anderen Gebiete beeinflussen. Dabei bleibt weiterhin milde Meeresluft wetterbestimmend.Vorhersage bis Dienstag früh Im Süden zunächst noch sonnig und trocken. Im Norden stark bewölkt und vereinzelt etwas Regen. Im Tagesverlauf in der Mitte und am Abend auch im Süden zunehmende Bewölkung, aber noch trocken.

Tageshöchsttemperaturen 11 bis 16, im Süden nochmals bis 19 Grad. Nächtliche Tiefstwerte zwischen 2 Grad im Südosten und 8 Grad im Nordwesten.

Schwacher bis mäßiger, im Norden auffrischender westlicher Wind. Wochenvorhersage Mittwoch/Donnerstag: Im Norden meist stark bewölkt und gelegentlich Regen, nach Süden zu Wolkenauflockerung, am Donnerstag auch Aufheiterungen, nur vereinzelt geringer Regen. Höchstwerte zwischen 11 Grad im Norden und 16 Grad im Süden, am Donnerstag örtlich bis 19 Grad.

Freitag/Samstag: Im Norden wolkig bis stark bewölkt, vereinzelt Regen und Höchstwerte um 11 Grad. Im Süden wolkig mit Aufheiterungen, kaum Niederschlag und Höchstwerte 13 bis 16 Grad.

Sonntag/Montag: Im Norden wolkig und einzelne Regenfälle. Im Süden heiter und meist trocken. Höchstwerte zwischen 18 Grad im Süden und 13 Grad im Norden. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 20 Amsterdam

leicht bewölkt 17 Athen

wolkig 14 Barcelona

bedeckt 11 Bordeaux

leicht bewölkt 17 Bozen

wolkenlos 14 Brüssel

leicht bewölkt 17 Casablanca

leicht bewölkt 20 Dublin

wolkig 13 Helsinki

leicht bewölkt 11 Innsbruck

leicht bewölkt 11 Istanbul

leicht bewölkt 9 Kairo

wolkig 18 Larnaka

leicht bewölkt 5 Las Palmas

bedeckt 12 Lissabon

leicht bewölkt 15 Locarno

leicht bewölkt 14 London

leicht bewölkt 18 Madrid

stark bewölkt 14 Malaga

leicht bewölkt 18 Mallorca

bedeckt 16 Moskau

bedeckt 2 Neapel

leicht bewölkt 17 Nizza

leicht bewölkt 15 Paris

wolkenlos 17 Prag

leicht bewölkt 11 Rom

leicht bewölkt 15 St. Petersburg

bedeckt 1 Stockholm

wolkenlos 12 Tunis

stark bewölkt 14 Varna

wolkenlos 5 Venedig

Nebel 7 Warschau

stark bewölkt 7 Wien

wolkenlos 9 Zürich

leicht bewölkt 14 Deutschland Berlin

wolkenlos 14 Dresden

stark bewölkt 13 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 12 Feldberg/Schw.

wolkig 6 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 16 Freiburg

leicht bewölkt 15 Garmisch

leicht bewölkt 12 Hamburg

leicht bewölkt 14 Köln

wolkenlos 17 Leipzig

wolkig 14 München

wolkenlos 12 Norderney

wolkenlos 10 Rostock

leicht bewölkt 9 Sylt

wolkenlos 11 Zugspitze

wolkig -6 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der derzeit gültigen Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.) Pollenflugvorhersage für Hessen In den nächsten Tagen wird mäßiger bis starker Flug von Haselpollen erwartet.Sonnenaufgang 6.37 Uhr

Sonnenuntergang 18.32 Uhr

Mondaufgang 3.11 Uhr

Monduntergang 11.45 Uhr

GANZ schön feist - und dann auch noch 'ne dicke Lippe riskieren. Aber dieses nonchalant vorgetragene Selbstbewußtsein ist eben eines der Markenzeichen des A-cappella-Trios "Ganz Schön Feist". Die Göttinger liegen mit ihrem kunstvoll arrangierten Minimal-Pop freilich im Trend.

In den englischen und US-amerikanischen Charts räumen Männergesangvereine wie "Boys II Men" mit seelenvollen Balladen ab; in Deutschland verhelfen die locker-seichten Schlager der "Prinzen" dem vielstimmigen Gesang zu neuer Popularität. "Ganz Schön Feist" ließen ihre Auffassung von modernem Chorgesang bereits im vergangenen Jahr hören, beim Jubiläumsball des Neuen Theaters Höchst - dort sind sie jetzt einen ganzen Abend lang zu erleben. Das Programm der Woche

Donnerstag, 18. März, 20 Uhr: "94-56-89 Marilyn Monroe", eine kammermusikalische Biographie des Hollywood-Kultstars mit der Schauspielerin Riad Kassem und dem Pianisten Detlev Lindemann, im Gallus-Theater (Krifteler Straße 5); "Piranjas", Kabarett mit den anarchischen "Kölschen Jongs" Fritz Litzmann und Heinrich Schwaderlappen (alias "Pause & Alich"), im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a); "Emigranten", Slavomir Mrozeks Einwanderer-Drama in einer Bearbeitung des Theaters "Grüne Soße", zu sehen im Theaterhaus (Schützenstraße 12).

20.30 Uhr: "Wo der Hund begraben ist", Lesung mit Ludwig Lugmeier in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21); "Frauen.Krieg.Lustspiel", Thomas Braschs Anti-Kriegsstück, neu inszeniert im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).

Freitag, 19. März, 20 Uhr: Marilyn Monroes Lebensgeschichte im Gallus- Theater; "Piranjas" in Höchst; "Emigranten" im Theaterhaus.

20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", die Hommage des Freien Schauspiel Ensembles an die Wiener Kaffeehaus-Kultur, im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", ein absurdes Kammerspiel im Kellertheater (Mainstraße 2); "Flatternde Herzen", eine Groteske über die Liebe (zur klassischen Zweier-Beziehungskiste), von und mit dem "Theater in der Brotfabrik" (Bachmannstraße 2-4 in Hausen); "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB. Um 23 Uhr die Nachtvorstellung im Theaterhaus: "Der Taxifahrer . . . stimmt so!", Solo-Kabarett mit Sigi Herold.

Samstag, 20. März, 15 Uhr: "Zip, Zap, Zawwelmarie", ein Stück über die Sprache, übers "Kreischen, Tanzen und Babbeln" für Kinder ab sechs Jahren, gespielt vom "Rrrabatzzz Theater" im Gallus. - 20 Uhr: letzte Gastspiele für Kassem & Lindemann im Gallus und "Pause & Alich" in Höchst; zur gleichen Stunde: "Emigranten" im Theaterhaus.

20.30 Uhr: "Flatternde Herzen" in der Brotfabrik, "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB, "Piotr O'Hey" im Kellertheater; "A Melange, a Musi, a Melancholie" im Philanthropin. Und um 22.30 Uhr gibt Sigi Herold nochmals seinen "Taxifahrer . . . stimmt so!" (im Theaterhaus).

Sonntag, 21. März, 15 Uhr: "Die Nähmaschine", das Klappmaul-Stück ums Geschichtenschneidern, für Kinder ab drei Jahren im Theaterhaus. 15.30 Uhr: "Klaus Klamauks Kinderrevue" (ab vier Jahren), Brotfabrik.

16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die Clowns- und Artistenrevue des Neuen Theaters Höchst.

Mittwoch, 24. März, 20 Uhr: "Ganz Schön Feist", ein Abend mit dem jungen Göttinger Sangestrio, im Neuen Theater Höchst; "Der Schein trügt", Thomas Bernards Bruderkriegsstück in einer neuen Bearbeitung des Ensembles "Theater Tamen The", wiederaufgenommen am Theaterhaus. two

Kulturhaus für Schwule: Scheiben eingeworfen

Im Eingang und an der Front des Kulturhauses für Schwule und Lesben in der Klingerstraße sind in der Nacht zum Sonntag mehrere Scheiben eingeworfen worden. Die Löcher "in Topfgröße", so ein Sonntagsbesucher, haben eine gläserne Plakatwand und Schaufensterscheiben zerstört. Der Schaden wurde von Polizeibeamten des 1. Reviers am Sonntagmittag begutachtet und eine Anzeige gegen Unbekannt aufgenommen.

Der Angriff hat die Nutzer des vor zwei Jahren in einem städtischen Gebäude eröffneten Zentrums beunruhigt. Sie vermuten den Hintergrund eines rechtsradikalen Angriffs gegen Minderheiten. clau

RADSPORT "RUND UM DEN JÄGERSBURGER WALD" in Einhausen, Hauptrennen 115,5 km: 1. Rein (Nürnberg) 2:34:54 Stdn., 2. Hesselschwerdt (Bellheim), 3. Wünstel, 4. Reichling (beide Hatzenbühl), 5. Bernutz (Chemnitz), 6. Nestler (MRW Frankfurt) 7. Preißler (Stuttgart), 8. Leuschner (Chemnitz), 9. Kaufmann (Ludwigshafen), 10.Herzog (MRW Frankfurt) - C-Klasse, 84 km: 1.Rivas-May (Sossenheim) 2:02:25 Stdn., 2.Baranowski (Mannheim), 3. Weltermann (Wiesbaden), 4. Stadler (Ludwigshafen), 5. Krayer (Wiesbaden), 6. Becker (Reinheim).

Frauen, 52,5 km: 1. Schleicher (Karbach) 1:31:41 Stdn., 2. Hensel (Herford), 3. Gernsheimer (Mölsheim), 4. Reichling (Bellheim), 5. Kostine (Köln) . . . 9. Wagner (MRW Frankfurt).

Junioren, 63 km: 1.Keßler (Herpersdorf) 1:48:47 Stdn., 2. Menges (Mannheim), 3. Stöhr (Herpersdorf), 4. Burkhardt (Empfingen), 5. Färber (Erfurt), 6. Werling (Hatzenbühl) . . . 11. Alvarez (RSG Frankfurt).

Jugend, 42 km: 1. Tomascheswki (Offenbach- Queich) 1:14:01 Stdn., 2.Koch (Karlsruhe), 3. Otterbein (Fulda), 4. Löw (Reinheim) . . . 7. Welkner (Sossenheim).

Eine Bierflasche zerschellt im Metrotunnel, das war's schon Das Volk in Moskau scheint kaum zu kümmern, daß sein Ex-Held und Noch-Präsident Boris Jelzin demontiert wird

Aufruhr gab es nur im Metrotunnel. Als die zerlumpte Combo, die auf die Unterführung von Moskaus U-Bahn-Station "Leninbibliothek" abonniert ist, eine Gruppe Japaner gewahrte, schmetterte sie aus beuligen Trompeten die alte Hymne der Sowjetunion - ein beliebter Touristen-Gag russischer Straßenmusikanten. Doch statt der erhofften Devisenspende kam aus anderer Richtung eine leere Bierflasche geflogen. Die Japaner, weder mit sowjetischem Liedgut noch mit russischer Tagespolitik vertraut, eilten irritiert fort. "Nicht heute", brüllte der russische Werfer und drohte mit weiteren Glasgranaten: "Das nicht auch noch."

Der Mann fiel aus dem Rahmen. Die meisten Russen nämlich sehen den Ausgang des viertägigen Volksdeputiertenkongresses, auf dem Ex-Volksheld und Noch-Präsident Boris Jelzin von konservativen Reformgegnern demontiert wurde, mit der diesem Volk in politischen Von Dietmar Ostermann (Moskau) Dingen eigenen Geduld und Gelassenheit. Moskau vermittelte am Wochenende den Eindruck, als habe da im großen Kremlpalast in den vergangenen Tagen Ungewöhnliches nicht stattgefunden: Man hastete durch die Geschäfte, ging spazieren und schleckte Eis. Abends galt die längst allgemeingültige Party-Regel, wonach sich Politik und Wodka nicht vertragen. Lediglich in der Innenstadt demonstrierten am Sonnabend einige hundert, nach wohlwollenden Schätzungen mehrere tausend Menschen für ihren Präsidenten. Wozu auch? Jelzin hatte sich nach all den demütigenden Niederlagen auf dem von Reformgegnern beherrschten Kongreß bereits am Freitag auf eine Residenz außerhalb der Stadt zurückgezogen und schwieg.

Auch am Wochenende war vom russischen Präsidenten nichts zu hören. Sein Chef werde sich frühestens am Montag zur entstandenen Lage und den nächsten Schritten äußern, teilte Präsidentensprecher Anatolij Krassikow am Sonnabend mit. Tags zuvor hatte Krassikows Sprecherkollege Wjatscheslaw Kostikow noch einen Appell Jelzins an das russische Volk angekündigt, "wenn die Zeit gekommen ist". Das klang nach den so oft beschworenen "außerordentlichen Maßnahmen". Die Zeit kam dann aber wohl doch nicht. Statt dessen hieß es gestern, der Präsident wolle das Verfassungsgericht anrufen und die Entscheidungen des Deputiertenkongresses überprüfen lassen. Im Verfassungsgericht, nach russischem Verständnis eine politische Behörde, dominieren ähnlich wie im Parlament die Konservativen. Nach "entschlossenem Handeln" Jelzins, das die sibirischen Kohlekumpel in einer der wenigen Solidaritätserklärungen gefordert hatten, sah das nicht aus. Was aber hätte Jelzin tun sollen?

Mit Siegermiene hatte Parlamentschef Ruslan Chasbulatow am Sonnabend die außerordentliche Sitzung von Rußlands nun wirklich höchstem Machtorgan, dem Volksdeputiertenkongreß, beendet. Feinsinnig dankte er den zuletzt nur noch rund 700 anwesenden Deputierten für die "konstruktive Arbeit" bei der Demontage des Präsidenten und die Annahme "bedeutender Maßnahmen zur Stabilisierung der Verfassungsordnung". Zuvor hatte der Kongreß Jelzins Kompetenzen eingegrenzt und die Abhaltung eines Referendums über die künftige Machtverteilung zwischen Präsident und Parlament endgültig verweigert.

Nach dem kompletten Sieg über den Präsidenten schien auch die Frage nach vorgezogenen Neuwahlen den sesselfesten Deputierten weit weniger dringlich: Der Punkt wurde auf die nächste Sitzung vertagt. Durch die Aussetzung von Volksentscheiden auf unbestimmte Zeit hat sich der Kongreß statt dessen das Recht gesichert, die künftige Verfassung des Landes unter Umgehung der Bevölkerung in Kraft zu setzen. Was da drin stehen wird - wenn man nicht gleich bei der vorhandenen, über 300mal umgeschriebenen Verfassung aus dem Breschnew-Jahr 1978 bleibt - ist klar: Alle Macht den Räten. Chasbulatow verspricht sich davon "wirkliche Demokratie", sagt er.

Das ständig tagende Parlament, der Oberste Sowjet, erhielt vom Kongreß außerdem eine Generalvollmacht zum Abschuß mißliebiger Minister. So soll das Parlament in den nächsten Wochen über die Arbeit von Privatisierungsminister Anatolij Tschubajs und Außenminister Andrej Kosyrew eine "endgültige Entscheidung" treffen. Beide gelten seit Monaten als beliebte Zielscheiben der Reformgegner und wurden zuletzt nur durch die Autorität des Präsidenten im Amt gehalten. Damit ist es nun vorbei. "Wir werden sie entlassen", polterte Chasbulatow schon zu Kongreßbeginn.

Die Umrisse einer möglichen neuen russischen Außenpolitik hat die nationalistisch-altkommunistische Allianz "Russische Einheit" mit ihren Vorwürfen gegen Kosyrew schon entworfen: Dieser habe der Verteidigungsfähigkeit des Landes schweren Schaden zugefügt. Das müsse korrigiert werden. Als erster, freilich nicht gerade aussichtsreichster Kandidat für die Kosyrew-Nachfolge biederte sich bereits vor Monaten der debile Rechtsaußen Wladimir Schirinowski, Rußlands populärster Faschist, an. Er sei qualifiziert, teilte der Vorstand seiner "liberaldemokratischen" Klein-Partei mit, weil er mehrere Fremdsprachen beherrsche und über gute Kontakte nach Bagdad verfüge.

Neben der liberalen Außenpolitik Kosyrews gilt auch die nach mehr als sieben Jahrzehnten Staatswirtschaft politisch brisante Privatisierung als wesentlicher Indikator für den künftigen Weg Rußlands. Daß ihm nicht nur die beiden Jelzin-Leute, sondern die ganze Richtung nicht paßt, deutete Chasbulatow in seinem Schlußwort an. "Das Scheitern der Reformen ist kein Zufall", gab er den Abgeordneten mit auf den Heimweg, "die Menschen spüren das selbst."

Während der Parlamentssprecher die russischen Reformen bereits totsagte, dankte Regierungschef Wiktor Tschernomyrdin den Deputierten pflichtschuldig für das ihm, seinem Kabinett sowie dessen Wirtschaftspolitik entgegengebrachte "Vertrauen". Tschernomyrdin, der die Reformansätze seines gescheiterten Vorgängers Jegor Gajdar seit Dezember verwaltet, dürfte sich über seinen tatsächlichen Stand jedoch im klaren sein. Zu eindeutig hatte er sich kurz vor Kongreßbeginn hinter Jelzin und also auf die Verliererseite gestellt. Ohne ausreichenden Schutz des geschwächten Präsidenten stehen ihm wirre Zeiten bevor.

Zwar hat die Regierung vom Volksdeputiertenkongreß einige zusätzliche Vollmachten erhalten, um die außer Kontrolle geratene Inflation des Rubel einzudämmen. Nach wie vor verstehen sich die von Wirtschaftskenntnissen weitgehend unbelasteten Parlamentarier jedoch als höchstes und universelles Kontrollorgan, das sich als Gesetzgeber auch das letzte Wort in Regierungsgeschäften vorbehält. Und vor unpopulären Maßnahmen, ohne die das Wirtschaftschaos Rußlands nicht zu beenden ist, schrecken die Abgeordneten zurück. Im fernen Hongkong versprach Vize-Premier Boris Fjodorow den Abgesandten der sieben wichtigsten Industriestaaten am Wochenende dennoch unverdrossen, die russischen Reformen würden "unverändert fortgesetzt".

Auch der Chef von Jelzins Beraterstab, Sergej Filatow, wiegelte die Bedeutung der Beschlüsse des Volksdeputiertenkongresses ab und deutete an, daß der russische Präsident sich daran nicht gebunden fühle. Die Regierungskommission zur Vorbereitung des abgesagten Referendums über die künftige Gewaltenverteilung werde eben in eine Kommission mit gleicher Aufgabe umgebildet, erklärte Filatow. Eine noch vorzubereitende, wenn auch untersagte Volksbefragung solle sich dann mit der Zukunft des Volksdeputiertenkongresses selbst befassen. Vor seinem Bruch mit dem Kongreß hatte Jelzin bereits bei seinem letzten Auftritt im Kremlpalast am Freitag unterstrichen, er halte an dem Referendum in jedem Fall fest: "Ich nehme alles auf meine volle Verantwortung."

Mit einem solchen Alleingang könnte sich der russische Präsident freilich endgültig verheben. Im von Rußland abtrünnigen Tschetschenien hat sich der im Streit mit seinem Parlament liegende Präsident Jochar Dudajew gerade mit einem Referendum blamiert, das ihm zu größeren Vollmachten verhelfen sollte: Zwar haben sich mehr als 90 Prozent der abstimmenden Tschetschenen für Dudajew ausgesprochen. Doch die Beteiligung erreichte nicht einmal zehn Prozent. Bei der auch in der russischen Föderation grassierenden Politikmüdigkeit erscheint ein ähnliches Ergebnis für Jelzin nicht ausgeschlossen. Die Folge wäre simpel, aber fatal: Rußlands Präsident müßte zurücktreten."Ich führe meine Schlachten nicht öffentlich" Ein Gespräch mit Frankfurts Kulturdezernentin Linda Reisch

Wir finden das eine sehr kenntnisreiche Abhandlung. Und möchten provozierend fragen: Können Sie vielleicht besser schreiben als regieren?

Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich glaube, daß ich alles, was ich mache, oder versuche zu machen, auf der Grundlage mir erarbeiteter Kenntnisse tue. Ich bin vielleicht kein Vermittlungsgenie, das mag sein. Aber ich glaube, daß ich mich in die Sachen sehr reingekniet habe und daraus politische Konsequenzen zu ziehen versuche.

Aber es kommt immer wieder die Kritik, daß Sie sich bei wichtigen Entscheidungen abschotten.

Das stimmt nun definitiv nicht. Institutsleiter, Direktoren, Intendanten bekommen jeden Termin zu jeder Zeit, den sie haben wollen - und zwar Tages- und Nachtzeit eingeschlossen.

Warum kommt dieses Papier jetzt, warum nicht vor der Wahl?

Ich habe mir das auch lange überlegt. Aber ich hatte das Gefühl, daß es im Wahlkampf dann nur um des Wahlkampfes willen betrachtet und auch zerfleddert wird und nicht über die Inhalte gesprochen wird. Und daß es vielleicht sinnvoller ist, in einer eher abgekühlten Situation ganz ernsthaft darüber zu reden. Kultur soll kein Sparschwein sein

Aber die Koalitionsverhandlungen sind auch nicht gerade kühl.

Nein, aber das ist eine andere Grundlage, ob es zwischen Koalitionspartnern mit dem Willen zum Gestalten ist oder politischen Gegnern.

Ihre Sparvorschläge kommen einem recht spärlich vor. Man hat das Gefühl, daß damit allenfalls die jährlichen Kostensteigerungen aufgefangen werden können. Muß die Kulturdezernentin angesichts von täglich 1,7 Millionen Mark Schuldenzinsen der Stadt nicht ans Eingemachte gehen?

Das Papier ist nicht unter der Überschrift Sparen geschrieben, sondern unter dem Gesichtspunkt, die kulturelle Substanz dieser Stadt in einer in der Tat schwierigen finanziellen Situation zu erhalten und wegzukommen von einem Prinzip "Rasenmäher". Wegzukommen von dem Prinzip, das wir zwei Jahre gemacht haben, und an dessen Ende wir nach meiner Einschätzung jetzt angekommen sind. Man kann jetzt nur noch strukturelle Vorschläge machen oder zu sehr radikalen Dingen kommen: Häuser zu schließen. Ich bin der Meinung, daß Frankfurt es sich nicht leisten kann, die Kultur rasant abzubauen. Und mein wichtigster Punkt dabei ist, daß ich nicht möchte, daß die Kultur quasi zum Sparschwein für alle anderen Bedürfnisse wird. Wenn, dann müssen alle Ressorts ran. Und ich glaube, ich habe mit dem Papier präzisere Vorschläge gemacht, als sie von irgendeinem der anderen Ressorts vorliegen.

Haben Sie ausgerechnet, was Sie mit dem, was Sie vorschlagen, einsparen könnten?

Nein. Vor allen Dingen, weil das nicht von einem Jahr aufs andere geht. Das sind ja viele Vorschläge, die auf Dauer, glaube ich, sehr viel mehr beinhalten als nur die kurzfristige Einsparung von Kosten. Stagione-Betrieb für die Oper?

Aber es muß doch sofort gespart werden.

Das kann nicht mein wichtigster Punkt im ersten Anlauf sein. Ich hab jetzt eine Gesamtstrukturreform geschrieben und auch zur Diskussion gestellt. Das ist ja nicht etwas, was festgezurrt ist, sondern Diskussionsgrundlage, die zeigen soll, wie man Strukturen und damit Kosten abbauen kann und trotzdem Substanz bewahren. Wenn es zu einem rasanten Einschnitt kommen sollte, dann ist die einzige Möglichkeit - wenn mannichts schließen will - die Oper umzuentwickeln zu einem Stagione-Betrieb. Das ist der einzige wirklich große Schnitt, den man machen kann.

Wieviel könnte man dabei sparen?

Da kann man mittelfristig bis zu 20 Millionen Mark sparen.

Aber 20 Millionen aus dem Kulturetat werden nicht reichen.

Die werden reichen. Eher weniger als mehr. Denn jetzt müssen erst mal andere Vorschläge gemacht werden: Was wird im Umwelt-, Sozial-, was wird im Baubereich, was wird in all den anderen Bereichen gespart?.

Aber da ist schon vieles auf dem Tisch.

Sparen darf doch kein Selbstzweck werden. Wir müssen die Chance zur Veränderung nutzen, die in der jetzigen angespannten Haushaltssituation liegt. Und außerdem möchte ich erst mal hören, was machen die anderen in der Zukunft. Ich frage umgekehrt, was schlagen Sie denn vor, welche Institute dichtgemacht werden sollen? Das ist die einzige Alternative zu Strukturveränderungen. Denn es hat keinen Sinn zu sagen, wir machen überall jetzt nur noch ein qualitativ dürftiges Programm.

Da läßt sich die Frage nach dem Schauspiel stellen - wenn dort Abend für Abend nur noch 50 bis 300 Besucher auf 800 subventionierten Plätzen sitzen.

Deswegen sage ich ja, ich weiß nicht, ob wir die vielen Spielstätten so aufrechterhalten können. Man muß mindestens das Depot untervermieten. Ich glaube, im Moment wäre eine Konzentration auf das eigentliche Schauspielhaus das wichtigste.

Muß man nicht auch inhaltlich etwas ändern, wenn das Publikum nicht mehr kommt?

Das ist Sache des Intendanten. Es ist wirklich nicht Aufgabe der Dezernentin, ins Programm hineinzuregieren. Das ist ja eine sehr subjektive Wahrnehmung. Dafür zahlen wir Intendanten auch gut, und das ist ihre Aufgabe. Es gibt keinen Künstler, der es mag, vor leeren Reihen zu spielen. Insofern ist dieser Druck ja auch auf der künstlerischen Seite vorhanden. Aber wenn jemand erst mal einen künstlerischen Plan hat - können Sie nicht mittendrin die Pferde wechseln.

Ist denn denkbar, daß man die Intendantengehälter auch irgendwann reduziert?

Zu einer Reduzierung der abgeschlossenen Intendantengehälter wird man nicht kommen. Frankfurt kann sich nicht herauskatapultieren aus dem gesamten System. Ich bin deswegen im Gespräch mit anderen Kommunen. Die Intendantengehälter sind für die Öffentlichkeit eine symbolische Größe. Viel stärker ins Gewicht fallen beispielsweise die Sänger- und Gäste-Etats. Aber solange eine Stadt wie Leipzig die Sängergagen ins Unendliche treibt, ist es sehr schwierig für eine Stadt wie Frankfurt, sich da herauszuhalten.

Haben Sie Gespräche mit den Grünen geführt? Die haben ja andere Vorstellungen, wo gespart werden soll.

Ich führe keine separaten Koalitionsgespräche mit den Grünen. Ein halbes Jahr lang war Funkstille Wie sehen Sie denn eigentlich Ihren Stand im Magistrat? Man hat den Eindruck, daß Sie keinen großen Rückhalt haben. So eine kulturpolitische Aufarbeitung hätte schon früher kommen müssen.

Ich glaube, ich kann erst jetzt ein solches Gesamtprogramm auf den Tisch legen. Sie müssen das ja im Gespräch mit den Institutsleitern und Mitarbeitern entwickeln. Das ist ja nicht im Kämmerlein geboren worden. Das erste Jahr, in dem ich hier war, ist völlig mit dem Nahkampf im Bereich Theater dahingegangen. Dann kam der große Wechsel, von Hauff auf Schoeler, da war auch erstmal ein halbes Jahr Funkstille. Und dann erfordert der ganz normale Betrieb viel Kraft. Ich kenne jetzt die Strukturen, die Mängel und Probleme, die Schwächen und Stärken. Auf dieser Grundlage fühle ich mich jetzt sicher.

Kommt jetzt nach dem großen Lernen die Frau Reisch mit einer offensiveren Kulturpolitik?

Viele halten mich intern eher für zu offensiv. Aber natürlich führe ich meine Schlachten nicht ständig in der Öffentlichkeit.

(Das Gespräch führten Claudia Michels und Sylvia Staude.)

Ein Rüffel für die Wohnbaugesellschaft Problem Rottweiler Platz: 80 Bürger kamen

GUTLEUT. Häufig wird im Ortsbeirat 1 über den Rottweiler Platz im Gutleut diskutiert. Probleme gibt es dort genug. Jetzt durften sich die Bewohner der Rottweiler Straße ihren Frust von der Seele reden. Der Beirat hatte zur Anhörung in den Bürgertreff Gutleut eingeladen, und etwa 80 Männer und Frauen waren gekommen. Die hatten den Stadtteilpolitikern, den Vertretern der Saalbau GmbH, des Garten- und Friedhofsamtes, der Polizei und der Aktienbaugesellschaft (AG) für kleine Wohnungen auch einiges zu sagen.

Vor allem die Mitarbeiter der städtischen Wohnbaugesellschaft - Vermieterin der 207 Sozialwohnungen am Rottweiler Platz - mußten herbe Kritik einstekken. "Sie kümmern sich zuwenig um die Häuser", lautete der allgemeine Tenor. Die Bürger beschwerten sich über defekte Schließanlagen in der Tiefgarage, zugeparkte Feuerwehreinfahrten, kaputte Haustürschlösser, dreckige Treppenhäuser und Keller.

Zwar beschäftigt die AG eine Reinigungsfirma, "doch die putzen gar nicht richtig", will ein junger Mann beobachtet haben. Ein anderer wußte auch, warum: "Sie kontrollieren die zu selten." Benedikt Haardt, Verwalter der AG, bat um Verständnis: "Ich muß mich um 3000 Wohnungen kümmern. Da bleibt für den Rottweiler Platz wenig Zeit." Deshalb ist für die Bürger längst klar: "Wir brauchen einen Hausmeister" - einen Ansprechpartner vor Ort, der zwischen Mietern und Vermietern vermittelt.Doch der AG fehlt dafür das Geld, sagte Wolfram Hubrisch von der Wohnbaugesellschaft. Ein Argument, das bei den Bürgern nur Kopfschütteln und Gelächter verursachte.

Regelrecht sauer reagierten einige, als Verwalter Haardt in die Offensive ging: "Für die Sauberkeit sind Sie mitverantwortlich." Ramiz Meral vom Bürgerforum Gutleut beruhigte die Gemüter. Zeige die AG mehr guten Willen, würden auch die Mieter mehr Verantwortung übernehmen. Die Hoffnung auf einen "schöneren Rottweiler Platz" hat der junge Mann noch nicht aufgegeben. "Wenn die Leute mehr zusammenrücken, wird's besser."

Doch dafür müssen auch die zuständigen Ämter noch einiges tun. Der kleine Spielplatz auf dem Rottweiler Platz beispielsweise ist häufig zugeparkt, einige Absperrstangen sind herausgerissen und kein Halteverbotsschild maßregelt die Fahrer. "Die Autos behindern die Kinder", klagte eine Frau und kritisierte allgemein: "Es gibt im Gutleut doch fast nichts für Kinder und Jugendliche." Ein Trostpflaster: Schon bald sollen die Autos vom Kinderspielplatz verschwinden. Das will Werner Breuckmann, Mitarbeiter des Garten- und Friedhofsamtes, vom zuständigen Straßenbauamt erfahren haben.

Doch darüber freuen sich wohl nicht alle Bewohner der Rottweiler Straße. Die Parkplatznot ist groß: "Ich suche nachts manchmal eine Stunde lang", schimpfte ein Fahrzeugbesitzer. 36 Mark Monatsmiete für einen Stellplatz in der Tiefgarage, das sei ihm zu teuer. Eine junge Frau parkt aus Sicherheitsgründen nicht unterirdisch. Warum die Anwohner nicht auch die Parkplätze der Saalbau-Gesellschaft benutzen können, wollten sie wissen. Die seien zwar für Veranstaltungen im Bürgertreff reserviert, "aber selten belegt". Die Saalbau will das prüfen.

Andererseits scheint im Bürgertreff manchmal sehr viel los zu sein. Zumindest werde dort oftmals sehr lautstark gefeiert, berichtete ein Bewohner der Rottweiler Straße. Er und seine Frau fühlten sich von den "Besoffenen, die spät in der Nacht nach Hause gehen", gestört. "Die machen viel mehr Krach als die Leute, die hier wohnen." Die Anwohner seien dagegen "richtig ruhig", betonte er, und die anderen Anwohner nickten.

Die Harmonie im Bürgertreff Gutleut überraschte manchen Stadtteilpolitiker. Schließlich hatten sich in den Sitzungen des Ortsbeirats immer wieder Bewohner des Rottweiler Platzes auch über ihre Nachbarn beschwert. "Wir hatten viel mehr Ärger erwartet", gestand Andreas Laeuen von den Grünen verblüfft. 35 Prozent Ausländer und viele Sozialhilfeempfänger leben in den Häusern der AG für kleine Wohnungen, Konflikte untereinander scheinen programmiert. Doch im Bürgertreff herrschte Eintracht. Darüber durfte sich auch Roland Frischkorn freuen. Der persönliche Referent von Sozialdezernent Martin Berg war zumindest an diesem Abend nicht gefragt. cob

Nach der Pause ging den "Roten" die Puste aus

Haiger - Rot-Weiss Frankfurt 1:1 (0:1)

Rot-Weiss Frankfurt kann weiterhin auf seinen Teamgeist vertrauen. Auch in Haiger gefielen die "Roten" durch kämpferischen Einsatz und setzten die von der Aufstellung her offensiv ausgerichtete Eintracht mächtig unter Druck.

Aus dem gefälligen Mittelfeldspiel, um das sich neben Manndecker Kraaz vor allem Guerrera verdient machte, resultierte eine Frankfurter Überlegenheit, die Wozniecki zur Führung nutzte. Nach Roths Vorarbeit vollendete der stürmende Verteidiger mühelos. Zu diesem Zeitpunkt mußte Haigers Manndecker Hof nach einem Foul an Schneidt die Partie auf Zeit von draußen verfolgen.

Doch der Gast verlor viel Substanz und sah sich nach der Pause Haigerer Offensivdrang ausgesetzt. Zwar vereitelte Wimmer drei der zahlreichen hochkarätigen Möglichkeiten der Gastgeber, bei Webers Versuch war er schließlich machtlos. "Hochverdient" sei es gewesen das Unentschieden, empfand Schimmel hernach und fuhr zufrieden nach Hause. gg

Haiger: Kässmann; Zeise; Weber, Hof, Boller, Schuster, Waldschmidt (63. Zabel), Klein, Jelaca, Zielinski (55. Lezaja), Lang.

Rot-Weiss: Wimmer; Hoßmang; Wozniecki, Kraaz, Pistauer, Wöber, Brunetti, Schneidt (80. Becht), Guerrera, Morhardt (85. König), Roth.

Tore: 0:1 Wozniecki (42.), 1:1 Weber (82.).

Schiedsrichter: Becker (Egelsbach).

Zuschauer: 450.

Die Turngemeinde Groß-Karben bietet ein Training für angehende Jongleure an Wenn der "Teufelsstock" hin- und hertanzt Alles darf ausprobiert werden: Man muß sich nur trauen

KARBEN. Glitzernde Keulen und bunte Bälle, Ringe, die zum Trommelwirbel bis unter die Zirkuskuppel aufsteigen: Zielsicher landen sie wieder in der Hand des Jongleurs. Applaus. Der Gaukler stolziert auf meterhohen Stelzenbeinen - so selbstverständlich als wären es seine eigenen. Die Artistin radelt auf ihrem Einrad zum waghalsigen Kunststück. Das Zirkuspublikum staunt mit offenen Mündern. Und mancher Zuschauer wäre selbst gern einmal ein Star in der Manege.

Die Turngemeinde Groß-Karben hilft, diesen Traum zu verwirklichen: Seit Jahresbeginn bietet der Verein ein Training für angehende Jongleure und Akrobaten an. Samstags von 15 bis 18 Uhr verwandelt sich die vereinseigene Turnhalle am Park in ein Zirkusrund. Das Jonglieren von Keulen, Bällen und Ringen, Stelzenlaufen und Einradfahren darf ausprobiert werden. Man muß sich nur trauen.

Dirk Schambacher (21) aus Bad Vilbel, seit fünf Jahren Hobby-Gaukler, grinst mich an: "Es kommt auf den Schwerpunkt an." Auf dem Zeigefinger balanciert er eine kopfstehende Keule. Auf dem Einrad müsse ich meinen Oberkörper so kerzengerade halten wie er den Plastikkegel. Klingt nach einem Kinderspiel. Übungsleiterin Susanne Haas (23) nickt aufmunternd. Also dann: den Sattel zwischen die Beine, den rechten Fuß auf das Pedal. Nochmal tief Luft holen. Mit dem linken Bein vom Boden abstoßen - der erste Schritt ins Artistenleben ist getan.

Von wegen Kinderspiel. Meine linke Hand krallt sich an Susannes, die rechte an Dirks Hemdkragen. Die Beine sind Pudding, gehorchen nicht mehr. Susanne und Dirk laufen los: Wir folgen. Erst Rad und Beine, dann ich. Oder umgekehrt. Jedenfalls niemals gleichzeitig und niemals so wie die Keule auf dem Zeigefinger. Von den Vorbildern in der Manege ganz zu schweigen.

Wieder festen Boden unter den Füßen, weiß ich die Ausdauer der zwölf übrigen Freizeitartisten zu schätzen. Fallen Bälle aus der Hand oder sie selbst vom Rad: Die 15- bis 28jährigen beginnen immer wieder von vorne. Ohne Murren - bis es klappt.

Aber: "Man muß rechtzeitig aufhören", sagt Guido Schmidt (19), "solange es noch Spaß macht." Wie alle anderen - Tobias Jungcurt (17) probierte es erstmals im Schwimmbad, Nadine Janz (17) auf dem Schulhof - begann auch Guido als Autodidakt. Eines Tages versuchte der Schüler, Orangen in die Luft zu werfen - und wieder aufzufangen. In einem Pfadfinderlager lernte er schließlich das Jonglieren mit drei Bällen. Im Karbener Training entdeckte er nun den "Devil's Stick", einen Holzstab, der zwischen zwei anderen hin- und hertanzt. Nach dem ersten Ausprobieren kaufte sich Guido Schmidt sofort einen eigenen "Teufelsstock". Der Preis: 40 Mark. Die mit Getreide gefüllten Jonglierbälle aus Kunstleder kosten übrigens pro Stück 15 Mark, eine Keule etwa 40 Mark.

Zum ersten Schnuppern bekommen Anfänger die Utensilien geliehen. Susanne Haas, die Ende vergangenen Jahres die Idee zur Gründung der Jonglier- und Akrobatikgruppe hatte ("Ich war schon immer vom Zirkus begeistert."), stellt Ringe, Keulen und ihr Einrad zur Verfügung. Einfachste Übung ist das Jonglieren mit Bällen, die in vielen unterschiedlichen Figuren durch die Luft geworfen werden können: auf und ab wie ein Jojo, im Kreislauf einer Kaskade (angeblich in einer halben Stunde erlernbar) oder mit verschränkten Armen (der Name des Tricks: "Mill's Mess"). Beim gemeinsamen Trainig, so Susanne Haas, können sich die Freizeitjongleure gegenseitig die richtigen Kniffe beibringen. Und von denen habe mancher Teilnehmer jede Menge auf Lager. Wenn Dirk Schambacher und Jonas Ley (17) sich neun Keulen durch die Luft zuwirbeln, vom extrahohen Einrad aus oder auf Stelzen jonglierend, scheint er beinahe schon wahr geworden zu sein - der Traum vom Star in der Manege.

JÖRN KOPPMANN

Tag der offenen Tür mit Hinauswurf der Presse

Der Anspruch ist hoch, die Wirklichkeit eher kläglich: "Aufklärerische Politik", versprachen die Rot-Grünen bei Antritt ihrer Ämter, "ist dem Diskurs verpflichtet." Doch seit Monaten werden gegen die Bürger, die sich über das geplante "Sleep-in" für drogenabhängige Mädchen in der Schubertstraße 15 informieren wollen, von Amts wegen Nebelkerzen geworfen.

Angst vor dem Dialog: Am Sonntag fand er nun endlich statt, der längst versprochene Tag der offenen Tür in jener Einrichtung, die den Anwohnern angst macht. Doch, man höre und staune, auch weiterhin betätigt sich der Träger (der städtische Verein Arbeits- und Erziehungshilfe) ausgrenzend: Nach dem Abblocken der Bürger nun der Hinauswurf der Presse. "Sie werden gesondert informiert", beschied man Journalisten und wies ihnen die (hochherrschaftliche) Tür des aufwendig restaurierten, denkmalgeschützten Hauses. Also: Was in die Zeitung kommt, das bestimmen die Regierenden.

Doch schon mancher hat geglaubt, die Macht zu erhalten, indem er kritische Stimmen zum Verstummen brachte. Nicht wenige dieser manchen sind in dem anschließenden Sturm der Entrüstung von ihren Stühlen gefegt worden. clau

Auf einen Blick

Fußball-Bundesliga

Beruhigung für Aumann S. 24

Zweite Liga

Darmstadt 98 sucht Alternativen S. 25

Handball-WM

DHB-Mannschaft steigert sich S. 26

Basketball

Gießen trifft auf Leverkusen S. 27

Ski alpin

Streik in der Sierra Nevada S. 28

Eisschnellaufen

Erfolgreiche Gunda Niemann S. 28

Fußball-Oberliga

Kassels Existenzängste größer S. 29

Leichtathletik-WM

Silber für Henkel und Tiedke S. 32

Formel-1-WM

Prost steigt mit Sieg ein S. 32

Bad Homburg übernimmt die "rote Laterne"

Und sie fallen nicht. Die Offenbacher Kickers denken gar nicht daran, sich im Kampf um die Meisterschaft eine entscheidende Blöße zu geben. Auch nicht bei der Spvgg. Bad Homburg. Die wiederum zeigte am 24. Spieltag gegen den OFC zwar keß ihr Potential, doch am Ende stand eine 2:3-Niederlage, die Offenbach als Branchenführer bestätigte, Bad Homburg ans Ende des Tableaus stürzte.

Mißmut dürfte ob derlei Konstanz auch Kickers-Verfolger Fulda überkommen. In Bürstadt mußten sich die Borussen mit einem 0:0 bescheiden, was ihnen weit weniger half, als dem gegen den Abstieg kämpfenden VfR. Die SG Egelsbach scheint wieder besser in Tritt zu kommen, gewann gegen die Eintracht-Amateure 3:1. Auch der FSV Frankfurt mußte gegen Abstiegskandidat FV Bad Vilbel keine unliebsame Überraschung hinnehmen, behielt beim 3:0 souverän die Oberhand. Rot-Weiss Frankfurt setzte beim 1:1 in Haiger die positiven Eindrücke, die unter dem Trainergespann Schimmel/ Caspary zuletzt beobachtet wurden, fort.

Dagegen kommt der SV Wiesbaden nach der Winterpause nicht wieder in Schwung und mußte sich gegen Aschaffenburg erneut mit einem 1:1-Unentschieden begnügen. Der SV Wehen konnte bei der Punkteteilung in Walldorf zumindest eine Halbzeit lang die angestrebte Wende bestätigen. Im Duell der Aufsteiger dominierte überraschend der VfB Marburg über SC Neukirchen und schöpft nach dem 2:0 wieder Mut, die Klasse zu erhalten. fro

EISHOCKEY BUNDESLIGA, Abstiegs-Play-off, 2. Runde (best of five), 2. Spiel: EHC Freiburg - Schwenninger ERC 5:2 (2:2, 2:0, 1:0). - Play-off- Stand 2:0.

ZWEITE BUNDESLIGA, Play-off-Halbfinale (best of five) 5. und entscheidendes Spiel: ES Weißwasser - Augsburger EV 6:5 (2:1, 4:3, 0:1). - Play-off-Stand 3:2, damit Weißwasser im Finale gegen SB Rosenheim.

ZWEITE BUNDESLIGA, Abstiegsrunde: SC Riessersee - EC Bad Nauheim 6:4 (0:1, 4:2, 2:1).

OBERLIGA NORD, Endrunde: ESC Wedemark - EC Harz-Braunlage 8:3, ETC Timmendorf - ESC Wolfsburg 9:0, REV Bremerhaven - Herforder EG 6:5, Schalker Haie - ESC Frankfurt 3:5.

Sozialleistungen nicht gekürzt Ab 1995 höhere Steuern / Einigung über Solidarpakt Von unseren Bonner Korrespondenten ptz/rds BONN, 14. März. Bund und Länder haben sich nach dreitägigen Verhandlungen auf die Eckpunkte für den "Solidarpakt" geeinigt. Danach müssen die Bürger von 1995 an höhere Steuern auf Einkommen bezahlen. Auch die Neuverschuldung von Bund und Ländern erhöht sich erheblich. Auf Druck der SPD werden die Sozialleistungen entgegen den Plänen der Koalition nicht gekürzt. Der Länderfinanzausgleich wurde neu geordnet. Kanzler Helmut Kohl sprach von einem "guten Ergebnis". SPD-Chef Björn Engholm sagte, man sei ein großes Stück auf dem Weg zur "praktischen Umsetzung der deutschen Einheit" weitergekommen. Kernpunkt der Vereinbarung ist ein von 1995 an gültiger Finanzausgleich, der den ostdeutschen Ländern und Gemeinden 55,8 Milliarden Mark aus dem Westen garantiert. Der Anteil des Bundes am Mehrwertsteueraufkommen sinkt von 63 auf 57 Prozent. Der Einnahmeausfall wird ausgeglichen durch die Wiedereinführung eines Solidarzuschlages in Höhe von 7,5 Prozent auf die Lohn- und Einkommensteuerschuld. Der Zuschlag fällt damit doppelt so hoch aus wie von Finanzminister Theo Waigel im Föderalen Konsolidierungsprogramm zunächst vorgesehen. Untere Einkommen sollen durch eine noch zu vereinbarende "soziale Komponente" verschont bleiben. Zusammen mit der anzuhebenden Vermögensteuer will der Bund mindestens 28 Milliarden Mark jährlich mehr einnehmen. Nicht durchsetzen konnte die SPD ihren Wunsch nach einer Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte.

Vom Tisch ist die von Waigel eingeplante Kürzung sozialer Regelleistungen (Arbeitslosenunterstützung, Sozialhilfe für Deutsche, Bafög und Erziehungsgeld), doch werde der Mißbrauch der Hilfen "nachdrücklich bekämpft", heißt es in dem zehn Punkte umfassenden Ergebnisprotokoll der Klausurtagung, an der rund 70 Politiker von Union, SPD und FDP teilgenommen hatten. Die Lücke, die durch den Verzicht auf die Einschnitte bereits im Nachtragshaushalt für 1993 entsteht, soll durch Ausgabenkürzungen und verminderte Steuersubventionen geschlossen werden. Einem Personalabbau soll nicht nur beim Bund jede 100. Stelle zum Opfer fallen; die Bundeswehr zahlt weniger Entlassungsgeld; Erwerbern von Altbauten wird der Abschreibungsspielraum beschnitten.

Mehr Geld steht in Zukunft zur Sanierung des Wohnungsbestandes und ökologischer Altlasten im Osten bereit. Der kürzlich verhängte Bewilligungstopp für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) fällt. Der Bund stellt hierfür zusätzlich zwei Milliarden Mark zur Verfügung. Arbeitsminister Norbert Blüm zufolge können in Ost- und Westdeutschland im Jahresschnitt knapp 100 000 neue ABM-Stellen bewilligt werden. Für die Sanierung industrieller Kerne im Osten soll der Kreditspielraum der Treuhandanstalt ausgeweitet werden. Im Bundeshaushalt steigt die Neuverschuldung 1995 nach Angaben Waigels auf über 63 Milliarden Mark statt geplanter 54 Milliarden.

(Leitartikel Seite 3, weitere Berichte auf Seite 4 und im Wirtschaftsteil)

Sie sind der Geschichte ihres Ortes auf der Spur Der Heimat- und Geschichtsverein sucht dringend Nachwuchs / Denkmalamt hilft, Mitstreiter "auszubilden"

BONAMES. "Wir hatten auch schon alle Lehrer unserer Grundschule ins Museum eingeladen", erzählt Loni Biermann. Seit 1989 ist die alteingesessene Bonameserin darum bemüht, "Auswärtigen" die Geschichte des Frankfurter Stadtteils im Norden zu vermitteln. Und die ist spannend. Aus dem Jahr 1030 stammt die erste urkundliche Erwähnung. Die erste Ansiedlung wird sogar auf das Jahr 4000 vor Christus datiert. Es gibt also reichlich Material, das die Mitglieder des Bonameser Heimat- und Geschichtsvereins noch sichten müssen. Doch - es fehlt an Nachwuchs.

Höchstens zehn der 96 Mitglieder sind "junge Leute, und die stehen mitten im Berufsleben, haben dementsprechend wenig Zeit", bedauert die Vorsitzende Biermann. Dabei sucht der Vorstand seit einigen Monaten händeringend nach wissensdurstigen und jungen Hobbyarchäologen. Vergangenes Jahr wurde den Vereinsmitgliedern nämlich von zwei Mitarbeitern des Frankfurter Denkmalamtes das Grundwissen der Archäologie vermittelt. "Anhand von Farbschichten im Erdboden kann der Geübte erkennen, ob beim Umgraben eines Ackers Knochenreste oder altertümliche Steine zum Vorschein kommen", schildert Loni Biermann mit Begeisterung.

Nun will man ein Mitglied vereinsintern ausbilden. Hierfür sind aber zwei Voraussetzungen ausschlaggebend: der "Bewerber" muß viel Zeit haben und jung sein. Letzteres, "damit er das Amt auch etliche Jahre ausführen kann, nur dann lohnt sich der Aufwand nämlich", meint die Vorsitzende.

Seit einem Jahrzehnt sind die Hobby- Historiker der Geschichte ihres Ortes nun schon auf der Spur. Doch das Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen feiern sie eher nüchtern. "Das wird ein vereinsinternes Fest", kündigt Loni Biermann für Mai dieses Jahres an. Denn eigentlich könne man nur auf eine siebenjährige Vereinstätigkeit zurückblicken. Der Öffentlichkeit werden die vergangenen zehn Jahre in einer umfangreichen Chronik nähergebracht, die jetzt in Druck geht und ab April erhältlich ist.

Von 1983 bis 1986 lag die Vereinsarbeit brach. Der damalige Vorsitzende Lothar Schlicht mußte aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Nach der Durststrecke "hat sich Ella Giese aufgerafft" und den Vorstand über zwei Jahre geführt, bevor Loni Biermann neue Vorsitzende wurde. Binnen kürzester Zeit stießen rund 40 neue Freizeit-Historiker zum Heimat- und Geschichtsverein. Anfang 1989 zog man schließlich ins heutige Domizil, ins Gemeindehaus an der Homburger Landstraße.

Bis heute hat der Verein zahlreiche historische Unterlagen zusammengetragen sowie Fotos, Wappen und alte Gebrauchsgegenstände gesammelt. "Unsere Arbeit lebt von der Unterstützung durch die Bonameser Bürger", betont die Vorsitzende. Deshalb organisiert der Heimat- und Geschichtsverein auch zweimal jährlich eine kleine Ausstellung in einer der hiesigen Bankfilialen. "Die Leute bleiben vor dem Schaufenster stehen, betrachten unsere Fotos, lesen die Texte", wurde wiederholt beobachtet. Dem Interesse für die Vergangenheit des eigenen Stadtteils folgt dann Aktivität: immer öfter kommen Nachbarn und Bekannte und bereichern das heimatkundliche Museum mit neuen Funden aus dem eigenen Dachboden oder Keller. Das einst Private wird der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Das Prunkstück der Sammlung - eine alte Schusternähmaschine - mußte leider im Keller des Gemeindehauses abgestellt werden. Die Nähmaschine gehört der Bonameser Familie Hisgen, die früher in der bis Mitte der 50er Jahre ortsansässigen Schuhfabrik gearbeitet hat. "Im Museum haben wir leider keine Stellfläche mehr", bedauert Loni Biermann. Und so muß auch eine restaurierte Kartoffelwaage, gestiftet von der Siedlervereinigung, ihr jetziges Dasein im Keller fristen. Doch der Verein spekuliert auf einen weiteren Raum im Gemeindehaus, da die Mutter-Beratungsstelle künftig in die neue Sozialstation am Bügel umziehen wird.

Die Engagierten beschäftigen sich in ihren Stuben aber nicht nur mit Historischem. Neben Diavorträgen, Exkursionen ins Umland und Führungen wird traditionell Anfang Juli das "Fest unter der Linde" im Hof des Gemeindehauses ausgerichtet. Rund 250 Gäste werden erwartet. Unter der Linde legte man ebenfalls einen "Grenzsteingarten" an. Mittlerweile sind dort etliche Ausgrabungsschätze zu bewundern: eine Hohemarkgrenzstein, ein Güterstein Heiligengeist (1726), zwei Landesgrenzsteine aus Bonames - Harheim (1872), und ein Landesgrenzstein aus Berkersheim - Bonames (1786) mit zwei großen Lettern (für Hessen / Hanau) eingraviert.

Anfang September präsentiert sich der Heimat- und Geschichtsverein wieder mit seinem "Tag der offenen Tür". Vielleicht kann Loni Biermann dann schon Neues zeigen: Unter dem Titel "Vergessene Vereine" fahndet die rührige Vorsitzende seit längerem nach alten Fotos und Unterlagen über ehemalige Vereine. Auf der aktuellen Liste sind aufgeführt: ein Kunstradverein, der Handharmonika-Spielzug, ein Schachklub, ein Gesangsverein, Handballer, eine Theatergruppe und Straßenrennfahrer. "Hier verfügen wir auch schon über Bildmaterial", freut sich Loni Biermann. Denn immerhin kann Bonames heute auf zwei ehemals berühmte Radfahrer zurückschauen: die Brüder Landau - mehrfache Hessenmeister und Anwärter des Profi-Lagers. "Das gelang ihnen leider nicht", erinnert die Vorsitzende.

Wer sich für die Mitarbeit im Heimat- und Geschichtsverein interessiert oder an einem der vielen Ausflüge teilnehmen will, der kann sich mit Loni Biermann unter der Telefonnummer 50 35 97 in Verbindung setzen.

Das Heimat-Museum an der Homburger Landstraße 626 ist dienstags von 14.40 bis 17.30 Uhr geöffnet. tin

Erster Sieg bringt die Langenselbolder nicht vom Ende weg Landesliga Süd: Mörlenbacher "Torefabrik" produziert wieder: Acht Tore gegen Germania Ober-Roden

Der Tabellenletzte Langenselbold kam im Spiel gegen Dietesheim zu seinem ersten Saisonsieg, bleibt aber Schlußlicht. Die Mörlenbacher "Torefabrik" hat mit dem 8:1 gegen Ober- Roden die Produktion wiederaufgenommen. Meisterschafts-Konkurrent Bernbach ist durch das 0:2 in Bad Homburg beim Kampf um den Titel etwas zurückgefallen. Klein-Karben bleibt nach dem 2:0 gegen Wolfskehlen Tabellenführer, hat allerdings zwei Spiele mehr absolviert. Progres gewinnt gegen Riedrode mit 3:0 und bleibt ebenfalls in der Spitzengruppe. Das Mittelfeld wird angeführt von Alzenau und reicht bis Dietesheim auf Rang elf. Danach beginnt der Kampf gegen den Abstieg. Zur Zeit liegen Klein-Krotzenburg, Erbach und Langenselbold auf den Abstiegsplätzen.

Bayern Alzenau - Spvgg. Neu-Isenburg 0:3 (0:1). Über die gesamte Spielzeit boten beide Mannschaften ausgezeichneten Fußball. Schöne Kombinationen, hohes Tempo und guter Einsatz kennzeichneten die Partie. Alzenau hatte die ersten Chancen, konnte sie aber nicht nutzen. Neu-Isenburg war in der Chancenauswertung konsequenter. Nach einer schönen Flanke von Hofmann brachte Kolitsch die Gäste in Führung. Im zweiten Spielabschnitt erhöhte Radtke mit einem Flachschuß aus kurzer Distanz auf 0:2. Treffer Nummer drei erzielte Hofmann kurz vor Schluß. Er umspielte drei Gegner und hob den Ball gefühlvoll ins Tor.

SV Mörlenbach - 1. FC Germania Ober-Roden 8:1 (3:1). Ein wahres Schützenfest veranstalteten die Spieler des SV Mörlenbach. Nach einem krassen Abwehrfehler ging Ober-Roden durch Grimm zunächst in Führung, doch danach gab es für die Gastgeber kein Halten mehr. Innerhalb von knapp zehn Minuten sorgten Heer (22. und 29.) und Rettig (33.) für den 3:1-Pausenstand. Im Lauf der zweiten Hälfte brach der Widerstand der Gäste zusammen. Die Tore fielen im Abstand weniger Minuten. Ak (57.), Baumann (67.), Schell (70.), Hofmann (77.) und Heer (82.) waren die Torschützen. Durch weitere Möglichkeiten war sogar ein zweistelliger Sieg möglich.

SG Klein-Krotzenburg - Viktoria Griesheim 2:3 (1:1). Viel Mühe und eine Portion Glück hatte Griesheim beim Sieg gegen Klein- Krotzenburg. Spieltechnisch waren die schnellen Griesheimer den Gastgebern zwar überlegen, doch der Einsatz der Klein-Krotzenburger wog diese Vorteile auf. Nach neun Minuten ging Griesheim durch Bierhals in Führung. Kutzop gelang der Ausgleich für die Gastgeber. Nach dem Wechsel brachte Pfeiffer die Gäste wieder in Führung. Erneut gelang Kutzop der Ausgleich. In den letzten zwanzig Minuten machte Klein-Krotzenburg viel Druck und hatte gute Möglichkeiten. Gegen Spielende wollten die Gastgeber den Sieg erzwingen. Griesheim konnte kontern und Rettig machte den entscheidenden Treffer zum 2:3-Endstand.

KSV Klein-Karben - TSV Wolfskehlen 2:0 (1:0). Das Spiel beider Mannschaften litt unter den katastrophalen Platzverhältnissen. Tiefe Löcher und holprige Stellen machten die Ballannahme zur Glückssache. Die Gastgeber dominierten in der ersten Hälfte das Geschehen, Wolfskehlen konnte sich nur selten in Szene setzen. Braunwarth brachte den Tabellenführer kurz vor dem Pausenpfiff in Führung. Nach dem Seitenwechsel kam Wolfskehlen zunehmend besser ins Spiel und hatte einige gute Torszenen. Erst in der letzten Spielminute gelang Braunwarth das erlösende 2:0 für Klein- Karben, das mehr Mühe hatte als der Tabellenstand erwarten ließ.

SG Riedrode - Progres Frankfurt 0:3 (0:3). Riedrode verhielt sich sehr gastfreundlich gegenüber den Frankfurtern. Zwar machten die Gastgeber das Spiel, doch in der Nähe des gegnerischen Strafraums waren sie zu unsicher und harmlos. Symptomatisch eine Szene aus der 18. Minute, als Deggenbach aus zwei Metern über das leere Tor schoß. Progres machte seine Tore aus Standardsituationen. Bei einem Eckball nach nur zwei Spielminuten stand Gavranovic völlig frei und ließ sich diese Chance nicht entgehen. In der 26. Minute bekam Riedrode bei einer weiteren Ecke den Ball nicht aus der Gefahrenzone und Arsenic erhöhte auf 0:2. Noch vor der Halbzeitpause sorgte Drikic mit dem Treffer zum 0:3 für den Endstand. Progres tat nach dem Wechsel nicht mehr als nötig, um den Sieg sicher mit nach Hause zu nehmen.

Italia Frankfurt - FC Erbach 3:0 (1:0). Es war ein typisches Sommerspiel, ohne besondere Höhen und Tiefen, eben flach. Den Erbachern war es nicht gelungen, die Form vom Spiel gegen Riedrode vor Wochenfrist zu konservieren. Italia war leicht feldüberlegen, ohne entscheidende Akzente setzen zu können. Kling brachte die Gastgeber nach dreißig Minuten in Führung. Erbach spielte ohne Engagement und Einsatz, der Vorteil von Italia war die bessere Chancenauswertung. Erst kurz vor Schluß konnten de Angelis (86.) und Esposito (90.) den Sieg der Italia sichern.

Spvgg. Langenselbold - Spvgg. Dietesheim 2:0 (0:0). Der Tabellenletzte war über neunzig Minuten spielbestimmend. Erstmals gelang den Langenselboldern, woran sie in dieser Saison so oft gescheitert waren: Die Umsetzung ihrer Torchancen in Treffer. Dabei sah es in der ersten Hälfte zunächst nicht so aus. Langenselbold dominierte zwar, doch Tore gab es keine. Die beste Möglichkeit hatte Schoteschowski, der aber nur den Pfosten traf. Nach dem Seitenwechsel hatte Dietesheim mehr Spielanteile, doch oft kam die Abwehr der Gäste völlig ins Schwimmen, und es gab reihenweise gefährliche Situationen. Dietesheim versuchte, Druck zu machen, doch Langenselbold gab keinen Ball verloren und agierte insgesamt aggressiver. Die beiden Treffer zum verdienten Sieg erzielten Jörg (78.) und Matthias Lippold (92.).

SGK Bad Homburg - SV Bernbach 2:0 (2:0). Bad Homburg trat erstmals in dieser Saison mit Bestbesetzung an. Nur Mario Schwarz mußte ersetzt werden. Die Gastgeber machten von Anfang an viel Druck, schnürten die überraschten Bernbacher, die wohl noch den klaren Vorrundensieg im Kopf hatten, in der eigenen Hälfte ein und hatten zahlreiche Tormöglichkeiten. Bernbach ging in den Zweikämpfen nicht entschieden genug zur Sache und überließ Bad Homburg die Initiative. Mit einem herrlichen Fallrückzieher brachte Wunderlin die Gastgeber nach 25 Minuten in Führung. Kurz vor der Halbzeitpause erhöhte Heidelmeier mit einem Abstaubertor auf 2:0. Bad Homburg hatte im zweiten Abschnitt einen starken Beginn, doch Bernbach setzte alles auf eine Karte. Die Gastgeber blieben durch schnelle Konter immer gefährlich und hätten das Ergebnis noch höher gestalten können. -oli-

Freiwillige Kontrolle von Feldspritzgeräten

USINGEN. Frühjahrsputz ist auch wieder für die Feldspritzgeräte angesagt. Bis Ende Juni haben die Bauern letztmalig die Gelegenheit, Pflanzenschutzspritzen freiwillig kontrollieren zu lassen.

Vom zweiten Halbjahr 1993 an tritt eine neue Kontrollverordnung in Kraft, die eine Pflichtprüfung vorschreibt. Im März und April bieten eine Reihe von Landmaschinen-Werkstätten ihre Prüfdienste an.

Einzelheiten sind beim Usinger ARLL (Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft) zu erfahren unter der Telefonnummer 0 60 81 / 10 23 31 (Bernd Feuerstack). cn

LEICHTATHLETIK HALLEN-WELTMEISTERSCHAFT in Toronto/Kanada: Finals, Männer: 1500 m: 1. O'Sullivan (Irland) 3:45,00 Minuten, 2. Strang (Großbritannien) 3:45,30, 3. Zorko (Kroatien) 3:45,39, 4. Holman (USA) 3:45,59, 5. Damian (Frankreich) 3:45,59, 6. Burke (USA) 3:46,18.

4x400 m: 1. USA 3:04,20 Minuten (Jahresweltbestzeit/Hall, Irvin, Rouser, Everett), 2. Trinidad und Tobago 3:07,02, 3. Japan 3:07,20, 4. Kanada 3:07,70, 5. Jamaika 3:08,47.

Weitsprung: 1. Pedroso (Kuba) 8,23 m, 2. Green (USA) 8,13 m, 3. Iwanow (Bulgarien) 7,98 m, 4. Jefferson (Kuba) 7,98 m, 5. Maas (Niederlande) 7,96 m, 6. Tudor (Rumänien) 7,91 m. - In Qualifikation gescheitert: 14. Haaf (Kornwestheim) 7,67 m, 19. Thomas (Heppenheim) 7,57 m.

Dreisprung: 1. Camara (Frankreich) 17,59 m (Jahresweltbestleistung), 2. Bruschiks (Lettland) 17,36 m, 3. Rajew (Bulgarien) 17,27 m, 4. Wellman (Bermudas) 17,27 m, 5. Melichow (Rußland) 17,07 m, 6. Quesada (Kuba) 17,06 m.

Stabhochsprung: 1. Gataullin (Rußland) 5,90 m, 2. Jegorow (Kasachstan) 5,80 m, 3. Galfione (Frankreich) 5,80 m, 4. Trandenkow (Rußland) 5,80 m, 5. Lehtonen (Finnland) 5,65 m, 6. Holl (Stuttgart) 5,65 m.

60 m: 1. Surin (Kanada) 6,50 Sekunden, 2. Fredericks (Namibia) 6,51, 3. Mansour (Oatar) 6,57, 4. Drummond (USA) 6,58, 5. Asasi (Kuba) 6,61, 6. Mitchell (USA) 6,62.

Kugelstoßen: 1. Stulce 21,27 m, 2. Doehring (beide USA) 21,08 m, 3. Bagatsch (Ukraine) 20,63 m, 4. Klimenko (Ukraine) 20,58 m, 5. Dal Soglio (Italien) 19,74 m, 6. Zerbini (Italien) 19,68 m, . . . 8. Buder (Wattenscheid) 19,03 m.

5000 m Gehen: 1. Schtschennikow (Rußland) 18:32,10 Minuten, 2. Korzeniowski (Polen) 18:35,91, 4. Orlow (Rußland) 18:43,48, 4. Berrett (Kanada) 18:53,02, 5. Weigel (Berlin) 19:02,73, 6. Corre (Frankreich) 19:10,72.

60 m Hürden: 1. McKoy (Kanada) 7,41 Sekunden, 2. Jackson (Großbritannien) 7,43, 3. Dees (USA) 7,43, 4. Schwarthoff (Heppenheim) 7,54 (deutsche Jahresbestzeit), 5. Kazanow (Lettland) 7,55, 6. Boroi (Rumänien) 7,72.

400 m: 1. Reynolds (USA) 45,26 Sekunden) 2. Bada (Nigeria) 45,75, 3. Clark (Australien) 46,45, 4. Lieder (Chemnitz) 46,53, 5. Morris (Jamaica) 46,67, 6. Rouser (USA) 46,70.

200 m: 1. Trapp (USA) 20,63 Sekunden, 2. Marsh (Australien) 20,71, 3. Little (USA) 20,72, 4. Garcia (Kuba) 20,82, 5. Antonow (Bulgarien) 21,20, 6. Stevens (Belgien) 21,21.

Frauen, 60 m: 1. Devers (USA) 6,95 Sekunden (US-Rekord), 2. Priwalona (Rußland) 6,97, 3. Tarnapolskaja (Ukraine) 7,21, 4. Allen (USA) 7,22, 5. Neighbors (USA) 7,26, 6. Ziga (Elfenbeinküste) 7,26.

Weitsprung: 1. Ilcu (Rumänien) 6,84 m (zweitbester Sprung 6,82), 2. Tiedtke (Berlin) 6,84 (6,64), 3. Krawets (Ukraine) 6,77 m, 4. Mushailowa (Rußland) 6,76 m, 5. Bereschnaja (Ukraine) 6,74 m, 6. Johansson (Schweden).

Fünfkampf (Rahmen-Wettbewerb): 1. Belowa (Rußland) 4787 Punkte (Jahresweltbestleistung: 60 m Hürden 8,20 Sekunden, Hochsprung 1,82 m, Kugel 13,51 m, Weitsprung 6,45 m, 800 m 2:11,11 Minuten), 2. Nastase (Rumänien) 4686 Punkte (8,21, 1,76, 13,88, 6,43, 2:14,13), 3. Wlodarczyk (Polen) 4667, 4. Clarius (Ingolstadt) 4641 (Deutsche Jahresbestleistung/8,62, 1,79, 15,52, 5,98, 2:11,34), 5. Tjuchaj (Rußland) 4619, 6. Carter (USA) 4566, . . . 8. Mau (Hannover) 4358 (8,57, 1,73, 13,11, 6,06, 2:17,23).

3000 m: 1. Murray (Großbritannien) 8:50,55 Minuten (Jahresweltbestzeit), 2. Keszeg (Rumänien) 9:02,89, 3. Jennings (USA) 9:03,78, 4. Mai (Dortmund) 9:04,14 (deutsche Jahresbestzeit), 5. Marquette (Kanada) 9:04,72, 6. van Hulst (Niederlande) 9:08,33.

4x400 m: 1. Rußland (Schmonina, Aleksejewa, Andrejewa, Rusina) 3:28,90 Minuten (Jahresweltbestzeit), 2. Jamaika 3:32,32, 3. USA 3:32,50, Kanada disqualifiziert.

3000 m Gehen: 1. Nikolajewa (Rußland) 11:49,73 Minuten (Jahresweltbestzeit), 2. Junna- Saxby (Australien) 11:53,82, 3. Salvador (Italien) 11:55,35, 4. Anders (Berlin) 11:57,14 (DLV-Jahresbestzeit), 5. Arschintsewa (Rußland) 12:01,22, 6. Sidoti (Italien) 12:04,16.

Hochsprung: 1. Kostadinowa (Bulgarien), 2. Henkel (Leverkusen) je 2,02 m (Jahresweltbestleistung), 3. Babakowa (Ukraine) 2,00 m, 4. Astafei (Rumänien) 1,97 m, 5. Inverarity (Australien) 1,97 m, 6. Quintero (Kuba) 1,97 m, . . . 12. Goldkamp (Leverkusen) 1,85 m.

Bei Menschenrechten herrscht babylonische Sprachverwirrung Unterschiedliche politische und kulturelle Herkunft verhindern Einigkeit / Tagung der Evangelischen Akademie Loccum Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

Es gibt nicht nur eine Möglichkeit, über Menschenrechte zu sprechen. Eine Tagung der Evangelischen Akademie Loccum lieferte dafür am Wochenende Beispiele über Beispiele. Man kann, wie es ein chinesischer Diplomat tat, die eigene Diplomatie rühmen, die an vielen internationalen Abkommen über Menschenrechte konstruktiv mitgearbeitet habe. Man kann, wie ein türkischer Rechts- und Politikwissenschaftler, über die türkische Gesetzgebung referieren, die viel international Vereinbartes ins innerstaatliche Recht übernommen habe.

Man kann auf solche Weise lange Vorträge halten, ohne mit einem einzigen Wort Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land zu erwähnen. Man kann über Folter, Deportationen und andere Menschenrechtsverletzungen berichten, unter denen Palästinenser in Israel und den israelisch besetzten Gebieten litten, wie es eine Palästinenserin eindrucksvoll tat. Man kann vor der Bedrohung der Menschenrechte durch den islamischen Fundamentalismus warnen, womit ein Israeli Verständnis und Beifall fand. Man kann, wie mehrere Referenten aus Asien und Afrika, die Westeuropäer anprangern, die durch ungleiche Handelsbeziehungen, durch neokolonialistische Ausbeutung die Völker in anderen Teilen der Welt verarmen und verelenden ließen, so daß das primäre Menschenrecht auf Leben seine Geltung verliere. Und man kann, wie der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Staatsminister Friedrich Vogel, darauf antworten, solche Vorwürfe dienten doch nur der Abwehr westlicher Forderungen nach universeller Geltung der Menschenrechte.

Je mehr Referenten aus verschiedenen Staaten und Nationen, verschiedenen religiösen, kulturellen und politischen Gruppen, verschiedenen Berufen und sozialen Milieus auftraten, desto geringer wurde die Übereinstimmung. Offenkundig hatte der ägyptische Philosoph Hasan Hanafi recht, als er feststellte, Macht und Interesse seien entscheidende Faktoren bei allen Menschenrechtsdebatten.

Sarkastisch erklärte Rafi Israeli von der Hebräischen Universität Jerusalem, Menschenrechte seien eben das, was man anklägerisch den anderen vorhalte, während man selbst jede derartige Vorhaltung als Einmischung ablehne. Ein indischer Diskussionsteilnehmer erinnerte daran, daß das Thema Menschenrechte jahrzehntelang als Waffe im Kalten Krieg gedient habe. Joachim Henkel, Richter am Bundesverwaltungsgericht, leitete daraus ein aktuelles Beispiel für die Relativierung von Menschenrechten ab: Kontinuierlich habe der Westen den Osten verurteilt, weil Menschen an der Ausreise gehindert wurden; jetzt aber, nachdem diese Hindernisse gefallen seien, tue der Westen, was er könne, um die aus dem Osten kommenden Menschen an der Einreise zu hindern.

Der Sudanese Peter Kok definierte jede Menschenrechtskonvention als ein Waffenstillstandsabkommen zwischen den Mächtigen, Privilegierten, Reichen und denen, die sich gegen Unterdrückung wehrten. In der Diskussion darüber zeigte sich, daß gewöhnlich nicht nur die Unterprivilegierten, sondern auch brutalste Machthaber mit den Menschenrechten argumentieren, etwa mit dem Recht auf Eigentum, das durch abschreckende Strafen geschützt werden müsse. "Wenn man zum Beispiel jemanden ins Gefängnis steckt und damit in seine individuellen Rechte eingreift, dann geschieht das immer um eines höheren Wertes willen", erläuterte Rafi Israeli. Kok konkretisierte, welcher höhere Wert oft als Grund für die Unterdrückung politischer Rechte herhalten muß: die Staatssicherheit, die von den Machthabern als Sicherheit aller Bürger und insofern wiederum als Menschenrecht ausgegeben wird.

Manchmal gehe es, wenn von Menschenrechten die Rede sei, in Wahrheit um Öl, spitzte Israeli zu und erinnerte an die enge Interessengemeinschaft westlicher Staaten, die sich als Verteidiger universeller Menchenrechte verstünden, und diktatorischer Feudalherrschaften im vorderen Orient.

BASKETBALL DBB-POKAL der Frauen, 2. Endspiel: Barmer TV - VfL Marburg 99:76 (49:38). - Erstes Spiel 88:57, damit Barmer Pokalsieger.

BUNDESLIGA, Frauen, Abstiegsrunde: SC HPW 69 Halle - TV Bensberg 77:69 (39:26), VfL Marburg - SSC Karlsruhe 74:64 (35:32).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: TV Langen - TV Lich 83:66 (45:32), TSV Speyer - SV Oberelchingen 82:87 (44:44), FC Baunach - Steiner Bayreuth 83:84 (36:35).

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: DJK Don Bosco Bamberg - Heidenheimer SB 63:61 (35:33), TSV Nördlingen - MTV Kronberg 67:56 (32:26).

Feuerwehr rettete Mutter mit Kind

Für eine Mutter mit ihrem Kind war es Rettung in höchster Not: Nur durch den schnellen und massiven Einsatz der Feuerwehr ist ein Brand am Samstag mittag in Heddernheim ohne tragische Folgen geblieben.

Wie die Feuerwehr mitteilt, hatten mehrere Bewohner des alten Ortskerns um 14.05 Uhr das Feuer gemeldet und bekanntgemacht, daß die Flammen im Haus Severusstraße 22 schon aus den Fenstern der Dachgeschoßwohnung schlügen. Daraufhin alarmierte die Feuerwehr-Leitstelle "gleich den Löschzug aus dem Nordwestzentrum und den Löschzug aus Bockenheim".

Am Haus näherten sich die Brandschützer dem Brandherd im Kinderzimmer der Dachwohnung sowohl über eine Drehleiter als auch über das Treppenhaus. Zu dem Zeitpunkt hatten die Bewohner der brennenden Wohnung das Haus schon verlassen. Aus der Wohnung darunter brachten die Wehrmänner die Mutter mit ihrem Kind in Sicherheit.

Unklar ist noch, wie das Feuer entstanden ist; die Polizei ermittelt. Der Sachschaden wird auf bis zu 150 000 Mark geschätzt. clau

HANDBALL WELTMEISTERSCHAFT in Schweden, Vorrunde, Gruppe A in Umea: Österreich - Team "CRSF" 20:22 (8:12), Ägypten - Spanien 14:17 (9:8), Österreich - Ägypten 26:23 (14:9), Spanien - Tschechei 19:19 (12:10).

Gruppe B in Karlstad: Schweiz - Rumänien 18:19 (7:10), Norwegen - Frankreich 20:21 (11:10), Norwegen - Schweiz 16:21, (9:10), Rumänien - Frankreich 22:23 (10:9).

Gruppe C in Göteborg: Island - USA 34:19 (14:7), Schweden - Ungarn 20:19 (12:9).

Gruppe D in Malmö: Korea - Deutschland 25:28 (11:16), Dänemark - Rußland 18:26 (10:13), Rußland - Deutschland 19:19 (5:10).

LÄNDERSPIEL der Frauen: Deutschland - Frankreich 19:15 (8:6).

BUNDESLIGA, Frauen, Nachholspiel: SC Magdeburg - TV 05 Mainzlar 18:23 (9:10).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TPSG FA Göppingen - VfL Heppenheim 20:24, SC Leipzig - VfL Pfullingen 25:21, SG Stuttgart-Scharnhausen - VfL Günzburg 31:17, CSG Erlangen - EHV Aue 26:21, TSV Rintheim - TSG Oßweil 19:22.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Nord: TV Kirchzell - TuSpo Obernburg 17:17, TV Lützellinden - TuS Griesheim 28:19, SV Hermannia Kassel - TV Groß-Umstadt 23:19, TV Bürgstadt - TSG Broß-Bieberau 13:21, SSV UT Erfurt - HSG Asbach-Modau 14:29, TSV Eschwege - TSG Münster 25:23, SV Hermsdorf - HSV Apolda 18:13.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: BSC Urberach - SG Bruchköbel 19:13, TV Flörsheim - TSG Leihgestern 15:16, TuS Eintracht Wiesbaden - ThSV Eisenach 16:9, SG Hessen Hersfeld - SG Kirchhof 14:15, SV Darmstadt 98 - TSG Ober-Eschbach 14:13, HBV Jena - TV Hofheim 21:26.

OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Süd: TV Wicker - TV Idstein 17:18, TSG Offenbach- Bürgel - TV Büttelborn 24:22, TuS Holzheim - TG Nieder-Roden 23:15, SG Anspach - TV Großwallstadt II 15:18, TG Rüsselsheim - TV Breckenheim 11:16, TSG Sulzbach - TuS Dotzheim 16:18.

OBERLIGA HESSEN, Frauen, Gruppe Süd: TSG Offenbach-Bürgel - TSG Oberursel 19:7, SSG Bensheim - PSV GW Frankfurt II 10:11, TV Groß-Umstadt - TSG Walldorf 18:14, PSV Heusenstamm - SV Crumstadt 18:10, SU Mühlheim - TuS Kriftel 17:10, TuS Eintracht Wiesbaden II - TV Sulzbach 13:17.

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Bosnien Serben setzen Offensive fort Seite 2

Leitartikel Sieg des Föderalismus Seite 3

Menschenrechte Genfer UN-Bilanz Seite 7

Feuilleton Béjart unter den Linden Seite 8

Wirtschaft Handelskrieg mit USA droht Seite 9

Dokumentation Ämterpatronage in der Justiz Seite 12

Frankfurt Schießerei im Ostend Seite 15

Kulturspiegel Linda Reischs "Umbau" Seite 17

Hessen SPD diskutiert Wahl-Desaster Seite 18

Zugriff auf Patientendaten Seite 19

Fernsehen und Funk Seiten 10/11

Roman Seite 13

Filmspiegel Seite 13

Freie Aussprache Seite 18

SPORTRUNDSCHAU Handball-WM DHB-Mannschaft steigert sich Seite 24

Ski alpin Streik in der Sierra Nevada Seite 26

Leichtathletik Silber für Henkel und Tiedtke Seite 28

Das Wetter

Wetterlage Hoher Luftdruck über Mittel- und Südosteuropa bestimmt mit trocken- warmen Luftmassen zunächst noch unser Wetter. Die Kaltfront eines Nordmeertiefs greift am Dienstag von Westen in abgeschwächter Form auf Deutschland über und leitet eine unbeständige Witterungsperiode ein. Vorhersage bis Dienstag früh Im Norden Durchzug einzelner Wolkenfelder, aber trocken. Im übrigen Deutschland vielfach sonnig. Höchstwerte 13 bis 18 Grad, im Küstengebiet zum Teil nur um 10 Grad. Tiefstwerte in der klaren Nacht 5 bis 0, im Osten und Süden örtlich bis -2 Grad. Schwacher südlicher Wind. Weitere Aussichten für Montag Im Osten und Südosten nochmals heiter und sehr mild, im übrigen Deutschland im Tagesverlauf Bewölkungszunahme und nachfolgend etwas Regen. Leichter Temperaturrückgang. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

stark bewölkt 19 Amsterdam

wolkig 14 Athen

leicht bewölkt 14 Barcelona

Sprühregen 13 Bordeaux

leicht bewölkt 17 Bozen

leicht bewölkt 13 Brüssel

leicht bewölkt 15 Dublin

wolkig 13 Helsinki

leicht bewölkt 6 Innsbruck

wolkenlos 10 Istanbul

wolkig 8 Kairo

wolkig 19 Larnaka

wolkig 15 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

wolkig 14 Locarno

leicht bewölkt 12 London

stark bewölkt 13 Madrid

Sprühregen 9 Malaga

wolkig 17 Mallorca

stark bewölkt 16 Moskau

bedeckt 1 Neapel

leicht bewölkt 16 Nizza

wolkig 15 Paris

leicht bewölkt 16 Rom

leicht bewölkt 15 St. Petersburg

bedeckt 1 Stockholm

bedeckt 6 Tunis

stark bewölkt 16 Varna

bedeckt 5 Venedig

bedeckt 6 Warschau

leicht bewölkt 7 Wien

wolkenlos 10 Zürich

wolkenlos 11

Deutschland

Berlin

wolkig 14 Dresden

wolkig 14 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 10 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 5 Frankfurt/M.

wolkenlos 14 Freiburg

leicht bewölkt 14 Garmisch

wolkenlos 10 Hamburg

leicht bewölkt 14 Köln

leicht bewölkt 16 Leipzig

wolkig 14 München

leicht bewölkt 11 Norderney

wolkenlos 10 Rostock

stark bewölkt 14 Sylt

wolkenlos 8 Zugspitze

leicht bewölkt -5

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der derzeit gültigen Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.39 Uhr

Sonnenuntergang 18.30 Uhr

Mondaufgang 2.25 Uhr

Monduntergang 10.44 Uhr

Legenden auf Goldgrund, Minnesänger aus der manessischen Handschrift - alles oval Zwischen Brauchtum und Kunst 10. Ostereier-Markt

Ostereier sind eigentlich zum Verstekken, Suchen, Finden und genüßlichen Verzehr bestimmt. Seit sie ausgeblasen und köstlich bemalt und verziert am Osterstrauß hängen, werden sie immer mehr zum Kult- und Kunstgegenstand. Sie erzählen noch immer von Brauchtum und Eigenart der Landschaften und Länder. Und da sich nichts so gut bemalen und gestalten läßt wie das vollkommene Oval eines braunen oder weißen Eis, tragen die auf dem 10. Ostereier-Markt im Frankfurter Dominikanerkloster von 75 Ausstellern angebotenen Eier zunehmend Kunst unter die Eiersammler und Käufer.

Niedliches und Blasses ist nur noch selten anzutreffen. Auf den aus südamerikanischen Farmen importierten Straußeneiern werden Legenden auf Goldgrund und die Minnesänger aus der Manessischen Handschrift trefflich dargestellt. Die etwas kleineren Nandu-Eier, sie kommen aus dem Vogelparadies Walsrode, sind ebenfalls malerisch eindrucksvoll gestaltet.

Besonders muß man diejenigen loben, die sich der winzigen Eier von Zebrafinken und Nymphensittichen bemächtigt haben und sie mit Blumen und Vögeln schmücken, ohne sie zu zerbrechen. Kunst ist auch auf Hühner- und Gänseeiern gefragt. Taubeneier in ihrer Zierlichkeit zeigen die anmutigsten Aquarelle. "Ich muß jetzt gehen, sonst gebe ich zuviel Geld aus", sagte die Dame im grünen Kleid und verließ nur zögernd das Eierparadies.

Wie lange wird an so einem Ei gearbeitet? Käthe Westpfahl, die ihre Eier mit winzigen Kreuzstichen und Blumenranken schmückt, erklärte: "Ein Tag, ein Ei. Dann flimmert es vor den Augen."

Und die Sopranistin Lisabeth Schädle, die aus ihrer Neigung zur großen Oper keinen Hehl macht, hat ihre Eier mit Opernszenen in Wasserfarben liebevoll bemalt. Sie ist zum ersten Mal in Frankfurt. "Aber hier gibt's nicht viele Opernfans." Sie verkaufte nur schleppend.

Der Ostereiermarkt gehört in Frankfurt einfach dazu. Aber gekauft wird zögernder, das Geld sitzt nicht mehr so lokker. Fünf bis zwanzig Mark für ein kleines Kunstwerk für den Osterstrauß, das ist noch drin. Aber die 100- und 200-Mark- Grenze pro Ei wird selten überschritten. Doch erste Marktfrau und Organisatorin, Renate Seiffermann, und die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft als Veranstalter und die 75 Marktbeschicker können mit der Resonanz zufrieden sein. E-S

sp für Nachrichtenredaktion, Menschenrechte Schluß : Manchmal gehe es, wenn von Menschenrechten die Rede sei, in Wahrheit um Öl, spitzte Israeli zu und erinnerte an die enge Interessengemeinschaft westlicher Staaten - die sich als Verteidiger universeller Menchenrechteverstehen - und diktatorischer Feudalherrschaften im vorderen Orient. Vorderorientalische Regime, ergänzte die palästinensische Journalistin Cherifa Magdi, seien im Laufe dieses Jahrhunderts des öfteren auf westlichen Druck ein- oder abgesetzt worden, je nach ihrer Nützlichkeit für westliche Wirtschaftsinteressen. Der Ägypter Hafani schlußfolgerte, ohnee Umverteilung des Weltvermögens werde sich die unverselle Geltung der Menschenrechte schwerlich durchsetzen lassen. Eckart Spoo (Hannover)

Nur Schäfer war entschlossen Frustrierter Rübenach / FSV Frankfurt - Bad Vilbel 3:0 (0:0)

Der FV Bad Vilbel blieb seiner Linie der letzten Wochen treu, hielt gegen eine Spitzenmannschaft der Oberliga gut mit, stand am Ende aber mit leeren Händen da. Der FSV spielte in der ersten Hälfte katastrophal, danach nur unwesentlich besser, aber er hatte mit Claus Schäfer, der für ein Punkt- und ein Pokalspiel gesperrt worden war, wenigstens einen entschlossenen Torschützen. Als Schiedsrichterin überzeugte am Bornheimer Hang bei der Oberliga-Premiere die Bayerin Gertrud Regus.

Lange Zeit neutralisierten sich die beiden Mannschaften gegenseitig. Der FSV spielte genau so wie Bad Vilbel nur mit einer festen Sturmspitze (hier Grevelhörster, dort Pross), und so blieben fast alle Angriffsbemühungen im dichten Mittelfeld hängen. Dabei wirkten die Aktionen der abstiegsbedrohten Gäste sogar etwas eleganter und gepflegter als die der Bornheimer. Was Jung, Nix und Pucher im Mittelfeld anstellten, hatte Hand und Fuß, aber Chancen gab es auch für die Gäste nicht. Der FSV war unverständlicherweise sehr nervös und zog sich Unmutsäußerungen des Publikums zu. Mit "Etebu, Etebu"-Rufen forderten die Fans die Einwechslung eines zweiten Stürmers.

Doch auch ohne Etebu fiel kurz nach dem Wechsel das 1:0. Schäfer faßte sich in der 53. Minute ein Herz, zog aus 18 Metern energisch ab, und Grüneisen konnte den Ball nur noch ins eigene Netz abklatschen. Doch die Einwechslung der beiden Stürmer Erk und Jakob sowie zwei Zeitstrafen gegen die FSV-Spieler Grevelhörster und Haupt brachten den Bad Vilbelern nicht den verdienten Torerfolg. Statt dessen gelang erneut Claus Schäfer auf Flanke von Boy in der 83. Minute mit einem schönen Kopfball die Entscheidung, und Grevelhörster markierte kurz vor Schluß mit einem Konter sogar das 3:0.

Gästetrainer Peter Rübenach kommentierte die erneute Niederlage: "Ich bin sehr niedergeschlagen. Der FSV hat mit einem Minimum an Chancen ein Optimum erreicht. Wir dagegen konnten mit den großen Chancen von Pucher und Becker nichts anfangen. Spielerisch und kämpferisch kann ich meiner Mannschaft aber keinen Vorwurf machen."

PETER BUSCH

FSV: Croonen; Fischer; Zgraja, Boy, Haupt (81. Etebu), Duzel, Kilian, Sandt, Conrad, Schäfer, Grevelhörster (89. Arnold).

Bad Vilbel: Grüneisen; Rang; Waldschmidt, Webert, Becker (61. Erk), Jung, Nix, Rodriguez, Pucher, Sommer (75. Jakob), Pross.

Tore: 1:0 Schäfer (53.), 2:0 Schäfer (83.), 3:0 Grevelhörster (88.).

Schiedsrichterin: Regus (Hallstadt).

Zuschauer: 600.

VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Frauen: SG Rupenhorn - VfL Vechta-Oythe 1:3 (15:10, 9:15, 8:15, 5:15), TSV Bayer 04 Leverkusen - Bayern Lohhof 1:3 (1:15, 11:15, 15:12, 5:15), CJD Feuerbach - 1. VC Schwerte 3:1 (15:5, 15:10, 13:15, 15:5), CJD Berlin - Schweriner SC 3:0 (15:8, 15:11, 15:5), VC Straubing - TSG Tübingen 1:3, USC Münster - VG Alstertal-Harksheide 3:0 (15:3, 15:1, 15:11).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SSV Nordhausen - VGF Marktredwitz 3:1, SV Schwaig - SSG Etzbach 3:2, SV Eintracht Mendig - FTM Schwabing 3:0, SV Fellbach - USV TU Dresden 3:0, VfL Sindelfingen - VGF Marktredwitz 3:1, VfL Sindelfingen - USV TU Dresden 2:3.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: VC Wiesbaden - DJK Karbach 3:1, TV Metternich - TG Rüsselsheim 2:3, TV Creglingen - TV Fechingen 3:1, TV Dingolfing - SC Leipzig 3:1, Ettlinger SV - TSV Schmiden 3:2.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: Orplid Darmstadt - TG Rüsselsheim 0:3, Orplid Frankfurt - Eintracht Frankfurt 1:3, TV Baumbach - TSV Bleidenstadt 1:3, TV Biedenkopf - TuS Kriftel II 3:2, Blau Gelb Marburg - SSC Vellmar 0:3.

OBERLIGA HESSEN, Männer: DSW 12 Darmstadt - SG Rodheim 2:3, DSW 12 Darmstadt - TSG Elgershausen 3:0, FTG Frankfurt - VC Dornheim 0:3, FTG Frankfurt - TV Babenhausen 1:3, Orplid Darmstadt II - TSV Trebur 3:0, Orplid Darmstadt II - TG Wehlheiden 3:0, VC Ober-Roden - TGV Schotten 2:3, VC Ober-Roden - Eintracht Frankfurt 3:0.

OBERLIGA HESSEN, Frauen: Eintracht Frankfurt - TV Wetzlar 0:3, Eintracht Frankfurt - TV Oberstedten 0:3, TS Bischofsheim - TSG Wilhelmshöhe 2:3, TS Bischofsheim - SG Rodheim 0:3, VC Hofheim - TSV Spangenberg 0:3, VC Hofheim - TV Königstädten 0:3, TV Wächtersbach - 1. VC Wiesbaden II 1:3.

Zweite Tischtennis-Bundesliga FTG-Sextett sicherte sich den Klassenerhalt

Die Frankfurter TG hat aller Voraussicht nach den Klassenerhalt in der Zweiten Tischtennis-Bundesliga, Gruppe Süd, der Männer geschafft. Das FTG-Sextett buchte mit einem 9:6 beim TVB Nassau den vierten Saisonsieg, so daß nun schon überraschende Dinge passieren müßten, wenn die Frankfurter am Saisonende doch noch absteigen sollten. Die Gäste profitierten von einem guten Start, denn Mesaros/Gehm und Keinath/Renkewitz gewannen ihre beiden Doppel. Im Einzel boten Wehrheim und Keinath die stärkste Leistung. Beide traten zweimal an den Tisch und waren zweimal erfolgreich. Je einen Punkt im Einzel steuerten Mesaros, Gehm und Renkewitz bei.

In der Zweiten Bundesliga, Gruppe Süd, der Frauen kassierte der TV Bergen- Enkheim eine weitere Niederlage. Bei RW Klettham-Erding setzte es ein 2:8. Nur Reckziegel und Crüger gewannen ein Spiel. Die Konstellation im Zusammenhang mit dem Abstieg aus der ersten Bundesliga läßt die Verantwortlichen allerdings hoffen, daß selbst dann der Klassenerhalt zu schaffen ist, wenn sich die Mannschaft bis zum Saisonende nicht mehr vom vorletzten Tabellenplatz entfernt, den sie derzeit einnimmt. -ger-

Müller war in Schußlaune Philipps hält Elfmeter / Egelsbach - Eintracht-Amat. 3:1 (1:1)

"Wenn die Mannschaft so schön spielt, verlieren wir meistens. Sie ist einfach nicht abgebrüht genug." So kommentierte Eintracht-Trainer Ramon Berndroth die 1:3-Niederlage seiner Mannschaft. Und tatsächlich - über weite Strecken machten die Frankfurter das Spiel, ohne allerdings die nötigen Tore zu schießen. Egelsbach brauchte erst mal zehn Minutne, um zu realisieren, daß kein gemeinschaftliches Sonnenbaden, sondern ein Oberligaspiel ausgetragen wurde.

Hellwach war dann allerdings Lauf, als er nach einer Ecke mit dem Kopf zur Stelle war. In der Folge kam Egelsbach besser ins Spiel, wobei sich Liebe, Seitel und Lauf engagiert zeigten: Doch die Eintracht hielt dagegen, und es entwickelte sich ein Schlagabtausch, in dem Würzburger in der 25. Minute auch den statistischen Ausgleich herstellte. Für den Rest der Halbzeit dominierten die Frankfurter mit schnörkellosem direkten Spiel.

Müller wäre dann in der 42. Minute beinahe die glückliche Führung gelungen, aber das Zuspiel von Seitel plazierte er lediglich ans Außennetz. Entsprechend in Fahrt gekommen, ließ sich der Egelsbacher Mittelstürmer auch nicht von der Halbzeitpause irritieren. Kaum waren die zweiten 45 Minuten angepfiffen, markierte er mit einer schönen Aktion das 2:1. Damit war die angedeutete Spielkunst der Eintracht-Amateure dahin. In der 56. Minute gar fiel das 3:1, als Müller nach einem ungeschickten Foul an Lauf den fälligen Strafstoß verwertete.

Die Eintracht-Kicker hatten sich müde gespielt, und Egelsbach konnte auch, ohne voll zu überzeugen, das Spiel für den Rest der Zeit über die Runden bringen. Selbst einen Elfmeter inklusive Wiederholung konnten die Gäste nicht nutzten: Oeczan scheiterte zweimal an Philipps.

MATTHIAS KITTMANN

Egelsbach: Philipps; Strich; Krapp, Bellersheim, (77.Kaiser), Reljic, Dörr, Löwel, Seitel (63. Aleksic), Lauf, Müller, Liebe.

Eintracht: Nikolov; King; Zitouni, Rubin, Oezcan, Schloesser, Balzer (68. Arndt), Kaymak, da Silva (68. Mai), Würzburger, Sobotzik.

Tore: 1:0 Lauf (10.), 1:1 Würzburger (25.), 2:1 Müller (46.), 3:1 Müller (56.).

Schiedsrichter: Dillmann (Langenaubach).

Zuschauer: 450.

Aufgespießt

"Die aktuelle Kritik an den politischen Parteien kommt von ganz unten und von ganz oben." Hans Herbert von Arnim, bekannter Kritiker der derzeitigen Praxis der Parteienfinanzierung, in der Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament.

Heddernheim ist neuer Tabellenführer Spvgg. Griesheim verlor im Spitzenduell der Bezirksliga auf eigenem Platz

Die Frankfurter Bezirksliga ist eben doch nicht die Bundesliga: Was dort der Eintracht vor Wochenfrist versagt blieb - ein Sieg bei Spitzenreiter München - gelang dem SV Heddernheim: Als Zweiter der Liga schlug er den Spitzenreiter, die Spvgg. 02 Griesheim, auf dessen Platz. Damit haben die Nord-Frankfurter die Tabellenspitze erobert. Das Bild allerdings ist ein wenig schief, da Griesheim ein Spiel im Rückstand ist und nach Minuspunkten noch knapp vorne liegt. Dran geblieben an den beiden Top-Teams sind die Niederurseler, die bei der Union Niederad sicher gewannen. Diese hat damit Boden im Kampf gegen den Abstieg verloren, da alle Mitkonkurrenten punkteten.

FSV Frankfurt II - FV 09 Eschersheim 0:0. Bereits am Samstag nachmittag trennten sich die beiden Mannschafen in einer meist einseitigen Partie unentschieden. Die FSV-Reserve war spielerisch und läuferisch überlegen, konnte aber selbst die besten Chancen nicht verwerten. Bester Mann war Schulz, bei den tapfer verteidigenden Eschersheimern überzeugten Keeper Hildenbeutel sowie Schüssler, Reischl und Hummel.

Spvgg. 02 Griesheim - SV 07 Heddernheim 2:3 (1:1). Das Spitzenspiel hielt, was es versprach. Beide Teams agierten auf spielerisch hohem Niveau und schenkten sich auch kämpferisch nichts. Am Ende hatten die Gäste nicht unverdient die Nase vorn, da sie vor allem zu Beginn des zweiten Durchgangs eine ganze Reihe bester Chancen hatten. Die Griesheimer kritisierten den Schiedsrichter, der sie in mehreren Situationen benachteiligt haben soll. So in der 11. Minute, als er Elfmeter für Heddernheim pfiff; Göbel verwandelte sicher. Danach kamen die Platzherren auf und erarbeiteten sich gute Chancen. Die besten vergab Malesevic, aber Sekunden vor dem Pfiff glich Kadimli aus. Den besseren Start im zweiten Abschnitt erwischten die Gäste, für die Etzroth die erneute Führung erzielte (47.); Schaub erhöhte eine Viertelstunde später auf 1:3. Kurz darauf machte Kajacan den Anschlußtreffer (67.). In der spannenden Schlußphase mußten die geschlossen kämpfenden "02er" mehrere Zehn-Minuten- Strafen hinnehmen, so daß es zum Ausgleich nicht mehr reichte.

Germania Enkheim - TSG Niederrad 1:1 (1:1). Vom Papier eigentlich eine klare Sache: Im Duell der Aufsteiger hätte Enkheim die Nase vorne haben sollen. Doch die Germania zeigte das schwächste Spiel der Saison und konnte am Ende mit dem Remis mehr als zufrieden sein. Überzeugend die kampfstarke TSG, die durch Spahn nach zwölf Minuten in Front ging. Den Ausgleich schoß Holder (35.).

Union Niederrad - SV Niederursel 1:4 (0:2). Trotz der klaren Niederlage waren die Niederräder nicht unzufrieden. Sie hatten im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut mitgehalten und ärgerten sich nur über die Höhe der Niederlage, an der auch ihr stärkster Mann, Torwart Wolf, nichts ändern konnte. Die Tore schossen Hertz (2), A. Gansen und Struschka, für die Union traf Mau.

SKG Frankfurt - SC Goldstein 1:1 (0:0). Keine Frage, die SKG war klarer Favorit im Lokalderby. Am Ende konnte sie aber mit dem glücklichen Remis zufrieden sein. Goldstein zeigte die reifere Leistung und hatte nur im Abschluß wenig Fortune. Die Führung der Platzherren machte Stilger (75.). Drei Minuten später erzielte Karaca mit einem sensationellen Fallrückzieher von der Strafraumgrenze den Ausgleich.

FC Tempo - FG Seckbach 1:1 (0:1). Der Vorletzte Seckbach hat sich noch lange nicht aufgegeben. Bei Aufsteiger Tempo reichte es allerdings nur zu einem Remis für die kampfstarken Gäste, die den spielerisch besseren Platzherren über 90 Minuten paroli boten. Sie gingen durch den hervorragenden A-Jugendspieler Yagli sogar in Front. Unglücklich der Ausgleich: Er fiel in der 90. Minte (Torschütze Klacar).

FC Maroc - Riederwald 1:3 (0:3). Mit einem Problem ganz eigener Art kämpft zur Zeit Maroc: Für Mohammedaner ist jetzt Fastenzeit. Dieser körperliche Nachteil dürfte allerdings kaum erklären, warum die Marokkaner zwar individuell überzeugten, im Zusammenspiel aber nicht. Die Riederwälder stellten sich besser an und hatten durch Tore von Endris (5.), Moosbauer (20.) und Dinges (35.) bis zur Halbzeit schon alles klargemacht; den Gegentreffer erzielte Jemal (75.).

FFV 04 Sportfreunde - TSG Frankfurter Berg 1:2 (0:1). Das Mittelfeld-Duell entschieden die (ersatzgeschwächten) Gäste aufgrund der besseren kämpferischen Leistung für sich. Beide Tore machte der überzeugende Kupferer (20., Foulelfmeter; 88.). Den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgte Oldendorf; Schreiber sah in der 88. Minute "rot". ask

Filmhelden zum Anfassen Turnverein Seckbach lud zu "Theaterreflexionen" ein

SECKBACH. Es war einmal ein König namens Wu, der durch den plötzlichen und tragischen Tod seiner Frau sehr traurig gestimmt war. Ein Vertrauter des Königs wollte seinen Herren trösten und erzählte ihm, er könne den Geist der Königin sichtbar machen. Um sein Versprechen einzulösen, ließ er eine der Königin ähnelnde Frau hinter einem durchschimmernden Papierschirm tanzen. - So entstand, der Legende nach, das türkische "Karagöz". Und das Schattentheater ergötzte nicht nur den König sehr, sondern in den nachfolgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden auch viele, viele andere Zuschauer.

Obwohl die wenigsten Seckbacher von dieser märchenhaften Vorgeschichte etwas wußten, konnten sie das traditionelle türkische Schattenspiel bei den kürzlich veranstalteten "Theaterreflexionen" bewundern. Etwa 500 Besucher kamen während des Wochenendes in die Turnhalle "Am Schießrain", um Vorführungen und Ausstellungen rund um das Thema "Theater" zu sehen. Die Idee hatte der Kulturkreis des Turnvereins Seckbach, der nun zum fünften Mal die Bewohner des Stadtteils zu seinen Kulturtagen einlud: "Wir organisieren das jedes Jahr im März. Früher hatten wir immer etwas mit Malerei und Kunsthandwerk gemacht, deshalb sollte es diesmal etwas anderes werden", erklärte Charlotte Wehner, die zum sechs Mitglieder zählenden Kulturausschuß gehört. Über ausreichend Besucher brauchte sich das Gremium kaum Gedanken zu machen: "Die Kulturtage sind bei den Seckbachern schon eingeführt, da haben wir keine Probleme." Sekt, Kaffee, Kuchen und kostenloser Eintritt machten es den Besuchern dann auch leicht, die Attraktionen unbeschwert zu genießen.

Zum Auftakt tanzten die Kinder der Jazztanzgruppe aus dem Turnverein zu den Rhythmen des Musicals "Starlight Express". Gleich dreimal trat das Hanauer Papiertheater auf. Auf einer kleinen Wanderbühne wurde "Hänsel und Gretel" in hessischer Mundart vorgeführt. Bewegt werden die bunten Papierfiguren mit langen Stäben.

Am Sonntag morgen sang der gemeinsame Chor von Helmholtz- und Herderschule Partien aus dem "Phantom der Oper". Gegen Nachmittag war die Seckbacher Theatergruppe "Marimotz" an der Reihe. Sie hatte verschiedene Sketche - unter anderem von Loriot - zu einem Kurzprogramm zusammengefaßt und damit die Lacher auf ihrer Seite.

Außer bühnenreifen Darbietungen durften die Besucher aber noch mehr bestaunen. Eine Ausstellung erlaubte einen Blick hinter die Theaterkulissen. So zeigte Andrea Belk-Schmehle einige ihrer handgearbeiteten Marionetten. Eigens für die Veranstaltung hatten zwei Schülerinnen der "Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode" Hüte angefertigt, die auch zum Verkauf angeboten wurden. Kostüme aus dem Fundus der Städtischen Bühnen waren ebenso zu sehen wie Goldschmiedearbeiten und Saris, wie das tradionelle indische Frauengewand heißt.

Die Kinder konnten sich auf Video verschiedene Stücke der Augsburger Puppenkiste ansehen. Der Clou: Die Helden aus den Filmen standen gleich nebendran auf einem Tisch in Lebensgröße. Groß war die Freude der Kinder, Marionetten wie die Weltraummaus und den Herrn Dachte einmal zum Greifen nahe zu haben. Vergnügt meinte dazu Charlotte Wehner: "Eine Rundfunkanstalt hat die Marionetten zur Verfügung gestellt, was natürlich für die Kinder besonders lustig ist." laf

RUGBY BUNDESLIGA, Meisterrunde, 3. Spieltag: Victoria Linden - DSV Hannover 1878 27:11, Heidelberger TV - RG Heidelberg 16:13, Deutscher Rugby Club - Heidelberger RK 31:12.

Oskar Beetz gestorben

Oskar Beetz ist tot. Der frühere SPD- Stadtverordnete, der in dieser Funktion auch Mitglied des Sportausschusses war, ist im Alter von 75 Jahren verstorben. Dank des Engagements von Beetz erlebte die SG Westend unter der Regie von Trainer Udo Klug ihrer Blütezeit. Im Laufe der Jahre schenkte Beetz seine Aufmerksamkeit den Offenbacher Kickers. Als Schatzmeister und Verwaltungsratsmitglied half er dem Verein mit seinen Beziehungen und seiner Schaffenskraft in schwierigen Situationen. Trotz angeschlagener Gesundheit war Beetz bis zuletzt noch gelegentlich am Bieberer Berg als interessierter Besucher zu sehen. -ger-

Die großen Fünf setzten sich durch Bezirksoberliga Frankfurt-West: Rödelheim so gut wie in Sicherheit

Am 22. Spieltag der Bezirksoberliga Frankfurt-West setzten sich die fünf Tabellenersten gegen ihre Kontrahenten durch, so daß die Tabellen-Situation an der Spitze unverändert bleibt. Durch einen 2:0-Erfolg in Steinfurth hat sich der 1. FC Rödelheim endgültig im Mittelfeld festgesetzt. Das Saisonziel, der Klassenerhalt, ist schon fast sichergestellt. Die Mannschaften auf den Abstiegsrängen trennen mittlerweile sechs Punkte vom 14. Tabellenplatz.

SG Ober-Erlenbach - Vatan Spor Bad Homburg 2:0 (1:0). Unter dem "neuen alten" Trainer Wittenrath gelang der SG ein wichtiger Sieg. Ober-Erlenbach überzeugte spielerisch als auch kämpferisch. Wesser nutzte einen an Bauer verschuldeten Foulelfmeter zur 1:0-Führung (44.). In der 83. Minute flankte der eingewechselte Maschik maßgerecht auf Esposito, der den Ball zum 2:0-Endstand in die Maschen haute.

SG Rot-Weiss Frankfurt II - SV Nieder- Weisel 2:0 (1:0). Ein hervorragender Einstand gelang dem 18jährigen Eritreer Jonathan Tecle. In seinem ersten Spiel für die "Roten" erzielte er nach 25 Spielminuten das 1:0 gegen Nieder- Weisel. Ehe Kalhofen nach einem Konter auf 2:0 erhöhte (70.), hatte Nieder-Weisel mehrere Ausgleichsmöglichkeiten, nutzte jedoch keine. Cabuja hätte in den letzten Minuten noch erhöhen können, er vergab aber seine Torchancen.

Spvgg. Fechenheim - Kickers Offenbach II 1:1 (1:0). Die Kickers bestimmten zunächst das Spielgeschehen, ein Tor gelang aber der Spielvereinigung. Nach einer sehenswerten Ballstafette traf Hantusch nach Zuspiel von Kossmann zum 1:0. (40.). Den Ausgleich erzielte P. Kriegsch kurz nach der Pause (54.). Im Schlußspurt der Kickers mußte der Gastgeber noch um den Punkt bangen. Letztlich blieb es aber beim 1:1-Unentschieden.

1. FC Hochstadt - SG Rodheim 0:2 (0:0). Eine Stunde lang dominierte der Tabellendritte das Spiel. Folglich war die 1:0-Führung durch Brücke (50.) hochverdient. Dann drehte der FC Hochstadt auf. Ein Kopfball von Kraft landete aber nur an der Latten-Unterkante (75.). Der gute Torhüter Bommersheim war schon geschlagen. Die geöffnete Abwehr der Gastgeber nutzte kurz vor dem Abpfiff Schmitt (88.), um auf 2:0 zu erhöhen.

Gemaa Tempelsee - Spvgg. Oberrad 0:4 (0:2). Auf dem Hartplatz in Tempelsee begnügte sich der Tabellenführer mit einem 4:0-Arbeitssieg. Die erste Chance hatte aber die Gemaa, Kapitän Henkel schob den Ball jedoch knapp neben das Tor (19.). Dann fielen die Tore für Oberrad: Schlösser (Eigentor, 20.), Messinger auf Zuspiel Spahn (37.), Plum nach Doppelpaß mit Häser (55.) und Häuser - nach Paß von Breitwieser - zeigten sich zielsicher. Plum traf zweimal lediglich den Pfosten (36./48.).

FSV Bischofsheim - FC Dietzenbach 3:2 (1:1). Die spielerisch starken Gäste gingen in der 12. Minute durch einen Treffer von Knecht in Führung. Den Ausgleichstreffer von Weiser hätte der FCD-Torhüter fast noch pariert. Der Schuß aus 20 Metern war jedoch so hart, daß er den Ball nur ins eigene Netz lenkte. Simmon verwandelte dann einen Elfmeter zum 2:1 (64.) Zuvor wurde der aus Klein-Karben zurückgekehrte Kacmaz gefoult. Winkler traf zum 2:2 (84.), ehe Schlundt - nach Vorarbeit Gaczka - den umjubelten Siegtreffer erzielte.

Germania 94 Frankfurt - Germania Ockstadt 1:0 (0:0). Beim Treffen der beiden Germanias stellten sich die Gäste zunächst "hintenrein". Der erhoffte Punktgewinn ließ sich aber nicht realisieren, da Milinovic aus 18 Metern zielsicher abzog (50.) Fünf Minuten später traf wiederum Milinovic - nach einer Flanke von Solimando - mit einem Kopfball nur die Latte. Lindner rettete den Sieg bei Kontern von Glasner und Ekkl durch tolle Paraden. Da Glasner eine Entscheidung des Schiedsrichters kommentierte, sah er die rote Karte (85.).

SV Steinfurth - 1. FC Rödelheim 0:2 (0:1). Aus der von Kühn und Braun gut organisierten Abwehr heraus gewann der 1. FC souverän das Spiel in Steinfurth. Eine Flanke von Seidling verwertete Stöckl zur 1:0-Führung der Gäste (32.). Das 2:0 von Gruler (57.) begünstigte der SV-Torhüter. Steinfurth hat nun acht Punkte Rückstand auf den eventuell rettenden 14. Tabellenplatz. Der Abstieg rückt immer näher.

jpm

Bezirksliga Hanau Neue Spannung

Im Titelrennen der Bezirksliga Hanau ist neue Spannung eingezogen. Spitzenreiter Germania Dörnigheim unterlag im Schlagerspiel beim Verfolger 1860 Hanau mit 2:3 und führt die Tabelle jetzt nur noch mit einem Zähler an. Nach Minuspunkten gleichauf mit dem Zweiten Hanau liegt Oberrodenbach, das in Heldenbergen 2:1 gewann.

KSV Langenbergheim - Spielvereinigung Roßdorf 3:0 (1:0). Tore: 1:0 und 2:0 Quanz, 3:0 Heckmann. Beste Spieler, bei Langenbergheim: Heckmann und Quanz, bei Roßdorf: Müller und Schlenstedt.

Dörnigheimer SV - FC Türk-Gücü Hanau 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Güngermez.

SG Marköbel - FC Langendiebach 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Meininger, 1:1 Schürmann. Beste Spieler bei Marköbel: Dörr und Wiesenberg, bei Langendiebach: Rustler. Besonderes Vorkommnis: rote Karte für Lamm (44., Langendiebach).

TSV Niederissigheim - Kewa Wachenbuchen 1:1 (1:0). Tore: 1:0 M. Körbl, 1:1 Arendt. Beste Spieler bei Niederissigheim: Stuke und Wiesmeier, bei Wachenbuchen: Arndt und Romeiser.

Viktoria Heldenbergen - Eintracht Oberrodenbach 1:2 (0:0). Tore: 1:0 J. Bezemer, 1:1 Schilling, 1:2 Schilling. Beste Spieler bei Heldenbergen: Wingenfeld und Marx, bei Oberrodenbach: Adam und Born.

KSV Eichen - Sportfreunde Ostheim 0:3 (0:1). Tore: 0:1 Schäfer, 0:2 Cordero, 0:3 Schäfer. Beste Spieler bei Eichen: Dörr, bei Ostheim: Cordero und Robledo.

TSG Niederdorfelden - Eintracht Oberissigheim 1:1 (0:0). Tore: 0:1 Ludvicek, 1:1 Bühler. Beste Spieler bei Niederdorfelden: Neder und Jankav, bei Oberissigheim: Flasar und Lange- Klumpf.

TSV 1860 Hanau - Germania Dörnigheim 3:2 (0:1). Tore: 0:1 Kneipp, 1:1 Amann, 1:2 Del Rivero, 2:2 Kordowitzki, 3:2 Sawade. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung bei Hanau, bei Dörnigheim: Fruck und Jüriens. gö

Bezirksliga Friedberg Nieder-Florstadt siegt

Beim Gipfeltreffen in der Bezirksliga Friedberg dominierte Spitzenreiter Ilbenstadt deutlich mit 5:1 gegen Friedberg und führt vor dem punktgleichen Verfolgertrio Butzbach, Hoch- Weisel und Friedberg. Im Abstiegskampf gelang Nieder-Florstadt bei der auf Talfahrt befindlichen Oberliga-Reserve des KSV Klein- Karben ein wichtiger 1:0-Sieg.

SKV Beienheim - SV Nieder-Wöllstadt 4:1 (1:0). Tore: 1:0 Reif, 2:0 Kindl, 2:1 Yüceler, 3:1 Müller, 4:1 Zenker. Beste Spieler: Reif, Kindl (B), Schlosser, Guijarro (NW).

KSV Klein-Karben - FC Nieder-Florstadt 0:1 (0:1). Tor: Hübner. Beste Spieler: Schnürer, Heiden (KK), Hassenpflug, Reuß (NF).

SV Echzell - FC Kaichen 1:1 (0:0). Tore: 0:1 Kleinophorst, 1:1 Jockumsen. Beste Spieler: Frank, Penow (E), Maric, Strauch (K).

VfR Ilbenstadt - VfB Friedberg 5:1 (2:1). Tore: 1:0, 2:0 Meusel, 2:1 Funk, 3:1 Meusel, 4:1 Dollezahl, 5:1 Reichert. Beste Spieler: Haas, Dollezal (I), Krug, Müller (F).

FC Ober-Rosbach - SV Hoch-Weisel 1:1 (1:1). Tore: 0:1 Baier, 1:1 Haase. Beste Spieler: Safak, Jochum (OR), Eiskirch, Frank (W).

FSV Kloppenheim - SC Dortelweil 1:1 (0:1). Tore: 1:0 Presl, 1:1 Metiner. Beste Spieler: Benkmann, Altmann (K), Nashef, Neumann.

KSV Bingenheim - TuS Rockenberg 0:2 (0:1). Tore: Bingel, Landvogt. Beste Spieler: Östreich (B), Landvogt, Baier (R). bo

Bezirksliga Gelnhausen Verfolger gerupft

Am 20. Spieltag der Bezirksliga Gelnhausen heißt zum sechstenmal in dieser Saison der Tabellenführer Lieblos, da sich die Viktoria im Gründau-Derby 2:1 in Rothenbergen behauptete. Allerdings profitierte der Spitzenreiter von den Punktverlusten des SV Neuses beim 2:2 im Freigericht-Derby gegen Horbach und von der Heimniederlage des SV Pfaffenhausen beim 1:3 gegen Wächtersbach. Weiter auf dem Vormarsch ist der TSV Kassel durch den hohen 5:0-Auswärtssieg in Meerholz.

Gelnhausen - Großenhausen 1:3 (1:2). Tore: 0:1 Jürgen Böhm, 0:2 Börner, 1:2 Bakonja, 1:3 Börner. Beste bei Großenhausen: Börner und Jürgen Böhm.

Pfaffenhausen - Wächtersbach 1:3 (0:2). Tore: 0:1 Hartmann, 0:2 Schnirch, 1:2 Wolf, 1:3 Lange. Beste bei Pfaffenhausen: Desch, bei Wächtershausen: Hartmann und Hahn.

Meerholz - Kassel 0:5 (0:2). Tore: 0:1 Thomas Kling, 0:2 Eichhorn, 0:3 Reber, 0:4 Maiberger, 0:5 Eichhorn. Beide mit geschlossener Mannschaftsleistung.

Wirtheim - Neuenhaßlau 1:3 (0:2). Tore: 0:1 Röder, 0:2 Oezatalay, 1:2 Weingärtner, 1:3 Nowac. Besonderes Vorkommnis: Weingärtner (W) scheitert in 91. Minute mit Strafstoß an Torhüter Botzem. Beste bei Wirtheim: Brodbeck, bei Neuenhaßlau: Rainer Gunkel.

Rothenbergen - Lieblos 1:2 (0:1). Tore: 0:1 Köhler, 1:1 Wolfgang Kling, 1:2 Köhler. Beide mit geschlossener Mannschaftsleistung.

Eidengesäß - Hesseldorf 5:2 (1:1). Tore: 1:0 Heß, 1:1 Christl, 2:1 Ullrich, 2:2 Rasch, 3:2, 4:2, 5:2 Ullrich. Beste: Schiedsrichter Schäfer (Bindsachsen); bei Eidengesäß: Ullrich, Damm und Krebs, bei Hesseldorf: Christl.

Haingründau - Hailer 2:2 (1:0). Tore: 1:0 Scheuerer, 1:1 Ullrich, 1:2 Göbig, 2:2 Schlitzer. Beste bei Haingründau: Scheuerer, bei Hailer: Torhüter Kaufmann.

Neuses - Horbach 2:2 (1:1). Tore: 1:0 Heil, 1:1 Eisert, 2:1 Joachim Dornhecker, 2:2 Eisert. Beste bei Neuses: Heil, bei Horbach: Torhüter Iffland. be

Frühlingssonne lockte die Menschen ins Freie . . .

(Fortsetzung von Seite 15) Das Frühlingserwachen fand nicht nur im Palmengarten statt. Farbtupfer ließen sich auch im Grüneburgpark ausmachen. Mit Decken und Picknickkoffer bevölkerten Familien mit Kindern und junge Leute den Rasen. Den mußten die diversen Fußballteams mit den Sonnenhungrigen teilen, nachdem sie das Grün den Winter über für sich allein hatten. Mutige Frauen schoben die Leggings hoch und zogen Schuhe und Strümpfe aus. Für weniger Textilien war es noch zu frisch.

Warm genug war es dagegen einer Gruppe Amerikaner in der Eschersheimer Landstraße, die bereits den Grill anwarf. Rote Baseballmützen verschwanden hinter Rauchschwaden, Passanten schauten belustigt zu. Auf dem Weg zum Zoo ließ sich kaum eine freie Parkbank orten. Am Alfred-Brehm-Platz dann das erwartete Bild: Großer Andrang an beiden Tagen, der Kassierer blickte auf "Riesen-Schlangen".

Mehr Platz gab's am Main, wo Pärchen vom Sommer träumten, und im Taunus, für dessen Besuch jedoch eine Stop-and- go-Anfahrt in Kauf genommen werden mußte. Bei Temperaturen von 10,7 Grad am Sonntag schmolzen die Schneereste zusammen. "Mit Rodeln ist es nichts mehr", hieß es bei der Wetterstation Feldberg. "Endlich Frühling" war an diesem Wochenende ein oft gehörter Stoßseufzer.

(Wetterbericht auf Seite 18)

BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer, 32. und letzter Vorrunden-Spieltag: SVD Dortmund - Tübinger SV 100:71 (49:38), TVG Basketball Trier - SG FT/MTV Braunschweig 94:77 (42:39), ALBA Berlin - TTL Baketball Bamberg 90:72 (44:38), MTV Gießen - BG TuS Bramsche/Osnabrück 78:75 (38:31), BG Stuttgart/Ludwigsburg - Brandt Hagen 93:90 (42:44), SSV Ulm - TSV Bayer 04 Leverkusen 82:90.

Gruppe Nord: 1. Bayer Leverkusen 32 26 6 2739:2423 52:12 2. ALBA Berlin 32 22 10 2699:2496 44:20 3. Bramsche/Osnabr. 32 16 16 2564:2630 32:32 4. Braunschweig 32 14 18 2444:2535 28:36 5. Brandt Hagen 32 12 20 2704:2747 24:40 6. SVD Dortmund 32 11 21 2465:2613 22:42

Gruppe Süd: 1. TTL Bamberg 32 20 12 2772:2573 40:24 2. SSV Ulm 1846 32 19 13 2644:2636 38:26 3. Stuttgart/Ludwigsb. 32 19 13 2599:2616 38:26 4. MTV 19476 Gießen 32 16 16 2748:2713 32:32 5. TVG Tier 32 14 18 2585:2652 28:36 6. Tübingen SV 32 3 29 2488:2817 6:58

Germania Bieber sorgt für Spannung Bezirksoberliga Frankfurt-Ost: Lämmerspiel im Spitzentreffen besiegt

Der FV Germania Bieber (1:0 im Spitzenspiel der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost gegen den TSV Lämmerspiel) gestaltete das Meisterschaftsrennen in der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost wieder offener. Auch Germania Niederrodenbach (1:0 gegen Bad Orb) genügte ein Treffer zum Erfolg, die SG Bruchköbel mußte sich mit einem 1:1 in Oberndorf begnügen. Die Spvgg. Seligenstadt sorgte mit dem 5:0 gegen Windecken ebenso wie der FSV Ravolzhausen (8:3 in Hausen) für einen Knaller. Bei frühlingshaften Temperaturen kamen rund 2300 Zuschauer zu den neun Begegnungen.

Spvgg. Weiskirchen - Sportfreunde Seligenstadt 1:2 (0:1). Dem 0:1 durch Ott (8.) ließ Hlawatsch (55.), der einen Ott-Schuß unerreichbar für Torwart Krumbe abfälschte, per Eigentor das zweite Gäste-Tor folgen. Agnetelli (60.) verkürzte vor 250 Zuschauern mittels Elfmeter (Klein an Oleknavicius), vergab aber neben Biemel die besten Ausgleichschancen. Schmidt (20.) war auf der anderen Seite mit einem weiteren Strafstoß an Krumbe gescheitert.

TSV Höchst - SG Nieder-Roden 0:2 (0:1). Der Tabellenletzte besiegte sich selbst: Sinsel (2.) stellte mit einem Eigentor die Weichen, Dries (90.) nutzte eine weitere Konfusion im Deckungsverband zum Endstand. Joachim Pfeifer und Kube (H) erfüllten als einzige ihr Soll, Paul und Zäh gefielen bei den Rodgauern.

FC Teutonia Hausen - FSV Ravolzhausen 3:8 (0:4). Die Platzsperre (der Spielort war Obertshausen) bekam dem FCT nicht. Der Abstiegskandidat siegte fast bereits sensationell hoch durch Dietz (3), Jamann (2), Lange, Müller und einem Eigentor von Torwart Wagner. Nach dem 0:6 verkürzten Damir Bognar (2) und Döbert vor 250 Zuschauern für die desolaten Platzherren.

Spvgg. Seligenstadt - Eintracht Windecken 5:0 (0:0). Vorstandsmitglied Nover (S) coachte nach Zajbers Demission interimsweise. Zum Spieler des Tages avancierte Uwe Rubin, der ab der 63. Minute dreimal traf, ferner vor dem Treffer von M. Purkott (3:0/76.) mit einem an ihm verursachten Elfmeter an Torwart Griesenbruch gescheitert war. Jäsche (84.) beschloß vor 450 Zuschauern den Reigen. Windeckens Ex-Profi Wolfgang Schäfer erhielt wegen wiederholtem Foulspiel die rote Karte (82.).

Germania Bieber - TSV Lämmerspiel 1:0 (0:0). Kissler (60.) erzielte nach Vorarbeit von Ott das Tor des Tages. Der zu defensiv agierende Spitzenreiter vergab durch Kaminski (88.) seine beste Chance. Torwart Schösser verhinderte gegen Mailänder und Schmidt eine höhere Niederlage. Gräff und Machura (gegen List) imponierten beim Sieger.

VfB Oberndorf - SG Bruchköbel 1:1 (1:0). Hoffmann (47.) nutzte die einzige klare Chance zum Ausgleich, Frank Kleespies (21.) hatte nach einem Schubert-Paß mit gekonntem Solo den VfB in Führung geschossen. Glassen (23./49.), der zunächst die Latte anvisierte und Walz vergaben vor 250 Besuchern den Sieg.

FC Hanau 93 - SV Birstein 3:3 (1:1). Ohne Stammkeeper Wenzel mußte der Jubilar vor 222 Zuschauern bis zur 88. Minute (Robles) um den Punkt bangen. Trageser (39. und 62./FE) hatte das 0:1 von Härtel (16.) zur Führung umgemünzt, Härtel (66.) und Lohrey (83.) die Vogelsberger erneut nach vorne gebracht.

KSG Ober-Seemen - SV Melitia Roth 1:1 (0:1). Schiedsrichter Marx (Muschenheim) sorgte mit sieben gelben Karten und drei Elfmetern vor 300 Zuschauern für die meiste Farbe. H. Hofmann (7.) zum 0:1 und Kipper (60.) verwandelten zwei davon. In letzter Minute setzte H. Hofmann einen ebenso umstrittenen Handelfmeter (Wacker) über das KSG-Gehäuse. Fuchs (52./Latte) und Brendel (86.) sowie bei den Platzherren Mesina (22./71./80.) vergaben die klarsten Chancen.

Germania Niederrodenbach - FSV Bad Orb 1:0 (0:0). Pompe (58.) erspähte nach einem Steilpaß von Kirchner die Lücke und vollendete aus zehn Metern. Schiedsrichter Wüst, der bereits gegen Eiler und Frey (N) sowie Noll (O) Zeitstrafen verhängt hatte, zeigte dem Orber Prasch (83.) nach einer Tätlichkeit die rote Karte. hdp

Zweite Basketball-Bundesliga Starker Wille ersetzt das fehlende Training

Offenbach - Karlsruhe 84:74 (34:33)

Das Training war für die meisten Offenbacher zumeist wegen Krankheit in den vergangenen Tagen flachgefallen, dafür aber war das, was man die mentale Einstellung nennt, hoch ausgebildet. Der Wille, die wichtige Partie gegen Karlsruhe, das ebenso wie die BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg gegen den Abstieg aus der zweiten Basketball-Bundesliga kämpft, gewinnen zu wollen, steuerte die Aktionen der Gastgeber. Der vorentscheidende Zwischenspurt geschah zwischen der 22. Minute (38:35) und der 26. (51:35), der Durchhänger später von der 35. Minute (71:52) bis zur 38. (74:66) machte nichts mehr kaputt.

Das "Spiel wird am Brett entschieden" hatte Coach Jochen Bezler analysiert, der nach dem Spiel Brandt Johnson (25 Punkte) dafür lobte, sich absprachegemäß tatsächlich weitgehend unterm Korb aufgehalten zu haben. Routinier Franz Schindler (13 Punkte) spielte trotz Verletzung zum erstenmal in der ersten Fünf und bestach durch Besonnenheit. Holger Bremes agierte stets emsig, was sich in der Abwehr und 18 Punkten niederschlug. Zweistellig traf schließlich für Offenbach noch Ralf Bülter (17). ah

VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Männer, 21. Spieltag: ASV Dachau - VfB Friedrichshafen 3:0 (17:16, 15:10, 15:13), 1. VC Hamburg - SCC Berlin 2:3 (15:12, 10:15, 11:15, 15:10, 12:15), Post Telekom Berlin - TV Düren 3:0 (15:12, 15:12, 15:8), SC Leipzig - TuS Kriftel 3:0 (15:7, 15:11, 15:5), Moerser SC - SV Bayer Wuppertal 3:1 (15:7, 14:16, 15:5, 15:8).

1. Bayer Wuppertal 17 14 3 46:16 28:6 2. SCC Berlin 17 14 3 44:18 28:6 3. Moerser SC 17 13 4 41:17 26:8 4. Friedrichshafen 17 13 4 42:21 26:8 5. ASV Dachau 17 12 5 40:22 24:10 6. VC Hamburg 17 6 11 29:40 12:22 7. Post-TRC Berlin 17 6 11 26:38 12:22 8. TuS Kriftel 17 5 12 20:41 10:24 9. SC Leipzig 17 2 15 11:45 4:30 10. TV Düren 17 0 17 10:51 0:34

Nordend: Diebe stahlen den Familienschmuck

Der gesamte Familienschmuck im Wert von mehr als 140 000 Mark und 8000 Mark Bargeld sind am Samstag aus einer Wohnung des Nordends gestohlen worden.

Laut Polizeibericht wurde der Diebstahl von der Geschädigten entdeckt, als sie gegen 22 Uhr in die äußerlich unveränderte Wohnung nach Hause kam. Die Tür war normal verschlossen. Erst als sie eingetreten war, entdeckte sie, daß sämtliche Schränke und Behältnisse offenstanden. Der Schmuck und das Geld waren aus einem eingebauten Tresor und einer Kassette geholt worden. clau

Computer-Regatta: 67 Männer und zwei Frauen Unheil naht von hinten

FRANKFURT A. M. Man rennt und rennt und bewegt sich nicht vom Fleck. Die Beine werden immer schwerer, und das Unheil naht von hinten. Ein Alptraum, der viele schon einmal heimgesucht hat. Für 67 Ruderer und zwei Rudererinnen wurde er Wirklichkeit - in der Werner-von-Siemens-Schule pullten die Sportler aus 14 hessischen Vereinen an den Windrädern um die Wette, legten sich auf imaginären 1000 Metern mächtig in die Riemen und bewegten sich doch keinen Meter voran. Doch von Alptraum war keine Rede: den Aktiven machte die strapaziöse Trockenübung Spaß.

Der Computer machte es möglich, demonstrierte er doch den Skullern via Bildschirm ihre Schlagkraft - und gleichzeitig auch die Stärke der sechs Konkurrenten pro Rennen. Jeder Schlag wurde durch Leitungen - der Laie kann sich nur wundern - in das Computerhirn übertragen und bewegte die kleinen Bootsymbole auf (sinnigerweise) blauem Untergrund mehr oder weniger schnell Zentimeter für Zentimeter vorwärts. "Ein unbestechliches System", betonte Elmar Wolfart, Vorsitzender des Frankfurter Regattavereins, die Vorteile des Ruderns der videotechnischen Art.

Für die Trainer der Leistungsgemeinschaft Frankfurt war die "1. Frankfurter Computer-Regatta", so der Titel der Neuheit, ein willkommener Test für die anstehende Saison. Und die Ruderer bewiesen gute Frühjahrsform: Den Mannschaftstitel holte sich Nassovia Höchst und kassierte dafür 500 Mark.

Die Einzelergebnisse: Holger Gukkes (Nassovia Höchst) siegte in 2.54,4 Minuten. Sein Vereinskamerad Martin Barde wurde mit fünf Sekunden Rückstand Zweiter. Oliver Ibielskis (FRG Sachsenhausen) Minibootchen wurde als drittes mit 3.05,2 Minuten gestoppt. Nur sechs Zehntel langsamer war Edward Grablewski von der RG Eberbach. Der "Veteran" - beim Rudern ist man das schon mit 27 Jahren - siegte in seiner Altersklasse. "Eine erstaunliche Leistung", kommentierte Wolfart gut gelaunt. Der Mann hatte allen Grund, zufrieden zu sein. Schließlich war die Computer- Regatta ein riesiger Erfolg: "Wir werden das auf jeden Fall wiederholen".

Vor allem die Breitensportler dürfte das freuen. Denn während in den Leistungszentren des Deutschen Ruder- Verbandes die schweißtreibenden Computerspiele längst Routine sind, konnten in Frankfurt auch erstmals Hobbyruderer an den Ergometern pullen. Dabei fallen sämtliche Nachteile des Rudersports weg: Kein Boot muß mehr aus dem Bootshaus getragen und aufs Wasser gehievt werden, das "Wetter" in der Sporthalle ist konstant, niemand muß mehr auf die wellenschlagenden Handelsschiffe achten. Und auch in den eigenen vier Wänden läßt sich trocken rudern - zwischen Sportschau und Krimi schnell mal eine Regatta gewonnen . . .

Was die Sache für Jugendliche besonders reizvoll macht: Sie halten sich fit und müssen dabei den vertrauten Blick in den Computerbildschirm nicht missen. Für den Rudersport geradezu eine Chance, die Nachwuchsmisere zu beheben. Und Lorbeeren gibt's auch schon zu verdienen: immerhin wurden an Ergometern schon Weltmeister ermittelt. Windrad und Computer als "Rudern 2000"? Elmar Wolfart lacht: "Vielleicht!" Na bitte. cob

Als der Tankwart schoß, flüchtete der Räuber

Bei einer Tankstelle in der Darmstädter Landstraße ist am frühen Sonntagmorgen ein Räuber trotz Waffe nicht zum Zug gekommen.

Wie die Polizei mitteilt, betrat der etwa 20 Jahre alte Mann gegen 0.45 Uhr das Kassenhäuschen der Tankstelle. Mit der Aufforderung, ihm das Geld herauszugeben, bedrohte er den 28 Jahre alten Tankwart an der Kasse mit seiner Schußwaffe. Der Tankwart aber hatte sich gewappnet: Er zog unter der Theke einen Gasrevolver hervor und schoß auf den Eindringling. Fluchtartig wollte der sich davon machen, doch der Mann von der Tankstelle hatte die elektrische Schiebetür verriegelt. Erst als der Räuber mit der Waffe drohte öffnete ihm der Tankwart, und der Täter flüchtete in Richtung Wendelsplatz. clau

FC City jetzt an der Tabellenspitze Kreisligen A: Allerdings Weiß-Blau mit einem Minuspunkt weniger

In der Gruppe Nord der Kreisliga A Frankfurt scheinen für den FV Berkersheim langsam die Lichter auszugehen. Nach der Niederlage gegen die ebenfalls abstiegsbedrohte Germania aus Ginnheim beträgt der Abstand zum Drittletzten jetzt schon drei Punkte. Schlußlicht Gencler Birligi punktete überraschend bei der TuS Nieder-Eschbach.

TSG 1951 - TSG Nieder-Erlenbach 0:1 (0:0). Tor durch Schnepf. Beste Spieler: Vogel, Schneider und Dormann bei der TSG 51.

FV SAZ-Rock - FC Kalbach 0:2 (0:0). Tore: Hauert und D. Müller. Beste Spieler: Reuter und Aykut bei SAZ-Rock, Torhüter Pauls und Kummer bei Kalbach.

Italia Reserve - TuS Makkabi 3:5 (2:3). Tore: Gibaldi (2) und Vasquez für Italia, M. Urseanu, Goran, Rohrbach, Wahl und Jerson für Makkabi.

Viktoria Preußen - Concordia Eschersheim 3:1 (0:0). Tore: Croll, Bruzio und Flies für Preußen, Hochmuth für Concordia.

FV Berkersheim - Germania Ginnheim 0:4 (0:1). Tore: Kort (2), The und Kuger. Bester Spieler bei Ginnheim war Torhüter Betz.

SV Bonames - SG Harheim 5:4 (1:2). Tore: Rudolf, Friedrich, Bellini, Triefenbach und Meyer für Bonames, Fey (2) und J.Müller (2) für Harheim.

TuS Nieder-Eschbach - Gencler Birligi 0:0. Beste Spieler: Eichhorst und Englisch bei Nieder-Eschbach.

Im Spitzenspiel der Gruppe Ost konnte sich Tabellenführer Delfini/Italia Enkheim gegen den SV Croatia mit 4:3 durchsetzen, bei dem sich nach einer turbulenten Mitgliederversammlung scheinbar noch nicht alle Wogen geglättet haben. Hartnäckigste Verfolger der Italiener bleiben der BSC 1919 und die Spielgemeinschaft von GSU/Pansereikos.

TSV Taras - SG Bornheim GW 3:4 (1:1). Tore: M. Schäfer, Bauer und Dusse für Taras, Haas, Weihert, Piossek und Gueneser für Bornheim. Beste Spieler: Schäfer und Ballof bei Taras.

BSC 1919 SW - DJK Schwarz-Blau 3:1 (3:0). Tore: Domingo, Wiemer und Burkhard für den BSC, Hofmann für Schwarz-Blau. Beste Spieler: Weil, Burkhard, Domingo und Wiemer beim BSC.

AC Mladost - SV Sachsenhausen 6:1 (3:0). Tore: Zecevic (2), Perisic (2), Barisic und Iljazovic für Mladost, Aras für Sachsenhausen.

Spvgg. Ostend 07 - SSV Heilsberg 2:3 (1:1). Tore: Becher und Otterbein für Ostend, Melchert (2) und Neuperti für Heilsberg. Beste Spieler: Simonovic bei Ostend, Schmidt und Wohlgemuth bei Heilsberg.

FFC Olympia 07 - FSV Bergen 0:0. Bester Spieler bei Bergen war Knöffel, geschlossene Mannschaftsleistung bei Olympia.

Spvgg. Kickers 16 - Borussia Sachsenhausen 1:0 (1:0). Tor: Biermann.

Delfini/Italia Enkheim - SV Croatia 4:3 (0:1). Tore: Genua, Madeo, Tagliaferro und Scarpello für die Spielgemeinschaft, Samardic, Marinovic und Ivancic für Croatia. Beste Spieler: Marinovic und Ragus bei Croatia.

GSU/Pansereikos - Juz Fechenheim 5:2 (3:2). Tore: Tsinarakis (2), Matic (2) und Toulikas für die Spielgemeinschaft, Sami Ben Neticha (2) für Juz.

In der Westgruppe schoß sich der FC City mit einem Sieg über die SG Westend an die Tabellenspitze. Allerdings hat Weiß-Blau - an diesem Wochenende spielfrei - einen Minuspunkt weniger und somit von den vier erstplazierten Mannschaften die besten Aussichten auf die Meisterschaft.

PSV Grün-Weiß - Progres Reserve 0:3 (0:1). Tore: Perak (2) und Gajic. Beste Spieler: Donath und Atardo bei Grün-Weiß.

FC City - SG Westend 2:1 (2:0). Tore: Adnan und Neco für City, Schlosser für Westend. Beste Spieler: Khan und Murat bei City, Torhüter Lothar Hämel (44) SG Westend.

SG Praunheim - SG 28 2:1 (2:0). Tore: Born und Thiel für Praunheim, Flach für die SG 28. Beste Spieler: Bolz und Speyer bei Praunheim, Torhüter Müller, Lauks, Leus, Schanz und Hut bei der SG 28.

SW Griesheim - ESV Blau-Gold 2:1 (1:0). Tore: Gebhard und Spachmann für Griesheim, Kolzenburg für Blau-Gold.

SG Bockenheim - SG Griesheim 1:1 (0:1). Tore: Baumann für Bockenheim, Hofmann für Griesheim. Beste Spieler: Habrecht und Bajong bei Griesheim.

Barisspor - FSV Hellas 3:0 (1:0). Tore: Bayraktar, Levent und Arthur. Beste Spieler bei Barisspor waren Achmet und Ali. chs

Polizei sucht den BMW zur verlorenen Autoachse

Es ist eine Achse, sonst nichts: Die neuwertige Hinterachse eines BMW 750 liegt herrenlos auf dem 14. Polizeirevier. Man hatte sie am Freitag morgen auf dem Schrottplatz in Niederursel gefunden, wo sie zu früher Stunde abgelegt worden sein muß.

Die Polizei hegt Diebstahlverdacht und bewahrt deshalb das teure Teil. Wer sachdienliche Hinweise machen kann, möge sich mit dem 14. Polizeirevier unter der Telefonnummer 57 60 51 in Verbindung setzen. clau

Bezirksliga Offenbach Zwei große Sieger

Die großen Gewinnner der Bezirksliga Offenbach an diesem Wochenende waren die beiden Offenbacher Vereine. Die SG Rosenhöhe gewann im Verfolgerduell gegen den FV 06 Sprendlingen mit 3:1. Noch deutlicher machte es der BSC 99 Offenbach. Mit 3:0 siegten die "99er" beim Tabellendritten Spielvereinigung Dietesheim. Spitzenreiter Susgo Offenthal hingegen mußte sich mit einem 2:2 gegen die Spielvereinigung Hainstadt begnügen.

TSV Heusenstamm - Kickers Obertshausen 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Ries, 1:1 Veith. Beste Spieler: Fischer (H), Ries (K).

Spielvereinigung Dietesheim - BSC 99 0ffenbach 0:3 (0:2). Tore: 0:1 Spannaus, 0:2 Lorenz, 0:3 Gregorio. Beste Spieler: Heinrich, Läpple (O).

SV Dreieichenhain - Kickers Viktoria Mühlheim 5:2 (2:1). Tore: 1:0 Großmann, 2:0 Nequirito, 2:1 Kinnel, 3:1 Hammerl, 3:2 Schwanke von Bargen, 4:2 Ackermann, 5:2 Großmann. Beste Spieler: Schweinhard, (D), Kinnel (M).

SG Rosenhöhe - FV 06 Sprendlingen 3:1 (2:0). Tore: 1:0 Ribicic, 2:0 Schmeykal, 3:0 Ribicic, 3:1 Heine. Beste Spieler: Rebicic, Schmeykal, Thomas (R), Heine (Spr).

Türk SV Neu-Isenburg - SG Götzenhain 2:0 (1:0). Tore: 1:0 Ediz, 2:0 Marinkovic. Bester Spieler: Marinkovic (NI).

SV Zellhausen - FC Offenthal 1:2 (0:2). Tore: 0:1 Ullrich, 0:2 Tadic, 1:2 Grosser. Beste Spieler: Tadic (O), Rachor (Z).

Alemannia Klein-Auheim - SSG Langen 5:2 (3:1). Tore: 1:0 Spielmann, 2:0 Wurst, 3:0 Barske, 3:1 Kurtz, 3:2 Salihefendic, 4:2 Cesari, 5:2 Barske. Beste Spieler: Spielmann, Flasche (KA), Salihefendic (L).

Susgo Offenthal - Spielvereinigung Hainstadt 2:2 (1:1). Tore: 1:0 Sommerlad, 1:1 Hoffmeister, 2:1 Sommerlad, 2:2 Hessler. Beste Spieler: Sommerlad (O), Schwarz (H). app

Landesliga Mitte VfB auf Rang vier

Erwarteter Derbyerfolg (3:1) gegen den vom Abstieg bedrohten FC Viktoria Sindlingen, der dem Landesliga-Spitzenreiter SG 01 Höchst im heimischen Stadtpark allerdings nicht in den Schoß fiel (siehe Landesliga-Schlager). Gut ins Bild setzte sich auch der VfB Unterliederbach, der Dank des 2:1-Erfolges bei Sportfreunde Burkhardsfelden auf den vierten Tabellenplatz vorrückte.

SF Burkhardsfelden - VfB Unterliederbach 1:2 (0:1). Die Gäste erwiesen sich als die spielstärkere Mannschaft und nahmen verdient beide Punkte mit nach Hause. Der Sieg hätte höher ausfallen können, aber Freiräume im Mittelfeld und im Angriff konnten oft nicht umgesetzt werden. Andreas Rank nach einem indirekten Freistoß und mit einem tollen Alleingang schoß beide Tore für die Unterliederbacher, die ohne Kapitän Fischer und Pohlenz antreten mußten und nach einer krassen Fehlentscheidung des unsicheren Schiedsrichters Ernst Günter nach einem Foul durch die rote Karte verloren. Boban Velikovic und Michael Hochheimer verbüßten zudem in der hektischen Endphase Zeitstrafen, und Burkhardsfelden kam dann zum Gegentor. -ll-

Bezirksoberliga Darmstadt Mörfelden erholt

In der Bezirksoberliga Darmstadt verlor der SV Riedrode weiter an Boden im Kampf um den Titel. Gefestigt hat dagegen der SV Raunheim (2:0 gegen VfR Groß-Gerau) Platz eins, gefolgt von Germania Pfungstadt (2:0 gegen FSV Riedrode). Wieder aufsteigende Tendenz zeigt die SKV Mörfelden, die beim TSV Trebur den zweiten Sieg hintereinander landete. Kritisch wird es im Abstiegskampf für die SG Arheilgen, die dem Lokalrivalen FCA Darmstadt deutlich unterlegen war.

SV Groß-Bieberau - SV Bischofsheim 2:1 (0:1). Obgleich Groß-Bieberau die Begegnung weitgehend beherrschte, hatte die Mannschaft doch Probleme mit den gut verteidigenden Gästen. Sie gingen durch Otto (17.) in Führung, die Altillio (57.) ausglich. Erst Müller (83.), der zuvor bereits einen Foulelfmeter vergeben hatte, sorgte für den verdienten Sieg gegen die teils überharten Gäste.

TSV Trebur - SKV Mörfelden 0:2 (0:0). Spielerisch und konditionell wartete Mörfelden mit der besseren Leistung gegen die teils nachlässig deckenden Gastgeber auf. Die ersten 20 Minuten spielte die SKV sehr druckvoll, ohne Erfolg zu haben. Dieser stellte sich erst nach dem Wechsel ein, als Creter (57.) und der stets gefährliche Schrimpf (87./Foulelfmeter) trafen.

SV Raunheim - VfR Groß-Gerau 2:0 (1:0). Über 400 Zuschauer sahen ein gutklassiges Derby, in dem Gräber mit Eigentor den Tabellenführer in Führung brachte (34.). Als nach dem Wechsel beide Mannschaften abbauten und sie ihre Chancen nicht verwerteten, erwies sich die glückliche Führung für Raunheim als gerechtfertigt. Erst in der Schlußminute gelang Pietruschka der zweite Treffer.

TS Ober-Roden - TSV Neustadt 1:1 (0:0). Bei den noch um den Titel spielenden Gästen machte sich das Fehlen von Weber und Reeg stark bemerkbar. So wurden im ersten Abschnitt lediglich vier Chancen insgesamt erspielt. Eyssen und Bauer vergaben die besten Gelegenheiten für Ober-Roden. Erst nach der Pause wurde die Begegnung lebhafter, Bauer (76.) und Neustadts Roth (88.) analog der gezeigten Leistungen zum 1:1. ka.

Bezirksliga Main-Taunus Nieder Serie hält an

Mit dem 1:1 ggen den SV Hofheim erreichte Tabellenführer Kelsterbach das vierte Remis hintereinander. Mit ihren Siegen kamen die Verfolger Kelkheim und Flörsheim in der Bezirksliga Main-Taunus wieder näher heran. Alemannia Nied setzte die tolle Serie mit dem 2:1 in Hattersheim weiter fort.

Vikt. Kelsterbach - SV Hofheim 1:1 (0:0). Tore: 1:0 Richter, 1:1 Kosuch. Beste Spieler: TW Sahlbach (K), Kosuch und Abwehr (H).

VfB Unterliederbach - Germ. Okriftel 0:2 (0:1). Tore: 0:1 Metzger, 0:2 Hess. Beste Spieler: Bühner, Kahles (U), Ritter, Metzger (O).

SG Hattersheim - Alem. Nied 1:2 (1:2). Tore: 0:1 und 0:2 Ihl, 1:2 Kraus (HE). Rote Karte für Petschik (N). Beste Spieler: Abwehr Nied.

FC Lorsbach - Germ. Weilbach 1:1 (1:1). Tore: 0:1 Thal, 1:1 Piontke. Beste Spieler: Klein, Piontke (L), TW Höntsch, Müller (W).

SV Fischbach - SV Flörsheim 0:1 (0:1). Tor: Höntsch. Besondere Vorkommnis: Höntsch (Flö.) und Messinger (Fi) verschießen Elfer. Rote Karte für Georg (Fi).

FC Eddersheim - SV Zeilsheim 7:2 (3:1). Tore: 3 x Wagner, 2 x Kövari, Luch und Mosig (E), Buchta (Z). Beste Spieler: Wagner, Kövari (E), Harms (Z).

DJK Zeilsheim - FC Sulzbach 1:3 (0:0). Tore: 0:1 und 0:2 Doldo, 0:3 Schmid, 1:3 Prill. Besonderes Vorkommnis: rote Karte für Gavriel (Z).

TuS Hornau - SG Kelkheim 0:2 (0:1). Tore: 0:1 B. Strabel, 0:2 Kilb. Beste Spieler: Beyer (H), Schütt, Strabel (K). kw

Bezirksliga Hochtaunus Nur einer kam durch

In der Bezirksliga Hochtaunus gab es diesmal einige Überraschungen. So mußte zum Beispiel Spitzenreiter Spielvereinigung Bad Homburg gegen die TSG Pfaffenwiesbach mit einem 2:2 einen unerwarteten Punkt abgeben. Aber auch die SG Oberhöchstadt konnte durch einen 3:1-Erfolg dem FSV Friedrichsdorf ein Bein stellen. Lediglich die Usinger TSG konnte von den Spitzenteams durch ein 2:1 gegen den EFC Kronberg verlustpunktfrei bleiben.

Usinger TSG - EFC Kronberg 2:1 (1:0). Tore: 1:0 Leyendecker, 2:0 Favaro, 2:1 Krawinkel. Bester Spieler bei Usingen: Gola, bei Kronberg: Schindling.

FC Oberursel - TuS Weilnau 0:0. Bester Spieler bei Oberursel: Hansky, bei Weilnau: Duhm.

SG Oberhöchstadt - FSV 3:1 (1:1). Tore: 0:1 Möller, 1:1 Jacob, 2:1 Mehler, 3:1 Stefan Zweifel. Besonderes Vorkommnis: rote Karte für Hausmann vom FSV nach Foulspiel. Beste Spieler bei Oberhöchstadt: Mehler, bei Friedrichsdorf: Lachmann.

FC Weißkirchen - FC Inter Oberursel 0:1 (0:1). Tor: 0:1 Mielietta. Inter Oberursel bot eine geschlossene Mannschaftsleistung.

Eintracht Oberursel - SV Seulberg 4:0 (2:0). Tore: 1:0 Trumbb, 2:0 Ralf Krostitz, 3:0 Spring, 4:0 Eickermann. Oberursel bot eine geschlossene Mannschaftsleistung.

Spielvereinigung Bad Homburg - TSG Pfaffenwiesbach 2:2 (2:0). Tore: 1:0 und 2:0 Traband, 2:1 und 2:2 Hillenmeyer. Bester Spieler bei Pfaffenwiesbach: Hillenmeyer.

Spielvereinigung Hattstein - TG Wernborn 1:3 (1:1). Tore: 0:1 Kai Wanzke, 1:1 Haller, 1:2 Ralf Wanzke, 1:3 Beilstein. Beste Spieler bei Hattstein: Haller, bei Wernborn: Kai Wanzke.

SCCP Bad Homburg - SG Hausen 2:2 (0:1). Tore: 0:1 Vogel, 1:1 Santos, 1:2 Michaelis (Foulelfmeter), 2:2 Santos. Beste Spieler, bei CCP: Santos, bei Hausen: Hänisch.

SG Schneidhain/Falkenstein - FV Stierstadt 3:3 (2:2). Tore: 0:1 Janouschek, 1:1 Hofmann, 2:1 Segner, 2:2 Zerfass, 3:2 Lampert, 3:3 Knobloch. Schneidhain/Falkenstein bot eine geschlossene Mannschaftsleistung, bester Spieler bei Stierstadt: Knobloch.

FSV Steinbach - FC Königstein 3:1 (0:0). Tore: 1:0 Dumont, 2:0 Zadravec, 3:0 Zeitschel, 3:1 Barun (Foulelfmeter). Beste Spieler bei Steinbach: Dumont, bei Königstein: Mayer. mar

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Sprachreise nach Lyon Frankfurter Bürgerinnen und Bürger mit geringen Französischkenntnissen können sich ab sofort für eine einwöchige Sprachstudienreise in die Partnerstadt Lyon anmelden. Die Fahrt vom 23. bis 29. Mai wird von der Volkshochschule veranstaltet und kostet rund 800 Mark. Anmeldungen: Tel. 212-3 83 70 und 212-3 83 87. Wie "Tippen" attraktiver wird "Mehr als nur tippen" ist der Titel einer Veranstaltung, zu der der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen am heutigen Mittwoch abend um 20 Uhr in das Öko-Haus, Kasseler Straße 1 a, lädt. Mit Beiträgen aus Sicht von Gewerkschafterinnen, Arbeitgebern und Frauenpolitikerinnen soll die Frage erörtert werden, wie sich frauentypische Schreib-Arbeitsplätze in der privaten Wirtschaft wie im öffentlichen Dienst attraktiver gestalten lassen. Gastfamilien gesucht Die Stadt sucht Gastfamilien, die in der Zeit vom 25. April bis zum 9. Mai Gäste aus Mailand aufnehmen möchten. Der Besuch findet im Rahmen der Städtepartnerschaft Frankfurt-Mailand statt. Interessierte Familien melden sich unter Telefon 212 3-83 86, -83 87, -76 62. Tagesseminar: Jaspers Philosophie Das Katholische Bildungswerk veranstaltet am Samstag, 20. März, ein Tagesseminar zur Religionsphilosophie von Karl Jaspers. Das Seminar (Vorkenntnisse nicht erforderlich) beginnt um 10 Uhr im Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21. Auskunft und Anmeldung unter Telefonnummer 15 01-164 oder -162. Unternehmergespräch Zu einem Unternehmergespräch unter dem Titel "Wer Aufträge hat, braucht keine Subventionen" lädt die Industrie- und Handelskammer Frankfurt für Montag, 22. März, 10 Uhr, in ihr Haus am Börsenplatz 4 ein. Flohmarkt für Windsurfer Am Samstag, 27. März, wird von 10 bis 13 Uhr in Praunheim in der Heerstraße 76 und den umliegenden Straßen ein privater Windsurfing-Flohmarkt abgehalten. Anbieter können dort ohne Standmiete ihre gebrauchten Windsurf-Artikel verkaufen. Anmeldungen nimmt Matthias Stönner unter Telefon 76 10 10 entgegen. Textverarbeitung mit dem PC Am 17. April startet das Berufsfortbildungswerk des DGB einen Lehrgang "Textverarbeitung mit Word 5.5". In dem Kurs sollen selbständige Eingabe, Korrektur, Gestaltung und Speicherung von Texten vermittelt werden. Jedem Teilnehmer wird ein eigener Personalcomputer zur Verfügung gestellt. Der Lehrgang findet an fünf Samstagen zwischen 8 und 13 Uhr statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter Telefon 23 50 93. Mit dem Roten Kreuz nach Spiekeroog Das Deutsche Rote Kreuz in Frankfurt bietet in der Zeit vom 25. April bis zum 16. Mai eine gesunde und erholsame Freizeit für Senioren auf der Nordseeinsel Spiekeroog an. Für diese Fahrt gibt es noch einige freie Plätze. Weitere Informationen und Anmeldung montags bis donnerstags zwischen 9 und 10 Uhr unter der Rufnummer 71 91 91 24.

Montag, 15. März

Literatur Kammerspiel, Neue Mainzer Straße 17: 20 Uhr, Friedrich-Karl Praetorius liest "Liebe Carmen".

Buchladen/Café Ypsilon, Berger Str. 18: 20.30 Uhr, Lesung und Gespräch Hazel Rosenstrauch: "Beim Sichten der Erbschaft". Kino / Filme Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20 Uhr, "Andrej Rubljew - ein Film über den berühmtesten russischen Ikonenmaler des 15. Jahrhunderts". Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 13 im Anzeigenteil. Museen / Galerien Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungster- mine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge/Diskussionen Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a: 20 Uhr, Audiovision "Toscana und Venedig".

Kultur im Dritten / KaEins Lehrerkooperative, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Diskussion "Rechtsradikale Gewalt - ein Versäumnis der '68er?". Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.

Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.

Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch.

Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 11 Uhr, Treff; 16.30 Uhr, Literaturkreis.

Institut für Sozialarbeit, Treff Rothschildpark, Oberlindau 20: 10 Uhr, Aquarellmalen; 15 Uhr, Sprichwörter und Redensarten aus Deutschland und vielen anderen Ländern.

Briefmarkensammler-Verein Ffm.Nord: 18 Uhr, Tauschabend; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstr. 15-17, Tel. 65 14 01; Apotheke am Rebstock, Ackermannstr. 82, Tel. 73 42 62; Apotheke an der Klein- markthalle, Berliner Str. 16, Tel. 28 17 03; Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Höhen-Apotheke, Berger Str,. 97, Tel. 44 68 21; Marien-Apotheke am Marbachweg, Ek- kenheim, Eckenheimer Landstr. 244, Tel 56 34 26; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 46, Tel. 77 63 64; Taunus-Apotheke, Höchst, Kasinostr. 26, Tel. 31 81 68; Titus-Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58.

Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 16.3., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Di., 16.3., 17 bis 20 Uhr, Höchst, DRK-Heim, Hostatostr. 35; Mi., 17.3., 15 bis 20 Uhr, Nordweststadt, DRK-Heim, Einkaufszentr., Nidaforum 2; Fr., 19.3., 17 bis 20 Uhr, Griesheim, DRK-Heim, Hartmannsweiler Str. 77 a. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr:

Dr. Metzger, Vogelsbergstr. 32, Ffm.1, Tel. 44 20 16; oder bei den tierärztlichen Kliniken (s. Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Bezirksoberliga Wiesbaden Heimvereine gerupft

Das war kein Tag für die heimischen Vereine der Bezirksoberliga Wiesbaden. Die Spitzenmannschaften SV 07 Kriftel und FC Schwalbach büßten ebenso Punkte ein wie die Spvgg. Hochheim, die 1:3 beim SV Frauenstein unterlag. Zufrieden konnte nur Hattersheim mit dem 1:0-Derbyerfolg bei der SG 01 Höchst II sein.

SG 01 Höchst - SV Hattersheim 0:1 (0:0). Auf dem Kunstrasenplatz im Stadtpark ließen beide Mannschaften ihre Plazierungen in der unteren Tabellenhälfte erkennen.Etwas Farbe ins sonst recht langweilige Spiel kam erst nach dem 0:1 von Jorge Alvarez (62.). Das wollten die wohl technisch besseren Höchster nicht auf sich sitzen lassen. Die Zeitstrafe von Malina (H) kam dabei dem ansprechenden Finale der Gastgeber entgegen. Sie aber hatten bei Schüssen von Heß, Thierno und Rodriguez, der in der 86. Minute nur die Latte traf, Pech.

SG Hausen/Fussingen - SV 07 Kriftel 4:2 (2:0). Das kämpferische Element von Hausen/ Fussingen gab in dieser Begegnung den Ausschlag. Zwar hatten auch die Krifteler die eine oder andere Möglichkeit, doch entschlossener setzten sich die Westerwälder durch, die bereits in der zweiten Minute durch Paul Guckelsberger zum 1:0 kamen. Spielertrainer Stefan Born erhöhte fünf Minuten vor der Pause auf 2:0. Als der fixe Schmidt (55.) die Krifteler Abwehr überlief, stand es gar 3:0. Neun Minuten vor Spielende schickte schließlich noch Born einen vom Pfosten zurückprallenden Ball zum 4:0 ins Netz. Direkt ein Wunder, daß der SV 07 noch zu einer Ergebniskorrektur durch Peter Pirgstaller und Heiko Pfahl kam.

SV Frauenstein - Spvgg. Hochheim 3:1 (1:1). Die Hochheimer Erfolgsserie ging in Frauenstein zu Ende, obwohl die Gäste das spielerisch stärkere und auch überlegenere Team stellten. Das 0:1 in der 13. Minute durch Schneider war schon kein gutes Omen, das Jovic (31.) aber wieder ausgleichen konnte. Während weitere Hochheimer Möglichkeiten ungenutzt blieben, schoß auf der Gegenseite Michael Saur zwei Minuten nach Wiederantritt zum 2:1 ein. Zwei Minuten vor Schluß dann die endgültige Entscheidung bei einem erfolgreichen Konterversuch von Münch.

FC Schwalbach - FC Eschborn 1:1 (1:0). Der um den Klassenerhalt kämpfende FC Eschborn feierte das Derby-1:1 wie einen Sieg. Er entsprang einer homogenen Mannschaftsleistung und war am Ende unbestritten auch verdient. Höhepunkte waren rar, die kämpferischen Tugenden überwogen. In der dritten Minute freilich hätten die Gäste das 1:0 erzielen können, doch der Ex-Schwalbacher Erno Neumann vergab kläglich. Dafür legten die Hausherren mit ihrem ersten Angriff das 1:0 durch Bernd Sommerfeld vor. Nach dem Wechsel zunächst eine gute Chance für den Eschborner Debus und dann eine ebenso gute Möglichkeit auf der anderen Seite durch Dino Majuri. Zehn Minuten vor Spielende schließlich hatte sich der Gast mit dem Elfmetertor von Pietruschka - nach einem Foul an Süss - den erwünschten einen Punkt ergattert. -ll-

7000 Besucher zum Aufgalopp in Niederrad Blumen für Jefferson Davis Über 65 000 Mark für zehn in Dreierwette des Tulpenrennens

"Hüpfen Schimmel gut?" Bei herrlichem Wetter zum Aufgalopp der Rennsaison in Frankfurt-Niederrad war wohl so mancher der 7000 Besucher zum erstenmal dabei. Die Frage der blonden Dame am Führring war nicht unberechtigt, auch wenn das einleitende Primelrennen weniger ein Hüpf- denn ein Hürdenrennen war. Allosionist, der Schimmel, sprang passabel, wurde aber nur Letzter. Der erste Sieger 1993 hieß Basualdo, wird in Köln von Bruno Schütz trainiert und gehört den Frankfurter Steigenbergers. Basualdo bestritt sechs deutsche Flachrennen und könnte über die Sprünge Karriere machen. Nicht auszuschließen, daß er nun bald auf Jeffersen Davis trifft, der das Hauptereignis des Tages, den Telenorma-Pokal über 1500 Meter, gewann. Nach seinem zweiten Sieg im dritten Flachrennen in Deutschland hat der Hengst seinen Kaufpreis von 18 000 Mark bereits amortisiert.

Die 11 700 Mark vom Sonntag waren kein leichtverdienter Sieg. Bis in die Zielgerade hielt Jockey Manfred Hofer den Hengst im siebenköpfigen Pulk versteckt. Vorne ging der Altersgefährte Pardiez unter Jean-Luc Pelletan lange versprechend. Ein dummer Schlenker brachte den Ording-Schützling um alle Chancen. Plötzlich führte Arbolito den Kampf zu Jeffersen Davis an der Spitze, dem Speed von Romantiker, dem zum Schluß schnellsten Pferd, vermochte Hofer bis ins Ziel standzuhalten. Für die richtige Zweierwette gab es 89 für zehn Mark Einsatz, ein Indiz, daß die Pferde so liefen, wie die Wetter das erwartet hatten.

Im nächsten, dem Tulpenrennen, machten die Vierbeiner wieder, was sie wollten. Torino, Idjoch und France Rose setzten in dieser Folge mit 65 360 Mark für zehn eine erste Höchstmarke in der Dreierwette. Gleich darauf, im Veilchen-Rennen, hätte es wohl noch mehr gegeben, wäre Sweet Sensation, die mit Diana Raatz im Sattel locker, leicht gewann, nicht unterwegs falsch um eine Kursstange gerannt. Die Stute wurde disqualifiziert und der jungen, blonden Diana, der das Pferd auch gehört, kullerten die Tränen über die Wange. Einen zweiten Platz mit Comata im abschließenden Hyazinten-Rennen gab der Badenerin wenigstens etwas Entschädigung. Immerhin einen dritten Platz gab es für die kleine Frankfurter Streitmacht an diesem Tag durch Stephen Eccles auf Night Cobold. Der Rennklub setzte über 900 000 Mark in zehn Rennen am Totalisator um.

WILFRIED GEIPERT

ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Leolo.

BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 14.00, 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; 17.45, 20.00 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 23.00 Uhr: Atlantis; 13.30, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.

BETA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Orlando.

CINEMA - Telefon 28 29 33 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.45 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 20.00 Uhr: Malcolm X.

ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.

ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.

ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 11.00, 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Jimmi Hoffa.

ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.

EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot; Mo. 23.15 Uhr: Überraschungsfilm; (DM 5,-)

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).

EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p.m.: Under Siege (orig. Engl. version).

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - Montag keine Vorstellung.GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.

HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Jimmi Hoffa; 20.00 Uhr: Malcolm X; 16.00 Uhr: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (ohne Altersbeschr.).

JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Mo.-Do. keine Vorstellung.

KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Montag keine Vorstellung.MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Blutige Hochzeit, von M. Piccoli; 19.45 Uhr, Erstaufführung: Die Equilibristen, (Seiltänzer) von M. Piccoli; 22.00 Uhr: Themroc von M. Piccoli.

OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.30, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit.

ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 17.15, 20.30 Uhr: Der Duft der Frauen.

TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers; Mo., 23.15 Uhr: Sneak-Preview-Night; (DM 7,-)

TURM 2 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.

TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der letzte Mohikaner.

TURM 4 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (orig. English version).

STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.

TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der Außenseiter.

TURM 7 - 15.00, 18.15, 21.15 Uhr: Scent Of A Woman (orig. English version).

ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Der Komet im Muminland; 17.45, 20.30 Uhr: Dracula.

ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kein Pardon.

ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.

ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.

AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

Bezirksligen Darmstadt Sieben Punkte voraus

Nach dem Derby-Sieg gegen Viktoria Urberach baute der KSV Urberach seinen Vorsprung in der Bezirksliga Darmstadt, Gruppe Ost, nunmehr auf sieben Punkte aus, so daß eine Vorentscheidung in der Meisterschaft gefallen zu sein scheint. Platz zwei hat Hassia Dieburg (4:0 gegen TSV Lengfeld) inne, wird jedoch bedrängt von der unterlegenen Viktoria Urberach und dem SV Beerfelden. Am Tabellenende haben alle bis auf Viktoria Urberach im Kampf gegen den Abstieg Punkte gesammelt.

KSV Urberach - Viktoria Urberach 7:2 (2:1). Tore: 1:0 B. Kuhl, 2:0 U. Kuhl, 2:1 Speck, 3:1 B. Kuhl (Foulelfmeter), 4:1 Pyka, 5:1 B. Kuhl, 6:1 Frank, 6:2 Speck, 7:2 Schulmeyer.

Hassia Dieburg - TSV Lengfeld 4:0 (2:0). Tore: 1:0 Raines, 2:0 und 3:0 Fuhrländer, 4:0 M. Gräser.

FV Eppertshausen - FSV Spachbrücken 2:3 (0:2). Tore: 0:1 Reinheimer, 0:2 Eisenhauer, 1:2 und 2:2 Thomas Müller, 2:3 Rückert.

In der Gruppe West strebt der TSV Niederramstadt (3:1 gegen SV Erzhausen) weiterhin den Titel an. Doch auch Verfolger Geinsheim, der sich gegen den bisherigen Tabellenzweiten SV Darmstadt 98 II mit Glück durchsetzte, wahrte seine Chance auf Platz eins. Die Führungsgruppe weiterhin in Sichtweite behielten Rotweiß Darmstadt (3:1 beim SV Klein-Gerau) und der SV St. Stephan, der sich mit 5:2 gegen den 1. FC Langen durchsetzte.

Grünweiß Darmstadt - Eintracht Rüsselsheim 0:3 (0:2). Tore: 0:1 Arikan, 0:2 Nowka, 0:3 Kluge.

SV Klein-Gerau - Rotweiß Darmstadt 1:3 (1:2). Tore: 1:0 F. Lantermann, 1:1, 1:2 und 1:3 D. Mattern.

Opel Rüsselsheim - SG Egelsbach II 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Malecha.

SV St. Stephan - 1. FC Langen 5:2 (2:1). Tore: 1:0 O'Neil, 2:0 Guerero, 2:1 U. Grohmann, 3:1 O'Neil, 4:1 Jovanovic, 4:2 Seibel, 5:2 Jovanovic. ka

TURF FRANKFURTER GALOPPRENNEN, 1. Rennen: Busualdo, Analog, Brewers Gold, Sieg 17, Plätze 10, 10, ZW 19, DW 38, Nichtstarter: Beau Lyphard, D'Yvetot. - 2. Rennen: Iron Dancer, Gullit, Gotessa, Sieg 78, Plätze 23, 17, ZW 254, DW 531. - 3. Rennen: Guiseppe, Mondena, Alianus, Sieg 17, Plätze 11, 12, 19, ZW 50, DW 243. - 4. Rennen: Lanitos, Desperado, Buchan Ness, Sieg 19, Plätze 11, 12, 13, ZW 54, DW 215, Nichtstarter Noanah. - 5. Rennen: Jefferson Davis, Romantiker, Arbolito, Sieg 24, Plätze 14, 17, 20, ZW 89, DW 638. - 6. Rennen: Torino, Idjoch, French Rose, Sieg 151, Plätze 43, 42, 55, ZW 2920, DW 65 260. - 7. Rennen: Flower Princess, Let Fly, Königin Saba, Sieg 80, Plätze 20, 29, 120, ZW 783, DW 57 389. - 8. Rennen: Beryll, Albany, Thunderbird, Sieg 74, Plätze 35, 30, 28, ZW 740, DW 7526, Nichtstarter Radscha. - 9. Rennen: Natral Exchange, Belinda, Night Cobold, Sieg 21, Plätze 14, 17, 22, ZW 130, DW 636, - 10. Rennen: Chingachgook, Comata, Aware, Sieg 81, Plätze 18, 24, 18, ZW 920, DW 43161, Nichtstarter Onegin.

Bezirksliga Büdingen VfR Ulfa schloß auf

Der SV Phönix Düdelsheim kompensierte seinen Heimausrutscher gegen Hainchen mit einem 4:2 im Spitzenspiel der Bezirksliga Büdingen beim SV Mittel/Nieder-Seemen und kehrte wieder an die Tabellenspitze zurück. Auch der SV Calbach (4:2 bei den Oberauer Sportfreunden) überflügelte die "Seemener", zu welchen ferner der VfR Ulfa (0:0 in Nidda) aufschloß. Auch der SV Orleshausen (0:0 gegen Bindsachsen) bleibt im Geschäft.

SV Mittel/Nieder-Seemen - Phönix Düdelsheim 2:4 (2:2). Tore: 0:1 Sommer, 1:1 Hof, 1:2 Dittmann, 2:2 Domes, 2:3 Dirk Scholz, 2:4 Franke. - Beste Spieler: Kraus, Hof (MNS) sowie Torwart Gohlke, Dittmann (D).

Sportfreunde Oberau - SV Calbach 2:4 (0:1). Tore: 0:1 Kai Scholz, 1:1 Köhler (FE), 1:2 Thomas Schamma, 1:3 Norbert Scholz, 2:3 Schäfer, 2:4 Thomas Schamma. - Beste Spieler: Torwart Eisenlohr (H) sowie Thomas Schamma (C).

VfB Höchst - Rohrbacher SV 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Herrmann, 1:1 Link. - Beste Spieler: Torwart Keim, Wenzel (H) sowie Böhmer und Herrmann (R). - Besonderes Vorkommnis: Reich (R) traf in der 38. Minute die Latte.

1. FC Rommelhausen - Blau-Weiß Schotten 1:0 (1:0). Tor: 1:0 Roger Adelsbach (44.). - Beste Spieler: R. Adelsbach (R) sowie Torwart Emrich (S). - Besonderes Vorkommnis: Thorsten Hau (S) traf in der 44. Minute den Innenpfosten.

TV Kefenrod - SG Steinberg-Glashütten 1:1 (0:0). Tore: 1:0 Lutz, 1:1 Minnert. - Beste Spieler: Kehm, Jäger (K) sowie Minnert und Ritzel (SG). - Besonderes Vorkommnis: Gerhardt (K) schied in der 25. Minute mit Verdacht auf einen Muskelriß aus.

SV Orleshausen - SG Bindsachsen 0:0. Beste Spieler: Torwart Haas und Kämmer (O) sowie Kehm, Baum und Emmerich (B).

SC Viktoria Nidda - VfR Ulfa 0:0. Beste Spieler: Torwart Steinau (N) sowie Majcan (U).

VfR Hainchen - FC Alemannia Gedern 0:2 (0:0). Tore: 0:1 Reinemer, 0:2 Jürgen Hau. - Beste Spieler: Torwart Böhm und Jürgen Hau (G). hdp

Zweite Basketball-Bundesliga, Frauen Mini-Kader zog sich achtbar aus der Affäre

Nördlingen - Kronberg 67:56 (32:26)

Die Kronbergerinnen zogen sich beim Tabellendritten Nördlingen im Spiel der Basketball-Aufstiegsrunde zur ersten Bundesliga achtbar aus der Affäre, konnten aber ihre vierte Niederlage im vierten Spiel nicht verhindern. Vor 300 Zuschauern hatte der Gast Pech, daß Marianna Klimentova bereits in der 13. Minute mit einer Knieverletzung ausschied und erst in den letzten 180 Sekunden auf das Spielfeld zurückkehrte. Die CSFR- Nationalspielerin überragte dennoch mit 21 Korbpunkten ihre Teamgefährtinnen. Ohne die erkrankte Helga Neumann, die beruflich verhinderte Silke Dehn sowie Heidrun Globig (Abiturvorbereitungen) stand Trainerin Yvonne Schäfer nur ein Mini-Kader von sieben Akteurinnen zur Verfügung. Das Aufgebot gestaltete das Geschehen bis zur 30. Minute (45:38) erstaunlicherweise offen, dann setzte sich der körperlich überlegene Gastgeber ab.

Im besten Play-off-Spiel kam Ilka May (13 Punkte) Klimentova am nächsten. Kim Salentin (7) und Marion Friedrich (6) blieben im Rahmen ihrer Möglichkeiten, während Steffi Herzog (4) sich in der Defensive gegen die beste Korbwerferin der Liga, Jana Molcak, behauptete. hdp

Querfeldein

Heribert Schmid nach Seligenstadt Bezirksoberligist Spvgg. Seligenstadt verpflichtete Heribert Schmid (SV Somborn) als Nachfolger von Hellmuth Zajber, der nach Differenzen mit dem Vorstand sein Amt zur Verfügung gestellt hatte. Schmid soll seine Arbeit heute aufnehmen.Jessl löst Pfeifer ab Der TSV 07 Gelnhausen-Höchst (Bezirksoberliga Frankfurt-Ost) verpflichtete für die neue Saison Reinhold Jessl (derzeit FSV Bad Orb) als neuen Spielertrainer. Der frühere Profi von Eintracht Frankfurt soll dann den 40 Jahre alten Interimscoach Hans Pfeifer ablösen. Lu-Röder-Preis des LsbH Außergewöhnliche Leistungen im Frauensport honoriert der Landessportbund Hessen mit den Lu-Röder-Preis . Gesucht werden Frauen, die das Verständnis für die besondere Situation der Frau im Sport, die Notwendigkeit einer partnerschaftlichen Entwicklung in der Sportorganisation durch ihren Einsatz in der Verbands- oder Vereinsführung fördern. Der Preis ist mit 3000 Mark dotiert, die zweckgebunden für die Frauenarbeit verwendet werden sollen. Bewerbungen müssen formlos über Vereine oder Verbände an die zuständige Frauen-Vertreterin des jeweiligen Sportkreises oder Sportverbandes gerichtet werden, die die Bewerbung kommentiert bis zum 24. Mai an den LsbH gibt.

Frauen-Fußball-Oberliga: Spitzenspiel am Samstag Karten noch nicht aufgedeckt Titelanwärter Flörsheim und Wölfersheim übten Zurückhaltung

SV 09 Flörsheim (20:2 Punkte) gegen TSG Wölfersheim (19:3) lautet der große Schlager der Frauen-Fußball-Oberliga Hessen, der am Samstag (16.30 Uhr, Opelbrücke) steigen soll. Bei ihren "Arbeitssiegen" (Wölfersheims 3:0 gegen Schlußlicht Münchhausen ist nicht höher einzuordnen als das 3:1 des Main-Taunus-Vertreters gegen die TSG 51 Frankfurt) deckten die beiden einzigen Titelanwärter im Amateur-Oberhaus ihre Karten nicht richtig auf.

Enttäuschend war auch die Vorstellung der Spvgg. 1910 Langenselbold, die 1:3 beim FSV 08 Schierstein unterlag und den Wiesbadener Stadtteilverein als Rangfünfter passieren lassen mußte. Gegen den FSV DJK Schwarzbach (Samstag, 16 Uhr, Hinser Brühl) fordert Trainerin Jutta Bittner Wiedergutmachung, sonst droht im Endklassement Rang sechs.

TSG Wölfersheim - TSV Münchhausen 3:0 (1:0). Nach der fast viermonatigen Winterpause knirschte es im TSG-Getriebe. Die Mannschaft rannte gegen den biederen Tabellenletzten unablässig an, zeigte aber im Abschluß gravierende Mängel. Lediglich Martina Sauer (26.) "versüßte" den etwa 80 Fans den Nachmittag. Sie hatte nach mehreren TSG- Versuchen von der Strafraumgrenze aus getroffen. Jutta Roth sah nach ihren vergeblichen Bemühungen fast schon Rot, nach 55 Minuten wurde sie vom Trainer erlöst. Manuela Hennig bedankte sich für das Vertrauen von Trainer Michael Sauer und markierte nur zehn Minuten nach ihrer Einwechslung die Entscheidung. Löflath stellte mit einem Strafstoß (an der ebenfalls erst eingewechselten Bianca Feuerbach verursacht) den Schlußstand sicher.

Auffallend: Etwa zehnmal tappten die Wölfersheimerinnen in die Abseitsfalle der Gäste. Mandy Goodyear machte gute Miene zum bösen Spiel, sie mußte in der Tat keinen einzigen Ball abwehren. "Flörsheim kommt für uns möglicherweise zu früh", blickt Abteilungsleiterin Rosemarie Stösser eher skeptisch dem Schlager entgegen. TSG WÖLFERSHEIM: Mandy Goodyear - Monika Magin - Michelle Marks, Bettina Metzger, Heike Eberhardt - Martina Sauer, Kirsten Mattern, Carmen Bilkenroth, Claudia Löflath - Jutta Roth (55. Manuela Hennig), Ilka Sämann (41. Bianca Feuerbach). - TORE: 1:0 Martina Sauer (26.), 2:0 Manuela Hennig (65.), 3:0 Claudia Löflath (76./FE). - SCHIEDSRICHTER: Englert (Schwalheim) - ZUSCHAUER: 80. FSV 08 Schierstein - Spvgg. 1910 Langenselbold 3:1 (1:0). Das größere Engagement gab den Ausschlag zugunsten der Gastgeberinnen. Zudem mußten Peggy Krebs (25.) und Alexandra Fuchs (39.) nach ungeahndeten Foulspielen verletzt ausscheiden. Schiedsrichter Bleutge erging sich in der hektischen und auf niedrigem Niveau stehenden Partie in Diskussionen mit Zuschauern und Spielerinnen. Dies gipfelte in einer roten Karte für Ina Schneider (65.), welche sich die "dummen Beleidigungen" verbat, nachdem sie vom Mann in Schwarz als "Null" bezeichnet worden war. Nahe Null kam die Leistung der Gäste, die nach einer Stunde mit 0:3 im Rückstand lagen, ehe Gabi Prasse angeschossen wurde und der Ball zum Anschlußtreffer ins Netz prallte (62.). Spielertrainerin Jutta Bittner war von ihrer Mannschaft maßlos enttäuscht und muß zunächst auf Peggy Krebs (Kapselprellung), Alexandra Fuchs (Bänderdehnung) und Ina Schneider verzichten. SPVGG. 1910 LANGENSELBOLD: Carmen Wicklein - Wencke Häuser - Alexandra Fuchs (40. Jutta Bittner), Peggy Krebs (25. Ramona Starke) - Gabi Prasse, Ute Schneider, Pia Meyer, Ina Schneider - Ilka Schmitt, Sabine Hof, Kirsten Bellof. - TORE: 1:0 Iris Hilbrecht (35.), 2:0 Michaela Haller (51.), 3:0 Inta Graß (60.), 3:1 Gabi Prasse (62.). SCHIEDSRICHTER: Bleutge (Ennerich) ZUSCHAUER: 80. ppa

Zweite Basketball-Bundesliga Glauben an die eigene Stärke wiedergefunden

Langen - Lich 83:66 (45:32)

Wenngleich der primäre Sinn und Zweck der Aufstiegsrunde zur ersten Basketball-Bundesliga der Männer spätestens seit dem Wochenende erfüllt ist, weil durch Bayreuths Sieg in Baunach die Franken als Rückkehrer ins Oberhaus feststehen, so ist es den übrigen Mannschaften doch eine Ehrensache, bis zum letzten Spieltag ihre Tauglichkeit für höhere Aufgaben zu beweisen. Das gilt um so mehr, wenn es bei einem Aufeinandertreffen wie jenem zwischen dem TV Langen und dem TV Lich auch um die regionale Vormachtstellung geht. Die Langener waren sich den 83:66(45:32)- Sieg gewissermaßen selbst schuldig, hatten sie doch nach vier Niederlagen in Folge doch schon fast den Glauben daran verloren, doch noch siegen zu können.

Den Grundstein zum Erfolg legten die Gastgeber zwischen der 8. und 15. Minute, als Langen die Sechs-Punkte-Differenz auf 35:27 ausbaute. Nachdem Lich in der 33. Minute auf 58:61 herangekommen war, zogen die Langener in den folgenden vier Minuten zum entscheidenden 74:60 davon. Zum Sieg steuerten Sillman (20), Heinichen (16), Greunke und Krull (je 14) zweistellige Punktezahlen bei. rs

Ergebnisse und Tabellen

Ergebnisse und Tabellen

HANDBALL BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Männer: SG Bruchköbel - TV Gelnhausen II kampflos für Bruchköbel, TG Dörnigheim - TuS Nieder- Eschbach 20:14, HSV Götzenhain - TV Altenhaßlau 18:15, TV Petterweil - TGS Niederroden 13:17, VfL Goldstein - BSC Kelsterbach 20:17, SG Nied - TSG Ober-Eschbach 20:25.

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SV Dreieichenhain - TV Eschersheim 14:12, SG Dietzenbach - TuS Nieder-Eschbach 14:12, HSV Götzenhain - FTG Frankfurt 10:9, TV Niedermittlau-Artemis Sport Frankfurt 17:15, FT Dörnigheim - TSG Neu-Isenburg 16:11, SG Wehrheim/Obernhain - Dietesheim/Mühlheim 12:8.

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: HC Friedrichsdorf - SG Wehrheim/Obernhain 20:18, TV Langenselbold - FTG Frankfurt 22:15, TV Kesselstadt - Eintracht Frankfurt 19:22, SV Seulberg - TSG Oberursel 12:26, TG Hainhausen - SG Dietzenbach 18:10, TuS Zeppelinheim - TG Hanau 17:22.

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: SV Erlensee - TV Bad Vilbel 17:11, TV Gelnhausen - Spvgg. Bad Homburg 15:10, VfL Goldstein - SG Hainburg 9:16, TG Hainhausen - SKG Sprendlingen 8:9.

Die kürzeste Oper der Welt dauert vier Minuten

In der walisischen Stadt Cardiff soll am kommenden Wochenende die kürzeste Oper der Welt aufgeführt werden. Wie die britische Zeitung The Independent am Sonntag berichtete, soll das Werk etwas weniger als vier Minuten dauern. Das Blatt durfte als einziges Medium an den Proben für das Musikstück teilnehmen.

Die Oper "Sands of Time" handelt von den Streitigkeiten eines Paares beim Frühstück. Auf dem Höhepunkt des Konflikts kommt der Vertreter einer Lotteriegesellschaft, der den beiden Hauptdarstellern einen Millionengewinn ankündigt. Die Musik der Oper erinnert nach Angaben des Independant zumindest in den "ersten eineinhalb Minuten" an Verdi und Rossini.

"Sands of Time" weist mit einer Ouvertüre, mehreren Arien, Rezitativen und einem neunsekündigen Finale alle Merkmale einer Oper auf. Die Sopranistin Rhian Owen, die die Ehefrau darstellt, räumte jedoch ein, daß die Kürze des Stücks den Sängern kaum Zeit lasse, sich in die Rolle einzufinden. (AFP)

E.Heller an ALLE

Mitteilung Telefon

Leider ist mein Telefon kaputt. Wenn man mich anruft, klingt es so, als ob niemand abnimmt. Bitte versuchen sie mich ggf. per Combox oder per Telegramm zu erreichen. Ich hoffe, es wird in ein bis zwei Tagen repariert...

Gruß von Edith Heller

Eishockey "Löwen" treffen auf Landsberg Bad Tölz noch abgefangen / Frankfurt - Wedemark 11:5

Die Frankfurter "Löwen" dürfen am nächsten Freitag schon mal Bundesligaluft schnuppern. Im Stadion des Erstligisten ESV Kaufbeuren spielen sie gegen den EV Landsberg das erste von zwei Spielen um den Aufstieg in die Zweite Liga. Die Landsberger machten am letzten Spieltag in der Eishockey-Oberliga Süd durch einen 6:3-Sieg über den TSV Peissenberg noch das Rennen gegen den EC Bad Tölz, der sich auf eigenem Eis dem TSV Erding mit 3:5 geschlagen gab. Am Gruppensieg der Frankfurter bestand seit zwei Wochen kein Zweifel mehr.

Die "Löwen" bestätigten ihn eindrucksvoll am Sonntag, indem sie den ESC Wedemark, wochenlang ihr einzig ernsthafter Verfolger, mit 11:5 (3:4, 3:1, 5:0) besiegten. Die Frankfurter Torschützen in dem temporeichen "Freundschaftsspiel mit Herz", so Gästetrainer Kevin Gaudet, waren vor 7000 Zuschauern Schaal, Erhardt (je 2), Thornbury, Zajic, Wolf, Jaufmann, Thom, Scholz und Zimlich.

Die Reise nach Kaufbeuren wirft beim Organisationsstab des Frankfurter ESC nun vermutlich mehr Probleme auf als bei Trainer Toni Forster, der noch vor Bekanntwerden des Endstands im Süden für jeden Fall für Freitag die Favoritenrolle übernahm. Bei der Geschäftsstelle des FESC, so die am vergangenen Freitag in der Ostendstraße vorgenommene Zählung, liegen nicht weniger als 4771 Kartenbestellungen für das Auswärtsspiel am Freitag vor. Der EC Bad Tölz hätte dem Gegner mindestens 3900 Eintrittskarten zur Verfügung gestellt, in Kaufbeuren werden nur 3200 Plätze für die Gäste aus Frankfurt freigehalten. Mit den 2520 in drei Sonderzügen und 720 mit den von den Fanklubs gecharteten Bussen nach Bayern reisenden Anhängern ist diese Kapazität schon erschöpft. Und auch für den einen Löwen-Fan, der die Mannschaft schon zum Punktspiel nach Bremerhaven per Fahrrad begleitet hatte, wird die Reise auf seinem Drahtesel nach Bayern wohl nicht vergeblich sein. Leidtragende sind die Mehrheit der 1200 Besteller von Karten, die die Fahrt auf eigene Initiative unternehmen wollen. Vermutlich werden an diesem Montag viele der im Großraum München lebenden Bekannten, Verwandten und Geschäftsfreunde der Frankfurter Eishockey-Fans an den Vorverkaufsstellen des EV Landsberg zu retten versuchen, was noch zu retten ist. Für das Rückspiel werden aber keine verschlungenen Wege zum Ziel führen. Die Begegnung am Sonntag in der Eissporthalle ist ausverkauft. Sim.

Kleine Berichte

Zweite Eishockey-Bundesliga Mit Pöpels Schuß kam der "plötzliche Tod"

Nauheim - Riessersee 4:3 n.V.

In einem hochdramatischen Spiel bewahrte Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim im "Abstiegsendspiel" auf eigenem Eis gegen den SC Riessersee die hauchdünne Chance auf den Klassenerhalt. Nach der 4:6-Niederlage am Freitag siegten die Hessen am Sonntag vor 3800 Zuschauer erst in der Verlängerung, dem sogenannten "sudden death", mit 4:3. Nach der normalen Spielzeit hatte es noch 3:3 (2:1, 1:1, 0:1) gestanden.

Die Nauheimer lagen durch Tore von Barczikowski, Pöpel und Michel bei einem Gegentor von Kißlinger (11.) bereits mit 3:1 in Führung, ehe ihnen die Puste ausging. Riessersee schaffte noch durch Baron und nochmals Kißlinger elf Minuten vor Schluß den Ausgleich. In der Verlängerung war es Ralph Pöpel in einem seiner letzten Spiele, der einen der wenigen Konter der schon müden Nauheimer mit einem fulminanten Schuß ins Dreieck zum alles entscheidenden Treffer markierte.

Danach stürmten die EC-Fans das Eis - aber Riessersee hat aufgrund des Heimvorteils die besseren Karten. Am Dienstag kommt es bereits zur nächsten Begegnung im Garmischer Olympiastadion. Dort muß der EC dann auf seinen torgefährlichen Stürmer Paschek (Innenbandabriß) verzichten. Jo

Impressionen von einer Reise durch Peru

BAD SODEN. Ein bißchen von der dünnen Luft im Andenhochland schnuppern, Blicke von der einzigartigen Landschaft Perus einfangen und vom Leben der Einheimischen hören - das können Caféhausbesucher in der Unterkirche von St. Katharina beim Kaffeenachmittag am Sonntag, 21. März, von 15 Uhr an. Versierter "Reiseführer" durch den Andenstaat ist der Oberurseler Martin Liepach, der seine Impressionen und Erlebnisse in Wort und Bild schildern wird. ana

Altenhainer Kindergarten organisiert Flohmarkt

BAD SODEN. Kinderkleidung und Spielzeug für ihre Sprößlinge können Mütter und Väter günstig erstehen: beim Flohmarkt des städtischen Kindergartens Altenhain am Samstag, 27. März, von 14 bis 17.30 Uhr im Kindergarten, Kastanienhain 31. Wer gut erhaltene Kindersachen zu Hause hat, kann sich gleich selbst am Flohmarkt beteiligen.

Elternbeirat und Kindergartenleitung werden die Sachen zentral sammeln. Wer verkaufen möchte, bekommt eine Nummer, mit der die Waren inklusive der jeweiligen Preisvorstellung gekennzeichnet werden müssen. Auskünfte geben Beatrix Ehlers, Telefon 0 61 74 / 2 28 78, und Martina Schneider, Telefon 0 61 74 / 2 41 23. 20 Prozent des Erlöses sind als Spende für den Kindergarten vorgesehen. ana

MKW-Berater geben Tips für das Energiesparen

BAD SODEN. Wie umweltbewußte Hausfrauen und -männer im Haushalt Energie sparen oder Heizung und Wärmedämmung optimieren können, erfahren die Kurstädter von Mittwoch, 24., bis Samstag, 27. März. Dann hält der Informationsbus der Main-Kraft-Werke vor der Hasselgrundhalle (Gartenstraße).

Das computerunterstützte Beratungsangebot können Bürger am Mittwoch von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr nutzen; am Donnerstag von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr; am Freitag von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr und am Samstag von 9 bis 12.30 Uhr. ana

Stadt lädt Senioren zu Touren nach Boppard ein

BAD SODEN. Gelegenheit, aus den eigenen vier Wänden rauszukommen, bietet die Stadtverwaltung allen Seniorinnen und Senioren mit zwei Tagesausflügen am 25. und 26. Mai. Ziel beider Fahrten ist Boppard am Rhein.

Erst geht's rund anderthalb Stunden per Bus nach Rüdesheim und von dort weiter mit dem "Traumschiff MS Rheingold", das nach etwa zweieinhalb Stunden am Hafen von Boppard anlegt. Dort können die Ausflügler die Stadt auf eigene Faust erkunden oder eine der Extratouren wählen, etwa die Stadtrundfahrt mit dem Rheinexpress oder die Sessellift- Tour zum Vierseenblick. Um 15 Uhr startet die "MS Rheingold" nach Kaub, wo Busse für die Rückfahrt bereitstehen.

Im Preis vom 35 Mark sind die Bus- und Schiffahrten, ebenso das Mittagessen und Kaffeetrinken auf dem Schiff enthalten. Wer mitfahren möchte, sollte sich schnellstmöglich im Kulturamt, Paulinenschlößchen, Kronberger Straße 1, Telefon 0 61 96 / 208-256, anmelden. ana

Rudolf Kaltenbachs Skulpturen kommen in der umgebauten Zehntscheuer gut zur Geltung Alles ist in Bewegung

Silvia Fohrer zeigt Bilder

HOCHHEIM. Das Auge sieht kalten Marmor und Granit, der Verstand sagt "hart und scharfkantig", doch die Hand fühlt "weich, sanft und rund". Das Auge sieht glatte Kugeln, balancierend auf winzigem, planem Untergrund, den nur wenige Zentimeter von spiegelglatten schiefen Ebenen trennen. Der Verstand alarmiert "Zerbrechlichkeit", ein Windstoß, warnt er, genügt, das Objekt einstürzen zu lassen. Wieder gerät der Geist in Konfusion: Kugel und Untergrund sind aus massivem Stein, dessen Schwere doch unverrückbare Standhaftigkeit garantiert. Der Widerstreit zwischen Sinneseindrücken und der Erfahrungswelt des Verstandes erzeugt jene Spannung, die die formvollendete Harmonie der Steinskulpturen des gebürtigen Hochheimers Rudolf Kaltenbach abheben von der Oberflächlichkeit belangloser Ästhetik eines Designobjektes. Ausgestellt zur Zeit in der zum Künstlerhaus umgebauten Zehntscheuer in Massenheim.

Form und Inhalt gehören in Kaltenbachs Arbeiten zusammen, bedingen und erklären sich. In die schließt sich auch der Künstler ein, indem er seine Aussage untrennbar mit dem Schaffungsprozeß verschmilzt. Kaltenbach lehnt jeden Maschineneinsatz ab, haut, schneidet und schleift den Stein präzise mit eigener Hand und gibt ihm in mühseliger, zeitaufwendiger Arbeit die gewünschte Form. Der Enstehungsprozeß ist gleichsam Thema: Bewegung, Zerbrechlich- und Verletzlichkeit, aber auch Einklang und zugleich Aufbegehren gegen Konformität und (Natur-)Gesetze.

In der historischen Zehntscheuer haben die Arbeiten einen idealen Ausstellungsort gefunden. In einjähriger Bauarbeit schufen Gudrun und Karl H. König mit viel Glas, weißem Steinboden und weißgetünchten Wänden einen lichtdurchfluteten, offenen Kunstraum, ohne den historischen Charakter des Gebäudes zu zerstören. Im Gegenteil. Die Bausubstanz erhielt ganz bewußt eine neue, zusätzliche Funktion: Das freigelegte Dachgebälk im nachträglich eingezogenen Obergeschoß dient nicht nur als Gerüst, sondern auch als optischer Raumteiler.

Ein zentrales Motiv der gezeigten Arbeiten von Rudolf Kaltenbach läßt sich somit nahtlos auch auf den Ausstellungsraum übertragen: Alles ist in Bewegung, Leben heißt Veränderung und Auflehnung gegen das Bestehende, was ständig neue, den Umständen angepaßte Funktionen mit sich bringt. Eine Aussage, die in älteren, Mitte der 80er Jahre entstandenen Arbeiten Gestalt wurde. Besonders in den Torsomotiven: Die um Arme und Kopf beraubten Körper bilden eine neue, eigenständige Form, die mit der traditionellen Bedeutung von Körperlichkeit nichts gemein hat. Kaltenbach erklärt sein Torsomotiv mit dem "seiner Ganzheit beraubten Menschen des 20. Jahrhunderts, dem Opfer der Technik, der technisierten Kriegsführung oder ganz allgemein des Anti-Individualismus". Neue Inhalte bestimmt der Wahl-Berliner auch mit Kopf-Skulpturen: Seine Punk- Schädel haben Schrauben und Nägel als Steh-Haare auf dem Kopf, tragen einen Schlüsselbund als Ohrring oder eine Fahrradkette um den Hals - Fundstükke, die in neuer Anordnung neue Funktion erhalten und gleichsam die Auflehnung gegen Lebensformen symbolisieren. Kontrast, Widerspruch, Gegensatz erzeugt Kaltenbach auch mit dem Material: Der Grundstoff ist zerbrechliches Glas oder Porzellan, dem er mit robusten Teer- oder Metallglasuren die Zerbrechlichkeit nimmt: Sinnbild für den Menschen in seiner Verletzlichkeit, seinen Ängsten, die er versteckt und schützt - Kaltenbach "verschanzt" einige seiner Köpfe sogar hinter Visieren, macht sie gesichtslos - Schutz durch Anonymität.

Bewegung und Körperlichkeit sind auch Themen von Silvia Fohrers Bildfolge, die ebenfalls in Massenheim zu sehen ist und mit dem Werk Kaltenbachs korrespondiert. Alle Bilder sind in gleicher, begrenzter Farbpalette gearbeitet und bilden so eine Einheit. Körperlichkeit entsteht durch Form und Farbe: Das gewässerte Papier wellt sich zum Relief, verstärkt durch Deckweiß. Als Kontrast suggerieren lasierend aufgetragene Farben, die die Spur der Pinselhaare sichtbar lassen, Transparenz und Bewegung.

Die Werke sind bis 21. April im Künstlerhaus König donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr zu sehen. ANITA STRECKER

Trotz des Sieges des EC Bad Nauheim gegen Rießersee: Wenig Raum für Optimismus Müde Leistungsträger / Weiter Weg zum Klassenerhalt

Der Jubel kannte keine Grenzen, nachdem der 38jährige Routinier Ralph Pöpel mit einem knallharten Schuß ins Dreicek in der Verlängerung des Eishockey-Krimis dem Altmeister SC Rießersee den "Plötzlichen Tod" (Sudden-Death) bereitete. Nach dem 3:3 nach der normalen Spielzeit im zweiten "Abstiegsendspiel" wußte jeder der 3800 Fans: Schießt Rießersee das nächste Tor und erreicht nach dem 6:4 im Garmischer Olympiastadion den zweiten Sieg, kann der EC endgültig den Klassenerhalt abschreiben. "Dann wären wir am Dienstag in Garmisch vorgeführt worden, jetzt gibt es noch eine Außenseiterchance und zumindest ein zweites Heimspiel am Freitag", resümierte der kurzfristig eingesprungene Trainer Ricki Alexander.

Während die Fans das Eis stürmten, ihre Euphorie gemeinsam mit dem neuen Mäzen Norbert Metzler freien Lauf ließen, kehrte "Nothelfer" Alexander schnell auf den Boden der Realitäten zurück. "Es ist noch ein Riesenweg bis zum Bezwingen des SC Rießersee. Unsere Leistungsträger sind todmüde, allen voran meine Landsleute Latta und Poddubny. Nun macht sich bemerkbar, daß der EC oft nur mit zwei Reihen in der langen Saison spielte". Für das dritte Spiel am heutigen Dienstag (19.30 Uhr) im Garmischer Olympiastadion bleibt angesichts des Kräfteverschleißes nur wenig Raum für Optimismus. Immerhin kann der für das Sonntagsspiel gesperrte Verteidiger Volker Lindenzweig wieder mitmischen.

Angesichts des Kräfteverschleißes hatte der neue Sponsor Travimpex ein Einsehen, spendierte dem ausgelaugten Team einen Flug nach München. Dort trifft man sich mit Ricki Alexander, der von Zürich aus einfliegt. "Ich kann und will das Team nicht im Stich lassen, stehe auch noch bis zum Schluß hinter der Bande", legte sich Alexander fest. Immerhin brachte der Kanadier bereits jetzt das Glück und den Erfolg in die Badestadt zurück, der Erfolg gegen Rießersee bringt dem noch in Konkurs spielenden Club ein zweites Heimmatch und damit mindestens 50 000 Mark weitere Einnahmen. jo

Les Aspin sieht Start-Verträge in Gefahr

WASHINGTON, 15. März (AP). Ein Sieg der reformfeindlichen Kräfte bei dem gegenwärtig in Rußland ausgetragenen Machtkampf zwischen Präsident Boris Jelzin und dem Parlament könnte Abrüstungsvereinbarungen gefährden und eine Erhöhung der Militärausgaben der USA nach sich ziehen. Diese Auffassung vertrat US-Verteidigungsminister Les Aspin am Sonntag im Fernsehsender NBC. Es sei "ohne Frage", daß der künftige US-Verteidigungsetat vom Ausgang des Ringens Jelzins mit dem Volksdeputiertenkongreß um die Vorherrschaft im Land abhänge. Sowohl das Schicksal der mit Rußland vereinbarten Start-Verträge über den Abbau von Atomraketen als auch die US-Außen- und -Verteidigungspolitik hingen davon ab, ob in Moskau "letztlich die Reformer oder die Reaktionäre triumphieren".

. . . und außerdem Wenn Kaulquappen zu Fröschen werden

Unter den Wissenschaftlern der zweiten deutschen Weltraummission D 2 macht sich langsam Unmut breit: Die nun schon fast vierwöchige Startverzögerung des bemannten Flugs ins All bringt einige der in jahrelanger Arbeit minuziös geplanten Experimente ins Wanken. "Wir warten täglich auf das endgültige Okay der NASA. Das kostet einfach Nerven", beschreibt Manfred Keller, Projektwissenschaftler von D 2 bei der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln, die Stimmung.

Eigentlich sollte es schon am 25. Februar losgehen. Doch die Raumfähre "Columbia" mit den beiden deutschen Astronauten Hans Schlegel und Ulrich Walter sowie ihren fünf US-Kollegen wird nach derzeitigem Terminplan wohl kaum vor dem kommenden Wochenende von Cape Canaveral aus abheben. "Wir sind nur die Gäste in Amerika, die Prioritäten setzt die NASA", sagt der Sprecher des DLR-Kontrollzentrums Oberpfaffenhofen, von wo aus der neuntägige Flug ins All unter deutscher Regie gesteuert und geleitet wird. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der NASA-Buchführung, Wartungsproblemen an der "Columbia" und Terminschwierigkeiten mußte der Start mehrfach verschoben werden.

Das Warten auf das Abheben der Raumfähre hat vor allem auf die zeitgebundenen Experimente aus den Bereichen Biologie und Physik erhebliche Auswirkungen. So mußten die Wissenschaftler in den vergangenen Wochen immer wieder ganze Generationen von Kaulquappen in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien heranzüchten, um jederzeit frisch schlüpfende Amphibien für die Expedition in die Schwerelosigkeit parat zu haben. Die Frosch- und Fischlarven sollen ihre ersten Lebenstage unbedingt im Weltraum verbringen, wo sie unter ständiger Beobachtung stehen. Die Experten erhoffen sich davon neue Erkenntnisse über die Anpassungsfähigkeit der Sinnesorgane von Wirbeltieren - und damit auch des Menschen - an veränderte Umweltbedingungen.

Problematisch kann es auch für die vielen biologischen Versuche mit pflanzlichen und tierischen Zellkulturen, Bakterien, Sporen und Flüssigkeiten werden, die meist nur eine begrenzte Lebensdauer haben und bis zum tatsächlichen Start voraussichtlich ausgetauscht werden müssen. Auch die Gartenkresse, die die sieben Astronauten in einem Glasgefäß mitnehmen, zähle zu dem "kurzlebigen Material der D 2-Mission", erläutert Keller. Die Wissenschaftler sollen herausfinden, warum die Wurzeln der Pflanze unter Schwerelosigkeit "in alle möglichen Richtungen ausschlagen".

Und noch eine Schwierigkeit bereitet den Wissenschaftsteams reichlich Kopfzerbrechen: der chemische Austausch von Testflüssigkeiten und den Behältern, in denen sie aufbewahrt werden. So kann sich beispielsweise Gummimaterial im Laufe der Zeit so verändern, daß es Zellkulturen abtötet. Selbst von den Oberflächen der Glasbehälter, in denen Wasser abgefüllt sei, könnten sich Natriumionen loslösen und somit den Ausgang eines Experiments gefährden, schildert Keller die Befürchtungen der Expertenteams, die die Mehrzahl der insgesamt 90 Versuche am Boden parallel zu den Tests im All durchziehen, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten.

"Natürlich gibt es einen Maßnahmenplan, der festlegt, nach wieviel Tagen Verzögerungen bestimmte Materialien unbedingt ausgetauscht werden müssen", sagt der Projektwissenschaftler. So bestehe die Anordnung, nach 14, 28 und 60 Tagen Startverschiebung "konkrete Aktionen durchzuführen". Diese reichten vom einfachen Wiederaufladen von Akkus, die ihre Batteriekapazität verloren haben, bis hin zum kompletten Austausch von beweglichen Teilen im Weltraumlabor wie Pumpen oder Tonbandgeräten. "Wenn das Spacelab am 21. März noch nicht gestartet sein sollte und der Termin sich eventuell noch weiter bis zum 25. März verzögert, dann werden eine Menge Aktionen notwendig."

BERRIT GRÄBER (AP)

Bosnier stimmen gegen Genfer Friedensplan

SARAJEWO, 15. März (AP/dpa). Rund ein Drittel der Abgeordneten des bosnischen Parlaments hat den Genfer Friedensplan für Bosnien-Herzegowina zurückgewiesen und auf einer Sitzung in Sarajewo statt dessen einem Entwurf von Präsident Alija Izetbegovic zugestimmt.

Unterdessen harrt UN-General Philippe Morillon am Montag den vierten Tag in der von serbischen Verbänden eingeschlossenen ostbosnischen Stadt Srebrenica aus, deren Lage er als "verzweifelt" beschrieb. Neben Srebrenica lag auch Konjevic Polje unter serbischem Dauerfeuer.

Die 30 bosnischen Parlamentarier stärkten mit ihrem Votum die Position Izetbegovics bei den New Yorker Friedensgesprächen für Jugoslawien, die am Dienstag fortgesetzt werden sollen. Die übrigen zwei Drittel der Abgeordneten waren von Serben an der Einreise nach Sarajewo gehindert worden. Sie wollen in Zenica zusammentreffen, um die Vorschläge Izetbegovics zu erörtern. Der Plan des bosnischen Präsidenten sieht unter anderem einen Kriegsverbrecherprozeß, die Zahlung von Reparationen an den bosnischen Staat sowie das Recht der Flüchlinge auf Wiederansiedelung in ihrer Heimat vor.

Vor der Annahme der Vorschläge von Izetbegovic hatten die Parlamentarier über den Genfer Friedensplan der Vermittler von EG und UN, David Owen und Cyrus Vance, diskutiert, der im Kern die Aufteilung des Landes in zehn Provinzen vorsieht, von denen drei serbisch sein sollen. Im Rundfunk sagte Izetbegovic, es bestehe die Möglichkeit, daß seine Regierung eine veränderte Version des Vance- Owen-Planes akzeptiere.

Morillon will mit seinem Aufenthalt in Srbrenica erreichen, daß die Serben humanitäre Hilfe in die Stadt lassen und daß UN-Beobachter in Ostbosnien stationiert werden können. In einem Funkgespräch mit dem bosnischen Vizepräsidenten Ejup Ganic sagte er, die Situation in der Stadt, in der sich 80 000 Menschen aufhalten, sei "verzweifelt".

Unterdessen erhob ein Arzt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Vorwurf, serbische Milizionäre schössen auf Zivilpersonen und UN-Soldaten. Wie Simon Mardell von der WHO in Zagreb berichtete, hat er dieses Verhalten insbesondere bei der Blockade des UN-Konvois vor Konjevic Polje beobachtet.

Auch in der Nacht zum Montag hat die US-Luftwaffe ihre Luftbrücke nach Bosnien-Herzegowina fortgesetzt, wie ein Militärsprecher mitteilte. Bei dem 15. Einsatz warfen sechs Frachtmaschinen des Typs Hercules C-130 42,8 Tonnen Lebensmittel und medizinisches Material über der ostbosnischen Stadt Zepa ab. Die Maschinen, die von der US-Air-Base auf dem Frankfurter Flughafen gestartet waren, kehrten ohne Zwischenfälle zurück.

Ein Teil der Care-Pakete, die an Fallschirmen niedergingen, stammte aus Großbritannien und Norwegen. Seit Beginn der Hilfsaktion am 1. März wurden schon 460 Tonnen Lebensmittel und 16 Tonnen medizinisches Material in das Kriegsgebiet geflogen.

Serbische Einheiten haben auch am Montag morgen ihre Offensive im Norden und Osten Bosniens fortgesetzt. Das berichtete der bosnische Rundfunk. In der Nacht auf Montag geriet die Stadt Gradacac in Nordbosnien unter schweren serbischen Artilleriebeschuß. Der Sender berichtete außerdem von Angriffen auf die moslemische Enklave im Osten Bosniens, Konjevic Polje. Dort sollen die Serben auch ihre Luftwaffe und Giftgas eingesetzt haben.

In Srebrenica, wo die moslemischen Bewohner eingeschlossen sind, sterben die Menschen täglich an Hunger, Erschöpfung und Krankheiten. Das berichtete ein Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zagreb. Die US-Hilfe aus der Luft reicht nach diesen Informationen lediglich für den minimalen täglichen Bedarf jedes vierten Flüchtlings in der Stadt.

Geiselnehmer gegen Hilfe für Nicaragua

SAN JOSÉ, 15. März (AP). Die Geiselnehmer in der nicaraguanischen Botschaft in Costa Rica haben am Sonntag neue Forderungen gestellt: Die drei Schwerbewaffneten verlangen von den USA und anderen westlichen Staaten, daß sie ihre Hilfe für Nicaragua auf Eis legen. In einem Kommuniqué der Besetzer hieß es: "Wir fordern die Regierung von Bill Clinton, Kanada und die Europäische Gemeinschaft auf, die Wirtschaftshilfe für Nicaragua auszusetzen." Dies solle so lange gelten, bis eine Untersuchung der Behandlung früherer Contrarebellen durch die Regierung von Präsidentin Violeta Chamorro abgeschlossen sei. Die Besetzer gelten als entschiedene Gegner der Sandinisten in Nicaragua und der Zusammenarbeit von Chamorro mit den Sandinisten. Sie waren am vergangenen Montag in das Gebäude eingedrungen und halten 16 Menschen in ihrer Gewalt.

Dresdner Weiße Flotte ganzjährig auf Fahrt

DRESDEN, 15. März (AP). Die Dresdner Weiße Flotte soll am 27. März in ihre erste Saison als privatisiertes Unternehmen starten. Klaus Hildebrand, Geschäftsführer der Sächsischen Dampfschiffahrts- GmbH, sagte am Montag in Dresden, sie werde künftig auch im Winter zwischen Meißen und Bad Schandau auf der Elbe verkehren. Der Geschäftsführer der ältesten Flußdampfer-Flotte Deutschlands, die als einzige noch mit Schaufelraddampfern aus dem vorigen Jahrhundert fährt, rechnet mit 500 000 Fahrgästen in diesem Jahr.

Deutscher Journalist erschossen

ZAMBOANGA, 15. März (AP). Nach dem Mord an dem deutschen Journalisten Günter Weese hat sich der philippinische Präsident Fidel Ramos direkt in die Ermittlungen eingeschaltet. Der Staatschef sagte am Montag in der Hauptstadt Manila, er habe die Behörden angewiesen, den Fall vordringlich zu behandeln, damit die Täter so schnell wie möglich verhaftet werden könnten. Einen Tag nach den tödlichen Schüssen in der südphilippinischen Stadt Zamboanga war das Motiv weiterhin unklar. Nach Polizeiangaben hielten sich der aus Stocksee bei Lübeck stammende Weese und seine Frau in Zamboanga auf, um einen sechs Jahre alten Jungen zu adoptieren, dessen Eltern sie 1986 bei einem Besuch auf den Philippinen kennengelernt hatten.

Südkorea kappt Nordkontakte Reisen und Investitionen verboten / Kommunisten verweigern Visa

SEOUL, 15. März (AP/Reuter). Die südkoreanische Regierung hat am Montag alle Geschäftsverbindungen mit Nordkorea untersagt. Die Verfügung bleibe in Kraft, bis die kommunistische Regierung in Pjöngjang ihre Kündigung des Atomwaffensperrvertrags zurücknehme, teilte Präsident Kim Young Sam in Seoul mit. Das Verbot schließt Geschäftsreisen und Investitionen ein. Nach Angaben Kims bat Südkorea die Regierungen Rußlands, Chinas und andere Länder, ihren Einfluß geltend zu machen, damit Nordkorea wieder dem Sperrvertrag beitritt.

Die Regierung Kims hatte wenige Tage vor der Austrittserklärung Pjöngjangs das Verbot der Geschäftsreisen nach Norden aufgehoben und damit Hoffnungen auf eine Belebung des innerkoreanischen Handels geweckt. "Wirtschaftsaustausch, Geschäftsreisen und andere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Süd und Nord können wieder zugelassen werden, wenn Nordkorea seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag zurücknimmt und das Problem der Inspektionsprogramme löst", sagte Kim. Nordkorea hatte jüngst die Leiter mehrerer großer Konzerne aus dem Süden zur Erweiterung der Beziehungen eingeladen.

"Die Regierung wird alles tun, damit Nordkorea seine Entscheidung zurücknimmt, aus dem Atomsperrvertrag auszutreten", sagte Kim. Außenminister Han Sung Jo kündigte am Montag vor einem Parlamentsausschuß an, daß der Konflikt offiziell vor den UN-Weltsicherheitsrat gebracht werden solle. Bei einer informellen Beratung hatte sich China am Freitag dem Vernehmen nach gegen eine Nordkorea-Debatte im UN-Sicherheitsrat gewandt. Han soll nach Angaben von Regierungsberatern demnächst nach Japan, Kanada und Washington fliegen, um die Haltung Südkoreas darzulegen.

Nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass verhängte Nordkorea eine Einreisesperre für Ausländer und verfügte für Ausländer, die im Land leben, eine Beschränkung ihrer Bewegungsfreiheit. Die Konsulate im Ausland geben keine Visa mehr.

Nationaler Volkskongreß

Der seit Montag in Peking tagende Nationale Volkskongreß ist das höchste Staatsorgan Chinas. Er wird alle fünf Jahre gewählt und tritt einmal im Jahr zusammen. In den Zwischenzeiten führt sein Ständiger Ausschuß, dessen legislative Befugnisse erheblich erweitert wurden, die verschiedenen Ausschüsse des Parlaments. Die Regierung ist dem Volkskongreß rechenschaftspflichtig.

Der Versammlung gehören derzeit 2978 Abgeordnete an. Der Ständige Ausschuß hat 154 Mitglieder, darunter 19 Vizepräsidenten. Die Mitglieder des Volkskongresses werden von den Provinzparlamenten bestimmt. Der Kongreß wiederum bestimmt auch die Besetzung der Schlüsselressorts der Regierung. Die gesetzgebende Arbeit wird in Ausschüssen vorbereitet, von denen es sechs gibt: Die Nationalitätenkommission, die Gesetzeskommission, die Finanz- und Wirtschaftskommission, die Kommission für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Gesundheit, die Kommission für Auswärtige Angelegenheiten sowie die Kommission für Auslandschinesen. (AP)

Militante Sikhs legten Bomben Unabhängigkeits-Kommando bekennt sich zu blutigen Attentaten

BOMBAY, 15. März (AP). Eine Gruppe militanter Sikhs hat sich am Montag zu der Serie von Bomben-Anschlägen bekannt, bei denen drei Tage zuvor in Bombay über 250 Menschen starben und rund 1200 verletzt worden waren. In einem Anruf bei der indischen Nachrichtenagentur PTI sagte ein Unbekannter im Namen der Organisation "Kommandokräfte Khalistan", sie habe die Anschläge verübt. Die Gruppe habe der Regierung in Neu- Delhi deutlich machen wollen, daß sie entschlossen sei, ihr Ziel einer Unabhängigkeit des Unionstaates Punjab zu erreichen.

Die Polizei in Bombay hat am Montag im Zusammenhang mit den Bombenanschlägen zwei Personen festgenommen. Das gab der Polizeichef bekannt.

"Kommandokräfte Khalistan" ist eine von mehreren Untergrundgruppen, in denen Angehörige der Religionsgemeinschaft der Sikhs für die Herauslösung des von ihnen Khalistan genannten Staates Punjab aus der indischen Union kämpfen. Die Komamndokräfte sind bislang die einzigen, die in diesem Kampf auch Autobomben und Handgranaten eingesetzt haben. Im vergangenen Jahr wurden vier ihrer Anführer von der Polizei erschossen. Die englische Tageszeitung "The Independent" berichtete, daß am Dienstag zehn Experten zur Untersuchung der Anschläge in Bombay erwartet würden. Sie sollten auch mögliche Parallelen zu der Explosion im New Yorker World Trade Center ermitteln.

Nach bisherigen Erkenntnissen der indischen Behörden wurde bei den Bomben-Anschlägen der letzten Woche vermutlich aus dem Ausland stammender Sprengstoff benutzt.

In Bombay haben Sprengstoffexperten am Montag auf einem belebten Schmuck- Markt zwei weitere in Motorrädern versteckte Sprengsätze entschärft. Die beiden Bomben aus jeweils 20 Kilogramm Plastiksprengstoff hätten ausgereicht, um den gesamten Gold- und Diamantenmarkt in der Wirtschaftsmetropole in die Luft zu jagen, sagte der Chef der Polizei- Sondereinheit. Bereits am Sonntag war in der Stadt eine Bombe ebenfalls in einem Motorrad entdeckt worden.

Keating wird Queen untreu

SYDNEY, 15. März (AP). Der am Samstag in seinem Amt bestätigte australische Ministerpräsident Paul Keating ist entschlossen, die von ihm zum Wahlkampfthema gemachte weitere Loslösung von Großbritannien energisch voranzutreiben. Die Bevölkerung solle in drei Jahren über die Umwandlung Australiens in eine Bundesrepublik mit neuer Flagge und neuem Staatsoberhaupt entscheiden, sagte Keating auf der ersten Pressekonferenz nach dem Wahlsieg seiner Labor- Partei. Die Änderungen sollten spätestens im Jahr 2001 in Kraft treten.

Staatsoberhaupt der früheren britischen Kolonie ist die britische Königin Elizabeth. Mit ihrer Ersetzung durch einen gewählten Staatschef und der Entfernung des Union Jack aus der Landesflagge soll Australien nach den Vorstellung Keatings eine stärkere Entfernung von Europa und seine Hinwendung nach Asien deutlich machen.

60 Menschen verbrannt

LAGOS, 15. März (AP). Beim Frontalzusammenstoß eines Busses mit einem Kleinlaster sind im Nordosten Nigerias mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen, wie am Montag in Lagos bekannt wurde. Nach Mitteilung eines Behördensprechers war der Busfahrer am Samstag auf der Straße zwischen Kadaroko und Lafia zu schnell gefahren, als er bei einem Ausweichmanöver mit seinem völlig überladenen Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn geriet und in den Lastwagen hineinfuhr. Beide Fahrzeuge explodierten und gingen in Flammen auf, die Insassen verbrannten.

Noch mehr Tote bei dem Jahrhundertsturm 116 Menschen kamen in den USA ums Leben / Viele Vermißte / Minus 40 Grad im Staat Vermont

NEW YORK, 15. März (AP/dpa). Das Ausmaß des Jahrhundertsturms an der US-amerikanischen Ostküste ist weit schlimmer als zunächst angenommen: Wie die Behörden am Montag mitteilten, kamen mindestens 116 Menschen in den Schneemassen, Fluten oder unter den Trümmern ihrer Häuser ums Leben. Etwa ebenso viele wurden am Montag noch vermißt, darunter die 33köpfige Besatzung eines vor Neuschottland gesunkenen Frachters sowie 56 Teilnehmer eines Schulausflugs im Bergland von North Carolina.

Bei den Aufräumarbeiten wurden in zahlreichen Schneeverwehungen die Leichen von Blizzard-Opfern geborgen, zumeist alte Leute, die nur ein paar Schritte von ihrer Haustür entfernt verschüttet wurden. Die am Sonntag zunächst angegebene Zahl von 42 Todesopfern stieg im Laufe der Bergungsarbeiten immer höher. Die meisten Toten wurden aus Florida gemeldet, wo 26 Menschen ums Leben kamen. In Pennsylvania fielen 19, im Staat New York 14 und in Tennessee acht Menschen dem Sturm zum Opfer. Auch in Kuba verloren drei Menschen ihr Leben. Der Sturm war im Golf von Mexiko entstanden und dann nach Norden gezogen. In der Nacht zum Montag erfaßte er Kanada, wo vier Todesopfer gezählt wurden.

In den Great Smoky Mountains in North Carolina überraschte der Blizzard eine Gruppe von 122 Schülern und Lehrern aus Detroit bei einem Bergausflug. Bis Montag morgen konnten sich 66 von ihnen aus eigener Kraft retten, die übrigen 56 wurden noch vermißt. Ein Wildhüter teilte mit, es sei noch unmöglich, in das völlig verschneite Gebiet vorzudringen. "Wir hoffen nur, daß sie bleiben, wo sie zuletzt waren, bis wir zu ihnen kommen." Auch im Osten von Tennessee warteten den örtlichen Behörden zufolge etwa 100 Bergwanderer in einem Biwaklager auf Rettung.

Vor der kanadischen Küste sank am Montag morgen der in Liberia registrierte Frachter "Gold Bond Conveyor", der eine Ladung Gips von Halifax in Neuschottland nach Tampa in Florida bringen sollte. Von den 33 Besatzungsmitgliedern fehlte jede Spur. Wie ein Sprecher der kanadischen Streitkräfte mitteilte, sank das 160 Meter lange Schiff etwa 105 Kilometer südöstlich von Cape Sable Island. Ein Hubschrauber sichtete dort ein kieloben treibendes Rettungsboot. Bereits am Sonntag war ein Frachter aus Honduras gesunken. Dabei kamen drei Seeleute um, vier wurden noch vermißt, und drei konnten gerettet werden.

Dem Sturm folgte an der amerikanischen Ostküste bitterer Frost - im nördlichen US-Staat Vermont wurden minus 40 Grad gemessen. In der Millionenstadt New York fiel gefrierender Regen, der die Straßen mit einer dicken Eisschicht überzog. Auf den Flughäfen von Atlanta, Washington, New York, Boston und in anderen Städten normalisierte sich allmählich wieder der Verkehr.

In Behörden, Firmen und Geschäften der Hauptstadt Washington, der Finanzmetropole New York sowie in zahlreichen anderen Städten gab es am Montag morgen nur "halben" Betrieb. Tausende von Beschäftigten konnten ihre im Schnee versunkenen Häuser nicht verlassen. Schulen und Universitäten blieben vielfach ganz geschlossen. Der öffentliche Nahverkehr war ebenso wie der Betrieb auf den Flughäfen von Bosten bis hinunter nach Atlanta auch am Montag noch erheblich beeinträchtigt.

Bonn droht Ukraine Rotstift an

BONN, 15. März (AP). Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Horst Waffenschmidt, hat der Ukraine einen Stopp der für die Ansiedlung von Rußlanddeutschen vorgesehenen Gelder angedroht, falls weiterhin bürokratische Probleme die Ansiedlung verzögerten. Die deutschen Erwartungen an die Ansiedlungsmaßnahmen hätten sich bislang nicht erfüllt, sagte Waffenschmidt am Montag in Bonn. Die Bundesregierung erwarte von den ukrainischen Behörden mehr "Nachdruck und Engagement".

Für die Rückkehr von Deutschstämmigen, die unter dem Regiment Stalins aus der Ukraine ausgesiedelt wurden, hat Deutschland bereits 20 Millionen Mark ausgegeben. Für dieses Jahr sind 25 Millionen Mark vorgesehen.

Über Finnland droht Ozonloch

HELSINKI, 15. März (AP). Über Finnland droht nach Angaben des Meteorologischen Instituts in Helsinki ein Ozonloch zu entstehen. Wie ein Mitarbeiter des Instituts am Montag mitteilte, gingen die Ozonwerte in der Atmosphäre über dem skandinavischen Land im Februar um 25 Prozent zurück, eine neue Rekordmarke. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß der Ozongehalt der Atmosphäre auch im März weiter sinken werde. Es ist bereits das zweite Jahr in Folge, in dem im Februar eine Rekordabnahme von Ozon über den nordischen Ländern gemessen worden ist.

Die Ausdünnung der Ozonschicht sei möglicherweise auf tropische Luftmassen zurückzuführen, die in die nördliche Hemisphäre gelangt seien, sagte Petteri Taalas vom Finnischen Meteorologischen Institut. Die Ozonschicht filtert einen Großteil der krebserregenden ultravioletten Strahlen aus dem Sonnenlicht.

Somalier reden über Frieden

ADDIS ABEBA, 15. März (AP). Zum Auftakt der Friedensgespräche für Somalia am Montag in Addis Abeba hat der somalische Präsident Ali Mahdi Mohamed die 15 teilnehmenden Bürgerkriegsparteien dazu aufgerufen, eine Übergangsregierung zu bilden. Die Interimsregierung solle dann freie Wahlen vorbereiten, sagte er. Sein Hauptrivale, Mohamed Farrah Aidid, plädierte dafür, regionale Behörden einzurichten, die zunächst Polizeieinheiten aufbauen sollten.

Bei der Eröffnung der Friedenskonferenz rief ihr Vorsitzender, der UN-Sondergesandte für Somalia, Lansana Kouyate, die 250 anwesenden Vertreter von Bürgerkriegsparteien und Gemeinden auf, Mechanismen auszuarbeiten, um regionale und nationale Institutionen wiederherzustellen. Der äthiopische Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Gastgeber der Konferenz, Abdulmajid Hussein machte die Teilnehmer darauf aufmerksam, daß sie über ihr eigenes Schicksal entschieden.

Keine Rückgabe an Sudeten

WIEN, 15. März (AP). Der tschechische Präsident Vaclav Havel hat erneut ausgeschlossen, daß vertriebene und enteignete Sudetendeutsche ihr Eigentum zurückerhalten. Havel sagte bei einem Staatsbesuch am Montag in Wien, die Vertreibung nach dem Krieg sei eine Ungerechtigkeit gewesen. Die heutige demokratische Regierung sei entschlossen, Ungerechtigkeiten des kommunistischen Regimes wiedergutzumachen.

Sie könne jedoch nicht die Schuld einer demokratischen Regierung vor der kommunistischen Machtergreifung im Februar 1948 ausgleichen. Die damalige demokratische Regierung habe zudem mit der Unterstützung der Großmächte gehandelt. Prag sei jedoch bereit, den Dialog mit den Betroffenen zu führen und hoffe auf deren Investitionen in der tschechischen Republik.

Dreimal mehr Anwälte als 1970

BONN, 16. März (AP). In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Rechtsanwälte verdoppelt, seit 1970 sogar verdreifacht. Wie die Bundesrechtsanwaltskammer in Bonn weiter mitteilte, waren zum 1. Januar 1993 insgesamt 67 119 Rechtsanwälte im gesamten Bundesgebiet zugelassen. Das waren 4,32 Prozent mehr als im Vorjahr. In den neuen Ländern hatten zu Jahresbeginn 3945 Rechtsanwälte eine Zulassung.

Odyssee von 20 000 sudanesischen Kindern

NAIROBI, 15. März (dpa). Die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen haben in den Katastrophengebieten am Horn von Afrika schon viel Leid und Elend gesehen. Aber das Schicksal von 20 000 Jungen aus dem südlichen Sudan geht selbst dem hartgesottensten Helfer nahe. Die sudanesischen Kinder haben im Bürgerkrieg ihre Eltern verloren und irren seit Jahren auf eigene Faust in Sudan, in Äthiopien und in Kenia umher.

Auf der Flucht vor Krieg und Hungersnot haben sie Tausende von Kilometern durch Wüste, Steppe und Urwald zurückgelegt, barfuß und nur mit kurzen Hosen und zerlumpten T-Shirts bekleidet. Die ältesten sind 18, die jüngsten sieben Jahre alt. Die meisten von ihnen - mehr als 10 000 - sind auf ihrem Marsch nach nirgendwo in das Flüchtlingslager Kakuma nach Nordkenia gelangt. Die anderen leben im südlichen Sudan in Camps oder irren noch immer ziellos umher.

"Diese Jungen haben die Hölle auf Erden erlebt", berichtet Ian Lethbridge, Lagerchef von Kakuma. "Sie wurden auf ihrer Odyssee bombardiert, beschossen und von Löwen angegriffen. Oft hatten sie nichts zu essen als Gras und Wurzeln. Hunderte von ihnen sind an Hunger und Krankheiten gestorben. Einige mußten zusehen, wie ihre Verwandten vergewaltigt und ermordet wurden." Ein UN-Mitarbeiter sagt: "Bei allen Kriegen gibt es Kinder, die ihre Eltern verlieren. Aber eine so große Gruppe wie die der jungen Sudanesen findet sich nirgends auf der Welt."

Die Mehrheit der Jungen sind keine Waisen. Man nimmt an, daß ihre Eltern noch leben. Wie es dazu kam, daß sie von ihren Familien getrennt wurden, ist umstritten. Die Rebellen der SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee) behaupten, die Kinder seien vor den Angriffen der Regierungstruppen von zu Hause geflüchtet. Sie hätten gefürchtet, als Sklaven in den moslemischen Norden verfrachtet zu werden. Die SPLA kämpft seit zehn Jahren dafür, daß der überwiegend von Christen und Animisten bewohnte Süden mehr Autonomie gegenüber dem islamisch-fundamentalistischen Regime im Norden erhält.

Ausländische Beobachter halten eine andere Version für glaubwürdiger, die der Regierung in Khartum. Danach hat die SPLA die Kinder verschleppt, um sie zu Partisanen auszubilden. Für diese Version spricht, daß unter den umherirrenden Kindern keine Mädchen sind. Auch ist Guerilla-Chef John Garang von abtrünnigen SPLA-Führern beschuldigt worden, Kinder rekrutiert zu haben.

Der qualvolle Irrweg der barfüßigen Jungen begann Ende der 80er Jahre, als sie - mit oder ohne Einwirkung der SPLA - ins benachbarte Äthiopien verschlagen wurden. "Sie marschierten durch eine Landschaft voller Leichen und Kriegsruinen", heißt es in einem noch unveröffentlichten UN-Bericht. In Äthiopien erhielten sie wahrscheinlich eine militärische Ausbildung durch die SPLA.

Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes in Addis Abeba, das die SPLA unterstützt hatte, mußten die Kinder zurück in den Sudan flüchten. Auf ihrem Marsch, so das UN-Papier, wurden sie von kriegerischen Toposa-Nomaden überfallen, manche ertranken bei der Durchquerung von Flüssen oder wurden von Krokodilen gefressen. Eine Großoffensive der Regierungstruppen zwang sie 1992, aus dem Sudan über Hunderte von Kilometern nach Kenia zu laufen.

"Im Vergleich zu dem, was sie bisher erlebt haben, ist das Lagerleben in Kakuma der Himmel", sagt Lethbridge. Die Jungen haben sich aus Lehm Hütten gebaut und bekommen im Schatten der Bäume Schulunterricht. Die schwedische Organisation Rädda Barnen (Rettet die Kinder) versucht, über Dorfälteste die Eltern ausfindig zu machen. "Aber auch ohne Familien werden die Jungen sich durchschlagen", sagt die Helferin Hirut Tefferi.

Die Kinder haben die monatelangen Fußmärsche überlebt, weil sie als Angehörige halbnomadischer Volksgruppen über eine unglaubliche Ausdauer verfügen. Außerdem haben sie sich auf dem Weg zu familienähnlichen Gruppen zusammengeschlossen oder Mitglieder ihres Stammes getroffen, von denen sie Hilfe bekamen.

Selbst das Lachen haben die Jungen nicht verlernt. "Sie sollten mal sehen, mit welcher Begeisterung sie Fußball spielen", meint Lethbridge. Für die Zukunft haben die Jungen einen großen Trumpf: Sie haben in den Flüchtlingslagern drei bis vier Jahre die Schule besucht. Damit sind sie im südlichen Sudan, wo das Bildungswesen durch den Bürgerkrieg zusammengebrochen ist, die am besten ausgebildeten Jugendlichen, so etwas wie die künftige Elite.

Volkskongreß in Peking China setzt auf Wachstum

PEKING, 15. März (dpa). Chinas Ministerpräsident Li Peng hat am Montag in Peking bei der Vollversammlung des Volkskongresses in der Großen Halle des Volkes zu einem schnellen wirtschaftlichen Wachstum aufgerufen. Li Peng forderte in seinem Rechenschaftsbericht ferner, die Zahl der Mitarbeiter in den Staatsorganen um 25 Prozent zu verringern. Die wirtschaftliche Zuwachsrate werde von den ursprünglich geplanten sechs Prozent auf acht bis neun Prozent heraufgesetzt, sagte er.

Li Peng ging noch weiter: "Es gibt dabei genug Spielraum, daß man die Überschreitung dieser Planziffer erwarten kann." Bereits im Vorjahr hatte China ein Rekordwachstum des Bruttoinlandsprodukts von 12,8 Prozent verzeichnet.

Beobachter werteten die Äußerungen als Indiz, daß die Zentralregierung angesichts von Inflation und Anzeichen für Überhitzung der Konjunktur offenbar nicht bremsend eingreifen wird. Li Peng sprach zwar vom "latenten Druck der Inflation", nannte die gegenwärtige Wirtschaftsentwicklung aber "sehr ermutigend". Man müsse "kühn arbeiten".

Die Nation müsse "jede Gelegenheit nutzen, die Reform und Öffnung und die Modernisierung zu beschleunigen", sagte Li Peng. Mit diesen Worten spiegelte der eher konservativ eingeschätzte Ministerpräsident die Vorgaben des mächtigsten Altpolitikers Deng Xiaoping (88) wider. Dessen Reformweg einer "sozialistischen Marktwirtschaft", die kapitalistische Methoden einführt, wird auf dem Volkskongreß auch in der Verfassung verankert und die Planwirtschaft ersetzen.

Der Volkskongreß wird auf seiner 17tägigen Sitzung personelle Umbesetzungen in der Regierung und an der Staatsspitze absegnen. Deng Xiaoping und seine Reformkräfte wollen auf der Plenartagung ihre Position festigen.

Fünf Tote bei Überfall auf türkisches Militär

DIYARBAKIR, 15. März (dpa). Bei einem Überfall auf eine Militärpatrouille in der südostanatolischen Provinz Mardin sind am Sonntag abend fünf türkische Soldaten ums Leben gekommen. Nach amtlichen Angaben eröffneten vermutlich Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aus einem Hinterhalt das Feuer auf das vorbeifahrende Patrouillenfahrzeug der paramilitärischen Gendarmerie.

Squash-Halle in Roth abgebrannt

ROTH, 15. März (dpa). Am Montag morgen ist eine Squash-Halle in Rednitzhembach (Landkreis Roth) in Flammen aufgegangen. Nach Angaben der Polizei ist das Feuer an mindestens zwei Stellen vorsätzlich gelegt worden, der Sachschaden betrage etwa drei Millionen Mark. Am vergangenen Mittwoch war in Roth ebenfalls ein Squash- Center in Flammen aufgegangen.

Linksabbieger haftet allein

KOBLENZ, 15. März (dpa). Ein Linksabbieger, der mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammenstößt, haftet in der Regel allein. Das gilt selbst dann, wenn der entgegenkommende Unfallgegner möglicherweise trotz roter Ampel in eine Kreuzung hineingefahren ist, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Urteil des Koblenzer Oberlandesgerichtes (Az.: 12 U 315/92).

Mit seinem Spruch wies das Gericht die Schadenersatzklage eines Autofahrers in Höhe von 6700 Mark ab. Nach den Feststellungen des Gerichts war der Kläger in einem Kreuzungsbereich, der mit Ampeln versehen war, beim Linksabbiegen mit einem entgegenkommenden Fahrzeug kollidiert. Dabei ließ sich nicht mehr feststellen, ob die Ampel für den entgegenkommenden Wagen bereits Rotlicht angezeigt hatte. Nach geltendem Recht habe ein Linksabbieger, dessen Ampel "grün" zeige, dem Gegenverkehr grundsätzlich Vorrang einzuräumen.

Franzosen steckten Import-Fisch in Brand

BOULOGNE-SUR-MER, 15. März (dpa). Etwa 100 maskierte und mit Eisenstangen bewaffnete Fischer haben in der Nacht zum Montag in Boulogne-sur-Mer (Nordfrankreich) die Ladung von dänischen und britischen Kühllastwagen vernichtet. Sie übergossen mehrere Tonnen Fisch mit Benzin und steckten Teile der Ladung in Brand. Die Fahrer blieben unverletzt. In den letzten Tagen hatte es vor allem in der Bretagne gewalttätige Proteste von Fischern gegen Importware gegeben.

Angriff auf türkischen Asylbewerber

GÜSTROW, 15. März (dpa). In der mecklenburgischen Kreisstadt Güstrow haben sechs junge Männer einen türkischen Asylbewerber zusammengeschlagen. Nach Angaben der Polizei vom Montag wurde ihm ein Handgelenk gebrochen. Außerdem erlitt der Mann Prellungen und Schürfwunden. Die Täter wurden festgenommen. Bei der Festnahme wurde auch einer von zwölf Polizisten verletzt.

Tennis-Turnier in Key Biscayne Becker konnte nicht ans Netz Erst fiel der Strom aus, dann auch Gegner Gianluca Pozzi

Boris Becker geht die Warterei in Key Biscayne langsam auf die Nerven. Nach dem Jahrhundertsturm und dem ausgefallenen Samstag konnte der Leimener auch am Sonntag abend nicht spielen, weil sein italienischer Gegner Gianluca Pozzi wegen einer Blinddarmreizung absagen mußte. Ein Stromausfall am Samstag in seinem Hotel hatte für Becker eine weitere Geduldsprobe dargestellt, und mit seinem ersten Einzel wird es jetzt auch erst am Dienstag etwas.

"Ich hätte schon gern heute gespielt. Schließlich bin ich jetzt schon seit mehr als einer Woche hier und fühle mich sehr gut", sagte Becker nach kurzem Training bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt, "aber besser kampflos in die dritte Runde, als zu spielen und zu verlieren."

So wie Goran Ivanisevic. Der aufschlagstarke Kroate schied völlig überraschend gegen den US-Amerikaner Patrick McEnroe mit 3:6, 3:6 aus. Und auch der Russe Andrej Tscherkasow erlebte beim 2:6, 2:6 gegen Jeff Tarango (USA) eine mißglückte Generalprobe für das Daviscup-Match in knapp zwei Wochen gegen Deutschland.

Nur knapp verpaßte Karsten Braasch einen Achtungserfolg. Der Hagener unterlag dem an Nummer zwölf eingestuften Österreicher Thomas Muster nur mit 5:7, 6:4, 4:6. Bei den Frauen zog nach Steffi Graf (6:2, 6:1 gegen Chanda Rubin) und Anke Huber (6:3, 6:2 gegen Bettina Fulco- Villella) auch Barbara Rittner in die dritte Runde ein. Die Leverkusenerin besiegte Lisa Raymond (USA) 7:6 (7:1), 6:1 und muß sich nun in der Nacht zum Dienstag mit der an Nummer fünf gesetzten US- Amerikanerin Mary Joe Fernandez auseinandersetzen.

Steffi Graf hatte mehr Probleme mit dem Wetter als mit ihrer Gegnerin aus Louisiana. Vor allem ihr hoher Ballwurf beim Aufschlag bereitete ihr Schwierigkeiten. Die 23jährige verlor im ersten Satz gleich zweimal ihren Aufschlag, aber die Amerikanerin brachte ihr Service kein einziges Mal durch. dpa

Preisdruck stimmt Firmen der U-Elektronik in Moll

HANNOVER (dpa). Die Hersteller von Unterhaltungselektronik stehen derzeit offenbar mit dem Rücken zur Wand. Kurzarbeit und Entlassungen sowie ein unvermindert anhaltender Verdrängungswettbewerb kennzeichnen die Lage der Branche. Zu diesem Ergebnis gelangt die Frankfurter Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). Im Vorjahr angesammelte hohe Lagerbestände und die sinkende Nachfrage aus dem Ausland kämen hinzu.

Im vergangenen Jahr konnte der Umsatz entgegen ursprünglichen Erwartungen dank des sehr lebhaften Weihnachtsgeschäfts gehalten werden. Laut gfu wurden in Deutschland unverändert 25 Milliarden Mark für Geräte der Unterhaltungselektronik ausgegeben. Sorgen bereite jedoch nach wie vor der Preisverfall.

So nahm zwar die Zahl der verkauften Farbfernseher um knapp drei Prozent auf 5,7 Millionen Stück zu, der Umsatz stagnierte dennoch bei 6,6 Milliarden Mark. Bei Videorecordern blieben ebenfalls aufgrund von Preissenkungen sieben Prozent weniger in der Kasse (drei Milliarden Mark). Renner waren Camcorder mit einem Absatzzuwachs um 16 Prozent auf 1,2 Millionen Stück. Der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf zwei Milliarden. Ähnlich stark legte der Handel bei HiFi-Geräten zu. Hierfür gaben die Kunden 5,7 Milliarden Mark aus.

Im Blickpunkt: Unglücksfirma Hoechst Sieben Unfälle

Die schwere Explosion im Frankfurter Stammwerk des Chemieunternehmens Hoechst setzt die Kette von Störfällen fort, die die Menschen in der Umgebung seit rund drei Wochen nicht zur Ruhe kommen läßt.

Der erste Unfall ereignete sich am 22. Februar, als durch einen Bedienungsfehler zwei Tonnen einer giftigen Chemikalie aus dem Frankfurter Werk entwichen. Das Unternehmen stufte die Giftwolke zuerst als mindergefährlich ein. Später stellte sich dann heraus, daß die auf weite Teile der dichtbesiedelten Umgebung niedergegangene Substanz unter anderem krebserregend war.

Nur zwei Tage nach dem ersten Unfall entwich aus dem Frankfurter Hoechst-Werk ein Kilogramm Chlordioxid. Der Feuerwehr gelang es nach eigenen Angaben allerdings, die gefährliche Chemikalie mit Wasser niederzuschlagen, so daß der Stoff nicht nach außerhalb des Werksgeländes gelangte. Auch diesen Störfall stufte das Unternehmen als nicht schwerwiegend ein.

Anfang März kam es dann schnell aufeinanderfolgend zu mehreren weiteren Unglücken in Fabriken der Chemiefirma. Zuerst floß bei Reparaturarbeiten Öl in den Main, dann brach bei einem Tochterunternehmen von Hoechst ein Feuer aus, und schließlich trat erneut eine chemische Substanz aus. Nach Angaben der Behörden wurden dabei allerdings keine Gifte freigesetzt.

Auch danach kam das Chemieunternehmen nicht zur Ruhe: Am 9. März trat in den Farbenwerken des Konzerns Ammoniak aus. Die Feuerwehr bekämpfte das Gift und stufte die Belastung für die Umgebung als nicht gesundheitsschädlich ein. Noch in derselben Woche liefen in einem Wiesbadener Werk rund 1000 Liter eines Chemikaliengemisches aus. Durch einen Kühlwasserkanal gelangten etwa 100 bis 200 Liter davon in den Rhein. Auch nach diesem Störfall gab es nur eine kuze Verschnaufpause für die Unfalldienste der Hoechst-Werke. (dpa)

Kurz gemeldet: Amato und Major sprachen über Balkan

LONDON, 15. März (Reuter). Italiens Ministerpräsident Giuliano Amato ist mit dem britischen Premierminister John Major zusammengekommen. Sie sprachen vor allem über die Lage auf dem Balkan und in Rußland sowie den Welthandel.Campbell bald Mulroney-Nachfolgerin? OTTAWA, 15. März (Reuter). Die kanadische Außenministerin Barbara McDougall will nicht Vorsitzende der Konservativen Partei werden. Damit steigen die Chancen von Verteidigungsministerin Kim Campbell Nachfolgerin des im Februar zurückgetretenen Ministerpräsidenten Brian Mulroney zu werden. Der Vorsitz der Mehrheitsfraktion im Parlament ist in Kanada mit dem Amt des Regierungschefs verbunden. Sprengstoffanschläge auf Korsika AJACCIO, 15. März (AFP). Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika sind in der Nacht zum Montag Sprengstoffanschläge auf den Sitz einer Vereinigung junger Einwanderer in Ajaccio, einen Supermarkt in Bastia und ein Verwaltungsbüro in Ghisonaccia verübt worden. Nach Mitteilung der Polizei wurden keine Menschen verletzt.

Todesurteil für Vergewaltiger

RABAT, 15. März (dpa). Der Geheimdienstchef der marokkanischen Polizei in Casablanca, Mustafa Tabit, ist wegen Vergewaltigung und Mißhandlung von Hunderten von Frauen zum Tode verurteilt worden. Das meldete am Montag die staatliche marokkanische Nachrichtenagentur MAP.

Der 53jährige war vor einem Gericht in Casablanca angeklagt, mindestens 518 Frauen unter Ausnutzung seiner Machtstellung zum Geschlechtsverkehr gezwungen und dabei heimlich gefilmt zu haben. 16 seiner Komplizen, ebenfalls hohe Polizeibeamte der gleichen Präfektur, erhielten Strafen zwischen zwei Jahren und lebenslang.

Tabit, der unter anderem für die Ausstellung von Visa und Reisepässen zuständig war, zwang die Frauen in seinem Büro unter Androhung von Gewalt oder schwerer Nachteile sowie durch falsche Versprechungen zum Geschlechtsverkehr. Opfer, die Anzeige erstatten wollten, wurden massiv bedroht. 27 der Frauen überwanden ihre Furcht und fanden schließlich mit ihren Anzeigen bei den Gerichten Gehör. Der Skandal hat in Marokko allergrößte Empörung ausgelöst.FAO: Es wird zuviel gefischt

ROM, 15. März (dpa). Überkapazitäten der internationalen Fischfangflotten tragen laut Angaben der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO direkt zu einer weiteren Reduzierung der weltweiten Fischbestände bei. In einem am Montag in Rom veröffentlichten Bericht fordert die FAO (Food and Agriculture Organisation), "die Hochsee-Fischfangflotten zu kontrollieren und zu verringern, weil die Überfischung die Fischbestände gefährdet".

Zwischen 1980 und 1989 hat der Meeresfischfang um ein Drittel auf 86 Millionen Tonnen jährlich zugenommen. 1990 war wegen niedrigerer Fangerträge vor allem Japans, Chiles, Nordamerikas und der früheren Sowjetunion ein Rückgang um drei Millionen Tonnen zu verzeichnen, 1991 noch einmal um 1,5 Millionen Tonnen.

Torwart Illgner im DFB-Aufgebot für Glasgow Vogts berief Bein und Weber Köpke spielt / Bundestrainer telefonierte mit Effenberg

Für das Fußball-Länderspiel am 24. März in Schottland hat Bundestrainer Berti Vogts die beiden Frankfurter Uwe Bein und Ralf Weber nominiert. Während Weber als einziges Mitglied des 18köpfigen Kaders noch keinen Länderspiel-Einsatz zu verzeichnen hat, trug Bein letztmals das DFB-Trikot im Frühjahr 1992 beim Testspiel in Turin gegen Italien. Ob der Eintracht-Mittelfeld-Regisseur in Glasgow allerdings von Anfang an spielt, dazu wollte sich Vogts noch nicht äußern. Dagegen wird der Kölner Torwart Bodo Illgner im Ibroxpark auf alle Fälle nur auf der Ersatzbank sitzen. Für den Bundestrainer steht nämlich fest: "Es gibt derzeit wohl keine Diskussionen, daß Andreas Köpke die Nummer 1 ist und auch spielt." Gleichzeitig machte Berti Vogts nach dem Platzverweis von Illgner in Hamburg deutlich: "Bodo hat für uns viele gute Spiele gemacht. Jetzt befindet er sich in einem Tief, da wollen wir ihm helfen."

Mit Stefan Effenberg hat der Bundestrainer nochmals ein längeres Telefonat geführt. Dabei ging es in erster Linie um sein Verhalten auf der Südamerika-Tournee im Dezember und den Streit mit Kapitän Lothar Matthäus. Vogts hat seinem "Enfant terrible" klar gemacht: "Entweder einordnen oder rausfliegen." In Schottland soll Effenberg jedenfalls zunächst zuschauen, denn vermutlich beginnt die Mannschaft, die in Uruguay 4:1 gewann. Aus Leistungsgründen nicht mehr eingeladen von den Südamerika- Fahrern wurden Knut Reinhardt (Dortmund), Martin Wagner (Kaiserslautern), Thomas Wolter (Bremen), Heiko Scholz, Christian Wörns, Ulf Kirsten (alle Leverkusen) und Bruno Labbadia (München).

Das Aufgebot - Tor: Köpke, Illgner; Abwehr: Thon, Buchwald, Helmer, Kohler, Weber; Mittelfeld: Matthäus, Bein, Doll, Effenberg, Häßler, Matthäus, Möller, Sammer, Zorc; Angriff: Klismann, Riedle, Thom.

Wegen Anschlägen liegen Nerven der Israelis bloß

Jerusalem, Innenstadt, am Freitag mittag: Zwei junge palästinensische Frauen werden von aufgebrachten jüdischen Bürgern umringt. "Tod den Arabern, Tod den Terroristen", hallt es ihnen entgegen. Sie werden von Polizisten festgenommen. Ihr Vergehen: Sie hatten kurz zuvor ein Küchenmesser gekauft, das ihre Mutter im Haushalt benötigte. Als sich diese Version als wahr herausstellte, wurden die beiden Frauen freigelassen. Sie hatten Glück, nicht gelyncht worden zu sein. Denn die jüngsten Messerstechereien palästinensischer Extremisten haben die Nerven vieler Israelis bloßgelegt.

Seit Wochen vergeht kaum ein Tag ohne Attentat, und in Israel geht die Angst um. Seit Anfang März sind acht Israelis getötet worden, in zunehmender Zahl auch Zivilisten. An manchen Orten der besetzten Gebiete ist es lebensgefährlich, ein israelisches Auto zu fahren. Selbst ein junger Palästinenser aus Gaza sagt: "Hätte ich ein gelbes (israelisches) Kennzeichen und würde damit nach Khan Yunis hineinfahren, wäre ich ein toter Mann. Sie fragen nicht, wer darin sitzt."

Die Israelis der Siedlung Gusch Katif im Gazastreifen wollen sich jetzt durch einen elektrischen Sicherheitszaun schützen. Ihre rund 1000 palästinensischen Arbeiter beschäftigen sie nicht weiter, nachdem ein 39jähriger Landwirt in der vergangenen Woche in seinem Gewächshaus erstochen worden war. Andere Siedlungen beschlossen ebenfalls, sich durch elektrische Zäune zu schützen. Selbst in dem nach israelischer Auffassung wiedervereinten Jerusalem wurden Rufe nach Absperrungen laut, um jüdische Viertel in dem 1967 besetzten Teil der Stadt zu schützen.

Die Sicherheitskräfte sind weitgehend hilflos, was Polizeichef Jaakov Terner indirekt zugab, als er jetzt die 300 000 israelischen Bürger mit Waffenschein aufforderte, ihre Waffen auch zu tragen. Die Regierung ging auf Distanz. "Wir werden noch zum Wilden Westen", seufzte Sozialministerin Ora Namir. Ministerpräsident Yitzhak Rabin, zur Zeit in Washington zu Besuch, mahnte zur Zurückhaltung.

Die meisten Medien wandten sich ebenfalls gegen Terner, und in Rundfunkinterviews verlangten Bürger, daß zunächst einmal die Sicherheitskräfte alles tun sollten, um Schutz vor Attacken zu bieten. Doch bei nicht wenigen Israelis findet Terner auch Zustimmung. Während besonnene Kräfte vor der Einführung des Faustrechts warnten, gab das Massenblatt Jediot Acharanot am Montag Lebenshilfe für Möchtegern-Rambos. "Einen Revolver für jeden", überschrieb es seine "Anleitung" zur Beantwortung offenbar drängender Fragen. "Wie man einen Waffenschein bekommt, welche Pistole man kaufen soll, wieviel es kostet."

Die neue Welle der Gewalt - für langjährige Beobachter die heftigste seit mehr als zehn Jahren - gefährdet den Friedensprozeß im Nahen Osten. Die Regierung in Jerusalem muß befürchten, die Unterstützung der Bürger für ihre Friedensgespräche mit den Arabern zu verlieren, wenn der Gewalt palästinensischer Extremisten nicht schnell ein Ende gesetzt wird. Gleichzeitig muß sie darauf achten, daß ihre Maßnahmen gegen den Extremismus nicht neue Hindernisse für den Fortgang der Gespräche schaffen, wie es mit der Massenausweisung von 415 Palästinensern im Dezember geschah. THOMAS P. SPIEKER (dpa)

Russische Waffen gefunden

NEUSTRELITZ, 15. März (dpa). Waffen russischer Herkunft hat die Polizei auf einem Bauernhof bei Rechlin in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt. Die Beamten fanden eine Flugzeug-Bordkanone mit Munition, einen vollen Patronengurt, Signal- und Alarmpatronen sowie Nebel- Granaten. Gegen den mutmaßlichen Eigentümer, einen 36jährigen Mann, wird wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt, sagte die Kriminalpolizei am Montag.

Klage gegen die Nachtflüge

KÖLN, 15. März (dpa). Eine Einstellung des Nachtflugbetriebes auf dem Köln- Bonner Flughafen soll jetzt mit einer Verwaltungsklage gegen den nordrhein- westfälischen Verkehrsminister Franz- Josef Kniola (SPD) erwirkt werden. Die Klage sei bereits eingereicht worden und werde von der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln-Bonn unterstützt, berichtete am Montag Helmut Breidenbach, Vorsitzender der nach seinen Angaben 4000 Mitglieder starken Gemeinschaft.

Laut Breidenbach ist der Köln-Bonner Flughafen mittlerweile zu "Deutschlands Nachtflugloch Nummer eins" geworden. Jüngste Zahlen zeigten, daß Köln mit 25 534 Nachtflügen jährlich bundesweit Spitzenreiter sei. Der Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt habe 24 661 Nachtflüge verzeichnet. Die Folge des nächtlichen Ansturms auf Köln-Bonn seien "gesundheitsgefährdende Lärmwerte bis etwa 100 Dezibel in der Nacht", so Breidenbach, "und das bei wochentags 80 bis zu Spitzenwerten von 130 Flugbewegungen pro Nacht".

Zweite Sportanlage angezündet

ROTH, 15. März (dpa). Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen haben Brandstifter im mittelfränkischen Landkreis Roth in der Nacht zum Montag ein Squash-Center angezündet. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Bränden, bei denen die Anlagen jeweils völlig zerstört wurden, wird von der Polizei nicht ausgeschlossen. Über Täter und mögliche Motive lagen aber noch keine Erkenntnisse vor.

Bei dem jüngsten Brand in Rednitzhembach bei Roth war das Feuer an mindestens zwei Stellen gelegt worden. In unmittelbarer Nähe fand die Polizei leere Benzinkanister. Die Flammen verursachten einen Sachschaden von rund drei Millionen Mark. Bei dem Brand im Sportzentrum in Roth war am vorigen Mittwoch ein Schaden von rund vier Millionen Mark entstanden.

Opernplatten-Preise für Solti und Fischer-Dieskau

PARIS. Sir Georg Solti, der britische Dirigent ungarischer Herkunft, steht wie im Vorjahr an der Spitze der 35. Preisliste der französischen Opernplatten- Akademie. Seine Einspielung "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss mit den Wiener Philharmonikern wurde mit dem Preis des französischen Kulturministeriums geehrt.

Zu den deutschen Gewinnern gehört der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau, der für "außergewöhnliche" Einspielungen den "Karajan-Preis" erhielt. Ein weiter Hauptpreis, der "Gold-Orpheus", ging an das Orchester des Bayerischen Rundfunks für Jules Massenets "Cherubin". Einen Chor-"Orpheus" erhielt Bayreuths Festspielchor für "Lohengrin". dpa

Markus-Passion nach 247 Jahren wiederaufgeführt

EISENACH. Eine von Johann Sebastian Bach bearbeitete Markus-Passion von Reinhard Keiser und Georg Friedrich Händel ist nach 247 Jahren in Eisenach wiederaufgeführt worden. Die Kantorei Sankt Mauritius und das Barockorchester Hardegsen aus Niedersachsen präsentierten die Wiederentdeckung bei den Thüringer Bach-Wochen. Keisers Werk, eine der ersten Passionskompositionen im frühen 18. Jahrhundert, war nur noch in fünf verschiedenen Versionen als Zusammensetzung von Beiträgen unterschiedlicher Komponisten erhalten geblieben. dpa

Nach Witz alle Zähne weg

LONDON, 15. März (dpa). Beim Zahnarzt sollte man keine Witze machen: Für einen falsch verstandenen Scherz mußte jetzt ein 50 Jahre alter Brite mit dem Verlust aller seiner Zähne bezahlen.

Und das kam so: Als der Patient hörte, daß drei seiner Zähne gezogen werden müßten und acht weitere neue Füllungen brauchten, sagte er offenbar unter Schock: "Wie ich mich jetzt fühle, würde es mir auch nichts ausmachen, wenn Sie alle ziehen."

Das geschah denn auch tatsächlich - und zwar unter Vollnarkose beim nächsten Besuch des Mannes in der Praxis, berichtete ein Anwalt in der Zeitschrift des britischen Unternehmens Medical Defence Union Ltd (London). Aus der Betäubung erwacht, habe der Patient vor Wut geschäumt und den Arzt verklagt. Denn: Die Bemerkung nach dem ersten Schock sei nur ein Witz gewesen. Wie die Londoner Zeitung The Guardian am Montag berichtete, einigte man sich im außergerichtlichen Vergleich auf eine Zahlung von 5000 Pfund (12 000 Mark) an den Patienten.

JOSEF SCHÖRGHUBER, Chef eines Münchner Brau- und Bauunternehmens, hat sich von einer Spende in Höhe von 19 500 Mark an die rechtsextremen Republikaner im Kommunalwahlkampf 1990 distanziert. Die damalige Zahlung sei ein Fehler gewesen, sagte Karl Fehrenbach, Vorstandsmitglied des Unternehmens. Nach einem Treffen zwischen Schörghuber und der Münchner Republikaner- Spitzenkandidatin INGRID SCHÖNHUBER sei es zu der Geldüberweisung gekommen. Fehrenbach betonte, auch CSU und SPD in München hätten im Kommunalwahlkampf von der Schörghuber- Gruppe Spenden erhalten. Schörghuber hatte FRANZ SCHÖNHUBER, Bundesvorsitzender der Republikaner, zum traditionellen Starkbier-Anstich zunächst eingeladen und vergangene Woche wieder ausgeladen. Daraufhin hatten die Republikaner die Spendenaktion öffentlich gemacht. (dpa)

Innenministerium in Stuttgart suspendiert Bibliotheksleiter

STUTTGART, 15. März (dpa). Nach Vorwürfen wegen der Auslage rechtsextremistischer Schriften ist dem Leiter des Stuttgarter "Hauses der Heimat Baden-Württemberg", Albert Reich, am Montag die Leitung der hauseigenen Bibliothek entzogen worden. Das Stuttgarter Innenministerium teilte mit, daß ihm das Betreten der Bibliothek untersagt sei und die Schlösser dieser Türen ausgetauscht würden.

Am Freitag wurde die Bibliothek auf Anweisung des Innenministeriums geschlossen. Ihr Bestand soll nun mit Hilfe des Verfassungsschutzes untersucht werden. Das "Haus der Heimat Baden-Württemberg" besteht seit 1976 und soll dazu beitragen, das Kulturgut von Vertriebenen und Aussiedlern zu bewahren.

Soldaten setzen Pazifisten fest

KÖLN, 15. März (jm/dpa). Türkische Militärs haben drei deutsche Pazifisten und den Vorsitzenden der kurdischen "Arbeitspartei des Volkes" (HEP), Hafiz Uzun, in Diyarbakir festgenommen. Während nach Angaben des Pressedienstes "Nachrichten aus Kurdistan" von Montag die drei Deutschen wieder auf freiem Fuß sind, ist das Schicksal Uzuns ungeklärt. Den Angaben zufolge waren die vier Männer von einer 20köpfigen Militäreinheit festgenommen worden, als sie ein brennendes Haus besichtigten.

Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ist nicht bereit, bei ihrem Kampf um ein unabhängiges Kurdistan einseitig eine Waffenruhe zu verkünden. Einem solchen Schritt müßte eine positive Reaktion des türkischen Staates vorausgehen, hieß es am Montag im Nachrichtendienst der PKK, "KURD-HA". Die PKK wies damit einen Bericht des türkischen Massenblattes Sabah vom Sonntag zurück, wonach die Arbeiterpartei Kurdistans zur Aufgabe ihres Kampfes bereit sei. Der Führer der PKK, Abdullah Öcalan, kündigte "KURD-HA" zufolge für den 16. und 17. März "wichtige Erklärungen" an.

Preis "Das politische Buch" an Enzensberger

BONN. "Die große Wanderung" von Hans Magnus Enzenberger ist von der Arbeitsgemeinschaft der Buchhändler, Verleger und Bibliothekare in der Friedrich-Ebert-Stiftung mit dem Preis "Das politische Buch" ausgezeichnet worden. Enzensberger beleuchte die Probleme, die gegenwärtig in Folge der Zuwanderungen nach Deutschland zu beobachten sind. Die "Aktualität und Brisanz des Themas" sowie die ungewöhnliche Art und Weise, in der der Autor seine Analyse vornimmt, hieß es in der Begründung der Jury. dpa

Asylbewerber angegriffen

GÜSTROW/LÜBECK, 15. März (dpa). In der mecklenburgischen Kreisstadt Güstrow haben sechs junge Männer einen türkischen Asylbewerber zusammengeschlagen. Nach Angaben der Polizei vom Montag erlitt er dabei einen Handgelenkbruch, Prellungen und Schürfwunden. Bei der Festnahme der Täter wurde einer von zwölf Polizisten verletzt.

Das Lübecker Landgericht hat am Montag zwei junge Männer wegen versuchter schwerer Brandstiftung zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren und zu zwei Jahren Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Richter befanden die Angeklagten für schuldig, in der Nacht zum 6. September 1992 in Neustadt und in Grömitz selbstgebastelte Brandsätze auf ein Mehrfamilienhaus und auf zwei Pizzerias geworfen zu haben. Menschen waren nicht verletzt worden.

Alpine Skirennen in Lillehammer und Sierra Nevada Deutsches Frauen-Trio vorn Meier vor Ertl und Seizinger / Assinger Überraschungssieger

Nach der Weltcup-Abfahrt von Morzine 1992 feierten die deutschen Skifrauen am Montag in Lillehammer im Riesenslalom den zweiten Dreifach-Triumph der Geschichte. Christine Meier aus Rottach- Egern als Siegerin vor Martina Ertl (Lenggries) und Katja Seizinger (Halblech) belegten die Plätze eins bis drei. Die DSV-Männer wurden in der Sierra Nevada dagegen vom Wind gebremst. Markus Wasmeier (Schliersee) wurde bei achten Saison-Abfahrt nur 20. Sieger bei der ersten Generalprobe für die Weltmeisterschaft 1995 wurde der Österreicher Armin Assinger mit 1/100 Sekunden Vorsprung vor Daniel Mahrer (Schweiz) und Hannes Trinkl aus Österreich.

"Wahnsinn. Ich glaube, ich spinne". Christine Meier, die auch den letzten deutschen Riesenslalomsieg 1988 in Aspen (USA) errungen hatte, konnte ihre Rückkehr aufs Siegerpodest nach vierjähriger Durststrecke kaum fassen. Trotz eines Fehlers im zweiten Lauf hatte die 26jährige ihre Führung aus dem ersten Durchgang erfolgreich verteidigt und gewann in 2:22,06 Minuten. Mentale Übungen hatten ihr den Kopf freigemacht.

Die WM-Dritte Martina Ertl (2:22,10) raste vom fünften auf den zweiten Platz. Katja Seizinger (2:22,75) rückte vom sechsten auf den dritten Rang vor und greift nach dem Sieg im Abfahrts-Weltcup auch nach dem Gesamtsieg. Im Gesamtklassement hat die Studentin (1016 Punkte) nur noch 94 Zähler Rückstand auf die führende Österreicherin Anita Wachter (1110).

Beim Temporennen in Spanien mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 140 Km/ h ging Wasmeier als bester DSV-Läufer nach der von widrigen Windverhältnissen beeinflußten Abfahrt auf die Jury los. "Das Rennen war ein Witz. Es war unverantwortlich, bei diesen Bedingungen das Rennen durchzudrücken", schimpfte der Schlierseer. "Die beiden haben für mich einen Vogel", sagte Wasmeier und meinte die umstrittenen Rennleiter Karl Frehsner (Österreich) und Sepp Messner (Italien). dpa

Forscher wollen "innere Uhr" des Menschen entdeckt haben

NEW YORK, 15. März (dpa). Die "innere Uhr" des Menschen meinen US-amerikanische Forscher entdeckt zu haben. Es sind zwei tränenförmige Bereiche im Gehirn (suprachlasmatische Nuklei), die den Schlaf- und Wachrhythmus eines Menschen wie ein Präzisionswerk der Uhrmacherkunst regulieren.

Jeder der beiden Bereiche ist kleiner als ein Stecknadelkopf und enthält 8000 bis 10 000 Nervenzellen. Das berichteten Dale Edgar und Kollegen von der kalifornischen Stanford Universität in der Journal of Neuroscience vom Montag. Anders als von vielen Experten bisher angenommen, funktionieren die Nuklei nicht wie ein "Schalter", der die Wach- und Schlafphasen ein- und ausschaltet.

Vielmehr fanden Edgar und Kollegen bei vergleichenden Studien mit einer Affenart, deren Schlafrhythmus dem des Menschen sehr ähnlich ist, sowie mit Ratten, daß die "innere Uhr" diese Tiere in einer Hälfte des 24stündigen Zyklus wachhielt. In der anderen Hälfte verringerte sie dann ihre Aktivität.

Affen, bei denen die Forscher die beiden Bereiche im Gehirn entfernten, waren rund um die Uhr schläfrig. Statt einem langen, ruhigen Schlaf von acht Stunden hintereinander hatten sie viele kurze Nickerchen über Nacht und Tag verteilt, die sich zu insgesamt zwölf Stunden addierten.

Edgar verglich die "innere Uhr" mit einem Aufwachsignal, das sich im Laufe des Tages verstärke, um ein wachsendes Schlafbedürfnis zu überwinden. Die Entdeckung könnte seiner Meinung nach vor allem älteren Menschen mit Schlafstörungen sowie Nachtarbeitern und Opfern des sogenannten "Jet Lags" nach Flügen durch mehrere Zeitzonen helfen.

Entwaffnung in Kabul geplant

ISLAMABAD, 15. März (dpa). Der designierte afghanische Ministerpräsident und Fundamentalistenführer Gulbuddin Hekmatyar will als erste Maßnahme nach seiner Ernennung die Waffen der verschiedenen Gruppierungen im Land einsammeln. Das sei das Hauptanliegen seiner Regierung, sagte Hekmatyar am Montag im pakistanischen Peschawar.

An heutigen Dienstag werden in der ostafghanischen Stadt Dschalalabad die Chefs der Mudschaheddin-Gruppen zusammenkommen, um die Erfüllung des Friedensabkommens zu beraten. Es war von acht afghanischen Führern am 7. März in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad unterzeichnet worden.

In Afghanistan haben Mudschaheddin- Gruppen mehr als 5000 birmanische Moslem-Rebellen ausgebildet. Dies berichtete am Montag die pakistanische Zeitung Frontier Post.

Kunsthalle-Chef Ruckhaberle protestiert gegen neues Amt

BERLIN. Der langjährige Leiter der Staatlichen Kunsthalle Berlin, Dieter Ruckhaberle, wird zum 1. April Chef des Künstlerhofes Berlin-Buch. Er soll für die Künstlerwerkstatt in einem alten Gutshof eine Gesamtkonzeption als Zentrum des künstlerischen Austausches mit den Schwerpunkten Berlin und Osteuropa erarbeiten. Ruckhaberle legte gegen seine von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin geplante Versetzung sofort Widerspruch ein und warf dem Senator vor, weder ihn noch den zuständigen Personalrat gehört zu haben. dpa

Prag beharrt auf Atommeiler

WIEN, 15. März (dpa). Der Besuch des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel in Österreich hat am Montag die starren Fronten im Streit um das Atomkraftwerk Temelin nicht in Bewegung gebracht. Havel machte klar, daß das Atomkraftwerk im Süden des Landes auf jeden Fall weitergebaut werde. Das Kernkraftwerk sei ein "Erbe der vorangegangenen Ära". So hatte Havel die Pläne für die Fertigstellung des schon in kommunistischer Zeit begonnenen Baus begründet.

Die österreichischen Gastgeber appellierten ebenso wie die Umweltschützer am Montag an Havel, die österreichische Kritik an Temelin ernst zu nehmen. In Österreich war besonders bemängelt worden, daß es mit der geplanten Nachrüstung des sowjetischen Reaktors in Temelin durch westliche Technik weltweit noch keine Erfahrung gebe. Prag hatte die österreichische Kritik in den letzten Tagen als "Einmischung in die inneren Angelegenheiten" zurückgewiesen.

Robert-Schuman-Preis für Ernst Jünger

BONN. Der 97 Jahre alte Schriftsteller Ernst Jünger ("Auf den Marmorklippen") erhält den mit 50 000 Mark dotierten Robert-Schuman-Preis. Damit werde eine "herausragende Schriftsteller-Persönlichkeit" für ein das Jahrhundert umspannendes Werk gewürdigt, teilte die Universität Bonn, die den Preis vergibt, mit. Das literarische Mittlertum Ernst Jüngers gelte vor allem Frankreich und sei Ausdruck der Kraft, welche die Völker Europas verbinde. Überreicht wird der Preis am 23. März im oberschwäbischen Saulgau. dpa

"Lotto"-Ziehung etwas früher

KIEL, 16. März (dpa). Lotto-Tipper müssen sich ab 3. April an neue Zeiten gewöhnen: Die Ziehung der Samstagzahlen soll künftig bereits vor der "Tagesschau" um "Sieben vor Acht" live über den Bildschirm flimmern. Das hat jetzt die Geschäftsführung der staatlichen Lottogesellschaft Nord-West-Lotto Schleswig-Holstein auf ihrer Bilanz-Pressekonferenz in Kiel bekanntgegeben. Eine weitere "Revolution" im Lotterie-Geschäft soll die Kunden ab 1994 erreichen. Dann können die Tipper auch noch am Samstag ihren Schein in den Annahmestellen abgeben.

Nilius korrigiert Aussagen

KIEL, 15. März (dpa). Der Referent des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm (SPD), Klaus Nilius, hat eingeräumt, im Sommer 1987 die Aufdeckung der Machenschaften des damaligen CDU-Regierungschefs Uwe Barschel gefördert zu haben. Er korrigierte damit in einem am Montag über seine Anwälte verbreiteten Schreiben Aussagen vor dem Barschel-Untersuchungsausschuß von 1987/88.

Entgegen seiner Aussagen habe er in Gesprächen mit Journalisten von seinem Wissen aus Gesprächen mit Barschels Medienreferenten Reiner Pfeiffer Gebrauch gemacht und "somit als Pressesprecher aktive Pressearbeit betrieben, damit die Affäre das Licht der Öffentlichkeit erblicken kann". Dies betreffe die Zeit bis zum 7. September 1987, als der Spiegel erstmals über eine Beschattung Engholms berichtete. Danach habe er, so Nilius, sich darauf beschränkt, auf Bitten Pfeiffers einen Kontakt zu dem Nachrichtenmagazin herzustellen. Beides sei ohne Wissen der SPD, des damaligen Vorsitzenden Günther Jansen oder des Spitzenkandidaten Engholm geschehen. Bis zur Information durch Pfeiffer am 21. Juli 1987 habe er von dem Komplott gegen Engholm, das zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossen gewesen sei, keine Kenntnis gehabt.

Tennis-Turnier in Key Biscayne Becker konnte nicht ans Netz Leichtes Spiel für Steffi Graf / Enttäuschend für Anke Huber

Steffi Grafs Tennis-Demonstration inspirierte das deutsche Daviscup-Duo Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) und Bernd Karbacher (München) - nur die schwache Vorstellung von Anke Huber (Heidelberg) beim überraschenden 5:7, 7:5, 2:6-K. o. gegen Miriam Oremans (Niederlande) paßte nicht ins Bild. Zwei Stunden nachdem Steffi Graf beim Turnier in Key Biscayne durch das überragende 6:1, 6:0 über Nicole Arendt (USA) das Achtelfinale erreicht hatte, schaffte Steeb durch das 7:5, 3:6, 7:5 über den Amerikaner Chuck Adams den Sprung in die dritte Runde. Auch Teamkollege Karbacher zeigte trotz des unglücklichen 5:7, 6:3, 3:6 gegen den Niederländer Richard Krajicek eine sehr gute Leistung.

"Viel besser hätte ich nicht spielen können. Es war eine sehr gute Vorstellung heute", sagte Steffi Graf, die in der Runde der letzten 16 auf die Gewinnerin des Spiels zwischen Patty Fendick (USA) und Silvia Farina (Italien) trifft. Boris Becker bleibt dagegen arbeitslos, aber erfolgreich und erreichte nach dem kampflosen Sieg über den verletzten Italiener Gianluca Pozzi die dritte Runde. Dort trifft er auf den Schweden Niklas Kulti.

Steeb und Karbacher erlebten bei starkem Wind ein Wechselbad der Gefühle. Der Schwabe hatte Adams eigentlich im Griff, ließ aber im zweiten Satz in der Konzentration nach und baute so den Gegner auf. Karbacher lieferte sich mit dem Weltranglisten-Elften aus Rotterdam ein dramatisches Aufschlagsspiel. Krajicek gelang beim Stande von 3:3 das vorentscheidende Break. Der Niederländer trifft jetzt auf Steeb.

Anke Huber besiegte sich dagegen gegen die Weltranglisten-78. Miriam Oremans praktisch selbst. Die 18jährige führte 5:2 im ersten Satz, ließ dann aber Aggressivität vermissen. "Ich habe es verschenkt und so dumm gespielt. Ich hätte den Sack zumachen müssen", schimpfte sie, die in den vergangenen fünf Wochen mit einem gezerrten Rükkenmuskel kaum trainieren konnte. sid

Tausende protestierten in Leipzig Demonstration gegen Arbeitsplatzvernichtung auch in Dresden

LEIPZIG/DRESDEN, 15. März (dpa/ AFP/Reuter). Knapp 20 000 Menschen haben am Montag abend in Leipzig und Dresden gegen Arbeitsplatzvernichtung und Sozialabbau in den neuen Bundesländern, gegen Ost-Löhne bei West-Preisen und steigende Mieten demonstriert. In Leipzig, wo nach Angaben der Polizei und von Beobachtern etwa 15 000 auf die Straße gingen, stand die Veranstaltung unter dem Motto "Uns reicht's".

"Wir wollen nicht tatenlos abwarten und zuschauen wie der Skandal von Millionen Arbeitslosen überspielt wird", sagte der Pfarrer der Nikolai-Kirche, Christian Führer, bei der Kundgebung in der Innenstadt. Mit der Veranstaltung, zu der ein Aktionsbündnis von IG Metall, Kirchen und Verbänden aufgerufen hatte, sollen die Leipziger Montagsdemonstrationen, die 1989 die politische Wende in der DDR eingeleitet hatten, wieder aufleben. Am kommenden Montag wollen sich die Bürger wieder treffen.

Mit dem traditionellen Friedensgebet in der Nikolai-Kirche hatte Pfarrer Führer die Demonstration eröffnet. Führer, der während der Revolution in der ehemaligen DDR einer der maßgeblichen Bürgerrechtler war, sagte, nach 1989 sei die Chance des gemeinsamen Neuanfangs von Ost- und Westdeutschland nicht ergriffen worden; viele Hoffnungen von damals seien enttäuscht worden.

Jochen Läßig, Mitglied der Bürgerbewegung vom Herbst 1989, sagte, es gehe darum, das Versprechen einzuklagen, das Bundeskanzler Helmut Kohl im Frühjahr 1990 auf dem Augustusplatz gegeben habe. Kohl hatte angekündigt, in zwei Jahren sei Sachsen ein blühendes Land. Keinem werde es schlechter gehen.

In Dresden verlangten etwa 2000 Menschen vor dem Schloß eine grundsätzliche Wende in der Politik. Zu der Kundgebung hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und verschiedene Initiativen aufgerufen. Es gebe auch mit dem Solidarpakt noch genügend Ungerechtigkeiten, sagte der Dresdner DGB-Kreisvorsitzende Rolf Neher.

Rabin bei Präsident Clinton

WASHINGTON, 15. März (dpa). US- Präsident Bill Clinton und der israelische Regierungschef Yitzhak Rabin haben die Araber aufgerufen, an der für den 20. April angesetzten nächsten Nahostgesprächsrunde teilzunehmen. Zugleich bekräftigte Clinton am Montag nach einer Unterredung mit Rabin im Weißen Haus in Washington, daß die Frage der von den Israelis aus den besetzten arabischen Gebieten nach Südlibanon abgeschobenen Palästinenser im Rahmen der zwischen den USA und Israel getroffenen Vereinbarung gelöst werden müsse.

Die Palästinenser haben eine Teilnahme an den in Washington geplanten Gesprächen abgelehnt, solange die rund 400 deportierten Landsleute nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Israel hat rund einhundert Palästinensern die sofortige Rückkehr angeboten. Die übrigen sollen später heimkehren dürfen.

Verwirrung um Moskauer Kurs

HELSINKI/MOSKAU, 16. März (dpa/ Reuter). Der russische Außenminister Andrej Kosyrew hat am Montag abend bekräftigt, daß der Reformprozeß in Rußland unverändert weitergehe. Demgegenüber sieht der russische Vizepräsident Boris Fjodorow die Reformen ernsthaft in Gefahr. Der Außenminister versicherte bei seiner Ankunft in Helsinki, es bleibe auch bei der bisherigen Außenpolitik Moskaus. "Es gibt keine Panik, und seien Sie versichert, daß Rußland ein demokratischer Partner bleibt", sagte Kosyrew vor Journalisten. Die Lage nach dem Volksdeputiertenkongreß, der Präsident Boris Jelzin in seinen Befugnissen beschnitten hatte, bedeute "weder Destabilisierung noch Chaos noch Schwächung des Präsidenten". Dieser habe nach wie vor die Kontrolle über das Land, betonte Kosyrew. Demgegenüber sind die Wirtschaftsreformen in Rußland nach Ansicht von Vize-Ministerpräsident Boris Fjodorow in Gefahr. In einem Interview des russischen Fernsehens sagte er am Montag, die Ereignisse auf dem Kongreß der Volksdeputierten stellten eine Bedrohung für den gesamten Reformkurs dar. Fortschritte in Richtung Marktwirtschaft ließen sich nur dann erzielen, wenn die angestrebten Reformen umgesetzt und die von der Regierung angepeilten Ziele beibehalten würden.

Fjodorow bekräftigte seine Kritik an der Zentralbank, der er eine unverantwortliche Geldpolitik vorwarf. Die Finanz- und Devisenlage Rußlands sei weit komplizierter als manche dächten.

"Kein Fortschritt in Moskau"

BONN, 15. März (dpa). Das mit westlicher Hilfe geplante internationale Wissenschafts- und Technologiezentrum in Moskau (IWTZ), in dem russische Militärwissenschaftler eine Chance im zivilen Bereich erhalten sollen, kommt aus der Sicht des SPD-Europaparlamentariers Rolf Linkohr nicht voran. Wie er am Montag nach Gesprächen in Moskau in Bonn berichtete, nimmt offenbar der Widerstand gegen dieses Zentrum bei den "alten Kräften" zu. Außerdem habe der Oberste Sowjet dem Projekt noch immer nicht zugestimmt.

Außer den USA und auch Japan hat die EG rund 40 Millionen Mark für den Aufbau des IWTZ zugesagt, für das sich der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher starkgemacht hatte. Russische Experten, die bis zum Ende der Sowjetunion insbesondere in der Nuklearforschung und in den militärischen Bereichen der Biologie, Biochemie sowie der Luft- und Raumfahrt tätig waren, sollen hier die Möglichkeit erhalten, auf zivile Projekte "umgeschult" zu werden. Möglicherweise haben nach Linkohrs Informationen die Amerikaner mit ihrer "Hemdsärmeligkeit" dazu beigetragen, das Mißtrauen der Russen zu wecken. So hätten die USA unsprünglich auf Englisch als einziger Sprache im IWTZ bestanden.

"Scherbenhaufen" Bundeswehr

BONN, 15. März (dpa). Die SPD hat eine neu ausgerichtete Planung für die Bundeswehr verlangt. Der SPD-Wehrexperte Manfred Opel hielt Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) am Montag in Bonn vor, er stehe vor einem "planerischen Scherbenhaufen". Rühe gebe nur scheibchenweise seine Pläne zur Reduzierung der Bundeswehr und zur Verlegung von Standorten bekannt. "Das führt zu einer nie dagewesenen Unruhe in der Bundeswehr", sagte Opel.

Die SPD-Fraktion hat am Montag im Bundestag eine Kleine Anfrage eingebracht, in der sie von Rühe Auskunft über die Verlegung von Standorten haben will. Der SPD-Abgeordnete Gernot Erler wies darauf hin, daß das Militärgeschichtliche Forschungsamt von Freiburg nach Potsdam verlegt werden soll, sowie das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr von München nach Strausberg und die Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation von Waldbröl ebenfalls nach Strausberg umgesiedelt werden sollen. Erler kritisierte angesichts der schlechten Finanzlage die "teuren Umsetzungen".

Geld für Hochschulen fraglich

BONN, 15. März (dpa). Die bessere finanzielle Förderung der mit 1,83 Millionen Studenten überfüllten Hochschulen ist nach den "Solidarpakt"-Gesprächen vom Wochenende weiter offen. Der seit Monaten schwelende Streit zwischen Bund und Ländern um den Hochschulbau war dabei ebenso ausgegrenzt worden wie die Länder-Forderung nach höherer Beteiligung Bonns an den gestiegenen Hochschulkosten in einem Umfang von rund drei Milliarden Mark jährlich.

In Sachen Hochschulfinanzierung "herrscht allgemeine Ratlosigkeit", sagte Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Anke Brunn (SPD) am Montag nach einer Sitzung der Bund-Länder- Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) in Bonn. Niemand wisse, wie es konkret weitergehen solle. Die Ministerin: "Der vom Kanzler angeregte Bildungsgipfel ist ein Phantom geworden". Wenn nicht bald Klarheit über die weitere Hochschulbaufinanzierung geschaffen werde, drohe der Gipfel "zu einer Veranstaltung am Rande des CDU-Parteitages" zu werden. Für den weiteren Ausbau der Hochschulen verlangen die Länder von Bonn jährlich 300 bis 500 Millionen Mark mehr.

Streit in der SPD um "Solidarpakt" Ruf nach Nachbesserung / FDP lehnt ab

BONN, 15. März (dpa/AP/rds). Die Einigung der Bonner Koalition mit der SPD-Opposition und den Bundesländern über den "Solidarpakt" ist am Montag von Teilen der SPD in Frage gestellt worden. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler, verlangte Nachbesserungen. Parteichef Björn Engholm verteidigte die Einigung dagegen und nannte es "einen wesentlichen Erfolg" der SPD, daß es keine Kürzungen bei Sozialleistungen geben werde. Die FDP lehnte Nachbesserungen ab.

Dreßler kritisierte den "Solidarpakt"- Kompromiß auf der Sitzung des SPD- Präsidiums in Potsdam, weil er "in erster Linie ein Aufbauprogramm Ost" sei. Es fehle aber ein schlüssiges Konzept für den Westen. Nach seiner Ansicht kommt man auch an Steuererhöhungen vor 1995 nicht vorbei. Nachzuverhandeln seien der Wohnungsbau, die Arbeitsmarktpolitik und die "Gerechtigkeitslücke", weil Freiberuflern und Selbständigen keine Arbeitsmarktabgabe für den Aufbau im Osten abverlangt werde.

Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine sagte, Opposition und Regierungsparteien stimmten nach wie vor in "einer ganzen Reihe von Punkten nicht überein". Trotz der Verständigung vom Wochenende dürfe die politische Diskussion über diese Punkte nicht eingestellt werden.

Engholm begründete den Verzicht auf eine Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbständige damit, daß eine "solche Abgabe ohnehin kein typisches Instrument der sozialen Gerechtigkeit" sei. Aber auch er vertrat die Ansicht, daß der Beitrag der Besserverdienenden zur deutschen Einheit nach wie vor zu gering sei.

Engholm würdigte den Kompromiß gleichwohl als "erheblichen Durchbruch". Der SPD sei es gelungen, ihre wichtigsten Forderungen wie die Sanierung industrieller Kerne in Ostdeutschland, zusätzliche Aufwendungen für den Wohnungsbau und Verzicht auf Kürzungen bei den Sozialleistungen durchzusetzen.

FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff lehnte Nachverhandlungen ab, "weil es die Leute satt haben bis zum Stehkragen". Lafontaine solle still sein, "sonst nehmen wir die ihm zugestandenen 3,4 Milliarden Mark für das Saarland wieder weg", sagte Lambsdorff in Bonn. (Kommentar Seite 3, weitere Berichte Seiten 3, 4 sowie im Wirtschaftsteil)

Andorra-Wahlen Volk ist nun souverän

ANDORRA LA VELLA, 15. März (AFP/AP). Mit großer Mehrheit haben die Wähler in Andorra am Sonntag die erste Verfassung des Landes gebilligt. 74,2 Prozent der Andorraner sprachen sich für die Verfassung aus, die den Pyrenäen-Zwergstaat zu einem voll souveränen, "demokratischen und sozialen Rechtsstaat" machen soll. Wahlberechtigt waren mehr als 9000 Andorraner, die Wahlbeteiligung lag bei 75,7 Prozent. Im Generalrat, dem Parlament, zeigten sich die Abgeordneten zufrieden über das Abstimmungsergebnis und sprachen von einer Niederlage für die "Reaktionäre".

Die 107 Artikel umfassende Verfassung wurde seit 1990 von einer Dreier-Kommission von andorranischen Abgeordneten und Vertretern der beiden Staatsoberhäupter, des Bischofs der spanischen Stadt Urgel und des französischen Präsidenten, ausgearbeitet. Der Text war am 2. Februar vom Generalrat einstimmig verabschiedet worden.

Nach der neuen Verfassung ist Andorra ein parlamentarisches Fürstentum. In dem Text wird außerdem die Souveränität des Volkes und die Gewaltenteilung festgeschrieben. Nach Verabschiedung der Verfassung werden Andorra, Frankreich und Spanien in einem Vertrag ihre künftige Zusammenarbeit festlegen.

Die neue Verfassung des seit 1278 souveränen Pyrenäenstaates, der bislang von zwei Kofürsten, dem französischen Staatspräsidenten und dem spanischen Bischof von Urgel, verwaltet wurde, soll innerhalb von 15 Tagen in Kraft treten.

Danach müssen beide Fürsten einen Teil ihrer Befugnisse abgeben. Sie werden ihre Rechte, insbesondere die Vertretung Andorras auf außenpolitischem Gebiet, aber nicht völlig verlieren. Nach der neuen Verfassung kann die Regierung des Steuerparadieses künftig Abgaben auf Einkommen erheben.

SPD rügt Gerechtigkeitslücke im Solidarpakt

BONN, 15. März (dpa). Nach der Einigung über den Solidarpakt zeichnet sich neuer Konfliktstoff zwischen der Regierung und der SPD-Opposition ab. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine erklärte am Montag im Saarländischen Rundfunk, es seien "noch zahlreiche Fragen offen". Das betreffe die Arbeitsmarktpolitik, Investitionen in Westdeutschland, aber auch die Pflegeversicherung und den Einstieg in eine ökologische Steuerreform. Die SPD wolle auch die "Gerechtigkeitslücke" schließen, die darin bestehe, daß die Beitragszahler der Sozialversicherung 40 Milliarden Mark zur Einheit beitrügen, während Beamte, Selbständige und Minister nicht zur Kasse gebeten würden.

Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm erklärte im Norddeutschen Rundfunk, der Beitrag der Besserverdienenden zur deutschen Einheit sei nach wie vor zu gering. Engholm verwies auf den anstehenden Bundestagswahlkampf und schloß in diesem Zusammenhang eine rot-grüne Koalition im Bund nicht aus. Die letzte Entscheidung darüber habe jedoch der Wähler. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler, forderte in einem Interview der Berliner Tageszeitung B.Z. "Nachbesserungen" beim Solidarpakt. Bisher sei "in erster Linie ein Aufbauprogramm Ost" herausgekommen. "Es fehlt aber immer noch ein schlüssiges Konzept für den Westen", erklärte Dreßler. Es gehe um drei Punkte: den Wohnungsbau, die Arbeitsmarktpolitik und die Gerechtigkeitslücke. Das bedeute in der Konsequenz auch, daß man an Steuererhöhungen vor 1995 nicht vorbeikomme.

Der Berliner Finanzsenator und Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU, Elmar Pieroth, forderte am Montag in Bonn die zusätzlichen Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in erster Linie Existenzgründern zugute kommen zu lassen.

Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat ein Fünf-Punkte-Programm zur Bekämpfung des Mißbrauchs von Sozialleistungen angekündigt:

"Erstens: Arbeitslose müssen künftig ihre Lohnsteuerkarte beim Arbeitsamt abgeben." "Zweitens: Arbeitslose werden wieder regelmäßig vorgeladen. Wer ohne Grund nicht auf dem Arbeitsamt erscheint, kriegt kein Geld mehr."

"Drittens: Bauunternehmer, die illegale Arbeitskräfte aus dem Osten beschäftigen, dürfen nicht mehr an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, müssen sogar mit Gefängnisstrafen rechnen."

"Viertens: Wir werden mal richtig die Computer zwischen Sozialämtern und Lohnbüros laufen lassen. Mal sehen, wer auf dem Sozialamt abkassiert und gleichzeitig beim Arbeitgeber im Lohncomputer ist."

"Fünftens: Ein Arbeitsloser muß auch eine ungeliebte Arbeit annehmen."

Drewermann Ehrengast beim 13. "Salon du Livre"

PARIS. Das Land Indien als Ehrengast und der umstrittene deutsche Reformtheologe Eugen Drewermann stehen im Mittelpunkt des 13. "Salon du Livre", der heute im Grand Palais in Paris eröffnet wird. Bis 21. März werden insgesamt rund 1200 Verleger auf der größten Buchmesse der frankophonen Welt ihre Neuerscheinungen vorstellen. Neben 850 Verlagen aus Frankreich und 150 Verlagen aus französischsprachigen Ländern werden 200 Verleger aus zehn anderen Staaten erwartet.

Zwei Wochen vor Eröffnung der Buchmesse war in Frankreich der Drewermann-Bestseller "Kleriker" unter dem Titel "Les Fonctionnaires de Dieu" auf den Markt gekommen. Dem Start des Buches ging ein Eklat bei dem katholischen Verlagshaus "Cerf" voraus, das ursprünglich die Rechte erworben hatte. Nachdem "Cerf" schon mehrere Bücher Drewermanns verlegt und kürzlich auch eine Dokumentation über "Kleriker" und den Konflikt zwischen dem Autoren und der Kirche herausgebracht hatte, verzichtete der von Dominikanern geleitete Verlag auf die Veröffentlichung.

Offenbar kam es unter dem Druck der Kirche zu der Entscheidung, das kritische Werk dem Verleger Albin Michel zu überlassen. Drewermann, der auf Beschluß des Erzbistums Paderborn seit einem Jahr sein Priesteramt nicht mehr ausüben darf, wird in Paris eine Pressekonferenz geben. AFP

Davidianer-Drama

Sektierer

wollen sich

stellen

WACO, 15. März (AFP). Mehrere Mitglieder der Sekte "Flügel der Davidianer" sind offenbar bereit, die Ranch des Sektenführers Vernon Howell im texanischen Waco zu verlassen und sich den Behörden zu stellen.

Das teilte die US-Bundespolizei FBI am Sonntag mit. Mindestens drei Sektenmitglieder, die sich seit Ende Februar auf Howells Ranch verschanzt halten, hätten sich nach dem Strafmaß erkundigt, das sie erwarte, wenn sie aufgeben. FBI-Sprecher Bob Ricks interpretierte dies als Zeichen, daß zahlreiche Sektenmitglieder sich stellen wollen. Die Belagerung der Ranch des "Flügels der Davidianer" hatte am 28. Februar begonnen. An diesem Tag hatte die Bundesbehörde für Alkohol-, Tabak- und Feuerwaffendelikte (ATF) ver- sucht, das Anwesen zu stürmen. Die Sekten- mitglieder, die in dem Gebäude offenbar ein ausgedehntes Waffenlager unterhalten, hatten den Angriff der Polizei jedoch zurückgeschlagen. Dabei waren 14 Menschen, darunter vier ATF-Beamte, getötet und zwanzig weitere verletzt worden.

28 Guerilla-Kämpfer in Kolumbien gefaßt

BOGOTÁ, 15. März (AFP). In Kolumbien haben Polizei und Armee am Wochenende in vier Gebieten 28 linksgerichtete Guerilla-Kämpfer gefaßt. Fünf der Festgenommenen gehören der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) an, die anderen den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC), berichtete die Zeitung El Tiempo am Sonntag. Die beiden Untergrundorganisationen sind seit drei Jahren im Guerilla-Dachverband Simon Bolivar (CGSB) zusammengeschlossen. Der am Freitag in der Stadt Cucuta getötete Herausgeber der Zeitung La Opinion ist offenbar von Mitgliedern der Nationalen Befreiungsarmee erschossen worden. Die Zeitung El Espectador berichtete, die Untergrundorganisation habe sich zu dem Anschlag bekannt.

Zwölf Tote bei Angriff auf Suchumi

MOSKAU, 15. März (AFP). Zwei Kampfflugzeuge haben am Samstag die abchasische Hauptstadt Suchumi bombardiert. Bei dem Angriff seien zwölf Menschen getötet worden, darunter vier Zivilisten, berichtete die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass am Montag unter Berufung auf die georgische Presseagentur GIA. Die Flugzeuge hätten elf 500-Kilo-Bomben auf das Stadtviertel Atschadara abgeworfen. Unter den Opfern befanden sich den Angaben zufolge auch drei Journalisten.

Todesurteil für Vergewaltiger in Marokko

CASABLANCA, 15. März (AFP). Ein marokkanischer Staatsschützer, der mindestens 18 Frauen sexuell genötigt und dabei heimlich gefilmt hat, ist zum Tode verurteilt worden. Das Verfahren gegen den 54jährigen hatte wochenlang für Schlagzeilen gesorgt. 118 Videokassetten wurden gefunden, die mehr als 55 Frauen und Mädchen im Bett des Kommissars zeigten. Sie sagten aus, Tabet habe sie mit Gewalt, Drohungen und List in die Wohnung gelockt, wo sie "widerwärtigen sexuellen Praktiken" unterworfen worden seien. Zu lebenslänglich wurde der Vorgesetzte des Täters verurteilt, weil er die Taten verschleierte. Gefängnisstrafen bekamen 15 weitere Personen, darunter zwei Kommissare, ein Arzt und mehrere Polizisten, die die Ermittlungen behinderten und teilweise an den Nötigungen beteiligt waren.

Zwei Israelis angefahren und getötet

JERUSALEM, 15. März (AFP/AP). Insgesamt drei israelische Siedler sind am Montag im von Israel besetzten Westjordanland mit einem Auto angefahren und dabei verletzt worden. Zwei der drei Männer seien wenig später ihren schweren Verletzungen erlegen, berichtete die israelische Armee. Der Fahrer des Wagens mit palästinensischem Nummernschild sei geflüchtet und werde derzeit vom Militär gesucht. Noch sei nicht geklärt, ob es sich um einen Unfall oder um einen Anschlag gehandelt habe. Ein Palästinenser hat am Montag in der nordisraelischen Stadt Afula einen 22 Jahre alten US-Touristen mit einem Stich in die Lunge schwer verletzt. Wie die Polizei berichtete, wurde der aus New York stammende Mann in ein Krankenhaus gebracht.

Protest deutscher Spediteure in Brüssel

BRÜSSEL, 15. März (AFP). Zum Auftakt des Treffens der EG-Verkehrsminister in Brüssel haben deutsche Spediteure dort gegen die EG-Verkehrspolitik demonstriert. Eine Zufahrtsstraße wurde am Montag morgen von einem 40-Tonnen-Kran blockiert. In einer Erklärung des Bundesverbandes des Deutschen Güterfernverkehrs (BDF) hieß es zu der Aktion, einem ganzen Berufsstand drohe der Absturz, wenn die EG nicht umgehend faire Wettbewerbsbedingungen durchsetze. Bundesverkehrsminister Günther Krause will bei seinen elf Amtskollegen einen neuen Vorstoß für eine europaweite Regelung der Straßenbenutzungsgebühren unternehmen, um damit die Einführung einer Autobahnvignette in Deutschland zu ermöglichen.

IG Metall mahnt Beitrag der Arbeitgeber zum "Solidarpakt" an Ruf nach Kurskorrektur in der Tarifpolitik / Gewerkschaften vermissen Arbeitsmarktabgabe / DGB reagiert grundsätzlich positiv

FRANKFURT A. M., 15. März (AFP/ Reuter/ulf). Der Vorsitzende der IG Metall, Franz Steinkühler, hat nach dem Bonner Kompromiß über einen "Solidarpakt" eine Kurskorrektur der Arbeitgeber in der Tarifpolitik verlangt. Die "soziale Gestaltung des Einigungsprozesses" dürfe nicht weiter blockiert werden, sagte Steinkühler am Montag in Frankfurt. Dies sei zu allererst Sache der Metall-Arbeitgeber. Sie müßten ihre rechtswidrige Kündigung der Tarifverträge in der ostdeutschen Metallindustrie zurücknehmen und die gültigen Vereinbarungen über die tarifliche Einkommensangleichung uneingeschränkt anerkennen. Nur auf dieser Basis könne der gesellschaftliche Grundkonsens gesichert werden.

Steinkühler warf den Arbeitgeberverbänden skrupellosen tarifpolitischen Konfrontationskurs vor. Entscheidend sei nun, daß den "Signalen der Hoffnung und der Zuversicht" aus dem Bund-Länder- Kompromiß nicht durch die Fortsetzung dieses Kurses der Boden entzogen werde.

Die Arbeitgeberorganisation Gesamtmetall reagierte darauf mit der Forderung, die IG Metall müsse mit einer maßvollen und an den wirtschaftlichen Realitäten orientierten Tarifpoliitk zum Gelingen des "Solidarpakts" beitragen.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Heinz-Werner Meyer, bewertete den Bonner Kompromiß grundsätzlich positiv. Als "Konstruktionsfehler" kritisierte Meyer am Montag in Düsseldorf allerdings, daß es weder eine allgemeine Arbeitsmarktabgabe gebe noch einen sofort wirkenden Solidaritätszuschlag zur Lohn- und Einkommensteuer. Damit bleibe die "Gerechtigkeitslücke" für 1993 und 1994 weiter offen. Die Beitragszahler zur Arbeitslosenversicherung müßten die Last der Arbeitsmarktpolitik im Osten weiter allein schultern.

Meyer zufolge ist die Finanzausstattung der neuen Länder durch den Bonner Kompromiß zufriedenstellend geregelt. Die Wohnungsbauförderung sei als Investitionsmotor geeignet. Die Weiterführung und Verstetigung einer aktiven Arbeitsmarktpolitik korrigiere die "falschen Signale", die noch jüngst von der Spitze der Bundesanstalt für Arbeit mit dem Stopp neuer Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen (ABM) ausgegangen seien.

Kritik kam aus der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) und der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG). Schon der Begriff "Solidarpakt" sei irreführend, sagte der NGG-Vorsitzende Franz-Josef Möllenberg, weil es sich nur um ein Haushaltskonsolidierungskonzept handele. Es fehle der Beschluß, eine Arbeitsmarktabgabe zu erheben, die Selbständige und Freiberufler einbeziehe. Dies wurde auch von der DAG kritisiert.

Positiv reagierten die Finanzminister der Europäischen Gemeinschaft (EG). Der Kompromiß biete in der ganzen EG größere Sicherheit und verbessere strukturell die wirtschaftlichen Bedingungen.

Die Bundesregierung hat nach Angaben aus Regierungskreisen noch keine Vorstellungen, wie die soziale Komponente im Solidaritätszuschlag ab 1995 aussehen soll. In den Kreisen hieß es am Montag, vorstellbar seien mehrere Modelle, etwa höhere Freibetragsgrenzen als vom Verfassungsgericht vorgeschrieben oder eine Entlastung kinderreicher Familien. Bei allen müsse im Auge behalten werden, daß durch die zusätzliche Steuer eine Summe von 28 Milliarden Mark zusammenkommen müsse. Dies begrenze den Umfang der sozialen Komponente.

Es wurde darauf verwiesen, daß ein Prozentpunkt Solidaritätszuschlag zur Lohn- und Einkommenssteuer bei Belastung aller Einkommen vier Milliarden Mark erbringe.

El Salvadors Militär für Morde im Bürgerkrieg verantwortlich UN-"Wahrheitskommission" fordert Entlassung hoher Offiziere / Präsident Alfredo Cristiani ruft nach Generalamnestie

SAN SALVADOR/NEW YORK, 15. März (AFP/AP/rin). Die mit der Untersuchung von Bürgerkriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in El Salvador befaßte "Wahrheitskommission" der Vereinten Nationen hat hohen Offizieren Beteiligung an Morden vorgeworfen und die Entlassung mehrerer Militärs gefordert. Unter ihnen befindet sich auch Verteidigungsminister Rene Emilio Ponce, der bereits vor Veröffentlichung des Berichts am Freitag von seinem Amt zurückgetreten war.

In dem Bericht werden die Militärs für die Tötung von sechs Jesuitenpriestern im Jahr 1989 verantwortlich gemacht. Weiter habe der verstorbene Gründer der regierenden rechtsextremen Arena-Partei, Roberto d'Aubuisson, 1980 die Tötung von Erzbischof Oscar Romero angeordnet.

Der salvadorianische Präsident Alfredo Cristiani forderte eine Generalamnestie für alle Beteiligten an politisch motivierten Verbrechen aus. Er appellierte er in einer Rundfunkansprache an seine Landsleute, "einander zu verzeihen".

Der Bericht der "Wahrheitskommission" wurde am Sonntag abend den Delegationen der salvadorianischen Regierung und der ehemaligen Guerillaorganisation Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) in New York übergeben. Während des zwölfjährigen Bürgerkriegs, der vor einem Jahr endete, waren 75 000 Menschen getötet worden.

In dem Bericht werden Ponce, der stellvertretende Verteidigungsminister Orlando Zepeda und vier weitere hohe Offiziere für die Tötung der sechs Jesuiten, ihrer Hausangestellten und deren Tochter am 16. November 1989 verantwortlich gemacht. Die Kommission fordert ihre Entlassung und empfiehlt weiter, vier an der Ermordung Romeros beteiligte Offiziere zu entlassen. Als Drahtzieher des Massakers von El Mozote, bei dem eine Eliteeinheit im Dezember 1991 mehrere hundert Menschen tötete, bezeichnet der Bericht Oberst Domingo Monterrosa.

Die Kommission fordert ferner das lebenslange Verbot öffentlicher Ämter für mehrere ehemalige Guerillakommandanten, denen ebenfalls schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden.

Die Bildung der "Wahrheitskommission" war Teil des zwischen Regierung und Rebellen am 16. Januar 1992 unter Schirmherrschaft der UN geschlossenen Friedensvertrages. Ihr gehörten Kolumbiens früherer Präsident Belisario Betancour, der ehemalige venezolanische Außenminister Reynaldo Figueredo und der auf Menschenrechtsfragen spezialisierte US-Jurist Thomas Buergenthal an. USA üben Druck auf Cristiani aus

Die US-Regierung setzte der Regierung von El Salvador am Sonntag eine Frist von einer Woche, um 15 Militärs zu entlassen, die zuvor bereits von einer salvadorianischen Menschenrechtskommission belastet worden waren. Der Geschäftsträger der USA und designierte Botschafter in El Salvador, Peter Romero, sagte, die USA hätten die Militärhilfe für das mittelamerikanische Land um elf Millionen Dollar gekürzt, um Druck auf Cristiani auszuüben. Die Regierung hatte im Friedensvertrag zugesagt, Armeeangehörige, die sich gravierende Verstöße gegen die Menschenrechte zuschulden kommen ließen, zu entlassen.

Verteidigungsminister Ponce offenbarte, daß vor allem die USA, die jahrelang die Militärs logistisch und finanziell in ihrem Kampf gegen die Widerstandsbewegung unterstützt hatten, Druck auf ihn ausgeübt hätten. Er kritisierte auch die salvadorianische Kommission, die im vergangenen Jahr Empfehlungen für eine Säuberung der Armee ausgesprochen hatte. Die Kommission habe in ihren "ungerechten und mit Vorurteilen behafteten" Empfehlungen nicht berücksichtigt, daß die Armee weder den Krieg an gefangen noch gesucht habe. Auch habe sie Opfer in Höhe von 10 000 Soldaten und über 30 000 Kriegsversehrten gebracht.Mißerfolge in Kambodscha

PHNOM PENH, 15. März (AFP). Der Chef der Übergangsbehörde der Vereinten Nationen in Kambodscha (UNTAC), der Japaner Yasushi Akashi, hat am Montag erhebliche Mißerfolge seit Beginn der UN-Mission eingeräumt. Akashi sagte in einer offiziellen Bilanz am ersten Jahrestag des UNTAC-Engagements, nur wenige Ziele seien erreicht worden.

Mißlungen seien insbesondere die geplante Entwaffnung der Konfliktparteien, die Sicherung des Waffenstillstandes und die Durchführung von Wahlen für eine neue kambodschanische Regierung. Akashi rief die UN-Mitarbeiter zugleich auf, "trotz dieser Rückschläge" mit der Vorberereitung der nun für Mai geplanten Wahlen fortzufahren.

Als Erfolge nannte Akashi die Rückehr von 370 000 kambodschanischen Flüchtlingen in ihre Heimat und die Registrierung von 4,7 Millionen Wählern. Auch der Lebensstandard in Kambodscha sei seit der Stationierung der etwa 20 000 UNTAC-Soldaten und Mitarbeiter gestiegen.

Erster "Öko-Kühlschrank" der Welt geht in Serie

Der erste FCKW- und FKW-freie Kühlschrank der Welt läuft seit Montag im sächsischen Niederschmiedeberg vom Band der Foron Hausgeräte GmbH. Als Kältemittel setzt der Alleinproduzent von Kühlgeräten in der ehemaligen DDR eine Mischung der Naturgase Propan und Isobutan ein. Foron verzichtet damit nicht nur auf die für die Ozonschicht schädlichen Fluorchlorkohlenwasserstoffe im Kühlkreislauf, sondern auch auf die inzwischen von der Konkurrenz favorisierte chemische Verbindung FKW-R-134a, die den Treibhauseffekt verstärkt.

150 000 Öko-Kühlschränke sollen nach Angaben des Foron-Geschäftsführers Eberhard Günther in diesem Jahr gefertigt werden. Die 130-Liter-Geräte werden für etwa 600 Mark verkauft. Noch im Juni sollen Geräte mit 175 Liter Nutzinhalt in Serie gehen, im Oktober die ersten Gefrier-Kühl-Kombinationen vom Band laufen. Um die Aufträge abzuarbeiten, will das Unternehmen zusätzlich zu den 600 fest Beschäftigten etwa 100 befristete Stellen einrichten.

Der Öko-Kühlschrank war durch die Unterstützung der Umweltorganisation Greenpeace zur Serienproduktion gebracht worden, nachdem die Treuhandbereits die Liquidation des Unternehmens eingeleitet hatte. Erstmals in der Geschichte sei hier eine enge Zusammenarbeit zwischen Umweltschützern und Industrie zustandegekommen, sagte der Leiter der Klimaschutz-Abteilung bei Greenpeace, Wolfgang Lohbeck, am Montag. Nach den "Diffamierungskampagnen" westdeutscher Haushaltsgerätefirmen gegen den Öko-Kühlschrank sei eine Reihe von Herstellern jetzt schnell auf den Zug aufgesprungen. AFP

Wieder Leck in Pipeline

MOSKAU, 15. März (AFP). Rund 5000 Tonnen Rohöl, die aus einer geborstenen Pipeline ausgetreten sind, sind teilweise in den sibirischen Fluß Reschetcka gelangt. Wie das russische Innenministerium nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax am Montag mitteilte, ereignete sich das Unglück am Sonntag in der Region Krasnojarsk. Die Erdölpipeline zwischen Irkutsk und Sudschensk brach in der Nähe des Dorfes Nischni- Pojma. Ein Teil des Öls sei daraufhin in Brand geraten. Inzwischen sei das Feuer unter Kontrolle. Wie es weiter hieß, mußte der Zugverkehr in der Region umgeleitet werden. Der Reschetcka ist ein Nebenfluß des Jenissej.

Bereits vergangene Woche waren rund 20 000 Tonnen Öl nach dem Bruch der Pipeline Omsk-Irkutsk in Sibirien ausgetreten. Zu diesem Pipelinesystem gehört auch das Teilstück nach Sudschensk. In der Nähe des Stausees von Bratsk hatte sich ein 50 Hektar großer Ölsee gebildet.

Experten führen die Unglücke auf die veraltete Technik der russischen Ölleitungen zurück, die sich häufig in sehr schlechtem Zustand befinden.

Zur Person:

CHRISTINE OSTROWSKI, stellvertretende PDS-Vorsitzende, ist auf Druck des Parteivorstandes von ihrem Amt zurückgetreten. Sie zog damit die Konsequenzen aus ihrem Treffen mit dem sächsischen Landeschef der verbotenen rechtsextremistischen "Nationalen Offensive" (NO), Constantin Mayer. PDS-Chef Lothar Bisky bezeichnete die Kontakte zu Mayer als "politischen Fehler". Er kritisierte vor allem, daß Ostrowski nicht rechtzeitig ihre Äußerung klargestellt habe, es gebe programmatische Ähnlichkeiten zwischen der NO und der PDS. "Die PDS spricht nicht mit rechtsextremistischen Anführern", sagte Bisky. Die Dresdnerin war erst Ende Januar auf dem PDS-Parteitag zu seiner Stellvertreterin gewählt worden. (AFP)

Angolas Bürgerkrieg eskaliert

LUANDA, 15. März (AFP). Nach der Eroberung des Erdölförderzentrums Soyo im Norden Angolas durch Regierungstruppen droht eine weitere Eskalation des Bürgerkriegs. Der Oberbefehlshaber der Regierungstruppen, General Joao de Matos, kündigte am Sonntag bei einem Besuch in Soyo an, seine Einheiten hätten dort nur eine Schlacht von vielen gewonnen und würden "es nicht dabei bewenden lassen". Die rechtsgerichtete Rebellenbewegung UNITA hatte mit einem Schlag gegen das nahegelegene Cabinda gedroht, falls Soyo angegriffen werde.

Soyo war am 20. Januar von UNITA- Einheiten eingenommen worden. Der Rückeroberung der Stadt, die am Sonntag in der Hauptstadt Luanda bekanntgegeben wurde, waren heftige Kämpfe vorangegangen. Angaben über die Zahl der Opfer lagen allerdings bis Montag nicht vor. Aus Regierungskreisen verlautete, rund 2000 Kämpfer der UNITA seien aus der Stadt vertrieben worden, darunter "weiße und zairische Söldner". Das angolanische Fernsehen zeigte Bilder von geplünderten und verwüsteten Geschäften.

Schlichtung gescheitert

BERLIN, 15. März (AFP). Die Schlichtung für die ostdeutsche Stahlindustrie ist gescheitert. Wie der IG-Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg, Horst Wagner, am Montag in Berlin sagte, gab es bei der abschließenden Abstimmung weder für die Position der Arbeitgeber noch für die der Gewerkschaft eine Mehrheit. Damit bleibe es nach Auffassung der IG Metall bei dem geltenden Tarifvertrag.

Der IG-Metall-Vertreter warnte die Arbeitgeber "dringend" davor, wie in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie nun auch in der Stahlbranche den geltenden Tarifvertrag vorzeitig zu kündigen. Der Tarifvertrag sieht zum 1. April eine Lohnerhöhung von derzeit 70 auf 80 Prozent der West-Tarife vor.

Afghanistan/Frieden Usbeken- Chef Dostam unterstützt afghanisches Friedensabkommen - Hekmatyar begrüßt Erklärung seines bisherigen Rivalen

Kabul/Peshawar, 15. März (AFP) - Das Friedensabkommen für Afghanistan hat am Montag auch die Unterstützung des Chefs der mächtigen Usbeken-Milizen, General Raschid Dostan, erhalten. In einer von den Medien in Kabul verbreiteten Erklärung versicherte Dostam, er sei bereit, jedes Abkommen zu unterstützen, das Frieden und Stabilität im Land garantiere. Der Usbeken-General hatte das in der pakistanischen Hauptstadt geschlossene Abkommen nicht mitunterzeichnet. Dostam war bislang ein Hauptrivale des radikalen Mudschaheddin- Chefs Gulbuddin Hekmatyar, der gemäß dem Friedensabkommen Ministerpräsident werden soll.

Hekmatyar begrüßte seinerseits auf einer Pressekonferenz in der pakistanischen Grenzstadt Peshawar die Erklärung Dostams. Dadurch werde deutlich, daß das am 7. März von acht Mudschahedddin-Chefs unterzeichnete Abkommen die Unterstützung aller Teile der afghanischen Gesellschaft habe, betonte Hekmatyar. Über die künftige Rolle Dostams solle auf dem Treffen der afghanischen Spitzenpolitiker in Dschalalabad im Osten Afghanistans entschieden werden, das am Dienstag beginnen soll.

Zugleich sprach sich Hekmatyar gegen die Entsendung internationaler Friedenstruppen nach Afghanistan aus. Dies sei nicht notwendig, da alle Seiten das Friedensabkommen akzeptiert hätten. Der iranische Präsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani hatte die Entsendung iranischer Friedenstruppen nach Afghanistan angeboten.

dja/dif AFP

Mafia-Boß von Polizei getötet

NEAPEL, 15. März (AFP). Ein führendes Mitglied der neapolitanischen Mafia ist am Montag nachmittag bei einem Schußwechsel mit der Polizei in der Nähe von Neapel getötet worden. Wie die Polizei weiter mitteilte, wurden neben dem 50jährigen Umberto Mario Imparatio ein weiteres Mafia-Mitglied erschossen und ein Polizist schwer verletzt. Imparatio gilt als einer der gefährlichsten Mafia-Bosse in Süditalien und wurde seit 1989 von den Behörden gesucht.

Appell von Clinton und Rabin "Nahost-Dialog fortsetzen"

WASHINGTON, 16. März (AFP). US-Präsident Bill Clinton und der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin haben die arabischen Partner bei den Nahost-Friedensgesprächen aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Rabin sagte nach einem Gespräch in Washington mit Clinton, er sei auch bereit, einen möglichen Separatfrieden Israels mit Syrien zu unterstützen. Clinton begrüßte die "erklärte Bereitschaft" Rabins, für einen Frieden "Risiken" einzugehen. Er kündigte die Gründung eines amerikanisch-israelischen "Technologie- Ausschusses" für die Entwicklung von Wissenschaft und Technik an. Die US- Hilfe für Israel solle auf ihrem derzeitigen Niveau gehalten werden. Ferner seien die USA entschlossen, den militärischen Vorteil Israels zu sichern.

Die USA und Rußland haben die Schirmherrschaft der Ende Oktober 1991 in Madrid aufgenommenen Friedensgespräche zwischen Israel und Jordanien, Syrien, Libanon sowie den Palästinensern aus den besetzten Gebieten übernommen. Sie luden alle Teilnehmer für den 20. April nach Washington ein.

Die Palästinenser lehnen den Vorschlag aber ab. Sie fordern vor einer Fortsetzung der Verhandlungen die Rückkehr der am 17. Dezember von Israel nach Südlibanon deportierten Palästinenser. Rabin sagte, bei dem Treffen mit dem neuen US-Präsidenten sei ihm klar geworden, daß "Israel einen Freund im Weißen Haus hat". Rabin hat sich zugleich dafür ausgesprochen, die Zahl der in Israel angestellten Palästinenser zu vermindern. "Ich kann das Ende der Attentate nicht versprechen, wenn täglich bis 120 000 Palästinenser zur Arbeit nach Israel kommen", sagte Rabin dem israelischen Rundfunk während seines USA- Besuchs. (Weiterer Bericht auf Seite 5)

Feuer in Dietzenbacher Schule

DIETZENBACH, 15. März (dpa). Einen Schaden von rund 100 000 Mark hat ein Brand am Sonntag abend in der Aue-Schule in Dietzenbach (Kreis Offenbach) verursacht. Menschen kamen nicht zu Schaden. Wie die Offenbacher Polizei am Montag mitteilte, entstand das Feuer gegen 21 Uhr im Verwaltungstrakt der Schule. Das Sekretariat und das Büro des Rektors brannten aus. Nach ersten Ermittlungen waren in dem Trakt ein Fenster eingeschlagen und mehrere Türen aufgebrochen worden. Es sei deshalb davon auszugehen, daß Einbrecher das Feuer legten.

Ferien-Reisen in Hessen ohne Auto

"Ohne Auto mobil" - unter diesem Motto versucht der hessische Fremdenverkehrsverband bei den Feriengästen den Verzicht aufs Auto zu propagieren. Die Fremdenverkehrswerber haben zu diesem Zweck eine 52seitige Broschüre herausgebracht, die alle Informationen für die Organisation eines autofreien Urlaubs enthält.

In Tabellenform sind für 1674 hessische Ferienorte Informationen über die nächste Bahnstation aufgeführt. Mit einer beigefügten Telefonliste können sich interessierte Urlauber außerdem über Bahn- und Busverbindungen in ihren Wunsch-Ferienort erkundigen. Der Urlauber erfährt auch auf einen Blick, ob der Ort über eine Fahrradwerkstatt oder einen Fahrradverleih verfügt. Eine Übersichtskarte über das Bahn- und Busnetz rundet den Informationsteil ab. lhe

Reparaturarbeiten behindern Verkehr Reparaturarbeiten an der Fahrbahn der Autobahn 3 zwischen den Anschlußstellen Idstein (Rheingau-Taunus-Kreis) und Niedernhausen werden von heute morgen bis voraussichtlich Donnerstag den Verkehr behindern. Wie das Autobahnamt Frankfurt gestern mitteilte, muß ein Fahrstreifen zwischen Kilometer 141,0 und 142,5 gesperrt werden. Gearbeitet werde rund um die Uhr.

Zehn Jahre Haft für zwei Räuber nach Todesschuß

DREIEICH. Zu je zehn Jahren Haft verurteilte das Schwurgericht Darmstadt am Montag einen 25jährigen Deutschen und seinen 22 Jahre alten kolumbianischen Schwager wegen versuchten Raubes mit Todesfolge. Die beiden Angeklagten hatten am 27. April 1992 eine Textilgroßhandlung in Dreieich überfallen. Dabei wurde ein 33 Jahre alter Berliner von einem Schuß aus einer Schrotflinte getötet. In der Hauptverhandlung konnte nicht geklärt werden, welcher der beiden Angeklagten den tödlichen Schuß abgegeben hatte. Da sie den Überfall aber beide geplant und vorbereitet hätten, so das Gericht, müsse die Tat auch beiden zugerechnet werden. Der deutsche Anlagenelektroniker und sein Schwager hatten bei dem Überfall eine sogenannte Pump- Gun, deren Patronen 360 Schrotkugeln enthalten, sowie eine Pistole bei sich. Als der Deutsche die Tür zu dem Geschäft öffnete und "Überfall - Geld her" rief, hatte sich der Schuß gelöst und den Berliner aus nur drei Metern Entfernung getroffen. Das Gericht ging davon aus, daß der Schuß nicht mit Vorsatz abgegeben wurde. Beide Angeklagte aber hätten äußerst leichtfertig gehandelt, weil sie mit entsichertem Gewehr die Firmenräume betraten. lhe

"Frau in Portugal ist Sklavin"

LISSABON, 15. März (KNA). Die andauernde Ausbeutung von Frauen in Portugal hat der Bischof von Coimbra, Joao Alves, verurteilt. Ihnen würden ihre Rechte vorenthalten und sie hätten "nicht einmal ausreichend Zeit zum Ausruhen, zur Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben und zur Vertiefung ihrer eigenen Spiritualität", schreibt der Bischof in einem Beitrag für die portugiesische Tageszeitung Correio de Coimbra.

"Die Frau ist noch heute eine Sklavin und Opfer schwerer Ungerechtigkeiten", betont Alves. Der Bischof fordert auch die Kirche auf, unverzüglich dieser "unhaltbaren Situation" ein Ende zu setzen. Es sei völlig falsch, daß die Kirche gegenüber den Frauen "einen Geist der Ergebung, der Hingabe und der Liebe" preise. Vielmehr müsse sie die Rolle der Frau sofort mutig und klarsichtig fördern, meinte Alves.

Prozeß wegen Indianermordes

BRASILIA, 15. März (KNA). Wegen der Ermordung eines Indianers muß sich ein Großgrundbesitzer im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul vor Gericht verantworten. Der Prozeß gegen Libero Monteiro de Lima vor einem Geschworenengericht in Ponta Pora solle am 29. März, fast zehn Jahre nach der Tat, beginnen, berichtete der katholische Indianermissionsrat CIMI am Montag in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia.

Der 63jährige Marcal de Souza Tupa'y war 1983 von einem Angestellten des Großgrundbesitzers mit fünf Kugeln niedergestreckt worden, nachdem er sich geweigert hatte, sein Volk zum Verlassen des Indianergebietes Pirakua zu überreden. Laut CIMI wurden in der Zwischenzeit zahlreiche Versuche unternommen, eine Strafverfolgung des Mörders und seines Auftraggebers zu unterbinden.

Brasilianer verloren Arbeit

RIO DE JANEIRO, 15. März (epd/IPS). Aufgrund der anhaltenden Rezession haben im vergangenen Jahr rund 4,9 Millionen Arbeitnehmer in Brasilien ihre Arbeitsplätze verloren. Wie aus einem jetzt in Rio de Janeiro veröffentlichten Bericht des staatlichen Instituts für Geografie und Statistik hervorgeht, übertraf der Arbeitsplatzabbau damit noch 1983, das bisher schlimmste Krisenjahr. Seit 1989 sollen mindestens zwölf Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen sein.

Arbeitsminister Walter Barelli äußerte sich "tief besorgt" über die Entwicklung. Brasiliens Industrieproduktion ging 1992 um vier Prozent zurück, während die gesamte Wirtschaftsleistung der 153 Millionen Brasilianer um fast ein Prozent schrumpfte.

Bomben-Motorrad in Bombay entschärft

BOMBAY, 15. März (Reuter). In der indischen Wirtschaftsmetropole Bombay ist ein weiteres mit Sprengstoff beladenes Motorrad gefunden worden. Das Fahrzeug war nach Polizeiangaben vom Montag bei einem Juwelen-Markt in der Nähe einer Moschee abgestellt worden. Die Gegend sei weiträumig abgeriegelt worden. Der Explosivstoff habe offenbar eine größere Sprengkraft als die Bombe, die am Sonntag in Bombay ebenfalls in einem Motorrad entdeckt worden war. Von diesem Fund versprechen sich die Sicherheitskräfte wichtige Hinweise auf die Urheber der Anschläge, bei denen am Freitag in der Zwölf- Millionen-Stadt mindestens 250 Menschen getötet wurden.

Jelzin: Kongreß will Macht an sich reißen

MOSKAU, 15. März (Reuter). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat den Kongreß der Volksdeputierten am Montag beschuldigt, alle Macht an sich reißen und kommunistische Verhältnisse wiederherstellen zu wollen. Der Kongreß habe sich entschieden, gegen die Verfassung zu verstoßen, ließ Jelzin erklären. Die Deputierten wollten erreichen, daß die Wirtschaftspolitik wieder von kommunistischen Funktionären kontrolliert werde. Jelzin betonte, er erhalte aus den Regionen der russischen Föderation zahlreiche Aufforderungen, die Demokratie zu verteidigen und einer Wiederkehr des Kommunismus entgegenzutreten. Bericht auf Seite 3.

Firmen-Telegramm

SAP nimmt Ixos ins Programm Das Softwarehaus SAP hat sich im Zuge einer Kapitalerhöhung mit zehn Prozent an seinem langjährigen Kooperationspartner Ixos Software beteiligt. Beide Firmen wollen zunächst im Geschäftsfeld Archivierung von Original-Dokumenten (Imaging) und später auch auf anderen Gebieten zusammenarbeiten. Maschinenbauer Maho bohrt China an Das Pfrontener Unternehmen Maho hat einen Lizenzvertrag mit der chinesischen Jinan First Machine Tool geschlossen. Dabei geht es um die für 500 Stück pro anno ausgelegte Fertigung von CNC- Fräs- und Bohrmaschinen für den Markt der Volksrepublik. Die Asiaten übernehmen dazu Maho-Produktionsanlagen. Escada ist kein Aufkäufer bekannt Die Modefirma Escada, die im Jahr zum 31. Oktober in die roten Zahlen gerutscht war, erzielte aus dem Verkauf der US-Tochter St. John Knits einen außerordentlichen Ertrag von 124 Millionen Mark. Zu den extremen Kursschwankungen der Escada-Aktie erklärt der Finanzchef, daß kein Aufkäufer bekannt sei. Walter baut Rekordergebnis Der Walter Bau-Konzern berichtet für 1992 vom "wirtschaftlich besten Jahr der Firmengeschichte". Die Gesamtleistung stieg um 26 Prozent auf fast 3,5 Milliarden Mark, der Auftragszugang um 27 Prozent auf 3,9 Milliarden. Die Augsburger versprechen eine "gute Dividende".

Moslems verlangen Änderungen Bosnien-Friedensplan abgelehnt / Morillon will Hilfe durchsetzen

SARAJEWO, 15. März (Reuter). Die bosnischen Moslems lehnen den internationalen Friedensplan für ihre Republik in seiner bisherigen Form weiter ab und verlangen grundlegende Änderungen. Dazu gaben rund 200 Vertreter von Parlament und Regierung sowie von Militär und Wissenschaft am Sonntag bei einem Treffen in Sarajewo Bosniens Präsident Alija Izetbegovic freie Hand bei den Friedensgesprächen, die diese Woche in New York fortgesetzt werden sollen.

Izetbegovic sagte nach dem Treffen, an dem nur ein Drittel der rund 90 Abgeordneten des bosnischen Parlaments teilnehmen konnte, der Friedensplan der Jugoslawien-Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen sei für die Moslems in Bosnien- Herzegowina nicht akzeptabel. Das Konzept, das bislang auch von den bosnischen Serben abgelehnt wird, sieht eine Aufteilung der Republik in zehn weitgehend autonome Provinzen vor. Die Moslems verlangen unter anderem eine Korrektur der vorgesehenen Provinzgrenzen und eine vertragliche Regelung des Verhältnisses zwischen der Zentralregierung und den Regionen.

Die bosnischen Serben forderten UN- General Philippe Morillon nach Angaben einer UN-Sprecherin in Zagreb auf, die von ihnen belagerte ostbosnische Stadt Srebrenica zu verlassen. Hilfslieferungen für Srebrenica würden so lange blockiert, wie sich Morillon dort aufhalte. Der General hatte erklärt, er wolle so lange in Srebrenica bleiben, bis ein Konvoi mit Hilfsgütern für die rund 60 000 Bewohner und Flüchtlinge eingetroffen sei.

Laurens Jolles vom UN-Flüchtlingshilfswerk berichtete, in Srebrenica herrschten katastrophale Zustände. Tausende Flüchtlinge müßten auf der Straße campieren. Jolles sagte, Flüchtlinge hätten ihm berichtet, beim Abwurf von Hilfsgütern seien Menschen von Paletten erschlagen worden.

Serbische Truppen überrannten am Montag die umkämpfte Moslemenklave Konjevic Polje.

(Weiterer Bericht Seite 2)

Antisemitische Schmierereien

BERLIN, 15. März (Reuter). Das Mahnmal für Nazi-Opfer in der brandenburgischen Stadt Cottbus ist in der Nacht zum Montag von Unbekannten geschändet worden. Nach Angaben der Polizei beschmierten die vermutlich rechtsextremistischen Täter das aus einer Gruppe von drei Personen bestehende Denkmal mit der vier Meter langen Aufschrift "Judas verrecke". Den drei Sandsteinfiguren sei außerdem in Brusthöhe jeweils ein Davidstern aufgemalt worden, teilte ein Sprecher der Polizei mit.

Nachrichten-Börse

Bund senkt Renditen erneut Das Bonner Finanzministerium senkt die Rendite seiner fünfjährigen Bundesobligationen von 6,04 auf glatte sechs Prozent. Dazu wird laut Bundesbank von heute an der Ausgabekurs von 99,80 auf 100 Prozent heraufgesetzt. Auch die Finanzierungsschätze des Bundes werfen erneut weniger ab: Einjährige Papiere bringen jetzt noch 6,60 statt zuletzt 6,70 Prozent, zweijährige 6,15 (6,25) Prozent. Konto-Prüfung Pflicht des Bankkunden Ein Bankkunde verletzt seine Sorgfaltspflicht, wenn er seine Kontoauszüge nicht auf unberechtigte Abbuchungen überprüft. Mit diesem Argument wies das Landgericht Lübeck die Schadensersatzklage eines Konto-Inhabers ab. Ein Betrüger hatte mit gefälschten Auszahlungsbelegen vom Girokonto des Kunden von Februar 1990 bis November 1992 in 44 Fällen insgesamt knapp 25 000 Mark abgehoben. Die Bank erstattete ihrem Kunden nur 9200 Mark. Laut Gericht hat dieser wegen schuldhafter Verletzung seiner Kontrollpflichten keinen Anspruch auf weiteren Schadensersatz. Bonn stundet Uganda Schulden Bonn hat die Rückzahlung von 24,5 Millionen Mark Schulden Ugandas aus DDR-Krediten geregelt. 1,5 Millionen werden gestrichen, der Rest gestreckt.

Zwei Juden getötet

JERUSALEM, 15. März (Reuter/AFP). Zwei Israelis sind am Montag im besetzten Westjordanland von einem Auto mit arabischen Kennzeichen erfaßt und getötet worden. Die Armee teilte mit, der Vorfall habe sich unweit der jüdischen Siedlung Eli ereignet. Ein dritter Mann sei dabei verletzt worden. Der Fahrer sei mit seinem Wagen in ein nahegelegenes Palästinenserdorf geflohen. Siedler sagten, er habe die beiden Männer vorsätzlich getötet. Er wurde festgenommen.

Ebenfalls am Montag stach ein Araber aus Nablus in der nordisraelischen Stadt Afula auf einen Touristen ein und verletzte ihn leicht. In der nördlich von Tel Aviv gelegenen Stadt Afula wurde ein Israeli durch Messerstiche verletzt. Auf den besetzten syrischen Golan-Höhen schoß ein Israeli einen Drusen an. Im Gaza-Streifen wurden fünf Palästinenser verletzt. (Siehe auch nebenstehenden Kasten)

"Schmiergeld ist durchaus üblich"

FRANKFURT A. M. (rtr). Der ehemalige Finanzdirektor des co op-Konzerns, Klaus-Peter Schröder-Reinke, hat vor dem Frankfurter Landgericht erklärt, daß er bei seiner Bilanzierungsarbeit häufig mit "ungeklärten Belegen" konfrontiert worden sei. "Das war typisch für die co op", sagte er. Der Ex-Bilanzchef meinte ferner, ihn habe angesichts dieser Vorgänge ein "ungutes Gefühl beschlichen". Erst nachdem ihm ein Wirtschaftsprüfer versichert habe, eine Bilanzierung der Zahlungen bleibe für ihn ohne rechtliche Folgen, habe er sich "sicher gefühlt", so Schröder-Reinke. Zahlungen sollen auch an Vorstände geflossen sein. "Wenn Herr Casper etwa 100 000 Mark zum Kauf eines Aktienpaketes für die co op benötigte, wurden diese ihm zur Verfügung gestellt. Casper mußte dann nachweisen, an wen das Geld ging. Ich habe den Betrag dann als Aktivum in der Bilanz aufgeführt." Schmiergeldzahlungen seien "in der Wirtschaft durchaus üblich". Die Anklageschrift wirft den früheren co op-Managern unter anderem vor, im Zusammenhang mit Zahlungen Scheinrechnungen erstellt zu haben, was der ehemalige co op-Vorstandssekretär Hans Gitter im Prozeßverlauf bestätigte.

Schröder-Reinke bestritt, daß die co op über den sogenannten "Schröder-Reinke- Konzern" - ein Konglomerat von Firmen, die vor allem "Verluste abarbeiten sollten" - eigene Aktien gehalten habe. Diese Gruppe habe "außerhalb der co op gestanden", sagte Schröder-Reinke als Ex-Geschäftsführer der Mantelfirmen.

Wenig Solidar-Bonus

FRANKFURT A. M. (FR). Die Einigung von Regierung, Opposition und Ländern auf den Solidarpakt hat die bundesdeutschen Aktienmärkte am Montag ziemlich kalt gelassen. Die Reaktion war zwar positiv, reichte aber dennoch nicht aus, um das am Freitag erreichte Kursniveau zu überflügeln. Der Deutsche Aktienindex sank vielmehr um 4,57 auf 1702,57 Punkte. Es fehlte an Anschlußaufträgen. Die Unsicherheit über die künftige Zinsentwicklung vor der Zentralbankratssitzung der Bundesbank am Donnerstag sowie vor den Wahlen in Frankreich am kommenden Sonntag veranlaßten viele Anleger, sich mit Engagements zurückzuhalten.

Negativ quittierte die Börse den jüngsten Unfall im Chemiekonzern Hoechst, bei dem ein Mensch ums Leben kam und ein anderer schwer verletzt wurde. Nüchtern kommentierten Händler, daß sich der wirtschaftliche Schaden für Investoren und Aktionäre zwar in Grenzen halte, die Serie von Unglücksfällen könne sich aber zu einem Akzeptanzproblem der Chemieindustrie auswachsen, wenn nicht bald Ruhe einkehre. Die Hoechst-Aktien gaben um 4,80 Mark nach.

Die Absage des General-Motors-Chefeinkäufers Lopez, der nach wochenlangem Hin und Her und trotz eines von beiden Seiten schon unterschriebenen Vertrags nun doch nicht zum Volkswagen- Konzern wechselt, drückte den Kurs der VW-Aktie um 7,30 Mark.

Am Rentenmarkt zeigte die Entwicklung abwärts. Die Durchschnittsrendite stieg um zwei Stellen auf 6,35 Prozent. Die Bundesbank kaufte Titel im Nennwert von 111,1 Millionen Mark.

Wasser und Luft machen Klopapier überflüssig

Die Zeiten des guten alten Toilettenpapiers sind vielleicht schon bald vorüber. Die Toto Ltd, größter japanischer Hersteller von Sanitäranlagen, will die Welt mit High-Tech-Produkten erobern und die Umsätze in Übersee bis zum Jahr 2000 vervierfachen. So hat das Unternehmen eine hochmoderne Technik mit Warm- und Kaltwasser und gelenkten Luftströmen entwickelt, die das Toilettenpapier überflüssig machen soll.

In Japan ist das Unternehmen für seine Produkte vom Toilettenbecken bis zu Produkten, die an die Raumfahrt erinnern oder Toilettensitze, die mit jeder Spülung ihre Form ändern, bekannt. In Zukunft sollen die Verkaufszahlen für Sitzbäder sowie für Toiletten, bei denen kein Toilettenpapier mehr nötig sein soll, steigen. Diese Produkte sind in Japan schon ein Renner.

In Europa arbeitet Toto bereits mit mehreren Firmen zusammen. Es wurde aber nicht mitgeteilt, ob die französischen und deutschen Partner in Zukunft auch Toiletten anbieten wollen, bei denen Papier überflüssig ist.

(Reuter)

Jelzin um Reformen besorgt

MOSKAU, 15. März (Reuter/AFP). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat den Kongreß der Volksdeputierten am Montag beschuldigt, das kommunistische Herrschaftssystem wiedererrichten zu wollen. Der Kongreß habe sich entschlossen, die Verfassung zu brechen, ließ er erklären. Die Deputierten wollten erreichen, daß die Wirtschaftspolitik wieder von kommunistischen Funktionären kontrolliert werde. Jelzin betonte, er werde aus den Regionen bedrängt, die Demokratie zu verteidigen und einer Wiederkehr des Kommunismus' entgegenzuwirken.

Der Volkskongreß hat laut Jelzin die Ordnung in Rußland gefährdet. Er habe es dem Volk verwehrt, seinen Willen zu äußern und versucht, es zu täuschen. Seinem Gegenspieler, Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow, warf Jelzin vor, "die Macht auf zentraler und lokaler Ebene vollständig in den Händen der Sowjets (Räte) konzentrieren" und "die Befugnisse der Regierung der kommunistischen Nomenklatura zurückzugeben" zu wollen.

Hingegen sagte Chasbulatow, der Oberste Sowjet tue nur seine Pflicht: Er erlasse Gesetze und wache über Einhaltung von Verfassung und Recht. Der von Altkommunisten und Nationalisten beherrschte Kongreß hatte alle Kompromißvorschläge zur Aufteilung der Macht zwischen Exekutive und Legislative abgelehnt. In diesem Zusammenhang hatten die Deputierten auch ihre Entscheidung vom Dezember revidiert, am 11. April ein Referendum über die Grundzüge einer neuen Verfassung zuzulassen.

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sicherte Jelzin seine Unterstützung zu. Er betonte in Bonn, daß die deutsch-russischen Beziehungen heute spannungsfrei, vertrauensvoll und freundschaftlich seien, sei Jelzins Verdienst. Deutschland und andere Staaten bauten auf ein demokratisches Rußland als friedlichen, berechenbaren Partner. (Kommentar Seite 3)

Milzbrand durch Waffen-Unfall Russische Ärzte retteten Unterlagen vor der Vernichtung

WASHINGTON, 15. März (Reuter/AP). Eine Milzbrand-Epidemie, bei der 1979 im russischen Jekaterinburg (früher Swerdlowsk) 68 Menschen starben, ist eindeutig als Folge eines Bakterien-Austrittes aus einem Labor für biologische Waffen identifiziert worden. Das geht aus einer am Montag in Washington vorgelegten Studie der US-Akademie der Wissenschaften hervor. Die offizielle Version hatte zunächst gelautet, die Menschen seien an infiziertem Fleisch gestorben. Der russische Präsident Boris Jelzin, 1979 Kommunisten-Chef im damaligen Swerdlowsk, gab im vergangenen Jahr zu, daß die Anthrax-Bakterien aus einem Militärlabor entwichen waren.

Die beiden US-Wissenschaftler David Walker und Matthew Meselson waren im vergangenen Jahr nach Jekaterinburg gereist, rund 1300 Kilometer östlich von Moskau. Eine russische Pathologin händigte ihnen dort Gewebeproben, konservierte Organe und handgeschriebene Autopsieberichte von 42 Fällen aus, die sie vor den sowjetischen Behörden versteckt gehalten hatte. Die Originale seien kurz nach dem Unglück zerstört worden, berichtete Walker. Nach Darstellung des Pathologen weist die hohe Zahl von Milzbrandfällen, die durch Einatmung der Erreger verursacht wurden, auf einen großen Unfall mit biologischen Waffen hin. Das Gift der Bakterien wirkte derart rasch, daß die Infizierten nur höchstens vier Tage überlebten. Einige brachen tot auf der Straße zusammen, bei der Arbeit auf dem Feld oder daheim.

Die Herstellung von B-Waffen ist nach der Genfer Konvention von 1972 verboten, die bislang von 118 Staaten unterzeichnet worden ist. Allerdings läßt die Konvention Forschung zum Schutz vor B-Waffen zu. Moskau hatte zugegeben, daß in Rußland bis 1991 mit bakteriellen Waffen experimentiert worden sei.

Stasi auch am Seziertisch dabei

BERLIN, 15. März (Reuter). Die Stasi hat Todesopfer von Schüssen und Minen an der innerdeutschen Grenze nach Angaben einer Gerichtsärztin noch auf dem Seziertisch fotografiert. Im Berliner Prozeß gegen ehemalige Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrates (NVR) der DDR berichtete die Magdeburger Rechtsmedizinerin Margot Laufer am Montag über mehrere Fälle, bei denen jeweils mindestens zwei Stasi-Vertreter während der Obduktion von getöteten Flüchtlingen Aufnahmen gemacht hätten. Die Mitarbeiter der Stasi-Bezirksverwaltung hätten "vor und während der Obduktion" fotografiert, sagte Laufer.

Bei einem Fall handelte es sich nach Angaben Laufers um den 1974 im Harz bei einem Fluchtversuch von Minen zerrissenen Wolfgang Vogler. Der 25jährige sei an zahlreichen Geschoßverletzungen verblutet, sagte die Ärztin vor dem Berliner Landgericht. Bei der Obduktion seien ein Staatsanwalt und zwei Stasi-Mitarbeiter dabei gewesen, die sich allerdings nicht offiziell vorgestellt hätten.

Stahl-"Panikkonzept" gerügt

DUISBURG, 15. März (Reuter/dpa). Der Betriebsrat des von Schließung bedrohten Krupp-Stahlwerks in Duisburg- Rheinhausen hat das "Rohstahlkonzept" der Stahlunternehmen des Krupp- Hoesch-Konzerns als Panikkonzept kritisiert. Der Betriebsrat teilte am Montag mit, der gewählte Mengenansatz für die künftige Stahlproduktion des Konzerns von 540 000 Tonnen pro Monat sei willkürlich gewählt worden. Eine korrekte Mengenplanung könne nur nach einer Festlegung der künftigen Rohstahlkapazität in ganz Europa erfolgen.

Die sechs Beschäftigte des Krupp-Hüttenwerkes in Rheinhausen, die seit Donnerstag aus Protest in Hungerstreik sind, streikten auch am Montag weiter. Sie seien bei guter Gesundheit, hieß es.

Lage in Rostock entspannt

ROSTOCK, 15. März (Reuter). Rund die Hälfte der 1400 Flüchtlinge in der stark überfüllten Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAST) des Landes Mecklenburg-Vorpommern sind am Montag in andere Unterkünfte gebracht worden. ZAST-Leiter Hans-Dieter Michel sagte am Montag in Rostock, bis zum Abend würden alle bis auf 750 Asylbewerber in anderen Kreisen und Städten des Landes oder in anderen Bundesländern untergebracht sein. "Die Lage ist wieder im Griff", sagte er. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) hatte noch am Mittag vor einer Überforderung der Asyl-Stellen gewarnt.

Der für Asylfragen zuständige Beamte des Innenministeriums in Schwerin, Armin Schlender, sagte, am vergangenen Wochenende seien rund 130 Flüchtlinge bei der ZAST eingetroffen, nachdem es am Wochenende zuvor 900 gewesen seien.

Seite sagte im ZDF, seit Anfang März seien 2400 Asylbewerber nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen. "Wir sind an unsere Grenzen gekommen", sagte Seite. Er habe Sorge, daß die Lage eskalieren könne, wenn die Zahl der Asylbewerber nicht zurückgehe.

"Starke Flotte für Königsberg"

MOSKAU/PARIS, 15. März (Reuter/ dpa). Rußland braucht nach den Worten von Außenminister Andrej Kosyrew eine starke Ostsee-Flotte, um den Anspruch auf Kaliningrad, das frühere Königsberg, zu wahren, und um in der Ostsee-Region politisch mitreden zu können. Eine direkte militärische Bedrohung in der Region bestehe kaum noch, sagte Kosyrew am Montag vor Offizieren der Ostsee-Flotte. Doch in Deutschland und gewissen Nachbarländern Rußlands gebe es immer noch Extremisten, die "ihre verrückten Pläne zur Annexion der Region Kaliningrad nicht aufgegeben haben", zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Eine Woche nach seinem Treffen mit US-Präsident Bill Clinton in Washington reist Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand an diesem Dienstag nach Moskau. Dabei geht es nach Angaben des Elysee-Palastes vorrangig darum, dem bedrängten Präsidenten Boris Jelzin politische Unterstützung zu signalisieren. Außerdem wolle Mitterrand über den Friedensplan für Bosnien sprechen.

FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt hat am Montag nach rund einer Stunde gut behauptet tendiert. Der Dow-Jones-Index 30 führender Industriewerte lag mit 3435,65 Punkten um 7,29 Zähler über dem Freitagsschluß.

In Tokio setzte der Nikkei-Index für 225 Top-Titel seinen Aufwärtskurs fort. Das Börsenbarometer kletterte um 48,66 auf 18 086,18 Zähler.

Vor der IOC-Exekutivsitzung Mitsprache gefordert Athleten für Olympia-Votum Thomas Gustafson: Damit sich Albertville nicht wiederholt

Juan Antonio Samaranch erwartete in Atlanta die geballte Kritik der Sportler. Die Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) will eine weitere Zersplitterung der Spiele nicht hinnehmen, sondern fordert, künftig vor der Vergabe von Olympischen Spielen von der IOC-Führung zumindest gehört zu werden. "Damit sich sowas wie Albertville nicht wiederholt", sagt Thomas Gustafson, schwedischer Eisschnellauf-Olympiasieger und seit 1988 Mitglied der Athletenkommission.

Die Kommission hatte bei den Winterspielen von Albertville die Zersplitterung der olympischen Dörfer kritisiert. Gustafson sagte in Atlanta 24 Stunden vor Beginn der Sitzung der IOC-Exekutive: "Bei der Bewerbung von Lillehammer für die Winterspiele 1994 war von einem olympischen Dorf die Rede, inzwischen sind es auch schon wieder zwei."

Der Schwede sagte in der Olympiastadt von 1996, daß nur die besten Sportler an Olympia teilnehmen sollten, wie es zuletzt auch der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), Walther Tröger, in Köln gefordert hatte. Gustafson unterstrich die Notwendigkeit der Arbeit der Athletenkommission. "Seit den Zeiten von Thomas Bach ist von dieser Kommission viel ausgegangen. Wir müssen aber noch mehr bewegen", meinte der 33 Jahre alte Skandinavier, mit dem der schwedische Eisschnellauf einen nie gekannten Höhenflug bei den Spielen 1984 in Sarajevo und 1988 in Calgary erlebt hatte.

Die Athletenkommission war 1981 in Baden-Baden auf Betreiben von Juan Antonio Samaranch ins Leben gerufen worden. In der Dopingfrage setzt sich Gustafson wie Thomas Bach für die lebenslange Sperre ein: "Nur eine lebenslange Sperre ist wirkungsvoll. Wer den olympischen Sport retten will, muß gegen Doping sein, und wir müssen Olympia bewahren, wenn wir den Sport bewahren wollen." sid

Hallen-WM der Leichtathleten Toronto gibt wenig Anlaß zu Hoffnung für Stuttgart

Zumindest das Finale war furios. Im Hochsprung widerstand nur die Weltrekordhöhe von 2,44 m dem Ansturm von Kubas Olympiasieger Javier Sotomayor. Und Dan O'Brien konnte den letzten Mehrkampf-Wettbewerb in der Manier eines Freizeit-Joggers absolvieren, um sich mit 6476 Punkten - wie zuvor Dreispringerin Inessa Krawets (Ukraine/14,47 m) - dennoch als Weltrekordler feiern zu lassen. Kurz zuvor hatte Nico Motchebon sein 800-m-Bronze erhalten. Eine Medaille als Symbol der Hoffnung für die deutsche Leichtathletik.

Fünf Monate vor den Weltmeisterschaften in Stuttgart endete die Hallen- WM in Toronto nicht wie zwei Jahre zuvor in Sevilla als (gesamt)deutsches Wintermärchen. Heike Henkel, einzige deutsche Olympiasiegerin im "Sky-Dome", mußte trotz Saisonbestleistung (2,02 m) als Zweite hinter der höhengleichen Bulgarin Stefka Kostadinowa erfahren, daß sie den Thron der Hochsprung-Königin nicht auf ewig gepachtet hat. Und was ihre Silbermedaillen im August noch wert sind, müssen Stephanie Storp (Wolfsburg/19,32 m Kugel) und Susen Tiedtke (Berlin/6,84 m weit) erst zeigen.

Vier DLV-Plaketten, fünf vierte Plätze durch Rico Lieder (Chemnitz/400 m), den Olympiafünften Florian Schwarthoff (Heppenheim/60 m Hürden), Tina Mai (Dortmund/3000 m), die Titelverteidigerin Beate Anders (Berlin/3000-m-Gehen) sowie im Rahmenwettbewerb Fünfkampf durch Birgit Clarius (Ingolstadt) mit DLV-Rekordpunktzahl (4641) sorgten neben fünften Rängen durch den Olympia- Dritten Ron Weigel (Berlin/5000-m- Gehen) und Helga Radtke (Rostock/Dreisprung) dafür, daß das 29köpfige DLV- Team am Ontario-See nicht unterging.

Die zwölftbeste Plazierung war eine der wertvollsten, denn sechs Tage nach seinem Rekord (5,80 m) etablierte sich Stabhochspringer Werner Holl (Stuttgart) mit 5,65 m als Sechster international.

Doch auf wen darf WM-Gastgeber Deutschland im Sommer noch hoffen? Ganz sicher auf Heike Drechsler (Jena), die überragende Weitspringerin der Gegenwart, auf Dieter Baumann (Leverkusen), wenn die seit Wochen hinderliche Fußverletzung nicht wieder Langzeit- Charakter erhält. Vielleicht auch auf Speerwerferin Silke Renk (Halle), die in Barcelona das deutsche Gold-Quartett komplett gemacht hatte.

Hürdensprinter Florian Schwarthoff zementierte in Toronto seinen Rang in Medaillennähe, ebenso Beate Anders, Radtke und Weigel. sid

Schlachten wir die "heilige Kuh"

Stephan Kohler knackt in seinem Artikel "Viele, viele Negawatt sollen die großen Megawatt-Kraftwerke ersetzen" (FR vom 9. 3. 1993) überzeugend den Mythos einer quasi-naturgesetzlichen Notwendigkeiten unterworfenen Energieverschwendungswirtschaft. Seine Ausführungen richten den Blick auf technologische und politische Alternativen, die Klimaschutzbedürfnissen und nicht denen der Profitmaximierung unterliegen.

Konsequent weitergedacht gehört zu den Alternativen aber auch eine (Energie-)Wirtschaftsweise, die sich an ökologischen und nicht nur klimatischen Belangen orientiert. Schlachten wir die heilige Kuh "Wirtschaftswachstum und gleichbleibender Wohlstand (im heutigen Sinne) mit Hilfe von Energieeinsparung, erneuerbaren Energien und umweltfreundlicher Restenergieerzeugung". Das ist unter energetischen Gesichtspunkten zwar machbar, bedeutet aber weiterhin ein Ressourcen und Menschen ausbeutendes System und hat mit ökologischer Lebensweise nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Stephan Kohler sollte diese Alternative nicht verschweigen, ist sie doch aus meiner Sicht bittere Notwendigkeit.

Die Anti-AKW-Bewegung hat längst thematisiert, daß sich mit dem Ausstieg aus der Atom- und Großkraftwerkstechnik die Chance zu einer ökologischen Umgestaltung der (Energie-)Wirtschaft und Gesellschaft u n d darin eingeschlossen auch ein Gewinn von demokratischem Spielraum eröffnet. Brutale und über "Rechtsprechung" abgesicherte Durchsetzung von Leben und Gesundheit zerstörenden Atomanlagen, Abhörskandale und Kriminalisierung von AKW- GegnerInnen, Verfilzung von Politik und Energiewirtschaft über Aufsichtsratsposten, Energiebedarfsplanung über die Köpfe und Interessen der Menschen hinweg - das ist, auch wenn es in einer Demokratie geschieht, zutiefst undemokratisch.

Auch hier gilt also: Es gibt Alternativen zu diesen undemokratischen Strukturen. Aber wir haben nicht die Wahl. Visionen eröffnen noch keine Handlungsmöglichkeiten. Die derzeitigen "Atom-Konsens"- Gespräche zeigen dies einmal mehr: Entweder die Gespräche laufen auch im Sinne der Atom/Energiewirtschaft erfolgreich oder sie werden scheitern. In beiden Fällen werden atomare und andere Großkraftwerke weiterlaufen, weiterstrahlen. Zu befürchten ist, daß die verhandelnden mehr (CSU) oder weniger (SPD) offen atomfreundlichen Parteien den Weiterbetrieb pseudodemokratisch über einen Allparteienkonsens legitimieren werden.

Fazit: Der Machtblock der (Atom-) Energiewirtschaft mit seinen Verflechtungen hin zu PolitikerInnen und Banken (als Kapitalgeber) verschließt dieser Gesellschaft Entscheidungen über die Zukunft.

Handlungsfähigkeit zurückerlangen heißt, den Konzernen die Machtbasis zu entziehen und sie zu enteignen. Sonst bleiben Visionen über eine andere Energie/Wirtschaft bloße Gedankenspielereien.

Dagmar Richter, Hamburg

Rein politisch

Es handelte sich um ein rein politisches Verfahren und war seitens der Staatsanwaltschaft von vornherein als Schlag gegen die Linke angelegt (FR vom 9. 3. 1993 "Urteil im Plattenlegerprozeß"). Generalbundesanwalt von Stahl gab kürzlich schon die generelle Marschrichtung vor: Der Feind steht links; Gefahr droht vor allem von dort.

Da mochte Staatsanwältin Roitsch-van Almelo nicht nachstehen und versuchte mit tatkräftiger Unterstützung der Hamburger politischen Polizei sowie deren oberstem Vorturner, Innensenator Hackmann (SPD), mit allen - auch kraß rechtswidrigen - Mitteln, den beiden Angeklagten einen Mordversuch anzuhängen.

Diesmal noch ging's daneben: Freispruch (nach einem halben Jahr U-Haft ohne stichhaltige Gründe), dank eines souveränen und integren Richters.

Das Positive an diesem Polit-Prozeß: Zahlreiche Menschen, darunter auch die Eltern der Justizopfer, haben ein gesundes, höchst nachhaltiges Mißtrauen gegenüber diesem Staat bzw. dessen Institutionen entwickelt.

Karl-H. Quoss, Wedel

Kein alleiniger Träger

Als Vertreter des Schülerarbeitskreises der Frankfurter Gymnasien und Gesamtschulen kann ich den FR-Artikel vom 5. 3. 1993 "Der Fernseher als Babysitter" so nicht stehen lassen.

Die Drogenhilfe, die sich als alleiniger Träger von suchtpräventiven Maßnahmen darstellt, hat offensichtlich die flächendeckende Arbeit im Bereich der Suchtprävention an Schulen in Hessen, die per Erlaß vom 1. 11. 1984 geregelt ist, vergessen. Diese Arbeit beruht auf einem System von fortgebildeten Beratungslehrern an jeder Schule, die zugleich normale Lehrer sind und Präventationsarbeit leisten bzw. bei Kollegen anregen.

Diese von der Fachberatung im Staatl. Schulamt koordinierte Arbeit besteht auch aus der intensiven Miteinbeziehung der Schüler, die von sich aus sagen, daß nur derjenige sinnvolle Suchtprävention betreiben kann, der auch den Schulalltag täglich miterlebt.

Diese Tatsachen zu verschweigen, halte ich für der Sache nicht dienlich.

Mischa Ehrhardt (Schülerarbeitskreis Suchtprävention Helmholtzschule), Frankfurt am Main

Unübersichtliche Lage

Die Lage ist unübersichtlich, zumal Meldungen zur wirtschaftlichen Lage selbst in unabhängigen Quellen interessegeleitet sind, insbesondere oft reine Wiedergabe von Pressemeldungen einschlägiger Institutionen (FR vom 11. 3. 1993 "Massenproteste gegen Stahl-Krise" und "Klöckner sieht im Stahlgeschäft erste Lichtblicke").

Es manifestiert sich der Verdacht, daß die kürzlichen wirtschaftlichen Hiobsbotschaften nicht zum wenigsten dazu dienen, die öffentliche Meinung zur unhinterfragten Akzeptanz jedweder Revision von Arbeitnehmerrechten und willkürlicher Unternehmensentscheidungen zu bewegen.

Die Reproduktion einer unverbindlichen Ordnung liegt unter Trümmern in öffentlicher Notwehr?

Karsten Martin, Gießen

Aber uns fragt man ja nicht

Die Schweizer wollen freiwillig mehr für ihr Bezin zahlen. Diese Nachricht sollte tatsächlich als Denkanstoß für einige Politiker in unserem Lande dienen, da stimme ich Joachim Wille vollkommen zu (FR vom 9. 3. 1993 "Öko-Logisch-Steuerschraube"). Politiker haben hier immer Angst, die Wählergunst zu verlieren, wenn sie das Thema Benzinpreiserhöhungen erwähnen. Ich glaube, da liegen sie falsch. Muß man den Leuten nur klarmachen, wofür sie mehr zahlen sollen.

In Deutschland sollte der Gewinn aus einer Benzinpreiserhöhung nicht wie in der Schweiz dazu dienen, ein Haushaltsloch zu stopfen, sondern konkret in einen Umweltfonds fließen. Wenn das Auto in Deutschland auch so etwas wie eine heilige Kuh ist, so wissen wir doch alle, wieviel Schaden es anrichtet. Und wenn es auch vielen sonst vernünftigen Leuten zu schwer fällt, ganz auf ihre Blechkarosse zu verzichten, so wären doch viele bereit, sich den Spaß etwas mehr kosten zu lassen - wenn das geopferte Geld einem guten Zweck dient.

Ab und zu rechnen uns Umweltorganisationen vor, daß ein Liter Benzin eigentlich horrende Summen kosten müßte, wollte man die durch das Auto entstandenen und weiter entstehenden Schäden bezahlen. Es müsse ja nicht gleich fünf Mark pro Liter sein; aber der, der den Schaden anrichtet, soll ihn auch bezahlen. Die Gruppe, die bereit ist, das auch zu tun, ist größer als mancher Politiker denkt. Aber wie Joachim Wille so treffend sagt: "Aber uns fragt man ja nicht."

Heidi Pippert, Kassel

Man spricht deutsch

Natürlich läßt der Regisseur Martin Brest den neuen Synchronsprecher von Pal Pacino, "dessen rauhe Stimme endlich einmal bei der Synchronisation berücksichtigt wurde" (oder hatte der alte Sprecher nur 'ne Erkältung?), "an den emotionalen Höhepunkten im Kammerspiel" (HUAH) nicht Phrasen dreschen wie: "Frauen - wer hat sie bloß erschaffen" oder "Was weißt du schon von Schmerz (FR vom 8. 3. 1993 "Whiskey, Weib und Ferrari").

Da haben Sie wohl den Film irgendeines deutschen Dialogregisseurs gesehen. In "Scent of a woman" sagt Al Pacino nämlich: "Women . . . who made them" und "The fuck you know about pain".

Warum lesen Sie bei innerdeutschen Flügen nicht öfters die FR? Da hätten Sie am 19. 1. '93 einen trefflichen Artikel von Wolfram Schütte ("Made: en français") lesen können.

Zitat: "Originalsprache wird im Kino und mehr, gerade auch vom ,kulturell anspruchsvollerem Publikum&rquote; als freche Zumutung empfunden".

Man spricht deutsch; da hieß der Regisseur wirklich Polt. But Miss Hartmann, the fuck you know about movies.

Bernhard Wildegger, München

Protestreaktion gegen unerträgliche Kungeleien

Roderich Reifenrath hat seinen Finger auf die Wunden gelegt, die der 7. März geschlagen hat: "Anklänge an Weimar" (FR vom 9. 3. 1993). Aber trotzdem möchte ich ihm widersprechen. Die Weimarer Situation war, schon von der Verfassungswirklichkeit her, grundverschieden von der heutigen, ebenso die gesamtwirtschaftliche Lage.

Trotzdem darf das Anwachsen des rechtsradikalen Potentials nicht verniedlicht werden. Leider war seit langem vorauszusehen, daß es dahin kommen würde. Wir können noch froh sein, daß im rechtsextremen Lager bisher keine charismatische Führungsfigur aufgetaucht ist und wollen hoffen, daß dies unterbleibt: Immerhin ist auch Adolf Hitler vor 60 Jahren (formal) demokratisch an die Schalthebel der Macht gekommen. Ein demokratisch strukturiertes System allein schützt noch lange nicht vor extremen Ausprägungen in der Politik.

Die bislang führenden politischen Parteien kämpfen seit geraumer Zeit nur noch um Machterhalt und vermehrt um den Erhalt von Versorgungsansprüchen für ihre Amtsträger. Dabei schwindet die moralische Glaubwürdigkeit immer mehr. Dies wird noch deutlicher, seit einer der letzten Politiker, der für seine Überzeugung gelitten hatte und verfolgt worden war, abgetreten ist: Willy Brandt. Nachrückende Politiker in den etablierten Parteien sind fast nur noch Berufspolitiker, die, über die Jugend- und Studentenorganisation ihrer Parteien kommend, nach Abschluß ihrer Ausbildung nahtlos in die Volksvertretungen überwechseln. In der Regel haben sie beamtenrechtliche Absicherungen, die ihnen jedes Existenzrisiko im Falle einer Nichtwiederwahl nehmen.

Solche Politiker können kaum Glaubwürdigkeit vermitteln, insbesondere dann nicht, wenn moralisch-ethische Grundfragen berührt werden, die auch Verzicht auf Bequemes und Angenehmes bedeuten können. Dies hat erneut das unsägliche Gerangel um den sogenannten Solidarpakt bewiesen, aber auch das Ausweichen und Kneifen in den zentralen Fragen des Asylrechts und der Beteiligung an UN-Einsätzen.

Weil das so ist, glaube ich nicht, daß Ignaz Bubis, der in vielem recht hat, auch hier richtig liegt, wenn er, wie Reifenrath zitiert, meint, Gesinnung schlage durch. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß der 7. März eine Protestreaktion gegen die unerträglichen Kungeleien der etablierten politischen Kräfte auf bundes- und landespolitischer Ebene darstellt.

Das muß sich auch und gerade die in Bonn in der Opposition befindliche SPD hinter den Spiegel stecken, die ja immerhin einmal eine von menschlich- moralischen Grundprinzipien getragene Kampfesorganisation gewesen ist, die auch in Zeiten der Gefahr und Verfolgung über mehr als 100 Jahre hinweg ihren Bestand und ihre Glaubwürdigkeit erhalten hatte. Diesen Kredit jetzt gänzlich zu verspielen, ist sie offenbar seit einiger Zeit angetreten.

Gerhard L. Mueller-Debus, Frankfurt/M.

Kleine Lokalrundschau

Haushaltssatzung liegt aus GROSS-GERAU. Die Haushaltssatzung mit Etatplan für 1993 liegt von Freitag, 19. März, an im Stadthaus aus. Sie kann bis 29. März während der Dienststunden unter die Lupe genommen werden. Konzertvorbereitungen KELSTERBACH. Um das für den 1. Mai geplante Konzert "Gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit" vorzubereiten, treffen sich Organisatoren und Helfer heute, 19. März, um 20 Uhr im Feuerwehrgerätehaus in der Höllenstraße. Brunecker als Wettkandidaten GROSS-GERAU. Showmaster Wolfgang Lippert wird am Samstag, 20. März, bei "Wetten daß. . . " eine Abordnung aus der Südtiroler Partnerstadt Bruneck begrüßen. Die Gruppe aus dem Brunecker Stadtteil Reischach, hat Bürgermeister Manfred Hohl wissen lassen, daß sie darauf baut, daß sie von den Gerauern bei der "TED"-Abstimmung kräftig unterstützt wird. Arbeitseinsatz KELSTERBACH. Zum Arbeitseinsatz bittet der Tennisclub am Samstag, 20. März, in den Sportpark; Beginn 9 Uhr. Gottesdienst in der Hüttenkirche MÖRFELDEN-WALLDORF. "Armut im Wohlstand - Solidarpakt / Sozialabbau" ist Thema am Sonntag, 21. März, 15 Uhr, beim Gottesdienst in der Hüttenkirche. Es spricht Carsten Petersen, Pfarrer im Amt für Industrie- und Sozialarbeit. Stammtisch KELSTERBACH. Die Kulturinitiative "Kelsterkult" lädt für 21. März, 20 Uhr, zum Stammtisch in die "Dickworz" ein.

Im Februar gingen viele Schlüssel verloren

KELSTERBACH. Insgesamt sechs Schlüsseletuis oder -ringe, darunter auch einige Autoschlüssel, sind im Februar beim städtischen Fundamt abgegeben worden. Doch im Amt warten auch zwei Damenräder und eine goldfarbene Damen-Armbanduhr auf ihre rechtmäßigen Besitzerinnen oder Besitzer.

Wer Entsprechendes vermißt, was sich unter den Fundsachen befinden könnte, kann sich im zweiten Stock des Rathauses, Zimmer 204, melden. wal

Taten sind gefragt

Beim Lesen von "Auf der Suche nach dem verlorenen S-Profil" (FR vom 9. 3. 1993) fiel mir bezüglich des Wahldebakels der SPD in Hessen spontan der Beginn eines Schlagers ein, den einst Curd Jürgens sang. Leicht abgewandelt auf die derzeitige SPD: "103 Jahre und kein bißchen weise, vom gehabten Schaden nichts gelernt."

August Bebel, der Gründer der SPD, und viele große Männer dieser alten Partei wie Fritz Erler, Herbert Wehner und Willy Brandt würden sich im Grabe rumdrehen, müßten sie sehen, wie ihre Partei jetzt dasteht.

Vor allem, wenn sie hören könnten wie, sogar nach diesem verheerenden Wahlergebnis, die SPD wiederum mehr oder weniger dieselben Zukunftsabsichten verkündet, die aufgrund bisheriger Erfahrungen wahrscheinlich wieder von zwölf Uhr bis Mittag in die Tat umgesetzt werden.

Nein, die Bürger werden von den SPD- Politikern nur noch eine Verhaltensweise akzeptieren, die dem alten lateinischen Sprichwort gleichkommt: "Hic rhodus - hic salta!"

Taten wollen die Menschen sehen, Taten. Vom ewigen Geschwätz haben sie die Nase restlos voll.

Wolfgang Goebel, Neu-Isenburg

Berufliche Schulen haben noch Kapazitäten frei

GROSS-GERAU. Die Beruflichen Schulen der Kreisstadt nehmen zum Sommer sowohl im beruflichen Gymnasium als auch in der Fachoberschule noch Schülerinnen und Schüler auf. Auskünfte gibt es im Schulsekretariat unter der Nummer 0 61 52 / 93 50.

Das berufliche Gymnasium bietet die Fachrichtungen Technik und Wirtschaft und führt zur allgemeinen Hochschulreife. Fast schon traditionellen Charakter hat die Fachoberschule mit den Schwerpunkten Maschinenbau, Elektrotechnik, Bautechnik, Wirtschaft und Verwaltung.

Für Absolventen der Klasse zehn dauert die Ausbildung zwei Jahre, wer bereits eine Lehre hinter sich gebracht hat, ist nach einem Jahr fertig.

Berufstätige können das Fachabitur ebenfalls machen. Für sie wird die Ausbildung mit Schwerpunkt Wirtschaft auch abends angeboten. wal

Fuchstanz-Kleingärtner Einen Skat gekloppt zur "Voreröffnung"

RÖDELHEIM. "18 - 20 - weg", "kontra" und "re" nach dem ersten Stich, "falsch gedrückt" und "so ein Pech, die saßen aber ungünstig". Sprachfetzen in der Fuchstanzklause, das neue Vereinshaus des Rödelheimer Kleingärtnervereins Fuchstanz auf dem Gelände zwischen Reifenberger Straße und Holzweg unterhalb der Autobahn A 66.

Mit einem zünftigen Skatturnier haben die Kleingärtner nach einer langen Umbauphase die neuen Räume "inoffiziell" in Besitz genommen.

Es war sozusagen eine "Voreröffnung", wie es Fuchstanz-Vorsitzender Otto Heinicke formulierte: "Unsere Gartenfreunde sollen die neuen Räumlichkeiten kennenlernen."

Die "hochoffizielle Einweihung" mit allem Drum und Dran ist für April / Mai vorgesehen. Bis dahin allerdings sind noch "viele Kleinigkeiten" zu erledigen.

Die Inneneinrichtung, die Gardinen und die Beleuchtung fehlen bislang. Auch der Außenbereich wartet noch auf die gärtnerische Gestaltung. "Doch das kriegen wir schon noch in den Griff", gibt sich Heinicke optimistisch.

Die 27 Skatspieler, darunter drei Frauen, hat das "unvolllkommene Vereinshaus" keineswegs gestört. Es gab in drei Runden spannende Spiele; den "Freßkorb" als ersten Preis gewann "Gustav" Rüttinger, der das Turnier vorbereitet hatte, ganz souverän. "Das kostet eine zusätzliche Runde", frotzelten die Mitspieler, und der "Gustav" ließ sich nicht lumpen. rw

Il Gran Teatro Amaro Vier Globetrotter, eine Italienerin, ein Franzose, ein Deutscher und ein Niederländer, haben ihren Familienersatz gefunden: Il Gran Teatro Amaro. Gemeinsam leben sie ihren kultivierten Weltschmerz in multikulturellen Chansons voller Widersprüche aus. Motto: geliebtes Scheißleben! "Musik gibt einem die Möglichkeit über Selbstmord zu singen, ohne ihn begehen zu müssen", erklärt Roberto Possamei, der Pianist und Akkordeonspieler des radikalen Quartetts. Nicht laut, aggressiv, sondern leise, oft wie in Zeitlupe formulieren sie ihre Wut, ihren Schmerz, aber auch ihre Sehnsüchte und Hoffnungen. Die akustische Performence verlangt zudem volle Konzentration. Eine intensive Erfahrung und ein aufregendes Erlebnis sind so garaniert, wenn Il Gran Teatro Amaro am Donnerstag, 25. März, im Frankfurter Titania auftreten. dk

The Kinks Fast 50 und kein bißchen leise! Ray Davies, Kopf, Herz und Seele der Kinks, zieht sich noch lange nicht satt und selbstzufrieden aufs Altenteil zurück. Während alle Radiosender weiterhin sein "Lola" dudeln und die (alten) Fans von "Sunny Afternoon" und "Where Have All The Good Times Gone" schwärmen, macht Davies aktuelle, relevante statements. Von seiner inneren Unruhe und Zerrissenheit angetrieben widmet er sich textlich nach wie vor Angst und Paranoia, dokumentiert die düsteren Seiten unseres Daseins bis hin zum drohenden Weltuntergang. Er zieht sich immer dann energisch am eigenen Schopf aus dem Sumpf, wenn er vor den Problemen zu resignieren droht. Dann gerät der Sänger ins Schwärmen und Träumen, wünscht sich davonzuschweben in ein eigenes kleines Paradies. Ein ewig Suchender zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Entsprechend extrem sind auch die Stimmungen in seiner Musik. Harte, aggressive Rocksongs mit lauten Gitarrenriffs und sanfte, akustische Balladen mit fast sentimentalem Gesang. Der Rock 'n' Roll "Hatred (A Duet)" greift übrigens den Bruderzwist zwischen Ray und Dave Davies auf, über den seit den Sechzigern viel spekuliert wurde: mit einer wüsten, hysterischen gegenseitigen Beschimpfung. Es bleibt dennoch offen: Ein Witz oder doch die Wahrheit? dk

Der Euro-Blues-Barde Paolo Conte zu Gast in der Alten Oper

Paolo Conte, der 55jährige italienische Songpoet, beflügelt mit seiner Musik seit 1974 die Journalisten zu besonders bildhaften Vergleichen. Seine Musik ist als "Mokka für die Seele" beschrieben worden. Und mit seinen Texten begäbe er sich auf die "Suche nach einer verlorenen Zeit". Mann gesteht ihm neidlos ein geheimnisvolles Charisma zu. Und Frau bescheinigt ihm, den ewigen Verführer zu verkörpern. Zu lesen war auch, daß der Mann aus Asti im Piemont, ungern Interviews gibt, diese Art der "Öffentlichkeit" scheue. "Stimmt gar nicht. Ist wohl wieder eine Zeitungsente. Man darf nicht alles glauben, was geschrieben wird", lacht Conte. Klar - wie jeder Künstler steht er lieber auf der Bühne, kommuniziert über seine Lieder. Denn sein Publikum, kein Zweifel, das versteht ihn - ohne zusätzliche große Worte. "Es ist nämlich viel schwerer, auf die ganzen Fragen der Schreiber gescheite Antworten zu geben, als mit Musik Gefühle zu vermitteln." Journalisten interpretieren und intellektualisieren ihm viel zu viel.

"Das Publikum reagiert da viel freier", weiß Paolo. "Selbst wenn die Zuhörer glauben, alle meine Texte seien autobiografisch, so träumen sie sich doch selbst in die Lieder hinein und leben sie für sich weiter." Das liest der Charakterkopf mit der Runzelstirn, der profilbestimmenden Nase und dem großen Schnäuzer aus den vielen Briefen heraus, die ihm die Fans schicken. Und die Reaktionen auf seine stimmungsvollen Songs sind sehr emotional. "Und daraus beziehe ich meine Befriedigung, nicht aus den Schmeicheleien, die irgendwo abgedruckt werden", betont Conte. "Jedenfalls kam noch nie ein Journalist zu mir und bekannte, meine Musik bringe ihn zum Lachen oder Weinen. Eigentlich traurig."

Apropos Trauer. Meist bezeichnet man Paolo Contes Musik als traurig und melancholisch. "Liegt wohl an meiner tiefen Stimme, daß dieser Eindruck entsteht", kommentiert er lapidar. Conte aber spielt auf der gesamten Klaviatur des Lebens. Und die hat bekanntlich weiße wie schwarze Tasten, die eng beieinander liegen. "Mit diesem Bild bin ich einverstanden", grinst er mit listigen Augen.

Auf "900" (eastwest), seinem aktuellen Album, gefällt er sich in der Rolle eines europäischen Bluesbarden mit mediterraner Lebensart. Seine literarischen Texte inszeniert er wie kleine Film-Epen. Conte lebt, liebt, leidet, lacht und weint mit seinen (Anti-)Helden. Er nimmt sie ernst und gleichzeitig auf die Schippe. Und er bezieht sich selbst mit ein, ist mal stiller Beobachter, mal aktiver Protagonist. So ist er Teil des großen Theaters des Lebens: mit all seiner Sentimentalität und Schwermut. Aber auch der Leidenschaft und Lebenslust am anderen Ende der Gefühlsskala.

Das Ernste und Verrückte, Tragische und Komische, findet seine musikalische Entsprechung in Contes Wahl verschiedenster Stilmittel zwischen Kammermusik und Chanson, Big Band- und Barjazz, Ragtime und Dixieland, Tango und Fandango. Als spezifisch italienische Einflüsse nennt er noch die Oper Giuseppe Verdis und neapolitanische Musik des 18. Jahrhunderts. Zusammen mit einer klangfarbenreichen Instrumentierung ergibt das ein einzigartiges Vokabular, Contes ureigenen Stil.

"Alles standardisierte, banale, klischeebeladene finde ich tödlich langweilig", erklärt Conte, warum er gerne experimentiert, dem Cellisten den Posaunenpart überläßt oder den Signalcharakter eines Bandoneons mit einem arabisch anmutenden Saxophon konfrontiert: zu einem Bauchtanz in Tango-Rhythmus. Contes Annäherung an eine eigene Weltmusikdefinition? "Warum nicht", schmunzelt er, "ein interessanter Gedanke."

Paolo Conte tritt am Dienstag, 23. März, im Großen Saal der Alten Oper in Frankfurt auf. DETLEF KINSLER

Neuer Anschlag auf SPD-Büro

pid GÖTTINGEN, 15. März. Auf die Geschäftsstelle der SPD in Göttingen ist erneut ein Anschlag verübt worden. Unbekannte, die vermutlich aus dem links-autonomen Spektrum stammen, haben in der Nacht zum Montag mit Steinen Fensterscheiben eingeworfen und die Fassade des Gebäudes nahe der Göttinger Innenstadt mit Farbeiern beworfen. Nach Polizeiangaben wurden Parolen wie "Bleibe-Recht für alle" oder "Artikel 16 bleibt" an die Fassade gesprüht.

Erst im Dezember hatten Unbekannte, darunter ein "Kommando Ulrich Klose", zweimal innerhalb weniger Tage bei der SPD Scheiben eingeworfen und die Hauswand mit Farbe beschmiert. Anfang Februar hatten Autonome die Geschäftsstelle kurzfristig besetzt und zum Teil verwüstet. Gegen einen Teil der Besetzer ermittelt die Justiz wegen Freiheitsberaubung, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.Die letzten Tage von "Neue Heimat Walldorf"

MÖRFELDEN-WALLDORF. Wenn das Heimatmuseum Walldorf am Sonntag, 21. März, seine Pforten öffnet, stehen zwischen 15 und 18 Uhr letztmalig an einem Sonntag Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte (AWG) bereit, die Sonderausstellung "Neue Heimat Walldorf" zu erläutern. Sie ist seit einem halben Jahr in der Langstraße zu sehen, kann danach noch bis zum 31. März besucht werden - dann allerdings nur noch unter der Woche.

Die AWG beschäftigt sich derzeit mit einer Dauerausstellung zur Geschichte des 19. Jahrhunderts. Sie soll bis zum Juli diesen Jahres "stehen" - rechtzeitig zum Auftakt der 25-Jahr-Feier der Arbeitsgemeinschaft. wal

Sparkassen wollen "Bauchladen" und Verwaltung entschlacken Bei manchen ist jede vierte Aufgabe überflüssig / Neuorientierung im Vertrieb / Selbstbedienung wird ausgebaut

Ein bißchen erstaunlich ist es schon, daß Kunden einer Sparkasse gelegentlich doch einen Angestellten antreffen, der Zeit für sie hat und sich auch noch einigermaßen in der Produktpalette auskennt. Die Wahrscheinlichkeit, daß dieser Angestellte gerade eine Arbeitsanweisung studieren, eine Unterlage erstellen oder sich auf andere Weise unproduktiv beschäftigen muß, statt sich ums eigentliche Geschäft kümmern zu können, ist nämlich nicht gering. Beispiel Stadtsparkasse Köln: 24 Bände mit einem Gewicht von 46,5 Kilogramm, so Vorstandsvorsitzender Gustav Adolf Schröder, umfaßten früher die Arbeitsanweisungen. Tätigkeiten, etwa die Freigabe eines Betrages zur Überweisung, wurden mehrfach kontrolliert. Oder irgendwelche Angestellte fertigten in unschöner Regelmäßigkeit irgendwelche Statistiken an, die irgendein Vorstandsmitglied irgendwann einmal angefordert hatte. "Erschreckend, was da alles produziert wurde", schüttelt sich Schröder. Erschreckend war denn auch das Ergebnis einer Analyse: 26 Prozent aller Aufgaben konnten wegfallen.

Außer viel zuviel mit sich selbst beschäftigen sich die Sparkassen - das dürfte ähnlich für etliche private und genossenschaftliche Geldhäuser gelten - auch mit zu vielen Angeboten. Lange, so Hans-Michael Heitmüller, Geschäftsführer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), habe der Wettbewerb zu einer Mentalität des Nachahmens geführt; die Institute hätten in jedem Fall auf Konkurrenzaktivitäten reagiert. So habe sich ein "Bauchladen" von mehr als 200 Produkten und Dienstleistungen herausgebildet. Beispielsweise tut's nicht jeweils eine Sparform und ein Wertpapier pro Laufzeit, sondern es müssen nach bisherigem Selbstverständnis in der Regel immer gleich mehrere sein - ob der Kunde die feinen Unterschiede erkennt, ist fraglich. "Durchaus nicht alle" Teile dieses Sammelsuriums sind laut Heitmüller profitabel. Denn die Angebotsvielfalt und die "Komplexität der Materie" binden in großem Umfang teures Personal. Hinzu kommen enorm steigende externe Kostenfaktoren: Das deutsche Geldgewerbe, dem die Beratungsfirma McKinsey bescheinigte, "unproduktiv" und überbesetzt zu sein, muß zum Beispiel den Zinsabschlag, Vorkehrungen gegen Geldwäsche oder EG-Rechtsanpassungen verwaltungsmäßig verkraften. Der Aufwand geht in die Milliarden.

Nun sollen Konsequenzen gezogen werden. Heitmüller: "Nach Jahrzehnten überwiegend guter Geschäftsergebnisse ist eine Neuorientierung und Anpassung auf der Kostenseite fällig, wobei auch harte Eingriffe und Strukturänderungen zur Steigerung der Produktivität kein Tabuthema sein dürfen." Seinen Mitgliedsinstituten empfiehlt der DSGV-Mann eine Straffung der Produktpalette, die Konzentration auf kosten- und ertragsgünstige Angebote sowie differenzierten Service nach Geschäftsart und Kundentyp. Die Aktivitäten müßten in Routinevorgänge und Individualgeschäfte getrennt werden. Bei ersteren seien Standardisierung und Automatisierung, also mehr Einsatz von Technik wie Selbstbedienungsterminals oder "Telefonbanking" gefragt. So sollen "normale" Geschäfte ortsnah, schnell, preiswert und möglichst rund um die Uhr möglich werden. Zugleich will Heitmüller dadurch für die Angestellten Freiräume zu individueller Beratung schaffen, um komplexere Leistungen kompetenter erbringen zu können.

Bei der Kölner Stadtsparkasse, die mit einer Bilanzsumme von rund 20 Milliarden Mark, 113 Geschäftsstellen und fast 3700 Beschäftigten zu den größten Häusern in diesem Zweig der Geldbranche gehört, hat die Neuorientierung begonnen. Natürlich ließ ihr Chef Schröder die dicken Arbeitsanweisungen kräftig entschlacken, interne Mehrfachkontrollen und andere überflüssige Tätigkeiten abschaffen (260 Stabsstellen wurden abgebaut). Darüber hinaus haben sich die Domstädter eine neue Vertriebsstruktur verpaßt. "Nicht mehr allen Kunden überall sämtliche Leistungen mit der gleichen Qualität anbieten", lautet die Devise. Der Ausbau der Selbstbedienung (auch für Geldanlage und Kreditangebote) wird forciert, um das Personal von Routine zu entlasten, während "qualitativ hochwertige Bankleistungen" auf Beratungscenter mit handels- statt banküblichen Öffnungszeiten konzentriert sind. So will die Sparkasse, die errechnet hat, daß sie mit einem Viertel ihrer Klientel rund drei Viertel der Erlöse erzielt, die Kräfte auf attraktive Kundengruppen bündeln. Voraussetzung dafür ist die nötige betriebswirtschaftliche Infrastruktur, über die die Kölner - bei den Sparkassen heute noch eher die Ausnahme - verfügen: Sie können exakt kalkulieren, was der einzelne Kunde, jedes Produkt sowie die jeweilige Filiale kostet und einbringt.

Seltenheitswert hat in dieser Sparte auch, was sich Schröder und Kollegen auf personellem Gebiet einfallen ließen. So gibt es neben der Bezahlung nach Bundesangestelltentarifvertrag im Rahmen eines "unbefristeten Pilotprojekts" ein ertrags- und leistungsorientiertes Anreizsystem und damit einen variablen Bestandteil des Gehalts. Auch beim Rekrutieren ihrer Belegschaft zeigt sich die Stadtsparkasse flexibel: Im Zahlungsverkehr etwa ersetzen frühere Verkäuferinnen (60 wurden bisher eingestellt) die Bankkaufleute und erfahren dadurch laut Schröder einen sozialen Aufstieg, während das Institut jeweils bis zu 20 000 Mark pro Jahr einspart. Die so freigesetzten Angestellten können qualifiziertere Aufgaben übernehmen. Entlassungen sind nach Angaben des Vorstandschefs gemäß einer Absprache mit dem Personalrat ausgeschlossen, nur habe niemand ein Recht, auf dem bisherigen Arbeitsplatz zu bleiben. BERND WITTKOWSKI

Geiger geißelt Vorschriftenwust für den Osten Sparkassenchef: Geld für Aufbau fehlt nicht / Hirche warnt vor "Faustrecht" in der Tarifpolitik

ski FRANKFURT A. M. Sinnvolle Investitionen in den neuen Bundesländern scheitern nach Ansicht von Sparkassenpräsident Helmut Geiger nicht am Geld. Mit dieser Aussage weist er den Vorwurf von Politikern sowie Industrie- und Handelsvertretern zurück, die Kreditinstitute bremsten den Aufholprozeß im Osten durch eine zu zögerliche Geldvergabe. Ein "Schlüssel" für den Aufbau Ost liegt Geiger zufolge vielmehr in der beharrlichen Lösung der administrativen Probleme etwa bei Vermögens- und Grundbuchämtern sowie anderen Dienststellen. Investitionen, übrigens auch die der Sparkassen selbst, würden außer durch die überhöhten Preise für Grundstücke und Gebäude in den Innenstädten nicht zuletzt durch unklare Eigentumsverhältnisse und langwierige Planungsverfahren behindert. Auf dem jährlichen Pressekolloquium des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) brandmarkte Geiger generell die Vielzahl und Unübersichtlichkeit der Gesetze und Verwaltungsregelungen nach der deutschen Einheit: "Hätten wir Anfang der fünfziger Jahre in Westdeutschland den gleichen Vorschriftenwust gehabt, mit dem sich der Neuaufbau in den neuen Bundesländern herumschlagen muß, dann würden wir . . . wahrscheinlich heute noch auf das ,Wirtschaftswunder&rquote; warten."

Der Kritik wegen angeblich zu geringer Risikofreude der Geldbranche begegnet Geiger auch mit dem Hinweis, daß allein die ostdeutschen Sparkassen ihre Kredite für die gewerbliche Wirtschaft 1991 verdreifacht und im vorigen Jahr nochmals um fast 60 Prozent gesteigert hätten. Dieser rapide Zuwachs sei um so beachtlicher, als das Kreditgeschäft noch durch viele Hemmnisse erschwert werde, beispielsweise weil zuverlässige Bilanz- und Planungsdaten der Unternehmenskunden fehlten. Insgesamt seien die Ausfallrisiken und damit der längerfristig zu erwartende Abschreibungsbedarf der Geldhäuser in der Ex-DDR wesentlich höher als in der alten Bundesrepublik. Der DSGV rechnet im Osten mit einer Ausfallquote von 1,2 bis 1,5 Prozent der Kredite gegenüber 0,3 Prozent im langjährigen Durchschnitt im Westen. Trotzdem gehen Sparkassen und andere Geldinstitute laut Geiger im Kreditgeschäft zwischen Rügen und Erzgebirge bis an die Grenze des gesetzlich Möglichen. Freilich müßten sie auch die Sicherheit der ihnen anvertrauten Kundengelder im Auge behalten. Auf dem Kolloquium äußerten sich Geiger und der brandenburgische Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) auch zur Tarifpolitik in den neuen Ländern.

Nach Meinung Geigers kann niemand die in der Metallbranche umstrittenen 26 Prozent Lohnsteigerung verkraften, "der bei stagnierender Wirtschaft zu Weltmarkt-Konkurrenzpreisen anbieten muß und sowieso schon alle Mühe hat, Produkte mit geringem Marken-Image neu in den Markt einzuführen". Auch Hirche glaubt, daß viele Betriebe den Aufschlag von 26 Prozent "schlicht und einfach nicht packen" würden. Er warnt vor einer Rückkehr zum "mittelalterlichen Faustrecht" in der Tarifpolitik, falls die Haltung der IG Metall dazu führen sollte, daß viele Arbeitgeber aus ihrem Verband austreten; dies würde die Tariflandschaft völlig verändern. Hirche plädiert ähnlich wie Geiger dafür, die Lohnentwicklung jenseits der Elbe an der Leistungskraft der einzelnen Betriebe zu orientieren. Dabei kann sich der Potsdamer Minister "Besserungsscheine" vorstellen, die den Beschäftigten im Falle eines wirtschaftlichen Aufschwungs höhere Leistungen bringen würden.

Dietzenbacher Hallensportfest für Behinderte war so gut besucht wie noch nie Die familiäre Atmosphäre kommt nicht von ungefähr Helga Stappelton kümmert sich bereits seit 16 Jahren um ihre Schützlinge / "Es geht mehr um das gemeinsame Miteinander"

"Wir rechnen fest mit Ihrem Kommen", schrieb Helga Stappelton selbstsicher in ihrer Einladung. Die Frau weiß, was sie will. Im Umgang mit der Presse, aber auch im Umgang mit Behinderten. Da will sie ganz einfach eines: helfen. Dazu kniet sich die Dietzenbacherin schon seit vielen Jahren in die Materie und leitet die Versehrtensportgemeinschaft (VSG) Dietzenbach, den Verein für Behindertensport. Nebenbei ist sie Sportwartin im Hessischen Behinderten-Sportverband. Und in all' diesen Funktionen organisierte sie jetzt erneut in der Ernst-Reuter- Halle das Dietzenbacher Frauen-Hallensportfest. Die Beteiligung war so ernorm wie noch nie. Es gibt eben viel zuwenig Veranstaltungen, bei denen Behinderte mitmachen können. Außer einem Sportfest im Rahmen des Hessentags und einem Bundessportfest ist das Treffen in Dietzenbach so ziemlich die einzige Möglichkeit für behinderte Frauen, sich zu treffen und nicht ganz so ernstgemeinten Sport zu betreiben.

463 Frauen aus ganz Hessen waren dem Ruf von Helga Stappelton gefolgt. Nur die Bremer, die das Dietzenbacher Frauensportfest sonst immer zur bundesweiten Angelegenheit aufwerteten, waren diesmal nicht dabei. Das tat der Stimmung allerdings keinen Abbruch. Die vielen Athletinnen aus den 30 Vereinen kennen sich schon seit langem und genießen das sportliche Beisammensein in Dietzenbach aus vollen Zügen.

Der Sport selbst kommt dabei natürlich nicht zu kurz. Eingeteilt in die Schadensklassen beinbehindert, arm- und beinbehindert, armbehindert, sehbehindert und blind, Rollstuhlfahrer, geistig behindert sowie allgemein behindert suchten sich die 463 Frauen aus dem bunten Angebot einen Vierkampf zusammen, der ihren Fähigkeiten angemessen war. Zur Wahl standen zwölf Aufgaben, etwa ein Slalom mit einem Medizinball, Weitsprung aus dem Stand, Schlagball- Weitwurf, Zielrollen eines Balles, Hockey- Schießen, Zielgehen (für normal Sehende mit Augenbinde) oder Blind-Zielwurf. "Die Übungen sind immer ziemlich die gleichen", erzählt Helga Stappelton, "die müssen ja wissen, was auf sie zukommt." Das ist für die behinderten Sportlerinnen anscheinend auch wirklich wichtig, denn für das Dietzenbacher Sportfest haben viele in ihren Vereinen richtig geübt. Da hatte auch jede Sportlerin die Chance, auszuprobieren, welche Übungen ihr am ehesten liegen. Denn je nach Behinderung fällt die eine Übung etwas leichter, die nächste dafür um so schwerer. Auch für Blinde müssen vier Übungen dabei sein, die zu bewältigen sind. Doch da Helga Stappelton seit 16 Jahren für den Behindertensport arbeitet, im Alter von 38 Jahren sogar noch an der Sporthochschule in Köln begonnen hat, vier Semester Behindertensport zu studieren, hat sie mehr als genug Erfahrung, um für die optimale Mischung der Übungen zu sorgen.

Vielen war die Freude beim erfolgreichen Absolvieren einer Übung auch prompt vom Gesicht abzulesen. Sport, das wurde deutlich, ist hier mehr als eine außerberufliche Bestätigung für leistungsorientiert denkende Zeitgenossen. Sport wird hier zur Selbstbestätigung. Die Leistung bleibt nicht außen vor. Anhand eines Punktesystems kann jeder seine individuelle Position bestimmen. Gleichwohl gibt es keine Auszeichnung für die Besten. Außer dem Prädikat "Punktbester" nützt der vermeintlichen Siegerin ihr Erfolg wenig. Das ist beabsichtigt. Schließlich kommt es nach Worten von Helga Stappelton ohnehin mehr auf das Miteinander und die gemeinsame Bewegung an. Und so wurden auch alle Teilnehmerinnen mit dem gleichen, kleinen Präsent belohnt, einer Taschenlampe.

Auch wenn die Mitglieder der Dietzenbacher Versehrten-Sportgemeinschaft viel Arbeit mit dem Sportfest hatten - schließlich haben sie es organisiert und teilweise auch noch aktiv mitgemacht - so überwiegt doch die Freude. Die strahlenden Gesichter entschädigten für alle Mühen. ANDREAS RIPPL

Sportler-Ehrung in Dietzenbach Tell-Schützen schossen den Vogel ab

Mit einem "Ball des Sports" erwies jetzt auch die Stadt Dietzenbach ihren erfolgreichen Sportlerinnen und Sportlern die Ehre. Dabei ließ sich die Stadt nicht lumpen und engagierte als Moderator den bekannten Sportjournalisten Herbert Kranz, bekanntlich Dietzenbacher Bürger aus Steinberg.

Auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen. Neben einer spanischen Folklore-Gruppe und einem Zauberer traten auch die Rollschuh-Akrobatinnen "Los Dorvilles" auf. Im schön hergerichteten Saal des Bürgerhauses sprach Bürgermeister Jürgen Heyer den Athleten und Athletinnen Lob und Anerkennung aus, bevor er, mit Unterstützung von Stadtverordneten-Vorsteher Gottfried Kuzelka, die Ehrungen vornahm. Mit dem Sport-Einzelpreis 1992 wurde der Olympia-Teilnehmer René Osthold von der Schützengemeinschaft "Tell" ausgezeichnet. Der geborene Inder lebt heute in Butzbach, startet aber für die "Tell"- Schützen und erreichte in Barcelona mit der Schnellfeuerpistole einen respektablen 15. Platz. Auch wenn dies der einstweilige Höhepunkt in der Karriere des Elektrotechnik-Studenten ist, so hat sich Osthold zuvor mit zahlreichen Titeln auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene einen Namen in der Schützenwelt gemacht. Überhaupt, die Tell-Schützen: Daß sie das leistungsmäßige Sportgeschehen in Dietzenbach dominieren, war auch bei der diesjährigen Sportlerehrung nicht zu übersehen: Insgesamt 14 Mitglieder dieses weithin bekannten Vereins durften von Bürgermeister Heyer ihre Auszeichnung für herausragende Leistungen entgegennehmen. Auch der Budo-Verein "Bushido" hatte im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Erfolge vorzuweisen. Herausragend: Hans-Peter Vietze. Er hat den vierten Dan im Aikido abgelegt. Damit gehört er zu den 15 ranghöchsten Meistern in Deutschland. Vietze, der lange Jahre bei der TGS Walldorf aktiv war, bemüht sich seit knapp drei Jahren darum, bei Bushido eine eigene Aikido-Schule aufzubauen - mit Erfolg. Heute besuchen schon 30 Schüler das Training.

Mit Sportmedaillen wurden die 13 Läuferinnen und Läufer des Orientierungslauf-Vereins Steinbach ausgezeichnet, die bei hessischen und deutschen Meisterschaften, aber auch beim Schulwettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" auf sich aufmerksam machten.

Im letzten Jahr fanden in Quebec/Kanada die Weltspiele im Einradfahren statt. Mit dabei waren auch die vier Dietzenbacher Thomas Geiss, Armin Lehr, Hubert Lehr und Marc-Andre Mauermann sowie Wanja Lindner von der SKV Mörfelden, allerdings startend für RSC Dietzenbach. Wanja Lindner und Thomas Geiss siegten im Freestyle-Paarfahren, im Vierer-Mannschaftsfahren belegten die vier Dietzenbacher den dritten Platz.

Neben den entsprechenden Medaillen brachten die Einradfahrer aus Quebec auch jede Menge Ideen mit, was man noch alles mit dem Einrad anstellen kann. Im restlichen Teil der Welt geben sich die Einradfahrer nämlich hierzulande völlig unbekannten Disziplinen hin. Die deutschen Gäste bei den Weltspielen haben aber gut aufgepaßt und wollen jetzt Aufgaben wie "Marathon-Radeln" oder "Hangabwärts-Rollen ohne Pedale" auch in Deutschland einführen.

Geehrt wurden im einzelnen: Vom Orientierungslaufverein Steinberg: Hildegard Vetter-Dreyer, Elfi Coppik, Hartmut Hindorf-Hermann, Andrea Krämer, Kerstin Ulpinnis, Dorota Weigt, Gunther Eichenauer, Jens Becker, Robert Sell, Benni Coppik, Katrin Kiesslich, Mauro Bonardi, Johannes Stieglemeier.

Vom Budoverein "Bushido": Nesrin Yando, Yasemin Ipedag, Veli Basmara, Bekir Külac, Osman Türkan, Adril Ipedag, Meike Petzold, Hans-Peter Vietze.

Von der Schützengemeinschaft Tell 1930: Michael Biemer, Scott Gieschen, Michael Romano, Uwe Eckhardt, Henning Draheim, Detlef Glenz, Rüdiger Wastl, Christoph Burbach, Zsolt Lendjel, Thomas Weidlich, Oliver Stephan, Jens Rösner, Patrick Szymkowiak.

Vom Radsportclub Dietzenbach: Armin Lehr, Hubert Lehr, Marc-Andre Mauermann, Thomas Geiss, Wanja Lindner.

Ansonsten wurden ausgezeichnet: Stefan Langhammer (Flug- und Modellbauclub) und Kätha Keim (Versehrten- und Behinderten-Sportgemeinschaft). rip

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Opel plötzlich ohne Räder BAD ORB. Offensichtlich in Windeseile haben Unbekannte Freitag nacht an der Heppenmauer von einem Opel Monza alle vier Reifen samt Felgen abmontiert. Als Entschädigung blieben dem Besitzer vier Wagenheber zurück. Unter dem Strich machte er einen Verlust von 5500 Mark. Nachbarn wollen einen roten Opel mit drei Insassen am Tatort bemerkt haben. Ortsbesichtigung im Schwimmbad BIEBERGEMÜND. Wie kann das Schwimmbadgelände in Bieber attraktiver gestaltet werden? Dieser Frage gehen Mandatsträger, Schulen und Vereine bei einer Ortsbesichtigung am Freitag, 19. März, um 16.30 Uhr nach. In den vergangenen Monaten ist in dem Freibad die Wasseraufbereitungsanlage erneuert worden. Rentenberatung BIRSTEIN. Die nächste Rentenberatung bietet die Raiffeisenbank Vogelsberg am Donnerstag, 18. März, von 14 bis 17 Uhr in ihrer Hauptstelle in der Bahnhofstraße an. Die Sprechstunde hält der Versichertenälteste der BfA, Friedrich Volz. Altes Wagner-Werkzeug gesucht BRACHTTAL. Der Arbeitskreis, dem am Konzept für das zukünftige Gemeindemuseum feilt, trifft sich heute abend um 20 Uhr in der alten Schule in Spielberg. Mitarbeiter werden ebenso gesucht wie Leihgaben an das Museum, speziell aus dem Bereich Landwirtschaft, Handwerk und Hauswirtschaft. Nachdem zuletzt eine Schuhmacherwerkstatt erworben wurde, werden nun Werkzeuge für eine Wagnerei und Stellmacherei benötigt. Menschenwürde im Pflegealltag BAD SODEN-SALMÜNSTER. Um "Menschenwürde im Pflegealltag" geht es bei einem Kursus für Mitarbeiterinnen in der Altenpflege vom 30. März bis 1. April im Bildungs- und Exerzitienhaus Kloster Salmünster. Erfahrungsaustausch und Besinnung sollen neue Impulse geben. Die Kursleitung haben Pater Sigfrid Klöckner und Schwester Katharina Maria Jansen. 1,5 Millionen Mark vom Land FREIGERICHT. Rund 1,5 Millionen Mark aus dem Landesprogramm "Einfache Stadterneuerung" erhält die Gemeinde Freigericht. Damit übernehme das Land 70 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten für die Dorferneuerung, informiert der CDU-Landtagsabgeordnete Walter Korn. Musikalisches Märchen für Kinder GELNHAUSEN. Das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" ist am Mittwoch, 24. März, in der Stadthalle Gelnhausen zu sehen. Das Musiktheater für "Menschen ab fünf Jahren" beginnt um 15 Uhr. Karten gibt es im Verkehrsbüro am Obermarkt, Telefon 0 60 51 / 82 00 54. Wieder Kindergottesdienst GRÜNDAU. Zum Informationsabend lädt das Hain-Gründauer Kindergottesdienst-Team für Mittwoch, 17. März, um 20 Uhr in den Gemeindesaal ein. Themen sind die Gestaltung eines vorösterlichen Abendmahls und die Wiedereröffnung des Kindergottesdienstes in Mittel-Gründau. Dazu werden noch zwei Jugendliche oder junge Erwachsene gesucht. Telefonzellen-"Marder" unterwegs JOSSGRUND. In Oberndorf ist in der Nacht zu Montag eine Telefonzelle zerstört worden. Die Täter brachen das Geldfach des Fernsprechhäuschens in der Lohrer Straße auf. Im nicht allzu weit entfernten Flörsbachtal-Kempfenbrunn war in der vergangenen Woche gleich zweimal eine Zelle demoliert und ausgeplündert worden. Oldtimer im Ganzen und en detail SCHLÜCHTERN. Mindestens 20 Jahre müssen die Automobile auf dem Buckel haben, wenn sie sich auf der "Nostalgica" zeigen wollen. Auch in diesem Jahr können Fans alter Karossen am ersten Aprilwochenende auf dem Oldtimer-Markt in Schlüchtern stöbern. Die "Nostalgica" ist am Samstag, 2. April, von 9 bis 18 Uhr und am Sonntag, 4. April, von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Nähere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 66 61 / 5775. Wenn's im Haushalt brennt

SINNTAL. "Wie verhalte ich mich bei Bränden im Haushalt?" lautet das Thema eines Vortrages des Landfrauenvereins Altengronau, der am Mittwoch, 17. März, um 19.30 Uhr in der Hans-Elm-Schule stattfindet.

Bahn lärmt nächtens

STEINAU. Mit nächtlichen Lärmbelästigungen auch an den Wochenenden müssen die Bahn-Anlieger zwischen Steinau und Schlüchtern rechnen. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Ende September. Sondermüll-Mobil kommt

WÄCHTERSBACH. Das Sondermüllfahrzeug macht am Donnerstag, 18. März, in Wächtersbach Station. Von 11 bis 12.30 Uhr steht es auf dem Sportplatz in Waldensberg, anschließend von 13 bis 14.30 Uhr am Gemeinschaftshaus in Neudorf. Letzter Haltepunkt ist von 15 bis 16.30 Uhr das Messegelände.

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Auffallendes Motorrad gestohlen BAD ORB. Unbekannte haben aus einer Garage in der Sälzerstraße eine Chopper gestohlen. Das rote Motorrad, eine Suzuki VS 800 Intruder mit dem amtlichen Kennzeichen HU-EW 2 hat einen Wert von 10 000 Mark. Feuerwehr feiert Jubiläum BAD SODEN-SALMÜNSTER. In der Kultur- und Sporthalle feiert die Freiwillige Feuerwehr Bad Soden am Freitag, 19. März, ab 20 Uhr ihr 70jähriges Bestehen mit einem Kommersabend. Einen Tag später findet im Feuerwehrgerätehaus um 19 Uhr die Jahreshauptversammlung statt.

Versammlung des Verkehrsvereins BIEBERGEMÜND. Die Grillhütte und Vorstandswahlen stehen im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Bieber am Freitag, 19. März, um 20 Uhr in der Gaststätte Wolf.

Frühjahrstagung der Heimatstelle BIRSTEIN. Der Geschichtsverein ist Ausrichter der Frühjahrstagung der Heimatstelle des Main-Kinzig-Kreises. Die ganztägige Veranstaltung beginnt am Samstag, 20. März, um 10 Uhr im Bürgerzentrum. Am Freitag, 26. März, findet am gleichen Ort um 20 Uhr die Jahreshauptversammlung statt, bei der ein Nachfolger für den Vorsitzenden Josef Lein gewählt wird.

Kindergarten wird nicht billig BRACHTTAL. Zur Teilfinanzierung des Neubaus eines zweiten Kindergartens hat das Land Hessen ein Anspardarlehen von 300 000 Mark gewährt. Zusätzlich hat die Gemeinde Mittel aus dem Sonderförderprogramm beantragt. Laut Bürgermeister Gölz wird die Finanzierung des Projektes "einige Mühe kosten".

Blick in den Sternenhimmel FREIGERICHT. Die Sternwarte der Kopernikusschule ist am Donnerstag, 25. März, ab 19.30 Uhr für jedermann geöffnet. Themen sind der Fixsternhimmel im März und der Nachbarplanet Mars, anschließend gibt's bei schönem Wetter Gelegenheit zur Beobachtung. Besucher nutzen den Parkplatz am Südteil der Schule (Richtung Neuses), dort findet sich auch der Zugang zur Sternwarte.

Sportlerehrung GELNHAUSEN. Erfolgreiche Sportler ehrt die Stadt Gelnhausen am Samstag, 20. März, um 19 Uhr in der Stadthalle.

Aussstellung des Gründauer Kreises GRÜNDAU. Vorbereitungen für die Hobbykünstler-Ausstellung am 9. Mai treffen die Mitglieder des Gründauer Kreises am Mittwoch, 31. März, um 19 Uhr in der Hain-Gründauer Mehrzweckhalle.Osterbasar LINSENGERICHT. Einen Osterbasar veranstaltet der Altenhaßlauer Kindergarten am Sonntag, 21. März, von 14 bis 17 Uhr. Der Erlös soll der Anschaffung einer zweiten Spielebene dienen. Statisten gesucht SCHLÜCHTERN. Schlüchterns Laientheatertruppe sucht noch Kleindarsteller und Statisten, die sich am Andorra-Projekt beteiligen wollen. Die Aufführung des Frisch-Stücks ist für 6. Juni geplant. Wer mitmachen will, meldet sich bei Regisseur Klaus Ziegler, Telefon 0 66 63 / 631. Vorstandswahlen beim DRK SINNTAL. Vorstandswahlen stehen bei der Jahreshauptversammlung der DRK- Ortsvereinigung in Altengronau auf der Tagesordnung. Die Rote-Kreuzler treffen sich am Freitag, 19. März, um 20 Uhr in der Gaststätte Meyer. Energiemobil macht Station STEINAU. Das Energiemobil des Main- Kinzig-Kreises hält am Donnerstag, 18. März, von 9.30 bis 16 Uhr vor dem Rathaus. Die Fachberater informieren kostenlos über Energiesparmöglichkeiten in Gebäuden, Solarenergie und Regenwassernutzung.Säle auf für Private und Vereine WÄCHTERSBACH. Bei der Neuverpachtung des Bürgerhauses zum 1. April hat die Stadt den kleinen und großen Saal ausgeklammert. Die Räume stehen künftig Privatpersonen und Vereinen offen, die dort auf eigene Rechnung Getränke und Speisen anbieten können.

Sportler-Ehrung des Kreises Groß-Gerau: Neues Konzept kann als gelungen bezeichnet werden Von Sekt-Empfang über Mitmach-Aktion bis zur Steh-Party Comedy-Duo "Bees Danäwe" sorgte für den Höhepunkt im Unterhaltungsteil / Auch Breitensportler wurden ausgezeichnet

Mitsingen sollten sie, die knapp fünfhundert Anwesenden bei der Sportler-Ehrung des Kreises Groß-Gerau. Wie bitte? Ja, ja, die Pantomime auf der Bühne ließ keinen Zweifel aufkommen. "Es wird auch nicht so schwer", sagte der Mann mit dem weißgemalten Gesicht noch. Etwas irritiert ließen es die Sportlerinnen und Sportler des Kreises aber dann doch noch angehen, sangen bereitwillig "Ah" und "Ih", ganz nach dem Wunsch des Pantomimen-Darstellers, der sich gerade in der Rolle eines Dirigenten übte.

Die Mitmach-Aktion war nur eine Neuerung bei der Sportler-Ehrung des Kreises Groß-Gerau. Neu war auch der gesamte Rahmen der Veranstaltung. Das fing schon an mit einem Sekt-Empfang, reichte über einen gestrafften Ehrungsteil bis hin zu einem andersartigen Show- Programm. Diesmal sollten eher "ruhigere" Nummern zum Zuge kommen, so die Idee von Sportamtsleiter Klaus Astheimer. Umgesetzt wurde dies mit einem Auftritt der beiden Judoka Gerd Heiner und Stefan Bingenheimer aus Bad Homburg, die Judo in Zeitlupe demonstrierten und dabei die komplexen Bewegungsabläufe dieser Sportart vorführten. Tosender Applaus belohnte die beiden Judoka, die auch bisweilen noch selbst in der Bundesliga antreten, für ihre ernomem Kraftanstrengungen, mit denen sie gegen die Erdanziehungskraft ankämpften.

Auch der Pantomimen-Darsteller Jörg Birkhahn aus Mannheim kam prima an. Daß dieser Aktionskünstler den Sport gehörig auf die Schippe nahm ("Erste Rockn'Roll-Stunde eines invaliden Hochleistungssportlers"), darüber sahen die Cracks aus dem Kreis Groß-Gerau hinweg.

Nach dem formellen Ehrungsteil, durchgeführt von Landrat Enno Siehr und dem Ersten Kreisbeigeordneten Baldur Schmitt, trafen sich Sportlerinnen und Sportler zur gemütlichen Steh-Party am kalten Büffet. Auch dies war neu in diesem Jahr und fand erstmals mit Unterstützung der Turnabteilung der TGS Walldorf statt.

Das extravagante I-Tüpfelchen der diesjährigen Sportler-Ehrung bildete der Auftritt des Comedy-Duos "Bees Denäwe" aus Leeheim und Geinsheim. Die beiden Musiker gaben legendäre, südhessische Volkslieder wie den Ried-Blues zum besten und erheiterten mit komischen bis skurrilen Einlagen. Der Erfolg gab dem neuen Konzept der Ehrung recht. Die Sportler(innen) blieben länger in der Walldorfer Stadthalle als in den Vorjahren, die Verantwortlichen, in erster Linie Kreissportamtsleiter Astheimer, dürfen zuversichtlich sein, in den nächsten Jahren noch bessere Ergebnisse erzielen zu können. Der Trend der letzten Jahre, als viele Athleten gleich nach ihrer Ehrung den Heimweg antraten, scheint zunächst einmal jedenfalls gestoppt.

Rein sportlich gesehen gab es bei der diesjährigen Sportler-Ehrung wenig Neues. Auch 1992 war auf die bewährten Vereine wieder Verlaß, spielten sich etwa die Hockey-Mädels des RK Rüsselsheim wieder an die deutsche Feldhockey-Spitze und holten dazu in der Halle noch den Europacup. Susanne Müller, Tanja Dikkenscheid, Bianca Weiss, Britta Becker und Eva Hagenbäumer erreichten zudem mit der deutschen Nationalmannschaft den zweiten Platz bei den Olympischen Spielen. Christopher Reitz brachte mit der Nationalmannschaft sogar olympisches Gold aus Barcelona mit. Dieses bleibende Erlebnis teilt Christopher Reitz mit Manfred Kohl vom Volleyball-Klub Dornheim und Bernard Schmidl vom TV Crumstadt. Diese beiden errangen ihre Goldmedaille allerdings bei den Paralympics im vergangenen Jahr. Bei den Schwimmern schrieb sich Michael Lapp (Behinderten- und Rehabilitationsgemeinschaft Groß-Gerau) mit seinem vierten Platz in die Siegerlisten der Paralympischen Spiele.

Auch die Kegler der SKV brachten wieder einen Titelträger hervor: Ludwig Keller wurde mit der Nationalmannschaft Vize-Weltmeister. Anne Tietze vom Post- Sportverein Groß-Gerau errang bei der Rollschnellauf-WM über 500 Meter den ersten Platz. Lothar Behrend vom Schützenverein Tell Mörfelden kam bei den Weltmeisterschaften im 100-Meter-Freigewehr-Schießen auf Platz drei, Ralf Souquet vom Pool-Club Mörfelden-Walldorf wurde Europameister im Achter-Ball. All diese Sportlerinnen und Sportler wurden mit der Goldenen Sportplakette des Landkreises Groß-Gerau ausgezeichnet. Daneben wurden fast 350 weitere Sportler(innen) geehrt, mit der Jugend-Sportplakette oder mit den bronzenen oder silbernen Kreis-Sportplaketten.

Unter den Ehrengästen waren auch drei Breitensportler: Hermann Metzger (TSV Gernsheim), Willi Koos (SKV Mörfelden) und Helmut Wassermann (TV Trebur). Sie haben 20 Jahre lang erfolgreich das Deutsche Sportabzeichen abgelegt.

Schließlich zeichnete der Kreis Groß- Gerau noch drei Persönlichkeiten des Sports für ihre langjährige Tätigkeit aus. Toni Walther vom FC Germania Gustavsburg (ehemaliger Kreisfußballwart) erhielt die goldene Sportplakette. Heinz Dörr von der SKG Erfelden (seit vielen Jahren Mitarbeiter im Kreisfußball-Ausschuß) wurde mit der silberenen Plakette belohnt, Hans Nau (TV Büttelborn, Handball-Schiedsrichter und Beobachter) sowie Udo Ahlheim (SV Crumstadt, Kreisfachwart Tischtennis) erhielten die Auszeichnung in Bronze. rip

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Brillen für die "Dritte Welt" BAD ORB. Der Lions-Club unterstützt eine Brillensammelaktion für die "Dritte Welt". Gebrauchte Brillen können in der Kurstadt beim Antiquitätenhandel "Tintenfisch", der Spessart-Buchhandlung oder der Martinus-Apotheke abgegeben werden. Neuwahlen beim Kneipp-Verein BAD SODEN-SALMÜNSTER. Neuwahlen stehen auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des Kneipp- Vereins. Die Mitglieder treffen sich am heutigen Donnerstag um 20 Uhr im Landhotel Betz. Bastelkursus für Osterschmuck BIEBERGEMÜND. Einen Bastelkursus für Osterschmuck bietet die Gemeinde in Bieber an. Am Dienstag, 23. März, werden ab 20 Uhr im Werkraum der alten Schule unter Anleitung Tischgestecke und Fensterschmuck angefertigt. Anmeldungen für den Kursus nimmt die Gemeindeverwaltung, Telefon 7083, entgegen, die Teilnahme kostet acht Mark.

Feuerwehr öffnet Türen BIRSTEIN. Mitglieder und Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Fischborn feiern am Samstag, 20. März, ab 19.30 Uhr die Erweiterung ihres Gerätehauses. Die Bevölkerung ist am Sonntag ab 10 Uhr zum "Tag der offenen Tür" eingeladen. Nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen. SPD besucht Dresden BRACHTTAL. Die SPD Hellstein fährt vom 20. bis 23. Mai nach Dresden und Umgebung. Für den Ausflug sind noch Plätze frei. Anmeldungen können bis zum 31. März bei A. Volz (Telefon 0 60 54 / 2292) und G. Hubl (0 60 54 / 5834) erfolgen. Der Preis beträgt 400 Mark. Der Schnellste fuhr 85 km/h FREIGERICHT. 85 Stundenkilometer statt erlaubter 50 - das war der "Spitzenwert" einer Radarmessung in Altenmittlau. 543 Fahrzeuge wurden kontrolliert, 62 davon waren zu schnell. Drei Fahrer müssen nun mit einem Bußgeld rechnen, die übrigen mit einem Verwarnungsgeld. Bürgermeister Manfred W. Franz kündigte an, an dieser Stelle, die besonders zu überhöhten Geschwindigkeiten animiere, auch in Zukunft das Radargerät aufzustellen. Altglas statt Weißblech FLÖRSBACHTAL. Die einstigen Weißblechcontainer dienen nun als Sammelbehälter für Altglas. Ab sofort gehören die Dosen in den gelben Sack, teilt die Gemeindeverwaltung mit. Abend mit Werken von Robert Burns GELNHAUSEN. Lieder und Gedichte des schottischen Romantikers Robert Burns unter dem Thema "Liebe und Freiheit" stehen auf dem Programm eines Kleinkunstabends am Freitag, 19. März, ab 20 Uhr in der Zehntscheune. Interpreten sind Uli Zähringer und Rudi Camerer, Veranstalter die Kreisvolkshochschule.Versammlung der Vogelschützer GRÜNDAU. Im Vereinslokal "Hubertus" trifft sich die Vogelschutzgruppe Breitenborn am Freitag, 19. März, um 20 Uhr zu ihrer Jahreshauptversammlung. Auf der Tagesordnung stehen die üblichen Regularien. Wahlen sind in diesem Jahr nicht notwendig. Daniela Martini-Hess stellt aus STEINAU. "Vorsicht Kunst" lautet der Titel einer Ausstellung, die bis 14. April in der Galerie "Backstub' " zu sehen ist. Die Schlüchterner Künstlerin Daniela Martini-Hess zeigt Ölgemälde und Aquarelle.Überschlag bei Überholmanöver JOSSGRUND. Auf der Landesstraße 3199 ist am Dienstagnachmittag ein Autofahrer bei einem Überholmanöver von der Straße abgekommen und hat sich mit seinem Wagen überschlagen. Laut Polizeiangaben wollte er Richtung Burgjoß gerade einen Transporter und einen Lastzug überholen, als ein Personenwagen vor ihm ebenfalls ausscherte und ihn in den Graben drängte. Das Auto blieb auf dem Dach liegen. Schaden: 7000 Mark. Wer hat Jobs frei? SCHLÜCHTERN. Arbeitgeber, die eine befristete Stelle zu vergeben haben, werden gebeten, sich umgehend im Job-Vermittlungsbüro des Arbeitsamtes, Telefon 0 66 61/3031, zu melden. Wegen der bevorstehenden Semesterferien rechnen die Vermittler mit "enorm vielen" Bewerbern.Pflegestation besser ausgestattet SINNTAL. Die Ausstattung der Krankenpflegestation ist verbessert worden. Spenden von Vereinen und Privatleuten haben den drei Gemeindeschwestern unter anderem die Anschaffung eines Spezialbettes für Dauerpflegepatienten ermöglicht. Bericht über die Bishnoi WÄCHTERSBACH. "Menschen, die sterben, um Bäume und Tiere zu retten" lautet der Titel eines Buches, das der Aschaffenburger Autor Hans-Jürgen Otte am Samstag, 20. März, im Kunst- und Kulturkeller der alten Schule präsentiert. Das Werk berichtet über die Bishnoi in Indien, eine religiöse Gruppe, die sich vom Hinduismus abgespaltet hat. Die Veranstaltung mit Diskussion findet von 14 bis 18 Uhr statt.

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Preiswerte Regenwassertonnen BAD ORB. Noch bis Ende des Monats können im Bauhof und im Rathaus, Zimmer 20, Regenwassertonnen zu günstigen Konditionen erworben werden. Durch eine Sammelaktion der Stadt, die zu 50 Prozent bezuschußt wird, kostet die 300- Liter Tonne nur 55 und das 500 Liter-Gefäß 97 Mark. Stadt sucht freiwillige Helfer BAD SODEN-SALMÜNSTER. Mit freiwilligen Helfern will die Stadt das Huttenschloß auf Vordermann bringen. Um Kosten bei der Sanierung zu sparen, ruft die Stadt zu einem Arbeitseinsatz auf, bei dem am Samstag, 20. März, die alte Heizungsanlage aus dem Gebäude entfernt werden soll. Wer mitanpacken will, trifft sich um 8.15 Uhr vor dem Schloß oder meldet sich bei Hartwin Noll, Telefon 4587, oder Marianne Sperzel, Telefon 1291. Imkerverein feiert Jubiläum BIEBERGEMÜND. Der Imkerverein Biebergrund lädt anläßlich seine 90jährigen Bestehens Mitglieder und Gäste für Samstag, 20. März, 19 Uhr, in das Gasthaus Wolf in Bieber ein. Jahresversammlung des DRK BIRSTEIN. Die DRK-Ortsvereinigung Vogelsberg trifft sich am Samstag, 20. März, in Birstein, wo um 20 Uhr im DRK- Zentrum die Jahresmitgliederversammlung beginnt.

Beratung über Jagdpacht BRACHTTAL. Die Jagdgenossen aus Neuenschmidten und Hellstein beraten am heutigen Freitag über die Verwendung der Jagdpacht. Treffpunkt ist um 19.30 Uhr die Gastwirtschaft Dies in Hellstein.Märchenbühne nicht Märchenbühne FREIGERICHT. Die Freigerichter Märchenbühne, die jeden November zugunsten aids- und krebskranker Kinder Spiele in der Freigericht-Halle aufführt, macht vor diesem Hintergrund darauf aufmerksam, daß sie nicht identisch ist mit einer anderen Bühne, die sich ebenso nennt und derzeit Marionettentheater zeigt. Frauen erfahren sich selbst GELNHAUSEN. "Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau . . . " ist das Motto einer Selbsterfahrungsgruppe am 2./3. April im Frauenzentrum Gelnhausen, Kuhgasse 8. Die Teilnehmerinnen sollen mit Entspannungs- und Atemübungen, Phantasiereisen und Gesprächen versuchen, sich "ihrem innersten Kern zu nähern". Die Kosten betragen 120 Mark, Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 1 50 03 bis zum 31. März entgegengenommen. Orgelmusik in der Bergkirche GRÜNDAU. Von Georg Friedrich Händel bis Franz Liszt reicht der Bogen der Werke, die der Frankfurter Organist Rolf Henry Kurz am Sonntag, 28. März, in der Bergkirche Niedergründau spielt. Das Konzert, das um 15 Uhr beginnt, ist das erste diesjährige der Reihe "Orgelmusik in der Bergkirche". Sitzung des Sport- und Kulturringes HASSELROTH. Der Sport- und Kulturring Niedermittlau trifft sich am Dienstag, 30. März, im Natur- und Vogelschutzzentrum zu seiner Frühjahrssitzung. Beginn ist um 20 Uhr. Musical in der Stadthalle SCHLÜCHTERN. Mit dem Musical "Non(n)sens" gastiert das kleine Theater Bonn-Bad Godesberg am Freitag, 19. März, um 20 Uhr in der Stadthalle. Karten gibt es noch ab 19 Uhr an der Abendkasse.Die Polizei rät SINNTAL. Oberkommissar Dieter Creß ist in der kommenden Woche wieder in Sterbfritz. Der sogenannte Bürgersprechtag der Polizei findet am Donnerstag, 25. März, von 16 bis 18 Uhr im Nebengebäude der Gemeindeverwaltung statt. Osterfreizeit für Kinder WÄCHTERSBACH. Vom 5. bis 10. April bietet die Stadt eine Osterfreizeit für Kinder im Alter von elf bis 14 Jahren in der Umweltjugendherberge am Hoherodskopf an. Das Programm ist eine Mischung aus naturkundlichen Veranstaltungen sowie Spiel und Spaß. Die Teilnahme kostet 185 Mark, Anmeldungen nimmt die Stadtverwaltung entgegen.

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Skatturnier der Schützen BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Schützenverein "Steinkaute" holt sich am Sonntag, 21. März, die Kartenspieler ins Haus. Um 14 Uhr beginnt im Schützenheim ein Preisskatturnier. Ausschüsse beraten über Etat BIEBERGEMÜND. Die Ausschüsse beschäftigen sich ab Montag, 22. März, mit dem Haushaltsplan. Die erste Sitzung findet um 19.30 Uhr im Kollegraum des Gemeindezentrums statt, der Haupt- und Finanzausschuß tagt erst drei Tage später am Donnerstag, 25. März, um 20 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses. Lehrgang für Feuerwehren BIRSTEIN. Im DRK-Depot beginnt am Montag, 22. März, um 19.30 Uhr ein ErsteHilfe-Lehrgang für die Freiwilligen Feuerwehren aus Birstein, Obersotzbach, Untersotzbach, Oberreichenbach, Fischborn und Hettersroth. "Posterian Harmonists" gastieren BRACHTTAL. Eine Reminiszenz an die Musik der Comedian Harmonists aus den 20er Jahren erklingt am Mittwoch, 31. März, um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Neuenschmidten beim Auftritt der "Posterian Harmonists". Im Rathaus Brachttal hat der Vorverkauf begonnen. Karten kosten acht Mark, an der Abendkasse zehn Mark. Gottesdienst mit 17 Chören FLÖRSBACHTAL. Über 300 Sängerinnen und Sänger aus 17 Chören gestalten am 21. März, ab 10.30 Uhr den Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Lohrhaupten. Am Nachmittag findet das Kreistreffen der evangelischen Kirchenchöre in der Turnhalle seinen Fortgang.

Wer sammelt mit? FREIGERICHT. Die diesjährige Jugendsammelwoche beginnt am 26. März. Jugendgruppen, die sich daran beteiligen wollen, melden sich unter der Rufnummer 888-16 im Zimmer 10 des Freigerichter Ordnungsamtes. Dort erhalten sie die erforderlichen Informationen. Hauptversammlung der "Victoria" BAD ORB. Die Mitglieder des Geselligkeitsvereins "Viktoria" treffen sich am heutigen Samstag um 19.30 Uhr zur Jahreshauptversammlung in der Gaststätte "Zunftstube". Bach-Johannespassion GELNHAUSEN. Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach erklingt am Samstag, 27. März, um 20 Uhr in der Gelnhäuser Marienkirche. Unter Leitung von Professor Ralf Otto konzertieren Bachchor und -orchester aus Mainz. Karten zum Preis zwischen zehn und 30 Mark (ermäßigt zwischen fünf und 25 Mark) gibt es an der Abendkasse, bei Bürobedarf Guthmann, in der Brentano- Buchhandlung und im städtischen Verkehrsbüro, Telefon 82 00 54. Flohmarkt für Kindersachen GRÜNDAU. Einen Flohmarkt unter dem Motto "Alles rund ums Kind" veranstaltet der Liebloser Kindergarten am Sonntag, 28. März, von 14 bis 17 Uhr im Paul-Gerhardt-Zentrum der Kirchengemeinde. Tischreservierungen sind unter den Rufnummer 0 60 51/29 54 oder 1 52 17 möglich. Unterricht im Container HASSELROTH. Ein gebrauchter Container, der vor seiner Nutzung noch renoviert werden muß, soll demnächst den Platzmangel an der Gondsrother Grundschule mildern. Er verhindert, daß die Gondsrother Schüler ab dem dritten Schuljahr nach Neuenhaßlau ausgegliedert werden. SPD nominiert Kandidat JOSSGRUND. Die Nominierung des Bürgermeisterkandidaten Sven Teschke steht im Mittelpunkt der SPD-Mitgliederversammlung, die am heutigen Samstag um 20 Uhr im "Rabenschlößchen" in Oberndorf stattfindet. "Riwwelkuchen" bleibt Mensch LINSENGERICHT. "Mensch sein muß der Mensch" lautet der Titel einer Komödie, die der Theaterverein "Riwwelkuche" am Samstag, 27. März, um 20 Uhr im Saal der Gaststätte "Zum grünen Baum" zeigt. Neue Ampelanlage SCHLÜCHTERN. Eine neue Ampelanlage entschärft seit Donnerstag die unfallträchtige Kreuzung Breitenbacher Straße/Lotichiusstraße. Die Kosten für das 80 000 Mark teure Lichtsignal teilen sich Stadt, Kreis und Land. Treffen der Feuerwehren SINNTAL. Sämtliche Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde treffen sich am Freitag, 26. März, in der Turnhalle von Jossa. Bei der gemeinsamen Jahreshauptversammlung werden die neuen Wehrführer und Stellvertreter in ihr Amt eingeführt. CDU konstituiert sich STEINAU. Zur konstituierenden Sitzung trifft sich die Steinauer CDU-Fraktion am Montag, 22. März, um 20 Uhr in der Gaststätte "Bayerischer Hof" in Marborn.Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Schwalbach. Bürgerhaus: "Atlantischer Zauber" mit "Finacon" von den Kapverdischen Inseln, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Kinderkino, Hook (16 Uhr); Grüne Tomaten (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wiedersehen in Howards End (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr);

Kino 3: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Keine Vorstellung.

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Bodyguard (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung der Sodener Kunstwerkstatt mit Gouachen und Druckgrafiken von Gisela Mott-Dreizler, 15 bis 19 Uhr (bis 21. 3.).

Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Gouachen, Mischtechniken und Ölbilder von Martina Voigt-Schmid, Mystische Möbel von Piet Hohl, 9.30 bis 13, 15 bis 18.30 Uhr (bis 15. 5.).

Evangelische Kirche, Zum Quellenpark 26: Arbeiten auf Papier von Thomas Müller, 15 bis 18 Uhr (bis 26. 3.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 12.15 Uhr (bis 31. 3.).

Rathaus, Foyer: Seidenmalerei, Bronze, Bilder von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich, 9 bis 12 Uhr (bis 25. 3.).

Hochheim. Rathaus, Foyer, Burgeffstraße 30: Gemälde von Margrit Dietrich, 8.30 bis 12 Uhr (bis 7. 4.).

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).

Schwalbach. Rathaus: Märchen - Mythen - Sagen, 8 bis 12, 15 bis 18 Uhr (letzter Tag). Vorträge / Kurse Hofheim. Kunstverein und Volksbildungsverein: "Cezanne - Vorbereitung auf die Ausstellung in Tübingen", Diavortrag von Dr. Susanne Mauck, Kleines Kulturzentrum, Hauptstraße 38, 20 Uhr.

DRK-Lehrgang "Angehörige pflegen", Schmelzweg 5, 19 bis 22 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.

Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.

AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.

Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.

DRK: Psychosoziale Gesprächs- Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (G. und K. Röhrkohl).

Schwalbach. Diakonisches Werk: Beratung und Begleitung in psychosozialen Krisen für einzelne, Paare und Familien; Schwangerschaftskonfliktberatung; Betreuung in seelischen Krisen in der Arbeitswelt, Ostring 17, 9 bis 12 Uhr. Vereine / Organisationen Bad Soden. VdK: Sozialberatung, Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2, Malatelier, 16 bis 17 Uhr.

Flörsheim. Evangelischer Frauenkreis Weilbach: Handarbeiten und Basteln, Gemeindehaus, Faulbrunnenweg 3, 20 Uhr.

Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.

Hofheim. Deutscher Hausfrauenbund: "Umweltbewußtes Waschen - Umgang mit dem Baukastensystem", Haus der Vereine, 20 Uhr.

BUND: Aktiventreffen, Lorsbach, Münsterer Straße 17, 19.30 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20.30 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.

Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Tanz am Vormittag, Theaterfoyer, 10 bis 11.30 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.

Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Kaffeestündchen mit Programm, Kirchgasse, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Bad Soden. Stadtbücherei Neuenhain, Hauptstraße 45: Lesung mit der Kinderbuchautorin Ursula Fuchs, 15 Uhr.

Flörsheim. Stadthalle: Kinderkleider- und Spielzeugmarkt des AsF, 14 Uhr.

Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Die kleinen Probleme der Ida Grün", Hauptstraße 48, 15 Uhr.

Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 16 bis 20 Uhr.

Kelkheim. Jugendtreff Mitte: 17 bis 21 Uhr.

Stadtbücherei: Spielenachmittag für Kinder ab sechs Jahren und Jugendliche, ab 15 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 15 bis 17 Uhr.

Kur auf Tour: Rhein-Main-Flughafen, Abfahrt: 13.45 Uhr, Rathaus.

Eschborn. Billy Graham, Evangelist, predigt von Essen aus europaweit, Übertragung im evangelischen Gemeindehaus, Hauptstraße 20, 19.30 Uhr.

Flörsheim. Evangelische Gemeinde: Gymnastikstunde für jung und alt, Gemeindehaus, Erzbergstraße 13 a, 17.30 bis 18.30 Uhr.

Sprechtag der LVA, Verwaltungsgebäude Riedstraße 9, Sozialamt, 8.30 bis 12 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Rheinisches Kabarett mit Rainer Pause und Norbert Alich "Piranjas", 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Conte d'Hiver - Wintermärchen, Original mit Untertiteln (20.30 Uhr). Ausstellungen Höchst. MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste: Windthorststraße 33, Sprechstunden 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Guttempler-Gesprächsgruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Königsteiner Straße 49 H (Zentrum der Arbeiterwohlfahrt), 19.30 Uhr, Auskunft Tel. 31 87 77.

Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst, c/o Christophorusgemeinde: Hospitalstraße 42, 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, Anmeldung 8.30 bis 12 Uhr unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.

Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Caritas: Kasinostraße 15, Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4, 17 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau: Krabbelgruppe, Kellerskopfweg 28, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un Maagucker und BUND: "Hoechst gefährlich", Störfallaspekt, Am Gemeindegarten 6 a, 19.30 Uhr.

Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, Wed 13, 16 bis 18 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstraße 121, 20 Uhr. Senioren Nied. Seniorenwanderung des Taunusklub Frankfurt-Nied, Gäste willkommen, Treffpunkt: Endhaltestelle Hohemark, 13 Uhr, Abfahrt Höchst Linie 11, 11.38 Uhr, Abfahrt Nied Kirche 11.44 Uhr; Galluswarte umsteigen in S 5, Abfahrt 12.12 Uhr; in Oberursel umsteigen in U 3, Abfahrt 12.33 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, Altentagesstätte, Hunsrückstraße, 15 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.

Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Kleines Haus: Was Ihr wollt, 19.30 Uhr.

Theater, Studio: Fernando Krapp hat mir diesen Brief geschrieben, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Heimat deine Sterne, Kleinkunsttalente aus der Region stellen sich vor, 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 20.15 Uhr.

Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (13, 16, 19, 22 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).

Alpha: Alarmstufe: Rot (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Der Mann meiner Träume (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr).

Ausstellungen

Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Michael Post, Objekte 1982 - 1993, 10 bis 17 Uhr (bis 25. 4.).

Stadtbibliothek, Rathauspassage: "Vergessene Exilautoren" im Rahmen der Wiesbadener Büchertage (bis 31. 3.).

Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10-18.30 Uhr (bis 18. 3.).

Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr.

Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims;

Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Vorträge / Kurse Christliche universelle gnostische Bewegung: "Die Söhne der fünften Sonne - Was uns der Aztekenkalender zu sagen hat", Tattersaal, Vereinszimmer, Lehrstraße 13, 20 Uhr. Lesungen Buchhandlung Wiederspahn, Wilhelmstraße 8: In der Reihe "Verleger und ihre Autoren" stellt der Verlag Stroemfeld / Roter Stern seine Kleist-Edition vor, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Umweltladen Michelsberg / Schwalbacher Straße: Sprechstunde mit Umwelt- und Verkehrsdezernent Berlitz, 16 bis 18 Uhr.

Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38 - 40, Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Telefon-Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 17 bis 20 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Senioren Hilde-Müller-Haus, Walluferstraße 15: Senioren-Disco, 15 Uhr. Sonstiges Katholisches Bezirksamt: "Begegnung bringt Bewegung", Bibelabend, Luisenstraße 31 (Bonistübchen), 21 Uhr.

- ohne Gewähr -

Sie wird gebraucht und darf trotzdem nicht arbeiten Kroatische Krankenschwester verließ sich auf mündliche Zusage der Uni-Klinik Frankfurt - jetzt muß sie zurück Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer NEU-ISENBURG. Pflegenotstand in ganz Hessen: Allein die Universitätsklinik in Frankfurt sucht rund 100 Krankenschwestern und -pfleger. Smiljana Jagostovic wünscht sich kaum etwas mehr, als in dieser Klinik arbeiten zu können. Als sie dort im Dezember 1992 zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden war, schien einer Anstellung nichts im Wege zu stehen. Die Krankenschwester brach alle Brücken zu ihrer Heimat ab und zog nach Neu-Isenburg. Doch ein staatliches Abkommen, das innerhalb weniger Wochen in Kraft trat, ließ ihre Zukunftspläne wie einen Ballon platzen. "Lernen sie deutsch und kommen sie nach dem Kursus wieder her, dann machen wir ihre Papiere fertig." Mit diesen Worten, so erzählt Smiljana Jagustovic, sei sie am 2. Dezember 1992 von Irmgard Funke verabschiedet worden. Nach dem Gespräch mit der Pflegedienstleiterin der Frankfurter Uni-Klinik hatte sie alle Zweifel beiseite geschoben, daß ein Arbeitsvertrag mehr als nur reine Formsache war.

Daraufhin kündigte die 32 Jahre alte Frau in dem Krankenhaus in Kroatien, in dem sie zuvor zwölf Jahre lang auf der Intensivstation gearbeitet und es bis zur Oberschwester gebracht hatte. Sie gab ihre Wohnung auf, verkaufte die Einrichtung, das Auto und machte sich mit ihrer Tochter Mirella (11) auf die Reise nach Deutschland. "Mit 60 Mark Lohn im Monat hätte ich für Mirellas weitere Ausbildung nichts zurücklegen können", beschreibt die alleinerziehende Mutter den Hauptgrund für ihre Entscheidung.

Hilfe kam von ihrem geschiedenen Ehemann Marian, der in Neu-Isenburg wieder geheiratet hatte und den beiden Übersiedlerinnen für die erste Zeit ein Zimmer in seiner Wohnung anbot. Wie es von der Uni-Klinik gewünscht worden war, belegte Smiljana Jagustovic einen Deutsch-Intensivkursus - für monatlich 630 Mark.

Kurz vor ihrem Ziel angelangt, kam für die Krankenschwester ein herber Rückschlag. Mitte Januar - sechs Wochen nach dem Vorstellungsgespräch in Frankfurt - trat ein Abkommen in Kraft, auf das sich die Arbeitsministerien in Kroatien und Deutschland kurzfristig geeinigt hatten: Bislang konnten die Kliniken mit ausländischen Pfleger/innen eigenständig Arbeitsverträge abschließen und die weiteren Formalitäten von der Frankfurter Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV), einer Behörde der Bundesanstalt für Arbeit, abwickeln lassen.

Seit dem 15. Januar dürfen sich kroatische Krankenschwestern und -pfleger lediglich bei ihrem heimatlichen Arbeitsamt melden, und auch erst dann, wenn sie schon mindestens ein halbes Jahr arbeitslos waren. Zwei- bis dreimal kommen dann Vertreter der ZAV nach Kroatien - mit den Wunschlisten der deutschen Kliniken im Gepäck - und wählen unter den Kandidatinnen aus. Auf die bisherige Regelung können sich nur die Krankenschwestern berufen, die ihre Arbeitsverträge bis Mitte Dezember 1992 unter Dach und Fach gebracht haben. Smiljana Jagustovic hatte sich zwei Wochen zuvor mit der mündlichen Zusage der Uni-Klinik zufrieden gegeben und von dem Abkommen erst erfahren, als es für einen Vertrag zu spät war.

"Die Frau Jagustovic würde ich sofort nehmen", sagt Pflegedienstleiterin Irmgard Funke noch immer. Doch obwohl ihre Wunschkandidatin nur wenige Kilometer vom Krankenhaus entfernt wohnt, scheint kein Weg dorthin zu führen. Nach den Worten von ZAV-Beamtin Lieselotte Heckmann gibt es kein "Härtefall"- Schlupfloch: "Ich kann für die Frau nichts tun. Sie muß zurück nach Kroatien und abwarten, bis sie gebraucht wird."

Doch nach der Rückkehr könnte Smiljana Jagustovic weder an ihren Arbeitsplatz noch ihre Wohnung zurückkehren. Für Tochter Mirella wäre damit das jähe Ende ihrer Zeit in der Isenburger Brüder- Grimm-Schule gekommen, in der sie mittlerweile Fuß gefaßt hat.

Ihre Mutter müßte mindestens ein halbes Jahr tatenlos und mittellos warten, denn die ZAV hat ihren nächsten Besuch in Kroatien erst für den Herbst dieses Jahres angekündigt. Ob sie dann schon zu den Auserwählten gehören wird, ist unsicher. "Mittlerweile gibt es auch in Zagreb einen Pflegenotstand", berichtet Lieselotte Heckmann: "Da verweigert das dortige Arbeitsamt in manchen Fällen schon mal die Freigabe für Deutschland."

Hätte der "Fall" von Smiljana Jagustovic nicht verhindert werden können, wenn die deutschen Kliniken von den Arbeitsbehörden früh darüber informiert worden wären, daß sich das Anwerbungsverfahren grundlegend ändert? Das, so die Beamtin, hätte die ZAV überfordert: "Ich kann doch nicht wissen, wer sich in den Krankenhäusern so bewirbt und welche Zusagen dort gegeben werden."

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 17. März, bis Dienstag, 23. März

NEU-ISENBURG. Den guten Deutschen im Zwiespalt zwischen VW Golf und Golfkrieg oder zwischen Hungerstoten und Quarkpralinen nimmt Kabarettist Stephan Wald am Mittwoch, 17. März, in der Hugenottenhalle auf sein Kabarettisten-Korn. Um 20 Uhr präsentiert er dort sein neues Programm "Schizofritz". Seine Botschaft: "Das Schiff ist unabänderlich auf Katastrophenkurs, und das hämische Lachen der Passagiere über den dicken Steuermann ist leider kein Anzeichen für revoltierende Intelligenz."

Zugunsten von Multiple Sklerose- Kranken spielt die Big Band der Bundeswehr am Freitag, 19. März, in der Hugenottenhalle auf. Von 20 Uhr an inszenieren 23 musizierende Soldaten unter Leitung von Robert Kuckertz eine Show mit Dixie, Swing und Evergreens.

"Wir sind der Pichelsteiner Eintopf" bekennen die Mimen des "Spottlicht"- Theaters am Freitag und Samstag, 19. und 20. März, wenn sich im Haus zum Löwen in der Löwengasse jeweils um 20 Uhr der Vorhang zum Improvisationskabarett hebt.

Was im November vorigen Jahres schon einmal mit heftigem Beifall belohnt wurde, wiederholen die insgesamt 188 Tänzerinnen der Ballettschule Kerber am Samstag, 20. März, in der Hugenottenhalle. Um 17 Uhr beginnt der Ballettnachmittag, an dem das Publikum einen Querschnitt durch das Programm des klassischen Tanzunterrichts erleben wird.

"Ewig junge Cyprienne, oder: Scheidung auf französisch" ist der Titel der Komödie von Victor Sardou, die am Sonntag, 21. März, um 18 Uhr in der Hugenottenhalle aufgeführt wird. Die Hauptrollen in diesem 1880 in Paris uraufgeführten Stück spielen Angelika Wedekind, Joachim Szaunig und Andreas Sczepan.

"Und der Haifisch, der hat Zähne" wird es am Dienstag, 23. März, durch die Hugenottenhalle schallen. Von 20 Uhr an spielt das Ensemble der Stadt Zwickau Berthold Brechts Klassiker "Dreigroschenoper", in dem es sich alles um zwei erbitterte Konkurrenten dreht: Bettlerkönig Jonathan Peachum und Gauner Mackie Messer.

EGELSBACH. Mit Kompositionen von Händel, Liszt, Schubert und Mendelssohn-Batholdy gastiert der Jugend- und Kammerchor "Impetus" des Mainzer Peter-Cornelius-Konservatoriums am Sonntag, 21. März, in der katholischen Kirche Sankt Josef in Egelsbach. Das Konzert beginnt um 17 Uhr.

DREIEICH. Wie sinnlich Flamenco in seinem Zusammenspiel von Tanz, Gesang und Gitarrenspiel auch im Zeitalter von CD und hochauflösendem Fernsehen noch wirken kann, will das Ensemble "Flamenco Rubio" am Freitag, 19. März, um 20.30 Uhr im Sprendlinger Bürgerhaus beweisen. Stars der spanischen Gruppe sind der Gitarrist El Rubio und die Tänzerin La Cáli.

Anhänger von Blues und Boogie kommen am Sonntag, 21. März, im Bürgerhaus Sprendlingen gleich dreifach auf ihre Kosten: Auftreten werden an diesem Abend nicht nur die "Mojo Blues Band", sondern auch die "Blues Connection Frankfurt" und "Deutschland schnellstes Boogie-Duo" Gottfried Böttger und Joe Pentzlin. Gottfried Böttger, ehemals auch in der Band von Udo Lindenberg aktiv, begleitet seit Jahren die Fernseh-Talkshow "III nach 9" am Piano.

LANGEN. Welche Verwicklungen sich aus der Liebelei zwischen einem konservativen Minister und einer ebenfalls verheirateten Sekretärin aus dem oppositionellen Lager ergeben können, erzählt das Theaterstück "Außer Kontrolle". Unter der Regie des Berliner Schauspielers und Klamauk-Spezialisten Wolfgang Spier ist Ray Cooneys Komödie am Samstag, 20. März, um 20 Uhr in der Stadthalle in Langen zu sehen. Den Part des liebestollen Ministers übernimmt Claus Wilke.

Kostproben ihrens Könnens servieren junge Talente der Musikschule Langen am Montag, 22. März, um 18.30 Uhr in der Langener Stadthalle. Geboten werden neben klassischen Kompositionen von Telemann und van Beethoven auch Werke anderer Stilrichtungen - und dies nicht nur auf Gitarre und Querflöte, Klarinette und Klavier, sondern auch mit Blockflöten und modernen Percussion-Instrumenten. leo

Kleine FR

Spaß auf zwei Kufen LANGEN. Im Kinder- und Jugendprogramm der Stadt steht für Mittwoch, 17. März, 14.30 Uhr, ein Ausflug zur Eissporthalle in Frankfurt. Anmelden unter Telefon 20 32 12. Der Spaß kostet acht Mark. Bilderreise durch Kanada LANGEN. "Vom Pazifik zu den Rocky- Mountains: Pfarrerin Gudrun Olschewski zeigt am Mittwoch, 17. März, 15 Uhr, im Gemeindehaus der ev. Petrusgemeinde, Bahnstraße 46, Bilder aus Kanada. Jahreshauptversammlung DREIEICH. Um die Innenausstattung der renovierten Pfarrkirche in Götzenhain geht es bei des Jahreshauptversammlung des katholischen Kirchbauvereins Dreieich am Mittwoch, 17. März, 20 Uhr, im Pfarrzentrum St. Johannes. Treffen der JIL LANGEN. Die Jazzinitiative lädt ihre Mitglieder zur Jahresversammlung ein: am Mittwoch, 17. März, 20 Uhr, bei der Familie Lichtenberger, Schulgäßchen 4. Dias von Malta DREIEICH. Im Seniorenclub Zeppelinstraße sind am Mittwoch, 17. März, 14.30 Uhr, Dias von der Insel Malta zu sehen. Flohmarkt in Sprendlingen DREIEICH. Der Kinderschutzbund macht am Donnerstag, 18. März, 15 bis 17 Uhr, im Bürgerhaus Sprendlingen einen Flohmarkt "rund ums Kind". Pro Stand werden fünf Mark Gebühr erhoben. Abfuhr für Grünabfälle EGELSBACH. Gartenbesitzer haben am Donnerstag, 18. März, Gelegenheit, ihre Grünabfälle loszuwerden. Das gebündelte Strauchwerk soll um sechs Uhr morgens am Straßenrand liegen. Stehgeiger beim Einkaufsbummel NEU-ISENBURG. Feurige ungarische Stehgeigermusik wird den Kunden des Isenburg-Zentrums am Donnerstag, 18. März, geboten. Im Erdgeschoß der Ladengalerie tritt das "Trio Brillante" zwischen 18 und 20 Uhr auf. Bildliche Hitparade NEU-ISENBURG. "Volkstümliche Hitparade 6" nennen Angelika, Horst und Klaus Strüb die Lichtbilder, die sie am Donnerstag, 18. März, um 17 Uhr im Rahmen des Filmfestivals im Altenwohnheim II in der Freiherr-vom-Stein-Straße 16 zeigen werden. Wehr wählt neuen Vorstand DREIEICH. Die Freiwillige Feuerwehr Offenthal wählt auf ihrer Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 18. März, 19 Uhr, in der Mehrzweckhalle einen neuen Vorstand. Sprechstunde fällt aus LANGEN. Am Donnerstag, 18. März, fällt die Sprechstunde des Ortsgerichts Langen aus. Namibia im Bild LANGEN. Nach Namibia und zum Kap der Guten Hoffnung führt eine Diaschau der Volkshochschule am Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, im Studiosaal der Stadthalle. Der Eintritt kostet drei Mark. Ferienkurs für Kinder LANGEN. Die Volkshoschschule macht vom 19. bis 23. April, einen Ferienkurs, in dem Kinder von fünf Jahren an malen und basteln können. Er kostet 55 Mark plus zehn Mark für Material. Schriftliche Anmeldungen an die VHS im Rathaus. Betreuer gesucht LANGEN. Der Magistrat sucht für die Ferienspiele vom 26. Juli bis 13. August Betreuer. Wer mindestens 18 Jahre alt ist und sich zutraut, 120 Kinder bei Laune zu halten, kann sich im Rathaus beim Jugendpfleger Uwe Aldinger, Telefon 203 212, melden.

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 17., bis Dienstag, 23. März

RODGAU. "Wir haben mit der Schweinerei nichts zu tun". Mit dieser Alibi-Floskel endet das mit Abstand erfolgreichste Theaterstück zum Thema "Deutsche Wende" und Bewältigung der DDR-Vergangenheit für Ost und West: "Karate-Billi kehrt zurück" von Klaus Pohl wird am Freitag, 19. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Nieder- Roden (Theater-Abonnement B) unter der Regie von Karin Hercher aufgeführt. Die Hauptrollen spielen Reiner Schöne und Heidemarie Wenzel.

"Irland unter dem Kreuz" ist der Titel eines Diavortrags der Volkshochschule Rodgau im Rahmen der Ausstellung "Rund um die Osterzeit" am Sonntag, 21. März, um 11 Uhr im Filmsaal der Georg-Büchner-Schule in Jügesheim. Der Darmstädter Kaplan Thomas Knedelhans berichtet nach einjährigem Aufenthalt auf der grünen Insel von seinen Eindrücken und Erlebnissen.

Der Gesangverein "Eintracht" gibt am Sonntag, 21. März, um 17 Uhr in der Münchhausenschule in Hainhausen ein Konzert.

RÖDERMARK. Eine nicht alltägliche Kombination von Kabarett und Jazz präsentiert am Samstag, 20. März, um 20.30 Uhr der "Geräuschemacher Nr. 1 unter den deutschen Kabarettisten", Michael Quast, auf Einladung des "alternativen zentrums" im KSV-Sportheim in Urberach. "Unter Geiern - Lovesongs" ist der unterhaltsame Abend überschrieben, der sich laut Programmzettel an alle richtet, "die schon mal eine Hauptverkehrsstraße zur Rush-hour überquert haben und einen Song aus den 30er Jahren zu schätzen wissen".

Zu einem "Festlichen Jubiläums- Konzertsingen" lädt der Männerchor "Frohsinn" Ober-Roden aus Anlaß seines 85jährigen Bestehens für Freitag und Samstag, 19./20. März, um 20 beziehungsweise 19.30 Uhr in die Vereins-Turnhalle in der Mainzer Straße ein. Darüber hinaus findet am Sonntag, 21. März, an gleicher Stätte ein Morgenkonzert der sieben Rödermärker Gesangvereine statt.

DIETZENBACH. Den Plan zu "Kabale und Liebe" soll Friedrich Schiller 1782 im Stuttgarter Arrest gefaßt haben. Mit diesem genialen und aufwühlendsten Werk seiner Jugendperiode schrieb er sich die Aggressionen und Rachegefühle gegen Herzog Karl Eugen von der Seele, die ihm nach der Uraufführung der "Räuber" das "Komödienschreiben" und darüber hinaus das Verlassen des Landes verbot. Das Landestheater Schwaben gastiert mit dem Stück am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Dietzenbach.

Einen ansprechenden musikalischen Liederabend mit Romantischen Duetten versprechen Helga Hein-Guadian (Sopran) und Ulrich Messthaler (Baß), begleitet von Eberhard Noest am Flügel für Freitag, 19. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus. Auf dem Programm stehen vor allem Kompositionen von Clara und Robert Schumann.

HAINBURG. Der Country- und Westernclub "Laredo" bittet am Samstag, 20. März, zur Country-Night mit Tom Astor in die Sporthalle in Hainstadt. Durch den Brand der Kreuzburghalle gibt es eine wesentlich geringere Zahl von Eintrittskarten als von den Fans gewohnt.

Spirituals und Gospelsongs präsentieren "The New Orleans Four" am Sonntag, 21. März, um 18 Uhr in der katholioschen Pfarrkirche St. Nikolaus im Ortsteil Klein-Krotzenburg. ttt

Tanzsportclub bittet zu seinem Frühlingsball

HOFHEIM. Im vergangenen Jahr sorgte der Auftritt der Weltmeister für Furore, aber auch ohne sie soll der 16. Frühlingsball des Tanzsportclubs Schwarz-Silber ein Abend der Spitzenklasse werden. Am Samstag, 20. März, wollen die Waldemar-Oberlist-Band aus Fulda und der Hofheimer Winfried Turowski die Paare mit schwungvollen Rhythmen auf die Tanzfläche locken. Bereits um 14 Uhr beginnen ein Seniorennachmittag und ein Standardtanzturnier - Karten dafür gibt es kostenlos im Rathaus.

Höhepunkt des Balls (20 Uhr) ist der Auftritt von Daniela Mondorf, Lateintrainerin des Clubs, die mit ihrem Partner Robert Wolf als Schaueinlage lateinamerikanische Tänze aufführt. 1992 siegten bei den Sibirian Open, zudem waren sie Achte der Deutschen Profimeisterschaft.

Bürgermeister Rolf Felix hat die Schirmherrschaft für den Ball übernommen. Karten zu Preisen zwischen 25 und 45 Mark gibt's im Vorverkauf in der Buchhandlung Schütz und in der Nassauischen Sparkasse. pms

Ein Toter und Giftwolke bei Hoechst-Explosion

Welche Rechte haben Eltern in der Schule?

BAD NAUHEIM. Was steht eigentlich im neuen Hessischen Schulgesetz? Welche Möglichkeiten bietet es Eltern, Schule mitzugestalten? Welche Aufgaben und Rechte hat die Schulkonferenz? Das sind die zentralen Fragen, mit denen sich eine Informationsveranstaltung zum neuen Hessischen Schulgesetz befassen will. Dazu lädt der Schulelternbeirat der Frauenwaldschule Nieder-Mörlen alle interessierten Eltern für Mittwoch, 17. März, ab 20 Uhr in die Frauenwaldschule ein.

Als sachkundiger Referent spricht Georg Kelzenberg vom Elternbund Hessen. str

Hinter dem Trieb schneiden

BORNHEIM. Nach den ersten frostfreien Nächten im März beginnt wieder die Saison der Schrebergärtner. Der Vorstand des Kleingartenbauvereins Nord- Ost hat jetzt erstmals ein Baumschneide- Seminar organisiert, um den Hobbygärtnern bei der Pflege ihres Gartens zu helfen. Unter der Anleitung des Fachwarts Engelbert Holler wanderten an die 35 Besucher durch die Gärten der Anlage, um sich über dieses Thema zu informieren.

Worauf ist zu achten, damit ein Baum viele Früchte trägt und stabil steht? Zunächst sind die schwächsten Äste zu entfernen, da sie den geringsten Ertrag bringen oder leicht abbrechen. Dabei kommt es darauf an, die Äste kurz hinter einem Trieb abzuschneiden, der vom Stamm weg zeigt - und zwar gerade. Sonst würde der Baum zu dicht nach innen wachsen und sich selbst das Licht nehmen.

Die Säge muß nicht unbedingt im Frühjahr angesetzt werden: "Man kann genausogut im Spätherbst oder direkt nach der Ernte schneiden," weiß der Erste Vorsitzende des Vereins, Manfred Wüst. Ein leichter Frost nach dem Schnitt schade in unseren Breiten jungen Trieben nicht. Holz, das von bestimmten Pilzkrankheiten befallen ist, müsse verbrannt werden - sonst könnten sich die Pilze auf andere Bäume übertragen.

Neben dem richtigen Schneiden gab Fachwart Engelbert Holler Tips, wie Schädlinge von Bäumen ferngehalten werden können. Gegen Läuse hilft ein Gemisch aus Wasser und Brennesseln, das zwar "bestialisch stinkt", sich aber seit Generationen bewährt habe. Es sei der "chemischen Keule" vorzuziehen; das Naturpräparat belaste nicht die Böden. Auch gegen anderes Ungeziefer nannte Holler unschädliche Hausmittel, die jeder Schrebergärtner selbst herstellen kann.

Ausreichend seien die Pflanzen nur geschützt, wenn sie richtig gedüngt werden. Zu diesem Thema informieren die Hobbygärtner im September. Wer jetzt Lust aufs Baumschneiden bekommen hat, mangels Baum aber untätig bleiben muß, kann sich getrost an den Kleingartenbauverein Nord-Ost wenden: Dort sind noch einige freie Gärten zu verpachten. gun

Blues im Kaktus FRIEDBERG. Zum Frühlingsanfang Blues gibt es am Samstag, 20. März, im Café Kaktus. Ab 21 Uhr spielt die Formation "Long Distance Bluesband". Schüler spielen "Oklahoma" NIEDER-ERLENBACH. Bereits seit Monaten bereiten sich die Jungen und Mädchen der Anna-Schmidt-Schule auf ihren großen Auftritt vor: Unter Leitung des Musiklehrers Alexander Eifler zeigen sie heute und morgen abend, jeweils um 19.30 Uhr, im Nieder-Erlenbacher Bürgerhaus das Musical "Oklahoma". Krimis von Doris Gercke BAD VILBEL. Aus ihrer Reihe der psychologischen Krimi-Literatur um die Privatdetektivin Bella Blok liest die Autorin Doris Gercke heute um 20.30 Uhr in der Alten Mühle. Crime time mit "Weinschröter, Du mußt hängen", "Moskau meine Liebe" und "Nachsaison". Von der Wüste in den Garten Eden BAD NAUHEIM. Von den Golanhöhen durch das Jordantal zum Golf von Akaba führt die Bilderreise von Heinz Drews heute abend im Konzertsaal des Kurhauses. Der Diavortrag "Wo die Wüste endet, büht der Garten Eden" beginnt um 19.30 Uhr. Veranstalter ist die Kreisvolkshochschule.Liesel Christ liest Goethe NIDDA. Briefe von Mutter und Sohn Goethe trägt heute abend die Frankfurter Volksschauspielerin Liesel Christ ab 20 Uhr im Rahmen der Reihe "Nidda literarisch" im Bürgerhaus vor. Über das Führerhauptquartier FRIEDBERG. Zu einem Vortrag über das Führerhauptquartier "Adlerhorst" 1939-1945 in Ziegenberg/Wiesental lädt der Friedberger Geschichtsverein heute um 20 Uhr in das Bibliothekszentrum Klosterbau ein. Das Referat hält Bernd Vorläufer-Germer. Hexentanz im Harz FRIEDBERG. Den Harz als Hexentanzplatz deutscher Geschichte betrachtet Maximilian Küthe in einem Diavortrag am Montag, 22. März, um 19.30 Uhr im Bibliothekszentrum Klosterbau. Keltische Musik von "Kenavo" FRIEDBERG. Bohdran, Harfe und Pipes werden am Samstag, 20. März, ab 20 Uhr im Burggymnasium in Friedberg erklingen. Gespielt werden sie von der Gruppe "Kenavo", die zum St. Patricks Day keltische Volksmusik vorstellt.

FRANKFURT A. M., 15. März. Die Serie von Unfällen bei der Hoechst AG reißt nicht ab. Bei einer Explosion im Stammwerk auf der nördlichen Mainseite wurden am heutigen Montag morgen ein Mann getötet und ein weiterer schwer verletzt. Über Sindlingen und Hattersheim trieb einige Stunden lang eine schwarze Wolke, von der nach Erkenntnissen der Frankfurter Berufsfeuerwehr jedoch keine akute Gefahr für die Bevölkerung ausgegangen ist. Der Unfall ereignete sich um 7.45 Uhr im Betrieb E 513 des Hoechst-Stammwerkes. Dort wird nach Angaben des Hoechst-Sprechers Heiner Harder eine Chemikalie namens Mowiol produziert, die als Vorprodukt für Kunstharze, Leime und Lacke eingesetzt werde. Vermutlich sei in diesem Betrieb ein Gemisch aus Lösemitteln explodiert.

Bürger aus Sindlingen berichten, die Explosion sei auch außerhalb des Werksgeländes deutlich zu hören gewesen. Ein Werksmitarbeiter sei durch die "Verpuffungsreaktion" getötet worden, berichtet die Hoechst-AG, ein weiterer erlitt durch das anschließende Feuer Verbrennungen dritten Grades. Er mußte mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werden.

Die Hoechster Werksfeuerwehr und etwa 30 Frankfurter Berufsfeuerwehrleute konnten den Brand, der auf die Explosion folgte, relativ rasch unter Kontrolle bringen, berichtet Branddirektor Werner Müller. Um 8.45 Uhr sei das Feuer gelöscht worden. Die Gefahr, daß der Brand auf andere Produktionsbereiche übergreifen könne, habe nicht bestanden. Die Unfallstelle wurde von Hoechst großräumig abgesperrt.

Nach der Explosion war eine Wolke mit noch unbekanntem Inhalt aufgestiegen. Sie hielt sich nach Darstellung der Frankfurter Feuerwehr zunächst einige Zeit über dem Werksgelände und trieb dann in Richtung Sindlingen, Hattersheim und Hofheim ab. "Die Wolke wird ständig von Hubschraubern begleitet", sagte Branddirektor Müller. Da sie sich aber in etwa 500 bis 600 Meter Höhe halte und ständig weiter verdünne, bestehe "vermutlich keine Gefahr für die Bevölkerung". Die Berufsfeuerwehr hat gleichwohl ein Gefahrstoffmeßfahrzeug losgeschickt, um eventuellen Luftverunreinigungen im Bodenbereich auf die Spur zu kommen.

Nach Angaben des hessischen Umweltministeriums in Wiesbaden hat die Hoechst-Werksleitung der Bevölkerung in Sindlingen und Hattersheim zunächst empfohlen, Fenster und Türen geschlossen zu halten und nicht nach draußen zu gehen.

Hoechst-Sprecher Harder konnte dies nicht bestätigen. Auch könne das Werk noch keine Angaben zur Giftigkeit der Wolke machen. Bei der Frankfurter Feuerwehr hieß es, die Wolke werde sich vermutlich bis gegen Mittag stark verdünnt haben, daß keine Gefährdung für die Bevölkerung mehr bestehen könne. Umweltministerium ermittelt WIESBADEN (AP) Im hessischen Umweltministerium ist am Montag vormittag ein Krisenstab zur Untersuchung des Explosionsunglücks bei Hoechst gebildet worden. Es werde fieberhaft nach der Gefährlichkeit der Stoffe geforscht, die bei der Explosion austraten, erklärte eine Sprecherin der Behörde in Wiesbaden. Nach bislang unbestätigten Informationen bestehe die ausgetretene Wolke "lediglich aus Rauchpartikeln". Unfall drückt Hoechst-Aktie FRANKFURT A. M. (Reuter). Der Unfall bei der Hoechst AG hat die Aktie des Chemiekonzerns am Montag morgen gedrückt. Im insgesamt festeren vorbörslichen Handel über Ibis verloren Hoechst bis zu 3,50 auf 247 Mark. Gegenüber dem Schlußkurs der Präsenzbörse bedeutete dies einen Verlust von 6,80 Mark.

(Weiterer Bericht Seite 2)

Leben auf dem Lande

ORTENBERG. Küchengerät, mit dem die Altvorderen Butter schlugen, Wäsche, die nur sonntags getragen wurde und Handarbeiten aus Großmutters Tagen zeigt am Sonntag, 21. März, die Ausstellung "Leben auf dem Lande" im Bürgerhaus Usenborn. Zusammengestellt haben die Exponate die Teilnehmer der Kreisvolkshochschulkurse "Leben auf dem Lande", die in Glauberg, Dauernheim und Usenborn angeboten wurden. Neben den Dingen zum Sehen gibt es auch Interessantes zu hören: So werden Sitten und Gebräuche aus alten Tagen erzählt und Kinderreime vorgetragen. cor

180 wohltätige Tanz-Elevinnen Doppelte Begeisterung im Kurtheater für die Ballettschule Karla Sander

BAD HOMBURG. Zweimal füllten sich die Reihen des Kurtheaters: Die Ballettschule Karla Sander unterstützte mit zwei Wohltätigkeitsaufführungen unter dem Motto "Ballett-Rhapsodie" die seit Monaten laufende Hilfsaktion für Rußland. Die Hälfte des Reinerlöses geht nach Peterhof, die andere dient der Betreuung einer Kindergruppe aus Tschernobyl in Friedrichsdorf.

Karla Sander dankte in ihrer Begrüßung in erster Linie ihren 180 Elevinnen, die an ihren freien Wochenenden in intensiver Probenarbeit das umfangreiche Programm einstudiert hatten. Mit Unterstützung der elterlichen Hände und der Tatkraft vieler Helfer hinter der Bühne war ein Ballettfeuerwerk zustande gekommen, das begeisterten Beifall fand.

Im ersten Teil präsentierte die Ballettschule alle Altersklassen in "Klassischen Variationen". Fast symbolisch erklang die Europahymne von Charpentier zur Eröffnung; prachtvolle Kostüme und eine herausragende choreographische Einteilung bescherten den einzelnen Gruppen Szenenapplaus. Im nahtlosen Wechsel mit kindgerechten Anforderungen füllten die kleinen, zierlichen Tänzerinnen die Bühne. Fröhlich hüpften die Pferdeschwänze im Takt, und das Lachen der Aktiven bei kleinen Schrittfehlern übertrug sich charmant auf das Publikum.

Um Anmut und Eleganz ging es bei den Größeren, die sich mit prächtigen Bildern vorteilhaft in Szene zu setzen wußten. Bis in die Fingerspitzen ging dann bereits die fließende Barkarole von Offenbach. Kurz vor der Pause sorgten die Allerkleinsten für fröhliche Verwirrung bei den Zuschauern ob der goldigen und mit Freude tanzenden Kinderschar.

Immer wieder gelingt es Karla Sander, unterschiedlichste Stil- und Musikrichtungen in ihren Ballettvorführungen zu vereinen. Nach den klassischen Szenen folgte im zweiten Teil ein Streifzug durch die Unterhaltungsbranche des frühen 20. Jahrhunderts vom Softswing bis zum erotisch knisternden Piaf-Song der französischen Federboa-Ära. Wenn auch so mancher Evergreen recht akademisch fein, ohne mitreißenden Pep getanzt wurde, stimmte der Entertainment-Stil behutsam ein auf den dramaturgischen und choreographischen Höhepunkt: Ravels "Bolero" fand in der tänzerischen Darstellung der Ballettschule Karla Sander eine glanzvolle Interpretation. Stellvertretend für alle Tänzerinnen seien hier die Elevinnen beim Bolero genannt, die mit äußerster Konzentration Meisterleistungen der Koordination, der inneren Ausdruckskraft und mitreißender Spannung auf die Bühne zauberten: Barbara Kohl, Katrin Langenbach, Ute Schiebenes-Fiala, Kristin Herber, Christina Wakker, Dörthe Brüggmann, Annette Hummel, Diana Sander und Andrea Schumacher. Das Verdienst der Ballettschule Sander liegt immer wieder in der Kombination künstlerisch hochwertiger Interpretationen mit der Präsentation aller Schülerinnen, egal welcher Leistungsklasse. BERND GAU

Der Ausstieg aus der Chlorchemie hat schon begonnen Nach dem Hoechst-Störfall bekommt die Debatte über den umstrittenen Produktionszweig neue Nahrung

Von Andreas Ahrens

Der Störfall im Griesheimer Werk der Hoechst AG am 22. Februar führte nicht nur zur Freisetzung des "gelben Giftes" Nitroanisol, sondern verteilte eine ganze Palette von Chemikalien in die Umwelt. Außer Kontrolle geraten war ein Reaktionsgemisch aus Methanol, Natronlauge und Chlornitrobenzol. Chlornitrobenzol ist die zentrale Schlüsselsubstanz der Chloraromaten-Chemie. Das aus Chlornitrobenzol hergestellte Nitroanisol wird zu Farbstoffen weiterverarbeitet.

Der Störfall bei Hoechst ist also berechtigterweise auch Anlaß, erneut über die zukünftige Entwicklung der Chlorchemie in der Bundesrepublik und Westeuropa nachzudenken. Zwar sind die Ursachen für den Unfall und sein Verlauf nicht dadurch geprägt, daß Nitroanisol auf chlorchemischem Wege hergestellt wird. Dennoch - wäre das Substanzgemisch vor seiner Freisetzung heißer geworden, hätte eine massive Emission von Dioxinen und Furanen das Resultat sein können. Das Risiko der Bildung chlorierter Dioxine und Furane ist in besonderem Maße immer dort gegeben, wo chlororganische Stoffe verarbeitet oder eingesetzt werden. Das ist der Fall, wenn chlorhaltige Kunststoffe (PVC) brennen, wenn chlorierte Lösemittel (PER) destilliert werden oder eben, wie bei Hoechst, wenn Farben und Pestizide über Chlorrouten hergestellt werden.

Die Dioxinbildung - sei es auf chemischem Wege oder durch Zersetzung unter Wärmeeinfluß - ist eines der vier besonderen Risiken bei der Herstellung und Verwendung chlororganischer Produkte. Zusammen mit den anderen speziellen Problembereichen der Chlorchemie:

• Zerstörung der Ozonschicht durch FCKW und CKW,

• toxische und ökotoxische Wirkungen besonders langlebiger und biologisch anreicherbarer Stoffe

• sowie die Entsorgung von Alt-PVC,

ergibt sich die Begründung für eine drastische Reduzierung der Herstellungsmengen chlororganischer Produkte oder Zwischenprodukte in Westeuropa.

In der Bundesrepublik hat die Umstrukturierung der Chlorchemie bereits begonnen. Nach einer Spitzenauslastung der Produktionsanlagen 1988 mit rund 3,5 Millionen Tonnen hergestelltem Chlor sank die Produktion in nur vier Jahren um gut 20 Prozent auf rund 2,7 Millionen Tonnen im Jahr 1992. Abgesehen von konjunkturellen Effekten wirkt sich hier die Schrumpfung der Lösemittel- und FCKW-Märkte aus.

Sollte sich in Westeuropa ein Standard im Umwelt- und Gesundheitsschutz durchsetzen, der den Einsatz von FCKW, Chlorpestiziden und Chlorparaffinen sowie den Einsatz von Chlor zur Zellstoffbleiche und Trinkwasserbehandlung generell ausschließt und die Verwendung chlorierter Lösemittel auf geschlossene Systeme beschränkt, wird der gegenwärtige Chlorbedarf um 20 bis 30 Prozent zurückgehen.

Sollte darüber hinaus das Ziel einer "Kreislaufwirtschaft" angepeilt werden, wie von der Bundesregierungs angekündigt, müßten Kreisläufe für die beiden Massenkunststoffe der Chlorchemie - PVC und Polyurethanschäume - aufgebaut werden. Wenn die Recyclingquote für Altprodukte von gegenwärtig weniger als 5 Prozent auf mehr als 50 Prozent in den nächsten zehn Jahren erhöht werden kann, geht der Chlorbedarf entsprechend zurück. Gleichzeitig würden chlororganische Produkte aus solchen Verwendungsbereichen verschwinden, die eine Rückführung nicht zulassen oder in denen sogar die Kreisläufe anderer Stoffe durch chlorchemische Produkte verunreinigt werden: PVC in Verkaufsverpackungen, PVC im Automobilsektor, Chlorparaffine und Epichlorhydrin als Papierzusatzstoff.

Alles in allem würden die Produktionsmengen von Chlor in den nächsten 15 Jahren um mehr als 50 Prozent schrumpfen, wenn in Europa der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, der Schutz der Ozonschicht und der Nordsee sowie die Entwicklung einer ressourcenschonenden Wirtschaftsweise als vorrangige Themen politisch ernstgenommen werden.

Der Schrumpfungsprozeß im Chlorbereich erfordert die Stillegung von Produktionsanlagen, insofern sind sowohl ökonomische als auch soziale Folgen zu beachten.

Außerdem sind gravierende Auswirkungen auf die Versorgung der Industrie mit Alkalien (Natronlauge oder Soda) zu erwarten, weil an die Herstellung von Chlor aus Kochsalz auch die Erzeugung von Natronlauge gekoppelt ist.

Eine Konversion der Chlorchemie ist nicht denkbar ohne deutliche Einsparungen im Alkalienverbrauch: Beispielsweise kann der Verbrauch von Soda zur Glasherstellung durch ein Verbot von Einwegflaschen deutlich gesenkt werden, und im Zuge eines verstärkten Recyclings von Aluminium geht auch der Natronlaugeverbrauch für die Aluminiumgewinnung zurück. Darüber hinaus benötigt die Chlorchemie selbst etwa 25 Prozent des heutigen Natronlaugeverbrauchs bei der Herstellung von Polyurethan-Vorprodukten. Prozeßumstellungen und eine Reduzierung des Polyurethanverbrauches durch Recyclingmaßnahmen würden auch zu einem Rückgang des Natronlaugebedarfs führen.

Neben dem Ausschöpfen der Einsparpotentiale ist es auch denkbar, einen Teil des Alkalienbedarfes über den Import von Natursoda aus den USA, der Türkei oder Afrika zu decken. Insgesamt ist ein dauerhafter Engpaß bei der Alkalienversorgung der westeuropäischen Industrie nicht zu befürchten, wenn ein in sich abgestimmtes Konversionskonzept verfolgt wird.

Der "Ausstieg aus der Chlorchemie" steht politisch auf der Tagesordnung, die Ziele und der Weg dorthin sind bislang unbestimmt. Die Konversion hat zwar begonnen, findet aber derzeit als mehr oder minder chaotischer Prozeß statt, der von vielen Rückzugsgefechten begleitet wird. Es ist erstaunlich, in welch geringem Maße das Management großer Chemiekonzerne strategische, langfristig ausgerichtete Planung betreibt. Am Beispiel der Chlorchemie wird die Komplexität der Zusammenhänge und die Notwendigkeit von Entwicklungszielen erkennbar.

Begründete und politisch tragfähige Entwicklungsziele aber stehen für die Chlorchemie wie für viele andere Produktions- und Nutzungsstrukturen in der Chemie aus. Diese Situation führt zu einem Mangel an planvollem und langfristig ausgerichtetem Handeln, das soziale, ökologische und ökonomische Ziele miteinander verbindet. Für zahlreiche Produkte der Chemie wie die anderer Branchen stellt sich die Frage, ob die bestehende Nachfrage auf dem Markt identisch mit dem gesellschaftlichen Bedarf ist. Die Wünsche der Individuen nach Kleidung und Behausung, nach Mobilität, nach Anerkennung oder Geborgenheit werden gegenwärtig mit einem ökologisch nicht tragbaren Warenangebot befriedigt oder eben gerade auch nicht befriedigt. Bislang verfügt diese Gesellschaft über kein demokratisches Instrumentarium, mit dessen Hilfe sich die Herstellung und Verwendung von Gütern im Sinne des globalen Allgemeinwohls steuern ließe.

Vor diesem Hintergrund ist eine Konversion der Chlorchemie nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Seine Bedeutung liegt nicht so sehr im "Chlor" selbst begründet, als in der Tatsache, daß es erstmals um den systematischen Umbau eines ganzen chemisch-industriellen Komplexes geht und nicht nur um einzelne Chemikalien.

Der Autor ist Mitarbeiter des Instituts für Ökologie und Politik in Hamburg.

"Warum war Jesus nicht rechtsschutzversichert?" Neues Kabarettprogramm im Neuen Theater / Varieté am Sonntag geht in die Sommerpause

HÖCHST. Sechs neue Abendprogramme vom Kabarett im Schweinefieber bis zum Liederabend der Diseuse Helen Vita präsentiert das Neue Theater Höchst in der Emmerich-Josef-Straße 46a im April. Zum letzten Mal vor der Sommerpause gibt&rquote;s am Sonntag, 4. April, um 16 und 20 Uhr das "Varieté am Sonntag" mit dem verflixten 13. Programm.

Den Anfang der neuen Shows macht Gregor Lawatsch, der den Frankfurtern noch bekannt ist als Gründungsmitglied des "Mobilen Rhein/Main-Theaters", mit seiner Solovorstellung "Friß mich, bitte, bitte friß mich!": Bei Vollmond verwandelt sich ein Mann in ein Schwein. Klauen, Borsten, Rüssel, Ringelschwänzchen - Harry wird zur Werwutz. Die Anfälle kommen immer häufiger, spätestens als Harry vor seine Bürotür kackt und eine Affäre mit einer Mastsau beginnt, ist die Verwandlung unübersehbar. Lawatsch läßt die Sau raus, idealtypisch illustriert er, wie der Mensch zum Schwein wird. Am Donnerstag, 1. April und Freitag, 2. April, ist er um 20 Uhr im Neuen Theater zu Gast.

"La dolce Vita" - Lieder im Sopranbaß gibt Helen Vita, eine der erfolgreichsten Diseusen des deutschsprachigen Kabaretts, am Mittwoch, 7. April, sowie am 8. und 10. April, um 20 Uhr zum Besten. Bert Brecht wollte Helen Vita nach Ost- Berlin ins Theater holen, sie gehörte zu Rainer Werner Fassbinders Schauspieler- Team, mit Heinz Erhard drehte sie berühmte Schinken. Nach dem Tod ihres Klavier-Begleiters Paul Klein war sie lange nicht mehr auf der Bühne, nun darf man gespannt sein wie der neue Pianist Frank Golischewski ihren frivolen Texten einen klangvollen Hintergrund schafft.

Den deutschen Gerichtssaal, in dem sich sich Satire und Realität die Hand reichen, schlachtet der schwäbische Kabarettist Werner Koczwara in seinem Programm "Warum war Jesus nicht rechtsschutzversichert?" mit dem satirischen Seziermesser aus. Koczwara fiel dem Publikum erstmals auf, als 1986 einer seiner Texte, den er in Dieter Hildebrandts Scheibenwischer präsentierte, den Bayerischen Rundfunk zum Ausscheren aus der ARD veranlaßte. Er tritt von Donnerstag, 15. April bis Samstag, 17. April, jeden Abend um 20 Uhr im Neuen Theater auf.

Keine Vorlage ist den "6-Zylindern" zu profan oder zu heilig. An barocken Madrigalen, 50er-Jahre-Schlagern, Schubert- Liedern, den Beatles und am Lied vom Sandmännchen vergreifen sie sich, um ohne Instrumentenbegleitung mit Vollgas durch die Musikgeschichte zu rasen, um ihre enormen stimm- und satztechnischen Fähigkeiten daran zu erproben. Originellsten mehrstimmigen Männergesang führen sie von Dienstag, 20. April, bis Freitag, 23. April, 20 Uhr, vor.

Bei den ersten Auftritten des Eisberg Duos im Neuen Theater Höchst stellte sich noch die Frage, ob es überhaupt einen hessischen Humor gibt. Ja, hieß die Antwort, und so produzieren Flatsch, Hob Globin und der fast stumme Werner noch immer aus populärem Liedgut im schönsten Hessisch Momente grellster Geschmacklosigkeit und kalauernder Subtilität. "Eiskalte Witze - lauwarme Musik" zeigt das Eisberg Duo von Mittwoch, 28. April, bis Samstag, 1. Mai, jeweils 20 Uhr, im Programm "Schön wird es sowieso". ege

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Es wird höchste Zeit, daß die Saison für den Volleyball-Erstligaaufsteiger TuS kriftel zu Ende geht. Seit der Klassenerhalt gesichert wurde, gab es nur noch Niederlagen. Waren die 0:3-Abfuhren gegen die Topteams noch mehr oder weniger eingeplant, kann die 0:3 (7:15-11:15-5:15)-Auswärtsniederlage beim Vorletzten SC Leipzig nur in die Kategorie "Blamage" eingestuft werden. Bei der siebten Niederlage in Folge am Sonntagabend in Leipzig verzeichneten die Ferradas-Schützlinge vor allem Probleme in der Annahme. Auch dem Angriff fehlte die gewohnte Durchschlagskraft. Nach nur 77 Minuten fierte Leipzig seinen zweiten Saisonsieg, für Kriftel die siebte Niederlage in Folge. In diesem Jahr ist Kriftel noch ohne Erfolgserlebnis. "Nur gut, daß wir die zehn Punkte zum Klassenerhalt bereits im vergangenen Jahr holten, jetzt fehlt offensichtlich der Anreiz", so Ferradas, der am kommenden Sonntag mit Kriftel zum letzten Saisonspiel beim 1. VC Hamburg antreten muß.

jo.

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. DGB: Arbeits- u. sozialrechtliche Beratung, 14.30-16.30 Uhr, Ketteler Str. 19.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt oder von derer Folgen betroffen sind, 14-16 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 /6 40 00.

Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Zi. 402, Kreishaus Europaplatz, Tel. 0 60 31 / 8 33 59.

Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag: Ernährung bei hohem Cholesterin, 16.30 Uhr Autogenes Training.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.

Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.

Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.

Kath. Pfarramt St. Bonifatius: Suchtberatung, 9-11.30 Uhr; Caritassprechstunde, 9-12 Uhr, Gymnasiumstr. 14. Kulturmix Bad Nauheim. YaYas Klangtheater - "Mit Summ und Bumm", Mitmach-Musiktheater für Kinder ab 4 J., 10.40 Uhr, Spielstube Kinderschutzbund, Goldsteinstr. 8.

Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage. Nidda. Unterhaltungsmusik mit Alleinunterhalter Chris, 10-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.

Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-7 J. 15-16.30 Uhr; Kinder von 7-10 J. 16.30-18 Uhr; Kinder von 10-14 J. 18-19.30 Uhr; Erwachsene, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Bad Vilbel. Bürgeraktive: Offener Arbeitskreis "Leben und Wohnen im Alter", Treffen, 18-19.30 Uhr, Frankfurter Straße 15.

AWO-Seniorenclub Talstadt: Kaffeerunde, 15 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff f. Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Gronau 14.30-17.30 Uhr, Breitwiesenhalle Aueweg; Treff f. Kinder v. 12-15 J., ab 12 Uhr, Jugendhaus Saalburgstraße.

Rosbach. IGRE (Interessengemeinschaf Rosbacher Eltern): Treffen, 20 Uhr, Grüner Baum Nieder-Rosbach.

Karben. Mütterzentrum: Zwergentreff I (für Mütter mit Kindern v. ca. 1- 2 J.), 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.

Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.

TV Petterweil: Jahresversammlung, 20 Uhr, Ratskeller Bürgerhaus.

Altenstadt. BUND: Monatstreffen, 20 Uhr, Emma-Hof.

Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Nidda. VDK Ober-Lais: 40jähriges Bestehen, Gaststätte Appel.

Seniorenclub Ulfa: "Wir grüßen den Frühling", Mundart v. Otto Rau, BH Ulfa.

Oberh. Philatelistenvereinigung Büdingen: Briefmarkentausch, 20 Uhr, Bürgerhaus. Landfrauenverein Borsdorf: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Dambmann.

Gedern. Vereine der Kernstadt: Vereinsstammtisch 20 Uhr, Gaststätte Stöhrbalser.Vorträge / Kurse Friedberg. Frauenzentrumsverein: "Ich - Du, gemeinsam kreativ sein", Seminarbeginn, 20-22 Uhr, Usagasse 8, Eingang Judengasse.

DGB: "Ungeschützte Arbeitsverhältnisse", Seminar für Frauen, 20 Uhr, Stadthalle. Bad Nauheim. Vortrag "Das Spiegel- Interview Drewermanns" v. Prof. Dr. B. Weiß, anschl. Diskussion, 19.30 Uhr, Gemeindezentrum St. Bonifatius.

Johanniter Unfallhilfe: Erste Hilfe am Kind, Teil 3, 20 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.

Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser, 16.30-17.30 Uhr, Parkhotel am Kurhaus.

Bad Vilbel. OVAG: Backen für Ostern, 14 Uhr, Friedberger Str. 8.

Butzbach. Frauenbeauftragte des Wetteraukreises: Informationsveranstaltung "Frauenrechte in der Verfassung", 20 Uhr, Gasthaus Rolandsbogen.

Florstadt. Gemeinde: Informationsveranstaltung zur Einführung der Komposttonne, BH Nieder-Florstadt.

Karben. Mütterzentrum: "Wir basteln Stockpuppen und spielen damit" f. Kinder v. 6-8 J., 15-16 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben. Parteien / Parlamente Bad Nauheim. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Mörler Grund 3, Steinfurth.

Karben. Sitzung des Ausschusses für Bauwesen, Städteplanung und Verkehr, 19.30 Uhr, Bürgerzentrum.

Büdingen. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Gasthaus Zum Stern. Verschiedenes

Friedberg. Bibliothekszentrum Klosterbau: Vorstellung des ausleihbaren Noten- Bestandes, 16 Uhr, Augustinergasse 8.

Butzbach. Faselmarkt: Kinder- u. Familiennachmittag, ab 13 Uhr, Marktplatz; Kinderprogramm mit Puppentheater, 14.30 Uhr, Rathaus-Innenhof; Ausstellung des Künstlerkreises, 14-19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Aktionstage "Mit Wucht gegen die Sucht", Berufsbildungswerk Südhessen.Abfallsammlung. Rosbach. Grün-Abfall-Sammlung in Nieder-Rosbach.

Butzbach. Altpapier-Sammlung in Kernstadt Bezirk II.

Florstadt. Sonderabfall-Sammlung: 9-9.45 Uhr Stammheim, Parkpl. Bürgerhaus; 10-10.30 Uhr Staden, Parkweg Sportplatz; 10.45-11.30 Uhr Nieder-Mockstadt, Parkpl. Sportplatz; 11.45-12.15 Uhr Ober-Mockstadt, Bushaltest. Untergasse.

Altenstadt. Altpapiersammlung.

Ranstadt. Sonderabfall-Sammlung: 13-13.30 Uhr Dauernheim, Parkpl. Gemeindehalle; 13.45-14.30 Uhr Ranstadt, Parkpl. Bürgerhaus.14.45-15 Uhr Bellmuth, Platz vor der Kapelle; 15.15-15.45 Uhr Bobenhausen, Bushaltest. Zu der Aue.

Ausstellungen

Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique, Lohstr. 13.

Rosbach. Horst Janssen - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, tägl. außer Mo. 15-18.30 Uhr, An der Mergel 16, Rodheim (bis 18. 4).

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule, Schillerstr. 2 (bis 19. 3.).

Hungen. Re Foer (Aquarelle) + Ingeborg Seidel (Radierungen), Sa. u. So. (bis 28. 3). Filmspiegel

Friedberg. Roxy: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - die Lautlosen (20.15 Uhr) - Studio: Bodyguard (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Alarmstufe Rot (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Robin Hood (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Büdingen. Royal + Princess: Ruhetag, keine Vorstellungen.

Schöneck. Sternpalast: Eine Frage der Ehre (19.45 Uhr); Verhängnis (22.15 Uhr).

Lich. Traumstern: Fahrstuhl zum Schafott (19.30 Uhr); Léolo (21.45 Uhr).

(ohne Gewähr)

Gerhard Zwerenz fragt: "Rechts und dumm?"

BAD NAUHEIM. Vielen gilt er als Provokateur im Literaturbetrieb: der Schriftsteller Gerhard Zwerenz. 1925 in Sachsen geboren, meldete sich Zwerenz 1942 freiwillig zur Wehrmacht, desertierte allerdings zwei Jahre später. Zwerenz studierte bei Ernst Bloch in Leipzig Philosophie, bevor er 1957 über Westberlin in die Bundesrepublik kam. Mit seinen Reden und Veröffentlichungen erregt der Literat immer wieder Anstoß und gibt Anlaß zur Diskussion.

Das wird der Carl-von-Ossietzky-Preisträger auch am Dienstag, 23. März, ab 20 Uhr in der Bad Nauheimer Diabetes-Klinik in der Terrassenstraße 8 tun, wenn er die Frage stellt: "Rechts und dumm?" - nach dem Titel seines neuen Buches. Zwerenz liest in der gemeinsam von der Diabetes-Klinik und dem Antiquariat Karel Marek veranstalteten literarischen Reihe. Der Eintritt kostet zehn Mark. cor

Aufgespießt

"Die Stadtwerke AG sollte ihre Rechtsform ändern und als 'Genossenschaft' firmieren." Der Bremer "Weser-Report" in einem Kommentar über die umstrittenen Spenden und Vergünstigungen der Bremer Stadtwerke für SPD-Genossen.

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel

Bad Homburg. Kaskade-Kino: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Keine Vorstellung.

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Der Tod steht ihr gut (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).

Theater/Musik Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: Konzert mit dem "Duo Pers All", 19 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 - 11 Uhr und 16 - 18.

Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Mode für Millionen" von Heinz Oestergard, 14 bis 19 Uhr.

Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus, Expressionismus - Zeit des Übergangs", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918.

Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.

Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiqae Urbis Romae", Grafiken von Bonaventura van Overbeek (1660 - 1706), 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr.

Friefrichsdorf. Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 16 Uhr.

Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, während der Geschäftszeit.

Oberursel. Galerie der Stadtbücherei am Markt: "Quilts-Objekte" von Hanna und Hanjo Mühe, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Galerie Braas, Frankfurter Landstr. 2-4: Kunst aus Krakau, 9 bis 17 Uhr. Königstein. Kurhaus: "20 Jahre Ferienspiele", Fotoausstellung, 9 bis 12 Uhr.

Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf Du und Du" von Heinz Jürgen Göttert, 18 bis 20 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. VHS, Elisabethenstr. 2-4: "Das Gallex-Experiment - Neutrinos aus dem Sonnenofen", Vortrag und Sternführung am Fernrohr der VHS, 20 Uhr.

Kino im Schwedenpfad (KiS): "Japan - Neues aus dem Land Nippon", Dia- Vortrag von Horst Liebelt, 20 Uhr.

Oberursel. Rathaus, Sitzungssaal: "Konflikte mit Kindern gewaltfrei lösen", Vortrag von Dr. Änne Ostermann, 20.15 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Bürgersprechstunde der CDU-Fraktion, Stadthaus, Zimmer 6, 10 bis 12 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Gesundheitsamt, Schaberweg 28: Mütterberatung 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.

Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11, 10 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86 - 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.

Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Oberstedten, Hauptstr. 29, 9 bis 10.30 Uhr, Tel. 3 35 76.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Monatstreff der Ackermann-Gemeinde, Pfarrheim St. Marien, Dorotheenstr. 19, 18.30 Uhr.

Mütter-Baby-Treff der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 15.30 bis 16.30 Uhr, Tel. 7 83 38.

Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Treffen des Skatclubs in der Alten Schule Seulberg, 19 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.

Kronberg. Jahreshauptversammlung des DRK, Kaiser-Friedrich-Haus, 19.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.

Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Auarellkurs und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Yoga 8.45 Uhr; Grundlagen im Videobereich, 10.15 Uhr; Tischtennis und Billard, 14.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Holzarbeiten 15 bis 18 Uhr; Tiffany-Glasarbeiten 15 bis 18 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Kaffeerunde, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22, 15.30 Uhr.

Jugendclub im Wingert-Sportpark: Raptime ab 16 Uhr.

Friedrichsdorf. Stadtbücherei: "Große lesen für Kleine", Vorlesestunde für Kinder ab vier Jahre, 15 Uhr.

Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.

Müll Königstein. Anmeldung zur Abholung von Gartenabfällen in der Zeit von 8 bis 12 Uhr, Telefon-NR. 20 22 46 und 20 22 43.

Sonstiges

Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, Stadtbuslinie 1, 13.20 Uhr.

Friedrichsdorf. Blutspendetermin des DRK, Grundschule Hoher Weg 28, 18 bis 21 Uhr.

Zugaben-Teil endete erst nach Mitternacht Dritte "Jazznacht" in Gelnhausen mit der "Barrelhouse" / Volles Haus auch in Schöneck

GELNHAUSEN / SCHÖNECK. Die "Jazznacht in der Stadthalle" hat - zum dritten Mal von der Kulturabteilung des Gelnhäuser Magistrats angeboten - beinahe schon Tradition. Dafür, daß sie auch Zukunft hat, spricht der zählbare Erfolg: An der Abendkasse war am Freitag das diesmal nur noch arg schmale Kontigent an Restkarten rasch vergriffen, und auch noch nach viereinhalb Stunden Blues und Swing forderte ein begeistertes Publikum lautstark nach Zugaben.

Als Garant für diesen Erfolg steht die Frankfurter "Barrelhouse Jazzband". Auch in der dritten Auflage der Jazznacht bewies deren Stammformation um Reimer van Essen neben Anziehungskraft und Ausdauer erneut absolute Treffsicherheit, was den musikalischen Geschmack ihrer Fan-Gemeinde angeht: Die mag es nun einmal "hot", liebt ihre Klassiker aus jazzseeligen Tagen. Und weil sich auch die diesjährigen Gäste, "Rod Mason and his hot Five" aus England, darauf hervorragend verstanden, geriet der Abend ebenso lang wie rund.

"Happy Metal Music" - schönste Grüße aus New Orleans in schrägharmonischer Vieltönigkeit, dazu Henkelbier und Schmalzbrot in einem bewußt nur gedämpft klimatisierten Saal: da paßte alles zusammen, trafen gut aufgelegte Vollblut-Musiker auf Zuhörer, die sich nur zu gerne mitreißen ließen.

"Bei uns läuft's", freute sich auch Gelnhausens "Kulturdezernent" Thomas Appl darüber, wie fest sich die Freude am good old Jazz in seine Stadt eingenistet hat. Und weil das so ist, will er diese treue Gemeinde nicht länger jeweils ein ganzes Jahr bis zur nächsten "Jazznacht mit Barrelhouse und Gästen" warten lassen: Am 12. Mai sevieren die Hanauer "Sugar Foot Stompers" erstmals eine Zwischenmahlzeit in der Stadthalle.

Wem's am Freitag nicht langte, konnte sich am folgenden Abend im Bürgertreff Kilianstädten die Frankfurter gleich nochmal zu Gemüte führen, die im übrigen derzeit anläßlich ihres 40jährigen Bestehens durch die Lande ziehen. "Barrelhouse" brachte diesem als "spezial guest" die aus Chicago gebürtige und seit fünf Jahren in München lebende Angela Brown mit - Mme. 100 000 Volt wäre ein angemessener Künstlername. Eine Jazz-"Röhre", die die sechs Musiker an den Bühnenrand drückte und das furiose Geschehen fast allein bestimmte.

Das gleiche Bild wie in Gelnhausen: eine proppenvolle Halle, "Zugabe, Zugabe!", aber nach dem streßigen Vorabend war "schon" nach knapp drei Stunden Schluß.

Nicht nur diese beiden Konzerte, sondern zwei weitere am Wochenende (in Erlensee und Ronneburg), die nicht minder gut besucht waren, bewiesen zweierlei: zum einen, daß Jazz der "alten Art" von seiner Anziehungskraft nichts verloren hat, zum anderen, daß die Region Hanau in der "Szene" inzwischen einen Ruf gewonnen hat. Es möge so bleiben. b & z

Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Bartsch

Li Peng verspricht Wachstum und Wirtschaftsreformen Chinas Regierungschef betont jedoch Führungsrolle der Partei

heb PEKING, 15. März. Chinas Premier Li Peng hat sich für eine Beschleunigung der Wirtschaftsreformen und ein schnelleres Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft ausgesprochen. In seinem Regierungsbericht vor dem Nationalen Volkskongreß, dessen Tagung am Montag in Peking begonnen hat, warnte der Ministerpräsident jedoch zugleich vor den Gefahren einer zunehmenden Inflation und räumte schwerwiegende wirtschaftliche Fehlentwicklungen ein.

Die jährliche Zuwachsrate der Volkswirtschaft sei im laufenden Fünfjahresplan "von sechs Prozent auf acht bis neun Prozent hinaufgesetzt" worden. Doch selbst für die "Überschreitung dieser Planziffer" sei noch genügend Spielraum vorhanden, sagte Li Peng. Diese Äußerungen wurden von politischen Beobachtern in Peking als Zugeständnis des Premiers an das Reformlager in der Kommunistischen Partei und an den Altpolitiker Deng Xiaoping gewertet, der Anfang des Jahres erneut ein schnelleres Wachstum gefordert hatte.

Im vergangenen Jahr ist das chinesische Bruttosozialprodukt um mehr als 12 Prozent in die Höhe geschnellt und manche Wirtschaftsexperten warnen seit Monaten vor einer erneuten Überhitzung der Wirtschaft. Zuletzt war dies 1988 geschehen, und die Folgen der Inflation waren ein Grund für die breite Unterstützung der Pekinger Studentenproteste bei der Bevölkerung gewesen. Doch Li Pengs erwähnte das Problem nicht. Der Premier sprach lediglich von "dem zunehmenden, latenten Druck der Inflation".

Besonders in den prosperierenden Küstenprovinzen wird dies als Signal verstanden, daß die Pekinger Zentrale zumindest vorläufig keine erneute Abbremsung des Konjunkturaufschwungs plant. "Die Gebiete mit den entsprechenden Bedingungen können und müssen einen höheren Zuwachs anstreben," sagte Li Peng. Auch sehe der diesjährige Plan einen "angemessenen Anstieg der Kreditsummen und der zu emittierenden Banknoten" vor und die Volkswirtschaft solle sich mit einem "relativ hohen Tempo" weiterentwickeln können.

Mehr Miteinander und Sicherheit, weniger Streß, Abgase und Lärm: Tempo-30-Ära in Karben eingeläutet Jetzt sind die Autofahrer am Zug

Skizzen mit verkehrsberuhigten Zonen für Haushalte Von Georg Linde KARBEN. "Wir wollen zu mehr Miteinander und Sicherheit im Karbener Straßenverkehr kommen, zu weniger Streß, Abgasen und Lärm", eröffnete Bürgermeister Detlev Engel (SPD) kurz bevor er die Klebestreifen von einem Schild zur 30-Kilometerzone abriß und damit symbolisch die Verkehrsberuhigung in den Wohngebieten aller Ortsteile freigab. Parallel dazu wurden in den vergangenen Tagen an alle Haushalte Broschüren mit Hinweisen und Stadtteil-Skizzen verteilt. Darin sind die beruhigten Zonen in den Ortsteilen erkennbar. Das ist jeweils nahezu der ganze Ortsteil. Nur die Durchgangsstraße ist ausgenommen. Ziel der Beruhigung sei eine menschlichere und freundlichere Stadt, sagte Engel am Eingang zur Burg-Gräfenröder Straße vor dem Leonhardi'schen Schloß. Er rief die autofahrenden Bürger dazu auf, sich besonders zum Schutz von Kindern und älteren Menschen daran zu halten. Zuvor hatte Heinrich Körber aus dem Ordnungsamt im Gespräch mit einem Anwohner erfahren, daß manche Autofahrer so schnell durch die enge Altortsstraße "brettern", daß die Tassen auf dem Tisch klirren.

Engel verwies auch auf die Plakate mit Motiven von Bildern, die von Karbener Kindern gemalt wurden. Das Plakat in der Burg-Gräfenröder Straße zeigt eine Unfallszene. Darunter steht: "Wärste bloß 30 gefahren." Es könne nichts schaden, meinte der Bürgermeister, wenn wir uns als Autofahrer auch die Sicht der Kinder zu eigen machen. Wie in der Frankfurter Rundschau kürzlich berichtet, hat eine Studie belegt, daß in verkehrsberuhigten Bereichen deutlich weniger Unfälle passieren. Das wird auch in der städtischen Broschüre erläuterte: Je schneller man fährt, um so länger der Bremsweg. Bei Tempo 30 steht das Auto nach dreizehn Metern, bei 50 Kilometern hat man nach dreizehn Metern nicht einmal mit dem Bremsen begonnen. Untersucht wurde auch das Blickfeld des Fahrers. Bei 50 Kilometern ist es stark nach vorn zugespitzt, bei Tempo 30 hat man Muße, den Blick über die Straßenbreite auszuweiten.

Auch eine andere Mär wurde durch Untersuchungen widerlegt, durch Verkehrsberuhigung entstünden mehr Abgase. Schon bei Tempo 50 muß man in der Stadt häufiger bremsen, schalten und beschleunigen. Dadurch liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit nur zwischen 29 und 38 Kilmeter. Bei geringerer Geschwindigkeit fährt man ruhig und gleichmäßiger, Fußgänger und Radler werden rechtzeitig gesehen, man kann sich besser untereinander verständigen. Daher sinkt das Durchschnittstempo nur um fünf Studnenkilmeter. Bekanntlich hat Karben inzwischen auch ein mobiles Meßgerät. Engel kündigte an, "nach einer Eingewöhnungszeit werden wir auch in den Wohngebieten der Ortsteile messen".

Da für langsameres Fahren auch eine weniger breite Fahrbahn gebraucht wird, wird jetzt auch der gültigen Straßenverkehrsordnung insofern Geltung verschafft, als Parken auf dem Gehweg nicht mehr geduldet wird. Das ist ohnehin grundsätzlich verboten, es sei denn, durch Schilder oder Markierung angezeigt. Wie der Broschüre zu entnehmen ist, sind zunächst in allen Stadtteilen die Schilder mit für die Tempo-30-Zonen aufgestellt, die zugleich auch der Rechts-vor- Links-Regelung Geltung verschaffen. Die neuen Vorfahrtssituationen werden zunächst durch Pflanzkübel betont, später werden dann die Einfahrtbereiche und mit Kübel markierten Stellen durch Umbau der Straße und Baumpflanzungen dauerhaft gesichert.

P.S.: An der Kreuzung Industriestraße/ Bahnhofstraße bogen drei Autofahrer aus der Industriestraße schwungvoll nach links in Richtung Bahnhof ab, nachdem die Ampel in der Bahnhofstraße schon lange grün für die dortigen Autofahrer gegeben hatte. Durch eine Vollbremsung konnte der Fahrer auf der Bahnhofstraße einen Zusammenstoß mit den wild schimpfenden Linksabbiegern verhindern. de

Sechs junge Musiker schafften den Weg aus dem Oberurseler Übungskeller zum Sieg beim 1822-Rockfestival Bühnenakrobatik mit dreistimmigem Gesang Nachwuchsband "Spilling the Juice" auf Erfolgskurs

KRONBERG / OBERURSEL. Eines Tages kam ein reicher Mann aus Kronberg und sagte zu den sechs jungen Musikern: "Das klingt unglaublich gut, was ihr da macht. Ihr müßt unbedingt ins Studio." So was passiert einem nicht jeden Tag, meint das halbe Dutzend von "Spilling the Juice" und empfindet seinen bisherigen Weg deshalb "ein bißchen wie ein modernes Märchen". Vorläufiges Happy-End der wahren Geschichte: Vor gut einer Woche gewann die Band das "1822-Rockfestival", den Sparkassen-Nachwuchswettbewerb in Frankfurt.

"Spilling the Juice": Das heißt so viel wie "den Saft verschütten". Meistens verschütten sie ihn in Kronberg, denn von dort stammen die musikalischen Köpfe Fabian Kuhn (Saxophon, Keyboards, Percussion) und Robin Desens (Gitarre). Geprobt wird in Oberursel, im Keller von Schlagzeuger Ingo Renner. In "Orschel" wohnt auch Tastenmann Volker Pleil, während Bassist Arno Sandner und Sänger Dirk Schneider Rhein-Importe aus Mainz und Wiesbaden sind. "Nebenher" betätigen sie sich als Studenten und Lehrlinge, abgesehen von Dirk, der sich die Brötchen damit verdient, daß er sie verkauft.

Schon vor zwei Jahren hatten Fabian und Robin einen Anlauf aufs "1822-Festival" genommen - und waren glatt in die Vorentscheidung gekommen. Als sie davon erfuhren, hatten sie den Wettbewerb schon fast wieder vergessen, zumal sich die Band inzwischen aufgelöst hatte. Flugs suchten sie neue Musiker und fanden sie auch: Sänger Dirk "pflückten" sie beispielsweise direkt von einer "Karaoke"-Bühne. Der Erfolg war ihnen zwar nicht gleich hold, aber die Band blieb in ihrer neuen Besetzung zusammen.

"Es hat einfach gut gepaßt", sagt Volker, dem die Kollegen "halsbrecherische Bühnenakrobatik" und ein "erotisches Verhältnis" zu seinem Piano nachsagen. Die Kompositionen des dynamischen Duos Fabian und Robin kamen bei den anderen sofort an - "zum Glück", meint Volker. Auffälligstes Stilmittel der Saftigen ist der dreistimmige Gesang, der in beinahe jedem Lied vorkommt, manchmal auch a capella, also ohne Instrumentalbegleitung. Ansonsten steuert die Rhythmus-Sektion einen breiten Teppich bei, liefern die Melodiefachleute Eingängiges.

Wenn da manche Nummer an die US- amerikanische Mega-Combo "Toto" erinnert, erröten die Kronberger Rocker keineswegs. "Man muß ja nicht auf Teufel komm raus was ganz neues machen", sagen sie; ein gewisser Wiedererkennungswert sei oft hilfreich. Denn im Vordergrund stehe für sie der Wunsch, "die Leute an dem Spaß teilhaben zu lassen, den wir auf der Bühne haben", stellt Robin fest. Den Spaß sieht man ihnen an: ein einziges breites Grinsen von einem Bühnenrand zum anderen.

Extraproben für ihre lebendige Bühnenshow braucht die Band nicht: "Das kommt ganz spontan aus uns raus", sagt Volker. Aber einzelne Bestandteile werden schon geübt: etwa wenn alle Musiker auf einen Trommelschlag plötzlich wie eingefroren stehenbleiben oder das Medley aus eigenen Songs, das zu jedem Auftritt gehört.

Der Altersunterschied vom 21jährigen Drummer Ingo bis zum 30jährigen "Band-Opa" Dirk am Mikrofon stört das Sextett nicht. "Der Dirk darf bleiben, so lang er keine Falten kriegt", lautet das interne Abkommen. Es dürfte so ernst zu nehmen sein wie Robins Ankündigung, zu der es ihn als Zwölfjährigen hinriß: "Nie wieder fasse ich eine Gitarre an!" Demnächst wollen "Spilling the Juice" gern eine Langspielplatte aufnehmen. "Aber wir suchen einen Plattendeal, der was taugt", stellt Robin klar: "Lieber keine Veröffentlichung als 'ne schlechte." Bis es damit klappt, werden sie sich ein Studio einrichten: in dem Übungsraum, den sie beim "1822-Festival" für ein Jahr gewonnen haben. Ständig dort proben wollen sie voraussichtlich nicht. Schließlich gibt es noch Ingos Keller in Oberursel - ohne den wären sie nicht so weit gekommen. THOMAS STILLBAUER

Man gewöhnt sich an - fast - alles. Das scheint eine der unumstößlichen Regeln im Journalismus zu sein. Was gestern noch für dicke Schlagzeilen gut war, ist heute bloß noch eine Kurzmeldung; und was den Redakteuren im vergangenen Jahr so sehr auf den Nägeln brannte, daß es die Top- Nachricht wurde, endet diesmal als Kurzmeldung im Vermischten.

Anlaß dieser kollegial gemeinten Kollegenschelte ist das Ozonloch, in das die deutschen Themen-Setzer in diesem Jahr gefallen sind. Ganz anders als vor Jahresfrist, als im Frühjahr Wissenschaftler zum ersten mal über die auch über unseren Köpfen dramatisch dünner gewordene UV-Schutzschicht berichteten, lockt das Thema diesmal kaum einen Schreiber ans Tageslicht (Ausnahmen, auch die von der FR natürlich - vielen Dank, Ihr Kollegen von der Seite 1 - bestätigen die Regel). Dabei hört sich das, was der deutsche Wetterdienst vor gut einer Woche meldete, doch so an, daß man ins Grübeln kommen könnte. Müßte man bei einem Rückgang der Ozondichte um 30 oder 40 Prozent - wie im Januar und Februar gemessen - nicht auch heiß Grübeln im Ozonloch über die Konsequenzen für Sonnenanbeter, alpine Skifahrer und andere Gefährdetengruppen diskutieren? Und über die Notwendigkeit, die Ausstiegspläne für die FCKW-Ozonkiller weiter zu verschärfen? Und die Finanzprobleme, die Dritte-Welt-Länder bei der Umstellung auf FCKW-freie Technologien haben?

Wenigstens unsereins, der dies schreibt oder liest, ist ja mittendrin in der notwendigen Diskussion. Und die anderen können sich damit trösten, daß nach Wissenschaftlermeinung derzeit noch keine besonders große Gefahr für den Normalbürger unter Europas Sonne droht. Das geht so: Oben, in der Stratosphäre, schwindet das schützende Ozon. Aber unten, wo wir leben, in der Troposphäre, entsteht durch die vielen Auto-, Kraftwerks- und Heizungsabgase mehr Ozon, außerdem bilden sich Staub- und Schwefeldioxid-Teilchen, die die sengenden UV-B-Strahlen wieder verschlucken. So schützt uns der Umweltdreck vor dem Umweltschmutz. Oder: Grotesker geht's nimmer.

JOACHIM WILLE

Gemeinsam eine Macht

"Menschenkunst"

HANAU. Wenn das Dargestellte ein Mensch ist, ist man am ehesten angesprochen und wird zum Denken verleitet. - So begründet die 29jährige Rodenbacherin Isolde Nagel ihre Konzentration aufs Figürliche. Eine Auswahl ihrer Zeichnungen ist seit dem Wochenende und noch bis zum 18. April unter dem Titel "Menschenkunst" in den beiden Cafés "Zeitlos" (Altstädter Markt und Martin-Luther- Stiftung) zu sehen.

Die Eröffnung in der Altstädter Filiale entwickelte sich zur fulminanten Perkussionssession. Das Publikum, inspiriert durch die Bilder, durch Gedichtvorträge der Schauspielschülerin Doris Popelka, durch Thomas Manke am Klavier und andere Instrumentalisten ließ sich zu hitzigen Improvisationen anregen.

Isolde Nagels in einer Mischung von Aquarell, Pastell und Tusche erstellte Bilder rücken bisweilen zwei oder mehr Figuren zusammen, etwa in einer Art Wirbelsäulen-Baum, zu dem vier Stehende in verschiedenen Haltungen gruppiert sind. Die Farbgebung verstärkt diesen Anklang ans Pflanzliche ebenso wie die blattartigen Gebilde der Köpfe.

Ähnlich ist die Konstellation, verschieden der Zusammenhang bei einem Bild mit zwei rücklings zusammengestellten Büsten: Die Köpfe im rechten Winkel gegeneinader versetzt, einer lachend oder schreiend, der andere die Zunge weit herausgehängt. Alle beide diesmal mit hahnenkamm- ähnlichem Hirnauswuchs am Schädel. Die Sockel der Büsten sind hier mit technischen Mustern nach der Art von Platinen versehen.

Isolde Nagel hat in der Umweltbewegung schon einige Erfahrungen gemacht. Auch in manchen ihrer Arbeiten beschäftigt sie der Gedanke, daß viele einzelne oft nicht erkennen: Gemeinsam würden sie eine Macht darstellen. Auch deshalb kann Bedrohliches ins Leben eindringen wie etwa die eine Allegorie mit gehörnter Haube mit recht grellen Farben, die in michelangelesker Verkürzung aus dem Bild herausgreift.

Die gelernte Graveurin Isolde Nagel hat das Körperzeichnen zwar auf der Hanauer Zeichenakademie gelernt, nennt aber ihre Malerei weitgehend autodidaktisch erworben. Ihre Bilder, etwa der androgyn wirkende "Faun", sind schwungvoll, offenbar mit schnellem Strich gemalt. Sie zeugen davon, daß die Künstlerin sich intensiv mit der Kunst der Renaissance befaßt hat.

Gern würde Isolde Nagel, die noch vor allem von der Schmuckproduktion lebt, einmal ihre Druckgrafiken, vorwiegend Kleinformate, ausstellen.

ULRICH GEHRING

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Brunnen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 163.

Oberursel/Steinbach. Schützen-Apotheke, Oberursel, Liebfrauenstr. 3.

Usinger Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13 b; Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstr. 16 (nachmittags: Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6); Weiltal-Apotheke, Weilrod, Birkenweg 1; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Falkenstein-Apotheke, Königstein-Falkenstein, Alt-Falkenstein 47.

Der Geist des Patriarchen hat bei Gerling ausgedient Sanierung des traditionellen Firmenversicherers fordert Opfer auch in Belegschaft / Deutsche Bank als potenter Partner

Er sei ein Genie gewesen, sagt Herwig Gückelhorn. Mit dem Erbe des langjährigen Firmenchefs, Hans Gerling, haben Gückelhorn und seine Vorstandskollegen in der Zentrale der gleichnamigen Kölner Versicherungs-Gruppe allerdings ihre Last. Da soll das Bild vom großen Kaufmann nicht zerstört werden. Doch es kann auch niemand mehr verhehlen, daß der Assekuranz-Tycoon ein sanierungsreifes Erbe hinterließ. Seit 18 Monaten versucht Adolf Kracht, Chef der Konzern- Holding, nun das Reich des alten Patriarchen in ein modern geführtes Unternehmen zu verwandeln. Der Banker, der kurz vor Gerlings Tod zu der Risikoschutz-Gesellschaft wechselte, muß mit einer aufgeblähten Verwaltung und komplizierten Vertriebsstrukturen bei der Traditions-Firma aufräumen. Der umfangreiche Umbau ist längst nicht abgeschlossen, zwei weitere Jahre seien sicher noch nötig, sagt Kracht. Doch die neuen Strukturen sind inzwischen klar.

Einsame Entscheidungen an der Konzern-Spitze gibt es nicht mehr. Der Holding-Vorstand, dem neben Primus Kracht unter anderem die Chefs der Leben- und Sach-Sparten angehören, legt die Strategie der Gruppe fest. Die Verantwortung für den Vertrieb hat Kracht bei Bernhard Fink gebündelt. Um sein Ressort wirkungsvoll zu vertreten, sitzt er gleich in den Vorständen von mehreren Gerling- Gesellschaften. Für den Verkauf von Policen oder die Regulierung von Schäden sind im Versicherungsimperium zwölf Regionalzentren zuständig, deren Geschäftsführer laut Kracht mit "weitreichenden Kompetenzen" ausgestattet sind.

Der Erneuerung fielen bei Gerling 1992 beinahe 400 Jobs zum Opfer, so daß der Konzern Anfang des Jahres noch knapp 7800 Beschäftigte zählte. Doch damit ist der Stellenabbau längst nicht zu Ende: In diesem und im nächsten Jahr will Kracht jeweils 200 bis 250 Posten von den Gehaltslisten streichen. Dabei werde es zunehmend schwieriger, den Stellenabbau ohne Entlassungen zu bewerkstelligen, räumt der Manager ein.

Mehr Effizienz und weniger Kosten heißt die Devise der neuen Gerling-Herren auch in den Führungsetagen: Bis Ende dieses Jahres würde jeder fünfte der 39 Vorstandsposten gestrichen, betont Kracht. Das auffälligste Zeichen für den Beginn einer neuen Ära im Konzern bleibt jedoch, daß in der Führung des alteingesessenen Unternehmens kein Mitglied der Familie Gerling mehr tätig ist.

Firmen-Erbe Rolf Gerling zeigte von jeher wenig Neigung, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Der Tiefenpsychologe aus Passion leitet den Aufsichtsrat der Holding und überläßt das operative Geschäft Profis. Vor allem teilt er nicht die Abneigung des Vaters gegen Partner im Unternehmen. Für den Verkauf eines 30-Prozent-Pakets an die Deutsche Bank soll der Familiensproß im vorigen Sommer angeblich zwischen 1,5 und drei Milliarden Mark kassiert haben. Sicher ist: Der sensible Erbe brauchte dringend Bares, nicht nur um die Erbschaftssteuer zu bezahlen. Er mußte einen 400-Millionen-Mark-Kredit zurückzahlen, den sein Vater 1986 aufgenommen hatte, um die Alleinherrschaft im Konzern wiederzuerwerben. Vor allem aber war das Unternehmen durch Verluste im schwierigen Industrie-Geschäft angeschlagen. Die Defizite der Jahre 1989 bis 1990 zehrten die Reserven weitgehend auf. Zum Verkauf von Anteilen an einen starken Partner gab es da wenig Alternativen.

Bis Ende 1994 wollen Gerling und die Deutsche Bank nach Aussagen von Kracht insgesamt 650 Millionen Mark zur Stärkung des Unternehmens einschießen. Durch die Finanzspritze aufgepäppelt, will der Manager sein Umsatzvolumen von über elf Milliarden Mark bis zum Jahr 2002 um neun Prozent pro anno ausdehnen. Wachstum verspricht er sich aus dem Verkauf von Lebensversicherungspolicen. Sie sorgen derzeit nur für 29 Prozent der Einnahmen. In zehn Jahren sollen sie 37 Prozent einspielen. Gerlings Schwerpunkt bliebe jedoch das Industrie- Geschäft, betont Kracht, auch wenn dessen Anteil von 30 auf 26 Prozent zurückgeschraubt werden soll.

Aus dem Kerngeschäft heraus will er auch andere Policen wie etwa Leben- oder Rechtsschutzversicherungen an die Beschäftigten der Firmenkunden verkaufen. Wenn es um die rein private Kundschaft, also das Massengeschäft, geht, setzt Gerling offenbar zunehmend auf die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Herold. Der Bonner Versicherer ist das zweite Standbein, das sich die Deutsche Bank in der Assekuranzbranche gesichert hat. Die "verschwisterten" Kölner und Bonner haben zunächst eine gemeinsame Krankenversicherung geplant.

Zur Sanierung des Firmengeschäfts hat Kracht inzwischen weitere Grundsätze von Hans Gerling über Bord geworfen: Ihn interessiert der Ertrag, nicht der Umsatz. So ist er notfalls auch bereit, einen Großkunden abblitzen zu lassen. Rigoros hat er die Versicherungs-Bedingungen und die Preise verändert. Von 14 Prozent Einnahmeplus 1992 stammten denn auch nur vier Punkte aus dem Neugeschäft, der Rest kam aus Beitragserhöhungen. "Vorbeugende Risikoabwehr" heißt das Credo, das das Geschäft mit Industrie-Policen langfristig rentabel machen soll. Eine 200köpfige Consultant-Gruppe steht zur Beratung von Kunden zur Verfügung, um die Entstehung von Schäden möglichst zu verhindern. Rolf Gerling unterstreicht, daß er dabei nicht nur die Schadenquote, sondern auch die ökologische Verantwortung der Branche im Auge hat. Allerdings sei man noch nicht soweit, bei bedenklichen Projekten keinen Schutz mehr anzubieten, räumt Vorstandschef Kracht ein: "Wir sind auf dem Wege dahin." MARIE-LUISE HOFFMANN

Pläne für Altenmittlau nehmen Formen an

FREIGERICHT. Zumindest auf dem Papier nimmt die Dorferneuerung Altenmittlaus nun konkrete Formen an. Das Büro Heim & Wölk und der Planungsbeirat haben nach Angaben von Bürgermeister Manfred W. Franz (CDU) bereits "etliche Ideen und Vorschläge für Maßnahmen parat".

In die Planung fließen die Vorschläge aus dem Verkehrsberuhigungs-Gutachten ebenso ein wie Überlegungen zur künftigen Nutzung und Gestaltung des Areals rings um Kirche, Schule, Kindergarten und Altes Rathaus.

Wie auch in Somborn, wo das Förderprogramm "Einfache Stadterneuerung" schon seit einigen Jahren läuft, sollen die Veränderungen im Ortskern die Infrastruktur verbessern, mehr Wohnraum schaffen und das Gesicht Altenmittlaus verschönern. Anregungen für die Erneuerung ihres Dorfes holten sich Kommunalpolitiker und Bürger in Kilianstädten. Nun kann es an die Planung gehen. Auf die Beteiligten warte eine Fülle von Arbeit, bemerkt Franz, die eine enge Kooperation voraussetze. Zuständiger Sachbearbeiter in der Gemeindeverwaltung ist Helmut Kaiser. tja

Tip-Vorschau

1. Bor. Dortmund - Eintracht Frankfurt 1 2. Bor. Mönchengladbach - Kaiserslautern 2 3. Werder Bremen - Schalke 04 1 4. VfB Stuttgart - VfL Bochum 1 5. Bayern München - 1. FC Köln 1 6. Byer Leverkusen - Hamburger SV 1 7. FC Homburg - VfL Osnabrück 1 8. Hertha BSC - Hansa Rostock 1 9. Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC 0 10. FSV Mainz - SC Freiburg 0 11. MSV Duisburg - Stuttgarter Kickers 1 Tips für 6 aus 45 21 - 34 - 39 - 43 - 44 - 45

Diskussion über einen "Gewerbe-Recyclinghof"

KRONBERG. Der Erste Stadtrat Karsten Stahlberg macht sich Gedanken über einen "Gewerbe-Recyclinghof". Erste Überlegungen will er heute abend in einer Diskussionsveranstaltung in der Stadthalle vorstellen.

Teilnehmen werden neben örtlichen Gewerbetreibenden Vertreter des Umlandverbandes, der Handwerkskammer Rhein-Main und der Industrie- und Handelskammer. Anlaß ist die Feststellung, daß die Getrenntsammlung von wiederverwertbarem Gewerbeabfall meist an der Platznot kleinerer Betriebe scheitert. Stahlberg hat einen Fragebogen erarbeitet, um den tatsächlichen Bedarf zu klären. Beginn ist um 20 Uhr. hko

Dienstag, 16. März

Theater Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Telefon 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Goethe-Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44:20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Katakombe, theater 2 am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena". English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 242 31 60: Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Straße 46 a, Telefon 30 30 90: 10 und 15 Uhr, Kinderprogramm - Trio Kunterbunt "Sternenfänger". Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Cinderella".

Schultheater-Studio Frankfurt, Hammarskjöldring 17 a, Tel. 212 3 20 44: 11 Uhr, London Production Company "Butterflies are free".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue.

Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Jürgen von der Lippe. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Toy Dolls.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Zubop.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.

Spritzehaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Aerea Desaster.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hansjörg Scheid Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Embryonics / Tommyknockers.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1: 21.30 Uhr, Show - "Unforgettable Memories" - A Tribute to Duke Ellington, Count Bassie and Nat King Cole.

Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Weinkeller La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Werner Smolinskis Pilot mit Corinna Danzer. Music Hall, Voltastraße: 21 Uhr, Geto Boys.

KOZ, Universität, Campus: 21 Uhr, Blechreiz.

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15: 19.15 Uhr, Klavierkonzert (Klasse Angelika Nebel). Literatur / Lesungen Zentralbibliothek, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Rolf Hochhuth liest aus "Wessis in Weimar. Szenen aus einem besetzten Land", anschl. Diskussion.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Jeder darf mal - aus unveröffentlichten Texten lesen. Karl-Marx-Buchhandlung, Jordanstr. 11: Lesung Herta Müller - "Der Fuchs war schon damals ein Jäger. Die Innenansicht einer Diktatur". Buchhandlung Walkmühle, Am Hallerbusch 7: 20 Uhr, Literatur-Workshop - Henning Boetius referiert anhand seines Romanes "Lauras Bildnis". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil.

Vorträge / Diskussionen Johanna-Kirchner-Altenhilfe-Zentrum, Gutleutstr. 317 a: 20 Uhr, Film "Rechte Zeiten" mit anschl. Diskussion im Rahmen der Aktionswochen gegen Rasissmus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus.

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Vortragreihe "Am Anfang war das Wort" - "Bild, Schrift, Gedächtnis".

Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Lichtbildervortrag "Retinitis Pigmentosa: Patienten und Forscher kämpfen gegen eine Form unheilbarer Erblindung"; Kundenzentrum der Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Str. 47-53.

Physikalischer Verein, Physikgebäude der Universität Frankfurt, Robert-Mayer-Str. 2-4: 18 Uhr, Schülervorlesung "Erdbeben, sowie Aufbau und Dynamik des Erdinnern", mit Demonstrationen. Jüdische Volkshochschule, Westendstr. 43, 4. Stock: 20 Uhr, Diavortrag Dr. Salomon Korn "Synagogen in Frankfurt/Main".

Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freudschaft: 19.30 Uhr, Vortrag "Sprache und Schrift der Chinesen"; Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24.

Dompfarrsaal, Domplatz 12: 19.30 Uhr, Vortragreihe "Zwischen Aufklärung und Fundamentalismus. Die kath. Kirche des Rhein-Main- Raumes im 19. Jhdt." - "Beda Weber, 1798-1858. Pfarrer in Frankfurt - Christ im Widerspruch".

Max-Beckmann-Schule, Sophienstr. 70: 19 Uhr, Vortragsreihe "Bockenheimer Gespräche - Nationalis und Fremdenfeindlichkeit" - "Beschädigte Identität und Fremdenfeindlichkeit". English speaking Club: 19.30 Uhr, Vortrag "When music becomes pure spirit: Gustav Mahler", Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

KunstGesellschaft: 20 Uhr, Bildergespräch "Die Welt der Frida Kahlo", Schirn Kunsthalle, Römerberg. Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu Joseph Beuys - "Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungster- mine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km und 8 km.

PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 9.30 Uhr, Töpfern; 14 Uhr, Klubcafé.

Katholische Studenten-Gemeinde, Koselstr. 15: 18 Uhr, AK "Eine Welt" - Indien Partnerschaftsprojekt. Verkehrsclub Deutschland, AG Fuß + Rad: 20 Uhr, öffentl. Arbeitstreffen "Fußwegebeauftragte"; Pferdestall, Ulmenstraße.

Stadtteilbücherei Niederrad, Haardtwaldplatz 3: 15 Uhr, Märchen: Vorlesen und Aktionen.Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47.

Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5, Tel. 38 80 46.

Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17.

Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Sachsenhausen, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79.

Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 73, Tel. 59 02 96.

Kronprinzen-Apotheke, Münchener Str. 24, Tel. 23 31 72.

Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06.

Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 7 38 01 86.

Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16.

Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Str. 5, Tel. 78 31 27. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main- Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Telefon 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: Sanitets-Zentrale 412 Mainz, Telefon 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr Dr.Goldschmidt, Kurhessenstraße 32, Frankfurt 50, Telefon 52 60 87 (privat 53 94 54); oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechubuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.

- Ohne Gewähr -

Handball-Oberliga der Männer, Gruppe Süd Jetzt scheint es auch noch den TV Wicker zu erwischen Bestürzung nach der Heimniederlage gegen den TV Idstein, der sich damit praktisch in Sicherheit bringt / Breckenheim pausiert

Geschlossen siegte das Spitzentrio in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer am viertletzten Spieltag. Bürgel (Heimsieg gegen Büttelborn), Dotzheim (Auswärtserfolg in Sulzbach) und der weiterhin mit einem Punkt Vorsprung führende TV Breckenheim (16:11 in Rüsselsheim) machen den Titelkampf endgültig unter sich aus. Dabei kommt es am kommenden Samstag zum Verfolgerduell zwischen Gastgeber Dotzheim und Bürgel (16 Uhr, Schelmengrabenhalle). Da könnte Breckenheim (spielfrei) der lachende Dritte sein.

Im Abstiegskampf ist nun auch der TV Wicker im "Keller" nach der Heimniederlage gegen den geretteten TV Idstein. Die übrigen Sorgenkinder ließen durch die Bank Federn. So kommt es am Sonntag (18 Uhr) zu einem Schlüsselspiel zwischen Nieder-Roden und Wicker. Flörsheim muß sieben Stunden zuvor seine letzte Chance gegen den starken Tabellenvierten Holzheim wahren. Das auf den vorletzten Platz zurückgefallene Sulzbach steht beim TV Großwallstadt II (So., 18.30 Uhr) vor einer delikaten Aufgabe.

TV Wicker - TV Idstein 17:18 (11:11). Seit Samstagabend geistert eine Schrekkensversion durch die Handball-Hochburgen Flörsheim und Wicker: Gibt es in der nächsten Saison keinen Oberliga-Vertreter mehr in der Untermainstadt? Während für das spielfreie Flörsheim der Endspurt zu spät kommen könnte, kann der ursprüngliche Meisterschafts-Mitfavorit TV Wicker den freien Fall - bedingt in erster Linie durch den Ausfall der Leistungsträger Franz sowie Mehler - offenbar nicht mehr aufhalten.

Die knappe und unglückliche Heimniederlage gegen den damit geretteten TV Idstein zeigte das Manko der abwehrschwachen Anthes-Schützlinge deutlich auf. Keiner der nervenschwachen TVW- Spieler will oder kann Verantwortung übernehmen. Und als Trainersohn Anthes sich einmal 50 Sekunden vor Schluß etwas zutraute, scheiterte er völlig freistehend am Ex-Wickerer Torwart Thorsten Wolf. Im Gegenzug gelang Rudat sieben Sekunden vor Schluß der glückliche Idsteiner Siegestreffer. Total konsterniert gingen die Verlierer vom Parkett.

Der Idsteiner Spielertrainer Embs (5 Tore) sowie Wolf und Fritsch (je 4) auf Wickerer Seite waren die besten Torschützen. "Wir waren in der Abwehr zu unkonzentriert, haben außerdem unser wiederholtes Überzahlspiel nicht ausnutzen können", resümierte Abteilungsleiter Fuchs nach der möglicherweise folgenschweren Derby-Niederlage in der gut besuchten Goldbornhalle.

TG Rüsselsheim - TV Breckenheim 11:16 (9:9). Das Meisterstück für Spitzenreiter TV Breckenheim? Nach dem Sieg beim nun abgeschlagenen bisherigen Viertplazierten TG Rüsselsheim muß Breckenheim nur noch zweimal in Holzheim und zuhause gegen Abstiegskandidat Nieder-Roden auflaufen. Allerdings zeigten beide Teams keine berauschende Leistung. Breckenheim hätte noch höher gewinnen können, aber TG-Keeper Frank Walter - einziger Spieler beim Verlierer in Normalform - hielt noch vier Siebenmeter.

Nach ausgeglichener erster Hälfte setzte sich der Gast erst in der Schlußphase nach dem 11:13 entscheidend mit fünf Toren ab. Die 150 Zuschauer in der Opelstadt erkannten den so kess gestarteten Aufsteiger nicht mehr wieder. Die TGR hat offensichtlich lange Zeit über ihre Verhältnisse gespielt. Bester Werfer war noch Ex-Bundesligaspieler Schaeffter (4). Für den Sieg des "Primus" zeichneten sich primär Scholles (4) und Sternberger (3/1) aus.

TSG Sulzbach - TuS Dotzheim 16:18 (6:10). In kämpferischer Hinsicht konnte man dem neuen Vorletzten TSG Sulzbach nun wahrlich keinen Vorwurf machen. Trotzdem reichte es gegen den technisch überlegenen Titelaspiranten Dotzheim nicht zur insgeheim erhofften Überraschung. Dotzheim konnte sich aber auch nicht so recht freuen, denn Spitzenreiter Breckenheim strauchelt nicht wie erwartet in Rüsselsheim. Damit muß Dotzheim weiterhin auf fremde Schützenhilfe bauen.

Der Sieg für die Schulz-Schützlinge stand beim 17:13 (51. Minute) fest. Beste Werfer beim Verlierer waren Schlegel (5) und der zur SG Wallau/Massenheim II wechselnde Hieronimus (4/2). Für den Zweitplazierten trafen Guse (5) und Nitzke (4) am effektivsten. Dotzheim meldete mit den Idsteinern Rainer Seith und Olaf Schmidt die ersten Neuzugänge. Für die Oberliga oder Regionalliga? Noch herrscht das Prinzip Hoffnung.

SG Anspach - TV Großwallstadt II 15:18 (8:9). Nun steht es auch theroetisch fest: Der Neuling SG Anspach muß nach nur einjährigem Gastspiel in die Bezirksliga zurückkehren. Die knappe Heimniederlage gegen Großwallstadt II brachte das endgültige "Aus". Allerdings waren die Hoffnungen bereits zuvor auf dem Nullpunkt. Etwas Pech in den ersten Saisonspielen mit vielen knappen und unnötigen Niederlagen ließen die Moral der Spieler aus dem Taunus frühzeitig auf den Nullpunkt sinken. Nun will man sich mit Anstand aus der Liga verabschieden und vielleicht noch das "Zünglein an der Waage" spielen. jo

Dritter Platz im Schulschach Beachtlicher Erfolg für Ludwig-Geißler-Schüler

HANAU. Bei den Hessischen Mannschaftswettbewerben im Schulschach haben die Schüler der Ludwig-Geißler- Schule in Hanau einen großen Erfolg erzielt. Nachdem man im vergangenen Jahr Vierter wurde, gelang den Pennälern der Berufsschule, Berufsfachschule und des Beruflichen Gymnasiums diesmal unter 34 teilnehmenden Schulen ein beachtenswerter dritter Platz.

Um für die Endrunde nach Gießen zugelassen zu werden, mußte das Vierer- Team mit ihrem Betreuer Jürgen Sprang drei Vorrunden überstehen, in denen unter anderem der Vorjahressieger aus Willingen bezwungen werden konnte. Im Finale schlugen die Hanauer in der ersten Begegnung den Erzrivalen, die Vertreter des Leibnitz-Gymnasiums Offenbach, mit 3 zu 1. Ein Remis gegen die Modellschule Obersdorf Hersfeld folgte, bevor man sich schließlich dem späteren Turniersieger Gernsheim beugen mußte. Die Gernsheimer nehmen jetzt zum dritten Mal an den Deutschen Meisterschaften teil.

Für die Hanauer Ludwig-Geißler-Schule spielten: Gerold Hock und Jochen Chaloupka (beide Berufsschüler als auszubildende Phsyiklaboranten der Firma Heraeus), Nima Balal Astiani (Berufsschüler und iranischer Staatsangehöriger) und Ralf Meßenzehl (berufliches Gymnasium). are

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Vom Mittwoch, 17. März, bis Dienstag, 23. März

OFFENBACH. Mit einer der bedeutendsten Frauen Offenbachs beschäftigt sich ein Lichtbildervortrag von Karl Keller am Mittwoch, 17. März, 20 Uhr im Stadtmuseum, Parkstraße 60. Die Rede ist von der Schriftstellerin Sophie La Roche, der Großmutter von Clemens und Bettina Brentano. Sie lebte von 1731 bis 1807 und verfaßte den Briefroman "Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim".

Über Carlo Goldonis "Diener zweier Herren" kann das Publikum am Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, im Bühnenhaus im Theater an der Goethestraße lachen. Die Titelrolle spielt Nikolaus Parylla. Das Lustspiel sollte bereits am 7. Februar gegeben werden, die Vorstellung fiel damals allerdings aus.

Die in Petersburg geborene Pianistin Elena Vinogradowa spielt am Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, in der evangelischen Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße, Werke von Rachmaninoff, Schostakovich, Mussorski und Prokoffiew. Elena Vinogradowa hält sich mit ihrem 1990 mit einem schweren Herzfehler zur Welt gekommenen Sohn Andrei in Offenbach auf. Die Kollekte nach dem Konzert soll ihr helfen, die Kosten für die Betreuung ihres Kindes zu tragen. Der Eintritt für das Konzert ist frei.

"Ach du lieber Schreck" heißt der Titel des Kindertheaters, das am Freitag, 19. März, 15 Uhr, im Gemeinschaftshaus im Eschig ausgeführt wird. Es geht um den Umgang mit Müll. Das Stück ist für Kinder von fünf Jahren an geeignet.

Den New Sound of Rock präsentiert am Samstag, 20. März, von 20 Uhr an der Club "Hard & Heavy" in der Frankfurter Straße 63. Es spielen Pitch Controle und Dream Works.

OBERTSHAUSEN. Erstmals geben Schüler der Musikschule am Sonntag, 21. März, 16 Uhr, ein Konzert in den Räumen der Pfarrei St. Thomas Morus in der Franz-Liszt-Straße 15.

MÜHLHEIM. Heidi Kabel spielt am Mittwoch, 17. März, im Bürgerhaus die Titelrolle in dem Stück "Oh, diese Eltern. Es beginnt um 20 Uhr.

Zum Sommernachtstraum von Shakespeare lädt die Theater-AG des Friedrich-Ebert-Gymnasiums für 19., 20. und 21. März, jeweils 19.30 Uhr, in die Cafeteria der Schule, In der Seewiese 1, ein. pmü

"Jede pluralistische Diskussion erstickt"

"Die Ökologische Linke um Jutta Ditfurth ist gescheitert": Eine Woche nach der Kommunalwahl, bei der Ökolinx in Frankfurt lediglich 1,2 Prozent der Stimmen erreicht hatte, haben fünf Mitglieder des Landessprecherrates und weitere führende Vertreter die Organisation verlassen. Schwere Vorwürfe erhoben sie dabei gegen die Mitbegründer der Ökologischen Linken, Jutta Ditfurth und Manfred Zieran: Beide erstickten "jeden Versuch einer pluralen Diskussion linksradikaler Ansätze". Auch Kritik an Opportunismus und Aktionismus von Ökolinx sei von Anfang an unterdrückt worden.

Die Parteizeitung zensiere unliebsame Beiträge. Die Ökologische Linke solle offenbar "stromlinienförmig zurechtgestutzt" werden - um dann mit der PDS über eine gemeinsame Kandidatur für die Bundestagswahl 1994 zu verhandeln. "Wir wollen nicht vom Regen der Grünen in die Traufe der PDS kommen", heißt es in der Erklärung der Ausgetretenen, die unter anderen von der früheren Stadtverordneten der Grünen, Manon Tuckfeld, unterzeichnet wurde.

Tuckfeld und andere bedauern, daß "die Idee, eine innovative, basisdemokratische und radikalökologische Kraft links von den Grünen aufzubauen, von den Machtphantasien einer kleinen Gruppe so effektiv verhindert worden ist". jg

Die Fleischversorgung soll nun ins Ostend Offene Diskussion innerhalb der rot-grünen Koalition

Um die Zukunft der Frankfurter Fleischversorgung ist innerhalb der rot- grünen Römer-Koalition eine offene Diskussion entbrannt. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) will in Verhandlungen mit der Norddeutschen Fleischzentrale (NFZ) erreichen, daß der heutige Schlachthof am südlichen Mainufer noch 1993 geschlossen wird - gegen eine Schadensersatz-Zahlung der Stadt in zweistelliger Millionenhöhe (davon bis zu fünf Millionen Mark NFZ-Planungskosten für einen Schlachthof in Nieder-Eschbach). SPD-Fraktionschef Günter Dürr fordert, Nieder-Eschbach nicht nur vom Schlachthof, sondern auch von einem Fleischverteilzentrum zu verschonen - wenn die geplante Verkehrserschließung mit Westumgehung Nieder-Eschbach und Autobahnanschluß Bonames der A 661 wegen Kürzungen der Bundesregierung nicht zustande kommt.

Dürr schlug statt dessen den Bau eines Fleischverteilzentrums an der Karl-Benz- Straße zwischen Ostend und Fechenheim vor - diese Alternative hatte die SPD schon einmal im Herbst 1990 ins Auge gefaßt, bevor sie dann doch wieder auf Nieder-Eschbach einschwenkte.

Der Ortsvorsteher von Ostend und Bornheim, Franz Stein (SPD), begrüßte Dürrs Vorstoß: "Das Ostend braucht diese Arbeitsplätze und der Verkehr über die Hanauer Landstraße würde niemanden stören." Stein nannte als weitere Alternative für einen Fleischmarkt das 16 000- Quadratmeter-Areal der früheren US- Bäckerei, Hanauer Landstraße 270.

SPD-Unterbezirkschef Sieghard Pawlik votierte dafür, an Nieder-Eschbach als Standort eines Fleischmarktes festzuhalten: "Die Planungen sind im Genehmigungsverfahren schon extrem weit." Die Grünen im Römer forderten "dringlich Aufklärung" durch Wentz über das Durcheinander. Geschäftsführer Lutz Sikorski erklärte, daß die Fraktion dem geplanten 50 Millionen Mark teuren Verkehrsnetz im Norden ohne Finanzhilfe des Bundes nicht zustimmen werde. Wentz erwartete, daß das Geld aus Bonn nach der Einigung von CDU/CSU, FDP und SPD über den "Solidarpakt" wieder fließt. Die Stadt soll schon für zwei Millionen Mark Grundstücke aus Privatbesitz gekauft haben, um die Westumgehung Nieder-Eschbach bauen zu können.

Unterdessen wuchs in der SPD die Kritik an Wentz - ihm unterstellt die Parteibasis, er habe schon vor der Kommunalwahl am 7. März von der Absicht der Norddeutschen Fleischzentrale (NFZ) gewußt, auf einen Schlachthof in Nieder- Eschbach zu verzichten. Wie jetzt bekannt wurde, diskutierte der Unterbezirksvorstand (UBV) der SPD schon am 17. August 1992 einen Antrag, das Schlachthof-Projekt zu kippen - weil Geld aus Bonn für das Verkehrsnetz fehle. Mit neun zu vier Stimmen folgte der UBV damals Wentz, der am Schlachthof festhielt. Bei der Kommunalwahl verlor die SPD dann im Norden empfindlich.

SPD-Unterbezirkschef Pawlik sah dennoch "keine Versäumnisse" von Wentz und der Partei im Zusammenhang mit dem Schlachthof. jg

Die Arbeit des Metzgers erregte Bewunderung wie Ekel / Handwerk wie Anno dazumal

Wurst glücklicher Schweine Hausschlachtung im Hessenpark als Publikumsmagnet Von Claudia Nenninger

Die Reaktionen der Besucher reichten von ehrfürchtiger Bewunderung bis zum blankem Entsetzen. "Mein lieber Mann, die schaffen!", und "Dat sinn Künstler!" lauteten die Lobpreisungen der Begeisterten. Die Geschockten hingegen wandten sich mit Ausrufen wie "Iiihhh, das ist nur Blut!" schaudernd vom Geschehen ab. Was die Gemüter so erregte? In der Wurstküche der Hofanlage Emstal-Sand im Hessenpark wurde "die Sau geschlacht' ".

Genauer gesagt, zur Wurst verarbeitet - zu Blut-, Leber- und Bratwurst. Das Abstechen und Abbrühen der Schweine gehörte schon aus veterinärrechtlichen Gründen nicht zum Programm. Erhard Moos, Landwirtschaftsleiter im Hessenpark, war noch aus einem anderen Grund froh über die Entscheidung: "Da kippen uns die Leute nicht um." Gleichwohl vermißten die Leute das Töten. "Viele sind blutrünstig. Sie beschwerten sich, daß wir es nicht zeigen", sagte Moos.

Die Schweine kamen in Hälften gespalten und ausgenommen in der Hessenpark-Wurstküche an, wo Kurt Reiter, Metzgergeselle aus Naunstadt, morgens um sieben Uhr sein Tagwerk begann: Als erstes mußte er Feuer im Steinherd machen, um den 200 Liter großen Wasserkessel zum Kochen zu bringen. Hier half Ewald Börner, als Verantwortlicher für die Technik der Dritte im Schlachter- Bunde. Schweineköpfe, -füße, Einzelteile und Bauch kamen für Leber- und Blutwurst hinein; für Bratwurst galt es, Vorderseite, Bauch und Hinterschinken zum Kochen zu bringen. Das Kesselfleisch stammt von den besseren Partien, wie Kamm, Kotelett und Schinken.

Nach anderthalb Stunden Köcheln ging die Arbeit richtig los: Das Fleisch mußte von den Knochen abgelöst und für die Wurst durch den Wolf gedreht werden. "Zum Glück einen elektrischen", freute sich der Metzger. Der elektrische Wolf war neben dem Alu-Arbeitstisch das einzige neuzeitliche Werkzeug, das - ebenfalls aus veterrinärrechtlichen Gründen - Einzug in die ansonsten Original-Gutshofsküche halten mußte. Der Rückfall in die Arbeitswelt von Anno dazumal, räumte der Metzger ein, ließ ihn zum Ende der Woche deutlich die eigenen Knochen spüren. "Bei uns in der Metzgerei gibt's für alles eine Maschine", erklärte er.

Handarbeit war vor allem beim Würzen der Wurstmasse in der 200 Liter- Wanne gefragt. Für die richtige Mischung von Salz, Pfeffer, Muskat, Majoran und Nelke war nicht nur die Muskelkraft beim Umrühren gefordert. Statt auf eine Fertigmischung mußte sich der Metzger außerdem auf seine Geschmacksnerven verlassen. "Da mußte ich ein paarmal probieren", meinte er und erklärte mit Blick auf seinen Leibesumfang schmunzelnd: "Deshalb bin ich auch so dick." Dazu kommt die nicht zu vernachlässigende Kalorienzahl der Schnäpse, die beim Probieren zur besseren Verträglichkeit unerläßlich sind . . .

Das abschließende Stopfen und Abbinden der Würste war ebenfalls reine Handarbeit. Dabei dürfte der Naunstädter Geselle eine Guinnessbuch-verdächtige Leistung erzielt haben. Würde man die Schweinedärme, die er in der vergangenen Woche mit Wurstmasse füllte, hintereinanderaufreihen, käme die imposante Länge von knapp zweieinhalb Kilometern heraus. "Wir haben jeden Tag fast tausend Würste hergestellt und insgesamt 13 Schweine verarbeitet", rechnete Landwirtschaftsgruppenleiter Moos stolz zusammen. Die Tiere stammten aus der eigenen Hessenpark-Züchtung. Die Wurst der glücklichen Museumsschweine, die im freien Gelände mit Museums-Schrot und -kartoffeln ihren Speck ansetzen durften, stieß bei den Besuchern auf eine Riesennachfrage. Für Schinken-, Wurstbüchsen- oder Räucherproduktion blieb nie etwas übrig - die Tagesproduktion wurde stets an Ort und Stelle verzehrt.

Die Hausschlachtung rief bei vielen Besuchern auch Erinnerungen an ihre Kindheit wach. Die Düfte aus vergangenen Zeiten verführten sogar Kurgäste aus Bad Homburg zum Naschen. Hubert Paul aus Biedenkopf bei Marburg fühlte sich in die 50er Jahre zurückversetzt. "Wir haben früher zu Hause jedes Jahr ein Schwein geschlachtet und ich habe alles mitgemacht", erzählt er. "Mein Vater ging in die Fabrik und Fleisch beim Metzger war zu teuer." Mitte der 60er Jahre war die Zeit des Schlachtens in seiner Familie vorbei. "Keiner wollte die Sachen mehr essen." Seit kurzem, sagt er - und liegt damit voll im Trend -, hat er das Hausgemachte wieder für sich entdeckt.

Wer die Hausschlachtung im Hessenpark verpaßt hat, kann das Versäumte bestimmt nachholen. Aufgrund des Erfolgs der Aktion, die zum ersten Mal ausprobiert wurde, ist die Wiederholung vorprogrammiert. Landwirtschaftsleiter Erhard Moos sieht das nicht anders.

Karten, mit denen nie telefoniert wird

Sammelobjekte werden schnell teuer

Was waren das Zeiten, als jeder noch so wertlose Politikerkopf im warmen Wasserbad vom Briefumschlag gelöst, auf Zeitungspapier getrocknet und anschließend im Album verstaut wurde. Briefmarkensammeln, das bei den meisten mit beginnender Pubertät aus der Mode kam, war in Kindheitstagen ein regelrechter Volkssport. Doch nun scheint auch dieses Hobby vom Aussterben bedroht: Im Zeitalter des bargeldlosen Zahlungsverkehrs schwenkt auch der Sammler-Zeitgeist hin zum Plastik. Der Trend geht zur Telefonkarte.

Das "Telefonieren ohne Münzen" ist so neu nicht. Bereits 1883 verkaufte Bayern Billets "zur Benützung einer öffentlichen Telephonstation auf die Dauer von 5 Minuten". Es sollte aber noch 100 Jahre dauern, bis die ersten Kartentelefone in Frankfurt eingerichtet wurden. Wohl dem, der sich damals für recht geringe Beträge eine Versuchskarte zu eigen machte: Bis zu 12 000 Mark werden heute von Sammlern dafür gezahlt.

Die zuweilen enorme Wertsteigerung ist es denn wohl auch, die für viele den Reiz des Sammelns ausmacht. Preise von 200 Mark sind bei Telefonkarten keine Seltenheit mehr. Voraussetzung ist allerdings, daß mit der Karte noch nicht telefoniert wurde. Denn was dem Briefmarkensammler seine Zacken, das sind dem Telefonkartensammler seine Einheiten. Echte Profis tragen daher immer ein Gerät in Taschengröße mit sich herum, mit dem die Karten überprüft werden können.

Telefonkarten können nicht nur von jedem gekauft, sie können auch von jedem gemacht werden. Bei einer Mindestauflage von 1000 Stück kann man seine ganz persönliche Plastikkarten unter die Leute bringen, letzter Schrei sind Telefonkarten als Visitenkarten.

Anders sieht die Sache bei Schalterkarten, dem eigentlichen Objekt der Sammler-Begierde, aus. Hier beträgt die Mindestauflage 300 000 Stück.

Das war nicht immer so. Ein Frankfurter Gastwirt ließ sich 1991, als das noch möglich war, zwei Auflagen zu je 50 000 Stück drucken. Nachdem der Wirt, der gleichzeitig Inhaber eines Telefonkartengeschäfts ist, die handelsüblichen Sammlerstellen beliefert hatte, verkaufte er das gute Stück für mehr als 100 Mark an andere Händler.

Auch die ließen sich nicht lumpen und verlangten anfangs für die Karten knapp 200 Mark von ihren Kunden. Mittlerweile, so der findige Initiator dieser Preislawine, werde die Karte auf manchen Börsen für 400 Mark gehandelt.

Das Delikate an der ganzen Geschichte: Nur 5000 Karten fanden ihren Weg zum Postschalter, für die nach Schätzung der Telekom 300 000 bis 400 000 Sammler in Deutschland nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. So erwartet die Post am 29. März, dem Tag der Freigabe, auch einen "ungeheuren Run" auf das Messepostamt, Sammler sind gar davon überzeugt, das viele in der Nacht davor "vor dem Postamt campieren werden wie vor einem Rock-Konzert". Der Lohn der Strapazen scheint gering, ein jeder Kunde kann nur zwei der heißbegehrten Karten kaufen. Aber davon werden sich die Sammler kaum abschrecken lassen, denn wie Münz- oder Briefmarkensammler scheuen sie für ein gutes Stück weder Mühen noch Kosten. Eines unterscheidet sie aber von den beiden anderen Gruppen: Die Marotte, jedem Hobby durch griechische Bezeichnungen zu akademischen Weihen verhelfen zu wollen. Aus Briefmarkensammlern werden Philatelisten, aus Münzsammlern Numismatiker - nur die Telefonkartensammler bleiben schlicht Telefonkartensammler. skb

BP-Konzern baut seine Öltanks auf der Hafeninsel ab Streit mit den Stadtwerken: Wer zahlt für die Altlasten? / Auf dem Gelände soll Gewerbe angesiedelt werden Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Für einen freien Blick über den Fluß nach Fechenheim sorgt der Mineralölkonzern BP. Er baute seine riesigen Öltanks ab, weil er sie nicht mehr braucht, und weil sein Grundstücks-Pachtvertrag mit den Stadtwerken Offenbach (SOG) ausgelaufen ist. Auf dem 30 000 Quadratmeter großen Gelände soll Gewerbe angesiedelt werden. SOG-Sprecher Roman Röhrig sagt: "Wir sind bereits mit einer großen Speditionsfirma im Gespräch." Zur Zeit wird geklärt, wie das Gelände und seine kontaminierten Böden saniert werden sollen. Die anderen auf der Halbinsel ansässigen Mineralölkonzerne nutzen ihre Tanks weiter. Ihre Verträge laufen teilweise noch bis zum Jahre 2004. Laut Vertrag muß die BP das Gelände "sauber" an die SOG zurückgeben. Ein Gutachten soll klären, wie stark die Fläche belastet ist.

Roman Röhrig berichtet, daß es bereits jetzt zwischen BP und SOG Differenzen über die Art und Weise der Sanierung und unterschiedliche Auffassung über den Verursacher der Altlasten gibt: "Wir haben zwar das Gutachten noch nicht, aber es zeichnet sich ab, daß es eine gerichtliche Auseinandersetzung geben wird." Dagegen versichert BP-Pressesprecher Uwe Reif aus Hamburg: "Es gibt keine Probleme, der Abriß verläuft nach Plan. Im Einvernehmen mit der Stadt beobachtet alles ein unabhängiger Gutachter." Der Hafen, die künstliche Hafenhalbinsel und die Hochwasserdämme entstanden um die Jahrhundertwende. Schon damals waren italienische Arbeiter kräftig mit am Werk. 1902 wurden der Hafen, die Hafenbahn und das Elektrizitätswerk offiziell eingeweiht. Schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Hafeninsel als Sprit-Depot, unter anderem auch von der Reichswehr, und nach dem Kriege auch von der US-Army benutzt.

Die Hafeninsel gilt als stark verseucht. Schon beim Bau des Hafens war schwer gesündigt worden. Die Gruben im Hochwasserdamm wurden nicht nur mit Baggeraushub, sondern auch stark mit Chrom und Arsen verseuchten Lederabfällen, Schlacke, Hausmüll und Straßenkehricht verfüllt.

Deshalb faßte die Stadtverordnetenversammlung im April 1992 den Grundsatzbeschluß, daß das Hafenareal Gewerbegebiet bleiben soll. Die Kosten für eine radikale Beseitigung aller Altlasten hätte den Bau von "Wohnungen am Fluß" unbezahlbar gemacht.

Die rot-schwarze Koalition beauftragte den Magistrat und die Stadtwerke, ein Nutzungskonzept für den Gewerbestandort Hafen zu erarbeiten, weil "die bisherige Nutzung eine Verschleuderung an wertvollen Gewerbeflächen darstellt". Auf dem 150 000 Quadratmeter großen Areal sind nur 220 Personen beschäftigt, die Stadtwerke als Eigentümerin des Geländes erwirtschaftet jährlich nur 250 000 Mark. Das Stadtparlament vertrat die Meinung, daß hier 2 200 Menschen beschäftigt werden können, und Gewinne von drei bis fünf Millionen Mark zu erwirtschaften sind.

Um Platz zu schaffen für weitere Gewerbebetriebe, so beschloß das Stadtparlament, wird das Kohlelager der Energieversorgung (EVO) weiter nach Westen verlagert. Auf dieser rund 40 000 Quadratmeter großen Fläche werden mit Massengütern handelnde Firmen "verdichtet angesiedelt", um den Hafen als Güterumschlagplatz attraktiver und ertragreicher zu machen. Auf den verbleibenden 100 000 Quadratmeter - und dazu zählt die jetzt von BP freigemachte Fläche - sollen Dienstleistungsfirmen und ein Gewerbepark angesiedelt werden.

Briefe an die Redaktion

Rechtsstaat ist stärker als taktische Possen Vor dem Hintergrund der Krifteler Affäre um Bürgermeister Hans-Werner Börs übt ein Leser harte Kritik an der Main-Taunus-CDU, von der er ein "Ende der Rücksichtnahmen" fordert:

Das Vertrauen der Bürger in die Rechtsstaatlichkeit von Ermittlungsbehörden hat sich als stärker erwiesen als die taktischen Possen von drei Anwälten, gewisser "Freunde" und sonstiger Bekundungen zugunsten des inhaftierten und vom Amt suspendierten Krifteler Bürgermeisters Börs. Nun ist es Zeit, daß jene politischen Dünnbrettbohrer die notwendigen Konsequenzen ziehen, welche sich an die Spitze derer stellten, die eine durch smart-willfährige Zugänge ergänzte, neu zusammenkonstruierte Mannschaft ohne große Ausstrahlung für den Wähler durchboxten.

Als Hauptverantwortlichen für das Debakel verdient der Kreisvorsitzende Lutze nur die Aufforderung nach seinem Rücktritt. Denn er hat immer wieder seinen intensiven Kontakt zum jugendlichen Chef der Krifteler Christdemokraten, Schwebel, herausgestellt, anstatt ihn und andere rechtzeitig zu bremsen, die ihre Qualifikation unter anderem durch Nichtkenntnis der Bedeutung des 9. November nachgewiesen haben.

Lutze hat lange Zeit die Nähe des Börs- Hauses gesucht, in der - vergeblichen - Hoffnung, bei der Rückkehr seines engen Vertrauten ein wenig vom vermeintlichen Presse-Glanz abzustauben. Schon im vergangenen Herbst habe ich Lutzes Rücktritt gefordert: Schweigen war die Folge, doch angesichts der danach eintretenden Belastung des Wahlkampfs durch die Ereignisse in der Obstbaugemeinde wollte ich den vielen ehrenamtlich Aktiven an der Basis nicht durch eine weitere Personaldebatte das Leben schwer machen.

Nach dem Ergebnis der Kreistagswahl bin ich froh, nicht weitere vier Jahre das taktische Gerangel um Einfluß im Kreishaus mittragen zu müssen. Typische Szene: Am Abend nach der Wahl gratuliert Horst Lutze Landrat Riebel dafür, daß die CDU Main-Taunus um weitere 4,6 Prozent kontinuierlich abgerutscht ist (fast 20 Prozent weniger als 1977!), beschreibt die Fata Morgana eines "exzellenten Wahlkampfs" und mahnt seine "lieben Parteifreunde" (Kreistagsfraktion und Kreisverbandsausschuß), nicht "triumphierend" umherzuziehen; und während der wahre "Kopf" der Christdemokraten, Roland Koch, seine Zuhörer mit Hoffnungen auf eine "bürgerliche" Mehrheit "ergreift", sitzen nebenan die Gesprächspartner Gerd Mehler und Veronika Kiekheben-Schmidt-Winterstein - von der SPD . . .

Daß jene, welche die Irrwege der vergangenen Monate geschaufelt haben, aus ihren Funktionen scheiden, anstatt sich gegenseitig Lobhudeleien zuzuwerfen, halte ich jedoch für eine eine Voraussetzung echter Erneuerung der CDU Main- Taunus, die unter ihren Kreisvorsitzenden Manker, Koch und Nagel einst Glanzpunkte setzte!

Peter Weihnacht Hauptstraße 102, 6232 Bad Soden

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Familiengottesdienst

MAINTAL. Die evangelische Kirchengemeinde Maintal-Bischofsheim veranstaltet am Sonntag, 21. März um 9.30 Uhr in ihrer Kirche (Alt Bischofsheim) einen etwas aus dem üblichen Rahmen fallenden Familiengottesdienst. Unter dem Motto "Nun kommt der Frühling bald ins Land" wird der Gottesdienst mit Frühlingsliedern, Tänzen und Spielen angereichert. Schließlich wird auch noch ein Kind getauft und in die christliche Gemeinschaft aufgenommen. pom

Kinder werben für Freundschaft Kinderhort lädt am 26. März zu einer Demonstration ein

FRIEDBERG. Für ein friedliches Miteinander und für Freundschaften ohne Grenzen demonstrieren am Freitag, 26. März, ab 14.30 Uhr die Jungen und Mädchen des Kinderhortes des Deutschen Kinderschutzbundes gemeinsam mit Erwachsenen in der Friedberger Burg. Entstanden ist die Idee zu dieser Demonstration nach den Ausschreitungen gegen ausländische Mitbürger Ende vergangenen Jahres.

Viele Kinder seien von den Gewalttaten "sehr betroffen" gewesen, schreibt der Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes, in dessen Kinderhort täglich Jungen und Mädchen verschiedener Nationalitäten zusammentreffen. Bereits damals hatten die Kinder spontan Flugblätter verteilt und Unterschriften gesammelt. Am kommenden Freitag nun wollen sie gemeinsam mit allen Friedberger Schülerinnen und Schülern erneut öffentlich auf der Kaiserstraße zeigen, daß Ausländerfeindlichkeit in Friedberg keinen Platz hat. Im Anschluß können die Kinder im Bibliothekszentrum Klosterbau Lieder und Sketche vorführen. Dort sind in einer Ausstellung auch Bilder und Geschichten der Kinder zum Thema zu sehen. cor

Auto überschlug sich und landete auf dem Dach

GRÜNDAU. Unter Alkoholeinfluß stand nach Angaben der Polizei eine Autofahrerin, die Sonntag nacht auf der Bundesstraße 457 verunglückte und sich dabei leicht verletzte. Die Frau war Richtung Büdingen nach rechts von der Fahrbahn abgekommen. Ihr Wagen überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Die Fahrerin, der eine Blutprobe entnommen wurde, gab an, von einem Auto geblendet worden zu sein. Der Schaden beträgt 12 000 Mark.

Zwei Leichtverletzte und 11 000 Mark Schaden forderte ein Auffahrunfall auf der Landesstraße 3333 am Sonntag nachmittag. In Höhe der Gemeindeverwaltung war hatte ein Mazda-Fahrer zu spät bemerkt, daß der Wagen vor ihm anhalten mußte. Dessen Fahrer und Beifahrerin erlitten leichte Verletzungen. jan

Wenn eine Pastorin aus der Kirche austritt In Ostdeutschland haben sich viele Gläubige noch nicht mit dem staatlichen Einzug der Kirchensteuer abgefunden

"Es war die absurdeste Problemstellung, die ich je auf einer Sitzung der Kirchenleitung erlebte", sagt Heino Falcke, Propst zu Erfurt und Mitglied der Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen (KPS), die große Teile Sachsen-Anhalts und kleinere Teile Thüringens und Sachsens umfaßt und ihren Sitz in Magdeburg hat. "Als Christ einst in der DDR glaubte ich bisher, es komme darauf an, daß unsere Namen im Himmel geschrieben sind. Doch im Staat, dem ich jetzt angehöre, lerne ich: Es kommt allein darauf an, daß die Namen auf der Lohnsteuerkarte geschrieben sind." Die "absurdeste Problemstellung" ergab sich durch Bitten von Gläubigen, die zwar jederzeit bereit sind, der Kirche zu geben, was der Kirche Von Karl-Heinz Baum (Halle) ist, also Kirchensteuer zu zahlen, die aber nicht akzeptieren, daß dies über staatliche Finanzämter geschieht. Daß es überhaupt ein Problem wurde, hängt mit ostdeutscher Kirchengeschichte zusammen.

In der DDR hat es durchaus eine Kirchensteuer gegeben. Doch der Staat kümmerte sich nach dem von der SED festgelegten Verfassungsgrundsatz "Trennung von Kirche und Staat" nicht darum. Die Kirchen hatten über eigens eingerichtete "Kirchensteuerämter" dafür zu sorgen, daß die Gläubigen nach Tabellen entsprechend dem Einkommen die Steuer zahlten. Viele taten das, andere zum Teil, manche gar nicht; es lief sozusagen auf Treu und Glauben. Diese Art der Einziehung bot auch Chancen. Wer aufs Amt kam, um zu zahlen, schaute beim Pfarrer schnell hinein. Wenn kirchliche Mitarbeiter ins Haus kamen, um an die Steuern zu erinnern, hörten sie Nöte und Sorgen der Menschen. "Diese Art hat dazu geführt, daß wir das Ohr an der Basis hatten", sagte auf der Synode des DDR-Kirchenbundes im Herbst 1990 ein Synodaler, als es um die Übernahme des West- Steuersystems für die Ostkirchen ging.

Damals waren die Würfel längst gefallen. Heike Witzel, Mitglied der (Ost-)Konferenz der Kirchenleitungen, erinnert sich: "Zur Sitzung waren gleich drei Finanzexperten der EKD angereist. Als wir Vorteile des Ostsystems lobten, hielt man uns vor, in Wahrheit hätten die West- die Ostkirchen all die Jahre finanziert, über die Kirchensteuer. Sollten wir auf dem Ost-System bestehen, werde man alle Zahlungen für Ostkirchen einstellen. Ich fühlte mich erpreßt." Wochen später stimmten die acht Landeskirchen dem Steuersystem West zu.

Doch manche Gläubige im Osten wollten es dabei nicht bewenden lassen. Sie wehrten sich auf ihre Weise, gaben "konfessionslos" beim Finanzamt an, zahlten aber an die Kirche bis zu zehn Prozent ihres Einkommens, meist mehr als den üblichen Neun-Prozent-Anteil der fälligen Einkommensteuer.

Es sprach sich herum, daß Prominente zu den Verweigerern zählen. Etwa die Stendalerinnen Erika Drees und Cristina Schulz, die beide einst der "Ökumenischen Versammlung der Kirchen der DDR" angehörten, jener Versammlung von Protestanten und Katholiken, die im Mai 1989 den Startschuß für eine zu verändernde DDR gaben. Auch Ingenieure, Ärzte, kirchliche Mitarbeiter und zwei Pastorinnen hatten sich den Verweigerern zugesellt. "Aus Gewissensgründen und theologischen Gründen lehnen wir dieses Verfahren ab."

Der Schwebezustand hätte andauern können. Doch die Verweigerer fanden im Herbst auf ihren Lohnsteuerkarten für 1993 in der Rubrik "Kirchensteuerabzug" die Buchstaben "ev" für "evangelisch". Einige protestierten beim Kirchenamt, andere fragten beim Finanzamt nach. Alle erhielten die gleiche Antwort: "Wer nicht zahlen will, muß aus der Kirche austreten; einen andern Weg gibt es nicht!"

Während andere zögerten, entschloß sich Jutta Rittweger, Pastorin an der Marktkirche zu Halle, der Hauptkirche der Saalestadt, auch zu diesem Schritt. Sie, die sich 1990 gegen das staatliche Verfahren ausgesprochen hatte, war überzeugt, dies eigener Glaubwürdigkeit schuldig zu sein. Ein Zehntel ihres Einkommens überwies sie der Gemeinde und erklärte am 17. November den Austritt, nicht ohne zu betonen, dies tue sie nur "formal"; schließlich steht in der Steuerkarte "Kirchensteuerabzug" und nicht "Kirchenzugehörigkeit".

Gleichzeitig schrieb sie dem Bischof: "Durch die Taufe begründet sich meine Kirchenzugehörigkeit, aus der sich auch die Verpflichtung ergibt, Kirche finanziell mit zu tragen. . . . Die Verquickung von kirchlichen Rechtsstrukturen, die immer weltlich, zeitlich begrenzt sind, mit gültiger geistlicher Zusage und Auftrag sind für mich nicht nachvollziehbar. Ich verstoße gegen diese Rechtsordnung, weil für mich die Wertigkeit nicht mehr stimmt. . . . Ich kann nicht verstehen, wie eine Kirche es einfach hinnimmt, daß gerade sehr engagierte Gemeindemitglieder die Kirche verlassen, weil sie sich an dieser Struktur reiben und keine gleichwertige Alternative haben."

Jutta Rittweger schlug gleich eine Alternative vor: ein Extrakonto bei der Landeskirche, auf das direkt überwiesen werden kann. Sie glaubt, daß einer Minderheitenkirche - im Osten gehört nur noch jeder fünfte der evangelischen Kirche an - ein staatliches Einzugsverfahren ohnehin nicht zukommt.

Die 32jährige Pastorin hat einiges in Bewegung gesetzt, zumindest in ihrer Landeskirche. Der Personal- und der Finanzdezernent eröffneten ihr, nach geltendem Kirchenrecht sei ihr Vorhaben nicht möglich. Wer gegenüber dem Amtsgericht den Austritt erkläre, sei nicht mehr in der Kirche, könne schon gar nicht, wie sie es tat, weiter als Pastorin arbeiten, auch nicht bei nur "formellem" Austritt.

Nach einem Monat ist sie ihrer Kirche "formell" wieder beigetreten. "Der Preis war mir zu hoch; ich liebe meinen Beruf. Ich will ihn nicht aufgeben." Eigentlich hatte "das Mauerblümchen" (so wurden in der DDR nach dem Mauerbau 1961 Geborene genannt) Ärztin werden wollen. Die Pfarrerstochter aus dem thüringischen Schleiz hatte kein Abitur machen dürfen, wurde Apothekenfacharbeiterin. An der Abendschule holte sie ein Teilabitur nach, das nur ein Theologiestudium zuließ. Als Studentin in Jena und Halle engagierte sie sich in der Bewegung "Schwerter zu Pflugscharen". 1989 wurde sie Vikarin an der Marktkirche, erlebte "im Tag-und-Nacht-Einsatz" die DDR- Wende; die Marktkirche war in Halle Zentrum der Revolution. Seit 1991 ist sie Pastorin, ließ sich aber nicht ins kirchliche "Beamten"-Verhältnis übernehmen.

Die Magdeburger Kirchenleitung baute ihr eine "goldene Brücke", die alles ungeschehen machen soll. Am 9. Februar unterschrieb sie eine "Widerrufserklärung", in der sie bekundete, sich "über Rechtsinhalt und Rechtsfolgen" ihres Schritts nicht im klaren gewesen zu sein. Immerhin, die Kirchenleitung kam ihrer Bitte nach, auf jener Sitzung mit der "absurdesten Problemstellung": Das Konsistorium soll über Alternativen zum Kirchensteuereinzug nachdenken. Schließlich haben andere ihren Austritt angekündigt, lassen wie Erika Drees keinen Zweifel, daß sie den Schritt tun werden, wenn es keine andere Lösung gibt.

Seit dem Magdeburger Beschluß hängt der Haussegen in der Evangelischen Kirche in Deutschland schief. Kirchenobere der KPS mußten sich von Westdeutschen schon manches böse Wort gefallen lassen, etwa warum Magdeburg nach erfolgtem Widerruf nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen sei. Was wäre schon gewesen, wenn man eine Pastorin und ein paar Gläubige weniger habe.

Der staatliche Einzug der Kirchensteuer ist eine heilige Kuh, bei Protestanten und Katholiken gleichermaßen. Wohl gab es auch im Westen immer mal Stimmen, die diese Form kritisierten: auf katholischer Seite 1985 der renommierte Bensberger Kreis; auf evangelischer 1990 EKD-Ratsmitglied und Jurist Jan Niemöller. Sie und andere machten die gleiche Erfahrung: Sie wurden totgeschwiegen. So wäre es vielen Kirchenoberen auch jetzt am liebsten.

Diesmal aber wird es die öffentliche Diskussion geben. Der Synode der Kirchenprovinz Sachsen, die kommendes Wochenende tagt, liegen mehrere Anträge zu dem heiklen Thema vor. Hinzu kommt: Das Steuerprivileg hat zwar seit der Weimarer Republik Verfassungsrang, wäre nur durch Grundgesetzänderung (Zweidrittel-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat) abzuschaffen. Die Verfassung schützt aber nicht das staatliche Einzugsverfahren. Da brauchte nur Landesgesetz geändert zu werden, sollte eine Synode einen entsprechenden Beschluß fassen.

Alternativen sind denkbar: Etwa die, die Niemöller vorschlug, jeder Kirchensteuerzahler müsse gegenüber dem Finanzamt sein Einverständnis erklären, mit einem Vermerk in der Lohnsteuerkarte. Oder die des Bensberger Kreises, der unter dem Jutta Rittweger nahen Motto "Geld darf nicht zum bestimmenden Faktor im Leben der Kirche werden" eine völlige Neuorganisation der Kirchen vorschlug als Vereine mit Satzungshoheit der Vereinsmitglieder oder Finanzierung allein über steuerbegünstigte Spenden.

Jutta Rittweger und andere Kritiker des Einzugssystems könnten deutsche Kirchengeschichte schreiben. Das besondere Verfahren gibt es außer in Deutschland nur noch in Dänemark und einigen Schweizer Kantonen. Brüssels EG-Bürokraten denken längst bei der Kirchensteuer an eine einheitliche Lösung, und Deutschland gilt nicht als Vorbild. Vielleicht kommt es bald auch für Christen in Deutschland vor allem darauf an, daß ihre Namen im Himmel geschrieben sind.

Elternverein: Flohmarkt im Bürgerhaus

MAINTAL. Der Elternverein Maintal- Bischofsheim veranstaltet am Samstag, 20. März von 14 bis 17 Uhr im Bürgerhaus Bischofsheim (Dörnigheimer Weg) einen Flohmarkt. Die Angebote sollen wesentlich aus Kinderkleidung und Spielsachen betehen, aber auch Kinderbücher, Kassetten und Gebrauchsgegenstände "rund ums Kind" sind im Angebot erwünscht, wie der Verein mitteilt. Unter der Telefonnummer 0 61 09/ 6 51 87 können weitere Informationen erfragt und Stände bestellt werden. Für Kaffee und Kuchen sorgen die Veranstalter selbst. Der Erlös des Flohmarktes kommt dem Elternverein zugute. pom

Brief an die Redaktion

Ohne Rücksicht auf die Natur Unseren Bericht über Holzrücken mit Pferden im Maintaler Stadtwald (FR vom 6. März: "Schufterei für Wallach Igor") nimmt ein Fachmann zum Anlaß, die Forstpolitik des Landes Hessen zu kritisieren Mit Erstaunen habe ich Ihren obigen Artikel gelesen. Als Insider kann ich einige Passagen sowie die Angelegenheit als Ganzes nicht unwidersprochen lassen.

Nicht nur der Wallach Igor des Herrn Batik ist zum Holzrücken abgerichtet, sondern auch im Main-Kinzig-Kreis sowie in ganz Hessen gibt es bzw. gab es an die 500 Holzrückpferde, die jedoch leider zu 95 Prozent arbeitslos sind, da die Forstverwaltungen mit Unterstützung aus Wiesbaden Arbeitsaufträge wegen der kurzfristig höheren Kosten bei dieser Holzrückweise verweigern. Statt dessen kommen riesige Vollerntemaschinen und Rückezüge ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt zum Einsatz.

Die Hessische Forstverwaltung möchte Wirtschaftlichkeit um jeden Preis und dabei sind ihr die zwei bis drei Mark pro Festmeter, die unsere Pferderücker für die schonende Arbeit mehr bekommen müssen, zu teuer. Im Klartext: Pferdeholzrücker wurden und werden mit allerlei Differenzen und Schikanen zum Aufgeben gezwungen. Die wenigen Forstamtsleiter, die so pflegend wie möglich als echte Naturschützer arbeiten und deshalb ganzjährig Pferde zum Einsatz bringen, werden auf höchster Ebene gerügt.

Während die "Allgemeine Forstzeitschrift" Nr. 51-52/1987 und 7/1988 Sonderdrucke über den Pferdeeinsatz imForst mit Kosten-/Nutzen-Berechnungen, die durchweg positiv für den Pferdeeinsatz sind, herausgegeben haben, das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik in Darmstadt in 1990 ein Merkblatt über das Holzrücken mit Pferden erarbeitet hat, das ebenfalls nur Vorteile für Boden und Bäume feststellt und letztendlich zu dem Schluß kommt: "Die Umweltfreundlichkeit des Pferdes gegenüber eine Maschine bedarf keiner weiteren Erläuterung", muß man entsetzt sein, mit welcher Arroganz und Ignoranz hier bei uns in Hessen einer Maschinenlobby mit plumpen Argumenten das Wort geredet wird. Hier wird gewissermaßen Volksverdummung von oben betrieben. Und dies geschieht, wie viele wissen, aus reinem Profitdenken.

Wer mit offenen Augen durch die Wälder geht und sieht, wie überall im Abstand von 20 bis 25 Metern - passend für den Hydraulikgreifer des Vollernters - Maschinengassen angelegt werden, wer die tief zerfurchten zermahlenen Böden, die von den schweren Maschinen beschädigten Randbäume sieht, der beginnt zu begreifen, daß Förster nicht immer mit Naturschützern gleichzusetzen sind.

Selbstverständlich mißt die Landesforstverwaltung im offiziellen Sprachgebrauch dem Pferdeeinsatz bei der Holzbringung einen hohen Stellenwert zu, leider sieht es jedoch trotz und hauptsächlich wegen reiner Lippenbekenntnisse sehr trübe aus, und dies ganz im Gegensatz zu den Koalitionsvereinbarungen zwischen Rot/Grün, die im Bereich der Forstwirtschaft die intensive Förderung des Holzrückens mit Pferden vorsahen.

Man fragt sich unwillkürlich, wie die Landesregierung in Hessen Umweltschutz und im Zusammenhang damit Abgabenforderungen gegenüber ihren Bürgern glaubhaft vertreten will, wenn innerhalb der Forstwirtschaft des waldreichsten Bundeslandes mit Holzham- mermethoden gearbeitet wird? Der Wald ist Allgemeingut, anstatt alles daranzusetzen, ihn so wirtschaftlich und kostengünstig wie möglich mit Monstermaschinen auszubeuten, sollte er so naturnah und schonend wie möglich behandelt werden, damit sich auch nachfolgende Generationen noch daran erfreuen bzw. damit überleben können. Das sind wir der Schöpfung schuldig.

Im Nachsatz möchte ich die Bezeichnung "Schufterei" in ihrer Überschrift des besagten Artikels abschwächen: für gute Rückepferde der kaltblütigen Rassen ist die Arbeit keine Quälerei, im Gegenteil es macht den Tieren Spaß und sie denken tatsächlich mit.

Gerhard Schultheis,

Seidenroth

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Rosentreter führt Fraktion der FDP in Oberursel

OBERURSEL. Die FDP im Oberurseler Stadtparlament wird weiterhin von Dieter Rosentreter angeführt. Der Fraktion gehören außer ihm die Parteivorsitzende Dorothea Henzler und Stefan Ruppert - mit 21 Jahren jüngster Stadtverordneter - an.

In den Magistrat entsendet die FDP den 29jährigen Wolfram Gaigl; er ist ein Neuling in der Kommunalpolitik und "sieht seinem Amt mit einer gesunden Portion Neugier entgegen", wie die Parteivorsitzende Dorothea Henzler verlauten läßt. hko

Neue Verfassung für Andorra

og MADRID, 15. März. Andorra ist seit Sonntag ein "unabhängiger, demokratischer und sozialer Staat". Mit 74 Prozent Ja-Stimmen haben die Wähler in einem Referendum eine neue Verfassung angenommen und so der Umwandlung von einem mittelalterlich-feudalen in ein modernes Staatswesen zugestimmt.

Staatschefs bleiben weiter die "Ko-Fürsten" - der französische Präsident und der Bischof des spanischen Nachbarortes Seo de Urgell -, doch sie werden nicht mehr wie bisher regieren, sondern den Pyrenäenstaat repräsentieren. Das bisherige Staatssystem, das keine Gewaltentrennung und keine politischen Parteien kannte, wird in einer Übergangsphase bis Ende des Jahres erneuert. Andorras Parlamentspräsident Jordi Farras verkündete nach Bekanntwerden des Ergebnisses des Referendums: "Andorra ist nicht mehr zweitrangig, es hat sich in die Gemeinschaft der unabhängigen und souveränen Staaten eingegliedert".

Abgestimmt hatten 76 Prozent der 9123 Stimmberechtigten. 4903 der 6910 Wähler votierten mit Ja. Der Rest der rund 60 000 Einwohner des Einkaufs- und Tourismusparadieses konnte an der Abstimmung nicht teilnehmen, weil sie Ausländer sind.

Kasperpuppen auf der Bühne Hauff-Märchen, moralinsauer

Wenn heute ein fast zweihundert Jahre altes Märchen auf die Bühne gebracht wird, dann erwartet man doch, wenn es schon ein Märchen sein muß, irgend einen neuen Aspekt, eine überraschende Darstellungsweise oder wenigstens eine Persiflage der veralteten Moral. Nichts dergleichen darf erwarten, wer in den nächsten Wochen ins Kinder- und Jugendtheater im Bürgerhaus Nordwest- Zentrum geht. Dort hat sich Margarete Backhaus, die Leiterin des Theaters, an Wilhelm Hauff versucht und sein Märchen "Der falsche Prinz" für die Bühne bearbeitet und inszeniert.

Erzählt wird die Geschichte vom eitlen Schneidergesellen Labakan, der sich zu Höherem berufen fühlt und also in die Welt hinauszieht. Er trifft den Prinzen Omar, welcher bei einem Onkel aufwuchs und nun auf dem Weg zu seinen Eltern ist. Natürlich trickst Labakan den echten Prinzen aus und gibt sich an seiner Statt für den Sohn des Sultans aus. Doch mit Hilfe zweier Zauberkästchen wird der Schwindel schließlich aufgedeckt. Unter den dramatischen "Fort-fort-fort"-Schreien des ganzen Hofes stolpert Labakan von der Bühne. Ende des Theaters.

Die Kinder werden den Schneidergesellen, der sich mit seinem einfachen Leben nicht abfinden wollte, als Verlierer in Erinnerung behalten. Und die Moral von der Geschicht'? Vergeblich ist die Sehnsucht nach Höherem, man soll sein Glück eben nicht versuchen.

Aber selbst der bürgerliche Hauff hat seine Moral nicht so erzkonservativ formuliert, wie Margarete Backhaus sie inszeniert. Denn im Märchen gelangt Labakan mit Hilfe einer Zaubernadel aus dem Kästchen, das ihn als Schneider entlarvte, immerhin zu Glück und Reichtum. Und wenn er auch ein Schneider bleibt, so hat ihm seine Abenteuerei doch etwas eingebracht. Backhaus potenziert dagegen die Moral des Märchens auf der Bühne. Und auch sonst hat ihr Theaterstück wenig mehr zu bieten als reine Illustration des Märchenstoffes. Darüber können auch laute Musik, aufwendige Kostüme, oberflächlicher Witz und Bühnenklamauk nicht hinwegtäuschen. Man fühlt sich eher auf einem Kostümball als im Theater, von dem man doch mehr erhoffen darf als die Befriedigung des Konsumverhaltens fernsehverwöhnter Kinder.

"Sind das nur Kasperpuppen oder echte Menschen auf der Bühne?" fragte ein junger Zuschauer während der Premiere. Er hat sicher mehr davon, wenn ihm sein Papa Hauffs Märchen im Original vorliest. (Bis zum 24. April jeweils am Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag im Bürgerhaus Nordwest-Zentrum.)

JULIANE SPATZ

Bücherei drei Tage geschlossen

MAINTAL. Die Stadtteilbücherei in Maintal-Bischofsheim (Bürgerhaus) bleibt am 6., 7. und 8. April wegen Inventur geschlossen, wie die Leiterin, Krista Zitzmann, mitteilt.

FHW nominiert Steuding, REP Christ als Stadtrat

BAD HOMBURG. Gerhard Steuding soll die FHW (Freie Homburger Wähler) im Magistrat vertreten. Einstimmig nominierte die sechsköpfige Fraktion den Bad Homburger Kaufmann (Jahrgang 1952) als ehrenamtlichen Stadtrat. "Er ist für die FHW der richtige Mann am wichtigen Platz", erklärte Fraktionschefin Helga Dabelow.

Einstimmig hat auch die fünfköpfige Fraktion der Republikaner (REP) ihren Kandidaten für die Wahl des ehren- amtlichen Magistrats gekürt: Erich Christ, 1918 geboren, ehemals HUW- und noch früher CDU-Stadtverordneter, soll die Rechtsextremen als Stadtrat vertreten.Rat für Alleinerziehende Katholische Familienbildungsstätte hält neue Kurse

FRANKFURT-NORDWEST. Von Selbsterfahrung bis hin zum Kulturbuffet reicht das Angebotsspektrum der Katholischen Familienbildungsstätte Nordweststadt. "Nicht so sehr die Konfession ist für die Kursteilnehmer prägend, als vielmehr der sozio-kulturelle Umkreis der Nordweststadt", erläutert Markus Kaster, einer der Mitarbeiter.

Die Einrichtung am Tituscorso bietet ein umfangreiches Programm an: weiterbildende Seminare, Gesundheitsvorsorge und praktische Angebote für den kreativen Bereich lassen sich dort ebenso finden wie Hilfen für werdende Eltern, Eltern-Kind-Spielgruppen oder Gesprächs- und Selbsthilfekreise. In den "Montagabendgesprächen" etwa wird über das "Leben mit Kindern" nachgedacht.

Ein Wochenende für Paare, bei dem die Kinder betreut werden, soll der Kurs "Miteinander reden - Miteinander streiten" durchleuchten. Wie in der Partnerschaft die eigenen Wünsche bewahrt und Mißverständnisse aufgedeckt werden können, vermitteln die Familientherapeutin Dagmar Schramm und der Rechtsanwalt Winfried Schieferstein.

Einen wichtigen Akzent setzt die Familienbildungsstätte auf die Beratung alleinerziehender Frauen und Männer. Die Frage "Wie kann ich die Dreifachbelastung - Kinder, Beruf, Haushalt - tragen?" interessiert dort ebenso wie die Rechte und Möglichkeiten, unterstützt zu werden. Breiten Raum nehmen die Spielgruppen ein. Eltern können mit ihren Kindern ungestört spielen, sich mit anderen Eltern unterhalten und den Kindern so Freiraum lassen.

Im religiösen Teil des Angebotes dominiert Franz von Assisi. Sein "Leben und Träumen in der Kirche", sein "Querdenken" wird ebenso thematisiert wie der Franziskanerorden in heutiger Zeit. Handarbeitsangebote wie Klöppeln, Nähen, Kreativkurse von Ikebana bis zur Tiffanytechnik und Fotokurse gehören wie selbstverständlich ins Programm.

Musikalisch geht es zu in Keyboard- und Gitarrenkursen; Beweglichkeit ist gefragt bei Gymnastikgruppen und Tanzkursen. "Tango Argentino" wird ebenso angeboten wie "Meditatives Tanzen". Ökologie, Gesundheit und Geburtsvorbereitung sind weitere Themenblöcke.

Fortbildung und Selbsterfahrungsgruppen runden mit dem Kulturbuffet, bei dem Musik, Literatur und Gespräch zusammen mit kulinarischen Genüssen gereicht werden, das Programm ab.

Die Katholische Familienbildungsstätte Nordweststadt ist telefonisch zu erreichen unter 57 09 19. mab

"Also, dieses Rot ist wirklich witzig" Beim vierten Kleidermarkt der Grundschule Harheim ging es zu wie auf einem Basar

HARHEIM. Bereits zum vierten Mal bot sich in der Grundschule in Harheim die Gelegenheit, auf einem sogenannten "Tauschmarkt" Kleider für Kleinkinder feilzubieten. Viele Eltern konnten so kostengünstige Textilien aus zweiter Hand für ihren Nachwuchs erwerben.

Initiiert worden war der Kleidermarkt von der Vorklasse der Grundschule. Wer einen der 27 Verkaufstische für den Nachmittag mieten wollte, bezahlte fünf Mark und spendete einen Kuchen. Das Geld, das sich aus dem Kuchenverkauf und den Standgebühren summierte, war der Erlös und ist für die Vorklasse bestimmt.

"Davon kaufen wir Bastelmaterial, wenn wir beispielsweise Muttertagsgeschenke basteln", sagte Roswitha Probst, die Klassenlehrerin. "Die 20 Mark, die uns der Etat für jedes Kind zugesteht, reichen nämlich kaum aus." Das Zubrot von schätzungsweise 400 Mark komme da sehr gelegen, außerdem müsse man dann nicht immer wieder Eltern "um ein paar Mark für irgendwelche Kleinigkeiten" bitten. Die Idee zu einem Kleidertauschmarkt entstand vor zwei Jahren spontan bei einem Elternabend.

Seitdem wechseln zweimal im Jahr Strampelhosen, kleine T-Shirts, bunte Hemden und winzige Schühchen ihre Besitzer - jeweils rechtzeitig zur Frühjahrs- und Herbstmode . . . Besonderer Clou des Harheimer Kleidermarktes: Die Eltern geben die ausrangierten Klamotten nicht zum weiteren Verkauf ab, sondern handeln selbständig. So konnte hier und da noch ein Rabatt gewährt werden, entwickelten sich Gespräche über "dieses witzige Rot" eines Jäckchens, über Kleinkindermode, über Kinder überhaupt.

Es herrschte eine geschäftige, aber keineswegs hektische Atmosphäre. Die angebotenen Kleider wurden fachkundig begutachtet, um den Preis gefeilscht und hier und da freute sich eine Mutter (seltener ein Vater) über ein "Schnäppchen".

Die Kaffee- und Kuchenbar lockte zum Verweilen, Kinder flitzten fröhlich umher. Kurz: "Es ist wie auf einem Basar", bemerkte eine Besucherin.

"Wir veranstalten diesen Markt zum ersten Mal an einem Sonntag", berichtete die Elternbeirätin Ute Kreckl. Sie organisierte die Kleiderbörse mit und half, das Ereignis in Harheim und Umgegend bekannt zu machen. "Leider passen in diesen Raum nicht mehr als eben 27 Tische, aber das ist ja auch schon eine ganze Menge." Sie selbst breitete ebenfalls ein Angebot aus - an Tisch zwei.

Ihre Tochter, die in der Vorklasse ist, unterstützte sie nach Kräften, hatte aber bald mehr Lust auf Kuchen als auf Verkaufen. "Der Sonntagstermin bekommt dem Markt gut", freute sich Frau Kreckl. Es seien bisher wesentlich mehr Besucher gekommen als noch zu den vorigen Kleiderbörsen. "Aber vielleicht bedeutet das auch, daß sich unser Kleidermarkt einbürgert." mab

Tips für älter Menschen

WETTERAUKREIS. Ältere Menschen sind oft Opfer von Trickbetrügern und Handtaschenräubern. Wie sie sich schützen können, sagt auf Einladung des Altenbeirats Polizeidirektor Gerhard Anhäuser am heutigen Dienstag um 15 Uhr im Bürgerhaus Glauburg-Stockheim. re

Schaerf will Osten aufmöbeln Nachholbedarf festgestellt / Wormser müssen kurzarbeiten

jch FRANKFURT A. M. Der Wormser Büromöbelhersteller Schaerf will in den ostdeutschen Amtsstuben kräftig aufräumen. Dort sieht Vorstandschef Roland Hess ebenso Einrichtungs-Nachholbedarf wie bei Betrieben und Behörden in ganz Osteuropa. Diese Staaten bräuchten in den nächsten Jahren für über eine Millarde Mark neue Büromöbel. Bislang steckt das Osteuropa-Geschäft des deutschen Marktführers mit zuletzt zwei Millionen Mark noch in den Kinderschuhen. Doch bereits in der laufenden Periode will Hess den Export in die Region auf über zehn Millionen hochschrauben.

Vorerst gilt es jedoch die aktuelle Konjunkturflaute im Inland zu überbrücken. "Es ist noch erheblicher Bedarf im Markt, doch er ist viel härter umkämpft als im Vorjahr", charakterisiert Hess den gegenwärtigen Branchentrend. "Wir steuern 1993 in einem unsichern Fahrwasser. Ich kann keine Prognose für dieses Jahr treffen."

Schaerf hat deshalb zunächst für 300 der rund 2300 Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet und will zudem Stellen über die Fluktuation streichen. Entlassen werde vorerst jedoch niemand. "Es ist unsinnig jetzt hochqualifizierte Kräfte freizusetzen, um sie später wieder einzusammeln", meint Hess.

Im vergangenen Jahr konnten die Wormser ihren Umsatz, vor allem dank der Kooperation mit dem Schweizer Unternehmen Sitag, um elf Prozent auf rund 660 Millionen Mark steigern. Der operative Gewinn kletterte um zehn Prozent auf über 30 Millionen Mark, der Jahresüberschuß sank dagegen ähnlich stark auf 24 Millionen. Grund: Die aus mehr als 50 Unternehmen bestehende Gruppe will sich, mit Blick auf die "unsichere Geschäftsentwicklung", ein dickes Rücklagenpolster zulegen.

Um die Geschäfte auf dem europäischen Markt auszudehnen, ist Schaerf weiter auf der Suche nach ausländischen Kooperationspartnern. Es gäbe eine Reihe von interessanten Firmen, die auf ihre Rentabilität geprüft würden. Will Schaerf bei weiteren Unternehmen einsteigen, werden die Wormser nicht um eine Kapitalerhöhung herumkommen. Zwar bestehe derzeit "kein dringender Bedarf", meint der Konzernchef, doch die Vorbereitungen für eine Finanzspritze von rund 50 Millionen Mark seien bereits getroffen. "Wir warten auf einen günstigen Börsenzeitpunkt."

"Konflikte mit Kindern gewaltfrei lösen"

OBERURSEL. "Konflikte mit Kindern gewaltfrei lösen": Darüber spricht morgen um 20.15 Uhr Änne Ostermann im Rathaus-Sitzungssaal. Die Psychologin - die FR veröffentlichte am Samstag ein Interview mit ihr - will Konflikte von Kindern und die Rolle der Erwachsenen darstellen. Eingeladen haben die Kinderbeauftragte Kornelia Brenner und die städtische Elternberatung. hko

Begegnung von Sportlern Turnerschaft Griesheim richtete Hallensportfest aus

GRIESHEIM. Bereits zum zehnten Mal lud die Turnerschaft (TS) 1856 Griesheim zum Leichtathletik-Hallensportfest. Der Dreikampf mit den Disziplinen 30-Meter- Sprint, Weitsprung und Kugelstoßen lockte etwa 110 Athleten in die Turnhalle der Georg-August-Zinn-Schule. Die Idee zu dem Wettstreit entwickelte die TS vor elf Jahren, ursprünglich war er nur für die Altersgruppe der Schüler vorgesehen: "Wir wollten den Schülern im Winter einen Wettkampf bieten", erklärte der sportliche Leiter der TS, Gerhard Nothacker. Doch nach und nach seien dann die Jugend und die Erwachsenen zu dem Leichtathletik-Treff hinzugekommen.

Mittlerweile treten die Wettkämpfer in mehreren Gruppen an, unterteilt nach Schülern, Jugendlichen und Erwachsenen. Im Mittelpunkt standen jedoch nicht die Bestleistungen, sondern die Begegnung der Wettkämpfer aus neun Vereinen, die alle aus Frankfurt oder der Umgebung kommen. Dennoch erhielten sämtliche Starter zum Abschluß eine Urkunde, die Erstplazierten Medaillen und die Sieger sogar einen Pokal.

In seinem kurzen Rückblick auf die verflossene Dekade bemerkte Nothacker, die Teilnehmerzahl habe in den vergangenen Jahren zwischen 70 und 130 gependelt. Der Tiefpunkt sei im vergangenen Jahr erreicht worden. Grund dafür war jedoch nicht mangelndes Interesse, sondern eine "zeitgleich durchgeführt Konkurrenzveranstaltung".

Obwohl Wettkämpfe für Leichtathleten in der kalten Jahreszeit noch selten seien, könnten sich die Ansätze sehen lassen: "Es entwickelt sich einiges. Auch wegen der neuen Leichtathletik-Halle in Kalbach." Darüber hinaus zeigte sich der sportliche Leiter der Griesheimer auch mit dem jüngsten Zusammentreffen auf heimischem Boden zufrieden. "Die Unkosten wurden durch die Meldegebühren von vier Mark gedeckt, und den Teilnehmern hat es großen Spaß gemacht." ara

Handball-Oberliga Süd, Männer Das Trio an der Spitze gab sich keine Blöße Bürgel am Samstag zur Vorentscheidung in Dotzheim? / Spitzenreiter Breckenheim spielfrei

Geschlossen siegte das Spitzen-Trio in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer am viertletzten Spieltag. Bürgel (Heimsieg gegen Büttelborn), Dotzheim (Auswärtserfolg in Sulzbach) und der weiterhin mit einem Punkt Vorsprung führende TV Breckenheim (16:11 in Rüsselsheim) machen den Titelkampf endgültig unter sich aus. Dabei kommt es am kommenden Samstag zum Verfolgerduell zwischen Gastgeber Dotzheim und Bürgel (16 Uhr, Schelmengrabenhalle). Da könnte Breckenheim (spielfrei) der lachende Dritte sein.

Im Abstiegskampf ist nun auch der TV Wicker im Keller nach der Heimniederlage gegen den geretteten TV Idstein. Die übrigen Sorgenkinder ließen durch die Bank Federn. So kommt es am Sonntag (18 Uhr) zu einem Schlüsselspiel zwischen Nieder-Roden und Wicker, Flörsheim muß sieben Stunden zuvor seine letzte Chance gegen den starken Tabellenvierten Holzheim wahren. Das auf den vorletzten Platz zurückgefallene Sulzbach steht beim TV Großwallstadt II (Sonntag, 18.30 Uhr) vor einer delikaten Aufgabe.

TSG Bürgel - TV Büttelborn 24:22 (12:15). Zwei grundverschiedene Halbzeiten prägten das Derby. Beim Pausentee schienen die Meisterschaftshoffnungen des Gastgebers bereits ad acta gelegt, ehe Bürgel vor 150 Zuschauern im zweiten Abschnitt wie entfesselt aufspielte und das wahrlich nicht schwache Büttelborn noch von der Siegesstraße in den Schlußminuten abbrachte. Trotzdem konnte sich in Bürgel niemand so hundertprozentig über den mit der Brechstange herausgespielten Erfolg freuen, siegten doch die zwei Meisterschafts-Kontrahenten Brekkenheim und Dotzheim sogar in der Fremde.

"Wir sind bei einem Zähler Rückstand auf die Mithilfe der Dotzheimer und Breckenheimer angewiesen", meinte Torjäger Nico Greb (acht Volltreffer) nach dem spannungsgeladenen Match gegen die angriffsstarken Büttelborner. Allerdings besitzt Bürgel die schlechtesten Karten im Dreikampf. Während Dotzheim und Breckenheim nur noch zweimal auflaufen müssen, stehen für Bürgel noch drei Partien auf dem schweren Schlußprogramm. Da dürften nur noch 6:0-Punkte aus den Begegnungen in Dotzheim, in Idstein und zu Hause gegen die Bundesliga-Reserve des TV Großwallstadt helfen. Das Schlüsselspiel steigt zweifelsohne für die TSG am kommenden Wochenende beim nach Minuspunkten gleichauf liegenden TuS Dotzheim. Beste Werfer beim glücklichen Gewinner waren neben Greb (8) noch Zindt (5), Gaub (3) und Olazowka (3). Für Büttelborn, auf Rang sechs (23:21-Punkte) jenseits von Gut und Böse, reichten die Tore von Janz (8) und Etzold (3) nicht ganz zur Überraschung.

TG Rüsselsheim - TV Breckenheim 11:16 (9:9). Das Meisterstück für Spitzenreiter TV Breckenheim? Allerdings zeigten beide Teams keine berauschende Leistung. Breckenheim hätte noch höher gewinnen können, aber TG-Keeper Frank Walter - einziger Spieler beim Verlierer in Normalform - hielt noch vier Siebenmeter.

Nach ausgeglichener erster Hälfte setzte sich der Gast erst in der Schlußphase nach dem 11:13 entscheidend mit fünf Toren ab. Die 150 Zuschauer in der Opelstadt erkannten den so kess gestarteten Aufsteiger nicht mehr wieder. Die TGR hat offensichtlich lange Zeit über ihre Verhältnisse gespielt. Bester Werfer war noch Ex-Bundesligaspieler Schaeffter (4). Für den Sieg des "Primus" zeichneten sich primär Scholles (4) und Sternberger (3/1) aus.

TuS Holzheim - TG Nieder-Roden 23:15 (11:6). Die Rodgauer waren ohne ihren kompletten Rückraum (Peter Wade, Oliver Weiland, Stefan Baus) chancenlos. Bereits nach fünf Minuten führte Holzheim mit 4:0 und baute diesen Vorsprung nach zwei Dritteln der Spielzeit bis auf 17:8 aus. Beim Gast stand Steffen Seib (4/1) allein auf weiter Flur. René Schüler (3), Thomas Berner, Otto Heckwolf und Christian Damrau (je 2) konnten mit ihren Treffern die Niederlage etwas erträglicher gestalten. Die Holzheimer Brüder Ohl erzielten zusammen 14 Treffer. jo

Vom Glöcknerkrieg und den "Judenkrawallen"

FRIEDRICHSDORF. Auf einen festen Interessentenkreis von rund 35 scheint sich der Heimat- und Geschichtsverein Seulberg bei seinen Vorträgen zur 1225- Jahr-Feier Seulbergs verlassen zu können. Bei den ersten beiden mit Dias garnierten Vorträgen Ende Februar und am vergangenen Sonntag war Georg Eichingers Publikum im Vereinszentrum Alte Schule jeweils in dieser Größenordnung.

Am Sonntag, 21. März, geht es um 9.45 Uhr an gleicher Stelle weiter mit der Phase von 1711 bis 1849; Eichinger behandelt darin unter anderem den "Glöcknerkrieg" zwischen Seulberg und Holzhausen, Kriege und Einquartierungen, das Ende der Töpferzunft, die Tatsache, daß ein Homburger Erbprinz eine Seulbergerin als Amme hatte, und die sogenannten "Judenkrawalle".

Eine Woche später, also am Sonntag, 28. März, berichtet Georg Eichinger über die Zeit von 1850 - 1927. Da geht es weiter mit den "Judenkrawallen" und ihrem unrühmlichen Ende für die Seulberger, dem Kirchenneubau, dem Ende der Landgrafenzeit, dem Anschluß an die Eisenbahn und dem Schulneubau.

Die letzten Vorträge, in denen es um die "Seulberg-Erlenbacher Mark" geht, folgen im Oktober. tom

VCD interessiert sich für Car-Sharing

BAD HOMBURG. Der Frage, ob ein Car-Sharing-System auch in Bad Homburg Chancen hätte, gilt eine Versammlung, zu der der alternative VCD (Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland) neben seinen Mitgliedern auch andere Bürger einlädt. Die Veranstaltung beginnt am heutigen Dienstag, 16. März, um 20 Uhr im Haus der Altstadt (Rindsche Stiftstraße).

Daß der VCD das Thema aufgreift, beruht auf dem Wunsch einiger Mitglieder. Beim Car-Sharing, wie es in einer Reihe deutscher Großstädte bereits praktiziert wird, schafft ein Verein Gemeinschaftsautos an. Seine Mitglieder nutzen sie dann, wenn sie sie brauchen. Dafür zahlen sie je nach Nutzung ihre Beiträge.

Das herkömmliche Individualauto, das nur von einem Fahrer oder einer Familie genutzt wird, läuft im Schnitt nur eine Stunde pro Tag; den Rest der Zeit verstopft es die Straßen, rostet und verliert an Wert.

Als Referent kommt Jens Matthes von Car-Sharing Frankfurt nach Bad Homburg. Er kann alle Fragen nach der Praxis des Teilzeit-Autos beantworten. tom

Kulturtreff setzt neue Akzente Regelmäßig Jazz im Bierkeller des Bürgerhauses

BÜDINGEN. Neue Akzente im Kulturleben der Stadt Büdingen und in der Region will der Büdinger Kulturtreff setzen. So plant der 1989 gegründete Vereinsring unter Leitung von Ingrid E. Schwann in Zukunft an jedem ersten Freitag im Monat ein Jazzkonzert mit dem Ensemble "The Swing Five" unter Leitung von Rolf Graulich im Bierkeller des Bürgerhauses. Die Büdinger Kulturschaffenden hoffen auf die Entwicklung einer "Jazzszene" und wollen auch Gästen die Möglichkeit geben, ihr Können zu zeigen. Im Sommer werden die Profis den Keller öfters auch einmal verlassen, um in der Altstadt zu swingen. Auch das historische Ambiente der Schloßanlage soll durch kulturelle Darbietungen attraktiver für Einheimische wie Gäste gestaltet werden. Als neuestes Mitglied konnte der Kulturtreff Gustav Albrecht Ortel gewinnen, den Chef der Fürstlichen Schloßverwaltung.

Unterstützung erhält der Büdinger Kulturtreff nunmehr auch von der Theatergruppe "Mimikri", die sich dem Kulturtreff jetzt anschloß, und der Wetterauer Sparkasse, die den Gedanken einer "Kulturellen Städterunde" im Ostkreis (FR berichtete) unterstützt.

Finanzielle Unterstützung für den in ehrenamtlicher Arbeit hergestellten "Kulturspiegel" von der Stadt erhält der Kulturtreff allerdings nicht, was man dort "gelinde gesagt, mit Verwunderung aufgenommen hat. "Diese vielfältigen Initiativen können und sollen jedoch die Verantwortlichen in Politik und Stadtverwaltung nicht von ihrer Pflicht entbinden, ihrerseits alles zu tun, die Attraktivität der Stadt auch im kulturellen Bereich zu erhöhen", findet die Leiterin des Kulturtreffs, Ingrid Schwann.

Mit neuem Management und einer strafferen Organisation will der Kulturkreis Büdingen seine Arbeit in diesem Jahr fortsetzen. Unter Vorsitz von Carla Kleinau, die zugleich auch die Leitung des Stadttheaters übernimmt, sind für das erste Halbjahr 1993 Ausstellungen und die Fortsetzung des literarischen Salons geplant. Im April wird ein Kammerchor aus St. Petersburg erwartet, der im Zeichen der "Kulturellen Städterunde" auch in Ortenberg und Altenstadt auftreten wird.

Der neue Kammerchor und Solisten des Stadttheaters Gießen werden im Juni in Leben und Werk Ludwig van Beethovens einführen. Zu den weiteren Vorstandsmitgliedern wurden auf der jüngsten Sitzung des Kulturkreises Volkmar Stein als Zweiter Vorsitzender gewählt. Er löst Dieter Egner ab, der das Amt zwölf Jahre innehatte. Schatzmeisterin wurde Renate Nusche und Schriftführerin Karin Radler. Maria Tedeschi leitet ehrenamtlich den im vergangenen Jahr gegründeten Kammerchor "Ensemble cantabile". Für Ausstellungen sind Gabriele Jacobi und Annemarie Heckel zuständig. Die Organisation der "Walpurgisnacht" wird ein Arbeitsteam übernehmen. cor

Für die Bevölkerung in Schwanheim ist Entwarnung gegeben. Die giftigen Chemikalien sind zum größten Teil entfernt. Was bleibt, ist der Schaden. Das sind nicht nur stark in Mitleidenschaft gezogene Gärten, entfernte Hecken und Bäume. Genau so schwerwiegend ist der Verlust des Vertrauens in die Sicherheit des Wohngebiets: Das Chemiewerk in Griesheim wird von den Anwohnern als Bedrohung empfunden.

Viele Fragen werden gestellt, wie nach der Sicherheit chemischer Anlagen, der Information von Behörden und Bürgern, der Verantwortbarkeit chemischer Produktion in Ballungsgebieten. Wie konnte der Unfall geschehen, und was muß getan werden, damit sich etwas ähnliches nicht wiederholen kann? Soviel vorweg: Wir haben keine einfachen, auch keine abschließenden Antworten. Wir stehen vielmehr vor der Aufgabe, den Störfall in Griesheim sorgfältig und unter den Augen der Öffentlichkeit aufzuarbeiten. Dies sind wir den Bürgern schuldig, dies sind wir auch unserem Unternehmen mit seinen Mitarbeitern und dem Ansehen der Chemie schuldig.

Was ist schiefgelaufen? Ich meine nicht die strafrechtliche Seite. Dies ist Sache der Staatsanwaltschaft, der wir bei der Aufklärung jede Unterstützung geben. Es geht mir vielmehr um das Sicherheitskonzept, das durch menschliches Fehlverhalten ausgehebelt werden konnte. Hier haben nicht nur Menschen versagt, sondern auch die Systeme, die uns gerade vor der bekannten Unzulänglichkeit des Menschen schützen sollen.

Die Anlage unterliegt der Störfallverordnung. Entsprechend waren Sicherheitsanalysen erstellt und durch unabhängige Stellen und Behörden begutachtet worden. Denkbare technische Störungen und Bedienungsfehler waren dabei durchgespielt und Sicherheitsvorkehrungen ergriffen worden. Aber an eine solche Kombination von Fehlern, wie sie nun aufgetreten sind, daran hatte niemand gedacht. Das Sicherheitskonzept war also nicht gut genug, es hat seine Bewährungsprobe nicht bestanden. Vielleicht liegt eine Erklärung darin, daß wir es mit einem im Grunde einfachen chemischen Verfahren zu tun hatten, das seit langer Zeit von einer erfahrenen, routinierten Bedienungsmannschaft regelmäßig ausgeübt wurde, der auch alle Möglichkeiten zur Kontrolle der Reaktion zur Verfügung standen.

Wir müssen uns dem Vorwurf stellen, mit Sicherheitsventilen und dem Auswurf von Produkt über Dach würde die Gefährdung der Bevölkerung billigend in Kauf genommen. Das Sicherheitsventil ist aber die letzte Vorsorge gegen den Zerknall des Kessels, bei dem die Menschen im Betrieb, weitere Produktionsanlagen und die Nachbarschaft in nicht unvorhersehbarer Weise gefährdet wären. Deshalb sind Sicherheitsventile zwingend vorgeschrieben. Es darf aber nicht sein, daß schädliche Stoffe über Sicherheitsventile zu einer Gefahr für die Bevölkerung werden. Auch dieser Teil des Sicherheitskonzepts muß auf den Prüfstand. Welche Konsequenzen sind zu ziehen? Wir haben unverzüglich alle Betriebe, in denen ähnliche Reaktionen in Rührkesseln ablaufen, angewiesen, nach den Erfahrungen von Griesheim ihre Anlagen zu überprüfen. Nachrüstungen werden sich daraus ergeben. Während der Übergangszeit, bis zum Beispiel automatische Sperren eingebaut sind, müssen die Bedienungsmannschaften jeden entsprechenden Arbeitsvorgang schriftlich festhalten und durch Vorgesetzte gegenzeichnen lassen. Wir folgen damit zugleich einem Vorschlag aus dem hessischen Umweltministerium, wie wir überhaupt das Sofortprogramm des Umweltministers in allen Punkten mittragen. Dabei gibt es keine Patentrezepte oder Lösungen von der Stange zu kaufen, sondern für jede Anlage muß das Sicherheitskonzept im einzelnen überprüft werden.

Wichtiger noch erscheint es mir, das Sicherheitskonzept und die vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen stärker mit Leben zu erfüllen. Wer je eine nach der Störfallverordnung vorgeschriebene Sicherheitsanlayse gesehen hat, die mehrere Aktenordner füllen kann, der erkennt: hier ist vieles gemacht worden. Mir scheint aber, es besteht auch die Gefahr, daß unter der Menge der Daten das Sicherheitskonzept verschüttet wird. Die Antwort darauf kann doch wohl nur heißen: Schulung der Mitarbeiter, Diskussion mit den Behörden, um diese Sicherheitskonzepte ins Anfaßbare, Konkrete zu übersetzen. Damit hatten wir vor dem Griesheimer Störfall begonnen, dies werden wir verstärkt fortführen.

Wir können uns auch beim Bau und der Ausrüstung von Produktionsanlagen und Sicherheitsvorkehrungen nicht damit begnügen, alle Vorschriften genau zu beachten. Genau so wichtig ist, daß sich verantwortungsbewußte Fachleute unabhängig von der Abarbeitung der vorgeschriebenen Pfade und schöpferisch querdenkend möglichen Sicherheitsrisiken auf die Spur kommen. Das betrifft ingenieurtechnische und chemische Fragestellungen genauso wie alles, was mit dem Verhalten von Menschen in bestimmten Situationen zu tun hat. Wir müssen uns immer wieder von technokratischem und bürokratischem Denken und dem Gefühl, unsere Pflicht erfüllt zu haben, lösen. Wir dürfen den elementaren Bestandteil jedes Sicherheitskonzepts nicht aus unserem Bewußtsein verdrängen, daß alles, was passieren kann, irgendwann auch einmal passieren wird.

Der zweite Aspekt, den wir lernend aufarbeiten müssen, betrifft das Verhältnis unserer Produktionen zu ihrer Nachbarschaft in einem dicht besiedelten Gebiet. Die Frage ist uralt, ob chemische Produktion in dicht besiedelten Gebieten verantwortbar ist. Zu Beginn der Industrialisierung ist sie auch in vielen Fällen klar beantwortet worden. Gerade das Werk Griesheim ist ein Beispiel dafür, daß man chemische Industrie nicht in der Stadt Frankfurt haben wollte, sondern die Gründer zwang, vor die Tore der Stadt zu gehen. Später haben sich die Menschen in der Nähe der Fabrik angesiedelt. Es waren zuerst die Mitarbeiter, die aus ihrer täglichen Erfahrung in der Fabrik das Vertrauen hatten, dort sicher leben und wohnen zu können. Das gilt bis zum heutigen Tag. Insgesamt ist über die Jahrzehnte eine Form des Nebeneinander, des Miteinander gewachsen, das zwar nicht frei war von Spannungen, das aber doch ein gutes Fundament hatte.

Dies ist nun schwer erschüttert worden: durch den Störfall selber, aber auch dadurch, daß wir anfangs nicht richtig reagiert haben. Wir haben Fehler gemacht. In jenen ersten Stunden haben wir das wahre Ausmaß des Störfalls nicht erkannt. Man wußte, es waren große Mengen Produkt aus der Anlage ausgetreten. Es lag im Werk und auf der Stroofstraße und der Mainböschung vor dem Werk. Man hat aber nicht geglaubt, daß es weit über den Main bis nach Schwanheim hinein gelangt sein könnte, und erste Überprüfungen im Morgengrauen gaben auch keinen Hinweis darauf. Erst nach Beginn des Tages zeigte sich das wahre Ausmaß. Es ist falsch informiert worden. Aber es entsprach dem, was zu diesem Zeitpunkt bekannt und erkannt war.

Das Wort "mindergiftig" ist uns heftig zum Vorwurf gemacht worden. Der Werksleiter, der diese Auskunft gegeben hat, hat sich genau an die Richtlinien gehalten, wie wir für die Information in solchen Fällen ausgearbeitet haben. Darin heißt es: gesicherte Fakten angeben, keine Spekulationen. Und die sicherste Information über das Produkt war in dem gültigen Datenblatt enthalten. Die Verordnung über gefährliche Stoffe kennt drei Klassen gesundheitsschädlicher Stoffe: sehr giftig, giftig und mindergiftig. Darauf bezog sich unsere Information - ich gebe zu: Das kann kaum jemand richtig einordnen. Wir haben in unserer Fachsprache gesprochen, nicht in der Sprache der betroffenen Bürger.

Daß die Information über die krebserzeugende Wirkung im Tierversuch nicht auch im Werk Griesheim bei den für das Produkt Verantwortlichen vorlag, ist ein Fehler, ist für mich ein Zeichen, daß wir unsere Sicherheitsphilosophie nicht in allen Teilen des Unternehmens wirklich leben. Denn sonst hätte die Kommunikation über die jüngsten Erkenntnisse innerhalb des Unternehmens funktionieren müssen.

Den Vorwürfen an unser Verhalten und an die von uns gegebenen Informationen stellen wir uns. Aber daß wir bewußt falsch und damit menschenverachtend informieren, diesen Vorwurf lassen wir nicht auf uns sitzen. So ist in Alarmplänen und anderen Unterlagen haarklein beschrieben, wie bei einem Unfall vorzugehen ist. Eine offene und schnellstmögliche Information der Behörden, insbesondere der Feuerwehr, ist dabei selbstverständlich. Es ist dann Sache der Feuerwehr, die Bevölkerung gegebenenfalls zu warnen. Gemeinsam mit den Behörden sind abgestimmte Pläne und Vorgehensweisen ausgearbeitet - bis hin zu Pressemeldungen und Lautsprecherdurchsagen an die Bevölkerung. In den Betrieben des Werkes Griesheim wurden im vergangenen Jahr rund 30 Übungen verschiedener Szenarien durchgeführt.

Aber das hat sich nicht bewährt. Vielleicht müssen wir umdenken und nach neuen Wegen suchen. Weder Verharmlosung, die uns vorgeworfen wird, noch Panikmache sind dabei hilfreich. Es gilt, das richtige Maß zu finden, um bei einem Unfall Schäden schnell und wirkungsvoll zu begrenzen. Darüber wollen wir mit den zuständigen Institutionen und mit den Anwohnern sprechen.

"Zehn Quadratmeter reichen" Gericht sieht keine menschenunwürdige Unterbringung Von unserem Mitarbeiter Matthias Brunnert

GÖTTINGEN, 15. März. Wenn eine obdachlose Mutter mit ihren beiden erwachsenen Söhnen in eine weniger als 33 Quadratmeter große Eineinhalb-Zimmer- Wohnung eingewiesen wird, verstößt dies nicht gegen das Gebot einer menschenwürdigen Unterbringung. Das hat eine Göttinger Kammer des Verwaltungsgerichts Braunschweig im Fall einer aus Libanon stammenden Familie entschieden, die sich gegen eine entsprechende Einweisungsverfügung des Landkreises Göttingen zur Wehr gesetzt hatte (Az.: 1 B 1066/93).

Obdachlosenunterkünfte müssen "grundsätzlich nur ein Unterkommen einfachster Art gewährleisten", meinten die Richter in ihrer Eilentscheidung. "Gewisse Mängel und Nachteile" müßten die Eingewiesenen dabei in Kauf nehmen. Maßgebend sei allein, ob die Unterbringung "unter dem Gesichtspunkt der Menschenwürde zumutbar ist". Bei einer Wohnfläche von etwa zehn Quadratmetern pro Person sei diese "Grenze zum Menschenunwürdigen" jedenfalls noch "nicht überschritten". Auch daß die aus einem Zimmer, einer Wohnküche und einem WC bestehende Wohnung nur mit einem Holz- und Kohleofen beheizbar ist, mache sie nicht unzumutbar.

Grundsätzlich müßten von Obdachlosigkeit bedrohte Personen auch einen "mehrfachen Umzug innerhalb kürzester Zeit" hinnehmen, heißt es in dem Beschluß. Die damit verbundenen Nachteile seien ihnen zumutbar. Den zuständigen Behörden sei es jedenfalls erlaubt, von Obdachlosigkeit bedrohte Personen "aus sachlichen Gründen" von einer Unterkunft in eine andere zu versetzen. Die betroffene Familie hatte zusammen mit anderen Obdachlosen jahrelang eine Vier- Zimmer-Wohnung im Landkreis Göttingen bewohnt. Nachdem die Mitbewohner ausgezogen waren, hatte der Landkreis der Familie die kleinere Unterkunft zugewiesen, weil die größere Wohnung über den Mindestbedarf hinausgehe. Jetzt lebt dort eine siebenköpfige Familie.

"Herr Becker und Herr Kartmann, wie wollen Sie mit den Rechtsextremen in den Parlamenten umgehen?" "Können uns nicht von sieben Leuten handlungsunfähig machen lassen" FR-Gespräch mit den Vorsitzenden der Wetterauer SPD und CDU

FR: Wie gehen die Parteien mit dem "D" im Namen, das für demokratisch steht, künftig mit den Republikanern um? Früher konnten sie es sich leisten, die Rechtsextremen mehr oder weniger zu übersehen und sie zu belächeln. Das waren die vielfach törichten alten Männer. Nun änderte sich deren politisches Gewicht. Was nun, Herr Kartmann?

Kartmann: Zunächst sitzen sie im Kreistag, diesmal mit ein paar mehr Personen. Ganz offensichtlich auch noch Leute, die noch aufrecht gehen können. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Das ist rein biologisch schon ein Unterschied. Das muß man wissen. Also Punkt ist, ich habe das einmal durchgerechnet, sie werden in allen Gremien des Kreises vertreten sein. Der zweite Punkt ist, ob wir als Partei mit denen etwas machen. Da kann es keine Verhandlungen und Gespräche, schon gar nicht irgendeine Art von Verhandlungen geben.

FR: Aber Sie sprechen miteinander?

Kartmann: Ich sage denen "Guten Tag", weil ich ein höflicher Mensch bin. Das ist auch nicht der entscheidende Punkt. Die Frage ist, wie kriegt man sie wieder weg. Dann muß ich ein bißchen auf die Wählerwanderung gucken und sehen, wo kommen die Wähler von denen her und wie komme ich an sie heran. Da gibt es ja wohl objektive Kriterien, die dazu führen, daß diese Partei gewählt wird. Und da muß man drangehen.

Becker: Da haben wir schon den ersten Punkt von Gemeinsamkeit. Ich kann nur voll unterstreichen, was der Kollege Kartmann gesagt hat. Man kann sie nicht mehr fernhalten von den Gremien. Sie sitzen in allen Gremien drin, auch im Kreisausschuß, und man wird sich politisch mit ihnen beschäftigen müssen. Das heißt nicht, daß es irgendwo wie auch immer geartete Gemeinsamkeiten mit ihnen geben kann.

FR: Was heißt "politisch beschäftigen"?

Becker: Es wird nicht zu vermeiden sein, wenn ein Rep oder eine Repin oder was weiß ich, wie man die nennt, ans Pult des Kreistages tritt und einen Antrag stellt, der in der Sache eigentlich fast allen einleuchtend ist, daß man sich dann mit der Sache auch beschäftigt und nicht sagen kann, "Du, Rep, hast den Antrag eingebracht, und wir lehnen den ab, weil er von Euch kommt", und bringt den gleichen Antrag vier Wochen später.

FR: Wenn also die Republikaner in diesem Jahr einen Antrag stellen, den die CDU im letzten Jahr vergeblich gestellt hat, wortgleich, was machen Sie dann?

Kartmann: Die Frage stellt sich für alle Parteien. Nehmen wir an, die Republikaner stellen beispielsweise einen Antrag gegen die Deponie. Da wird die SPD mit Nein, und wir werden mit Ja mitstimmen. Wenn das wirklich so sein sollte, daß man sagt, wo Republikaner mitstimmen, ist das undemokratisch, dann kann der Kreisausschuß keine Vorlage mehr einbringen.

FR: Sie haben da ein Problem - und offenbar haben Sie das Problem noch nicht gelöst?

Kartmann: Ich habe für mich das Problem gelöst. Wir können uns nicht von sieben Leuten Handlungsunfähigkeit aufzwingen lassen. Das geht auf keinen Fall. Dann hätten die gesiegt.

Becker: Es gibt natürlich noch einen Punkt, ich denke aber, daß sich auch da die demokratischen Parteien sehr schnell einig werden: Man bekommt, bewußt oder unbewußt, eine Mehrheit für einen Antrag mit Hilfe der Republikaner. Das wird im Kreistag mit Sicherheit nicht der Fall sein, weil es sich da nicht rechnet. Aber es gibt ja viele Städte und Gemeinden, wo das möglich ist. Ich weiß es aus meiner Heimatstadt. Wir haben da drei NPD-Knaben im Parlament, wir hätten als SPD mit denen rechnerisch eine Mehrheit, aber wenn wir merken, daß unser Antrag von allen demokratischen Fraktionen im Stadtparlament abgelehnt wird, dann werden wir unseren Antrag zurückziehen, um zu verhindern, daß er nur mit NPD-Gnaden durchgeht.

Kartmann: Da fängt die Handlungsunfähigkeit an.

Becker: Das ist richtig, aber das zwingt natürlich die demokratischen Parteien dazu, dann vorher über die Anträge einmal zu reden.

Kartmann: Gut, wenn das der auslösende Faktor dabei wäre, aber zunächst beschneiden Sie sich eines Teils Ihrer eigenen Handlungsfähigkeit.

FR: Das kann doch hier in der Wetterau die Konsequenz haben - Sie haben das Beispiel selbst gebracht -, die Reps stellen den Antrag, die Deponie sein zu lassen, Sie verweisen darauf, daß das schon immer Ihre Position gewesen sei, die FWG stimmt auch mit, und nachher können die Republikaner in der Öffentlichkeit sagen: Wir haben es nach vielen Jahren geschafft, daß die Deponie in Wölfersheim eingeebnet wird. Wir waren die Antragsteller.

Kartmann: Das gleiche wäre doch, wenn ich den Antrag einbringen würde für die CDU.

FR: Nur dann stehen die in der Öffentlichkeit doch ganz anders da, wenn sie sagen können, sie haben letztlich das geschafft, was die CDU vier Jahre lang vergeblich versucht hat.

Kartmann: So ist das mit Mehrheiten.

FR: Herr Becker, was empfehlen Sie denn Ihren Genossen in Wölfersheim, die in den letzten vier Jahren so taten, als wären sie nicht existent, wenn die Nationaldemokraten einen Antrag gestellt haben?

Becker: Also, ich habe mich damit noch nicht so tiefgehend beschäftigt, ob ein Antrag, den jetzt NPD oder Reps oder wer auch immer stellt, ob man den von vorneherein ablehnt. Ich denke, das wird nicht gehen. Man wird also diese Antragsteller nicht einfach ignorieren können. Ich weiß auch gar nicht, wie man das parlamentarisch hinkriegen wollte. Man wird eine Form finden, wie man parlamentarisch damit umgeht.

Kartmann: Wir sind ja nun im Gegensatz zu den Rechtsextremen alterfahrene Parlamentarier-Hasen. Aber wir werden nicht verhindern können, daß Reps hier oder da unseren Anträgen zustimmen. Das, sage ich mal, wird halt erduldet.

Becker: Wobei mit Sicherheit davon auszugehen ist, daß sich in den Reps-Anträgen der Ungeist dieser Partei widerspiegeln wird. Von daher wird es natürlich viele politische Gründe geben, abzulehnen. Aber ich sage einmal, vielleicht ein blödes Beispiel, wenn in einem Stadtparlament von Rep oder NPD ein Antrag zu einem sinnvollen Zebrastreifen gestellt würde, dann kann man natürlich nicht einfach ablehnen. Dann wird man sich damit beschäftigen müssen. Vielleicht müssen wir in dem Punkt noch üben, weil es strukturelle Unterschiede gibt zwischen Rep und NPD. Ich allerdings mache diesen Unterschied nicht.

FR: Wird man versuchen, mit denen zu reden, in rhetorische Kämpfe einzutreten? Das wäre ja die Chance, wenn Sie in Grundsatzdebatten den Herren und Damen die Masken herunterreißen könnten? Kartmann: Das ist ein wichtiger Punkt, den Unterschied zu machen, den ich immer noch mache, zwischen denen, die in Parlamenten sitzen, und denen, die sie gewählt haben. Das ist eine schwierige Kiste. Die einen sagen, wenn ich mit denen rede und über sie berichte, mache ich sie wichtig. Das habe ich auch am Wahlabend gesagt. Die anderen sagen, wir müssen sie voll annehmen und mit ihren eigenen Argumenten schlagen. Ich weiß nicht, was richtig ist.

FR: Was erwarten Sie von der Presse?

Kartmann: Ich sagen Ihnen das einmal offen und ehrlich. Als damals die NPD stark wurde in Wölfersheim und meine Freunde in Wölfersheim auch sehr überrascht waren über das bundesweite Presseecho, da bin ich mal zur Schützenhilfe hingefahren, mit der Welt und der Zeit. Da kann man ja populär werden. Ein Handschlag mit einem Republikaner und schon werden sie populär.

FR: Wollen Sie so populär werden?

Kartmann: Um Gottes Willen. Mit den Journalisten habe ich dann darüber gesprochen, welches Interesse denn in Hamburg-Fuhlsbüttel gegeben ist an einem braunen Dorf in der Wetterau. Das haben die mir nicht erläutern können. Es ist die Frage, ob ich jemand wichtig mache oder ob ich die Realität einer Kreistagsdebatte vermittele. Und dann eben kommentierend sage, seht ihr, an dem und dem Punkt ist der Nachweis erfolgt. Das ist natürlich eine heiße Kiste, zugegebenermaßen. Weil natürlich trotz allem auch in der Gegenbewegung der Negativdarstellung Leute immer wieder ihren Nektar da raussaugen. Die These des Totschweigens scheint mir nicht mehr durchhaltbar zu sein, vor allem wegen der Konkurrenz der Blätter untereinander nicht mehr.

Becker: Wenn die demokratischen Parteien versuchen, denen die Maske vom Gesicht zu reißen, dann erwarten wir von der Presse auch, daß sie diesen Vorgang wiedergibt. Und da frage ich mich: Wie frei sind denn Zeitungen in ihrer Berichterstattung, wenn Gelder von NPD und Reps in die Anzeigenabteilungen von verschiedenen Wetterauer Zeitungen geflossen sind?

FR: In den vergangenen Jahren waren die Republikaner in den Parlamenten praktisch nicht vorhanden, weil sie nichts geleistet haben. Trotzdem haben sie an Stimmen hinzugewonnen. Das heißt: Es ist nicht wichtig, was die im Parlament machen. Die Wähler beobachten das auch gar nicht genau. Offenbar sind die demokratischen Parteien auch nicht daran interessiert, daß die Rechten eine gute Sachpolitik leisten.

Kartmann: Wer hat denn die Republikaner vier Jahre lang durchs Brennglas betrachtet und gesagt: Bürger seht her - die sind unfähig!

FR: Wir, die Journalisten, haben über die parteiinternen Skandale der Republikaner berichtet. Aber die Frage ist: Können sich die Parteien, wie bisher, auf parlamentarische Auseinandersetzungen beschränken, oder müssen sie wieder stärker zu den Leuten hingehen, sich auf die Wähler konzentrieren? Und denen klarmachen: Wer nach Mölln noch die Republikaner wählt, der wählt die geistigen Hintermänner der Täter mit.

Becker: Das bringt die neue Qualität. Früher gab es eine Menge Protestwähler für die Rechten. Denen war egal, ob die im Parlament etwas machen oder nicht. Jeder, der jetzt die NPD oder Republikaner gewählt hat, der hat ganz bewußt den Ungeist von Mölln mitgewählt. Deswegen muß es jetzt gelingen, die Wählerinnen und Wähler darauf aufmerksam zu machen. Das wird gelingen, weil die was von denen erwarten. Sie wußten: Wir wählen den Ungeist. Und den wollen sie im Parlament nun hören und sehen. Und deswegen werden wir uns politisch mit denen auseinandersetzen müssen. Wer heute Rep gewählt hat, der hat ganz bewußt zu erkennen gegeben, daß er bereit ist, bestimmte Dinge in der Politik auch mit Gewalt durchzusetzen.

Kartmann: Ich möchte Herrn Becker widersprechen. Der größte Teil derer, die Republikaner gewählt haben, sind keine geistigen Brandsatzschleuderer. Diese Wähler kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Die Sozialdemokraten haben laut Wählerwanderungsverzeichnissen noch 4000 mehr an die Reps abgegeben als wir. Das ist ein Beweis, daß aus Protest so gewählt wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein sechzigjähriger Gewerkschafter aus Hoch-Weisel, der wegen der Asylanten in seinem Dorf den Frust bekommen hat, gewalttätig denkt. In Hoch-Weisel haben wir eine Steigerung von acht Prozent bei den Rechts- Parteien. Da können wir genau ablesen, was Sache ist. Kommen Sie in mein Dorf, da haben die nur fünf Prozent. Warum: Weil die Union dort stark ist und Profil zeigt. Da, wo die SPD Profil zeigt, sind die Rechten auch nicht da. Wir müssen achtgeben, daß wir diesen Leuten, die rübergesprungen sind, nicht die Gelegenheit zur Stabilisierung geben, indem wir sie diffamieren. Entscheidend ist, daß wir den Leuten sagen: Wißt Ihr eigentlich, wen Ihr da gewählt habt? Das haben wir doch vier Jahre lang versäumt!

Becker: Sobald es im Lande schwierig wird, neigen die Deutschen zur Rechtslastigkeit. Das müssen wir grundsätzlich bekämpfen. Ich habe leider kein Patentrezept. Wir können nur missionierend durchs Land gehen. Leider Gottes haben wir viel zu wenig Zeit, um den Leuten in vielen Einzelgesprächen klarzumachen, daß Humanität nicht auf der Strecke bleiben kann.

Kartmann: Ich halte es für einen Fehler, zu sagen: Die Deutschen sind so. Ich kann dieses Pauschalieren nicht verknusen. Genau das bringt die Leute dazu zu sagen: Wieso bin ich Ausländerhasser, wenn in Rostock irgendwelche Idioten Steine und Brandsätze schmeißen?

FR: Kommen wir in die Region zurück. Wie wollen die Parteien künftig an die Menschen herangehen? Empfehlen Sie beispielsweise dem DGB oder dem Deutschen Frauenring, bei ihren Diskussionsveranstaltungen künftig auch die Republikaner einzuladen? Würden Sie sich mit dem Herrn Winkelmann von den Republikanern dabei an einen Tisch setzen?

Becker: Da würde ich wahrscheinlich sagen: Nee, Freunde, ohne mich!

FR: Was heißt wahrscheinlich? Wenn nicht Gerhard Becker - würde die SPD dann eben Detlev Engel zu so einer Veranstaltung schicken?

Becker: Das könnte so vielleicht sein.

Kartmann: Ich kann nichts dagegen sagen, wenn Republikaner zu Diskussionen eingeladen werden. Wenn man sich parlamentarisch mit denen auseinandersetzt - warum dann nicht auch dort? Nehmen wir die doch bei den Themen, wo wir sie greifen können. Die haben doch nicht einmal ein Verkehrskonzept!

FR: Bisher hat man die Rechten in den Parteien ignoriert. Meistens sagten die auch gar nichts. Werden Sie ihre politischen Gegner nun zwingen, zu Sachfragen Stellung zu nehmen?

Becker: Wir haben drei NPD-Leute im Niddaer Parlament. Wenn die nichts sagen, will ich sie jedesmal vorführen und sagen: Lieber Wähler, liebe Wählerinnen, heute haben die wieder nichts gesagt. Aber wen erreiche ich damit? Die Frankfurter Rundschau und der Kreisanzeiger werden das zweimal berichten, öfter nicht. Und dann erfährt draußen gar niemand, daß die nichts machen.

Kartmann: Es ist wichtig, daß man die Unfähigkeit der Rechtsradikalen in der Normalität zeigt. Es ist eine Gratwanderung. Das permanente Auffordern kann ja auch dazu führen, daß sich einer meldet und was sagt. Und am Ende kommt noch was Vernünftiges dabei raus. Deswegen wird es im Einzelnen schwierig werden, denen zu widersprechen und eine politisch-ideologische Debatte aufzuziehen. Die Republikaner werden mit Sicherheit vermeiden, beim nächsten Mal eine asylantenfreie Zone in der Wetterau zu beantragen. Die leben alle seriös, gutbürgerlich. Becker: Wie der Sachs auch.

Kartmann: In Wölfersheim ist das in gewissen Teilen fast schon ein populärer Mensch. Selbst bei den politischen Gegnern. Das sagt Ihnen jeder hinter vorgehaltener Hand: Der Mann engagiert sich wenigstens. Der ist im Vorruhestand gesetzt, fährt mit dem Motorrad durch die Gegend. Der arbeitet wirklich an der Basis. Da können wir uns alle - in der Frage der Arbeit - eine Scheibe abschneiden. FR: Wird bei Ihnen darüber nachgedacht?

Becker: Ich hab derzeit für mich persönlich das Riesenproblem, daß ich überhaupt keine Zeit zum Denken habe. Ein Termin hetzt den anderen. Ob die alle notwendig sind, weiß ich nicht. Jedenfalls wird erwartet, daß man da ist. Über dies alles nachzudenken, dazu bin ich leider Gottes noch nicht gekommen.

Kartmann: Ich hab schon Zeit zum Nachdenken. Ich nehme mir bewußt die Zeit, mit verschiedenen Leuten zu reden. Ich nehme auch nicht alle Termine wahr, die ich wahrnehmen könnte. Bei diesem Faselmarkt in Butzbach hat man mich einmal am Riesenrad gesehen. Zur Eröffnung, Ende. Da hatte ich verschiedene Freunde und Bekannte bei mir. So ein Ding muß man machen.

FR: Weil dort der Aufwand gering und die Chance, von vielen Menschen gesehen zu werden, am größten ist?

Kartmann: Nein. Weil man am Riesenrad mit wenig Aufwand am höchsten kommt (lacht).

Handball-Regionalliga Südwest der Männer Vor dem Hit drei Punkte mehr "Spiel der Spiele" steigt am Sonntag in Groß-Bieberau

Die TSG Groß-Bieberau siegte mit acht Toren Vorsprung beim sogenannten Angstgegner TV Bürgstadt (21:13), Verfolger TV Lützellinden kanzelte den letztjährigen Zweit-Bundesligisten TuS Griesheim beim 28:19 sogar mit neun Treffern Differenz ab. Die Zeichen vor dem großen Schlagertreffen der Handball-Regionalliga Südwest sind somit unverändert: Groß-Bieberau geht mit einem satten Drei-Punkte-Vorsprung ins Spiel, kann sich theoretisch sogar eine Niederlage erlauben. Allerdings folgen nach der erhofften Grandezza am Sonntag (18 Uhr, Groß-Bieberau, Großsporthalle im Wesner) noch vier weitere Begegnungen, wobei die TSG mit dem angriffsstarken Neuling TSV Eschwege (18. April) einen zweiten Knüller in eigener Halle anbieten kann. Der Rangdritte besiegte im Verfolgertreffen zuletzt die TSG Münster (25:23). Der TV Groß-Umstadt ist auswärts oftmals kein "Großer": auch in Kassel (19:23) wurden die Schwächen in fremden Hallen offenbart. Mehr als Rang sechs ist für den Aufsteiger nicht mehr drin. Gegen den TV Kirchzell (Sonntag, 18 Uhr, Großsporthalle Ernst-Reuter- Schule) soll die dritte Niederlage in Serie vermieden werden.

TV Bürgstadt - TSG Groß-Bieberau 13:21 (8:9). Das Ergebnis täuscht über die wahren Verhältnisse hinweg, denn Gäste- Keeper Frank Schumann mußte schon gut auf den Füßen sein, um den Absteiger in Schach zu halten. Fünfmal wehrte der Zerberus einen Siebenmeter des Gastgebers ab, brachte den TVB schier zur Verzweiflung. Nach einem klassischen Fehlstart des Spitzenreiters (0:3) und dem Ausgleich nach einer Viertelstunde wehrte Schumann den ersten Penalty ab. Kurz vor der Pause rettete er den knappen Vorsprung. Erst danach setzte sich die Mannschaft um Spielertrainer Milan Brestovansky klar auf 17:11 nach 45 Minuten ab. Erst die offensiver ausgerichtete Deckung (von 6:0 auf 5:1 umgestellt) garantierte - neben der tollen Leistung von Schumann - den standesgemäßen Erfolg. Enttäuschend blieb die Wurfausbeute von Christopher Malik und Oliver Setterl, die lediglich mit Siebenmetern erfolgreich waren. Bis auf Kai Schenkel (Augenverletzung) spielte Groß- Bieberau komplett, überzeugte jedoch allenfalls auf dem kämpferischen und läuferischen Sektor. Zumal der TVB im Angriff seinen Tabellenplatz vollends bestätigte, Wolfgang Reichert (4) die rühmliche Ausnahme bedeutete. Stefan Beißer "biß" im TSG-Angriff am meisten.

TSG GROSS-BIEBERAU: Frank Schumann (Tor); Stefan Beißer (5), Jens Wakkerfuß (4), Tobias Maurer (2), Milan Brestovansky (3), Roland Puhl (3), Jens Rousselot, Dirk Wackerfuß, Oliver Setterl (1/1), Bernd Ziegler (1), Christopher Malik (2/2). - SIEBENMETER: 7/2:3/3. - STRAFMINUTEN: 4:4. - FANS: 400.

Hermannia Kassel - TV Groß-Umstadt 23:19 (13:8). Der TVG stand wie das Kaninchen vor der Schlange: nach zehn Minuten lag der Neuling vor nur 150 Besuchern mit 0:5 zurück, wobei der erste Treffer von Kassels Keeper Walter Karsten, der seinen Gegenüber Martin Rauch düpierte, mit einem Abwurf erzielt wurde. Nach einer Viertelstunde schlugen bereits zehn technische Fehler, davon fünf durch den an der Schulter verletzten und gehemmt spielenden Kreisläufer Thomas Müller, beim Gast zu Buche. Die Umstädter fühlten sich von den Unparteiischen benachteiligt. Die Nordhessen hielten zunächst ihren Fünf-Tore-Vorsprung, der erst in der zweiten Halbzeit schmolz. Beim 19:17 (54.) hatte die Mannschaft von Trainer Fischer noch einmal Hoffnungen, aber drei Hermannia-Treffer in 180 Sekunden beendeten diese ebenso schnell. Hurtienne (9) sicherte Kassels Sieg ab. Neben 18 technischen Fehlern fiel das Handicap mit Fred Müller (Meniskusverletzung) und Thomas Müller, die nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren, am meisten ins Gewicht.

TV GROSS-UMSTADT: Martin Rauch (Tor), Joachim Czwikla (6/2), Steffen Frankenberg, Oliver Kreß (3), Bernd Hax (3), Thomas Müller, Klaus Keller (1), Per Brauneck (1), Fred Müller (1), Dietmar Tippe (2), Jörg Riecke (2). - SCHIEDSRICHTER: Schäfer (Pohlheim) und Semmelroth (Linden). - SIEBENMETER: 5/3:2/2. - STRAFMINUTEN: 4:12. - ZUSCHAUER: 150. hdp

Wandern oder lieber Gymnastik? Turnverein hat unter anderem Sport für Senioren im Angebot

HOFHEIM. Eine "soziale Offensive" startet der Turnverein 1860 und wirbt kräftig für seine Angebote "Sport für Senioren" und "Sport und Gesundheit". Denn, wie es auf einem Informationsblatt heißt: "Die Zeiten, in denen Sportvereine mit dem traditionellen ,Nur Sport&rquote;-Angebot existieren konnten, sind vorbei. Aus Wettbewerbsgründen einerseits, andererseits aber auch aus der Verpflichtung heraus, sich auch um die Menschen zu kümmern, die in der einen oder anderen Art und Weise im Schatten der Gesellschaft leben, haben sich die Angebote in vielen Vereinen verändert."

So auch beim TV 1860. In der Vereinsturnhalle an der Zeilsheimer Straße wird mittwochs von 11 bis 12 Uhr alten Menschen die Möglichkeit geboten, sich zu bewegen. Das gesellig-gesunde Angebot steht Interessenten im Alter von 50 bis 80 Jahren offen. Außerdem bietet der Verein eine Reha-Gruppe an - in der Abteilung gehören Koronarsport, Wirbelsäulengymnastik und Wassergymnastik zum Programm. 150 Mitglieder machen bereits in den Übungsstunden mit. Und wer sich lieber an der frischen Luft bewegen möchte, kann auch in der Wanderabteilung mitlaufen. Kurz: Die Auswahl ist groß.

Weitere Auskünfte gibt's von montags bis freitags jeweils von 9 bis 12 Uhr in der Geschäftsstelle des Turnvereins in der Zeilsheimer Straße 2 oder unter der Rufnummer 0 61 92 / 53 44. Vereinsprospekte liegen zudem im Hofheimer Rathaus aus. pms

Die Steinauer "Holzköppe" pflegen alte Puppenspieler-Traditionen und 50 000 Besucher im Jahr danken es Vier Erwachsene und ein Alibi-Kind sind typisch Beachtlicher Fundus auch im theatereigenen Museum Von Katja Schoßer STEINAU. An vorstellungsfreien Tagen herrscht im Marstall völlige Ruhe. Der Zuschauerraum liegt im Dunkel, auch hinter der Bühne tut sich wenig. Dennoch entbehrt der Raum - zumindest für den Laien - nicht eines großen Reizes. Da hängen sie starr und steif, die Bremer Stadtmusikanten, fein säuberlich aufgereiht zwischen den anderen "Holzköppen". Doch kaum greift der Puppenspieler nach einer Marionette, haucht er der leeren Dekoration Leben ein. Schon kommt Bewegung auf die Bühne, schlagen hölzerne Glieder lustig Kapriolen, wirkt die Gestalt anmutig. Bald blendet die Phantasie des Zuschauers die dünnen Fäden aus, die Erle Magersuppe so scheinbar mühelos bewegt. Nun kann der seltsame Zauber ungehindert wirken, der einem professionellen Puppenspiel stets eigen ist. In der Märchenstadt gehört ein festes Puppentheater zum Alltag. Während anderswo Marionetten längst in Vitrinen verstauben, kann sich das Steinauer Ensemble vor Vorführungen kaum retten. Vier bis fünfmal täglich treten die "Holzköppe" in der Hauptsaison auf, dazu kommt die Arbeit hinter der Bühne und im Museum. Genug zu tun für die fünf hauptberuflichen Spieler, wozu selbstverständlich auch der Prinzipal zählt.

"Unsere freien Tage müssen wir da immer schwer verteidigen", meinen Erle und Lilo Magersuppe angesichts der 500 Marstall-Vorstellungen pro Jahr. Plus rund 25 Gastspiele außerhalb Steinaus. Die Puppenspieler sind Kassierer, Putzfrauen, Garderobieren und Intendanten in einer Person. Wobei die "Mädchen für alles" auf den "familiären Touch" ihres Theaters großen Wert legen. Und das "intime Flair macht&rquote;s auch", scheint alt und jung gleichermaßen anzuziehen. "Vier Erwachsene und ein Alibi-Kind", so sieht eine typische Besuchergruppe aus.

Längst haben auch die großen Zuschauer erkannt, daß Puppentheater kein Kinderkram ist und sie folglich auch bei Magersuppes nicht zu kurz kommen. Im Gegenteil. Schließlich ist es zum einen "kein Kinderspiel, gut für Kinder zu spielen", zum anderen erklärtes Ziel der "Holzköppe", große und kleine Menschen spielerisch an Kunst und Kultur heranzuführen. "So entsteht oft der Draht fürs große Theater", weiß Erle Magersuppe aus Erfahrung.

Karl Magersuppe hat Steinaus einzige Bühne vor fast 70 Jahren gegründet. Zunächst gemäß alter Tradition ein reines Reisetheater, etablierten sich "Die Holzköppe" 1955 im Marstall des Schlosses, lange, bevor auch andernorts das fast vergessene Puppenspiel wieder zur Kunstform erhoben wurde. "Quasi 'reingeboren", übernahm später sein Sohn die Leitung des Ensembles. Und da auch seine Frau "vor 20 Jahren ,reinschlitterte" und weitere Angehörige mitspielen, ist das kleine Theater ein Familienbetrieb geblieben, das sich nicht vor der einen oder anderen großen Bühne verstecken muß.

"Sehr abwechslungsreich, aber auch stressig", so beschreiben die Puppenspieler ihren Alltag. "Durchhalten", lautet ein Erfolgsgeheimnis, "persönlicher Einsatz" ein anderes. Obwohl der Zuschauerraum höchstens 140 Gäste faßt, sieht er pro Jahr mehr als 50 000 Zuschauer. Darunter auch viele, die einen Gang ins theatereigene Museum anschließen, das die Magersuppes 1991 in der alten Ratsapotheke gegenüber vom Rathaus eröffnet haben. Allein im ersten Jahr zählte der Prinzipal rund 11 000 Besucher.

Statt den beachtlichen Fundus, den Karl Magersuppe und seine Nachfolger zusammengetragen haben, in Kisten und Koffern zu verstecken, steht ein Teil der Figuren nun im liebevoll eingerichteten und betreuten Museum. Thema und Exponate wechseln alljährlich, 1993 dominiert "Puppenspiel international". 150 kunstvoll geschnitzte Marionetten und Requisiten aus aller Herren Länder ziehen das Auge des Betrachters an. Darunter Miniaturbühnen aus einer Zeit, in der Puppenspiel noch als Fernseh-Ersatz diente, und Figuren aus einer tschechischen Sammlung, die sich nun im Besitz des Puppenmuseums befindet. Alles nicht ausschließlich zum Angucken: Vor allem die kleinen Besucher freuen sich über das "Museum zum Anfasssen" und die Möglichkeit, selbst einmal die Puppen tanzen zu lassen.

Daß die Theaterarbeit im Kleinen oft nicht weniger aufwendig als für eine große Bühne ist, beweist ein Blick in den Probenplan. "Zwei Jahre dauert es schon, bis eine neue Inszenierung steht", schätzen die Magersuppes. Dabei arbeitet das Ensemble schon seit vielen Jahren erfolgreich mit einem tschechischen Regisseur zusammen.

Neben dem Kontakt zum Publikum und der Liebe zum Metier und zur Kunst treibt den Prinzipal dabei ein weiteres Anliegen an: "Auch im Puppenspiel die Sprache pflegen, alte Wörter wieder aufleben lassen." Daß auch bei den "Holzköppen" die Grimm'schen Märchen eine große Rolle spielen, ist wenig verwunderlich, sind sie doch im Jugendparadies der Brüder Grimm zu Hause.

Wer sich für Öffnungszeiten von Theater und Museum sowie den Spielplan interessiert, der wählt die Rufnummer 0 66 63 / 245.

Handball-Regionalliga Südwest Rang drei bleibt Saisonziel Doch die TSG Münster rutschte auf den vierten Platz ab

Die TSG Münster zog im Verfolgertreffen der Männer-Handball-Regionalliga Südwest beim Neuling TSV Eschwege (25:27) den kürzeren und rutschte auf Rang fünf ab. "Unser Saisonziel bleibt dennoch Platz drei", resümierte Pressewart Wolfgang Rackebrandt, der den tollen Einsatz des Main-Taunus-Vereins hervorhob. An den beiden Rangersten TSG Groß-Bieberau und TV Lützellinden gibt es kein Vorbeikommen mehr, Eschwege und Griesheim (jeweils 29:13 Punkte) gelten für den Kelkheimer Stadtteil- Verein (27:15) inzwischen als einzige Orientierungspunkte. Gegen den Tabellenachten SV Hermannia Kassel soll am Samstag (19 Uhr, Großsporthalle der Joseph-Eichendorff-Schule) Platz fünf abgesichert werden.

TSV Eschwege - TSG Münster 25:23 (13:11). Ausverkauftes Haus (800 Zuschauer), eine traumhafte Atmosphäre - in Eschwege wird Handball der anderen Art präsentiert. Jedes Heimspiel stellt ein kleines Volksfest dar. Allerdings ließen sich die beiden Referees aus Thüringen wenig beeinflussen, zogen ihre Linie konsequent durch. "Eine ähnliche Unterstützung schwebt uns in eigener Halle vor", zeigte sich Rackebrandt davon beeindruckt. Münster hielt bis kurz nach der Pause (13:12) voll dagegen, dann setzte sich der TSV auf 17:13 ab und verteidigte diesen Vorsprung (24:20) bis zur Endphase, bevor die TSG nach Finckhs Anschlußtreffer zum 24:23 (59.) noch einmal auf ein Remis hoffen durfte. Die offene Manndeckung wurde jedoch 35 Sekunden vor Schluß ausgehebelt. Kirschs verwarf noch einen Siebenmeter, auch der ansonsten stark verbesserte Artur Kollek (36.) hatte einen Strafwurf, damit unter dem Strich das Remis, vergeben. Edmund Nositschka (7) und Dirk Kazalla (4/1) bereiteten dem Gast die meisten Probleme. Neben Kollek ragte Finckh im Angriff sowie Kirsch in der Abwehr heraus.

TSG MÜNSTER: Uwe Simon (bis 37.), Konrad Bansa (Tor); Peter Heimburger, Artur Kollek (6), René Scheu (2), Mark Nitschky (2), Stephan Kirsch (3/3), Thomas Egenolf (2), Joachim Schreiber (2), Rüdiger Finckh (5), Oliver Klump (1). SCHIEDSRICHTER: Meinung, Wild (Sömmerda). - SIEBENMETER: 3/3:5/3. - STRAFMINUTEN: 12:12. - FANS: 800 (ausverkauft). hdp

Alles, was passieren kann, wird irgendwann einmal passieren Gastbeitrag des Vorstandsvorsitzenden der Hoechst AG zu den Konsequenzen aus der Störfallserie Von Professor Wolfgang Hilger

Handball-Regionalliga der Frauen: TSG Leihgestern wieder Tabellenzweiter In letzter Sekunde das Blatt noch gewendet Beinahe hätte die TSG die Meisterschaftschance verspielt / SG Bruchköbel ohne Koch harmlos

Die TSG Leihgestern wahrte mit ihrem 16:15 Arbeitssieg beim (Fast-)Absteiger TV Flörsheim ihre Meisterschaftschancen in der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest. Das Team aus Linden rückte nach dem Bad Hersfelder Ausrutscher gegen die SG Kirchhof (14:15) mit 26:12Punkten hinter Eintracht Wiesbaden (30:8) auf Rang zwei vor, ist aber auf einen Ausrutscher des Spitzenreiters angewiesen. Leihgestern hat eine lästige Pflichtübung gegen den sicheren Absteiger HBV Jena (Samstag, 19.30 Uhr, Stadthalle Linden) zu absolvieren. Die SG Bruchköbel zeigte beim 13:19 in Urberach ihr häßliches Gesicht, kam dort nie für einen Sieg in Frage. Ohne Hanne Koch wurde dem Gast kräftig aufgetischt, mehr als Rang sieben ist für die SGB, die am Sonntag (17 Uhr, Heinrich-Böll-Gesamtschule Nord) gegen Darmstadt 98 antreten muß, anscheinend nicht möglich.

BSC Urberach - SG Bruchköbel 19:13 (11:6). Ohne Torfrau Julia Voggenberger, Hanne Koch, Felicitas Döring, somit drei ehemalige Frankfurter Grünweiß-Bundesligaspielerinnen, sowie Andrea Wohland war die SGB im Rödermarker Stadtteil kaum einen Heller wert. Nach einer zufriedenstellenden Anfangsphase (7:5 für den BSC) setzte sich der Gastgeber noch vor dem Wechsel entscheidend ab. Lenhardt machte die Außenposition von Renate Spiegel zu, Lydia Griessmann neutralisierte Regina Kirschig und Lilo Schilff schwang ihre Flügel über Monika Berweiler. Damit war dem Gast viel von seiner Gefährlichkeit genommen. Die insgesamt bessere (taktische) Einstellung des Gastgebers führte trotz starker Vorstellung von Stephanie Höflich-Schmidt zur klaren Bruchköbeler Niederlage. Symptomatisch: Regina Kirschig und Petra Hoin scheiterten jeweils mit einem Strafwurf an Silvia Löhr, die stärker als ihre Gegenüber Elke Müller agierte. Allerdings hatte sie auch eine kräftiger zupackende Abnwehr vor sich. Gegen die Würfe von Altmeisterin Siggi Gotta (8/2) sowie Lilo Schilff und Lydia Griessmann (je 4) wußten die Gäste keine Antwort. SG BRUCHKÖBEL: Elke Müller (Tor); Monika Berweiler (1), Petra Hoin (1), Regina Kirschig (3/1), Stephanie Höflich-Schmidt (5/2), Heike Janus (1), Renate Spiegel (2), Eva Klose, Ottrun Weber. SCHIEDRSICHTER: Jung und Schendel (Hüttenberg). - SIEBENMETER: 4/3:5/3. - STRAFMINUTEN: 6:4. - ZUSCHAUER: 120. TV Flörsheim - TSG Leihgestern 15:16 (8:8). Ausgerechnet der zuvor in punkto Torewurf erfolglosen Anke Wakker war es vorbehalten, mit zwei Treffern in der letzten Spielminute das Ruder noch herumzureißen. Die Entscheidung fiel dabei fünf Sekunden vor Schluß. In der 59. Minute führte Flörsheim noch 15:13, hatte mit einem Hattrick von Conny Moritz das 12:13 umgekehrt. Leihgestern schien erneut eine sicher scheinende Führung (11:8 nach zwei Dritteln der Spielzeit) nicht verteidigen zu können, verkraftete jedoch sogar drei vergebene Siebenmeter. Andererseits vergab auch der TVF zwei Strafwürfe, erwies sich Maren van Kessel wie gewohnt als sicherer Rückhalt im Tor. Lediglich gegen Karin Sehrings fünf Siebenmetertore sowie die kernigen Würfe von Conny Moritz (5) war sie machtlos. Beim Sieger wechselten wie seit Wochen Licht und Schatten, meisterlich war die Vorstellung wahrlich nicht. TSG LEIHGESTERN: Maren van Kessel, Ulrike Zeiss (bei einem 7m im Tor); Carmen Velten (2), Anke Wacker (2), Heike Münch, Katja Dölz, Jutta Wissemann (1), Andrea Utschig (4/3), Sandra Bleuel (3), Britta Lenz (3/2), Sabine Weidmann (1), Regina Mühlich. SCHIEDSRICHTER: Mann und Schwantes (Frankfurt). - SIEBENMETER: 9/7:8/5. - STRAFMINUTEN: 6:10. - ZUSCHAUER: 50. hdp

Grüne loben Konzept des VCD für den Stadtbus

KRONBERG. "Mutige Vorschläge" stecken nach Ansicht der Kronberger Grünen im Stadtbuskonzept des VCD- Kreisverbandes (die FR berichtete). Es sei das Verdienst des Verkehrsclubs, daß er die Aufmerksamkeit auf den von den Kronbergern selbst produzierten Verkehr lenke, der schließlich die bedeutendste Quelle von Lärm und Abgasen darstelle, findet der Stadtverordnete Udo Keil.

Das Konzept zeige die Möglichkeiten des öffentlichen Personennahverkehrs auf. Die geschätzten Kosten von 1,5 Millionen Mark seien minimal im Vergleich zu jenen 50 Millionen, die andere Parteien in den Straßenbau (STEL, Ausbau Sodener Stock) stecken möchten. hko

Handball-Regionalliga Südwest der Frauen BSC Urberach noch nicht aus dem Schneider Nach dem Sieg gegen Bruchköbel muß man weiter punkten, da es drei Absteiger geben kann

Den Heimvorteil konsequent ausgenutzt: Der BSC 47 Urberach kam im Abstiegskampf der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest zu einem wertvollen 19:13 gegen die SG Bruchköbel, der Rangsechste SV Darmstadt 98 besiegte überraschend die TSG Ober-Eschbach, die damit aus allen Meisterschaftsträumen gerissen wurde, mit 14:13. Der BSC Urberach kann als Tabellenachter etwas gelassener, aber keineswegs beruhigt am Sonntag (17 Uhr, Brühlwiesenhalle) zum mitgefährdeten TV 1860 Hofheim (26:21 in Jena) fahren. Bei zwei Absteigern (Jena/Flörsheim) wäre der BSC aus dem Schneider, bei weiterhin möglichen drei Absteigern muß das Gotta-Team weiter punkten. Um die Absicherung des sechsten Platzes geht es beim Spiel der Darmstädter "Lilien" in Bruchköbel (Sonntag, 17 Uhr, Gesamtschule Nord). Eintracht Wiesbaden kann bei vier Punkten Vorsprung indes den Sekt bereits kaltstellen.

BSC 47 Urberach - SG Bruchkköbel 19:13 (11:6). Was einen gewieften Trainer ausmacht, zeigte Betriebswirt Claus- Peter Gotta bei der taktischen Meisterleistung mit seinem Team gegen den Erzrivalen Bruchköbel. Seine personellen Planspiele gingen in vollen Zügen auf: Lydia Griessmann engte die Kreise der langjährigen Frankfurter Grünweiß-Bundesliga-Spielerin Regina Kirschig entscheidend ein, Lilo Schilff lockte Monika Berweiler ins undurchdringbare Gestrüpp und Kerstin Lenhardt ließ auf der Außenposition der ebenfalls lange in der Bundesliga aktiven Renate Spiegel wenig Raum. Da Silvia Löhr wie gewohnt glänzend disponiert war, Beate Thierolf-Seida in der Abwehr - neben Siggi Gotta und Lilo Schilff - eine überzeugende Vorstellung gab, war die Siegerfrage spätestens zur Halbzeit beantwortet. Nach dem 11:7 markierte die auch im Angriff überragende Siggi Gotta einen Hattrick. Bis auf Steffi Höflich-Schmidt (5/2) erreichte keine Gäste-Akteurin ihre gewohnte Form, ohne Ex-Nationalspielerin Hanne Koch, Torfrau Julia Voggenberger und Feli Döring (alle ehemals Grübnweiß Frankfurt) war der Hanauer Kreisvertreter nur die Hälfte wert.

BSC 47 URBERACH: Silvia Löhr (Tor); Lydia Griessmann (4), Lilo Schilff (4), Siggi Gotta (8/2), Beate Thierolf-Seida (1/1), Claudia Rettner (2), Sabine Thimm, Ivonne Konrad, Kerstin Lenhardt, Sandra Rinnenburger, Andrea Gawliczek. SCHIEDSRICHTER: Jung und Schendel (Hüttenberg). - SIEBENMETER: 4/3:5/3. - STRAFMINUTEN: 6:4. - ZUSCHAUER: 100.

SV Darmstadt 98 - TSG Ober-Eschbach 14:13 (8:7). Selbst vier vergebene Siebenmeter knickten die Lilien nicht um: die konsequent leitenden Schiedsrichter pfiffen Anette Unsleber und Anke Schmitz jeweils wegen Übertretens zurück, Lis Helleboe traf den Pfosten und Anke Schmidt scheiterte zunächst an Christa Welter, traf jedoch im Nachwurf. Nach dem 12:13 (48.) herrschte beim Bad Homburger Stadtteilverein Sendepause, was Nicole Bassenauer (52.) und Lis Helleboe (56.) zum Darmsttädter Sieg ausnutzten. In den letzten zwölf Minuten verweigerten die Referees dem Gast zwei "Kreis-Tore" (Petra Kuch/Angela Jordan), vergab Ursula Unvericht (56.) beim 14:13 einen Siebenmeter. Neben Torfrau Astrid Momberg trugen Anke Schmitz und Lis Helleboe beim Sieger die Hauptlast. Die kürzlich von Grünweiß Frankfurt zur TSGO gekommene Ursula Unvericht (7/3) markierte mehr als die Hälfte aller Gästetore, konnte aber die atypische Tore-Entwicklung (fast ständig wechselnde Führung) auch nicht verhindern.

SV DARMSTADT 98: Astrid Momberg, Meike Herdt (bei einem Siebenmeter im Tor); Anke Schmitz (4/1), Lis Helleboe (3), Claudia Wolf (2), Anette Unsleber (2/1), Nicole Bassenauer (1), Barbara Schade, Petra Mares (1), Susanne Schmälter, Sabina Wallway (1), Ute Schultheiß. - SCHIEDSRICHTER: Fischer (Ludwigshafen) und Magiera (Mutterstadt). - SIEBENMETER: 6/2:6/4. - STRAFMINUTEN: 6:6. - ZUSCHAUER: 50. hdp

&blt; Vortrag Abramovics fällt aus

Heute abend wollte Marina Abramovic im Hessischen Landesmuseum Darmstadt einen Vortrag halten. Er fällt wegen Erkrankung der Künstlerin aus. &blt; "Butterflies are free" Eine englische Komödie zeigt die "London Production Company" am heutigen Dienstag um 11 Uhr im Schultheater-Studio Frankfurt, Hammarskjöldring 17a. &blt; Vortrag über Mallarmé Im Institut Français (Jordanstraße 7 in Frankfurt) hält am heutigen Dienstag um 18.30 Uhr Serge Meitinger einen Vortrag in französicher Sprache über "Lire Mallarmé comme on va au théâtre". &blt; Klavierabend und Flötenmusik In Dr. Hoch's Konservatorium (Hebelstraße 15) ist heute abend, 19.15 Uhr, ein Klavierabend der Klasse Angelika Nebel. Am Donnerstag um 20 Uhr gibt die Klasse Carmen Radestock-Ehringer einen Abend mit Blockflötenmusik. Der Eintritt ist frei. &blt; Vortrag über Bild, Schrift, Gedächtnis Im Dominikanerkloster (Kurt-Schumacher-Straße 23) hält am heutigen Dienstag um 20 Uhr Marianne Schuller in der Reihe "Am Anfang war das Wort" einen Vortrag über "Bild, Schrift, Gedächtnis".

Von heute an wird Kinderkleidung verkauft

MÜHLHEIM. Von heute an ist der Secondhandshop des Vereins Frau-Mutter- Kind in der Heinestraße 12 geöffnet. Dort werden Kinderkleider in Kommission genommen und verkauft. Geöffnet ist der Basar in Zukunft Dienstag und Freitag von 10 bis 11.30 Uhr und am Mittwoch von 15 bis 17.30 Uhr. Informationen gibt es bei Karin Reger-Fröhlich unter Telefon 0 61 08 / 6 93 86. pmü

Bauernverband lagert Aushub auf Obstwiese / "Um schädlichen Transport zu vermeiden" Bäume ersticken in Erde Behörden drohen Strafe an Von Heitken Schwarzenau FRIEDRICHSDORF. 3000 Kubikmeter Erdaushub hat der Hessische Bauernverband, Bauherr des neuen Gebäudes der Landvolk-Hochschule am Lochmühlenweg 3, auf einer Obstwiese in der Nähe der Baustelle illegal zwischenlagern lassen. Naturschützer haben die Erdberge, aus denen teilweise nur noch die Kronen der Kirschbäume herausragen und die Bäumen und Wiese die Luft abdrehen, jetzt zufällig entdeckt. Der Aushub liegt dort seit Beginn der Bauarbeiten im vergangenen Oktober. Die Untere Naturschutzbehörde (Amt für Umwelt und Naturschutz) wurde alarmiert. Amtsleiter Tilman Kluge ist bestürzt, daß gerade der Bauernverband ("Der kümmert sich sonst doch um Umweltschutz") gegen das Naturschutzgesetz gehandelt hat: "Die hätten mit uns sprechen müssen. Wir hätten gemeinsam eine Lösung gefunden". Bis zum 1. April, sagt Kluge, müsse der Aushub wieder zurücktransportiert sein, sonst bekommt der Bauernverband eine Beseitigungsverfügung. Auch der Regierungspräsident in Darmstadt wird von dem Vorfall unterrichtet, dem Bauernverband droht ein Bußgeld. Wie gravierend die ökologischen Schäden sind, läßt sich erst messen, wenn die Erde wieder beseitigt ist. Der Justitiar des Verbandes, Bernhard von Breidenbach, versichert, "daß in 14 Tagen die Erde wieder auf der Baustelle verfüllt ist." Die Vegetation der Wiese und der Bäume werde nicht beeinträchtigt. Er bezeichnet die Zwischenlagerung auf der verbandseigenen Wiese in Baustellennähe eher als Umweltschutzmaßnahme: "Wir wollten den Aushub nicht kilometerweit mit schweren Wagen durch die Straßen hin- und hertransportieren, weil feststand, daß wir das Erdreich für die Grünanlagen am neuen Gebäude wiederverwenden." Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Hochtaunuskreis ist "tief enttäuscht über das Verhalten des Hessischen Bauernverbandes, der immer behaupte, der größte Naturschutzverband zu sein", sagt BUND-Sprecher Peter Gwiasda. Seine Organisation erwarte hartes Durchgreifen der Naturschutzbehörde und eine spürbare Strafe: "So einen Verstoß gegen Recht und Gesetz kann sich der Bauernverband nicht leisten".

Selbst wenn eine Zwischenlagerung baurechtlich genehmigungsfrei sei sollte, sagt Tilman Kluge, stelle die Aufschüttung im Außenbereich und im Landschaftsschutzgebiet einen Eingriff in die Natur dar, der mit der Umweltbehörde abgesprochen sein müßte.

Handball-Regionalliga Südwest der Frauen: Nur noch drei Spieltage bis zum Saisonende Eisenharte Eisenacherinnen setzten dem Spitzenreiter zu Doch dann kam Wiesbaden doch noch zu einem standesgemäßen Erfolg / Ober-Eschbachs Niederlage in Darmstadt unnötig

Kann Eintracht Wiesbadens Regionalliga-Handballerinnen bereits zum Staffelsieg gratuliert werden? Dem deutlichen 16:9 des Spitzenreiters gegen den ThSV Eisenach stand das 14:15 des Rangzweiten Hessen Hersfeld gegen Kirchhof, aber auch das Ober-Eschbacher 13:14 in Darmstadt gegenüber. Hierdurch vergrößerte sich der Wiesbadener Vorsprung vor den drei letzten Spieltagen gegenüber der TSG Leihgestern (16:15 in Flörsheim) sowie Bad Hersfeld auf vier Punkte. Ober-Eschbach ist als Rangfünfter vorzeitig aus dem Rennen.

Im Abstiegskampf kam der TV 1860 Hofheim zum wichtigen (und erwarteten) 26:21 beim Absteiger HBV Jena, während Flörsheim nach seiner Heimniederlage vermutlich zweiter Absteiger sein wird. Drei Zähler trennen den TVF bereits vom Tabellen-Nachbarn ThSV Eisenach. Dorthin müssen die Schmidt-Schützlinge am Samstag (19 Uhr, Sporthalle Katzenaue). Bei einer weiteren Niederlage ist das sportliche Schicksal dieses Teams in der Regionalliga besiegelt. Hofheim hat gegen den BSC Urberach (Sonntag, 17 Uhr, Brühlwiesenhalle) berechtigte Hoffnungen, sich aus diesem Dickicht weiter zu entfernen. Die Wiesbadener Eintracht kann in Kirchhof (Samstag, 19.30 Uhr, Stadtsporthalle Melsungen) indes ihr Meisterstück machen, Ober-Eschbach zur gleichen Stunde am Massenheimer Weg gegen Bad Hersfeld Zünglein an der Waage spielen.

Eintracht Wiesbaden - ThSV Eisenach 16:9 (5:5). Die Eisenacherinnen spielten eisenhart, teilweise brutal. Zwei rote Karten und insgesamt 18 Strafminuten zeigten die wenig "frauliche" Gangart der Gäste am deutlichsten auf. Mit allen Mitteln versuchte der abstiegsbedrohte Gast, seine spielerischen und technischen Defizite auszugleichen. Anfangs ließ sich der Favorit (1:4 nach 14 Minuten) davon einschüchtern und mußte nach ausgeglichenerem Verlauf bis zur 40. Minute (9:7) warten, bevor der Widerstand der Gäste gebrochen war. Mit sieben Treffern in 14 Minuten waren mit 16:7 die Würfel gefallen.

EINTRACHT WIESBADEN: Constanze Lendle (bis 30.), Michaela Kettenbach (Tor); Martina Peter (3), Bettina Rau (5/1), Erika Müller, Marion Jüngst (1), Sabine Eichner, Ulrike Kozyra (1), Jana Köhler (1), Steffi Wallrabenstein, Claudia König (2), Heike Wallrabenstein (3). SCHIEDSRICHTER: Arnold und Cepa (Reinheim) - STRAFMINUTEN: 2:18. - ZUSCHAUER: 100.

SV Darmstadt 98 - TSG Ober-Eschbach 14:13 (8:7). Die großen Hoffnungen der TSGO, die sich aus der Verpflichtung von Ursula Unvericht ergaben, erfüllten sich nicht. Seit die "Alleinunterhalterin" mitspielt, ließen die Leistungen bei Petra Sattler, Kathrin Nüchter-Schmidt und Birgit Specht nach. Die Ex-Frankfurterin erzielte zwar über 50 Prozent der nur 13 Gästetore, konnte aber die unnötige Niederlage nicht verhindern. Die Abwehrleistung war durchaus akzeptabel, auch die Torfrauen Kerstin Reviol und Christa Welter hielten gut. "Unvericht, Unvermögen, Unfähigkeit" - im Angriff der Schützlinge von Sigrid Zernikow lief wenig zusammen, die einst starke Flügelzange Angela Jordan /Sybille Arras (vergaben sechs freie Bälle) glich eher einer Klammer. Nach der 13:12 Führung (48.) ging beim Gast nichts mehr. Zwei "Kreis- Tore" (Petra Kuch/Angela Jordan) wurden zurückgepfiffen, Unvericht vergab nach dem 14:13 für Darmstadt (56.) einen Siebenmeter (wie zuvor bereits Birgit Specht) und insgesamt sechsmal wurde der Pfosten anvisiert.

TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol (bis 30.), Christa Welter (Tor); Carola Schröder (1), Birgit Specht (1/1), Petra Sattler, Petra Kuch, Kathrin Nüchter- Schmidt, Nasaria Makey, Monika Engel (2), Sybille Arras (1), Angela Jordan (1), Ursula Unvericht (7/3). SCHIEDSRICHTER: Fischer (Ludwigshafen) und Magiera (Mutterstadt). - SIEBENMETER: 6/2:6/4. - STRAFMINUTEN: 6:6. - ZUSCHAUER: 50.

TV Flörsheim - TSG Leihgestern 15:16 (8:8). Jutta Kaufmann weilte in Urlaub(!), auch Katja Szünder fiel aus, Coriina Fehler (40.) schied mit einer Knieverletzung aus - und dennoch führte der Gastgeber in der 59.Minute nach einem Hattrick von Conny Moritz scheinbar sicher mit 15:13. Die wackeren Gäste drehten durch Anke Wacker (2) in den letzten Sekunden noch den Spieß um. Conny Moritz (58:39 Minuten) und Diana Knopp (59:40) vergaben in dieser heißen Phase die Entscheidung zugunsten des Gastgebers, der nach Claudia Kramers Zeitstrafe in Unterzahl agierte.

TV FLÖRSHEIM. Alexia Pfeifer (Tor); Corinna Fehler, Karin Sehring (5/5), Conny Moritz (5/1), Birgit Wolf, Kristina Blaha (3/2), Diana Knopp (1), Corina Christ, Claudia Kramer, Ulrike Körner, Gabi Dietz (1). SCHIEDSRICHTER: Mann und Schwantes (Frankfurt) - SIEBENMETER: 9/7:8/5. - STRAFMINUTEN: 6:10. - ZUSCHAUER: 50.

HBV Jena - TV Hofheim 21:26 (7:13). Der Zwölf-Stunden-Trip rentierte sich, die starke Angriffsleistung verdeckte die Abwehr- und Torwartschwächen. Immerhin 21mal mußte Ersatzkeeperin Sabine Claas, die die am Knie lädierte Ines Madaler vertreten mußte, hinter sich greifen. Die "Wurfkanonen" Kristina van Loyen, Caroline König und Martina Plankl warfen ebenso viele Treffer wie die gesamte Jenaer Mannschaft, wodurch der Erfolg nie gefährdet war.

TV 1860 HOFHEIM: Sabine Claas (Tor); Anke Nels, Caroline König (7), Petra Westenberger, Sandra Andersch (1), Kristina van Loyen (9), Sabine Henninger (1), Tünde Hajdu (2/1), Nadja Schott (1), Astrid Bender, Martina Plankl (5/1). SCHIEDSRICHTER: Niedtner (Erfurt) und Schwarzien (Sömmerda). - SIEBENMETER: 4/4:2/2. - STRAFMINUTEN: 10:12. - ZUSCHAUER: 150. hdp

Junge Frauen entdeckten den Brand Feuer in der Dietzenbacher Aue-Schule / Kripo: Brandstiftung nach Einbruch Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. Annette Bolanz, Praktikantin an der Dietzenbacher Aue-Schule, und ihre Freundin Inken Kästner fahren im Auto über die Dreieichstraße. Es ist Sonntag, 21 Uhr. Plötzlich sehen die beiden jungen Frauen große Rauchwolken. "Der Qualm muß von der Aue-Schule kommen", sagt Annette zu Inken. "Laß uns mal nachgucken." Sie biegen in die Talstraße ein, um vor dem Schulgebäude halten zu können. Sie stellen fest, daß der Verwaltungstrakt brennt. Die Flammen sind noch klein. Sie verständigen einen Anwohner, der die Dietzenbacher Feuerwehr alarmiert. Inzwischen zerplatzen die ersten Fensterscheiben des Rektorenbüros. Der Brandherd wächst und wächst. Annette ruft ihre Mutter Sieglinde Bolanz an: "Mama, Mama, die Schule brennt." Sieglinde Bolanz, die Lehrerin an der Aue-Schule ist, kommt. Auch die Feuerwehr rückt mit Blaulicht an. Die Männer in den Overalls können verhindern, daß sich das Feuer weiter ausbreitet. Sie haben den Brand schnell unter Kontrolle. Schulleiter Ingo Klingbeil erkennt, daß die Einrichtung seines Büros zerstört ist. Verkohlt sind auch das Sekretariat und das Zimmer von Schulsozialbeiterin Renate Scheffler- Konrat.

Beamte der Offenbacher Kriminalpolizei finden schnell heraus, daß eingebrochen worden ist. Auf der anderen Seite des Gebäudes haben Unbekannte ein Fenster zertrümmert, um eindringen zu können. Die Kripo entdeckt mehrere eingetretene Türen und geht davon aus, daß die Täter nach dem Einbruch das Feuer gelegt haben. Das Motiv ist noch unklar. Die Polizei schätzt den Schaden auf etwa 100 000 Mark.

Montag morgen. Rundfunksender verbreiten: "Wegen Aufräumarbeiten muß in der Dietzenbacher Aue-Schule heute der Unterricht ausfallen." Etwa 460 Mädchen und Jungen sind betroffen. Trotzdem erscheinen einige Kinder vor der Grundschule. Sie werden wieder nach Hause geschickt. Rektor Klingbeil: "Es ist alles diszipliniert verlaufen."

Das Kollegium der zirka 35 Lehrerinnen und Lehrer trifft sich zur Krisensitzung. Auf den ersten Schreck gibt's heißen Kaffee und frischen Zimtkuchen. Die Runde bespricht die Lage. "Es stinkt", klagt eine Pädagogin. "Rauchgeruch überall in den Klassenzimmern." Das Kreisgesundheitsamt ist eingeschaltet. Fachleute sollen untersuchen, ob in den Räumen bald wieder unterrichtet werden kann. Ein Ergebnis liegt nach Angaben der Pressestelle im Landratsamt noch nicht vor.

Das eine steht für das Kollegium fest: Der Schulbetrieb ist auch am Dienstag, 16. März, nicht möglich. Ingo Klingbeil: "Wir machen statt dessen Wandertag. Wir treffen uns um 9 Uhr an der Schule." Doch für zwei vierte Klassen wird Sportunterricht angeboten. Durch die Klassenzimmer soll derweil noch viel frische Luft wehen.

Klingbeil hat einiges um die Ohren. Er muß am Montag dafür sorgen, daß der Dienstag reibunglos über die Bühne gehen kann. Lehrerinnen und Lehrer pakken schließlich fleißig beim Ausmisten in den ausgebrannten Räumen mit an. Das Mobiliar ist zerstört. Wände und Decken sind rauchgeschwärzt. Eine Schreibmaschine ist durch die Hitze zusammengeschmolzen. Hektisches Treiben auch in der Mehrzweckhalle, durch die am Vorabend die ungebetenen Gäste den Verwaltungstrakt erreicht haben. Die Telefonleitung funktioniert wieder. Ein Kabel führt aus den ausgebrannten Zimmern nach draußen, wo der Apparat auf einem Tisch steht. "Zum Glück ist das Wetter zur Zeit so schön", meint eine Lehrerin. "Sonst wär's noch schlimmer."

Am heutigen Dienstag will die Schuldezernentin, Kreisbeigeordnete Adelheid Tröscher, mitteilen, wie der Betrieb an der Aue-Schule weiter abgewickelt werden soll.

Unbekannte stiegen bereits am Donnerstag in die Dietzenbacher Regenbogen-Schule ein und demolierten die Räume im Verwaltungstrakt. Das benachbarte Rodgau hatte in den vergangenen Jahren eine Serie von Schulbränden in Atem gehalten. Während drei Heranwachsende kürzlich für schuldig befunden wurden, Ende 1991 in der Georg-Büchner-Schule ein Feuer gelegt zu haben, blieben vier Großbrände bislang ungeklärt.

Viel Geld für zu wenig Platz

Von Astrid Ludwig

LANGENSELBOLD. Zwei doppelstöckige Betten drängen sich entlang der Containerwand. Gegenüber stehen ein Tisch und drei Stühle. Dazwischen bleibt nur ein schmaler Gang. Eine Miniküche und vier Spinte gehören noch zur Standardeinrichtung auf engstem Raum. Vier Menschen leben hier auf rund 18 Quadratmetern - für 1000 Mark "Entgelt" im Monat. Eine Summe, die durch den jüngsten Landeserlaß des hessischen Familienministeriums für die Benutzung von Übergangswohnheimen festgelegt wurde und die bei Unterstützergruppen zunehmend auf Kritik stößt: Wieder einmal verdienten sich Private eine goldene Nase.

Insgesamt leben 50 Asylbewerber aus Bangladesh und Schwarzafrika in dem Übergangswohnheim auf dem Campingplatz am Kinzigsee. Die meisten von ihnen haben im Kreis oder in Frankfurt als Billiglohnkräfte Arbeit gefunden und müssen daher die Kosten für ihre Unterkunft selbst zahlen. Die frühere Staffelung der Entgelte entfiel zum Oktober 1992 auf Anweisung des Landes. Statt 100 bis 150 Mark zahlen die Flüchtlinge nun 226 Mark im Sommer und 246 Mark im Winter für ihr Quartier. Durchschnittlich also 236 Mark im Monat für ein Bett, einen Schrank und rund fünf Quadratmeter Wohnfläche.

Der Bangladeshi Raman (Name geändert) lebt seit einem Jahr in Langenselbold. Er kam 1990 nach Deutschland und erlebte die Angriffe von gewalttätigen Skinheads auf die Asylunterkunft in Hoyerswerda mit. Aus Angst vor Neonazis, reiste Raman auf eigene Faust nach Berlin, von wo aus er in den Main-Kinzig-Kreis verwiesen wurde. Seit wenigen Monaten arbeitet er als Putzkraft in einem Frankfurter Hotel. Von dem bißchen Geld, daß er dort verdient, muß er monatlich die "Miete" für den Container, rund 200 Mark Fahrkosten für den Zug und Geld fürs Essen aufbringen. Gudrun Petasch vom hessischen Flüchtlingsrat in Frankfurt vermutet, daß viele Asylbewerber wegen der hohen Kosten irgendwann nicht mehr arbeiten gehen wollen. Wer keine Arbeit hat, für den zahlt das Sozialamt.

Als "Mietwucher und Ausbeutung" bezeichnet Pfarrer Herbert Leuninger, Sprecher von "Pro Asyl", die Höhe der Entgelte für die arbeitenden Bewohner von Asylunterkünften. "Es ist nicht zu kritisieren, daß die Bewohner, wenn sie arbeiten, für die Unterbringung Miete zahlen, aber das muß doch in vernünftiger Relation zum Wohnkomfort sein." Die "horrenden Kosten" für die Vermietung der Container auf die Flüchtlinge umzulegen, hält er für "unmöglich".

Betreiber der Übergangsunterkunft am Kinzigsee ist die Stadt. Die hat, sagt Bürgermeister Hans-Peter Ebner, die Container von einer Leasing-Gesellschaft aus Essen gemietet. 14 700 Mark zahle die Stadt monatlich für die 17 Container mit Sanitäranlagen. Kosten, die sich für die Stadt "plus minus null" rechneten, da sie der Kreis übernehme. Die Höhe der Miete, so Sozialamtsleiter Horst Jung-Giehnes, lege die Stadt nicht fest. Der Kreis ziehe die Miete ein. "Wir nehmen die Leute auf und bringen sie unter".

Der Kreis verweist auf den Landeserlaß, der arbeitende, alleinstehende Asylbewerber zur Zahlung von 246 Mark verpflichtet. Familien zahlen je nach Personenzahl gestaffelt weniger. Pressesprecher Lewitzki: "Wir vollziehen nur diese Anweisung und können nichts daran ändern".

Das Familienministerium hält die Mietsumme aufgrund des hohen Kostenfaktors für gerechtfertigt. In dem Entgeld seien der häufige Wechsel in den Unterkünften, die Verwaltungkosten, Moblierung, Reinigung und Betreuung mit drin.

Doch eine soziale Betreuung gibt es am Kinzigsee nicht. Die Flüchtlinge bekommen weder Sprachkurse, noch kümmert sich ein Sozialarbeiter um sie. In der Unterkunft selbst gibt es kein Telefon, von wo aus sie im Notfall anrufen oder angerufen werden könnten.

Die Frage, ob eine Betreuung von der Stadt oder dem Kreis zu leisten ist, ist ein alter Langenselbolder Streitfall. Darüber wird zur Zeit noch verhandelt. Auf beiden Seiten fehlt es an Personal. Beim Kreis betreuen schon jetzt acht Sozialarbeiter 72 Unterkünfte. Die Stadt, so Ebner, könne die "unterschiedliche Handhabung" des Kreises bei den Kommunen jedoch nicht akzeptieren.

Vor wenigen Tagen kam in Langenselbold ein runder Tisch zusammen, deren Vertreter aus Vereinen, Verbänden, Kirchen und Parteien unbürokratisch helfen wollen. Sie planen Sprachunterricht, Begleitung bei Behördengängen und Treffen mit den Flüchtlingen. Über die Vorschläge, die von Isolde Reichert miterarbeitet wurden, wird der runde Tisch Ende März beraten.

So aßen und tranken einst die Seligenstädter Ausstellung des Landschaftsmuseums wirbt für Aktion "Hessen à la carte"

SELIGENSTADT. In der Vitrine liegt ein ganz schönes Stück. Achim Zöller, Leiter des Landschaftsmuseums Seligenstadt, klopft auf die Scheibe und liest die Schrift vor, die auf dem angekratzten Teller zu erkennen ist: "Wer kein Geld im Beutel hat, ißet sich von mir nicht satt." Dieses gute Stück, das fast 200 Jahre alt ist und am Freihofplatz ausgegraben wurde, "stammt vermutlich aus einem Wirthaus", sagt Zöller. Der Teller zählt zu den Exponaten, die das Landschaftsmuseum zu einer Ausstellung zusammengestellt hat, die noch bis Freitag, 2. April, in Räumen der Sparkasse Langen-Seligenstadt (Frankfurter Straße) zu sehen ist.

Zöller erläutert: "Es ist ein Beitrag unseres Hauses zur Aktion ,Hessen à la carte' der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Fremdenverkehrs in Stadt und Kreis Offenbach und dem Hotel- und Gaststättenverband. Wir wollen zeigen, wie früher in Seligenstädter Küchen gegessen und getrunken wurde."

Neben dem Teller steht ein Rechaud aus dem 18. Jahrhundert. Es handelt sich um Gefäß, in dem Suppe oder Tee mit einer kleinen Kerze warmgehalten werden konnte. Der Museumschef erklärt: "Höchster Porzellan. Dieses Teil haben die Mönche in der früheren Seligenstädter Benediktinerabtei ihren Gästen ans Bett gestellt. Verzierungen wie eine Küchenschabe und eine Fliege deuten daraufhin, wie es um die Hygiene in der damaligen Zeit bestellt war." Ein historischer Fliegenfänger, ein Glas mit einer trichterförmigen Öffnung, kann direkt nebenan besichtigt werden. Außerdem finden sich mehrere Wein- und Bierkrüge in den Schaukästen. Darüber hängen Kochrezepte von anno tobak.

Zöller fand heraus, daß es einst für die örtlichen Wirtshäuser strenge Regeln gegeben hatte. So ordneten die Stadt 1721 an, daß die Weinglocke im Sommer um 21 Uhr und im Winter bereits um 20 Uhr die Zecher nach Hause treiben mußte. Wer sich nicht dran hielt, mußte ein kräftiges Bußgeld zahlen. 1864 begann Jacob Appelmann damit, das erste Seligenstädter Brauereibier zu brauen. Auch für die Freunde des goldgelben Gerstensaftes galt die Sperrstunde. Noch vor 100 Jahren aßen die Seligenstädter abends "Has' und Gans", was so viel bedeutete wie "heiß und ganz". Es handelte sich um Suppen und Eintöpfe.

Auch Landrat Josef Lach ist zur Ausstellungseröffnung gekommen. Er hebt als stellvertretender Vorsitzender des Arbeitsgemeinschaft "Fremdenverkehr" hervor, daß gerade Seligenstadt für seine renommierte Gastronomie bekannt sei. Von den 18 Restaurants und Gasthöfen, die sich in Stadt und Kreis Offenbach an "Hessen à la carte" beteiligten, seien vier aus Seligenstadt. Bürgermeister Rolf Wenzel wäre stolz auf "Seligenstadt à la carte". Und Elke Grönow vom Hotel- und Gaststättenverband meint, daß Seligenstadt als einziges Kleinod der Region wichtig für den Tourismus sei. Klaus Barthelmes, zuständig für Fremdenverkehr in der Kreisverwaltung, erwähnt die Bedeutung der regionalen Küche. fin

Ganoven labten sich mit Sekt

FRIEDBERG/NIDDA. Durch ein aufgehebeltes Fenster drangen am Wochenende bislang unbekannte Diebe in die Büroräume der Firma Reinelt in Friedberg ein. Die Einbrecher brachen Schränke, Schreibtische und einen Tresor auf. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Kripo entwendeten sie rund 3500 Mark und eine größere Anzahl Cola-Münzen, die für den werkseigenen Getränkeautomaten bestimmt waren.

Mit Zigaretten versorgten sich die Diebe, die in der Nacht zum Montag die Shell-Tankstelle an der Gutenbergstraße/ Homburger Kreuz heimsuchten. Der Wert ihrer Beute beträgt etwa 5000 Mark.

Noch nicht bekannt ist die Höhe der Beute, die Unbekannte bei einem Einbruch in das Wohn- und Geschäftshauses eines Steinmetzbetriebes am Wochenende in der Hohensteiner Straße in Nidda machten. Über eine Terrasse waren die Diebe in das erste Obergeschoß des Hauses eingedrungen, wo sie mehrere Räume durchsuchten. Dabei sorgten sie für erhebliche Unordnung, so daß der Geschädigte bislang noch nicht feststellen konnte, ob etwas fehlt.

Die Täter selbst haben allerdings etwas zurückgelassen: Sektkorken, die auf ein feuchtfröhliches Gelage in der Wohnung schließen lassen. cor

Ortsbezirk 1: "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 19 Mitglieder im Ortsbeirat 1 (Altstadt, Innenstadt, Bahnhof, Gutleut und Gallus):

SPD (7): Jürgen Hupe, Oberstudienrat, geb. 1941, Krögerstraße 11; Helgo Müller, Polizeibeamter, geb. 1949, Idsteiner Straße 28; Irmingard Schlafke, Objektleiterin, geb. 1939, Taunusstraße 28; Josef Häfner, Technischer Angestellter, geb. 1940, Sulzbacher Straße 15; Gregor Amann, Student, geb. 1962, Moselstraße 44; Ulrike Peschelt- Elflein, Kaufmännische Angestellte, geb. 1955, Schneidhainer Straße 21; Hans Heilmann, Postbeamter, geb. 1942, Battonnstraße 52.

CDU (6): Fritz Ott, Fleischermeister, geb. 1931, Mainzer Landstraße 135; Margarete Bacherl, Hausfrau, geb. 1925, Domplatz 12; Wilhelm Maykötter, Glasermeister, geb. 1926, Hufnagelstraße 35; Karl-Heinz Wilhelm, Pensionär, geb. 1932, Im Trierischen Hof 16; Margot Baier, Hausfrau, geb. 1926, Gutleutstraße 110; Thomas Kirchner, Bankkaufmann, geb. 1966, Schneidhainer Straße 32.

Grüne (3): Michael Krämer, Angestellter, geb. 1962, Mainluststraße 18; Elda Hinterholz, Buchhändlerin, geb. 1951, Kölner Straße 40; Andreas Laeuen, Liegewagenbetreuer, geb. 1961, Klingerstraße 13.

"Republikaner" (3): Karl Heinz Schultheis, Arbeiter, geb. 1935, Gutleutstraße 140; Mathias Feller, Arbeiter, geb. 1955, Werftstraße 18. Der dritte Platz bleibt unbesetzt. star

Namen + Notizen

KARL THUMSER wird auch in der neuen Legislaturperiode als Fraktionschef der SPD im Kreistag sitzen. Seine Fraktionskolleginnen und -kollegen haben ihn in ihrer konstituierenden Sitzung einstimmig zum Vorsitzenden gekürt. Vier bekannte Gesichter werden in den nächsten vier Jahren teils aus persönlichen, teils aus beruflichen Gründen nicht mehr im Kreisparlament sein: KONRAD TREBER verzichtete nach 25 Jahren Arbeit in verschiedenen Kreisgremien auf eine Kandidatur, ebenso ROSEMARIE KROONSTUIVER und FRIEDERUN DALLMER, die acht, beziehungsweise vier Jahre lang im Kreistag saßen. Der bisherige finanzpolitische Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, Bürgermeister HORST FAESER, wechselte in die Verbandsversammlung des Umlandverbands.

DANIEL RETHMEIER ist in der Hauptversammlung der Schwalbacher Jusos zum Vorsitzenden gewählt worden, ALEXANDER IMMISCH zu seinem Stellvetreter. Kassenwartin wurde NANCY FAESER, Schriftführer THOMAS VERGES, für die Pressearbeit ist jetzt SABINE HOSSENFELDER verantwortlich.

Kiewer Clowns zeigen die groteske Seite des Lebens

OBERURSEL. Das Clown- und Pantomimen-Ensemble "Mimikritschi" aus Kiew gastiert heute, Dienstag, 20 Uhr, in der Stadthalle. Karten gibt es in der Geschäftsstelle der VHS (Oberhöchstadter Straße 7) und an der Abendkasse. Das Ensemble aus der Ukraine nennt als sein Hauptziel, "die grotesken Seiten des Lebens einzufangen"; gerühmt wird die Vielseitigkeit seines Repertoires. hko

Ortsbezirk 6 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die 18 Mitglieder des Ortsbeirats 6 (Westliche Stadtteile, Schwanheim, Goldstein und Griesheim):

SPD (7): Dr. Rudolf Hartleib, Richter am OLG, geb. 1943, Grauer Stein 2; Roswitha Teuscher, Sekretärin, geb. 1950, Lenzenbergstraße 117; Norbert Wildhirt, Abteilungsleiter, geb. 1947, Königsteiner Straße 22; Eduard Metz, EDV-Techniker, geb. 1947, Ferdinand- Hoffmann-Straße 24; Sonja Gunkel, Unternehmensberaterin, geb. 1945, Libellenweg 39; Hans Spang, Bauleiter, geb. 1936, Geisenheimer Straße 96; Rolf Schubert, Elektromechaniker, geb. 1943, Alzeyer Straße 18.

CDU (7): Bernhard Mertens, Diplom-Ingenieur, geb. 1942, Saarbrücker Straße 27; Peter Weißenseel, Kaufmännischer Angestellter, geb. 1961, Justinusplatz 1; Albrecht Fribolin, Betriebswirt, geb. 1948, Krümmling 6; Manfred Ullrich, Industriekaufmann, geb. 1939, Geierskopfweg 10; Helmut Jäger, Bundesbahnbediensteter, geb. 1942, Schwarzerlenweg 43; Hans Georg von Freyberg, Lehrer, geb. 1939, Ludwig-Hensler-Straße 64; Michael Böttger, Omnibusunternehmer, geb. 1963, Am Wiesenhof 82.

Grüne (3): Thomas Schlimme, Landwirt, geb. 1959, August-Bebel-Straße 2 a; Christine Schwab, Hausfrau, geboren 1954, Langobardenweg 5; Wolfgang Weber, Masseur, geboren 1960, Silcherstraße 22.

"Republikaner" (2): Wolfgang Suttner, Fahrlehrer, geb. 1937, Kurmainzer Straße 10. Der zweite Platz ist nicht besetzt. star

Ortsbezirk 9 "Wer ist wer?" im Ortsbeirat

Die vier Fraktionen und ihre 19 Mitglieder im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Ginnheim und Eschersheim):

SPD (6): Karl Semmelbauer, Rentner, geb. 1929, Eschersheimer Landstraße 459; Hans-Jürgen Brandt, Handelsfachwirt, geb. 1943, Guaitastraße 25; Beatrix Henze, Arzthelferin, geb. 1944, Klaus-Groth-Straße 20; Renate Baumgärtner, Altenklub-Leiterin, geboren 1936, Reichelstraße 46; Klaus Schulz, Systemanalytiker, geb. 1952, Eleonore- Sterling-Straße 36; Joachim Lorenz, Betriebsingenieur, geb. 1939, Kaiser- Sigmund-Straße 1.

CDU (8): Hans-Günter Müller, Kaufmann, geb. 1948, Haeberlinstraße 61; Lothar Stapf, Diplom-Ingenieur, geb. 1943, Höhenblick 48; Stephan Hahl, Techniker, geb. 1960, Woogstraße 20; Gabriele Hartwich, Immobilienmaklerin, geb. 1958, Auf der Lindenhöhe 2; Friedrich Hesse, Studienrat, geb. 1952, Grillparzerstraße 55; Dr. Bernd Heidenreich, Regierungsdirektor, geboren 1955, Am Schwalbenschwanz 13.

Grüne (4): Freya Linder, Bürokauffrau, geb. 1943, Wilhelm-Epstein-Straße 61; Peter Steinberg, Lehrer, geb. 1943, Peter-Böhler-Straße 11; Annegret Brein, VHS-Kursleiterin, geb. 1953, Am Weigelsgarten 11; Susanne Voß- Medic, Groß- und Außenhandelskauffrau, geb. 1963, Prieststraße 1.

FDP (1): Günther Görtz, Bankbeamter, geb. 1940, An der Nachtweide 37. star

Bremer, Paris; an: Nachrichten/ Politik/ Ausland

Liebe Kollgen,

Sie erhalten heute bis 17 Uhr ein Porträt des französischen Generals Morillon. Länge: ca. 100 Zeilen.

Gruß, Bremer

Billy Graham strahlt bis nach Obertshausen

OBERTSHAUSEN. Die "gute Nachricht von Jesus Christus" will der amerikanische Baptisten-Pastor Billy Graham von heute an, 17. März, bis zum kommenden Sonntag, 21. März, in der Essener Grugahalle bei der Großevangelisation "Pro Christ '93" bekanntmachen.

Dieses Ereignis strahlt aus bis nach Obertshausen. Was der Amerikaner Billy Graham in Essen predigen wird, soll nämlich per Satellitschaltung in weitere 260 deutsche sowie mehr als 1000 europäische und nordafrikanische Städte auf Leinwände übertragen werden. So sagen es jedenfalls die Verantalter, die evangelischen Landes- und Freikirchen.

Obertshausen ist die einzige Stadt im Landkreis Offenbach in deren Bürgerhaus die Pro-Christ-Veranstaltung zu sehen und mitzuerleben ist.

Die Live-Übertragungen aus Essen beginnen täglich zwischen 17. und 21. März um 19.30 Uhr. pmü

Hochbetrieb in der Bodenfabrik Kinder suchten Krabbeltiere

WIESBADEN. Martina Schülers Faszination über "die nette kleine Spinne" und den "niedlichen Hundertfüßler" blieb ungeteilt: "Ihhh", kommentierte die kleine Johanna das Krabbelgetier im Glas, das ihr die Geschäftsführerin des Vereins "Aukamm-Naturerlebnistal" unter die Nase hielt. Die Biologin führte 11 Jungen und Mädchen der Kindergruppe aus dem Gemeinschaftszentrum West jetzt durch das Dambachtal - Kids, die unter ihrer Anleitung die "Bodenfabrik" erkunden sollten. Die freilich - zwischen sieben und zehn Jahren alt - schwankten zwischen Interesse und Ekel: "Diese Viecher", fragte Salvatore ungläubig, "leben alle in der Erde?"

Mit einem "Riesen-Equipment" spazierten die kleinen Naturforscher in den Wald: Martina Schüler hatte Plastikeimer, Lupen, Gläser, Siebe und einen Spaten mitgebracht - alles in einem selbstgebastelten Wägelchen verstaut. Erste Station: Eine zwei Meter tiefe Grube, zwischen Bäumen versteckt. Die hatte vor Jahren ein Obdachloser gegraben, um in dieser Höhle zu überwintern. Von der Buddelarbeit des Tippelbruders profitiert nun Martina Schüler. Bietet das Riesenloch doch hervorragende Demonstrationsmöglichkeiten zum Thema "Querschnitt Erde".

Die Naturwissenschaftlerin verteilt kleine Zettel mit Holzstäbchen: "Die steckt ihr an der größten Wurzel fest!" Und schon geht das Gesuche in der Grube los: Pflanzenreste müssen geortet, Steinschichten gefunden, Wurzelstränge aufgespürt werden. "Wißt Ihr, was hier früher war, so vor 400 Millionen Jahren?", fragt Martina Schüler. Den Youngsters fallen bei dieser Frage nur die Riesen- Echsen ein: "Dinosaurier?" Die Biologin widerspricht: "Nein, das Meer!" Das übersteigt das Vorstellungsvermögen der Kinder. Ebenso die Frage nach der Pflanze mit den längsten Wurzeln: "Osterglokken?", schlägt Philippo vor. "Apfelbäume", korrigiert Martina Schüler.

Mit soviel Theorie "gefüttert" wollen die jugendlichen Forscher endlich zu Taten schreiten: "Darf ich graben?" Das dürfen sie schließlich alle - wenn auch mit Händen und nicht, wie erhofft, mit dem Spaten. Sie sollen Laub und Erde in die kleinen Eimer füllen und anschließend daraus die Insekten in eine Plastikschale sieben. Die Ausbeute ist riesig: Ein "Springschwanz" hüpft zwischen den Erdkrümeln auf und ab, ein kleiner Pseudoskorpion krabbelt auf dem ungewohnten Plastikboden und wird von Martina Schüler mitleidig beäugt: "Der hat einen Fühler verloren." Da gibt es Spinnen in allen Größen, bei einer von ihnen hat die Naturkundlerin "süße Punkte auf dem Rücken" ausgemacht. "Da flitzt ein Käfer", deutet Sascha auf einen Winzling. "Das ist eine Assel, die hat mehr Beine", verbessert Martina Schüler.

Die Würmchen und Wanzen, die Milben und Mücken, die Läuse und Larven - all das Getier, das die Jungen und Mädchen buchstäblich unter die Lupe nehmen, gehört zu den "fleißigen Arbeitern der Bodenfabrik". Und die haben jetzt zu Beginn der wärmeren Jahreszeit laut Martina Schüler "alle Rüssel und Zangen voll zu tun". Sie zerkleinern Herbstlaub und Holzreste, zerkrümeln morsches Gestein, schaffen den Humus, den die Waldpflanzen brauchen. Da staunt die kleine Gesellschaft, als sie erfährt, daß die "ekligen Tiere" allesamt "Nützlinge" sind, mit bestimmten Aufgaben in der Natur betraut.

Noch eines lernen die Jungen und Mädchen, die plötzlich alle Wasser suchen, um sich die lehmigen Hände zu waschen. Auch "dreckige Erde" leistet gute Dienste. Martina Schüler teilte zum Schluß grau-weißes Pülverchen aus - "Heilerde zum Probieren". Die sei gesund und hilfreich bei Bauchweh. Salvatore leckt die "Medizin" von der Hand: "Schmeckt nach gar nichts!" stellt er fest. Und flucht wenig später: "Das knirscht ja immer noch zwischen den Zähnen." Martina Schüler schüttet Gläser und Wannen aus, entläßt die "Fabrikarbeiter", die sich starr vor Schreck unter dem Vergrößerungsglas beäugen ließen, wieder in die Freiheit unter das Gebüsch. Sie macht solche Exkursionen mehrfach im Jahr. "Ist anstrengend", bilanziert sie ihr Engagement, "aber es macht auch eine Menge Spaß." MARGIT FEHLINGER

Wir gratulieren

Frau Emma Bischoff, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.

Frau Ursula Hartmann, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.

Frau Lieselotte Erb, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Friedrich Ring, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Herrn Karl Wilhelmi, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.

Frau Josefa Zöllner, Kloppenheim, zum 78. Geburtstag.

Frau Lina Meffert, Petterweil, zum 74. Geburtstag.

Frau Lydia Zander, Petterweil, zum 77. Geburtstag.

Frau Therese Klein, Ilbenstadt, zum 82. Geburtstag.

Freie Räume - auf Knopfdruck Saalbau arbeitet an Computerprogramm für die Vermietung

Freie Räume, abrufbar auf Knopfdruck: Daran arbeitet die städtische Saalbau GmbH. Wunschvorstellung des Geschäftsführers Andreas Eichstaedt für den geplanten Raum-Pool: Alle (städtischen) Institutionen, die Flächen zu vergeben haben, verbinden sich über ihre Terminals mit dem Saalbau-Computerprogramm "und wickeln ihre Vermietungen über den großen Topf ab".

So könnten freie Theatergruppen erfahren, daß die Probebühne in der Voltastraße an gewissen Tagen nicht belegt ist. Das Schulamt, das bereits Interesse angemeldet hat, könnte an Nachmittagen oder Abenden freie Klassenräume oder Turnhallen melden. "Das kostet", so Eichstaedt, "gerade die Standleitung und eine Kiste Hardware."

Die Bemühungen, "täglich unzählige leerstehende Räume" mit den "vielen unbefriedigten Bedürfnissen nach Treffpunkten" zusammenzubringen, spricht Kulturdezernentin Linda Reisch in ihrem zum vergangenen Wochenende vorgelegten kulturpolitischen Positionspapier an.

Für die Dezernentin bietet diese Gesellschaft "die Infrastruktur für das kulturelle Leben und den Bürgersinn in der ganzen Stadt". In den Bürgerhäusern lasse sich die kulturelle Identität entwikkeln. Mit der Stadtteilkultur entstehe Heimatverbundenheit, aus dem Miteinander und der Bindung an den Ort wachse Solidarität. Die neunziger Jahre seien kulturell durch eine "immer weiter gehende Mediatisierung" definiert: "Direkte Erfahrungen und Wahrnehmungen treten hinter elektronische Inszenierungen zurück." So müsse sich die kommunale Kulturpolitik stärker an den verbliebenen direkten Erfahrungsbereichen der Menschen orientieren.

Womit die Bewohner am ehesten erreicht werden, wann sie ansprechbar sind, und was zurückbleibt, wenn sich die Veranstalter zurückziehen - das soll nach Reischs Ankündigung aus den Erfahrungen der Gallus-Stadtteilkulturwochen gefiltert werden: Die Auswertung sei für die zukünftige Arbeit der "Saalbau", die jährlich 40 Millionen Mark einnimmt und 60 Millionen Mark ausgibt, wichtig.

Denn ein Problem, das der Organisation eines Tages ins Haus stehen könnte, zeichnet sich schon ab: Bei 68 000 Vermietungen mit 2,8 Millionen Besuchern im Jahr 1992 waren die Vereine zwar "immer noch die wichtigsten Kunden" (Reisch). Man dürfe aber bei den augenfälligen Nachwuchsproblemen "nicht verdrängen, daß sie Gefahr laufen, ein eher aussterbendes Genre zu werden". Um das Problem zu umgehen, "daß die Häuser ganz plötzlich nicht mehr ihr Publikum finden", werde Saalbau-intern derzeit eine Nutzungsanalyse gemacht. Eine Marktuntersuchung zum Freizeitverhalten stehe kurz vor dem Abschluß. clau

Durchbruch bei Altschulden freut Rheinhyp Bis zu 15 Prozent mehr Hypo-Neugeschäft im Osten erwartet / Kaum Zinssenkungsspielraum

cri FRANKFURT A. M. Die bei den Solidarpakt-Gesprächen erreichte Lösung zu den milliardenschweren Altschulden der ostdeutschen Wohnungsunternehmen stößt bei der Rheinischen Hypothekenbank auf größte Zustimmung. Die Commerzbank-Tochter verspricht sich durch die nun in Gang kommenden Investitionen eine deutliche Belebung ihres eigenen Neugeschäfts in den neuen Ländern. Ein wesentliches Hemmnis für die dringend nötige Sanierung des Bestands sei durch den Beschluß beseitigt, sagt Vorstandsmitglied Klaus Adlung. Besonderes Lob ernten die Politiker für die Entscheidung, die Kreditlast der Wohnungswirtschaft nach Auslaufen des Zins- und Tilgungsmoratoriums auf maximal 150 Mark pro Quadratmeter zu beschränken. In der Branche war man davon ausgegangen, daß die "Kappungsgrenze" allenfalls bei 250 Mark gezogen werden würde. Unter anderem wegen dieser Entlastungen hofft das Institut, 1993 bis zu 15 Prozent mehr Finanzierungszusagen für Vorhaben im Osten erteilen zu können. Im vergangenen Jahr waren sie um zwei Drittel auf 509 Millionen Mark gestiegen.

Insgesamt dürfte 1993 das Plus bescheidener ausfallen. Vorstandsmitglied Karsten von Köller nimmt an, daß der Konjunkturabschwung auch an seinem Haus nicht spurlos vorübergehen wird. Die Bereitschaft und Möglichkeit vieler, sich für ein eigenes Heim zu verschulden, sinke in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Zurückhaltend beurteilt er auch die Aussichten bei gewerblichen Beleihungen, zumal die Rheinhyp wie andere Banken auch angesichts der wachsenden Leerstände bei Büros "aus Risikogründen nur sehr vorsichtig Darlehen" vergibt. Den negativen Einflüssen stünde jedoch der positive Fakt äußerst geringer Zinsen gegenüber. Diese Situation dürfte so mancher Investor vor allem im Wohnungsbau nutzen. Die Rheinhyp verlangt derzeit für Hypothekendarlehen mit fünfjähriger Bindung bei 100 Prozent Auszahlung effektiv 7,34 Prozent. Bei zwölf Monate kürzeren Vereinbarungen müssen noch 7,45 Prozent berappt werden.

Nur im kurzfristigen Segment sieht von Köller denn auch noch Spielraum für eine zusätzliche Zinssenkung. Bei längeren Laufzeiten - für eine Dekade werden 7,66 Prozent in Rechnung gestellt - seien keine nennenswerten Abschläge zu erwarten. Sein Vorstandskollege Adlung rät privaten Häuslebauern allerdings davon ab, "wegen 300 Mark im Jahr" nun Kredite mit kurzer Bindung abzuschließen und auf sinkende Sätze "zu spekulieren". Dies könne leicht schiefgehen und in fünf Jahren seien sie dann zu teureren Anschlußfinanzierungen gezwungen.

Alles in allem ist von Köller "zuversichtlich" für die Geschäftsentwicklung in der laufenden Periode gestimmt, zumal der "hohe öffentliche Kreditbedarf" und niedrige Zinsen am Kapitalmarkt das Kommunaldarlehensgeschäft weiter beflügeln dürften. In den ersten neun Wochen hat das Institut hier neue Zusagen über 1,5 Milliarden Mark erteilt und damit etwa 200 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Bei Hypotheken wurde das vergebene Volumen mehr als verdoppelt auf 775 Millionen. Im vergangenen Jahr machten Kommunalkredite mit 4,6 Milliarden Mark (plus acht Prozent) ebenfalls den Löwenanteil aus. Insgesamt wurden Darlehen über 7,4 Milliarden bewilligt und damit zehn Prozent mehr als zuvor. Von den um 13,6 Prozent auf 2,7 Milliarden Mark gekletterten Hypodarlehen entfiel der größte Batzen von 1,6 Milliarden Mark (plus ein Viertel) auf gewerbliche Finanzierungen. Im Wohnungsneubau sank die Nachfrage um 8,5 Prozent auf 407 Millionen. In dem um sieben Prozent auf fast 42 Milliarden Mark gewachsenen Bestand hatten Hypo-Kredite mit mehr als der Hälfte das Übergewicht. "Diese gesunde Struktur wollen wir auch in Zukunft beibehalten", sagt von Köller.

"Positiv besetzt"

WIESBADEN. "Wiesbaden ist positiv besetzt." Mit dieser Feststellung widerspricht Norbert Arns, Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit, PR- Manager Jürgen Bork, der moniert hatte, die Kur- und Kongreßstadt streiche ihre Vorzüge nicht genügend heraus und sei außerhalb der Region kaum bekannt. (FR vom 13. 3. 93)

Bork hatte dies unter anderem auf eine mangelnde Koordination der verschiedenen Pressestellen zurückgeführt. Norbert Arns meint hingegen, die "weichen" Standortfaktoren Wiesbadens - Kultur, Gastronomie und Freizeitangebote - böten beste Voraussetzungen für Veranstaltungen, die ihre Werbung überregional nicht verfehlten.

"Das schönste Straßenfest Deutschlands und die Wiesbadener Weinwoche sind bundesweit bekannt und wirken lange nach, wie die zahlreichen Hotelbuchungen auswärtiger Gäste zu diesen Festen beweisen." maf

Vorfahrt übersehen GEDERN. Ohne auf die Vorfahrt eines Autos aus Grebenhain zu achten, bog am Sonntag eine Autofahrerin aus Lollar auf der Bundesstraße 275 aus Richtung Gedern nach Schotten ab. Ihr Wagen kollidierte mit dem Fahrzeug des Grebenhainer Autofahrers. In beiden Autos wurden die Beifahrer leicht verletzt.

Umweltfrevel: 250 Altreifen aufs Feld gekippt

HANAU. Wegen der unerlaubten Ablagerung von rund 250 Altreifen in der Feldgemarkung von Mittelbuchen ermittelt gegenwärtig die Hanauer Polizei. Mitarbeiter der Hanauer Stadtverwaltung hatten die Beamten der Arbeitsgruppe Umwelt über diesen Frevel informiert.

Nach den bisherigen Feststellungen haben die Täter offenbar in der Zeit vor dem 24. Februar die abgenutzten Reifen - überwiegend von Personenwagen - mitsamt den noch montierten Felgen auf dem Gelände eines ortsansässigen Landwirts außerhalb der Ortsbebauung westlich der Kilianstädter Straße an einem Fahrsilo abgekippt. Aufgrund der Menge und des Gewichts dürfte für die verbotene "Anlieferung" zumindest ein kleiner Lastwagen benutzt worden sein.

Wer in diesen Zusammenhang verdächtige Beobachtungen gemacht hat, wird gebeten, sich mit der Polizei in Hanau unter der Rufnummer 0 61 81 / 1 003 20 in Verbindung zu setzen. are

Parteifunktionär nutzte privat Erstwähler-Namen Jetzt bekommt er Ärger mit dem Datenschutzgesetz

ALTENSTADT. Seine Geschäftstüchtigkeit bringt den Höchster SPD-Ortsbezirksvorsitzenden Reinhold Weigand in die Bredouille. Weigand, nebenberuflich als Versicherungsvertreter tätig, bat vor der Kommunalwahl sechs seiner Höchster Parteigenossen, die Briefkästen von Erst- und Jungwählern nicht alleine mit Wahlwerbung seiner Partei zu bestücken, sondern zusätzlich mit speziell auf diese Klientel zugeschnittenen Angeboten der von ihm in Höchst repräsentierten Versicherung. Was aus seiner Sicht ein harmloser Freundschaftsdienst war, ist für Andreas Büchse, den Bezirksgeschäftsführer der Jungen Union, ein "grober Verstoß gegen den Datenschutz". Barbara Dembowski aus der Behörde des Hessischen Datenschutzbeauftragten hält ebenfalls für "unzulässig, was der gemacht hat". Weigand droht ein Bußgeld.

Für Peter Bottor, den Ortsvereinsvorsitzenden der SPD in Altenstadt, war im Wahlkampf wieder einmal eine Pflichtübung zu absolvieren. Wie immer, wenn es um Stimmen geht, gab er Erst- und Jungwählerbriefe an die Ortsbezirksvorsitzenden weiter. Die sollten dann in den Ortsteilen, auch im 1300 Einwohner zählenden Höchst, ihr Verteilernetz aktivieren und die Adressaten mit politischer Information versorgen. Die Anschriften dafür erhielt Bottors Partei, das ist völlig legal und vielerorts üblich, von der Gemeindeverwaltung. Brenzlig wurde es, als Bottor die Parteipost an Weigand weitergegeben hatte. Der angesehene Höchster Sozialdemokrat und Altenstädter Gemeindevertreter, der seine Parteigenossen früher schon mal für seine nebenberufliche Tätigkeit eingespannt hatte, bat diesmal, zusätzlich zu den verschlossenen Erstwähler-Briefen Versicherungswerbung in die entsprechenden Briefkästen zu stecken, die seine "Haftpflichtversicherung für junge Leute" anpreist und auf den Ablauf des "Versicherungsjahres" für junge Leute aufmerksam macht. Jeder bekam "fünf oder zehn Zettel" (Weigand) und machte sich auf den Weg.

Parteichef Bottor, der erstmals während eines internen Parteitreffens von Weigands Handeln erfuhr, fand zunächst nichts dabei. Die Versicherungswerbung und das Parteimaterial hätten sich schließlich nicht in einem gemeinsamen Umschlag befunden ("Für Weigand lege ich meine Hand ins Feuer!"). Erst langsam beginnt Bottor zu begreifen, daß es nicht in erster Linie um die Frage geht, ob da einer die Partei benutzte, sondern ob Daten junger Menschen unerlaubterweise für private Zwecke verwendet wurden. Das wäre, so Bottor vorsichtig, "natürlich peinlich".

Weigand, der sich mittlerweile von einem Büdinger Rechtsanwalt vertreten läßt und Büchses Hinweis an die Presse in die Nähe einer "Rufschädigung" rückt, vermag kein Fehlverhalten zu erkennen. Im öffentlichen Leben stehe er "lange genug, um zu wissen, was ich darf und was ich nicht darf", sagt Weigand. Sein Anwalt Thomas Wolf hält die Reaktion der Jungen Union gleichfalls für "völlig unangemessen und überzogen": "Es besteht der Verdacht, daß ein ambitionierter, umstrittener Jungpolitiker (offensichtlich unter dem Eindruck der aktuellen Diskussion über Ämtermißbrauch) weit über das Ziel hinaus geschossen ist. Hier wird versucht, sich rigoros - unter Nichtbeachtung zwischenmenschlicher Beziehungen und Gefühle - zu profilieren." Auf der Strecke bleibe "die Menschlichkeit und die Bereitschaft der Bürger, sich untereinander zu helfen". Wolfs Fazit: "Die Junge Union und Herr Büchse haben damit einen aktiven Beitrag zur Zerstörung der dörflichen Gemeinschaft geleistet."

Der Anwalt zweifelt nicht daran, daß von dem Vorwurf letztlich nichts übrig bleiben wird. Der Anschuldigung, sein Mandant habe gegen den Datenschutz verstoßen, begegnet er mit "erheblichen Bedenken". Fest stehe schließlich, "daß Herr Weigand nicht gezielt auf Daten zugegriffen hat, sondern lediglich die Austräger um einen Gefallen gebeten hatte". Als Randbemerkung will Wolf verstanden wissen, daß sein Mandant "auf das Adressenmaterial ohnehin nicht angewiesen war, da er aufgrund seiner Tätigkeit als Vorstand im örtlichen Sportverein ohnehin die jungen Menschen in Höchst persönlich kennt".

Für Barbara Dembowski spielt das in der Betrachtung keine Rolle. "Er hätte sie vielleicht nicht benötigt, aber er hat sie objektiv verwendet", sagt die Mitarberiterin des Hessischen Datenschutzbeauftragten. Weigand habe sich das Wissen aus seiner Rolle als örtlicher Parteivorsitzender für private Zwecke zunutze gemacht und folglich "eindeutig" gegen den Datenschutz verstoßen. Das Meldegesetz des Landes schreibe ausdrücklich vor, daß die Daten über Erst- und Jungwähler nur unter der Voraussetzung an die Parteien abgegeben würden, daß sie zweckgebunden für die politische Willensbildung verwendet würden. Was in Höchst geschehen sei, bedeute aus ihrer Kenntnis in Hessen "eine neue Variante" im Mißbrauch von Erst- und Jungwählerdaten. In ihr bislang bekannten Fällen hätten die Parteien selbst die Daten für andere Zwecke nach Wahlkämpfen mißbraucht.

Für Weigand kommt es nun darauf an, ob der Gemeindevorstand die Position der Datenschützerin teilt und sein Verhalten als "bußgeldbewehrte Ordnungswidrigkeit" einstuft. Nach dem Hessischen Meldegesetz könnte das den Höchster Honoratioren bis zu 50 000 Mark kosten. Bürgermeister Gerd Göllner (UL): "Wenn der Sachverhalt so ist, muß ich tätig werden." BERND SALZMANN

Namen + Notizen

FRANZ-JOACHIM GABER, Grüner aus Dietzenbach, soll für die Umweltpartei im Magistrat Platz nehmen. Dafür sprachen sich jetzt die Dietzenbacher Grünen in ihrer konstituierenden Fraktionsitzung aus. Eine Mitgliederversammlung wird das letzte Wort haben. Die Grünen kürten ferner MONIKA GABER-HETEBRÜG zur Fraktionschefin und schlugen FRANK KAUFMANN für das Amt Stadtverordnetenvorstehers vor. Wolfgang Seelig und Frank Kaufmann sollen im Haupt- und Finanzausschuß mitarbeiten, Leo Hoth und Irmgard Hagel im Bau-, Verkehr- und Umweltausschuß. Irmgard Hagel wird außerdem mit Gülcan Kowol im Jugend-, Kultur- und Sozialausschuß die Grünen vertreten. Für Bürgeranliegen sind Ulla Gudel und Karl Ulbrich zuständig. Wolfgang Seelig soll in der Betriebskommission der Stadtwerke mitwirken, Erster Stadtrat Lothar Niemann in der Gemeindekammer. Die Fraktion hat beschlossen, "sich in der kommenden Woche mit der Freien Wählergemeinschaft ,Bürger für Dietzenbach&rquote; und der ÖDP zu Sondierungsgesprächen zu treffen". fin

BERNHARD JÄGER stellt noch bis zum 18. April in der Galerie des Kunstforums Seligenstadt (Altes Haus) Monotypen, Aquarelle, Lithographien und Gemälde aus. Die Öffnungszeiten: donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags sowie sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr. Vom 25. April an präsentiert dort Professor JOSEPH HIRSCH Tuschezeichnungen. fin

JÜRGEN KRAFT, Fraktionschef der Freien Wähler Seligenstadt (FWS), wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt. Die Freien Wähler kürten in der konstituierenden Fraktionssitzung ANDREAS HAIN zu Krafts Stellvertreter. "Die Bürger haben sich für eine weitere Zusammenarbeit von FWS und SPD entschieden", sagte Hain zum Ergebnis der Kommunalwahl. Die FWS-Fraktion werde allerdings auch zukünftig keine feste Koalition mit den Sozialdemokraten eingehen. Laut Hain wollen die Freien Wähler darauf drängen, "daß der bisherige Ausschuß für Sport und Kultur dem Ausschuß für Jugend und Soziales eingegliedert wird". Dadurch würden jährlich 10 000 Mark gespart. fin

Die ganz große Koalition Erste Reaktionen auf das Papier von Linda Reisch

Linda Reisch versucht einen Befreiungsschlag. Anders ist das Papier kaum zu sehen, das die Frankfurter Kulturdezernentin jetzt auf den Tisch (der FAZ) gelegt hat - eine Woche, nachdem ihre Partei aus der Kommunalwahl arg gerupft hervorgegangen war. Was im Wahlkampf vielleicht wirklich (wie Reisch glaubt) von der Kritik zerzaust worden wäre, kann jetzt immerhin als Bestandsaufnahme für die Koalitions-Verhandlungen dienen. Zu mehr wohl nicht. Denn der Untertitel der Ausarbeitung, "Kulturpolitische Notwendigkeiten der neunziger Jahre", scheint bei näherer Betrachtung recht kühn gewählt.

Linda Reisch hat die bei ihrer tagtäglichen Arbeit sichtbaren Schwierigkeiten und Notwendigkeiten gesehen, notiert und zusammengefaßt. Und sie hat, zusammen mit der Arbeitsgruppe Kultur der SPD-Fraktion, wie deren kulturpolitischer Sprecher Klaus Sturmfels sagt, die Ergebnisse parteiinterner Diskussionen in ihren Text einfließen lassen: "Die erarbeiteten Grundzüge sind treffend wiedergegeben worden."

Daß die Erkenntnisse der SPD, wie es um die Kultur in Frankfurt bestellt und was zu tun sei, sich von denen der CDU und der Grünen nicht sehr unterscheiden, wurde schon im Wahlkampf deutlich. Nun finden sich - in der Reaktion auf Linda Reischs Arbeit - erneut Politiker dieser Parteien zu einer nicht erklärten großen Koalition zusammen. Die sei der Stadt Frankfurt ja "aufgenötigt worden" durch den Mangel an Geld, sagt der Grüne Micha Brumlik.

Zwar ist die CDU als Opposition pflichtgemäß etwas pikiert, zwar beklagt der kulturpolitische Sprecher der CDU, Hans-Jürgen Hellwig, daß das Papier zu spät gekommen sei, aber inhaltlich kamen zu den wichtigen Themen von dort schon sehr ähnliche Vorschläge: Mehr Autonomie der Museen, Eintrittspreise, Strukturveränderungen bei den großen Häusern wie Oper und Schauspiel, Erhaltung von Alter Oper und Kulturgesellschaft (mitsamt Kinder- und Jugendtheater): Da wurde ja weniger über das Ob als das Wie diskutiert.

Und so betont Hans-Jürgen Hellwig, die Vorschläge Reischs zur Umstrukturierung der Oper seien "eine Mischung zwischen Steinhoff (dem Opernintendanten) und Hellwig". Anders als die Kulturdezernentin will Hellwig jedoch in der Oper eine "Rückkehr zum Repertoire-Betrieb". Denn es sei ein Kennzeichen des Stagione-Betriebs, daß Gäste geholt werden - was dann teurer kommt. Hellwig plädiert für den Aufbau eines eigenen Ensembles, mit dem sich der Zuschauer auch identifizieren könne, "auch wenn nicht alle Rollen optimal besetzt sind". Als Beispiel für den Erfolg eines solchen Konzepts nennt er Zürich, wo inzwischen eine Kostendekkung von mehr als 30 Prozent erreicht worden sei. "Gute Gedanken" seien in dem Reisch-Papier, lobt Hellwig, um hinzuzufügen: "Weshalb ist das nicht schon gemacht worden?" Für die Umsetzung vieler Dinge sei allein Frau Reisch zuständig. "Aber in dieser Stadt wird auf dem Kultursektor viel zu viel diskutiert und viel zu wenig gehandelt." Für ausgespochen blauäugig hält Hellwig die Aussage Reischs (im FR-Interview), das Kulturdezernat müsse eher weniger als 20 Millionen Mark einsparen: "Das halte ich für Traumtänzerei." Auch Reischs Festhalten an der Akademie für Künste ist für den kulturpolitischen Sprecher der CDU solch ein Fall: Die sei doch schon längst erledigt, und damit nicht einmal mehr als Verhandlungsmasse brauchbar. Auch Klaus Sturmfels will nur noch Geld für "eine Gesprächsakademie" ausgeben, "wenn wir uns das bei der Schlußbetrachtung noch leisten können."

Micha Brumlik von den Grünen fordert in diesem Sinne grundsätzlich mehr Ehrlichkeit in der Debatte: So habe man an der Oper praktisch schon ein Semi-Stagione-System, dazu sollte sich die Stadtverordneten-Versammlung nun auch bekennen. Und während Klaus Sturmfels wie Linda Reisch künftig ein neues, jüngeres und kleineres Ensemble wollen", sieht Brumlik nur ein "zweites", will sagen zweitrangiges Opernensemble. Einen reinen Gastspielbetrieb zu fordern, geht auch ihm zu weit. Darauf aber wird es wohl, früher (bei den kleineren Städten) oder später (bei den Großstädten) hinauslaufen.

Natürlich müsse auch er sich "erst einmal abarbeiten" an den gut siebzig Seiten der Dezernentin, sagt Brumlik, aber er hat auch schon Kritik: Die Formulierung "Beratergremium" etwa findet er "unscharf und kompromißlerisch". Denn damit drücke sich Linda Reisch um eine echte Lösung, wie die Subvention der Freien Gruppen künftig zu regeln sei. Und zum Thema Geld weiß auch Micha Brumlik, daß Frau Reisch öffentlich nur fromme Wunsche äußert: Die im FR-Gespräch genannten 20 Millionen Einsparungen werden wohl kaum reichen. Bei einer auf alle Ressorts verteilten Kürzung fielen demnach immer noch zehn Prozent vom Kulturhaushalt weg: Das sind gut fünfzig Millionen Mark.

Im übrigen aber werden die Sozialdemokraten mit den Grünen in der kommenden Woche in Klausur gehen und die politischen Koordinaten der kommenden vier Jahre festlegen. Und deshalb gilt, was die grüne Kulturpolitikerin Ann Anders formuliert, die künftig neben Micha Brumlik für die Grünen im Fachausschuß sitzen wird: "Was in dieser Woche gesagt worden ist, wird nächste Woche Verhandlungsmasse und übernächste Woche vielleicht schon wieder vergessen sein." sy/seg

Steinbacher FDP-Fraktion setzt weiter auf Schwalbe

STEINBACH. Die FDP wertet Äußerungen von Bürgermeister Edgar Parnet (SPD), wonach er mit allen demokratischen Parteien fair zusammenarbeiten wolle, "als Lichtblick, der auf eine künftig wirklich gute demokratische Arbeit hoffen läßt". Jochen Schwalbe wurde von seiner Fraktion als Vorsitzender bestätigt. Die FDP hatte sich am 7. März auf 8,7 Prozent der Stimmen verbessert. hko

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Briefe an die Redaktion Mißbrauch des DGB durch Berufsfunktionäre?

Der Streit über den Auftritt des CDU- Politikers Christian Schwarz-Schilling als Festredner bei einem "Feierlichen Gelöbnis" von Rekruten auf dem Marktplatz von Ortenberg sowie die Weigerung des SPD-Politikers Gerhard Becker, unter diesen Umständen an dem Gelöbnis teilzunehmen, hatte auch den DGB-Kreisvorsitzenden Harald Fiedler zu einer Stellungnahme im Sinne des SPD-Politikers Becker bewogen. Jetzt bekommt Fiedler wegen dieser Position Widerspruch aus den eigenen Reihen:

"Zum Streit über das Feierliche Gelöbnis von Bundeswehrrekruten auf Ortenbergs Marktplatz möchte ich mich im allgemeinen nicht äußern. Zu Wort zu melden habe ich mich als fast vierzigjähriges Mitglied der IG-Bau-Steine-Erden - davon ca. drei Jahrzehnte aktiv - sehr wohl dann, wenn ich die einseitige Parteinahme des Kollegen Fiedler als Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Namen unserer Dachorganisation lese. Kollege Fiedler äußert sein ,Unverständnis&rquote; darüber, ,daß Soldaten ein Gelöbnis vor einem Parteipolitiker abgeben sollen, der noch vor wenigen Wochen grundgesetzwidrig den Einsatz der Bundeswehr außerhalb des eigenen Landes und des NATO-Gebietes befürwortet hat&rquote;, etc.

Kollege Fiedler darf immer und überall seine persönlichen Überzeugungen als Bürger dieses Landes äußern. Als Vorsitzender des Kreisverbandes des DGB hat er die gebotene Neutralität strikt zu wahren.

Der Bundestagsabgeordnete Dr. Christian Schwarz-Schilling ist ebenso wie der Landtagsabgeordnete Gerhard Bekker ein vom Bürger, also dem Souverän, in seinem Wahlkreis in freier und geheimer Wahl für vier Jahre delegierter Mandatsträger der Legislative, unabhängig, an keine Weisungen gebunden und nur dem eigenen Gewissen verantwortlich.

Wenn nur Politiker sich - wie hier wegen Ortenberg - meinen, streiten zu müssen, so nehme ich das als Bürger zur Kenntnis und bilde mir mein Urteil. Ebenso geht es mir mit dem Streit um den Einsatz der Bundeswehr. Darum erwarte ich, daß Abgeordnete sich öffentlich äußern, kundtun also, welche Absichten sie hegen bei der Interpretation der Verfassung oder einer Änderung derselben. Das hat weder etwas mit grundgesetzwidrig zu tun, noch wird an diesem gekratzt. Schließlich werden aus gutem Grunde, wie auch in der Vergangenheit, Grundgesetzänderungen nicht ausbleiben, beschlossen von der verfassungsgebenden Zweidrittelmehrheit.

Als Bürger dieses Landes, der wie Millionen andere diese Demokratie mit großer Opferbereitschaft mitaufgebaut hat, als Vater eines Sohnes, der seinen Bundeswehrdienst abgeleistet hat, als Arbeiter und Gewerkschafter, der sich zum Wohl unserer Gesellschaft uneigennützig eingesetzt hat und auch weiter einsetzt, verwahre ich mich dagegen, daß Berufsfunktionäre die überparteiliche Standesorganisation DGB für persönliche, parteiliche Interessen mißbrauchen. Dagegen protestiere ich öffentlich.

Bei dieser Gelegenheit rate ich Harald Fiedler dringend, den Boden der Realitäten nicht zu verlassen und sich den vorgegebenen Aufgaben unserer Organisation zu widmen. Unter anderem wäre da das von ihm total vernachlässigte Problem einer gesetzlichen Pflegeversicherung, die weitaus eher einen ,Runden Tisch&rquote; wert ist. Ist Fiedler denn tatsächlich so weltfremd, das Ergebnis der letzten Kommunalwahl nicht richtig einschätzen zu können?"

Horst W. M. Neuwert

Kurt-Schumacher-Straße 11

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Altenstadt: Bester Wetterauer Kompost

ALTENSTADT. Kostenlosen Kompost können sich die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Altenstadt am Samstag, 20. März, abholen. Zu der Werbeaktion für den Wetterauer Kompost gibt es Informationen über die Einführung der Komposttonne in der Gemeinde ab Mai diesen Jahres.

Ausgabestellen für den Kompost sind am Feuerwehrgerätehaus Höchst (8.30 - 9.15 Uhr), Beim Zehnmorgenfeld Ecke Langestraße in Oberau (9.30-10.15 Uhr), auf dem Parkplatz am Gemeinschaftshaus der Waldsiedlung (10.30-11.30 Uhr) und am Bauhof in der Obergasse von 11.45-12.45 Uhr.

Nachmittags wird der Kompost von 13-13.30 Uhr in der Unterstraße Ecke Große Gasse in Rodenbach, in der Brunnenstraße (13.45-14.15 Uhr) in Heegheim, an der Trafostation (14.30-15 Uhr) in Enzheim und abschließend von 15.15- 16 Uhr am Feuerwehrgerätehaus in Lindheim verteilt. cor

"Fahr' nicht fort, kauf' am Ort" als Motto Mehr als 4000 Besucher drängten sich bei der Gewerbeschau zwischen Ständen der 22 Aussteller

ESCHBORN. Die schicke schwarze Espresso-Maschine? Oder lieber den "super- designten" Badezimmerschrank mit grauen Türen, gestreiften Griffen und Spiegeln innen für eine vierstellige Summe mit einer Fünf vorne? Also dann doch etwas Praktisches. Einen Öko-Kühlschrank ohne FCKW zum Beispiel. Da machen ein paar Mark mehr für die Umwelt nichts aus - sollte man meinen. Schnell vorbei an den Ständen der Versicherungen und lieber einen "Apfelschampes" beim Getränkestand testen, etwas Prickelnd- Neues für langstielige Gläser. Jetzt noch eines der Seidenkissen vom Stand der Raumgestalter in den Rücken legen - das Leben kann ja so komfortabel sein.

Einmal abseits des Alltags in allen möglichen Sachen stöbern, das konnten die "Westerbächler" bei der 12. Gewerbeschau der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe (IHG), die seit 23 Jahren besteht. Um die ohnehin vorhandene Konkurrenz zwischen der Kernstadt und dem Stadtteil nicht grundlos zu verschärfen, wird die Schau im jährlichen Wechsel in der Eschborner Stadthalle und - wie diesmal - im Niederhöchstädter Bürgerzentrum am Montgeronplatz ausgerichtet. Mehr als 4000 Neugierige drängten ins Bürgerzentrum, wenn sie nicht gleich auf dem Freigelände anhielten, um in einen der ausgestellten Geländewagen zu klettern.

Insgesamt warben 22 Aussteller aller Branchen, darunter auch eine Schwalbacher und eine Sulzbacher Firma, für den Einkauf vor Ort.

IHG-Vorsitzender Gerhard Pfeiffer, trotz der angespannten Wirtschaftslage heiter ("Fahr' nicht fort, kauf' am Ort"), war insbesondere auf das Showprogramm in Niederhöchstadt stolz: Die "Revue de Blamage" des Kappenclubs sorgte mit "Akropolis Adieu" und anderen Tanznummern für Beifall der zwischen Markisen und Markenbrillen flanierenden Besucher. Kindertheater und Karaoke brachten ebenfalls Stimmung, und die Western- und Countrygruppe ließ Lachs und Kaviar am "Ambiente-Stand" ebenso auf den Tellern zittern wie die Snacks beim Party-Service.

Rasanten Absatz fanden auch die Karten des Gewinnspiels: Für die Wahl des schönsten Standes lockten 22 Preise von der Mikrowelle bis zum Handwerker- Gutschein. Hauptgewinner der Gewerbeschau, da war sich Pfeiffer aber sicher, "sind die heimischen Betriebe". pms

Handball-Oberliga der Frauen, Gruppe Süd Start-Ziel-Sieger Mühlheim bereitet sich auf die Relegation vor Vor dem Aufstieg in die Regionalliga muß die Hürde Ost-Mosheim überwunden werden / Sorgen um verletzte Ingrid Banszerus

Am vorletzten Spieltag feierte die von Beginn an vorne stehende SU Mühlheim mit dem 17:10-Heimsieg gegen den designierten Absteiger TuS Kriftel den Meistertitel in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen. Nun stehen für die Mühlheimerinnen noch die zwei Relegationsspiele gegen den Nordmeister an, bevor der Aufstieg in die Regionalliga perfekt ist. Für den drei Punkte zurückliegenden Verfolger TV Groß-Umstadt kam der Derbysieg gegen Walldorf zu spät.

Im Abstiegskampf hat es neben Oberursel nun auch definitiv die Reserve von Eintracht Wiesbaden nach der Heimniederlage gegen Sulzbach erwischt. Zwischen Kriftel (16:26-Punkte) und Crumstadt (10:16 in Heusenstamm) fällt die Entscheidung um den dritten Absteiger.

Crumstadt besitzt noch einen Punkt Vorsprung, kann sich am letzten Spieltag (einheitlich am Sonntag um 17 Uhr) zu Hause gegen die TSG Bürgel retten. TuS Kriftel kann nur auf Bürgeler Schützenhilfe und einen gleichzeitigen Heimsieg gegen den Vizemeister TV Groß-Umstadt hoffen. Ansonsten dienen die restlichen Spiele nur noch der Statistik.

SU Mühlheim - TuS Kriftel 17:10 (8:5). Des einen Freud, des anderen Leid. Während die Spielerinnen des frischgebackenen Meisters SU Mühlheim ausgelassen auf dem Parkett feierten, dürfte die Auswärtsniederlage für Kriftel das Ende aller Träume vom Klassenerhalt bedeuten. Der drittletzte Platz ist kaum mehr zu verbessern (siehe oben). Wahrscheinlich gibt es drei Absteiger in die Bezirksliga. Das hängt jedoch noch von den Spielen in den höheren Klassen und den Relegationsspielen von Meister SU Mühlheim gegen den Nordmeister Ost- Mosheim ab. Für diese beiden Partien (28. März in Ost-Mosheim, 4. April in Mühlheim) bangt man um den Einsatz von Ingrid Banszerus, die nach einer Viertelstunde mit dem Fuß unglücklich umknickte. "Hoffentlich haben wir das Meisterstück gegen das sich tapfer wehrende Kriftel nicht zu teuer bezahlt", vermischten sich bei SU-Pressesprecher Reinhard Klose Freude und Sorgen.

Kriftel kämpfte leidenschaftlich, führte unter Regie des neuen und ehemaligen Trainers Stefan Hartmann bereits mit 3:0. Bis zur Halbzeit setzte sich aber die spieltechnische Überlegenheit des Titelträgers bereits mit einem Drei-Tore-Vorsprung durch. Kriftel verkürzte noch einmal auf 8:9, danach zog Mühlheim unter dem Jubel der 150 Zuschauer auf 14:8 uneinholbar davon. "Kriftel wurde unter Wert geschlagen", meinte Klose anerkennend. Für den Verlierer trafen Marion Blume (6/5) und Judith Zeidler (2) noch am besten. Mühlheim warf die "Meisterschaftstore" primär durch Heike Lindner (6) und Stephanie Haus (5/3).

TV Groß-Umstadt - TSG Walldorf 18:14 (8:10). Zwar riß Vizemeister TV Groß-Umstadt das Ruder im Derby noch herum, aber der schwer erkämpfte Heimerfolg gegen Walldorf hatte letztlich durch den gleichzeitigen Mühlheimer Erfolg gegen Kriftel nur noch statistischen Wert. In einem von beiden Seiten offensiv und anschaulich geführten Match fiel die Entscheidung unmittelbar nach dem Pausentee. Da setzte sich der Gastgeber mit fünf Toren hintereinander von einem 8:10-Rückstand bis auf 13:10 ab. Von diesem Schock sollte sich Neuling Walldorf nicht mehr erholen. Beide Seiten vergaben jeweils drei Strafwürfe.

Beste Werferinnen beim Sieger, der drei Punkte Rückstand zum Meister bei nur noch einem Spiel (in Kriftel) aufweist, waren Inka Belkowski (5) und Stephanie Grau (4). Für das unter Wert geschlagene Walldorf, Siebter mit 20:22- Zählern, trafen die Frauen Häuber und Kurth (je 4) am besten.

PSV Heusenstamm - SV Crumstadt 18:10 (8:6). Für Crumstadt wird es nun ganz eng im Kampf um den Klassenerhalt. Im letzten Spiel muß ein Heimsieg gegen die zwei Punkte besser plazierte TSG Bürgel her, um zumindest Kriftel hinter sich zu lassen. Der Viertletzte kämpfte dementsprechend motiviert in Heusenstamm, der Überraschungs-Neuling ließ aber nichts "anbrennen". Auch ohne drei fehlende Stammspielerinnen bestimmten die Gastgeberinnen stets das Geschehen. Torfrau Annika Cöllen zog den Crumstädterinnen schnell den Nerv.

Heusenstamm sicherte sich bereits vorzeitig mit dem Heimsieg den vierten Platz. Eine erstaunliche Bilanz für einen Klassen-Neuling. Beste Werferinnen waren Michaela Rhein (6/2) und Maria Russo (5/2), gefolgt von Ellen Thierolf (4/2).

In einem weiteren Spiel unterlag die SSG Bensheim Grün-Weiß Frankfurt mit 10:11. Damit behielten die Frankfurterinnen den dritten Platz, stehen zwei Zähler vor Heusenstamm. jo

Main-Kinzig-CDU sieht bereits wieder Rot-Grün Prognose Rolf Müllers / Taktik vor Landratswahl? Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Große Koalition, punktuelle Zusammenarbeit zwischen SPD und CDU, oder doch wieder Rot-Grün im Kreistag? Im Main- Kinzig-Kreis darf nach den Kommunalwahlen munter weiter spekuliert werden, wie das Regierungsboot in der neuen Legislaturperiode um die Klippen gesteuert werden soll. Der am Wochenende im Amt bestätigte CDU- Fraktionsvorsitzende Dr. Rolf Müller sieht "nach einer Schamfrist" gar SPD und Grüne im Kreistag wieder vereint, weil der "Druck aus Wiesbaden" angeblich keine andere Koalition zulasse. Nur eine taktische Variante im CDU- Poker, um nach der Direktwahl zum Landrat (9. Mai) die Karten erneut zu mischen? Müller - dies machte er jedenfalls auf Anfrage gegenüber der FR deutlich - will "maßgebliche Kräfte" im Kreis wieder auf rot-grünem Kurs ausgemacht haben. Dabei mißt der Gelnhäuser Christdemokrat dem SPD-Fraktionschef im Wiesbadener Landtag, Lothar Klemm, eine entscheidende Rolle zu. Nicht anders sind Müllers Aussagen zu verstehen, wonach Klemm ja beim Parteitag des SPD- Unterbezirks am Freitagabend in Nidderau erklärt habe, die große Koalition könne nur dort geboten sein, wo rein rechnerisch sonst keine Mehrheit möglich sei. Allerdings hatte Klemm eine große Koalition im gleichen Atemzug auch als "regionale Notlösung" bezeichnet, wenn die Erfahrungen mit anderen Partnern eine rot-grüne Mehrheit nicht mehr zuließen.

Die CDU verhält sich bei der Tuchfühlungnahme mit der SPD abwartend. So meint Müller, die SPD müsse nun als stärkste Fraktion im Kreistag "die Initiative zu Gespräche ergreifen". Andererseits prescht der Oppositionsführer im Kreistag aber nach vorne, um seinen Namenskollegen, den Gelnhäuser Stadtrat Hubert Müller bei seinem Versuch, am 9. Mai den Landratssessel zu erklimmen, hilfreich zur Seite zu stehen. Dessen Chancen beurteilt Rolf Müller "mit großem Optimismus, denn die vertanen Jahre in der Kreispolitik durch das Bündnis von SPD und Grünen verlangten dringend nach einem Wechsel".

Der CDU-Nachwuchs, die Junge Union (JU), hat die Mutterpartei wiederum am Samstag bei einem Delegiertentag zur punktuellen Zusammenarbeit mit der SPD aufgefordert, gleichzeitig aber eine große Koalition abgelehnt. Im Januar hatte die CDU ihren Nachwuchs beim Hanauer Programmparteitag in die Schranken verwiesen. Die JU hatte damals vergeblich versucht, die Delegierten darauf einzuschwören, es nach den Kommunalwahlen auf keinen Fall zu einer Koalition mit der SPD kommen zu lassen. Dies paßte der CDU-Führung nicht ins Konzept. Zur empfohlenen punktuellen Zusammenarbeit im Main-Kinzig- Parlament erklärte JU-Kreisvorsitzender Alexander Rabold gestern gegenüber der FR: "Irgendwie muß die Politik weiter gestaltet werden."

Um in "dringenden Sachproblemen" eine Lösung herbeizuführen, hat die JU Handlungsbedarf in drei Punkten ausgemacht. Die Kreisfinanzen seien unter strengen Sparsamkeitsmaßstäben zu sanieren, wobei es nicht zum Ausverkauf der Kreiswerke Gelnhausen kommen dürfe. "Die in einigen Teilen durch die rot-grüne Politik aufgeblähte Verwaltung muß personell auf ein vertretbares Maß zurückgeführt werden", meint die JU.

Nach Ansicht der CDU-Nachwuchsorganisation sollte das gegliederte Schulsystem im Main-Kinzig-Kreis in seiner Ausprägung erhalten bleiben. Zur Sicherung und Festschreibung dieser Eckwerte sei "alsbald ein Schulentwicklungsplan aufzustellen und dem Kreistag vorzulegen". Schließlich bringt die JU auch die "thermische Müllverwertung mit dem Wetteraukreis und dem Umlandverband Frankfurt" ins Spiel.

Flamenco und Selbstgedrehte: Revue im Kulturprogramm Nidderau Europa, dem Klischee entsprungen

NIDDERAU. "Europa singt und lacht" - kein nachgezogener Karneval, sondern der bisher aufwendigste Abend im Kulturprogramm Nidderau, eine Revue. Im Binnenmarktjahr sollte es halt was Europäisches sein. 180 statt erwarteter 400 Menschen wollten die Flamencoabsätze klappern hören, kurz vor dem Frühling bei etwas San Remo live mitschmachten.

Eine stolze Anzahl Gruppen hatte Kulturarbeiter Heinz Schlösser aus dem Fundus eines "Show-Service-Centers" ausgesucht zu einem eigens für Nidderau gestrickten Programm. Die Unterhaltungsbeiträge waren recht anspruchsvoll.

Auf Moderator Fred van Geez, bekannt aus Vorabendprogrammen, hätte man gern verzichtet. Das Niveau der Show hätte profitiert. Nicht, daß van Geez untalentiert wäre - seine Presley-Parodie zeigte das Gegenteil. Doch seine angestaubten und auch sonst nicht ganz stubenreinen Witze sollte man selbst auf dem Land niemandem mehr zumuten.

Ein schottisches Trommel- und Dudelsackduo war so unverfälscht, daß das mitsummende Publikum ob der eigenwilligen Tempi beim vermeintlich vertrauten "Amazing Graze" bös "muckte". Der Fiedler der russischen Truppe brachte die Verstärkeranlage an den Rand des k.o. Doch trägt nicht gerade eine solche Unzulänglichkeit zum Reiz des Live-Erlebnisses bei? Das scheinen auch die begeistert "mitgehenden" Zuschauer(innen) so empfunden zu haben, die kamen, obwohl das Fernsehen allabendlich ähnliches bietet - sogar mit berühmteren, wenngleich nicht unbedingt besseren Leuten.

Bei aller Vielfalt zeigte die Revue ein sehr kleines Europa: Außer Rußland nur EG-Staaten. Die Türkei gerade mal zufällig als projizierte Flagge. Ein Europa auch, das ein bißchen arg unseren Klischees entspricht: Der Elsäßer Musette- Akkordeonist sah mit Baskenmütze und Selbstgedrehten aus wie das "Picon"- Männchen, die Russen wie von einem Schiwago-Plakat fortgelaufen. Ausland allerdings - und vielleicht ist das heute schon viel -, das Laune macht.

Ach ja, der Nidderauer Beitrag zu der Geschichte: Ein Euroquiz, dessen Preise Geschäftsleute beigesteuert haben. ULRICH GEHRING

Mehr Distanz zu Bürgern befürchtet Ortsvorsteher rügen Abschaffung der Ortsbeiräte / Geteilte Meinungen in Soden

MAIN-TAUNUS-KREIS. Unnötiges Verwaltungsrelikt aus Gebietsreform-Zeiten oder bürgernahe, dezentrale Interessenvertretung? Im Kreis gehen die Meinungen über Sinn und Unsinn von Ortsbeiräten weit auseinander. Die meisten Kommunen verzichten ganz darauf. Bad Soden schafft, einzigartig in Hessen, seine Stadtteil- Parlamente zum 1. April ab. Hingegen gelten sie in Hofheim und Eppstein als unverzichtbare Vertretung von Stadtteilinteressen. Flörsheim richtete neue Beiräte für die Keramag-Siedlung und die Stadtmitte ein. Mehr noch: Die Ortsbeiräte sollen außer dem Vorschlags- ein begrenztes Entscheidungsrecht mit Geldhoheit erhalten.

Klaus Plösser, CDU-Fraktionschef im Sodener Stadtparlament, waren die Ortsbeiräte schon lange ein Dorn im Auge: "Aber niemand hat sich so recht drangewagt." Dabei schien der Verzicht auf sie bei keiner Fraktion umstritten, "weil von den Ortsbeiräten ohnehin nie viel kam und im übrigen aus allen Stadtteilen auch Parlamentarier in der Stadtverordnetenversammlung sitzen." Man kann wohl von Stadtverordneten einer 19 000- Einwohner-Stadt verlangen, daß sie wissen, was in den Ortsteilen Sache ist."

Den Grund für die mangelnde Initiative des Ortsbeirates sieht der Christdemokrat in den "wenig attraktiven" Aufgabenbereichen und fehlenden Kompetenzen: So müßten sich die Stadtteil-Politiker um all den "lästigen Kleinkram" kümmern, etwa wo eine Straße ausgebessert oder eine Wasserleitung repariert werden muß. Dabei räumt die Hessische Gemeindeordnung nur das Recht ein, Vorschläge zu unterbreiten, entscheiden muß letztlich das Stadtparlament. Ferner hat der Ortsbeirat ein Anhörungsrecht in allen Fragen, die den jeweiligen Stadtteil betreffen. Plösser: "Die Parteien haben's schon schwer, die Plätze fürs Parlament zu besetzen. Für den Ortsbeirat mag erst recht niemand kandidieren."

Deshalb sitze mitunter derselbe Vertreter im Ortsbeirat und im Stadtparlament: "Den Zeit- und Verwaltungsaufwand kann man sparen." Müsse doch jede Magistratsvorlage, die die Stadtteile betreffe, erst im Ortsbeirat beraten werden, dessen Stellungnahme dann wiederum zurück ins Parlament gehe. "Für die großen Stadtteile Frankfurts ist der Ortsbeirat sinnvoll", so Plösser, "für uns nicht."

So unumstritten wie der CDU-Fraktionschef die Abschaffung "verkauft", ist die Sache aber nicht. Die Verwaltung habe das Gremium systematisch sterben lassen, betonen Neuenhains Noch-Ortsvorsteher Theo Wagner (CDU) und sein Altenhainer Kollege Helmuth Hauck: Fragen und Anregungen seien von der Verwaltung nicht beantwortet, Magistratsvorlagen wiederum unkommentiert vorgelegt worden. Und im Stadtparlament habe der Bürgermeister nur verkündet, daß der Ortsbeirat gehört wurde, "was wir gesagt oder beanstandet haben, blieb unerwähnt". Das "Totschweigen" aber raube auch dem engagiertesten Vertreter auf Dauer die Motivation. Eine Ignoranz mit Methode, meinen beide: "Dem Magistrat war das ständige Nachfassen lästig." Der Ortsbeirat sei nicht als dezentrale Interessenvertretung gesehen worden, sondern lediglich als Sand im Getriebe der Verwaltungsmühlen.

Daß die Ortsteilpolitiker im kleinen Bad Soden überflüssig seien, weisen Hauck und Wagner zurück: Soden habe allein schon mit dem Kurbetrieb so viele Probleme, die das Parlament beschäftigten, daß die "unauffälligeren Anliegen" aus Neuenhain und Altenhain oft übersehen würden. Im übrigen werde auch Bad Soden zunehmend zur anonymen Wohnstadt, betont Wagner: "Die Leute kennen oft ihre eigenen Stadtverordneten nicht", die Distanz zwischen Bürgern und Politikern werde größer. Statt den Ortsbeirat abzuschaffen, sollte die Verwaltung gerade vor dem Hintergrund zunehmender Politikverdrossenheit dezentrale Strukturen stärken. Schließlich leiteten Stadtteilpolitiker nicht nur Anliegen der Bürger ins Rathaus, sie erklärten umgekehrt auch politische Entscheidungen vor Ort.

Die Flörsheimer sind offenbar derselben Meinung: Sie tüfteln gerade daran, die Kompetenz der Ortsbeiräte zu erweitern, bestätigt Pressesprecher Darmstadt. Der Ortsbeirat sorge nicht für zusätzlichen Verwaltungsaufwand, sondern entlaste im Gegenteil das Stadtparlament. Geplant sei deshalb ein Entscheidungsrecht - etwa in Fragen, wo öffentliche Einrichtungen stehen sollen, wie Spielplätze gestaltet, Verkehrsberuhigung und -führung organisiert, Straßen erschlossen oder das Ortsbild gestalten werden soll. Dafür soll jeder Stadtteil-Rat über eine bestimmte Summe im Etat verfügen. ana

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Sozialamt registrierte 598 Wohnungssuchende

LANGEN. Immer mehr Leute sind auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Das Sozialamt registrierte im vergangenen Jahr 598 Wohnungssuchende. Das sind 75 mehr als im Jahr zuvor. Allerdings konnten 1992 auch mehr Wohnungen vermittelt werden. Insgesamt waren es 118 Wohnungen. Das ist ein Plus von 44 gegenüber dem Vorjahr.

Die Behörde zählte 70 Notfälle. In 13 Fällen wurden Mietrückstände übernommen. 20 Personen mußten in Obdachlosenunterkünfte eingewiesen werden. Drei Familien bekamen eine Sozialwohnung. Die Zahl der Wohngeldempfänger blieb mit 774 Personen konstant. Doch die Zuweisungen gingen zurück: rund 1,7 Millionen Mark wurden ausgezahlt, 130 000 Mark weniger als 1991. dac

Parlament Echzelll tagt ECHZELL. Die Gemeindevertretung Echzell berät am Montag, 22. März, den Nachtragshaushalt sowie das geänderte Investitionsprogramm. Das Treffen beginnt um 20 Uhr in der Horlofftalhalle. cor

Geschichten und Märchen von islamischen Frauen

RODGAU. Literatur von Frauen aus islamischen Ländern werden bei einer Autorinnenlesung am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr im Jügesheimer Frauentreff, Gartenstraße 20-24 vorgestellt. Gabi Ganske-Jahn hat dafür Märchen und Geschichten von Frauen aus diesem Jahrhundert ausgesucht. Noch bis zu den Osterferien läuft die Schau von Aquarell- und Pastellbildern von Gabriele Janus. ttt

Erholung am Natursee für belastete Menschen

WETTERAUKREIS. Nach Immenstadt- Bühl am Alpsee, dem größten Natursee des Allgäus, führt eine Reise für seelisch belastete Menschen des Diakonischen Werks vom 4. bis 11. Juni. An der Freizeit können 16 Personen teilnehmen. Sie werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Diakonischen Werks begleitet.

Nähere Informationen erteilen Eckhard Sandrock unter der Rufnummer 0 60 31 /26 38 und Karin Ulbrich-Blum, Tel. 0 60 43 /77 37. cor

Kein Interesse an einer Neuvermietung Leerstehende US-Wohnungen sollen aber dem Markt wieder zugeführt werden

MAIN-KINZIG-KREIS. Mit einem Vorschlag, wie die bisher von Nato-Streitkräften genutzten Wohnungen wieder dem Wohnungsmarkt der Kommunen und Landkreise zugänglich gemacht werden können, ergreift die hessische Landesregierung eine bundesweite Initiative. Dies hat gestern der Wohnungsbauexperte und Hanauer SPD-Landtagsabgerodnete Ronald Battenhausen erklärt. Die gegenwärtige Situation führt zum Beispiel in Hessen dazu, daß derzeit 544 Wohnungen leerstehen, weil die US-Soldaten und ihre Angehörigen abgezogen sind und die Vermieter kein Interesse haben, die Wohnungen neu zu vermieten.

Diese Wohnungen wurden seinerzeit von privaten Investoren nach dem Bauherrenmodell errichtet, von der Bundesvermögensverwaltung gemietet und von ihr den Angehörigen der US-Streitkräfte überlassen. Die entsprechenden Mietverträge haben in der Regel eine Laufzeit von zehn Jahren. "Und da liegt der Hase im Pfeffer", meint Battenhausen. Sofern die zehn Jahre noch nicht abgelaufen sind, haben die Wohnungseigentümer kein Interesse an einer Vertragsbeendigung aus zwei Gründen: Erstens liegt die vereinbarte Miete im allgemeinen über der ortsüblichen Miete und zweitens brauchen die Eigentümer dafür keine Umsatzsteuer zu zahlen.

Auf der anderen Seite konnten sie aber bei der Errichtung der Wohnungen einen Vorsteuerabzug geltend machen. Den müssen die Wohnungseigentümer anteilig zurückzahlen, wenn der Vertrag mit der Bundesvermögensverwaltung vorzeitig gelöst wird. Battenhausen: "Daß sie daran kein Interesse haben, liegt auf der Hand."

Der hessische Vorschlag läuft darauf hinaus, eine bundeseinheitliche Regelung zu vereinbaren, daß die Finanzämter die Vorsteuer nicht zurückfordern müssen. Voraussetzung ist allerdings, daß die Bundesvermögensverwaltung die Wohnungen den Kommunen und Landkreisen zur Verfügung stellt. Gerade für den Main-Kinzig-Kreis könnte damit zusätzlicher Wohnraum im großen Umfang geschaffen werden, meint der SPD-Landtagsabgeordnete. are

Kam ein Vogel geflogen . . . In der Bibliothek piept's

HANAU. Den Anfang machte "Bubi". An einem Sommernachmittag im Jahr 1990 war der Kanarienvogel völlig erschöpft durch ein offenes Fenster in der Stadtbücherei am Schloßplatz gelandet.

Eine Leserin schleppte einen ausgedienten Käfig an. Damit das gelbe Kerlchen sich an Wochenenden nicht so alleine fühlte, besorgten die Bibliotheksmitarbeiterinnen ihm schon bald ein "Mädi". Die Vogelhochzeit blieb nicht ohne Folgen: Schon bald baute das Paar ein Nest.

Zu diesem Zeitpunkt stand bereits ein zweiter Bauer auf dem Tresen der Ausleihe. Zuerst hockte darin einsam der dunkelblaue Wellensittich "Felix". Seitdem er seine Bude mit dem türkisfarbenen "Freddy" teilt, zwitschert er fröhlicher. Und dann kam der Nachwuchs von "Bubi", der inzwischen tot ist, und "Mädi". Gleich zweimal brütete das gelbe Kanarienpaar. Das Resultat nahmen sich Leser mit nach Hause oder die Mitarbeiterinnen, die einen katzenfreien Haushalt haben. Einen Vogel wechselte Chefin Angelika Henschel sogar aus. "Rakker" hatte sich mit ihren "Piepmätzen" immer in den Federn gelegen, versteht sich mit seinen Artgenossen in der Bücherei jetzt aber prächtig.

Damit dies ohne Folgen bleibt, herrscht bei den fünf Kanarien derzeit Geschlechtertrennung. Die Verbindungstür zwischen den beiden Käfigen bleibt geschlossen. "Die haben jetzt Frühlingsgefühle", erläutert Verwaltungsangestellte Linda Billion. Deshalb füttern sie und ihre Kolleginnen die gefiederten Schützlingen derzeit auch mit "Antitriebmittel" - um Inzucht zu vermeiden und weil Brutpflege ein Mehr an Arbeit bedeuten würde. "Im Moment sind sie fast triebfrei", beruhigt Linda Billion die Besucher, die ein weiteres Ansteigen der zwitschernden Population in der Bücherei befürchten. Und außerdem beteuerte sie, daß die sieben Tiere mindestens zweimal wöchentlich ihre Flugkünste in der Teeküche ausleben dürfen.

Den Vögeln geht es gut, meinen die Bibliotheksmitarbeiterinnen. In der Vergangenheit hatten sich die Frauen immer für den Tierschutz stark gemacht, Unterschriften gegen den Vogelmord in Italien oder den Abschuß von Delphinen gesammelt. Die Beschwerde einer Leserin aus Maintal habe sie deshalb "wie ein Schlag aus heiterem Himmel" getroffen, sagt Linda Billion. "Ich bitte Sie sehr herzlich, gegen die dargestellten Mißstände baldigst in tier- und artgerechter Weise vorzugehen", hatte sich die Frau beim Kulturamt über die "nicht artgerechte Vogelhaltung" in der Bibliothek beschwert. "Einer Stadtbücherei kommt gerade in Hinsicht auf die oft jugendlichen Besucher Erziehungs- und Vorbildfunktion zu, wozu auch ein Verantwortungsbewußtsein für ethischen Tierschutz gehört." Kulturamtsleiter Günter Rauch ("Ich verstehe nichts von Tieren") nahm Rücksprache mit Büchereichefin Angelika Henschel. Die bestellte die Amtstierärztin, die feststellte, "daß Unterbringung und Haltung der Vögel in der Stadtbibliothek ordungsgemäß sind".

Nun existieren für "Piepmätze" keinerlei Normen, an denen sich Halter orientieren müssen. Zuchterfolge, wie der zwischen "Bubi" und "Mädi", könnte man dahingehend interpretieren, daß sich das Paar in Gefangenschaft recht wohl fühlte. Auch die anderen gefiederten Bewohner der Bücherei lernten nie die Freiheit kennen. Wünschenswert und gewiß dekorativer wäre dennoch eine Voliere. Da stimmen die Büchereimitarbeiterinnen der Leserin aus Maintal zu. Vielleicht findet sich ja ein Spender . . . jur

Irische Landschaften in der Spielbank

WIESBADEN. Zur "Irischen Woche" in der Spielbank wird eine Ausstellung mit Arbeiten des Frankfurter Malers Jörg von Kitta-Kittel gezeigt: "Irische Landschaften". Der Künstler war Meisterschüler des berühmten Expressionisten Ludwig Meidner, seine Arbeiten waren schon in Amerika, Polen und Holland zu sehen. Er charakterisiert sie selbst als "expressiv, realistisch und heftig".

Die Werke sind bis 19. März während der Öffnungszeiten der Spielbank von 15 bis 3 Uhr zu sehen. maf

Zur Sache: Gesundes Essen Bauern machten es einst richtig

"Essen Sie wie ein Bauer vor 100 Jahren", empfiehlt Dr. M. O. Bruker. Er hat in rund 50 Berufsjahren als Arzt in einer Klinik die buchstäblich heilende Wirkung von Vollwertkost, also von möglichst lebendiger, industriell nicht degenerierter, abgetöteter Nahrung beobachtet. Dr. Bruker rät dringend davon ab, industriell raffinierten Zucker und ebensolches Mehl zu verzehren.

"Stellen Sie sich vor, ein Bauer vor 100 Jahren hätte dreieinhalb Kilo Zuckerrüben essen müssen, um die Menge von 100 Gramm Zucker zu sich zu nehmen", schreibt er im Ratgeber "Gesund durch richtiges Essen". Das Bild läßt erahnen, was wir unserem Körper zumuten, der durch die industriell konzentrierte Nahrung schweren Belastungen ausgesetzt ist.

Das hat unter anderem auch zur Folge, daß der Körper schockartig Insulin auswerfen muß, um den Zuckerballast zu verarbeiten. Zu dessen Gegenregulierung gelange dann aus der Nebennierenrinde das "Streßhormon" Cortison ins Blut. Dadurch werde wieder eine Gegenreaktion ausgelöst, die über die Interferonproduktion die Abwehrkraft des Körpers gegen Infektionskrankheiten und gegen die Entstehung von Krebszellen schwächt.

Statt zu Produkten mit Zucker und Auszugsmehl rät Dr. Bruker aus seiner Erfahrung zu Vollkorn- oder Schrotbrot, Frischkornbrei, zu Salaten, Frischkost und Gemüse.

Das Stichwort Getreide ruft Erinnerungen an die Schulzeit wach: In der Beschreibung von Cäsars Feldzügen in Germanien "De Bello Gallico" wird erwähnt, daß sich die Legionäre überwiegend von Getreide ernährten, das sie vor der Zubereitung mit kleinen Steinmühlen mahlten. Als ihnen einmal größere Mengen Fleisch statt Getreide präsentiert wurden, meuterten sie. Sie wußten aus Erfahrung, daß die Ernährung mit Getreide sie ausdauernd und widerstandsfähig machte. Von Fleisch wurden sie erst einmal müde, seine sättigende Wirkung hielt außerdem nicht lange an.

Das heutige Denken allein in Kalorien sowie in Kohlehydraten, Fetten, und Eiweiß - ohne die inzwischen erkannte Bedeutung von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Enzymen - offenbart zugleich auch die erschreckende Begrenztheit der Sicht unseres heutigen Naturwissenschaftlers: Dieser Wissenschaftler macht uns glauben, in den Grundstoffen den wesentlichen Wirkmechanismus erkannt zu haben, empfiehlt daher, ihr braucht nur noch dieses oder jenes zu tun, und versteht gar nicht, daß er nur einen kleinen Ausschnitt des Ganzen erfaßt hat - den, nach dem er allein geforscht hat. Eine Gänsehaut kann einem über den Rücken laufen, wenn man sich vorstellt, was passiert, wenn Naturwissenschaftler mit diesem beschränkten "Wissenschafts"-Verständnis daran gehen, Gene, also Erbinformationen, zu verändern. Zumal Nahrungsmittel mit gentechnisch veränderten Substanzen, wie etwa Käse, nach EG-Recht nicht kennzeichnungspflichtig sind.

GEORG LINDE

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Kleine FR

Gespräch über "Frauensachen" FRIEDBERG. Für interessierte Frauen wiederholt die Kreisvolkshochschule am Freitag, 26. März, um 15 Uhr in ihren Räumen in der Burg die HR 2 -Hörfunksendung: "Amtskette über Frauenbeauftragte und Quoten". Im Anschluß können die Teilnehmerinnen mit der Frauenbeauftragten Susanne Hild diskutieren. Erster-Hilfe-Kurs der Johanniter BAD NAUHEIM. Für Führerscheinbewerber veranstaltet der Kreisverband Wetterau der Johanniter-Unfallhilfe am Samstag, 20. März, einen Kurs "Lebensrettende Sofortmaßnahmen". Er beginnt um 12 Uhr, umfaßt fünf Doppelstunden und kostet 35 Mark. Anmeldungen unter Tel. 0 60 32 / 3 19 16. Familie und Beruf - geht das? BÜDINGEN. Wie das Familienleben mit der Berufstätigkeit zu vereinbaren ist, diskutieren die Landfrauen am heutigen Mittwochabend, 17. März, ab 20 Uhr im Aulendiebacher Bürgerhaus mit der Wetterauer Frauenbeauftragten Birgit Simon. Alle Interessierten sind dazu eingeladen.Fernseh-Kanäle ändern sich FRIEDBERG/BAD NAUHEIM/KARBEN. Im Verteilnetz des Fernmeldeamtes Hanau wird das Fernsehprogramm BR 3 von Donnerstag an über Kanal 2 (statt bisher Kanal 4) übertragen, SWF 3 über Kanal 3 (bisher Kanal 2) und HR 3 über Kanal 4 und vorübergehend auch noch über Kanal 6, teilt das Fernmeldeamt mit. Flamenco-Kurs ab Samstag FRIEDBERG. Flamenco kann in einem neu eingerichteten Wochenendkurs der Kreisvolkshochschule erlernt werden. Der Kurs beginnt am Samstag, 20. März, um 10 Uhr und wird am Sonntag, 21. März, fortgesetzt. Weitere Information und Anmeldung unter Tel. 06042/192199. Die Jagdgenossen tagen ECHZELL. Die Jagdgenossenschaft Echzell "Feld" tagt am Freitag, 16. April, um 20 Uhr in der Horlofftalhalle. Es geht unter anderem um die Verwendung des Jagdertrages. Tagung der Echzeller Feuerwehr ECHZELL. Die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehren der Großgemeinde Echzell ist am Freitag, 19. März, um 20 Uhr im großen Saal der Horlofftalhalle. Die Freiwillige Feuerwehr Echzell veranstaltet am Sonntag, 28. März, um 9 Uhr eine Übung. Vortrag: Wandern auf Korsika ECHZELL. Der berühmte Fernwanderweg GR 20 über den Bergen von Korsika ist Thema eines Diavortrages von Andreas Wolniewicz am Freitag, 19. März, ab 20 Uhr in der Horlofftalhalle. Der Alpine Stammtisch lädt dazu ein. Nach dem Vortrag kann man alpine Literatur und Wander-Ausrüstung leihen.

Donnerstag kein Tag für Asylbewerber

KREIS OFFENBACH. Geschlossen bleibt am Donnerstag, 18. März, die für die Hilfe für Asylbewerber zuständige Stelle beim Sozialamt des Kreises. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden etappenweise in zweitägigen Schulungen in das neue Datenverarbeitungssystem eingeführt. Dafür sollen künftig Anträge und Zahlungen schneller erledigt werden, heißt es von seiten des Kreishauses. ttt

CDU will mit der SPD reden Kreistagsfraktion steckt den Kurs ab für ihre künftige Arbeit

KREIS GROSS-GERAU. Die CDU- Fraktion hat sich auf ihrer ersten Sitzung überlegt, wie sie im Kreistag mit den Republikaner umgehen will, die dort erstmals vertreten sind. Die Christdemokraten wollen demnach den Rechtsextremen "keine Sonderrolle geben" und sie "nicht mit parlamentarischen Tricks ausgrenzen", sondern ihnen die gesetzlich verbrieften Rechte zugestehen. Dazu zählt ein Sitz im Kreisausschuß.

Der einstimmig im Amt bestätigte Fraktionsvorsitzende Rudi Haselbach kündigte an, daß sich die CDU "inhaltlich mit diesen Leuten auseinandersetzen wird". Eine Ausgrenzung der Republikaner hätte zur Folge, "daß dieser zusammengewürfelte Haufen von Kandidaten" in eine Märtyerrolle gerate, die ihren Gruppenzusammenhalt festige. Haselbach glaubt: Die Republikaner werden nicht lange mit acht Abgeordneten im Kreistag sitzen, denn mehr Kandiaten stünden nicht auf ihrer Liste. Sie haben daher keine Nachrücker, falls ein Mandat nicht angenommen oder niederlegt wird.

Kreisvorsitzender Gerald Weiß erklärte, die CDU werde im Kreistag den Antrag, Landrat Enno Siehr (SPD) abzuwählen, nur stellen, wenn er Aussicht auf Erfolg habe. Sei eine SPD-Grüne-Koalition perfekt, werde man diesen Antrag als "untergeordnet" einstufen und nicht stellen, da "wir sonst mit den Republikanern in einem Abstimmungsboot sitzen".

Die CDU-Fraktion bekräftigte das Angebot an die SPD, über eine Zusammenarbeit zu sprechen. Dies hatten zuvor Kreisvorstand und Kreisverbandsausschuß erklärt. Auf Nachfrage sagte Weiß, daß es zu früh sei, "dieses Signal" als Koalitionsangebot zu werten oder gar personelle Ansprüche anzumelden.

Die CDU wolle zeigen, daß sie bereit ist, Veranwortung zu übernehmen, da ein rot-grünes Bündnis schlecht für den Kreis sei. Wesentliche Probleme seien nur durch eine "in der Mitte verankerte Politik" zu lösen. Beispiele: Flächen- und Raumordnung, Verkehr, Haushaltssanierung und Betriebsform des Kreiskrankenhauses. Voraussetzung für eine Kooperation mit der SPD sei "Schulfrieden", eine Bestandsgarantie für Haupt- wie Realschulen und keine Ausweitung von Förderstufen und Gesamtschulen. lis

Namen + Notizen

PETER C. ROTH, Journalist aus Maintal-Hochstadt, ist am Freitag im Alter von 45 Jahren in einem Frankfurter Krankenhaus gestorben. Roth litt seit etwa drei Monaten an einer Viruserkrankung, die seinen Körper trotz intensiver ärztlicher Behandlung auszehrte und schließlich zu einem akuten Herz-Lungen-Versagen führte. Roth hatte bereits beim Hessischen Rundfunk, beim Spiegel, Stern und einigen Magazinen gearbeitet, als er im Februar vergangenen Jahres neuer Chefredakteur des Maintal-Tagesanzeigers und damit Nachfolger von Rolf P. Schmidt wurde. Doch bereits im November trennte er sich wieder von Verlag und Redaktion, um als freier Journalist im eigenen Büro zu arbeiten. Peter C. Roth hinterläßt eine Frau und eine Tochter.

Schüler sammelten für die Blinden

MÜHLHEIM. Exakt 2373,50 Mark hat das Friedrich-Ebert-Gymnasium an das Blindenhilfswerk Hessen überwiesen. 18 Schülerinnen und Schüler der Klassen 7a, 7c, 8c und 10a hatten das Geld gesammelt. Mit 447,5 lagen Tina Moll und Diana Sommer aus der 8 c an der Spitze, die im Stadtteil Rote Warte unterwegs waren. Christine Gensheimer und Valeria May sammelten im Markwald 400 Mark. Auf 300 Mark kamen Jasmin Elatike und Nina Roth im östlichen Lämmerspiel. Für die Spendenbereitschaft der Mühlheimer bedankt sich auch Schulleiter Josef Richard Jeck. pmü

Auf die Romantik gesetzt Chor und Orchester der Waldorfschule überzeugten

SACHSENHAUSEN. Mit einem solchen Andrang hatten die Veranstalter offenbar nicht gerechnet. Die Programme für das Konzert in der evangelischen Dreikönigskirche waren schnell vergriffen. Der Grund: Der Eintritt war frei und es sang ein Schulchor. Jede Menge Eltern und Geschwister saßen in der Kirche am Sachsenhäuser Ufer, um dem Chor der Freien Waldorfschule und dem Collegium vocale Frankfurt unter Leitung von Christoph Wagner zuzuhören. Auf dem Programm standen Motetten von Anton Bruckner, Johannes Brahms und Johann Sebastian Bach.

Die Motette hat eine lange Geschichte. Bereits um 1200 wurde in der "Notre-Dame-Epoche" der mehrstimmige Gesang gepflegt, und seither hat die Gattung ihren festen Platz über alle Jahrhunderte hinweg. Die Chormotetten von Brahms und Bruckner stehen also in bester Tradition. Die Romantiker beriefen sich sogar ausdrücklich auf die Wurzeln und beharrten auf ursprünglichem, unbegleitetem Chorgesang. Zu Bachs Zeiten unterstützten Instrumente die Stimmen der Sängerinnen und Sänger. In der Dreikönigskirche folgte man dieser Tradition. Die romantischen Stücke erklangen ohne, Bachs barockes Werk mit Instrumentalbegleitung.

Nach dem e-Moll-Präludium von Nikolaus Bruhns, gespielt vom Organisten Matthias Wagner, begannen die Waldorfschüler mit vier schlichten, aber nicht einfach zu singenden Motetten Anton Bruckners. Dirigent Christoph Wagner setzte in seiner Interpretation ganz auf die Romantik: Breite Tempi und opulenter Klang. Ein Rezept, das bei den Brucknerschen Stücken noch leidlich aufging, bei Brahms mehrteiliger Motette "Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen" aber nicht restlos überzeugte. Oft schien es, als käme der Gesang kaum von der Stelle, so behäbig schlug Wagner den Takt. Der Schlußchoral auf die Luther- Worte "Mit Fried und Freud ich fahr dahin" war mit Pathos nur so durchtränkt. Dabei hätten seine Sängerinnen und Sänger selbst in den schwierigeren Teilen auch flottere Tempi ohne jede Mühe bewältigt. Der Chor, der überwiegend aus Schülern besteht, bot eine hervorragende Leistung. Kleine Unsicherheiten bei freien Einsätzen und Unschärfen der Intonation an wenigen Stellen waren leicht zu verschmerzen, denn das Programm hatte es in sich. Der dickste Brocken kam am Schluß: Bachs Motette "Jesu meine Freude" gehört zu den "Highlights" des Chorgesangs. Zuvor konnten die Sänger bei drei Choralbearbeitungen Bachs für Orgel noch ein paar Minuten verschnaufen.

Das Gerüst der Motette sind sechs variierte Strophen des bekannten Chorals "Jesu meine Freude". Dazwischen geschoben sind Chöre mit Texten aus dem Brief Paulus' an die Römer. Filigrane Arbeit am Detail ist Christoph Wagners Sache nicht. Auch Bach glich eher einer Darstellung im Breitleinwandformat. Symptomatisch die letzten Takte des Werks: Mit einem gewaltigen Ritardando unterstrich Wagner den Schlußeffekt fast schon penetrant pathetisch. In der dritten Choralstrophe "Trotz dem alten Drachen" war seine musikalische Auffassung dagegen durchaus überzeugend. Eindrücklich, fast bedrohlich präsent wirkte da der Gesang des Chors der Waldorfschule. Und auch die fünfte Strophe "Gute Nacht, o Wesen" gefiel; statt mit mächtigem Klang glänzte der Chor diesmal mit Zurückhaltung und fein gestufter Dynamik. Bewegung und Fluß der barocken Musik vermißte man aber im Chor "So aber Christus in euch ist": Akribisch dirigierte Wagner alle zwölf Achtelnoten jedes Taktes - kein Wunder, daß der Schwung dabei weitgehend auf der Strecke blieb.

Was vom Konzert in der Dreikönigskirche in Erinnerung bleibt, ist die außergewöhnliche Leistung von Chor und Kammerorchester der Waldorfschule, die unter Schulchören ihresgleichen sucht - nicht zuletzt ein Verdienst Christoph Wagners. Wer sich von der musikalischen Güte überzeugen will, kann das am 13. Juni, im Neuen Saal der Waldorfschule tun. Dort singt der Chor, begleitet vom Hessischen Jugendsymphonieorchester, Mendelssohns Chorballade "Walpurgisnacht" und Carl Orffs schier unverwüstliche "Carmina burana". ECKART BAIER

Der Rathaus-Computer hat recht behalten Nur knapp dreiviertel der Wähler gingen zur Urne Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Drei Tage währte die Hoffnung der FDP-Spitzenkandidaten Reiner Dinter und Heidi Himmler, es möge doch eine winzige Unregelmäßigkeit bei den Wahlergebnissen vom Sonntag gegeben haben. Ganze zwei Stimmen oder Null-komma-null-eins-sechs-Prozent fehlten der Pünktchenpartei zum ersehnten Wiedereinzug ins Stadtparlament, mit dem sie SPD und CDU jeweils einen Sitz abgenommen hätten. Doch es sollte nicht sein. Der Rathaus-Computer behielt recht und die anderen Volksparteien ihre Mandate.

Nicht viel besser erging es den Grünen. Sie errangen zwar einen zusätzlichen Platz in der Stadtverordnetensammlung und können darauf hoffen, im Magistrat vertreten zu sein. Aber auch sie schrammten mit sieben Stimmen an einem fünften Vertreter vorbei.

Das amtliche Endergebnis zeigt, daß von den 14 801 Wahlberechtigten gerade mal 11 040, also knapp drei Viertel, zur Urne gingen. Das sind 5,6 Prozent weniger als vor vier Jahren. Damit war die Zahl der Nichtwähler größer als die der SPD-Wähler. Ungültig votierten 425 Personen. Die CDU erhielt - die '89er Zahlen in Klammern - mit 5721 (5826) Stimmen und 53,9 (51,7) Prozent 21 (21) Mandate, die SPD mit 3143 (3621) Stimmen und 29,6 (32,2) Prozent 12 (13) Mandate, die Grünen mit 1222 (978) Stimmen und 11,5 (8,7) Prozent 4 (3) Mandate. Somit konnte neben der FDP, die sich von 432 auf 529 Stimmen steigern konnte, aber dennoch ihr Ziel verfehlte, nur die Ökopartei einen effektiven Wählerzuwachs verzeichnen. Gewählt sind demnach von der CDU: Helmut Irmen, Herwig Schüller, Karlheinz Dziony, Klaus-Dieter Ermold, Anna Laue, Rolf Gemmecker, Walter Merz, Ludwig-Friedrich Wilhelmi, Erwin Hekkel, Ernst-Georg Bauer, Hildegard Jost, Johann Sattmann, Claus Oßwald, Rudolf Viehmann, Lutz Heyer, Brigitte Mutz, Guido Rötzler, Engelbert Odenwäller, Gerhard Gabler, Gernot Iven und Manfred Krämer.

Für die SPD: Ursula Neeb-Horn, Annette Antkowiak, Heiko Zombek, Manfred Lüer, Marita Witting, Kurt Roth, Peter Gutmann, Josef Pastor, Friedrich Kunkel, Manola Lenzl, Hedelore Prothmann und Karlheinz Franzmann. Für die Grünen: Manfred Jünemann, Antje Schöny-Tietje, Uwe Wagner und Patrcicia Bürgstein.

Die endgültige Zusammensetzung des Parlaments ist damit allerdings noch nicht bekannt. Sie wird im Zuge der Magistratswahlen festgelegt.

Handball-Oberliga der Frauen Eintracht II ist Bezirksligist Heimniederlage besiegelte Schicksal der Wiesbadenerinnen

Am vorletzten Spieltag feierte die von Beginn an vorne stehende SU Mühlheim mit dem 17:10-Heimsieg gegen den designierten Absteiger TuS Kriftel den Meistertitel in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen. Nun stehen für die Mühlheimerinnen noch die zwei Relegationsspiele gegen den Nordmeister an, bevor der Aufstieg in die Regionalliga perfekt ist. Für den drei Punkte zurückliegenden Verfolger TV Groß-Umstadt kam der Derbysieg gegen Walldorf zu spät.

Im Abstiegskampf hat es neben Oberursel nun auch definitiv die Reserve von Eintracht Wiesbaden nach der Heimniederlage gegen Sulzbach erwischt. Zwischen Kriftel (16:26-Punkte) und Crumstadt (10:16 in Heusenstamm) fällt die Entscheidung um den dritten Absteiger. Crumstadt besitzt noch einen Punkt Vorsprung, kann sich am letzten Spieltag (einheitlich am Sonntag um 17.00 Uhr) zu Hause gegen die TSG Bürgel retten. TuS Kriftel kann nur auf Bürgeler Schützenhilfe und einen gleichzeitigen Heimsieg gegen den Vizemeister TV Groß-Umstadt hoffen. Ansonsten dienen die restlichen Spiele nur noch der Statistik.

SU Mühlheim - TuS Kriftel 17:10 (8:5). Des einen Freud, des anderen Leid. Während die Spielerinnen des frischgebackenen Meisters SU Mühlheim ausgelassen auf dem Parkett feierten, dürfte die Auswärtsniederlage für Kriftel das Ende aller Träume vom Klassenerhalt bedeuten. Der drittletzte Platz ist kaum mehr zu verbessern (siehe oben), wahrscheinlich gibt es drei Absteiger in die Bezirksliga. Das hängt jedoch noch von den Spielen in den höheren Klassen und den Relegationsspielen von Meister SU Mühlheim gegen den Nordmeister Ost- Mosheim ab. Für diese beiden Partien (28. März in Ost-Mosheim, 4. April in Mühlheim) bangt der Siege um den Einsatz von Ingrid Banszerus, die nach einer Viertelstunde mit dem Fuß unglücklich umknickte. "Hoffentlich haben wir das Meisterstück gegen das sich tapfer wehrende Kriftel nicht zu teuer bezahlt", vermischten sich bei SU-Pressesprecher Reinhard Klose Freude und Sorgen.

Kriftel kämpfte leidenschaftlich, führte unter Regie des neuen und ehemaligen) Trainers Stefan Hartmann bereits mit 3:0. Bis zur Halbzeit setzte sich aber die spieltechnische Überlegenheit des Titelträgers bereits mit einem Dre-Torevorsprung durch. Kriftel verkürzte noch einmal auf 8:9, danach zog Mühlheim unter dem Jubel der 150 Zuschauer auf 14:8 uneinholbar davon. "Kriftel wurde unter Wert geschlagen", meinte Klose anerkennend. Für den Verlierer trafen Marion Blume (6/5) und Judith Zeidler (2) noch am besten. Mühlheim warf die "Meisterschaftstore" primär durch Heike Lindner (6) und Stephanie Haus (5/3).

Eintracht Wiesbaden II - TV Sulzbach 13:17 (6:6). Die sowieso nur noch theroetischen Hoffnungen auf den Klassenerhalt zerstoben für die Regionalliga- Reserve von Eintracht Wiesbaden nach der Heimniederlage gegen Sulzbach. Während die Vertreterinnen der ersten Mannschaft praktisch den Meistertitel in der Regionalliga sicherten und für die Zweite Bundesliga planen können, muß die "Zweite" den bitteren Weg in die Bezirksliga antreten. Für Insider allerdings keine große Überraschung, kennt man die personellen Sorgen der Eintracht- Reserve vom ersten bis zum letzten Spieltag. Das "Miniaufgebot" konnte kräftemäßig gegen die keineswegs herausragend spielenden Sulzbacher Gäste nur bis zum Seitenwechsel (6:6) mithalten. Danach ging es erneut steil bergab. Am Ende der 60 Minuten war der Abstieg besiegelt. Für die vor dem Match mit Blumen verabschiedete Claudia Bubitsch (Beendigung der Laufbahn) ein bitterer Abgang. Die Tore beim letzten Oberliga- Heimspiel für die Landeshauptstädterinnen markierten Jana Köhler (6), Dagmar Fritsch (3), Kerstin Eifler (2/2), Silke Raab und Eva Dettmer (je 1). jo

Ober-Mörler Briefmarkensammler organisierten eine phantastische Jubiläumsausstellung Welt der gezackten Quadrate Philatelie bietet Ordnung

OBER-MÖRLEN. "Ich fasse es nicht", sagte der FR-Fotograf Winfried Eberhardt. Verständnislos bannte er am Wochenende die Ober-Mörlener Briefmarkenfreunde inmitten ihrer zigtausend Lieblingsmarken auf den Film. Sie hatten eine zweitägige Ausstellung zum 25jährigen Vereinsjubiläum in der Usatalhalle organisiert. Da sah man die 50 Herren des Vereins (nur eine Frau ist Mitglied) und andere Marken-Fans andächtig-konzentriert vor den bunten Papierchen, die Nasenspitzen am Schutzglas. Manchem bleibt so etwas rätselhaft. Als Kind hat fast jeder mal Briefmarken gesammelt. Aber was sind das für Menschen, die bis ins hohe Alter Freizeit und Taschengeld für gezackte Papierquadrate opfern?

Ordnungsfanatiker vielleicht? Sauber gezogene Rahmenstriche zieren viele Albumblätter. In Schönschrift die Erläuterungen - besonders akkurat in den "Wettbewerbssammlungen", die fünf externe Preisrichter genau unter die Lupe nahmen. "Da muß ich sauberkeitsmäßig natürlich Spitzenware bringen", erläuterte der Briefmarkensammler Norbert Heil. "Ich fühle mich nicht pedantisch", meinte der 54jährige Post-Pensionär gleichwohl. Unter den zwei Millionen Markensammlern Deutschlands gebe es "teils, teils" sicher den einen oder anderen Pedanten. Wobei es keine Ordnungshuberei sei, wenn man nur gut erhaltene Marken sammle. "Die Zacken müssen komplett sein", betonte Norbert Heil. Fälschungen oder Fehldrucke von Briefmarken können wiederum wertvoll sein - wenn sie von der Zentrale für Fälschungsbekämpfung des Bundes Deutscher Philatelisten als echt erkannt wurden. "Richtlinien müssen schon da sein", meint der Sammler.

Fasziniert ist dieser Menschentyp von den vielen kleinen Welten, die sich beim Briefmarkensammeln auftun. Große Befriedigung gewinnt man beim Komplettieren bestimmter Motive. Heil hat die deutsche Rollenmarken-Dauerserie "Burgen und Schlösser" aus Papierkörben geborgen und umfassend dokumentiert: mit Motivstempel, auf Massendrucksachen, als Päckchenfrankatur, als Eilgebührennachweis auf einem Einschreibebrief- Rückschein. Auf einem Postbenutzer- Ausweis, den sich jeder vom Weltpostverein ausstellen lassen kann. Andere Sammler erkunden das niederländische Feldpostwesen oder die Zensurstempel der sowjetischen Besatzungsmacht im Österreich von 1945. Die geheimnisvolle Welt der Pilze kennt Sammler Ullmann aus Friedberg aus dem Effeff, während Sammler Klarmann aus Karben die Postwertzeichen des Memelgebietes in allen Besonderheiten darzustellen weiß. Jeder Sammler wird auf seinem Spezialgebiet zur Koryphäe, betont Norbert Heil. Er kennt sich darin aus, es ist seine eigene, übersichtliche Welt, in der ihn niemand so schnell überflügeln kann. Die Philatelie bietet Orientierung.

Sie bietet auch Umsatz. Norbert Heil hat noch Lücken in seiner Schweden- Sammlung. "Ich lege auch mal 300 Mark für eine Marke hin", sagt er. Betuchte Sammler gäben sogar vierstellige Summen aus. Die Bundespost richtete in der Usatalhalle ein Sonder-Postamt ein, das am Fließband Markenbögen mit dem "Ombria"-Sonderstempel (Ober-Mörlener Briefmarken-Ausstellung) verkaufte. Etliche Händler boten in Ober-Mörlen Marken und alterungsbeständige Sammelalben feil, in denen die Briefmarken bereits vorgedruckt sind. Computerprogramme und der berühmte Michel-Katalog sind zu haben, sogar komplette Sammlungen. Letztere verschmäht ein passionierter Sammler natürlich. Denn in der Jagd nach fehlenden Marken liegt doch gerade der Reiz, meint Norbert Heil.

KLAUS NISSEN

Reisch pocht auch ohne Geld auf Zooerweiterung Die Mindestforderung heißt "Planungssicherheit"

Die Erweiterung des Zoologischen Gartens darf nach Ansicht der zuständigen Dezernentin Linda Reisch nicht in Frage gestellt werden. Auch wenn die Realisierung des am Niederurseler Hang geplanten Landschaftszoos derzeit nicht in Sicht sei, müsse die auf einer Fläche von 60 Hektar geplante Anlage weiter entwikkelt, sollten neue Geländeparzellen gekauft werden. Niemand, so die Dezernentin in ihrem kulturpolitischen Thesenpapier, wolle das auf 20 Jahre angelegte Projekt "durchdrücken"; gleichwohl sei eine solche "Planungssicherheit" notwendig auch für die Weiterentwicklung im Innenstadt-Zoo; der könne Ansprüchen an eine artgerechte Haltung von Tieren kaum mehr gerecht werden. Ungeachtet der unlängst auch von Kreisen der SPD und den Grünen geäußerten Bedenken an der Finanzierbarkeit des ursprünglich auf 200 Millionen Mark geschätzten Vorhabens sieht Reisch das Aus für die Dependance noch nicht gekommen. "Das ist", so ihre persönliche Referentin Christiane von Wahlert, "eine politische Entscheidung."

Die Vorstellungen der Dezernentin über die "soziale Einrichtung" Zoo: Kinder müßten Platz zum Spielen und Toben finden. Der Zoo müsse Öffentlichkeit zurückerobern, etwa in Form von Tierpatenschaften. Auch über eine geeignete Rechtsform sei nachzudenken. Als GmbH, etwa nach dem Vorbild Zürich, könne der Zoo flexibler und handlungsfähiger sein.

Auch die Zoodirektion spricht sich für eine enge konzeptionelle Verzahnung zwischen Innenstadt-Zoo und der geplanten Dependance aus. Derzeit arbeitet das Zoologen-Team an dem Entwurf eines Raubtierhauses, den der kommissarische Leiter Christoph Scherpner seinem Nachfolger präsentieren will. Das Haus soll eine Alternative bieten zu den Bauten der 50er Jahre, die sich aus der Sicht des Wissenschaftlers, der in den Kategorien der artgerechten Tierhaltung denkt, als eine "Aneinanderreihung von Käfigen" darstellt. Statt glatter, mit Kacheln verkleideter Böden naturgetreue Kulissen: griffige Böden, felsenähnlich strukturierte Rückenwände statt glatter Fliesenlandschaften.

Sollte das Projekt Niederursel scheitern, würden nicht nur Hoffnungen zunichte, Großtiere wie Elefanten könnten in Frankfurt wieder "heimisch" werden. Auch der Abschied von den im alten Zoo angesiedelten Arten mit "kompliziertem Sozialverhalten" dürfte dann bevorstehen. Scherpner nennt die Zebrahorden. Hier scheitert auch heute die angestrebte artgerechte Haltung der Tiere - aus Platzgründen. Die in Horden lebenden Stuten und der Junghengst können die Anlage nur im Wechsel nutzen, der Auslauf der Tiere ist damit begrenzt.

Scherpner, der offiziell zum 31. Juli aus dem Dienst scheidet, hat unterdessen eine Verlängerung seiner Amtszeit bis Jahresende angeboten, sollte sich fristgerecht kein Nachfolger für das Amt sowohl des leitenden wie auch des Vizedirektors finden. Nach Angabe des Personaldezernats liegen derzeit für das Amt des Zoodirektors 60, für seinen Vize 40 Bewerbungen vor. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende dieser Woche. sar

Seltene Ehre für die Lebensretterin

OBERURSEL. Den 1. Juni 1992 wird Edeltraud Breunig nie vergessen. Sie arbeitete in ihrem Garten, als vom nahen Löschteich am Fernmeldeamt schrille Kinderschreie und aufgeregte Stimmen zu ihr drangen. "Irgend was stimmt da nicht", sagte Ehemann Karl und erspähte in der Ferne eine Frau mit Kinderwagen am Rand des Teichs, die wild gestikulierte und nach Hilfe rief. Edeltraud Breunig spürte instinktiv, "daß keine Zeit zu verlieren war". Sie spurtete los, kam atemlos am Teich an und sah, zutiefst erschrocken, ein kleines Kind, bereits reglos, auf der Wasseroberfläche treiben. Die 55jährige zögerte nicht, sprang ins Wasser, das ihr fast bis zum Hals reichte, erreichte das Mädchen, zog es ans Ufer. Die kleine Stefanie aus Stierstadt war gerettet.

"Es war wirklich auf dem letzten Drücker", erzählte die couragierte Frau jetzt während einer kleinen Feier im Rathaus. Der Schock damals, an jenem Samstag, kam erst später. Sie verbrachte eine schlaflose Nacht, dachte an ihre eigenen Kinder und die beiden kleinen Enkel, an den Notarztwagen, Stefanies verängstigte Mutter, die später mit einem Blumenstrauß vorbeikam, an das zierliche Mädchen, das Wasser in der Lunge hatte und eine Woche im Krankenhaus bleiben mußte. Auch an ihre durchnäßten Kleider und - längst kann sie darüber wieder schmunzeln - an "die fürchterliche Brühe", die sie bei der Rettungsaktion geschluckt hatte.

Bürgermeister Thomas Schadow überreichte Edeltraud Breunig eine Dankesurkunde des Ministerpräsidenten "für die Rettung eines Menschen vor dem Tode" - eine höchst seltene Ehrung auch für einen Bürgermeister, der alle sechs Wochen ein Bundesverdienstkreuz und 20mal im Jahr Ehrenbriefe aushändigt. Auch Ehemann Karl ging nicht leer aus; er freute sich über eine "städtische Krawatte" und gestand, ein bißchen kleinlaut, warum er damals eigentlich nicht selber in den Teich gesprungen war: "Ich kann nicht schwimmen. Als ich jung war, gab's noch kein Schwimmbad, und der Orschelbach hatte net genug Wasser." Schadow: "Dann hätten wir Ihnen ja besser einen Schwimmring anstatt der Krawatte aussuchen sollen." hko

Heute eine Oper

für drei Groschen

BÜDINGEN. "Und der Haifisch, der hat Zähne": Der weltbekannte Song über Mackie Messer aus Bert Brechts erfolgreichstem Theater, der "Dreigroschenoper", erklingt am heutigen Freitag, 19. März, im Büdinger Bürgerhaus.

Auf der Bühne ist ab 20 Uhr das Marburger Schauspiel zu sehen, das bereits mit "Linie I" und "Der kleine Horrorladen" in Büdingen gastierte.

Karten können nur bei der Kreisvolkshochschule unter Tel. 0 60 42 / 88 51 95 bestellt werden.

Krankenhaus soll bald mit Gewinn arbeiten Magistrat strebt Struktur- und Kompetenzreform an / Weniger Geld für Chefärzte?

OFFENBACH. Trotz der gesetzlich verordneten Kostendämpfung und der Gesundheits-Strukturreform schreibt das Stadtkrankenhaus seit Jahren rote Zahlen. Bislang mußte die Stadt Offenbach jährlich etwa drei Millionen Mark zum Etatausgleich des Klinikums zuschießen. Für 1993 rechnet das Krankenhaus bei Einnahmen von 239,2 Millionen Mark sogar mit einem Defizit von 5,4 Millionen Mark.

Jetzt wollen der Magistrat und Gesundheitsdezernent Stefan Grüttner der "Hessenklinik der Maximalversorgung" mit ihren 1142 Betten und den 2300 Mitarbeitern eine neue Organisations- und Kompetenzstruktur verpassen.

Das Stadtkrankenhaus gilt medizinisch, pflegerisch und betriebswirtschaftlich als gut geführt. Stefan Grüttner verweist darauf, daß vergleichbare Krankenhäuser noch höhere Defizite erwirtschaften.

Jedes Jahr das gleiche Problem: Angesichts der allgemein steigenden Kosten streiten die Kliniken und die Krankenkassen um die Höhe des Pflegesatzes. Von 1992 auf 1993 stieg der allgemeine Tagespflegesatz im Stadtkrankenhaus von 465,62 auf 498,72 Mark. Bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 10,45 Tagen und einer durchschnittlichen Belegungsquote von 84,74 Prozent rechnete das Krankenhaus 1991 357 335 Bettentage ab.

Träger der Städtischen Kliniken, die auch Lehrkrankenhaus der Frankfurter Universität sind, ist die Stadt Offenbach. Das Haus wird als sogenannter kommunaler Eigenbetrieb geführt. Das soll er auch bleiben. Die seit langem diskutierte Umwandlung in eine privatrechtliche Krankenhaus-Betriebsgesellschaft hat der Magistrat verworfen. Grüttner begründet das so: "Magistrat und Stadtparlament wollen damit deutlich machen, daß sie sich weiterhin verantwortlich für die Gesundheitsversorgung der Bürger fühlen."

Magistrat und Stadtparlament wollen als Träger weiterhin alle Grundsatzentscheidungen über die Gesundheitspolitik in den Städtischen Kliniken fällen, aber mehr Entscheidungskompetenzen an die Krankenhausleitung abgeben. So eine Grundsatzentscheidung ist beispielsweise, ob die Stadt weiterhin jährlich fast eine Millionen Mark für einen Krankenhaus-Personalkindergarten ausgeben will.

Der Magistrat beauftragte nun Grüttner, zusammen mit dem Stadtkrankenhaus eine Betriebs-, Leistungs- und Strukturanalyse anzufertigen. Die Ergebnisse dieser Studie sollen bis zum Jahresende in einer neuen Betriebssatzung festgeschrieben werden.

Seit dem 1. Januar 1993 gilt das Selbstkostendeckungsprinzip: Ein Krankenhaus darf nicht mehr ausgeben, als es einnimmt. Es muß also mehr als Wirtschaftsunternehmen nach dem Kosten- Nutzen-Prinzip geführt werden, ohne daß die Leistungen gegenüber den Patienten eingeschränkt werden.

Grüttner sagt: "Neben einer stärkeren Orientierung an den Markterfordernissen gehört dazu ein Handlungsrahmen, der die kompetenten Führungskräfte schnell und effektiv entscheiden läßt."

Vorgespräche über die Struktur- und Kompetenzreform im Stadtkrankenhaus führte Stefan Grüttner bereits mit der ÖTV-Gewerkschaft, der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) und natürlich auch mit der Krankenhausleitung.

So beabsichtigt er, eine zweite Management-Ebene einzuführen: "Um die gesetzten strategischen und finanziellen Ziele der Kliniken besser erreichen zu können, ist es mittlerweile auch im Krankenhausbereich üblich, die leitenden Mitarbeiter am Erfolg zu beteiligen." Arbeitet das Krankenhaus also demnächst mit Gewinn, gibt es einen Bonus für die Mitarbeiter.

Auch Chefärzte und leitende Ärzte sollen in diese Prämienregelung mit einbezogen werden. Grüttner schließt jedoch nicht aus, daß die Chefärzte künftig mehr zu Kasse gebeten werden.

Chefärzte haben bislang ein Recht auf Privatliquidation, sie können im Stadtkrankenhaus Patienten privat behandeln. Nur über diese Sonderegelung war es bislang möglich, medizinische Kapazitäten überhaupt an ein kommunales Krankenhaus zu bekommen. Die Einnahmen aus der Privatliquidation übersteigen bei weitem das Gehalt eines öffentlich besoldeten Arztes. Für die Nutzung der medizinischen und pflegerischen Einrichtungen der Klinik müssen sie einen geringen Teil ihres Honorars abführen.

Gesundheitsdezernent Stefan Grüttner will deshalb überprüfen, ob die Chefärzte ihr Liquidationsrecht an die Städtischen Kliniken abtreten und/oder höhere Gebühren für die Nutzung der Einrichtung zahlen sollen. lz

Die Grünen plädieren für wechselnde Mehrheiten Idealvorstellung: Parlament als starkes Kontrollorgan

RÖDERMARK. Nach Auffassung der Anderen Liste/Die Grünen ergeben sich nach der Kommunalwahl vom 7. März neue Möglichkeiten des demokratischen Umgangs der im Stadtparlament vertretenen vier Fraktionen. Bekanntlich hat die CDU mit nunmehr 21 Sitzen ihre absolute Mehrheit eingebüßt, die SPD verfügt über zwölf, die AL/Grünen über neun und die FDP über drei Mandate.

"Da jede Fraktion mindestens einen zusätzlichen Partner braucht, um eine politische Forderung durchzusetzen, sind die Politiker aufgefordert, größtmögliche Gemeinsamkeiten in den anstehenden Sachfragen zu finden", hat der Sprecher der Grünen, Roland Kern, formuliert.

Die Wählerinnen und Wähler hätten dem festgefügten Block einer absoluten Mehrheit eine Absage erteilt. Es sei deshalb das Gebot der Stunde, darüber nachzudenken, ob die Rolle des Stadtparlaments im Verhältnis zum Magistrat nicht dadurch gestärkt werden müsse, daß eine Koalitionsbildung unterbliebe und die anstehenden Themen "sich ihre jeweiligen Mehrheiten suchten".

Dieser demokratische Idealzustand dürfte nicht ohne Not aufs Spiel gesetzt werden, findet Roland Kern, zumal die CDU bis zur Bürgermeisterwahl Ende '93 ohnehin die absolute Mehrheit im Magistrat besitze. Diesem von den Wählerinnen und Wählern nicht mehr gewollten CDU-Übergewicht müsse ein starkes Parlament als Kontrollorgan gegenüberstehen.

Auch die FDP, so Kern, müsse diese Chance für mehr Demokratie nutzen. Die Liberalen seien jedenfalls nicht auf die CDU angewiesen, wenn es darum gehe, den Freidemokraten einen Sitz im ehrenamtlichen Magistrat zu verschaffen. Und wenn überhaupt eine Partei personelle Forderungen zu stellen habe, dann sei dies die andere Liste mit ihren 18,9 Prozent der Stimmen, was einen Zuwachs von sechs Prozent bedeutete. Dies sei - nach Darmstadt - das beste Ergebnis für die Alternativen in Hessen.

AL/Die Grünen nehmen das von der CDU unterbreitete Gesprächsangebot an und sind bereit, Vereinbarungen mit jeder Partei im Sinne einer ökologischen und sozialen Neuorientierung der Rödermärker Kommunalpolitik zu treffen. ttt

Kleine Lokalrundschau

Hilfe für die Lebenshilfe SCHWALBACH. "Kontraste?" heißt die Kulturkreis-Veranstaltung mit Musik und Puppenspiel am Freitag, 19. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Schwalbach. Karten kosten zwölf Mark. Der Erlös soll der Lebenshilfe für geistig und mehrfach Behinderte im Kreis zugute kommen. Schüler musizieren HOCHHEIM. Ein Konzert geben die jungen Virtuosen der Musikschule Volk am Sonntag, 21. März, um 16 Uhr im Hochheimer Hof. Aus für die Männerkarriere? HATTERSHEIM. Um Gleichberechtigung geht es am Dienstag, 23. März, von 20 Uhr an im Posthof. Titel der Diskussion der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen: "Aus für die Männerkarriere oder Chancengleichheit für Frauen?" Der Entwurf des Gleichberechtigungsgesetzes soll vorgestellt werden. Beratung für Mütter HOCHHEIM. Eine Mütterberatung bietet das Kreisgesundheitsamt am Mittwoch, 24. März, von 10 bis 11.15 Uhr in der Verwaltungsstelle Massenheim an.

Märchen in Marxheim HOFHEIM. Märchenerzähler Ernst-Otto Martin will mit seinem Puppentheater "Reifenberg" am Mittwoch, 24. März, die Kinder verzaubern. Die Vorstellungen in der Marxheimer Schule (Schulstraße 31) beginnen um 9.40 Uhr und 10.15 Uhr. Haupt- und Finanzausschuß tagt EPPSTEIN. Am Donnerstag, 25. März, tagt der Haupt- und Finanzausschuß. Von 20 Uhr an sind im Zimmer 12 des Rathauses I unter anderem die Genehmigung von überplanmäßigen Ausgaben für den Ausbau des Dachgeschosses im städtischen Betriebshof Thema. Versorgungsamt gibt Tips HOCHHEIM. Renten- und andere Fragen des Sozialrechts beantwortet das Versorgungsamt Wiesbaden in einer Sprechstunde am 25. März von 14.30 bis 17.30 Uhr im Rathaus, Burgeffstraße 30. Dias vom Kakteenland KELKHEIM. Ins Kakteenland im Südwesten der USA entführt Heinrich Schmitts Vortrag am Mittwoch, 31. März, 20 Uhr, im Rathaus. Die Dia-Reise ist Teil der Vortragsreihe "Naturwunder der USA" des Clubs Kelkheim International.

Noch Gastfamilien für junge Franzosen gesucht

Der Verein zur Förderung der internationalen Verständigung, Nacel, sucht noch Gastfamilien aus dem Frankfurter Raum, die bereit sind, vom 7. bis 27. Juli französische Jugendliche bei sich aufzunehmen. Französischkenntnisse sind nicht erforderlich, da die Gäste die deutsche Sprache ausreichend beherrschen. Mit der Aufnahme eines französischen Schülers ist in der Regel die Möglichkeit zu einem Gegenbesuch verbunden.

Nähere Informationen, auch über andere Angebote des Vereins, erteilt Anne von Gleichen unter der Telefonnummer 7 41 04 23. skb

Kunstbummel zum Frühlingsanfang

FRIEDBERG. Von geometrisch streng wirkenden Felderungen bis hin zu abstrakten oder hieroglyphenartigen Figurationen reichen die Glasurmalereien von Peter Pritzl. Zu sehen sind die Steinzeug- Arbeiten des in Wiesbaden lebenden Künstlers am Wochenende in der Keramik-Galerie Hensellek-Siller in der Görbelheimer Mühle im Friedberger Stadtteil Bruchenbrücken. Auch Maria Geisert, 1934 in Leipzig geborene Künstlerin, wird eine Auswahl ihrer Raku-Arbeiten am Samstag und Sonntag jeweils von 12 bis 18 Uhr in der Keramik-Galerie präsentieren. Ihre Arbeiten sind frei aufgebaute Gefäße, bei denen verschiedene Arbeitstechniken, Glasuren und differenzierte Reduktionen die Oberfläche gestalten.

Wer mehr Gefallen an Arbeiten auf Papier hat, ist beim Draier-Verlag Haun und Hitzelberger richtig. Er zeigt Bilder von Christian Goldberg. Zum Spaziergang durch den Raum lädt die Galerie Hoffmann ein, in der Installationen des kürzlich verstorbenen italienischen Künstlers Gianni Colombo zu sehen sind.

Auch das Mühlenmagazin von Gila und Peter Severin hat einen speziellen Beitrag zur Frühjahrsausstellung auf der Görbelheimer Mühle in Friedberg-Bruchenbrücken vorbereitet: Dort gibt es Terracotta für Haus, Garten und Terrasse zu bewundern und auch zu kaufen. cor

Kirchlicher Verein regelt Unterkunft-Verteilung Sozialamt war mit der Unterbringung in Hotels und Pensionen überfordert / Freier Träger

Weil das Problem der Wohnungslosigkeit die Arbeit des Sozialamtes "ganz erheblich belastet", wird dieser Aufgabenbereich künftig zentral vom Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe als freiem Träger übernommen. In Frankfurt leben gegenwärtig 2400 Menschen in Hotels oder Pensionen, darunter 800 Kinder und 900 Asylbewerber.

Sozialdezernent Martin Berg, der diese Veränderung am Montag bekanntgab, und Sozialamtsleiter Ingo Staymann versprechen sich davon eine Verbesserung bei Erschließung, Belegung und Abrechnung der Unterkünfte sowie für die soziale Betreuung.

Sein Amt, so Staymann, sei mittlerweile überfordert. Auch Mißbrauch in Einzelfällen - etwa der Weiterverkauf von Übernachtungsgutscheinen, Überbelegung und doppelte Kasse durch die "Vermieter" - seien bekanntgeworden. Das soll nun durch die Bearbeitung der Fälle "in einer Hand" anders werden, sagte auch Cornrad Skerutsch, Geschäftsführer des "Vereins Wohnraumhilfe".

Bisher war auch "nur ein kleiner Teil" dieser Menschen, soweit sie überhaupt Anrecht auf eine Sozialwohnung haben, beim Wohnungsamt registriert. Manche Familien wohnen schon Jahre in Pensionen. Etwa 34 Millionen Mark werden im Jahr allein für diese Übernachtungen ausgegeben. Das sind durchschnittlich 35 Mark pro Übernachtung. Berg: "Wir hoffen, daß dies alles jetzt rationeller und sicherer geschieht - und auch billiger." Wobei die Zusammenarbeit mit dem Amt für Wohnungswesen bestehen bleibt.

Der Verein, der selbst fünf Leute beschäftigt, erhält zwei weitere Mitarbeiter "leihweise" von der Stadt. Insgesamt gibt es für die 2400 Wohnungslosen eine intensivere Betreuung durch 15 Sozialarbeiter oder ähnliche Betreuer, die öfter als bisher "vor Ort" erscheinen und auch bessere Personenkontrollen durchführen können.

"Wir finanzieren die Arbeit des Vereins dadurch, daß wir 35 Pfennig pro Übernachtung abtreten", sagte Berg. Im Jahr gibt es rund 900 000 solcher Übernachtungen. Im übrigen wies Berg erneut darauf hin, daß künftig über längere Zeit (ein halbes bis ein Jahr) leerstehende Häuser, auch solche, die von den Eigentümern aus finanziellen Gründen erst später renoviert werden können, zur Zwischennutzung und Belegung durch Wohnungslose herangezogen werden sollen. -vau

Anlage bei Kalle bleibt außer Betrieb

WIESBADEN. Die Unfall-Anlage bei Kalle-Albert in Biebrich bleibt vorerst stillgelegt. Durch einen Bedienungsfehler waren am Freitag aus einem Reaktor 1000 Liter des Lösungsmittel-Kunstharzgemisches Xylol-Escopol ausgetreten. Rund 40 Kilo, so Kalle-Werksleiter Peter Goebel, flossen in den Rhein. Der größte Teil konnte aufgefangen werden und kommt laut Goebel zur Rückstandsverbrennung. Der Mann, der den Unfall verursacht hatte, sei ein langjähriger, hervorragender und zuverlässiger Mitarbeiter, erklärte Goebel.

Zu dem Unfall war es gekommen, weil der Mann den Reaktor, in dem er der Mischung durch Hitze das Wasser entziehen wollte, nicht richtig geschlossen hatte. Trotz geöffneten Reaktors hatte er die Heizung schon eingeschaltet. Weil er dessen Dichtung wechseln wollte, stand ein "Handloch" des Reaktors noch auf. Die heiße Masse schäumte und quoll heraus.

Die Trinkwassergewinnug aus dem Rhein wurde kurzfristig unterbrochen. Nachdem die Rheinpumpen am Freitag "vorsichtshalber" abgestellt worden waren, so Hubert Berger vom Versorgungswerk ESWE, sei am Samstag die Förderung von Rheinwasser wieder aufgenommen worden. dia

Freizeitkleidung wurde als "erhebliche Einschränkung" anerkannt Gericht verdonnerte Reiseveranstalter, verdorbene Abendkleidung zu ersetzen / Kläger waren auf Hochzeitsreise in der Karibik

"Stilvoll und schön" hatte das Paar seine Hochzeitsreise, eine siebentägige Kreuzfahrt durch die Karibik, machen wollen - natürlich mit der entsprechenden Abendkleidung. Statt in Anzug und Seidenkostüm mußten die Frischvermählten dann aber in Freizeitkleidung zum Kapitäns-Dinner erscheinen, da ihre Kleidung vom Bordpersonal beim Bügeln verdorben worden war. Diese "ganz erhebliche Einschränkung" ihrer Urlaubsfreude muß ihnen der Reiseveranstalter nach einem Urteil des Frankfurter Amtsgerichts jetzt in klingender Münze vergüten: Fast 3500 Mark für neue Kleidung sowie eine Minderung des Reisepreises von insgesamt fast 7000 Mark um 1000 Mark (AZ: 31 C 1135/92-16).

Die Kläger hatten bei dem Veranstalter eine Kreuzfahrt durch die Karibik mit anschließendem Aufenthalt auf Puerto Rico gebucht. Gerade eben an Bord gegangen, gaben sie ihre "besten Stücke", einen schwarzen Anzug, ein Sakko und eine Hose sowie ein Seidenkostüm und einen Leinenrock mit passendem Blazer zum Aufbügeln an das Bordpersonal. Die Sachen hatte das Paar kurz zuvor zur Hochzeit für etwa 3500 Mark gekauft.

Anstatt die feinen, empfindlichen Kleidungsstücke von Hand zu bügeln, legte sie das Personal, so behaupten zumindest die Kläger, nicht einmal unter eine Textilpresse, sondern unter eine ganz "gewöhnliche Wäschepresse". Dadurch, so das Brautpaar, sei die Kleidung ruiniert worden und nicht mehr zu tragen gewesen. Beim Kapitäns-Dinner und anderen festlichen Veranstaltungen habe man sich nun "in Freizeitkleidung zu Tisch begeben müssen", was für jemanden, der sich auf Hochzeitsreise befinde, "eine ganz erhebliche Einschränkung bedeute".

Während die Kläger von "verdorbener" Kleidung sprachen, hatte der Reiseveranstalter lediglich "schwach erkennbare Flecken auf dem Anzug sowie einige Glanzflecke auf den übrigen Kleidungsstücken" erkannt. Diese kleinen, von den Klägern an Bord beanstandeten Mängel seien denn auch bei einem Hafenaufenthalt in Barbados in einer Spezialreinigung beseitigt worden.

Das Gericht hatte bei Betrachtung der Kleidungsstücke zwar auch nicht an allen Beschädigungen feststellen können, doch könne dies, so der Richter, auch "an den Lichtverhältnissen im Sitzungssaal" und der "nur oberflächlichen Betrachtungsweise" gelegen haben. Ein vom Gericht beauftragter Textilgutachter jedenfalls erkannte die Schäden und bezeichnete sie als "irreparabel". So seien zum Beispiel "Quetschfalten bei der hier vorliegenden leichten Stoffqualität nicht mehr vollständig zu entfernen" und "dort, wo die Farbe umgeschlagen sei, sei eine Ausbesserung völlig aussichtslos".

Nach Ansicht des Gerichts machte dies eine "Anschaffung neuer Kleidungsstükke erforderlich" - auf Kosten des Reiseveranstalters, der für die Nachlässigkeit des Bordpersonals einzustehen hat. In allen Kleidungsstücken waren nämlich Etiketten mit Anweisungen zum Waschen und Bügeln eingenäht gewesen. sol

Fußball-Bezirksliga Ost: Viel los beim Urberacher Derby KSV-Regisseur: Beinbruch Rot für Viktoria-Schlußmann Lotz / Uwe Kuhl bleibt

Die oberligareife Zahl von 800 Zuschauern kam zum Spitzenderby der Fußball-Bezirksliga Darmstadt-Ost zwischen dem KSV und der Viktoria Urberach, und keiner davon sollte sein Kommen bereuen. Die beiden Urberacher Teams boten in der ersten Hälfte ein spannendes, abwechslungsreiches Fußballspiel auf hohem Niveau. Nach der Pause fehlte zwar die Dramatik, denn Spitzenreiter KSV dominierte klar; dafür fielen viele Tore. Am Ende stand ein 7:2 (2:1) des KSV zu Buche, der seinen Vorsprung in der Tabelle hiermit auf sieben Zähler ausbaute.

Eine Co-Produktion der Kuhl-Brüder (Uwe legte auf, Bernd vollstreckte) brachte schon nach drei Minuten das 1:0. Der Atem blieb den Zuschauern dann in der 25. Minute aus unglücklichem Anlaß stehen: KSV-Regisseur Gerhard Günther brach sich bei einem Zusammenprall Schien- und Wadenbein und mußte ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Gastgeber verkrafteten den Schock recht gut und legten direkt nach Wiederanpfiff das 2:0 durch Spielertrainer Uwe Kuhl vor. Durch ihren Torjäger Uwe Speck kamen die Viktorianer noch einmal heran. Auch dem Platzverweis für Viktoria-Keeper Peter Lotz nach einer Notbremse ging kein überhartes Foul voraus. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte KSV- Torwart Holger Pyka zum 4:1.

Die entscheidenden Duelle, und dies sah KSV-Pressewart Jürgen Held als Schlüssel zum Sieg, gingen an die Gastgeber: Ralf Kammer machte Uwe Speck das Leben schwer, obwohl der Viktoria-Goalgetter zweimal traf, Hardy Schneider behauptete sich gegen den agilen Weisbrod und Jaro Kubik engte die Kreise von Ex-Profi Achim Thiel ein. Zudem dirigierte Libero Ingbert Faust seine Abwehr hervoragend. Hingegen fanden die Viktorianer gegen die stürmenden Kuhls nie ein Mittel. Bernd Kuhl verschliß gleich zwei Gegenspieler und erhöhte sein Trefferkonto auf 32. Auch ohne Regisseur Günther, der einen glatten Bruch erlitt und nicht operiert werden muß, wird dem KSV der Titel nicht mehr zu nehmen sein.Nach dem Derbysieg gab Spielertrainer Uwe Kuhl seine Zusage für die kommende Saison. ina

Radler ausgewichen - 20 000 Mark Sachschaden

HANAU. Leichte Verletzungen erlitt eine Autofahrerin am frühen Montag morgen, als sie im Industrieweg mit einem entgegenkommenden Wagen kollidierte. Nach Angaben der Polizei mußte die Frau einem Radfahrer ausweichen, der unvermittelt auf die Straße gefahren war.

Auch der Radler verletzte sich, als er - vermutlich aus Schreck - stürzte.

Insgesamt entstand an den Fahrzeugen ein Schaden von rund 20 000 Mark, teilt die Hanauer Polizei mit. az

Zwischen Rock und Reeperbahn

KARBEN. Das ganze Leben ist ein Taxi. Eine absurde Behauptung, finden Sie. "Turn & Taxis" sehen das ganz anders. Wie, das zeigen die beiden Kabarettisten Kalla Wefel und Claus Dethleff am Donnerstag, 25. März, ab 20 Uhr im Jugendkeller des Bürgerzentrums. Ihre Satire in neun Szenen, unterlegt mit fetzigen Songs und Dias aus dem Milieu, ist zwischen Rock und Reeperbahn angesiedelt. "Sind sie frei" gibt Einblicke in die schrille Welt der Nachtschwärmer und in die Seele eines hanseatischen Taxifahrers. Die Kulturinitiative Karben, der Stadtjugendring und das JuKuZ Selzerbrunnen laden herzlich zu dem Streifzug durch St. Pauli ein. Karten kosten sieben und fünf Mark. cor

Arbeitsmarktpolitik Dribbelkünstler Blüm

Möglicherweise war das Ganze ja ein geschickter taktischer Doppelpaß: Verhängten Arbeitsminister Norbert Blüm und sein Nürnberger Freund Bernhard Jagoda den ABM-Stopp zwei Wochen vor den Solidarpakt-Gesprächen nur, um mit der dadurch ausgelösten Protestwelle politischen Druck auf die Bonner Spitzen- Runde auszuüben? Sie haben ihr Ziel jedenfalls erreicht. Jetzt kann Blüm die zwei Milliarden Mark, die er vor gut zwei Monaten bei der Genehmigung des Etats der Bundesanstalt herausgestrichen hat, wieder hineinschreiben. Hätte er das nicht einfacher haben können?

Wohl kaum, denn ohne die jüngste Hilfe von SPD, Gewerkschaften und Ost- CDU in Sachen Arbeitsmarktpolitik hätte Blüm kaum Kassen-Torwart Theo Waigel umdribbeln können. Noch hat er den Ball aber längst nicht im Tor. Denn die dicken Finanzlöcher, die im Nürnberger Spielfeld derzeit aufreißen, könnten ihn durchaus noch stolpern lassen. So hat die Jagoda-Behörde im Januar und Februar bereits ein Fünftel ihres Jahresetats ausgegeben, aber erst ein gutes Siebtel der geplanten Einnahmen kassiert.

Das alles ist von früheren Konjunkturkrisen her bestens bekannt. 1982 beispielsweise mußte der Bund acht Milliarden Mark zuschießen, obwohl damals noch kein 30-Milliarden-Transfer gen Osten zu Buche schlug. Heuer haben die Bonner Zahlen-Jongleure gerade mal fünf Milliarden Überweisung an Nürnberg vorgesehen - und müssen von Glück reden, wenn sie Ende des Jahres mit dem doppelten Betrag auskommen.

In solcher Situation tritt Blüm als geschickter Libero - "So stoppe ich die Sozial-Schummler" (Bild-Zeitung) - in Aktion. Mit seiner Mißbrauchs-Diskussion läßt er den Gegner vorerst alt aussehen. Beifall brandet auch schon auf der Arbeitgeber-Bank auf - nur der Vorschlag, Bauunternehmer, die illegale Arbeitskräfte beschäftigen, in den Knast zu stecken, erntete dort einige Pfiffe ("verfassungsrechtlich bedenklich").

Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich jedoch vieles aus der Mißbrauchs-Kiste als Querpaß ohne Raumgewinn. Erwerbslose sollen ihre Lohnsteuerkarte beim Arbeitsamt abgeben - wer hindert sie, mit einer zweiten zu jobben? Jeder zweite Betroffene soll einmal im Monat bei der örtlichen Behörde zur Gesichtskontrolle antreten - die dafür nötigen Beamten könnten nützlicher eingesetzt werden. Die Zumutbarkeitsregel soll strikt angewendet werden - haben die Angestellten bisher geschlafen? Tatsächlich können die Fahnder einige Erfolge bei Razzien auf verschiedenen Baustellen vorweisen. Nur lassen diese sich nicht einfach auf alle anderen Branchen übertragen.

Sollen am Ende durch solche Aktionen nur die Arbeitslosen als wahre Foul-Spieler entlarvt werden, obwohl doch tatsächlich die Spar-Kommissare in Bonn der Arbeitsmarktpolitik ein Bein stellen? rb

Film über ein nur wenig bekanntes Land

FREIGERICHT. "Wenn die Berge erzittern" lautet der Titel eines Films, der am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr in der evangelischen Johanneskirche in Somborn zu sehen ist. Der Streifen von Pamela Yates und Thomas Siegel erzählt die Lebensgeschichte von Rigoberta Menchu, der Friedensnobelpreisträgerin 1992. Der Eintritt ist frei.

Die bekannte Menschenrechtlerin aus Guatelmala sei den meisten so wenig bekannt wie ihre Heimat, erläutert der Kirchenvorstand. Wirtschaftlich von keiner großen Bedeutung, würden weder das Land noch die Unterdrückung seiner Einwohner von der restlichen Welt bemerkt. tja

Nach Einbruch 50 000 Mark Schaden entstanden

ERLENSEE. Auf rund 50 000 Mark schätzt die Polizei einen Schaden, den Einbrecher in der Nacht zum Sonntag in einem Haus im Langenselbolder Weg anrichteten. Unbekannte Täter drangen durch eine Kellertür in das Haus ein. Dort knackten sie zunächst im Keller einen Tresor, wobei sie dort vorhandenes Werkzeug benutzten. Anschließend durchwühlten die Diebe alle Räume und entwendeten unter anderem einen Computer samt Zubehör, eine Stereo-Anlage, Teppiche und Schmuck. az

Für fehlende ASU viel gebüßt Rodgauerin ließ Zeit verstreichen und bekam Ärger

RODGAU. Bereits Mitte Februar erhielt FR-Leserin Kathrin N. aus Rodgau einen Brief von der Polizeistation Langen. Ihr wurde mitgeteilt, daß ein Polizeibeamter am 9. Februar dieses Jahres in der Langener Odenwaldstraße 13 ihr Auto kontrolliert habe und dabei festgestellt hatte, daß die Plakette zur Abgas-Sonderuntersuchung (ASU) bereits im April 1992 abgelaufen sei. Die junge Frau, die ihren ersten Wohnsitz in Rodgau und einen Zweitwohnsitz in Langen hat, wurde aufgefordert, bis zum 22. Februar eine neue ASU nachzuweisen. "Erhält die Polizei die Bestätigung nicht, so verständigt sie umgehend die Verwaltungsbehörde", hieß es.

Die vertraute Werkstatt in Langen vertröstete die 25jährige: Im Moment seien keine Plaketten vorrätig, sie möge doch in einer Woche wiederkommen.

Der auferlegte Stichtag war inzwischen verstrichen, und der Regierungspräsident in Kassel schickte einen Bußgeldbescheid: 80 Mark Geldbuße, 20 Mark Verfahrenskosten, neun Mark Auslagen, summa summarum ein Betrag von insgesamt 109 Mark. Außerdem wurde für das Vergehen ein Punkt in der Flensburger Verkehrssünder-Kartei angekündigt. Der Bescheid wurde zwar nicht klaglos, so aber doch prompt und schuldbewußt beglichen.

Und auch die neue ASU-Plakette prangt längst am vorderen Nummernschild des Wagens der Rodgauerin. Doch Kathrin N. versäumte, die ASU- Bescheinigung der Werkstatt an die Polizei zu schicken.

Kürzlich erhielt sie daraufhin vom Straßenverkehrsamt des Kreises Offenbach in Heusenstamm erneut einen Brief. Darin wurde sie nochmals aufgefordert, die Abgas-Sonderuntersuchung nachzuweisen, und zwar spätenstens bis zum 22. März. Ansonsten drohte das Straßenverkehrsamt in Heusenstamm an, ein Verfahren in die Wege zu leiten, das Fahrzeug stillzulegen.

Ferner ordnete die Behörde Kathrin N. aus Rodgau an, zehn Mark zu überweisen. "Ich kann doch nicht zweimal für ein und dasselbe Delikt zur Kasse gebeten werden", wunderte sich die junge Frau über das Schreiben der Behörde.

"Ein solcher Fall, bei dem der ASU- Termin schon über acht Monate überzogen ist, ist eine Ordnungswidrigkeit. Da gibt es grundsätzlich von der Polizei eine Anzeige, die an uns weitergeleitet wird", sagt der Sachbearbeiter im landesweit für solche Verfahren zuständigen Regierungspräsidium (RP) Kassel.

"Es gibt dann einen Bußgeldbescheid. Ungeachtet dessen muß die Fahrzeughalterin gegenüber der Polizei oder dem zuständigen Straßenverkehrsamt nachweisen, daß der Mangel beseitigt ist. Damit haben wir nichts zu tun." Und auch ein Sprecher der Offenbacher Kreisverwaltung bestätigt: "Wenn die Polizei keinen Nachweis erhält, informiert sie das Straßenverkehrsamt, das dann nochmals aktiv wird." Nur: "Diesmal wird schon eine Bearbeitungsgebühr erhoben. Bei den zehn Mark handelt es sich daher also nicht um ein zusätzliches Knöllchen." Fazit: Lieber öfter mal auf die Plaketten am Nummernschild schauen, damit es keinen Ärger und keine "Pünktchen" in der norddeutschen Sünderkartei gibt. fin

Fröhliche Kinderfeste auch ohne Mohrenköpfe

BAD NAUHEIM. Es müssen nicht immer Mohrenkopftorte, Bonbons und Hamburger sein - Kindergeburtstage kann man auch auf gesunde Art unterhaltsam und spannend gestalten. Unter dem Motto "Frühlingsfest für Kinder" bietet die evangelische Familien-Bildungsstätte in Bad Nauheim eine Alternative zum üblichen Speiseplan an.

In einem vierstündigen Kurs bereiten Väter gemeinsam mit ihrem Nachwuchs einen kindergerechten Geburtstag vor, kochen und backen vollwertige und schmackhafte Gerichte.

Der Kurs ist am Samstag, 20. März, um 10 Uhr in Bad Nauheim, Frankfurter Straße 34. Anmeldungen nehmen Kursleiterin Margret Lindemann, Tel. 0 60 02 / 74 62, und die Familienbildungsstätte, Tel. 0 60 32 / 7 12 88, entgegen. re

Namen + Notizen

ERNA HERRENBRÜCK, seit Jahrzehnten Mitglied in der Lehrergewerkschaft GEW, wird am Donnerstag, 18. März, 100 Jahre alt. Die heute in Steinheim lebende Jubilarin arbeitete seit ihrem ersten Dienstantritt im Jahre 1914 in Lehrerverbänden mit und war seit 1946 bei den Vorläufern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften aktiv.

Die Lebensstationen der passionierten Lehrerin spiegeln ein Stück konkreter Geschichte dieses Jahrhunderts wieder. In Kassel geboren, mußte Erna Herrenbrück nach ihrer Lehrerausbildung zunächst eine dreimonatige Dienstzeit im öffentlichen Dienst ohne Bezahlung absolvieren. Das war damals eine Bedingung dafür, daß sie ihre erste Stelle in Rodenberg am Deister antreten konnte. Wegen des Ersten Weltkrieges konnte sie dann den eigentlich für das Lehrerstudium geforderten Auslandsaufenthalt zur Verbesserung der Sprachkenntnisse nicht antreten und unterrichtete bis 1917 an verschiedenen Volksschulen in Kassel. Das geschah unter schwierigsten Bedingungen: Kollegen wurden eingezogen, verwahrloste Familienverhältnisse, Hunger, eiskalte Schulen, Kohleferien, Klassen mit meist mehr als 65 Schülern . . .

Nach ihrer Heirat im Jahre 1928 schied die Pädagogin zunächst aus dem Schuldienst aus und schenkte 1928 und 1930 zwei Töchtern das Leben.

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges trat sie 1940 wieder in den Schuldienst ein. Nachdem Kassel total ausgebombt worden war, arbeitete sie zunächst in der Vermißtensuchstelle; viele Schulen waren zerstört. 1943 unterrichtete sie in Bad Soden-Allendorf aufs Land evakuierte Kinder.

Erna Herrenbrück gehörte nie einer NSDAP-Organisation an. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, daß sie nach einer Überprüfung durch die amerikanische Militärregierung 1946 als eine der ersten Lehrkräfte im selben Jahr wieder in Kassel in den Schuldienst eingestellt wurde. 1958 ging die Jubilarin in Pension und zog nach dem Tode ihrer meisten Kasseler Freunde nach Steinheim, wo sie sei 1987 - geistig noch voll auf der Höhe, aber körperlich gebrechlich - von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn betreut und gepflegt wird. are

OB: Kein Sitz für die Grünen Poker um Magistratsposten

HANAU. Nachdem in Hanau auch eine Woche nach der Wahl die regierungsfähigen Mehrheiten unklar bleiben, laufen erste Vorbereitungen für die konstituierende Sitzung der Stadtverordneten am 5. April. Die SPD hat Vertreter der CDU, "Bürger für Hanau" (BfH) und Grünen für Mittwoch zu einem Gespräch eingeladen. Besprochen werden sollen nach Auskunft von SPD-Fraktionschef Carl Edward Günther die Wahl des Stadtverordnetenvorstehers, seiner Stellvertreter und Beisitzer. Auch die ehrenamtlichen Magistratsmitglieder, so der Sozialdemokrat, sollen bereits in der ersten Sitzung gewählt werden.

Der Forderung der Hanauer Grünen, den ehrenamtlichen Magistrat auf sieben Mitglieder zu erweitern, damit sie ebenfalls in dem Gremium vertreten sind, erteilt Günther bereits eine Absage. Dies wäre seiner Ansicht nach eine "nachträgliche Korrektur des Wahlergebnisses" und "reine Postenreiterei". Auch Oberbürgermeister Hans Martin lehnt eine Änderung der Hauptsatzung ab, die für die Aufstokkung des bisher fünfköpfigen Gremiums nötig wäre. Sie sollte als "Grundgesetz" respektiert werden, meint Martin. Die BfH dagegen will den Grünen zu einem Sitz im ehrenamtlichen Magistrat verhelfen, allerdings fordert sie lediglich die Erweiterung auf sechs Sitze. Von dem Vorschlag der Grünen würde nämlich die CDU profitieren, die dann den siebten Sitz erhalten würde.

Spekulationen ranken sich derzeit auch um die Besetzung des hauptamtlichen Magistrats. CDU-Fraktionschefin Margret Härtel hatte im Kommunalwahlkampf ihre Ambitionen auf einen Stadtratsposten nicht verhehlt. Sollte es zu einer "sachlichen Zusammenarbeit" kommen, so erklärte sie vergangene Woche, müsse die CDU "klar ihren Stempel aufdrücken können". Nach der Hauptsatzung sind neben Oberbürgermeister und Bürgermeister drei Dezernenten vorgesehen. Seit der für die SPD unrühmlichen Abwahl ihres Sozialdezernenten Helmut Welge in der vergangenen Legislaturperiode blieb ein Stuhl im Magistrat unbesetzt. Um so brisanter ist die Diskussion um die hauptamtlichen Dezernenten für die SPD auch vor dem Hintergrund der noch immer ungeklärten Nachfolge des 1995 ausscheidenden Oberbürgermeisters.

Einiges deutet nun jedoch darauf hin, daß vorerst alles beim alten bleibt. "Ich gehe nicht davon aus, daß sich die bisherige Zusammensetzung des hauptamtlichen Magistrats ändert", glaubt zumindest SPD-Fraktionschef Carl Edward Günther. "Wir haben die Arbeit drei Jahre geschafft und werden es auch weiter schaffen", äußert sich Martin zurückhaltender. Es sei außerdem dem Wähler schwer zu vermitteln, wenn als erster Schritt ein neuer Posten besetzt würde. Kämmerer Norbert Kress (CDU) hatte bereits vergangene Woche selbstkritisch erklärt, daß ein Wahlverlierer keinen zusätzlichen Stadtrat verlangen könne, auch wenn diese Aussage Margret Härtel sauer aufgestoßen war: Partei und Magistrat seien am Zug, nicht der Dezernent, konterte sie.

Wie es ansonsten in Hanau weiter geht, soll sich zumindest für die Sozialdemokraten bei einer Klausurtagung im Mai entscheiden: "Dann werden wir uns über die Inhalte einigen und Mehrheiten dafür suchen", sagt Günther. REGINE SCHLETT

Gewerbegebiet Burgweg ist schon "absolut dicht" Vickers-Absage von voriger Woche reißt keine Lücke

NEU-ANSPACH. Vickers kommt nicht - für das Gewerbegebiet Burgweg jedoch hat dies keine nennenswerten Auswirkungen. 400 Beschäftigte der Bad Homburger Firma sollten in Neu-Anspach arbeiten, die gesamte Fertigung sowie das Zentrallager waren hier geplant. Der Ersatz steht schon bereit: Rund 80 Betriebe möchten sich hier ansiedeln, darunter als potentester Bewerber "jemand aus dem Grafikbereich mit 150 Arbeitsplätzen", erklärt Baudezernent Manfred Schmück (SPD) - wie es heißt, eine Druckerei. Man sei also "absolut dicht". Bei der Ansiedlung rechnet CDU-Fraktionschef Uwe Kraft "angesichts der neuen Mehrheiten" mit verstärkter Berücksichtigung der Anliegerinteressen.

Ende voriger Woche stand fest, daß der angeschlagene Bad Homburger Zulieferer für Werkzeugmaschinenhersteller nicht nach Neu-Anspach wechselt; dort wollte man ein 15 000 Quadratmeter großes Gelände beziehen. Die Pläne sind seit der Ankündigung weiterer Entlassungen durch die US-amerikanische Konzernleitung passé. Dafür ziehen vor allem kleinere Betriebe aus dem Rhein-Main-Gebiet ins 90 000-Quadratmeter-Gewerbegebiet östlich der Bahnhofstraße.

Interessiert sind vor allem Firmen aus dem Dienstleistungssektor sowie mittelständisches Gewerbe. Bei der Vergabe werde man Brauchwassersysteme und Zisternen vorschreiben; man achte seitens der Gemeinde zukünftig auch verstärkt darauf, daß die Firmen "möglichst" umweltfreundlich produzieren - was bei einer Druckerei schwierig werden dürfte.

Davor haben die Bürokraten ohnehin noch den Bebauungsplan gesetzt, weshalb die Bagger 1993 wohl nicht mehr anrücken. Im Moment werden die "Träger öffentlicher Belange" angehört: Umlandverband, Naturschutzverbände, Energieversorger und das Regierungspräsidium.

Beteiligt werden müssen auch die Bürger. Die unmittelbaren Anwohner haben sich zur "Anliegergemeinschaft Burgflekken" zusammen geschlossen; sie befürchten vor allem die künftige Verkehrsbelastung. Außerdem stünden die Gewerbeflächen zu nahe an den Wohnhäusern.

"30 Meter und Grünabgrenzungen sind ausreichend", erklärt Manfred Schmück hierzu. Auch Uwe Kraft zeigt nicht übermäßig viel Verständnis für solche Anliegen. "Das Gelände war von vorneherein als Gewerbe- und Mischgebiet ausgewiesen, schließlich waren die Bodenpreise entsprechend billiger. Die Leute wußten also, was auf sie zukam." Dessen ungeachtet sei die Zeit vorbei, in der die berechtigten Bedenken von Neu-Anspacher Bürgern "hinweggewischt" worden seien. Kraft: "Das läuft jetzt nicht mehr; die Parteien werden es sich nicht leisten können, auf Bürger-Mitbestimmung zu verzichten." JÜRGEN DICKHAUS

Freundin brutal geprügelt: Vier Jahre Haftstrafe

Wegen gefährlicher Körperverletzung hat die 21. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts einen 38 Jahre alten Deutschen aus Ägypten zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Wie die Beweisaufnahme ergeben hatte, hatte er seine Ex-Geliebte, die sich von ihm hatte trennen wollen, am 15. Januar 1992 brutal zusammengeschlagen und verletzt. Er warf sie auf den Boden, trat ihr in die Nieren und in den Bauch und zertrümmerte einen Küchenstuhl, später auch einen Mineralwasserkasten auf ihrem Kopf. Sie konnte sich jedoch vor ihm retten, der Mann verschwand und hinterließ sie schwer verletzt.

Die ursprüngliche Anklage wegen versuchten Totschlags mußte das Gericht wieder fallenlassen, da es hierfür keine Beweise gab. Zum einen bestritt der Angeklagte, er habe sie töten wollen, zum anderen ergaben sich auch aus dem Verletzungsbild keine Rückschlüsse auf eine Tötungsabsicht, hieß es in der Urteilsbegründung. Er habe sie "nur" mißhandeln wollen.

Da hierbei jedoch eine "ganz massive Brutalität" zum Tragen gekommen sei, ging das Gericht in seinem Urteil noch um ein Jahr über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus. Es handele sich hier, so die Begründung, um "eine Gesinnung, die absolut verachtenswert" sei. sol

Museumskoffer geht auf Reisen Mundgerechtes Material zum Thema "Vom Korn zum Brot"

DIETZENBACH. Einen "Museumskoffer" hat der Arbeitskreis Schule - Museum im 1963 gegründeten Heimatverein Dietzenbach nicht nur der Öffentlichkeit vor- sondern im gleichen Atemzug den örtlichen Schulen zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um eine Kiste, mit deren Inhalt jungen Menschen das Thema "Vom Korn zum Brot" mundgerecht nähergebracht wird. Literatur, aber auch praktische Dinge wie Backkörbe zum "Gehen" des Teigs, Ausstechformen, Mehlsieb und Backbrett sind beredtes Anschauungsmaterial, um das Entstehen des Volksnahrungsmittels Brot zu verdeutlichen.

Der Heimatverein schickt jetzt den in Form eines Backtroges gehaltenen Museumskoffer auf die Reise, jede Schule, die sich dafür interessiert, darf ihn an die vier Wochen behalten und daraus lernen. "Wir verbinden mit unserem Projekt die Intention, einen Bereich der häuslichen Alltagswelt vergangener Zeiten wieder lebendig werden zu lassen", sagte der Sprecher des Arbeitskreises Schule - Museum, Ulrich Welcker, bei der Präsentation des Koffers.

Im Zeitalter vollautomatischer Backfabriken, vorgefertigter Teige in Dosen sowie vorgebackener Gebäckstücke im Vakuumbeutel wisse man nur noch wenig über die notwendigen Arbeitsgänge, die knusprig gebackene Brotlaibe entstehen ließen.

Besonders angesprochen werden sollen mit dem Backtrog Schüler und Lehrer aller Schulstufen, aber beispielsweise auch die Teilnehmer an Koch- und Backkursen außerhalb der Schule. Der Inhalt ermöglicht es dem Lehrenden, aus dem breitgefächerten Angebot von Informationen und Anregungen Anschauungs- und Arbeitsmaterial auszuwählen und je nach Schultyp, Unterrichtsfach oder Lerngruppe zu modifizieren.

In seinem Rechenschaftsbericht während der Jahreshauptversammlung im Reinhard-Göpfert-Haus beklagte der Vorsitzende des Heimatvereins, Heinrich Steinheimer, den baulichen Zustand und die räumliche Enge des Heimatmuseums. Daß diese Sorgen nicht unbegründet seien, beweise das von der Stadt bei einem Ingenieurbüro in Auftrag gegebene Gutachten. Der Verein hat daraufhin von dem Architekten Ulrick Welcker und der Kunsthistorikerin Polatowsky-Ruprycht ein Memorandum erstellen lassen, in dem An- und Ausbau des Museums an vorhandener Stelle empfohlen werden.

"Der Heimatverein selbst hat keine finanziellen Möglichkeiten, eine solche Maßnahme umzusetzen; es gilt, im Museum gesammelte Kulturgüter und Heimatgeschichte zu erhalten", erinnerte Steinheimer die politischen Parteien an ihre Aussagen vor dem 7. März, sich für die Erneuerung des Hauses stark zu machen. ttt

Christdemokraten und Freie Maintaler einig Rollback mit sechs Angriffen auf neuralgische Punkte Von Helmut Pomplun MAINTAL. Obwohl es im neuen Parlament der Stadt Maintal, das sich am 1. April erstmals zur konstituierenden Sitzung trifft, mit größter Wahrscheinlichkeit keine offizielle Koalition geben wird, ist de facto von einer konservativen Interessengemeinschaft zwischen Christdemokraten und der Wählergemeinschaft "Freie Maintaler" (FM) auszugehen. Die neue CDU- Fraktion hat nach Informationen der FR bereits sechs Anträge gestellt, die schlußendlich darauf abzielen, die Politik der rot-grünen Koalition in wesentlichen Bereichen zu kippen beziehungsweise zu revidieren. Die Forderungen decken sich teils mit denen der FM und bezeugen in einem Fall sogar allein deren Handschrift. Während sich die CDU-Fraktion bereits am vergangenen Mittwoch neu konstitutierte, traf sich die Wählergemeinschaft FM erst am gestrigen Montagabend zu dieser Sitzung. Deshalb wollte FM-Vorsitzender Bernhardt Schneider auch gestern auf Anfrage der FR "eigentlich noch gar nichts dazu sagen". Die Anträge seien "Sache der CDU". Zur Bündnisfrage erklärte Schneider: "Die Gespräche mit den einzelnen Parteien laufen noch. Unter anderem sind wir noch mit Formalien beschäftigt."

Die FM wird mit elf Mandaten im Parlament vertreten sein, die CDU mit zwölf, zusammen 23, die Mehrheit von insgesamt 45. Folgerichtig bezeichnete es der wiedergewählte CDU-Fraktionsvorsitzende Erhard Rohrbach laut Pressemeldung als die wichtigste Entscheidung der Maintaler Bürger, "daß die rot-grüne Rathauskoalition ihre Mehrheit verloren hat. Die ist in Maintal nicht mehr gefragt."

An sechs neuralgischen Punkten wollen CDU und FM die Wende in der Maintaler Lokalpolitik manifestieren: Die Randbebauung des Herrenhofplatzes im Stadtteil Dörnigheim mit Sozialwohnungen soll nicht stattfinden. Der Magistrat soll sich bemühen, entsprechende Verträge wieder aufzulösen. Die Teilbebauung der Wiese an der Rhönstraße im Stadtteil Bischofsheim mit Sozialwohnungen soll ebenfalls abgelehnt werden. Stattdessen soll am ursprünglich vorgesehenen Standort Hasenpfad 6 gebaut werden.

Aufgehoben werden soll drittens der Beschluß, im Stadtteil Hochstadt neben der Kelterei Höhl eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber zu errichten. Als Alternative fordert die CDU einen Standort im Gewerbegebiet Ost (Dörnigheim). In die gleiche Richtung zielt ein weiterer Antrag, wonach der Verkauf eines Gewerbegrundstücks (Flur 30, Flurstück 92) an eine Tiefkühlfirma - beschlossen erst am 1. Februar - rückgängig gemacht werden soll. Die Fläche sei für Asylunterkünfte freizuhalten.

Der fünfte Antrag kommt einem Frontalangriff auf die rot-grüne Energiepolitik gleich: Die Verträge der Maintalwerke GmbH mit der Gesellschaftspartnerin Energieversorgung Offenbach (EVO) und der Gaskonzessionsvertrag sollen aufgelöst werden, das Parlament soll weder Bürgschaften übernehmen noch Haushaltsmittel bereitstellen.

Brisant ist der sechste und letzte Antrag dem Vernehmen nach deshalb, weil die CDU hier bereits die Interessen der FM wahrnimmt und sich selbst schwer tut damit: Das Planfeststellungsverfahren für den Umbau der Kennendystraße in Dörnigheim soll gestoppt werden. Die Daten, die der ursprünglichen Planung zugrunde lagen, seien überholt, heißt es zur Begründung. Stattdessen möge der Magistrat die Rahmenplanungen dem Parlament vorlegen, um zu einer neuen Konzeption zu kommen.

Ob diese sechs Anträge - sie lagen der FR gestern noch nicht schriftlich vor - auch von der neuen FM-Fraktion so gebilligt beziehungsweise ob weitere hinzukommen werden, bleibt abzuwarten. Aus gutunterrichteten Kreisen war zu erfahren, daß der Magistrat in einigen Fällen Widerspruch einlegen dürfte, in anderen seien die Prozesse bereits derart weit gediehen, daß sie kaum noch zurückgeschraubt werden könnten.

Offen bleibt bis zum 1. April die Zusammensetzung des neuen Magistrats. Bei einer Verteilung der ehrenamtlichen Posten nach d'Hond würde die SPD drei, CDU und FM jeweils zwei, Grüne und "Republikaner" jeweils einen bekommen. Die FM denkt über eine Verringerung auf sechs ehrenamtliche Sitze nach mit jeweils zwei Sitzen für SPD, CDU und FM. In beiden Fällen behalten SPD und Grüne die Mehrheit im Magistrat, da sie die drei Hauptamtlichen stellen.

Kleine FR

Schon jetzt Osterbasar BRUCHKÖBEL. Zum Osterbasar lädt die Kindertagesstätte Roßdorf für Samstag, 20. März, um 14 Uhr in die eigenen Räume ein. Um 15 Uhr steht für Kinder ein Marionetten-Theaterstück mit dem Titel "Der goldene Schlüssel" auf dem Programm. Der Eintritt kostet vier Mark. Mathematik-Seminar MAIN-KINZIG-KREIS. Das Hessische Institut für Lehrerfortbildung (HILF) in Bruchköbel bietet ein Seminar für Grundschullehrer an, um Kindern den Einstieg in die Mathematik möglichst einfach zu machen. Der Kurs findet am Dienstag, 23. März, von 9 bis 16 Uhr in der Johannes-Gutenberg-Schule im Hainburger Ortsteil Hainstadt statt. Anmeldungen nimmt HILF unter der Telefonnummer 0 61 81 / 7 47 63 entgegen.

Rot: Kein Fahrverbot Bedenken gegen Urteil

Fahrverbote für Rotlichtsünder, die sich ansonsten bisher nichts haben zuschulden kommen lassen, können gegen Zahlung eines erhöhten Bußgeldes wieder aufgehoben werden. Das ergibt sich aus einem Urteil des Frankfurter Amtsgerichts (Az: 8 Js 48821.0/92). Diese Entscheidung ist bei der Bußgeldbehörde des Ordungsamtes auf Kritik gestoßen.

Wie die Beweisaufnahme zeigte, war der Betroffene am 22. Juni 1992 trotz Rotlichts über eine der unfallträchtigsten Kreuzungen in Frankfurt gefahren. Den Fotoaufnahmen zufolge stand die Ampel bereits mehr als eine Sekunde auf Rot, als er um 22.14 Uhr die Kreuzung Eschenheimer Tor/Bleichstraße passierte. Dafür sollte der Autofahrer 250 Mark zahlen sowie ein Fahrverbot von einem Monat erhalten.

Doch damit war der Betroffene, 41 Jahre alt und technischer Direktor einer Computer-Firma, nicht einverstanden. Vor Gericht machte er besondere Umstände geltend: Hätte er damals keinen Leihwagen gehabt, dessen Handhabung ihm nicht so vertraut war - "Ich fahre sonst immer Automatik" -, wäre er bei Gelb noch ohne Schwierigkeiten über die Kreuzung gekommen.

Verkehrsrichterin Elke Hansen ließ sich von dieser Einlassung allerdings nicht beeindrucken. Auch wenn die Mehrzahl der Autofahrer es so interpretiere: Gelb sei kein Signal, schneller zu fahren. Verkehrsteilnehmer dürften es an der Ampel nicht darauf ankommen lassen, "ob es langt oder auch nicht". Im übrigen müsse sich ein Autofahrer auch auf einen Leihwagen einstellen können.

Der Autofahrer, dem es vor allem um die Aufhebung des Fahrverbots ging, kam aber trotzdem zum Erfolg. Wie ein Blick in das Flensburger Verkehrszentralregister ergab, waren in seinem Fall keinerlei Eintragungen vorhanden. Nach Auffassung des Gerichts ist ein Monat Fahrverbot jedoch "zu hart, wenn jemand noch nicht vorgewarnt ist". Dafür sei das Bußgeld zu erhöhen, auf 500 Mark.

Wie der Leiter der Bußgeldbehörde im Ordungsamt, Joachim Seidel, die Entscheidung kommentierte, registriert man mit Bedenken, daß Fahrverbote für Rotlichtsünder von den Gerichten in letzter Zeit vermehrt aufgehoben werden. Laut Beschluß des Bundesgerichtshofs (Az.: 4 StR 366/91) sei dies jedoch nur dann möglich, wenn das Fahrverbot einerseits "eine erhebliche Härte" bedeute, anderseits "eine Vielzahl von entlastenden Gründen" vorliege. Autofahrer, die es mit der Ampel nicht so genau nehmen, müssen in bestimmten Fällen vom 1. April an tiefer in die Tasche greifen. Bei Verkehrsgefährung oder Sachbeschädigung sind statt 250 Mark dann 400 Mark und ein Fahrverbot fällig. Lepp

Bewaffneter Räuber ließ sich Tresor öffnen

OBERTSHAUSEN. Mit einer Schußwaffe bedrohte ein Mann am Montag morgen gegen 6.15 Uhr den Zulieferer eines Supermarktes in der Beethovenstraße und forderte ihn auf, mit ihm in den Markt zu gehen. Dort zwang der Täter den Marktleiter, den Tresor zu öffnen. Anschließend verstaute der Mann mehrere tausend Mark in einem Leinenbeutel mit einer orangefarbenen Aufschrift und flüchtete zu Fuß.

Die Polizei beschreibt den Täter als 25 bis 30 Jahre alt, 180 bis 185 Zentimeter groß. Er hatte kurze, gelockte, dunkle Haare und trug eine dunkle Hose und eine dunkle Jacke und Sportschuhe und sprach die hiesige Mundart. Die Polizei fragt nun, wer die Flucht des Täters beobachtet hat. Hinweise werden unter 069 / 80 90-259 entgegengenommen. pmü

Soll der Kreistag Ausschüsse einsparen?

KREIS GROSS-GERAU. Nach Auskunft des CDU-Fraktionsvorsitzenden Rudi Haselbach werden Vertreter von SPD, CDU und Grünen am Dienstag, 23. März, mit Landrat Enno Siehr (SPD) über die künftige Arbeit im Kreistag reden. Bei dem Treffen, an dem die Republikaner nicht beteiligt sein werden, gehe es um Anzahl und Mitgliederstärke der Ausschüsse. Es gäbe Überlegungen, die Zahl der Ausschüsse von neun auf sieben zu reduzieren; den für Sport und Riedwerke zu streichen.

Für die CDU erklärte Hans-Jürgen Radewald, daß der Sportausschuß weiterbestehen soll, schließlich gehörten 40 Prozent der Kreisbevölkerung einem Sportverein an. Verzichtbar sei der Frauenausschuß, der vor vier Jahren auf Drängen der SPD eingerichtet worden sei.

Brigitte Siebert, stellvertretende CDU- Fraktionsvorsitzende, sagte, daß gut die Hälfte der Sitzungen des Frauenausschusses abgeblasen worden und im Rest inhaltlich nicht allzu viel zusammengelaufen sei. Da ohnehin alle Themen mit Frauen zusammenhingen, seien sie in den entsprechenden Fachausschüssen besser aufgehoben. lis

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.); Städelschule, Dürerstr. 10: Mo. bis Sa., 9 bis 21 Uhr; Rauminstallation "Tree Stump Stop" von Claudio Vekstein (bis 3. 4.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (bis 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Zum "Wiederaufleben des Rechtsextremismus und zur Zunahme rassistischer und ausländerfeindlicher Vorfälle in Europa" fand kürzlich in Brüssel eine Anhörung von drei europäischen Experten statt. Vor dem Ausschuß für Bürgerliche Freiheiten und Innere Angelegenheiten des Europäischen Parlaments sprachen der Italiener Piero Ignazi (Politikwissenschaftler der Universitität Bologna) und die Pariser Historikerin Anne- Marie Duranton-Crabol über die neue Rechte in ihren Ländern. Den deutschen Beitrag, den wir im folgenden dokumentieren, hielt Jörg Ueltzhöffer vom Sinus-Institut in Heidelberg. Der Autor war auch beteiligt an der inzwischen berühmten Sinus-Studie über rechtsextremistische Einstellungen bei den Deutschen, die bereits 1981 erschienen ist und Hinweise auf politische Defizite enthielt.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: tgl. außer Mo. 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Frédéric Bruly Bouabré (bis 4. 4.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Herbert Wenzel - Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Alfred Hrdlicka zum 65. Geburtstag - Zeichnungen, Bronze, Grafik (bis 15. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Christa Näher - Kentauren (bis 19. 4.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u.n.V.; "Armin Gehrets kleines Welttheater" - farbige Zeichnungen (bis 23. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Runwalt - Waltrun Meyer-Pahl (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie für zeitgenössische Kunst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di./Mi., 17 bis 20 Uhr, Do./Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Nils-Udo "Winterblätter" - Fotografien und Tuschearbeiten (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Constantin Jaxy - "Schattenboxen" (bis 7. 5.).

Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Billy Al Bengston (bis 29. 5.) Ausstellungen

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: Workshop-Projekt 50 phantastische Uhren (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Enkheim, Barbarossastr. 65, Tel. 4500 - 5 22 54: Di. u. Do., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Mi. u. Fr., 14 bis 17 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 2. 4.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Atelier Tippmann, Bruchstr. 9, Tel. 62 72 66: Öffnungszeiten nach tel. Vereinbarung; Cordelia Heymann - Malerei, Klaus J. Tippmann - Schmuckobjekte (bis 4 4.).

Atelier Nr. 695, Mainzer Landstr. 695, Tel. 39 77 25: Farouk Shehata - Neue Graphik aus Ägypten (bis 4. 4.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Tel. 74 11 451: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; Fotografien aus Albanien von Wolfgang Klotz (bis 8. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern".

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Flüchtlingskindern in Bad Vilbel helfen

BAD VILBEL. Vor allem um die Situation der Kinder in den Flüchtlingsunterkünften in Bad Vilbel will sich der Freundeskreis Flüchtlingshilfe Bad Vilbel bei seinem nächsten Treffem am Donnerstag, 18. März, um 19 Uhr, im Gemeindezentrum der Christuskirche, Grüner Weg, kümmern.

Erfreuliche Nachbarschaftshilfe schildert da Jochen Boehnke für die Flüchtlingshilfe. Nachbarn fanden sich bereit, die Mutter eines kranken Kleinkindes einer Familie von Asylbewerbern in die Klinik zu fahren, nachdem der Vater selbst erkrankte.

Außerdem stehen auf dem Programm die Vorbereitung des Film- und Diskussionsabends in der Alten Mühle am 22. März. Dann wird der Film "Drachenfutter" gezeigt.

Thema der anschließenden Podiumsdiskussion ist "Deutschland - eine neue Heimat für Ausländer?". de

Ausstellungen GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: Workshop-Projekt 50 phantastische Uhren (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Enkheim, Barbarossastr. 65, Tel. 4500 - 5 22 54: Di. u. Do., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Mi. u. Fr., 14 bis 17 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 2. 4.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Atelier Tippmann, Bruchstr. 9, Tel. 62 72 66: Öffnungszeiten nach tel. Vereinbarung; Cordelia Heymann - Malerei, Klaus J. Tippmann - Schmuckobjekte (bis 4 4.).

Atelier Nr. 695, Mainzer Landstr. 695, Tel. 39 77 25: Farouk Shehata - Neue Graphik aus Ägypten (bis 4. 4.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Tel. 74 11 451: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; Fotografien aus Albanien von Wolfgang Klotz (bis 8. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Drogenopfer starb in Griesheimer Wohnung

Ein 24 Jahre alter Mann ohne festen Wohnsitz ist in der Wohnung einer 25 Jahre alten Bekannten in Griesheim an einer Überdosis Heroin gestorben.

Der Mann hatte das Heroin geschnupft. Die 25jährige fand ihn gegen 14 Uhr tot auf und verständigte den Notarzt. Für den 24jährigen kam jedoch jede Hilfe zu spät.

Wie die Polizei mitteilte, hatte der Mann mehrfach bei seiner Bekannten - wie auch in der Nacht vom Samstag auf Sonntag - übernachtet. Nach Angaben der 25jährigen brachte er am vergangenen Wochenende eine größere Menge Heroin mit und schnupfte davon einen Teil in ihrem Beisein. Anschließend legte er sich ins Bett. Die Polizei fand in den Taschen des Toten noch insgesamt zehn Gramm des Rauschgiftes, verteilt auf fünf Päckchen. Der 24jährige war dem Rauschgiftkommissariat seit 1991 bekannt. In 13 Fällen war gegen ihn wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und Beschaffungskriminalität ermittelt worden.

Der Tote ist das 16. Drogenopfer in diesem Jahr in Frankfurt. enk

Spenden gleich vor Ort verteilt Ehepaar Fluch kehrte von Hilfstransport aus Lettland zurück

EPPSTEIN. "Trotz Schneesturms und schlechter Straßenverhältnisse war der Lastwagen bereits am Montag morgen in Aizkraukle" - Sylvia Fluch hat ihre Eindrücke von der Reise nach Lettland aufgeschrieben. Wie berichtet, hat das Niederjosbacher Ehepaar Fluch seit vergangenem Herbst für die Stadt Aizkraukle Hilfsgüter gesammelt. Die wurden Ende Januar auf einen 20 Tonnen-Sattelschlepper geladen, der über Polen und Litauen zu seinem Ziel rollte.

Zuerst, erzählt Sylvia Fluch, bekam das Krankenhaus seine Spenden, "das strahlende Gesicht des Arztes war für mich das schönste Dankeschön". Auch in Schule, Kindergarten, zwei Kinderheimen und einem Heim für bettlägerige alte Menschen wurden Kleidersäcke abgegeben, bevor die "Kommission der Barmherzigkeit", mit der die Eppsteinerin kooperierte, Spenden an die übrige Bevölkerung verteilte: "Ich sah so viele verhärmte Gesichter, verkrüppelte Menschen . . . Da waren auch Momente der Rührung, als zum Beispiel ein altes Mütterchen nicht glaubte, daß der schöne Lammfellmantel ihm gehören sollte."

Bei ihren Streifzügen durch die Stadt entdeckte Sylvia Fluch noch viel Armut. Zwar gebe es etwas mehr Waren, aber die Menschen hätten kein Geld. Für Gas fehlten Devisen, Wohnungen hätten kein warmes Wasser, seien ungeheizt. Aber es habe auch schöne Momente gegeben: So hätten Schüler für die Besucherin getanzt und ihr Briefe für die Kinder in Eppstein und Niedernhausen mitgegeben. Als Kontrast wiederum der Verfall - insbesondere im Krankenhaus. Daher will sich Sylvia Fluch weiter um Spenden bemühen: Konto 63 00 11 47 bei der Taunus- Sparkasse, Bankleitzahl 512 500 00.

Allen, die bereits gespendet haben, gibt die Niederjosbacherin den Dank der Bürgermeisterin von Aizkraukle weiter: "Gebe Gott allen gutmütigen Menschen Segen und gute Gesundheit!" pms

Ferienspiele gehen in die nächste Runde Jugendamt erwartet die Anmeldungen

KÖNIGSTEIN. Während in der Stadtbücherei noch die Ausstellung "20 Jahre Ferienspiele" läuft, geht das Urlaubsvergnügen für Sechs- bis 16jährige in die nächste Runde. Ab sofort nimmt das Jugendamt die Anmeldungen für die Königsteiner Ferienspiele 1993 entgegen.

Daheim in Königstein können Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren drei Wochen ihrer Sommerferien verbringen. Vom 2. bis zum 20. August ist das Jugendhaus in der Adelheidstraße ihr Domizil. Zum Programm gehören Ausflüge in die Stadtteile und in die nähere Umgebung. Die Teilnahme kostet 200 Mark pro Kind.

35 Kinder zwischen zehn und 13 Jahren fahren vom 29. Juli bis zum 11. August zum Kreisjugendhof in Rotenburg an der Fulda. Dort gibt es einen Spiel- und Sportplatz, ein Grillgelände und viel Wald in der Nähe. Mitfahren kostet insgesamt 300 Mark.

In die Normandie nach Condé-sur-Vire sind die 14- bis 16jährigen zur deutsch- französischen Jugendbegegnung eingeladen. Auch an dieser Freizeit vom 2. bis zum 15. August können 35 Jugendliche teilnehmen. Ihnen winken: Tischtennis und Tischkicker, Kanu- und Kajakfahrten, Ausflüge nach Le-Mele-sur-Sarthe und zur Atlantikküste. Preis: 400 Mark.

Kein Kind soll aus Geldmangel zu Hause bleiben müssen. Die Stadt bietet an, bei finanziellen Schwierigkeiten die Kosten zu ermäßigen, beziehungsweise zu erlassen.

Bereits vor den Ferien bietet die Stadt ein Zeltwochenende für Jugendliche ab 14 Jahren im Naturpark Odenwald an. Vom 4. bis zum 6. Juni machen die Teilnehmer alles selbst: vom Zeltaufbau bis zum Kochen. Kosten: 30 Mark. Und vom 26. bis zum 30. Juli ist eine Fahrradtour für Zwölf- bis 17jährige von Rothenburg/ Tauber nach Frankfurt geplant. Mitfahrer brauchen ein Fahrrad mit mindestens fünf Gängen und 150 Mark Beitrag.

Anmeldungen für alle Angebote an den Magistrat der Stadt Königstein, Hauptstraße 15, Zimmer 6. Mehr Information im Jugendamt unter den Rufnummern 0 61 74 / 202 - 265, 202 - 293 oder 202 - 303. ill

Dienstag, 16. März

Theater Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Katakombe, theater 2 am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Neues Theater Höchst, Emmerich Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 10 und 15 Uhr, Kinderprogramm - Trio Kunterbunt "Sternenfänger".

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Cinderella". Schultheater-Studio Frankfurt, Hammarskjöldring 17 a, Tel. 21 23 20 44: 11 Uhr, London Production Company "Butterflies are free".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Jürgen von der Lippe. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Toy Dolls.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Zubop. Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.

Spritzehaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Aerea Desaster.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hansjörg Scheid Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Embryonics / Tommyknockers.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1: 21.30 Uhr, Show - "Unforgettable Memories" - A Tribute to Duke Ellington, Count Bassie and Nat King Cole.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Weinkeller La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Werner Smolinskis Pilot mit Corinna Danzer.

Music Hall, Voltastraße: 21 Uhr, Geto Boys.

KOZ, Universität, Campus: 21 Uhr, Blechreiz.

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15: 19.15 Uhr, Klavierkonzert (Klasse Angelika Nebel).

Versicherungsverträge Formfehler eröffnet Ausweg

Viele Versicherte, die sich bei ihrer Gesellschaft vergeblich um die Aufhebung einer langlaufenden Police bemüht haben, können sich gute Chancen ausrechnen, aus dem ungeliebten Vertrag doch noch herauszukommen. Bei der Ablehnung der Kündigung unterläuft den Assekuranzen nämlich oft ein folgenreicher Formfehler: Sie lassen sich zuviel Zeit.

Nach "einhelliger Rechtsprechung", erklärt Michael Wortberg, Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, gilt eine Kündigung als angenommen, wenn sie nicht "unverzüglich" zurückgewiesen wird. Zwei Wochen, so Wortberg, hielten Experten für die maximal zulässige Bearbeitungszeit. Zahlreiche Gesellschaften würden diese Frist jedoch erheblich überschreiten.

Zwei Versicherungen (Winterthur und Aachen-Münchener) haben Kunden, die sich auf das Verstreichen der Erwiderungsfrist beriefen, bereits sang- und klanglos aus ihrer zehnjährigen Verpflichtung entlassen. Nun hat der findige Mainzer Verbraucherschützer die Vollmachten von 100 weiteren Assekuranzkunden gesammelt, in deren Namen er den Gesellschaften von Allianz bis Zürich auf die Pelle rücken will. Sie hatten nämlich bis zu acht Monate verstreichen lassen, ehe sie den Kündigungen ihrer Klientel widersprachen.

Die Berufung auf den Formfehler eröffnet den Assekuranzkunden einen Ausweg aus voreilig abgeschlossenen Zehnjahresverträgen, noch ehe die prinzipielle Frage nach der Verbindlichkeit der Laufzeit endgültig geklärt wird. Gut ein Dutzend Landgerichte und zwei Oberlandesgerichte haben sich bereits der verbraucherfreundlichen Auffassung angeschlossen, daß die vorgedruckte Zehnjahresfrist in den Anträgen für Hausrat-, Haftpflicht-, Unfall- oder Wohngebäudeschutz, die vor 1991 unterzeichnet wurden, hinfällig ist. Doch erkennen viele Versicherungen die Urteile nicht an. Nachdem die Allianz kürzlich Berufung gegen ein Oberlandesgerichts- Urteil angekündigt hat, dürfte der Streit abschließend vom Bundesgerichtshof entschieden werden. doe

Zwei Brände wurden im Keller gelegt

OFFENBACH. Einen 27jährigen Mann nahm die Polizei nach dem Tip eines Zeugen am Wochenende fest. Ihm wird vorgeworfen, in der Nacht zum Samstag zweimal im Keller eines Hauses in der Frankenstraße Brände gelegt zu haben.

Das erste Feuer war um 1 Uhr bemerkt worden, das zweite 45 Minuten später. In beiden Fällen wurde ein Brandbeschleuniger benutzt. Die Brände waren von dem Zeugen frühzeitig entdeckt worden und konnten schnell gelöscht werden. Beim zweitenmal wurde die Feuerwehr gerufen. Ein größerer Schaden am Gebäude entstand laut Auskunft der Polizei nicht. pmü

"Der Boden hat unter meinen Füßen gezittert" Explosion bei Hoechst / Beißender Qualm in Sindlingen Von Thomas Grether

HÖCHST. Der dunkelblaue Mercedes mit Chauffeur wartet schon am Tor Ost. "Wir haben einen Fahrdienst eingerichtet zum Unglücksort", sagt lächelnd die junge Frau von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Der Fahrer öffnet die Tür. "Noch vor vier Wochen hätten wir nur den Pförtner vorm Werkstor besichtigen dürfen", meint der Fotograf eines Nachrichtenmagazins, der in der Hoechst- Limousine mitfährt.

Flugs führt die Fahrt zum Block 513. Hier - in der Mitte des Werkes - wird Mowiol hergestellt. Mowiol ist der Markenname der Substanz, die als Bindemittel für Klebstoffe aus Polyvinylalkohol verwendet wird. In fast alle Verbundglasscheiben für Autos wird Mowiol gemischt. Um 7.47 Uhr am gestrigen Montag explodierte die Produktionsstufe 4 auf der Südseite des Gebäudes E 513. "Der Boden hat unter meinen Füßen gezittert", erzählt der Fahrer, stoppt 200 Meter vor der Anlage, die die Feuerwehr weiträumig abgesperrt hat. Um mehrere Mitarbeiter der Zentralabteilung Öffentlichkeitsarbeit sind Pulks von Journalisten versammelt. "Sie können überall hingehen, wo es nicht gefährlich ist", sagt einer der Pressesprecher. Der Fahrer dreht und fährt zur Hauptpforte zurück. Dutzende Journalisten begehren noch Einlaß. 100 Feuerwehrleute sind hinter der mit rot-weißem Trassierband abgesperrten Straße im Einsatz.

Der Mowiol-Produktionsbau sieht aus wie nach einem Bombenangriff. Die Explosionswelle hat drinnen mehrere Mauern eingerissen. Die Apparaturen sind zerfetzt. Die fünfgeschossige Anlage, vor 23 Jahren errichtet, hat keine Außenverkleidung mehr, man kann teilweise in die Etagen hineinschauen. Die meisten grauen Fassadenplatten sind vom Luftdruck abgerissen worden und liegen jetzt zerspittert auf den Werksstraßen rund um das Unglücksgebäude.

Ein Funken hatte in der Anlage Methanoldämpfe entzündet, ein 58 Jahre alter Schichtführer kam bei der Explosion ums Leben. Sein Kollege, der 51jährige Vorarbeiter, liegt mit schwersten Verbrennungen in einer Spezialklinik (siehe auch Stadtrundschau). Hunderte Chemie-Arbeiter stehen herum, die meisten haben vorsichtshalber ihre Atemschutzmaske dabei. "Man weiß ja nie, was so in der Luft ist, da hab' ich mir sie mal umgehängt", erzählt einer. Zwei Dutzend Polizisten verstärken den Hoechst-Werksschutz und wachen darüber, daß niemand die abgesperrten Gebiete betritt. "Gehen Sie bitte weiter, sie kommen voll in die Druckwelle, wenn noch mal was hochgeht", brüllt ein Hoechst-Sicherheitsmann. Noch herrscht Gefahr auf dem Werksgelände.

Zwei Kamerateams von Vox und n-TV streiten sich, wer den Hoechst-Sicherheitschef Christian Jochum zuerst interviewen darf. ZDF-Redakteurin Helge von der Heide greift vermittelnd ein, ihr Team darf dafür auch noch mitdrehen.

Der Konzern will sein Image verbessern, sich nicht mehr nachsagen lassen, eine Informationspolitik zu betreiben, die mehr vertuscht als aufklärt. Giselher Sommer von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit hat Ringe unter den Augen, sieht müde aus. Zwölf Tage lang war er für die Hoechst AG am Informationsstand in Griesheim. "Wir haben Fehler gemacht bei dem Chemie-Unfall im Werk Griesheim, daraus haben wir gelernt", beteuert er.

Presse-Konferenz um 11.50 Uhr im Berentz-Bau. Notizblöcke liegen schon bereit. "Willkommen in unserer gebeutelten Firma, begrüßt zerknirscht Öffentlichkeitsarbeiterin Ursula Tober einen Pulk Journalisten per Handschlag. Sie ist für die Hoechst-Tochter Kalle-Albert zuständig, die erst am Samstag für Schlagzeilen sorgte. Dann hatte sie übers Wochenende Bereitschaftsdienst. "Und jetzt noch das", seufzt sie.

Im Saal gleißendes TV-Licht. "Noch nicht anfangen, unser Kameramann ist noch nicht da, ruft der Ton-Assistent eines Fernsehteams. Die Wut über die "arroganten Typen vom Fernsehen" entlädt sich beim Reporter einer Nachrichtenagentur. "Ich kann auch nicht auffordern, auf mich zu warten, weil ich meinen Kuli nicht dabei habe", entrüstet der sich.

In Sindlingen wissen die Leute schon, was ihnen der Konzern zum Frühstück beschert hat. "Fenster zulassen, Gebläse im Auto abschalten", hatte die Feuerwehr über Lautsprecher verkündet. "Einen entsetzlich beißenden Gestank" hat Birgit Zimmermann in die Nase bekommen, als sie zur Unglückszeit Mann und Kinder durch den Sindlinger Kreisel chauffierte. Da zog die scharze Wolke nach Westen, Richtung Main-Tauns-Kreis. Der Qualm entstand, weil ein Gummi-Fließband in der Mowiol-Anlage durch den Brand nach der Explosion in Flammen aufging.

Der Pächter vom Imbiß "Karin's Petite Cuisine" hat am Morgen eine "Wahnsinns-Explosion" gehört. Aber da war sein Lädchen noch geschlossen. "Gott sei Dank", sagt er. Denn sonst, meint er, "wär' noch 'was von dem Dreck über'n Dunstabzug auf die Curry-Wurst gefallen".

Ausgleichsabgabe soll in einen Pool fließen Minister Jordan stimmt Schindlers Idee zu / Mieter von Sozialwohnungen erhalten Fragebogen

HOCHHEIM. Die 900 Mieter von Sozialwohnungen in Hochheim bekommen in den nächsten Tagen Post aus dem Rathaus. Inhalt der Kuverts: Fragebogen zur Finanzlage. Wer dereinst Anspruch auf eine öffentlich geförderte Wohnung hatte, inzwischen aber ein höheres Einkommen bezieht, muß vom 1. Juli an eine Ausgleichsabgabe zahlen. Geld, das wieder in den sozialen Wohnungsbau zurückfließen soll. Doch statt beispielsweise in Hochheim zu kleckern, fordert Bürgermeister Harald Schindler (SPD) zu klotzen. Seine Idee: Alle Kommunen des Kreises zahlen das Geld in einen gemeinsamen Pool, und daraus könnte dann in ein oder zwei Städten etwas Vernünftiges auf die Beine gestellt werden.

"Das Geld, das wir nicht ausgeben, ist verloren", nennt Schindler ein Argument für seinen Vorschlag. Das Land Hessen habe den Kommunen eine Frist gesetzt. Binnen dreier Jahre müßten die Einnahmen aus der Abgabe verbaut sein, ansonsten kassiere das Land und finanziere damit Bauvorhaben anderenorts. "Und dann kommt das Geld so schnell nicht in den Kreis zurück", warnt Schindler.

Auf offene Ohren stieß der Vorschlag aus Hochheim bereits vor wenigen Wochen in einer Bürgermeisterdienstversammlung. Zusammen mit dem Flörsheimer Verwaltungschef Dieter Wolf (CDU) arbeitet Schindler nun ein Konzept aus. Die wichtigste Hürde ist genommen: Jörg Jordan (SPD), Hessens Minister fürs Wohnen, stimmte der Idee zu. "Er hat es ausdrücklich toleriert", sagte Schindler.

Entsprechend eilig hat es der Hochheimer Verwaltungschef, zu Potte zu kommen. Während die meisten MTK-Kommunen derzeit noch damit beschäftigt sind, den Bestand an Sozialwohnungen zu erfassen, läßt Schindler bereits die Fragebogen verschicken. Darauf müssen sich die Mieter vom Arbeitgeber eine Verdienstbescheinigung abstempeln lassen. Überschreitet das Gehalt die Einkommensgrenze für Sozialwohnungen um 40 Prozent, ist eine gestaffelte Abgabe zu entrichten (siehe "Zur Sache").

Als gewaltig bezeichnete Schindler den Aufwand in der Verwaltung. Eine halbe Stelle sei ausschließlich mit dieser Aufgabe beschäftigt. Doch die Kosten kommen zum Teil wieder rein: Zehn Prozent der Abgabe können die Kommunen für den Personalaufwand einstreichen.

Mit der ersten Umfrage ist es jedoch längst nicht getan: Nach drei Jahren müssen sich die Mieter von Sozialwohnungen auf eine neuerliche Überprüfung einstellen, es sei denn, sie meldeten sich freiwillig. Doch damit rechnet Schindler kaum: "Wir können davon ausgehen, daß keiner bei uns ankommt und sagt: ,Ich habe jetzt ein tolles Gehalt.&rquote;"

Und was passiert, wenn der Fragebogen nicht zurückgeschickt wird? Jeder Verweigerer werde schriftlich aufgefordert, die Fragen zu beantworten, sagt Uta Mohndorf, Leiterin des Amtes für soziale Angelegenheiten. Tue er das nicht, fragt die Stadt beim Kreissozialamt an, ob der Betroffene Wohngeld oder Sozialhilfe bezieht. Und sei das nicht der Fall, erhebe die Stadt nach einer letzten Mahnung den Höchstsatz der Abgabe - immerhin neun Mark pro Quadratmeter. kkü

Organhandel wird jetzt doch von Staatsanwaltschaften verfolgt Nierenspenden von Lebenden bisher wie Blutspenden behandelt Von unserem Mitarbeiter Klaus Brandt

HAMM, 15. März. Der skrupellose Privathandel mit menschlichen Organen ist kein dubioses Geschäft im rechtsfreien Raum, sondern wird von den Staatsanwaltschaften im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm nun doch verfolgt. Diese Anordnung traf der Hammer Generalstaatsanwalt Rudolph Mosqua, nachdem es im Zusammenhang mit bekanntgewordenen Spendernieren-Angeboten zu Transplantationszwecken durch den polnischen Geschäftsmann Robert Konarski Irritationen um die Strafbarkeit gegeben hatte.

Der selbsternannte Organhändler aus Ahlen hatte Kliniken Nieren zum Preis ab 60 000 Mark offeriert. Es soll sich dabei in der Regel um Nieren von gesunden, aber in Not geratenen Menschen handeln, die mit der Entnahme und dem Verkauf einer Niere ihre finanzielle Lage verbessern wollen. Allein in Nordrhein- Westfalen sollen 50 Klinik-Chefärzte per Post entsprechende Angebote erhalten haben. Im Sommer 1992, als der polnische Kaufmann mit seinen Angeboten Schlagzeilen machte, hatte die Staatsanwaltschaft Münster Ermittlungen aus juristischen Gründen abgelehnt. Nach deutschem Recht sei Organhandel erlaubt und ebenso wenig strafbar wie eine Blutspende, lautete damals die Begründung. Die Generalstaatsanwaltschaft als zuständige Dienstaufsichtsbehörde kam jetzt zu einer anderen für alle örtlichen Staatsanwaltschaften nun bindenden Rechtsauffassung, die zwangsläufig zur Aufnahme der Ermittlungen auch im Falle Konarski führte. Nach Ansicht der Generalstaatsanwaltschaft ist die kommerzielle Organentnahme bei Lebenden sittenwidrig und strafrechtlich eine Körperverletzung. Ein Organhändler macht sich der Beihilfe zur Körperverletzung strafbar. Bestätigt ist diese Auffassung durch die Weltgesundheitsorganisation, die beschlossen hat, daß der menschliche Körper und Teile davon nicht Gegenstand des Handels sein dürften. Da jedoch ein neues Transplantationsgesetz noch nicht in Kraft getreten ist, ist die Frage des Organhandels in der Rechtslehre noch umstritten. Nach Ansicht der Hammer Generalstaatsnwaltschaft kann der positive Aspekt, daß eine erfolgreiche Nierentransplantation die Heilung eines in seiner Lebensqualität stark beeinträchtigten Menschen bedeutet, nicht zur stillschweigenden Anerkennung des kommerziellen Organhandels führen. Eine Organspende darf nicht als Mittel zum Gelderwerb mißbraucht werden, da sonst sowohl Spender als auch Arzt dazu verleitet werden, aus reinem Gewinnstreben eine Entscheidung ohne ausreichende Abwägung der Risiken zu treffen.

Das Verfahren gegen den polnischen Kaufmann kommt jedoch trotzdem nicht so recht in Gang. Konarski hat sich nach Polen abgesetzt.

Reservoir faßt 1500 Kubikmeter Wasserverband baut neuen Hochbehälter und zweite Leitung

HOCHHEIM. "Stellen Sie sich vor, wir haben einen Brand in der Altstadt und gleichzeitig einen Defekt in der Riedleitung", schildert Helmut Stecha das Szenario des Schreckens. Gewiß, räumt der Ingenieur ein, die Wahrscheinlichkeit sei gering. Aber wenn doch - dann säße die Feuerwehr auf dem Trockenen. Um die Schläuche der Brandschützer allzeit zu füllen, hat Stecha für den Wasserversorgungsverband Main-Taunus-West einen neuen Hochbehälter an der Massenheimer Landstraße geplant: Der, ist er im August fertig, wird 23,5 Meter im Durchmesser haben, viereinhalb Meter hoch sein und 1500 Kubikmeter Wasser fassen.

"Es geht um die Versorgungssicherheit", nennt Stecha die Maxime des 2,8 Millionen Mark teuren Bauprojektes. Nicht nur Notfällen soll damit vorgebeugt werden, auch Engpässen im Leitungsnetz will der Verband so zuvorkommen. Denn nicht immer rauscht das Wasser vom hessischen Ried mit Volldampf durch die Röhren bis nach Hochheim: In Spitzenzeiten, wenn allerorten die Hähne aufgedreht sind, versiegt der Wasserstrahl zum Rinnsal. Mit dem neuen Behälter, sagt Stecha, gehörten derlei Schwankungen der Vergangenheit an. Denn das Reservoir könne über Nacht gefüllt werden.

Lange reicht der Vorrat allerdings nicht: Damit könne der Bedarf an Trinkwasser in Hochheim für acht bis zwölf Stunden gedeckt werden. Immerhin knapp eine Million Kubikmeter jährlich fließen in der Mainstadt durch die Leitungen. Und auch an denen macht sich der Verband zu schaffen: Bislang fließt das Wasser nur durch ein einziges Hauptrohr. Stecha: "Wenn an dieser Hauptschlagader etwas ist, geht überhaupt nichts mehr." Der Verband hat die Konsequenzen gezogen: Im gleichen Zug mit dem Bau des Behälters wird eine zweite Leitung verlegt.

Dafür kann der Wasserverband, der außer Hochheim, Flörsheim und Wallau auch die Wiesbadener Stadtteile Breckenheim, Delkenheim und Nordenstadt versorgt, fest mit Zuschüssen des Landes Hessen in Höhe von 40 Prozent rechnen. Offen indes ist, wieviel Wiesbaden für das zweite Projekt zahlt. "Wir sind zwar im Programm, wissen aber noch nicht, wieviel es gibt", sagt Verbandsvorsteher und Erster Stadtrat Wilfried Simon (CDU). In Flörsheim soll ebenfalls ein neuer Behälter gebaut werden. Die Gründe, sagt Stecha, sind dieselben wie in Hochheim. Nur die Kosten nehmen eine andere Dimension an: etwa 4,8 Millionen Mark. Baubeginn soll Anfang 1994 sein.

Schneller will Simon mit dem Regierungspräsidenten in Darmstadt in anderer Angelegenheit zu Rande kommen: Er will einen Freibrief fürs Hochheimer Industriewasser. Das soll bei einem neuerlichen Notstand zum Bewässern von Gärten, Tennis- und Golfplätzen verwendet werden dürfen. Simon: "Schließlich ersetzen wir damit ja kostbares Trinkwasser." Im vergangenen Sommer gab es fürs Industriewasser keine Ausnahmegenehmigung des RP. Da sei eben alles drunter und drüber gegangen. Also gelte es, zeitig etwas zu unternehmen. Denn der nächste Notstand komme bestimmt. kkü

HORST SOMMERLATTE, Professor für Industriedesign an der Gesamthochschule Kassel, ist in den nächsten drei Jahren Vorsitzender der Design-Zentrums Hessen mit Sitz auf der Mathildenhöhe in Darmstadt. Zum geschäftsführenden Vorstand des sich sowohl als "experimentelle Spielwiese" als auch als Institution für Beratung und Wirtschaftsförderung verstehenden einmaligen Zentrums in Hessen gehören zudem PHILIPP THONET, Produktmanager des Sitzmöbel- Fertigungsunternehmens Thonet, und VOLKER MERX, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt.

HANS EICHEL, Ministerpräsident mit Dienstwohnsitz, sieht sich in der Diskussion über die Renovierung seiner Dienstvilla in der Wiesbadener Rosselstraße inzwischen als Opfer einer "Kampagne". Nach mehreren Zeitungsveröffentlichungen (unter anderem in der "Welt" und dem "Spiegel") sagte Eichel am Montag, auch rückblickend sehe er "keine Luxussanierung" und auch sonst keine "neuen Fakten". Eichel räumte ein, daß der Teilauftrag für ein Gesamtkonzept der Villa- Gestaltung an ein Kasseler Architekturbüro gegangen ist, dem auch eine "persönlich seit langem" mit der Familie Eichel befreundete Architektin angehört. Nicht diese Freundschaft sei der Grund für den Auftrag vom Staatsbauamt auf Vorschlag Eichels gutgeheißenen Auftrag gewesen, sondern der gute Ruf des Büros, das seit langem auch für das Land arbeite. Er habe "nichts zu vernebeln und zu verschleiern", und es sei auch nicht "außerhalb der Norm" vorgegangen worden. Der Abschlußbericht des vom ehemaligen CDU-Politiker Udo Müller geführten Landesrechnungshofs über die Villa-Renovierung soll in den kommenden Wochen vorgelegt werden. Die CDU sieht schon jetzt weiteren Aufklärungsbedarf für den Haushaltsausschuß des Landtags.

HEIDEMARIE WIECZOREK-ZEUL, stellvertretende SPD-Landesvorsitzende, hat Lob und Tadel verteilt. Ausdrücklich gelobt hat sie den FDP-Vorsitzenden Wolfgang Gerhardt, der in einem FR-Interview "in erfreulicher Klarheit" ausgeschlossen hatte, daß die FDP sich unter Zuhilfenahme von Republikaner-Stimmen an der Abwahl von Landräten oder Oberbürgermeistern beteiligen könnte. Auf "schwarz-braune Abwahl-Koalitionen" setzt nach Wieczorek-Zeuls Überzeugung dagegen die CDU. Das habe CDU-Landesgeschäftsführer Siegbert Seitz inzwischen klar ausgesprochen, nachdem Parteichef Manfred Kanther es am Mittwoch vergangener Woche in einem FR-Interview noch "verhüllt" ausgedrückt habe.

Erster Preis für Charlotte Heinke

BAD NAUHEIM. Mit 24,75 von 25 möglichen Punkten belegte die Bad Nauheimer Schülerin des Ernst-Ludwig-Gymnasiums, Charlotte Heinke, beim Landeswettbewerb "Jugend musiziert" den ersten Platz in der Sparte "Gesang". Von der hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Professor Dr. Evelies Mayer, erhielt sie jetzt in Darmstadt neben dem ersten Preis zugleich die Einladung, am Bundeswettbewerb in Cottubs teilzunehmen.

Charlotte Heinke, die von ihrer Mutter, der Bad Nauheimer Gesangspädagogin und Konzertsängerin Heidrun Heinke unterrichtet wird, hatte Werke von Purcell, Mozart, Brahms sowie die "Stripsody" der zeitgenössischen Musikerin Cathy Barberian vorgetragen.

Die Kategorie "Gesang" war in diesem Jahr zum ersten Mal in den Wettbewerb "Jugend musiziert" aufgenommen worden. cor

Die Schule des Sehens Jürgen Gosch inszeniert Peter Handkes "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten"

BOCHUM. Sechzehn Minuten dauert das wortlose Defilee von Paaren und Passanten, bekannten Gesichtern und gemischten Gefühlen, ehe der Zuschauer eine ihm wohlvertraute Gestalt ausmachen kann. Es ist Papageno (Marius van Lee), der im Federkleid samt Vogelbauer für einige Sekunden über die ihm genre- fremde Szene des Bochumer Schauspielhauses geistert. Aus der letzten von acht Gassen auf der linken Seite, die Johannes Schütz als betont unattraktiv graue Häuserfronten an den Bühnenrand gequetscht hat, eilt er vorbei an einem betonquadrigen Brückenpfeiler mit Geländer in die letzte der sechs Gassen auf der nicht minder graumäusigen rechten Seite.

Nach genau 39 weiteren Minuten kehrt er zurück, nicht ohne wesentliche Veränderungen: Sein Kleid ist zum Muschelpanzer geworden, sein Vogelkäfig geöffnet und offenbar geplündert. Er kommt wieder aus der letzten Gasse links, doch diesmal quert er die Bühne, bis er vor der zweiten Gasse rechts von einem Mann im bauschigen Mantel (Thomas Wüpper) niedergeschlagen und gefesselt wird. Mühsam kann er nach einem Augenblick der Betäubung aus der Szene in die Gasse robben.

Das ist eine von zahllosen pantomimischen Aktionen, mit denen Peter Handke sein Schauspiel "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" füllt. Nach der Uraufführung durch das Burgtheater- Ensemble in Claus Peymanns Inszenierung für die Wiener Festwochen des Vorjahrs (FR vom 12. Mai 1992) wagte sich nun das Bochumer Schauspielhaus an die heikle Aufgabe des ersten Nachspielens.

Daß Jürgen Gosch, ein Regisseur mit ausgeprägtem Gespür für die zeitliche Streckung szenischer Vorgänge, die aus nichts als einer 55 Seiten umfassenden Szenenanweisung bestehende Vorlage (Suhrkamp Verlag, 28 Mark) in neunzig Minuten, knapp eine halbe Stunde schneller als Peymann, bewältigt, ist erstaunlich.

Diese Abmagerung des zeitlichen Gerüsts entspringt einer Reduktion des optischen Reizes. Hatte Karl-Ernst Herrmann für Peymann eine Bühne gebaut, über deren Pflastergrund im Hintergrund das Meer eine mediterrane Attraktivität verbreitete, so bleibt in Bochum die Welt zubetoniert in Grau, keinen Ausblick in die Sehnsucht nach einem anderen Leben gewährend.

Daß da überhaupt noch japanische Touristen knipsend über den Marktplatz herfallen, begreift man kaum. Sehr wohl aber, daß der traumverlorene Fußballfan (Gerald Rissmann) mit der Schalke-Fahne in Blau-Weiß daherkommt. Das Ambiente, das wir sehen, entstammt nicht dem Ausflucht-Ort der Toskcana-Fraktion, sondern einer Region im Kampf gegen den Abstieg.

Die drei Dutzend in Bochum an der Aufführung beschäftigten Schauspieler - ein bewunderndes Lob nicht nur für Andrea Schmidt-Futterers Kostüme, sondern auch für die technische Bewältigung der blitzschnellen Kleiderwechsel - bringen das Kunststück fertig, Peter Handkes Spiel ohne Fragen von den vorgegebenen Antworten zu befreien. Gewiß: Auch in dieser Aufführung bemerken wir neben all den trivialen Alltäglichkeiten, Mißlichkeiten und lustigen Begebenheiten, die der Beobachter eines Marktplatzes sammeln kann, den Handkeschen Hang zum Überbau. Aber er wirkt in Bochum auffällig reduziert.

Die Figuren aus Mythos und Kunstgeschichte sind verkleinert: Dem auf dem Rückweg vom Berg Sinai vorbeikommenden Moses (Manfred Böll) verrutscht die offenbar für ihn zu schwere Gesetzestafel, Abraham und Isaak (Michael Münster, Anton Lohse), die wir auf dem mit einem Grasteppich samt Radspuren gewiesenen Weg zur Opferstätte und bei der Rückkehr sehen, bleibt so wenig Zeit, daß die göttliche Verweigerung des rituellen Opfers nur als Minutenaffäre abgelaufen sein kann.

Tarzan (Martin Feifel) wirkt in seinem Schwingen über die rechte Bühnenhälfte lächerlich, Chaplin ist mit einem Kleinwüchsigen (Karl-Heinz Tittelbach) besetzt, dem Chartres-Blau in der Nabe eines Lkw-Reifens geht jegliche Aura ab. Nicht Sinnvermittlung wird hier gepredigt, wir erleben vielmehr mit einem Geodät (Jürgen Sebert) die Landvermessung des Endlichen als absurden Akt.

Selbst da, wo Handke lediglich den hymnischen Preis des Lebens im Stirb und Werde anstimmt, fehlt in Bochum der Überschwang. Wenn eine Mutter (Linda Gaylord) ihr Junggeborenes einem Alten (Rainer Hauer) darreicht, um das Prinzip Leben über die Generationen hin zu preisen, ist dem an einem Tüteneis leckenden Greis von vornherein jede höhere Weihe verweigert, und das in dieser Ensembleszene von Handke geforderte Rauschen verbreitet nichts von der sinnstiftenden Kraft des Heiligen Geistes. In Bochum erleben wir nur die Lebensangst einer in Hysterie und Aggressionen ausbrechenden und sich schließlich auf einen Haufen zusammenwerfenden Menge.

1969 hatte Handke in "Das Mündel will Vormund sein" eine wortlose Pantomime als Exerzitium einer emanzipatorischen Bewegung vorgeführt. In der "Stunde da wir nichts voneinander wußten" versucht er, die neo-platonische Wende aus seinem "Kurzen Brief zum langen Abschied" einzulösen, daß alles Sehen ein Wieder- Erkennen sei.

Jürgen Gosch gelingt es in Bochum, dem Zuschauer durch diese Schule des Sehens Handkes Heilsgewißheit des großen Zusammenhangs zu nehmen. Wir sehen nur, was wir sehen, und was wir als apriorisches Wissen einbringen, wird gegen die lebensauthentische Augenblicklichkeit ins Lächerliche gezogen.

In diesem auf die Minimal-Ästhetik geschrumpften Handke ist sogar die große Finalszene, angelegt als variierte Reprise, des logischen Zusammenhalts über personale Konstellationen beraubt. Die Frau, die nun Sektgläser über den Platz balanciert, ist nicht dieselbe, die zu Beginn Espressotassen an den Mann gebracht hatte, die junge Mutter ist nicht die Schwangere von früher.

Was wir vor diesen anderthalb Stunden nicht voneinander wußten, nehmen wir danach getrost mit nach Hause: daß Bochums Schauspielensemble, wieder einmal mit einer stilistisch geschlossenen Leistung aufwartend, auch im Bereich der nonverbalen Pantomime dem Konkurrenzdruck widerstehen kann. Pina Bauschs Wuppertal ist zwar nahe, aber nicht übermächtig.

Daß einer der drei Mitspiel-Zuschauer, die am Ende aus dem Parkett auf die Bühne kletterten, um sich diesem Minimalismus einzugliedern, gegen die Vorlage schnell resigniert und wieder heruntersteigt, leuchtet ein. Auf der Bühne herrscht ein so dicht gefügter Bewegungsgestus, daß jeder Außenstehende ihn als zentrifugal abweisend erfährt. Auch die beiden anderen Laien schaffen den Sprung in den Kreis nicht. Nicht mitzuspielen sind wir da, sondern zuzusehen.

ULRICH SCHREIBER

(Weitere Aufführungen geplant für den 19. und 27. März.)

Ehrentitel für 20 Jahre Einsatz Acht Kommunalpolitiker und sachkundige Bürger wurden Stadtälteste

OBERURSEL. Acht "Stadtälteste" mehr hat Oberursel seit gestern. Stadtverordnetenvorsteher Erwin Rathgeb und Bürgermeister Thomas Schadow haben diesen Ehrentitel Kommunalpolitikern und einem "sachkundigen Einwohner" verliehen, die alle mehr als 20 Jahre lang ehrenamtlich für ihre Stadt tätig sind.

Seit 1972 gehört der Fraktionsvorsitzende der OBG, Karl Böhle, dem Stadtparlament an. Ebenfalls Mitglied der Oberurseler Bürgergemeinschaft und ebenfalls seit 1972 aktiv in der Kommunalpolitik ist Ilse Flötenmeier, die im noch amtierenden Magistrat als ehrenamtliche Stadträtin sitzt. Der Sozialdemokrat Anton Grein hat sich viele Jahre im Ortsbeirat Oberstedten und in der Stadtverordnetenversammlung engagiert. Dasselbe gilt für seinen Parteifreund Raimund Hartmann, der 1981 Magistratsmitglied wurde. Peter Obert, gleichfalls SPD, wurde 1972 Stadtverordneter und 1985 ehrenamtlicher Stadtrat. Ununterbrochen seit 1972 gehört Helmut Reutter (OBG) dem Magistrat an, zudem arbeitet er im Beirat Bommersheim und in der Seniorenkommission.

Als "sachkundiger Einwohner" wurde Joachim Homm geehrt. 1971 hatte ihn die Industrie- und Handelskammer für die Wirtschaftsförderungs- und Fremdenverkehrskommission des Magistrats vorgeschlagen, seit 1981 bringt er seinen Sachverstand als Vertreter der Kreishandwerkerschaft in die Kommission für Altstadtsanierung und Denkmalpflege ein.

"Stadtältester" darf sich jetzt auch Stadtverordnetenvorsteher Rathgeb nennen. Der CDU-Mann wurde 1972 erstmals gewählt und präsidiert dem Parlament seit 1977. hko

Verlegenheitslösungen Feydeaus "Der Floh im Ohr" und ein Abend mit Ortrud Beginnen

HAMBURG. Feydeau statt Shakespeare - das ist nicht untypisch für eine Spielzeit der Behelfsmäßigkeiten, die im Deutschen Schauspielhaus nun zu Ende geht. Interimsintendant Gerd Schlesselmann, spät berufen, hatte wenig Zeit zur Planung, aber wohl auch nicht die rechte Entschiedenheit. Er fädelte seinen Spielplan mühsam zusammen aus musikalischem Unterhaltungsgenre, Gastspielen, Verlegenheitslösungen.

Stücke, die Ansprüche stellten, scheiterten meist an der Inszenierung. Zweimal stand Shakespeare auf dem Programm, zweimal wurd er abgesetzt. Nachdem zu Saisonbeginn "Troilus und Cressida" verschwanden, kam diesmal "Die lustigen Weiber von Windsor" nicht zustande. Statt als Falstaff trat Ulrich Wildgruber nun in der Doppelrolle des Versicherungsdirektors Chandebise und des Hoteldieners Poche auf in: "Der Floh im Ohr".

Georges Feydeaus Komödie ist bekanntlich unverwüstlich in ihrer ausgepichten Dramaturgie, in ihrer schamlosen Ansammlung all dessen, was lachträchtig ist: erotische Nöte und Eifersuchtsrasereien, Sprachfehler und Mißverständnisse, Türen, die sich unversehens öffnen und schließen, vertauschte Gegenstände und verwechselte Menschen - das alles aneinandergefügt in haarscharfer, absurder Logik.

Peter Löscher ließ die Klamottenseligkeit angemessen und glatt vom Blatt spielen, ohne zu übertreiben, aber auch ohne den Abgrund ahnen zu lassen, über den diese bürgerliche Gesellschaft balanciert. Immerhin war zu sehen, über welch beachtliches Ensemble dieses Theater immer noch verfügt mit Marlen Diekhoff, Susanne Schäfer, Gerhard Garbers, Wolfgang Kraßnitzer, Burghart Klaußner, Christian Redl. Hinzu kam Sissy Höfferer aus München als Gast.

Wer hingegen enttäuschte, war der Star des Abends. Statt zweier Figuren höchst gegensätzlicher Natur spielte Ulrich Wildgruber immer nur eine einzige: Ulrich Wildgruber, wie man ihn kennt und über ihn lacht. Daß er gar nicht daran dachte, sich auf irgendwelche Verwandlungsbemühungen einzulassen, zeigte er schon beim ersten Auftritt des Hoteldieners Poche, als der nämlich ein paar Gesten des Angestellten im Gastgewerbe wie zitternd vorführte, statt die Person selbst zu entwerfen. Später konnte man nur noch am Kostüm erkennen, wen man gerade vor sich hatte, den Underdog oder den feinen Herrn am rande des Identitätsverlustes. Schade.

Eine Woche zuvor war im "Malersaal", der kleinen Bühne des Schauspielhauses, eine Produktion zu sehen, die etwas vollmundig als Uraufführung angekündigt wurde, und sich mit einem Thema unserer Tage befaßte: Ausländern. Drei Frauen wollen Asylbewerber mit deutscher Kultur bekanntmachen, sie singen in einem Heim, einer ehemaligen Turnhalle (trefflich angedeutet von Birgit Voß) aus den Schätzen deutschen Liedguts. Die Zuschauer im Theater sind die fiktiven ausländischen Adressaten.

Als Autorin des Abends unter dem Titel "Wir Mädel singen" zeichnete Ortrud Beginnen. Im Chanel-Kostüm und Seidenbluse mit Schluppe traf sie anfangs den etwas unsicheren, etwas arroganten, aber doch immer um Freundlichkeit bemühten Ton jener karitativ tätigen Damen, denen es mehr um ihr Selbstgefühl als um wirkliche Kenntnis ihrer Schützlinge geht. Das waren Texte mit bösem Biß, der Wirklichkeit abgelauscht.

Eingebettet in diese Lehrformeln waren deutsche Lieder mit Innigkeitscharakter, gemeinsam mit Ortrud Beginnen vorgetragen von Elke Czischek, die am besten singen konnte, und Gustav Peter Wöhler, der im adretten Schneiderkostüm und mit blonder Perücke die meisten Komikpunkte einsammeln konnte. Das machte Sinn, solange die drei die Fiktion der beruflichen Damen aufrechterhielten.

Aber je weiter der Abend fortschritt, desto mehr delektierten die Darsteller sich am Verkleidungsulk. Den ziemlich wahllosen dekorativen Verrücktheiten entsprach ein Durcheinander von Volks- und Operettenliedern, Wagner-Szene und Durchhalteschnulzen der Nazizeit. Albernheit obsiegte. MECHTHILD LANGE

Die gute Fee vergiftet das Theater Christof Nel brachte Gerlind Reinshagens "Die fremde Tochter" zur Uraufführung

BASEL. Wenn Elfriede Jelinek die böse Hexe des deutschsprachigen Theaters ist, dann ist Gerlind Reinshagen die gute Fee. Gerlind Reinshagen hat ein Herz für Kinder, Kranke und einsame Frauen. Die gute Fee wünscht allerhand Schönes in die Menschen hinein. Sie durchwirkt und durchwebt den grauen Alltag mit Poesie.

Doch leicht gerät eine solche Schreib- Fee unter Affirmationsverdacht. Deshalb verkleidet sich die gute Fee manchmal als Hexe. Dann heißt sie Oda, murmelt Zaubersprüche, nimmt sich der Jugend an und tritt im neuen Stück von Gerlind Reinshagen auf. Es heißt "Die fremde Tochter" und wurde jetzt von Christof Nel am Theater Basel zur Uraufführung gebracht.

Die alte Oda erfindet sich ihre Kinder wie Gerlind Reinshagen ihre Figuren. Und so hören sich sämtliche Personen auch an, wenn sie ihr ausgesuchtes Kunst-Deutsch reden auf der Bühne. Auch Elli, die "fremde Tochter", ist ein solches Erfindelkind. Sie ist die Protagonistin, die exemplarisch Leidende und Sinnsuchende dieses Stücks. Elli ist gleich eine doppelt fremde Tochter. Ihren leiblichen Eltern hat sich Elli innerlich entfremdet. Und die wirkliche Tochter jener alten Oda, der sie sich nah fühlt, kann Elli schon aus Altersgründen nicht sein.

Die einzige, die wahre Mutter von Elli ist die Autorin Gerlind Reinshagen. Sogar ihren Namen Ellinor Bublitz bezieht das Elli-Kind aus anderen Reinshagen- Werken. Ellis Kosmos ist ein genuin literarischer - arm an äußerer Erfahrung wie in Träumen und Selbstdeutungen. Das macht die Theaterstücke der Gerlind Reinshagen so schwer spiel- und inszenierbar.

Als Claus Peymann 1968 mit "Doppelkopf" begann, Gerlind Reinshagens Werke getreulich uraufzuführen, verankerte die Autorin ihre Figuren noch in der Arbeitswelt und in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Immer wichtiger aber wurde ihr das innere Bild, das die Einzelmenschen von sich selber haben und in die Zukunft entwerfen als einen radikalen Traum von sich selbst.

Immer stärker weiteten sich gleichzeitig ihre Stücke ins Allegorische und Symbolhafte; nicht mehr um die Krankheit einer einzelnen Frau ging es (wie 1974 in "Himmel und Erde"), sondern um das Elend der ganzen westlichen Welt (wie 1988 in "Feuerblume"). Immer wahrscheinlicher wurde dadurch das Scheitern ihrer traumverlorenen Figuren, immer stärker mußte die Autorin sie schützend in Kunstwelten einkapseln - bis hin zu einer Durchpoetisierung des gesamten Dramas mit lyrischen und epischen Fäden. Bis jede Person nur noch an der seidenen Nabelschnur lebt, die jene gute Literatur-Fee für sie webt. Am Schluß kann man Figuren fallenlassen oder aufheben wie eine Masche.

Wie alles nur Ausgedachte wirkt das Stationendrama über "Die fremde Tochter" konstruiert. Elli ist mit ihren Eltern und ihrem Job im Büro zwar irgendwie ganz zufrieden. Aber sie träumt und zweifelt gern wie alle Pubertierenden. Sie gibt sich nicht damit ab, Kostüme zu entwerfen, es muß gleich der "neue Mensch" sein.

Ohnmacht oder Erleuchtung beschließt sie, den "Poretanern" beizutreten, einer Wohngemeinschaft von Jugendlichen. Die Poretaner leben wie Puritaner, arbeiten wie Samariter bei der Pflege von Fieberkranken und entwickeln eine totalitäre Gruppendynamik von Führer und Gefolgschaft wie viele Jugendcliquen. Sogar in ihrer Freizeit sind sie durchorganisiert wie die sieben Zwerge und reden auch so parataktisch.

Elli, das wird angedeutet, könnte ihr Schneewittchen sein. Aber Elli hat immer starke Zweifel und dabei eine Menge Haar- und Identitätsprobleme. Für ihren Lieblings-Poretaner läßt sie ihr langes Haar herunter wie Rapunzel, für den Rest der Mannschaft schert sie sich zum Skinhead, und gegen Schluß bringt sie ihre abgeschnittenen Haare den Eltern zum Opfer. Sie fällt in ihre Kinderrolle zurück, bricht wieder aus, um den Poretaner-Führer niederzustechen und sich selbst zu verbrennen am Ende. Aber die zweite Poretaner-Generation wächst bereits wieder nach. Der vermeintliche Kreislauf der Geschichte rundet sich.

"Die fremde Tochter" lebt in einem Phantasia-Land zwischen Sozialisationsdrama und Märchenreich. Regisseur Christof Nel macht feine, scharfe Schnitte in den Kunst-Kokon. Der Bieler Musiker Martin Schütz zersägt am elektrischen Cello und Sampler alles Stimmungsgewaber, stets gegenläufig zu den häufig gleichgeschalteten Sprach- und Bewegungsströmen.

Barbara Bilabel, zuvor als Regisseurin in Basel zu Gast, hat hier als Bühnenbildnerin das weiße Innere eines Schiffsbauchs konstruiert, eine gewölbte Turn- und Spielfläche mit Griffen, Spalten und Schlitzen. Heraus springt dabei eine überaus lebendige Gruppe von jungen Schauspielern, wie sie im Basler Ensemble von Frank Baumbauer immer wieder nachwachsen. Sie sprechen so rutualisiert wie nötig für das Poretaner-Theater und so realistisch wie möglich, um überhaupt noch Interesse für ihre Figuren zu wecken.

Patrizia Schwöbel hat dabei die undankbare Aufgabe, die Schneewittchen- Elli zu spielen. Sie macht daraus, was irgend geht. Sie gewinnt den Sätzen ein schlichtes Mädchenkind ab, frechforsch und ängstlich, zwischen Trotz und Traum. Sie hat zärtliche Momente mit ihren beiden Poretaner-Freunden (Nicolas Rosat und Edmind Telgenkämper), sie hat komische Augenblicke mit ihren Eltern (Gundi Ellert und Stephan Bissmeier). Aber das liegt allein an der Qualität der Darsteller und nicht am Text.

Nun ist eine gute Fee eigentlich unkritisierbar. Sie ist umgeben von einer Art transzendenter Legalität. Sie meint es nur gut mit den Menschen. Ihren Zaubersprüchen Böses vorzuwerfen, ist das gehässigste, das man tun kann. Es soll nicht unversucht bleiben. Denn die gute Fee vergiftet das Theater. Sie legt die Schauspieler in Gedankenlyrik ein - eine Nährflüssigkeit, die wie Sirup wirkt. Sie ist süßlich und klebt allem an.

Das Medium Theater, wenn es am besten ist, spielt mit den Unterschieden von Schein und Sein. Es trennt zuerst die Ebenen, um sie zusammenzubringen. Gerlind Reinshagen nun pappt von vornherein beides zusammen: das Märchen mit der sozialen Problematik, Vorstellung und Wirklichkeit, Traum und Alltag. Die Universalpoetin Reinshagen bringt das Theater um seinen Gegenspieler: die Wirklichkeit. Der Zauber der guten Fee ist ein fauler. CHRISTINE RICHARD

Wie eine Firma, die sich selbst stillegt "Was ist das jetzt schon wieder für eine Schweinerei?" Von Lutz Fischer, Richard Meng und Matthias Bartsch

Die ersten Kinder spielten gerade ganz friedlich in der Puppenecke, als eine Detonation die Scheiben scheppern ließ. Mit einem Satz war die Leiterin des evangelischen Kindergartens, Meike Bartelt, am Fenster. Da sah sie eine riesige schwarze Rauchwolke über dem Stammwerk der Hoechst AG in den blauen Himmel steigen und dachte: "Was ist das jetzt schon wieder für eine Schweinerei."

Der evangelische Kindergarten in Sindlingen ist keine hundert Meter vom Hoechster Werksgelände entfernt. Als Meike Bartelt den Knall gehört hatte, war es genau 7.47 Uhr, wie Produktionsleiter Gerhard Friedrich Stunden später vor der Presse erläuterte. Und für Hoechst war das Unglück vom Montagmorgen das bedauerlichste in einer Kette von Pannen, Störungen und Unfällen, die den Frankfurter Chemiegiganten verfolgen, seitdem am Rosenmontag aus dem Griesheimer Werk zehn Tonnen o-Nitroanisol ausgetreten waren und sich als klebrig-gelber Film über den benachbarten Stadtteil Schwanheim gelegt hatten.

Diesmal hat das Unglück in Hoechst ein Menschenleben gekostet. Bei der Explosion starb ein 59 Jahre alter Schichtführer, der schon dabei war, als die Anlage "E 513" vor mehr als 23 Jahren angefahren wurde. Sein 51jähriger Kollege, der mit schwersten Brandverletzungen in eine Spezialklinik geflogen wurde, arbeitete dort seit Jahren als Vorarbeiter.

Für die beiden "altbewährten Mitarbeiter" muß ihr Auftrag am frühen Vormittag auch wie eine Routineaufgabe ausgesehen haben. In der Anlage, die jährlich 35 000 Tonnen des als Bindemittel gebräuchlichen Polyvinylalkohols produziert, war in der Nacht zum Montag gegen halb vier ein Trockner ausgefallen. Ein mechanischer Defekt, der von den Schlossern und Mechanikern der Tagesschicht behoben werden sollte. Als einzige Sofortmaßnahme war in der Nacht die laufende Produktion - ein Förderband, auf dem das Vorprodukt Polyvinylacetat mit Methanol zu Polyvinylalkohol "umgeestert" wird - gestoppt worden.

Der Schichtführer sollte mit seinem Vorarbeiter unmittelbar am angehaltenen Band die nötigen Vorkehrungen für die Reparaturen treffen. Dabei muß sich ein hochexplosives Luft-Methanol-Gemisch entzündet haben. Über die Ursachen vermochte Produktionsleiter Friedrich am Montag nur zu rätseln. Solche oder ähnliche Arbeiten seien dort schon häufig angefallen. Als weithin sichtbares Zeichen der Explosion trieb dann eine schwarze Rauchwolke über das benachbarte Sindlingen Richtung Vordertaunus.

Noch während die Feuerwehr den Brand binnen einer Viertelstunde unter Kontrolle brachte und die eilends zusammengerufenen Fachleute den Störfall erörterten, braute sich die nächste Panne zusammen. Unmittelbar nach der Explosion hatten die Hoechst-Techniker auch die Vorproduktion des Vinylacetats "abrupt gestoppt" und versucht, die Reaktionen in den insgesamt acht Kesseln langsam herunterzufahren. Statt zu sinken, stiegen aber die Temperaturen in drei der Reaktoren, das reaktive Gemisch brachte zwei "Berstscheiben" zum Platzen, und eine halbe Stunde nach der tödlichen Explosion gelangte rund eine Tonne eines Gemisches von Vinylacetat und Methanol ins Freie - Stoffe, die krebserregend und giftig sind, aber in den ersten Stunden nach dem Unglück draußen nicht nachgewiesen wurden, so daß der Hoechst-Umweltexperte, Heinz Tobolisch, jede "Gefährdung ausschließen" wollte.

So hatten es die Hoechster auch nach dem Rosenmontagsstörfall allzu eilends verkündet. Gleichwohl zeigte sich der Chemieriese nach der heftigen kritik an seiner undurchsichtigen, späten und verschleiernden Informationspolitik erst einmal als lernfähig. Fernsehteams und Radioreporter, Fotografen und schreibende Journalisten erlebten die sonst so mißtrauischen Hoechster ungewöhnlich offen. Kaum daß einer das Wort Presse fallen ließ, stand schon eine Limousine am Tor Ost, um die Kollegen an Ort und Stelle zu bringen. Plötzlich konnten die Kamerateams auch ohne umständliche Kontrollen mit ihren Wagen durch das so streng gesicherte Werksgelände kurven.

Im Wiesbadener Umweltministerium hat die Hoechster Explosion die neue Woche beginnen lassen, wie die alte geendet hatte. Störfall Nummer sieben (und der zweite wirklich schwere) binnen kurzem nach einer internen Zählung hatte am Freitag nachmittag zur einstweiligen Stillegung einer Anlage bei der Wiesbadener Hoechst-Tochter Kalle geführt, nachdem tausend Liter Schadstoffe freigeworden und hundert davon in den Rhein geflossen waren. Störfall Nummer acht passierte nun pünktlich zum Arbeitsbeginn am Montag morgen - im Stammwerk in Frankfurt-Höchst.

Nur zwei Tage nach dem ersten Störfall war in einer Hoechst-Produktionsanlage für Textilbleichmittel ein Kilo des giftigen Gases Chlordioxid ausgetreten. Am 5. März dann ließen Hoechst-Beschäftigte bei Reparaturarbeiten im Kühlsystem des Stammwerkes mehrere hunderttausend Liter Wasser in den Main abfließen, das mit Restöl verunreinigt war. Am Tag darauf brannte im Werk der Hoechst-Tochter Casella in Fechenheim ein Produktionsgebäude. Und noch einen Tag später, am 7. März, trieb erneut eine farbige Wolke von Hoechst in die Nachbarschaft: Türkise Textilfarbe, die aus einem Abfüllbetrieb entwichen war, schlug sich auf parkenden Autos nieder. Die Werksleitung beteuerte, der Stoff sei ungiftig, das hessische Umweltministerium untersagte gleichwohl vorerst den Betrieb der Anlage.

Gleich zwei Unfälle ereigneten sich am 8. März: Bei der Hoechst-Tocher Tikona im nahen Kelsterbach traten 150 Liter Lösemittelgemisch aus Methanol, Trioxan, Formaldehyd und Wasser nach einer Dosierstörung aus. Im Stammwerk auf der anderen Mainseite entwich Ammoniak, das die Feuerwehr weitgehend mit Wasser niedergeschlagen haben soll.

Nur soviel war dem Wiesbadener Ministerium bis zum Montagabend klar: Es ging beim Störfall Nummer acht um eine neue Unfall-Dimension. Hatte es sich beim Gasaustritt in Frankfurt und beim Wiesbadener Wasseralarm jeweils um menschliches Versagen während der Produktion gehandelt, so handelte es sich hier um eine "atypische Reparatursituation", wie es Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) später ausdrückte.

Fischers Sprecher Georg Dick verlegte sich denn auch am Mittag schon deutlicher als bisher aufs Grundsätzliche: Bei der als "drastisch" angekündigten Erhöhung der technischen Sicherheitsphilosophie, die Fischer in den vergangenen Wochen durchgesetzt hatte und die zur Überprüfung und Nachrüstung von rund 100 Anlagen in ganz Hessen führen soll, werde es nun kaum bleiben können. "Es kann so nicht weitergehen", formulierte es der Minister später vor der Presse. Auch Einsatz, Motivation und Qualifikation der Mitarbeiter bei Hoechst müßten nun überprüft werden. Nach dem technischen Sicherheitskonzept verlangt er von Hoechst jetzt ein Organisationskonzept "ohne Rücksicht auf die Kosten", das die Störfall-Kette zum Abreißen bringt.

Auch die "bundesgesetzlichen Voraussetzungen" für Chemieanlagen spricht Fischer nun an - bis hin zu dem Vorschlag verschärfter Eingriffsmöglichkeiten in genehmigte Betriebe, wenn es zwischen Behörden und Firma "eine ausreichende Vertrauensgrundlage nicht mehr gibt". Hoechst selbst werfe durch sein Verhalten nun "die Frage nach der Zukunft der Chemiestandorte auf", selbst wenn zu einer generellen Stillegung der Firma, wie sie die Bonner Grünen flugs gefordert hatten, einem Bundesland nach Wiesbadener Einschätzung die rechtlichen Mittel fehlen. Jedoch: "Hoechst legt sich selbst still", hat Fischers Sprecher Dick am Mittag formuliert, "so drastisch" müsse man es jetzt ja wohl sagen.

Ein wenig ist es wie 1989, als erst im nachhinein ein schwerer Störfall im Atommeiler Biblis bekannt wurde und danach die Meldewege verkürzt und zuverlässiger gemacht worden sind: Für eine Weile häuften sich schon damals plötzlich die Störfallmeldungen, die von einer sensibilisierten Öffentlichkeit für eine Weile auch sehr aufmerksam registriert wurden. Auch im hessischen Ministerium hat sich jetzt der Eindruck festgesetzt, daß manch kleiner Störfall in früheren Zeiten nach einem trägen System vielleicht zwar ordentlich registriert, aber doch erst viele Tage später den Behörden bekannt geworden sein dürfte - mit der Bemerkung versehen, daß schließlich "nichts passiert" war.

Die Chemiepolitik jedenfalls ist in Hessen durch die Störfall-Kette bei Hoechst jetzt tatsächlich zu einem Thema geworden - was der ersten rot-grünen Landtagskoalition zwischen 1985 und 1987 nie gelungen war. Damals hatte Rot- Grün einen großen Kongreß über den Chemiestandort Deutschland veranstalten wollen, aber nicht einmal der war zustande gekommen. Die Chemie-Industrie einschließlich der Chemie-Gewerkschaft hatte den Dialog boykottiert, das Thema war nach dem hessischen CDU-Wahlsieg von 1987 in der Versenkung verschwunden und auch nach der neuerlichen rot- grünen Regierungsübernahme von 1991 erst einmal überlagert gewesen von der Diskussion über die Gefahr durch atomare Anlagen (Hanau) und Atomtransporte.

Hoechst hat das jetzt geändert, selbst wenn die Informationspolitik der Firma nach dem lauten Knall vom Montagmorgen diesmal nicht beanstandet wird. Anders als beim Ausgangsstörfall vom Rosenmontag hat sich diesmal auch Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) sofort eingeschaltet. Eichel hat Hoechst-Chef Wolfgang Hilger noch für Montagabend nach Wiesbaden "gebeten", um "einen gemeinsamen Weg nach vorne zu finden" (Regierungssprecher Erich Stather). Jede Woche zwei Hoechst-Unfälle hält in Wiesbaden niemand mehr für tolerabel. Die von Fischer eingeleiteten Sicherheitserhöhungen, meint Stather, müßten nun noch "sehr viel schneller gehen."

Kahlschlag auf Einladung Documenta-Leiter Jan Hoet hängt die Sammlung Schömer neu

WIEN. In der österreichischen Kunstszene hat man wenig Vertrauen in die eigene Kraft zur Regeneration. Toni Stooß, der vom Züricher Kunsthaus herbeigeholte Leiter der neugeschaffenen Wiener Kunsthalle, kauft seine erste Ausstellung (Double Take - Kollektives Gedächtnis & Heutige Kunst) in London bei der Hayward-Gallery ein. Die Akademie der bildenden Künste feiert ihr 300-Jahre-Jubiläum mit einer Installation des englischen Filmemachers Peter Greenaway im Kunsthistorischen Museum.

Der Bundesminister für Unterricht und Kunst, Rudolf Scholten, hat vor anderthalb Jahren zwei Kuratoren, Catherin Pichler und Robert Fleck, mit je 15 Millionen Schilling (etwa zwei Mill. Mark - zum Vergleich: das Museum moderner Kunst verfügt über ein Jahresbudget von 500 000,- Mark) ausgestattet und dem Auftrag, große Projekte zwecks Strukturverbesserung zu entwickeln. Für eine Ausstellung "Wien-Berlin" gewann Robert Fleck den Frankfurter Ausstellungsmacher Kaspar König, der feststellte, daß in Wien nicht genügend Substanz vorhanden sei und das Projekt sterben ließ.

Beide Kuratoren haben jetzt je etwa drei Millionen Schilling abgerechnet. Die großen Projekte sind nicht in Sicht, dafür gibt es, auf Kosten des Unterrichtsministeriums, in Wien eine rege Reisetätigkeit ausländischer Galeristen zu verzeichnen, und Wiener Galeristen lassen sich von Fleck die Schaustellung des neuesten Schicks aus den USA bezahlen.

Auf Einladung eines Wiener Sammlerehepaars ist jetzt Jan Hoet auch in Wien tätig geworden. Karlheinz und Agnes Essl, Inhaber eines Baustoffmarkt-Imperiums, haben in den letzten zehn Jahren die größte Privatsammlung zeitgenössischer österreichischer Kunst zusammengetragen, über 2000 Bilder verschiedenster Richtungen, von der gestischen Abstraktion, dem Aktionismus bis zum Realismus, Phantastischen Realismus und den Neuen Wilden.

In der Firmenzentrale, die der Architekt Heinz Tesar als architektonisch ansprechende Kombination von Bürogebäude und Kunsthalle gebaut hat, hing bis jetzt ein Querschnitt dieser Sammlung, etwa 100 Bilder von 60 Künstlern, Anzinger und Schmalix, Nitsch und Rainer, Maria Lassnig und Attersee, Lehmden und Brauer, Hollegha, Mikl und Prachensky, Hrdlicka und Hundertwasser. In zwei Tagen hat sich der Genter Museumsdirektor und Leiter der vorjährigen Documenta mit der Sammlung vertraut gemacht, am dritten Tag hat er in deren frei zugänglichem Teil einen Kahlschlag veranstaltet. Übriggeblieben sind etwa sechzig Bilder von zwanzig Künstlern. Obwohl die Essls die gegenwärtig auch in Österreich dominierende Kunstform der Rauminstallation nicht sammeln, hat ihnen Jan Hoet eine Installation abgeliefert.

"Gotisch" nennt er eine Anordnung in den vierstöckigen Hallen, in der die Bilder von unten nach oben ihren Farbwerten nach angeordnet sind, von schwarzen Rainers und Nitschs über grünliche Hundertwassers und Attersees zu einem weißen Oberhuber. Von unten nach oben nimmt der Grad der Abstraktion ab, und das Figurative wird prononzierter, bis zu zwei Porträts, die Herbert Boeckl und Wilhelm Thöny gemalt haben, lang vor der ersten Generation der österreichischen Nachkriegsavantgarde.

Wer sich von Hoet also irgendwelche Einsichten und Erkenntnisse zur Entwicklung und Gegenwart der österreichischen Kunst erwartet hat, wird nachhaltig enttäuscht. Hoet verwendet die Bilder als Spielzeug, die vertikalen und horizontalen Querbezüge haben den Oberflächenreiz des Subjektiven. Die Pointe liefert ein einziges Bild, das an seinem früheren Platz hängengeblieben ist, eine großformatige Landschaft. Der Rahmen des pastellfarbigen Ölbilds ist fest mit der Betonwand verschraubt.

Um seine Auswahlkriterien zu erklären, verwendet Jan Hoet manchmal das Attribut "akademisch". Er versteht darunter zu viel kunstgeschichtliche Referenzen und zu wenig Inventivität. In diesem Sinn ist die Landschaft zweifellos "akademisch". PAUL KRUNTORAD

Seltsame Allianzen zwischen erprobten Gegnern Ein Volksentscheid soll Italien aus der Krise helfen und die Parteien zur Reform zwingen: Kommt das Mehrheitswahlrecht?

Italien stellt in diesen Tagen eine Reihe von nationalen und internationalen Rekorden auf. Wo in der westlichen Welt ist ein ganzes politisches System so gründlich zusammengebrochen wie in Rom? Wo hat die Justiz einen so großen Teil der Herrschenden als korrupt entlarvt? Doch diese Lawine, die auf die Parteienlandschaft heruntergedonnert ist, bringt nicht nur Zerstörung. Sie schafft auch Platz für Neues. Während seines Besuchs in London sagte Ministerpräsident Giuliano Amato am vergangenen Wochenende: "Die Veränderungen in unserm Lande können sich sehr positiv auswirken, sie können aber auch verheerende Folgen haben. Es kommt ganz darauf an, wie wir die Sache in den Griff nehmen."

Beim Versuch, den heruntergewirtschafteten Institutionen ein neues Profil und bessere Funktionsfähigkeit zu geben, verhielten sich bisher weder Parlament noch Regierung vorbildlich. Zu sehr sind die übriggebliebenen Politiker damit beschäftigt, vom Alten zu retten, was zu retten ist. Doch ein Datum steht fest, an dem die Bürger der Republik selbst Entscheidungen erzwingen können: Am 18. und 19. April sind sie zu einem aus zehn Teilen bestehenden Volksentscheid aufgerufen. Aus dem Strauß der Fragen sind zwei von lebenswichtiger Bedeutung für das politische Rom: die Finanzierung der Parteien und das Verhältniswahlsystem.

Während der Wähler in seinem Zorn über die Erpressung von Schmiergeldern in "Tangentopoli" mit Sicherheit den staatlichen Geldhahn für die Parteien zudrehen wird, ist der am Wochenende eröffnete Kampf um das "Si" oder das "No" der Italiener zur Abschaffung des bisherigen Wahlsystems noch nicht entschieden. Die römische Verfassung kennt nur ein Referendum, das Gesetze abschafft. Doch wenn das Verhältnissystem für die Wahl des Senats (die zweite Kammer des Parlaments) aus der Welt geschafft wird, dann sind die Politiker zur Verabschiedung einer Reform gezwungen.

Das alte System hatte bisher das Verdienst, den Willen des Volkes haargenau ins Parlament zu übertragen. Die Prozente der Wählerstimmen entsprachen ohne Abweichung dem Anteil der Abgeordnetensitze in Deputiertenkammer und Senat. Doch die Nachteile dieser Ordnung führten zum Ruin der Ersten Republik: Immer mehr politische Gruppen und Von Horst Schlitter (Rom) Grüppchen (zur Zeit sind es 16!) redeten in den beiden Kammern aneinander vorbei und verhinderten eine seriöse gesetzgebende Arbeit. Außerdem konnten sich die Volksvertreter bisher darum drücken, ihren Wählern in den Wahlkreisen Rede und Antwort zu stehen. Vielmehr versteckten sie sich hinter den Kandidatenlisten der Parteien. Erst die Mailänder Richter der Aktion "Mani pulite" (saubere Hände) machten die Verantwortung des einzelnen deutlich.

Erst spät hat Italien begriffen, warum der Fall der Berliner Mauer für das eigene Land ähnlich dramatische Konsequenzen hatte wie für das zweigeteilte Deutschland. Der Sturz östlicher Staatsideologien riß nämlich nicht nur den Kommunismus mit sich, sondern auch den Antikommunismus. Der frühere Staatspräsident Francesco Cossiga kommentierte das so: "Früher nahm die KPI Geld von Moskau, um den Frieden gegen den Kapitalismus zu verteidigen. Die Democrazia Cristiana nahm Geld von Washington, um die westliche Demokratie zu retten. Aber niemand hat sich darüber aufgeregt."

Erst nach dem Fall der Mauer verlangten die für Jahrzehnte auf ihre katholische Mehrheitspartei orientierten braven Bürger Rechenschaft über viele Ungereimtheiten der Vergangenheit, und einige mutige Untersuchungsrichter nutzten den Stimmungswandel im Lande zu strengen Untersuchungen, die nicht wie bisher auf halbem Wege stehen blieben. Ihre Stimme gaben die Bürger jetzt auch neuen Kräften wie der Lega Nord, die sich immer mehr von ihren separatistischen Anfängen entfernt, und den Mafia- Gegnern von La Rete (das Netz) im Süden.

Obwohl es gerade den neuen Akteuren auf der politischen Bühne die Chance zum erfolgreichen Auftritt gab, ist das alte Wahlsystem jetzt in den Geruch gekommen, Ausdruck einer überholten Staatsordnung zu sein. Der Christdemokrat Mario Segni, Sohn des aus Sardinien stammenden Staatspräsidenten Antonio Segni und stärkster Vorkämpfer für die Volksentscheide im April, kündigte beim beginnenden Wahlkampf in der Inselhauptstadt Cagliari "eine historische Wende" an und fuhr fort: "Die Italiener geben ein Urteil ab über dieses alte System, über diese alten Parteien, über diese alten Funktionäre." Mit der Democrazia Cristiana (DC) hat sich der Präsidentensohn schon vor über einem Jahr tief zerstritten, obwohl er ihr Parteibuch noch in der Tasche trägt.

An dieser Stelle verwirrt sich das politische Spiel. Zwar geben alle Parteien an, sie setzten sich ein für die Erneuerung von Legislative und Exekutive, doch dabei behalten sie ihren eigenen Nutzen fest im Auge. Das Mehrheitswahlrecht nach französischem Vorbild, bei dem in kleineren Wahlkreisen nur ein erfolgreicher Kandidat ins Parlament einzieht, läßt die Chancen der großen Gruppierungen steigen. Die kleinen hingegen sehen ihre Felle davonschwimmen. Segni hat seinen Gesinnungsfreunden in den vergangenen Monaten zwar viel Ärger bereitet; dennoch empfiehlt die DC ihren Wählern, zur Abschaffung des Verhältniswahlrechts "ja" zu sagen. Die Demokratische Linke (PDS) ist der Koalitionsregierung Giuliano Amatos zwar spinnefeind, wirbt aber trotzdem mit großer Mehrheit für das Ja wie auch die in Oberitalien mächtig gewordene Lega Nord des Senators Umberto Bossi. Zugleich treten diese neuen Alliierten einander gegen das Schienbein, wo sie nur können. Nach den jüngsten Tumulten im Senat kanzelte DC-Sekretär Mino Martinazzoli die Bossi-Fraktion ab: "Sie haben höchstens die Qualität von Fußballfans im Stadion."

Seltsame Allianzen beim "Si", seltsame Allianzen beim "No". Neofaschisten, Altkommunisten und die Mafiagegner des Bündnisses Rete stemmen sich verzweifelt gegen den Volksentscheid. Sie beschimpfen das geplante Mehrheitswahlsystem als "Betrugsmanöver des alten Parteienklüngels".

Heute sind sie in den beiden Kammern noch mit 120 Sitzen vertreten, morgen könnten sie in den Papierkorb der Weltgeschichte fallen wie weitaus größere Parteien, die sich den Wählern in Großbritannien oder den USA präsentieren. Nur die Sozialisten, die von den "sauberen Händen" besonders schmerzlich geschlagen worden sind, haben sich noch nicht klar für das Ja oder Nein entschieden. Als Partei mit weniger als 20 Prozent der Stimmen droht auch ihnen das Aus bei einer Auseinandersetzung, in der nur der jeweils Stärkste gewinnt. Doch könnten sie nach künftigen Wahlabsprachen mit anderen linken Kräften den Boden zurückgewinnen, der ihnen durch die Bestechlichkeit vieler Genossen verloren ging.

Ein Teil des Wegs zur Zweiten Republik ist schon zurückgelegt. Verschwunden ist nicht nur die alte KPI, die allein durch ihre Existenz eine demokratische Alternative unmöglich machte. Ins Abseits geschoben sind auch viele Mächtigen von gestern: die Christdemokraten Forlani und Gava, die Sozialisten Craxi und De Michelis zusammen mit mehreren Dutzend Dauerfunktionären. Vor allem aber der allgegenwärtige, allgewaltige Giulio Andreotti, der nach einer alten italienischen Redensart "gutes und schlechtes Wetter machen" konnte. Ob sie sich alle wegen krummer Geschäfte vor dem Strafrichter verantworten müssen, ist nur ein Aspekt der Erneuerung. Darüber hinaus entscheiden jetzt die Personen, die an die Stelle der alten Dauerregierer treten, und die Ordnung, in der sie sich bewegen werden, über Erfolg oder Mißerfolg der Reformbemühungen.

Mit Mühe und im Kampf gegen tausend Schwierigkeiten arbeitet das Parlament an einem Mehrheitswahlrecht, das in Zukunft den Regierungen ermöglichen soll, wie in anderen Staaten üblich einige Jahre lang zu überleben. Zwar stören die Kleinen von der Nationalen Rechten bis zu den Altkommunisten alle Reformbemühungen, doch kommen von den Gewerkschaften ermutigende Signale. Bruno Trentin, Generalsekretär der Massenorganisation CGIL, läßt sich nicht in den Streit hineinziehen und stellt fest: "Es ist nicht unsere Aufgabe, den Rücktritt der Regierung zu verlangen.

Eine Gewerkschaft mit über fünf Millionen Mitgliedern kann sich doch nicht auf dem Altar der Interessen dieser oder jener linken Partei opfern." Optimisten hoffen jetzt, daß die nötige Reform so rechtzeitig gelingt, daß die ersten Wahlen zur "Zweiten Republik" im kommenden Oktober stattfinden können.

Worthülsenfrüchte aus dem Bauchladen Thomas C. Breuer mit "Café Jähzorn" in der Alten Oper

Man mag gegen die Wortspielerei sagen, was man will: Sie kann zum Zwang werden, zur öden Originalitätssucht, zu einem blindwütigen Ausschlachten jeder noch so kleinen Witz-Chance, die die Sprache bietet. Wer aber deshalb völlig darauf verzichten will, sollte als Weltschmerzverbesserer zur Drögenberatungsstelle gehen. Denn wie soll man der Sprache ihre sture Gedankenarmut, ihren Gehorsam gegenüber dem Klischee anders austreiben als spielerisch? Können vor lachen? Lachen vor Könnern! Thomas C. Breuer ist so ein Könner, einer, der durch die Veränderung eines einzigen Buchstabens aus einer vertrockneten Worthülse eine saftige Frucht hervorzaubern kann: "Wann kommt es denn nun endlich, das Solidar-Pack?"

Breuer präsentierte im Hindemithsaal der Alten Oper sein Jubiläumsprogramm, mit einem Potpourri aus alten und neuen Stücken, nicht ohne den Stolz eines reichen Archiv-Besitzers, auf "15 Jahre Humorbranche" zurückblickend. Nicht, daß er als Kleinkünstler Preise kassiert und über das Fernsehen berühmt geworden wäre, aber bei der gegenwärtigen Inflation von Kabelsendern, so meint er zuversichtlich, wird daraus vielleicht schon bald ein zugkräftiger Plakat-Slogan: "Garantiert nicht im Fernsehen!"

Breuer ist sich selbst und seiner ausdrücklich bejahten Heidelberger Provinz treu geblieben. Seit seinem ersten Programm 1978 ("Vater Staat bringt uns noch unter Mutter Erde") hat er den Humor-Humus der Sprache beackert und Nummer an Nummer, Buch an Buch gereiht. Ein Spaß-Guerillero mit eisernem Durchhaltewillen blieb er auch in der Pause, als er im noblen Ambiente der Alten Oper seinen Bauchladen mit Druckwerken und Kassetten aufschlug.

Mit der gleichen Leichtigkeit wie Hüte und Brillen wechselt Breuer Dialekte, Tonarten und Rhythmen des Sprechens. Seine Stimme verjazzt die Sprache schichtenweise, weit über das Finden einzelner sprachwitziger Pointen hinaus. Dem entspricht sein Kabarett-Begriff: "Die Entführung aus dem Detail" oder "es nimmt sich im allgemeinen viel zu ernst".

Der Zeitgeist ist alles andere als sicher vor Seitenhieben und Zungenschlägen, aber Breuers Kleinkunst ist wohltuend dünn besiedelt mit kritischem Pathos und angeprangerten Mißständen. Um dem Galgenhumor neue Impulse zu geben, geht er so weit, die Wiedereinführung der Todesstrafe zu fordern.

Doch auch uns Bewohnern der "Hakle- Feuchtgebiete" gilt sein Mitgefühl, die wir von so vielen aufsässigen Gegenständen, von einem Bombardement der Sonderangebote und an jeder Ecke lauernden Schnäppchen umlagert sind. Könnte man, um den Abstieg von einem Intercity in einen Nahverkehrszug zu verkraften, diesen nicht wenigstens in "Inter-Ruptus" umtaufen? Breuers bohrendes Fragen macht auch vor großen historischen Zusammenhängen nicht halt wie zum Beispiel: "Hätte Jesus Franz Alt aussehen lassen?" PETER PETERS

Wirtschaftsverbände karten beim Solidarpakt nach Auch Banken vermissen Vorrang für Einsparungen / Umlagefinanzierter Pflegeschutz wäre "Kriegserklärung"

MÜNCHEN/BONN (dpa/rds/tma/rtr). Die deutsche Wirtschaft reagiert mit Erleichterung auf die Bonner Einigung über den "Solidarpakt", meldet aber ungeachtet zustimmender Äußerungen auch massive Bedenken wegen Details an. Das private Kreditgewerbe erwartet, daß die Bundesbank in Reaktion auf das am Wochenende von Koalition, SPD-Opposition und Bundesländern vereinbarte Föderale Konsolidierungsprogramm ihren Zinssenkungskurs beibehält. An den Finanzmärkten gilt es als denkbar, daß die Währungshüter bereits auf ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag die Geldpolitik weiter lockern. Zentralbankratsmitglied Helmut Hesse meint, das Gremium werde den "Solidarpakt", mit dem eine "klare Grundlage" für die Wirtschaft geschaffen worden sei, "sehr intensiv diskutieren".

Die Organisationen von Industrie (BDI), Handwerk (ZDH) und Arbeitgebern sowie der DIHT als Dachverband der Industrie- und Handelskammern werten die Bonner Beschlüsse als ein wichtiges Signal zur Vertrauensbildung in der Wirtschaft und als bedeutenden Beitrag zur Stützung von Konjunktur und Beschäftigung. Sehr kritisch merkten die Vertreter der vier Verbände beim traditionellen Münchener Spitzengespräch anläßlich der Handwerksmesse aber an, daß der Pakt dem Zwang zu äußerster Sparsamkeit bei weitem nicht gerecht werde. Den Vereinbarungen müsse jetzt noch Entscheidendes hinzugefügt werden. Besonders in der Pflicht stünden die Gewerkschaften, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Mit allem Nachdruck appelliere die Wirtschaft an die IG Metall, das Gesprächsangebot der Arbeitgeber aufzugreifen und die Tarifpolitik in den "Solidarpakt" einzupassen. Die Demontage der Tarifautonomie treffe auch die Gewerkschaften (siehe zu diesem Thema auch Bericht auf Seite 12).

Kritisiert wird nicht zuletzt das "eindeutige Übergewicht der Einnahmeverbesserungen". Die Erhöhung der Vermögen-, Versicherung- und Mineralölsteuer werde den wirtschaftlichen Aufschwung beeinträchtigen. Und bei den Einsparungen, karten die Repräsentanten der Wirtschaft nach, seien die Sozialausgaben "wieder einmal tabuisiert worden". Auch das Thema Subventionsabbau, so der DIHT, sei ausgeklammert worden. Ferner bedeute die erneute Aufstockung der Mittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen um zwei Milliarden Mark "Ausgaben im konsumtiven und leider nicht im investiven Bereich".

Die Spitzenverbände fordern die schnelle Verabschiedung des sogenannten Standortsicherungsgesetzes. Dies sei von elementarer Bedeutung für die Zustimmung der Wirtschaft zum "Solidarpakt". Außerdem wird der Verzicht auf die umlagefinanzierte Pflegeversicherung verlangt, deren Einführung einer Kriegserklärung an die Wirtschaft gleichkäme.

Positiv heben die Verbände hervor, daß der Bonner Kompromiß nach einer allzu langen Phase der lähmenden Entscheidungslosigkeit verläßlichere Perspektiven eröffne und mit günstigeren Rahmenbedingungen dazu diene, die Investitionstätigkeit zu verstärken. Besonders begrüßt die Wirtschaft den vorläufigen Verzicht auf Ertragsteuer- und Beitragserhöhungen sowie auf die Einführung einer Arbeitsmarktabgabe. Der rezessiven Entwicklung werde damit ebenso entgegengewirkt wie mit der verstärkten Mißbrauchsbekämpfung auf sozialem Gebiet. Bankenpräsident Eberhard Martini nennt die Übereinkunft zum "Solidarpakt" - "zumal unter den besonderen Bedingungen der deutschen Vereinigung" - zwar erfreulich. Er bezeichnet es aber auch als bedauerlich, daß konkrete Einsparungen in den öffentlichen Haushalten, die eigentlich Vorrang haben sollten, sehr in den Hintergrund getreten seien. Anläßlich der Mitgliederversammlung seines Verbandes in Bonn meinte er, ein Großteil der ohnehin begrenzten Ausgabenkürzungen, wie sie im Konsolidierungsprogramm vorgesehen waren, sei nun wieder zurückgenommen worden. Statt dessen werde die schon zu hohe Abgabenquote in Deutschland (siehe Graphik) weiter steigen, auch wenn der Solidaritätszuschlag erst von 1995 an erhoben werde. Trotzdem glaubt Martini, daß sich für das Haus Schlesinger nun ein klares Bild für die Fortsetzung der vorsichtigen Zinssenkungen ergebe. Er warnt allerdings im Hinblick auf das bereits niedrige Zinsniveau am Kapitalmarkt vor übereiltem Handeln: "Nur dann können die langfristigen Zinsen auf dem jetzigen Niveau gehalten und die kurzfristigen Sätze weiter hinuntergeschleust werden."

Auf den Beitrag der Kreditinstitute zum "Solidarpakt" in der dem Bundeskanzler versprochenen Höhe von einer Milliarde Mark eingehend, bekräftigt Martini die Zusage an Treuhandchefin Birgit Breuel, die privaten Banken würden für Erwerb und Kapitalversorgung privatisierungsfähiger Ost-Unternehmen einen Betrag von 400 Millionen Mark zur Verfügung stellen. Hierfür werde eine gemeinschaftliche Einrichtung namens "Beteiligungsgesellschaft Neue Länder" geschaffen, die nach dem Verteilungsschlüssel des bestehenden Einlagensicherungsfonds zwischen den Instituten die sanierungsfähigen mittelständischen Betriebe übernehmen und der Privatisierung zuführen werde. Den Verantwortlichen in den neuen Ländern empfiehlt Martini eine "Besinnung auf das verteilungspolitisch Mögliche".

Ausgelassen Das Museumsorchester

Eitel Sonnenschein vor der Alten Oper - die meisten Konzertbesucher ließen trotz der frischen Temperaturen die Mäntel zu Hause - und in der Alten Oper, wo das Frankfurter Museumsorchester das 7. Sonntagskonzert auflegte. Bei Samuel Barbers offensichtlich unverwüstlichen "Adagio for Strings" op. 11 waren zunächst nur die Streicher am Werk, koordiniert durch den amerikanischen Dirigenten Leonard Slatkin. Dieser dirigierte ohne Stab, um beide Hände frei zu haben für die vielfältigen zarten Pianoabstufungen und Rubati, die den Reiz des Werks ausmachen. Die Musiker des Orchesters malten die Partitur in zarten, aber deckkräftigen Pastellfarben aus, setzten verhalten dramatische Akzente und schufen einen disziplinierten, dichten Klang.

Ausgesprochen temperamentvoll ging es dann anschließend bei "Schelemo" ("Salomon") zu, der Hebräischen Rhapsodie für Violoncello und Orchester von Ernest Bloch. Mischa Maisky, der dieses Werk besonders liebt, war der erfahrene Solist, Slatkin ein ebenso abgeklärt sicherer Begleiter wie das Orchester. Einige Unsicherheiten in der Intonation, überraschenderweise auf beiden Seiten, durften der frühen Morgenstunde angerechnet werden. Um so makelloser dann die Zugabe, bei Cellisten traditionell ein langsamer Satz von Altmeister Bach.

Zur Vorbereitung auf weitere Frühlingsfreuden spielte das Museumsorchester nach der Pause Dvoráks heiter-gelöste 8. Symphonie in G-Dur. Slatkin legte sie routiniert temperamentvoll an, stachelte an, glättete gelegentlichen Überschwang, schuf reizvolle Tempo- und Klangkontraste und führte das Werk mit gebührender Ausgelassenheit im Schlußsatz zu einem überaus (gemessen am Beifall) erfolgreichen Schluß. K.K.F.

Neues Bildungsprogramm des DGB liegt vor

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ein Tagesseminar "Mein Arbeitsplatz macht mich krank" dreht sich um psychische Probleme von Beschäftigten. Andere Veranstaltungen befassen sich mit der Wassergewinnung in der Rhön, Windkraftwerken und der Frage "Gentechnik - Segen oder Fluch für die Menschheit?". Eine Lesung erinnert an die Bücherverbrennungen der Nazis vor 60 Jahren - ein vielfältiges Angebot unterbreitet der Deutsche Gewerkschaftsbund für den Hoch- und Main-Taunus-Kreis und die Wetterau in seinem neuen Bildungsprogramm.

Es reicht von den festen Gewerkschaftsterminen wie 1. Mai und Antikriegstag über sozial-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Seminare zu Rente, Arbeitsplatzwandel oder Flüchtlingen bis zum Familien-Bildungsurlaub "Umweltgefährdung und Umweltschutz in Theorie und Praxis" am Twistesee.

Interessenten erhalten das Programm beim DGB-Zweigbüro für den Hoch- und Main-Taunus-Kreis, 6380 Bad Homburg, Basler Straße 2, Tel. 0 61 72 / 69 01 78. stk

Von der Gentechnik bis zur Bücherverbrennung

HOCHTAUNUSKREIS. Ein Tagesseminar "Mein Arbeitsplatz macht mich krank" dreht sich um psychische Probleme von Beschäftigten. Andere Veranstaltungen beschäftigen sich mit der Wassergewinnung in der Rhön, Windkraftwerken und der Frage "Gentechnik - Segen oder Fluch für die Menschheit?". Eine Lesung erinnert an die Bücherverbrennungen der Nazis vor 60 Jahren - ein breites Angebot hat der Deutsche Gewerkschaftsbund für den Hoch- und Main- Taunus-Kreis und die Wetterau in seinem neuen Bildungsprogramm zusammengestellt.

Es reicht von den festen Gewerkschaftsterminen wie 1. Mai und Antikriegstag über sozial-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Seminare zu Rente, Arbeitsplatzwandel oder Flüchtlingen bis zu Familien-Bildungsurlaub "Umweltgefährdung und Umweltschutz in Theorie und Praxis" am Twistesee.

Interessenten erhalten das Programm beim DGB-Büro für den Wetteraukreis in Friedbreg, Kettelerstraße 19, Tel. 0 60 31 / 54 77. stk

"Spiel der Spiele" in der Fußball-Oberliga der Frauen am Samstag an der Opel-Brücke Karl-Heinz Hochgesand ist sich sicher: "Der Sieger holt die Meisterschaft" FR-Interview mit Flörsheims "Mr. Fußball" / Gäste aus Wölfersheim liegen nur einen Punkt zurück / Reizvolles Duell: Beste Abwehr gegen besten Angriff

Zu einer Vorentscheidung - Insider sprechen sogar bereits von der Entscheidung - im Kampf um die Titelvergabe in der Frauenfußball- Oberliga Hessen wird es am Samstag (16.30 Uhr, Sportplatz an der Opelbrücke) kommen, wenn Spitzenreiter SV 09 Flörsheim den Tabellen-Zweiten TSG Wölfersheim empfängt. Ein Punkt trennt die Teams, die sich seit Wochen einen einsamen Zweikampf an der Tabellenspitze liefern.

Die jeweiligen Stärken der beiden führenden Mannschaften liegen auf der Hand, betrachtet man das jeweilige Torverhältnis: Die Gastgeberinnen kassierten vergangene Woche gegen TSG 51 Frankfurt (3:1) ihr erstes Gegentor dieser Saison, trafen jedoch in elf Spielen nur 15mal in des Gegners Netz. Die Gäste aus der Wetterau hingegen verfügen über den bei weitem besten Angriff der Klasse (33 Tore in elf Partien). Abteilungsleiter der Flörsheimerinnen, die in diesem Jahr endlich den Aufstieg in die Bundesliga schaffen wollen, ist Karl-Heinz Hochgesand (Bild) - und dies bereits seit 25 Jahren. Den Fußball-Experten, der auch Vorsitzender des SV 09 und stellvertretender Kreisfußballwart im Main-Taunus-Kreis ist, befragte FR-Mitarbeiterin Ina Schneider im Vorfeld des richtungweisenden Spieles.

FR: Am Samstag steigt der große Schlager der Frauen-Oberliga. Entscheidet sich in diesem Spiel bereits die Meisterschaft? Karl-Heinz Hochgesand: "Ja, es ist anzunehmen." Befürchten Sie einen gravierenden Rückschritt, wenn der Aufstieg des SV auch in diesem Jahr nicht bewerkstelligt wird? Wäre das Team für die Bundesliga- Aufstiegsrunde gerüstet?

"Für die Aufstiegsrunde sind wir gerüstet. Sollte es wider Erwarten doch nicht klappen, sehe ich in der Tat einen Rückschlag für den SV Flörsheim. Man kann eine Mannschaft dieses Niveaus nicht ewig zusammenhalten, wenn es immer wieder knapp danebengeht. Die Spielerinnen werden älter und wollen irgendwann einmal in der Bundesliga spielen."

Sie sind Abteilungsleiter und Vorsitzender beim SV 09 und stellvertretender Kreisfußballwart. Bliebe Ihnen noch Zeit, eine Frauen-Bundesligamannschaft zu managen?

"Ja, da feststeht, daß ich nicht mehr für den Vorsitz des SV und auch nicht für den Kreisfußball-Ausschuß kandidieren werde, bleibt genug Zeit. Ich habe meiner Frau schon seit langem versprochen, kürzerzutreten. Mit 65 Jahren sollte ich dies auch tun. Aber die Frauen liegen mir besonders am Herzen, weil ich schon seit 25 Jahren dabei bin."

Wo will der SV 09, der keinen Natur-rasenplatz hat, eventuell seine Heimspiele austragen?

"Wir würden im Falle des Aufstiegs unsere Heimspiele im Opel-Stadion in Rüsselsheim austragen. Das ist bereits abgeklärt. Die Aufstiegsrunde könnten wir im Sportpark Kelsterbach oder auf der Heide in Hofheim austragen, denn zur betreffenden Zeit werden im Opel-Stadion die Umkleideräume renoviert."

Warum ist die Entwicklung des Frauen-Fußballs, besonders im Maintaunuskreis, rückläufig und gibt es dort nur noch wenige Teams?

"Da fragen Sie etwas, was mir sehr am Herzen liegt und mich wirklich frustriert. Es ist ein besonderes Völkchen hier im Main-Taunus-Kreis. Die Leute sind etwas konservativ. Ich habe mich selbst sehr bemüht und keine rechte Erklärung für die schlechte Lage. Teilweise ziehen die Schulen nicht richtig mit. Man findet nicht die rechten Ansprechpartner, um Mädchen für den Fußball zu begeistern."

Was hat der Flörsheimer Frauen-Fußball im Nachwuchsbereich zu bieten?

"Wir haben eine Mädchen-Mannschaft, da kommen dieses Jahr fünf Spielerinnen raus. Die Mannschaft kann dennoch weiterbestehen. Noch nicht gelungen ist uns eine Altersstaffelung, die ich mir wünschen würde. Das Schwierigste war, diese Mannschaft vor drei Jahren auf die Beine zu stellen."

Kann der SV 09 finanziell mit Klubs wie dem FSV oder der SG Praunheim mithalten? Welche Gelder sind nötig, um in der Bundesliga spielen zu können?

"Nein, da können wir nicht mithalten. Wir finden in unserem Raum kaum Sponsoren. Was ich schon alles versucht habe, das füllt ganze Ordner. Doch die Resonanz blieb aus. Auch das Opel-Stadion kostet uns zehn Prozent der Einnahmen, und wir dürfen dort nichts zum Verkauf anbieten. Ich hoffe, daß die Stadt einen Ausgleich schafft. An den Magistrat der Stadt Flörsheim haben wir eine Etat-Aufstellung gegeben. Wenn die Stadt nichts tut, dann gehen wir baden. Etwa zehn- bis fünfzehntausend Mark brauchen wir von der Stadt. Zwei Sponsoren haben Unterstützung avisiert, wenn wir den Aufstieg schaffen. Insgesamt wird sich der Etat auf 60 000 Mark belaufen."

Wie viele "echte" Flörsheimerinnen stehen noch in der aktuellen Mannschaft?

"Nur eine, Birgit Hense. Einige haben ziemliche Wege zu bewältigen. Vom Hauptverein bekommen wir einen Fahrtkostenzuschuß, aber die Mädels sind sehr kulant und wissen, daß sie auch selbst etwas dazutun müssen."

Wie groß ist das allgemeine Zuschauerinteresse, wie viele Fans erwarten Sie zum Schlager am Samstag?

"Der Durchschnit liegt bei hundert. 150 bis 200 sollten es am Samstag schon werden. Früher hatten wir auch 500 bis 600, als noch mehr Einheimische dabei waren. In der Bundesliga kalkulieren wir mit 250 pro Heimspiel."

Wie erklären Sie sich den Erfolg des Aufsteigers Wölfersheim? Hat das Niveau der Liga insgesamt nachgelassen?

"Mich hat Wölfersheim im Hinspiel stark überrascht. Wir hatten in Wölfersheim unseren stärksten Gegner und - ehrlich gesagt - nur mit Glück 1:0 gewonnen. Allgemein hat seit Einführung der Bundesliga das Oberliga-Niveau schon nachgelassen."

Was gefällt Ihnen persönlich am Frauen-Fußball, für den Sie sich so stark engagieren? Wo liegen die Hauptunterschiede zum Männer-Fußball?

"Was mir gefällt: Es sind wirkliche Sportlerinnen, mit Leib und Seele bei der Sache. Die bleiben auch bei der Stange, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, sind reine Amateure, die keine Forderungen stellen. Gegenüber den Männern geht bei Frauen die Fairneß vor."

Ihr Tip für das Oberliga-Spitzenspiel?

"Wir wollen unseren Heimnimbus wahren. Seit zweieinhalb Jahren haben wir daheim kein Pflichtspiel mehr verloren. Bei einem Unentschieden bliebe es spannend, ein Sieg wäre die Vorentscheidung. Allerdings fehlt eventuell unsere Stammkeeperin Elke Ringel, die zuletzt mit hohem Fieber im Bett lag. Sandra Bellof hat Knieprobleme. Birgit Hense hat im Tor zwar gut gespielt, aber sie fehlt uns dann im Feld. Ich glaube jedenfalls, daß es ein gutes Spiel wird."

Die Finanzlage ist noch düsterer als bisher erwartet "Haushaltsloch" wuchs auf 250 Millionen Mark an Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Schock für SPD und Grüne noch vor dem Beginn der Koalitionsverhandlungen am kommenden Sonntag: Die Finanzlage der Stadt ist düsterer als erwartet. Nach streng vertraulichen Zahlen, die Kämmerer Martin Grüber (SPD) zum tatsächlichen Rechnungsergebnis 1992 vorlegte, gab es im städtischen Etat des vergangenen Jahres eine "Unterdeckung", also ein Defizit, von 250 Millionen Mark. Bisher war nur bekannt gewesen, daß 1992 etwa 87 Millionen Mark weniger an Steuern eingingen, als der Kämmerer erwartet hatte. Rechnet man das Defizit im Verwaltungshaushalt des Jahres 1991 von knapp 200 Millionen Mark hinzu, muß die Kommune jetzt bereits ein Finanzloch von knapp 450 Millionen Mark schließen. Alarmierende Zahlen nannte das vertrauliche Papier des Kämmerers auch zur Situation bei den städtischen Gesellschaften: Sie schieben demnach 1992 "nicht gedeckte Verluste" von 115 Millionen Mark vor sich her - das sollen 60 Millionen Mark mehr sein als geschätzt. Dabei ist allerdings die Finanzlücke bei den Städtischen Kliniken in Höchst noch nicht berücksichtigt. Fachleute rechnen hier für 1992 mit einem Defizit von mindestens noch einmal 25 Millionen Mark.

Ursprünglich hatten SPD und Grüne schon am Freitag, 19. März, ihre Koalitionsverhandlungen beginnen wollen. Am vergangenen Freitag einigten sich beide Seiten dann, erst am Sonntag, 21. März, den Verhandlungsmarathon zu starten. Beide Partner möchten mehr Zeit, um zuvor in getrennten, mehrtägigen Klausursitzungen die Finanzlage zu beraten und die Ausgangspositionen festzuklopfen.

Neben den Löchern im Haushalt 1992 besteht noch immer keine endgültige Klarheit über Mehrkosten des zurückliegenden Jahres - hier kalkulieren Experten unter anderem wegen der hohen Zahl von Flüchtlingen in Frankfurt mit wesentlich mehr Sozialhilfe-Ausgaben als vorausberechnet. Hinzu kommen ausstehende Tilgungen städtischer Kredite - Geld, das 1992 in Raten an die Banken zurückbezahlt werden sollte, war offenbar im vergangenen Jahr nicht aufzubringen. Nach diesen ernüchternden Ergebnissen des abgelaufenen Jahres fällt der Blick nach vorne erst recht schwer: Noch immer wissen der Kämmerer und die Koalitionspartner nicht genau, auf welchem Wirtschafts-Szenario sie den Nachtrags-Etat 1993 und den Haushaltsentwurf 1994 aufbauen sollen. Von einem Doppelhaushalt 1994/95 nach dem Vorbild des Etats 1992/93 ist derzeit nicht die Rede. Der Arbeitskreis Steuerschätzung des Deutschen Städtetages erwartete zuletzt eine Schrumpfung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,6 Prozent 1993 - schon die bloße Stagnation brächte der Kommune ein Minus von 240 Millionen Mark bei den Steuereinnahmen.

Offen sind für die Stadt auch noch die genauen finanziellen Folgen des "Solidarpaktes", auf den sich am Wochenende CDU/CSU, FDP und SPD in Bonn vorläufig verständigt hatten. jg

Eine Reise in die Seele Lissy Theißen stellt in Heussenstamm-Stiftung aus

WESTEND. Für Lissy Theißen ist die Kunst das Sprachrohr des Geistes und der Seele. Unter dem Titel "Weisheit der Indianer und andere Bilder" stellt sie derzeit in der Galerie der Heussenstamm- Stiftung rund 50 ihrer Werke aus. Seit Jahren beschäftigt sich die Künstlerin, die erst 1985 zu malen begann, mit religiösen und mystischen Vorstellung der in Nordamerika lebenden Indianer. Viele Bilder sind deshalb in direktem Bezug zur jüngsten Amerikareise der Malerin zu sehen.

Immer wieder gibt Lissy Theißen ihren Werken indianische Titel wie: "Chakra: Weisheit", "Wakan Tanka" oder "Wankonda". Für den Laien sind diese Hinweise nicht sofort zugänglich. Doch die Malerin gehört zu den Künstlern, die sich nicht scheuen, die geistige Welt ihrer Arbeiten bis ins Detail zu erklären. Sie meint: "Die Botschaft des Künstlers soll doch ankommen: Also weg mit den Bildern ohne Titel!"

1992 gründete Lissy Theißen mit den Künstlern Ulrike Löchler, Birgit Schraven und Raimon Ruhleder die "Gruppe Neuwerdung". Sie proklamieren ein Ziel: "Aufbruch nach innen, Aufbruch zur Seele!" Der Rückzug in die neue Innerlichkeit soll Kraft geben und Mut machen.

Euphorisch kündigt sie anhand ihrer Bilder ein neues Zeitalter an. "New Age" als Heilmittel gegen die psychischen Folgen der Atomisierung in einer hochentwickelten Industriegesellschaft? Werden wir nun alle zu Brüdern und Schwestern und vergessen dabei unsere Verzweiflung im Herzen der Großstadtbestie?

So weit steckt die Malerin ihre Ziele nicht. Sie will mit ihren Bildern provozieren und zugleich verzücken. Eine schwierige Gratwanderung, die ihr bisweilen nicht gelingt. In ihrer Collage "Love is stronger" wagt sie zwar einen Affront gegen die Kirche. Doch in nur allzu dezenten (Rot-)Tönen erinnert sie an die blutigen Schlachten der Katholiken auf dem amerikanischen Kontinent.

Ein Fest der Farbenfreude sind vor allem ihre Acrylbilder, in denen sie uralte indianische Geistestraditionen umsetzt. "Woniya wanka" heißt ein Werk. Hier macht sich Lissy Theißen ein Bild von der "heilige Luft, die alles mit ihrem Atem erneuert". Es dreht sich viel um Erneuerung, um seelische und körperliche Gesundheit.

Sie malt ausgesprochen farbig, verweigerte sich von Anfang an einem stark ausgeprägten Trend der jüngeren modernen Malerei, alles in Schwarz, Weiß und Grau zu sehen.

Nach Ausstellungen in Düsseldorf (1990) und im Frankfurter Palmengarten (1992) werden ihre Werke dieses Jahr auch in Dresden gezeigt. Für 1994 ist eine Präsentation in Barcelona geplant. Und der Frankfurter Brönner Verlag hat einen Kalender mit ihren Motiven in der "Edition interart" verlegt.

Die aktuelle Ausstellung von Lissy Theißen in den Räumen der Heussenstamm-Stiftung ist noch bis zum 28. März zu sehen. Die Galerie in der Barckhausstraße 1 - 3 ist dienstags bis freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. tin

FWG-Fraktion mit Sehring an der Spitze

KREIS OFFENBACH. Die Freie Wählergemeinschaft Offenbach-Land hat einen Fraktionsvorstand mit dem 40jährigen Langener Gärtnermeister Heinz- Georg Sehring und dem 31 Jahre alten Dietzenbacher Beamten Heinrich Eckert an der Spitze gebildet. Zu den Koalitions- Verhandlungen wird auch der FWG-Landesschatzmeister Günter Jaworek hinzugezogen. ttt

Kleine Fr

Geschlossen OFFENBACH. Fast alle Abteilungen des Standesamtes bleiben am Mittwoch, 17. März, geschlossen. Die Mitarbeiter nehmen an einer Tagung teil. Geöffnet sind Sterbeabteilung und Urkundenstelle. Güterbahnhof: Plan liegt aus OFFENBACH. Wie das Gebiet rund um den Güterbahnhof bebaut werden kann, das steht in der vierten Änderung des Flächennutzungsplanes des Umlandverbandes Frankfurt. Wer sich dafür interessiert, kann die Pläne bis zum 4. April im Rathaus, Berliner Straße 100, einsehen. Atemtherapie OFFENBACH. Einen Grundkurs Atem- Therapie nach Professor Middendorf bietet die Volkshochschule vom 19. bis 21. März an. Der Kurs findet statt am Freitag, 19. März, von 18.30 bis 21.30 Uhr und am Samstag und Sonntag, 20. und 21. März, jeweils von 9 bis 17 Uhr. Anmeldungen nimmt die Vhs in der Kaiserstraße entgegen. Telefonische Auskünfte gibt es unter 80 65-31 48. Vom 26. bis 28. März bietet die Vhs einen Aufbaukurs für die Atemtherapie an. Müttercafé MÜHLHEIM. Am Mittwoch, 17. März, nimmt das Müttercafé des Vereins Frau- Mutter-Kind in der Heinestraße 12 seinen Betrieb auf. Es gibt Kaffee , Kuchen und Gespräche. Geöffnet ist immer mittwochs von 15 bis 17 Uhr. Bilderbuchkino OFFENBACH. Für Kinder zwischen drei und acht Jahren ist am Mittwoch, 17. März, wieder das Bilderbuchkino in der Jugendbücherei, Herrnstraße 59 geöffnet. Die Erzählungen aus spannenden Bilderbüchern beginnen um 15 Uhr. Im Anschluß können die Kinder nach Herzenslust malen. An diesem Nachmittag wird für ältere Kinder eine Auswahl von Büchern zu den Themen "Alles für Ostern" und "Die große Liebe" präsentiert, die auch ausgeliehen werden können. Spendenaufruf OFFENBACH. Weil die Arbeiterwohlfahrt viel für Kinder, alte und behinderte Menschen tut, die Gelder trotz der Zuschüsse durch die Stadt, den Landeswohlfahrtsverband und andere Kostenträger aber nicht ausreichen, bittet der Kreisverband um Spenden. Sie sollen in diesem Jahr für die Stadtranderholung für Kinder, für den Kinder- und Jugendclub, in dem sich 30 behinderte Kinder und Jugendliche regelmäßig treffen, und für die Altentagesstätte im Hainbachtal ausgegeben werden. Das Spendenkonto bei der Städtischen Sparkasse hat die Nummer 20 20, Bankleitzahl 505 500 20.

"Bürgerbus" bleibt in der Garage

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Das Experiment ist gescheitert. Knapp vier Monate nach der ersten Einkaufstour ist der Betrieb des Bürgerbusses eingestellt worden. Das Gefährt, das zweimal pro Woche zwischen Bad Soden und Salmünster pendelte, um speziell älteren Mitbürgern und Bewohner der Randbezirke den Einkauf zu erleichtern, wurde zu wenig in Anspruch genommen und in der Konsequenz für den Verein "L(i)ebenswertes Bad Soden" nicht mehr finanzierbar.

Jeweils dienstags und donnerstags machte sich der VW-Bus mit den auffälligen roten Herzen an beiden Seiten auf die Reise und steuerte dabei nicht weniger als 38 Haltestellen in den beiden Stadtzentren und den Wohngebieten an. Zwei Mark wurden für den Service berechnet, ganz gleich, wieviel Stationen der Fahrgast zurücklegte.

Das Echo auf das Angebot des gemeinnützigen Vereins, der nach dem Motto "Mehr Lebensqualität für die Kurstadtbewohner" agiert, war zwar durchweg positiv, doch unter dem Strich nutzten zuwenig Bürger das Angebot.

Der Verein und ein Taxiunternehmen hatten sich bereit erklärt, die Kosten der auf drei Monate festgelegten Probephase zu tragen. In den vergangenen Wochen mußte der Verein das Defizit alleine tragen. Die Kosten von 100 Mark pro Tag konnten bei weitem nicht gedeckt werden, durchschnittlich 70 Mark mußten draufgelegt werden, was den Vereinsvorstand nun bewog, den Zündschlüssel des Bürgerbusses herauszuziehen. jan

"Wir müssen querdenkend allen Risiken auf die Spur kommen", schreibt der Vorstandschef der Hoechst AG, Professor Wolfgang Hilger, zu der Störfallserie. Seite 6.

Feinfühlige Gestaltung Gesangs-Matinee im Gartenhaus

Die aus dem fränkischen Stadtprozelten stammende Sopranistin Margarete Nickl trat auf Einladung des Frankfurter Künstlerbundes im Nebbienschen Gartenhaus im Rahmen einer knapp einstündigen Liedmatinee auf. Schon mit Bachs einleitenden ("Schübler"-)chorälen "Gott lebet noch" und "Die güldene Sonne" agierte sie in dynamisch knapp bemessener Nuancierung, sang linear, zielstrebig und klanglich ausgeglichen, vor allem in wunderschön ansprechender, effektiv eingesetzter Mittellage.

Freilich, auch Diskantspitzen "saßen", hatten jedoch weniger abgerundete Ausstrahlung. Ein Sopran mit Rückgrat gewissermaßen. Denn auch die Beträge aus Joseph Haydns geringer verbreitetem Liedschaffen bewiesen Kompetenz und feinfühlige Stilgestaltung. Margarete Nickl nahm ihr Repertoire in lebendigem Tonfall, agierte musikantisch und szenisch gelöst. Auch bei Mozart ("Das Veilchen") zündete sie treffende Pointen voll sängerischen Esprits.

Mit erheblichem Sinn für das Untergründige mancher Beiträge setzte sie komödiantisch geschickt plazierte Pointen mit einem Lächeln, einem dezidierten Augenaufschlag. Dabei entwickelte Margarete Nickl geradezu mädchenhaft schlichtes Timbre.

Darüber hinaus entwickelte sie auch melancholisch eingestellte Lieder mit vertieftem Affekt. So Johannes Brahms' Volksliedsatz "Da drunten im Tale läuft's Wasser so trüb". Margarete Nickl gestaltete, durchdrang die gesungene Materie gewissermaßen mit der Geste der selbst Betroffenen.

Auch wenn Klangbild und Phrasengestaltung mit einer gewissen Uniformität sich reproduzierten, erhielt doch so manches Lied, auch jene von Hugo Wolf, Edvard Grieg und Gabriel Fauré, ein genügendes Maß individueller, stilistisch differenzierter Gestaltung.

Dazu trug die Frankfurter Pianistin Gisela Veron entschieden bei. Die einstige Dozentin an Dr. Hoch's Konservatorium hat die mitgestaltenden Gegebenheiten im Klaviersatz durch nahtlose Präsenz in pianistisch souveränem Auftreten bewußtgemacht.

In sensiblem Anschlag blendete sich diese hervorragende Begleiterin ein, blendete sich aus, sang mit: an den Tasten. ALEXANDER ULLMANN

Namen + Notizen

HARTMUT SCHWADTKE bleibt Vorsitzender des seit zehn Jahren bestehenden Tauchclubs Hecht Kelsterbach. Bei der Jahreshauptversammlung im Siedlerhaus bestätigten die Mitglieder Jürgen Loos als zweiten Vorsitzenden, Stefan Frey als Kasssierer, Cornelia Metzler als Schriftführerin und Michael Kurth als Sportwart.

Der 60 Mitglieder zählende Verein hat derzeit eine Warteliste für Nicht- Kelsterbacher, da die vorhandenen Trainingskapazitäten nicht ausreichten, sagte Cornelia Metzler. Sie ist Ansprechpartnerin für Interessierte: Tel. 0 61 34 / 5 25 92. Trainiert wird Dienstags von 21 Uhr an im Kelsterbacher Schwimmbad. Für den 1. Mai, 10 Uhr, ist das "Eintauchen" am Mönchwaldsee als Auftakt der Freiluftsaison geplant. lis

Noch ein Sitz mehr für die Grünen Überraschung: In Friedberg ist rot-grüne Koalition möglich

FRIEDBERG. Die Grünen in Friedberg können sich über einen Sitz mehr im Stadtparlament freuen, die CDU muß einen abgeben. Die Sitzverteilung mußte korrigiert werden, weil in der Wahlnacht in einem Wahlbüro nicht korrekt ausgezählt worden war. Eine Stimme hat den Ausschlag gegeben, wie Ordnungsamtsleiter Karl-Heinz Holler gestern mitteilte. Bei der Berechnung der Parlamentsmandate sei die vierte Stelle hinter dem Komma entscheidend gewesen. Dieser Bruchteil ist für die politischen Entscheidungen in der Kreisstadt von weitreichender Bedeutung, denn - zumindest rechnerisch - ist nun auch ein rot-grünes Bündnis möglich.

Die Grünen haben nun fünf Mandate, genauso viele wie die bislang mit der SPD verbündete UWG, die einen Sitz verloren hat. Die Grünen haben zwei Sitze hinzugewonnen. Genauso die CDU, die nun 13 Mandate hat. Die SPD hat drei Mandate verloren, ist mit 14 Sitzen aber stärkste Fraktion geblieben.

"Die von uns Grünen angestrebte Wende in der Friedberger Politik wäre damit möglich", freut sich Grünen-Sprecher Johannes Hartmann. Er erläutert gleich, wie diese neue Politik aussehen könnte: "Eine Jugend- und Sozialpolitik gemeinsam mit den Betroffenen, Jugendlichen, Initiativen, Alten und Verbänden. Schaffung eines Jugendzentrums sowie Freizeitflächen und Treffpunkte für Jugendliche auch in den Ortsteilen." Hartmann weiß aber auch, daß eine solche Wende "mit den Blockadepolitikern Bürgermeister Fuhr und Stadtrat Mosbach sowie großen Teilen der Friedberger SPD nicht möglich ist", weil diese das Wort "sozial" aus ihrem Wortschatz gestrichen hätten und "Demokratie" durch "Bürokratie" ersetzen würden.

Die Grünen wollen für die noch in diesem Jahr anstehende Direktwahl des Bürgermeisters eine eigene Kandidatin oder einen eigenen Kandidaten aufstellen. ieb

Räuber liefen Beamten vor den Streifenwagen

Beamte des 2. Polizeireviers haben in der Nacht zum Sonntag in der Friedberger Anlage zwei Jugendliche im Alter von 17 und 18 Jahren festgenommen, die kurz zuvor in der Nähe einen 25jährigen überfallen und beraubt hatten. Die flüchtenden Täter waren den Beamten direkt vor ihren Streifenwagen gelaufen.

Wie die Polizei mitteilte, hielten die Beamten die beiden Männer fest, um ihre Personalien zu überprüfen. Noch während der Überprüfung eilte das Opfer des Überfalls herbei. Er erklärte, die beiden Jugendlichen hätten ihn gewürgt, mit einem Messer bedroht und ihm annähernd 80 Mark geraubt.

Die Polizeibeamten stellten bei den Tätern das geraubte Geld sowie ein Butterfly-Messer sicher. Sie wurden in die Haftzellen eingeliefert und verweigern jede Aussage. enk

"Hightech-Spionage": Kleinkrieg zwischen zwei Unternehmen? Gerichte müssen nun klären, ob ein Konstrukteur Know-how seiner früheren Firma zum neuen Arbeitgeber mitgenommen hat

KARBEN/BAD NAUHEIM. Eine tolle Story geisterte am Wochenende und noch am Montag durch die Ausgaben von Sonntags- und Tageszeitungen und sogar die Hessenschau des Fernsehens. Einen Fall von Werkspionage vermeinte auch die seriöse Deutsche Presseagentur in ihrem hessischen Landesdienst vom Samstag ausgemacht zu haben. Ob an der Sache etwas dran ist, haben Gerichte zu entscheiden. Fest stehen dürfte aber nach Recherchen der Frankfurter Rundschau, daß die Angelegenheit bei weitem nicht so "heiß" ist, wie sie gekocht wurde.

Der Anstoß zu den Berichten mit Schlagzeilen wie "Mit High-Tech-Spionage wollte Karbener Firma Millionen sparen" oder " ,Geheimnisse weitergegeben&rquote;- Ein Fall von Werkspionage - Ein Fall von Werk-Spionage? Staatsanwaltschaft ermittelt" kam von interessierter Seite. Die Bad Nauheimer Firma "Microbox Dr. Welp KG" hatte am vergangenen Donnerstag eine Pressemitteilung verschickt und über die Durchsuchung der Geschäftsräume ihres unmittelbaren Konkurrenten, den miteinander verflochtenen Firmen "SMA-Schaut GmbH" und "damest Meß- und Steuerungstechnik GmbH" berichtet, die seit 1974 im Karbener Gewerbegebiet Mikrofilmapparate herstellen und vertreiben.

Die Firmen, so hieß es in der Mitteilung von Microbox stünden im Verdacht, "illegal Konstruktionsunterlagen zu verwenden, die für einen Wettbewerber entwickelt wurden".

Das Landgericht Frankfurt habe inzwischen eine einstweilige Verfügung erlassen, die es SMA und damest untersagten, "die entwendeten Konstruktionsunterlagen für eigene Zwecke zu verwenden oder an Dritte weiterzugeben". Bei der Durchsuchung der Wohnung eines SMA-Konstrukteurs seien umfangreiches technisches Material und Werkstücke sichergestellt worden.

Hat also ein Konstrukteur, der früher für einen Vertragspartner von Microbox tätig war, beim Eintritt in die Karbener Firmen als "Morgengabe" Betriebsgeheimnisse mitgebracht, deren Entwicklung "Millionen" gekostet haben, wie der dpa-Landesdienst verbreitete?

Das Bauteil, um das es geht, sowie Aktenordner mit Konstruktionszeichnungen hat die Kriminalpolizei am Mittwoch voriger Woche tatsächlich im privaten Büro des Konstrukteurs Günter Martin in Aßlar sichergestellt. Andererseits aber versicherten Martin und Sprecher der Firma SMA am Montag gegenüber der Frankfurter Rundschau, daß sie für dieses Bauteil keinerlei Verwendung haben und schon deshalb der Vorwurf von "Industriespionage" gegenstandslos sei.

Martin sagt, er habe die Unterlagen noch aus jener Zeit bei sich aufbewahrt, als er bei seinem früheren Arbeitgeber mit dessen Einverständnis auch zu Hause an jenem Bauteil gearbeitet habe. Niemand habe diese Unterlagen bisher von ihm zurückgefordert.

Der Hintergrund der Angelegenheit ist nicht einfach nachzuvollziehen. Im Jahr 1986 hatte Microbox den Plan gefaßt, einen eigenen Mikrofilmplotter zu entwickeln. Solche Geräte werden in der Industrie gebraucht, um technische Zeichnungen und ähnliches, die im Computer gespeichert sind, auszudrucken.

Das Herzstück des Gerätes, das später unter der Marke "Microbox Cadmic" verkauft wurde, die Laserbelichtungsstation "Lasbel", ließ Microbox bei der Firma Syncotex in Wetzlar entwickeln. Günter Martin war von Ende 1986 bis 1989 zunächst nebenberuflich, dann ab 1. April 1989 als fester Mitarbeiter bei Syncotec mit der Entwicklung des "Lasbel" betraut. Etwa 18 Stück dieses Bauteils wurden nach seinen Angaben hergestellt und in das zum Listenpreis von 165 000 Mark gehandelte "Cadmic" eingebaut. Am 6. Januar 1992 entließ Syncotec Martin sowie zwei weitere Techniker. Martin bewarb sich bei Microbox und als die Firma mit der Einstellung zögerte, ging er zu SMA, die auch dankbar die beiden anderen Syncotec-Leute zum 1. April 92 einstellte. SMA entwikkelte gerade einen Papierplotter, der allerdings eine andere Technik als Cadmic besitzt und da waren die drei Konstrukteure willkommen.

Im zweiten Quartal vorigen Jahres führten SMA und Microbox Fusionsgespräche. SMA prüfte, ob sie auf die Microbox-Geräte umsteigt und die langjährige Zusammenarbeit mit der englischen Firma Wicks & Wilson aufgibt, die exklusiv für SMA Plotter produziert. Diese Geräte werden mit einer SMA Software als "SMA 661" gehandelt. Im Zuge dieser Fusionsverhandlungen hat SMA nach Angaben ihrer Geschäftsführung Zeichnungen und Gußteile der Cadmic-Entwicklung an Hersteller verschickt, um Unterlagen für die Kalkulation zu gewinnen.

Diese Unterlagen, die den Kopf der Firma SMA trugen, sollen aus dem Besitz von Konstrukteur Martin stammen und nach den Behauptungen von Microbox-Komplementär Stefan Welp geistiges Eigentum seiner Firma sein. Auf diesen strittigen Tatbestand reduziert sich der ganze Fall von "Industriespionage". Die Fusionsverhandlungen platzten. Die "Lasbel"-Entwicklung wurde für SMA uninteressant, die weiter mit ihrem englischen Lieferanten zusammenarbeitet. Einer der zu SMA übergewechselten Syncotec-Mitarbeiter ist im Oktober vorigen Jahres zu Microbox gegangen. Als die Bad Nauheimer Firma gegen SMA vorging und auf richterliche Anordnung vom 30. Januar die Räume von SMA und damest am Mittwoch voriger Woche von einem großen Aufgebot der Kriminalpolizei durchsuchte, da wurden, wie aus dem Kripo-Protokoll hervorgeht, "keine verdächtigen Gegen- Nichts Verdächtiges gefunden stände" gefunden. SMA-Konstrukteur Martin führte die Beamten freiwillig in sein Büro nach Aßlar und war auch damit einverstanden, daß sich die Kripo von einem Mitarbeiter der Firma Microbox beraten ließ.

Die einstweilige Anordnung der 6. Zivilkammer des Landgerichts Frankfurt (Geschäftsnummer 2/6011893) vom vergangenen Mittwoch, die SMA die Verwendung der Konstruktionsunterlagen für "Lasbel" untersagt, war bis Montag in Karben noch nicht zugestellt worden. Die Karbener Firma spricht inzwischen von einem "gezielten Rachefeldzug aus geschäftlichen und persönlichen Gründen" von Microbox und plant ihrerseits gerichtliche Schritte. hm

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Trotz Vickers-Absage gibt es noch genügend Bewerber für das Gewerbegebiet Burgweg. Seite III KRONBERG. Bühnenakrobatik mit dreistimmigem Gesang: Sechs junge Musiker schafften den Weg zum Sieg. Seite IV SPORT. Ober-Eschbacher Handballerinnen sind nach Niederlage in Darmstadt aus dem Rennen.

Rühriger Verkehrsverein Preis für Sendung "Hessen à la carte"

BERGEN-ENKHEIM. Viel unterwegs sind die Mitglieder des Verkehrsvereins Bergen-Enkheim im vergangenen Jahr gewesen. "Und sämtliche Fahrten verliefen harmonisch", resümierte der Erste Vorsitzende des Vereins, Kurt Halbow, während der Jahreshauptversammlung. Jede der Reisen hatte einen anderen Zweck: So stand der Produktionsprozeß in einem großen Autowerk im Mittelpunkt einer Fahrt nach Ingolstadt zur Firma Audi.

Im Mai nutzten die Vereinsmitglieder die Reisefreiheit im Osten Europas: Mit dem Bus erkundeten sie die ehemalige CSFR und Sachsen. Auch im Juni wollten sie in den früheren Ostblock reisen, sagten jedoch wegen der politischen Unsicherheit die geplante Tour nach Sankt Petersburg ab. Statt dessen buchten sie eine Reise nach Rom. Im September fuhren sie außerdem für vier Tage ins Elsaß.

Auch in der näheren Umgebung unternahmen die reiselustigen Bergen-Enkheimer mehrere Wanderungen. Schließlich versteht sich der Verkehrsverein auch als Heimatverein. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Traditionen zu pflegen, und verlieh im vergangenen Jahr wieder einen Preis, der besonderes Engagement für hessisches Brauchtum auszeichnet: In Zusammenarbeit mit der Organisation "Hessische Apfelweinstraße" ehrte der Verkehrsverein die Schauspielerin Gabi Reichert, bekannt aus der "Familie Hesselbach". "Die babbelt so schön und hält Hessen immer hoch," begründete Kurt Halbow die Entscheidung des Vorstands.

Während der Jahreshauptversammlung nannte Halbow denn auch gleich den Preisträger des Jahres 1993: Karl-Heinz Stier vom Hessischen Rundfunk, der mit seiner Sendereihe "Hessen à la carte" dem Fernsehpublikum die hessische Lebensart näherbringt. Neben dieser Preisverleihung und einigen Reisen hat sich der Verkehrsverein dieses Jahr noch etwas Besonderes vorgenommen: Er will das "Schelmenspiel" von Conrad Weil aufführen.

Der Vereinsvorstand hat sich bereiterklärt, die Organisation des Projekts zu übernehmen und sich um die Finanzierung zu kümmern. Einstudiert wird das Heimatstück von der Regisseurin Christa Schlewein. Wenn es das Wetter erlaubt, wird das Stück Ende August vor der Schelmenburg aufgeführt; bei Regen müssen die Zuschauer auf die Freilicht- Atmosphäre verzichten - dann spielen die Darsteller unter dem schützenden Dach der Schelmenburg. gun

"Gabentische" schnell gefüllt Ravolzhäuser "Patenschaft" sammelte Spielzeug-Spenden

NEUBERG. Spielzeug und Fahrräder für deutsche und ausländische Hilfsbedürftige sammelten am Wochenende im Bürgerhaus Neuberg-Ravolzhausen Monika Schmidt vom Helferkreis "Patenschaft" zur Betreuung der Flüchtlinge am Ort sowie Gertrud Assmann vom Roten Kreuz. Die Gemeinde unterstützt sie bei der Sammelaktion.

Daß sowohl ausländische als auch deutsche Kinder von dem Spendenaufruf etwas haben sollen, ist ein gezielter Schritt. Man will denjenigen den Wind aus den Segeln nehmen, die behaupten oder gar glauben, um benachteiligte Deutsche kümmere man sich weniger als um Ausländer(innen).

Schnell waren die beiden "Gabentische" im Bürgerhaus mit Schultaschen , einer Schaukel, einer "Ernie"-Puppe, Rollschuhen und einem reichen Sammelsurium an Puppen, Spielkarten und Brettspielen gefüllt. Auch ein paar Kinderbücher kamen zusammen.

Man kann sich das ja heute gar nicht mehr vorstellen, erzählt eine der Frauen: Aber den Flüchtlingskindern mangele es schlicht an Spielsachen. Sie kenne ein Mädchen, das bisher keine Puppe hat. In seinen Armen wiegt es stattdessen einen Gartenzwerg, den ihm jemand geschenkt hat.

Etliche gebrauchte Fahrräder und Roller waren auch unter dem Sammelgut, das die Neuberger Bevölkerung abgab: Praktische Solidarität ohne große Worte, und den Spender(innen) tut's nicht weh.

Nächsten Samstag sollen die Geschenke an die Empfänger(innen) verteilt werden. Die deutschen Hilfsbedürftigen werden vom Neuberger Sozialamt vermittelt.

Froh ist Monika Schmidt, daß die Unterbringung von Flüchtlingen in Neuberg noch immer in normalen Häusernmöglich ist. Zu drei Familien in ihrer Nachbarschaft hat sie Kontakt - irakischen Kurd(inn)en, von denen bisher nur eine Englisch spricht.

Doch sei inzwischen nicht nur sichergestellt, daß die Kinder in der Grundschule und der Langenselbolder Gesamtschule unterrichtet werden, sondern auch Erwachsenen werde neuerdings in Rüdigheim und Ravolzhausen Deutsch gelehrt. Ul

. . . kam der Mann aus der Fotokabine im Kaufhaus und wartete auf die Fotos, und als er die Fotos sah, schüttelte er entsetzt den Kopf! Die Frau, die daneben stand, betrachtete erst den Mann und dann die Fotos. Schließlich sagte sie "Entschuldiche Se, deß ich mich da eneihäng, awwer der Abberat kann da werklisch nix defier!"

. . . sagte der Mann: "Unser Senjorscheff hat ze seim siebzichste Gebortsdaach Schambanjer geschmisse ferr die ganz' Belechschaft!" - "Mache Se Bosse! Bei uns in de Ferrma gibt's bei solche Aaläß höchstens Ebbelwoi odder Bier!" - "Da kann merr nix mache. De Aal war bei de schwere Adillerie un hört's halt ferrs Läwe gern knalle!"

. . . stürmte der kleine Junge auf die Vögel zu, die am Mainufer saßen und nach Futter Ausschau hielten. Die Vögel flatterten auf, flogen gelangweilt eine kleine Runde und landeten wieder auf ihrem alten Platz, so, als ob nichts gewesen wäre. Die Frau, die auf einer Bank saß, sagte: "Lachmeewe! Die nemme nix ernst!"

. . . sagte die junge Dame aus dem Erdgeschoß: "Wann erst emal die warme Nächt komme, dann schlaf ich uffem Balkon!", und die Nachbarin sagte: "Ei, is des net arch leichtsinnich, Frollein Siwwelist? Wie schnell is da aaner eigestieje, un dann hawwe Se unerwartete Besuch, midde in de Nacht!" Die junge Dame winkte ab. Sie sagte: "Erstens hadder en Schlissel, un zwaatens rufter vorher aa!"

Uni Bremen forscht in Langen über Kultur

LANGEN. Die Universität Bremen untersucht im Auftrag der Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen, kurz Inthega, die "kulturelle Stadtstruktur" von Langen und anderen Städten mit 30 000 Einwohnern im Einzugsbereich einer Metropole. Dazu werden von März bis Mai Theater- und Konzertbesucher anonym befragt.

In Langen werden die Fragebögen bei den Aufführungen von "Außer Kontrolle" (20. März), "Die spanische Fliege" (24. April), "Ich zeigte mich als Yunus" (16. Mai) und bei einem Symphoniekonzert der Kunst- und Kulturgemeinde (25. April) verteilt. Das Kulturamt hofft auf eine rege Beteiligung. dac

"Neues Denken" von Pipa und Kress eine "peinliche Anmaßung" CDU-Landtagsabgeordneter Aloys Lenz kritisiert in scharfer Form den Alleingang der beiden Finanzdezernenten

MAIN-KINZIG-KREIS. Als "peinliche Anmaßung" hat der CDU-Kreisvorsitzende Aloys Lenz einen Teil der Vorstellungen des Finanzdezernenten des Kreises, Erich Pipa (SPD), und Hanaus, Norbert Kress (CDU), über ein "neues Denken" in der Kommunalpolitik bewertet. Wie berichtet hatten die beiden Hauptamtlichen unter anderem die Abschaffung des Fraktionszwanges, lockere Vereinbarungen zwischen Hauptamtlichen oder die Abschaffung von starren Koalitionen angeregt. Peinlich sei die Vorstellung, "lokkere Vereinbarungen" zwischen Hauptamtlichen könnten alle Probleme lösen, meint Lenz. In Anbetracht der katastrophalen Finanzlage der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises müsse von beiden Finanzdezernenten konkret aufgezeigt werden, wie die Schulden abgebaut und die Mittel für dringend notwendige Investitionen aufgebracht werden sollen. Der CDU-Kreisvorsitzende: "Auf diese Zusammenfassung auf einer DIN-A4-Seite bin ich sehr gespannt."

Als eine bedauerliche Fehlleistung der beiden von ihren Parteien aufgestellten und gewählten Politikern bezeichnet Lenz die pauschale Aussage von Pipa und Kress, wonach die Politiker von der "Bevölkerung abgehoben" hätten, daß sie "an die Stammtische gehen" müßten und künftig nur noch "ihrem Gewissen verantwortlich" sein sollen. Dies sei ein arrogantes Abkanzeln der vielen ehrenamtlich tätigen Stadtverordneten, Gemeindevertreter, Kreistagsabgeordneten und Ortsbeiratsmitgliedern, die in ernsthaften Gesprächen an ihrem Arbeitsplatz, in Vereinen und in vielfältigen Kontakten ihre politischen Positionen zu überprüfen bereit seien. Wenn die ehrenamtliche Arbeit der Mandatsträger von oben herab von eigenen Parteifreunden, die sie dorthin gewählt hätten und die jetzt durch die Politik ihr Geld verdienten, derartig abqualifiziert würde, brauche man sich nicht zu wundern, wenn dies der Politikverdrossenheit Vorschub leiste.

Für Lenz ist nach wie vor das fundamentale Prinzip der Demokratie die Respektierung der Entscheidung der Mehrheit - in jedem Gremium, auch bei Abstimmungen in Fraktionen und im Parlament. An diese Regel müßten sich auch Hauptamtliche gewöhnen, auch wenn sich einige bereits von der Parteibasis und der Bevölkerung entfernt hätten.

Der gemeinsame Auftritt von zwei Hauptamtlichen von SPD und CDU ist laut Lenz kein Vorzeichen für eine große Koalition. "Wir bereiten uns derzeit intensiv auf den 9. Mai vor." An diesem Tag wird der Landrat des Main-Kinzig-Kreises gewählt. Es gehe nicht an, daß Wahlbeamte als selbsternannte Verhandlungsführer auftreten und in Biertischlaune Entscheidungen präsentierten, die immer noch von der Mehrheit der durch die Bevölkerung gewählten Mandatsträger entschieden worden seien. Man müsse den schwierigeren Weg gehen, innerhalb von Fraktionen Mehrheiten für neue Ideen zu bekommen anstatt durch spektakuläre Auftritte in der Öffentlichkeit. Dies nähre nur den Verdacht, daß man für sich selbst bessere Positionen anstrebe und glaube, mit solchen Erklärungen die eigene Partei unter Druck setzen zu können, meint Lenz. are

Im Blickpunkt: Uwe Bein Rückkehr in den Nationalkader

Die Überraschung ist Berti Vogts vor dem Länderspiel in der nächsten Woche in Schottland gelungen. Der Bundestrainer hat für den ersten Auftritt der deutschen Nationalmannschaft in diesem Jahr den Frankfurter Mittelfeld-Künstler Uwe Bein in den 18köpfigen Kader berufen. War dessen EM-Teilnahme 1992 kein Thema, weil er aus Verletzungsgründen absagte, so erhitzten sich danach bei den Diskussionen um seine Person permanent die Gemüter, weil ihm Vogts bei seinen Planungen für die WM 1994 offenbar keine tragende Rolle zugedacht hatte. Seine Argumente, er wisse um sein Können und könne ihn bei Bedarf kurzfristig für das DFB-Aufgebot nominieren, klang wie eine verkappte Absage.

Trotz der Genialität Beins und seiner "tödlichen Pässe" konnte der Bundestrainer zur Stärkung seiner Position in dem Expertenstreit immerhin darauf verweisen, daß dessen Perspektiven mit 32 Jahren begrenzt sind, er relativ verletzungsanfällig und möglicherweise für Glanztaten auf internationaler Ebene nicht mehr schnell genug ist - alles Bedenken, über die man reden kann. Trotz allem hat es sich Vogts nun anders überlegt und den Eintracht-Star wieder eingeladen. Es ehrt ihn, wenn er seine Einschätzung revidiert, weil er neue Erkenntnisse sammelte, als er sich zuletzt in München ein Bild vom Leistungsvermögen Beins verschaffte. Es zeigt zugleich, daß der zu diesem Reizthema zugunsten des Frankfurters ausgeübte Druck in der Öffentlichkeit offenbar nicht ohne Wirkung verpufft ist. Dies wiederum könnte auch für andere ein Signal sein, ihre Lobby zu mobilisieren, um ihre Ansprüche für die Nationalmannschaft über andere Kanäle durchzusetzen, wenn es nicht nach ihren Vorstellungen läuft. Eine nicht ungefährliche Entwicklung.

Doch am wichtigsten ist die Frage, ob sich Bein im Kreis der DFB-Größen wirklich etablieren kann, zumal er sich dort im Gegensatz zu seinen oft glanzvollen Leistungen in der Bundesliga bisher nie überdurchschnittlich empfohlen hat. Die neue Chance dürfte mit Sicherheit seine letzte sein. Eine Herausforderung, die es in sich hat, denn gerade im hochkarätig besetzten Mittelfeld ist die Konkurrenz groß. Von Rivalen wie Matthäus, Möller, Sammer, Häßler, Doll, Zorc und Effenberg dürfte Bein daher nicht unbedingt freudig begrüßt werden. Vogts wird darum wissen, aber der auf ihm lastende Erfolgsdruck ist so groß, daß er nichts unversucht läßt, um alle Möglichkeiten zu testen und sogar den Vorwurf des ständigen Zick-zack-Kurses riskiert - je nach Ausgang seiner Experimente wird er dann mit Lob oder Schelte leben müssen.

HARALD STENGER

Reaktionen auf die angestrebte schnelle Schließung des Schlachthofs in Sachsenhausen / Kritik an Planungsdezernent Wentz nimmt zu Beschäftigte fühlen sich überrumpelt Rund 500 Arbeitsplätze Von unserem Radaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Von der Stadt hören wir gar nichts - wir lesen's in der Zeitung." Da machte einer seinem Herzen Luft, einer von 57 Beschäftigten der städtischen Fleischmarkt- und Verbundbetriebe GmbH. Aber auch unter den 450 übrigen Menschen, die vom Frankfurter Schlachthof am südlichen Mainufer leben, gibt es Wut und Verbitterung. Tatsächlich aus der Zeitung hatten die Metzger, die Veterinäre, die Fahrer und Schlachtgehilfen in knapp 40 kleinen und mittelständischen Betrieben erfahren, daß die private Norddeutsche Fleischzentrale (NFZ) als größter und entscheidender Vertragspartner der Stadt eine "kurzfristige Schließung des Schlachthofs in Sachsenhausen" anstrebt. Gewiß, daß viel weniger Vieh, rückläufiger Fleischverzehr, weniger EG-Subventionen, kurz: ein umfassender Strukturwandel den Schlachtbetrieb treffen, merken sie jeden Tag bei ihrer Arbeit. Aber daß das Ende jetzt so schnell kommen soll, überrascht viele. Zum Beispiel Wilhelm Blei, seit vielen Jahren Niederlassungsleiter der Firma Enders, eines traditionsreichen Lieferanten von "Metzgerei- Bedarfsartikeln" - etwa Därmen, Gewürze, Salz. Blei und seine 15 Angestellten müssen, um verkaufen zu können, dort sein, wo der Fleischmarkt ist - wo der Weg des geschlachteten Viehs zum Verbraucher beginnt. "Vor 1995", sagt Blei hoffnungsvoll, "können wir doch hier gar nicht weg." Solange läuft noch die Übergangs-Frist für die neuen Hygienevorschriften der Europäischen Gemeinschaft, denen der heutige Fleischmarkt am Mainufer nicht mehr genügt.

Bis 1995, hofft Blei, kann er mit dem Betrieb immer dem näherrückenden Wohnungsbau am Deutschherrnufer ausweichen, umziehen noch weiter in den östlichen Teil des Schlachthofgeländes. Und danach? "Es laufen Gespräche über einen neuen Fleischmarkt, irgendwo im Darmstädter Raum." Von den Standort- Vorschlägen im Ostend, die jetzt die Frankfurter SPD erörtert, war auf dem Schlachthof noch nichts bekannt.

Die 36 Mitarbeiter der städtischen Fleischmarkt- und Verbundbetriebe GmbH, die zwölf Beschäftigten vom Fleischhygieneamt und die acht Aushilfskräfte hofften auf ein altes Versprechen des rot-grünen Magistrats aus dem Jahre 1990: Sie bekommen, hieß es damals, neue Arbeitsplätze bei der Stadtverwaltung, wenn es mit dem Schlachthof einmal zu Ende geht. Und: "Ein Sozialplan ist ins Auge gefaßt." Aber das "Hin und Her, jetzt schon seit Jahren, da leiden die Kollegen physisch und psychisch". Im Regierungspräsidium (RP) Darmstadt wehrten sich die Fachleute jetzt gegen den Vorwurf der NFZ, sie hätten die Umweltschutz-Auflagen für einen neuen Schlachthof in Nieder-Eschbach so hochgetrieben, daß die Anlage "nicht mehr wirtschaftlich" sei. "Wir sind an geltende Gesetze und Verordnungen gebunden", sagte RP-Sprecher Gerhard Müller. Er sah Versäumnisse bei der Norddeutschen Fleischzentrale: Der vom RP verlangte Nachweis, was denn mit dem Abfall eines Nieder-Eschbacher Schlachthofs geschehe, fehle bis heute. jg

Torhüter Andreas Thiel Der "Opa" ist kein bißchen leise

1989 war es gewesen, der Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft hatte Petre Ivanescu geheißen, und er hatte sein Team bei der B-Weltmeisterschaft in Frankreich gerade auf den achten Platz und zur C-Weltmeisterschaft nach Finnland geführt, da machte Andreas Thiel (33) einen Fehler, der um ein Haar der entscheidende seines Lebens geworden wäre. An dem bis zu diesem Zeitpunkt tiefsten Punkt der deutschen Handballgeschichte, da hatte auch der schon zu aktiven Zeiten legendäre "Hexer" die Nase voll - und also erklärte er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Er sei froh, daß der damalige Bundestrainer Horst Bredemeier ihn überredet habe, zu den olympischen Spielen in Barcelona wieder zurückzukommen, sagt Thiel heute und hat eines aus dieser Zeit ohne Nationalmannschaft gelernt: "Ich spiele, bis ich nicht mehr nominiert werde."

Das kann noch eine ganze Zeit dauern, denn in Dormagen - der letzten Station seiner aktiven Karriere, wie Thiel meint - hat er gerade seinen Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert. Seit 1979, als er von Alemannia Aachen zum VfL Gummersbach wechselte, spielt Thiel in der Bundesliga, gewann eine olympische Silbermedaille, zwei Europapokale und fünf deutsche Meistertitel. 185 Länderspiele bestritt er in dieser Zeit, mit Abstand die meisten in der jungen Perspektiv- Mannschaft des Deutschen Handball- Bundes. Dennoch bestreitet er energisch, die Leitfigur der aktuellen Nationalmannschaft zu sein, viel zu wenig Respekt hätten die Spieler vor ihm, scherzt Thiel. Seine Rolle sei vielmehr die des "Opas und nicht die des Leitwolfs". Er wolle den jungen Spielern helfen, Ratschläge auch geben, sobald und nur, so sie ihn darum bäten. Den Betrachter mag diese Selbsteinschätzung so recht nicht zu überzeugen, ist es doch Thiel, der das Team immer wieder anfeuert und antreibt und dem gerade die jungen Spieler ganz offensichtlich ausgesprochen respektvoll begegnen.

In Thiels persönlichem Traum vom Glück kommt Handball nicht vor: "Richter in einer Kleinstadt" würde der Jurist gerne werden. Erst auf Nachfrage räumt er ein, daß der Traum perfekt wäre, hätte diese Kleinstadt noch einen Bundesligaverein. Ohne Handball kann einer wie Thiel kaum leben, einer der sagt, er brauche sie einfach, diese Reisen und Spiele und Trainingslager. Den üblichen Weg, dem Sport nach seiner aktiven Zeit weiter verbunden zu bleiben, nämlich Trainer zu werden, will er in keinem Falle beschreiten. Dazu, kokettiert der Torhüter, fehle ihm einfach das Verständnis für Taktik und Trainingsaufbau. "Deswegen bin ich ja auch ins Tor und nicht aufs Feld gegangen."

Obwohl er, der vor und nach dem Spiel ausgesprochen gelassen wirkt, in der Erregung durchaus auch dem Bundestrainer ins Handwerk pfuschen will. Kurz vor dem Ende des Spiels gegen die Russen, als die Olympiasieger Tor um Tor aufholten, rannte Thiel - der nach Meinung seines Gegenübers Andrej Lavrov zu achtzig Prozent an dem überraschenden Unentschieden der deutschen Mannschaft beteiligt war - an die Seitenlinie und brüllte den Bundestrainer an: "Emma, mach was." Was dies allerdings sein sollte, so Thiel, habe er selbst auch nicht gewußt. Der Bundestrainer habe ihm das im übrigen auch nicht übel genommen, genausowenig wie die Schiedsrichter seine Unmutsäußerungen. "Das gehört bei mir einfach dazu", sagt er über sein ständiges Geschimpfe.

Nach dem Abpfiff eines Spiels führt Thiels erster Gang denn auch regelmäßig zu den Schiedsrichtern, um für sein Verhalten Abbitte zu leisten. Für seine Leistung muß sich Thiel dagegen nur sehr selten entschuldigen. fes

Mittelalterliche Baukunst in Frankreich studieren

DREIEICH. Die Pfarrgemeinde St. Marien in Götzenhain bietet zusammen mit dem katholischen Bildungswerk Südhessen kunsthistorische Seminare an.

Vom 8. bis 16. Mai wird in der Normandie, der Bretagne und im Berry mittelalterliche Baukunst studiert. Am 26. Juni führt eine Exkursion nach Darmstadt: Dort werden Bauten aus der Jugendstilepoche besichtigt. Die Weserrenaissance und westfälischer Barock stehen im Mittelpunkt einer Reise vom 7. bis 11. Juli. Die mittelalterliche Baukunst in Ostdeutschland steht vom 25. September bis 2. Oktober auf dem Programm.

Näheres ist unter der Rufnummer 82 485 zu erfahren. dac

Drogen und Waffen in Bornheimer Lokal

Beamte des Sonderkommandos Nord und des Rauschgiftkommissariats haben in der Nacht zum Sonntag das Lokal "Wiesen-Stübchen" in der Wiesenstraße 50 in Bornheim vorläufig geschlossen. Bei dieser Gaststätte handelte es sich nach Angaben der Polizei um einen Umschlagplatz für Drogen. Insgesamt sieben Personen, die Drogen und Waffen bei sich hatten, wurden festgenommen. Der 38 Jahre alte Wirt sowie ein 36jähriger wurden inzwischen vom Haftrichter in Untersuchungshaft geschickt. Die anderen wurden auf freien Fuß gesetzt.

Die Polizei hatte das Lokal bereits seit längerem als Drogenumschlagplatz im Visier und observiert. Als die Ermittler in der Nacht zum Sonntag eingriffen, stellte sich dies für die Polizei als Ermittlungserfolg heraus. In der Wohnung des 38 Jahre alten Wirtes wurden etwa 163 Gramm Haschisch, 60 Gramm Kokain, eine noch unbekannte Substanz eines vermutlichen Rauschmittels, eine Pistole vom Kaliber neun Millimeter, eine größere Menge Munition verschiedener Kaliber und vier Funktelefone sichergestellt.

Der 36jährige hatte bei seiner Festnahme in dem Lokal eine Pistole vom Kaliber 7,62 Millimeter im Hosenbund stekken. Ein weiterer "Gast" hatte ein Röhrchen mit Kokainanhaftungen bei sich. Bei einer 31jährigen Frankfurterin und ihrem zwei Jahre älteren Begleiter fand man insgesamt elf Gramm Haschisch. Ein 31jähriger Eschborner, der dort angetroffen wurde, wird beschuldigt, für die Besucher des Lokals Kokain portioniert zu haben. Ein 25jähriger wurde wegen des Verdachts des Kokainkonsums in der Gaststätte festgenommen. Ob dieses Lokal auf Dauer geschlossen bleibt, ist nun Entscheidung des Ordnungsamtes der Stadt, das eingeschaltet wurde. enk

"Rückenschule" in der Vacuumschmelze

HANAU. Eine "Rückenschule" gründete jetzt die Vacuumschmelze in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitszentrum der AOK Main-Kinzig. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung orientiert sich das Projekt speziell an den in dem Unternehmen vorkommenden Arbeitsabläufen. Die "Rückenschule" ist mit einem zehnwöchigen Kurs in Wirbelsäulengymnastik kombiniert.

Gegenstand des "Lehrplans" stellen die Alltagsbewegungen im Beruf, in Haushalt und Freizeit dar, "die durch Unkenntnis immer wieder falsch ausgeführt werden und dadurch den Rücken und die Wirbelsäule belasten", teilt die AOK mit. In seinem Einführungsvortrag legte Werksarzt Bernd Schmude den Schwerpunkt auf konkrete Beispiele. Wie "richtige und rückengerechte Bewegung" praktisch aussieht, sollen die Teilnehmer in den kommenden Wochen lernen. jur

Im Hintergrund: Auswirkungen des "Solidarpakts" Noch glimpflich abgegangen

Der Bonner "Solidarpakt" belastet Hessen weniger als es die rot-grüne Landesregierung in ihrer eigenen mittelfristigen Finanzplanung veranschlagt hatte. Während die Wiesbadener Finanzplanung von Zusatzlasten in einer Größenordnung von 1,8 Milliarden Mark jährlich für den neuen Ost-West-Länderfinanzausgleich ab 1995 ausging (und die Regierung insgeheim noch mit deutlich mehr gerechnet hatte), bezifferte Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) die Kosten der Bonner Absprachen vom Wochenende für Hessen auf 1,7 Milliarden Mark zusätzlich pro Jahr ab 1995.

Überrascht war die Landesregierung insbesondere von der Nachgiebigkeit des Bundes bei der künftigen Umsatzsteuerverteilung, wo die Länder ihre Forderungen fast komplett durchgesetzt haben - womit laut Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) "kein Mensch gerechnet hat".

Eichel versprach, daß die Regierung versuchen wird, die Mehrbelastung (1,7 Milliarden pro Jahr) durch mehrere Schritte abzufedern. Dazu sollen die Rücklagen benutzt werden, die das Land schon ab 1992 gebildet hat. Dennoch seien "selbstverständlich starke Einschnitte" nötig.

"Auf breiter Front" müsse über die erreichten Standards neu diskutiert werden - etwa auch beim Wohnungs- und Straßenbau, wo sich schon durch die Korrektur einzelner Verwaltungsvorschriften viel Geld einsparen ließe.

Eichel empfahl, bei diesen Spardebatten "gedanklich" etwa auf das Jahr 1980 zurückzugehen und die damaligen Standards als Maßstab zugrundezulegen. Auch über die Arbeitszeiten zu reden sei für ihn "denkbar".

Insgesamt überwog in Wiesbaden Zufriedenheit mit dem Bonner Gesprächsergebnis. Eichel hob hervor, daß der Länderfinanzausgleich für Hessen "strukturell wesentlich besser" geworden sei, weil es nach dem länderintern abgesprochenen Belastungsmodell für die finanzstarken Bundesländer keine "Totalabschöpfung" von Steuermitteln oberhalb einer bestimmten Einnahmegrenze mehr geben werde.

Die hessische Verhandlungsstrategie, zunächst einen Länderkonsens zu suchen und auf dieser Basis dann mit dem Bund zu sprechen, habe sich voll bestätigt.

Der hessische Ministerpräsident bedauerte, daß mit der Bonner Koalition über eine offensive Arbeitsmarktpolitik ebensowenig zu reden gewesen sei wie über ein Wohnungsbauprogramm auch im Westen. Diese beiden Themen sowie die Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte würde die SPD nun zum Gegenstand der Bundestagswahl 1994 machen.

"Voll gelungen" sei den Ländern dagegen die "Abkoppelung" der Bahn- Reform vom Solidarpakt. Damit komme durch die Bahnreform kein finanzielles Risiko mehr auf das Land zu - denn der Bund habe praktisch keine Chance mehr, die zur Bahnreform nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundesrat zu erreichen, wenn er nicht gleichzeitig Finanzzusagen mache. Der Hebel der Länder sei hier "noch länger geworden, als er schon war".

Einziges großes Risiko des Bonner Kompromisses sei die Wirtschaftslage. Wenn sie sich dramatisch verschlechtere, würden auch die Grundlagen der jetzigen Berechnungen nicht mehr stimmen - niemand könne heute sagen, "was dann passiert". Auf Basis der jetzigen Zahlengrundlagen aber sei durch das Ergebnis das Überleben des Föderalismus gesichert.

Während die hessische CDU von Eichel konkrete Sparvorschläge für die kommenden Jahre forderte und ihn warnte, die Gesprächsergebnisse mit Blick auf die nächste Bundestagswahl wieder zu "zerreden", sprachen die hessischen Grünen von einem "großkoalitionären Formelkompromiß".

Ihr Abgeordneter Reinhold Weist meinte, die Bonner Parteien hätten die wirklich wichtigen Fragen auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben - zum Beispiel konsequenter Subventionsabbau und eine ökologische Steuerreform mit einer deutlich höheren Mineralölsteuer. me

Zur Sache: Ausgleichsabgabe

Der Stichtag steht fest: Vom 1. Juli an müssen Besserverdienende für eine Sozialwohnung eine Ausgleichsabgabe entrichten. Deren Höhe hängt ab vom örtlichen Mietniveau und vom jeweiligen Einkommen.

Generell gilt, wer die Einkommensgrenze überschreitet, muß künftig bezahlen. Alleinstehende haben derzeit bis zu einem Gehalt von 21 600 Mark im Jahr Anspruch auf eine Sozialwohnung; beim Vier-Personen-Haushalt liegt die Grenze bei 47 800 Mark.

Von Juli an werden Singles mit einem Jahresgehalt von mehr als 30 240 Mark zur Kasse gebeten; bei einem Vier- Personen-Haushalt liegt das Limit für abgabefreies Wohnen bei 66 920 Mark. Der Höhe der Abgabe beträgt dann eine Mark pro Quadratmeter. Dieser Betrag ist je nach Höhe des Verdienstes gestaffelt und kann auf bis zu neun Mark klettern, liegt das Einkommen 150 Prozent über der Grenze. kkü

Beamtenbund beklagt "schreiendes Unrecht"

KREIS GROSS-GERAU. Der Kreisverband des Deutschen Beamtenbundes hat die Absicht der Bonner Regierungskoalition, die Besoldung und Versorgung erst zum 1. Mai zu erhöhen, als schreiendes Unrecht bezeichnet. Diese Verschiebung betreffe insbesondere die Beamten der unteren Besoldungsgruppen sowie die Pensionäre und Beamtenwitwen.

Als weiteren Dolchstoß empfindet es der Beamtenverbund, daß die Landesregierung die bisherigen Beförderungstermine 1. April und 1. Oktober für dieses Jahr auf den 1. Juli und 1. Dezember verschiebe. lis

Alte Wurzeln, neue Heimat Serie im Filmforum schildert Konflikte junger Türken

HÖCHST. Türkische Kultur und Tradition im Konflikt mit deutscher Lebensart ist Thema einer Filmreihe, die ab Donnerstag im Filmforum Höchst, Emmerich-Josef-Straße, läuft. Bei der Aufführung von "Töchter zweier Welten" am Freitag, 20.30 Uhr, ist Regisseurin Serap Berrakkarasu anwesend. Der Film wird auch am Donnerstag, 18. März, um 18.30 Uhr gezeigt.

"Dügün - Die Heirat" von Ismet Elçi erzählt von Metin, einem Türken, der in Berlin lebt und dort verlobt ist. Eines Tages schickt ihn sein Vater unter dem Vorwand, die Mutter sei schwer krank, in die ostanatolische Heimat zurück. In Wirklichkeit soll Metin heiraten. Er weigert sich, wird jedoch durch Drohungen gefügig gemacht. In der Hochzeitsnacht offenbart Metin seiner Frau Aygül seine Absichten und flieht. Aygül, die als entehrt gilt, nimmt sich das Leben. Das Original mit Untertiteln läuft am Donnerstag und Samstag, 20. März, um 20.30 Uhr sowie am 19. und 21. März, um 18.30 Uhr.

Hark Bohms Film "Yasemin" ist die Liebesgeschichte zwischen Jan und Yasemin, die in Deutschland geboren ist, von ihren Eltern aber an türkische Gebräuche gebunden wird. Einerseits möchte sie Ärztin werden, andererseits weiß sie, daß ihre Eltern sie im Lebensmittelladen brauchen. Als der Vater von Jan erfährt, will er Yasemin in die Türkei schicken (Samstag, 20. März, 18.30 Uhr, und Sonntag, 21. März, 20.30 Uhr).

Außerhalb der Reihe läuft am Dienstag, 23. März, um 17.30 Uhr "Psycho" - der Klassiker von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1960. Anthony Perkins spielt den Motelbesitzer Norman Bates, auf dessen Leben der Fluch der übermächtigen Mutter liegt. Am Samstag, 20. März, zeigt das Filmforum um 22.30 Uhr Barbara Schroeders Film "Weiblich, ledig, jung sucht . . .", der von einer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft erzählt. Jim Jarmuschs "Night on Earth" reiht fünf Episoden aneinander, die in Taxis zeitgleich auf der ganzen Welt passieren: Armin Müller-Stahl spielt den Taxifahrer in New York, in Rom fährt Roberto Benigni einen Priester in den Tod, in Helsinki teilen sich drei Betrunkene ein Taxi. Jarmuschs fabelhafte Geschichten sind am Dienstag und Mittwoch, 23., 24. März, 20.30 Uhr, zu sehen.

Für Kinder gibt&rquote;s am Freitag, 19. März, und Sonntag, 21. März, um 15 Uhr den Film "Konrad aus der Konservenbüchse". ege

. . . kamen zwei Männer auf die beiden Frauen zu, und die eine Frau sagte zur andern: "Owwacht, Pauline, halt dei Däschi fest!" Die Männer erwiesen sich als harmlos, sie fragten nur nach der Schillerstraße und gingen weiter, und Pauline sagte: "Blinder Alarm, Käthsche! Awwer des hab ich merr glei gedacht, deß die zwaa gutaagezoochene Herrn kaa Straßenräuwer net sind!" Käthchen war anderer Meinung. Sie sagte: "Gutaagezooche! Der, der wo de Alwine es Potmonnee abgenomme hat, hatt' en Nadelstreifejack aa!"

. . . las der Gast in der Speisekarte Pommes de terre sautées, und er fragte den Kellner: "Was sin dann des da ferr Pommes, Herr Ower?", und der Kellner sagte: "Ganz aafach: des sin Gereeste!" und der Gast sagte: "Un warum schreibter des net hie?"

. . . sagte die Frau: "Ich glaab, de Belzmantel kann merr jetzt eimotte!", und die andere Frau sagte: "Awwer merr krieje bestimmt noch e paar kiehle Nächt!", und die erste Frau sagte: "Dadefier hab ich mei biwerne Nachthemder!"

"Eher die Ausnahme ist, daß ein Vater nur sein Kind mißbraucht" Expertinnen machen mehr und mehr "professionelle" Täter und Wiederholungstäter aus / Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung Von unserer Mitarbeiterin Sabine Wenke

BONN, 15. März. Härtere Strafen für Besitz und Herstellung von Kinderpornographie sowie eine Verlängerung der Verjährungsfrist für sexuelle Gewalt gegen Kinder forderten jetzt in Bonn Vertreterinnen von Hilfsorganisationen und Politikerinnen. Bei der Tagung des Gesprächskreises Frauenpolitik der Friedrich-Ebert-Stifung kündigte die SPD-Politikerin Hanna Wolf einen entsprechenden Gesetzesentwurf an. Danach soll die Verjährungsfrist von zehn Jahren für sexuelle Übergriffe auf Kinder erst vom 18. Lebensjahr an zählen. Derzeit beginnt sie nach Ende der Tat. Mehr als die Hälfte der betroffenen Kinder aber sind jünger als zehn und zunehmend werden Fälle bekannt, in denen die Opfer sexueller Gewalt zwischen drei und vier Jahren alt sind. Nach geltendem Recht müßten sie eine Anzeige zu einem Zeitpunkt erstatten, zu dem sie noch in Abhängigkeit von den Tätern leben. Die Praxis aber habe gezeigt, so Hanna Wolf, daß die meisten Opfer erst als Erwachsene sich mit der Tat auseinandersetzen können.

Bei der Tagung, in der es um Schutz für Jungen und Mädschen vor sexueller Gewalt ging, kritisierten die Therapeutinnen unter anderem, daß die Hilfsorganisationen völlig unzureichend ausgestattet seien. Institutionen wie "Wildwasser" in Berlin und "Zartbitter" in Köln, die seit Jahren Opfern sexueller Gewalt helfen, müssen jedes Jahr wieder um das eigene Überleben kämpfen, weil die Beschäftigten überwiegend befristete ABM-Verträge haben. Auch vorbeugende Maßnahmen zum Schutz der Kinder stießen schon deshalb auf Grenzen, weil nicht einmal für die bekannten Opfer ausreichend Therapie- und Wohnheimplätze existierten.

Sexuelle Übergriffe auf Kinder stehen nach den Erfahrungen der Therapeutinnen immer öfter im Zusammenhang mit satanischen Ritualen, bei denen Kinder zu Tode vergewaltigt werden. Die Produktion von Kinderpornographie habe zugenommen, immer gewalttätigere Videos würden verlangt. Die Täter arbeiteten in Netzwerken und beschafften sich Kinder zum Teil auch aus der sogenannten Dritten Welt und aus den Ländern des früheren Ostblocks. Daher sehen sich die Therapeutinnen zunehmend mit organisierter Kriminalität, mit internationalem Drogen- und Kinderhandel konfrontiert. "Damit sind wir völlig überfordert, und die örtlichen Polizeidienststellen können das auch nicht mehr leisten", sagt Dietge Jirku von "Wildwasser" in Berlin. Dringend müsse daher eine Sonderkommission des Bundeskriminalamtes eingesetzt werden.

Im Gegensatz zu bisherigen Behauptungen stammen die Täter nach Erfahrung von Ursula Enders ("Zartbitter" Köln) nur zu einem Drittel aus dem unmittelbaren Familienkreis des Opfers. Viele seien statt dessen "professionelle" Täter, weil sie in Berufen arbeiteten, wo sie sehr viel mit Kindern zu tun hätten, etwa als Erzieherinnen und Sozialarbeiter. Überdies sei die überwiegende Zahl Wiederholungstäter, denen jegliches Unrechtsbewußtsein fehle. "Der Fall, wo ein Vater ,nur&rquote; sein eigenes Kind mißbraucht, ist für mich in meiner Arbeit inzwischen der exotische Ausnahmefall", betont Enders. Es gebe vielmehr eine ganze Reihe von Tätern, die 40 bis 50 Opfer hätten.

Übereinstimmend forderten die Fachfrauen eine Pflicht zur Fortbildung für Richter, Polizei und Staatsanwaltschaft. Durch unsensible Befragungsmethoden würde den Opfern oft noch zusätzlich seelischer Schaden zugefügt. Ihnen werde nicht geglaubt, und es komme immer wieder vor, daß Kinder, die eine Anzeige erstatten wollten, vier bis fünf verschiedenen fremden Personen von ihren sexuellen Gewalterlebnissen berichten müßten. Als Beispiel berichtete Enders, wie ein Kind von einem Richter befragt wurde: "Das Mädchen hatte mir erzählt: der Papa hat mit Onkels zusammen Filme mit Babys angeguckt und hinterher waren die Babys tot. Darauf der Richter: Na das ist ja jetzt wohl Phantasie, sowas gibt's ja nicht. Aber wenn der Papa mit dir was Böses gemacht hat, dann kannst du uns das ruhig erzählen, dann machen wir auch was Böses mit dem Papa. Willst du, daß wir was Böses mit dem Papa machen?"

Insgesamt kritisierten Therapeutinnen und Juristinnen, daß die rechtliche Position des Kindes zu schwach sei. Es brauche dringend ein Recht auf eigene anwaltliche Vertretung. Vor allem angesichts der fehlenden Zufluchtsplätze für sexuell mißhandelte Kinder sei es unerläßlich, daß schon bei dem Verdacht auf eine sexuelle Gewalttat der Tatverdächtige verpflichtet werde, sich aus dem Lebensumfeld des Kindes zu entfernen. Derzeit seien es aber immer noch Kinder, die mit ihren Müttern die elterliche Wohnung verlassen müßten.

Ein Ökohaus für die Kinder Egelsbacher Kindergarten entsteht in Niedrigenergiebauweise

EGELSBACH. Im Ortsteil Bayerseich im Kurt-Schumacher-Ring haben die Bauarbeiten für einen neuen Kindergarten begonnen. Geplant sind zwei Kindergartengruppen und eine Hortgruppe mit jeweils 20 Plätzen. Erstmals sollen auch behinderte Kinder aufgenommen werden.

Nach den Worten von Rainer Gruhl, Leiter des Bauamts der Gemeinde, wird in Bayerseich "ganz was Exklusives" entstehen. Das Gebäude wird in der sogenannten Niedrigenergiebauweise hochgezogen. Dazu gehören eine spezielle Vollwärmedämmung, eine besondere Wärmeschutzverglasung sowie eine Heizungs- und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.

Nach den Vorstellungen der Stadt soll Regenwasser für die Toilettenspülung eingesetzt werden. Dafür gebe es jedoch noch keine Zustimmung des Kreisgesundheitsamts. Es mache hygienische Bedenken geltend. Ökologisch sollen auch Farben, Lacke, Fußbodenbeläge und andere Materialien der Innenausstattung sein.

Exklusivität hat seinen Preis: Das Projekt kostet nach Angaben der Gemeinde 3,2 Millionen Mark. Das Land Hessen beteiligt sich mit rund einer Million Mark. Davon steuert das Umweltministerium etwa 150 000 Mark bei, da es sich um ein "Demonstrationsvorhaben" handle. Auch die Solaranlage zur Brauchwassererwärmung wird mit 6200 Mark bezuschußt. Vom Kreis Offenbach erwartet die Gemeinde weitere 80 000 Mark.

Der Kindergarten wird, so hofft Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD), im Dezember dieses Jahres fertig sein. dac

Bei Verfall Geld gegen Ware Beim Sonnenschutz ist das für Verbraucherberater sonnenklar

Die Tage wurden spürbar länger, die Vögel, diese Sendboten des Frühlings, kehrten allmählich aus dem Süden zurück: Doch bei aller Euphorie über die sicheren Indizien für den Winterabschied vergaß Juliane R. die Warnungen der Dermatologen nicht. Um die nicht nur kosmetisch bedenklichen Folgen des ungeschützten Kontakts der winterblassen Haut mit der Frühlingssonne zu verhindern, hatte Juliane R. kurzerhand ihr Make-up gegen eine Tagescreme mit hohem Lichtschutzfaktor eingetauscht. Das pharmazeutische Versprechen für den wirksamen Hautschutz ließ sich die FR-Leserin etwas kosten. Für knapp 30 Mark erwarb sie eine Sonnenschutzcreme - und brachte sie unverrichteter Dinge in die Filiale eines Frankfurter Drogeriemarktes zurück. Denn beim Studium der Verpackungsaufschrift hatte die Kundin festgestellt, daß das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits um einige Wochen überschritten war. Doch für die beanstandete Ware gab es nicht, wie erhofft, Bares zurück. Man beschied die verärgerte Kundin statt dessen mit einer Gutschrift in Höhe des ausgelegten Betrags.

Für die Verbraucherzentrale Hessen ist die Situation sonnenklar. Wo die Kundin wie im vorliegenden Fall einen Mangel reklamiere, müsse sie sich nicht mit einem Gutschein in Höhe des fehlinvestierten Betrags hinauskomplimentieren lassen. Die Forderung "Geld gegen Ware", so Regina Heid, bestehe zu Recht, da das Überschreiten des Mindeshaltbarkeitsdatums bei Kosmetikartikeln einen deutlichen Mangel darstelle. Schließlich, so die Verbraucherberaterin, erhöhe sich mit der Distanz zum Verfallsdatum auch das Risiko, daß die als Lichtschutzfaktoren wirksamen Substanzen nicht mehr stabil sind.

Gleichwohl ist sich die Rechtsprechung nicht immer so einig wie die Verbraucherberatung. In der Frage der Wertminderung von Lebensmitteln, deren Haltbarkeitsdatum überschritten sei, so Heid, "kloppen sich die Juristen". Denn das Überschreiten des Datums bedeute nicht zwangsläufig, daß die Ware verdorben ist. Gleichwohl vertrete auch hier die Verbraucherberatung die Auffassung, "daß ein Mangel vorliegt". Die Forderung "Geld zurück" sei also berechtigt.

Grundsätzliche Empfehlung: vor dem Kauf auf das Haltbarkeitsdatum achten. sar

VGH stoppt den Bau der Richtfunkanlage

KASSEL/LORCH. Die Mobil- und Richtfunkanlage, die die Telekom auf dem Sendeturm in Lorch (Rheingau-Taunus-Kreis) installieren wollte, darf vorerst nicht fertiggestellt werden. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Beschluß des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) in Kassel hervor.

Der Widerspruch von Anwohnern des Funkturm-Geländes gegen die Zustimmung des Regierungspräsidiums in Darmstadt zum Bau der Anlage hat aufschiebende Wirkung, stellten die Richter des 3. Senats fest. Es sei zudem auch nach Angaben der Telekom nicht völlig auszuschließen, daß die Gesundheit der Anwohner durch den Betrieb der Anlage gefährdet sei. Die Entscheidung des VGH ist unanfechtbar (AZ: 3 TH 768/92).

Bewohner des Lorcher Stadtteiles Ransel waren vor Gericht gezogen, weil sie befürchten, daß die Funkanlage ihrer Gesundheit und der Umwelt schaden könnte. Inwieweit diese Befürchtungen begründet sind, wird jedoch erst in der Hauptverhandlung zu klären sein. ebo

"Katastrophale hygienische Zustände" bei Eintracht Frankfurt Gesundheitsamt prüft Kabinen und Duschen am Riederwald / Stadt als Eigentümerin will den Verein an den Kosten beteiligen

"Im Verein", so wirbt plakativ der Deutsche Sportbund, sei "Sport am schönsten". Beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt mit seinen zwölf Amateur-Abteilungen und knapp 6000 Mitgliedern aber mehren sich die Stimmen derer, die feststellen, daß Sport in diesem Verein zunehmend eine unhygienische Angelegenheit wird.

Letzte Woche sind vier jugendliche Eintracht-Fußballer von ihren Trainern und Betreuern aus der Dusche am Riederwald an den Hausarzt "überwiesen" worden, als eiternde Entzündungen an Armen und Beinen aufgefallen waren. Als Ursache für die Hauterkrankungen vermuten Betreuer die "katastrophalen hygienischen Zustände" (Eintracht-Geschäftsführer Detlef Romeiko) in den Umkleidekabinen. Am vergangenen Freitag schließlich ist in den sanitären Räumlichkeiten am Riederwald das städtische Gesundheitsamt tätig geworden. Ärzte der jungen Eintracht-Patienten hatten das Amt auf die Mißstände aufmerksam gemacht. Abstriche aus den Toiletten, Duschräumen und Umkleidekabinen wurden zur Untersuchung ins Labor gegeben. Dort seien "eindeutig Erreger" festgestellt worden, erklärte auf FR-Anfrage Amtsleiterin Margarethe Peters. Ob sie allerdings für die eitrigen Infektionen der Kinder verantwortlich sind, sei noch nicht klar. Das Gesundheitsamt moniert "feuchten Verputz und feuchte Holzteile" und fordert zur Renovierung auf. Margarethe Peters: "Dort muß dringend etwas geschehen."

Jetzt wollen sich in der Eintracht-Geschäftsstelle am Erlenbruch Vertreter des Vereins, des Sport- und Badeamtes, des Hochbauamtes und der Gesundheitsbehörde zu einem Ortstermin treffen. Was sie dabei antreffen werden, beschreiben Jugendtrainer des Vereins als "Saustall", in den man keine Kinder mehr hineinlassen könne. Leise, aber stetig rieselt von den Wänden Putz und Kalk. Rost frißt an Heizungs- und Wasserrohren, Schimmel gedeiht prächtig an den feuchten Wänden. Zerbrochene Spiegel und Glasscheiben sind zur ständigen Gefahr für jugendliche Sportler geworden, von denen sich an Spitzentagen über 200 die sechs engen Kabinen teilen müssen. In den Duschen fallen die schäbigen, blaßgelben Kacheln von den Wänden, in den Räumen und Gängen sind die Fußböden mit den von Gehwegen her bekannten, quadratischen Steinen gepflastert. Gefliest ist nur ein Raum - der der Trainer und Betreuer. Erst kürzlich wieder hat die Eintracht den Kammerjäger bestellt. Gegen Kakerlaken und Silberfische habe dieser ankämpfen müssen, sagen Jugendtrainer.

Elektriker sind damit beschäftigt, Steckdosen auszuwechseln, bei denen teilweise die Kabel blank aus der Wand hingen. In den Toiletten steigt beißender Uringeruch in die Nase, auf dem Boden stehen Wasserpfützen, die in keinen Kanal abfließen können. Und wenn es, wie in der Dusche der Hockey-Frauen, einen Abfluß gibt, dann ist er nicht selten verstopft. An den Fensterrahmen ist der Lack ab, das Holz erheblich verwittert. "So sieht es hier aber nicht erst seit gestern und vorgestern aus. Das geht schon seit Jahren so", berichtet Jürgen Gerhard, der seit 40 Jahren in der Eintracht- Geschäftsstelle arbeitet. Schon vor zehn Jahren fiel dem damaligen Cheftrainer Lothar Buchmann Putz von der Decke auf den Kopf.

Für 1,9 Millionen Mark hat die Stadt Frankfurt 1981 das schon damals marode Gebäude am Riederwald vom Verein gekauft. Noch heute freuen sich viele Eintrachtler diebisch über diesen Coup. Seitdem haben Stadt wie Verein mal hier, mal da kleine Renovierungsarbeiten vorgenommen, doch flächendeckend ist nie gearbeitet worden. Ein zweistelliger Millionenbetrag ist Mitte der 80er Jahre für eine Komplett-Sanierung veranschlagt worden; dann war von Abriß und Neubau die Rede. Doch als Bodenanalysen des Umwelt-Dezernats im vergangenen Jahr einen erheblich kontaminierten Boden ergaben, war der Plan schnell vom Tisch.

Daß etwas geschehen muß, darüber sind sich die betroffenen städtischen Ämter mit der Eintracht einig. Für Sofortmaßnahmen hat ein Architekturbüro 100 000 Mark veranschlagt. "Aber wir müssen zu einer langfristigen Lösung kommen, denn für dieses Hygieneproblem möchte ich die Verantwortung nicht übernehmen. Demnächst schließt uns das Gesundheitsamt die Bude", sagt Romeiko und verweist darauf, daß "die Eintracht ein Aushängeschild der Stadt in ganz Europa" sei, nicht aber Eigentümer des Geländes am Riederwald. Doch der Klub hat im vergangenen Herbst binnen acht Tagen rund sechs Millionen Mark mit dem Profi-Fußball eingespielt und soll sich, nach dem Willen der Stadt, an den Renovierungskosten beteiligen. -wl-

Wenn die Brüder Grimm im Abfall versinken

HANAU. Horrorszenario auf dem Marktplatz: Bis zum Dach stecken die Gebäude im Müll. Die Brüder Grimmm schlummern unter dem Unrat der Wohlstandsgesellschaft. Diese düstere Vision verbreitet ein Plakat, das auf eine Ausstellung hinweist. "Einfälle für Abfälle!" heißt die umfangreiche Schau, die von Dienstag, 16. März, bis Samstag, 20. März, im Foyer des Historischen Rathauses zu sehen ist. Für die Organisation zeichnen Stadtreinigungs- und Fuhramt sowie die Abteilung Umwelt- und Naturschutz im Ordnungs- und Umweltamt verantwortlich. Offiziell eröffnen Oberbürgermeister Hans Martin und Stadtrat Norbert Kress die Ausstellung um 15.30 Uhr.

Die thematischen Schwerpunkte lauten: "Von der Müll-Tonne zur Wert-Tonne", "Zeitbombe Müll" und "Hanauer Konzept". Zu sehen ist die Schau am Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils zwischen 10 und 13 Uhr sowie 14 und 18 Uhr, außerdem am Samstag von 9 bis 14 Uhr. jur

Kleine FR

Bis Freitag gesperrt DREIEICH. Der Bahnübergang Buchschlag bleibt wegen Bauarbeiten am Gleis bis einschließlich Freitag, 19. März, gesperrt. Ursprünglich hieß es, nur bis Donnerstag. Vortrag über jüdische Feste NEU-ISENBURG. "Die jüdischen Feste" sind das Thema eines Vortrags, den Lothar Tetzner am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr in der Altentagesstätte der evangelischen Johannesgemeinde in der Friedrichstraße 94 hält. Der theologische Gesprächskreis wird im April und Mai fortgesetzt. Bettgeschichten im Museum DREIEICH. Am Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr, wird im Dreieich-Museum in Dreieichenhain, Fahrgasse 52, eine Ausstellung mit dem Titel "Gehn'n wir in die Karierten" eröffnet. Gezeigt werden blau- rot-weiß karierte Leinenbettbezüge aus dem 19. Jahrhundert und eine Auswahl der Bettgeschichten von Wilhelm Busch. Ausflug nach Mannheim LANGEN. Die Stadt lädt Kinder und Jugendliche ein, am Freitag, 19. März, 18.30 Uhr, ins Planetarium nach Mannheim zu fahren. Anmeldung unter Telefon 20 32 12. Treff der SPD-Senioren LANGEN. Über die Arbeit des Sozialamts können sich die Teilnehmer des SPD-Senioren-Treffs am Freitag, 19. März, 15 Uhr, in der Altentagesstätte, Südliche Ringstraße 107, informieren. Auf den Spuren von Paulus DREIEICH. Im Gemeindehaus der evangelischen Burgkirchengemeinde Dreieichenhain, Fahrgasse 57, werden am Freitag, 19. März, 20 Uhr, Dias einer Studienreise durch die südliche Türkei und Syrien gezeigt. Die Teilnehmer waren auf den Spuren des Apostels Paulus unterwegs.Jahreshauptversammlung der Wehr DREIEICH. Die Freiwillige Feuerwehr Dreieichenhain wählt auf ihres Jahreshauptversammlung am Freitag, 19. März, 20 Uhr, im Feuerwehrhaus einen neuen Vorstand. Preisgekrönter Trickfilm NEU-ISENBURG. Den mehrfach preisgekrönten Zeichentrickstreifen "Die Reise nach Melonia" vom schwedischen Filmemacher Per Ahlin zeigt das städtische Kinderkino Dschungelmovie am Freitag, 19. März, um 14.30 Uhr. Ort des Geschehens ist der Hort Schwalbenstraße im Stadtteil Gravenbruch. Der Eintritt ist kostenfrei. Erlebnisse im "gelobten Land" NEU-ISENBURG. "Begegnungen in Israel" ist der Titel des Erfahrungsberichts von Klaus Dürsch, mit dem die Isenburger Volkshochschule am Freitag, 19. März, eine neue Vortragsreihe beginnt. Von 19.30 Uhr an erzählt Dürsch in der Stadtbücherei über die Erlebnisse während seines elfjährigen Aufenthalts im "gelobten Land". Alles Käse - selbst gemacht NEU-ISENBURG. Wer am kommenden Wochenende einmal selbst Hüttenkäse oder Mozarella herstellen möchte, kann an einem zweitägigen Seminar der Volkshochschule teilnehmen. Der Kursus beginnt am Freitag, 19. März, um 18.30 Uhr in der Lehrküche der Buchenbusch-Schule im Eschenweg 4. Nähere Informationen gibt es bei der VHS-Geschäftsstelle unter der Rufnummer 0 61 02 / 25 47 46. Oldies von "The Fab Four" NEU-ISENBURG. Ein Tip für Oldie- Fans: Rock- und Pophits aus den 60er Jahren - von den Beatles, den Rolling Stones und den Searchers - spielt die Gruppe "The Fab Four" am Samstag, 20. März, um 20 Uhr im Treffpunkt in der Bahnhofstraße 50.

Schüsse auf Pizzeria: Niemand wurde verletzt

BISCHOFSHEIM. Noch immer ist unklar, wer am Sonntag gegen 0.15 Uhr sechs Pistolenschüsse auf eine Pizzeria in der Darmstädter Straße abgegeben hat. Die Projektile vom Kaliber neun Millimeter durchschlugen alle fünf Fensterscheiben und den Gastraum, in dem sich noch das Personal und ein Gast aufhielten. "Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt", erklärte die Kriminalpolizei gestern. Ihr liegen keine Anhaltspunkte für ein Motiv vor. Nach den Ermittlungen wurden die Schüsse vom Gehweg aus abgegeben. lis

Babcock streicht 1500 Stellen Anlagenbauer stellt sich auf bescheidenen Ertrag ein

spi OBERHAUSEN. Der Babcock-Konzern läßt den Rotstift kreisen. Bis zu 1500 Stellen sollen möglichst noch bis Herbst gestrichen werden, kündigt Vorstandschef Heyo Schmiedeknecht an. Treffen wird dies die Standorte Oberhausen und Friedrichsfelde sowie die Werke der Beteiligungsgesellschaft Flender-Antriebstechnik in Herne und Bocholt. Gegenwärtig zählt der Babcock-Konzern rund 38 000 Beschäftigte.

Nicht gerade überschwenglich schätzt der Anlagenbauer seine Perspektive für das laufende Geschäftsjahr 1992/93 (Ende September) ein. Der Vorstand wäre schon froh, wenn ein Ergebnis nach Steuern von etwa 30 Millionen Mark hängenbliebe. Angesichts eines zu erwartenden Umsatzes von gut acht Milliarden Mark, was einem Zuwachs um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspräche, ist das ein höchst bescheidenes Ziel.

Für eine Dividende wird da wenig übrig bleiben. Schmiedeknecht vertröstet die Eigentümer - an der Spitze die Westdeutsche Landesbank, Philipp Holzmann und die BHF-Bank sowie englische Pensionsfonds - denn auch auf die nächste Geschäftsperiode. Hoffnungsschimmer macht Babcock in Ostdeutschland aus. Dort winken Großaufträge in Höhe von rund zwei Milliarden Mark. Dabei geht es um die Ausstattung von fünf großen Kohle-Kraftwerksblöcken. Wann die Projekte spruchreif sind, ist gegenwärtig aber noch unklar. Bis jetzt gibt es erst Planungsaufträge und Lieferoptionen.

Um die Ertragskraft des Unternehmens war es in der abgelaufenen Periode noch nicht gut bestellt. Zwar blieb ein mehr als doppelt so hoher Jahresüberschuß von rund 76 Millionen Mark übrig, der jedoch maßgeblich auf außerordentliche Einnahmen zurückzuführen war. Unter anderem wurden durch den Verkauf eines Grundstückes rund 50 Millionen Mark erlöst.

Das Plus reichte aus, um den Verlustvortrag zu tilgen und den Vorzugsaktionären rückwirkend für drei Geschäftsjahre je drei Mark Dividende zu zahlen. Die Hauptversammlung soll am 5. April ein genehmigtes Kapital von 100 Millionen Mark schaffen, die Umwandlung der bisherigen stimmrechtslosen Vorzugsaktien in Stammanteile beschließen und die seit 1988 bestehende Stimmrechts-Begrenzung auf fünf Prozent abschaffen.

Ostdeutsche streiten sich ums Eigentum Übersiedler ziehen gegen "redliche Erwerber" zu Felde / Entschädigung reicht ihnen nicht

"Wir, die Geschädigten, sollen auf unser Eigentum verzichten - und die, die sich unsere Grundstücke ergaunerten, haben einen mehrfachen Zugewinn." Gerda W. ist auf die Politiker, die den Einigungsvertrag aushandelten, nicht gut zu sprechen. Der Kleinkrieg um Immobilien in Ostdeutschland, so glaubt die resolute Thüringerin, würde nicht in diesem Ausmaß toben, wenn es damals "nur ein Fünkchen Gerechtigkeitsdenken" gegeben hätte.

Es geht wieder einmal um das im Einigungsvertrag festgelegte Prinzip Rückgabe vor Entschädigung, von dem es bekanntlich viele Ausnahmen gibt. Auch Gerda W. soll, entschied das Vermögensamt, ihr Haus nicht zurückbekommen und nur einen finanziellen Ausgleich erhalten - denn der jetzige Besitzer habe es "redlich", das heißt im guten Glauben, erworben, nachdem die Familie W. die DDR verlassen hatte.

Diese Ausnahmeregelung im Vermögensgesetz sorgt für großen Ärger bei Übersiedlern aus dem ehemaligen Honecker-Staat. Viele schließen sich, wie Gerda W., Interessengemeinschaften an, um gemeinsam die Ablehnungsbescheide zu kippen und politischen Druck gegen diese "zweite Enteignung" zu machen. Der Erfolg freilich ist fraglich - denn gegen eine Rückübertragung an zwangsenteignete Alteigentümer würden wiederum die heutigen Besitzer Sturm laufen.

Gerda W. und ihr Mann verließen 1983 die DDR. Das Ehepaar wurde, wie tausende andere, von der Bundesrepublik aus der Haft freigekauft. Wegen "versuchter Republikflucht" hatten beide fast ein Jahr in Gefängnissen gesessen. Vor der Ausreise mußte das Ehepaar nach eigener Darstellung eine Blanko-Vollmacht zum Verkauf ihres Einfamilienhauses erteilen. "Die Stasi", so Gerda W., "machte uns noch im Gefängnis klar: Entweder Ihr unterschreibt - oder die Ausreise platzt und Ihr müßt auch die Reststrafe absitzen".

Kaum im westdeutschen Notaufnahmelager angekommen, lief die Frau gegen diese "Erpressung" Sturm. Sie beauftragte ihren Bruder in der DDR, das Haus zu verwalten und den Zwangsverkauf zu verhindern. Vergebens. Die Stasi machte Druck, überwachte den Schriftverkehr, durchsuchte das Haus des Bruders und ließ durchblicken, daß der 13jährige Sohn von Gerda W. erst dann ausreisen dürfe, wenn die "Eigentumsfrage geklärt ist".

Die Familie gab nach und dem Bruder den Verkaufsauftrag. "Es kamen viele Interessenten, die alle zwischen 120 000 und 130 000 Ostmark boten." Doch das Haus bekamen andere - die Eheleute O. "Das geschah auf Weisung des Rates der Stadt und des Kreises und natürlich der Stasi", glaubt sie. Ein naheliegender Verdacht: Nicht selten wurden die zurückgelassenen Häuser von Übersiedlern aus der früheren DDR auf undurchsichtige Weise vom SED-Regime an stramme Parteigänger verschoben.

Auch die Eheleute O. hätten von "der unkorrekten Verwaltungspraxis und der Unredlichkeit bei diesem Hauserwerb" gewußt, sie seien von ihrem Bruder und ihrer DDR-Rechtsanwältin darüber informiert worden, sagt Frau W. Das zuständige Vermögensamt in der thüringischen Stadt aber ist anderer Ansicht: Die Familie O. habe das Haus "redlich" erworben. Eine Rückgabe sei laut Vermögensgesetz daher nicht möglich, ließ die Behörde in einem Vorbescheid wissen.

Gerda W. will nun vor dem Verwaltungsgericht gegen den Beschluß klagen - ebenso wie viele andere DDR-Übersiedler. Endlose juristische Auseinandersetzungen sind programmiert. Denn jeder Einzelfall ist höchst komplex und im nachhinein nur äußerst schwierig zu durchleuchten. Auch bei Gerda W.: Ihr Haus wurde über eine dubiose Schenkung, zu der sie niemals ihr Einverständnis gegeben habe, zunächst an einen Dritten weitergereicht, der es dann sofort an die Eheleute O. verkaufte. Vom Erlös bekamen die Alteigentümer bis heute keine Mark.

Michael Hasenbeck hat viele Fälle wie den von Gerda W. auf dem Tisch. "Die DDR-Übersiedler sind doppelte Verlierer", sagt der in Weimar ansässige Assessor einer Münchener Kanzlei. "Zunächst wurden sie vom DDR-Unrechtsregime gezwungen, ihr Eigentum abzugeben, und jetzt sollen sie dafür nur eine lächerliche Entschädigung bekommen." Das Prinzip Rückgabe vor Entschädigung sei längst in sein Gegenteil "pervertiert". Zahlreiche Ausnahmeregelungen würden zu Lasten der Alteigentümer gehen. Denn der Beweis, daß die jetzigen Besitzer ihre Häuser unredlich kauften, weil sie von der Zwangslage der DDR-Übersiedler wußten, sei für die Ex-Eigner nahezu unmöglich. "Viele Stasiunterlagen sind vernichtet, andere dürfen wir nur eingeschränkt einsehen", sagt Hasenbeck.

Er fordert eine Umkehr der Beweislast: Nicht der alte Eigentümer, sondern der jetzige Inhaber eines zwangsenteigneten Objektes müsse nachweisen, daß er in gutem Glauben erworben habe. Das dürfte, so meint der Anwalt, jedoch nur wenigen gelingen: "Es gab dabei fast immer Manipulationen", glaubt Hasenbeck. Durch die Rechtslage würden sie gedeckt: "Selbst Leute aus der Stasispitze haben sich schon auf redlichen Erwerb berufen."

Viele Alteigentümer seien aber zu finanzschwach, das Kostenrisiko eines langwierigen Verfahrens zu tragen: "Beim Streit durch alle Instanzen kommen wegen der hohen Streitwerte leicht 75 000 Mark zusammen." Rechtsschutzversicherungen seien nicht bereit, dieses Risiko zu übernehmen. "Es ist halt", so Hasenbeck leicht resignierend, "ein Unterschied zwischen Recht haben und Recht bekommen". THOMAS WÜPPER

Übungsleiter-Fortbildung Erneuter Lehrgang für Gymnastik und Tanz

Applaus erntete Anne Schmidt aus Bürstadt-Bobstadt, Referentin des Kompaktseminars "Jazzgymnastik und Tanzchoreografie für Fortgeschrittene" in Lützelhausen. 48 Teilnehmerinnen und drei Teilnehmer beteiligten sich an der von der Abteilung Sport und Freizeit des Main-Kinzig-Kreises in Zusammenarbeit mit dem Sportkreis Gelnhausen angebotenen Übungsleiter-Fortbildung. Neun Stunden Bewegung standen in der "Turnhalle auf dem Berg" im Linsengerichter Ortsteil auf dem Programm. Jazz-Elemente, verschiedene Bewegungsfolgen, ein gymnastisches Stand- und Bodenprogramm sowie eine etwas zweiminütige Tanzchoreographie waren Bestandteil des Lehrgangs.

Referentin Anne Schmidt, staatlich geprüfte Gymnastiklehrerein sowie Tanz- und Ballettpädagogin, zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. Denn immerhin waren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit recht unterschiedlichen Vorkenntnissen zu diesem Seminar erschienen.

Ein weiterer Lehrgang im Bereich Gymnastik und Tanz ist für Anfang Mai (8. oder 15.) zwischen 13 und 18 Uhr im Linsengericht oder in Biebergemünd geplant. Der Teilnehmerbetrag beläuft sich auf 25 Mark (ohne Verpflegung), maximal 30 Personen können teilnehmen.

Informationen erteilt die Frauenbeauftragte des Sportkreises Gelnhausen, Ellen Weitzel-Heller (Tel.: 0 60 51- 6 14 10). An sie können auch die schriftlichen Anmeldungen (Waldstr. 2, 6464 Linsengericht 5) gerichtet werden. wh

"Solidarpakt" schon wieder umstritten SPD will Nachbesserung / FDP lehnt ab Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz BONN, 15. März. Zwei Tage nach der Übereinkunft der Bonner Koalition mit der SPD-Opposition und den Bundesländern über den Beitrag des Staates zum "Solidarpakt" ist es am Montag zu Auseinandersetzungen zwischen den Parteien über die Verbindlichkeit der Vereinbarungen gekommen. Die SPD-Spitze mit ihrem Vorsitzenden Björn Engholm, seinem Stellvertreter Oskar Lafontaine und die Sozialexperten der Fraktion, Rudolf Dreßler und Günther Heyenn, meldeten Vorbehalte an und verlangten Nachverhandlungen. CDU und FDP wiesen dies als "Zumutung" zurück. Engholm beanstandete den "nach wie vor zu geringen Beitrag der Besserverdienenden" an den Kosten der deutschen Einheit. Lafontaine sieht "noch zahlreiche Fragen wie Arbeitsmarktpolitik, Investitionsbelebung und Pflegeversicherung offen". Dreßler verlangte Nachbesserungen beim Wohnungsbau, in der Beschäftigungspolitik und beim Thema Gerechtigkeitslücke. Die bleibe bestehen, weil Selbständige, Beamte und Freiberufler nicht zu einer Arbeitsmarktabgabe herangezogen werden, sagte er. Heyenn nannte die bestehenden sozialen Benachteiligungen "für Sozialdemokraten schwer verdaulich".

FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff lehnte Nachverhandlungen ab, "weil es die Leute satt haben bis zum Stehkragen". Lafontaine solle still sein, "sonst nehmen wir die ihm zugestandenen 3,4 Milliarden Mark für das Saarland wieder weg", sagte Lambsdorff. Lambsdorff zeigte sich allerdings darüber beunruhigt, daß die Neuverschuldung des Bundes 1993 von derzeit 51 Milliarden Mark auf bis zu 65 Milliarden Mark steigt. Er appellierte an die Bundesbank, mit ihrer Politik der Zinssenkung zügig fortzufahren.

Skeptisch über das Klausur-Ergebnis äußerten sich der Deutsche Industrie- und Handelstag und der Industrieverband, weil zu wenig gespart worden sei. Die IG Metall warnte davor, die soziale Gestaltung des Einigungsprozesses weiter zu blockieren. Die Grünen bemängelten die soziale Schieflage und sehen sozialen Sprengstoff in den Kompromissen.

(Kommentar Seite 3, weitere Berichte Seiten 3, 4 sowie im Wirtschaftsteil)

Vereinsleben

Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Der Verein bietet einen Kurs "Erwachsene lernen Schwimmen" an am am Mittwoch, 24. März (von 9.15 bis 10 Uhr), im Lehrschwimmbecken der Ernst-Reuter- Schule I, Praunheimer Weg. Auskunft: Margit Wolf (Trainerin), Eva-Marika Futas-Bernhardt (Tel. 76 40 60). nd/11

Wanderverein Heddernheim: Mitgliedertreffen am Sonntag, 21. März, 15 Uhr, im Saal der evangelischen St. Thomasgemeinde, Heddernheimer Kirchstraße 5 a. Der Verein unternimmt vom 28. Mai bis 2. Juni eine Pfingstfahrt ins Ahrtal. Es sind noch Plätze frei. Auskunft: Geschäftsstelle, Heddernheimer Landstr. 1 (Tel. 57 22 11 und Tel. 57 32 29). nd/11

Heute im Lokalsport

&blt; Die Arbeit von Trainer Ramon Berndroth bei den Amateuren der Frankfurter Eintracht ist so erfolgreich, daß der Erfolg in der hessischen Fußball-Oberliga ausbleibt.

&blt; Mit Smoking zum Billard in den Hinterhof - Der PBC Frankfurt strebt den Aufstieg in die Bundesliga an und hat mit einigen Problemen zu kämpfen.

&blt; Die Eishockey-Frauen des ESC Frankfurt feierten im 17. Anlauf ihren ersten Erfolg. (Berichte Seite 20)

Kreistagsfraktion der CDU konstituierte sich

MAIN-KINZIG-KREIS. In der konstituierenden Sitzung der CDU-Kreistagsfraktion - die Union verfügt nach den Kommunalwahlen über 30 Mandate im Main- Kinzig-Parlament - wurde der bisherige Vorsitzende Dr. Rolf Müller mit 25 Ja- Stimmen im Amt bestätigt. Einmütigkeit demonstrierte die Fraktion beim Landratskandidaten Hubert Müller. Er konnte für die Stellvertreterposition alle Stimmen auf sich vereinigen.

In diese Funktion wurden auch wieder Rolf Frodl (Hanau) und Martina Leistenschneider (Bad Soden-Salmünster) gewählt. Der Maintaler Landtagsabgeordnete Walter Korn konnte mit 18 : 12 Stimmen noch knapp die Oberhand über das konkurrierende JU-Mitglied Harald Hormel behalten. hok

Querfeldein

Tanzpaar Pitthans ungefährdet 34 Paare waren bei einem Standardturnier der Senioren S-II-Klasse am Start. Eine Vorrunde und zwei Zwischenrunden mußten ausgetragen werden, bevor das Wertungsgericht eine vierpaarige Endrunde ermittelt hatte. Es siegten Georg und Uschi Pitthan vom Schwarz-Silber Frankfurt vor Heinz und Roswitha Horn (Aachen). Beim Turnier der Senioren AZ in Nieder-Beerbach belegten Jürgen Janz und Barbara Hoika-Janz (Schwarz-Silber Frankfurt) den ersten Rang. Hessen kickt um Rheinland-Pokal Für das Endspiel um den Rheinland- Pokal (heute, 18.30 Uhr in Homburg/ Saar) hat der Verbandstrainer des Hessischen Fußball-Verbandes, Reinhold Fanz, folgende Spieler aus Frankfurter Vereinen nominiert: Karsten Kusch (Tor), Thomas Hoßmang (beide RW Frankfurt), Thomas Sobotzik, Uwe Rubin, Michael Groh und Matthias Hagner (alle Eintracht-Amateure).Sonderlob für Schädlich Obwohl der erste Platz in der Basketball-Regionalliga für die Frankfurter Eintracht am letzten Spieltag nicht mehr zu verlieren war, legten sich die Frankfurter nochmals ins Zeug und gewannen beim BC Wiesbaden 93:80 (45:41). Aufbauspieler Norbert Schädlich (29 Punkte) wußte durch variantenreiche und abgeklärte Aktionen zu gefallen. Nächst ihm waren die besten Korbschützen der Eintracht Matthews (25) und Langohr (17). Posniak wechselt nach Limburg Oliver Posniak, bis zum Saisonende noch Spielertrainer beim Frankfurter Landesligisten FC Italia, wechselt in der kommenden Runde zum VfR Limburg. Nachdem Peter Rübenach künftig als Trainer die Geschicke des FC Italia lenkt, soll dort die Mannschaft verjüngt werden. In Limburg trifft Posniak auf einen alten Bekannten aus Profi-Zeiten bei Darmstadt 98: Michael Blättel ist Spielertrainer bei dem Verein.

Deutscher Giftmüll in Böhmen Firma brachte 70 Tonnen Abfall illegal über die Grenze Von unserem Korrespondenten Ulrich Glauber

PRAG, 15. März. Verrostete Fässer mit 20 Tonnen illegal aus Deutschland eingeführtem Giftmüll haben die tschechischen Umweltbehörden im Lager eines nordböhmischen Genossenschaftsbetriebes entdeckt. Die Prager Tageszeitung Mlada fronta Dnes berichtete am Montag, die Farbreste seien vom Institut für anorganische Chemie in Usti nad Labem (Außig an der Elbe) nach einer Analyse in die Kathegorie "gefährlicher Abfall" eingestuft worden. Der Müll stamme vom Dresdner Lackhersteller Perwag und sei von einer Hamburger Firma (MLY-JU) nach Böhmen exportiert worden.

Der Lastwagen mit der gefährlichen Ladung hatte die Grenze am deutsch- tschechischen Grenzübergang Zinnwald- Cinovec laut Informationen des Prager Blattes bereits Mitte 1992 überquert. In den Frachtpapieren sei der Abfall als "Rohstoff" deklariert gewesen. Insgesamt habe die Hamburger Firma 70 Tonnen Abfall in die Tschechische Republik gebracht. Über den Verbleib der restlichen 50 Tonnen machte die Zeitung keine Angaben. Der Eigentümer des Hamburger Unternehmens, dessen Namen Mlada fronta Dnes mit Horst Jurisch angibt, sei nach Angaben der Hamburger Polizei auch Miteigentümer der Genossenschaft Drutep im nordböhmischen Ort Osek, in deren Lager rund zehn Kilometer westlich von Teplice (Teplitz) der Müll in alten Behältern gefunden wurde.

Der Vorstand der Genossenschaft bestreitet laut Darstellung einer Sprecherin der Umweltschutzbehörde in der Kreisstadt Usti nad Labem, von der Einfuhr des Abfalls gewußt zu haben. Die Verantwortlichen sind laut eigenen Aussagen davon ausgegangen, daß es sich um eine Sendung handelte, die zu einer Bestellung technischer Anlagen zur Produktion von "Biofarben" gehörte. Gegen eine amtlich auferlegte Geldbuße in Höhe von 120 000 tschechischen Kronen (rund 6000 Mark) hat die Leitung der nordböhmischen Genossenschaft inzwischen Widerspruch eingelegt.

Bad Nauheim: UWG und CDU gehen gemeinsam

BAD NAUHEIM. Die erste Verhandlungsrunde zwischen CDU und UWG am Sonntagvormittag über eine künftige Zusammenarbeit hat sowohl UWG-Chef Richard Philipp als auch den CDU-Bürgermeisterkandidaten Dr. Werner Flach optimistisch gestimmt. "Ich glaube, daß es zu einer Kooperation kommen wird", sagte Richard Philipp gestern zur FR. Dr. Flach stellte fest: "Die Nähe ist sehr groß."

Die geplante B 275 a, die von den Christdemokraten bejaht, von der UWG aber entschieden abgelehnt wird, und der beabsichtigte Rathausneubau sind die beiden dicksten Brocken, über die sich die beiden Partner in spe noch einig werden müssen.

Philipp glaubt in Sachen Bundesstraße 275 a an eine Einigung, weil an den Bau der neuen Straße im nächsten Jahrzehnt ohnehin nicht zu denken sei. Dr. Flach sieht im Rathausneubau keine große Hürde, weil auch dieses Projekt so bald nicht realisierbar wäre.

Nun tagen erstmal die Parlamentsfraktionen von CDU und FWG, bevor am Mittwoch die Verhandlungsdelegationen erneut zusammenkommen. Vielleicht wird dann das Bündnis bereits unter Dach und Fach gebracht.

Verbünden sich Christdemokraten und Wählergemeinschaft, will die UWG keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten für die Direktwahl am 9. Mai aufstellen. Wohl aber werde sie Anspruch auf einen hauptamtlichen Stadtrat erheben, erklärte Philipp gestern im Gespräch mit der FR.

Er selbst habe keine Ambitionen auf den Stadtratsposten, beteuerte der 58jährige Rechtsanwalt. Philipp: "Ich liebe meinen Beruf." In der neuen Legislaturperiode will sich das "Schlachtroß" (Philipp über Philipp) der UWG aber im ehrenamtlichen Magistrat statt im Parlament engagieren.

In der Mitgliederversammlung der Wählergemeinschaft am Freitagabend gab Philipp den Fraktionsvorsitz an Bernd Witzel ab und wurde auf Platz 1 der Magistratsliste der UWG gesetzt. Der Wählergemeinschaft stehen nun zwei Sitze im ehrenamtlichen Magistrat zu. Auf Platz zwei steht die bisherige UWG- Stadträtin Ria Steinhauer. Stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist Christian Weiße. ieb

Von unten auf

Boris Jelzin, sagte am Montag sein Sprecher, prüft das Ausmaß des Schadens, den der achte Kongreß der Volksdeputierten vorige Woche angerichtet hat. Eine halbe Sache. Das politische Modell Neues Rußland ist infolge seiner Mehrfach-Lenkung so zugerichtet worden, daß Reparaturversuche zwecklos sind. Und für das Wirtschaftsmodell werden von verschiedenen Herstellern Einzelteile geliefert, die nicht zueinander passen.

Über Ersatz-Konstruktionen denken derweil verschiedene Konstrukteure nach. Auf Erkenntnisse des Präsidenten wird gewartet. Der Parlamentschef frohlockt unterdessen wegen des Machtzuwachses von Parlament und Regierung und übergeht die neue Befugnis des ersteren mit Schweigen, aus dem zweiten Gremium einzelne Minister herauszubefördern. Außenminister Kosyrew ist ein Abschußkandidat. Fällt er, so wird Rußlands Außenpolitik großrussischer und unberechenbarer werden, zum Schaden der neuen unabhängigen Nachbarstaaten (des "Näheren Auslands") und der übrigen Welt. Ruslan Chasbulatow und sein Team können den Tag kaum erwarten.

Den Tschetschenen auf dem Sessel des Parlamentschef zu unterschätzen, wie Jelzin es offenbar lange getan hat, ist eine gefährliche Übung. Die alte Nomenklatura, die neu-mächtigen "roten" Direktoren, die braun-rote Extremopposition und die Führungen der Regionen und Teilrepubliken halten ihn für ihr Werkzeug. Das dürfte eine Täuschung sein. Boris Jelzin sollte sich andererseits ebenfalls Rechenschaft darüber geben, welche Basis ihm selbst fehlt. Der Rückgriff auf alte Rezepte wie Notstand und Ausnahmerecht hilft nicht mehr weiter. Ein entschlossener demokratischer Anfang ist nötig - von unten auf. gro

Morgen tagt der Heimat- und Geschichtsverein

NIDDERAU. Jahreshauptversammlung hat der Heimat- und Geschichtsverein am Mittwoch, 17. März, ab 19.30 Uhr in der Gastsstätte "Zur Eisenbahn". Darin auch über die Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme berichtet werden, mit der das Vereinsarchiv aufgearbeitet und ein Bildbändchen mit historischen Ansichten aus Nidderau erstellt wurden.

Die Jahresplanung des Vereins sieht unter anderem folgende Veranstaltungen vor: eine Fotoschau vom 9. bis zum 12. April, den Ausflug am 20. Juni sowie Vorträge am 1. Oktober und am 17. November. Ul

Super-Oldie-Night und Wildecker Herzbuben

GROSS-GERAU. Nach dem Erfolg im Vorjahr bieten Kulturamt, Verein für Rasenspiele (VfR) und Kreissparkasse am 18. Juni, 20 Uhr, ihre zweite "Super-Oldie- Night" an. Im Festzelt auf dem VfR- Sportplatz werden die "Welkebach- Group", das Duo "Heinz und Jörg" sowie als Höhepunkt "The Tremeloes" erwartet. Am 20. Juni sollen die gewichtigen Wildecker Herzbuben mit ihrer Volksmusik "die Stabilität der städtischen Bühne testen". Beginn: 20 Uhr. Der Vorverkauf für beide Veranstaltungen hat begonnen. lis

Wald-Spaziergänger fand aufgebrochenen Safe

WÄCHTERSBACH. Einen aufgebrochenen Tresor hat am Samstagnachmittag ein Spaziergänger im Wald bei Aufenau in der Nähe der Autobahn A 66 gefunden, berichtet die Polizei.

In dem mehrere Zentner schweren Stahlschrank befanden sich noch ein paar Sparbücher, mit deren Hilfe die Kriminalbeamten die Herkunft schnell klären konnten.

Der Safe stammt aus einem Einbruch, der Anfang Januar in einem Wohn- und Geschäftshaus in Nidderau-Windecken verübt worden war. jan

Auf einen Blick

Seite II Die SPD Münzenberg steht trotz des Wahldesasters zu ihrem Bürgermeister-Kandidaten Dieter Belz. Seite III In Karben begann jetzt die Tempo-30- Ära: Jetzt sind die Autofahrer Am Zug. Seite IV Lokalsport: Der Handball-Oberligist TV Gedern besiegte zum Saison-Abschluß den Meister.

Mieterverein hat Jahreshauptversammlung

HANAU. Eine Beitragserhöhung steht bei der Jahreshauptversammlung des Hanauer Mietervereins am Samstag, 20. März, zur Debatte. Das Treffen im Gelben Foyer in der Stadthalle beginnt um 15.30 Uhr. Vorsitzender Wilhelm Engel hofft auf eine lebhafte Diskussion.

"Wohnungsmangel, Wuchermieten und das Ausnutzen der derzeitigen Wohnungsmarktsituation durch Umwandlungsgesellschaften dürften Themen sein, die auch bei der Wahl eine Rolle gespielt haben", heißt es in seiner Einladung. jur

Zwischen Kunst und Wahnsinn

Noch immer prangen, schwarz gesprayt, des Harald Naegeli Strichmännchen auf der gelben Sandsteinfassade des Treppenaufgangs zur Schirn-Kunsthalle. Christoph Vitali, Chef des Hauses und ebenfalls, wie Naegeli, aus Zürich stammend, kann, am Montag dazu befragt, der spektakulären Performance im nachhinein nichts abgewinnen: "Ich wurde aufs Kreuz gelegt", sagt er.

Zwar habe er von dem für die Sendung "Zeil um Zehn" zuständigen HR- Redakteur am Telefon erfahren, daß der Sprayer, der früher schon mal einige Monate Knast für seine nächtlichen Werke absitzen mußte, vorhabe, an der Schirn am Freitag aufzutreten. Und auf die Frage: "Wie würden Sie reagieren, wenn er dort sprayen würde?" auch geantwortet: "Das würde mich nicht aus der Fassung bringen, nur finde ich es nicht mehr so aktuell." Als er danach verreisen mußte, habe er deshalb auch seine Vertreterin, Margarethe Heck, nicht instruiert. Heck ließ dann die Polizei rufen.

Worüber Naegeli aber noch wütender wurde, war ihr Satz: "Sie waren auch schon mal besser." Seine Antwort: "Ich bin ein großer Künstler. Und Sie gehören nicht hierher, sondern in einen Strumpfladen!"

Wie es weitergeht, wußte Vitali gestern nicht. Er habe als Verwalter einer städtischen Liegenschaft ohnedies keine Strafanzeige zu stellen, das müsse das Liegenschaftsamt entscheiden. Nur habe er der Aktion (über die die Presse vorher seitens des Rundfunks telefonisch informiert worden war) "weder zugestimmt, noch dazu eingeladen".

Bei Naegeli, sagte Vitali deutlich, handle es sich um "eine Art Para- Kunstphänomen, irgendwo zwischen Wahnsinn und Kunst angesiedelt". Dahin passe auch sein Auftreten abends in der Talk-Show, "was er dort von sich selber sagte - und das irre Lachen".

Und auf unsere Frage, ob er denn nun seine Mitarbeiterin Margarethe Heck für den Strumpfladen freigeben wolle, antwortete er, durchaus nicht irre lachend: "Im Gegenteil. Ich nehme diese hochqualifizierte Frau mit nach München, meinem künftigen neuen Tätigkeitsort." -vau

Auf Mobiltelefon und Autoradios aus

WÄCHTERSBACH. Auf dem Gelände eines Autohauses an der Main-Kinzig- Straße haben Unbekannte am Wochenende einen Schaden von etwa 10 000 Mark angerichtet. Nach Angaben der Kriminalpolizei brachen sie unter anderem sechs Fahrzeuge auf. Dabei erbeuteten sie ein Mobiltelefon und sechs Autoradios. jan

Linde wird gepflanzt

NIDDERAU. Die Linde, die dem Obst- und Gartenbau-Verein zur 90-Jahr-Feier 1992 geschenkt wurde, soll am Samstag, 27. März, gegen 14.30 Uhr auf dem Platz vor der Ostheimer Kirche gesetzt werden. Die örtlichen Vereine sorgen für ein festliches Rahmenprogramm. Die Bevölkerung ist eingeladen.

Auf einen Blick

Zum Tag der offenen Tür lädt die Integrative Schule am Praunheimer Weg 44 (Nordweststadt) für Mittwoch, 24. März, ein. Zur Podiumsdiskussion um 14.30 Uhr ("Man müßte sie eigentlich erfinden, die Integrative Schule, wenn es sie nicht schon gäbe") haben sich Birgit Oertel (Hessisches Kultusministerium), Michael Damian (Referent von Stadträtin Jutta Ebeling), Heribert Renn (Diakonisches Werk) und andere Gäste angesagt. ak/11

Das Musical "Oklahoma!" führen Schüler der Anna-Schmidt-Schule auf: Donnerstag, 18., und Freitag, 19. März, jeweils um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach (Im Sauern 10). ak/11

Zu einem großen Ostermarkt lädt die katholische St.-Bonifatius-Gemeinde in Bonames am Sonntag, 21. März, von 10.30 bis 18 Uhr, ein. Im Oberen Kalbacher Weg 9 wird "Osterschmuck aller Art" verkauft, außerdem gibt es Kaffee und frischen Kuchen. Nähere Informationen dazu gibt es unter Tel. 50 12 01. uv/11

Zum Flohmarkt (Jugend-, Kinder- und Babybekleidung, Schuhe, Spielsachen, Bücher und anderes mehr) lädt der Kindergarten der evangelischen Nazarethgemeinde in Eckenheim (Feldscheidenstraße 36) ein. Aufbau ist ab 13 Uhr, Verkauf von 14 bis 17 Uhr. Auskunft (Tischreservierung) gibt's unter Tel. 5 48 33 76. uv/11

Kleine FR

Die Athos-Pflanzen BAD HOMBURG. "Die Pflanzenwelt des Bergs Athos" wird am Mittwoch, 24. März, vor den Mitgliedern des Orient- Vereins ausgebreitet. F. E. Beyhl aus Kelkheim berichtet anhand von Lichtbildern von der griechischen Mönchs-Halbinsel, die er 1989 - vor den schweren Waldbränden - bereiste, und von ihrer Pflanzenwelt. Sein Vortrag beginnt um 19 Uhr im Forum des Stadthauses. Kindergärten schließen FRIEDRICHSDORF. Die städtischen Kindergärten und Hortgruppen sowie die Krabbelstube in Friedrichsdorf schließen am Mittwoch, 31. März, bereits um 13.30 Uhr. "Wege zur Kunst" FRIEDRICHSDORF. Einen Bildungsurlaub "Wege zur Kunst" bietet die Hessische Landjugend mit Sitz in Friedrichsdorf für die Woche vom 10. bis 14. Mai an. Die Teilnehmer des Seminars in der Deutschen Landjugendakademie in Bonn-Röttgen befassen sich mit der bildenden Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie können sich unter Tel. 0 61 72 / 71 06 - 127 informieren und anmelden.

Fachfahrt nach Italien FRIEDRICHSDORF. Eine landwirtschaftliche Studienfahrt in die italienische Po-Ebene mit Betriebsbesichtigungen, aber auch Ausflügen nach Venedig organisiert die Hessische Landjugend in Friedrichsdorf für Ende Juni. Interessenten für die einwöchige Tour können sich jetzt bereits unter Tel. 0 61 72 / 71 06 - 127 melden.

Wachstum oft um jeden Preis Lebensversicherer auf Anklagebank / Verband unterstützt BAV

doe FRANKFURT A. M. Der Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen sorgt sich um das Image der Branche. Ein ungewöhnlich kritisches Schreiben des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen (BAV), in dem die Behörde bestehende Provisions-Praktiken als "äußerst bedenklich" geißelt, werde sehr ernst genommen, sagt Verbandssprecher Jürgen Merkes. Die konkreten Vorwürfe könne er nicht bewerten. Doch habe sein Haus die 130 Mitgliedsfirmen schon vor Monaten ermahnt, keine überhöhten Vergütungen an Vertreter zu bezahlen. Der Rüffel des BAV dürfte Anlaß zu einer neuerlichen Behandlung des Themas in der nächsten Vorstands- und Hauptausschußsitzung des Verbandes sein.

Nach den BAV-Bestimmungen dürfen die Lebensversicherer für die Vermittlung von Policen maximal 3,5 Prozent der Vertragssumme als Provision weiterreichen. Schafft ein Makler oder ein "Drükker" also einen Kontrakt über 100 000 Mark heran, kassiert er theoretisch 3500 Mark. Tatsächlich werden nach Recherchen des BAV jedoch "in größerem Umfang" deutlich höhere Vergütungen gezahlt. Die Gesellschaften, die die Extra- Summen als "Bürokostenzuschuß" oder "Aufwandsentschädigung" tarnen, kurbeln mit diesem "Bonbon" auf Kosten der Alt-Kunden ihr Neugeschäft an.

Am 29. Januar hat sich das Aufsichtsamt beim Lebensversicherungs-Verband über "Unregelmäßigkeiten beträchtlichen Ausmaßes" beklagt. Der vertrauliche Brief ist inzwischen den Vorständen der einzelnen Assekuranzen zugegangen. Aus "zahlreichen Beschwerden und örtlichen Prüfungen", schreibt der zuständige Abteilungspräsident Gottfried Claus, müsse er schließen, daß einige Gesellschaften "unter Umständen ohne Rücksicht auf Kosten und Qualität" Provisionen zahlten, die kaum mit den "Grundsätzen der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns vereinbar" seien.

Konkreter Anlaß der Amts-Schelte ist der Coup des Hamburger Makler-Duos Reinhard Schmidt-Tobler und Dieter Zantop. Die findigen Insider hatten umsatzgierigen Assekuranzen - vor allem der Hamburg-Mannheimer und der Iduna - Tausende Gruppenverträge betrieblicher Unterstützungskassen vermittelt und dafür bis zu 4,5 Prozent Vergütung kassiert. Oft existierten die Versicherten jedoch gar nicht. Das Duo selbst zahlte zwei Jahre lang die Beiträge, kündigte dann - und konnte trotzdem 40 Millionen Mark Provision einstreichen.

Im Spiccato leicht wie eine Feder Die Violinistin Rusne Mataityte aus Litauen brillierte mit ihrem Soloabend

NIEDER-ERLENBACH. Es ist traurig, es ist wirklich traurig. In der Alten Oper kann spielen wer will - die Leute rennen hin, reisen von weither an, um den Musentempel zu betreten und sich an musikalischen Preziosen zu delektieren. Wenn aber abseits der Renommierpiste eine junge und sehr sympathische Violinvirtuosin konzertiert und die Ohren verzaubert - dann bleibt der Saal leer.

Nur fünfundzwanzig Zuhörer verloren sich in der evangelischen Kirche in Nieder-Erlenbach, um Rusne Mataityte aus Litauen (sie ist seit einem Jahr Konzertmeisterin des Göttinger Symphonieorchesters) mit einem Soloabend zu hören. Zwar außergewöhnlich, daß eine Geigerin allein auftritt, aber wahrlich kein Grund, zu Hause zu bleiben.

Manchmal weiß der geneigte Musikkenner bereits nach den ersten Tönen, welch Geistes Kind die Interpretin ist. Rusne Mataityte legte die berühmte, höchst schwierige "Chaconne" aus der Partita d-Moll von Johann Sebastian Bach (1685-1750) streng und weiträumig an. Ihr voller, weittragender Ton verlieh dem dichtverwobenen Konstrukt dramaturgisch-gewaltigen Impetus. Jeder Ton bildete in sich ein engmaschiges Netz, jede musikalische Linie glich einem geschlossenen Korpus.

Rusne Mataityte setzte dies als Pfeiler in das ostinate Treiben. Darüberhinaus, und dieser Gegensatz evozierte Bachsches kongenial, brillierte sie in den Sechzehntelketten mit feiner Technik und perlenden, fein ziselierten Läufen.

Ähnlich souverän ging sie bei der formal an barocke Suiten angelehnten "Partita" des hierzulande fast unbekannten litauischen Komponisten Vitautas Barkauskas (geboren 1933) zu Werke. Hier das rhythmisch exakte und bizarre Intervallsprünge beinhaltende Grundmuster des "Praeludiums" (welches sich variiert im "Postludium" wiederfindet), dort freie Versatzstücke, unvermittelt abbrechende Inventionen, Farbtupfer.

Das war durchdacht, logisch, aber auch instruktiv. Als läse jemand mit deutlicher Stimme und kluger Phrasierung ein schwerverständliches Gedicht vor. Ja, es war ausnehmend poetisch, wie Rusne Mataityte ihrem Instrument die Klänge entlockte. Und virtuos, wie die zwei anderen Werke des Abends aufzeigten.

Fritz Kreisler (1875-1962), vielen besser bekannt als Komponist spritziger Salonmusik, war wie Eugene-August Ysaye (1885-1931) konzertierender Solo-Geiger. Kreislers "Recitativo und Scherzo-Caprice" op. 6 und Ysayes "Sonate Nr. 2" (er komponierte insgesamt sechs), sind anspruchsvolle, alle Möglichkeiten des Instrumentes ausschöpfende Stücke. Flimmernd, romantisch, gefällig, virtuos. Rusne Mataityte fegte über die Saiten, tanzte im Spiccato leicht wie eine Feder, wirbelte selbst bei absurden Doppelgriffen - und blieb dabei (bis auf ganz wenige Ausnahmen) präzise.

Nie verlor sie den großen Bogen, jene Spannung, die ein Musikstück beredt werden läßt. Und da war noch der zweite Satz der Isaye-Sonate, "Malincolia-poco lento" überschrieben. Man geriet ins Schwärmen ob solch sanft-betörender Sinnlichkeit. Bravo! JÜRGEN OTTEN

Begehrte Markenartikel Der Flohmarkt der Emmausgemeinde war gut besucht

ESCHERSHEIM. Nach drei Stunden Handel mit den Kunden taten einer der Verkäuferinnen die Füße weh. Beim Auf- und Abbau - irgendwann war sie mit den Absätzen irgendwo hängengeblieben. Opas Tapeziertisch löste sich ebenfalls in seine Bestandteile auf. "Da bist du nicht schuld", tröstete ihr Mann, "die Schrauben sind ja längst durchgerostet." Trotzdem war Frau N. zufrieden: "Das Geschäft ging gut. Jetzt kann ich von den Einnahmen einen neuen Tapeziertisch und neue Schuhe kaufen." Sie und die anderen freuten sich über guten Handel bei diesem Frühjahrsflohmarkt in der evangelischen Emmausgemeinde in der Zehnmorgenstraße.

Das gute Wetter machte es möglich: ein Teil der Verkaufstische konnten im Garten aufgestellt werden, dadurch gab es im Saal Entlastung. Trotzdem war der Trubel groß. Als um 14 Uhr die Saaltüren geöffnet wurden, standen die Kunden schon vom Gartentor bis zur Zehnmorgenstraße in einer Warteschlange. Der Andrang hielt an weit über das vorgesehene Ende (16.30 Uhr) hinaus.

Auf den Tischen stapelten sich Waren der verschiedensten Art für Kinder: T- Shirts für drei Mark, Hosen für bis zehn Mark. "Aber viele mußten runtergehen mit den Preisen", beobachteten Ruth Eifler und Ellen Mocker vom Organisationskomitee. Lego-Eisenbahnen waren ein Hit und gerade Fahrräder verkauften sich gut. "Ich hab' die Lego-Eisenbahn vor zwei Jahren hier gekauft", berichtete eine Frau, "heut' bin ich sie wieder losgeworden. Mein Sohn hat zwei Jahre lang damit gespielt, und jetzt hab' ich noch zwei Mark daran verdient."

Schnäppchen zu machen, darauf waren die vielen jungen Eltern aus, die zwischen Ständen hin- und herwanderten und Preise und Waren verglichen. Markenartikel waren, wie schon in den Vorjahren, besonders gefragt. Hin und wieder mischten sich Großeltern ins Gedränge, um etwas für ein Enkelkind auszusuchen. Emsig handelten auch die vielen Kinder: Für 50 Pfennig oder eine Mark vom Taschengeld konnten sie sich Legofiguren oder Comic-Heftchen leisten.

Die Kinder liefen überall umher, meist spielten sie im Garten, wo ihnen zwischen Ständen und Kaffeetischen noch Platz genug blieb. Nicht nur Käufer oder Verkäufer (die im Szeneton "Anbieter" heißen) waren im Trubel anzutreffen. Eine Seniorin, die gemütlich bei einer Tasse Kaffee saß, schmunzelte: "Ich hab' keine Enkelkinder. Aber ich finde das hier richtig schön. Das nächste Mal komme ich wieder. Mir gefällt's hier!"

Wiederkommen wollen auch die meisten Anbieter und Kunden. Sie waren rundum zufrieden mit ihren Geschäften. Manche kamen von weit her. Einige gehen ganz gezielt auf Tour, von einem Kinderflohmarkt zum anderen: "Gut, daß die terminlich gestaffelt sind." Diese Märkte haben ihre festen Anhänger. "Man überlegt sich eben, ob man für die Kleider, die vielleicht nur zum Spielen draußen angezogen werden, viel Geld ausgibt."

Ruth Eifler und Ellen Mocker von der Initiative des evangelischen Kindergartens Im Uhrig konnten sehr zufrieden sein mit dem Verlauf dieses Nachmittags. "Aber man muß schon Arbeit reinstekken", meinte Ruth Eifler, "zehn Stunden hat es mich allein gekostet, die Plakate zu verteilen. Seit 12 Uhr war das Organisationsteam im Saal und Garten beschäftigt. "Es lief alles gut", stellte Frau Eifler erleichtert fest.

Wo es für die Mühe sichtlichen Erfolg gibt, macht man auch gerne weiter. Der nächste Flohmarkt ist schon terminiert: auf den 18. September. li

Einbrecher machten Beute für 10 000 Mark

GELNHAUSEN. Schmuck, Sparbücher und Bargeld im Gesamtwert von rund 10 000 Mark haben Einbrecher am Wochenende in einem Wohnhaus "Am langen Steg" erbeutet.

Nach Angaben der Kriminalpolizei brachen sie vermutlich in der Nacht zum Sonntag die Balkontür auf und durchsuchten sämtliche Räumlichkeiten. jan

Als Komponistin von Haydn geschätzt Cantate Domino-Kantorei führte "Quarta Messa" von Marianna Martines auf

FRANKFURT-NORDWEST. Die Musikgeschichtsschreibung hat sie "vergessen", bis heute ist unklar, wie ihr Name korrekt notiert wird, Werke kommen so gut wie nie zur Aufführung. Maria Anna Katharina de Martinez oder Marianna Martines (1744-1812) war die Tochter eines päpstlichen Zeremonienmeisters spanischer Abstammung, der aus Neapel nach Wien gekommen war und in den höchsten Kreisen verkehrte.

Zu Lebzeiten erfreute sich die Cembalistin, Sängerin und Komponistin hohen Ansehens. Sie studierte unter anderem bei Haydn und Hasse, spielte vierhändig mit Mozart und wurde für die erstaunliche Präszision ihrer Kompositionen gerühmt. Dies zu Recht, wie beim Konzert in der evangelischen Gemeinde Cantate Domino zu hören war. Dort führten Kantorei und Kammerorchester unter der Leitung des findigen "Forschers" Conrad Misch ihre "Quarta Messa" für Soli, Chor und Orchester auf.

Der Einfluß der klassischen Wiener Meister ist deutlich zu hören, sowohl in Form, Melodik und Stimmführung. Manche Passagen (so den Beginn der "Kyrie") könnte man sogar für reinen Mozart halten. Conrad Misch entschied sich für straffe, flotte Tempi. Sein beredtes, inspiratives Dirigat trieb die Musiker immer wieder nach vorne, leider aber bisweilen in die Unruhe. Da fehlte es an Abstimmung, das Gerüst geriet ins Wakkeln.

Manche Feinheit konnte sich so nicht entfalten, über harmonische Apercus (beispielhaft im "Credo") wurde hinweggespielt. Insgesamt jedoch überzeugte die Darbietung, nicht zuletzt wegen der ausgezeichneten Solisten, die dem Kantor zur Verfügung standen. Der strahlende Sopran von Annedore Reichwein-Hahn verschmolz im "Gloria" sehr schön mit den saftigen Streicherklängen (eine feine Oboe schimmerte hindurch); Margaret Peckhams geschlossener Klang (Alt) hatte zwar nicht jene Dominanz und Kraft, dafür phrasierte die Sängerin präzise. Eine gelungene Korrespondenz, die sich im Terzett des "Kyrie" gemeinsam mit dem warmen Baß von Koichi Furukawa zu luzider Tongebung verdichtete.

Tenor Stefan Dörr fiel etwas ab. Seine Kantilenen waren zu sehr von Schwellern unterbrochen. Dörr drückte auf die Stimme, anstatt sie fließen zu lassen. Das gelang dem Chor weitestgehend. Misch kann glücklich sein über solch "höhenerprobte" Frauenstimmen (ein herber Patzer sei verziehen), nur wurde gleichzeitig offenkundig, daß es an gesangskräftigen Männern fehlt. Bei freien Einsätzen der Tenorstimmen blieb die Luft doch arg dünn. Ein altes Problem.

Als Bonbon vor der Messe hatten Orchester und Organist Reinhardt Menger das 1764 entstandene "Divertimento" C-Dur von Joseph Haydn gespielt. Der Titel ist irreführend, handelt es sich doch eher um ein Orgelkonzert. Musikantisch, leichtfüßig und frisch kommt die Musik daher. Eben ein früher Haydn. Menger "tanzte" fingerfertig, feingliedrig über die Tasten, es war entspannend, ihm zuzuhören. Das Orchester begleitete moderat, verhalten edel (ein bißchen zu stereotyp vielleicht in der Dynamik). Kleine Abstimmungsschwierigkeiten waren schnell vergessen, das Beschwingte überwog.

Ein schönes Konzert. Und da soll noch einer sagen, Frauen könnten nicht komponieren. "Die kleine Spanierin" (so nannte Altvater Haydn Marianna Martines) muß auch die letzten Zweifler bekehrt haben. JÜRGEN OTTEN

Wenn Senioren die Initiative ergreifen "Café Kränzchen" am Praunheimer Weg ist ein beliebter Treffpunkt geworden

FRANKFURT-NORDWEST. Draußen am Eingang hing ein buntes Plakat und zeigte, wohin die Tür führte: ins "Café Kränzchen". Im Clubraum der Altenwohnanlage am Praunheimer Weg war die Stimmung auf dem Höhepunkt; Walter Stahl spielte alte Schlager und Operettenmelodien.

Eine Frau sang gerührt mit - schließlich war sie einmal Soubrette an der Frankfurter Oper gewesen. Immer wieder fanden sich Paare, die ein Tänzchen wagten.

"Natürlich haben wir hier mehr Frauen als Männer", erklärte Organisatorin Hilde Morgenstern. "Aber das macht nichts. Die Frauen haben sich längst daran gewöhnt, miteinander zu tanzen. Und die Männer sind alle Kavaliere. Sie fordern jede Frau mal auf, die mit ihnen am Tisch sitzt."

Ein fröhliches Völkchen, die Senioren im "Café Kränzchen": Selbst die, die nicht selbst tanzten, sondern nur zuschauten und hin und wieder ein bißchen frozzelten. Fleißige Helfer brachten Kaffee und Kuchen an die Tische, schenkten kalte Getränke aus. Hilde Morgenstern meinte, das sei eigentlich alles zum Staunen: "Denn wir sind hier völlig selbständig. Es gibt keinen Träger. Die Senioren organisieren und bewirtschaften alles selbst. Vor zwölf Jahren gab es hier im Haus eine Gruppe, die hat beschlossen, ein eigenes Sonntagscafé aufzumachen." Die alten Leute hätten alles selbst geschafft: einkaufen, Tische decken, bedienen, spülen, aufräumen. Anneliese Hartwich, fast 84 Jahre alt, ist die letzte aus der Gründungsgruppe, die noch aktiv dabei ist. Immer noch kümmert sie sich um Einkauf und Buchführung.

Zwischendurch gab es auch einmal Flautezeiten. "So etwas läßt sich eben nicht vermeiden", so Frau Morgenstern. Das Organisationsteam schmolz zusammen, es wurden keine selbstgebackenen Kuchen mehr gespendet. Prompt kamen weniger Gäste. Da war es gut, daß Hilde Morgenstern half. Sie leitet zwei Clubs des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe, die im selben Raum tagen. So kennt sie ihre Senioren aus der Altenwohnanlage und aus den umliegenden Wohngebieten gut. Sie meinte: "Es wäre doch schade, wenn diese einmalige Initiative kaputtgegangen wäre." Sie regte an, ein Küchenteam anzuheuern, das gegen eine geringe Bezahlung (also schon auch mit einer guten Portion Idealismus) die Arbeit übernehmen konnte. Das klappte bisher ganz gut.

Eine weitere Neuerung war die Musik. Manche mochten sie, andere wollten nur Unterhaltung und Gespräche. Man einigte sich auf einen Kompromiß: Jeden Monat gibt es an drei Sonntagen geselliges Kaffeetrinken, an einem Sonntag Musik. Hilde Morgenstern, die für das Café (allerdings nur an den Musiktagen) unentgeltlich arbeitet ("sonst würde sich das hier nicht tragen"), engagierte Walter Stahl.

"An den anderen drei Sonntagen", erzählte eine Frau, "sind hier höchstens 40 bis 50 Leute, aber am Musiksonntag werden es 70 bis 80." Es gibt Stammgäste, die immer kommen - manche eigens wegen der Musik. Die gute Atmosphäre im "Café Kränzchen" hat sich bereits herumgesprochen. Hilde Morgenstern kann oft Gäste aus entfernten Stadtteilen begrüßen, sogar aus Sachsenhausen. Man merkt der Clubleiterin an, wie stolz sie auf diese Initiative ist. "Hoffentlich können wir das noch lange so erhalten." li

Vortrag über Heilkräuter

NIDDERAU. Der Obst- und Gartenbau- Verein Ostheim veranstaltet am Donnerstag, 1. April, ab 20 Uhr im Bürgerhaus einen Vortrag über Vorkommen, Kultur und Verwendung von Heilkräutern. Die Veranstaltung sei öffentlich, ihr Besuch "kostenlos, aber ganz sicher nicht umsonst", verspricht der Verein.

Sicherheitstraining für Rettungswagenfahrer

RÜSSELSHEIM. Erstmals veranstaltet der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes am Sonntag, 21. März, ein Sicherheitstraining für hauptamtliche Fahrer von Notarzt- und Rettungswagen.

Angeregt wurde das Training von der Kreisverkehrswacht, die das Vorhaben ebenso unterstützt wie die Kreissparkasse.

Das Training wird von 9 Uhr an auf dem Opel-Parkplatz M 55 in Rüsselsheim durchgeführt. Weitere Termine: 28. März und 4. April. lis

Griesheimer Wehr hat neuen Jugendwart

GRIESHEIM. Thorsten Pogodalla ist neuer Jugendwart der Griesheimer Freiwilligen Feuerwehr. Die Jahreshauptversammlung wählte ihn zum Nachfolger von Otto Sieber, der aus beruflichen Gründen nicht mehr kandidiert hatte. 1992 machten sich 24 Jugendliche mit den Aufgaben der Feuerwehr vertraut. Eine "vorbildliche Jugendarbeit", sagte dazu Wehrführer Fritz Diedrich.

31mal mußten die Griesheimer Freiwilligen 1992 ausrücken; darunter waren acht Fehlalarme. Zwölf von 25 Feuermeldungen kamen aus der Ahornstraße. Viel Arbeit bereiteten der Wehr die Unwetter im vergangenen August, als es galt, umgefallene Bäume zu beseitigen. mb

Juden von Abschiebung bedroht Berliner Senat stellt umständliche Alternative in Aussicht

uf BERLIN, 15. März. Drei ukrainischen Juden, die letztes Jahr zu ihren Familien nach Berlin gezogen sind, droht nach dem Willen der Berliner Innenverwaltung die Abschiebung. Die Bescheide der Ausländerbehörde hat Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) vor einigen Tagen bestätigt. Die Betroffenen hatten versäumt, vor ihrer Einreise die erforderlichen Visa zu beantragen.

Die Familien der beiden Männer und einer Frau gehören zu den etwa 300 Juden, die im Frühjahr 1991 während des Golf-Krieges vor den Giftgasangriffen auf Israel nach Berlin flüchteten. Dort wurde ihnen später aus humanitären Gründen eine Aufenthaltserlaubnis erteilt. Aus privaten Gründen konnten die drei nun von der Abschiebung bedrohten Ehegatten ihren Familien erst im vergangenen Jahr nach Berlin nachreisen.

Unterdessen forderten unter anderen Kultursenator Ulrich Roloff-Momin und der frühere Regierungssprecher Klaus Bölling sowie Innensenator Dieter Hekkelmann und Mitglieder des gegen rechtsradikale und antisemitische Tendenzen gegründeten Heinz-Galinski- Kreis, die Ausweisungsverfügung zurückzunehmen und den drei Juden ein Bleiberecht zu gewähren.

Ihr Rechtsanwalt Claus Rosenkranz, sagte, man habe in anderen, ähnlichen Fällen die Familienzusammenführung gestattet. Rosenkranz sagte der FR, Innensenator Dieter Heckelmann weigere sich, von seinem Ermessensspielraum Gebrauch zu machen.

Die Senatsverwaltung teilte mit, in den drei Einzelfällen bestehe die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis die gesetzlichen Voraussetzungen nachzuholen, sagte die Senatsverwaltung für Inneres. Das bedeutet nach Angaben von Rechtsanwalt Rosenkranz allerdings, daß die Betroffenen erst nach Israel beziehungsweise in die Ukraine zurückreisen und dort abwarten müssen, wie die deutsche Botschaft über ihre Visa-Anträge entscheidet.Leopold-Koch-Bad muß Betrieb einschränken

BAD ORB. Reparaturarbeiten zwingen die Kurverwaltung dazu, den Badebetrieb im Leopold-Koch-Bad vorübergehend einzuschränken.

In dieser Woche ist am Donnerstag, 18. März, das Schwimmerbecken gesperrt, in der kommenden Woche am Mittwoch, 24. März, ist dann das Innenbecken an der Reihe.

Und von Montag bis einschließlich Donnerstag, 25. März, ist das Außenbekken gesperrt. jan

Diesmal brannte eine Dietzenbacher Schule

DIETZENBACH. Die 460 Kinder der Aue-Schule in Dietzenbach (Kreis Offenbach) hatten am Montag schulfrei. Am Abend zuvor hatte ein Feuer den Verwaltungstrakt der Grundschule zerstört. Die Kriminalpolizei schätzt den Schaden auf etwa 100 000 Mark. Ein Sprecher des Offenbacher Polizeipräsidiums sagte, daß unbekannte Einbrecher offenbar das Feuer gelegt hätten.

Die Mädchen und Jungen werden auch am heutigen Dienstag nicht die Schule besuchen, sondern um 9 Uhr vom Schulhof aus zu einem Wandertag aufbrechen. Zwei vierte Klassen erhalten Sportunterricht, wie Schulleiter Ingo Klingbeil ankündigte. Das Kreisgesundheitsamt rückte indes an, um zu untersuchen, ob der Unterricht in den kommenden Tagen ohne Gesundheitsgefährdung fortgesetzt werden kann.

Eine Serie von Schulbränden hatte in den vergangenen Jahren die benachbarte Stadt Rodgau in Atem gehalten. Während kürzlich drei Heranwachsende für schuldig befunden wurden, Ende 1991 ein Feuer gelegt zu haben, blieben vier Großbrände bislang ungeklärt. fin

Nürnberg will Mißbrauch einen Riegel vorschieben

rb FRANKFURT A. M. Der Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit (BA) will auf seiner nächsten Sitzung am 23. März Schritte zur Bekämpfung illegaler Beschäftigung und Leistungs-Mißbrauch entscheiden. Damit soll der Beschluß der Solidarpakt-Verhandlungen umgesetzt werden, in diesem Jahr noch etwa 500 Millionen und in den kommenden jeweils etwa zwei Milliarden Mark dadurch einzusparen. Die BA-Selbstverwaltung hat bereits Vorschläge unterbreitet, deren Effekt sich auf etwa 650 Millionen jährlich summieren soll. Dazu gehört die Anregung, die Prüfrechte der Hauptzollämter auf illegale Ausländerbeschäftigung auszuweiten oder den Sozialversicherungsausweis auch in der Gastronomie anzuwenden. Vorübergehend für ein halbes Jahr werden monatliche Meldekontrollen für 50 Prozent der Leistungsempfänger eingeführt, die von den Arbeitsämtern "nach den örtlichen Verhältnissen" festgelegt werden. Hier will der Vorstand noch die Details beraten. Die Zumutbarkeitsanordnung wird nicht verschärft, soll jedoch "strikt angewendet" werden.

Arbeitsminister Norbert Blüm schlägt darüber hinaus vor, daß Erwerbslose künftig beim Arbeitsamt ihre Lohnsteuerkarte hinterlegen müssen. Bauunternehmer, die illegale Arbeiter beschäftigen, sollen strenger bestraft werden.

Polizei: Mit Alkohol wird bewußter umgegangen

KREIS GROSS-GERAU. Einen Trend zu mehr Verantwortungsbereitschaft der Kraftfahrer beim Umgang mit Alkohohl hat die Polizeidirektion Groß-Gerau erkannt. Bei der im Februar erstmals mit Verkehrswacht und AOK durchgeführten Aktion gegen Alkohol am Steuer hatte die Polizei die Zahl ihrer Kontrollen fast verdoppelt.

Bei knapp 1000 kontrollierten Fahrzeugen sei 176mal ein Alkoholtest nötig gewesen, der in 32 Fällen den Verlust des Führerscheins zur Folge hatte. lis

Druckgrafik aus der DDR

HANAU. Druckgrafik und Künstlerbücher aus der ehemaligen DDR zeigt die "galerie '88" ab Samstag, 20. März.

Die Werke entstanden in den 70er und 80er Jahren. Die Ausstellung dauert bis zum 30. April. Die Öffnungzeiten der Galerie in der Gustav-Adolf-Straße 9: dienstags, donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter der Rufnummer 8 57 88. jur

Oskar Ott führt die Fraktion der BfH Konstituierende Sitzung / Herbert Wengel in ehrenamtlichen Magistrat

HANAU. Die Freie Wählergemeinschaft "Bürger für Hanau" (BfH) hat den ehemaligen Sozialdemokraten Oskar Ott bei ihrer konstituierenden Fraktionssitzung zum Vorsitzenden gewählt. Stellvertreter ist der Versicherungsangestellte Wolfgang Farr aus Großauheim. Die Geschäfte wird der Bäckermeister im Ruhestand, Friedhelm Hildebrandt, führen. In den ehrenamtlichen Magistrat soll Herbert Wengel ziehen, der frühere SPD- Stadtverordnete für den Stadtteil Lamboy. Als seine Nachrücker wurden Hildebrandt und Manfred Blum benannt.

Die BfH kündigte am Montag in einer Pressekonferenz außerdem einen "Allroundman" an, der sich für "die erste ausgeschriebene Dezernentenstelle" in Hanau bewerben werde. BfH-Vorsitzender Hanns Jäger verspricht einen "Kandidaten erster Qualität", der zwar ein Parteibuch habe, jedoch nicht CDU oder FDP angehöre. Den Namen will er jedoch noch nicht preisgeben.

Ott scheint ihn selbst noch nicht zu kennen. Zumindest teilte er am Montag mit, daß er ein "Anforderungsprofil" für die Kandidaten der Oberbürgermeisterwahl in Zusammenarbeit mit Wirtschafts- und Sozialverbänden ausarbeiten wolle. Nach Ansicht der BfH müsse Oberbürgermeister Hans Martin nach dem Wahlergebnis ohnehin "die Koffer packen". Derzeitige Gedankenspiele über eine Zusammenarbeit der beiden großen Parteien hält die Wählergemeinschaft für "eine große Koalition der Verlierer". Sie fordert außerdem eine Änderung der Hauptsatzung, in der die derzeitige Zahl der hauptamtlichen Dezernenten festgeschrieben werden soll. Dies sei im Hinblick auf die Schulden der Stadt Hanau das einzig Vernünftige, findet Ott.

Den SPD-Kandidaten des Stadtverordnetenvorstehers will die BfH dagegen mittragen. Im Hinblick auf die konstituierende Sitzung der Stadtverordnetenversammlung macht sie sich jedoch Gedanken über die Sitzordnung. Sie will nicht, wie von Hauptamtsleiter Karlheinz Hoppe vorgeschlagen, am rechten Rand sitzen, sondern fordert, daß alle Fraktionen gemäß ihrem Selbstverständnis plaziert werden sollen. res

Kompromißlos gegen Kampfeinsätze SPD lehnt im Streit um Rolle der Bundeswehr weiteres Entgegenkommen ab Von unserem Korrespondenten Martin Winter

BONN, 15. März. Im Streit um den künftigen Einsatz der Bundeswehr wollen die Sozialdemokraten der Regierung nicht entgegenkommen. Es gebe "jetzt und für die kommenden Jahre" keinen Grund für seine Partei, von ihrem Beschluß abzurücken, die Bundeswehr nur an friedenserhaltenden und nicht an Kampfeinsätzen der Vereinten Nationen zu beteiligen, sagte Günther Verheugen, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion und Experte für internationale Politik, am Montag der Frankfurter Rundschau. Die SPD werde ihre Meinung nicht mehr ändern: "Unsere Vorschläge sind bereits der Kompromiß", betonte er.

Deutlich wandte Verheugen sich auch gegen einige seiner Parteifreunde, die diesen Kurs auf dem Parteitag im November in Wiesbaden korrigieren wollen. So vertritt unter anderen der sozialdemokratische Experte für Außen- und Sicherheitspolitik, Norbert Gansel, die Auffassung, daß die Delegierten den "Blauhelmbeschluß" des vergangenen Jahres mit dem Ziel einer erweiterten Beteiligung an UN-Militäraktionen erneut diskutieren sollten. In Wiesbaden, hielt Verheugen dagegen, müsse "klar werden, daß wir die Voraussetzungen für die internationale Handlungsfähigkeit Deutschlands bereits geschaffen haben", die Koalition eine Lösung des Problems aber durch ihre weitgehenden Wünsche nach Militäreinsätzen blockiere. Die Welt erwarte von den Deutschen nicht mehr Militär, sondern mehr Engagement in den UN.

Verheugen forderte die Koalition auf, jetzt dem Verfassungsvorschlag der SPD über die Bundeswehreinsätze zuzustimmen und erst einmal Erfahrung mit friedenssichernden Aktionen zu sammeln. Dann könnte man ja "nach fünf bis sieben Jahren" im Lichte der gewonnenen Erfahrungen erneut über die Frage reden, ob sich die Bundesrepublik auch an UN-Einsätzen nach Kapitel VII der UN- Charta (Kampfeinsätze) beteiligen soll. Da man aber erst nach Ablauf mehrerer Jahre neue Erkenntnisse zu dieser Frage haben dürfte, gibt es für die SPD nach Verheugens Ansicht keinen Grund, ihre Position schon jetzt zu überprüfen.

Verheugens Vorstellung, die notwendige Verfassungsänderung über den Einsatz der Bundeswehr in zwei Teile aufzusplitten - Blauhelme jetzt und für alles andere ein Moratorium von mehreren Jahren - ist Verheugen zufolge mit Parteichef Björn Engholm und dem Fraktionsvorsitzenden Hans Ulrich Klose abgestimmt. Im übrigen entspricht sie dem SPD-Parteitagsbeschluß von 1992, wonach die Sozialdemokraten zu einer Überprüfung ihrer Position bereit sind, wenn durch eine Reform der UN "ein Mißbrauch der Weltorganisation durch Großmächte oder Staatengruppen" ausgeschlossen ist.

Da CDU/CSU und FDP nicht bereit sind, auf ihre Forderung nach Kampfeinsatzmöglichkeiten inner- und außerhalb des UN-Rahmens zu verzichten, wird in Bonn mit einer raschen Lösung dieser Frage nicht gerechnet. Da das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung über die "Adria-Klage" der SPD vermutlich erst 1994 fällen will, muß die Koalition auf die aus Karlsruhe erhofften Fingerzeige, ob für den Bundeswehreinsatz überhaupt eine Grundgesetzänderung notwendig ist, verzichten.

Elbdampfer fahren ganzjährig

DRESDEN, 15. März (AP). Die Dresdner Weiße Flotte mit ihren Schaufelraddampfern soll am 27. März in ihre erste Saison als privatisiertes Unternehmen starten und künftig auch im Winter zwischen Meißen und Bad Schandau an der Grenze zu Böhmen auf der Elbe verkehren. Klaus Hildebrand, Geschäftsführer der Sächsischen Dampfschiffahrts- GmbH, die zu 51 Prozent dem Freistaat und zu 49 Prozent der Münchner Conti- Reederei gehört, rechnet mit 500 000 Fahrgästen in diesem Jahr, wie er in Dresden mitteilte. Bisher fuhr die Flotte nur im Frühling und Sommer.

Für den Saisonauftakt der seit 1885 bestehenden und damit ältesten Flußdampfer-Flotte Deutschlands, die als einzige noch mit Schaufelraddampfern aus dem vorigen Jahrhundert fährt, kündigte Hildebrand eine Schiffsparade an. Gegenwärtig würden fünf Dampfer restauriert, zwei neue Schiffe bis 1994 gebaut.

Hier erhalten Geschichtslaien das Know-how Kreisheimatpflegerin bietet Kurse zum Einstieg in die Historie / Ziel: ein Heimatbuch schreiben

HOCHTAUNUSKREIS. Frauen und Männer, die schon immer die Liebesbriefe ihrer Urgroßeltern lesen wollten, doch nicht konnten, finden nun Hilfe: Angelika Baeumerth, Heimatpflegerin des Hochtaunuskreises, bietet einen Kurs zum Lesen alter deutscher Schriften an. Er soll nicht nur die Neugier an der Privatpost der Ahnen befriedigen, sondern vor allem geschichtsinteressierte Laien zur Familien- und Heimatforschung anleiten. Weitere Kurse sollen daher folgen. Bis am Ende die Frage beantwortet ist: "Wie schreibe ich ein Heimatbuch?"

Ein "Fastnachtshuhn" ist eine Naturalien-Abgabe ("Contribution") an Fastnacht an den gnädigsten ("gndgst") Herrn, eine "Leibbedde" heißt heute Leibsteuer - diese und weitere altertümliche Formulierungen lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim ersten Teil des Heimatforschungs-Projekts verstehen, alte Hand- und Druckschriften lesen.

Der Lesekurs, der die Scheu vor der Arbeit mit historischen Quellen nehmen soll, beginnt am Dienstag, 23. März, im Kreisarchiv in der Oberurseler Schulstraße 27. Weitere Treffen folgen dann im Wochenrhythmus am 30. März und 6. April, jeweils von 19 bis 21 Uhr. Termine für gemeinsame Archivbesuche, beispielsweise im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, vereinbaren die Teilnehmer zusätzlich. Sie können sich ab sofort unter Tel. 0 61 71 / 58 03 70 im Kreisarchiv anmelden.

Verordnungen, Gutachten und Berichte aus dem Gebiet des heutigen Hochtaunuskreises vom 15. bis zum 20. Jahrhundert hat Angelika Baeumerth als Übungstexte ausgewählt. Die Lektüre will sie jeweils in die Behandlung der historischen Zusammenhänge einbinden.

Dabei soll es nicht nur lehrreich, sondern auch vergnüglich zugehen: So erfahren die Kursteilnehmer, daß Verwaltungsakte schon früher viel Zeit brauchten. Sie sollen am Ende eine Abhandlung über die Abschaffung von Strohdächern in Homburg und Umgebung lesen können, die 1593 eine Akte eröffnete. Erst 1817 wurde sie geschlossen: Ein "unterthänigster Bericht der Landgräflich Hessischen Polizeydirection" vermeldet, daß die "38 Eigenthümer" der letzten Gonzenheimer Strohdächer angehalten wurden, "um so gewisser ihre Strohdächer abnehmen und Ziegeldächer bauen zu lassen, als sie ansonsten durch Zwangsmittel dazu angehalten würden". stk

Umweltdezernent: Sicherheitsvorkehrungen der Chemiefirma reichen bei weitem nicht aus Explosion tötete einen Mitarbeiter Wieder Unfall bei Hoechst Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Bartsch Die Unglücksserie bei der Frankfurter Hoechst AG hat ein erstes Todesopfer gefordert. Ein 59jähriger Hoechst-Beschäftiger starb, sein 51jähriger Kollege wurde schwer verletzt, als am Montag morgen um 7.45 Uhr im Stammwerk des Chemiekonzerns eine Anlage zur Herstellung von Bindemitteln für Klebstoffe explodierte. Durch den anschließenden Brand entstand eine schwarze Rauchwolke, die in Richtung Sindlingen und Hattersheim trieb. Bei dem Versuch, vorgelagerte Anlagen abzuschalten, entwich zudem eine giftige Mischung aus Methanol, Vinylacetat und anderen Stoffen. Für die Bevölkerung, so die Frankfurter Feuerwehr, habe keine akute Gefährdung bestanden. Die Explosion, die auch in den benachbarten Stadtteilen gehört worden war, hatte riesige Löcher in das Gebäude E 513 gerissen. Das vierte Stockwerk der etwa 80 mal 50 Meter großen Produktionshalle wurde durch das Feuer vollständig zerstört. Über die genaue Ursache des Unglücks herrschte gestern noch Unklarheit. Produktionsleiter Gerhard Friedrich wollte menschliches Versagen nicht ausschließen. Der tödlich verletzte Schichtführer sei allerdings ein "altbewährter" Mitarbeiter gewesen.

Die seit 1969 arbeitende Anlage dient zur Herstellung der Chemikalie Mowiol, einem Bindemittel für Klebstoffe, Kunstharze und Lacke. Sie war in der Nacht zum Montag wegen eines mechanischen Defektes in einem Trockner abgeschaltet worden. Als am Morgen zwei langjährige Mitarbeiter des Werkes die Reparaturarbeiten vorbereiten wollten, habe es offenbar eine "Verpuffungs-Reaktion" zwischen explosiven Lösungsmitteln und Sauerstoff gegeben, der trotz Sicherheitsvorrichtungen in eine luftdicht abgeschlossene Förderband-Anlage eingedrungen sei, sagte Hoechst-Sprecher Hartmut Vennen. Dabei kam der 59jährige Schichtführer ums Leben. Sein 51jähriger Kollege erlitt Verbrennungen dritten Grades und mußte von einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werden.

Die Hoechster Werksfeuerwehr und etwa 35 Leute der Frankfurter Berufsfeuerwehr konnten das Feuer bis 8.45 Uhr löschen. Nach Darstellung der Feuerwehr entstand jedoch vor allem durch brennende Gummiteile der Anlage eine schwarze Rauchwolke, die sich in etwa 500 bis 600 Meter Höhe auf eine Länge von rund fünf Kilometern ausdehnte und vom Wind in Richtung Nordwesten getrieben wurde. Ein Hubschrauber der Polizei begleitete die Wolke. Nach Angaben der Feuerwehr hat sie sich zunehmend verdünnt und sich gegen Mittag aufgelöst. "Woraus die Wolke genau bestand, können wir nicht sagen", sagte Brandinspektor Werner Müller von der Frankfurter Feuerwehr. Messungen am Boden hätten jedoch keine Belastung ergeben.

Als kurz nach dem Brand Hoechst-Beschäftige versuchten, Anlagen abzuschalten, die dem Unglücks-Förderband vorgelagert sind, gab es einen weiteren Unfall. In drei von acht Methanol-Kesseln stieg die Temperatur kritisch an. Die Feuerwehr evakuierte sofort etwa 20 Hoechst- Gebäude im Umkreis von 400 Metern und versuchte, die explosionsgefährdeten Kessel mit Wasser aus Löschrohren zu kühlen. "Aber aus irgendwelchen Gründen hat das Kühlwasser nicht ausgereicht, so daß die Temperatur in den Reaktionsbehältern ständig stieg", sagt Hoechst-Sprecher Vennen.

Durch eine Berstscheibe sei durch den entstehenden Überdruck etwa eine Tonne eines Gemisches aus Methanol, Methylacetat, Vinylacetat und Acetataldehyds zunächst in einen Auffangbehälter und dann - vermutlich über die Lüftung - ins Freie ausgetreten. Nach Auskunft des Umweltbundesamtes in Berlin ist Methanol ein alkoholverwandter, hochgiftiger Stoff, der das zentrale Nervensystem schädigen kann. Vinylacetat gilt als krebserregend.

Bei Messungen im und um das Werk konnten jedoch auch von der zweiten Wolke keine Rückstände festgestellt werden. Es sei davon auszugehen, daß sich das Gasgemisch verflüchtigt habe, sagte Frankfurts Umweltdezernent Tom Koe- (Fortsetzung auf Seite 18)

José F.A. Oliver: Wandern zwischen den Kulturen

SCHÖNECK. Der spanische Lyriker José F. A. Oliver ist, geboren und zu Hause in Hausach / Schwarzwald, ein Wanderer zwischen den Kulturen und Sprachen. Nicht nur das Deutsche und das Spanische, auch den alemannischen Dialekt und das Andalusisch seiner Eltern spielen bei ihm eine Rolle.

Oliver liest am Mittwoch, 17. März, in Schöneck. Seine Lyrik begleitet er teilweise mit der Gitarre, "im Gepäck" habe er die Liebe zu Spanien und Deutschland, heißt es in der Ankündigung des kommunalen Kulturprogramms. In dessen Autorenlesungen dominieren dieses Jahr ausländische Stimmen.

Gesang und Sprache gegen Unrecht und Ungerechte, poetisch, aber ohne das Gefühl von Ohnmacht, trägt Oliver ab 20 Uhr bei freiem Eintritt im Weinkeller des alten Hofguts Büdesheim vor. Ul

Abgas-Steuer in EG umstritten

ha BRÜSSEL, 15. März. Die Einführung einer CO2-Steuer in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) bleibt weiter umstritten. Kernfragen müßten noch erörtert werden, hieß es am Montag aus Konferenzkreisen, nachdem die zwölf Wirtschafts- und Finanzminister den Zwischenbericht einer Abeitsgruppe erörtert hatten. So konnten sich die Minister nicht auf steuerliche Regelungen einigen, die den CO2-Ausstoß dämpfen sollen. Auch über indirekte Anreize zu verstärkter Energieeinsparung konnten sich die Minister nicht verständigen. Christoph Zeitler, Staatssekretär im Bonner Finanzministerium, sagte, von mehreren Delegationen sei auf die von den USA geplante Energiesteuer verwiesen worden.

Anfang nächster Woche wollen die Umweltminister der EG-Staaten über die CO2- und Energiesteuer beraten. Die EG- Kommission hatte bereits im Juni vorigen Jahres ihre Vorschläge den zwölf Regierungen vorgelegt.

Schöner wohnen am KZ? Pläne fürs ehemalige SS-Kasernengelände in Sachsenhausen Von Ute Frings (Oranienburg)

"Blick zurück und Schritt nach vorn" lautet das Motto, unter dem die brandenburgische Stadt Oranienburg ein "städtebauliches Gutachterverfahren zur Urbanisierung der ehemaligen SS-Kasernen" im Oranienburger Stadtteil Sachsenhausen ausgelobt hat. Das 44 Hektar große Areal befindet sich genau gegenüber der heutigen Mahn- und Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen; als "hervorragend geeignetes Entwicklungspotential" zum Wohnen, für soziale Einrichtungen, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, beschreibt Oranienburgs Bürgermeister Wolfgang Arps das Gelände in einer Broschüre. Ein Teil der Kasernen, in denen früher die SS-Wachmannschaften hausten und wo nach dem Krieg ein motorisiertes Schützenregiment der Nationalen Volksarmee Stellung bezog, wird heute vom Oranienburger Polizeipräsidum genutzt. Im sogenannten T-Gebäude, der SS-Zentralinspektion für alle deutschen Konzentrationslager in Europa, hat sich das Finanzamt eingerichtet.

Das Ergebnis des Wettbewerbs liegt jetzt vor. Einstimmig hat sich die Jury für den Entwurf des Wiener Architekten Hermann Czech entschieden; für 6000 Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern, Gebäude für Gewerbe und Dienstleistungen, eine Schule und einen Sportplatz - Wohnidylle mit allem, was der Mensch zum Wohlfühlen benötigt. Die Chancen stehen gut für eine keimfreie Normalität auf dem historisch kontaminierten Areal, auch wenn die SS-Kasernen nicht abgerissen werden sollen. Zum Zwecke der Konfrontation, wie es heißt. Mit einem "besonderen Rang" wurde der Entwurf des Architekten Daniel Libeskind bedacht; künstlerisch wertvoll, aber: "Die Realisierung würde eine erneute Traumatisierung der Stadt Oranienburg bedeuten." In Oranienburg will man schöner wohnen und das endlich auch im Stadtteil Sachsenhausen. Ein bißchen Erinnern, na klar, doch nicht zuviel.

Für Daniel Libeskind dagegen ist der Ort "durch die unaussprechlichen Verbrechen, die in der ,idealen Stadt des Todes&rquote; begangen wurden, verschmutzt und entwürdigt". Kein Mensch sollte hier wohnen, betont er. Libeskind hat seinen Entwurf "Aufgang einer neuen Besonnenheit" genannt; eine Trauerlandschaft einerseits, aber auch einen "Einschnitt der Hoffnung". Er will die SS-Kasernen bis auf ihre Fundamente abreißen und die Hälfte des Geländes mit Wasser aus dem angrenzenden Notte-Kanal, den Häftlinge erbaut haben, fluten; so entstehe ein versunkenes archäologisches Gebiet. Dem schließen sich Gebäude für Umschulung und Ausbildungsstätten, Büroräume und auch Ateliers an, "etwas, das mit der Zukunft Oranienburgs zu tun hat", sagt Libeskind.

Die sechs eingereichten Entwürfe (außer beim Libeskind-Modell sind bei allen anderen auf dem Gelände Wohnungen vorgesehen) hat die Stadt ihren Bürgern vorgestellt. Der endgültige Bebauungsplan werde erst nach einer eingehenden Diskussion beschlossen, versichert der stellvertretende Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke. Einen Skandal wie in Ravensbrück, wo ein Supermarkt auf dem ehemaligen KZ-Gelände eröffnet werden sollte, hofft man zu verhindern.

Vergangenen Samstag, am vorletzten Öffnungstag, hatten 1300 Besucher die Ausstellung im Oranienburger Schloß besucht. Nur wenige haben sich in dem ausgelegten Heft zu den Bebauungsvorschlägen geäußert. Die Oranienburger, etwa ein Studiendirektor, plädieren für einen "richtigen Wohnbezirk", wie ihn Hermann Czech entworfen hat; Sorge macht ihm nur, daß auch "bezahlbare Wohnungen" gebaut werden. Die angereisten (West-)Berliner favorisieren den Libeskind-Entwurf; das Kasernengelände zu nutzen, sei frivol, schreibt ein Besucher, doch der Stadt werde wohl der Mut fehlen, auf die wohlfeile Nutzung zu verzichten.

Die städtischen Bauherren haben das in dem Faltblatt zur Ausstellung so formuliert: Der Libeskind-Vorschlag zeige "eine Dimension an Größe und Intensität, welche die Stadt Oranienburg, das Land Brandenburg, wahrscheinlich die Bundesrepublik überfordern". Und das Wohnen am KZ überfordert niemanden?

Bei einem Feuer in der Dietzenbacher Aue-Schule ist am Sonntag abend der Verwaltungstrakt völlig ausgebrannt Am Montag suchten die Lehrer in den verkohlten Räumen ihre Unterlagen zusammen (FR-Bild: Weiner). Die Polizei geht davon aus, daß Einbrecher das Feuer gelegt haben. Die 460 Schulkinder hatten schulfrei. Für heute ist ein Wandertag geplant. Das Kreisgesundheitsamt untersucht, ob der Unterricht fortgesetzt werden kann.

Schulbrand in Dietzenbach: Heute erst mal Wandertag Heute auf Seite II

Macht die Luft die Kinder krank?

OBERTSHAUSEN. "Macht die Luft unsere Kinder krank?" lautet ein Vortrag von Loeki Häger-Hogerland vom BUND- Maintal, zu dem der Verein Umweltschutz für Obertshausen (UfO) für Mittwoch, 17. März, 20 Uhr, in die Gaststätte des Bürgerhauses einlädt. Eingeladen hat der Verein auch Vertreter von Ymos, geht es doch um die Stoffe, die aus dem Schornstein des Automobilzulieferers auf die Stadt niedergehen und nach Ansicht UfOs gesundheitsgefährdend sind. pmü

Radler werben für Verstärkung

DREIEICH. Die Radsportgruppe Möck möchte sich vergrößern. Derzeit treten etwa 40 Frauen und Männer im Alter zwischen 16 und 68 Jahren bei sonntäglichen Radtouren in die Pedale. Sie fahren nach eigenen Angaben "sportlich, aber ohne Leistungsdruck".

Wer dazustoßen möchte, kann zu den Treffen in der Gaststätte des Turnvereins Dreieichenhain, Koberstädter Straße 8, kommen. Termin ist jeweils der letzte Montag im Monat, 20 Uhr. Näheres ist auch unter den Rufnummern 0 60 74 / 9 87 19 oder / 2 99 91 zu erfahren. dac

Langsam schwindet das letzte Vertrauen in den großen Nachbarn Reaktionen der Hoechst-Anwohner reichen von "Sabotage"-Befürchtungen bis zu Ärger über Warnungen noch Stunden danach

Für Heike Blacha gab es am Montag morgen ein unsanftes Erwachen. Ein Knall und dann "wackelte der ganze Wohnwagen". Da war es 7.47 Uhr, und die kleine Truppe der Schausteller in ihrem Winterquartier am Main waren zu Ohrenzeugen des bislang schlimmsten Unglücks bei der Hoechst AG seit Beginn der Pannenserie am Rosenmontag geworden. "Ich habe eine Sauwut im Bauch", empört sich die junge Frau Stunden später beim Einkaufen. Eigentlich hatte ihr Mann sie gewarnt, rauszugehen. "Aber was soll ich denn machen, ich habe doch so viel zu erledigen."

Der neue, der tödliche Störfall beim großen Nachbarn hat die Bewohner in Frankfurts westlichstem Stadtteil aufgewühlt. Nur noch mit "Sabotage" kann es sich ein älterer Herr erklären, daß die Pannen bei dem Chemiegiganten nicht abreißen wollen. Und die vier Damen vor der Post haben heute ein Thema, das so gar nicht zu ihrem Äußeren eines Kaffeekränzchens passen will. Eine zieht einen Zettel aus der Tasche - "Methanol" hat sie dort gleich nach den Morgennachrichten draufgeschrieben. Darüber will sie sich nun kundig machen. Aber das heißt noch lange nicht, daß sich die vier von ihrem Plausch in der Morgensonne abhalten lassen, nur weil ein paar hundert Meter weiter eine Wolke mit dieser hochgiftigen Substanz in die Luft geraten ist.

Größere Besorgnis zeigen die Erzieherinnen des evangelischen Kindergartens. Das Gebäude ist keine hundert Meter vom Werksgelände entfernt. Trotz der milden Sonne spielen keine Kinder in dem schönen Garten. Als ein kleiner Bub mit seiner Jacke angequengelt kommt, sagt eine Erzieherin: "Nein, wir müssen heute drin bleiben."

In der Küche des Kindergartens läuft das Radio, angespannt verfolgen die Mitarbeiter, was sich drüben fast in Sichtweite tut. Sie können sich jedenfalls nicht vorstellen, daß der Unfall für die Nachbarn so harmlos war, wie von Hoechst behauptet wird. Einer Mitarbeiterin sei "ganz schlecht" gewesen, berichtet Kindergartenleiterin Meike Bartelt. Weil ihr die telefonischen Informationen der Hoechst AG und aus dem Radio nicht langten, war sie am Morgen selbst zum Tor Ost gefahren, um von Journalisten vor Ort mehr zu erfahren.

Ziemlich übertrieben findet dagegen der Betreiber des kleinen Zeitungsladens vis-à-vis der Post die ganze Aufregung. Eine graue Wolke gerade so wie eine Gewitterwolke sei innerhalb von wenigen Minuten über den Stadtteil gezogen, und dann sei der ganze Spuk auch schon vorbei gewesen, sagt Rüdiger Klaus. Er ärgerte sich, als er noch eine Stunde später Warnungen im Radio hörte, daß eine "schwarze Wolke über Sindlingen steht".

Die Bewohner von Sindlingen, von denen viele morgens durch das Tor West zur Arbeit gehen, halten noch an ihrer Rotfabrik fest, doch allmählich schwindet nach der Kette von Pannen und Störfällen das Vertrauen. "Die Bürger hier werden immer mißtrauischer", sagt Petra Rahner, als sie gegen 11 Uhr nach langem Zögern ihren vierjährigen Philipp in den Kindergarten bringt. Zuvor hatte ihr Mann bei der Stadt angerufen, ob wirklich keine Gefahr mehr droht. luf

Weiterhin Zuschüsse für Sonnenenergie-Anlagen Aufruf der "Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e. V."

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Sektion Hanau / Osthessen der "Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e. V." (DGS) hat die Bevölkerung aufgerufen, bereits bestehende Fördermöglichkeiten kräftiger als bisher zu nutzen. Die Gesellschaft bezieht sich dabei auf zwei Programme des Hessischen Umweltministeriums. Im einzelnen handelt es sich um die Bereiche "Sonnenkollektor für die Wassererwärmung" und "Photovoltaik für die Hausstromversorgung".

Was Solaranlagen zur Brauch- und Bekkenwassererwärmung (private Schwimmbäder) angeht, soll das Programm vorläufig noch bis zum Jahresende laufen. Der 30prozentige Zuschuß (maximal 10 000 Mark) ist je nach Wohnort bei der Kommune oder beim Kreis zu beantragen - und zwar bei Ämtern für Wohnbauförderung.

Zusätzlich zur Landesförderung legen mehrere Kommunen noch zehn bis 30 Prozent drauf. Nach Angaben der DGS sind dies im Main-Kinzig-Kreis: Bad Orb, Freigericht, Gelnhausen, Hammersbach, Hanau, Linsengericht, Maintal, Nidderau, Wächtersbach, Bad Soden-Salmünster, Schlüchtern, Sinntal und Steinau. Im Raum Hanau und Offenbach wurden 1992 nach Angaben der DGS 818 000 Mark für 58 Solaranlagen investiert. Damit soll die Kollektorfläche um etwa 400 Quadratmeter zugenommen haben.

Eigentlich ist das sogenannte "1000 Dächer-Photovoltaik-Förderprogramm" von Bund und Land bereits abgeschlossen. Allerdings besteht über den Paragraphen 6 des Energieeinspargesetzes die Möglichkeit, einen Zuschuß in Höhe von 50 Prozent bewilligt zu bekommen.

Über das "1000-Dächer-Programm" wurden hessenweit 150 Solarstromanlagen zu 70 Prozent gefördert. Ansprechpartner für die hessische Photovoltaikförderung ist die TÜ Hessen GmbH, Abteilung Umwelt und Energie, Rüdesheimer Straße 119, 6100 Darmstadt.

Wer weitere Auskünfte erhalten möchte, kann sich auch an Dr. Falk Auer wenden. Er ist Obmann der Sektion Hanau / Osthessen der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e. V. Seine Anschrift: Berliner Straße 6, 6456 Langenselbold, Telefon: 0 61 84 / 35 10. hok

Kein Draht zum Fernmeldeamt Klagen über schlechten Telefonservice / Amt sucht Abhilfe

Zum Fernmeldeamt 3 am Danziger Platz hat FR-Leserin Johanna K. nicht gerade einen besonders guten Draht. Genau genommen: überhaupt keinen. Seit sie vor einiger Zeit ihre Telefonabrechnung bekommen hat, versucht sie die auf der Rechnung angegebene Auskunftsnummer im Amt zu erreichen. "Immer vergeblich", klagt Johanna K., die zu ihrer Abrechnung einige Nachfragen hat. Mal ist die Nummer ständig besetzt, mal ertönt das Freizeichen, doch niemand nimmt ab. Das einzige, worauf man sich verlassen könne, so die FR- Leserin, sei die pünktliche Einschaltung des Tonbandes um 11.30 Uhr. Darauf teilt das Fernmeldeamt Auskunftsuchenden mit, daß die Sprechzeit um 11.30 Uhr endet und die Kunden doch bitte am nächsten Tag anrufen sollen.

Über den telefonischen Service kann Johanna K. nur den Kopf schütteln. Zeit und Nerven hat sie geopfert "für nichts". Die Auskunftsstelle müsse mal dringend auf Trab gebracht werden, meint die gestreßte Telekom-Kundin.

Mit ihrem Problem steht Johanna K. nicht allein. Wegen der Tonbandansage, so Telekom-Sprecher Harald Streit, hätten sich schon mehrere Kunden "kritisch geäußert". Sie wollen lieber einen Mitarbeiter an die Strippe bekommen, als per Ansage vertröstet werden. Seit kurzem, so Streit, werde das Band deshalb nicht mehr eingespielt.

Auch über die häufig besetzte Leitung mache man sich Gedanken. Streit: "Man will versuchen, die Verkehrsspitzen abzufangen." Die liegen bei den Gebührenabrechnungsplätzen zwischen neun und elf Uhr. Besonders schlimm ist es am Monatsanfang, wenn die Fernmelderechnungen gerade verschickt worden sind.

Um den Telefonkontakt zu verbessern, hält der Telekom-Sprecher eine Sammelrufnummer für denkbar. Es bliebe dann zwar bei einer einzigen Nummer, aber es könnten Verbindungen zu mehreren Auskunftsplätzen hergestellt werden. vo

"Löwinnen" feierten ihren ersten Erfolg

Im 17. Anlauf haben es die Eishockey- Spielerinnen des Frankfurter ESC geschafft: Mit einem 5:1 (2:1, 0:0, 3:0) in eigener Halle gegen die Mannschaft von Eissport Weißwasser gewannen sie erstmals in dieser Saison ein Punktspiel. Damit sind ihre Chancen, einen der beiden vorderen Plätze in der Vierer-Relegationsrunde zur Bundesliga zu erreichen, nach zwei Auftaktniederlagen gestiegen.

Zumal den "Löwinnen" zwei weitere Punkte am grünen Tisch serviert werden könnten. Das am vorletzten Wochenende gegen den vorübergehend wegen nicht entrichteter Verbandsabgaben gesperrten EC Eisbären Düsseldorf ausgefallene Spiel würde zugunsten der "Löwinnen" gewertet werden, wenn diese einer Neuansetzung nicht zustimmen.

Hoffnung für die Zukunft vermittelte das gelungene Comeback von Jutta Michael nach einjähriger Verletzungspause (Kreuzbandriß). Die Tore zum 5:1-Erfolg erzielten Steffi Komma, Petra Knöffel (je 2) und Renate Irmer. Sim.

Internationales Puppenspieler-Festival

STEINAU. Ganz im Zeichen des Marionettentheaters steht Steinau im Herbst: Von 9. bis 21. Oktober veranstaltet die Stadt ihr erstes "Internationales Puppenspieler-Festival" mit Themenschwerpunkt Märchen. Unter der Regie von Dieter Brunner sollen "zwölf bis 15 Ensembles" die Märchenstadt in ein Eldorado für Marionetten-Fans verwandeln.

Auch an ein breitgefächertes Begleitprogramm mit Fachvorträge, Vorstellungen an wechselnden Spielorten und eine mehrwöchige Austellung im Rathaus denkt Hauptamtsleiter Dietmar Broj. Künftig sollen sich dann Jahr für Jahr Puppenspieler aus aller Herren Länder in Steinau treffen. tja

Vögel lohnen Nistkästen mit Insektenvertilgung

WETTERAUKREIS. Nistkästen für bedrohte Vögel bietet die Umweltwerkstatt des Naturschutzbundes in Assenheim an. Es gibt sie werktags zwischen 10 und 16 Uhr in der Wirtsgasse 1; telefonisch sind sie unter Tel. 0 60 34 / 61 19 zu ordern. Vorhanden sind laut Werkstatt-Sprecher Frank-Uwe Pfuhl Kästen aus Holz oder Holzbeton für Meisen, Rotschwänze, Schwalben, Steinkäuze und Fledermäuse. Es gibt auch Nisthilfen für Wildbienen und Ohrkriecher. Pfuhl zum Sinn der Nistkästen: "Schon ein Pärchen von Kohlmeise, Blaumeise oder dem Hausrotschwanz kann der alljährlichen Blattlausplage einen Riegel vorschieben. Die Giftspritze kann im Schrank bleiben."

Am 20. März lädt der Naturschutz- Nachwuchs alle Interessierten ab 15 Uhr ins kleine Kolleg des Florstädter Bürgerhauses ein. Man will gemeinsam Aktionen, Seminare und Freizeiten planen. Anschließend gibt es einen Diavortrag über die heimischen Streuobstwiesen. nes

SPD steht weiter zu Belz Trotz Verluste soll er Münzenberger Bürgermeister werden

MÜNZENBERG. Die Münzenberger SPD setzt trotz ihres Wahldesasters (11,9 Prozent Stimmenverlust) auf ihren Bürgermeisterkandidaten Dieter Belz. In der Mitgliederversammlung der SPD am Freitagabend sprachen sich alle 44 versammelten Sozialdemokraten für Belz aus, berichtet der SPD-Vorsitzende Lothar Groß. "Wir stehen nach wie vor hinter Belz, wie auch immer er sich entscheiden mag", so der SPD-Chef. Der erkrankte Dieter Belz nahm an der Versammlung nicht teil. Am kommenden Freitag wollen die Münzenberger Sozialdemokraten erneut zusammenkommen, um zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Belz soll bis dahin sagen, ob er weitermachen will oder nicht.

Das Votum der Mitgliederversammlung für Belz ist zugleich Kritik an Bürgermeister Erwin Müller. Der altgediente Sozialdemokrat hatte das Wahldesaster seiner Partei auch als Votum gegen Belz interpretiert. Belz habe "keine Akzeptanz in der Bevölkerung gefunden", so Müller am Tag nach der Wahl zur FR. Auch Müller war am Freitagabend nicht anwesend. Er macht Urlaub im Harz. ieb

Katerstimmung

Es kam, wie es kommen mußte: Nach nicht einmal 48 Stunden "Wunder von Bonn" überfällt Katerstimmung die "Schutzmacht der kleinen Leute" ob ihres Einigungstaumels mit Kanzler Kohl. Daß allerdings die Absetzbewegungen der mitgefangenen und mitgehangenen SPD- Klausner so rasch einsetzen würden, ist selbst für Bonn-übliche Verfallzeiten rekordverdächtig. Fast hat es den Anschein, als wollten Engholm und Co. nun ihre persönlichen Meisterstücke über die Anleitung zum Parteienverdruß abliefern.

Politische Pirouetten in solch atemberaubenden Tempo müssen aber auch die geduldigste Anhängerschaft verzweifeln lassen. Sie hat noch den regierenden Kieler mit dem Jubelruf über die "nützlichen und segensreichen Tage" in der Kanzler- Klausur in den Ohren und muß ihn nun über die "Gerechtigkeitslücke" schimpfen hören. Auch sein Stellvertreter von der Saar kann mit seiner scharfen Kritik an dem Parteien-Kompromiß nicht seine Mittäterschaft daran vergessen machen. Jedes Entgegenkommen hat nun mal die unangenehme Voraussetzung, daß sich beide Seiten bewegen müssen.

Nun überkommt prompt die mitverantwortlichen Sozialdemokraten Angst vor der eigenen Courage, und sie simulieren Zusammenrücken mit den Bonner Koalitionären ohne Entgegenkommen. Anlaß hat aber auch die Gegenseite zu solch gespaltenem Bewußtsein; denn auch Kohl und seine Mannschaft müssen mit ihren Rückschlägen in Form steigender Bundesschulden und ausgebliebener Sparbeschlüsse fertig werden. Nun zeigt die Politik mal, daß sie was auf die Beine stellt, und schon will es keiner gewesen sein. Das sind schöne Demokraten. rds (Bonn)

Kurt-Kerzinger-Gedächtnispokal Der RV Einhausen holte die meisten Punkte

Zum zwölften Male veranstaltete der RV 1900 Wanderlust Bommersheim in der Sporthalle in Stierstadt den Mannschaftswettbewerb um den Kurt-Kerzinger-Pokal, zu dem in 35 verschiedenen Disziplinen und Altersklassen 400 Kunstradfahrer und -fahrerinnen angetreten waren. Am ersten Tag bestritten Männer, Frauen, Junioren und Jugend ihre Wettbewerbe, der zweite war komplett Schülern und Schülerinnen reserviert, bei denen in Einer-Wettbewerben 36 und 35 Starter gezählt wurden.

Die Gesamtwertung gewann der RV Einhausen aus Südhessen mit 144 Punkten vor dem bayerischen Klub aus Erlenbach am Main, der sich so gerne dem hessischen Verband anschließen würde, mit 90 und dem Taunusclub RV Anspach mit 85. Einhausen stellte in sieben Wettbewerben die Sieger, wo die Reigen der Juniorinnen besonders erfolgreich waren, denn hier sprang gleich der erste und zweite Platz heraus.

Einen Ehrenpreis stiftete auch Hessens Ministerpräsident Hans Eichel. Dieser wurde im Einer-Wettbewerb der Junioren ausgefahren. René Hein aus Erlenbach sicherte ihn sich mit 314,65 Punkten vor seinem Bruder Steffen mit 313. Der dritte Bruder Hein, Manuel mit Vornamen, fuhr bei den Schülern B mit 264,80 Punkten eine persönliche Bestleistung aus. Der Ehrenpreis von Landrat Jürgen Banzer gewann die Schülerin Nicole Krautwurst aus Großostheim gegen 34 Konkurentinnen.

Im Einer-Kunstfahren der Männer nahm Gerhard Kröckner (Schwalbach) mit 308,30 Punkten Revanche an Bezirksmeister Jens Hoffmann (Nied), der diesmal nur auf 298,70 Punkte kam. Im Zweier mußten sich Kröckner/Göttnauer (Schwalbach) mit 280,60 Punkten den Wormsern Hartmann/Klein mit 300,05 Punkte geschlagen geben. Die Frau mit der weitesten Anreise, Andrea Cosler aus Eilendorf bei Aachen, siegte im Einer mit 296 Punkten vor Alice Göttnauer (Schwalbach) mit 276,70. Im Zweier fiel der Sieg an das thüringische Paar Benkel/Kreuztburg aus Gotha mit 262,35 Punkten. Boe

Es wird haarig

In der vorigen Woche ist der Hoechst- Konzern zum Störfall-Produzenten Nummer 1 der Republik geworden. Ursache dafür waren freilich weniger die türkisblauen, dann gelb-grünen, ein andermal farblosen und leichtflüchtigen "Neben"- Produkte, die sich dank Hoechst in Höchst, Fechenheim oder Wiesbaden verbreiteten, sondern das wache Auge, das nach dem Griesheimer Fiasko auf Handel und Wandel des Multis ruht. Was vormals allenfalls lokal beachtet worden wäre, stand plötzlich im Zusammenhang. Die Frage, ob bei dem mächtigen und selbstbewußten Konzern doch nicht alles so sicher ist, wie er früher immer behauptete, stellte sich fast von selbst.

Der Unfall aber, der am Montag Konzernherren und Öffentlichkeit erschütterte, wird die Diskussion über die Sicherheit der Chemie in unserem dichtbesiedelten Land noch einmal verschärfen. Diesmal ging es nicht um mögliche Gefahren, die durch das krebsverdächtige "gelbe Gift" aus Griesheim entstanden, diesmal wurde ein Arbeiter getötet, ein zweiter verletzt, und offenbar wäre es um ein Haar noch böser gekommen. Wirklich nur ein schwarzer Montag? Eine unselige Verkettung von Schicksalsschlägen?

Ob die angelaufene Überarbeitung der technischen Sicherheitsrichtlinien und das Überdenken der "Sicherheitsphilosophie" ausreichen, muß kritisch verfolgt werden. Es stellt sich die haarige Frage nach der Verantwortbarkeit der Großchemie, zumindest aber einzelner Bereiche. Auf jeden Fall muß endlich die Frage nach dem Grad des Risikos diskutiert werden, das die Gesellschaft als Gegenleistung für das chemisch gestützte Wohlleben zu tragen bereit ist. jw

Befragung für den Mietspiegel '94 ist angelaufen 7500 Wohnungen sind beteiligt/Hauseigentümer halten das Verfahren für unwissenschaftlich

Über 40 Interviewer des Meinungsforschungs-Instituts "Infratest" werden von dieser Woche an bis Mitte Mai insgesamt rund 7500 Frankfurter Haushalte aufsuchen und die Mieter darum bitten, in ihre Mietverträge Einblick nehmen zu dürfen.

Die Angaben sollen als Grundlage für den geplanten Mietspiegel 1994 dienen. Sie werden vom Darmstädter Institut "Wohnen und Umwelt" (IWU) nach dem gleichen System ausgewertet, das bereits bei dem jetzt noch gültigen Mietspiegel angewandt wurde. Der Auftrag war von der Stadt gegen den Widerstand der "Vereinigung der Haus-, Grund- und Wohnungseigentümer Frankfurt" vergeben worden.

Gustav Teigte, Geschäftsführer der Vereinigung, ist nach wie vor der Ansicht, daß das von der IWU gewählte Verfahren (Regressionsanalyse) "unwissenschaftlich" sei und zu unbilligen Ergebnissen für die Vermieter führe. Die in der Mietspiegelkommission vertretenen Frankfurter Mietervereine unterstützen hingegen die Entscheidung des Magistrats.

Den Mietparteien wird von den Infratest-Interviewern jeweils ein umfangreicher Fragebogen vorgelegt, der gemeinsam mit den Befragern auszufüllen ist. Wie Jan van de Loo, Jurist im Amt für Wohnungswesen, sagte, werden die Befrager, die zum Teil schon bei der Erhebung für den letzten Frankfurter Mietspiegel 1989 im Einsatz waren, sich durch Beglaubigungsschreiben des Meinungsforschungsinstituts ausweisen. Sozialdezernent Martin Berg bat alle betroffenen Mieter, "die Mitarbeiter des Institutes ,Infratest&rquote; bei ihrer schwierigen Aufgabe zu unterstützen".

Über den jetzt geltenden Mietspiegel, den die IWU erstellte, wird seit Jahren gestritten. Immer wieder hatte die Vereinigung der Haus- und Grundeigentümer die Rückkehr zu einem System verlangt, wonach feste Mietspannen wiedereingeführt werden sollen und nicht bestimmte Kriterien wie Baualter der Häuser, Ausstattung und Lage der Wohnung festgeschrieben werden.

Die 11. Zivilkammer des Landgerichts Frankfurt hatte in zwei Entscheidungen den Mietspiegel der IWU abgesegnet. In einem noch laufenden Verfahren versucht die Frankfurter Amtsanwaltschaft derzeit, den IWU-Mietspiegel als unwissenschaftlich darzustellen. Mit einer Entscheidung kann voraussichtlich in dieser Woche gerechnet werden. enk

Atom-Lobby schließt die Reihen Industrie und Union sehen keine Zukunft ohne Kernkraftwerke

ptz BONN, 15. März. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sowie der Stromkonzern RWE lehnten wenige Tage vor dem Beginn parteiübergreifender Gespräche über einen energiepolitischen Konsens einen Abschied von der Atomtechnik mit Nachdruck ab. "Für eine sichere, wirtschaftliche und umweltschonende Stromversorgung ist die Kernenergie unverzichtbarer Bestandteil und muß dies auch für die weitere Zukunft bleiben", faßte Adolf Hüttl am Montag die Position des BDI zusammen.

Hüttl, im Siemens-Konzern für das Kraftwerksgeschäft verantwortlich, ist seit Freitag Vorsitzender des BDI-Arbeitskreises Kernenergie. Er forderte den Bau "neuer, noch sicherer Kernkraftwerke als Ersatz für alte Anlagen".

RWE-Chef Friedhelm Gieske warnte davor, die am Freitag beginnenden Gespräche über die künftige Energiepolitik mit einem breiten Fragenspektrum zu überfrachten, indem etwa "strikte Stromspar-Vorgaben und die Förderung regenerativer Energieträger eingeschlossen" werden. "Den energiepolitischen Konsens" werde es nicht geben. Von besonderer Bedeutung sei aber ein Konsens in wesentlichen Einzelfragen der Kernkraftnutzung. Eine Zukunft ohne Atomstrom hält Gieske "für nicht vertretbar."

Das Ergebnis der Konsens-Diskussion "darf nicht der Ausstieg aus der Kernenergie sein", sagte Geiske einem in Bonn verbreiteten Manuskript zufolge gestern in Karlsruhe.

Die Union geht mit einem klaren Votum "Pro Atomkraft" in die Verhandlungen mit SPD, Grünen und Interessengruppen. "Nur durch die langfristige Nutzung der Kernenergie, auch durch Zubau von Kernkraftwerken, die den neuesten Sicherheitsstandards entsprechen, sind die Ziele der deutschen Energiepolitik besonders im Bereich Klimaschutz zu erreichen", heißt es in einem vom Gesprächskreis Energie der CDU/CSU-Bundestagfraktion formulierten Grundsatzpapier.

Im Wechselspiel zwischen Donnerschlag und Rückschlag Nach ihrer Zustimmung zum Solidarpakt bereitet sich die SPD auf Opposition und Wahlkampf vor

"Jetzt werden wir", verkündet forsch der Bonner Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck, "knallharte Oppositionspolitik machen." Die Sozialdemokraten, sagt Parteichef Björn Engholm, wollen nach einer "Sachkoalition für zweieinhalb Tage" wieder das tun, was sich für eine Opposition gehört, nämlich "kraftvoll streiten". Präsidiumsmitglied Gerhard Schröder verspricht "Opposition . . . mit Deutlichkeit und Härte, das wird auch so sein."

Mit dem Schock der hessischen Kommunalwahlen im Genick und dem Gefühl, Von Helmut Lölhöffel (Bonn) bei den Verhandlungen über den Solidarpakt eine "Bewährungsprobe bestanden" zu haben, wie Hessen-Ministerpräsident Hans Eichel formulierte, bereitet sich die SPD auf eine neue Phase innen- und außenpolitischer Auseinandersetzungen vor, die nach der Sommerpause dieses Jahres unmittelbar in die Wahlkämpfe für 1994 mit sieben Landtagswahlen, der Europawahl im Juni und der Bundestagswahl im Oktober übergeht. Am Ende, so stellt sich Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing das Ergebnis seiner Anstrengungen vor, sollen "die SPD stärkste Partei und Björn Engholm Bundeskanzler" sein.

Doch davon ist die SPD, die sich gern als "Schutzmacht der kleinen Leute" (ein Wort des Vize-Vorsitzenden Johannes Rau) darstellen würde, noch meilenweit entfernt. Vorerst muß sie sich mit sich selbst beschäftigen. Drei Termine dieser Woche belegen dies symbolisch. Blessing will die von einer Kommission erarbeiteten Vorschläge zur Modernisierung der Partei ("SPD 2000") vorstellen. Die 239 Mitglieder der Bundestagsfraktion treffen sich zu einer Klausursitzung nicht nur, um die Gesetzgebungsarbeit zu planen, sondern auch, um das Binnenklima zu entgiften. Und bei einem Forum der Historischen Kommission der SPD wird auf die Zeit der Regierungsverantwortung von 1966 bis 1982 zurückgeblickt, was in einen Ausblick münden soll: Engholms Abschlußvortrag steht unter dem Motto "Verantwortung für Deutschland, Wegweisungen der Sozialdemokratie".

So deutlich diese Vorhaben erkennen lassen, daß es um ein "neues Profil" geht, so klar ist den Verantwortlichen, daß sich andere Konturen nicht von einem auf den anderen Tag zeichnen lassen. Mitarbeiter der Bonner Parteizentrale wissen, daß die SPD in den folgenden Wochen alle Mühe haben wird, sich weiteren Umarmungen durch die CDU/CSU zu entziehen und zwingend notwendige Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern von dem zu trennen, was in den Augen des Präsidiumsmitglieds Heidemarie Wieczorek-Zeul wie eine "informelle Dauerkoalition" aussieht. Für Rudolf Scharping, dessen aktive Rolle bei den Solidarpakt-Gesprächen allseits gelobt wurde, stellt sich "die spannende Frage: Sind gemeinsam verantwortete Lösungen möglich, ohne das notwendige Wechselspiel von Regierung und Opposition mit einer Elefantenhochzeit außer Kraft zu setzen?"

Bald wird sich erweisen, ob eher mißverständliche Gemeinsamkeiten oder mehr eindrucksvolle Wechselspiele entstehen. In der Asylpolitik ist "der quälende Prozeß" (Struck), zu dem sich die SPD- Mehrheit durchgerungen hat, längst nicht abgeschlossen. Die Frage, unter welchen Bedingungen Bundeswehrsoldaten Blauhelme tragen dürfen, ist wohl entschieden: Vom gültigen Bonner Parteitagsbeschluß wird nicht abgerückt. Weniger klar ist indessen, wie sich die Sozialdemokraten zur Postreform (Verhandlungsführer ist der Bundestagsabgeordnete Hans Gottfried Bernrath) und zur Bahnreform (die Federführung hat der Abgeordnete Klaus Daubertshäuser) stellen. Bei der inneren Sicherheit, von manchen Fachleuten als "das Thema Nummer eins" der nächsten Zeit eingestuft, vermißt Scharping noch "eine intelligente linke Diskussion"; allerdings deutet sich an, daß es in der SPD-Fraktion keine Mehrheit für den "großen Lauschangriff" auf Wohnungen gibt, wie der jüngste Meinungswandel Strucks vom Ja zum Nein anzeigt.

Die in allen diesen öffentlich beachteten Fragen bevorstehenden Richtungsentscheidungen sind geprägt von weit auseinanderliegenden programmatischen Vorstellungen, aber auch beeinflußt von Personen und Personalien. Interne Kritik an Parteichef Engholm und am Bonner Fraktionschef Hans-Ulrich Klose ist nicht verstummt, wenngleich sie neuerdings nicht mehr ganz so lautstark ausgesprochen wird.

Die im "Frankfurter Kreis" (Sprecher: Detlev von Larcher) und in der "Parlamentarischen Linken" (Sprecherin: Edelgard Bulmahn) zusammengeschlossenen SPD-Linken sehen ihre Partei unter dem gegenwärtigen Führungs-Duo Engholm/ Klose auf dem "Weg in die Beliebigkeit" und fürchten eine schleichende Umwandlung zur "Medienpartei", in der "Kursänderungen mit Interviews anstatt durch innerparteiliche Demokratie" vollzogen werden, was Blessing mit seinem "Projekt 2000" freilich widerlegen will. Die traditionalistischen, im allgemeinen Sprachgebrauch "die Rechten" genannten "Seeheimer" (Sprecher: Gerd Andres) bemängeln, es werde zu stark auf "Minderheiten" und auf "Milieus" Rücksicht genommen, aber "zu wenig Alltagserfahrung in die Partei eingebracht".

Michael Müller, Umweltsprecher und einer der klugen Köpfe der Linken in der Bundestagsfraktion, will "zur Schlüsselfrage machen, worauf wir uns konzentrieren, nämlich mit aller Härte unser Programm der sozialen und ökologischen Erneuerung der Industriegesellschaft nach vorne stellen". Einer der "Seeheimer" im Bundestag, Hermann Haack, Mitverfasser eines "Grundsatzpapiers", findet dagegen, daß "die Dämonisierung der unbestritten höchst bedrohlichen globalen Umweltprobleme kein Rezept" sei und bringt seine Kritik an "papierener Politik" auf die Formel: "Wer zu weit denkt, den holt der Alltag ein."

Den "Parlamentarischen Linken" sagt Haack ins Gesicht: "Ihr seid der Flop der Parteigeschichte." Mit seiner Bewerbung um den Posten eines der fünf Parlamentarischen Geschäftsführer fiel er allerdings durch. Gewählt wurde, entgegen der Empfehlung des Vorstands, Günter Verheugen, dem nun, gut zwanzig Jahre nach seinem Übertritt aus der FDP, eine Schlüsselfunktion in der SPD zugefallen ist: Er muß Kampagnen zwischen Fraktion und Bundespartei koordinieren.

Allerlei Personalspekulationen machen die Runde und überlagern zeitweise die Sachdiskussionen. Nachdem Wolfgang Roth als Vizepräsident zur Europäischen Investitionsbank nach Luxemburg geht, sucht die Fraktion einen neuen Wirtschaftssprecher. Es bietet sich der bewährte Uwe Jens an, aber als Gegenkandidat wird ein begabter, bisher weniger bekannter Abgeordneter namens Siegmar Mosdorf aufgebaut.

Gerüchte, die Finanzsprecherin Ingrid Matthäus-Maier solle oder wolle Präsidentin der Landeszentralbank von Nordrhein-Westfalen werden, hängen in der Luft. Seriöser ist da schon die Nachricht, der rechtspolitische Sprecher der Fraktion, Hans de With, werde Präsident des Bundesrechnungshofs.

Nicht ganz reibungslos verläuft die Suche nach einem neuen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts mit der Aussicht, in zwei Jahren Präsident zu werden. Nachdem die SPD-Führung in dem Bundestagsabgeordneten und Kirchen-Präses Jürgen Schmude einen idealen Kandidaten gefunden zu haben glaubte, meldete jetzt in einem FR-Gespräch die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach mit den Worten, es sei ihr "Traumziel", Verfassungsrichterin zu werden, Interesse an.

Sie wird aus der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) gestützt und bringt die stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende Herta Däubler-Gmelin in Verlegenheit, die zwar die Wahl einer sozialdemokratischen Bundesrätin in der Schweiz als "Durchbruch für die Anerkennung der Rolle der Frauen" bejubelte, aber für den Karlsruher Posten nicht die Frau Limbach, sondern den Mann Schmude favorisiert und sich offensichtlich selbst nicht bewerben mag, obwohl sie das Zeug dazu hätte.

Gespannt blickt die SPD auf einen internen Wahltermin: Am 11. Mai muß sich die Fraktionsführung bestätigen lassen. Nachdem sich Klose wieder einmal gefangen hat, dürfte er bei dem bevorstehenden, als "Stimmungsbarometer" bewerteten Wahlgang keine Probleme bekommen.

Ob aber Herta Däubler-Gmelin, mit der Klose einfach nicht zusammenarbeiten kann, eine Mehrheit bekommt, wird in verschiedenen Kreisen der Fraktion bezweifelt. "Das wäre ein Donnerschlag", sagt ein Fraktionsmitglied. Ein anderes: "Das wäre ein Rückschlag."

50- bis 60jährige wollen sich selbst helfen

GELNHAUSEN. "Mehr als nur Hausarbeit und Fernsehen" - unter diesem Motto wollen zwei Frauen eine Selbsthilfe-Initiative für 50- bis 60jährige ins Leben rufen. Der Kreis plant gemeinsame Besuche kultureller Veranstaltungen, Bastelnachmittage, sportliche Aktivitäten und vieles mehr. Mitmachen kann jeder, "der etwas Gutes für sich tun möchte, ob männlich oder weiblich, alleinstehend oder verheiratet". Nähere Informationen gibt es in der Gelnhäuser Selbsthilfekontaktstelle (SEKOS) unter der Rufnummer 0 60 55 / 7 45 77.

"Mittags, nach der Hausarbeit, ist meine Arbeit gemacht und ich hänge 'rum", beschreibt eine der Initiatorinnen ihre Motivation. In der Altersspanne zwischen 50 und 60 komme es gerade bei Frauen häufig zu dem Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden und nicht ausgelastet zu sein: "Die Kinder sind aus dem Haus, eine Berufstätigkeit wird nicht mehr angestrebt, für den Seniorennachmittag ist man zu jung." Deshalb wolle sie nun gemeinsam mit anderen wieder aktiv werden. Das Monatsprogramm des Kreises soll von allen Teilnehmern gestaltet werden. tja

Rheinmetall kauft in Bayern ein

cri FRANKFURT A. M. Mit dem Einstieg bei dem bayerischen Unternehmen Preh ergänzt der Rheinmetall-Konzern seine Angebotspalette in der Automobiltechnik um zusätzliche Komponenten. Die Düsseldorfer erwerben 63 Prozent des Familienunternehmens zu einem nicht genannten Preis. Dem Deal muß allerdings das Bundeskartellamt noch zustimmen.

Preh ist vor allem als Hersteller von elektronischen und elektromechanischen Baugruppen für Heizungs-, Lüftungs- und Klimasysteme im Auto firm. Die Neuerwerbung wird künftig der von Pierburg geleiteten Sparte Automobiltechnik zugeordnet. Der neue Sprößling hat im vergangenen Jahr 220 Millionen Mark Umsatz erwirtschaftet, davon war etwa die Hälfte der Kraftfahrzeugtechnik zuzuordnen. Das Unternehmen beschäftigt 2000 Männer und Frauen, davon rund 750 am "kostengünstigen Standort Trofa in Portugal", wie es in einer Mitteilung der Rheinländer heißt, sowie in den USA und in Singapur. Die Preh-Technik biete Rheinmetall technisch benachbarte Geschäftsfelder, die "ausbaufähig sind".

Der jüngste Einkauf in Bad Neustadt an der Saale ist Teil einer seit Jahren verfolgten Strategie der ehemaligen Rüstungsschmiede, die Abhängigkeit von der sogenannten Wehrtechnik zu verringern. Erst kürzlich hatte Rheinmetall von der Rothenberger-Gruppe ein 75 Prozent schweres Anteilspaket am Büromöbelhersteller Mauser Waldeck erworben.

An der Baustelle der S-Bahn wird es laut

OFFENBACH. Mit erhöhtem Lärm müssen die Anwohner an der S-Bahn- Baustelle am Brieslweg und im Bereich Grenzstraße, Laskastraße, Lämmerspieler Weg noch bis zum 30. April leben. Der Grund sind einerseits Rammarbeiten und andererseits die Signalhörner, die die Arbeiter vor herannahenden Zügen warnen. Die Rammarbeiten werden auch am Wochenende 27. und 28. März ausgeführt. Vom 29. März bis zum 3. April wird auch nachts gearbeitet. pmü

TV Oberstedten, Volleyball Wichtiger Sieg bei Eintracht Frankfurt

Die Volleyballerinnen des TV Oberstedten verbuchten in der Oberliga Hessen bei Eintracht Frankfurt einen 3:0-Erfolg. Die Schützlinge von Trainer Wolfgang Preussler untermauerten mit dem 15:12, 15:12, 15:7 ihren Mittelfeldplatz in der Tabelle.

Zugute kam den TVOlerinnen, daß die Tabellen-Nachbarinnen des Frankfurter Traditionsvereins keinen allzuguten Tag erwischt hatten, sodaß Oberstedten mit einer guten Abwehrleistung den entscheidenden Hauch besser war, um beide ersten Sätze knapp zu gewinnen.

Anders verlief der dritte Durchgang, in dem die Gäste zwei Angabenserien von Gaby Kutschbach und Bettina Müller zu einem komfortablen 11:0-Vorsprung nutzten. "Es war ein wichtiger Sieg, der auf einer geschlossenen Mannschaftsleistung basierte", kommentierte Stellerin Gaby Kutschbach den Erfolg ihres Teams. Am kommenden Sonntag tritt der TV Oberstedten beim Kasseler Verein TSG Wilhelmshöhe an. TV OBERSTEDTEN: Kerstin Braun, Gaby Kutschbach, MArtina Acs-Matthay, UschiHeid, Stefanie Tessner, Britta Banaski, Tanja Mendrzyk und Bettina Müller. hm

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 15. März (FR). Im Süden zunächst Sonne, im Norden stark bewölkt und vereinzelte Regenfälle, im Tagesverlauf in der Mitte zunehmend bewölkt, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen elf und 16 Grad, im Süden nochmals bis 19 Grad. Weitere Aussichten: mild. (Siehe auch Lokales)

EG hat Probleme mit der Konjunktur-Kurbel

ha BRÜSSEL. Der Versuch der zwölf EG-Staaten, mit einem konzertierten Anstoß die Konjunktur in der Gemeinschaft anzukurbeln, stößt auf Schwierigkeiten. Die Wirtschafts- und Finanzminister beschlossen jetzt, daß bis zu ihrer nächsten Sitzung im April die einzelnen Mitglieder nationale Konjunkturprogramme vorlegen, die dann koordiniert werden sollen.

Der Bonner Wirtschaftsstaatssekretär Johannes Eeckhoff räumt jedoch ein, daß es dabei für die meisten Partner sehr schwierig sein werde, die Staatsausgaben entsprechend zu erhöhen, ohne das Stabilitätsziel für die geplante Währungsunion - eine öffentliche Neuverschuldung von maximal drei Prozent des Bruttosozialprodukts - zu verletzen. Denn andererseits müßten auch Steuererhöhungen möglichst vermieden werden, um die Konjunktur nicht weiter zu bremsen.

Auch die auf dem Edinburgh-Gipfel beschlossene gemeinsame Wachstumsinitiative kommt nicht recht vom Fleck. Der geplante Europäische Investitionsfonds (EIF) soll erst auf einer "Regierungskonferenz" gegründet werden, beschloß jetzt der Ministerrat. Der Fonds soll mit vier Milliarden Mark Investitionen fördern.

Laut Kommissar Henning Christophersen ist die Brüsseler Prognose von im Schnitt 0,8 Prozent Wachstum 1993 in der EG wahrscheinlich zu "optimistisch".

Kleine FR

Werkzeug aus Bus gestohlen BAD HOMBURG. Die Tür zum Laderaum eines Busses, der in der Hofheimer Straße stand, wurde von Dieben mit Gewalt geöffnet. Sie nahmen Bauwerkzeuge und Maschinen mit. Sind Altenheime noch bezahlbar? BAD HOMBURG. Der Leiter des Alten- und Pflegeheims "Haus Luise" in Dornholzhausen, Horst Haller, spricht am Donnerstag, 18. März, um 19.30 Uhr im Kurhaus (Eingang Maritim-Hotel) über die heutige Lage und die Zukunft der Alten- und Pflegeheime. Veranstalter des öffentlichen Vortrags ist der Kiwanis- Club Taunus. Rund ums Kind BAD HOMBURG. Am Samstag, 20. März, findet im Gemeindezentrum St. Franziskus (Gluckensteinweg / Hofheimer Straße) in Kirdorf von 9 bis 16 Uhr der Frühlings- / Sommerbasar "Rund ums Kind" statt. Die katholische Kirchengemeinde St. Johannes veranstaltet ihn; gekauft und verkauft werden Baby- und Kinderkleidung (bis Größe 164), Umstandsmoden und Kinderspielzeug. Frauen in Wechseljahren BAD HOMBURG. Am Mittwoch, 24. März, 20 Uhr, wird im Frauenzentrum, Louisenstraße 38, eine Ärztin über das Thema "Frauen in den Wechseljahren" informieren und die Fragen der Frauen beantworten. DRK sammelt Altkleider HOCHTAUNUSKREIS. Die nächste Altkleidersammlung des Roten Kreuzes findet im Hochtaunuskreis am Samstag, 27. März, statt. Der DRK-Kreisverband bittet, die gefüllten Kleidersäcke bis spätestens 8.30 Uhr an den Straßenrand zu stellen. Bewohner zurückliegender Häuser, beispielsweise in Stichstraßen, sollten die Säcke bis an die nächste Fahrstraße bringen, um den Helfern die Arbeit zu erleichtern. Osterhasenwerkstatt BAD HOMBURG. Zur Osterhasenwerk- statt wird die Kinderbücherei am Donnerstag, 1. April. Ab 15 Uhr treffen sich dort Kinder ab fünf Jahren zum Basteln. Jahreshauptversammlung der Turner FRIEDRICHSDORF. Jahreshauptversammlung mit Ehrung von Jubilaren hat der Turnverein Seulberg am Donnerstag, 1. April, ab 20 Uhr in der Hardtwaldhalle.

Mexiko von den Anfängen bis heute

OFFENBACH. Von den Licht- und Schattenseiten Mexikos, der größten Stadt der Erde, berichtet José Javier Reyes am Freitag, 19. März, 20 Uhr, im Hugo-Eberhardt-Saal des Deutschen Ledermuseums, Frankfurter Straße 86. Die Diaschau spannt einen Bogen von den aztekischen Gründern der Stadt bis heute. Der Fotograf José Javier Reyes ist selbst in Mexiko geboren. pmü

Viele Sänger brauchen den Auftritt wie einen Kick Chorleiterin und Sängerin Christine Buttel erhält den diesjährigen Kulturellen Förderpreis der Stadt Langen

LANGEN. "Je preiser er gekrönt, desto durcher er fällt." Dieses Zitat eines Intimfeindes von Richard Wagner fällt Christine Buttel beim Kulturellen Förderpreis der Stadt Langen ein. Die Chorleiterin und Gesangssolistin mit dem Hang zur Ironie, die in diesem Jahr mit der Auszeichnung geehrt wird, gehört nach eigenen Worten nicht zu denjenigen, die besonders scharf auf Preise sind. Was nicht heißen soll, daß sie sich nicht darüber freut.

Mit 3 000 Mark will die Stadt ihr Talent fördern und ihre Verdienste um den Chorgesang würdigen. Dieses Geld nimmt Christine Buttel gern. "Eine Ausbildung als Sängerin ist kostspielig und nie zu Ende", sagt sie. Mit dem Geld finanziert sie sich die Teilnahme an einer Sommerakademie zu den Salzburger Festspielen. Traurig ist sie dagegen, daß ihr Vater, Helmut Bechtel, die Ehrung nicht mehr erleben kann. Der langjährige Vorsitzende des Chors der Sport- und Sängergemeinschaft, der seine Tochter "stark gemacht" hat, ist im Januar gestorben. "Ihm hätte die Auszeichnung sicher sehr viel mehr bedeutet als mir", sagt sie leise.

Die 31 Jahre alte Christine Buttel ist eine "richtige Langener Pflanze". Sie wurde in örtlichen Vereinen groß. Begon- FR-Porträt nen hatte ihre sängerische Karriere in einem Kinderchor. Nach und nach entwickelte sie sich zu einer leidenschaftlichen Chorsängerin.

Den Vereinen ist sie bis heute treu: Sie dirigiert die Sänger der evangelischen Johannesgemeinde und steht dem SSG- Chor als Stimmbildnerin und Beraterin zur Verfügung. Gleichwohl führte sie ihr Weg weg vom Chorgesang. "Im Studium wurde meine Stimme als solistische Stimme entdeckt", erinnert sie sich. Darüber war sie nicht nur froh, denn das bedeutete: "Dann taugt man nicht mehr zum Chorsingen." Und daran habe sie das Gemeinschaftsgefühl immer fasziniert.

Christine Buttel studierte in den 80er Jahren auf Lehramt Deutsch und Musik. Nebenher übte sie sich in Soloauftritten. Sie schildert sich selbst als ehrgeizig: "Ohne die Bereitschaft, sich zu quälen, kommt man nicht weiter."

Dennoch steuerte sie nie das Ziel an, Opernsängerin zu werden - "das Einzige, was einen Sänger ernährt". In Absprache mit der Familie entschied sie sich dafür, Lehrerin zu werden, und hat das nach eigenen Worten nie bereut. "Viele Sänger brauchen den Auftritt wie einen Kick", sagt sie. Das könne geradezu zwanghaft werden. "Vor dieser Überbewertung bin ich geschützt."

Buttel unterrichtet an der Heinrich- Heine-Schule in Sprendlingen und hat dort im vergangenen Sommer einen Kinderchor ins Leben gerufen, der mittlerweile stolze 100 Mitglieder zählt. "Ich bin als Lehrerin sehr zufrieden und fühle mich in der Schule wohl", sagt sie. Zwar sei in dem Job generell die Gefahr, auszubluten, doch sie schöpfe immer neue Kraft aus ihren Konzerten: "Nach einem Konzertwochenende gehe ich beflügelt wieder in die Woche."

In der Saison von März bis Mai und von Oktober bis Dezember ist die Sopranistin mit der eher tief klingenden Sprechstimme jedes Wochenende unterwegs - in einem Radius von 200 Kilometern. Ihre "kleine Stimme" sei vor allem für Kirchenmusik und Lieder geeignet, meint sie. Für Opern würden "große Stimmen" gebraucht. Gelegentlich macht sie auch Ausflüge in die heitere Landschaft von der Operette bis zum Musical.

Schubert und Mozart sind ihre Lieblingskomponisten. "Aber ich verliebe mich oft in das, woran ich gerade arbeite", fügt sie hinzu. Ganz wichtig ist ihr: Sie will sich weiterentwickeln.

Deshalb übt sie täglich zwei Stunden und läßt sich von einer Professorin an der Kölner Musikhochschule unterrichten. Auch bei Elsa Cavetti, die in Frankfurt "Stars produziert", hat sie vorgesungen. "Wenn man immer auf dem gleichen Stand bleibt, wird es langweilig."

Woher nimmt sie die Energie, sich neben dem Beruf so stark der Musik zu widmen? "Ich bin ein Macher-Typ", antwortet sie und meint das selbstkritisch. Denn die Kehrseite sei: "Mir ist zuviel wichtig." Auf der anderen Seite genießt sie die Früchte ihrer hartnäckigen Arbeit. Zwar kämpft sie vor Auftritten mit Nervosität, doch alles in allem hat sie ihr Lampenfieber nach eigener Darstellung mittlerweile gut im Griff. "Früher waren Soloauftritte für mich eine Qual. Ich mußte sie mir regelrecht abverlangen. Erst mit dem Beifall kam die Entspannung. Heute kann ich meine Konzerte richtig genießen." KARIN DALKA

Fohlen vernachlässigt: 1500 Mark Geldstrafe

BAD ORB / GELNHAUSEN. Wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ist gestern ein 44 Jahre alter Pferdehalter aus Bad Orb zu einer Geldstrafe von 1500 Mark verurteilt worden.

Wie Staatsanwalt Michael Plagge mitteilte, ist der hauptberufliche Landwirt in den vergangenen Jahren bereits mit dem Veterinäramt in Konflikt geraten, weil er die erforderliche Sorgfalt bei Haltung und Fütterung der Tiere habe vermissen lassen.

In dem Fall, der nach zahlreichen Ordnungswidrigkeiten nun zur Anklage führte, hatte der Bad Orber im Juli vergangenen Jahres einem einjähriges Hengstfohlen, das an der Hinterhand verletzt war, die "dringend erforderliche" tierärztlich Behandlung versagt und "billigend weitere Leiden des Pferdes in Kauf genommen", wie Plagge sagte.

Da der 44jährige, ein Anhänger der Robusttierhaltung, in der Vergangenheit mehrfach Auflagen des Amtstierarztes ignorierte, erkannte der Richter auf einen vorsätzlichen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Der Landwirt kündigte vor dem Amtsgericht an, sich von der Pferdehaltung zu verabschieden. jan

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: Homburger TG - TV Hofheim 60:54 (30:27), ACT Kassel - Eintracht Frankfurt II 63:66 (28:38), TV Oppenheim - ASC Mainz 55:75 (33:37), TV Saarlouis - SV Dreieichenhain 102:55 (51:25), BSG Hillscheid - SCW Völklingen 34:88 (15:43). - Abschlußtabelle: 1. SCW Völklingen 32:4, 2. TV Saalouis 28:8, 3. ACT Kassel 26:10, 4. ASC Mainz 24:12, 5. Homburger TG 20:16, 6. TV Oppenheim 18:18, 7. Eintracht Frankfurt II 18:18, 8. TV Hofheim 10:26, 9. BSG Hillscheid 2:34, 10. SV Dreieichenhain 2:34. - Absteiger: BSG Hillscheid, SV Dreieichenhain, Eintracht Frankfurt II (Eintracht I steigt aus der Bundesliga ab).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: BC Wiesbaden - Eintracht Frankfurt 80:93 (41:45), PSV Bernkastel-Kues - BBC Horchheim 91:99 (51:45), TV Saarlouis - MTV Kronberg 109:117 (44:67), TGS Ober-Ramstadt - TSV Krofdorf- Gleiberg 92:73 (40:46), TV Langen II - TV Kirchheimbolanden 69:84 (44:41). - Abschlußtabelle: 1. Eintracht Frankfurt 30:6, 2. TGS Ober-Ramstadt 28:8, 3. MTV Kronberg 26:10, 4. TV Kirchheimbolanden 24:12, 5. BBC Horchheim 20:16, 6. TSV Krofdorf-Gleiberg 18:18, 7. TV Saarlouis 12:24, 8. BC Wiesbaden 12:24, 9. PSV Bernkastel-Kues 8:28, 10. TV Langen II 2:34. - Absteiger: PSV Bernkastel-Kues, TV Langen II. Die beiden jeweils Erstplazierten bestreiten Aufstiegsspiele gegen Vertreter aus Baden-Württemberg (Südgruppe der RL Südwest).

OBERLIGA HESSEN; Frauen: Post-SV Gießen - BC Darmstadt 61:76 (23:33), SG Aschaffenburg-Mainhausen II - TSV Grünberg 77:63 (40:44), Gymnasion Oberursel - BC Wiesbaden 52:63 (22:28), EOSC Offenbach - TSG Sulzbach 38:88 (21:40), TV Langen - TSV Krofdorf-Gleiberg 73:47 (45:21). - Abschlußtabelle: 1. TV Langen 32:4 Punkte, 2. Post-SV Gießen 26:10, 3. BC Darmstadt 24:12, 4. TSV Krofdorf- Gleiberg 24:12, 5. TSV Grünberg 22:14, 6. TSG Sulzbach 16:20, 7. SG DJK/TV A'burg-M'hausen 12:24, 8. BC Wiesbaden 12:24, 9. Gymnasion Oberursel 8:28, 10. EOSC Offenbach 4:32. Aufsteiger in die Regionalliga: TV Langen. Absteiger aus der Regionalliga: Eintracht Frankfurt II, SV Dreieichenhain. Absteiger in die Landesligen: Gymnasion Oberursel, EOSC Offenbach. Aus den Landesligen steigen der OSC Hoechst und die TSG Wieseck in die Oberliga auf.

OBERLIGA HESSEN, Männer: BG Offenbach/Neu-Isenburg II - SG Aschaffenburg- Mainhausen 93:100 (84:84, 74:74, 33:35) n.V., CVJM Kassel - VfB Gießen 73:98 (34:40), TSV Grünberg - MTV Gießen 86:63 (46:28), TG Hanau - VfL Marburg 100:82 (56:47), SKG Roßdorf - BC Darmstadt 74:80 (34:44). - Abschlußtabelle: 1. VfB Gießen 34:2, 2. BC Darmstadt 30:6, 3. TG Hanau 26:10, 4. BG Offenbach/ Neu-Isenbg. 18:18, 5. VfL Marburg 18:18, 6. MTV Gießen II 18:18, 7. SKG Roßdorf 14:22, 8. TSV Grünberg 14:22, 9. SG DJK/TV A'burg- M'hausen 8:28, 10. CVJM Kassel 0:36. Aufsteiger in die Regionalliga Südwest: VfB Gießen. Absteiger in die Landesligen: SG DJK/TV Aschaffenburg-Mainhausen, CVJM Kassel. Aus den Landesligen steigen der VfR Limburg und der VfB Gießen II in die Oberliga auf. EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Endrunde: ESC Frankfurt - ESC Wedemark 11:5, ESC Wolfsburg - REV Bremerhaven 5:4, Herforder EG - ETC Timmendorf 4:15, EC Harz-Braunlage - Schalker Haie 5:3. - Tabelle: 1. Frankfurt 54:2 Punkte, 2. ESC Wedemark 44:12, 3. ESC Wolfsburg 35:21, 4. ETC Timmendorf 33:21, 5. EC Harz- Braunlage 21:35, 6. REV Bremerhaven 16:40, 7. Schalker Haie 13:41, 8. Herforder EG 6:50. HANDBALL WELTMEISTERSCHAFT in Schweden, Hauptrunde, Gruppe I in Halmstad: Ägypten - Schweiz 23:26 (9:12), Spanien - Rumänien 20:16 (11:7), Team CSFR - Frankreich 18:26 (7:13).

Gruppe II in Stockholm: Island - Deutschland 16:23 (5:10), Ungarn - Rußland 22:19 (10:15), Schweden - Dänemark 23:20 (13:9).

Trostrunde in Eskilstuna: Norwegen - Südkorea 30:28 (11:13), Österreich - USA 31:19 (14:12). RADSPORT 28. PROFI-FERNFAHRT "Tirreno-Adriatico" in Italien, 6. Etappe über 164 km von Recanati nach Porto Recanati: 1. Raab (Leipzig) 4:08:28 Stunden, 2. Baldato, 3. Zanini, 4. Martinelli, 5. Strazzer, 6. Giovanni Fidanza (alle Italien), . . . 11. Boden (Frankfurt/Oder), . . . 13. Zabel (Dortmund), . . . 21. Henn (Heidelberg), . . . 30. Krieger (Karlsruhe), 31. Bölts (Heltersberg), 32. Heppner (Gera), . . . 37. Ampler (Leipzig), . . . 50. Kummer (Erfurt) alle gleiche Zeit, . . . 117. Kappes (Kirchzarten) 13:10 Minuten zurück.

Gesamtwertung: 1. Fondriest (Italien) 29:40:26 Stunden, 2. Tschmil (Moldawien) 0:08 Minuten zurück, 3. Della Santa 0:09, 4. Chiurato 0:10, 5. Rebellin 0:11, 6. Elli (alle Italien) 0:14, 7. Zabel 0:16, 8. Volpi (Italien), 9. Bölts, 10. Schaffer (Kasakstan) alle gleiche Zeit, . . . 50. Raab 2:29, . . . 56. Heppner 4:21, . . . 61. Kummer 4:34, . . . 63. Ampler gleiche Zeit, . . . 82. Boden 13:35, . . . 92. Henn 19:40, . . . 100. Krieger 23:31, . . . 122. Wesemann 42:35, . . . 132. Kappes 58:16. SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Männer in der Sierra Nevada: 1. Assinger (Österreich) 1:55,64, 2. Mahrer (Schweiz) 1:55,65, 3. Trinkl (Österreich) 1:55,71, 4. Gigandet (Schweiz) 1:55,84, 5. Kitt (USA) 1:56,06, 6. Ple (Frankreich) 1:56,20, 7. Mullen (Kanada) 1:56,28, 8. Vitalini (Italien) 1:56,37, 9. Lehmann (Schweiz) 1:56,41, 10. Duvillard (Frankreich) 1:56,42 . . . 20. Wasmeier (Schliersee) 1:57,03, . . . 45. Fiala (Leverkusen).

WELTCUP-RIESENSLALOM der Frauen in Lillehammer: 1. Meier (Rottach-Egern) 2:22,06 Minuten, 2. Ertl (Lenggries) 2:22,10, 3. Seizinger (Halblech) 2:22,75, 4. Berge (Norwegen) 2:22,76, 5. Maier (Österreich) 2:22,96, 6. Merle (Frankreich) 2:23,00, 7. Panzanini (Italien) 2:23,11, 8. Zeller (Schweiz) 2:23,12, 9. Gallizio (Italien) 2:23,48, 10. Merlin (Italien) 2:23,70 und Magoni (Italien) 2:23,70. TENNIS TURNIER in Key Biscayne/Florida (2,55 Millionen Dollar): Männer-Einzel, 2. Runde: Becker (Leimen/Nr. 4) - Pozzi (Italien) kampflos für Becker, Steeb (Essen) - Adams (USA) 7:5, 3:6, 7:5, Krajicek (Niederlande/Nr. 10) - Karbacher (München) 7:5, 3:6, 6:3, Courier (USA/Nr. 1) - Black (Zimbabwe) 6:2, 6:2, Edberg (Schweden/ Nr. 3) - Lavalle (Mexiko) 6:4, 6:3, Agassi (USA/ Nr. 8) - Krickstein (USA) 7:5, 6:0, Thorne (USA) - Ferreira (Südafrika/Nr. 11) 6:1, 6:1, Muster (Österreich/Nr. 12) - Braasch (Hagen) 7:5, 4:6, 6:4, Sampras (USA/Nr. 2) - Martin (USA) 6:3, 6:4, Shelton (USA) - Clavet (Spanien) 5:7, 6:3, 6:4, Tarango (USA) - Tscherkasow (Rußland) 6:2, 6:2, Boetsch (Frankreich) - Spadea (USA) 6:4, 6:7 (5:7), 6:1), Forget (Frankreich/Nr. 13) - Witsken (USA) 6:3, 7:5, Woodforde (Australien) - Mezzadri (Schweiz) 6:1, 6:3, Tschesnokow (Rußland) - Holm (Schweden) 1:6, 6:1, 6:3, Kulti (Schweden) - David Engel (Schweden) 7:5, 6:4

Frauen-Einzel, 2. Runde: Rittner (Leverkusen) - Raymond (USA) 7:6 (7:1), 6:1, Arendt (USA) - Schultz (Niederlande) 7:5, 6:1, Farina (Italien) - Sawamatsu (Japan/Nr. 15) 1:6, 7:5, 6:1, Garrison (USA/Nr. 11) - Whitlinger (USA) 6:4, 6:2, Durie (Großbritannien) - Cecchini (Italien) 6:3, 6:7 (5:7), 6:1, Neiland (Lettland) - Gildemeister (Peru) 6:3, 6:3, Hy (Kanada) - Segal (Israel) 7:5, 6:3, Novotna (Tschechische Republik/Nr. 6) - Field (USA) 6:2, 6:2, Fernandez (USA/Nr. 5) - Demongeot (Frankreich) 1:6, 7:5, 6:2, Date (Japan/Nr. 16) - Werdel (USA) 6:1, 7:5.

3. Runde. Graf (Brühl/Nr. 1) - Arendt (USA) 6:1, 6:0, Oremans (Niederlande) - Huber (Heidelberg/Nr. 7) 7:5, 5:7, 6:2, Sanchez (Spanien/Nr. 2/Titelverteidigerin) - Grossman (USA) 6:0, 6:2. VOLLEYBALL OBERLIGA Männer: DSW Darmstadt - TSG Elgershausen 3:0, DSW Darmstadt - SG Rodheim 2:3, FTG Frankfurt - VC Dornheim 0:3, FTG Frankfurt - TV Babenhausen 1:3, Orplid Darmstadt II - TSV Trebur 3:0, Orplid Darmstadt II - TG Wehlheiden 3:0, VC Ober- Roden - TGV Schotten 2:3, VC Ober-Roden - Eintracht Frankfurt II 3:0.

OBERLIGA HESSEN, Frauen, 16. Spieltag: Eintracht Frankfurt - TV Wetzlar 0:3, Eintracht Frankfurt - TV Oberstedten 0:3, VC Hofheim - TSV Spangenberg 0:3, VC Hofheim - TV Königstädten 0:3, TS Bischofsheim - TSG Wilhelmshöhe 2:3, TS Bischofsheim - SG Rodheim 0:3, TV Wächtersbach - VC Wiesbaden II 1:3.

LANDESLIGA MITTE, Männer, 16. Spieltag: PSV Blau-Gelb Frankfurt - DJK Neuses 3:0, PSV Blau-Gelb Frankfurt - SG Rodheim II 3:2, TV Bommersheim - VBC Büdingen 3:0, TV Bommersheim - SC Friedberg 1:3, BSC Offenbach - DJK Großenlüder 3:2, BSC Offenbach - TV Oberrodenbach 3:1, TV Salmünster - TG Hanau 1:3, TV Salmünster - TSG Erlensee 2:3.

LANDESLIGA MITTE, Frauen, 16. Spieltag: TV Dipperz - TV Sindlingen 3:0, TV Dipperz - FTG Frankfurt 0:3, TSV Hanau - TG Römerstadt 0:3, TSV Hanau - Eintracht Frankfurt II 0:3, TV Salmünster - Wacker Offenbach 3:2, TV Salmünster - PSV Blau-Gelb Frankfurt 0:3, TG Hanau - TV Kesselstadt 1:3, TG Hanau - TSV Sachsenhausen 0:3.

LANDESLIGA SÜD, Männer, 16. Spieltag: TV Groß-Rohrheim - SSV Brensbach 3:0, TV Groß-Rohrheim - TSV Bleidenstadt II 3:0, DSW Darmstadt II - TG Naurod 3:0, DSW Darmstadt II - Rot-Weiß Auerbach 3:2, TG Bad Soden - VC Hofheim 3:1, TG Bad Soden - TuS Griesheim 3:0, VC Wiesbaden - TV Lampertheim 3:0 VC Wiesbaden - SVC Gernsheim 3:0.

LANDESLIGA SÜD, Frauen, 16. Spieltag: TG 75 Darmstadt - VC Hofheim II 3:0, TG 75 Darmstadt - TV Dreieichenhain 0:3, TG Rüsselsheim II - Orpild Darmstadt II 3:0, TG Rüsselsheim II - Rot-Weiß Auerbach 3:0, TV Königstädten II - TV Nauheim 0:3, TV Königstädten II - TG Bad Soden 0:3, TV Lampertheim - TV Groß-Umstadt 0:3, TV Lampertheim - VC Ober-Roden 3:1.

VERBANDSLIGA MITTE, Männer, 11. Spieltag: TG Römerstadt - Eintracht Frankfurt III 3:0, TG Römerstadt - TV Lieblos 1:3, TV Oberstedten - TV Horas 3:0, TV Oberstedten - SG Enkheim 3:1, OSC Höchst - TG Hanau II 3:1, OSC Höchst - TV Bommersheim II 3:0.

VERBANDSLIGA MITTE, Frauen, 11. Spieltag: VC Schöneck - TSV Hanau II 2:3, VC Schöneck - TGV Schotten 1:3, Orpild Frankfurt - TG Römerstadt II 3:0, Orplid Frankfurt - TuS Steinbach 3:1, VGG Gelnhausen - TV Bommersheim 3:0, VGG Gelnhausen - OSC Höchst 3:2.

VERBANDSLIGA SÜD, Männer, 11. Spieltag: VC Breuberg - TSV Dudenhofen 3:2, VC Breuberg - TV Königstädten 1:3, Orplid Darmstadt III - TV Jugendheim 2:3, Orplid Darmstdt III - TG Schwalbach 0:3, Spvgg. Hochheim - TG Rüsselsheim II 3:2,m Spvgg. Hochheim - PSV BG Groß-Gerau 3:0.

VERBANDSLIGA SÜD, Frauen, 11. Spieltag: Eintracht Wiesbaden II - TSV Bleidenstadt II 0:3, Eintracht Wiesbaden II - BG Groß-Gerau 3:1, CVJM Arheiligen - TV Crumstadt 3:1, CVJM Arheiligen - SF Seligenstadt 3:1, TV Dreieichenhain II - TSV Höchst 3:1, TV Dreieichenhain II - SC Nauheim 3:1.

BEZIRKSLIGA, Männer, 11. Spieltag: TSG Oberursel II - TV Bommersheim III 0:3, TSG Oberursel II - TSV Sachsenhausen 2:3, TG Römerstadt II - TV Offenbach 2:3, TG Römerstadt II - TuS Steinbach 2:3.

BEZIRKSLIGA, Frauen, 11. Spieltag: TV Offenach - BSC Offenbach 3:0, TV Offenbach - VfL Goldstein 2:3, SV 73 Bad Homburg - TV Seulbarg 2:3, SV 73 Bad Homburg - TG Römerstadt III 0:3, TV Stierstadt - TSG Schönberg 1:3, TV Stierstadt - TV Eschersheim 2:3.

KREISLIGA A Frankfurt, Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - MTV Kronberg 10:17, TV Gonzenheim - TSG Nordwest Frankfurt 18:15, TV Bad Vilbel - SG Sossenheim 22:20, TSG Frankfurter Berg - TG Schwanheim 8:16, TuS Nieder-Eschbach II - TV Petterweil II 11:21, TV Bergen/Enkheim - TSV 57 Sachsenhausen 18:16.

"Isenburger Schloß" veranstaltet zwei Discos

OFFENBACH. Eine Disco für Kinder von acht bis elf Jahren startet am Donnerstag, 18. März, um 15 Uhr im Isenburger Schloß. Der Eintritt kostet 50 Pfennige. Einen Tag später wird eine Disco für Jugendliche zwischen zwölf und sechzehn Jahren angeboten und zwar von 17 bis 21 Uhr. Sie müssen eine Mark Eintritt bezahlen. pmü

Dem Apparat schlechten Arbeitsstil bescheinigt

Ein langer Teil des Regierungsberichts war den "Schwierigkeiten und Problemen bei der wirtschaftlichen Entwicklung" gewidmet. "Die unvernünftige Produktionsstruktur hat sich nicht geändert, und die Basis der Landwirtschaft ist relativ schwach," sagte Li Peng vor den knapp 3000 Abgeordneten des Volkskongresses. Auch dem Regierungsapparat, dem er selbst vorsteht, bescheinigte Li einen "schlechten Arbeitsstil" mit Merkmalen wie "Bürokratismus, Korruption einiger weniger öffentlich Bediensteter, Unterschlagung und Vetternwirtschaft".

Der "aufgeblähte Apparat mit niedriger Effizienz" solle nun gestrafft werden. Es sei geplant, ein Viertel aller Verwaltungsangestellten in Zentrale, Provinzen und örtlichen Behörden zu entlassen. "Die Gesamtzahl der Mitarbeiter in den Staatsorganen aller Ebenen soll um 25 Prozent verringert werden," sagte der Premier.

Die großen Sorgen vieler chinesischer Bauern, die im Frühjahr bereits zu ersten Unruhen geführt hatten, schlugen sich ebenfalls in dem Bericht nieder. "In den letzten Jahren hat sich die Preisschere zwischen Industrie- und Agrarproduktion vergrößert, das Einkommen der Bauern steigerte sich nur langsam und ihre Belastungen waren zu groß." Und in einigen Landesteilen sei selbst die "Versorgung mit Nahrung und Bekleidung noch nicht sichergestellt".

Li Peng verzichtete im Unterschied zu früheren Reden fast völlig auf kämpferische Rhetorik über den Aufbau des Sozialismus. Die Phrase von der zu einzudämmenden "bürgerlichen Liberalisierung", die als Warnung an liberale Intellektuelle und Künstler noch im letzten Regierungsbericht enthalten war, wurde diesmal nicht mehr erwähnt. Doch der Premier betonte, daß zur Wahrung der politischen Stabilität an der Führungsrolle der Kommunistischen Partei festgehalten werden müsse.

Namen+Notizen

FRANZ ALEXANDER VON ISENBURG-BIRSTEIN hat Wiedergutmachung für den von ihm erschossenen Jagdhund BUSCHMANN geleistet. Der Fürst zahlte 4200 Mark plus Anwaltskosten an Buschmanns Besitzer HERMANN MEUER aus Gedern. Die Frankfurter Rundschau hatte am 4. Februar berichtet, daß der sechsjährige Dachsbracken-Rüde Buschmann am 2. Januar im Merkenfritzer Jagdrevier von HERMANN MEUER verschwunden war. Wochenlang blieb sein Schicksal ungeklärt. Meuer fragte schriftlich bei seinem Reviernachbarn, dem Fürsten Isenburg, nach. "Der Fürst hat es nicht einmal für nötig befunden, eine Reaktion zu zeigen", berichtete nun der von Meuer eingeschaltete Ortenberger Rechtsanwalt ROLF KÄRCHER. Fürst Isenburg mußte schließlich jedoch eingestehen, den Hund getötet zu haben. Und zahlte den eingeforderten Schadenersatz. Der ausgebildete Jagdhund Buschmann hätte auch beim Wildern im fürstlichen Revier nicht getötet werden dürfen, ergab sich aus dem Paragraphen 27 des Hessischen Jagdgesetzes.Hoechster Gaswolke zog über Westkreis

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Freude übers Frühlingswetter verdrängte offenbar die Angst vor der Wolke: Im Main- Taunus-Kreis herrschte gestern trotz der Explosion im Hauptwerk der Hoechst AG keine Panik. Laut Erstem Kreisbeigeordneten Gerd Mehler (SPD) ging "eine ein Kubikmeter große Gaswolke über das westliche Main-Taunus-Gebiet ab".

Die zentrale Leitstelle in Hofheim wurde um 8.20 Uhr informiert. Da in der Gaswolke Essigsäure, Acetaldehyd und Äthylacetat gewesen seien, machten Feuerwehren aus Hofheim, Liederbach, Hochheim, Flörsheim, Bad Soden und Bremthal gegen 9 Uhr im Westkreis Messungen, gaben aber - als sie nichts feststellten - Entwarnung, sagte Mehler.

Die Kinder der Brühlwiesenschule in Hofheim durften in der Pause vorsorglich jedoch nicht nach draußen gehen. pms

Fäkalien flossen in die Nidda

BAD VILBEL. Größere Mengen Fäkalien sind am Sonntag und Montag in die Nidda eingeleitet worden. Der Unrat kam aus einem Rohr unweit der Kläranlage. Dieses Rohr mit einem Durchmesser von etwa 50 Zentimeter dient regulär dazu, Regenwasser von der Huizener Straße und vom Hang des Berufsförderungswerks aufzunehmen und in den Fluß zu leiten.

Am Sonntag bemerkte ein Mitglied des Angelsportvereins, daß hier Fäkalien in den Fluß flossen und alarmierte den Bereitschaftsdienst der Stadtwerke. Stadtrat Jörg Frank informierte sich am Montagvormittag an Ort und Stelle. Er konnte zwar keine "großen" Mengen bemerken, sah aber wie Zigarettenkippen, eine Zahnbürste und Papier aus dem Rohrauslauf quollen. Eine bemerkenswerte Verschmutzung der Nidda konnte der Stadtrat nach eigenen Angaben nicht feststellen. Als Ursache vermuteten die Stadtwerke den Fehlanschluß von häuslichem Schmutzwasser an den Regenwasserkanal. Mit einer Fernsehkamera waren Bedienstete der Stadtwerke den ganzen Montag über auf der Suche nach dem Fehlanschluß, ohne ihn bis zum Nachmittag gefunden zu haben.

Der Fehlanschluß müsse neueren Datums sein, vermutet Stadtrat Frank mit Hinweis auf eine Bachschau vom 20. März vorigen Jahres, die keine Beanstandungen ergeben hatte. Vertreter des Angelsportvereins behaupten allerdings, daß dieser Mißstand schon vor zwei Jahren der Stadt gemeldet worden sei. hm

Im Ortsbeirat 14 gibt es derzeit ein "Patt" CDU, SPD, Grüne: Mehr Zusammenarbeit

HARHEIM. Herbert Staude (SPD) wird nicht mehr für das Amt des Ortsvorstehers kandidieren. "Ich lasse mich doch nicht von Republikanern wählen", begründete er seine Entscheidung eine Woche nach den Kommunalwahlen. Jetzt wollen die Christdemokraten den Ortsvorsteher für die kommende Wahlperiode stellen. Mit vier Sitzen (46,4 Prozent) stärkste Fraktion im Harheimer Ortsbeirat 14 erhebt die CDU-Fraktion Anspruch auf dieses Amt: Ihr Kandidat ist Günther Quirin (siehe auch Kasten auf Seite 7).

Neu in den Reihen der CDU ist Dagmar Wendler. Maria Rita Richter kandidierte auf Listenplatz fünf und schaffte nicht mehr den Sprung ins Gremium. Ihre Arbeit für die CDU fortsetzen werden auch Bernd Kölling, Günther Quirin und Edwin Schmidt.

Einen Wechsel gibt es bei den Grünen: Helmut Seuffert löst Jürgen Kunik ab.

Die SPD werden weiterhin Günther Seib, Christel Schneider und Herbert Staude vertreten.

Matthias Perez (FDP) scheiterte an der Fünf-Prozent-Hürde.

Mit 9,9 Prozent wurde ein "Republikaner" in den Ortsbeirat gewählt.

Alle Fraktionen lehnen eine Zusammenarbeit mit der rechtsextremen Partei ab. "Wenn die Fraktionen verhindern wollen, daß die Republikaner zum berühmten Zünglein an der Waage werden, dann müssen sie näher zusammenrükken", meinte Staude auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Im Ortsbeirat herrscht mit vier Sitzen für die CDU und vier Sitzen für SPD und Grüne zusammen eine Patt-Situation. "Wir wollen mit den Republikanern keine Mehrheit haben", erklärte Sozialdemokrat Günther Seib energisch.

Erste Anzeichen für eine ernsthafte Zusammenarbeit der Fraktionen von CDU, SPD und Grünen gibt es schon jetzt. Die SPD-Fraktion will keinen Gegenkandidaten zur Wahl des Ortsvorstehers aufstellen und will mit der CDU stimmen. Auch der Grünen-Vertreter zeigt grünes Licht: "Die CDU ist stärkste Fraktion, das ist halt so." Erste Gespräche zwischen SPD und CDU sind für die näch- sten Tage geplant. "An eine große Koalition haben wir nicht gedacht", erklärte Quirin.

Aber vor der ersten Sitzung im Mai werde ausführlich besprochen, wie der Umgang mit dem Ortsbeiratsmitglied der rechtsextremen Partei aussehen soll. Günther Seib will da ganz pragmatisch verfahren: "Die Debatten über Anträge seitens der Republikaner müssen so sachlich wie möglich geführt werden."

Dieser Position schließt sich auch Seuffert von den Grünen an. Immerhin seien die "Republikaner" gewählt worden. "Eigentlich muß die Auseinandersetzung mit den 9,9 Prozent Harheimern geführt werden", betonte er. Gleichzeitig warnte er aber davor, die derzeitige Situation im Ortsbeirat auf die leichte Schulter zu nehmen. Bei Abstimmungen etwa zu den beiden Harheimer Baugebieten "kann es Gewissenskonflikte geben".

Denn nach wie vor will die CDU nur 300 neue Wohnungen, SPD und Grüne befürworten hingegen 550 Wohnungen. Hier wiegt die Stimme des "Republikaners" zentnerschwer. Deshalb hofft Seuffert, daß "alle wichtigen Anträge künftig einstimmig verabschiedet werden". tin

Kurz gemeldet

Signalanlage wird abgeschaltet Wegen Umbauarbeiten ist die Signalanlage Eschersheimer Landstraße/Marbachweg bis 19. März abgeschaltet werden. Polizisten regeln den Verkehr. Schulwegsicherung an Ampel "Der Aachener Modellversuch - ein Beispiel für andere Städte? Die Sicherheit für Fußgänger an Lichtzeichenanlagen in der Diskussion" heißt am Dienstag, 16. März, um 15 Uhr im Frankfurter Kinderbüro (Leipziger Straße 67) eine Informations- und Diskussionsveranstaltung.Reparaturarbeiten im Stadtbad Mitte In der Schwimmhalle des Stadtbades Mitte haben Reparaturarbeiten an der Fußbodenheizung begonnen. Auf Grund der bisher vorliegenden Erkenntnisse wird es möglich sein, trotz dieser Reparaturarbeiten den Badebetrieb voll aufrechtzuerhalten. Für die unvermeidlichen Beeinträchtigungen bittet das Sport- und Badeamt die Badegäste um Verständnis. "Theologie im Fernkurs" Das Bistum Limburg bietet ab Mai "Theologie im Fernkurs" an. Nähere Informationen erhalten Interessierte bei einer Veranstaltung am Montag, 26. April, um 19.30 Uhr im Haus der Volksarbeit in der Eschenheimer Anlage 21 oder direkt beim Bischöflichen Ordinariat unter der Rufnummer 0 64 31/29 53 40-341. Bildungsurlaub in der Toskana Der Verein für arbeitsorientierte Erwachsenenbildung bietet vom 24. April bis 1. Mai einen Bildungsurlaub in der Toskana zum Thema "Ökologie einer Kulturlandschaft" an. Neben Besuchen bei landwirtschaftlichen und handwerklichen Betrieben stehen auch Städtebesichtigungen auf dem Programm. Nähere Informationen gibt der Verein unter der Telefonnummer 5 60 41 62. Handwerkskammer informiert Schülern der Haupt- und Realschulen Frankfurts stehen auch dieses Jahr die Pforten der Handwerkskammer Rhein- Main offen. Interessenten werden dort am 17. und 24. März von 8 bis 15 Uhr über Vielseitigkeit und Zukunftsaussichten der Handwerksberufe informiert. Auch die Berufsberatung des Arbeitsamtes Frankfurt ist mit Beratern vertreten. Anmeldungen nimmt die Handwerkskammer Rhein-Main, Hauptverwaltung Frankfurt, Postfach 17 03 53, entgegen. Ausstellung jetzt in der Schellgasse 8 Die Ausstellung "125 Jahre Stadtverordnetenversammlung Frankfurt am Main" ist vom 19. März an im Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8, zu sehen. Sie wurde vom Büro der Stadtverordnetenversammlung und dem Institut für Stadtgeschichte gestaltet. Öffnungszeiten (bis zum 18. April) dienstags, freitags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

Romantik und Kontraste Blick in die Galerien und Museen im Hochtaunuskreis

BAD HOMBURG. Auch über die Mode läßt sich eine Epoche kulturgeschichtlich erschließen. Die Ausstellung "Heinz Oestergaard - Mode für Millionen" im Gotischen Haus tritt den Beweis dafür an. Zu sehen sind Zeugnisse des Lebenswerks des Berliners Oestergaard, der 1946 den ersten eigenen Salon eröffnete und jahrzehntelang die deutsche Nachkriegsmode prägte: Zeichnungen, Fotos, Modelle. Daß Oestergaard auch Uniformen, Dessous, Brillen, Schuhe und Strümpfe entwarf und daß er sich in den letzten Jahren dem Glasblasen, Teppichknüpfen und Möbelbau zuwandte, wird im Gotischen Haus ebenfalls dokumentiert.

Die Ausstellung ist bis zum 2. Mai zu folgenden Zeiten zugänglich: dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 14 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr.

"Der einzige Grund, weshalb ich Künstler bin, ist die Freude, zu entdekken, daß ich neue Formen schaffen kann", sagt Bruce Beasley. Er befindet sich seit 30 Jahren auf Entdeckungsreise. In der Galerie Scheffel (Ferdinandstraße 19) ist eine Ausstellung mit Bronzeskulpturen des Künstlers zu sehen.

Beasley ist der Tradition des Konstruktivismus verpflichtet, kubistische und kristalline Formen durchdringen einander in seinen Plastiken. Seit 1988 entwirft er seine Plastiken am Computer; mit Hilfe eines komplizierten Programms erscheinen seine Ideen dreidimensional auf dem Bildschirm.

Die Ausstellung ist bis zum 7. April zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags 10 bis 13 und 16 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

Das Hauptwerk des niederländischen Malers und Kupferstechers Bonaventura van Overbeek besteht aus einem zwischen 1688 und 1692 in Rom gezeichneten und gestochenen Kupferstichwerk. Die Stiche stellen berühmte Architekturdenkmale Roms dar: Tore, Tempel, Obelisken und Siegessäulen. Sie sind in ihrer malerischen Darstellung ein Zeugnis der römischen Kultur. Unter dem Titel "Reliquae antiquae urbis Romae" sind die Kupferstiche bis 20. März in der Galerie Michael Blaszczyk (Ludwigstraße) zu sehen. Geschäftszeiten sind dienstags bis freitags von 10 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. Montags ist die Galerie geschlossen.

"Impressionismus - Expressionismus, Zeit des Überganges" heißt eine Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen aus den Jahren 1880 bis 1918 im Sinclair-Haus (Ecke Löwengasse / Dorotheenstraße).

Die Bilder stammen aus der graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim und dokumentieren die Entwicklung der Moderne bis zum Expressionismus, die schrittweise Loslösung der Kunst aus akademischen Zwängen und vom Diktat der offiziellen Salons.

Die Ausstellung ist bis zum 21. März zu sehen, geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr.

FRIEDRICHSDORF. "Traumreise" ist eine Ausstellung mit Bildern von Brigitte Ullmann in Garnier's Keller überschrieben. Sie ist bis zum 21. März jeweils abends zu den Öffnungszeiten der Kultur-Kneipe zu sehen. Brigitte Ullmann lebt zur Zeit auf einer indonesischen Insel.

Bilder und Objekte von Detlef Lenz zeigen sich in den neuen Räumen der Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstraße 85 (Kirchplatzpassage). Die Ausstellung ist bis 26. März während der Öffnungszeiten der Ersatzkasse zu sehen.

OBERURSEL. Linolschnitte von Frank Wahle zeigt die Galerie Streitenfeld in der Langen Straße 75 in Bommersheim. Die Linolschnitte wirken zunächst verwirrend, textile Muster sind scheinbar ungeordnet zusammengestellt. Ruhe entsteht beim Betrachten, wenn sich herausstellt, daß sich der Künstler den Strukturen und nicht den Formen widmet. Es entwickeln sich skurrile Kontraste.

Die Ausstellung ist bis 20. März zu sehen: freitags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 15 bis 18 Uhr.

"Künstler vom Chiemsee" nennt sich die Ausstellung in der Galerie L 9 (Liebfrauenstraße 9). Hierzu hat Eva Wolf- Bütow Werke von sieben Künstlern zusammengetragen, die sich rund um den Chiemsee angesiedelt haben: die Bildhauerin Marianne Lüdicke und sechs ihrer malenden Nachbarn. Es ist ein Freundeskreis, der alljährlich den Priener Künstlerkalender gestaltet.

Die Ausstellung dauert bis 3. April. Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr.

Kunstwerke aus Krakau sind in der Galerie der Braas-GmbH zu sehen. Professoren, Dozenten und Absolventen der Kunstakademie Krakow stellen dort Skulpturen, Malereien und Grafiken aus. In den Arbeiten von Stanislaw Batruch, Bozena Lesiak, Werner Lubos, Krystyna Novakowska, Jerzy Nowakowski, Stanislaw Puchalik und Joséf Sekowski spiegelt sich Krakow als Schmelztiegel der Kulturen wider.

Die Ausstellung in der Braas-GmbH, Frankfurter Landstraße 2 - 4, ist bis 31. März, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und donnerstags bis 18 Uhr geöffnet.

"Schloß und Riegel" heißt die Ausstellung im Vortaunusmuseum am Marktplatz 1. Es werden Vorhängeschlösser gezeigt, die Ingo Schmoeckel gesammelt hat.

Die Schlösser-Schau ist bis 17. Mai zu sehen, geöffnet ist das Museum mittwochs von 10 bis 17, samstags von 10 bis 16 und sonntags von 10 bis 13 Uhr. Gruppenführungen nach Vereinbarung, Telefonnummern 0 61 71 / 502 - 390 / 389.

STEINBACH. "Mit der Kamera auf du und du" heißt die Ausstellung mit Bildern des Fotografen Heinz Jürgen Göttert, die im Steinbacher Heimatmuseum (Am Rathaus 7) bis 3. April zu sehen ist. Öffnungszeiten sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung. Anmeldungen unter Tel. 0 61 71 / 7 84 99.

KÖNIGSTEIN. Ölbilder, Grafiken und Collagen aus den vergangenen zwölf Monaten zeigt die Königsteiner Künstlerin Ina-Maria Kowald ab Sonntag, 21. März, bis zum 4. April im Kurhaus.

Frau Kowald, Mitglied der Bad Homburger Künstlergruppe "Spectrum", stellt seit 1976 jedes Jahr einmal im Kurhaus aus. Die Vernissage ist am Sonntag um 11 Uhr. Anschließend sind die Arbeiten wochentags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr zu besichtigen, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

Malerei und Kombinationsdruck, Lithographie und Monotypie von Horst Reichle zeigt die Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtsstraße 12. Die graphischen Techniken bilden den Ausgangspunkt im künstlerischen Schaffen Reichles; graphische Elemente lassen sich auch in seinem malerischen Werk aufspüren, das in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückt ist.

Die Ausstellung ist bis 17. April zu sehen, Öffnungszeiten der Galerie sind mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

KRONBERG. Der 1945 in Berlin geborene Christian Lückel ist gelernter Industrie- und Bankkaufmann und widmet sich in seiner Freizeit der romantischen Malerei. Die Ergebnisse sind in der Galerie Hellhof, Königsteiner Straße, zu sehen. Er hat sich intensiv mit der Maltechnik der Romantiker beschäftigt und fand im Malen mit Ölfarben schließlich sein künstlerisches Feld. In seinem impressionistisch getönten Realismus bevorzugt er den Stil der "Münchener Schule" und sagt: "Ich finde die heutige Welt zu kaputt, als daß ich sie darstellen könnte."

Die Ausstellung ist bis 21. März zu sehen, Öffnungszeiten sind mittwochs 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

"Augenblicke" heißt die Ausstellung mit Bildern von Helga Benesch, die heute um 19 Uhr in der Galerie Kunz im Westerbach-Center beginnt. Am 19. und 20. März ist die Bilderschau jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Helga Benesch wurde 1927 geboren und erkrankte als Vierjährige an Polio. Seitdem sind ihre Beine und ihr Rükken gelähmt. Dennoch nahm sie Unterricht, beteiligte sich an Sommerakademien und Kreativseminaren und wurde Mitglied des Berufsverbands bildender Künstler.

63 Männer und 10 Frauen

erwarben Meistertitel

WETTERAUKREIS. 63 Männer und zehn Frauen aus dem Wetteraukreis bestanden 1992 die Meisterprüfungen in 27 verschiedenen Handwerksberufen. Die Frauenquote beträgt somit 13,7 Prozent, teilte die Wiesbadener Handwerkskammer mit. Sie liegt im Mittelfeld zwischen dem Bezirk Dillenburg (nur 3 Prozent Frauen unter den neuen Handwerksmeistern) und Hanau (28,6 Prozent Frauenanteil). Bei den Wetterauer Meisterinnen handelt es sich um neun Friseurinnen. In einem typischen Männerberuf erwarb lediglich die Glauburger Zentralheizungs- und Lüftungsbauerin Inge Marianne Rossmanith den Meisterbrief. Die meisten Jungmeister gab es bei den Elektroinstallateuren (13). Jeweils nur einen Jungmeister stellten die Büroinformationselektroniker, die Kraftfahrzeugmechaniker, die Goldschmiede und die Tischler. nes

Von Eberhardt an Baden-Württemberg/ Gift

Giftattacken auf WissenschaftlerinTrachtete Heidelberger Pharmakologe Kollegin nach dem Leben?/Selbstmord nach Geständnisjoe. HEIDELBERG. Weil sie ihm wissenschaftliche Informationen vorenthielt, schüttete ein 31 jähriger Arzt und Mitarbeiter des pharmakologischen Instituts der Universität Heidelberg angeblich einer Kollegin eine große Menge stark krebserregender Nitrosamine in den Tee. Die junge Frau hatte ihre Tasse kurze Zeit im Flur abgestellt, als sie danach erneut daraus trinken wollte, roch und schmeckte der Tee so unangenhem, daß sie ihn sofort wieder ausspuckte. Andernfalls hätte das Gift nach Auskunft des Pressesprechers der Heidelberger Universität vermutlich sofort sehr stark gewirkt. Der Kollege, der im Verdacht steht, den Anschlag verübt zu haben, nahm sich letzte Woche das Leben. Unmittelbar danach stellte sich heraus, daß die 33jährige Medizinerin sehr stark radioaktiv belastet ist. Einiges spricht dafür, daß auch dahinter der 31jährige stand. Er hatte vor kurzem radioktives Calzium bestellt, von dem ein Teil fehlt.

Die Geschichte, die durch eine Veröffentlichung der Lokalzeitung publik wurde, trägt alle Züge eines Krimis aus der Welt der Wissenschaft. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen hatten die Zwischenfälle vor einigen Wochen damit begonnen, daß der 33jährigen wichtige Unterlagen, darunter ein Methodenheft mit Versuchsanordnungen und Disketten abhanden kamen. Am morgen des 12. Februar hatte sie sich Tee gemacht, ihn kurz abgestellt und ihn, als sie zurückkam, ungenießbar vorgefunden. Auf Veranlassung des Direktors des Theoretikums, wurde der Tee sofort tiegefroren.

Die Vorsichtsmaße erwies sich als angebracht. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des chemischen Instituts der Universität Heidelberg identifizierten den verdächtigen Teezusatz inzwischen als Diethylnitrosamin. Dies ist eines der am stärksten krebserregenden Nitrosamine und auch im Vergleich mit anderen Stoffklassen sehr gefährlich. Für einen Anschlag dieser Art hat es einen weiteren "Vorteil": Im Körper selbst ist es schon nach zwei bis drei Stunden nicht mehr nachweisbar.

Die Wissenschaftlerin hatte kurz nach dem Zwischenfall Anzeige wegen Körperverletzung erstattet; während die chemischen Untersuchungen liefen, suchte si, zur eigenen Beruhigung in dem Institut selbst nach Hinzweisen und stellte dabei fest, daß auf Bestellung des 31jährige Kollegen Nitrosamine geliefert worden waren. Am 3. März bestätigten die Untersuchungsergebnisse, daß genau diese auch in ihrem Tee gewesen waren. Die Ermittlungen gegen den 31jährigen begannen daraufhin am letzten Montag, der Verdacht gegen ihn versstärkte sich, als die Polizei in seiner Wohnung das Methodenheft der betroffenen Kollegin und Disketten von ihr fand. Nach anfänglichem Leugnen gestand der Mediziner relativ rasch, wobei er auch zugab, daß er die Kollegin zumindest habe krank machen wollen. Zur Begründung erklärte er nach Angaben der Staatsanwaltschaft, daß sie ihn von wissenschaftlichen Informationen "abgeschnitten habe."

Nach dem Geständnis wurde der 31jährige von der Polizei vorläufig entlassen. Offenbar ging er am abend noch einmal ins Institut. Am nächsten morgen fand man ihn tot im Zimmer der Kollegin. Nach dem bisherigen Stand der Dinge hat er sich mit Schlafmitteln das Leben genommen.

Im pharmakologischen Institut begann danach die Suche nach weiteren möglichen Ungereimtheiten, wobei entdeckt wurde, daß der Mitarbeiter auch radioaktives Calzium bestellt hatte. Eine sofortige Untersuchung ergab, daß die 33jährige Medizinerin stark radioaktiv belastet ist. Ihre Werte liegen dreimal höher als die zugelassene Jahresdosis bei strahlenexponierten Personen. Bei den übrigen Mitarbeitern waren die Untersuchungsergebnisse negativ. Das radioaktive Calzium hat zwar keine allzu lange Halbwertzeit, es gilt in Fachkreisen dennoch als tükkisch, weil es in die Knochen eingebaut wird.

Nach Angaben des Pressesprechers der Universität wurden im Institut drei weitere Stoffarten gefunden, deren Vorhandensei noch aufgeklärt werden muß. Keine plausible Erklärung gibt es bisher für das angebliche Tatmotiv, den wissenschaftlichen Neid des Mannes. Nach Angaben der Universität forschten die beiden Betroffenen auf unterschiedlichen Gebieten, Überschneidungen habe es nicht gegeben, auch persönliche Beziehungen, die so schwere Anschläge begründen könnten, ließen sich nach Angaben des Staatsanwalts nicht finden. Ausdrücklich dementierte die Universität Angaben der Lokalzeitung, der promovierte Wissenschaftler sei als "bedingt konflikttfähig" und "latent agressiv" bekannt gewesen. Nach Angaben des Institutsdirektors sei er intelligenter und sehr guter Mitarbeiter gewesen, dessen wissenschaftliche Leistung mit einem Stipendium honoriert worden sei.-E

Ein Toter bei Explosion im Chemiewerk Hoechst Töpfer nach neuem Unfall: Schärfere Kontrollen nötig

mat/me FRANKFURT A. M., 15. März. Die Unfallserie beim Frankfurter Chemiekonzern Hoechst reißt nicht ab. Bei einer Explosion im Stammwerk wurden am Montag ein Mann getötet und einer schwer verletzt. Bei dem Versuch von Beschäftigten, nach dem Unglück eine weitere Chemieanlage abzuschalten, trat ein giftiges Gemisch aus Methanol und Venylacetat aus. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) kündigte intensivere staatliche Kontrollen für Chemieanlagen an. In einem Gespräch mit dem hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD) und Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) hat der Hoechst-Vorstand am Abend die Vorschläge der Landesregierung für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen akzeptiert.

Die Explosion ereignete sich in einer Anlage zur Herstellung von Polivinylalkohol, das unter dem Markennamen Mowiol als Vorprodukt zur Herstellung von Kunstharzen, Lacken und Klebstoffen verwendet wird. Hoechst-Sprecher beteuerten, der Stoff sei "ungiftig", die entwichene Rauchwolke, die mehrere Stunden über den nordwestlichen Vororten Sindlingen und Hattersheim hing, habe "keine Gefahr für die Bevölkerung" dargestellt. Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace bezeichnete Mowiol als "toxikologisch wenig bedenklich". Dagegen gelten die anschließend freigesetzten Stoffe Methanol und Venylacetat nach Auskunft des Umweltbundesamtes als nervenschädigend beziehungsweise krebserregend. Frankfurts Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) sagte jedoch, bei Messungen sei keine Gefährdung für die Bevölkerung festgestellt worden.

Minister Fischer hat die Störfallanlage und alle parallel betriebenen Anlagen der Hoechst AG stillegen lassen. Fischer sagte in Wiesbaden, das Unternehmen habe mit dem neuen Unfall selbst die Frage nach dem Chemiestandort Deutschland aufgeworfen. Notfalls müsse auch das Bundesrecht geändert werden, damit in das Konzept genehmigter Betriebe eingegriffen werden könne, wenn es "keine Vertrauensgrundlage mehr gibt". (Weitere Berichte auf Seite 3 und im Lokalteil).

Briefe

Nicht der Arzt, sondern ein Freund rief die Mutter

Der tragische Tod des 38 Jahre alten Udo H. erregt weiter die Gemüter. Er war am 6. März in der Wohnung seiner Mutter in Bad Homburg gestorben, nachdem ein - später bei der Obduktion entdeckter - Schädelbruch zuvor im Kreiskrankenhaus offenbar nicht erkannt worden war. Der Darstellung des Vorfalls durch Landrat Jürgen Banzer (FR vom 12. März), der sich seinerseits auf die Angaben des Arzts beruft, widerspricht der Autor der folgenden Zuschrift:

1. Nicht der Arzt hat die Mutter meines verstorbenen Freundes angerufen, sondern der Unterzeichner.

2. Nach mehrfacher Aufforderung an den behandelnden Arzt, den Verletzten in der Klinik zur Überwachung zu lassen, wurde uns lapidar mitgeteilt, wir sollten für den Betrunkenen ein Taxi bestellen, um ihn nach Hause zu bringen. Gleichzeitig erwähnte er, daß das Krankenbett pro Tag zwischen 550,- DM und 900,- DM kosten würde und mein Freund sich zu Hause ausschlafen könnte.

Ein Transport mit dem Taxi kam für uns überhaupt nicht in Frage, da er aufgrund seiner Verletzung nicht mehr ansprechbar und zum anderen der Kopf mit einer dicken Beule blutverschmiert war.

3. Zu Ihrem Absatz, die Verständigung mit den Freunden sei sehr schwierig und die Wahrnehmungskräfte aufgrund von Alkoholeinfluß eingeschränkt gewesen (so die Darstellung von Landrat Jürgen Banzer unter Berufung auf den betroffenen Arzt, d. Red.), möchten wir ganz klar herausstellen, daß dies nicht den Tatsachen entspricht. Sollten diesbezüglich noch einmal Äußerungen fallen, werden wir gegen die betreffende Person strafrechtliche Schritte einleiten.

4. Was zwar unerheblich ist, wir aber zur Richtigstellung erwähnen möchten, ist, daß mein Freund nicht die Gaststätte verlassen wollte, sondern sich der Sturz auf dem Weg zur Toilette treppenabwärts ereignete.

Die vorerwähnten Angaben haben wir auch der Kripo Bad Homburg v.d.H. zu Protokoll gegeben und möchten hier klar zum Ausdruck bringen, daß wir diese Angaben, falls erforderlich, auch vor Gericht beeiden werden.

Horst Fetick 6370 Oberursel

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Steinbacher Kinderzeitung erscheint in den Osterferien

STEINBACH. Die zweite "Steinbacher Kinderzeitung" soll in den Osterferien den Betrieb aufnehmen. Herausgeber ist die Außenstelle Steinbach der Volkshochschule, Journalisten sind die Kinder aus der Stadt. Sie sollen Berichte und Reportagen schreiben, Leute interviewen, Spaß- und Sportseiten produzieren. Geplant ist auch der Besuch in einer richtigen Zeitungsdruckerei.

Außerdem richtet die VHS wegen der großen Nachfrage einen zusätzlichen Keramikkurs für Kinder ein. Er beginnt am 28. April und dauert sechs Wochen. Für beide Kinderkurse, Zeitung und Keramik, ist am 30. März Anmeldeschluß.

Für die Zeit nach den Osterferien sind außerdem geplant: Mini-Clubs, jeweils montags, dienstags und donnerstags, ein Kochkurs für Männer an fünf Abenden ab dem 27. April und der Lehrgang "Türkische Küche" ab dem 12. Mai.

Voranmeldungen nimmt die VHS auch für Musikkurse (Flöte, Gitarre, Klavier), Musizierkreise und Ballettunterricht entgegen. Die Adresse: VHS-Außenstelle Steinbach, Kirchgasse 4. ill

Ein sinnliches Film-Portrait

KRONBERG. "Tous Les Matins du Monde" ist der Titel des Filmes, der am Donnerstag, 25. März, 20.15 Uhr, in den Kronberger Lichtspielen in französischerSprache gezeigt wird. Er gehört zu der Reihe von Filmen in Originalsprache, die die Volkshochschule in Zusammenarbeit mit dem Kino in jedem Semester zeigt. "Tous Les Matins du Monde" (deutscher Kinotitel ist "Die siebte Saite") ist die Geschichte von zwei Musikern im 17. Jahrhundert: Ein nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen lebender Viola-Spieler nimmt nur widerwillig einen lebenslustigen und karrieresüchtigen Schüler auf, der es später am Hofe Ludwig XIV. zu Ruhm und Geld bringt. Ein die französische Barockmusik geradezu sinnlich auferstehen lassendes Portrait zweier gegensätzlicher Männer macht den Film eindrucksvoll. Musik, Kamera, Sprache und Licht verdichten sich zu einem Kunstwerk von bezaubernder Schönheit, heißt es im Urteil der Kritiker. s

Tote bei Angriff auf Suchumi

MOSKAU, 15. März (AFP). Zwei Kampfflugzeuge vom Typ Suchoj-25 haben am Samstag die abchasische Hauptstadt Suchumi bombardiert. Bei dem Angriff seien zwölf Menschen getötet worden, darunter vier Zivilisten, berichtete die Moskauer Nachrichtenagentur Itar- Tass am Montag unter Berufung auf die georgische Presseagentur Gia. Die Flugzeuge hätten elf 500-Kilo-Bomben auf das Stadtviertel Atschadara abgeworfen. Unter den Opfern befanden sich den Angaben zufolge auch drei Journalisten.

Am Wochenende hatte das georgische Verteidigungsministerium der russischen Luftwaffe vorgeworfen, sie beteilige sich an der Bombardierung der im Westen Georgiens gelegenen Autonomen Republik Abchasien. Bei Angriffen von drei Kampfflugzeugen vom Typ Suchoj-25 auf das georgische Dorf Zagera in der Region Otschamtschira seien am Freitag sieben Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden. Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück.

"Nur Aufstand der Hinterbank" Angepeilter Umweg für Waffenexport nach Taiwan erzürnt SPD

hll BONN, 15. März. Der von Abgeordneten der Bonner Regierungsparteien betriebene Versuch, die Entscheidung gegen eine Lieferung von U-Booten nach Taiwan zu unterlaufen, wird von dem SPD-Experten Norbert Gansel als aussichtsloser "Aufstand der Hinterbank" bewertet. Im Deutschlandfunk sagte Gansel am Montag, er könne sich nicht vorstellen, daß das Geschäft mit Taiwan in der Form zustande komme, daß U-Boot- Teile in die USA oder nach Südkorea geliefert und dort montiert würden.

Juristisch seien Kriegswaffenexporte nach Taiwan nicht verboten, sagte Gansel, sie lägen "im Ermessen" der Bundesregierung. Die Entscheidung des Bundessicherheitsrates, eine Voranfrage von Werften abzulehnen, müsse durchgesetzt werden. Im Ausschuß sind Bundeskanzler Helmut Kohl CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) Mitglieder. Gansel machte darauf aufmerksam, daß die interessierten Firmen und die Bundestagsabgeordneten von CDU und FDP, die in Bonn vertreten, der Regierung in Taiwan mitgeteilt hätten, die Bonner Entscheidung sei nicht endgültig.

Die Haltung der SPD sei klar, sagte Gansel: "Wir können nicht Waffen in Spannungsgebiete liefern und dann UN- Soldaten hinterherschicken." Mit der Bonner Ablehnung des U-Boot-Geschäfts sei "nicht für China und nicht gegen Taiwan" entschieden worden, sondern es sei eine "Entscheidung gegen Waffenexporte" gefallen. Gansel forderte erneut eine Grundgesetzbestimmung des Inhalts: "Keine Waffenausfuhren in Staaten, mit denen wir nicht verbündet sind."

Modellbau: Vom Hobby zur Kunst Ausstellung in Bornheim

BORNHEIM. Mehr als 2000 Menschen genießen den sonnigen Nachmittag im Café des Rhein-Main- Flughafens. Drei große Maschinen sind startbereit, Neugierige beobachten das Geschehen, Piloten überwachen die Arbeit an ihren Flugzeugen. Es gibt auch Garagen und eine Abflughalle. So dürfte der Frankfurter Flughafen 1936 ausgesehen haben - denn so sieht das Modell von Harald Vogt aus. Es ist, behauptet der Bastler, "hundertprozentig naturgetreu".

Vogt, der "beruflich mit der Fliegerei zu tun hat", hat in mehreren Archiven gesucht, um den Flughafen anno 1936 rekonstruieren zu können. Er ist leidenschaftlicher Modellbauer: In das fünf Meter lange Flughafen-Diorama steckte er fünf Jahre Arbeit - und 10 000 Mark. Die Mühe hat sich gelohnt. Das Schaubild avancierte zum Prunkstück bei der Ausstellung des Plastik-Modellbau-Vereins im Bürgerhaus Bornheim.

Die Schau ist längst kein Geheimtip mehr. Zumindest nicht unter denen, für die Modellbau fast kein Hobby mehr ist, sondern eine große Leidenschaft. Bastler waren aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein- Westfalen, Berlin und den neuen Bundesländern gekommen: "Unsere Ausstellung ist inzwischen eine der größten Deutschlands", erklärt Frank Koretzke, Mitglied des Frankfurter Modellbau-Vereins.

120 Aussteller präsentierten Flugzeuge und Motorräder, Oldtimer und Fantasy- Flitzer, Wikinger, Zulu-Kämpfer und Kevin Costner in der Rolle des Robin Hood - alles naturgetreu nachgebaut in Zentimetergröße.

Plastikmodellbau ist nach Ansicht von Vereinsmitgliedern keine reine Freizeitbeschäftigung: "Plastikmodellbau ist Kunst!", schreibt Vorsitzender Friedrich Günther. Ein Modellbauer sei Maler, Bildhauer und Dichter; Historiker, Handwerker und Fotograf. Die Mühe, die in den winzigen Modellen steckt, könne ein Laie kaum erahnen.

Die Modellbauer entscheiden sich zunächst für eine Vorlage. Flughafen-Bastler Vogt suchte sogar in einem Archiv in England die richtigen Unterlagen. Andere finden ihre Modelle in der Fachliteratur. An Einzelteilen schmirgeln, spachteln, schleifen, kleben und bohren die Modellbauer so lange, bis die Teile maßstabgerecht zusammenpassen. Am Ende kommt die Farbe. Das alles kann mehrere Wochen dauern.

Nicht nur ältere Herren, auch junge Leute üben sich in der Kunst des Modellbaus. Allerdings fällt auf, es waren Fortsetzung auf Seite 3

Deutscher Journalist ermordet

ZAMBOANGA, 15. März (dpa/AP). Auf den Philippinen ist ein deutscher Journalist auf einer Straße erschossen worden. Nach dem Mord an Günter Weese in der südphilippinischen Stadt Zamboanga hat sich der philippinische Präsident Fidel Ramos in die Ermittlungen eingeschaltet. Der Staatschef sagte am Montag in der Hauptstadt Manila, er habe die Behörden angewiesen, den Fall vordringlich zu behandeln, damit die Täter so schnell wie möglich verhaftet werden könnten.

Die Polizei schließt einen Raubmord aus, da der Mörder weder Geld noch Papiere des Opfers mitnahm. Der örtliche Polizeichef Vicente Dumpit sagte, möglicherweise hänge der Mord mit "Geschäften" zusammen, denen Weese in der Stadt Cebu nachgegangen sei. Die Frau des 65jährigen sagte jedoch am Montag auf einer Pressekonferenz: "Ich glaube, daß mein Mann aus politischen Gründen ermordet wurde." Laut Polizei wollten Weese und seine Frau einen sechs Jahre alten Jungen adoptieren, dessen Eltern das Ehepaar 1986 bei einem Besuch auf den Philippinen kennengelernt hatte.

15jähriger schoß mit Pistole auf Jungen Auf dem Spielplatz attackiert

SULZBACH. Auf dem Spielplatz Am Gänssteg ging es am Samstag gegen 14.25 Uhr alles andere als friedlich zu. Ein 13jähriger spielte mit seinem Freund Tischtennis, als eine Gruppe Jugendlicher das Duo störte: Zwei 15 Jahre, drei 14 Jahre und ein elf Jahre alter Sulzbacher belästigten sie. Einer der 15jährigen holte eine Luftpistole aus seiner Jacke und wurde nach Angaben der Polizei von der Clique aufgefordert, einem Jungen "doch mal auf den Arsch zu schießen".

Das tat er nicht. Zunächst schoß er auf die Füße des Jungen, weitere Schüsse zielten auf den Kopf über dem rechten Ohr. Erst als das Opfer vor Schmerzen schrie, hörte der Angreifer auf. Der Angeschossene hatte nach der Attacke Rötungen und Prellungen. Die Polizei konnte die sechs Jugendlichen schnell finden und die Waffe sicherstellen - die Jungen gaben an, sie von einem Bad Sodener Teenager bekommen zu haben. pms

Ein Altnazi, geehrt und mit Einfluß auf Geld und Jugend Wie ein deutscher Professor den Genozid an den Juden leugnen und ein honoriger Mann bleiben kann / Von Günter Hagedorn

Zweimal kommt die Vergangenheit hoch

Zuletzt waren wir nur noch drei. Im Restaurant des Frankfurter Crest. Die Wissenschaftliche Kommission des DSB hat ihre Arbeitssitzung mit dem Abendessen beendet. Sie sind alle gegangen. Aufs Zimmer. An die Luft. Bis auf Kollege B., Biomechaniker, K. aus dem Innenministerium und mich. Die anderen wollten bis zum Treff in einer alten Kneipe, Frankfurter Innenstadt, die Stunde nutzen. Wir drei gerieten in ein Gespräch. B. und K. und ich. Und je länger es dauerte, um so schlimmer, schrecklicher, unbegreiflicher wurde es.

Wir waren beim Nachtisch. Irgendeine Kaltschale. Oder Pudding. So etwas Gallertiges, Quabbeliges, Unbestimmtes. Aber süß. K. und ich plauderten über alles Mögliche. B. schwieg. Er wacht für gewöhnlich erst beim Wort Biomechanik auf. Wir kamen ins Private. Ins Privatissime: unsere Frauen. K. ist, glaube ich, mit einer Griechin verheiratet. Ich erzählte von meiner Frau, der Israelin, die Jüdin ist. Ich erinnere mich nicht, ob B. jetzt schon aufwachte. Dann erwähnte ich, daß der Großteil ihrer Familie im KZ umgekommen sei. Spätestens jetzt war B. wach, hellwach. Und bei meiner bitteren Bemerkung, damit sei auch ein Großteil meiner eigenen Familie umgebracht worden, schoß er scharf dazwischen: "Alles Lüge! Alles Lüge!"

Der Einwurf kam wie ein Überfall. Wir waren völlig überrascht, wußten nicht, verstanden nicht. Lüge? Was ist Lüge?

Da tischte er, B., Biomechaniker, angesehener Wissenschaftler, langjähriges Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission des BA-L (Bundesausschuß für Leistungssport) im DSB (Deutscher Sportbund), schon in den geläuterten fünfziger Lebensjahren seine Deutung der deutschen Vergangenheit auf. Eine Auffassung, die in der deutschen rechtsradikalen Szene zum rituellen Klischee verkommen ist:

Das sei alles Lüge. Das mit den sechs Millionen Juden:

- Die KZ gab es in Wahrheit gar nicht. Nicht solche. Sondern solche Internierungslager. Wie sie überall in der Welt existieren. Ganz üblich in Kriegszeiten.

- Die meisten sind an Krankheiten gestorben. An Schwäche. Typhus. Unterernährung. Das deutsche Volk hat auch gehungert.

- Die Lager sind eine Erfindung. Wessen Erfindung? Der Alliierten, sagt er. Einer internationalen Verschwörung, sagt er. Die Verbrennungsöfen hat man nachträglich eingebaut, um gegen die damalige deutsche Regierung zu agitieren, sie zu desavouieren.

- Die Leichenberge sind eine weitere Lüge. Die Fotos stammen von Dresden. Von dem schrecklichen Massenmord an deutschen Zivilisten durch die britische Luftwaffe. Dort wurden die Fotos gemacht, aber später haben sie (Wer? Die Alliierten? Ja, natürlich!) vorgegeben, wir, die Deutschen, hätten diese Menschen umgebracht.

K. und ich sind fassungslos, sprachlos. Wir starren uns im Fahrstuhl an. Oben auf dem Flur vor unseren Hotelzimmertüren fassen wir den Einschluß und holen unsere Mäntel für die Fahrt zur Frankfurter Kneipe. Wir wollen eine öffentliche Wiederholung dieser Ungeheuerlichkeiten. Insgeheim hoffen wir, daß wir uns verhört haben. Vielleicht sollte B. die gängige Meinung der rechten Szene zitieren und hat Zitat mit Eigenmeinung vermischt. Es kommt aber schlimmer.

B. wiederholt alle Äußerungen öffentlich. Wir sind immerhin sieben. Ein Teil ist Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission, ein Teil vom BA-L. Es sei alles bewiesen und nachweisbar. Quellenmäßig belegt. Daß das alles Lügen sind.

- Auch die Zahl stimmt nicht. Diese sechs Millionen. Um den Faktor 10 zu hoch. Mindestens. Sagt er wörtlich. Um den Faktor 10. Als hätte er die Antrittsgeschwindigkeit eines Stabhochspringers gemessen.

- Aber das ist alles ein Teil der internationalen Verschwörung gegen Deutschland und seine damalige Regierung. Daran sind auch Leute wie Adorno und Horkheimer beteiligt. Die wurden im Ausland während des Krieges als Fünfte Kolonne ausgebildet. Jetzt agitieren sie gegen das damalige Dritte Reich. Das alles wird zur Zeit wissenschaftlich aufgearbeitet und bewiesen.

B. nennt Namen, Quellen. Alles klingt sicher, selbstverständlich, als zitierte er wissenschaftlich gesicherte Forschungsergebnisse. Nichts kann ihn erschüttern. Er redet öffentlich und laut. Ja, er sei damals auf einer Schule gewesen. Adolf-Hit- ler-Schule? Ja. Dort habe er unglaublich viel gelernt. Und sehr Wichtiges. Über die Situation Deutschlands in der Welt.

Widersprüche? Nein, für ihn gibt es keine Widersprüche zwischen der Wirklichkeit damals und dem, was er sagt. Er begreift das Wort Moral nicht. Weder generell noch in diesem Zusammenhang.

Ich sage: "Sie sind ohne jede Moral. Sie sind kalt und zynisch. Ich bin entsetzt, daß ein Wissenschaftler wie Sie solche infame Geschichtsverfälschung öffentlich verbreiten kann."

Er, ohne jede Rührung: "Das wird alles wissenschaftlich bewiesen."

Eine sportdeutsche Vergangenheitsbewältigung? Woher nahm B. den Mut zu solchen Äußerungen? Wer gab ihm die Sicherheit, daß solche Schmähung der Toten ungesühnrt bleiben würde? Wir waren sieben, in der alten Frankfurter Kneipe. Sieben. Zwei diskutierten. B. und ich. Die anderen hörten zu, tranken Bier und schwiegen. Auch A., unser Vorsitzender. Sie schwiegen am nächsten und übernächsten Tag. Ich sprach mit A. und verlangte eine Mittelung an F., den Vorsitzenden des BA-L. A. teilte mir später mit, er habe die Mitteilung gemacht. Aber das Haus des Sports schwieg weiter.

Ich habe zwei Mitglieder des DSB-Präsidiums im September 1987 auf dem Hochschultag in Paderborn gesprochen. Frau D. im Foyer der Paderhalle beim Festakt, Herrn G. in der Cafété der Universität. Ich habe beiden den unbegreiflichen Vorgang und Inhalt zu bezeugen und um Konsequenzen durch das Präsidium gebeten.

B. war Professor an einer deutschen Universität. Er ist es noch heute, und blieb freier Mitarbeiter des DSB. Bis heute. Mit großem Einfluß in beiden honorigen deutschen Einrichtungen, mit Einfluß auf Geld und Jugend. Es geschah nichts.

Doch, etwas geschah schon. Es standen Neuwahlen an. Der BA-L hatte Vorschlagsrecht, das Präsidium berief. A. schrieb mir am 17. 2. 88: "Ich habe mich bei der Abstimmung enthalten, zumal Dein Namen und auch der vom Kollegen B. nicht mehr enthalten waren." Wir wurden beide nicht mehr in die Wissenschaftliche Kommission berufen. Natürlich aus anderen Gründen. B. bliebt weiter in anderen Gremien aktiv. Sportdeutsche Vergangenheitsbewältigung.

Paderborn, den 24. 11. 92

Lieber O,

ich füge diesen Brief an mit dem Gefühl tiefster Empörung und dem Wissen, irgendwie mitschuldig zu sein an den erschreckenden Formen rechtsradikaler Gewalt, die scheinbar unaufhaltbar eskaliert.

Haben wir alle, jeder einzelne, stets rechtzeitig gegen die ersten Anzeichen Widerstand geleistet? Ich erinnere mich und Dich an den Vorgang B., den ich A., Frau D. und Dir damals schilderte. Der DSB hat sich bis heute nicht von einer infamen Geschichtsverfälschung durch einen hochdotierten Professor der Biomechanik distanziert. Der schändliche Vorgang wurde durch Schweigen erliedigt. B. durfte weiter für den DSB tätig bleiben.

Ich selber habe damals lange mit mir gerungen, den Vorgang publik zu machen und habe - aus falscher Solidarität - einen Bericht an den Spiegel zurückgehalten. Insofern habe ich mich mitschuldig gemacht daran, daß Altnazis wie B. ohne Ethik und Moral gegen alle agitieren können, die sich nicht faschistisch indoktrinieren lassen.

Ich schäme mich heute für uns alle im Sport.

Günter

Die Saat der Vergangenheit scheint in unserer Gegenwart aufzugehen. Wir haben sie durch Schweigen gefördert.

Minister Krause schlägt EG-Partnern Stufenplan für Vignette vor Widerstand gegen deutsche Autobahngebühr für "Brummis" / Spediteure demonstrieren gegen europäische Verkehrspolitik Von unserem Korrespondenten Erich Hauser

BRÜSSEL, 15. März. Ein vom Bonner Verkehrsminister Günter Krause (CDU) unternommener neuer Versuch, die Zustimmung der EG-Partner für die Einführung einer deutschen Autobahngebühr für in- und ausländische "Brummis" (Lkw-Vignette) zu erhalten, ist am Montag im EG-Ministerrat am Widerstand der Delegationen der Niederlande und der EG-Randstaaten Dänemark, Irland und Griechenland gescheitert. Die niederländischen Spediteure zahlen nur ein Drittel der Autosteuern, die ihre deutschen Kollegen abführen müssen und fürchten um Wettbewerbsvorteile.

Krauses "Stufenplan" sah im einzelnen vor: Für die Lkw-Kraftfahrzeugsteuer wird ein Mindestsatz festgelegt, der für einen 40-Tonnen-Lastzug jährlich 1400 Mark betragen soll. Die Niederlande und andere, die bisher eine geringere Kraftfahrzeugsteuer erheben, sollten bis Ende 1996 ihre Steuer auf diesen Satz anheben müssen, während Länder mit höheren Sätzen (Deutschland 10 400 Mark im Jahr) ihre Kfz-Steuer schon vorher auf den Mindestsatz absenken dürfen. Die EG-Kommission hatte einen Mindestsatz von 1800 Mark vorgeschlagen. Ab 1. Januar 1994 hätten die Mitgliedstaaten (in erster Linie Deutschland) nach dem Krause-Plan "zeitabhängige" Autobahngebühren bis zur Höhe eines Drittels ihres derzeitigen Kfz-Steuersatzes erheben dürfen. Konkret hätte das für Deutschland eine Jahres-Autobahngebühr für den 40-Tonnen-Lastzug von 3500 Mark bedeutet.

Freigestellt bleiben sollte den Mitgliedstaaten die Erhöhung der Mineralölsteuer oder deren Senkung bis auf den bereits EG-einheitlich festgelegten Mindestsatz. Die von den Niederländern und den EG-Randstaaten dringend geforderte sogenannte "Kabotage-Freiheit", daß heißt, die Berechtigung aller EG-Fuhrunternehmer, in einem anderen Mitgliedstaat Waren von Ort zu Ort zu transportieren, sollte nach Krauses Vorschlag erst schrittweise bis 1997 eingeführt werden. Beim Europäischen Gerichtshof liegen aber bereits Klagen vor, weil die Kabotage- Freiheit eigentlich mit der Schaffung des EG-Binnenmarktes schon seit Beginn dieses Jahres hätte Platz greifen müssen.

Krause begründete seinen Vorschlag mit der "gerechten Anlastung der Wegekosten" auf die Autobahnbenutzer, einer "umweltgerechten Bewältigung" des Verkehrszuwachses und einer "soliden Finanzierungsgrundlage" für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

Die in Bonn erwogene Autobahngebühr für in- und ausländische Pkw blieb im Vorschlag Krauses unerwähnt, da sie prinzipiell keiner EG-Regelung bedarf, solange die "Nichtdiskriminierung" anderer EG-Bürger bei den vorgesehenen Vignetten gewährleistet ist und keine neuen Grenzhindernisse entstehen.

Nach Abschluß der Debatte kam die Ministerrunde überein, daß bis Anfang Juni in einer Arbeitsgruppe von Beamten der Versuch unternommen werden soll, die unterschiedlichen Auffassungen doch noch unter einen Hut zu bringen. Beobachter schlossen daraus, daß Bonn bis zur Sitzung der EG-Verkehrsminister am 7. Juni die Hände gebunden sind und das Thema möglicherweise auf dem EG-Gipfel in Kopenhagen am 21. und 22. Juni erörtert werden könnte.

Zum Auftakt des Treffens der EG-Verkehrsminister hatten deutsche Spediteure vor dem Ministerratsgebäude gegen die Verkehrspolitik der Europäischen Gemeinschaft demonstriert, wie AFP ergänzend meldete. In einer Erklä- rung des Bundesverbandes des Deutschen Güterfernverkehrs (BDF) hieß es zu der Aktion, einem ganzen Berufsstand drohe der Absturz, wenn die EG nicht umgehend faire Wettbewerbsbedingungen auf den europäischen Straßen durchsetze.

(Kommentar auf Seite 3)

Explosion ließ Wolke entweichen Hoechst: Giftstoffe freigesetzt Von Matthias Bartsch und Lutz Fischer Ein Mensch starb, ein weiterer wurde schwer verletzt, Giftstoffe traten aus, und bei den Bewohnern im Frankfurter Westen ging erneut die Angst um vor einer Giftwolke der Hoechst AG: Das ist die vorläufige Bilanz eines neuen Unglücks, daß sich am Montag morgen im Stammwerk des Chemiekonzerns ereignete. Nach einer Explosion um 7.47 Uhr im Hoechst-Betrieb E 513, in dem Bindemittel für Klebstoffe hergestellt werden, entstand eine schwarze Rußwolke, die zunächst in Richtung Sindlingen und Hattersheim trieb. Bei dem anschließenden Versuch, eine vorgeschaltete Anlage abzuschalten, entwich eine Mischung aus giftigem Methanol, Vinylacetat und anderen Stoffen, die nervenschädigend wirken können. Für die Bevölkerung, so die Frankfurter Feuerwehr, habe jedoch keine akute Gefährdung bestanden. Über die genaue Ursache der Explosion bestand gestern noch Unklarheit. Hoechst-Sprecher Hartmut Vennen erklärte, die Anlage zur Herstellung der Chemikalie Mowiol, die als Rohstoff für Klebstoffe, Kunstharze und Lacke eingesetzt werde, sei in der Nacht zum Montag wegen eines mechanischen Defektes in einem Trockner abgeschaltet worden. Als am Morgen zwei langjährige Mitarbeiter des Werkes die Reparaturarbeiten vorbereiten wollten, habe es offenbar eine "Verpuffungs-Reaktion" zwischen Lösungsmitteln und Sauerstoff gegeben, der trotz verschiedener Sicherheitsvorrichtungen in die Anlage eingedrungen sei. Dabei kam der 59jährige Schichtführer ums Leben. Sein 51jähriger Kollege erlitt Verbrennungen dritten Grades und mußte mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werden.

Das Unglück ereignete sich nach Hoechst-Angaben auf einem Spezial-Förderband, auf dem die Mowiol-Paste transportiert wird. Das Band fing nach bisherigen Erkenntnissen sofort Feuer.

Die Hoechster Werksfeuerwehr und etwa 35 Leute der Frankfurter Berufsfeuerwehr konnten das Feuer bis 8.45 Uhr löschen. Es entstand eine schwarze Rußwolke, die vom Wind in etwa 500 bis 600 Meter Höhe in Richtung Nordwesten getrieben wurde. Ein Hubschrauber der Polizei begleitete die Wolke, die sich nach Angaben der Feuerwehr immer mehr verdünnt und gegen Mittag aufgelöst habe. "Woraus die Wolke genau bestand, können wir nicht sagen", erklärte Brandinspektor Werner Müller von der Berufsfeuerwehr. Messungen am Boden hätten jedoch keine Belastung ergeben.

Einen weiteren Unfall gab es, als Hoechst-Beschäftigte kurz nach dem Brand versuchten, Anlagen abzuschalten, die dem Unglücks-Förderband vorgelagert sind. "Aus irgendwelchen Gründen hat das Kühlwasser nicht ausgereicht, so daß die Temperatur in den Reaktionsbehältern ständig stieg", sagt Hoechst-Sprecher Vennen. Über eine Berstscheibe sei durch den entstehenden Überdruck etwa eine Tonne eines Gemisches aus Methanol, Methylacetat, Vinylacetat und Acetataldehyd ausgetreten. Laut Auskunft des Umweltbundesamtes in Berlin ist Methanol ein alkoholverwandter, hochgiftiger Stoff, der das zentrale Nervensystem schädigen könne. Sprecher der Hoechst AG beteuerten, das Methanol- Gemisch sei "leicht flüchtig" und habe bei Messungen kurz nach dem Unfall nicht mehr nachgewiesen werden können.

FRIEDRICHSDORF. Nach mehreren Jahren Unterricht beim großen Meister Dusan Parisek wechselte Peter Herrmann vom Sprechtheater zur Pantomime. Am Freitag, 26. März, gastiert er mit seinen pantomimischen Zaubnereien und Clownerien ab 20 Uhr in Garnier's Keller. Herrmann wurde bereits 1981 mit dem Kleinkunstpreis der Landes Würtemberg ausgezeichnet und 1983 in den Magischen Zirkel von Deutschland aufgenommen. Er überzeugt nicht nur mit perfekten Zauberkunsstücken, er packt sie in geschichten ein und glänzt dabei durch absolute Körperbeherrschung und Mimik. Ein Entertainer ohne Sprache. s

500 neue Fahrradplätze in 1993 Positive Bilanz des Beauftragten / Neue Radroute in Planung

Die Stadt Frankfurt kann sich mit ihrem Angebot an Bike-and-Ride-Plätzen mit jeder vergleichbaren Großstadt messen. "Wir stehen in der ersten Reihe", bilanzierte der Fahrradbeauftragte des Magistrats, Peter Blöcher, einen Fachkongress, an dem er letzte Woche in Bremen teilgenommen hatte. Der Experte kündigte rechtzeitig zum Beginn der "Saison" an, trotz der Finanzmisere werde die Kommune auch in diesem Jahr ihr Angebot an qualifizierten Abstellplätzen wie geplant ausbauen: "Ich rechne mit 500 neuen." Sie werden aus dem Topf mit den Ablösegeldern für nicht gebaute Autoparkplätze bezahlt.

In Bremen hat Blöcher freilich auch erfahren, wie weit die Frankfurter Fahrradpolitik noch vom "Weltniveau" der Niederländer entfernt ist. Im Nachbarland betreibt eine Tochtergesellschaft der Eisenbahn an Haltestellen des Schienenverkehrs Großgaragen, in denen bis zu 1000 Räder abgestellt werden können. Die Anlagen sind mit Servicestationen ausgerüstet und mit Wachleuten besetzt. Zur Finanzierung des Personalaufwandes wird eine Parkgebühr erhoben.

Frankfurt hat an U- und S-Bahnen bislang ein Dutzend Abstellanlagen gebaut, allesamt überdacht und mit Stahlbügeln bestückt, die eine Sicherung des Rahmens ermöglichen. Die Schlaufen, bei den Radlern als Felgenkiller gefürchtet, sollen nach und nach durch diesen Typ ersetzt werden.

In den nächsten Tagen wird sich der Bautrupp den Platz zwischen Taxistand und Hauptbahnhofsportal vornehmen. Hier werden rund 50 Geländer-Parkplätze entstehen.

Ein Vorzeigeprojekt ist im Planungsdezernat begonnen worden. Die Experten entwerfen gerade ein vollautomatisches Parkhaus für rund 50 Fahrräder, das neben dem Höchster Bahnhof, einem Knoten des öffentlichen Nahverkehrs, errichtet werden soll. Die Boxen sind auf einer Drehscheibe angeordnet. Ein- und Ausparken werden mit einer Magnetkarte gesteuert.

Der optimistische Jahresausblick des Fahrradbeauftragten schließt auch die erste Route ein, die den Radfahrern aus den Stadtteilen einen schnellen und sicheren Weg in die City garantiert. Der Abschnitt Seckbach-Konstablerwache wird nach Blöchers Erwartung im Sommer begonnen und noch in diesem Jahr beendet. Die Trasse kostet 1,4 Millionen Mark.

Sie ist Bestandteil eines Radwegenetzes, das eine Ingenieurfirma vor zwei Jahren im Auftrag des Magistrates entworfen hat. Der Plan enthält vier Hauptrouten von außen nach innen, die sich vor allem durch eine fahrradfreundliche Ampelschaltung auszeichen sollen. habe

Engeland bleibt Chef der Wehrheimer CDU-Fraktion

WEHRHEIM. Uwe Engeland ist alter und neuer Fraktionsvorsitzender der CDU. Auf der konstituierenden Sitzung der neu gewählten Fraktion wurde er in seinem Amt bestätigt; außerdem wurden ihm die Aufgaben des Pressesprechers übertragen.

In seiner Antrittsrede sagte Engeland, daß die Wahl von Helmut Michel zum Bürgermeister und die Unterstützung der Wahl von Edwin Seng (SPD) zum Ersten Beigeordneten sich als vorteilhaft für die Gemeinde erwiesen hätten. Bei der Wahl hat die CDU 46,9 und damit 3,6 Prozent der Stimmen mehr als 1989 erhalten. jd

Entwicklungsvereine dringen auf Schuldenerlaß

kam BONN. Die Schuldenkrise der Dritten Welt ist zwar keineswegs gelöst. Die Zahlungsprobleme der GUS werden derzeit aber als weit gefährlicher eingeschätzt, deshalb sei das Thema "aus den Schlagzeilen". Diese Ansicht vertrat der Leiter der deutschen Delegation im "Pariser Club" der Gläubiger, Graf von Korff- Schmising vom Bundeswirtschaftsministerium, auf einer Konferenz in Bonn. Dort beschloß eine Reihe privater Entwicklungsorganisationen, vor dem nächsten Wirtschaftsgipfel im Juli in Tokio eine Initiative zur deutschen Schuldenpolitik zu starten. In einem Memorandum fordern sie unter anderem einen Erlaß aller Forderungen aus Entwicklungshilfe- Krediten. Außenstände aus früheren Hermes-Bürgschaften sollten für die Gruppe der ärmsten Entwicklungsländer ganz und für die übrigen zur Hälfte gestrichen werden - wie bereits im Fall von Ägypten und Polen geschehen. Ferner sollten alle von der früheren DDR übernommenen Forderungen entfallen und das Steuerrecht so geändert werden, daß Wertberichtigungen der Geschäftsbanken nur dann als Risikovorsorge steuerlich anerkannt werden, wenn die Schulden tatsächlich innerhalb von zwei Jahren erlassen werden. Die Konferenz wurde vom Bonner Verein "Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung" (WEED) organisiert. Hoher Süd-Nord-Transfer

Susan George, Direktorin des Transnational Institute in Amsterdam, errechnete für den Zeitraum 1982 bis 1990 einen Nettotransfer von Süd nach Nord in Höhe von 398 Milliarden Dollar. Die Entwicklungsländer hätten in dieser Zeit 1345 Milliarden Dollar Zins und Tilgung gezahlt. Ihr Schuldenberg sei dennoch um 60 Prozent gewachsen. Die Vernichtung der Regenwälder, die Ausweitung des internationalen Drogenhandels und die Wanderungsbewegungen von Süd nach Nord seien direkte Folgen der ungelösten Schuldenkrise und bedrohten dadurch auch die Gläubigerländer selbst. Susan George sprach in diesem Zusammenhang von einem "Schuldenbumerang" (so lautet auch der Titel ihres neuen Buches).

Graf von Korff-Schmising betonte, daß es bei den kommenden Umschuldungsverhandlungen vor allem darauf ankomme, dauerhafte Regelungen mit einem erheblichen Schuldenabbau (60 bis 80 Prozent) zustandezubringen, damit die Länder nicht jedes Jahr von neuem beim Pariser Club erscheinen müßten. Die Schuldner selbst könnten nach seiner Ansicht möglicherweise günstigere Konditionen durchsetzen, wenn sie untereinander besser zusammenarbeiten und weniger Geheimniskrämerei um ihre Schulden machen würden. Selbst Regierungsmitglieder hätten häufig keine Ahnung.

Von den Forderungen gegenüber Entwicklungsländern in Höhe von rund 2,5 Milliarden Mark, die der Bund von der ehemaligen DDR übernommen hat, sollen laut von Korff-Schmising jene Schulden erlassen werden, die durch "böse Lieferungen" - zum Beispiel Waffen - zustande kamen. "Gute Lieferungen" müßten dagegen bezahlt werden.

Agenturtext

Im Streit um den künftigen Einsatz der Bundeswehr wollen die Sozialdemokraten der Regierung nicht entgegenkommen. Es gebe "jetzt und für die kommenden Jahre" keinen Grund für seine Partei, von ihrem Beschluß abzurücken, die Bundeswehr nur an friedenserhaltenden und nicht an Kampfeinsätzen der Vereinten Nationen zu beteiligen, sagte Günther Verheugen, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion und Experte für internationale Politik, am Montag der Frankfurter Rundschau.

Deutlich wandte Verheugen sich auch gegen einige seiner Parteifreunde, die diesen Kurs auf dem Parteitag im November in Wiesbaden korrigieren wollen. So vertritt unter anderen der sozialdemokratische Experte für Außen- und Sicherheitspolitik, Norbert Gansel, die Auffassung, daß die Delegierten den "Blauhelmbeschluß" des vergangenen Jahres mit dem Ziel einer erweiterten Beteiligung an UN-Militäraktionen erneut diskutieren sollten. In Wiesbaden, hielt Verheugen dagegen, müsse "klar werden, daß wir die Voraussetzungen für die internationale Handlungsfähigkeit Deutschlands bereits geschaffen haben", die Koalition eine Lösung des Problems aber durch ihre weitgehenden Wünsche nach Militäreinsätzen blockiere. Die Welt erwarte von den Deutschen nicht mehr Militär sondern mehr Engagement in den UN.

Verheugen forderte die Koalition auf, jetzt dem Verfassungsvorschlag der SPD über die Bundeswehreinsätze zuzustimmen und erst einmal Erfahrung mit friedenssichernden Aktionen zu sammeln. Dann könnte man "nach fünf bis sieben Jahren" ja im Lichte der gewonnenen Erfahrungen erneut über die Frage reden, ob sich die Bundesrepublik auch an UN- Einsätzen nach Kapitel VII der UN-Charta (Kampfeinsätze) beteiligen soll. Da man aber erst nach Ablauf mehrerer Jahre neue Erkenntnisse zu dieser Frage haben dürfte, gibt es für die SPD nach Verheugens Ansicht keinen Grund, ihre Position schon jetzt zu überprüfen.

Verheugens Vorstellung, die notwendige Verfassungsänderung über den Einsatz der Bundeswehr in zwei Teile aufzusplitten - Blauhelme jetzt und für alles andere ein Moratorium von mehreren Jahren - ist Verheugen zufolge mit Parteichef Björn Engholm und dem Fraktionsvorsitzenden Hans Ulrich Klose abgestimmt.Mädchen zündeten neben Stall 18 Strohballen an

HOCHHEIM. Vier Mädchen, die am Sonntag auf einem Feld bei Massenheim spielten, richteten gegen 16.30 Uhr Unheil an. Die Kinder zündeten neben einem Stall, in dem Pferde und Schweine stehen, 18 Strohballen an.

Polizisten in einem Hubschrauber sichteten den Brand - der Rauch zog bis zur Autobahn - und verständigten die Massenheimer Feuerwehr, die das Feuer nach zwei Stunden im Griff hatte. Die Neun- bis 13jährigen wurden ausfindig gemacht. Schaden: rund 2000 Mark. pms

Aus dem Geschäftsleben MC verzeichnet Beratungs-Boom

BAD HOMBURG. Als die "erfolgreichste Neugründung im Beratungsmarkt der letzten Jahre" sieht sich die in Bad Homburg ansässige "MC Marketing Corporation AG": Die Firmengruppe gehöre fünf Jahre nach ihrer Gründung zu den "Top Ten der Beratungsunternehmen in Deutschland". Die acht Einzelfirmen der Unternehmensberatung beschäftigen heute 100 Angestellte, 25 mehr als vor einem Jahr. Der Gruppenumsatz stieg im gleichen Zeitraum von 33,4 Millionen Mark um 24,2 Prozent auf 41,5 Millionen Mark. 1988 startete das Unternehmen mit einem Gruppenumsatz von 6,2 Millionen Mark.

Der Schwerpunkt der MC Marketing Corporation liegt auf Vertriebs- und Marketung-Beratung. Hier ist sie nach eigenen Angaben Marktführer. 60 Prozent der Kunden seien Großunternehmen der Konsumgüterindustrie, hieß es bei der Bilanzvorstellung weiter. Mit Büros in Athen, London, Madrid, Mailand und New York wird die Firmengruppe inzwischen auch international aktiv, sie plant weitere Büros in Brüssel und Paris. Ihren Hauptsitz hat sie im Büropark Bad Homburg in der Saalburgstraße.

An aktuellen Entwicklungen verzeichnet das Beratungsunternehmen einen "Boom bei Effizienzsteigerungs-Projekten". Sie sind laut seinem Urteil auch dringend nötig: Deutschlands Unternehmen seien "für Phasen schwacher Konjunktur unzureichend vorbereitet". stk

,Asyl in Deutschland - Zuflucht oder Zumutung?&rquote;

Mit der Frage "Asyl in Deutschland - Zuflucht oder Zumutung?" fährt die Kolpingjugend des Bistums Limburg am Samstag, 27. März, zur hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Schwalbach im Taunus. Geplant sind auch Gespräche auf dem Frankfurter Flughafen mit Angehörigen des Bundesgrenzschutzes und der Flughafenseelsorge.

Weitere Informationen gibt das Kolpingwerk unter der Telefonnummer 28 19 37. skb

Rabenkrähe weiter im Visier Jäger nach Seelbacher "Tiertragödie" in der Offensive

HERBORN-SEELBACH. Es gibt nur wenige Tiere, die bei der Bevölkerung auf eine so breite Ablehnung treffen, wie die Rabenkrähen. Die bis zu 45 Zentimeter großen und schwarz gefiederten Allesfresser lösen bei vielen tiefsitzende Ängste aus. Hitchcock hat sich dieses Phänomen in seinem Thriller "Vögel" zunutze gemacht. Im Herborner Stadtteil Seelbach scheinen sich nun Film und Realität zu vermischen. Der Grund: ein Schwarm von Rabenkrähen soll in den vergangenen rund drei Wochen mehr als 35 Lämmer getötet haben. An Hitchcock erinnert

Nicht nur der 59jährige Schafhirte Karl Kreuser fühlt sich an die Regiearbeit des Grusel-Altmeisters erinnert. Auch der Landesjagdverband Hessen (LJV) machte mit einer Anleihe an das filmische Märchen ("Hitchcocks Thriller ,Die Vögel&rquote; wird grausige Realität") nun mobil. Am Montag forderte der hessenweit rund 20 000 Mitglieder zählende Verband auf einer Pressekonferenz in Herborn die Wiesbadener Landesregierung auf, "unverzüglich die Bejagung von Rabenkrähen und Elstern freizugeben".

Der Tod der Schaflämmer müsse allen Tiefreunden eine unübersehbare Mahnung sein, sagte LJV-Präsident Dietrich Möller (Marburg). Mit dem Verbot der Krähenjagd setze die rot-grüne Landesregierung "leichtfertig das Gleichgewicht in der Natur aufs Spiel".

Mit der "Tiertragödie" wird nach Überzeugung der Jäger "nur die Spitze des Eisbergs sichtbar". Rabenkrähen und Elstern fielen in diesem Frühjahr auch "andernorts scharenweise über Rehkitze und Junghasen, Vogeljunge und Singvögel-Eier her".

Der Bestand der Rabenvögel, die als robuste, besonders anpassungsfähige Allesfresser von der Wegwerfgesellschaft profitierten und in der ausgeräumten Feldflur überreiche Beute fänden, sei "förmlich explodiert". Möller wertete es als "ökologischen Unfug" diesen "Gewinnern der Kulturlandschaft" den gleichen Schutz zu gewähren wie ihren vom Aussterben bedrohten Beutetieren.

Der Vorstoß des Landesjagdverbandes überrascht keineswegs. Seit Winter 1990/1991 hat Wiesbaden die aufgrund der EG-Verordnung von 1987 notwendig gewordene Ausnahmeregelung zum Abschuß von Rabenvögel nicht mehr erteilt. "Außer einem subjektiven Erfolgserlebnis bringt es überhaupt nichts, wenn man mit der Flinte draufhält", verweist Constanze Rauert, Sprecherin des hessischen Landesentwicklungsministeriums, auf vorliegende wissenschaftliche Untersuchungen. "Wir denken überhaupt nicht an eine Änderung der Regelung", lehnt Rauert das Ansinnen der Jäger ab. Es sei "illusorisch, das Problem mit einer Knallerei in den Griff zu bekommen".

Eine Auffassung, die auch Klaus Richartz, der Leiter der Staatlichen Vogelwarte Frankfurt, zuständig für die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, teilt. Der Ornithologe hat im Auftrag des Wiesbadener Naturschutzministeriums Anfang März den "Fall Seelbach" untersucht. "Zweifelsfrei", so schreibt Richartz in seinem Abschlußbericht, hätten Rabenkrähen lebende frischgeborene Lämmer angegriffen, verletzt und zum Teil auch getötet. Die Gesamtzahl der auf das Konto der Krähen gehenden Lämmer sei "allerdings nicht zweifelsfrei feststellbar". Bei etwa 500 Muttertieren sei die vom Schäfer genannte Verlustzahl "um 20 Lämmer" glaubhaft.

Inzwischen soll sich die Zahl nach Angaben des Schäfers auf 35 tote Tiere erhöht haben. Ob die "Killer-Krähen" nun 20 oder 35 Lämmer "zerfetzt" (Dill-Zeitung) haben, ist freilich nicht die entscheidende Frage. Beschreibungen, nach denen die Vögel den "hilflosen Lämmern" (Jagdverband) die Augen ausgehackt hatten, kommentiert Klaus Richartz zynisch, "sind allerdings einer Stimmungsmache sehr dienlich".

Die Krähen sind nach Überzeugung des Experten offenbar durch das Herumliegen der Nachgeburt ("ein reich gedeckter Tisch") angelockt worden. Würden die hoch intelligenten Vögel von der Herde nicht vertrieben, so sei es naheliegend, daß "versuchsweise" auch Angriffe auf lebende Lämmer erfolgten. "Den Krähen kann dabei weder ,Mordlust&rquote; noch ,Übermut&rquote; im menschlichen Sinne unterstellt werden", erklärt Richartz. Verhaltensweisen wie das "Lämmertöten" durch Krähen sind nach Auffassung des Ornithologen "ein Beispiel für die Weiterentwicklung im Sinne des evolutiven Fortschritts". Ein Nahrungsmangel infolge einer sogenannten "Überpopulation" scheide schon allein wegen des großen Angebots aus. Damit sei der "Lösungsvorschlag" seitens der Jäger, das Problem durch "Regulationsabschüsse" zu beseitigen, wenig hilfreich. Dem Herborner Schäfer Karl Kreuser empfahl Richartz, die Herde stärker zu bewachen und die für Krähen attraktiven Nahrungsreste (auch Nachgeburten) rasch zu beseitigen. Mit Schreckschüssen, Krähenscheuchen und dem phonoakustischen "Vogelschreck" sollten die Krähen von weiteren Übergriffen abgehalten werden. Der Ornithologe äußerte zudem die Hoffnung, daß die Rabenvögel (die großen Schwärme der Saatkrähen sind bereits wieder auf ihrem Weg nach Osten) in der jetzt beginnenden Paarungszeit die Lämmer wieder in Ruhe lassen könnten. Krähenscheuchen empfohlen Mit jagdlichen Methoden, davon ist Richartz überzeugt, ließen sich die Krähen ihre Verhaltensweisen allerdings nicht austreiben. "Die wären ja blöd, wenn sie etwas Neues nicht austesten würden." Anstatt sich über die "fortschreitende Zersiedlung der Landschaft" den Kopf zu zerbrechen, "meint der Mensch, ständig in den Auslese-Prozeß der Natur eingreifen zu müssen."

"Warum", fragt der Ornithologe, "setzt man sich nicht sachlich mit dem Seelbacher Lämmertod auseinander?" Welche grotesken Ausmaße diese Vorfälle in jüngster Zeit annahmen, verdeutlicht Richartz an der Anfrage von Boulevard- Journalisten. Die wollten von ihm wissen, ob sich die Herborner ob jener Gefahr überhaupt noch auf die Straße trauten und wann mit Überfällen auf Menschen, insbesondere auf Kinder, zu rechnen sei. "Das Mittelalter läßt grüßen."

VOLKER TRUNK

Tauschbörse für alles, was ohne Motor rollt

LIEDERBACH. Wer zu klein gewordene Rollschuhe gegen ein Skateboard umtauschen oder vom Rennrad auf ein Mountain-Bike umsteigen will, sollte den Verkaufs- und Tauschmarkt am Samstag, 3. April, von 11 bis 16 Uhr in der Liederbachhalle nicht versäumen.

Angeboten wird dort alles, was rollt - ohne Motorbetrieb allerdings: Fahrräder, Roller, Rollschuhe, Skateboards und natürlich Zubehör aller Art.

Wer mitmachen will, muß sich im Rathaus bei Walter Lör, Tel. 0 69 / 300 98-40, melden und eine Standgebühr von fünf Mark bezahlen. ana

Fischbacher wurde geknebelt und ausgeraubt

KELKHEIM. Opfer eines schweren Raubüberfalls wurde ein Mann aus Fischbach, teilte die Polizei gestern mit. Als er gegen 23 Uhr am Freitag in den Flur seiner Wohnung an der Schwarzwaldstraße kam, lauerten ihm dort drei Männer auf, deren Gesichter mit Strumpfmasken verhüllt waren. Sie sprühten dem Mann Tränengas ins Gesicht, traten und schlugen auf ihn ein und fesselten den Fischbacher mit einer Krawatte. Außerdem knebelten sie ihn.

Als das Opfer wehrlos am Boden lag, durchsuchten die Männer seine Kleider und die Wohnung und fanden dabei den Tresorschlüssel. Sie öffneten das Geheimfach, fanden 50 000 Mark Bargeld, steckten die Scheine ein und flüchteten.

Laut Polizei fehlt jeglicher Hinweis auf die maskierten Täter. Der Mann aus Fischbach erlitt bei dem Überfall schwere Platzwunden und mußte ins Hofheimer Krankenhaus eingeliefert werden. Seinen Angaben zufolge waren die drei Männer Ausländer. pms

Wahlanalyse im Institut für Stadtgeschichte

Weil die Kommunalwahl am 7. März "Demokratie-Verdruß" und einen "Rechtsrutsch" offenkundig werden ließ, wollen Experten im Institut für Stadtgeschichte nun die Frage "Was tun?" diskutieren. Die öffentliche Debatte findet am 22. März, 20 Uhr, im Vortragssaal des Instituts, Seckbächer Gasse 14, statt. Teilnehmer sind der Politologe Eike Hennig, der Psychoanalytiker Wolfgang Leuschner und der Pädagoge Albert Scherr.

Ausgangspunkt der Diskussion ist die Überlegung, daß die Wählerwanderungen "seit mindestens vier Jahren in detaillierten Studien immer wieder prognostiziert wurden", ohne jedoch von der Politik in nennenswerter Weise aufgegriffen worden zu sein. Jetzt komme es darauf an, Handlungsperspektiven zu erarbeiten. vo

Gefährliche Leidenschaft heute im Vilbeler Kurhaus

BAD VILBEL. "Gefährliche Leidenschaft" heißt der Originaltitel des Psychothrillers von N. J. Crisp, der unter dem weit weniger reißerischen Titel "Ein Sommerabend im Wintergarten" heute, Freitag, 19.März, im Bad Vilbeler Kurhaus zu sehen ist. In den Hauptrollen spielen Horst Janson ("Bastian), Ralph Schicha und Christiane Krüger. Tatort ist das Haus von Sally und Mark Driscoll, einem Londoner Ehepaar der "Upper Class", in dem die beiden unbehelligt von zwielichtigen Ereignissen leben, bis John auftaucht.

Größere CDU-Fraktion setzt weiter auf Gadesmann

GLASHÜTTEN. Horst Gadesmann, bisheriger Fraktionsvorsitzender der CDU, ist in seinem Amt bestätigt worden. Einstimmig wurde er für die bevorstehende Legislaturperiode von der CDU-Fraktion wieder zum Vorsitzenden gewählt. Zu seinem Stellvertreter wurde der CDU-Parteivorsitzende Klemens Hofmann bestimmt.

Die CDU konnte bei der Kommunalwahl bei einem Stimmengewinn von nur 1,8 Prozent trotzdem drei Mandate (jetzt elf) zulegen. Der Grund: Wegen der gestiegenen Einwohnerzahl ist das Parlament ab der neuen Legislaturperiode von 23 auf 31 Sitze vergrößert worden. cn

Mann bezog Quartier im Kleider-Container

WIESBADEN. Eine Frau aus Klarenthal traute am Samstag ihren eigenen Augen nicht: Ein Mann hatte sich zuerst längere Zeit an einem Altkleider-Container zu schaffen gemacht und war dann plötzlich in dem Metall- Behältnis verschwunden. Zumindest sah sie ihn nicht mehr, auf Klopfzeichen und Rufe reagierte allerdings auch niemand. Deshalb alarmierte die besorgte Wiesbadenerin kurzerhand die Polizei.

Die Beamten versuchten nun ihrerseits, Kontakt mit dem mysteriösen Bewohner des Kleider-Containers aufzunehmen - erfolglos. Deshalb baten die Polizisten ihre Kollegen von der Feuerwehr um Hilfe. Die rückten an, brachen das Schloß auf, öffneten den Container-Deckel und sahen inmitten eines Kleiderbündels den Gesuchten - ein 32jähriger ohne Wohnung. Er hatte sich in die alten Klamotten gekuschelt, um zu schlafen.

Die Grünröcke holten den Tippelbruder aus seinem warmen Nest und fuhren ihn zum Männerwohnheim - wo es auch schön warm ist. maf

Fußball am Dienstag

BEZIRKSLIGA FRANKFURT-WEST, Nachholspiel: SV Steinfurth - 1. FC Hochstadt (19 Uhr).

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Afrika: Japan lädt zu Vorgesprächen für Afrika-Konferenz =

New York, 15. März (IPS) -- Vertreter afrikanischer Staaten, Geberländer und internationale Organisationen treffen sich vom 17. bis 18. März in Tokio, um die Konferenz über afrikanische Entwicklung vorzubereiten, die in der ersten Oktoberwoche stattfinden wird.

Die japanische Regierung, die gemeinsam mit den Vereinten Nationen und dem Washingtoner Think-Tank ,Globale Koalition für Afrika' (GCA) die Herbst- Konferenz vorbereitet, hatte 1991 vorgeschlagen, im großen Maßstab über Afrikas Entwicklungschancen und Finanzbedarf zu debattieren. In Zeiten steigender Konkurrenz um die Geldmittel der Industriestaaten sei dringend geboten, die schwarzafrikanischen Staaten nicht aus dem Auge zu verlieren.

Vertreter von 24 afrikanischen Ländern werden ab Mittwoch in Tokio mit Entsandten der Vereinten Nationen und der Geberländer aus Europa sowie den USA konferieren. Teilnehmen werden auch die Afrikanische Entwicklungsbank (ADB), die Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) und die Organisation für afrikanische Einheit (OAU).

Weltwährungsfonds, Weltbank, die in Paris ansässige Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) werden ebenfalls anwesend sein.

Schwerpunkte des Treffens im Herbst, das jetzt vorbereitet wird, sollen Fragen der regionalen und internationalen Kooperation sein, ebenso wie ein Vergleich von Wirtschaftsprogrammen in Asien und Afrika. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)

Togo: Nigeria versucht sich als Krisenmanager -- Ein Ende der politischen Querelen ist noch lange nicht in Sicht =

Accra, 15. März (IPS/Mawusi Afele) -- Fast uneingeschränkt regiert in Togo seit 26 Jahren das Militär unter der eisernen Führung von General Gnassingbe Eyadema. Selbst von massiven Hilfekürzungen der Geberländer und einem zermürbenden, seit vier Monaten anhaltenden Generalstreik der oppositionellen Kräfte hat sich der Diktator nicht zu einem demokratiefreundlicheren Kurs hinreißen lassen. Nun aber will Nigeria, der einflußreichste westafrikanische Staat, die Zügel in die Hand nehmen. Auf Anregung des derzeitigen Vorsitzenden der ,Gemeinschaft Westafrikanischer Staaten' (ECOWAS) und beninischen Staatspräsidenten, Nicephore Soglo, hat es sich angeboten, die schwierige Aufgabe des Krisenmanagers zu übernehmen.

Die ECOWAS, hatte Soglo gemahnt, müsse handeln, bevor es im bürgerkriegsgefährdeten Togo zu einer Katastrophe käme. Doch es ist noch nicht aller Tage abend.

Zwar hat der nigerianische Vize-Präsident Augustus Aikhomu bei seinem Kurzbesuch in Togo am ersten März-Wochenende Regierung und Opposition zu Friedensverhandlungen in die nigerianische Hauptstadt Abuja eingeladen, auf einen konkreten Termin jedoch hat man sich noch nicht geeinigt.

Auch waren bislang alle Vermittlungsversuche vergeblich. Erst letzten Monat mußten sich die ehemaligen Kolonialmächte Togos, Frankreich und Deutschland, geschlagen geben, die zu Friedensgesprächen ins französiche Colmar gebeten hatten.

Kläglich scheiterten ihre Bemühungen, General Eyadema zum Einlenken in den Demokratisierungsprozeß zu bewegen. Um keinen Preis war er bereit, seine Mannen in die Kasernen zurückzupfeifen. Und noch immer sieht es nicht rosig aus, auch wenn sich Togos Premierminister Kokou Koffigoh, der inzwischen gezähmte Oppositionsführer, eine Verständigung in dieser Frage vorstellen kann.

Vieles könnten Friedensverhandlungen in Abuja ausrichten, stünden nur die Chancen nicht so schlecht. Nicht allein die innenpolitischen Probleme ließen sich hier diskutieren. Auch auf eine freundschaftliche Einigung mit dem benachbarten Ghana, mit dem Togo seit 1982 im Clinch liegt, könnte hingearbeitet werden. Doch aussichtslos scheint auch dies. Erst im letzten Monat hat das brisante bilaterale Verhältnis einen schweren Rückschlag erlitten. Mobilisiert hat Ghana seine Truppen, als Eyademas Soldaten in Togos Haupstadt Lome einfielen. Eine 250.000 Menschen erfassende Flüchtlingswelle wurde ausgelöst, die nach Ghana und Benin hinüberschwappte.

Eindringlich hat nun Eyadema die Flüchtlinge unterdessen zur Rückkehr aufgefordert. Sie sollten sich am Wiederaufbau des Landes beteiligen und helfen, den Streik zu beenden.

Selbstzweifel scheinen den Staatspräsidenten nicht zu plagen. Ohne Umschweife hat er seinen Premierminister, der ihn noch 1991 seiner Machtbefugnisse berauben wollte, im Amt bestätigt. Koffigoh im Gegenzug stellte im Februar eine Regierungsmannschaft auf, auf die Eyadema sich verlassen kann.

Scharfe Proteste von Seiten der Opposition hat Eyadema sich durch diesen Handel eingebrockt. Nur das von der Opposition dominierte Interims-Parlament, der hohe Rat der Republik, so machte man geltend, sei befugt, Kabinett und Premierminister zu ernennen.

Endlich, so forderte auch Oppositionsführer Messan Gnininvi, müsse es zu Friedensverhandlungen kommmen. Anders als Nigeria aber will er auch die USA und Kanada an den Gesprächen beteiligt sehen. (Ende/IPS/hl/ger/1993)

Brasilien: Enthüllungsbücher über Ex- Präsident Collor de Mello haben Hochkonjunktur =

Rio de Janeiro, 15. März (IPS/Mario Osava) -- Neue Bücher über die sogenannte ,Collor-Ära' versorgen das seit dem Rücktritt von Staatspräsident Fernando Collor de Mello eher skandalentwöhnte brasilianische Lesepublikum mit neuem Stoff.

Enthüllungen über einen unehelichen Sohn Collors, schmutzige Wäsche aus der Ehe des Präsidenten-Bruders Pedro, der die Korruptionsaffäre gegen Collor de Mello losgetreten hatte und sensationell Neues über die Inkontinenz eines Ministers der ehemaligen Regierung versprechen starken Tobak für die Leser.

Zwei Auflagen von ,,Tausend Tage Einsamkeit'', dem 412-Seiten-Wälzer des ehemaligen Präsidentensprechers Claudio Humberto Rosa e Silva, sind bereits vergriffen. 10.000 Bücher in der ersten und 21.000 in der zweiten Auflage gingen innerhalb kürzester Zeit über den Ladentisch. Eine bemerkenswerte Zahl in einem Land, wo Erstauflagen selten die 3.000-Stück-Grenze überschreiten.

Aus der letzten Ausgabe von Rosa e Silvas Buch publizierte das auf Skandalgeschichten spezialisierte Wochenmagazin ,Veja' kürzlich einige Auszüge. Naturgemäß konzentrierte sich das Blatt dabei auf die saftigsten Skandale um Collor de Mello wie zum Beispiel die nicht verstummenden Gerüchte um einen unehelichen Präsidenten-Sohn.

Danach ist der zwölfjährige James Fernando das Produkt einer amourösen Beziehung zwischen Collor und Lucineide Braz, einer Beamtin in der Stadt Maceio im Nordosten Brasiliens, wo Collor de Mello vor Beginn seiner politischen Karriere das Amt eines Bürgermeisters bekleidete. Aber nicht nur gegen den gestrauchelten Ex-Präsidenten zieht Rosa e Silvas Buch zu Felde. Besonders über Collors Bruder Pedro kübelt der Skandalautor mit Schmutz.

Pedro, so das Buch, habe die ganze Geschichte um die Korruptionsaffäre seines Bruders losgelassen, weil dieser ein Verhältnis mit seiner Frau Tereza angefangen habe. In seiner ersten Wut über seinen libidinös verstrickten Bruder Collor habe Pedro zur Waffe gegriffen, wild um sich geschossen und dabei zuerst einen Hausangestellten und dann den Kühlschrank verwundet.

Pedro und seine Frau haben bereits wissen lassen, daß sie den Autor Rosa e Silva zu verklagen gedenken. Collor sei offensichtlich auf Rache aus, verkündete Pedro. Es würde ihn nicht wundern, wenn sein Bruder bei den betreffenden Buchpassagen dem Autor die Feder geführt hätte.

Der Direktor des ,Generacion'-Verlages, Luis Fernando Emediato, der ,Tausend Tage Einsamkeit' herausgebracht hat, ist ob solcher sensationellen Ausschlachtung allerdings betrübt. Das Buch stelle ein wichtiges Werk dar und beleuchte den ,, schrecklichen Mechanismus von Macht und Korruption'' innerhalb der brasilianischen Regierung.

Wesentlich bodenständigere Gründe, so gab allerdings Buchautor Rosa e Silva zu, hätten ihn zum Schreiben des Buches veranlaßt. Nachdem er seinen 9.000-US- Dollar-Job verloren hätte, habe er einfach Geld gebraucht.

Dies hat allerdings anscheinend auch der Collor-Bruder Pedro nötig. Als Antwort auf ,Tausend Tage Einsamkeit' kündigte er kürzlich an, selbst ein Buch schreiben zu wollen und lockte mit neuen Geschichten über Aufstieg und Niedergang des Skandalpräsidenten.

Ein drittes Buch über die Collor-Ära soll Mitte des Jahres herauskommen. Der Autor ist der Ex-Gesundheitsminister Alceni Guerra, der schon 1991 über den Ankauf von 25.000 hoffnungslos überteuerten Fahrädern stolperte. Guerra, so war vorab zu erfahren, will in dem mit 250 Seiten eher schmalen Buch mit den inneren Verstrickungen der Collor-Regierung abrechnen.

Angestoßen hatte die Enthüllungswelle allerdings schon ein anderes Buch, das bereits im letzten Jahr auf den Buchmarkt kam. ,Zelia -- Eine Leidenschaft' des bekannten brasilianischen Autors Fernando Sabino beschreibt die ,Staats- Affäre' zwischen der ehemaligen Wirtschaftsministerin Zelia Cardoso de Mello und dem Justizminister Bernardo Cabral.

Beide mußten nach Bekanntwerden der verbotenen Liason -- Cabral war verheiratet -- ihren Hut nehmen. Cabral, so die tolldreisteste Behauptung des Buches, habe unter ,,schwerer Blasenschwäche'' gelitten, nachdem man ihm seinen Rücktritt angedient habe. (Ende/IPS/sl/ ger/1993)

Nord-Süd: Europa-Parlament plant engeren Kontakt zu AKP-Staaten =

Straßburg, 15. März (IPS/Debra Percival) -- Die zweimal jährlich stattfindenden Treffen zwischen Europa-Parlament und Vertretern der AKP-Staaten aus dem afrikanischen, karibischen und pazifischen Raum sollen aufgewertet werden.

Dies empfiehlt der portugiesische Liberale Jose Mendes Bota in einem Bericht, den er Freitag dem Europa-Parlament in Straßburg vorgelegt hat. In dem Papier ist auch die Arbeit der bisherigen EG- AKP-Versammlungen, die im Februar 1992 in der Dominikanische

Aufstiegsspiel in Frankfurt erst Sonntag abend "Löwen" live im Fernsehen Hessen 3 überträgt das entscheidende Match gegen Landsberg

Ein dickes Trostpflaster erhalten die 8000 Fans des Frankfurter ESC, die keine Karte mehr für das Aufstiegsspiel zur zweiten Eishockey-Bundesliga gegen den EV Landsberg bekommen haben. Das dritte Programm des hessischen Fernsehens überträgt dieses Spiel am nächsten Sonntag live ab 20 Uhr, weshalb der Verein einer entsprechenden Verlegung der ursprünglichen Anspielzeit (17 Uhr) gerne zugestimmt hat. Für das Hinspiel am Freitag, das um 19.30 Uhr in Kaufbeuren beginnt, wurden den Frankfurtern 3200 Eintrittskarten zugestellt, knapp über die Hälfte aller Tickets. Das gesamte Kontigent für den Frankfurter Anhang wird am heutigen Mittwoch und am Donnerstag jeweils zwischen neun und 22 Uhr an der Eissporthalle feilgeboten. Walter Langela, der erste Vorsitzende der Löwen, weist darauf hin, daß nur derjenige Anspruch auf ein Billet hat, der ein Ticket für einen der Sonderzüge bezeihungsweise Busse nachweisen kann. "So leid es uns tut, Einzelreisende können wir nicht berücksichtigen", sagte Langela.

Der Gesamtsieger dieser beiden Aufstiegsspiele wird nach einem Modus ermittelt, der dem im Fußball-Europapokal ähnlich ist. Bei Punkt- und Torgleichheit werden allerdings nicht die auswärts erzielten Treffer höher bewertet. Vielmehr hat sich bei gleicher Trefferdifferenz die Mannschaft qualifiziert, die bei ihrem Sieg - egal ob auswärts oder zu Hause - häufiger getroffen hat. Nur wenn beide Spiele nach regulärer Spielzeit unentschieden enden oder jede Mannschaft einmal mit identischem Ergebnis gewonnen hat, kommt es zu einer Verlängerung. Diese dauert so lange, bis ein weiteres Tor erzielt wird, maximal jedoch zweimal zehn Minuten. Sollte die Verlängerung torlos bleiben, kommt es zu einem Penaltyschießen.

Auch der Verlierer dieser Entscheidungsspiele hat noch eine Aufstiegschance, und zwar am darauffolgenden Wochenende gegen den Gewinner des Abstiegs-Play-offs der zweiten Liga (EC Bad Nauheim oder SC Riessersee). Mit beginnendem Heimrecht beim Zweitligisten wird nach dem Play-off-Modus so lange gegeneinander gespielt, bis eine der beiden Mannschaften zwei Spiele gewonnen hat ("best of three"). Sim.

Musik zur Passionszeit in der Marienkirche

ORTENBERG. Musik zur Passionszeit steht auf dem Programm des Konzertes der Evangelischen Kirchengemeinde am Samstag, 20. März, ab 19 Uhr in der Marienkirche. Sabine Eymelt, Querflöte, Stefan Mann, Orgel, Cornelia Dönhöfer, Sopran, und Peter Staschok, Tenor, werden unter anderem Werke von Händel und Bach zu Gehör bringen.

"Der Journalismus dieses Krieges hat die Rambos entlarvt" Der Fritz Sänger Preis 1993 ging an die im ehemaligen Jugoslawien umgekommenen Journalisten / Drei Reden

Christiane Schlötzer-Scotland

Ich möchte eine kurze Geschichte erzählen. Als mein Mann und ich 1990 anfingen, die Sprache jenes Landes zu lernen, in dem wir beide bald leben und als Journalisten arbeiten sollten, da hieß diese Sprache noch Serbo-Kroatisch - mit Bindestrich. Der Zufall wollte es, daß unsere erste Sprachlehrerin eine Serbin und die zweite, kurze Zeit später, eine Kroatin war. Plötzlich fing die zweite an, das bei der ersten Gelernte zu verbessern und umgekehrt, weil das, was wir gelernt hatten, wechselseitig "zu serbisch" oder "zu kroatisch" war. Beide Frauen waren etwa 35 Jahre alt und hatten sich vorher, wie sie sagten, nie Gedanken gemacht, ob sie "Serbin" oder "Kroatin" waren. Dies war 1990, ein Jahr vor Beginn des Krieges - und es geschah, besonders absurd, im äußersten Westen der USA, an der Universität Stanford in Kalifornien, wo wir damals lebten.

Unsere Lehrerinnen waren bereits zu Opfern geworden, zu Opfern der Propaganda auf beiden Seiten. Neue Vorurteile hatten sich in ihren Köpfen festgesetzt, alte wurden wieder ausgegraben - Tausende von Kilometern von ihrer Heimat entfernt. Ein Jahr danach, in den ersten Kriegstagen im Juli 1991, wurde mein Mann Opfer jenes von Vor- und Fehlurteilen geschürten Konfliktes.

Die Seite der Opfer war ihm vertraut, vertrauter als die Seite der Krieger. "Wie Nachbarn zu Todfeinden wurden", hieß eine seiner letzten Reportagen. Er hat sich immer für die interessiert, die Opfer von Konflikten wurden, nur weil sie angeblich so anders waren, als die anderen, als die plötzlichen oder alten "Todfeinde", weil sie anderer Herkunft, anderer Hautfarbe, Religion oder Kultur waren.

Jetzt sind wir wieder bei den Opfern. Wir, die heute ausgezeichnete Initiative, will denen beistehen, die Opfer geworden sind, weil sie den Beruf des Journalisten ernstgenommen haben und über den Wahnsinn dieses und anderer Kriege und Konflikte auch unter Einsatz des eigenen Lebens berichten mußten. Wir wollen in unserer Hilfe keinen Unterschied machen zwischen den sogenannten Nationalitäten, ob im einstigen Jugoslawien oder in der Türkei und andernorts, weil wir glauben, daß es eigentlich nur Menschen gibt, Individuen, mit ihren Hoffnungen, Nöten, Ängsten. So wie der Dichter in Osijek, Slavko Bronzic, es in einem Gedicht niedergeschrieben hat, das er Reportern, auch meinem Mann, in Osijek zugesteckt hat. Es liest sich wie eine Arbeitsanweisung an alle Journalisten. Der Dichter fordert vom Reporter darin: "Schreib' auf, soviel du kannst, aber berichte der Welt nicht nur die Zahl der Getöteten, weil eine Zahl keinen Namen hat und keine geraubte Zukunft, berichte der Welt: Es waren Johann und William, Viktor und Francesco, Gabriel und György."

Freimut Duve

Es ist Krieg in Europa. Hilflos schauen wir zu. Aber wir schauen zu. Seit bald zwei Jahren. Schon die halbe Zeit des Ersten Weltkriegs, schon ein Drittel der Zeit des Zweiten.

Wir sind Zeugen, weil Journalisten hinfahren und berichten. Auf eine in der Geschichte nie gekannte Weise sind wir dabei, wenn gemordet, vertrieben, wenn ausgehungert wird. Wenn Soldaten schwerbewaffnet den Weg versperren für Brot und Milch, für Medizin und Verbandszeug. Wir sind auf die unerträglich geschützte Weise dabei, weil Journalisten berichten, die auf eigenes Risiko von Zagreb aus in eine Region reisen, in der der Krieg einer schwerbewaffneten Armee und ihrer Helfer gegen zumeist unbewaffnete Zivilisten tobt.

Wir sind dabei, nicht wie beim Golfkrieg aus elektronischer Distanz, eingewiesen und gebrieft von den Einsatzzentralen, als wir mehr Computerbilder in der Tagesschau sahen als Menschengesichter. Das elektronische Irreality-TV des Golfkriegs hat sich nicht wiederholt.

Aber viele Journalisten sind im Krieg geblieben.

In diesem Krieg sind bisher wohl mindestens vierzig ums Leben gekommen. Sie wollen wir heute ehren. Mit dem Preis, den die SPD im Namen des Journalisten Fritz Sänger vergibt. Ich bin überzeugt, daß er die diesjährige Ehrung für gut und richtig gehalten hätte. Vor zwei Jahren haben wir den Fernseh-Journalisten Peter Merseburger geehrt. Seither ist Dramatisches in Europa passiert. Seither hat sich der Journalismus verändert.

Die Journalisten, die wir ehren, haben Hinterbliebene in Kroatien, in Bosnien, in Serbien, in Rußland, in der Schweiz, in Frankreich, in Österreich, in Holland, in Spanien, in Kanada und in Deutschland. Wir sprechen über Journalismus im Krieg, aber wir wollen nicht vergessen, wie viele Angehörige dieses Berufsstandes Jahr um Jahr anderem Terror zum Opfer fallen. Ich nenne Kolumbien, ich nenne die Türkei.

Der Krieg ist uralt, der Journalismus sehr jung. Aber der Augen- und Ohrenzeuge hat den Krieg begleitet vielleicht von Anfang an. Häufig um die Taten der eigenen als Heldentaten zu preisen, und die der Gegner als Grausamkeiten zu geisseln. Zum Krieg hat stets der Bericht über die Helden und die Warnung vor den Barbaren gehört. Oft brauchten die Helden das Schreckbild der Barbaren, um sich überhaupt in Marsch zu setzen.

Und es waren immer die Kriegsbilder, die erschütterten oder ermuntern sollten. Bilder des Kampfes. Vielleicht war Francisco Goya der erste, der immer weniger die Kämpfer darstellt und mehr auf die eigentlichen Helden des Krieges blickt, die schutzlosen Frauen, die Kinder und Männer, die in das Töten gerieten. "Yo lo vi" - ich sah dies - heißt das Bild Nr. 44 der Schrecken des Krieges, auf dem Frauen tödlich getroffenen Zivilisten helfen, und das Bild 45 heißt "y esto también" - Und dies auch-, ein Bild, auf dem vor verdunkeltem Himmel Frauen mit ihren Babys im Arm fliehen.

Wir verfügen über ein fast unheimlich zeitgemäßes Dokument aus dem Sommer 1914, als der junge Soldat, Egon Erwin Kisch seine Kriegsnotizen in Serbien zu Papier bringt. Es wirkt vor dem Hintergrund des Krieges, über den wir hier reden, fast idyllisch. Aber es zeigt, wie zum Auftakt der Völkerkriege des 20. Jahrhunderts der Goya-Blick für Reporter mit der Feder schon geschärft war, der Blick nicht auf die Soldaten sondern der Blick auf das eigentliche Ziel des Waffenterrors der Moderne: die Zivilbevölkerung. Der Blick für die Opfer und nicht für die Helden.

Und so ist das Serbientagebuch von Kisch für uns am Ende des Jahrhunderts ein dramatisches Dokument, das den Gestaltwandel des Journalismus, den wir jetzt in den neunziger Jahren am ehemaligen Jugoslawien erleben, ankündigt. Der zugleich der Gestaltwandel des Krieges ist: vom Kriege zwischen den Soldaten zum Krieg gegen die Bürger. Damals mußten zivile Opfer immer noch unter dem Vorwand festgenommen werden, sie seien angebliche Spione oder potentielle Greueltäter. Der Krieg wollte korrekt sein. An einer Stelle berichtet Kisch über die Festnahme von einigen Frauen, die angeblich Anilin bei sich hatten: Zum Färben der Wäsche, wie sie sagen, zum Vergiften der Nahrung, wie die Häscher sagen.

Der nie erklärte Krieg der Armee und der von ihr ausgerüsteten Gruppen zielt auf Menschen, die angeblich anderen Volksgruppen angehören: Wir sind Zeugen von Völkermordhandlungen nach der Definition der UN-Konvention des Jahres 1948 gegen Völkermord, die fast alle Mitgliedstaaten ratifiziert haben. Noch gibt es keine Konvention der UN zum Schutz der Berichterstatter. Und ich scheue mich, sie zu fordern. Wo die Anti-Völkermord-Konvention nie als Sanktionsgrund genutzt wird bei Fällen, gegen die sie geschaffen wurde, wäre ein Konvention zum Schutz einer Berufsgruppe nicht sehr wirksam.

Vom nicht erklärten Vertreibungskrieg unserer Zeit wissen wir in der Regel nur durch mutige Journalisten, die selbst und häufig allein entscheiden müssen, in welches Risiko sie sich begeben: Die grausamen Vertreibungen im Südsudan, die Kämpfe zwischen Volksgruppen in Tadschikistan - von ihnen erfahren wir sehr wenig deshalb, weil Journalisten kaum hinkommen können. Es war für die Reporter der CNN-Station in der Nähe Sadam Husseins sicherer, von den abgefeuerten amerikanischen Raketen zu berichten, als es für eine CNN-Station, sagen wir in Vukovar oder Osijek, gewesen wäre, über den Beschuß der hochgerüsteten Armee zu berichten. Aber es haben Journalisten unter Lebensgefahr aus dem zerschossenen Vukovar berichtet: Sie alle haben unseren Blick gerichtet auf die stillen Helden des Kriegs: in den zerschossenen Krankenhäusen, auf die Helfer in verschneiten Bergen, die Hilfsgüter auf dem Rücken schleppen, auf die Frau, die trotz Beschuß auf der Straße niederkniet und sich zu dem schwerverletzten Mann beugt. Der Journalismus dieses Krieges hat die Rambos entlarvt und die Opfer geehrt.

So wollen wir mit der Ehrung für die getöteten Journalisten auch den Respekt verbinden für den Mut und die Anstrengungen all jener, die wieder gesund - aber weiß Gott nicht munter - aus Dubrovnik, aus Vukovar, aus Osijek und aus Sarajewo nach Hause gekommen sind.

Unser größter Respekt gilt aber all den Journalisten aus Kroatien und Bosnien, die in zerschossenen Redaktionsräumen, unter unsäglichen Bedingungen weiter gearbeitet haben, Radio gemacht haben und Fernsehaufnahmen herausgebracht haben. Sie und ihre Familien haben selbst eine ungewisse Zukunft, von der sie kaum sprechen. Viele ahnen, daß auch ein falscher Friede noch nicht das Ende des Leidens bedeuten wird. Und wir wollen auch würdigen die oppositionellen Journalisten in Belgrad, die immer noch, oft unter sehr schweren Androhungen, kritische Kommentare und Berichte schreiben gegen eine politische Führung, die den Krieg dieser Armee gegen ganze Völker nicht kontrollieren kann oder kontrollieren will.

Die Journalisten in diesem Krieg sind wie selten zuvor auf sich allein gestellt. Sie sitzen nicht in Hauptquartieren, um sich Einsatzpläne erläutern zu lassen. Sie fahren in eigener Risikoabwägung, ohne zentrale Pressebüros wie in Saigon oder im Golfkrieg, sie fahren voller Sorge und zutiefst erschrocken in ein Land, in dem es keine wirkliche politische Kontrolle der Kämpfenden mehr gibt. Ich habe in den letzten Wochen immer wieder mit deutschen und amerikanischen Journalisten sprechen können, die für einige Zeit in die tödliche Landschaft dieses Krieges gefahren sind; sie sind sich ihrer Verantwortung bewußt. Denn sie wissen, wie wir, daß Journalismus im modernen Krieg auch immer selbst als Waffe eingesetzt worden ist. Ich spreche von der Waffe der Propaganda. Wir Deutschen wissen, was dies heißt. Welch bitter ironische Medieninszenierung hat im September 1939 den Beginn des 2. Weltkriegs markiert! Mit einer Maskerade hat das Massensterben in Europa begonnen! Deutsche Soldaten überfallen eine deutsche Radiostation, nachdem sie sich zuvor mit polnischen Uniformen kostümiert hatten.

Der Verzicht auf die eigene von Goebbels und Hitler so heilig gesprochene Uniform für die tapferen Krieger, die da ein paar ahnungslose deutsche Radiotechniker in Gleiwitz überfallen mußten, war der Beginn des modernen Medienkrieges: Keine Kriegslist, wie das trojanische Pferd, um den Gegner zu täuschen, sondern eine Medienlist, um die Öffentlichkeit zu täuschen. Niemand hat dies geglaubt, aber die Dramaturgen in Berlin haben wohl gedacht, daß alle es ihnen glauben würden.

Übrigens ist schon Anfang der dreißiger Jahre darauf hingewiesen worden, daß es für das Kriegsmittel der Propaganda keinerlei völkerrechtliches Regulativ gibt. Damals gab es den besorgten Versuch der polnischen Regierung 1931 und 1932, durch zwei Memoranden an den Völkerbund die Staaten zu verpflichten, durch Verbotsmaßnahmen (und Zensur) alle Publizistik und Propaganda zu unterdrücken, die eine Störung der guten Beziehungen zwischen den Völkern verursachen könnte. Das ist zu Recht verworfen worden, denn es wäre ein grausames Instrument in den Händen der jeweiligen Regierung geworden, um Informationen über Menschenrechtsverletzungen in anderen Staaten nach Gutdünken zu unterdrücken.

Wir Kriegskinder haben Kriegsberichterstattung bis heute im Ohr. Worüber wir sprechen, ist das Gegenteil: Es wird Bericht erstattet über die Opfer.

Der Versuch, Berichterstattung zu lenken, war schon im Vietnam-Krieg mit nur sehr wenigen, vielleicht sogar nur zufällig entstandenen grausamen Ikonen gescheitert. In die Köpfe der Amerikaner und der Europäer hatten sich Bilder gebrannt, die nicht mehr zu tilgen waren: Die zerschossene Hütte im Dorf My Lai, die vor dem Feuer wegrennenden Kinder und der vietnamesische Offizier, der seine Pistole an die Schläfe eines jungen Vietcong setzt, um abzuschießen. Bilder wie diese haben dazu beigetragen, daß jener Krieg nicht mehr weitergehen konnte.

Das ist die Kehrseite des optischen Mutes der neunziger Jahre. Wir haben soviel Bilder, Tag um Tag, Abend für Abend vor unseren Augen, daß sie oft unsere Köpfe und Herzen kaum noch erreichen. Wie wenig schriftliche Zeugnisse haben wir von den Greueltaten des Dreißigjährigen Krieges, und doch ist er bis heute im kollektiven Gedächtnis unseres Volkes hängengeblieben. Wieviel wissen wir bereits vom Krieg im ehemaligen Jugoslawien und wieviel haben wir in kurzer Zeit schon vergessen: Wie die Kulturstadt Dubrovnik zerschossen worden ist, ist für die Öffentlichkeit schon fast vergessen und ist unter "Kriegswirren im Balkan" abgebucht. Das Leiden in Osijek. Und jetzt das Sterben in Sarajewo.

Wir wollen aber nicht verhehlen, daß Journalismus auch sträflich in die Irre geraten kann. Wer eine Reportage in Sarajewo über einen jungen Menschen machen will, der dabei umkommt, darf dessen Ermordung nicht zeigen. Niemand hat ein Recht, das Sterben eines Menschen einem Millionenpublikum zu zeigen. Unser Artikel 1 des Grundgesetzes umfaßt auch die Würde des Sterbens eines Menschen. Und wenn ihm nichts mehr gehört, dies sollte ihm und nur ihm gehören: Das Sterben auf der Bühne ist oft Teil eines Dramas - das Sterben eines Menschen auf der Straße ist keine Senderware.

Propaganda spielt auch in diesem Krieg ihre Rolle, aber sie hat nicht überlebt: Irgendwann sind die KZ-ähnlichen Lager, die zunächst immer als Propaganda abgetan worden waren, wirklich gefunden worden, von Journalisten. Irgendwann sind die Nachrichten über Vergewaltigung als Kriegsmittel, oft als Propaganda oder als unvermeidbarer Begleitzustand des Krieges von männlichen Fachleuten abgetan, wirklich verfiziert worden. Immer wieder ist versucht worden, die Bosnier, die muslimische Namen tragen, als fanatisch grausame oder tumbe Fundamentalisten hinzustellen, aber Tag um Tag zeigten die Bilder aus Sarajewo die Überlebenswürde einer modernen zivilen Gesellschaft. Reportagen und Texte von Journalisten geschrieben, die uns unter die Haut krochen. Wie würdig oder unwürdig hätten wir reagiert, wenn es unsere eigenen zerschossenen Häuser wären, in denen wir versuchen müßten, unsere Lebenskultur gegen den Krieg zu bewahren.

Aber wir können der Frage nicht ausweichen, wie es denn weitergeht, falls Frieden kommt. Wird es eine Chance zur Versöhnung geben? Oder wird es die ewige Wiedergeburt des Hasses in jeder neuen Generation geben? Wie werden die Kinder dieses Krieges aufwachen und bei wem? Welche Geschichten werden ihnen erzählt, welche Geschichte?

Hier liegt wohl die größte Verantwortung der Publizistik. Die bewegenden Gedichte aus Tuzla zeigen den Weg. Geschichte kann als Steinbruch zum Bauen des neuen Hauses benutzt werden oder als Arsenal für die tödlichen Steinigungen von morgen. Zerfällt die Geschichte in tausend Geschichten und werden die menschlichen Geschichten beiseite geschoben von den Geschichten der Grausamkeit? Werden die Taten von vielen einzelnen jedem Mitglied eines ganzen Volkes angelastet, dann hat eine Friedenskultur von morgen keine Chance.

Der konkrete Blick auf die Opfer, den die Journalisten, die in diesen Krieg hineingereist sind, uns übermitteln, verbessert vielleicht die Chance der Publizistik, zu einer Friedenskultur beizutragen. Ich merke, das klingt so hölzern wie meine Zweifel bei dieser Hoffnung. Versöhnung nach dem Millionensterben, Versöhnung nach unendlichen Grausamkeiten, ja auch Versöhnung mit denen, die Auschwitz überlebt haben, war für meine Generation und für die Generation von Fritz Sänger nicht unmöglich. Sie hat unsere Bundesrepublik Deutschland geprägt. Die Versöhnung mit den Völkern, die Deutschland überfallen hatte! Ich bin beeindruckt, wie die Versöhnungsarbeit versucht wird auch in jenen Regionen, aus denen vertrieben worden ist. Bei uns haben Gräfin Marion Dönhoff, Siegfried Lenz oder Günter Grass publizistisch für diese Versöhnung auch nach der Vertreibung gearbeitet. Wir wollen aber Vertreibung im ehemaligen Jugoslawien nicht hinnehmen. Sie wäre auf Dauer der Keim neuer Gewalt.

Vielleicht haben wir die Kraft - trotz allen Mißtrauens auch gegen uns Deutsche, zur Versöhnung beizutragen, wenn der Terror aufhört und die Vertreibung gestoppt wird. Und vielleicht hat diese kleine Gedenkstunde einen Keim dafür gelegt. Ich schließe mit der Aufforderung an die Journalisten in Deutschland und Westeuropa: Vergeßt den genauen Blick für die Opfer nicht, den viele von euch uns in diesen letzten Monaten gelehrt haben. Und vergeßt eure Kollegen nicht, die oft bitter und belastet zurückkehren, und sich schwer tun zu verstehen, daß ihr Bericht nur ein Schnipsel in der täglichen Flut der Nachrichten war. Und seid aktiv bei der Hilfe für die Angehörigen der Umgekommenen eures Berufsstandes; nicht alle waren Mitglied im Presseversorgungswerk, und viele werden nicht fertig damit, daß ihre Töchter oder Söhne, ihre Mütter oder Väter im Krieg geblieben sind, in der Hand nur den Stift, die Kamera oder das Mikrofon.

Roman Arens

Ich möchte mit drei kurzen Geschichten aus den drei exjugoslawischen Republiken beginnen, die vom Krieg heimgesucht wurden oder werden, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina. Hoffen wir, daß es bei diesen bleiben wird, daß die Aggressoren endlich in ihre Schranken gewiesen werden können. Heute bin ich da keineswegs optimistisch, weil es an ernsthaftem Friedenswillen und an belastbarer Friedensfähigkeit fehlt - auf allen Seiten, im ehemaligen Jugoslawien und in all den Staaten, die sich gerne eine größere Verantwortung, d. h. über ihre eigenen Grenzen hinaus zuschreiben, also auch bei uns. Ein kroatischer Freund, der Verleger Nenad Popovic, hat den Satz geprägt: "Europa stirbt in Sarajewo."

Als Nick Vogel am 28. Juni 1991 plötzlich über das Rollfeld des Flughafens von Ljubljana rannte, hatten die, die das aus ihrer Deckung sahen, einen Gedanken: Das ist der sichere Tod des jungen österreichischen Fotografen. Was alles ihn zu diesem Todeslauf direkt in das Feuer aus den Waffen der Jugoslawischen Volksarmee bewogen hat, ist letztlich unklar. Es war sicher auch, vielleicht sogar vor allem der Wunsch nach dem einmaligen Bild. Der Krieg in Slowenien war gerade zwei Tage alt, der erste Krieg in Mitteleuropa seit mehr als einer Generation. Nick Vogel, gerade mal in den Zwanzigern, konnte nicht wissen, was Krieg ist. Jetzt ist er der erste auf einer viel zu langen Liste von getöteten Journalisten.

Als Jordi Pujol im Mai vergangenen Jahres in Sarajewo war, hatte er eines Sonntagsmorgens das Gefühl, es sei Zeit, die Stadt jetzt zu verlassen. Es war für ihn zu spät; mittags war der 25jährige Katalane schon tot. Das letzte seiner Fotos, die er für "Avui" in Barcelona aus Bosnien-Herzegowina gemacht hat, zeigt Angler an der Miljacka vor einem Rauchpilz aus einem brennenden Gebäude. Für Jordi Pujol, der einem Freund erzählt hatte, er wolle Kriegsfotograf werden, war es der erste Job, vielleicht die "Chance seines Lebens". Es gab tausend Dollar für die riskante Reise und hundert für jedes Bild. Dann war alles aus, verursacht durch eine Granate.

Als Pavo Urban am Morgen des Nikolaustages 1991 auf den Stradun, die Prachtstraße von Dubrovnik, hinaustrat, da wußte er bereits sehr genau, was Krieg ist. Seine Heimatstadt war schon seit zwei Monaten belagert - es gab keinen Strom, kaum Trinkwasser -, Dubrovnik war etliche Male vom Meer aus, vom Bergrücken über der Stadt und aus der Luft bombardiert worden. Der 23jährige, der einen Preis für künstlerische Fotografie erhalten hatte, wurde umständehalber und unfreiwillig zum Dokumentaristen des Krieges im südlichsten Zipfel Kroatiens. Seine ästhetischen Experimente ließ er völlig hinter sich und versuchte nun, das Grauen in Bilder, oft schwarzweiße, zu fassen. Pavo Urban, der mit diesen Fotos berühmt geworden ist, bemühte sich, möglichst nah und direkt zu fotografieren - was ihn am jenem 6. Dezember in den ersten Stunden eines ganztägigen Bombardements das Leben kostete.

Fotografen und Kameramänner des Fernsehens liefern unter Gefahren für Leib und Leben die Aufnahmen von dort, wo geschossen und bombardiert wird, nötige Aufnahmen - gewiß, aber auch nicht unproblematisch, weil sie bei den herrschenden Verhältnissen oft zufällig und ausschnitthaft sind, weil sie von den Kriegsparteien instrumentalisiert werden und im massenhaften Angebot der konkurrierenden Medien Gewöhnung und Abstumpfung bewirken können. Es ist ein schmaler Grat zwischen nötig und unzulässig. Journalistische Verantwortung und Kompetenz sowie die Anspannung des Gewissens müssen über die Veröffentlichung von Bildern, Texten und Namen entscheiden helfen.

Es wird vielleicht nie geklärt werden, ob der jugendliche Botengänger in Sarajewo deshalb zu Tode kam, weil ein französisches TV-Team seinen Tageslauf dokumentieren wollte und der Mörder angesichts laufender Kamera auf größte Verbreitung seiner Tat rechnen konnte, oder ob der Junge wie so viele Menschen in der bosnischen Metropole ein zufälliges Opfer von Terror und sinnloser Gewalt geworden ist. Auch auf deutschen Bildschirmen war diese Dokumentation eines Todes zu sehen - nach meiner Meinung unerträglich und verantwortungslos schon die sogenannten Dreharbeiten.

Die Präsenz von Medien zieht Gewalttäter an, schafft Geschehen eigener Art. So kommen Fotografen, die mit ihrem Gerät leicht erkennbar sind, nicht nur deshalb um, weil sie dem Bomben- und Granatenhagel zu nahe kommen. Der Tod eines Journalisten, so das zynische Kriegskalkül, erregt mehr Aufsehen als das Massaker an der Bevölkerung eines Dorfes, das vielleicht auch noch abseits irgendwo in den Bergen liegt. Und der Terror braucht möglichst viel Aufsehen, um Angst zu provozieren und so beispielsweise die ungeheure "ethnische Säuberung" zu fördern. Alles wird instrumentalisiert, die Kälte, der Hunger und eben auch der Tod von Journalisten. So ist es plausibel und übrigens bisher auch ohne Widerspruch geblieben, daß auf Journalisten Kopfgelder ausgesetzt worden sein sollen.

Journalisten als gezielt ausgesuchte Opfer des Krieges, das heißt auch: Sie werden aufgestöbert und getötet, wo man sie finden kann - und nicht nur an der Front. Kjafis Smajlovic, Korrespondent der Zeitung "Oslobodenje" im bosnischen Zvornik, saß in seinem Büro, als sein Mörder kam. Seine Kollegin Karmela Stojanovic, eine Reporterin, wurde in ihrer eigenen Wohnung in Sarajewo erschossen. Sie war mutmaßlich das sechste Opfer unter den Journalisten von "Oslobodenje".

Von Egon Scotland, meinem Freund, weiß ich sehr genau, daß er die Plätze, wo Bomben und Granaten fallen, nicht nur um seiner eigenen Sicherheit willen, sondern aus Überzeugung gemieden hat. Wir waren uns einig, daß wir nicht hinter den Fernsehbildern herschreiben sollten, daß wir keine War Reporter, aus denen auch War Junkies werden können, sein sollten. In einem letzten, langen nächtlichen Gespräch definierten wir unsere Aufgabe so: Menschen und Orte aufzusuchen, wo wir etwas über die Ursachen des aberwitzigen Krieges erfahren können, zu den Opfern gehen und die Folgen der Gewaltanwendung beschreiben.

Egon Scotland, der bei der Süddeutschen Zeitung arbeitete, war nicht auf Recherche, als er am 26. Juli 1991 von einem Scharfschützen ermordet wurde. In Sorge hatte er nach einer jungen Kollegin gesucht, als er in ein kroatisches Dorf kam, in dem serbische Freischärler waren. Sein Mörder könnte mutmaßlich ohne große Mühen dingfest gemacht werden, wenn der Wille dazu bestünde; aber genau daran fehlt es völlig.

Die in Zagreb geführte Liste der getöteten Journalisten mit gegenwärtig 48 Namen ist möglicherweise nicht komplett. Vielleicht sind nicht alle Tode bekanntgeworden, vielleicht wird es noch weitere Opfer geben, da auch das Kriegsende unabsehbar ist. Es ist freilich auch nicht abzuschätzen, ob die vermißten oder verschleppten Kollegen - mir sind gegenwärtig sechs Namen bekannt - noch am Leben sind und je zu ihren Angehörigen wieder zurückkehren.

Beispielsweise Majda Glavasevic, eine Bibliothekarin aus Vukovar, hat ihren Mann, einen Rundfunkjournalisten, kurz vor dem Fall ihrer Heimatstadt im November 1991 zuletzt gesehen und weiß wohl, daß eigentlich alles gegen ihre Hoffnungen spricht. Sie kann und will sie dennoch nicht aufgeben. Mit Sinisa Glavasevic ist sein Tontechniker Branko Polovina vermißt. Dieser war bereits mit seiner jungen Frau auf der Flucht aus Vukovar und ist dann wieder zurückgekehrt. "Ach weißt du, Svezdana", hat er ihr erklärt, "ich habe so lange mit Sinisa zusammengearbeitet, ich kann ihn jetzt nicht alleinlassen."

Zu dem Leid, das Tod und Ungewißheit über das Schicksal von Freunden, Vätern, Söhnen und Ehemännern in allen Kollegenfamilien verursacht haben, kommt vor allem in kroatischen, moslemischen und serbischen Familien noch eine erhebliche materielle Not. Die Kenntnis von dieser Not war der naheliegende Ausgangspunkt dafür, ein Spendenkonto einzurichten, sozusagen ein tatsächlicher Solidarpakt unter Berufskollegen. Die Sache ist ebenso schlicht, wie sie dann effektiv wurde. Journalisten, die im ehemaligen Jugoslawien beruflich unterwegs sind, suchen dort nach den Hinterbliebenen von getöteten Journalisten, machen sich ein Bild von deren sozialer Situation. Hilfsbedürftig sind eigentlich alle. Wenn die aufgesuchten serbischen Familien dies abgestritten haben, so blieb dabei die Vermutung, daß sie nicht die Wahrheit gesagt haben. Es ist der unangenehme Verdacht aufgekommen, daß sie nicht bereit waren, Geld anzunehmen, weil es aus Deutschland kam. Wir möchten aber nicht lockerlassen, weil unsere Hilfe nicht politisch, sondern rein humanitär ist. Beim Blick auf die Not von Menschen soll und darf das Verhalten von nationalen Führungen keine Rolle spielen und wollen wir die Grenzen, die Vorurteile gezogen haben, nicht akzeptieren.

Auch die kroatischen und bosnischen Familien haben sich nicht immer leichtgetan, Geld zu anzunehmen etwa für die Winterkleidung der Kinder, für die Miete der frisch zugewiesenen Wohnung oder auch für die Grundausstattung der Unterkunft. Wir erzählen ihnen etwas von Solidarität unter Journalisten und weisen immer auch darauf hin, daß es wahrlich nicht unser Verdienst ist, daß unsere Familien nicht in ihrer Situation sind. Dann können wir meistens die Scheine in D- Mark, der Leitwährung im Kriegsgebiet, aus den Brustbeuteln ziehen - und ganz schnell wieder gehen. Es ist nicht jedermanns Sache, den Weihnachtsmann zu spielen oder mit ein paar Hundertern den Lebensunterhalt für ein paar Monate zu sichern. Und was ist dann? Können wir auch dann mit Spenden weiterhelfen?

In Zagreb haben Freunde eine Stiftung gegründet, die ähnliche Ziele verfolgt wie unser Hilfsfonds. Die Stiftung hilft uns, indem sie Geld von uns an die Familien weiterleitet, die monatlich einen festen Betrag als Lebensunterhalt bekommen. Dadurch, daß wir unsere Möglichkeiten als Journalisten vor Ort und die Hilfe der Stiftung nutzen können, kann auf dem Weg von den Spendern zu den Empfängern kein Schwund vorkommen: keine Überweisungskosten, keine Wechselgebühren, keine Kosten für Verwaltung. Hundert Mark aus Deutschland kommen als hundert Mark in Ex-Jugoslawien an - ganz einfach. Wir sind gegenwärtig dabei, aus unserem Hilfsfond einen richtigen Verein zu machen, eine Voraussetzung dafür, daß wir das, was wir auf dem Balkan begonnen haben, künftig auch in anderen Krisengebieten, in die Kollegen zu fahren haben wie etwa Kurdistan, fortsetzen können. Das Echo auf unsere Sammlung hat uns dazu ermutigt.

Bitte verstehen Sie meinen Bericht als Dankrede. Ich bin der Jury des Fritz-Sänger-Preises außerordentlich dankbar, daß wir das Preisgeld entgegennehmen durften. Nach den gegenwärtigen Einkommensverhältnissen in Ex-Jugoslawien kann mit dem Preisgeld eine Familie hundert Monate, oder besser: können zehn Familien zehn Monate leben. Wir werden Ihnen gerne berichten, was mit dem Geld geschehen sein wird.

Die getöteten Kollegen mit einem Preis für mutigen Journalismus zu ehren - das entspricht meines Erachtens der kurzen Tradition des Fritz-Sänger-Preises.

n Republik und im Oktober 1992 in Luxemburg stattfanden, untersucht worden.

Der Euro-Parlamentarier bilanzierte: ,, Die gemeinsame EG-AKP-Versammlung ist das einzige multi-kontinentale Parlamentariertreffen der Welt, das in der Lage ist, Nord-Süd-Themen zu besprechen, die die AKP-Staaten betreffen. Aber die Möglichkeiten sind noch lange nicht voll ausgeschöpft worden.''

Den Austausch zwischen Europa- und AKP-Abgeordneten sieht der Portugiese vor allem darin, daß die afrikanischen, karibischen und pazifischen Länder zunehmend statt Parlamentariern Diplomaten und Techniker zu den Treffen schikken.

Von den 48 Delegationen aus AKP- Staaten, die in Santo Domingo dabei waren, wurden lediglich 28 von Abgeordneten angeführt, in Luxemburg waren es immerhin schon 36. Die starke Präsenz von Diplomaten statt Parlamentariern hat laut Mendes Bota dazu geführt, daß die Annahme von Beschlüssen, die in den AKP-Staaten Vorrang für Demokratie und wirtschaftliche Entwicklung fordern, verzögert worden seien.

Die Beschlüsse gehen auf einen Entwurf des spanischen Sozialisten und EG- Parlamentariers Josep Pons Grau zurück.

Über seine Thesen sollen EG-Abgeordnete und AKP-Vertreter nun in Botswana diskutieren, wo am 29. März das nächste gemeinsame Treffen stattfindet.

In Santo Domingo war die Erklärung nicht angenommen worden, weil die 49 AKP-Staaten sich nicht auf eine gemeinsame Position über die Menschenrechte verständigen konnten.

Eine Fülle von geplanten Zusätzen, so hieß es im Europaparlament, hätte den Text des Spaniers verwässert.

Pons Grau hatte in seinem Entwurf vorgeschlagen, daß die EG einen Katalog von Fördermaßnahmen für positive Menschenrechtspolitik entwickeln und Sanktionen gegen Staaten aussprechen sollte, die die universellen Rechte der Bürger schwer verletzten.

Die EG hat bereits ihre Gelder für Haiti, Malawi, den Sudan und Zaire eingefroren. Zu den sogenannten positiven Sanktionen zählt die Unterstützung der freien Wahlen in verschiedenen afrikanischen Ländern sowie Fonds zur Unterstützung der Presse.

,,Die wirtschaftliche Entwicklung ist eng mit der des politischen Systems in AKP-Staaten verbunden'', faßt Mendes Bota in seinem Bericht zusammen.

Doch nach Angaben eines AKP-Diplomaten sind die Paktstaaten über die ,,diktatorische Art'', wie die Europa-Parlamentarier mehr Respekt für die Menschenrechte in AKP-Staaten einfordern, verärgert. ,,Auch wir sehen die Notwendigkeit einer besseren Einhaltung der Menschenrechte ein. Aber wir wünschen, daß erst debattiert wird oder daß wir zumindestens informiert werden, bevor Sanktionen verhängt werden.''

,,Außerdem glauben wir, daß die Menschenrechte in Verbindung mit Nahrung, Wohn- und Ausbildungsmöglichkeiten für die Bevölkerung gesehen werden muß'', fügte der Diplomat hinzu.

Sollte das Europa-Parlament nun entscheiden, daß in Zukunft nur noch mit Abgeordneten verhandelt wird, befürchtet der Diplomat, daß Länder wie Togo, Zaire und die Zentralafrikanische Republik ausgeschlossen würden, die sich auf einem schwierigen Weg zur Demokratisierung befänden.

Mendez Bota verlangte allerdings in seinem Bericht nicht nur mehr Demokratie in den AKP-Staaten, sondern auch in den eigenen Reihen. Auch sprach sich der Portugiese für mehr Demokratie innerhalb der Europäischen Gemeinschaft und vermehrte Entscheidungsbefugnisse für die traditionell eher machtlosen Euro- Parlamentarier aus. (Ende/IPS/ebr/ ger/1993)

Kambodscha: Massaker an Vietnamesen verdüstert die Zukunft =

Bangkok, 15. März (IPS/Yuli Ismartono) -- Mit dem Massaker an 34 ethnisch vietnamesischen Fischern haben die Roten Khmer am Mittwoch vergangener Woche der Übergangsbehörde der Vereinten Nationen (UNTAC) und den Kambodschanern gezeigt, daß sie lieber Blut vergießen, als ihre Position zu räumen.

Von der UN und selbst der ehemalig befreundeten Macht China inzwischen aufgegeben, scheint die Terrortruppe sich auf Maximalforderungen und das Töten zurückzuziehen -- eine schlechte Aussicht für die allgemeinen Wahlen im Mai, bei denen fast fünf Millionen Kambodschaner den Urnengang antreten sollen.

Ein schwer bewaffneter Sturmtrupp der Roten Khmer hatte am 10. März das Fischerdorf Chong Kneas im Nordwesten des Landes gestürmt, 26 Erwachsene und acht Kinder ermordet. Für die Terroristen sind die Vietnamesen verhaßte Landesfeinde.

1975 hatten vietnamesiche Truppen die Roten Khmer entmachtet und die jetzige Regierung installiert. Hanoi beschwört immer wieder, daß sämtliche 180.000 Soldaten inzwischen abgezogen seien, während die Roten Khmer behaupten, daß sich immer noch vietnamesische Militärs in Kambodscha aufhielten.

Mit dieser Begründung verweigerten die Khmer bislang auch die im Friedensvertrag von 1991 geforderte Entwaffnung. Die rund eine Millionen Siedler vietnamesischer Herkunft gehören nach Ansicht der Terroristen zu einem fein ausgetüftelten Plan Hanois über die Besetzung Kambodschas.

Das Massaker an den Fischern geschah nur zwei Tage nach dem UN-Sicherheitsrat-Entscheid, daß die Wahlen im Mai anerkannt werden, ob die Roten Khmer, wie vorgesehen, nun antreten oder nicht. Die Khmer hatten sich bislang nicht registrieren lassen.

Zum ersten Mal hat China bei der Abstimmung keinen Gebrauch von seinem Veto-Recht gemacht. Denn in den 13 Jahren des Terroristen-Kampfes gegen die Regierung in Phnom Penh hatte Peking eine schützende Hand über die Roten Khmer gehalten.

Die Attacke könnte nicht nur mit dem einmütigen Sicherheitsrats-Beschluß zusammenhängen, sondern möglicherweise auch mit der UNTAC. Diese hatte vor zwei Wochen acht vietnamesische Soldaten in Kambodscha ,entdeckt'.

Die Männer sind allerdings inzwischen im Ruhestand, haben Kambodschanerinnen geheiratet und die kambodschanische Staatsbürgerschaft angenommen. UNTAC war daraufhin in eine Zwickmühle geraten. Denn laut Friedensvertrag müssen ausländische Soldaten sofort ausgewiesen werden. Hanoi hatte die Männer allerdings nicht als Vietnamesen anerkannt.

Die Bemühungen der UNTAC, mit der Entdeckung der acht Vietnamesen den Roten Khmer entgegen zu kommen, um sie doch noch zur Teilnahme an der Wahl zu bringen, könnten sich in das Gegenteil verkehrt haben. ,,Die Roten Khmer haben unsere Untersuchung möglicherweise als Signal für Such- und Zerstörungsaktionen mißverstanden'', sagte ein UNTAC-Mitarbeiter.

In Vietnam wird das Massaker eher als Reaktion auf Chinas geänderte Politik und den Beschluß des Sicherheitsrates betrachtet, der die Roten Khmer nun definitiv von der legalen Macht fernhält.

Unterdessen hat sich durch Chinas Verzicht auf das Veto das Klima zu Hanoi deutlich erwärmt. Vietnam pries Pekings Einverständnis. Im Hintergrund versucht China offenbar, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, die Konfrontation zum ehemaligen Erzfeind Vietnam abzubauen.

Die Roten Khmer, nunmehr ohne nennenswerte politische Unterstützung, könnten quasi amoklaufen. UNTAC-Mitarbeitern ist jedenfalls sichtlich unwohl, wenn sie an die Mai-Wahlen denken.

Und auch Hanoi hat auf die Bedrohung bereits reagiert und die Truppen an der Grenze zu Kambodscha zusammengezogen. Vietnams stellvertretender Außenminister Le Mai weist Parallelen zu 1975 zurück. Damals hatten die Roten Khmer nach der Machtübernahme systematisch Vietnamesen im Land bekämpft. Die Morde führten schließlich dazu, daß Vietnam Soldaten aufbot. Blasen die Roten Khmer nun das Fanal zu einem zweiten Krieg? Le Mai: ,,Das Bewußtsein der Menschheit darf nicht zulassen, daß das passiert. Wir alle tragen die Verantwortung dafür.''

UNTAC bemüht sich unterdessen immer noch, die Khmer zur Zusammenarbeit zu gewinnen. Wenn sie schon nicht an den Generalwahlen teilnehmen könnten, so das Argument, blieben immer noch die Präsidentschaftswahlen. (Ende/ IPS/ebr/ger/1993)

Simbabwe: Einheimische Ingenieure protestieren gegen Bevorzugung von Ausländern =

Harare, 15. März (IPS/Gumisai Mutume) -- Gegen die Bevorzugung von ausländischen Fachkräften bei der Vergabe lukrativer Arbeitsplätze haben simbabwische Ingenieur-Studenten protestiert. 43 von ihnen richteten Ende vergangener Woche eine Petition an den Hochschulminister Stan Mudenge und forderten ihn auf, sich um einen Einstellungsstopp für ausländische Ingenieure zu bemühen.

2.000 hochqualifizierte Simbabwer verlassen jedes Jahr ihr Land, weil Arbeitsplätze, die ihrer Ausbildung angemessen wären entweder zu schlecht bezahlt sind oder mit Ausländern besetzt werden, hat die simbabwische Industrie- und Handelskammer CZI herausgefunden. Auf 15.000 Fachkräfte beziffert sie den Brain Drain der letzten zehn Jahre.

Schuld daran ist neben den hohen Steuern und den ständig steigenden Lebenskosten auch die Einstellungspolitik von Regierung und Unternehmen.

Als Simbabwe 1980 unabhängig wurde, benötigte das Land dringend Fachleute zum Aufbau des jungen Staates. Da einheimische Akademiker dünn gesät waren, warb das ,Regierungskomitee für ausländische Arbeitskräfte', dem auch Hochschulminister Mudenge angehört, verstärkt Ausländer an. Eine Praxis allerdings, die man bis heute nicht aufgegeben hat.

Zwischen 1985 und 1992 erteilte die Regierung Firmen in Simbabwe 13.441 Unbedenklichkeitserklärungen zur Einstellung ausländischer Arbeitnehmer.

,,Bei solchen Prioritäten ist es kaum verwunderlich, wenn in ganz Simbabwe nur zwei Einheimische wirklich verantwortungsvolle Posten in den zahlreichen Beratungsfirmen innehaben'', meinte Njovu Malikeni, einer der beiden, gegenüber IPS.

50 Millionen US-Dollar an dringend benötigten Devisen, so ermittelte ein Parlamentskomitee letztes Jahr, kosten das Land die Fachleute und Beraterhonorare.

Hochgerechnet auf den gesamten afrikanischen Kontinent bedeutet dies, daß die Staaten Afrikas Jahr für Jahr etwa vier Milliarden US-Dollar an Devisen verlieren. Diese werden für die Bezahlung von Beratern und Experten aus bilateralen Handels- oder Hilfsabkommen aufgewendet, so daß ein großer Teil der Entwicklungshilfe auf Umwegen an die Geberländer zurückfließt. (Ende/IPS/sl/ ger/1993)

Liberia: Besuch von Präsident Sawyer in Cote d'Ivoire nährt Hoffnungen =

Accra, 15. März (IPS) -- Der Besuch des liberianischen Staatspräsidenten Amos Sawyer in Cote d'Ivoire hat die Hoffnungen auf ein Ende des Bürgerkrieges in Liberia genährt. Als ihr Hauptunterstützer wäre der Präsident von Cote d'Ivoire, Felix Houphouet-Boigny, auch in der Lage, dem Treiben der ,Nationalpatriotischen Front' (NPFL) unter ihrem Führer Charles Taylor Einhalt zu gebieten, meinen Beobachter.

Er suche nicht nach einer militärischen Lösung für den seit drei Jahren andauernden Bürgerkrieg, erklärte Sawyer am vergangenen Samstag. ,,Eine Menge Verträge sind unterschrieben worden, um den Konflikt zu beenden. Es ist für Taylor jetzt an der Zeit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren'', sagte er.

Die Chancen für eine Verhandlungslösung im liberianischen Konflikt scheinen derzeit günstig zu stehen. Nachdem Taylors NPFL noch im Oktober vergangenen Jahres die Friedenstruppen der westafrikanischen Gemeinschaft (ECOMOG) angegriffen hatte und der größte Teil des Landes unter seiner Kontrolle war, hat er in den letzten Monaten eine Serie militärischer Nackenschläge einstecken müssen. Die Luftangriffe nigerianischer Flugzeuge kosteten ihn den Flughafen von Robertsfield und die strategisch wichtigen Städte Havrel und Kakata. Militärischen Quellen zufolge bereitet Taylor sich darauf vor, sein Hauptquartier von Bgarnga nach Zwedru, 150 Kilometer von der Grenze Cote d'Ivoires, zu verlegen. (Ende/IPS/sl/ger/1993)

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Spät brach Zeuge Schröder sein Schweigen

Der Zeuge Gerhard Schröder war mit den Fragen, die ihm gestellt wurden, nur selten einverstanden. Der niedersächsische Ministerpräsident, der am Montag in Hannover vor einem Untersuchungsausschuß des Landtags über sein Engagement für den Export von U- Booten und Fregatten nach Taiwan aussagen sollte, mokierte sich über ungeschickte Formulierungen der CDU- und FDP-Abgeordneten, unterbrach des öfteren die Fragesteller, und fuhr gelegentlich ein Ausschußmitglied an: "Ich muß Sie daran erinnern, was Sie hier zu fragen haben." So demonstrierte er Schlagfertigkeit, rhetorische Überlegenheit und Machtbewußtsein. Zugleich bekräftigte er, daß er es als eine seiner wichtigsten Aufgaben verstehe, Arbeitsplätze in Niedersachsen zu schaffen und zu sichern. Darum sei es gegangen.

Vor zwei Monaten, als sein Engagement bekanntgeworden war, hatte Schröder zunächst erklären lassen, er habe als Vorsitzender der norddeutschen Ministerpräsidenten-Konferenz einen Auftrag seiner Amtskollegen erfüllt und auf eine Anfrage des Bundeskanzlers hin deren Zustimmung zum geplanten Rüstungsgeschäft übermittelt. Als Zeuge sprach er am Montag nicht von einem solchen Auftrag. Es wurde klar, daß die Anfrage von Helmut Kohl - soweit es sie gegeben hat - nicht an ihn als Konferenzvorsitzenden ergangen war. Vielmehr erfuhr Schröder, wie er mitteilte, in einem Gespräch mit Unternehmern der Werftindustrie, daß es eine solche Anfrage gebe. Daraufhin habe er beim nächsten Treffen mit seinen Amtskollegen das Thema angeschnitten.

Nach einem dem Untersuchungsausschuß vorliegenden Bericht der niedersächsischen Staatskanzlei wurde bei der Konferenz der norddeutschen Ministerpräsidenten am 24. August 1992 Einvernehmen in zwei Punkten festgestellt: erstens, daß die alleinige Kompetenz für die Genehmigung von Rüstungsexporten beim Bund liege, und zweitens daß eine Entscheidung des Bundessicherheitsrats über die Lieferung von Kriegsschiffen nach Taiwan keine öffentliche Kritik durch die norddeutschen Regierungschefs erfahren werde.

Schröder interpretierte das so, daß die Konferenz übereinstimmend das geplante Geschäft, das einen Wert von 20 Milliarden Mark erreichen sollte, befürwortet habe. Weil aber Hamburg und vor allem Schleswig-Holstein inzwischen andere Darstellungen gaben, sah sich Schröder am Montag etlichen Nachfragen ausgesetzt.

Er beantwortete sie allesamt mit dem Hinweis, wie andere die Übereinkunft interpretierten, müsse man sie selber fragen.

Die Bundesregierung habe "davon ausgehen können, daß ich persönlich sie unterstützen würde", wenn sie die Genehmigung erteile. Kaum mehr als dies blieb in der Zeugenvernehmung von dem "Auftrag" übrig, den Schröder angeblich erfüllt hatte. Bei seinem Einsatz für die Werften sei ihm klar gewesen, daß er von Parteitagsbeschlüssen der SPD abweiche, räumte er ein. "Ich bin schon gelegentlich von Parteitagsbeschlüssen abgewichen." In wie vielen Fällen? Daran erinnere er sich nicht. Aber auch die rot-grüne Koalition in Niedersachsen und das von ihm geleitete Kabinett hatten ausdrücklich Beschlüsse gegen Rüstungsexporte gefaßt. Durch solche Vorhaltungen ließ er sich ebenfalls nicht in Verlegenheit bringen. Das Thema Rüstungsexporte sei für die Landesregierung "weit weniger wichtig" als die Verpflichtung, Arbeit für und in Niedersachsen zu schaffen.

Obwohl ihm dies so wichtig war, informierte Schröder die Mitglieder seines Kabinetts nicht über sein Engagement, bis es fast ein halbes Jahr später durch eine Bundestagsrede von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) kurz vor dessen Rücktritt publik wurde. Am Montag erläuterte er, Kohl habe ja nicht die Kabinette, sondern die Ministerpräsidenten um ihre Stellungnahme gebeten. Weil der Landesregierung dafür jede Kompetenz fehle, habe er sie nicht darüber beraten lassen. Auch den für die Werften zuständigen Wirtschaftsminister Peter Fischer (SPD) und den Minister für Bundesangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne), habe er nicht informiert.

Diese Schweigsamkeit hatte zur Folge, daß Fischer bei einer Konferenz der norddeutschen Wirtschaftsminister und später bei einer von ihm selbst einberufenen Werftenkonferenz in Emden eindeutig gegen das Taiwan-Geschäft Stellung nahm, für das sich Schröder in Bonn engagierte. Auf die Fragen nach seinem Umgang mit seinem Kabinett antwortete Schröder sehr knapp. Über sein Verhältnis zu Helmut Kohl sagte er, daß er ihn nur ausnahmsweise als "den Dicken" bezeichne und auch nie offiziell. "Es hat aber einen gewissen Wahrheitsgehalt."

ECKART SPOO (Hannover)

Grüße von Tucholsky

BUTZBACH. Mit einem musikalischen Soloprogramm setzt Almut Grytzmann am Mittwoch, 24. März, die Reihe Butzbacher Kleinkunst fort. Ab 20.30 Uhr zeigt die Schauspielerin und Diseuse im Hotel Deutsches Haus in der Bahnhofstraße 9 "Herzlichst ihr Tucho. . . " mit Texten von Kurt Tucholsky und Musik von Eisler, Heymann, Nick. Das Programm spannt einen dramaturgischen Bogen vom "Dialog zweier Embryos im Mutterleib" bis hin zum weisen Abgesang "Wenn eener dot is" - von der Wiege bis zur Bahre. Der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt zehn Mark. cor

"Der kleine Prinz" einmal als Erzähltheater

HOCHHEIM. Eines der meistgelesenen Kinderbücher kommt als Erzähltheater an einen außergewöhnlichen Ort: "Der kleine Prinz" in der evangelischen Kirche. Der Schauspieler Alexander Finkel wird dort am Sonntag, 21. März, das Werk von Antoine de Saint-Exupéry um 20 Uhr in Szene setzen.

Mit einer Auflage von zwei Millionen ist "Der kleine Prinz" eines der beliebtesten Bücher für junge Leute. Erzählt wird darin die Geschichte des Fliegers Antoine. Der hat sich in seiner Dachwohnung ein kleines Atelier eingerichtet und versucht dort, ein Stück seiner Kindheit wieder lebendig werden zu lassen - "Der Kleine Prinz" als personifizierte Sehnsucht eines Erwachsenen nach einer besseren Welt. Regisseur Herwig Mark hat daraus ein "poetisches Erzähltheater" gestaltet.

Eintrittskarten kosten an der Abendkasse 15, ermäßigt zehn Mark. kkü

37jähriger demolierte mehrere Schaufenster

HOFHEIM. "Der Mann ist altbekannt", kommentiert ein Sprecher der Hofheimer Polizei die Zerstörungswut eines 37jährigen. Der Mann rief in der Nacht auf Sonntag gegen 2.45 Uhr im Revier an und verlangte, daß eine Streife zu ihm komme - er sei von seinem Bruder überfallen worden. Die Polizei fuhr zu ihm, fand ihn "alkoholisiert" und allein vor. "Von einem Diebstahl konnte keine Rede sein."

Doch der "Bestohlene" gab keine Ruhe. Als die Streife weg war, rief er mehrfach bei der Polizei an, damit sie "endlich" seine Anzeige aufnehme. Auch auf den Rat, erstmal auszuschlafen, hörte er nicht. Schließlich drohte er: "Jetzt geht's rund." Fünf Minuten später, gegen 4.30 Uhr, kamen Anrufe aus der Hauptstraße: Dort schlug der Mann Schaufenster ein. Als er die Scheiben von vier Geschäften demoliert hatte, kam die Polizei. Bei der Festnahme leistete der 37jährige so stark Widerstand, daß ein Beamter leicht verletzt wurde. Der "Randalierer" wurde in eine Ausnüchterungszelle gebracht. pms

Endgültiges Ergebnis der Wahlen für den UVF

Der Wahlausschuß des Umlandverbands Frankfurt (UVF) hat jetzt das offizielle Endergebnis der Wahl bekanntgegeben. Die Abweichungen gegenüber dem vorläufigen Ergebnis sind geringfügig. Die CDU ist mit 34,6 Prozent und 38 Sitzen stärkste Fraktion vor der SPD, auf die 29,1 Prozent und 32 Sitze entfielen. Es folgen die Grünen, die 16,1 Prozent und 17 Sitze erreichten, die "Republikaner" mit zehn Prozent und elf Sitzen und die FDP, die auf 6,3 Prozent und sieben Sitze kommt. Die Wahlbeteiligung lag bei 70,6 Prozent.

Dem Verbandstag des UVF, der über 105 Sitze verfügt, werden nur 104 Abgeordnete angehören. Der Grund: Die "Republikaner" gewannen im Main-Taunus- Kreis zwei Mandate, stellten aber nur einen Bewerber. vo

Gegner des Omega-Bauwerks haben Ziele abgesteckt Interessengemeinschaft "Umgehungsstraße ja - Unterführung nein" bereitet sich auf Erörterungstermin vor Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller

OBERTSHAUSEN. "Vier Ziele haben wir, dreimal sagen wir ja und einmal nein", so umschreibt Joachim Aßmuth, einer der beiden Sprecher der Interessengemeinschaft "Umgehungsstraße ja - Unterführung nein", das Anliegen all derjenigen, die eine Omega-Unterführung in der Bahnhofstraße für Nonsens halten. In der vergangenen Woche hatte sich die Initiative, zu deren Treffen immer zwischen zehn und 40 Leute kommen, auf diese Ziele verständigt. Aßmuth zufolge hat niemand von der Interessengemeinschaft etwas gegen die S-Bahn, "dazu sagen wir uneingeschränkt ja." Außer Frage stehe ebenso die Fertigstellung der Umgehungsstraße und die sich daran anschließende innerörtliche Verkehrsberuhigung.

Erheblich in Frage stellt die Initiative dagegen die von der Bundesbahn geplante Omega-Unterführung, die die Bahnhofstraße in einem großen "Ohr" mit einem unterirdischen Anschluß der Brühlstraße unter den Schienen der neuen S-Bahn hindurchführen würde. "Dazu sagen wir nein."

Aßmuths Kollege der zweite Sprecher der Initiative, Manfred Becker, meint, "die Omega-Unterführung widerspricht der geplanten Verkehrsberuhigung, weil sie den Verkehr nicht hemmt, sondern flüssig macht". "Wir sollten den Leuten in der Bahnhofstraße aber eine wirkliche Verkehrsberuhigung gönnen." Becker spricht sich nicht nur deshalb gegen das Omega-Bauwerk und für einen Bahnübergang mit elektronischen Schranken aus, "die auch nicht anders wirken, als eine rote Ampel". Würde die Omega-Unterführung gebaut, hätte er persönlich keine Chance mehr mit seinem Wohnwagen in der Brühlstraße noch aus seiner Toreinfahrt herauszukommen, "was auch auf die gewerblichen Zulieferer zu- trifft", erklärte er. Die Unterführung stünde nur sechs Meter vor seinem Haus, für das gut 13 Meter lange Wohnwagengespann gäbe es keine Rangiermöglichkeit mehr.

Viel schlimmer und "wesentlicher" ist laut Becker allerdings das Wasserproblem. "Ich hatte einen Ingenieur im Haus, der hat festgestellt, daß das Grundwasser bei mir praktisch bis zum Boden in der Waschküche reicht. "Wir pumpen ja auch dauernd Wasser ab." Wenn die Bundesbahn die Omega-Unterführung baue, dann versperre sie dem Wasser den Weg, das hier von Süden nach Norden fließe, erläutert Becker. Ein Rückstau nicht nur des Grund- sondern auch des Oberflächenwassers wäre die Folge und er säße im Nassen.

"Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als gegen die Unterführung zu klagen", sagt der Mann. Den Beteuerungen der Bundesbahn, das Wasserproblem in der Griff zu bekommen, mag er nicht glauben. "Da müßten die für immer und ewig das Wasser abpumpen, nur wohin?" fragte er. Hinzu kommt noch, daß das Grundwasser an dieser Stelle reichlich verunreinigt ist und gereinigt werden muß (siehe auch "Zur Sache"). Becker gibt außerdem zu bedenken: "Wir sitzen hier auf Lehm, wenn der austrocknet setzen sich die Häuser und bekommen Risse."

Becker erinnert sich noch gut daran, daß auf seinem Grundstück vor Jahren ein artesischer Brunnen aus einem eineinhalb Zoll messendem Rohr Tag und Nacht sprudelte. Weitere solche Brunnen habe es ganz in der Nähe beispielsweise am Bahnhof gegeben. "Im Zweiten Weltkrieg wurde halb Obertshausen damit versorgt", erzählt er. "Das war Spessartwasser, eisenhaltig wie dort", sagt er und kommt wieder auf das Grundwasser zurück, "hier in der Brühlstraße ist die tiefste Stelle Obertshausens."

Die Interessengemeinschaft wird sich in ihren nächsten Sitzungen am Mittwoch, den 14. April, auf den Erörterungstermin für das Planfeststellungsverfahren für die Omega-Unterführung vorbereiten.

Der Regierungspräsident in Darmstadt hat diesen Termin auf den 18. und 19. Mai festgesetzt. Am 18. können die Behörden ihre Einwände vorbringen am 19. sind dann die Bürger an der Reihe. Rund 300 Einwendungen sind gegen die S- Bahn-Planung bislang gemacht worden.

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El Salvador UN belasten Generale Seite 2

Leitartikel Das Europa der Kleinmütigen Seite 3

Gerhard Schröder "Rüstung schafft Arbeit" Seite 4

Israel Die Nerven liegen blank Seite 5

Feuilleton Czernowitz-Ausstellung Seite 8

Dokumentation "Rechte menschenfeindlich" Seite 10

Wirtschaft Rüffel für Versicherungen Seite 11

Sport Opa Thiel kein bißchen leise Seite 15

Kulturspiegel Reaktion auf Reisch-Papier Seite 21

Hessen Jagd auf Rabenkrähen Seite 22

Aus aller Welt Deutscher Giftmüll in Böhmen Seite 24

Fernsehen und Funk Seiten 8+9

Freie Aussprache Seite 12

Börse Seite 14

Roman Seite 15

Filmspiegel Seite 16

Das Porträt: Philippe Morillon

"General Courage"

Eine "beispielhafte Handlungsweise", der er "ohne Vorbehalt" zustimme, bescheinigte der französische Premierminister und amtierende Verteidigungsminister Pierre Bérégovoy dem Chef der UN-Truppen in Bosnien, Philippe Morillon. Der 57jährige Vier-Sterne- General will so lange in der von Serben eingeschlossenen ostbosnischen Stadt Srebrenica bleiben, bis der Belagerungsring für UN-Hilfskonvois geöffnet wird. In dem 57jährigen Vier-Sterne- General (Bild: dpa), der sich am Donnerstag in Begleitung von 20 Blauhelmen nach Srebrenica begab und nun durch seine Anwesenheit in dieser Stadt nach seinen eigenen Worten "ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhindern" will, feiert die französische Öffentlichkeit einen neuen Helden. "General Courage" nannte ihn die Boulevard-Zeitung France-Soir.

Anders als etwa bei manchen spektakulären Auftritten von Politikern in Bosnien hat das Publikum zu Hause bisher freilich keine Bilder von der Mission Morillons in der von Flüchtlingen, Verletzten, Kranken und Hungernden übervölkerten Stadt zu sehen bekommen. Über eine Funkverbindung befragten die Nachrichtensendungen des Fernsehens am Sonntag abend den General mit der leichten Metallbrille und den schütteren weißen Haaren und spielten dazu Filmmaterial aus ihren Archiven ein. Seine Stimme sei wie aus einem "schwarzen Loch" gekommen, beschrieb ein Kolumnist in Le Monde das Dilemma der Fernsehkollegen. Doch durch den Verzicht auf Publicity habe die Geste des Generals, in Srebrenica auszuharren, nur an Größe gewonnen: "Daß er nicht einmal den Versuch unternommen hat, sein Heldentum filmen zu lassen, scheint die Reinheit seiner Absichten zu bestätigen."

Morillons Vorgehen hat in Paris freilich auch überrascht, über seine Erfolgsaussichten gehen die Meinungen auseinander. Er war nach Srebrenica gefahren, um die Lage in Augenschein zu nehmen. Am Freitag hatte sich dann vor dem Gebäude, in dem er mit den örtlichen Autoritäten beriet, eine Menschenmenge, vornehmlich Frauen und Kinder, versammelt, die ihn beschwor, nicht wieder abzureisen, ehe die UN für sie Hilfe bringen würde. "Haben Sie keine Angst", sagte er ihnen, "ich werde bei Ihnen bleiben. Sie stehen jetzt unter dem Schutz der Vereinten Nationen." Ob der General von den Demonstranten zur Geisel gemacht wurde oder ob er, wie er selbst versicherte, "aus freien Stücken" handelte, war von dem Augenblick an unerheblich. Er hätte es nicht mit seiner "Ehre als Soldat" vereinbaren können, nicht dort zu bleiben, sagte er.

Morillon, einer der dienstältesten Generale der französischen Streitkräfte, bringt nach allgemeiner Ansicht die Qualitäten mit, die für sein Kommando in Bosnien unerläßlich sind. Morillon, 1935 in Casablanca geboren, absolvierte die traditionsreiche Militärschule Saint-Cyr, er nahm am Algerienkrieg teil, wurde später wiederholt bei den französischen Streitkräften in Deutschland eingesetzt, zuletzt als Kommandeur der 1. Panzer-Division in Trier. Morillon spricht fließend Englisch und Deutsch.

Seit seiner Abordnung im März 1992 zu den UN-Truppen nach Sarajewo, deren Kommando er im September übernahm, hat sich Morillon nicht nur als Militär, sondern mehr und mehr als Diplomat bewähren müssen. Zweimal entging er nur um Haaresbreite Anschlägen. Der Zwang, mit allen Kriegsparteien im Gespräch zu bleiben, hat ihm aber auch manche Kritik eingetragen. Er habe sich gegenüber den Serben zu nachsichtig gezeigt, lautete ein häufig geäußerter Vorwurf. Manche seiner Äußerungen stießen auf Ablehnung, so sein Urteil über die US-Fallschirmabwürfe von Lebensmitteln und medizinischen Gütern, die er als "Notlösung" abtat, oder seine Lagebeurteilung in der von Serben eroberten Stadt Cerska, wo "kein Geruch des Todes festzustellen war". Aus dem belagerten Srebrenica hat Morillon nun das "unmittelbare Ende der serbischen Offensive" als Voraussetzung für einen Frieden gefordert.

HANS-HAGEN BREMER (Paris)

Das Wetter

Wetterlage Die mitteleuropäische Hochdruckzone schwächt sich allmählich ab. So können an ihrer Nordseite Störungen zunächst den Norden, später auch die anderen Gebiete beeinflussen. Dabei bleibt weiterhin milde Meeresluft wetterbestimmend.Vorhersage bis Dienstag früh Im Süden zunächst noch sonnig und trocken. Im Norden stark bewölkt und vereinzelt etwas Regen. Im Tagesverlauf in der Mitte und am Abend auch im Süden zunehmende Bewölkung, aber noch trocken.

Tageshöchsttemperaturen 11 bis 16, im Süden nochmals bis 19 Grad. Nächtliche Tiefstwerte zwischen 2 Grad im Südosten und 8 Grad im Nordwesten.

Schwacher bis mäßiger, im Norden auffrischender westlicher Wind. Wochenvorhersage Mittwoch / Donnerstag: Im Norden meist stark bewölkt und gelegentlich Regen, nach Süden zu Wolkenauflockerung, am Donnerstag auch Aufheiterungen, nur vereinzelt geringer Regen. Höchstwerte zwischen 11 Grad im Norden und 16 Grad im Süden, am Donnerstag örtlich bis 19 Grad.

Freitag / Samstag: Im Norden wolkig bis stark bewölkt, vereinzelt Regen und Höchstwerte um 11 Grad. Im Süden wolkig mit Aufheiterungen, kaum Niederschlag und Höchstwerte 13 bis 16 Grad.

Sonntag / Montag: Im Norden wolkig und einzelne Regenfälle. Im Süden heiter und meist trocken. Höchstwerte zwischen 18 Grad im Süden und 13 Grad im Norden.

Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 20 Amsterdam

leicht bewölkt 17 Athen

wolkig 14 Barcelona

bedeckt 11 Bordeaux

leicht bewölkt 17 Bozen

wolkenlos 14 Brüssel

leicht bewölkt 17 Innsbruck

leicht bewölkt 11 Istanbul

leicht bewölkt 9 Kairo

wolkig 18 Las Palmas

bedeckt 12 Lissabon

leicht bewölkt 15 London

leicht bewölkt 18 Madrid

stark bewölkt 14 Malaga

leicht bewölkt 18 Mallorca

bedeckt 16 Moskau

bedeckt 2 Neapel

leicht bewölkt 17 Nizza

leicht bewölkt 15 Paris

wolkenlos 17 Prag

leicht bewölkt 11 Rom

leicht bewölkt 15 Stockholm

wolkenlos 12 Tunis

wolkenlos 5 Venedig

Nebel 7 Warschau

stark bewölkt 7 Wien

wolkenlos 9 Zürich

leicht bewölkt 14 Deutschland Berlin

wolkenlos 14 Dresden

stark bewölkt 13 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 12 Feldberg/Schw.

wolkig 6 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 16 Freiburg

leicht bewölkt 15 Garmisch

leicht bewölkt 12 Hamburg

leicht bewölkt 14 Köln

wolkenlos 17 Leipzig

wolkig 14 München

wolkenlos 12 Norderney

wolkenlos 10 Rostock

leicht bewölkt 9 Sylt

wolkenlos 11 Zugspitze

wolkig -6 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.) Pollenflugvorhersagefür Hessen In den nächsten Tagen wird mäßiger bis starker Flug von Haselpollen erwartet.Sonnenaufgang 6.37 Uhr Sonnenuntergang 18.32 Uhr Mondaufgang 3.11 Uhr Monduntergang 11.45 Uhr

Nidda: Neugeborenes Mädchen ausgesetzt

NIDDA. Ein neugeborenes Mädchen mit dunklem Kopfhaar und dunklem Teint ist gestern gegen 11 Uhr auf dem Parkplatz des Bürgerhauses Nidda ausgesetzt worden.

Eine junge Frau hatte den in einer Decke eingehüllten stark unterkühlten Säugling in ihrem Auto entdeckt, das sie unverschlossen abgestellt hatte. Das Kind wurde sofort in die Uni-Kinderklinik nach Gießen gebracht. Das Findelkind war in eine braune Decke gehüllt und mit einem lilafarbenen Strampelanzug bekleidet.

Die Polizei fragt: Wem ist eine Hochschwangere aufgefallen, die offensichtlich entbunden hat und deren Kind fehlt? Wer hat beobachtet, wie das Kind in den Kombi der jungen Frau gelegt wurde? Hinweise unter Tel. 0 60 31 / 60 10. pgw

Es wird haarig

In der vorigen Woche ist der Hoechst- Konzern zum Störfall-Produzenten Nummer 1 der Republik geworden. Ursache dafür waren freilich weniger die türkisblauen, dann gelb-grünen, ein andermal farblosen und leichtflüchtigen "Neben"- Produkte, die sich dank Hoechst in Höchst, Fechenheim oder Wiesbaden verbreiteten, sondern das wache Auge, das nach dem Griesheimer Fiasko auf Handel und Wandel des Multis ruht. Was vormals allenfalls lokal beachtet worden wäre, stand plötzlich im Zusammenhang. Die Frage, ob bei dem mächtigen und selbstbewußten Konzern doch nicht alles so sicher ist, wie er früher immer behauptete, stellte sich fast von selbst.

Der Unfall aber, der am Montag Konzernherren und Öffentlichkeit erschütterte, wird die Diskussion über die Sicherheit der Chemie in unserem dichtbesiedelten Land noch einmal verschärfen. Diesmal ging es nicht um mögliche Gefahren, die durch das krebsverdächtige "gelbe Gift" aus Griesheim entstanden, diesmal wurde ein Arbeiter getötet, ein zweiter verletzt, und offenbar wäre es um ein Haar noch böser gekommen. Wirklich nur ein schwarzer Montag? Eine unselige Verkettung von Schicksalsschlägen?

Ob die angelaufene Überarbeitung der Sicherheitsrichtlinien und das Überdenken der "Sicherheitsphilosophie" ausreichen, muß kritisch verfolgt werden. Es stellt sich die haarige Frage nach der Verantwortbarkeit der Großchemie, zumindest aber einzelner Bereiche, in Ballungsräumen. Auf jeden Fall muß endlich die Frage nach dem Grad des Risikos diskutiert werden, das die Gesellschaft als Gegenleistung für das chemisch gestützte Wohlleben zu tragen bereit ist. jw

Glückskasten

LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 2 545 565,40 DM; Kl. 2: 3 818 348,10 DM; Kl. 3: 86 780,60 DM; Kl. 4: 12 168,00 DM; Kl. 5: 158,60 DM; Kl. 6: 61,20 DM; Kl. 7: 9,60 DM.

ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 106 572,70 DM; Kl. 2: 3437,80 DM; Kl. 3: 210,90 DM.

AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 283 296,75 DM; Kl. 2: 9459,90 DM; Kl. 3: 908,90 DM; Kl. 4: 25,80 DM; Kl. 5: 3,90 DM.

SPIEL 77: Gewinnklasse 1 super: 1 877 777,00 DM; Jackpot: 15 783,20 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.

RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 168,50 DM; Kl. 2: 40,70 DM; Rennen B: Kl. 1: 110,40 DM; Kl. 2: 27,30 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 12 595,20 DM.

(Ohne Gewähr)

US-Truppen räumen ihr Testareal bei Schwanheim

Die US-Truppen räumen einen weiteren Standort in Frankfurt: Wie US-Verteidigungsminister Les Aspin jetzt erklärte, gibt die Armee bis spätestens 1995 eine technische Testanlage auf. Im Römer wurde bestätigt, daß es sich um das "Calibration Laboratory" am Rande des Schwanheimer Waldes handelt. Auf diesem Gelände testen die US-Truppen seit geraumer Zeit Geschütze. Die Untersuchungen beschränkten sich heute allerdings, so versichert man im Rathaus, auf Computer-Simulationen.

Das Areal am Schwanheimer Wald ist etwa 1,5 Hektar groß. Die Stadt will es in den Grüngürtel einzubeziehen.

Wie es jetzt im Römer hieß, hat das US-Verteidigungsministerium mittlerweile definitiv entschieden, das V. US-Korps in Frankfurt und das VII. Korps in Heidelberg zusammenzulegen. Unklar ist aber noch immer, welche der beiden Städte dann die verbleibenden Truppen aufnimmt. Ginge das V. Korps, bliebe von der US-Präsenz in Frankfurt nur noch die Rhein-Main-Airbase übrig. Mit einer Entscheidung aus Washington wird im Frühsommer gerechnet. jg

Briefe an die Redaktion

"Politiker hören Bürger gar nicht mehr an" Zum Kommentar "Eine Wahl ist kein Jux" in der FR vom 9. März 1993:

Die Politiker machen zwar engagiert Politik, die Frage ist jedoch: für wen? Keine Hallenschwimmbäder mehr, weniger Jugendzentren, keine begehbaren Parks in der Innenstadt, schlechte Kinderspielplätze, keine Krabbelstuben, wenig Kindergartenplätze, dafür immer mehr Autos, schlechtere Luft usw. usw. Wer dennoch von besserer Lebensqualität redet, verkennt die Situation oder wohnt nicht in Offenbach.

Viele OffenbacherInnen engagieren sich ehrenamtlich in Bürgerinitiativen oder anderen Organisationsformen für ihre Interessen, sie werden jedoch von den Politikern gar nicht mehr angehört, geschweige denn in die Entstehung von Projekten positiv mit einbezogen. Da findet doch überhaupt keine positive Auseinandersetzung mehr statt. Wo stellt sich denn eine Stadtverordnete bzw. ein Stadtverordneter mal zur Diskussion und hört auch einmal zu? Meistens versuchen diese doch nur, ihre Politik zu rechtfertigen. Sie wollen doch heute gar nicht mehr, daß an ihrer Entscheidung etwas geändert wird. Da geht es doch nur noch um egoistische Interessen.

Wer zu Arbeitslosigkeit, Mieterhöhung, Steuererhöhung, Sozialabbau, Umweltzerstörung und der einhergehenden Verschlechterung der Existenzsicherung keine klaren Aussagen macht - denn das sind die Themen, die die Menschen beschäftigen -, darf sich nicht wundern, wenn die WählerInnen nicht wissen, wen sie wählen könnten und deshalb erst gar nicht wählen.

Peter Keim, Offenbach

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Polizeipräsidium: Nur noch zwei Alternativen

Die Entscheidung für den Neubau des Frankfurter Polizeipräsidiums fällt nur noch zwischen zwei Standorten. In der engeren Wahl sind ein Rohbau in der Niederräder Hahnstraße und ein Grundstück in der Eschborner Landstraße in Rödelheim geblieben, auf dem der Komplex neu errichtet werden könnte. Aus dem Rennen sind das ehemalige Triumph Adler-Werk an der Kleyerstraße im Gallus und das ehemalige Depot der US- Army in Eschborn.

Die beiden verbliebenen Alternativen werden derzeit im Wiesbadener Finanzministerium geprüft. Ein Ergebnis wird in den nächsten Wochen erwartet. Im Innenministerium, dem die Frankfurter Polizei untersteht, heißt es offiziell, der Ausgang sei offen.

Die Behördenleitung hat jedoch wiederholt durchblicken lassen, daß sie Rödelheim bevorzuge. Das Areal sei groß genug, um hierher auch die Kraftfahrabteilung von der Ginnheimer Landstraße auszulagern und überdies einen Neubau für das 9. Polizeirevier in der Kalken- thalstraße zu errichten.

Der Personalrat liebäugelt mit dem Rohbau in Niederrad, weil dieses Objekt für die Polizei in der kürzesten Frist zur Verfügung stünde. Der Personalrat räumt dabei ein, daß die Liegenschaft für eine große Lösung zu klein sei. habe

Röstofen fiel aus: Brand bei Nestlé

HATTERSHEIM. In der Fabrikationshalle von Nestlé hat es gebrannt. Nach Angaben der Polizei brach das Feuer in dem Bau an der Unterortstraße gegen 16.45 Uhr am Freitag nachmittag aus. Die Ursache dafür sei ein Rührmechanismus im Röstofen gewesen, der ausgefallen war. Dadurch wurde nicht nur die Sarotti-Schokolade überhitzt, sondern es brach zudem Feuer im Röstofen und im Abzugskamin aus. Durch den Brand im Kamin wurde auch die Dachpappe der Halle beschädigt. Den durch die Flammen entstandenen Schaden schätzt die Polizei auf 5000 Mark. pms

Aus dem Geschäftsleben:

Indien auf der "MS France"

Am Sonntag, 21. März, geht an der Schiffsanlegestelle am Eisernen Steg ein Luxusliner vor Anker: Die "MS France" dient als schwimmende Werbefläche für den indischen Fremdenverkehr. An zwei Tagen darf von 10 bis 16.45 Uhr auf den verschiedenen Ebenen über indische Basare voller Kunsthandwerk, Schmuck und Textilien gebummelt werden, es gibt Yoga-Vorführungen, ein Wahrsager liest aus der Hand. Da der Dampfer von Basel bis Antwerpen in kleinen Etappen unterwegs ist, besteht auch die Möglichkeit, für die nächtliche Fahrt eine Kabine zu belegen. Das Schiff bleibt in Frankfurt bis Montag abend. Der Eintritt kostet zehn Mark, Karten gibt es auf der "MS France" und an den üblichen Karten-Vorverkaufsstellen. abi

Geld für Niederrad erst bei Anschluß-Planung

"Planungsdezernent Wentz verbreitet Halbwahrheiten." Die Interessengemeinschaft Bürostadt Niederrad (IBN) hat am Montag dem rot-grünen Magistrat vorgeworfen, er bemühe sich überhaupt nicht, die baurechtlichen Voraussetzungen für einen vollständigen Anschluß der Bürostadt an die Autobahn A 5 zu schaffen. Die IBN vertritt Tausende von Arbeitnehmern in der Bürostadt, deren Firmen schon seit geraumer Zeit auf den kompletten Autobahn-Anschluß warten.

Die IBN stützt ihren Vorwurf auf ein Schreiben des Hessischen Ministers für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Ernst Welteke (SPD). Der Minister teilt darin mit, daß die Stadt Zuschüsse des Bundes nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) für den Autobahnanschluß erwarten kann. Freilich erst, wenn die Kommune eine baureife Planung vorlege - und dies sei bisher nicht geschehen. jg

"Damit Schwanheim nicht bei uns passiert"

SINDLINGEN. Welchen Risiken sind wir ausgesetzt? Was wird in Hoechst produziert? Welche Sicherheitsvorkehrungen gibt es? Wie soll man sich bei einem Giftunfall verhalten? Fragen über Fragen, die seit den Chemie-Unfällen beim Hoechst- Konzern nicht weniger, sondern mehr werden. Sie sollen aufgegriffen werden bei einer Podiumsdiskussion des SPD- Ortsvereins Sindlingen am Freitag, 19. März, ab 19.30 Uhr in der evangelischen Kirchengemeinde "Arche" an der Hugo- Kallenbach Straße. Das Motto: "Damit Schwanheim nicht bei uns passiert".

Eingeladen sind nach Mitteilung der Veranstalter Vertreter und Vertreterinnen aus den Fachbereichen Medizin, Umweltschutz, Kirche, Politik, Hoechst AG.

Das Treffen soll den Teilnehmern auch Gelegenheit bieten, mit Gleichgesinnten Initiativen zum Thema Umwelt zu entwickeln und Forderungen zu formulieren.

Genau diese Beratung

Mit großer Freude und gleichzeitiger Verärgerung habe ich zur Kenntnis genommen, daß die europäischen Parlamentarier Beratungsstellen für bi-nationale Paare in den Ländern der Europäischen Gemeinschaft fordern (FR vom 11. 3. 1993 "In der EG werden 6000 Kinder vermißt").

Der Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften bietet seit immerhin zwanzig Jahren in der ganzen Bundesrepublik genau diese Beratung für Bi-nationale an.

Auch in anderen europäischen Ländern wie Griechenland, Frankreich, England, den Niederlanden, usw. gibt es Gruppen, die, häufig aus eigener Betroffenheit heraus und aus dem eigenen Geldbeutel, Beratung, Hilfe und Unterstützung für Bi-nationale anbieten. Jedes Jahr aufs Neue muß auch unser Verband für eine ausreichende finanzielle Förderung seiner Arbeit kämpfen.

Bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. die professionelle Beratung zur Präventation von Kindesmitnahme, leisten vorzugsweise Frauen neben Beruf und Familie ehrenamtlich unzählige Stunden an Beratungen in unserem Verband.

Es wäre außerordentlich erfreulich, wenn diese Arbeit die Anerkennung finden würde, die sie verdient und wenn die Initiative des europäischen Parlaments endlich dazu führte, die existierenden Beratungsstellen von seiten der einzelnen Regierungen finanziell so auszustatten, daß sie den steigenden Anforderungen auch gerecht werden können.

Doris Pfeiffer-Pandey (Beratung für bi-nationale Familien in Trennung und Scheidung), Frankfurt am Main

Einbruch in Zeitungsladen

SINDLINGEN. In einen Zeitungsladen mit Lottoannahmestelle an der Lenzenbergstraße brachen in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwei Jugendliche ein. Gegen 0.45 Uhr hörte ein Anwohner ein dumpfes Geräusch und verständigte die Polizei. Die beiden Unbekannten waren jedoch weg, als die Streife ankam.

Schnüffler fordern unabhängige Kontrolleure

WESTLICHE STADTTEILE. "Die gesamte Serie von Unfällen seit Rosenmontag zeigt, wie das Sicherheitssystem der Hoechst AG wackelt", sagt Thomas Schlimme von der Umweltgruppe Höchster Schnüffler un' Maagucker. In den vergangenen Jahren habe der Chemie- Konzern viel Personal abgebaut. "Das rächt sich jetzt", meint Schlimme. In Griesheim habe die Konzern-Spitze die Belegschaft von 3000 auf 2400 reduziert. Im Stammwerk seien gar 2000 von 30 000 Arbeitern entlassen worden. Das entspreche 15 Prozent der gesamten Belegschaft.

Die Schüffler fordern, alle chemischen Anlagen des Chemie-Konzerns vom unabhängigen Öko-Institut in Darmstadt überprüfen zu lassen. Lange genug hätten Behörden und die Hoechst AG die Überprüfungen nur unter sich ausgemacht. "Damit muß jetzt endgültig Schluß sein", fordert Schlimme.

Die gestrige Explosion in der Mowiol- Fertigung und der Unfall im Werk Griesheim, bei dem zehn Tonnen eines krebserregenden Stoff-Gemisches über Schwanheim niedergingen, seien nur "mittelgroße" Zwischenfälle gewesen. Es sei nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn Chlorgas- oder Phosgenwolken über die Stadtteile zögen. gre

Informationsabend: "Hoechst gefährlich"

GRIESHEIM. Zum Informationsabend "Hoechst gefährlich" laden BUND und Schnüffler und Maagucker für Mittwoch, 17. März, 19.30 Uhr, in die Segensgemeinde (Am Gemeindegarten 6 a) ein. Es geht um den Griesheimer Chemieunfall, verseuchte Erde und Störfälle bei der Hoechst AG. ege

Immer öfter siechen wichtige Initiativen dahin Die Folgen der Kürzungen bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen / Skepsis über Blüms Plan

KASSEL. Es ist ein schleichender Tod, der derzeit im Lande umgeht. Immer mehr soziale und kulturelle Arbeit liegt brach: In Beratungsstellen, Sozialstationen, Bildungs- und Beschäftigungsprojekten, Aids-Hilfen und Kulturinitiativen ruht manches, was bislang nur über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aufrechterhalten werden konnte.

Auch die am Sonntag von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm angekündigte Aufhebung des Bewilligungsstopps wird daran wohl wenig ändern. Denn jene zwei Milliarden Mark, die nun für ganz Deutschland zusätzlich (zu den vorgesehenen und größtenteils schon gebundenen 9,9 Milliarden) zur Vergügung stehen, entsprechen etwa dem Betrag, den die westlichen Arbeitsämter im Vorjahr für sich allein beanspruchen konnten.

Nur rund ein Zehntel davon, so war zu hören, sollen sie jetzt - zusätzlich zu den bereits im Januar und Februar bewilligten ABM-Stellen - erhalten. Bislang sind erst rund 4,6 Millionen Mark für AB- Maßnahmen in Hessen gebunden, und das ist weniger als die Summe, die dem Landesarbeitsamt im Vorjahr durchschnittlich für einen Monat zur Verfügung stand. Wieviel dazukommt, hängt davon ab, wie die "neuen" zwei Milliarden letztlich verteilt werden: Über dieser Frage brüten derzeit noch Mitarbeiter des Bundesarbeitsministeriums und der Bundesanstalt für Arbeit.

Immer mehr Initiativen siechen dahin, weil der Geldfluß aus Nürnberg spärlicher geworden ist. Und bis die ersten neuen Stellen geschaffen sind, werden aus Sicht des Landesarbeitsamtes vermutlich Monate vergehen. Wie auch immer: Laut Hessischem Ministerium für Arbeit, Frauen und Sozialordnung ist die jüngste Ankündigung Blüms "kein Grund zur Entwarnung".

Unklar bleibt zum Beispiel das Schicksal der noch jungen Kasseler Prostituiertenberatungsstelle "Café Sperre", dem einzigen Angebot dieser Art in Nordhessen. Hier finden Frauen unter anderem dann Rat und Hilfe, wenn sie aussteigen wollen. Um Zugang zu der "Szene" zu bekommen und das Vertrauen der Prostituierten zu gewinnen, machten sich die Mitarbeiterinnen regelmäßig auf den Weg zum Drogen- und Straßenstrich, in die einschlägigen Kneipen. Damit ist vorerst Schluß. Nur noch eine von vier ABM- Stellen ist im Zuge des Bewilligungs- Stopps der Bundesanstalt für Arbeit übrig geblieben, ob sie im November verlängert wird, ist zudem ungewiß. Und ob die bereits ausgelaufenen Stellen je wieder besetzt werden, ist ebenfalls noch unklar. Sicher ist nur, daß die ehemaligen Mitarbeiterinnen (darunter eine Prostituierte, der durch das Projekt der Ausstieg gelang) vorerst nicht mehr eingestellt werden können.

Denn sie müssen nun erst wieder mindestens ein halbes Jahr lang arbeitslos sein, bis sie für eine ABM-Stelle erneut in Frage kommen. Für das Projekt bedeutet das, daß die Beratungszeiten nun ebenso reduziert werden müssen wie die "Streetwork", die Arbeit auf der Straße. Viele Kontakte - beispielsweise zu drogenabhängigen Frauen, die ihre Sucht durch den Strich finanzieren - werden darunter leiden.

Wie weitreichend die Konsequenzen der schleichenden ABM-Kürzung insgesamt sein werden, ist schwer einzuschätzen. Ein Blick auf die Zahlen vermag vielleicht eine Ahnung zu geben: Waren es 1991 rund 165 Millionen Mark, die nach Hessen flossen, so verfügte das Landesarbeitsamt 1992 über 71,3 Millionen Mark. Und in diesem Jahr wird es aller Voraussicht nach noch weniger sein. Klar scheint da zumindest, daß die Zahl der Langzeitarbeitslosen wieder steigt und die Kommunen zusätzlich belastet werden. Denn bei jenen, deren Arbeitslosenhilfe allzu knapp bemessen ist, müssen die örtlichen Sozialhilfeträger einspringen, um den Lebensunterhalt zu sichern. Unklar ist, wie sich die immer aussichtslosere Situation auf das seelische Wohlbefinden dieser Menschen auswirken wird. Nicht zu beziffern sind die medizinischen Kosten, die daraus entstehen.

Gewerkschaften, Politiker und Kommunen reagierten deshalb jüngst empört auf Kürzungen und Bewilligungsstopp: Strukturschwache Regionen wie Nordhessen (die aufgrund ihrer Arbeitslosenquote bislang vergleichsweise große Stücke vom ABM-Kuchen bekamen) zu vernachlässigen, warf der Landtagsabgeordnete Reinhold Weist (Grüne) der Bundesregierung vor. Vor einer "absoluten Katastrophe" warnte Inge Köhler vom Frankfurter Sozialderzernat. Und in Marburg rief der Deutsche Gewerkschaftsbund zu einer Demonstration auf, um auf das drohende Ende (beispielsweise bei der Betreuung einer Integrationsklasse) hinzuweisen.

Entsetzt reagierten vor allem auch die Behindertenverbände: Die "Lebenshilfe" sprach von der Gefahr eines Betreuungsnotstandes in den Werkstätten, die Interessenvertretung "Selbstbestimmt leben" (ISL) in Deutschland beklagte, daß Behinderte in "Perspektivlosigkeit gestürzt" werden. "Denn für viele", so Ottmar Miles-Paul von der ISL, "waren AB-Maßnahmen oft die einzige Chance, den Fuß in die Tür zur Arbeitswelt zu bekommen." Und diese Chance hat sich deutlich verringert. Erschreckend still aber sind die betroffenen Initiativen selbst. Mag sein, daß der schrittweise ABM-Schwund hierbei eine Rolle spielt, daß die Kräfte der Mitarbeiter einfach erlahmt sind. Denn schon die Kürzung der Mittel im vergangenen Jahr hatte ihnen einen heftigen Schlag versetzt. Nun hat sich die Situation dramatisch verschlechtert. Statt rund 4600 ABM-Stellen im vergangenen Jahr waren es kürzlich, Ende Februar, nur noch 2773 (39,6 Prozent weniger).

Schon jetzt sind ganze Arbeitsbereiche weggebrochen: Der Stuhl einer Mitarbeiterin, die die Öffentlichkeitsarbeit der Aids-Hilfen im Land koordinierte, ist bereits leer. Auch Betreuung und Beratung für jene, die den tödlichen Virus im Körper tragen, gibt es beispielsweise zur Zeit in Kassel nicht mehr. Und das Beschäftigungsprojekt "AiKO" (Arbeitsprojekt im Kasseler Osten) hat seine Schreinerwerkstatt, in dem zuvor 12 Jugendliche lernten und arbeiteten, bereits dichtgemacht. Sein Baustoffrecycling-Projekt, das acht Erwachsenen Arbeit bot, läuft nur noch bis April.

Bleibt nun also abzuwarten, welche AB-Maßnahmen noch verlängert, welche Projekte dem Tod durch die zusätzlich bereitsgestellten zwei Milliarden noch einmal von der Schippe springen können. Daß mit der schleichenden Kürzung insgesamt ein "Sparkurs" verfolgt wird, mag indes bezweifelt werden. "Studien haben schon früher belegt", so Harold Becker vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband, "daß ABM langfristig nicht erheblich teurer sind als die Finanzierung von Arbeitslosigkeit."

Zwar zahlt das Landesarbeitsamt in Frankfurt nach Auskunft seines Sprechers für eine ABM im Schnitt 30- bis 33 000 Mark jährlich, während der durchschnittliche Satz für Arbeitslosengeld plus Sozialversicherung bei nur 2018 Mark monatlich, also rund 24 000 Mark im Jahr, liegt. "Aber wer Arbeitslosengeld (oder -hilfe) erhält, zahlt weder Steuern noch Arbeitslosenversicherung", gibt Harold Becker zu bedenken. "Und auch der Arbeitgeberanteil zu Kranken- und Rentenversicherungsbeiträgen fällt weg. Die zahlt das Arbeitsamt dann allein."

Da liegt der Gedanke vielleicht gar nicht allzu fern, Arbeitslosenhilfe oder -geld als Grundlage für die Schaffung neuer Stellen zu nehmen. Und sie unter anderem aufzufüttern mit jenen 6,6 Millionen Mark, die das Land in diesem Jahr wieder für die Aufstockung von ABM bereitgestellt hat. "Zwar ist das haushaltspolitisch nicht ganz einfach", so meint der derzeitige Chef im Arbeitsamtsbezirk Kassel, Hans-Ulrich Hauschild, "doch es gibt wenig Dinge, die sinnvoller wären, politisch durchdacht zu werden."

Ob auch die Mitarbeiter des Hessischen Ministeriums für Frauen, Arbeit und Sozialordnung solche Überlegungen hegen, darüber mochte Pressesprecherin Siggi Richter nichts sagen. Doch, so versicherte sie, man suche gegenwärtig nach Möglichkeiten, die Auswirkungen der ABM-Kürzungen zu mildern. "Und wir bewerten alles positiv, was von dauerhafter Arbeitslosigkeit wegführen könnte."

ELKE BOCKHORST

"Katastrophale hygienische . . ."

(Fortsetzung von Seite 17)

mit beschäftigt, Steckdosen auszuwechseln, bei denen teilweise die Kabel blank aus der Wand hingen. In den Toiletten steigt beißender Uringeruch in die Nase, auf dem Boden stehen Wasserpfützen, die in keinen Kanal abfließen können. Und wenn es, wie in der Dusche der Hockey- Frauen, einen Abfluß gibt, dann ist er nicht selten verstopft. An den Fensterrahmen ist der Lack ab, das Holz erheblich verwittert. "So sieht es hier aber nicht erst seit gestern und vorgestern aus. Das geht schon seit Jahren so", berichtet Jürgen Gerhard, der seit 40 Jahren in der Eintracht-Geschäftsstelle arbeitet. Schon vor zehn Jahren fiel dem damaligen Cheftrainer Lothar Buchmann Putz von der Decke auf den Kopf.

Für 1,9 Millionen Mark hat die Stadt Frankfurt 1981 das schon damals marode Gebäude am Riederwald vom Verein gekauft. Noch heute freuen sich viele Eintrachtler diebisch über diesen Coup. Seitdem haben Stadt wie Verein mal hier, mal da kleine Renovierungsarbeiten vorgenommen, doch flächendeckend ist nie gearbeitet worden. Ein zweistelliger Millionenbetrag ist Mitte der achtziger Jahre für eine Komplett-Sanierung veranschlagt worden. Dann war gar von Abriß und Neubau die Rede. Doch als Bodenanalysen des Umwelt-Dezernats im vergangenen Jahr einen erheblich kontaminierten Boden ergaben, war der Plan schnell vom Tisch.

Daß etwas geschehen muß, darüber sind sich die betroffenen städtischen Ämter mit der Eintracht einig. Für Sofortmaßnahmen hat ein Architekturbüro 100 000 Mark veranschlagt. "Aber wir müssen zu einer langfristigen Lösung kommen, denn für dieses Hygieneproblem möchte ich die Verantwortung nicht übernehmen. Demnächst schließt uns das Gesundheitsamt die Bude", sagt Romeiko und verweist darauf, daß "die Eintracht ein Aushängeschild der Stadt in ganz Europa" sei, nicht aber Eigentümer des Geländes am Riederwald. Doch der Klub hat im vergangenen Herbst binnen acht Tagen rund sechs Millionen Mark mit dem Profi-Fußball eingespielt und soll sich, nach dem Willen der Stadt, an den Renovierungskosten beteiligen. -wl-

von Hauser/Brüssel für Nachrichtenredaktion Achtung FR: bitte per Fax an Züricher Tages-Anzeiger übermitteln. Danke.

Achtung Redaktion: Ergänzung zum Bericht "Krauses Vorstoß in Brüssel". An passender Stelle kann jetzt eingefügt werden:

Nach Abschluß der Debatte kam die Ministerrunde überein, daß bis Anfang Juni in einer Arbeitsgruppe von Beamten der Versuch unternommen werden soll, die unterschiedlichen Auffassungen doch noch unter einen Hut zu bringen. Dabei soll auch der niederländisch-dänische Vorschlag vom Dezember für eine EG- Vignettengebühr mit regionaler Einnahmenaufteilung berücksichtigt werden. Beobachter schlossen daraus, daß Bonn zumindest bis zur Sitzung der EG-Verkehrsminister am 7. Juni die Hände gebunden sind und das Thema möglicherweise auf dem EG-Gipfel in Kopenhagen am 21. und 22. Juni erörtert werden könnte. Ende

Freude über reiche Ernte Westend-Kleingärtner mit dem letzten Jahr zufrieden

FRANKFURT-SÜDWEST. Der Erste Vorsitzende des Kleingärtnervereins (KGV) Westend, Karlheinz Seipp, konnte zufrieden sein: Die Bilanz des Jahres 1992, die Seipp in der Jahreshauptversammlung der Kleingärtner im Bürgerhaus Griesheim zog, fiel insgesamt positiv aus. Der Hauptgrund dafür: das Wetter. Der warme Sommer hatte den Kleingärtnern eine reiche Ernte beschert.

Auch außerhalb der Gartenparzellen verlief das letzte Jahr für den KGV Westend gut. So entwickelt sich die Partnerschaft mit dem Leipziger Verein "Westendgärten" prächtig. Die Frankfurter Kleingärtner, die im Oktober in die Vogesen gefahren waren, zeigten sich sehr zufrieden mit der Reise, für die sogar zwei Busse gechartert werden mußten.

Auch die Vereinskasse ist gut gefüllt. In Zukunft wird sie sogar noch mehr entlastet: Denn der Strompreis, den die Pächter zu zahlen haben, wurde um satte 20 Pfennig auf nur noch 40 Pfennig je Kilowattstunde gesenkt.

Außer dem Bericht des Vorsitzenden standen auch einige Wahlen und Ehrungen auf der Tagesordnung. So wurden Regine Bevc zur Kassiererin und Hans Glasze zu ihrem Stellvertreter gewählt. Geprüft wird die Kassenführung in Zukunft von den beiden Revisoren Erwin Koschnitzke und Fritz Bahl.

Darüber hinaus wurden wieder einige verdiente Mitglieder geehrt, so Ernst Geibel, der dem KGV Westend mittlerweile ein halbes Jahrhundert angehört.

Außerdem beschlossen die Hobbygärtner in der Versammlung, künftig auf die Container für Mischabfälle auf den Gartenanlagen zu verzichten. Das "Containergeld" von 25 Mark müssen die Gärtner also nicht mehr berappen; dafür sollen sie ihren Müll jetzt - bis auf die Grünabfälle - selbst entsorgen.

Beim Tagesordnungspunkt "Freie Aussprache" wurde die Zufriedenheit über das Jahr 1992 mit Blick auf die jüngsten Ereignisse doch noch etwas getrübt: So standen die Folgen des Giftunfalls bei der Hoechst AG zur Diskussion. Die Anlage 4, die unweit vom sogenannten Kontaminierungsgebiet am Schwanheimer Ufer liegt, ist jedoch nicht betroffen.

Die Bodenproben haben ergeben, das verseuchte Gebiet ist relativ scharf abgegrenzt und endet mehrere hundert Meter westlich der Anlage 4. Trotzdem sind die Pächter beunruhigt, weil bei einer geringfügig anderen Windrichtung genausogut auch ihre Kleingärten hätten verseucht werden können. gun

Mißbrauch unserer Atemluft als Deponie

Circa 70 (!) neue Müllverbrennungsanlagen werden in den nächsten 15 Jahren in Deutschland gebaut werden - so lauten Schätzungen der Länder. Das ist die Folge der vom Bundesrat am 12. 2. 1993 verabschiedeten "Technischen Anleitung (TA) Siedlungsabfall", die Müllverbrennung als einzige Behandlungsmethode für alle Sorten von Müll in Zukunft festschreibt (FR vom 13. 2. 1993 "Töpfer-Plan zur Müllbeseitigung gebilligt").

Diese verwaltungsmäßige Festlegung wurde getroffen ohne ausreichend geprüfte wissenschaftliche Erkenntnisse und gegen den Widerstand von 17 000 Ärztinnen und Ärzten aus ganz Deutschland. Letztere - zusammengeschlossen im "Aktionsbündnis der Ärzteinitiativen gegen die Müllverbrennung" - haben mehrfach und bereits frühzeitig auf die bestehenden Gefahren hingewiesen und eindringlich vor dieser Technologie gewarnt.

Ebenso wie bei der Kernkraft ist die Gefährlichkeit - vor allem auch für zukünftige Generationen - nicht abschätzbar. Zusammensetzung und Wirkung vieler bei der Müllverbrennung entstehender chemischer Verbindungen sind unbekannt; für andere wurden Grenzwerte erlassen, die allerdings eine fragliche Sicherheit darstellen.

Zum einen orientieren sich solche Grenzwerte an dem technisch Machbaren und nicht an der für den Menschen gesundheitlichen zumutbaren Gesamtbelastung an Schadstoffen. Zum anderen können diese Grenzwerte auch in modernsten Anlagen, wie z.B. Weißenhorn, im Dauerbetrieb gar nicht zuverlässig eingehalten werden: Dort traten sogar Grenzwertüberschreitungen um das 50fache auf!.

So bietet der eingeschlagene Weg der Müllverbrennung weder Sicherheit noch trägt er in geringster Weise dazu bei, das Müllaufkommen zu verringern - im Gegenteil. Ebenso bedenklich ist die Tatsache, daß durch die Favorisierung der Müllverbrennung die Entwicklung alternativer, technisch fortschrittlicher Verfahren verhindert wird und somit auf Dauer unsere Atemluft als Deponie mißbraucht werden soll.

Als Ärzte haben wir die Pflicht, vor solchen Gesundheitsgefahren zu warnen und werden auch in Zukunft die Bevölkerung in ihrem Widerstand gegen die Müllverbrennung unterstützen und beraten. Dr. Margarethe Hüschens (Trierer Arbeitskreis der Ärzteinitiativen gegen die Müllverbrennung), Trierweiler

Wahlergebnisse stehen

jetzt endgültig fest

Die endgültigen Ergebnisse der Kommunalwahl vom 7. März stehen fest. Bürgermeister Hans-Jürgen Moog (CDU) als Gemeindewahlleiter gab sie jetzt im Amtsblatt der Stadt bekannt.

Danach entfielen auf die CDU 33,4 Prozent (90 936 Stimmen), auf die SPD 32,0 Prozent (87 021), die Grünen erhielten 14 Prozent (38 060), die FDP 4,4 Prozent (12 062) und die Republikaner 9,3 Prozent (25 368). Von den 93 Sitzen im Stadtparlament bekommen die CDU 35, die SPD 33, die Grünen 15 und die Republikaner zehn Sitze.

Von den 398 162 Wahlberechtigten in der Stadt gingen nur 277 616 tatsächlich zur Abstimmung. Genau 5511 gaben ungültige Stimmen ab.

Gegen die Gültigkeit der Wahl und ihres Ergebnisses kann jetzt jeder Wahlberechtigte innerhalb der nächsten knapp zwei Wochen Einspruch einlegen.

Die Einspruchsfrist endet am 26. März um 18 Uhr. Der Einspruch ist schriftlich beim Amt für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen, Zeil 3, 6000 Frankfurt am Main 1, einzureichen. jg

Demo der Bauwagen-Leute vor dem Rathaus

ESCHBORN. Erst legten sie auf dem Gelände an der Niederräder Straße einen Gedenkstein nieder mit der Inschrift "Republik Takatukaland", dann zogen sie mit Sympathisanten und Transparenten vors Eschborner Rathaus: die jungen Leute vom Bauwagen-Dorf "Art", die ihre Siedlung vorige Woche räumen mußten. Vom Ersten Stadtrat Dieter Bauer (FDP) forderten die Jugendlichen, die keine Wohnungen haben, ihnen eine Baulücke zu überlassen, wo sie ihre Holzhäuser hinstellen könnten. Sie würden auch Chemie-Toiletten aufstellen und sich um die Wasserversorgung kümmern. Auch wenn die Gruppe nicht erfolgreich abzog, so doch in der Gewißheit, signalisiert zu haben: "Wir sind noch da, auch wenn man unsere Bauwagen nicht mehr sieht." Die stünden bei Freunden, bei denen man vorübergehend untergeschlüpft sei. ubk

Das Feuer ist kaum mehr zu löschen In der serbischen Hauptstadt Belgrad wachsen Kriminalität und organisiertes Verbrechen Von Harry Schleicher (Belgrad)

Die Handgranate explodierte am hellichten Tag auf Bahnsteig 1 des Belgrader Hauptbahnhofs. Kurz zuvor war ein uniformierter Mann aus dem Polizeiwachzimmer gestürmt, dem zwei Polizisten folgten. Nach der Detonation streckten Salven aus Maschinenpistolen den Flüchtenden nieder. Die blutige Bilanz des Belgrader Wildwest: zwei Tote; der Angehörige einer paramilitärischen Einheit, der offenbar entwaffnet werden sollte, ein Polizist, sowie ein schwerverletzter Kollege. Es ist den Widrigkeiten des serbischen Alltags zu danken, daß nicht mehr Opfer zu beklagen waren. Seit der Verhängung der UN-Sanktionen und der dadurch verursachten Energieengpässe ist der Zugverkehr auf ein Minimum reduziert. Der Belgrader Bahnhof ist so gut wie verwaist.

So ungewöhnlich das Duell der Uniformierten auf dem Belgrader Bahnhof auch war, Schießereien, Handgranaten- und Bombenexplosionen gehören inzwischen fast zum Belgrader Alltag. Im vergangenen Jahr krachte es - statistisch gesehen - jeden vierten Tag. Das "Handgranatenspiel" von der Front heimgekehrter "Helden" bezahlten sieben Menschen mit dem Leben, 25 mit Verletzungen. Neben 120 Mord- und Totschlagsversuchen wurden 83 Menschen Opfer von Gewaltverbrechen. Dabei wurden immer öfter Feuerwaffen verwendet. "Einst töteten sich Serben mit Messern und Äxten", analysierte die Belgrader Wochenzeitung Intervju die Entwicklung. "Jetzt . . . tut man es mit Pistolen, Revolvern und Bomben." Allein bei Autokontrollen wurden 1992 in Belgrad rund 650 verschiedene Arten von Schnellfeuergewehren, 183 Gewehre, über eintausend Pistolen und Revolver, 1376 Bomben, 622 sonstige Waffen und 176 727 Stück Munition beschlagnahmt.

Waffendelikte und unter Waffenanwendung ausgeführte Straftaten sind nur eine der Begleiterscheinungen des vor der eigenen Haustür geführten Bürgerkrieges. Auch andere Kriminalitätsformen wie Eigentums- und Sexualdelikte haben sprunghaft zugenommen. Als neues Phänomen breitet sich die bislang unbekannte Eintreibung von Schutzgeldern für Privathandel und -besitz - mit dem US-amerikanischen Begriff "Racket" bezeichnet - aus. Das organisierte Verbrechen ist im Bereich des enorm gestiegenen Autodiebstahls, dem Drogen- und Devisenschwarzhandel sowie bei der Prostitution im Geschäft. Obwohl klassische Mafiastrukturen noch nicht geortet wurden, bezeichnen Lokalzeitungen Belgrad bereits heute als "Palermo an der Donau" oder "Balkan-Chicago".

Dobrivoje Radovanovic, Leiter des Belgrader Instituts für kriminologische und soziologische Forschung, mag solche zur Übertreibung neigende journalistischen Vergleiche nicht. Über den Ernst der Lage hat aber auch er keinen Zweifel. "Belgrad war früher eine sehr sichere Stadt. Aber seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges 1991 und der Verhängung der UN- Sanktionen ein Jahr später hat sich die Situation drastisch verändert. Es ist der rapide Zuwachs an Verbrechen jeglicher Art, der beunruhigt." Die Zahl der Vermögensdelikte wie Diebstahl, Einbruch und Raub wuchs in den vergangenen zwei Jahren um etwa 50 Prozent jährlich, die der Gewaltakte gegen Leib und Leben hat sich pro Jahr sogar verdoppelt.

Hinzu kommt, daß immer weniger Verbrechen aufgeklärt werden. Den Ernst der Lage offenbart die Tatsache, daß Präsident Slobodan Milosevic und die Regierung Serbiens in ihrem Programm der Bekämpfung der Kriminalität allerhöchsten Vorrang eingeräumt haben. Es gibt eine Reihe von Gründen für die beunruhigende Zunahme der Kriminalität in Belgrad, wo 80 Prozent aller Straftaten Serbiens begangen werden. Institutsleiter Radovanovic sieht zwar die Bereitschaft zum Verbrechen durch den Bürgerkrieg verstärkt. Als Psychologe ortet er aber die Voraussetzung für kriminelles Verhalten nicht primär im makrogesellschaftlichen Umfeld, sondern in dem von Familie, Schule und Erziehung geprägten Mikrokomos. Zweifellos trügen der durch den Krieg verursachte wirtschaftliche Niedergang und die soziale Verelendung zur explodierenden Kriminalität bei. Die Neigung zur Mißachtung jeglicher Rechtsnormen werde neuerdings auch noch vom Verfall traditioneller moralischer Werte verstärkt.

Die Umstrukturierung der Wirtschaft vom Staats- und Privateigentum, die mit einer gigantischen Vermögensumverteilung Hand in Hand geht, fördert neue Formen der Wirtschaftskriminalität. Gesetzesverletzungen bei der Umgehung von Sanktionen werden vom Staat nicht nur geduldet, sondern mit einer Aureole von Patriotismus verbrämt. Im Krieg entwickeltes rücksichtsloses "Heldentum" gewinnt selbst bei der Übertragung in die zivile Gesellschaft Massenakzeptanz, wofür man nicht auf die Vorbilder eines Robin Hood zurückgreifen muß, weil es dafür in der eigenen nationalen Geschichte genügend mythologisierte Vorbilder gibt.

Trotz der Versprechen der Regierung beurteilen viele Kritiker des beunruhigenden Phänomens die Chancen für eine durchgreifende Bekämpfung der Kriminalität skeptisch. Dobrivoje Radovanovic sieht die Polizei nicht nur bei der technischen Ausrüstung gegenüber den Kriminellen hoffnungslos im Nachteil, sondern hält diese noch immer für allzu "ideologisiert": "Sie ist mehr um den Schutz des herrschenden Systems als um die Bürger besorgt." Auch der umstrittene Führer der rechtsnationalistischen Serbischen Radikalen Partei, Vojislav Seselj, meinte jüngst, daß "die Kriminalität viele staatliche Strukturen erfaßt hat". Innerhalb der schlechtbezahlten Polizei und auch in der Justiz werden immer öfter Korruptionsfälle bekannt. Man müsse gewisse Teile des korrumpierten Staatsapparates "vollständig auflösen und neue Leute heranführen", wolle man der Kriminalität Herr werden, befand auch Goran Percevic, stellvertretender Vorsitzender der Partei der regierenden Milosevic-Sozialisten. Oppositionelle Kritiker orten in Belgrad gar schon "einen lateinamerikanischen Virus im europäischen Ambiente", ein Zusammenwachsen von Herrschafts- und wirtschaftlichen Untergrundstrukturen. Von da liegt dann der Schluß nicht fern, daß "Brandstifter das Feuer nicht löschen können".

660 000 Menschen wohnen jetzt in Frankfurt

Frankfurt hat schon deutlich mehr als 660 000 Einwohner. Das läßt sich aus der jüngsten offiziellen Bevölkerungsstatistik schließen, die gestern vom Amt für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen vorgelegt wurde. Danach gab es am 30. November 1992 schon 659 832 gemeldete Bewohner der Stadt, 476 440 Deutsche und 183 392 Ausländer. Die Frauen behielten mit 339 114 deutlich die Oberhand gegenüber 320 688 Männern. Im Monat November registrierte die Behörde 4082 Zuzüge, während 3848 Menschen der Stadt den Rücken kehrten. Den 419 Geburten standen 528 Sterbefälle gegenüber. jg

Kopie bitte an die Stadt-Redaktion..

Nach einem Gespräch zwischen Ministerpräsident Hans Eichel (SPD), Umweltminister Fischer und dem Hoechst- Vorstand teilte Regierungssprecher Erich Stather (SPD) am Abend mit, die Hoechst AG habe die Vorschläge der Landesregierung für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen akzeptiert. Das Gespräch habe "breite Übereinstimmung" ergeben, daß es "keinerlei Interesse" an einer Infragestellung des Chemiestandortes Hessen gebe. Der Hoechst-Vorstand habe "volles Verständnis" für die Forderung der Landesregierung nach einer besseren Beherrschbarkeit von Störfällen gehabt. Dazu zählen laut Stather unter anderem die Einrichtung von Störfall-Beauftragten und "Lagezentren" für Notfälle in allen Betriebsteilen, eine schnelle Fertigstellung noch ausstehender Sicherheitsanalysen sowie organisatorische Sofrtmaßnahmen aus Anlaß der Häufung von Fällen menschlichen Fehlverhaltens.

Dienstag, 16. März

Literatur / Lesungen Zentralbibliothek, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Rolf Hochhuth liest aus "Wessis in Weimar. Szenen aus einem besetzten Land", anschl. Diskussion.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Jeder darf mal - aus unveröffentlichten Texten lesen. Karl-Marx-Buchhandlung, Jordanstr. 11: Lesung Herta Müller - "Der Fuchs war schon damals ein Jäger. Die Innenansicht einer Diktatur". Buchhandlung Walkmühle, Am Hallerbusch 7: 20 Uhr, Literatur-Workshop - Henning Boetius referiert anhand seines Romanes "Lauras Bildnis". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil. Vorträge / Diskussionen Johanna-Kirchner-Altenhilfe-Zentrum, Gutleutstr. 317 a: 20 Uhr, Film "Rechte Zeiten" mit anschl. Diskussion im Rahmen der Aktionswochen gegen Rasissmus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus.

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher- Straße 23: 20 Uhr, Vortragreihe "Am Anfang war das Wort" - "Bild, Schrift, Gedächtnis".

Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Lichtbildervortrag "Retinitis Pigmentosa: Patienten und Forscher kämpfen gegen eine Form unheilbarer Erblindung"; Kundenzentrum der Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Str. 47-53.

Physikalischer Verein, Physikgebäude der Universität Frankfurt, Robert-Mayer-Str. 2-4: 18 Uhr, Schülervorlesung "Erdbeben, sowie Aufbau und Dynamik des Erdinnern", mit Demonstrationen. Jüdische Volkshochschule, Westendstr. 43, 4. Stock: 20 Uhr, Diavortrag Dr. Salomon Korn "Synagogen in Frankfurt/Main".

Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freudschaft: 19.30 Uhr, Vortrag "Sprache und Schrift der Chinesen"; Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24.

Dompfarrsaal, Domplatz 12: 19.30 Uhr, Vortragreihe "Zwischen Aufklärung und Fundamentalismus. Die kath. Kirche des Rhein-Main- Raumes im 19. Jhdt." - "Beda Weber, 1798-1858. Pfarrer in Frankfurt - Christ im Widerspruch".

Max-Beckmann-Schule, Sophienstr. 70: 19 Uhr, Vortragsreihe "Bockenheimer Gespräche - Nationalis und Fremdenfeindlichkeit" - "Beschädigte Identität und Fremdenfeindlichkeit". English speaking Club: 19.30 Uhr, Vortrag "When music becomes pure spirit: Gustav Mahler", Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

KunstGesellschaft: 20 Uhr, Bildergespräch "Die Welt der Frida Kahlo", Schirn Kunsthalle, Römerberg. Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu Joseph Beuys - "Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Termin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria.

City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km und 8 km.

PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 9.30 Uhr, Töpfern; 14 Uhr, Klubcafé.

Katholische Studenten-Gemeinde, Koselstr. 15: 18 Uhr, AK "Eine Welt" - Indien Partnerschaftsprojekt. Verkehrsclub Deutschland, AG Fuß + Rad: 20 Uhr, öffentl. Arbeitstreffen "Fußwegebeauftragte"; Pferdestall, Ulmenstraße.

Stadtteilbücherei Niederrad, Haardtwaldplatz 3: 15 Uhr, Märchen: Vorlesen und Aktionen. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5, Tel. 38 80 46; Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Sachsenhausen, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 73, Tel. 59 02 96; Kronprinzen- Apotheke, Münchener Str. 24, Tel. 23 31 72; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 7 38 01 86; Pelikan- Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Str. 5, Tel. 78 31 27. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Telefon 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: Sanitets-Zentrale 412 Mainz, Telefon 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr Dr.Goldschmidt, Kurhessenstr. 32, Ffm. 50, Tel. 52 60 87 (priv. 53 94 54); oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechubuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - Ohne Gewähr -

ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Leolo.

BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 14.00, 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; 17.45, 20.00 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 23.00 Uhr: Atlantis; 13.30, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.

BETA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Orlando.

CINEMA - Telefon 28 29 33 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.45 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 20.00 Uhr: Malcolm X.

ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.

ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.

ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 11.00, 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Jimmi Hoffa.

ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.

EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).

EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p.m.: Under Siege (orig. Engl. version).

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 18.30 Uhr: Coute d' Hiver, Wintermärchen v. E. Rohmer (OmU).

GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.

HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Jimmi Hoffa; 20.00 Uhr: Malcolm X; 16.00 Uhr: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (ohne Altersbeschr.).

JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Mo.-Do. keine Vorstellung.

KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.30 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood. Robert Siodmak: Brennendes Geheimnis, Deutschland 1933, Willi Forst, Hilde Wagener. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Robert Florey: Life and Death of 9413 a Hollywood Extra, USA 1927, OF. - 20.15 Uhr: Ciné-club français. Marin Karmitz: Sept jours allieurs, Frankreich/Italien, 1969, OF, Jacques Higelin, Catherine Martin. - 22.15 Uhr: Zum erstenmal in Frankfurt. Eric Tretbar: The Usual, USA 1991, OmU, Lisa Todd, Steve Epp.

MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Blutige Hochzeit, von M. Piccoli; 19.45 Uhr, Erstaufführung: Die Equilibristen, (Seiltänzer) von M. Piccoli; 22.00 Uhr: Themroc von M. Piccoli.

OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.30, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit.

ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 17.15, 20.30 Uhr: Der Duft der Frauen. Di., 23.15 Uhr: Die durch die Hölle gehen (DM 9,-).

TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.

TURM 2 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.

TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der letzte Mohikaner.

TURM 4 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (orig. English version).

STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.

TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der Außenseiter.

TURM 7 - 15.00, 18.15, 21.15 Uhr: Scent Of A Woman (orig. English version).

ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Der Komet im Muminland; 17.45, 20.30 Uhr: Dracula.

ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kein Pardon.

ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.

ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.

AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

Querfeldein

Bezirkspokal-Finale terminiert Das Endspiel um den Fußball-Bezirkspokal zwischen dem hessischen Oberligisten Kickers Offenbach und dem Frankfurter Bezirksoberligaverein Spvgg. 05 Oberrad soll nun endgültig am Dienstag, 23. März (19 Uhr) auf dem Bieberer Berg ausgetragen werden. Der Frankfurter Bezirkspokalsieger muß in der ersten Runde des Hessenpokals (acht Teilnehmer aus den sechs Bezirken) beim Vertreter des Bezirks Gießen/Marburg I antreten.SG Nied sprang erfolgreich Alle vier Titel gingen während der Trampolin-Meisterschaften des Turngaus Frankfurt an die SG Nied. Bei den Frauen setzte sich mit 82,90 Punkten Vorjahressiegerin Karen Kadesperger durch, als einziger Turner in der Männer-Klasse brachte es Bernd Köcher auf 93,60 Punkten. Die Wettbewerbe der Jugendlichen gewannen Paraskivi Patsia Wula (87,50) sowie Michael Kubicka (86,50). Alleinunterhalter DJK Flörsheim Den 9. Frankfurter-Bembel-Cup gewannen mit 14,05 Punkten die Gymnastinnen der DJK Flörsheim. Allerdings starteten sie auch als einzige Gruppe in der Frauen-Klasse des Pokalwettkampfs in Gymnastik und Tanz. Bei den Jugendlichen setzte sich überlegen mit 15,0 Punkten die TGS Bornheim durch, den Wettbewerb der Schülerinnnen entschied die SG Sossenheim mit 12,40 Punkten für sich. Universitätsfechtclub holt Titel Über drei Hessenmeister-Titel im Degenfechten konnte sich der Nachwuchs des Universitätsfechtclub Frankfurt freuen. Oliver Satzinger gewann bei den Schülern, Benjamin Blum bei der B- Jugend und Arne Birk setzte sich bei den A-Jugendlichen durch. Birk nimmt derzeit den zweiten Platz in der bundesdeutschen A-Jugend-Liste ein und hofft daher auf eine Nominierung für die Kadetten- Weltmeisterschaften im April in Denver/ USA. Erster Gamblers-Test mißlungen Die Footballer der Frankfurt Gamblers verloren ihr erstes Vorbereitungsspiel des Jahres in Köln beim mehrmaligen Deutschen Vize-Meister Cologne Crocodiles mit 0:21 (0:0, 0:7, 0:7, 0:7). Der nächste Test für die am 3. April gegen die Mannheim Redskins beginnende Saison der zweiten Bundesliga wird am Samstag, 20. März, um 15 Uhr an der Wilhelm-Epstein- Straße gegen den Regionalligisten Rüsselsheim Razorbacks ausgetragen.

Innenansichten einer wiedervereinigten Nation (7) Hermann Kant: Die Zeit und das Frühstück

Leichtfertige Zusage: Beschreiben, was sich, ganz persönlich genommen, seit der Vereinigung änderte. Aber wie faßt man Lebensgefühl und Fahrpreise auf drei Seiten? Also Empirie und Beschränkung, ein Tagesbeginn vielleicht. Manchmal fügt es sich, daß wir zu fünft beim Frühstück in der Küche hokken. Was wir verzehren, kommt neuerdings vom Schweizer Müsli-Müller oder vom Cornflakes-Flöckner in Amerika. Wir sind aber auch deutscher geworden und streichen nicht VEB-, sondern Deutsche Markenbutter auf unsere Brötchen. Die stammen nach wie vor vom privaten Bäcker, wurden nur fünfmal teurer. Beim Einkauf veranlaßt uns neuartiger Regionalismus, Marmelade aus Magdeburg und Molkereiprodukte von der Müritz zu nehmen, weil das gut gegen eine - ebenfalls neuartige - Arbeitslosigkeit an Müritz und Elbe sein soll.

••KORR•• •••ARMES DEUTSCHLAND••• Gespenster gehen um. Also lebt die Sündenbockmast (Musil).

Verschiedene Parallelaktionen überfordern die Bundesrepublik, ihre Bürgerinnen und Bürger, vor allem ihre "verantwortlichen" Politiker. So wuseln die Wörter, die das Ungefaßte fassen lassen sollen. Vorurteile machen mobil. Gewalttaten ziehen Grenzen gegenüber schreckender Leere. Lichterketten beschwören aufwandsarm und mit geringem Zauber, daß alles so bleiben möge, wie es seither war. Angeblich: zivil. Wörter machen die Runde, wie "Staatsnotstand" oder "Solidarpakt", denen die Wörter "Parteien-" und "Politikverdrossenheit" Rang ablaufend entsprechen. Das fragile Bäumchen des Grundrechts auf Asyl wird von Vorurteilen überwuchert, gewalttätig zerhackt und von den berufenen Politikern reformerisch so umgetopft, damit daraus ein kleiner Kaktus auf der Fensterbank werde. Die neualte Unübersichtlichkeit wird nun allgemeines Ereignis. Wer blickte noch durch. Die bundesdeutsche Politik und die vielfältigen "vor"-politischen gesellschaftlichen Aktionen (und Unterlassungen) - ein Verwirrspiel, geprägt von sterilen Aufgeregtheiten und kurzatmigen Reaktionen. In den flachen Brandungen der Larmoyanz späht man vergebens nach felsigen Institutionen und deren Repräsentanten, die hielten, was sie versprachen. So geschieht es, daß das seit langem angelegte und verborgen geltende Tandem, Orientierungslosigkeit und Handlungsarmut, wie auf einmal, allen bewußt wird. Als fragte in nächtlicher Dämmerung jemand nach dem Licht.

Drei sehr unterschiedliche Charaktere sind im letzten Vierteljahr gestorben. Günter Anders zuerst. Im Dezember 1992. Dann Leo Löwenthal im ersten Monat des neuen Jahres und kurz danach Hans Jonas. Sie alle waren von Deutschland vertrieben worden. Einer war nach Wien zurückgekehrt, die beiden anderen blieben der Bundesrepublik gegenüber, Nordamerikaner geworden, in sympatetisch-kritischer Distanz. Das, was sie so unterschiedlich vertreten haben und das doch, betrachtet man die heutigen Nöte und Wirrnisse, so nah zusammengehört, mag als die Aufgabe erinnert werden, die den Bundesdeutschen, anderen auch, aber ihnen besonders, aufgetragen ist. Mitten in der politischen Verwahrlosung unserer Tage. Der Antiquiertheit des Menschen (eines Menschen fähig der Menschenrechte) zu widerstehen, indem das Prinzip Verantwortung in Gesellschaft und Politik neu institutionalisiert wird. Die erste Verfassungsregel einer zeitgemäß weltbürgerlich und doch begrenzt organisierten Gesellschaft aber bestünde im radikal geltenden Minderheitenrecht, damit jeder und jede als sein oder ihr "abweichender Fall" leben könne

Explosion tötete . . .

(Fortsetzung von Seite 17) nigs. Auch von den etwa 150 Kubikmetern methanolbelasteten Löschwasser, die über die Kanalisation in den Main geflossen sind, geht nach Erkenntnissen des hessischen Umweltministeriums keine akute Gefährdung aus.

Koenigs sagte, die Zusammenarbeit mit Hoechst habe bei diesem Störfall "geklappt". Die Frankfurter Feuerwehr sei sofort nach der Explosion alarmiert worden, und auch die Einschätzung der Gefährdung durch das Werk sei "diesmal korrekt" gewesen. Allerdings zeige das Unglück, daß die Sicherheitsmaßnahmen der Chemiefirma "bei weitem nicht ausreichen". Koenigs forderte von Hoechst eine "Sicherheitsoffensive", bei der technische Konzepte überarbeitet und das Personal verstärkt in Sicherheitsfragen geschult werden müsse. Die Firma selbst trage durch die zahlreichen Störfälle in den vergangenen drei Wochen die Schuld an einem "massiven Vertrauensschwund" und dürfe sich nicht wundern, "wenn ihr gegenüber bald sehr viel radikalere Forderungen erhoben werden".

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat von Bundesumweltminister Klaus Töpfer und seinem hessischen Amtskollegen Joschka Fischer gefordert, eine Arbeitsgruppe einzuberufen, die alle Anlagen der Hoechst AG auf ihre Sicherheit überprüfen müsse. Der hessische Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) verlangte am Montag abend in Wiesbaden bei einem Gespräch mit Hoechst-Managern, daß die Sicherheit in dem Unternehmen "unverzüglich" verbessert werden müsse. Nach Auskunft eines Regierungssprechers habe der Hoechst- Vorstand "großes Verständnis" gegenüber dieser Forderung gezeigt.

Der Vorsitzende der IG Chemie, Hermann Rappe, vermutete, daß die Unglücksserie von Hoechst auch mit dem Stellenabbau bei der Firma zu tun habe. Es spreche "einiges" für einen Zusammenhang mit Unterbesetzung und Qualifikationslücken, sagte Rappe im Hessischen Rundfunk. Er kritisierte auch den vermehrten Einsatz von Fremdfirmen auf Kosten fester Arbeitsverhältnisse.

(Siehe auch rechts: "Langsam schwindet. . .")

Völlige Gleichschaltung des Vorabendprogramms?

Nur wenige Wochen nach der weitgehenden "Harmonisierung" des ARD-Vorabendprogramms sind Bestrebungen für eine völlige Gleichschaltung des Ersten Deutschen Fernsehens zwischen 17.25 und 20.00 Uhr laut geworden. Radio-Bremen-Intendant Karl-Heinz Klostermeier berichtete auf der jüngsten Sitzung des RB-Rundfunkrats, einige "Zentralisten" in der ARD störten sich an den 15 Minuten Regionalberichterstattung, die nach der Harmonisierung zum 1. Januar 1993 noch in den einzelnen Vorabendprogrammen verblieben sind, und sie forderten eine völlige Vereinheitlichung. "Das ist Abenteurertum, was sich einige da ausdenken", kritisierte Klostermeier. In letzter Konsequenz könnte man dann gleich alle ARD-Anstalten auflösen, meinte er.

Die jüngste Harmonisierung, die erst nach jahrelangem Streit zustandegekommen war, hatte die meisten Regionalmagazine ins jeweils dritte Programm verbannt. Im Ersten bleiben seitdem noch zwei kleine Regionalblöcke von fünf und zehn Minuten Länge.

Bei einer völligen Gleichschaltung würde auch dieser Rest ins Dritte verlegt, ebenso wie Radio Bremens erfolgreiches Regionalmagazin "Buten & Binnen", das bisher von der Harmonisierung ausgenommen ist.

Nach Informationen der FR wird die Gleichschaltung vor allem vom ARD-Koordinator für das Vorabendprogramm, Peter Werner, von ARD-Programmdirektor Günter Struve und von einigen großen ARD-Anstalten - darunter der Westdeutsche und der Bayerische Rundfunk - betrieben. Die Mehrheit der Anstalten scheint bisher dagegen zu sein. Nachdem sich bereits die Fernsehprogrammdirektoren auf einer Klausurtagung damit befaßt haben, wollen am kommenden Wochenende auch die Intendanten der ARD- Anstalten in Klausur über das Thema beraten. Dem Vernehmen nach hoffen die Verfechter vor allem darauf, daß ein einheitliches Vorabendprogramm mehr Werbekunden als bsiher anzieht. Die bisherige Harmonisierung habe nicht die erhoffte Wende gebracht. Außerdem ließe sich ein Einheitsprogramm einfacher über Satellit verbreiten. ARD-Fernsehen und ZDF sollen, wie berichtet, ab Herbst auch über Satellit ausgestrahlt werden. stg

Handball-Weltmeisterschaft in Schweden Erfolg macht auch Bundestrainer sprachlos Roos taumelte verletzt zum Tor / Großer Einsatzwille / Island - Deutschland 16:23 (5:10

"Können Sie richtig begreifen, was da vor sich geht?" wurde Armin Emrich nach dem Spiel gegen den Olympiavierten Island gefragt. Der Trainer der Handball-Nationalmannschaft überlegte eine ganze Weile im Pressezentrum des Stockholmer Globen, und alles, was er sagte war: "Das ist eine gute Frage." Mehr fiel ihm nicht ein, oder wollte er zumindest nicht sagen, nach dem überraschend deutlichen 23:16 (10:5)-Sieg seiner Mannschaft gegen die als starker Gegner eingeschätzten Isländer. Überrascht, und mit einer Erklärung überfordert waren auch die 2000 Zuschauer, der überragende Torhüter Andreas Thiel und die Feldspieler.

Überrascht war aber auch der Gegner. Thorben Adalsteinsson, Trainer der Nationalmannschaft Islands, sagte, sein Team sei nach der starken deutschen Leistung gegen Rußland auf die aggressive Spielweise vorbereitet gewesen. Geholfen habe es aber nicht, gegen diese "mit dem Herzen spielende" Mannschaft.

Island hatte alles andere als einen guten Start. 0:7 lag es nach zehn Minuten im Rückstand, 2:9 nach zwanzig Minuten. Ein Torwartwechsel von Gudmundur Hrafnkellsson zu Bergsvein Bergsveinsson und die Herausnahme des Düsseldorfer Rückraumspielers Hedinn Gilsson brachte die Isländer dann besser ins Spiel. Bezeichnend für ihre Erleichterung, Andreas Thiel endlich einen Ball aus dem Rückraum ins Tor geworfen zu haben, war der große Jubel, als Julius Jonasson (5/2) zum 3:9 verkürzte.

Mit dem gleichen Ergebnis wie gegen Rußland ging es in die Halbzeit, 10:5 führte die deutsche Mannschaft, obwohl der Großwallstädter Bernd Roos bereits nach zehn Minuten verletzt ausgeschieden war. Drei Tore hatte Roos in dieser Anfangsphase erzielt, und auf dem Weg zum dritten war er, als er ins Straucheln geriet und umknickte: "Normalerweise wäre ich umgefallen, aber ich wollte das Ding noch reinmachen." So taumelte Roos zum Tor und gab der Mannschaft ein Vorbild an Einsatzwillen. Wenn auch unter Schmerzen, so doch erfolgreich konnte Roos auch nach der Pause noch zwanzig Minuten spielen und wurde mit sechs Toren, davon drei per Siebenmeter, erfolgreichster deutscher Torschütze.

Nach der Pause schien es für einige Minuten, als habe die deutsche Mannschaft nun ihre Grenzen erreicht. Während den Isländern fünf Tore gelangen - und Thiel in dieser Phase auch noch einen Siebenmeter hielt -, kam das DHB-Team zu ganzen zwei Treffern, darunter ein Tor von Zerbe (5), wobei der Ball Islands Torhüter durch die Beine trudelte. 10:12 hieß es nach zehn Minuten, und das Spiel schien zu kippen, ehe der Leutershausener Kunze ("Ich habe den Ball angefaßt, und gemerkt, er war sensationell") und wieder Zerbe den Abstand auf vier Tore erhöhten.

Von da an ließ die deutsche Mannschaft keinen Zweifel mehr daran aufkommen, daß sie als Sieger die Halle verlassen würde, auch wenn Zerbe in der 50. Minute wegen dreier Zeitstrafen disqualifiziert wurde. Gleiches widerfuhr Petersen in der Schlußminute. Aber da hatte Jean Baruth (5) mit vier Toren in der letzten Viertelstunde den Sieg bereits in ungeahnte Höhen geschraubt.

"Die deutschen Handballbäume wachsen im übrigen jetzt nicht in den Himmel", sagte Armin Emrich in der Pressekonferenz nach dem Spiel zur vollkommenen Verwirrung der Übersetzerin. In den Himmel wachsen sie sicher nicht, aber sie sind nach den Spielen gegen Rußland und Island schon ein gutes Stück höher, als erwartet.

ARND FESTERLING, z. Zt. Stockholm

Wald- und Wiesenweben Zweimal Wagners "Siegfried": inszeniert von Krämer und Dresen

HAMBURG. Eigentlich müßte er ja - statt mit germanisch-bärenstarkem "Hoiho!", "Hau ein!" und "Friß ihn!" - mit einem gottgefälligen "Grüß euch Gott, alle miteinander" auftreten. Dieser Siggi in Sepplhosen, der alte genug geworden ist, sich eine Sennerin zu suchen, und dem Heinz Kruse, vokal trefflich disponiert, in unumwölkt sonniges Gemüt leiht. Tatsächlich ist, um das Klischee vom Alpenglück zu erfüllen, auch die Tirolerin nicht weit. Als Waldvöglein trägt Hellen Kwon grüne Selbstzufriedenheitstracht mit keckem Hütchen, die Zeisig- Attrappe stets um den Finger gewickelt.

Wie man einen nur in Männergesellschaft aufgewachsenen, also noch nicht richtig erwachsenen Naturburschen umgarnt und auf den Pfad der Hetero-Tugend führt, zeigt sich hier rasch. Denn dort, wohin ihn das muntere Vogelmädchen lockt, lacht ihm in Gabriele Schnauts pompöser Gestalt wahrlich ein Felsenweib, uneinnehmbar wie eine Burg: überragend im physischen Sinne. Dennoch gelingt dem tapferen Kruse die Eroberung. Denn wenn er auch kleiner ist als sein schläfriges Jagdwild, ist er doch kein Däumling. Und wie in jedem Märchen bekommt der Prinz die ihm vorbestimmte Prinzessin. Gestorben wird erst später . . .

In dieser bukolischen Akzentuierung trifft Günter Krämers Regie zumindest einen Strang des Wagnerschen "Siegfried", der ja in der "Ring"-Tetralogie die intermittierende Stellung eines Scherzos im symphonisch-zyklischen Sinne einnimmt. Daß sich zugleich in der Mär vom Jung-Siegfried hinter manch pubertärer Drôlerie der tragische Weltabschied und erzwungene Machtverzicht Wotans, des Göttervaters, verbirgt, bleibt leider auch in der Regie verborgen.

Zu flach und vordergründig zeichnet sie die Figur des Wanderers. Der untadelig-baßmächtige Alfred Muff muß tatenlos die Verkleinerung der Hauptperson im "Ring" hinnehmen. Seinen dunklen Mantel, seine Macht, hat er schon frühzeitig abgegeben. Sein Lauern nach den Schwertsplittern, sein Prüfen des neugeschmiedeten Nothung besitzt leicht neurotische Züge. Wanderer-Wotan verkommt zur wichtigsten Randfigur.

Im heftigen, dramaturgisch zentralen Neidhöhl-Disput des zweiten Aktes ist gar der ohnmächtige Alberich (Günter von Kannen) mächtig genug, mit der verstümmelten Lederfaust Wotan zu krallen und ihm den Todeskuß auf die Lippen zu drücken. Immerhin eine aus sorgfältiger Textlektüre abgeleitete Pointe: momenthaft blitzt die Bedeutung des fluchbeladenen Nibelungenringes auf.

Fast alles an Krämers "Siegfried"-Regie bewegt sich im engeren Kreis optisch verdoppelnder Wortausdeutung. Da auch hinreichend textverständlich gesungen wird, da die Bühne (Andreas Reinhardt) auf jeglichen Naturalismus verzichtet und sich diskret auf das Naturzitat in himmelfarbenen Prospekten beschränkt, da schließlich die Personen oft akustisch günstig in Rampennähe postiert und vorm schwarzen Fonds hoher Schiebewände trennscharf ausgeleuchtet werden, kommt immer dann, wenn das Orchester die Sänger nicht zudeckt, ein Hauch von kammerspielhafter Intimität ins Spiel.

Dies gilt sogar vom Drama der Drachentötung: der ersten von drei märchenhaften Erweckungen aus tiefem Schlaf zu kurzem Wachen und ewiger Ruh, bevor Wotan letztmals den Weg zu den Müttern antritt und Siegfried, der von ihm gelenkte "freie Held", im Feuerbad geläutert, das Weib auf dem ragenden Felsen entdeckt. Das Spiel von Schlaf und Tod beginnt ohne groteske Übersteigerung. Kein Technikmonster, kein Dinosaurier.

Aus laubraschelndem Kreis erheben sich Fafner and Friends, eine Gruppe Pantomimen, drei Kiefer mit Giftzähnen stemmend und schwingend. Hervortritt Aage Haugland als wehrlos-gemütvoller Riese und läßt sich Siegfrieds Schwert unter den Arm drücken. Riesen sterben langsam, und so hat Fafner Zeit, sich noch ans Herz zu greifen und dem Helden die Hand zu drücken: Blutbrüderschaft, die Siegfried gelehrig macht, die Sprache des Tiroler Zeisigs und die geheimen Mordgedanken Mimes (Horst Hiestermann) zu verstehen.

Im Schlußbild löscht sich alle Farbigkeit aus, die Sonne erbleicht, alles wird weiß und grau: selige Öde. Wo riesig der verkraterte Mond stand, blaugrün angestrahlt, versteckt sich jetzt nur noch die blasse Scheibe einer Sonne ohne Goldglanz, ohne wärmende Kraft. Sie singen von Liebe und lachendem Tod. Das fahle Bühnenlicht aber suggeriert bereits, wohin die Reise gehen wird: trotz des ungeheuer aufwendig inszenierten Liebesvorspiels.

Auch hier gibt Krämers Regie lieber zuviel als zuwenig. Schon fetischistisch agiert er mit einem erst trennenden, dann zerreißenden weißen Gaze-Schleier, der immer wieder penetriert werden muß: in allzu aufdringlicher Hymen-Symbolik. Ihren Charme gewann die Aufführung trotz ihrer diagnostisch-unterkühlten Optik dank dem debütierenden Titelhelden. Souverän, genau und hell in der Höhe, mit heldischer Stentorstimme ohne Selbstschonung in allen drei Akten voll aussingend, gab Heinz Kruse einen naiv- vergnügten Siegfried vom Gebirge. Wie spielend gelang dem einstigen Spieltenor, was berühmten Kollegen (und Opernbesuchern) bisweilen bange macht. Endlich wieder einer, der an Wagners Zumutungen nirgends scheitert. Ovationen für den unbekümmert Strahlenden.

Kaum Einbußen im übrigen Sängerteam. Gabriele Schnaut (Brünnhilde) schoß herb timbrierte Salven ab, Birgit Remmert gab Urmutter Erda verlorene Jugend zurück, und Hellen Kwon tirilierte brillante Waldvogelweisen. Sobald Horst Hiestermann die Intonation in den Griff bekam, ließ sich auch der biederen Gemeinheit seiner Mime etwas abgewinnen. Mit den Bayreuth-Kämpen Günter von Kannen als Alberich und Aage Haugland als Fafner war Treffliches aufgeboten. Besonders Kannens Gestaltung erreichte Züge des Tragisch-Rachsüchtigen, die über seinem Harry-Kupfer-Standard auf dem Grünen Hügel einzuordnen sind. Als Wanderer verstand sich Alfred Muff auf sonore Verlautbarungen. Zweifel an seinem Rollenbild gehen eher à Konto der Regie, die in der Ausblendung des Unwesentlichen weit, in der sogenannten Vermenschlichung der Figuren manchmal zu weit ging.

Im Gegensatz zur szenisch-musikalisch dürftigen und problematischen "Walküren"-Premiere setzte auch das Orchester unter Gerd Albrecht diesmal auf höherem Niveau an. Kraft und Stille, forciertes Blech und lyrisch-sinnende Streicherkantilene, Wärme der tiefen und bisweilen gellende Schärfe der hohen Holzbläser standen in dramatisch wohlerwogenem Kontrast und szenenhörigem Ausgleich. Publikumsprotest beschränkte sich eher auf Regie und Bild.

Ob freilich Günter Krämers "Ring"-Regie letztendlich mit ungedeckten Hypotheken arbeitet, kann sich erst im Oktober bei der "Götterdämmerung" zeigen. Im komischen Genre hat Krämer Punkte gesammelt, die er noch für die Gesamtaufrechnung der Tragödie gut gebrauchen kann. "Siegfried" ließ sich noch aus Individualspannungen konstruieren, mit verdeutlichendem Überschuß. Beim Finale spielen Massen und Ensembles und verborgene Götter mit. Das heißt: die Herausforderung wächst.

HEINZ-HARALD LÖHLEIN

WIEN. Verschärften Ereignischarakter erhielt "Siegfried", der dritte Baustein einer "Ring des Nibelungen"-Inszenierung an der Staatsoper,durch ein schlimmes Pech des Dirigenten Christoph von Dohnányi, der sich wenige Tage vor der Première mit einer akuten Erkrankung in stationäre Behandlung begeben mußte (Abergläubische mögen nun ernstlich daran glauben, dieser Musiker stehe unter dem Fluch, niemals die ganze Wagner-Tetralogie öffentlich dirigieren zu dürfen).

In der Kulisse stand, wie bei solchen Unternehmungen nicht unüblich, ein junger, mehrerenorts bereits vorteilhaft hervorgetretener Kapellmeister, der hier indes die Chance zu einem exponierten, seine künftige Laufbahn kräftig anschiebenden Auftritt bekam: Antonio Pappano, auf Anhieb ein lebhaft-zügiger, vehementer und mitreißender Dirigent, der die Philharmoniker im Orchestergraben zu Höchstleistungen animierte und mit dem Bühnengeschehen besten Kontakt zu wahren verstand.

Pappano nahm den ersten und den dritten Akt recht stürmisch, feuerte die Schmiedelieder Siegfrieds heftig an, brachte das finale Elefanten-Duett Brünnhilde-Siegfried relativ schlank und schnittig heraus. Mit Heiklem möglichst schnell fertig zu werden, das konnte freilich auch auf Vorsicht deuten. Im Mittelakt nämlich und seinen behaglicheren Episoden (Waldweben) fand Pappano auch viel Ruhe und Bedacht für Tonmalerisches, lyrisch Versonnenes.

Pappanos mutige und gekonnte Einspring-Arbeit basierte jedoch merklich auf der exzellenten und persönlich gefärbten Einstudierung Christoph von Dohnányis. Das Orchester war so weit hochgefahren wie andernorts wahrscheinlich noch nie bei einer "Ring"-Aufführung. Wagners Mischklang-Konzept scheint damit nicht entkräftet,aber relativiert. Statt des "natürlichen", durch Entfernung erzeugten feinabgestuften Orchesternebels vernimmt man nun einen extrem elaborierten Instrumentalklang, der in der minuziösen Beachtung dynamischer Werte hohe Verschmelzungsgrade erreichen kann, andererseits aber immer auch wieder klare analytische Blicke auf die Strukturgebilde gestattet.

Zu lernen ist: Das abgrundtief postierte Wagnerorchester à la Bayreuth war ein taktischer Notbehelf; gewachsene Orchesterperfektion (im Verein mit dem spieltechnischen Leichterwerden anspruchsvoller Werke durch deren häufige Rezeption) macht derlei entbehrlich. Wagner würde heute vielleicht ähnlich verfahren wie Dohnányi und Pappano. Bei dessen Dirigat war häufig auch der Eindruck eines glitzernd wohlbereiteten Klangbettes zu gewinnen,dem jenes sich nur anzuschmiegen brauchte. Einem wenig Talentierten hätte sich freilich auch das Orchester nicht so vorbehaltlos anvertraut.

Von der Szene ist nicht viel zu berichten. Herbert Kapplmüllers bieder naturalistische Bühnenbilder vereiteln vorab jede "interessante" Optik. Der Regisseur Adolf Dresen scheint als Interpret und Exeget längst kapituliert zu haben - brav buchstabiert er die Erzählung nach, ein Wald- und Wiesenepos ohne Biß, ohne Bezug zur reichen Real- oder Aufführungsgeschichte. Einige komödiantische Fingerfertigkeiten sind nicht genug,um diesem "Siegfried" den faden Geschmack einer Angelegenheit für Wien-Touristen und andere Unbedarfte zu nehmen.

Das Sängerdarstellerteam bestand überwiegend aus altvertrauten Wagnerkämpen.Heinz Zednik: ein pfiffiger,virtuoser Mime; Kurt Rydl: machtvoller Fafner-Drache. Jadwiga Rappé sang die Erda, mit weißwallendem Gewand anzuschauen wie eine Fatima-Madonna, mit abgründiger Altstimme. Oskar Hillebrandt als buckliger Alberich im Börsenjobber-Look: Eine im Kontext narrativer Naivität nicht unproblematische Juden- Karikatur. Robert Hales bei bester stimmlicher Kondition eher verschmitzt- flaschenteufelhafter als salbungsvoller Wanderer-Wotan sorgte zumindest bei seinen Auftritten mit Mime und Alberich für Kurzweil.

Siegfried Jerusalem gab die Titelpartie mit Frische, Kraft und gutem Durchhaltevermögen bis weit in den dritten Akt hinein - daß die letzte Dreiviertelstunde, das Duett mit Brünnhilde, dieser "gehört", ist kein Mangel, denn die eben erst nach zweieinhalb "Ring"-Akten Pause Erwachende beansprucht rechtens hier Hauptaufmerksamkeit. Hildegard Behrens tönt denn auch in guter Ausgeruhtheit und hochdramatischen Aufgeladenheit. Vom Typus her (unterstrichen durch knallrotes Kleid) reproduziert sie mühelos die amerikanische Mischung von mädchenhafter Fragilität und vorzüglichst sportiver Getrimmtheit, die zumindest einer Disneyland-Vision der Walküre wohlansteht.

Neben solch krachendem Rollen-Appeal begnügt sich dann der heldische Partner mit unaufdringlicher Hausmacher-Darstellungskunst und läßt die seltsame Wagnersche Identifikationsfigur zum netten Jungen von nebenan geraten, wie er wohl in jedem Wagnertenor steckt - dubioses Ideal, eingeholt von harmloser Bühnenpraxis, deren gewaltiger Klischierung man in Wien weniger denn je entging. HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

(Weitere Aufführungen geplant für 18., 22. und 28.März).

Turbulente Klappen Eindrücke vom ersten europäischen Flötenfestival in Frankfurt

Schrill tönt es im Foyer der Musikhochschule. Die Klänge eines südenglischen Flötenchors, vornehmlich bestückt mit Jugendlichen aus Devon: "Einer der besten Chöre dieser Art in der Umgebung", so lautet die charmante Eigenwerbung.

Treffpunkt für Flötisten aus ganz Europa war jetzt das erste europäische Flötenfestival, entstanden aus dem bereits seit einigen Jahren existierenden deutschen Flötenfestival, das im Zuge des Binnenmarktes ausgedehnt wurde, freilich ohne EG-Grenzen. Auch aus Skandinavien oder Rußland waren rund 80 Solisten gekommen, um in Meisterkursen und Konzerten den europäischen Stand der Flöte zu dokumentieren.

Das Programm verlief dabei ohne Beschränkung des Fachs, klassische Flötisten waren genauso zugegen wie Jazzer und Grenzgänger, Philippe Racine etwa oder der Engländer Mike Mower, der mit überragender Fingerfertigkeit in Frankfurt mit einem neuen Stück brillierte, das im Grenzbereich von Klassik und Jazz für turbulente Klappen sorgte. Von Mower stammt auch ein Satz kaum spielbarer "Fingerbusters", Jazzetüden, die in der Hochschule Anlaß für einen kleinen, inoffiziellen Wettbewerb um ein Flötenmundstück einer anerkannten Firma waren, also gewissermaßen ein ideeller Preis.

Die Liste der Virtuosen in Frankfurt war lang, aber kaum einer hatte wohl je vor so fachkundigem Publikum gespielt. Rund eintausend Flötisten besuchten das Festival, Musikliebhaber mit allgemeineren Interessen blieben deutlich in der Minderzahl. Das mochte freilich auch mit einigen Themenschwerpunkten zu tun gehabt haben, die dem Programm zwar das notwendige wissenschaftliche Gewicht gaben, aber doch eher von peripherem Interesse für eine breite Öffentlichkeit sind: "Ist", so fragte eines der vielen Foren, "die Böhmflöte noch zu verbessern?" Hier freilich war nur der Vollblutflötist gefragt. (Theobald Böhm, der Flötenbauer und wohl bedeutendste Flötist des 19. Jahrhunderts hatte selbst schon mit scheußlich schwierigen Stücken die Grenzen des von ihm entwickelten Instruments angekratzt, Andrea Liebknecht rückte im Verlauf des Festivals - und bis an die Grenzen der Erschöpfung - beeindruckend seiner "Grande Polonaise" auf den Leib).

Die Dimensionen des Instruments wurden mit diesem Festival - keine Frage - vollständig ausgelotet. Übrigens auch von kabarettistischer Seite: Der Flötist Jos Rinck - einst Aushilfe bei den Berliner Philharmonikern, inzwischen aber ganz auf die Kombination "Die Flöte und das Komische" abonniert, brachte im Rahmen der Veranstaltung sein Stück "Zwischen 70 Stühlen" dar, die Geschichte eines Durchschnittsflötisten, der mal glaubt, er könne überhaupt nicht spielen und dann wieder meint, er könne es wie Galway, nur fehle ihm dafür das entscheidende Mundstück (s. Wettbewerb). "Wie schrecklich wahr", sagt eine Teilnehmerin seufzend, aber mit Genuß. Flöte total eben.

Die Schirmherrschaft für das Flötenfestival hatte kein Geringerer als Karlheinz Stockhausen übernommen, ihm, der mit seiner Flötistin Kathinka Pasveer gekommen war, war das Schlußkonzert gewidmet.

Stockhausen freilich hat eine eigene Philosophie über die Bedeutung der Instrumente und ihre Interpreten entwikkelt. "Spielt auswendig," schrieb er in seinem Grußwort, "mit kunstvoll geübten Bewegungen, originellen Kostümen, ausgezeichneter Tontechnik und Beleuchtung". Das Spiel repräsentiere verschiedene Rollen, in die der Interpret sich monatelang einfühlen müsse, da könne man nicht eben mal die Partitur wechseln. Ein Anspruch, dem vermutlich nur wenige Teilnehmer dem Komponisten folgen möchten, obgleich die außerordentliche Intensität von Kathinka Pasveers musikalischem und szenischem Spiel vielleicht manchen überzeugen konnte. MALTE LINDE

Städel-Gäste Fünf Künstler im Londoner Goethe-Institut

LONDON. Die neueste Ausstellung im Londoner Goethe-Institut zeigt Arbeiten von fünf Künstlern aus Frankfurt, die aus der Städel-Schule hervorgegangen und von ihrem Direktor, Kasper König, vorgeschlagen worden sind. Obwohl sie keine geschlossene Gruppe bilden, ist ihnen gemeinsam, daß sie nicht mit traditionellen Materialien wie Öl, Leinwand, Stein oder Bronze arbeiten, sondern überwiegend Gegenstände aus der Alltagsrealität verwenden, jeder auf seine Weise.

Fotografierte, aber manipulierte Realität bietet auch das friesartige Themse- Panorama des Fotografen Martin Liebscher, der seine Studien gegenwärtig an der Londoner Slade School fortsetzt. Sein vielseitiger Freund Marko Lehanka hat in leere Bierflaschen allerlei Sprüche eingraviert, ihre Weisheiten oder Witze jedoch dem Blick entzogen, da sie dicht aneinander in einer Ecke auf dem Fußboden aufgestellt sind. Udo Koch hat auf anheimelnde Kaffeekannen verfremdende Glühlampenfassungen aus Gips montiert. An die Wand daneben hat Tamara Grció eine Reihe schwarzer Schnallen genagelt, aus deren Fesselung einige Pflanzen sich in Blumentöpfe gerettet zu haben scheinen, die an der Fensterscheibe angebracht sind und dort eine Art Blumenstilleben bilden.

Aus einer einzelnen Arbeit sind freilich, wie so oft, die Absichten eines Künstlers schwer zu erkennen. Unter den Eröffnungsgästen waren denn geteilte Meinungen über die Ausstellungsstücke zu hören. Die stärkste Beachtung fand Jochem Hendricks mit seinen Trauben aus Hunderten von Tischtennisbällen, die von der Decke herabhängen wie Lampions und durch die Präzision und Eleganz ihrer polyedrischen Formen bestechen; aber es handelt sich um Strukturmodelle der Viren von Krankheiten wie Krebs und Aids - beunruhigende Symbole von Schönheit und Schrecklichkeit zugleich und insofern moderne Ausformung der Hindu-Göttin Durga.

Am Eröffnungsabend brillierte der Frankfurter Gast Jean Christophe Ammann in Hemdsärmeln mit einer witzesprühenden Stegreif-Conférence über den gegenwärtigen Stand der Kunst und über Gebäude und Sammlung seines Museum für moderne Kunst. J.E.

(Ausstellung bis zum 3. April)

Büchner mit Flachmann Die "katakombe" spielt Zwerenz

Georg Büchner kommt. Auf dem Fahrrad reitet der tote Held an das Rednerpult, kettet seinen Drahtesel an den nächsten Baum und packt aus. Eineinhalb Stunden philosophiert er über Excellenzen und Akademiker. Erklärt in seiner "Rede vor der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung anläßlich seiner Ablehnung als Büchnerpreisträger", warum er eben diesen Preis dann doch nicht haben will. Schließlich steigt er wieder auf sein Fahrrad und fährt hinab in seine Züricher Gruft.

1991 wetzte Gerhard Zwerenz seine Feder und schrieb diesen Text aus Anlaß der Verleihung des "Alternativen Büchnerpreises, der an Autoren geht, die sich kritisch mit der politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit in der Bundesrepublik Deutschland auseinandersetzten, und 1991 Gerhard Zwerenz zuerkannt wird", heißt es in dem Text zum Bühnenmonolog. Und in diesem Monolog, mit dem Zwerenz vergeblich "literarische Realität" wiederzugeben versucht, läßt der zeitgenössische Autor den verstorbenen Schriftsteller solche Sätze sprechen, wie: "Akademische Esel teilen giftig aus und jede Größe machen sie zur Laus" oder "Wer gefallen will, muß selber fallen". Peinlich.

Die erste Büchner-Premiere 1968 im Frankfurter Theater "die katakombe" erfährt mit dem "Georg-Büchner-Frühling '93" ihre Fortsetzung. Der wiederauferstandene Revolutionär (Marcel Schilb) hat es aber nicht leicht mit der Zwerenzschen Textvorlage. Wie soll er da Eindruck schinden vor der Jury, wenn seine vordergründig literarischen Höhenflüge sich letztendlich als geistige Tiefflieger entpuppen.

Da wettert Georg Büchner im Auftrag von Zwerenz gegen die "blühende Wirtschaft der Vettern" - eine blasse Umschreibung für "Vetternwirtschaft" - und für eine deutsche Revolution. Aber die mußte ja scheitern, weil, wie jedes Kind weiß, "die Revolutionäre sich gegenseitig fesseln". Und übrigens: "Die Revolution frißt ihre Kinder."

Arrogant wirkt dieser Büchner. Schiebt hinter dem Pult seinen Hintern träge nach rechts und links, leckt sich die Lippen und grinst dreckig. Er hat an der Verachtung Wohlgefallen gefunden, beschimpft das Publikum und greift viermal zum Flachmann. Die Flasche ist leer, der Text zu Ende. Der Vorleser geht.

(Eine weitere Aufführung folgt am 21. März um 20 Uhr in der katakombe.)

CHRISTINE PETERS

Bunte Töne Auf dem 4. Münchner Festival für Alte Musik

MÜNCHEN. Ein böses Pflaster für Alte Musik sei München, meinte kürzlich in einer Diskussionsveranstaltung der Barockgeiger Reinhard Goebel, und niemand will ihm da widersprechen. Dieses Pflaster aufzubrechen, ist seit nun schon einigen Jahren das Ziel des Vereins FAMM - Forum Alte Musik München; mit Konzerten und vor allem mit im Turnus von zwei Jahren abgehaltenen Festivals werden Kenner wie Könner der neuen Alten Musik an die Isar gelockt.

Das vierte Festival dieser Art, professioneller aufgezogen und stärker frequentiert als die Jahre zuvor, gab nun Musik aus Renaissance und Barock, seit der Ära Richter hier doch sehr vernachlässigt, intensiv zu erleben; acht Konzerte in 48 Stunden, mit namhaften wie mit noch unbekannten Spezialisten. Höhepunkte sollten große Namen gewährleisten: Der Flötist Han Tol durfte als Stammgast aller derartigen Festivals nicht fehlen, auch Bob van Asperen, mit filigraner, höchst intellektueller Arbeit am Cembalo. Ebenfalls als Publikumsmagnet war das Freiburger Barockorchester gedacht, das vier Jahreszeiten derart frech und überschäumend spielte, als hätte man das Stück noch nie im Werbefernsehen gehört.

Für Überraschungen sorgten jedoch eher andere Namen, so besonders nachhaltig der hochdramatische Altus Florian Mayr. Mit offener, klar geführter Stimme sang er Kammerkantaten von Caldara und Händel, begleitet dabei von Gregor Anthony am Barockcello und Alexander Weimann, einem Cembalisten und - unüberhörbar - Hochschullehrer für Jazzmusik. Im Gegensatz zu dem charmanten und weichen Countertenor Alain Zaepffel, der mit seinem Gradiva Ensemble im Konzert zuvor neuentdeckte Scarlatti- Kantaten in französischer Schönheit ersterben ließ, legte Mayr Wert auf Agogik, Text und Ausdruck. Seine Auffassung des Alt-Singens war jedenfalls die ansprechendere, mitreißend und spannend; es wurde vom Publikum entsprechend begeistert aufgenommen.

Gleich zu Beginn des Festivals sollte ein Vorurteil aus dem Weg geräumt werden: das von der Renaissancemusik als trockene, spröde Materie. Die Capella Scaramella e Piffari zusammen mit dem Tanzensemble Pantarhello zeigten "Il Pomo d'Oro", ein ausgelassenes und buntes Spectaculum, das der Regisseur Matthias Böttcher frei nach Bildern aus den Gärten der Renaissance zu kleinen theatralischen Szenen zusammenfaßte. Musik, Schauspiel und Tanz verschmolzen hier miteinander, es entstand eine kurzweilige Mischung aus höfischer Musikkultur, farbenfrohem Schäferidyll und sinnfällig darin integriertem Tanztheater, gewürzt mit immer neuen, musikalischen wie politischen Anspielungen und Zitaten.

Wer keinen Gefallen finden konnte an den nicht immer schönen Klängen von Schalmei und Pommer, war am falschen Ort in diesen Tagen im Münchener Gasteig. Eine Verkaufsausstellung historischer Instrumente, mit 90 Ausstellern mittlerweile die Größte in Europa, begleitete das Festival.

Alles in Ordnung mit der Alten Musik in München, denkt man dann spätestens, wenn man dichtgedrängt in einem der Hörsäle des Richard-Strauss-Konservatoriums steht und dem barocken Nachwuchs, den Studenten des "Seminars für Alte Musik", zuhört, die stilsicher mit Vokal- und Instrumentalmusik die Zeit zwischen den Festival-Konzerten verkürzten. Doch trügt der Schein: Geld, und darauf ist der private FAMM-Verein angewiesen, fließt für Alte Musik nur spärlich in der Kulturstadt München. Sicher, die gerade im Gasteig horrenden Saalmieten übernimmt, wenn auch immer erst in letzter Minute, das Kulturreferat. Doch jede sonstige Unterstützung, so die Veranstalter, mit denen philharmonische Projekte, aber auch Neue Musik wie Henzes Bienale rechnen können, bleibt aus. Dazu kommt noch ein beinahe ignorantes Desinteresse der heimischen Presse wie auch des Bayerischen Rundfunks, in dessen von Promenadenkonzerten geprägtes Konzept barocke Töne nicht zu passen scheinen.

STEFAN SCHICKHAUS

Keine Wunderwaffe mit durchschlagendem Erfolg Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen ist der Einsatz des großen Lauschangriffs unnötig / Von Helmut Bäumler

I. Großer Lauschangriff und Datenschutz

Die Diskussion um die organisierte Kriminalität wird gelegentlich auf die Frage der Einführung des sogenannten "großen Lauschangriffs" verengt. Schon über den Begriff wird gestritten. Es sei unfair, weil weder "Lauschen" noch "Angriff" besonders sympathisch klängen. Ich weiß nicht, wer den Ausdruck erfunden hat und hänge auch nicht besonders an ihm. Da er sich nun aber eingebürgert hat, will ich ihn der Einfachheit halber auch hier verwenden und nicht am Titel meines Referats herumkritisieren. Seit ich Orwells "1984" gelesen habe, ist mir der Ausdruck auch ehrlich gesagt lieber als irgend eine euphemistische Umschreibung wie "elektronische Aufklärung" o. ä.

Gemeint ist folgendes: Es geht um das Abhören des in Wohnungen gesprochenen Wortes durch von außen lauschende Richtmikrophone oder heimlich in der Wohnung angebrachte Abhörgeräte, vulgo: Wanzen. Vom großen Lauschangriff spricht man dann, wenn die Gespräche in der Wohnung selbsttätig aufgezeichnet werden. Der kleine Lauschangriff hingegen bezeichnet den Vorgang, daß ein in der Wohnung befindlicher Polizeibeamter ein Abhör- und Aufzeichnungsgerät bei sich trägt. In diesem Falle wird nur solange abgehört, wie sich der Beamte in der Wohnung befindet.

Schon auf den ersten Blick ist der Konflikt des heimlichen Belauschens mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung erkennbar. Dabei geht es nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts um die Befugnis des einzelnen, grundsätzlich Daten zu bestimmen. Ein fast utopischer Anspruch zwar, der vor allem im Bereich der Strafverfolgung seit jeher gravierende Einbußen erleidet. Denn selbstverständlich müssen Daten über den Verdächtigen auch ohne dessen Zustimmung häufig auch ohne dessen Kenntnis, gesammelt und der gerichtlichen Bewertung zugeführt werden.

Gerade im Bereich des Strafverfahrens gab es immer aber auch schon ein paar eherne Prinzipien, die ihre Verwandtschaft mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung nicht leugnen können, wenngleich sie viel älter sind. Zu denken ist an die Rechtsbelehrung vor der ersten Vernehmung, an das Verbot von Täuschung und anderen, die freie Willensentschließung des Beschuldigten beeinträchtigende Methoden sowie generell an das Prinzip, sich nicht selbst belasten zu müssen.

Wer das Arsenal der "modernen" geheimen Ermittlungsmethoden betrachtet, die durch das Gesetz zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität (OrgKG) und durch die neuen Polizeigesetze eingeführt worden sind, dem muß die Kommentierung zu §§ 136, 136 a StPO wie eine Geschichte aus längst vergangener Zeit vorkommen. Fast rührend zum Beispiel eine Rechtsprechung, wonach die etwa unterlassene Rechtsbelehrung nachgeholt werden kann und danach der Beschuldigte erneut zu vernehmen ist. In einem Urteil aus dem Jahre 1992 hat der BGH sogar seine bisherige Rechtsprechung verschärft und nunmehr ein Beweisverwertungsverbot angenommen, wenn die Belehrungspflicht verletzt worden ist.

Welche Umstände haben Gerichte einst gemacht, um erlaubte kriminalistische List von der Täuschung, auch wenn sie nur in einer "geringfügigen Verdrehung der Wahrheit bestand", abzugrenzen. "Heimliche Tonbandaufnahmen" bei der Vernehmung sind, so schreibt der Standardkommentar Kleinknecht/Meyer noch im Jahre 1989 kategorisch, unzulässig. Im Jahre 1990 waren im 2. Senat des Bundesverfassungsgerichts die Meinungen noch geteilt, ob und unter welchen Voraussetzungen es zulässig sei, Tagebuchaufzeichnungen als Beweismittel im Strafprozeß zu verwenden. Die Hälfte des Senats war der Auffassung, dies sei als Eingriff in den Kernbereich des Persönlichkeitsrecht nicht zulässig.

Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung hat also im Strafverfahrensrecht über Jahrzehnte fest etablierte Vorläufer, die in jüngster Zeit aber durch neu eingeführte heimliche Ermittlungsmethoden mehr und mehr ausgehöhlt werden. Die Einführung des "großen Lauschangriffs" zum Zweck der Strafverfolgung würde diese verhängnisvolle Entwicklung fortsetzen.

II. Die gegenwärtige Rechtslage

Es dürfte heute unbestritten sein, daß der sog. Lauschangriff zum Zwecke der Strafverfolgung nach gegenwärtiger Rechtslage unzulässig ist. Er ist keine besondere Form der "Durchsuchung", die nach Art. 13 Abs. 2 GG nach richterlicher Anordnung im Strafermittlungsverfahren zulässig ist. Anläßlich der Verabschiedung des OrgKG wurde deshalb im Deutschen Bundestag einvernehmlich bekräftigt, was das Bundesverfassungsgericht bereits mehrfach entschieden hatte: Der große Lauschangriff ist ohne Grundgesetzänderung nicht zulässig.

Die neueren Landespolizeigesetze sehen den Einsatz technischer Mittel zum Abhören des in Wohnungen gesprochenen Wortes zur Gefahrenabwehr vor. Sie stützen sich dabei auf Art. 13 Abs. 3 GG, der "Eingriffe und Beschränkungen" zur Gefahrenabwehr vorsieht. Die Bandbreite reicht dabei von sehr engen Bestimmungen wie z. B. in Schleswig-Holstein, die das Abhören von Wohnungen nur zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr für Leib oder Leben einer Person zulassen, bis hin zu Abhörmaßnahmen im Rahmen der vorbeugenden Bekämpfung von Verbrechen sowie gewerbs-, gewohnheits- oder bandenmäßig begangenen Vergehen nach einem umfangreichen Katalog in Bayern. Ich verhehle nicht, daß ich erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken gegen diesen bayerischen Abhörparagraphen habe.

III. Die verfassungsrechtlichen Optionen

Es stellt sich die Frage, welchen Spielraum die Verfassung dem Gesetzgeber eröffnet, das polizeiliche Ermittlungsinstrumentarium im Rahmen der Strafverfolgung um die Möglichkeit des Abhörens von Wohnungen zu erweitern.

1) Die Begrenzung des Wohnungsbegriffs Der Begriff der Wohnung ist im Laufe der Zeit von Rechtsprechung und Literatur näher ausgearbeitet und erweitert worden. Er umfaßt nicht nur alle zur Wohnung gehörenden Nebenräume wie Keller, Böden, abgeschlossene Höfe, sondern auch Arbeits-, Betriebs- und Geschäftsräume. Hinzugekommen sind außerdem Gast- und Hotelzimmer. Hier besteht für den Gesetzgeber am ehesten Gestaltungsspielraum. Nicht jeder Raum, der vom Wohnungsbegriff umfaßt ist, dient im gleichen Maße der ungestörten Entfaltung der Privatsphäre. Insbesondere bei Arbeits-, Betriebs- und Geschäftsräumen, aber auch Garagen und Hinterzimmern von Gasthäusern besteht für den Gesetzgeber die Möglichkeit, zu anderen Wertungen zu kommen. Ein in den Tatbeständen auf organisierte Kriminalität zugeschnittener Straftatenkatalog, Richtervorbehalt und strenge Zweckbindung könnten zu einer verfassungsrechtlich vertretbaren Erweiterung der Abhörmöglichkeiten in diesem Bereich führen.

2) Neue Schranken nach Art. 13 Abs 2 GG Worum es den Befürwortern des "großen Lauschangriffs" im Kern aber geht, das ist eine Erweiterung von Art. 13 Abs. 2 GG um die Möglichkeit, in bestimmten Fällen zu Zwecken der Strafverfolgung das in Privatwohnungen gesprochene Wort abhören zu können. Gesetzliche Beschränkungen von Grundrechten müssen den verfassungsrechtlichen Anforderungen, insbesondere Art. 79 Abs. 3 und Art. 19 Abs. 2 GG genügen.

Nach Art. 79 Abs. 3 GG dürfen bestimmte Verfassungsgrundsätze auch durch verfassungsändernde Mehrheit nicht "berührt" werden. Dazu zählt auch die in Art. 1 GG garantierte Menschenwürde. Sie verbietet allen Trägern staatlicher Gewalt eine Vorgehensweise, die den Menschen zum bloßen Objekt macht. Bei einer geheimen Abhöraktion werden die Betroffenen "gezwungen" ihre persönlichen und intimsten Gespräche in den eigenen vier Wänden zu offenbaren. Da sie mit den Lauschern - im Gegensatz zu einer Telefonabhöraktion - nicht rechnen, haben sie keine Chance, selbst zu bestimmen, welche Informationen sie über sich preisgeben wollen. Bereits die Bestimmungen im OrgKG zum Einsatz technischer Mittel außerhalb von Wohnungen bringen es mit sich, daß Gespräche im Freien mitgehört und aufgezeichnet werden können, auch wenn sie privater Natur sind.

Um so wichtiger ist es, daß dem Menschen eine Sphäre bleibt, in der er sich unbeobachtet bewegen und verhalten kann. Die Rechtsprechnung hat bislang im Abhören des in der Privatwohnung gesprochenen Wortes eine unmittelbare und schwere Beeinträchtigung der menschlichen Würde gesehen. So jedenfalls der Bundesgerichtshof, der den Schutz des in Privatwohnungen gesprochenen Wortes zum "unantastbaren" Bereich der privaten Lebensgestaltung rechnet, auf den die öffentliche Gewalt nicht einwirken darf. Schon an dieser Stelle ist die Schlußfolgerung erlaubt, daß ein Gesetz, das das Abhören von Wohnungen zur Strafverfolgung erlaubt, gegen Art. 79 Abs. 3 GG verstoßen würde und damit verfassungswidrig wäre.

Folgt man dieser Auffassung nicht, so stellt sich die weitere Frage, ob durch ein solches "Abhörgesetz" die Wesensgehaltsgarantie von Art. 19 Abs. 2 GG verletzt wäre. Denn der Wesensgehalt eines Grundrechts darf "in keinem Falle" angetastet werden. Ich will mich nicht lange bei der Diskussion aufhalten, ob bei der Bestimmung des Wesensgehalts ein strenger Maßstab in Form einer absoluten Grenze anzulegen ist oder eine etwas geschmeidigere Abwägung unter Verhältnismäßigkeitsaspekten. Strikte verfassungsrechtliche Ge- und Verbote sind in einer Zeit, die überwiegend von Zweckmäßigkeitserwägungen geprägt ist, offenbar nicht hoch im Kurs.

Geht man also - aus der Perspektive des primär dem Schutz der Grundrechte Verpflichteten - sozusagen von der ungünstigen Annahme der Bestimmung der Wesensgehaltsgarantie unter Verhältnismäßigkeitsgesichtspunkten aus, so wäre ein Gesetz, das das Abhören von Privatwohnungen zum Zwecke der Strafverfolgung erlaubt, mit Art. 19 Abs. 2 GG nur vereinbar, wenn das Abhören geeignet und das mildeste zur Verfügung stehende Mittel zur Aufklärung von Straftaten der organisierten Kriminalität wäre und wenn eine vertretbare Mittel-Zweck-Relation bestünde.

Um mit dem letzteren zu beginnen. Die Gefährlichkeit der organisierten Kriminalität resultiert daraus, daß sie eine Bedrohung nicht nur für die unmittelbaren Opfer, sondern für den Rechtsstaat schlechthin bedeutet. Handelt es sich um organisierte Verbrecher, etwa im Sinne der Kriterien, die die IMK 1990 aufgestellt hat, so haben wir es definitionsgemäß mit Personen zu tun, die ihren Lebensunterhalt durch Drohung und Gewalt von anderen erpressen. Parasitäres Leben auf Kosten anderer, Ausbeutung in ihrer unmittelbarsten und brutalsten Form sind die Kennzeichen organisierter Krimineller.

Sie stellen eine Gefahr für den Rechtsstaat dar, weil sie die Gesetze nicht nur partiell, sozusagen bei Gelegenheit, verletzen, sondern systematisch die rechtsstaatliche Ordnung negieren und sich mit Gewalt, Drohung, Bestechung oder Erpressung einen rechtsfreien oder jedenfalls nach eigenen Normen gestalteten Raum verschaffen. Der Blick nach Italien zeigt, wie weit die Bildung einer derartigen parallelen Machtstruktur gehen kann. Die vom Staat unabhängigen Gesetze der Mafia und anderer mafioser Gruppen, die Macht, diese Normen auch durchzusetzen und die vielfältigen Möglichkeiten, den Staat bis in die Spitzen der Regierung hinein zu paralysieren, haben den italienischen Staat an den Rand des Abgrunds gebracht. Erst jetzt zeigen sich erste Hoffnungsschimmer für eine Wandlung zum besseren, auch wenn es zum Aufatmen noch viel zu früh ist.

Was hat das mit uns in Deutschland zu tun? Auch wenn man sich eine gehörige Skepsis gegenüber den fast täglichen "Alarmmeldungen" und "Rekordzahlen" aus der Kriminalstatistik bewahrt hat, die bei näherer Analyse häufig ihre schrecklichen Dimensionen verlieren, auch wenn man gegenüber den ritualisierten Besorgnissen derer, die gleiches ein Jahrzehnt lang über die Gefahr des Terrorismus unablässig geäußert haben, zurückhaltend ist, so müssen doch ein paar Fakten beunruhigen. Da wäre zum einen die offenkundige Bevorzugung des Bankenplatzes Deutschland für Geldwäsche- und Anlagegeschäfte aller Art. Zum anderen führt manche Spur von der italienischen Mafia nach Deutschland. Der Zusammenbruch des Ostblocks hat ein kriminelles Potential freigesetzt, das in Deutschland ein ideales Operationsfeld sieht.

All dies wäre nicht so problematisch, träfe es nicht auf ein Deutschland, das Zeichen der Erosion der Integrität seiner staatlichen Stellen und des allgemeinen Rechtsbewußtseins nicht verleugnen kann. Mit dem Parteispendenskandal als Höhepunkt zieht sich eine lange Spur von Affären, Skandälchen und Skandalen bis in die jüngsten Tage, die das Bild einer politischen Klasse zeichnen, die jedenfalls in Teilen den Verlockungen des Geldes nicht widerstehen kann. Gelegentlich vernehmbare Andeutungen über bestechliche Polizeibeamte lenken den Blick auf eine empfindliche Schwachstelle des Rechtsstaats, sollte es sich dabei um mehr als nur ein paar Einzelfälle handeln. Auch ein auf den ersten Blick ganz anderer Gesichtspunkt gehört hierhin: Manche Umfragen signalisieren eine wachsende Unsicherheit in der Bevölkerung in Fragen der inneren Sicherheit. Eine zunehmende Angst, jederzeit selbst Opfer einer Straftat werden zu können, bedeutet auch dann einen Verfall der Lebensqualität, wenn dieses subjektive Angstgefühl objektiv unbegründet ist.

Gewiß, der Rechtsstaat in Deutschland ist funktionsfähig. Befürchtungen, die Polizei sei weitgehend korrupt, sind durch nichts zu belegen. Die wenigen seriösen Untersuchungen über organisiertes Verbrechen in Deutschland zeigen andere Zahlen als die propagandistisch aufgemachten Tatarenmeldungen mancher professioneller Schwarzmaler, und es ließe sich eine ansehnliche Liste weiterer signifikanter Unterschiede zwischen den deutschen und den italienischen "Verhältnissen" aufstellen. Aber angesichts der Gefährlichkeit organisierter Verbrechen für Staat und Gesellschaft macht es durchaus Sinn, bereits frühzeitig zu reagieren und die Gefahr möglichst im Keim zu ersticken. Kein Zweifel also, daß es um ein wichtiges Anliegen der Allgemeinheit geht, wenn Kriminalität in ihrer organisierten Form entschlossen und effektiv bekämpft werden soll.

Ist das Abhören von Wohnungen das geeignete Mittel? Es gibt Aussagen, wonach in den USA in etwa 80 Prozent der von den Gerichten verhandelten Fälle aus dem Bereich der organisierten Kriminalität eine Überführung der Täter nur mit Hilfe des Einsatzes technischer Mittel in Wohnungen möglich war. Andererseits soll es in den USA im Jahre 1991 nicht mehr als 45 Abhörfälle gegeben haben, die mit dem "großen Lauschangriff" vergleichbar sind. Die Erklärung für die große Differenz liegt darin, daß in den USA häufig das angewandt wird, was bei uns als "kleiner Lauschangriff" bezeichnet wird, nämlich das Abhörgerät, das der Polizeibeamte bei sich trägt.

Techniker versichern, es sei ohne weiteres möglich, sich mit technischen Mitteln gegen das Abhören zu wehren. Gegen jeden elektronischen Lauschangriff gebe es ein elektronisches Abwehrmittel. Schon laute Musik und das Laufenlassen des Wasserhahnes führe zu unschönen Tonstörungen. Am wirkungsvollsten und damit geeignetsten ist das Abhörmikrophon, wenn die Abgehörten überhaupt nicht oder nicht an diesem Ort mit dem Abhören rechnen. Ersteres basiert auf dem Überraschungsmoment, das bald nach Inkrafttreten eines Abhörgesetzes verbraucht sein dürfte. Letzteres bedingt, nicht nur die Wohnung des Verdächtigen, sondern auch die seiner Kontaktleute abzuhören, so wie es im Entwurf des OrgKG zunächst auch tatsächlich vorgesehen war. Dies bedeutet aber von vornherein, daß auch unbeteiligte Dritte abgehört werden.

Möglicherweise ist das Abhören von Wohnungen ein geeignetes Mittel, um in Einzelfällen Täter aus dem Bereich der organisierten Kriminalität zu überführen. Es ist aber keine Wunderwaffe mit durchschlagendem Erfolg. Italien und die USA wenden sie seit langem an und haben gewiß nicht weniger organisierte Kriminalität als die Bundesrepublik.

Die wohl am schwersten zu beantwortende Frage ist die, ob nicht mildere Mittel als der große Lauschangriff zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität zur Verfügung stehen. Niemand kann darauf eine verläßliche Antwort geben. Aber eine ganze Reihe von Gründen sprechen dafür, daß andere, weit weniger einschneidende Möglichkeiten zur Intensivierung der Fahndung zur Verfügung stehen.

Einige davon sind:

- Die Umorientierung der Strafermittlungsbehörden und die Konzentration der Kräfte. Die einseitige Fixierung auf den Terrorismus hat Polizei, Politik und Bevölkerung mehr als ein Jahrzehnt in Atem gehalten, ohne daß die dabei erzielten Erfolge diesen immensen Aufwand gerechtfertigt hätten. Aus Italien ist bekannt, daß die Mafia die intensive Fahndung der Sicherheitskräfte nach den Roten Brigaden und rechtsextremistischen Eisenbahnattentätern mit größtem Wohlwollen betrachtete und die so entstehenden Freiräume zu nutzen wußte. Nachdem auch bei uns der Terrorismus keine bedeutende Rolle mehr spielt, könnte der Fahndungsapparat entsprechend umgestellt und mit der gleichen Intensität gegen das organisierte Verbrechen eingesetzt werden.

- Nach der Ermordung des Generals della Chiesa durch die Mafia wurde in Italien das sogenannte La-Torre-Gesetz verabschiedet, das unter anderem einen Straftatbestand "mafiose Vereinigung" enthält. Es stellt die bloße Mitarbeit in der Mafia unter Strafe und enthebt der Notwendigkeit, den einzelnen Mitgliedern konkrete Taten nachzuweisen. Ähnliches ist uns in Deutschland auf anderen Gebieten keineswegs unbekannt. § 129 a StGB, der die Strafbarkeit der Bildung, Unterstützung usw. einer terroristischen Vereinigung unter Strafe stellt, hat in § 219 StGB ein Pendant für die Allgemeinkriminalität. Liest man in der Kommentierung zu § 129 StGB nach, so findet man eher etwas über die Frage, ob eine Handvoll Hausbesetzer eine kriminelle Vereinigung sein können, als über organisierte Kriminalität. Warum plötzlich so zurückhaltend, wenn es gegen organisierte Kriminalität geht?

- Die elektronische Datenverarbeitung der Polizei ist in den vergangenen beiden Jahrzehnten in beispielloser Weise hochgerüstet und ausgebaut worden. Kein wirklich wichtiges Datenverarbeitungsprojekt ist dabei - Volkszählungsurteil hin oder her - an Datenschutzbedenken gescheitert. Wer so tut, als sei die polizeiliche Datenverarbeitung im Postkutschenzeitalter stehengeblieben und müsse doch nun "endlich" auch modernisiert werden, weiß nicht, wovon er spricht, oder er täuscht das Publikum. Es würde Seiten füllen, wollte man die ständigen Veränderungen und Erweiterungen der polizeilichen Datenverarbeitung in den letzten zwanzig Jahren hier Revue passieren lassen.

Der Weg ging von der Automatisierung traditioneller Sammlungen wie der Kriminalaktennachweise und des Fahndungsbuches über die beständige Ausweitung der gespeicherten Personenkreise von Beschuldigten und Verdächtigen hin zu "anderen Personen" wie Kontakt- und Begleitpersonen. PIOS-Dateien, Rasterfahndung, Falldateien und polizeiliche Beobachtung erweiterten den Blickwinkel der polizeilichen Datenverarbeitung in das Vor- und Umfeld von Straftaten hinein. Online-Zugriffe auf Verwaltungsdaten in Einwohnermeldekarteien und Kraftverkehrs-Zulassungsregistern sowie auf das Ausländerzentralregister im Sekundenbereich eröffneten neue Dimensionen der Ermittlungsarbeit. Hinzu kommen die enormen Verbesserungen der Kriminaltechnik, etwa durch revolutionierende Neuerungen in der Auswertung erkennungsdienstlicher Unterlagen.

Es bedurfte einer eigenen Darstellung, wollte man alle wichtigen Veränderungen der polizeilichen Datenverarbeitung in den letzten beiden Jahrzehnten schildern.

Ob die polizeiliche Datenverarbeitung gut und vor allem tauglich für die Fahndung im Bereich der organisierten Kriminalität ist, steht freilich auf einem anderen Blatt. Falldateien und PIOS-Verfahren scheinen auf organisierte Kriminalität zugeschnitten, gleichwohl aber ohne Wirkung zu sein, wenn öffentlich stets mit dem Bild der technisch völlig rückständig ausgestatteten Polizei operiert wird. Ohne daß hier in die Einzelheiten gegangen werden kann, fällt doch auf, daß die Fixierung der Polizei auf den terroristisch motivierten Gewalttäter auch die Struktur der polizeilichen Datenverarbeitung bestimmt hat. Polizeiliche Beobachtung und Rasterfahndung zielen auf einen ganz bestimmten Tätertypus, eben den sich legal tarnenden, unter falscher Identität lebenden Terroristen, zu dessen logistischem Umfeld Kuriere und andere reisende Helfer gehören.

Nach Wegfall der Grenzkontrollen dürfte die Erfolgsaussicht der polizeilichen Beobachtung mehr oder weniger auf Lotterieniveau gesunken sein. Und daß je ein Täter der organisierten Kriminalität mit Hilfe der Rasterfahndung überführt worden wäre, konnte man noch nirgends lesen. Gleichwohl finden sich Rasterfahndung und polizeiliche Beobachtung im OrgKG und - zu Zwecken der Gefahrenabwehr! - in fast allen Landespolizeigesetzen, leidenschaftlich verteidigt von denen, die einer möglichst optimalen Ausstattung der Polizei das Wort reden. Es scheint so, als habe die Polizei seit den kühnen Visionen des früheren BKA-Präsidenten Horst Herold konzeptionell nicht viel Neues für ihre Datenverarbeitung zu Papier gebracht.

Manche meinen, die Kronzeugenregelung müsse auch im Bereich der organisierten Kriminalität eingeführt werden. Die Erfolge der italienischen Fahnder beruhen zu einem erheblichen Maße auf der Zusammenarbeit mit Aussteigern, die dort pentiti genannt werden. Bevor aber rechtsstaatlich zumindest zweifelhafte Wege begangen werden, wäre schon viel gewonnen, wenn der unbescholtene Zeuge sicher sein könnte, daß der Staat für sein Leben und seine Gesundheit ohne wenn und aber einsteht. Dies kann im Einzelfall kostspielig sein. Aber diese Kosten gilt es gegen die rechtsstaatlichen Kosten einer Kronzeugenregelung aufzurechnen. Immerhin war einer der wichtigsten Kronzeugen des Richters Falcone ein gnadenloser Killer der Mafia, der, obwohl er nachweislich zumindest ein Dutzend Menschen ermordert hat, wie man hört, geschützt in Kasernen in den USA lebt.

Deutschland gilt als Eldorado der Geldwäsche. Das entscheidende Instrument zur Entdeckung derartiger Vorgänge, das Gewinnaufspürungsgesetz, wurde im letzten Moment aus dem Paket des OrgKG herausgenommen. Dem Vernehmen nach sollen sich die Banken dagegengestemmt haben. Wir tun in Deutschland manchmal so, als sei das Bankengeheimnis der Inbegriff des sensiblen Datums. Die Datenschutzgesetze liefern dafür keinen Beleg. Die bei Banken gespeicherten Daten sind nicht mehr und nicht weniger geschützt als sonstige Daten im Privatbereich, etwa bei Versicherungen, Versandhäusern oder in Betrieben. Millionen Bankkunden müssen sogar die Erfahrung machen, daß ihre Daten von den Banken - natürlich nur mit ihrem Einverständnis, aber wenn sie es verweigern, erhalten sie kein Girokonto - an die Schufa übermittelt und von dort wieder abgerufen werden. Dieses Instrument zur Gewährleistung des gläsernen Bankkunden haben sich die Banken geschaffen, um sich vor Kreditrisiken zu schützen.

Ohne daß das Gewinnaufspürungsgesetz hier in allen Einzelheiten als besonders geglückt bezeichnet werden soll, fällt doch auf, daß alle Datenschutzbedenken gegen das OrgKG im übrigen nichts bewirken konnten, dieses Gesetz aber, das die Handhabe zur Ermittlung von Geldwäsche bieten soll, kurzfristig gestrichen wurde. Sollte es wirklich verhältnismäßig sein, mit dem Lauschangriff in die Privatwohnungen hineinzuhören, statt verdächtige Kontenbewegungen näher unter die Lupe zu nehmen?

Der Blick nach Italien ist besonders dann beliebt, wenn auf die Gefährlichkeit der Mafia aufmerksam gemacht werden soll. Er lohnt sich aber auch, wenn es um die Diskussion der richtigen staatlichen Reaktion geht.

Die Stadtverwaltung von Palermo war über viele Jahre eine gute Anlaufadresse für die Mafia. Dies änderte sich, als der Christdemokrat Leoluca Orlando zum Bürgermeister gewählt wurde. Er hatte nur eine kurze Regierungszeit, dann hatten es die "alten Kräfte" geschafft, ihn wieder loszuwerden. Zu den eindrucksvollsten Maßnahmen, die Orlando in dieser Zeit gegen die Mafia in die Wege leiten konnte, gehörten:

1. Eine aktive Sozialpolitik in den Elendsvierteln von Palermo, die den Jugendlichen eine Alternative zum Weg in die Mafia geben sollte.

2. Der Ausschluß aller Firmen von der Städtischen Auftragsvergabe, die im Geruch standen, mit der Mafia zusammenzuarbeiten, sofern sie nicht das Gegenteil beweisen konnten.

3. Die Herstellung von Transparenz über das Verwaltungshandeln der Stadt Palermo.

Insbesondere der letzte Gesichtspunkt entzog der gedeihlichen Zusammenarbeit von Mafia, Politik und Verwaltung den Nährboden. Orlando öffnete die Sitzungen und Akten der Stadt der Beobachtung durch Bürgerinitiativen. Er richtete ihnen sogar ein Büro im Rathaus von Palermo ein, von dem aus sie die Politik der Stadtverwaltung kritisch beobachten konnten. Das Beispiel der Politik Leoluca Orlandos in Palermo zeigt, wie wichtig das Funktionieren der demokratischen Institutionen für einen erfolgreichen Kampf gegen das organisierte Verbrechen ist. Transparenz des Verwaltungshandelns, datenschutzrechtlich begründete Akteneinsichts- und Auskunftsrechte, Teilnahmerecht der Öffentlichkeit an Sitzungen der Kommunalvertretung, transparentes Finanzgebahren der Parteien und der gewählten Abgeordneten, Kontrolle der staatlichen Verwaltung, einschließlich des Polizeiapparates, und eine funktionierende, wachsame Presse, sind wichtige vorbeugende Maßnahmen gegen die Unterwanderung des Staates durch organisierte Kriminalität.

Der in den letzten Monaten zu beobachtende Umschwung in Italien, der die öffentliche Meinung an die Seite der Ermittler gebracht hat, hat entscheidend zu den jüngsten Erfolgen bei der Fahndung nach der Mafia beigetragen. Mag sein, daß die Mafia mit der Ermordung von Borsellino und Falcone den Bogen überspannt hat. In jedem Falle aber hat die Überwindung der Omertà, d. h. des Prinzips des Verschweigens entscheidende Wirkung gezeigt. Die öffentlichen Demonstrationen in Sizilien anläßlich der Beisetzung von Falcone und Borsellino dokumentieren, daß die Bevölkerung nicht mehr bereit ist, dem Treiben der Mafia und der staatlichen Hilflosigkeit tatenlos zuzusehen.

Die neugewonnene Unterstützung durch die Bevölkerung hat sich dann auch als Trumpfkarte gegen die Mafia erwiesen. Obwohl, wie kürzlich Richter Luciano Violante anläßlich einer Veranstaltung im Berliner Reichstag ausführte, Corleone, einer der Hauptstützpunkte der sizilianischen Mafia, in großem Umfang elektronisch abgehört wurde, konnte der Boß der Bosse, Riina, seinen Fahndern fast 30 Jahre lang entkommen. Erst jetzt fanden Zeugen den Mut, mit der Polizei zusammenzuarbeiten und lieferten damit die entscheidenden Hinweise für die Verhaftung. Die Bereitschaft der Bevölkerung, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, hat sich zumindest in Italien als ein entscheidender Faktor bei der Fahndung nach der Mafia herausgestellt.

Zieht man die Bilanz, so zeigt sich, daß es eine ganze Reihe von erfolgversprechenden Möglichkeiten gibt, die Fahndung nach dem organisierten Verbrechen zu verbessern und zu intensivieren, ohne daß Maßnahmem vom Kaliber des Abhörens von Privatwohnungen unbedingt notwendig wären. Daraus ergeben sich durchgreifende Zweifel an der Verhältnismäßigkeit der Schaffung einer derartigen Befugnis. Selbst wenn man also der "flexibleren" Auslegung zu Art. 19 Abs. 2 GG folgt, kommt man zu dem Ergebnis, daß die Einführung des großen Lauschangriffs einen Eingriff in den Wesensgehalt des Schutzes der Unverletztlichkeit der Wohnung darstellen würden.

Die verfassungsrechtlichen Möglichkeiten zur Einführung des großen Lauschangriffs sind also alles andere als unbegrenzt. Außer einer Neuinterpretation des Wohnungsbegriffs bestehen sowohl im Hinblick auf Art. 79 Abs. 3 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG als auch wegen der Verletzung der Wesensgehaltsgarantie nach Art. 19 Abs. 2 GG Bedenken gegen neue Abhörmöglichkeiten.

IV. Abschluß

Darüber hinaus sprechen auch verfassungspolitische Gründe gegen den "großen Lauschangriff". Welche Grenzen und Grundsätze sollen noch gelten, wenn alles und jedes der Effektivität der Fahndung nach organisierten Verbrechern untergeordnet wird? Welches werden die nächsten Forderungen der Polizeiführung sein, die schon am Abend der Verabschiedung des OrgKG - vorsichtshalber? - verlauten ließ, das alles ginge nicht weit genug? Wie soll dem Publikum erklärt werden, daß es natürlich auch nach Einführung des großen Lauschangriffs - so wie in Italien und den USA auch - weiterhin steigende Kriminalitätsraten und wachsende organisierte Kriminalität gibt? Wo sind die nachprüfbaren großen Erfolge der Polizei in Ländern wie Bayern, die bereits jetzt großzügige Abhörbefugnisse sogar im Vorfeld von Vergehen haben?

Die Diskussion greift zu kurz, wenn sie ausschließlich auf die Effektivität und die Wünsche der Polizei abstellt. Bestimmte Dinge darf der Staat auch dann nicht tun, wenn sie Erfolg versprechen. Oder mit den Worten des Bundesgerichtshofes: "Mit der Menschenwürde läßt es sich nicht vereinbaren, wenn der Staat das Recht für sich in Anspruch nehmen könnte, die im engsten Familienkreis geführten Gespräche zu kontrollieren . . . Selbst überwiegende Interessen der Allgemeinheit können einen Eingriff in den geschützten Kernbereich privater Lebensgestaltung nicht rechtfertigen." Dem möchte ich nichts hinzufügen.

Die Kunst, der § 218 und ein Frauenministerium Wie die niedersächsische Politikerin Waltraud Schoppe ein Ausstellungsprojekt zunächst förderte und dann plötzlich fallenließ

OSNABRÜCK. Für die Verknüpfung der scheinbar gegensätzlichen Bereiche - Kunst mit dem Konfliktfeld § 218 - finden sich in der Vergangenheit erstaunliche Beispiele. Künstlerinnen und Künstler mischten sich in beide Kampagnen ein, die in diesem Jahrhundert bereits um die Entkriminalisierung von Abtreibung geführt wurden. Sie reflektierten mit ihren Arbeiten nicht nur die zeittypischen Argumente und entwarfen Strategien, sondern ließen vor allem auch den spezifischen Charakter des Paragraphen als gesellschaftliches Machtinstrument erkennbar werden. Diese bildkünstlerischen Stellungnahmen wurden in Ausstellungen gezeigt: 1931 war es die Schau "Frauen in Not" und 1977 "§ 218 - Bilder gegen ein K(l)assengesetz".

Die Guernica-Gesellschaft in Osnabrück, zu deren Aufgaben die Erforschung oppositioneller Kunst zählt, regte auch für die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um den § 218 eine Ausstellung an. Sie wollte mit diesem Projekt die Tradition künstlerischer Einflußnahme fortsetzen. Sowohl die historische Perspektive als auch die veränderten Verhältnisse sollten dabei Beachtung finden. Gleichzeitig versprach sie sich mit dieser Ausstellung einen Beitrag zur Klärung der Frage, ob und wie sich die heute postulierte Gleichstellung der Geschlechter in der Kunst von Frauen ausdrückt.

Längst haben sich Künstlerinnen von der ihnen zugewiesenen Opferrolle befreit, die noch in den siebziger Jahren die Bilder dominierte. Doch obwohl der § 218 heute als Anachronismus verstanden wird, bleibt er selbst in der Fristenlösung mit Beratungspflicht als Symbol für eine Gesellschaft stehen, in der die "Differenz in der Gleichheit" als Zeichen der Unmündigkeit gewertet wird. Die Auswirkung dieser Einstellung ist auch in der gegenwärtigen Kulturszene evident. Kunst gilt zwar als geschlechtsneutral, ihre Beurteilung erfolgt aber nach männlichen Maßstäben; so erscheinen Frauenarbeiten selten förderungswürdig. Wie die konkreten Machtverhältnisse aussehen, veranschaulicht stellvertretend das Karlsruher hochrichterliche "Gruppenbild mit Damen". Auch die Vorgänge in Erlangen machten klar, in welcher Weise wer über wen Entscheidungen fällt.

Die Frauen der Guernica-Gesellschaft waren sich darin einig, daß die Schwachstellen der beiden historischen Ausstellungen vermieden werden müßten, sollte eine höhere Effizienz erreicht werden. Zum einen sollte das Projekt in der Hand von Frauen liegen - 1931 machten vor allem Männer diese "Frauensache" zu ihrer Angelegenheit. Das ist verständlich, denn ausschließlich sie handhabten die notwendigen Schalthebel. Zum anderen sollte im Gegensatz zu 1977 eine angemessene finanzielle Unterstützung eine breitere Wirkung ermöglichen.

Die Erwartung schien nicht unbegründet. Die von den Kampagnen gegen den § 218 ausgehende Protestbewegung der Frauen in den siebziger Jahren hatten zwar nicht den Fall des Paragraphen zur Folge, aber immerhin die Gründung von Frauenministerien. In Niedersachsen steht ihm eine Ministerin vor, die sich mit dieser Thematik bereits 1983 in einer berühmten Bundestagsrede profilierte.

Waltraud Schoppe zeigte denn auch spontan Interesse und die Bereitschaft, dieses Projekt durchzuführen; ein Kostenplan wurde aufgestellt, eine Projektleiterin gefunden und ein Konzept erarbeitet. Die Guernica-Gesellschaft in Osnabrück und die Neue Gesellschaft für bildende Kunst in Berlin waren bereit, die Trägerschaft zu übernehmen und ihre fachlichen Kompetenzen beratend zur Verfügung zu stellen. Etwas befremdend wirkte auf die Initiatorinnen zwar, daß ihr Vorschlag, auch andere Frauenministerien zur Mitarbeit zu gewinnen, von vornherein abgelehnt wurde; dennoch ließen die Anfänge auf eine produktive Zusammenarbeit mit Hannover schließen.

Die weiteren Vorgänge sind deshalb kaum verständlich. Das mit großem Engagement aufgenommene Projekt schien plötzlich uninteressant. Mehr noch: Die sich dafür als federführend bezeichnende Pressesprecherin verweigerte - angeblich wegen Arbeitsüberlastung - jede Information über die weitere Planung. Der Arbeitsbeginn der Projektleiterin wurde ohne Angabe von Gründen von Monat zu Monat hinausgeschoben. Schließlich war zu erfahren, daß auch die Mitarbeit der beiden Gesellschaften unerwünscht sei - das Ministerium wollte die Ausstellung zu einem Prestigeobjekt in eigener Sache gestalten.

Inzwischen hatten allerdings auch die Grünen der Abtreibungs-Pflichtberatung zugestimmt. Damit war es für Schoppes Ministerium kaum noch möglich, sich ausgerechnet mit der Paragraphenproblematik zu schmücken. Deshalb wurden frühere Pläne der Pressesprecherin für eine "schöne" Frauenausstellung ohne brisante Thematik reaktiviert. Wie sollten diese Überlegungen aber den Frauen erklärt werden, die sich bereits mit erheblichem Arbeitsaufwand für das Paragraphenprojekt engagiert hatten?

Was folgte, wirkt wie ein Taschenspielertrick: Die veranschlagte Summe für das Kunstprojekt § 218 wurde vom Ministerium drastisch erhöht, so daß es nun nicht mehr finanzierbar erschien und durch die Verzögerungstaktik kurzsichtig als nicht mehr aktuell bezeichnet werden konnte. Daß trotz mehrfacher schriftlicher Anfragen bis heute weder eine definitive Absage noch eine Erklärung der Vorgänge gegeben wurde, läßt sich ebenfalls nur als strategischer Schachzug werten: Es sollte die Möglichkeit verhindert werden, rechtzeitig mit Hilfe anderer Stellen das Projekt dennoch zu realisieren.

Eine Kunstausstellung zu der dritten großen Auseinandersetzung um den § 218 in diesem Jahrhundert wird also gerade an der Institutionalisierung der Belange von Frauen scheitern. Ein Ministerium wird Frauenkultur nicht fördern, sondern behindern, wenn es damit vor allem die eigene Position stärken will und eine breitgefächerte Zusammenarbeit ausschließt. Solange Frauen nicht gelernt haben, mit Macht professionell umzugehen, muß nach anderen Wegen gesucht werden. Einer Lösung der bereits um 1900 gestellten Frage scheinen wir aber bis heute nicht näher gerückt zu sein: Wie läßt sich die materielle Unterstützung einer spezifisch weiblichen Kunst erreichen, um "der Menschheit jene zweite Form der Kultur zu erobern, welche die Frau der Welt schuldig ist" (Anna L. Plehn, 1904)? GISELA SCHIRMER

Die Autorin ist Kunsthistorikerin und Vorstandsmitglied der Guernica- Gesellschaft in Osnabrück. Sie arbeitet zur Zeit an einer Dissertation über die internationale Ausstellung "Frauen in Not", die 1931 in Berlin und 1932 in Frankfurt a. M. gezeigt wurde.

Tauschbörse für alte Telefonbücher geplant

LIEDERBACH. Einen Vorteil haben die Bewohner der kleinsten Gemeinde im Kreis gegenüber anderen Telefonanschlußbesitzern: Sie dürften weitaus seltener Anrufe von Fremden oder flüchtigen Bekannten bekommen. Denn die Niederhofheimer sind im Frankfurter Telefonbuch zu suchen, die Oberliederbacher im Bad Sodener Verzeichnis.

Ein Umstand, der auch den Liederbachern zu schaffen macht: Denn um jemanden im anderen Ortsteil anzuläuten, müssen sie oft die Auskunft behelligen, da ihnen das Telefonbuch von Frankfurt oder Soden fehlt. Die Gemeindeverwaltung will dem Manko mit einer Telefonbuch-Tauschbörse abhelfen: Sobald die neuen Bücher da sind, sollen die Liederbacher ihre alten im Rathaus abgeben, um sie den Telefonkunden des anderen Ortsteils zur Verfügung zu stellen. ana

Spaß auf Reifen und Rutschen Stadt peppte Spielplätze auf

KELKHEIM. Ein Riesenkettenkarussell oder die Super-Achterbahn für ihre jüngsten Bürger hat die Stadtverwaltung zwar nicht - wie im Kelkheimer Kinder-Wunschbuch gefordert - in der Stadtmitte aufgebaut. Aber immerhin 77 700 Mark hat sie im vorigen Jahr in die insgesamt 19 Spiel- und sechs Bolzplätze investiert.

Für den Spielplatz Sindlinger Wiesen gab's eine große Reifenschaukel, im Dingesweg wurde ein Kletter-Rondell aufgestellt, die Bolzplätze in Fischbach wurden mit neuen Alu- Bolztoren aufgepeppt, und auf dem Spielplatz in Ruppertshain können sich die Mädchen und Jungen jetzt auf einer Turnrutsche vergnügen. In Eppenhain stehen zudem seit vorigem Jahr zwei neue Federtiere im Tummelbezirk der Kleinsten.

Aufwendiger für die Stadt ist allerdings der Unterhalt der Spielplätze: Wegen der Hygiene muß die Sandkuchen- und Burgen-Rohmasse in den Sandkästen jährlich ausgetauscht werden, was allein 11 000 Mark per anno verschlingt. Weitere 6400 Mark gingen im vergangenen Jahr für Reparaturen an Spieltürmen und Sandkästen drauf, und die Wartung der übrigen Geräte und der Bolzplätze schlug mit 30 000 Mark zu Buche.

Ausgebrannte Papierkörbe, demolierte Bänke und ramponierte Wege wurden für 6000 Mark repariert. Pflege und Reinigung kosteten die Stadt 1992 rund 18 000 Mark - wobei nicht eingerechnet ist, was städtische Gärtner und Leute des Bauhofes an Reparaturen und Pflanzarbeiten leisteten. Als letzten Posten in der Aufstellung zahlte die Stadt Kelkheim 6300 Mark Pacht für die Spielplatzflächen in Münster und "Wäldchen". ana

Barockes kontra moderne Töne Für Konzertreihe "Musik im Kreishaus" gibt's schon Karten

MAIN-TAUNUS-KREIS. Im Kreishaus geigen sich nicht nur Politiker verschiedener Couleur die Meinung oder bringen sich Verwaltungsleute gegenseitig Flötentöne bei - regelmäßig gibt es auch hochkarätige Musikkonzerte im Kreistagssitzungssaal. Den Auftakt der Konzertreihe "Musik im Kreishaus" macht ein Kelkheimer Pianist am Sonntag, 23. Mai, um 17 Uhr mit Werken von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann und Frederic Chopin.

Christoph Soldan studierte in der Meisterklasse von Eliza Hansen und Justus Frantz an der Hamburger Musikhochschule und ist seit 1988 Stipendiat der Studienstiftung "Die Zeit". Der junge Kelkheimer machte zudem bereits mehrere Rundfunk- und Fernsehaufnahmen.

Das renommierte Posaunenquintett Berlin mit Wilfried Helm (Altposaune), Ralf Zank (Tenorposaune), Norman Reichelt (Tenorbaßposaune), Jörg Lehmann (Baßposaune) und Jens-Peter Erbe (Tuba) wird am 19. September, 17 Uhr, im Kreishaus erwartet. Das Programm reicht vom Frühbarock bis zu zeitgenössischer Musik mit Werken unter anderem von Johann Christoph Pezelius, Daniel Speer, Samuel Scheidt, Johann Sebastian Bach und Leonard Bernstein.

Als kammermusikalischen Geheimtip preist Gastgeber Landrat Jochen Riebel das Trio Parnass an, das am 17. Oktober um 17 Uhr das Abschlußkonzert der Reihe "Musik im Kreishaus" gibt. Es spielen Monica Gutman aus Bukarest (Klavier), der ehemalige Konzertmeister an der Oper in Kiew, Marat Dickermann (Violine), und der Hofheimer Jörg Wiederhold (Cello), der seit 1978 an der Frankfurter Musikhochschule unterrichtet. Das Trio präsentiert Werke von Mozart, Mendelssohn-Bartholdy und Brahms.

Karten für die Konzerte gibt es im Kulturamt des Kreises, Telefon 0 61 92 / 201-320 oder -337, in den Buchhandlungen Schütz (Hofheim) und Herr (Kelkheim) oder an der Abendkasse eine Stunde vor Konzertbeginn. ana

Illegales Arbeiten gerügt

OLDENBURG, 16. März (AP). Gefängnisstrafen und einen Ausschluß bei der öffentlichen Auftragsvergabe für Unternehmer, die illegal Arbeitskräfte beschäftigen, hat Ursula Engelen-Kefer gefordert. Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) rechnete in der in Oldenburg erscheinenden Nordwest-Zeitung vor, daß dem Staat Steuergelder und den Sozialversicherungen Einnahmen in Milliardenhöhe wegen illegaler Beschäftigung entgingen. Allein am Bau würden rund eine halbe Million Ausländer illegal beschäftigt.

Engelen-Kefer sprach sich gegen den Plan aus, Arbeitslose zur besseren Kontrolle künftig alle vier Wochen zum Arbeitsamt zu zitieren und nicht wie bisher alle drei Monate. Es dürfe keine Kontrollflut geben, sagte sie. Sie glaube auch nicht, daß Sozialminister Norbert Blüm durch schärfere Kontrollen "Milliarden kassieren" könne. "Wenn das so einfach wäre, hätte er das längst machen müssen."Haftstrafe für Informantenschutz

STUART, 16. März (AP). Ein US-Journalist hat am Montag unter Beweis gestellt, daß ihm Informantenschutz über alles geht: Weil er den Namen eines Gewährsmannes nicht preisgeben wollte, der ihm vertrauliche Gerichtsakten in einem Fall zugänglich machte, in dem es um das Sorgerecht für ein Kind ging, hat er am Montag eine 30tägige Haftstrafe angetreten. Noch in der vergangenen Woche hatte der 24jährige Tim Roche ein Angebot von Gouverneur Lawton Chiles ausgeschlagen, als Strafe für das Verschweigen seines Informanten 300 Stunden Sozialarbeit zu leisten. Roche hatte erklärt, er sei an sein Wort gebunden und werde seine Quelle schützen.

"Täter verkaufen Freundschaft" Studie: Anlagebetrüger nutzen Einsamkeit vieler Leute aus

WIESBADEN (ap). Trotz zahlreicher Warnungen blüht in Deutschland das Geschäft mit betrügerischen Formen der Kapitalanlage. Rund 40 Milliarden Mark, schätzen Experten, beträgt jährlich der Schaden, der durch diese Art der Bauernfängerei entsteht. Gewinnstreben ist ein Grund, warum immer wieder Leute auf die Versprechungen solcher Gauner hereinfallen. Eine Studie im Auftrag des Bundeskriminalamtes (BKA) ist allerdings noch zu weitaus tiefer gehenden Erkenntnissen gekommen. "Die Täter verkaufen keine Kapitalanlagen, die Täter verkaufen Freundschaft", erläutert der Psychologe Hermann Liebel vom Bamberger Institut für Wirtschaftskriminalität als einer der Autoren der Untersuchung die gewonnenen Erkenntnisse.

Viele Opfer hätten schlicht den Wunsch nach einem direkten und persönlichen Kontakt. Anders als die Anlageberater der meisten Banken, suchten die Gauner ihre "Kunden" zu Hause auf und berieten sie am Wohnzimmertisch: "Viele Anleger sind froh, daß sich jemand um sie kümmert", sagt Liebel. Außerdem, und dies hält er für einen wichtigen Faktor, seien zahlreiche Opfer von ihrer eigenen Kompetenz in kaufmännischen und finanziellen Angelegenheiten überzeugt. Diese Illusion versuchten die Betrüger nach Kräften zu bestärken, der Kunde fühle sich dadurch persönlich bestätigt.

Liebel und sein Kollege Joachim Oehmichen haben insgesamt 906 Fälle mit einem Gesamtschaden von mehr als 63 Millionen Mark durchleuchtet. Dabei mußten sie feststellen, daß die Opfer häufig Menschen mit überdurchschnittlicher Bildung und gehobenem Einkommen sind. In der Regel verfügten die Geschädigten selbst über eine bessere Ausbildung als die Täter, die ihren Opfern offenbar häufig nur durch ihre "kriminelle Kreativität" voraus seien. Selbst Kaufleute ließen sich aufs Kreuz legen.

Nicht selten komme es vor, daß Leute mehrmals geprellt werden: "Der Anleger ist das einzige Lebewesen, dem man das Fell mehrfach über die Ohren ziehen kann", sagt Liebel. Viele würden nach einem Betrug glauben, etwas dazugelernt zu haben und vor zukünftigen Überraschungen gefeit zu sein. "Das Maß an Dummheit unter denen, die Geld haben, ist offenbar schrankenlos", meint dazu BKA-Chef Hans-Ludwig Zachert.

Mit einem Abebben der finanziellen Betrügereien ist nach Einschätzung des BKA vorläufig nicht zu rechnen. Vor allem in den neuen Bundesländern entstehe ein "großer krimineller Markt" für windige Finanzgeschäfte, warnt Zachert.

Protest gegen neue Staustufen

BONN, 16. März (AP). Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat gegen den geplanten weiteren Ausbau von Donau und Elbe mit Staustufen protestiert. BUND-Sprecher Hubert Weiger sagte am Dienstag in Bonn, das würde die "blinde Zerstörung von ökologisch hochwertigen Lebenräumen" bedeuten. Beispielsweise lebe in den niederbayerischen Donauauen die größte Zahl von Blaukehlchen in Mitteleuropa.

Die Umweltschützer forderten das Bundesverkehrsministerium auf, für die Donau andere Planungen durch unabhängige Experten erarbeiten und prüfen zu lassen. Erforderlich seien auch glaubwürdige Bedarfsrechnungen und Kosten- Nutzen-Analysen unter Berücksichtigung der Kapazitätspotentiale der Bahn. An der Elbe solle auf die beabsichtigte Flußzerstörung ganz verzichtet werden.

Mehr Zahnvorsorge für Kinder

KÖLN, 16. März (AP). Kinder sollen künftig stärker von zahnmedizinischen Vorsorgemaßnahmen profitieren. Wie die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung am Dienstag in Köln mitteilte, geht dies aus den neuen Richtlinien zur sogenannten Individualprophylaxe hervor, die Krankenkassen und Zahnärzte auf Grundlage der Gesundheitsreform jetzt verabschiedeten. Bislang habe es lediglich für Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren einige spezielle Maßnahmen gegeben.

Neu ist bei den Richtlinien vor allem, daß die sogenannte Fissurenversiegelung auch für Kinder von sechs bis elf Jahren zur Verfügung stehen soll. Dies bedeute, daß die Grübchen (Fissuren) auf den Backenzähnen mit einem speziellen, fluoridhaltigen Kunststoff überzogen würden. Dadurch könnten Bakterien nicht mehr eindringen und Karies erzeugen. Die Versiegelung solle so früh wie möglich erfolgen, heißt es in den neuen Richtlinien.

Mainz billigt Direktwahl

MAINZ, 16. März (AP). Auch in Rheinland-Pfalz sollen voraussichtlich ab 1994 alle Bürgermeister und Landräte direkt von den Bürgern gewählt werden. Einen entsprechenden Entwurf für eine neue Kommunalverfassung billigte die Mainzer Landesregierung am Dienstag. Regierungssprecher Herbert Bermeitinger sagte in Mainz, der Entwurf sehe zudem die Einführung von Bürgerbegehren und Bürgerentscheid, die flächendeckende Bildung von Ausländerbeiräten sowie die Möglichkeit einer direkten Abwahl von Bürgermeistern und Landräten vor.

Wie die Sprecherin des rheinland-pfälzischen Innenministeriums, Gunhild von der Groeben, ergänzte, soll die Amtszeit von Bürgermeistern, Landräten und hauptamtlichen Kreisbeigeordneten mit dem neuen Gesetz von zehn auf acht Jahre begrenzt werden. Die ersten Direktwahlen werde es voraussichtlich nach den nächsten Kommunalwahlen 1994 geben.Ehrlich-Preis an Krebsexperten

FRANKFURT A. M., 16. März (AP). Die Krebsexperten Harald zur Hausen und Peter Howley werden im nächsten Jahr den Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis erhalten. Wie die Paul-Ehrlich-Stiftung am Dienstag in Frankfurt bekanntgab, wird den beiden Forschern die hohe Auszeichnung für ihre Erfolge auf dem Gebiet der Entstehung menschlicher Tumore durch sogenannte Papillomaviren verliehen. Hausen ist wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg. Howley arbeitet demnächst als Direktor der Abteilung für Pathologie an der Harvard Medical School in Boston.

Die Arbeiten von Howley und Hausen eröffneten Möglichkeiten, neuartige Maßnahmen zur Verhinderung oder Beseitigung des Gebärmutterhalskrebses zu entwickeln.Iraner in Rom erschossen Opposition verdächtigt Teheran als Drahtzieher des Attentats

ROM, 16. März (AP/Reuters). Ein führender iranischer Oppositionspolitiker ist am Dienstag in Rom auf belebter Straße erschossen worden. Wie die italienische Polizei mitteilte, eröffneten zwei Unbekannte von einem Motorroller aus das Feuer auf den römischen Vertreter des "Nationalen Widerstandsrates" von Iran, Mohammed Hussein Nagdi, als dieser sich am Dienstag morgen mit dem Wagen auf dem Weg von seiner Wohnung ins Büro seiner Organisation befand. Nagdi wurde von zwei Schüssen getroffen und erlag auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Kopfverletzungen. Die Polizei teilte mit, Experten einer Einheit zur Terrorismusbekämpfung hätten inzwischen die Ermittlungen übernommen. Das italienische Außenministerium verurteilte den Anschlag und will die Fahndung nach den bislang unbekannten Tätern "mit allen Mitteln" vorantreiben.

Nagdis Name soll Informationen der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge auf einer "schwarzen Liste" gestanden haben, die der Berliner Polizei im vergangenen Jahr in die Hände gefallen sei. Auf der Liste seien 32 in Europa aktive iranische Oppositionspolitiker genannt worden, die "eliminiert" werden sollten.

Die Volksmudschaheddin, die den Nationalen Widerstandsrat beherrschen, machten das "Mullah-Regime" in Teheran für den Mord verantwortlich und forderten die italienische Regierung auf, die "als Diplomaten getarnten Terroristen" des iranischen Präsidenten Haschemi Rafsandschani zu verhaften. Die amtliche iranische Nachrichtenagentur IRNA meldete hingegen unter der Ortsangabe Rom, nicht näher bezeichnete "Beobachter" nähmen an, Nagdi sei Opfer von Auseinandersetzungen innerhalb der Führung der eigenen Gruppe geworden.

Nagdi war von 1979 bis 1982 iranischer Botschafter in Italien. 1982 gab er sein Amt auf und schloß sich dem Widerstand an. Seit der islamischen Revolution in Iran 1979 sind bereits Dutzende exilierte Regimegegner in europäischen Städten ermordet worden.

Hoffnungsschimmer für Ostbosnien? Waffenruhe vereinbart / UN-General Morillon bezeichnet sich als "Schutzschild"

SARAJEWO, 16. März (AP/Reuter/dpa). Die Serben haben am Dienstag den Beschuß der von ihnen eingeschlossenen ostbosnischen Stadt Srebrenica, in der Zehntausende Moslems unter schlimmsten Umständen ausharren müssen, nach Agenturberichten weitgehend eingestellt. Am Abend zuvor hatte der UN-Befehlshaber in Bosnien, General Philippe Morillon, nach eigenen Angaben eine Waffenruhe vereinbaren können. Die UN bemühten sich weiter, einem Lkw-Konvoi mit Lebensmitteln und Medikamenten, der seit Donnerstag von Serben in Zvornik festgehalten wird, die Weiterfahrt zu ermöglichen. Morillon bekräftigte, er wolle in Srebrenica bleiben: "Ich bin der Schutzschild, und ich werde der Schild bleiben, bis der Konvoi kommt".

Am Montag abend hatten die Serben den Ort Konjevic Polje eingenommen und damit weitgehend die Kontrolle über Ostbosnien errungen. Morillon sagte, seiner Meinung nach sei es gelungen, die Menschen aus dem 25 Kilometer nordwestlich von Srebrenica gelegenen Ort zu evakuieren. Der bosnische Rundfunk berichtete allerdings, 12 000 Menschen würden von Serben in Panzern und gepanzerten Fahrzeugen gejagt.

Im Kessel von Srebrenica befinden sich nach UN-Angaben rund 60 000 Menschen. Morillon berichtete, die meisten Menschen in dem Ort mit ursprünglich 9000 Einwohnern drängten sich in den Straßen. Durch eine einzige Granate könnten bis zu 200 Menschen sterben. "Ein Angriff auf Srebrenica wäre ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Ein Sprecher des Flüchtlingshilfswerks in Genf sagte, in Srebrenica stürben täglich 40 Menschen. Viele Flüchtlinge hätten keine warme Kleidung, manche nicht einmal Schuhe. Rund 900 Kinder, darunter 150 Babys, lebten mit ihren Eltern auf der Straße. Die Einheimischen seien beim Teilen der knappen Lebensmittel sehr zurückhaltend. Die Flüchtlinge erhielten von den abgeworfenen US-Gütern kaum etwas.

Die Feuerpause hatte Morillon nach eigenen Angaben mit dem Stabschef der bosnischen Serben, Manojlo Milovanovic, ausgehandelt. Im Gegenzug ließ der Chef der bosnischen Regierungstruppen, Sefer Halilovic, Radio Sarajewo zufolge die Gegenoffensive der Moslems aussetzen.

In einer Erklärung, die am Dienstag in Belgrad veröffentlicht wurde, war von Bereitschaft der Serben zur Öffnung eines Korridors von Zvornik nach Srebrenica die Rede. Ein örtlicher Kommandant der Serben wollte aber zunächst die Durchfahrt des UN-Konvois nur genehmigen, wenn die UN auf eine Militäreskorte verzichteten. Wenig später teilte eine UN-Sprecherin in Belgrad mit, der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic habe UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata versichert, der Konvoi könne zu den üblichen Bedingungen, also mit Eskorte, passieren. Am Abend hieß es, die Serben hätten die Genehmigung von neuen Forderungen abhängig gemacht.

Clinton sieht Chance für Nahost Rabin den Rücken gestärkt / Zwei Palästinenser erschossen

WASHINGTON / JERUSALEM, 16. März (AFP/AP/Reuter). US-Präsident Bill Clinton hat dem israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin Unterstützung bei seinen Bemühungen zugesichert, den Nahost-Friedensprozeß wieder in Gang zu bringen. Nach einem Treffen mit Rabin in Washington sagte Clinton, sein Gesprächspartner habe ihm versichert, Israel sei bereit, für den Frieden Risiken auf sich zu nehmen. Neue Vorschläge zur Frage der im Dezember aus Israel ausgewiesenen rund 400 Palästinenser wurden nicht vorgelegt. Die Sprecherin der Palästinenser bei den Nahost- Gesprächen, Hanan Aschrawi, kritisierte, es sei offensichtlich, daß die USA und Israel dieses Problem ignorierten.

Clinton und Rabin appellierten an die Araber, die Verhandlungen wiederaufzunehmen. Rabin sagte, bei seinem ersten Treffen mit dem neuen US-Präsidenten sei ihm klargeworden, daß "Israel einen Freund im Weißen Haus hat". Clinton sprach sich für eine Aufhebung des Wirtschaftsembargos der arabischen Staaten gegen Israel aus und kündigte die Gründung eines amerikanisch-israelischen "Technologie-Ausschusses" für die Entwicklung von Wissenschaft und Technik an. Die US-Hilfe für Israel solle auf ihrem derzeitigen Niveau gehalten werden. Ferner seien die USA entschlossen, den militärischen Vorteil Israels in der Region zu sichern. Rabin sprach sich in einem Interview des israelischen Radios dafür aus, aus Sicherheitsgründen die Zahl der in Israel angestellten Palästinenser zu vermindern. Rabin will seinen USA-Besuch wegen der Gewalt in den besetzten Gebieten vorzeitig beenden.

Im Gazastreifen erschossen israelische Soldaten am Dienstag einen 13jährigen Palästinenser; im Westjordanland töteten jüdische Siedler einen Araber. Es handelte sich offenbar um einen Racheakt wegen des Todes zweier Israelis, die am Montag bei einem von einem Araber verursachten Autounfall ums Leben gekommen waren. Israelis wüteten in der Nacht in mehreren Städten in den besetzten Gebieten. (Kommentar auf Seite 3)

Algerischer Minister ermordet

ALGIER, 16. März (AP). Der ehemalige algerische Bildungsminister Djilali Liabes ist am Dienstag in seinem Wohnort Ben Omar bei Algier einem Attentat zum Opfer gefallen. Wie die amtliche algerische Nachrichtenagentur APS meldete, wurde der 45jährige Politiker und Soziologe in seinem Haus von drei Unbekannten mit Kopfschüssen niedergestreckt.

Da Liabes als erklärter Gegner der fundamentalistischen Islamischen Heilsfront galt, wurden die Täter, die unerkannt entkommen konnten, in Kreisen moslemischer Extremisten vermutet.

Streit über Chemie-Kontrollen Industrie und Gewerkschaft lehnen externe Fachleute ab

FRANKFURT A. M., 16. März (AP/AFP/dpa/me). Trotz der Unglücksserie bei der Hoechst AG haben sich die Chemiebranche und die Industriegewerkschaft Chemie am Dienstag gegen Kontrollen von außen ausgesprochen, die Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) ins Gespräch gebracht hatte. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sagte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau, an Kontrollen von außen komme man nicht vorbei. Die SPD beantragte eine Bundestagsdebatte zum Thema Chemie-Sicherheit.

Hessens Umweltminister vertrat die Ansicht, daß man an unabhängigen Kontrollen "überhaupt nicht herumkommen" werde. Als Konsequenz der jüngsten Unfälle forderte er bundesgesetzliche Änderungen. In dem FR-Interview sprach er sich unter anderem für eine "gesetzliche TÜV-Pflicht alle drei Jahre" aus, die für alle als "Störfallanlagen" ausgewiesenen Fabrikbereiche gelten müsse.

Außerdem kündigte Fischer an, daß Hessen sein Sicherheitsprogramm für Chemieanlagen, das nach dem Hoechst- Unfall vom Februar verkündet worden war, beschleunigen und erweitern werde. Statt 120 Anlagen würden für 160 erhöhte Sicherheitsstandards verlangt. Bundesumweltminister Töpfer hatte im ZDF- Morgenmagazin stärkere staatliche Kontrollen der Chemieunternehmen gefordert. Das Umweltstrafrecht reiche aus, um externen Sachverstand heranzuziehen. Die Firmen selbst müßten ebenfalls "rücksichtslos und ohne Voreingenommenheit die Schwachstellen in Organisation, Ausbildung und Training ihrer Mitarbeiter prüfen".

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie, Wilfried Sahm, sagte im Deutschlandfunk, die Sicherheitsstandards würden durch externen Sachverstand nicht erhöht. Die Betriebe beschäftigten ausreichend viele eigene Experten. Der Leiter der Sicherheitsüberwachung bei Hoechst, Christian Jochum, warnte vor der Illusion, daß Unfälle in Chemiefabriken durch mehr Gesetze und stärkere staatliche Kontrolle vermeidbar wären. Dies sei "nicht das Allheilmittel".

Der Vorstand der Hoechst-Tochter Cassella wies dagegen auf positive Erfahrungen mit auswärtigen Sicherheitsexperten hin. Die Sicherheitsanalysen wären nur mit eigenem Personal nicht möglich gewesen, betonte Professor Wolfgang Grünbein am Dienstag in Frankfurt. Sein Vorstandskollege Christian Ruppert sagte, Besuche der TÜVs Hessen und Rheinland seien bei Cassella "gang und gäbe".

Der Vorsitzende der IG Chemie, Hermann Rappe, wandte sich ebenfalls gegen verschärfte Kontrollen von Chemiebetrieben. Die Arbeit der bestehenden Gremien reiche aus, sagte er im Saarländischen Rundfunk. Rappe meinte, vielmehr müsse untersucht werden, ob Personalabbau auf Kosten der Sicherheit vorgenommen worden sei. Die Zahl der abgebauten Stellen werde für die Branche zum Jahresende 35 000 Beschäftigte für die Jahre 1992 und 1993 erreichen.

Vor dem Hoechster Stammwerk entwickelte sich am Dienstag eine Auseinandersetzung zwischen der Umweltorganisation Greenpeace und leitenden Angestellten, weil die Umweltschützer mit einem Meßbus an das zerstörte Gebäude wollten, der Konzern aber die Einfahrt untersagte. "Wir befürchten, daß bei den Unfällen sehr viel mehr Chemikalien freigesetzt wurden, als bisher bekanntgegeben", sagte Manfred Krautter, Chemie- Experte bei Greenpeace. Hoechst bot den Umweltschützern Einsicht in die offiziellen Untersuchungsergebnisse an.

Die Unfallserie bei Hoechst wird voraussichtlich in der nächsten Woche den Bundestag beschäftigen. Die SPD beantragte eine Aktuelle Stunde. (Weitere Berichte Wirtschaft und Lokales)

Weniger Gewalt von rechts

AUGSBURG, 16. März (AP). Die Zahl rechtsextremistischer Gewalttaten ist nach Angaben von Bundesinnenminister Rudolf Seiters in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Im September vergangenen Jahres seien noch 518, im Januar dagegen 70 Gewaltakte registriert worden, sagte Seiters in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview der Zeitschrift Weltbild.

Im Vignetten-Streit ruft SPD nach Kohl

BONN, 16. März (AP). Die SPD-Bundestagsfraktion hat Kanzler Helmut Kohl (CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) aufgefordert, selbst mit der Europäischen Gemeinschaft (EG) über die deutsche Autobahngebühr zu verhandeln. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Klaus Daubertshäuser, sagte am Dienstag in Bonn, das "erneute Scheitern" von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) in Brüssel zeige, daß Fachpolitiker die krassen Wettbewerbsverzerrungen im europäischen Straßengüterverkehr nicht abbauen könnten. Ein Eingreifen von Kanzler und Außenminister sei deshalb überfällig. "Was wir heute vorfinden, ist kein freier Markt, sondern ein ,Naturschutzpark&rquote;, vorrangig zugunsten holländischer Transportunternehmen", rügte der SPD-Verkehrsexperte. Es gehe nicht nur um die Existenz deutscher Unternehmen, sondern auch um die aus ökologischen Gründen unverzichtbare Verlagerung von Gütertransporten auf Schiene und Wasserstraße. Auch die FDP forderte, daß sich Kohl in die EG-Debatte einschalten solle.

Krause zeigte sich zuversichtlich, die Autobahngebühr für Lkw in Brüssel durchsetzen zu können, auch wenn sich der EG-Verkehrsministerrat am Montag noch nicht auf eine Angleichung der Lkw-Steuern verständigen konnte. Der CDU-Politiker sagte dem Nachrichtensender n-tv, bei dieser Verhandlungsrunde "hat es für uns keine Niederlage und keinen Sieg gegeben. Wir haben Punkte gemacht".

Warnung vor Bomben in Elektrogeräten

KÖLN, 17. März (AP). Nach zwei Sprengstoffanschlägen, bei denen ein 52jähriger Deutscher und ein 42jähriger Türke lebensgefährlich verletzt wurden, hat die Kölner Polizei die Öffentlichkeit davor gewarnt, gefundene Elektrogeräte in Betrieb zu nehmen.

Staatsanwalt Alfred Willwacher berichtete, ein möglicherweise psychisch gestörter Täter habe in den letzten Wochen mindestens zweimal mit Sprengstoff präparierte Elektrogeräte im Kölner Norden am Straßenrand abgelegt. In beiden Fällen sei es zu schweren Explosionen gekommen, als die Finder die Geräte ausprobieren wollten.

Die Polizei befürchtet, daß weitere mit Sprengstoff präparierte Geräte in Köln abgestellt worden sein könnten und warnte die Finder davor, diese Geräte einzuschalten.

Der erste Fall hatte sich nach Angaben der Polizei bereits vor einem Monat ereignet. Damals hatte ein 52jähriger Deutscher in einer Plastiktüte am Straßenrand ein Handschleifgerät gefunden. Als er es wenige Tage später zu Hause ausprobieren wollte, explodierte das Gerät und verletzte ihn schwer. Untersuchungen zeigten Sprengstoffspuren.

Am vergangenen Samstag fand nach Polizeiangaben ein 42jähriger Türke etwa einen Kilometer vom ersten Fundort entfernt in einer ebenfalls am Straßenrand abgestellten schwarzen Werkzeugtasche einen Autostaubsauger. Als er das Gerät einschaltete, explodierte es. Auch der Türke erlitt lebensgefährliche Verletzungen und verlor ein Auge. Der Sprengsatz riß ein 30 bis 40 Zentimeter tiefes Loch in den Wagenboden, Glassplitter flogen bis zu zehn Meter weit. Untersuchungen des Landeskriminalamtes ergaben, daß eine Kapsel mit dem Sprengstoff TNT in dem Autostaubsauger montiert worden war.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes. Erkenntnisse über politische Motive des Täters liegen nach Angaben der Polizei nicht vor. Die Behörde appellierte an die Bevölkerung, gefundene Geräte nicht auszuprobieren, sondern zur Polizei zu bringen.

Italienischer Autor Giovanni Testori gestorben

MAILAND. Der italienische Schriftsteller und Literaturkritiker Giovanni Testori ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Der Autor zahlreicher sozialkritischer Romane und Theaterstücke erlag einem Krebsleiden. Zusammen mit dem Regisseur und Filmemacher Luchino Visconti schrieb Testori auch Drehbücher, darunter zu dem Film "Rocco und seine Brüder" (1960). Testori war stets ein scharfer Kritiker der politischen Klasse in Italien, deren moralischen Verfall und Verstrikkung in Korruptionsaffären er in den letzten Jahren verstärkt verurteilte. AP

Tote bei Brand in Chicago

CHICAGO, 16. März (AP). Bei einem Großbrand in einem Hotel in Chicago sind am Dienstag 13 Menschen ums Leben gekommen und 26 verletzt worden. Das Feuer war nach Angaben der Behörden am frühen Morgen im ersten Stock des fünfgeschossigen Hauses ausgebrochen. Die starken Flammen hinderten die Feuerwehr zunächst für zwei Stunden, in das Gebäude zu gelangen. Viele der 130 Hotelbewohner versuchten, sich mit einem Sprung aus dem Fenster oder durch Abseilen zu retten. Dabei kamen einige zu Tode. Ein Feuerwehrsprecher schloß Brandstiftung nicht aus.

Nach Jahrhundertsturm werden immer noch Menschen vermißt

ASHEVILLE/NEW YORK, 16. März (AP). Der Jahrhundertsturm im Osten der USA hat erheblich mehr Todesopfer gefordert, als zunächst angenommen wurde. Nach neuesten Angaben vom Dienstag kamen bei dem Unwetter am Wochenende 184 Menschen ums Leben. Vor den Küsten Floridas und Neuschottlands werden 48 Seeleute vermißt. Der bei dem Sturm entstandene Schaden wird auf 800 Millionen Dollar geschätzt.

Im US-Staat North Carolina sind am Dienstag 24 vermißte Wanderer von Hubschraubermannschaften aufgefunden und umgehend in Sicherheit gebracht worden. Wie ein Sprecher der nationalen Rettungsdienste mitteilte, waren die 21 Schüler und ihre drei Lehrer aus Detroit wohlauf. Die Gruppe war am Wochenende bei einem Ausflug in die Great Smoky Mountains von dem Sturm - hier als Schneesturm - überrascht worden.

Wenig Hoffnung besteht dagegen für die 32 vermißten Seeleute vor der südostkanadischen Küste. Ihr Schiff, der Frachter "Gold Bond Conveyor", war am Montag bei schwerer See vor Neuschottland gesunken; ein Besatzungsmitglied wurde bisher tot geborgen. Vor der Küste Floridas wurden ebenfalls 16 Seeleute vermißt. Die Suche nach ihnen wurde am Dienstag fortgesetzt.

In anderen Gebieten waren Aufräumarbeiten im Gange. Ein Behördensprecher in Kentucky sagte, noch immer seien viele Straßen nicht befahrbar. "Wir erhalten noch Anrufe von Leuten, die von der Außenwelt abgeschnitten sind."

. . . und außerdem Unter der Sahara liegt der Strand

Die unter der Sahara und der Sahel-Zone lagernden Wassermassen sind so groß, daß sie das gesamte Bundesgebiet 600 Meter hoch mit Wasser überfluten würden. Noch in den 60er Jahren hatten Wissenschaftler angenommen, das unterirdische Trinkwasser werde durch Zuflüsse aus regenreicheren Gebieten der Sahara oder des Nils gespeist. Wie Forscher des in Berlin angesiedelten Sonderforschungsbereichs "Geowissenschaftliche Probleme in ariden (trocknen) Gebieten" nachgewiesen haben, stammen diese Reserven aus den letzten Feuchtperiode vor 4000 bis 5000 Jahren und erneuern sich nicht.

Angesichts der Bevölkerungsexplosion in den insgesamt zwölf Staaten der Sahel-Zone von Marokko bis Ägypten werden große Hoffnungen auf einen Ausbau der Landwirtschaft mit Hilfe der fossilen Wasservorräte gesetzt. Die seit 1986 laufenden Untersuchungen von Geologen, Hydrologen, Paläontologen und Wasserbauingenieuren vor allem von der Technischen und der Freien Universität Berlin legen nun den Schluß nahe, den 150 000 Kubikkilometer großen Wasserspeicher allenfalls in geringem Umfang anzubohren. Die Wissenschaftler befürchten, eine überzogene Wasserentnahme könnte zum Austrocknen der Oasen und zu weiteren Umweltschäden führen.

Dessenungeachtet hat Libyen eine 1200 Kilometer lange Wasserleitung mit einem Durchmesser von vier Metern zur Küste und weiter Richtung Tripolis gelegt und mit dem Pumpen begonnen. Ein zweites Projekt ist in Vorbereitung. Wie Ulf Thorweihe, Geschäftsführer des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Forschungsprojekts, sagte, bestehe aber auf Jahrzehnte hinaus kein Anlaß zur Sorge, daß der in bis zu 5000 Meter Tiefe liegende, riesige Wasserspeicher aufgebraucht wird. Auch Ägypten hat mit dem Anzapfen von Wasserblasen begonnen, berieselt aber die Felder, statt unter der Erde die Wurzeln zu netzen. Der Wasserverbrauch ist viel höher und die Böden versalzen wegen der hohen Verdunstung innerhalb weniger Jahre.

Selbst wenn alle Landwirtschaftsprojekte der Region realisiert werden, würde in 80 Jahren der Grundwasserspiegel nur um 150 Meter absinken, sagt Thorweihe. Die Reserven seien dann noch keineswegs aufgebraucht, aber die natürlichen Oasen zerstört. Auch stelle sich die Frage, was passiere, wenn die Wassermassen versiegen oder das Hochpumpen aus immer größerer Tiefe zu teuer wird.

Die Berliner Wissenschaftler haben sich Gedanken über Alternativen zur Landwirtschaft gemacht und halten unter anderem den Ausbau des Tourismus oder den Abbau von Rohstoffen für möglich. Denn im Zuge der geologischen Forschungen sind Phosphat-, Bauxit- und Goldvorkommen sowie Zementrohstoffe und Glassand entdeckt worden. Voraussetzung für den Export sei allerdings der Bau von Straßen in einem Gebiet, das heute noch von Kamelkarawanen versorgt wird. Der Wasserbedarf beispielsweise für den Phosphatabbau soll deutlich geringer sein als für die Landwirtschaft, wo jeder Quadratmeter pro Jahr zwei Kubikmeter Wasser benötigt.

GERALD MACKENTHUN (dpa)

Verschollen Das Museum "Expressiver Realismus"

KISSLEGG. Den Künstlern des "expressiven Realismus", deren Werke während des Nationalsozialismus als "entartete Kunst" gebrandmarkt wurden, die emigrieren mußten oder mit Berufsverbot belegt wurden, soll im Allgäuer Luftkurort Kißlegg ein Denkmal gesetzt werden. Das Museum "Expressiver Realismus" eröffnet am 3. April mit insgesamt 180 Werken von 30 Künstlern dieser "verschollenen Generation".

Im Neuen Schloß zu Kißlegg wird damit - einzigartig in Deutschland - ein geschlossener Überblick über eine der bedeutendsten Kunstströmungen nach dem Expressionismus gegeben. Einer der wenigen noch lebenden Vertreter dieser Richtung ist Robert Liebknecht. Der Sohn des Spartakisten Karl Liebknecht wohnt heute, 90jährig, in Paris. Liebknecht emigrierte 1933, lebte in der Schweiz und in Frankreich und genießt dort einen höheren Bekanntheitsgrad als in Deutschland.

Geplante Ausstellungen in Karlsruhe, Wuppertal und Augsburg sollen dafür sorgen, daß Liebknecht wie auch andere Künstler des "expressiven Realismus" stärker ans Licht der Öffentlichkeit gelangen. Liebknecht, der erst kürzlich eine vielbeachtete Ausstellung in Paris hatte, will selbst zur Eröffnung nach Kißlegg kommen. Zu den bekannteren Vertretern der fast vergessenen Kunstrichtung gehören ferner Otto Pankok, Manfred Henninger und Theodor Rosenhauer. Auch ihre Werke werden im neuen Museum zu sehen sein.

Viele der Ölbilder und Graphiken des Museums stammen aus Nachlässen der Künstler oder aus dem Besitz von Mitgliedern eines eingetragenen Vereins, der sich die Bewahrung des Erbes der "verschollenen Generation" zur Aufgabe gemacht hat. Während eines Besuchs in der 8400-Einwohner-Gemeinde kam ein Mitglied des Vereins auf die Idee, dort das Museum einzurichten. Der damalige Bürgermeister war begeistert, und so wird künftig das zweite Obergeschoß des in Gemeindebesitz befindlichen Gebäudes zur Verfügung stehen. dpa / fr

Hunde retten Menschenleben in den Bergen

HINDELANG, 16. März (dpa). Eine gute Nase ist für die Opfer von Lawinenunglücken manchmal die letzte Hoffnung auf Rettung. Menschen in den Bergen in Not sind oft auf die Hilfe des ausgeprägten Geruchssinns von Vierbeinern angewiesen. In den bayerischen Alpen stehen zu Zeiten, in denen sich Zehntausende auf den Skipisten tummeln und die Lawinengefahr groß ist, drei Lawinenhundestaffeln in Alarmbereitschaft. 45 Schäferhunde wurden von Spezialisten der Bergwacht in jahrelangem Training dazu ausgebildet, Verschüttete zu erschnüffeln.

"Immer wieder werden wir auch zu Einsätzen in Österreich gerufen", berichtet Heini Malue aus Hindelang, Leiter der Lawinenhundestaffel im Allgäu, dessen 14schnäuziges Team auch jenseits der Staatsgrenze arbeitet. Der Deutsche Schäferhund eignet sich am besten für den Einsatz als vierbeiniger Bergretter. Er hat eine gute Nase, die richtige Größe, ist konditionsstark, hat Temperament und ist flugtauglich. Schließlich werden die Tiere samt Hundeführer oft mit dem Hubschrauber an den Einsatzort geflogen.

"Wir müssen mit den Hunden ständig üben, um die Tiere sowohl für den Winter- wie für den Sommereinsatz zu schulen", sagt Malue. Alljährlich findet in Hindelang ein Lawinenhundelehrgang statt, an dem Hundeführer aus Island, Kanada, Bulgarien, Italien und der Schweiz teilnehmen.

Drei Jahre dauert es, bis ein Schäferhund für den Rettungsdienst ausgebildet ist. Zu Übungszwecken lassen sich Mitglieder der Bergwacht mit Funk ausgerüstet bis zu zwei Meter tief in den Schnee eingraben, um die Hunde zu testen. Schweizer Untersuchungen haben ergeben, daß der Hund bei Lawinenunglükken trotz verbesserter Technik immer noch das primäre und schnellste Einsatzmittel ist. Das Schweizer Lawinenforschungsinstitut hat errechnet, daß 80 Prozent der Verschütteten von Hunden gefunden werden, die Überlebenschancen liegen zwischen 16 und 25 Prozent. Nach einer Stunde unter den Schneemassen sinken die Chancen auf Rettung allerdings rapide ab.

Die 45 Hunde in den Staffeln "Allgäu", "Hochland" bei Garmisch-Partenkirchen und "Chiemgau" bei Berchtesgaden leben ständig bei ihren Führern. Ausgesucht werden die Tiere von der Bergwacht direkt bei ihren Züchtern. Bereits als Welpen kommen sie zu ihren Führern, bei denen sie ein Hundeleben lang bleiben. "Undenkbar", so Malue, daß ein Hund bei einem Einsatz mit einem anderen Führer geht. Deswegen ist es für ausgebildete Führer notwendig, in der Nähe des möglichen Einsatzgebietes zu wohnen und ständig über Meldeempfänger erreichbar zu sein. Schließlich entscheidet der Faktor Zeit wesentlich darüber, ob der "beste Freund des Menschen" im Notfall seinem Ruf rechtzeitig gerecht werden kann.

DGB fordert Gefängnis für Schwarzarbeit

OLDENBURG, 16. März (dpa). Gefängnisstrafen und einen Ausschluß bei der öffentlichen Auftragsvergabe für Unternehmer, die illegal Arbeitskräfte beschäftigen, hat die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer gefordert. In einem Interview der in Oldenburg erscheinenden Nordwest-Zeitung rechnete die Gewerkschafterin vor, daß dem Staat durch illegale Beschäftigung Steuergelder und den Sozialversicherungen Einnahmen in Milliarden-Höhe entgingen. Allein im Bausektor würden schätzungsweise rund eine halbe Million Ausländer illegal beschäftigt.

Frau Engelen-Kefer sprach sich gegen den Plan aus, Arbeitslose zur besseren Kontrolle künftig alle vier Wochen zum Arbeitsamt zu zitieren und nicht wie bisher alle drei Monate. Es dürfe keine "Kontrollflut" geben, sagte sie. Sie glaube auch nicht, daß Sozialminister Norbert Blüm (CDU) durch schärfere Kontrollen "Milliarden kassieren" könne. "Wenn das so einfach wäre, hätte er das längst machen müssen", sagte Frau Engelen-Kefer.

Die SPD hat die Arbeitgeber aufgefordert, "zur Lösung des ostdeutschen Metall-Tarifkonfliktes unverzüglich ein neues Angebot vorzulegen, das deutlich über die bisher genannten neun Prozent hinausgeht". In einem Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung warnte der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse, gerade nach der Einigung über den Solidarpakt hätte ein Streik in der ostdeutschen Metallindustrie "verheerende Folgen für alle Beteiligten". Es könne dabei keine Sieger geben.

Die Arbeitgeber haben nach Ansicht Thierses jetzt eine Bringschuld, nachdem sie die laufenden Tarifverträge gekündigt und so Arbeitnehmern und IG Metall "die Pistole auf die Brust gesetzt" hätten. Damit sei die Gewerkschaft in einen Überlebenskampf gezwungen worden, der den sozialen Frieden in Ostdeutschland aufs schärfste gefährde.

Auch sachlich sei ein höheres Angebot zu rechtfertigen, erklärte Thierse. Er schlug vor, daß die Tarifparteien mit Bund, Ostländern und der Treuhand Vereinbarungen über gestaffelte und zeitlich begrenzte Lohnkostenzuschüsse aushandeln. Sie sollten den Unternehmen gewährt werden, deren Existenz durch den angestrebten Tarifabschluß gefährdet wäre.

Als "großen Schritt nach vorne" haben die Chefs der beiden größten deutschen Privatbanken die Bonner Einigung auf den Solidarpakt begrüßt. Der Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, meinte allerdings einschränkend, die vereinbarten Sparmaßnahmen seien zu gering ausgefallen.Deutschen Giftmüll auch in Polen gefunden

DRESDEN, 16. März (dpa). Nicht nur nach Nordböhmen, sondern auch nach Polen hat die Hamburger Firma Mlynowski & Juresch (Mly- Ju) Sondermüll entsorgt, wie die Sächsische Zeitung in Dresden schreibt. Der polnische Zoll habe 66 Tonnen Altfarben und -lacke, die aus der ehemaligen Dresdner Lackfabrik stammten, in einem Lager bei Stettin beschlagnahmt. Der Sprecher des tschechischen Umweltschutzministeriums hatte bestätigt, daß in einer Lagerhalle der nordböhmischen Genossenschaft Drutep in Osek eine Inspektion des tschechischen Umweltschutzes 20 Tonnen deutschen Giftmüll entdeckt habe. Der Sprecher berichtete, der Giftmüll sei bereits wieder außer Landes gebracht worden. (Weiterer Bericht "Aus aller Welt")

Rechtsruck in Holland

DEN HAAG, 16. März (dpa). Acht Prozent der niederländischen Wähler wollen bei den nächsten Parlamentswahlen im Frühjahr 1994 vielleicht für die rechtsextremistischen Zentrum-Demokraten stimmen. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Umfrage hervor, die ein niederländischer Fernsehsender in Auftrag gegeben hatte.

Mehr als die Hälfte der Befragten äußerte Verständnis für die Wähler rechtsradikaler Parteien. Die meisten Vorbehalte hatten ältere Menschen. Vor allem ehemalige Wähler der sozialdemokratischen Partei der Arbeit wenden sich der Umfrage zufolge den Zentrum-Demokraten zu. Die 1984 gegründete Partei hat sich den Slogan "Holland zuerst" auf die Fahnen geschrieben.

"Fremdenhaß bremst Investition"

TOKIO, 16. März (dpa). Die ausländerfeindlichen Übergriffe in Deutschland halten nach Ansicht des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministers Uwe Thomas (SPD) zunehmend japanische Unternehmen von Investitionen ab. Thomas sagte am Dienstag in Tokio, Vertreter der japanischen Wirtschaft hätten ihm gegenüber die Ausländerfeindlichkeit neben Problemen der Infrastruktur als einen der wichtigsten Gründe für ihre zunehmende Zurückhaltung genannt. Um die Anziehungskraft Deutschlands für Investitionen zu verbessern, forderte Thomas auch Gespräche zwischen Gewerkschaften und Unternehmern über eine Ausdehnung der Maschinenlaufzeiten.

Morillon vereinbart mit Serben Hilfe für Srebrenica

BELGRAD/SARAJEWO, 16. März (Reuter/dpa/AP). Die Vereinten Nationen hoffen, am heutigen Dienstag einen Konvoi mit Hilfsgütern in die von Serben belagerte ostbosnische Stadt Srebrenica bringen zu können. In Belgrad wurde am Dienstag morgen nach Verhandlungen zwischen dem Befehlshaber der UN- Truppen in Bosnien, General Philippe Morillon, und dem serbischen Generalstabschef, General Manojlo Milovanovic, eine Erklärung veröffentlicht, wonach die bosnischen Serben humanitäre Hilfen für Srebrenica und die Evakuierung von Verwundeten erlauben werden.

Gleichzeitig soll auch die "freie Bewegung" der serbischen Zivilisten aus der Stadt Tuzla, die sich unter moslemisch- kroatischer Verwaltung befindet, in Richtung der ostbosnischen Stadt Zvornik erlaubt werden. Der Ort ist in serbischer Hand. Die Serben garantieren auch "freie Fahrt" für moslemische Zivilisten aus Srebrenica in Richtung Tuzla. Nähere Einzelheiten dieser Aktionen sollen am morgigen Mittwoch zwischen den Verhandlungsgruppen am Flughafen Sarajewo abgesprochen werden.

Bis zur Veröffentlichung der Belgrader Erklärung hatten widersprüchliche Berichte über die Verhandlungen Morillons mit den Serben vorgelegen. So hatte Milovanovic nach den Gesprächen mit Morillon am späten Montag abend erklärt, er habe alle Forderungen Morillons abgelehnt. Die Serben würden keine weiteren UN-Konvois nach Bosnien erlauben, solange Morillon "Geisel und Gefangener" der Moslems in Srebrenica ist. Im Belgrader Fernsehen hieß es, Morillon sei nach ergebnislosen Verhandlungen mit den Serben nach Srebrenica zurückgekehrt.

Der kroatische Rundfunk hatte dagegen berichtet, Morillon habe vom serbischen Kommandanten Ratko Mladic am Montag abend die Zusage erhalten, daß der seit Tagen festgehaltene Konvoi die Belagerungslinien am heutigen Dienstag passieren dürfe. Morillon, der sich seit Freitag in Srebrenica aufhält, bekräftigte seinen Willen, in Srebrenica auszuharren. Milovanovic habe zwar verlangt, daß er sich zurückziehe. "Aber ich werde hierbleiben, bis der Korridor geöffnet ist und die Waffen schweigen", sagte er.

Offenbar ist es Morillon auch gelungen, die Grundlagen für eine Feuerpause zwischen den Kampfparteien in Ostbosnien zu vermitteln. Die Serben hätten sich zur Einstellung der Kampfhandlungen unter der Bedingung bereiterklärt, daß die bosnische Regierung ihre Offensive in Ostbosnien einstelle, sagte Morillon dem französischen Sender TF-1. Nach Angaben von Radio Sarajewo befahl der moslemische Oberkommandierende Sefer Halilovic am Montag abend die Einstellung der Offensive.

In Srebrenica halten sich etwa 70 000 Menschen auf. Nach der Eroberung des Ortes Konjevic Polje am Montag sollen 12 000 Menschen nach Srebrenica geflohen sein. Drei Transportmaschinen der US-Luftwaffe warfen in der Nacht zum Dienstag erneut mehr als 20 Tonnen Hilfsgüter über der ostbosnischen Stadt Srebrenica ab. Die Flugzeuge vom Typ C-130 waren von Frankfurt aus in das Kriegsgebiet gestartet und ohne Zwischenfälle wieder zurückgekehrt, wie ein US-Militärsprecher in Frankfurt mitteilte. Neben Lebensmitteln wurde auch Penicillin für die Behandlung Verwundeter abgeworfen.

Durch Regenfälle in Pakistan 60 Tote

ISLAMABAD, 16. März (dpa). In Pakistan sind in den vergangenen drei Tagen über 60 Menschen durch die Folgen der schweren Regenfälle getötet worden. Die Menschen starben Fernsehberichten vom Dienstag zufolge in den Trümmern zusammengebrochener Häuser und in Schlammlawinen. Die Straßen im Norden des Landes seien nicht mehr passierbar, hieß es.

Schwere Gefechte in Abchasien

MOSKAU, 16. März (dpa). Militärische Einheiten Abchasiens und Georgiens haben sich nach offiziellen Angaben am Dienstag heftige Gefechte geliefert. Abchasische Einheiten hätten am Fluß Gumista strategisch wichtige Stellungen der Georgier angegriffen, teilte das Parlament von Abchasien nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax mit. Auf beiden Seiten gab es den Angaben zufolge schwere Verluste. Im Einsatz seien schwere Artillerie, Panzer und Kampfflugzeuge. Abchasien ist eine autonome Republik, die nach Unabhängigkeit von Georgien strebt.

Japans Investoren besorgt

TOKIO, 17. März (dpa). Die ausländerfeindlichen Übergriffe in Deutschland halten nach Ansicht des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministers Uwe Thomas (SPD) zunehmend japanische Unternehmen von Investitionen ab.

Thomas sagte bei einem Besuch in Tokio, Vertreter der japanischen Wirtschaft hätten ihm gegenüber die Ausländerfeindlichkeit neben Problemen der Infrastruktur als einen der wichtigsten Gründe für ihre zunehmende Zurückhaltung genannt. Um die Anziehungskraft Deutschlands für Investitionen zu verbessern, forderte Thomas auch Gespräche zwischen Gewerkschaften und Unternehmern über eine Ausdehnung der Maschinenlaufzeiten.Tennis-Turnier in Key Biscayne Stich sucht seine Form Trainerschelte für Anke Huber / Steffi Graf im Sauseschritt

Michael Stich ist auf Formsuche. Ausgerechnet vor dem Daviscup-Auswärtsspiel Ende März in Moskau plagt den Elmshorner Lustlosigkeit, die am Montagabend bei seinem mühevollen 4:6-, 6:3-, 6:4-Erfolg gegen den Franzosen Rodolphe Gilbert in der zweiten Runde des Drei- Millionen-Dollar-Turniers in Key Biscayne beinahe zur Niederlage geführt hätte.

"Ich bin sicher nicht in der Form, in der ich sein möchte, aber ich liebe das Turnier hier einfach nicht, und da ist es schwer, sich zu motivieren", sagte der Weltranglisten-Zehnte bereits vor seiner nächsten Aufgabe gegen den Inder Ramseh Krishnan. "Mich stört hier eigentlich alles. Es ist kalt, es ist windig, und das kommt meinem Spiel nicht unbedingt zugute. Wenn es die ATP nicht gewünscht hätte, wäre ich nicht hier."

Bei erneut widrig kalten Temperaturen erwischte es wie erwartet auch die Leverkusenerin Barbara Rittner (7:6, 3:6, 6:7 gegen Mary Joe Fernandez/USA) und den Mannheimer Markus Naewie (3:6, 6:7 gegen Jakob Hlasek/Schweiz). Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) erreichte nach dem 7:5, 3:6, 7:5 über den Amerikaner Chuck Adams wenigstens die dritte Runde gegen den Karbacher-Bezwinger Richard Krajicek (Niederlande/7:5, 3:6, 6:3), Boris Becker griff nach langer Wartezeit erst in der Runde der letzten 32 am Dienstag abend (nach Redaktionsschluß dieser Ausgabe) gegen den Schweden Niklas Kulti ins Geschehen ein.

Starker Wind machte auch am vierten Turniertag das Spielen teils irregulär. "Absolut katastrophal. Ich bin froh, daß es vorbei ist", schimpfte Steeb, "Hauptsache gewonnen." Das konnten Michael Chang und Jennifer Capriati (beide USA) nicht behaupten. Der Vorjahressieger scheiterte an dem großen Talent Marcos Ondruska (Südafrika) 5:7, 1:6, und die Weltranglisten-Sechste verlor gegen die Österreicherin Judith Wiesner 6:3, 5:7, 4:6. "Ich kann immer noch nicht glauben, daß ich verloren habe. Ich hatte solch hohe Erwartungen diese Woche", meinte die Amerikanerin und kämpfte mit den Tränen.

Anke Huber lachte nach ihrer vermeidbaren Pleite gegen die Niederländerin Miriam Oremans (5:7, 7:5, 2:6), aber es war ein enttäuschtes Lachen. Wieder einmal war sie den Beweis ihrer Klasse schuldig geblieben, und ihr verzweifelter Coach Boris Breskvar wetterte: "Sie ist so dumm."

Steffi Graf entledigte sich dagegen ihrer Aufgabe gegen die US-Amerikanerin Nicole Arendt im Sauseschritt, die sie 6:1, 6:0 bezwang. dpa

Rechtsradikale mißhandelten Frau

ERFURT, 16. März (dpa). Eine vermutlich aus der rechten Szene stammende 17jährige junge Frau hat nach Angaben der Polizei am Montag abend in Erfurt eine 16jährige Schülerin mißhandelt und beraubt. Die Angreiferin habe auf die Schülerin eingeschlagen, ihr Reizgas ins Gesicht gesprüht und sie mit Springerstiefeln getreten. Die 16jährige erlitt so schwere Verletzungen, daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Tatverdächtige wurde festgenommen.

IOC behauptet bei Olympia-Vergabe sein exklusives Recht Nur Wahlmodus wird geändert Zwischenergebnisse werden künftig nicht mehr bekanntgegeben

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist bis auf weiteres nicht bereit, sein exklusives Recht bei der Wahl von Olympia-Orten mit den Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und den Internationalen Sportverbänden zu teilen. Das Exekutivkomitee legte in Atlanta fest, die Auswahl der Stadt für die Spiele im Jahr 2000 am 23. September 1992 in Monte Carlo nach den gültigen Regeln und damit allein durch die 91köpfige Vollversammlung zu treffen.

Geändert wurde allerdings der Wahlmodus. Wie bisher scheidet in jedem Wahlgang der Kandidat mit den wenigsten Stimmen solange aus, bis ein Bewerber die absolute Mehrheit erreicht hat. Im Gegensatz zur bisher bestehenden Regel wird den Mitgliedern der Vollversammlung jedoch nicht mehr das jeweilige Zwischenergebnis bekanntgegeben. IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch wird lediglich den Namen des ausgeschiedenen Kandidaten mitteilen.

"Diese Änderung mag nicht als gravierend erscheinen. Wir erhoffen uns jedoch einen großen Effekt", erklärte Generaldirektor Francois Carrard nach dieser Entscheidung des Exekutivkomitees. Bisher ist vor allem im ersten Wahlgang oft nach Taktik gewählt worden und weniger auf Grund der Qualität der Bewerber. Das IOC möchte erreichen, daß die IOC- Mitglieder mit ihren Stimmen nicht so sehr "springen", sondern möglichst bei dem Kandidaten ihrer Wahl bleiben. Die IOC-Athletenkommission sprach sich einen Tag vor ihrem Treffen mit dem Exekutivkomitee entschieden gegen Preisgelder bei Olympischen Spielen aus. Sie verurteilte Versuche des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), den Olympia-Start von der WM-Teilnahme abhängig zu machen. Die IAAF lehnt die Forderung auf Zahlung von Preisgeldern bei der bevorstehenden Leichtathletik-WM in Stuttgart ab und hat Boykott- Drohungen mit der Gegendrohung beantwortet, in der schwäbischen Metropole nicht antretende Athleten in Atlanta ausschließen zu wollen.

Das Exekutivkomitee beschied eine Anfrage des Stuttgarter Organisationskomitees der Leichtathletik-WM abschlägig, im Rahmen der Veranstaltung den sechs Kandidaten für die Spiele 2000 die Möglichkeit eines Werbestandes einzuräumen. Hingegen wird es dem WM-Veranstalter gestattet, IOC-Mitglieder nach Stuttgart einzuladen. Diese Haltung war umstritten, denn einige Mitglieder der IOC-Exekutive sahen darin eine Bevorteilung Berlins. Schließlich setzte sich die Einschätzung durch, man könne keinem IOC-Mitglied die Reise nach Stuttgart verbieten. Nur drei Wochen vor der Wahl in Monte Carlo verspricht sich Berlin von einer geglückten Leichtathletik-WM eine Steigerung der eigenen Chancen für die Olympia-Bewerbung. dpa

BONN, 16. März (dpa). Die Serie schwerer Unfälle beim Frankfurter Chemie-Konzern Hoechst AG wird im Bundestag zur Sprache kommen. Die Bonner SPD-Fraktion beantragte für die Sitzung in der kommenden Woche eine Aktuelle Stunde im Parlament. Ihr umweltpolitischer Sprecher Michael Müller betonte, elf Unfälle innerhalb von wenigen Wochen müßten zu Konsequenzen beim Gesetzgeber führen.

Offenkundig reichten die derzeitigen Sicherheitskonzepte nicht aus, das Gefahrenpotential der chemischen Produktion zu verringern, sagte Müller.

Auch die Störfallkommission des Bundesumweltministeriums wird sich mit den Unfällen befassen. Wie ein Sprecher des Ministeriums am Dienstag morgen bestätigte, tritt die Kommission am Donnerstag in Köln unter Leitung von Professor Franz Mayinger von der Technischen Universität München zusammen.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin erneut eine stärkere staatliche Kontrolle der Chemie-Unternehmen angekündigt. Er nannte dabei die Mitarbeit von TÜV-Organisationen. Die Unternehmen selbst müßten jetzt "rücksichtslos und ohne Voreingenommenheit die Schwachstellen in Organisation, Ausbildung und Training ihrer Mitarbeiter prüfen". Trotz der gesetzlichen Anforderungen bleibe die Eigenverantwortung der Betreiber entscheidend.

Töpfer verlangte von der chemischen Industrie eine aktivere Informationspolitik. Es sei höchste Zeit, das massiv gestörte Vertrauensverhältnis der Menschen bezüglich der Sicherheit in der Chemie in Deutschland wiederherzustellen. Nur vorbehaltlose Information könne helfen. Der Standort Hessen und Deutschland allgemein für die chemische Industrie müsse gesichert werden.

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Chemischen Industrie, Wilfried Sahm, lehnt auch nach dem jüngsten schweren Unfall bei Hoechst unangekündigte Sicherheitskontrollen durch den TÜV in chemischen Betrieben ab. Er glaube nicht, daß die Sicherheitsstandards durch externen Sachverstand erhöht werden könnten, sagte Sahm am Dienstag morgen im Deutschlandfunk.

Auch die Gewerkschaft IG Chemie sprach sich gegen verschärfte Kontrollen aus. Die Arbeit der bestehenden Gremien reiche aus, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Hermann Rappe, am Dienstag im Saarländischen Rundfunk. Nun müsse untersucht werden, ob der Personalabbau in der chemischen Industrie auf Kosten der Sicherheit gehe.

(Kommentar S. 3, Berichte S. 3 und 17)

Machtkampf ängstigt Ukraine Kiew sieht für sich Gefahr wegen der Instabilität in Moskau

KIEW, 16. März (dpa/Reuter). Die Ukraine fürchtet wegen des Machtkampfs in Moskau um ihre eigene Stabilität. Wirtschaftsminister Viktor Pinsenik nannte am Dienstag in der Zeitung Golos Ukrainy die Auseinandersetzung zwischen Volksdeputiertenkongreß und Präsident Boris Jelzin "schwierig und gefährlich für die Ukraine". Er sagte: "Wenn es in Rußland keine politische Stabilität gibt, kann von einer wirtschaftlichen Stabilisierung bei uns keine Rede sein."

Alexander Jemez, ein Berater Präsident Leonid Krawtschuks, warnte vor einem russischen Revanchismus: "Die Mehrheit der russischen Konservativen ist hinsichtlich der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der Ukraine revanchistisch eingestellt." Er rief deshalb wie auch der stellvertretende Parlamentsvorsitzende Wladimir Grinjow zu "moralischer Unterstützung" für Jelzin auf.

In Moskau wird die Lage unterschiedlich beurteilt. Während der stellvertretende Ministerpräsident Boris Fjodorow die Wirtschaftsreformen in Gefahr sieht, sagte Außenminister Andrej Kosyrew in Helsinki, der Reformkurs werde fortgesetzt. Zwar sei der Machtkampf ein Streit über zentrale politische Fragen, doch hätten die Entscheidungen des Volkskongresses weder die Lage destabilisiert noch die Position Jelzins geschwächt.

Am Dienstag traf der französische Präsident François Mitterrand zu einem eintägigen Besuch in Moskau ein. Er will dabei seine Unterstützung und sein Vertrauen zu Jelzin demonstrieren.

Ein vorgezogener Sondergipfel der sieben führenden westlichen Industriestaaten zur Krise in Rußland wird offenbar nicht zustandekommen. Der Außenminister des Gastgebers Japan, Michiko Waranabe, versicherte, er gehe davon aus, das Gipfeltreffen der G-7 werde wie geplant im Juli stattfinden.

Kanutinnen machten Druck Bundestrainer Neumann beim DKV ausgebootet

Der Frauen-Coach der deutschen Kanu-Auswahl, Kersten Neumann, wird in der nacholympischen Saison nicht mehr verantwortlicher Trainer sein. Mit einer Präsidiumsentscheidung stufte der Deutsche Kanu-Verband (DKV) den mit zwei Goldplaketten und einer Silbermedaille erfolgreichsten Bundestrainer von Barcelona in das zweite Glied zurück und bot ihm eine Stelle als Nachwuchsbetreuer an. In die Bresche springt kommissarisch der Dresdner Ralf Zeidler.

Vorausgegangen waren monatelange Querelen hinter den Kulissen. Ausgehend von der Essener Trainingsgruppe um Weltmeisterin Katrin Borchert, die dem Coach nach dem Comeback der Potsdamerin Birgit Schmidt eine systematiche Benachteiligung vorwarf, mehrten sich die Seitenhiebe. In Stellungnahmen an das Präsidium forderten unter anderen die Olympiasiegerinnen Anke von Seck (Rostock) und Ramona Portwich (Hannover) ebenso wie Katrin Borchert die Absetzung von Neumann. Vorgeworfen wurde dem Trainer, er habe bewußt Zwietracht gesät. dpa

Bei Unfall in Esso-Raffinerie lief Öl aus

KARLSRUHE, 16. März (dpa). Bei einem Kesselwagenunfall bei der Esso-Raffinerie in Karlsruhe ist am Dienstag nach Angaben der Feuerwehr ein Millionenschaden entstanden. Mehrere tausend Liter Heizöl drangen in das Erdreich ein. Verletzt wurde nach ersten Angaben niemand. Wie die Karlsruher Branddirektion mitteilte, war in den frühen Morgenstunden ein Kesselwagen umgestürzt, zwei andere Fahrzeuge wurden aufgerissen. Aus allen drei Wagen lief aus mehreren Leckagen Heizöl aus. Das Öl wurde in einer mehrstündigen Aktion aus den beschädigten Wagen in andere Wagen umgepumpt.

Tagungen statt Bonzenurlaub

TEMPLIN, 16. März (dpa). Der sechs Hektar große Feriensitz des Ex-DDR-Partei- und Staatschefs Erich Honecker in Groß Dölln im brandenburgischen Naturschutzgebiet Schorfheide soll als Tagungszentrum genutzt werden. Eine Münchner Firma will nach Angaben der Kreisverwaltung Templin dort Führungskräfte aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe schulen.

Das Domizil, in dem in den 50er Jahren schon Honeckers Vorgänger Walter Ulbricht seine Ferien verbracht hatte, soll auch nach dem Anbau von 100 Appartements zusammen mit einem Restaurant der Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Dortmunder gehen vor dem Rückspiel gegen Rom am Stock In der Rolle des Psychologen Hitzfeld massiert Seelen / Verletzte fordern die Ersatzleute

In seiner Not schlüpfte Ottmar Hitzfeld in die Rolle des Psychologen. Weil mit Chapuisat, Rummenigge, Schmidt und Franck vier seiner Stammspieler mehr oder minder stark angeschlagen sind, betreibt der Trainer von Borussia Dortmund vor dem Rückspiel im UEFA-Cup- Viertelfinale gegen den AS Rom am Donnerstag (20.15 Uhr, live in SAT 1) "Seelenmassage" mit den Ersatzspielern. "Ich muß moralisch auf die möglichen Reservisten einwirken und sie auf den eventuellen Einsatz vorbereiten", sagt der BVB- Coach, "denn vor allem die Chancen bei Chapuisat und Rummenigge sehen trübe aus." Es wäre für den BVB ein schwerer Schlag, müßte er ohne dieses Duo auf die Aufholjagd des 0:1-Rückstandes gehen.

Stephane Chapuisat und Spielmacher Michael Rummenigge selbst haben viel von ihrem Optimismus eingebüßt, im ausverkauften Westfalenstadion einlaufen zu können. Der Torjäger aus der Schweiz, der über "fürchterliche Schmerzen" im Rücken klagt, meinte am Dienstag: "Vor allem bei kurzen Drehungen habe ich große Probleme. Ich kann keine Prognose wagen, ob ich gegen Rom dabei bin oder nicht." Eine Untersuchung bei Bayern Münchens Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt gab ihm Klarheit über die Gründe seiner Beschwerden: In einen "absterbenden Rückenmuskel" bekommt er jetzt Aufbauspritzen; zudem wird der zuvor schon erkannte Beckenschiefstand ständig behandelt.

Michael Rummenigge, der im Bunde mit Michael Zorc die Hauptlast im Mittelfeld tragen soll erhielt nach einer Rippenfellentzündung mit Herzrhythmus- Störungen Trainingsverbot. Diagnose: "Michaels EKG-Werte sind schlecht."

Mit Ehrgeiz und Hingabe versuchen die angeschlagenen Bodo Schmidt und Thomas Franck, fit zu werden. "Mein Sprunggelenk ist noch nicht hundertprozentig in Ordnung", erklärte Schmidt, "aber ich bin zuversichtlich, daß ich am Donnerstag spielen kann." Auch Mittelfeldspieler Franck, der an einer Oberschenkelzerrung laboriert, gibt nicht auf: Vor allem Schmidt spielt in Hitzfelds Planungen eine wichtige Rolle: Er soll als Manndecker seinen Kollegen Günter Kutowski für die Sonderbewachung von Thomas Häßler freimachen.

Vieh in Italien verseucht

ROM, 16. März (dpa). Wegen des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in Italien mußten bisher über 3500 Rinder und Schweine notgeschlachtet werden. Der Export von italienischem Vieh und Fleisch in Länder der EG wurde nach Berichten vom Dienstag gestoppt, ebenso der Import aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Nach Angaben der Behörden sind Einfuhren aus Kroatien für den Ausbruch der Seuche verantwortlich, die zuerst in der süditalienischen Region Basilikata aufgetreten war und sich von dort auch nach Norditalien ausgebreitet hat. Besondere Besorgnis löste die Tatsache aus, daß offenbar ein bislang unbekannter "exotischer" Virus für die Seuche verantwortlich ist.

Der schärfste Pfeffer der Welt

LONDON, 16. März (dpa). Den schärfsten Pfeffer der Welt haben US-amerikanische Pflanzenzüchter entwickelt. Die neue Sorte "Charleston Hot" ist etwa 25mal so scharf wie normaler Pfeffer und dreimal so scharf wie Tabasco.

"Das starke Gewürz war ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt bei unseren zehnjährigen Versuchen, Sorten zu züchten, die gegen Wurzelknollen-Schädlinge resistent sind", berichten Richard Fery und Philip Dukes vom US Vegetable Laboratory in Charleston in der britischen Wissenschaftszeitschrift "New Scientist".

Die Stärke von Pfeffer wird von Testpersonen bestimmt, die schmecken müssen, bei welcher Verdünnung des ursprünglichen Pflanzenauszugs sie das Gewürz noch erkennen können. Während sich der Geschmack normalen Pfeffers nach 4000facher Verdünnung verliert, war die neue Sorte selbst nach einer Abschwächung von 1:100 000 noch zu schmecken.

Kinderhandel für Kamelrennen

ISLAMABAD, 16. März (dpa). Die Pakistanische Menschenrechtskommission (HRCP) hat am Dienstag die Regierung in Islamabad aufgefordert, mit Patrouillen der Marine gegen den Kinderhandel nach Arabien vorzugehen. Nach Angaben der pakistanischen Zeitung "Nation" sind seit 1986 mehr als 1500 Jungen unter zwölf Jahren aus Pakistan in die Länder am Persischen Golf gebracht worden. Dort dienen sie als unfreiwillige Reiter bei Kamelrennen.

Die Jungen werden auf Rennkamele gebunden, damit ihre Angstschreie die Tiere zu einem höheren Tempo anstacheln. Zahlreiche Kinder fallen von den Kamelen und werden zu Tode getrampelt. Kinderhändler werben nach Angaben der Zeitung die Jungen in den armen Wüstenregionen Zentralpakistans von den ahnungslosen Eltern für weniger als 100 US-Dollar monatlich ab und schmuggeln sie nach Arabien. Die verschleppten Kinder erhielten eine spezielle Diät, damit sie das für Kamelrennen ideale Gewicht von 18 Kilogramm nicht überschreiten. Kamelrennen ziehen in den reichen Golfstaaten viele Zusachauer an und führen zu hohen Wetteinsätzen.

Einigkeit in Saarbrücken, nur worüber? Trainer Neururer gibt strikte Ablehnung auf

Fußball-Bundesligist 1. FC Saarbrükken produziert weiter Kapriolen. Präsident Günther Schacht verkündete, den Vertrag mit Trainer Peter Neururer um ein weiteres Jahr verlängern zu können. Bei dem Coach stieß dieses Behauptung dagegen auf Verwunderung. "Da ist nichts dran", meinte Neururer. Dies wiederum löste bei dem seit Dezember 1992 amtierenden Schacht Überraschung aus.

Am Montag setzten sich beide erstmals zusammen, um über die Zukunft von Neururer zu reden. Und beide wurden sich auch einig. Nur worüber, das legte das Duo völlig unterschiedlich aus. Einzige wirkliche Veränderung bleibt die Aufgabe der strikten Ablehnungshaltung durch Neururer, der noch im Januar ein weiteres Engagement in Saarbrücken ausgeschlossen hatte. Nun hat Schacht konkrete Verhandlungen für kommende Woche vereinbart.

Neururer wird in den nächsten Tagen auch Gespräche mit zwei weiteren Klubs führen. Seine Zukunft in Saarbrücken macht der 37jährige Coach auch von der Erhaltung der spielerischen Substanz abhängig, unter anderem stehen noch die Unterschriften von Spielmacher Wuttke und Libero Kostner aus. dpa

Anklage gegen Skinhead-Band

ITZEHOE, 16. März (dpa). Die Staatsanwaltschaft Itzehoe in Schleswig-Holstein hat Anklage gegen vier Musiker der Skinhead-Band "Kraftschlag" wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhaß erhoben. Ein Termin für die Verhandlung steht nach Angaben der Anklagebehörde vom Dienstag noch nicht fest. Die Staatsanwaltschaft in Mannheim bestätigte am Dienstag, daß gegen die Mitglieder der als rechtradikal eingestuften Band "Tonstörung" wegen derselben Delikte ermittelt wird.

Musiker von "Kraftschlag" rufen nach Ansicht der Itzehoer Staatsanwälte mit ihren Liedern zur Gewalt gegen linke Punks und andere auf. Andere Texte hätten stark antisemitische Inhalte. Bei Hausdurchsuchungen wurde nach Angaben der Behörden Beweismaterial sichergestellt.Hunde hatten mehr zu beißen

BONN, 16. März (dpa). Für ostdeutsche Briefträger ist das "Berufsrisiko Hundebiß" im vergangenen Jahr drastisch gestiegen. 508 von ihnen wurden von einem Hund angefallen und gebissen. Ein Jahr zuvor waren es nur 235. Das geht aus einer am Dienstag in Bonn veröffentlichten Statistik des Postdienstes hervor. Bundesweit werden jeden Arbeitstag im Durchschnitt zwölf der 100 000 Postboten von einem Hund angefallen. Im vergangenen Jahr registrierte das Unternehmen Postdienst 3248 "Hundebißunfälle", ein Jahr zuvor waren es 3019.

Nach Ansicht des Postdienstes liegt die Ursache für die gestiegene Zahl der Unfälle im Osten vor allem am Wegfall der früher in der DDR üblichen Zustellfachanlagen. Seitdem der Briefträger wieder bis vor die Haustür komme, habe die Gefahr gebissen zu werden bedeutend zugenommen. Die meisten Unfälle ereigneten sich am Hoftor oder an der Eingangstür. Besonders gefährdet seien Briefträger, die in Vertretung arbeiten. Für den Postdienst bedeuten die Hundebisse jährliche Kosten von rund 15 Millionen Mark.

Abtreibungsgesetz in Kraft

WARSCHAU, 16. März (dpa). In Polen ist am Dienstag das neue Gesetz über ein striktes Abtreibungsverbot in Kraft getreten. Es droht Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren an. Die im Kampf gegen das Verbot gegründeten "Komitees für eine Volksabstimmung" wollen weiterarbeiten und sich auf Aufklärung und Hilfe für in Not geratenen Frauen konzentrieren.

Das Gesetz sieht keine soziale Indikation für Frauen in besonderer Notlage vor. Es läßt Abtreibungen nur zu, wenn Leben und Gesundheit der Frau gefährdet wird, die Schwangerschaft von einem Verbrechen herrührt oder das Kind unheilbar krank zur Welt kommen würde.

Es gibt bereits erste Anzeichen für einen Abtreibungstourismus. Eine Firma in Olsztyn bietet seit einigen Monate spezielle Reisen nach Kaliningrad für 200 Dollar (einschließlich Kosten für den Eingriff) an. Auch die holländische "Medical Tours Holland" rechnet sich Chancen bei besser gestellten Patientinnen aus: Flug nach Amsterdam und Eingriff in einer dortigen Privatklinik kosten nach Informationen der Zeitung "Zycie Warszawy" 850 bis 950 Dollar, das ist mehr als das Dreifache eines monatlichen Durchschnittsgehalts.Öl-Waggons stießen zusammen

KARLSRUHE, 16. März (dpa). Bei einem Kesselwagen-Unfall auf dem Gelände der Esso-Raffinerie in Karlsruhe sind am Dienstag mehrere tausend Liter Heizöl ausgelaufen. Rund 2000 Liter drangen nach Schätzungen des Unternehmens in das Erdreich ein. Die Feuerwehr sprach von mehreren tausend Litern.

Laut Polizei war an einer Weiche ein Zug mit neun Kesselwagen beim Rangieren mit einem anderen, ebenfalls mit Heizöl beladenen Zug von 21 Waggons zusammengestoßen.

BKA sieht in Atomschmuggel neue Qualität des Verbrechens

BERLIN, 16. März (dpa). Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Hans- Ludwig Zachert, hat zusätzliche Maßnahmen zur wirksamen Bekämpfung des Atomschmuggels gefordert. Dem Berliner Sender "n-tv" sagte Zachert am Dienstag, es gebe Schwierigkeiten bei der Aufdekkung solcher Transporte. Erforderlich seien vor allem Kontrollen an den Grenzen. Der Uran-Schmuggel sei eine neue Qualität des organisierten Verbrechens.

Die Berliner Justizverwaltung teilte mit, ein 43jähriger Pole, in dessen Keller in der vergangenen Woche fünf Kilogramm Uranoxid entdeckt worden waren, habe die Beteiligung an dem Atom- Schmuggel bestritten. Der Mann habe ausgesagt, er habe seinen Kellerschlüssel an Bekannte verliehen und nicht gewußt, wozu sie ihn brauchten.

Die Staatsanwaltschaft Flensburg erhob am Dienstag Anklage wegen Plutoniumhandels gegen einen 51jährigen Briten. Er soll im Oktober 1992 aus der Ex- UdSSR stammendes Plutonium drei Landsleuten zum Kauf angeboten und ihnen in Hamburg eine Probe des radioaktiven Materials übergeben haben.

Mit den UN kam Prostitution

PHNOM PENH, 16. März (dpa). Die kambodschanische Regierung hat der Prostitution und dem Glücksspiel den Kampf angesagt. Am Dienstag verkündete Regierungssprecher Khieu Kanharith die Schließung von Sex-Massagesalons in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh und die Suspendierung zweier Lotterien.

Die geschlossenen Massagesalons hätten überwiegend ausländische Investoren für Mitarbeiter der Vereinten Nationen (UN) und andere zahlungskräftige Kunden errichtet, erklärte Kanharith. Die UN ist seit Ende 1991 zur Friedenssicherung in Kambodscha. Seither habe sich die Prostitution rasch ausgebreitet.

Forscher mischte Kollegin krebserregendes Mittel in Tee

HEIDELBERG, 16. März (dpa). Ein 31 Jahre alter Wissenschaftler hat in Heidelberg aus Konkurrenzneid einer 33jährigen Kollegin eine hochkrebserregende Substanz in den Tee gemischt und nach Aufdeckung der Tat mit einem Schlafmittel Selbstmord begangen. Laut Staatsanwaltschaft vom Dienstag trägt der Mann wahrscheinlich auch die Schuld daran, daß die Frau radioaktiv verseucht wurde. Lebensgefahr besteht nach Angaben der Universität für die Medizinerin nicht.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte die Frau am 11. Februar im Flur des Instituts eine Tasse Tee abgestellt. Kurz danach beim Trinken stellte sie einen widerlichen Geschmack fest, spuckte den Tee sofort aus, stellte den Rest sicher und erstattete am nächsten Tag Anzeige. Dabei gab sie auch das Verschwinden wissenschaftlicher Unterlagen an. Bei Untersuchungen im Anorganisch- Chemischen Institut der Universität und im Deutschen Krebsforschungszentrum ergab sich nach Darstellung der Staatsanwaltschaft, daß dem Tee eine hohe Dosis Diethylnitrosamin beigemischt worden war.

Auf die Spur des Täters kam die Polizei nach Vorliegen der Ergebnisse am 8. März. Der 31jährige hatte die Substanz für seine Arbeit bestellt. Bei Durchsuchungen wurden in seinem Arbeitsraum und in seiner Wohnung in Schwetzingen die Unterlagen der Kollegin gefunden. Darauf legte der Mann ein Geständnis ab.

Als Motiv gab der Mediziner an, seine Kollegin habe ihn von wissenschaftlichen Informationen ferngehalten. Er habe ihr einen Denkzettel verpassen wollen. Einen Tag nach dem Geständnis wurde der Mediziner, der von der Universität Konstanz für ein Jahr an das Pharmakologische Institut in Heidelberg gekommen war und als beliebter und guter Forscher galt, tot im Arbeitszimmer seiner Kollegin gefunden.

Weitere Ermittlungen ergaben, daß im Institut auch eine bestimmte Menge der radioaktiven Substanz Calcium 45 fehlte, zu der der 31jährige ebenfalls Zugang hatte. Bei Untersuchungen aller Institutsmitarbeiter stellte sich die hohe Strahlenbelastung der Medizinerin heraus. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß der Wissenschaftler seiner Kollegin auch die radioaktive Substanz beigebracht hat.

Autoschieber waren Polizisten

BUKAREST, 16. März (dpa). Hochrangige rumänische Polizeioffiziere sind wegen Verwicklung in einen internationalen Autoschieberring verhaftet worden. Dies meldete die Nachrichtenagentur Rompres am Dienstag in Bukarest. Die Autos wurden überwiegend in Deutschland gestohlen und über Rumänien nach Bulgarien oder in die Türkei geschleust. Zu den Verhafteten gehören ein Polizei-Oberstleutnant, drei Offiziere der Direktion für Straßenverkehr und der Sohn eines früheren Polizeichefs.

Kieler Schrecken über neue Lügen Das Geständnis von Nilius überrascht Staatskanzlei "restlos"

KIEL, 16. März (dpa/Reuter). Die schleswig-holsteinische Staatskanzlei hat "tief betroffen und bestürzt" auf die Enthüllungen von Klaus Nilius, dem Referenten von Ministerpräsident Björn Engholm (SPD), im Zusmammenhang mit der Barschel-Affäre reagiert. "Die Staatskanzlei ist vom Nilius-Outing restlos überrascht worden", sagte Regierungssprecher Andreas Rink am Dienstag auf Anfrage. Es werde nun in "alle Richtungen geprüft". Die SPD-Landtagsfraktion beriet über das weitere Vorgehen. Engholm selbst hielt sich bei einer SPD-Veranstaltung in Berlin auf.

Nilius hatte in einer sechsseitigen Erklärung am Montag eingeräumt, vor dem Barschel-Untersuchungsausschuß 1987/88 in zwei Punkten gelogen zu haben. So gab Nilius zu, als ehemaliger SPD-Pressesprecher Informationen aus Gesprächen mit Reiner Pfeiffer, dem Referenten des einstigen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, im Sommer 1987 an Journalisten weitergegeben und auch einen Kontakt mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel hergestellt zu haben. Der Spiegel hatte die die Barschel-Affäre ans Licht gebracht.

Außerdem erhielt Nilius eigenen Angaben zufolge Unterlagen von Pfeiffer. Dazu habe auch ein Entwurf einer Regierungserklärung von Barschel gehört. Engholm hatte in seiner Entgegnung auf eine Redewendung Barschels reagiert, die zwar im Entwurf, nicht aber in der gesprochenen Rede enthalten war.

Für Nilius haben die falschen Angaben vor dem Ausschuß keine rechtlichen Konsequenzen. Nach fünf Jahren setzt die Verjährung für uneidliche Falschaussage ein, die mit Freiheitsentzug zwischen drei Monaten und fünf Jahren bestraft werden kann. Die Frist lief für Nilius Ende 1992 aus. Nilius ist zur Zeit im Urlaub und wird danach nicht wieder in die Kieler Staatskanzlei zurückkehren.

Meinhard Füllner, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, sagte, Nilius Geständnis führe die bisherigen Erklärungen aus der SPD "ad absurdum". Der Vorsitzende der FDP- Fraktion Wolfgang Kubicki sagte, seine Fraktion sei "entsetzt und empört".

VW gibt Gas

FRANKFURT A. M. (FR). Erneut uneinheitlich bei überwiegend etwas sinkenden Kursen haben am Dienstag die deutschen Aktienmärkte geschlossen. Der Dax endete beim Stand von 1697,83 um 4,74 Punkte niedriger.

Umsatzschwerpunkte bildeten Banken- und Chemiewerte. Vor der Sitzung des Zentralbankrats am Donnerstag und damit verbundenen Hoffnungen auf sinkende Zinsen gingen Banktitel meist mit Kursgewinnen um knapp drei Mark aus dem Markt. Ansonsten dominierte die Skepsis über die Finanzierungsseite des Bonner Solidarpakts das Börsengeschehen.

Noch unter dem Eindruck des jüngsten Chemieunfalles bei Hoechst waren die Papiere dieser Branche erneut gedrückt. BASF verloren 3,20 Mark, Hoechst drei und Bayer 1,40 Mark.

Automobil-, Elektro- und Versorgungsaktien hatten mehrheitlich leichte Einbußen hinzunehmen. VW legten jedoch fünf Mark zu, wobei Gerüchte eine Rolle spielten, GM-Manager Ignacio Lopez wechsle nun doch nach Wolfsburg.

Von den Vortagsfavoriten kam es bei Babcock, Karstadt und Kaufhof zu Kursrückschlägen. Unter den Papieren aus der zweiten Reihe brachen Escada-Stämme um 18 und die -Vorzüge um 12,50 Mark ein.

Der Rentenmarkt tendierte bei geringen Umsätzen leichter. Die Umlaufrendite erhöhte sich um drei Stellen auf 6,38 Prozent. Die Bundesbank verkaufte Anleihen im Nennwert von 40,7 Millionen Mark, nachdem sie am Vortag noch Material in Höhe von 111 Millionen gekauft hatte.

Tarif bei Textil wackelt

DÜSSELDORF, 16. März (dpa/AP). Wegen der "dramatisch schlechten" Lage der deutschen Textilindustrie streben die Arbeitgeber an, die für Mai 1993 vereinbarten Lohnerhöhungen um vier Prozent zeitlich zu verschieben oder auszusetzen. Ein Spitzengespräch des Arbeitgeberkreises Gesamttextil mit der Gewerkschaft Textil-Bekleidung (GTB) habe jedoch kein Ergebnis gebracht, berichtete der Sprecher des Verbandes der Nord-Westdeutschen Textilindustrie, Josef Albert Beckmann, am Dienstag in Münster.

Nach seinen Angaben wollte die GTB nur über eine zweijährige Verschiebung der Wochenarbeitszeitverkürzung für die gut 200 000 Beschäftigten mit sich reden lassen. Als Gegenleistung habe sie 15 bis 20 Millionen Mark zur Gründung eines Weiterbildungsfonds gefordert. Dieses Geld könnten die Firmen in der augenblicklichen Rezessionsphase keinesfalls aufbringen.

Die rund 11 500 Beschäftigten der Kunststoffindustrie in Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen erhalten rückwirkend zum 1. Februar neun Prozent mehr Lohn und Gehalt.

Sekten-Festung ohne Strom

WACO, 16. März (dpa). Die US-Bundeskriminalpolizei FBI richtet seit Dienstagnacht grelles Scheinwerferlicht auf die befestigte Anlage der radikalen Sekte im texanischen Waco, in der sich unter Führung des Sektenchefs David Koresh noch 105 Menschen verbarrikadiert haben. Die Stromversorgung für die Anlage selbst wurde abgeschnitten. FBI-Sprecher Dick Swensen sagte, die Scheinwerfer seien zur Sicherheit der 500 Beamten eingeschaltet worden, die in einem Umkreis von rund 80 Metern um die "Festung" Stellung bezogen haben.

Mit dem Elektrizitäts-Entzug sollen Koresh und seine Gefolgsleute, die seit einer blutigen Schießerei vom 28. Februar ausharren, zur Aufgabe gezwungen werden. 25 Personen, darunter 21 Kinder, haben das Anwesen bereits verlassen.

Die Sekte, die an ein baldiges apokalyptisches Ende der Welt glaubt, soll über Lebensmittelvorräte für fünf Jahre verfügen.Erneut Anschlag auf Reisebus

KAIRO, 16. März (dpa). Bei einem Bombenanschlag mutmaßlicher islamischer Extremisten sind am Dienstag vor dem Ägyptischen Museum im Zentrum von Kairo fünf Touristen-Busse beschädigt worden. Menschen wurden nach Angaben der ägyptischen Nachrichtenagnetur MENA nicht verletzt.

Die Explosion ereignete sich gegen 13.15 Uhr Ortszeit. Die Bombe explodierte unter einem Reisebus, der auf dem Parkplatz auf Museums-Besucher wartete. Die Detonation riß ein Loch von 25 Zentimeter Durchmesser in den Asphalt, Fenster und Karosserien von insgesamt fünf Bussen sowie ein Kiosk wurden beschädigt.

Mitglieder der verbotenen "Islamischen Vereinigung" ("el Gamaa el Islamia") verübten in den vergangenen Monaten mehrfach Anschläge auf Touristen-Busse.

Differenzen in Somalia

ADDIS ABEBA, 16. März (dpa). Bei der Friedenskonferenz zur Beendigung des Bürgerkriegs in Somalia sind am Dienstag Differenzen zwischen den Kriegsparteien deutlich geworden. Während die Mehrheit der Delegationen sich dafür aussprach, möglichst bald eine Übergangsregierung in dem ostafrikanischen Land zu bilden, plädierte der mächtige Milizenchef General Mohammed Aidid für ein Vorgehen in Etappen.

Die "nationale Versöhnungskonferenz", die am Montag in Addis Abeba eröffnet worden war, sollte zunächst nur über den Aufbau regionaler Verwaltungen beraten, meinte Aidid. Der Milizenchef richtete zugleich schwere Vorwürfe an die US-geführten UN-Truppen in Somalia. Die US- Militärs hätten unnötig Gewalt angewandt und die Somalis erniedrigt.

Die von UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali vorgeschlagene Operation, mit der Somalia nach dem Bürgerkrieg und der Hungerkatastrophe zur Normalität zurückgeführt werden soll, wird die Vereinten Nationen in den ersten zwölf Monaten 1,5 Milliarden Dollar (2,5 Milliarden Mark) kosten.

Geheimdienst beschuldigt

NEU-DELHI, 16. März (dpa). Indiens regierende Kongreß-Partei hat am Dienstag den pakistanischen Geheimdienst beschuldigt, Urheber der Bombenanschläge vom vergangenen Freitag in Bombay zu sein. Bei den 13 Detonationen an wichtigen Einrichtungen waren mehr als 300 Menschen getötet und 1200 weitere verletzt worden. Am Montag hatte der Chefminister des nordindischen Punjab-Staates, Beant Singh, erklärt, eine militante Sikh-Gruppe habe sich zu den Bombenanschlägen bekannt. Dies wurde inzwischen von der Polizei im Punjab als Schwindel bezeichnet.

Ein Sprecher der Kongreß-Partei sagte in Neu Delhi: "Es handelt sich offenkundig um eine internationale Verschwörung, und die Verwicklung des (pakistanischen) Inter-Service Intelligence (in die Anschläge) ist am naheliegendsten". Alle Anzeichen deuteten darauf hin.

Friedensgespräche für Ruanda

DARESSALAM, 16. März (dpa). Die Regierung von Ruanda und die Rebellen der Patriotischen Front (FPR) haben am Dienstag neue Friedensverhandlungen zur Beendigung des Bürgerkriegs in dem ostafrikanischen Staat begonnen. Die Gespräche in Arusha (Tansania) sollen nach Rundfunkangaben etwa drei Wochen dauern. Die Delegationen beider Seiten wollen in dieser Zeit ein Abkommen über eine Eingliederung der FPR-Rebellen in die Armee aushandeln.

Die FPR besteht überwiegend aus Angehörigen der Volksgruppe der Tutsi- Minderheit, während in der Regierung von Präsident Juvenal Habyarimana die Hutu mehr Einfluß besitzen.

In den Friedensgesprächen soll außerdem über eine Rückkehr von Hunderttausenden von Flüchtlingen gesprochen werden, die wegen der Bürgerkriegskämpfe ihre Dörfer verlassen hatten. Schließlich soll eine neue Verfassung ausgearbeitet werden.

Schalck würdigt Fleischhandel

MÜNCHEN, 16. März (dpa/Reuter). Wegen der guten politischen Kontakte zu dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) hat der DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkoswki offenbar jahrelang seine Hand schützend über den DDR- Handel der Rosenheimer Fleischfirma März gehalten. Vor einem Untersuchungsausschuß des bayerischen Landtags sagte Schalck am Dienstag, es habe keinen westdeutschen Ministerpräsidenten gegeben, der bei seinen Gesprächen mit der DDR-Führung nicht versucht habe, Firmen aus seinem Bundesland an dem Fleischhandel zu beteiligen. Die Verbindung zu Strauß sei ihm aber so viel wert gewesen, daß er entschieden gegen eine Reduzierung der März-Anteile am Fleischgeschäft gekämpft habe. Alles andere wäre "totaler politischer Wahnsinn" gewesen.

Auf die Frage, ob der unter Vermittlung von Strauß zustandegekommene Milliardenkredit an die DDR mit einer Steigerung der Agrargeschäfte verbunden gewesen sei, sagte Schalck, es habe keine wirtschaftlichen Gegenforderungen gegeben. Strauß habe nicht über Selbstschußanlagen und Minen verhandelt, um dann noch nach zehn Bullen zu fragen, "das war nicht sein Niveau".

Den Verdacht, daß die DDR bundesdeutsche Politiker korrumpiert habe, wies er so zurück: "Diesen Stil haben wir nicht gehabt, dieser Stil ist zum Kotzen."

Billy Graham predigt für Europa

ESSEN, 17. März (dpa). Mit einer Predigt des US-Predigers Billy Graham beginnt am Mittwoch die Aktion "Pro Christ '93" in Essen. Die bis Sonntag dauernde Veranstaltung wird nach Angaben der Organisatoren die bisher größte Evangelisation in Deutschland. Die in viele Sprachen übersetzten Predigten Grahams werden per Satellit in 250 deutsche Orte und in 56 europäische Länder und Regionen übertragen. Es sollen mehrere Millionen Menschen erreicht werden.

Meuterei in Brandenburg

POTSDAM, 16. März (dpa). Eine am Dienstag unblutig beendete Meuterei von Häftlingen in der Justizvollzugsanstalt Luckau in Brandenburg war offenbar eine spontane Aktion. Eine Rolle habe vermutlich die allgemeine Unzufriedenheit mit den Bedingungen in der überbelegten Anstalt sowie die lange Untersuchungshaft vor Prozeßbeginn gespielt, sagte Brandenburgs Justizminister Hans Otto Bräutigam (parteilos) am Dienstag.

An der sechsstündigen Meuterei in der Nacht zum Dienstag waren 25 bis 35 jugendliche Untersuchungshäftlinge beteiligt. Sie hatten vorübergehend zwei unbewaffnete Vollzugsbeamte als Geiseln genommen. Bräutigam kündigte an, die Sicherheitsvorkehrungen in den Haftanstalten zu überprüfen sowie den Umbau von Gefängnissen zu beschleunigen. Durch die "dramatische Kriminalitätsentwicklung" seien die Haftanstalten an der Kapazitätsgrenze. Durch Schließung überalterter Anstalten sei es zu Überbelegungen gekommen.

3sat: ARD soll sich beim Satellitenkanal beteiligen

Die ARD soll künftig am deutschsprachigen Satellitenprogramm 3sat mitwirken. Dafür haben sich Vertreter der drei an dem Programm beteiligten Rundfunkanstalten ORF, SRG und ZDF bei einem Treffen in Wien ausgesprochen. In einer von den Sendern verabschiedeten "Wiener Erklärung zum Satellitenfernsehen" wird zudem betont, daß ein Programm mit der Qualität und der Originalität von 3sat als Programm-Alternative auch zukünftig unabdingbar sei.

In dem Papier der drei Rundfunkanstalten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz heißt es weiter, eine Beteiligung der ARD an 3sat könne das gemeinsame Programm des deutschen Sprachraums qualitativ stärken. Zudem würden die wirtschaftlichen Ressourcen dadurch sinnvoll gebündelt und die Schlagkraft der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender in Europa gestärkt.

Das Satellitenprogramm 3sat kann in 33 europäischen Ländern und in 32 Millionen Fernseh-Haushalten empfangen werden. dpa

Schlappe für Kahn bei TUI Keine einstweilige Verfügung gegen konkurrierende Eigner

HANNOVER/HAMBURG (dpa). Die für heute auf zwei Gesellschafterversammlungen des Reisekonzerns Touristik Union International (TUI) erwarteten Turbulenzen werfen ihre Schatten voraus. Die Poolfirma Kahn, hinter der unter anderem die Westdeutsche Landesbank (WestLB) und die Südwestdeutsche Landesbank stehen, ist mit ihrem Versuch gescheitert, die von den anderen TUI-Miteigentümern beantragte Gesellschafterversammlung mittels einer einstweiligen Verfügung zu verhindern.

Dies teilt die Hapag-Lloyd-Gruppe mit, die bei dem Reiseunternehmen ebenfalls engagiert ist. Das Landgericht Hannover und das Oberlandesgericht Celle haben es den Angaben zufolge übereinstimmend für unzulässig erklärt, "auf die Willensbildung der Gesellschafter schon vor Beschlußfassung durch einstweilige Verfügung Einfluß zu nehmen".

Die mit Kahn im Clinch liegenden Eignergruppierungen - darunter das Amtliche Bayrische Reisebüro (abr) und das Deutsche Reisebüro (DER) - hatten die Gesellschafterversammlung mit dem Ziel beantragt, Kahn aus dem Konzern auszuschließen. Diese Firma wiederum will ihrerseits die sogenannten TUI-Altgesellschafter (Hapag-Lloyd, abr und DER) ausbooten. Wie es nun angesichts dieser verzwickten Situation bei dem Reisekonzern in Hannover weitergeht, ist völlig unklar.

Auf der Hand liegt jedoch, daß in der TUI-Belegschaft eine erhebliche Unsicherheit angesichts des Streits an der Anteilseignerfront verbreitet ist. Einen schweren Stand hat auch der TUI-Vorstand, der es - aus verständlichen Gründen - tunlichst vermeidet, in dem Zwist Stellung zu beziehen. In Hannover heißt es lediglich: "Das ist Sache der Gesellschafter."

Der Kampf um die Macht bei der TUI, in dem die Westdeutsche Landesbank und deren Beteiligungsunternehmen LTU eine entscheidende Rolle spielen, eskalierte kürzlich, als der Axel Springer Verlag seine zehnprozentige TUI-Beteiligung an Kahn verkaufte. Dadurch wurde das Kahn-Paket auf immerhin 40,2 Prozent am Kapital des Hannoveraner Reisekonzerns aufgestockt.

Die niedersächsische Landesregierung kündigte in der Folgezeit an, sie werde den Auseinandersetzungen um die Tourismusfirma nicht tatenlos zusehen, falls die Eigenständigkeit von TUI bedroht werde. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wird überlegt, ob sich Niedersachsen an dem Unternehmen beteiligen soll.

Deutscher Müll auch in Polen

WARSCHAU, 16. März (dpa/FR). Die Hamburger Firma Mlynowski und Juresch hat im März vergangenen Jahres 66 Tonnen Giftmüll nach Polen eingeführt. Das bestätigte Jerzy Cmikiewicz vom Bezirksinspektorat für Umweltfragen in Stettin am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Sächsische Zeitung in Dresden hatte zuvor berichtet, die Firma habe Sondermüll aus der ehemaligen Dresdner Lackfabrik in Polen entsorgt. Nach Cmikiewicz' Angaben wurden die Altfarben und -Lacke bei der Zollabfertigung als Ausgangsstoffe zur weiteren Verarbeitung angegeben. Die Firma hat die Stoffe in Polen jedoch nicht weiterverarbeitet.

Die Ende 1992 von der Inspektion für Umweltschutz durchgeführte Kontrolle in einem Lager in Goleniow bei Stettin hat erwiesen, daß die Hamburger Firma keine Produktion in Polen aufgenommen hat und daß die gelagerten Stoffe gefährlicher Abfall sind.

Am Montag war - wie berichtet - bekannt geworden, daß in einer Lagerhalle der nordböhmischen Genossenschaft Drutep in Osek 20 Tonnen deutschen Giftmüll entdeckt worden seien.

Elektrosmog-Zeichen ab 1996

BONN, 17. März (dpa). Eine Kennzeichnung von neuen elektrischen Geräten zum Schutz vor Elektrosmog ist von 1996 an Pflicht. Der Verband der Technischen Überwachungs-Vereine (TÜV) teilte jetzt in Bonn mit, das dann vorgeschriebene europäische "CE"-Zeichen für Geräte besage, daß die ausgehende Strahlung reduziert und Grenzwerte eingehalten würden. Gleichzeitig seien die Geräte vor elektromagnetischer Fremdstrahlung abgeschirmt.

Der TÜV-Verband erklärte, elektrische Anlagen, etwa Haushaltsgeräte und Computer, könnten durch ihre elektromagnetische Abstrahlung Störungen bei anderen elektrischen Apparaten hervorrufen. Bei einem Herzschrittmacher könne eine veränderte Impulsabgabe oder bei einem elektronisch gesteuerten Anti-Blockiersystem der Autobremsen ein Aussetzen ausgelöst werden.

VW zahlt nach Gewinneinbruch nur zwei Mark Großes Stühlerücken im Vorstand / Lopez nun doch zum Mitglied des Führungsgremiums bestellt

WOLFSBURG (dpa/rtr/FR). Die Dividendenkürzung bei Volkswagen fällt wie erwartet drastisch aus: Der Aufsichtsrat schlägt der für den 3. Juni einberufenen Hauptversammlung für 1992 eine einheitliche Ausschüttung von zwei Mark auf Stamm- und Vorzugsaktien vor. Im Jahr zuvor hatten die Anteilseigner noch elf (Stämme) beziehungsweise zwölf Mark (Vorzüge) einstreichen können.

Der Autokonzern steigerte seinen Umsatz im vergangenen Jahr von 76,3 auf 85,4 Milliarden Mark, mußte aber einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen. Konzernweit sackte der Jahresüberschuß von mehr als 1,1 Milliarden auf nur noch 147 Millionen Mark herunter, in der AG blieben 132 Millionen nach 447 Millionen in der Vorperiode hängen. Die Investitionen im Konzern sanken 1992 von 9,9 auf knapp 9,3 Milliarden Mark.

Der 52jährige Baske Jose Ignacio Lopez de Arriortua wurde von dem Kontrollgremium mit sofortiger Wirkung zum Mitglied des Vorstandes in Wolfsburg bestellt. Er soll den neu geschaffenen Geschäftsbereich "Produktionsoptimierung und Beschaffung" übernehmen und als "Kostendrücker" das angeschlagene Unternehmen wieder auf Kurs bringen. Nach VW-Angaben scheidet der bisher für die Produktion und Konzernlogistik zuständige Günter Hartwich (57) aus dem Vorstand aus, bleibt aber Berater. Finanzchef Dieter Ullsperger (47) verläßt das Unternehmen "einvernehmlich" wegen unterschiedlicher Auffassungen über die künftige Geschäftspolitik. Verkaufschef Werner Schmidt (60) werde für Controlling und Finanzen verantwortlich sein. Auch der für Forschung verantwortliche Ulrich Seiffert (51) muß im Vorstand der VW AG seinen Hut nehmen. Er soll aber im Markenvorstand Volkswagen für Forschung und Entwicklung zuständig bleiben. Der 52 Jahre alte Folker Weißgerber wird Produktionsvorstand der Marke VW.

Um den Wechsel von Lopez, des bisherigen Einkaufschefs beim US-Autokonzern General Motors (GM), zu VW hatte es in den vergangenen Wochen ein beispielloses Hickhack und Verwirrspiel gegeben. Im Februar heizte der Großaktionär Niedersachsen die Spekulationen an. Lopez komme, war aus dem Wirtschaftsministerium zu hören. Das Dementi von GM folgte prompt: Lopez bleibe, er sei "glücklich" in Detroit. Immerhin war er dort gerade erst mit dem Titel eines Vizepräsidenten geschmückt worden.

Zu sich erneut verdichtenden Wechselgerüchten sagte ein GM-Sprecher noch am vorigen Mittwoch, sie seien "absolut unwahr". Einen Tag später hieß es in VW-nahen Kreisen wieder, Lopez solle doch kommen. Kurz danach bestätigte die Opel-Mutter in den USA, Lopez verlasse die Firma. Am Freitag erklärten die Wolfsburger: "Er hat sich entschieden, für VW zu arbeiten." In der Nacht zum Sonntag rief ein VW-Sprecher einen Journalisten an, um mitzuteilen, Lopez komme nun doch nicht. Diese überraschende Wende bestätigte GM am Sonntag abend. Am Montag erklärte GM-Chef John Smith dann aber: "Heute wollte ich ankündigen, daß Ignacio Lopez bei General Motors bleibt und zusätzliche Aufgaben übernimmt. Unglücklicherweise erhielt ich vor kurzem einen Brief von Mister Lopez, in dem er mitteilte, daß er die Position nicht akzeptiere und General Motors verlassen werde". VW selbst war so überrascht, daß bis gestern nachmittag, also noch während der Aufsichtsratssitzung, keine Reaktion kam.

Zur neuen Ausrichtung des Unternehmens wurden im Anschluß an die neunstündige Aufsichtsratssitzung zunächst keine Angaben gemacht. Ein Sprecher des Konzerns teilte mit, bei dem Treffen seien keine Beschlüsse zum Arbeitsplatzabbau über die bisher genannte Größenordnung von 12 500 Jobs hinaus gefaßt worden.

Picasso-Bilder gestohlen

MANNHEIM, 16. März (dpa). Unbekannte Täter haben aus einer Mannheimer Galerie Gemälde - darunter Werke von Pablo Picasso - und chinesische Seidenteppiche im Gesamtwert von rund 380 000 Mark gestohlen.

Wie die Mannheimer Polizei am Dienstag nachmittag mitteilte, haben allein die Picasso-Bilder aus den Jahren 1927 und 1967 - eine Radierung mit dem Titel "Figures" und das Gemälde "Nu assis et Moine" - einen Schätzwert von zusammen 255 000 Mark.

Tennisturnier in Key Biscayne Stich sucht seine Form Steffi Graf im Wind bei bester Laune / Rittner ausgeschieden

Steffi Graf trotzt weiterhin den widrigen und beinahe irregulären Bedingungen in Key Biscayne: Bei erneut sehr starkem Wind bezwang die Weltranglisten-Zweite die US-Amerikanerin Patty Fendick am Dienstag nach 62 Minuten mit 6:1, 6:4 und erreichte ungefährdet das Viertelfinale des mit drei Millionen Dollar dotierten Tennisturniers. Ganze 400 Zuschauer verloren sich bei drohendem Regen auf dem Center Court. Doch Steffi Graf konnte weder Wind noch Wetter die gute Laune verderben. "Wenn ich so gut spiele wie heute, macht mir das Spielen bei jedem Wetter Spaß", sagte die Brühlerin, die in der Runde der letzten acht auf Zina Garrison-Jackson (USA) oder die Französin Nathalie Tauziat trifft.

Michael Stich ist dagegen ausgerechnet zehn Tage vor dem schweren Daviscup-Auswärtsspiel in Moskau noch auf Formsuche. Der Elmshorner mag die Veranstaltung in Key Biscayne überhaupt nicht, und diese Lustlosigkeit hätte beim mühevollen 4:6, 6:3, 6:4-Zweitrundenerfolg gegen den Franzosen Rodolphe Gilbert beinahe zur Niederlage geführt. "Ich bin sicher nicht in der Form, in der ich sein möchte, aber ich liebe das Turnier hier nicht, und da ist es schwer, sich zu motivieren", so der Weltranglisten- Zehnte bereits vor seiner nächsten Aufgabe gegen den Inder Ramesh Krishnan. "Mich stört hier eigentlich alles. Es ist kalt, es ist windig, und das kommt meinem Spiel nicht unbedingt zugute. Wenn mich die ATP nicht zu diesem Turnier designiert hätte, wäre ich nicht hier", klagte Stich.

Steffi Graf hingegen machte mit Patty Fendick, was sie wollte. Die Olympia- Zweite brauchte nur auf die Fehler ihrer unsicheren Gegnerin zu warten, die den Wind mehrmals laut verfluchte. Sie führte nach zwei Breaks schnell mit 4:0. Im zweiten Durchgang ließ die 23jährige zwar etwas in der Konzentration nach und die Weltranglisten-35. nach einer 4:1- Führung noch auf 4:4 ausgleichen. Zu mehr aber reichte es nicht mehr.

Am vierten Turniertag hatte es wie erwartet die Leverkusenerin Barbara Rittner trotz tapferer Gegenwehr gegen die US-Amerikanerin Mary Joe Fernandez mit 7:6, 3:6, 6:7 und den Mannheimer Markus Naewie (3:6, 6:7 gegen Jakob Hlasek/ Schweiz) erwischt. Michael Chang und Jennifer Capriati (beide USA) kamen mit dem Wind ebenfalls nicht zurecht. Der Vorjahressieger scheiterte an dem Riesentalent Marcos Ondruska (Südafrika) 5:7, 1:6, und die Weltranglisten-Sechste verlor gegen die Österreicherin Judith Wiesner 6:3, 5:7, 4:6. dpa

Einar Schleef arbeitet künftig am Berliner Schiller-Theater

BERLIN. Regisseur Einar Schleef, der kürzlich mit der vom Autor Rolf Hochhuth abgelehnten Uraufführung von "Wessis in Weimar" am Berliner Ensemble Aufsehen erregt hat, wird in den kommenden fünf Jahren am Berliner Schiller-Theater arbeiten. Dies teilten die Staatlichen Bühnen Berlins mit. Mit dem neuen Führungsduo von Intendant Volkmer Clauß und dem Künstlerischen Direktor Niels-Peter Rudolph hat Schleef zwei Inszenierungen pro Spielzeit in der Bismarckstraße vereinbart. dpa

Eishockey-Bundesliga Nach dritter Niederlage in die zweite Liga

Schwenningen - Freiburg 1:2 (0:0, 0:0, 1:2)

Der ERC Schwenningen verlor vor 4400 enttäuschten Zuschauern auch das dritte Spiel im Abstiegs-Play-off mit 1:2 (0:0, 0:0, 1:2) gegen den EHC Freiburg und steigt damit nach zwölf Jahren Erstklassigkeit in die zweite Eishockey-Bundesliga ab. Die vorangegangenen zwei Nachbarschaftsduelle hatten die Schwenninger mit 3:4 und 2:5 verloren. Die Schwarzwälder erwischte es in letzter Minute, als Zemblicka den Siegtreffer für Freiburg erzielte.

Die Freiburger spielen in der Relegationsrunde gegen den Verlierer des Zweitliga-Aufstiegsfinales (SB Rosenheim - ES Weißwasser) um den Klassenverbleib bzw. gegen den Abstieg aus der ersten Liga. dpa

Tore: 1:0 Held (41:41), 1:1 (42:54), 1:2 Zemlicka (58:12). - Schiedsrichter: Schimm/Trainer (Waldkraiburg/Bad Aibling). - Zuschauer: 4400. - Strafminuten: Schwenningen 14 - Freiburg 14.

Forschung und Wirtschaft an einem Tisch

BONN, 16. März (dpa). Forschungsminister Matthias Wissmann (CDU) hat sich für eine engere Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft ausgesprochen. Bei der Vorlage seiner "Grundpositionen" für den künftigen Bonner Forschungskurs kündigte er am Dienstag die Einrichtung eines Strategiekreises aus Spitzenvertretern von Wirtschaft und Wissenschaft an, der regelmäßig unter seinem Vorsitz tagen soll. Mit Blick auf die Ankündigung der USA, die Kosten für die Raumstation "Freedom" von etwa 50 Milliarden Mark auf die Hälfte zusammenzustreichen, plädierte Wissmann für eine Überprüfung der vorgesehenen Aufwendungen für das europäische Raumlabor "Columbus". So sei eine Beteiligung Rußlands zu prüfen.

SPD-Spitze versorgt Partei mit Argumenten für "Solidarpakt" Antworten auf Kritik an zu großer Kompromißbereitschaft / Finanzminister Waigel weist Tadel der Wirtschaftsverbände zurück

BONN, 16. März (dpa/AP/AFP/Reuter/ bho). Die SPD versorgt jetzt - offenbar aus Sorge wegen möglicher Kritik an zu großer Kompromißbereitschaft bei den "Solidarpakt"-Vereinbarungen mit der Koalition - die Landesverbände, Bezirke und Unterbezirke der Partei mit Argumenten, um die Kompromisse zu unterstützen. SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing schrieb in einem Brief: "Die SPD hat Wort gehalten. Die sozialen Kürzungen sind vom Tisch." Die Vereinbarung übernehme in weiten Teilen den 20-Punkte-Katalog der SPD vom 15. Februar. "Die SPD ist ihrem Ziel, die deutsche Einheit zum Wohle der Menschen zu gestalten, ein großes Stück näher gekommen", so Blessing.

Es sei "wirtschaftlich vernünftig", die industriellen Kerne in Ostdeutschland zu sanieren und die "Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen nicht zu stoppen, sondern in den alten und neuen Bundesländern auszuweiten". Es sei "sozial gerecht", daß der Solidaritätszuschlag ab Januar 1995 eine "soziale Komponente" bekommen solle und daß die Sozialleistungen unangetastet blieben. Es sei "ökologisch sinnvoll", mit einem Investitionsprogramm die kommunale Infrastruktur der neuen Länder auf- und auszubauen, ökologische Altlasten zu beseitigen und das Verkehrssystem durch die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs zu modernisieren. Schließlich nennt es die SPD-Führung "finanziell solide", Bund, Länder und Gemeinden finanziell so auszustatten, daß sie "die vor uns liegenden großen Aufgaben im Zusammenwachsen von Ost und West" bewältigen könnten.

Die Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine und Rudolf Scharping wiesen Nachbesserungsforderungen zurück. Die SPD- Politiker sagten sagten am Dienstag in Saarbrücken, die Verabredungen dürften nicht in Frage gestellt werden. "Wir müssen darauf achten, daß der Kompromiß nicht zerredet wird", sagte Scharping.

Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) wies Kritik der Wirtschaftsverbände zurück. Solche Kritik berücksichtige nicht die Einsparungen und die vereinbarte Bekämpfung von staatlichem Leistungsmißbrauch, sagte Waigel. Durch Ausgabenkürzungen und den Abbau von Steuersubventionen müsse der Bund über neun Milliarden Mark einsparen.

Mit dem Bonner Kompromiß sei "die Voraussetzung für einen weiteren Rückgang des Zinsniveaus verbessert" worden, unterstrich Waigel. Er widersprach der Voraussage von FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff, die im Nachtragshaushalt 1993 bislang mit 51,1 Milliarden angesetzte Neuverschuldung des Bundes werde infolge des Kompromisses auf 60 bis 65 Milliarden Mark steigen. Die Neuverschuldung erhöhe sich um 3,6 Milliarden auf 54,7 Milliarden Mark. Dabei gehe es um 1,6 Milliarden Mark für die Aufstokkung des Fonds Deutsche Einheit und zwei Milliarden Mark zusätzlich für den Arbeitsmarkt.

Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) hält die Sparbeschlüsse für nicht ausreichend. Er hätte sich mehr Mut gewünscht, sagte er in München.

Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) will keine weiteren Geldforderungen für den Aufbau Ostdeutschlands an die Bundesregierung stellen. Eine Nachbesserungsdiskussion zum "Solidarpakt" werde es aus Sachsen nicht geben, sagte Biedenkopf in Dresden.

Die Einigung zum "Solidarpakt" sei ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur inneren Einheit Deutschlands und eine große Hilfe für die ostdeutschen Bundesländer. "Wir wissen jetzt, woran wir sind. Fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden in den Aufbau der fünf neuen Länder fließen." Natürlich werde es weiterhin an allen "Ecken und Enden klemmen". Deshalb sei es nötig, "intelligenter" mit dem, was man habe, umzugehen als andere. Biedenkopf kündigte "wesentliche Einsparungen auf der kommunalen Ebene" an. Um die Verwaltungen auf Westniveau zu bringen, könne noch ein erheblicher Teil eingespart werden.

Castro als Staatschef bestätigt Kubas Volkskammer wählte Bruder Raul zum Stellvertreter

HAVANNA, 16. März (AFP). Die Abgeordneten der kubanischen Volkskammer haben Fidel Castro (Bild: AP) wieder zum Staatsratsvorsitzenden gewählt. Die Wiederwahl des 66jährigen in das Amt, das die Aufgaben des Staats- und Regierungschefs vereint, erfolgte einstimmig. Castros Bruder Raul wurde ebenfalls einstimmig als erster stellvertretender Staatsratsvorsitzenden bestätigt. Zuvor hatten die Abgeordneten bereits Außenminister Ricardo Alarcon de Quesada einstimmig zum Volkskammerpräsidenten gewählt. Dieser tritt die Nachfolge von Juan Escalona an.

Von 31 Staatsrats-Mitgliedern wählten die Abgeordneten 19 neu. Die Kandidaten waren auf einer Einheitsliste festgelegt, die vom staatlichen Kandidaturausschuß zusammengestellt worden war. Zu den Staatsratsmitgliedern gehören vier Minister: Verteidigungsminister Raul Castro, Innenminister Abelardo Colome, Industrieminister Marcos Portal und Kulturminister Armando Hart. Der Staatsrat ist nach der kubanischen Verfassung das "höchste Organ der Staatsmacht", das zwischen den Sitzungen der Volkskammer die gesetzgebende Funktion ausübt. Der Vorsitzende des Staatsrates ist Oberbefehlshaber der Armee und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates. Nach der Verfassungsreform kann er den Ausnahmezustand verhängen, falls die "innere Sicherheit oder die Stabilität des Staates" bedroht sind.

Castro, der seit der Revolution von 1959 an der Macht ist, war 1976 erstmals zum Vorsitzenden des Staatsrates gewählt und nach den Parlamentswahlen von 1981 und 1986 in diesem Amt bestätigt worden. Er rief die Kubaner dazu auf, sich trotz der "sehr schwierigen Etappe", die die kubanische Revolution derzeit durchmache, nicht entmutigen zu lassen.

Spannungen in Korea wachsen Norden warnt vor Krieg / Süden erwägt Bitte um US-Präsenz

SEOUL, 16. MÄRZ (wtr/AFP/dpa/Reuter). Die südkoreanische Regierung erwägt, die für das gemeinsame Manöver "Teamgeist" angereisten US-Soldaten um längere Präsenz zu bitten, wenn die Spannungen mit Nordkorea weiter wachsen. Verteidigungsminister Kwon Young Hae denke "vorsichtig" darüber nach, ob ein Teil der 14 000 für das Manöver angereisten US-Soldaten bleiben solle, sagte ein Sprecher am Dienstag.

In Genf hatte Nordkoreas Botschafter Ri Tscheul am Montag abend gesagt, das Manöver habe eine Situation geschaffen, "in der ein Krieg jederzeit ausbrechen kann". Südkoreanische Militärs sagten am Dienstag morgen in Seoul, die Ankündigung Pjöngjangs, vom Atomwaffen- Sperrvertrag zurückzutreten, deute auf einen möglichen Angriff hin.

Nordkorea hatte seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag angekündigt und das Manöver in Südkorea als einen Hauptgrund dafür bezeichnet. US- Präsident Bill Clinton äußerte sich am Dienstag "sehr besorgt" über diesen Entschluß. In Washington rief er Pjöngjang auf, die Entscheidung zu überdenken. Die Bundesregierung versucht auf direktem Wege sowie über die EG Druck auf Nordkorea auszuüben, die Kündigung des Atomwaffensperrvertrages zurückzunehmen. Der Geschäftsträger der chinesischen Botschaft, die in Bonn die nordkoreanischen Interessen vertritt, war am Montag von dem Abrüstungsbeauftragten der Bundesregierung, Josef Holik, ins Auswärtige Amt in Bonn "einbestellt" worden. Dem chinesischen Diplomaten wurde nach Auskunft des Auswärtigen Amtes die "Besorgnis" der Regierung und die Bitte nach einer Änderung der nordkoreanischen Entscheidung mitgeteilt.

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) berät am Donnerstag über das Vorgehen nach Nordkoreas Austritt. Der IAEO-Gouverneursrat hatte am 25. Februar Nordkorea eine Frist von 30 Tagen eingeräumt, um Experten die Inspektion von zwei Atomlagern zu ermöglichen. Die USA und Südkorea werfen dem kommunistischen Norden vor, an der Entwicklung einer Atombombe zu arbeiten. (Kommentar Seite 3)

Jesse Jackson in New York verhaftet

NEW YORK, 16. März (AFP). Der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson ist am Montag in New York festgenommen worden, weil er an einer Solidaritätsdemonstration für HIV-infizierte Haitianer teilnahm, die auf dem US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba in Quarantäne leben. Jackson hatte sich gemeinsam mit rund vierzig anderen Demonstranten zu einer Sitzblockade auf der Fifth Avenue niedergelassen. "Wir wollen, daß der Präsident den Weg einschlägt, den ihm die Moral gebietet", sagte Jackson bei seiner Festnahme. 213 HIV-infizierte Haitianer leben seit mehr als einem Jahr auf Guantanamo und dürfen wegen ihrer Infizierung nicht in die USA einreisen.

Britischer Literaturpreis für V. S. Naipaul

LONDON. Der britische Schriftsteller Vidiadhar Surajprasad Naipaul ist mit dem größten britischen Literaturpreis, dem David-Cohen-Preis, ausgezeichnet worden. Naipaul, 1932 auf Trinidad als Nachfahre indischer Einwanderer geboren, lebt seit 1950 in Großbritannien. Hauptthema seines Werkes sind Rassenkonflikte. Einige seiner Romane wie "Wahlkampf auf Karibisch" wurden ins Deutsche übersetzt. afp

Volkskongreß in China Aufrüstung trotz Schulden

PEKING, 16. März (AFP). China wird trotz seiner Finanzschwierigkeiten die Militärausgaben in diesem Jahr deutlich anheben, wie Finanzminister Liu Zhongli am Dienstag vor dem Nationalen Volkskongreß in Peking mitteilte. Der Verteidigungshaushalt 1993 wird bei 42,5 Milliarden Yuan (zwölf Milliarden Mark) liegen, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 12,5 Prozent bedeutet. Der Verteidigungshaushalt macht damit fast ein Zehntel des gesamten Haushalts 1993 in Höhe von 473 Milliarden Yuan aus. Liu räumte ein, daß China in Finanzschwierigkeiten steckt. Das Haushaltsdefizit liegt nach seinen Angaben derzeit bei 23,75 Milliarden Yuan.

Ministerpräsident Li Peng hatte am Montag vor dem Nationalen Volkskongreß die Vorgaben für das jährliche Wirtschaftswachstum heraufgesetzt. Die Zuwachsrate solle auf durchschnittlich acht bis neun Prozent jährlich gesteigert werden, erklärte er.

China will im Zuge des Umbaus der Regierung sieben Ministerien auflösen und sechs neue Ressorts einführen. Die Nachrichtenagentur Neues China meldete am Dienstag, dem in Peking tagenden Parlament liege eine Vorlage vor, demzufolge die Ministerien für Energiequellen, Maschinen- und Elektronikindustrie, Luftfahrtindustrie, Leichtindustrie, Textilindustrie, Handel sowie Material und Ausrüstung abgeschafft werden sollen.

Neue Ministerien würden mit den Schwerpunkten Staatswirtschaft und -handel, Energiewirtschaft, Kohleindustrie, Maschinenbau, Elektronikindustrie sowie Binnenhandel gegründet.

Zum Auftakt der Sitzung hatte Ministerpräsident Li Peng Li am Montag eine Reform von Regierung und Parlament als unumgänglich bezeichnet, wenn das Land die Herausforderungen der Marktwirtschaft bestehen wolle.

Jahrhundert-Sturm

Mindestens

168 Tote im

Osten der USA

WASHINGTON, 16. März (AFP). Die Zahl der Todesopfer des schweren Sturms im Osten der USA hat sich nach einer neuen Bilanz der Behörden von der Nacht zum Dienstag auf mindestens 168 erhöht.

Mindestens 40 weitere Personen wurden weiter vermißt, darunter 21 Schüler und drei Lehrer, die bei dem schweren Schneesturm vom Wochenende in den Bergen des Bundesstaates North Carolina verlorengegangen waren. Die Schüler und Lehrer gehörten zu einer Gruppe von 117 Jugendlichen aus dem Bundesstaat Michigan, die sich auf Klassenfahrt in den Great-Smoky-Bergen befanden, als der Sturm losbrach. 93 von ihnen konnten gerettet werden. Vermißt wurden weiterhin auch 16 Besatzungsmitglieder eines Frachtschiffs aus Honduras, das in dem Sturm vor der Küste Floridas gekentert war.

Meteorologen sagten, der Sturm, der inzwischen in Richtung offener Atlantik abdrehte, werde in drei bis vier Tagen Großbritannien erreichen.

(Siehe auch "Aus aller Welt")

Gefängnis-Revolte gewaltlos beendet

LUCKAU, 16. März (AFP). Ein Aufstand von Häftlingen in der Justizvollzugsanstalt Luckau bei Cottbus ist am Dienstag morgen unblutig beendet worden. Dies teilte eine Sprecherin des Innenministeriums in Potsdam mit. Die Meuterei habe am Montag abend gegen 23 Uhr begonnen, als 15 Untersuchungshäftlinge zwei Justizvollzugsbeamte als Geiseln nahmen. Sie forderten ein Gespräch mit der Presse, das ihnen gewährt wurde. Daraufhin ließen sie die Geiseln frei. Nach Verhandlungen mit einer Journalistin und der Polizei seien die Gefangenen um 3.40 Uhr freiwillig in ihre Zellen zurückgekehrt. Die Meuterer wollten offenbar ein besseres Freizeitangebot durchsetzen.

Israelis erschossen zwei Palästinenser

JERUSALEM, 16. März (AFP). In den israelisch besetzten Gebieten sind am Montag abend zwei Palästinenser durch Schüsse jüdischer Siedler und israelischer Soldaten getötet worden. Wie am Dienstag aus Palästinenser-Kreisen verlautete, wurden weitere 52 Palästinenser bei den Unruhen im Gaza-Streifen und Westjordanland verletzt. Ein 24jähriger Palästinenser sei durch Schüsse jüdischer Siedler nahe Tulkarem im Westjordanland getötet worden. Ferner sei ein 16jähriger Palästinenser bei Unruhen im palästinensischen Flüchtlingslager Chan Junis im Gaza-Streifen von Soldaten erschossen worden.

Rechtsradikale trat 17jährige

ERFURT, 16. März (AFP). Ein 17jähriges Mädchen aus der rechten Szene in Erfurt hat am Montag abend eine Gleichaltrige zusammengeschlagen, mit Springerstiefeln getreten und Reizgas ins Gesicht gesprüht. Wie ein Sprecher des Erfurter Polizeipräsidiums am Dienstag mitteilte, wollte die Jugendliche von dem anderen Mädchen wissen, ob sie "eine Linke" sei. Als sie keine Antwort erhielt, schlug sie, riß ihr die Halskette vom Hals und raubte ihr Zigaretten. Die Überfallene mußte ärztlich behandelt werden. Die 17jährige wurde vorübergehend festgenommen.Studenten-Protest in Venezuela

CARACAS, 16. März (AFP). In der venezolanischen Hauptstadt Caracas und in der 20 Kilometer südlich gelegenen Stadt Los Teques ist es bei Schüler- und Studentendemonstrationen am Montag erneut zu Unruhen gekommen. In Los Teques lieferten sich Berichten von Journalisten zufolge Demonstranten bei einer Kundgebung Straßenschlachten mit der Polizei. Anlaß der Demonstration war der Tod eines Schülers in der vergangenen Woche, der durch eine Tränengasbombe verursacht worden war. Im Zentrum von Caracas blockierten Studenten bis zum Abend den Straßenverkehr.

Bei den Unruhen in Los Teques, Caracas und neun anderen venezolanischen Städten waren in der vergangenen Woche vier Menschen getötet worden. Schüler und Studenten fordern seit Wochen den Rücktritt des Staatspräsidenten Carlos Andres Perez und eine Erhöhung der Gelder für die Bildung.

Metall-Arbeitgeber zeigen Härte Einhaltung des alten Tarifvertrags "Wahnsinn" genannt

BERLIN/OSNABRÜCK, 16. März (AFP/dpa). Zwei Wochen vor Ablauf der Friedenspflicht in der ostdeutschen Metallindustrie haben die Arbeitgeber Forderungen zurückgewiesen, der IG Metall durch ein höheres Tarifangebot entgegenzukommen. "Es wäre Wahnsinn, wenn wir einen Tarifvertrag abschließen würden, der von einem Großteil der Betriebe nicht erfüllt werden könnte und der viele Arbeitsplätze vernichtet", sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin.

Zuvor hatte der stellvertretende SPD- Vorsitzende Wolfang Thierse verlangt, die Metall-Arbeitgeber müßten deutlich über die bisher genannten neun Prozent hinausgehen. In zahlreichen ostdeutschen Städten wollten Tausende von Metallern erneut gegen die Kündigung des Tarifvertrages demonstrieren.

Ein höheres Angebot sei betriebswirtschaftlich nicht zu rechtfertigen, sagte Gottschol. Gleichzeitig betonte er, die vorzeitige Kündigung der Tarifverträge bedeute nicht das "Ende der Solidarpartnerschaft". Ein solcher Schritt werde sich sicher nicht so schnell wiederholen. Für die 400 000 ostdeutschen Metaller war 1991 eine Tarifanhebung von 71 auf 82 Prozent des Westniveaus zum 1. April 1993 vereinbart worden. Die IG Metall besteht auf der Einhaltung des Vertrages, den die Arbeitgeber gekündigt hatten.

Ein Streik in der ostdeutschen Metallindustrie hätte nach den Worten Thierses gerade nach der Einigung über den sogenannten Solidarpakt "verheerende Folgen für alle Beteiligten". Die Arbeitgeber hätten jetzt eine Bringschuld, weil sie Arbeitnehmern und der IG Metall "die Pistole auf die Brust gesetzt haben".

In Sachsen-Anhalt begannen Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) über deren "Bewegungsmodell". Dieses sieht vor, an der vereinbarten Lohnerhöhung festzuhalten. Das Volumen solle aber in einen Baranteil und in eine Beteiligung am Produktivkapital des jeweiligen Unternehmens sowie Mittel für Weiterbildung oder Zuschüsse zum Kurzarbeitergeld aufgeteilt werden.

Wohin mit den Einwanderern? Mitteleuropäische Staaten beraten über deutsches Asylrecht

PRAG, 16. März (AFP/dpa). Die "europäische Dimension" der illegalen Einwanderung hat am Dienstag in Prag der tschechische Innenminister Jan Ruml betont. Ruml sprach zum Auftakt einer Konferenz von sechs mitteleuropäischen Staaten über die Konsequenzen der bevorstehenden Änderung des deutschen Asylrechts. Nach den Worten Rumls erfordert die geographische Lage der Staaten des östlichen Mitteleuropas, daß gemeinsame Lösungen für das Problem der illegalen Einwanderung gefunden werden. Bei den Verhandlungen in Prag geht es auch um die Frage, ob die Folgen einer deutschen Asylrechtsänderung durch den Abschluß bilateraler Verträge mit Deutschland oder durch eine multilaterale Konvention geregelt werden sollen. Eines der zentralen Probleme ist dabei die Wiederaufnahme von Flüchtlingen, die aus den Staaten des östlichen Mitteleuropas nach Deutschland gelangt sind. Nach dem Asyl-Kompromiß zwischen der Bonner Regierungskoalition und der SPD-Opposition vom Dezember sollen Polen, die Tschechische Republik, Österreich und die Schweiz ebenso wie die Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft in Zukunft als "sichere Drittstaaten" gelten. Aus diesen Ländern stammende oder einreisende Asylbewerber will Deutschland künftig nicht mehr aufnehmen. Die östlichen Nachbarstaaten Deutschlands befürchten, daß durch die neue Regelung ein "Rückstau" von Asylbewerbern entstehen könnte, den sie nicht bewältigen können.

Deutschland wurde von den Initiatoren des Treffens nicht nach Prag eingeladen, um jeglichem politischen Druck aus dem Wege zu gehen. Ruml kündigte jedoch an, er werde nach dem Treffen Bundesinnenminister Rudolf Seiters detailliert über die Verhandlungsergebnisse unterrichten.Khmer sollen verurteilt werden

PHNOM PENH, 16. März (AFP). Die kambodschanische Regierung hat am Dienstag die Einrichtung eines internationalen Gerichts gefordert, um die Roten Khmer wegen von ihnen begangener Kriegsverbrechen zu verurteilen. Den Roten Khmer wird vorgeworfen, vergangene Woche 33 Menschen vietnamesischer Herkunft in einem Dorf im Nordwesten des Landes getötet zu haben. Der Sprecher der UN-Übergangsverwaltung in Kambodscha, Eric Falt, bestätigte die Verantwortung der Roten Khmer für den Überfall.

Der kambodschanische Vizeminister Khieu Kanharith verlangte, die Tä- ter müßten wegen "systematischer Tötung aus rassistischen Motiven" vor Gericht.

Falt wies am Donnerstag darauf hin, die UNTAC bemühe sich, die Täter zu ermitteln. Zwei der Angreifer, die bei dem Überfall vermutlich irrtümlich durch Schüsse ihrer Komplizen getötet wurden, seien eindeutig als Kämpfer der Roten Khmer identifiziert worden.

Kurz gemeldet: Störfall in französischer Atomanlage

LYON, 16. März (AFP). Bei einem Hersteller für Atombrennstoffe in Südfrankreich ist eine kleine Menge radioaktives Hexafluorid ausgetreten. Nach Angaben der Firma in Romans-sur-Isere hielten sich keine Menschen in dem leicht verseuchten Raum auf. Nebenräume und Umwelt seien nicht geschädigt worden. Benn will UN-Truppen in Nordirland LONDON, 16. März (AFP). Der britische Labour-Abgeordnete Tony Benn hat vorgeschlagen, daß die Vereinten Nationen eine Friedenstruppe nach Nordirland entsenden sollten. Sechstes Opfer unter Trümmern gefunden NEW YORK, 16. März (AFP). Die Leiche eines Mannes, der seit dem Anschlag auf das New Yorker World Trade Center vermißt wurde, ist am Montag unter den Trümmern entdeckt worden. Damit erhöht sich die Zahl der Todesopfer des Anschlags vom 26. Februar auf sechs. Chinas Konsul flieht nach Schweden MOSKAU, 16. März (Reuter). Chinas Generalkonsul in Sankt Petersburg hat sich nach Darstellung der russischen Polizei mit seiner Frau am Wochenende nach Schweden abgesetzt. Leibwächter Mandelas festgenommen JOHANNESBURG, 16. März (dpa). Die Polizei in Südafrika hat drei Leibwächter des Führers der Schwarzen-Befreiungsorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) wegen unerlaubten Waffenbesitzes vorübergehend festgenommen. Bei einem Besuch Nelson Mandelas in der Provinz Natal sollen sie Maschinenpistolen bei sich getragen haben. Früherer Präsident Panamas gestorben PANAMA, 16. März (AP). Der frühere Präsident Panamas, Ricardo Arias Espinoza, ist am Montag gestorben. Der 80jährige erlag einem Krebsleiden. Arias übernahm die Staatsführung 1955 nach der Ermordung von Präsident Remon Cantera an, verlor ein Jahr später aber die Wahl und schied aus dem Amt aus.

Preis für Ost-Betriebsräte

BERLIN, 16. März (AFP). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Betriebsräte der Rostocker Neptun-Werft und der Stickstoffwerke AG in Wittenberg-Piesteritz mit dem Hans-Böckler- Preis ausgezeichnet. Die Betriebsräte hätten "in beispielhafter Weise Verantwortung für die Umstrukturierung ihrer Unternehmen übernommen", heißt es in der Urkunde, die Michael Geuenich, Mitglied des DGB-Bundesvorstandes, am Dienstag in Berlin überreichte.

Durch ihre Initiativen zur Gründung von Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften sei es den Betriebsräten gelungen, den meisten der nicht in den Betrieben zu haltenden Arbeitnehmern eine zumindest befristete Perspektive zu sichern und sie dadurch vor dem sofortigen Fall in die Arbeitslosigkeit zu schützen, sagte Geuenich, der Vorstandsvorsitzender der Hans-Böckler-Stiftung ist. Die Stiftung vergibt den mit 20 000 Mark dotierten Preis seit 1980 jährlich für besondere Verdienste um die Verbesserung der Lebensbedingungen von Arbeitnehmern und ihren Familien.

Karadzic stellt Bedingungen

NEW YORK/BELGRAD, 17. März (AFP/AP). In New York sind am Mittwoch die Friedensverhandlungen für Bosnien-Herzegowina wieder aufgenommen worden. Die Jugoslawien-Vermittler Lord Owen und Cyrus Vance trafen zunächst mit dem bosnischen Kroatenführer Mate Boban zusammen. Als einzige Volksgruppe haben die Kroaten bisher dem Friedensplan zugestimmt, der die Aufteilung des Landes in zehn weitgehend autonome Provinzen vorsieht.

Bosniens Serbenführer Radovan Karadzic forderte dagegen, die Grenzen der vorgesehenen Provinzen zu verändern. "Ich werde den Plan nur unterzeichnen, wenn die Karte radikal verändert wird", sagte Karadzic am Dienstag abend im Belgrader Fernsehen. Sollte dies nicht geschehen, werde er den Friedensplan "wahrscheinlich" nicht unterzeichnen. Auch bei den Moslems stößt der Plan von Vance und Owen auf Vorbehalte.

Die NATO schickte ein knappes Dutzend Militärexperten nach Bosnien und Kroatien, um Möglichkeiten für den Einsatz von Truppen bei der Durchsetzung eines Friedensplanes zu sondieren, verlautete am Mittwoch aus NATO-Kreisen in Brüssel.

Raubtaten für Drogen: 42 Monate Haftstrafe

Drei als "Beschaffungskriminalität" bewertete Raubüberfälle haben einem 26jährigen drogensüchtigen Spanier eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren eingebracht. Das Gericht erklärte ihn wegen seiner Drogensucht für eingeschränkt schuldfähig.

Der Angeklagte hatte im Februar 1992 zunächst bei einem Überfall auf eine Tankstelle in Kronberg / Taunus 1700 Mark erbeutet. Am nächsten Tag, als er wieder ohne Geld dastand, verübte er einen zweiten Raubüberfall, diesmal auf eine Modeboutique in Frankfurt. Nach der Festnahme stellte sich heraus, daß er auch der Täter eines dritten Raubüberfalls zwei Wochen zuvor auf die 70jährige Inhaberin einer Zoohandlung war. lhe

Börsenhändler kommt mit Bewährungsstrafe davon

HANAU (dpa). Das erste Urteil zur Frankfurter Börsenaffäre ist gesprochen: Wegen Steuerhinterziehung verurteilte das Hanauer Landgericht einen 53jährigen Händler zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten zur Bewährung. Er hatte fünf Jahre lang seine privaten Gewinne aus Spekulationsgeschäften an der Frankfurter Wertpapierbörse nicht versteuert. Als Bewährungsauflage muß er außerdem 800 000 Mark an die Staatskasse zahlen.

Die Richter der Hanauer Wirtschaftsstrafkammer sahen es als erwiesen an, daß der Börsenhändler dem Fiskus insgesamt 248 000 Mark Steuern vorenthalten hatte. Der Angeklagte gestand alle Vorwürfe und erklärte, er habe sich eine Altersversorgung schaffen und die Heimkosten für seine pflegebedürftige Mutter zahlen wollen. Daher habe er die Gewinne aus den Transaktionen auf ein Bankkonto in die Schweiz überweisen lassen.

Insgesamt hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt in 370 Fällen Ermittlungen eingeleitet, weil Börsianer an der Steuer vorbei in die eigene Tasche gewirtschaftet haben sollen. Davon wurden 60 bis 70 Verfahren ohne Prozeß abgeschlossen. Bei geringen Vergehen - etwa ein Dutzend Fälle - ergingen sogenannte Strafbefehle in Verbindung mit Geldstrafen.

Junge Frau aus dem Auto gezerrt und vergewaltigt

OFFENBACH. An einer Kreuzung in der Gemarkung Mainhausen (Kreis Offenbach) zwischen Mainhausen, Seligenstadt und Stockstadt ist eine junge Frau von drei maskierten Männern aus ihrem Auto gezerrt und im Wald vergewaltigt worden.

Wie die Polizei Offenbach am Dienstag mitteilte, mußte die 20jährige am vergangenen Donnerstag an der Kreuzung vor der roten Ampel halten.

Ein anderer Wagen, vermutlich mit Gießener Kennzeichen, habe hinter ihr gestoppt. Drei Männer seien daraufhin ausgestiegen, hätten die Frau gepackt und sie in den angrenzenden Wald geschleppt.

Die Offenbacher Polizei sucht nun dringend Zeugen des Verbrechens, das am Montag abend von Verwandten des Opfers angezeigt wurde. lhe

120 Aussteller zur nächsten "Ars Antique"

Zur siebten "Ars Antique" werden in diesem Jahr 120 Aussteller erwartet. Die Kunst- und Antiquitätenmesse sei für die Zeit vom 27. November bis 5. Dezember terminiert worden, kündigten die Veranstalter jetzt in Frankfurt an. Damit sei der Messe-Kalender der Branche mit Blick auf Ausstellungen in München und Köln entzerrt worden.

Im vergangenen Jahr interessierten sich 17 000 Besucher für die Exponate der "Ars Antique". Eine Befragung belege, so die Angaben der Veranstalter, daß 76 Prozent des Publikums das Angebot von Kunst und Antiquitäten als "gerade richtig" beurteilten. Mehr als jeder dritte Messegast sei mit Kaufabsichten in die Ausstellung gekommen. lhe

Eine Reise, die man nie vergißt

HEPPENHEIM. Teuer ist ein Ehepaar aus Heppenheim (Kreis Bergstraße) eine Wochenend-Reise nach Rom zu stehen gekommen. Wie die Polizei berichtete, nahmen Trickdiebe dem Paar vor dem Kolosseum seinen Rucksack mit Kleidungsstücken, Fotoapparat, Scheck- und Kreditkarte sowie Fahrzeugschein ab.

Nach ihrer Rückkehr stellten die beiden fest, daß auch ihr nahe dem Frankfurter Flughafen abgestelltes Auto verschwunden war - es wurde später mit Unfallschaden in der Mainmetropole verlassen aufgefunden. lhe

Häuser für bosnische Frauen

TROISDORF, 16. März (KNA). Das Notärzte-Komitee "Cap Anamur" hat in Bosnien zwei Häuser für mißhandelte bosnische Frauen und deren Kinder übernommen. Wie das Komitee am Dienstag in Trosidorf mitteilte, können in einem ehemaligen Schulgebäude in Tuzla rund 120 Frauen aufgenommen werden, ein Haus in Zenica bietet Platz für 90 bis 120 Kriegsopfer. Beide Gebäude müssen noch renoviert werden.

Japans Asylpolitik "willkürlich" ai dringt auf menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen

BONN, 16. März (epd/AP). Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat Japan vorgeworfen, mit seiner Asylpolitik gegen die Genfer Flüchtlingskonvention zu verstoßen. In einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Bericht fordert ai die japanische Regierung auf, bei der Behandlung von Asylsuchenden die Mindeststandards des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen einzuhalten. Dazu gehöre vor allem eine unabhängige Instanz zur Prüfung von Asylanträgen, die bisher in Japan fehle.

Mehrere hundert Flüchtlinge aus China sind ai zufolge in den vergangenen Jahren von Japan ohne ordentliches Asylverfahren in ihre Heimat abgeschoben worden. Flüchtlinge würden nach ihrer Ankunft ohne Kontakt zu Anwälten unangemessen lange festgehalten.

Häufig werden laut amnesty Asylanträge von japanischen Behörden überhaupt nicht bearbeitet und die Betroffenen zur "freiwilligen" Ausreise gedrängt. Amnesty wertet die Asylpraxis in Japan als undurchsichtigen, willkürlichen und vielfach zermürbenden Prozeß.

Dabei würden selbst Anträge von Asylbewerbern aus Ländern, in denen systematische Menschenrechtsverletzungen erfolgten, abgelehnt. Die Betroffenen müßten täglich mit ihrer Ausweisung rechnen. Neben dem mangelhaften Verfahren beklagt amnesty auch eine unzureichende Beratung der Asylbewerber. In vielen Fällen hätten Vertreter der japanischen Einwanderungsbehörden erkennen lassen, daß ihnen weder die internationalen Grundsätze zur Behandlung von Flüchtlingen noch die Menschenrechtslage in den Herkunftsländer bekannt seien.

Amnesty dokumentiert den Fall der chinesischen Dissidentin Lin Guizhen, die nach dem Massaker auf dem Pekinger "Platz des Himmlischen Friedens" 1989 nach Japan floh und dort vergebens um politisches Asyl nachsuchte. 1991 wurde sie trotz zahlreicher Proteste von Menschenrechtsorganisationen nach China abgeschoben und dort zu zwei Jahren "Umerziehung durch Arbeit" verurteilt.

Große Kreuzfahrtschiffe an Galapagos-Inseln unerwünscht

QUITO, 16. März (epd). Ecuadors Regierung wird Kreuzfahrtschiffen mit über 500 Passagierplätzen das Anlaufen der Galapagos-Inseln künftig nicht mehr erlauben. Damit solle die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt des Archipels besser geschützt werden, teilte Tourismusminister Carlos Vera jetzt in der Hauptstadt Quito mit.

Die am Äquator, rund tausend Kilometer vor dem südamerikanischen Festland gelegene Inselgruppe im Pazifischen Ozean könne höchstens 25 000 Besucher pro Jahr verkraften. In den vergangenen Jahren hätten aber jeweils rund 40 000 Touristen die Galapagos besucht. Umweltschützer haben mehrfach gegen das Verhalten der Behörden protestiert, die ihrer Ansicht nach unverantwortlich viele Besuchserlaubnisse an in- und ausländische Reiseveranstalter vergeben.

Die Galapagos-Inseln sind wegen ihrer vielen eigenständigen Tier- und Pflanzenarten berühmt, die sich dort aufgrund der isolierten Lage entwickelt haben.

Gewalt gegen Reporter

WASHINGTON, 16. März (epd). Im vergangenen Jahr sind nach Angaben einer New Yorker Hilfsorganisation weltweit 49 Journalisten bei der Ausübung ihres Berufes getötet worden. Die gefährlichste Region, so das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) in einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Bericht, sei der Südosten der Türkei gewesen, wo elf Journalisten bei der Berichterstattung über den Konflikt zwischen Armee und kurdischen Widerstandsorganisationen starben. Neun Todesopfer unter Journalisten forderte 1992 der Krieg im ehemaligen Jugoslawien.

Mit insgesamt 1635 "Angriffen" auf mehr als 1300 Journalisten und Medien verzeichnete das Komitee im Jahr 1992 die höchste Zahl von Übergriffen seit seiner Gründung vor zwölf Jahren. Hierzu gehörten Morde, Mißhandlungen, Inhaftierungen, Bedrohungen, Razzien und andere Willkürakte, die eine Berichterstattung verhindern sollten. Die meisten inhaftierten Medienvertreter registrierte das CPJ in China, wo 27 Journalisten im Gefängnis festgehalten werden, gefolgt von Kuwait.

Paraguay bediente Südafrika

ASUNCION, 16. März (epd). Hohe Militärs in Paraguay haben offenbar während der Diktatur von General Alfredo Stroessner in den 80er Jahren als Mittelsmänner bei Waffengeschäften mit Südafrika fungiert. Die Tageszeitung ABC Color veröffentlichte am Montag ein als geheim deklariertes Dokument vom Juni 1987, aus dem hervorgeht, daß der damalige Generalstabschef Alejandro Fretes Davalos an Waffengeschäften mit Südafrika beteiligt war.

Die Rüstungsgüter seien vorwiegend aus der Bundesrepublik und den USA gekommen, heißt es in dem Zeitungsbericht. Paraguays Armee habe versichert, sie nicht an ein drittes Land zu veräußern. Offenbar habe die Stroessner-Diktatur eine Schlüsselrolle im Waffenhandel mit Südafrika gespielt. Die Vereinten Nationen hatten ein Waffenembargo über das Apartheid-Regime verhängt.

Clinton hofft auf ein Einlenken Nordkoreas

WASHINGTON, 16. März (Reuter/AP). Besorgt und enttäuscht hat US-Präsident Bill Clinton auf den Austritt Nordkoreas aus dem Atomwaffensperrvertrag reagiert. Er äußerte am Montag jedoch die Hoffnung, daß Nordkorea seinen Schritt überdenken werde.

Nordkorea, das nach Vermutungen des Westens an der Entwicklung einer eigenen Atombombe arbeitet, hatte die Kündigung des Vertrages vergangene Woche wegen des Militärmanövers "Team Spirit" angekündigt, an dem 45 000 US- Soldaten teilnehmen. 14 000 sind eigens für das Manöver nach Südkorea gereist. Nordkorea will aber vor allem verhindern, daß Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) zwei nukleare Anlagen inspizieren.

Ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums sagte am Dienstag, Verteidigungsminister Kwon Young denke "vorsichtig" darüber nach, die USA zu bitten, einen Teil der angereisten Soldaten im Land zu lassen, falls die Spannungen mit Nordkorea wachsen sollten.

Nordkoreas UN-Botschafter in Genf warnte am Montag, "jeden Moment" könne ein Krieg ausbrechen. Botschafter Ri Tscheul sagte, bei den Manövern Südkoreas und der USA werde Richtung Nordkorea geschossen. Wenn Nordkorea darauf reagiere, heiße das Krieg.

US-Verteidigungsminister Les Aspin erklärte auf Fragen von Journalisten, es gebe keinerlei Anzeichen für feindselige Handlungen. Gleichwohl seien die USA besorgt.

Castro zum letzten Mal Staatschef?

HAVANNA, 16. März (Reuter/AP). Kubas Präsident Fidel Castro ist am Montag vom Parlament einstimmig für weitere fünf Jahre in seinem Amt als Staatsoberhaupt und Regierungschef bestätigt worden.

Möglicherweise ist es seine letzte Amtszeit. Unmittelbar nach den ersten direkten Parlamentswahlen des Landes Ende Februar hatte er öffentlich erklärt, er erwäge in fünf Jahren seine Ämter niederzulegen. Voraussetzung dafür sei allerdings die Überwindung der schweren Wirtschaftskrise, die den Karibik-Staat heimgesucht hat. Castro lenkt die Geschicke des Landes seit der Revolution 1959. Als Präsident des regierenden Staatsrates ist er zugleich Staatschef und Regierungschef. Wiedergewählt als Vize- Präsident wurde auch sein Bruder, Verteidigungsminister Raul Castro. Von den 31 Mitgliedern des Staatsrates wurden weitere 13 in ihren Ämtern bestätigt. 16 Personen wurden neu in das Gremium gewählt. Politische Beobachter werteten diese ungewohnt hohe Zahl von neuen Abgeordneten als Versuch, die alte Führungsschicht durch jüngere Politiker zu ersetzen.

Zu den Staatsratsmitgliedern gehören vier Minister: Verteidigungsminister Raul Castro, Innenminister Abelardo Colome, Industrieminister Marcos Portal und Kulturminister Armando Hart. Der Staatsrat ist nach der kubanischen Verfassung das "höchste Organ der Staatsmacht", das zwischen den Sitzungen der Volkskammer die gesetzgebende Funktion ausübt.

Giugni neuer Sozialisten-Chef in Italien

ROM, 16. März (Reuter). Italiens von schweren Korruptionsskandalen geplagten Sozialisten haben auf ihrem Parteitag in Rom den Senator Gino Giugni zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Der 65jährige übernimmt einen Posten, der in der Vergangenheit oft unbesetzt war und weitgehend lediglich zeremoniellen Charakter hat. Die Wahl des Arbeitsrechtlers wird jedoch als Versuch von Parteichef Giorgio Benvenuto gewertet, den rapiden Vertrauensverlust, den die Regierungspartei PSI bei der Bevölkerung erlitten hat, aufzuhalten. Giugni gehört seit zehn Jahren dem Senat an. Gegen ihn verübte die terroristische Bewegung Rote Brigaden 1983 einen Anschlag.

USA bedrückt vom Treibhaus-Problem

NEW YORK, 16. März (Reuter). Die USA haben in der Umweltpolitik mit einer Überprüfung ihrer bisherigen Haltung zur Emission von Treibhausgasen begonnen. Die amerikanische UN-Botschafterin Madeleine Albright sagte bei einem Treffen von Umweltexperten der Vereinten Nationen (UN) am Montag in New York, die Regierung von Präsident Bill Clinton hoffe, bis zum August einen Plan zum Umgang mit Gasen wie Kohlendioxid (CO2) vorzulegen, die für die Erwärmung der Erdatmosphäre verantwortlich gemacht werden. Man wolle feststellen, ob der Ausstoß von Treibhausgasen bis zur Jahrtausendwende zumindest stabilisiert werden könne.

Bombenterror in der Türkei

ISTANBUL, 16. März (Reuter). In Istanbul und vier weiteren türkischen Städten sind in der Nacht und am Dienstag morgen mehr als 30 Bomben- und Brandanschläge verübt worden. Nach Polizeiangaben wurden in der Hafenstadt Zonguldak am Schwarzen Meer sieben Menschen schwer verletzt, als vor zwei Bankgebäuden Sprengsätze detonierten. In Istanbul seien vor über 20 Banken Brandsätze deponiert worden. Auch in einer Straßenbahn sei eine Bombe explodiert. Verletzte habe es in der Bosporus-Metropole aber nicht gegeben. Weitere Anschläge meldete die Polizei aus den Städten Adana, Mersin und Bursa.

Annäherung im Konflikt zwischen EG und USA

BRÜSSEL/BONN (rtr/AFP). EG-Kommissionspräsident Jacques Delors wird morgen in Washington bei einem kurzfristig angesetzten Treffen mit US-Präsident Bill Clinton über Möglichkeiten sprechen, die zunehmenden transatlantischen Handelsspannungen einzudämmen. Dies teilten Mitarbeiter der Kommission mit. Der Franzose reagiert mit seinem Besuch auf die am Wochenende von den USA überraschend abgesagten Gespräche mit der Gemeinschaft zum Streit über die Vergabe öffentlicher Aufträge. Es ist das erste Treffen von Delors und Clinton seit Amtsantritt des US-Präsidenten im Januar.

Eindringlich hat der deutsche Wirtschaftsminister Günter Rexrodt vor dem Ausbruch eines Handelskrieges zwischen den Vereinigten Staaten und der EG gewarnt. Alle am Warenaustausch beteiligten Länder seien derzeit von der Rezession betroffen. "Die Ankündigung weiterer US-Sanktionen ist ein untauglicher Versuch, in dieser Situation handelspolitische Probleme einseitig mit der Brechstange zu lösen", sagte der FDP-Politiker. Vielmehr sei jetzt die Verantwortung aller gefordert, zur Überwindung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten beizutragen.Stahl-Betriebsrätefür McKinsey-Gutachten

DUISBURG (rtr). Die Unternehmensberatungsfirma McKinsey soll ein Gutachten über das umstrittene Rohstahlkonzept des Krupp-Hoesch-Konzerns erstellen. Dafür macht sich der Betriebsrat am Standort Rheinhausen stark. Mit der Untersuchung soll das Konzept überprüft werden. Dieses sieht die Stillegung des fast 100 Jahre alten Stahlwerks in Rheinhausen sowie dort und in Dortmund den Abbau von insgesamt 4500 Arbeitsplätzen vor.

In einer gemeinsamen Sitzung hatten die Aufsichtsräte von Krupp und Hoesch Stahl beschlossen, den Vorschlag der Vorstände zur Konzentration der Stahl- Flüssigphase in Dortmund von einem unabhängigen Gutachter überprüfen zu lassen. Die Berater von McKinsey, die nach eigenen Angaben bereits mehrere Studien für Stahlunternehmen verfaßt haben, wußten gestern noch nichts von dem möglichen Auftrag.

Die Rheinhausener Arbeitnehmervertreter vermuten, daß bei der Entscheidung der Vorstände nicht nur wirtschaftliche Aspekte eine Rolle gespielt haben. Das Krupp-Management hatte in dem Konzept bei Sach- und Personalkosten Vorteile für Rheinhausen gegenüber den Hoesch-Hochöfen in Dortmund festgestellt, sich aber trotzdem für einen Weiterbetrieb der Hoesch-Stahlwerke entschieden.Liberaler in Italien gibt auf

ROM, 16. März (Reuter). Der Chef der italienischen Liberalen, Renato Altissimo, ist nach einer Meldung des staatlichen Fernsehens am Dienstag zurückgetreten. Er habe den Parteivorstand schriftlich von seinem Schritt unterrichtet und ihn damit begründet, daß er "freiere Hand zur Verteidigung meiner Ehre" brauche. Er sei am Dienstag amtlich in Kenntnis gesetzt worden, daß gegen ihn im Zusammenhang mit dem landesweiten Korruptionsskandal ermittelt werde. Er wird verdächtigt, von dem staatlichen Stromversorgungsunternehmen ENEL Bestechungsgelder entgegengenommen zu haben.

Die Liberalen sind Partner in der Regierungskoaltion des sozialistischen Ministerpräsidenten Giuliano Amato.

Die Chefs der Sozialistischen und der Republikanischen Partei, Bettino Craxi und Giorgio La Malfa, waren im Februar ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetreten.

"Nilius hat Mist gebaut" Engholm rügt spätes Geständnis über Lügen im Fall Barschel

BERLIN, 16. März (Reuter/dpa). Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) hat eigener Aussage zufolge nichts von den frühzeitigen Kontakten des ehemaligen SPD- Sprechers Klaus Nilius zum Referenten der Barschel-Regierung, Reiner Pfeiffer, gewußt. Nilius habe "richtiggehend Mist gebaut", sagte Engholm am Dienstag in Berlin. Nilius hatte am Montag eingestanden, vor dem Untersuchungsausschuß, der die Aktionen des früheren Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) gegen den damaligen Oppositionschef Engholm aufklären sollte, falsch ausgesagt zu haben.

Nilius werde sich vor einem zweiten Untersuchungsausschuß für das rechtfertigen müssen, was er damals verschwiegen habe, sagte Engholm. An seinen eigenen Aussagen gebe es nichts zu ändern. Nilius habe aus einem "Übermaß an Loyalität" zu ihm falsche Schlußfolgerungen gezogen. Die Machenschaften Barschels gegen ihn hätten aber stattgefunden und seien "faktensicher".

Nilius hatte eingeräumt, vor dem Untersuchungsausschuß 1987/88 in zwei Punkten gelogen zu haben. So gab er zu, Informationen aus Gesprächen mit Pfeiffer an Journalisten weitergegeben und auch einen Kontakt mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel hergestellt zu haben.

Außerdem erhielt Nilius eigenen Angaben zufolge Unterlagen von Pfeiffer. Dazu habe auch ein Entwurf einer Regierungserklärung von Barschel gehört. Engholm hatte damals in einer Entgegnung auf eine Redewendung Barschels reagiert, die zwar im Entwurf, nicht aber in der gesprochenen Rede enthalten war.

Für Nilius haben die falschen Angaben keine rechtlichen Konsequenzen. Nach fünf Jahren setzt die Verjährung für uneidliche Falschaussage ein, die mit Freiheitsentzug zwischen drei Monaten und fünf Jahren bestraft werden kann. Die Frist lief für Nilius Ende 1992 aus.

Tumult bei Korruptionsdebatte

ROM, 16. März (Reuter/AFP). Die italienische Opposition hat die Parlamentsdebatte über die Konsequenzen aus dem Korruptionsskandal am Dienstag zu einem Proteststurm genutzt. Abgeordnete der neofaschistischen MSI forderten in Sprechchören den Rücktritt von Ministerpräsident Giuliano Amato. Saalordner mußten einschreiten, um ein Handgemenge aufzulösen. Amato verteidigte dagegen seine Pläne zur Strafminderung, um die Folgen des Skandals einzudämmen. Mit dem Chef der Liberalen Partei, Renato Altissimo, trat derweil der dritte Parteivorsitzende in diesem Jahr im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen zurück. Altissimo, gegen den eine Untersuchung wegen Korruption eröffnet wurde, hob in seinem Rücktrittsschreiben hervor, seine Partei habe sich immer für mehr Moral im politischen Leben eingesetzt.Politiker in Algier getötet

ALGIER, 16. März (Reuter). Attentäter haben in Algeriens Hauptstadt Algier am Dienstag zwei Spitzenpolitiker erschossen. Das Innenministerium teilte mit, im Stadtteil Kouba, einer Hochburg moslemischer Fundamentalisten, sei der frühere Bildungsminister Djilali Liabes, Leiter eines Beraterstabes der Regierung, ermordet worden. Auch einer der Attentäter starb. Der Gendarmerie zufolge wurde wenige Stunden später Sportminister Abdelkader Khamri erschossen. Algeriens Präsidentschaft ließ erklären, die Anschläge zeigten "die Dimensionen des kriminellen und verräterischen Plans", der im Namen des Islam von Terroristen verfolgt werde.

Die Behörden machten für den Tod Liabes' moslemische Fundamentalisten verantwortlich. Die beiden Männer sind die prominentesten Opfer von Anschlägen seit der Ermordung von Staatschef Mohamed Boudiaf im Juni 1992.

Am Sonntag war ebenfalls in Kouba der Regierungsvertreter Hafid Sendhari angeschossen und schwer verletzt worden. Sendhari liegt seitdem im Koma.

Attentate in Algerien

ALGIER, 16. März (Reuter). In Algerien ist am Dienstag der frühere Bildungsminister Djilali Liabes ermordet worden. Der Politiker, der einen Beraterstab der Regierung leitete, sei in Kouba erschossen worden, teilte das Innenministerium mit. Dieser Teil der Hauptstadt Algier gilt als Hochburg moslemischer Fundamentalisten, denen die Behörden den Mord vorwarfen. Im Fernsehen wurde unter Berufung auf die Regierung zudem berichtet, daß Arbeitsminister Tahar Hamdi bei einem Attentat leicht verletzt worden sei. Dementiert wurde hingegen eine Meldung, Sportminister Abdelkader Khamri sei erschossen worden.

Algeriens Staatspräsidium erklärte, der Tod Liabes' zeige "die Dimensionen des kriminellen und verräterischen Plans", der im Namen des Islam von Terroristen verfolgt werde. Seitdem die algerischen Behörden mit Unterstützung der Armee im Januar 1992 die zweite Runde der Wahlen abgesagt hatten, um einen Sieg der Fundamentalisten zu verhindern, sind mehr als 700 Menschen getötet worden.Rußland-Krise macht USA nachdenklich Weniger Kürzungen im Verteidigungsetat? / Jelzin bittet um Soforthilfe

WASHINGTON / MOSKAU, 17. März (Reuter/AP). US-Präsident Bill Clinton schließt wegen der Krise in Rußland eine Revidierung der geplanten Kürzungen im Verteidigungsetat nicht aus. Auf die entsprechende Frage eines Journalisten antwortete er: "Wir werden abwarten müssen." Clinton betonte, daß einige Kürzungen im Verteidigungshaushalt erforderlich bleiben würden, damit das Haushaltsdefizit abgebaut werden könne. Noch sei nicht klar, ob die Ereignisse in Rußland die US-Sicherheit bedrohten, fügte er hinzu. Sein Sprecher George Stephanopoulos sagte später, falls sich die weltpolitische Lage ändere, müßten die USA dies bei ihren Verteidigungsausgaben berücksichtigen.

Der Vorsitzende der Republikaner- Fraktion im Repräsentantenhaus, Bob Michel, sprach sich gegen weitere Finanzhilfen der USA für Rußland aus. Er sagte in Washington, der Plan von Clinton, der Regierung des russischen Präsidenten Boris Jelzin weitere 300 Millionen Dollar zukommen zu lassen, werde im Kongreß auf "große Schwierigkeiten" stoßen. "Wir haben unsere eigenen Probleme hier zu Hause", sagte Michel. Er fügte hinzu, daß einige Abgeordnete Clinton aufgefordert hätten, es bei dem Gipfeltreffen mit Jelzin Anfang April zu vermeiden, bei diesem Hoffnungen auf umfangreiche Unterstützung zu wecken.

Der Sprecher des Außenministeriums, Richard Boucher, sagte, es sei für die USA außerordentlich wichtig, daß Rußland an seiner Reformpolitik festhalte. "Eine Rückkehr zu autoritären Strukturen oder zum Kommunimus ist sicher etwas, das uns alarmieren würde", sagte er und fügte hinzu: "Wir wollen jene Kräfte unterstützen, die an Demokratie interessiert sind, die an Reformen interessiert sind, und das bedeutet, Präsident Jelzin zu unterstützen, den gewählten Führer, der für all jene Prinzipien eintritt."

Jelzin selbst hat den Westen am Dienstag um Soforthilfe gebeten, um die Reformen zu retten. Nach dem nächsten Gipfel der sieben führenden Industrienationen (G7) im Juli könne es bereits zu spät sein, sagte er nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten François Mitterrand in Moskau. Über die Reformen schwebe "eine sehr, sehr ernste Gefahr". Er habe den Eindruck, daß der Westen bis zu der Sitzung des Volkskongresses in der vergangenen Woche nicht begriffen habe, daß es in Rußland Revanchismus gebe. Deshalb könne seine Regierung nicht auf mögliche Hilfszusagen beim G7-Gipfel in Tokio warten. Mitterrand, dessen Land zu den Gipfelteilnehmern gehört, schlug ein Treffen der G7- Staats- und Regierungschefs baldmöglichst nach Jelzins erster Begegnung mit Clinton Anfang April vor.

Der Westen hat Rußland bereits Hilfen im Umfang von 24 Milliarden Dollar (rund 40 Milliarden Mark) zugesagt. Wegen der unsicheren Lage in Rußland hat der Internationale Währungsfonds aber erst einen geringen Teil freigegeben.

Innenpolitisch angeschlagen, sucht Jelzin jetzt offenbar Rückendeckung bei den übrigen zehn Staaten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Er rief die Republiken am Mittwoch eindringlich zu engerer Zusammenarbeit vor allem in der Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik auf. Nur durch gemeinsame Anstrengungen könne die GUS "diese Periode der Schwierigkeiten und Prüfungen" bestehen. Jelzin schlug einen "neuen Mechanismus" zur Verbesserung der militärischen Zusammenarbeit und zur Eindämmung regionaler Konflikte vor.

Kurz gemeldet: 25 Tote bei Explosion in Kalkutta

NEU-DELHI, 16. März (Reuter/dpa). Bei einer schweren Bombenexplosion in der ostindischen Stadt Kalkutta sind nach Berichten von Nachrichtenagenturen am Dienstag abend mindestens 25 Menschen getötet und mehr als 100 zum Teil schwer verletzt worden. Zwei größere Wohnhäuser wurden zerstört.

Das FBI verhandelt mit Davidianer-Sekte

WACO, 17. März (Reuter). Nach über zwei Wochen der Belagerung hat die US-Bundespolizei FBI zum ersten Mal persönlich mit Vertretern der Davidianer-Sekte verhandelt. Der FBI-Beamte Richard Swensen sagte am Dienstag, bei den Verhandlungen sei es unter anderem um den Gesundheitszustand der 105 Menschen in dem Gebäude gegangen. Die Belagerung hatte nach einer Schießerei am 28. Februar begonnen. Anlaß war der Versuch von Angehörigen des "Büros für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen", bei der Sekte nach Waffen zu suchen. Vier Polizisten und eine unbekannte Zahl Sektenangehöriger waren dabei ums Leben gekommen.

Zumindest drei Tage lang waren die Mainzer ihrer Zeit voraus Im Deutschhaus trat vor 200 Jahren das erste frei gewählte Parlament auf deutschem Boden zusammen Von Michael Grabenströer (Mainz)

"Sein" Parlament als "Keimzelle der Demokratie". Wenn Christoph Grimm, Präsident des Mainzer Landtags, "sein Haus" in die so raren demokratischen Traditionen Deutschlands einordnet, dann schwingt Stolz in der Stimme mit, stellt sich jedenfalls in diesen Tagen ein Gefühl des Außergewöhnlichen ein. Welcher Parlamentschef in den 16 Bundesländern hat das 1993 schon zu bieten? Ein Gebäude, in dem das "erste Parlament im modernen Sinne auf deutschem Boden" tagte, in dem noch heute frei gewählte Abgeordnete zusammentreten - nicht die Paulskirche in Frankfurt, nicht der Reichstag in Berlin, schon gar nicht der Bundestag in Bonn. Grimm könnte aus seinem Präsidentensessel aufstehen, an eine der Fensterfronten des Deutschhauses treten und eine der Flügeltüren öffnen, zum Beispiel die zum Balkon, auf dem die Republik ausgerufen wurde - vor 200 Jahren am 18. März 1793.

Andreas Josef Hofmann, Lehrstuhlinhaber für Philosophie, 1784 an die landesfürstliche Universität nach Mainz berufen, war am 17. März 1793 zum Präsidenten des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents gewählt worden, in einer Stichwahl gegen den Naturwissenschaftler und "Jakobiner" Georg Forster. Der Nationalkonvent, das waren 128 Deputierte, die sich als Vertreter "der freien Deutschen" fühlten.

Gewählt waren sie in den Städten und Gemeinden des Landstrichs zwischen Bingen und Landau, die sich im Gefolge französischer Eroberungen eigene Stadtvertretungen wählten und eine gemeinsame Verfassung geben wollten. Im "Deutschen Haus" in Mainz versammelten sie "sich im großen Saal bei offenen Türen, um in Gegenwart des freien Volkes ihr Geschäft anzutreten".

Das erste Ergebnis verkündete Hofmann am 18. März 1793 vom Balkon des Parlamentsgebäudes als "Dekret des zu Mainz versammelten rheinisch-deutschen Nationalkonventes, wodurch in dem Striche Landes, von Landau bis Bingen, alle bisherigen angemaßten willkürlichen Gewalten abgeschafft werden". Für den Historiker Heinrich Scheel schlichthin die "Geburtsurkunde der Demokratie in Deutschland", die Volkssouveränität, Rechtsgleichheit, das Ende "feudaler Privilegienwirtschaft" und politische Freiheiten verkündete. Ein Akt der Befreiung in Selbstbestimmung also?

Die Auswirkungen der Französischen Revolution hatten das kurfürstliche Mainz im Oktober 1792 erfaßt. Im Gefolge der französischen Revolutionsarmee, die Mainz zur Überraschung des feudalen Herrschaftssystems im Sturm genommen hatte, trat der Nationalkonvent zusammen. Die Deputierten, vom revolutionären Elan getragen, waren aus angeordneten Wahlen hervorgegangen. Ohne Revolutionsarmee hätte es wohl auch keine "Revolution" gegeben. Am 21. März beschloß der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent, der Pariser Nationalversammlung die "Reunion" (Vereinigung) anzutragen, nach nur drei Tagen die scheinbare Unabhängigkeit aufzugeben. "Die freien Deutschen und die freien Franken sind hinfüro ein unzertrennliches Volkes", hieß es visionär. Schon Ende März war es in der Pfalz und Rheinhessen mit der Freiheit vorbei. Und Mainz wurde für vier Monate von "deutschen" Truppen belagert, ehe im Juli 1793 die Franzosen kapitulierten.

Seither läßt sich trefflich streiten über die "Maynzerfreiheitsfarce", die schon Zeitgenossen ausgemacht haben, über die "kurze Republik" auf dem linken Rheinufer, die ihrer Zeit - wenn auch nur drei Tage lang - voraus war, oder die Mainzer Republik als "Beginn der parlamentarischen Demokratie in Deutschland". "Das Bewußtsein der freiheitlichen Traditionen müssen jedes Volk und jeder Bürger sich in jeder historischen Situation aufs neue erobern", schreibt der Sozialdemokrat Grimm in einer Veröffentlichung des Landtags, die die wissenschaftliche Kontroverse um diesen "Demokratiebeginn" bewußt sucht. Zwar ist die 200- Jahr-Feier ein Gedenktag für den Landtag. Alfred Grosser hält den Festvortrag mit aktuellen Bezügen zu den deutsch- französischen Demokratie-Ursprüngen. Das normale Volk ist ins Deutschhaus mit dann "offenen Türen" zum "Fest für Bürgerinnen und Bürger" geladen. Die Republik wird in Spielszenen erlebbar gemacht. Und in der Landtagslobby und im Restaurant liegen revolutionäre Lieder und höfische Musik in einem Wettstreit. Für Grimm aber ist dies alles keine "Jubiläumspflichtübung". "Es geht um die Würdigung der Anfänge der Demokratie."

Der Disput der Geschichtskundigen war jahrelang dadurch getrübt, daß die Republik, die sich die "Deutsche Demokratische" nannte, alles, selbst das rudimentäre Freiheitserbe, für sich allein beanspruchte. Diesem DDR-Alleinvertretungsanspruch auf jede greifbare revolutionäre Tendenz fielen oft andere bürgerliche Interpretationsansätze zum Opfer. Oder aber es gab den noch nicht beendeten Grundsatzkonflikt darüber, was eigentlich unter den von den Franzosen vorgegebenen Grundzügen vor 200 Jahren im besetzten Territorium als ursprünglich demokratisch zu bewerten sei. Wo begann die Selbstbestimmung unter der "Fremdherrschaft"?

In ihrem Beitrag zur Veröffentlichung des Landtags haben Axel Azzola und Michael-Peter Werlein diesen Streit für sich entschieden. Für sie war in Mainz vor 200 Jahren "ein demokratischer Anfang nur unter dem Schutz einer Besatzungsmacht und im Rahmen ihrer militärischen Erfolge möglich". Das mindere jedoch nicht die "demokratische Legitimation der neuen Ordnung". Die Autoren nehmen die Mainzer Republik vor Selbstbestimmungs-Puristen in Schutz. "Demokratie war nach 1945 in Deutschland vermutlich auch die Sache einer Minderheit, die unter dem Protektorat der Siegermächte zur Entfaltung kam und sich schließlich Geltung verschaffte, soweit die jeweilige Besatzungsmacht dies zuließ", wagen sie einen engagierten Vergleich für die "deutschen" Jakobiner aus Mainz.

Selbst als konservativ geltende Historiker wie Franz Dumont, der im Westen in der Kontroverse mit dem DDR-Historiker Heinrich Scheel die Diskussion um die Mainzer Republik wiederbelebte, halten die historische Dimension hoch. Ihnen bleiben jedoch grundlegende Bedenken wegen der Unfreiheit der angeblich "freien Wahlen", die in den besetzten Gemeinden durchgeführt wurden und der mangelnden Akzeptanz und Repräsentanz der Deputierten in der Bevölkerung. Für Dumont allerdings behält der Nationalkonvent seine verfassungsgeschichtliche Bedeutung als erstes "modernes Parlament auf deutschem Boden", das sich als "Vertretung des ganzen Volkes" versteht. Erst 1918 wieder sei "gesamtdeutsch" ein "so weit gefaßtes Wahlrecht" erreicht worden wie zu den Wahlen des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents, für den alle über 21jährigen selbständigen Männer stimmberechtigt waren.

Die kurze Vorgeschichte der "kurzen Republik" (Dumont) hatte mit der Eroberung von Mainz im Oktober 1792 durch den französischen General Adam Philippe Custine begonnen. Der General verkündete das Selbstbestimmungsrecht für die eroberten Gebiete, und in Mainz organisierten sich überzeugte Bürger zur "Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit", dem Mainzer Jakobiner- Club. Hunderte von Bürgern schlossen sich den Klubisten an. Mainz fühlte sich als "Deutschlands erste freie Stadt". Der hohe politische Organisationsgrad von rund sechs Prozent der Mainzer "darf gemessen an heutigen Parteimitgliedschaften durchaus imponieren", schreibt 200 Jahre später ein Stadthistoriker.

Hatte es schon vor dem Einmarsch der Franzosen aufklärerische Tendenzen im Kurfürstentum Mainz gegeben, so begann nun ein Einüben einer ungewohnten politischen Kultur. An keinem Ort in Deutschland sollen je "innerhalb eines halben Jahres so viele demokratischen Reden, Aufsätze, Broschüren und Gedichte erschienen" sein wie zwischen Oktober 1792 und März 1793. Dem Historiker Dumont gelten Klubisten-Äußerungen als "sehr authentische, weil spontane und vor allem freiwillige Reaktionen auf die Revolutionierung".

In einem Standardwerk zur Deutschen Verfassungsgeschichte sind der Mainzer Republik 14 Zeilen gewidmet. "Zu wenig", meinen auch die Historiker, die ihre Vorbehalte wegen der mangelnden demokratischen Legitimation pflegen.

Kleine FR

Dämmerschoppen im Göpfert-Haus DIETZENBACH. Für Donnerstag, 18. März, 16 Uhr, lädt die städtische "Seniorenarbeit" alle alten Leute zu einem Dämmerschoppen ins Göpfert-Haus ein. Ein Vertreter der AOK wird über das Gesundheitsstrukturgesetz informieren. Anmeldungen unter der Nummer 2 49 49. Diavortrag: "Luftbilder" SELIGENSTADT. Hans Sosnowski hält am Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, im Hans-Memling-Kolleg des "Riesen"-Kolleg einen Diavortrag über "Luftbilder, ein Mittel der Biotopkartierung". Dazu lädt die Ortsgruppe Seligenstadt-Mainhausen des Naturschutzbundes ein. "Zeichnen für Frauen" DIETZENBACH. Ein Kurs "Zeichnen für Frauen" beginnt am Freitag, 19. März, um 9.30 Uhr in der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (Wiesenstraße). Näheres unter Tel. 0 60 74 / 36 94. "Vergrößern" im Jugendtreff SELIGENSTADT. Für Elf- bis 14jährige bietet die Jugendbegegnungsstätte in der Steinheimer Straße am Montag, 22. März, 15 Uhr, "Entwickeln und Vergrößern" im Fotolabor an. Ein Licht leuchte ihnen SELIGENSTADT. Der Magistrat hat entschieden, für die Beleuchtung der Friedensstraße im Stadtteil Froschhausen neuen Lampen zu kaufen. Sie sollen installiert werden, wenn die Energieversorgung Offenbach im April dort neue Kabel verlegt. Zunächst wird der Abschnitt zwischen Seligenstädter und Luisenstraße in neuem Licht erscheinen. Laut Magistratsbeschluß sollen ferner alle Beleuchtungsmasten im Stadtgebiet entrostet und gestrichen werden. Die Kosten: rund 17 500 Mark. Asphaltschicht wird erneuert SELIGENSTADT. Für insgesamt fast 50 000 Mark sollen die Asphaltschichten in der Grabenstraße zwischen Quer- und Jahnstraße sowie in der Kolpingstraße zwischen Quer- und Jahnstraße erneuert werden. Mit den Arbeiten wird voraussichtlich im April begonnen. Jüdische Literatur in der Stadtbücherei SELIGENSTADT. Die Stadt- und Landschaftsbücherei hat einen Tisch mit Literatur zur jüdischen Geschichte vorbereitet. Die Öffnungszeiten: montags von 16 bis 18.30 Uhr, mittwochs von 9.30 bis 11 Uhr sowie freitags von 16 bis 18.30 Uhr. Treffpunkt Café DIETZENBACH. Seniorenbetreuerin Dagmar Altenburg liest am Mittwoch, 24. März, 15 Uhr, im Seniorenzentrum Steinberg aus interessanten und amüsanten Büchern. Dazu werden Kaffee und Kuchen gereicht. Es darf getanzt werden DIETZENBACH. Der Seniorenbeirat bittet für Samstag, 27. März, 15 Uhr, zu einem Tanzcafé ins Göpfert-Haus. Seniorenbeteuerin Rosemarie Weber nimmt Anmeldungen entgegen (2 49 49). VHS wählt Vorstand neu DIETZENBACH. Der Verein "Volkshochschule Dietzenbach" (VHS) wählt in seiner Mitgliederversammlung am Montag, 29. März, seinen Vorstand neu. Das Treffen beginnt um 20 Uhr in der Alten Schule an der Darmstädter Straße. Büchereileiter treffen sich DIETZENBACH. Die Staatliche Büchereistelle im Regierungspräsidium Darmstadt lädt alle Büchereileiterinnen und Büchereileiter im Kreis Offenbach für Montag, 29. März, 9.30 Uhr, zu einem Treffen in die Stadtbücherei Dietzenbach (City-Center, Babenhäuser Straße 23 bis 27) ein. Unter anderem soll über den hessischen Bibliothekstag 1993 gesprochen werden. Osterfeier im Seniorenzentrum DIETZENBACH. Die alten Leute aus dem Stadtteil Steinberg kommen am Freitag, 2. April, um 15 Uhr zu einer Osterfeier im Gemeinschaftsraum des Seniorenzentrums zusammen.

Chinas Rüstungsetat soll steigen Trotz Rekord-Defizits kündigt Regierung zwölf Prozent mehr an Von unserem Korrespondenten Henrik Bork

PEKING, 16. März. Trotz eines Rekorddefizits im Staatsetat will China mehr Geld für die Armee ausgeben. Dies geht aus dem Entwurf für den Haushaltsplan 1993 hervor, den Finanzminister Liu Zhongli am Dienstag dem Nationalen Volkskongreß in Peking vorlegte.

Für das letzte Jahr weise der Etat ein Defizit von 23,7 Milliarden Yuan (sieben Milliarden Mark) auf, sagte Liu den knapp 3000 Abgeordneten. Dies seien knapp drei Milliarden Yuan (etwa 900 Millionen Mark) mehr als geplant. Nach westlichen Berechnungen ist das Defizit jedoch viermal so hoch.

"Die Finanzausgaben sind zu rasch gewachsen", räumte Liu ein. Die Staatseinnahmen sollen nun mit einer Anhebung der Umsatzsteuer von drei auf fünf Prozent verbessert werden, kündigte er an.

Obwohl die Wirtschaft im letzten Jahr einen deutlichen Aufschwung genommen habe, hätten vor allem lokale Behörden mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. "In einigen Gebieten konnten sogar die Löhne nicht regelmäßig gezahlt werden," sagte Liu. Auch seien durch die Wirtschaftsreformen viele "Lücken in der Finanz- und Steuerverwaltung" entstanden. Dennoch kündigte er für das laufende Jahr Militärausgaben von 42,5 Milliarden Yuan (etwa 12,4 Milliarden Mark) an. Damit wächst der Militärhaushalt um mehr als zwölf Prozent. Hohe Kader der Volksbefreiungsarmee, deren politischer Einfluß seit dem Pekinger Massaker von 1989 erheblich gestiegen ist, hatten in den letzten Tagen höhere Aufwendungen für den Verteidigungshaushalt gefordert.

Auch Vizepremier Zou Jiahua sprach in seinem "Bericht über die volkswirtschaftliche Entwicklung 1992" von "beachtlichen Problemen". Bei der Ausgabe von Aktien sei zum Teil "überstürzt gehandelt" worden, auch seien zu viele Entwicklungszonen in ländlichen Gebieten eingerichtet worden. Die staatliche Geldpolitik sei nicht solide gewesen. Zou sagte für 1993 eine Preissteigerungsrate von sechs Prozent vorher.

Die Bräune hinter der Urlaubsbräune Ein Kirchenforum über Ausländerfeindlichkeit

Die Reisebranche hierzulande wollte nie politisch sein, jetzt ist sie es wider Willen. Die Verkäufer des organisierten Urlaubsglücks müssen neuerdings immer deutlicher Flagge zeigen; und dies in einem Bereich, für den sie - auf den ersten Blick - kaum je verantwortlich zu machen sind. Die Rede ist selbstverständlich vom Fremdenhaß in Deutschland und dem daraus folgenden Image der Deutschen im Ausland.

Irgendwie, so befürchtet man nun allenthalben, könne sich dieses für das Geschäft so hochnotpeinliche Phänomen auf unkalkulierbare Weise auswirken. Auf jene 18 Milliarden Mark Umsatz beispielsweise, den man bei dem nach Deutschland hereinströmenden Tourismus erzielen kann und auf jenes rund 58 Milliarden Mark umfassende Geschäftsvolumen schließlich, das anläßlich der Auslandsreisen der Deutschen zu erwirtschaften ist. Schon glaubt der Deutschlandchef der Internationalen Hotelkooperation Best Western, Markus Keller, mögliche "Indizien eines aus politischen Gründen veränderten Buchungsverhaltens" auszumachen. Die hiesige Urlaubsindustrie ist zum Bestandteil einer ganzen Reihe von sich verselbständigenden Überlegungen geworden. Wenn man so will droht sie nun, zum Empfänger eines aus der Bahn geratenen Bumerangs zu werden, der jetzt schon alle Beteiligten in diesem Milliarden-Business in einen grotesken Erklärungsnotstand treibt. Dies war letzte Woche auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin, der ITB, deutlich zu spüren. Insbesondere auf dem alljährlich von den katholischen und evangelischen Arbeitskreisen für "Freizeit und Tourismus" gemeinsam veranstalteten Kirchenforum. Alle Welt fragt sich derzeit, vordergründig wohl zu Recht, wie es in einer Nation zu derartigen Exzessen wie in Rostock oder Mölln kommen konnte, obwohl doch die Deutschen über all die Jahre hinweg - als Fremde in der Fremde unterwegs - reichlich Gelegenheit gehabt hätten, sich ein toleranteres Weltbild zu verschaffen? Doch so naheliegend diese Fragestellung auch ist, so falsch ist sie allemal. Tourismus und insbesondere der Massentourismus heutiger Prägung tragen schon lange nicht mehr zur vielbeschworenen Völkerverständigung bei. Einfach deshalb nicht, weil die Strukturen dieses Geschäftes höchst selten nur darauf angelegt sind, die Kundschaft aus der reichen (ersten) mit dem Alltag der armen (dritten) Welt zu konfrontieren. Mehr als die übliche Folklorevorstellung im fein säuberlich gettoisierten Club darf es nicht sein, jede andere Form von absichtlich angestrebten Kontakten würde unweigerlich die Illusion zerstören, für zwei oder drei Wochen im "Paradies" zu sein.

Außerdem wird bei dieser Art von Fragestellung völlig übersehen, daß die neudeutsche Ausländerfeindlichkeit in erster Linie innenpolitische Ursachen hat und ein Spiegelbild sozialer (zu politischen Zwecken mißbrauchter) Auseinandersetzungen ist. Dem Heidelberger Sozialethiker Professor Dr. Wolfgang Huber zufolge haben wir es mit einem Mechanismus der Aufspaltung zu tun, der eine verunsicherte Gesellschaft kennzeichnet. Negatives wird der Minorität angelastet, Positives der eigenen Zugehörigkeit gutgeschrieben. Gleichwohl bleibt die fatale außenpolitische Wirkung.

Genau deswegen aber - auf den zweiten Blick also doch? - ist es kein Wunder, weshalb die heimische Urlaubsbranche mit diesem Bumerang-Effekt zu kämpfen hat. Hätte die deutsche Reiseindustrie nämlich früher schon ihre solidarische Haltung mit Menschen in und aus fremden Ländern so deutlich wie jetzt bekundet - Tourismus und Politik nicht immerfort nur als unzulässige Verknüpfung abgetan -, dann freilich stünde sie nun nicht vor der bangen Frage, wie denn am besten ihre Pfründe zu schützen seien. Denn die seit Jahren postulierte und auf dem Kirchenforum erneut formulierte Unschulds-Hände-Position der Urlaubsbranche lautet: "Tourismus ist die individuelle Entscheidung eines Einzelnen."

Der Mann, der dies auch heute noch so gewertet sehen will, heißt Waldefried H. Zucker-Stenger und ist Marktforscher im Hause des Reiseveranstalters NUR. Daß er mit dieser Position lediglich vom Kern der Zusammenhänge ablenkt, vermag der in Tiefeninterviews und Kombatanten- Kategorien denkende Manager, so scheint es, nicht zu erkennen. Immerhin war zu diesem Thema in der FAZ bereits von einer merkwürdigen Verschwörung zwischen Verbrauchern, Reiseveranstaltern und den Empfängerländern die Rede, die letztlich darauf abzielt, auf nichts einzugehen, was die konfliktfreie Urlaubsatmosphäre beeinträchtigen könnte ("Das Fremde stört nur den Genuß"). Völlig allein steht der NUR-Marktforscher mit seinem Hang, derartige Strukturen auszublenden, keineswegs. Tags zuvor äußerte sich Helmut R. Voss, Geschäftsführer der Inter-Air Voss-Reisen, wesentlich unerschrockener: "Wir haben das Ammassallk-Theater satt", so der Reiseveranstalter anläßlich der Frage, ob diesem ostgrönländischen Dorf mit all seinen Alkohol- und Sozialproblemen nun noch mehr Tourismus zugemutet werden dürfe. "Wir gehen nur noch da hin", meinte der seit Jahren mit seinem Konterfei werbende "Abenteuer-Typ", "wo es keine Menschen gibt." Im übrigen, so betonte er, seien die Inuits von Ammassallk eh "eine erst 1904 wiederentdeckte Eskimo- Gruppe, die man nur vergessen hat umzusiedeln". Solche Sätze sind es wohl, die Professor Wolfgang Huber während des Kirchenforums zu der unzweideutigen Aufforderung an die Hardliner der Reisebranche veranlaßt haben, über ihre Ansichten nachzudenken. Erstens sei das vielgerühmte Individuum immer noch nur ein Resultat bestimmter gesellschafter Entwicklungen, betonte der Wissenschaftler, und zweitens müsse sich die Branche fragen lassen, wo denn in der Angebotspalette der Reiseveranstalter "der Respekt vor der Würde des Menschen in jenen Ländern erkennbar ist, in die 40 Millionen Deutsche reisen"?

Wie dringend notwendig es wäre, solchem Ansinnen zu folgen, zeigt sich im Hinblick auf die Urlauber von morgen. Zwar würden "nur" 4,6 Prozent der befragten Deutschen Gewalt gegenüber Ausländer bejahen, berichtete Armin Vielhaber, der Fernreise-Referent beim Starnberger Studienkreis für Tourismus (StfT), doch schon 16,4 Prozent hatten Verständnis für eine Gewaltanwendung, obschon sie sich angeblich daran nicht beteiligen wollen. Diese Zahl werde aber noch erheblich größer, warnte Vielhaber, sobald man sich mit jenem Personenkreis beschäftige, der unter 20 Jahre alt ist und noch nie eine Reise unternommen hat. Diese Überlegung - wenn es denn schon weiterführende empirische Daten gäbe - würde vermutlich die These des Trierer Tourismus-Wissenschaftlers und Pädagogen Professor Dr. Albrecht Steinecke untermauern, der den Ausländerhaß mehr von jüngeren Leuten aus Unterschichten getragen sieht: "Diese Gruppe hat kaum Chancen zu reisen." Doch selbst wenn, so bliebe das immer noch die Frage, ob daraus nicht nur neuerliche Vorurteile entstünden. Nach Wolfgang Huber sehen "die meisten Reisenden eh nur das, was sie schon wußten oder glaubten zu wissen". Aber auch bei Urlaubern aus gut verdienenden Schichten ist die Abneigung erkennbar, sich auf die Wirklichkeit in der Fremde einzulassen. Wer etwa anläßlich einer Studienreise auf Tour ginge, bei dem "sind die Interessen häufig lediglich auf eine spezielle historische Kultur ausgerichtet", so Albrecht Steinecke, "und weniger auf die Kultur des Alltäglichen". So gesehen sei auch hier kaum noch ein Ansatz da, um dem Tourismus nachsagen zu können, er könne helfen, Vorurteile abzubauen.

Die Zahlen aus der Reiseanalyse des Starnberger Studienkreises für 1992 belegen solche Vermutungen. Als Hauptmotiv, um eine Urlaubsreise zu unternehmen, gilt den Westdeutschen immer noch der "Tapetenwechsel" oder das "Ausspannen und Abschalten" (77 Prozent der Befragten), während nur 27,5 Prozent angaben, sie wollten "den Horizont erweitern . . ." (immerhin bevorzugten das 44 Prozent der Ostdeutschen). Angesichts dieser weit offenen Schere, zwischen der Hoffnung auf Völkerverständigung einerseits und dem Anspruch auf persönliche Erholung andererseits, spricht viel für die nüchterne Feststellung des Sozialethikers Huber: "Soweit Auslandsreisen das multikulturelle Lernen fördern, folgen sie meistens einem kulinarisch-zynischen Typus der Multikulturalität: Das Angebot fremder kultureller Lebensformen wird in den Dienst des eigenen Lebensgenusses gestellt."

KLAUS BETZ

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Erzieherinnen spielen Theater

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Erzieherinnen der Kita VI in der Parkstraße spielen am Samstag, 20. März, 15 Uhr, im Bürgerhaus das Theaterstück "Weißpelz", das sie bei der internen Weihnachtsfeier gezeigt hatten; Karten zu fünf Mark gibt es in städtischen Kitas. wal

Zwei Flohmärkte sorgen für Leben in Dietzenbach

DIETZENBACH. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bereitet einen Kinderkleiderflohmarkt vor, der am Samstag, 20. März, von 14 bis 17 Uhr im Bürgerhaus ist. Die Stände können von 13 Uhr an aufgebaut werden.

Außerdem lädt die Kita "Weiherstraße" für Samstag, 20. März, zu einem Flohmarkt von 9 bis 12 Uhr ein. Das Kita-Personal zeigt Porzellanmalerei und nimmt zum Weiterverkauf noch Kleidung und Spielzeug entgegen.

Der Erlös soll der Bosnien-Hilfe zufließen; um Spenden wird gebeten. fin

Klassenräume im Parterre bleiben noch geschlossen

DIETZENBACH. Die Klassenräume im Parterre der Aue-Schule bleiben in dieser Woche noch geschlossen. Das sagte Kreisbeigeordnete Adelheid Tröscher am Dienstag. Am Wochenende war der Verwaltungstrakt der Grundschule völlig ausgebrannt. Dabei waren Rauchgase bis in die Klassenzimmer gelangt.

Das Kreisgesundheitsamt rückte zusammen mit dem Institut Fresenius zu Raummessungen an. Schulkollegium und Eltern wollten Klarheit darüber, ob bei dem Feuer giftige Dioxine entstanden waren oder nicht. Laut Schuldezernentin Tröscher wird in fünf Tagen das Untersuchungsergebnis erwartet. Somit werde in dieser Woche in der Schule der Unterricht der betroffenen Klassen in den ersten Stock und in die Pavillons verlegt. Das sei vorübergehend möglich.

Laut Polizei müssen Einbrecher das Feuer gelegt haben. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhang mit Einbrüchen - ebenfalls am Wochenende - in die Helen-Keller- und die Heinrich-Mann- Schule. Der Dietzenbacher Polizeiposten bittet um Hinweise (06074 / 40041). fin

Im Gespräch: Hans-Otto Wilhelm (CDU) Bestätigung für Parteireform

CDU-Politiker wie der stellvertretende Bundesvorsitzende und sächsische Innenminister Heinz Eggert und der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf denken offen über eine bundesweite Strukturreform der christdemokratischen Partei nach. Eine Diskussion, die die rheinland-pfälzische CDU bereits hinter sich hat: Der Landesverband traf bereits 1989 weitreichende Beschlüsse zur Amtszeitbegrenzung ihrer Mandatsträger und gegen Ämterhäufung. Hans-Otto Wilhelm, der frühere Landesvorsitzende und heutige Chef der CDU-Landtagsfraktion, sieht seinen damals umstrittenen Kurs bestätigt, warnt aber im Gespräch mit dem Mainzer FR-Korrespondenten Michael Grabenströer davor, das Konzept vorbehaltlos auf die Bundesebene zu übertragen. Die Strukturreform ist eng mit dem Namen Wilhelm verbunden - und sie war für die Partei von zweifelhaftem Erfolg. Seit Wilhelm zusammen mit Carl-Ludwig Wagner die rheinland- pfälzische CDU 1991 in eine Wahlniederlage führte, die für die Partei erstmals den Verlust der Regierungsverantwortung im Lande bedeutete, haftet ihm ein Verliererimage an. Durch die neuaufgeflammte CDU-interne Strukturdiskussion sieht sich Wilhelm jetzt bestätigt. Er hatte sich vor drei Jahren entschieden für die Satzungsänderungen und parteiinternen Selbstbindungen engagiert, wonach CDU-Mitglieder in Staat, Kommunen und Partei nicht mehr als drei Ämter innehaben dürfen, die Amtszeit von Ministern und Ministerpräsidenten auf zehn Jahre begrenzt sowie der Parteivorsitz vom Amt des Regierungschefs getrennt werden sollte.

Es tue nun gut zu sehen, daß auch andere Christdemokraten eingefahrene Gleise nach rheinland-pfälzischem Vorbild verlassen wollen, meint Wilhelm, der sich weiterhin auf seine Rolle als Fraktionsvorsitzender beschränken will. Er selbst habe zur Zeit keine Ambitionen mehr, als Spitzenkandidat anzutreten oder einen anderen Posten auf Bundes- oder Europaebene zu übernehmen. Die Spitzenkandidatur überläßt er seinem Nachfolger im Parteivorsitz Werner Langen, der intern schon überlegt hat, ob er Wilhelms Parteireform nicht zurückschrauben soll, zugleich aber andeutet, daß sich diese Frage derzeit nicht stelle.

Wilhelm plädiert energisch dafür, an den Reformen festzuhalten, die die "rheinland-pfälzische CDU zum modernsten Landesverband machten". Allerdings sind viele Denkansätze, die hinter den Reformen standen, durch die Abwahl der CDU-geführten Landesregierung obsolet geworden. Amtszeitbegrenzungen für Ministerpräsidenten und Minister haben sich da überlebt, wo die Union keine Minister mehr stellt. Lieber hätte er, meint Wilhelm, die "Chance zur Regenerierung der CDU in politischer Verantwortung erhalten". An den Grundprinzipien seines Reformkurses hält er jedoch nach wie vor fest.

Wilhelm warnt allerdings heute davor, das Konzept vorbehaltlos auf die Bundesebene zu übertragen. Er sehe nicht, welchen Effekt es haben könne, nun das Amt des amtierenden Bundeskanzlers von der Aufgabe des CDU-Bundesvorsitzenden zu trennen. Für Helmut Kohl müsse es von seiner Partei einen erkennbaren "Beitrag zur Solidarität geben", verlangt Wilhelm. Eine "Palastrevolution" gegen Kohl bringe nur noch mehr Verunsicherung der Bevölkerung in einer politisch schwierigen Zeit.

Trotz dieser Mahnung an Übereifrige hat Wilhelm seine Grundvorstellungen nicht aufgegeben. "Je länger die Amtshermeline werden, je größer die Gefahr, sich darin zu verheddern", sagt er und fordert weiter die Abkehr von liebgewonnenen Strukturen. Die rheinland-pfälzischen Kommunalwahlen 1994 sieht er als "mögliches christdemokratisches Übungs- und Trainingsfeld". Dann könnten auf den Listen Nicht-Parteimitglieder aufgestellt, Seiteneinsteiger kräftig angeschoben, Unternehmer umworben und mehr Jugendliche als bisher gewonnen werden. Das Schlimmste sei, beklagt Wilhelm, daß mit dem personellen Aderlaß der Parteien auch ein "Verlust an Innovation einhergeht". Allerdings verkennt er auch nicht die Probleme, wenn sich mehr erprobte Mandatsträger um weniger gewordene Mandate rangeln. Da müsse man bei allem Elan behutsam vorgehen, denn "die Pferde, die den Karren Partei ziehen, sagen zu recht, sie haben auch ein Stück vom Hafer verdient."

Frauen aller Nationen treffen sich heute

RAUNHEIM. "Verständigung kommt von Verstehen" - dieses Motto hat sich die Gruppe "Frauenwelten" zu eigen gemacht, die sich einmal monatlich trifft. Sie will Verständnis für Menschen anderer Kulturen entwickeln und Kontakte zu ausländischen Mitbürgerinnen und deren Familien knüpfen. Die Gruppe, die offen für alle Nationalitäten ist, nimmt jederzeit neue Teilnehmerinnen auf - auch beim Treffen heute, 17. März, um 20 Uhr im Frauentreff (Frankfurter Straße); Infos unter 0 61 42 / 4 63 11. wal

Gedichte und Vorträge in Grävenwiesbacher Mundart

GRÄVENWIESBACH. Der Heimatverein Grävenwiesbach lädt in den nächsten Wochen zu zwei Veranstaltungen ein. Am Dienstag, 23. März, steht ein "Mundartabend" auf dem Programm. Verschiedene Akteure aus der Großgemeinde werden Vorträge und Gedichte vortragen; der Gesangverein Frohsinn Mönstadt wird den musikalischen Rahmen gestalten. Eigene Beiträge in Mundart sind außerdem willkommen. Der bunte Abend beginnt um "Oocht" (20 Uhr) im Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt. Der Eintritt ist frei.

Für Ostermontag, 12. April, können sich alle Wanderfreunde schon das Angebot des Heimatvereins vormerken: Eine zweieinhalbstündige Wanderung zu den Hügelgräbern und zu den Schlackenfeldern in der "Hohlen Struth" (Hornstrout) ist vorbereitet; Erwin Oberding vom Heimatverein wird die Führung mit kulturhistorischen Erklärungen übernehmen. Treffpunkt ist um 9.15 Uhr am Rathaus Grävenwiesbach. cn

Die Grünen sind für die SPD erste Wahl Kreistagsfraktion hält dritten hauptamtlichen Wahlbeamten für möglich

KREIS GROSS-GERAU. Die Sozialdemokraten, die sich nach dem Verlust ihrer absoluten Mehrheit im Kreistag nach einem Partner umschauen müssen, wollen zuerst mit den Grünen über die Bildung einer Koalition sprechen. Nur wenn diese Gespräche scheitern, soll es Verhandlungen mit der CDU geben. Diesen Beschluß haben Fraktion und Unterbezirksvorstand getroffen, erklärte gestern Fraktionsvorsitzender Jürgen May.

Für die Sozialdemokraten (37 Mandate) komme ein Lavieren mit wechselnden Mehrheiten nicht in Betracht, da neben CDU (24), Grüne (12) auch die Republikaner (8) im Kreistag vertreten sind. Landrat Enno Siehr als SPD-Spitzenkandidat soll daher mit den Grünen Kontakt aufnehmen und möglichst für die kommende Woche ein erstes Gespräch vereinbaren. Siehr glaubt, daß bis zur konstituierenden Kreistagssitzung am 26. April klar sein wird, wer mit wem koaliere, "auch wenn bis dahin nicht alle Sachfragen geklärt sein dürften".

Für die SPD, die trotz Stimmenverlusten von 9,7 Prozentpunkten stärkste Fraktion im Kreistag blieb, ist es vorstellbar, daß es künftig im Landratsamt einen dritten hauptamtlichen Wahlbeamten gibt. Dessen Besetzung würde dem Koalitionspartner obliegen. Bislang gibt es mit Landrat Siehr und dem Ersten Kreisbeigeordneten Baldur Schmitt (SPD) lediglich zwei Hauptamtliche.

Jürgen May erklärte hierzu: "Wir sind so realistisch zu wissen, daß mit gutem Willen allein heute keine Koalition mehr zu betreiben ist." Eine Abwahl von Siehr oder Schmitt sei aber für die SPD nicht diskutierbar. Dies sei politisch absurd und finanziell wenig interessant, weil beide Politiker im Fall der Abwahl ihre Bezüge bis zum Ende ihrer Amtszeit im wesentlichen beibehielten.

May berichtete, daß Enno Siehr angeboten habe, zurückzutreten und sich einer Direktwahl zu stellen, falls die Partei dies wolle. Dies hätten Fraktion und Unterbezirksvorstand zurückgewiesen.

Baldur Schmitt kann sich als Kreisbeigeordneter keiner Direktwahl stellen. Dieses Amt wird vom Kreistag besetzt.

Die Sozialdemokraten kündigten an, daß sie die Rüsselsheimer Stadträtin Liesel Thurn zur neuen Kreistagsvorsitzenden machen wollen. Dieses Amt wird in der Regel nach den Wünschen der stärksten Fraktion besetzt.

May und Siehr betonten, daß bei den Koalitionsgesprächen Sachfragen Vorrang vor Personalentscheidungen hätten. Beide Partner müßten ein detailliertes Programm vereinbaren und stabile Strukturen finden, "über die sich während der Legislaturperiode verständigt wird, falls es bei Problemen unterschiedliche Auffassungen gibt".

Die SPD will sich bei der Verhandlung von Inhalten an ihrem Kommunalwahlprogramm orientieren. Als mögliche Knackpunkte, bei denen SPD und Grüne unterschiedliche Auffassungen hätten, und "die deshalb vorher geklärt werden müssen", nannte May: Sondermüllverbrennungsanlage Biebesheim, Umgehungsstraßen, Nutzung des Caltex-Geländes, Flughafen und "die Polter Trebur", die vom Umweltminister als Rücklaufzone für Hochwasserzeiten vorgesehen ist. "Dann würde ein Drittel des Kreises unter Wasser stehen; das macht unsere Basis nicht mit."

Der wiedergewählte Fraktionsvorsitzende betonte, daß die Sozialdemokraten nicht um jeden Preis ein Bündnis mit den Grünen wollen, auch wenn sie bei "der Suche nach Gemeinsamkeiten" der erste Ansprechpartner sind. Schon 1981 bis 1985 sei im Kreistag ein rot-grünes Bündnis "mit Erfolg" praktiziert worden. "Eine große Koalition ist nicht des Teufels, soll aber nur angestrebt werden, wenn eine ganz besonders zwingend Situation gegeben ist."

Allerdings werde sich eine Koalition im Kreistag auf die veränderte kommunalpolitische Landschaft einstellen müssen. In vielen Kommunen sei die ganze Palette an Bündnissen möglich, könne jeder mit jedem kooperieren. Deshalb, so May, machte es für Kreistagsfraktion und Unterbezirksvorstand "keinen Sinn, eine Empfehlung an die Basis abzugeben". lis

"Besseres Müllkonzept" bietet Workshop an

RIEDSTADT. Der hessische Landesverband "Das bessere Müllkonzept" lädt für Samstag, 20. März, zu einem Workshop in den Rathaussaal Crumstadt. Thema der um 14 Uhr beginnenden Veranstaltung ist die "Technische Anleitung Siedlungsabfall", die der Bundesrat im Februar verabschiedete. Nach Darstellung von "Das bessere Müllkonzept" wird darin festgeschrieben, daß spätestens in zwölf Jahren "die Müllverbrennung faktisch als einzige Methode der Abfallbehandlung vor der Deponierung vorgeschrieben ist".

Ferner geht es beim Workshop um das Investitionserleichterungsgesetz, das der Bundesrat in Kürze zu diskutieren hat. Dieses Gesetz plant nach Ansicht von "Das bessere Müllkonzept" Genehmigungserleichterungen für die Industrie und einen massiven Abbau von Bürgerrechten.

Als Experten werden bei dem Workshop referieren: Klaus Ulbrich vom baden-württembergischen Landesverband "Das bessere Müllkonzept", Umweltjurist Stephan Voigt (Würzburg) und Günter Dehoust (Öko-Institut Darmstadt). Information und Anmeldung: Petra Krockenberger, Tel. 0 61 58 / 8 38 05. lis

In Nicaragua bestimmt Sorge nach nächster Mahlzeit den Alltag 25 Jahre alte Isenburgerin half als Abgesandte der hiesigen Initiativgruppe beim Aufbau eines Frauenhauses in Nandaime

NEU-ISENBURG. "Das ist, als hätten wir ein Kind bekommen. Wer einmal eine solche Verantwortung übernommen hat, kann sich nicht mehr davonstehlen." Obwohl sie so spricht, ist Elfi Jacob in den vergangenen Monaten nicht Mutter eines Mädchens oder eines Jungens geworden. Die 25 Jahre alte Isenburgerin lebte von Ende November vorigen Jahres bis Mitte Februar insgesamt 13 Wochen lang in dem mittelamerikanischen Ort Nandaime und half dort als Abgesandte der hiesigen Nicaragua-Initiativgruppe mit, ein neues Frauenhaus zu kaufen, umzubauen und zu erweitern. Das Gebäude, in dem das bisherige Frauenzentrum untergebracht war, wird demnächst vom Besitzer, der Gewerkschaft, für deren eigenes Veranstaltungsprogramm genutzt.

Rund 20 000 Mark hatte die Gruppe aus Spenden, dem Erlös von Festen und vom Verkauf nicaraguanischen Kaffees gesammelt. Damit konnte nicht nur das Gebäude in dem Ort südlich von Managua gekauft, sondern auch eines der Angebote - eine Rechtsberatung - finanziert werden. Mit dem 25 000-Mark-Zuschuß

Zuschuß vom Land

des hessischen Wirtschaftsministeriums bezahlte die Initiative die Renovierung und die Ausstattung des Hauses.

Während sich Elfi Jacob um Planung und Einkauf kümmerte und Handwerker engagierte, legten die Frauen der Organisation "Amanda Luisa Espinoza", kurz AMNLAE, Hand an, wo immer es möglich war. Die Isenburger Nicaragua-Gruppe und AMNLAE sind nun je zur Hälfte als Eigentümer des Frauenhauses eingetragen. "Damit wollen wir verhindern, daß alles an den Staat fällt, wenn sich AMNLAE einmal auflösen sollte", erklärt die gelernte Erzieherin, die sich für ihre Mission in Mittelamerika unbezahlten Urlaub nahm.

Ab sofort hat das Haus in Nandaime nicht nur eine juristische und eine psychologische Beratung für Frauen zu bieten, sondern auch eine komplett eingerichtete gynäkologische Praxis und Kurse zu praktischen Themen wie Säuglingsernährung, Familienplanung und Naturheilkunde.

Für Elfi Jacob sind Neu-Isenburg und Nandaime mit seinen 12 000 Einwohnern weiter entfernt als es die mehreren tausend Kilometer vermuten lassen. In dieser "ganz anderen Welt", erzählt sie, bestimme hauptsächlich die Sorge um die Mahlzeit von morgen den Alltag: "Wen der Hunger richtig quält, hat für soziale Einrichtungen kaum einen Gedanken mehr übrig." Dabei sei gerade Bildung - und nicht nur die für junge Menschen - der einzig tragfähige Weg für die Bevölkerung, ihre Probleme aus eigener Kraft zu lösen.

Die Situation der Menschen in Nicaragua ist fast ebenso stark von ihrer Suche nach Arbeit geprägt: Laut Elfi Jacob sind knapp zwei Drittel von ihnen ohne regelmäßige Einkünfte. Zusätzlich müßten 40 Prozent der Mütter ihre Zöglinge alleine erziehen. Der Anteil unehelicher Kinder sei außerordentlich hoch. "Was die Frauen dort leisten müssen, um ihr eigenes Überleben und das ihrer oft mehr als vier Töchter und Söhne zu sichern, daran könnten sich viele Isenburgerinnen wahrscheinlich nur sehr schwer gewöhnen", glaubt sie.

Mit dem Umbau des Frauenhauses, dessen Fläche sich dadurch auf mehr als 100 Quadratmeter nahezu verdoppelte, sind die Pläne der Initiative längst noch nicht abgeschlossen. Da es auf dem erworbenen Gelände noch genügend freie Fläche gebe, seien weitere Nebengebäude und Überdachungen geplant - für zusätzliche Kurse, Veranstaltungen, ein Büro und eine größere Küche.

"Aber daran", so Elfi Jacob, "ist erst zu denken, wenn wir wieder bei Kasse sind." Derzeit bemühe sich die Gruppe um neue Zuschüsse von der Landesregierung und von internationalen Hilfsorganisationen. Auch die Stadt solle wieder "angezapft" werden, nachdem dort - ob der eigenen Finanznöte - der Geldhahn im vorigen Jahr zugedreht worden war.

Wer das Engagement der Isenburger Nicaragua-Gruppe für das Frauenhaus in Nandaime finanziell unterstützen möchte, kann Spenden auf das Konto 1 547 942 300 bei der Bank für Gemeinwirtschaft einzahlen. leo

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Kinderdisco, 15 bis 17 Uhr, Isenburger Schloß.

Lustspiel: Der Diener zweier Herren, 20 Uhr, Theater an der Goethestraße.

Benefizkonzert mit Elena Vinogradowa, 20 Uhr, Ev. Gemeinde Lauterborn.

Dietzenbach. Theater: Kabale und Liebe, 20 Uhr, Bürgerhaus. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ahrenwerter Gentlemen (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Sister Act (15.15, 17.45 Uhr); Der Duft der Frauen (20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (17.30, 20 Uhr). - Rex: Sniper der Scharfschütze (15.15, 17.45, 20 Uhr). - Broadway: Sommersby (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Ein ganz normaler Held (20.30 Uhr). - Viktoria: Jimmy Hoffa (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentlemen (20.15 Uhr). - Fantasia: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Ein ganz normaler Held (20 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Dracula (20.15 Uhr). - Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr); Verhängnis (22 Uhr).

Neu-Isenburg. Kommunales Kino, Hugenottenhalle: Vantanyolu - Die Heimreise (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Dracula (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (20.30 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Dracula (20.15 Uhr). - Turmstudio: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr). Vorträge / Kurse Langen. Diaschau: Namibia und das Kap der Guten Hoffnung, 20 Uhr, Stadthalle. Rodgau. Diavortrag: Andalusien, 20 Uhr, Rodgau-Bank, Jügesheim.

Seligenstadt. Naturschutzbund-Diavortrag: Luftbilder, ein Mittel der Biotopkartierung, 20 Uhr, Hans-Memling-Kolleg im Riesen. Parteien / Parlamente Dietzenbach. Anliegerversammlung: Verkehrsverhältnisse im Starkenburgring, 19 Uhr, Rathaus.

Langen. Treffen der CDU-Senioren, 15 Uhr, im Wienerwald, Bahnstraße. Vereine / Organisationen Dietzenbach. BUND-Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Dreieich. Kinderschutzbund: Frühjahrs-Flohmarkt, 15 bis 17 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Freiwillige Feuerwehr Offenthal: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal. Verschiedenes Dietzenbach. Dämmerschoppen für Senioren, 16 Uhr, Reinhard-Göpfert-Haus.

Dreieich. Bingo-Nachmittag für Senioren, 15 Uhr, August-Wienand-Haus, Sprendlingen.

Rodgau. Seniorennachmittag, 15 Uhr, Bürgerhaus Weiskirchen. Ausstellungen Dreieich. Eröffnung: Geh'n wir in die Karierten - Bettgeschichten aus dem 19. Jhd., 19.30 Uhr, Dreieich-Museum, Fahrgasse 52. Beratungen / Termine Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstr. 32-34: 12 bis 16 Uhr, Tel. 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.

Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Hauptstraße 32-36, Sprendlingen: 13 bis 19 Uhr, Tel. 6 49 47.

Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner-Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: 14 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Neu-Isenburg. AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 19 Uhr, Tel. 3 37 77.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: 11.30 bis 12.30 Uhr.

Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 14 bis 16 Uhr, Tel. 25 47 47.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Kinderschutzbund, Halle Urberach: 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 60 74 / 6 89 66.

Seligenstadt. Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Str. 1: 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 92. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Westkreis Offenbach. Tel.0 61 03 / 5 18 84.

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Theater / Musik / Literatur

Rüsselsheim. The Golden Musicals of Broadway, 20 Uhr, Stadttheater.

Kinos / Filme

Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Wiedersehen in Howard's End (20 Uhr).

Alten-u. Pflegeheim Mörfelden, Schubertstraße: Octopussy (16.15 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Dracula (20 Uhr). - Bambi: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Tom und Jerry (15 Uhr); Ein ehrenwerter Gentlemen (17, 20 Uhr). - Rex II: Kein Pardon (15, 16.45, 18.30 Uhr); Jimmy Hoffa (20.15 Uhr). - Cinema: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Ein ganz normaler Held (17, 20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Sneakers - Die Lautlosen (19.30 Uhr); Dracula (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Eine Klasse für sich (20 Uhr).

Vorträge / Kurse Rüsselsheim. Vortrag der Postgewerkschaft: Die Zukunft der Postdienste, 20 Uhr, Postsport-Vereinsheim.

Diskussion und Hörspiel: Mundwerk - Über sprachliche Veränderungen, 19.30 Uhr, Stadtbücherei. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. VHS-Feierabendrunde Walldorf: Kaffee-Nachmittag, 15 Uhr, Stadthalle.

Freundeskreis Städtepartnerschaft: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Stadthalle Walldorf.

Kelsterbach. TTC 1948: Generalversammlung, 19 Uhr im Vereinsraum, Schulstraße. Verschiedenes Kelsterbach. Präsentationsnachmittag in der Integrierten Gesamtschule, 17 bis 20 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 7 67 60.

Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Rüsselsheim. Pro Familia, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstr. 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 12.30 bis 14.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Frauenwelten-Treffen, 20 Uhr.

Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Kinderprogramm: Über den Umgang mit Müll, 15 Uhr, Gemeinschaftshaus Eschig, Mühlheimer Str.360.

Party für Jugendliche, 17 bis 21 Uhr, Isenburger Schloß, Schloßstraße 66.

Dietzenbach. Klassische Musik mit Helga Hein-Guardian und Ulrich Messthaler, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Dreieich. Theater-AG der Weibelfeldschule: Die Ilias, 20 Uhr, Bürgersaal Buchschlag.

Flamenco Rubio: Raices, 20.30 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Mühlheim. Theater-AG der Friedrich- Ebert-Schule: Ein Sommernachtstraum, 19.30 Uhr, in der Caféteria der Schule.

Neu-Isenburg. Konzert zugunsten der MS-Gesellschaft: Bundeswehr-Big-Band, 20 Uhr, Hugenottenhalle.

Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, 20 Uhr, Haus zum Löwen.

Rodgau. Theater: Karate Billi kehrt zurück, 20 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden.

Rödermark. Chormusiktage: Jubiläums-Konzertsingen, 20 Uhr, Vereins- Turnhalle, Mainzer Straße. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ehrenwerter Gentlemen (15, 17.30, 20.15,22.30 Uhr). - Palast: Sister Act (15.15, 17.45 Uhr); Der Duft der Frauen (20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (17.30, 20, 22.30 Uhr). - Rex: Sniper der Scharfschütze (15.15, 17.45, 20, 22.15). - Broadway: Sommersby (15.30, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Ein ganz normaler Held (20.30 Uhr). - Viktoria: Jimmy Hoffa (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentlemen (20.15 Uhr). - Fantasia: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Ein ganz normaler Held (20 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Dracula (20.15, 22.45 Uhr). - Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr); Verhängnis (22 Uhr).

Obertshausen. Stadt-Kino: Allein mit Onkel Buck (17 Uhr); Einstein Junior (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Dracula (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (17 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Dracula (20.15 Uhr). - Turmstudio: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Multivisionsprogramm: Mexiko City - Der Tanz auf dem Vulkan, 20 Uhr, Ledermuseum, Frankfurter Str.86.

Dreieich. Diavortrag: Auf den Spuren des Apostels Paulus, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Fahrgasse 57.

Mühlheim. Kursbeginn: Selbstbehauptungstraining für Frauen, 19 Uhr, Haus Frau-Mutter-Kind, Lessingstraße 25.

Neu-Isenburg. Diavortrag: Bergvölker in Pakistan, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle. Parteien / Parlamente Heusenstamm. SPD-Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Tagesstätte der Arbeiterwohlfahrt. Langen. SPD-Senioren: Zusammenkunft, 15 Uhr, Altentagesstätte, Südliche Ringstraße 107. Vereine / Organisationen Dreieich. SVD-Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, SVD-Clubhaus-Dreieichenhain, Im Haag 1.

Freiwillige Feuerwehr Dreieichenhain: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Feuerwehrhaus. Langen. Turnverein 1862: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, TV-Halle. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung: Typographie von Friedrich Friedl, 20 Uhr, Klingspor- Museum, Herrnstraße 80. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 14 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie), 17 bis 18.30 Uhr.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.

Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 9 bis 12 Uhr, Tel. 25 47 47.

AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), 9 bis 16 Uhr, Robert- Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: Tel. 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Egelsbach. Pro Familia, Kirchstr. 2: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 60 74 / 22 65.

Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Soz. Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner- Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 /2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Animal Newones & Beck Session Group, 22 Uhr, das Rind, Mainstraße.Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Dracula (20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Dracula (19.30 Uhr); DP: Dracula und Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (21.30 Uhr). - Bambi: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Tom und Jerry (15 Uhr); Ein ehrenwerter Gentlemen (17, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Kein Pardon (15, 16.45, 18.30, 23 Uhr); Jimmy Hoffa (20.15 Uhr); Night on Earth (22.45 Uhr). - Cinema: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Ein ganz normaler Held (17, 20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Kevin, allein in New York (17.30 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (19.30 Uhr); Dracula (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Eine Klasse für sich (20 Uhr). Vorträge / Kurse Rüsselsheim. Vortrag Astronomie: Der Sonne hinterher, 20 Uhr, Aula der Max- Planck-Schule. Parteien / Parlamente Kelsterbach. Kultur- und Sportausschuß, 17.30 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Eghalanda Gmoi: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Stadthalle. TGS: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, TGS-Vereinsheim Okrifteler Straße.

Kelsterbach. BUND: Treffen des Ortsvereins, 19 Uhr, Feuerreiterzimmer im Bürgerhaus.

Büttelborn. Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft, 20 Uhr, Gasthaus "Zum Löwen". Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis -12 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.

Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.

Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau", 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Str. 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Pro Familia, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

"Glücklicherweise hat sich Herr Minkel dann doch dafür entschieden, der Stadt Bad Vilbel seine Kenntnisse und Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Wir haben dem Finanzgenie und Haushaltsexperten Minkel viel zu verdanken und wir möchten dies auch gern der Öffentlichkeit mitteilen."

Aus der Information des Bad Vilbeler Magistrats über das 25jährige Dienstjubiläum des Ersten Stadtrates Klaus Minkel. Er ist seit 1964 mit kurzen Unterbrechungen im öffentlichen Dienst tätig.

&blt; "Wenn ich nicht . . ." fällt aus

Das Freie Schauspiel Ensemble meldet einige Spielplanänderungen: am heutigen Mittwoch fällt die Vorstellung von "Wenn ich nicht für mich bin?" aus. Am 19. und 20. März entfallen die Vorstellungen "So schön . . ." und "Nachtwache". An diesen beiden Abenden bietet das Ensemble ersatzweise "A Melange, a Musi, a Melancholie" an. Beginn 20.30 Uhr, Philanthropin, Hebelstraße 15. &blt; Über deutsch-polnische Geschichte "Die deutsch-polnische Geschichte - vom Wunder an der Weichsel bis zum Fall der Mauer (1920-1989)" ist der Titel eines Vortrags, den Gerd Koenen am heutigen Mittwoch um 18 Uhr im Historischen Museum (Saalgasse 19, Römerberg) hält. &blt; "Räuber!" Geschichten, Lieder, Szenen zum Thema "Räuber" sind am heutigen Mittwoch (20 Uhr) im Frankfurter Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102, zu hören. Präsentiert werden sie von Heiner Boehncke, Hans Sarkovicz und Valentin Senger. &blt; Osterferienspiele im Kindermuseum Das Kindermuseum des Historischen Museums bietet Osterferienspiele an zum Thema "Spielen früher, heute und anderswo". In der nächsten Ausstellung des Museums werden alte Brett- und Gesellschaftsspiele gezeigt. So können Kinder ab acht alte Spiele neu entdecken oder "Andere Länder - andere Spiele" kennenlernen (13. bis 16. April). Vom 20. bis 23. April gibt es "Neues Spiel - neues Glück?" für Kinder ab zehn und "Spiele- Erfinder - Erfinderspiele". Anmeldung und Information: Telefon (069) / 212-35 154 (Montag, Mittwoch, Donnerstag von 9 bis 12 Uhr, Montag von 13 bis 15 Uhr). &blt; Vortrag über Caspar David Friedrich Hannelore Gärtner hält am heutigen Mittwoch um 18 Uhr im Senckenbergmuseum (Senckenberganlage 25, II. Stock) einen Lichtbilder-Vortrag zum Thema. "Caspar David Friedrich und seine Pommersche Heimat". &blt; Irish Night in Bornheim Im Bürgerhaus Bornheim ist, pünktlich zum St. Patrick's Day, am heutigen Mittwoch ab 20 Uhr eine "Irish Night" mit den Gruppen "Four Men and a Dog", "Mullin Dhu" und "Flap". &blt; Pause & Alich in Höchst Die Kabarettisten Pause & Alich gastieren vom 17. bis 20. März im Neuen Theater Höchst, Emmerich-Josef-Straße 46a. Ihr Programm heißt "Piranjas". Beginn 20 Uhr. Und am Sonntag ist im Neuen Theater die 13. Produktion des "Varieté am Sonntag" zu sehen: um 16 und um 20 Uhr.

Ende der Projektwoche ist ein Grund zum Feiern

KELSTERBACH. Unter rund vierzig Angeboten konnten die Schüler und Schülerinnen - je nach Neigung - auswählen, was sie bei der Projektwoche an der Integrierten Gesamtschule machen wollten, die seit Montag läuft. Sie konnten sich entscheiden, ob sie eine "Schikanenbahn für ferngesteuerte Autos" bauen, Wandbemalungen gestalten, ein schulinternes Fernsehmagazin "Leben im Mittelalter" machen wollten. Sogar vegetarisches Kochen steht auf dem Programm.

Was bei den Projekten herausgekommen ist, will die Schule am Donnerstag, 18. März, von 17 bis 20 Uhr präsentieren. Vorab wird Landrat Enno Siehr einen Baum pflanzen. Er hatte ihn zur 20-Jahr- Feier der Schule versprochen, jetzt zum Beginn der Pflanzzeit ist der richtige Termin, das Versprechen einzulösen.

Die Vorstellungen aus der Projektwoche beginnen mit einem Lied der Kindergartengruppe, es wird eine Modenschau mit selbstgeschneiderten Kleidern geben, Jazz-Tanz und Rap. Um 18 Uhr zeigt die Theatergruppe eine viertelstündige Version von "Der Zauberlehrling". Es folgen türkisch-griechisches Theater "Karagöz und Haciavat" sowie Schwarzlichtszenen. Nach einer weiteren Tanzdarbietung spielen zum Abschluß die Schulbands.

Auch in der Sporthalle gibt es Programm. Dort wartet von 17 bis 17.30 Uhr eine "lustige Turnriege" auf die Besucher und Besucherinnen. Trampolindarbietungen und Volleyballspiele schließen sich an. lis

Heiße Bäder . . .

(Fortsetzung von Seite 1)

Nur selten trifft man unterwegs auf Menschen. Vielleicht stößt man dann und wann auf Mountainbiker, die hier die größte Herausforderung ihrer sportlichen Leidenschaft suchen. Aber mit welchen Folgen oft! Sobald sie von den Wegen abweichen, lösen die harten Reifenprofile Erosionen aus. Noch nach Jahren ziehen sich ihre Spuren wie Narben durch den verletzlichen Bodenbewuchs und dokumentieren die Fragwürdigkeit solcher Freizeitunternehmungen. Auch einzelne Wanderer, meist beladen mit zwanzig, dreißig und noch mehr Kilo Gepäck auf dem Rücken, quälen sich über Strecken, deren Beschwerlichkeit leicht unterschätzt wird. Wie jener deutsche Student, der fernab aller Ansiedlungen matt auf einem Stein saß und die von uns angebotene Mitfahrgelegenheit dankbar annahm. Verhungert und verdurstet wäre er ohne das zufällige Zusammentreffen mit uns sicher nicht - doch auch das soll es schon gegeben haben. Denn von den insgesamt 250 000 Bewohnern Islands leben gerademal 10 000 weitläufig versprengt an den Westfjorden, und so sehr sie auch auf mehr Fremdenverkehr setzen, so ursprünglich wollen sie ihr Land erhalten. Auf regelmäßig anzutreffende Raststätten oder Tankstellen außerhalb der Ansiedlungen hofft man daher hier wie in den anderen Regionen besser nicht.

Dafür macht man auch außerhalb der ausgewiesenen und von subarktischer Vegetation geprägten Naturschutzgebiete - flache Krüppelgehölze, geducktes Buschwerk, endlose Gestrüppteppiche, niedere Haine und sanft wogendes Wollgras - die Bekanntschaft mit dem Artenreichtum von Seevögeln. Pagageientaucher, Dreizehen-, Raub- und Eismöwen, Trottellummen und Baßtölpel hokken zu Tausenden in Felsnischen, treiben als lebende Inseln an den Wasserrändern und bilden riesige Kolonien. Man braucht indes etwas Glück, um einen der seltenen Seeadler oder Gerfalken zu Gesicht zu bekommen. Faule Seehunde hingegen lassen sich beim Sonnenbad an ihren Lieblingsplätzen einigermaßen zuverlässig beobachten.

Und was wäre Island ohne sein Pferde? Ihr Stammbaum ist keltisch-norwegisch, und der Körpergröße nach stehen sie dem Pony nahe. Doch von "Ponys" sollte man besser nicht reden: Einheimische Ohren hören leicht etwas Abwertendes heraus. Oft tauchen die robusten und überaus genügsamen Tiere in kleinen wilden Herden ganz plötzlich vor dem Kühler auf. Dann heißt es für die Autofahrer geduldig warten, bis sie von der Fahrbahn wieder herunterfinden.

Einer, der sich mit den einheimischen Pferden (Pferde welcher Herkunft auch immer dürfen übrigens grundsätzlich nicht eingeführt werden) bestens auskennt, ist Arinbjörn "Abi" Jóhannsson. Er lebt in Brekkulaekur, einem Nest am Fluß Vatnsdalur, der in den östlich der Westfjorde gelegenen Hunafloi mündet. Dort betreiben er und und seine deutsche Frau Gudrun ein Gästehaus und Reiterhof mit 80 Pferden. Von hier aus startet er mit Gruppen mehrtägige Reittouren etwa zur sagenumwobenen Halbinsel Snaefellsnes. Auch wenn die isländischen Pferde neben Trab und Galopp den ruhigen Tölt und den auf steinige Bodenverhältnisse abgestimmten Paßgang beherrschen, sollte sich kein ungeübter Reiter in den Sattel wagen. Nach einem spontanen Ritt in die Umgebung, furios die Hänge rauf und wieder runter, spritzend durch ein flaches Flußbett und dann mit fliegenden Mähnen über die Ebenen, zeigte uns Bernd, ein Journalist aus Köln, sein marmoriertes Hinterteil. Bernd, sonst Nichtreiter, hatte zweimal Bodenkontakt gehabt.

Von Abi und Gudrun erfahren wir abends bei geschmorter Lammkeule, Rotkohl, Erbsen und Karamelkartoffeln, einem traditionellen Festgericht, etwas mehr über das Alltagsleben. Seit ein paar Jahren, da die Fischerei zurückgeht und die Landwirtschaft wegen Überproduktionen gedrosselt wird, setzt man mehr und mehr auf den Tourismus als wirtschaftliches Standbein, was grüne Politiker, die sich seinerzeit als einzige gegen den Walfang ausgesprochen hatten und die wohl deshalb den Sprung ins Parlament nicht schafften, mit Argwohn und Skepsis beobachten. In der nur drei Monate währenden Sommersaison von Juni bis August rollt regelmäßig eine Welle von Touristen herein, inzwischen weit über 100 000 jährlich. Andererseits, weil die Saison nur so kurz ist und öffentliche Gelder knapp geworden sind, geizen die Banken mit Hypotheken, etwa für den Hotelbau. Gebäude und Ausrüstung der Fischindustrie werden schon nicht mehr beliehen, allenfalls noch Trawler und Fangrechte. So bleibt es nicht aus, daß ein Islandtrip zum teuren Vergnügen wird. Die Mark, so bestätigt uns später ein deutscher Touristikfachmann, sei hier nur etwa 65 Pfennige wert. Seit der Abwertung der Isländischen Krone um sechs Prozent Ende vergangenen Jahres muß der Reisende allerdings nicht mehr ganz so tief in die Tasche greifen - sofern die Preise in diesem vom Import stark abhängigen Land stabil bleiben.

Einer der ersten, die nach Island kamen, war im neunten Jahrhundert der Wikinger Raben-Floki. Er verbrachte an den Westfjorden einen Winter, der ihm übel mitgespielt haben muß. Denn als er weiterziehen konnte, verpaßte er der Atlantikinsel ihren bis heute heute gültigen Namen: Island (im Englischen treffender Iceland), benannt nach einem Fjord voller Eisberge. Aber an den armen Raben- Floki denkt man besser nur, wenn man sich nächtens in einem der wohlig heißen Wassertümpel aalt und sich der dramatischen Choreographie des himmlischen Nordlichts hingibt. Island, kein einfaches Land: nur mit Vierradantrieb und Herz zu erschließen.

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Literatur / Musik Offenbach. Rock: Pitch Controle - Dream Works, Sa., 20 Uhr, F 63, Frankfurter Straße 63.

Disco: Kopfüber in die Nacht, Sa., 22 Uhr, Isenburger Schloß.

Dreieich. Blues & Boogie Meeting, So., 19.30 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Konzertmatinee: Oberhess. Blechbläser Ensemble, So., 11 Uhr, Bürgersaal .

Egelsbach. Geistliches Chorkonzert, So., 17 Uhr, Kath. Kirche St. Josef.

Pro Arte Frühlingskonzert, So., 18 Uhr, Evangelische Kirche.

Hainburg. Country-Night: Tom Astor, Sa., 20 Uhr, Sporthalle in Hainstadt.

Spirituals: The New Orleans Four, So., 18 Uhr, St. Nikolaus, Klein-Krotzenburg.

Langen. Lustspiel: Außer Kontrolle, Sa., 20 Uhr, Stadthalle.

Mühlheim. Theater-AG der Friedrich- Ebert-Schule: Ein Sommernachtstraum, Sa., So., 19.30 Uhr, Caféteria der Schule.

Neu-Isenburg. Ballettnachmittag, Sa., 17 Uhr; Komödie: Ewig junge Cyprienne, So., 18 Uhr, Hugenottenhalle.

Konzert: The Fab Four, Sa., 20 Uhr, Treffpunkt, Bahnhofstraße.

Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, Sa., 20 Uhr, Haus zum Löwen.

Obertshausen. Schülerkonzert der Musikschule, So., 16 Uhr, Pfarrsaal St. Thomas Morus.

Rodgau. Konzert des GV Eintracht, So., 17 Uhr, Münchausen-Schule, Hainhausen.

Rödermark. Chormusiktage, Sa., 19.30 Uhr; So., 10 Uhr, Vereins-Turn. Mainzer Straße.

Michael Quast: Unter Geiern, Sa., 20.30 Uhr, KSV-Sportheim, Urberach. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ahrenwerter Gentlemen (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Sister Act (Sa., So., 15.15, 17.45 Uhr); Der Duft der Frauen (Sa., So., 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15 Uhr); Dracula (Sa., So., 17.30, 20; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Sniper der Scharfschütze (Sa., So., 15.15, 17.45, 20; Sa., 22.15 Uhr). - Broadway: Sommersby (Sa., So., 15.30, 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr).

Dietzenbach. Bürgerhauskino: Laß die Eisbären tanzen (So., 15 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 16 Uhr); Ein ganz normaler Held (Sa., So., 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Jimmy Hoffa (Sa., So., 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Jimmy Hoffa + Ein ganz normaler Held (Sa., 22.45 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentlemen (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15; Sa., 23 Uhr). - Fantasia: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15; Sa., 23 Uhr). - Neues UT-Kino: Ein ganz normaler Held (Sa., So., 20 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Die Schöne & das Biest (Sa., So., 15.45 Uhr); Dracula (Sa., So., 17.30, 20.15; Sa., 22.45 Uhr). - Zeitlos: Wir Kinder aus Bullerbü (Sa., So., 15.30 Uhr); Stalingrad (Sa., So., 17.15, 19.30 Uhr); Verhängnis (Sa., So., 22 Uhr).

Neu-Isenburg. Kinderkino, Hugenottenhalle: Valby - Das Geheimnis im Moor (Sa., 16 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Dracula (Sa., So., 17, 20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 15, 17.30; So., 15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., 20.30; So., 17, 20.30 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Ein Hund namens Beethoven (Sa., 14, 16.15; So., 14 Uhr); Dracula (Sa., 20, 22.30; So., 16.15, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Kevin, allein in New York (Sa., So., 14, 16 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 20 Uhr); Jagd auf einen Unsichtbaren (Sa., 22.30 Uhr). Vorträge / Kurse Mühlheim. Referat: Wie kriege ich Fami- lie und Beruf unter einen Hut ?, Sa., 15 Uhr, Haus Frau-Mutter-Kind, Lessingstr. 25.

Rodgau. Diavortrag: Irland, So., 11 Uhr, Georg-Büchner-Schule.

Seligenstadt. Führung im Naturschutzgebiet Kortenbach, So., 9.30 Uhr, ab Sportplatz in Froschhausen. Parteien / Parlamente Offenbach. SPD-OV Innenstadt: Jahreshauptversammlung, 15 Uhr, Altentagesstätte, Pirazzistraße 18. Vereine / Organisationen Offenbach. Naturfreunde: Jahreshauptversammlung, Sa., 15 Uhr, Lauterbornschule. Dietzenbach. SG-Tell: Jahreshauptversammlung, So., 16.30 Uhr, Harmonie.

Egelsbach. Frühlingsball der Sängervereinigung 1861, Sa., 20 Uhr, Saalbau-Eigenheim. Langen. Odenwaldklub: Wanderung, Sa., 14 Uhr, ab Bahnhof.

Naturschutzbund: 1. Vogelstimmenwanderung, Treffen So., 6 Uhr, Forsthaus Mörfelder Landstraße.

Mühlheim. Deutscher Teckelklub: Tekkel-Benimm-Kurs, Sa., 15 Uhr, Vereinsgelände Dietesheim.

Neu-Isenburg. Jahrestreffen der Geflügelzüchter, Sa., 19 Uhr, Föhl, am Marktplatz. Obertshausen. Mitgliederversammlung der Kreisjugendfeuerwehr, Sa., 14 Uhr, Pfarrsaal St. Thomas Morus.

Rodgau. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen; Sa., 13 Uhr, Bürgerhaus Weiskirchen.

DRK-Frühlingsball, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus Dudenhofen. Verschiedenes Dreieich. Frühlingsbasar, Sa. ab 14 Uhr, Begegnungsstätte Zeppelinstraße.

CD- und Schallplattenbörse, So., 10 bis 17 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Dietzenbach. AWO-Kinderkleider- und Spielzeugflohmarkt, Sa., 14 bis 17 Uhr, Bürgerhaus.

Kita VI-Flohmarkt, Sa., 9 bis 12 Uhr, Weiherstraße 22.

Bewohnerversammlung zum Thema Sauberkeit, So., 19 Uhr, Bewohnerzentrum Starkenburgring.

Egelsbach. Kindergarten-Flohmarkt, Sa., 14 bis 16 Uhr, Bürgerhaus.

Langen. Modellbahnmarkt, So., 10 Uhr, Stadthalle. Ausstellungen Offenbach. Historischer Spaziergang durch die Stadtgeschichte, Treffen Sa., 14 Uhr, Frankfurter Str./Ecke Kaiserstraße.

Ausstellung: Gegenständliche Malerei, Sa., 15 bis 19 Uhr; So., 10 bis 18 Uhr, Stadthalle, Waldstraße 312.

Dreieich. Romantik-Ralley: Ausstellung Sa., ab 10 Uhr; Unterhaltung und Tanz, ab 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Neu-Isenburg. Geburtstagsfeier der Galerie Patio, So., 12 bis 22 Uhr, Waldstraße 115.

Obertshausen. Werkstatt-Museum, geöffnet So., 14 bis 17 Uhr, Karl-Mayer- Haus.

Otzberg. Ostereiermarkt, Sa. und So., 12 bis 17 Uhr, Veste Oztberg.

Rodgau. Ausstellung: Rund um die Osterzeit, Sa., 14 bis 18 Uhr; So., 10 bis 18 Uhr, Georg-Büchner-Schule. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. "Verein zur Verbesserung der Lebenssituation homosexueller Frauen und Männer", Frankfurter Str. 48: Homosexuellen-Selbsthilfe, Sa., 15 Uhr.

Mühlheim. Frau-Mutter-Kind: Alleinerziehenden-Treff für Frauen, Sa., 15 Uhr, Lessingstr. 25 . Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03/5 18 84.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Au Wetter! enthüllt eine unglaubliche Geschichte Geheimdienst beschattete Bürgermeister vor Ortenberger Rekrutengelöbnis MAD-Spion packt aus: "Das ist Wehrkraftzersetzung!"

Ortenbergs Bürgermeister Otto Emrich wurde sechs Monate lang vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) observiert. Anlaß der Überwachung war das "Feierliche Gelöbnis" von 300 Bundeswehrrekruten mit anschließender Übernahme einer Patenschaft der Stadt für die 4. Batterie des 23. Beobachtungsbataillons, das sich gestern auf dem Ortenberger Marktplatz vollzog. Der militärische Geheimdienst vermutet hinter dieser unzeitgemäßen Aktion eine besonders hinterhältige Form der Wehrkraftzersetzung. Das offenbarte der abtrünnige MAD-Offizier Holger Herzog (Name von der Redaktion ausgedacht) in einem konspirativen Gespräch mit AU WETTER!-Redakteur Bruno Rieb (AW). Wir geben es leicht gekürzt wieder:

AW: Sie haben wirklich Ortenbergs Bürgermeister Otto Emrich überwacht?

Herzog: Wenn in dieser Zeit jemand ein "Feierliches Gelöbnis" mitsamt Patenschaft veranstaltet, muß man doch mißtrauisch werden. In der Zeit des Kalten Krieges, o.k. Aber jetzt, da kann doch was nicht stimmen!

AW: Warum?

Herzog: Sie laufen doch auch nicht im Hochsommer im Pelzmantel rum.

AW: Es freut den MAD nicht, wenn sich in diesen Zeiten, in denen die Bundeswehr überflüssig wird, Städte öffentlich zur Armee bekennen?

Herzog: Wenn es nur solche wie Ortenberg tun, entsteht das Negativ-Image: "Nur noch die Hinterwäldler stehen zur Bundeswehr." Das ist zersetzend. Der MAD muß herausfinden, ob dahinter Absicht steckt. Vielleicht kommt Kefenrod auch noch an. Und dann auch noch Schwarz-Schilling als Festredner! Da liegt doch der Verdacht nahe, daß der Bundeswehr geschadet werden soll. Sie soll in die Ecke der auf das Grundgesetz pfeifenden Kriegstreiber gerückt werden, die am liebsten in Jugoslawien mitballern möchten. Und vergessen Sie bitte nicht: Der Kohl wollte den Schwarz-Schilling absägen. Das ist doch ein Verlierer- Typ!

AW: Was sollte die Observation Emrichs bringen?

Herzog: Erstmal sollten wir feststellen, ob eine psychische Deformation vorliegt. AW: Bitte?

Herzog: Na, ob er noch alle Tassen im Schrank hat.

AW: Immerhin ist er Bürgermeister!

Herzog: Der MAD überwacht auch den Bundeskanzler.

AW: Und was hat die Überwachung Emrichs ergeben?

Herzog: Psychisch scheint alles in Ordnung zu sein. Vielmehr deutet alles auf einen gezielten Akt der Wehrkraftzersetzung hin. Er ist parteilos, da drängt sich wachen Jungs wie uns der Verdacht auf, daß da neutralistische Tendenzen entfacht werden sollten.

AW: Sie glauben an eine Stasi-Kampagne wie damals in der Friedensbewegung? Wie sollte das heute noch möglich sein?

Herzog: Was diese Indizien angeht, soweit sind wir noch nicht, um da Verläßliches sagen zu können. Verdächtig ist, daß in diesem Städtchen in der tiefsten Provinz eine Kleinkunstbühne existiert. Wir haben Hinweise, daß Emrich mit dieser Bühne zusammenarbeitet und das "Feierliche Gelöbnis" für deren Programm inszeniert hat: Real-Satire, verstehen Sie!

Diese Bauarbeiten helfen der Stadt Geld sparen Wenn die Versorgungsleitungen verlegt sind, werden Gehwege mit Verbundpflaster gestaltet

MÖRFELDEn-WALLDORF. Sie graben sich wie die Wühlmäuse durch die Stadt: Bautrupps, die im Auftrag von Maingas, HEAG oder Post Rohre und Leitungen verlegen. Derzeit sind sie im Bereich der Frankfurter Straße zu Gange. "Im unteren Straßenabschnitt verlegt die Post Leitungen, im mittleren und oberen Teil wird Erdgas gelegt", so die Auskunft von Bürgermeister Bernhard Brehl. Binnen der nächsten vierzehn Tage, schätzt er, werden die Arbeiten, die inzwischen bis zur Ecke Weingartenstraße /Ernst-Ludwig-Straße vorangekommen sind, abgeschlossen sein.

Doch nur in diesem Bereich. Vor allem die Maingas wird weiter graben und Leitungen bis hoch an den Lerchesberg in die Erde bringen. Die HEAG will in diesem Jahr neue Leitungen verlegen, und die Stadtwerke wollen für Kanal- und Wasseranschlüsse für das Gewerbegebiet Mörfelden-Süd sorgen.

Für die Stadt hat die Buddelei der Versorgungsunternehmen neben neuer Versorgungsleitungen noch einen weiteren, positiven Nebeneffekt. Überall da, wo im Zuge der Bauarbeiten die Bürgersteige aufgerissen werden, wird der bisherige Belag gegen Verbundpflaster ausgetauscht und - wo nötig - gleichzeitig abgesenkt.

Weil auch die Versorgungsunternehmen ihr Scherflein zur Wiederherstellung der Gehwege leisten müssen, kann die Stadt dabei sogar noch sparen: Im Bauamt wurde hochgerechnet, daß die Stadt auf diese Weise mit 57 Mark pro Quadratmeter wegkommt. Hätte sie den ohnehin angestrebten Belagwechsel allein finanzieren müssen, hätte sie das 120 bis 190 Mark pro Quadratmeter gekostet.

Dieser Rechnung konnten sich auch die Mitglieder des Haupt- und Finanz- und des Bauausschusses nicht verschließen. Sie stimmten unlängst dem Antrag des Bauamtes zu, die für 1993 zugestandenen Mittel in Höhe von 100 000 Mark auf 300 000 Mark aufzustocken. Andernfalls, so die Begründung des Amtes, wäre die Stadt nicht in der Lage gewesen, ihren Anteil an den umfänglichen Buddeleien, die in diesem Jahr anstehen, zu finanzieren. wal

Nebenbei bemerkt

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hofheim. Stadthalle: Kabarett von und mit Michael Quast, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Ein ehrenwerter Gentleman (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Str. 3: Kino 1: Ein ganz normaler Held (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr).

Kino 3: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Bodyguard (20.15 Uhr). Vorträge / Kurse Hofheim. Volkssternwarte Marxheim, "Sonnenflecken" von Harald Bräuning, Vortragsraum der Bibliothek, Bahnstraße 6, 19.30 Uhr.

Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, von 8.30 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 96 / 2 30 59.

Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Frau Fetscher).

Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.

Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Caritasverband: Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Verbraucherberatung: Untertor, Haus der Taunussparkasse, dritter Stock, 16 bis 18 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Schwalbach. Diakonisches Werk: Beratung und Begleitung in psychosozialen Krisen für einzelne, Paare und Familien; Schwangerschaftskonfliktberatung, Betreuung in seelischen Krisen in der Arbeitswelt, Ostring 17, 15 bis 18 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. Kolpingfamilie: "Sozialwahlen 1993", Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 20.15 Uhr.

Hattersheim. Wander- und Kulturverein: Stammtisch mit Video "Unser WKV", Vereinslokal, 20 Uhr.

Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer: Jahreshauptversammlung, Stadthalle, 14.30 Uhr.

Hofheim. Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Mitgliederversammlung, Stadthalle, kleines Kasino, 20 Uhr.

Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).

Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislaufkranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sportverein Ruppertshain: "Fit über 45", Fitneßtraining für Frauen und Männer, Ballspiele, Leichtathletik, Gymnastik u.a., Schönwiesenhalle, 18.30 bis 20 Uhr.

Tischtennis für Erwachsene, Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr; Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Arbeitskreis Geschichte "Warum ist das Gebiet der früheren Sowjetunion heute so instabil?", Dr. Breitbarth, Vortragssaal, 16 Uhr.

Flörsheim. Altenkegeln, Stadthalle, 14.30 bis 16.30 Uhr.

Handarbeitskreis St. Josef: Treffen im Pfarrzentrum St. Josef, 14.30 bis 17 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.

Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Englisch-Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 14 Uhr, Untergeschoß; Russisch-Stammtisch, 17.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen": Jugendcafé, Bahnhofstraße, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jungentag, 16 Uhr; Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Kriftel. Rat- und Bürgerhaus: Fridolins Puppentheater spielt "Der Kartoffelkönig", für Kinder ab vier Jahren, 15 Uhr.

Liederbach. Jugendcafé: Spiel- und Bastelnachmittag, 6 bis 12 Jahren, Sportlerheim, Wachenheimer Straße, 15.30 Uhr. Sonstiges Eschborn. Saal des evangelischen Gemeindehauses, Hauptstraße 20: Übertragung der Predigt von Billy Graham aus Essen, 19.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Piranjas" von Rainer Pause und Norbert Alich, Kabarett, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Töchter zweier Welten (18.30 Uhr); Dügün - Die Heirat, Original mit Untertiteln (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Psycho-soziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr; Treff für Angehörige psychisch Kranker, 18 Uhr, Tel. 30 32 14.

Institut für Legastheniker-Therapie, Telefon-Beratung, 11-12 Uhr, Tel. 31 32 00.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Caritasverband: Internationale Jugendberatung, Kasinostraße 16, 14 bis 18 Uhr.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Gersthofer Straße 4, Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Pro Familia: Sexualberatung / Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11; offene Sprechstunde: 17 bis 19 Uhr.

Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 5 97 42 74.

Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 30 30 04.

Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.

Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunderweg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, "Treffpunkt", Burgunderweg 2, 17 bis 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Schachspielen, 10 bis 12 Uhr; Besuch der Ausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" im Historischen Museum, Saalgasse 19, Treffpunkt dort, 15 Uhr.

Unterliederbach. Ev. Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstraße 11, 14 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Schöne Bescherungen, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Volkmar Staub "Keep Styling", Kabarett, 20.30 Uhr.

Rhein-Main-Hallen: Gastspiel Musikantenstadl, 20 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, 20.15 Uhr.

Musiksaal des Hessischen Landtages, Schloßplatz: Musik der Bibel, Collegium Musicum Judaicum, Amsterdam, 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (13, 16, 19, 22 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sommersby (14, 17, 20 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Sniper - Der Scharfschütze (13, 15.15, 17.30, 20 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein Mann für jede Tonart (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Beta: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).

Gamma: Malcolm X (15.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Orlando (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Jagd auf Schmetterlinge (15.15, 19.45 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen, Originalfassung (22.15 Uhr). Vorträge / Kurse Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung: "Familie und Verwandtschaft im Spätmittelalter", von Dr. Karl-Heinz Spieß, Universität Mainz, Hessisches Hauptstaatsarchiv, Mosbacher Straße 55, 17 Uhr. Lesungen Wiesbadener Büchertage: Tag der offenen Tür in der Hessischen Landesbibliothek, Rheinstraße; Frederik Hetman liest aus "Drei Frauen zum Beispiel", Stadtbibliothek, Neugasse, Buchhandlung Kukkei, 19.30 Uhr. Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Kinderschutzbund: Schwalbacher Straße 72, Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 18 Uhr, ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Pro familia: Offene Sprechstunde, Langgasse 3, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.

Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 34 / 6 33 04.

Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

- ohne Gewähr -

Tagestip: Motorradkauf Erst schauen, dann starten

Kaum locken die ersten Sonnenstrahlen, überkommt Motorrad-Fans das gewisse Kribbeln. Doch beim Kauf eines gebrauchten "Traumbike" ist Vorsicht angesagt, soll dieses nicht wegen versteckter Macken zum Alptraum werden. Zunächst sollte der potentielle Käufer einen Blick in die Papiere werfen. Dem Fahrzeugbrief ist zu entnehmen, wie viele Vorbesitzer das Zweirad hatte. Dort findet sich auch die Fahrgestellnummer, die der Interessent mit der Gravur auf dem Motorradrahmen vergleichen muß, um halbwegs sicher zu sein, daß es sich nicht buchstäblich um einen "heißen" Ofen handelt. Das Werkstattheft verrät, ob das Krad ordnungsgemäß gewartet wurde. Rechnungen und Reparaturbelege sollte sich der Motorradfreak ebenso zeigen lassen wie Betriebsgenehmigungen für Anbauteile.

Vor der Probefahrt tut der Käufer gut daran, die Maschine gründlich unter die Lupe zu nehmen. Haben die Pneus genügend Profil? Laufen die Räder leicht und rund? Mahlende Geräusche und zu großes Spiel deuten auf verschlissene Radlager hin. Sind Fußrasten und Gasgriff trotz niedriger Kilometerzahl stark abgenutzt, könnte an der Tachowelle manipuliert worden sein. Auch der Rahmen sagt viel über die Vergangenheit eines Motorrades aus. Sind Schweißnähte zu sehen, wo sie nicht hingehören: Hände weg von der Maschine. Beulen oder tiefe Kratzer im Tank, Abschabungen an Lenker und Seitendeckeln deuten auf einen Sturz hin. Lebenswichtig ist die Kontrolle der Bremsen. Tiefe Riefen in der Scheibe sind ein Zeichen für übermäßigen Verschleiß. Der Motor sollte in kaltem und warmem Zustand einwandfrei anspringen und eine stabile Leerlaufdrehzahl haben. Qualmt es bläulich aus den Auspuffrohren, drückt sich Motoröl an den Kolbenringen vorbei in den Brennraum. Die Kupplung muß beim Anfahren sauber trennen, vom Getriebe dürfen keine singenden oder mahlenden Geräusche - ein Zeichen für verschlissene Zahnräder - kommen. Pendelt die Maschine im Geradeauslauf, kann das von einem ausgeschlagenen Lenkkopflager herrühren.

Hat der "Feuerstuhl" alle Tests bestanden, sollte der Besitzerwechsel nicht bloß per Handschlag besiegelt werden. Bevor der frischgebackene Motorradbesitzer davonbraust, wäre es besser, er nimmt sich die Zeit, einen Kaufvertrag aufzusetzen, in dem alle wichtigen Vereinbarungen festgehalten sind. jch

Dias von Alaska im Bürgerhaus zu sehen

EPPSTEIN. Der Fotograf Gerhard Schauss hat mit dem Kulturkreis für Samstag, 20. März, die Multivisionsschau "Alaska - immer noch ein Abenteuer" vorbereitet. Im Eppsteiner Bürgerhaus will er Dias von "Nordamerikas wildestem Land" auf eine 10,5 mal 3,5 Meter große Leinwand projizieren.

Die Fotoreise - Beginn 20 Uhr - führt die Zuschauer unter anderem nach Skagway, Fairbanks, Anchorage, auf die Aleutenhalbinsel mit dem Katmai National Park, nach Nome an der Beringstraße, aber auch zur Glacier Bay. pms

Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Club Knospe, Seewiese; Treffen der Angehörigen, 20 Uhr, Kaiserstr. 116.

BfA: Sprechstunden, 8.30-12.30 u. 13.30-15.30 Uhr, Ludwigstr. 16, Tel. Voranmeldung unter 0 60 31 / 120 12.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15 Uhr Kurseelsorge - Freies Malen; 15.30 Uhr Vortrag: Schlank werden - schlank bleiben; 17.30-20 Uhr Ernährungskurs; 19.30 Uhr Kurseelsorge - Erleben biblischer Geschichten, "Der Pharisäer und der Zöllner".

Naturheilverein: SH-Gruppe "Besser essen", 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.

Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr; Ev. Gemeindezentr., Grüner Weg 4, Erstkontakt Tel. 0 61 01 /871 34.

Karben. Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis: Sprechstunde, 9-11 Uhr, Rendeler Str. 42, Klein-Karben.

Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Nauheim. YaYas Klangtheater: "Mit Summ und Bumm", Mitmach-Musiktheater für Kinder ab 4 J., 10.40 Uhr, KiGa Apfelwiese, Eleonorenring 1.

Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Alte Mühle: Jo van Nelsen - "Küß&rquote; mich unterm Gummibaum", 20.30 Uhr, Lohstr. 13.

Nidda. Unterhaltungsmusik mit Alleinunterhalter Chris, 10-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literatur-Café.

Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Treffen der Kinder v. 8-11 J., 16-18 Uhr, Rettungswache.

Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.

Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.

Bad Vilbel. Bürgeraktive: Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr; Offener Männertreff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.

AWO-Seniorenclub Gronau: Kaffeerunde, 15 Uhr, Berger Str. 4.

Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Heilsberg, 14.30-17.30 Uhr, Tee-Stube Jahnstr.; Treff für Kinder v. 12-15 J.: ab 14 Uhr, Gronau, Altes Rathaus Berger Straße.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.

Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Florstadt. Jagdgenossenschaft: Versammlung, BH Nieder-Florstadt.

Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.

Mütterzentrum: Babytreff I (f. Mütter mit Kindern bis ca. 6 Mon.), 15-17 Uhr; Die Trotzköpfchen (f. Mütter mit Kindern v. 2-4 J.), 15-17 Uhr; Hauptstr. 84, Okarben. TV 1897 Rendel: Jungendversammlung, 18.30 Uhr, Turnhalle Rendel.

Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.

VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.

Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.

Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 37.

Ranstadt. Jugendforum: Jugend-Treff, 19-21.30 Uhr, Räume unter d. kath. Kirche. Hirzenhain. Seniorengymnastikgruppe: Seniorennachmittag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.Vorträge / Kurse Friedberg. FH Gießen-Friedberg, FB Sozial- u. Kulturwissenschaften: Vortrag "Einführung in das Beschaffungswesen" v. Prof. Dr. Lamperstorfer, 17.15 Uhr, Raum 24 der FH.

Bad Vilbel. Siedlungsgem. Heilsberg: Dia-Vortrag "Von Bayeux nach Hastings - Die Normannen erobern England v. F. K. Herrmann, 19.30 Uhr, Altenheim Heilsberg. Seniorenbetreuung: Dia-Vortrag "Schönes Hessenland" v. W. Späth, 15 Uhr, Kurhaus. Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Schweizer Stoffpuppen, Kurs, 19-22 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.

Karben. BUND + ArGe Kultur: Dia- Vortrag "Naturgarten - lohnt sich das?" v. U. Loos, 20 Uhr, Am Lindenbaum 6, Kl.- Karben.

Nidda. Krabbelstube Sonnenkäfer: Vortrag "Rentenneuregulierung und deren Auswirkung für die Frauen" v. S. Hild, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Altenclub: Dia-Vortrag "Freistaat Bayern", Bürgerhaus.

Büdingen. Vortrag "Toleranz und Menschlichkeit in G. E. Lessings Schriften" v. Studiendir. Luh, 15.30 Uhr, Haus Walburga, Steinweg 19. Parteien / Parlamente Karben. SPD OB Petterweil: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Ratskeller. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Kurhaus. Bad Vilbel. Seniorenbetreuung: Fahrt zum ZDF nach Main, letzte Abfahrt ca. 8.30 Uhr (nur für Senioren).

Karben. Berufsbildungswerk Südhessen: Aktionstage "Mit Wucht gegen die Sucht": 15.30 Uhr "Tagesschau" im Kino, 16 Uhr Vorführung des Schwarzen Theaters; ab 19 Uhr Disco-Veranstaltung. Abfallsammlung Butzbach. Altpapiersammlung in Nieder-Weisel mit Waldsiedlung, Hoch-Weisel und Ostheim.

Münzenberg. Sonderabfall-Sammlung: 9.30-11.30 Uhr Gambah, Hauptstr. Ecke Kneipenweg; 11.45-12.15 Uhr Ober-Hörgern, Parkpl. DGH; 13-13.30 Uhr Trais- Münzenberg, Parkpl. DGH Am Dühberg; 13.45-14.45 Uhr Münzenberg, Festplatz Steinbergstraße.

Rosbach. Grünabfallsammlung in Rodheim.Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique, Lohstr. 13.

Rosbach. Horst Janssen - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, tägl. außer Mo. 15-18.30 Uhr, An der Mergel 16, Rodheim (bis 18. 4).

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule, Schillerstr. 2 (bis 19. 3.).

Hungen. Re Foer (Aquarelle) + Ingeborg Seidel (Radierungen), Sa. u. So. (bis 28. 3). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr) - Studio: Bodyguard (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Alarmstufe Rot (15 Uhr); Nuts - durchgedreht (20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: La Gloire de mon Père (franz. Originalf.) (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Büdingen. Royal: Stalingrad (20 Uhr); Princess: Der Tod Steht ihr gut (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Eine Frage der Ehre (19.45 Uhr); Verhängnis (22.15 Uhr).

Lich. Traumstern: I love Vienna (19.30 Uhr); Léolo (21.45 Uhr). (ohne Gewähr)

Maskierter Räuber überfiel Tankstelle In Staden über 1000 Mark erbeutet

FLORSTADT. Ein etwa 30 Jahre alter bewaffneter Mann überfiel am Montag gegen 20 Uhr eine Tankstelle in der Mockstädter Straße im Florstädter Ortsteil Staden und erbeutete dabei über tausend Mark.

Wie die Friedberger Polizei weiter mitteilt, hatte der Unbekannte zunächst unmaskiert den Verkaufsraum der Tankstelle betreten und anschließend im Eingangsbereich die Kaputze seines Sweatshirts über den Kopf gezogen.

Danach bedrohte er die allein anwesende Kassiererin mit einer Pistole und forderte die Herausgabe des Geldes. Anschließend mußte die Kassiererin in den benachbarten Waschraum gehen. Er befahl der Frau, auf keinen Fall herauszukommen. Als sie sich nach wenigen Minuten aus dem Raum wagte, stellte sie fest, daß der Täter verschwunden war. Weitere Hinweise liegen nicht vor.

Beobachtungen nimmt die Polizei unter Tel. 06 031/60 10 entgegen. de

"Schizoide Morphinisten" - Bilder in der Dörnigheimer QNSD-Galerie Künstlerisch ausgelebte

Alpträume

MAINTAL. Bilder, die einen anspringen, die zumindest ich in meinem Schlafzimmer nicht an der Wand haben möchte. Bilder, die es ganz offensichtlich nicht darauf anlegen, "käuflich erworben" zu werden, sind es, die der 24jährige Wiesbadener Florian Mayr in der Dörnigheimer "QNSD"-Galerie in der Mozartstraße zeigt. Titel der Ausstellung: "Schizoide Morphinisten". Und der Druck, der der Einladungskarte zugrundeliegt, ist denn auch gleich "Brauch erst ma' 'n Druck, Mann!" betitelt. Ein sitzender Drogenkonsument, entindividualisiert, mit stierem Blick der einen erkennbaren Pupille auf den "Druck" in den bloßgelegten Unterarm.

Eine andere Lithografie zeigt in Heavy-Metal-Ästhetik eine "Braut" mit Totenköpfen als Brüsten, einer Rose anstelle des Kopfs und paarhufigen Kniestiefeln. Nebenan finden die kantigen Silhouetten eines Transparentpapier-Pärchens vor einer Tapete aus Spielgeld-Scheinen zueinander: "Sex, Sex, Sex" die Sprechblase im Kopf des Typen, "Crime, Crime, Crime" über der Frau. Die Karikatur einer Karikatur.

Weit aggressiver sind Bilder (und eine Keramik), die sich mit Kinderschändung, mit Gewalt gegen die Frau befassen. Etwa der "Baby Smasher" oder das Ölbild im Schaufenster, das den Zuschauer / Künstler in die Perspektive des Täters rückt, der mit seinen häßlichen Krallen und einem Revolver einer Frauengestalt in den bloßen Oberschenkel schießt.

Richtiges Blut floß in dem zweifellos persönlichsten "Bild" der Ausstellung, "Mein tägliches Nasenbluten": ein glattgebügeltes Papier-Taschentuch, was durch seine "Echtheit" schockiert und gleichwohl eine Ironisierung der viel erschreckenderen Gewaltdarstellungen rundum ist.

Gruseligen Meditationen kommen andere Bilder gleich. So der menschenähnlich dasitzende Hund, grafisch mit viel Detailliebe ausgearbeitet, in "What an awful place in life". Dem Tier sind die Vorderläufe abgerissen, der Streichholz-Verkäufer von Otto Dix kann einem dazu einfallen. "Sammelteller" nennt Mayr seine beiden grell rot unterlegten Piktogramme: auf einem Bild ein Teller mit darunter gekreuzten Knochen, dafür auf dem anderen der Schädel mit gekreuztem Besteck. Gänsehaut ist angesagt.

Alpträume sind es, die Mayr hier künstlerisch auslebt, Träume allerdings, die durchaus Wurzeln in realen Erfahrungen mit dem Gewaltpotential in unserer Gesellschaft, auch in ihm selbst, haben. "Wenn du nachts mit offenen Augen durch Frankfurt gehst, ist das stets präsent", sagt er.

Er ist zufrieden, daß er seine künstlerischen Arbeiten hier einmal im Umfeld "etablierter" Kultur zeigen kann. Bisher hat er sie meist im Zusammenhang mit Rockgruppen und deren Auftritten vorgestellt. (Verschiedenen Bands hat er auch ihre "Logos" entworfen.) Florian Mayr verdient sein Geld als Gebrauchsgrafiker, wobei er sich auch die vielen verschiedenen Techniken angeeignet hat, durch die die Dörnigheimer Schau sich auszeichnet. Unterschiedlichliche Themen verlangen seiner Ansicht nach unterschiedliche technische Behandlung.

Die Ausstellung ist bis zum 4. April zu folgenden Zeiten geöffnet: dienstags 17 bis 19, donnerstags 20 bis 21.30 und sonntags 17 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Rufnummer 06 181 / 497 053. Ul

Kleine FR

Wie werden Fliesen verlegt? HEUSENSTAMM. Zu einem Handwerker/innentag lädt die Elternschule der Arbeiterwohlfahrt für Samstag, 20. März, in ihre neuen Räume in der künftigen Familienbildungsstätte, Ludwigstraße 17, ein. Dort wird zur Zeit renoviert - bei dieser Gelegenheit werden Fachleute vorführen, wie Kunststoff-Rauhputz angelegt und Fliesen verlegt werden. Beginn: 9.30 Uhr. Anmeldung unter der Rufnummer 0 60 74 / 36 94. Es geht zum Naturlehrpfad OBERTSHAUSEN. Die Jugendgruppe Junio trifft sich am Freitag, 19. März, 15 Uhr, an der Waldschule. Geplant ist eine Bachbesichtigung entlang der Bieber. Anschließend soll es zum Naturlehrpfad gehen.Wohngeldstelle geschlossen OFFENBACH. Wegen einer Schulung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist die Wohngeldstelle des städtischen Versicherungs- und Wohngeldamtes vom 22. bis 26. März geschlossen. Die Bediensteten sind in dieser Zeit auch telefonisch nicht zu erreichen. Altkleidersammlung OFFENBACH. Gebrauchte, aber intakte Kleidung kann vom 23. bis 25. März bei der Luthergemeinde, Waldstraße 74, zwischen 10 und 20 Uhr abgegeben werden. Plastiksäcke zum Verstauen gibt es bei der Küsterin oder im Pfarrbüro. Fortbildung beim Segeln OFFENBACH. Zu einem Fortbildungslehrgang "Freizeiten mit Kindern und Jugendlichen" lädt die Sportjugend Hessen auf ein Segelschiff nach Holland ein. An dem Seminar vom 4. bis 9. April können pädagogisch Interessierte teilnehmen. Weitere Infos gibt und Anmeldungen nimmt Holger Baumann, Telefon 0 69 / 84 71 11, entgegen. Sprechtag für Existenzgründer OFFENBACH. Über staatliche Finanzierungshilfen und das Firmen- und Gewerberecht informiert die Industrie- und Handelskammer, Platz der Deutschen Einheit, am Donnerstag, 18. März, bei einem Sprechtag für Existenzgründer. Wer sich selbständig machen will und nach intensiven Beratungsgesprächen trachtet, sollte sich vorher bei der IHK über die Telefonnummer 0 69 / 82 07-2 32, anmelden. Infos übers Schulgesetz OFFENBACH. Über das Hessische Schulgesetz informiert am Dienstag, 23. März, der Stadtelternbeirat in einer Podiumsdiskussion, die um 19.30 Uhr im Stadtverordnetensitzungssaal, Rathaus, beginnt. Gesprächsteilnehmer sind Arwed Gamer (Landeselternbeirat), Joachim Lehnart (Kultusministerium) und Werner Scholz, Leiter des Staatlichen Schulamtes Offenbach. SPD wählt Vorstand OFFENBACH. Einen neuen Vorstand wählt der SPD-Ortsverein Innenstadt am Samstag, 20. März, in der Altentagesstätte Nordend, Pirazzistraße 18. Beginn: 15 Uhr. Über die Telefonnummer 81 67 05 kann bis Samstag, 12 Uhr, ein Fahrdienst bestellt werden. Second-Hand-Shop geöffnet MÜHLHEIM. Der Second-Hand-Laden im Müttercafé des Vereins Frau-Mutter- Kind, Lessingstraße 25, ist vom heutigen Mittwoch an geöffnet. Neben dem Verkauf von Kinderkleidung gibt es zwischen 15 und 17.30 Uhr außerdem Kaffee und Kuchen. Weitere Öffnungszeiten: dienstags und freitags von 10 bis 11.30 Uhr. Infos: Karin Reger-Fröhlich, Telefon 0 61 08 / 6 93 86.

Spielfilm stimmt auf Podiumsdiskussion ein

BAD VILBEL. Der Spielfilm "Drachenfutter" soll am Montag, 22. März, um 20.15 Uhr in der Alten Mühle Bad Vilbel auf die Podiumsdiskussion zum Thema "Deutschland - eine Heimat für Ausländer?" einstimmen.

Auf Einladung des Freundeskreises Flüchtlingshilfe diskutieren: Dr. Karl- Heinz Wellmann vom Hessischen Rundfunk, Günther Bodirsky, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, Jochen Garstecki von Pax Christi, der Afghane A. Maywand sowie Jutta Frost vom Freundeskreis Flüchtlingshilfe Bad Vilbel. Der Eintritt kostet neun Mark, ermäßigt sieben Mark. de

Aufträge rückläufig: Buderus entläßt 28 Arbeiter

HIRZENHAIN. Bei Buderus Guss in Hirzenhain werden Arbeiter entlassen. Dem Betriebsratsvorsitzenden Volker Ritzel liegt seit Montag eine Liste mit 28 Namen von Beschäftigten vor, die das Werk verlassen sollen. Über einen Sozialplan hatten sich Geschäftsleitung und Betriebsrat bereits am Mittwoch voriger Woche verständigt.

Der Sozialplan soll mit einem Arbeitsplatzverlust verbundene Härten mildern. Beispielsweise bietet das Management Abfindungen an. Den Worten von Ritzel zufolge orientiert sich der Hirzenhainer Sozialplan weitgehend an anderen Sozialplänen, die in den zurückliegenden Monaten im Buderus-Konzern abgeschlossen worden seien. Es könne also davon ausgegangen werden, daß es sich um ein akzeptables Angebot handele. Die Betriebsratskollegen in anderen Werken hätten sich schließlich "nicht über den Tisch ziehen lassen", sagte Ritzel.

Zur Gesamtsituation der Buderus Guss äußerte sich der Betriebsratsvorsitzende nicht. Ritzel schloß allerdings nicht aus, daß es noch zu weiteren Entlassungen kommen wird. Buderus-Pressesprecher Hans-Joachim Spiegelhalter hatte kürzlich bereits öffentlich erklärt, daß eine Projektgruppe mit Vertriebs- und Produktionsvertretern prüfe, ob möglicherweise mehr Arbeiter, maximal 37, entlassen werden müssen. Das Management von Buderus Guss geht (wie bereits berichtet) davon aus, daß die rückläufige Auftragslage kurzfristig nicht verbessert werden kann. sal

&blt; Black Blanc Beur und de Salvo

Die französische Tanztheater-Gruppe "Black Blanc Beur" ist wieder einmal in Frankfurt zu Gast: vom 17. bis 21. zeigen die Tänzer im Mousonturm ihr neues Stück "Rapetipas". Beginn jeweils 20 Uhr, Waldschmidtstraße 4. Ebenfalls im Mousonturm gastiert wieder Elletra de Salvo mit ihrer Hommage an die Tänzerin Valeska Gert: "Bleiche weiße Leiche". 21 Uhr, Studiobühne, 17. bis 20. März. &blt; Videos von Marina Abramovic Das Frankfurter Theater am Turm zeigt aus Anlaß des Gastspiels von Marina Abramovic von Mittwoch bis Samstag im Foyer Videos der Künstlerin. Beginn jeweils um 17 Uhr. Von Donnerstag bis Samstag tritt die Künstlerin um 20 Uhr mit der Solo-Performance "The Biography" auf. &blt; "Stadt des deutschen Handwerks" Einen Vortrag zum Thema "Von der Stadt der Rothschilds zur Stadt des deutschen Handwerks" halten am heutigen Mittwoch um 20 Uhr Heike Drummer und Dieter Bartetzko im Jüdischen Museum Frankfurt, Untermainkai 14/15. &blt; Konzert des Jugendchors Der Jugendchor Frankfurt singt am heutigen Mittwoch in der Praunheimer Auferstehungskirche A-capella-Chormusik aus vier Jahrhunderten. Christian Baumann begleitet sie an der Orgel. Beginn 20 Uhr. &blt; Skulpturen und Zeichnungen Die Frankfurter Galerie Appel und Fertsch (Corneliusstraße 30) eröffnet am heutigen Mittwoch um 19 Uhr eine Ausstellung mit Bodenskulpturen und Zeichnungen von Heinz-Günter Prager. Zu sehen ist sie bis 17. April. &blt; "Atlantischer Zauber" entfällt Der vom Kulturkreis Schwalbach für den heutigen Mittwoch geplante Abend mit der Gruppe "Financon" unter dem Motto "Atlantischer Zauber" entfällt. Bereits gekaufte Karten werden von der Geschäftsstelle, Marktplatz 1-2 (Rathaus), zurückgenommen. &blt; Führungen Zur Ausstellung "Frida Kahlo" gibt es am heutigen Mittwoch um 11 und um 19 Uhr eine Führung in der Schirn Kunsthalle. Und das Liebieghaus bietet um 18.30 Uhr eine Führung an zum Thema: "Zur Porträthaftigkeit und zur Authentizität".&blt; Ludwig Lugmeier liest "Wo der Hund begraben ist" ist der Titel des ersten Romans von Ludwig Lugmeier, aus dem er am Donnerstag, 18. März, ab 20.30 Uhr in der Frankfurter Romanfabrik liest. Uhlandstraße 21.

Nachträglich wird neue Seniorenwerkstatt gefeiert

FRIEDRICHSDORF. Die neue Seniorenwerkstadt in der Hugenottenstraße 24 wird am Samstag, 20. März , 11 Uhr, nachträglich offiziell eröffnet. Alle Senioren und Seniorinnen der Stadt sind dazu eingeladen.

Im Rahmen einer Ausstellung wird das breitgefächerte Angebot der Werkstatt vorgestellt. Gearbeitet wird in den neuen Räumen schon seit einigen Wochen. s

Betagte Seulberger sehen sich in Lich um

FRIEDRICHSDORF. Bis zum 31. März können sich Senioren und Seniorinnen aus Seulberg für einen Ausflug anmelden, der am Mittwoch, 14. April, nach Lich führt. Neben den Sehenswürdigkeiten der Stadt wird auch die Brauerei besichtigt.

Wer mitfahren möchte, kann sich in der Geschäftsstelle des Seniorenbeirates im Rathaus, Tel. 06172 / 731 284, anmelden, oder montags zwischen 17.30 und 18.30 Uhr unter Tel. 72346 (Limp). s

Von Joachim Wille

Mut vor Truckerthronen hat er gezeigt, unser Verkehrsminister Günther Krause, das muß man ihm schon lassen. Sein Versuch, in Brüssel wenigstens ein Minimum an gerechter Kostenbelastung zwischen den in- und ausländischen Spediteuren herbeizuführen, die sich mit ihren 28- und 40-Tonnern im beinharten Kampf um die Verkehrsanteile im Wirtschaftswunder-Binnenmarkt gegenseitig auszubremsen suchen, war ehrenwert. Nicht viel Phantasie brauchte es trotzdem zu der Vorhersage, daß die Billigverfrachter aus den Niederlanden, aus Belgien und Frankreich mit ihrer politisch hochrangigen Lobby dem Mann aus Bonn unzählige Bremsklötze auf die Spur legen würden. Nicht als strahlender Sieger kam er also aus Brüssel an den Rhein zurück, sondern als Fighter, der sich mit seinem vier-Punkte-Kompromißplan immerhin bis in die Pause gerettet hat.

Der Bonner Minister selbst sieht sich als "Punktsieger" im beinharten Kampf seiner EG-Kollegen um die Nutzungsrechte an den Autobahnen im europäischen Transitland Nummer eins.Ein bißchen mag mitspeilen, daß ein selsbtbewußter Mann wie er gerade nach dem innenpolitischen debakel mit der Pkw-Vignette nicht gerne zugibt, wie sehr er auch im Lkw-Sektor auf Beton beißt - bei den den anderen ministeriellen Verfechtern der freien Fahrt auf unserem Asphalt. Aber ein Körnchen Wahrheit steckt wohl trotzdem drin in Krauses wohlgefälligemSelbstbild. Beobachter der verkehrspolitischen Szene notierten nach dem jüngsten Showdown in Brüssel, daß selbst bei den obersten Hardlinern aus Holland und Belgien allmählich die Erkenntnis wächst, daß das in Deutschland übermächtig werdende Problem des Verkehrsinfarkts gelöst werden muß; und daß dazu fiskalische Eingriffe wohl nicht zu vermeiden sind.

Bastelkreis lädt zum Ostermarkt ein

ROSBACH. Pünktlich zum Frühlingsanfang am Samstag, 20., und Sonntag, 21. März, stellt der Bastelkreis der katholischen Gemeinde im Pfarrzentrum St. Michael in einem Frühlings- und Ostermarkt eine Vielfalt schöner Dinge vor.

Fleißige Hände haben seit Monaten kunstvolle Gegenstände mit viel Liebe gefertigt, wie Monika Hoffmann für den Bastelkreis berichtet. Besonders für das bevorstehende Osterfest gibt es eine Fülle von Geschenken und Anregungen, wie man sein Heim verschönen kann.

Der Basar ist am Wochenende bei St. Michael an beiden Tagen von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Die Besucher können sich außerdem Vorführungen verschiedener Techniken der Ostereigestaltung anschauen. Es gibt auch Speisen und Getränke: ab 12 Uhr Frankfurter grüne Soße mit Ei oder Rindfleisch und ab 14 Uhr Kuchen. de

Ausländerbeirat: Sorgen nach der Wahl Ärger über "Maulkorb"

WETTERAUKREIS. Symbolisch klebt sich Dr. Farzin Borzoui, Ausländerbeauftragter des Wetteraukreises, Haftstreifen über den Mund: Protestaktion gegen den "Maulkorb" der Bad Vilbeler CDU. Sie hatte in einer Pressemitteilung Anfang Februar die Ausländerbeiräte aufgefordert, sich in ihren Äußerungen "größere Zurückhaltung" aufzuerlegen. Die Vilbeler Union reagierte damit auf den Protest der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessens nach einem Artikel in der Bad Vilbeler "Quelle" mit ausländerfeindlichem Inhalt (FR berichtete). "Wir werden diese Entgleisung der Bad Vilbeler CDU nicht hinnehmen", erklärte Borzoui während der ersten Sitzung des Gremiums nach der Kommunalwahl. Von Ausländerfeindlichkeit könne man sich nicht durch eigenes Bekunden reinwaschen, wenn man sich öffentlich anders darstelle, so Borzoui.

Besorgt zeigte sich der Vorsitzende des 15köpfigen Beirats über den "wachsenden Einfluß der Rechtsradikalen", der aus dem Ausgang der Kommunalwahl auch im Wetteraukreis abzusehen sei. Bei der Wahl am 7. März hatten die "Republikaner" kreisweit 8,5 Prozent der Stimmen erhalten. Als "erschreckend" beurteilte Dr. Borzoui, daß das Wählerpotential der rechtsradikalen Parteien besonders unter den Jugendlichen sehr hoch gewesen sei, obgleich diese Gruppierungen keinerlei Aussagen zur Jugendpolitik gemacht hätten.

Bei sieben Sitzen im Kreistag, erklärte Landrat Rolf Gnadl (SPD) den Beiratsmitgliedern, könnten die "Republikaner" "nicht mehr nur einfach vernachlässigt werden, sondern bei Mehrheitsbildungen mittelbar eine Rolle spielen". Alle vier demokratischen Parteien des Parlaments - CDU, SPD, Grüne und FWG - hätten jedoch unmittelbar nach dem Wahlergebnis erklärt, nicht mit den "Republikanern" zusammenarbeiten zu wollen. Es müsse sich allerdings erst zeigen, "ob das im Alltag Platz greift". Eine stabile Mehrheit mit 41 Mandaten könne gewährleisten, daß sie im Kreistag "keine Bedeutung" bekämen. Um dies zu erreichen, würden in der kommenden Woche "Sondierungsgespräche" mit möglichen Koalitionspartnern geführt.

Als "näherliegende Konstellationen", so Gnadl, böten sich eine Koalition von SPD und CDU oder eine Koalition von SPD, Grünen und FWG an. Von der CDU habe er "abgelesen", daß sie an einer Mehrheitsbildung mit der SPD "nicht uninteressiert" sei. "Nicht für ausgeschlossen" hält es der Landrat, daß die "Republikaner" einen Antrag zu seiner Abwahl stellten. "Ich vermute jedoch, daß es keine Mehrheit für diesen Abwahlantrag gibt."

Mit Blick auf die im November nach der Änderung der Hessischen Gemeindeordnung erstmals anstehenden Ausländerbeiratswahlen in Städten und Gemeinden mit mehr als 1000 Ausländern am Einwohneranteil, erklärte Gnadl, er werde sich für die Beibehaltung des Kreisausländerbeirats einsetzen, auch wenn dieser nicht vorgeschrieben sei.

Bereits im Juni will Gnadl eine Änderungssatzung im Kreistag einbringen, in der für den Kreis "synchron gemacht werden soll", was nach der HGO für Kommunen vorgeschrieben ist.

Die Abstimmung, so Gnadl, könne "Stimmungsbarometer" sein, ob sich die demokratischen Fraktionen zum Ausländerbeirat bekennen würden. Kreistagsvorsitzender Karl Klein sprach sich ebenfalls für den Erhalt des Kreisausländerbeirats aus. Dieser habe eine wichtige "Brückenfunktion" als Vermittler zwischen "Einheimischen und Menschen, die hier heimisch geworden sind".

Erstmals tagte am Montag eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Ausländerwahlen im Kreishaus. Auf sie wird eine Menge Arbeit zukommen, denn, so zeigte sich bei der Sitzung, besonders im Ostkreis sind ausländische Bürgerinnen und Bürger kaum in eigenen Vereinen und Gruppen organisiert. Hier müssen Kontakte erst geknüpft, Kandidaten gefunden werden. Eine voraussichtlich noch vor der Sommerpause erscheinende Broschüre in zehn Sprachen soll über die Wahlen informieren. Ihr Motto: "Damit man uns hört" - und für "Maulkörbe" kein Platz mehr ist.

CORINNA WILLFÜHR

Stadtwald-Initiative hofft auf "neue Konstellationen"

OBERURSEL. "Neue Konstellationen" im Stadtparlament sollen sich nach der Kommunalwahl "umgehend" Gedanken über den Feldbergzubringer machen. Das hat die "Aktionsgemeinschaft Rettet den Stadtwald Oberursel" gefordert.

Es sei höchste Zeit, erklärt die Initiative gegen die Bundesstraße B 455 neu, "daß sich städtische Gremien sachkundig überlegen, ob sich die Stadt durch die schonungslose Trassenführung selbst das Wasser abgraben will oder ob es Maßnahmen zur Sicherung des Grundwassers im Heidegraben und zur Versickerung des reichlich anfallenden Hangwassers geben wird".

Die Aktionsgemeinschaft weist darauf hin, daß einige planungsrechtliche Fragen noch ungeklärt seien: etwa die Anbindung des Zubringers an die Hohemarkstraße und der Anteil, den die Stadt Oberursel an der Finanzierung des Lärmschutzes zu tragen habe.

Um diese und weitere Fragen zu erörtern, will die Aktionsgemeinschaft nun mit Betroffenen, Fachleuten der Naturschutzverbände, Parteien und der Verwaltung ins Gespräch kommen. ill

Der Fritz-Sänger-Preis 93, der an den SPD-Parlamentarier und dpa-Chefredakteur Sänger erinnert, wurde postum an die in Ex-Jugoslawien getöteten Journalisten verliehen. Ein Hilfsfonds für deren Hinterbliebenen, der von FR-Reporter Roman Arens gegründet wurde, erhielt das Preisgeld von 10 000 Mark. Am vergangenen Freitag in Bonn wurde die Jury-Entscheidung von deren Vorsitzendem Freimut Duve (SPD-MdB) begründet. Außer Arens sprach für den Hilfsfonds Christiane Schlötzer-Scotland, Redakteurin der Süddeutschen Zeitung und Witwe von Egon Scotland, der am 26. Juli 1991 ein Opfer des Krieges geworden ist. Wir dokumentieren die drei Reden (Spendenkonto Journalisten c/o Arens, Bayerische Vereinsbank München, Kto. 31 900 506, BLZ 700 20270).

Spende für weißrussische Athleten Scherbo turnt für eine Ladung Magnesia

"Entwicklungshilfe" von ganz besonderer Art leistet der Weltklasse- Turner Witali Scherbo. Anstatt die 12 000 Mark, die er als Antrittsgeld beim Turnier der Meister in Cottbus bekäme, für sich selbst zu nutzen, spendet der sechsfache Olympiasieger die Prämie dem Weißrussischen Turnverband.

Doch Witali Scherbo überreicht dem Verband nicht etwa einen Scheck, sondern er läßt vielmehr eine Ladung Magnesia liefern.

Mit dieser direkten Form der Unterstützung erreicht er zwei Dinge gleichzeitig. Zum einen geht er damit auf Nummer sicher, daß die Spende auch wirklich in seinem Sinne genutzt wird, das heißt, daß sie buchstäblich in die Hände der russischen Athleten geht. Zum anderen verhindert er damit auch, daß sich die außergewöhnliche Hilfsaktion wegen möglicher Beschaffungsprobleme auf unbestimmte Zeit verzögert. FR

Saint Patrick zu Ehren rund um die Welt

Am heutigen Mittwoch darf in Dublin nichts passieren: Kein Kabinettsmitglied wäre in seiner Amtsstube anzutreffen. Der Regierungschef weilt in Washington, der Finanzminister in New York, der Sozialminister in Boston, der Arbeitsminister in Seattle, der Gesundheitsminister in Chicago und der Kultusminister in Toronto. Die Justizministerin beehrt Australien, der Umweltminister ist in Rußland, und der Verteidigungsminister reist in Libanon herum. Der Landwirtschaftsminister besucht Brüssel, der Verkehrsminister Birmingham. Der Handelsminister ist im englischen Cheltenham, beim Pferderennen.

Hat eine wunderliche Reiselust Irlands Regierende gepackt? Oder ist es einfach Zufall, daß Albert Reynolds und seine Minister am gleichen Tag an zwölf verschiedenen Orten rund um die Erde auftauchen? Nun, Zufall ist es nicht. Heute, am 17. März, ist St. Patrick's Day, ist irischer Nationalfeiertag. Und am St. Patrick's Day unternimmt die irische Regierung traditionell ihre diplomatische Offensive zur Förderung des Irland-Bildes in der Welt. St. Patrick's Day sei, so Reynolds, eine Gelegenheit, Irland als "attraktiven und profitablen Platz für Investitionen, Handel und Tourismus" herauszustreichen.

Ein bißchen in die Verteidigung war Reynolds immerhin geraten, da die Opposition im Parlament zu wissen begehrte, was denn der ganze Reisespaß den irischen Steuerzahler so koste. Eine Antwort blieb der Regierungschef schuldig. Generell aber wird die Auffassung, die Minister sollten am Nationalfeiertag etwas Flagge zeigen, von Reynolds Landsleuten geteilt. Vor allem in den USA, in denen in den vergangenen 200 Jahren Millionen Iren vor Hunger und Verfolgung Zuflucht suchten, und deren irischstämmige Prominenz starken Einfluß ausübt, ist Dublins Präsenz gefragt - bei amerikanischen St. Patrick's Day-Paraden darf unter den heimwehkranken Auswanderern das "daheimgebliebene" Irland nicht fehlen.

In diesem Jahr hat es die Dubliner Regierung als besonders nötig empfunden, in der Neuen Welt stark vertreten zu sein. Die Rezession, die Irland die höchste Arbeitslosenrate der EG (17,5 Prozent) bescherte, hat auch zur Schließung von US-Filialen auf der Grünen Insel geführt. Erst jüngst kündigte der Computer-Produzent Digital Equipment die Schließung seiner Niederlassung im westirischen Städtchen Galway an: Eine Katastrophe für die irische Stadt.

Die Werbetrommel rühren sollen deshalb, am Rande der St. Patrick's Day- Paraden, die Minister für den "günstigen Industriestandort" Irland, der ausländischen Firmen beträchtlichen Steuernachlaß und viele Vergünstigungen gewährt. Jobs braucht das Land, und Tausende von Touristen: Da will man als irischer Politiker sein Scherflein dazu beitragen und sich sein Kleeblatt ans Revers stecken und im Scheinwerferlicht amerikanischer-Sympathien zur Feier des Tages ein schaumiges Guinness-Bier vor die Kamera halten.

Auch im politischen Bereich ist allerdings einiges zu erledigen, und diese Aufgabe fällt dem Regierungschef zu, der heute in Washington US-Präsident Bill Clinton trifft und in dessen Plan bestärken will, einen "Friedens-Beauftragten" nach Nordirland zu entsenden.

Ein solcher Plan wird von britischer Seite ebenso wie von manchen US-Politikern für eine Schnapsidee gehalten; Irland indes erhofft sich von ihm neue Bewegung in der Nordirland-Politik. Eine Initiative dieser Art, meinte Reynolds, könne Briten und Iren "helfen", sich zu einer Lösung des Nordirland- Problems zusammenzusetzen.

Insgesamt ist die Dubliner Regierung angetan von dem Interesse, das der neue US-Präsident angeblich irischen Belangen entgegenbringt. Die Initiative mit dem "Friedens-Beauftragten" wird als Zeichen dieses Interesses gewertet, aber auch die geplante Entsendung Jean Kennedy Smiths, der Schwester des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, als US-Botschafterin nach Dublin. Weitere finanzielle Unterstützung aus den Staaten und großzügige Visa-Regelungen für irische Bürger, die in den USA Arbeit suchen, verspricht sich Reynolds von einem guten Draht nach Washington, über St. Patrick's Day hinaus.

Rechtzeitig zum Nationalfeiertag haben denn auch "verläßliche Quellen" herausgefunden, warum Bill Clinton eine derartige Schwäche für die Iren hat, daß er vorige Woche sogar eine Proklamation unterzeichnete, die den März dieses Jahres zum "Monat des irisch-amerikanischen Erbes" erhob: Clintons Mutter, Virginia Cassidy Kelley, heißt es, sei die Enkelin einer "armen irischen Einwandererfamilie", die möglicherweise aus der nordirischen Grafschaft Fermanagh stammte.

Kein Wunder, daß sich alle irischen Minister aufgerufen fühlten, bei der heutigen Aktion "Lobby Global" ihren Beitrag zu leisten. Alle Minister? Nicht ganz; ein einziger ließ sich von der Reiselust nicht anstecken: Ausgerechnet Dick Spring, der Außenminister, verbringt den Tag im heimischen Tralee.

PETER NONNENMACHER (London)

"68er" schuld am Rechtsrutsch? Diskussion im Öko-Haus fand lebhaftes Interesse

"Rechtsradikale Gewalt - ein Versäumnis der ,'68er&rquote;?" Der Saal im Öko- Haus konnte abend den Ansturm der interessierten Zuhörer kaum fassen, die hören wollten, was Nora Räthzel vom Institut für Migrations- und Rassismusforschung, Konrad Schacht, Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, und der Soziologe Dieter Bott zu diesem Thema zu sagen hatten.

Ulrike Holler vom Hessischen Rundfunk, die die Podiumsdiskussion leitete, wertete die rege Anteilnahme als ein Zeichen der Ratlosigkeit, denn "der häßliche Deutsche ist wieder da - zwar in der Minderheit, aber fett geworden."

Konrad Schacht analysierte erst einmal die vergangene Kommunalwahl. Auffallend sei, daß die beiden großen Volksparteien zunehmend Probleme mit "Spezialinteressen" der Wähler bekämen, die von den Parteien "an beiden Rändern des Parteienspektrums" - den Grünen und den "Republikanern" - abgedeckt würden.

Obschon die rechtsextremen Parteien ihre Wählerschaft größtenteils in den unteren Gesellschaftsschichten hätten, so warnte Schacht, habe gleichzeitig eine neue "rechte Intelligenz" ihren Angriff zu einer Zeit begonnen, "in der linke Intellektuelle orientierungslos" seien. Man dürfe das rechtsradikale Potential in Deutschland nicht als tumben, krakeelenden Mob unterschätzen. Die "68er" hätten insofern eine gewisse Verantwortung für die derzeitige Entwicklung, als daß sie einen großen Einfluß auf die Sozialdemokratie ausgeübt hätten, die sich durch Übernahme mancher ihrer Positionen doch sehr von der "Unterschicht" entfernt habe.

Solches Vokabular hörte Nora Räthzel gar nicht gerne. Die "Verachtung und elitäre Haltung gegenüber ,Normalos&rquote;" sei Indiz für ein "gestörtes Demokratieverhältnis" der APO-Generation. Die rechtsextremen Wähler dürften nicht länger als "Objekt der Politik" angesehen werden, sie bräuchten vielmehr staatsbürgerliche Rechte und Handlungsmöglichkeiten innerhalb der Demokratie.

Der Meinung ist auch Dieter Bott: Die "Lümmels von der letzten Bank" müßten endlich ernstgenommen und in den demokratischen Prozeß eingegliedert werden. Wer die Jugendlichen wie Unmündige behandle, der dürfe sich nicht wundern, wenn sie sich immer mehr nationalistische und rassistische Ideologien zu eigen machten.

Der Rassismus stellt für Nora Räthzel ohnehin kein spezifisches Problem der Rechtsradikalen dar, sondern ziehe sich als roter Faden quer durch die ganze Gesellschaft. "Wir starren wie das Kaninchen auf die Schlange auf den Rechtsextremismus und merken nicht, daß die ganze Gesellschaft ausländerfeindlich ist."

Als Konrad Schacht diese Meinung nicht unwidersprochen lassen wollte und auf die Lichterketten als Indiz für die Toleranz der Deutschen verwies, schuf er sich nicht nur Freunde unter den Zuhörern; zu vorgerückter Stunde wurde die Stimmung im Saal des Öko-Hauses immer aggressiver.

"Von Ihnen haben wir schon genug gehört, und nicht immer das Gescheiteste!" - Zwischenrufe wie dieser nahmen Schacht die Lust, sich zu verteidigen, und Ulrike Holler beendete die Podiumsdiskussion mit dem Bedauern, daß die Veranstaltung "mit Mißtönen ende". skb

Der Fußballkreis Hanau zieht Bilanz Zeitgeist schafft Probleme Zahl der Jugendkicker ist rückläufig / Verkrustete Strukturen

Am 26. März will der Fußballkreis Hanau im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten beim Kreisfußballtag seine Bilanz der letzten drei Jahre vorlegen. Bereits im Vorfeld steht fest, daß Karl Klosterbecker (SC Eintracht-Sportfreunde Windecken) nach 19 Jahren als Fußball-Chef nicht mehr kandidieren wird. Als Nachfolger soll der bisher als stellvertretender Fußballwart fungierende Hans Wolafka (SG Bruchköbel) vorgeschlagen werden. Bis auf Traudl Steube ("Damenreferentin") will der komplette Ausschuß für die Periode bis 1996 kandidieren.

Die "Bewegungen" in diesem Kreis waren im Zeitraum 1990 bis 1993 gering, im Erwachsenenbereich reduzierte sich die Mannschaftszahl bei den Männern um eine auf 43. Auch das Leistungsniveau konnte bezüglich der Klassenzugehörigkeit gehalten werden, wenngleich der Fußballkreis Hanau erstmals in der Nachkriegszeit Gefahr läuft, 93/94 keinen Landesligaverein mehr zu stellen. Wie bereits vor drei Jahren spielen acht Kreisvereine außerhalb der Hanauer Grenzen in höheren Klassen, des weiteren spielen der SV Oberdorfelden und die SKG Erbstadt im Kreis Friedberg (B-Liga), womit sie automatisch eine höhere Einstufung (in Hanau gibt es keine B-Klasse) verschenken.

Die Leistungsstagnation resultiert aus der zahlenmäßigen Negativentwicklung, die sich vor allem in den Jugendmannschaften bemerkbar macht. Engpässe in den zweiten Mannschaften sind unverkennbar, selbst im Bereich der "Ersten" kommt es in einigen Klubs immer öfter zu Aufstellungsproblemen. Der neue Zeitgeist weist auch im Kreis Hanau zehn Freizeitvereine aus, die sich nicht um Punktrunde und regelmäßigen Trainingsbetrieb scheren, sondern aus "Spaß an der Freude" dem runden Leder (wann und wo sie wollen) nachjagen. Die "Panikelf" aus Mittelbuchen, der SV Rückwärts Großauheim, BERGEM Hammersbach oder die Schöneck Penguins sind nur einige Beispiele von Freizeitsportvereinen, die möglicherweise doch noch in den Punktspielbetrieb "einsteigen" werden. Wie groß die Fußballmüdigkeit in den teilweise verkrusteten Verbandsrunden ist, zeigt der Bericht des Kreisjugendwartes Kurt Schlägl (Germania Niederrodenbach): In den vergangenen drei Jahren reduzierte sich die Zahl der A- Jugend-Mannschaften um ein Drittel auf 14, diejenige der Aktiven ging von 360 auf 271 zurück. Ebenso drastisch (mit effektiv weniger Nachwuchsakteuren) war der Rückgang bei den 14 bis 16 Jahre alten Spielern (B-Jugend), der sich in 12 (gegenüber 17) Teams sowie 265 (gegenüber 346) Spielern ausdrückt. Und bereits bei den 12 bis 14 Jahre alten Jungfußballern setzt dieser Trend (20 anstatt 25 Formationen, 391 anstatt 411 Spieler) ein. "Den Jugendlichen muß mehr als nur Fußball geboten werden, ein Teil der Gelder für ,Spielereinkäufe&rquote; in sinnvolle Alternativ- Angebote für die Jugend investiert werden", ergänzt der Jugendwart. Damit kann der "drohende Kollaps", so Schlägl, "noch verhindert werden."

Ein trauriges Kapitel stellt auch die Situation im Frauenfußball dar. Dem Aufschwung im Kreis Gelnhausen steht ein teilweiser Rückschritt im Hanauer Raum gegenüber. Mit der Spvgg. 1910 Langenselbold (Oberliga Hessen) dominiert ein Klub die Szene, über die Bezirksoberliga kommt kein anderer hinaus. Dort ist auch Langenselbolds "Zweite" angesiedelt. Da die Spvgg. 1910 Langenselbold, die SG Hammersbach (2), Rot-Weiß Großauheim und Germania Niederrodenbach (ausschließlich) Mädchenmannschaften stellen, scheint der Fortbestand im Erwachsenenbereich mittelfristig gewährleistet zu sein. Mit Klaus Winter (RW Großauheim) kann sich ein neuer "Damenreferent" des Kreises Hanau in diese Aufgabe hineinknien.

HANS-DIETER PUTH

Der Führerschein ist weg

ROSBACH. Unter Alkoholeinfluß schob ein Autofahrer aus Rosbach am Samstag abend in der Homburger Straße einen Blumenkübel vom Straßenrand gegen ein geparktes Auto, wie die Polizei berichtet. Es wurde eine Blutprobe angeordnet und der Führerschein sichergestellt. Der Schaden beträgt 11 000 Mark. de

Immer kracht's beim Linksabbiegen Wieder schwerer Unfall auf dem Marienbader Platz / Feuerwehr im Einsatz

BAD HOMBURG. Erneut kam es auf dem Marienbader Platz in der Nacht zum Dienstag zu einem schweren Unfall. Dessen Bilanz: ein Leichtverletzter, 55 000 Mark Schaden und ein Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr. Es war die "klassische" Situation, die diese Kreuzung zum Unfallschwerpunkt gemacht hat: Linksabbieger stößt mit entgegenkommendem Geradeausfahrer zusammen.

Montag abend, 23 Uhr: Ein Porsche- Fahrer nähert sich auf der Ferdinandstraße vom Alten Bahnhof und will nach links in Richtung Autobahn abbiegen; in der Gegenrichtung kommt ein Taxi - mitten auf der Kreuzung kollidieren die beiden Autos so heftig, daß es sie 15 Meter auseinandertreibt.

Aus den Bremsspuren schloß die Polizei, daß der Taxifahrer "mit überhöhter Geschwindigkeit" fuhr. Für die beteiligten Fahrzeuginsassen - ein Gast im Taxi und die zwei Wagenlenker - ging der Crash glimpflich ab: Lediglich der Porsche-Fahrer zog sich leichte Verletzungen zu.

Kurze Zeit nach dem Zusammenstoß begann der Porsche aus dem Motorraum zu qualmen und fing Feuer. Der Wagen brannte trotz des schnellen Einsatzes der Bad Homburger Feuerwehr vollständig aus. Sechs Quadratmeter der Fahrbahndecke schmolzen.

Neben dem Löschen mußte sich die Wehr, die mit vier Fahrzeugen und 14 Mann zur Stelle war, auch um Öl und Benzin kümmern, die in großen Mengen aus dem Porsche ausgelaufen waren. Die Feuerwehrmänner verbrauchten nicht weniger als 180 Kilogramm Ölbindemittel, um die umweltschädlichen Flüssigkeiten aufzunehmen. Für einige Zeit konnte der Marienbader Platz nur über die diversen Abbiegerspuren passiert werden.

Die Großkreuzung am Marienbader Platz steht seit Jahren an der Spitze der Unfallstatistik der Bad Homburger Polizei: 25 bis 30 Karambolagen in zwölf Monaten sind die Regel; etwa vier Millionen Fahrzeuge passieren in diesem Zeitraum die Kreuzung. Hauptursache der Unfälle ist der Linksabbiegeverkehr in die diversen Richtungen. Die Polizei, so deren Leiter Horst Wenderoth, sei derzeit mit ihrem "Latein am Ende". Wenderoth: "Es gibt nur eine Lösung." Und die heiße: eine eigene Ampelphase für die Linksabbieger schalten.

Das freilich hätte Auswirkungen auf die gesamte Strecke Hindenburgring/Hessenring bis zur Dietigheimer Straße; der flüssige Verkehr auf der "Stadtautobahn" würde so gebremst. Folglich hat die Straßenverkehrsbehörde im Stadthaus bislang noch immer nichts in dieser Richtung unternommen.

Die SPD hatte im Herbst letzten Jahres in die Diskussion gebracht, die Kreuzung baulich zu verändern - dies geschah mit Blick darauf, daß künftig mit noch mehr Verkehr zu rechnen sei. Verkehrsdezernent Heinrich Gerhold setzt jedoch auf eine andere Lösung: Er hofft darauf, daß der geplante Durchstich von der Basler Straße auf den Hessenring mit Anschlußverbindung an die Straße Am Hohlebrunnen eine Entlastung bringen möge. Die Verlängerung der Basler Straße freilich gibt es bislang nur auf dem Papier eines Rahmenplans für das Gebiet zwischen AOK-Gebäude und Bahndamm. Hier soll ein weiterer "Büropark" entstehen. Im Moment steht der geplanten Trasse des Durchstichs der Basler Straße zum Hessenring das Gebäude der Versicherung im Wege. tom/off

Autofahrer schwer verletzt, Pony verendet

FLORSTADT. Schwer verletzt wurde ein Autofahrer aus Ober-Mockstadt, nachdem er mit seinem Wagen ein Pony auf der B 275 erfaßt hatte. Wie die Polizei berichtet, hatte eine Pferdehalterin aus Bönstadt ihre zwei Ponys und ein Reitpferd auf einem Reitplatz in Staden unzureichend gesichert für die Nacht untergestellt. Den Tieren gelang es, den Platz zu verlassen und die Straße zu überqueren.

Sie begegneten zuerst einer Autofahrerin aus Florstadt, die trotz Vollbremsung eines der Ponys mit dem Auto verletzte.

Das Tier wurde in den linken Straßengraben geschleudert und lief wieder auf die Straße. Dort prallte es mit dem Wagen des nachfolgenden Autofahrers aus Ober-Mockstadt zusammen und verendete. Schaden: 24 000 Mark . de

Kunst verkaufen, Kulturprojekt unterstützen Ateliergemeinschaft Mozartstraße will ungarischem Maler Ausstellung ermöglichen Von Helmut Pomplun MAINTAL/ESZTERGOM. Die Atelier-Gemeinschaft Mozartstraße hat sich viel vorgenommen. Sie will auf eigene Faust dem ungarischen Künstler Péter Tamási aus Maintals Partnerstadt Esztergom Ende Mai, Anfang Juni eine Einzelausstellung in ihrer QNSD-Galerie im Stadtteil Dörnigheim ermöglichen. Tamási wird dazu in Begleitung dreier weiterer Esztergomer - unter ihnen der ehemalige Bürgermeister Tibor Simon - nach Maintal kommen. Um den Gästen die Reise und den Aufenthalt zu finanzieren, braucht die Atelier-Gemeinschaft Geld. Das soll mit dem Verkauf von Kunstwerken aus den Produktionen der Gemeinschaftsmitglieder erwirtschaftet werden. Wer ist bereit, dieses beispielhafte völkerverbindendende Kulturprojekt zu unterstützen? Auf rund 4000 Mark veranschlagen die sieben Mitglieder der Atelier-Gemeinschaft Mozartstraße (AGM) die Kosten für die Unterbringung und für die Verpflegung ihrer ungarischen Gäste, wobei auch ein kleiner Etat für Ausflüge eingeplant sei, berichtete AGM-Mitglied Karin Goetz bei der Vorstellung des Projektes im Rahmen einer Magistratspressekonferenz. Kulturdezernentin Priska Hinz (Grüne) sagte 1000 Mark aus der Stadtkasse zu und lobte: "Hier wird einmal mehr deutlich, daß partnerschaftliche Beziehungen zwischen Maintal und Esztergom ihre Basis nicht nur in Kontakten offzieller Vertreterinnen und Vertreter, sondern gerade auch in persönlichen Beziehungen Vierköpfige Delegation wird erwartet finden." Mehr ist von seiten der Stadt offenbar nicht möglich. Es geht um eine rein private Inititative. Péter Tamásis Bilder sollen ab 29. Mai bis einschließlich 6. Juni in der QNSD-Galerie präsentiert werden. Der Künstler - Maler und Fotograf - ist sozusagen der Star der vierköpfigen Delegation, die bereits am 27. Mai in Maintal ankommen soll. Mit dabei ist laut Karin Goetz neben Tibor Simon auch ein Bildhauer aus Esztergom, dessen Name indes aus unerfindlichen Gründen noch nicht genannt wurde. Und anonym blieb bisher auch das vierte Delegationsmitglied. Wie dem auch sei, das Geheimnis, so es denn eins ist, wird noch beizeiten gelüftet werden.

Zunächst geht es schlicht um die materiellen Voraussetzungen. Die wollen die AGM-Mitglieder durch den Verkauf einiger ihrer Kunstwerke schaffen. Wie Karin Goetz betonte, werden hundert Prozent des Verkaufserlöses der Finanzierung des Besuches aus Ungarn zugute kommen.

Angeboten werden künstlerische Aktfotos von Sabine Lauer, Öl- und Acryl-Gemälde von Erich Molkow, Radierungen und übermalte Radierungen von Karin Goetz und einige Werke von Ralf Vandamme und Joachim Bachmann in verschiedenen Techniken.

"Die Verkaufsstücke werden unter ihrem normalen Preis angeboten und liegen in unserer Galerie bereit", wirbt Goetz. Interessierte können sich donnerstags ab 20 Uhr und sonntags von 17 bis 19 Uhr telefonisch in der Galerie - Dörnigheim, Mozartstraße 3 - unter der Nummer 0 61 81 / 49 70 53 melden. Außerdem ist Goetz privat unter der Telefonnummer 0 61 09 / 6 68 94 zu erreichen.

Für Kaufinteressierte, denen es aus zeitlichen Gründen nicht möglich ist, die Galerie selbst zu besuchen, bieten die AGM-Mitglieder einen besonderen Service an: Sie bringen die Bilder zur Ansicht vorbei. Zudem können auch individuelle Besichtigungstermine in der Galerie telefonisch vereinbart werden. Geht's noch bequemer?

Die Kontakte zwischen der AGM und der Esztergomer Kunst-Szene reichen schon drei Jahre zurück. Im September 1990 waren erstmals in Maintal - im Historischen Rathaus Hochstadt - 29 Werke von neun Künstlern aus dem Raum Esztergom gezeigt worden. Vier der Künstler waren in Begleitung ihres damaligen Bürgermeisters Tibor Simon zur Vernissage angereist: István Andrásko, János Kántor, János Prunkl - und Péter Tamási.

Der 1946 in Bergen-Belsen - ein deutsche Ort, der durch ein Konzentrationslager der Nationalsozialisten zu schrecklicher Bekanntheit gelangt ist - geborene Ungar "malt abstrakt mit fließenden Übergängen in eher gedämpften Farben, die erst beim längeren Betrachten Intensität und Tiefe offenbaren", urteilte die FR seinerzeit und bedauerte: "Tamásis Werke gehören zu denen, die mehr Raum verdient hätten." Den soll er nun also bekommen."Bilder sind eine internationale Sprache "Bilder sind eine internationale Sprache und deshalb ein ideales Mittel der Kommunikation", stellte Bürgermeister Simon damals fest.

1992 stellten dann fünf Maintaler Künstlerinnen und Künstler erstmals in Esztergom aus. "Während dieses Besuches der Maintaler in Ungarn wurden neue und sehr positive Kontakte zu Esztergomer Künstlern geknüpft", erinnert Karin Goetz. Besonders beeindruckend sei "das große künstlerische Potential" in der alten Königsstadt am Donauknie gewesen. Dabei sei zu bedenken, unter welchen widrigen Umständen die freien Künstler in Ungarn arbeiten mußten und müssen.

Fazit der Maintalerin: "Kunst verlangt Opfer. Daß die Esztergomer Künstler bereit sind, Opfer zu bringen, haben wir angesichts ihrer teilweise bedrückenden Lebens- und Arbeitsbedingungen bei unserem Besuch erleben können.

Unsere Bereitschaft, eigene Bilder zugunsten der Finanzierung des Besuches von Péter Tamási zu verkaufen, soll verdeutlichen, daß auch wir bereit sind, Initiative im Dienste des künstlerischen Austausches mit unserer Partnerstadt zu entwickeln."

Briefe an die Redaktion "Schule hat sich dem Kapital endgültig gebeugt"

Die Firmenspende von 12 Computern an die Kurt-Schumacher-Schule (KSS) Karben (FR von Samstag, 13. März, "Noch überfahren Linksabbieger Fußgänger") kritisiert eine Leserin. Sie schreibt:

"So kann es der Industrie gefallen: Kundinnen/Kunden und fertig ausgebildete Arbeitskräfte bereits im Schulalter; EDV-Unterricht auf Staatskosten in der Schule.

Die für die körperliche, geistige und seelische Entwicklung der Kinder wichtigen Fächer wie Musik, Kunsterziehung, politische Bildung und Sport kommen viel zu kurz. Haltungs- und Augenschäden breiten sich aus. Die Schule hat sich dem Kapital endgültig gebeugt. EDV- Unterricht gehört in von Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe finanzierte Fachschulen."

Lilli Grunwald

Okarben

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Volkstümliche Musik in der Orber Konzerthalle

BAD ORB. Heimatmelodien erklingen am Freitag, 19. März, in der Orber Konzerthalle. Das Heimat-Duo Judith & Mel, das Alpentrio Tirol sowie Sepp und die Steigerwälder Musikanten spielen ab 19.30 Uhr Volksmusik.

Karten zum Preis von 25 bis 38 Mark sind im Vorverkauf im Verkehrsbüro Bad Orb, Telefon 0 60 52 / 1015, Restkarten ab 18.30 Uhr an der Abendkasse erhältlich. jan

Kein atlantischer Zauber

SCHWALBACH. Der für den heutigen Mittwochabend angekündigte "Atlantische Zauber" mit der Musikgruppe Financon aus Cap Verde ist abgesagt. Bereits gekaufte Eintrittskarten nimmt der Kulturkreis Schwalbach als Veranstalter in seiner Geschäftsstelle im Rathaus, Marktplatz 1-2, zurück. dia

Modellbau . . .

Fortsetzung von Seite 1 kaum Frauen unter den 120 Ausstellern. Die künstlerische Bastelei ist offenbar eine männliche Domäne. Woran das liegt: "Hier schlägt der Spieltrieb des Manns durch", sagt Harald Vogt.

Flughafen, Konquistadoren und Zulu- Kämpfer muten nur wenig eigenwillig an verglichen mit dem Werk eines polnischen Künstlers. Er hat ein Schaubild namens "Arbeitslager Workuta" gebaut - ebenfalls "ganz realistisch". Eine handgemalte Karte zeigt, wo sich das Lager befunden hat: in Nordrußland. "Ich hab da selbst zwei Jahre lang dringesessen. Jetzt habe ich es nachgebaut." sen

Stadt und Polizei wollen Getto mit Arbeitsplätzen und Strafverfolgung zurückerobern Frankfurts vergessenes Quartier Trostlose Ahornstraße Von unserem Redaktionsmitglied Lutz Fischer Eine Woche, nachdem der 19 Jahre alte Kai-Uwe G. aus der Ahornstraße bei einer Schießerei ums Leben kam, wollen Polizei und Stadt die brisante Situation in dem Griesheimer Getto entschlossen in den Griff bekommen. Eine siebenköpfige Arbeitsgruppe der Polizei im 16. Revier soll sich gezielt um die Berufskriminellen kümmern. Die Polizei schätzt ihre Zahl in der Ahorn- und den angrenzenden Straßen auf bis zu 70. Die Stadt will die beiden "Störerblocks" auflösen und die Wohnungen künftig mehr an "engagierte Familien" zuweisen, um durch eine bessere "Mischung" der Bevölkerung den sozialen Sprengstoff in der Ahornstraße zu entschärfen. Weil dies nicht so ganz einfach sein werde, müsse die Stadt die Wohnungen notfalls längere Zeit leerstehen lassen, kündigte Sozialdezernent Martin Berg am Dienstag an. Außerdem soll ein Arbeitsprojekt mit 60 Plätzen Jugendlichen eine Chance geben. Die Ahornstraße beginnt als Idylle. Ordentlich verputzte Ein- und Zwei-Familienhäuser säumen die stille Straße in Griesheim, in den gepflegten Vorgärten sprießen die Krokusse, ein flötender Pan sitzt am Gartentümpel. Die berühmte Ahornstraße, die seit mehr als einer Woche Kamerateams und Journalisten anlockt und als "Frankfurts Bronx" bundesweit vermarktet wird, die kommt erst ein paar hundert Meter weiter - dort, wo man Wohnungen eigentlich gar nicht mehr vermuten sollte. Zwischen Spediteuren und Schrottplätzen, neben Containerdienst und den Schloten einer Chemiefirma wachsen Kinder und Jugendliche in trostloser Umgebung auf. Ihre Spielgeräte sind die Autowracks. An den fünf Wohnblocks dröhnen die Laster vorbei ins Griesheimer Gewerbegebiet. Eine vergessene Ecke der Boomtown Frankfurt - bis vor einer Woche einer der Jungs aus Griesheim bei einer Schießerei liegen blieb. Plötzlich tauchen Fernsehteams auf, um die umgekippten Mülltonnen, die verbogenen Einkaufswagen, rausgerissene Briefkästen und eingetretene Haustüren spektakulär ins Bild zu rücken. Ungerührt beobachten einige ältere Männer das ungewohnte Interesse an der Straße. Sie stehen mit ihrem Bier am einzigen Treffpunkt des Viertels, dem Wasserhäuschen "Ahörnchen". Kameras richten sich auf den schwarzen Schriftzug "Bronx" und "Ahorn Getto" an der Wand der sogenannten Störerblocks. Aus den Schriftzügen spricht trotziger Stolz. Weitab vom Glanz der Metropole hat sich bei den Jugendlichen hier eine "Gettoidentität" herausgebildet, sagt Kalle Stork, bis vor kurzem Leiter des nahen Jugendclubs.

Die Ablehnung von draußen schweißt zusammen, und die haben die Bewohner der Ahornstraße oft genug erfahren. "Du mußt nur deine Adresse nennen, dann bist du weg vom Fenster", schildert der 21 Jahre alte Pit seine erfolgslosen Bewerbungsversuche. Ohne Job hat er jetzt viel Zeit, auf dumme Gedanken zu kommen. Klar wisse er, wie er ein Auto knackt, prahlt der junge Mann, der so gar nicht wie ein harter Junge aussieht. Aber das ist nichts Besonderes in der Ahornstraße. Autos knacken schon die 14jährigen, sagt Stork. Und manche Jugendliche haben ein Sündenregister, das nur noch nach Dutzenden zu zählen ist. "Quer durch das Strafgesetzbuch", sagt der Polizei-Jugendkoordinator Manfred Bauer.

Die "große Langeweile" ist für Sozialdezernent Martin Berg einer der Gründe, warum die Jugendlichen so leicht vom rechten Weg abkommen, die von den Angeboten der Metropole Frankfurt so gänzlich ausgeschlossen sind. Ein neues Recycling-Zentrum der Werkstatt Frankfurt soll bald um die Ecke 60 Arbeitsplätze mit Betreuung durch Sozialarbeiter und Bildungsmöglichkleiten bieten, damit die Jugendlichen sich an Arbeit gewöhnen und endlich mal eigenes Geld verdienen können.

Vielfach müßte man die Jugendlichen auch aus ihren verhängnisvollen "familiären Kostellationen" - geprägt von Arbeitslosigkeit, Alkohol und Gewalt - herausbringen, meint Volker Rapp von der aufsuchenden Straßensozialarbeit. Aber er weiß, daß viele gar nicht weg wollen aus der Ahornstraße. "Der Zusammenhalt ist oft das einzige, was sie hier haben." "Hier ist jeder für den anderen da", meint etwas pathetisch Pit. Das haben auch die Polizisten des zuständigen Reviers erfahren, die sich ohne "Rückendekkung" gar nicht mehr dorthin begeben, sagt der Revierleiter Rudi Köster.

Den Rückhalt in der Ahornstraße machen sich offensichtlich auch die zunutze, die die Polizei inzwischen eindeutig zur kriminellen Szene zählt. Anwohner beobachten schon mal, wie junge Männer in ihren schweren Limousinen mit dicken Bündeln Geld hantieren. Die Sozialarbeiter haben es schwer, gegen solche "Vorbilder" anzukommen. "Das sind Geschäftsleute, die mit uns gar nichts mehr zu schaffen haben", meint einer.

So sehen auch die vier jungen Männer aus, die in ihrem schwarzen Benz mit Darmstädter Nummer durch die Ahornstraße brausen. An einem GTI bremsen sie scharf ab und lassen sich auch von der Autoschlange, die sich allmählich bildet, nicht in den langwierigen Verhandlungen mit dem knapp 20jährigen GTI- Fahrer stören. Mit einem schwarzen Flor an der Antenne bekundet der seine Trauer über den Tod des 19 Jahre alten Kai- Uwe. Nebenan auf dem Parkplatz ist ein weißer Golf über und über mit Rosen geschmückt, Blumen liegen auf dem Dach, ein schwarzes Transparent verkündet "Wir lieben Dich, Uwe".

(Siehe auch Beiträge "Warten auf die weiche Stelle" und "Krimineller Schwerpunkt" auf Seite 24)

Elfjähriger hatte Glück

BAD VILBEL. Mit Prellungen kam ein elfjähriger Junge aus Bad Vilbel davon, der am Montag nachmittag nach Angaben der Polizei bei dem Versuch, die Gronauer Hauptstraße zu überqueren, von einem Auto erfaßt und zu Boden geschleudert wurde. de

Cassebeer-Gesellschaft beginnt Vortragsreihe

BIEBERGEMÜND. Mit einem Dia-Vortrag über Wasserflechten und Moose im nördlichen Spessart eröffnet die Johann Heinrich Cassebeer-Gesellschaft am Freitag, 19. März, ihr diesjähriges Veranstaltungsprogramm.

Über Formenvielfalt und Lebensansprüche der Pflanzen berichtet ab 19.30 Uhr in der Lochmühle Dagmar Mühlhoff, die ihre Diplomarbeit über dieses Thema angefertigt hat. jan

Zum Einstand organisiert der Neue eine Disco Jugendpfleger Horst Horvath will sich um Alkohol- und Drogenprobleme kümmern / Sprechstunde

HOCHHEIM. Die Durststrecke im Jugendhaus ist überstanden: Seit 14 Tagen hat dort der neue Jugendpfleger in städtischen Diensten das Heft in der Hand. Gemeinsam mit den beiden Honorarkräften will Horst Horvath in den nächsten Wochen ein Konzept erarbeiten. Seinen Einstand möchte der 32 Jahre alte Diplom-Sozialpädagoge mit einer Disco Anfang nächsten Monats geben.

Nahezu ein Jahr lang lag die Arbeit im Jugendhaus brach. Grund: Der bisherige Jugendpfleger war dauerhaft erkrankt. Inzwischen hat sich die Stadt von dem Mitarbeiter getrennt. Anfang des Jahres übernahmen zwei Honorarkräfte die Betreuung der Jugendlichen und stellten nach monatelanger Pause wieder ein Programm auf die Beine. Und das soll laut Horvath nun ausgebaut werden.

Einen Schwerpunkt will der neue Jugendpfleger mit den Themen Alkohol und Drogen setzen. Bürgermeister Harald Schindler (SPD): "Es ist wichtig, daß wir das in Angriff nehmen." Vorgesehen sind Workshops, Gesprächsrunden und Beratungen. Horvath will dabei auch mit den Kirchengemeinden an einem Strang ziehen. Erste Gespräche dazu habe es bereits gegeben. "Wir wollen gemeinsam aktiv werden."

Vorgesehen hat Horvath auch, die Jugendlichen künftig in einer Broschüre regelmäßig über das Programm im Jugendhaus zu informieren. Dort gibt es derzeit dienstags von 15 bis 17 Uhr einen Kindertreff für Neun- bis Zwölfjährige, mittwochs von 15 bis 17 Uhr eine Hausaufgabenhilfe sowie von 18 bis 20 Uhr und freitags von 17 bis 22 Uhr einen Jugendtreff.

Um die Interessen der jungen Leute auszuloten, hat Horvath eine Sprechstunde eingerichtet: Jeweils donnerstags hört er sich von 14 bis 16 Uhr im Jugendhaus Wünsche und Kritik an. Außerdem ist er dort telefonisch zu erreichen, und zwar vom 22. März an unter der neuen Rufnummer 0 61 46 / 90 02 57. Ziel des Jugendpflegers ist es, weitere feste Gruppen einzurichten. Fest eingeplant ist bereits ein spezielles Osterprogramm für Kinder.

Obwohl erst frischgebackener Diplom- Sozialpädagoge, hat Horst Horvath reichlich Erfahrung im Umgang vorwiegend mit jungen Menschen. Zunächst erlernte der Wiesbadener den Beruf des Erziehers und arbeitete dann beim Landeswohlfahrtsverband in Idstein. Im Anschluß daran ging er zurück in die Landeshauptstadt, wo er im Gemeinschaftszentrum Klarenthal für offene Jugendarbeit zuständig war, bevor er dann in Frankfurt studierte. kkü

Republikaner-Fraktion hat sich konstituiert

HANAU. Die Hanauer Republikaner haben Bert-Rüdiger Förster bei ihrer konstituierenden Sitzung zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Stellvertreterin ist die Juristin Maria Tsitos.

In den ehrenamtlichen Magistrat zieht nicht wie zunächst von Förster angekündigt der Diplomingenieur Ingolf Ellebracht, sondern die Fremdsprachensekretärin Gaby Diwisch ein. Ellebracht wurde ebenso wie die Redakteurin Caterina Schnell als Nachrücker gewählt. res

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15

Mit dem Schiff nach Aschaffenburg

LANGENSELBOLD. Eine Schiffahrt auf dem Main mit der FMS Nautilus bietet die Stadt Langenselbold den älteren Bürgern am Donnerstag, 3. Juni, an. Im Programm enthalten sind die Busfahrt nach Hanau, der Schiffsausflug nach Aschaffenburg mit einer Stadtbesichtigung von zwei Stunden Dauer, ein Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen.

Während der Mainfahrt bietet "Modern Concept" ein Unterhaltungsprogramm für die Senioren an.

Der Ausflug beginnt um 8 Uhr und endet gegen 18 Uhr. Weitere Informationen und Anmeldungen im Rathaus, Zimmer 1 a, bei der Seniorenbeauftragten Frau Rommel. alu

Kleine Lokalrundschau

Menschlichkeit trainieren

Zivilcourage bei ausländerfeindlichem Gerede wird in der Evangelischen Albert- Schweitzer-Gemeinde, Albert-Schweitzer- Allee 44, eingeübt. Das nächste "Training in aktiver Menschlichkeit" findet am heutigen Mittwoch um 20 Uhr statt. Stammtisch der CDU

Die Christdemokraten laden ein zu einem Stammtisch am heutigen Mittwoch um 18.30 Uhr in der Gaststätte "Nonnenhof", Gaugasse/Ecke Bleichwiesenstraße.Gemütlicher Frauen-Treff

Christdemokratinnen bitten zu einem gemütlichen Treffen am heutigen Mittwoch ab 19 Uhr in der Gaststätte "Taunusstuben", Am Speiergarten. CDU-Kreisparteitag

Die Wiesbadener CDU-Mitglieder wollen auf dem Kreisparteitag am heutigen Mittwoch um 19 Uhr im Bürgerhaus Sonnenberg, König-Adolf-Straße 6, das Kommunalwahlergebnis diskutieren. "Genetischer Fingerabdruck" Die Gesellschaft Bürger und Polizei informiert am Donnerstag, 18. März, um 19.30 Uhr im Hessischen Ministerium für Wirtschaft und Kunst, Rheinstraße, über den "Genetischen Fingerabdruck". Es sprechen der Molekularbiologe Dr. Harald Schneider und der Richter am Bundesgerichtshof, Armin Nack. CDU-Kastel tagt Die CDU-Kastel bittet zur Mitgliederversammlung am Freitag, 19. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus, Zehnthofstraße. Versammlung des Mieterschutzvereins Der Wiesbadener Mieterschutzverein hält seine Jahreshauptversammlung am Samstag, 20. März, um 15 Uhr im Kurhaus. Gast ist der Planungsdezernent der Landeshauptstadt, Thomas Dilger. Er referiert zum Thema "Was bringt die künftige Stadtentwicklungsplanung für die Wohnungsversorgung der Bürger?" Martin Schoppe zeigt Bilder Werke des Zwickauer Künstlers Martin Schoppe werden in der Villa Clementine, Frankfurter Straße/Ecke Wilhelmstraße gezeigt. Motto der Ausstellung: "Licht senden in die Tiefe des Herzens". Die Bilder können vom 20. März bis 4. April donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden. Begegnung und Meditation Die Gemeinschaft der Servitinnen - ein Bettelorden für Seelsorge und Mission - lädt ein zu einer "Statio" (Begegnung und Meditation) am Donnerstag, 18. März, um 19 Uhr im geistlichen Zentrum, Bierstädter Straße 4. Orientalischer Bauchtanz Anfängerinnen und Fortgeschrittene können sich in einem Workshop des Volksbildungswerks am Samstag, 20. März, zwischen 9 und 18.30 Uhr im Gemeindezentrum Nordenstadt in die Geheimnisse des orientalischen Bauchtanzes einführen lassen. Marquis de Sade in Wiesbaden Die junge Bühne Wiesbaden führt in der Courage-Theater-Werkstatt, Otto- Reuter-Straße 5, Marquis de Sades Stück "Justine" auf. Termine: Freitag, 19. März, und Samstag, 20. März, jeweils um 20.30 Uhr. Artist im "Cicero" The New Doug Hammond Trio spielt am Samstag, 20. März, um 20.30 Uhr im Cafe Cicero, Kirchgasse 50. Klavierabend im Kurhaus Werke von Schumann, Liszt, Chopin und Rachmaninoff stehen auf dem Programm eines Klavierabends am Freitag, 19. März, um 20 Uhr im Kurhaus. Es spielt die Pianistin Shizuko Yamamoto.

Stadtteil-Fenster

Kleingärtnerverein Nordend: Für seine 40jährige Vereinstreue verlieh der Landesverband Hessen der Kleingärtner kürzlich dem Gartenfreund Wilhelm Ringelstein die goldene Verbandsehrennadel. Im Rahmen der Mitgliederversammlung am Samstag, 27. März, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, werden weitere fünf Gartenfreunde für ihre 25jährige Mitgliedschaft mit der silbernen Verbandsehrennadel ausgezeichnet. Es sind dies Helmut Ochs, Dieter Henß, Herbert Unger, Rolf Giebecke sowie Konrad Hassenpflug. nd/11

Tagestip: Baulärm Mietabschlag möglich

Eigentlich sollte die Therapie bei der Krankengymnastin die Migräne mildern. Doch plötzlich störten gehirnmarternde Geräusche die kurierenden Minuten: Eine Baustelle in direkter Nachbarschaft der Praxis war die Ursache. Für deren Inhaberin ein Desaster, denn der Umbau sollte, wie sie erfuhr, Monate dauern. Ihre vom Kopfschmerz gepeinigte Klientel kehrte ihr ob dieser Hiobsbotschaft den Rücken, die Einnahmen blieben aus. Die Beschwerde beim Vermieter fruchtete wenig, auch auf eine Minderung der Miete ließ er sich nicht ein. Schließlich sei er für das Hämmern beim Nachbarn nicht verantwortlich.

So geht es nicht, hält der Deutsche Mieterbund dagegen. Ein Abschlag wegen der Belästigung muß auch gewährt werden, wenn der Hauseigner nicht der Störer ist. Verschiedene Amtsgerichte haben Mietern wegen Baulärms schon Abschläge bis zu 30 Prozent zugestanden. Auf eigene Faust sollte man aber nicht den Zins kürzen, sondern zuvor einen Mieterverein oder Anwalt konsultieren. Dieser kann eventuell auch einen Ausgleich für entgangene Einkünfte direkt bei dem Bauherrn in der Nachbarschaft durchsetzen. cri

Susi geht zurück nach Hochheim Amtsgericht entschied: Frankfurterin muß Katze herausgeben

HOCHHEIM. Susis Zukunft ist entschieden. Wie berichtet, hatten sich eine Hochheimerin und eine Frankfurterin vor dem Amtsgericht darum gestritten, wem die zahnlose Schildpatt-Katze gehört. Gestern fällte Richter Markus Lehmann das Urteil: Susi muß zurück nach Hochheim.

Die Begründung: Am 30. Januar diesen Jahres hatte die Hochheimerin ihre Katze aus der Wohnung einer Bekannten in Frankfurt geholt, um sie zu einem Tierarzt zu bringen. Dabei hatte die Hochheimerin der Frau 200 Mark gezahlt, wie vor Gericht herauskam. Mit der Annahme des Geldes, so hat jetzt Richter Lehmann entschieden, habe die Frankfurter Katzenmutter "eine Willenserklärung abgegeben, daß sie auf die Katze verzichtet".

Vor zwei Jahren war Susi ins Frankfurter Exil gekommen, weil die Hochheimerin keine zweite Katze in ihrer Wohnung halten durfte. Während die Frankfurterin sich auf den Standpunkt zurückzog, die Katze sei ihr geschenkt worden, hatte die Hochheimer Katzenmama behauptet, sie habe Susi der Frau lediglich zur Pflege überlassen.

Egal, wem die Katze nun während der vergangenen zwei Jahre gehörte, so der Richter: Mit der Annahme des Geldes im Januar habe die Frankfurterin eindeutig auf Susi verzichtet. "Ein paar Wochen später kann sie sich das nicht einfach anders überlegen und die Katze wiederhaben wollen", begründete Richter Markus Lehmann seine Entscheidung.

Die Frankfurterin hatte eine einstweilige Verfügung beantragt und das Kätzchen aus Hochheim abholen lassen. Jetzt muß Susi wieder auf Reisen gehen. Wenn die Frankfurterin sie nicht freiwillig herausgibt, müßte ein Gerichtsvollzieher eingeschaltet werden. dia

Unfälle bei Hoechst vor dem Bundestag

Neue Abteilung im Museum Philippsruhe

HANAU. Im Museum Schloß Philippsruhe in Hanau wird am Samstag, 20. März, ab 16 Uhr die neue Abteilung "Hanau 1900-1933" eröffnet, die Kulturdezernent Klaus Remer als "weiteren wichtigen Schritt" zur Umsetzung des Museumskonzepts wertet.

Nach seinen Plänen soll der Ausbau im kommenden Jahr weitergehen. Dann soll auch die Zeit von 1934 bis in die 70er Jahre dokumentiert werden.

In der neuen Abteilung, die ab Samstag den Besuchern des Schlosses zugänglich ist, werden die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts chronologisch in den Räumen im linken Erdgeschoß präsentiert.

Die Ereignisse werden den zwei großen Bereichen Stadtgeschichte und Kunst oder Kunsthandwerk zugeordnet. Sie werden unter Stichworten wie Kaiserzeit, Erster Weltkrieg, Revolution, Inflation, Wirtschaft, Alltagskultur und Stadtbaugeschichte zusammengefaßt.

Dabei werden auch Fragestellungen wie beispielsweise die Rolle der Frau ab 1900 aufgenommen. Der Bereich Kunst hält als besondere Attraktion viele Werke des Hanauer Malers Reinhold Ewald bereit.

Die Abteilung kann ab Samstag täglich außer montags jeweils von 11 bis 18 Uhr besichtigt werden. res

Ein Fest soll viele, nicht alle ersetzen Altstadtfest als zentrale Veranstaltung der Vereine - auch Nachbarn zuliebe Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange: Am Wochenende des 3./4. Juli soll erstmals das Altstadtfest in Mörfelden steigen. Mit der als Fest der Mörfelder Vereine konzipierten Großveranstaltung will Erster Stadtrat und Kulturdezernent Hans-Jürgen Vorndran versuchen, die Flut der sommerlichen Feste einzudämmen, die sich vor allem über die Hofreite im "Goldenen Apfel" ergießt und immer häufiger zu Beschwerden aus der Nachbarschaft führte, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlten. Die Lösung: Statt vieler kleiner ein großes Fest, das, wenn die Premiere klappt, zu einer regelmäßigen Sache werden soll. Ort des Geschehens ist die Langgasse. Unter Einbeziehung des "Goldenen Apfel" wird sie ab Dalles bis etwa zur Sparkasse zwei Tage zur Arena der Mörfelder Vereine umfunktioniert; mit Buden und Ständen und einer Bühne, auf der allerlei Darbietungen geplant sind.

Vorndran hofft, daß es auf diese Weise gelingt, beiden Seiten Rechnung zu tragen. Das Altstadtfest, argumentiert er, gebe den Vereinen Gelegenheit, sich an einer zentralen Veranstaltung zu beteiligen. Folge: Die Vereine müssen nicht jedes Wochenende aufs neue ein eigenes Programm auf die Beine stellen, was aus Vorndrans Sicht auch kleineren Klubs zugute kommt: "Für die sind eigene Feste oft nur mit großem organisatorischen und finanziellen Aufwand zu machen."

Er weiß von 17 Vereinen und Abteilungen, die die Premiere im Juli gestalten wollen. In Eigenregie. Die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren. Der Festausschuß ist längst gebildet und hat schon mehrfach getagt, die Stände und Buden sind unter den Teilnehmern bereits verlost worden. Die Stadt selbst hält sich bewußt zurück. "Wir bieten den Rahmen, doch die Programmgestaltung liegt allein in der Hand der Vereine", sagt Vorndran, "es ist ihr Fest und sie sind gefordert, etwas draus zu machen."

Er hofft, daß sich das Altstadtfest etablieren wird. Denn "es soll die Vielzahl einzelner Festivitäten ersetzen, sie wenigstens deutlich reduzieren", sagt er. Denn daß in der Hofreite vom "Goldenen Apfel" außer dem Jazz-Festival wirklich nur noch das Altstadtfest stattfindet, hält Vorndran für eher unwahrscheinlich. Das habe er auch den Vereinen gesagt, die vor dem Einstieg in konkrete Planungen zweimal von der Stadt zum Meinungsaustausch eingeladen waren.

Doch das kam offensichtlich nicht überall an. So verstand beispielsweise die örtliche Kulturinitiative die Erklärung so, daß es im "Goldenen Apfel" künftig nur noch Altstadtfest und Jazz-Festival geben soll.

Die Gruppe hatte gehofft, im Sommer eine kulturelle Veranstaltung im "Goldenen Apfel" machen zu können und vorab schon mal die Lage sondiert. Ihr sei daraufhin angetragen worden, sich beim Altstadtfest zu beteiligen, die Stadt wolle bei Einzelveranstaltungen zurückschrauben. Das verstand die Kulturinitiative offenbar so, als würden künftig überhaupt keine Vereinsfeste mehr in der Hofreite genehmigt. Entsprechend verblüfft war die Gruppe, als sie erfuhr, daß die Mörfelder SPD ihr traditionelles Sommerfest wie gewohnt im "Goldenen Apfel" macht und dafür auch schon einen Vertrag in der Tasche hat.

Aus Vorndrans Sicht kann es sich dabei nur um ein Mißverständnis handeln: "Daß es keine anderen Feste mehr gibt, ist in dieser Absolutheit nie gesagt worden", betont er. Zwar sei richtig, daß es weniger Feste werden sollen, doch werde dabei nicht "per ordre de mufti" nach festen Vorgaben verfahren. "Wir wollen das so flexibel wie möglich handhaben - wobei auch immer geguckt werden muß, was geplant ist", sagt Vordran. Die Kulturinitiative hat es vernommen - und will nun einen offiziellen Antrag stellen, in der Hoffnung, daß sie etwas Kultur in die Hofreite tragen darf.

Mehr frische Luft und grüne Inseln Fahrplan für Offenbachs Zukunft: Magistrat hat Wünsche zum Raumordnungsplan

OFFENBACH. Im Jahr 2000 wird Offenbach 119 000 Einwohner (jetzt 117 000), im Jahre 2010 aber nur noch 115 000 Einwohner haben. Zur Zeit weist der Flächennutzungsplan für die Stadt noch 108 Hektar Flächen aus, um zu den bestehenden 56 000 Wohnungen noch weitere 6000 Wohneinheiten für 15 000 Einwohner und zu den rund 60 000 Arbeitsplätzen noch weitere 18 000 (Kaiserlei inklusive) schaffen zu können. Das teilt der Magistrat in einer umfangreichen Stellungnahme dem Darmstädter Regierungspräsidium mit.

Die Stadt- und Regionalplaner arbeiten zur Zeit mit Hochdruck an der zukünftigen Gestaltung der Rhein-Main-Region, um sie gegenüber den anderen Ballungszentren in einem grenzenlosen Europa konkurrenzfähig zu halten. Dabei geht es auch um den ökonomischen, ökologischen und sozialen Umbau Offenbachs, um die Stellung Offenbachs in der Region.

Im Auftrag der Landesregierung betreibt das Regierungspräsidium mit Hochdruck die "Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes Südhessen (RROPS)". Der RP ließ eine Bestandsaufnahme über den augenblicklich gültigen Raumordnungs- und Land- Alle können reinschauen schaftsrahmenplan und ein Gutachten über die weitere Entwicklung der Regionerarbeiten und forderte im vergangenen August die Kommunen zu einer Stellungnahme auf. Der Offenbacher Magistrat setzte unter Federführung von Stadtplaner Hermann Gaffga eine dezernatsübergreifende Arbeitsgruppe ein.

Auf Einladung des RP kommt die Regionale Planungsversammlung für den Regierungsbezirk Darmstadt am 26. März zusammen, um über die Stellungnahmen der Kommunen zu einem novellierten Raumordnungsplan zu diskutieren. Danach wird eine Synopse erstellt, die zu aller Einsicht öffentlich ausgelegt wird. Außerdem werden die Träger öffentlicher Belange gehört, dann wird neu diskutiert und umgeplant. Irgendwann im Laufe des Jahre 1995 wird der neue Raumordnungsplan von der Landesregierung als Gesetz festgeschrieben. Aus dem Raumordnungsplan entwickelt der Umlandverband seinen Flächennutzungsplan, die Kommunen aus dem Flächennutzungsplan ihre Bebauungspläne. Der aus dem Verfahren entstehende Raumordnungsplan wird so zum Fahrplan und Kursbuch für die Zukunft Offenbachs.

Entsprechend der Charta der Oberbürgermeister der Region ("Die Rhein-Main- Kommunen müssen enger zusammenarbeiten"), bekundet der Offenbacher Magistrat in seiner Stellungnahme seine Bereitschaft, seine "Funktion als Oberzentrum für den Südosten des Verdichtungssraumes zu stärken", und zwar über die Anbindung mittels S-Bahn nach Mühlheim, Heusenstamm, Dietzenbach, Obertshausen, Rodgau und Rödermark.

Der Magistrat warnt: "Das durch gewerbliche Abwanderung freigesetzte Arbeitskräftepotential ist in der Regel nicht das gleiche, das von Dienstleistungsunternehmen nachgefragt wird. Die damit einhergehenden wirtschaftlichen, sozialen und strukturellen Auswirkungen auf die Städte und die Region sind im Rahmen der Regionalplanung genauer zu diskutieren und darzustellen."

Im novellierten Raumordnungsplan werden Umwelt- und Landschaftsschutz einen viel größeren Stellenwert als bisher erhalten. Ausdrücklich begrüßt der Magistrat dabei die Landschaftsrahmenplanung, die Mainauen-Renaturierung sowie die Schaffung von Grüngürteln um Offenbach und Frankfurt. Er will mehr Frischluftschneisen, mehr Biotope, grüne Inseln. Er plädiert für die Renaturierung der Bieber und des Hainbachs und wendet sich gegen den Bau eines fast talsperrengroßes Hochwasserrückhaltebeckens an der Bieber, Bremer Straße.

Im Zuge der Novellierung des Raumordnungsplanes spielt die Festlegung von Fluglärm-Schutzzonen um den Flughafen und in den Anflugschneisen eine besondere Rolle. Die Hessische Landesanstalt für Umwelt hat die Devise ausgegeben, daß nirgendwo mehr Wohnungen gebaut werden sollten, wo auch bei Weiterentwicklung leiserer Triebwerke ein höherer Dauerschallpegel von 62 Dezibel (das ist Neue Lärmschutzbereiche etwa das Geklapper einer Schreibmaschine im geschlossenen Raum) zu erwarten ist. Außerdem wird an einem neuen Anflugverfahren, an einer Zickzack-Linie über der Autobahn an den Wohngebieten vorbei, gearbeitet.

Für Offenbach bedeutet dies, daß der Lärmschutzbereich um 350 Meter nach Osten ins Lauterborn und bis zum Schlachthof-Gelände verschoben werden soll. Stadtplaner Gaffga geht davon aus, daß wie geplant, auf dem Schlachthof-Gelände, in Bieber-Nord, Bieber-Nordost weiterhin Wohnungen gebaut werden können, nicht aber auf dem Lavis-Gelände am Odenwaldring. Hier werde ebenso wie im Bereich Schumannstraße nur noch Gewerbe möglich sein. lz

Zahlungen sollen Postkutschenzeit überwinden Sparkassen bieten Kunden Beschwerdemöglichkeit an / Brüssel um "Wohlverhalten" bemüht

ski FRANKFURT A. M. Die EG-Kommission dringt auf einen stärkeren Kundenschutz im grenzüberschreitenden europäischen Zahlungsverkehr. Hauptziele sind nach Angaben des zuständigen Abteilungsleiters in Brüssel, Peter Troberg, größere Transparenz bei Überweisungen etwa hinsichtlich Kosten, Laufzeiten und Alternativen (wie Benutzung von Zahlungskarten oder Versenden von Verrechnungsschecks), der Abbau von Doppelgebühren (bei den Instituten des Zahlenden und des Empfängers) sowie die Einführung einer neuen Beschwerdeinstanz beziehungsweise Schiedsstelle in jedem Mitgliedsland. Die Eurokraten favorisieren, so Troberg auf einer Veranstaltung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), einen "Wohlverhaltenskodex" der Kreditwirtschaft, schließen aber zumindest auf Teilgebieten auch "zwingendes Verbraucherschutzrecht" nicht aus, falls die unverbindlichen "Leitlinien" nicht greifen sollten. Der Ruf nach bindenden Richtlinien ertönte kürzlich aus dem Europäischen Parlament.

Troberg betont, daß der Zahlungsverkehr zu einem "zentralen Thema" für den EG-Binnenmarkt geworden sei. Andererseits muß er einräumen, daß Brüssel diese Problematik "etwas spät" angepackt habe. Und aus seinen Ausführungen wird deutlich, daß es der Kommission bisweilen ziemlich schwer fällt, den Überblick zu behalten. Nach deren Vorstellungen sollte ein Ombudsmann oder eine ähnliche neutrale Stelle eigentlich schon seit Anfang dieses Jahres existieren. Tatsächlich gibt es einen "Schiedsrichter" mit festgeschriebener Schlichtungsordnung hierzulande aber bisher nur bei den privaten Banken. Für die Sparkassen behauptet nun DSGV-Geschäftsführer Hannes Rehm, die Aufgaben eines Ombudsmannes würden in diesem Zweig der Geldbranche schon seit langem von den Regionalverbänden wahrgenommen - von dieser Beschwerdemöglichkeit wußten die meisten Kunden bisher freilich nichts. Rehms Kollege Hans-Michael Heitmüller gibt denn auch zu: "Möglicherweise haben wir das zu schlecht verkauft." Und Troberg sagt auf die Frage, ob die Praxis der deutschen Sparkassen den EG-Leitlinien genüge, dies habe man "noch nicht im einzelnen geprüft".

Das Volumen des grenzüberschreitenden Massenzahlungsverkehrs macht bisher erst einen Bruchteil der Inlandstransaktionen aus. Wegen der europäischen Integration und der zunehmenden Intensität des Handels wird jedoch mit hohen Zuwachsraten gerechnet. Die Geldhäuser werden im Zusammenhang mit Auslandsüberweisungen immer wieder kritisiert, weil sie dafür - insbesondere bei Kleinbeträgen - häufig horrende Gebühren beispielsweise von 30 Prozent der Zahlungssumme oder mehr kassieren. Die Stückkosten liegen laut Rehm bei 30 Mark. Troberg zufolge sind die hohen Belastungen teilweise auf "objektive Faktoren" zurückzuführen: Währungen müßten gewechselt werden, und solche Zahlungen ließen sich anders als im Inland nicht vollautomatisch abwickeln, weil die jeweiligen Netze nicht verbunden seien. Für Rehm befinden sich einige Länder mit ihrem Qualitätsstandard noch in der "Postkutschenzeit". Doch nun wird an Lösungen gearbeitet. So prüft Eufiserv, eine Gemeinschaftseinrichtung europäischer Sparkassen vorrangig für den Aufbau eines Geldautomatenverbundes, Chancen der Zahlungsverkehrsabwicklung über ein eigenes Netz. Entscheidungen erwartet Rehm noch in diesem Jahr.

Aufgespießt

"02. 04. 1773: In Kassel wird mit Glokkengeläut ein allgemeines Kaffeeverbot ausgerufen." Aus einer Presseinformation der Hessischen Landesregierung über Jahres- und Gedenktage der Monate April bis Juni 1993.

Monika Mann steht an der Spitze der BEU-Fraktion

USINGEN. Die Vorsitzende der Wählergemeinschaft BEU ("Bürger für Ehrliches Usingen"), Monika Mann, ist in der Sitzung der BEU am Montag abend einstimmig zur Fraktionsvorsitzenden gewählt worden. Zu ihrem Stellvertreter wurde ebenfalls einstimmig Horst Zimmermann bestimmt.

Die BEU-Chefin betonte die formale Seite ihres neuen Amtes an der Spitze der Fraktion. "Ich bin zwar erste, aber trotzdem nur eine unter Gleichen. Unsere Fraktion besteht aus zehn Mitgliedern, die alle gleichberechtigt sind", sagte sie. Die im vergangenen Jahr infolge des Korruptionsskandals gegründete BEU erhielt bei der Kommunalwahl aus dem Stand 25,9 Prozent und zog als zweitstärkste Kraft - und mit gleicher Mandatszahl wie die CDU - ins Stadtparlament ein. cn

Morsche Rotdorne müssen gefällt werden

HANAU. In der Julius-Leber-Straße in Hanau werden 13 Rotdorne gefällt. Wie Stadtbaurat Jürgen Dressler mitteilt, seien die Bäume morsch. Wegen Ausbrüchen in den Baumkronen drohe akute Unfallgefahr und damit "dringender Handlungsbedarf". Zum Ausgleich sollen noch im April 17 neue Rotdorne gepflanzt werden. Die Entscheidung, so Dressler, sei im Einvernehmen mit dem Sachgebiet Umwelt- und Naturschutz gefallen.

Schon Mitte bis Ende April sollen die Neupflanzungen abgeschlossen sein. Wie der Stadtbaurat erklärt, wollen Hauseigentümer Patenschaften für die neuen Bäume übernehmen. Er kündigte außerdem an, daß auch in der Jakobusstraße, der Brückenstraße und in der Bernhardstraße Bäume wegen Unfallgefahr weichen müssen. Auch in diesen Fällen seien bereits Ersatzpflanzungen angewiesen, erklärt Dressler. res

Nach 21 Jahren steht Karlheinz Sauer wieder an der Spitze der Arge In der 140. Sitzung der Sport-Arbeitsgemeinschaft den 71jährigen Ulfila Schütz abgelöst, für den es viele Dankesworte gab

KARBEN. Der Erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Sport hat nach 21jähriger Pause dieses Amt wieder übernommen. Karlheinz Sauer ist am Montag abend in der 140. Sitzung seit Gründung von Arge im Jahr 1971 einstimmig zum Vorsitzenden in der Nachfolge von Ulfila Schütz gewählt worden. Schütz, 71jährig, ließ sich in der Sitzung nicht lange bitten und wurde ebenfalls einstimmig zum Zweiten Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt hatte seit vielen Jahren Karlheinz Sauer inne.

Sauer, heute 62 Jahre alt, hatte 1969 erstmals den Vorsitz des KSV Klein-Karben übernommen. Der Verein hatte damals schon 600 Mitglieder, und Sauer schaffte es in den nächsten zwölf Jahren als Vorsitzender, den Verein auf 2500 Mitglieder zu vergrößern. Im Jahr 1971 hatte er dem damaligen Ersten Bürgermeister der neuen Stadt Karben, Gerd Klein, die Idee vorgetragen, die Sportvereine zur Abstimmung ihrer gemeinsamen Aufgaben in einer Arbeitsgemeinschaft zusammenzubringen. Klein war begeistert, die Vereine waren es auch, nur ein Vorsitzender fand sich nicht sofort. So wurde Sauer nach gutem Vereinsbrauch, wonach derjenige, der gute Vorschläge macht, sie auch selbst ausführt, während einer Auslandsreise in Abwesenheit zum Vorsitzenden gewählt.

Sauer, der mit dem KSV nicht wenig zu tun hatte, besann sich im Laufe des Jahres auf den Sportkameraden Ulfila Schütz. Sauer hatte den Kloppenheimer Fußballer Schütz schon zuvor zum Kreissportwart vorgeschlagen und dessen unermüdliche Einsatzfreude kennen und schätzen gelernt. Sauer heute: "Wenn der was wollte, blieb der dran wie eine Klette." Schütz wurde nach einjähriger Amtszeit von Sauer 1972 zum Vorsitzenden der Arge gewählt und blieb diesem Amt 21 Jahre bis 1993 treu - wie besagte Klette.

Es hatte also "Hintergrund", als Sauer im Schützenhaus im Kreis zahlreicher Vereinsvorsitzender seinen Freund Schütz würdigte. Er sei zuverlässig, gleichbleibend freundlich, warmherzig und unermüdlich im Einsatz gewesen. Sauer überreichte Schütze eine Ehrenurkunde mit der Unterschrift aller Anwesenden. Diese nahm der 71jährige lächelnd mit der Bemerkung: "Eine Urkunde mehr" in Empfang.

Bürgermeister Detlev Engel, der in die Sitzung hineingeschneit war, erwähnte die vielen Ehrungen von Schütz, wie den Sportehrenpreis der Stadt von 1986 und den Ehrenbrief des Landes Hessen von 1990. Schütz sei keiner jener Menschen, "die vor dem Fernseher gesessen und über Gott und die Welt geschimpft haben". Nicht undankbar war das Stadtoberhaupt, daß die Arge ihm die immer konfliktgeladene Belegplanung der Sporthallen abnimmt. Schütz sei kein Apparatschik, sondern sei Mensch geblieben, der oft mit dem Herzen entschied, "und das ist leider selten geworden".

Schütz kam in seinen Dankesworten direkt auf sein größtes Hobby zu sprechen, die Abnahme von Sportabzeichen im Sportkreis Friedberg. 1992 hätten das Abzeichen 118 Karbener erworben, und "die gingen alle durch meine Hand". Nicht ohne Stolz vermerkte Schütz, daß es in Karben drei Sportabzeichen mehr waren als in der Nachbarstadt Bad Vilbel.

Zur Begrüßung des neuen Vorsitzenden Karlheinz Sauer waren wenige Worte nötig. Alle kennen ihn und seine Stärken. Engel sagte, bevor er sich wieder aus der Versammlung verabschiedete: "Wir kennen uns nun so lange, daß wir uns gegenseitig nichts vormachen können."

Sauer selbst ersparte sich viele Worte. Er ging sofort an die Bewältigung der Tagesordnung und an die Beratung der diesjährigen Sportlerehrung, die mit einem attraktiven Sportlerball am 5. November einhergeht, und Ehrung der Erwachsenen am 30. Oktober und der Jugend am 6. November. Der letztjährige Sportlerball hat zwar mit einem finanziellen Defizit geendet, doch die Arbeitsgemeinschaft ist finanziell gut gepolstert und konnte aus den Zinsen für Festgeld einen guten Teil des Mankos decken. hm

Wir gratulieren

Frau Frieda Raichle aus Maintal-Bischofsheim zum 85. Geburtstag am Mittwoch, 17. März.

Frau Käthe Schlösser aus Rodenbach zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 17. März.

Verein sucht Gastgeber für junge Franzosen

HOCHTAUNUSKREIS. Der Verein "nacel" zur Förderung der internationalen Verständigung vermittelt für die Zeit vom 7. bis zum 27. Juli französische Jugendliche nach Deutschland. Im Hochtaunuskreis werden noch Gastgeberfamilien für die 13- bis 18jährigen gesucht. Im Gegenzug erwartet Jugendliche aus diesen Familien ein Besuch in Frankreich.

Wer einen der Gäste bei sich unterbringen möchte, muß nicht französisch sprechen; die Jugendlichen sprechen ausreichend deutsch. Sie werden vormittags mit ihrem Gastgeber in die Schule gehen.

Unabhängig von diesem Austausch bietet der Verein die Möglichkeit für Jugendliche, drei Wochen der Sommerferien in Frankreich, Irland oder den USA zu verbringen. Information bei Anne von Gleichen, Sprachreisen-Service, Telefon 0 69 / 7 41 05 60. ill

Kasper zeigt, wie man richtig die Zähne putzt Gesundheitswoche im Juni mit 35 Diagnosestationen

BAD HOMBURG. Raucher erfahren, wie stark ihr Blut bereits geschädigt ist. Hautärzte beurteilen Hautveränderungen. Messungen informieren über Blutzucker, Blutfette und Leberwerte. 35 Stationen zur Frühdiagnose bieten den Besuchern der 3. Bad Homburger Gesundheitswoche Anfang Juni rund ums Kurhaus die Untersuchung auf Risikofaktoren und Krankheitsgefährdungen an - 15 mehr als 1991. Dazu informieren 50 Selbsthilfegruppen, Krankenversicherungen und Institutionen bei einer Beratungsbörse, locken Diskussionen und Vorträge zu den Schwerpunktthemen Haut, Bewegungsapparat und Kreislauf. Die Veranstalter erwarten mehr als 26 000 Besucher.

Diese Besucher-Marke setzt die vorige Gesundheitswoche vor zwei Jahren; damals wurden die Frühdiagnosestationen zu 21 000 Tests und Untersuchungen benutzt. Matthias Brasser vom Oberurseler Pharma-Unternehmen Fresenius rechnet bei der 3. Gesundheitswoche mit noch höheren Zahlen: Schließlich wurde das Angebot nicht nur bei den Diagnosestationen enorm erweitert. Das Interesse bei den Ausstellern sei so groß, daß alle Räume ausgebucht sind.

Fresenius, die Stadt sowie die Kurgesellschaft organisierten die Gesundheitswoche bereits 1989 und 1991. Die Veranstaltung zur Vorsorge wurde inzwischen mehrfach kopiert.

Dieses Jahr eröffnet sie Botho Sayn zu Sayn-Wittgenstein, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, als Festredner am Mittwoch, 2. Juni, ab 19.30 Uhr im Kurtheater. Der Donnerstag steht unter dem Schwerpunktthema "Hauterkrankungen" mit Vorträgen, Vorführungen und Diskussionen, etwa zu Neurodermitis und "Haut und Sonne". Am Freitag folgt der Schwerpunkt "Bewegungsapparat". "Herz-Kreislauf-Erkrankungen" bilden das Oberthema am Samstag, 5. Juni.

Gemäß dem Kur-Gedanken soll Ganzheits-Medizin die gesamte Gesundheitswoche prägen, erläutert Kurdirektor Peter Bruckmaier. So werden bei Diskussionsveranstaltungen zu Neurodermitis, Rückenschmerz und Herzinfarkt nicht nur Mediziner, sondern auch Psychologen Rat geben, um außer den körperlichen auch die psychischen Aspekte von Krankheiten zu berücksichtigen. Veranstaltungen laden zudem zum Zuschauen und Mitmachen bei Entspannungstraining und Streßbewältigung zur Vorbeugung und Therapiebegleitung ein. Alle Angebote, von den Diagnosestationen bis zu den Vorträgen, sollen für Matthias Brasser "nicht nur zeigen, was droht, sondern auch, was der einzelne tun kann, um Gefahren zu vermindern".

Damit dies auch Spaß macht, lockt Kinder unter anderem ein eigens für die Gesundheitswoche geschriebenes Kasperletheater übers "Zähneputzen". Und der Gesundheits-Imbiß auf dem Kurhaus- Vorplatz soll laut Brasser zeigen, "daß nicht nur Schweinshaxe schmeckt".

Praktische Lebenshilfe steht auch beim Angebot des Jugend- und Sozialamts im Mittelpunkt: Von einer Diskussion zu Eßstörungen, organisiert vom Frauenbüro, über Seniorentänze und Vorführungen der Videogruppe der Altentagesstätte bis zum Messen von Kinderfüßen - 1991 tausendmal begehrt. Dazu will das Amt wider sein schlechtes (Kontrolleurs-) Image angehen und laut Amtsleiter Klaus- Peter Erny seine neue Rolle als Partner und Ratgeber darstellen.

Bei der Beratungsbörse präsentieren sich die ganze Woche wieder Selbsthilfegruppen, Vereine und Verbände, zumeist aus der Region. "Wo immer es geht, lassen wir Bad Homburger Ärzte, Vereine und Institutionen zum Zuge kommen", sagt Matthias Brasser. Er gibt als Motto der Gesundheitwoche "Vom Hochtaunuskreis für den Hochtaunuskreis" aus.

Für die Erlöse stimmt die enge Formel nicht: Sie kommen als "Zeichen der Solidarität" (Oberbürgermeister Wolfgang Assmann) dem Gesundheitsbereich im russischen Petershof zugute. stk

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten". Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere - Spezial.

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 h, "Leonce und Lena".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "Death and the maiden". Mouson Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: 20 Uhr, B 3 (Black Blanc Beur), "Rapetipas"; Studiobühne: 21 Uhr, Elettra De Salvo, "Bleiche weiße Leiche".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Rheinisches Kabarett, Pause & Alich - "Piranjas".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61-10: 20 Uhr, Theater Grüne Soße, "Emigranten".

Kinder- und Jugendtheater im Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 16 Uhr, "Der falsche Prinz".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel.28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, I Musici di Roma.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, John Campbell & Band.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 21 Uhr, Black Jack Rock.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Yamsession, Musiker Workshop. Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Session. Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Dieter Stephan Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Waltari / Chased Crime.

Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Daniel Tochtermann und Band.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.

Zeilgalerie Les Facettes, Ebene 7: 22 Uhr, Showtime in Heaven Seven.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 21 Uhr, Mambo Mafia, Latin Jazz.

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburgerstr. 24: 20 Uhr, Irish Night.

TIK Theater im Keller, Hochheimer Hof, Mainzer Str. 22/26: 15.30 Uhr, "Posaunenstunde" - Poesie, Posaune, Reime und Rätsel (ab 6 J.).

Ev. Auferstehungskirche, Graebestr. 8: 20 Uhr, Jugendchor Frankfurt - Chorwerke a cappella aus vier Jahrhunderten.Baumfrevler fällten illegal 20 prächtige Kiefern am Hühnerheck Grundstücksbesitzer wollte ohne Genehmigung neues Bauland schaffen / Forstamt beklagt "immensen ökologischen Schaden"

SCHMITTEN. Die Männer mit den Motorsägen arbeiteten schnell, gründlich und illegal. Am Freitag nachmittag waren sie angerückt, rund 200 Bäume auf dem Hühnerheck im beschaulichen Ortsteil Treisberg zu fällen. Als die besorgte Nachbarin Annette Thaele die Männer zur Rede stellt, bekommt sie nur zur Auskunft, daß alles "seine Richtigkeit" habe. Das ist mitnichten der Fall; erst die Polizei stoppt die Aktion - aber für 20 Kiefern, die rund 130 Jahre alt waren, kommt jede Hilfe zu spät. "Die Genehmigung der Naturschutzbehörde liegt nicht vor, der ökologische Schaden ist immens", erklärt Manfred Borse, stellvertretender Leiter des Forstamtes Königstein.

Die Bäume standen in einem privaten Wald hinter dem früheren Forsthaus von Jagdpächter Lehner. Der hatte das Gelände am Ortsrand erworben, als Treisberg noch selbständige Gemeinde war; das dortige Wäldchen ließ er seitdem ungehindert wachsen. Als er die Jagd dann aufgab, verkaufte er das Grundstück. Der neue Eigentümer wollte jetzt offenbar "tabula rasa" machen und einen Großteil der Bäume auf dem 4500 Quadratmeter großen Grundstück fällen.

Zu diesem Zweck markierte er schon Anfang des Jahres die Kiefern - was dem Forstamt nicht verborgen blieb. Manfred Borse setzte ein Schreiben auf, in dem er den Eigentümer über die Rechtslage aufklärte: Ein etwaiges Abholzen stelle einen Eingriff nach dem Naturschutz- und Forstgesetz dar, "Änderungen der Nutzungsart" von Waldfläche zu Bauland seien genehmigungspflichtig. Namen und Anschrift des Adressaten kannte Borse zwar nicht, aber das Schmittener Liegenschaftsamt händigte das Schreiben stellvertretend aus.

Der Mann wußte also, was er tat. Am Freitag vergangener Woche ließ er zwei Männer zum Kahlschlag auf der Bild- beziehungsweise Waldfläche antreten. Als die Nachbarin Annette Thaele - ihr gehört das idyllische Forsthaus inzwischen - vom schrillen Lärm der Kettensägen aufgeschreckt wurde und die beiden Männer zur Rede stellte, gaben die sich als "Forstleute" aus. "Sie sagten, sie dürften die Bäume fällen, weil die Gemeinde über keine Baumsatzung verfüge", schildert Annette Thaele.

Um ausgebildete Forstleute dürfte es sich jedoch kaum gehandelt haben, denn die prächtigen Kiefern wurden unfachmännisch gefällt und beschädigten mit ihren Kronen die Bäume des umittelbar angrenzenden Staatsforstes Weilrod. Auch die fehlende Baumschutzsatzung ist nach Aussage von Manfred Borse überhaupt nicht relevant. Diese diene nur dazu, der Gemeinde einen Überblick über ihren Baumbestand zu verschaffen.

Es stimme jedoch, daß das Gelände im Flächennutzungsplan als Baugebiet ausgewiesen ist. Aber auch das mache die Aktion nicht rechtmäßig. "Nötig wäre eine Bauleitplanung, und die liegt hier nicht vor. Unserer Ansicht nach eignet sich das Gelände ohnehin nicht als Baugebiet", so Borse. Ob geeignet oder nicht: Der Eigentümer hat weder eine Bauvoranfrage an die Gemeinde gerichtet noch einen Bauantrag gestellt. "Uns liegt noch nicht einmal ein Antrag auf Rodung des Gebietes vor", erklärt Bürgermeister Josef Braun (FWG).

Fehlanzeige auch bei der Unteren Naturschutzbehörde. "Der Schaden ist nicht zu beziffern", erklärt Amtsleiter Tilmann Kluge. Die Kiefern hätten am Waldrand gestanden und deshalb besonders starke Wurzeln und Kronen gebildet. Jetzt aber liege die Flanke auf 50 Meter Länge bloß: Sturm, Sonneneinstrahlung, Windwurf und vermehrte Käferpopulationen würden die dahinter stehenden, schwächeren Bäume zukünftig unvermittelt treffen.

Den Eigentümer erwarten jetzt Schadensersatzforderungen und eine Anzeige. Seine Stellungnahme war nicht zu erhalten: Josef Braun, der den Namen als einziger kennt, mag ihn nicht preisgeben. "Aus Gründen des Datenschutzes", so der Bürgermeister. JÜRGEN DICKHAUS

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Ein ganz normaler Held (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandsplatz: "Teufelsschiß" von Dario Fo mit Hans Schwab, 20 Uhr.

Kronberg. Stadthalle: Schulkonzert des Hochtaunuskreises, 18 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstraße 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9-11 Uhr und 16 - 18 Uhr.

Sinclairhaus Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus - Zeit des Übergangs", Zeichnungen und Aquarelle 1880-1918.

Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.

Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiquae Urbis Romae", Grafiken von Bonaventura van Overbeek (1660-1706), 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr.

Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Mode für Millionen" von Heinz Oestergaard, 14 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, in der Geschäftszeit.

Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 16 Uhr.

Oberursel. Braas-Galerie, Frankfurter Str. 2-4: "Kunst aus Krakau", 9 bis 18 Uhr.

Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: "Künstler vom Chiemsee", Grafik und Bronzen, 15 bis 19 Uhr.

Stadtbücherei am Markt: "Quilts-Objekte" von Hanna und Hanjo Mühe, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 19 Uhr.

Königstein. Kurhaus: "20 Jahre Ferienspiele", 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Elternschule Taunus: Tagesseminar "Familie zwischen Anspruch und Wirklichkeit", Bischof- Ketteler-Haus, Dorotheenstraße 9, 10 bis 16 Uhr.

Kurhaus: "Zukunft Altenheim", Vortrag von Horst Haller, Leiter des Alten- und Pflegeheims Haus Luise, 19.30 Uhr.

Elternschule Taunus: "Angst frißt Seele auf"; Leitung: Gisela Trüller, Psychotherapeutin, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstr. 19, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Philipp-Reis-Schule: "Nicht mehr Kind und noch nicht erwachsen", Vortrag und Diskussion, Pro Familia und VHS, 20 Uhr.

Oberursel. Altentagesstätte Altes Hospital: "Vögel und Orchideen am Bafasee in Westanatolien", Dia-Vortrag, Verein für Geschichte und Heimatkunde, 15 Uhr. Parteien/Parlamente Glashütten. Sitzung des Bau- und Siedlungsausschusses, Rathaus, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8-12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18-20 Uhr, nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.

Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 14.30 bis 16.30, Tel. 7 34 02.

Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Gemeinde Liebfrauen, Berliner Str. 65, 19.30 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.

Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Spielkreis der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 16 - 17.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Treffen des Spielkreises für Mütter und Kinder, Ev. Gemeindehaus Burgholzhausen, 9.45-11.30 Uhr.

Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Neu-Anspach. Treffen im Müttercafé "Schnaufpause", Bürgerhaus, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Frauentreff, Schubertstr. 32: Gesprächsrunde zu "Frauen in Entwicklungsländern", 20 Uhr.

Kronberg. Treffen des Deutschen Frauenringes mit Vortrag, Ernst-Winterberg- Haus, 15 Uhr.

Steinbach. Eine-Welt-Gruppe: "Der Sojakomplex", Dokumentarfilm von Siegfried Pater und Boris Terpine, Ev. Gemeindehaus, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld: Gymnastik 8.45 und 9.45 Uhr; Beratung bei Frau Ruf, 14 Uhr; Basteln ab 15 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen 10 bis 13 Uhr; Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.

Vereinszentrum Alte Schule, Am Plakken: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.

"Sicherheit in Friedrichsdorf", Vortrag der Kripo, Rathaus, 15 Uhr.

Seniorenkegeln, Gasthaus "Stadt Berlin", Seulberg, 17.30 bis 19.30 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat und Rommé 14-17 Uhr.

Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: "Derby", Film mit Willy Fritsch und Hannelore Schroth, 15.30 Uhr. Kinder/Jugendliche

Bad Homburg. Jugendclub am Wingertsportpark: Mädchentreff ab 16 Uhr.

Friedrichsdorf. Bürgerhaus Köppern: "Das Gespenst von Canterville", Theater für Kinder ab 8 Jahre, 15 Uhr.

Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges

Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.

Schluckimpfung gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung), Gesundheitsamt, Schaberweg 28, 17 bis 19 Uhr.

Friedrichsdorf. Ev. Gmeindezentrum Römerhof: "Hat die Kirche noch Zukunft", Podiumsdiskussion, 20 Uhr.

Ein Lastwagenfahrer beging Unfallflucht

BAD HOMBURG. Ein vorbeifahrender Lastwagen hat am Montag nachmittag zwischen 13.30 und 15.45 Uhr in der Elisabethenstraße ein dort geparktes Auto erheblich beschädigt.

Der Lkw-Fahrer kümmerte sich nicht um den Unfall und fuhr weiter, so heißt es im Polizeibericht. Sein Wagen muß, so deuten die Polizeibeamten Spuren am Unfallort, auffallend pinkfarben lackiert sein. Der Schaden wird auf 2000 Mark geschätzt. s

Wir gratulieren

Frau Elisabeth Höhn, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.

Frau Barbara Sajnovits, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.

Frau Elise Kaltbeizer, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Frau Klara Karg, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Frau Katharina Roszak, Okarben, zum 79. Geburtstag.

Frau Elise Schroller, Petterweil, zum 73. Geburtstag.

Die Kinder . . .

Fortsetzung von Seite 1 Problemen, mit denen sich die Mädchen und Jungen bereits in diesem Alter auseinandersetzen. In Aussprüchen wie "Ich wünsche mir keine Drogen" oder "Der Ausländerhaß soll aufhören", äußern die Kinder ihr Verlangen nach Liebe und Harmonie.

Nicht den selbstherrlichen Menschen, sondern häufig dessen Schreckgespenst würde ein Kind am liebsten unter besonderen Schutz stellen und wünscht sich deshalb für die Zukunft: "Es soll keine Mausefallen mehr geben!"

Bei Kommunalpolitikern dürften vor allem die Ergebnisse aus dem "Reporter- Spiel" auf großes Interesse stoßen. Darin stellten die Mädchen und Jungen des "Bim Bam Bino" Passanten Fragen zum Stadtteil, wie "Leben Sie gern in Griesheim?" oder "Ist die Umwelt im Ort verschmutzt?" Das Resultat: Die Einwohner lieben ihr Alt-Griesheim und den Main; dagegen machen die schlechte Luft, zu viel Lärm und Verkehr ein Leben im Stadtteil nicht immer angenehm.

Noch gibt es keine klaren Absprachen über die Dauer der Ausstellung in der Stadtteilbücherei (siehe Bild). Bis Ende des Monats ist sie aber auf jeden Fall noch zu sehen, verspricht Lisa Wachsmuth. ole

SPD stützt Fraktionsvorsitzende Parteivorstand spricht Ursula Neeb-Horn sein Vertrauen aus

BRUCHKÖBEL. Der Vorstand des SPD-Kernstadtverbandes hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, daß die bisherige Fraktionsvorsitzende Ursula Neeb-Horn ihre Funktion auch nach dem für die Sozialdemokraten enttäuschenden Wahlergebnis beibehält. Der Sprecher des Stadtverbandes, Wolfram Heyn, sagte, Neeb-Horn habe im Wahlkampf unermüdliche Arbeit geleistet und einen hervorragenden Einsatz gezeigt. Das Votum sei als Unterstützung der Partei für ihre "gewiß nicht leichte Arbeit" zu verstehen.

Die Rolle der auch in eigenen Reihen nicht unumstrittenen Vorsitzenden beschreibt Heyn als besonders schwierig. Sie müsse gegen eine "Phalanx der dominierenden CDU-Männer" antreten und dabei oft persönliche Angriffe ertragen.

Der Stadtverband bedauert, daß die Genossen "trotz des engagierten Einsatzes, einer Vielzahl von Veranstaltungen und eines schlüssigen Wahlprogramms" nur wenig Zustimmung erhielten: "Wir haben es nicht geschafft, die Wählerinnen und Wähler für unsere Schwerpunktthemen ,bezahlbaren Wohnraum&rquote; und ,öffentlicher Personennahverkehr&rquote; zu interessieren und von unseren Lösungsvorschlägen zu überzeugen. Die Zufriedenheit mit der CDU ist größer und überdeckte die Hinweise der SPD, daß es auch in Bruchköbel Probleme gibt."

Heyn macht auch bundespolitische Defizite aus, welche die Wahl, besonders zuungunsten der SPD, beeinflußt hätten: "Es schmerzt schon, wenn man für etwas bestraft wird, was man als ehrenamtlich Tätiger nicht zu verantworten hat. Diese Niederlage darf aber nicht zur Resignation führen, denn die Demokratie lebt gerade von der Arbeit vieler Ehrenamtlicher in den Parteien, die nicht noch geringer werden dürfen. Wir werden jedenfalls unverzagt weitermachen."

Der Stadtverbandschef stellt sich vor, daß die SPD die Arbeit der CDU "in aller Bescheidenheit verfolgen, den Finger in die Wunden legen und auch ab und zu eigene Vorschläge unterbreiten" werde. Man wolle "verstärkt das Gespräch mit den Bürgern suchen" und sich zum Anwalt derjenigen machen, "die in der ,blühenden Stadt&rquote; an der Seite stehen". hein

Autofahrerin übersah Lastwagen

FRIEDRICHSDORF. Auf der Straße nach Köppern stieß eine Autofahrerin am Montag mit einem Lastwagen zusammen. Sie hatte das Fahrzeug laut Polizeibericht "übersehen", als sie von der Autobahnabfahrt Friedberg auf die Bundesstraße eingebogen war. Der Blechschaden wird auf 16 000 Mark geschätzt. s

Friedensmarsch zum Ende des Diözesantages

RODGAU. Mit einem Friedensmarsch vom Bürgerhaus via Römer-, Frankfurter-, Schul- und Turmstraße zur katholischen Kirche St. Matthias beendet am Sonntag, 21. März, von 16.30 bis 17 Uhr das Kolpingwerk Mainz seinen Diözesantag in Nieder-Roden. Zu dem Treffen werden 200 bis 300 Mitglieder erwartet. Thema der Veranstaltung ist "Europa", den Abschluß bildet ein Gottesdienst am Ende des Friedensmarsches in der Kirche, wobei Kolping-Banner, Europafahnen und an dem Tag erarbeitete Transparente mitgeführt werden. ttt

Namen + Notizen

WILHELM MÖLLER, Konrektor der Offenbacher Mathildenschule, mußte an seinem Jubiläum viele Hände schütteln: Der Pädagoge steht seit 25 Jahren im öffentlichen Dienst. Werner Scholz, Leiter des Staatlichen Schulamtes, hob in seiner Laudatio zum Jubiläum das Engagement des Pädagogen für die ausländischen Schülerinnen und Schüler hervor. So kümmert er sich besonders um Kinder und Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien, gestaltet deren muttersprachlichen Unterricht und berät die Eltern. Zudem hat er den Vorsitz in einem Ausschuß, der Prüfungen zum nachträglichen Hauptschulabschluß abnimmt. Scholz lobte das Verantwortungsbewußtsein und das große fachliche Wissen des Konrektors. hf

WOLFGANG REUTER, Offenbacher Oberbürgermeister, hat Pakete in alle acht Partnerstädte geschickt. Inhalt: jeweils ein Offenbach-Buch. Diesen Bildband soll - so Reuter - zum Schuljahresende ein Junge oder ein Mädchen erhalten, die sich durch besondere Leistungen in der Schule ausgezeichnet haben. Jedes Buch enthält eine Widmung des Offenbacher Oberbürgermeisters, der seine Absicht so erläutert: "¦ ¦ ¦ nach besten Kräften zur Pflege des europäischen Gedankens beizutragen und vom Willen getragen, die rein menschlichen Beziehungen als Grundlage jeder europäischen Freundschaft und Zusammenarbeit zu fördern ¦ ¦ ¦". Offenbach ist Mitglied eines Partnerschaftsrings, dem neun Städte angehören. hf

CHRISTIAN NETZEBAND, Pilot und stellvertretender Flottenchef der Lufthansa, begrüßte auf dem Rhein- Main-Flughafen eine Delegation aus Offenbach. Anlaß für den Besuch: Vor 25 Jahren war eine Boeing 737 auf den Namen "Offenbach" getauft worden. Anläßlich des Jubiläums der Patenschaft hatte die Fluggesellschaft unter anderem Oberbürgermeister Wolfgang Reuter nach Frankfurt eingeladen. Die Delegation besuchte die riesige Wartungshalle und die Maschine. Für die Crew gab es Lederpräsente und einen Bildband. Die "Offenbach" hat inzwischen 29 000 Flugstunden mit über 27 000 Starts und Landungen hinter sich. Alljährlich zu Weihnachten und zum Jahreswechsel übermittelt die Stadt "ihrer" Crew herzliche Grüße. hf

LARS STOSS, Schüler der Claus- von-Stauffenberg-Schule in Rodgau, ist einer der Sieger eines Wirtschaftsquizes der Offenbacher Wirtschaftsjunioren. Zusammen mit MIRKO STROH von der Max-Eyth-Schule in Dreieich wird er vom 7. bis 9. Mai nach Braunschweig fahren, wo 50 Quizgewinner aus dem gesamten Bundesgebiet ihre Besten ermitteln. Dritter bei der Offenbacher Ausscheidung wurde MATTHIAS CZERMAK (Stauffenberg-Schule) vor KOLJA STROH und SANDRO C. NEGRIN (August-Bebel-Schule Offenbach). hf

ADOLF KESSLER, ehemaliger Bürgermeister von Heusenstamm, ist seit 40 Jahren im Öffentlichen Dienst tätig. Zu diesem Jubiläum gratulierten dem Ortsgerichtsvorsteher jetzt der Präsident des Offenbacher Amtsgerichtes, Wolfgang Rawer, und Bürgermeister Josef Eckstein im Heusenstammer Rathaus. Erst vor wenigen Wochen war Kessler von der Stadtverordnetenversammlung die Ehrenbezeichnung "Altbürgermeister" verliehen worden. pmü

Gestohlenes Auto fuhr Schlangenlinien

BAD HOMBURG. In Schlangenlinien fuhr ein Auto in der Nacht zum Dienstag auf der Zeppelinstraße in Richtung Oberstedten. Eine Polizeistreife folgte dem Wagen und stoppte ihn kurz vor Oberstedten.

Die Beamten stellten fest, daß Auto und Kennzeichen in Frankfurt gestohlen worden waren; sie nahmen den betrunkenen Fahrer und seine Begleiterin fest. Die Ermittlungen dauern an. s

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Park- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 128.

Oberursel/Steinbach. Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.

Usinger Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32; Sonnen- Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Rats-Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2; Glaskopf-Apotheke, Glashütten, Limburger Str. 29.

Politische Diskussion um die Sanierung des Freibades neu entfacht Renovierung steht auf der Kippe

Von Astrid Ludwig

LANGENSELBOLD. Die geplante Renovierung des Freibades ist eines der Projekte, das SL, CDU und FDP kippen wollen, wenn sie sich zu einer Koalitionen zusammenfinden. Die geschätzten Kosten von fünf Millionen Mark wollen die bisherigen Oppositionsparteien nicht in dessen Sanierung investieren, solange die Zukunft des Kinzigsees ungewiß ist. Die Planungen für die Umgestaltung des Freibades liegen indes vor, mit Bodenuntersuchungen haben Geologen bereits begonnen.

Ob umgebaut wird oder nicht, ist nicht allein eine Frage neuer politischer Mehrheiten. Verunreinigungen des Schwimmbadbrunnens mit chlorierten Kohlenwasserstoffen machen der Stadt seit Mitte der 80er Jahre zu schaffen. Sie hatte die Pläne für eine Umgestaltung erarbeiten lassen, nachdem die Sanierung des "umgekippten" Kinzigsees als zu teuer beurteilt wurde. Das Gesundheitsamt empfahl aus hygienischen Gründen eine Renovierung, da die Technik dem Standard nicht mehr entspricht. Vor dem kostspieligen Umbau des Bades sollen Bodenuntersuchungen Klarheit über die Ursachen der CKW-Verunreinigung des Brunnens bringen. Beauftragt ist das Oberurseler Institut Angewandte Geologie - Arbeitsgruppe Umwelt (AGU). Dessen Mitarbeiter prüfen derzeit, ob die Gefahr möglicherweise von einer früheren Mülldeponie ausgeht. In den fünfziger Jahren war die Fläche an der heutigen Autobahn als Gemeindemüllkippe genutzt worden.

Das Wasserwirtschaftsamt Hanau hatte 1990 erstmals umfassende Untersuchungen angestellt. 2000 Mikrogramm (zwei Gramm) chlorierte Kohlenwasserstoffe waren dabei im Schwimmbadbrunnen gemessen worden. 50 Mikrogramm waren es noch in östlicher Richtung und 500 in nördlicher Lage gewesen. Die Stadt hatte, nachdem die Verunreinigung entdeckt worden war, die Wasserversorgung der Becken umgestellt und sie nur noch mit Leitungswasser gefüllt.

"Da das Problem zunächst gelöst war und keine Gefahr für das Trinkwasser bestand, hat man sich Zeit gelassen mit Mittelzuweisung und weiteren Untersuchungen", erläutert Hans-Dietrich Hartmann, Leiter der zuständigen Fachbehörde, des Wasserwirtschaftsamtes die Lage. Das Land Hessen hat das Schwimmbadgelände inzwischen zur "Altlast-Verdachtsfläche" erklärt. Das Abfall-Dezernat des Regierungspräsidiums Darmstadt wies die Stadt daraufhin zu neuen Untersuchungen an. Landeszuschüsse in Höhe von 53 000 Mark fließen für die Boden- Luft-Messungen und die Tiefenbohrungen des Oberurseler Institutes.

Die Pegel wurden bereits gesetzt, um die Bodenluft abzusaugen und auf Deponieausgasungen zu überprüfen. "Chlorierte Kohlenwasserstoffe und aromatische Kohlenwasserstoffe finden sich im Gemeindemüll eigentlich selten", sagt der Geologe Gerd Andreas Stachel. Er glaubt deshalb eher an andere Gründe für die Verschmutzung. Schon 1990 kam der Verdacht auf, daß die Schadstoff-Quelle auch außerhalb des Schwimmbades und Alt- Deponie liegen könnte. Denn die CKW- Werte wurden in großer Tiefe und in sehr unterschiedlichen Mengen gemessen. Der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes vermutet, der Verursacher könnte eine Reinigungsfirma sein. Mit Hilfe von Tiefenbohrungen soll das nun geklärt werden.

Vom Ergebnis der Proben wird abhängen, ob und wie das Bad saniert werden kann. Dazu Bürgermeister Ebner: "Bis zur Konstituierung der neuen Mehrheiten werden keine Aufträge vergeben, die nachher vielleicht im Papierkorb landen." Das sei gegenüber dem Steuerzahler unfair. SL-Chef Michael Frenzel hatte vermutet, daß SPD/DKP ihre Pläne noch schnell "zementieren" könnten, um an der neuen Mehrheit "Rache zu nehmen".

Vom Umgang mit Angst und Schuldgefühlen

GELNHAUSEN. Einen Vortrag zum Thema "Umgang mit Angst und Schuldgefühlen" bietet die Selbsthilfekontaktstelle (SEKOS) für Donnerstag, 18. März, um 19.30 Uhr in ihren Räumen in der Altenhaßlauer Straße 21 an. Der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos. Auskünfte zu diesem Vortrag sowie der Veranstaltungsreihe "Forum Selbsthilfe" geben die SEKOS-Mitarbeiter unter der Telefonnummer 0 60 51 / 7 45 77. völ

Neue Ausstellungen im Goldschmiedehaus

HANAU. Im Hanauer Goldschmiedehaus stehen zwei neue Ausstellungen bevor. Am Sonntag, 21. März, beginnt um 11.30 Uhr die Schau "Klaus Ullrich - Schmuckmacher seit 1955". Specksteinplastiken von Erika Herbert werden ab Mittwoch, 24. März, gezeigt. Eröffnung ist um 18 Uhr.

Die Ausstellung über das Werk von Klaus Ullrich wurde anläßlich seines 65. Geburtstags vom Schmuckmuseum Pforzheim konzipiert. Sie dokumentiert sein Schaffen aus fast 40 Jahren und dauert bis zum 9. Mai. Zur Eröffnung wird Dr. Karl Bernd Heppe vom Düsseldorfer Stadtmuseum sprechen.

Die Künstlerin Erika Herbert, deren Specksteinplastiken präsentiert werden, stammt aus Hanau. Sie konzentriert sich seit einiger Zeit auf den weichen Naturstein. Im Goldschmiedehaus wird eine Auswahl nichtgegenständlicher Kleinplastiken präsentiert.

Geöffnet ist das Goldschmiedehaus täglich außer montags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. res

Der Siegeszug des Einteilers Schlüpfrige Wäsche Schwedens Handballer präsentieren sich mit neuem Trikot

So wenig neues diese Handballweltmeisterschaft auf dem Gebiete der taktischen Konzepte bisher gezeigt hat, so revolutionär sind die Veränderungen im Bereich der Sportmode. Von den einen belächelt, von anderen bestaunt, von den unterlegenen Isländern gar heftig attackiert, überrascht Weltmeister Schweden mit einem neuen Trikot. Wie eine zweite Haut umhüllt es einteilig der Ballsportler Körper - der entscheidende Grund übrigens, warum der Internationale Handballverband IHF es nur unter der ausdrücklichen Bedingung zugelassen hat, daß die Spieler Shorts darüber tragen. Geplant war das ursprünglich nicht.

Was bei Radfahrern und Leichtathleten schon eine - unter ästhetischen Gesichtspunkten leider allzu häufig traurige - Tradition hat, hält nun also auch Einzug im Handballsport. Auch hier sollen sie schlüpfrig sein, die neuen Kleider. Wenn auch nicht für den Wind, so doch für des Gegners Hände, der Betrachter Augen werden in derart praktische Erwägungen nicht einbezogen.

Schwedens Kreisläufer Per Carlen - entscheidend an der Entwicklung der Trikotage beteiligt - gleitet dem Gegner neu gewandet schlicht aus den Händen. Ein einziges Mal, so berichtet der kräftige Mann, sei er von den Isländern festgehalten worden, obwohl es an solcherart Versuchen nicht gemangelt habe. Magnus Wislander rechnet dagegen, daß allein er den konservativ gekleideten Isländer Geir Sveinsson volle fünf bis sechs Mal bei der Wäsche gepackt und auch festgehalten habe. Ein glatter Erfolg also, der neue Handball-Einteiler. Nur, "ohne Hose", und das sagt Wislander bitterernst und ohne Lächeln, "das war kein Thema, da gibt es eine Grenze."

Wohl auch für die Handballerinnen des Bundesligisten TuS Walle Bremen, denn die sind schon vor Monaten einmal im Einteiler angetreten, ohne Überhose - und seither nie wieder. fes

Zu schnell um die Ecke gefahren: Auto gerammt

USINGEN. Zu schnell um die Ecke fuhr ein Autofahrer am frühen Montag morgen, als er mit seinem Wagen in Eschbach von der Michelbacher Straße nach rechts in den Maibacher Weg einbiegen wollte. Das Fahrzeug krachte gegen einen geparkten Wagen und richtete Blechschaden von 10 000 Mark an.

Der Fahrer machte sich davon, konnte aber später von der Polizei ermittelt werden. s

Bistro-Team will raus aus Juz Gremium sucht Sponsoren für die Anmietung neuer Räume

HEUSENSTAMM. "Es ist nicht so, wie wir es uns vorstellen", sagt das Gremium des Jugendbistros, jenes von den Jugendlichen neu gewählte Team, das für den eigenverantwortlichen Betrieb des Jugendcafés zuständig ist. In seiner ersten Sitzung hat das Gremium beschlossen, aus dem Jugendzentrum an der Rembrücker Straße wieder herauszugehen, in das die Jugendlichen Anfang des Jahres erst hineingegangen waren, nachdem ihnen die Räume in St. Cäcilia gekündigt worden waren.

Den jungen Leuten behagt es nicht, in den "normalen" Juz-Betrieb integriert zu werden und "unter Aufsicht" die Arbeit zu machen, für die eigentlich das Jugendzentrum zuständig wäre. "Es gibt zu viele Einschränkungen", meinte zudem ein Gremiumsmitglied.

Jetzt versuchen die Jugendlichen wieder ihre Anfang des Jahres selbst aufgegebene Eigenständigkeit zurückzugewinnen, was vor allem mit einem anderen Raum geschehen soll. Dabei ist wiederum die Halle im Niederröder Weg im Gespräch, die den Jugendlichen von einer Immobilienfirma in Seligenstadt im vergangenen Jahr schon einmal angeboten worden war. Sie ist etwa 130 Quadratmeter groß und sollte damals für 1300 Mark im Monat vermietet werden. Die Jugendlichen, beziehungsweise stellvertretend ein Erwachsener, hatten damals nicht unterschrieben, weil Bürgermeister Josef Eckstein ihnen den Vorschlag unterbreitete, ins Juz zu gehen, worin sie dann auch einwilligten.

Eckstein lehnte die Anmietung der Halle im Niederröder Weg damals einmal aus Kostengründen ab, zum anderen befindet sich in dem Mietvertrag eine Klausel wonach die Jugendlichen die Räume binnen zweier Monate räumen müssen, sollte sie verkauft werden. Ob die Seligenstädter Firma noch zu ihrem Angebot vom vergangenen Jahr steht, läßt sich in dieser Woche nicht feststellen. Der zuständige Mann ist erst nächste Woche wieder im Lande.

Dessen ungeachtet sucht das Gremium jetzt nach Sponsoren, Firmen oder Privatleuten, die bereit wären, sich die Miete dauerhaft zu teilen und dabei das "gute" Gefühl hätten, etwas für die Jugend zu tun. Wer Interesse daran hat, kann sich mit dem Gremium unter den Rufnummern 0 61 04 / 25 63 oder 59 68 in Verbindung setzen. Das Jugendbistro hat auch ein Sonderkonto bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt, es hat die Nummer 104 234 471. pmü

Während der parteilose Rathauschef überraschend auf eine Kandidatur verzichtet, geht ein neuer Bewerber ins Rennen: Hans Fuhrmann Bürgermeister Ortmann wirft das Handtuch Konsequenz aus schlechtem Kommunalwahlergebnis Von Claudia Nenninger USINGEN. Der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann wirft das Handtuch. Überraschend hat der parteilose Politiker gestern seine Kandidatur für die Bürgermeisterwahl zurückgezogen. Gleichwohl hatte Ortmann vorige Woche in der FR angedeutet, daß er möglicherweise Konsequenzen aus dem schlechten Wahlergebnis ziehen wolle. Unterdessen meldete ein anderer seine Ambitionen auf den Bürgermeister-Sessel an: Hans Fuhrmann, Obergerichtsvollzieher der Stadt, parteilos und Neuling auf der kommunalpolitischen Bühne, will als unabhängiger Kandidat ins Rathaus einziehen. Die Wählergemeinschaft BEU ("Bürger für Ehrliches Usingen") begrüßte die Bewerbung Fuhrmanns und sicherte dem 53jährigen ihre Unterstützung zu. "Der Wähler wollte einen Neubeginn, und ich bin sicher nicht jemand, der das repräsentiert", gab Ortmann jetzt als Ergebnis seiner Wahlanalyse bekannt. Druck von seiten der Wahlverlierer SPD und CDU, die ihn beide unterstützten, ist nach Ortmanns Aussage nicht ausgeübt worden. Außerdem bestritt er einen Zusammenhang zu dem "Auftauchen" des BEU-Kandidaten. "Reiner Zufall, so etwas entscheidet man nicht in fünf Minuten." Seine zukünftige Arbeit sieht er wieder auf seinem alten Posten als büroleitender Beamter - "wenn der neue Bürgermeister nichts dagegen hat", so Ortmann.

CDU-Parteichef Gerhard Liese und SPD-Amtskollege Norbert Braun waren beide gestern nicht für eine Stellungnahme zu ereichen. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzene Harry Strehlow stritt auf Anfrage ab, die SPD habe Ortmann als "Klotz am Bein" für Koalitionsverhandlungen geopfert. "Das macht keinen Sinn." Im Gegenteil: Daß die BEU vor den Verhandlungen einen eigenen Kandidaten präsentiert habe, mache die Gespräche mit ihr nicht leichter. Strehlow kündigte außerdem an: "Ab sofort sucht die SPD wieder einen Kandidaten." Fuhrmann sei ihm bislang nur als Vereinstrainer, jedoch nicht politisch bekannt, sagte Strehlow.

Die BEU zeigte sich vom Verzicht Ortmanns überrascht. "Das hatte ich nicht erwartet", sagte die Vorsitzende, Monika Mann. Sie räumte ein, daß die Ausgangsbasis für die Verhandlungen mit der SPD jetzt andere seien.

Fuhrmann, der plötzlich als Alleinbewerber dasteht, bezeichnete seine Entscheidung unterdessen als persönliche Herausforderung, "in der Politik etwas zu bewegen". Ebenfalls überrascht von der Entscheidung Ortmanns, erwartet er wie die BEU die Nominierung neuer Kandidaten seitens der großen Parteien. Der Gerichtsvollzieher zählte die Politikverdrossenheit und die Korruption als Hauptgründe für sein Antreten auf. "Ich will, daß künftig die Interessen aller Usinger Bürger gewahrt werden."

Dank seines Berufes hält es sich der "Mann mit dem Kuckuck" zugute, die Sorgen der "kleinen Leute" zu kennen. "Ich höre mir tagtäglich an, wie geschimpft wird", erklärte er. Die "kleinen Leute" kennen umgekehrt auch den Gerichtsvollzieher, und so mancher kann ihn sich wohl auch als Bürgermeister vorstellen. Nicht selten sei er in letzter Zeit gefragt worden: "Wollen Sie das nicht machen?"

Die Bürger, so weiß der Bewerber, schimpfen am meisten über die Steuerlast sowie Gebühren- und Abgabenerhöhungen. Eine sparsame Haushaltspolitik nannte er deshalb als Schwerpunkt der Arbeit des künftigen Usinger Verwaltungschefs. Angesichts der Schuldenlast der Stadt hält er eine weitere Verschuldung für nicht tragbar und folgert daraus, "daß ein neues Rathaus und die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes der Finanzlage zum Opfer fallen wird".

Nicht minder wichtig ist dem gebürtigen Ostpreußen (aus Lötzen), der seit 20 Jahren in Usingen lebt, die Bürgernähe. "Es darf keine Bevorzugung von Einzelpersonen geben, die Verbindungen zum Rathaus haben. Alle Bürger sind gleich zu behandeln", sagte er. Das Gebot der Fairneß sei für ihn als ehemaliger aktiver Sportler und heutiger Leiter der Leichtathletikabteilung des Usinger Sportvereins keine Phrase, betonte er. Seine Bekanntheit in der Stadt verdanke er vor allem seinem Engagement für den Sport.

Wenn es nur nach dem Bekanntheitsgrad ginge, müßte eigentlich Ehefrau Dagmar antreten. Als 400-Meter-Läuferin erreichte sie 1976 bei den olympischen Spielen in Montreal Platz fünf in der Staffel. Doch auch Hans Fuhrmann sieht sich gut im Rennen. Seine frühere Spezialdisziplin war zwar "nur" die 100-Meter- Strecke. Den nötigen Atem für die sechsjährige Amtszeit eines Bürgermeisters hat er nach eigener Aussage jedoch allemal: "Ich bin immer noch fit."

"Johannespassion" in der Marienkirche

GELNHAUSEN. Johann Sebastian Bachs "Johannespassion" wird am Samstag, 27. März, um 20 Uhr in der Marienkirche aufgeführt. Neben den Solisten Barbara Fleckstein, Annette Franz, Peter Schmitz, Thomas Herberich und Bardo Menke wirken der Bachchor und das Bachorchester Mainz mit.

Karten gibt es ab sofort bei Bürobedarf Guthmann, der Brentanobuchhandlung und im städtischen Verkehrsbüro. völ

Elternschule bietet ein Rhetorikseminar an

KELKHEIM. Argumentieren und ohne Scheu frei sprechen - das vermittelt ein Rhethorikseminar der Elternschule Taunus an den Samstagen 20./27. März, je 10 bis 17 Uhr, im katholischen Gemeindehaus Sankt Josef Eppenhain. Anmeldung bei Regine Kilb, Tel. 0 61 98 / 3 35 38. ana

Wie sich Regenwasser zuhause nutzen läßt

FRIEDRICHSDORF. Über die Möglichkeiten, Regenwasser für Haus und Garten zu nutzen, spricht der Darmstädter Ingenieur Martin Bullermann am Dienstag, 23. März, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Köppern. Thema sind die Technik wie auch finanzielle Förderprogramme. Veranstalter ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). c

Familie Dörr sucht Paten Hilfe für Rußlanddeutsche, die nun bei Kaliningrad leben

BAD HOMBURG. 34 rußlanddeutsche Familien, die in den letzten zwölf Monaten aus Kasachstan oder Sibirien ins ehemalige Ostpreußen, in die Nähe von Königsberg (heute Kaliningrad, Rußland) umgesiedelt sind, sollen Paten aus Deutschland bekommen. Diana Dörr (Bad Homburg) und ihre Familie wollen das vermitteln, damit die Hilfe für die Rußlanddeutschen, die sich um eine neue Existenz bemühen, persönlicher wird.

Diana Dörr kümmert sich schon einige Zeit um die Menschen in und um Kaliningrad, sammelt Lebensmittel und Sachspenden und organisiert Hilfstransporte. Im Februar und März sind drei Container mit jeweils 35 Kubikmeter gespendeter Hilfsgüter nach Rußland geschickt worden. Unter anderem wurde das durch eine Bilderauktion finanziert: Ursel Dörr, die Mutter von Diana, hat eigene Bilder mit Ostpreußen-Motiven zur Verfügung gestellt (die FR berichtete).

Ein großer Teil des Mehls, der Haferflocken, Müsli und Backzutaten aus dem Hilfstransport wurde auch an die Armenküche des Königsberger Pfarrers Beyer gegeben.

Die nächste Hilfsaktion im April aus Bad Homburg gilt den Rußlanddeutschen, die jetzt im Dorf Ludwigsort zwischen Königsberg und dem Frischen Haff leben. Die Familien, berichtet Dörr, wohnen in Containern oder alten Häusern, die 50 Jahre leergestanden haben: "Die Menschen brauchen Lebensmittel, aber auch Werkzeug und Sämereien und Gartengeräte, um ihre Häuser auszubessern und das Land, das sie jetzt erwerben durften, zu bestellen." Alle Gerätschaften, "die ein Häuslebauer so braucht", sind vonnöten: vom Nagel bis zum Betonmischer, von Sicherungen bis zu Schlüsseln. Um die Gärten bestellen zu können, sind Gemüsesamen, Setzlinge, Stauden, Pflanzkartoffeln, Spaten, Eimer und landwirtschaftliche Literatur willkommen.

Weiterhin sammelt Diana Dörr Grundnahrungsmittel und Milchpulver, gebrauchte Kleidung und Stoffe. Wer etwas spenden möchte oder Kontakt mit einer Familie in Ostpreußen aufnehmen möchte, kann sich an Diana Dörr, Bad Homburg, Saalburgstraße 95, Tel. 06172/31512 wenden und erhält dort auch nähere Auskünfte. nau

Vilbel aktuell · Vilbel aktuell

Bauarbeiten gehen weiter BAD VILBEL. Heute werden die Bauarbeiten in der Frankfurter Straße (Innenstadt) wieder aufgenommen. Wie Zweiter Stadtrat Jörg Frank mitteilt, wird nun der Abschnitt zwischen Grünem Weg und Zentralparkplatz umgestaltet und daher für den Verkehr gesperrt.

Dazu wird der Verkehr aus Richtung Altem Rathaus über den Erzweg geleitet, aus Richtung Südbahnhof wird eine Wendemöglichkeit auf dem Zentralparkplatz geschaffen.

Im Bereich der Frankfurter Sparkasse, Frankfurter Straße 127, werden Parkflächen parallel zur Frankfurter Straße markiert. Das bisher dort praktizierte Parken senkrecht zur Fahrtrichtung kann wegen der geringen Straßenbreite nicht mehr geduldet werden.

Für Lastwagen mit Anhänger ist die Frankfurter Straße gesperrt. Fachausschuß Jugendfürsorge tagt Der Fachausschuß Jugendfürsorge des Wetteraukreises tagt am heutigen Mitwoch um 14 Uhr im Jugendhaus Saalburgstraße. Unter anderem stehen auf dem Programm eine Auswertung der Sitzung zum Thema "Offene Jugenarbeit" sowie ein Bericht über die Einrichtung in Bad Vilbel. Bürgeraktive lädt ein Die Bürgeraktive, Frankfurter Straße 15, lädt heute, Mittwoch, ein zum offenen Männertreff um 20 Uhr. Am Donnerstag, 18. März, kommen Singles um 19.30 Uhr zusammen.

"Schönes Hessenland" "Schönes Hessenland" ist das Thema eines musikalisch begleiteten Diavortrages der Seniorenbetreuung der Stadt Bad Vilbel am Mittwoch, 17. März, um 15 Uhr im Kurhaus, unter der Galerie. Die Teilnahme ist kostenlos. Turnverein Massenheim zieht Bilanz Der Turnverein Massenheim lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 20. März, um 20 Uhr in der Turnhalle, Homburger Straße. Anregungen für den Verein sind erwünscht. Jugend zu "Wüstentag" eingeladen Zu einem "Wüstentag" für die Jugend lädt die katholische St. Nikolaus-Gemeinde am Samstag, 20. März, um 8.30 Uhr in der St. Nikolaus-Kirche ein. Der Wüstentag soll der Begegnung mit sich selbst, der Umwelt und Gott - im Gehen und Schweigen - dienen. Gemeinsam erwandert die Gruppe von der Kirche aus nicht zu lange Strecken, vielmehr um an diesem Tag einen Freiraum zu schaffen. Jeder Teilnehmer sollte Proviant und Schreibzeug mitbringen, außerdem mit Regenschutz und festen Schuhen ausgerüstet sein. Der Wüstentag findet auch bei Regen statt und ist gegen 16 Uhr beendet.100 Jahre Volkschor Bad Vilbel Der Volkschor Bad Vilbel feiert am Sonntag, 21. März, sein 100jähriges Bestehen mit Totenehrung auf dem Friedhof um 11 Uhr, Akademischer Feier am 27. März um 19 Uhr im Kurhaus. de

Maria Scholz hat Segen der CDU für Magistrat

BAD HOMBURG. Der Wunsch von Maria Scholz ging in Erfüllung: Die CDU- Fraktion hat die bisherige Stadtverordnetenvorsteherin als Kandidatin für den ehrenamtlichen Magistrat nominiert. Für die weiteren Stadtratsposten der CDU wählte sie Ursula Bachmeier, Bernd Hamer und Ewald Will. Alle drei gehörten auch bisher schon dem Magistrat an.

Ausgeschieden sind dagegen Erika Bublitz und Marianne Roth-Profenius. Der CDU stehen nach ihren Stimmverlusten von fast acht Prozent bei der Gemeindewahl nur noch vier statt bisher fünf ehrenamtliche Magistratsmitglieder zu. Die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien müssen noch vom Stadtparlament bestätigt werden. stk

Zweite Niederlage für Metzler Heilbäderverband wollte ihn auch nicht als zweiten Vorsitzenden

BAD ORB. Hugo Metzler (56) kann sich in der neuen Legislaturperiode ganz auf seine Aufgaben in Bad Orb konzentrieren, wo er unter anderem als Bürgermeister, Aufsichtsratsvorsitzender der Kurgesellschaft und Vorsitzender des CDU- Stadtverbandes fungiert. Was sein Engagement über die Grenzen von Bad Orb hinaus betrifft, so tritt der Rathauschef künftig deutlich kürzer.

Metzler hat nicht nur sein Kreistagsmandat aufgegeben, sondern sich auch aus dem Vorstandsgremium des hessischen Heilbäderverbandes verabschiedet, wobei letztere Entscheidung überraschend kommt. Schließlich hegte der Orber Bürgermeister am vergangenen Freitag bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes im benachbarten Bad Soden- Salmünster noch ganz andere Ambitionen.

Er kandidierte sowohl für den Vorsitz als auch für den Stellvertreterposten in dem Gremium. Doch der Bürgermeister, bei der Kommunalwahl vor anderthalb Wochen noch strahlender Sieger, mußte fünf Tage später gleich in zwei geheimen Abstimmungen mit der Rolle des Unterlegenen vorliebnehmen.

Nachfolger des bisherigen Verbandsvorsitzenden Dr. Eduard Alt, Kurdirektor aus Bad Nauheim, ist Hans-Peter Wohlgehagen aus Bad Wildungen, der sich mit zwölf zu acht gegen Metzler durchsetzte. Kurz danach büßte dieser auch seine bisherige Position als zweiter Vorsitzender ein und mußte sein Amt an Bürgermeister Heinrich Haupt aus Bad Zwesten abtreten.

Der Orber Christdemokrat führt seine Abstimmungsniederlagen vor allem auf die Differenzen zwischen den Staats- und Kommunalbädern im Verband "und das falsche Parteibuch" zurück.

Die Interessen von Bad Orb im Heilbäderverband vertritt nun Dr. Christian Kirchner, der, im feinen Unterschied zu Metzler, eben kein hauptamtlicher CDU- Funktionär, sondern Kurdirektor ist - Parteibuch hin, Parteibuch her. Kirchner, bereits im bäderwissenschaftlichen Beirat und Europabeauftragter, rückt nun für Metzler in den Vorstand auf. jan

Grüne begrüßen Signale der SPD für Gespräche

RODGAU. Die Grünen in Rodgau begrüßen das Verhandlungsangebot der SPD, das deren Spitzenkandidat Thomas Przibilla ihnen signalisiert hat. Die Gesprächsbereitschaft werten die Alternativen als Eingeständnis, daß "eine Vielzahl von sozialdemokratischen Positionen mit den Grünen besser durchzusetzen sind als mit der CDU". Insofern freuen sich die vom Wähler am 7. März mit zwei zusätzlichen Mandaten ausgestatteten Grünen, daß die SPD inzwischen einen Terminvorschlag von ihnen akzeptiert habe.

Bei der Gelegenheit wollen die Verhandlungsführer der Umweltpartei ausloten, inwieweit mit den Sozialdemokraten auf der Grundlage einer gleichberechtigten Partnerschaft Weichen für eine sachbezogene, soziale und ökologische Politik gestellt werden können. Dazu gehöre auch, daß Beschlüsse aus der Zeit der CDU/ SPD-Koalition zur Diskussion gestellt werden müßten. ttt

Ich versuche auszuloten, ob die Blockade positiv zu verändern ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Werner Münch zum Tarifkonflikt in der ostdeutschen Metallindustrie

FR: Herr Münch, im Streit der ostdeutschen Metallindustrie fordern Sie, den Konflikt zu regionalisieren. Was stört Sie denn an der ostdeutschen Tarifpolitik der Frankfurter IG Metall-Spitze oder der Kölner Arbeitgeber?

Münch: Wir haben in den ostdeutschen Ländern eine besondere Situation, die jeden, der in einer besonderen Verantwortung steht, die Frage stellen läßt, was er dazu beitragen kann, um die derzeitige Blockadesituation aufzulösen. Ich habe am Montag die sachsen-anhaltinische IG Metall und die Metallarbeitgeber zu einem internen Gespräch gebeten. Dabei habe ich klargemacht, daß es mir nicht darum geht, in die Tarifautonomie einzugreifen. Ich versuche auszuloten, ob die Blockade positiv zu verändern ist.

FR: Werden ostdeutsche Interessen von der IG Metall-Spitze und den MetallArbeitgebern denn nicht richtig wahrgenommen?

Münch: So möchte ich das nicht sagen. Wir haben insofern eine unglückliche Situation, als ein im März 1991 geschlossener Tarifvertrag einseitig gekündigt worden ist. Zwischen beiden Tarifparteien werden zur Zeit keine Gespräche mehr geführt. Mir kann überhaupt nicht daran gelegen sein, daß diese Situation so fortgeführt wird, und dann die nächste Stufe mit Warnstreiks und Streiks beginnt, weil das für die ostdeutschen Länder nicht gut wäre. Deshalb habe ich versucht herauszufinden, ob sich durch die Einschaltung der ostdeutschen Ministerpräsidenten die Situation verändern läßt. Ich habe beiden Seiten vorgeschlagen, daß ich den Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz-Ost, Manfred Stolpe, bitten werde, in unserer nächsten Runde am 25. März über dieses Thema zu sprechen. Dort sollten wir uns eine Meinung darüber bilden, ob wir mit Herrn Steinkühler und Herrn Gottscholl sowie den Ministerpräsidenten ein Gespräch führen wollen.

FR: Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) plädiert für getrennte Tarifgebiete: Ost- und Westdeutschland. Dabei sollen in Ostdeutschland viele Arbeitsplätze zu niedrigen Löhnen entstehen. Halten Sie die Idee für vernünftig?

Münch: Ich glaube nicht, daß das für die Gewerkschaft eine akzeptable Position sein kann. Es gibt bestimmte Tarifbedingungen, die man nicht seitens der Regierung mit solchen Vorschlägen verändern kann. Dazu müßten sich die Tarifparteien äußern. Das ist nicht Angelegenheit einer Landesregierung. Ich werde in der jetzigen Situation alles vermeiden, mich auf die Seite irgendeines Vorschlages zu begeben, weil das die Situation weiter erschweren würde. Ich kann nur als Ministerpräsident eines Landes versuchen, die beiden Tarifparteien wieder zu Gesprächen zu bewegen. Ob mir das gelingt, weiß ich nicht. Vorschläge, die für die eine oder andere Seite unakzeptabel sind, unterbreite ich nicht. Das ist ein Gebot der Klugheit.

FR: Professor Rudolf Hickel, der Schlichter im sächsischen Metallkonflikt, sprach davon, beim Verzicht auf den 26prozentigen Einkommensanstieg drohe ein Verarmungsprozeß in der Bevölkerung. Außerdem entstünde ein nicht zu unterschätzender Vertrauensverlust.

Münch: Das möchte ich nicht kommentieren. Nur soviel: Man muß bei einer solchen Bewertung berücksichtigen, wie denn der Einstieg im Lohnniveau, von dem man die 26 Prozent für 1993 als ersten Anstieg berechnet hat, zu sehen ist. Man muß die Vergleichslöhne in anderen ostdeutschen Branchen sehen, insbesondere solchen, die ebenfalls problematisch sind. Dazu gehört die Chemie. Ein ausschließlicher Verweis auf die 26 Prozent Lohnanstieg ist zu kurz gegriffen. Man muß die Gesamtentwicklung auch anderer Branchen sehen. Da ergeben sich schon Differenzen zu Lasten der Metaller. Mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Werner Münch (CDU), sprach FR-Korrespondent Bernhard Honnigfort.

Winterpause in der Lochmühle ist vorbei

WEHRHEIM. Die Winterpause im Freizeitpark Lochmühle ist vorbei: Ab sofort warten die Ziegen, Schafe, Hasen und Hühner wieder auf ihre Streicheleinheiten im Streichelzoo. Die Ponys stehen zum Reiten bereit; außerdem können die Besucher Esel, Schweine, Gänse, Enten, Damwild, Fasane und andere Vögel auf dem Gelände des Freizeitparks beobachten.

Auch das ausgebaute Spiel- und Spaß-Programm der Lochmühle kann sich sehen lassen: Neben den zahlreichen Spiel- und Freizeitgeräten - von der Riesenrutsche über die Familienachterbahn, Floß- und Bootsfahrten bis zur Seil- und Eisenbahn und der Minigolfanlage - laden die Grillplätze und Hütten zum Rasten bei Selbstversorgung ein.

Der Freizeitpark an der B 456 zwischen Wehrheim und Köppern ist täglich von 7 bis 18 Uhr geöffnet; letzter Einlaß ist um 17 Uhr. cn

Heute im Lokalsport

&blt; Als Titelmädchen Lotte einen Skandal auslöste - 1930 trat das erste Frauenfußball-Team in Frankfurt gegen das Leder.

(Bericht Seite 23)

Pflasterstein wurde von Brücke auf Auto geworfen

HATTERSHEIM. Ein Pflasterstein wurde am Montag gegen 16.30 Uhr von bislang unbekannten Tätern von der Autobahnbrücke der L 3011 auf die A 66 geschleudert. Ein Autofahrer konnte gerade noch ausweichen, beim Wagen einer jungen Frau krachte der Stein dann auf die Windschutzscheibe. Das Fenster zersplitterte, und der Fahrzeugrahmen wurde erheblich beschädigt. Bei dem "gefährlichen Verkehrseingriff", so die Polizei, wurde niemand verletzt. ege

Brüssel will billigere Butter Agrarminister beraten Preise / Reformbedarf bei Rindfleisch

ha BRÜSSEL. Die EG-Kommission will den Ankaufpreis für Butter vom 1. Juli an um fünf Prozent senken. Dies ist der für die Verbraucher interessanteste Aspekt des von Brüssel vorgelegten Agrarpreispakets für das kommende Wirtschaftsjahr. Die zwölf Landwirtschaftsminister beraten seit gestern darüber, doch werden Entscheidungen in dieser Verhandlungsrunde noch nicht erwartet. Die Verbilligung der Butter hält die Kommission für unausweichlich, da die Konsumenten sich immer mehr pflanzlichen Streichfetten zuwendeten und der Verbrauch jährlich um zwei bis 2,5 Prozent zurückgehe.

Brüssel will mit seinen jüngsten Vorschlägen die im vorigen Jahr beschlossene Reform der gemeinsamen Agrarpolitik konsolidieren. Damals waren bereits Preissenkungen für Getreide und andere Ackerbaufrüchte für das kommende Wirtschaftsjahr in Verbindung mit einem Einkommensausgleich für die Bauern durch direkte Beihilfen festgelegt worden. Diesem Konzept stimmen die zwölf Minister nun prinzipiell zu.

Bei Milch schlägt die Kommission ergänzend vor, die im Reformpaket für dieses Jahr vorgesehene Senkung der Abnahmequoten um ein Prozent auf 1994 zu verschieben, womit dann zwei Prozent weniger Milch zum Garantiepreis aufgekauft werden soll. Der Grund ist, daß Italien, Spanien und Griechenland das Quotensystem in der Vergangenheit nicht eingehalten hatten und erst jetzt ihre Produktion entsprechend reduzieren sowie die notwendigen Kontrollen dazu einführen. Umgekehrt liegt die Milchproduktion in Ostdeutschland derzeit noch um 25 bis 30 Prozent unter den zugeteilten Quoten.

Umstritten sind beim Brüsseler Preispaket vor allem die geplanten höheren Qualitätsanforderungen für Getreide beim Ankauf von Überschüssen sowie die Kürzung der Beihilfen für die private Einlagerung. Das wirkt sich für die Bauern als zusätzliche indirekte Senkung der Erzeugerpreise aus. Landwirtschaftsminister Jochen Borchert kündigt dagegen denn auch "harten Widerstand" an.

Ein ungelöstes Problem haben die Minister zunächst ausgeklammert: den Rindfleischberg, der inzwischen Rekordhöhen erreicht. Nach Ansicht von Experten müssen hierfür noch Reformbeschlüsse nachgeholt werden.

Roland Huth an der Fraktionsspitze

ERLENSEE. Der Freidemokrat und rührige Pressesprecher der neuen Wählergruppe FDP / Unabhängige Bürger, Ronald Huth, wird im Erlenseer Parlament die vierköpfige Fraktion führen. Huth und seine zukünftige Stellvertreterin Elke Elverfeld wurden einstimmig gewählt.

Bei der konstituierenden Sitzung der Fraktion betonte Huth einmal mehr, daß die FDP / UB keine Koalition mit wem auch immer eingehen, sondern "harte aber faire Sacharbeit" leisten wolle.

Dem sozialdemokratischen Bürgermeister und seiner Partei schrieb er ins Stammbuch, daß ab sofort die Uhren anders gingen: "Wenn Heller trotz des Verlustes von über 15 Prozent der Stimmen keine Notwendigkeit für Veränderungen sieht und glaubt, es ginge alles so weiter wie bisher, dann begeht er einen weiteren folgenschweren Fehler. Die Wählerinnen und Wähler Erlensees wollen den Wechsel. Die SPD hat diese Entscheidung zu akzeptieren. Nicht das Wahlvolk hat versagt, sondern die Parteien haben in den zurückliegenden Jahren mit ihrer Politik versagt."

Im Parlament will sich die Wählergruppe vor allem den Themen Verkehrs- und Baupolitik widmen, außerdem "Verkrustungen abbauen und einen anderen Politikstil probieren". hein

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Gedenken an Hanaus Zerstörung HANAU. Zu einer Gedenkstunde anläßlich der Zerstörung Hanaus am 19. März 1945 lädt der SPD-Stadtverband ein. Die Teilnehmer treffen sich am Sonntag, 21. März, um 11.30 Uhr am Mahnmal in der Martin-Luther-Anlage. Zoo-Besuch in Frankfurt HANAU. In den Frankfurter Zoo führt eine Fahrt für interessierte Familien am Sonntag, 21. März, zu dem das Freizeit- und Sportamt einlädt. Die Tour beginnt um 12 Uhr am Hanauer Hauptbahnhof. Anmeldungen unter Ruf 6 57 23.

Opernmelodien vom Rathausturm HANAU. Ludwig Sommer spielt am Samstag, 20. März, ab 11 Uhr Opernmelodien auf dem Glockenspiel über dem Marktplatz. Auf dem Programm stehen Melodien aus dem "Freischütz" von Carl Maria von Weber, aus "Hofmanns Erzählungen" von Jaques Offenbach.

Vorlesestunde für Kinder HANAU. In der Großauheimer Zweigstelle der Stadtbibliothek beginnt am Freitag, 26. März, ab 15 Uhr wieder eine Vorlesestunde mit Marga Albach. Diesmal trägt sie die Geschichte von Kuschel, dem kleinen Stachelschwein vor.

Am Montag, 29. März, wird dann ab 15 Uhr Theater gespielt. "Die Gruppe "RRRABATZZ-Theater" zeigt Clownerien für Kinder ab fünf Jahren.

Der Bürgerverein Frankfurter Berg lädt zur öffentlichen Jahreshauptversammlung ein: am Montag, 22. März, 19.30 Uhr, im Clubraum 1 des Bürgertreffs an der Albert-Schweitzer-Schule (Berkersheimer Weg). Themen sind Vorstandsentlastungen, aber auch das bevorstehende 40. Jubiläum. Gäste sind willkommen zum Treffen; es gibt kostenlos Schmalzbrote und Apfelwein. uv/11 Die Thomaskantorei der evangelischen Thomasgemeinde (Heddernheim) gibt ein Konzert in der katholischen St.-Josef-Gemeinde in Bornheim, Berger Straße 135, am Sonntag, 28. März, 20 Uhr. Aufgeführt wird das Passions-Oratorium für Soli, Chor und Orchester von Carl-Heinrich Graun (1703-1759). Doe musikalische Leitung hat Ernst-Wilhelm Schuchhardt; der Eintritt kostet 15 Mark. uv/12

Zwischen Tagträumerei und Überschwemmung Das San Francisco Symphony Orchestra in Höchst und in der Alten Oper

Was waren das noch für Zeiten, als alle Flower Power People davon träumten, nach San Francisco zu pilgern. Man überschüttete sich gleich eimerweise mit romantischer Musik. Nun kam sozusagen der Gegenbesuch, höchst seriös und mit gleich zwei Blumensträußen voller Musik: Das San Francisco Symphony Orchestra unter der Leitung von Herbert Blomstedt gab in der Alten Oper und in der Jahrhunderthalle ein Konzert. Hätte ich die Qual der Wahl gehabt, so hätte ich mich für das Programm in der Jahrhunderthalle entschieden, es war abwechslungsreicher und - was nicht immer so sein muß - auch interessanter.

In der Alten Oper - für Pro-Arte- Abonnenten - spielten die Amerikaner als Eröffnungsstück die seidenweiche Ballett-Suite Appalachian Spring von Aaron Copland. Diese 1944 komponierte grandios-naive Musik, die die klassische Harmonielehre nach allen Regeln einer längst vergangenen Kunst ausbeutet und sich vor lauter Dreiklangseligkeit, der jegliche Ironie abgeht, des öfteren kaum zu fassen weiß, dient als Untermalung zu einem höchst gegenständlichen Ballett, das das friedliche Landleben samt Hochzeit und guten Wünschen schildert. Die Vorstellung, daß zeitgleich zur Aufzeichung solcher wunderschönen Tagträumereien im gleichen Land fleißige Männer an der Herstellung der ersten Atombombe bastelten, hat etwas zerstörend Verwirrendes. Blomstedt führte deutlich, aber behutsam durch die Partitur. Die kühle Distanz und absolute Perfektion, mit der das Orchester zu Werke ging, verlieh der rührenden Geschichte einen gewissermaßen sachlich-korrekten Rahmen.

Die gleiche Distanz und Perfektion bekam der vierten Symphonie von Bruckner nicht in gleicher Weise gut. Man muß es ja nicht so weit treiben, wie es Ormandy im Kopfsatz trieb, als er das Orchester in eine brausende Orgel verwandelte und aus den Hörnern spanische Trompeten machte, aber ein bißchen mehr Seelenwärme statt spiegelnder Glätte hätte es schon sein dürfen. Immerhin, der formale Aufbau der einzelnen Sätze und ihre Binnenstrukturen kamen vorbildlich zur Geltung, die Amerikaner haben in allen Teilen des Orchesters herausragend begabte Musiker sitzen, deren solistisches Können sich unter der sehr präzisen Stabführung Blomstedts zu dem verbindet, was man den typischen "Sound" eines amerikanischen Eliteorchesters nennen könnte.

In der Jahrhunderthalle gab es gleich zu Beginn eine wunderhübsche Überschwemmung auf dem Podium, weil der "Zauberlehrling" des französischen Komponisten Dukas (welch ein Schicksal, daß nach einem langen Künstlerleben nur dieses eine Werk ein Welterfolg wurde, alles andere aber, außer einer Symphonie, völlig der Vergessenheit anheimfiel) genauso wie sein literarisches Vorbild, der Zauberlehrling von Goethe, den Zauberspruch nicht kennt, mit dem man den und schließlich sogar die wasserholenden Besen veranlassen könnte, ihr Tun einzustellen. Die Bläser wie die Streicher leisteten hervorragende Ensemble- und Solistenarbeit.

Das im Dezember 1992 uraufgeführte Oboenkonzert des 1938 in New Jersey geborenen John Harbison erlebt bei der augenblicklichen Tournee des Orchesters seine europäischen Erstaufführungen. Der schon in den Satzbezeichnungen (Aria, Passacaglia und Fantasia) angedeutete "style antique" ergibt ein Denkmal barocker Motivik. Einige Strecken scheinen direkt bei Altmeister J. S. B. entlehnt, so etwa den Passionsmusiken. Den musikalischen Gegenpol bilden harmonische und rhythmische Sequenzen, in denen sich die Tradition des Jazz spiegelt. Soloinstrument und einzelne Instrumente des Orchesters führen intensive Dialoge. Der Oboist William Bennett, der den Komponisten bei der Ausarbeitung der Partitur beriet, war auch der Interpret des technisch nach Art einer Orchester- Etüde Ravels für alle Beteiligten ausgesprochen anspruchsvollen Konzerts, das zu den seltenen Werken der Musikgeschichte gehört, in denen deutlicher Humor hörbar wird. Ebenso anerkennend deutlich war anschließend der Beifall des Publikums.

Nach der Pause erklang in einer vorbildlich dichten Interpretation, Blomstedt hat sich intensiv mit dem Gesamtwerk beschäftigt, die 7. Symphonie von Sibelius. Erschöpfung, Müdigkeit oder nachlassende Konzentration scheinen diese amerikanischen Musiker, die zudem in Europa ja mit einer beträchtlichen Zeitverschiebung leben müssen, nicht zu kennen. So wurde auch das letzte Werk des Abends, die aus dem Ballett "Der Feuervogel" von Strawinsky selbst destillierte Orchester-Suite, zu einem spannenden Hörgenuß. Blomstedt setzte alles daran, die reiche Instrumentierung Strawinskys und die Virtuosität der Orchestermusiker zur Geltung zu bringen. Und wieder einmal zeigte sich, daß ein Orchester nur brillant genug spielen muß, um in der Jahrhunderthalle ganz hervorragende Ergebnisse zu produzieren. KLAUS K. FÜLLER

Vor der Schule in die Schule Künftige Erstkläßler können sich in der Stadtschule umsehen

BAD VILBEL. Erstmals lädt die Schulleitung der Stadtschule Eltern und schulpflichtige Buben und Mädchen zu einem Besuch in den Räumen ein. "Ihr Kind kommt in diesem Jahr in die Schule. Wir möchten schon vorab Ihnen und Ihrem Kind die Gelegenheit geben, die Stadtschule von innen und außen kennenzulernen, und bieten Ihnen Samstag, 27. März, von 15 bis 17 Uhr zur Besichtigung an."

Entsprechende Schreiben mit der Einladung zu einer Schulbesichtigung hat die Leiterin der Stadtschule, Angelika Ringler-Friesenhahn, als Elterninformation in die Bad Vilbeler Kindergärten geschickt. Die Leiterin bietet sich oder Kolleginnen an, um an diesem Tag Fragen zur Einschulung zu beantworten.

"Wir halten es für wichtig, daß die Kinder die Schule schon vorher persönlich kennenlernen, bevor sie dort amtsärztlich untersucht werden", erläutert Frau Ringler-Friesenhahn. Bisher seien die Erzieherinnen aus den Kindergärten mit den künftigen Erstkläßlern gekommen. Bei Elternversammlungen hatte die Schulleiterin jedoch immer wieder gehört, daß die Eltern auch Interesse geäußert hatten, die Schule kennenzulernen.

Für den Besuch (berufstätiger) Eltern eignet sich der Samstag gut. Da auf den 27. März außerdem ein Eltern-Kind-Spielnachmittag der Betreuungsschule fällt, ist das Schulhaus dann nicht völlig verwaist. Die Besucher/-innen können in das Geschehen einbezogen werden. de

Die Arbeit des Metzgers im Hessenpark erregte beim Publikum Bewunderung wie Ekel / Handwerk wie Anno dazumal vorgeführt In der Wurstküche die Sau geschlachtet Das Kesselfleisch stammt von den besseren Partien Von Claudia Nenninger

Die Reaktionen der Besucher reichten von ehrfürchtiger Bewunderung bis zum blankem Entsetzen. "Mein lieber Mann, die schaffen!", und "Dat sinn Künstler!" lauteten die Lobpreisungen der Begeisterten. Die Geschockten hingegen wandten sich mit Ausrufen wie "Iiihhh, das ist nur Blut!" schaudernd vom Geschehen ab. Was die Gemüter so erregte? In der Wurstküche der Hofanlage Emstal-Sand im Hessenpark wurde "die Sau geschlacht'".

Genauer gesagt, zur Wurst verarbeitet - zu Blut-, Leber- und Bratwurst. Das Abstechen und Abbrühen der Schweine gehörte schon aus veterinärrechtlichen Gründen nicht zum Programm. Erhard Moos, Landwirtschaftsleiter im Hessenpark, war noch aus einem anderen Grund froh über die Entscheidung: "Da kippen uns die Leute nicht um." Gleichwohl vermißten die Leute das Töten. "Viele sind blutrünstig. Sie beschwerten sich, daß wir es nicht zeigen", sagte Moos.

Die Schweine kamen in Hälften gespalten und ausgenommen in der Hessenpark-Wurstküche an, wo Kurt Reiter, Metzgergeselle aus Naunstadt, morgens um sieben Uhr sein Tagwerk begann: Als erstes mußte er Feuer im Steinherd machen, um den 200 Liter großen Wasserkessel zum Kochen zu bringen. Hier half Ewald Börner, als Verantwortlicher für die Technik der Dritte im Schlachter- Bunde. Schweineköpfe, -füße, Einzelteile und Bauch kamen für Leber- und Blutwurst hinein; für Bratwurst galt es, Vorderseite, Bauch und Hinterschinken zum Kochen zu bringen. Das Kesselfleisch stammt von den besseren Partien, wie Kamm, Kotelett und Schinken.

Nach anderthalb Stunden Köcheln ging die Arbeit richtig los: Das Fleisch mußte von den Knochen abgelöst und für die Wurst durch den Wolf gedreht werden. "Zum Glück einen elektrischen", freute sich der Metzger. Der elektrische Wolf war neben dem Alu-Arbeitstisch das einzige neuzeitliche Werkzeug, das - ebenfalls aus veterinärrechtlichen Gründen - Einzug in die ansonsten Original-Gutshofsküche halten mußte. Der Rückfall in die Arbeitswelt von Anno dazumal, räumte der Metzger ein, ließ ihn zum Ende der Woche deutlich die eigenen Knochen spüren. "Bei uns in der Metzgerei gibt's für alles eine Maschine", erklärte er.

Handarbeit war vor allem beim Würzen der Wurstmasse in der 200-Liter- Wanne gefragt. Für die richtige Mischung Richtige Gewürzmischung und Muskelkraft von Salz, Pfeffer, Muskat, Majoran und Nelke war nicht nur die Muskelkraft beim Umrühren gefordert. Statt auf eine Fertigmischung mußte sich der Metzger außerdem auf seine Geschmacksnerven verlassen. "Da mußte ich ein paarmal probieren", meinte er und erklärte mit Blick auf seinen Leibesumfang schmunzelnd: "Deshalb bin ich auch so dick." Dazu kommt die nicht zu vernachlässigende Kalorienzahl der Schnäpse, die beim Probieren zur besseren Verträglichkeit unerläßlich sind . . .

Das abschließende Stopfen und Abbinden der Würste war ebenfalls reine Handarbeit. Dabei dürfte der Naunstädter Geselle eine Guinnessbuch-verdächtige Leistung erzielt haben. Würde man die Schweinedärme, die er in der vergangenen Woche mit Wurstmasse füllte, hintereinanderaufreihen, käme die imposante Länge von knapp zweieinhalb Kilometern heraus. "Wir haben jeden Tag fast tausend Würste hergestellt und insgesamt 13 Schweine verarbeitet", rechnete Landwirtschaftsgruppenleiter Moos stolz zusammen. Die Tiere stammten aus der eigenen Hessenpark-Züchtung. Die Wurst der glücklichen Museumsschweine, die im freien Gelände mit Museums-Schrot und -kartoffeln ihren Speck ansetzen durften, stieß bei den Besuchern auf eine Riesennachfrage. Für Schinken-, Wurstbüchsen- oder Räucherproduktion blieb nie etwas übrig - die Tagesproduktion wurde stets an Ort und Stelle verzehrt.

Die Hausschlachtung rief bei vielen Besuchern auch Erinnerungen an ihre Kindheit wach. Die Düfte aus vergangenen Zeiten verführten sogar Kurgäste aus Bad Homburg zum Naschen. Hubert Paul aus Biedenkopf bei Marburg fühlte sich in die 50er Jahre zurückversetzt. "Wir haben früher zu Hause jedes Jahr ein Schwein geschlachtet und ich habe alles mitgemacht", erzählt er. "Mein Vater ging in die Fabrik und Fleisch beim Metzger war zu teuer." Mitte der 60er Jahre war die Zeit des Schlachtens in seiner Familie vorbei. "Keiner wollte die Sachen mehr essen." Seit kurzem, sagt er - und liegt damit voll im Trend -, hat er das Hausgemachte wieder für sich entdeckt. Wer die Hausschlachtung im Hessenpark verpaßt hat, kann das Versäumte bestimmt nachholen. Aufgrund des Erfolgs der Aktion, die zum ersten Mal ausprobiert wurde, ist die Wiederholung vorprogrammiert. Landwirtschaftsleiter Erhard Moos sieht das nicht anders.

Warten auf die "weiche Stelle" bei "harten Jungs" Möglichkeiten und Grenzen der Sozialarbeiter / Kritik an der Jugend-Justiz

Fritz Meihofer wartet auf die "weiche Stelle". Dann kann er hoffen. Der Sozialarbeiter aus dem Falkenheim betreut straffällige Jugendliche im Gallusviertel. Oft können die nur lachen über die, die sich die ganze Woche lang krummlegen und dann so viel verdienen wie sie in ein paar Stunden. Aber manchmal, wenn alles schiefläuft und sie gleich ein paar Geschichten am Hals haben, werden solche Jungs schon mal nachdenklich, weiß auch Volker Rapp von der aufsuchenden Sozialarbeit in Griesheim.

Dann schlägt die Stunde der Sozialarbeiter. Da setzen sie an, um den Jugendlichen klarzumachen, daß ihre ganze Zukunft nicht aus krummen Dingern bestehen kann. Sie bohren, um die Bereitschaft zu wecken, auch mal ernsthaft zu arbeiten. Und sie versuchen ihnen den Rücken zu stärken, damit sie nicht gleich beim ersten Knatsch mit ihrem Chef den Bettel hinschmeißen. Wenn es überhaupt so weit kommt. Auch Kalle Stork kennt die "Phasen, in denen die Jungs ganz normal leben wollen". Dann hatte sich der frühere Leiter des Jugendclubs Froschhäuser Straße hingesetzt, um mit ihnen Bewerbungen zu tippen und sie für Vorstellungsgespräche zu trimmen.

Um solche "aktuellen Konflikte" zu nutzen, "arbeitet die Jugendjustiz zu langsam", bemängelt IB-Sozialarbeiterin Petra Tabakevic. Wenn die Auflagen vom Gericht erst nach zwei Jahren kommen, verpufft die Wirkung. "Es dauert zu lang, bis es zu sichtbaren Konsequenzen kommt", sagte Tabakevic. "Eine schnellere Reaktion könnte mehr bewirken." Vor allem fürchten die Sozialarbeiter um die Jüngeren. Mit zehn oder elf, sagt Stork, sind die Kinder auf der Kippe. Dann stehen sie schon mal Schmiere und freuen sich über die Anerkennung der Großen. Obwohl es in Griesheim einige Clubs und Treffs für Jugendliche gibt - demnächst öffnet ein Mädchentreff in der Alten Falterstraße -, vermissen Sozialarbeiter vor allem Angebote für die 12- bis 14jährigen Kinder und Jugendlichen. Christa Vogt, der engagierten Leiterin der Kindertagesstätte 77 in der Ahornstraße, ist immer bange, wenn sie "ihre" Jungs und Mädchen mit 12 oder 13 aus dem Hort lassen muß. "Dann fallen die Kinder in ein schwarzes Loch und keiner kümmert sich mehr um sie." luf

Auf einen Blick

Swingtime in springtime spielt das "Wilfried Schuster Swing Quintett" am Sonntag, 21. März, ab 19.30 Uhr im Bokkenheimer "Café Plazz" (Kirchplatz 8). Der Eintritt kostet acht Mark. uv/11

Die BUND-Gruppe (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) in Westhausen trifft sich wieder morgen, Freitag, 19. März, 19.30 Uhr, in der evangelischen Gemeinde Westhausen, Kollwitzstraße 5-7. Schwerpunktthema ist die Gestaltung und Pflege des Ziegeleigeländes neben der Liebigschule. "Mitmacher" sind eingeladen, mitzumachen. uv/11

Zum Trommelworkshop mit Pablo lädt die evangelische Wicherngemeinde (Praunheim) ein für Freitag, 19., und Samstag, 20. März. Beginn ist am Freitag um 15 Uhr für Kinder von zehn bis 15 Jahren. Jugendliche ab 15 Jahre sind am Samstag von 13 bis 17 an der Reihe. Die Teilnahme kostet zehn Mark; Auskunft gibt Petra Hofmann (Tel. 76 42 38). uv/11

Die künftige Rolle der Bundeswehr ist "Thema des Abends" in der evangelischen Wicherngemeinde (Praunheim) am Donnerstag, 18. März: Um 19 Uhr steht ein Friedensgebet an, um 19.30 Uhr ist Cordelia Kopsch (vom Friedenspfarramt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau) Gesprächspartnerin in der Bibliothek (Pützerstraße 96 a). uv/11

Kleingärtnerverein der Kriegsopfer Bockenheim: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Freitag, 19. März, 18 Uhr, im Vereinshaus der Kleingartenanlage am Bockenheimer Friedhof. wd/11

Kleingärtnerverein Praunheim: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Freitag, 19. März, 19.30 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Auf der Tagesordnung stehen auch Ehrungen. wd/11

Kleingärtnerverein Feldbergblick: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Samstag, 20. März, um 15 Uhr im "Haus Dornbusch", Eschersheimer Landstraße 248 (Großer Saal). Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Satzungsänderung und Ehrungen. wd/11

Von Teufeln, Hexen, Weibern und Sündenböcken Veranstaltungsreihe zur Frauengeschichte zwischen verfolgter Zauberin und gesuchter Heilerin

OBERURSEL. "Hexengeschichte - Frauengeschichte" heißt eine Veranstaltungsreihe, die das Frauennetzwerk Oberursel für die nächsten Wochen vorbereitet hat. Zum Auftakt liest die Friedrichsdorfer Autorin Dagmar Scherf aus ihrem Buch "Der Teufel und das Weib - eine kulturgeschichtliche Spurensuche": am Dienstag, 23. März, um 19.30 Uhr im Rathaus-Sitzungssaal.

Der Abend steht unter dem Motto "Also schlecht ist das Weib von Natur . . ." und behandelt das Thema "Hexenverfolgung und das Weib als Sündenbock". Zugleich wird die Ausstellung "Hexen" im Foyer des Rathauses eröffnet, die bis einschließlich 8. April dort zu sehen ist.

Am Dienstag, 30. März, hält Johanna Koppenhöfer um 20 Uhr im Pfarrer-Hartmann-Haus, Altkönigstraße 26, einen Vortrag über Hexenprozesse. Es laden ein: das Katholische Bildungswerk Hochtaunus und die Katholischen Frauen in Oberursel.

"Hexenverfolgung - ein Thema von gestern?" fragen die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen und die Fraueninitiative der Grünen am Dienstag, 27. April, 20 Uhr, während der Podiumsdiskussion im Rathaus-Sitzungssaal.

Am Freitag, 30. April, beginnt um 19 Uhr das Frauenfest in der Walpurgisnacht im Alten Hospital. Auf dem Programm stehen Hexenmärchen und ein Theaterstück; der Frauenchor Frankfurt singt Hexenlieder. Dazu gibt&rquote;s Maibowle, ein kaltes Büfett, Heil- und Teekräuter der weisen Frauen. Der Eintritt kostet zehn Mark. Mehr über "Hexen und weise Frauen" berichtet Gesine Werner am Dienstag, 4. Mai, um 15 Uhr mit ihrem Referat während der Monatsversammlung des Hausfrauenverbandes Oberursel im Foyer der Stadthalle.

Zum Abschluß der Veranstaltungsreihe zeigt das Frauennetzwerk am Freitag, 7. Mai, den Film "Hexen" von Benjamin Christensen. Um 15 Uhr und um 20 Uhr wird die Video-Aufzeichnung über den Bildschirm im Raum E 02 des Rathauses flimmern. ill

Wie im richtigen Kino Konstantin Wecker in Wiesbaden

Konstantin Wecker, Liedermacher, Bekenntnisliterat, Sänger, Pianist, stellt sich, gut fünfzehn Jahre nach seinem Schlager über den erschlagenen Genossen Willy der Öffentlichkeit mit einer aktuellen Neuauflage des Lieds. Das Publikum ist begeistert, genug ist nicht genug, und so dauert die Hommage an das Sinnbild Wecker geschlagene drei Stunden.

Wecker ist das Comeback eines verkannten Ex-Stars deutscher Zunge gelungen. "Uferlos" heißt sein Buch, "Uferlos" heißt seine Platte, die Arbeit einer ehrlichen bajuwarischen Haut. Er hat mit der voluminösen Brust- und quengeligen Preßkopfstimme Rock 'n' Roll gelebt, geschnupft, gesoffen, gehurt, die deutsche Italophilie mitbegründet und schon früh den Schwanengesang einer längst obsoleten Innerlichkeit angestimmt. Wenn er in Dieter Hildebrandts "Scheibenwischer" auftritt, bewirkt er Glanzstunden deutscher Fernsehunterhaltung. Wenn er aber - wie nun bei seiner Tournee durch 56 Städte - das sehnsüchtige Volk in Konzertsäle lockt, geht es musikalisch nicht ins Ufer-, sondern ins Bodenlose.

Was ihm auf der Platte mit Charlie Mariano und Peter Herbolzheimer sehr gut gelingt, die Bewegung des Liedermachers im Korsett einer Band: auf der Bühne wird es zur musealen Sammlung von Versatzstücken einer Corporate Identity. Ein bißchen Weather Report hier, ein bißchen Pat Metheny dort, eine Synthi-Orgel, die ständig so klingt wie ein vornehm rülpsender Goldfisch im Kugelglas, ein bißchen Slap-Baß zwischen Stanley Clarke und Jaco Pastorius, dazu saxophoneskes Überblasen und Winke-Winke in die große weite Welt des Jazz, all dies auf Basis eines Schlagzeugs, das seine Beats und Synkop(ism)en irgendwo zwischen Max Greger und Van Halen suchte - es war dann musikalisch doch ein Graus, auch wenn das Plebiszit der zahlreichen Überzeugungshörer ganz anders ausfiel.

Grund zum Jubel bot Wecker bei seinen Solo-Einlagen. Er ist ein begnadeter Pianist, der noch jedem Klischee einen Tropfen Herzblut abgewinnt, und wenn er alleine spielt und singt und spricht und sich und andere (re)zitiert, wenn er also sich selber genug ist, dann wird auch die traurige Pirouette ums eigene Ego gemeinsinnstiftend.

Natürlich existiert dieses Ego nicht ohne den obskuren neo-(resp. post)-katholischen Dialog mit Willy, unserem erschlagenen Freund "im Himmel", und wenn der Konstantin dann statt über Willy über den erschlagenen Neger Amadeo monologisiert, wenn es dem eigenen Zaungast dieser Kommunikation (auch "innerer Schweinehund" genannt) dann ganz kalt über den Rücken läuft, wenn man sich fragt, wie schmal der Grat zwischen Genialität und Peinlichkeit denn nun wirklich ist und ob man nicht alle hochsensiblen Vorurteile gegen gutgemeinte Agit-Lyrik einfach mal, und sei's nur für diesen Abend, über den Haufen werfen sollte, während man sich also auf dem Stuhl in der Rhein-Main-Halle Wiesbaden im Polit-Delirium suhlt, verrät Konstantin dem toten Willy ganz empört von den Leuten in Hoyerswerda und anderswo: "Beifall ham's geklatscht!" Und der Applaus tobte, "wie im richtigen Kino" (Wecker an Willy).

Und dann beschleicht einen doch das beklemmende Gefühl, einer Schlagerveranstaltung beizuwohnen. Und man möchte Wolf Biermann empfehlen, mit James Last auf Tournee zu gehen: Denn egal was passiert, nachher wird einer sagen können: "Beifall ham's geklatscht!"

WOLFGANG SPINDLER

Führung durch das Naturschutzgebiet

SELIGENSTADT. Zu einer Führung im Naturschutzgebiet "Kortenbach" laden Seligenstädter Naturschutzverbände für Sonntag, 21. März, um 9.30 Uhr an den Sportplatz in Froschhausen ein. Forstmeister i. R. Herbert Klee von der Botanischen Vereinigung wird die frühblühenden Pflanzen in dem inzwischen einstweilig sichergestellten Naturschutzgebiet zeigen. Vertreter der Naturschutzverbände, die sich seit vielen Jahren dafür einsetzen, daß der Auwald am Rande von Froschhausen unter Schutz gestellt wird, werden die Ziele des Vorhabens darstellen und einer interessierten Bevölkerung die Gründe für die Maßnahme erläutern. ttt

Ferienfreizeit mit

Segelkurs

BRUCHKÖBEL. Eine Ferienfreizeit mit Segelkurs auf dem "Zwischenahner Meer" bei Oldenburg bietet die Stadtjugendpflege vom 28. August bis 5. September für junge Leute im Alter von 14 bis 17 Jahren an. Die Fahrt kostet 400 Mark. Für sozial Schwache kann ein Zuschuß gewährt werden. Die Teilnehmer müssen schwimmen können. Anmeldeformulare im Rathaus oder im Jugendzentrum. hein

Was Frankfurter Museen und Ausstellungen zeigen

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5.5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.); Städelschule, Dürerstr. 10: Mo. bis Sa., 9 bis 21 Uhr; Rauminstallation "Tree Stump Stop" von Claudio Vekstein (bis 3. 4.).

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: tgl. außer Mo. 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Frédéric Bruly Bouabré (bis 4. 4.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Son- derausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze"; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Russische Kinder malen den Struwwelpeter" (bis auf weiteres).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.).

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Schulen drohen zu verfallen - und die Kassen sind leer Pollmar bestätigt teilweise die von der Schüler-Union zusammengestellte Mängelliste von 92 Schulen

Der Wetteraukreis habe gerade dieses Schulgebäude "systematisch verfallen lassen", so daß Decken einzustürzen drohten, in manchen Räumen Pilzbefall drohe und durch Rutschkanten auf den Treppen Stolpergefahr bestehe. Auch der Erhaltungsaufwand, den der Kreis für die John-F.-Kennedy-Schule betreibe, sei unzureichend: Hier fielen Fenster aus den Rahmen, baufällige Pavillons würdennicht ersetzt, schadhafte Decken und Böden nicht instandgesetzt.

Eine Umfrage unter den Schuldirektoren habe ergeben, daß mindestens 250 Wetterauer Schulgebäude bauliche Mängel aufwiesen. Drei bis vier Millionen Mark wolle die noch amtierende rot-grüne Kreisregierung künftig jährlich für

Pilz-, Stolper- und Rutschgefahr

Schulbaumaßnahmen ausgeben. Bei 400 Millionen Mark, die nach Angaben von Schuldezernent Pollmar nötig seien, um "alle Wetterauer Schulen wieder auf Vordermann zu bringen" brauche man hierzu zwischen 100 und 133 Jahren. Mit der Resolution fordert die Schüler-Union den Kreis auf, "zumindest die dringlichsten Sanierungsmaßnahmen zu sichern und ein langfristiges Konzept aller Mängel an den Wetterauer Schulen zu erstellen."

Joachim Pollmar sind die Defizite an den Schulgebäuden hinlänglich bekannt. Doch so manches, sagt der Schuldezernent, ist an den Darstellungen der Schüler-Union falsch. Gänzlich aus der Luft gegriffen sei beispielsweise ihre Behauptung, die Existenz der Berufsschulen werde von der rot-grünen Kreisregierung in Frage gestellt. "Das ist eine unhaltbare Unterstellung", erklärte Pollmar im Gespräch mit der FR, "wir haben gegenüber dem Regierungspräsidium klargestellt, daß wir die Standorte der Berufsschulen halten wollen." Auch daß, wie die Schüler-Union in ihrer Resolution behauptet, Grund- und Hauptschulen geschlossen würden, sei "absoluter Schwachsinn".

Nicht korrekt sei auch ein Teil der von der Schüler-Union angeführten Zahlen. So habe sie beispielsweise die 21,5 Millionen Mark, die der Kreis in den vergangenen Jahren für Asbestsanierungen an Schulen habe ausgeben müssen, völlig unterschlagen. Pollmar streitet nicht ab, daß eine große Zahl der 92 Wetterauer Schulen mit ihren über 400 Gebäuden bauliche Mängel aufweise. Pollmar: "Wir haben diese Schulen nicht gebaut, sondern von Städten und Gemeinden übernommen und damit eine schwere Bürde geerbt." Im Etat 93 stehen 50 Millionen Mark im Schulhaushalt bereit, weitere 15,3 Millionen sieht der Vermögenshaushalt vor und zusätzliche 20 Millionen müssen für die Tilgung von Darlehen für Schulbauten aufgebracht werden. "Wenn die Schüler-Union sagt, es passiert fast nichts, dann ist das Unsinn." So habe der Wetteraukreis erst vor einigen Wochen eine neue Schule in Reichelsheim eingeweiht, werde 1994 allein sechs Millionen für Sanierungsmaßnahmen der John-F.- Kennedy-Schule zur Verfügung stellen. Bereits durchgeführt werden die Arbeiten an der Adolf-Reichwein-Schule in Friedberg. 2,4 Millionen sind hier für größere Sanierungsarbeiten vorgesehen, 5,8 Millionen für energietechnische Maßnahmen. Als Verpflichtungsermächtigungen stehen im Etat 1993 1,3 Millionen Mark für Umbauten an der Schule in Ober-Widdersheim und 1,6 Millionen Mark für die Berufsschule in Butzbach. Für Sanierungsarbeiten der undichten Dächer an der Limesschule in Altenstadt werden 420 000 Mark ausgegeben.

Von dem Vorschlag der Schüler-Union, beispielsweise die Stelle des Friedensbeauftragten einzusparen und die Mittel für Schulsanierung auszugeben, hält Pollmar wenig: "Das ist nur eine halbe Stelle, die zudem gar nicht besetzt ist. Mit den 20 000 Mark im Kreisetat für pädagogische Friedensarbeit können wir die Millionenlöcher nicht stopfen."

Einen Schultest ganz anderer Art offeriert die jetzt erstmals erschienene Jungend- und Umweltzeitung für die Wetterau Pustekuchen ihren Leserinnen und Lesern. Sie untersuchte an den Gymnasien in Büdingen, Friedberg, Butzbach, Bad Vilbel und Bad Nauheim, welche Projekte angeboten werden, was die Schulen für den Umweltschutz tun und wie Schülerinnen und Schüler Räumlichkeiten und Möglichkeiten an ihrer Schule bewerten. Schlechte Noten erhielten in fast allen Fällen die Schulhöfe. Sie sind zumeist Betonflächen, höchstens vereinzelt durch ein paar Bäume aufgelockert. Löbliche Ausnahme: Das Burggymnasium in Friedberg, in dem die Umwelt AG einen Folienteich inmitten des Schulhofs angelegt hat. Lobend hervorgehobenwerden die Begrünungen von sonst blanken Gebäudefassaden an der St-Lioba- und der Ernst-Ludwig-Schule in Bad Nauheim. Positiv bewerten die Schul-

Test nach sozialen und ökologischen Aspekten

Tester, daß an den meisten Schulen Getränke nur noch in Mehrwegflaschen und Gläsern angeboten werden. Nicht so in der St.-Lioba-Schule: Hier kommen die Limonaden noch aus dem Plastikbecherautomaten. In den seltensten Fällen, so stellt der Pustekuchen fest, gelingt in den Schulen die Getrenntmüllsammlung. Entweder seien die verschiedenen Behälter schlecht gekennzeichnet oder das Reinigungsteam werfe wieder zusammen, was vorher getrennt war. Ein Umweltkonzept könne in den Schulen bei diesen Mängeln Abhilfe schaffen. Allein, keines der Gymnasien verfügt über ein solches.

Ein Muster eines Schulumweltkonzepts sowie Tips und Literatur zu schulischen Umweltthemen können über die Umwelt- AGs der Umweltwerkstatt in Niddatal angefordert werden. Sie ist unter Tel. 0 60 34 / 61 19 zu erreichen. CORINNA WILLFÜHR

Kurz gemeldet

Die "Elterninitiative Gutleutviertel", ein gemeinnütziger Verein, kämpft gegen den Mangel an Kindergartenplätzen im Ortsbezirk und will die pädagogische Arbeit mit Kindern fördern. Ein Vorstand ist gewählt und setzt sich aus vier ausländischen und zwei deutschen Anwohnern zusammen. Die erste Sitzung der Initiative ist am kommenden Mittwoch, 24. März, 19 Uhr, in der evangelisch-lutherischen Gutleutgemeinde (Gutleutstraße 131). Bürger und Bürgerinnen sind eingeladen. uv/11

Verwirrspiel um eine verlorene Unterhose

GELNHAUSEN. Carl Sternheims Lustspiel "Die Hose" ist am Mittwoch, 31. März, um 20 Uhr in der Gelnhäuser Stadthalle zu sehen. Neben Ilja Richter und Monika Lundi wirken Günter Junghans, sowie Heinz Trixner mit. Karten gibt es im städtischen Verkehrsbüro, Telefon 0 60 51 / 82 00 54.

Zum Inhalt: Der Beamte Theobald Maske bangt um Amt und Würden, da seine verträumte Frau Luise in dem Moment ihre Unterhose auf der Straße verliert, in dem Ihre Kaiserliche Hoheit vorbeifährt. Um finanzielle Einbußen vorzubeugen, beschließt er, einen Teil seiner Wohnung zu vermieten. Zwei Augenzeugen des "Hosenskandals" mieten sich bei Maske ein: Der Dichter Scarron und der Friseurgehilfe Mandelstam. Luise fühlt sich sofort zu Scarron hingezogen. Während Luise auf den Poeten wartet, verbringen die Herren die ganze Nacht im Wirtshaus. Bei einem Kirchgang seiner Frau begeht Maske jedoch selbst einen Seitensprung. völ

Fahrraddiebe griffen an der Gesamtschule zu

HATTERSHEIM. Für zwei Schüler der Hattersheimer Gesamtschule begann die Fahrradsaison gleich mit einer bösen Überraschung: Unbekannte stahlen den beiden nach Angaben der Polizei am Montag ihre Mountain-Bikes im Wert von insgesamt 1200 Mark.

Die Räder waren zwar mit dem Hinterrad ordnungsgemäß am Ständer angekettet gewesen. Die Diebe montierten jedoch die Hinterräder ab, luden die Mountain- Bikes in einen älteren, blauen VW-Bus und verschwanden. ege

Wer fährt mit in die Eissporthalle?

BAD VILBEL. Der Winter ist dabei, sich zu verabschieden, da kann Schlittschuhlaufen besonders Spaß machen. Daher lädt die Jugendpflege Bad Vilbeler Kinder zwischen acht und 14 Jahren am Freitag, 19. März, zu einem Ausflug in die Eissporthalle in Frankfurt ein.

Wer mitfahren will, komme um 14 Uhr zum Spiel-Iglu in der Heinrich-Heine- Straße. Um 19 Uhr sind die Kinder wieder am Nordbahnhof.

Anmeldung ist ab sofort bei der Jugendpflege unter Tel. 602312 möglich. de

Stadtteil-Fenster

Der "Knax-Club" der Frankfurter Sparkasse und die Saalbau-Gesellschaft laden vier- bis zehnjährige Kinder zu einem "galaktischen Fest mit Fetz Braun" für kommenden Dienstag, 23. März, um 15 Uhr in die Stadthalle Bergen, Marktstraße 15, ein. ks/11

Kleider- und Spielzeugflohmarkt ist in der evangelischen Wartburg-Gemeinde, Günthersburgallee 94 (Nordend) am Samstag, 20. März, von 15 bis 18 Uhr. Nicht verkaufte Kleidung kann für Kinder in Bosnien gespendet werden. ks/11

Brandanschlag ein Theaterstück über eine chancenlose deutsch / türkische Freundschaft führen Jugendliche verschiedener Gemeinden am Donnerstag, 18., Freitag, 19., und Sonntag, 21. März, jeweils um 19.30 Uhr im Pfarrsaal der Heilig-Kreuzgemeinde in der Kettelerallee 49 (Bornheim), auf. ks/11

Der wunderbare Zauberer von Oz ist der Titel einer Ausstellung, die von Dienstag, 23. März, bis Samstag, 3. April, im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24, zu sehen ist. Der österreichische Kinderbuchautor Martin Auer hat das Märchen neu erzählt, Christoph Eschweiler hat es illustriert. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 13 bis 19 Uhr, am Samstag von 10 bis 13 Uhr. ak/11

Polit-Bistro zum Thema Bundeswehreinsätze

RÖDERMARK. "Deutsche Soldaten - weltweit im Einsatz?" ist Thema beim Polit-Bistro der SPD am Freitag, 26. März, um 20 Uhr in der Kleinkunstbühne der Halle Urberach. Es diskutieren: Bundestagsabgeordnete Uta Zapf und der Friedensforscher Dr. Klaus Schoch. ttt

Im Blickpunkt: U-Boot-Geschäft mit Taiwan Kein Umweg an Bonn vorbei

Nachdem der Bundessicherheitsrat eine Voranfrage zum Verkauf deutscher U-Boote an Taiwan abgelehnt hat, wirbt nun eine starke "Taiwan-Lobby" im Bundestag für eine Revidierung dieser Entscheidung. Dabei ist auch ein Handel auf "Umwegen" in der Diskussion: Rüstungsgüter würden erst an ein unverfängliches Land, beispielsweise einen NATO-Partner geliefert und gelangten von dort an den politisch brisanten Endkäufer, beispielsweise Taiwan. Klar ist, daß ein solcher Umweg-Handel nur dann legal ist, wenn er von der Bundesregierung genehmigt wurde, inklusive Bekanntgabe des Endempfängers. Weder das Kriegswaffenkontrollgesetz noch das Außenwirtschaftsgesetz und auch nicht die "Politischen Grundsätze" der Bundesregierung zum Rüstungsexport verbieten "Umwegs-Geschäfte", wenn dafür eine Genehmigung der Bundesregierung vorliegt.

Bisher hat der Bundessicherheitsrat, das für solche Fälle zuständige Gremium des Kabinetts, nur die Voranfrage eines Konsortiums von vier Werften und zwei anderen Unternehmen abgewiesen, das sich für den 10-Milliarden- Auftrag - zehn U-Boote und zehn Oberwasserschiffe - interessiert. Damit ist aber keine abschließende Entscheidung gefallen, ob das Geschäft nicht doch noch genehmigt wird. Denn die Regierung in Taipeh hat einen Köder ausgelegt und Anschlußaufträge für deutsche Firmen im Wert von 80 Milliarden Mark angeboten.

Damit wirbt die starke "Taiwan-Lobby" im Bundestag. Dem Parlamentarischen Freundeskreis Bonn-Taipeh gehören immerhin 125 Bundestags-Abgeordnete aller Fraktionen an. Ihre Sprecher Günter Klein (CDU) aus Bremen und Wolfgang Lüder (FDP) aus Berlin trommeln dafür, die Handelsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Inselrepublik Taiwan auszubauen, solange diplomatische Beziehungen nicht bestehen. Sowohl die Volksrepublik China als auch der Inselstaat Taiwan beanspruchen für sich, Vertreter des "einen und einzigen China" zu sein. Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan als eine ihrer Provinzen und droht allen Ländern mit Sanktionen, falls sie Taiwan als unabhängigen Staat anerkennen. Der Parlamentarische Freundeskreis argumentiert nun, Taiwan sei auf dem Weg zur Demokratie, von dem die kommunistische Volksrepublik China noch weit entfernt sei. Lüder spricht von einer "ungleichen Gewichtung" bei der Beurteilung der Einhaltung von Menschenrechten. Sehr zum Ärger der Bonner "Taiwanesen" hat sich aber Außenminister Klaus Kinkel mit seinem prochinesischen Kurs durchgesetzt, womit er sich "in einer Sackgasse verrannt" habe, wie der Abgeordnete Klein formuliert. Er und Lüder sammelten 124 Unterschriften für einen Gruppenantrag, in dem der U-Boot-Handel zwar nicht ausdrücklich gefordert wird, aber doch in einer Umschreibung vorkommt: "Die Republik China auf Taiwan hat ein begründetes Interesse, ihre Demokratie ohne Bedrohung von außen zu entwikkeln. Dieses Ziel ist auch von der deutschen Politik anzuerkennen", heißt es in dem Text, der ausschließlich von CDU-, CSU- und FDP-Abgeordneten unterschrieben wurde und ihre eigene Regierung in Bedrängnis bringt.

Zu den Unterzeichnern gehört Verkehrsminister Günther Krause (CDU), der bei einer Diskussion im Bundeskabinett wahrscheinlich die Interessen Taiwans gegen Kinkel vertreten würde.

In den "Politischen Grundsätzen" der Regierung zur Rüstungsausfuhr in Länder außerhalb der NATO, die eine Richtschnur sind und keine Gesetzeskraft haben, heißt es: "Die Lieferung von Kriegswaffen darf nicht zu einer Erhöhung bestehender Spannungen beitragen." Wenn allerdings "vitale Interessen der Bundesrepublik" berührt sind, wobei "beschäftigungspolitische Gründe keine ausschlaggebende Rolle spielen" dürften, sind Ausnahmen möglich. Geliefert werden darf jedenfalls "nur bei Vorliegen von amtlichen Endverbleibserklärungen" über den Empfänger der Güter.

Umweggeschäfte über vorgeschobene Käufer sind demnach verboten. Möglich sind aber internationale Kooperationen. Auch diese bedürfen freilich der Genehmigung. Da die Bundesregierung schon der Lieferung von Teilprodukten für RAM- und Patriot-Raketen an Taiwan zugestimmt hat, ist ihre Ablehnung des U- Boot-Handels unlogisch und undurchsichtig. Auch die Begründung, dadurch würde der China-Handel gestört, ist nicht einleuchtend, weil normale Exporte keiner Kontrolle unterliegen und nicht genehmigungspflichtig sind.

Illegal wäre ein Verkauf von U-Booten oder U-Boot-Teilen an Taiwan - etwa über den NATO-Partner USA oder über Südkorea, das ohnehin schon U- Boote aus Deutschland erhält - nur dann, wenn dies ohne Antrag hinter dem Rücken oder bei abgelehntem Antrag mit Duldung der Bundesregierung geschieht. HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)

St. Nicolaus heißt das Kunstwerk von Hannah Wölfel, das am Sonntag, 21. März, um 11 Uhr in der evangelischen Nicolaigemeinde der Öffentlichkeit übergeben wird. Die Mitglieder der Ostend-Gemeinde haben 35 000 Mark für das Werk aufgebracht. Das Wandrelief wird künftig im Gemeindehaus, Waldschmidtsraße 116, hängen. ak/11

Lobby für die Sprachlosen Agisra wird 10 Jahre alt

Wenn man ein Büro hat mit festen Bürozeiten, einen Anrufbeantworter, der dreisprachig einen Rückruf verspricht, ist der Status erreicht, wo eine Idee zur Institution sich verfestigt hat. Die Idee: Frauen eine Stimme geben, die schweigen, dem Schutzmechanismus derer gehorchend, die in einem Zustand der Illegalität leben - und überleben wollen: in den Bordellen eines fremden Landes, im Rotlichtbezirk Frankfurts. "Agisra" lautet seit zehn Jahren die Chiffre für die klare Parteinahme, dieses Kürzel für den so unaussprechlichen Namen, den in voller Länge nur der Briefkopf und das Vereinsregister führen: Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung.

1983: Sie hatten die reine akademische Lehre im Kopf, diese Initiatorinnen, die diplomierten Kulturanthropologinnen und Ethnologinnen - und die eine schmutzige Wahrheit vor Augen: daß Frauen die Verliererinnen sind, Opfer wirtschaftlicher Krisen, Opfer von Frauenhändlern, die keinen Ehrenkodex kennen, nur falsche Versprechen. Opfer auch einer frauenfeindlichen Ausländergesetzgebung eines Landes, das Frauen kein eigenes Aufenthaltsrecht einräumt und ihren instabilen Status irgendwann abrupt mit der Abschiebeverfügung beendet. In der seit 1986 bestehenden Frankfurter Geschäftsstelle spricht man von "geschlechtsspezifischen Migrationsprozessen". Die Einzelheiten solcher Prozesse füllen Aktenordner. Hier ist vieles dokumentiert, gerichtsanhängige Fälle von Menschenhandel, die Wege des Prostitutionstourismus, in einem gutgeführten Archiv, das heute auch mal als Datengrundlage für Diplomarbeiten dient.

Agisra klärt auf. Agisra berät: in rechtlichen, gesundheitlichen Fragen, vermittelt Kontakte zu Anwältinnen, bietet Deutsch-Kurse. Eine unkonventionell verstandene "streetwork" schafft Kontakte zu den kasernierten Frauen. So sind die Agisra-Streiterinnen regelmäßig zu Gast in den Bordellen, das mehrsprachige Informationsmaterial in den Taschen. Diese Kontaktpflege funktioniert nicht in allen Häusern und wo sie funktioniert, nur auf der Grundlage eines stillschweigenden Agreements mit den Bordellverwaltern, welche die Frauen solange tolerieren, wie ihre Arbeit nicht geschäftsschädigend wirkt.

Agisra interveniert, zuverlässig, in Krisenfällen. Etwa im Fall der jungen Argentinierin, die im Prozeß gegen ihren ehemaligen Zuhälter ausgesagt hatte und nun abgeschoben werden sollte. Daß diese Frau heute aus humanitären Gründen ein Bleiberecht genießt, verdankt sie einer ungewöhnlichen Koalition über alle Partei- und Kompetenzgrenzen hinweg. Bundestagsabgeordnete von CSU bis zu den Grünen, das 13. Frankfurter Sitten- Kommissariat hatten an die Ausländerbehörde appelliert, die mutige Zeugin der Anklage zu dulden.

Ihr zehnjähriges Bestehen feiert Agisra am kommenden Samstag, 20. März, mit Tanz, Theater und Chanson. Im Haus der Jugend, Deutschherrnufer 12. Ab 18 Uhr. sar

"Die Kuchenschlacht im Räuberwald" singen, spielen und musizieren die Kinder des Orchesters, der Gitarren-Arbeitsgruppe und der Theater-Arbeitsgruppe der Grundschule Kalbach am heutigen Donnerstag, 18. März, um 11 Uhr, in der Turnhalle, Kalbacher Hauptstraße 54. Es handelt sich um Stücke für 18 Gitarren, eine Instrumentalgruppe und drei Solisten; die Mitwirkenden sind alles Schüler der 2., 3. und 4. Klassen. uv/11

CDU will Wohlverhalten von Kreß und Stahlberg Neue Mehrheit verzichtet vorläufig auf eigenen Stadtrat Von Hans Konanz KRONBERG. Im Stadtparlament sind die Verhältnisse klar: CDU und FDP haben ihre Mehrheit wiedergewonnen. Im Magistrat könnten die Verhältnisse klar sein - vorausgesetzt, Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) und der parteilose Erste Stadtrat Karsten Stahlberg verhalten sich in der neuen Legislaturperiode exakt so, wie es die bisherige Opposition erwartet. "Kooperation" nennt das der CDU-Fraktionsvorsitzende Stephan Ruegg. Die Ergebnis-Arithmetik hat es so gewollt, daß im Magistrat eine Patt-Situation entstehen kann, in der die Stimme des Bürgermeisters den Ausschlag gäbe. Fünf ehrenamtliche Stadträte von CDU/ FDP sitzen dreien der bisherigen Koalition gegenüber, plus den beiden Hauptamtlichen. Die CDU hätte rechnerisch die Möglichkeit, den Magistrat auf 23 ehrenamtliche Stadträte aufzublähen, um eine ihr genehme Mehrheit zu sichern. Da dies absurd wäre, kam sie mit ihrem Koalitionspartner überein, es bei acht Ehrenamtlichen zu belassen - und zu versuchen, mit Kreß und Stahlberg politisch klarzukommen. Eine Abwahl des ungeliebten Bürgermeisters scheitert an der Hessischen Gemeindeordnung. "Er müßte", so die bisherige Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz (CDU), "silberne Löffel klauen, aber es sieht nicht so aus, als ob er dies täte." Frau Bretz wird künftig dem Magistrat angehören.

Stephan Ruegg will keine Zweifel offen lassen: "56 Prozent für CDU und FDP, das ist ein deutlicher Wählerwille. Wir geben Herrn Kreß nach seinem Desaster eine faire Chance zur Zusammenarbeit mit der Mehrheit. Und wir werden nicht zurückscheuen, in kürzester Frist einen eigenen hauptamtlichen Stadtrat zu präsentieren, wenn das nicht funktioniert." Vermutungen, daß dieser von der FDP gestellt werden und Erwin Oberhaus heißen könnte, widerspricht Ruegg: "Da gibt es keine Ambitionen."

Kreß wird fast die komplette Legislaturperiode unter den erschwerten Bedingungen arbeiten müssen. Sie endet am 31. März 1997, seine Amtszeit am 30. November 1996. Kommentar von CDU-Spitzenkandidat Edmund Knapp: "Ich will ihm das nicht empfehlen, aber ich würde unter diesen Umständen zurücktreten." Die Wiederwahl des von der OBG benann- ten Ersten Stadtrats steht in dreieinhalb Jahren an. Knapp: "Herr Stahlberg ist ja parteilos, er kriegt seine Chance."

Nach Überzeugung des Parteivorsitzenden Thomas Möller verdankt die CDU ihr Traumergebnis in Kronberg (nach Neu-Anspach das zweitbeste im Kreis) "rein lokalen Themen" - und hier ihren deutlichen Aussagen gegen die Verkehrsumlenkung und für die Stadtentlastungsstraße. Edmund Knapp, der als Nachfolger von Gisela Bretz Stadtverordnetenvorsteher werden will (Ruegg: "Wir erwarten eine ganz, ganz breite Mehrheit für ihn"), hat in den Koalitionsgesprächen mit der FDP eine "weitgehende grundsätzliche Übereinstimmung" festgestellt. Noch sei keine Vereinbarung unterschrieben, aber er erwarte auch in strittigen Details der Verkehrspolitik Übereinstimmung. Beide Fraktionen wollen "den Verkehr aus Schönberg raushaben", doch will sich die CDU nicht mit der im Wahlkampf verkündeten Absicht der FDP anfreunden, die Hainstraße in beide Richtungen für den Verkehr zu öffnen. Knapp: "Die unterschiedlichen Auffassungen werden sich überbrücken lassen."

Schon in der ersten Stadtverordnetensitzung am 1. April, die mit Wahlen und allerlei Formalien ausgefüllt sein wird, wollen die Sieger vom 7. März "durchstarten und Zeichen setzen". Mindestens ein Antrag zum Thema Verkehr soll auf der Tagesordnung stehen. Auf jeden Fall die Forderung, sofort die Tempo-7-Zonen aufzuheben und die Spielstraßenschilder durch Tempo-30-Hinweise zu ersetzen. Möglicherweise auch schon die Forderung nach zusätzlichen Kurzzeitparkplätzen, insbesondere in der Tanzhausstraße. In der darauffolgenden Sitzung will die neue Mehrheit dann darangehen, der Verkehrsumlenkung den Garaus zu machen. Dies werde nicht "mit einem Federstrich" möglich sein, die CDU wolle vor den Entscheidungen auch das Gespräch mit den Altstadtbewohnern suchen. Thomas Möller: "Wir stehen unter einem unwahrscheinlichen Erfolgsdruck."

Dem Fraktionsvorstand gehören neben dem wiedergewählten Stephan Ruegg als seine Stellvertreter Barbara Gottschalk und Friedrich Schulte an, Fraktionsgeschäftsführer wurde Parlamentsneuling Jürgen Rupprecht. In den Magistrat entsenden will die CDU außer Gisela Bretz auch Josef Schleiffer und Bernd Tillmann (beide waren bisher schon ehrenamtliche Stadträte) sowie Renate Müller.

(Siehe auch: "Im Blickpunkt")

Rathauschef zeigt sich selbst an Ein Disziplinarverfahren soll Vorwürfe der FWG aufklären

NEUBERG. Auf die Ankündigung der Freien Wählergemeinschaft (FWG), gegen Bürgermeister Uwe Hofmann im Parlament einen Untersuchungsausschuß einzusetzen, hat der Neuberger Rathauschef mit einer Selbstanzeige reagiert. Der Bürgermeister beantragte bei der Kommunalaufsicht des Main-Kinzig-Kreises ein förmliches Disziplinarverfahren gegen sich.

Er will auf diesem Weg die gegen ihn erhobenen Vorwürfe aufklären und von Juristen bewerten lassen. Außerdem kündigte Hofmann an, falls es notwendig wird, auch die Staatsanwaltschaft miteinzuschalten.

Hintergrund dieses Vorgangs ist ein Grundstücksgeschäft, von dem die FWG vermutet, daß der Bürgermeister bei dessen Abwicklung seinen persönlichen Vorteil gesucht habe.

Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte eine regelrechte Kampagne gegen Hofmann und die SPD begonnen. Die Genossen diskutierten zu diesem Zeitpunkt darüber, ob die Gemeinde Verhandlungen mit dem Kreis über den Standort einer neuen Mülldeponie aufnehmen sollte.

Erbitterte Gegner dieses Projektes setzten daraufhin anonyme Schreiben in die Welt, in denen sie vor allem den Bürgermeister beschuldigten, bestechlich zu sein oder sich zu bereichern. Für die Anschuldigungen gab es jedoch keinerlei Beweise.

Die FWG, die bei der Kommunalwahl mehr als ein Viertel der Stimmen für sich verbuchen konnte, teilte inzwischen mit, konkretere Anhaltspunkte über den Sachverhalt zu besitzen. Das behauptet jedenfalls deren Sprecher Hans-Joachim Lissmann.

Er unterstrich gegenüber der FR, die neue Fraktion wolle mit der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses nicht etwa Schuldzuweisungen erzielen, sondern vielmehr den wahren Sachverhalt aufklären. Dies sei für alle Beteiligten unverzichtbar, damit Parlament und Verwaltung ohne gegenseitiges Mißtrauen in den kommenden vier Jahren bis zur nächsten Kommunalwahl zusammenarbeiten könnten. hein

Arbeitsamt bangt, ob 45 Stellen für schwer Vermittelbare weiter finanziert werden können "Wenigstens dringlichste ABM-Projekte retten" Hoffnungsfunke für Verein Selbsthilfe im Taunus

MAIN-TAUNUS-KREIS. Arbeitsamtsleiter Arno Büdinger fiel erst mal ein Stein vom Herzen, als er beim Frühstück die Zeitung aufschlug: Statt der drohenden "Null-Diät", las er, wird der Bund in diesem Jahr nun doch zwei Milliarden Mark für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen lockermachen. Hatte der Verwaltungsmann bis dahin noch befürchtet, den verbliebenen elf ABM- Projekten im Kreis mit rund 45 Stellen das "Aus" verkünden zu müssen, hofft er nun, "wenigstens die dringlichsten" über Wasser halten zu können.

Arno Büdinger denkt dabei in erster Linie an die fünf Arbeitslosen-Projekte für ehemalige Suchtkranke und Langzeitarbeitslose, die der Verein "Selbsthilfe im Taunus" (SiT) in Zusammenarbeit mit dem Kreis auf die Beine gestellt und so inzwischen mehr als 70 Arbeitslose von der Straße geholt hat. Allein 25 davon arbeiten auf ABM-Basis. Projekte, die allesamt in diesem Jahr auslaufen werden. Einen Teil der Stellen richteten SiT, Arbeitsamt und Kreis im vorigen Jahr vorsorglich als Modellversuch ein, "weil absehbar war, daß das Geld für ABM drastisch gekürzt wird".

Daß die Bundesregierung es sogar ganz streichen wollte, war dann selbst für den Arbeitsamtsmann ein Schock. Gebe es doch gerade für die SiT-Projekte keine Alternative: "Die Leute würden unweigerlich wieder auf der Straße sitzen und zwangsläufig von der Sozialhilfe leben." Denn ohne abgeschlossene Ausbildung, ohne Berufserfahrung, oft noch in labilem seelischem und körperlichem Zustand, habe kaum jemand von ihnen eine Chance, auf dem regulären Arbeitsmarkt unterzukommen. Keine Alternative gebe es auch für die rund zehn arbeitslosen Jugendlichen, die auf ABM-Basis Naturschutzarbeiten auf dem Eschborner Arboretum verrichten.

Trotz der freudigen Zwei-Milliarden- Mark-Nachricht aus Bonn macht sich Büdinger keine großen Hoffnungen, das Gros der Maßnahmen im Kreis erhalten zu können: "Der Großteil des Geldes aus Bonn wird wohl in den Osten fließen, und um den Rest streiten sich immerhin 142 Arbeitsämter im Westen." Wieviel für den Bezirk Höchst/Main-Taunus letztlich übrigbleibt, schätzt Büdinger innerhalb der nächsten vier Wochen zu erfahren. "Wir hoffen natürlich, daß es reicht, die Selbsthilfe im Taunus zumindest in abgespeckter Form zu erhalten."

Für die übrigen ABM-Stellen sieht er allerdings schwarz. Immerhin, Arno Büdinger hat in weiser Voraussicht vorgebaut, und bei allen Stellen - insbesondere bei Kommunen - frühzeitig darauf gedrängt, ABM-Kräfte zu übernehmen. Oder, soweit möglich, sich um alternative Finanzierungsformen zu kümmern, etwa die vom Bund und Land angebotenen Modellversuche für Langzeitarbeitslose, Suchtkranke oder bestimmte Umwelt- und Naturschutzprojekte. Aber auch da, weiß Arbeitsamtsleiter Büdinger, der sich selbst "Krisenmanager" nennt, ist nicht viel zu holen.

"Mau" sieht's im Höchster Arbeitsamt zudem im Bereich Fort- und Umschulungen aus, für die die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit den Geldhahn nahezu ganz zugedreht hat. Wie es weitergeht? Büdinger weiß es nicht: "Wir können nur abwarten und das Beste hoffen." ana

Einladung zum afrikanischen Tanz

OFFENBACH. Ein afrikanischer Tanz- und ein Trommellehrer aus dem Senegal werden sich im Mai und Juni in Offenbach aufhalten - für die Volkshochschule ein Anlaß, einen Wochenend-Workshop "Afrikanischer Tanz und afrikanisches Trommeln" für diesen Zeitraum ins Auge zu fassen. Wer sich dafür interessiert und mitmachen möchte, sollte sich bei der VHS über die Telefonnummer 069/8065-3156 melden. hf

Streicht die Deutsche Welle Redaktionen?

Bei einem Besuch in der Europa-Abteilung des Deutschlandfunks (DLF), dessen 115 Mitglieder am 1. Juli, wie berichtet, von der Deutschen Welle (DW) übernommen werden sollen, ist DW-Intendant Dieter Weirich kürzlich den dort kursierenden Befürchtungen wegen einer möglichen schnellen Auflösung von Fremdsprachenabteilungen entgegengetreten: Es brauche niemand Ängste zu haben, es werke kein Fallbeil niedersausen, es würden langfristige Konzepte erarbeitet, lauteten seine Versicherungen sinngemäß.

Ausgelöst worden sind die Gerüchte durch das Bekanntwerden von Alternativpapieren für die Klausurtagung des DW-Rundfunkrates am 26. und 27. März in Bonn. Die vier erarbeiteten Varianten sehen in der Tat die mögliche Auflösung von Fremdsprachenabteilungen in unterschiedlichen Konfigurationen vor (die Deutsche Welle muß in diesem Jahr in ihrem Etat 15 Millionen Mark einsparen). Die Papiere befassen sich alle jeweils mit allen derzeit 35 Sendesprachen des Hauses Deutsche Welle einschließlich der elf hinzukommenden europäischen Sprachen des DLF. Darunter sind jene 13 sogenannten Basissprachen, die sich in allen vier Planungsvarianten als erhaltenswürdig wiederfinden, und solche, die etwa lediglich in einer Variante vermerkt sind. Um die letzteren könnte es dann schlecht aussehen. Insbesondere die Redaktionen für einige westeuropäische Sprachen sehen sich in ihrer Weiterexistenz bedroht.

Allerdings wird eine Einstellung von Fremdsprachen, welche auch immer es durch die Gremienklausuren treffen wird (16. und 17. April tag der DW-Verwaltungsrat in Mainz), nicht plötzlich vonstatten gehen und auch nicht bei der Gelegenheit des Umzugs der Europa-Abteilung vom DLF zur DW, wie offenbar befürchtet. Weit wahrscheinlicher sind Umsetzungen von einer in eine andere Fremdsprachenredaktion. Die sind zwar vom sozialen Aspekt her sinnvoll und auch vom Arbeitsrecht vorgegeben (verschiedene Redaktionsmitglieder sind unkündbar), weniger sinnvoll wären solche Umsetzungen allerdings vom sachlichen Gesichtspunkt, weil die betroffenen Redaktionsmitglieder jeweils Fachleute in der von ihnen bearbeiteten Fremdsprache sind. FK

Die interessante Sportnotiz

Bayern an Anicic interessiert Der FC Bayern München hat Interesse an Stürmer Michael Anicic von Eintracht Frankfurt. Der Klub bestätigte Kontakte zu dem 18jährigen, der schon zu Gesprächen in München war und zwei Wochen Zeit hat, sich die Sache zu überlegen. Weltmeister Karl Mai gestorben Der ehemalige Fußball-Nationalspieler, Mitglied der legendären Weltmeister- Mannschaft von 1954, ist am Montag im Alter von 64 Jahren in seiner Heimatstadt Fürth gestorben. Zwei Basketball-Trainer gefeuert Noch vor Beginn der Play-off-Runde haben sich zwei Basketball-Bundesligisten von ihren Trainern getrennt. Brand Hagen entließ nach dem schlechten Abschneiden Coach Alan Lampert, und Stuttgart-Ludwigsburg verzichet auf die Dienste von Dan Palmer. Hessen gewann Rheinland-Pokal Die Junioren-Auswahl des hessischen Fußballverbandes gewann durch ein Tor den Neukirchers Krinke das Finale des Rheinland-Pokals gegen Saarland 1:0 (0:0). Trainer Fanz, der aus diesem Team die neue Hessenauswahl formieren wird, war mit den Leistungen zufrieden. Dortmund - Frankfurt in "Premiere" Als "Topspiel der Woche" wird der Hamburger Pay-TV-Sender "Premiere" aus der Fußball-Bundesliga das Match zwischen Borussia Dortmund und der Frankfurter Eintracht am kommenden Sonntag (21. März) ab 17.50 Uhr live übertragen.Leinweber neuer Kreisfußballwart Auf dem Frankfurter Kreisfußballtag wurde der bisherige Kreisschiedsrichterobmann, Gerhard Leinweber, zum neuen Kreisfußballwart und somit zum Nachfolger des verstorbenen Harry Fischer gewählt.Vasic verlängert in Bürstadt Der hessische Fußball-Oberligist VfR Bürstadt hat den Vertrag mit seinem Trainer Djuradj Vasic um ein weiteres Jahr, bis Juni 1994, verlängert. Kaufmann sagt ade Bei der SG Wallau-Massenheim scheidet der 31 Jahre alte Henry Kaufmann zum Saisonende aus. Kaufmann will nächstes Jahr nur noch bei einem Zweitligaverein aktiv werden, des weiteren seinen Beruf in den Vordergrund rücken. Alexander unterschrieb Beim Eishockey-Zweitligisten Bad Nauheim hat Neuzugang Alexander einen Fünf-Jahres-Vertrag unterzeichnet.

Die 500 Beschäftigten müssen weiter bangen Kammler-Gruppe: Konkursantrag der Hypo-Bank / Ashok Chauhan in Wartestellung

ESCHBORN. Die Zitterpartie für die 500 Beschäftigten der Kammler-Gruppe geht weiter: Seit nunmehr drei Wochen wartet die Belegschaft der zehn Autohäuser (VW und Audi) im Rhein-Main-Gebiet und in Weimar auf das Februar-Gehalt. Und auch gestern zeichnete sich keine Lösung ab. Eine Entscheidung der Banken über weitere Kredite stand bei Redaktionsschluß noch aus.

"Wenn sich die Dinge nicht halten lassen, geht's in den Konkurs", ließ Konkursverwalter Dr. Wilhelm A. Schaaf keinen Zweifel daran: Die Autohäuser der Kammler-Gruppe mit Sitz in Eschborn (Main-Taunus-Kreis) stehen auf der Kippe. Und auch Ashok Chauhan, potentieller Investor, gab sich bedeckt: "Ich glaube, die Banken sind sich miteinander nicht einig."

Noch am Freitag hatten die Gläubigerbanken einer Gnadenfrist bis Dienstag zugestimmt. Hintergrund dafür war eine Offerte Chauhans (FR vom Samstag). Der wollte die Autohäuser und das Privatvermögen von Henning Kammler als Paket zu einem Preis von 120 Millionen Mark erstehen. Dazu gehört auch ein Grundstück von Kammler in Mainz. Wert des Areals: mehr als 20 Millionen Mark.

Dieser Handel indes droht zu scheitern: Die Bayerische Hypothekenbank hat beim Amtsgericht Königstein (Hochtaunuskreis) ein Konkursverfahren gegen Kammler beantragt. Der Autohändler steht bei dem Geldinstitut mit mehreren Millionen Mark in der Kreide. Nach Angaben des Gerichtsdirektors Axel Rohrbeck soll heute über den Antrag entschieden werden.

Die Hypo-Bank indes will sich nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen. Die anderen Gläubigerbanken hätten für ihre Verbindlichkeiten (etwa 300 Millionen Mark) Sicherheiten, nicht so die Hypo-Bank, bestätigte Harald Hofer, Leiter der Abteilung Problem-Engagement.

Kammlers Schulden bei dem Münchner Geldinstitut stammen ausschließlich aus Privatgeschäften. In ihrem Konkursantrag nennt die Bank eine Summe von fünf Millionen Mark. Als Gegenwert dafür bietet sich das Mainzer Grundstück an. Ohne dieses Areal aber droht das Angebot von Chauhan zu platzen.

Der Gang zum Amtsgericht habe sich nicht mehr aufschieben lassen. Hofer: "Wir haben lange genug zugewartet, uns stehen Fristen im Nacken." Ohnehin gibt er den Autohäusern keine Chance. Das hätten die Erfahrungen der vergangenen Monate gezeigt. Da seien Riesenverluste geschrieben worden. Noch im Herbst hatte Schaaf bei den Gläubigerbanken einen Massenkredit ausgehandelt, um den Betrieb in den Autohäusern in Gang zu halten. Inzwischen allerdings sind etliche Großkunden abgesprungen. Und auch zahlreiche Mitarbeiter haben sich einen sicheren Arbeitsplatz gesucht: Die Belegschaft schrumpfte von ehedem 900 auf inzwischen 500 Beschäftigte.

Die Arbeitsplätze retten zu wollen, begründete Chauhan sein Engagement. Dabei ist ihm die Autobranche fremd: Der indische Geschäftsmann und Diplom- Chemiker gründete vor 20 Jahren die Technicom GmbH, aus der später die weltweit operierende AKC-Firmengruppe hervorging - ein Unternehmen der Petrochemie mit 45 Gesellschaften, 2000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von zuletzt zwei Milliarden Mark laut einem Firmenprospekt.

100prozentiger Eigner des Unternehmens mit einem Stammkapital von mehr als 100 Millionen Mark ist Chauhan. Ihm sei es darum gegangen, eine Zwischenlösung zu finden. Die Autohäuser sollten zunächst an seine Industrie-Holding in Berlin gehen, anschließend als Block oder einzeln in der Branche verkauft werden. Chauhan: "Wenn sich die Banken einig sind, dann bin ich im Gespräch."

KLAUS KÜHLEWIND

Kammler auf der Kippe: Belegschaft bangt noch Offerte des Oberurseler Unternehmers droht zu platzen

ESCHBORN. "Das wird verdammt eng." Jürgen Leydecker, Sekretär der IG Metall Frankfurt, bangt mit den 500 Beschäftigten der Kammler-Gruppe. Nicht nur, daß die Belegschaft der zehn Autohäuser (VW und Audi) im Rhein-Main-Gebiet noch immer auf das Februar-Gehalt wartet - das ganze Unternehmen steht auf der Kippe. Denn das Übernahmeangebot des Oberurseler Geschäftsmannes Ashok Chauhan droht zu scheitern (die FR berichtete). Seine Offerte: 120 Millionen Mark für Autohäuser und Privatvermögen des Henning Kammler. Dabei hat Chauhan offenbar die Rechnung ohne die Bayerische Hypothekenbank gemacht: Die hat beim Amtsgericht Königstein ein Konkursverfahren gegen Kammler beantragt. Ob die Richter dem Antrag des Geldinstituts folgen, wird heute entschieden - und damit auch, ob die 500 Arbeitsplätze in den Werkstätten erhalten bleiben.

"Ich glaube, die Banken sind miteinander nicht einig", gab sich Ashok Chauhan bedeckt. "Die Situation ist ungewiß", sieht er offenbar die Chancen schwinden, mit seiner Offerte zum Zug zu kommen. Für 120 Millionen Mark will der Unternehmer die Autohäuser der Kammler- Gruppe übernehmen - und auch das Privatvermögen von Henning Kammler. Das Augenmerk des Diplom-Chemikers liegt offenbar auf den Grundstücken. Dicker Brocken dabei ist ein Areal bei Mainz - Wert etwa 20 Millionen Mark.

Doch genau darauf hat es auch die Bayerische Hypothekenbank abgesehen. Das Geldinstitut hat beim Amtsgericht Königstein einen Konkursantrag gegen Kammler gestellt. Der steht bei der Hypo-Bank mit mehreren Millionen Mark in der Kreide. Die Schulden entstanden ausschließlich bei Privatgeschäften.

"Wir lassen uns nicht den schwarzen Peter zuschieben", sagte Harald Hofer, Leiter der Abteilung Problem-Engagement der Hypo-Bank. Im Gegensatz zu den anderen Gläubigerbanken habe das Münchner Geldinstitut keine Sicherheiten, da Kammlers Schulden "nichts mit der GmbH zu tun haben". "Wir haben lange gewartet", sagte Hofer. Nun stünden "uns Fristen im Nacken", um Ansprüche geltend zu machen. Ohnehin bezweifelt er die Chancen, daß Chauhan mit seiner Offerte zu einer Lösung komme.

Pessimistisch gab sich gestern auch Dr. Wilhelm A. Schaaf. Gewähren die Banken keinen neuen Kredit, zieht Chauhan seine Offerte zurück - dann "ist Kammler mausetot", so der Konkursverwalter. Im Herbst hatte der Frankfurter Rechtsanwalt und Notar bei den Banken einen Massenkredit erwirkt, um den Betrieb in den Autohäusern in Gang zu halten.

Sämtliche Geschäftskonten waren zuvor gesperrt worden, nachdem bei einer Bankenprüfung zutage kam, was Kammler und sein Prokurist jahrelang vertuschten: Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Eschborn war total überschuldet und nicht mehr zahlungsfähig. Das Amtsgericht Frankfurt bestellte daraufhin Schaaf zum Konkursverwalter. Auch die Staatsanwaltschaft interessierte sich für Kammler: Sie ermittelt noch wegen fortgesetzen Betrugs, Untreue und Bilanzfälschung gegen den Firmenchef, sagte gestern Pressesprecher Hubert Harth.

Die Furcht, den Arbeitsplatz zu verlieren, hat viele Monteure, Verkäufer und Verwaltungsmitarbeiter in den vergangenen Monaten den Kammler-Autohäusern den Rücken kehren lassen. Und auch Großkunden haben sich nach anderen Werkstätten umgesehen. Die Belegschaft schrumpfte von 900 auf nun 500 Mitarbeiter. Und die bangen seit einigen Monaten um ihre Jobs, warten seit drei Wochen auf die Februar-Gehälter. Die Banken wollen keine weiteren Kredite gewähren.

Am Freitag handelte Schaaf in Frankfurt in einem Bankengespräch eine Frist bis Dienstag aus. Seine Hoffnungen ruhen auf Ashok Chauhan. "Wenn die Banken sich einigen, bin ich im Gespräch", sagte der Unternehmer. Allerdings habe er in den vergangenen beiden Tagen nichts gehört und sich um andere Geschäfte gekümmert. Chauhan ist 100prozentiger Eigner der AKC-Firmengruppe. Das weltweit operierende Unternehmen der Petrochemie mit Sitz in Oberursel schrieb zuletzt einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Mark. Laut einem Firmenprospekt sind unter dem Dach der AKC 45 Gesellschaften mit 2000 Beschäftigten tätig. Das Stammkapital beläuft sich auf mehr als 100 Millionen Mark.

KLAUS KÜHLEWIND

Megastar Lopez Gottvater wäre untertrieben

Glauben Sie nicht, was in der Zeitung steht, liebe Leserinnen und Leser. Glauben Sie es jedenfalls dann nicht, wenn es um einen gewissen Ignacio Lopez de Arriortua und seinen angeblichen Wechsel von General Motors zu Volkswagen geht. Es stimmt sowieso nicht. Lopez kommt. Lopez kommt nicht. Lopez kommt. Lopez kommt nicht. Kommt er doch? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Was gestern galt, muß heute nicht Bestand haben. "Endgültig", berichtete eine Nachrichtenagentur, werde er den US-Konzern verlassen. Wir schütteln uns vor Lachen. Endgültig! Bei dem Mann ist nichts endgültig. Und wenn ein Lopez einst doch leibhaftig an einem Schreibtisch in Wolfsburg gesehen werden sollte - Vorsicht! Womöglich sitzt er dort nur, um wieder einmal mitzuteilen, daß er sich in Detroit glücklich fühlt. Oder es handelt sich um ein Double. Oder ist "der knallharte Baske" gar nur ein Phantom? Ehrlich gesagt: Wir wissen es nicht, da könnte uns sogar VW- Sprecher Gerhard Schröder, im Nebenberuf niedersächsischer Ministerpräsident, oder sonst jemand erzählen, was er will.

Zu dem Mann, so er denn doch existieren sollte, fällt einem kaum noch ein neuer Superlativ ein. Es gab wohl in der jüngeren Vergangenheit keinen anderen Manager, zu dessen Charakterisierung die schreibende Zunft so viele illustre Prädikate transportierte oder erfand wie für Lopez, der eben nicht nur dafür bekannt ist, einen sehr lockeren Umgang mit der Wahrheit zu pflegen: Gnadenloser Kostendrücker oder Mann fürs Grobe, Retter der westlichen Autobranche, religiöser Eiferer und Besessener. Manche nennen ihn wegen seiner als brutal empfundenen Methoden schlicht Großinquisitor oder Jack the Ripper.

Was für eine Unterschätzung! Super- Lopez, dessen angebliches Kommen die VW-Aktie zu einem Höhenflug starten und dessen Weggang die GM-Papiere in den Keller fallen läßt beziehungsweise umgekehrt, Super-Super-Lopez, der Gerüchten zufolge in Wolfsburg mit sechs Millionen Mark im Jahr mehr Geld bekommen soll als jeder andere Manager in Deutschland, Super-Super-Super-Lopez, dem, wieder Gerüchten zufolge, VW wie GM anboten, ihm eine Fabrik in seine Heimat zu stellen, dieser Wundermann und Megastar kann eigentlich gar nicht von dieser Welt sein. Doch selbst die für Bosch-Patriarch Hans Merkle - die graue Eminenz der hiesigen Wirtschaft - geprägte Bezeichnung Gottvater würde einem Lopez nicht annähernd gerecht.

Aber im Ernst: Es ist zwar nicht so, daß sich allzu viele Manager in Deutschland in der Vergangenheit mit Ruhm beklekkert hätten. Auf Führungskräfte, die, wie Lopez, Geschäft mit Krieg verwechseln, könnten Arbeitnehmer wie auch die ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Autozulieferer hierzulande indes gerne verzichten. Und Detroit ist doch wirklich eine so schöne Stadt, Señor Lopez. ski

Cassella geht auf Nummer sicher Anlagen werden überprüft / Sondermüll-Problem bedroht Jobs

rb FRANKFURT A. M. Die Unfall-Serie bei der Mutter Hoechst läßt auch die Tochter Cassella nicht mehr ruhig schlafen: "Wir sind dabei, unser gesamtes Sicherheitskonzept zu überprüfen", berichtet Vorstand Wolfgang Grünbein. Spätestens seit dem eigenen Großbrand Anfang 1991 - Versicherungsschaden: 97 Millionen Mark - dürften die Manager im Frankfurter Stadtteil Fechenheim ohnehin für das Thema sensibilisiert sein.

Im aktuellen Geschäftsbericht steht denn auch der anspruchsvolle Satz: "Die Sicherheit der Anlagen und Verfahren ist einer der Grundpfeiler unternehmerischen Handelns bei Cassella." Die Aufwendungen auf diesem Gebiet seien innerhalb von fünf Jahren um 43 Prozent auf acht Millionen Mark gestiegen. Die Zahl der Arbeitsunfälle sei 1992 von 8,3 auf 5,8 pro 1000 Beschäftigten gesunken, betont Konzernchef Christian Ruppert was deutlich unter dem Schnitt der Chemie liege. Die Abneigung des Branchenverbandes VCI gegen die Forderung nach mehr unangemeldeten Sicherheitsüberprüfungen von außen teilt er im übrigen nicht: "Die Gewerbeaufsicht kommt bei uns ohnehin meistens unangemeldet".

Schon auf der Pressekonferenz vor einem Jahr hatte Ruppert beklagt, daß es beim Problem der Entsorgung von Sondermüll aus der Chemieproduktion "fünf vor zwölf" sei. Inzwischen ist es für Cassella wohl schon eher fünf nach zwölf. Mit der Bonner Verordnung TA Abfall haben sich die hessischen Deponien geschlossen, für eine Verbrennung enthalten die Reststoffe zuviel Schwefel. Ruppert droht nun mit der Schließung von Anlagen und dem Verlust von 100 Stellen, wenn die Landesregierung hier nicht rasch Ausnahmegenehmigungen erteile.

Dies könnte mit einem weiteren Arbeitsplatzabbau aufgrund der schlechten Geschäftslage zusammenfallen. Ruppert spricht hier von 40 bis 50 Jobs sowie einem geplanten mehrwöchigen Zwangsurlaub in einzelnen Betriebsteilen. Schließlich ist der Umsatz der AG seit Anfang des Jahres um etwa 15 Prozent eingebrochen, im Pharma-Zweig aufgrund der Gesundheitsreform sogar um 30 Prozent. "Wir hatten einen frostigen Jahresbeginn", beschreibt Ruppert die Lage.

Im vergangenen Jahr hatte dagegen alles noch ganz anders ausgesehen: Der Umsatz legte in der Gruppe um vier Prozent auf 1,4 Milliarden Mark und in der AG um sechs Prozent zu. Der Betriebsgewinn stieg um 29 Prozent auf 71 Millionen. Beschäftigt wurden 4436 Leute.

Gemeinde-Echo

Die ev. Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde weist auf ihre festen Gruppentermine hin: Montags um 20 Uhr trifft sich die Frauengruppe, dienstags um 18.30 Uhr gibt es einen Posaunen-Abend, der Posaunenchor trifft sich mittwochs um 18 Uhr, der Chor am gleichen Tag um 20 Uhr, der Helferkreis um 20 Uhr. Die Frauengruppe trifft sich immer donnerstags um 15.30 Uhr und der Flötenkreis freitags um 18.15 Uhr. Mittwochs um 15 Uhr trifft sich die Gruppe für Schulanfänger und der Mutter-Kind-Treff ist donnerstags, ebenfalls um 15 Uhr. uv

Pflegeschüler machen gegen Rassismus mobil

RIEDSTADT. Um "eindeutig Stellung gegen rechte Gewalt und Rassismus zu beziehen" haben die Krankenpflegeschüler und -schülerinnen des Psychiatrischen Krankenhauses Philippshospital für Samstag, 20. März, eine Veranstaltung organisiert. Von 17 Uhr an gibt es im Festsaal des Philippshospitals Info- Stände, Diskussionen und Live-Musik. Für Kinderbetreuung ist gesorgt. Die Veranstaltung, die für mehr Toleranz werben will, wird unterstützt von der Betriebsleitung des Krankenhauses. lis

Materialschlachten, ruinöser Verdrängungswettbewerb, gnadenloser Preiskrieg - der Markt für Personalcomputer macht Schlagzeilen. In der Branche, die sich in dem guten Jahrzehnt ihres Bestehens zum umsatzstärksten Teil der gesamten Rechnerindustrie gemausert hat, werden die Karten neu gemischt. Die kleinen Kisten sind zur Massenware geworden - weltweit zählen Experten inzwischen weit mehr als 100 Millionen installierte PC. Aus Standardbausteinen zusammengesetzt, unterscheiden sie sich technisch immer weniger voneinander. Verkauft wird vor allem über den Preis. Als Trumpf in ihrem Blatt wollen nun die wenigen großen globalen Spieler wie IBM, Apple und Compaq das Geschäft mit dem Durchschnittskonsumenten ziehen. Im Ringen um neue Kunden treffen sie hierzulande auf Anbieter wie Vobis, Escom oder Commodore, die auf dem wichtiger gewordenen Wachstumsfeld Heimcomputer schon lange mit von der Partie sind. Alle locken die Privatanwender mit leichterer Bedienung der Boxen und deren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten auch daheim. Auf der Computerschau Cebit, die in der kommenden Woche in Hannover beginnt, können sich die Verbraucher selbst ein Bild machen.

"Fair geht vor" als Startsignal Gesprächsrunden gegen Fremdenhaß

HATTERSHEIM. Die Lichterketten sind verloschen, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit sind nach wie vor aktuell. Die Initiativgruppe "Hattersheimer Gespräch" will mit einer neuerlichen Aktion für einen fairen Umgang miteinander eintreten. Dazu sind am nächsten Samstag, 20. März, von 10 bis 14 Uhr im Posthof mehrere Gesprächsrunden geplant.

Das symbolische Handeln muß eine Fortsetzung finden, plädiert die Initiative dafür, es nicht bei Lichterketten und Demonstrationen gegen Fremdenhaß und Gewalt zu belassen. Auftakt soll das "Hattersheimer Gespräch" sein. Doch beim Reden allein soll es nicht bleiben: "Wir schlagen vor, daß in einem Appell ,Fair geht vor&rquote; ein Startsignal für alle gesetzt werden soll."

Am Samstag kommen dazu im Posthof Lehrer, Schüler und Mitglieder der Initiative zusammen. Zu Beginn referiert Professor Winfried Münch von der Fachhochschule Frankfurt über "Gewalt in der Schule - Erscheinungsformen und Hintergründe". Anschließend werden sich die Teilnehmer in drei Gruppen mit Lehrern und Pädagogen mit verschiedenen Aspekten der Gewalt von Jugendlichen befassen. Informationen und Anmeldungen zum "Hattersheimer Gespräch" bei Beate Ullrich-Graf, Tel. 0 61 90 / 12 69. kkü

Bärchen als Frühlingsboten Nachwuchs im Schlitzerland

SCHLITZ. Er kommt "so sicher" wie das Amen in der Kirche: der Bären- Nachwuchs in der "Schlitzerländer Tierfreiheit". Jedes Jahr im Frühling sind niedliche Petze die Attraktion Nummer 1 in dem Tierpark. Nach 70 Tagen trennten die Tierpfleger Bruno und Hermann die braunen Wollknäuel von ihren Müttern. Nun hat die Ersatzmutter und Geschäftsführerin Else Hoffmann (73) alle Hände voll zu tun, um die neun (!) Bärenbabys des Jahres 1993 mit der Flasche sattzubekommen.

Das Kassenhäuschen ähnelt einem typischen Babyzimmer - Trinkfläschen mit Wärmebehälter, Gummisauger und "Spucktücher" liegen bereit. Gefüttert wird eine Mischung aus Milch, Honig und Fencheltee, deren genaue Zusammensetzung Else Hoffmann als ihr "süßes Geheimnis" hütet.

Die Bärenkinder im Tierpark in Schlitz (Vogelsbergkreis) machen viel Arbeit, was aber für die Ersatzmutter nach 19 Jahren "fast normal" ist. Das "Absetzen" des Bärennachwuchses begründet die ebenso charmante wie resolute Berlinerin mit dem Urtrieb der Petze: die Bärinnen wollten zu ihren "Männern" zurück und ließen dann die Kinder allein. Oder aber: Mütter und Kinder blieben lange zusammen, "doch dann fällt das weibliche Tier im nächsten Jahr für die Zucht aus".

Die braunen Bärchen sehen nicht nur hübsch aus und sind für Besucher wie Medien ein Magnet. Der regelmäßige Nachwuchs trägt auch dem wirtschaftlichen Überleben der "Tierfreiheit" bei, die auf einem Gelände von 150 Hektar noch viele andere Tierarten erhalten muß. Für den Nachwuchs wird zur Zeit ein "Warmhaus" mit Glasscheiben am Eingang gebaut.

Seit 1974 kamen etwa 150 Petze in Schlitz zur Welt, mit denen sich inzwischen viele deutsche Tierparks und Zoos schmücken. Der Zuchterfolg in den Bärenburgen hat die Schlitzer zum "Weltmeister im Bärenzüchten" werden lassen - was Frau Hoffmann aber gar nicht gerne hört. Dennoch stehen bei ihr die Interessenten auf der Warteliste. "Ich könnte jedes Jahr 20 Bärenbabys verkaufen", sagt sie zur FR. Vereinzelt rufen Berichte über das "Bärennest" auch Kritiker auf den Plan, die von "lebenden Gebärmaschinen" und einer "Ausbeutung der Tiere" sprechen.

Weil die seit 1971 bestehende Gruppe mit den "Damen" Sherry, Ginny und Whisky sowie dem "Senior" Max in die Jahre kam, baute Else Hoffmann 1992 wegen der großen Nachfrage eine neue Zuchtgruppe auf. Die in Schlitz geborenen Teddy und Jolly bekamen den Bärenmann Malou als Fremdblut-Zugang und legten in diesem Jahr mit vier Kindern einen "Grundstein". Auch die "Alten", die aus dem weltberühmten Berner Bärengraben stammen und ihr Gnadenbrot bis zum Lebensende erhalten, brachten auch noch einmal fünf Babys in die Zucht mit ein.

In weitläufigen Gehegen leben noch viele Hundert andere Tiere: von Wildhunden, Mufflons, Eseln, Wildschweinen bis hin zu Damhirschen, Gänsen und Fasanen. Zu erreichen ist der ausgeschilderte Tierpark von den Anschlußstellen Niederjossa oder Hünfeld/Schlitz der Rhön-Autobahn (A 7) nördlich von Fulda. Parken kostet nichts, und geöffnet ist immer bis zum Einbruch der Dunkelheit. Die Eintrittskarten gelten für den ganzen Tag. MARTIN ANGELSTEIN

Am Sonntag steht das nächste Gallus-Konzert an

FLÖRSHEIM. Ein ungewöhnliches Programm wird beim Gallus-Konzert am Sonntag, 21. März, geboten. Das Collegium Instrumentale Alois Kottmann und Solobläser aus Frankfurt und Wiesbaden musizieren von 17 Uhr an in der Barockkirche St. Gallus.

Zu hören sind Adagio und Fuge c-Moll von Mozart, Hindemiths Trauermusik und Bachs Sarabende und Double h-Moll für Violine solo. Außerdem werden Barbers Adagio for Strings und von Schubert die Symphonie Nr. 7 h-Moll ("Die Unvollendete") mit Allegro moderato und Andante con moto aufgeführt. pms

Vor Landesliga-Schlager Bernbach gegen Klein-Karben Verlierer ist ohne Chance FR-Interview mit den beiden Trainern Schaffrath und Volz

Karl Schaffrath (Bild rechts) und Karl-Heinz Volz (Bild links) sind anerkannte Fußball-Experten, die sich auch gegenseitig kennen und schätzen. Dennoch wünscht der eine dem anderen eine Niederlage am Samstag, denn in ihren Funktionen als Trainer des SV Bernbach und des KSV Klein- Karben stehen sie sich als sportliche Kontrahenten gegenüber. Es geht zwischen dem SV Bernbach und dem KSV Klein-Karben (Samstag, 15.30 Uhr, Am Birkenhainer Weg) nicht nur um den Sieg, sondern vor den erwarteten 1000 Zuschauern geht es auch darum, die bestehenden Chance auf den Titelgewinn in der Landesliga Süd und damit den Aufstieg in die Oberliga zu wahren.

Nicht zuletzt deshalb ist mit einer vierstelligen Kulisse zu rechnen. Was die beiden Trainer vom Spiel erwarten, welche Meinung sie vom sportlichen Gegner haben und vieles mehr erfuhr unsere Mitarbeiterin Ina Schneider.

SV Bernbach gegen KSV Klein-Karben. Kann nur noch der Sieger dieser Partie ins Titelrennen eingreifen ?

Schaffrath: "Allein vom Tabellenstand her ist das ganz klar. Der Sieger bleibt im natürlich im Rennen, der Verlierer ist erst einmal weg vom Fenster".

Volz: "Man hat gesehen, daß Mörlenbach sich mit dem 8:1 zurückgemeldet hat, auch Progres Frankfurt ist enorm stark. Es kann schon sein, daß der Verlierer hinten dran ist und es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen kann."

Stellen sie sich vor, sie könnten sich auf der Stelle einen Akteur des Gegners aussuchen. Wen würden sie nehmen?

Schaffrath: "Da sind etliche Spieler, die wir gebrauchen könnten. Sehr gut gefällt mir Jörg Walter im Abwehrbereich. Das wäre einer, den ich sofort verpflichten würde."

Volz: "Albert Repp."

Wie sind ihre personellen Möglichkeiten und wie ist die Stimmung im Team?

Schaffrath: "Die personellen Möglichkeiten sind da, es sind alle fit bis auf Dennis Rieth. Die Stimmung war nach der Niederlage in Bad Homburg natürlich nicht so gut, aber ich hoffe, daß wir diesen Umstand bis Samstag ablegen."

Volz: "Die Stimmung ist gut, wir haben bisher konstant gespielt. Unsere Spieler sind engagiert bei der Sache. Uns fehlt Harald May, ansonsten hoffe ich, daß nichts mehr passiert. Unser Kader ist knapp. Einige der Reservisten haben sich aus dem Staub gemacht." Wie wird ihre taktisch Marschroute lauten ?

Schaffrath: "Wir müssen zu Hause etwas riskieren und den KSV Klein- Karben unter Druck setzen. Taktisches Geplänkel gibt es nicht, man kennt sich zu gut."

Volz: "Das muß ich erst noch mit dem Gegner absprechen, ich werde den Karl mal anrufen. Nein, dazu gibt es nichts Großartiges zu sagen. Wir sind keine Mannschaft, die den Hurra-Stil spielt."

Wie geht das Spiel aus, wagen sie einen Tip?

Schaffrath: "Bei uns im Klubheim wird immer getippt, aber ich tippe prinzipiell nicht, weil ich sowieso meist danebenliege. Ich hoffe, daß wir gewinnen. Egal wie."

Volz: "Wenn ich das Ergebnis voraussagen könnte, dann wäre ich Bundestrainer. Aber das bin ich nicht und will es auch nicht werden. Also: Kein Tip."

Bonner Zuschüsse für Straßen, S-Bahnen und Wohnungen ungewiß Viele geplante Projekte könnten dem "Solidarpakt" zum Opfer fallen / Im Römer hält man sich mit Stellungnahmen noch zurück

Im Frankfurter Rathaus, aber auch in den Wiesbadener Landesministerien rätselten die Fachleute am Dienstag noch über die konkreten Folgen des "Solidarpakts", den in Bonn am Wochenende CDU/CSU, FDP und SPD verabredet hatten. Auch einer Expertenrunde aus fünf Bundesländern gelang es am Nachmittag nicht, definitiv zu klären, ob aus Bonn von 1995 an weiter Zuschüsse für den öffentlichen Nahverkehr und den Straßenbau fließen oder nicht. In Frankfurt hängen damit weiter am seidenen Faden: der Anschluß der Bürostadt Niederrad an die Autobahn A 5, der Ausbau des Hafentunnels, die Verbreiterung des Hemmerichsweges, die Umgehung Bergen-Nord, der Anschluß des Merton-Viertels an die Autobahn A 661 und viele andere Straßenbauten.

Unklar bleibt überdies die Zukunft des Ausbaus der S-Bahnstrecken in den Frankfurter Osten oder nach Darmstadt, des dritten S-Bahn-Gleises nach Bad Vilbel oder der S-Bahn-Station Messe.

Schon im laufenden Haushaltsjahr 1993 hatte die Bundesregierung etwa eine Milliarde Mark an Zuschüssen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) eingefroren. Ob es der SPD gelingt, wenigstens dieses Geld wieder loszueisen, erweist sich am morgigen Donnerstag im Verkehrsausschuß des Bundestages. Dort steht der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Debatte.

Offen ist zum Beispiel auch, ob Frankfurt künftig noch Geld zur Sanierung von Wohnhäusern oder zur Anlage von Spielplätzen nach dem Städtebauförderungsgesetz bekommt. Mehrere Millionen Mark stehen hier zur Disposition, die bisher jährlich in die Sanierungsgebiete Bockenheim und Ostend flossen.

Die Parteien im Römer hielten sich wegen der unklaren Folgen des "Solidarpakts" für Frankfurt mit Stellungnahmen zurück. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Franz Frey sprach von einem "wahrscheinlich tragfähigen Kompromiß" - er beklagte aber, daß die SPD-Forderungen nach einer Arbeitsmarkt- und einer Ergänzungsabgabe bisher unberücksichtigt blieben.

"Große Sorge" bereitete Frey das Fehlen eines Wohnungsbauprogrammes mit Bonner Geld auch für die westlichen Bundesländer und die Ballungsräume wie Frankfurt - Milliarden fließen hier nur in die östlichen Länder.

Für die Grünen im Römer sah die Fraktionsvorsitzende Martina Schmiedhofer auf den ersten Blick weniger negative Auswirkungen des "Solidarpakts" als befürchtet. Für eine qualifizierte Stellungnahme sei es aber noch zu früh. Den Ausfall von Bonner Millionen für die Sanierungsgebiete in Frankfurt nannte Schmiedhofer "nicht so schlimm" - angesichts des verheerenden Zustandes vieler Wohnquartiere im Osten Deutschlands. jg

Stadtteil-Fenster

Spenden für Krebsklinik am Ural: Kurz vor Ostern ist der nächste Hilfstransport nach Rußland geplant. Initiatorin Charlotte Beck freut sich über jede Sach- oder Geldspende. Wer das (gegen eine ordentliche Spendenquittung) tun will, kann sich an sie wenden. Adresse: Eschersheimer Landstraße 297. jo

Ev. St.-Thomas-Gemeinde Heddernheim: Am Sonntag, 21. März, 10 Uhr, findet in der Kirche (Heddernheimer Kirchstraße) ein Gottesdienst zur "Goldenen Konfirmation" statt (Jahrgang 1943). Interessenten, die daran und an der anschließenden Feier teilnehmen möchten, wenden sich an: Elli Neul, Tel. 58 12 37 oder Ferdi Frey unter Tel. 58 56 62. uv/11

Einen Seniorennachmittag plant die evangelische Nazarethgemeinde Eckenheim (Feldscheidenstraße 36) für Donnerstag, 25. März. Kinder und Jugendliche wollen dann gemeinsam mit den Senioren Osterschmuck basteln. Daß Alte und Junge gemeinsam kleben, basteln, schnipseln, malen und sich dabei auch gegenseitig helfen, ist ein Novum in der Gemeinde. Anmeldungen sind notwendig; Auskunft gibt's unter Tel. 54 32 20. uv/12

Über Naturheilkunde am Beispiel der Herztherapie hält der Heilpraktiker Wilfried Just einen Vortrag in der evangelischen Andreasgemeinde in Eschersheim am Montag, 5. April, 18 Uhr, im Clubraum, Kirchhainer Straße 2. ks/13

Abwarten, heißt nun die Devise SPD rätselt über Wahlschlappe / Schum neuer Fraktionschef

BIEBERGEMÜND. Außer Landes, im benachbarten bayerischen Wiesen, haben Biebergemünds Sozialdemokraten die Wunden der Kommunalwahl geleckt. Die Genossen, die 9,8 Prozentpunkte einbüßten und mit 25,5 von Hundert zur kleinsten Fraktion in der Gemeindevertretung zurechtgestutzt wurden, versuchten in Klausur die Gründe für ihr schlechtes Abschneiden zu eruieren.

Die wichtigste Entscheidung fiel jedoch in einer Personalangelegenheit. Peter Hummel legte das Amt als Fraktionsvorsitzender nieder, zu seinem Nachfolger wurde Berthold Schum gewählt. Der Rücktritt Hummels ist nach Angaben der SPD-Sprecherin Martina Glaab allerdings nicht die Konsequenz aus dem enttäuschenden Wahlausgang. Hummel, der auch Ortsvereinsvorsitzender ist, habe bereits vor ein paar Monaten signalisiert, daß er wegen der beruflichen Belastung die parteiliche Doppelfunktion nicht länger tragen und sich vom Fraktionsvorsitz trennen wolle. Aus wahltaktischen Gründen habe man diesen Schritt erst jetzt vollzogen.

Mehr Schwierigkeiten als die Wahl eines neuen Fraktionschefs bereitete den Sozialdemokraten offensichtlich die Wahlanalyse. Auch eine Woche danach vermochten sich die meisten Mitglieder den eklatanten Stimmenverlust nicht zu erklären. "Wir haben vor Ort keine größeren Fehler gemacht", rätselte Martina Glaab, nach deren Einschätzung die eigene "gute Arbeit" allenfalls "nicht richtig verkauft worden ist". Für die auf Listenplatz zwei rangierende SPD-Frau sind die Einbußen eine Folge der sozialdemokratischen Bundespolitik, wo "vieles verschleppt" und in der "Asyl- und Ausländerproblematik keine klare Linie vertreten wird".

Das habe auch vor Ort, wo die Republikaner auf Kreisebene mit über 16 Prozent eines ihren besten Ergebnisse erzielten, "zu vielen Protestwählern geführt".

Die von elf auch acht Mitglieder geschrumpfte Fraktion sieht sich in der neuen Gemeindevertretung in einer defensiven Rolle. Nun müsse man erst einmal die Entwicklung abwarten. jan

BUND kontert Lortz: Klage nur notfalls

SELIGENSTADT. Die örtlichen Vertreter von BUND, Naturschutzbund Deutschland, Hessischer Gesellschaft für Ornithologie sowie von den Deutschen Gebirgs- und Wandervereinen legen Wert darauf, daß sie nur gegen einen Planfeststellungsbeschluß zum ersten Bauabschnitt der Seligenstädter Südwestumgehung klagen würden, wenn sich das Hessische Straßenbauamt beim Procedere nicht - wie von den Umweltschützern gefordert - an die im Land geltenden Erlasse und Richtlinien halten und keine Alternativvorschläge prüfen sollte. Darauf weist BUND-Sprecher Thorwald Ritter hin. Eine Behauptung des Seligenstädter CDU-Landtagsabgeordneten Frank Lortz in einem Brief an den hessischen Verkehrsminister Ernst Welteke sei somit falsch.

Lortz hatte geschrieben, daß die Verbände beim zweiten Erörterungstermin schon angekündigt hätten, gegen einen Planfeststellungsbeschluß zu klagen. Die Naturschützer hatten jedoch erklärt, nur notfalls auf juristischem Wege dagegen vorzugehen. fin

Mercedes rammte fahrende U-Bahn: zwei Verletzte

OBERURSEL. Leichte Verletzungen erlitten ein Autofahrer und ein U-Bahn- Fahrgast am Montag nachmittag, als ein Mercedes die U 3 rammte.

Der Fahrer des Wagens war nach den Angaben der Polizei von der Nassauer Straße in die Frankfurter Landstraße eingebogen. Dort überholte er einen Jeep, der vor der roten Ampel wartete, und stieß mit der U-Bahn zusammen, die mit etwa 100 Fahrgästen nach Frankfurt unterwegs war.

Die Polizei schätzt den Schaden auf insgesamt 45 000 Mark. ill

Kleingartenbauverein informierte über den richtigen Baumschnitt

Aktuelle Broschüre für die Landwirtschaft

MAIN-KINZIG-KREIS. Auf eine aktuelle Broschüre, die wichtige Regelungen unter Berücksichtigung der Umstrukturierung in der Landwirtschaft aufzeigt, weist der Agrarexperte der hessischen Union, der Linsengerichter CDU-Bundestagsabgeordnete Richard Bayha, hin. Die Broschüre kann kostenlos beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Rochusstraße 1, 5300 Bonn 1, Telefon 02 28 / 52 91, angefordert werden.

Erläutert werden Vorhaben auf dem Gebiet der Steuerpolitik, einzelbetriebliche Förderung und landwirtschaftliche Sozialpolitik. Anhand von beispielhaften Darstellungen wird dokumentiert, welche Förderungen für welche Unternehmensform oder für welchen Personenkreis in Frage kommen. In einer Übersicht sind die zuständigen Ansprechpartner aufgeführt. hok

Drei Leichtverletzte bei Zusammenstößen

HANAU. Leichte Verletzungen erlitten eine 49 Jahre alte Frau und ein gleichaltriger Mann, als sie am Montag vormittag mit ihren Wagen auf der Kreuzung Ramsaystraße/Eugen-Kaiser-Straße kollidierten. Nach Angaben der Polizei hatte die Frau die Vorfahrt nicht beachtet. Der Blechschaden wird auf 11 000 Mark geschätzt.

Schaden in gleicher Höhe entstand, als am Montag nachmittag zwei Fahrzeuge in der Kastanienallee zusammenstießen. Dort war eine ortsfremde 49jährige vom Beethovenkreisel abgebogen und dabei mit ihrem Auto auf die Gegenfahrbahn geraten. Der 32 Jahre alte Fahrer des anderen Wagens verletzte sich leicht. az

Morgen "Unter Geiern" mit Michael Quast

HOFHEIM. Wer sich am Donnerstag, 18. März, "Unter Geiern" amüsieren möchte, muß um 20 Uhr in die Stadthalle kommen. Michael Quast gastiert dort mit seinem Kabarettprogramm und seinen "Lovesongs". Mit dabei: Andreas Schulz (Gitarre), Jochen Schaal (Kontrabaß) und Ralf Göldner (Schlagwerk).

In der Ankündigung heißt es: "Lassen Sie sich überraschen, von ZZ Top, gebratenen Hähnchen, Cyrano von Bergen- Enkheim und viel viel mehr!" Eintrittskarten für 15 und ermäßigt zehn Mark gibt es beim Kulturamt und an der Abendkasse. pms

Fortgeschrittene Rhetorik im Frauenbildungszentrum

HANAU. Das Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt im Schloß Philippsruhe "Frauen im Schloß" lädt für Samstag, 27. März, von 17 bis 20 Uhr und Sonntag, 28. März, von 9 bis 17 Uhr zu einem Rhetorik-Aufbauseminar ein.

Das Seminar wendet sich an Frauen, die bereits einen Rhetorik-Kursus belegt haben und nun vor laufender Kamera das Reden, Argumentieren und Verhandeln üben und ihre Wirkungskraft auf andere analysieren wollen. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 254428 möglich. res

Schadensersatzforderung: Landgericht weist Jupiter-Klage ab

FRIEDBERG/GIESSEN. Die 4. Kammer des Landgerichtes Gießen hat am Montag die Schadensersatzklage der Kronberger Investorfirma Jupiter gegen die Stadt Friedberg zurückgewiesen.

Jupiter wollte mit Hilfe des Gerichtes knapp fünf Milionen Mark von der Wetterauer Kreisstadt eintreiben, weil diese die Tiefgarage Mitte nicht in dem Umfang bauen will, wie sie es mit der Investorfirma vertraglich vereinbart hatte.

Statt einer Garage mit 330 öffentlichen Parkplätzen soll nun nur noch eine mit 100 nichtöffentlichen Stellplätzen für Anwohner und Beschäftigte entstehen, besagt der vom Stadtparlament beschlossene Bebauungsplan.

Die 4. Kammer des Landgerichtes Gießen konnte keinen Schadensersatzanspruch der Investorfirma feststellen und wies deren Klage ab.

Jupiter will gegen diese Entscheidung Berufung einlegen. Das Verfahren sei "von grundsätzlicher Bedeutung", sagte gestern Jupiter-Geschäftsführer Thomas Müller zur FR. Müller: "Wir gehen von einem langwierigen Verfahren aus." ieb

Namen + Notizen

FRANZ ALEXANDER VON ISENBURG-BIRSTEIN hat Wiedergutmachung für den von ihm erschossenen Jagdhund Buschmann geleistet. Der Fürst zahlte 4200 Mark plus Anwaltskosten an Buschmanns Besitzer HERMANN MEUER aus Gedern. Wie die FR berichtete, war der sechsjährige Dachsbracken-Rüde am 2. Januar im Merkenfritzer Jagdrevier von Meuer verschwunden. Wochenlang blieb sein Schicksal ungeklärt. Meuer fragte schriftlich bei seinem Reviernachbarn, dem Fürsten Isenburg, nach. "Der Fürst hat es nicht einmal für nötig befunden, eine Reaktion zu zeigen", berichtete nun der von Meuer eingeschaltete Rechtsanwalt. Fürst Isenburg mußte schließlich jedoch eingestehen, den Hund getötet zu haben. Und zahlte den eingeforderten Schadenersatz. Der ausgebildete Jagdhund Buschmann hätte auch beim Wildern im fürstlichen Revier nicht getötet werden dürfen, ergab sich aus dem Paragraphen 27 des Hessischen Jagdgesetzes.Lockerheit und Erwartungsdruck Schweden siegen sich in mentale Probleme

Volker Zerbe kennt es gut, Jean Baruth, Christian Schwarzer oder auch Jörg Kunze, jenes leise, aber bestimmte Klopfgeräusch an der Tür des Hotelzimmers zu abendlichen Zeiten, wenn Besuch an sich nicht mehr erwartet wird. Der Bundestrainer ist's, der sich derart ankündigt, und sein Begehr ist nicht etwa ein letzter Plausch vor dem Einschlafen, sondern vielmehr die Kontrolle der Nationalspieler. Bettruhe ist angesagt im zwanzig Kilometer von Stockholm gelegenen Mannschaftshotel und wird kontrolliert, in Stichproben zumindest.

Bengt Johansson, Trainer der schwedischen Handball-Nationalmannschaft, die heute auf die DHB-Auswahl trifft (19.30 Uhr im ZDF) ließ sich die Frage, ob gleiches bei den Schweden möglich wäre, ein zweites Mal stellen, ehe er verständnislos den Kopf schüttelte. Er glaubte offensichtlich, nicht richtig verstanden zu haben. "Wir wollen doch alle Weltmeister werden, danach können wir spazierengehen und Whiskey trinken", hält er das Problem von zuviel Freiheiten der Spieler schlicht für gar keines.

Anders als die übrigen Mannschaften residiert Schweden mitten in der Stadt, ausgerechnet in einem Haus, das auch noch als Pressehotel ausgewiesen ist. Und so wechseln die meisten Spieler am Früstücksbüffet das eine oder andere Wort mit neugierigen Journalisten, freuen sich andere über den täglichen Besuch von Frau und Kindern, demonstrieren also eine eindrucksvolle Lockerheit. Wir sind der Titelverteidiger und wir sind hier zu Hause, lautet die unmißverständliche Botschaft.

Die Mannschaft, die seit dem Gewinn des Weltmeistertitels 1990 in der damaligen Tschechoslowakei in fast gleicher Besetzung zusammenspielt, hat sich allerdings in Teilen aus der Heimat verabschiedet. Die Torhüter Mats Olsson und Tomas Svensson sowie Robert Hedin verdienen in Spanien Geld mit dem Handball. Magnus Wislander (THW Kiel), Staffan Olsson (TV Niederwürzbach) und Magnus Andersson (TuS Schutterwald) in der Bundesliga. Ausgerechnet die Bundesligaspieler sind es, die bei aller Gelassenheit Bengt Johansson die größten Probleme bereiten. "Wir hätten uns mehr von Olsson und Wislander gewünscht", beklagt der Trainer das langsame Spiel seiner beiden Stars. Die sehen auch selbst, daß derzeit nicht alles so läuft wie in besten Tagen, zumal sich Andersson auch noch mit einer Daumenverletzung herumplagt. Aber auch der Wechsel aus dem Lager der Außenseiter in die Rolle des erklärten Favoriten hinterläßt Spuren in der Psyche der Schweden.

"Hier herrscht ein großer Erwartungsdruck", beklagt nicht nur Olsson die Nachteile des Heimvorteils. "Jedes Spiel in Schweden ist für uns schwer wegen der Erwartungen", meint der Trainer. "Der Druck wächst, bei so viel Publikum wird man kribbelig", sagt Andersson bei dem Gedanken an 14 000 Fans, die im Globen die erfolgreiche Titelverteidigung ihrer Mannschaft erleben möchten. "Wir haben ein bißchen Kopfprobleme", erklärt Wislander, "weil es nicht läuft." Die Schweden haben bisher als einzige Mannschaft bei dieser Weltmeisterschaft alle Spiele gewonnen . . . fes

Runter von den vielbefahrenen Straßen Der Frankfurter Kunstverein eröffnet mit der "Prospect" seine renovierten Räume

Der Kunstverein, das "Elektroauto im Kunstverkehr": Mit diesem schönen Bild empfahl sich Jürgen Schweinebraden vor zwei Jahren als Direktor des Hamburger Kunstvereins. Umgeben von den hochfrisierten, aufgemotzten Kisten der Museumsmanager und Großaussteller, mochte der Direktor seinem vergleichsweise bescheidenen Vehikel nicht länger den Wettlauf auf dem Hochgeschwindigkeits-Parcours des internationalen Kunstmarktes zumuten.

Einen ähnlichen Kurs wird auch der Frankfurter Kunstverein in Zukunft steuern. Direktor Peter Weiermair spricht von der "Ergänzungs- und Korrekturfunktion" seines Hauses gegenüber den hochsubventionierten Museen. Und gibt dennoch kräftig Gas: Mit der "Prospect '93", die am Freitag abend für eine glanzvolle Wiedereröffnung des Kunstvereins sorgen soll, will Weiermair auch auf internationalem Niveau mithalten; zehn weitere Ausstellungen sollen in diesem Jahr folgen.

Und fast alle gehen auf die Initiative Weiermairs zurück. "Wir wollen möglichst selbst als Kurator auftreten", sagt er, und meint dabei sich selbst: Zur Organisation des gesamten Betriebs steht ihm genau eine feste Mitarbeiterin zur Verfügung.

Dieser Kraftakt wird verständlich, wenn man sich Weiermairs Konkurrenz in der eigenen Stadt vergegenwärtigt. Anderthalb Jahre konnte der Kunstverein nicht im eigenen Hause ausstellen, mußte während des (fünf Millionen Mark teuren) Umbaus auf Gastspielreise gehen. Währenddessen hat sich das Museum für Moderne Kunst etabliert, das neben dem Portikus und den jungen Galerien vieles von dem zeigt, was einstmals die Domäne Weiermairs war: Arbeiten ganz junger Künstler, Kunst aus der Region, Fotografie.

Auf all diesen Pfaden aber soll das Frankfurter Elektroauto auch in Zukunft zockeln. So will der Kunstverein weiterhin als "eine Art Salon" für die junge, heimische Szene dienen; einmal im Jahr wird es eine entsprechende Überblicks- Schau geben. Dazu kommen Retrospektiven einzelner, renommierter Frankfurter Künstler. Schließlich werden auch die großen Themen-Ausstellungen mit internationaler Besetzung ihren Platz im Hause finden. Durch die technische Runderneuerung sei die "Leihfähigkeit" des Hauses gestiegen, könnten auch empfindliche Kunststücke gezeigt werden. Nach der "Prospect" wird im August "Das Bild vom Körper" in seinen zeitgenössischen Facetten dargestellt, und im Dezember gilt eine Gruppen-Ausstellung der "Beziehung zwischen Text und Bild seit 1960".

Der Kunstverein also unterwegs auf allen Wegen - die ausgetretenen allerdings, die will Weiermair weiträumig umfahren. Die "internationalen Menüs" der großen Häuser - er vermeidet den Begriff "Eintopf" - sollen im Steinernen Haus nicht nochmals aufgewärmt werden. Die Besucher des Kunstvereins sollen vielmehr die "unentdeckten Kunstlandschaften" erkunden, die weißen Flekken auf der Landkarte des Kunstgeschäfts. Künstler aus Lateinamerika, Japan, "dem ganzen pazifischen Raum" sollen in Zukunft mit Einzelausstellungen gewürdigt werden.

Und auch den Künstlerinnen will der Direktor mehr Aufmerksamkeit schenken. "Frauen liefern im Moment vielleicht die interessantesten Beispiele aktueller Kunst, weil sie beweglicher, offener und weniger kompromißbereit sind gegenüber den Anforderungen des Marktes." Ein Drittel der "Prospect"-Fläche wird von ihnen bestritten.

Wie die Frankfurter Vorzeige-Schau überhaupt dazu dienen soll, die geballte Philosophie des Kunstvereins, mithin sein Profil, darzustellen. 78 junge Künstler aus 27 Ländern hat Weiermair eingeladen, auf daß zwischen der Kunsthalle Schirn und dem Kunstverein ein "Terrain der Erkundungen und Entdeckungen" sich auftun möge. Ansonsten hält sich der Direktor mit Superlativen zurück. Er habe "aus den Fehlern der letzten documenta gelernt"; auch aus denen der "Prospect '89".

Er wolle diesmal "keinen Boxkampf zwischen den Werken" inszenieren, sondern den Dialog suchen. Dabei soll die Ausstellung "ein humanes Maß" nicht überschreiten - "die documenta hat ein Größe erreicht, die für den Besucher nicht mehr rezipierbar ist".

Vor allem versagt sich Weiermair dem Wettlauf um die allerneuesten Trends des Kunstmodemarktes. Maßvoll spricht er von einer "Bestandsaufnahme" aktueller Kunst. Wie auch sein Kunstverein "ganz lapidar eine Informations-Funktion" besitze. So nüchtere Töne hat man vom Direktor selten gehört. Und siehe: Schon spricht er wieder von jener "gewissen Passion", die er, bei aller Bescheidenheit, auch künftig in seinen Betrieb investieren werde. Da kann man ihn beim Wort nehmen.

("Prospect '93": vom 20. März bis zum 23. Mai. Die Ausstellung ist im Kunstverein und in der Schirn zu sehen. Eröffnung ist am Freitag um 18 Uhr.) THOMAS A. WOLFF

Tierschutzverein sucht Menschen zum Liebhaben

SELIGENSTADT. Unter dem Motto "Menschen zum Liebhaben gesucht" präsentiert der Tierschutzverein Seligenstadt und Umgebung am Samstag, 20. März, von 8 bis 12 Uhr auf dem Wochenmarkt Fotos und Steckbriefe von Hunden, Katzen, Zierkaninchen, die ein Zuhause brauchen. Außerdem bieten die Tierschützer an ihrem Infostand kostenlos die Broschüren "Reisen mit Hund und Katz'" und "Welches Tier paßt zu mir" an und verkaufen Nistkästen. Von 13 Uhr an können die herrenlosen Tiere im Gehege des Vereins besucht werden. fin

GANZ schön feist - und dann auch noch 'ne dicke Lippe riskieren. Aber dieses nonchalant vorgetragene Selbstbewußtsein ist eben eines der Markenzeichen des A-cappella-Trios "Ganz Schön Feist". Die Göttinger liegen mit ihrem kunstvoll arrangierten Minimal-Pop freilich im Trend. In den englischen und US-amerikanischen Charts räumen Männergesangvereine wie "Boys II Men" mit seelenvollen Balladen ab; in Deutschland verhelfen die locker- seichten Schlager der "Prinzen" dem vielstimmigen Gesang zu neuer Popularität. "Ganz Schön Feist" ließen ihre Auffassung von modernem Chorgesang bereits im vergangenen Jahr hören, beim Jubiläumsball des Neuen Theaters Höchst - dort sind sie jetzt einen ganzen Abend lang zu erleben. Das Programm der Woche

Donnerstag, 18. März, 20 Uhr: "94-56-89 Marilyn Monroe", eine kammermusikalische Biographie des Hollywood-Kultstars mit der Schauspielerin Riad Kassem und dem Pianisten Detlev Lindemann, im Gallus-Theater (Krifteler Straße 5); "Piranjas", Kabarett mit den anarchischen "Kölschen Jongs" Fritz Litzmann und Heinrich Schwaderlappen (alias "Pause & Alich"), im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a); "Emigranten", Slavomir Mrozeks Einwanderer-Drama in einer Bearbeitung des Theaters "Grüne Soße", zu sehen im Theaterhaus (Schützenstraße 12).

20.30 Uhr: "Wo der Hund begraben ist", Lesung mit Ludwig Lugmeier in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21); "Frauen.Krieg.Lustspiel", Thomas Braschs Anti-Kriegsstück, neu inszeniert im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).

Freitag, 19. März, 20 Uhr: Marilyn Monroes Lebensgeschichte im Gallus- Theater; "Piranjas" in Höchst; "Emigranten" im Theaterhaus.

20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", die Hommage des Freien Schauspiel Ensembles an die Wiener Kaffeehaus-Kultur, im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", ein absurdes Kammerspiel im Kellertheater (Mainstraße 2); "Flatternde Herzen", eine Groteske über die Liebe (zur klassischen Zweier-Beziehungskiste), von und mit dem "Theater in der Brotfabrik" (Bachmannstraße 2-4 in Hausen); "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB. Um 23 Uhr die Nachtvorstellung im Theaterhaus: "Der Taxifahrer . . . stimmt so!", Solo-Kabarett mit Sigi Herold.

Samstag, 20. März, 15 Uhr: "Zip, Zap, Zawwelmarie", ein Stück über die Sprache, übers "Kreischen, Tanzen und Babbeln" für Kinder ab sechs Jahren, gespielt vom "Rrrabatzzz Theater" im Gallus. - 20 Uhr: letzte Gastspiele für Kassem & Lindemann im Gallus und "Pause & Alich" in Höchst; zur gleichen Stunde: "Emigranten" im Theaterhaus.

20.30 Uhr: "Flatternde Herzen" in der Brotfabrik, "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB, "Piotr O'Hey" im Kellertheater; "A Melange, a Musi, a Melancholie" im Philanthropin. Und um 22.30 Uhr gibt Sigi Herold nochmals seinen "Taxifahrer . . . stimmt so!" (im Theaterhaus).

Sonntag, 21. März, 15 Uhr: "Die Nähmaschine", das Klappmaul-Stück ums Geschichtenschneidern, für Kinder ab drei Jahren im Theaterhaus. 15.30 Uhr: "Klaus Klamauks Kinderrevue" (ab vier Jahren), Brotfabrik.

16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die Clowns- und Artistenrevue des Neuen Theaters Höchst.

Mittwoch, 24. März, 20 Uhr: "Ganz Schön Feist", ein Abend mit dem jungen Göttinger Sangestrio, im Neuen Theater Höchst; "Der Schein trügt", Thomas Bernards Bruderkriegsstück in einer neuen Bearbeitung des Ensembles "Theater Tamen The", wiederaufgenommen am Theaterhaus. two

Seligenstädter spielen Theater in Aschaffenburg

SELIGENSTADT. Die beiden Aufführungen des Kunstforum-Ensembles von "Biedermann und die Brandstifter" in Seligenstadt stießen auf viel Resonanz. Weil zahlreiche Freundinnen und Freunde des Theaters bei den Terminen verhindert waren, will das Kunstforum das Stück von Max Frisch nochmals auf die Bühne bringen - und zwar bei einem Gastspiel am Samstag, 20. März, um 20 Uhr im Stadttheater Aschaffenburg. In Aschaffenburg zu Hause ist Uwe Studtrucker, von dem die Inszenierung stammt. fin

GANZ schön feist - und dann auch noch 'ne dicke Lippe riskieren. Aber dieses nonchalant vorgetragene Selbstbewußtsein ist eben eines der Markenzeichen des A-cappella-Trios "Ganz Schön Feist". Die Göttinger liegen mit ihrem kunstvoll arrangierten Minimal-Pop im Trend.

In den englischen und US-amerikanischen Charts räumen Männergesangvereine wie "Boys II Men" mit seelenvollen Balladen ab; in Deutschland verhelfen die locker-seichten Schlager der "Prinzen" dem vielstimmigen Gesang zu neuer Popularität. "Ganz Schön Feist" ließen ihre Auffassung von modernem Chorgesang bereits im vergangenen Jahr hören, beim Jubiläumsball des Neuen Theaters Höchst - dort sind sie jetzt einen ganzen Abend lang zu erleben. Das Programm der Woche

Donnerstag, 18. März, 20 Uhr: "94-56-89 Marilyn Monroe", eine kammermusikalische Biographie des Hollywood-Kultstars mit der Schauspielerin Riad Kassem und dem Pianisten Detlev Lindemann, im Gallus-Theater (Krifteler Straße 5); "Piranjas", Kabarett mit den anarchischen "Kölschen Jongs" Fritz Litzmann und Heinrich Schwaderlappen (alias "Pause & Alich"), im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a); "Emigranten", Slavomir Mrozeks Drama in einer Bearbeitung des Theaters "Grüne Soße", zu sehen im Theaterhaus (Schützenstraße 12).

20.30 Uhr: "Wo der Hund begraben ist", Lesung mit Ludwig Lugmeier in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21); "Frauen.Krieg.Lustspiel", Thomas Braschs Anti-Kriegsstück, neu inszeniert im Theater in Bornheim (Bornheimer Landwehr 35).

Freitag, 19. März, 20 Uhr: Marilyn Monroes Lebensgeschichte im Gallus- Theater; "Piranjas" in Höchst; "Emigranten" im Theaterhaus. 20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", die Hommage des Freien Schauspiel Ensembles an die Wiener Kaffeehaus- Kultur, im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", ein absurdes Kammerspiel im Kellertheater (Mainstraße 2); "Flatternde Herzen", eine Groteske über die Liebe (zur klassischen Zweier-Beziehungskiste), von und mit dem "Theater in der Brotfabrik" (Bachmannstraße 2-4 in Hausen); "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB. Um 23 Uhr die Nachtvorstellung im Theaterhaus: "Der Taxifahrer . . . stimmt so!", Solo-Kabarett mit Sigi Herold.

Samstag, 20. März, 15 Uhr: "Zip, Zap, Zawwelmarie", ein Stück über die Sprache, übers "Kreischen, Tanzen und Babbeln" für Kinder ab sechs Jahren, gespielt vom "Rrrabatzzz Theater" im Gallus. - 20 Uhr: letzte Gastspiele für Kassem & Lindemann im Gallus und "Pause & Alich" in Höchst; zur gleichen Stunde: "Emigranten" im Theaterhaus.

20.30 Uhr: "Flatternde Herzen" in der Brotfabrik, "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB, "Piotr O'Hey" im Kellertheater; "A Melange, a Musi, a Melancholie" im Philanthropin. Und um 22.30 Uhr gibt Sigi Herold nochmals seinen "Taxifahrer . . . stimmt so!" (im Theaterhaus).

Sonntag, 21. März, 15 Uhr: "Die Nähmaschine", das Klappmaul-Stück ums Geschichtenschneidern, für Kinder ab drei Jahren im Theaterhaus. 15.30 Uhr: "Klaus Klamauks Kinderrevue" (ab vier Jahren), Brotfabrik.

16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die Clowns- und Artistenrevue des Neuen Theaters Höchst.

Mittwoch, 24. März, 20 Uhr: "Ganz Schön Feist", ein Abend mit dem jungen Göttinger Sangestrio, im Neuen Theater Höchst; "Der Schein trügt", Thomas Bernards Bruderkriegsstück in einer neuen Bearbeitung des Ensembles "Theater Tamen The", wiederaufgenommen am Theaterhaus. two

Grüne wollen Stadthalle kippen . . . und Gewerbegebiet Köppern-Nord erst nach Ortsumgehung

FRIEDRICHSDORF. Eine Mehrheit gegen die Stadthallen-Pläne und das neue Gewerbegebiet Köppern-Nord wollen die Friedrichsdorfer Grünen bei Gesprächen mit den anderen fünf Fraktionen des Stadtparlaments organisieren. Dies kündigt Fraktionschef Horst Burghardt an. Die durch die Wahl auf fünf Köpfe angewachsene Grünen-Fraktion hat ihn in diesem Amt bestätigt. Bei ihrer ersten Sitzung beschloß sie zudem, Alfred Peilstöcker von der UWG bei einer erneuten Kandidatur für den Stadtverordnetenvorsitz mitzuwählen.

Mit den anderen Fraktionen wollen die Grünen "schnellstens" Konsequenzen aus dem Wahlergebnis ziehen. Dazu zählen sie vor allem die Absage an den Bau einer Stadthalle und eine spätere Ausweisung des Gewerbegebiets Köppern- Nord. Die Stadthallen-Befürworter CDU und SPD sind nach der Wahl mit je acht der 37 Sitze im Stadtparlament in der Minderheit. Das Gewerbegebiet wollen die Grünen so lange hinausgeschoben wissen, bis die Umgehungsstraße Köppern gebaut ist. Eine weitere Verkehrsbelastung dort sei nicht hinnehmbar.

Dieses "Signal" wollen die Grünen schnell setzen; für Burghardt "muß dieser Beschluß spätestens in der zweiten Stadtverordnetenversammlung fallen". stk

GANZ schön feist - und dann auch noch 'ne dicke Lippe riskieren. Aber dieses nonchalant vorgetragene Selbstbewußtsein ist eben eines der Markenzeichen des A-cappella-Trios "Ganz Schön Feist". Die Göttinger liegen mit ihrem kunstvoll arrangierten Minimal-Pop freilich im Trend. In den englischen und US-amerikanischen Charts räumen Männergesangvereine wie "Boys II Men" mit seelenvollen Balladen ab; in Deutschland verhelfen die locker- seichten Schlager der "Prinzen" dem vielstimmigen Gesang zu neuer Popularität. "Ganz Schön Feist" ließen ihre Auffassung von modernem Chorgesang bereits im vergangenen Jahr hören, beim Jubiläumsball des Neuen Theaters Höchst - dort sind sie jetzt einen ganzen Abend lang zu erleben.

Das Programm der Woche Donnerstag, 18. März, 20 Uhr: "94-56-89 Marilyn Monroe", eine kammermusikalische Biographie des Hollywood-Kultstars mit der Schauspielerin Riad Kassem und dem Pianisten Detlev Lindemann, im Gallus-Theater (Krifteler Straße 5); "Piranjas", Kabarett mit den anarchischen "Kölschen Jongs" Fritz Litzmann und Heinrich Schwaderlappen (alias "Pause & Alich"), im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a); "Emigranten", Slavomir Mrozeks Einwanderer-Drama in einer Bearbeitung des Theaters "Grüne Soße", zu sehen im Theaterhaus (Schützenstraße 12).

20.30 Uhr: "Wo der Hund begraben ist", Lesung mit Ludwig Lugmeier in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21); "Frauen.Krieg.Lustspiel", Thomas Braschs Anti-Kriegsstück, neu inszeniert im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).

Freitag, 19. März, 20 Uhr: Marilyn Monroes Lebensgeschichte im Gallus- Theater; "Piranjas" in Höchst; "Emigranten" im Theaterhaus.

20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", die Hommage des Freien Schauspiel Ensembles an die Wiener Kaffeehaus-Kultur, im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", ein absurdes Kammerspiel im Kellertheater (Mainstraße 2); "Flatternde Herzen", eine Groteske über die Liebe (zur klassischen Zweier-Beziehungskiste), von und mit dem "Theater in der Brotfabrik" (Bachmannstraße 2-4 in Hausen); "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB. Um 23 Uhr die Nachtvorstellung im Theaterhaus: "Der Taxifahrer . . . stimmt so!", Solo-Kabarett mit Sigi Herold.

Samstag, 20. März, 15 Uhr: "Zip, Zap, Zawwelmarie", ein Stück über die Sprache, übers "Kreischen, Tanzen und Babbeln" für Kinder ab sechs Jahren, gespielt vom "Rrrabatzzz Theater" im Gallus. - 20 Uhr: letzte Gastspiele für Kassem & Lindemann im Gallus und "Pause & Alich" in Höchst; zur gleichen Stunde: "Emigranten" im Theaterhaus.

20.30 Uhr: "Flatternde Herzen" in der Brotfabrik, "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB, "Piotr O'Hey" im Kellertheater; "A Melange, a Musi, a Melancholie" im Philanthropin. Und um 22.30 Uhr gibt Sigi Herold nochmals seinen "Taxifahrer . . . stimmt so!" (im Theaterhaus).

Sonntag, 21. März, 15 Uhr: "Die Nähmaschine", das Klappmaul-Stück ums Geschichtenschneidern, für Kinder ab drei Jahren im Theaterhaus. 15.30 Uhr: "Klaus Klamauks Kinderrevue" (ab vier Jahren), Brotfabrik.

16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die Clowns- und Artistenrevue des Neuen Theaters Höchst.

Mittwoch, 24. März, 20 Uhr: "Ganz Schön Feist", ein Abend mit dem jungen Göttinger Sangestrio, im Neuen Theater Höchst; "Der Schein trügt", Thomas Bernards Bruderkriegsstück in einer neuen Bearbeitung des Ensembles "Theater Tamen The", wiederaufgenommen am Theaterhaus. two

SUSI, sechsjährige Schildpatt-Katze, darf wieder zu ihrem Frauchen nach Hochheim (Main-Taunus-Kreis) zurück. Das hat gestern Amtsrichter Markus Lehmann entschieden. Wie am 10. März berichtet, hatten sich zwei Katzenmütter vor Gericht gestritten, wem das Tier gehört. Susi darf in Zukunft mit Ottilie B. in Hochheim schmusen, weil Karoline F. aus Frankfurt die Katze im Januar freiwillig und gegen Zahlung von 200 Mark an die Hochheimerin herausgegeben hatte. Sollte Susi sich weigern, müßte ein Gerichtsvollzieher dem Urteil zur Geltung verhelfen.

St. Patrick, trocken

Das "24th St. Patrick's Day Celebration Festival" kündigt die Titelseite U 1 des Programmheftes an. Auf der U 2 lächelt dem Betrachter ein grüngewandeter Ire zu, der sich gerade anschickt, ein schäumendes, nach einer Stadt des County Kilkenny benanntes Gerstengetränk zu genießen, die U 3 weckt Gelüste auf den bernsteinfarbigen Geschmack eines in Cork gebrannten, nach dem Namenspatron der Insel benannten Whiskey, und beim Betrachten des Rücktitels U 4 steigen Sehnsüchte auf nach dem am St. James Gate gebrauten schwarzen Manna, dessen cremige Konsistenz deutsche Irlandromantiker noch immer für das Herzblut der Insel halten. Also gut, denkt man, feiern wir halt den St. Patrick' Day.

Am Empfangstresen der Alten Oper sind neben den popkonzertüblichen Devotionalien, CDs und MCs mehrere Pyramiden mit Dosenstout aufgebaut, und gerade, wenn man bedauert, daß es sich ausgerechnet um die einzige Marke handelt, die man aufgrund eines verschrobenen persönlichen Geschmacks nicht mag, wird man unwillentlich darüber belehrt, daß man keinen Anlaß zur Gram hat: Ein Nachbar will penetrant eine der Dosen erstehen, muß sich allerdings ebenso penetrant erklären lassen, daß man sie mit Rücksicht auf die hauseigene Gastronomie lediglich nach dem Konzert, zum Mitnehmen, verkaufen würde.

Die hauseigene Gastronomie bietet neben Schaumwein, Sprudel und Orangensaft (da schauert der irische Teil des Magens voller Abscheu) lediglich ein zu warmes hiesiges Bier an. Also gut, denkt man, lassen wir das Feuchte der Fröhlichkeit und wenden wir uns der Fröhlichkeit der Musik zu, wie man sie aus den rauchgeschwängerten Kneipen und Hallen zahlreicher westirischer St.-Patricks-Festivitäten kennt.

Doch der Mozartsaal ist reihenbestuhlt, nirgends ein Aschenbecher, die Furcht vor der gesundheitsapostolischen Fraktion und dem Ordnungspersonal lähmt die Energie, und man träumt von einem anderen, der Bedeutung des Anlasses entsprechenden Ambiente. Zwar hat der heilige Brendan, als er mit seinen frommen Männern als erster Europäer Amerika erreichte, versäumt, den Tabak mitzubringen - sonst hätte vermutlich der wortgewaltige Genußmensch Patrick die Palette des Goutierens bereits damals entschieden erweitert -, doch Emanationen sind nicht aufzuhalten.

Wie Böll in seinem Irischen Tagebuch wissenschaftlich nachwieeis, sind die Iren Weltmeister im Kettenrauchen, egal ob auf der Bühne oder im Auditorium, und da sitzt man nun, hat extra die letzte halbe Schachtel irischer Zigaretten mitgebracht, zögert, traut sich nicht, weiß nicht so recht, wer fehl am Platze ist, man selbst, der Rest der Welt oder die Musik und tröstet sich damit, daß das Konzert vorgezogen ist und der Tag des heiligen Pádraig noch bevorsteht. Also gut, denkt man und steckt die Woodbine wieder in die Tasche, lassen wir das mit dem Rauch und wenden uns dem Schall zu.

Nach wenigen Takten der Gruppe "Deiseal" ist klar, daß sie nichts Irisch-Autochthones spielt. Ein hervorragender Cormac Breatnach flötet aus den Wurzeln der Tradition heraus in swingende Gefilde, doch Kontra- bzw. Fretless-Baß und Bouzouki sind, wenn auch von "Planxty" und "Clannad" inzwischen gut eingeführt, keine traditionellen Instrumente; dennoch klingt es interessant, wenn etwa ein Reel über einen Calypsorhythmus gespielt wird oder Tendenzen zu zwölftonalem Jazz aufblitzen.

Das Frauenquintett "Fallen Angels" besticht mit fein arrangierten a-capella- Stimmsätzen, die teilweise auf irische Melodien zurückgreifen und sich ansonsten frei aus dem großen Eintopf voller Gospel-, Blues- und Pop-Ingredienzien bedienen. Auch wenn die irische Musik unisono ist, gehört die aktuelle CD (Fallen Angels; Magnetic Music Records; MMR 101) zu den interessantesten Einspielungen dieses Bereiches.

Bei dem als abschließenden Stimmungshöhepunkt angekündigten Quintett "Bachelor's Walk" hörte der Spaß auf. Zwar gehört der Geiger Mick Davis zur ersten Garnitur, doch die anderen vier geben sich alle Mühe, nichts von dem hüpfenden Rhythmus der Jigs und Reels aufkommen zu lassen, die diese Musik sonst auszeichnet.

Doch dem Publikum gefiels, ein paar Unentwegte wagten unter dem Seitenbalkon sogar ein Tänzchen, und dem Rezensenten bleibt die wehmütige Hoffnung, daß am "echten" Tag (dem heutigen 17. März) der gute Sean Pádraig gebührend gefeiert wird, in der Bogside von Doire, am Hafen von Corcaigh, zwischen Baile Átha Cliath und Gaillimh, bei Hardogans in Sligeagh und O'Gradey's in Cul Áine. Auch wenn man nur die kleine Auswahl zwischen Bornheim und Sachsenhausen hat: Allen Paddies und Heipes dieser Welt ein grünes vielfaches Sláinte. MIHEAL O'RIADA (M. R.)

Vom 1. April an mißt der Radarwagen die Raser

MÜHLHEIM. Vom 1. April an wird ein von der Stadt mitfinanzierter Radarwagen die Raser in Mühlheim gnadenlos messen und registrieren - mit "gerichtsverwertbarer" Exaktheit, kündigt Erster Stadtrat Horst Lehr an. Den Wagen teilen sich die Kommunen Seligenstadt und Mühlheim jeweils für 14 Tage pro Monat.

"Strafzettel" unter 80 Mark fließen in die Stadtkasse. Was mehr als 80 Mark und damit mindestens auch einen Punkt in Flensburg kostet, muß nach Kassel abgeführt werden. Allerdings wird das Land Hessen eine Kostenerstattung leisten, meint Lehr. Er versichert, das Gerät werde nicht nur auf den Hauptverkehrsachsen, sondern auch in 30-Kilometer-Zonen eingesetzt; um Schlußfolgerungen zu erlauben, wo bauliche Veränderungen den Verkehr bremsen müssen.

Auch nachts ist kein Entkommen - da wird ebenfalls geblitzt, sagt Lehr. pmü

Einblick ins hektische Handeln um Dollars Flörsheimer Gymnasiasten besuchten Frankfurter Börse / Taube sorgte für Aufregung

FLÖRSHEIM. Das Buch mit den sieben Siegeln der Wirtschaftswissenschaft galt es zu öffnen und zu verstehen: Was an der Börse passiert, wie es kommt, daß der Dollarkurs steigt oder fällt, warum eine Aktie heute soviel und morgen soviel wert ist, wollte die Klasse 10 a des Gymnasiums in der Flörsheimer Graf-Stauffenberg-Schule beim Projekt "Zeitung in der Schule" herausfinden. Montag mittag war es soweit:

"Um 11.55 Uhr versammelte sich die Klasse bei strahlendem Sonnenschein vor dem riesigen Gebäude am Börsenplatz 4 in Frankfurt. Die gute Stimmung unter den Schülern mischte sich mit der Erwartung auf das, was hinter der Tür des Hauses, in dem die Kurse fallen und steigen, geschieht.

Bevor die Jugendlichen sich dem Treiben der Börsianer widmen konnten, galt es jedoch den Erfordernissen des Tierschutzes gerecht zu werden: Eine Taube hatte sich in einem Netz verfangen, das zum Schutz der Fassade dort befestigt war. Ohne lange zu zögern, beschloß die Klasse nach kurzer Absprache untereinander, Hilfe zu holen, um das Tier zu retten. Schnell war in der Verwaltung der Börse jemand gefunden, der versprach, sich um das liebe Vogelvieh zu kümmern.

Im Börsen-Foyer gesellten sich noch zwei weitere Gruppen hinzu, und man machte sich gemeinsam auf den Weg ins Innere des Gebäudes. Es ging durch viele Gänge, mit ebenso vielen Treppen, bis die 15- bis 16jährigen schließlich in einem Vorführraum landeten. Hier wurde den Besuchern ein 25minütiger Film gezeigt, der leicht und kurz die Funktion der Börse erklärte. Danach winkte endlich der Besuch des Raums, den die Jugendlichen bereits brannten zu sehen: Von der Galerie aus hatten sie wunderbare Sicht auf den Raum, in dem das Kaufen und Verkaufen von Aktien täglich vor sich geht. Gut zwanzig Minuten beobachteten sie das eindrucksvolle Treiben der Börsianer, die entweder wie aufgescheucht herumliefen, vor Computerbildschirmen standen, telefonierten oder zwecks An- und Verkauf herumschrien.

Allmählich begann jedoch so manchem der Magen zu knurren: Zeit fürs Mittagessen. Im Anschluß daran befragten die Schüler/innen einen Spezialisten für Wertpapierhandel in der Nassauischen Sparkasse zum Thema Aktienmarkt. Sichtlich zufrieden waren die Jugendlichen, als sie dem Bank-Mann seine vorsichtige Zustimmung zur Aussage entlockten, daß die Spekulation an der Börse ,letztlich legales Glücksspiel&rquote; sei."

Klasse 10 aG, Graf-Stauffenberg-Schule, Flörsheim

Spaziergang durch die Stadtgeschichte um 1900

OFFENBACH. "Erhaltenen und verschwundenen Geschäftshäusern aus den Jahren 1880 bis 1925" spürt die Kunsthistorikerin Christina Uslular-Thiele bei einem Spaziergang durch Offenbach am Samstag, 20. März, nach. Wer mit ihr durch die Frankfurter Straße und über den Marktplatz schlendern möchte: Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Ecke Frankfurter Straße/Kaiserstraße. Veranstalter dieses Spaziergangs durch die Offenbacher Stadtgeschichte um 1900 ist die Volkshochschule. hf

Beim Überqueren der B 459 tödlich verletzt

DIETZENBACH. Noch an der Unfallstelle erlag Montag abend gegen 21.05 Uhr ein 56jähriger Fußgänger beim Überqueren der Bundesstraße 459 zwischen Dietzenbach und Gravenbruch nach dem Zusammenprall mit einem Personenwagen seinen schweren Verletzungen. Auf das beteiligte Auto war ein Opel Senator älterer Bauart mit dem Kennzeichen SI - EA . . . aufgefahren, dessen drei Insassen - laut Polizeibericht vermutlich Inder oder Pakistani - mit der Bemerkung weiterfuhren, sie hätten mit dem Unfall nichts zu tun. Sie braucht die Polizei aber dringend als Zeugen.

Die Straße war nach dem Unfall vorübergehend völlig gesperrt, die Freiwillige Feuerwehr räumte die Unfallstelle. ttt

Der Punjab ist bankrott, das Land ausgeblutet

Sursingh im indischen Bundesstaat Punjab ist ein Dorf, das von der nahegelegenen Landstraße prächtig aussieht. Ein schneeweißer Sikh-Tempel, eine Gurdwara und zwei kleinere Hindutempel unter fröhlich flatternden Wimpeln, solide Häuser, die einen Hügelrücken hinaufkriechen. Wer sich allerdings die Mühe macht, sich Sursingh ein bißchen näher anzusehen, merkt schnell, daß der schöne Schein trügt. Die Häuser sind brüchig, die schmalen Gassen ungepflastert, die Kanalisation fließt stinkend als offener Graben mitten durch die Hauptstraße. Einen einzigen "industriellen" Betrieb gibt es in diesem Ort mit 10 000 Einwohnern: In einem kleinen Schuppen baut Sukhvinder Singh mit vier Angestellten Pumpen für die Bewässerung der Felder zusammen.

Zwei Grundschulen und zwei Oberschulen gibt es hier. Von den etwa 100 Oberschulabgängern im Jahr finden nicht mehr als vier bis sechs einen Job beim Staat. Die anderen bleiben arbeitslos. Es sind diese frustrierten, relativ gut ausgebildeten Jugendlichen ohne Zukunft, die immer wieder die Reihen der Khalistan-Extremisten im Punjab gefüllt haben. Allein aus dem kleinen Sursingh sind in den letzten Jahren 80 "Boys" als sogenannte Terroristen erschossen worden. Die Schulen, aus denen sie entlassen wurden, sind verfallende Ruinen aus dem letzten Jahrhundert. Auf dem blanken Sandboden steht nicht ein einziges Pult, nicht ein einziger Stuhl. Als Tafel dient ein abbrökkelndes geschwärztes Stück Zement an der Wand. Es gibt kein Wasser und keine Toiletten. Eine durchreisende Delgation des Erziehungsministeriums stellte vor kurzem fest, daß Investitionen in Sursingh soviel kosten würden wie der Bau von 15 neuen Dorfschulen. Dann doch lieber die, entschied man, das schlägt sich politisch in mehr Kapital nieder.

Fast 4,4 Milliarden Rupien, etwa 220 Millionen Mark, werden in diesem Jahr im Punjab für Law and Order ausgegeben, aber nur 23 Millionen Mark fließen in die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur. Solange das so bleibt, können die Ursachen für den Aufruhr nicht beseitigt werden. Aber der Punjab ist bankrott. Zehn Jahre Bürgerkrieg haben das Land ausgeblutet, niemand hat hier investieren wollen. Auch der Großarbeitgeber Staat nicht. Einmal wegen der unsicheren Lage. Schließlich beherrschten bisher die Extremisten das Land. Zum anderen wegen der grenznahen Lage zum Erbfeind Pakistan. "Allein die Polizei ist fett geworden, auf Kosten des kleinen Mannes, und die Korruption hat Ausmaße angenommen wie nie zuvor", klagt ein alter Bekannter. Daß mit der Erschießung des Bhindranwale Tiger Force-Chefs Manochahal nun fast alle Top-Extremisten tot sind, ja, daß sogar der einst so mächtige Sikh-Studentenverband AISSF die Kontrolle über die Jugend verliert, sei noch längst kein Anlaß, nun zufrieden die Hände in den Schoß zu legen, meint selbst Polizeichef K. P. S. Gill. Auch er verlangt nach politischen Lösungen, aber er klingt wie ein Rufer in der Wüste.

Auch wenn der Punjab in diesen Tagen so friedlich und normal aussieht, daß es fast wie ein Wunder erscheint, kann dieser Frieden auf Dauer nicht auf den Bajonetten herumjongliert werden. Zwar sind Arun Kumar, der Arzt, und Tilak Raj, der alte Hindu-Aktivist, nach Bhikhiwind zurückgekehrt, einem emsigen kleinen Marktflecken von 13 000 Einwohnern, die zu 60 Prozent Hindus sind. Vor zwei Jahren waren sie, wie fast alle anderen Hindus auch, vor den Drohungen der Sikh-Extremisten geflohen, die mit Blick auf einen künftigen Sikh-Staat mit "ethnischen Säuberungen" begonnen hatten. Nun sind sie wieder da, aber nicht wegen der wiedergefundenen Normalität, wie offiziell behauptet wird, sondern "weil es draußen einfach zu schwierig war". Draußen, das waren Orte im Nachbarstaat Haryana oder Delhi. Der Arzt und der Hindu-Aktivist sind von ihren früheren Sikh-Nachbarn mit offenen Armen wieder aufgenommen worden, aber sie fragen sich, ob das so bleibt.

Manjit Singh Calcutta, ein mit allen Wassern gewaschener Politiker der inzwischen in ein unübersichtliches Dutzend zerfallenen Sikh-Partei Akali Dal, glaubt, daß der Punjab nur dann wirklich wieder auf die Beine kommen kann, wenn sich die Zentralregierung in Delhi nicht mehr als Zuchtmeister der Nation fühlt, sondern den Staaten der Union mehr Freiraum zugestehen würde. Mit seiner Forderung nach einem wirklich föderalen System steht er freilich nicht allein da. Viele ernstzunehmende Intellektuelle und Politiker sind der Ansicht, daß hierin Indiens einzige Chance liegt, wenn das riesige Land nicht ebenso zerfallen will, wie sein ehemaliges Vorbild, die Sowjetunion.

GABRIELE VENZKY (Bombay)

Der Namen Hanau wird 850 Jahre alt

HANAU. Der Hanauer Magistrat und der Geschichtsverein laden für Donnerstag, 18. März, ab 19.30 Uhr zu einem Vortrag "850 Jahre ,Hanau' - Gedanken zu einem Jubiläum" in den Kammermusiksaal der Hanauer Stadthalle ein.

Referent ist Kulturamtsleiter Dr. Günter Rauch. Die Veranstaltung würdigt die erste Erwähnung des Namens Hanau im Jahr 1143. res

Einladung zum Südafrika-Sprechtag

MAIN-KINZIG-KREIS. Zu einem "Südafrika-Sprechtag" lädt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern am Montag, 5. April, in die IHK-Räume am Hanauer Pedro-Jung-Park ein. Ziel des Sprechtages soll sein, aus erster Hand einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Lage in Südafrika zu gewinnen. Dafür erwartet die IHK als Referenten den Leiter der Abteilung Außenhandel / Messen der Deutsch-Südafrikanischen Kammer. Im Anschluß an das Referat haben interessierte Unternehmer und Manager auch Gelegenheit, in Einzelgesprächen spezielle Fragen zu klären.

Die IHK bietet nach Darstellung von Fritz Hoelke, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft, insbesondere deshalb einen Sprechtag an, weil sich in Südafrika eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen anbahne. Darüber hinaus lohnten sich Investitionen in Industrie und Tourismus wieder.

Die Teilnahme an dem Sprechtag ist kostenlos. Anmeldung erbittet die Kammer unter Telefon: 0 61 81 / 2 43 87 oder schriftlich an Frau Birkholz in der Außenwirtschaftsabteilung. hok

Ratsuchende Männer haben wieder eine Adresse Zuschuß der Stadt Friedrichsdorf: Pro Familia bietet zweiwöchentlich eine Sprechstunde an

FRIEDRICHSDORF. Die zweckgebundene Erhöhung des städtischen Zuschusses aus Friedrichsdorf für den Kreisverband Pro Familia macht's möglich: Mit der Aufstockung um 3000 Mark auf insgesamt nunmehr 11 000 Mark kann die Einrichtung für Sexualberatung und Familienplanung wieder Beratungsstunden für Männer anbieten.

Bereits von 1988 bis 1990 war die Männerberatung Praxis. Mit dem Ende der ABM-Stelle mußte wegen der Finanzlage das Angebot aus dem Programm genommen werden. Clemens Bacherl, damals Ansprechpartner von männlichen Jugendlichen und erwachsenen Männern, kehrt jetzt zu Pro Familia als Freiberufler zurück. In der Regel ist er alle 14 Tage donnerstags in der Beratungsstelle in der Dr.-Fuchs-Straße in Friedrichsdorf zu erreichen; bereits morgen ist die erste Sprechstunde zwischen 17.30 und 19.30 Uhr (Tel. 0 61 72 / 7 49 51).

Rose Elliesen, Mitglied des Pro-Familia-Beratungsteams, hofft, daß andere Städte und Gemeinden es dem Friedrichsdorfer Beispiel gleichtun und ihren Zuschuß erhöhen. Denn die Erfahrungen während der ABM-Zeit Bacherls haben den Bedarf spezieller Sprechstunden für Männer bestätigt. Bacherl und die Ärztin Monika Schmidt-Rau stellen sich einen möglichst bruchlosen Übergang vor: Viele werdende Väter nehmen bereits an den Geburtsvorbereitungskursen der Ärztin teil; "von den Problemen, die Männer als Väter haben, erfahre ich jedoch nichts", sagt Schmidt-Rau. Das wäre Clemens Bacherls Part - in Einzelgesprächen und "hoffentlich" auch in der Gruppe. Die Erfahrungen mit Männergruppen waren in der Vergangenheit nicht sehr reichhaltig, bestätigte Bacherl.

Völlig neu im Pro-Familia-Beratungsangebot: Nach den Sommerferien soll eine Gruppe für Frauen mit Eßstörungen eingerichtet werden. Doris Kropp-Dietz, die derzeit ein ähnliches Projekt der Pro- Familia-Beratungsstelle in Hanau begleitet: "Mit den Frauen sollen die Hintergründe für ihre Störungen erarbeitet werden". Ihr Fazit: "Wir haben es mit einem neuen Tabu zu tun". Die Frau habe schlank zu sein; dick zu sein, sei fast schon obszön. Das Resultat: Selbst normalgewichtige Frauen erkranken an Bulimie, sie essen und erbrechen. off

Von Gastfreundschaft am stärksten beeindruckt Polen nahmen Feuerwehrauto mit nach Ciechanowiec

ROSBACH. Gut in Erinnerung behalten werden Pjotr Zareba, Tadeusz Mirkowicz und Tadeusz Koc die Stadt Rosbach. Die drei Männer aus der polnischen Stadt Ciechanowiec haben drei Tage lang zum zweitenmal innerhalb eines Jahres die Gastfreundschaft der Stadtverwaltung und der Familie des FWG-Vorsitzenden Hubert Reß genossen. Eindruck gemacht haben dürften die persönlichen Kontakte insbesondere. Daß sie auch Zusagen über materielle Hilfen mit nach Hause nehmen konnten, dürfte nicht die Hauptrolle spielen.

Zwei von ihnen saßen am Dienstag in einem Kleinbus, den die Rosbacher Feuerwehr nach der Anschaffung eines geländegängigen Fahrzeugs entbehren konnte. Der dritte fuhr mit einem Personenwagen zurück über Berlin und Warschau in ihre 1300 Kilometer entfernte Heimatstadt, die 150 Kilometer östlich von Warschau am Rande des seenreichen Masurens gelegen ist.

Der Feuerwehrbus, der am Montag feierlich von Bürgermeister Reinhold Medebach an die drei polnischen Gäste übergeben worden war, soll der Feuerwehr in der von Raps und Kartoffelanbau geprägten 6000-Einwohner-Stadt zu mehr Sicherheit bei Bränden verhelfen.

Der Rosbacher Bauamtsleiter Gerhard Scherer arbeitet überdies den Plan für die Erweiterung eines Kinderspielplatzes in Ciechanowiec aus. Im Rosbacher Stadtsäckel stehen 7500 Mark zur Verfügung, mit denen die Polen einen schönen Platz bauen möchten. Der 38jährige Bürgermeister Pjotr Zareba nimmt außerdem die Ankündigung mit nach Hause, daß Rosbach zehn Kinder seiner Stadt bei Familien aufnehmen möchte. Die dortigen Gymnasiasten, die in zwei Schulen getrennt nach Mädchen und Jungen unterrichtet werden, haben auch Deutschunterricht. Hubert Reß, der im September vorigen Jahres mit der FWG-Fraktion ein weiteres Mal in Ciechanowiec gewesen war und noch in diesem Jahr erneut eine Reise organisieren will, rechnet damit, daß Rosbacher Schulkinder in die polnische Stadt eingeladen werden. Der Ort ist ein Paradies für Radfahrer und bietet die Möglichkeit, eine Stadt nahe der russischen Grenze kennenzulernen.

Bürgermeister Zareba, der als westlich orientiert gilt, nicht nur, weil er eineinhalb Jahre in den USA gelebt hat, berichtete davon, daß der US-Konzern in seiner Stadt ein Kartoffellager gebaut hat, und nunmehr eine Kartoffel-Chips-Fabrik plant. Seine Stadt habe überdies viel Kultur zu bieten. So gibt es den Kultursommer und die Einladung an Künstler, hier Werke zu schaffen, von denen jeder eines im Museum der Stadt hinterläßt.

Im Jahr 1991 war der Gartenbauingenieur Marek Janiak mehrere Wochen lang in Rosbach zu Gast gewesen. Der Mann, der intensiv Deutsch gepaukt und im Rathaus Verwaltungskenntnisse erworben hatte, ist zur Zeit nicht mehr im Geschäft. Die Ambitionen des 55jährigen, Bürgermeister in Ciechanowiec zu werden, hatten sich nicht verwirklicht. hm

Podiumsdiskussion über Über-leben in Offenbach

OFFENBACH. Zu einer Podiumsdiskussion mit dem Thema "Über-leben in Offenbach" laden die Aktionsgemeinschaft allergiekrankes Kind, Gemeinde Lauterborn und die Bürgerinitiative Luftverkehr für Donnerstag, 25. März, ein. Im evangelischen Gemeindehaus, Richard- Wagner-Straße 119, nehmen dazu Stellung: der Offenbacher Umweltdezernent Klaus Bodensohn (CDU), der Leiter des Offenbacher Umweltamtes, Rudolf Kaller, der Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, Professor Kurt Oeser, Dr. Adelheid Kölle-Hack und Dr. Jochen Dennert von der BI Luftverkehr, Pfarrer Müller von der Lauterborngemeinde und Bärbel Kunkel vom Arbeitskreis allergiekrankes Kind. Beginn: 20 Uhr. hf

Niedersachsen Wenn Bonner Sozialdemokraten die mit CDU/CSU und FDP vereinbarte Einschränkung des Grundrechts auf Asyl zu rechtfertigen versuchen, berufen sie sich gern auf die Kommunalpolitiker. Deren Nöten mit der wachsenden Zahl von Flüchtlingen habe man nicht länger tatenlos zusehen können.

Herbert Schmalstieg (SPD), Oberbürgermeister von Hannover und Vizepräsident des Deutschen Städtetags, müßte demnach froh und dankbar sein. Aber er macht kein Hehl daraus, daß er ein entschiedener Gegner des sogenannten Asylkompromisses ist. Nach seiner Ansicht löst die geplante Verfassungsänderung keines der anstehenden Probleme. Die weltweite Armutswanderung, meint er, verlangt von Deutschland ganz andere Antworten. Vor dem Hintergrund der Nazi-Vergangenheit erscheint es ihm fatal, wenn ein Grundrecht angetastet wird, das politisch Verfolgten Asyl verheißt.

Ganz anders sehen das die Republikaner, die im hannoverschen Stadtrat zwei Sitze haben. Die Rechtsaußen brachten folgenden Entschließungsentwurf ein: "Der Rat der Landeshauptstadt Hannover begrüßt den Asylkompromiß der Bundestagsparteien CDU/CSU, SPD und FDP, der eine Begrenzung der Zuwandererzahlen nach Deutschland zum Ziel hat. Wenn diese Regelung tatsächlich umgesetzt wird, werden die Kommunen und damit auch die Stadt Hannover ganz wesentlich von Sozialkosten erleichtert, die sie nur noch unter größten Mühen aufbringen könnten. Zudem wird es leichter sein, das Haushaltskonsolidierungskonzept der Landeshauptstadt zu verwirklichen." Schmalstieg stimmte dagegen, desgleichen die ganze SPD-Fraktion wie auch die Vertreter der Grün-Alternativen Bürgerliste (GABL), und auch in den Reihen der Mitte-Rechts-Parteien gab es keine einmütige Zustimmung.

Nun könnte man annehmen, daß der Antrag nur deswegen abgelehnt wurde, weil er von der falschen Partei kam, und daß die Abstimmung sonst ganz anders ausgegangen wäre. Aber solche Überlegungen wurden hinfällig, als die Wählergruppe "Wir für Hannover", die ebenfalls über zwei Mandate verfügt, den knappen Formulierungsvorschlag einbrachte: "Der Rat der Landeshauptstadt Hannover unterstützt uneingeschränkt den zwischen den Bundestagsparteien CDU/CSU, SPD und FDP gefundenen Asylkompromiß zur Änderung des Artikels 16 Grundgesetz." Auch dieser Antrag verfiel der Ablehnung durch die Mehrheit von Sozialdemokraten und Grün-Alternativen. sp

Junge Frau aus dem Auto gezerrt und vergewaltigt

MAINHAUSEN. Als sie an der sogenannten Hillerkreuzung, dem Knotenpunkt der Straßen Seligenstadt-Stockstadt und Mainflingen-Zellhausen bei roter Ampel anhalten mußte, wurde eine junge Frau von drei ihr in einem anderen Auto folgenden Männern aus dem Wagen gezerrt und im nahegelegenen Wald vergewaltigt. Die Täter benutzten einen blau-metallic-farbenen Wagen, wahrscheinlich mit Gießener GI-Kennzeichen. Während das Verbrechen geschah, soll auf der Linksabbiegerspur ein roter Kleinwagen gehalten haben, dessen Fahrer der Polizei jetzt zumindest noch als Zeuge dienen könnte. ttt

Krimi-Autorin liest in der Alten Mühle

BAD VILBEL. Als unbekannte Autorin sah sie nur eine Chance auf dem Krimimarkt: den Anfang so spannend zu gestalten, daß die Leute nicht mehr aufhören können zu lesen. Die Rede ist von Doris Gercke. Sie liest aus ihrer Reihe der psychologischen Krimiliteratur "Bella Block" am Donnerstag, 18. März, um 20.30 Uhr in der Alten Mühle.

"Eines meiner Grundthemen ist die Herabminderung der Würde der Frau in unserer Gesellschaft", sagt Doris Gercke dazu. de

Mut vor PS-Thronen

Von Joachim Wille

Mut vor Truckerthronen hat er gezeigt, unser Verkehrsminister Günther Krause, das muß man ihm lassen. Sein Versuch, in Brüssel mit seinem "Stufenplan" wenigstens ein Minimum an gerechter Kostenbelastung zwischen den in- und ausländischen Spediteuren herbeizuführen, die einander mit ihren 28- und 40-Tonnern im beinharten Kampf um die Verkehrsanteile im Wirtschaftswunder-Binnenmarkt auszubremsen suchen, war ehrenwert. Nicht viel Phantasie brauchte es trotzdem zu der Vorhersage, daß die Billigverfrachter aus den Niederlanden, aus Belgien und Frankreich mit ihrer politisch hochrangigen Lobby dem Mann aus Bonn unzählige Bremsklötze auf die Spur legen würden. Nicht als strahlender Sieger kam er also aus Brüssel an den Rhein zurück, sondern als Fighter, der sich mit seinem Vier-Punkte-Kompromißplan zur Einführung einer Lkw-Vignette immerhin bis in die Pause gerettet hat.

Der Bonner Minister selbst sieht sich als "Punktsieger" im Kampfe der EG- Kollegen um die Nutzungsrechte an den Autobahnen im europäischen Transitland Nummer eins. Ein bißchen mag mitspielen, daß ein selbstbewußter Mann wie Krause gerade nach dem innenpolitischen Durcheinander mit der Pkw-Vignette nicht gern zugibt, wie sehr er auch im Lkw-Sektor auf Beton beißt - bei den elf anderen ministeriellen Verfechtern der freien Fahrt auf unserem Asphalt. Aber ein Körnchen Wahrheit steckt wohl trotzdem drin in Krauses wohlgefälligem Selbstbild. Beobachter der verkehrspolitischen Szene notierten nach dem jüngsten Showdown in Brüssel, daß selbst bei den Hardlinern aus Holland und Belgien, die so recht nur die finanziellen und Arbeitsplatz-Interessen ihres hochgezüchteten Speditionsgewerbes vertreten, allmählich eine Erkenntnis wächst: die nämlich, daß das im vereinigten, nach Ost, West, Nord und Süd auf vielen Spuren offenen Deutschland übermächtig werdende Problem des Verkehrsinfarkts gelöst werden muß; und daß dazu fiskalische Eingriffe wohl nicht zu vermeiden sind.

Es bietet sich die Chance, das leidige und brandheiße, bisher aber politisch meist unterbelichtete Dauerthema EG- Verkehr endlich zur Chefsache zu machen. Eine Arbeitsgruppe auf Beamtenebene, so verabredeten Krause und Co jetzt, soll versuchen, die divergierenden Standpunkte bis zur Sitzung der Verkehrsminister am 7. Juni unter einen Hut zu bringen. Die wiederum könnten das PS-Paket dann gleich an die Kanzler, Premiers und Präsidenten des EG- Gipfels in Kopenhagen am 21. und 22. Juni weiterreichen. Gerade Helmut Kohl wäre gut beraten, dann sein ganzes Gewicht in die Waagschale zu werfen: Schließlich geht es nicht nur um die Interessen der von der Billigkonkurrenz gebeutelten deutschen Spediteure. Es geht auch darum, ob den anläßlich von Sonntagsreden gelobten Eisenbahnen überhaupt noch eine Chance gegeben wird, sich im scharfen Konkurrenzdruck der billigen Reifen zu behaupten oder gar Marktanteile zurückzugewinnen. Und es geht um die Verhinderung der ökologischen Verheerungen, die ein außer Rand und Band geratendes "Brummi"-Unwesen unweigerlich erzeugen würde. Vielleicht dämmert den EG- Regierungschefs ja endlich, daß die Vision vom wirtschaftlichen Aufschwung per Binnenmarkt ohne eine ökologische Klammer zum Fiasko zu werden droht. Die Freude an Wachstumsziffern, die erst durch einen sich aufblähenden Billig-Verkehr quer durch den ganzen Kontinent möglich werden, dürfte ziemlich kurz währen und am Ende bei der Reparatur - so ist es immer bei Umweltschäden - um so teurer werden. Wieviel Bewußtseinsarbeit da noch nötig ist, zeigt ausgerechnet der Fall Krause: Daß er in seinem Bundesverkehrswegeplan alles für eine Zunahme des Güterverkehrs um 95 Prozent (!) bis zum Jahr 2010 einrichtet, beweist, daß die ganze Dramatik der Lage nicht einmal von dem Mann begriffen worden ist, der sich im EG-Vergleich noch am weitesten mit Forderungen nach einer gerechten Zuschreibung der Wegekosten der Verkehrsträger aus dem Fenster lehnt.

Es ist ein allgemeines Problem: Wer führt sich schon vor Augen, wie sehr selbst die unter Druck geratenen deutschen Spediteure von der Allgemeinheit und der Umwelt subventioniert werden. Ihr Kostendeckungsgrad liegt, rechnet man alle Unfallfolgen, ökologischen Schäden, Lärmbelastung etcetera ein, bei etwa 65 Prozent; und die ausländischen Billigfrachter kommen gar nur auf klägliche 20 Prozent. Eine wirklich vorausschauende Verkehrspolitik muß also dafür sorgen, daß diese "externen" Kosten "internalisiert" (so das Fach-Unwort) werden; die umweltfreundliche Schienenkonkurrenz kommt sonst nie auf einen grünen Zweig, und Verkehrseinsparung bleibt ein Fremdwort. Die tatsächlichen Kosten der Autobahn- Brummer sind erschreckend hoch. Bevor man sie mit der geplanten Einführung der vollständigen "Kabotage" - das heißt: Jeder Spediteur darf in jedem Land Aufträge übernehmen - endgültig von der Leine läßt, müssen die Randbedingungen stimmen. Deswegen: Keine Liberalisierung ohne Internalisierung.Fußball-Termine

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: FSV Niedergründau - SKG Mittelgründau (Mittwoch, 19 Uhr), KG Wittgenborn - KSG Wüstwillenroth/Lichenroth (Donnerstag, 19 Uhr). wh

Österreichische Buchwoche in Frankfurt

Vom 25. März bis 4. April wird in Frankfurt die Österreichische Buchwoche 1993 veranstaltet. Im Mittelpunkt der Woche steht traditionell die Bücherschau in den Römerhallen, an der heuer rund 60 Verlage mit ungefähr 800 Titeln beteiligt sind. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 11 bis 18.30 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Während der Buchwoche gibt es nicht nur Bücher zu sehen, sondern auch etwas daraus zu hören: Am 29. März liest Franz Innerhofer um 20 Uhr im Literaturhaus Frankfurt in der Bockenheimer Landstraße 102 aus seinem neuen Roman "Um die Wette leben".

An Kinder zwischen sieben und zehn Jahren richten sich dagegen die beiden Lesungen von Christine Nöstlinger am 31. März in der Römerhalle (Beginn 10.30 und 11.30 Uhr). San

Separatfrieden?

Obwohl weiter abzuwarten bleibt, inwiefern der Nahost-Friedensprozeß für die Clinton-Regierung den gleichen politischen Stellenwert hat wie für Vorgänger George Bush und seinen Außenminister James Baker, ist eines nach den ersten Gesprächen zwischen Clinton und Israels Premier Yitzhak Rabin doch eindeutig: Die USA lassen bei der Friedensvermittlung keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie auf seiten Israels stehen.

Clinton will den militärischen Vorsprung Israels in der Region wahren, die 400 ausgewiesenen und im Niemandsland gestrandeten Palästinenser sind kein Sprengsatz in den Beziehungen zwischen Washington und Jerusalem. Vielmehr könnte sich ein Verlauf der Friedensgespräche abzeichnen, der die Palästinenser zunächst außen vor läßt.

Syrien wird mehr und mehr zum "Lieblingspartner" der Friedensgespräche. Rabin formulierte jetzt eindeutig, unter welchen Bedingungen er bereit wäre, in ernste Verhandlungen mit Damaskus über eine Teilaufgabe des Golan einzutreten. Ein Separatfrieden mit Syrien analog dem ägyptisch-israelischen Beispiel wäre denkbar, sobald Syrien erklärt, Israel mit allen Konsequenzen völkerrechtlich und diplomatisch anerkennen zu wollen.

Angesichts der täglichen Morde von Israelis und Palästinensern in Israel und den besetzten Gebieten scheint es derzeit in der Tat einfacher, zunächst mit Syrien ins Reine zu kommen. Für die Palästinenser allerdings würde es wieder einmal bedeuten, von einem arabischen Nachbarland in Stich gelassen worden zu sein. sie

GELNHAUSEN/BÜDINGEN.

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60 Tote nach Regenfällen

ISLAMABAD, 16. März (dpa). In Pakistan sind in den vergangenen drei Tagen über 60 Menschen nach schweren Regenfällen getötet worden. Die Menschen starben Berichten vom Dienstag zufolge in den Trümmern zusammengebrochener Häuser und durch Schlammlawinen. Die Straßen im Norden des Landes seien nicht mehr passierbar, hieß es.

Wenigstens 36 Menschen wurden am Montag bei zwei Erdrutschen in den Bergen von Karakoram in den Distrikten Swat und Chitral lebendig begraben. Eine Schlammmlawine habe ein ganzes Dorf zerstört, hieß es. Nach Angaben eines Parlamentsmitgliedes der Gegend werden noch viele Menschen vermißt. Zuvor waren bereits 24 Menschen getötet worden, als nach schweren Regenfällen Häuser zusammenbrachen.

Die Regenmassen haben außerdem in dem von Pakistan kontrollierten Teil Kaschmirs Straßen fortgeschwemmt und Brücken zum Einsturz gebracht.

Heute ins Museum zur Märchenstunde

Ob Hänsel und Gretel oder "1001 Nacht", Märchen liebt eigentlich jeder. Aber eins gehört zu Märchen unbedingt dazu: ein Märchenerzähler. Für junge und junggebliebene Märchenfreunde gibt es heute im Museum für Völkerkunde einen Hörschmaus: Rudi Gerharz erzählt Märchen über "Das Schöne und das Häßliche".

Um Masken und Verwandlungen geht es in den meisten dieser Märchen, passend zum Thema der Ausstellung im Völkerkundemuseum: "Mythos Maske". Verwandlung ist eines der wichtigsten Sujets in Märchen auf der ganzen Welt: vom Froschkönig bei uns bis zur klugen Spinne Ananzi in Westafrika und der Karibik.

Tiere spielen in diesen Märchen eine große Rolle - sie nehmen menschenähnliche Eigenschaften an, halten den Zuhörern einen Spiegel vor, oft in moralischer Absicht. Was auf den ersten Blick schön aussieht, kann hinter der Maske häßlich sein - oder umgekehrt, wie bei der warzigen Kröte mit den goldenen Augen.

Märchen aus Europa, Afrika und Asien erzählt Rudi Gerharz; er beginnt um 15.30 Uhr im Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29. Der Eintritt kostet 1 Mark für Kinder, 2 Mark für Erwachsene. hge

TTC Assenheim, Tischtennis-Regionalliga Meisterschaftsfeier steht schon fest

Nicht mehr nur mit einem Bein stehen die Tischtennisspielerinnen des TTC Assenheim nach dem 8:3 über den SC Klarenthal in der 2. Bundesliga, eigentlich müssen sie nur noch den kleinen Zeh über die Ziellinie ziehen. Auch wenn es manchmal Sensationen im Sport gibt, eine Niederlage der verlustpunktfreien Assenheimerinnen gegen das punktlose Schlußlicht der Regionalliga, die TSG Drais, am Samstag (10 Uhr) in eigener Halle wäre unter der Rubrik "Wunder" einzuordnen. Kein Wunder ist hingegen, daß der TTC, der die Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung anführt, für den 24. April die Meisterschaftsfeier anberaumte.

Vom Verband wurden die sportlichen Leistungen und die gute Arbeit im Umfeld des TTC Assenheim gewürdigt: Am 15. Mai darf der TTC das Top-12-Turnier mit den besten hessischen Spielerinnen ausrichten. Als Nummer drei und vier der hessischen Rangliste werden auch die Assenheimerinnen Karina Giese und Cornelia Böttcher mit von der Partie sein. Karina Giese mußte sich nach einer Einzel- und einer Doppelniederlage gegen Klarenthal allerdings ein wenig Kritik ihres Trainers Wieland Speer gefallen lassen. Sandra Bohr bestätigte hingegen ihre gute Form. Spitzenspielerin Branca Batanic fand auch gegen Klarenthal keine ernsthafte Gegnerin und auch Cornelia Böttcher überzeugte auf ganzer Linie. ina

Motorsport Werner Streich startet mit neuem Motorrad

Werner Streich aus Gründau-Gettenbach nimmt dieses Jahr seine dritte Saison in der deutschen Motorradmeisterschaft, Klasse bis 250 Kubikzentimeter Hubraum, in Angriff. Nach einigen erfreulichen Resultaten belegte er 1992 in der Meisterschafts-Endabrechung mit veraltetem Vorjahresmaterial den siebten Platz.

In der neuen Saison soll nun alles anders werden. Werner Streich startet mit einem neuen Motorrad, einer Yamaha TZ 250, für den ADAC-Ortsclub Gelnhausen. Auf dem Prüfstand von Hartmut Bischoff gab die Maschine bereits eine erfolgversprechende Leistung von 88 PS ab. Auch steht ihm als neues Transport- und Wohnfahrzeug ein geräumiger Reisebus zur Verfügung, der auch eine kleine Werkstatt beherbergt.

Ende März wird der Gettenbacher mit seiner neuen Maschine eine Woche auf der südfranzösischen Rennstrecke von Magny-Cours trainieren. Saisonauftakt für die 250er deutsche Meisterschaft ist dann am 2. Mai das Flugplatzrennen in Speyer. Als Ziel hat sich Werner Streich die Verteidigung des siebten Rangs gesetzt.

Allerdings weiß er auch, daß es in diesem Jahr erheblich schwerer wird. Denn einige Fahrer, die bisher nur international in Erscheinung traten, wie zum Beispiel Martin Wimmer und Adi Stadler, fahren nun auch um die nationale Meisterschaft mit. Ein Platz unter den ersten zehn dürfte für Werner Streich machbar sein. Er würde dieses Abschneiden noch als Erfolg werten. cs

Parlament tagt nochmals in alter Besetzung

GRÜNDAU. Ungewöhnlich, aber dennoch zulässig: Das Gründauer Gemeindeparlament tagt am Montag, 22. März, um 20 Uhr noch einmal in der alten Besetzung im Gemeinschaftshaus Gettenbach. Als Begründung nennt die Gemeindeverwaltung wichtige Beschlüsse, die noch vor Ende der vergangenen Legislaturperiode gefaßt werden müßten. Und da sich die neue Gemeindevertretung erst noch konstituieren müsse und somit frühestens im Mai arbeitsfähig sei, habe man eben jetzt noch eine Sitzung anberaumt. Ohnehin hat sich in Gründau auch nach der Wahl wenig geändert: CDU und FWG halten weiterhin die Mehrheit.

Die planungsrechtlichen Grundlagen für den Grundschule-Neubau in Mittel- Gründau steht im Mittelpunkt der Sitzung. Wenn die Parlamentarier zustimmen, will die Gemeinde das Grundstück stellen, Bauherr ist der Kreis als Schulträger. Weiterhin steht der Beitritt der Gemeinde zum Nahverkehrs-Zweckverband Main-Kinzig und das Thema "Gelber Sack" auf der Tagesordnung. tja

Frau auf dem Heimweg von Räubern überfallen

RÖDERMARK. Auf dem Heimweg zwischen Borngasse und "Am Taubhaus" in Urberach ist Montag abend gegen 20.30 Uhr eine 46 Jahre alte Frau von zwei ihr entgegenkommenden Männern erst ins Genick geschlagen und anschließend ihrer Handtasche beraubt worden.

In der Tasche befanden sich neben einem Portemonnaie mit 20 Mark eine Telefonkarte und ein Schlüssel. Die zwei Männer flüchteten zu Fuß in Richtung Konrad-Adenauer-Straße.

Bei den als 1,85 bis 1,90 beziehungsweise 1,75 bis 1,80 Meter großen Männern soll es sich vermutlich um Ausländer handeln. Der größere, so beschrieb ihn die Frau der Polizei, war mit einem blauen Pullover mit silbernen Querstreifen bekleidet. ttt

Beim "Ball des Sports" werden Sportler geehrt

BAD VILBEL. Zum "Ball des Sports" ehrt der Magistrat der Stadt Bad Vilbel am Samstag, 20. März, um 20 Uhr erfolgreiche Sportler/-innen der Stadt, unter anderem den Leichtathletik-Europameister der Seniorenklasse, Willi Selzer.

Begleitet wird der Ball von einem bunten Programm mit sportlichen Attraktionen wie Trampolinspringen, Jonglage, Jazztanz usw. Es spielt die Joe William Showband zum Tanz. Karten zum Preis von 20 und 30 Mark gibt es bei der Kulturpflege in der alten Mühle, Tel. 602333.

Deutscher Giftmüll in Polen

DRESDEN, 16. März (dpa). Nicht nur nach Nordböhmen, sondern auch nach Polen hat die Hamburger Firma Mlynowski und Juresch (Mly-Ju) nach Informationen der Sächsischen Zeitung in Dresden Sondermüll entsorgt. Das Blatt schrieb, der polnische Zoll habe 66 Tonnen Altfarben und -lacke, die aus der ehemaligen Dresdner Lackfabrik stammten, in einem Lager bei Stettin beschlagnahmt. Wojcech Zwiatek vom polnischen Hauptinspektorat für Umweltfragen sagte der Zeitung, insgesamt habe Mly-Ju 1000 Tonnen gefährlichen Abfalls nach Polen bringen wollen.

Am Montag war - wie berichtet - bekannt geworden, daß in einer Lagerhalle der nordböhmischen Genossenschaft Drutep in Osek 20 Tonnen deutschen Giftmüll entdeckt worden seien.

Zweite Bundesliga der Kegler Für Mörfelden waren die Kugeln zu glatt

Mit einem überraschenden 4449:4467 verspielten die Kegler von Olympia Mörfelden voraussichtlich ihre Chancen auf die Meisterschaft in der Nordgruppe der Zweiten Bundesliga und den Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse. Tabellenführer Vollkugel Eppelheim präsentierte sich beim KSC Hainstadt hingegen im meisterlicher Verfassung und erhöhte seinen Vorsprung gegenüber den Mörfeldenern durch einen 4506:4368-Erfolg auf vier Zähler. Aus eigener Kraft können die Mörfeldener Kegler somit den Aufstieg nicht mehr bewerkstelligen. Der direkte Vergleich mit dem Spitzenreiter am 17. April verliert durch diesen "Ausrutscher" an Bedeutung. Am Sonntag (13 Uhr) erwartet Olympia Mörfelden die Mannschaft aus Frankfurt-Riederwald.

Auch die Hoffnungen des KSC Hainstadt auf den Klassenerhalt finden kaum noch Nahrung. Gegen Spitzenreiter Eppelheim blieb der Aufsteiger chancenlos und wartet weiterhin auf den zweiten Erfolg im Laufe dieser Saison. Überdurchschnittliche Resultate durch Alexander Ankert (938 Holz) und Thomas Sinß (886) verhalfen den Gastgebern gegen die geschlossen auftretenden Eppelheimer nicht zum Erfolg. Am Samstag erwarten die Hainstädter mit einer dementsprechend angeschlagenen Moral und geringen Siegesaussichten den Tabellen-Vierten Gut Holz Ingelheim.

Verbessert hat sich die Situation des SC Offenbach, der einen äußerst knappen Sieg über die SG Frankfurt-Bockenheim verbuchte. Mit 4276 Holz genügte den Offenbachern eine schwache Ausbeute zum Sieg, denn die Frankfurter blieben mit 4267 Holz hinter den Erwartungen zurück. Der SC hatte seinen erfolgreichsten Kegler in Stefan Jochum (871 Holz) und hält das Team von Bahnfrei Aschaffenburg weiterhin auf Distanz.

Die Mörfeldener klagten über "zu glatte Kugeln" und kamen mit den Bedingungen in Ingelheim offenbar nicht zurecht. Leistungsträger Ludwig Keller enttäuschte zwar mit 917 Holz nicht, doch sein Ingelheimer Pendant Mario Beraldo erreichte mit 969 Holz einen Spitzenwert und brachte seine Mannschaft in Führung. Zum Streichergebnis wurden Timo Hoffmanns indiskutable 796 Holz. Im mittleren Drittel erfüllte Martin Keßler mit 911 die Erwartungen, doch Steffen Ulbrich blieb mit 847 deutlich unter seinen Möglichkeiten. Der Rückstand konnte auch von Manfred Schulmeyer (891) und Stephan Michel (883) nicht mehr egalisiert werden.

DIE TABELLE: 1. Vollkugel Eppelheim 24:2- Punkte/60 301-Holz, 2. Olympia Mörfelden 20:6/59 161, 3. Einig Frankfurt-Riederwald 18:8/57 069, 4. Gut Holz Ingelheim 16:10/58 051, 5. TSG Kaiserslautern 14:12/57 625, 6. SG Frankfurt-Bockenheim 14:12/56 747, 7. SC Offenbach 12:14/56 777, 8. Bahn Frei Damm- Aschaffenburg 6:20/57 409, 9. Neckargemünd 4:22/57 136, 10. KSC Hainstadt 2:24/57 095. jbp

Hinweg mit dem Winterspeck Mehrere Organisationen laden am Sonntag zu Aktionstag ein

FLORSTADT. "Weg mit dem Winterspeck. Wer wollte das nicht", lädt Rolf Lutz für den Landessportbund Hessen ein zu einem Aktionstag "Fit in den Frühling" am Sonntag, 21. März, in Stammheim, von 9 bis 15 Uhr. Das Besondere daran: Die Aktion wird gemeinsam vom Landessportbund und Radio FFH mit dem Turngau Wetterau-Vogelsberg und dem Sportkreis Friedberg getragen. Außer körperlicher Fitneß werden auch Einblicke in die Natur geboten. Dazu hat der Sportbund die Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden gesucht.

Angeboten wird eine 14 Kilometer lange Wanderstrecke, die zu 90 Prozent durch Waldgebiet führt. Für Rollstuhlfahrer ist eine eigene, etwas kürzere Strecke ausgesucht und beschildert worden. Gesundheitstips, Infos zum Sportabzeichen unter aktiver Mitwirkung der Sportunion Nieder-Florstadt und viele Spielangebote für die jungen Wanderer runden das Programm ab.

Die erwachsenen Wanderer haben die Chance, beim Dartspiel, Säge-Wettbewerb Tromsäge sowie beim Schießen auf "Hessens spektakulärste Torwand" ihre Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen. Ein besonderer Knüller des Aktionstages: Radio FFH verlost einen Rundflug mit einem Hubschrauber sowie weitere Sachpreise. Außerdem wird live von der Fitneßaktion in Stammheim berichtet. Die Sparkasse Wetterau verlost am Nachmittag eine Ballonfahrt über die Wetterau.

Rolf Lutz, Mitglied des Präsidiums des Landessportbundes Hessen und Mitinitiator der Aktion: "Wir wollen ganz bewußt das Wandern als ein wesentliches Element des Freizeit- und Breitensports in den Mittelpunkt des sportlichen Spektakels stellen und gleichzeitig aufzeigen, daß selbst in kritischen Bereichen Umweltschützer und der Sport verantwortungsbewußt zusammenarbeiten können." So wirken der BUND und die Vogelschützer aus Florstadt mit Infoständne mit. Dank der Zusammanarbeit mit der Forstbehörde wurde die Ausstellung "Wald ist Leben" nach Stammheim gebracht.

Die kürzere der Wanderstrecken führt zur Ober-Florstädter Jagdhütte, wo der Programm im Zelt hessische Jagdverband die Wanderer mit einer Austellung überraschen möchte. Die längere Route über 14 Kilometer endet an der Wallfahrtskirche Sternbach. Dort erwartet die Wanderer ein Progamm im eigens aufgebauten Zelt. Unter anderem spielt das Orchester der Sportunion Nieder-Florstadt zur Unterhaltung auf.

Besucher können außerdem am Übertragungswagen von FFH ihre Musikwünsche abgeben, die dann von 18 bis 20 Uhr aus Stammheim gesendet werden. de

Mit Gesundheitstagen gegen hohen Krankenstand Versicherung will Personal Lust aufs Leben machen

WIESBADEN. Wenn Stefan Kolmar in der Firma seine Kollegen trifft, geht ein Ruck durch das sitzende Arbeitsteam: Wer bis dahin auf dem Stuhl herumfläzte, mit krummem Rücken und die Beine weit von sich gestreckt, rafft sich auf. Der Gesundheitsreferent der R + V Versicherung gibt nämlich seit zwei Jahren in der "Rückenschule" Tips für eine richtige Haltung. Das Versicherungsunternehmen in Wiesbaden fördert das Gesundheitsbewußtsein seines Personals. Neueste Initiative: die Gesundheitstage. Zwei Wochen lang sind die 288 Mitarbeiter samt Partnern und die Pensionäre zu Vorträgen und Demonstrationen eingeladen, die allesamt um das eine Thema kreisen: fit sein und bleiben - Voraussetzung für das Motto: "Lust auf Leben".

Dieses Pilotprojekt, das das Unternehmen anderen Arbeitgebern zur Nachahmung empfiehlt, ist freilich nicht ganz uneigennützig. Gesundheit und Leistung sind nämlich laut Vorstandsmitglied Dr. Werner Fauth "unabdingbar für die Effizienz eines Betriebs". Mit 4,4 Prozent Fehlzeiten bewegt sich die Krankenstatistik bei R + V im Durchschnitt. Ob es mit den Gesundheitstagen gelingen wird, diese Rate zu senken? Fest stehe nur, daß bei 1000 Mitarbeitern eine Fehlzeit von nur einem Prozent Kosten in Höhe von 400 000 Mark verursache. "Gesundheitsförderung als Managementaufgabe", formulierte es Pressesprecher Dr. Josef Vasthoff.

Die Vorträge, die angesehene Mediziner und Psychologen halten werden, beschreiben Ursache und Therapie für Zivilisationskrankheiten: Krebs, Kreislauferkrankungen, Streß. Es geht um Midlife- Krise, psychosomatische Krankheiten und richtige Ernährung. "Wir plädieren", erläuterte Sozialberaterin Karin Engel, "für ein bewußtes Leben im Gleichklang von Körper, Geist und Seele". Viele kurierten die Symptome mit Pillen und Drogen. "Über Nebenwirkungen", verdeutlichte Manfred Engel, Geschäftsführer der Betriebskrankenkasse, "informieren dann neuerliche Schmerzen und Funktionsstörungen, die dann wiederum mit Pillen und Drogen behandelt werden" - ein Teufelskreis zum Schaden der Betroffenen "und zum Nachteil der Betriebe und der gesamten Volkswirtschaft".

Wenn der R + V Geschäftsleitung das Wohl ihrer Mitarbeiter so sehr am Herzen liegt, warum werden die Gesundheitstage dann nach Feierabend und nicht während der Arbeitszeit angeboten? Eine Frage, die offen blieb. Immerhin fänden die Veranstaltungen am Arbeitsplatz statt, "das ist angenehmer für die Betriebsangehörigen". Von der Resonanz wird es abhängen, ob die Veranstaltungsreihe eine "Einmal-Aktion" bleibt oder künftig fortgesetzt wird. Allerdings sind der Teilnehmerzahl Grenzen gesetzt: "Hoffentlich kommen nicht alle", ulkte ein Firmensprecher, "sonst müßten wir in die Rhein-Main-Hallen ausweichen." maf

Randbemerkung

Wenn nicht so viele Tränen geflossen wären, könnte man herzhaft darüber lachen. Über die Geschichte, die von den fußballspielenden Mädchen aus Frankfurt und Groß-Auheim erzählt. Die aus Frankfurt sind groß und stark, können mit dem linken Fuß genauso fest schießen wie mit dem rechten. Die aus Groß-Auheim sind klein und schwach, sind schon froh, wenn sie den Ball überhaupt mal treffen. Einmal nun haben es die aus Groß-Auheim gewagt, denen aus Frankfurt im Wettstreit gegenüberzutreten. Mitspielen haben die aus Frankfurt die aus Groß-Auheim dann allerdings nicht lassen. 1:29 hieß es am Ende; mit den Frankfurterinnen, so entschieden die aus Groß-Auheim, wollten sie nie mehr spielen. Beim Rückspiel vergangenen Samstag sind sie folglich dann einfach zu Hause geblieben.

"Ich", hat Heinz Schädel, Trainer der Mädchenmannschaft von Rot-Weiß Groß- Auheim, gesagt, "mache meine Mädchen doch nicht kaputt." - "Das", hat Stefan Prinz, Trainer der Mädchenmannschaft des FSV Frankfurt, gesagt, "muß man sich mal vorstellen"; wenn das Beispiel Schule machen würde, könne seine Mannschaft ja bald überhaupt nicht mehr Fußball spielen. Denn es ist nun einmal Frustrierende Siege so, daß der FSV die Tabelle der Bezirksliga mit 20:0 Punkten und 202:4 Toren anführt. Gegen Wölfersheim hat der FSV beispielsweise 27:0 gewonnen, gegen Langenselbold 33:0. Auch die freuen sich auf ein Wiedersehen nur bedingt.

Stefan Prinz hat sich deshalb beim Hessischen Fußball-Verband beschwert, der FSV wird zwei Punkte für den Sieg ohne Spiel gutgeschrieben bekommen, und Rot-Weiß Groß-Auheim wird eine Geldstrafe entrichten müssen. An der Problematik ändert das aber nichts.

Seine Mädchen könnten ja nichts dafür, daß sie so gut seien, sagt Prinz, ein Anrecht auf einen Gegner hätten sie trotzdem. Seine Mädchen könnten ja nichts dafür, daß sie so schlecht seien, sagt Schädel, ein Anrecht, beim Fußball Spaß zu haben, hätten sie trotzdem. "Und es macht eben keinen Spaß, wenn die 1:29 verlieren. Ich dachte, die hören gar nicht mehr auf, so haben die geweint."

Und weit und breit kein Kompromiß in Sicht. Das ist das Traurige an der Geschichte, über die man herzhaft lachen könnte, wenn nicht so viele Tränen geflossen wären: ein schönes Ende läßt sich schwerlich finden. RONALD RENG

City-Kreuzung bald mit neuer Ampelschaltung

Auf der Kreuzung Kurt-Schumacher- Straße/Battonnstraße wird die Ampelschaltung geändert.

An diesem wichtigen Knotenpunkt in der City wird der Rechner die Signale nicht mehr nach einem festen Programm steuern, sondern die Phasen dem jeweiligen Verkehrsaufkommen anpassen. Die Grünzeiten werden über Induktionsschleifen beeinflußt, die Bautrupps derzeit in den Fahrstreifen verlegen. Die Straßenverkehrsbehörde rechnet mit Behinderungen im Verkehrsablauf und empfiehlt Ortskundigen deshalb, die Kreuzung vorerst noch zu meiden.

Die neue Technik ermöglicht eine Verlängerung der Grünphasen um fünf Sekunden.

Die Schaltung für die Straßenbahnlinie 11 bleibt davon unbeeinflußt. Sie wird erst bei der Realisierung des Beschleunigungsprogrammes für die Strecke zwischen Fechenheim und Höchst innerhalb der nächsten drei Jahre verändert, wenn sich die die Straßenbahn über ein Funksignal grünes Licht holen können wird. habe

RK Heusenstamm, Qualifikation zur Ersten Rugby-Bundesliga Großer Kader zahlt sich aus Trotz Verletzungssorgen zweiter Sieg beim Bonner SC?

In ihrem zweiten Einsatz im Rahmen der Qualifikationsrunde zur Ersten Rugby-Bundesliga gelang der Mannschaft des RK Heusenstamm der erste Sieg. Die Heusenstammer setzten sich gegen den Münchner RFC mit 21:11 durch und verbesserten sich auf den dritten Rang der Tabelle. Zuversichtlich reisen die Heusenstammer nun zum bislang erfolglosen Bonner SC (Sonntag, 14.30 Uhr). Ein Auswärtssieg würde die Aussichten des RK, einen der drei vorderen Plätze zu belegen und in die Erste Liga aufzusteigen, deutlich verbessern.

In Bonn muß RK-Trainer Stefan Terbozci auf Kapitän Jürgen Walke (Zerrung), Stefan Rothe (Urlaub) und Neuzugang Dougal Preston (Schulterverletzung) verzichten, verfügt aber über personelle Alternativen. "Wir haben einen großen und guten Kader und können solche Ausfälle durchaus verkraften", erklärt Rugbyklub-Vorsitzender Klaus-Uwe Gottschlich.

Zuversicht verbreitet in Heusenstamm auch die Tatsache, daß die Bonner dem SCN Heidelberg mit 7:40 deutlich unterlagen. Der Rugbyklub gestaltete das Resultat gegen die favorisierten Heidelberger im Auftaktspiel mit 17:26 wesentlich knapper.

Gegen den Münchner RFC starteten die Heusenstammer im Sportzentrum Martinsee gut und führten nach 15 Minuten bereits mit 7:0 durch einen Versuch von Mark Niedziella und die Erhöhung durch Matthias Kilian. Doch die Gäste kamen noch vor der Pause auf 6:7 heran. Sie nutzten eine schwächere Periode der Platzherren konsequent aus. Nach der Pause gingen die Münchner sogar mit 9:7 in Führung. Heusenstamms Jörg Weidmann gelang mit seinem Durchbruch in der 55. Minute das 12:9. Damit leitete der Stürmer aus der dritten Reihe die Wende zugunsten der Gastgeber ein. Matthias Kilian baute die Führung auf 14:9 aus.

Mark Niedziellas Versuch und Jens Steinwegs Erhöhung brachten die bayerischen Gäste auf die Verliererstraße. Die Resultatsverbesserung zum 14:21 kam aus Münchner Sicht zu spät. Im Gegensatz zum Auftaktspiel genügte das RK- Team jedoch gegen Bonn nicht den hohen Ansprüchen seines Trainers Stefan Terborczi: "Wir sind zu sicher in das Spiel gegangen und die starken Münchner haben uns geschickt gestört".

RK HEUSENSTAMM: James Preiss, Paul Doran, Ulrich Schuppert, Matthias Kilian, Peter Keller, Alexander Kotzek, Jörg Weidmann, Harald Hees, Mark Niedziella, Jens Steinweg, Bernd Weidmann, Alexander Weidlich, Oliver Weidlich, Peter Knaak. ina

Der gleiche Platz, ein neuer Unmut und andere Lieder Auf der Suche nach der Klammer zwischen dem Herbst 89 und dem Frühjahr 93: die Leipziger Montagsdemonstration

Christian Führer ist ein Mann des Volkes, nicht unbedingt ein Mann der Straße. Der Pfarrer von Nikolai, dem Herzstück der friedlichen Revolution in Leipzig, ist eher ein Freund der "differenzierten Rede" denn ein Freund platter Parolen. Den Platz dafür, der immer auch sein Platz war, wußte er stets zu benennen: die Kirche. An diese Raum- und Rollenaufteilung hat er sich bislang gehalten - von 1982 an, als er mit einer Handvoll Christen an einem Montag im September Von Axel Vornbäumen (Leipzig) mit den Friedensgebeten begann, bis 1989, als aus dem Gebetskreis eine Revolution geworden war und vom benachbarten Karl-Marx-Platz, der nun Augustusplatz heißt, zunächst tausend-, dann hunderttausendfach der Ruf "Wir sind das Volk" erscholl.

Leipzig hat seit diesen Tagen des 89er Herbstes einen festen Platz in der an vorzeigbaren Ereignissen nicht eben reich gesegneten Widerstandskultur der Deutschen. Man hat der Stadt dafür - halb Dankbarkeit, halb Respekt - den Titel "Heldenstadt" (Christoph Hein) verliehen, was später von enttäuschten Moralisten vehement in Frage gestellt wurde, weil aus dem Drang nach Freiheit allzu schnell der Ruf nach Einheit geworden war, weil aus dem Ruck, den sich die Untertanen der SED-Herren gegeben hatten, ein Rechtsruck wurde. Wenig ist übriggeblieben aus jenen anfänglichen "Heldentagen", die sich schon deshalb nicht in die Neuzeit rüberretten ließen, weil im neuen Stück die Heldenrolle nicht zu besetzen war.

Christian Führer hat seinen Platz getauscht. Für knappe zehn Minuten steht er an diesem Montagabend erstmals auf den Stufen der Oper am Augustusplatz, dem Podest der 89er Revolution, und redet zum Volk. Es sind mahnende, kritische Worte, gerichtet nach oben und unten. "Kapitalismus auf Teufel komm raus, Egoismus", sagt der Pfarrer, sei "kein Modell für die kommenden Jahre". Es gibt Beifall. "Wir wollen kein geistlos fettes Schlaraffenland anstreben", sagt der Pfarrer. Nun herrscht Nachdenklichkeit. Führer hat solche Reden über die "gerechte Umverteilung des Besitzes Arbeit" auch schon in der Nikolaikirche gehalten, vor weniger Zuhörern zwar, aber nicht weniger aufmerksam verfolgt. Sie endeten immer mit "Amen", doch soweit geht der Pfarrer vor der Oper nicht. Er setzt sein "Amen" deshalb in den Konjunktiv. In seiner Kirche, ja, da hätte er es auch nach dieser Rede gesagt. Christian Führer hat sich zu dem Schritt nach draußen entschlossen, weil "die Unruhe unter der Bevölkerung einen qualifizierten Platz bekommen soll". Der Pfarrer meint die Straße. Unruhe, Unmut, Aufruhr, Aufbruch - in Leipzig hat man dafür ein eigenständiges politisches Instrument: die Montagsdemonstration. Als im Dezember vergangenen Jahres IG Metall, Bürgerbewegte und Kirchenmitglieder darüber beratschlagten, auf welche Weise am effektivsten das angestaute Protestpotential der Leipziger zu aktivieren sei, war das Medium schnell gefunden: die Montagsdemonstration. Jochen Kletzin, Bezirksleiter der IG Metall Leipzig, erinnert sich, wie der Gedanke, die Protestaktionen doch auf den Dienstag zu legen, schnell verworfen wurde. Zu kompliziert sei dabei der Hintersinn gewesen, der da lautete: Montags haben wir die DDR aus den Fugen gehoben, nun müssen wir ein Stück weiter. Da habe man sich doch lieber "bewußt in die 89er Tradition stellen" wollen, sagt Kletzin. Nun ist man auf der Suche nach der Klammer zwischen dem Herbst 89 und dem Frühjahr 93. Das ist nicht eben einfach; denn die Ausgangslage ist nur bedingt vergleichbar, so mißlich, so trostlos die Lebenssituation vieler Leipziger in der Nach-Wende-Zeit auch geworden ist; schließlich fehlt nicht weniger als ein diktatorisches Regime. Kletzin hat denn auch sichtbare Schwierigkeiten. Es gehe, fällt ihm als Verbindungsstück letztlich ein, "um die Frage, ob Politik für die Menschen gemacht wird". Wird sie nicht, weiß man in Leipzig längst - doch geht man deshalb montags wieder auf die Straße?

"Kein System darf heiliggesprochen werden", präzisiert der Kirchenmann Führer, der gelernt hat, daß die "real-existierende Demokratie" doch noch "außerordentlich verbesserungswürdig" sei. "Unter der Decke" balle sich schon manche Hand, und bevor dies in "sinnlose Aggression" umschlage, sollten doch die noch vorhandenen Kräfte "nutzbar werden, um friedlich zu verändern". In seiner Kirche, während des Friedensgebets, drückt es an diesem Montag Helmut Nitzsche, ein Mitglied des Friedenskreises, drastischer aus: "Die Wende war nur eine Wende zu anderen Herrschaftsformen." Nun regiere nicht mehr die "allmächtige Partei, sondern das allmächtige Geld". Begleitende Worte für Wiederbelebungsversuche der behutsamen Art. In seinem Büro im Stadtteil Plagwitz, der von den einst versprochenen "blühenden Landschaften" etwa so weit entfernt ist wie ein abgeknicktes Gänseblümchen, das man drei Wochen lang auf der Heizung hat liegenlassen, sitzt Jochen Kletzin und versucht den Anteil der Gewerkschaft am Demonstrations-Revival herunterzuspielen. 1989 holt sie immer wieder ein, die Demo-Organisatoren von heute. Damals wuchs der Protest von unten, nun soll es nicht so aussehen, als ob er von oben gesteuert sei. Doch das ist schwer. Und auf viel mehr als die Koketterie mit der eigenen Schwäche kann der Gewerkschafter nicht zurückgreifen: "Unsere Klientel ist nicht mehr das, was sie mal war." So ist es wohl: Im Bezirk Leipzig hat die Zahl der in der Metallindustrie Beschäftigten dramatisch abgenommen, von einstmals 70 000 (1989) auf "unter 10 000" (1993). Doch natürlich sind unter den Montagsdemonstranten auch Metaller, die mit Bussen zum Augustusplatz gekarrt wurden. Montagsdemo-spezifisch ist das nicht gerade.

Jochen Kletzin weiß um die Gratwanderung, auf die man sich eingelassen hat: "Das Instrument ist nicht beliebig verlängerbar." Dabei hat man es schon einmal verlängert - im Frühjahr 1991, mit mäßigem Erfolg. Damals bröckelte nach anfänglich euphorisch überhöhten Teilnehmerzahlen (angeblich 70 000) das Interesse am Montagsritual rasch ab. Die Veranstalter bliesen weitere Demos ab - Leipziger Protestmärsche sind charakterisiert durch stetig steigende Teilnehmerzahlen.

An diesem Montag mögen es vielleicht 10 000 sein, die den Weg auf den Platz zwischen Oper und Gewandhaus gefunden haben. Es gehört zur routinemäßigen Aufbereitung derartiger Protestinszenierungen, daß die Veranstalter nachher die Teilnehmerzahl großzügig auslegen: Die Rede ist von 20 000. Die Menge auf dem Augustusplatz ist immerhin kompakt genug, daß sie sich für den anschließenden Marsch über den Innenstadtring eignet ("Wir gehen den gleichen Weg nach Hause wie 1989"), ohne daß sie Gefahr läuft, im Feierabendverkehr unter die Räder zu kommen. Und sie macht Mut, "spontan" dazu aufzurufen, es am nächsten Montag wieder zu versuchen. Das Instrument wird verlängert. Doch so wie damals ist es nicht mehr - und ob die Demonstrationsroute von gestern der Weg in die Zukunft ist, hält die Mehrheit für fraglich. Sie bleibt weg. Vor der Oper haben sich an diesem Abend die "Plagwitzer Musikanten" aufgebaut, ein Blasorchester, das die Demonstranten mit schmissigen Märschen empfängt. Jochen Kletzin fordert die Truppe auf, das "Lied" zu spielen, "das immer dabei war, wenn Menschen miteinander solidarisch waren". Die Kapelle intoniert "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit". Niemand singt mit. Im Herbst 89 wurden andere Lieder gesungen.

Die Kirche in der Öffentlichkeit heißt der Vortrag von Pfarrer Michael Frodien, Leiter der Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit, der am Dienstag, 23. März, um 20 Uhr, zu hören ist - in der Evangelischen Französisch-reformierten Gemeinde in Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 393. Der Abend gehört zur Veranstaltungsreihe "Kirche in dieser Stadt". uv/11

Im Rathaus dreht sich

morgen alles um Thailand

KRIFTEL. Thai-Boxen, Tanz, Musik und eine Modenschau: Morgen, 21. März, heißt es im Rat- und Bürgerhaus "Thailand zu Gast in Kriftel". Der Bund für Volksbildung hat von 17 Uhr an ein etwa vierstündiges Programm organisiert.

Obst- und Gemüseschnitzereien werden angefertigt und sind neben kunsthandwerklichen Sachen in einem Basar zu kaufen. Zudem gibt's Briefmarken und Bücher zu sehen. Traditionelle Kostüme werden nicht nur bei der Modenschau gezeigt, sie werden auch ausgestellt. Frühlingsrollen und andere Leckereien sollen den Hunger stillen. Durchs Programm führt Horst Liebelt. pms

Wahlhilfe aus Brüssel EG-Sozialisten präsentieren Umweltprogramm in Frankreich Von unserem Korrespondenten Erich Hauser

BRÜSSEL, 16. März. Ein EG-"Umweltaktionsprogramm für die nächste Generation" hat die sozialistische Fraktion des Europa-Parlaments am Dienstag durch ihren Vorsitzenden Jean-Pierre Cot nicht in Brüssel, sondern in Paris der Öffentlichkeit präsentiert. Schwerpunkte des Programms sind die Bekämpfung des Treibhauseffekts in der Erdatmosphäre und die Abfallproblematik.

Von nichtfranzösischen Fraktionskreisen in Brüssel wurde offen zugegeben, mit der eiligen Veröffentlichung des Programms - über das die multinationale Fraktion des EG-Parlaments nicht abgestimmt hat - sollten die Chancen der Sozialistischen Partei Frankreichs bei den Parlamentswahlen am kommenden und übernächsten Wochenende verbessert werden. Forderungen des Programms sind unter anderem die Reduzierung der CO2-Emissionen der Gemeinschaft um 20 Prozent gegenüber 1990 bis zum Jahr 2005, die Einführung einer Energie- und CO2-Steuer in der EG mit Verwendung eines Teils der Einnahmen zur Förderung öffentlicher Verkehrsmittel, Verwendungsstopp für Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) "vor dem Jahrhundertende" und obligatorisches Recycling aller Produkte mit ozonschädigenden Substanzen. Für alle Industrieerzeugnisse und Verpackungen soll eine umweltverträgliche Entsorgung durch die Hersteller vorgeschrieben werden.

Maßgeblich gestaltet wurde das Programm durch die Europa-Abgeordnete Dagmar Roth-Behrendt (SPD) mit wissenschaftlichem Beistand aus Deutschland und Großbritannien, wie aus Fraktionskreisen verlautete. Gegenüber der FR räumte die Abgeordnete ein, daß die Frage der Atomkraftnutzung in dem Programm nicht klar beantwortet sei.

Eine Schlüsselrolle sieht das Programm für die EG-Umweltagentur vor, deren endgültige Installierung bisher durch Pariser Gegenforderungen für die strittigen "Sitzentscheidungen" neuer Gemeinschaftsinstitutionen blockiert wurde.

Kleine FR

"Rockin' all over the world" SELIGENSTADT. Ein Workshop "Rokkin' all over the world" beschert am Samstag und Sonntag, 20. / 21. März, der Jugendbegegnungsstätte viel Musik. Es soll eine Bigband gebildet werden. Näheres unter 0 61 82 / 8 71 66. "Artothek" öffnet in Stadtbücherei SELIGENSTADT. Die Kunstausstellung "Artothek" öffnet am Donnerstag, 25. März, um 20 Uhr in der Stadtbücherei Dietzenbach (Babenhäuser Straße 23 bis 27). Zur Vernissage lädt das Kulturamt ein. Papiersammlung in kommender Woche DIETZENBACH. Nach der Umrüstung von der grünen auf die gelbe Tonne müssen die Dietzenbacher Altglas und Papier zu den Doppelcontainern bringen, die überall im Stadtgebiet aufgestellt wurden. Das Papier wird zusätzlich einmal monatlich am Straßenrand abgeholt - erstmals in der kommenden Woche (22. bis 26. März). Die fünf neuen Abfuhrbezirke werden in der Umweltbroschüre der Stadt Dietzenbach beschrieben. Ferienspiele: Anmeldung erst im Mai DIETZENBACH. Aus organisatorischen Gründen können die Anmeldungen für die diesjährigen Ferienspiele (26. Juli bis 13. August) erst von Anfang Mai an im Jugendzentrum an der Rodgaustraße 9 entgegengenommen werden - montags, dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr. Jugendpflegerin Dagmar Dörner wird die Ferienspiele im Sommer leiten. Mutter-Kind-Freizeit DIETZENBACH. Das Bewohnerzentrum Starkenburgring bietet vom 3. bis 8. April im Kreisjugendheim Wald-Michelbach eine Mutter-Kind-Freizeit für ausländische und deutsche Frauen mit ihren Mädchen und Jungen an. Besonders Frauen, die jahrelang nicht mehr in Urlaub waren, sollen die Möglichkeit bekommen, sich zusammen mit ihren Kindern zu erholen. Papiersäcke für Grünabfall DIETZENBACH. Für die nächste Grünabfallsammlung (19. bis 23. April) werden von Montag, 5. April, an kostenlos Papiersäcke verteilt. Sie sind montags bis donnerstags von 7 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr im Bauhof erhältlich; außerdem am Samstag, 17. April, von 9 bis 13 Uhr. Die Säcke liegen auch an der Rathausauskunft und im Umweltamt (Theodor- Heuss-Ring 56) aus. Stadtgespräch der CDU DIETZENBACH. Die CDU Dietzenbach weist auf das erste Stadtgespräch nach der Kommunalwahl hin: Montag, 5. April, 20 Uhr, im SG-Vereinshaus. Fahrt zur Cézanne-Ausstellung DIETZENBACH. Die Kulturgesellschaft bittet schon jetzt um Anmeldungen zur Teilnahme an der Fahrt zur Tübinger Cézanne-Ausstellung am Samstag, 10. April. Treffpunkt soll um 8 Uhr am Dietzenbacher Bahnhof sein. Näheres in der Geschäftsstelle der Dietzenbacher Volkshochschule (0 60 74 / 2 67 49).

Laster kippte im Kreisel um

OBERTSHAUSEN. Die Ladung eines Lastzuges ist am Dienstag kurz vor 10 Uhr im Tannenmühlkreisel "über Bord" gegangen. Anschließend bekam das Fahrzeug selbst "Schlagseite" und kippte um. Die Folge: ein immenser Verkehrsstau, der bis nach Hanau und Obertshausen zurückreichte. In Richtung Autobahn ging nichts mehr. Die Offenbacher Feuerwehr mußte mit ihrem riesigen Kranwagen anrücken, um den Lastwagen wieder auf die Räder zu stellen.

Laut Auskunft der Polizei war die Ladung des Schwertransports nicht gesichert gewesen und deshalb in der Kurve von der Bundesstraße 448 in den Kreisel ins Rutschen geraten und schließlich heruntergekippt. Erst kurz nach 12 Uhr konnte der Verkehr wieder normal fließen. pmü

Kultur-Kalender

"Ein Inspektor kommt" heißt das Stück von John B. Priestley, das die Jugend-Theatergruppe der Freien Bildungsstätte "der hof" (Niederursel, Alt- Niederursel 42 und 51) am Freitag, 19. März, 20 Uhr, im Holdersaal aufführt. Am Samstag, 20. März, 20 Uhr, ist der Vortrag "Aufstieg und Zerfall der Denkkräfte als Ausdruck des Kampfes um die menschliche Seele" zu hören. Referent ist Psychologe Achim Noschka, eine Aussprache ist geplant (acht Mark Eintritt). uv/11

Tempo 30 in Wohngebieten

pid GÖTTINGEN, 17. März. In Göttingen darf ab 1. Oktober in sämtlichen Wohngebieten nur noch Tempo 30 gefahren werden. Dies sieht ein Konzept der Stadtverwaltung vor, das am Dienstag vorgestellt wurde. Insgesamt werden in der Innenstadt und den Ortsteilen 49 Tempo-30-Zonen geschaffen. Lediglich auf einigen Hauptverkehrsstraßen wird dann noch Tempo 50 erlaubt sein.

Oberstadtdirektor Hermann Schierwater erklärte, dieses "gespaltene Tempo- Limit" stelle keine "Radikalkur" dar.Vielmehr werde durch die flächendeckende Einführung von Tempo 30 ein "sanfteres Verkehrsgeschehen" in der Stadt ermöglicht. Dadurch, daß der Individualverkehr verlangsamt werde, würden die Bürger zugleich dazu animiert, auf Busse und Fahrräder umzusteigen.

CDU ficht die Wahl an: Streit um eine Stimme Es geht um ein Mandat und um neue Mehrheiten Von Bruno Rieb FRIEDBERG. Die Friedberger CDU hat Einspruch gegen das amtliche Endergebnis der Kommunalwahl in Friedberg eingelegt. In Bauernheim sei eine Stimme für die Union ursprünglich mitgezählt, später aber für ungültig erklärt worden, begründet CDU-Chef Ulrich Kiefer die Wahlanfechtung. Von dieser Stimme hänge ab, ob ein Parlamentssitz an die CDU oder an die Grünen falle. Statt 14 Sitze, wie es in der Wahlnacht das vorläufige Ergebnis verheißen hatte, erhielt die Union im amtliche Endergebnis nur 13 Sitze im Stadtparlament. Dafür bekamen die Grünen fünf statt der ursprünglich errechneten vier (wir berichteten gestern). Ausschlaggebend für die Umverteilung des Parlamentsmanda tes war eine einzige der 12 014 gültigen Einspruch erfolgreich: Alles wird überprüft Stimmen beziehungsweise die vierte Stelle hinter dem Komma bei der prozentualen Berechnung der Sitze.

Wahlleiter Karl-Heinz Holler ist nicht bekannt, daß ungültige Stimmen angezweifelt wurden. Über diese Stimmen hätte der Wahlausschuß entscheiden müssen. Das sei aber nicht geschehen, erklärte er. Holler: "Alle Mann haben unterschrieben." Wenn die CDU mit ihrem Einspruch Erfolg habe, werde nicht nur nach dieser einen Stimme geforscht, sondern "alles überprüft", so Holler.

Über den Einspruch der Union muß die Stadtverordnetenversammlung in ihrer konstituierenden Sitzung am 29. April entscheiden. Anschließend steht der Beschluß über die Gültigkeit der Wahl an. Wird der Einspruch der Union vom Parlament abgelehnt, können die Christdemokraten die Gültigkeit der Wahl vor dem Verwaltungsgericht anfechten.

Solche juristischen Überprüfungen des Kommunalwahlergebnisses hat es nach der Wahl vor vier Jahren gleich zweimal im Wetteraukreis gegeben: in Bad Vilbel und in Karben. In beiden Fällen gab in zweiter Instanz der Verwaltungsgerichtshof in Kassel den Klägern - es waren in beiden Fällen FDP-Politiker - recht. Im Karbener Stadtteil Petterweil und in Bad Vilbel mußten die Wahlen wiederholt werden. Die Gerichtsverfahren zogen sich allerdings lange hin: Im Falle Karben zwei Jahre, im Fall Bad Vilbel sogar knapp drei Jahre.

"Wenn es Unstimmigkeiten gegeben hat, muß es überprüft werden", meint UWG-Vorsitzender Friedrich Wilhelm Durchdewald zum Friedberger Wahlergebnis. Sollte sich in der konstituierenden Sitzung des Parlamentes eine Mehrheit für den CDU-Einspruch finden, wird das Wahlergebnis entsprechend geändert. Das Parlament muß sich dann in neuer Zusammensetzung konstituieren, also

Vielleicht ziehen auch die Grünen vor Gericht

mit einem Grünen weniger und einem Christdemokraten mehr. Dann werden sicherlich die Grünen vor Gericht ziehen. Grünen-Sprecher Johannes Hartmann: "Ich denke schon."

Bei dem Kampf um den einen Stimmzettel geht es nicht nur um einen Parlamentssitz mehr oder weniger für die CDU oder die Grünen, es geht auch um Parlamentsmehrheiten: Von diesem Sitz hängt eine rot-grüne Mehrheit ab und somit die spannende Frage, ob ein Bündnis der beiden Parteien überhaupt in Betracht kommt.

Der SPD-Vorsitzende Hubertus Ellerhusen geht davon aus. "Wir werden nun auch mit den Grünen reden", kündigte er gestern an.

In ihrer konstituierenden Sitzung hat die SPD-Fraktion Udo Pürzer zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der bisherige Vorsitzende Erich Becker gehört dem Parlament nicht mehr an.

Klemm: kein Druck aus Wiesbaden

MAIN-KINZIG-KREIS. "Die Frage, mit welcher Partei die SPD im Main-Kinzig- Kreis eine Koalition eingehen wird, wird im Main-Kinzig-Kreis entschieden." Dies hat gestern der Vorsitzende der SPD- Fraktion im Landtag, Lothar Klemm, in Wiesbaden erklärt. Klemm weist damit Darstellungen des CDU-Fraktionschefs im Kreistag, Dr. Rolf Müller, zurück. Müller hatte die Behauptung aufgestellt, SPD und Grüne würden sich im Kreistag "nach einer Schamfrist" wieder in einem Boot befinden, weil der "Druck aus Wiesbaden" angeblich keine andere Koalition zulasse (FR vom 16. März).

Klemm: "Bei der Koalitionsentscheidung im Main-Kinzig-Kreis geht es nicht um Landespolitik, sondern darum, für die Arbeit im Kreistag und Kreisausschuß für vier Jahre eine verläßliche Regierungsmehrheit zu erreichen, die sicherstelllt, daß die rechten Republikaner nicht das Zünglein an der Waage spielen können." Der SPD-Landesvorstand habe bei der Koalitionsentscheidung im Main- Kinzig-Kreis keine eigenen Karten im Spiel. Es sei deshalb "dummes Zeug", wenn der CDU-Fraktionsvorsitzende über "Druck aus Wiesbaden" spekuliere. hok

ERWIN FISCHER, Verfassungsjurist und Staatskirchenrechtler, erhält in diesem Jahr den Fritz-Bauer-Preis der Humanistischen Union. Fischers "juristische Grundlagenarbeit zur Trennung von Staat und Kirche", hebt die Union in ihrer Begründung für die Preisvergabe an. Mit seinem Buch, das demnächst in einer aktualisierten Ausgabe unter dem Titel "Volkskirche ade" im IBDK-Verlag erscheinen wird, habe Fischer ein Standardwerk geschaffen. Der Preis wird für "hervorragende Verdienste um Demokratie und Rechtsstaat" vergeben und erinnert an den früheren hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der 1961 zu den Mitbegründern der Humanistischen Union gehörte. (ber)

Häuser falsch angeschlossen Warum Fäkalien in die Nidda flossen ist geklärt

BAD VILBEL. Zwei verschiedene Ursachen hatte die Einleitung von Fäkalien und Schmutzwasser über einen Regenwasserkanal, der gegenüber der Kläranlage in die Nidda mündet (die FR berichtete gestern).

Nach Angaben von Stadtrat Jörg Frank haben Bedienstete des Bauhofs mit Hilfe von speziellen Fernsehkameras entdeckt, daß zwei Mehrfamilienhäuser Am Niddablick falsch an das Kanalnetz angeschlossen worden waren, das Schmutzwasser also in den Regenwasserkanal geleitet wurde. Ferner hat sich ergeben, daß infolge von Bauarbeiten am Berufsförderungswerk mehrere Abflußrohre zerquetscht worden waren und daher an diesen schadhaften Stellen sich Schmutz- und Oberflächenwasser miteinander vermischen konnten.

Den Eigentümern der Mehrfamilienhäuser hat Frank noch am Dienstag die Verfügung erteilt, die Fehlanschlüsse kurzfristig beseitigen zu lassen. Auch das Berufsförderungswerk setzte alles in Gang, die schadhaften Rohrleitungen zu reparieren. hm

Im Blickpunkt: Olympia-Wahl Machtbesessen

Die "Herren der Ringe" tagen wieder einmal. In Atlanta, der Stadt der Olympischen Sommerspiele von 1996, gibt sich das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die Ehre. Die ach so honorigen und meist ergrauten "Gralshüter" der olympischen Idee haben eine Menge zu tun. Die Beratungen, das vermeintliche Fest der Jugend der Welt so optimal wie irgendmöglich zu vermarkten, bieten immer wieder neue Variationsmöglichkeiten, zumal Vordenker Juan-Antonio Samaranch von jeher ein gleichermaßen gewiefter wie erfolgreicher Drahtzieher auf diesem Terrain ist.

So wird derzeit pikanterweise in Atlanta - jener Stadt, die dank der Lobby eines weltweit bekannten Getränkeartikel-Herstellers den Olympia-Zuschlag für 1996 von den IOC-Oberen erhielt - zum wiederholten Male über ein "sauberes Verfahren" bei der Prozedur der Olympia-Bewerbung beraten. Vielfältige Aspekte sind dabei zu bedenken, selbst wenn die Frage von (Bestechungs-)Geschenken, die nicht nur die Freundschaft erhalten sollen, nach den leidvollen Erfahrungen mit den in drei Jahren anstehenden Coca-Cola-Spielen offiziell geregelt ist. Die Meldung, wonach Peking im Zuge seiner Kandidatur für das Jahr 2000 das IOC- Museum in Lausanne mit einer 2200 Jahre alten und angeblich 100 Millionen Dollar wertvollen Terrakotta-Figur für alle Zeiten ausstatten will, kann deshalb für keinerlei Unruhe sorgen. Da stehe der Samaranch-Clan davor: Natürlich ist das nur ein Leihgabe - böse ist nur der, der Böses denkt, wie auch kürzlich nach der Indiskretion, daß das IOC eine PR-Agentur zwecks besserer Chancen bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an seine Adresse eingeschaltet hatte.

Die IOC-Größen haben es wahrlich nicht leicht. Denn eine weitere Bedrohung ihrer Pfründe wäre es wohl gewesen, wenn sich NOK's, internationale Fachverbände und Athleten-Kommission mit ihrem Anspruch durchgesetzt hätten, bei der Wahl des Olympia-Ortes 2000 ein gewisses Stimmenpaket zu erhalten. Dieses Ansinnen wurde nun in Atlanta abgeschmettert. Die Mitglieder der 91köpfigen IOC-Vollversammlung, die bekanntlich nur berufen und erst dann gewählt werden können, werden es schon alleine richten.

Die Erkenntnis, im Sinne der gemeinsamen Sache die Verantwortung auf möglichst viele Schultern zu verlagern, hat sich hier nicht durchgesetzt. Statt dessen wurde der Devise gehuldigt: Wer an den Hebeln der Macht sitzen will, gibt nichts freiwillig von seiner Kompetenz ab. Die Spiele des Kommerz' und des Sports ohne Grenzen bleiben allein Sache des IOC.

HARALD STENGER

Lehrgang: Referenten für Öffentlichkeitsarbeit

Die Zweigstelle Frankfurt des Bildungswerks der Deutschen Angestellten- Gewerkschaft bietet von Mai an einen einjährigen Lehrgang zum "Referenten für Öffentlichkeitsarbeit" an. Der Lehrgang, der ein zweimonatiges Praktikum einschließt, richtet sich in erster Linie an qualifizierte Fachkräfte und Akademiker jeglicher Fachrichtung. Erfahrungen in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sind erwünscht. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 5 48 63 78. skb

Zum dritten Mal Einbruch mit Gullydeckel

NIDDA. Ein Gullydeckel diente in der Nacht zum Dienstag einem Dieb bereits zum dritten Mal als Einbruchswerkzeug. Ähnlich wie bei Einbrüchen am 8. und 11. März in Nidda zertrümmerte der Unbekannte mit dem Kanaldeckel gegen vier Uhr am Dienstag die Schaufensterscheibe eines Geschäfts in der Niddaer Bahnhofstraße. Aus der Auslage entwendete er zwei Canon-Videokameras. Bei einem früher Geschädigten hat sich mittlerweile ein Zeuge gemeldet, der einen 20jährigen Rumänen der Einbrüche beschuldigt. Ob dieser für die Diebstähle verantwortlich ist, konnte die Polizei bislang jedoch noch nicht ermitteln. cor

Zahl der Drogentoten sank Auch weniger Erstkonsumenten im Januar und Februar

BONN/ROTTERDAM, 16. März (AP/ Reuter/HB). Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist in den ersten beiden Monaten dieses Jahres im Vergleich zu den Vorjahresmonaten deutlich zurückgegangen. Während im Januar und Februar 1992 noch 307 Menschen durch Rauschgiftkonsum ums Leben gekommen seien, seien es in den Anfangsmonaten dieses Jahres 190 gewesen, sagte der Drogenbeauftragte und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Eduard Lintner, am Dienstag in Bonn.

Erstmals sei in diesem Zeitraum auch die Zahl der polizeilich bekannten Erstkonsumenten von 1047 auf 885 und damit um 15 Prozent zurückgegangen, sagte Lintner. Während die Zahl der Erstkonsumenten von Heroin im Januar und Februar dieses Jahres im Vergleich zu den Vorjahresmonaten um 24 und bei Amphetaminen um 29 Prozent abnahm, stieg sie bei Kokain allerdings um 23 Prozent.

Lintner äußerte sich bei der Vorstellung der Ergebnisse einer Umfrage zum Drogenkonsum, bei der im Januar 2264 repräsentativ ausgewählte Personen ab 16 Jahren befragt wurden. Davon hielten etwa 45 Prozent den Mißbrauch von Drogen für ein großes Problem. Ein Drittel sprach sich dafür aus, daß Rauschgiftsüchtige Drogen vom Arzt bekommen sollten, um die Kriminalität zu verringern. 27 Prozent der 16- bis 20jährigen stufen Haschisch als nicht schädlicher als Alkohol ein, in der Gesamtbevölkerung sind es 16 Prozent.

Große Beachtung findet bei einer viertägigen internationalen Konferenz zur Drogenbekämpfung in Rotterdam die liberale niederländische Drogenpolitik. Andererseits wurde vor kurzem noch von der Drogenkontrollorganisation der Vereinten Nationen an dieser Politik Kritik geübt, weil sie im Widerspruch zum UN- Vertrag von 1961 stehe und einen Eckpfeiler der internationalen Drogenbekämpfung untergrabe. Der Staatssekretär im niederländischen Gesundheitsministerium, Hans Simons, hat in Rotterdam diese Vorwürfe zurückgewiesen. Simons hob hervor, es sei eine Illusion zu unterstellen, daß der Konsum harter Drogen eliminiert werden könne. Die Niederlande betrachten Drogenprobleme als soziale Probleme. Drogenkonsumenten seien nicht mitschuldig am Handel, sie seien weder Patienten noch Verbrecher, sondern sie müßten als normale Bürger betrachtet werden, die selber für die Risiken, die sie auf sich nähmen, verantwortlich seien.

Der Staatssekretär machte klar, daß Den Haag nicht die Absicht habe, ihre Drogenpolitik wesentlich zu ändern. Es sei gelungen, das Problem in den Griff zu bekommen. Staatssekretär Simons wies darauf hin, die Gruppe der insgesamt 21 000 von harten Drogen Abhängigen in den Niederlanden habe sich stabilisiert. Die Zahl der Heroin-Toten sei auch 1991 mit 74 Opfern verhältnismäßig niedrig geblieben, während die Beschaffungskriminalität geringer sei als in anderen Ländern.

An der bis Donnerstag dauernden Konferenz beteiligen sich 600 Delegierte aus 30 Ländern.

Gaststätten-Brand durch "Behörden-Schlamperei" Elf Tote / Staatsanwalt plädierte im Koryo-Prozeß

"Behörden-Schlamperei" machte Oberstaatsanwalt Hans-Walter Müssig in seinem Plädoyer als die eigentliche Ursache für den Brand vom 7. März 1990 in dem koreanischen Restaurant "Koryo" in der Hasengasse in Frankfurt aus. "Kompetenzüberschneidungen der Ämter, wobei sich der eine auf den anderen verläßt und umgekehrt", hätten dazu geführt, daß hier eine Konzession aufgrund alter Pläne erteilt worden sei, die wohl besser verweigert worden wäre. Die verheerende Auswirkung dieser Schlamperei müsse zu einer "Änderung der Strukturen" führen.

In einem Strafprozeß könne jedoch nicht die ganze Behörde haften, erklärte der Oberstaatsanwalt, es müsse vielmehr "eine individuelle Schuld" herausgearbeitet werden. Diese Beurteilung einer individuellen Schuld bei den vier Angeklagten, dem koreanischen Wirts-Ehepaar und zwei ehemaligen Angestellten der Bauaufsichtsbehörde, fiel dann allerdings sehr milde aus. So ließ die Staatsanwaltschaft den Vorwurf der fahrlässigen Brandstiftung gegen die zwei Bauprüfer, die 1985 die Räumlichkeiten für den Konzessionsantrag des Wirtsehepaares zu prüfen hatten, fallen und beantragte Freispruch. Für das Ehepaar forderte Müssig wegen fahrlässiger Tötung ein Jahr Freiheitsstrafe mit Bewährung.

Elf Menschen, darunter zwei Kinder, starben, sieben weitere wurden schwer verletzt. Der Brand war aus ungeklärten Gründen in dem Personalraum des zweigeschossigen Restaurants im Erdgeschoß unter der Holztreppe ausgebrochen. Der Ausweg über die brennende Treppe war den Gästen und den Angestellten damit versperrt. Dabei hatten die Wirtsleute nach Ansicht des Staatsanwalts ihre "Verkehrssicherungspflicht verletzt", indem sie den Notausgang über ein zweites Treppenhaus nicht "in seiner ganzen Breite offen und frei zugänglich" gehalten hätten. Außerdem, so der Staatsanwalt, hätten sie weder dem Personal noch den Gästen den Ausgang gezeigt, ja es sogar unterlassen, die Gäste bei Ausbruch des Feuers zu warnen.

Der ursprüngliche Vorwurf der fahrlässigen Brandstiftung konnte dagegen nicht aufrecht erhalten werden. War die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage noch davon ausgegangen, daß das Ehepaar den strittigen Personalraum nachträglich, also ohne Genehmigung, eingebaut und damit fahrlässig zum Brand beigetragen hatte, hatte die Beweisaufnahme ergeben, daß dieser Raum unter der Holztreppe bereits vorhanden und auch als Personalraum genehmigt worden war. Der Sachbearbeiter der Gaststättenaufsicht im Ordnungsamt jedoch, der hierfür verantwortlich war, ist verstorben. Dem angeklagten Außendienstmitarbeiter der Bauaufsichtsbehörde machte Staatsanwalt Müssig zwar weiterhin zum Vorwurf, daß er diesen gefahrenträchtigen Raum in seinem Bericht gar nicht erwähnt hatte, obwohl er in dem Plan für die Konzession überhaupt nicht eingetragen gewesen war. Daß er die Brisanz dieses Raumes nicht erkannt hatte, könne man ihm allerdings nicht zur Last legen, betonte der Staatsanwalt, da er erst später als Personalraum genehmigt worden sei. Er und sein Vorgesetzter, "ein Schreibtischmensch, der den Vorgang lediglich als Akte kannte, seien mithin freizusprechen.

Dies forderte die Verteidigung auch für das Wirts-Ehepaar. Zwar müsse man zugeben, daß sich vor allem die Frau falsch verhalten habe, als sie die Gäste nicht warnte, doch sei sie in dieser "unerwarteten und unverschuldeten Extremsituation" dazu nicht in der Lage gewesen. Das Urteil soll Freitag fallen. sol

Heute Infos zum Kursus "Frauen und Computer"

KRIFTEL. Das "Zentrum für Weiterbildung" will trotz gekürzter Mittel längst nicht aufgeben: Für den heutigen Mittwoch, 17. März, lädt es zu einer Informationsveranstaltung ins Schulungszentrum in der Kapellenstraße 19 ein. Von 15 Uhr an erfahren Interessentinnen dort alles über den Berufsorientierungskursus "Frauen und Computer - Berufliche Orientierung und Motivierung für Frauen in der Familienphase".

Ansprechen will das "Zentrum für Weiterbildung" insbesondere Mütter, die nach einer mehrjährigen Familienpause wieder ins Berufsleben zurück möchten und sich einen Überblick über den Arbeitsmarkt und die geänderten Qualifikationsanforderungen verschaffen wollen. Während des Kurses ist eine Kinderbetreuung geplant.

Der Lehrgang selbst beginnt erst am 26. April und endet am 29. Oktober. Der Unterricht dauert an vier Vormittagen der Woche jeweils von 8.30 bis 12.30 Uhr und wird vom hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung gefördert. pms

MAX STREIBL, wegen der sogenannten Amigo-Affäre in die Schlagzeilen geratener bayerischer Ministerpräsident, kann die ganze Aufregung um seine Gratis- Reisen und andere Unregelmäßigkeiten immer noch nicht verstehen. "Es gibt nix Unrechtes, was ich mir vorzuwerfen hätte", sagte er am Dienstag nach einer Sitzung seines Kabinettes. Dem von der Opposition beantragten Untersuchungsauschuß sehe er deshalb "mit aller Ruhe" entgegen. Dort werde die CSU dann auch "fragen, was ist los bei der anderen Seite", kündigte Streibl an und nannte die Namen Engholm und Lafontaine. Er frage sich allerdings, ob "am Schluß nicht eine große Schlammschlacht dabei herauskommt". Weil nicht alle Parteifreunde die Affäre so sorglos sehen wie ihr Hauptdarsteller, will Streibl "irgendwann amal" nach dem Kleinen CSU-Parteitag Ende März der Landtagsfraktion für ein Gespräch zur Verfügung stehen. "Da kann dann jeder das vorbringen, was ihm nicht gefällt", sagte Streibl. (fa)

Weigand zieht persönliche Konsequenzen Altenstadt: Mißbrauch der Adressen von Erstwählern beschäftigt Gemeindevorstand und SPD

ALTENSTADT. Der Höchster SPD- Ortsbezirksvorsitzende Reinhold Weigand, dem ein Verstoß gegen den Datenschutz im Kommunalwahlkampf vorgeworfen wird, nimmt sein Mandat für den Ortsbeirat nicht an und läßt alle seine Parteiämter ruhen. Bürgermeister Gerd Göllner (UL) kündigte im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau eine "Anhörung der Betroffenen" im Gemeindevorstand an. Davon berührt sei "zunächst einmal Weigand", aber "sicherlich auch" das Netz der Höchster Austräger von SPD-Informationsmaterial.

Weigand, der nebenberuflich eine Versicherung in Höchst repräsentiert, hatte die Austräger seiner Partei im Kommunalwahlkampf gebeten, ihm persönlich behilflich zu sein. Sie teilten nicht nur Erst- und Jungwählerbriefe der SPD aus, sondern bestückten die Briefkästen des Höchster Nachwuchses zugleich mit speziell auf diese Klientel zugeschnittenen Angeboten der Assekuranz. Was aus der Sicht von Weigands Büdinger Anwalt Thomas Wolf seinem Mandanten lediglich "unnötige Zusatzarbeit" ersparen sollte, stellt für den Bezirksgeschäftsführer der Jungen Union, Andreas Büchse, einen "groben Verstoß gegen den Datenschutz" dar. Die Adressen der Erst- und Jungwähler, die den Parteien zur politischen Information im Wahlkampf auf Wunsch von den Kommunen überlassen werden, dürfen nach dem Hessischen Meldegesetz nur zweckgebunden verwendet werden (die FR berichtete in ihrer Ausgabe vom Dienstag).

Parteivorsitzender Peter Bottor fände es "schade", wenn Weigand sich aus dem politischen Leben zurückziehen würde. Er sei ein Aktivposten in der SPD. Falls tatsächlich ein Fehlverhalten vorliegen sollte, dann sei dies sicherlich nicht absichtlich geschehen. Den Vorfall will er abschließend noch nicht bewerten. Er benötige noch mehr Informationen, um "ein Fazit ziehen zu können". Bottor will versuchen, "mit den Austrägern selbst noch zu reden".

Weigand läßt seine Parteiämter nach den Worten von Rechtsanwalt Thomas Wolf ruhen, weil er "möchte, daß das endgültig geklärt wird". Sein Mandant sei sich eines Fehlverhaltens nicht bewußt.

Der Wahlleiter im Altenstädter Rathaus erhielt am Dienstag Post von Weigand. Darin teilt er mit, daß er sein Mandat für den Ortsbeirat von Höchst nicht wahrnehmen wird. Sitz und Stimme in dem neunköpfigen Gremium fällt nun einem Nachrücker aus der SPD zu. Die Sozialdemokraten hatten in dem 1300 Einwohner zählenden Ortsteil von Altenstadt bei den Ortsbeiratswahlen 245 von 660 abgegebenen Stimmen erhalten und vier Sitze errungen.

Der Gemeindevorstand beschäftigte sich am Dienstag nachmittag erstmals unter dem Tagesordnungspunkt "Mitteilungen" mit dem Vorfall in Höchst. Weigand wolle er voraussichtlich für die Sitzung in der nächsten Woche einladen, sagte Göllner zuvor. Über den Sachverhalt werde er sich auch mit Ordnungsamtsleiter Bernd Adler in seiner Eigenschaft als kommunalem Datenschutzbeauftragten unterhalten. sal

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Fahrt in die Lüneburger Heide HANAU. Das Hanauer Freizeit- und Sportamt bietet vom 4. bis 13. Juli eine Fahrt in die Lüneburger Heide mit Besuch in Hamburg und Helgoland an. Interessenten können sich beim Freizeit und Sportamt, Nordstraße 88, anmelden. "Open Stage" im Jazzkeller HANAU. "Open Stage" heißt es am Donnerstag, 18. März, im Jazzkeller in der Philippsruher Allee 22. Am Freitag gastiert dort die Formation "Spys of Nuts". Der Eintritt kostet sechs Mark. "Abgehmusik mit Gebläse" spielen "Eastside Ronny & The Blue Boogie Jammers" am Samstag, 20. März. Gäste zahlen acht Mark.

Die Veranstaltungen beginnen jeweils gegen 21 Uhr.

Voltastraße wird ausgebaut HANAU. Der Hanauer Magistrat hat den Auftrag für den Ausbau der Voltastraße im Stadtteil Großauheim vergeben. Die Stadt investiert für die Arbeiten rund 180 000 Mark. "König Ödipus" im Literaturtelefon HANAU. Ein Auszug aus der Tragödie "König Ödipus" von Sophokles ist von Freitag, 19. März, bis Donnerstag, 25. März, im Hanauer Literaturtelefon unter der Nummer 2 41 41 zu hören. Das Stück stammt aus dem Jahre 425. Hanau von 1900 bis 1933 HANAU. Von Hanau in der Zeit zwischen 1900 und 1933 erzählt eine neue Ab- teilung im Museum von Schloß Philippsruhe, die am Samstag, 20. März, um 16 Uhr eröffnet wird. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags zwischen 11 und 18 Uhr. "Energiemobil" auf dem Marktplatz HANAU. Das "Energiemobil" hält am Donnerstag, 25. März, wieder auf dem Hanauer Marktplatz. Bürgerinnen und Bürger haben von 9.30 bis 16 Uhr Gelegenheit, sich bei dem Beratungsteam Tips zum Energiesparen zu holen.

Rita Süssmuth predigt "Als Frau mit der Bibel leben" ist der Titel einer sogenannten Themen-Predigt von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) am Sonntag, 21. März, 10 Uhr, in der evangelischen Michaelskirche in Reichelsheim im Odenwaldkreis.

In einer Tankstelle Zigaretten erbeutet

ROSBACH. In der Nacht zu Dienstag drangen unbekannte Täter in die Räume einer Agip-Tankstelle in Nieder-Rosbach ein und stahlen Zigaretten im Wert von 8000 Mark. Dabei richteten sie Schaden am Gebäude für 400 Mark an, wie die Polizei berichtet.

Hinweise nimmt die Kripo Friedberg, Telefon 06 031/60 10 entgegen, auch darauf, wo größere Mengen Zigaretten unter Preis angeboten wurden.

Bisher zwölf Interessenten Am 26. und 27. März fährt das Häckselmobil durch Bad Vilbel

BAD VILBEL. Nur neun Personen waren am Montag abend in den großen Saal des Kurhauses gekommen, um sich über das Häckselmobil des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) zu informieren. Das Stadtbauamt freut sich trotzdem, denn inzwischen haben zwölf Haushalte das Häckselmobil geordert, das am Freitag, 26., und Samstag, 27. März, im Stadtgebiet zu Diensten ist.

Weitere Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 602-285 möglich, und zwar bis Mittwoch, 24. März. Dann bastelt das Bauamt einen "Fahrplan" zusammen und teilt den Interessierten anschließend telefonisch einen Termin mit.

Das Häckselgerät, das an einen Traktor montiert ist, kommt bis zum Hausgarten. Es benötigt eine Einfahrtbreite von drei Metern. Der Häcksler kann Äste bis zu zehn Zentimeter Durchmesser zerkleinern. Es sollten möglichst drei Kubikmeter Holzschnitt gestapelt bereitliegen. Zureicharbeiten sind erwünscht. An Kosten entstehen zehn Mark für die angefangene halbe Stunde.

Das Häckselmobil erspart den umständlichen Weg zur nächsten Kompostanlage. Das Gehäckselte kann als Mulchmaterial zur Abdeckung von Baumscheiben, Beeten und Rabatten oder als Zusatzstoff für den auf dem eigenen Grundstück hergestellten Kompost dienen. hm

Zur Person:

JOSEF SCHWAMMBERGER, früherer SS-Lagerleiter, soll erneut vor Gericht. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat gegen den mittlerweile 81jährigen, der bereits 1992 zu lebenslanger Haft wegen vielfachen Mordes und Beihilfe zum Mord verurteilt worden war, eine zweite Hauptverhandlung wegen weiterer 35 Fälle beantragt. Die Entscheidung des Gerichts über die Zulassung der Anklage steht noch aus. Schwammberger hatte zwischen 1942 und 1944 im von den Nazis besetzten Polen drei Lager für jüdische Zwangsarbeiter geleitet und sich nach den Feststellungen des Landgerichts Stuttgart auch durch persönlich vorgenommene Erschießungen und sadistische Grausamkeiten an der Vernichtung von Lagerinsassen beteiligt. 1990 war Schwammberger von den argentinischen Behörden an die Bundesrepublik ausgeliefert worden. Einem auf den 35 neuen Fällen basierenden Haftbefehl hat Argentinien bereits die erforderliche Zustimmung erteilt. (he)

Telekom-Center in Dreieichenhain eröffnet

DREIEICH. Das Fernmeldeamt 2 der Telekom, das nach eigenen Angaben 150 000 Telefonkunden im Kreis Offenbach, Kelsterbach und Mörfelden-Walldorf betreut, hat am Dienstag im Gewerbegebiet von Dreieichenhain ein Service- Center offiziell eröffnet. Bereits vor zwei Jahren war das Amt mit 150 Mitarbeitern von Frankfurt-Sachsenhausen nach Dreieich in die Heinrich-Hertz-Straße umgezogen. Nun erwartet sie mit der Erweiterung ihres Angebots einen regen Publikumsverkehr.

Zur wichtigen Adresse wird das Service-Center vor allem für Kunden, die Probleme mit ihrem Telefon haben. Während sie bislang bei der Entstörungsstelle einen Techniker anfragen mußten, der dann zu Hause vorbeikam, können sie nun ihr kaputtes Gerät selbst vorbeibringen und sparen damit Fahrtkosten der Techniker. Wenn nicht zuviel Andrang herrscht, wird das Gerät, so Amtsleiter Peter Seibold, sofort repariert.

Diesen Service gibt es laut Seibold bereits seit etwa vier Wochen. In dieser Zeit hätten rund 3000 Kunden das Angebot genutzt.

Das Service-Center ist montags, dienstags und mittwochs von 7 bis 15.30 Uhr geöffnet, donnerstags von 10 bis 18.30 Uhr und freitags von 7 bis 14.30 Uhr. Bei Bedarf sollen die Öffnungszeiten auf Samstag ausgedehnt werden. dac

Vor Ostern Protest gegen Legebatterien

Verglichen mit den Ständen der fliegenden Händler wirkt das kleine Info- Zelt vor dem Hauptpostamt auf der Zeil eher unspektakulär. Trotzdem bleiben die Leute stehen, stellen Fragen, und nicht wenige setzen ihre Unterschrift auf die ausliegenden Listen. Dabei, so Reiner Rosenfeld vom Deutschen Tierschutzbund, geht es um "ein klassisches Thema": die Käfighaltung von Hennen in Legebatterien. "Feiertage, aber keine Eiertage", mahnt ein Plakat am Info-Stand.

Obwohl schon in den ersten Stunden etwa 300 Unterschriften für ein Verbot der Legebatterien zusammenkamen, meint Rosenfeld: "Es könnten mehr sein." Er hofft, daß bis zum Abschluß der Aktion etwa 1000 Unterschriften vorliegen. Sie werden ans Bundeslandwirtschaftsministerium und die EG-Kommission geschickt.

Ob das überhaupt etwas nutzt, ist eine oft gehörte Frage. Nicht die einzelne Liste, wohl aber die Kontinuität des Protestes werde etwas bewirken, meint Rosenfeld: "Das Thema muß immer wieder in den Kopf des Verbrauchers gedrückt werden." Noch immer, so der Tierschützer, sitzen 90 Prozent der 35 Millionen Hennen in Deutschland in Legebatterien. vo

Erhard Rohrbach bestätigt CDU-Fraktion Maintal stellte die Weichen

MAINTAL. Die zwölf Mitglieder der am 7. März neugewählten CDU-Fraktion haben in ihrer konstituierenden Sitzung in geheimer Wahl den Rechtsanwalt Erhard Rohrbach aus dem Stadtteil Hochstadt einstimmig wieder zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Stellvertretende Fraktionsvorsitzende wurden Dr. Manfred Eibelshäuser (Stadtteil Wachenbuchen), Angelika Feuerbach (Bischofsheim) und Armin Hochmuth (Dörnigheim). Fraktionsgeschäftsführerin ist Helga Kentner (Wachenbuchen).

"Alle Vorstandsmitglieder wurden ohne Gegenstimmen gewählt", teilt Fraktionspressesprecher Kurt Romeiser mit, der in dieser Funktion bestätigt worden ist.

Rohrbach dankte für das Vertrauen und betonte nochmals, seine Partei habe wesentlich dazu beigetragen, daß die rot- grüne Koalition die Mehrheit verlor. Die CDU habe indes die Früchte ihrer Bemühungen nicht selbst ernten können und habe beträchtliche Verluste hinnehmen müssen. pom

Beratung erneut intensiviert Pro Familia: 300 Fälle mehr / Trend zur Familienplanung

HOCHTAUNUSKREIS. Sexueller Mißbrauch von Kindern - wie und woran können Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher mißhandelte Kinder erkennen? Was können sie tun? Wo bekommen sie Hilfe? Sexueller Mißbrauch von Kindern gehörte im letzten Jahr zu den Themen, mit denen sich die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Pro Familia häufig aufklärend auseinandersetzen mußten. "Das Interesse vor allem bei Lehrerinnen und Lehrern ist sehr gestiegen", hat Rose Elliesen in ihrer Bilanz des letzten Jahres vermerkt.

Die Fortbildungsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Institut für Lehrerfortbildung (HILF) haben mit dazu geführt, daß möglich wurde, was keine der Mitarbeiterinnen der in Friedrichsdorf ansässigen Beratungsstelle von Pro Familia für möglich gehalten hatte: Die Anzahl der Beratungsfälle wurde 1992 wieder erhöht - um fast 300 auf über 2100. Und das bei fünf fest angestellten Frauen, die allesamt jedoch nur teilzeitbeschäftigt sind.

Intensiviert wurde im Vorjahr auch die Arbeit mit Erwachsenengruppen, zum Beispiel die Geburtsvorbereitungskurse, Elternseminare und Gesprächsgruppen für Frauen in den Wechseljahren sowie die Beratung von Betreuerinnen und Betreuern von Jugendwohngruppen, sogenannten Multiplikatoren. "Die steigenden Zahlen sprechen für den Bedarf an Beratung", resümierte das Team in einer Pressekonferenz. Seit etwa zwei Jahren ist eine Zahl nahezu konstant: die Schwangerschaftskonfliktberatung - etwa 230 Frauen nahmen Kontakt zur Pro-Familia-Ärztin Monika Schmidt-Rau auf. Ihre Erfahrung: "Auffällig ist, daß ausweglose Lebenssituationen, das heißt, keine Aussicht auf Wohnung und geregelte Erwerbstätigkeit, zuzunehmen scheinen." Die Schwangerschaftskonfliktberatung ist ein "kleiner Arbeitsbereich" der Beratungsstelle; der Trend geht mehr zur Familienplanung.

Aus den vor Jahren üblichen Beratungsstunden in den Schulen hat sich das Team mittlerweile etwas zurückgezogen. Die Organisation für Sexualberatung und Familienplanung muß darauf achten, daß sich bei gleichbleibender Personalstärke nicht die Finanzsituation verschlechtert. Etwa ein Drittel des Etats (195 000 Mark im letzten Jahr) sollten Eigeneinnahmen sein. Das heißt, ein Teil der Beratungstätigkeit muß von den Klientinnen und Klienten bezahlt werden. Ein weiterer Grund für den Rückzug aus den Schulen und die Verlagerung auf eine offene Beratung und Betreuung: Die vom Landesverband genehmigte Stundenzahl der Beschäftigten reicht nicht mehr aus. Für eine Erweiterung der Arbeitszeit reicht jedoch das Geld wiederum nicht. off

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.); Städelschule, Dürerstr. 10: Mo. bis Sa., 9 bis 21 Uhr; Rauminstallation "Tree Stump Stop" von Claudio Vekstein (bis 3. 4.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (bis 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen".

Richter beantragt Strafe für den "Freiwild"-Verlag

Weil er in in dem Buch "Freiwild - Meine Zeit in einem deutschen Gefängnis" nicht dafür gesorgt hat, daß beanstandeten Passagen, entsprechend einer gerichtlichen Verfügung, geschwärzt wurden, ist gegen den Zebulon-Verlag die Verhängung eines Ordnungsgeldes bis zu 500 000 Mark gefordert worden. Antragsteller ist ein inzwischen pensionierter Frankfurter Richter, dem die türkische Autorin Sara Gül Turan in ihrem Buch sexuelle Nötigung vorgeworfen hatte.

Da der Verlag den Richter vor Veröffentlichung nicht zur Stellungnahme aufgefordert hatte, war er Anfang November letzten Jahres vom Landgericht Köln zur Teilschwärzung verurteilt worden. Lepp

Auf der Spur der Oberurseler Amphibien Naturschutz plus eine Menge Spaß stehen auf dem Programm der Waldjugend Von Thomas Stillbauer

OBERURSEL. "Wir werden immer größer", freuen sich Simone Mohr und Andreas Kramer von der Waldjugend Oberursel. Seit zwölf Jahren gibt es im Vordertaunus den Ableger der bundesweiten Organisation, und fast jedes Jahr konnte die Gruppe einen Mitgliederzuwachs verbuchen. Inzwischen machen mehr als 100 Kinder und Jugendliche mit beim Einsatz für Natur und Umweltschutz.

Sie hatten im vergangenen Jahr reichlich zu tun. 1600 Arbeitsstunden leisteten "Wildlinge" (das sind die Jüngsten), "Mittelalter" und "Ältere". Sie registrierten und kartierten Tiere, kümmerten sich um Nistkästen, Hecken und Streuobstwiesen, machten Ausflüge - und gewannen Preise: Für die Arbeit im Fledermausschutz erntete die Gruppe den Natur- und Denkmalschutzpreis des Hochtaunuskreises. Zweite im selben Wettbewerb wurden die Waldjugend-Mitglieder Andreas Kramer und Florian Schütz für ihr Engagement um die Eulen.

Grund für die größte Waldjugendgruppe Hessens, einen zufriedenen Blick zurück zu werfen. In der Jahreshauptversammlung im Gruppenheim "Villa Hüpf" am Maasgrund fiel die Bilanz für 1992 positiv aus. Einziger Wermutstropfen war die Erhöhung des Jahresbeitrags von 25 auf 30 Mark. Andreas Kramer: "Das hat der Bundesvorstand beschlossen, da mußten wir mitziehen."

Wie kommt man als junger Oberurseler oder junge Oberurselerin zur Waldjugend? "Für mich waren Natur und Umweltschutz schon immer reizvoll", sagt Andreas Kramer. Über Freunde fand er den Zugang zur Gruppe, bei Simone Mohr war es genauso. Mit sechs Jahren kommen die Jüngsten dazu, 70 Prozent der Mitglieder sind jünger als zwölf.

Als Höchstalter eines Wald-"Jugendlichen" sind zwar 24 Jahre festgelegt. "Aber so eng sehen wir das nicht", winkt Simone ab: "Ohne die Älteren geht es gar nicht." Sie leiten die sieben Gruppen, die nach den Tagen benannt sind, an denen sie sich in der "Villa Hüpf" treffen: von der Montags- bis zur Samstagsgruppe.

Nach dem arbeitsreichen vergangenen Jahr gab es nur eine kurze Ruhepause. Schon laufen die Vorbereitungen für neue Aktionen. Am kommenden Wochenende, 19. bis 21. März, leitet Thomas Knepel, der Vorsitzende der Oberurseler Waldjugend, ein "Amphibienseminar". Mit den etwa 15 Teilnehmern wird er Gewässer besuchen, die Tiere begutachten, die dort leben, und unter anderem erklären, wovon sie bedroht sind.

Schon seit zwei Jahren ist die Waldjugend dabei, die Amphibien in den Gewässern zu registrieren. Dabei achten die Jugendlichen streng darauf, wie die Tiere auf Veränderungen ihrer Umgebung reagieren - etwa auf den Bau des Feldbergzubringers. Auf der Trasse wurde kürzlich ein größerer Teich zugeschüttet. "Zwei Jahre lang haben wir da vorher Molche 'rausgeholt", erinnert sich Simone Mohr. Die Tiere wurden in andere Teiche umgesetzt, bevor ihr ehemaliger Lebensraum verschwand. "Es war Wahnsinn, was wir da 'rausgeholt haben."

In nächster Zeit stehen aber nicht nur die Amphibien auf dem Programm. Am 2. April beginnt der sechstägige "Landesnaturschutzeinsatz", zu dem sich schon 35 Teilnehmer angemeldet haben. An einem Bachlauf wollen sie eine Hecke aus 800 Bäumen und Sträuchern pflanzen, als Schutzraum für Vögel, Hasen, Igel, Kröten und andere Gäste. Zudem müssen ein Teich in Stierstadt angelegt und die Hekke "gewartet" werden, die die Waldjugend 1992 gepflanzt hat. Das kostet Schweiß, aber auch Geld. Schade findet es Andreas Kramer, daß Landrat Jürgen Banzer dafür nun doch keinen Zuschuß des Kreises angeleiert hat, obwohl er vor einigen Wochen Geld in Aussicht gestellt hatte.

Über die Arbeit hinaus gibt es bei der Waldjugend jede Menge Unternehmungen, die einfach nur Spaß machen: während der Natureinsatzwoche und das ganze Jahr über. Denn da sind sich die Mitglieder einig: Immer nur Umweltschutz macht auch nicht glücklich. Gemeinsame Fahrten ins Schwimmbad, Pfingstwanderungen und Sommerlager mit den Kindern gehören fest dazu.

Mehr über die Waldjugend weiß Andreas Kramer, Tel. 0 61 71 / 2 47 83.

Raggae- und Rockmusik in der "Schweinehalle"

HANAU. Eine Disco und ein Konzert stehen am kommenden Wochenende auf dem Programm der "Schweinehalle". Am Samstag, 20. März, legt Klaus Walter vom Hessichen Rundfunk (HR) Raggaemuffin- und HipHop-Scheiben bei der Black Volume Disco auf. Geschwoft wird ab 20 Uhr. Der Eintritt kostet an diesem Abend sechs Mark.

Drei Jahrzehnte Musikgeschichte präsentieren dann am Sonntag die "Scace Hobos". Das Repertoire des Trios aus Berlin und Offenbach reicht von Rock'n'Roll-Klassikern über Western-Melodien bis hin zur Erkennungsmusik der Fernsehserie "Raumschiff Orion". Als Vorgruppe spielen die "polaroid people" aus Hanau. Der Eintritt kostet acht Mark. Einlaß ist ab 20 Uhr. jur

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: tgl. außer Mo. 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Frédéric Bruly Bouabré (bis 4. 4.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Herbert Wenzel - Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Alfred Hrdlicka zum 65. Geburtstag - Zeichnungen, Bronze, Grafik (bis 15. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Christa Näher - Kentauren (bis 19. 4.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u. n. V.; "Armin Gehrets kleines Welttheater" - farbige Zeichnungen (bis 23. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Ausstellungen

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: Workshop-Projekt 50 phantastische Uhren (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Enkheim, Barbarossastr. 65, Tel. 4500 - 5 22 54: Di. u. Do., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Mi. u. Fr., 14 bis 17 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 2. 4.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Atelier Tippmann, Bruchstr. 9, Tel. 62 72 66: Öffnungszeiten nach tel. Vereinbarung; Cordelia Heymann - Malerei, Klaus J. Tippmann - Schmuckobjekte (bis 4 4.).

Atelier Nr. 695, Mainzer Landstr. 695, Tel. 39 77 25: Farouk Shehata - Neue Graphik aus Ägypten (bis 4. 4.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Tel. 74 11 451: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; Fotografienaus Albanien von Wolfgang Klotz (bis 8. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Eltern und Kinder suchen die Ursachen der Gewalt Offene Gespräche darüber in Friedberg und in Gedern

WETTERAUKREIS/GEDERN. Ein Schulranzen, aus dem an einer eisernen Gliederkette ein vielzackiger Morgenstern heraushängt: Mit diesem Plakatmotiv machte die Polizei im vergangenen Monat auf ein besorgniserregendes Thema aufmerksam - Gewalt in der Schule. Sie rät Eltern und Pädagogen, das Problem nicht länger zu tabuisieren. Prügeleien sind auch auf Wetterauer Schulhöfen keine Seltenheit, selbst Waffen werden von jugendlichen Schülern mit in den Unterricht gebracht. So hat Schulleiter Wilfried Motz von der Gesamtschule Gedern in seinem Aktenschrank schon eine kleine "Asservatenkammer" mit Messern und Plastikpistolen. Wegen Körperverletzung auf dem Pausenhof mußte sich zwar bislang noch niemand vor Amtsrichter Udo Lichtenegger im Büdingen verantworten, doch stellt auch der Jurist in seiner täglichen Praxis "eine massive Entwicklung zu Gewalt unter Jugendlichen" fest. So würden körperliche Auseinandersetzungen nicht mehr beendet, wenn einer bereits unterlegen sei, sondern weiter fortgesetzt: mit gezielten Faustschlägen und Fußtritten. Erschreckend ist für den Richter, daß "bei den betroffenen Tätern kein Gespür und Gefühl für das, was sie getan haben", vorhanden sei. Auch Erpressung ist schon Kindern als Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen nicht fremd. So forderte ein 13jähriger auf einem Schulhof in der Wetterau von seinen Klassenkameraden sogenanntes Kakaogeld und drohte ihnen Prügel an, wenn sie nicht bereit waren, ihm einen Obolus zu geben.

Um Gewalt vorzubeugen und Anzeichen für Gewalttätigkeit frühzeitig zu erkennen, hat eine Arbeitsgruppe an der Gesamtschule Gedern nach einem Beschluß der Gesamtkonferenz Ende vergangenen Jahres das Konzept für einen sogenannten "Pädagogischen Tag" erarbeitet, an dem Experten mit dem Kollegium, Eltern und Pädagogen des Schulverbundes Ostkreis zum Thema diskutieren werden. Das Eröffnungsreferat am pädagogischen Tag "Gewalt", Donnerstag, 25. März, um 10.30 Uhr hält Udo Lichtenegger, Direktor des Büdinger Amtsgerichts. In der Arbeitsgruppe "Gewalt in der Familie" werden Mitarbeiter des Jugendamtes und des Sozialen Dienstes in Gedern aus ihren Arbeitsbereichen berichten und über Alarmsignale verhaltensauffälliger Schüler informieren. Die Gewaltakzeptanz bei Schülern und der Umgang mit aggressiven Jugendlichen beschäftigt die Arbeitsgruppe "Gewalt in der Schule", die vom Schulpsychologen Dietrich Lobedank geleitet wird. Weitere Themen in den Arbeitsgruppen, zu denen sich bislang rund 80 Interessenten angemeldet haben, sind Pädagogische Maßnahmen im Spannungsfeld zwischen Rechtsvorschriften und pädagogisch sinnvollen Ordnungsmaßnahmen, "Gewalt und Sucht", "Rechtsextremismus als spezielle Form jugendlicher Gewalt" und "Jugendkriminalität im heimischen Raum".

Ziel der Aktion, so Schulleiter Molz, soll es sein, "daß wir alle ein bißchen mehr hinschauen und hellhörig werden". Außerdem erhofft sich der Pädagoge von dem "pädagogischen Tag", daß die Erkenntnisse Eingang in den Unterricht finden. Bis auf die Sprecherin der Schülervertretung sind die Schüler selbst in dieses Programm nicht eingebunden. Schulleiter Molz würde es aber unterstützen, wenn sie selbst das Thema aufgriffen und eigene Aktionen hierzu initiierten. Gewalt unter Kindern und Jugendlichen wird am Donnerstag, 18. März, auch Thema einer Diskussion des Ortsverbandes Friedberg/Bad Nauheim des Deutschen Kinderschutzbundes sein. Im Anschluß an seine Jahreshauptversammlung diskutieren ab 20.30 Uhr in der Spiel- und Lernstube in der Burg Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderschutzbundes und Interessierte mit Polizeidirektor Gerhard Anhäuser und dem Dozenten an der Frankfurter Universität, Professor Dr. Iben, über das Problem.

CORINNA WILLFÜHR

Kurz gemeldet

Kleingärtnerverein Nidda-Ufer: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Samstag, 20. März, 17 Uhr, in der Vereinsgaststätte des Postsportvereins am Ginnheimer Wäldchen. wd/11

Der Bürgerverein Praunheim lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr, im Saal der evangelischen Auferstehungsgemeinde, Graebestraße 2. Außer Neuwahlen des Vorstandes stehen die Rechenschaftsberichte auf der Tagesordnung. rw

Ausstellungen GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: Workshop-Projekt 50 phantastische Uhren (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Enkheim, Barbarossastr. 65, Tel. 4500 - 5 22 54: Di. u. Do., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Mi. u. Fr., 14 bis 17 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 2. 4.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Atelier Tippmann, Bruchstr. 9, Tel. 62 72 66: Öffnungszeiten nach tel. Vereinbarung; Cordelia Heymann - Malerei, Klaus J. Tippmann - Schmuckobjekte (bis 4 4.).

Atelier Nr. 695, Mainzer Landstr. 695, Tel. 39 77 25: Farouk Shehata - Neue Graphik aus Ägypten (bis 4. 4.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Tel. 74 11 451: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; Fotografienaus Albanien von Wolfgang Klotz (bis 8. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hoechst-Betriebsräte: Rationalisierung auf Kosten der Sicherheit? Überlegungen der Oppositionsgruppe "Forum" / Firmenleitung verneint Zusammenhang / Nacht oft ohne vorgeschriebene Ruhe

Mehrere Betriebsratsmitglieder der Hoechst AG haben den Verdacht geäußert, daß der Stellenabbau des Unternehmens in den vergangenen Jahren mitverantwortlich für die Serie von Störfällen sein könnte. "Wir haben die Unternehmensleitung aufgefordert, eine genaue Auflistung über Stellenbesetzung und Produktionsabläufe vorzulegen", sagt Hans-Werner Krauss von der Oppositionsgruppe "Forum" im Hoechst-Betriebsrat. Von Firmensprechern und der Betriebsratsleitung wurde ein Zusammenhang zwischen Personalabbau und Sicherheitsdefiziten zurückgewiesen.

In den vergangenen zwei Jahren hatte Hoechst im Bereich der Tarif-Beschäftigten etwas mehr als 2000 Arbeitsplätze abgebaut, sagte Krauss. "Es ist nicht auszuschließen, daß das auch auf Kosten der Sicherheit gegangen ist."

Der Betriebsratsvorsitzende der Hoechst AG, Horst Brand, hält diese Vermutung für "überzogen": Bei den Störfällen seien die Schichten "voll besetzt" gewesen. Im Zuge des Personalabbaus seien bisher nur selten Abteilungen ausgedünnt, sondern meistens gleich ganze Produktionszweige stillgelegt worden." Hoechst-Sprecher Ludwig Schönefeld sagte, bei dem Griesheimer Unfall am Rosenmontag hätten "vier Leute zwei Kessel beobachtet", das sei "sicherlich eine ausreichende Besetzung".

Betriebsrat Krauss weist jedoch darauf hin, daß die Mowiol-Anlage, bei deren Explosion am Montag dieser Woche ein 59jähriger Hoechst-Schichtleiter getötet und sein Kollege schwer verletzt wurde, "seit zwei Jahren ununterbrochen auf Vollast fuhr". Dies bedeute für das Personal eine "ungeheure Belastung". Da sei es nicht auszuschließen, daß Sicherheitsvorschriften aufgrund von Arbeitsüberlastung und zu knapp kalkulierter Soll- Stärken pro Schicht laxer als notwendig gehandhabt würden.

Nach Angaben des Betriebsratsmitglieds Karl-Richard Worel sei es vor allem in Nachtschichten den Hoechst-Beschäftigen aufgrund der knappen Stellenbesetzung oft nicht möglich, die vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten. Auch dies bedeute ein unnötiges Sicherheitsrisiko. Der IG-Chemie-Vorsitzende Hermann Rappe hatte bereits am Montag beklagt, daß der Personalabbau bei Hoechst zu sicherheitsrelevanten "Qualifikationslücken" führen könne. mat (Siehe auch "Greeenpeace . . ., S. 20)

Die größte Auktion Rußlands ist angelaufen Aktien der Fahrzeugfirma SIL stehen zum Verkauf / Widerstand der Reformgegner wächst

Die Neugierde war ein häufiger Gast. Er habe nur nachsehen wollen, meinte der Mann im schicken Pelz, "ob das mit den Reformen noch alles stimmt". Vorläufig erleichtert machte er sich auf den Heimweg: In den Moskauer Ausstellungshallen "Krasnaja Presnja" hatte soeben die Privatisierung des mit 102 000 Beschäftigten größten russischen Fahrzeugkonzerns begonnen. In den 15 Werken des staatlichen Auto-Multis SIL, der in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird, liefen 1992 knapp 150 000 Lastkraftwagen vom Band. Neben Motoren und Kühlschränken zählen die protzig dimensionierten Nobelkarossen der russischen Politelite zu den SIL-Produkten.

Das bislang ehrgeizigste Projekt bei der Privatisierung der russischen Staatswirtschaft, wenige Tage nach der für Rußlands Reformer um Präsident Boris Jelzin folgenschweren Niederlage auf dem Kongreß der Volksdeputierten angelaufen, widerlegt vorerst Gerüchte über einen drohenden radikalen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik. Ungeachtet der Machtverschiebung im Kreml kündigte der Vize-Chef des russischen Komitees für Staatseigentum, Dmitrij Wassilij, mit der Privatisierung des Fahrzeugherstellers die "größte Auktion Rußlands" an. Gleichzeitig öffneten landesweit mehr als 100 Büros, in denen sich bis zum 20. April Kaufinteressenten speziell für SIL- Aktien registrieren lassen können. Der Andrang in Moskaus umfunktioniertem Ausstellungskomplex übertraf gleich zu Beginn die Erwartungen der Veranstalter: Zunächst wurden die künftigen Besitzer, "wie im Käseladen", in Warteschlangen aufgeteilt. Erst nach teils mehreren Stunden konnten den Beamten die Kaufwünsche in die Computer diktiert werden. Bis Ende April sollen 35 Prozent oder 1 024 316 Aktien des Autoherstellers mit einem Nominalwert von etwa 2,50 Mark unters Volk gebracht werden.

Seit Oktober wurden bereits über 95 Prozent der 150 Millionen Russen mit sogenannten Privatisierungsschecks ausgestattet, die jedem Bürger zustehen und deren Wert noch etwa 25 Mark beträgt. In der nun zu Ende gehenden ersten Phase der Privatisierung wurde jedoch nur ein Bruchteil der Schecks eingelöst. Zahlreiche sogenannte Voucher wurden durch Investmentfonds, die mit überzogenen Dividenden locken und hinter denen nicht selten die mit der Privatisierung beauftragten Beamten stehen, abgeschöpft.

Nachdem im zweiten Halbjahr 1992 über 46 000 Klein- und Mittelbetriebe in Aktiengesellschaften umgewandelt wurden, sollen in einer Anfang Februar verkündeten zweiten Phase nun auch die Großunternehmen folgen. Vorgesehen ist für 1993 die Privatisierung von rund 4700 Industriebetrieben. Mit der Forcierung des Regierungsprogramms zur Umwandlung der Besitzverhältnisse wächst jedoch auch der Widerstand der Reformgegner. Diese verfügen im Volksdeputiertenkongreß sowie im Obersten Sowjet inzwischen über eine klare Mehrheit und haben auch in Sachen Privatisierung in Parlamentssprecher Ruslan Chasbulatow ihren Wortführer. So hatte Chasbulatow unter dem Beifall der Abgeordneten erst in der vergangenen Woche Vizepremier und Privatisierungsminister Anatolij Tschubajs die Entlassung angedroht.

Die Eile der Reformgegner ist verständlich: Durch die fortschreitende Privatisierung will die Regierung eine Rückkehr zu planwirtschaftlichen Methoden, die das gute Drittel der altkommunistischen Parlamentsabgeordneten fordert, schon im Ansatz verhindern. Der gescholtene Noch-Minister Tschubajs hat 1993 deshalb zum Jahr der Privatisierung erklärt. Dies sei trotz Hyperinflation und Produktionsrückgang die wichtigste Aufgabe. DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Punjab ist bankrott, das Land ausgeblutet

Sursingh im indischen Bundesstaat Punjab ist ein Dorf, das von der nahegelegenen Landstraße prächtig aussieht. Ein schneeweißer Sikh-Tempel, eine Gurdwara und zwei kleine Hindutempel unter fröhlich flatternden Wimpeln, solide Häuser, die einen Hügelrükken hinaufkriechen. Wer sich allerdings die Mühe macht, sich Sursingh ein bißchen näher anzusehen, merkt schnell, daß der schöne Schein trügt. Die Häuser sind brüchig, die schmalen Gassen ungepflastert, die Kanalisation fließt stinkend als offener Graben mitten durch die Hauptstraße. Einen einzigen "industriellen" Betrieb gibt es in diesem Ort mit 10 000 Einwohnern: In einem kleinen Schuppen baut Sukhvinder Singh mit vier Angestellten Pumpen für die Bewässerung der Felder zusammen.

Zwei Grundschulen und zwei Oberschulen gibt es hier. Von den etwa 100 Oberschulabgängern im Jahr finden nicht mehr als vier bis sechs einen Job beim Staat. Die anderen bleiben arbeitslos. Es sind diese frustrierten, relativ gut ausgebildeten Jugendlichen ohne Zukunft, die immer wieder die Reihen der Khalistan-Extremisten im Punjab gefüllt haben. Allein aus dem kleinen Sursingh sind in den letzten Jahren 80 "Boys" als sogenannte Terroristen erschossen worden. Die Schulen, aus denen sie entlassen wurden, sind verfallende Ruinen aus dem letzten Jahrhundert. Auf dem blanken Sandboden steht nicht ein einziges Pult, nicht ein einziger Stuhl. Als Tafel dient ein abbrökkelndes geschwärztes Stück Zement an der Wand. Es gibt kein Wasser und keine Toiletten. Eine durchreisende Delgation des Erziehungsministeriums stellte vor kurzem fest, daß Investitionen in Sursingh soviel kosten würden wie der Bau von 15 neuen Dorfschulen. Dann doch lieber die, entschied man, das schlägt sich politisch in mehr Kapital nieder.

Fast 4,4 Milliarden Rupien, etwa 220 Millionen Mark, werden in diesem Jahr im Punjab für Law and Order ausgegeben, aber nur 23 Millionen Mark fließen in die Verbesserung der ländlichen Infrastruktur. Solange das so bleibt, können die Ursachen für den Aufruhr nicht beseitigt werden. Aber der Punjab ist bankrott. Zehn Jahre Bürgerkrieg haben das Land ausgeblutet, niemand hat hier investieren wollen. Auch der Großarbeitgeber Staat nicht. Einmal wegen der unsicheren Lage. Schließlich beherrschten bisher die Extremisten das Land. Zum anderen wegen der grenznahen Lage zum Erbfeind Pakistan. "Allein die Polizei ist fett geworden, auf Kosten des kleinen Mannes, und die Korruption hat Ausmaße angenommen wie nie zuvor", klagt ein alter Bekannter. Daß mit der Erschießung des Bhindranwale Tiger Force-Chefs Manochahal nun fast alle Top-Extremisten tot sind, ja, daß sogar der einst so mächtige Sikh-Studentenverband AISSF die Kontrolle über die Jugend verliert, sei noch längst kein Anlaß, nun zufrieden die Hände in den Schoß zu legen, meint selbst Polizeichef K. P. S. Gill. Auch er verlangt nach politischen Lösungen, aber er klingt wie ein Rufer in der Wüste.

Auch wenn der Punjab in diesen Tagen so friedlich und normal ausieht, daß es fast wie ein Wunder erscheint, kann dieser Frieden auf Dauer nicht auf den Bajonetten herumjongliert werden. Zwar sind Arun Kumar, der Arzt, und Tilak Raj, der alte Hindu-Aktivist, nach Bhikhiwind zurückgekehrt, einem emsigen kleinen Marktflecken von 13 000 Einwohnern, die zu 60 Prozent Hindus sind. Vor zwei Jahren waren sie, wie fast alle anderen Hindus auch, vor den Drohungen der Sikh-Extremisten geflohen, die mit Blick auf einen künftigen Sikh-Staat mit "ethnischen Säuberungen" begonnen hatten. Nun sind sie wieder da, aber nicht wegen der widergefundenen Normalität, wie offiziell behauptet wird, sondern "weil es draußen einfach zu schwierig war". Draußen, das waren Orte im Nachbarstaat Haryana oder Delhi. Der Arzt und der Hindu-Aktivist sind von ihren früheren Sikh-Nachbarn mit offenen Armen wieder aufgenommen worden, aber sie fragen sich, ob das so bleibt.

Manjit Singh Calcutta, ein mit allen Wassern gewaschener Politiker der inzwischen in ein unübersichtliches Dutzend zerfallenen Sikh-Partei Akali Dal, glaubt, daß der Punjab nur dann wirklich wieder auf die Beine kommen kann, wenn sich die Zentralregierung in Delhi nicht mehr als Zuchtmeister der Nation fühlt, sondern den Staaten der Union mehr Freiraum zugestehen würde. Mit seiner Forderung nach einem wirklich föderalen System steht er freilich nicht allein da. Viele ernstzunehmende Intellektuelle und Politiker sind der Ansicht, daß hierin Indiens einzige Chance liegt, wenn das riesige Land nicht ebenso zerfallen soll, wie sein ehemaliges Vorbild, die Sowjetunion. GABRIELE VENZKY (Bombay)

Rechtsruck - was nun? Demokraten rücken zusammen FR-Gespräch mit SPD und CDU

WETTERAUKREIS. Die Wetterauer Vorsitzenden der beiden großen Volksparteien, Norbert Kartmann (CDU) und Gerhard Becker (SPD), plädieren für einen Meinungsstreit mit den rechtsextremen Republikanern und der NPD in den Parlamenten. Es werde "nicht zu vermeiden sein", sagte Becker während eines Interviews der FR, daß die demokratischen Parteien sich in Debatten mit den Anträgen der Rechten beschäftigen müssen. Dissens herrschte in der Frage, ob eigene Initiativen zurückgezogen werden sollten, wenn sich im Parlament herausstellt, daß sie nur mit den Stimmen von Rechtsextremen mehrheitsfähig sind. Becker sagte, in seiner Heimatstadt Nidda werde die SPD einen Antrag zurückziehen, bevor "er nur mit NPD-Gnaden durchgeht". Kartmann hingegen warnte davor, sich so selbst zu blockieren. "Wir können uns nicht von sieben Leuten Handlungsunfähigkeit aufoktroyieren lassen", sagte der Christdemokrat mit Blick auf den Kreistag. "Das geht auf keinen Fall. Dann hätten die gesiegt."

Aus der Sicht des Sozialdemokraten zwingt diese Situation die demokratischen Parteien, enger zusammenzurükken. Um den Republikanern entscheidenden Einfluß nehmen zu können, sollten die Demokraten "dann vorher über die Anträge einmal reden" und gemeinsam Lösungen anstreben, sagte er.

Unterschiedlich betrachten die Parteivorsitzenden auch die Wählerschaft der Republikaner. Wer nach Mölln noch Republikaner oder eine andere rechtsextreme Partei gewählt habe, der habe mit seiner Stimme zu erkennen gegeben, "daß er bereit ist, bestimmte Dinge in der Politik mit Gewalt zu lösen". Kartmann hingegen sagte, die Mehrheit der Republikaner-Wähler seien "keine geistigen Brandsatzschleuderer", sondern Protestwähler. Kartmann: "Da gibt es ja wohl objektive Kriterien, die dazu führen, daß diese Partei gewählt wird. Und da muß man drangehen."

Das Gespräch zwischen Kartmann und Becker publizieren wir in unserer heutigen Ausgabe auf Seite II. sal

Verkehrsbelastung gesunken Experten loben Straßensperrung / Verdrängungs-Effekt

WIESBADEN. Leidenschaftliche Autofahrer motzen zwar nach wie vor über Straßensperrungen und Anwohnerparken in der Wiesbadener City, doch Verkehrsexperten sprechen den verantwortlichen Planern im Rathaus ein dickes Lob aus: Trotz steigender Motorisierung ist die Verkehrsbelastung im Historischen Fünfeck zurückgegangen - durchschnittlich um zehn Prozent. Dies ergab ein Vergleich der beiden Untersuchungen, die ein Darmstädter Ingenieurbüro anstellte: Gezählt wurden die Autos vor und nach der umstrittenen Sperrung der Friedrich- und der Luisenstraße. Ergebnis: Weniger Autos verstopfen die Straßen im Stadtkern, mehr Pendler sind auf den öffentlichen Nahverkehr umgestiegen.

Kehrseite der Medaille: Mehr Verkehr auf den angrenzenden Straßen, besonders in der Wilhelmstraße. Mit einer größeren Blechlawine müssen auch die Anwohner der Rhein- und der Bahnhofstraße leben - Folge der Verkehrsrestriktionen in der Innenstadt, die dennoch unterm Strich nach Expertenmeinung das hielten, was sich die Politiker davon versprachen.

Um den positiven Trend in Wiesbaden zu stützen, empfehlen die Fachleute aus Darmstadt nun die Sperrung der Burgstraße für den Durchgangsverkehr, um Nun die Burgstraße auch diesen Bereich der Wiesbadener Innenstadt zumindest teilweise zu entlasten. Und der verheerenden Wahlniederlage der Sozialdemokraten zum Trotz, die auch auf die konsequente Verkehrspolitik von Stadtrat Dieter Berlitz zurückgeführt wird, wurde in der Expertise der Stadt "dringend geraten, "an der eingeschlagenen Richtung in der Verkehrsplanung festzuhalten". maf

Auf einen Blick

Seite II Rekrutenvereidigung in Ortenberg: Ist dieses Ritual noch zeitgemäß? - Pro und kontra eines Streites. Seite III Die Turngemeinde Groß-Karben bietet ein Training für angehende Jongleure an. Seite IV Kulturspiegel Wetterau: Der Büdinger Graphiker Axel Gallun hegt keine Vorbehalte gegen Gebrauchskunst.

Beim Klingelverlegen Gasleitung angebohrt

HÖCHST. Beim Verlegen einer Klingelleitung in seiner Wohnung an der Ludwig-Scriba-Straße hat ein 59jähriger Mann gestern gegen 8.30 Uhr mit dem Nagel ein Loch in die Gasleitung gebohrt. Weil sie unter Putz lag, hatte er sie nicht gesehen. Als der Versuch scheiterte, das Leck mit Klebeband zu stopfen, rannte der Mann zum 17. Polizeirevier und schlug Alarm.

Vorsorglich wurden die Bewohner gebeten, das Haus zu verlassen. Der Gas- Notdienst sperrte den Haupthahn ab. Die Feuerwehr gab nach Gasmessungen allerdings schnell Entwarnung. Die entwichene Gasmenge sei sehr gering gewesen, so daß keine Gefahr bestanden habe.

Rußlands Außenminister warnt Balten vor "Balkan-Szenario"

gam KOPENHAGEN, 16. März. Vor "jugoslawischen Zuständen" im Baltikum hat der russische Außenminister Andrej Kosyrew gewarnt. Er prangerte am Dienstag vor dem Ostseerat in Helsinki "Erscheinungen von aggressivem Nationalismus und Chauvinismus" in den baltischen Staaten an und untermauerte damit die Forderung, einen Sonderbeauftragten für Menschenrechte einzusetzen, der sich vor allem um die russische Minderheit in Lettland und Estland kümmern sollte. Sonst drohe dort ein Balkan- Szenario und man könnte gezwungen sein, "Friedenstruppen" zu entsenden.

Die schwedische Außenministerin Margaretha af Ugglas wies vor Journalisten eine solche Parallele zurück. Ihr estnischer Kollege Trivimi Velliste erklärte, daß es in seinem Land keine Menschenrechtsprobleme gebe. Kosyrew sei aus innenpolitischen Gründen gezwungen, sich so zu äußern. Die übrigen Teilnehmerstaaten halten einen Menschenrechts-Beauftragten nicht für dringlich, da sich bereits der KSZE-Hochkommissar Max van der Stoel damit beschäftige.

Der Ostseerat - neben den Anrainern gehört ihm auch die EG-Kommission an - wollen auf ihrem zweitägigen Treffen den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen, die Verbesserung der Infrastruktur und den Umweltschutz vorantreiben.

Nichtwähler zweitstärkste Partei Parnet will Vertrauen zurückgewinnen / Koalitionsfrage offen

STEINBACH. Der Verlust der absoluten Mehrheit seiner Partei, so scheint's, ist für SPD-Bürgermeister Edgar Parnet gar nicht das schlimmste Ergebnis der Kommunalwahl. Er hat Grafiken anfertigen lassen und brütet sorgenvoll über einer Säule von stattlicher Länge, die noch länger ist als jene mit dem Anteil der CDU-Stimmen: "24 Prozent der Steinbacher haben nicht gewählt", sagt Parnet bekümmert, "das sind 50 Wähler mehr, als die CDU hatte, 400 weniger als die SPD".

Die Nicht-Wähler wären sozusagen zweitstärkste Fraktion im Stadtparlament - mit zehn Sitzen. Und sogar die Steinbacher, die zwar zur Wahlmaschine gingen, dann aber den Hebel "ungültig" zogen, hätten nach dieser Rechnung noch mit einem Mandat den Einzug ins 37köpfige Parlament geschafft. Dieses gewaltige Potential an Protest und Abstinenz kann für Parnet nur eine Konsequenz haben: "Noch mehr den Kontakt mit den Bürgern suchen, die Kommunalpolitik noch durchschaubarer machen". Wählerbeschimpfung sei nicht seine Sache, den Denkzettel vom 7. März könne er nur so interpretieren: "Es reicht nicht, was wir getan haben." Die SPD hatte in Steinbach mit 47,1 Prozent immer noch ihr deutlich bestes Ergebnis im Hochtaunuskreis erzielt.

Die Frage, wie es in den nächsten vier Jahren im Parlament weitergehen solle, beantwortet Edgar Parnet zurückhaltend. Es habe Vorgespräche mit den drei anderen Fraktionen gegeben, entschieden sei noch nichts. Von wechselnden Mehrheiten halte er nichts, Ziel müsse eine solide Zusammenarbeit sein; das Wort Koalition wolle er nicht in den Mund nehmen, weil es das in der Hessischen Gemeindeordnung nicht gebe.

Auch die Steinbacher Grünen als potentielle Partner geben sich bedeckt. "Wir haben uns mit SPD und CDU unterhalten, es waren ernsthafte Gespräche, keine Höflichkeitsveranstaltungen", sagt ihr Fraktionsvorsitzender Jürgen Schellbach. Wechselnde Mehrheiten lehnten auch die Grünen ab. Im übrigen aber wagen sie zur Zeit keinerlei Prognosen. hko

Norbert Reichert Fraktionschef Maintal: "Republikaner" trafen sich zu konstituierender Sitzung

MAINTAL. Am 7. März haben 1 768 Maintalerinnen und Maintaler bei der Wahl zum neuen Stadtparlament für die rechtsradikalen "Republikaner" votiert und ihnen mit 9,7 Prozent der gültigen Gesamtstimmen zu fünf Mandaten verholfen. Am Samstag traf sich die künftige Fraktion zur konstituierenden Sitzung, wie der Kreisvorsitzende der "Republikaner" mitteilte.

Zum Vorsitzenden der Stadtverordnetenfraktion wurde einstimmig Norbert Reichert (Listenplatz 2) aus dem Stadtteil Bischofsheim gewählt. Spitzenkandidatin Angelika Spohn (ebenfalls Bischofsheim) wurde stellvertretende Vorsitzende.

Joachim Spohn (nicht auf der Wahlliste vertreten) sei zum Fraktionsgeschäftsführer gewählt worden, heißt es weiter. Ehrenamtliches Magistratsmitglied soll Ursula Schlegel (Bischofsheim, ebenfalls nicht auf der Wahlliste) werden.

Dazu war vom Kreisvorsitzenden auf Anfrage der FR zu erfahren, daß Joachim Spohn kein Mitglied der Fraktion sei und auch als "Fraktions-Assistent" bezeichnet werden könnte. Elisabeth Winter habe zwar nicht zur Parlamentswahl kandidiert, aber die Hessische Gemeindeordnung lasse zu, "jemand von außen in den Magistrat zu schicken".

Weitere Mitglieder Weitere Fraktionsmitglieder der "Republikaner" sind Ursula Schlegel (Bischofsheim), Peter Carl (Dörnigheim) und Ralf Hänsel (Bischofsheim).

Hartmut Langolf aus dem Stadtteil Wachenbuchen (Listenplatz 6) soll die Maintaler Rechtsextremen im Umlandverband Frankfurt (UVF) vertreten. pom

Stadtteil-Fenster

Einen Kinderbasar organisiert der Kindergarten der katholischen Kirchengemeinde St. Pius im Kuhwald am Samstag, 20. März, von 14.30 bis 18 Uhr, im Pfarrsaal, Wicker-Frosch-Straße. mb/11

Kinderkleider gibt es am kommenden Samstag, 20. März, 10 bis 12 Uhr, im Haus der evangelischen St. Katharinengemeinde, Leerbachstraße 18 (Westend). mb/11

Vereinsring Praunheim: Die Jahreshauptversammlung bestätigte den bisherigen Vorstand für zwei weitere Jahre. Erster Vorsitzender bliebt Friedrich Vill (Brieftaubenverein); Richard Fröhlich (Kleingärtnerverein) ist nach wie vor Zweiter Vorsitzender. Um Finanzen und schriftliche Angelegenheiten kümmert sich Joachim Oetken (Sportgemeinde). mb

Die ev. Matthäusgemeinde (Bahnhof) organisiert einen Basar für Kinderbekleidung am Samstag, 20. März, ab 15 Uhr in ihrem Gemeindesaal, Friedrich-Ebert-Anlage 33. Der Erlös ist für die Kinder- und Jugendarbeit bestimmt. bri/11

Zum Osterbasar lädt die evangelische Friedensgemeinde an den letzten beiden März-Sonntagen, 21. und 28. März, in ihre Kirche, Frankenallee 150, ein. Von 11 bis 12.30 Uhr gibt es Handarbeiten, Bücher, und Osterschmuck. bri/11

Trainer dringend gesucht: Die Turnerschaft Griesheim sucht ab sofort einen Trainer für ihre Herren-Handballmannschaft, Kreisklasse B. Trainiert wird dienstags von 18 bis 19.30 Uhr und donnerstags von 19.30 bis 21 Uhr. Interessenten können sich bei Werner Feick unter Tel. 6 06 35 88 (bis 17 Uhr) oder Tel. 73 48 27 (ab 17 Uhr) näher erkundigen. ov

Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen von Jochen Roth sind noch bis Ende Mai im Bockenheimer Altenpflegeheim, Friesengasse 7, zu sehen. Die Ausstellung ist täglich bis 21 Uhr geöffnet. mb/21

Stadt darf nur einmal für Anschlüsse kassieren Auch wenn angebaut wird, sind Beiträge für Wasser- und Kanalleitungen nicht zulässig

HOFHEIM. Karl S., Besitzer eines Hauses an der Hattersheimer Straße, hatte im Jahre 1967 pflichtgemäß die Beiträge bezahlt, als Wasserleitung und Kanal angeschlossen wurden. Damit, dachte sich S., sei sein Part der Anschlußkosten gedeckt. Doch weit gefehlt: Als er 1991 einen Anbau neben das Haus stellte, flatterte ihm erneut eine Rechnung der Stadt ins Haus. 7804 Mark sollte der Mann als Beitrag für den Wasser- und Kanalanschluß des Anbaus bezahlen. Der Kelkheimer Rechtsanwalt Rafael Wiegelmann formuliert's so: "Die Stadt kam und sagte: Wenn du anbaust, mußt du auch für die auf den Anbau entfallende Geschoßfläche Anschlußbeiträge bezahlen."

Das aber wollte S. nicht. Er wandte sich an den Juristen Wiegelmann und bat um Hilfe. Der Verwaltungsexperte wußte: Der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel "sagt seit 8. Juni 1978 in ständiger Rechtsprechung, daß Wasser- und Kanalanschluß-Beiträge einmalig sind. Danach begründet auch eine geänderte bauliche Nutzung wie ein Anbau nicht, zum zweiten Mal Beiträge zu kassieren."

Die Investition sei der Anschluß, sagt der Anwalt. Und der müsse für den Anbau kein zweites Mal gelegt werden. Demnach sei es nicht legal, die Zweitrechnung anteilig für den Anbau zu stellen, "weil Beiträge kostendeckend sein müssen und keinen Profit erwirtschaften dürfen", erläutert Wiegelmann - das gehöre zum "eklatant wichtigen Rechtsgrundsatz der Einmaligkeit". Kommunales Abgabegesetz, Paragraph elf.

Dieses Wissen gab dem Kelkheimer Anwalt und seinem Hofheimer Mandanten die Sicherheit, Widerspruch gegen die Rechnung über 7804 Mark einzulegen - dem Eilantrag beim Verwaltungsgericht Frankfurt wurde prompt stattgegeben. Die Stadt wies den Widerspruch zurück und erhob Klage. Aber erneut ohne Erfolg: Mit Gerichtsbescheid vom 24. November 1992 (Aktenzeichen I/1 E 1360/92) bekam Wiegelmann recht. S. mußte nicht bezahlen.

Die Befürchtung des Juristen: Da viele Häusle-Ausbauer keine Ahnung vom Rechtsgrundsatz der Einmaligkeit hätten, bezahlten sie weiterhin den zweiten oder dritten Anschlußbeitrag. Er glaube, daß nicht nur Hofheim die falsche Verwaltungspraxis beibehalte, sondern auch andere Städte. "Daran dürfte sich leider in keinster Weise etwas geändert haben. Die Stadt Kelkheim macht es genauso."

Ein zweites Mal dürfen die Kommunen für den Kanal- und Wasseranschluß laut Wiegelmann nur dann kassieren, "wenn 50 Prozent der Leitungsanlagen im Stadtgebiet erneuert werden".

Nach Ansicht von Hofheims Rathaussprecher Ulrich Müller-Braun liegt der Mangel im System. Auf vielen Grundstücken sei neben dem ersten Haus soviel Platz, daß im Extremfall gar noch ein großes Wohn- und Geschäftshaus gebaut werden könne, "für das ja keine neuen Beiträge erhoben werden dürfen". Das Unfaire daran sei, "daß dann die Allgemeinheit die Kosten trägt". pms

Jugendgruppen erhalten die Hälfte der Einnahmen Am Monatsende klappern im Kreis wieder die Sammelbüchsen / Strenge Auflagen

MAIN-KINZIG-KREIS. Um Unterstützung ihrer Arbeit bitten Jugendgruppen und -organisationen wieder von Freitag, 26. März, bis Sonntag, 4. April. In dieser Zeit werden die Teilnehmer der Jugendsammelwoche wieder mit ihren Sammelbüchsen und Spendenlisten unterwegs sein. Minsterpräsident Hans Eichel unterstützt die Aktion des Hessischen Jugendrings.

Die Gruppen müssen mindestens ein halbes Jahr bestehen und "ein echtes Jugendpflegeprogramm durchführen", wie es in einer Mitteilung der Stadt Maintal heißt. Sie verteilt Sammellisten und Sammelausweise über das Amt für Jugend, Kultur und Sport - Jugendpflege - in Hochstadt, Klosterhofstraße 6. Wer sich in Hanau an der Aktion beteiligen möchte, muß sich bis Mittwoch, 24. März, beim Freizeit- und Sportamt in der Nordstraße 88 oder den zuständigen Verwaltungsstellen gemeldet haben. Wie Sozialdezernent Klaus Remer ergänzend informiert, erhalten die Gruppen die Hälfte der Einnahmen. Der Rest kommt zweckgebunden den allgemeinen Aufgaben der Jugendarbeit zugute. "Nur zehn Prozent der gesammelten Gelder entfallen auf die Vorbereitung und Durchführung der Jugendsammmelwoche für Drucksachen, Plakate und Handzettel", so der Stadtrat. jur

Sanitäter wollten dem Obdachlosen nicht helfen Statt Geldbuße 70 Stunden gemeinnützige Arbeit

Obdachlose in Frankfurt, die sich in einem hilflosen Zustand befinden, werden von Sanitätern in ihren Rettungswagen öfter einfach nicht mitgenommen. Darauf haben Helfer aus der Obdachlosenfürsorge im Prozeß gegen zwei Rettungssanitäter hingewiesen, die sich wegen unterlassener Hilfeleistung vor dem Amtsgericht verantworten mußten.

Wie die Beweisaufnahme ergab, war der Rettungswagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) am 25. Mai vergangenen Jahres gegen 15 Uhr nach Sachsenhausen zum Deutschordenshaus gerufen worden. Vor dem Eingang saß auf dem Pflaster eine offensichtlich hilflose Person, ein 64 Jahre alter Wohnsitzloser, der einen stark verwahrlosten Eindruck machte.

Obgleich der Mann sowohl nach Ansicht einer Ärztin als auch nach Einschätzung erfahrener Pflegekräfte zur Behandlung ins Krankenhaus gehörte, nahmen ihn die beiden Angeklagten, 37 und 25 Jahre alt, nicht in ihrem Wagen mit. Vor Gericht gestellt, beriefen sie sich darauf, der Obdachlose habe auf die Frage, ob er ins Krankenhaus wolle, klar mit "Nein" geantwortet. Außerdem habe er noch gehen können.

Zeugen hingegen schilderten, der 64jährige sei bereits nicht mehr recht ansprechbar gewesen. Nach Darstellung der herbeigerufenen Schwester Sigrid - sie ist seit Jahren in der Frankfurter Wohnsitzlosenfürsorge engagiert - brachten die Sanitäter lediglich ihren Ekel zum Ausdruck und sahen sich auch das zu versorgende offene Bein des Mannes nicht richtig an.

Nachdem der ASB-Wagen ohne Patient wieder abgefahren war, kam der 64jährige per Rollstuhl zur benachbarten Ambulanz für Obdachlose, wo er von Pflegepersonal gewaschen wurde. Danach alarmierte man erneut einen Rettungswagen, der den Mann nunmehr ohne weiteren Aufschub zur ärztlichen Versorgung in eine Klinik brachte. Wie Schwester Sigrid als Zeugin betonte, wolle sie den Angeklagten persönlich keinen Vorwurf machen. Grundsätzlich habe jeder Mensch in Frankfurt ein Recht auf Hilfe, "auch wenn nachher der Krankenwagen desinfiziert werden muß". Obdachlosen werde öfter die Hilfe verweigert, in einem Fall sei es dabei auch zum Tod gekommen. Die Schwester berichtete ferner von einem Wohnsitzlosen, der im ersten Krankenhaus abgewiesen wurde, im nächsten wegen seines bedrohlichen Zustandes auf die Intensivstation mußte.

Zur juristischen Bewertung des angeklagten Falles machte das Gericht deutlich, die Situation sei von den Sanitätern falsch eingeschätzt worden. Da sie die Hilfeleistung jedoch nicht vorsätzlich verweigert, sondern die Unterlassung lediglich in Kauf genommen hätten, treffe sie nur eine geringe Schuld. Vor diesem Hintergrund wurde das Verfahren mit der Auflage eingestellt, daß beide Angeklagten statt einer Geldbuße je 70 Stunden gemeinnütziger Arbeit leisten. Lepp

Firmen-Telegramm

US-Konzern spannt Siemens-Loks ein Der Siemens-Konzern ist erstmals an einem Lokomotiv-Großauftrag in den USA beteiligt, der insgesamt ein Volumen von einer Milliarde Mark erreicht. Für diesen Betrag will die Eisenbahn-Frachtgesellschaft Burlington Northern Railroad 350 dieselelektrische Loks bestellen. Auf den Münchner Multi entfällt ein Anteil von 170 Millionen Mark. Olivetti rechnet mit neuem Kapital Der Computerkonzern Olivetti will bis zu 903 Milliarden Lire (rund 940 Millionen Mark) an neuem Kapital aufnehmen. Im vergangenen Jahr war der Nettoverlust der Italiener von 460 auf 650 Milliarden Lire gestiegen. Der Umsatz sank um knapp sieben Prozent auf acht Billionen Lire. Nach Angaben von Konzernchef Carlo de Benedetti wurde die Belegschaft um ein Drittel verkleinert. BMW Rolls-Royce zieht an MTU vorbei Der Triebwerkhersteller BMW Rolls- Royce hat das Rennen um die Ausrüstung der Canadair-Geschäftsflugzeuge gewonnen. Um diesen Auftrag hatte sich auch die zur Deutschen Aerospace gehörende MTU Motoren- und Turbinen- Union beworben. Der Vertrag mit der kanadischen Gruppe Bombardier Aerospace wurde bereits in Montreal unterzeichnet.

Dreieicher Frauen wollen Kriegsopfern helfen

DREIEICH. Auch die Dreieicher Frauen wollen der Gewalt im ehemaligen Jugoslawien finanzielle Hilfen für die Opfer und politische Zeichen entgegensetzen. Bei einem Treffen am Montag abend, das auf Initiative von zwei Frauengruppen und der städtischen Frauenbeauftragten Karin Siegmann zustande kam, vereinbarten sie, Mahnwachen zu halten. Dabei sollen Flugblätter verteilt und Spenden gesammelt werden.

Etwa 15 Frauen ließen sich im Bürgerhaus Sprendlingen von Svetlana Vucelic, Mitarbeiterin der Familientherapeutischen Praxis in Frankfurt, über die Situation im ehemaligen Jugoslawien informieren. Die Therapeutin vertrat dabei die Ansicht, der Krieg in ihrem Heimatland sei ein "Krieg von Männern gegen Frauen". Deren Leiden sei mit dem Ende militärischer Auseinandersetzungen nicht beendet.

Vucelic, die im April mit einer Kollegin an Ort und Stelle Betreuerinnen vergewaltigter Frauen unterstützen will, appellierte an ihre Zuhörerinnen, das Thema nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Da Hilfstransporte in die Krisengebiete schwierig seien, plädierte sie für eine finanzielle Unterstützung der Frauen. Das Geld könne über das Frankfurter Frauenbündnis direkt zu den Empfängerinnen gelangen.

Nach den Worten von Karin Siegmann wollen sich die Dreieicherinnen nicht nur für bosnische, sondern für alle Frauen einsetzen, die Opfer des Krieges im ehemaligen Jugoslawien geworden sind. Als Termine für Mahnwachen wurden der 26. März sowie der 8. und 15. Mai vereinbart. Näheres soll bei einem weiteren Treffen am 24. März, 18 Uhr, in der Aula der Gerhart-Hauptmann-Schule in Sprendlingen besprochen werden.

Politische Zeichen könnten nach Ansicht von Siegmann im Rahmen einer bundesweiten Verfassungsdiskussion gesetzt werden. Es sei zu fordern, daß das Asylrecht die Möglichkeit politischer Verfolgung auf Grund des Geschlechts anerkenne. dac

Auf einen Blick

Seite II USINGEN. Bürgermeisterwahl: Detlef Ortmann wirft das Handtuch, Hans Fuhrmann tritt an. Seite III KRONBERG. Der neugeschaffene Kulturpreis der Stadt geht an die 1. Kronberger Laienspielschar. Seite IV BAD HOMBURG. Aufsteiger im Computergeschäft: ein Porträt der Firma Aquarius Systems International (ASI).

Hochzeitswald für Riedstadt? SPD-Ortsverein will damit auch für mehr Grün sorgen

RIEDSTADT. Der SPD-Ortsverein von Wolfskehlen hat angeregt, im Gemeindegebiet einen Hochzeitswald anzulegen. In anderen Kommunen, schreibt Ortsvereinschef und Ex-Landrat Willi Blodt, gebe es das bereits. Er ließ wissen, daß die SPD-Fraktion in der Gemeindevertretung die Sache jetzt prüfen und einen entsprechenden Antrag ins Parlament einbringen soll.

Zweimal im Jahr, im April und November, könnten dann Hochzeitspaare, stolze Eltern oder Großeltern oder diejenigen, die ein besonderes Jubiläum zu feiern haben, unter Aufsicht gemeindlicher Gärtner ein Bäumchen pflanzen und - zwecks späterer Identifikation - auch kennzeichnen. Bezahlt werden müssen die Bäumchen allerdings aus eigener Tasche, und es soll sich um Arten handeln, "die von jeher heimisch und für solch eine Fläche standortgerecht sind". Die Pflege der Bäume könnten die Mitarbeiter des Gartenamtes übernehmen.

Die Wolfskehlener Sozialdemokraten sehen das nicht nur als nette Geste gegenüber jenen, die in Ermangelung eines eigenen Gartens ihren Erinnerungsbaum nicht zu Hause setzen können. Nein, ihnen geht es durchaus auch um die Natur. "Alle diese Bäume bieten Nahrung für Vögel, Kleinsäuger und Insekten", argumentieren sie.

Zudem prägten Gehölze jeglicher Art "auf unübersehbare Weise das Landschaftsbild". Es werde leider nur allzuoft vergessen, "wie wertvoll Bäume für unser aller Wohl sind." wal

Abchasen in der Offensive

TIFLIS, 16. März (AFP). Die Spannungen zwischen Georgien und Rußland wegen der Autonomen Republik Abchasien verschärfen sich wieder. Nachdem abchasische Einheiten in der Nacht zum Dienstag eine Offensive gegen georgische Truppen begonnen hatten, warf der georgische Präsident Eduard Schewardnadse den russischen Streitkräften erneut vor, die Abchasen zu unterstützen. Die Kämpfe vor allem um die Hauptstadt Suchumi zeigten einen "Konflikt zwischen Rußland und Georgien", sagte Schewardnadse und drohte mit der Generalmobilmachung. Georgische Militärs gaben an, sie hätten russische Offiziere gefangengenommen, die zugegeben hätten, daß sie die Abchasen unterstützten. Das Moskauer Verteidigungsministerium setzte daraufhin die russischen Truppen in Alarmbereitschaft, ordnete aber strikte Neutralität an.

Nach abchasischen Angaben hat die Offensive am Dienstag viele Todesopfer gefordert. Genaue Zahlen wurden aber nicht genannt.

Neue Tauschtermine für "Scheiben" und "Bahnen"

Am Sonntag, 21. März, findet von 11 bis 18 Uhr in der Stadhalle Aschaffenburg die erste Schallplatten- und CD-Börse dieses Jahres statt. Neben gängigen LPs und CDs bietet die Börse auch Sammler- Raritäten und Fan-Artikel vom T-Shirt bis zum Autogramm.

Eine Woche später kommen dann die Eisenbahnfreunde auf ihre Kosten. In der Eschborner Stadthalle öffnet am Sonntag, 28. März, der "26. Eschborner Modell- Tauschmarkt" seine Tore. Von 10 bis 15 Uhr werden dort Eisenbahnen aller Spurweiten, Autos und Häuser getauscht, gekauft und verkauft. Weitere Informationen für Interessenten geben die "Eisenbahnfreunde Taunus" unter der Telefonnummer 0 61 96/4 25 77. skb

Auszeichnungen für erfolgreiche Sportler

LANGENSELBOLD. Erfolgreiche Langenselbolder Sportler ehrt die Gründaustadt am Freitag, 19. März, 18 Uhr, im Foyer der Klosterberghalle. Ausgezeichnet werden Männer und Frauen, die im vergangenen Jahr bei Deutschen-, Europa- oder Weltmeisterschaften vordere Plätze belegt haben. alu

Sprachreisen für Jugendliche

MAIN-KINZIG-KREIS. Sprachreisen an Ostern und im Sommer mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) werden auch in diesem Jahr wieder angeboten. Ziele sind die Insel Wright, Penzance und Weymouth im englischen Süden sowie St. Malo an der bretonischen Küste. Auf dreiwöchigen Reisen wohnen die Teilnehmer(innen) im Alter von 13 bis 17 Jahren bei Gastfamilien.

An den Vormittagen erhalten sie drei Stunden Unterricht bei einheimischen Lehrkräften. Die Schüler(innen) werden hierzu entsprechend ihren Sprachkenntnissen in Kurse eingeteilt. Damit die Erholung nicht zu kurz kommt, sind Ausflüge, Sport, Kino- und Discobesuch auf dem Programm. Die Reisen werden von deutschen Betreuer(inne)n begleitet.

Die Fahrt nach England kostet 1475 Mark, die nach Frankreich 1545 Mark.

Nähere Informationen erteilt der ASB- Kreisverband Wetterau in der Dieselstraße 9, in 6367 Karben 1 unter der Rufnummer 06 039 / 800 244. Ul

Landratsamt fest im Visier CDU rechnet sich bei Direktwahl am 9. Mai gute Chancen aus

MAIN-KINZIG-KREIS. Die CDU, im Kreistag nun mit 30 Mandaten ausgestattet - die Union brachte es im Main- Kinzig-Parlament unter Landrat Hans Rüger schon mal auf 46 Sitze -, hat die Landratswahl am 9. Mai fest im Blickfeld. Trotz eines Verlustes von 3,4 Prozent bei der Kreistagswahl rechnet sich die CDU gute Chancen aus, ihren Kandidaten Hubert Müller bei der Direktwahl durchzubringen. Bei einer Vorstandssitzung der Kreis-CDU in Hammersbach betonte deren Vorsitzender Aloys Lenz im Rückblick auf die Kommunalwahl: Entscheidend sei dabei die "persönliche Niederlage des SPD-Landratskandidaten Karl Eyerkaufer". Damit meinte Lenz die Einbußen der SPD von kreisweit 8,7 auf nunmehr 37 Prozent.

Auf den Termin 9. Mai schießt sich auch der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Dr. Rolf Müller, ein. Das ist für ihn auch gleichbedeutend mit einer Verhinderung der Neuauflage von Rot-Grün. Die im Kreis erzielten 31,5 Prozent der CDU stellen für Müller gar ein "ermutigendes Wahlergebnis" dar, mit dem "wir gestärkt die Direktwahl des Landrats angehen", heißt es im CDU-Pressedienst.

Die CDU kommt nun am Freitag, 19. März, um 19 Uhr in der Stadthalle Gelnhausen zu ihrem "Nominierungsparteitag" für die Direktwahl zusammen. Wie CDU-Kreisvorsitzender Lenz mitteilt, liegt für diesen Termin mittlerweile die Zusage des früheren Bundesforschungsministers Dr. Heinz Riesenhuber als Referent vor. Noch vor der Landratswahl will die CDU zudem eine Konferenz mit den Vorsitzenden und Kassierern der CDU-Stadt- und Gemeindeverbände einberufen. hok

K oons, der Saukerl. Der Schwei nepriester. Der Unschuldsknabe. "Ich wollte mich entwürdigen und mich Schwein nennen, bevor der Betrachter es tun konnte, damit die Leute um so mehr von mir halten." Ein Schuft, wer Böses dabei denkt. Jeff Koons' "Kombination aus naiver Unschuld und schlauer Berechnung": Banales, Ordinäres, Obszönes in klinisch reine (resp. ekelhaft geleckte) Bilder und Objekte zu gießen - das ist Koons' ganze Kunst. Seine Eigenanzeigen, die "Art Ads", sind nun noch einmal im offiziösen Jeff Koons Handbuch abgebildet und vom Meister selbst kommentiert, neben ausgesuchten Beispielen seines übrigen Oeuvres. Für alle, die immer noch nicht auf den Geschmack gekommen sind. Oder gar am penetranten Werberummel des Selfmade-Stars vorbeigekommen sind. Nun also das neueste Produkt im "Jeff-Koons-Geschenkeladen", wie der Kunsthistoriker Robert Rosenblum das Oeuvre treffend tituliert. Kein Taschenbrevier für den Koons-Adepten, gleichwohl der Verlag es als "unentbehrliches Nachschlagewerk" anpreist. Nein: Das "Handbuch" ist selbst ein echter Koons, ein Kunstobjekt in Massenauflage. Und das scheinen die Lektoren, wie auch viele Kritiker, angesichts des lärmenden Starrummels vergessen zu haben: daß Koons von Haus aus Bildhauer und Objektkünstler ist. Ganz im Sinne von Oscar Wilde, begreift der US-Künstler nicht nur seine Bilder und Objekte, sondern sein gesamtes Leben als Kunstwerk. Bei Wilde gehörten auch die Niederlage, die Brüche und Kanten im Leben zum Gesamtkunstwerk "Künstler". Koons' Persönlichkeit präsentiert sich hingegen wie aus einem Guß. Eine Ideal-Büste aus nahtlos geschweißtem, hochpoliertem Edelstahl- Imitat. Dieser schmierige Perfektionismus erscheint bei Koons quasi als die Business-Seite jenes fanatischen Sauberkeits-Fimmels, den Koons mit dem doppelbödigen, neu-konservativen Moralismus made in USA verbindet. Dafür steht der aseptische Sex der Bikini-Schönheiten, mit denen sich Koons' in seinen "Art Ads" umgibt. Oder eben die appetitliche Sauberkeit der Schweine, in deren Mitte sich der Künstler vor blütenweißem Hintergrund ablichten läßt. So ist auch das Koons-Handbuch Teil seines Lebens-Kunstwerks. Perfekt gestylt, ein bißchen Mao-Bibel, ein bißchen Lesefibel. Aufreizend lesefreundliche Großschrift. Umschlag mit Goldlettern, Prägedruck. Zwischen den Bildern schlaue Sprüche ohne Unterlaß. Ausnahme: Rosenblums einleitender Essay, in dem der Kunsthistoriker brav den großen Rahmen für Koons' Oeuvre bastelt (Duchamp, Pop-Art, etc.) - rührend, aber komplett belanglos. Denn so einfach läßt sich Koons nicht einsortieren. Das Buch führt geradezu exemplarisch vor, wie unterschiedslos die Einflüsse diverser Stilepochen bei Koons nebeneinander stehen. Barock und Neo-Barock, Biedermeier und Airbrush-Ästhetik - alles eine Soße, nivelliert bis zur Nichtigkeit. Das ist alles so clever kalkuliert, daß er perfekt langweilig ist. Ebenso spekulativ wie Madonnas Sexbuch - und ebenso wenig aufregend. Also: ab ins Kitsch-Regal damit, nicht als Buch, sondern als neues, schmuckes Stück aus der Jeff-Koons-Geschenkboutique. THOMAS A. WOLFF Das Koons Handbuch: Mit einem Essay von Robert Rosenblum. Schirmer/Mosel-Verlag, München 1992, 176 Seiten, 50 farbige Abb., 28 DM.

Nachrichten-Börse

Benzin vier Pfennig teurer Autofahrer müssen an den Tankstellen wieder tiefer in die Tasche greifen. Nach Shell haben auch die Mineralölkonzerne Esso, Dea, BP und Aral die Kraftstoffpreise angehoben. Für den Liter Benzin sind nun vier Pfennig mehr zu berappen. Im Schnitt kostet Normalsprit 1,39 Mark und verbleites Super 1,57 Mark. Für Diesel werden drei Pfennig mehr als bisher verlangt, der Literpreis steht jetzt mit durchschnittlich 1,12 Mark auf den Tafeln der Tankstellen. Einige Konzerne kassieren die Aufschläge allerdings nur in den alten Bundesländern. Weltbank gibt Türkei Kredit Die Türkei erhält von der Weltbank für zwei Projekte in der Agrarwirtschaft und Umwelttechnik Darlehen in Höhe von insgesamt rund 207 Millionen Dollar. Die Mittel müssen nach Ablauf von 17 Jahren zurückgezahlt sein. Die ersten fünf Jahre der Laufzeit sind tilgungsfrei. Dänemark pumpt sich Mark Dänemark legt unter Konsortialführung der Westdeutschen Landesbank eine fünfjährige Anleihe über 700 Millionen Mark auf. Sie ist mit einem Kupon von 6,125 Prozent ausgestattet und wird zu 101,375 Prozent ausgegeben.

DGB-Vorstand hält sich bedeckt Gewerkschafter in Sorge um Zukunft ihres Dachverbandes

vs DÜSSELDORF, 16. März. Im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) herrscht große Unsicherheit über die künftige Struktur und die zukünftigen Aufgaben des DGB und seiner Einzelgewerkschaften. Nach einem Gespräch mit der DGB-Spitze beklagten am Dienstag Karola Pelzer, Vorsitzende des DGB-Gesamtbetriebsrates, und ihr Stellvertreter Peter Bauer in der Düsseldorfer DGB- Zentrale, daß zur Zeit kein verantwortlicher Gewerkschaftsvorsitzender den 2800 Beschäftigten des DGB sagen könne, wie "der DGB der Zukunft" sein solle.

Karola Pelzer äußerte den Argwohn, daß dies heute weder der DGB-Chef Heinz-Werner Meyer noch Vorsitzende der großen Einzelgewerkschaften wie Franz Steinkühler, Hermann Rappe oder Monika Wulf-Matthies zu sagen wüßten. Außer der Forderung nach einem strikten Sparkurs habe der DGB-Vorstand dem Gesamtbetriebsrat jedenfalls "nichts Präzises" sagen können, sagten beide.

Nach Darstellung der Betriebsräte beharrte der DGB-Vorstand auf seiner Absicht, den Personalkostenanteil im 330- Millionen-Mark-Etat von derzeit knapp 66 Prozent in diesem Jahr unter allen Bedingungen auf 60 Prozent zu drücken. Nach Berechnungen des Betriebsrates würde das den Verlust von 260 Arbeitsplätzen bedeuten. Karola Pelzer über den Gesprächsverlauf mit dem DGB-Vorstand in diesem Punkt: "Wir konfrontierten den Vorstand mit unseren Berechnungen und fragten, was er dazu sage. Der Vorstand sagte dazu nichts."

Auf Fragen von Journalisten, ob sie den DGB-Vorstand deswegen für einen guten, mittleren oder schlechten Arbeitgeber hielten, verweigerten die Betriebsräte die Antwort. DGB-Mitarbeiter hätten gesehen, daß vom Vorstand "ihre qualifizierte Teilhabe" am "Gesamtprojekt Gewerkschaftsarbeit" und ihre Diskussion um eine Sturkturveränderung, die diesen Namen verdiene, "weitgehend ignoriert wird". Vorschläge der DGB-Oberen träfen nur "die mittleren und unteren Ebenen" und ließen "den Ansatz eines tatsächlichen Reformwillens vermissen".

Pkw-Sicherheitstraining für ältere Bürger

LANGENSELBOLD. Ein Pkw-Sicherheitstraining bietet die Stadt Langenselbold in Zusammenarbeit mit dem ADAC älteren Bürgern an.

Während eines Tagesseminares am Mittwoch, 2. Juni, sollen sie im Trockentraining und bei praktischen Übungen lernen, Gefahren besser einzuschätzen und gefährliche Situationen zu meistern. Veranstaltungsort ist der Verkehrsübungsplatz in Gründau.

Inklusive Versicherung und Mittagessen kostet das Seminar 50 Mark. Beginn ist um 9 Uhr und Veranstaltungsende gegen 16 Uhr. Anmeldungen nimmt die Seniorenbeauftragte Frau Rommel in Zimmer 1a des Rathauses unter der Rufnummer 80226 entgegen. alu

Zur Sache: Grundwasser ist stark verunreinigt

Im Oktober und November 1989 hat die Stadt Obertshausen schon mit Blick auf das Planfeststellungsverfahren untersucht, wie es um die Grundwasserstände rund um die geplante Omega-Unterführung in der Kante Bahnhofstraße/Brühlstraße bestellt ist.

Wie Bauamtsleiter Erhard Bach erklärte, war bekannt, daß sie sehr schwanken. Vorsichtshalber wurde damals auch das Wasser analysiert, und es stellte sich heraus, daß es ziemlich verunreinigt ist. Es fanden sich chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) Stoffe aus der BTX- Gruppe (Benzole, Tulole und Xylole) sowie Öl. Die Konzentrationen sind so hoch, daß eine Aufbereitung des Wassers notwendig wird, erklärte Hans-Dietrich Hartmann vom Wasserwirtschaftsamt in Hanau. Woher das Zeug kommt, ist bislang noch unbekannt. Wie Bach erklärte, befindet sich die Quelle jedenfalls nicht auf städtischem Boden, die Verunreinigungen werden vielmehr mit dem Grundwasserstrom herantransportiert. Die Untere Wasserbehörde beim Kreis Offenbach hat jetzt Gelder beim Land Hessen beantragt, um erneut Proben zu veranlassen, um Ursachenforschung zu betreiben. Als Verursacher kommen Betriebe im nahegelegenen Gewerbegebiet in Frage.

Pech hat die Bundesbahn, weil sie zunächst einmal zahlen muß, wenn sie die Omega-Unterführung bauen will. Dann muß sie das abgepumpte Wasser nämlich reinigen. pmü

Anschlagserie in der Türkei

ISTANBUL, 16. März (Reuter/dpa). In Istanbul und vier weiteren türkischen Städten sind in der Nacht und am Dienstag morgen mehr als 30 Bomben- und Brandanschläge verübt worden. Nach Polizeiangaben wurden in der Hafenstadt Zonguldak am Schwarzen Meer sieben Menschen schwer verletzt, als vor zwei Bankgebäuden Sprengsätze detonierten. In Istanbul seien vor über 20 Banken Brandsätze deponiert worden. Auch in einer Straßenbahn sei eine Bombe explodiert. Verletzte habe es in der Bosporus- Metropole aber nicht gegeben.

Die Polizei vermutete, die Anschläge zielten darauf ab, vor dem am Wochenende beginnenden Frühlingsfest Newroz die Spannungen im Land zu erhöhen. Vergangenes Jahr waren bei Gewalttaten während des Festes im Südosten der Türkei mehr als 100 Menschen getötet worden. Die verbotene Türkische Arbeiterpartei (PKK) kämpft dort für einen eigenen Kurden-Staat. Demirel lehnt Verhandlungen ab

Der türkische Ministerpräsident Süleyman Demirel hat Verhandlungen mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als mögliche Vorbedingung für die von der PKK in Aussicht gestellte Beendigung des Kampfes um ein unabhängiges Kurdistan völlig ausgeschlossen. Demirel sagte in Ankara, der türkische Staat werde sich nicht "mit Blutvergießern" an einen Verhandlungstisch setzen.

Das "Duo Kunterbunt" spielt und singt "Die Sternenfänger - Kinderlieder zum Abheben" (ab vier Jahre) am heutigen Donnerstag, 18. März, ab 15.30 Uhr, im Pfarrzentrum der evangelischen Kreuzgemeinde in Preungesheim, Alt-Preungesheim 22. Wiederholt wird diese Aufführung im Kinderhaus Am Bügel (Ben- Gurion-Ring 16) am morgigen Freitag, 19. März, um 15 Uhr. uv/11

EC Bad Nauheim, Eishockey Alexander unterschrieb Fünf-Jahres-Vertrag

In der Bad Nauheimer Eishockey-Szene jagt derzeit eine Sensation die nächste. Wenige Tage nach dem finanzkräftigen Einstieg des neuen Sponsors sorgte Norbert Metzler für den nächsten Paukenschlag. "Wir haben uns ungefähr fünf Stunden am Montag unterhalten, ich habe Ricki Alexander einen Fünffahresvertrag angeboten. Wir wollen langfristig planen, Alexander ist für mich eine Gewähr für einen kontinuierlichen Aufstieg", freute sich der 30 Jahre alte Unternehmer über die Zusage des 42jährigen Kanadiers.

"Jawohl, ich werde nach Bad Nauheim zurückkommen. Eigentlich wollte ich zurück zu meiner Familie nach Kanada und im Herbst wieder in die Schweiz zurückkommen. Jetzt muß ich erst einmal nach dem Spiel gegen Rießersee einiges in der Schweiz abklären", bestätigte Alexander die erfolgreichen Gespräche. Metzler unterstrich, daß die Verpflichtung Alexanders "völlig unabhängig" von Auf- oder Nichtaufstieg sei. "Alexander und ich haben in aller Ruhe das Konzept durchgesprochen. Wir legen verstärkt Wert auf eine hochkarätige Nachwuchsarbeit, werden einen hauptamtlichen Nachwuchstrainer einstellen. Besser die Kinder sind im Eisstadion als auf der Straße", so Metzler. Alexander liebäugelt für diese Position mit Maurice Lukowicz. Der 36jährige Kanadier hat über 800 Spiele in der NHL bestritten, besetzte in dieser Saison eine der beiden Ausländerpositionen bei Alexanders Zweitligaklub HC Bülach (Schweiz). Lukowicz bewarb sich vor wenigen Wochen als Trainer für die erste Mannschaft in Bad Nauheim.

"Eigentlich wollte ich in Bülach in der Nähe von Davos bleiben, war mit dem dortigen Präsidenten einig. Der Schritt zurück fällt mir mit Sicherheit nicht leicht", meinte Alexander, der Bad Nauheim als seine zweite Heimat bezeichnet. Aufgrund der Verdienste des ehemaligen Bundesligaspielers, der Bülach in die zweite Liga hievte, dürften die Eidgenossen Alexander kaum Steine in den Weg legen. jo

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 16. März (FR). Im Südwesten Höchstwerte bis 18 Grad, sonst Temperaturen zwischen neun und 14 Grad. Die Tiefstwerte liegen zwischen drei und acht Grad. Weitere Aussichten: Im Süden Sonne, sonst auch Regen. (Siehe Lokales)

Heilfasten im Frauenbildungszentrum

HANAU. Ein neues Gefühl von Gesundheit und Aktivität kennenzulernen ist Ziel eines Heilfast-Kurses im Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt im Schloß Philippsruhe. Von Montag, 22. März, bis Freitag, 2. April, treffen sich dort die Teilnehmerinnen jeweils von 17.15 bis 19 Uhr, um ihre Körper zu entschlacken, zu entgiften und zu bewegen.

In der ersten Woche geschieht dies montags, donnerstags und freitags, in der zweiten Woche montags, mittwochs und freitags. Frauen mit gesundheitlichen Problemen sollten zuvor ein Gespräch mit ihrem Arzt führen. Anmeldungen nimmt das Frauenbildungszentrum unter der Telefonnummer 25 44 28 entgegen. jur

Namen + Notizen

THEO WERSHOVEN, bislang CDU- Chef im Neu-Isenburger Stadtparlament, wurde von seiner Fraktion auch für die kommenden vier Jahre zum

KARL WEBER, Geschäftsführer der Hessischen Flugplatz GmbH in Egelsbach, die 1992 mehr als 187 000 Fluggäste zählte, wurde jetzt von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) zu deren stellvertretenden Vorsitzenden gewählt und vertritt damit die Interessen der insgesamt 32 Regionalflughäfen und Verkehrslandeplätze in der Bundesrepublik. Da Weber seit kurzem auch Mitglied der Flughafen-Kommission beim Bundesministerium für Verkehr ist, wirkt er bei der Konzeption von Flugplätzen ebenfalls mit. leo

Gemeindespiegel

Den vergewaltigten Frauen in Bosnien- Herzegowina ist eine Passionsandacht mit dem Zusatzvermerk "Das Kreuz der Gewalt" gewidmet, zu der die evangelische St.-Thomas-Gemeinde in Heddernheim (Heddernheimer Kirchstraße 2) am heutigen Donnerstag, 18. März, ab 19 Uhr, einlädt. uv/11

Faber-Lotto schießt zurück Glücksspiel-Guru hält Vorwürfe aus Hessen für unbegründet

spi DÜSSELDORF. "Ich bilde seit 15 Jahren Spielgemeinschaften im Lotto und ich werde weitere 15 Jahre solche organisieren. Mit dem Strafgesetzbuch bin ich bisher nie in Konflikt gekommen." Mit diesen Worten kontert Norman Faber den Vorwurf des hessischen Finanzministeriums, er veranstalte gesetzeswidrig ein Glücksspiel. Die Behörde hatte ihn deshalb bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden angezeigt (siehe auch FR vom vergangenen Samstag). In Nordrhein-Westfalen hatte die Staatsanwaltschaft ebenfalls mehrfach in dieser Richtung ermittelt, sie stellte aber alle Verfahren wieder ein.

Auch von Hessen fühlt sich der "Lotto- König" zu Unrecht verfolgt. Er sei lediglich Chef eines von ihm aufgebauten Dienstleistungsunternehmens mit nunmehr 150 Beschäftigten (davon 60 in Teilzeit), der in einem neuen und supermodernen Geschäftsgebäude im Bochumer Süden residiert. Den Gesamtumsatz der Faber KG - Kenner der Szene schätzen ihn auf mindestens 250 Millionen Mark - gibt er mit "mehreren hundert Millionen Mark" an. Die Zahl seiner spielfreudigen Kunden beziffert er mit "mehreren hunderttausend". Genaueres will er dazu nicht sagen.

Flankiert von Rechtsanwalt und Spielgewinn-Verwalter Reiner Depka, rechtfertigt der Geschäftsmann seine bisherige Handlungsweise im gewerblichen System-Spiel. Sie wird nicht zuletzt auch von den etwa 25 000 Lotto-Annahmestellen in der Bundesrepublik mißtrauisch verfolgt, weil damit für sie Einnahme- Einbußen verbunden sind.

Faber sieht sich bei der Bildung von gewerblichen Spielgemeinschaften durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 1977 gedeckt. Denn er sammle nicht bei einer "Vielzahl von Leuten Geld ein, um mit diesem dann im eigenen Namen Lotto zu spielen". Er fühlt sich nur als Vermittler von "Lotterie-Verträgen" zugunsten staatlicher Gewinnspiel-Veranstalter.

Die tatsächlichen Gewinne beim Lottospiel nehme Rechtsanwalt Depka auf einem Treuhand-Konto in Verwahrung. Sie würden dann "ohne jeden Abzug" an die Mitglieder der Tip-Gemeinschaft ausbezahlt. Die Verwaltungsbühren dafür würden von der Faber KG übernommen. Die Sorge einzelner Lotto-Gesellschaften in den Bundesländern, Faber ziehe Lotto- Einsätze nach Nordrhein-Westfalen, weist er als unbegründet zurück. "80 Prozent der Spieleinnahmen sind Zusatz-Umsätze", behauptet der Glücksspiel-Guru selbstsicher.

Ein Handballer mit Intuition aus Großwallstadt will sich beweisen Bernd Roos denkt nicht lange nach - er wirft Auch bei der WM fügt er den Gegnern Schmerzen zu / Vom Metzger zum Autoverkäufer Aus Stockholm berichtet unser Redaktionsmitglied Arnd Festerling

"Mach nur keinen Unsinn", wie oft Bernd Roos diesen Satz schon aus Trainermund gehört hat, weiß der Großwallstädter Rechtsaußen schon gar nicht mehr. Warum er ihn immer wieder gehört hat, dagegen schon: Bernd Roos gelingen auf dem Spielfeld häufig handballerische Taten, die ihm in Deutschland keiner nachmachen kann, im Guten wie im Schlechten. Er wirft Tore fast am Fließband, wenn es gut läuft - er macht Fehler und vergibt Chancen wie kaum ein anderer Bundesligaspieler, wenn es schlecht läuft. Ein Glück oder auch ein Trauma für einen Trainer, wenn er so einen Spieler in der Mannschaft hat, eine Mentalitätsfrage auch. Der Taktiker Armin Emrich scheint da immer noch zu schwanken, tendiert eher zu dem soliden und abwehrstarken Holger Löhr.

Bernd Roos ist einer, der Intuitionshandballer genannt wird, ein Spieler, der nicht nachdenkt, wenn er etwas macht, der die Entscheidung sucht, am liebsten bei jeder Aktion - hopp oder topp, jetzt sofort. Eine Einstellung, mit der ein Handballspiel verloren werden kann, aber auch eine Begabung für große Taten, für denkwürdige Aktionen. Bernd Roos gibt sich in Schweden viel Mühe, um dem Bundestrainer zu beweisen, daß er auch ohne Risiko spielen kann. Akzente setzt er dennoch. Im Spiel gegen Korea hechtete er in entscheidender Situation in einen Paß des Gegners und fing so einen Tempogegenstoß ab, gegen Island gelang ihm noch ein spektakulärer Treffer, als er eigentlich schon verletzt hätte am Boden liegen müssen. Bernd Roos weiß, daß ein Tor nicht dem anderen gleicht: "Ein Dreher oder ein Heber, der tut dem Gegner viel mehr weh als ein normaler Schuß." Und dem Gegner diese "Schmerzen" zuzufügen, dazu ist Roos immer bereit. Bezeichnend für seine Mentalität ist das Lob, das er seinem Großwallstädter Trainer Velimir Kljaic ausspricht: "Der Mann ist mein Glück, der ist für ein schönes Tor immer zu haben."

Aber Bernd Roos - und dieser Eindruck mag entstehen, wenn er einen seiner seltenen schlechten Tage auf dem Handballfeld hat -, Bernd Roos ist nicht nur für die spinnerten Seiten des Lebens zuständig. Privat ist er ganz und gar bodenständig. 1967 in Miltenberg am Main geboren, hat er sich aus dem Mainfränkischen nie entfernt. Bis 1989 spielte er dort beim TV Kirchzell Handball, ehe der große Nachbar TV Großwallstadt auf das Talent aufmerksam wurde. Dort ist er nun Star und Publikumsliebling, hat vor wenigen Monaten erst einen neuen Zweijahresvertrag unterschrieben. "Aus Überzeugung beim TVG", wie Roos betont, und nicht wegen des Geldes. Daß er, wiewohl in Großwallstadt auch nicht gerade wenig, anderswo mehr hätte verdienen können, darf dem gelernten Metzger durchaus geglaubt werden. Drei Jahre hat Roos nach der Lehre als Geselle gearbeitet, ehe er sich aus sportlichen Gründen für vier Jahre bei der Bundeswehr verpflichtete. Inzwischen macht er eine Ausbildung als Autoverkäufer, morgens um sieben beginnt sein Tag, abends um zehn endet er nach dem Training unter der Dusche beim TV Großwallstadt.

Mit inzwischen 62 Länderspielen und 249 Toren ist Roos nach Andreas Thiel (186), Volker Zerbe (104), Mike Fuhrig (101) und Klaus-Dieter Petersen (88) der erfahrenste Spieler im DHB-Aufgebot für die WM. Bei aller Erfahrung aber gibt es eine Sache, die der Rechtsaußen noch nicht gelernt hat und auch trotz vieler für ihn bitterer Erlebnisse wohl nie lernen wird: "Ich bin kein guter Zuseher." Einer wie Roos kann das gar nicht sein.

Auf einen Blick

Die VdK-Ortsgruppe Eckenheim lädt zu ihrer Jahreshauptversammlung ein: am Freitag, 19. März, 16 Uhr, im Haus Eckenheim, Porthstraße 10. Auf der Tagesordnung stehen Nachwahlen. Auskunft gibt's unter Tel. 72 68 31. uv/11

"Azzuro" heißt das Stück für Kinder ab sechs Jahren, das das "Cargo Theater" im Kinder- und Jugendhaus Bonames (Harheimer Weg 20a) zeigt: am kommenden Mittwoch, 24. März, um 15 Uhr. uv/11

"Eltern im Gespräch" heißt eine Reihe der evangelischen Michaelisgemeinde in Berkersheim, die am kommenden Mittwochg, 24. März, um 20 Uhr im Gemeindehaus, Im Klingenfeld 6, fortgesetzt wird: Das Thema lautet "Sich mit Kindern auf Ostern vorbereiten". uv/11

Zwingenberg: "Rock gegen Ausländerhaß"

"Rock gegen Ausländerhaß - Flüchtlingshilfe in Kroatien" - unter diesem Motto steht ein Wohltätigkeitskonzert, das am Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr in der Melibokushalle in Zwingenberg beginnt. Neben dem ehemaligen Sänger der Gruppe "Toto", Bobby Kimball, werden dort auch Wolf Maahn, die Crackers, David Hanselmann&rquote;s Dudes und Guru Guru zu sehen und zu hören sein.

Die gesamten Einnahmen des Konzerts werden der Hilfe für Kroatien zur Verfügung gestellt. Der Einlaß beginnt um 18.30 Uhr. skb

Freie Maintaler: nur punktuelle Zusammenarbeit Landwirt Ludwig Stein zum Fraktionsvorsitzenden gewählt / "Höchstmaß an Teamgeist"

MAINTAL. Der Landwirt Ludwig Stein aus Wachenbuchen ist am Montag in der konstituierenden Fraktionssitzung der Wählergemeinschaft "Freie Maintaler" (FM) zum Fraktionsvorsitzenden gewählt worden. Das teilte Peter Czerwonka (Listenplatz 4) in seiner Funktion als neu gewählter Fraktionspressesprecher mit. Czerwonka ist seither auch einer der drei stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden - neben Stefan Rudolf (zugleich Schriftführer) und Rolf Pollmüller (zugleich Fraktionsgeschäftsführer).

Bei der Postenbesetzung sei man der Devise treugeblieben, neue Wege gehen zu wollen, kommentierte Czerwonka: "Statt mit zahlreichen Posten Hierarchien zu errichten, soll der Fraktionsvorstand mit einem Höchstmaß an Teamgeist arbeiten, die politischen Linien aber stets von der gesamten Fraktion bestimmt werden."

Die Verhandlungen mit anderen Parteien führen FM-Vorsitzender und Spitzenkandidat Bernhard Schneider (dem Vernehmen nach Kandidat für den ehrenamtlichen Magistrat, Anm. d. Red.), Ludwig Stein, Rolf Pollmüller und Peter Czerwonka. Der Pressesprecher weist dazu auf einen Nebeneffekt hin: "Es sind alle vier Maintaler Stadtteile vertreten."

Zur Bündnisfrage (siehe FR von gestern: "Christdemokraten und Freie Maintaler einig") heißt es, am Montagabend sei nochmals eine klare Haltung festgeschrieben worden: "Keine ,Koalition&rquote; im Sinne der hierbei üblichen schriftlichen, für eine ganze Legislaturperiode geltende Absprache, sondern ,punktuelle&rquote; Zusammenarbeit."

Zur Begründung verweist der Pressesprecher auf den Wahlkampf der FM, in dem sie sich auf einige deutlich hervorgehobene Themen und Probleme konzentriert hätten, von der Herrenhofbebauung (die sie ablehnen) bis zu den Maintal- Werken (die sie aufgelöst wissen wollen). Das "deutliche Wahlergebnis" der FM könne nur so interpretiert werden, daß sie nun auch zu ihrem Wort stünden und für die Umsetzung ihrer Aussagen sorgten. Dabei werde man dennoch "für gemeinsames Handeln mit den anderen großen Fraktionen offen sein".

Daß sich hierbei Übereinstimmungen mit der CDU ergäben und die FM folglich die sechs von der CDU bereits eingebrachten Anträge auch unterstütze, sei "eine logische Folge der veränderten Mehrheitsverhältnisse. Die FM hoffen, derartige Übereinstimmungen in Zukunft durchaus auch mit anderen Parteien zu finden", so Czerwonka wörtlich. Froh sei man, dabei rechnerisch nicht auf die Unterstützung der "Republikaner" angewiesen zu sein.

Einige der von der CDU eingebrachten Anträge wollen die FM auch unter dem Aspekt sehen, "der Magistratsmehrheit und der Verwaltungsspitze auf den Zahn zu fühlen", das heißt, Konkretes darüber zu hören, inwieweit die umstrittenen Projekte schon realisiert worden sind. Das gelte besonders für die Maintal-Werke, zu denen die Geschäftsführer bisher in Parlamentssitzungen "umfassende Auskünfte verweigert" hätten.

Daß die CDU bereit sei, beim Planfeststellungsverfahren für den Umbau der Kennedystraße "über ihren eigenen Schatten zu springen und ihre frühere Haltung zu revidieren", werte die Wählergemeinschaft als gutes Zeichen für ein anderes Verhältnis zwischen den Parteien. Einen vergleichbaren Umdenkungsprozess wünsche man sich auch von der SPD bezüglich der Maintal-Werke. pom

Darmstadt 98 beantragt DFB-Lizenz Trainer Mandziara will bis Juni 1994 bleiben

Der Trainer des im Abstiegskampf befindlichen Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98, Alexander Mandziara, hat seinen Vertrag bei den "Lilien" bis zum Ende der Saison 1993/94 verlängert. "Das Präsidium begrüßt den Vertragsabschluß zum jetzigen Zeitpunkt", heißt es in einer Presseerklärung. Die Verantwortlichen der Darmstädter hoffen darauf, daß dies die Mannschaft, die zuletzt kaum Zweitligaformat aufwies und laut Präsidium den Willen zum Sieg vermissen ließ, als "Zeichen in einer schwierigen Lage richtig deutet".

Ungeachtet der prekären Situation hat der "Lilien"-Vorstand fristgerecht zum 15. März den Antrag zur Profi-Lizenz für die Saison 93/94 beim Deutschen-Fußball- Bund (DFB) eingereicht. Der Finanzplan weist kalkulierte Einnahmen von rund 4,5 Millionen Mark auf, denen Ausgaben in einer Höhe von knapp 4 Millionen gegenüberstehen. Darüber hinaus will der Klub die Last der Altschulden, die sich Ende 1990 auf 4,6 Millionen Mark belief, weiter abbauen. Bis zum 30. Juni 1994 soll diese auf 700 000 Mark reduziert sein. fro

Das Wetter

Wetterlage Die Warmfront eines Nordmeertiefs hat Polen erreicht und führt wolkenreiche und milde Meeresluft heran. Die ihr folgende Kaltfront greift erst am Donnerstag in der zweiten Tageshälfte auf den Nordwesten über. Vorhersage bis Donnerstag früh Im Südwesten Durchzug starker Bewölkung, aber weitgehend niederschlagsfrei und Höchstwerte bis 18 Grad. In den anderen Gebieten überwiegend stark bewölkt und zeitweise leichter Regen und Tagestemperaturen zwischen 9 und 14 Grad.

Tiefstwerte in ganz Deutschland 3 bis 8 Grad.

Im Süden zeitweise mäßiger, im Norden mäßiger bis frischer Wind aus West bis Südwest. Weitere Aussichten für Donnerstag Im Süden sonnig, in den anderen Gebieten im Tagesverlauf von Nordwesten Bewölkungsaufzug und nachfolgend Regen. Wenig geänderte Temperaturen.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkig 21 Amsterdam

bedeckt 10 Athen

leicht bewölkt 15 Barcelona

leicht bewölkt 16 Bordeaux

leicht bewölkt 18 Brüssel

leicht bewölkt 15 Dublin

Regen 8 Helsinki

Regen 5 Innsbruck

wolkig 13 Istanbul

wolkig 7 Kairo

leicht bewölkt 17 Larnaka

wolkig 14 Las Palmas

wolkig 17 Lissabon

leicht bewölkt 18 London

stark bewölkt 12 Madrid

leicht bewölkt 15 Mallorca

leicht bewölkt 18 Moskau

leicht bewölkt 6 Neapel

wolkig 15 Nizza

leicht bewölkt 15 Paris

wolkig 19 Rom

wolkig 14 St. Petersburg

wolkig 5 Stockholm

wolkig 7 Tunis

wolkenlos 18 Varna

wolkenlos 5 Venedig

Nebel 8 Warschau

wolkig 10 Wien

leicht bewölkt 15 Zürich

leicht bewölkt 14 Deutschland Berlin

wolkig 16 Dresden

leicht bewölkt 15 Feldberg/Ts.

wolkig 11 Feldberg/Schw.

wolkig 4 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 15 Freiburg

wolkig 16 Garmisch

wolkig 13 Hamburg

Regen 10 Köln/Bonn

leicht bewölkt 17 Leipzig

leicht bewölkt 15 München

wolkenlos 14 Norderney

bedeckt 7 Rostock

bedeckt 11 Sylt

Nebel 5 Zugspitze

Schneesterne -7 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.) Pollenflugvorhersage In den nächsten Tagen wird mäßiger bis starker Flug von Erlen- und Eibenpollen erwartet. Haselpollen fliegen nur in geringen Konzentrationen, ebenso Eschenpollen.

Sonnenaufgang 6.35 Uhr Sonnenuntergang 18.34 Uhr Mondaufgang 3.47 Uhr Monduntergang 12.50 Uhr

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Einbrecher hatte Appetit auf eine Portion Erdbeeren

KRONBERG. Zeit zum Genießen hatte offensichtlich ein Unbekannter, der in der Nacht zum Montag ein Haus im Schönberger Bergweg heimsuchte. Nachdem er sich durch ein gekipptes Fenster Zugang verschafft hatte, durchsuchte er zunächst mehrere Räume, wobei er etwa 400 Mark Bargeld einsteckte.

Anschließend ließ er sich noch eine Portion Erdbeeren schmecken und stillte seinen Durst mit Milch. Die Bewohner schliefen derweil, wie die Polizei mitteilte. ill

Einzelhändler pochen auf Straßenparkplätze

Der Einzelhandelsverband hat das neu gewählte Römerparlament zu einer Verkehrspolitik mit Augenmaß aufgefordert. Wenige Tage vor Beginn der Koalitionsverhandlungen zwischen Sozialdemokraten und Grünen ermahnte Hauptgeschäftsführer Horst-Hubert Moritz die Politiker, ihre Entscheidungen am Bürgerwillen zu orientieren.

Moritz ergänzte seine Forderung mit dem Hinweis, der Einzelhandelsverband könne eine weitere Reduzierung von Straßenparkplätzen in der City ebensowenig akzeptieren wie Verkehrsbeschränkungen. Der Hauptgeschäftsführer über den Sinn seiner öffentlichen Erklärung: "Wir wollten rechtzeitig den Zeigefinger heben und vor verkehrspolitischen Alleingängen warnen". habe

"Russisches Roulett mit vielen weiteren Toten" Greenpeace: Bei Hoechst-Unglück entstand Dioxin Von Thomas Grether

HÖCHST. Der Meßwagen von Greenpeace steht seit elf Uhr morgens vor dem verschlossenen Rollgitter am Tor Ost der Hoechst AG und blockiert die Einfahrt. Ein weiterer Laster der Umweltschutz- Organisation macht auch die linke Spur der Haupteinfahrt dicht. Greenpeace begehrt Einlaß, will Luft-, Boden und Löschwasserproben nach dem Unglück am Montag morgen nehmen.

Chemie-Ingenieur Manfred Krautter, Leiter der Greenpeace-Aktion in Höchst, diskutiert mit Unternehmenssprecher Hans-Georg Klose. Die Umweltschützer werfen dem Chemie-Multi vor, er habe das Unglücksgebäude E 513 fahrlässig mit PVC-Platten verkleidet, die durch den Brand nach der Explosion teilweise verschmort seien. Bei hohen Temperaturen habe sich giftiges Dioxin gebildet. Das weist Hoechst-Sprecher Klose als haltlos zurück. Untersuchungen der Staatsanwaltschaft hätten ergeben, daß die Verkleidung des Produktionsgebäudes durch die Explosion weggesprengt worden sei. Krautter zückt ein Farbfoto. "Das hat unser eigenes Aufklärungsflugzeug über der Anlage geschossen", sagt er. Es zeigt die zerstörte Mowiol-Produktionsstätte. Im vierten Stock seien "Spuren der Verschmorung zu entdecken", sagt der Greenpeace-Mann. "Warum hat man keine feuerfesten Platten verwendet", fragt Krautter sein Gegenüber. "Weil das durchschlagende Wirkung bei der Explosion gehabt hätte, dann wären schwere Platten in der Gegend herumgeflogen und hätten Menschen verletzt", entgegnet der Mitarbeiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.

Eine Diskussion ohne Ergebnis. Hoechst verweigert den Umwelt-Aktivisten, Proben zu nehmen. Begründung: Staatsanwaltschaft, Technischer Überwachungsverein sowie Landeskriminalamt ermittelten derzeit im völlig zerstörten Mowiol-Werk. "Wir können keine weitere Instanz zulassen", erklärte Hoechst-Sprecher Heiner Harder der FR. Die Greenpeace-Leute bekämen aber ansonsten "jede nur denkbare Information". Auch habe sein Unternehmen die acht Leute aus Hamburg bereits ins Werk gelassen und ihnen Gespräche mit Fachleuten ermöglicht.

Für Greenpeace nicht genug, das Team will selbst nachmessen. Schon jetzt sei die Dioxin-Belastung für die Menschen in Deutschland erheblich, sagt Krautter. Durch den vermuteten Brand der Verkleidung in Höchst sei noch mehr Seweso- Gift in der Atemluft. "Mir graut vor weiteren Unfällen, die programmiert sind", meint der Umweltschützer. Alle "Hochrisiko-Produktionen bei Hoechst" wie die Chloranlagen und die Phosgen-Produktion müßten stillgelegt werden. "Das ist russisches Roulett mit vielen weiteren Toten und Verletzten", sagt der Chemie- Ingenieur von Greenpeace.

Der Staatsanwaltschaft Frankfurt ist noch nicht klar, wieso der Unfall geschah. "Wir müssen erst die Ursache des Unglücks finden, bevor wir einen möglichen strafrechtlichen Ansatz sehen", erklärte Oberstaatsanwalt Hubert Harth, Sprecher der Ermittlungsbehörde. "Es kann auch einfach eine Verkettung unglücklicher Zufälle gewesen sein." Möglicherweise hätten zwei aneinanderreibende Metallteile in der Mowiol-Anlage einen Funken erzeugt, der die verheerende Explosion ausgelöst haben könnte.

(Weiterer Bericht in der Stadtrundschau)

Aufpreis für den Sonnenschein Weiterhin flexible Parkgebühren auf dem Feldberg-Plateau

Eine Woche ohne ausgedehnten Spaziergang im Taunus ist für die FR-Leserin Lilli G. wie für andere ein Fußballspiel ohne Tor. Seit Jahr und Tag wandert sie mit ihrem Hund Moritz durch die Wälder, und bevorzugtes Ziel ist dabei der Frankfurter "Hausberg", der Feldberg. Seit sie Rentnerin ist, entgeht sie dem Gedrängel am Wochenende und packt ihren Vierbeiner unter der Woche ins Auto. In den vergangenen Wochen erlebte sie neben der guten Luft ein Ratespiel auf dem Parkplatz. Meistens zahlt sie zwei Mark fürs Autoabstellen. Kürzlich wurden ihr 2,50 Mark abverlangt - mit der Begründung: "Weil die Sonne scheint." Eine Woche darauf wurde sie sogar mit drei Mark zur Kasse gebeten: "Weil Schnee liegt." Wieviel wird sie wohl zahlen müssen, fragt sich die FR-Leserin, wenn auf dem Feldberg Sonne und Schnee zusammenkommen?

So recht weiß das der Pächter, Willi Braun aus Oberreifenberg, auch nicht. Bisher hat er seine Pfründe flexibel beackert. Bei schlechtem Wetter, wenn er wenig Ausflugsverkehr erwartet, fährt er mit seinem Geldtäschchen erst gar nicht raus. Dann darf zum Nulltarif geparkt werden. Am Wochenende, wenn die Leute in Scharen kommen, ein Stündchen spazierengehen und dann zum nächsten Café weiterfahren, ist der Umschlag auf dem Parkplatz entsprechend groß, und er kam bisher mit zwei Mark pro Auto einigermaßen über die Runden. Bei Schnee allerdings, wenn er den Platz räumen lassen muß und die Leute sich halbe Tage auf einem Fleck vergnügen, stimmt die Rechnung wieder nicht mehr. "Ich bezahle einen stolzen Preis an Pacht", verrät Braun, der jetzt seit 29 Jahren Partner der Gemeinde Schmitten ist.

Mit den 2,50 Parkgebühr arbeitet sich Braun, der alles andere als ein cooler Kalkulator ist, langsam an sein Ziel heran: "Ich überlege, ob ich durchgängig drei Mark nehme." Dabei wird er auch künftig ein oder gar beide Augen zudrücken, wenn jemand "nur ein Viertelstündchen Luftschnappen" will. Und bei Regen, Nebel und sonstigen Widrigkeiten für vollklimatisierte Großstadtmenschen wird weiterhin zum Nulltarif geparkt werden können. Und für alle weiteren Fälle wird es flexibel zugehen, bis der Pächter sich selbst von seiner Drei-Mark-Regelung überzeugt hat. abi

CDU will neue Mehrheiten "in der Sache" finden Hinter den Kulissen geht es nach der Wahl aber um Köpfe: Koch oder Vöbel als Parlamentschef?

ESCHBORN. Alle sitzen in den Startlöchern, jeder spricht mit jedem, Namen und Posten werden gehandelt: In Eschborn geht es geschäftig zu nach der Kommunalwahl. Christian Fischer, wiedergewählter Chef der CDU-Fraktion, analysiert die Lage nüchtern: "Die sechs Prozent Verlust der CDU haben nicht nur mit dem Bundestrend zu tun, sondern auch mit den Geschehnissen in Eschborn." Die Ausweisung neuer Baugebiete, die nicht überall auf Gegenliebe stießen, oder die Ausnahmegenehmigung des Magistrats für ein Bürohochhaus an der Rudolf-Diesel-Straße, gegen das sich Anwohner wehrten, kosteten die CDU Stimmen. Fischer konstatiert daher eine "Kompromißbereitschaft" seiner Fraktion.

Die Union müsse anerkennen, "daß die alten Mehrheiten nicht länger die Mehrheiten sind, und gucken, wo in der Sache Mehrheiten zu finden sind". Die CDU wolle zwar versuchen, neue, fest organisierte Mehrheiten im Parlament zu finden, doch Fischer sagt: "Das ist nicht mein Ziel, ich glaube nicht daran."

Der CDU-Mann wird sich in dieser Woche mit allen Fraktionen im Parlament zu Gesprächen zusammensetzen, über deren Inhalte nach seinem Wunsch "in der ersten Runde" Stillschweigen bewahrt werden soll. Eines aber sagt er doch: Die CDU möchte als nach wie vor stärkste Fraktion weiterhin den Stadtverordnetenvorsteher in Person von Karl- Heinz Koch stellen. Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) und SPD brachten zwar den SPD-Stadtverordneten Willi Vöbel für den Posten ins Gespräch - doch Fischer will erst mal klären, "was die Motive sind", Koch den Posten zu verwehren. Schließlich sei "nie Kritik an seiner Amtsführung" geäußert worden.

Was die Position des Ersten Stadtrates angeht, die in diesem Jahr wiederzubesetzen ist, kann Fischer sich auch "jemanden vorstellen, der nicht parteigebunden, aber kompetent in Sachfragen ist". So wünscht es sich die BGE. Die CDU plädiert außerdem für eine "solide Finanzpolitik"; auch bei veränderten Mehrheiten solle nur "das gemacht werden, was ohne Schulden zu machen ist".

Auch die FDP als ehemaliger Koalitionspartner der CDU will nach Auskunft von Friedrich Kohlhauer an Karl-Heinz Koch als Stadtverordnetenvorsteher festhalten. Die Liberalen beurteilen die Einstellung der SPD als eigenartig, erst eine Wahlschlappe zu erleiden und gleich anschließend daran zu denken, den Stadtverordnetenvorsteher zu stellen. Die Grünen wiederum scheren sich nach Worten von Wilhelm Hennemuth wenig um Personelles: "Bei uns geht's um Sachfragen." Etwa ums Baugebiet Schwalbacher Höhe, wo die Grünen mehr Wohnungen und weniger Gewerbe wünschen, um Verkehrsberuhigung und das Problem weiterer Verdichtung der Gewerbegebiete. she

Forschungsminister Wissmann sucht Schulterschluß mit Wirtschaft Weniger Geld für Weltraumprojekte und Grundlagenerkenntnisse / SPD von den neuen "Grundsatzpositionen" enttäuscht Von unserem Korrespondenten Peter Ziller

BONN, 16. März. Weniger Geld für die Grundlagenforschung, offenere Ohren für die Wirtschaft und die raschere Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in vermarktbare Produkte, dies sind die Kernpunkte der künftigen Bonner Forschungspolitik. Bei der Vorlage seiner "Grundsatzpositionen" sprach der vor knapp zwei Monaten berufene neue Bundesforschungsminister, Matthias Wissmann (CDU), am Dienstag vor einer strategischen Lücke bei zukunftsträchtigen Investitionen.

Der frühere wirtschaftspolitische Sprecher der Union warnte davor, hierauf mit staatlichen Eingriffen zu reagieren. Vielmehr will Wissmann die Rolle eines Vermittlers zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Staat übernehmen. Er kündigte die Berufung eines Stategiekreises Forschung und Technologie an, dem jeweils sechs hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft angehören sollen. Auf einer zweiten Ebene sollen Fachkonferenzen künftige Innovationsstrategien vertiefen.

Nach Wissmanns Einschätzung befindet sich der Standort Deutschland in einer entscheidenden Bewährungsprobe. Der Minister verweist auf den bei der Ausfuhr technologieintensiver Güter erzielten Außenhandelsüberschuß von 87 Milliarden Mark. Doch der Wettbewerb werde härter und die Dynamik bei der Entwicklung neuer High-Tech-Produkte nehme ab. "Bei der Anwendung moderner Molekularbiologie und Gentechnik gibt es in Deutschland eine deutliche Lücke", heißt es hierzu im Grundsatzpapier.

Wissmann versprach forschungsfreundlichere Rahmenbedingungen. Die Gentechnik sei ein drastisches Beispiel für die Behinderungen. In den westlichen Industriestaaten seien insgesamt 858 gentechnisch veränderte Pflanzen freigesetzt worden, davon nur zwei in Deutschland. Beim neuen Gentechnikgesetz wünscht er eine große "gemeinsame Kraftanstrengung" ohne Parteienstreit.

Ausgerechnet in Zeiten einer kränkelnden Volkswirtschaft werde durch den sinkenden Forschungsaufwand die "Blutzufuhr zum Kopf" abgeschnitten, klagte Wissmann. Der Anteil der Wirtschaft an den nationalen Forschungsausgaben sei seit 1989 von 62,3 Prozent auf 58,5 Prozent im vergangenen Jahr kontinuierlich zurückgegangen. Japanische Unternehmen setzten wegen der verschärften Konkurrenz noch intensiver auf neue Ideen und entsprechend erhöhte Ausgaben.

Der Schwabe Wissmann, dem sein aus Hessen stammender Vorgänger Heinz Riesenhuber aus landsmannschaftlichen Gründen bei der Kabinettsumbildung Ende Januar weichen mußte, steht vor leeren Kassen. Gut vier Prozent mehr Mittel habe er für 1994 beantragt.

Er werde dafür kämpfen, daß dieser Korridor erhalten bleibe, sagte Wissmann. Doch es werde schwierig. Begrenzt sieht Wissmann seinen Spielraum dadurch, daß die Etatverwendung zu 95 Prozent durch nationale und internationale Verträge festgelegt ist. Die größten Einzelposten im knapp zehn Milliarden Mark hohen Forschungsbudget sind: Raumfahrt (1,8 Milliarden Mark), Energieforschung (1,3 Milliarden) sowie Großgeräte und Grundlagenforschung (rund eine Milliarde Mark).

Durch Umschichten möchte der CDU- Politiker Freiräume schaffen. Sparen will er bei Großforschungseinrichtungen. Dort sollen bis 1995 rund 1900 Stellen wegfallen. Gestorben ist für Wissmann die Förderung des hochauflösenden Fernsehens HDTV in seiner analogen Variante. Neue Kohlekraftwerke sollen die Stromunternehmen verstärkt selbst entwickeln. Für kostspielige Großgeräte gibt es kein Geld, ebenso wenig für neue nationale Raumfahrtprojekte. Mit den USA, die bereits Abstriche bei ihrer Raumstation Freedom angekündigt haben, empfiehlt Wissmann offensive Verhandlungen über den europäischen Beitrag an dem Projekt. Auch sei eine Kooperation mit Rußland zu prüfen.

Enttäuscht reagierte die SPD auf Wissmanns "Regierungserklärung". Der neue Forschungsminister habe ein weiteres reales Schrumpfen seines Haushalts und damit einen Bedeutungsverlust der Technologiepolitik "offensichtlich schon verinnerlicht", meinte SPD-Forschungsexperte Wolf-Michael Catenhusen. Er begrüßte, daß der "Neue" eine aktive Rolle als Moderator forschungspolitischer Gespräche übernehmen wolle. Doch greife Wissmann zu kurz. Der Dialog müsse Gewerkschaften und - wo es um ökologische Dimensionen gehe - auch Umweltschutzverbände berücksichtigen.

(Kommentar Seite 3)

WETTERAUKREIS. Die rechtsextremen Parteien haben bei der jüngsten Kommunalwahl auch im Wetteraukreis zugelegt. Bei der Kreiswahl errangen die Republikaner 8,6 Prozent der Stimmen und haben damit abermals sieben Mandate errungen, die sie diesmal allerdings auch besetzen können. In Bad Nauheim sicherten sie sich über ein Zehntel der Stimmen, in Bad Vilbel erstmals 6,6 Prozent. Die rechtsextreme NPD baute ihre Position in Wölfersheim auf 20,9 Prozent aus, in Münzenberg schaffte sie mit 5,7 Prozent gerade den Einzug ins Parlament. In Nidda gewann sie aus dem Stand 8,5 Prozent. Vor diesem Hintergrund führten die FR-Redakteure Peter Gwiasda, Bernd Salzmann und Klaus Nissen ein Gespräch mit den Vorsitzenden der beiden großen Parteien im Wetteraukreis, Gerhard Becker (SPD) und Norbert Kartmann (CDU). Die wichtigste Frage: Können die Rechten weiterhin durch Nichtbeachtung ausgegrenzt und damit "neutralisiert" werden?

Neue Schaubühne führt das Stück "Cherie" auf

HANAU. Von der Liebesbeziehung zwischen einer älteren Frau und einem jungen Mann erzählt das Stück "Cherie", mit dem die Neue Schaubühne München am Dienstag, 23. März, in der Stadthalle gastiert. Die Vorstellung nach der literarischen Vorlage von Colette beginnt um 19.30 Uhr. Für die Inszenierung zeichnet Rüdiger Bahrs verantwortlich. In den Hauptrollen sind Gerlinde Locker und Oliver Höcker zu sehen. Karten vertreiben CD-Tickets, am Goldschmiedehaus, Telefonnummer 25 85 55, sowie die Volksbühne in der Nürnberger Straße, Rufnummer 2 01 44. jur

NATO sondiert in Bosnien

BRÜSSEL/NEW YORK, 16. März (Reuter/AP). Die NATO schickt noch in dieser Woche Offiziere und Zivilschutzexperten nach Bosnien-Herzegowina, um vor der eventuellen Entsendung von Friedenstruppen die Lage zu sondieren. Aus Kreisen der Allianz in Brüssel verlautete am Dienstag, geplant seien Unterredungen mit dem Führungsstab der UN-Truppen in Bosnien. Die NATO würde nach dem derzeitigen Stand der Planungen mindestens 50 000 Mann nach Bosnien schikken. In NATO-Kreisen wurde die Reise der Sondierungsgruppe als außerordentlich heikel beschrieben. Die Allianz wolle nicht den Eindruck erwecken, als bereite sie eine westliche Militärintervention vor.

UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali bezeichnete es in New York als "entscheidend", daß die bosnischen Serben und Moslems die Vorschläge zur Neuordnung Bosniens so schnell wie möglich unterzeichnen. Der Friedensplan sieht die Aufteilung von Bosnien in zehn weitgehend autonome Provinzen vor. Bisher haben nur die bosnischen Kroaten dem Friedensplan zugestimmt. Die drei Kriegsparteien wollen in dieser Woche ihre Verhandlungen fortsetzen.

Hoechst muß für Explosion in eigene Tasche greifen Rund 40 Millionen Mark Selbstbehalt / Versicherungen fordern höhere Beiträge / Gerling-Experten vor Ort

doe FRANKFURT A. M. Der Chemiekonzern Hoechst muß die bei der Explosion vom Montag in seinem Stammwerk entstandenen Schäden zu einem erheblichen Teil selbst bezahlen. In den Assekuranz-Policen des Unternehmens wurde nach Angaben von Peter Ramb, dem Vize-Chef der Hoechster Versicherungsabteilung, ein "zweistelliger Millionenbetrag" als Selbstbehalt akzeptiert. Beobachter schätzen die Summe auf 40 Millionen Mark. Wie hoch die tatsächlichen Gesamtkosten sind, ist noch unbekannt, weil die Experten die Unglücksstelle bislang nicht betreten konnten. Dietmar Nowak, Vorstandsmitglied beim Industrieversicherer Gerling, spricht von jeweils "zweistelligen Millionenbeträgen" für den jüngsten Störfall und den daraus resultierenden Produktionsausfall.

Sowohl Hoechst als auch sein Versicherer, der Gerling-Konzern, sind bemüht, die finanziellen Folgen der Unglücksserie zu relativieren - immerhin gehört der Chemieriese zu den größten Kunden der Kölner Assekuranz. An eine Kündigung des Risikoschutzes aufgrund der jüngsten Ereignisse sei keinesfalls gedacht, verlautet in der Gerling-Chefetage. Unabhängig von den aktuellen Ereignissen müsse sich die Industrie aber auf "zweistellige" Beitragserhöhungen einstellen.

Aus Sicht der Versicherungen betrifft die Unfallserie des Frankfurter Konzernsdrei verschiedene Sparten: der Haftpflichtschutz gilt für Schäden an außenstehenden Personen oder Sachen, die Feuerpolice kommt für zerstörte Gebäude oder Vorräte auf, und die Betriebsun- terbrechungsversicherung (BU) ersetzt den Ertragsausfall in der Folge eines Unglücks. Der Chemikalienaustritt vom Rosenmontag fällt vor allem unter die erste Kategorie. Aufgrund der Verseuchung von Gebäuden und Böden im Frankfurter Ortsteil Schwanheim seien 1500 bis 2000 Einzelansprüche angemeldet worden, berichtet Gerling-Vorstand Herbert Schilling: "Die Regulierung hat begonnen." Der Schaden dürfte sich auf 20 bis 30 Millionen Mark summieren. Für ein Chemieunternehmen sei dies, so Schilling, ein "mittlerer Fall". Die Sandoz-Katastrophe kostete 70 Millionen Franken.

Bei Gerling werden die Haftpflicht-Kosten laut Schilling "keine Beule in die versicherungstechnische Rechnung" drücken. Das Risiko ist nämlich auf viele Schultern verteilt: Neben den Kölnern, die für 30 bis 40 Prozent haften, sitzen noch sechs weitere Assekuranzen (darunter die Allianz mit einem Anteil von einem Fünftel) im Boot. Übersteigen die Forderungen eine gewisse Summe, wälzen diese Erstversicherer die Last auf große Rückversicherungen ab.

Seit Rosenmontag sind sechs Juristen und vier Ingenieure des Gerling-Konzerns in Höchst mit der praktischen Regulierung und der Beratung bei der Verbesserung von Sicherheitsvorkehrungen beschäftigt. Am Montag wurde ein zusätzliches fünfköpfiges Team abgeordnet. "Die Sicherheitstechnik muß noch mehr als in der Vergangenheit berücksichtigen, daß Bedienungsfehler möglich sind", fordert Gerling-Mann Schilling. Es sei "nicht Politik unseres Hauses", nach einem Unfall gleich an der Beitragsschraube zu drehen. Der Manager macht jedoch klar, daß sich alle Unternehmen, die mit Chemikalien arbeiten, im laufenden Jahr wegen des gestiegenen Aufwandes für Haftpflichtschäden auf "zweistellige" Zulagen einstellen müssen. Die Ergänzung des bisherigen allgemeinen Schutzes durch eine spezielle Umwelt-Police "zu neuen Konditionen" dürfte die Assekuranzleistung weiter verteuern. Bestimmte Risiken wie veralterte Deponien seien bald gar "nicht mehr versicherbar".

Von dem auf zweistellige Millionenhöhe geschätzten Feuer- und BU-Schaden durch die Explosion vom Montag entfällt ein Fünftel auf Gerling. Zwischen 15 und 30 Prozent muß - unabhängig vom Selbstbehalt der Konzernmutter - daneben die firmeneigene Hoechst Versicherungs-AG tragen. In diesen Sparten klagen die Assekuranzen angesichts eines Branchen-Verlustes von einer Milliarde Mark seit langem über zu geringe Beiträge der Industrie. Gerling ist entschlossen, das Geschäft "hart zu sanieren". Hoechst- Vorstand Fritz-Jürgen Cremer hatte noch im Februar die Versicherungen gewarnt, sie sollten mit ihren Forderungen den Bogen nicht überspannen.

Hilfspolizisten lernen, sich selbst zu verteidigen Positives Echo / Streifen sind gefährlicher geworden

Norbert Renker steht in seiner grünen Montur breitbeinig vor der Wand. Als zwei Männer auf ihn zukommen und ihn durchsuchen wollen, läßt er sich bereitwillig mit dem Gesicht zur Wand drehen. Doch dann reißt Renker blitzschnell seinen Arm runter und hält einem seiner Widersacher ein Messer vor den Bauch. "Den anderen", sagt er, "hätte ich in der Verwirrung auch noch erwischt." So aber endet der Messertrick ohne Blessuren. Die Aktion war gestellt, die Akteure gehören alle zur selben Firma: der Abteilung Sicherheits- und Ordnungsdienst des Ordnungsamtes, die neuerdings in einer Sporthalle den Ernstfall probt.

"Selbstverteidigung und Eigensicherung" heißt das Programm. Rund 100 Männer und Frauen der Abteilung will er als Ausbilder ein paar Kniffe für den gefährlichen Streifen-Alltag beibringen. In nagelneuen Judoanzügen sind die Kollegen angetreten. Doch der Ausbilder beugt falschen Erwartungen vor: "Mit Kampfsport hat das nichts zu tun." Keiner bekomme beigebracht, einen renitenten Kontrahenten aufs Kreuz zu legen. "Ein Griff muß 1000 Mal geübt werden, ehe er sitzt. Das ist hier nicht zu leisten."

Die Ansprüche an das regelmäßige Training, das seit einer Woche läuft und für jeden Pflicht ist, muten bescheiden an. Für die Fitneß der Hilfspolizisten will man etwas tun, die Gefahrenabwehr verbessern und ein paar Tricks vermitteln - etwa bei der Durchsuchung von Personen und Fahrzeugen. Und auch der geordnete Rückzug will gelernt sein.

Daß hier ein Bedarf besteht, wissen Renker und sein Ausbilder-Kollege Manfred Fuhr schon lange. Kam die kontrollierte Klientel den Anweisungen "vor vier oder fünf Jahren noch ohne weiteres nach", gibt es mittlerweile "ganz massive Probleme", etwa bei den fliegenden Händlern auf der Zeil oder den Drogen- Dealern. Denn seit der Umorganisation im August 1992 überwachen die Streifen auch Straßen und Plätze in der Innenstadt. Zum Beweis seiner Einschätzung schüttet Renker in seinem Dienstzimmer zwei Plastiktüten voller Waffen aus, die allein in den vergangenen beiden Wochen sichergestellt wurden: Springmesser, Würgehölzer, Schlagringe en masse.

Nicht selten werden die Ordnungskräfte in Handgemenge verwickelt - für die Selbstverteidigung sind sie jedoch kaum ausreichend präpariert. Deshalb, versichert Fuhr, gab es auch ein überraschend positives Echo unter den Kollegen.

Ein weiterer Grund für die Abwehrübungen: Nur 64 Kollegen der Abteilung dürfen eine Waffe tragen. Noch vor der Kommunalwahl 1989 hatte der damalige Regierungspräsident Abrüstung verordnet. Vor dem Hintergrund der neuen Kontrollbefugnisse hat das Ordnungsdezernat im Dezember noch einmal mit dem RP verhandelt. Lothar Schäfer, Referent des Ordnungsdezernenten, gibt sich zuversichtlich, daß "der Kreis der Waffenträger erweitert wird". vo

Der grüne Maikäfer pumpte, flog aber nicht

Eigentlich hätten sich die Politiker der Bremer "Ampel"-Koalition entspannt zurücklehnen können: Beim Bonner "Solidarpakt"-Kompromiß konnte das Bundesland mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung eine Teilentschuldung in Höhe von neun Milliarden Mark durchsetzen; zudem schien in Bremen ausnahmsweise tagelang die Sonne. Trotzdem liefen die "Ampel"- Vertreter in den vergangenen Tagen mit eher düsterer Miene herum: Um ihr Bündnis stand es nicht gut. SPD und FDP wollten gegen den Willen der Grünen zwei wichtige Weichen in der Asyl- und Verkehrspolitik stellen, und die Grünen standen vor der Frage, ob sie deshalb nach 15 Monaten Koalition erstmals von ihrem Vetorecht Gebrauch machen sollten - was nicht nur die beiden Vorhaben blockieren würde, sondern möglicherweise auch einen Bruch des Bündnisses zur Folge hätte. Als am Dienstag das übliche Bremer Schmuddelwetter den Sonnenschein wieder ablöste, da hellten sich die Gesichter bei Sozial- und Freidemokraten auf. Denn die Grünen hatten soeben beschlossen, auf ihren Einspruch zu verzichten. Die Bremer "Ampel" kann weiter leuchten, aber das grüne Licht ist jetzt noch schwerer zu erkennen als vorher.

Die beiden Anlässe des Koalitionskrachs klingen für Außenstehende vielleicht nebensächlich. Für die Hansestadt haben sie aber große Bedeutung, und vor allem für die Grünen sind grundsätzliche Positionen berührt. SPD und FDP wollen für fünf Jahre ein Wohnschiff für 400 Asylbewerber anmieten. Zudem planen sie, die überlastete Neuenlander Straße, die das Bremer Güterverkehrszentrum mit der Autobahn verbindet, teilweise auszubauen.

Ein Asylschiff im Kohlehafen - "das wäre ein eindeutiger Bruch der Koalitionsvereinbarung", schimpften die Grünen. Denn laut Bündnisvertrag sollten Asylbewerber in "verträglicher Lage" und "vertretbarer Größenordnung" untergebracht werden und nicht in solchen Massenunterkünften. Statt einer neuen Massenunterkunft, so die Grünen, sollten lieber noch mehr dezentrale Quartiere beschafft werden.

Beim strittigen Straßenausbau geht es um eine politische Altlast: Als die Bremer SPD noch allein regierte, legte sie Gewerbegebiete ohne ausreichende Verkehrsanbindung an. Darunter leiden heute nicht nur staugeplagte Autofahrer und Anwohner, sondern auch die Regierungsnachfolger. SPD und FDP wollen auf der Neuenlander Straße jetzt für 18,5 Millionen Mark drei Kreuzungen ausbauen. Die Öko-Partei möchte es dagegen bei "verkehrslenkenden Maßnahmen" belassen.

Tagelang versuchten die Grünen, ihre Bündnispartner von den Straßen- und Asylprojekten abzubringen. Doch alle Krisensitzungen halfen nichts - SPD und FDP blieben hartnäckig und machten allenfalls Zugeständnisse im Detail. Für die Unterlegenen, die sich bereits als "Fußabtreter der Koalition" fühlten, begann damit eine interne Zerreißprobe: Sollten sie die Kröten schlucken oder endlich mal auf den Putz hauen, nachdem sie schon mehrfach in Streitfragen nachgegeben hatten?

Der Koalitionsvertrag bietet für solche Fälle das Mittel des Vetorechts: Wenn ein Bündnispartner ein Problem zur "Angelegenheit von besonderer Bedeutung" erklärt, dann dürfen die anderen ihn nicht überstimmen. Eine solche Entscheidungsblockade muß nicht, aber kann zum Bruch der Koalition führen. Ob das die Sache wert ist, darüber zerbrachen sich die Grünen tagelang die Köpfe - zuletzt am Dienstag auf einer Sondersitzung der Bürgerschaftsfraktion. Nur sieben der elf Abgeordneten nahmen daran teil. Das Ergebnis fiel denkbar knapp aus: drei Stimmen gegen ein Veto, zwei dafür, zwei Enthaltungen. Für die beiden grünen Regierungsmitglieder Ralf Fücks und Helga Trüpel war damit die Marschroute klar: Sie stimmten am Mittag im Senat zwar gegen die beiden Projekte, verzichteten aber auf das blockierende Veto.

"Genauso habe ich mir das vorgestellt", mokierte sich der Grünen-Abgeordnete und "Ampel"-Kritiker Walter Ruffler. Die Grünen seien einfach nicht bereit, den Konflikt zu wagen, weil ihnen die Regierungsbeteiligung so viel bedeute. "Das ist wie beim Maikäfer: Er pumpt und pumpt. Man denkt: Jetzt fliegt er. Aber dann bleibt er doch sitzen", sagt Ruffler.

Vielleicht fliegt er ja beim nächsten Mal - zum Beispiel, wenn der Senat über die Festlegung neuer Gewerbegebiete oder über die Stillegung der Bremer Müllverbrennungsanlage entscheiden muß. Diese Dauerthemen haben schon mehrfach für Streit zwischen Grünen und FDP gesorgt und bieten Stoff genug für weitere Koalitionskrisen. ECKHARD STENGEL (Bremen)

Obstbäume schneiden und pflanzen

FRIEDRICHSDORF. Der Obst- und Gartenbauverein Seulberg erinnert an den Obstbaumschneidekurs am Samstag, 20. März. Treffpunkt ist um 9 Uhr in Seulberg, Verlängerung "Frankfurter Hohl" an der "Eselsbrücke". Kosten entstehen für die Teilnehmer nicht.

Die Ausgabe der Obstbäume, die bei der Stadt bestellt worden sind, ist am Samstag, 27. März, von 9 bis 13 Uhr im städtischen Bauhof an der Max-Planck- Straße. s

Badischer Müll zur BASF? Mainz sichert Stuttgart aber keine Mengen für den Abfall zu Von unserem Korrespondenten Peter Henkel

STUTTGART, 16. März. In einem Brief, der von der Stuttgarter CDU/SPD-Landesregierung seit langem sehnlich erwartet wurde, hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) jetzt die prinzipielle Bereitschaft seines Bundeslandes erklärt, dem baden- württembergischen Nachbarn bei der Bewältigung ihrer Sondermüllprobleme zu helfen. Allerdings bat Scharping um "Verständnis", daß derzeit "noch keine annähernd konkreten Angaben" über die Mengen möglich seien, die Rheinland- Pfalz abnehmen könnte. Hintergrund der Stuttgarter Bitte um Kooperation ist die Mainzer Absicht, den Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen zwei Öfen bauen zu lassen, in denen Sondermüll verbrannt werden kann. Scharping sicherte seinem Amtskollegen Erwin Teufel (CDU) jetzt zu, durch das Mainzer Umweltministerium die Stuttgarter "Vorstellungen eingehend prüfen" zu lassen.

Auch nach Scharpings Schreiben bleiben in Stuttgart erhebliche Zweifel, ob es tatsächlich zu der angestrebten Zusammenarbeit mit Rheinland-Pfalz kommen wird. Bis zur Bildung der großen Koalition in Baden-Württemberg vor einem Jahr hatte die CDU die Errichtung einer Verbrennungsanlage in Kehl am Rhein betrieben, wo jährlich rund 50 000 Tonnen giftige Abfälle aus dem badischen Landesteil beseitigt werden sollten. Auf Druck des Koalitionspartners SPD wurde das Genehmigungsverfahren für diesen von den Einheimischen erbittert bekämpften Standort ausgesetzt und nach Entsorgungsmöglichkeiten jenseits der baden-württembergischen Grenzen gesucht. Vielfach wird aber Skepsis geäußert, ob die BASF-Öfen so großzügig ausgelegt werden, daß sie derartig große Kapazitäten "fremden" Giftmülls aufnehmen können. Sollte eine länderübergreifende Kooperation scheitern, will die CDU zu Kehl zurückkehren, das von der SPD schon für "politisch tot" erklärt worden ist und einen erheblichen Sprengstoff für die Koalition bieten würde.

Fahrradclub mit neuem Tourenprogramm

WIESBADEN. Am Wochenende viel erleben und sich dabei ohne Autostreß erholen - das ist die Idee des Tourenprogramms "Ohne Auto mobil" des Verkehrsclubs Deutschland und des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. Zwischen 4. April und 10. Oktober besteht die Möglichkeit, an 18 Wanderungen, 27 Radtouren und einem Bootsausflug teilzunehmen, darunter sind auch fünf Mehrtagestouren. Zu den Höhepunkten des Programms zählen das Wanderwochenende im autofreien Baybachtal Ende April und eine Bootstour auf der Lahn Mitte Juli.

Das Programmheft liegt in der Stadtbücherei, im Rathaus und im Umweltladen aus. Gegen drei Mark in Briefmarken ist es auch beim VCD Wiesbaden, Trommlerweg 3, erhältlich. maf

Auseinandersetzung mit Fremdenfeindlichkeit

WIESBADEN. "Deutschland brennt - und wir schauen zu?" ist eine Veranstaltungsreihe im Biebricher Jugendzentrum überschrieben. Mit Informationen, Filmvorführungen und Diskussionen wollen sich die jungen Biebricher mit Fremdenfeindlichkeit auseinandersetzen. Geplant ist unter anderem eine Nachbereitung der Demonstration gegen eine Wahlveranstaltung der Republikaner vor dem Bürgerhaus in der Galatea-Anlage. Ein Jugendkoordinator der Polizei steht dazu am Donnerstag, 18. März, um 17 Uhr Rede und Antwort.

Einen Tag später sind Vertreter des Ausländerbeirats und Pfarrer Wilfried Warneck von der evangelischen Albert- Schweitzer-Gemeinde zum Gedankenaustausch eingeladen. maf

Polizei: Unfallopfer unter Drogeneinfluß

Der 29jährige Fußgänger, der Anfang letzter Woche auf der Opelbrücke tödlich verletzt wurde, stand zum Zeitpunkt des Unfalls vermutlich unter Drogeneinfluß. Diesen Verdacht hat die Polizei geäußert und sich dabei auf Ermittlungen in der Rauschgiftszene bezogen. Der Mann war dem Rauschgiftkommissariat seit dem vergangenen Jahr als Heroinkonsument bekannt.

Er wollte nachts gegen 2 Uhr die A 648 zwischen Kuhwaldsiedlung und Bockenheim-Süd überqueren. Dabei wurde der Passant von einem Auto erfaßt. habe

"Signal gegen die Arroganz der Macht"

WIESBADEN. Die Jusos lesen den Wiesbadener Sozialdemokraten die Leviten. Die Wahlschlappe der SPD sei als "Signal gegen die Arroganz der Macht zu verstehen, die sich in der Partei breit gemacht hat". Die Genossen müßten sich nun gezielt der Sorgen und Nöte der Protestwähler annehmen, die ihre Stimme den Rechtsradikalen gegeben haben: Arbeitsplätze schaffen, Wohnungsnot bekämpfen, Kinderbetreuungsangebote verstärken.

Notwendig ist nach Ansicht der Jusos aber auch eine Umstrukturierung in den Führungsgremien. Gefordert wird "eine glaubwürdige Neuorientierung durch personelle Umbesetzungen". Sie sind überdies gegen eine Koalition "unter Beteiligung der SPD". maf

Feuerwehr fühlt sich von Politikern überfahren

KREIS OFFENBACH. Der Stadtbrandinspektor von Dietzenbach, Klaus Wolf, schlägt vor, zusammen mit den Wehren der Nachbarstädte Neu-Isenburg, Dreieich und Langen einen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr zu organisieren. "Es sollte dringend mal darüber gesprochen werden", meint Wolf. Bislang besteht die Regelung, daß die hauptamtlichen Wehrleute tagsüber gegenseitig einspringen, wenn Not am Mann ist.

Der Stadtbrandinspektor klagt über Personalprobleme. Bei der Dietzenbacher Wehr seien derzeit sieben Hauptamtliche beschäftigt, weil die 49 freiwilligen Feuerwehrleute tagsüber nicht zu erreichen seien. Die Wehr sei im vergangenen Jahr zu 517 Einsätzen ausgerückt. Diese Zahl sei im Vergleich zu der der Nacharkommunen höher, obwohl die Wehren dieser Städte über eine größere Personalstärke verfügten.

Nach Ansicht Wolfs kommt auch Dietzenbach nicht umhin, zusätzlich Wehrleute einzustellen. Er klagt darüber, daß es auch immer schwerer werde, Nachwuchs für die freiwillige Mannschaft zu finden. Kaum jemand sei noch bereit, "ständig zur Verfügung zu stehen". Er spricht von einem Mangel, "der uns in zirka drei bis fünf Jahren an den Rand der Funktionsfähigkeit bringen wird". Zudem erwähnt er die Verkehrsprobleme im Stadtgebiet. Tempo-30-Zonen, Straßensperrungen und Ampeln führten dazu, daß die Freiwilligen erst viel zu spät an der Feuerwache einträfen. Oft dieselten die Fahrzeuge erst 15 Minuten nach dem Alarm los. Für diese Verspätungen könne zukünftig niemand mehr die Verantwortung übernehmen.

Wolf berichtet ferner von einem großen Unmut der Wehr über die Stadt Dietzenbach, die versucht habe, den Kranwagen zu verkaufen. "Hier wurde die Feuerwehr von den Politikern im wahrsten Sinne des Wortes überfahren." Das trage nicht dazu bei, freiwillige Wehrleute zu motivieren. Bürgermeister Jürgen Heyer erklärt dazu, daß die SPD-Fraktion im bisherigen rot-grünen Koalitionsdreieck vorgeschlagen habe, den Wagen deshalb zu veräußern, weil er nur selten benötigt werde. Es sei im übrigen nicht gelungen, das Fahrzeug zu verkaufen. Das einzige Angebot sei unakzeptabel gewesen. Heyer will dem Magistrat vorschlagen, alles beim alten zu belassen. fin

FDP bestätigt ihren Fraktionschef Schwarz

WIESBADEN. Die neugewählte FDP- Fraktion bestätigte in ihrer konstituierenden Sitzung ihren bisherigen Vorsitzenden Wolfgang Schwarz im Amt. Auch seine Stellvertreter Helmut von Scheidt und Annegret Kracht wurden wiedergewählt. Ehrenamtliche Stadträtin soll Hannelore Milch bleiben. Die Freidemokraten wollen laut Schwarz den Schwerpunkt auf Finanz-, Wirtschafts-, Verkehrs- und Stadtentwicklungspolitik sowie die Jugend- und Kulturpolitik setzen.

Nach der ersten Runde der Sondierungsgespräche mit den anderen demokratischen Parteien über die politische Zukunft der Landeshauptstadt ist Wolfgang Schwarz zuversichtlich, "daß wir eine Basis für die Zusammenarbeit mit den übrigen Fraktionen finden." maf

Ausbildung ja, aber später . . . Holzapfel verteidigt Wartezeiten für 180 Lehramtsreferendare

WIESBADEN. Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) gibt den Lehrerstudenten selbst die Schuld daran, daß es in diesem Jahr erstmals seit einem Jahrzehnt wieder Engpässe bei den Referendarstellen gibt.

Holzapfel verwies am Dienstag nachmittag in einer Erklärung darauf, daß "jahrelang Hinweise des Kultusministeriums auf den absehbaren Lehrerbedarf ignoriert" worden seien. Wer entgegen solchen Warnungen studiert habe, müsse nun auch Wartezeiten vor dem Referendariat "akzeptieren".

Holzapfel reagierte damit auf Proteste der Lehrerverbände dagegen, daß zum Einstellungstermin 1. Mai erstmals wieder rund 180 Bewerber und Bewerberinnen keinen Platz im Referendariat bekommen werden. Der Engpaß ist bislang begrenzt auf die Ausbildung zum Grundschullehrer, wo die Studentenzahlen - aber auch der staatliche Bedarf - besonders stark gestiegen ist. Von den landesweit 2380 Stellen für Referendare aller Schulformen sind laut Kultusministerium zur Zeit 722 mit Grundschul-Referendar(inn)en besetzt.

Holzapfel war zuletzt von der Landtagsopposition kritisiert worden, daß er die neuen hessischen Lehrer-Planstellen für politische Schwerpunktprogramme (etwa: Behinderten-Integration) und zu wenig zur Abdeckung des allgemeinen Unterrichts einsetze.

Eine weitere Aufstockung der Referendarstellen hat es jetzt mit dem Argument abgelehnt, daß neue Planstellen wegen des Anstiegs der Schülerzahlen vorzugsweise "unterrichtswirksam" (also mit fertig ausgebildeten Lehrern) besetzt werden müßten. Referendare leisten in den Kernphasen ihres zweijährigen Referendariats nur etwa halb soviel Unterricht wie "normale" Lehrer.

Holzapfel meinte nun, die Studierendenzahlen in einigen Lehrämtern würden schon "seit Jahren nicht dem Bedarf" entsprechen - ein Hinweis darauf, daß sich das Problem in den kommenden Jahren noch verschärfen könnte. Gleichzeitig garantierte er allen Bewerbern nach einer Wartezeit aber auf jeden Fall die Fortsetzung ihrer Ausbildung, nachdem es in ähnlicher Situation Ende der 70er Jahre sogar um dieses Recht auf Fortsetzung der Ausbildung Debatten gegeben hatte.

Die Lehrerverbände meinen heute wie damals, daß Lehramtsstudenten nach dem Uni-Examen kaum Berufschancen haben und zumindest das Referendariat als Teil der Ausbildung jedem ermöglicht werden müsse. me

CDU: Schlachthof-Eklat zu lange verheimlicht

"Nur mit Mühe" ist es Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) gelungen, die Ausstiegs-Absicht des Schlachthofbetreibers "bis nach der Kommunalwahl unter der Decke zu halten" - so sieht es in diesen Tagen die CDU-Opposition im Römer.

Seit langem sei jedem Fachkundigen klar gewesen, daß der Schlachthof "als Musterbeispiel rot-grüner Verschwendung" nicht realisiert werden könne. Wentz, so teilt der CDU-Planungssprecher Edwin Schwarz der Presse mit, habe jetzt erneut seine Unfähigkeit demonstriert, "die wirklichen Probleme der Stadt zu erkennen und geeignete Lösungen dafür zu erarbeiten".

Statt des Schlachthofs in Nieder-Eschbach nun lediglich einen Fleischmarkt zu bauen, macht aus der Sicht von Schwarz bei der Verkehrsbelastung "keinen nennenswerten Unterschied". Die CDU schlug vor, für den Fleischmarkt das wertvolle Gewerbegebiet Nieder-Eschbach nicht zu verschwenden - er könne neben den künftigen Wohnungen auf dem heutigen Schlachthofgelände am Main gebaut werden.

Den Vorschlag des SPD-Fraktionsvorsitzenden Günter Dürr, den Fleischmarkt am Rande Fechenheims zu errichten, hielt Schwarz "vor der Klärung aller finanziellen Aspekte" nicht für vertretbar. jg

Immobilienpreise: Wiesbaden an der Spitze

WIESBADEN. Wiesbaden ist Spitze - auch in den Preisen. Die Landeshauptstadt zählt in der Beliebtheitsskala zu den "Top-Five" in der Bundesrepublik, was sich auf dem Immobilienmarkt niederschlägt. Für Eigentumswohnungen in bester Lage sind Käufer bereit, 7500 bis 8000 Mark pro Quadratmeter zu zahlen - bei einer 100 Quadratmeter großen Wohnung ein Betrag, für den man im Umland eine Villa bauen könnte.

Die Zahlen gehen aus dem Immobilienbericht einer Maklergesellschaft hervor. Vor allem ältere und wohlhabende Menschen wählten Wiesbaden als Altersruhe- oder Zweitwohnsitz. Billiger wird's nur zehn Kilometer von der City entfernt: In Auringen gibt's neue Eigentumswohnungen für 4000 Mark je Quadratmeter. maf

Gastwirt auf Heimweg die Einnahmen geraubt

WIESBADEN. Reiche Beute machte ein Räuber in der Nacht zum Donnerstag am Sedanplatz: Der etwa 25 Jahre alte Mann entriß einem 53jährigen Wiesbadener Gastwirt eine Plastiktüte, in der sich außer einigen persönlichen Unterlagen noch die Tageseinahme befand - immerhin 12 000 Mark. Der Kneipier hatte sich zu Fuß auf den Heimweg gemacht und wollte gerade die Haustür aufschließen, als ihm der Unbekannte die Tragetasche entriß. Den Richtung Schwalbacher Straße flüchtenden Täter konnte der Wirt nicht verfolgen: Er ist gehbehindert.

Nach seiner Beschreibung ist der Dieb etwa 1,70 Meter groß und hat dunkle, gelockte und kragenlange Haare. Hinweise erbittet die Wiesbadener Polizei unter der Telefonnummer 0 6 11 / 345321. maf

Diebe fuhren reiche Beute mit Kleintransporter ab

KÖNIGSTEIN. Ein Kopierer, Telefax- Geräte, Computer, Telefone und Drucker im Wert von insgesamt etwa 28 000 Mark: Das ist die reiche Beute der unbekannten Täter, die im Laufe des vergangenen Wochenendes durch die Ladentür in ein Geschäft in der Frankfurter Straße einbrachen.

Die Polizei nimmt an, daß die Einbrecher zum Transport des Diebesguts einen Kleintransporter gebraucht haben, und fragt: "Wer hat den Ladevorgang beobachtet?" Hinweise erbittet die Kriminalpolizei Bad Homburg unter der Telefonnummer 0 61 72 / 12 00. ill

Aufrüstung

Kriegspropaganda, Großmanöver, unverhohlene Drohungen auf der einen Seite, nicht minder ernste auf der anderen. Die Lage in Korea hat sich weiter zugespitzt. Diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs sind die Truppen in Alarmbereitschaft. China und die USA haben in diesem Konflikt Schlüsselfunktionen inne. Wenn der greise Diktator Kim Il Sung überhaupt noch auf jemanden hört, dann sind es die Genossen in der chinesischen Führung. Die haben beschlossen, ihr Militär aufzustocken. Wichtiger wäre, daß sie ihrem ehemaligen Waffenbruder Kim Il Sung klarmachen, welch sinnloses Unterfangen ein Krieg wäre.

Peking kann kein Interesse daran haben, Nordkorea noch einmal, wie 1950, im Kampf gegen den Süden zu unterstützen. Die chinesischen Kommunisten haben inzwischen mit den Kapitalisten in Südkorea diplomatische Beziehungen aufgenommen und lukrative Geschäfte eingefädelt. Kim Il Sung kann sich nicht einmal darauf verlassen, daß China im UN- Sicherheitsrat Sanktionen gegen sein Land verhindern wird.

Die absolute Isolation des nordkoreanischen Regimes birgt eine große Gefahr. In die Enge getrieben, könnte der Diktator vor seiner sicheren Niederlage noch eine Katastrophe anrichten. Seoul und Tokio liegen in der Reichweite seiner (möglicherweise atombestückten) Raketen. Es gibt nur einen Weg aus dem Dilemma: Der mühsame Dialog zwischen Nord- und Südkorea muß wieder in Gang kommen. Hoffentlich sind sich die Regierenden in Washington und Peking ihrer Verantwortung bewußt. tst (Tokio)

Trotz Wahlschlappe: Werner Müller gibt nicht auf SPD-Politiker hält an seiner Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters von Dreieich fest

DREIEICH. "Die SPD zieht sich nicht in den Schmollwinkel zurück": Das war nach den Worten des Ersten Stadtrats Werner Müller der Tenor auf der ersten Mitgliederversammlung der SPD nach der für sie enttäuschenden Kommunalwahl. "Trotz alledem: Ich kandidiere", bekräftigte Müller seine und die Ambitionen seiner Partei, zu Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) eine personelle Alternative zu bieten.

Müller hatte nach eigenen Angaben vor der Versammlung in Gesprächen mit anderen Führungsköpfen der SPD seine Kandidatur in Frage gestellt. Auch wenn die Hauptursache für das schlechte Abschneiden bei der Wahl in Bonn liege, trage er als Spitzenkandidat für das Ergebnis eine Mitverantwortung, so seine Überlegung. Vorstand und Basis der Partei hätten ihn jedoch bestärkt weiterzumachen.

In anderer Hinsicht tut sich die SPD mit ihrer Wahlschlappe - sie sackte von 37,8 auf 30,2 Prozent - nach wie vor schwer. "Das Ergebnis ist für uns immer noch unerklärlich", so Müller. Das mache es schwierig, Konsequenzen zu ziehen.

Lokale Versäumnisse kann die Partei "trotz aller Bereitschaft zur Selbstkritik" nicht erkennen. Nach ihrer Analyse hatte sie ihre stärksten Verluste in Wahlbezirken, die von dem politischen Streit über die richtige Verkehrspolitik - Stichwort: Große Südumgehung - kaum berührt seien. Das sind der alte Ortskern von Sprendlingen westlich der Bundesstraße 3 (minus 16 Prozent) und die Siedlung rund um die Kinzig- und die Niddastraße in Dreieichenhain (minus 14 Prozent). Müller: "Die Mutmaßungen, woran es gelegen hat, gehen weit auseinander."

Einig sind sich die Sozialdemokraten, daß sie sich offensiv gegen Trend, gar nicht oder aus Protest Freie Wähler und rechte Parteien zu wählen, stellen wollen. Über das Wie soll weiter nachgedacht werden. dac

"Technikgeschichte in Weilburg an der Lahn"

Eine Ausstellung, die die "Technikgeschichte an der Lahn" zum Thema hat, ist jetzt im "Kleinen Kabinett" des Bergbau- und Stadtmuseums in Weilburg eröffnet worden. Sie zeigt unter anderem Pläne, Zeichnungen und Fotografien, aber auch Interpretationen, Wegrandbetrachtungen und Skizzen der beiden Diplomingenieure Klaus Reuter und Thomas Flauger.

Die Ausstellung in den Räumen des Weilburger Museums will versuchen, durch die Verknüpfung von Geschichte, Technik, Kunst und Ästhetik eine bewußtere Sichtweise der Dinge zu vermitteln. Die Ausstellung dauert noch bis zum Freitag, 26. März. Sie ist täglich von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. skb

Aufnahmen für TV-Serie auf Egelsbacher Flugplatz

EGELSBACH. Der Flugplatz in Egelsbach ist in der kommenden Woche Schauplatz von Dreharbeiten: Am Donnerstag, 25. März, nimmt dort eine Wiesbadener Produktionsfirma von 10.30 Uhr an Szenen für die von dem Privatsender Pro 7 ausgestrahlte Serie "Glückliche Reise" auf.

Wie der Betreiber, die Hessische Flugplatz GmbH mitteilte, steht neben anderen der ehemalige "Tatort"-Kommissar Volker Brandt vor der Kamera. Als Komparsen werden bei der Geschichte um eine Flugzeugcrew auch Mitglieder des hiesigen Tanzsportclubs mitwirken.

Wegen permament schlechten Wetters im Grand Canyon mußten die Filmaufnahmen vom Originalschauplatz in den USA nach Egelsbach verlegt werden. leo

Vereinsleben

Kultur- und Geselligkeitsverein Nordweststadt: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Freitag, 19. März, 20 Uhr, im Gemeindesaal St. Matthias, Thomas-Mann-Straße 6. AuchNeuwahlen stehen im Programm. nd/11

Karnevalverein "Die Bodentrampler": Jahreshauptversammlung am Freitag, 19. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10. nd/11

Sängervereinigung 1873/89 Nieder-Erlenbach: Der Männerchor probt am Freitag, 19. März, 20.15 Uhr, im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10. nd/11

Kleingärtnerverein "Miquel" Frankfurt: Mitgliedertreffen zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 20. März, 16 Uhr, im Vereinshaus der Kleingartenanlage im Fliederweg 11. Auf der Tagesordnung stehen auch Ehrungen. nd/11

Namen + Notizen

WILFRIED ERNST wurde vom Hessischen Kultusministerium zum stellvertretenden Leiter der Prälat- Diehl-Schule in Groß-Gerau ernannt. Ernst hatte schon zuvor einen Teil der Tätigkeiten des stellvertretenden Rektors ausgebüt. Leiter der größten allgemeinbildenden Schule im Kreis Groß-Gerau bleibt Dr. Hartfrid Krause. lis

URSULA KUPPERT bleibt Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Mörfelden-Walldorfer Parlament. Zu ihrem Stellvertreter wählte die Fraktion Jörg Blöcher. Fraktionsgeschäftsführerin ist Andrea Winkler. wal

HANS-JÜRGEN GÖTTMANN rückt für Manfred Hohl in die neugewählte SPD-Fraktion der Groß-Gerauer Stadtverordnetenversammlung nach. Hohl, amtierender Bürgermeister in der Kreisstadt, hat seinen Verzicht auf das Stadtverordnetenmandat erklärt. wal

Kartmann: "Wir müssen unterscheiden zwischen den Gewählten und denen, die sie gewählt haben"

UBG setzt nach verlorener Wahl weiter auf Hansen

KRONBERG. Martina Hansen bleibt die Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Bürgergemeinschaft in Kronberg (UBG). Als ihre Stellvertreter wurden bei der ersten Fraktionssitzung nach der Wahl Ulrich Brandt und Erich Geisel gewählt. Als ehrenamtliches Magistratsmitglied wurde wieder Heinfried Schneider nominiert.

Nach der verlorenen Kommunalwahl (die UBG rutschte von 17,8 auf 13,2 Prozent) und dem Verlust der Mehrheit für SPD, UBG und Grüne kündigte Brandt eine "konstruktive Oppositionsarbeit" an. mak

Die Berge Sloweniens" HANAU. "Die Berge Sloweniens, ein Paradies für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer" lautet der Titel eines Diavortrags am Dienstag, 23. März, 20 Uhr in der Hanauer Stadthalle.

Telekom will Sendeturm trotz allem weiterbauen VGH: Bürgerwiderspruch hat aufschiebende Wirkung / BI kündigt "Krieg" gegen Anlage an

HOFHEIM. Der Streit um den Sendemast der Telekom an der Wallauer Ländcheshalle geht in eine neue Runde. Am Montag war ein Beschluß des hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) in Kassel bekannt geworden, demzufolge Bürgerwidersprüche gegen den Bau derartiger Sendeanlagen eine aufschiebende Wirkung haben. Nachdem diese Entscheidung gefallen ist, geht die Telekom erneut in die Offensive. Die Post-Tochter kündigte gestern an, jetzt beim Regierungspräsidium in Darmstadt im Sofortvollzug den Weiterbau der Mobilfunksender zu beantragen. Betroffen ist davon nicht nur die Wallauer Anlage, sondern auch der Sendemast in Lorch im Rheingau, um den es in der Kasseler Entscheidung ging.

Die obersten hessischen Verwaltungsrichter hatten nach monatelangen Beratungen geurteilt, daß es sich bei den Bauanträgen um Verwaltungsverfahren handele und der Widerspruch eines Anliegers gegen den Bau daher aufschiebende Wirkung habe. Über die mögliche Gefährdung der Bürger durch solche Anlagen wurde allerdings nicht entschieden. Aber, so Sprecher Hans-Joachim Höllein, das Gericht sei bei seinem Urteil davon ausgegangen, daß eine "mögliche Gefährdung in erheblichem Umfang nicht auszuschließen ist".

Indiz für die Bedeutung der Entscheidung, so sagte Höllein, sei auch die Verfahrensdauer: "Die Richter haben es sich nicht leicht gemacht." Wegen der generell nicht auszuschließenden Gesundheitsgefährdung hält der Sprecher Anträge auf Weiterbau vorerst für wenig erfolgversprechend.

Wie gefährlich die Mobilfunksender wirklich sind, darüber wird jetzt das Wiesbadener Verwaltungsgericht entscheiden müssen. Die nächsten Instanzen sind dann wieder der VGH und dann das Bundesverwaltungsgericht, erklärte Höllein. Die Verfahren, glaubt er, werden Jahre dauern. Zahlreiche Gutachten belegten sowohl die Gesundheitsgefahren wie auch das genaue Gegenteil.

Ulrich Moebus, Anwalt der Wallauer Bürgerinitiative, zeigte sich überrascht, daß die Telekom so schnell wieder in den Ring steigt, "obwohl die in Kassel doch mit Pauken und Trompeten durchgefallen ist". Aber: "Wenn die Krieg wollen, sollen sie Krieg bekommen." Die Wallauer seien wild entschlossen, sich gegen den Sender zu wehren. "Es geht doch nicht an, daß wir von allen Seiten zugemacht werden, jetzt sogar noch von oben." Betroffen ist Berthold Kunz von der Wallauer BI, weil die Telekom weiterbauen will, obwohl auch Kassel entschieden hat, daß die Sender gefährlich sein könnten. "Solange nicht ausgeschlossen werden kann, daß ich gefährdet bin, mache ich weiter!" DIRK ALTBÜRGER

Stille um den schweigenden Börs Dünte weiter solo / Riebel erwägt Einsatz von Staatskommissar

KRIFTEL. Banges Warten und Schweigen: Seit der Kommunalwahl sind die Verteidiger des seit 29. Oktober in Untersuchungshaft sitzenden Kommunalpolitikers Hans-Werner Börs (CDU) und die Staatsanwälte verstummt. Nach dem Rummel vor der Wahl - der inhaftierte und suspendierte Bürgermeister als CDU-Spitzenkandidat erregte Aufsehen - arbeiten beide Seiten in der Stille. Und auch Börs schweigt. Ob Betrug, Bestechlichkeit, versuchte Erpressung: Seit der fünften staatsanwaltschaftlichen und drei haftrichterlichen Vernehmungen verweigert er zu allen Vorwürfen die Aussage.

Wie geht es weiter mit dem 65jährigen, und wie geht es weiter im Rat- und Bürgerhaus, wo seit nunmehr fünf Monaten auf einen "fleißigen Schaffer" verzichtet werden muß, wie Erster Beigeordneter Paul Dünte (CDU) Börs gerne nennt?

Fest steht: Sitzt ein Beschuldigter sechs Monate in U-Haft, gibt es einen obligatorischen Haftprüfungstermin. Dem Oberlandesgericht Frankfurt müssen bis 29. April die Akten zu Börs vorliegen - "bis es entscheidet, kann es eine Weile dauern", sagt Staatsanwaltschafts-Sprecher Hubert Harth. Abgesehen davon seien die Ermittler vorrangig mit dem Komplex der Hofheimer Elektrofirma Ring beschäftigt, die Börs mit Sachleistungen und Bargeld bestochen haben soll.

Was die Krifteler Verwaltung anbelangt, ist ebenfalls keine schnelle Lösung in Sicht. Nach Darstellung von Landrat Jochen Riebel (CDU) haben ihm bisher weder Vize-Rathauschef Dünte noch der Regierungspräsident Druck gemacht: "Ich beobachte Kriftel verschärft und halte Kontakt." Es sei schwierig zu entscheiden, ob eine Gemeinde sechs oder acht Monate ohne Bürgermeister auskomme.

In "nicht allzuferner Zukunft" will Riebel handeln. Er kann einen Staatskommissar einsetzen, bis ein neuer Krifteler Bürgermeister - erstmals direkt - gewählt ist. Börs ist eigentlich bis 31. August 1994 im Amt. Zweite Möglichkeit: Das Parlament wählt ihn ab und macht den Weg zur Direktwahl dadurch frei. Aber die CDU als stärkste Fraktion hat bereits signalisiert: ohne uns.

Der "alleingelassene" Dünte sieht keinen Anlaß zur Eile: "Natürlich wird das hier kein Dauerzustand bleiben. Entweder Herr Börs kommt zurück - oder wir kriegen einen neuen Bürgermeister." pms

Becker: "Ich habe das Riesenproblem, daß ich im Augenblick überhaupt keine Zeit zum Nachdenken habe"

Noch zwei freie Plätze beim "Osterferienspaß"

KRONBERG. Noch zwei freie Plätze hat die Stadt für den "Osterferienspaß" vom 19. bis zum 23. April im Jugendzentrum Oberhöchstadt. Für die Acht- bis Zwölfjährigen stehen täglich von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr Spielen, Basteln und Ausflüge auf dem Programm.

Die Teilnahme kostet 75 Mark einschließlich "Essen auf Rädern". Anmeldung bei der Jugendpflege im Rathaus, Telefon 0 61 73 / 703 - 241. ill

"Organspende - ein Akt der Nächstenliebe?" fragt die evangelische Philippusgemeinde (Riederwald) in einer Diskussionsreihe, die am kommenden Dienstag, 23. März, 19.30 Uhr, im Gemeindezentrum (Raiffeisenstraße 70-72) fortgesetzt wird. Erörtert werden die mit dem kommerziellen Organhandel verbundenen Risiken. ck/11

Kleine FR

Dias von pakistanischen Bergvölkern NEU-ISENBURG. Was Horst Liebelt während einer Expedition zu den Bergvölkern in Pakistan erlebt hat, können alle Interessierten am Freitag, 19. März, 19.30 Uhr,in Wort und Bild in der Hugenottenhalle erfahren. Frühlingsball der Sänger EGELSBACH. Zum Frühlingsball lädt die Egelsbacher Sängervereinigung für Samstag, 20. März, alle Mitglieder, aber auch Vereinsfremde ein. Von 20 Uhr an wird im Eigenheim-Saalbau die "Jürgen Gottschalk-Band" für die notwendige Tanzstimmung sorgen. Karten können unter Tel. 0 61 03 / 42 353 bestellt werden.

Oberste Geflügelzüchter gesucht NEU-ISENBURG. Welcher Vorstand künftig die Geschicke des Geflügelzuchtvereins lenken wird, soll sich am Samstag, 20. März, in der Jahreshauptversammlung entscheiden. Beginn: 19 Uhr, Gaststätte Stahl am Marktplatz 1.

Sven und die Zeitmaschine NEU-ISENBURG. Was ein kleiner Junge namens Sven mit einer Zeitmaschine erlebt, erzählt der Film "Valby - Das Geheimnis im Moor" den das kommunale Kino am Samstag, 20. März, um 16 Uhr in der Hugenottenhalle vorführt. Das 1989 in Dänemark gedrehte Werk ist geeignet für Kinder ab sechs Jahren. Meisterschaft der Oldie-Ringer NEU-ISENBURG. Der Kraftsportverein richtet 1993 die Deutschen Ringermeisterschaften für Senioren im Alter zwischen 35 und 55 Jahren aus. Schauplatz der Wettkämpfe, die am Samstag, 20. März, um 15.30 Uhr beginnen, ist die Brüder-Grimm-Schule an der Waldstraße.

"Patio" wird 30 Jahre alt NEU-ISENBURG. Mit Musik und Lesungen, vor allem aber mit Bildern wird in der Galerie Patio, Waldstraße 115, am Sonntag, 21. März, von 12 bis 22 Uhr das 30jährige Bestehen gefeiert. Die Gemälde von Horst Baerenz, Mario Barahona, Dieter Wetzk, Walter Kroe, Klaus Münchschwander und Walter Zimbrich sind nur an diesem Tag zu sehen. Kinderfreizeit an Ostern DREIEICH. Die evangelisch-methodistische Kirche lädt Kinder im Alter zwischen acht und 13 Jahren unter dem Stichwort "Brückenbauen" zu einer Freizeit vom 19. bis 22. April in Ilsfeld bei Heilbronn ein. Sie kostet 85 Mark, für das zweite Kind 60 Mark. Infos: Pastorin Rosemarie Wenner, Telefon 7 15 80. Alte Fotos und Zeitungen gesucht DREIEICH. Die Arbeitsgemeinschaft, die zum Jubiläum "275 Jahre Haaner Kerb" eine Ausstellung vorbereitet, bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Gebraucht werden noch alte Fotografien und Zeitungsberichte, außerdem ein Dreschflegel und ein Grammophon. Wer helfen kann, soll sich an Gernot Schmidt, Telefon 8 42 18, oder Roger Heil (Tel. 8 43 03) wenden. Frühlingsbasar der Seniorinnen DREIEICH. Bei einem Frühlingsbasar bieten Seniorinnen Handarbeiten wie Osterdecken, Schürzen und Pullover an: am Samstag, 20. März, 14 Uhr, in der Altenbegegnungsstätte Zeppelinstraße 15. Kunst-Tour nach Düsseldorf DREIEICH. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ist das Ziel eines Ausflugs der Volkshochschule am Samstag, 20. März. Am Sonntag wird gespielt LANGEN. Zahlreiche Brett- und Gesellschaftsspiele warten auf die Kinder am Sonntag, 21. März, 14 Uhr bis 17 Uhr, im Spielhaus am verlängerten Heegweg. Wer will, kann sein Lieblingsspiel mitbringen. Anmeldung im Rathaus, Telefon 29 32 12. Exkursion in den Stadtwald NEU-ISENBURG. Wer sich unter fachkundiger Leitung die Frühjahrsblüher im Frankfurter Stadtwald ansehen möchte, sollte am Sonntag, 21. März, um 10 Uhr an der Isenburger Endstation der Straßenbahnhaltestelle sein. Dort ist der Treffpunkt für eine Exkursion, die von der Stadt gemeinsam mit dem Biologen- Verband veranstaltet wird.

Streifzug durch das Kunsthandwerk in Mainz

Am Sonntag, 21. März, findet im Kurfürstlichen Schloß in Mainz ein Kunst- und Handwerkermarkt statt. Mehr als 80 Aussteller wollen dort einen ausgewogenen Querschnitt durch das gesamte Spektrum des Kunsthandwerks zeigen. Alle dort gezeigten Produkte können auch gekauft werden, darüber hinaus wird an vielen Ständen die Herstellung anschaulich demonstriert. Die Ausstellung ist durchgehend von 11 bis 18 Uhr geöffnet. skb

Video-Tage "Schau mir in die Augen, Kleiner"

MAIN-TAUNUS-KREIS. Welche Mädchen ab 14 Jahren haben Lust, ihre Träume und Wünsche auf Videofilm zu bannen? Für 10. bis 23. April lädt die Kreisjugendpflege zum Film-Seminar nach Butzbach im Wetteraukreis ein. Im und um das Jugendgästehaus sollen eine Geschichte entwickelt, Drehorte gesucht, Töne und Bilder geschnitten werden - und wird natürlich auch Regie geführt.

Für 100 Mark sind Mädchen dabei. Anmeldung bis 19. März bei Christine Ludwig vom Kreisjugendamt unter Telefon 0 61 92 / 201-571. Titel der Video-Tage: "Schau mir in die Augen, Kleiner." pms

Fast ein Drittel der Fraktion im Vorstand Bei CDU und SPD in Frankfurt stehen Wahlen an

Mit der Wiederwahl des Stadtverordneten Günter Dürr zum Fraktionsvorsitzenden der Rathaus-SPD sollen heute die Personalentscheidungen bei den Frankfurter Parteien fortgesetzt werden. In der vergangenen Woche schon war überraschend der frühere Schuldezerenent Bernhard Mihm zum neuen Chef der CDU-Römerfraktion gewählt worden.

Bei den Grünen löste Martina Schmiedhofer den bisherigen Fraktionsvorsitzenden Uli Baier ab. Führende Sozialdemokraten ließen keine Zweifel daran, daß die von 40 auf 33 Stadtverordnete geschrumpfte Fraktion erneut für Dürr votieren wird, der vom früheren SPD- Oberbürgermeister Volker Hauff noch als "Sicherheitsrisiko" eingestuft worden war. Für die Stellvertreterpositionen sind Isa Peterson und Klaus Sturmfels nominiert, die diese Plätze ebenfalls schon bisher einnahmen. Neu in den Fraktionsvorstand sollen Peter Feldmann und Dieter Bürger rücken. Sie werden Helmut Grohmann und Reinhard Wegener ablösen, die der neuen Stadtverordnetenversammlung nicht mehr angehören. Weil der Vorstand auch weiterhin neun Mitglieder haben soll, wird fast ein Drittel der Fraktion im Führungsgremium sitzen.

Während des Jahresparteitages der Frankfurter SPD Anfang Mai wird sich der Landtagsabgeordnete Sieghard Pawlik um seine Wiederwahl bewerben. In der SPD wird bisher nicht damit gerechnet, daß die verheerende Wahlniederlage im Mai noch einmal zu öffentlich ausgetragenen Parteiquerelen führen wird, obwohl von den Vorstandsmitgliedern Helga Dierichs und Diether Dehm scharfe Kritik an Pawliks Wahlanalyse geäußert worden war. Der Vorsitzende hatte trotz der hohen Verluste von über acht Prozent kaum Fehler bei der Frankfurter SPD erkennen können und die Bonner Genossen für das Wahldebakel verantwortlich gemacht.

Noch vor der Sommerpause will der CDU-Kreisverband über die Nachfolge der bisherigen Vorsitzenden Petra Roth entscheiden. Die frühere "OB-Kandidatin" (CDU-Werbung) soll Stadtverordnetenvorsteherin werden, nachdem die Union im Römer wieder stärkste Partei ist. Als Nachfolger ist auch Kreisgeschäftsführer Heinz Daum im Gespräch, der die Frankfurter CDU schon einmal führte, das Amt aber 1989 aufgeben mußte, weil er dem früheren Ministerpräsident Walter Wallmann Mitschuld an der Wahlniederlage zugewiesen hatte.

Nachdem mit Mihm schon ein Rechter aus der alten Parteigarde die Führung der Rathaus-Union übernommen hat, würde die Rückkehr Daums an die Spitze des Kreisverbandes nach Äußerungen von CDU-Politikern auch in der eigenen Partei als Niederlage und Demontage von Petra Roth verstanden, die eine "Erneuerung" der Frankfurter CDU versprochen hatte. cg

Bei Katastrophen sind Schulen auf sich gestellt Hoechst-Unfall: Eltern fragen nach Schutz

MAIN-TAUNUS-KREIS. Explosion im Mowiol-Werk der Hoechst AG, eine Methanolwolke treibt auf Hofheim zu. Die Warnmeldungen, im Viertelstundentakt über den Äther geschickt, sorgten am Montag nicht nur bei Bürgern, sondern vor allem in den Schulen für Konfusion. Eltern, die die Meldung im Radio gehört hatten, alarmierten die Schulsekretariate. Genaueres erfuhren die jedoch weder vom Schulamt noch im Kreishaus. Und niemand sagte ihnen, was zu tun sei.

So ließen die Schulleitungen vorsorglich Fenster und Türen schließen. "Wir wußten ja nicht, ob die Wolke nun gefährlich ist oder nicht." Heinz Blankenberg, Direktor der Hofheimer Brühlwiesenschule, ließ ebenso wie sein Kollege der Sulzbacher Cretzschmar-Grundschule die Schüler nicht auf den Pausenhof. Andere wiederum vertrauten wie Schulamtsleiter Ulrich Faust auf entwarnende Radiomeldungen. Einige Schulen erfuhren sogar erst von der Sache, als alles vorüber war. Grund für Michael Buren, Elternbeirat in der Sulzbacher Cretzschmarschule, nach Schutzplänen für Schulen zu fragen.

Schulamtsleiter Faust muß passen, nicht seine Behörde sei dafür zuständig, sondern der Kreis. Dort müsse auch er sich informieren und notfalls Telefonketten zwischen den Schulen organisieren. Auch Rektor Heinz Blankenberg weiß weder von Katastrophenplänen noch von verbindlichen Informationsstellen: "In solchen Fällen müssen die Schulleitungen selbst entscheiden." Was nicht immer leicht ist, denn während der Unterrichtszeit sind Lehrer auf Informationen von außen angewiesen. Auch Blankenberg war zur Zeit des Unfalls im Unterricht, und ohne die Anrufe von Eltern hätte das Kollegium wohl nichts von der potentiellen Gefahr erfahren. "Wir haben uns gleich ein Radio besorgt und versucht, bei der Polizei und sachverständigen Eltern Informationen zu bekommen."

Dem Vater Michael Buren ist das zu unsicher: Wenn nicht einmal der Informationsfluß funktioniere, wie sollten Lehrer dann gewissenhaft entscheiden können? "Geschockt" hat ihn vor allem, daß nach der Entwarnung noch eine zweite Wolke mit Methanol und dem krebserregenden Vinylacetat entwichen sei, "vor der im Radio überhaupt nicht gewarnt wurde und über deren Gefährlichkeit am Montag niemand Bescheid wußte". So hätten die Kinder in gutem Glauben wieder draußen spielen dürfen.

Den unbefriedigenden Zustand räumt auch Blankenberg ein, er würde deshalb begrüßen, zumindest bei einer Schulleiterdienstversammlung das Thema Katastrophenschutz zu diskutieren. Landrat Jochen Riebel (CDU), als "Kopf" des Katastrophenschutzes im Kreis, hat einen Plan. Dabei gilt der Grundsatz: Informieren muß die Verwaltung, in deren Hoheitsgebiet sich der Vorfall ereignet hat. Im Falle Hoechst der Oberbürgermeister von Frankfurt. Von dem sei am Morgen auch die Nachricht per Fax gekommen, mit der Empfehlung Meßtrupps loszuschicken. Was auch geschehen sei, sagt Riebel. Für den Fall, daß tatsächlich Gefahr für die Bevölkerung droht, muß der Landrat Katastrophenalarm auslösen und die rund 300 ehrenamtlichen Katastrophenschützer im Kreis zusammentrommeln. Gleichzeitig würden Lautsprecherwagen durch den Kreis gejagt, Meldungen über Rundfunk durchgegeben, die hauseigene Druckerei zur Flugblatt- Produktion beordert und Infotelefone im Kreishaus besetzt. Darüber hinaus hat der Landrat Zugriff auf "alle erforderlichen" Hilfsmittel: Er kann Fuhrunternehmen verpflichten, Busse bereitzustellen und Kliniken in der ganzen Region, Geschädigte aufzunehmen. Es gebe einige mit öffentlichen Mitteln zu Schutzräumen umgebaute Privatkeller, die im Notfall für Bürger geöffnet würden. ana

Immer noch Raser, aber die Vernunft wächst

Bei den Radarmessungen in der ersten Märzhälfte hat die städtische Verkehrsüberwachung zwei Autofahrer erwischt, die auf Bornheimer und Oberräder Straßen anstatt der vorgeschriebenen 40 mit mehr als 80 Stundenkilometern unterwegs waren. Die Raser wurden in der Dortelweiler Straße und in der Offenbacher Landstraße geblitzt, als die Tachonadeln auf 89 und 81 km/h zeigten.

Das Meßergebnis in der Dortelweiler Straße war jedoch ein "Ausreißer", denn im allgemeinen waren die Kontrolleure dort mit der Fahrdisziplin zufrieden. Von den 2207 gemessenen Autos wurden nur rund zehn Prozent beanstandet. Deutlich darüber lag die Ahndungsquote in Oberrad, wo sich beinahe jeder vierte Autofahrer Verwarnungs- oder Bußgelder einhandelte.

Wenig Tempodisziplin auch in der Frankenallee. Mehr als 26 Prozent der kontrollierten 1263 Fahrzeuge waren zu schnell. Tempo 30 wird auch im Sachsenhäuser Landwehrweg noch immer von einer beachtlichen Minderheit nicht akzeptiert. Diesmal mißachtete beinahe jeder dritte Autofahrer die vorgeschriebene Geschwindigkeit.

Eine positive Entwicklung registrierten die Verkehrsüberwacher in der Homburger Landstraße. Bei der vorletzten Messung im Februar fuhr noch jeder fünfte zu schnell. Diesmal sank der Anteil auf 13 Prozent. Ähnlich sieht der Vergleich im südlichen Oeder Weg aus, wo sich die Beanstandungsquote von 40,9 auf 22,2 Prozent reduziert hat. habe

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL KORAC-POKAL der Männer, 2. Finale: Philips Mailand - Virtus Rom 106:91 (1. Finale 95:90, Mailand Pokalsieger).

BUNDESLIGA der Männer, Play-off-Viertelfinale (best of three), 1. Spieltag: TTL Basketball Bamberg - SG Braunschweig 95:74 (38:32) TSV Bayer 04 Leverkusen - MTV Gießen 116:82 (55:38) ALBA Berlin - BG Stuttgart- Ludwigsburg 64:65 (33:36) SSV Ulm - BG Bramsche/Osnabrück 86:76 (38:35). FUSSBALL EUROPAPOKAL der Pokalsieger, Viertelfinal-Rückspiel: Atletico Madrid - Olympiakos Piräus 3:1 (Hinspiel 1:1, Madrid im Halbfinale). HANDBALL WELTMEISTERSCHAFT in Schweden, Spiel um Platz 7: "Team CSFR" - Island 22:21 (8:11). JUDO DM in Hamm, 1. Tag: Frauen: Halbschwergewicht (72 kg): Finale: Gißelmann (Holten) - Möller (Berlin) Ippon.

Schwergewicht (+72 kg): Finale: Hagn (Beuerberg) - Kutz (Braunschweig) Wazaari. Männer: Halbschwergewicht (95 kg): Finale: Knorrek (Hannover) - Hax (Wolfsburg) kampflos.

Schwergewicht (+95 kg): Finale: Möller (Berlin) - Stöhr (Abensberg) Kampfrichterentscheid.SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Männer in Lillehammer: 1. Duvillard (Frankreich) 1:42,32 Minuten, 2. Perathoner (Italien) 1:42,68, 3. Skaardal (Norwegen) 1:42,72, 4. Rzehak (Österreich) 1:42,74, 5. Kernen (Schweiz) 1:42,96, ... 21. Wasmeier (Schliersee) 1:43,81.

WELTCUP-SLALOM der Frauen in Vemdalen/Schweden: 1. Schneider (Schweiz) 1:43,36 Minuten, 2. Chauvet (Frankreich) 1:43,69, 3. Coberger (Neuseeland) 1:44,01, 4. Hrovat (Slowenien) 1:44,03, 5. Wachter (Österreich) 1:44,26 ..., 10. Vogt (Starnberg) 1:44,82. SKI NORDISCH WELTCUP-FINALE in Strbske Pleso, 15 km der Männer (klassisch): 1. Dählie (Norwegen) 41:35,0 Minuten, 2. Albarello (Italien) 41:57,5, 3. Fauner (Italien) 42:02,1, 4. Skjeldal (Norwegen) 42:12,5, 5. De Zolt (Italien) 42:12,6,... 37. Mühlegg (Marktoberdorf) 44:20.9, .. 49. Behle (Willingen) 45:00,8, ... 51. Schlickenrieder (Schliersee) 45:07,9, ... 55. Kuss (Brend) 45:16,6, ... 69. Rein (Altenau) 46:40,7.

Endstand im Gesamt-Weltcup: 1. Dählie 696 Punkte, 2. Smirnow 649, 3. Ulvang (Norwegen) 576, 4. Mogren 488, 5. Albarello 351, 6. Fauner 308, ... 19. Mühlegg 149, ... 24. Behle 120.

WELTCUP-FINALE in Strbske Pleso, 10 km der Frauen (klassisch): 1. Wjalbe (Rußland) 29:21,7 Minuten, 2. Jegorowa (Rußland) 29:37,9, 3. Di Centa (Italien) 30:00,7, 4. Rolig (Finnland) 30:01,7, 5. Kirvesniemi (Finnland) 30:15,0, ... 46. Wille (Maierhöfen) 33:34,6, ... 47. Wezel (Oberwiesenthal) 33:40,6.

Endstand im Gesamt-Weltcup: 1. Jegorowa 760 Punkte, 2. Wjalbe 710, 3. Belmondo 596, 4. Lazutina 519, 5. Di Centa 511, 6. Dybendahl 396, 7. Neumanova (Tschechische Republik) 356. TENNIS TURNIER in Key Biscayne/Florida (2,55 Millionen Dollar): Männer, Einzel, Achtelfinale: Ondruska (Südafrika) - Stich (Elmshorn/Nr. 9) 7:6 (7:3), 6:3, Woodforde (Australien) - Courier (USA/Nr. 1) 6:3, 2:6, 6:2, Washington (USA/ Nr. 14) - Kulti (Schweden) 7:5, 7:6 (7:3), Patrick McEnroe (USA) - Rosset (Schweiz) 4:6, 7:6 (7:2), 6:0, Korda (Tschechische Republik/Nr. 5) - Raoux (Frankreich) 6:4, 6:4, Edberg (Schweden/Nr. 3) - Forget (Frankreich/Nr. 13) 6:2, 6:4, Krajicek (Niederlande/Nr. 10) - Agassi (USA/ Nr. 8) 6:2, 7:5, Sampras (USA/Nr. 2) - Medvedev (Ukraine) 6:7 (5:7), 6:3, 6:2. Im Viertelfinale: Woodforde - Ondruska, Washington - McEnroe, Korda - Edberg, Krajicek - Sampras.

Frauen, Einzel, Viertelfinale: Graf (Brühl/Nr. 1) - Tauziat (Frankreich/Nr. 8) 6:1, 6:0, Sanchez (Spanien/TV/Nr. 2) - Meskhi (Georgien) 7:5, 6:1, Sabatini (Argentinien/Nr. 3) - Novotna (Tschechische Republik/ Nr. 6) 6:2, 6:3, Date (Japan/Nr. 16) - Mary Joe Fernandez (USA/ Nr. 5) 7:6 (7:4), 6:3 (damit im Halbfinale: Graf - Sabatini, Sanchez - Date).

TURNIER der Männer in Casablanca (200 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Schaller (Österreich) - Strelba (Tschechische Republik) 6:7 (5:7), 7:6 (7:2), 6:0; Perez-Roldan (Argentinien) - Bera(Spanien) 7:6 (7:3), 7:6 (7:2); El-Aynaoui (Marokko) - Wuyts (Belgien) 6:3, 6:1; Skoff (Österreich) - Davin (Argentinien) 7:6 (7:1), 6:4. TISCHTENNIS ETTU-CUP der Frauen, Viertelfinale: Postas SE Budapest - FC Bayer Uerdingen 4:2 (damit Uerdingen ausgeschieden). VOLLEYBALL BUNDESLIGA der Frauen, Nachholspiel vom 12. Spieltag: VC Schwerte - TSG Tübingen 3:2 (15:12, 10:15, 15:10, 12:15, 16:14).

"Forum Älterwerden" lädt zur Diskussion

"Das Berufsleben geht zu Ende, die Kinder sind aus dem Haus. Was nun?" Zu diesem Thema und über "Angebote für ein gesellschaftliches Engagement älterer Bürger und Bürgerinnen in Frankfurt" veranstaltet das Institut für Sozialarbeit innerhalb der Reihe "Forum Älterwerden" am Donnerstag, 18. März, 17.30 Uhr, in der Oberlindau 20 (Treffpunkt im Rothschildpark) eine öffentliche Diskussion.

Auf dem Podium sitzen Ingo Staymann, Leiter des Sozialamtes, Eva-Maria Ulmer, Internistin; Doris Appel vom "Büro Aktiv" (Seniorenbüro); Henriette Foucal und Alfred Dönges (beide sind ehrenamtlich engagiert) sowie Frank Thomas (Institut für sozialwissenschaftliche Analysen, Köln). -vau

Goethes Frankfurter und Weimarer Wirkung

Walter Weisbecker, "Freund Frankfurts" und Veranstalter erfolgreicher Matineen, hält vor den "Freunden Frankfurts" am 28. März um 11 Uhr im Dominikanerkloster einen Vortrag, der sein Buch "Goethe zwischen Frankfurt und Weimar" zum Gegenstand hat. E - s

Namen+Notizen

MIROSLAV STIBORA und ROLF SCHÄFER haben jeweils 50mal Blut gespendet und sind dafür vom DRK Ober-Mörlen mit der Blutspenderehrennadel ausgezeichnet worden.

HORST GEIPEL, Vorsitzender der Europa-Union Wetterau, soll das Europa-Kreiskomitee - ein Zusammenschluß aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte zur Vorbereitung der Neuwahl des Europa-Parlamentes in Straßburg - leiten. Das Komitee soll am Europa-Tag, dem 5. Mai, gebildet werden.

REINHARD WALTER heißt der neue Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Mörlen. Ihn vertreten wird fortan WERNER BRAUN. Während der Jahreshauptversammlung der Nieder-Mörler Floriansjünger wurde auch der Vorstand des Vereins der Freiwilligen Feuerwehr neu gewählt, deren Vorsitzender GOTTFRIED LANGSTROF bleibt. In den Vorstand wurden außerdem noch JOACHIM BIRKENSTOCK, HELMUT KAHLERT, MATTHIAS HEIL, JOSEF SCHÄTZLE, BERNHARD JUNG, HORST RISCH, ANDREAS HEIL, KURT KÖNIG und EMIL GNIZA gewählt.

HELMUT HAEHNEL ist neuer Vorsitzender des Friedberger Altenclubs in der Arbeiterwohlfahrt. Er löste FRITZ SCHAD auf diesem Posten ab, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierte. Als Zweite Vorsitzende fungiert GERTI RAUSCH. Die Altentagesstätte in der Bismarckstraße 24 ist für Interessierte unter Tel. 0 60 31 / 57 24 erreichbar.

Jesse Jackson festgenommen

NEW YORK, 16. März (AFP). Der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson ist am Montag in New York festgenommen worden, weil er an einer Solidaritätsdemonstration für HIV-infizierte Haitianer teilnahm, die auf dem US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba in Quarantäne leben. Jackson hatte sich gemeinsam mit 40 anderen Demonstranten zu einer Sitzblockade auf der Fifth Avenue niedergelassen. "Wir wollen, daß der Präsident den Weg einschlägt, den ihm die Moral gebietet", sagte Jackson bei seiner Festnahme. Nach Angaben der Polizei droht den Festgenommenen eine Anklage wegen Störung der öffentlichen Ordnung. 213 HIV-infizierte Haitianer leben seit mehr als einem Jahr auf Guantanamo und dürfen wegen ihrer Infizierung nicht in die USA einreisen.

RUND 4500 KURDISCHE Frauen und Kinder haben Polizeiangaben zufolge am Dienstag in Bonn gegen die blutige Unterdrückung ihres Volkes in der Türkei demonstriert. Die Demonstranten gedachten eines Massakers des türkischen Militärs an der Bevölkerung der kurdischen Stadt Cizre vor genau einem Jahr. Die Soldaten hatten über 100 Zivilisten, darunter zahlreiche Frauen und Kinder, ermordet, während diese das kurdische Neujahrsfest feierten. Befürchtungen, daß sich ähnliches dieses Jahr wiederholen könnte, ließen die kurdischen Frauen und Kinder in Bonn auf die Straße gehen. 'Stoppt die Massaker der türkischen Regierung in Kurdistan am Neujahrsfest 1993', riefen die Demonstranten in Chören. Sie kritisierten auch deutsche Waffenlieferungen an die Türkei. 'Kurdische Frauen und Kinder werden mit deutschen Waffen ermordet' stand auf einigen Transparenten. Die Kurden beklagten, die weltweite Öffentlichkeit ignoriere brutale Vergewaltigungen von kurdischen Frauen durch türkische Sicherheitskräfte.

(zam/Bild: AP)

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Leitartikel EG-Verkehrspolitik - wohin? Seite 3

Bremen Ampelkoalition gerettet Seite 4

Feuilleton Zweimal "Siegfried" Seite 8

Dokumentation Preis für tote Journalisten Seite 11

Medienrundschau SWF-Chef Hilf geht in Pension Seite 12

Wirtschaft Faber-Lotto wehrt sich Seite 14

Kulturspiegel Kunstverein vor Neueröffnung Seite 24

Hessen ABM-Kürzungen und die Folgen Seite 26

Aus aller Welt Zahl der Drogentoten sank Seite 34

Fernsehen und Funk Seiten 9+10

Freie Aussprache Seite 14

Börse Seite 16

Roman Seite 24

Filmspiegel Seite 28

Das Fernsehprogramm Südwest drei bringt am 2. April um 21.15 Uhr unter dem Titel "Willibald Hilf - ein Intendant geht" ein Porträt des scheidenden Intendanten von Thomas Reimer.

Gericht: Altreifen sind Abfall Rechtsstreit zwischen dem Kreis und einer Firma entschieden

KREIS GROSS-GERAU. In dem seit 1988 andauernden Streit zwischen dem Kreis Groß-Gerau und einer Riedstädter Firma, die ein Altreifenlager betreibt, gibt es seit gestern den letztinstanzlichen Beschluß. Der vierte Senat des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) entschied, daß es sich bei Altreifen um Abfall und nicht um ein Wirtschaftsgut handelt: Altreifenlager seien eine ortsfeste Abfallentsorgungsanlage im Sinne des Abfallgesetzes.

Damit steht fest, daß im konkreten Fall die Aufsicht für das Reifenlager beim Regierungspräsidium liegt. Das hatte sich bislang dafür nicht zuständig gesehen und dies damit begründet, daß Altreifen ein Wirtschaftsgut seien und somit der Kreis Groß-Gerau verantwortlich sei.

Hintergrund des Streites: Die Bauaufsichtsbehörde des Kreises hatte in dem Altreifenlager Mängel beim Brandschutz erkannt und verfügt, daß die Firma keine weiteren Reifen einlagern darf. Die Firma hatte hiergegen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Darmstadt eingereicht, dem das Gericht im September 1992 stattgab. Der Kreis hatte daraufhin Beschwerde eingelegt.

Der VGH hat nun bestätigt, daß der Kreis keine baurechtlichen Anordnungen über die Nutzung und Räumung des Altreifenlagers auf dem Gelände der Firma in Riedstadt-Goddelau erlassen darf.

Mit dem Richterspruch dürfte es nach Darstellung der Kreispressestelle kaum Zweifel geben, wie ein gleichlautendes Verfahren gegen eine Reifenlagerfirma in Gernsheim ausgehen wird. Auf dem Gelände dieser Firma hatte es Ostern 1992 den größten Brand der Nachkriegsgeschichte im Kreis Groß-Gerau gegeben. Auch hier hatte der Kreis Mängel beim Brandschutz kritisiert. lis

Wir müssen sehen: Aus der Chemie werden wir nicht einfach aussteigen Joschka Fischer über Störfälle, Anforderungen an die "Sicherheitsphilosophie" und die Zukunft der chemischen Industrie in Deutschland

FR: Herr Fischer, ein Chemiestörfall nach dem anderen, pflichtgemäße Empörung bei den Politikern - können Sie eigentlich wirklich etwas ändern an der Sicherheitslage bei Hoechst?

Fischer: Von pflichtgemäßer Empörung kann keine Rede sein. Wir haben nach dem ersten Störfall ein umfangreiches Sicherheitserhöhungsprogramm aufgelegt. Externe Sachverständige sollen die Sicherheit der Störfallanlagen überprüfen, und nach den jüngsten Erfahrungen wird das Überprüfungskonzept zeitlich noch einmal beschleunigt werden müssen. Aber etwas Zeit braucht das schon. Wenn es allerdings weiter zu schweren Unfällen kommt, werden wir durch die Entwicklung überrannt.

FR: Grüne haben gegenüber der Großindustrie früher sehr viel radikaler reagiert, vielleicht erinnert die Forderung der Bundes-Grünen nach einer generellen Stillegung von Hoechst noch etwas daran. Trügt der Eindruck, daß Joschka Fischer die Chemieindustrie jetzt sehr viel sanfter anfaßt, als er mit der Atomindustrie umgeht?

Fischer: Der Eindruck trügt. Es geht mir nicht um die Rhetorik, sondern um die praktische Sicherheitserhöhung. Es geht nicht darum, die Chemie sanft anzupacken. Rechtlich besteht keine Möglichkeit, die Hoechst-Werke hier im Rhein- Main-Gebiet einfach zu schließen. Politisch ist es völlig unvorstellbar, 20 000 Menschen auf Kurzarbeit Null zu setzen, weil ein Unternehmen offensichtlich versagt hat. Außerdem müssen wir bei allem sehen: Aus der Chemie werden wir nicht einfach aussteigen. Wir werden ihre Konversion betreiben müssen. Die Chemie ist kein relativ einfaches, kompaktes System wie der Einsatz der Atomenergie zur Stromerzeugung, sondern auf tausend Arten in unserem Alltag präsent.

FR: Dennoch: Nach jedem schweren Störfall finden Krisengespräche der Landesregierung mit dem Hoechst-Vorstand statt, bei denen man sich über Konsequenzen einig ist. Von scharfen Kontroversen ist bislang wenig publik geworden . . .

Fischer: Wenn Sie glauben, daß allgemeine Einigkeit herrschte: Hoechst wurde unmißverständlich mitgeteilt, daß die Firma selbst die Frage nach dem Chemiestandort Hessen stellt, wenn sie so weitermacht - und die Chemie wirft die Frage nach der Zuverlässigkeit der Betreiber auf. Hoechst hat die Verantwortung für den zweifelsfrei sicheren Betrieb der Anlagen. Was sich zeigt, ist, daß offensichtlich die Sicherheitskonzepte und ihre Realisierung im Normalbetrieb erhebliche Defizite haben. Das kann auf keinen Fall so weitergehen. Was wir jetzt an Konsequenzen ziehen, wird sehr teuer werden. Und wenn die Betreiberin nicht gleichzeitig zu einer neuen Unternehmensphilosophie kommt, die die Sicherheit in den Mittelpunkt auch vor ökonomischen Überlegungen stellt, fürchte ich, wird sie den Standort in Frage stellen.

FR: Warum eigentlich haben die Aufsichtsbehörden nicht früher gemerkt, daß Sicherheitsdefizite da sind?

Fischer: Hinterher ist man natürlich immer klüger. Die Firmen haben nach der Bonner Störfallverordnung Sicherheitsanalysen zu erstellen und Hessen hat diese von unabhängigen Sachverständigen prüfen lassen. Jetzt müssen wir feststellen: Wichtige Stoffgruppen waren nicht Gegenstand der Analysen und wichtige technische Defizite ebenfalls nicht. Heute wissen wir, daß das Verlassen auf die Sicherheitsanalysen nicht gereicht hat.

FR: Es wirkt nicht eben souverän, nach Störfällen Sicherheitszusätze zu fordern...

Fischer: Was sich zeigt, ist, daß sowohl die Sicherheitsanalysen als auch die Sicherheitsphilosophie beim Einsatz der Mitarbeiter in der Tat nicht belastungsfähig sind. Das ist eine empirische Erfahrung. Etwas völlig anderes ist unsere Entschlossenheit, direkt nach dem ersten Störfall ein umfassendes Sicherheitskonzept zu realisieren. Das hat es in dieser Form in der Bundesrepublik noch nicht gegeben.

FR: Auch der Bundesumweltminister fordert jetzt zusätzliche Kontrollen, der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hält dagegen. Bahnt sich hier nun ein Ende des Konsenses an?

Fischer: Herr Töpfer liegt auf unserer Linie. Wir in Hessen haben dies praktisch schon eingeleitet, die ersten Aufträge an TÜV-Gutachter sind vergeben und schon vielleicht Ende dieser Woche kommt es zu den ersten Anlagenbegehungen. Allerdings muß ich sagen: Wenn der VCI, nachdem er bekundet hat, alles ohne Rücksicht auf die Kosten mitzutragen, sich jetzt gegen Fremdkontrollen wehrt und behauptet, es sei genug Sachverstand in den Betrieben vorhanden, so mag letzteres sein. Nur der Einsatz des Sachverstandes der Chemie hat sich - um es ganz milde zu formulieren - als nicht ausreichend erwiesen. Schon deshalb werden wir an solchen externen Kontrollen überhaupt nicht vorbeikommen. Die Vollzugsdefizite der Länder durch hektisches Ändern der Störfallverordnung noch zu vergrößern macht sicher keinen Sinn . . .

FR: Vollzugsdefizite, die Sie einräumen . . .

Fischer: Dies ist ein Thema aller Umweltministerkonferenzen der vergangenen Jahre. Wir sind seit Jahren dabei, sie zu verringern - etwa durch mehr Personal in der Gewerbeaufsicht. Der Druck aus Industrie und von Bonn auf schnellere Genehmigungsverfahren hat uns da zusätzlich Engpässe gebracht. Allerdings werden wir wohl auch bundesgesetzliche Änderungen brauchen: gesetzliche TÜV- Pflicht für Störfallanlagen alle drei Jahre, gesetzliche Organisationsüberprüfung nach drei Jahren und die Möglichkeit, Anlagen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz vereinfacht stillegen zu können sowie die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Betreiber auf die Störfallhaftung auszudehnen.

FR: Wo bleibt, neben all den aktuellen Notwendigkeiten zur Reaktion, die Perspektive grüner Chemiepolitik?

Fischer: Bestimmte Dinge werden eben erst dann zur Kenntnis genommen, wenn es gekracht hat. Wir arbeiten seit dem vergangenen Jahr gemeinsam mit der Prognos AG an einem Gutachten zur Konversion der Chlorchemie, aber das hat in der Öffentlichkeit eben niemand interessiert. Das wird jetzt ja wohl anders. Wir werden aus der Chemie nicht aussteigen können. Bei aller Bedeutung der Störfallvorsorge dürfen wir nicht unterschlagen, daß natürlich die Umweltbelastungen, die aus Produkten der Chlorchemie und ihren Produktionsprozessen hervorgehen, das langfristig größte Problem sind - Stichwort FCKWs, Ozonloch.

FR: Glauben Sie wirklich, daß die Industrie einen Umbau freiwillig mitträgt, an dem sie nicht verdient?

Fischer: Daß Konversion auch Konflikt bedeutet, streite ich überhaupt nicht ab - und im Vorgehen gibt es in Hessen bislang auch kein Jota Unterschied zwischen Grünen und SPD. Bei der Sicherheit geht es um eine Bringschuld der Chemieindustrie. Aber die Frage ist doch auch ungleich komplizierter als bei der Atomenergie: Wir können als Ökologen auch kein Interesse daran haben, eine Arbeitsteilung zwischen Pharmazie und Feinchemikalien in den reichen westlichen Industrieländern und Halbfertigprodukten sowie chemischen Grundstoffen in den Schwellenländern und den Entwicklungsländern haben. Das würde unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten Bedingungen in den dortigen Produktionsanlagen bedeuten, die weit unter denen liegen, wie wir sie heute hier haben.

FR: Vor Abwanderung warnt aber auch die Industrie selbst . . .

Fischer: Ich drohe doch nicht mit Abwanderung. Ich sage, daß wir es hier mit einer Gratwanderung zu tun haben. Es geht auf der einen Seite um ökologische Optimierung. Auf der anderen Seite müssen wir beachten, daß es nicht unbedingt immer ein Vorteil ist, wenn eine Produktion hier dichtgemacht wird. Das muß gar nicht bedeuten, daß dieses Unternehmen diese chemischen Stoffe dann woanders produziert, sie werden einfach auf dem Weltmarkt zusammengekauft - mit den verschärften Umweltproblemen an den Produktionsstandorten und erheblichen Transportrisiken. Die chemische Industrie wird von uns an dem Satz gemessen werden, den sie in der vergangenen Woche noch akzeptiert hat: In Sicherheitsfragen spielt Geld keine Rolle.

Mit dem hessischen Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sprach der Wiesbadener FR-Korrespondent Richard Meng

Stelldichein der Chöre

BÜDINGEN. Drei Chöre und vier Solisten geben am Samstag, 20. März, ab 19 Uhr ein Konzert in der Eckartshausener Kirche. Die Chorgemeinschaft Germania 1870 Eckartshausen bestreitet es mit dem Rüdigheimer Volkschor und dem Gesangverein "Vorwärts" 1903 Wachenbuchen unter dem Motto "Klinge lieblich und sacht". Es singt außerdem der Bariton Winfried Siegfart, Werner Wilde spielt Klavier und Arno Dittrich und Detlef Hammer Rhythmusinstrumente. nes

Bei Unfall wurden zwei Babys verletzt Gestern Zusammenstoß in Köppern

FRIEDRICHSDORF. Zwei Babys sind gestern mittag bei einem Zusammenstoß in Köppern so schwer verletzt worden, daß sie in die Kinderklinik in Höchst eingeliefert werden mußten. Die Mutter eines der Kinder erlitt bei dem Unfall Schnittverletzungen im Gesicht. Den Blechschaden schätzt die Polizei auf 25 000 Mark.

Nach ihren Angaben hat eine Audi- Fahrerin in der Elbestraße an der Kreuzung mit der Wiener Straße gegen 11.30 Uhr die Vorfahrt eines Fiats mißachtet. Der Fiat-Kombi habe danach den Audi 100 rechts gerammt, so die weitere Schilderung: Durch die Wucht des Aufpralls wurde der zwei Monate alte Säugling der Audi-Fahrerin verletzt, obwohl er auf der Beifahrerseite durch einen Kindersitz gesichert war. Auch ein fünf Monate altes Baby in einem Kindersitz auf der Rückbank wurde verletzt, seine neben ihm sitzende Mutter erlitt Schnittverletzungen im Gesicht und an den Händen. Sie wurde laut Polizeiangaben von einem Unfallarzt ambulant behandelt; die beiden Säuglinge brachten Rotkreuz-Helfer in die Kinderklinik. Genaue Angaben über ihre Verletzungen konnten die Polizisten gestern nicht machen.

Eine weitere Beifahrerin und ihr Kleinkind auf der Rückbank blieben unverletzt. Der Fiat-Fahrer klagte nach dem Unfall über starke Kopfschmerzen.

Der Audi wurde so stark beschädigt, daß er abgeschleppt werden mußte. stk

Fleischkonzern verlangt

34 Millionen von der Stadt

Schadensersatz, obwohl Vertrag 1993 ausläuft Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Die Stadt muß einen Schlachthof in Frankfurt nur noch bis zum 31. Dezember 1993 aufrechterhalten - dann läuft der sogenannte "Schlachtmengen-Garantievertrag" ab, den der frühere CDU-Magistrat am 22. Dezember 1988 mit der Norddeutschen Fleischzentrale (NFZ) geschlossen hatte. Der private Fleischkonzern hat, wie jetzt bekannt wurde, eine Option nicht genutzt, den Kontrakt über 1993 hinaus zu verlängern. Trotz dieser rechtlichen Situation fordere die NFZ, wie es im Römer hieß, von der Kommune 34 Millionen Mark Schadensersatz - für Ausstieg aus dem Schlachthof-Projekt Nieder-Eschbach und Aufgabe des Betriebs am südlichen Mainufer. Während die NFZ aussteigen will, verlangte der Hessische Bauernverband dagegen in einem Brief an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler "die Erhaltung eines leistungsfähigen Schlachthofs in Frankfurt". Die Bevölkerung lege großen Wert auf hochwertige Fleischwaren mit bekannter Herkunft anstelle von anonymem "Transport-Fleisch".

Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) hatte in der Vergangenheit stets behauptet, der Kontrakt aus dem Jahre 1988 garantiere einen Schlachthof in Frankfurt weit über das Jahr 2000 hinaus. Mit dieser Begründung packte der rot-grüne Magistrat 1990 überhaupt das Ersatz-Projekt eines Schlachthofs in Nieder-Eschbach an. Tatsächlich aber gab es nur die Option einer Verlängerung des Vertrages über 1993 hinaus - und diese Option lief am 31. Dezember 1992 aus.

Deutlich wurde nun auch, warum die NFZ überhaupt kein Interesse mehr daran hat, länger als bis zum Jahresende in Frankfurt zu schlachten. Der Vertrag aus dem Jahre 1988 besitzt nämlich zwei Seiten: Er verpflichtet die NFZ auch, im Jahr 40 000 Schweine und 50 000 Rinder in der Stadt zu schlachten. Diese Zahlen erreichte das Unternehmen bei drastisch zurückgehender Vieh-Anlieferung 1992 zum Teil nur noch knapp: Im vergangenen Jahr brachte die NFZ es auf 50 484 Rinder und fast 50 000 Schweine. Dabei schaffte der Konzern die Tiere offenbar aus zunehmend größerer Entfernung heran, um die Anlage am Mainufer wenigstens noch zum Teil auszulasten. Während Planungsdezernent Wentz jetzt über das geforderte Geld mit der NFZ verhandeln will, sah SPD-Fraktionschef Günter Dürr keine Verpflichtung der Kommune auf Schadensersatz. Allenfalls das Land, so Dürr, könne von der NFZ in die Pflicht genommen werden - die Stadt müsse sich keine Versäumnisse vorwerfen lassen. Das Regierungspräsidium Darmstadt als Landesbehörde sei für die Genehmigung des Schlachthofs in Nieder-Eschbach zuständig, die immer noch nicht erteilt ist.

Gerhard Müller, Sprecher des Regierungspräsidiums, schloß Schadensersatz durch das Land aus. Jedes Unternehmen, das den Bau eines Schlachthofes beim RP beantrage, trage das wirtschaftliche Risiko: "Wenn am Ende die Erlaubnis da ist und die Anlage arbeitet, wird der Gewinn ja auch nicht zwischen Land und Firma geteilt." jg

Kelsterbach gilt als Vorbild May: "Drähte bis in den kleinsten Verein" / SPD geht in sich

KREIS GROSS-GERAU. An ihrer Niederlage bei der Kommunalwahl am 7. März wollen die Sozialdemokraten nichts beschönigen: 9,7 Prozentpunkte verloren sie gegenüber 1989 bei der Wahl zum Kreistag, in manchen Kommunen rutschten sie bis zu 20 Prozentpunkte ab. "Der Schlag saß tief in der Magengrube", gestand Fraktionsvorsitzender Jürgen May. Für Landrat Enno Siehr war der "größte Schrecken, daß sieben Prozent von uns Republikaner gewählt haben". Es sei nicht gelungen, die "Vorzüge unseres demokratischen Systems deutlich zu machen", befand Siehr und fügte hinzu: "Die Schuld liegt bei den Politikern."

Überregionale Einflüsse dürften nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch lokale Aspekte das Desaster verursachten. Über diese Gründe "mehr zu erfahren und daraus zu lernen", so Siehr, will sich die SPD der Marktforschung bedienen: Der Unterbezirksvorstand wird eine Studie in Auftrag geben, die die Motive für das Wahlverhalten untersucht.

Die Kreistagsfraktion hat sich nach den Worten von Jürgen May bei der konstituierenden Sitzung selbstkritisch mit der Wahlschlappe befaßt. Die sozial-gerechte Politik der SPD müsse stärker als bisher "weit über den Einkommensbereich der Sozialschwachen hinausgehen". Maßnahmen, die zum Beispiel Arbeitslosen zugute kommen, seien für Besserverdienende offenbar kein Anlaß, ihre Interessen in der SPD vertreten zu sehen.

Fälschlicherweise sei die Partei davon ausgegangen, nach dem Bonner Kompromiß sei das Asylthema vom Tisch. "Dabei ist es nur an uns vorbeigegangen", sagte May, "keiner wollte mehr mit uns darüber reden, weil wir vermittelt haben, darüber ist nicht zu reden."

Überhaupt die Vermittlung von Inhalten - hier sieht Enno Siehr "angesichts der zerrütteten Medienlandschaft" ein großes Problem. Gerade von der Politik im Kreis nehme kaum einer Kenntnis: "Wer liest heute noch Zeitung?"

May hat zudem erkannt: "Wir sind zu moralisch." Da werde etwa der öffentliche Nahverkehr proklamiert und übersehen, daß der Autofahrer häufig keine Alternative zu seinem Wagen habe. Solche Diskrepanzen nähmen die Bürger übel.

Für den Fraktionschef hat sich gezeigt: "Mitgliederversammlungen reichen nicht. Die Parteistruktur ist nicht mehr das zeitgemäße Instrument - wir müssen uns stärker öffnen."

Nicht von ungefähr hätte die SPD bei der Wahl "unabhängig von Inhalten" in Kelsterbach und Büttelborn am besten abgeschnitten: "Hier verfügt die Politik offenbar noch über sehr gute Drähte bis hinein in den kleinsten Verein."

Sich verstärkt der Bürgernähe zu widmen, haben sich die Sozialdemokraten im Kreistag vorgenommen: "Das bedeutet ein völliges Umstellen der bisherigen Arbeit." Wie das neu zu Organisierende aussehen soll, kann May gleichwohl noch nicht sagen: "Die Diskussion hat erst begonnen." lis

SPD will weniger und kleinere Ausschüsse

KREIS GROSS-GERAU. Geht es nach dem Willen der SPD, werden in der neuen Legislaturperiode den Kreistagsausschüssen nur noch 13 statt bisher 15 Mitglieder angehören. Außerdem möchte die SPD die Ausschüsse Sport und Riedwerke auflösen. Von beiden Maßnahmen verspricht sich Fraktionsvorsitzender Jürgen May eine Straffung der Arbeit und zugleich eine Geldersparnis.

Der Sport würde nach den SPD- Überlegungen dem Ausschuß für Soziales angegliedert. Von den Inhalten des Riedwerke-Ausschusses würden die Bereiche Wasser und Abfall dem Umweltausschuß zugeordnet und der öffentliche Personennahverkehr dem Ausschuß für Regional- und Strukturplanung.

Mit der Verringerung der Zahl der Ausschußmitglieder sei im übrigen keine Ausgrenzung der Republikaner verbunden, antwortete Landrat Enno Siehr auf eine entsprechende Frage. Die rechtsextreme Partei werde unabhängig davon ein Mandat je Ausschuß haben.

Über die Arbeitsformen des neuen Kreistages wollen sich SPD, CDU und Grüne bei einem Gespräch am Dienstag, 23. März, verständigen. Daß die Republikaner daran nicht teilnehmen, begründete Siehr damit, daß die neue Legislaturperiode erst am 1. April beginnt und zuvor nur die derzeit im Kreistag vertretenen Parteien zusammenkommen sollten. lis

Wirtschaftsmann

Wirtschaftsminister wäre er gern geworden. Doch Matthias Wissmann mußte sich nach zehn Jahren als wirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsfraktion mit dem Ressort für Forschung und Technologie begnügen. Seine "Grundsatzpositionen" verraten die alten Vorlieben. Gut ist für Wissmann, was den Unternehmern hilft. Für die Forschungs- und Technologiepolitik wäre aber ein weniger eindimensional gestricktes Rezept besser.

Zu Recht kritisiert Wissmann die zu träge Umsetzung von Wissen in marktgängige Produkte. Bei der Unterhaltungselektronik zeigt Japan, zu welchen Wohlfahrtsgewinnen es führt, wenn Wirtschaft, Wissenschaft und Staat eng abgestimmt zukunftsträchtige Arbeitsgebiete beackern. Nachahmung empfohlen! Doch der neue Minister springt zu kurz, wenn er den technologiepolitischen Dialog auf Wissenschaft und Wirtschaft begrenzt und gerade noch die Gewerkschaften halbherzig einbezieht. An den Tisch gehören zumindest noch Umweltschützer und Interessenvertreter der Verbraucher. Und das nicht nur, weil bei der Hoechst AG in Frankfurt derzeit fast tagtäglich demonstriert wird, daß Wirtschaft und dort genutzte Technik alle angehen.

Hochtemperaturreaktor, Schneller Brüter, Transrapid, Weltraumfahrt: Milliarden Mark an Steuern flossen unter beifälligem Nicken der Industrie hierfür. Vergleichsweise minimal fiel der Aufwand für Umweltforschung und alternative Energien aus. Falsche Berater kosteten oft schon mehr Geld als die zuweilen zu isoliert im Elfenbeinturm werkelnden Grundlagenforscher. ptz (Bonn)

Freispruch vom Vorwurf des versuchten Mordes Gastwirt wegen illegalen Waffenbesitzes verurteilt Von Rüdiger Arendt ERLENSEE. Die Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht hat gestern nach mehreren Verhandlungstagen den 41jährigen Richard K. vom Vorwurf des versuchten Mordes freigesprochen. Der Gastwirt aus Erlensee wurde allerdings wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einem Jahr Haft verurteilt. Bei ihm war eine abgesägte Schrotflinte gefunden worden. In dem Prozeß um organisierte Kriminalität im Erlenseer und Hanauer Mileu stand die Anklage, wie berichtet, von Anfang an auf wackeligen Füßen. So stammte ein Großteil der Zeugen aus dem Milieu, viele mußten aus diversen hessischen Haftanstalten nach Hanau gebracht werden. Einige von ihnen müssen sich demnächst vermutlich wegen Schutzgelderpressung vor Gericht verantworten. K. legte gestern gegenüber der FR Wert auf die Feststellung, daß er zu keinem Zeitpunkt eine türkische Gruppe sowie eine deutsche Rockergruppe in Zusammenhang mit Schutzgelderpressungen gegen den früheren Besitzer des Ballerina-Clubs genannt habe. Dieser Eindruck sei in einem vorausgegangenen Artikel entstanden, worauf er enorme Schwierigkeiten bekommen habe. Die Türken und die Rocker waren von einem Zeugen als mögliche rivalisierende Gruppen um Schutzgelder erwähnt worden.

Der Vorsitzende Richter sagte gestern in seiner mündlichen Urteilsbegründung, aufgrund der Zeugenaussagen seien "erhebliche Zweifel an der Täterschaft" von K. entstanden. Der 41jährige war während der Ermittlungen der Polizei von mehreren Zeugen aus dem Milieu belastet worden. Ein Teil von ihnen nahm die Anschuldigungen während der Hauptverhandlung wieder zurück, sagten, sie hätten K. nur eins auswischen wollen.

Wie berichtet, war am 22. Februar 1990 auf die Eingangstür des Ballerina-Clubs, in dem sich inzwischen Asylbewerber befinden, mit einem großkalibrigen Gewehr geschossen worden. Durch die Schüsse wurden zwei junge Frauen, die sich zur Tatzeit in der Bar aufhielten, leicht verletzt. Der 41jährige geriet unter anderem deswegen in Verdacht, weil er sich Monate zuvor mit dem Pächter des Ballerina- Clubs, gegen den gegenwärtig eine Anklage wegen Steuerhinterziehung vorbereitet wird, zerstritten hatte. Der Pächter des Ballerina-Clubs hatte K. beschuldigt, ein Spitzel der Polizei zu sein. Trotz mehrfacher Aufforderungen durch den 41jährigen war der Nachtclubbesitzer aber nicht bereit, seine Anschuldigungen zurückzunehmen. In der jetzigen Hauptverhandlung sagte der gegenwärtig in Untersuchungshaft sitzende 51jährige, auch er habe K. am Anfang in Verdacht gehabt, nach längerem Nachdenken sei er aber zu dem Schluß gekommen, der 41jährige, der ihm oft bei Problemen in seinem Etablissement geholfen habe, könne es nicht gewesen sein.

Das Wetter

Wetterlage Die Warmfront eines Nordmeertiefs hat Polen erreicht und führt wolkenreiche und milde Meeresluft heran. Die ihr folgende Kaltfront greift erst am Donnerstag in der zweiten Tageshälfte auf den Nordwesten über. Vorhersage bis Donnerstag früh Im Südwesten Durchzug starker Bewölkung, aber weitgehend niederschlagsfrei, Höchstwerte bis 18 Grad. In den anderen Gebieten überwiegend stark bewölkt und zeitweise leichter Regen und Tagestemperaturen zwischen 9 und 14 Grad. Tiefstwerte in ganz Deutschland 3 bis 8 Grad.

Im Süden zeitweise mäßiger, im Norden mäßiger bis frischer Wind aus West bis Südwest. Weitere Aussichten für Donnerstag Im Süden sonnig, in den anderen Gebieten von Nordwesten her Bewölkungsaufzug und nachfolgend Regen. Wenig geänderte Temperaturen. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

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wolkig 17 Lissabon

leicht bewölkt 18 Locarno

leicht bewölkt 14 London

stark bewölkt 12 Madrid

leicht bewölkt 15 Malaga

leicht bewölkt 18 Mallorca

leicht bewölkt 18 Moskau

leicht bewölkt 6 Neapel

wolkig 15 Nizza

leicht bewölkt 15 Paris

wolkig 19 Rom

wolkig 14 St. Petersburg

wolkig 5 Stockholm

wolkig 7 Tunis

wolkenlos 18 Varna

wolkenlos 5 Venedig

Nebel 8 Warschau

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leicht bewölkt 15 Zürich

leicht bewölkt 14 Deutschland Berlin

wolkig 16 Dresden

leicht bewölkt 15 Feldberg/Ts.

wolkig 11 Feldberg/Schw.

wolkig 4 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 15 Freiburg

wolkig 16 Garmisch

wolkig 13 Hamburg

Regen 10 Köln/Bonn

leicht bewölkt 17 Leipzig

leicht bewölkt 15 München

wolkenlos 14 Norderney

bedeckt 7 Rostock

bedeckt 11 Sylt

Nebel 5 Zugspitze

Schneesterne -7 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.) Pollenflugvorhersage In den nächsten Tagen wird mäßiger bis starker Flug von Erlen- und Eibenpollen erwartet. Haselpollen fliegen nur in geringen Konzentrationen, ebenso Eschenpollen.

Sonnenaufgang 6.35 Uhr

Sonnenuntergang 18.34 Uhr

Mondaufgang 3.47 Uhr

Monduntergang 12.50 Uhr

Sport-Bund-Vize Richthofen will Geld für Ostdeutschland

bs FRANKFURT A. M., 16. März. Ohne ein erhebliches finanzielles Engagement des Bundes kann der Sport im Osten Deutschlands wegen der katastrophalen Sportstättensituation seine vielfältigen gesellschaftspolitischen Aufgaben nicht erfüllen. Diese Ansicht vertritt Manfred von Richthofen, der Vize-Präsident des Deutschen Sport-Bundes (DSB), in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Wenn den Jugendlichen in den Vereinen eine neue Orientierung gegeben werden solle, könne "der DSB nicht lokkerlassen, der Bundesregierung zu sagen, daß wesentliche Mittel für die Sportstättensanierung aufgebracht werden müssen", sagte der 59 Jahre alte Berliner, der als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von DSB-Präsident Hans Hansen gilt.

Drahtseilakt der Kleinkunst

BAD NAUHEIM. Man stirbt doch nicht an einem Waschtag, denkt sich Dario Bianchi, als er die Nachricht von seinem Tod erfährt. Allerdings auf der Bühne, genauer: auf der Kleinkunstbühne in der Johannisstraße 5, wo der Schauspieler Enzo Scanzi am Donnerstag, 25. März, ab 20.30 Uhr mit seinem Stück "Das Leben oder nicht" zu sehen ist. "Diese Reise aus der Schweizer Waschküche in die italienische Toten- und Liebesliturgie ist nicht mehr und nicht weniger als der durchaus tragfähige Faden, auf dem uns der Seiltänzer Scanzi Pirouetten von Lebensmöglichkeiten vortänzelt." cor

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat am Dienstag kaum verändert eingesetzt. Nach den ersten Minuten notierte der Dow-Jones-Index um 2,2 Zähler höher. Am Vortag hatte er um 14,59 Punkte auf 3442,41 zugelegt.

In Japan fiel der Nikkei-Index nach dem Kursanstieg der letzten Tage um 117,88 auf einen Schlußstand von 17 968,30 Punkten.

Der Traum als Weg zu unserem Unbewußten

BAD NAUHEIM. "Der Traum - ein Weg zu unserem Unbewußten", über dieses Thema referiert der Psychologe, Psychotherapeut und Heilpraktiker Matthias Geisler am heutigen Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr im Sportheim in Bad Nauheim. Veranstalter ist der Naturheilverein Friedberg-Bad Nauheim. ieb

Sozialer Brennpunkt "Ahornstraße"

Mitterrand stützt Jelzins Kurs Frankreichs Präsident in Moskau / Ukraine äußert Angst

MOSKAU, 16. März (ost/dpa/Reuter). Der französische Präsident François Mitterrand ist am Dienstag in Moskau als erster ausländischer Besucher mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin zusammengetroffen, nachdem dieser Ende vergangener Woche auf dem Volksdeputiertenkongreß eine schwere innenpolitische Niederlage hinnehmen mußte. Mitterrand wollte mit seiner Reise vor allem die Unterstützung Frankreichs für den russischen Reformkurs signalisieren. Dies dürfe jedoch nicht als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Rußlands mißverstanden werden, sagte der französische Präsident auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Jelzin.

Jelzin bezeichnete die Reise Mitterrands als "besonders wichtig und rechtzeitig". Der Westen habe bis zum Beginn des Volksdeputiertenkongresses nicht verstanden, daß es in Rußland die reale Gefahr einer Revanche der alten Kräfte gebe. In der entstandenen Situation sei nun auch der Zeitrahmen der westlichen Hilfen wichtig. Unter Anspielung auf den für Juni oder Juli geplanten Gipfel der sieben wichtigsten Industriestaaten sagte Jelzin: "Das kann schon zu spät sein."

Jelzin sprach von einer "schweren Bedrohung für die Reformen und die Demokratie in Rußland". Der Kongreß habe die Verfassungskrise vertieft. Er, Jelzin, wolle nun jedoch keine Entscheidungen "mit heißem Kopf" treffen. Gleichzeitig kündigte er aber eine Regierungsumbildung an. Man könne Änderungen bei drei, vier oder fünf Ministerien erwarten. Die Umbildung sei jedoch kein Ergebnis des Kongresses.

Die Ukraine fürchtet wegen der Vorgänge in Moskau um ihre eigene Stabilität. Wirtschaftsminister Viktor Pinsenik nannte in der Zeitung Golos Ukrainy die Auseinandersetzungen "schwierig und gefährlich für die Ukraine".

Konzert für Gospelfans

KARBEN. Für Gospelfans verspricht das "Konzert ohne Noten" am Sonntag, 21. März, in der evangelischen St. Michaelis-Kirche in Klein-Karben ein Hochgenuß zu werden. Erwartet werden die Martin-Luther-King-Singers, die ab 16 Uhr in dem Gotteshaus religiöse Lieder der Schwarzen anstimmen werden. cor

Pariser Schuh für Müllemer Fieß Stadt und Bahn sind sich einig: Wettbewerb für Bahnhofsplatz

MÜHLHEIM. Für die Bebauung des Bahnhofsplatzes mit einem Wohn- und Geschäftshaus wird es in diesem Sommer einen Investorenwettbewerb geben. Darauf haben sich der Magistrat und die Bundesbahn verständigt. Die Federführung hat dabei die Bundesbahndirektion in Frankfurt. Der größte Teil des 4800 Quadratmeter großen Geländes, auf dem derzeit noch ein Brunnen steht, gehört der Bahn.

Meldefrist für Interessenten an der Wettbewerbsausschreibung soll der 1. Juni sein, so erklärt Erster Stadtrat Horst Lehr. Im August könnte dann bereits eine Jury eine Entscheidung treffen. Die Stadt denke noch darüber nach, dort eine öffentliche Tiefgarage hinzubauen - für die Leute, die in der Bahnhofstraße einkaufen gehen wollen. Daß diese Straße zu einer Einkaufsstraße nicht mit "Billiganbietern" wird, dahinter ist Bürgermeister Karl-Christian Schelzke mit Vehemenz her. "Da muß geklotzt werden", ist seine Meinung.

Schelzke widerspricht der Ansicht, "Müllemer Fieß passe net in Pariser Schuh." Wenn in der Bahnhofstraße ein qualitatives Warenangebot gemacht werde, bleibe der Kunde auch nicht aus, gibt er zu verstehen.

Daß dort in einem ehemaligen Supermarkt eine Spielothek eingerichtet werde, weist er als Gerücht zurück. Dies wisse die Stadt zu verhindern, macht Erster Stadtrat Horst Lehr klar.

Positive Entwicklungen vermeldet Schelzke auch vom anderen Ende der Bahnhofstraße. Bei einem Gespräch mit dem Vorstand der Volksbank seien die Differenzen um die Bebauung des Geländes am alten Rathaus weitgehend ausgeräumt worden. Die Volksbank habe zugesagt, einen Architektenwettbewerb für das Grundstück auszuschreiben.

Die Stadt lasse durchaus mit sich in der Frage von Kurzzeitparkplätzen für die Kunden der Bank reden, meint Schelzke. Dieses Problem war zuvor zwischen Bank und Verwaltung strittig gewesen. Es sei Aufgabe der Architekten, dafür Vorschläge zu unterbreiten. pmü

Die neue Welle wird gesteppt Frisurenmode vorgestellt

WIESBADEN. Alles wird lässiger: Flower-Power-Stoffe, weich-fließende Kleider - die neuen Modetrends machen auch vor den Köpfen nicht halt: Sanfte Locken sind in und pflegeleichte Kurzhaarschnitte. Wie groß der kreative Spielraum der Friseure da ist, führten flinke Figaros und Hair-Stylistinnen 500 Gästen am Montag bei der Modenschau der Friseurinnung Wiesbaden- Untertaunus im Kurhaus vor.

"Waschen, fönen, kneten - bloß keine Zuckerbäckerei", schwärmt Innungs- Sprecher Karl-Hermann Russ von dem neuen Trend, der auch eine Renaissance der Dauerwelle einleite. Das Geheimnis sind neue Techniken, die mehr Volumen ins Haar bringen und einzeln "gesteppte" Partien betonen. Ein Mix aus glatten und weichgewellten Strähnen soll die modisch gestylte Pracht möglichst natürlich wirken lassen.

"Auf Überflüssiges verzichten. Zurück zur Basis. Den Blick auf das Wesentliche lenken", faßt Russ die Essentials zusammen, die sich auch der modebewußte Herr merken sollte. Der Renner der Saison könnte ein Styling werden, das der bewegten Oberkopfpartie kurze Koteletten entgegensetzt. Stufen und Dauerwelle lassen Variationen zu.

Phantasie ist gefragt. Auch wenn&rquote;s um Kosmetik und Kleidung geht, die den Coiffeuren keinesfalls schnuppe sind, runden sie doch, so Russ, das gesamte Erscheinungsbild ab. Dieses Zusammenspiel, die Freude am Schönen, an Kreativität und der Kommunikation mit Menschen sei es auch, was den Friseurberuf so attraktiv mache. Daß dennoch 25 Prozent der Lehrstellen frei sind, führt der Innungssprecher keinesfalls auf magere Bezahlung zurück - "da hat sich viel geändert" -, sondern auf geburtenschwache Jahrgänge. ubk

US-Journalist schützt Quelle

STUART, 16. März (AP). Ein US-Journalist hat am Montag unter Beweis gestellt, daß ihm Informantenschutz über alles geht: Weil er den Namen eines Gewährsmannes nicht preisgeben wollte, der ihm vertrauliche Gerichtsakten in einem Fall zugänglich gemacht hatte, in dem es um das Sorgerecht für ein Kind ging, trat er eine 30tägige Haftstrafe an. Roche hatte erklärt, er sei an sein Wort gebunden und werde seine Quelle schützen. Der Journalist war im Jahre 1990 von einem Gericht in Stuart verurteilt worden, als er noch für die Zeitung The Stuart News arbeitete. Der Oberste Gerichtshof hatte eine Revision abgelehnt.

"Ahornstraße ein krimineller Schwerpunkt" Polizei will mit neuen Methoden den professionellen Straftätern Gegendruck machen

Die Frankfurter Polizei sieht in dem Gebiet um die Griesheimer Ahornstraße eine Hochburg für professionelle Straftäter. Nach Aussage von Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt wohnen in dem Quartier "50 bis 70 Intensivtäter im Alter zwischen 15 und 40 Jahren, die von Straftaten leben". Die Polizei rückt dieser Gruppe jetzt auf den Leib. In diesen Tagen zieht im zuständigen 16. Revier in der Mönchhofstraße eine Arbeitsgruppe ein, die keine andere Aufgabe hat, als gegen die Ahornstraßen-Szene zu ermitteln. Mit dieser Taktik beschreitet die Frankfurter Polizei neue Wege.

Den schwerwiegenden Vorwurf, wonach sich zwischen Schildwacht und Elektronstraße ein krimineller Brennpunkt allererster Ordnung gebildet habe, stützt die Polizei auf eine Untersuchung über die Strukturen in dem Viertel aus dem letzten Jahr.

Dabei, so Reinstädt, sei deutlich geworden, daß es sich bei dem Kreis der rund 50 Personen zumeist um junge Erwachsene handele, "die bereits seit frühester Kindheit aufgefallen sind". Sie hätten mit Ladendiebstählen begonnen, danach Autos aufgebrochen und sich mittlerweile auch auf Raub, Geschäfts- und Wohnungseinbruch sowie auf die Hehlerei verlegt.

Als Beleg für das florierende Geschäft mit Diebesgut erwähnte der Sprecher einen Polizeieinsatz, bei dem in der Ahornstraße ein Fahrzeug mit auswärtigem Kennzeichen kontrolliert wurde, dessen Kofferraum mit Autotelefonen gefüllt war.

Nach Aussage Reinstädts kann von einer bandenmäßigen Organisation allerdings nicht die Rede sein: "Die Straftaten werden in wechselnder personeller Besetzung und ad hoc verabredet." Die Täter operierten mit teilweise hochwertigen Fahrzeugen bis in den Main-Taunus-Kreis. Die Großmärkte am Rande der Ahornstraße seien aber weiterhin ein Ziel der Kriminalität.

Reinstädt verwies auf die Statistik, wonach in den ersten zehn Monaten des letzten Jahres im gesamten Bereich des 16. Revieres 1479 Diebstähle aus Kraftfahrzeugen angezeigt wurden. Alleine 600 Tatorte hätten in diesem Gewerbegebiet gelegen.

Der Sprecher sagte, nach dem tödlichen Schuß auf einen 19jährigen aus Griesheim habe sich die Polizei entschlossen, den Druck auf die Problemgruppe zu erhöhen. "Dieser Kreis ist durch sozialpädagogische Maßnahmen nicht mehr zu erreichen", rechtfertigte Reinstädt diese Strategie.

Den Druck soll die Arbeitsgruppe machen. Den Beamten von Schutz- und Kriminalpolizei obliegt die Aufgabe, sich am Täter und nicht an den Delikten zu orientieren. Wenn einem Verdächtigen Straftaten auf unterschiedlichen Deliktsfeldern angelastet werden, dann sollen diese in einem Ermittlungsverfahren gebündelt werden.

Mit dieser Methode will die Polizei Serientäter überführen und so viele Beweise sammeln, daß sich die Chancen auf Haftbefehle erhöhen. "Die Strafe für die Einzeltat schreckt doch keinen mehr ab", sieht Reinstädt die Polizei auf dem richtigen Weg. habe

Kleine Lokalrundschau

Umleitung in Eddersheim HATTERSHEIM. Noch bis Freitag ist die Parkstraße wegen Bauarbeiten in beiden Richtungen gesperrt. Davon betroffen ist auch die FKE-Buslinie 813. Sie kann den Eddersheimer Bahnhof nicht anfahren. Eine Ersatzhaltestelle ist "An der Lache" eingerichtet. Erste Hilfe ESCHBORN. Am Wochenende bietet der Arbeiter-Samariter wieder einen kostenlosen Erste-Hilfe-Kursus an. Am 20. März, dauert er von 14 bis 18 Uhr, am Sonntag von 9 bis 17 Uhr. Veranstaltungsort: ASB-Haus, Unterortstr. 65. Infos und Anmeldung unter Tel. 0 61 96 / 4 43 75. Markus-Evangelium BAD SODEN. Die letzte Folge seiner Exegese des Markus-Evangeliums unter dem Titel "Die Nach-Folge des Gekreuzigten" trägt Professor Hainz von der Uni Frankfurt am Dienstag, 23. März, vor. Beginn ist um 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum, Salinenstraße. Latein als zweite Fremdsprache HOFHEIM. In der Gesamtschule Am Rosenberg wird am Mittwoch, 24. März, über Latein als zweite Fremdsprache informiert. Von 20 Uhr an sind Eltern und Schüler der Klasse sechs in die Schule (Stormstraße 54) eingeladen, um sich von der Fachschaftsleiterin Latein informieren zu lassen. Anmeldung für Ferienspiele HOCHHEIM. Der Sommer ist zwar noch fern, die Stadt nimmt aber schon Anmeldungen für die Ferienspiele entgegen. Erster Termin dafür ist am Donnerstag, 15. April, um 19 Uhr im Hochheimer Hof. Der Sommerspaß dauert vom 26. Juli bis zum 6. August. Brücke ist fertig LIEDERBACH. Die neue Brücke steht, die Liederbacher kommen wieder direkten Weges über den Bach. 70 000 Mark hat die Gemeinde für das Bauwerk und den Abbruch der alten Brücke samt ihrer Betonfundamente investiert. Betreuung von Kindern ESCHBORN. Einen Informationsabend zum Thema "Altersübergreifende Betreuung - vom Krabbelalter bis zum 12. Lebensjahr" hat der Stadtelternbeirat für Mittwoch, 31. März, um 20 Uhr organisiert. Im großen Saal der Stadthalle wird Lothar Klein, von der Kindertagesstätte Kellerstraße als Referent auch Fragen beantworten.

Kammler auf der Kippe: Belegschaft bangt um ihre Arbeitsplätze Offerte des Oberurseler Unternehmers Chauhan droht zu platzen / Amtsgericht Königstein entscheidet über Konkursverfahren

"Ich glaube, die Banken sind miteinander nicht einig", gab sich Ashok Chauhan bedeckt. "Die Situation ist ungewiß", sieht er offenbar die Chancen schwinden, mit seiner Offerte zum Zug zu kommen. Für 120 Millionen Mark will der Unternehmer die Autohäuser der Kammler- Gruppe übernehmen - und auch das Privatvermögen von Henning Kammler. Das Augenmerk des Diplom-Chemikers liegt dabei offenbar auf den Grundstücken. Als dickster Brocken gilt ein Areal bei Mainz, dessen Wert auf etwa 20 Millionen Mark beziffert wird.

Doch genau darauf hat es auch die Bayerische Hypothekenbank abgesehen. Das Geldinstitut hat beim Amtsgericht Königstein einen Konkursantrag gegen Kammler gestellt. Der steht bei der Hypo-Bank mit mehreren Millionen Mark in der Kreide. Die Schulden entstanden ausschließlich bei Privatgeschäften.

"Wir lassen uns nicht den Schwarzen Peter zuschieben", sagte Harald Hofer, Leiter der Abteilung Problem-Engagement der Hypo-Bank. Im Gegensatz zu den anderen Gläubigerbanken habe das Münchener Geldinstitut keine Sicherheiten, da Kammlers Schulden "nichts mit der GmbH zu tun haben". "Wir haben lange zugewartet", sagte Hofer. Nun stünden "uns Fristen im Nacken", um Ansprüche geltend zu machen. Ohnehin bezweifelt er die Chancen, daß Chauhan mit seiner Offerte zu einer Lösung komme.

Pessimistisch gab sich gestern auch Dr. Wilhelm A. Schaaf. Geben die Banken keinen neuerlichen Kredit, zieht Chauhan seine Offerte zurück - dann "ist Kammler mausetot", sagte der Konkursverwalter. Im Herbst hatte der Frankfurter Rechtsanwalt und Notar bei den Banken einen Massekredit erwirkt, um den Betrieb in den Autohäusern in Gang zu halten. Sämtliche Geschäftskonten waren gesperrt worden, nachdem bei einer Bankenprüfung zutage kam, was Kammler und sein Prokurist jahrelang vertuschten: Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Eschborn war total überschuldet und nicht mehr zahlungsfähig. Das Amtsgericht Frankfurt bestellte daraufhin Schaaf zum Konkursverwalter. Und auch die Staatsanwaltschaft interessierte sich für Kammler: Sie ermittelt noch immer wegen fortgesetzen Betrugs, Untreue und Bilanzfälschung gegen den Firmenchef, sagte gestern Pressesprecher Hubert Harth.

Die Furcht, den Arbeitsplatz zu verlieren, hat zahlreiche Monteure, Verkäufer und Verwaltungsmitarbeiter in den vergangenen Monaten den Kammler-Autohäusern den Rücken kehren lassen. Die Belegschaft schrumpfte von einst 900 auf nunmehr 500 Mitarbeiter. Und die bangen weiterhin um ihre Jobs, warten zudem seit drei Wochen auf die Februar- Gehälter. Die Banken wollen keine weitere Kredite gewähren.

Am Freitag handelte Schaaf in Frankfurt in einem Bankengespräch eine Verhandlungsfrist bis Dienstag aus. Seine Hoffnungen ruhen auf Ashok Chauhan. "Wenn die Banken sich einigen, bin ich im Gespräch", sagt der. Allerdings habe er in den vergangenen beiden Tagen nichts gehört, sich um andere Geschäfte gekümmert. Chauhan ist 100prozentiger Eigner der AKC-Firmengruppe. Das weltweit operierende Unternehmen der Petrochemie mit Sitz in Oberursel schrieb zuletzt einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Mark. Laut einem Firmenprospekt sind unter dem Dach der AKC 45 Gesellschaften mit 2000 Beschäftigten tätig, davon 200 in Oberursel. Das Stammkapital beläuft sich auf mehr als 100 Millionen Mark.

KLAUS KÜHLEWIND

Auf einen Blick

Die Eltern-Kind-Gruppe in der Siedlung am Frankfurter Berg trifft sich jeweils mittwochs von 10 bis 11.30 Uhr im Altenclub, Fliederweg 9. Nähere Informationen für Eltern mit Kindern im Alter bis zu drei Jahren sind zu haben unter der Tel. 21 23 18 14. ak

Neue Übungsangebote hat der Turn- und Sportverein 1875 Bonames ab sofort im Programm: Jeden Dienstag von 20 bis 22 Uhr gibt es Gymnastik und Tanz im Haus Nidda (großer Saal), Harheimer Weg 18; am gleichen Ort können sich Erwachsene in klassischem Ballett versuchen (mittwochs von 18 bis 20 Uhr). Auskunft gibt es beim TSV 1875, Postfach 56 01 85, 6000 Frankfurt/Main 50. sn

Mittwoch, 17. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere - Spezial.

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "Death and the maiden".

Mouson Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: 20 Uhr, B 3 (Black Blanc Beur), "Rapetipas"; Studiobühne: 21 Uhr, Elettra De Salvo, "Bleiche weiße Leiche".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Rheinisches Kabarett, Pause & Alich - "Piranjas".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61-10: 20 Uhr, Theater Grüne Soße, "Emigranten".

Kinder- und Jugendtheater im Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 16 Uhr, "Der falsche Prinz".

Kommunales Kinder- u. Jugendtheater: 10.30 Uhr, "Ikarus" (ab 4 J.); Volksbildungsheim, Eschenheimer Landstr. 2.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel.28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue.

Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, I Musici di Roma.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, John Campbell & Band.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 21 Uhr, Black Jack Rock.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Yamsession, Musiker Workshop.

Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Session.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Dieter Stephan Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Waltari / Chased Crime.

Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Daniel Tochtermann und Band.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.

Zeilgalerie Les Facettes, Ebene 7: 22 Uhr, Showtime in Heaven Seven.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 21 Uhr, Mambo Mafia, Latin Jazz.

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburgerstr. 24: 20 Uhr, Irish Night.

TIK Theater im Keller, Hochheimer Hof, Mainzer Str. 22/26: 15.30 Uhr, "Posaunenstunde" - Poesie, Posaune, Reime und Rätsel (ab 6 J.).

Ev. Auferstehungskirche, Graebestr. 8: 20 Uhr, Jugendchor Frankfurt - Chorwerke a cappella aus vier Jahrhunderten. Vorträge / Diskussionen Softwarehaus von Frauen für Frauen und Mädchen, Hohenstaufenstr. 8: 19 Uhr, Vortrag "Differenz als Leitbild der Technikentwicklung". Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft, Bürgertreff Westend, "Pferdestall", Ulmenstr. 20: 19 Uhr, Inkatha-Freedom-Party: Vortrags- und Diskussionsabend.

Deutsch-Griechische Gesellschaft, Industrie- und Handelskammer, Börsenplatz 6-8: 19.30 Uhr, Lichtbilder-Vortrag "Griechische Kunst im Nahen Osten in der Nachfolge Alexanders des Großen".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 20 Uhr, Vortrag "Von der ,Stadt der Rothschilds&rquote; zur ,Stadt des Deutschen Handwerks&rquote;".

Freies Deutsches Hochstift: 18 Uhr, Dia- Vortrag, "Das Hochgebirge als Naturmetapher - ein Vergleich zwischen Caspar David Friedrich und Joseph Anton Koch"; Naturmuseum Senkkenberg, Senckenberganlage 25.

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 17.30 Uhr, Vortrag - "Die Heilkunst der Indianer".

Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag im Rahmen der Karikaturenausstellung, "Die deutsch-polnische Geschichte - vom Wunder an der Weichsel bis zum Fall der Mauer (1920-1989).

Naturschutzbund Deutschland: 19.30 Uhr, Filmvortrag, "Kranichbalz in Südschweden"; Bürgerhaus im Südbahnhof. Museen / Führungen Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Tiere des Erdmittelalters". Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bernd und Hilla Becher, Jeff Wall, Bernhard und Anna Blume"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählte Werke und Räume".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Die künstlerische Freiheit in der Spätgotik - Zur Porträthaftigkeit und zur Authentizität". Museum Judengasse am Börneplatz: 18 Uhr Sonderführung durch die Sonderausstellung, "Stationen des Vergessens".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14: 18 Uhr, Einführung in das Museum Judengasse.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen- Menschen - Weltbilder".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Literatur / Lesungen Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 15.30 Uhr, Erzählnachmittag - "Das Schöne und das Häßliche" - Märchen von Masken und Verwandlungen.

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, "Räuber!" - Geschichten, Lieder, Szenen. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 28 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle die frei durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.

FrauenKulturhaus, Am Industriehof 7-9: 18 Uhr, Besuch und Führung in der Ausstellung "Die Welt der Frida Kahlo"; Treffpunkt Eingangshalle Schirn; 19 Uhr, Musikerinnentreffen im Frauenkulturhaus.

DAG, DAG-Haus, Bockenheimer Landstr. 72-74: 17 Uhr, Info-Abend - "Lean management...Lean Produktion...Lean banking...".

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr.: 16.30 Uhr, Doppelkopfrunde.

Deutscher Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Besuch des Jüdischen Museums mit Führung; Treffpunkt: Untermainkai 14/15.

Frauenverband: 18 Uhr, Besuch der Sonderausstellung "Mythos Maske" im Völkerkundemuseum.

Stadtteilbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: 15 Uhr, Kinderveranstaltung - Basteln mit Karin.

Männerzentrum, Neuhofstr. 41 (Hinterhaus): 20.15 Uhr, Bisexuellen-Gruppe.

Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Hainerweg, Sachsenhausen, Hainerweg 144-146, Tel. 68 56 12; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 448, Tel. 52 46 86; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 6 66 74 57; Hirsch-Apotheke, Ffm.-Zeil 111, Tel. 28 15 65; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Ffm., Markgrafenstr. 6, Tel.70 92 02; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstr. 261, Tel. 73 10 60; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstr. 1, Tel. 43 48 81. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Göpel, Victor-Slotoschstr. 15, Ffm. 60,Tel. 0 61 09 / 35 86 4. Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Im Blickpunkt: Wahlverlierer Wilhelm Kreß "Keine Resignation"

KRONBERG. In der Einladung zur konstituierenden Parlamentssitzung am 1. April hatte Bürgermeister Wilhelm Kreß prophylaktisch den Punkt "Wahl eines hauptamtlichen Stadtrats" auf die Tagesordnung gesetzt. Daß die "neue alte Mehrheit", vorerst zumindest, gar keinen eigenen Hauptamtlichen will, hatte ihm niemand mitgeteilt.

Wie er sich in der neuen Situation (siehe Bericht oben), verhalten werde? "Auf jeden Fall", sagt der SPD-Bürgermeister, "werde ich nicht wild und wahllos Beschlüsse des Stadtparlaments anfechten, wie das mein Vorgänger getan hat." Dieser (CDU-Bürgermeister Möller) hatte die letzten anderthalb Jahre seiner Amtszeit ebenfalls mit einer anderen Mehrheit zurechtkommen müssen und - laut Kreß - "total auf stur geschaltet". Mit der neuen Lage müsse er eben leben, auf Konfrontation sei er nicht aus. Und: "Keine Resignation bei mir!"

Daß das Wahlergebnis schmerzt, an dem er möglicherweise eine Hauptlast trägt, läßt sich Wilhelm Kreß nicht anmerken, Gefühlsausbrüche entsprechen nicht seinem Naturell. Ein bißchen bitter geworden ist er schon, das läßt sich nicht so leicht verbergen. Die Seitenhiebe auf politische Gegner kommen weniger konziliant als noch vor wenigen Wochen. Die Stadtverordnetenvorsteherin habe eine "Bauchlandung" gemacht mit ihrem Versuch, ihm wegen der angeblichen Befangenheit eines Stadtverordneten Fehlverhalten nachzuweisen. Kürzlich habe ihm der Hessische Städte- und Gemeindetag bestätigt, er habe sachlich korrekt gehandelt. Aber das sind Winzigkeiten neben der Verkehrspolitik, an der er und die bisherige Dreierkoalition offensichtlich gescheitert sind.

Vermutlich nicht erst seit dem Wahlsonntag weiß der Bürgermeister, daß es "einem Teil der Bürger zuviel war, was in zwei Jahren inszeniert wurde". Die Verkehrspolitik sei ja nicht völlig grundlos und ziellos betrieben worden, da seien viele Fachleute zu Rate gezogen worden, von kompetenter Seite habe er Unterstützung gefunden. Und die CDU, die habe dann so getan, "als ob es mir Freude macht, die Bürger zu schikanieren und abzukassieren". Die neue Mehrheit müsse wissen, welche Verantwortung sie auf sich lade, wenn sie den Verkehr in Kronberg wieder schneller mache. Wilhelm Kreß bemüht einen örtlichen Fahrlehrer als Zeugen: "Er hat wörtlich gesagt: Auf den Straßen herrscht Krieg". Gegen die "erschrekkende Disziplinlosigkeit" müsse doch etwas getan werden; in diesen Tagen sei nachts gegen 3 Uhr ein Autofahrer mit 55 Stundenkilometern durch die Friedrich-Ebert-Straße gerast.

Kreß und auch Erster Stadtrat Karsten Stahlberg sind gespannt auf die Haltung der FDP. Die habe schließlich erklärt, daß sie die jetzige Verkehrssituation besser finde als die alte.

Stahlberg betrachtet die veränderte Lage nach eigenen Worten "relativ gelassen". Er sehe keinen Grund zur Aufregung, denn: "Selbstverständlich werden wir Stadtverordnetenbeschlüsse umsetzen, wir sind doch keine dummen Jungs, sondern Beamte, die einen Eid geschworen haben." hko

Japans klassische Klangwelt: Gedanken an die Natur

BAD VILBEL. Einen Einblick in die traditionelle Musik aus Japan vermittelt ein Konzert der "Association for the International Exchange of Japanese Music" am Dienstag, 23. März, ab 20.30 Uhr in der Alten Mühle. Zu hören sein werden Kompositionen japanischer Meister vom 17. bis 20. Jahrhundert, in denen symbolisch die Beziehungen zwischen den Menschen und der Natur zum Ausdruck kommen. Zu den Ausführenden gehören Toshiko Nagase mit der Koto, einer Wölbbrettzither, und Gesang, Kasuyoshiju Kineya (Gesang), Hiroe Yonekawa (Gesang) und Taizan Kawamura an der Bambusflöte Shakuhachi. Die Einführung erfolgt in deutscher Sprache.

Veranstalter ist der Verein Pfeifenorgel für St. Nikolaus, der auch der Erlös des Konzerts "Gedanken an die Natur" zugute kommen soll. Der Eintritt beträgt 24, ermäßigt 12 Mark.

Klavierabend mit Michael Kravtchin

ESCHBORN. Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann, Frederic Chopin und Franz List wird der junge Pianist Michael Kravtchin am Samstag, 27. März, um 20 Uhr im Saal der Musikschule Taunus, Steinbacher Straße 23, spielen. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei. dia

Aids-Hilfe: neue Adresse und neue Telefonnummern

Die Aids-Hilfe Frankfurt ist umgezogen. Die neue Adresse: Friedberger Anlage, 6000 (später 60 316) Frankfurt 1. Geöffnet ist die Geschäftsstelle montags bis donnerstags zwischen 10 und 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr; freitags stehen die Mitarbeiter zwischen 10 und 13 Uhr für persönliche Anfragen zur Verfügung.

Telefonische Beratung ist montags bis freitags zwischen 17 und 19 Uhr möglich. Die neuen Rufnummern der Aids-Hilfe lauten 43 97 04 und 43 97 05. sar

Minnesang, Turniere und Gaukler auf der Ehrenburg

Die Ehrenburg, romantische Burgruine mitten in den dichten Wäldern des Hunsrücks, hoch über dem Ort Brodenbach an der Mosel, lädt vom 21. März an wieder ein zur Reise ins Mittelalter: Bis einschließlich Oktober wird dort an jedem Sonntag ritterliches Leben bunt vorgeführt - Bogenschießen oder Axtwerfen, Musik der Minnesänger . . .

Vom 11. Juli bis 15. August gibt es immer sonntags Burgfestspiele mit Turnieren und Gauklern; immer donnerstags während der Burgfestspiele locken Konzerte und mittelalterliche Dichtkunst auf die alte Burg.

Geöffnet ist die Ehrenburg täglich von 10 bis 16 Uhr, sonn- und feiertags 11 bis 18 Uhr, Auskünfte gibt es unter Telefon 0 26 05 - 24 32. b-i

Auto-Lobby verlangt

den Weiterbau der B 3a

FRIEDBERG. Ein "Teilweiterbau" der Bundesstraße 3a um Friedberg solle "sofort in Angriff genommen werden", fordert der Automobil- und Motorrad Club (AMC) Friedberg-Bad Nauheim im ADAC. Es biete sich das Stück vom bisherigen Bauende in Bad Nauheim bis zur Kreisstraße an, meint die Autofahrerlobby.

Die Planung für dieses Stück der neuen Bundesstraße sei so weit vorangeschritten, daß sie vorgezogen und dieser Teilabschnitt in Kürze gebaut werden könne, meint der Vorsitzende des AMC Friedberg-Bad Nauheim, Karl Heil.

Für die B 3a bei Ockstadt mußte ein neues Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, weil der Hubschrauberlandeplatz dort, der ursprünglich untertunnelt werden sollte, von der US-Armee aufgegeben wurde. ieb

Phantastische Komödie

BAD VILBEL. Eine wahrlich phantastische Komödie ist es, die Francesca de Martin am Mittwoch, 24. März, 20.30 Uhr, auf die Bühne der Alten Mühle bringt. Schließlich begegnen der gelangweilten Hausfrau auf dem Spielplatz, wo sie ihre Kinder beaufsichtigt und Sandkörner zählt, drei Außerirdische. Mit ihnen kommt Abwechslung ins Leben und jede Menge Erkenntnisse, denn sie haben herausgefunden, "daß die Menschen sprechen gelernt haben, um sich zu beschweren".Heute anmelden für Kleider-Tauschaktion

ESCHBORN. Eine Kinderkleider- Tauschaktion für Frühjahrs- und Sommerklamotten ist für Dienstag, 23. März, 14.30 Uhr, geplant. Die telefonische Nummernausgabe ist heute, 19. März, 17 bis 19 Uhr, und am 22. März, 16 bis 18 Uhr, jeweils unter 0 61 96 / 4 51 90. Näheres bei Ute Busse-Conze, Tel. 0 61 73 / 6 79 14. dia

Piranjas machen Politik vom Vereinstisch aus

HÖCHST. Die Kölner Kabarettisten Rainer Pause und Norbert Alich gastieren mit ihrem neuen Programm "Piranjas" vom heutigen Mittwoch an bis Samstag, 20. März, jeweils um 20 Uhr im Neuen Theater Höchst in der Emmerich- Josef-Straße 46 a.

Apostrophiert werden die Künstler als die rheinländische Entsprechung von Gerhard Polt. Man müsse mit ihnen leiden und über sie lachen, wenn sie versuchen, die Weltpolitik vom Vereinstisch aus zu gestalten. Wie Piranjas beißen sie alles und am Ende doch nur sich selbst.

Eintrittskarten gibt's für 20 Mark an der Theaterkasse und im Vorverkauf im Kartenkiosk Sandrock für 17,60 Mark. ege

Eintracht Wiesbaden, Zweite Handball-Bundesliga Zwei Spiele in 20 Stunden Lacht doch noch das Glück am "Wochenende der Wahrheit"?

"Das habe ich in meiner jahrzehntelangen Funktionärs-Laufbahn noch nicht erlebt. Ein echtes Novum", beschrieb Wiesbadens Zweitliga-Handball-Manager Heinz Seliger die auf den ersten Blick seltsam anmutende Termin-Ansetzung für das Wochenende. Im Schlußspurt der Süd-Meisterschaftsrunde muß der sich bei zwei Punkten Rückstand zum Spitzenreiter SG Stuttgart-Scharnhausen noch Meisterschaftschancen ausrechnende Zweitplazierte aus der Landeshauptstadt innerhalb von knapp zwanzig Stunden zweimal antreten. Dazu kommt noch die lange Anreise zum ersten Gegner am Samstag (Beginn 20 Uhr), dem VfL Pfullingen. Am Sonntag (15.30 Uhr) steigt dann in der Wiesbadener Sporthalle am Elsässer Platz die vorletzte Heimpartie gegen den Vorletzten Fürstenfeldbruck.

"Es ging nicht anders. Wir mußten am letzten Sonntag die Heimpartie gegen Fürstenfeldbruck wegen neun Ausfällen absagen. Durch den dichtgedrängten Terminplan in der Schlußphase und die ausgebuchten Hallen unter der Woche stekken nun Fürstenfeldbruck und wir im Dilemma", beschrieb Seliger die Lage. "Fürstenfeldbruck zeigte vorbildliches Fairplay, hat letzten Sonntag prompt der Verlegung zugestimmt. Eine tolle Geste der Gäste, zumal der Aufsteiger noch Chancen auf den Klassenerhalt hat", meinte Seliger. Von der Deutschen Olympischen Gesellschaft bekommt Fürstenfeldbruck vor dem Match in Wiesbaden deshalb den "Fair-Play-Pokal" 1993 überreicht.

Ansonsten will Wiesbaden natürlich keine Geschenke verteilen, denn jeder Punktverlust am Wochenende würde praktisch das "Aus" im Zweikampf mit Scharnhausen bedeuten. Schließlich stehen nach dem nicht eingeplanten Doppelspieltag nur noch zwei Treffen auf dem Programm (gegen Heppenheim und in Leipzig). Der Spitzenreiter aus Schwaben verfügt neben zwei Zählern mehr nun mit 17 Toren Differenz auch über das klar bessere Toreverhältnis.

"Wir stehen vor einer harten Bewährungsprobe. Zum Glück sind alle grippekranken Spieler - bis auf Acker - wieder an Bord. Nur die vier Dauerverletzten fehlen leider bis Saisonende", hat sich Trainer Manfred Bengs schon an die unglücklichen Begleitumstände gewöhnt. Da wäre selbst der praktisch schon sichere Vizemeister-Titel sehr viel, wenn auch - gegenüber den Vorjahren - ein "Titel ohne Wert". Nur der Meister steigt in die Erste Liga auf.

Vielleicht kommt Fürstenfeldbruck bereits am Freitag im Heimspiel gegen Stuttgart-Scharnhausen den Eintrachtlern nochmals entgegen und besiegt den Spitzenreiter. "Ich traue das Fürstenfeldbruck durchaus zu. Die haben uns auch zu Hause besiegt. Aber wir müssen erst einmal in Pfullingen gewinnen", so Seliger vor dem Wochenende der Wahrheit. jo

Aus dem Geschäftsleben Je ein Markt für Computer und Handwerk

FRIEDBERG. Ein Computermarkt findet am Sonntag, 21. März, von 11 bis 17 Uhr in der Friedberger Stadthalle statt. Neue und gebrauchte Hardware, Disketten, Zubehör, Software und Bücher werden angeboten. Das Veranstaltungsbüro Claudio Carobolante verspricht "ein reichhaltiges Sortiment mit Spielen, Anwenderprogrammen, Public Domain Software und Shareware".

FRIEDBERG. Künstler und Kunsthandwerker präsentieren sich und ihre Produkte beim "Friedberger Künstlermarkt" am Sonntag, 21. März, von 11 bis 18 Uhr in der Stadthalle. Veranstalter ist die Agentur Ulrich Lauber. Über 50 Künstler und Kunsthandwerker werden "faszinierende Kreationen aus Glas, Malerei verschiedener Stile und Techniken, handwerklich perfekt gestaltete Werke aus Ton, Metall, Glas, individuell ansprechende Schmuckschöpfungen, künstlerisch Wertvolles und verspielte Accessoires, Kunst in der Vielfalt der Möglichkeit" vorstellen, verspricht wortreich die Agentur.

CDU sieht OB "ratlos vor dem Finanzloch"

"Ratlos vor dem Finanzloch" sieht die CDU-Opposition im Römer Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Der neue Fraktionsvorsitzende Bernhard Mihm reagierte auf einen FR-Bericht, nach dem die Unterdeckung im Haushalt 1992 tatsächlich 250 Millionen Mark beträgt. Mit dem Defizit im Verwaltungshaushalt 1991 von knapp 200 Millionen Mark schiebt die Kommune eine Lücke von 450 Millionen Mark vor sich her.

Mihm warf dem rot-grünen Magistrat vor, die Bevölkerung vor der Kommunalwahl vom 7. März über das wahre Ausmaß der Krise im Unklaren gelassen zu haben. Der Magistrat habe die Bürger "bewußt getäuscht". Mihm rechnete spätestens für 1994 mit einem Defizit von einer halben Milliarde Mark. SPD und Grüne steuerten Frankfurt "ungebremst in ein Finanzdesaster". OB von Schoeler scheine mit der Handhabung der Krise völlig überfordert zu sein.

Die CDU forderte den Magistrat auf, unverzüglich einen Nachtragshaushalt 1993 vorzulegen. Und es brauche ein mittelfristiges Konzept zur Sanierung des städtischen Etats. Mihm verlangt eine Neuorganisation der Verwaltung und die sofortige Reduzierung des hauptamtlichen Magistrats um zwei hauptamtliche Dezernenten. jg

"Unehrlich und dazu stillos" Linda Reisch wehrt sich gegen Kritik von Hans-Jürgen Hellwig

Kulturdezernentin Linda Reisch holt jetzt ein wenig den Wahlkampf nach. In einer zweiseitigen Stellungnahme wehrt sie sich gegen Kritik, die Hans-Jürgen Hellwig an ihrem Papier "Umbau" geübt hatte. Der kulturpolitische Sprecher der CDU im Römer hatte (gestern in der FAZ) in diesem Zusammenhang Bedenken gegenüber der künftigen Leitung der Oper formuliert. Linda Reisch weist jetzt darauf hin, daß Hellwig selbst seinerzeit den Namen des künftigen Intendanten, Sylvain Cambreling, ins Spiel gebracht habe. Der CDU-Politiker hatte gestern die Berufung des Belgiers "im nachhinein eine Fehlentscheidung" genannt.

Linda Reisch formuliert nun, wenn Hellwig den Vertragsabschluß eine "Fehlentscheidung" nenne, sei das "unehrlich und dazu stillos, wieder einmal jemanden, der hier noch gar nicht hat Fuß fassen können, weil sein Vertrag erst ab 1. September 1993 gilt, prophylaktisch Steine in den Weg zu rollen".

Auch wendet sich die Kulturdezernentin gegen Hellwigs in der Zeitung wiedergegebene Äußerung, die Oper sei "nach dem Abgang Bertinis mehr als zwei Jahre führungslos geworden". Linda Reisch versichert, die Oper sei "alles andere als führungslos". Der derzeitige Intendant Steinhoff leite das Haus "gut und verantwortlich", so daß die Oper "in kürzester Zeit wieder zu Ansehen und Profil gekommen" sei.

Hans-Jürgen Hellwig hatte in diesem Zusammenhang auch moniert, daß Cambreling laut Vertrag nur 183 Tage lang im Jahr in Frankfurt anwesend sein müsse. Reisch wiederspricht dieser Zahl nicht, kritisiert statt dessen deren Veröffentlichung als "rufschädigend". "Von allen denkbaren Kandidaten für die Leitung der Oper" habe Cambreling "am glaubwürdigsten seinen Wunsch nach Präsenz in Frankfurt deutlich gemacht: Gerade, weil er mit dem Orchester hart arbeiten möchte und an die Leistungen höchste Ansprüche stellt." Der künftige Opernchef habe "definitiv zugesagt, die künstlerische Arbeit der Oper Frankfurt ganzjährig zu leiten. Einzig dies ist entscheidend."

"Mir vorzuwerfen," so schließt die Kulturdezernentin ihre Antwort an den Stadtverordneten der CDU, "daß all das, was in meinem Papier steht, noch nicht realisiert ist, ist doch der pure Hohn. Ich bin jetzt seit zwei 3/4 Jahren in diesem Amt. Die CDU war zwölf Jahre in der Regierung und hat uns ein zwar großes Kulturfeld, aber eines mit viel Wildwuchs hinterlassen. Aufforstungen brauchen Zeit." fr

Modellbahn-Markt am Sonntag

ESCHBORN. Am Sonntag, 28. März, ist zwischen 10 und 15 Uhr wieder Modellbahn-Tauschmarkt in der Stadthalle. Getauscht, ge- oder verkauft werden können Eisenbahnen aller Spurweiten, aber auch Autos oder Häuser. Veranstalter sind die Eisenbahnfreunde Taunus, nähere Auskünfte unter Tel. 0 61 96 / 4 25 77. dia

Lautenklänge zum Frühlingsanfang

EGELSBACH. Einen Tag nach seinem fünften "Geburtstag" wartet der Egelsbacher Kunstverein "Pro Arte" mit einem außergewöhnlichen Angebot auf: Lautenklänge aus der Renaissance-Epoche Englands und Italiens werden am Sonntag, 21. März, von 18 Uhr an in der evangelischen Kirche zu hören sein. Als Solisten hat "Pro Arte" den 22 Jahre alten Spanier Carlos Mena und den 30jährigen Andreas Martin aus Frankfurt engagiert.

Der Eintritt ist frei; aber der Verein bittet jeden Besucher um eine Spende. leo

FR-Interview Seite 18

Die Diakonie stellt sich vor

WESTKREIS OFFENBACH. Das evangelische Dekanat Dreieich, zu dem alle evangelischen Gemeinden im Westkreis Offenbach gehören, stellt am Mittwoch, 24. März, 19.30 Uhr, in der Johannesgemeinde in Langen, Uhlandstraße 24, seine diakonische Arbeit vor. Dazu gehören die Lebens-, Ehe- und Familienberatung, die Arbeit mit Alten, psychisch Kranken und Strafentlassenen. Um rasche Anmeldung unter der Rufnummer 2 37 41 wird gebeten. dac

Frei nach Homer: Schüler spielen "Die Ilias"

DREIEICH. "Homer würde sich im Grabe umdrehen": Das meinen die Schüler/innen der Theater-AG der Weibelfeldschule über ihr Stück "Die Ilias". Frei nach dem Epos des griechischen Dichters haben sie eine Komödie geschrieben, in der an Stelle der antiken Helden moderne Frauen auftreten. Der Dreiakter wird am Freitag, 19. März, 20 Uhr, im Bürgersaal Buchschlag aufgeführt. Eintritt: Erwachsene zahlen sieben, Schüler und Studenten fünf Mark. Der Erlös soll der Kinderkrebshilfe zugute kommen. dac

"Dat sinn Künstler": Hausschlachtung wie Anno dazumal Ein neuer Publikumsmagnet im Hessenpark / Wurst von Schweinen, die im Freilichtmuseum ihren Speck ansetzten

HOCHTAUNUSKREIS. Die Reaktionen der Besucher reichen von ehrfürchtiger Bewunderung bis zum blankem Entsetzen. "Mein lieber Mann, die schaffen!", und "Dat sinn Künstler!" lauten die Lobpreisungen der Begeisterten. Die Geschockten hingegen wenden sich mit Ausrufen wie "Iiihhh, das ist nur Blut!" schaudernd vom Geschehen ab.

In der Wurstküche der Hofanlage Emstal-Sand im Hessenpark wird "die Sau geschlacht' ".

Genauer gesagt, sie wird zur Wurst verarbeitet - zu Blut-, Leber- und Bratwurst. Das Abstechen und Abbrühen der Schweine gehört schon aus veterinärrechtlichen Gründen nicht zum Programm. Erhard Moos, Landwirtschaftsleiter im Hessenpark, ist noch aus einem anderen Grund froh über die Entscheidung: "Da kippen uns die Leute nicht um." Gleichwohl sind manche blutrünstig. "Sie beschwerten sich, daß wir es nicht zeigen", sagt Moos.

Die Schweine kamen in Hälften gespalten und ausgenommen in der Hessenpark-Wurstküche an, wo Kurt Reiter, Metzgergeselle aus Naunstadt, morgens um sieben Uhr sein Tagwerk begann: Als erstes mußte er Feuer im Steinherd machen, um den 200 Liter großen Wasserkessel zum Kochen zu bringen. Hier half Ewald Börner, als Verantwortlicher für die Technik der Dritte im Schlachter- Bunde. Schweineköpfe, -füße, Einzelteile und Bauch kamen für Leber- und Blutwurst hinein; für Bratwurst galt es, Vorderseite, Bauch und Hinterschinken zum Kochen zu bringen. Das Kesselfleisch stammt von den besseren Partien, wie Kamm, Kotelett und Schinken.

Nach anderthalb Stunden Köcheln ging die Arbeit richtig los: Das Fleisch mußte von den Knochen abgelöst und für die Wurst durch den Wolf gedreht werden; "zum Glück einen elektrischen", freut sich der Metzger. Der elektrische Wolf ist neben dem Alu-Arbeitstisch das einzige neuzeitliche Werkzeug, das - ebenfalls aus veterrinärrechtlichen Gründen - Einzug in die ansonsten Original-Gutshofsküche halten mußte. Den Rückfall in die Arbeitswelt von Anno dazumal spürt der Metzger nach einer Woche gehörig in den eigenen Knochen.

Handarbeit ist vor allem beim Würzen der Wurstmasse in der 200 Liter-Wanne gefragt. Für die richtige Mischung von Salz, Pfeffer, Muskat, Majoran und Nelke ist nicht nur die Muskelkraft beim Umrühren gefordert. Statt auf eine Fertigmischung muß sich der Metzger auf seine Geschmacksnerven verlassen. "Da mußte ich ein paarmal probieren", meint er und betrachtet schmunzelnd seinen Leibesumfang.

Das abschließende Stopfen und Abbinden der Würste ist ebenfalls reine Handarbeit. Dabei dürfte der Naunstädter Geselle eine Guinnessbuch-verdächtige Leistung erzielt haben. Würde man die Schweinedärme, die er innnerhalb einer Woche mit Wurstmasse füllte, hintereinanderaufreihen, käme die imposante Länge von knapp zweieinhalb Kilometern heraus. "Wir haben jeden Tag fast tausend Würste hergestellt und insgesamt 13 Schweine verarbeitet", rechnet Landwirtschaftsgruppenleiter Moos stolz zusammen.

Die Tiere stammten aus der eigenen Hessenpark-Züchtung. Die Wurst der glücklichen Museumsschweine, die im freien Gelände mit Museums-Schrot und -kartoffeln ihren Speck ansetzen durften, stieß bei den Besuchern auf eine Riesennachfrage. Für Schinken-, Wurstbüchsen- oder Räucherproduktion blieb nie etwas übrig - die Tagesproduktion wurde stets an Ort und Stelle verzehrt.

Die Hausschlachtung ruft bei vielen Besuchern auch Erinnerungen an ihre Kindheit wach. Die Düfte aus vergangenen Zeiten verführten sogar Kurgäste aus Bad Homburg zum Naschen.

Hubert Paul aus Biedenkopf bei Marburg fühlt sich in die 50er Jahre zurückversetzt. "Wir haben früher zu Hause jedes Jahr ein Schwein geschlachtet und ich habe alles mitgemacht", erzählt er. "Mein Vater ging in die Fabrik und Fleisch beim Metzger war zu teuer." Mitte der 60er Jahre war die Zeit des Schlachtens in seiner Familie vorbei. "Keiner wollte die Sachen mehr essen." Seit kurzem, sagt er - und liegt damit voll im Trend -, hat er das Hausgemachte wieder für sich entdeckt.

Wer diese erste Hausschlachtungs- Woche im Hessenpark verpaßt hat, kann das Versäumte bestimmt nachholen. Weil die Aktion ein so großer Erfolg war, soll sie wiederholt werden.

CLAUDIA NENNINGER

Neues Leben für die Landschaft Vogel- und Naturschutzgruppe feiert bald zehnten Geburtstag

GRÄVENWIESBACH. Die Vogel- und Naturschutzgruppe feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Das große Jubiläumsfest ist für das Wochenende vom 15. bis 16. Mai geplant. Zu feiern gibt es genug: Zufrieden zog der erste Vorsitzenden, Sebastian Budig, aus gegebenem Anlaß Bilanz. "Wir haben in der teilweise abgeräumten Landschaft wieder Lebensadern geschaffen", faßte er die geleistete Arbeit des vergangenen Jahrzehnts zusammen.

Dazu beigetragen haben vor allem 500 bis 600 neue Bäume, die im Verlauf der jährlichen Pflanzaktionen gesetzt wurden. "Insbesondere die großen Hochstammbäume halfen, die Biotope zu vernetzen", erklärte der engagierte Naturschützer.

Außerdem pflanzten die Mitglieder unzählige Hecken und legten eine Reihe von Feuchtbiotopen an. Den Pfaffenweiher auf der Pfaffenwiese hält die Gruppe für ihr schönstes Exemplar. Zu den weiteren Pflegeaufgaben der Grävenwiesbacher Naturfreunde gehören heute die Bachpatenschaften für den Lindel- und den Wiesbach.

Vor zehn Jahren hatte die Arbeit der Naturschützer noch einen anderen Schwerpunkt. Alles fing damit an, erklärte der Vorsitzende, daß einige Leute Nistkästen für Vögel aushängten. Damit war die Arbeit freilich nicht getan, und so kam zusätzlich zur Versorgung der Kästen immer mehr Naturpflege hinzu. Die Zahl der Nistkästen liegt übrigens derzeit bei 400. "Die Gewichtung liegt heute bei der Feuchtbiotoppflege", stellte Budig fest.

Mit den Aufgaben stieg erfreulicherweise auch die Zahl der Mitglieder. Rund 100 gehören heute der Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland an. "Eine stattliche Zahl für unsere Gemeinde", wie der Vereinsvorsitzende nicht ohne Stolz berichtete. Der aktive Kern besteht aus etwa 25 Naturschützern; außerdem gibt es eine Kindergruppe. Die Jugendarbeit sei ein weiterer Schwerpunkt des Vereins, stellte Budig fest.

Nicht zuletzt sei das dem Jugendherbergs-Eheleuten und Mitgliedern Rudi und Andrea Baues zu verdanken, die mehrere Zeltlager-Freizeiten im Jahr mitorganisierten. Für den Erfolg des Vereins dankte Budig auch dem Mitgründer und langjährigen Vorsitzenden der Vogel- und Naturschutzgruppe, Klaus Lisson, der sich aus gesundheitlichen Gründen von der aktiven Arbeit zurückziehen mußte. cn

Aufgespießt

"Wir haben uns vorgenommen, 1993 jedes Mal für Sie persönlich zu beten, wenn wir Ihr Foto in der Zeitung sehen oder in den Medien Ihr Name fällt." Aus einem Brief einer Initiative der Evangelischen Allianz an verschiedene Politiker. Mit der Gebetsaktion wollen die konservativen Christen der Politikverdrossenheit entgegentreten.

Die Steinauer "Holzköppe" pflegen alte Puppenspieler-Traditionen, und 50 000 Besucher im Jahr danken es Vier Erwachsene und ein Alibi-Kind sind typisch Beachtlicher Fundus auch im theatereigenen Museum Von Katja Schoßer STEINAU. An vorstellungsfreien Tagen herrscht im Marstall völlige Ruhe. Der Zuschauerraum liegt im Dunkel, auch hinter der Bühne tut sich wenig. Dennoch entbehrt der Raum - zumindest für den Laien - nicht eines großen Reizes. Da hängen sie starr und steif, die Bremer Stadtmusikanten, fein säuberlich aufgereiht zwischen den anderen "Holzköppen". Doch kaum greift der Puppenspieler nach einer Marionette, haucht er der leeren Dekoration Leben ein. Schon kommt Bewegung auf die Bühne, schlagen hölzerne Glieder lustig Kapriolen, wirkt die Gestalt anmutig. Bald blendet die Phantasie des Zuschauers die dünnen Fäden aus, die Erle Magersuppe so scheinbar mühelos bewegt. Nun kann der seltsame Zauber ungehindert wirken, der einem professionellen Puppenspiel stets eigen ist. In der Märchenstadt im Main-Kinzig- Kreis gehört ein festes Puppentheater zum Alltag. Während anderswo Marionetten längst in Vitrinen verstauben, kann sich das Steinauer Ensemble vor Vorführungen kaum retten. Vier bis fünfmal täglich treten die "Holzköppe" in der Hauptsaison auf, dazu kommt die Arbeit hinter der Bühne und im Museum. Genug zu tun für die fünf hauptberuflichen Spieler, wozu selbstverständlich auch der Prinzipal zählt.

"Unsere freien Tage müssen wir da immer schwer verteidigen", meinen Erle und Lilo Magersuppe angesichts der 500 Marstall-Vorstellungen pro Jahr. Plus rund 25 Gastspiele außerhalb Steinaus. Die Puppenspieler sind Kassierer, Putzfrauen, Garderobieren und Intendanten in einer Person. Wobei die "Mädchen für alles" auf den "familiären Touch" ihres Theaters großen Wert legen. Und das "intime Flair macht&rquote;s auch", scheint alt und jung gleichermaßen anzuziehen. "Vier Erwachsene und ein Alibi-Kind", so sieht eine typische Besuchergruppe aus.

Längst haben auch die großen Zuschauer erkannt, daß Puppentheater kein Kinderkram ist, und sie folglich auch bei Magersuppes nicht zu kurz kommen. Im Gegenteil. Schließlich ist es zum einen "kein Kinderspiel, gut für Kinder zu spielen", zum anderen erklärtes Ziel der "Holzköppe", große und kleine Menschen spielerisch an Kunst und Kultur heranzuführen. "So entsteht oft der Draht fürs große Theater", weiß Erle Magersuppe aus Erfahrung.

Karl Magersuppe hat Steinaus einzige Bühne vor fast 70 Jahren gegründet. Zunächst gemäß alter Tradition ein reines Reisetheater, etablierten sich "Die Holzköppe" 1955 im Marstall des Schlosses, lange, bevor auch andernorts das fast vergessene Puppenspiel wieder zur Kunstform erhoben wurde. "Quasi 'reingeboren", übernahm später sein Sohn die Leitung des Ensembles. Und da auch seine Frau "vor 20 Jahren ,reinschlitterte" und weitere Angehörige mitspielen, ist das kleine Theater ein Familienbetrieb geblieben, das sich nicht vor der einen oder anderen großen Bühne verstecken muß.

"Sehr abwechslungsreich, aber auch stressig", so beschreiben die Puppenspieler ihren Alltag. "Durchhalten", lautet ein Erfolgsgeheimnis, "persönlicher Einsatz" ein anderes. Obwohl der Zuschauerraum höchstens 140 Gäste faßt, sieht er pro Jahr mehr als 50 000 Zuschauer. Darunter auch viele, die einen Gang ins theatereigene Museum anschließen, das die Magersuppes 1991 in der alten Ratsapotheke gegenüber vom Rathaus eröffnet haben. Allein im ersten Jahr zählte der Prinzipal rund 11 000 Besucher.

Statt den beachtlichen Fundus, den Karl Magersuppe und seine Nachfolger zusammengetragen haben, in Kisten und Koffern zu verstecken, steht ein Teil der Figuren nun im liebevoll eingerichteten und betreuten Museum. Thema und Exponate wechseln alljährlich, 1993 dominiert "Puppenspiel international". 150 kunstvoll geschnitzte Marionetten und Requisiten aus aller Herren Länder ziehen das Auge des Betrachters an. Darunter Miniaturbühnen aus einer Zeit, in der Puppenspiel noch als Fernseh-Ersatz diente, und Figuren aus einer tschechischen Sammlung, die sich nun im Besitz des Puppenmuseums befindet. Alles nicht ausschließlich zum Angucken: Vor allem die kleinen Besucher freuen sich über das "Museum zum Anfasssen" und die Möglichkeit, selbst einmal die Puppen tanzen zu lassen.

Daß die Theaterarbeit im Kleinen oft nicht weniger aufwendig als für eine große Bühne ist, beweist ein Blick in den Probenplan. "Zwei Jahre dauert es schon, bis eine neue Inszenierung steht", schätzen die Magersuppes. Dabei arbeitet das Ensemble schon seit vielen Jahren erfolgreich mit einem tschechischen Regisseur zusammen.

Neben dem Kontakt zum Publikum und der Liebe zum Metier und zur Kunst treibt den Prinzipal dabei ein weiteres Anliegen an: "Auch im Puppenspiel die Sprache pflegen, alte Wörter wieder aufleben lassen." Daß auch bei den "Holzköppen" Grimms Märchen eine große Rolle spielen, ist wenig verwunderlich, sind sie doch im Jugendparadies der Brüder Grimm zu Hause.

Wer sich für Öffnungszeiten von Theater und Museum sowie den Spielplan interessiert, der wählt die Rufnummer 0 66 63 / 245.

Flamenco-Abend im Bürgerhaus Sprendlingen

DREIEICH. Südspanisches Temperament gibt am Freitag, 19. März, 20.30 Uhr, auf der Bühne des Bürgerhauses Sprendlingen den Ton an. Dort gastiert das Ensemble "Flamenco Rubio", eine professionelle Gesangs- und Tanzgruppe um den Gitarristen "El rubio". Es verbindet modernen und traditionellen Flamenco. Die Eintrittskarten kosten 20 und 24 Mark. Vorbestellung ist unter der Rufnummer 60 00 31 möglich. dac

Wenn er ans Rednerpult tritt, macht sich Unruhe breit. Mancher im Publikum rollt mit den Augen, tiefe Seufzer sind hörbar, einige scheinen in Dekkung zu gehen: Manfred von Richthofen, Landessportbund-Präsident von Berlin und Vizepräsident des Deutschen Sportbundes (DSB), bringt dann die Dinge mal wieder auf den Punkt. Der Berliner, früher Hockey-Auswahlspieler und -Trainer, gilt bei den einen als Macher und Mahner, bei anderen als einer, der sich immer ins richtige Licht rücken will. Der gelernte Lehrer und ehemalige Politiker ist ein Kenner der Sportlandschaft in der ehemaligen DDR und setzt sich für die Belange der neuen Bundesländer ein. Gewissermaßen vom DSB dazu vergattert, mußte sich der 59jährige mit der Doping-Problematik auseinandersetzen und ist zu einem engagierten Verfechter eines Anti-Dopingkurses geworden. Mit Manfred von Richthofen, der als ein potentieller Nachfolger von DSB-Präsident Hans Hansen gilt, unterhielt sich unser Redaktionsmitglied Bianka Schreiber-Rietig.

Internationales Puppenspieler-Festival

STEINAU. Ganz im Zeichen des Marionettentheaters steht Steinau im Herbst: Von 9. bis 21. Oktober veranstaltet die Stadt ihr erstes "Internationales Puppenspieler-Festival" mit Themenschwerpunkt Märchen. Unter der Regie von Dieter Brunner sollen "zwölf bis 15 Ensembles" die Märchenstadt in ein Dorado für Marionetten-Fans verwandeln.

Auch an ein breitgefächertes Begleitprogramm mit Fachvorträgen, Vorstellungen an wechselnden Spielorten und einer mehrwöchigen Ausstellung im Rathaus denkt Hauptamtsleiter Dietmar Broj. Künftig sollen sich Jahr für Jahr Puppenspieler aus aller Herren Länder in Steinau treffen. tja

Ab heute: "Au Wetter!" Randnotizen ohne Gewähr

Die Zeiten sind ernst, viel zu ernst. Humor und Witz drohen auf der Streck zu bleiben. Deshalb haben wir "AU WETTER!" ins Leben gerufen. Egal ob tiefschürfend oder platt, beißend oder streichelnd - auf dieser Seite hat alles Platz, das geeignet ist, die tief nach unten gezerrten Mundwinkel der geplagten Wetterauerinnen und Wetterauer zumindest leicht nach oben schnellen zu lassen. Und wenn nur einer oder eine von 100 Leserinnen und Lesern dieser gnadenlosen Satireseite lacht und die übrigen 99 fluchen, schimpfen, heulen oder auch nur ratlos gucken - ein Lacher ist in diesen harten Zeiten viel.

Wer mit Wort, Bild oder Zeichnung mithelfen möchte: bitteschön. Vor allem Zeichnungen sind erwünscht. Wer uns die schönste Karikatur aus der Wetterau über die Wetterau liefert, darf am witzigsten werktäglichen Ereignis zwischen Taunus und Vogelsberg teilnehmen: der morgendlichen Redaktionskonferenz der Lokal-Rundschau. Ein Kaffee ist garantiert, ein Brötchen vielleicht auch. ieb

Fürsprache reicht oft nicht aus

HOCHTAUNUSKREIS. Die einen verstehen die Diagnosen der Ärzte nicht ganz und trauen sich nicht, nachzufragen. Die anderen kuschen vor Pflegern oder Schwestern, obschon sie sich nicht gut behandelt fühlen. Aber sie schweigen, um nicht als Nörgler abgestempelt und nicht "bestraft" zu werden. Wieder andere bekommen keinen Besuch, niemand hört sie an, tröstet sie, niemand übernimmt während ihrer Krankheit die Behörden- und Versorgungsformalitäten: Alles Fälle, mit denen es die Patientenfürsprecher an Krankenhäusern zu tun haben. Im Hochtaunuskreis sind es derzeit zwei Männer und vier Frauen, die sich bereit erklärt haben, die Interessen von Patientinnen und Patienten zu vertreten.

Für fünf Krankenhäuser ist das Amt bereits besetzt: Hildegard Nachtigall und ihre Stellvertreterin Elizabeth von Gehlen-Kümpel kümmern sich um Patienten des Kreiskrankenhauses Bad Homburg, Wilma Burkart und ihre Stellvertreterin Ulrike Walter um die Hessenklinik Usingen. Adam Keil betreut Männer und Frauen im Waldkrankenhaus Köppern und der Taunusklinik Falkenstein, Karl Heinz Geyer schließlich engagiert sich im St.-Josefs-Krankenhaus in Königstein.

Eine Stelle ist noch immer vakant. Ihr sind zugeordnet zwei Königsteiner Privatkliniken für Psychiatrie und Neurologie und die Neurologische Klinik in Bad Homburg. Noch unbesetzt sind auch drei Stellvertreterposten.

Die Aufgaben sind klar im Krankenhausgesetz beschrieben: Es sollen die Interessen der Patienten oder Angehörigen gegenüber der Klinikleitung vertreten werden; das Krankenhaus ist zur Zusammenarbeit verpflichtet. Erwartet werden ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, auch gewisse juristische und medizinische Kenntnisse.

Die Erfahrungen der Fürsprecherinnen und Fürsprecher sind unterschiedlich. Nachtigall ("Wir nehmen Aufregungen, Anregungen und Beschwerden entgegen") und Geyer äußerten sich positiv über die Resonanz, die sie bei den Krankenhausleitungen finden. Ulrike Walter, seit zwei Jahren in dem Amt der stellvertretenden Patientenfürsprecherin in Usingen, vermißt dagegen die Unterstützung der Leitung und des Personals des Kreiskrankenhauses.

Adam Keil wiederum hält generell die Funktion des Patientenfürsprechers eines Krankenhauses auf den einer psychiatrischen Klinik für nicht übertragbar. Schicksalsfragen würden hier häufig an ihn herangetragen. Er sieht sich gelegentlich eher in der Rolle eines unbezahlten Sozialarbeiters, was vom Gesetz nicht vorgesehen ist.

Warum sich Frauen und Männer eines solchen Amtes annehmen? Karl Heinz Geyer hat durch die schwere Krankheit seiner verstorbenen Frau "Krankenhäuser en masse" - selbst in den USA - kennengelernt ("Bei 30 habe ich aufgehört zu zählen"). Den Patienten und auch Angehörigen im Krankenhausbetrieb zur Seite zu stehen, wurde ihm zur Aufgabe. Als "Revisor" des Krankenhauses verstehe er sich nicht. WALTRAUD ROHLOFF

Feine Schulung

Nach Stuttgart sollte die Reise gehen. Die Frankfurterin ging also zum Hauptbahnhof, um sich die ICE-Fahrkarte zu kaufen. Das gelang ihr auch problemlos. Erst kurz danach stellte sie fest, daß vergessen worden war, einen Platz zu reservieren. An einem anderen Schalter stellte sie sich erneut in die Schlange und lernte hier einen Service der besonderen Art kennen.

Der Herrscher hinter dem Tresen wollte zunächst wissen, welcher Kollege ihm diese Arbeit aufgehalst hatte. Als er es nach einigen Minuten herausgefunden hatte, rief er am betreffenden Schalter an und machte erst mal den Trottel von Kollegen nieder, denn: "Jetzt steht die Tante hier bei mir!" Dann ließ er aber doch Gnade vor Recht ergehen und schickte die "Tante" nicht zurück zum Kollegen, sondern schrieb ihr höchstselbst die Reservierung aus.

Es geht doch nichts über eine gute psychologische Schulung. Ihre Bastienne

Zum St. Patrick's Day die "Irish Night" in Bornheim

Zum Nationalfeiertag der Iren, dem St. Patrick's Day, lädt die "Saalbau" für den heutigen Mittwoch ab 20 Uhr zu einer "Irish Night" ins Bürgerhaus Bornheim ein. Hauptattraktion der regelmäßig gut besuchten Party ist neben Guinness-Bier die irische Band "Four men and a dog", die seit dem Folk-Festival in Belfast 1991 zur irischen Spitzengarde zählt. vo

BMW eröffnet Zentrum für Gebrauchtwagen

DREIEICH. Die Bayerischen Motorenwerke eröffnen am Samstag, 20. März, mit einem Fest von 9 bis 16 Uhr einen großen Gebrauchtwagenmarkt im Sprendlinger Industriegebiet. Dort bieten sie künftig auf einer Fläche von 20 000 Quadratmetern 700 Autos an. Damit soll es sich um das größte Zentrum dieser Art bundesweit handeln.

Die BMW-Niederlassung Frankfurt, zu der auch das neue Zentrum gehört, zählt mit seinem Hauptbetrieb in der Hanauer Landstraße sowie den Filialen in Niederrad und Offenbach zu den größten Werksniederlassungen der Aktiengesellschaft. Ihr Angebot an Gebrauchtwagen wurde nun in Sprendlingen konzentriert, weil es BMW in Frankfurt zu eng wurde und der neue Standort über eine günstigere Infrastruktur - "über Autobahnen und Landstraßen aus allen Richtungen leicht und bequem zu erreichen" - verfügt. dac

Nicht Ausstieg, sondern Umbau der Chemieindustrie fordert Hessens Umweltminister Joschka Fischer. Seite 5

Belohnung: Grüne bieten Wähler Prämie!

FRIEDBERG. Die Friedberger Grünen bitten jene Wählerin oder jenen Wähler, die oder der ihnen die entscheidene Stimme für den fünften Sitz im Stadtparlament gegeben hat, sich umgehend zu melden. "Sie oder er kriegt eine dicke Belohnung", verspricht Grünen-Sprecher Johannes Hartmann.

Die CDU ist indessen auch auf der Suche nach einem Wähler. "Wenn wir den Burschen erwischen, der uns in Bauernheim reingeritten hat", droht der CDU-Vor- sitzende Ulrich Kiefer. Ein etwas fragwürdiger Stimmzettel in Bauernheim war nach Meinung der Union entscheidend dafür, daß sie ein Stadtparlamentsmandat an die Grünen abgeben mußte. ieb

Umweltschützer durften nicht zur Probenentnahme aufs Werksgelände der Hoechst AG Greenpeace wurde vors Tor gesetzt Heute neuer Anlauf?

Etwa 35 Greenpeace-Aktivisten haben gestern abend kurz nach 20 Uhr versucht, in das Gelände der Hoechst AG einzudringen, um in der Nähe der am Montag explodierten Anlage zur Mowiol-Herstellung Bodenproben zu entnehmen. Nach Polizeiangaben hatten sie das unverschlossene Rolltor des Tor Ost aufgeschoben. Ein Großteil wurde nach einigen Handgemengen von Werkschutzleuten und Polizeibeamten vom Gelände geschoben. Bei neun Personen wurden die Personalien festgestellt.

"Wir haben überhaupt kein Vertrauen mehr in die Hoechst AG, deshalb verlangen wir, selbst Proben nehmen und untersuchen zu können", sagt Manfred Krautter, Chemiker von Greenpeace. Die Umweltorganisation hatte den ganzen Tag über vergeblich versucht, Einlaß in das Gelände zu bekommen, was von Hoechst jedoch abgelehnt wurde.

"Das ist auch eine prinzipielle Entscheidung", sagt Hoechst-Sprecher Ludwig Schönefeld. Verschiedene Luft- und Materialproben rund um die Unglücksanlage zur Mowiolherstellung würden bereits von "offiziellen Stellen" entnommen, unter anderem vom TÜV Hessen. "An dessen Neutralität gibt es nichts zu zweifeln", sagt Schönefeld. Zudem sei man der Ansicht, daß zunächst die Unfallursache ermittelt werden müsse, bevor jemand anderes an die Reste der explodierten Anlage im Gebäude E 513 herandürfe.

Für Greenpeace keine zufriedenstellende Erklärung. "Niemand garantiert uns, daß die Meßergebnisse anschließend auch veröffentlicht werden", sagt Chemiker Krautter. Tatsächlich bestätigte der TÜV Hessen, daß die Ergebnisse von Messungen "immer dem Auftraggeber überlassen werden" - in diesem Falle also der Hoechst AG. Nach Ansicht von Greenpeace könnten diese Messungen aber an den Tag bringen, daß bei der Explosion wesentlich mehr Giftstoffe entstanden sind, als bisher bekannt ist.

Zum Beispiel Dioxin. Die Außenwände der Unglückshalle waren mit "Hostalit"- Platten verkleidet, die aus dem Kunststoff PVC bestehen. "Wenn diese Platten verbrennen, entsteht Dioxin", sagt Krautter. Nach Angaben von Hoechst-Sprecher Schönefeld seien die meisten Platten jedoch bei der Explosion aus dem Gebäude ausgebrochen. "Das ist quasi eine Sollbruchstelle, damit der Druck entweichen kann." Mit Luftbildern aus einem Greenpeace-Flugzeug, auf denen teilweise verkokelte Kunststoffplatten zu sehen sind, will die Umweltorganisation jedoch beweisen, "daß eine Reihe von Platten sehr wohl Feuer gefangen hat und Hoechst mindestens einen Schadstoff verschwiegen hat, der bei dem Unglück entstand."

Der größte Teil des Dioxins, meint Krautter, sei wohl mit der schwarzen Rußwolke kurz nach der Explosion in Richtung Nordosten gezogen. Ob dies größere Mengen seien, könne man jedoch erst feststellen, wenn man Proben an den Brandresten der Mowiol-Anlage nehme. Erst diese Untersuchungen würden auch Anhaltspunkte auf weitere Giftstoffe geben, die bei dem Unglück entstanden sein könnten.

Die Greenpeace-Gruppe will aller Voraussicht nach auch heute wieder mit ihrem Meßwagen vor dem Hoechst- Tor Position beziehen und versuchen, Einlaß oder Materialproben zu bekommen. mat

"Hoechst ohne Einfluß auf TÜV-Analysen"

Der TÜV Hessen hat Vermutungen zurückgewiesen, daß die Hoechst AG Einfluß auf Giftstoff-Untersuchungen oder Sicherheitsanalysen des Vereins nehmen könne. "Unsere Gutachter sind völlig unabhängig, auf deren Urteile hat niemand Einfluß, nicht einmal ich", sagt Hugo Ziegler, der Geschäftsführer des hessischen Überwachungsvereins.

Der Verdacht der Einflußnahme war aufgekommen, als bekannt wurde, daß das für Anlagenbau zuständige Hoechst- Vorstandsmitglied Ernst Schadow gleichzeitig Vorsitzender des in Essen ansässigen Verbandes der Technischen Überwachungsvereine ist. "Das ist zwar unsere Dachorganisation, aber die hat überhaupt keinen Einfluß auf unsere Gutachtertätigkeit", sagt Ziegler. Aufgabe des Dachverbandes sei es, den Kontakt zur Industrie zu pflegen, Kongresse zu veranstalten und die Arbeit der Überwachungsvereine zu koordinieren.

Auch aus der Tatsache, daß die Hoechst AG als eines von 200 Mitgliedern des hessischen TÜV eingetragen sei, lasse sich keine Einflußnahme ableiten, sagt Ziegler. Der Verein finanziere sich nicht durch Mitgliedsbeiträge, sondern durch die Gebühren für Untersuchungen und Gutachten. Gemeinsam mit dem TÜV Rheinland soll der hessische Verein auf Anordnung von Umweltminister Joschka Fischer Sicherheits-Überprüfungen für verschiedene Hoechst-Anlagen anfertigen. Zudem wertet der TÜV Hessen derzeit Luft- und Materialproben aus dem Hoechster Stammwerk auf Schadstoffe aus, die durch das Explosionsunglück vom Montag entstanden sein können.

Der Sprecher von Minister Fischer, Georg Dick, sieht "keine Hinweise, daß der TÜV nicht neutral gutachtet". Die einzelnen Landes-Vereine seien selbständig, mit einem Druck von oben sei nicht zu rechnen. mat

Niederursel

Niederursel

Nordend

Holzhausenviertel

Kalbach

Kalbach

Kalbach

Niederursel / Bonames

Gallus

Bahnhofsviertel

Bahnhofsviertel

Griesheim

Griesheim

Nieder-Erlenbach

Osthafen

Ostend

Rödelheim

Hausen

Hausen

Bornheim

Niederrad

Sachsenhausen

Sachsenhausen

Oberrad

Politiker lernen den Umgang mit den Moneten

WETTERAUKREIS. Die Kreisvolkshochschule hat aus aktuellem Anlaß einen neuen Kurs in ihr Programm aufgenommen. "Kommunalpolitiker lernen den Groschen umdrehen", heißt das Bildungsangebot, das sich speziell an die Mitglieder des Kreistages und des Kreisausschusses sowie einiger Stadt- und Gemeindeparlamente (vor allem in Gedern und Glauburg) richtet. Der Kurs beginnt am 1. April und dauert 365 mal 24 Stunden. Im April 1994 wird er fortgesetzt. ieb

Sparkurs: Betriebszeit der Fähre reduziert

SELIGENSTADT. Der Magistrat hat jetzt beschlossen, die Betriebszeiten der Mainfähre "Stadt Seligenstadt" aus wirtschaftlichen Gründen zu reduzieren. Es habe sich gezeigt, daß die Fähre im Sommer nach 20 Uhr kaum benutzt werde. "Auch an Sonn- und Feiertagen wird das Schiff zwischen 8 und 9 Uhr morgens selten in Anspruch genommen." Die Fähre werde jedoch von Mai bis September an den Wochenenden abends noch bis 21 Uhr hin und her schippern. Bislang tukkerte die "Stadt Seligenstadt" in der warmen Jahreszeit immer bis 21.30 Uhr.

Der neue Fahrplan, der vom 1. Mai bis 30. September gilt, sieht wie folgt aus: montags bis freitags von 5.30 bis 20 Uhr, samstags von 7 bis 21 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 21 Uhr. Vom 1. Oktober bis 30. April gilt: montags bis freitags von 5.30 bis 20 Uhr, samstags von 7 bis 20 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 20 Uhr.

Bürgermeister Rolf Wenzel sagt, daß die Stadt mit dieser Regelung jährlich 8000 bis 10 000 Mark spare. Die Stadt bezuschußte 1992 den Fährbetrieb mit 170 000 Mark. fin

Niederursel

Niederursel

Nordend

Holzhausenviertel

Kalbach

Kalbach

Kalbach

Niederursel / Bonames

Gallus

Bahnhofsviertel

Bahnhofsviertel

Griesheim

Griesheim

Nieder-Erlenbach

Osthafen

Ostend

Rödelheim

Hausen

Hausen

Bornheim

Niederrad

Sachsenhausen

Sachsenhausen

Oberrad

Niederursel

Niederursel

Nordend

Holzhausenviertel

Kalbach

Kalbach

Kalbach

Niederursel / Bonames

Gallus

Bahnhofsviertel

Bahnhofsviertel

Griesheim

Griesheim

Nieder-Erlenbach

Osthafen

Ostend

Rödelheim

Hausen

Hausen

Bornheim

Niederrad

Sachsenhausen

Sachsenhausen

Oberrad

NIEDERURSEL

NIEDERURSEL

NORDEND

HOLZHAUSENVIERTEL

KALBACH

KALBACH

KALBACH

NIEDERURSEL / BONAMES

GALLUS

BAHNHOFSVIERTEL

BAHNHOFSVIERTEL

GRIESHEIM

GRIESHEIM

NIEDER-ERLENBACH

OSTHAFEN

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RÖDELHEIM

HAUSEN

HAUSEN

BORNHEIM

NIEDERRAD

SACHSENHAUSEN

SACHSENHAUSEN

OBERRAD

Wohin mit den Zuwanderern? Mitteleuropäische Staaten berieten über deutsches Asylrecht

PRAG, 16. März (dpa/ug). Ohne Einigung über das ursprünglich angestrebte multilaterale Abkommen über die Rückführung von illegalen Zuwanderern ist Dienstag abend in Prag ein Treffen der Innenminister aus sechs Staaten Mitteleuropas zu Ende gegangen. Die Vertreter Österreichs, Ungarns, Polens, Sloweniens, der Tschechischen Republik und der Slowakei hatten in Prag die Folgen der zwischen den deutschen Parteien vereinbarten neuen Asylgesetzregelung für ihre Länder erörtert.

Dennoch wurde bei dem Treffen ein Konsens erreicht: Ein Netz bilateraler Verträge soll künftig die Rückführung von illegalen Zuwanderern in ihre Herkunftsländer regeln, womit die Teilnehmerstaaten klarstellten, daß auch sie nicht zur Aufnahme der in Deutschland oder in anderen westlichen Ländern abgewiesenen Asylbewerber bereit sind. Verträge über die Wiederaufnahme von "Auswanderern" sollen mit den Ländern geschlossen werden, aus denen die meisten Zuwanderer kommen. Keine Verantwortung werden die sechs Staaten für die sogenannten Altfälle übernehmen, die sich gegenwärtig in Deutschland in einem Asylverfahren befinden und die über das Territorium dieser Länder nach Deutschland gelangten. Dieser Punkt ist in einem Abschlußdokument verankert. In der Erklärung heißt es weiter, die teilnehmenden Länder Mitteleuropas wollten sich untereinander um eine Harmonisierung der Asylgesetzgebung bemühen.

Deutschland war von den Initiatoren des Prager Treffens nicht eingeladen worden, um jeglichem politischen Druck aus dem Wege zu gehen. Der tschechische Innenminister Jan Ruml teilte jedoch mit, daß an diesem Donnerstag eine tschechische Regierungsdelegation die deutschen Behörden über die Ergebnisse des Prager Treffens informieren werde.

Kreisausschuß stellt drei Biotope unter Schutz

KREIS OFFENBACH. Der Kreisausschuß hat jetzt drei weitere Landschaftsbestandteile unter Schutz gestellt: in Dietzenbach die Gebiete "Am Sandhorst" und "An der Russenhütte" mit Flugsandrestbeständen und Magerrasenvegetation sowie in Rodgau-Jügesheim den "Nehlsee". Das Gelände in Jügesheim sei ein Biotop, in dem Röhricht, Seggenried, Hochstauden und seltene Sträucher und Bäume wachsen.

Wie Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann sagte, ist per Verordnung garantiert, daß diese ökologisch wertvollen Inseln in der Landschaft vor Eingriffen bewahrt bleiben. fin

Dietzenbacher wollen in der Stadt Putz machen

DIETZENBACH. Das Bewohnerzentrum "Starkenburgring" und die islamischen Gemeinden laden alle Bewohner des Starkenburgrings für Sonntag, 21. März, 19 Uhr, zu einer Versammlung ein, um über die geplante Aktion "Wir machen Putz in Dietzenbach" und über das Thema "Sauberkeit in Starkenburgrung" grundsätzlich zu sprechen. Im Saal des Bewohnerzentrums soll darüber diskutiert werden, wie alle Leute mithelfen können, daß der Stadtteil nicht weiter verkommt, sondern sauberer wird.

Am Freitag und Samstag, 26. / 27. März, heißt es dann in ganz Dietzenbach: "Wir machen (Frühjahrs-)Putz." An diesem Vorhaben wollen sich Stadtverwaltung, Vereine, Schulen, Gewerbe und Hausverwaltungen beteiligen. Der Magistrat appelliert zudem an die ganze Bevölkerung, auch mit anzupacken. Es fehlen bislang noch freiwillige Helferinnen und Helfer. Das Amt für Öffentlichkeitsarbeit teilt Details mit (Telefon 301 360). fin

Europapokal in Zahlen

Pokal der Landesmeister

Gruppe A, Endrunde (4. Spieltag): Olympique Marseille - ZSKA Moskau 6:0, Glasgow Rangers - FC Brügge 2:1.

1. Olymp. Marseille 3 1 2 0 6:3 4:2 2. Glasgow Rangers 3 1 2 0 4:3 4:2 3. FC Brügge 3 1 1 1 2:4 3:3 4. ZSKA Moskau 3 0 1 2 1:3 1:5

Gruppe B: IFK Göteborg - PSV Eindhoven 3:0, AC Mailand - FC Porto 1:0.

1. AC Mailand 3 3 0 0 7:1 6:0 2. IFK Göteborg 3 2 0 1 4:5 4:2 3. FC Porto 3 0 1 2 2:4 1:5 4. PSV Eindhoven 3 0 1 2 4:7 1:5

Pokal der Pokalsieger

AC Parma - Sparta Prag 2:0 (0:0) Spa. Moskau - Rotterdam 3:1 (0:1) Steaua Bukarest - FC Antwerpen 1:1 (0:0) Atl. Madrid - Olymp. Piräus (1:1)

UEFA-Pokal

Ajax Amsterdam - AJ Auxerre 1:0 (2:4) Borussia Dortmund - AS Rom 2:0 (0:1) Juventus Turin - Benfica Lissabon 3:0 (1:2) Paris St. Germain - Real Madrid 4:1 (1:3)

(Halbfett gedruckte Vereine im Halbfinale, in Klammern Ergebnisse der Hinspiele.)

HOCHTAUNUSKREIS / ESCHBORN. "Das wird verdammt eng." Jürgen Leydecker, Sekretär der IG Metall Frankfurt, bangt mit den 500 Beschäftigten der Kammler-Gruppe. Nicht nur, daß die Belegschaft der zehn Autohäuser (VW und Audi) im Rhein-Main-Gebiet noch immer auf das Februar- Gehalt wartet - das ganze Unternehmen steht auf der Kippe. Denn das Übernahmeangebot des Oberurseler Geschäftsmannes Ashok Chauhan droht zu scheitern . Seine Offerte: 120 Millionen Mark für Autohäuser und Privatvermögen des Henning Kammler (die FR berichtete). Dabei hat Chauhan offenbar die Rechnung ohne die Bayerische Hypothekenbank gemacht: Die hat beim Amtsgericht Königstein ein Konkursverfahren gegen Kammler beantragt. Ob die Richter dem Antrag folgen, wird heute entschieden - und damit auch, ob die 500 Arbeitsplätze in den Werkstätten in Eschborn, Frankfurt, Offenbach, Taunusstein und Weimar erhalten bleiben.

Handball-Ergebnisse

BEZIRKSLIGA I - FRANKFURT - Frauen: FT Dörnigheim - FTG 1847 8:9. - Tabellenspitze: 1. TV Niedermittlau, 2. SG Dietzenbach beide 24:8 Punkte, 3. SV Dreieichenhain 22:10.

2. BEZIRKSLIGA - FRANKFURT - Frauen: VfL Schwarzweiß Griesheim - TuS Steinbach 10:7. - Tabellenspitze: 1. TuS Zeppelinheim 24:4 Punkte, 2. Spvgg. 05 Bad Homburg 23:5, 3. SKG Sprendlingen 18:10.

KREISLIGA-A FRANKFURT - Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - MTV Kronberg 10:17, TV Gonzenheim - TSG Nordwest Frankfurt 18:15, TV Bad Vilbel - SG Sossenheim 22:20, TSG Frankfurter Berg - TG Schwanheim 8:16, TuS Nieder-Eschbach II - TV Petterweil II 11:21, TV Bergen-Enkheim - TSV 57 Sachsenhausen 18:16. - Tabellenspitze: 1. TG Schwanheim (Kreismeister und Aufsteiger in die 2. Bezirksliga) 38:4 Punkte vor TV Gonzenheim 35:7 und MTV Kronberg 32:10.

KREISLIGA-A FRANKFURT - Frauen: PSV Grünweiß Frankfurt III - TG Schwanheim 5:8, TSG Oberursel II - TSG Usingen 8:5, SG 1877 Nied - TV Petterweil 4:2, TS 56 Griesheim - TSG Nordwest Frankfurt 14:16, TG 04 Sachsenhausen - FSV Frankfurt kampflos für Sachsenhausen. - Tabellenspitze: 1. SG Riederwald 32:6 Punkte, 2. TG 04 Sachsenhausen 31:7, 3. TG Schwanheim 29:9. ma.

Korr ZB2

angetrieben vom Wohlstandshunger der

lauf der Emanzipation) in SZ vom 20. Fe-

Mädchentage und Rocknacht Seligenstädter Jugendpflege legt ein neues Programm vor

SELIGENSTADT. Die städtische Jugendpflege hat ein neues Programmheft zusammengestellt, das inzwischen im Rathaus, in den Verwaltungsstellen Froschhausen und Klein-Welzheim sowie in der Stadtbücherei und in der Jugendbegegnungsstätte ausliegt.

Jugendreferentinnen Martina Bierhoff und Iris Knies, Jugendreferent Thomas Heilos und Jahrespraktikantin Ulla Kubin weisen auch auf die offenen Treffs in der Begegnungsstätte (Steinheimer Straße) hin: montags von 18 bis 22 Uhr, dienstags von 14 bis 18 Uhr, donnerstags von 18 bis 22 Uhr sowie freitags von 14 bis 18 Uhr.

Mittwoch ist immer Mädchentag: Bis Ostern wird immer von 15 bis 17 Uhr für das Fest gebastelt und gebacken. Weibliche Teenager über 16 Jahre können um 20 Uhr das Frauencafé besuchen. Nächster Termin: Mittwoch, 31. März.

Speziell für die Elf- bis 14jährigen gibt's montags von 15 bis 17 Uhr einen offenen Treff mit wechselndem Programm.

Weitere Attraktionen der Jugendpflege: Am Freitag, 26. März, beginnt um 19 Uhr eine Rocknacht "für Partnerschaft und Toleranz" im Bürgerhaus Froschhausen. In den Osterferien werden Mal- und Kochkurse in der Begegnungsstätte angeboten. Und am 20. April gastiert um 15 Uhr das Wittener Kinder- und Jugendtheater mit dem Janosch-Stück "Guten Tag, kleines Schweinchen" im "Riesen"- Saal.

Die Jugendpflege hilft außerdem Kindern bei den Hausaufgaben. Nähere Informationen in der Jugendbegegnungsstätte (0 61 82 / 8 71 66). fin

Schach-Ecke

In der achten Runde der Hessenliga gab es nach der Spitzenbegegnung SC Steinbach - SV Griesheim einen neuen Tabellenführer. Die sehr konzentriert spielenden Griesheimer setzten sich an vier Brettern durch und gewannen bei nur einer Verlustpartie im Steinbacher Bürgerhaus mit 5,5:2,5 Brettpunkten. Grabarczyk, Berndt, M. Nothnagel, Duch gewannen für Griesheim, Schmitzer gegen Maciejewski für Steinbach.

Die FTG II war bei Marburg II 3:5 unterlegen. Nur Röschlau und Pribic holten volle Punkte. SV Fechenheim - SV Biebrich 4:4: Ochs - Ettel 0:1, Hofmann - Schmelzeisen 1:0, Deuker - Schmidt, Dusbach - Spindler, Neumann - Schelter alle 0:1, Kwasnik - Damsch, Kettler - Müller, Teschler - Eschenbrenner 1:0. Lahn-Limburg - SV Hofheim III 5,5:2,5, SV Oberursel - SK Kassel 7:1, TuS Dotzheim - TEC Darmstadt 4,5:3,5.

Tabelle: 1. SV Griesheim 14:2, 2. SC Steinbach 13:3, 3. SV Fechenheim 12:4, 4. Lahn-Limburg 11:5, 5. SV Oberursel, 6. SK Marburg II je 9:7, 7. SV Biebrich 8:8, 8. TuS Dotzheim 6:10, 9. SV Hofheim III 5:11, 10. TEC Darmstadt 4:12, 11. SK Kassel 3:13, 12. FTG II 2:14 Punkte.

Landesklasse Ost (8. Runde): SV Maintal - KSV Klein-Karben 2,5:5,5, Sfr. Neuberg - VSG Offenbach II 6:2, BvK Frankfurt - Grünweiß Frankfurt 3:5, KS Groß-Auheim - Sfr. Seligenstadt 3,5:4,5, SK Bad Homburg - Sfr. Frankfurt 1,5:6,5; spielfrei Sfr. Schöneck II.

Tabelle: 1. Sfr. Schöneck II 14:0, 2. Sfr. Neuberg, 3. Grünweiß Frankfurt je 10:4, 4. SV Maintal 10:6, 5. Sfr. Frankfurt 9:7, 6. SK Bad Homburg, 7. BvK Frankfurt, 8. KSV Klein-Karben je 6:8, 9. VSG Offenbach II, 10. Sfr. Seligenstadt 4:12, 11. KS Groß-Auheim 1:13 Punkte.

Landesklasse Süd (7. Runde): König Nied - Grünweiß Darmstadt I 2,5:5,5, SK Fürth - SC Frankfurt-West 2:6, SV Hofheim - SC Lorsch 3:5, TEC Darmstadt II - SC Erzhausen 4:4, Sfr. Heppenheim - Grünweiß Darmstadt II 5,5:2,5.

Tabelle: 1. SC Lorsch 13:1, 2. GW Darmstadt I 12:2, 3. SC Frankfurt-West 9:5, 4. TEC Darmstadt II 8:6, 5. Sfr. Heppenheim 7:7, 6. SC Erzhausen, 7. SK Fürth 6:8, 8. GW Darmstadt II 4:10, 9. SV Hofheim IV 3:11, 10. König Nied 2:12 Punkte. ZEY

Kurz gemeldet

Englische Tiergärten Am Donnerstag, 25. März, findet der zweite Abend der Vortragsreihe "Ein Streifzug durch englische Tiergärten" am Zoo-Eingang in der Rhönstraße statt. Tierpfleger Karsten Knott berichtet dort um 20 Uhr über Tierhaltungskonzepte in England.

Fortbildung für pädagogische Berufe

Die Volkshochschule bietet auch in diesem Frühjahr ein Fortbildungsprogramm an für die soziale und pädagogische Praxis. Die Veranstaltungen, mit denen überwiegend Erzieherinnen angesprochen werden, sind als Tages- oder Wochenseminare konzipiert, teilweise wurde die Anerkennung als Bildungsurlaub beantragt. Interessierte können das Programm anfordern unter der Rufnummer 212 3-83 60 oder -83 29.

Frauen-EDV-Fortbildung

Der Verein "Zentrum für Weiterbildung" in der Elbinger Straße 1 beginnt am Montag, 3. Mai, mit dem Lehrgang "EDV-Fortbildung von Frauen für Frauen im kaufmännischen Bereich mit Spezialisierungsmöglichkeiten in Sekretariat oder Sachbearbeitung". Nähere Informationen unter den Telefonnummern 707 42 61 und 707 51 60.

Erklärungen zu "Büro Aktiv"

Evelyn Schwank vom Seniorenbüro "Büro Aktiv" erläutert am Donnerstag, 1. April, um 15 Uhr im Bürgerhaus Südbahnhof am Diesterwegplatz die Aufgaben des am 2. März in der Bockenheimer Anlage eröffneten Seniorenbüros. Zu der Veranstaltung lädt die Senioren-Union der CDU ein.

Reise nach Krakau

Der Touristenverein "Die Naturfreunde" hat noch Plätze für eine Reise in Frankfurts polnische Partnerstadt Krakau frei, die vom 17. bis 25. April stattfindet. Interessenten können sich bei Harald Wolf unter der Telefonnummer 76 56 84 melden.

Mittwoch, 17. März

Vorträge / Diskussionen Softwarehaus von Frauen für Frauen und Mädchen, Hohenstaufenstr. 8: 19 Uhr, Vortrag "Differenz als Leitbild der Technikentwicklung". Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft, Bürgertreff Westend, "Pferdestall", Ulmenstr. 20: 19 Uhr, Inkatha-Freedom-Party: Vortrags- und Diskussionsabend.

Deutsch-Griechische Gesellschaft, Industrie- und Handelskammer, Börsenplatz 6-8: 19.30 Uhr, Lichtbilder-Vortrag "Griechische Kunst im Nahen Osten in der Nachfolge Alexanders des Großen".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 20 Uhr, Vortrag "Von der ,Stadt der Rothschilds&rquote; zur ,Stadt des Deutschen Handwerks&rquote;".

Freies Deutsches Hochstift: 18 Uhr, Dia- Vortrag, "Das Hochgebirge als Naturmetapher - ein Vergleich zwischen Caspar David Friedrich und Joseph Anton Koch"; Naturmuseum Senkkenberg, Senckenberganlage 25.

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 17.30 Uhr, Vortrag - "Die Heilkunst der Indianer".

Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag im Rahmen der Karikaturenausstellung, "Die deutsch-polnische Geschichte - vom Wunder an der Weichsel bis zum Fall der Mauer (1920-1989).

Naturschutzbund Deutschland: 19.30 Uhr, Filmvortrag, "Kranichbalz in Südschweden"; Bürgerhaus im Südbahnhof. Literatur / Lesungen Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 15.30 Uhr, Erzählnachmittag - "Das Schöne und das Häßliche" - Märchen von Masken und Verwandlungen.

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, "Räuber!" - Geschichten, Lieder, Szenen. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 28 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle die frei durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.

FrauenKulturhaus, Am Industriehof 7-9: 18 Uhr, Besuch und Führung in der Ausstellung "Die Welt der Frida Kahlo"; Treffpunkt Eingangshalle Schirn; 19 Uhr, Musikerinnentreffen im Frauenkulturhaus.

DAG, DAG-Haus, Bockenheimer Landstr. 72-74: 17 Uhr, Info-Abend - "Lean management...Lean Produktion...Lean banking...".

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr.: 16.30 Uhr, Doppelkopfrunde.

Deutscher Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Besuch des Jüdischen Museums mit Führung; Treffpunkt: Untermainkai 14/15.

Frauenverband: 18 Uhr, Besuch der Sonderausstellung "Mythos Maske" im Völkerkundemuseum.

Stadtteilbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: 15 Uhr, Kinderveranstaltung - Basteln mit Karin.

Männerzentrum, Neuhofstr. 41 (Hinterhaus): 20.15 Uhr, Bisexuellen-Gruppe.

Märkte

Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.

Apotheken

Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Hainerweg, Sachsenhausen, Hainerweg 144-146, Tel. 68 56 12; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 448, Tel. 52 46 86; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 6 66 74 57; Hirsch-Apotheke, Ffm.-Zeil 111, Tel. 28 15 65; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Ffm., Markgrafenstr. 6, Tel.70 92 02; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstr. 261, Tel. 73 10 60; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstr. 1, Tel. 43 48 81. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Göpel, Victor-Slotoschstr. 15, Ffm. 60,Tel. 0 61 09 / 35 86 4. Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -

35 umweltverträgliche Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen wurden von "Verträglich Reisen", einem Unternehmen, das sich verbindlichen Mindestkriterien verschrieben hat, in diesem Jahr ausgezeichnet. Die Reiseziele zwischen den Friesischen Inseln, der Provence und Kärnten werden in einem Katalog der jungen Kooperation vorgestellt. Der Prospekt mit 48 Seiten ist für 2,40 Mark in Briefmarken erhältlich bei "Verträglich reisen", Bach 40, 8319 Velden. FR

Segelkurse für Jugendgruppen während der Ferien oder als Aktivitäten im Rahmen von Projektgruppen haben die Costa Boot- und Yachtschulen, Rheingaustr. 83, 62 Wiesbaden, Tel. 0611 / 2 22 56 im Programm. Segelreisen z.B. auf dem Isselmeer in Holland oder in Südfrankreich können sich anschließen. Ebenfalls im Angebot: Segeltörns mit und ohne Skipper in den Revieren Ostsee, Nordsee, Mittelmeer, den Kanarischen Inseln und der Karibik. FR

ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Leolo.

BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 14.00, 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; 17.45, 20.00 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 23.00 Uhr: Atlantis; 13.30, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.

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CINEMA - Telefon 28 29 33 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.45 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

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ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.

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ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.

ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 11.00, 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Jimmi Hoffa.

ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.

EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).

EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p.m.: Under Siege (orig. Engl. version).

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 20.30 Uhr: Coute d' Hiver, Wintermärchen v. E. Rohmer (OmU).

GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.

HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Jimmi Hoffa; 20.00 Uhr: Malcolm X; 16.00 Uhr: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (ohne Altersbeschr.).

JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Mo.-Do. keine Vorstellung.

KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.30 Uhr: Ciné-club fran- çais. Marin Karmitz: Sept jours allieurs, Frankreich/Italien 1969, OF, Jacques Higelin, Catherina Martin. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Robert Bramkamp: Der Himmel der Helden, BRD 1987. - 20.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood. Robert Siodmak: La Vie parisienne, Frankreich 1936, OF, Max Dearly, Conchita Montenegro. - 22.15 Uhr: Porträt: Gregory Peck. William Wyler: The Big Country, USA 1958, OF, Gregory Peck, Burt Ives.

MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Blutige Hochzeit, von M. Piccoli; 19.45 Uhr, Erstaufführung: Die Equilibristen, (Seiltänzer) von M. Piccoli; 22.00 Uhr: Themroc von M. Piccoli.

OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.30, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit.

ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 17.15, 20.30 Uhr: Der Duft der Frauen. 23.15 Uhr: Dark Star (DM 9,-).

TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.

TURM 2 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.

TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der letzte Mohikaner.

TURM 4 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (orig. English version).

STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.

TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der Außenseiter.

TURM 7 - 15.00, 18.15, 21.15 Uhr: Scent Of A Woman (orig. English version).

ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Der Komet im Muminland; 17.45, 20.30 Uhr: Dracula.

ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kein Pardon.

ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.

ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.

AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

Abstiegsrunde Die letzte Chance hat der EC am Freitag

Rießersee - Bad Nauheim 3:0 (1:0, 1:0, 1:0)

Das dritte Aufeinandertreffen der beiden Noch-Zweitligisten SC Rießersee und EC Bad Nauheim in den "Abstiegsendspielen" endete am Dienstag abend vor 1000 Zuschauern mit dem erwarteten 3:0 (1:0,1:0,1:0)-Heimsieg des Deutschen Altmeisters.

Der EC Bad Nauheim ist arg in die Enge geraten und besitzt nun eine allerletzte Chance am Freitag dieser Woche im zweiten Heimspiel gegen den SCR, der offensichtlich aufgrund seines Spieles mit drei Sturmreihen - Alexanders Trainervorgänger operierte ständig mit zwei Reihen - in physischer und auch psychischer Hinsicht über die besseren Karten verfügt.

Im Garmischer Olympiastadion gab es auf beiden Seiten Umbesetzungen: Für den "müden" Kanadier Latta stürmte beim Gast der Amerikaner Tim Schnobrich. Beim SCR der Kanadier Ledlin für den Russen Warnakow. Ausgerechnet der "dienstälteste" Spieler auf dem Parkett, Ex-Nationalspieler Ignaz Berndaner, markierte das 1:0 (15). Ledlin erhöhte auf 2:0 (29.) im Mitteldrittel, in dem die Gäste kaum noch Chancen besaßen. Im Schlußabschnitt besiegelte ausgerechnet der Ex- Nauheimer Andy Maurer mit einem Schuß ins leere EC-Tor die Niederlage der angriffsschwachen Badestädter. jo.

Heute abend hat der EC Bad Nauheim die letzte Chance Noch einmal Berge versetzen Etwa 4000 Zuschauer werden beim Abstiegs-Krimi erwartet

"Ich hatte beim dritten Spiel in Rießersee keine Wunderdinge erwartet, dafür mußte die müde Mannschaft beim Heimspiel mit Verlängerung zu viel Kraft und Nerven investieren", hatte sich Bad Nauheims neuer Eishockey-Trainer Ricki Alexander mit der 0:3 -Niederlage im Garmischer Olympiastadion schnell abgefunden. "Ich muß den Blick nach vorne werfen, am Freitagabend wird das Team leidenschaftlich um seine vorerst letzte Chance fighten. Wenn wir verlieren und damit absteigen, beginnen die Vorbereitungen für die Oberliga. Aber soweit sind wir noch nicht, die Jungs besitzen eine tolle Moral", meinte der 42jährige Kanadier aus Edmonton, der im Sommer wieder wie seit Jahren in der Ölbranche in seiner Heimat tätig ist.

Ob noch einmal Öl in die zuletzt lahmende Maschinerie der "Roten Teufel" kommt, ist vor dem Heimspiel an diesem Freitag (19.30 Uhr) gegen den SC Rießersee mit einem dicken Fragezeichen versehen. "Die Garmischer befinden sich in der psychologisch eindeutig besseren Ausgangsposition, können selbst bei einer Niederlage am Sonntag im dann fälligen fünften Spiel alles klarmachen", lautet der Tenor im EC-Lager. Aber die tolle kämpferische Leistung im ersten Heimspiel könnte noch einmal Berge versetzen. "In einem fünften Spiel werden die Karten neu gemischt, da entscheiden primär die Nerven", kämpft Routinier Ralph Pöpel wie in den gut zwei Jahrzehnten zuvor bis zum Schluß mit aller Leidenschaft. Verliert der EC am Freitag, war das die Abschiedsvorstellung des Ex- Nationalspielers, der sowohl bei den Erstligisten VfL Bad Nauheim, Mannheimer ERC und Eintracht Frankfurt sowie jetzt beim EC ein Vorbild an Einsatzwille war.

Beim Dienstagspiel wechselte Ricki Alexander, der nach den Spielen den Weg in der Schweiz bei seinem Ex-Verein HC Bülach für die geplante Rückkehr (wir berichteten) nach Bad Nauheim freimachen will, seinen Landsmann David Latta ("er braucht eine schöpferische Pause") für US-Boy Tim Schnobrich (soll eingedeutscht werden) aus. Wahrscheinlich erhält Schnobrich eine erneute Chance. Zumindest der EC-Kassierer steht erneut als Sieger fest, denn zu diesem Abstiegskrimi werden erneut an die 4 000 Zuschauer erwartet.

Keine schönen Töne waren übrigens aus dem Garmischer Tageblatt an die Adresse des EC gerichtet. "Legt die Garmischer um, ich hole Euch dann aus dem Knast raus - macht das Garmischer Pack fertig", ist da als Zitat des neuen Mäzen Norbert Metzler zu lesen. Die Bezugsquelle des weiß-blauen Blattes: "Insiderkreise". jo

KORR - Fotohinweis

Foto: Isolde Ohlbaum

D-2-Mission

Neue Probleme

mit der

Raumfähre

CAPE CANAVERAL, 17. März (AP). Fünf Tage vor dem geplanten Start der US-Raumfähre "Columbia" mit den deutschen Astronauten Hans Schlegel und Ulrich Walter sowie fünf US-Kollegen gibt es erneut Probleme mit dem Antriebsaggregat.

Wie Mitarbeiter des US-Raumfahrtzentrums in Cape Canaveral mitteilten, überhitzte sich ein Teil der Maschine bei einem Testlauf. Nasa-Sprecher George Diller zufolge muß das Teil möglicherweise ausgetauscht werden. Eine erneute Verzögerung des ursprünglich für den 25. Februar angesetzten Starts werde es aber voraussichtlich nicht geben. Wegen Schlampereien in der Buchführung der Nasa, Wartungsproblemen bei der Raumfähre und Schwierigkeiten bei der Terminplanung mußte der Start mehrmals verschoben werden.

Der Sprecher der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt, Volker Kratzenberg-Annies, sagte, wegen der Startverschiebungen seien zusätzliche Kosten in Höhe von etwa einer Million Mark entstanden.

Ende der Plutoniumwirtschaft gefordert

WASHINGTON, 17. März (AP). Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat den USA und anderen Atomwaffenmächten vorgeworfen, sie untergrüben ihre Politik der Nichtweitergabe von Nuklearwaffen, indem sie an der Plutoniumwirtschaft festhielten. Greenpeace warnte am Dienstag, in Wiederaufbereitungsanlagen werde bis zum Jahr 2000 so viel Plutonium produziert, wie während der gesamten Zeit des kalten Krieges. "Allein der Besitz von Plutonium stellt eine militärische Bedrohung dar", argumentiert Greenpeace. Der 1995 zur Revision anstehende Atomwaffensperrvertrag sollte um eine Klausel erweitert werden, in der die Plutoniumwirtschaft verboten wird.

Georgien droht Moskau Mobilmachung an

TIFLIS, 17. März (AP). Der georgische Staatschef Eduard Schewardnadse hat Rußland mit einer Generalmobilmachung in der Kaukasusrepublik gedroht. Die russischen Streitkräfte hätten erneut in Kämpfe zwischen georgischen Regierungstruppen und abchasischen Separatisten eingeriffen, erklärte er. Es handele es sich um eine russisch-georgische Auseinandersetzung, und diese lasse sich möglicherweise nur mit militärischen Mitteln lösen, sagte Schewardnadse in Tiflis. Er flog am Abend nach Suchumi, der Hauptstadt der nach Unabhängigkeit strebenden Region Abchasien im Nordwesten Georgiens. Die neuerlichen Kämpfe um die Stadt, die mehr als 100 Menschenleben gekostet haben sollen, waren am Montag abend ausgebrochen. Die Stadt ist 21 Stunden lang bombardiert worden.

Feuer bei Metallbetrieb in Südhessen

RÖDERMARK, 17. März (AP). Bei einem Feuer in einem Metallveredelungsbetrieb im südhessischen Rödermark sind in der Nacht zum Mittwoch Schwefel und Phosphorsäure verbrannt und in die Atmosphäre gelangt. Nach Angaben der Polizei in Offenbach konnten Messungen der Feuerwehr in der Umgebung allerdings keine Schadstoffe feststellen. Offenbar seien in der Lagerhalle nur geringe Mengen der Chemikalien verbrannt und als Gase in die Luft gegangen, erklärte Polizeisprecher Karlheinz Raupach. Hauptsächlich Holzpaletten sowie Gummimatten seien von den Flammen erfaßt worden.

Offen für "Seiteneinsteiger" SPD will Parteireform mit Urwahl und Gewerkschaftsräten

BONN, 17. März (AP). Die SPD will auch Nichtmitglieder zur Mitarbeit einladen und ihren Mitgliedern "mehr Lebenshilfe für die politische Arbeit" geben. Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing legte in Bonn Zielvorstellungen für eine Reform vor, die eine Projektgruppe "SPD 2000" unter Vorsitz von SPD-Chef Björn Engholm erarbeitet hatte.

Die SPD wolle Volkspartei bleiben und müsse dafür in allen gesellschaftlich relevanten Gruppen verankert sein, sagte Blessing am Dienstag abend. Neben den "kleinen Leuten" müsse sie sich deshalb neue Bereiche zum Beispiel bei Angestellten und Dienstleistern erschließen.

Vorgesehen ist unter anderem, daß Kandidaten für Kommunalvertretungen, Landtage und Bundestag von allen Mitgliedern der jeweiligen Untergliederung per "Urwahl" bestimmt werden können. Funktionäre oder gar der Kanzlerkandidat sollten aber weiter von Delegierten gewählt werden. Vor allem auf regionaler Ebene sollen auch "Urabstimmungen" über Sachthemen möglich sein.

Für die Mitarbeit in Stadträten und Kreistagen soll nicht mehr der vorherige "Gang durch die Parteiinstitutionen" abverlangt werden. "Seiteneinsteiger" müßten mehr als bisher die Chance haben, als Experten oder Vertreter sozialer Gruppen die SPD in Parlamenten zu vertreten. "Ganz bewußt" soll außerdem die Arbeit auch für Nichtmitglieder geöffnet, ihre Beteiligung aber deutlich von den Rechten der Mitglieder getrennt werden.

Auf Bezirks- und Landesebene sollen "Gewerkschaftsräte" gebildet werden; da es nicht mehr wie früher die Personenidentität von SPD-Mitgliedern und Gewerkschaften gebe, müsse der Kontakt organisiert werden.

Die Vorschläge will die Partei Anfang Mai auf einer Konferenz beraten. Im November soll der Bundesparteitag endgültig über die Reform beschließen.

Eklat auf Somalia-Konferenz Waffenstillstand gebrochen / Clanführer verläßt Addis Abeba

ADDIS ABEBA, 17. März (AP/Reuter). Der somalische Clanführer Mohamed Farrah Aidid hat die Friedenskonferenz in Addis Abeba am Mittwoch unter Protest verlassen. Der Milizführer verlangte, daß die von den USA angeführten Interventionstruppen zuerst den Vormarsch seines Rivalen Mohamed Said Hirsi stoppen müßten. Das von ihm angeführte Bündnis von Guerillagruppen werde an den Verhandlungstisch zurückkehren, sobald Hirsi aus der südsomalischen Hafenstadt Kismayo wieder vertrieben sei, hieß es in einer schriftlichen Erklärung.

Kismayu steht seit Dienstag unter der Kontrolle von Mohamed Said Hersi. Nach US-Angaben hatten sich Morgans Männer unter die Zivilbevölkerung gemischt und nach erfolgreicher Infiltration im Handstreich die Truppen seines Rivalen Ahmed Omar Jess verjagt. Das geschah unter den Augen der US-amerikanischen und belgischen Soldaten der internationalen Somalia-Truppe. Diese hätten wegen der Frauen und Kinder nichts machen können, sagte am Mittwoch der US- Beobachter bei den Somalia-Verhandlungen in Addis Abeba, Bob Houdek.

Der Sprecher der internationalen Streitmacht, Oberst Pete Dotto, verurteilte den Angriff Hirsis als eine "schwerwiegende Verletzung des Waffenstillstands". Der US-Offizier sagte, es würden bereits Kampfvorbereitungen getroffen, um den Vorstoß in Kismayo zurückzuschlagen. Hirsi, auch "General Morgan" genannt, ist ein Schwiegersohn des vor zwei Jahren gestürzten Staatschefs Mohamed Siad Barre. Er nimmt an der Friedenskonferenz in Somalia nicht teil.

Am Dienstag, dem zweiten Tag der Konferenz, hatten sich die somalischen Bürgerkriegsparteien grundsätzlich darauf verständigt, in ihrem Heimatland Regionalverwaltungen einzurichten. Diese sollten zunächst Polizeieinheiten und damit eine neue Sicherheitsstruktur aufbauen. Wie ein UN-Sprecher mitteilte, konnten sich die Konferenzteilnehmer jedoch nicht einig werden, in wieviele Regionen Somalia aufgeteilt werden sollte. (Kommentar auf Seite 3)

Vollzugsbeamtinnen hatten angeblich Sex mit Häftlingen

KIEL, 17. März (AP). Vollzugsbeamtinnen des Kieler Gefängnisses haben angeblich sexuelle Kontakte mit Häftlingen gehabt. Wegen Verdachts der Verletzung des Dienstgeheimnisses und der versuchten Strafvereitelung wird gegen die vier Frauen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren ermittelt, wie die Sprecherin des Justizministeriums, Beate Hinkelmann, am Mittwoch in Kiel bestätigte. Zwei der Frauen seien bereits suspendiert worden. Die anderen beiden hätten um Entlassung gebeten. Dem solle entsprochen werden, sagte Hinkelmann.

Die Frauen sollen nach Angaben der Sprecherin unter anderen mit dem sogenannten Rotlichtbaron von Kiel Kontakt gehabt haben. Der inhaftierte 31jährige türkische Zuhälter wird verdächtigt, einen Mordanschlag auf einen Staatsanwalt geplant zu haben. Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt aufgrund von Morddrohungen, die ein Staatsanwalt erhalten hat, wegen des Verdachts der Anstiftung zu einem Tötungsverbrechen, wie Behördensprecher Horst-Alex Schmidt erklärte.

Die Ermittlungen richteten sich gegen drei weitere Türken und die vier Frauen, von denen eine Beamtin auf Probe ist, die anderen drei sind Justizvollzugsanwärterinnen. Der Kieler Zuhälter ist inzwischen in das Lübecker Gefängnis verlegt worden. Dort würden für ihn verschärfte Haftbedingungen gelten.

Nach dem Jahrhundertsturm drohen Überschwemmungen

NEW YORK, 17. März (AP). Nach dem Jahrhundertsturm an der amerikanischen Ostküste warnen die Meteorologen vor Überschwemmungen mit Einsetzen des Tauwetters. Besonders bedroht seien das Ohiotal und die Neuengland-Staaten, teilte der zentrale Wetterdienst am Dienstag mit. Der Sturm hat laut Behörden zwischen Kuba und Kanada insgesamt 219 Todesopfer gefordert. 48 Menschen blieben vor den Küsten von Florida und Neuschottland nach dem Untergang von zwei Frachtern vermißt. Die Suche nach ihnen wurde aufgegeben.

Die letzten 24 vermißten Wanderer konnten am Dienstag - wie in einem Teil der Auflage bereits gemeldet - mit Hubschraubern aus den Wäldern der Smoky Mountains in North Carolina geborgen werden.

Jumbo-Jet landet mit Plattfuß

BRÜSSEL, 17. März (AP). Ein vierstrahliges Verkehrsflugzeug der belgischen Fluggesellschaft Sabena ist am Mittwoch trotz eines defekten Reifens sicher in Brüssel gelandet. Die Boeing 747 kam aus New York, wo sie am Abend zuvor gestartet war und dabei die Luft aus einem Rad des Hauptfahrwerks verloren hatte. Das Flugzeug hatte nach Aussagen eines Sprechers 116 Passagiere und 13 Besatzungsmitglieder an Bord.

Heftige Kämpfe in Abchasien

TIFLIS, 17. März (AP). Der georgische Staatschef Eduard Schewardnadse hat die Bürger seiner Republik aufgefordert, ihre Waffen für den Kampf gegen abchasische Separatisten zur Verfügung zu stellen. In einer Fernsehansprache am Mittwoch bekräftigte er seine Drohung gegen Rußland, eine Generalmobilmachung zu verkünden. Schewardnadse beschuldigte das russische Militär erneut, sich in die Auseinandersetzungen zwischen Georgiern und Abchasiern und damit in die inneren Angelegenheiten der Kaukasusrepublik eingemischt zu haben. Die Kämpfe dauerten am Mittwoch mit unverminderter Härte an.

Tausende Russen, Söldner und reguläre Soldaten, hätten sich auf seiten der Abchasier an dem Kampf gegen die georgischen Truppen beteiligt, erklärte Schewardnadse, der Vorsitzender des Staatsrates in Tiflis ist. Georgien befinde sich damit sozusagen im Kriegszustand mit Rußland. Er wolle darüber so bald wie möglich mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin sprechen.

Er muß Roß und Reiter nennen

MÜNCHEN, 17. März (AP). Prinz Ludwig von Bayern muß auch weiterhin Roß und Reiter nennen: Der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat am Mittwoch in München eine Klage des 79jährigen Pferdezüchters und Gutsbesitzers gegen die Reiterbuchverordnung im Landkreis Starnberg abgewiesen. Damit müssen Reitpferde auch künftig mit Nummernschildern beiderseits des Halfters gekennzeichnet und ihre Reiter in einem "Fahrtenbuch" registriert werden.

Der Prinz, der in der sieben Jahre alten Vorschrift einen "Schildbürgerstreich" sieht, hatte vor den Verfassungsrichtern einen Verstoß gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung in der bayerischen Verfassung geltend gemacht, weil damit Reiter gegenüber anderen Sportlern benachteiligt würden. So seien weder Windsurfer noch Mountainbike-Fahrer zur Buchführung verpflichtet, obwohl sie eine viel größere Gefahr für die Umwelt darstellten.

Die Verfassungsrichter vermochten keinen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz zu erkennen: "Aus dem Fehlen einschlägiger Vorschriften für die anderen Personengruppen kann nicht hergeleitet werden, das Landratsamt wäre verfassungsrechtlich zum Verzicht auf die Reiterbuchverordnung verpflichtet gewesen", erklärten sie. Fragen der Zweckmäßigkeit habe das Gericht ohnehin "nicht zu überprüfen, so lange sich die Regelung im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung hält" (Az.: Vf. 13 - VII - 91).

USA und Nordkorea verhandeln Gespräche in Peking offenbar über Atomwaffensperrvertrag

SEOUL, 17. März (AP/Reuter). Vertreter der USA und der kommunistischen Regierung Nordkoreas sind am Mittwoch in Peking zu Geheimgesprächen zusammengekommen, bei denen es offenbar um die Kündigung des Atomwaffensperrvertrags durch Pjöngjang ging.

Eine entsprechende Meldung des südkoreanischen Rundfunksenders KBS wurde von einem Mitarbeiter der US-Botschaft in der Hauptstadt Chinas bestätigt. Einzelheiten wurden jedoch nicht mitgeteilt.

Wie es in der KBS-Meldung hieß, ist das Treffen zwischen Diplomaten Nordkoreas und der USA auf Vermittlungsbemühungen der chinesischen Regierung zurückzuführen. Zuvor hatte die Volksrepublik direkte Gespräche zwischen den USA und der Regierung in Pjöngjang als einziges Mittel zur Entspannung der Lage auf der Halbinsel gefordert.

Wie der südkoreanische Außenminister Han Sung Joo am Mittwoch in Seoul mitteilte, hat Peking Südkorea über diplomatische Kanäle von seiner Haltung unterrichtet.

Nach Ansicht der chinesischen Regierung liegt der Schlüssel zur Entschärfung der Krise bei den Beteiligten in Washington und Seoul. In einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums heißt es dazu, es sei im Interesse der Länder der Region, die koreanische Halbinsel zu einer atomwaffenfreien Zone zu machen.

Die Ankündigung Nordkoreas vom vergangenen Freitag, den Atomwaffensperrvertrag zu kündigen, hatte Gerüchten neue Nahrung gegeben, wonach Pjöngjang eigene Atomwaffen entwickeln soll. Der Geheimdienstchef Südkoreas, Kim Deok, warnte am Mittwoch vor möglichen militärischen Provokationen des Nordens. Ihm lägen Geheimdienstberichte vor, wonach Nordkorea Atomtests geplant habe und 22 Kilogramm waffenfähiges Plutonium besitze.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete am Abend, die nordkoreanischen Diplomaten hätten einem amerikanischen Vorschlag für ein weiteres Treffen zugestimmt. Dies solle möglicherweise bereits in der nächsten Woche wiederum in Peking stattfinden.

Frauen häufiger arbeitslos

BONN, 17. März (AP). Die Arbeitslosenquote der ostdeutschen Frauen ist mit 19,6 Prozent inzwischen fast doppelt so hoch wie die der Männer von elf Prozent. Das geht aus dem Bericht zur Frauenerwerbstätigkeit in den neuen Bundesländern hervor, den die Bundesregierung am Mittwoch im Kabinett behandelte. Danach liegt der Frauenanteil an den Arbeitslosen nach dem Höchststand von 64,9 Prozent gegenwärtig bei 62,2 Prozent.

Frauen seien weniger mobil und pendelten weniger, hieß es. Wirtschaftsbereiche, die Arbeitskräfte brauchten wie die Baubranche, stellten kaum weibliche Mitarbeiter ein. Zudem übernähmen Männer zunehmend Tätigkeiten, die vorher Frauen vorbehalten gewesen seien.

Regierung Bildt bleibt im Amt

STOCKHOLM, 17. März (AP). Die schwedische Regierung hat am Mittwoch bei der Wirtschafts-Debatte eine Vertrauensabstimmung im Parlament gewonnen. Mit 172 gegen 154 Stimmen billigten die Abgeordneten die Pläne von Ministerpräsident Carl Bildt und seiner konservativen Minderheitsregierung zur Sanierung der Staatsfinanzen und zur Konjukturbelebung. Bildt hatte im Falle einer Niederlage mit seinem Rücktritt gedroht. Die Sozialdemokraten stimmten gegen Bildt.

Bildts Wirtschaftsprogramm sieht Steuererhöhungen sowie drastische Ausgabenkürzungen im sozialen Bereich vor.

Tausende Metaller im Norden auf der Straße

In über 50 Städten Protest gegen Sozialabbau

HAMBURG, 17. März (AP/Reuter/bho). Die Industriegewerkschaft Metall hat am Mittwoch in ganz Norddeutschland mobil gemacht. In mehr als 50 Städten der Küstenregion protestierten Metaller gegen "Arbeitsplatzvernichtung und Sozialabbau". Drei Wochen nach der Kündigung des Metalltarifvertrages durch die ostdeutschen Arbeitgeber probten Tausende damit zugleich den Arbeitskampf. In Hagen demonstrierten mehr als 8000 Stahlarbeiter gegen die Schließung von Krupp-Werken.

Es gab zahlreiche spektakuläre Protestaktionen in Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. So wurde die Eisenbahnbrücke zur Ostseeinsel Rügen hochgeklappt. Im Hamburger Hafen veranstalteten IG Metall und ÖTV eine gemeinsame Barkassendemonstration, bei der Schiffe mit Spruchbändern behängt wurden.

In Cuxhaven wurde die Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal zeitweise geschlossen, in Pinneberg und Itzehoe beteiligten sich zahlreiche Metaller an Autokorsos. In Schwerin wurden Busse und Straßenbahnen gestoppt. Der Bevollmächtigte der IG Metall Schwerin, Hermann Spieker, zeigte sich befriedigt, daß erstmals auch im Westen für Arbeitnehmerrechte im Osten protestiert worden sei.

Im Tarifstreit der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie wies der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Werner Münch (CDU), Forderungen des sächsischen Wirtschaftsministers Kajo Schommer (CDU) nach einem von Westdeutschland abgekoppelten Tarifgebiet-Ost zurück. "Das ist nicht Angelegenheit einer Landesregierung", sagte Münch der FR. Er werde stattdessen versuchen, die ostdeutschen Ministerpräsidenten sowie die Spitzenvertreter der Gewerkschaften und Arbeitgeber an einen Tisch zu bringen, um die Blockade zwischen den Tarifparteien aufzulösen.

(Interview S. 4, Kommentar S. 3)

Zu "Heil Hitler" gezwungen

BRANDENBURG, 17. März (AP). Ein 17jähriger Lehrling ist am Dienstag abend in einem Brandenburger Wohnheim von drei anderen Lehrlingen mißhandelt und zu "Heil-Hitler"-Rufen gezwungen worden. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, drangen die jugendlichen Täter in das Zimmer ihres Opfers ein, schlugen und knebelten ihn, schnitten ihm die Haare ab und schmierten seinen Körper mit schwarzer Schuhcreme ein. Der Mißhandelte erlitt Blutergüsse am ganzen Körper und mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden.

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse tendierte wenig verändert. Nach einer Stunde lag der Dow- Jones-Industrieindex mit 3440,25 um 2,70 Punkte im Minus. Schon am Dienstag hatte sich das wichtigste Wall-Street-Barometer per saldo nur marginal bewegt.

In Tokio stieg der Nikkei um gut 205 Zähler, womit die 18 000er Hürde wieder überwunden wurde (Schluß: 18 173,37).

USA erproben RU-486-Pille

PARIS, 18. März (AP). Die Abtreibungspille RU-486 soll in den nächsten zwei Monaten in Klinikversuchen in den USA erprobt werden. Die Regierung von Präsident Bill Clinton wolle den US-Frauen das Präparat zugänglich machen, bestätigte ein Sprecher der französischen Herstellerfirma Roussel-Uclaf jetzt in Paris. Wann RU-486 auf dem US-Markt erhältlich sein werde, sei allerdings noch unklar. Während der Amtszeit der Präsidenten Reagan und Bush war die Einführung noch strikt abgelehnt worden.

Abtreibungsgegner in den USA haben der US-Tochter des Hoechst-Konzerns, zu dem auch Roussel-Uclaf gehört, mit Boykott gedroht, sollte die umstrittene Pille eingeführt werden. Bisher können Frauen in Frankreich, Großbritannien und Schweden RU-486 benutzen, wenn sie eine unerwünschte Schwangerschaft abbrechen wollen. In Deutschland hat es die Hoechst AG bisher abgelehnt, eine Zulassung des Medikaments für den deutschen Markt zu beantragen.

Bewährung für Witzigmann

MÜNCHEN, 17. März (AP). Der Drei- Sterne-Koch Eckart Witzigmann ist am Mittwoch abend in München wegen fortgesetzten Kokainerwerbs zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Schöffengericht sah es als erwiesen an, daß der 51jährige Wirt des Münchener Gourmet-Restaurants "Aubergine" seit Anfang 1990 mehr als 100 Gramm der Schickeria-Droge gekauft, geschnupft oder Freunden überlassen hatte. Witzigmanns 28jährige Exfreundin, die wegen Rauschgiftmißbrauchs mit auf der Anklagebank saß, kam mit einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten davon. Das Publikum nahm die Urteile mit Beifall auf.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Kochkünstler in ihrem Plädoyer neben Kokainerwerb auch Rauschgifthandel zur Last gelegt und eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten gefordert. Die Anklage stützte sich im wesentlichen auf die Aussage einer 36jährigen Exgeliebten Witzigmanns, die den Starkoch aus Eifersucht angezeigt hatte. Die Verteidigung nannte die Zeugin in vielen Punkten unglaubwürdig und plädierte auf eine Bewährungsstrafe von 14 Monaten.

Der Gourmet-Koch hatte in dem Prozeß eingeräumt, wegen persönlicher Schwierigkeiten längere Zeit Kokain zum Eigenkonsum erworben zu haben. Den Vorwurf des Drogenhandels hatte er zurückgewiesen. Bei einer Hausdurchsuchung waren am 11. Mai 1992 sechs Gramm Kokain in seinem Schreibtisch gefunden worden.

Erbanalyse soll vorbeugen

BONN, 18. März (AP). Die Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz soll künftig durch Untersuchungen auf Erbkrankheiten verbessert werden. Das sieht das neue Arbeitsschutz-Rahmengesetz vor, dessen Referentenentwurf Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) jetzt verschickte, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung am Donnerstag berichtete. Das Gesetz solle schon zum Jahresende in Kraft treten, schrieb das Blatt.

Ein Sprecher des Arbeitsministeriums sagte, Experten begutachteten derzeit die möglichen Auswirkungen des Gesetzentwurfes. Auch nach dem neuen Recht sollen aber sogenannte Genom-Analysen nicht zulässig sein. Dies sind Tests, die der bloßen Entschlüsselung der Erbanlagen eines Menschen dienen.

Auch müssen dem Sprecher zufolge bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, bevor ein Beschäftigter auf seine Erbanlagen untersucht werden kann. So müßten die Beschäftigten zuvor umfassend über die mit der Arbeit verbundenen Gefährdungen, die Untersuchungen und mögliche Erkenntnisse daraus aufgeklärt werden und schriftlich einwilligen.

Billy Graham in 315 Orten

ESSEN, 17. März (AP). Der weltweit bekannte US-amerikanische Prediger Billy Graham hat am Mittwoch abend vor 10 000 Besuchern in der Essener Grugahalle das bislang größte Evangelisationsprojekt in Europa unter dem Titel "Pro Christ '93" gestartet. Fünf Tage lang werden die jeweils zweistündigen Predigtveranstaltungen des Baptistenpfarrers auf Großleinwänden in 315 deutschen Orten zu sehen sein. Darüber hinaus sollte die Auftaktveranstaltung via Satellit in 55 Länder ausgestrahlt und in 44 Sprachen übersetzt werden. (Bericht im Lokalteil)

Schweizer Vignette wird teurer

BERN, 18. März (AP). Der Schweizer Nationalrat hat am Mittwoch eine Verteuerung der Autobahnvignette von jährlich 30 auf 40 Franken beschlossen. Des weiteren soll ab 1995 die Schwerverkehrsabgabe um gut 30 Prozent erhöht werden. Die Regierung wurde ermächtigt, den Schwerlastverkehr später im Gleichschritt mit der EG zu belasten.

Die Autobahnvignette wird in der Schweiz in Form eines Aufklebers vergeben, den alle Autobahnbenutzer - sowohl die inländischen als auch die ausländischen - an ihrer Windschschutzscheibe anbringen müssen. Sie ist seit ihrer Einführung im Jahr 1985 im Wert unverändert geblieben.

Da für die Umsetzung dieser Beschlüsse zum Teil Verfassungsänderungen notwendig sind, gehen die Anträge nun an den Ständerat, das Oberhaus der Schweiz, und müssen danach in einer Volksabstimmung gebilligt werden.

. . . und außerdem Ozon-Man kämpft in USA für Umwelt

Einen Vizepräsidenten, der mit einem Grundsatzentwurf zur Rettung der Umwelt seit Wochen in den USA wie Deutschland auf der Bestseller-Liste steht: Mehr hätten sich Amerikas Umweltschützer nicht wünschen können.

Und Al Gore hat nach seinem Amtsantritt sofort die Weichen gestellt, um den Umweltschutz nach langen Jahren des Aschenputtel-Daseins in Washington wieder zu einem Top-Thema zu machen. Mit der agilen Carol Browner ist eine Vertraute Gores Chefin der amerikanischen Umweltbehörde EPA geworden. Die 37jährige soll, wenn das Parlament zustimmt, Kabinettsrang erhalten. Zugleich hat US-Präsident Bill Clinton im Weißen Haus den Umweltschutz mit einem eigenen Büro, das in allen nationalen Fragen Mitsprache besitzt, deutlich aufgewertet.

Einen ersten Beitrag zum praktischen Umweltschutz will das Gespann Clinton und Gore, der im Wahlkampf von George Bush als "Ozon-Mann" verspottet wurde, mit einer Energiesteuer leisten. Diese von Umweltschützern seit langem geforderte Abgabe hat auch Gore in seinem Buch "Wege zum Gleichgewicht" eingefordert - allerdings weit radikaler als jetzt von der Regierung geplant.

Experten sind sich deshalb einig, daß die vorgesehene Verteuerung des Benzinpreises um wenige Pfennige der Umwelt kaum etwas bringt. Dennoch ist die Steuer im energieverschwenderischsten Staat der Erde zumindest psychologisch ein Schritt von "revolutionärer Qualität", wie kürzlich der Bonner Umweltminister Klaus Töpfer bei einem Besuch in Washington meinte.

Ähnlich wie Töpfer setzt Gore auf die Kräfte des Marktes zur Förderung umweltschonender neuer Technologien, die die USA im Umweltschutzbereich international wieder konkurrenzfähig machen sollen. Nicht umsonst ist Gores zweites Steckenpferd die Spitzentechnologie, mit der er unter anderem die Vernetzung aller Daten- und Informationsträger im Land vorantreiben will. Als Einstieg in das neue Umwelt-Zeitalter in den USA gelten freiwillige Vereinbarungen mit der Wirtschaft: Vor wenigen Tagen haben sich 14 Erdgas-Unternehmen verpflichtet, den Ausstoß des klimaschädigenden "Treibhausgases" Methan zu senken.

Wie künftig ein "Deal" zwischen Unternehmen und Staat in Sachen Umwelt aussehen könnte, das hat Carol Browner als frühere Umweltchefin von Florida bereits vorexerziert: Als dort Disneyland seinen Park um 160 Hektar ökologisch wertvolles Feuchtgebiet erweitern wollte, wurde dem Mickey-Maus-Konzern zur Bedingung gemacht, für 40 Millionen Dollar 3200 Hektar andere Feuchtbiotope aufzukaufen und zu rekultivieren.

Der spröde Al Gore, der gegenüber "Sonnyboy" Clinton stets etwas hölzern wirkt, hat sich in seiner Paradedomäne bisher noch zurückgehalten. Doch der erste Test steht am 2. April beim "Waldgipfel" an der US-Pazifikküste bevor. Dann wollen Gore und Clinton beweisen, daß in den riesigen Wäldern im Nordwesten des Landes der Schutz gefährdeter Tierarten wie der gefleckten Eule mit den Interessen der Holzindustrie in Einklang gebracht werden kann.

THOMAS MAIER (dpa)

Wendepolitiker der DDR in der Versenkung

BERLIN, 17. März (dpa). Drei Jahre nach den ersten freien Parlamentswahlen in der DDR rangieren heute die meisten der ehemals 400 Volkskammerabgeordneten unter ferner liefen.

Nur einem Bruchteil von ihnen ist es nach einer jetzt erstellten Analyse des Bad Godesberger Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) gelungen, in Bund und Ländern herausragende politische Positionen zu besetzen.

"Die Akteure der politischen Wende in der DDR", heißt es in der der dpa zur Verfügung gestellten Analyse, "spielen heute nur als Minderheit eine maßgebliche Rolle, bei der Gestaltung der deutschen Einheit." Nach Auflösung der Volkskammer und Vollendung der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 waren zunächst 144 ostdeutsche Abgeordnete in den Bundestag entsandt worden. Nur 67 von ihnen kehrten nach der ersten gesamtdeutschen Wahl zurück.

51 agieren dort als einfache Abgeordnete, zwölf gehören den Fraktionsvorständen an, zwei sind Bundesminister und zwei sind parlamentarische Staatssekretäre. Gemessen an der Gesamtzahl der 662 Abgeordneten liegt ihr Anteil bei zehn Prozent.

In den Landtagen der fünf neuen Bundesländer macht der Anteil der insgesamt 80 einstigen Volkskammerabgeordneten 15 Prozent aus. Regierungsämter hatten in den ostdeutschen Ländern insgesamt 15 Ex-Volkskammer-Parlamentarier übernommen, zwei von ihnen bekleideten das Amt eines Ministerpräsidenten. Im Oktober 1990 waren das 28 Prozent von insgesamt 53 Kabinettsposten. Die zwei Ministerpräsidenten sowie fünf weitere Kabinettsmitglieder traten inzwischen zurück, so daß heute nur noch acht - oder 15 Prozent - der Kabinettsmitglieder in den fünf neuen Ländern ehemalige Volkskammerabgeordnete sind.

17 der Abgeordneten aus der Wendezeit-DDR bekleiden heute einen Beobachterstatus beim Europäischen Parlament in Straßburg. Ein weiterer leitet die Bundesbehörde zur Verwaltung der Stasi-Akten. Die restlichen 238 der früheren Volkskammerabgeordneten verfügen weder über Ämter noch Mandate.

"Engholm soll endlich reinen Tisch machen"

OSNABRÜCK, 17. März (dpa). Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Büchler hat den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten und SPD-Chef Björn Engholm aufgefordert, in der Affäre Nilius/Jansen umgehend "reinen Tisch" zu machen. Engholm müsse weiteren Schaden von sich und der Partei abwenden. In der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Büchler, gegen den ehemaligen Engholm- Referenten Klaus Nilius müsse sofort ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden, um seine fristlose Entlassung zu ermöglichen.

Wer den Regierungschef derart hintergangen und den Barschel-Untersuchungsausschuß "so unverfroren belogen" habe wie Nilius, sei weder für die Partei noch für die schleswig-holsteinische Landesregierung tragbar. Nur durch einen "klaren Schnitt" könne verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden.

Der SPD-Politiker bedauerte auch, daß Sozialminister Günther Jansen (SPD) nicht sofort nach Aufdeckung der Geldübergabe an Reiner Pfeiffer dazu bereit gewesen sei, sein Amt bis zum Abschluß der Arbeit des Untersuchungsausschusses ruhen zu lassen. Dies wäre die sauberste Lösung gewesen.

Jansen hatte eingeräumt, dem früheren Barschel-Medienreferenten Pfeiffer privat mit 40 000 Mark unterstützt zu haben. Nilius, zur Zeit im Urlaub, gestand entgegen früheren Beteuerungen ein, kurz vor der Aufdeckung der Barschel- Affäre 1987 Kontakt mit Pfeiffer gehabt zu haben. Nilius war auch der Geldbote Jansens.

SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing wies Forderungen aus der Union und aus der FDP nach einem Verzicht des SPD-Vorsitzenden Björn Engholm auf die Kanzlerkandidatur zurück. Im Privatsender Radio Schleswig-Holstein betonte Blessing am Mittwoch, Engholm habe in der Affäre "eine absolut weiße Weste". (Siehe auch Seite 2)

"Sozialpakt höchstens ein Flickenteppich"

BREMEN, 17. März (dpa). Der Kompromiß zum Solidarpakt kann nach Einschätzung des Bremer alternativen Wirtschaftswissenschaftlers Rudolf Hickel angesichts der bestehenden finanzpolitischen Herausforderungen "nur als Flikkenteppich" bezeichnet werden.

Zwar gebe es von 1995 an einen gesamtdeutschen Finanzausgleich, der geplante Sozialabbau sei vom Tisch und die ostdeutschen Länder erhielten zusätzlich zwei Milliarden Mark für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Doch seien strittige Themen einfach ausgespart worden, sagte der Finanzexperte der Märkischen Oderzeitung.

Dazu zählte Hickel vor allem die geplanten Einsparungen in den öffentlichen Haushalten, die jetzt erst von einer Sonderkommission ausgelotet werden sollen. So werde die Finanzpolitik leider auch künftig durch ein "verwirrendes Hin-und- her" gekennzeichnet sein.

Hickel, der auch als Schlichter im ostdeutschen Metalltarifstreit tätig war, verwies auf die überraschend positive Reaktion der Wirtschaftsverbände. Hier werde jedoch "eine brüchige Einigkeit der staunenden Öffentlichkeit vorgespielt, denn die mittelfristig dringend erforderliche Gewißheit über den finanzpolitischen Kurs ist nicht produziert worden".

Auch die Diskussion um die Erhöhung der Mineralölsteuer und die Autobahnvignette zur Sanierung der Bundes- und Reichsbahn sei nicht vom Tisch.

Als Gewinner des Solidarpakts sieht Hickel die westdeutschen Länder. Sie hatten sich den erstmals gesamtdeutschen Länderfinanzausgleich durch die Anhebung des Umsatzsteueranteils von 37 auf 44 Prozent vom Bund bezahlen lassen, sagte Hickel. "Eindeutiger Verlierer ist der Bund", so der Finanzexperte. Im Gegensatz zur offiziellen Propaganda zählten die ostdeutschen Länder leider nicht zu den Gewinnern.

Ein industriepolitisches Konzept liege immer noch nicht vor. Lediglich im Wohnungsbereich seien "bedeutsame Verbesserungen" beschlossen worden, meinte Hickel.

Alle deutschen Show- und Sportstars sollen ihre Gage, die sie in Deutschland einnehmen, auch voll hier versteuern. Das forderte der NRW-Finanzminister Heinz Schleußer (SPD) in der Neuen Rhein/Ruhr Zeitung. Die Flucht mit dem großen Geld in Steuer-Oasen wie Monaco oder Liechtenstein müsse ein Ende haben. Der Solidarpakt zugunsten der deutschen Einheit mit vielen neuen Steueropfern für alle Bürger müsse erst recht für Millionenverdiener gelten. Eine Änderung des Steuerrechts "wird und muß möglich sein".

DGB-Chef Heinz-Werner Meyer bestätigte, daß es beim Deutschen Gewerkschaftsbund zu einem Personalabbau kommen wird. Zahlen nannte er jedoch nicht. Die Personalkosten seien im Verhältnis zu den Einnahmen zu hoch, sagte Meyer am Mittwoch im Deutschlandfunk.

Vulkan auf den Philippinen rumort

MANILA, 17. März (dpa). Der Vulkan Mayon in der philippinischen Provinz Albay ist noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Das Vulkanologische Institut in Manila teilte am Mittwoch mit, Teile der Nordostwand des Kraters seien eingestürzt und glühende vulkanische Trümmer in die Tiefe geschleudert worden. Bei einem großen Ausbruch des rund 330 Kilometer südöstlich von Manila aufragenden Mayon waren am 2. Februar mehr als 70 Menschen umgekommen. Zehntausende waren evakuiert worden.

15 Tote bei Hotelbrand

CHICAGO, 17. März (dpa/D). Bei einem Hotelbrand in Chicago am Dienstag sind mindestens 15 Menschen umgekommen und mehr als 35 zum Teil schwer verletzt worden. 15 Personen wurden in der Nacht zum Mittwoch noch vermißt. Verzweifelte Gäste waren aus Fenstern im dritten und vierten Stock des viergeschossigen Hotels gesprungen.

Das Feuer war am frühen Morgen ausgebrochen. In dem Hotelregister waren 130 Personen eingetragen. Brandstiftung wird als Ursache nicht ausgeschlossen.Neun Tote in Indien nach Chemieunfall

NEU-DEHLI, 17. März (dpa). In einem Industrieort nahe der indischen Hafenstadt Bombay sind am Mittwoch neun Menschen an einer Gasvergiftung gestorben. Berichten zufolge war das Gas aus einer Chemiefabrik in der westindischen Stadt Shahad ausgetreten. Über 40 Menschen mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden.

35jähriger bei Wohnhausbrand getötet

SCHWARZENBACH/WALD, 17. März (dpa). Ein 35jähriger Mann ist am Mittwoch morgen bei einem Wohnhausbrand im oberfränkischen Schwarzenbach/Wald (Landkreis Hof/Saale) ums Leben gekommen. Seine 60jährige Mutter wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei vermutet Brandstiftung. Der Schaden wird auf über eine Million Mark beziffert.

DGB baut Personal ab

KÖLN, 17. März (dpa). DGB-Chef Heinz-Werner Meyer hat bestätigt, daß es beim Deutschen Gewerkschaftsbund zu einem Personalabbau kommen wird. Zahlen nannte er jedoch nicht. Die Personalkosten seien im Verhältnis zu den Einnahmen zu hoch, sagte Meyer am Mittwoch im Deutschlandfunk. Eingeleitete Untersuchungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen. Derzeit seien 2 700 Mitarbeiter beim DGB beschäftigt. Der Personalabbau werde vor allem dadurch erfolgen, daß Stellen ausscheidender Mitarbeiter nicht wieder besetzt würden, fügte Meyer hinzu.

Über 20 Tote bei Unglück in Goldmine

NAIROBI, 17. März (dpa). Beim Einsturz eines Stollens in einer Goldmine im nördlichen Kenia sind wahrscheinlich über 20 Bergleute ums Leben gekommen. Zunächst wurden 15 Arbeiter tot geborgen. Es wurde vermutet, daß noch weitere Bergleute unter Schutt und Geröll verschüttet waren, berichtete die Daily Nation am Mittwoch unter Berufung auf Augenzeugen. Das Unglück ereignete sich am Dienstag in der Nähe von Makutano in der Steppenregion der Turkana. Ein Teil der Verschütteten hätte nach Angaben der Zeitung gerettet werden können, hätte es ein Minimum an Sicherheitsvorkehrungen gegeben.

Athleten-Kommission des IOC meldet sich in Atlanta zu Wort Doping-Tests sollen standardisiert werden Preisgeld bei Olympia abgelehnt / Exekutiv-Komitee regt Programmänderungen an

Die Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat sich in Atlanta erstmals seit langer Zeit zu Wort gemeldet und eindeutige Positionen zu Doping, Programm, Preisgeld und olympischem Wohnen bezogen. Die 1981 beim Olympischen Kongreß in Baden-Baden ins Leben gerufene Kommission, der oft nur eine Alibi-Funktion innerhalb des IOC nachgesagt wird, hat damit den lange fälligen Schritt unternommen, sich mehr Gehör zu verschaffen und Athleten-Mitbestimmung zu praktizieren.

Die Athleten fordern in einer Erklärung an die in Atlanta tagende IOC-Exekutive, daß das IOC die Führungsrolle im Kampf gegen das Doping übernimmt. Zugleich setzen sie sich für die Standardisierung der Doping-Kontrollen rund um die Welt ein. In dem Papier, das vom britischen Weltrekord-Läufer Sebastian Coe und vom kanadischen Ski-As Ken Read ausgearbeitet wurde, heißt es, viele Athleten mißtrauten den Kontrollen ihrer internationalen Verbände und verlangten deshalb eine weltweite Standardisierung der Doping-Tests. Dem Exekutivkomitee wurde auch vorgeschlagen, daß sich Athleten künftig durch Unterschrift verpflichten, bei Auseinandersetzungen um die Olympia-Zulassung keine ordentlichen Gerichte anzurufen. "Es streiten ja doch nur immer die, die rausgeflogen sind", gab IOC-Mitglied Peter Tallberg, Vorsitzender der Kommission, die Meinung seiner Arbeitsgruppe wieder. Geprüft werden müsse, ob Streitfragen dann vor dem Schiedsgericht des Sports (CAS) oder den Schiedsgerichten der Verbände oder Nationalen Olympischen Komitees (NOK) abschließend behandelt werden.

Die Athletenkommission sprach sich für eine weitgehende Beibehaltung des traditionellen Programms der Olympischen Spiele aus. "Wir wollen nicht, daß Disziplinen nur des Geldes wegen ins Programm gepuscht werden" sagte Tallberg. "Das Programm mit seiner 100jährigen Tradition selbst ist der Erfolg der Spiele".

Ferner sprachen sich die Athleten dafür aus, daß künftig alle Athleten wieder im Olympischen Dorf wohnen müssen. Kipchoge Keino (Kenia) sagte: "Wir wollen keine Athleten aus reichen Ländern in Fünf-Sterne-Hotels." Die Exekutive unterstützte diesen Vorschlag, ein IOC-Vizepräsident sprach sich bei Zuwiderhandlungen sogar für Sanktionen aus.

Die Athletenkommission lehnte Preisgelder bei Olympia entschieden ab. "Die Olympischen Spiele sollen etwas ganz besonderes sein", erläuterte Keino den einstimmigen Beschluß, "jeder Athlet weiß ja auch, daß ihm ein gutes Abschneiden nach Olympia Profit bringt."

Das Exekutiv-Komitee des IOC hat auf seiner Tagung in Atlanta der IOC-Vollversammlung empfohlen, das olympische Programm wie folgt zu ändern: im Rudern drei Klassen zugunsten von drei Leichtgewichts-Klassen streichen, Mixed im Badminton einführen, im Schwimmen die 4x200-m-Freistilstaffel für Frauen aufnehmen, und das Fechtprogramm verkleinern. In der Diskussion ist, im Jahr 2000 den Straßen-Vierer im Radfahren zu kippen sowie möglicherweise Mountain- Biking aufzunehmen. dpa

Torball-Meisterschaft der Blinden in Ludwigshafen Der mutige Sprung ins Dunkle An seinem leisen Klingeln ist der Ball gut auszumachen

Der Sprung ins Dunkle kostet immer wieder Mut und Überwindung, auch nach 15 Jahren Training. Konzentriert steht Christine vor dem Tor. Sieben Meter ist es breit. Angespannt wartet sie. Als der Ball auf sie zurollt, taucht Christine in die Ecke und pariert. Gut gehalten, ganz normaler Sportleralltag. Doch in diesem Fall ist es anders, denn die Torhüterin Christine Krause ist blind. Mit zehn Mitgliedern des Berliner Blindensportvereins trainiert sie in der Blindenschule in Steglitz für die deutsche Torball-Meisterschaft am Donnerstag in Ludwigshafen. Jedes Bundesland wird eine Mannschaft entsenden. Torball ist die einzige Mannschaftssportart für Blinde, das einzige Spiel, in dem sie nicht auf einen Sehenden angewiesen sind.

Eine Ballsportart für Blinde, das klingt bizarr. "Wer blind ist, ist für die meisten Sehenden auch sonst nicht normal", sagt Lothar Hinke, Vorsitzender des 180 Mitglieder zählenden Berliner Blindensportvereins. Blinde können nicht zwar sehen, dafür aber hören sie im Regelfall besser. Beim Torball sind in den Ball kleine Glocken eingenäht. An dem leisen Klingeln erkennen die Spieler, wie und wo etwa der Ball aufs Tor zukommt.

Blindensport führt ein Schattendasein. Rund 238 000 Deutsche sind blind, schätzt der Behindertensportbund. Etwa 15 000 von ihnen sind jünger als 35 Jahre. Möglichkeiten zum Sporttreiben gibt es für sie nur in etwa 20 Blindensportvereinen. Auf dem Land und in den neuen Ländern gibt es große Defizite. Der Deutsche Behindertensportbund zählt insgesamt 2400 Mitgliedsvereine. Den Blinden fehlt vor allem Geld. "Wenn einmal über Behindertensport berichtet wird, dann über Rollstuhlfahrer", sagt Christine Krause, "die haben die bessere Lobby". Dabei können Blinde viele Sportarten ausüben, wenn Sehende helfen. Skifahren, Schwimmen oder Kegeln, sogar einen Blinden-Schützenverein gibt es in der Hauptstadt.

Christine Krause hat sich durch den Sport den olympischen Traum erfüllen können. In Barcelona spielte sie in der Goalball-Nationalmannschaft. Goalball ist dem Torball verwandt, nur etwas schneller. Das Gros der Berliner Blinden treibt aber Sport nicht, um große Wettkämpfe zu gewinnen. Das älteste Team-Mitglied ist 70 Jahre alt. Es ist eine Gelegenheit, sich zu treffen, mal Sport zu treiben, normalen Alltag zu erleben. Nur die Sehenden müssen das noch verstehen. dpa

Kurz gemeldet: Bundestagspräsidentin in Rom

ROM, 17. März (dpa). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) ist am Mittwoch zum Auftakt ihres zweitägigen Besuchs in Rom von Italiens Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro empfangen worden. Am heutigen Donnerstag wird Süssmuth mit dem Capo-Circeo-Preis der Gesellschaft für deutsch-italienische Freundschaft ausgezeichnet. Kanadas Umweltminister kandidiert SHERBROOKE, 17. März (AFP). Der 34jährige kanadische Umweltminister Jean Charest bewirbt sich auf dem Parteitag der regierenden Progressiven Konservativen Mitte Juni um den Parteivorsitz. Der neue Vorsitzende soll auch das Amt des Regierungschefs von Premier Brian Mulroney übernehmen. Die größten Chancen werden Verteidigungsministerin Kim Campbell eingeräumt. Aspin erhält Herzschrittmacher WASHINGTON, 17. März (dpa). US- Verteidigungsminister Les Aspin ist am Dienstag abend in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Nach Angaben seines Ministeriums vom Mittwoch wird dem 54jährigen ein Herzschrittmacher eingesetzt. Im Februar war Aspin wegen Herzrhythmusstörungen behandelt worden. Liberia-Embargo soll überwacht werden NEW YORK, 17. März (AFP). UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat sich bereiterklärt, UN-Experten nach Liberia zu entsenden, die die Sanktionen gegen das westafrikanische Land überwachen sollen. Die UN hatten im November ein Waffenembargo gegen das vom Bürgerkrieg erschütterte Liberia verhängt.

Unruhen im Gazastreifen Premier Rabin vorzeitig aus Washington zurück / 40 Verletzte

JERUSALEM, 17. März (AP/dpa). Bei schweren Unruhen im von Israel besetzten Gazastreifen sind am Mittwoch mehr als 40 Palästinenser verletzt worden. Auch im Westjordanland kam es zu Zwischenfällen, bei denen arabischen Berichten zufolge jüdische Siedler die Hauptverbindungsstraße nach Jerusalem blokkierten, Autos von Palästinensern mit Steinen bewarfen und eine Tankstelle in Brand setzten. Wegen der gespannten Lage beendete der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin vorzeitig seinen Besuch in Washington.

Schwerpunkt der Unruhen im Gazastreifen war das Flüchtlingslager Khan Junis, wo Jugendliche einen Armeeposten mit Steinen bewarfen. Die Soldaten eröffneten daraufhin das Feuer, wie arabische Augenzeugen berichteten. Die fundamentalistische Organisation Hamas, die im Gazastreifen ihre Hochburg hat, beschuldigte am Mittwoch die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), die Gespräche zur Versöhnung der beiden Gruppen zu blockieren. PLO-Chef Yassir Arafat habe auf mehrere Briefe nicht geantwortet, sagte Hamas-Sprecher Ibrahim Ghoscheh in der jordanischen Hauptstadt Amman. Eine Delegation der PLO unter Leitung Arafats wurde in Rabat vom marokkanischen König Hassan II. empfangen. Hauptthema der Gespräche ist nach Angaben aus Delegationskreisen die Zukunft des Nahost-Friedensprozesses. Die im südlibanesischen Niemandsland festsitzenden Palästinenser begingen am Mittwoch den Vierteljahrestag ihrer Ausweisung aus der Heimat mit einem 90minütigen Sitzstreik und anderen Protestaktionen. Ihr Sprecher Abdel Asis Rantisi kritisierte die Unfähigkeit der Vereinten Nationen, der Resolution 799 Geltung zu verschaffen, in der ihre unverzügliche Rückführung in die Heimat gefordert wird. Töpfer unterzeichnet Umweltabkommen Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) unterzeichnete in Jerusalem mit dem israelischen Außenminister Schimon Peres einen Vertrag über umweltpolitische Zusammenarbeit. Außerdem traf er seinen Amtskollegen Jossi Sarid. An der Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Judenvernichtung, Jad Vaschem, hatte er zuvor einen Kranz niedergelegt. Am heutigen Donnerstag will Töpfer Umwelt- und Naturschutzprojekte im Süden Israels besuchen.

Schwarzfahren auf japanisch

TOKIO, 17. März (dpa). Schwarz ärgern muß sich ein notorischer Schwarzfahrer aus Japan, der bei einer Routine-Kontrolle erwischt wurde: Der 39jährige aus der Stadt Nogi, der fünf Jahre mit einem gefälschten Fahrausweis zwischen seinem Wohnort und seinem Arbeitsplatz in Tokio pendelte, soll jetzt für jede einzelne Fahrt nachzahlen - insgesamt 13,7 Millionen Yen (190 000 Mark).

Wie die Bahngesellschaft East Japan Railways am Mittwoch berichtete, ist die Zahlungsnachforderung die höchste in der japanischen Eisenbahngeschichte. Der Staatsangestellte gestand den Betrug und versprach die Summe in den kommenden Jahren zu ersetzen. Eine Fahrt zwischen Nogi und seinem Zielbahnhof Ichigaya in Tokio kostet rund 17,50 Mark.

SPD steht hinter Engholm "Verzicht auf Kanzlerkandidatur wegen Nilius wäre absurd"

BONN, 17. März (dpa/AP). Nach den Enthüllungen des Engholm-Referenten Klaus Nilius über Falschaussagen vor dem Barschel-Untersuchungsausschuß 188/87 hat die SPD am Mittwoch die CDU-Forderung, daß Parteichef Björn Engholm als Kanzlerkandidat zurücktreten müsse, als "abstrus" zurückgewiesen. SPD-Sprecherin Cornelie Sonntag sagte, wer nachträglich die Geschichte der Barschel-Affäre umschreiben und den Adressaten "einer infamen, auf politische und psychische Zerstörung abzielenden Intrige" - Engholm - zum Mitwisser oder Mittäter machen wolle, betreibe groteske Tatsachenverdrehung. Für die Führung der Bundestagsfraktion sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Peter Struck vor einer Fraktionssitzung in Berlin, es wäre absurd und unsinnig, Konsequenzen von Engholm zu fordern, weil ein Referent etwas falsch gemacht habe.

Nilius, Bote einer 40 000-Mark-Spende des Kieler Sozialministers Günther Jansen an den Ex-Barschel-Intimus Reiner Pfeiffer, hatte eingeräumt, als SPD-Sprecher im Sommer 1987 doch Informationen von Pfeiffer durch Weitergabe an Journalisten für den SPD-Wahlkampf genutzt und auch Kontakt zum Magazin Der Spiegel hergestellt zu haben, das die Barschel-Intrige enthüllte.

Die schleswig-holsteinische SPD-Landtagsfraktion distanzierte sich offiziell von Nilius. Fraktionschef Gert Börnsen sagte in Kiel, der Glaubwürdigkeit sozialdemokratischer Politik im Landtagswahlkampf 1987 sei durch dessen "Wahlkampf-Pressepolitik auf eigene Faust" nachträglich schwerer Schaden zugefügt worden. Zugleich stellte sich die Fraktion uneingeschränkt hinter Engholm und Jansen, deren Erklärungen "über jeden Verdacht erhaben" seien. Engholm hatte erklärt, er habe von dem Vorgehen Nilius' nichts gewußt. Er nannte es am Mittwoch "politisch dumm".

CDU-Generalsekretär Peter Hintze hatte in der Bild-Zeitung von Engholm verlangt, auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten. Niemand nehme ihm noch ab, daß er von den "Machenschaften des Herrn Nilius keine Ahnung hatte". Nach Ansicht des Vize-Vorsitzenden der FDP- Bundestagsfraktion, Wolfgang Weng, muß sich die SPD genau überlegen, ob Engholm noch der geeignete Kandidat sei.

(Leitartikel Seite 3)

WILHELM ALEXANDER MENNE, einer der Männer der ersten Stunde in Wirtschaft und Politik der Bundesrepublik, ist am 12. März im Alter von 88 Jahren in seinem Wohnort Kronberg/Taunus gestorben. Menne hatte erheblichen Anteil am Wiederaufbau der chemischen Industrie im Nachkriegsdeutschland und war maßgeblich beteiligt an der Entflechtung der IG Farben und der Gründung des Chemiekonzerns Farbwerke Hoechst AG. Er war auch Mitbegründer und Präsidiumsmitglied des Verbandes der Chemischen Industrie und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. In den 40er und 50er war Menne Berater von Bundeskanzler KONRAD ADENAUER und Wirtschaftsminister LUDWIG ERHARD (beide CDU). Der frühere Bundespräsident THEODOR HEUSS holte ihn in die Führungsmannschaft der FDP, für die er von 1961 bis 1972 dem Bundestag angehörte, von 1965 bis 1969 als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses.

Niederlage für Kommunisten

KIEW, 17. März (dpa). Im ukrainischen Parlament ist am Mittwoch der Versuch der kommunistischen Mehrheit gescheitert, die von den Demokraten gestellten Minister zum Verzicht auf ihr Abgeordnetenmandat zu zwingen. Eine von den Kommunisten vorgeschlagene Verfassungsänderung, Abgeordnetenmandat und Regierungsamt für unvereinbar zu erklären, verfehlte mit 213 gegen 58 Stimmen die nötige Zweidrittel-Mehrheit. Zuvor hatte Vizeregierungschef Igor Juchnowski (Nationalbewegung Ruch) für den Fall einer Annahme der Verfassungsänderung mit seinem Rücktritt gedroht.

Das Parlament wird den Vertrag über die Reduzierung strategischer Atomwaffen (Start I) nach Aussage von Abgeordneten möglicherweise erst im Herbst 1993 ratifizieren. Andrej Mostiski, Mitglied der außerordentlichen Kommission für die Ratifizierung des Vertrages, sagte, die Ausschußberatungen der rechtlichen, technischen und militärischen Fragen des Vertrages könnten noch bis in die Sommerpause dauern.

Revisionstermin gegen Waldberg

DIYARBAKIR, 17. März (dpa). Im Strafverfahren gegen den in Diyarbakir (Südosttürkei) einsitzenden Deutschen Stephan Waldberg findet am 14. April in Ankara der Revisionstermin statt. Das türkische Staatssicherheitsgericht hatte ihn wegen angeblicher Unterstützung der Guerillabewegung Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Regierungskrise in Bratislava

BRATISLAVA, 17. März (dpa). Die Ernennung Imrich Andrejcaks zum Verteidigungsminister der Slowakei hat in Bratislava (Preßburg) eine Koalitionskrise ausgelöst. Andrejcak, letzter Verteidigungsminister der zerfallenen Tschechoslowakei, hatte sich noch kurz vor dem Erfolg der "sanften Revolution" von 1989 bereit erklärt, die kommunistische Ordnung wiederherzustellen.

Wirtschaftsminister Ludovit Cernak von der Slowakischen Nationalpartei (SNS) schloß am Mittwoch gegenüber der amtlichen slowakischen Nachrichtenagentur TASR seinen Rücktritt nicht aus. Andrejcaks Berufung zeige, daß die Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) von Ministerpräsident Vladimir Meciar nicht mit anderen politischen Gruppen zusammenarbeiten wolle. Er kündigte an, die SNS, der kleinere Koalitionspartner der HZDS, werde am Donnerstag ihr weiteres Vorgehen mitteilen. Sollte sie die Koalition verlassen, würde der HZDS eine Stimme zur absoluten Parlamentsmehrheit fehlen.

OLG verweigert Schwulen Ehe

KÖLN, 17. März (dpa). Das Oberlandesgericht Köln (OLG) lehnte in einer am Mittwoch veröffentlichten Entscheidung den Antrag zweier heiratswilliger Männer ab, die auf gerichtlichem Wege den Erlaß des Aufgebots beim Bonner Standesamt erzwingen wollten. Zur Begründung hieß es, ein Aufgebot diene der Vorbereitung der Eheschließung. Nach der derzeitigen Rechtslage sei sie jedoch unter gleichgeschlechtlichen Personen ausgeschlossen (Az: 16 Wx 57/93).

Im August 1992 hatten die Männer das Aufgebot bestellen wollen. Dies hatte der Standesbeamte aber mit gleicher Begründung wie nun das Gericht abgelehnt. Daraufhin hatten die Ehewilligen vergeblich beim Amts- und Landgericht geklagt. Bei ihrem Vorstoß zum OLG Köln beriefen sie sich auf die Entscheidung eines Frankfurter Amtsgerichts. Dieses hatte als erstes deutsches Gericht einen Standesbeamten angewiesen, das Aufgebot für drei homosexuelle Paare "mit dem Zwecke der Eheschließung" zu erlassen.

Das OLG Köln wertete die Frankfurter Entscheidung jedoch als "gänzlich verfehlt".2500 Tote bei Unruhen in Südafrika

JOHANNESBURG, 17. März (dpa). Fast 2500 Südafrikaner sind nach Angaben von Polizeiminister Hernus Kriel 1992 bei politischen Unruhen ums Leben gekommen. Allein in der Provinz Natal gab es seit Januar 1992 fast 1000 Tote.

Obdachlose im Offizierskasino

BIELEFELD, 17. März (dpa). Die Stadtverwaltung Bielefeld hat eine leerstehende Kaserne der britischen Rheinarmee beschlagnahmt, um im ehemaligen Offizierskasino 18 Obdachlose unterzubringen. Die Kaserne gehört dem Bundesvermögensamt. Der Sozialdezernent der Stadt, Johannes Kramer, entschied sich nach Angaben vom Mittwoch zu der Aktion, nachdem das Amt die 700 Quadratmeter großen Räumlichkeiten dem Technischen Hilfswerk zugesagt und eine Belegung durch Wohnungslose abgelehnt hatte.

Gegen die Verfügung der Kommune hat das Bundesvermögensamt vor dem Verwaltungsgericht Minden eine "Aussetzungsklage" eingereicht. Bis eine Entscheidung gefällt ist, können die Obdachlosen, die vorher in den Duschräumen eines städtischen Heimes untergebracht waren, noch im ehemaligen Offizierskasino bleiben.

Tote bei Razzien in Ägypten "Gamaa"-Gruppe bekennt sich zu Anschlag auf Touristenbusse

KAIRO, 17. März (dpa). Die Konfrontation zwischen dem ägyptischen Staat und islamischen Extremisten ist weiter eskaliert. Bei stundenlangen Kämpfen im mittelägyptischen Assiut wurden am Dienstag abend und Mittwoch mindestens zwei Polizisten und 18 mutmaßliche Extremisten getötet sowie zahlreiche Personen verletzt. Die radikale "Islamische Vereinigung" ("El Gamaa Islamia") drohte nach einem Anschlag vor dem ägyptischen Museum am Dienstag weitere Attacken auf touristische Ziele in der ägyptischen Hauptstadt an, wenn die Sicherheitskräfte die Jagd auf ihre Mitglieder nicht einstellten.

Die Auseinandersetzungen in Assiut hatten am Dienstag abend begonnen, als die Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben in mehreren Teilen der Provinzhauptstadt Fahndungen starteten. Schauplatz der blutigsten Konfrontation war ein Häuserblock nahe der von der "Gamaa" genutzten "El Rahma" Moschee. Mutmaßliche Extremisten verschanzten sich in einem zwölfstöckigen Wohnhaus und warfen mit Brandsätzen. Zwei Polizisten wurden dabei getötet. Sechs Extremisten seien zumeist auf der Flucht erschossen worden, hieß es.

Paramilitärische Polizeikräfte, die das Haus mit gepanzerten Fahrzeugen umstellten, feuerten nach Augenzeugenberichten aus Maschinenpistolen und großkalibrigen Waffen. Etwa 350 Mann seien im Einsatz gewesen, hieß es. Am Dienstag Mittag entkamen die Extremisten in ein nahegelegenes sechsstöckiges Gebäude, das die Sicherheitskräfte daraufhin stürmten. Zehn Menschen seien im Kugelhagel gestorben, darunter der mutmaßliche Führer des militärischen Zweigs der "Gamaa", Ahmed Saki, verlautete inoffiziell. 35 Verdächtige seien festgenommen worden. Im Neubaugebiet "Mubarak City" wurden nach Polizeiangaben zwei weitere mutmaßliche Extremisten erschossen.

Die "Gamaa" übernahm die Verantwortung für einen Bombenanschlag vor dem ägyptischen Museum in Kairo, bei dem am Dienstag mehrere auf dem Parkplatz wartende Reisebusse beschädigt worden waren. In einem Bekennerschreiben hieß es, "die Hauptstadt ist der bestimmte Ort der Vergeltung", unter anderem für ein "Massaker an unbewaffneten Gläubigen in der "El Rahma Moschee in Assuan". Bei der Erstürmung der Moschee durch paramilitärische Kräfte waren in der vergangenen Woche acht Menschen getötet und mehr als 30 verletzt worden.

Haftstrafen für Rechtsradikale

BERLIN, 17. März (dpa). Im Prozeß um Bombenanschläge auf ein jüdisches Mahnmal und ein Asylbewerberheim in Berlin ist der 31jährige Hauptangeklagte am Mittwoch zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Der 35jährige Mitangeklagte wurde zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Er stand bei den Taten im Sommer 1992 "Schmiere". Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre und sechs Monate beziehungsweise drei Jahre Haft gefordert. Bei den Taten war niemand verletzt worden. Mit den Anschlägen hätten die Angeklagten "die Interessen der Bundesrepublik aufs gröblichste verletzt", urteilte der Vorsitzende Richter. Ihr Motiv, "ein Zeichen gegen Juden und Ausländer zu setzen", habe strafverschärfend gewirkt. Trotz rechtsradikalen Gedankenguts sei ihr Hauptmotiv aber der Wunsch nach Öffentlichkeit und die Freude am Knalleffekt gewesen.

Aufgespießt

"Ich bin für Schmusen, aber es muß nicht unbedingt in der Politik sein." Die SPD-Politikerin Heidemarie Wieczorek-Zeul laut dpa auf die Frage, ob die SPD den politischen Schmusekurs mit der Bundesregierung fortsetzen wolle.

Eine lange Tradition beendet Leipziger Handballer verlassen den SC

Die Handball-Abteilung des SC Leipzig hat den Austritt aus dem Verein zum 30. Juni 1993 beschlossen. Auf einer Mitgliederversammlung votierten die 107 anwesenden Mitglieder einstimmig für diesen Schritt. Grund für den Vereinsaustritt ist die desolate finanzielle Lage. Der Verein hat bis heute keinen Hauptsponsor gefunden, konnte seinen Verbindlichkeiten gegenüber Spielern und Trainern nicht mehr nachkommen. Im Saison-Etat klafft ein Lücke in sechsstelliger Höhe.

Damit endet eine langjährige Tradition des Leipziger Handballs. Unter dem Namen SC Leipzig war die Männer-Mannschaft dreimal DDR-Meister und einmal Pokalsieger geworden. Noch erfolgreicher war die Frauenvertretung des Clubs: Sie wurde 13 mal DDR-Meister, zweimal Pokalsieger und holte fünf Europacups, den letzten davon in der vergangenen Saison im IHF-Pokal. Für die weitere Zukunft haben die Frauen die besseren Karten - sie werden vom VfB Leipzig übernommen. Der SC DHfK Leipzig würde zwar die Männer übernehmen, doch dürfte der Verein kaum in der Lage sein, für die ausstehenden Verbindlichkeiten aufzukommen. dpa

DTB-Termin drückt

FRANKFURT A. M. (FR). Im Spannungsfeld von Zinshoffnungen und Verkaufsorder vor dem DTB-Termin am Freitag haben die Frankfurter Aktien am Mittwoch schwächer geschlossen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) gab bei geringen Umsätzen 12,75 auf 1685,08 Punkte ab. Auf dem Parkett seien zwar die meisten Händler der Überzeugung, daß der Zentralbankrat heute die Zinsen senken werde, meinte ein Händler. Das Ausmaß der Kursgewinne bei einer geldpolitischen Lockerung werde aber begrenzt ausfallen.

Stärkere Auswirkungen auf die Kurse hätten dagegen Verkäufe im Vorgriff auf den DTB-Termin gehabt. Viele Teilnehmer der Terminbörse müßten nämlich damit rechnen, daß Besitzer von Verkaufsoptionen diese am Freitag auch ausüben wollen. Wer mit entsprechenden Kaufverpflichtungen rechne, habe am Mittwoch bereits Material abgegeben.

Einflüsse der Terminbörse zeigten sich besonders bei Daimler (minus 8,90 Mark), Siemens (minus 6,50) und Deutsche Bank (minus sechs Mark), die gemeinsam mit VW (minus 4,50 Mark) an der Spitze der DTB-Umsatzliste stehen.

Kräftige Kursabschläge mußten auch Kaufhauspapiere hinnehmen, namentlich Asko-Stämme mit 50 Mark und Kaufhof mit 14,30 Mark Verlust. Unter den Papieren aus der zweiten Reihe büßten Escada Stämme erneut 32 Mark ein.

Der Rentenmarkt tendierte gut behauptet. Die Umlaufrendite verminderte sich um eine Stelle auf 6,37 Prozent. Die kursregulierenden Stellen gaben Anleihen im Nennwert von 120,5 (40,7) Millionen Mark an den Markt ab.

Mielke-Prozeß droht zu platzen

BERLIN, 17. März (dpa). Nach über 13 Monaten Verhandlungsdauer droht der Mordprozeß gegen Erich Mielke wegen eines Formfehlers zu platzen. Stefan König, Anwalt des 85jährigen ehemaligen Stasi-Chefs, beantragte am Mittwoch vor dem Berliner Landgericht, das Verfahren um den doppelten Polizistenmord auf dem Berliner Bülowplatz im Jahr 1931 nach 60 Verhandlungstagen auszusetzen und den Prozeß neu zu beginnen. Eine Entscheidung über den Antrag wird das Gericht am Montag verkünden.

Grund für den Antrag ist die Behandlung eines Ablehnungsgesuches gegen die Richter durch eine andere Kammer des Berliner Landgerichts. König rügte, daß diese Kammer es versäumt habe, ihm die Namen der Richter zu benennen, die über das Ablehnungsgesuch entscheiden sollten. Das würde einen sogenannten absoluten Revisionsgrund darstellen, der in jedem Fall zur Aufhebung des Urteils gegen Mielke führen müßte. Es sei deshalb sinnvoll, schon jetzt das Verfahren abzubrechen und neu zu beginnen, verlangte König.

Chemie-Unfall in Mannheim

MANNHEIM, 17. März (dpa). Die Serie der Chemie-Unfälle in Deutschland ging am späten Dienstagabend weiter: In einem Mannheimer Chemiebetrieb geriet nach einer Verpuffung ein Bitumentank in Brand. Menschen wurden nicht verletzt. Der Sachschaden wird auf rund 400 000 Mark geschätzt. Messungen des Mannheimer Amts für Baurecht und Umweltschutz hätten ergeben, daß keine Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung bestanden habe, hieß es. Die Rauchentwicklung habe aber zu einer Geruchsbelästigung für die Anwohner geführt.

Zur Person:

MARKUS WOLF, langjähriger DDR- Spionagechef der DDR, muß sich vom 4. Mai an wegen des Verdachts auf Landesverrat in Tateinheit mit Bestechung vor Gericht verantworten. Der zuständige 4. Strafsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf (OLG) ließ jetzt die Anklage der Bundesanwaltschaft gegen den 70jährigen Ex-Generaloberst zu. Seine Entscheidung begründete das Gericht damit, daß Wolf als Leiter der für die Auslandsspionage zuständigen Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) im DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) von Januar 1953 bis November 1986 methodisch und inhaltlich die gegen die Bundesrepublik gerichtete Spionage festgelegt habe. Im September 1992 hatte die Bundesanwaltschaft Anklage gegen Wolf erhoben. Sie legt ihm exemplarisch drei Fälle des Landesverrats sowie neun Fälle geheimdienstlicher Agententätigkeit zur Last. Beim Vorwurf des Landesverrats geht es nach Angaben des Gerichts vor allem um den Fall des Kanzlerspions Günter Guillaume, die Agenten beim Bundesnachrichtendienst (BND), Alfred und Ludwig Spuhler, sowie um Ex-Verfassungsschützer Klaus Kuron. (dpa)

PKK-Chef kündigt einseitige Waffenruhe in der Türkei an

BEIRUT, 17. März (dpa). Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat zum kurdischen Neujahrsfest am 21. März einen einseitigen Waffenstillstand in ihrem Guerillakrieg für Selbstbestimmung gegen den türkischen Staat angekündigt. Dabei handle es sich um eine "Geste des guten Willens", sagte PKK-Führer Abdullah Öcalan am Mittwoch in der von Syrien kontrollierten ostlibanesischen Bekaa-Ebene. Die türkische Regierung forderte er auf: "Laßt mich friedlich nach Kurdistan zurückkehren, damit ich mich gewaltlos politisch betätigen kann." Öcalan zeigte sich besorgt, daß sich die blutigen Ereignisse vom Neujahrsfest 1992 wiederholen könnten. Ankara hatte die angekündigte Offerte der PKK bereits zurückgewiesen und diese aufgefordert, bedingungslos die Waffen niederzulegen.

Die Internationale Helsinki Föderation für Menschenrechte (IHF) äußerte sich besorgt über zunehmende Gewalt gegen Kurden in der Südosttürkei. In Wien rügte die IHF, daß nach dem Amtsantritt des türkischen Ministerpräsidenten Süleyman Demirel im Jahr 1991 Folter, Mord und Verschleppung zugenommen hätten. Die IHF stützt ihren Bericht auf Angaben der US-Menschenrechtsorganisation "Helsinki Watch". Diese beschuldigt türkische Bewaffnete, 1992 bei Razzien in Wohnungen mindestens 74 Personen getötet zu haben. Bei friedlichen Demonstrationen seien in der Südosttürkei mehr als 100 Personen erschossen worden. Im selben Jahr seien 450 Menschen in der Südosttürkei von Unbekannten ermordet worden. Die Polizei habe nichts unternommen, um die Täter zu finden.

Attentat auf Politiker in Algier

ALGIER, 17. März (dpa/AFP). Einen Tag nach dem Mordanschlag auf den früheren algerischen Hochschulminister Djilali Liabes ist am Mittwoch der Abgeordnete Hadi Flici von Unbekannten in seiner Praxis in der Hauptstadt Algier ermordet worden. Der Arzt gehörte dem von der Staatsführung eingesetzten Nationalen Konsultativrat (Ersatzparlament) an.

Es war der zweite Mordanschlag auf ein Mitglied des Konsultativrates in vier Tagen. Am Sonntag war der Abgeordnete Hafid Senhadri Opfer eines Attentats geworden. Wie die algerische Nachrichtenagentur APS meldete, wurde Flici von zwei "Terroristen" ermordet. So werden in den offiziellen algerischen Medien in der Regel moslemische Extremisten genannt. Die Attentäter hätten sich als Patienten ausgegeben und aus nächster Nähe auf den Abgeordneten geschossen.

Algiers Polizei gab bekannt, daß in der Nacht zum Mittwoch und im Verlauf des Tages in Algier und der näheren Umgebung vier bewaffnete Fundamentalisten bei Zwischenfällen von Sicherheitskräften getötet worden seien.

Radsport Fondriest gewann Tirreno-Adriatico

Mit dem Gesamtsieg des Italieners Maurizio Fondriest endete am Mittwoch in San Benedetto del Tronto die 28. Auflage der Rad-Fernfahrt Tirreno-Adriatico. Für Fondriest, der das Feld seit der vierten Etappe angeführt hatte, war es der erste Erfolg bei einer Rundfahrt in seiner siebenjährigen Profi-Karriere. Zweiter wurde mit neun Sekunden Rückstand Andrej Tschmil aus Moldawien vor dem Italiener Stefano della Santa. Als bester Deutscher belegte Neu-Profi Eric Zabel aus Dortmund im Gesamtklassement den siebten Platz.

Auf der achten und letzten Etappe über 164 km rund um San Benedetto del Tronto bewies Uwe Raab seine Sprinterqualitäten. Der Leipziger, der am Montag bereits das sechste Teilstück gewonnen hatte, belegte nach 4:29:22 Stunden hinter Tagessieger Massimo Strazzer (Italien) und dem Belgier Eric Vanderaerden den dritten Platz. dpa

Bewährung für Witzigmann

MÜNCHEN, 17. März (dpa). Der Drei- Sterne-Koch Eckart Witzigmann ist am Mittwoch von einem Münchner Schöffengericht zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Das Gericht fand ihn des fortgesetzten Erwerbs von Kokain in zwei Fällen und des Überlassens der Droge für schuldig.

Das Urteil wurde von den zahlreichen Zuhörern mit Beifall aufgenommen. Witzigmanns Mitangeklagte kam mit einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten davon. Die Staatsanwaltschaft hatte für Witzigmann eine Strafe von zwei Jahren und neun Monaten gefordert.

Rechte Steckbriefe verboten

KÖLN, 18. März (dpa). Die rechtsradikale Kölner Ratsfraktion "Deutsche Liga" darf nicht weiter per Flugblatt nach einer Roma "fahnden". Eine Zivilkammer des Kölner Landgerichts untersagte am Mittwoch abend zwei Mitgliedern der Ratsfraktion, weiterhin ein Flugblatt zu verbreiten, in dem auf die illegal in Köln lebende Frau eine "Belohnung" von 1000 Mark ausgesetzt wird. Die Richter meinten, daß die Flugblätter in Form von "Steckbriefen" in das grundrechtlich verbriefte Persönlichkeitsrecht der Roma eingriffen.

Der Richterspruch erging auf Antrag der Frau, die in einem Versteck lebt und sich vor Gericht durch ihre Anwälte vertreten ließ. Sie war kürzlich ins ehemalige Jugoslawien abgeschoben worden, danach aber wieder heimlich in die Bundesrepublik zurückgekehrt.

Tennis-Turnier in Key Biscayne Boris Becker von einer Erkältung geschlagen Wegen Fiebers gegen Kulti abgesagt / Stich quälte sich ins Achtelfinale / Steeb ausgeschieden

Neue Hiobsbotschaft aus Florida. Der amerikanische "Jahrhundertsturm" hat auch Boris Becker niedergestreckt. Dem deutschen Weltranglisten-Vierten, der sechs Tage lang auf seinen ersten Auftritt beim Internationalen Tennisturnier in Key Biscayne hatte warten müssen, blieb am Mittwoch wegen Fiebers nichts anderes übrig, als dem Schweden Nicklas Kulti kampflos den Einzug ins Achtelfinale zu überlassen. Michael Stich kam dagegen mit einem sprichwörtlichen blauen Auge davon. Allerdings ersparte er sich nur mit Ach und Krach eine Blamage. Erst im zweiten Anlauf besiegte der Elmshorner am Mittwoch den 32 Jahre alten, übergewichtigen Inder Ramesh Krishnan nach einer schwachen Leistung 6:3, 3:6, 6:4 und mühte sich damit ins Achtelfinale gegen den starken Chang-Bezwinger Marcos Ondruska (Südafrika). Die Begegnung war am Dienstag wegen Regens dreimal unterbrochen und schließlich beim Stand von 6:3, 3:6, 3:2 für Stich ganz abgebrochen worden.

"Das ist unheimlich schade", erklärte der schwedische Weltranglisten-38. Kulti, der noch am Dienstag mit Becker trainiert hatte, ehe beide vor dem Regen kapitulieren mußten, "denn ich hatte mich sehr auf dieses Match gefreut und mich gründlich vorbereitet". Boris Becker aber kam in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch überhaupt nicht zum Schlaf. Nach einem Magen-Darm-Virus im Februar in Stuttgart, der Beckers Einsatz im Halbfinale verhindert hatte - sein letztes Einzel war sein 7:6,7:5-Sieg über den Südafrikaner Wayne Ferreira im Viertelfinale von Stuttgart gewesen - hat ihn, wohl auch eine Folge der katastrophalen Wetterbedingungen in Florida, offensichtlich ein Halsvirus gepackt.

Bis zum Abbruch am Dienstag hatte die Partie Stich - Krishnan mit allen wetterbedingten Zwangspausen bereits mehr als sechs Stunden gedauert. "Ich habe schon gesagt, daß ich das Turnier nicht mag, diese Erfahrung hat mich noch bestärkt", sagte Stich, "mich stört hier eigentlich alles." Kein Wunder, daß sich die Motivationsprobleme auf seine Leistung auswirken.

Der Ex-Wimbledonsieger fluchte am Dienstagabend, schrie ein paar Zuschauer an und warf mehrmals frustriert seinen Schläger weg. Er war sauer, weil er auf dem lauten Außenplatz Nummer sechs spielen mußte. Er schimpfte, weil er knapp eine Woche vor dem schweren Daviscup-Spiel in Moskau weiterhin weit von seiner Bestform entfernt ist. Er lamentierte, weil ihn der ruhige Inder, den sie auf der Tour ob seiner Bilderbuch- Schläge "Doktor" nennen, bei sturmartigem Wind teilweise vorführte und er kein Mittel dagegen fand.

Der recht schwerfällige Krishnan bewegt sich kaum auf dem Platz, aber Stich nutzte diese Schwäche erst in der Fortsetzung der Begegnung am Mittwoch aus, in der er dann binnen zehn Minuten die Entscheidung herbeiführte. Endlich griff der Deutsche konsequent an und kontrollierte so Tempo und Spielgeschehen nach Belieben. Stich nahm dem Weltranglisten-222., der nur über die Qualifikation ins Turnier gekommen war, zum 6:4 den Aufschlag ab - und damit war die Partie gelaufen.

Ein Opfer des schlechten Wetters war zuvor der Stuttgarter Carl-Uwe Steeb geworden. Nachdem der Daviscupspieler in seinem Drittrunden-Spiel gegen den Niederländer Richard Krajicek im ersten Satz 3:5 zurücklag, mußte die Begegung wegen strömenden Regens unterbrochen werden. Nach der Zwangspause suchte "Rainman Charly" vergeblich seinen Spielrhythmus und unterlag dem Niederländer 3:6, 3:6. dpa

Kurz gemeldet: Bonn gibt Zuschuß für Haiti-Bericht

WASHINGTON, 18. März (dpa). Die Bundesrepublik Deutschland hat in Washington der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) einen Betrag von 100 000 Mark zugewiesen. Damit soll die Arbeit einer internationalen Beobachtermission zur Untersuchung der Menschenrechte in Haiti finanziert werden. Dänische Fischer protestieren KOPENHAGEN, 18. März (dpa). Dänische Fischer haben am Donnerstag auf der dänischen Insel Bornholm alle Hafeneinfahrten für Kutter aus Polen blokkiert. Sie protestierten dagegen, daß ein Fischer von polnischen Behörden wegen Fischens in nicht zugelassenen Gewässern aufgebracht worden war. Expertenteam reist aus Bagdad ab BAGDAD, 18. März (AFP). Ein Expertenteam der UN, das die Zerstörung von chemischen, biologischen und ballistischen Waffen im Irak überwachen soll, hat seine Inspektion beendet. Über die Ergebnisse gab der Leiter des Teams, David Franz, keine Auskunft.

Fußball-Europapokal Möller und Kohler führten "Juve" ins Halbfinale Ex-Frankfurter verletzte sich / Endspiel bei Landesmeistern zwischen Marseille und Mailand in Sicht

Nur noch zwei Spiele trennen Olympique Marseille und den AC Mailand vom Europapokal-Traumfinale. Der französische Meister (6:2 Punkte) festigte seine Tabellenführung in der Endrundengruppe A am Mittwoch abend durch einen 6:0 (3:0)-Triumph über ZSKA Moskau, in der Gruppe B feierte Italiens Ausnahme- Klub mit dem 1:0 (1:0) über den FC Porto sogar schon seinen vierten Sieg. Chancen auf den Einzug ins Endspiel können sich nach dem vierten Spieltag der Champions League daneben nur noch die Glasgow Rangers und der IFK Göteborg ausrechnen. Die Schotten (6:2) setzten sich in der Gruppe A mit 2:1 (1:0) gegen den FC Brügge durch, die Schweden (6:2) schlugen in der Gruppe B den PSV Eindhoven mit 3:0 (2:0).

Rudi Völler wirkte diesmal als Vorbereiter, die Rolle des Torschützen übernahm bei Marseilles Triumph über Moskau Franck Sauzee. Der Nationalspieler besiegte die Russen mit Treffern in der 4., 34. und 48. Minute fast im Alleingang. Außerdem trafen für die Franzosen Abedi Pele (42.), Ferreri (74.) und Dessaily (79.). Die Endspiel-Hoffnungen der Glasgow Rangers erhielten gegen Brügge durch Tore von Durrant (39.) und Nisset (70.) neue Nahrung. Den Treffer für die Belgier erzielte Staelens (50.).

Eranio (31.) hielt den AC Mailand im Duell gegen den FC Porto auf Finalkurs. Ein Blitztor von Nilsson nach nur 11 Sekunden brachte den IFK Göteborg auf die Siegerstraße. Der in der Champions League immer mehr abbauende PSV Eindhoven war nach weiteren Treffern durch Ekström (45.) und Martinsson (47.) endgültig geschlagen. Am 7. April kann in den "Gipfeltreffen" beider Gruppen bereits die Entscheidung über den Endspiel-Teilnehmer fallen: Der IFK Göteborg empfängt dann den AC Mailand, Olympique Marseille erwartet die Glasgow Rangers.

Zwei deutsche Nationalspieler führten Juventus Turin ins UEFA-Cup-Halbfinale: Jürgen Kohler traf beim 3:0 (2:0) im Rückspiel gegen Benfica Lissabon bereits in der 2. Minute zum 1:0. Sekunden vor der Halbzeit führte ein Eckball von Andreas Möller durch Dino Baggio zum zweiten Tor. Als dem in der 65. Minute für den verletzten Möller eingewechselten Ravanelli (67.) der dritte Treffer gelungen war, gab es für die Portugiesen, die das Hinspiel mit 2:1 gewonnen hatten, keine Hoffnung mehr. Der deutsche Nationalspieler erlitt eine Zerrung im linken Oberschenkel und fällt damit für das Länderspiel der deutschen Auswahl in Glasgow gegen Schottland am kommenden Mittwoch aus.

Bereits am Dienstag war mit Ajax Amsterdam der Cup-Verteidiger trotz eines 1:0-Sieges über AJ Auxerre aus diesem Wettbewerb ausgeschieden.

Der AC Parma steht zum ersten Mal in der Vorschlußrunde eines Europapokals. Der italienische Pokalsieger gewann das Viertelfinal-Rückspiel gegen Sparta Prag durch Tore von Melli (10.) und Asprilia (33.) mit 2:0 (2:0) und machte damit nach dem 0:0 im Hinspiel den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt. Nach einem torlosen Remis vor 14 Tagen genügte dem RFC Antwerpen ein 1:1 (0:1) bei Steaua Bukarest zum Einzug ins Halbfinale. Der 33jährige Nationalspieler Czerniatynski erzielte acht Minuten vor Schluß das entscheidende Ausgleichstor für die Belgier.

Das Viertelfinal-Rückspiel zwischen Spartak Moskau und Feyenoord Rotterdam mußte dagegen am Mittwoch abgesagt worden.

Nach einer Platzbesichtigung im Leninstadion entschied der französische Schiedsrichter Quiniou eine Stunde vor dem vorgesehenen Spielbeginn, die Partie nicht anzupfeifen. Starke Schneefälle hatten den Rasen in einen unbespielbaren Zustand versetzt. dpa

Geborene Europäer Grass nahm Zigeuner-Preis entgegen

MADRID. Günter Grass hat in Madrid den Hidalgo-Preis 1992 der spanischen Zigeunervereinigung entgegengenommen. Die vor 21 Jahren gegründete Gesellschaft ehrte damit den Kampf von Grass gegen die Diskriminierung von Minderheiten. In der Begründung heißt es, Grass mahne "vor der fanatischen und törichten Gewalt des Sexismus, des Rassismus und des Fremdenhasses, die allzuoft tödliche Folgen hat". Sein Aufruf gelte der "Vernunft, dem Gewissen, dem Willen, sich nicht anstecken zu lassen, diese Gefahren wahrzunehmen und Widerstand zu leisten". Der Schriftsteller habe seinen Ruf, sein Wohlbefinden, sogar seine Sicherheit und Freiheit aufs Spiel gesetzt, um Minderheiten und nicht nur Sinti und Roma zu verteidigen.

Grass erinnerte bei der Verleihung daran, daß während des Nationalsozialismus eine halbe Million Zigeuner ermordet worden sind. Er kritisierte die Bundesregierung, die heute Roma aus Rumänien ohne Anhörung in ihre Heimat abschiebe, obwohl sie dort politisch verfolgt würden. "Die Zigeuner sind in Europa die Gruppe, die am wenigsten Schutz erfährt", betonte er. "Sie sind ohne politische Lobby." Er forderte die Euro-Parlamentarier auf, sich für die Belange dieser Volksgruppe einzusetzen. "Wir benutzen das Wort Europa nur noch rhetorisch, die Zigeuner aber sind von ihrer Geschichte und Lebensweise her geborene Europäer", meinte Grass.

Die spanische Zigeunergesellschaft ist eine multikulturelle Vereinigung. Die alljährlich vergebene Auszeichnung besteht in einem für die Zigeuner typischen Spazierstock und einer Gedenkplakette. "Hidalgo" ist als ein edler Mensch im ursprünglichen Sinne zu verstehen. Grass gehört seit kurzem auch dem Romani- Pen-Club an, dem Verein der Roma- und Sinti-Schriftsteller. dpa

Hochhausbombe Blinder Scheich muß gehen

NEW YORK, 18. März (dpa). Ein US-amerikanischer Richter hat die Ausweisung des blinden moslemischen Scheichs Omar Abdel-Rahman angeordnet, der immer wieder in Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf das World Trade Center in New York gebracht wird. Zu seinen Anhängern gehören Mohammed A. Salameh und Nidal A. Ayyad, die von der Polizei der Beihilfe bei dem Anschlag am 26. Februar in der Tiefgarage des World Trade Center beschuldigt werden. Bei dem Anschlag wurden sechs Menschen getötet und tausend verletzt.

Salameh und Ayyad hatten an Gottesdiensten des Scheichs teilgenommen. Rahman hielt Gottesdienste im New Yorker Stadtteil Brooklyn und in Jersey City (US-Staat New Jersey). In einem Lagerhaus in Jersey City war nach bisherigen Ermittlungen die Bombe gebaut worden, die in einem von Salameh gemieteten Kleinlaster in die Tiefgarage des World Trade Center gebracht wurde.

Scheich Rahman soll, wie am Mittwoch bekannt wurde, ausgewiesen werden, weil er sich mit falschen Angaben eine Arbeitserlaubnis (Green Card) für die USA beschafft hatte. Er bleibt auf freiem Fuß, bis das Berufungsverfahren, das erfahrungsgemäß bis zu 18 Monate dauert, verhandelt wurde.

Den Behörden ist der seit seiner Geburt blinde Scheich, der aus Ägypten stammt und 1990 zum ersten Mal in die USA kam, seit langem verdächtig. Er war in Kairo im Zusammenhang mit der Ermordung von Präsident Anwar Sadat angeklagt, aber freigesprochen worden. Verurteilt wurde er 1987 in Ägypten wegen Scheckfälschung und "moralischer Verworfenheit". In Ägypten gilt er als Drahtzieher einer extremistischen Gruppe, die für eine Serie von Überfällen auf Touristen und Polizisten verantwortlich ist.

Sparerschützer raten Bundesbank zur Vorsicht

BONN (dpa). Der Zentralbankrat sollte, falls er heute eine weitere Senkung der Leitzinsen beschließt, seinen geldpolitischen Kurs allenfalls vorsichtig lockern. Diese Ansicht vertritt die von Banken-, Sparkassen- und Versicherungsverbänden getragene Gemeinschaft zum Schutz der deutschen Sparer. "Sollte die Bundesbank aufgrund ihrer neuesten Daten und Fakten - auch derjenigen aus dem Solidarpakt - der Auffassung sein, daß ein gemäßigter Schritt (der Zinssenkung) erforderlich wäre, dann würde ich das nicht kritisieren", meint Wolfgang Grüger als Vorsitzender der Vereinigung.

Er verweist nicht nur auf die immer noch um die vier Prozent liegende Inflationsrate, sondern vor allem auf Gefahren, die vom Europäischen Währungssystem (EWS) heraufzögen. Grüger, im Hauptberuf Verbandschef der Volks- und Raiffeisenbanken, kritisiert insbesondere die starre Parität zwischen Mark und Franc, wobei die französische Währung nur politisch gegen die Marktkräfte gestützt werde. Nach Meinung der Sparerschützer zeigen sich in der Wirtschaftspolitik der EG-Partner erneut fundamentale Auffassungsunterschiede. Gegen den Trend, die Stabilitätsbedingungen im EWS aufzuweichen, müßten "disziplinierende Elemente" eingebaut werden, die vor allem die Schwachwährungsländer zum Kampf gegen die Inflation zwingen.

Bundesregierung hält an der Atomkraft fest "Positionspapier" für die Suche nach einem Energiekonsens / SPD will strikten Ausstieg

BONN, 17. März (dpa). Die Bundesregierung hält die Nutzung der Atomenergie auf der Basis des "hochentwickelten Sicherheitsstandes" in Deutschland weiterhin für verantwortbar. Eine gesetzliche Beendigung der Atomnutzung zur Energieerzeugung kommt für sie nicht in Betracht. Dies sind Kernaussagen ihres "Positionspapiers" für die am Freitag mit den Ländern und der SPD beginnenden Gespräche über einen Energiekonsens. Die Beschlußlage der SPD geht dagegen von einem Einstieg in eine "sozial und ökologisch verantwortbare Energieversorgungsstruktur ohne Atomkraft" aus.

In dem "Positionspapier", das von den zuständigen Ressorts Wirtschaft und Umwelt entwickelt wurde, heißt es, für den Wirtschaftsstandort Deutschland sei eine "effiziente, wettbewerbsfähige Energieversorgung von entscheidender Bedeutung". Der energiepolitische Konsens müsse sowohl Maßnahmen auf der Angebots- als auch der Nachfrageseite einschließen. Als Prioritäten werden unter anderem ein rationeller Energieeinsatz, verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, ein ausgewogener und umweltverträglicher "Energieträgermix" unter Einschluß der Atomkraft sowie ein angemessener Anteil heimischer Kohle genannt.

Für die 20 in Betrieb befindlichen Atommeiler soll eine "technische Nutzungsdauer" im Atomgesetz festgelegt werden. Die SPD spricht von der Bestimmung von Restlaufzeiten, wobei nach "X- Kalenderjahren" der letzte deutsche Reaktor abgeschaltet werden solle. Die Regierung will die Errichtung neuer Atomkraftwerke zulassen, wenn sicher ist, daß etwaige Schäden auf den Reaktor "begrenzt bleiben" und nicht die Umwelt gefährden. Für die Entwicklung soll weitgehend die Wirtschaft zuständig sein.

Während die Sozialdemokraten gemäß ihres Parteitagsbeschlusses auf striktem Ausstieg bestehen, nimmt der niedersächsische Regierungschef Gerhard Schröder (SPD) eine moderatere Haltung ein: Die Frage des Einsatzes neuer Reaktortypen, die Unfälle auf das Innere der Reaktorhülle begrenzen, sei von späteren Generationen zu entscheiden.

Neben der bisherigen Regelung, daß abgebrannte Brennelemente im Ausland wieder aufgearbeitet und später endgelagert werden sollen, will die Regierung auch die direkte Endlagerung als Entsorgungsnachweis festschreiben. Die SPD will nur noch die direkte Einlagerung des Uranabfalls, wobei Bonn den geeigneten Standort suchen müsse. Dagegen hält die Regierungsseite daran fest, das umstrittene Endlager Konrad bei entsprechender Genehmigung zu errichten. In Gorleben soll weiter über die Eignung geforscht, das frühere DDR-Endlager Morsleben zumindest bis 2000 betrieben werden.

Auf Grundlage dieser gegensätzlichen Auffassungen soll eine mit 16 Politikern unter Einschluß der Grünen besetzte "Verhandlungsgruppe" frühestens bis Jahresende nach Verständigungsmöglichkeiten suchen. Einer beratenden Arbeitsgruppe gehören auch Stromversorger, Industrie, Gewerkschaften und Umweltverbände an. Ausgangspunkt waren Überlegungen der Konzernchefs von RWE und VEBA mit dem niedersächsischen Regierungschef Schröder.

Telekom baut Notruf aus

BONN, 17. März (dpa). Polizei und Feuerwehr sollen künftig noch schneller und technisch sicherer erreicht werden können. Telekom will die Groschentelefone bundesweit auf einen münzfreien Notruf umrüsten. Das kündigte das Unternehmen am Mittwoch in Bonn an. Wer zur Zeit die 110 oder 112 wählt, benötigt noch die obligatorischen drei Zehnpfennigstükke, bekommt sie aber am Gesprächsende wieder zurück. Von den Kartentelefonen lassen sich die beiden Rufnummern schon ohne die Plastikkarte anwählen.

Geplant ist ebenfalls, bei den Münz- und Kartentelefonen eine automatische Standortkennung einzuführen.

SPD beansprucht die Macht

BERLIN, 17. März (dpa). SPD-Chef Björn Engholm und Fraktionschef Hans- Ulrich Klose haben die Entschlossenheit der Sozialdemokraten unterstrichen, 1994 die Regierungsmacht im Bund zu übernehmen. "Wir wollen und müssen regieren", sagte Engholm am Mittwoch auf der Klausursitzung der Bundestagsfraktion im Berliner Reichstagsgebäude. Er forderte die Abgeordneten auf, "mehr Selbstbewußtsein anstatt Selbstzweifel" an den Tag zu legen.

Engholm verteidigte die Linie der Parteiführung, bei Fragen von nationaler Bedeutung Kompromisse mit der Bundesregierung auszuhandeln. Wo die SPD solche Vereinbarungen geschlossen habe, müsse sie auch dazu stehen, mahnte der Parteichef innerparteiliche Kritiker an "Solidarpakt" und Asylkompromiß. "Wer kritisiert, daß bei dem Kompromiß von uns nicht genug herausgeholt wurde, muß für andere Mehrheitsverhältnisse sorgen, damit unsere Konzepte verwirklicht werden."

Klose versicherte Engholm der Solidarität der Fraktion, die alles tun werde, um ihm den Weg zur Kanzlerschaft zu ebnen. "Wir werden alles unterlassen, was der Glaubwürdigkeit unserer Politik, den Chancen unseres Spitzenkandidaten und dem Ziel des politischen Wechsels in Bonn schaden könnte", heißt es in einem Thesenpapier Kloses.

Palästinenser rügen Gewalttaten

JERUSALEM, 17. März (AFP). Der Verhandlungsführer der Palästinenser bei den Nahost-Friedensverhandlungen, Haider Abdel Schafi, hat die Gewalttaten "von beiden Seiten" in Israel und in den besetzten Gebieten kritisiert. "Die Gewalt auf beiden Seiten verbittert uns. Wir werden nicht akzeptieren, daß Unschuldige getötet werden", sagte Schafi am Dienstag abend im israelischen Fernsehen. Der Palästinenservertreter wandte sich gegen den Vorschlag von Polizeichef Jaakow Terner, Israeli mit Waffenschein sollten ihre Waffen ständig bei sich tragen. Dadurch werde der Kreis der Gewalt nicht durchbrochen. Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin will seinen USA-Besuch wegen der Gewalttaten in den besetzten Gebieten verkürzen und statt am Sonntag bereits am Freitag nach Jerusalem zurückfliegen.

Genscher-Vorschlag Rußland in die G 7-Runde

KÖLN, 17. März (AFP/AP). Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hat die sieben führenden westlichen Industrienationen aufgefordert, Rußland zur Stabilisierung der Lage in Moskau in ihre Gemeinschaft aufzunehmen. Der FDP-Politiker sagte der Kölner Tageszeitung Express vom Mittwoch: "Um die Lage in Rußland zu stabilisieren, ist es wichtig, daß der Westen Rußland - wie seinerzeit die Sowjetunion - als Großmacht anerkennt und voll in die internationale Politik einbezieht."

Genscher forderte die USA, Frankreich und Großbritannien auf, endlich auf den Kurs Deutschlands gegenüber Rußland einzuschwenken. Im Westen sollte erkannt werden, welche Bedeutung die Entwicklung in den Staaten der früheren Sowjetunion für alle habe, forderte er.

Die Außen- und Finanzminister der G 7-Gruppe sollen sich Ende April in Tokio treffen, um über Hilfen für Rußland zu beraten. Das berichtete am Mittwoch die japanische Nachrichtenagentur Jiji unter Berufung auf Regierungsvertreter. Japan habe Beratungen mit den anderen G 7-Ländern über ein solches Treffen auf Ministerebene eingeleitet.

Der französische Staatspräsident François Mitterrand hatte am Dienstag in Moskau ein vorgezogenes Treffen der sieben führenden Industrienationen (G 7) auf Staats- oder Regierungschefebene zur Unterstützung Rußlands gefordert.

Der Vorsitzende der Fraktion der Republikaner im US-Repräsentantenhaus, Bob Michel, hat sich gegen weitere finanzielle Hilfen der USA für Rußland ausgesprochen. Michel erklärte in Washington, der Plan von Präsident Bill Clinton, der Jelzin-Regierung weitere 300 Millionen Dollar zukommen zu lassen, werde im Kongreß auf "große Schwierigkeiten" stoßen. "Wir haben unsere eigenen Probleme hier zu Hause", sagte der Politiker.

Straßburger Filmfestival will "Minderheitenkino" vorstellen

STRASSBURG. Rund 60 Spiel- und Dokumentarfilme von zumeist wenig bekannten Regisseuren zeigt das Straßburger Filmfestival für Menschenrechte, das heute abend in der Elsaß-Metropole beginnt. Wie in den Vorjahren räumt das bis 28. März dauernde Festival wieder Regisseuren aus Mittel- und Osteuropa einen besonders breiten Raum ein.

So bewerben sich für den mit 30 000 Franc (9000 Mark) dotierten Preis um den besten Spielfilm unter anderem Regisseure aus Bulgarien, Kasachstan, Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn. Unter den zehn Filmen des Wettbewerbs ist auch die deutsch-armenische Koproduktion "Ein Lied für Beko" des Regisseurs Nizamettin Aric. AFP

Zwei Polizisten in Ägypten getötet

ASSIUT/KAIRO, 17. März (AFP/Reuter). Bei Zusammenstößen zwischen islamischen Fundamentalisten und Polizisten sind in der Nacht zum Mittwoch in der oberägyptischen Stadt Assiut zwei Polizisten getötet und neun weitere verletzt worden. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, brachen die Unruhen aus, als die Polizei mit Durchsuchungsaktionen beginnen wollte. Militante Moslems haben sich zum jüngsten Bombenanschlag in Kairo bekannt, bei dem vor dem Ägyptischen Museum fünf Busse beschädigt worden waren. Die Gruppe bezeichnete den Anschlag vom Dienstag in einer Erklärung, die an eine Nachrichtenagentur geschickt wurde, als Vergeltung für eine Polizeirazzia in einer Moschee in Assuan vor rund einer Woche.

Bombe explodiert in Kalkutta - 60 Tote

KALKUTTA, 17. März (AFP). Bei einer Explosion im Zentrum der indischen Großstadt Kalkutta sind in der Nacht zum Mittwoch nach einer vorläufigen Bilanz mindestens 60 Menschen getötet und 125 weitere verletzt worden. Sechs Häuser stürzten ein. Die Polizei geht von einem Bombenanschlag aus.

45 der Verletzten sind nach Angaben der Rettungsmannschaften in einem ernsten Zustand. Augenzeugen berichteten am Mittwoch, viele Verletzte müßten in den Krankenhausgängen auf dem Boden liegen, weil es an Betten mangelt. Den Helfern zufolge werden noch viele Menschen unter den Trümmern vermutet.

Zwei dreistöckige Gebäude und vier einstöckige Häuser in dem überwiegend von Moslems bewohnten Stadtviertel stürzten ein. Die Feuerwehr brachte die einhergehenden Brände relativ schnell unter Kontrolle.

Die Explosion im Bazar-Viertel ereignete sich in der Nacht zum Mittwoch um 0.15 Uhr Ortszeit (Dienstag, 20.45 Uhr MEZ). Die Polizei teilte mit, der Sprengstoff sei offenbar in einem der Gebäude gelagert worden. Es handele sich wohl nicht um einen gezielten Anschlag, vielmehr könne Nachlässigkeit zur Detonation geführt haben. Es gebe aber keinen Zweifel, daß die Explosivstoffe gehortet worden seien, "um Menschen zu töten", erklärte ein Polizeioffizier. Es bestehe der Verdacht, daß der Sprengstoff zu Anschlägen genutzt werden sollte, um die Spannungen zwischen Hindus und Moslems weiter anzuheizen. Nach offiziellen Angaben wurden die beiden Besitzer des Hauses, in dem sich die Explosion ereignete, festgenommen. Unklar war zunächst, ob die Detonation in Zusammenhang mit der Serie von Anschlägen steht, bei der am Freitag in der indischen Wirtschaftsmetropole Bombay fast 300 Menschen getötet und etwa 1250 weitere verletzt wurden.

Einer der Überlebenden berichtete in Kalkutta, seine Familie habe gerade zu Bett gehen wollen, als sich die Detonation ereignete und das Gebäude zusammenbrach. Bürgermeister Prasanta Chatterjee sprach von der schlimmsten Explosion, die er je gesehen habe. Zu einem möglichen Zusammenhang zwischen den Explosionen in Bombay und Kalkutta wollte Chatterjee nicht Stellung nehmen.

Die Sicherheitskräfte in Bombay wurde Polizeiangaben zufolge in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Polizisten aus Bombay sollten nach Kalkutta reisen, um am Unglücksort nach eventuellen Parallelen zu den Attentaten vom Freitag zu suchen.

Auch das Nachbarland Pakistan setzte einem Bericht der halbamtlichen Zeitung Pakistan Times zufolge seine Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft. Vertreter der indischen Regierungs- und Oppositionspartei hatten das Land mit den Anschlägen in Zusammenhang gebracht.

Pakistan wies jegliche Anschuldigungen zurück. Zwischen dem moslemischen Pakistan und dem überwiegend hinduistischen Indien kommt es immer wieder zu Spannungen. Beide Staaten warfen sich dabei wechselweise Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten vor.

Militärs auf Haiti unter Druck

WASHINGTON, 18. März (AFP). US- Präsident Bill Clinton will den Druck auf die haitianischen Militärmachthaber verstärken, um die Wiedereinsetzung des 1991 von der Armee entmachteten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide in sein Amt zu erreichen. Nach einem Gespräch mit Aristide im Weißen Haus sagte Clinton kürzlich, der Rhythmus der Verhandlungen müsse enorm erhöht werden. Er forderte die derzeitige haitianische Regierung, das Militär und die Polizei auf, sich an diesem Prozeß zu beteiligen. Der neue Sonderbeauftragte der US-Regierung für Haiti, Lawrence Pezullo werde den Machthabern in Port-au-Prince noch diese Woche eine "klare und unmißverständliche" Botschaft überbringen, betonte Clinton. Aristide rief seine Anhänger dazu auf, von jeglicher Gewalt gegen die derzeitigen Machthaber in Haiti Abstand zu nehmen.

Die haitianische Armee ließ einen Matrosen frei, der am Donnerstag auf dem Flughafen von Port-au-Prince an der Ausreise als anerkannter Asylbewerber in die USA gehindert und festgenommen worden war.

Nothilfe für Angola

BONN, 17. März (AFP). Mit einem neuen Hilfsprogramm will die Deutsche Welthungerhilfe die Not in dem südwestafrikanischen Bürgerkriegsland Angola bekämpfen. Ohne Hilfe von außen seien die Menschen kaum in der Lage, das nächste Jahr zu überleben, sagte die Vorstandsvorsitzende der Hilfsorganisation, Helga Henselder-Barzel, am Mittwoch in Bonn. Für zwölf bis 14 Millionen Mark sollen bis März 1994 rund 700 000 Tonnen Getreide gekauft und verteilt werden. Scharfe Kritik übte Henselder-Barzel an der Rebellengruppe UNITA, die in den von ihr kontrollierten Gebieten keine Hilfslieferungen zulasse und einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führe. UNITA-Chef Jonas Savimbi sei ein "Kriegstreiber" und müsse als der "neue Idi Amin" Afrikas bezeichnet werden.

Der angolanische Staatschef Jose Eduardo dos Santos forderte von der internationalen Gemeinschaft Waffen "zur Verteidigung der Demokratie" in Angola. Im portugiesischen Fernsehen sagte er, zahlreiche Waffenlieferanten hätten sich bereits an ihn gewandt. Angola habe aber kein Geld, um Waffen zu kaufen. Der angolanische Friedensprozeß war im Oktober 1992 gewaltsam beendet worden, nachdem die UNITA den Sieg der linksgerichteten MPLA unter dos Santos bei den von den UN überwachten Wahlen nicht akzeptiert hatte.

RUPERT SCHOLZ, Vorsitzender der Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat, will den Bezug auf Gott in der Präambel des Grundgesetzes beibehalten. Im Südwestfunk lehnte der CDU-Politiker eine gegenteilige Forderung des Bundestagsabgeordneten Wolfgang Ullmann vom Bündnis 90 ab. Hinter diesem Verlangen stecke offenbar die Furcht, daß sich "gleichsam durch die Hintertür" Kirchlichkeit ins Staatswesen einschleichen könne. Das Bekenntnis in der Grundgesetzpräambel - "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen . . ." - bringe jedoch "lediglich die Endlichkeit allen menschlichen Daseins" zum Ausdruck. (AFP)

Schlüsselwerk Immendorf im Centre Pompidou

PARIS. Das Centre Pompidou stellt bis zum 12. April einen der bekanntesten deutschen Maler und Objektkünstler, Jörg Immendorf, erstmals einem größeren französischen Publikum vor. Unter dem auf Joseph Beuys bezogenen Titel "is it about a bicycle?" hat Immendorf in drei Räumen der "Galeries Contemporaines" ein sparsames Szenario mit selbstreflektierenden Aussagen über sein Denken und Schaffen aufgebaut.

Mittelpunkt ist das zu der Pariser Schau gemalte Monumentalformat "Café de Flore - Gentiane". Es gehört zu der 1987 begonnenen "Café Flore"-Serie, mit der Immendorf die Thematik seines "Café Deutschland"-Zyklus fortsetzt.

Das 3,50 mal sieben Meter große Gemälde stellt symbolisch Stationen des eigenen Werks dar und ist ein Gruppenporträt mit Künstlern, Dichtern und Philosophen, die Immendorfs Universum bestimmt haben.

Zu den zwanzig Figuren gehören Heinrich Heine und Heiner Müller, Arthur Rimbaud, Henrik Ibsen und Bertolt Brecht, Kurt Schwitters und de Chirico, Lüpertz, Penck und Baselitz. Jean-Paul Sartre sitzt mit seinem ungarischen Philosophenkollegen György Lukacz an einem Tisch, auf einem Esel klammert sich Marcel Duchamp an Immendorfs Lehrer und künstlerische Vaterfigur Beuys.

Der Künstler sagte bei der Eröffnung der Ausstellung, dieses neue Schlüsselbild sei die Summe seines 25jährigen Schaffens. AFP

Umsatzflaute Pariser "Salon du Livre"

PARIS. Im Grand Palais in Paris findet gegenwärtig der 13. "Salon du Livre" statt; auf dieser größten Buchmesse der frankophonen Welt stellen bis Sonntag rund 1200 Verleger ihre Neuerscheinungen vor, darunter 150 Verlage aus dem frankophonen Ausland und 200 aus anderen Ländern. Deutschland ist in diesem Jahr nicht vertreten. Trotz anhaltend stagnierender Umsätze und der wirtschaftlichen Krisenstimmung hofft der französische Verlegerverband "Syndicat National de l'Edition", daß wie im vergangenen Jahr mindestens 150 000 Besucher in den Ausstellungspalast an den Champs-Elysées kommen. Nach bisherigen Schätzungen des Verlegerverbandes wird sich der Gesamtumsatz für das Jahr 1992 auf 13,6 Milliarden Franc (etwas mehr als vier Milliarden Mark) belaufen. Das ist nur ein halbes Prozent mehr als im Vorjahr, wo das schlechteste Ergebnis des Jahrzehnts erzielt worden war. Umsatzsteigerungen von höchstens fünf Prozent werden nur noch bei Taschenbüchern, Jugendliteratur und Sachbüchern verzeichnet. Von den fast 40 000 verlegten Titeln waren 1992 nur rund vierzig Prozent Neuerscheinungen. Die durchschnittliche Auflagenziffer ist in den vergangenen beiden Jahren um rund zwanzig Prozent auf knapp zehntausend Exemplare zurückgegangen. AFP

Im Osten fehlen Lehrstellen

BONN, 17. März (AFP). In den neuen Bundesländern fehlen Ausbildungsplätze, während es in Westdeutschland an Lehrlingen mangelt. Den Arbeitsämtern wurden in Ostdeutschland bis Ende Februar rund 53 500 Lehrstellen gemeldet, die Bewerberzahl stieg mit 100 400 im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 14 Prozent. Zur Zeit stehen in Ostdeutschland 83 300 unvermittelten Jugendlichen 38 400 unbesetzte Stellen gegenüber. Das geht aus dem Bundesbildungsbericht 1993 von Bildungsminister Rainer Ortleb (FDP) hervor, den das Bundeskabinett am Mittwoch in Bonn billigte. Ortleb sagte, in Ostdeutschland würden 1993 deutlich mehr Lehrstellen benötigt als 1992.

Studentenunruhen in Venezuela

CARACAS, 17. März (AFP). Die Studenten- und Schülerunruhen in Venezuela haben am Dienstag nach der Hauptstadt Caracas und der Ortschaft Los Teques auf die Städte Maracaibo und Ciudad Bolivar übergegriffen. Bei Straßenschlachten in Caracas wurden nach Angaben der Polizei zwei Studenten und sechs Polizisten verletzt.

ÖTV rügt EG-Urteil zum zum Zweitregister-Gesetz

STUTTGART, 17. März (jm/AFP). Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hat eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes in Luxemburg scharf kritisiert, wonach ungleiche Arbeitsbedingungen für ausländische und einheimische Matrosen auf deutschen Schiffen "rechtmäßig" sind. Die ÖTV bezeichnete am Mittwoch in Stuttgart das am gleichen Tag ergangene Urteil zu dem sogenannten Deutschen Zweitregister-Gesetz als "herben Rückschlag für ein sozial ausgestaltetes Europa". Gegen das vor zwei Jahren beschlossene Gesetz hatte der Betriebsrat der Neptun-Reederei mit rechtlicher Unterstützung der ÖTV geklagt.

Die Regelung erlaubt es der Gewerkschaft zufolge den Reedern, ihre deutschen Besatzungen durch billigere Ausländer zu ersetzen und diese Matrosen "völlig zu entrechten". Dies verstößt nach dem jetzt gefällten Urteil der Luxemburger Richter nicht gegen die EG-Verträge.

Die ÖTV stützt ihre scharfe Kritik auf die "katastrophalen Zustände" an Bord der Schiffe unter dem Zweitregister. Laut einer gemeinsamen Studie der ÖTV und der Universität Bremen sei das Leben der ausländischen "Billigseeleute" auf diesen Schiffen von Hungerlöhnen, verseuchtem Trinkwasser und verschimmeltem Proviant beherrscht. Sie würden von Sozialleistungen ausgeschlossen, müßten auf Heuerzahlungen verzichten und Arbeitsverträge unterschreiben, in denen ihnen für den Fall eines Gewerkschaftseintritts mit Entlassung gedroht werde.

Lindgren, Rendell und Duras sind am meisten übersetzt

PARIS. Von den lebenden europäischen Schriftstellern wurde die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren am häufigsten übersetzt, gefolgt von der Französin Marguerite Duras und der Britin Ruth Rendell. Nach einer Studie, die das französische "Büro für Wirtschaftsinformationen und Prognosen" (BIPE) auf der Pariser Buchmesse veröffentlichte, wurden von Lindgren 280, von Duras 215 und von Rendell 189 Titel übersetzt. Auf Platz vier und fünf kommen die Italiener Umberto Eco mit 167 und die Französin Françoise Sagan mit 150 Titeln. Von allen europäischen Autoren sind weniger als fünfzig in den neun Sprachen der EG erhältlich. Nur 100 bis 150 wurden in acht Sprachen übersetzt. AFP

Treffen USA-Nordkorea Diplomaten sprachen in Peking über Atomwaffensperrvertrag

WASHINGTON/SEOUL 17. März (AFP/AP/Reuter). Die US-Regierung hat bestätigt, daß am Mittwoch US-Vertreter und nordkoreanische Diplomaten den Austritt Nordkoreas aus dem Atomwaffensperrvertrag erörtert haben. Außenamtssprecher Richard Boucher sagte in Washington, die US-Regierung habe das Treffen in Peking initiiert. Einzelheiten des Gespräches wollte er nicht nennen. Die USA hatten wie zahlreiche andere Staaten ihre Besorgnis angesichts der Kündigung des Atomwaffensperrvertrages durch das kommunistische Nordkorea geäußert.

Zunächst hatte lediglich das südkoreanische Fernsehen KBS von dem Treffen berichtet. Die USA hätten dabei die nordkoreanische Regierung gedrängt, ihre Entscheidung vom Freitag noch einmal zu überdenken. China habe Druck auf seinen Verbündeten ausgeübt, um das Treffen zustande zu bringen.

Die Ankündigung Nordkoreas, den Atomwaffensperrvertrag zu kündigen, hatte Gerüchten neue Nahrung gegeben, wonach Pjöngjang eigene Atomwaffen entwickeln soll. Der Geheimdienstchef Südkoreas, Kim Deok, warnte am Mittwoch vor möglichen militärischen Provokationen des Nordens. Ihm lägen Geheimdienstberichte vor, wonach Nordkorea Atomtests geplant habe und 22 Kilogramm waffenfähiges Plutonium besitze.

Nach Ansicht der chinesischen Regierung liegt der Schlüssel zur Entschärfung der Krise bei den Beteiligten in Washington und Seoul. In einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums heißt es dazu, es sei im Interesse der Länder der Region, die koreanische Halbinsel zu einer atomwaffenfreien Zone zu machen.

Am heutigen Donnerstag wird die Internationale Atomenergie-Organistaion (IAEO) in Wien zu einer Sondersitzung wegen Nordkorea zusammentreten. Nach Angaben eines IAEO-Sprechers soll erörtert werden, wie eine vollständige Isolierung Nordkoreas vermieden werden kann. Die Organisation will zudem Inspektionen in zwei Atomanlagen in Yongbon und weitere Unterrichtung durch Pjöngjang über das Atomprogramm durchsetzen.

Serben fordern Rückzug

GENF, 18. März (AFP). Die Serben der Krajina haben sich am Mittwoch abend unter der Bedingung eines kroatischen Rückzugs bereiterklärt, mit Vertretern der Kroaten in Genf über die Zukunft dieses südkroatischen Gebiets zu verhandeln. "Wir werden uns mit den Kroaten an den Verhandlungstisch setzen, wenn sie die Angriffe beenden und sich zurückziehen", sagte der "Präsident" der selbstproklamierten "Serbischen Republik Krajina", Goran Hadzic, in Genf, wo er Gespräche mit den Vertretern der ständigen internationalen Jugoslawien-Konferenz führte.

Die Serben der Krajina forderten die Umsetzung der UN-Resolution 802, in der die kroatischen Truppen nach ihrer Offensive vom Januar aufgefordert worden waren, sich vom Flughafen Zadar und den beiden Stauseen Peruca und Maslenica wieder zurückzuziehen.

Kurden Waffenruhe angeboten

BAR ELIAS, 18. März (AFP). Der Chef der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan, hat am Mittwoch einen einseitigen Waffenstillstand seiner Organisation im Kampf gegen die türkische Regierung angekündigt. Er solle vom 20. März bis 15. April dauern Die türkische Regierung ging auf das Verhandlungsangebot der PKK zunächst nicht ein. Innenminister Ismet Sezgin wiederholte seine Aufforderung, die Kämpfer der PKK sollten "ihre Waffen niederlegen und sich bedingungslos ergeben". Dagegen forderte der Sprecher der kurdischen Abgeordneten im Parlament von Ankara, die "geöffnete Tür" sollte nicht zugeschlagen werden, "ohne nachzusehen, was sich dahinter verbirgt".

Die von Öcalan angekündigte Waffenstillstands-Periode fällt mit der Zeit des kurdischen Neujahrsfestes Newroz am 21. März zusammen. In den Tagen um das Newroz-Fest hatten sich die blutigen Auseinandersetzungen zwischen PKK- Kämpfern und türkischen Sicherheitskräften in den vergangenen Jahren in der Regel dramatisch zugespitzt. Seit den 1984 eskalierten Unabhängigkeitsbestrebungen wurden insgesamt mehr als 8000 Menschen getötet.

Öcalan sagte, der einseitige Waffenstillstand sei eine "Testperiode", die Verhandlungen mit dem türkischen Staat ermöglichen solle. An der Pressekonferenz in der Bekaa-Ebene beteiligte sich der Vorsitzende der irakischen Kurdenorganisation Patriotische Union Kurdistans (PUK), Dschalal Talabani. Der PUK-Chef sagte, das PKK-Angebot sollte einen "neuen Friedensprozeß einleiten und das Blutvergießen beenden".

"Wir werden unsere Waffen in dem genannten Zeitraum nicht benutzen - außer in Fällen der legitimen Selbstverteidigung", sagte Öcalan.

Autos prallten auf Güterzugwaggon

DARMSTADT, 17. März (dpa). Zwei Autofahrer sind in der Nacht zum Mittwoch bei Darmstadt schwer verletzt worden, als ihre Wagen an einem Bahnübergang auf den letzten Wagen eines Güterzugs prallten. Einer der Fahrer schwebt nach Mitteilung der Polizei in Lebensgefahr. Der Zug habe kurz nach Passieren des Übergangs wegen einer Panne auf offener Strecke gestoppt. Obwohl der letzte Waggon gut 3,50 Meter weit auf den Übergang geragt habe, sei die Schranke hochgegangen. Nach ersten Erkenntnissen arbeitete die Sicherung des Bahnübergangs einwandfrei.

Arbeitslosigkeit: Frauen zur Zeit weniger betroffen

FRANKFURT A. M. Von der wachsenden Arbeitslosigkeit sind die Frauen zur Zeit weniger stark als die Männer betroffen. Während die Arbeitslosenzahl bei den Männern in Hessen innerhalb eines Jahres um knapp 35 Prozent zunahm, betrug der Anstieg bei den Frauen etwa 20 Prozent.

Das Landesarbeitsamt führt diese Entwicklung darauf zurück, daß weibliche Arbeitnehmer häufiger in Handels- und Dienstleistungsbetrieben beschäftigt sind, in denen sich die Wirtschaftsflaute bisher nicht so stark bemerkbar gemacht habe.

In diesem Wirtschaftszweig, in dem 63 Prozent der Arbeitsplätze mit Frauen besetzt sind, wurden bis Mitte 1992 sogar noch Beschäftigungszuwächse erzielt. Im verarbeitenden Gewerbe verringerte sich gleichzeitig die Beschäftigung. Hier hatten Frauen nur einen Anteil von 26,5 Prozent an allen Arbeitsplätzen. lhe

Millionenschaden bei Brand in Kindergarten

KELKHEIM. Bei einem Brand in einem Kindergarten in Kelkheim (Main- Taunus-Kreis) am Mittwoch morgen ist Schaden in Höhe von mehr als einer Million Mark entstanden. Menschen hatten sich nicht in dem Gebäude aufgehalten, berichtete die Polizei.

Das Feuer war gegen sechs Uhr von einem Anwohner entdeckt worden. Beim Eintreffen der Feuerwehr wenige Minuten später habe der Gebäudekomplex bereits in Flammen gestanden. Über die Brandursache wird noch ermittelt. lhe

Aufklärung über Rolle der USA in El Salvador gefordert

WASHINGTON, 18. März (epd/IPS). Der demokratische Kongreßabgeordnete Robert Torricelli hat Aufklärung über die Rolle der USA im salvadorianischen Bürgerkrieg gefordert. Die US-Regierung unter Präsident Ronald Reagan habe bei der Darstellung der Menschenrechtssituation in El Salvador Öffentlichkeit und Kongreß "getäuscht", um die Militärhilfe für das mittelamerikanische Land fortsetzen zu können, sagte er in Washington. So habe die Reagan-Regierung im Januar 1982 berichtet, es gebe Fortschritte in El Salvador, obwohl zuvor der Erzbischof von San Salvador, Oscar Arnulfo Romero, und in dem Dorf El Mozote mehrere hundert Menschen ermordet worden waren.

Für diese Verbrechen hat die sogenannte Wahrheitskommission der UN das salvadorianische Militär und den Geheimdienst verantwortlich gemacht. Washington hat El Salvadors Regierung während des zwölfjährigen Bürgerkrieges mit der Guerillabewegung FMLN rund sechs Milliarden US-Dollar Unterstützung gewährt.

Mehr Geld für Arme verlangt UNDP-Sonderberater fordert Umlenken der Entwicklungshilfe

NEW YORK, 19. März (epd/ips). Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) hat die westlichen Geberländer aufgefordert, ihre Entwicklungshilfe stärker zur Bekämpfung der Massenarmut einzusetzen. Der Westen müsse nach dem Ende des Kalten Krieges seine Vergabekriterien der neuen weltpolitischen Lage anpassen und vorrangig diejenigen Länder unterstützen, in denen die meisten Armen leben, sagte der UNDP-Sonderberater und frühere pakistanische Finanzminister Mahbub ul Haq kürzlich in New York.

Insgesamt erhielten die zehn größten Entwicklungsländer, in denen drei Viertel aller Armen leben, nach ul Haqs Angaben nur 25 Prozent der weltweit vergebenen Entwicklungshilfe. Der diesjährige UNDP-Bericht über die "Menschliche Entwicklung", der im Mai veröffentlicht wird, befasse sich insbesondere mit der Verteilung der Entwicklungshilfe nach Geber- und Empfängerländern, kündigte ul Haq an. So habe El Salvador mit fünf Millionen Einwohnern und einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 1900 US- Dollar deutlich mehr Mittel erhalten als Bangladesch, dessen 120 Millionen Einwohner nur ein Zehntel dieses Einkommens erzielten. Das Beispiel des für den Westen im Kampf gegen den Kommunismus wichtigen mittelamerikanischen Landes zeige, daß Entwicklungshilfe nicht wegen der Völker vergeben werde, sondern um die Länder als Partner zu gewinnen.

Vor dem Hintergrund der kriegerischen Auseinandersetzungen in Bosnien, Liberia und Somalia forderte ul Haq ein verändertes Sicherheitskonzept. "Sicherheit bedeutet nicht einfach die Sicherheit eines Landes, sondern die Sicherheit der Menschen", betonte der UNDP-Berater. Künftige Konflikte würden weniger zwischen Nationalstaaten, sondern zunehmend zwischen Völkern entbrennen.

Einen Ausgleichsfonds zur Entschädigung von Ländern, die wegen Sanktionen gegen Nachbarstaaten wirtschaftliche Verluste erlitten, haben mehrere Entwicklungsländer von den UN gefordert. "Wir wollen, daß ein Treuhandfonds eingerichtet wird, sobald der Weltsicherheitsrat Sanktionen verhängt", sagte der indische UN-Botschafter T. P. Srinivasan in New York. Das Problem der Entschädigung könne nicht länger dem Zufall und Entgegenkommen der Industriestaaten überlassen bleiben. Nach der irakischen Invasion in Kuwait und der Verhängung von UN-Sanktionen gegen Irak hatten 21 Staaten formell Entschädigungen in Höhe von insgesamt rund 30 Milliarden US- Dollar verlangt. Rumänien beziffert seine durch das UN-Embargo gegen das frühere Jugoslawien erlittenen Verluste auf rund sieben Milliarden Dollar. Während Indien und Nepal Einzelfonds vorschlugen, die bei jedem Sanktionsbeschluß eingerichtet werden sollen, zielt ein von Uruguay und 19 weiteren Staaten unterstützter Vorschlag auf die Einrichtung eines ständigen Ausgleichsfonds der UN.

Serben blockieren weiter Hilfe für Srebrenica

SARAJEWO / NEW YORK, 17. März (Reuter/AP/AFP/dpa). Serbische Einheiten blockieren weiterhin den für die eingeschlossene ostbosnische Stadt Srebrenica vorgesehenen UN-Hilfskonvoi, obwohl die politische Führung der bosnischen Serben freies Geleit zugesichert hatte.

Serben-Chef Radovan Karadzic hatte den Vereinten Nationen (UN) am Dienstag versprochen, die Lastwagen mit Hilfsgütern für die Eingeschlossenen passieren zu lassen. Dennoch gab es bis Mittwoch morgen keine Bewegung. Die Lastwagen werden seit fünf Tagen in der serbischen Grenzstadt Mali Zvornik festgehalten. Der Oberkommandierende der UN-Schutztruppe in Bosnien-Herzegowina, General Philippe Morillon, der sich in Srebrenica aufhält, hatte am Dienstag dem französischen Sender France-3 mitgeteilt, Karadzic und der serbische Präsident Slobodan Milosevic hätten zugestimmt, daß der Hilfskonvoi passieren könne. Man hoffe, daß die Lastwagen den Ort am Mittwoch erreichten.

Nach UN-Angaben hat Karadzic auch zugestimmt, daß Kranke und Verletzte evakuiert werden könnten. Selbst verwundete Kämpfer sollten den Ort verlassen dürfen, wenn sie ihre Waffen ablieferten. In dem seit elf Monaten belagerten Srebrenica leben rund 60 000 Menschen unter teilweise unerträglichen Bedingungen. Seit Dezember sind keine Hilfsgüter mehr auf dem Landweg in die Stadt gelangt. Die von der US-Luftwaffe abgeworfenen Nahrungsmittel und Medikamente reichen nicht aus.

Die US-Luftwaffe setzte in der Nacht zum Mittwoch die Luftbrücke nach Ostbosnien fort. Erstmals wurden Hilfsgüter über der Ortschaft Gabela abgeworfen. Frachtmaschinen des Typs C-130 brachten 34 Tonnen Lebensmittel und Medikamente in den knapp zehn Kilometer östlich von Srebrenica liegenden Ort. Gabela wurde dem US-Militär zufolge ausgewählt, weil sich dort viele bosnische Flüchtlinge aufhalten sollen, die weder Nahrung noch Kleidung hätten.

Die UN-Schutztruppen bestätigten am Dienstag abend Berichte, wonach das Gebiet um Srebrenica am Samstag aus der Luft angegriffen wurde. In einer in Zagreb verbreiteten Mitteilung der UN- Truppen hieß es, damit werde erstmals seit der Einrichtung der Flugverbotszone über Bosnien-Herzegowina im Oktober ein Luftangriff bestätigt. Von bosnischer Seite in Sarajewo war zuvor bereits über den Angriff berichtet worden. Nach Angaben der UN warfen drei Flugzeuge neun Bomben über den etwa acht Kilometer von Srebrenica entfernten Ortschaften Gladovici und Osatica ab. Die Maschinen seien danach in Richtung der aus Serbien und Montenegro bestehenden Föderativen Republik Jugoslawien abgedreht.

In New York sollen am heutigen Mittwoch die Verhandlungen über einen Friedensplan für Bosnien-Herzegowina fortgesetzt werden. An den Verhandlungen werden voraussichtlich die Führer aller drei Kriegsparteien - Serbenführer Karadzic, der moslemische bosnische Präsident Alija Izetbegovic und der bosnische Kroatenführer Mate Boban - teilnehmen. EG-Unterhändler Lord Owen hofft auf die endgültige Unterzeichnung des Friedensplanes durch die bosnischen Moslems. Owen versucht seit vielen Monaten gemeinsam mit dem UN-Vertreter und früheren US-Außenminister Cyrus Vance, den Plan durchzusetzen. Sollten die Moslems unterschreiben und die Serben nicht, werde man zum Sicherheitsrat gehen und mit Sanktionen Druck auf die Serben ausüben, kündigte Owen am Mittwoch morgen in einem Interview mit der amerikanischen Fernsehanstalt ABC an.

Laut Owen geht es jetzt darum, die Unterschriften zu der "Landkarte" zu bekommen. Es handelt sich um die von Vance und Owen vorgeschlagene Aufteilung Bosniens in zehn weitgehend autonome Teilprovinzen. Bisher haben nur die bosnischen Kroaten der Grenzziehung und dem gesamten dreiteiligen Vance-Owen-Plan zugestimmt. Dagegen haben Karadzic und Izetbegovic die Gebietsverteilung in der jetzigen Form abgelehnt. Owen hält nach Unterzeichnung des Friedensplans durch alle drei Gruppen die Entsendung einer starken Bodentruppe von mindestens 30 000 Mann zur Friedenssicherung und zur Durchsetzung der Vereinbarungen für notwendig.

Die Aufrufe des blinden Predigers

Mit Tonband-Appellen fordert der ägyptische Prediger, Scheich Omar Abdel Rahmann, seine moslemischen Gläubigen von den USA aus auf, gegen "tyrannische Herrscher" aufzubegehren. "Im Namen Gottes" sollen seine Anhänger, zu denen auch die drei Hauptverdächtigen des Anschlags auf das New Yorker World Trade Center zählen, "das Gute befehlen und das Schlechte verbieten". Die in Reuters-Übersetzung vorliegenden Auszüge aus Reden des in den USA ansässigen Moslem-Predigers wurden vor dem WTC-Anschlag, bei dem sechs Menschen starben, aufgenommen. "Laßt nicht nach, habt keine Angst, steht auf gegen Tyrannen und Unterdrücker, prangert ihre schändlichen Methoden an, euer Schicksal ist in Gottes Hand", heißt es in den Aufnahmen von Ansprachen des blinden Klerikers, der bislang jedwede Verstrickung in das WTC-Attentat vom 26. Februar bestritten hat.

Klar jedoch ist, wen der 53jährige Abdel Rahmann (AP-Bild) mit "Tyrannen" und "Unterdrückern" meint: Diejenigen nämlich, die auf der Grundlage "weltlichen" Rechts regieren anstatt auf der des Korans und des islamischen Gesetzbuchs, der Scharia.

Ersteren prophezeit der Scheich grausame Bestrafung. Auf die Frage, ob diese Bestrafung auch die Form eines Bombenattentats annehmen könne, geben die Tonbandaufzeichnungen natürlich keine Antwort. Nur soviel erfahren die Hörer: "Die Tyrannei wird sich gegen die Unterdrücker kehren und die Knechtung der Gläubigen (gläubigen Moslems) wird sich zu ihrem Schaden wenden."

Damit seine Gefolgsleute solche Passagen jedoch nicht als Aufforderung zur Passivität mißverstehen, heißt es in einem Kapitel über die Polizei, angesichts fortdauernder Erniedrigung sei es eine "Schande" ruhig zu bleiben. Und weiter: "Die Polizei mißhandelt euch, nur weil ihr Moslems seid, wehrt euch, Gott gibt euch die Kraft dazu!"

Das Tonband des Scheichs spendet indirekt auch den mutmaßlichen New Yorker Attentätern noch Trost. In einem eigens inhaftierten Mitkämpfern gewidmeten Vers heißt es: "Jede Minute, die ihr in Gefängnissen oder Konzentrationslagern verbringt, wird euch am Tage des Jüngsten Gerichts hoch angerechnet."

SAMIA NAKHOUL (Reuter)

Korea Verdunkelung in Pjöngjang

PEKING, 17. März (Reuter/AFP). Die Behörden in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang haben nach Berichten von Diplomaten für die Bevölkerung Luftschutzübungen mit nächtlicher Verdunkelung angeordnet. Ein Diplomat in Peking mit guten Kontakten ins kommunistische Nordkorea berichtete am Mittwoch, am Dienstag seien überraschend die Telefonverbindungen in Pjöngjang für Inlands- und die meisten Auslandsgespräche für rund einen halben Tag unterbrochen worden. Eine Erklärung dafür sei nicht gegeben worden. Die Bevölkerung habe im Rundfunk Anweisung erhalten, die Stadt im Fall eines Angriffs zu verlassen. Es sei aber nicht mitgeteilt worden, wohin.

Seit Samstag bestehe nächtliche Verdunkelung in Pjöngjang, hieß es. Autos müßten nachts mit Parklicht fahren. Von Stadtteil zu Stadtteil würden Luftschutzübungen unter Einsatz von Sirenen abgehalten, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Die Maßnahmen dürfen in Zusammenhang stehen mit den jüngsten Spannungen nach dem angekündigten Austritt Nordkoreas aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag. Die Ausnahmeregelungen in Nordkorea wurden dort mit dem Manöver "Teamgeist" der USA und des Verbündeten Südkorea begründet, an dem 120 000 Mann teilnehmen. Das Manöver geht am Donnerstag zu Ende. Die USA haben ein Treffen mit Vertretern Nordkoreas in Peking vorgeschlagen. Dabei solle die Krise beigelegt werden. Der südkoreanische Außenminister Han Jong Soo erklärte unterdessen auf einem Seminar, China versuche ein solches Treffen zu vermitteln. Wie aus Pjöngjang verlautete, ist Nordkorea zu Gesprächen über Möglichkeiten zu einer solchen Runde jedoch erst nach Beendigung des Manövers bereit.

USA weisen Scheich aus

NEW YORK, 17. März (Reuter). Ein US- Richter hat am Mittwoch entschieden, daß der in den USA lebende Moslemgeistliche Scheich Omar Abdel Rahmann ausgewiesen werden kann. Der Name des als radikal geltenden blinden Ägypters wurde in Zusammenhang mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York gebracht, obwohl er die Tat verurteilt hat. Gegen zwei Verdächtige, die festgenommen worden waren, wurde am Mittwoch Anklage erhoben. Rahmann kann gegen die Entscheidung Berufung einlegen. Ihm wird vorgeworfen, bei seiner Einwanderung 1991 nicht angegeben zu haben, daß er Polygamist und in Ägypten wegen Scheckfälschung verurteilt worden sei.

Den beiden 25jährigen Festgenommenen Mohammed Salameh und Nidal Ayyad wird in der Anklage vorgeworfen, mit einem Sprengsatz die beiden Türme des World Trade Centers beschädigt und dabei sechs Menschen getötet zu haben.

Drei andere Männer, die der Beteiligung an dem Anschlag verdächtigt werden, konnten Medienberichten zufolge die USA verlassen.

Angriffe auf Sarajewo verstärkt UN-Konvoi für belagerte Stadt Srebrenica weiter blockiert

SARAJEWO, 17. März (Reuter/AP). Die Serben haben am Mittwoch ihre Angriffe auf Sarajewo verstärkt. Die UN-Schutztruppe meldete den schlimmsten Artilleriebeschuß seit einem Vierteljahr auf westliche Vororte der Hauptstadt, wo Regierungstruppen den einzigen Zugang zum Flughafen offenhalten. Die Straße zum Flughafen mußte deswegen vorübergehend geschlossen werden.

Der UN-Konvoi für die von Flüchtlingen überfüllte Stadt Srebrenica wurde auch am Mittwoch trotz gegenteiliger serbischer Zusagen an der Grenze festgehalten. Dagegen ließen die Serben nach UN-Angaben zwei für Gorazde und Sarajewo bestimmte Konvois passieren.

Eine zwischen UN-General Philippe Morillon und den Serben vereinbarte Waffenruhe für das Gebiet Srebrenica wurde in der Nacht zum Dienstag und am Mittwoch offenbar nicht eingehalten. Nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur Hina beschuldigte Morillon die Serben, sich bisher an keine der Vereinbarungen mit den UN gehalten zu haben. Zugleich berichtete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug, die Moslems seien in einen Korridor vorgestoßen, der Serbien mit dem Hauptquarier der bosnischen Serben in Pale bei Sarajewo verbinde. Der bosnische Rundfunk meldete, serbische Flugzeuge hätten am Montag den mittlerweile von Serben eingenommenen Ort Konjevic Polje mit Flugzeugen angegriffen und bombardiert. 15 Menschen seien getötet und 19 verletzt worden. UN-Mitarbeiter bestätigten diesen ersten offensichtlichen Verstoß gegen das vom Sicherheitsrat verhängte Flugverbot.

US-Flugzeuge warfen in der Nacht Hilfsgüter über der ostbosnischen Ortschaft Gabela bei Srebrenica ab. Ein US- Regierungsvertreter bestätigte in Washington, daß sich zwei US-Soldaten in Srebrenica aufhalten. Morillon hatte in einem Rundfunkinterview gesagt, er werde von zwei Angehörigen der US-Streitkräfte begleitet. Diese würden die Piloten leiten, die nachts Hilfsgüter abwerfen. Die Bundeswehr wird sich voraussichtlich ab Mitte nächster Woche mit drei Transall-Maschinen und 27 Soldaten an der Luftbrücke beteiligen.

Geldbranche warnt vor Stückzins-Besteuerung

FRANKFURT A. M. (rtr/FR). Die deutsche Kreditwirtschaft appelliert an Bonn, die Besteuerung der Stückzinsen nicht in der bisher vorgesehenen Form zum 1. Januar 1994 in Kraft zu setzen. In einer Eingabe an das Finanzministerium erklären sechs Verbände der Geldbranche, unter internationalen Wettbewerbsaspekten und wegen der von Land zu Land unterschiedlichen Besteuerung spreche alles dafür, "die Stückzinsregelung jedenfalls bis zu einer Harmonisierung auszusetzen". Mit den Stückzinsen wird bei der Veräußerung von Rentenwerten der Ertrag nach der Besitzzeit auf Käufer und Verkäufer aufgeteilt. Sie sollen im nächsten Jahr dem ansonsten Anfang 1993 eingeführten Zinsabschlag unterliegen.

Die Verbände warnen vor einer Verlagerung des Wertpapierhandels ins Ausland, sollte es bei den Bonner Plänen bleiben. Bei einem geschätzten täglichen Rentenumsatz von 50 bis 100 Milliarden Mark führe selbst eine teilweise, zinssteuerbedingte Umschichtung des Volumens "zu einem gravierenden Liquiditätsverlust am Finanzplatz Deutschland". Hinzu käme ein verstärkter Trend zu Depotverlagerungen ins Ausland. Zumindest sei folglich unter anderem klarzustellen, "daß bei Wertpapiergeschäften der Kreditinstitute keine Belastung von Stückzinsen durch den Zinsabschlag eintritt".

Enteignete müssen warten

BONN, 17. März (Reuter). Das Bundeskabinett hat am Mittwoch entgegen ursprünglichen Plänen auf die Verabschiedung des Entwurfs für ein Entschädigungsgesetz für Enteignete der DDR verzichtet. Regierungssprecher Dieter Vogel sagte zur Begründung, Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) wolle noch einmal Gespräche mit den zuständigen Ressorts, insbesondere mit dem Finanz- und mit dem Justizministerium führen. Die Verabschiedung des Entwurfs werde in den nächsten Wochen nachgeholt.

Nach dem Entwurf sollen Enteignete binnen zwei Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes zwischen Rückgabe und Entschädigung wählen dürfen. Wer sein Eigentum zurückerhält, zahlt eine Vermögensabgabe, deren Aufkommen in einen Entschädigungsfonds fließt.

EWR-Zusatzprotokoll unterzeichnet

BRÜSSEL, 17. März (Reuter). Die Botschafter von 18 EG- und EFTA-Staaten haben am Mittwoch in Brüssel das Zusatzprotokoll unterzeichnet, mit dem der EWR-Vertrag an das Nein der Schweiz zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) angepaßt wird.

Polizei sucht Olympia-Gegner

BERLIN, 17. März (Reuter). Der Berliner Staatsschutz hat eine eigene Fahndungseinheit gebildet, um militante Gegner der Olympia-Bewerbung der Stadt zu verfolgen. Staatsschutz-Chef Dieter Piete teilte am Mittwoch mit, das "stadtweite und organisierte Tätervorgehen" der Olympia-Kritiker entspreche "linksextremistischen Strategiepapieren" und mache eine entsprechende Reaktion der Polizei erforderlich. Jüngster Hintergrund ist eine Anschlagserie auf 29 Banken in Berlin, die die Olympia-Kandidatur für das Jahr 2000 unterstützen. Gegen drei mutmaßliche Täter wurde inzwischen Haftbefehl erlassen.

In der Nacht zum Montag waren auf 29 Filialen der Berliner Bank Anschläge verübt worden. Die Täter schlugen Schaufensterscheiben ein und blockierten Türschlösser mit Sofortkleber.

Luanda meldet Rückeroberung

LUANDA, 18. März (Reuter). Die angolanische Regierung hat am Mittwoch die Einnahme der Stadt Chongoroi in der Provinz Benguela gemeldet. Die Rebellen der rechtsgerichteten UNITA-Bewegung seien bereits am Dienstag aus der Stadt vertrieben worden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Angop. In US-Kreisen hieß es, daß Regierungstruppen auch Mbanza Congo zurückerobert hätten, die Hauptstadt der Provinz Zaire. Dazu hat die Regierung in Luanda noch keine öffentliche Erklärung abgegeben. Doch in den Kreisen hieß es, der Welternährungsorganisation der UN sei mitgeteilt worden, daß Hilfsflüge dorthin wieder möglich seien.

Der Bürgerkrieg in Angola war 1991 beendet worden, im vergangenen Herbst aber wieder aufgeflammt, weil die UNITA ihre Niederlage bei Wahlen nicht hinnehmen wollte.

Berliner Olympia-Bewerbung Kein Grund zu einer Millionen-Offerte

Der Berliner Sportsenator Jürgen Klemann hat in Atlanta Überlegungen zurückgewiesen, nach denen die Berliner Olympia GmbH plane, beim Zuschlag für Olympia 2000 anreisenden Sportlern und Funktionären die Flugkosten zu bezahlen. "Es gibt derzeit keinen Grund, über so etwas ernsthaft nachzudenken." Peking und Sydney hatten die Zusage gemacht, die Kosten in Höhe von insgesamt 30 Millionen Mark zu übernehmen. Klemann: "Wir wollen nur Chancengleichheit der Bewerber und erwarten eine eindeutige Aussage seitens des Internationalen Olympischen Komitees."

Tennisturnier in Key Biscayne In der "Windlotterie" wieder ein Los gezogen Steffi Graf stürmte vor Abbruch ins Viertelfinale / Stich und Steeb mußten nachsitzen

Gerade rechtzeitig vor dem erneuten großen Regen stürmte Steffi Graf in der Windlotterie von Key Biscayne als erste Spielerin ins Viertelfinale. Die an Nummer eins gesetzte Wimbledonsiegerin aus Brühl gewann im Achtelfinale des mit 2,55 Millionen Dollar dotierten Tennisturniers gegen die Amerikanerin Patty Fendick 6:1, 6:4.

Die 23 Jahre alte Weltranglistenzweite wartet nun auf die Siegerin des Spiels zwischen der Amerikanerin Zina Garrison-Jackson (Nummer elf) gegen die Französin Nathalie Tauziat (Nummer acht), das beim Stande von 4:6, 7:5 aus der Sicht der farbigen Texanerin abgebrochen werden mußte.

Mit einem Bein im Achtelfinale stand zu diesem Zeitpunkt auch der Elmshorner Michael Stich, dessen Begegnung gegen den Inder Ramesh Krishnan beim Stande von 6:3, 2:2 gestoppt und wegen Regens abgebrochen wurde. Nächster Gegner des Wimbledonsiegers von 1991 wäre der Südafrikaner Marcos Ondruska.

Ein Opfer des schlechten Wetters war zuvor der Stuttgarter Carl-Uwe Steeb geworden. Nachdem der Daviscupspieler in seinem Drittrunden-Spiel gegen den Niederländer Richard Krajicek im ersten Satz 3:5 zurücklag, mußte die Begegung wegen strömenden Regens unterbrochen werden. Nach der Zwangspause suchte "Rainman Charly" vergeblich seinen Spielrhythmus und unterlag dem Niederländer 3:6, 3:6.

Ausgeschieden waren zuvor schon der Neusser Markus Naewie, der sein Zweitrundenmatch gegen den Schweizer Jakob Hlasek 3:6, 6:7 (4:7) verlor sowie Barbara Rittner (Leverkusen), die mit 7:6 (7:5), 3:6, 6:7 (0:7) an Mary Joe Fernandez (USA/Nr. 5) scheiterte.

Zu einem Geduldspiel wurde das Turnier für den Leimener Boris Becker, der bis zum späten Abend vergeblich auf seinen ersten Ballwechsel gegen den Schweden Nicklas Kulti wartete. Der deutsche ATP-Weltmeister hatte in der ersten Runde ein Freilos und in seinem zweiten Match profitierte er von der verletzungsbedingten Absage des Italieners Gianluca Pozzi.

Heftige Winde machten Steffi Graf bei ihrem Auftritt auf dem Centre-Court mehr zu schaffen, als ihre amerikanische Kontrahentin Patty Fendick. Zwischen den Ballwechseln mußte die Brühlerin immer wieder ihre zerzausten Haare ordnen, um den Überblick zu behalten. Eine 4:0-Führung rückte die Machtverhältnisse zugunsten von Steffi Graf schnell zurecht, ehe Patty Fendick ihr erstes Aufschlagsspiel durchbrachte. Nach 25 Minuten ging der erste Satz mit 6:1 an die 23 Jahre alte Deutsche.

Nach 62 Minuten verwandelte die Brühlerin den ersten Matchball zum 6:4. "Um Gottes willen", schimpfte sie trotz ihres Erfolgs und meinte nach dem Match: "Bei dem Wind kann man eigentlich keinen Ball vernünftig plazieren, so macht Tennis keinen Spaß." Nächste Gegnerin der Weltranglisten-Zweiten ist entweder die Französin Nathalie Tauziat (Nr. 8) oder die Amerikanerin Zina Garrison-Jackson (Nr. 11).

Mit dem einstigen "Tennis-Wunderkind" Jennifer Capriati, die gegen Judith Wiesner (Österreich) 3:6, 7:5 und 4:6 scheiterte, stolperte eine der Favoritinnen. Die hinter Graf und der Spanierin Arantxa Sanchez an Position drei eingestufte Gabriela Sabatini (Argentinien) ging nach verlorenem ersten Satz und einen Break Rückstand im zweiten Durchgang gegen die kleine Südafrikanerin Amanda Coetzer schließlich doch noch mit einer 1:6, 6:2, 2:0-Führung bei Abbruch in die Kabine. Mit der Südamerikanerin müßte sich Steffi Graf bei entsprechenden Resultaten im Halbfinale auseinandersetzen. sid

Trainer Zach: "Torhüter entscheiden die Meisterschaft" Sternchen und Haifischzähne Düsseldorf gegen Köln ist auch de Raaf gegen Peppi Heiß

"Die Torhüter entscheiden die Deutsche Eishockey-Meisterschaft." Dies erklärte Düsseldorfs Trainer Hans Zach bereits vor dem Start der Play-off-Runde. Von Freitag an stehen sich beim Finale zwischen Titelverteidiger Düsseldorfer EG und dem Kölner EC (ab 19.30 Uhr live auf Premiere) nicht nur die beiden besten Teams der Doppelrunde, sondern auch zwei der besten deutschen Eishokkey-Torsteher gegenüber. "Tiger" Helmut de Raaf im DEG-Kasten und Josef "Peppi" Heiß im KEC-Tor stehen einmal mehr im Brennpunkt, wenn die rheinischen Erzrivalen zum drittenmal seit Bestehen der Play-off-Runde 1981/82 in der Endspielserie aufeinandertreffen.

Beide Keeper kämpfen im Finale auch um den Platz im Tor der deutschen Nationalmannschaft bei der am 18. April beginnenden Weltmeisterschaft in Dortmund und München. Dabei ist der 31jährige de Raaf allerdings im Vorteil. 101 Länderspiele stehen bislang auf seinem Konto, zudem war er bereits bei sieben Deutschen Meisterschaften Rückhalt seiner Mannschaft. Pikanterie am Rande: Viermal holte er mit den KEC den Titel, dreimal mit der DEG. Der 29jährige Heiß, der auch schon das DEG-Trikot getragen hat, wartet dagegen noch auf seine erste Meisterfeier. "Der Titel ist sehr wichtig für mich, aber auch für die ganze Mannschaft", erklärt der 59malige Nationalspieler. Heiß, seit einigen Wochen stolzer Vater von Töchterchen Stella, glaubt auch fest an seine WM-Chance: "In der Nationalmannschaft habe ich doch bewiesen, was ich kann. Ich denke, Trainer Bukac wird alle drei Torhüter einsetzen."

Bei den Experten gilt aber nach wie vor de Raaf, wie Heiß ein absoluter Familienmensch, als der Top-Torwart im Lande. "Gegenüber Heiß hat er den Vorteil, daß er so gut wie keine Aussetzer hat", meint Ex-Nationalspieler und Premiere- Kommentator Alois Schloder. Und auch DEB-Sportdirektor Franz Reindl sieht bei den Torhütern einen Pluspunkt bei der DEG: "De Raaf kann sich in entscheidenden Spielen immer noch steigern. Bekräftigt sah sich Reindl bei den Halbfinalspielen zwischen Düsseldorf und Preussen Berlin, in denen sowohl Preussens Nationalkeeper Klaus Merk als auch de Raaf mit Klasse-Leistungen aufwarteten.

Heiß stand zu Saisonbeginn oftmals in der Kritik seines russischen Trainers Wladimir Wassiliew, überzeugte den Russen aber im Saisonverlauf mit Top-Leistungen. De Raaf ist dagegen beim Meister der vergangenen drei Jahre unumstritten. In Absprache mit seinem Trainer Hans Zach machte er in jedem dritten Spiel der Doppelrunde seinem talentierten Stellvertreter Christian Frütel Platz. Beide Torhüter haben übrigens einen Spleen für extravagante Torwartmasken. De Raaf trägt eine pechschwarze Spezialanfertigung mit weißen Sternchen, "Peppi" Heiß einen Helm mit aufgemalten Haifischzähnen. sid

Nur 50 000 Besucher in der Vorrunde Handball-WM ist ein Zuschauer-Flop

Als Karsten Kohlhaas erstmals die imposante Globen-Arena in Stockholm betrat, hatte der Rückraumspieler von Bayer Dormagen nur einen Wunsch: "Hier möchte ich am Mittwoch gegen Schweden vor 14 000 Zuschauern spielen. Das ist der Traum eines jeden Handballers." Doch der Traum des Medizinstudenten dürfte kaum in Erfüllung gehen. Denn die Weltmeisterschaft in Schweden ist kein Zuschauermagnet. Von anfänglicher Euphorie abgesehen, als in den ersten Gruppenspielen des Weltmeisters in Göteborg gegen Island und Ungarn mit 10 017 bzw. 12 240 Besuchern im Scandinavium für Rekordzahlen in der Länderspiel-Geschichte Schwedens gesorgt wurde.

Dennoch wird das Gesicht des WM- Organisationschefs Christer Thelin lang und länger. Ein Volksfest, wie im Vorjahr bei der Fußball-Europameisterschaft, war seine Wunschvorstellung. Davon hat er sich längst verabschieden müssen. Die mit einem Etat von rund sechs Millionen Mark veranschlagte Weltmeisterschaft dürfte zum Flop werden, den Organisatoren droht ein Defizit in Millionenhöhe.

In den Vorrundenspielen wurden nur insgesamt 50 000 Tickets verkauft. Um in die schwarzen Zahlen zu kommen, sind insgesamt 150 000 zahlende Zuschauer trotz eines üppigen Fernsehvertrages notwendig - eine Zahl, die trotz der ausverkauften Finalspiele am Samstag nicht mehr erreicht werden kann.

Das ganze Desinteresse dokumentierte sich vor allem im hohen Norden, wo die sonnenverwöhnten Ägypter und Spanier nicht nur frieren, sondern in der 5000 Zuschauer fassenden Arena von Umea vor nur 552 oder 731 Besuchern spielten. Doch damit mußte man rechnen. Aber auch im Süden ging die Rechnung nicht auf. In Malmö, wo die dänischen und deutschen Fans die Kassen zum Klingeln bringen sollten, blieb das Zuschauerinteresse hinter den Erwartungen zurück. Die 3200 Plätze fassende Halle war meist nur mit 1500 bis 2000 Fans besetzt.

Selbst die schwedischen Weltmeister zogen in dar Hauptrunde nicht mehr die Massen an. Im skandinavischen "Bruderkampf" der Gastgeber gegen Dänemark in Stockholm fanden nur 4555 Unentwegte den Weg in die Globen Arena. Das reizvolle Duell zwischen Rußland und dem Olympiavierten Island wollten am Dienstag gerade einmal 1323 Fans im gähnend leeren Kuppelbau sehen.

Die Veranstalter haben an der Konkurrenz der anderen Sportarten zu knabbern. Der Schweden liebstes Kind, das Eishockey, zieht in der gerade begonnenen Play-off-Runde ungleich mehr Fans an. sid

Boskov setzt auf "Tommasino" Giannini zwickt der Muskel 3000 römische Fans nebst Präsident im Jet wollen anreisen

Wie sein Dortmunder Kollege und Widersacher Ottmar Hitzfeld bastelte auch Vujadin Boskov am Mittwoch noch an seiner Mannschaftsaufstellung. Für den Trainer des AS Rom steht im Viertelfinal-Rückspiel des UEFA-Cups in Dortmund viel auf dem Spiel. Ein Ausscheiden könnte die Verlängerung seines Vertrags in Frage stellen.

Seit Dienstag ist Boskov in Sorge um Giuseppe Giannini, alias "il Principe", der Prinz. Die Roma-Fans sind alarmiert. Denn der Mannschaftskapitän hat wegen Muskelbeschwerden nicht trainieren können. Sollte Giannini wider Erwarten im Westfalenstadion nicht mit von der Partie sein, würde Boskov höchstwahrscheinlich dem Serben Sinisa Mihajlovic, Schütze des 1:0 im Hinspiel im Olympiastadion, den Vorzug vor dem Argentinier Claudio Caniggia geben. Weder Mihajlovic noch Caniggia haben den Deutschen Glück gebracht: Der Serbe schaltete 1990/91 im Cup der Landesmeister mit Roter Stern Belgrad die Münchner Bayern aus. Im gleichen Jahr warf Caniggia im UEFA- Pokal mit Atalanta Bergamo den 1. FC Köln aus dem Rennen.

Giannini würde mit seiner Präsenz im Westfalenstadion in die Klubgeschichte eingehen. Es wäre sein 35. Einsatz in einem europäischen Wettbewerb. Er würde damit den alten Rekord von Bruno Conti, der 34 Spiele bestritt, verbessern. Trainer Boskov setzt aber vor allem auf den deutschen Weltmeister Thomas Häßler, der sich seit Wochen in "schwedischer Form" befindet. Nach dem 1:1 am Sonntag bei Inter Mailand hatte Boskov für "Tommasino", den besten Spieler der EM 92, nur Lob übrig: "Das war Häßlers bestes Spiel in dieser Saison."

Mindestens 3000 Tifosi werden die Römer in Dortmund anfeuern. Der Präsident des AS Rom, Giuseppe Ciarrapico, will mit einem seiner Privatjets über die Alpen fliegen: "Ich hoffe, daß es mir die Ärzte nicht verbieten werden." Den schon zu einer Gefängnisstrafe verurteilten Roma-Boß erwartet nächste Woche wieder ein Prozeß, diesmal wegen betrügerischen Bankrotts.

Im Europapokal haben es die Römer, 1984 im Meistercup-Finale vor eigenem Publikum am FC Liverpool erst im Elfmeterschießen gescheitert, bisher zehnmal mit deutschen Vertretern zu tun bekommen. Sechsmal gelang ihnen die Qualifikation: 1958/59 gegen Hannover 96, 1960/61 gegen den 1. FC Köln, 1963/64 gegen Hertha BSC Berlin, 1982/83 gegen den 1. FC Köln, 1983/84 gegen Dynamo Berlin und 1988/89 gegen den 1. FC Nürnberg. Gescheitert sind sie 1963/64 gegen den 1. FC Köln, 1980/81 gegen Carl Zeiss Jena, 1984/85 gegen Bayern München und 1988/89 gegen Dynamo Dresden. sid

Zum Tod von Karl Mai Ein Außenläufer der alten Schule

Viel Fußball-Prominenz wird am Montag (11.00 Uhr) auf dem Friedhof in Fürth den am vorigen Montag verstorbenen Karl Mai auf seinem letzten Weg begleiten. Der bekannte Musiker Werner Mäckl, einer seiner besten Freunde, wird ihm seinen Wunsch erfüllen und auf der Orgel "Good-bye, my love" anstimmen.

Karl Mai, Mitglied er Fußball-Weltmeistermannschaft von 1954 - von seinen vielen Freunden nur "Charly" genannt - hat einen langen Leidensweg bestanden: In den letzten 20 Jahren mußte er nicht weniger als sechs schwere Operationen über sich ergehen lassen. Am schlimmsten traf ihn vor zwei Jahren die Entfernung des rechten Lungenflügels.

Aber seinen trockenen Humor hatte der Außenläufer der deutschen Weltmeister-Elf von 1954 nie verloren. Er blühte regelrecht auf, wenn er in Gesprächen die Erlebnisse der Vergangenheit Revue passieren ließ.

"Der WM-Titelgewinn in der Schweiz war ein einmaliges Erlebnis", sagte er, "denn wir waren doch die Kleinen und haben erfurchtsvoll zu Leuten wie Puskas und Kocsis aufgeschaut".

Für die Kameradschaft in der Mannschaft zeichnete seiner Meinung nach vor allem der damalige Bundestrainer Sepp Herberger verantwortlich. Von dem "Fuchs" schwärmte Karl Mai regelrecht: "Keiner der Trainer, die sich in der Gegenwart Motivationskünstler nennen, war annähernd ein so großartiger Psychologe wie er. Einfach genial, wie er in der Schweiz alle 22 Spieler unter einen Hut gebracht hat."

Der nur 64 Jahre alt gewordene Außenläufer bestritt 21 Spiele in der deutschen Nationalmannschaft. Fußball-Geschichte schrieb er vor allem für die SpVgg Fürth, seinen Stammverein. Karl Mai und Herbert Erhardt haben viel zum Ruhm der "Kleeblättler" in der Nachkriegszeit beigetragen.

Ein Herzenswunsch blieb ihm allerdings versagt, wie er kurz vor seinem Tode mitteilte: "Ich hätte sehr gerne mit meinem ,Spezi&rquote; Max Morlock beim 1. FC Nürnberg in einer Mannschaft gespielt." Doch die beiden Nachbarn und Rivalen hatten damals eine Abmachung getroffen, gegenseitig keine Spieler abzuwerben.

Der späte Wechsel zum FC Bayern München erwies sich für Mai als Glückstreffer. "Ohne dieses Engagement und mein gut florierendes Schreibwarengeschäft in München wäre ich arm wie eine Kirchenmaus gewesen", erinnerte er sich an diese Episode in der bayerischen Landeshauptstadt. sid

Start der Play-offs im Basketball Alles spricht für Finale Leverkusen gegen Berlin

Svetislav Pesic prophezeit ein Endspiel zwischen Titelverteidiger TSV Bayer 04 Leverkusen und ALBA Berlin. "Diese beiden Mannschaften haben das beste Spielerpotential. Dennoch war die Bundesliga selten zuvor derart ausgeglichen. Auch Leverkusen ist schlagbar", sagt der Bundestrainer vor dem Start der Play-offs in der Basketball-Bundesliga am Freitag.

Pesic selbst wird das erste Heimspiel des letztjährigen Finalisten ALBA Berlin gegen die BG Stuttgart/Ludwigsburg beobachten. In den weiteren Begegungen trifft Leverkusen auf den MTV Gießen, der TTL Basketball Bamberg auf die SG Braunschweig, und der SSV Ulm erwartet die BG Bramsche/Osnabrück. Die Rückspiele finden am Sonntag, eventuelle Entscheidungsspiele am 24. März (Mittwoch) statt.

"Auch Bamberg besitzt gute Chancen", ergänzt Pesic. Die Franken würden nach dem Überstehen des Viertelfinales auf ALBA Berlin treffen, deren Manager Marco Baldi sagt: "Am meisten Bammel haben wir vor der ersten Runde. Gegen Bamberg haben wir in fünf möglichen Spiele die besseren Karten." Die Generalprobe im letzten Vorrundenduell, in dem sich Berlin am vergangenen Sonntag mit dem 90:72 das Heimrecht bis ins Halbfinale sicherte, haben die "Albatrosse" mit Bravour absolviert.

Eine stets ausverkaufte Halle (2800 Zuschauer) in Berlin, dem Vorrundenspielort der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaf (22. Juni bis 4. Juli), ist garantiert. Baldi berichtet: "Wir erleben einen wahren Boom." Schon in den Heimspielen der Vorrunde erhöhte sich die Gesamt-Zuschauerzahl von 19 000 auf 30 000.

Nach den Prognosen der Experten führt der Weg von Top-Favorit Leverkusen zur insgesamt elften Meisterschaft - der vierten in Folge - über Gießen und Ulm. Die Meinung teilt verständlicherweise Leverkusens Manager Otto Reintjes: "Wenn nichts außergewöhnliches dazwischen kommt, dann müßte das Finale Leverkusen gegen Berlin heißen. Aber wir denken nur von Runde zu Runde."

Spekulationen um die Verpflichtung von neuen US-Amerikanern für die kommende Saison gibt Reintjes keine Nahrung. "In Ulm wird mit Jarvis Walker und in Hagen mit Byron Dinkins spekuliert. Wir haben bisher mit niemand gesprochen", sagt Reintjes zu den Gerüchten richtig. Erste Gespräche werden nach seinen Worten nach Saisonabschluß zunächst mit den seit Jahren für Leverkusen spielenden Clinton Wheeler und Kannard Johnson geführt.

Leverkusen, Berlin und Bamberg werden am höchsten gewettet. "Ich muß aber auch Ulm und Bramsche zu den bisherigen Leistungen gratulieren", ergänzt Bundestrainer Pesic, der nach 32 Vorrunden-Spieltagen auch eine Stagnation im Niveau festgestellt hat, "weil die ausländischen Spieler nicht so stark waren". Dafür traten jedoch die Nationalspieler verstärkt in den Vordergrund. sid

Junioren-WM in Australien Brasilien und Ghana bestreiten das Finale

Die Ballzauberer aus Brasilien und Ghana haben das Finale der Weltmeisterschaft der Fußball-Junioren "U 20" in Australien am Samstag in Sydney erreicht. Brasilien, Weltmeister von 1983 und 1985 sowie Finalist von 1991, setzte sich am Mittwoch im Halbfinale um den Coca- Cola-Cup der FIFA in Melbourne mit 2:0 (0:0) gegen Gastgeber Australien durch. Ghana, "U 17"-Weltmeister von 1991, gewann das zweite Spiel der Vorschlußrunde in Sydney gegen England mit 2:1 (2:0).

Vor 22 100 Zuschauern im ausverkauften Olympic Park erzielten Marcelino (78.) und Cate (88.) die Tore für den Favoriten Brasilien gegen die einheimischen "Aussies". In Sydney ging Ghana vor 21 069 Zuschauern gegen das Fußball- Mutterland durch Tore von Ahinful (12.) und Gargo (24.) rasch mit 2:0 in Führung. England kam durch einen Strafstoß von Pollock (49.) nur mehr zum Anschlußtreffer.

Die unterlegenen Semifinalisten Australien und England bestreiten am Samstag (7.30 Uhr MEZ) in Sydney das Spiel um den dritten Platz. Im Anschluß daran steigt das Endspiel Brasilien gegen Ghana (12.00 Uhr MEZ). sid

John Waynes Neffe

Exweltmeister George Foreman will vor Beendigung seiner Box-Karriere zum Jahresende noch einmal groß zuschlagen: Am 7. Juni tritt der 45jährige in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada gegen Tommy Morrison an. Der ist erst 24 Jahre alt geworden, Filmschauspieler und der Großneffe von John Wayne.

Tennis-Turnier in Key Biscayne Boris Becker sagte wegen Erkältung ab Kulti kampflos weiter / Stich tat sich gegen Krishnan sehr schwer / Im Achtelfinale

Boris Becker hat am Mittwoch ein weiteres Kapitel in seiner scheinbar unendlichen Krankheitsgeschichte geschrieben. 90 Minuten vor seinem geplanten ersten Auftritt hat der an Nummer vier gesetzte Leimener seinen Start beim mit 2,55 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand- Prix-Turnier in Key Biscayne wegen einer fiebrigen Erkältung abgesagt. "Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich habe Fieber und Husten", begründete der dreimalige Wimbledonsieger in einem Telefongespräch aus dem Hotel dem Turnierdirektor seine Absage.

Kurz zuvor hatte sich der an Nummer neun gesetzte Elmshorner Michael Stich als letzter Deutscher im Männereinzel ins Achtelfinale gequält. Der Wimbledonsieger von 1991 mußte beim 6:3, 3:6, 6:4 in der Fortsetzung des am Vortag wegen strömenden Regens abgebrochenen Matches gegen den Inder Ramesh Krishnan - wie schon in der zweiten Runde gegen Rodolphe Gilbert (Frankreich) - über die volle Distanz von drei Sätzen. Sein nächster Gegner ist der Südafrikaner Marcos Ondruska, der in der zweiten Runde Titelverteidiger Michael Chang (USA) überraschend ausgeschaltet hatte.

Boris Becker, der nach Stuttgart und Rotterdam im Februar sein drittes Turnier hintereinander absagen mußte, hätte am Mittwoch in seinem Drittenrunden- Match gegen den Schweden Niklas Kulti antreten sollen. In der ersten Runde hatte er Freilos, in der zweiten Runde verzichtete sein italienischer Kontrahent Gianluca Pozzi wegen einer Verletzung.

In Stuttgart hatte Becker das Halbfinale gegen den Niederländer Richard Krajicek wegen einer Virus-Infektion abgesagt. Eine Woche später mußte Becker in Rotterdam vor dem ersten Ballwechsel wegen einer Magen-Darminfektion passen.

Damit rückt Beckers Traum von der Nummer eins der Weltrangliste in immer weitere Ferne. Um 1993 auf den Tennis- Thron zurückzukehren, hatte der Leimener sogar seinen Verzicht auf eine Teilnahme im Daviscup erklärt. Entgegen aller guten Vorsätze scheint 1993 nicht das Jahr des Boris Becker zu werden. Schon zum Auftakt bei den Australien Open im Januar in Melbourne war der Leimener sensationell in der ersten Runde an dem schwedischen Tennis-Oldie Anders Jarryd gescheitert. Die anschließenden Turniersiege in Katar und Mailand entpuppten sich nach der jünsgten Absagewelle als Strohfeuer.

Auch Michael Stich quält sich bei den Wetter-Kapriolen in Florida über die Runden. Das Match gegen Krishnan zeigte, daß Stich eine Woche vor dem wichtigen Daviscupspiel in Moskau gegen Rußland seine Form noch nicht gefunden hat. Das entscheidende Break im dritten Satz gelang dem Deutschen beim Stand von 5:4. Stich, der sich bereits in seinem Auftaktmatch gegen den Franzosen Rudolphe Gilbert über die volle Distanz quälte, profitierte von einem Doppelfehler und zwei Netzbällen seines Gegners. sid lo ma

Fußball-Europapokal Möller und Kohler führten "Juve" ins Halbfinale Ex-Frankfurter aber verletzt ausgeschieden / Antwerpen weiter / Moskaus Spiel verlegt

Bereits zwei von vier italienischen Vereinen haben in den Viertelfinal-Wettbewerben des Fußball-Europapokals die Vorschlußrunden erreicht. Im UEFA- Pokal setzte sich Rekordmeister Juventus Turin dank der Glanzleistungen seiner deutschen "Legionäre" Andreas Möller und Jürgen Kohler gegen Benfica Lissabon durch, und bei den Pokalsiegern schaltete der AC Parma den tschechischen Cupsieger Sparta Prag aus.

Auf den Halbfinaleinzug im UEFA- Pokal hofft noch AS Rom, das am Donnerstag mit einem 1:0-Vorsprung bei Borussia Dortmund antritt, und der in den Landesmeister-Gruppen noch ungeschlagene AC Mailand gegen den FC Porto.

Vor 52 000 Zuschauern setzten Möller und Kohler die Akzente beim Turiner 3:0 (2:0) über Benfica Lissabon, das im Hinspiel 2:1 gewann. Das 1:0 im Anschluß an eine Möller-Ecke erzielte der Ex-Münchner Kohler. Erneut nach einer Möller-Ekke traf Dino Baggio unmittelbar vor der Pause zum 2:0, ehe der Ex-Frankfurter wegen einer Zerrung im linken Oberschenkel ausgewechselt werden mußte (65.). Der eingewechselte Ravanelli erhöhte auf 3:0 (67.). Im Halbfinale muß Juventus wegen der jeweils zweiten Gelben Karte im ersten Spiel auf Möller, Carrera und Galia verzichten.

Im Halbfinale des UEFA-Cups stand zuvor der FC Auxerre, der am Dienstag Titelverteidiger Ajax Amsterdam aus dem Rennen warf. Für den fünfmaligen Europacupsieger war der Treffer von De Boer (61.) zum 1:0(0:0)-Sieg gegen Auxerre zu wenig, da die Franzosen das Hinspiel 4:2 gewonnen hatten.

Erster Halbfinalist bei den Cupsiegern war der AC Parma, der nach Toren von Melli (10.) und Asprilla (33.) 2:0 (Hinspiel 0:0) gegen Sparta Prag gewann.

Im gleichen Wettbewerb reichte dem FC Antwerpen nach einem torlosen Remis vor eigener Kulisse bei Steaua Bukarest ein 1:1 (0:1). Vor 30 000 Zuschauern waren die gastgebenden Ungarn durch Dumitrescu (19.) in Führung gegangen, ehe Czerniatinski acht Minuten vor dem Abpfiff der Ausgleich gelang.

Verlegt werden mußte das Spiel zwischen Rußlands Pokalsieger Spartak Moskau und Feyenoord Rotterdam, da plötzliches Tauwetter den Platz im Moskauer Luschniki-Stadion aufgeweicht hatte. Das Spiel muß nun binnen zwei Tagen in Moskau oder Südrußland nachgeholt werden. sid

Realitätsferne Phantasie

Seinen Beitrag über "Viele, viele Negawatt sollen die großen Megawatt-Kraftwerke ersetzen" (FR vom 9. 3. 1993) eröffnet der Verfasser mit einem Hinweis auf das Energiewende-Szenario des Öko-Institutes Freiburg aus dem Jahre 1980. Er beschwört auf der einen Seite die hellen, weltoffenen Köpfe, die schon damals zum Ergebnis kamen, daß der Primärenergieverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduziert werden könnte und auf der anderen die uneinsichtigen Vertreter der offiziellen Energiewirtschaft, die dies alles für unwissenschaftliche Phantasien von Ökospinnern hielten.

Um dem Leser, der das Energiewende- Szenario nicht kennt, ein eigenes Urteil zu ermöglichen, möchte ich auf eine entscheidende Annahme des Öko-Institutes hinweisen, nämlich die Annahme der Bevölkerungsentwicklung. Das Öko-Institut geht davon aus, daß sich die Bevölkerung in der Bundesrepublik (alte Länder) bis 2030 auf 45 Millionen reduzieren wird (siehe Energie-Wende, 1980, S. Fischer Verlag, S. 57). Dies wird als "eher noch zu hoch" bezeichnet, da der vom Öko-Institut ausgemachte Trend auf 37 Millionen hinweise.

Angesichts der Tatsache, daß das rasante Bevölkerungswachstum der Welt schon 1980 bekannt war und Deutschland wegen des Zuwandererdruckes davon nicht abzukoppeln ist, halte ich die vom Öko-Institut unterstellte Abnahme unserer Bevölkerung um ein Viertel und mehr auch heute noch als eine "realitätsferne Phantasie". Tatsächlich hat sich die Bevölkerungszahl in den alten Bundesländern seit 1980 auch nicht verringert, sondern um etwa drei Millionen erhöht.

Wenn die Annahme über die Bevölkerungsentwicklung unrealistisch ist, ist auch der Prognose über den Energieverbrauch in der Energie-Wende der Boden entzogen.

Hans-Joachim Preuß, Erlangen

Zu Recht vermutet

Der engagierte Rezensent (FR vom 11. März 1993 "Eine (Bildungs-)Chronik der Höhen und Tiefen") vermutet nicht zu Unrecht, daß auch "älter gewordene Reformer" Kenntnis nehmen werden vom Inhalt des neuen "Jahrbuch(es) der Schulentwicklung - Band 7".

In Nordrhein-Westfalen sind die meisten Forderungen, z. T. in Interaktion mit vorschulischen und weiterführenden Bereichen sowie mit der sozial-kulturellen Umwelt, seit Jahren umgesetzt worden, beraten und gefördert von der GEW und eher ermuntert und ermöglicht als kontrolliert von der Schulaufsicht. Neue restriktive Maßnahmen des KM könnten allerdings Fortschritte erschweren.

Wenn - wie in der Rezension berichtet wird - "engagierte und innovationsfreudige" Lehrerinnen "sich in vielen Kollegien noch als Außenseiter abgestempelt . . . finden", so mag das etwas zu tun haben mit Kommunikationsdefiziten. Es kann auch sein, daß das Schlagwort "Vergreisung (der Kollegien)" antisolidarisch nachwirkt. Darauf aufbauen kann auch einer der Herausgeber des rezensierten Buches; Klaus Klemm vergleicht an anderer Stelle die Ansprüche der inaktiven "belastenden" Altersgruppe mit den Forderungen der Bildungsentwicklung.

Er stellt schlicht fest, das "Volumen der . . . Pensionslast, . . . Jahr für Jahr den (Bildungs-)Haushalten entnommen, . . . könnte" (!) alle geforderten Mittel im Bildungsbereich finanzieren (GEW-Heft, Erziehung und Wissenschaft, 3/93, Frankfurt).Hannelore Beutel-Nielson, Köln

Für nikotinfreie Bahn

Die Raucherlaubnis in den Zügen der Bahn ist in bezug auf eine gebotene öffentliche Gesundheitsvorsorge nicht zeitgemäß und für mich als nichtrauchenden Kunden ein nicht zu tolerierendes Übel (FR vom 5. 3. 1993 "Bahn denkt nicht an absolutes Rauchverbot").

Es ist derzeit für zusteigende Kunden häufig unvermeidbar, durch Raucherabteile laufen zu müssen, um in vollbesetzten Personenwaggons noch Sitzplätze zu finden.

Des weiteren lassen sich in überfüllten Personenwaggons häufig nur noch in Raucherabteilen freie Sitzplätze finden, die somit für Nichtraucher nicht benutzbar oder unzumutbar sind.

Als einfachen und kostengünstigen Übergang zur nikotinfreien Bahn kann ich mir das Anhängen eines Raucherwaggons am Anfang oder Ende eines jeden Fernverkehrszuges vorstellen. In Nahverkehrszügen sollte generell das Rauchen verboten sein.

Volker Müller, Münster

Keinerlei Verpflichtung

Die FR schreibt in ihrer Ausgabe vom 11. 3. 1993 ("In der EG werden 6000 Kinder vermißt"), daß Kinder von den eigenen Eltern (!?) entführt werden, und zwar insbesondere dann, wenn sie bei einer Trennung nicht das Sorgerecht erhalten haben.

Wie läßt sich das vermeiden? Doch wohl zunächst dadurch, daß das gemeinsame Sorgerecht möglichst erhalten bleibt bzw. nur derjenige Elternteil das Aufenthaltsbestimmungsrecht bekommt, der die beste Gewähr dafür bietet, daß das Kind einen guten und einen regelmäßigen Kontakt zum anderen Elternteil behält.

Bei binationalen Eltern mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund ist das natürlich nicht einfach.

Daß das Europaparlament Familien- schlichtungsstellen einrichten will, wenn es zu Problemen kommt, ist nur zu begrüßen.

In Deutschland ist es leider noch immer so, daß niemand daran teilzunehmen braucht, weil es dazu keinerlei Verpflichtung gibt.

Solange es weiterhin den Mißbrauch mit dem alleinigen Sorgerecht und kontradiktorische Scheidungsverfahren gibt, wird sich die Problematik nur noch verschärfen. Rainer Sanders (Arbeitskreis elterliche Sorge und Kindeswohl), München

Der von der Bundesregierung gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der Länder im Laufe dieses Jahres geplante "Bildungsgipfel" kann nur dann zum Erfolg führen, wenn der Bund bereit ist, sich stärker als bisher an der Bildungsfinanzierung der auch ihm zugewiesenen Aufgaben zu beteiligen.

Dazu gehören insbesondere:

• die Aufstockung der Bundesmittel für den Hochschulbau auf zunächst zwei und mittelfristig 2,3 Milliarden pro Jahr,

• die Fortsetzung und Aufstockung des Bund-Länder-Sonderprogramms für den Studentwohnraumbau unter Einbeziehung der neuen Länder,

• die für 1994 gesetzlich vorgesehene Anpassung der Fördersätze und Freibeträge nach dem BAföG und die Fortsetzung der Studienabschlußförderung,• die Fortsetzung der Förderung außerbetrieblicher Ausbildung durch die Bundesanstalt für Arbeit nach § 40,4 AFG über 1993 hinaus,

• ein zunächst auf fünf Jahre befristetes Sonderprogramm von Bund und Ländern zur Modernisierung der berufsbildenden Schulen in den sechs neuen Ländern.

Die Konferenz der bildungs- und hochschulpolitischen Sprecherinnen und Sprecher fordert die Bundesregierung auf, sich bei den Verhandlungen auf dem "Bildungsgipfel" auf die Zuständigkeiten des Bundes zu beschränken. Dazu gehören nicht die Dauer und die Gestaltung der Sekundarstufen und die Durchführung des Abiturs.

Die Konferenz lehnt die Einführung von Studiengebühren entschieden ab.

Unabhängig vom Ergebnis des Bildungsgipfels sind die Wisschenschaftsressorts in den Ländern wegen der enger werdenden finanziellen Handlungsspielräume aufgefordert, gemeinsam mit den Betroffenen Prioritäten zu setzen. Es ist höchste Zeit, daß die seit vielen Jahren angemahnte Studienreform endlich verwirklicht wird. Sie muß auch das Ziel haben, daß ein Studium für 30 bis 40 Prozent eines Jahrgangs in vier bis höchstens fünf Jahren absolviert werden kann.

Beschluß der bildungs- und hoch- schulpolitischen Sprecher und Sprecherinnen der SPD-Fraktionen aus dem Bund und den Ländern vom 13. März in Eisenach.

Flugblätter mit einem F wie "Freiheit" Anmerkungen zum Thema antistalinistischer Widerstand von Schülern und Lehrern / Spurensuche in Altenburg (Thüringen)

Im Februar diesen Jahres wiederholten sich zum 50. Mal die Tage der Verhaftung und Vollstreckung der Todesurteile an Sophie und Hans Scholl, an Alexander Schmorell. Ihr Widerstand gegen den Nationalsozialismus ist bekannt. Die Gruppe "Weiße Rose", ihre Namen haben Symbolcharakter bekommen. Gefördert durch eine lesbare Jugendliteratur und auch durch die Medien, ist ihr Name in aller Munde. In der Tat haben sie, die ehemaligen Münchner Studenten und mit ihnen der Professor Kurt Huber, ein Zeichen gesetzt. Daß aber dieses Zeichen weit über das Ende der NS-Zeit in die frühe Phase der DDR, eigentlich noch in die Spätphase der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone gewirkt hat, ist wohl weniger bekannt. Die "Weiße Rose" wurde zum Vorbild für eine Gruppe von Oberschülern und jungen Lehrern, die in dieser Zeit ihren Kampf gegen die beginnende Stalinisierung aufnahm.

Die Gruppe begann mit ihrer Arbeit im Spätsommer 1949, sie wurde durch die Verhaftung einiger ihrer Mitglieder und durch die Flucht ihrer Reste nach West- Berlin am 24. und 25. März 1950 zerschlagen. Sie hatte versucht, Zeichen zu setzen, Zeichen gegen die sich immer stärker erweisende Gewaltherrschaft im Sinne der Stalinisierung.

Im September 1950 fand in Weimar vor einem sowjetischen Militärtribunal der Prozeß gegen die verhafteten Mitglieder der Gruppe statt.

Es wurden verurteilt: Nico Ostermann, Lehrer im Kreise Altenburg, zum Tode, Siegfried Flack, Lehrer an der Karl- Marx-Einheitsschule, zum Tode (beide waren erst sehr kurz im Schuldienst), Joachim Näther, Schüler, Klasse 12 der Karl-Marx-Einheitsschule, zum Tode. Freiheitsstrafen zwischen 10 und 25 Jahren erhielten die Schüler Jörn Ulrich Brödel, Ulf Uhlig, Gerhard Schmale und der ehemalige Schüler, nun Lehrling, Rudi Edling. Weitere Freiheitsstrafen erhielten - im weiteren Umkreis der Gruppe oder als angebliche Mitwisser - Toni Haschberger und Marie Brödel, die Mutter des Schülers, die Lehrer Michael Follwatschni, Heinz Krause. Zehn Jahre Arbeitslager erhielt Anne- Marie Graupner; sie hatte ein Flugblatt in einem aus einer Leihbibliothek stammenden Buch als Lesezeichen benutzt, vergessen und mit dem Buch abgegeben. Dies wurde ihr als eine besonders heimtückische Form antisowjetischer Propaganda ausgelegt.

Unter jenen, denen die Flucht gelang, befand sich auch der Oberschüler Ludwig Hayne. Er wurde, als er später in Ost- Berlin weiter Flugblätter verteilte, verhaftet und ist 1951 in Moskau gestorben.

Einige der Davongekommenen haben zusammen mit dem am Staatlichen Gymnasium (in der Geraer Straße, ehemals Karl-Marx-Einheitsschule) arbeitenden Lehrer Wolfgang Enke und einer Gruppe seiner jetzigen Schüler versucht, Fakten und Details zusammenzubringen, aufzuklären, was noch aufzuhellen ist, um ein Bild von der Arbeit der Gruppe zu zeichnen. Das ist insofern schwierig, weil die Prozeßakten in Weimar nicht aufzufinden, sondern vermutlich als Akten des NKWD noch in Moskau verschlossen sind. Gleichwohl ist es Wolfgang Enke in erster Linie zu danken, daß es ihm gelungen ist, Umrisse von der Gruppe zu entwerfen. (Verfolgt, geflüchtet, verschollen in: Altenburger Geschichts- und Hauskalender, Jg. 1993 Altenburg)

Allein die Angaben zu den Mitgliedern der Gruppe zeigen, daß sie alle mehr oder weniger intensiv durch die "HJ-Erziehung" gegangen waren. Einige hatten noch am Ende des Krieges mit Panzerfaust und Karabiner das zerberstende "Reich" verteidigt. Andere hatten erleben müssen, daß ihre Väter in das sogenannte "Speziallager 2" (das ehemalige KZ Buchenwald, ab 1945 Internierungslager der sowjetischen Militäradministration) eingeliefert wurden. Aber weder die eine Prägung noch das andere Erleben hatten den Grund hergegeben, sozusagen als "unverbesserliche Nazis" oder aus Haß gegen die "Rote Armee" Positionen einzunehmen, die zum Widerstand führten.

Vielmehr sahen sie nach dem Bruch in ihrem Leben eher die Chance eines neuen Anfangs, die Hoffnung auf ein Leben in einem neuen, in einem "anderen Deutschland".

Das Bild von diesem "anderen Deutschland" war weitgehend durch die Schule, vor allem durch die Begegnung mit der Exil- und Nachkriegsliteratur bestimmt. Ein Abituraufsatzthema, 1949 zentral vom damaligen Kultusministerium in Weimar gestellt, hatte gelautet: "Der Kämpfer gegen den Faschismus im Spiegel der deutschen Literatur". Um dieses Thema schreiben zu können, waren umfangreiche Leselisten zu bewältigen, und die Autoren hießen nicht nur Thomas und Heinrich Mann, nicht nur Brecht, Lion Feuchtwanger ("Exil") oder Johannes R. Becher ("Abschied"). Sie hießen auch neben anderen Anna Seghers, Günter Weisenborn ("Die Illegalen"), Ernst Toller ("Pastor Hall"). Gelesen wurde Bodo Uhse und Bernhard Kellermann, Theodor Plievier, Willi Bredel, Bruno Apitz, Adam Kuckhoff und viele andere, deren Kurzbiographien und Leseproben sich in einem Bändchen, herausgegeben von Richard Drews und Alfred Kantorowicz mit dem Titel "Verboten und verbrannt" (1947), befanden.

Das gemeinsame Erbe, der gemeinsame Aufruf dieser Autoren hieß: "Laßt in Deutschland keine Diktatur mehr zu! Wehrt Euch!" Und es wurde so verstanden, daß das neue Deutschland ein Deutschland der Humanität sein müsse, in dem Barbarei keinen Platz mehr habe. Der Gegensatz zwischen dem Weimar Goethes und dem nahe bei Weimar, auf dem Ettersberg gelegenen KZ Buchenwald wurde bewußt.

Zu all diesen Hinweisen, Winken, Vorbildern trat dann auch bald das der "Weißen Rose". Die FDJ propagierte den Namen. Das ehemalige Turnerheim des MTV Altenburg hieß bald "Geschwister- Scholl-Haus".

Im Alltag aber war für die Jugendlichen unübersehbar, wie die bürgerlichen Parteien, die CDU, die LDP nach dem Vereinigungsparteitag von KPD und SPD zur SED (28. 4. 1946) in den folgenden Kommunal- und Landtagswahlen behindert wurden; sei es, daß Versammlungen verboten oder Papierzuteilungen für Zeitungen und Wahlplakate an diese Parteien nicht ausgeliefert wurden. Es verschwanden alte Sozialdemokraten und bürgerliche Politiker. Die Jugendlichen stellten fest, ohne daß je eine größere Theoriediskussion stattgefunden hatte: Eine Diktatur beginnt zu marschieren.

Wenn überhaupt ein Theorie-Ansatz ins Bewußtsein trat, war er durch ein erstes Kennenlernen des Marxismus vermittelt. Das "Kommunistische Manifest" wurde Pflichtlektüre, bald folgte Stalins "Kurzer Lehrgang der Geschichte der KPdSU (B)". Seitens der Lehrer wurden die Texte unkritisch behandelt, seitens der Schüler mit einer Mischung von Neugier und Unwillen aufgenommen. Die erste Verfassung der DDR - Oktober 1949 - orientiert an der Weimarer Reichsverfassung, ließ sich dagegen recht praktisch handhaben. Artikel 9, Absatz 2 hieß schlicht: "Eine Pressezensur findet nicht statt." Der Widerspruch zwischen Verfassungstheorie und -wirklichkeit war zu eklatant, um ihn übersehen zu können. Ein Schlaglicht auf den Schulalltag wirft ein Satz, den der ehemalige Schulleiter prägte, als er öffentlich bekannte, es sei seine vornehmste Aufgabe, diese Jugend im Geiste unverbrüchlicher Freundschaft zur Sowjetunion zu erziehen. Und dazu gehörte: Mitgliedschaft in der Deutsch- Sowjetischen Freundschaftsgesellschaft oder im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Auch zur FDJ, die bereits ihr "Schulaktiv" gegründet hatte.

Nico Ostermann, Achim Näther, Siegfried Flack wurden Mitglieder der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands im Altenburger Kreisverband. Flack und Näther wurden die Köpfe der Gruppe. Diese hatte, den Recherchen von Wolfgang Enke folgend, schließlich 14 Mitglieder, die sich aber untereinander nur in kleineren Gruppierungen kannten. Fragt man heute nach den Zielen der Gruppe, so ist Konsens, daß man "Zeichen" setzen wollte, der Bevölkerung zeigen, es gibt welche, die sich wehren, wehrt euch auch! Die Zeichen wurden gesetzt. Das erste im September 1949: Auf Wände und Fenster der SED-Kreisleitung wurde mit Ölfarbe mehrfach das große "F", das Freiheitssymbol der damaligen Zeit gemalt. Die Kreisleitung reagierte spürbar nervös. Mehrfach wurden kleine Handzettel, die ebenfalls das "F" trugen, in Einzelaktionen geklebt. In der Nacht vor Stalins Geburtstag 1949 (21. auf 22. Dezember) geschah dies konzentriert. Die Türen und Fenster wichtiger Gebäude und die Fassaden von Häusern in Straßen, die von viel Laufpublikum passiert wurden, trugen danach die "F"-Zettel. Ein Sender mit einer Reichweite von 40 Kilometern durchbrach die vorabendlichen Lobpreisungen auf Stalin und rief zum Widerstand auf. Über alle Aktionen, die in Altenburg nicht ohne Wirkung geblieben waren, wurde nach Westberlin an die "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit" (Nikolas-See, Ernst-Ring-Str. 2-4) berichtet. Sie lieferte auch immer wieder Materialien für Flugblattaktionen. Kurierfahrten wurden nötig, die Mini-Ausgabe des Telegraf wurde geholt. Die KGU lieferte aber auch - vermutlich - die Berichte der Gruppe an den CIA, von dem dann später - ebenfalls vermutlich - der Auftrag an die Gruppe kam, Nummern von Militärfahrzeugen der Roten Armee zu sammeln. Achim Näther und Siegfried Flack haben das getan. Daraus wurde die Anklage "Spionage gegen die Sowjetmacht" abgeleitet, die zu den Todesurteilen führten.

Ungeklärt ist bis heute, weshalb die Gruppe aufflog. Die Verhaftungen fanden am 24. und 25. März, der Prozeß im September 1950 statt. Über die Urteile wurde berichtet.

Daß diese Zeilen jetzt geschrieben werden, hat einen doppelten Ansatz: Die Altenburger Gruppe sah sich der "Weißen Rose" verbunden, der jetzt wiederum gedacht wurde. Ein Anstoß zur Erforschung dieses Stückes von "Jugendgeschichte im Stalinismus" könnte Jugendlichen in den "Neuen Ländern" vielleicht etwas Orientierungshilfe geben.

Und zum anderen: Aus Altenburg verlautet. daß am 20. März eine Gedenktafel mit den Namen der Opfer an der Schule angebracht werden soll. Doch kommt dem Schicksal der Altenburger Gruppe eine größere als nur lokal- oder gar schulgeschichtliche Bedeutung zu.

GERD-EKKEHARD LORENZ

Von der Zerstörung des Rechtsbewußtseins

Werner Schmidt-Hieber und Ekkehard Kiesewetter (FR vom 15. 3. 1993 "Je höher die Funktion, desto größer der Einfluß der Parteien") haben in ihrem verdienstvollen, aber gewiß nicht karrieregünstigen Aufsatz über Ämterpatronage einen Übelstand gegeißelt, der in der alltäglichen Praxis seit jeher eine große Rolle spielt.

Unter erfahrenen Anwaltskollegen ist die Zusammensetzung vieler Kammern und Senate bekannt und dementsprechend, welche Argumente jeweils "ziehen", je nach der "Couleur" des Vorsitzenden und seiner Beisitzer.

Es sei hier aber noch auf einen weiteren Straftatbestand hingewiesen, der von den Parteien ständig erfüllt wird, ohne daß es Rechtsfolgen hätte. Es ist der der Nötigung von Parlamentsmitgliedern (§ 106, Ziff. 2 a StGB).

Danach macht sich strafbar (drei Monate bis zu fünf Jahren Haft), wer ein Mitglied eines Gesetzgebungsorgans, also z. B. einen Bundestagsabgeordneten, durch Drohung mit einem empfindlichen Übel nötigt, seine Befugnisse nicht oder in einem bestimmten Sinne auszuüben. Nichts anderes ist der sogenannte "Fraktionszwang".

Durch ihn wird der Abgeordnete mit Strafe, eventuell mit dem Ausschluß aus der Fraktion, bedroht - also einem für den Abgeordneten sehr empfindlichen Übel -, wenn er nicht abstimmt wie gewünscht. Mit schamloser Offenheit wird die Existenz des Fraktionszwangs zugegeben. Bei der Abstimmung über § 218 wurde die Aufhebung des Fraktionszwanges großartig hervorgehoben und betont, diesmal sei der/die Abgeordnete nur ihrem Gewissen unterworfen. Das allerdings befiehlt schon das Grundgesetz (Art. 38 1 ).

Daß solche Straftatbestände und Verstöße gegen das Grundgesetz in aller Öffentlichkeit begangen und zugegeben werden, und daß man sich rühmt, einmal nicht dagegen verstoßen zu haben, ist ein anderes Beispiel dafür, wie sehr die Parteidiktatur bereits zur Zerstörung des Rechtsbewußtseins beigetragen hat.

Hans-Joachim Lemme, Frankfurt a. M.

Bartók weiter vitalisiert Zoltán Kocsis startet neue Einspielungsserie

Die Bartók-Diskographie des ungarischen Pianisten Zoltán Kocsis wird mit dieser Auswahl um einige Titel ergänzt. Und da die Philips-Platte als "Erste Folge der Werke für Klavier solo" ausgewiesen wird, ist wohl mit Komplettierung zu rechnen. Vorangegangen waren eine Hungaroton-Zusammenstellung (SLPX 12068; u. a. Suite op. 14, Bauernlieder Nr. 7-15, Sonate, Allegro barbaro) und eine Philips-Koppelung (9500 876; wieder mit dem "Allegro barbaro", aber nun mit den kompletten 15 Bauernliedern sowie mit den Improvisationen op. 20, den Volksliedern aus Csik, den Klageliedern op. 9a und den Esquisses op. 9b). Wer nun annehmen möchte, Kocsis würde mit dieser dritten Soloplatte lediglich den Katalog auf neuestem aufnahmetechnischen Stand bemustern, der darf sich angenehm enttäuscht fühlen.

Wie schon anläßlich der ersten Philips- Edition, die sich ja im Tonfall stärker an Vorbild des Komponisten-Interpreten orientierte als die Hungaroton-Einspielungen, so ist auch hier eine Tendenz der nachschöpferischen Befreiung, ja Entfesselung festzustellen. Freilich nicht auf Kosten der Disziplin! Ein markantes Beispiel für Kocsis feuriges, gleichwohl bei kontrollierter Flamme erhitztes Vorgehen sind die bekannten "Rumänischen Volkstänze" (Sz. 56). Hatten frühere Interpreten wie György Sándor (Vox), Andor Foldes (DG) oder Michel Béroff (EMI) sehr stämmig und starr den Wechsel von Notenwertigkeiten gewissermaßen in eine "Allegro barbaro"-Welt verlagert, so spielt Kocsis nun schon mit vielen kleinen Überraschungen in der dynamischen und agogischen Feinjustierung.

Vom ersten Moment an wirkt alles viel elastischer, lebensechter - so wie man sich eine volkstümliche tänzerische Begebenheit viel eher vorstellen möchte als jene halbgefrorenen Mienen auf bäuerlichen Klaviergesichtern, die eine eiserne Bartók-Pflege jahrelang in Verkennung der Autoren-Absichten in die Tasten getrieben hat. sé

Bartók: 14 Bagatellen, 2 Elegien op. 8b, 6 rumänische Volkstänze, Sonatine, 3 ungarische Volkslieder; Zoltán Kocsis (Klavier); Philips 434 104-2 (1 CD).

Wider die Lernschnellwege

Ein nicht unverdächtiges Interesse an der Hochschullehre geht im Lande um. Wie kommt es dazu, wenn doch im Hochschulalltag in den Gremien, in Vorträgen und Diskussionen, in hochschulpolitischen Initiativen die Lehrtätigkeit der Hochschulakteure nach wie vor ein Schattendasein führt? So daß der Münchner Biologieprofessor Gerhard Neuweiler, Vorsitzender des Wissenschaftsrats, kaum Widerspruch finden wird mit der Feststellung: "Deshalb leidet an der überfüllten Universität weniger die Forschung, die durch Karriere und Drittmittel honoriert wird, als vielmehr die Lehre, die außer Arbeit keinen Gewinn abwirft." Als Illustration dieser Diagnose liest sich beispielsweise der Erlaß des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst vom 26. 2. 1985, der die inhaltlichen Voraussetzungen zur Besetzung von Professorenstellen verbindlich artikuliert: Auf 13 Druckseiten mit sehr ausführlichen Aussagen über zu fordernde Qualifikationen finden Wort und Sache didaktischer Kompetenz, didaktischen Einfallsreichtums und didaktischer Erfahrung mit keiner Silbe Erwähnung. Nur immer wieder von neuen Erkenntnissen und Forschungsergebnissen, von Beiträgen zum Erkenntnisfortschritt in dem Wissenschaftsfach ist die Rede. Damit ist die Berufungspraxis recht angemessen abgebildet.

Und auf eine so didaktisch indisponierte Hochschulwelt prallt die politische Forderung nach der Verschlankung der Studiengänge für die überwiegende Zahl der Studierenden, die im Grunde eine Berufsausbildung mit universitärem Charakter nachfragen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, was bei diesem Zusammenprall passiert. Die denkbar primitivste Vorstellung von Hochschullehre droht das Feld zu beherrschen - die Vorstellung, Didaktik sei eben die Kunst, möglichst viel Fertigwissen in möglichst kurzer Zeit möglichst effizient und nachprüfbar in die Köpfe von Studierenden zu transferieren, auf zielgenauen Lernschnellwegen - glatt, eingeebnet, ohne zeitraubende Umwege, ohne Rauhigkeiten, die das Lerntempo mindern.

Didaktik droht als Instrument zur Durchlaufbeschleunigung herangezogen zu werden. Und das wird gewiß nicht zu ihrer Hochschätzung beitragen. Die Überzeugung wird weiter Auftrieb bekommen, Didaktik als Reflexion der Meinungsprozesse von Wissensinhalten sei in der Hochschule eh eine Sache für Leute, bei denen es für die fachlich-inhaltliche Forschung erster Güte nicht ganz gereicht hat. Zweierlei Studium, denn außer dem reformbeschleunigten Berufsstudium soll es ja noch das forschungsbezogene Studium geben, entspricht dann auch zweierlei Lehre.

Wenn das alles nicht in einem Zweiklassen-Desaster enden soll, bedarf es wohl nachdrücklichster Aufmerksamkeit für die Qualität einer Wissenschaftslehre, die etwas anderes ist als eine Verpackungskunst. Was also tun um sie zu stärken?

Die kühnsten Äußerungen zur Hochschullehre, die sich nicht bei Instruktion bescheidet, stehen nach wie vor bei dem schlecht gelesenen Wilhelm von Humboldt: "Sobald man aufhört, eigentlich Wissenschaft zu suchen oder sich einbildet, sie brauche nicht aus der Tiefe des Geistes heraus geschaffen, sondern könne durch Sammeln extensiv aneinandergereiht werden, so ist alles unwiederbringlich und auf ewig verloren; verloren für die Wissenschaft, die - wenn dies lange fortgesetzt wird - dergestalt entflieht, daß sie selbst die Sprache wie eine leere Hülse zurückläßt, und verloren für den Staat. Denn nur die Wissenschaft, die aus dem Innern stammt und ins Leere gepflanzt werden kann, bildet auch den Charakter um . . ." ("Über die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Lehranstalten in Berlin", ca. 1810).

Wie prekär und gefährdet diese auch in Lehre gründende Leistung der Universität geblieben ist, zittert in Max Horkheimers Universitätsrede von 1948 nach: "Dennoch ist die Technisierung des Studiums noch nicht so weit fortgeschritten, daß die Geistigkeit des aufzunehmenden Inhalts ganz aus ihr gewichen wäre."

Es liegt auf der Hand, daß die Gefahr übergroß ist, die zu erwartenden Straffstudiengänge könnten in Stoff- und Prüfungshetze den von Humboldt und Horkheimer beschworenen Geist vollends löschen und es beim leeren Buchstabenwissen belassen, das nur noch zu lernen wäre.

Wo, wenn nicht in der Lehre, würde es sich entscheiden, ob Studierende in ihrer übergroßen Zahl je in einen Zustand forschender Nachdenklichkeit kommen - in eine Verfassung also, in der Erkenntnisse nicht zur Kenntnis genommen, sondern neu erzeugt, neu gesucht werden. Wissensinhalte und Beziehungen in Lehrveranstaltungen so zu transformieren und zu inszenieren, daß bei Studierenden wie Lehrenden der anfängliche fremde Blick entstehen kann, aus dem letzterdings alle Wissenschaft hervorgegangen ist und immer neu hervorgeht - das wäre wohl die Aufgabe einer universitären Hochschullehre, die diesen Namen verdient.

Die Künste, die eine solche Hochschuldidaktik erkunden und probieren müßte, wären als gerade nicht (jedenfalls nicht ausschließlich oder vorherrschend) die Künste der Beschleunigung und Glättung auf planierten Lernschnellwegen, wie sie kurzsichtige Ökonomen und Politiker den Hochschulen abzufordern neigen. Wo und wie soll das berühmte und vielgeforderte einfallsreiche Querdenken entstehen, die Fähigkeit also, vor unvorhersehbaren Situationen nicht zu kapitulieren, sondern produktiv zu denken? Was aber ist zu tun, um hochschuldidaktischer Reflexion, Forschung und Praxis eine Reputation zu verschaffen, die ernstgenommen wird?

Vorschlag 1: Fachbereiche, Universitäten gewöhnen sich daran, bei Ausschreibungen von Professuren die folgende Passage anzufügen: "Die Universität NN, der Fachbereich XY ist (sind) an der didaktischen Qualifikation von Lehrenden sehr interessiert. Erwünscht sind deshalb bei den Bewerbungsunterlagen insonderheit auch Materialien, die die hochschuldidaktische Erfahrung und Kompetenz dokumentieren (also zum Beispiel exemplarische Kurspläne; didaktische Kommentare und Lehrberichte zu Veranstaltungen; didaktische Szenarios, initiierende Fragestellungen; Lehrmaterialien; Evaluationshilfen und -ideen)."

Vorschlag 2: Ein Fachbereich, der mit der Bildung einer didaktischen Reflexionskultur ernst machen will, verpflichtet sich beispielsweise, eine didaktische Fragestellung zu einem "Thema des Jahres" zu machen. Dieses Thema könnte Gegenstand einer Selbsterforschung werden (über einen kleinen Forschungs- bzw. Erkundungsauftrag), es könnte Gegenstand eines Fachreichstages werden - mit Vortrag und Arbeitsgruppen zum Thema, es könnte zur Verpflichtung führen, daß jedes Mitglied des Fachbereichs zur Führung eines Tagebuchs gehalten wäre, in dem mindestens drei oder fünf exemplarische Szenen alltäglicher Hochschuldidaktitk beschrieben wäre . . .

Sollten solche Aufmerksamkeitsrichtungen weiterhin in den Universitäten für doch recht zweitklassig gelten, weil sie den Glanz von Forschung und Forschern trüben - dann könnten die Hochschulen schon in Bälde vollends zu Instruktionsanstalten schrumpfen.

Hochschuldidaktische Aufmerksamkeit könnte vielleicht auch dessen gewahr werden lassen, daß Minister und hochschulpolitische Gremien einem Phantom nachjagen, wenn sie notfalls durch Machtspruch ein Studium von acht Semestern für vier Fünftel der Studierenden erzwingen wollen. Das Ideal des Achtsemestervollzeitstudierenden ist wohl wirklich eine Schimäre, entstanden auch aus den Erinnerungen der Leute, die heute das Sagen haben. Möglicherweise benutzt ein Sechzehnsemestriger von heute die Universtiät genauso viele Stunden wie ein Achtsemestriger, der die volle Zeit studiert. HORST RUMPF

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Flörsheim. Flörsheimer Keller: Oldieabend mit den "Haddocks", 20.30 Uhr.

Hattersheim. Posthofkeller, Hauptstraße 48: "Gangster of Blues", Country-Blues, 21 Uhr.

Kelkheim. Alte Schule Hornau, Rotlintallee: The Down Tools, Pop Pure, Jazzclub, 20.30 Uhr.

Schwalbach. Bürgerhaus, Raum 1 und 2: "Kontraste?", Musik und Puppenspiel, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Ein ehrenwerter Gentleman (20 Uhr).

Eschborn. Eschborn K, Stadthalle: JFK - Tatort Dallas (20.15 Uhr).

Flörsheim. Güterschuppen: Filmabend des Magistrats (19.30 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Stalingrad (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Ein ganz normaler Held (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr).

Kino 3: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Kinderkino, Tom & Jerry - Der Film (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).

Schwalbach. Bürgerhaus: Frauen-Film "Camorra", 20 Uhr. Ausstellungen Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung der Sodener Kunstwerkstatt mit Gouachen und Druckgrafiken von Gisela Mott-Dreizler, 15 bis 19 Uhr (bis 21. 3.).

Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Gouachen, Mischtechniken und Ölbilder von Martina Voigt-Schmid, Mystische Möbel von Piet Hohl, 9.30 bis 13, 15 bis 18.30 Uhr (bis 15. 5.).

Evangelische Kirche, Zum Quellenpark 26: Arbeiten auf Papier von Thomas Müller, 15 bis 18 Uhr (bis 26. 3.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: "Figuration und Malerei" von Klaus Wanger, Eröffnung 20 Uhr.

Kreishaus: Konkrete Aspekte, Bilder und Objekte von Reinhard Roy, Eröffnung 19 Uhr.

AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 13 Uhr (bis 31. 3.).

Rathaus, Foyer: Seidenmalerei, Bronze, Bilder von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich, 9 bis 12 Uhr (bis 25. 3.).

Hochheim. Rathaus, Foyer, Burgeffstraße 30: Gemälde der Hochheimer Künstlerin Margrit Dietrich, 8.30 bis 12 Uhr (bis 7. 4.).

Massenheim "Künstlerhaus König", Zehntscheuer, Hauptstraße: Skulpturen von Rudolf Kaltenbach und Bilder von S. C. Fohra, 15 bis 18 Uhr (bis 21. 4.).

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).

Rathaus: "Seh-Weisen", Ausstellung der Lebenshilfe, 8.15 bis 12 Uhr (bis 15. 4.). Vorträge / Kurse Eschborn. Katholische Pfarrgemeinde Christ-König: Bericht und Lichtbilder über den Besuch in der Partnergemeinde Madre de los Pobres in San Salvador, Gemeindezentrum, Hauptstraße 52, 20 Uhr.

Sulzbach. Europa-Union: "Landwirtschaft im Binnenmarkt", Vortrags- und Diskussionsabend, Bürgerhaus, Platz an der Linde, 18.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57.

Schwalbach. Diakonisches Werk: Beratung und Begleitung in psychosozialen Krisen für Einzelne, Paare und Familien; Schwangerschaftskonfliktberatung; Betreuung in seelischen Krisen in der Arbeitswelt, Ostring 17, 9 bis 12 Uhr. Vereine / Organisationen Bad Soden. Verein für Briefmarkenkunde: Briefmarkentausch, Restaurant Hubertus, Königsteiner Str. 222, 20 Uhr.

Kelkheim. Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.

Senioren Flörsheim. Liederkreis "Frohsinn": Treffen im Gemeindezentrum St. Gallus, 15.30 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Café, 14.30 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 9 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 9 Uhr; Englisch- Stammtisch I, 10 Uhr; Schachtreff, 14 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. Stadthalle: Jubiläumsdisco, TEAM '82, 19 Uhr.

Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 19 Uhr.

Hochheim. Jugendzentrum, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Sonstiges Eschborn. Evangelisches Gemeindehaus, Hauptstraße 20: Übertragung der Predigt von Billy Graham, 19.30 Uhr.

Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz, 14 bis 18 Uhr.

Hochheim. Heinrich-Böll-Schule: "Ocuri-Fest", 16 bis 18 Uhr.

Hofheim. Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln: Beginn des Seminars "Die Häuser der Astrologie" mit Günther Cherubini, Astrologe, Scheune in der Bärengasse, 19.30 Uhr.

Liederbach. Bachschau des Kelkheimer Grabens (Schmiehbach) vom Wasserwirtschaftsamt Wiesbaden, Gemarkungsgrenze Kelkheim - Liederbach, 11 Uhr.

Schwalbach. Gespräch mit Aussiedlern "Leben zwischen zwei Welten" - ein Blick zurück, Gemeinschaftsraum, Marktplatz 7 (Eingang neben der Post), 19 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Piranjas", Kabarett mit Rainer Pause und Norbert Alich, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm Konrad aus der Konservenbüchse (15 Uhr); Dügün - Die Heirat, Original mit Untertiteln (18.30 Uhr); Töchter zweier Welten (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 14 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Parteien / Parlamente Nied. CDU: Bürgersprechstunde mit Georg Diehl, Stadtteilbüro, Alt-Nied 28, 17.30 bis 18.30 Uhr.

Sindlingen. SPD Ortsverein: "Damit Schwanheim nicht bei uns passiert", Podiumsdiskussion mit Vertretern von Medizin, Umweltschutz, Kirche, Politik und der Hoechst AG, evangelische Kirchengemeinde "Arche", Hugo-Kallenbach-Straße, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle: Offener Treff, Bolongarostraße 154, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.

Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.

Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.

Vereinsring Frankfurt-Nied: Jahreshauptversammlung, Haus Nied, Clubraum 2, 20 Uhr.

Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Aquarelliergruppe, 10 Uhr; offener Treff, für alle, die gerne spielen (Skat, Rommé, Canasta, Rummy - weiteres erwünscht), 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.

Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: Hunsrückstraße 11, 18 bis 23 Uhr.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde: Jugendgruppe für 14 bis 16jährige, Gemeindehaus Rombergstraße 63, 20 Uhr. Sonstiges Höchst. Second-hand-Shop im katholischen Gemeindehaus, Hutmacherstraße, 9 bis 13, 14 bis 18 Uhr Verkauf.

Sossenheim. Frühjahr-Sommer-Kindersachenbasar, Gemeindehaus der Tiberiasgemeinde, Westerwaldstraße 18 - 20, 9 bis 17 Uhr Verkauf. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Die Hochzeit des Figaro, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Volkmar Staub "Keep Styling", Kabarett, 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, 20.15 Uhr.

Courage-Theater-Werkstatt, Junge Bühne Wiesbaden, Freudenberg, Otto- Reutter-Straße 5: Marquis de Sade "Justine", 20.30 Uhr (Bitte Hintereingang Schönaustraße benutzen).

Rhein-Main-Halle: Anatevka, Musical, deutsch, 20 Uhr.

Café Cicero, Kirchgasse, Citypassage: Gitarren-Recital, Lucile Thoyer und Ulrich Habermann spielen Werke von Ibert, Mompou, Turina, Villa-Lobos, Brouwer u. a., 20.30 Uhr.

Kurhaus: Rachmaninoff-Gesellschaft, Klavierabend, Shizuko Yamamoto spielt Werke von Schumann, Liszt, Chopin und Rachmaninoff, 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (13, 16, 19, 22 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sommersby (14, 17, 20, 23 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Sniper - Der Scharfschütze (13, 15.15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein Mann für jede Tonart (13, 15.30, 18, 20.30, 23 Uhr).

Alpha: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30, 23.30 Uhr).

Beta: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30, 23 Uhr).

Gamma: Malcolm X (15.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Orlando (14, 17, 20, 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Jagd auf Schmetterlinge (15.15, 19.45 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen, Originalfassung (22.15 Uhr).

KiKi-Kinderkino: Lucky Luke (13, 15 Uhr). Ausstellungen Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: Bilder des Zwickauer Künstlers Martin Schoppe, Eröffnung, 20 Uhr.

Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Michael Post, Objekte 1982 - 1993, 10 bis 17 Uhr (bis 25. 4.).

Stadtbibliothek, Rathauspassage: "Vergessene Exilautoren" im Rahmen der Wiesbadener Büchertage (bis 31. 3.).

Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr. Lesungen Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42: Günther Böhme liest Amoureuse Gusto Stückl und andere, Theaterkeller, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Pro familia: Langgasse 3, offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

Landesversicherungsanstalt Hessen: Scharnhorststraße 24, Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Deutsche Olympische Gesellschaft: Präsentation der Olympia Berlin 2000 - Gesellschaft zur Vorbereitung der Olympischen Spiele, Festsaal des Rathauses, Schloßplatz, 18.30 Uhr. Sonstiges Rundgang durch die Innenstadt "Spuren jüdischen Lebens", Treffpunkt: Vor der Oranienschule, Oranien- / Ecke Rheinstraße, 15 Uhr.

Tanzpalast Park Café, Wilhelmstraße 36: Musik, Show und Unterhaltung mit den "New Cherries", 21 Uhr.

- ohne Gewähr -

Recycling: "Rote Karte für den grünen Punkt" Ausstellung im Hanauer Rathaus über das "Duale System" und Müllvermeidung

HANAU. "Die Leute wissen noch immer nicht genug", beschreibt Wolfgang Kischel, Pressesprecher der Stadt Hanau, den Bedarf an Aufklärung zum Thema Müll. Solche Informationslücken will die Stadt derzeit mit einer Ausstellung im Rathausfoyer schließen, die Abfall-Probleme von allen Seiten beleuchtet. Ihr Vorzug: Neben der Darstellung des "Dualen Systems" liefert sie auch kritische Argumente gegen den "grünen Punkt".

Auf Schautafeln, die Hanau vom Umweltzentrum Bielefeld bezogen hat, wird die "Recycling-Lüge" kritisch hinterfragt. Unter dem Schlagwort "Rote Karte für den grünen Punkt?" finden sich Hinweise auf Schwächen des "Dualen Systems". Wo Müll ganz vermieden werden kann, sei Recycling Verschwendung, diene höchstens zur Beruhigung des Gewissens, lautet die Kritik. Zumindest müßten Umwelt- und Verbraucherverbände ein Mitspracherecht beim "Dualen System" erhalten, fordert das Umweltzentrum.

Auf solche Probleme ging auch Mülldezernent Norbert Kress (CDU) bei der Ausstellungseröffnung ein. "Von einer Kreislaufwirtschaft sind wir noch weit entfernt", bedauerte er. Die Garantiezusagen der kunststoffverarbeitenden Industrie zur Wiederverwertung würden nur zum Teil eingelöst. Es sei derzeit noch nicht möglich, eindeutige Zahlen über gesammelte und recycelte Mengen oder Auskünfte über die Verwertungsbetriebe zu erhalten, sagte Kress.

Neben solchen politischen Diskussionen liefert die Ausstellung, die das Stadtreinigungs- und Fuhramt sowie die Abteilung Umwelt- und Naturschutz zusammengestellt haben, auch praktische Tips. Sie veranschaulicht überflüssigen Hausmüll, zu dessen Vermeidung jeder beitragen kann und belegt die Folgen der "Ex- und Hopp-Mentalität" in der Industriegesellschaft mit eindrucksvollen Zahlen.

Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen scheint sie auf großes Interesse zu stoßen. Schon vor der offiziellen Eröffnung zählten zwei Schulklassen zu den Besuchern.

Auch die Umwelt AG der Hohen Landessschule kam auf der Suche nach Anregungen für ihr nächstes Projekt: Sie will für ihre Schule ein Konzept zur Müllvermeidung erarbeiten. res

Auch Frankreichs Konservative arrangieren sich jetzt mit Arte Gefahr der Verbannung des Kanals ins Kabel scheint gebannt

Eigentlich sahen die Mitarbeiter der Straßburger Zentrale des deutsch-französischen Fernseh-Kulturkanals Arte dem 21. März als einem janusköpfigen Sonntag mit recht durchwachsenen Gefühlen entgegen. Zum einen ist Expansion angesagt, da an diesem Tag das Arte-Programm erstmals auch im Kabelnetz des französischsprachigen Belgiens ausgestrahlt wird - das binationale TV-Projekt, das seit Mai vergangenen Jahres auf Sendung ist, wagt also den ersten Schritt auf gesamteuropäisches Terrain. Zum anderen aber drohte das in Frankreich über Arte baumelnde Damoklesschwert niederzusausen: Am 21. März finden links des Rheins Parlamentswahlen statt, die nach allen Voraussagen in einen Sieg der konservativen Opposition und damit in die Bildung einer rechten Regierung münden.

Noch im vergangenen Herbst hatte eben diese Opposition angekündigt, Arte wieder von einer landesweiten Frequenz zu verbannen und in das Nischendasein eines Kabel-Kindes zu bugsieren. Jetzt aber starren die Arte-Macher den 21. März nicht mehr wie das Kaninchen die Schlange an: Vor dem Urnengang ist ein bemerkenswerter Meinungswandel bei den Konservativen zu verzeichnen. Arte- Vizepräsident Dietrich Schwarzkopf: "Ich rechne nicht mehr damit, daß wir in Frankreich den Status eines landesweiten Programms verlieren."

Zunächst war Arte in Frankreich nur via Kabel unter die Zuschauer gebracht worden, wobei nicht einmal eine Million Haushalte erreicht wurden; auch in Deutschland wird das deutsch-französische Kulturprogramm über Kabel gesendet, wobei sich indes rund zehn Millionen verkabelte Empfänger einschalten können. Als der Privatanbieter La Cinq pleite ging, sprach die Pariser Regierung dessen landesweite terrestrische Frequenz Arte zu, die flächendeckend in über 20 Millionen Haushalten empfangen werden kann - eine Entscheidung, die bei konservativen Politikern auf entschiedene Kritik stieß. Zum Wortführer schwang sich vor allem der frühere gaullistische Innenminister Charles Pasqua auf. Es wurde, wie Arte-Sprecherin Chantal Roques im Rückblick konstatiert, eine gewisse politische Stimmung in Schwung gebracht, die sich auch in kritisch-distanzierten Artikeln in Teilen der französischen Presse niederschlug.

In konservativen Kreisen gab es allein schon deshalb Vorbehalte gegen Arte, weil dieses TV-Projekt als Kind der Sozialisten eingestuft wurde; François Mitterrand und Helmut Kohl hatten den deutsch-französischen Sender einst aus der Taufe gehoben. Zum anderen wurde kritisiert, daß das angeblich "elitäre" Kulturprogramm ungeeignet sei für eine landesweite Verbreitung zu bester abendlicher Sendezeit. Offiziell natürlich nie zugegeben, war manchen Gegnern des Kulturkanals indes auch das binationale Konzept nicht geheuer: Bei einem je zur Hälfte deutschen und französischen Programm schien einfach zu viel Deutsches über die französischen Bildschirme zu flimmern.

Die sozialistische Pariser Regierung nahm solche Reflexe durchaus ernst und verschob den ursprünglich für Anfang September geplanten landesweiten Sendestart auf Ende September - auf einen Zeitpunkt nach der Volksabstimmung über den Maastricht-Vertrag, die in dem aufgeheizten Klima nicht auch noch mit dem Problem Arte belastet werden sollte.

Mittlerweile freilich ist ein Stimmungsumschwung zu verzeichnen. In der Wahlplattform des konservativen Parteienbündnisses der RPR-Neogaullisten Jacques Chiracs und der UDF-Konservativen Valery Giscard d'Estaings findet sich kein Hinweis auf eine Beschneidung des Arte-Aktionsradius. Der als gemäßigt geltende Gaullist Edouard Balladur, ein Aspirant für den Posten des Premierministers, will von der Absicht, den Kulturkanal wieder ins Kabelnetz zu verbannen, nichts wissen.

Arte-Vizepräsident Schwarzkopf führt diesen Meinungswandel nicht zuletzt auf die Normalisierung zurück, die im Zuge der Gewöhnung an die regelmäßig ausgestrahlten Programme beim Publikum wie bei der Presse entstanden ist; Zuschauerbefragungen ergaben, daß deutsche Arte- Beiträge in Frankreich durchaus viel Anklang finden. Die üppige Zuschauerpost, die täglich bei Arte-Sprecherin Roques eingeht, hat eine ganz überwiegend positive Tendenz. Manche Briefschreiber geben sich offen als Rechtswähler zu erkennen und bieten an, beim heimischen Wahlkreisabgeordneten vorstellig zu werden, um für den Verbleib des Kanals auf der landesweiten Frequenz zu werben.

Aufgrund von demoskopischen Erhebungen wie der Auswertung der Zuschauerpost meint Chantal Roques, daß sich unter dem Arte-Publikum auch viele traditionell konservativ eingestellte Leute befänden, Ärzte, Besserverdienende, Bildungsbürger, im übrigen sogar viele Rentner: "Die rechte Opposition kann es sich bei einem Wahlsieg politisch gar nicht leisten, ,Arte&rquote; zu beschneiden."

Vizepräsident Schwarzkopf stützt seinen Optimismus auch auf die schlichte Tatsache, daß es zur Zeit gar keinen ernsthaften Konkurrenten für die jetzige Frequenz gebe. Die derzeitige Opposition habe zudem bei einem Wahlsieg wohl andere Dinge zu tun als sich ausgerechnet um "Arte" zu kümmern. Und überdies müßten es die deutschen Partner des Kulturkanals, nämlich ARD und ZDF, als "unfreundlichen Akt" empfinden, wenn es auf der französischen Seite bei Arte ein ständiges Hin und Her gebe: "Der Sender braucht endlich Kontinuität und Ruhe, um sich entfalten zu können."

Sorgen bereitet Arte-Sprecherin Roques weniger der mit den Wahlen zu erwartende politische Wechsel in Frankreich als vielmehr das liebe Geld. Die terrestrische Verbreitung verursacht nämlich auf französischer Seite zusätzliche Kosten in Höhe von jährlich rund 120 Millionen Mark, die nach dem Arte-Vertrag nicht anteilig von Deutschen und Franzosen, sondern allein von der Pariser Regierung aufzubringen sind. Angesichts der leeren öffentlichen Kassen mit dem Zwang zum Sparen könne also eher von dieser Seite her Gefahr drohen. Nicht die anstehenden Parlamentswahlen, so Roques, sondern die nächsten Etatberatungen im Herbst würden zur entscheidenden Herausforderung für den Kulturkanal. KARL-OTTO SATTLER

Zwölfjähriger blinder Pianist spielt für Schüler

MÖRFELDEN-WALLDORF. Gerade mal zwölf Jahre alt ist Milton Damián Paredes Jávita aus Ecuador. Er ist von Geburt an blind, was ihn aber nicht daran hindert, meisterhaft Klavier zu spielen.

Der junge Pianist, der schon einige Platten herausgebracht hat und mehrfach ausgezeichnet wurde, ist am Dienstag, 23. März, in der Bertha-von-Suttner- Schule zu hören, wo er um 9.45 Uhr und um 11.40 Uhr für die Schülerinnen und Schüler spielt. wal

Im Maschinenbau wackeln 120 000 Arbeitsplätze VDMA: Firmen steht auch in diesem Jahr noch eine Durststrecke bevor / Verband macht aber Lichtblicke aus

cri FRANKFURT A. M. Rund 120 000 Stellen werden voraussichtlich im laufenden Jahr im deutschen Maschinenbau gestrichen. Diese Schätzung gibt der Branchenverband VDMA aufgrund der zu erwartenden Produktionsentwicklung ab. Im Westen wird 1993 von einem Rückgang der Fertigung um real fünf Prozent ausgegangen. "Realistischerweise" müsse deshalb dort mit einem "erneuten" Abbau von etwa 80 000 auf dann noch knapp eine Million Stellen gerechnet werden, erklärt der neue VDMA-Präsident Jan Kleinewefers. Zu einer konkreten Prognose über die Produktion in den neuen Ländern will sich die Organisation nicht hinreißen lassen. Die Lage sei "extrem labil". Ende 1993 dürften die Betriebe nach Einschätzung von Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Zechlin daher höchstens noch 100 000 Menschen eine Beschäftigung bieten können.

Angesichts anhaltender Auftragsrückgänge stehe den Firmen auch in diesem Jahr noch eine "Durststrecke" bevor, sagt Kleinewefers. Der Maschinenbau stecke derzeit in der "tiefsten Rezession seit über 40 Jahren". Die Kapazitätsauslastung habe sich innerhalb von zwölf Monaten in der alten Bundesrepublik von 85,4 auf zuletzt 78,7 Prozent reduziert. Mit 180 000 Betroffenen habe die Kurzarbeit ein Ausmaß erreicht wie zuletzt vor einer Dekade. Wie ernst die Lage sei, zeige auch der "scharfe Rückgang der Erträge". Die Nettoumsatzrendite sei im vergangenen Jahr um ein Drittel auf 1,2 Prozent abgerutscht - "auf den tiefsten Stand, seit es die D-Mark gibt".

Gleichwohl macht Kleinewefers Lichtblicke aus: Zum einen deuteten sinkende Zinsen sowie steigende Dollar- und Yen- Kurse auf eine "mögliche Besserung" hin, da somit deutsche Kostennachteile vor allem gegenüber der Konkurrenz aus Nippon reduziert worden seien. Anlaß für Optimismus sieht er jedoch auch wegen der "großen Modernisierungszwänge" in den USA, mit 9,8 Milliarden Mark im vergangenen Jahr bereits zweitwichtigster Kunde des hiesigen Maschinenbaus. Allerdings stagnierten die Lieferungen fast auf Vorjahresniveau. Im übrigen verspreche das "anhaltende Wachstum" in China gute Geschäfte. Im Reich der Mitte konnten die Firmen zuletzt Produkte für gut zwei Milliarden Mark losschlagen und damit fast 47 Prozent mehr als 1991. Zuwächse von bis zu 30 Prozent sind Kleinewefers zufolge auch 1993 durchaus drin. Hinzu kämen "gewaltige Investitionspotentiale" in den neuen Ländern, in Osteuropa sowie in den Entwicklungsstaaten, neue Techniken und Anforderungen zum Schutz der Umwelt sowie die rasche technische Innovation, die dem Maschinenbau als "Ausrüster der Industrie" zugute kommen würden.

In den Auftragsbüchern der Unternehmen dürften sich die ausgemachten Lichtblicke aber frühestens in der zweiten Jahreshälfte niederschlagen, meint der VDMA-Chef. Mit einem Anstieg der Produktion sei erst 1994 zu rechnen. Vorsichtig schätzt Kleinewefers das Plus im Westen auf zwei bis drei Prozent, ausgehend allerdings von einem deutlich reduzierten Niveau 1993. Schon im vergangenen Jahr war die Fertigung in Westdeutschland real um fast sechs Prozent geschrumpft. Der Umsatz nahm um preisbereinigt 4,6 Prozent auf 224 Milliarden Mark ab. Der Export verringerte sich um 3,4 Prozent auf 115 Milliarden, die Importe stagnierten nahezu bei fast 70 Milliarden Mark. Angesichts des absehbaren Endes des Abschwungs befürchtet der VDMA-Chef keine Welle von Firmenpleiten, so daß die Branche in den alten Ländern relativ "glimpflich" davonkommen werde. Allerdings hat die 1991 begonnene Krise dort allein 90 000 Arbeitsplätze gekostet. In Ostdeutschland hat sich die Beschäftigung seit Ende 1991 auf nur noch 139 000 Männer und Frauen Ende vergangenen Jahres halbiert.

Wie sein Vorgänger Berthold Leibinger appelliert Kleinewefers an die etwa 3000 Mitgliedsfirmen des VDMA, sich für die künftigen Anforderungen besser zu rüsten, hausgemachte Probleme wie Überkapazitäten zu lösen und aussichtsreiche Regionen wie etwa Südostasien nicht Wettbewerbern in anderen Ländern zu überlassen. Für viele Firmen hierzulande jedoch schienen Wettbewerb und Zusammenarbeit "sich ausschließende Konzepte" zu sein. Sie müßten dringend umdenken, mahnt der Verbands-Präsident.

Nach diesen Tagen sehnen wir uns nun schon bald ein halbes Jahr. Kalkweiße Gesichter leuchten unterm blauen Himmel. Es ist so hell, daß wir die Augen zusammenkneifen müssen. Wir schwitzen in unseren gefütterten Jacken; im Auto schieben wir den Heizungsregler auf Blau. Die Luft riecht würzig, auch in den Hauptverkehrsstraßen. Wenn wir morgens aufwachen, sind wir auch ohne konkreten Anlaß halbwegs guter Laune. Bald nach dem Frühstück fühlen wir uns wieder müde. Trotzdem gehen wir leichter als sonst in den Alltag, empfinden sogar eine gewisse Sympathie für die Menschen, die uns auf dem Bürgersteig entgegenkommen. Wir sehen uns viel öfter als sonst in die Augen. Manchmal reden wir sogar ein paar Worte miteinander, schmunzeln über ein lebhaftes Kind oder eine witzige Bemerkung. Warum kann es nicht das ganze Jahr so sein? Leider kommt demnächst ein weiteres Frühlingsgefühl hinzu. Bald fliegen die Birkenpollen, dann beginnt das Martyrium mit brennenden Augen, geschwollenem Zahnfleisch und unablässigen Nies-Anfällen. Der Juckreiz vereint die Allergiker im Taunus. Frühlingsgefühle Wo immer sie sich treffen, tauschen sie Tips über die wirksamsten Antihistamine aus. Und beratschlagen, wo sie in den nächsten drei Monaten am liebsten sein möchten: in der Antarktis, in einem klima-isolierten Bürohaus oder in einem Raumschiff. Bis die verdammten Pollen endlich aus der Luft sind. Aber wenn wir Glück haben, regnet es bis in den Juni hinein. Die ersten Wolken sind schon da. In diesem Sinne: frohe Frühlingsgrüße von KLAUS NISSEN

&blt; Dokumentarfilm in der Diskussion

"Al Oud - Das Holz" von Fritz Baumann wird am heutigen Donnerstag im Kommunalen Kino (Schaumainkai) in der Reihe "Dokumentarfilm in der Diskussion" gezeigt. Fritz Baumann wird anwesend sein; Beginn um 20.15 Uhr. &blt; "Festspiele als Herausforderung" Im Foyer der Oper Frankfurt spricht am heutigen Donnerstag um 18 Uhr der Intendant der Salzburger Festspiele, Gerard A. Mortier, über das Thema "Festspiele als Herausforderung des heutigen Kulturbetriebs". Der Eintritt ist frei. &blt; Konzert Paco de Lucia fällt aus Das für den heutigen Donnerstag geplante Konzert von Paco de Lucia in der Alten Oper Frankfurt fällt aus. Ersatztermin ist Freitag, der 30. April. &blt; Vortrag über Frauen und Mafia Petra Bonavita hält am heutigen Donnerstag im Frankfurter Frauenkulturhaus einen Vortrag über "Frauen und Mafia". 20 Uhr, Am Industriehof 7-9. &blt; Lesung: "Die Buchsweilers" Valentin Senger liest am heutigen Donnerstag in der Ladengalerie im BfG- Hochhaus (bei der Büchergilde Gutenberg) aus seinem Roman "Die Buchsweilers". Beginn 20 Uhr. &blt; Vorträge im Dominikanerkloster Einen Lichtbildervortrag zum Thema "Bauten der Hygiene im Wilhelminischen Frankfurt" hält am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr Volker Rödel im Dominikanersaal, Kurt-Schumacher-Straße 23. Ebenfalls im Dominikanerkloster spricht um 20 Uhr Willem van Reijen über "Walter Benjamin als Bibliothekar". &blt; Ralf Rothmann liest Der Stadtschreiber von Bergen-Enkheim, Ralf Rothmann, liest am heutigen Donnerstag, 20 Uhr, im Hessischen Literaturbüro im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, aus seinem Roman "Stier". &blt; "94-56-89 Marilyn Monroe" Im Frankfurter Gallustheater in der Krifteler Straße 55, gastieren vom 18. bis 20. März Riad Kassem und Detlev Lindemann mit dem Stück "94-56-89 Marilyn Monroe". 20 Uhr. &blt; Solo-Performance Marina Abramovic Die bildende Künstlerin Marina Abramovic gastiert vom 18. bis zum 20. März im Frankfurter Theater am Turm mit ihrer Solo-Performance "The Biography". Eschersheimer Landstraße 2, 20 Uhr. &blt; Traumtänzer im Café Cult "Im Lauf der Zeit", eine Produktion der "Traumtänzer", ist noch einmal im Café Cult in der Schillerpassage Frankfurt zu sehen: vom 18. bis 21. März, 20 Uhr. &blt; Lesung: arabische Frauenliteratur Cherifa Magdi liest am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr im Internationalen Frauenzentrum, Adalbertstraße 10a in Frankfurt unter dem Thema "Gegenentwürfe - arabische Frauenliteratur". &blt; Ausstellungseröffnungen Im Dommuseum Frankfurt wird heute um 17 Uhr eine Ausstellung eröffnet mit dem Barocci-Zyklus von Michael Rintelen. Und die Galerie am Luxemburgplatz in Wiesbaden (Adolfsallee 47) stellt bis zum 30. April Werke von Birgit Fischötter aus. Eröffnung heute um 19 Uhr.

Der Herr Kantor soll piano spielen lernen In Frankfurt wird es weniger Stellen für Kirchenmusiker geben

Mit dem Haushaltsplan des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt für 1993 wurde für die fünf Dekanate Frankfurts und ihre Kirchenmusiker eine neue Situation geschaffen. In einem Rundschreiben an die Frankfurter Gemeinden fordert die Kirchenleitung dazu auf, zu beraten, wo hauptamtliche Stellen für Kirchenmusiker überhaupt noch vergeben werden sollen. Sinnvoll erscheine dies nur noch dann, wenn künstlerische Aspekte, die Qualität der Orgel etwa oder eventuell existierende leistungsfähige Chöre oder Instrumentalensembles, die Anstellung eines vollausgebildeten Kirchenmusikers rechtfertigen. Gleichzeitig will man überprüfen, ob Teilstellen mit Eigenmitteln der Gemeinden oder Spenden aufgestockt werden können.

Der Kirchenmusiker-Stellen der Evangelischen Kirche sind in vier Ausbildungs- und Besoldungsgruppen organisiert. Die hauptamtlichen Stellen der Kategorie "A" setzen ein akademisches Studium der Kirchenmusik an einer Musikhochschule oder einer kirchlichen Einrichtung vergleichbarer Art voraus. Eine derartige Stelle kostet den Kirchensteuerzahler 88 000 Mark im Jahr.

Auch die "B"-Ausbildung ermöglicht die hauptamtliche Beschäftigung. Das "B"-Examen wird durch kirchliche Ausbildungsträger (Kirchenmusikschulen) getragen. Diese Institute haben den Status einer "höheren Berufsfachschule". Während das "A"-Studium zur Zeit mindestens acht Semester dauert, kann der "B"-Abschluß schon nach sechs Semestern abgelegt werden und kostet 75 000 Mark jährlich.

"C"-Stellen sind nebenamtliche Stellen. Die "C"-Prüfung, die ebenfalls an Kirchenmusikschulen abgelegt werden kann, bedarf geringeren Aufwandes. Schon nach zwei bis drei Semestern oder einem externen Intensivseminar ist der Abschluß möglich, die Kosten für die Kirche liegen bei 8 300 Mark im Jahr.

"D"-Kirchenmusiker haben lediglich eine Eignungsprüfung abzulegen, indem sie einen Gottesdienst an der Orgel begleiten. Obwohl die Kantoren dieser Qualifikation in Frankfurt die meisten Stellen besetzen, erscheinen sie nicht im Haushaltsplan der Dekanate, da sie aus dem Einzeletat der Gemeinden entschädigt werden.

Die Aufgaben hauptamtlicher "A"- und "B"-Kirchenmusiker sind nur zum Teil fest umrissen: Ob ein "A"-Kantor nur das gottesdienstliche Orgelspiel und die Kantorei-Chöre betreut oder zusätzlich pädagogisch, künstlerisch tätig wird, ist Angelegenheit des Kirchenvorstandes, der die Stelle auch zu vergeben hat.

Entscheidend für den neuen Stellenplan in Frankfurt ist, daß die Dekanate Frankfurts im Vergleich zum Umland Sonderzuwendungen erhielten. Damit wurde die besondere Bedeutung der Frankfurter Kirchenmusik unterstrichen. Die Hessen-Nassauische Kirche will nun das Geld neu verteilen, damit auch ländliche Gemeinden zum Zug kommen.

Grundlage sind die "Stellenplangrundsätze für die Evangelischen Kirchengemeinden in Frankfurt am Main für die Haushaltsjahre 1993-1997". Darin wird jeder Gemeinde zumindest die Finanzierung einer "C"-Stelle zugesagt. Der hohe Anteil von Kantoren mit "A"-Qualifikation soll auf zehn Prozent gesenkt werden, den bundesweiten Durchschnitt. Aus Kreisen Frankfurter Kantoren verlautet nun aber, es solle nur noch eine "A"-Stelle geben, nämlich an der evangelischen Hauptkirche der Stadt, der Katharinenkirche. In früheren Jahren, so erinnert sich Herbert Manfred Hoffmann, Kirchenmusiker im Norden der Stadt, habe man geradezu euphorisch Stellen besetzt. Das sei heute nicht mehr durchzuhalten.

Elke Wolberts-Mattmüller, Kirchenmusikerin der Epiphaniasgemeinde und Vorsitzende der Kommission für Kirchenmusik des Frankfurter Regionalverbandes, sagt, der neue Plan führe zur "Stückelung" hauptamtlicher Stellen, denn er sieht Unterteilungen hauptamtlicher Positionen in halbe oder 70prozentige Stellen vor. Inhaber solcher Ämter können davon nicht leben, sondern müssen Nebentätigkeiten übernehmen.

Kantorin Wolberts-Mattmüller erzählt von der Höchster Kirchenmusikszene. Dort gebe es - noch - eine "A"-, eine "B"- und zwei halbe "B"-Stellen. Nach Ausscheiden der Stelleninhaber werde es dort nur noch fünf halbe "B"-Stellen geben.

Doch soll niemandem gekündigt werden. Einige Kirchenmusiker haben nun Vorschläge gemacht, die den Stellenwert (und das Prestige) hauptamtlich Tätiger erhalten und den Erfordernissen einer Neuverteilung der Mittel gerecht werden sollen. So hat Lothar Lämmer, Kantor an der Dornbuschkirche, errechnet, daß das Einkommen eines "B"-Musikers auf einer halben Stelle in die Nähe des offiziell definierten Existenzminimums rückt. Die Arbeitslosenhilfe bei einem vollen BAT-4b-Gehalt betrage schon 1600 Mark.

So werde Kirchenmusik letztendlich nur noch von "Nebenamtlichen" wahrgenommen, etwa durch Schulmusiklehrer oder Studenten. Der eigentliche Auftrag der Kantoren, sofern er über die bloße Liedbegleitung im Gottesdienst hinausgehe, könne nicht mehr erfüllt werden. Ähnlich argumentiert Hoffmann, einer der maßgeblichen Kirchenmusiker im Frankfurter Regionalverband. Man solle doch lieber weniger Stellen einrichten, diese aber tatsächlich auslasten.

Dietrich Schubert, Landeskirchenmusikdirektor und Leiter der Frankfurter Kirchenmusikschule, hat in einem Vortrag "Zur regionalen Stellenplanung" seinerseits Stellung bezogen: "Um beide Extreme zu benennen, die zugleich die meisten Probleme bergen: Wir haben in den Großstädten und in ihrem Umkreis Ballungsgebiete in jeder Hinsicht, auch was die Anzahl, die Dichte und den Rang der Kirchenmusikerstellen betrifft; und wir haben weite Gebiete, die im Vergleich damit kirchenmusikalisch sozusagen unterversorgt sind." Das Umland müsse man noch ins "Netzwerk" einbeziehen. Dazu müsse es in Frankfurt "Normalität" bei der Stellenplanung geben.

ALEXANDER ULLMANN

Kleine FR

Bauanträge KELSTERBACH. Mit Bauanträgen befassen sich die Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses am Montag, 22. März. Das Gremium tagt um 18.30 Uhr im Rathaus. Pariser Vorstadt GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Mit allgemein menschlichen Fragen beschäftigt sich Jean Claude Brisseaus Film "Lärm und Wut", der am Dienstag, 23. März, im Kommunalen Kino in den Burglichtspielen zu sehen ist. Erzählt wird die Geschichte von Bruno und Roger, die in den Wohnsilos der Pariser Vorstädte leben; Beginn 20 Uhr, Eintritt fünf Mark. Hauptausschuß tagt KELSTERBACH. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses treffen sich am Dienstag, 23. März, im Rathaus. Thema: die Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch, 24. März, 19 Uhr.

Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind oder von deren Folgen betroffen sind, 16-18 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Gesprächstermine nach tel. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Gesundheitsamt: Aids-Beratung, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr und nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 18.30-20 Uhr Streßkurs.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Frauenselbsthilfe nach Krebs: Zusammenkunft, 15-17 Uhr, Ev. Frauenbildungsstätte, Frankfurter Str. 34.

Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.

Naturheilverein: SH-Gruppe "Besser essen", Treffen, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.

Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 894 78.

Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.

Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße. Kulturmix Bad Nauheim. YaYas Klangtheater - "Mit Summ und Bumm", Musik-Mitmachtheater für Kinder ab 4 J., 10.40 Uhr, Grundschule Södeler Str. 15, Steinfurth.

Kurkonzert, 15.30 Uhr Trinkkuranlage, 19.30 Uhr Kurhaus.

Karben. Veranstaltergemeinschaft: J. v. d. Lippe, Gastspiel, 20 Uhr, Bürgerzentrum.

Nidda. Nidda literarisch: Liesel Christ - Texte des jungen Goethe und seiner Mutter in Frankfurter Mundart, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Unterhaltungsmusik mit Alleinunterhalter Chris, 10-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Lesung Bad Vilbel. Alte Mühle: Doris Gercke - psychologische Krimi-Literatur, 20.30 Uhr, Lohstr. 13. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).

Geschichtsverein: Hauptversammlung im Anschluß an den Vortrag (siehe Vorträge / Kurse), Augustinergasse 8.

Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eing. Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücherstr.

Bad Vilbel. Bürgeraktive: Single-Treff, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Seniorenclub Heilsberg: Vortrag Gesunde Ernährung, 15 Uhr, BH Heilsberg, Samlandweg 101.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Freundeskreis Flüchtlingshilfe: Treffen, 19 Uhr, Gemeindezentrum der Christuskirche. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt: 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Treff für Kinder v. 12-15 J.: Dortelweil, ab 14 Uhr, Altes Rathaus Bahnhofstraße.

Butzbach. Friedensinitiative: Treffen, 20.30 Uhr, Gaststätte Zum Bosporus, Neugasse. BUND für Umwelt und Naturschutz: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Werdenfels.

Butzbacher Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.

Karben. Initiativgruppe Familienfreundliches Karben: Treffen, 20 Uhr.

Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, 15-17 Uhr; Hauptstr. 84, Okarben.

Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.

Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.

Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

Seniorenclub Lindheim / Enzheim: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Feuerwehrhaus Lindheim.

Nidda. Landfrauen Wallernhausen: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Wallernhausen.

Gedern. Landfrauen Wenings: Generalversammlung, DGH Wenings. Vorträge / Kurse Friedberg. Geschichtsverein: Vortrag "Führerhauptquartier Adlerhorst in Ziegenberg / Wiesental" v. B. Vorlaeufer-Germer, 20 Uhr, Bibliothekszentrum Augustinergasse 8.

Bad Nauheim. VHS: Dia-Vortrag "Israel - wo die Wüste endet", Teil I, v. H. Drews, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Florstadt. Naturschutzgruppe: Informations-Veranstaltung mit Dia-Vortrag, BH Nieder-Florstadt.

Altenstadt. Vortrag: "Schulabschluß - und was dann? - wie kann die Schule Mädchen in ihrer Berufsorientierung unterstützen?" v. G. Keiner, 20 Uhr, Limesschule Schillerstr. 2. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus. Verschiedenes Bad Vilbel. Magistrat: Versteigerung der Fundsachen, 13.15-15 Uhr, Betriebshof Dortelweil.

Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen. Abfallsammlung Butzbach. Altpapiersammlung in Fauerbach, Münster, Bodenrod, Maibach, Hausen Oes und Wiesental.

Wöllstadt. Sonderabfall-Sammlung: 9-10 Uhr Ober-Wöllstdt, Parkpl. Sportplatz; 10.15-11.15 Uhr Nieder-Wöllstadt, Parkplatz BH.

Niddatal. Sonderabfall-Sammlung: 11.30-12.30 Uhr Ilbenstadt, Parkplatz Sportplatz; 13.15-14.15 Uhr Assenheim, Kerbplatz a.d. Nidda; 14.30-15.15 Uhr Bönstadt, Assenheimer Str. gegenüber ev. Kirche; 15.30-16 Uhr Kaichen, An der Weed, Brunnenstraße. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique, Lohstr. 13.

Rosbach. Horst Janssen - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, tägl. außer Mo. 15-18.30 Uhr, An der Mergel 16, Rodheim (bis 18. 4).

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule, Schillerstr. 2 (bis 19. 3.).

Hungen. Re Foer (Aquarelle) + Ingeb. Seidel (Radierungen), Sa. u. So. (bis 28. 3). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Sommersby (15, 20.15 Uhr) - Blende: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - die Lautlosen (20.15 Uhr) - Keller: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Von Mäusen und Menschen (19 Uhr); Bitter Moon (21.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Dracula (20 Uhr) - Bambi: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Büdingen. Royal: Eine Frage der Ehre (20 Uhr) - Princess: Der letzte Mohikaner (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (16 Uhr); Ein Mann für jede Tonart (19.45 Uhr); Pink Floyd - the Wall (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Bodyguard (17.15 Uhr); Orlando (19.30 Uhr); Betty Blue (21.45 Uhr). (ohne Gewähr)

Kaum noch Geld für Wohnungsbau Wentz vor der Wahl an Minister: Stadt kann nur noch 50 Einheiten finanzieren Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Dem öffentlich geförderten Wohnungsbau in Frankfurt droht der Zusammenbruch. Am 28. Februar - eine Woche vor der Kommunalwahl - teilte Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) dem hessischen Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) in einem vertraulichen Schreiben mit, daß die Stadt in diesem Jahr lediglich noch 50 neue Sozialwohnungen des ersten Förderweges finanzieren könne. Zum Vergleich: Im Jahr 1992 hatte die Kommune laut Wentz Geld für 1033 dieser Sozialwohnungen bereitgestellt. Während in der hessischen Landeshauptstadt Fassungslosigkeit herrscht - Jordan-Referentin Constanze Rauert: "Wir können es nicht glauben!" -, spricht Wentz von einem "Alarmruf". Der Stadtrat hofft darauf, "möglicherweise noch Wohnungsprojekte nachschieben zu können" - wenn im Nachtrags-Haushalt 1993 und im städtischen Etat 1994 das Geld dafür bereitgestellt werde.

Der Planungsdezernent weiß wohl, daß sein Brief an Jordan für die Wohnungssuchenden in Frankfurt ein politisch verheerendes Signal darstellt: "Es tut mir schrecklich leid!" Wentz aber beteuert, er könne "nicht mehr versprechen", solange er nicht wisse, wieviel Geld der Kommune überhaupt noch für Wohnungsbau bleibt. Über eine konkrete Summe müssen sich SPD und Grüne vor dem Hintergrund der dramatischen Finanzlage der Stadt bei ihren Koalitionsverhandlungen vom 21. März an verständigen.

Nach ihrem Amtsantritt 1989 hatte die rot-grüne Koalition in einer großen Kraftanstrengung jährlich 250 Millionen Mark für Wohnungsbau reserviert - klar ist schon vor Beginn der Koalitionsverhandlungen: Das vermag die Stadt künftig nicht mehr annähernd aufzubringen. Bisher aber hatte Wentz stets öffentlich versichert, daß zumindest die Rate für 1993 nicht in Frage steht.

Für die Bürger aber heißt die Botschaft: Wohnungen, die jetzt nicht als Projekt mit Geld ausgestattet werden, gibt es auch in zwei bis drei Jahren nicht als bezugsfertige Behausung. Soviel Zeit vergeht zwischen Förderung und Fertigstellung einer Wohnung. 1993 und 1994 profitieren die Wohnungssuchenden in Frankfurt noch von Unterkünften, die der rot-grüne Magistrat bis 1992 initiiert hatte. Aus dieser Gesamtmenge befinden sich noch 2056 Wohnungen im Bau, bei 1231 läuft erst das Planverfahren.

Nach 1994 aber droht der Absturz - bliebe es bei der Finanzierung von nur noch 50 Sozialwohnungen durch die Stadt. Schlimmer noch: Mit der offiziellen Festlegung auf nur 50 Wohnungen gehen der Kommune 114 Millionen Mark an Zuschüssen des Landes verloren. Denn die hessische Landesregierung, so Referentin Rauert, stehe zu ihrer Zusage vom Januar 1993: Das Kabinett gibt das Geld für etwa 1000 Sozialwohnungen in Frankfurt - wenn die Stadt ihren Anteil beisteuert.

Bei den Wohnungen des ersten Förderweges gilt nach Angaben Rauerts etwa folgender Schlüssel: 120 000 Mark pro Wohnung kommen vom Land, 180 000 bis 200 000 Mark müßte die Stadt beisteuern. Wentz fordert von Minister Jordan, den Anteil des Landes pro Wohnung zu erhöhen. Dennoch: Kann die Stadt nur Geld für die 50 angemeldeten Wohnungen aufbringen, verteilt der Wohnungsminister das der Kommune reservierte Fördergeld an andere Gemeinden und Kreise.

Nach 1989 hatte es der rot-grüne Magistrat geschafft, den Bau von Sozialwohnungen in Frankfurt wieder zu beleben, der unter der früheren CDU-Mehrheit im Römer praktisch zum Erliegen gekommen war. 1988, im letzten vollen Jahr ihrer politischen Verantwortung, finanzierte die CDU gerade noch 143 Sozialwohnungen. Dann ging es aufwärts: Von 204 Unterkünften 1989 und 1990 über 921 im Jahre 1991 auf eben 1033 in 1992.

Während die Führungsspitzen von SPD und Grünen den Brief von Wentz an Jordan mit düsteren Mienen kommentieren, hat der Minister sicherheitshalber schriftlich zurückgefragt, "ob das auch wirklich das letzte Wort ist" (Rauert). Nach Abschluß der Koalitionsverhandlungen wissen es die Bürger.

(Siehe unten: "Im Wohnungsamt . . .)

Dommelseglers "Käfigtick" Ein liebenswerter Laku Paka verzaubert die Kinder

HANAU. Laku Paka hat die Hose voll, noch dazu eine Riesenhose, größer als die von Obelix! Prall gefüllt ist sie mit Geschichten, die aus dem Hosenbund förmlich herausquellen. Dazu verwandelt sich das Loch oberhalb des Gürtels zur Spielfläche, zum Tummelplatz für Leibreden haltende Handpuppen und Tierfiguren.

Der erste Bauchredner ist ein prächtiger Löwe, dem der Magen gewaltig knurrt und der vor Hunger schon ganz ermattet ist. Er stammt aus Jean de La Fontaines Fabelreich und freundet sich nach einigem lebensrettendem Hin und Her mit einer Maus an. Groß und klein bauen spielerisch ihre Vorurteile ab. Und wenn sie nicht gestorben sind "knutschen sie noch heute" - jedenfalls in der freien Bearbeitung von Günter Staniewscki.

Emanzipatorisch geht es weiter mit der Ballade von den Turnierkrododilen. Hierfür läßt der Kaufunger Puppenspieler die Hosen-Hülle fallen und begleitet den Mit-Mach-Song pantomimisch. 90 Steinheimer Kinder verwandeln sich spontan in dicke, dünne, watschelige und spirrelige Reptilien - darunter auch drei Geburtstagskinder, denen Staniewski im Anschluß von seinem vergeblichen Geburtstagswunsch nach einem Münsterländer Vorstehhund berichtet. Zum Finale läßt er - zur Verwirrung der kleinsten Zuschauer - im Marstall den Dommelsegler Harald aus dem Ei schlüpfen und ihn "das Lied vom Käfigtick" vortragen. Ein Song, der Mut machen soll, sich heraus zu trauen aus dem Ei, aus dem Käfig, aus Selbstbeschränkungen...

In der liebenswerten Art des Laku- Paka-Konzeptes geht die Intention voll auf: "Trau dich"! "Trau dich!" trällernd entfleuchen die Kinder in den lauen Frühlingsnachmittag. RUTH DRÖSE

Im Feuilleton: Wolf Dieter Narr: Armes Deutschland - Splitter einer Realanalyse; Hermann Kant: Innenansichten einer wiedervereinigten Nation; Heinz Schlaffer: Vergessen und Fortleben - Die "Serenidad" des Jorge Luis Borges. Auf der Buchseite: Scott Bradfields Prosa-Delirium Die Geschichte der leuchtenden Bewegung (Peter Körte), Halldór Laxness' Roman Die Islandglocke und Jean Baudrillards Abrechnung mit Aufklärung und Kulturindustrie: Von der Verführung (Thomas Assheuer). fr

Toter bei Brand in Nieder-Erlenbach

enk FRANKFURT A. M., 17. März. Bei einem Wohnungsbrand im Brandenburger Weg 9 in Nieder-Erlenbach ist am Mittwoch ein 68 Jahre alter Mann ums Leben gekommen. Wie Polizei und Feuerwehr mitteilten, hatte vermutlich eine Implosion des Fernsehgeräts, das in der Wohnung des 68jährigen stand, den Brand ausgelöst. Für den Rentner kam jede Hilfe zu spät. Er starb in den Flammen. Das Feuer war kurz vor vier Uhr in der Wohnung in einem Zwei-Familien-Haus ausgebrochen. Die Flammen griffen schnell auf alle Räume und Teile des Daches über. Das Feuer wurde von einem Nachbarn erst bemerkt, als die Flammen bereits aus einem Fenster der Wohnung des 68jährigen schlugen. Er alarmierte die Feuerwehr. Da die Feuerwache nicht weit vom Brandort entfernt ist, waren die Wehrleute innerhalb von fünf Minuten dort. Es entstand ein Schaden an dem Haus in Höhe von rund 300 000 Mark. Bei dem Einsatz wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt.

Namen+Notizen

KLAUS MINKEL (CDU), Erster Stadtrat in Bad Vilbel, feierte am 15. März sein 25jähriges Dienstjubiläum. Er begann eine Verwaltungslehre im Landkreis Münden und besuchte während seiner Wehrdienstzeit die Abendschule, wo er auf dem zweiten Bildungsweg 1973 das Abitur machte.

1971 begann er mit einer Ausnahmegenehmigung das Studium der Rechtswissenschaften, das er mit der ersten juristischen Staatsprüfung abschloß. Nach dem Referendariat bestand er 1978 die zweite juristische Staatsprüfung. Bis zu seinem Amtsantritt in Bad Vilbel am 1. Dezember 1980 war Minkel als Dozent im Niedersächsischen Studieninstitut in Hannover tätig. Der Bad Vilbeler Magistrat lobt in einer Würdigung die Haushaltsführung und Finanzpolitik des Stadtrates. 1992 wurde Klaus Minkel als Erster Stadtrat für sechs Jahre im Amt bestätigt.

Wir gratulieren

Herrn Albert und Frau Gretel Falkenhan zur Eisernen Hochzeit am 18. März.

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Samstag

Theater / Konzerte Hattersheim. Posthofkeller, Hauptstraße 48: "Hands on the wheel", Folk, 21 Uhr.

Hofheim. Kleines Kulturzentrum, Hauptstraße 38: Musikschule "Jahresvorspiele", 15 Uhr (auch So. 17 Uhr).

Ländcheshalle Wallau: Konzert vom Musikzug Wallau 1962, 20 Uhr.

Vorträge / Kurse Eppstein. Kulturkreis: Alaska - immer noch ein Abenteuer, Multivisionsdiavortrag von Gerhard Schauss, Bürgerhaus, 20 Uhr.

Vereine / Organisationen Bad Soden. Tanzsportclub Kelkheim Fischbach: Frühlingsball mit Tanzturnier der Sonderklasse Latein um den Sodenia- Pokal, Kurhaus Bad Soden, 20 Uhr.

Flörsheim. Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Anlage einer Streuobstwiese, Treffpunkt: Landwehrweg, 10 Uhr.

Hattersheim. Club der Gemütlichkeit: Spielenachmittag, Haus der Vereine, Okriftel, 14 Uhr.

Verein für deutsche Schäferhunde: Frühjahrsprüfung, Vereinsgelände am Sportplatz Eddersheim, ganztägig (auch So.).

Hofheim. Tanzsportverein Schwarz-Silber: Frühlingsball, Stadthalle, 20 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Kunstturnvereinigung MTK: 3. Wettkampftag der Hessischen Kunstturnlandesliga, Max-von-Gagern-Schule, Rotebergstraße, 15.30 Uhr.

Kulturgemeinde Kelkheim: Wochenendseminar textile Techniken der Ureinwohner Amerikas, Alte Schulstraße 8, 10 bis 18 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 16.30 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75.

Kelkheim. MKW-Infomobil: Kostenlose, computerunterstützte und neutrale Energieberatung, Parkplatz Töpferstraße, 9 bis 12.30 Uhr.

Lebensrettende Sofortmaßnahmen für Führerscheinbewerber, Bürgerhaus Fischbach, 9 bis 16.30 Uhr.

Senioren Hofheim. Seniorennachmittag vom Tanzsportclub Schwarz-Silber, Stadthalle, 14 Uhr.

Kinder / Jugendliche Kelkheim. Kinderkleider- und Spielzeugbasar, Gemeindezentrum Gustav- Adolf-Straße, 14.30 bis 17 Uhr.

Sonstiges Eschborn. Übertragung der Predigt von Billy Graham, evangelisches Gemeindehaus, Hauptstraße 20, 19.30 Uhr.

Flörsheim. Rhetorikseminar für Frauen, Stadthalle, Clubraum, ab 10 Uhr.

Hattersheim. "Hattersheimer Gespräch", Posthofkeller, Hauptstraße 48, 10 Uhr Begrüßung und Referat "Gewalt in der Schule", ab 12 Uhr Forum I "Weniger Gewalt an unserer Schule - wie machen wir das?", Forum II "Gewalt - (k)ein Thema für Eltern?", Forum III "Gewalttätigkeit - Realität oder Medienereignis für Jugendliche?", Ende ca. 14 Uhr.

Hofheim. VHS: Anlegen eines Feldgehölzes, Treffpunkt: Parkplatz am Friedhof Langenhain, 14 Uhr.

Kelkheim. Elternschule Taunus: Rhetorik-Seminar, katholisches Gemeindehaus St. Josef, Eppenhain, 10 bis 17 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 98 / 3 35 38.

Liederbach. Große Pflanzenbörse, Kauf- und Tauschmarkt rund um Pflanzen und andere Gartenartikel, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße 62, 11 bis 15 Uhr. Sonntag

Theater / Konzerte Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Evangelischer Kirchenchor Neuenhain, Frühlingskonzert, 17 Uhr.

Flörsheim. Galluskonzert mit dem Collegium Instrumentale Alois Kottmann sowie Solobläsern, Barockkirche St. Gallus, 17 Uhr.

Hattersheim. Stadthalle: Frühlingskonzert der Chorgemeinschaft Hattersheim, 15 Uhr.

Hochheim. Hochheimer Hof: Schülerkonzert der Musikschule Volk, 16 Uhr.

Evangelische Kirche: Kultur in der Kirche "Der kleine Prinz", poetisches Erzähltheater, 20 Uhr.

Hofheim. Kleines Kulturzentrum, Hauptstraße 38: Musikschule, "Jahresvorspiele", 17 Uhr. Kurse / Vorträge Bad Soden. Katholische Gemeinde St. Katharina, Salinenstraße: Kaffeenachmittag mit Vortrag über Peru von Martin Liepach, 15 Uhr.

Eschborn. Eschborn K, Stadthalle: Dia- Reisebericht "Zu zweit mit dem Rucksack durch Indien", 19.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. Schachclub: Schachwettkämpfe, Alter Posthof, Volksbildungsraum 2, 13.30 Uhr.

Hofheim. Angelsportverein Lorsbach: Anangeln, Orjeweiher, Lorsbach, 8 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Kulturgemeinde: Wochenendseminar textile Techniken der Ureinwohner Amerikas, Alte Schulstraße 8, 10 bis 14 Uhr.

Taunusklub Fischbach: Frühschoppenwanderung mit Mittagsrast, Treffpunkt: Bürgerhausplatz Fischbach, 9.30 Uhr.

Sonstiges Bad Soden. Solidarität mit Fremden, Antirassismustag der Vereinten Nationen: Gebete um Frieden, katholische Kirche St. Katharina, Salinenstraße, 11.15 Uhr; Mahngang zum Adlerplatz, 11.45 Uhr; Worte von Bürgern, 12.15 Uhr.

Eschborn. Übertragung der Predigt von Billy Graham, evangelisches Gemeindehaus, Hauptstraße 20, 19.30 Uhr.

Flörsheim. Eisenbahn- und Spielzeugmarkt, Stadthalle, 10 Uhr.

Kriftel. Thailand zu Gast in Kriftel, Tanz, Musik, Boxen und Modeschau sowie Basar für kunsthandwerkliche Produkte und Buchausstellung, Rat- und Bürgerhaus, 17 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Kinderkino, Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (So. 15.30 Uhr); Ein ehrenwerter Gentleman (Sa., So. 17.30, 20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Stalingrad (Sa., So. 17, 20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Ein ganz normaler Held (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 2: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 3: Das kleine Gespenst (Sa., So. 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Schneewittchen und die sieben Zwerge (Sa., So. 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So. 17.30, 20 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15 Uhr); Sister Act (Sa., So. 17.30 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., So. 20.15 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung der Sodener Kunstwerkstatt mit Gouachen und Druckgrafiken von Gisela Mott-Dreizler, Sa., So. 11 bis 17 Uhr (bis 21. 3.).

Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Gouachen, Mischtechniken und Ölbilder von Martina Voigt-Schmid, Mystische Möbel von Piet Hohl, Sa. 9.30 bis 13 Uhr (bis 15. 5.).

Evangelische Kirche, Zum Quellenpark 26: Arbeiten auf Papier von Thomas Müller, Sa., So. 15 bis 18 Uhr (bis 26. 3.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali, Sa. 15 bis 18 Uhr, So. 11 bis 12.30, 14 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: "Figuration und Malerei" von Klaus Wanger (bis 30. 4.).

Rathaus, Foyer: Seidenmalerei, Bronze, Bilder von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich, Sa. 14 bis 18 Uhr, So. 11 bis 18 Uhr (bis 25. 3.).

Hochheim. Massenheim "Künstlerhaus König", Zehntscheuer, Hauptstraße: Skulpturen von Rudolf Kaltenbach und Bilder von S. C. Fohra, Sa. 10 bis 14 Uhr (bis 21. 4.).

Otto-Schwabe-Museum: Heimatmuseum der Stadt, So. 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 0 61 46 / 90 01 13.

Schwalbach. Pavillon am Rathaus: Handbemaltes Porzellan, Eröffnung Sonntag, 16 Uhr (bis 28. 3.).

WESTLICHE STADTTEILE

Samstag

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Piranjas", Kabarett mit Rainer Pause und Norbert Alich, 20 Uhr.

Bolongaropalast, Bolongarostraße 109: Musik im Kapellensaal, Höchster Kammerorchester unter Leitung von Torsten Laux, 17.30 Uhr.

Kurse / Vorträge Höchst. "Was ist und was tut die Heilsarmee?", Martin Hagedorn und eine Schwester berichten über ihren persönlichen Einsatz in Frankfurt, Café Anders, Bolongarostraße 111, 20 Uhr.

Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr.

Kinder / Jugendliche Nied. Projektgruppe Kind in Nied: Das WUM-Theater spielt "Kommst du mit nach Durian?", für Kinder ab sechs Jahren, An der Wörthspitze 1, 15 Uhr.

Sonntag

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr.

Christophorus-Gemeinde Höchst: Konzert am Sonntagnachmittag mit Werken von Boccherini, van Beethoven, Schumann und Brahms, Marion Basting, Cello und Franz Vorrabr, Klavier, Hospitalstraße 42, 15 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Geistliche Musik in der Stephanus-Kirche, Giovanni Battista Pergolesi, Stabat mater, 17 Uhr.

Parteien / Parlamente Nied. CDU: Familienkaffee, Clubraum des Pfarrheims St. Markus, 15 Uhr.

Filmspiegel

Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Kinderfilm Konrad aus der Konservenbüchse (So.: 15 Uhr); Yasemin (Sa. 18.30, So. 20.30 Uhr); Dügün - Die Heirat, Original mit Untertiteln (Sa. 20.30, So. 18.30 Uhr); Weiblich, ledig, jung sucht . . . (Sa. 22.30 Uhr).

WIESBADEN

Samstag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: La Sylphide, Ballett, Premiere, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Schöne Bescherungen, 19.30 Uhr.

Theater, Studio: Der Tod und das Mädchen, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Volkmar Staub "Keep Styling", Kabarett, 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, 20.15 Uhr.

Café Cicero, Kirchgasse 50: Doug Hammond Trio, 20.30 Uhr.

Rhein-Main-Halle: Golden Musical of Broadway, 20 Uhr.

Lesungen B. Ripken liest aus Briefen Wagners an seine erste Frau Minna Planer, Villa Clementine, Wilhelmstraße, 16 Uhr.

Vereine / Organisationen Deutscher Mieterbund, Mieterschutzverein Wiesbaden: Jahreshauptversammlung, Kurhaus, Christian-Zais-Saal, 15 Uhr.

Sonstiges Interbiologica '93, Rhein-Main-Hallen (auch Sonntag).

Ikebana-Ausstellung der VHS, Kurhaus-Kolonnade, 10 Uhr (auch Sonntag).

Volksbildungswerk Nordenstadt, Erbenheim, Delkenheim: Wochenendseminar Workshop Orientalischer Bauchtanz, Anfänger und Fortgeschrittene, Gemeindezentrum Nordenstadt, 9 bis 18.30 Uhr, Infos Tel. 0 61 22 / 1 29 18.

Tanzpalast Park Café, Wilhelmstraße 36: Show, Unterhaltung und Tanz mit den "New Cherries", 21 Uhr

Sonntag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der Vogelhändler, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Des Teufels General, 16 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Volkmar Staub "Keep Styling", Kabarett, 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 15.30 Uhr.

Kurhaus: Sächsisches Solistenkonzert der Mozart-Gesellschaft, 17 Uhr.

Lesungen Wiesbadener Büchertage: "Des Menschen Auge hat's nicht gehört", vom Schreiben über Musik berichten Dr. Abels, Dr. Dorner und Bernt Ture von zur Mühlen, Villa Clementine, Wilhelmstraße, 16 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase": Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", Stiftstraße 12, 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Vereine / Organisationen Freunde des Volkslaufs: Wiesbadener Wandertage, Start und Ziel: Sportplatz Wiesbaden-Rambach, Start 8 bis 13 Uhr, Zielankunft bis 16 Uhr. Sonstiges Interbiologica '93, Rhein-Main-Halle.

Ikebana-Ausstellung der VHS, Kurhaus-Kolonnade, 10 Uhr.

Tanzpalast Park Café, Wilhelmstraße 36: Tanztee mit den "New Cherries", 15 Uhr; Party-Time mit der "Cotton Club Band", schwarze Musik, 21 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa., So. 15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (Sa., So. 13, 16, 19, 22 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sommersby (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 23 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Sniper - Der Scharfschütze (Sa., So. 13, 15.15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein Mann für jede Tonart (Sa., So. 13, 15.30, 18, 20.30, Sa. 23 Uhr).

Alpha: Bram Stoker's Dracula (Sa., So. 17.15, 20.30, Sa. 23.30 Uhr).

Beta: Der Duft der Frauen (Sa., So. 13, 16, 19.30, Sa. 23 Uhr).

Gamma: Malcolm X (Sa., So. 15.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Orlando (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Jagd auf Schmetterlinge (Sa., So. 15.15, 19.45 Uhr); Andy Warhols Dracula, (Sa., So. 22.15 Uhr).

KiKi-Kinderkino: Lucky Luke (Sa., So. 13, 15 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: Bilder des Zwickauer Künstlers Martin Schoppe, Sa., So. 11 bis 13, 15 bis 18 Uhr (bis 4. 4.).

Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Michael Post, Objekte 1982- 1993, Sa., So. 10 bis 17 Uhr (bis 25. 4.).

Stadtbibliothek, Rathauspassage: "Vergessene Exilautoren" im Rahmen der Wiesbadener Büchertage (bis 31. 3.).

Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, Sa., So. 10 bis 17 Uhr (bis 8. 4.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), Sa., So. 15 bis 17 Uhr (bis 28. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (17.15 und 20 Uhr).

Panda Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Ein ganz normaler Held (20 und 22.15 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (16 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Ein ehrenwerter Gentleman (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr). Theater/Musik Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: Bunter Melodienreigen mit den "Bell' Cantos", 20 Uhr.

Königstein. 92. Meisterkonzert im Luxemburger Schloß, Burgweg 9, 19.30 Uhr.

Kronberg. Stadthalle: "Bilder einer Ausstellung - suggestive Symphonie aus Farbe, Form und Klang", 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.

Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918, 15 bis 19 Uhr.

Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Mode für Millionen" von Heinz Oestergaard, 14 bis 17 Uhr.

Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiquae Urbis Romae", Grafik von Bonaventura van Overbeek (1660 - 1706), 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, während der Geschäftszeit.

Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 12 Uhr.

Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: "Künstler vom Chiemsee", Grafik und Bronzen, 15 bis 19 Uhr.

Stadtbücherei am Markt: "Quilts-Objekte" von Hanna und Hanjo Mühe, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Galerie Braas, Frankfurter Landstr. 2-4: "Kunst aus Krakau", 9 bis 17 Uhr.

Kronberg. Galerie Kunz, Westerbachstr. 23: "Augenblicke...", 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Vereinshaus Gonzenheim: "Korsika", Multivisionsschau von Teichmann und Schröder, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Weilrod. Preisskat der CDU, Dorfgemeinschaftshaus Oberlauken, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.

Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 18 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.

Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mapendo-Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 15 bis 18.30 Uhr.

Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2- bis 4jährige, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. Jahreshauptversammlung der DRK-Ortsvereinigung, Gasthaus "Darmstädter Hof", Burgholzhausen, 20 Uhr.

Oberursel. Jahreshauptversammlung des Schützenvereins Weißkirchen, Schützenhaus, 20 Uhr.

Kronberg. Mitgliederversammlung des Clubs 73, Stadthalle, 20 Uhr.

Schmitten. Freitagsclub im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Spiele 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld: Seidenmalen 9 Uhr; Tischtennis und Billard 14 Uhr.

Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30-17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Vorbeugen von Altersbeschwerden: Harninkontinenz, 10 Uhr; Spielnachmittag 14 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: "Gedanken zum Frühling", 14 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: Techno mit "The Coloured Heads", 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 18 bis 22 Uhr.

Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Movies for Youngsters "My Girl", 16 Uhr.

Königstein. Kath. Gemeindezentrum, Georg-Pingler-Str. 5: "Freunde" nach Helme Heine, Aufführung des Figurentheaters Offenbach, 15 Uhr.

Steinbach. Vollversammlung im Jugendhaus, 19.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.

Steinbach. Kinderkleidermarkt im Bürgerhaus, 15 Uhr.

Kinder und die Historie der kleinen Leute Arbeitskreis Ober-Erlenbacher Heimatgeschichte lud Nachwuchs zum Wettbewerb

BAD HOMBURG. "Silberstreifen am Horizont" heißt der Bildband, den der achtjährige Michael Röder als Sieger im Fotowettbewerb des "Arbeitskreises (AK) Ober-Erlenbacher Heimatgeschichte" erhalten hat. Für die Heimatforscher, die seit eineinhalb Jahren die Historie ihres Dorfes erkunden, ist die Bilder-Ausbeute der Kinder zwischen sechs und 16 Jahren ebenfalls ein kleiner Silberstreifen, der die Entwicklung der Baugeschichte des Ortes erhellt. Mehr als zehn Mädchen und Jungen hatten ihre Beiträge eingereicht, in Schubladen und Kästen ihrer Familien gestöbert, alte Bilder ans Tageslicht befördert und mit aktuellen Fotos konfrontiert. Wie Michael Röder, der vom Haus Martinskirchstraße 1, in dem seine Familie seit mehr als 100 Jahren lebt, Fotos von 1958 und 1963 entdeckte und ein aktuelles danebenstellte, das das Gebäude im renovierten Glanz zeigt: Bilddokumente der Baugeschichte des Gebäudes.

Mit dem zweiten Preis ist Björn Herbert (15 Jahre) ausgezeichnet worden, der das Haus Seulberger Straße 44 dokumentierte, mit dem dritten seine Schwester Julia, die Bilder vom Gebäude "Am Nußgrund 12" beisteuerte. Neben Buchgeschenken, die Direktor Hans-Herbert Barfeld von der Raiffeisenbank, Hauptsponsor des Wettbewerbs, überreichte, bekamen die Kinder auch Geldpreise.

Die Idee zur Erforschung der Heimatgeschichte, so erläutert Hans-Peter Schäfer, ist vom Ortsbeirat ausgegangen; der Arbeitskreis arbeitet eng mit ihm zusammen. Das Ziel ist die Einrichtung einer Heimatstube. Schäfer: "Die könnten wir in der alten Schule einrichten. Platz gibt es dort aber erst, wenn das neue Vereinshaus auf dem Gelände der Früchteverwertung fertig ist."

Bis es soweit ist, sammeln die Heimatfreunde. Die Aufforderung an die Kinder, nach Fotos zu suchen, ist nur eine Aktion, die Ansporn geben soll, Speicher und Keller zu durchforsten. Dem Arbeitskreis ist alles willkommen, das an die Vergangenheit Ober-Erlenbachs erinnert, wie alte Gerätschaften, Haushaltsgegenstände, Töpfe und Tiegel.

Es geht aber um noch mehr: Die Ober- Erlenbacher möchten auch die Ortsgeschichte schreiben. Jochen Ziegler, von Haus aus Alt-Historiker und kein gebürtiger Ober-Erlenbacher, ist, wie er sagt, "heiß gemacht worden auf die Ortsgeschichte" und forscht in den Unterlagen. Den Kindern machte er bei der Preisverleihung klar, wie wichtig ihre Mitarbeit und die ihrer Eltern für geschichtliche Forschung ist: "Geschichte von Kaisern und Königen zu schreiben, ist einfach - da gibt es jede Menge schriftlicher Unterlagen. Heute wird aber der ,Geschichte von unten&rquote; über die sogenannten ,kleinen Leute&rquote; immer mehr Bedeutung beigemessen. Da gibt es aber kaum schriftliche Dokumente, weil viele nicht schreiben konnten und alles mündlich weitergegeben wurde."

Um hier weiterzukommen, müsse jeder Bürger, auch die Kinder, bei der Suche mithelfen: "Alt- und Neubürger kommen ihrem Wohnort näher, wenn sie sich mit seiner Geschichte beschäftigen und Nachrichten zusammentragen." Das sei allerdings wie beim Briefmarkensammeln: "Eine allein genügt nicht, man braucht den ganzen Satz, um den Wert zu erkennen."

Ziegler selbst hat sich schon tief in die Ober-Erlenbacher Unterlagen im Stadt- und Kirchenarchiv gekniet. Und als erstes wird er demnächst in einem Beitrag in der Zeitschrift "Alt Homburg" Mißverständnisse über das "wilde Sittenleben" im 19. Jahrhundert richtigstellen. Immerhin, so geht laut Ziegler aus den Unterlagen hervor, gab es im vorigen Jahrhundert "zehn wilde Ehen in Ober-Erlenbach, allerdings - auch das ist vermerkt - nur mit zugereisten Bayern". nau

Er lächelt. Und so sanftmütig sieht er aus, so vertrauenerweckend. Nichts Schrilles, Provokantes, nichts Lautes haftet ihm an. Er ist die Ruhe selbst, einfach eine Zierde. Kein Wunder, daß er die ältere Dame im Trubel der Friedberger Kaiserstraße mit seiner ausgeglichenen Art im Nu für sich gewinnt. Er gehört zu denen, die beständig sind, und sein wahrer Wert erschließt sich nur jenen, die es auch sind. Den Ehemann der älteren Dame indes befällt schon Ungeduld, ob des Entzückens seiner Partnerin. Ein "nicht schon wieder" kommt kaum hörbar über seine Lippen. Sein Widerstand wird mit Blicken zunichte gemacht, denn sie hat längst entschieden: "Er, nur er muß es sein." Allein wie er gekleidet ist, unwiderstehlich, von seiner Ausstrahlung ganz abgesehen. Ja, so einer wie er, der sticht unter der Menge seinesgleichen heraus, er hat Individualität. Allein wie er die Pfeife hält, und dann der aparteGürtel über seinen Lenden, das verrät Persönlichkeit. "Aber", wagt der Mann einzuwenden, "der sieht doch Schwärmereien im frühen Frühjahr genauso aus wie der, den wir schon zu Hause haben." "Von wegen", empört sich die Gattin, "der hat doch ein blaues Mützchen" - und überhaupt, Gartenzwerge kann man eigentlich nie genug haben, wo doch geduldige Zeitgenossen so selten sind. CORINNA WILLFÜHR

Die Sprinterin Gabi Becker vom LAZ Bruchköbel läuft schön - vor allem aber schnell "Bei einem anderen Trainer trainiere ich nicht" In diesem Winter hat die deutsche Jugend-Hallenmeisterin alle Vorgaben in Erfolg umgesetzt

Es gibt diese Bilder von Gabi Becker. Den Kopf zurückgelegt, den Körper viel zu weit nach hinten gebogen. "Das", sagt Gabi Becker, "sieht unmöglich aus." Nun sind die Photographien gut und gerne zehn Jahre alt, und wer Gabi Becker heute laufen sieht, mag es nicht für möglich halten, daß sie in ihren Anfangszeiten einen derart schlechten Laufstil hatte, daß sie manchesmal ins Stolpern geriet, auf die Tartanbahn stürzte, bevor das Ziel erreicht war. Wer Gabi Becker heute laufen sieht, mag denken, ihr Körper sei geschaffen für die Bewegungen des Laufens. Parallel schlagen die Arme im Takt der Beine vor und zurück, kräftig drücken sich die Füße ab, wobei nur die Zehenspitzen den Boden berühren, der Rücken aufrecht, die Gesichtszüge konzentriert, aber nicht verbissen. Gabi Becker vom LAZ Bruchköbel, 18 Jahre alt, 1,78 Meter groß und nur 59 Kilogramm schwer, läuft schön. Vor allem aber läuft sie schnell. Bei den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften diesen Winter in Dortmund beispielsweise war sie auf der 60-Meter-Distanz schon nach 7,41 Sekunden im Ziel, hatte gut und gerne fünf Meter Vorsprung. Das ist nun auch schon wieder drei Wochen her. Die Hallensaison ist vorbei, Gabi Becker hat Bilanz gezogen. "Ich habe eigentlich alles erreicht", sagt sie. Deutsche Jugendmeisterin, neue Bestzeit gelaufen (eben jene 7,41 Sekunden), Zweite bei den Süddeutschen Meisterschaften der Frauen, Hessenmeisterin bei der Jugend und den Frauen, IBM- Sprintcup-Gewinnerin; "Titel absahnen", sagt sie, "ist immer schön." Es war also ein schöner Winter.

Nun, da sich mit den ersten Sonnenstrahlen des Jahres der Frühling angekündigt hat, ist der Alltag eingekehrt. Erst im Juni gilt es wieder bei den Freiluft-Meisterschaften die Ernte einzufahren, bis dahin muß das Feld beackert werden. Gabi Becker ackert. An jedem Tag der Woche außer Sonntag trainiert sie, arbeitet von sieben bis 15.30 Uhr bei der Stadt Bruchköbel als Lehrling in der Verwaltung, "manchmal habe ich dann noch nicht mal Zeit, was zu essen", ehe sie zum Training geht. Um 19 Uhr ist sie wieder zu Hause, "dann", sagt sie, "muß ich noch für die Ausbildung lernen".

Viel gelernt hat Gabi Becker von Bernd Metzsch. Immer wenn es darauf ankam, kam niemand an Gabi Becker vorbei. 1991 wurde sie deutsche B-Jugendmeisterin über 100 Meter, ihre Bestzeit von 11,54 Sekunden rannte sie vergangenes Jahr - eben bei den nationalen Titelkämpfen der Jugend. Zweite wurde sie damals, durfte folglich bereits als 17jährige zur Junioren-Weltmeisterschaft nach Seoul. Wie sie es denn schaffe, immer beim Saisonhöhepunkt Höchstleistung zu bringen, ist die Sprinterin gefragt worden und hat geantwortet: "Mein Trainer schafft das." Im vierten Jahr nunmehr stellt Metzsch Becker die Trainingspläne zusammen. "Ich wurde ihm zugeteilt", erinnert sich Gabi Becker. Der Anfang also war zufällig, ein Ende soll die Zusammenarbeit nicht haben. "Bei einem anderen Trainer", sagt Gabi Becker bestimmt, "trainiere ich nicht." Das sagt alles über ihre Wertschätzung für den Hanauer Schullehrer.

Wie hoch Metzsch Beckers Lauftalent schätzt, läßt sich vielleicht am besten ausdrücken, wenn man über Hochsprung spricht. Den Hochsprung hat sie geliebt, den mag sie noch immer - nur kommt sie zum Springen nicht mehr, der Sprint erfordert die ganze Konzentration. Im 100-Meter-Lauf, hat Metzsch Gabi Becker gesagt, hast du eine bessere Perspektive als im Hochsprung. Also läuft sie.

Und einmal ist sie doch gesprungen. Vergangen Dezember in Kalbach, ohne Training, ohne Übung. Einfach so, zum Spaß. Romy Pleikies aus Jena, dies zum Vergleich, gewann in Dortmund die deutsche Jugendmeisterschaft mit 1,80 Meter.

Und Gabi Becker sprang 1,85 Meter. Einfach so, zum Spaß. RONALD RENG

Kleine FR

Kröten mögen keine Autofahrer USINGEN. Der BUND hat den Krötenzaun zwischen Eschbach und Wernborn wieder errichtet. Die Vorsitzende Ellen Enslin weist darauf hin, daß die Krötenwanderung wieder beginnt, sobald die Nachttemperaturen über fünf Grad Celsius liegen. Autofahrer sollen in den Abendstunden entsprechend achtgeben. Schlachten und essen GRÄVENWIESBACH. Am Samstag, 20. März, geibt es ab 18 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Mönstadt das von den "Alten Herren" der SG Mönstadt ausgerichtete traditionelle Schlachtessen. Tauniden wandern in den Frühling NEU-ANSPACH. Der Taunusklub lädt für Sonntag, 21. März, zu einer Frühlingswanderung ein: etwa zweieinhalb Stunden lang über Rod am Berg und die Jammerhecke am Waldrand entlang zum Wanderheim, wo Einkehr gehalten wird. Treffpunkt ist um 13.30 Uhr in der Breitestraße (Bushaltestelle).

Die Praxis sieht anders aus als die Planungen vom grünen Tisch Das Zusammenleben zwischen jung und alt gestaltet sich im Quartier IV schwierig / Sozialarbeiterin vom "Treff" zieht Bilanz

NEU-ISENBURG. Die Generationen wieder zusammenzuführen, Junge und Alte nicht mehr voneinander zu isolieren - Politiker und Sozialwissenschaftler propagieren es mit Vorliebe. Daß große Nähe von Kindern und Alten auch Probleme bereiten kann, diese Erfahrung mußte Gundula Saurer machen. Seit 1990 die ersten Mieter ins Quartier IV einzogen, leitet die Sozialarbeiterin den "Treff" - ein städtischer Anlaufpunkt, der sich mit Beratung und Kursen gleichermaßen an Senioren und junge Leute, Behinderte und Nichtbehinderte wendet.

"Das Jahr 1992 war von Wachstum gekennzeichnet" heißt es im ersten Satz ihrer Jahresbilanz, die sie jetzt im Rathaus vorlegte. Hinter dieser trockenen Formulierung verbirg sich eine brisante Entwicklung: Da der zweite und dritte Bauabschnitt fertiggestellt wurden, stieg die Anzahl der Bewohner auf mehr als das Dreifache an - von 50 auf 170. Lebten an der Luisenstraße bislang ausschließlich alte und behinderte Menschen, die den "Frieden" genossen, so sorgen nun 30 Familien mit 60 Kindern für mehr "Leben".

"So wünschenswert das ist, die schlagartige Veränderung des Wohnklimas macht große Probleme", sagt Gundula Saurer. Berührungsängste habe sie festgestellt, Klagen zu hören bekommen - und Vorurteile. Bei vielen Senioren gelten Kinder von vornherein als laute und störende Wesen, die alles kaputt machten. Und Eltern wie auch deren Zöglinge sähen in den Alten oftmals nur leicht verkalkte, passive und starrköpfige Menschen. Außerdem seien die 70 Wohnungen in "Blöcke" mit Senioren und andere mit Familien aufgeteilt.

Als "Optimum" sieht die Sozialarbeiterin eine "langsam gewachsene Mischform" an: "Es ist immer außerordentlich schwierig, mit Bauplänen zu steuern, damit es nachher zwischen den Leuten nicht kracht." Zumal es ohnehin problematisch sei, 170 Menschen mit derart unterschiedlichen Bedürfnissen auf einem so kleinen Areal unterzubringen.

"Wir müssen vor allem den Kindern mehr Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten", meint die "Treff"-Leiterin. Bislang können sich die Jüngsten noch nicht einmal auf einem Spielplatz austoben. Die Stadt will diesen Mangel erst Mitte kommenden Jahres beheben, wenn das geplante Parkdeck fertiggebaut ist.

Obwohl sie vorrangig für die Betreuung der Senioren eingestellt wurde, kümmert sich Gundula Saurer auch um die Kinder. Neu im Programm sind der Kursus "Ausdrucksmalen" - unter der Leitung einer Psychologin - und eine Hausaufgabenhilfe, die von einer älteren Bewohnerin angeboten wird.

Die Möglichkeiten sind begrenzt: Erst im August 1992 stockte die Stadt Gundula Saurers halbe auf eine ganze Stelle auf. Dazu kommen derzeit fünf ehrenamtliche Helferinnen, die den Küchendienst organisieren, Schreibarbeiten erledigen oder den sonntäglichen Tanztee "managen". Saurer hält eine weitere hauptamtliche Betreuerin, die für die 60 Kinder da ist, für "unbedingt erforderlich, wenn das Quartier-Konzept funktionieren soll". Mit Blick auf die Finanznot im Rathaus schätzt sie die Chancen als gering ein. leo

KASSEL, 17. März. Die Zollfahndung hat in den Wohn- und Kellerräumen eines Mannes in Kassel vier russische Luft-Boden-Raketen mit sogenannten Hohlladungs-Splitter-Gefechtsköpfen sowie annähernd 13 000 Schuß Munition sichergestellt.

Daneben seien größere Mengen militärischer Gegenstände, Uniformen sowie unversteuerte Zigaretten gefunden worden, teilten die Kasseler Zollfahnder am Mittwoch mit.

Die Ermittlungsbehörden waren auf den arbeitslosen Kasseler aufmerksam geworden, nachdem dieser Ende Januar bei einer Schießerei mit Russen in der Nähe von Weimar (Thüringen) lebensgefährlich verletzt worden war. Inzwischen hat das Kasseler Amtsgericht Haftbefehl gegen den Mann erlassen. Er sitzt in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen richten sich daneben gegen weitere neun Personen, die in den Fall verwickelt sein sollen. Bei ihnen sollen weitere Waffen sichergestellt worden sein.

Zollfahndung und Staatsanwaltschaft haben für den heutigen Donnerstag weitere Informationen über den Ermittlungsstand angekündigt.

Rap-Dance zwischen Abfällen Isenburger Jugendliche gewannen Videowettbewerb des UVF

NEU-ISENBURG. 20 Mädchen und Jungen des Jugendcafés haben jetzt den ersten Preis beim Video-Wettbewerb "Abfall ist kein Müll" des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) gewonnen.

Unter den insgesamt 20 eingesandten Filmbeiträgen entschied sich die Jury für das Neu-Isenburger Video mit dem Titel "Dirty Dancing II". Als Belohnung dürfen die ersten drei Preisträger bei der Produktion von Sendungen in Fernseh- und Hörfunkanstalten zusehen.

"Weil wir erst sehr spät von dem Wettbewerb erfahren haben, blieb uns nur wenig Zeit", erzählt Johannes Beck, der als Sozialpädagoge im Jugendcafé arbeitet. Innerhalb von zwei Wochen habe der Acht-Minuten-Film gedreht und die Szenen "aneinandergeschnitten" werden müssen. Da den Jugendlichen der Sinn aber vor allem nach Rap-Dance gestanden habe und ihnen das Thema Müll, so Beck, "im Prinzip ganz egal" gewesen sei, drapierten sie Abfälle auf dem Fußboden und tanzten dazwischen herum.

Dazu machten sie verschiedene Interviews mit Passanten in der Isenburger Fußgängerzone Bahnhofstraße und mit Meßtechnikern vor den Toren der stillgelegten Deponie Buchschlag.

Nach den Angaben des Umlandverbandes Frankfurt beteiligten sich an dem Video-Wettbewerb aus der gesamten Rhein- Main-Region mehr als 140 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren - vom Alleinproduzenten aus Dietzenbach bis hin zu ganzen Klassenverbänden aus Frankfurt, Kelsterbach und Langen. Die Gruppen verblüfften die Jury mit den ausgeklügelsten Beiträgen. In der Auswahl befanden sich spannende Fernseh- Spots und Spielfilmen bis hin zu Dokumentationen über Abfallstrategien in der Schule. leo

a a a

Sehr geehrte Frau Hilberth ! Es sit schon ein klejner Skandal. Ich wähle die Nummer des Herrn Merz an und Ihr, ja Ihr ignoriert die Klingelzeichen. Es wäre der Sache des effektiven Arbeitens recht dienlich, wenn Du die Telefone wieder umstellen würdest. Hier rufen dauerend die Herren der SG Tell Dietzenbach an und das muß doch nicht sein. Denn: Ich hasse die Schützen !!!!

Gruß Christoph und Christian

CDU streitet um eine Stimme Einspruch gegen Wahlresultat / Neue Mehrheiten denkbar

FRIEDBERG. Eine einzige Wählerstimme sorgt in der Wetterauer Kreisstadt Friedberg für erhebliche Turbulenzen: Sie entscheidet über die Zusammensetzung des Parlaments und sogar über mögliche Koalitionen.

In der Wahlnacht konnte die CDU noch jubeln. Wegen ebenjener Stimme war ihr ein Sitz mehr im Stadtparlament zuerkannt worden. Die Ernüchterung kam mit dem amtlichen Endergebnis: Nun fehlte der Union diese Stimme, und der Parlamentssitz ging an die Grünen. Die CDU hat gegen das amtliche Endergebnis Einspruch erhoben.

Jene Wählerstimme veränderte die vierte Stelle hinter dem Komma, die für die Berechnung der Sitzverteilung ausschlaggebend war, erklärt Friedbergs Wahlleiter Karl-Heinz Holler. So wurde die Union nicht - wie noch in der Wahlnacht berechnet - mit 14 Sitzen genauso stark wie die SPD, sondern muß sich mit 13 Mandaten begnügen. Dafür bekamen die Grünen fünf statt vier Mandate und zogen mit der UWG gleich.

Im Stadtteil Bauernheim sei eine Stimme für seine Partei ohne formalen Beschluß ungültig gewertet worden, begründet CDU-Chef Ulrich Kiefer die Wahlanfechung. Wahlleiter Holler nimmt an, daß alles rechtmäßig war, weil alle Beisitzer in jenem Bauernheimer Wahllokal per Unterschrift bekundet haben, daß korrekt ausgezählt wurde.

Über den Einspruch der Union muß das Stadtparlament in seiner konstituierenden Sitzung am 29. April entscheiden - in der amtlich festgestellten Zusammensetzung. Wird der CDU-Einspruch abgelehnt und das Wahlergebnis als gültig anerkannt, kann die Union dagegen vor das Verwaltungsgericht ziehen.

Solche juristischen Wahlanfechtungen sind im Wetteraukreis nichts Neues. Nach der Kommunalwahl vor vier Jahen wurden in Bad Vilbel und in Karben deren Ergebnisse angefochten - mit Erfolg: In Bad Vilbel und im Karbener Stadtteil Petterweil mußten die Wahlen wiederholt werden.

Akzeptiert das Friedberger Parlament den Einspruch der Union, muß sich das Parlament in der von der Union begehrten Zusammensetzung neu konstituieren. Dann hätten die Grünen allen Grund zum Klagen. BRUNO RIEB

Tips und Tricks fürs Nähen und Zuschneiden

HANAU. Tips und Tricks fürs Nähen und Zuschneiden vermitteln mehrere Kurse der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt. Anfängerinnen können die Kunst des Schneiderns lernen, Fortgeschrittene ihr Wissen erweitern.

Die zehnwöchigen Kurse beginnen in der Woche von Montag, 22. März, bis Freitag, 26. März; entweder vormittags von 9 bis 12 Uhr, nachmittags zwischen 15 und 18 Uhr oder abends von 19 bis 22 Uhr. Anmeldungen nimmt die Familienbildungsstätte, Mittelstraße 23, unter der Telefonnummer 25 44 28 entgegen. jur

Vortragsreihe über Rußland

ORTENBERG. Die Planungen für ein deutsch-russisches Kulturzentrum in Ortenberg machen Fortschritte. So wird in der nächsten Woche eine Delegation der Unabhängigen Universität Moskau in der Wetteraustadt erwartet. Zu ihr gehört auch Dr. Wladimir Maslow, Professor im Fachbereich Wirtschaftstheorie, der am Dienstag, 23. März, ab 20 Uhr im Bürgerhaus Ortenberg über "Rußland heute: wie und wohin weiter?" referieren wird. In seinem Vortrag wird er auf drei verbreitete Mythen in Rußland, die russische Mafia und Wege aus der Krise eingehen.

Mit seinem Referat eröffnet er eine Reihe von Vorlesungen, die sich unter anderem mit Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Rußland, der mittelständischen Wirtschaft sowie Führungsproblemen in Ost- und Westeuropa auseinandersetzen wird. cor

Der Bahnübergang verschwindet Für Fußgänger und Radfahrer wird eine Unterführung gebaut

RÜSSELSHEIM. Der schienengleiche Bahnübergang in der Königstädter Straße soll 1994 verschwinden. Auch das dort stehende Stellwerk an der Bahnstrecke Mainz-Frankfurt wird dann nicht mehr gebraucht und abgerissen. Gleichzeitig soll mit dem Bau einer großzügigen Unterführung für Fußgänger und Radfahrer begonnen werden, die 1996 fertig sein soll. Für Autos hingegen gibt es dann an dieser Stelle kein Durchkommen mehr.

Die Kosten für das Projekt betragen 9,76 Millionen Mark. Diese Summe teilen sich Stadt, Bahn und Bund zu je einem Drittel. Da das Land der Stadt von ihrem Anteil sechzig Prozent über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz erstattet, reduziert sich Rüsselsheims Netto-Anteil auf 1,3 Millionen Mark.

Die Schließung des Bahnübergangs gehört zum innerstädtischen Verkehrskonzept, erklärte Oberbürgermeister Norbert Winterstein. Die parallel zur Eisenbahnstrecke laufende Grabenstraße sei zu einer neuen Einfallstraße in die Innenstadt ausgebaut worden; angesichts des erhöhten Verkehrsaufkommens sei eine Kreuzung mit dem Bahnübergang nicht sinnvoll.

Winterstein verwies darauf, daß die Entscheidung, den Bahnübergang zu schließen, auf einen Grundsatzbeschluß der Stadtverordneten aus dem Jahr 1978 zurückgeht. Angesichts der Rüsselsheimer Finanzmisere 1979 / 1980 habe die Stadt das Vorhaben damals verschoben und erst 1987 wieder angegangen.

Bundesbahndirektor Hubert Reimann hob hervor, daß mit dem Verschwinden des Bahnübergangs der Verkehr sicherer werde. Während der rund zwei Jahre dauernden Arbeiten für die Unterführung will die Bahn einen Ersatzüberweg für Radfahrer und Fußgänger schaffen: drei statt bisher neun Meter breit. Da das Stellwerk wegfalle, werde dieser Behelfsüberweg durch Lichtzeichenanlagen gesichert und über Monitor vom Stellwerk im Rüsselsheimer Bahnhof aus kontrolliert.

Auch wenn Stadt und Bahn gestern den Vertrag für das Projekt unterzeichneten, sind formal noch Hürden zu nehmen. Das Hessische Straßenverkehrsamt und letztlich auch das Bundesverkehrsministerium müssen die Pläne genehmigen. Bundesbahndirektor Reimann geht davon aus, daß dies bis zum Herbst diesen Jahres geschehen sein wird. lis

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hirsch- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 102.

Oberursel/Steinbach. Stern-Apotheke, Oberursel-Stierstadt, Taunusstr. 24 a.

Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Hof- Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Str. 16.

Vom "Jahrhundertwerk" bleibt nichts mehr übrig

ski FRANKFURT A. M. Die volkswirtschaftliche Steuerbelastung ist in Deutschland wieder höher als vor der in Bonn einst als "Jahrhundertwerk" verkündeten Einkommensteuerreform von 1986/88/90. Darauf weist die Bundesbank in ihrem Monatsbericht hin. Zum Wiederanstieg der Steuerquote habe auch der "heimliche" Zugriff des Fiskus über den progressiven Tarif bei kräftigen Nominallohnsteigerungen "und dem nicht zuletzt daraus resultierenden starken Preisauftrieb" beigetragen. Wie schon in ihrem Februar-Bericht erinnern die Währungshüter daran, daß die gesamte Abgabenlast aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen hierzulande mit 41,5 Prozent des Bruttosozialprodukts 1992 eine Rekordhöhe erreichte. In den achtziger Jahren hatte sie im damaligen Bundesgebiet durchschnittlich 39,75, in den sechziger Jahren erst gut 33 Prozent betragen. Unter den großen Industrieländern sei die Last nur in Frankreich ähnlich hoch.

Mit Blick auf die Anfang dieses Jahres in Kraft getretene Mehrwertsteuererhöhung meinen die Volkswirte, es werde nun darauf ankommen, daß die damit verbundene Zusatzbelastung der Verbraucher "verteilungspolitisch akzeptiert und keine Kompensation in höheren Löhnen gesucht wird". Ein solcher Ausgleich hätte weitere negative Folgen für Preise und Konjunktur.

Fragebogenaktion zum Gewerbemüll läuft an

KRONBERG. Ein Unternehmer in der Altstadt - er verkauft Elektrogeräte - stöhnt: "Mein Haus steht voll mit Mülltonnen, lauter Styropor und Kartonagen, wo soll ich hin damit?" Viele Gewerbetreibende plagt dieses Problem, der Erste Stadtrat Karsten Stahlberg sinnt deshalb auf Abhilfe. Fragebögen, deren Verteilung der Bund der Selbständigen übernimmt, sollen nun erst einmal Klarheit über das Ausmaß des Problems schaffen. Annähernd 40 Teilnehmer einer Informationsveranstaltung des Magistrats bestätigten am Dienstag abend den Wunsch nach einer Lösung; bisher wandern Transportverpackungen von Gewerbetreibenden meist in die Hausmülltonne.

Zwei Möglichkeiten sieht Stahlberg. Einmal ließe sich der Bauhof um eine Recyclingabteilung für Gewerbemüll erweitern - von der Fläche her gäbe es kaum Schwierigkeiten, eher aus organisatorischen Gründen. Zum anderen denkt der Erste Stadtrat an ein städtisches oder privates Grundstück für diese Zwecke. Bisher können schon Glaser Scherben, Weißbinder Tapetenreste auf dem Bauhof abgeben, doch - so Stahlberg - "wir kommen an die Kapazitätsgrenzen".

Daß das Thema nicht nur in Kronberg Interesse findet, zeigte die Teilnahme der städtischen Umweltberater von Oberursel und Königstein an der Informationsveranstaltung. hko

Fledermäuse schlafen bald hinter dicken Mauern Tunnel wird bis auf einige Schlupflöcher verschlossen / Nazi-Schatzjäger gefährden das Gewölbe

GRÄVENWIESBACH. Bis zum nächsten Winter sollen die Ein- und Ausfahrten des ehemaligen Eisenbahntunnels bei Grävenwiesbach zugemauert sein, bis auf einige Schlupflöcher zum Beispiel für Kröten, Ein- und Ausfluglöcher für Fledermäuse und einen Ein- und Ausstieg für Menschen. Der soll allerdings nur über eine Leiter erreichbar sein und mit Stahltüren verrammelt werden. Landrat Jürgen Banzer vermeldete jetzt die mit der Bundesbahn abgesprochene Schließung des Tunnels nach einem Fledermaus-Kontrollgang zusammen mit dem Artenschutzbeauftragten der Unteren Naturschutzbehörde, Richard Mohr.

23 Fledermäuse hatten Fledermaus- Spezialist Rohr und seine Helfer am Gemäuer des Tunnels im Winterschlaf entdeckt. Ihnen in Zukunft bessere Überlebensbedingungen zu verschaffen ist eines der Ziele der Tunnelschließung. Banzer während einer Pressekonferenz nach der Tunnelbegehung: "Auch für Menschen wird es hier allmählich gefährlich." Die in den Fels getriebene Eisenbahndurchfahrt könnte zwar noch das nächste Jahrhundert überdauern. Voraussetzung aber sei, daß sich niemand an dem 1,3 Kilometer langen Gewölbe zu schaffen macht: "Schatzsucher und Unbelehrbare, die immer noch glauben, hinter den Mauern befänden sich Produktionshallen für die Rüstungsindustrie aus dem Dritten Reich, brechen die Wände auf. Dadurch wird der Verfall beschleunigt."

Der Heimathistoriker Bernd Vorlaeufer-Germer erklärt dazu, daß in den Jahren 1943 / 44 über 1500 Menschen für die Nazis an Jagdflugzeugpropellern und Düsenaggregaten arbeiteten. Insgesamt habe sich die Anlage auf vier Etagen erstreckt, inklusive Bereichen für Abwasser und Frischluftzufuhr. Außer dem eigentlichen Tunnel sei heute davon jedoch nichts mehr vorhanden - man habe alles zubetoniert und herausgerissen. "Es ist völliger Blödsinn, nach Seitengängen zu suchen und die Wände auf Hohlräume abzuklopfen. Hier gibt's nichts mehr." Außer Fledermäusen natürlich. Die Exkursion zum Tunnel und anderen Winterquartieren der existenzbedrohten Tiere hat die letzte Statistik Mohrs aus dem Jahr 1991 überflügelt. Waren bei der Kontrolle 1991 87 Fledermäuse in Stollen, Ruinen und Wasserbehältern registriert worden, so zählte man nun 102 Tiere in 19 Quartieren. Unter den insgesamt acht entdeckten Arten waren Exemplare der Zwergfledermaus, der Rauhhautfledermaus, der Bartfledermaus, der Langohr- und der Mausohrfledermaus.

Fazit der Stichprobe: Mit einigen Fledermausarten geht es wieder bergauf, doch sind die nachtaktiven insektenfressenden Säugetiere nach wie vor höchst gefährdet und vom Aussterben bedroht. Fledermäuse gelten als unersetzliche biologische Schädlingsbekämpfer. off/jd

In der Böll-Schule ist morgen Ocuri-Fest

HATTERSHEIM. Prominenten Besuch erwartet die Hattersheimer Heinrich- Böll-Schule am Freitag, 19. März: René Böll, Sohn des Schriftstellers, wird zum Ocuri-Fest kommen.

Von 16 bis 18 Uhr wollen Schüler, Lehrer, Eltern und Gäste feiern, es gibt Musik und Informationen. Im Mittelpunkt des Festes steht die Partnerschule im bolivianischen Ocuri. René Böll möchte der Schule in Südamerika im kommenden Herbst einen weiteren Besuch abstatten. Dabei will er helfen, die Kontakte zwischen den beiden Lernstätten weiter zu festigen. kkü

Operette "Gasparone" in neuer Form im Kurtheater

BAD NAUHEIM. Der entscheidende Witz von "Gasparone", so wird in den Erläuterungen für die Operette von Karl Millöcker ausgeführt, ist, "daß die meisten Ereignisse, die da vor aller Augen passieren, Echos auf Ereignisse sind, die anderswo bereits passiert sind. So verlagert sich die Aufmerksamkeit von kunterbunten Aktionen auf ebenso kunterbunte Reaktionen".

Für die Aufführung am Dienstag, 23. März, um 19.30 Uhr im Kurtheater haben Ernst Steffan und Paul Knepler den Stoff textlich neugestaltet.

Die musikalische Leitung der Aufführung des Stückes um den Räuber Gasparone haben Martin Gärtner und Roland Schmiedel. Chor, Ballett und Orchester kommen vom Stadttheater Gießen.

Die Saat des Zweifels

Von Astrid Hölscher

Wie demontiert man einen Kanzlerkandidaten? Die Fragestellung - im Zusammenhang mit der SPD zumal - erscheint nicht eben neu, seltsam Vertrautes taucht da aus der Erinnerung empor. Hatten wir alles schon, amtierende Kanzler und Kandidaten, denen wechselweise von Parteibasis oder Verwaltungsspitze (Stichwort: Baracke) Fallstricke gelegt wurden auf dem Weg zur (Wieder-)Wahl. Die sich darin verfingen wie Johannes Rau oder schließlich die Seile kappten wie Helmut Schmidt. Auch dies nicht unbekannt: eine Führungstroika, in der jeder dem anderen zu Recht mißtraut. Nur die Namen haben sich geändert, von Brandt/ Schmidt/Wehner zu Engholm/Lafontaine/Klose; und zuweilen kommt der Verdacht auf, daß die Zahl drei zur Kennzeichnung der Aspiranten auf die Chefpositionen lange nicht reicht. Immer dann zum Beispiel, wenn der Niedersachse Gerhard Schröder wieder mal beteuert, er sei ganz zufrieden in seinem Lande.

Jetzt also Björn Engholm. Ihn zu demontieren, gibt es unübersehbar ganz handfeste Interessen, zuerst zu suchen in der Bonner Regierungskoalition. Ein Gegenkandidat, den Bürger-Wohlwollen an die Spitze der Popularitätskurve getragen hat (Februar-Wert: 72 Prozent), auf eine Position, die ehedem Hans- Dietrich Genscher oder Rita Süssmuth hielten, wirkt besonders lästig in Zeiten des gemeinen Überdrusses an Parteien und ihren Repräsentanten. Eine SPD ohne Engholm, das belegt nicht nur das hessische Meinungsbild, wäre von Union und FDP weitaus weniger zu fürchten, bieten die Sozialdemokraten doch jederzeit und aktuell besonders die Gewähr für interne Querelen und kleinlichen Streit. Da helfen auch keine Berliner Aufbruchsignale ins Jahr 2000; die Zeit bis dahin gilt es schließlich noch zu überbrücken.

Die Interessenten sind klar, sie äußern sich inzwischen mehr als durchsichtig. Die Demontage-Arbeit erledigen andere, fürs Grobe gibt es Medien. Wobei deren Enthüllungseifer gar nicht unbedingt auf die Person und die Partei zielen muß, sondern angesichts verschärften Konkurrenzdrucks eher Auflagenziffern und Einschaltquoten avisiert. Die aber sind zu steigern, und sei der ursprüngliche Anlaß noch so klein. Man nehme die ganz große Kasserolle und werfe hinein: Barschel und Engholm, Nilius und Pfeiffer, Jansen und Ahrendsen. Die Zutaten harmonieren nicht, doch das Ziel ist erreicht: Das Gemisch stinkt abscheulich.

Nein, es geht nicht darum, Geschichte umzuschreiben, schon gar nicht darum, den Machenschaften des Uwe Barschel das Attribut angeblich vorzusetzen. Die Lüge eines SPD-Referenten exkulpiert noch nicht den Täter von einst. Indes die Saat des Zweifels ist gelegt - und sie könnte aufgehen. Wenn nicht die Beteiligten, allen voran Engholm selbst, deutlicher als bisher zu unterscheiden beginnen zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen ehrenwerten, aber politisch verhängnisvollen Entscheidungen und falscher, unehrenhafter Politik.

Es war schon immer etwas schwieriger, zu differenzieren im politischen Geschäft, wo die Eintopfküche aus Gerüchten und Unterstellungen überhand nimmt. Und der Kieler Regierungschef macht diese Aufgabe nicht eben leichter, wenn er pauschal von dem "Mist" spricht, den Leute seines Vertrauens bauen. Da wachsen zumindest Zweifel an der Menschenkenntnis des Kandidaten.

Die Unterschiede freilich, es gibt sie. Einerseits Günther Jansen, dieser Minister mit "sozialer Macke", dessen Ausmaß an Großmut einem mißtrauischen Publikum so schwer zu vermitteln ist. Er ist in der Tat ein nordisches Eigengewächs, nicht vorstellbar in anderen Landesparteien, in denen mit harten Bandagen um Macht und Pfründe gekämpft wird (da wäre der Mann vielleicht Kassier geworden). In der SPD weiland Jochen Steffens aber, in Schleswig-Holstein, wo über Jahrzehnte keine Posten zu besetzen waren, konnten eben zuweilen Menschen an die Parteispitze gelangen, deren Qualität nicht in erster Linie am spitzen Ellenbogen zu messen ist. Andererseits Klaus Nilius, der Geldbote mit dem Geschick, Unwahrhaftigkeiten erst zuzugeben, wenn sie verjährt sind; juristisch, nicht politisch. Der auch bei Freunden des Kanzlerkandidaten die Frage provoziert, mit welchen Leuten Engholm sich eigentlich umgibt: Warum mit einem Referenten, dessen Rolle als SPD-Pressesprecher während der Barschel-Affäre immerhin als so schillernd erschien, daß er (wie jetzt wieder) 1987 schon einmal in Urlaub geschickt wurde?

Skeptische Fragen, nagende Zweifel. Sie kehren nicht die Rollen um, machen aus Opfern keine Täter. Doch sie sind auch nicht mit einem Achselzucken zu beantworten. Wie demontiert man einen Kanzlerkandidaten? Anleitungen dazu lesen, hören wir täglich in Folge. Am besten, das lehrt die Parteigeschichte, hat die SPD so etwas allerdings noch immer selbst geschafft, ohne Unterstützung von außen. Und darin, in der Zerrissenheit seiner Partei, die durch den "Realitätsschock" von Hessen eher noch vertieft wird, liegt vielleicht das größere Problem des Björn Engholm. Größer jedenfalls als die Lüge eines Mitarbeiters.

Bei der AW "wächst nichts Jüngeres nach" Jahreshauptversammlung schlecht besucht / Noch kann Jahresprogramm aufrechterhalten werden

BAD VILBEL. Nur zwölf der noch verbliebenen 288 Mitglieder besuchten die Jahreshauptversammlung des Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt. Vorsitzender Waldemar Winterstein mußte registrieren, daß im vergangenen Jahr 15 Mitglieder verstorben waren. Neueintritte gab es nicht. Winterstein: "Es wächst nichts Jüngeres nach." Zwei Drittel der Mitglieder des Vereins, dessen Schwerpunkt die Betreuung von Senioren / Seniorinnen ist, sind älter als 65 Jahre.

Der Ortsverein hat, wie aus dem Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden und der Klubleiterinnen hervorging, das schon seit vielen Jahren laufende Jahresprogramm, das schon vom früheren Vorsitzenden, Walter Körber, in Gang gesetzt worden war, aufrechterhalten können. Im Jahresreigen bietet die AW eine große Faschingssitzung mit den Fidelen Sandhasen, ein Frühjahrskonzert der Stadtkapelle im Mai, den Seniorennachmittag im Rahmen des Vilbeler Marktes im August sowie die große Weihnachtsfeier im Dezember, deren Programm örtliche Vereine kostenlos gestalten. Allerdings hatte der viele Jahre von Maja Rosing organisierte Weihnachtsbasar im Jahr 1992 eingestellt werden müssen.

Die Seniorenklubs, die auf dem Heilsberg von Erika Galster, in Dortelweil von Hannelore Hisgen, in Gronau von der Seniorin Ella Klaps und in der Talstadt von Marianne Bach geleitet werden, klagen zwar über einen Rückgang der Mitglieder, aber - so Winterstein - "die Klubs laufen".

Als lebendiger Teil des Ortsvereins habe sich wieder der SeniorInnen-Tanzkreis Dortelweil, der von Edith Steinbrenner geleitet wird, erwiesen. Edith Steinbrenner habe auch die Schirmherrschaft für eine große Tanzveranstaltung übernommen, zu der die Stadtverwaltung am Mittwoch, 24. März, um 15 Uhr in das Kurhaus eingeladen hat.

Der Vorstand, der von der Mitgliederversammlung entlastet wurde, besteht unverändert aus Winterstein, dem zweiten Vorsitzenden Maja Rosing, Kassierer Gerhard Winterstein und Schriftführerin Heike Stephan. Die Anzahl der Beisitzer/-innen hatte sich im abgelaufenen Jahr um zwei auf vier vermindert. Die nach der Satzung erforderliche Anzahl von drei Beisitzern ist damit noch gewährleistet. Wie Winterstein mitteilt, sind die Beisitzerinnen Marianne Bach und Käthe Eisengardt im Laufe des Jahres ausgeschieden. Sie haben die Vorstandsämter niedergelegt und sind aus der AW ausgetreten. Als Begründung wurde angegeben, sie müßten die Beitragszahlungen für die verschiedenen Vereine, denen sie angehören, "abspecken". Marianne Bach leitet aber weiter den SeniorInnenklub Talstadt. Mangels KandidatInnen konnten in der Jahreshauptversammlung keine neuen Beisitzer/-innen gewählt werden.

Der 64jährige Winterstein dankte in seinem Schlußwort den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die insbesondere beim Bad Vilbeler Markt die Bewirtung übernommen hatten. Der Vorsitzende dankte auch den Gewerbebetrieben, die zum Weihnachtsfest mehr als 6000 Mark für die Arbeit des Vereins gespendet hatten. Das Geld liege zum großen Teil noch auf dem nicht schlecht gepolsterten Konto der AW. hm

Donnerstag, 18. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: 20 Uhr, "Limb's Theorem"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt" ; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans". Fritz Rémond Theater im Zoo, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial."

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 und 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, "94-56-89 Marilyn Monroe".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "Death and the maiden".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, B 3 (Black Blanc Beur) - "Rapetipas"; Studiobühne: 21 Uhr, Elettra de Salvo, "Bleiche weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Marina Abramowic / Charles Atlas, "The Biography".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Kabarett, "Piranjas".

Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 0: 20 Uhr, "Emigranten".

Kommunales Kinder- und Jugendtheater: 10.30 Uhr, "Ikarus" (ab 4 J.); Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2.

Kinder- und Jugendtheater Frankfurt im Bürgerhaus Nordweststadt: 16 Uhr, "Der falsche Prinz".

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61-23: 20 Uhr, Die Traumtänzer - "Im Lauf der Zeit".

Kinder- und Jugendhaus Gallus, Idsteiner Str. 73, Tel. 73 42 28: 15 Uhr, Wum-Theater, "Kommst Du mit nach Durian" (ab 6 J.).

Kinderhaus Goldstein, Am Kiesberg 3, Tel. 666 36 87: 16 Uhr, Musikalisches Theater, "Stadtabenteuer" (ab 5 J.).

KIP-Kinder in Preungesheim: 15.30 Uhr, Duo Kunterbunt, "Die Sternenfänger - Kinderlieder zum Abheben" (ab 4 J.); Gemeindehaus Kreuzgemeinde, Alt-Preungesheim 22.

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper, am Theaterplatz: 20 Uhr, Limb's Theorem, Ballett.

Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Paco de Lucia.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Terry Hoax.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzkeller, Kleine Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, The New Doug Hammond Trio.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, The Blues Cruisers.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Bryan Anderson Trio.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, All Colours. Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Black Jack.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Marcus Schinkel Trio.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.

Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Cooky's,Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Pump.

Nachtleben, Kurt-Schumacher-Str. 45: 22 Uhr, Disco.

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15: 20 Uhr, Blockflötenmusik.

Ev. Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstr./ Ecke Neuhofstr.: 19 Uhr, Bläsermusik - Purcell-Brass-Ensemble. Literatur / Lesungen Hessisches Literaturbüro im Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: 20 Uhr, Autorenlesung Ralf Rothmann - "Stier".

Büchergilde Gutenberg, BfG-Hochhaus, Theaterplatz 2: 20 Uhr, Autorenlesung Valentin Senger - "Die Buchsweilers".

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Vortrag im Rahmen der Reihe "Am Anfang war das Wort": "Walter Benjamin als Bibliothekar".

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Autorenlesung Ludwig Lugmeier - "Wo der Hund begraben ist". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte den Seiten 32 und 33 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung "Werke und Räume".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Vortrag "Frauen und Mafia".

Verein für Geschichte und Landeskunde: 19.30 Uhr, Lichtbilder-Vortrag "Bauten der Hygiene im Wilhelminischen Frankfurt"; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.

Frankfurter Juristische Gesellschaft: 18 Uhr, Vortrag "Wahrheitsfindung und Menschenwürde"; Frankfurter Hypothekenbank, Plenarsaal, Große Gallusstr. 2 a.

Deutscher evangelischer Frauenbund: 15.30 Uhr, Vortrag "Die Frauenbewegung nach dem Ersten Weltkrieg"; Dominikanerkloster, Kurt- Schumacher-Str. 23.

Stadtwerke, Hauptwache-Passage: 17 Uhr, Vortrag "Was gibt's Neues auf dem Gerätemarkt?".Sonstiges Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Lstr. 233: 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.

Café Rosa L., Windeckstr. 62: 20 Uhr, Live- Musik, Band "third man lost".

City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg.

Männerzentrum, Neuhofstr. 41: 20 Uhr, Männerforum zu heiklem Thema.

Katholische Studenten-Gemeinde, KSG, Koselstr. 15: 19 Uhr, KSG, "In Frankfurt er-leben". Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstr. 3, Tel. 7 89 16 11; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Str. 1, Tel. 39 66 41; Feuerbach- Apotheke, Westendstr. 42, Tel. 72 10 32; Ried- Apotheke, Bergen-Enkheim, Triebstr. 20, Tel. 0 61 09 / 3 55 55; Ronneburg-Apotheke, Preungesheim, Kreuzstr. 7, Tel. 54 58 33; Rotlint-Apotheke, Rotlintstr. 80, Tel. 45 40 46; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schwarzbach-Apotheke, Schwanheim, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Hochhaus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Gutmann, Alt-Fechenheim 51, Ffm. 61, Tel. 42 12 14. Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Wer bietet ungarischen Gästen im Juni Logis?

HATTERSHEIM. Gastfreundliche Familien sucht die Stadtverwaltung für den Besuch von 60 Personen aus der ungarischen Partnerstadt Mosonmagyarovár. Von Freitag, 11., bis Sonntag, 13. Juni, soll in Hattersheim ein deutsch-ungarisches Fest gefeiert werden.

Die Städtepartnerschaft war im Dezember vergangenen Jahres vom Parlament beschlossen worden. Nun soll die Beziehung mit Leben erfüllt werden. Wer dabei helfen und den Gästen ein Quartier bieten möchte, kann sich im Büro von Bürgermeister Alfred Schubert, Telefon 0 61 90 / 80 81 31, melden. kkü

"Missa in Beat": moderne Kirchenmusik - ein bißchen fetziger Am Sonntag singt der Jugendchor das Stück im Gottesdienst von St. Bardo in Petterweil / Dirigent Hans-Peter Müller sucht Mitglieder

KARBEN. Der Rhythmus erinnert an traditionelle Jazz-Nummern, die Melodie könnte aus einem Pop-Song stammen, der Text klingt nach dem Werk eines zeitkritischen Liedermachers: "Die Reichen werden immer reicher. Die Armen schreien immer ärmer." Erst der Refrain bringt die Auflösung: "Herr erbarme Dich." Die 20minütige "Missa in Beat" des Komponisten Rudolf Nardelli zählt zur Musikgattung "Sakro-Pop".

"Moderne Kirchenmusik - ein bißchen fetziger", so beschreibt Dirigent Hans- Peter Müller (31) das Stück, das er seit Jahresbeginn mit dem Jugendchor Sankt Bardo einstudiert. Am morgigen Sonntag werden die Chormitglieder - zwölf Frauen und Männer, 16 bis 24 Jahre alt - die "Missa in Beat" aufführen: neun Uhr, im Gottesdienst der Gemeinde.

"Ein Kirchenchor hat immer die Möglichkeit, aufzutreten", freut sich Hans- Peter Müller über die Gelegenheit, den Gottesdienst zu gestalten. Passend zum liturgischen Kirchenjahr singt der Jugendchor Sankt Bardo moderne Messen, poppige Kirchenlieder, Gospels und Spirituals. Montags von 19 bis 20 Uhr feilen die Sängerinnen und Sänger im Bürgerhaus Petterweil an ihrem Repertoire.

Generalprobe der "Missa in Beat": Im Halbkreis sitzen die Jugendlichen auf der Bürgerhaus-Bühne. Ihnen gegenüber: Chorleiter Hans-Peter Müller am Flügel. Der dritten Satz, "Suchst Du den Bruder, so findest Du Gott", muß noch geübt werden. Müller zu den Sängerinnen und Sängern: "Beim allerersten Einsatz, da müßt ihr volle Kanne". Die Jugendlichen beginnen von vorne, singen den Anfang kräftiger. Musiklehrer Müller nickt zufrieden.

Bei den Tenören singt Stephan Erb (23). Das Besondere: Der Student trifft den richtigen Ton, ohne Noten lesen zu können. "Das hab&rquote; ich nie gelernt", gesteht er. Seine Methode: "Ich weiß halt, wie es hoch und runter geht." Und den ersten Ton gibt sowieso der Chorleiter vor.

"Wir haben keinen Anspruch, perfekt zu sein", sagt Hans-Peter Müller: "Wenn&rquote;s Spaß macht, klingt&rquote;s auch gut." Vor allem deshalb ist Rupert Pfeiffer (24) in den Chor eingetreten. Der Student aus Bönstadt: "Wo wird man sonst noch an den Gesang herangeführt?" In den Gesangvereinen säßen meist nur ältere Leute, die Auswahl der Lieder sei altbacken. Der Sakro-Pop, meint Rupert Pfeiffer, habe dagegen was "aus der flower-power- Zeit". Die christlichen Texte und der Glaube stehe nicht im Vordergrund. Clemens Gresser (20), Gründungsmitglied des fünf Jahre alten Jugendchors, nickt: "Erstmal geht&rquote;s um die Musik."

Im Jahr 1988 hatte der damalige Leiter des katholischen Kirchenchors, Martin Winkler, den Jugendchor ins Leben gerufen. Zunächst sang nur eine Handvoll Jugendlicher einstimmige Lieder. Doch schon bald wuchs die Mitgliederzahl auf 18 Sängerinnen und Sänger und es konnten vierstimmige Werke einstudiert werden. Seit 1989 dirigiert Hans-Peter Müller, Protestant, ("Ich habe mich selbst gewundert, daß das so problemlos ging") den Chor. Weil viele Mitglieder der Anfangsjahre inzwischen wegen ihres Studiums oder der Berufsausbildung aus der Wetterau weggezogen sind, sucht der Jugendchor nun neue Mitglieder. Notenkenntnisse sind nicht erforderlich, die Konfession spielt kein Rolle. Trotzdem sind die sechs Frauen- und sechs Männerstimmen überwiegend Petterweiler Katholiken. Clemens Gressers Erfahrung: "Wir haben kaum die Chance, Fremde zu kriegen. Die sind abgeschreckt vom Wort Kirche." JÖRN KOPPMANN

Die Dippold hat alles im Griff Fünf Rektoren erlebt

Zuweilen genießt Helga Dippold jene Autorität, die der einer gerichtlichen Berufungsinstanz gleichkommt. Dies zeigt sich gleich in der ersten großen Pause: Soeben ist einer der kleinen Rotzlöffel seinem Ruf gerecht geworden, was eine unschöne Hinterlassenschaft auf dem Schulhofpflaster zur Folge hat. Solches, von Anna aus der 2 b gemeldet, erfordert die Intervention von Frau Dippold. "Sag dem Andreas einen schönen Gruß", sagt diese in einem Ton, der wenig Schönes ahnen läßt. Andreas möge hier erscheinen. Andreas erscheint, in Reuepose, den Kopf gesenkt. Nein, Andreas ist kein Lama und führt sich auch zu Hause nicht auf wie auf dem Schulhof. Andreas tritt ab.

Die Michael-Grzimek-Schule in Nieder-Eschbach ist das Terrain von Helga Dippold. Seit 30 Jahren. Eine Vorstellung von der zeitlichen Dimension stellt sich ein, wenn man bedenkt, daß die Hausverwalterin in diesen Jahrzehnten Generationen von Schülern die aufgeschlagenen Knie bandagiert, blutende Nasen gestillt, verlegte Turnbeutel eingesammelt und fünf Rektoren "mitgemacht" hat. Wobei dieses so vielstimmig instrumentierte "Mitmachen" eine Leiderfahrung andeutet, die man erfährt, wenn man sich als Frau durchzusetzen hat.

Daß der Pedell ein weiblicher ist, verdankt sich auch der fortschrittlichen Ideologie des Stadtschulamtes, für das eine Frau und ein defektes Zylinderschloß kein Widerspruch an sich ist. Während unlängst in Dortmund eine Anwärterin auf das Amt der Schulverwalterin erst Gerichte überzeugen mußte, überzeugen in Frankfurt Hausmeisterinnen seit Jahren durch die unauffällige Verrichtung ihres Tagwerks. Selbstverständlich "steht sie ihren Mann", wie Frau Dippold sagt, als sei der eigene Maßstab nicht ausreichend, wenn defekte Neonröhren ausgewechselt, Schlösser geölt werden müssen.

Das Verhältnis zwischen Hausmeisterin und Kindern ist an dieser Schule ein unproblematisches. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Direktheit, die Frau Dippold als Teil ihres niederbayerischen Erbes interpretiert, genießt sie bei den Schülern eine mit Respekt durchwirkte Zuneigung. Die verschiebt das Erscheinungsbild der Hausmeisterin emotional in Richtung Ersatzmutter. "Wenn irgend etwas ist", sagt Herr Teubner, "schreien die Kinder ,Frau Dippold, Frau Dippold.&rquote;" Herr Teubner ist von der Landesbildstelle. Ein zuverlässiger Augenzeuge, der seit 29 Jahren im Dienst der bilddokumentarischen Aufklärung an den Schulen unterwegs ist und gelegentlich zu einer Tasse Kaffee geladen wird. Dann redet man über alte Zeiten und die neuzeitliche Kälte zwischen den Menschen.

Der Freiheit, in der die Schüler groß geworden sind, versucht Helga Dippold ein Maß zu geben. Wie ein Jockey, dessen Pferd auf der Trabrennbahn in die verbotene Gangart des Galopp zu fallen droht, zügelt Frau Dippold die ungestüm hereinsausenden Kinder, welche den Milchdienst versehen und die bereitgestellte Kiste mit den Kakaoflaschen in die Klassenzimmer zu tragen haben. Was sagt man? Guten Morgen, sagt man.

Die erzieherischen Methoden sind einfach und wirkungsvoll. Wenn eine Milchflasche zu Bruch geht, wird unterschieden zwischen Unglücksfall und Vorsatz. Der Vorsatz kostet den Delinquenten 30 Pfennig.

Der Volleinsatz, den Helga Dippold als "Mit-Leib-und Seele-dabeisein" beschreibt, ist auch ein zeitlicher. Dienstschluß ist erst, wenn der TUS Nieder- Eschbach gegen zehn Uhr abends die Turnhalle räumt und Helga Dippold auf einen Sprung herüberkommt, um abzuschließen. So gesehen, gehört Helga Dippold eben doch, wie sie unsentimental sagt, zum Inventar. sar

Wir gratulieren

Frau Fanny Dambach, Kl.-Karben, zum 86. Geburtstag.

Frau Maria Boccolato, Groß-Karben, zum 70. Geburtstag.

Frau Marie Rack, Groß-Karben, zum 81. Geburtstag.

Frau Margarete Wagner, Rendel, zum 78. Geburtstag.

Frau Marianne Dietz, Rendel, zum 81. Geburtstag.

Kleine FR

Familie und Beruf MÜHLHEIM. "Wie kriege ich Familie und Beruf unter einen Hut?" lautet der Titel eines Referats von Karin Dunkel, das beim Alleinerziehenden-Treff am Samstag, 20. März, 15 Uhr, beim Verein Frau-Mutter-Kind in der Lessingstraße 25 gehalten wird. Kinder werden bei der Veranstaltung betreut. Kreis gibt Zuschuß MÜHLHEIM. Einen Zuschuß von 1200 Mark gibt der Kreis der Mühlheimer Interessengemeinschaft für Behinderte. Diese Selbsthilfeorganisation für körperlich Behinderte trifft sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch, leistet Hilfe, organisiert kulturelle und gesellschaftliche Aktivitäten. Eigenmittel und Spenden reichen für die Arbeit noch nicht aus. Deutschlandpokal MÜHLHEIM. Das 1. Corps der Vergnügungs-Karnevalsgesellschaft "Sonnau" hat nicht nur die Deutsche Meisterschaft im Gardetanz Marsch, sondern auch den Deutschlandpokal gewonnen, der vom Gardetanzsportverband an das punktbeste Team der Saison vergeben wird. Am 27. und 28. März nehmen die Sonnau-Gardemädchen an den Europa-Meisterschaften in Augsburg teil. Fremdsprachensekretärin OBERTSHAUSEN. Frauen, die eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin reizt, können sich in der Georg-Kerschensteiner-Schule noch für das nächste Schuljahr anmelden. Die zweijährige vollschulische Ausbildung umfaßt neben Englisch wahlweise Französisch oder Spanisch, Stenographie, Datenverarbeitung. Informationen gibt es in der Kerschensteiner-Schule, Georg-Kerschensteiner Straße 2, Telefon 0 61 04 / 46 85.

AW organisiert zwei Freizeiten für Kinder

MAIN-TAUNUS-KREIS. Zwei Ferienfreizeiten bietet der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AW) für Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren an. Vom 27. Juli bis zum 10. August fährt eine Gruppe nach Bokel in der Nähe von Bremen. Dort sind die Jungen und Mädchen in einem Schullandheim untergebracht. Die zweite Tour führt vom 9. bis 23. August nach St. Andreasburg im Harz.

Die Kosten pro Freizeit belaufen sich auf 590 Mark; Ermäßigungen sind möglich. Informationen und Anmeldungen bei der Arbeiterwohlfahrt unter der Rufnummer 0 61 90 / 45 13. kkü

Bundeswehr-Ritual in Ortenberg im Widerstreit der Meinungen

300 Männer geloben Treue

ORTENBERG. Der Streit über eine Rede des CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Schwarz-Schilling beim morgigen Rekrutengelöbnis auf dem Ortenberger Marktplatz spitzt sich zu. Der Landtagsabgeordnete und Wetterauer SPD- Vorsitzende Gerhard Becker, der wegen der Rede Schwarz-Schillings nicht an dem Gelöbnis teilnehmen wird, wehrt sich gegen Vorwürfe des Ortenberger Bürgermeisters Otto Emrich. Es sei "schlichtweg unredlich", wenn Emrich seine Absage als einen Boykott gegen "die gesamte Stadt Ortenberg" interpretiere. Weitere Behauptungen dieser Art werde er "als den Versuch der bewußten Rufschädigung werten", schrieb Becker dem Ortenberger Rathauschef in einem der FR vorliegenden Brief. Der Wetterauer CDU-Kreisvorsitzende Norbert Kartmann warf Becker vor, den früheren Bundespostminister "dämonisieren" zu wollen. Es sei "heikel", wenn der Sozialdemokrat die Überlegungen seines Parteifreundes zur Rolle der Bundeswehr als grundgesetzwidrig darstelle. Zwischen Schwarz- Schilling und der Union bestünden in der Frage eines stärkeren deutschen Engagements im Jugoslawien-Konflikt "keine Differenzen".

Schätzungsweise 300 Bundeswehrrekruten geloben am Freitag, 16 Uhr, auf dem Marktplatz von Ortenberg, Deutschland "treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Ein Großteil der Rekruten gehört der 4. Batterie des Beobachtungsbataillons 23 aus Stadtallendorf an, für die Ortenberg im Anschluß an das Gelöbnis eine (mit der 2. Batterie begonnene) Patenschaft übernimmt. Aus diesem Anlaß beteiligen sich zahlreiche Ortenberger Vereine an der Zermonie, der um 18.30 Uhr die offizelle Patenschaftsveranstaltung im Bürgerhaus folgen soll. Zuvor gibt es ab 17.30 Uhr Erbsensuppe am DRK-Haus. Abends darf bis in die späte Nacht im Bürgerhaus getanzt werden. Während der Gelöbnisfeier (Lesen Sie dazu unsere nebenstehenden Gastbeiträge) spricht außer dem Kommandeur Becker kommt nicht des Beobachtungsbataillons 23 alleine der CDU-Bundestagsabgeordnete Schwarz-Schilling. Für den Sozialdemokraten Becker, der ohne dies zu wissen zunächst seine Teilnahme zugesagt hatte, ist das der Grund, nicht nach Ortenberg zu kommen (die FR berichtete): "Dr. Schwarz-Schilling ist aus dem Kabinett Kohl ausgetreten, weil er sich schämte, dieser Regierung anzugehören, die nicht mehr tue, um das schlimme Völkermorden in Jugoslawien zu beenden. Er meinte damit den aktiven Einsatz auch der jungen Soldaten, die auf dem Marktplatz Ortenbergs vereidigt werden sollen."

In seinem Brief an Emrich wiederholte der Bundeswehrbeauftragte der SPD- Landtagsfraktion erneut sein Unverständnis über die Beibehaltung der Einladung an Schwarz-Schilling nach dessen Rücktritt als Bundespostminister. Ihm liege es fern, Ortenberg oder die Bundeswehr zu boykottieren, sagt der Sozialdemokrat. Die Bundeswehr habe sich in der Vergangenheit "ungemeine Verdienste" erworben, sagt Becker, der dort zuletzt als Oberfeldwebel der Reserve tätig war. Die Frage, ob deutsche Soldaten künftig nicht mehr nur zur Landesverteidigung eingesetzt werden sollen, sei "viel zu ernst", um in Gelöbnisfeiern oder Briefwechseln abgehandelt werden zu können, schreibt Becker an Emrich und schlägt vor: "Ich (bin) sehr gerne bereit, mit allen Interessenten, natürlich auch mit Soldaten, zu diskutieren. Vielleicht könnten Sie als Bürgermeister solch eine Diskussionsrunde organisieren, diese hätte auch den Vorteil, daß Soldaten mitreden könnten."

Der CDU-Kreisvorsitzende Norbert Kartmann bezeichnete es im Gespräch mit der FR als "nicht unüblich", daß auch Politiker ohne parteiübergreifende Ämter Schwarz-Schilling spricht zu Gelöbnissen eingeladen werden und unterstützte die Position von Schwarz- Schilling im Jugoslawien-Konflikt ausdrücklich. "Die Differenzen entstehen dort, wo wir die Frage stellen, ist das ein Koalitionsthema oder nicht", sagte Kartmann im Gespräch mit der FR mit Blickauf Bonn, wo CDU und FDP sich nicht einig in der Frage nach einer Neudefinition der Rolle der Bundeswehr sind.

Für ihn, so Kartmann, gehe in Bosnien "die Humanität vor die Hunde". Aus diesem Grund sollten alle rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, damit Deutschland sich gegebenenfalls an militärischen Einsätzen der Völkergemeinschaft im Jugoslawien-Konflikt beteiligen könne und sich außenpolitisch nicht isoliere. Zugleich plädierte der Christdemokrat dafür, die Bosnier offiziell mit Waffen zu beliefern. Wer einen Stillstand der Gefechte erreichen wolle, müsse "zunächst einmal die Waffengleichheit herstellen". BERND SALZMANN

Von unserer Mitarbeiterin Anne Riedel

Dies ist ein besonderer Augenblick im Leben eines Wehrpflichtigen

Am 19. März werden die Soldaten auf dem Ortenberger Marktplatz geloben, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Dies ist ein besonderer Augenblick im Leben des Wehrpflichtigen, denn er bekennt sich vor allen Anwesenden dazu, daß er die Pflichten, die ihm unsere Verfassung auferlegt, erfüllen will, Deshalb ist ein solches Gelöbnis in einem würdigen Rahmen durchzuführen, um die Bedeutung dieses Augenblicks zu unterstreichen. Das Heeresmusikkorps 2 gibt den musikalischen Rahmen, die anwesenden Vorgesetzten bekunden die kameradschaftliche Verbundenheit und die Truppenfahne symbolisiert unseren Staat.

Besonders wichtig aber erscheint mir die Anwesenheit der Eltern, Verwandter, Freunde der angetretenen Soldaten und der Bürger Ortenbergs. Zeigen sie doch damit ihre Verbundenheit mit den Staatsbürgern in Uniform und ihre Anerkennung für die Pflichterfüllung dem deutschen Volke gegenüber.

Die Gelöbnisrede wird stellvertretend für das Volk von einem politischen Mandatsträger gehalten. In Ortenberg wird Herr Dr. Schwarz-Schillig (MdB) sprechen.

Die Wehrpflicht ist für die meisten jungen Männer mit einem Einschnitt in ihre bisherigen Lebensumstände verbunden, in der Regel stellt sie hohe Anforderungen. Der Soldat leistet diesen Dienst für das Volk, das am Gelöbnistage durch die anwesenden Zuschauer vertreten wird.

Die Teilnahme der Bevölkerung, die Symbole des Staates und der feierliche Rahmen sind somit wichtige Bestandteile des Gelöbnisses.

Im Vorfeld dieser Veranstaltung sind auch einzelne kritische Stimmen aufgetreten. Bei allem Respekt vor einer anderen Meinung bitte ich jedoch darum, daß bei der Kritik an Formen und Symbolen nicht vergessen wird, daß im Mittelpunkt des Gelöbnisses der wehrpflichtige junge Mann steht.

Warum führen wir dieses Gelöbnis nun in Ortenberg durch?

Die Stadt und das Beobachtungsbataillon 23 sind seit 1966 eng verbunden, und es besteht seit 1970 ein offizielles Patenschaftsverhältnis.

Diese Patenschaft besteht nicht nur auf dem Papier. Bürger und Soldaten haben gemeinsam an vielen Veranstaltungen teilgenommen, viele gemeinsame Erlebnisse verbinden sie. Ich möchte stellvertretend nur einige Beispiele anführen.

So halfen die Soldaten 1990 mehrere Wochen, in den Ortenberger Wäldern die Orkanschäden zu beseitigen. Bürger und Soldaten haben 1992 gemeinsam einen Hilfstransport für notleidende russische Kinder organisiert und durchgeführt.

Abordnungen Ortenberger Bürger besuchen die Soldaten regelmäßig bei Truppenübungsplatzaufenthalten.

Aus diesen gemeinsamen Erlebnissen sind zwischen den Ortenbergern und den Soldaten des Beobachtungsbataillons 23 viele enge persönliche Beziehungen und Freundschaften entstanden. Wir Soldaten fühlen uns wohl in Ortenberg und möchten nun den Ortenbergern Gelegenheit geben, am feierlichen Gelöbnis "ihrer" Soldaten teilnehmen zu können. Dipl.-Ing. Frank Hille Unser Gastautor ist Hauptmann und in seinem Bataillon für Ausbildung und Führung zuständig. Er bereitete maßgeblich die Feier in Ortenberg vor.

Senioren können sich für zwei Fahrten anmelden

MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Caritasverband Main-Taunus bietet zwei Seniorenfreizeiten an. Von 31. August bis 10. September ist Tauberbischofsheim das Ziel, von 23. August bis 12. September Höchst im Odenwald. Die Tour in die Fechter-Hochburg kostet inklusive Vollpension 684 Mark. Wer im evangelischen Jugendzentrum in Höchst dabeisein will, zahlt 1245 Mark.

Für beide Freizeiten sind Zuschüsse von Land und Kreis möglich. Wer noch Fragen hat oder sich anmelden möchte, ruft an beim Bezirks-Caritasverband Hofheim, Pfarrgasse 4, Tel. 0 61 92 / 73 33. pms

Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Sneakers (15, 17.30, 20 Uhr).

Central: Hoffa (16.30, 19.45 Uhr).

C'est la vie: Ein ganz normaler Held (15.30, 18, 20.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Sommersby (14.30, 17, 20 Uhr). Kino II: Ein ehrenwerter Gentleman (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15), Alarmstufe: Rot 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (16 Uhr), Ein Mann für jede Tonart (19.45 Uhr); Pink Floyd - The Wall (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Dracula (20.15 Uhr).

Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr), Verhängnis (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Dracula (20.15 Uhr).

Casino: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Jazzkeller Philippsruher Allee, "Open Stage", 21 Uhr.

"Zeiträume/Hautreize", experimentielles Tanztheater mit Sabine Scholz, 20 Uhr Olof-Palme-Haus, Pfarrer-Hufnagel- Straße.

Maintal. Ausstellung "Schizoide Morphinisten" von Florian Mayr, 20 bis 21.30 Uhr, QNSD-Galerie, Mozartstraße 4, Dörnigheim.

Bruchköbel. "Non(n)sens", von Dan Goggin mit Angele Durant, 20 Uhr Bürgerhaus. Großkrotzenburg. Kulturwoche: "Gabi Mohnbrot", Deutsch-Rock 20 Uhr Jugendzentrum im Bürgerhaus.

Langenselbold. Ausstellung "Terracotta" von Helmut Kiel, 10 bis 18 Uhr Galerie Kunstform, Gartenstraße 5.

Kurse

Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 9.15 und 10.30 Uhr Spiel- und Lerngruppen für Kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babies, 9.30 Uhr Französisch für Frauen, 14.15 Uhr Hausaufgabenhilfen für Heine-Schule, 15 Uhr Strickmaschinenkursus, 15 Uhr Yoga für Kinder, 19.30 Uhr Englisch für Frauen, 19.30 Uhr Vollwert-Rohkost.

Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 8.30, 9.30 und 10.30 Uhr Gymnastik, 9 Uhr Aquarellmalen für Anfänger, 9.30 Uhr Babytreff für Kinder unter 6 Monaten, 9.30 und 15.30 Uhr Spielkreis, 14.30 Uhr Musik für Kinder im Vorschulalter, 14.45 und 15.45 uhr Spielen und Turnen mit Babies, 15.30 Uhr Aquarellmalen für Fortgeschrittene, 17 Uhr Gymnastik für ältere Frauen, 19 Uhr Gymnastik für junge Frauen, 20 Uhr Stillgruppe, 20 Uhr Nähen, Neubeginn folgender Kurse: 9.30 Uhr Blumenschmuck für die Festtafel, 19 Uhr Kleine Menüs für Fest- und Feiertage, 19.30 Uhr Ostereier bemalen.

Vorträge/Diskussionen

Hanau. "850 Jahre Hanau - Gedanken zu einem Jubiläum", Vortrag des Kulturamtsleiters Günter Rauch, 19.30 Uhr Kammermusiksaal der Stadthalle.

Beratung/Selbsthilfe Hanau. Selbsthilfe-Kontakt-Telefon 10 bis 12 uhr, 25 55 00.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.

Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen, 17.30 Uhr Wachenbucher Straße 17, Telefon 7 23 38.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Theodor-Heuss-Str. 1, Großauheim.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 83 / 7 33 17.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Telefon 1 58 56.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle, 9 bis 17 Uhr, Sandeldamm 21, Teleofn 1 40 51.

Treffen des Seniorenschutzbundes Graue Panther, 15 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus.

Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Kontakt-Telefon 8 12 31 oder 3 97 26.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende durch die DFG, 19 Uhr Café Zeitlos, Martin-Luther- Anlage.

Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Wolfgang Bruder, 15 bis 16.30 Uhr, Barmer Ersatzkasse, Nürnberger Straße 2.

Sprechstunde der Lawine Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 10 bis 12 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Hanauer Hilfe Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten 9 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr, Salzstraße 11, Telefon 2 48 71 oder 2 20 26.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, 10 bis 13 Uhr offener Treff, 14 bis 17 Uhr Beratung, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks, 11 bis 19 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 31.

Sprechstunde der Kinder- und Jugendpsychiatrie 8.30 bis 12 Uhr, Telefon 0 61 81 / 1 40 59, Jahnstraße 10a.

Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, 10 bis 14 Uhr; Beratung Alkohol am Arbeitsplatz 14 bis 16 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.

Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Berliner Straße 58, Dörnigheim, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 25 10 97.

Gelnhausen. Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten, 10 bis 14 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 52 68.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 15 bis 19 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.

Aids-Beratung des Kreisgesundheitsamtes, 13 bis 15 Uhr, Landratsamt, Telefon 0 60 51 / 8 53 77.

Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 16 bis 20 uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14.

Birstein. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Friedrich Volz, 14 bis 16 Uhr Raiffeisenbank am Bahnhof.

Vereine Hanau. Öffentliche Mitgliederversammlung des Trägervereins Kulturzentrum Pumpstation, 19 Uhr, Schweinehalle. Langenselbold. Tauschabend der Briefmarkenfreunde 17.30 Uhr für Jugendliche, ab 20 Uhr für Erwachsene, Fröbelschule, Schulstraße. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, 16 Uhr Theater- und Geschichte(n)gruppe, altes Bürgerhaus.

Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 14.30 Uhr Kinderkeller, 15 Uhr Geburtstagskaffee, 17 Uhr FAN 70 offener Treff im Teehaus Marienstraße; 15 Uhr Mutter-Kind-Treff im Gemeindezentrum Großkrotzenburg,; 19 Uhr Malen und Meditation im Gemeindezentrum Waldsiedlung.

Maintal. Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, Hobbythek: 17 Uhr Aquarellkursus, 19.30 Uhr Zeichnen, 19.30 Uhr Hardanger Stickerei.

Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2a, Dörnigheim, 16 bis 19.30 Uhr Gruppenarbeit, Sport, Mädchengruppe.

Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14.45 Uhr Kinder- und Damenballett, 15 Uhr Töpfern.

Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind- Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur.

Bruchköbel. Seniorentreff, 15.30 Uhr Dia-Vortrag über Istanbul, im Don-Bosco- Haus.

Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 15 Uhr Frauenhilfe, 15 und 19 Uhr Makramee-Häkelei.

Nidderau. Stillgruppe des Kindervereins 15.30 Uhr Schloßberghalle.

Schöneck. Krabbelgruppe des Eltern- Kind-Vereins Struwelpeter für Kleinkinder von 1 bis 2 Jahren, evangelisches Gemeindehaus Büdesheim.

Jugendtreff Café Mars, 16 Uhr Video AG, 18 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

Evangelische Kirchengemeinde, 19 Uhr Jugendkreis, Im Ellenbügel 95.

Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14 Uhr Singkreis, Sozialstation Uferstraße.

Kinderspielnachmittag 15 bis 16.30 Uhr Jugendzentrum im Schloß.

Kostenloser Handarbeitsnachmittag für Schüler/innen der Klassen 1 bis 12, 15 Uhr Sozialstation Uferstraße.

Rodenbach. Evangelische Kirchengemeinde, Buchbergstraße 6, 9 Uhr Nähkursus, 20 Uhr Folkloretanz.

Seniorentreff: 14.30 Uhr TGS-Seniorengymnastik Schulturnhalle, 15 Uhr DRK- Gymnastikgruppe DRK-Haus, Ahornweg 3, 17.3 0Uhr Kegeln Bürgerhalle.

Grßkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 21 Uhr.

Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8, 15 Uhr Mutter-Kind-Café mit Kinderbetreuung, 19.30 Uhr offener Treff.

Bad Soden-Salmünster. Dia-Vortrag von Hans Kaiser über Mexiko, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindehaus.

Gebannt schaut der Ostsee-Rat auf Rußland

"Nicht unbesorgt" verfolge er die Entwicklung in Rußland, sagte Klaus Kinkel, und das war wohl die Untertreibung des Jahres. In Helsinki trafen sich die Anrainerstaaten der Ostsee, um über Möglichkeiten der Zusammenarbeit rund um das Binnenmeer zu beraten. Doch so wie der deutsche Außenminister blickten auch dessen Kollegen gebannt nach Moskau. Die Angst davor, daß der Reformprozeß in Rußland scheitern könnte, überschattete Beratungen, die eigentlich Fremdenverkehr und Straßenbau, Reaktorsicherheit und Meeresverschmutzung zum Thema haben sollten.

"Unumkehrbar" müsse die Entwicklung zu Demokratie und Marktwirtschaft werden, sagte Kinkel, und "gemeinsam dafür Sorge zu tragen", bezeichnete er als wesentlichste Aufgabe des Ostsee-Rates. Und das bedeutet, daß man im Augenblick alles vermeiden möchte, was den Moskauer Reformern zusätzliche Schwierigkeiten aufbürden könnte. So fand der russische Außenminister Andrej Kosyrew für harsche Ausfälle gegen die baltischen Staaten selbst bei den Angegriffenen ein gewisses Verständnis.

Als er anprangerte, daß die Rechte der russischen Minderheit in Lettland und Estland verletzt würden, als er die Probleme als so dringlich bezeichnete, daß umgehend besondere Maßnahmen beschlossen werden müßten und die Einsetzung eines Sonderbeauftragten für Menschenrechte forderte, um "jugoslawische Zustände" im Baltikum zu vermeiden, da meinte selbst sein estnischer Kollege Trivimi Velliste: "Er braucht das für daheim, und das ist verständlich", und westliche Außenminister wollten dazu am liebsten gar nichts sagen. Der lettische Außenminister Georgs Andrejevs brachte es auf den Punkt: "Obwohl Präsident Jelzins Haltung gegenüber den baltischen Staaten zuletzt negativer geworden ist, ist er ein weitaus besserer Zusammenarbeitspartner als zum Beispiel die Fanatiker, die kürzlich auf dem Kongreß der Volksdeputierten in Moskau auftraten."

Das mildert freilich die Sorge der Balten nicht, daß ihnen nun, da der Westen auch einem zu Hause abgehalfterten Jelzin die Stange hält, das gleiche Schicksal blüht wie in der Endphase der Gorbatschow-Ära. Damals waren die Unabhängigkeitsbestrebungen der baltischen Staaten der "freien Welt" recht unangenehm, da sie die Autorität des Sowjetführers anknabberten. Und nun sehen die frei gewordenen Esten, Letten und Litauer mit wachsendem Unbehagen, daß es dem gleichen Westen wichtiger ist, in Rußland zu stabilisieren, was noch zu stabilisieren ist, als ihnen selbst beim Aufbau von Wirtschaft und Demokratie zu helfen.

Aber Rußland ist nun mal, wie Kinkel sagte, "48mal so groß wie das wiedervereinigte Deutschland", und auf ein solches Land nimmt man Rücksicht. Selbst Kosyrews Erklärung, daß Rußland eine starke Ostseeflotte brauche, um die Ansprüche revanchistischer deutscher Kräfte auf Königsberg abzuweisen, konnte Kinkel nicht verstimmen. Zwar betonte er, daß es in Deutschland keine Kräfte gebe, die ernstzunehmende Ansprüche auf Königsberg erhöben, legte aber auf den Zusatz wert, daß "manches an politischen Aussprüchen" zur Zeit "aus der schwierigen innenpolitischen Lage in Rußland" zu betrachten sei.

Andrej Kosyrew selbst, der natürliche Hauptdarsteller, stattete Helsinki nur eine Blitzvisite ab. Er kam, schalt und flog höchst überraschend nach Moskau zurück. Jelzin habe seine Anwesenheit bei den Gesprächen mit Frankreichs Präsident François Mitterrand verlangt, begründeten russische Diplomaten die Abreise, als ob man von Mitterrands Visite nicht schon früher gewußt hätte. Vor seinem Abflug hatte Kosyrew gebeten, die Debatte über den Menschenrechts-Kommissar zu verschieben, damit er nach seiner Rückkehr am Mittwoch daran teilnehmen könne. Doch dann kam er nicht wieder. Nun, hieß es, müsse er an einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats teilnehmen.

Und so endete die Debatte mit einer Erklärung, die Rußland zwar den gewünschten Prestigeerfolg brachte, ohne die übrigen Länder zu zwingen, die Institution, die sie für höchst überflüssig halten, auch wirklich einzurichten: "Im Prinzip" stimmte der Ostsee-Rat der Idee zu, einen "Beauftragten für Menschenrechte und Minderheitenfragen" zu berufen. Bei den weiteren Beratungen darüber aber solle darauf geachtet werden, daß Überschneidungen mit anderen Aktivitäten auf diesem Gebiet vermieden würden. Und das heißt im Klartext nichts anderes, als daß man dem KSZE-Hochkommissar Max van der Stoel nicht in die Arbeit pfuschen will, der sich mit diesen Fragen ohnedies schon beschäftigt und auch dem Ostseerat darüber Bericht erstattete.

H. GAMILLSCHEG (Helsinki)

In Kassel russische Raketen sichergestellt

Einstimmiges Votum für Wolf als FWG-Fraktionschef

SCHMITTEN. Der neue Fraktionschef der Schmittener FWG ist der alte: Ewald Wolf aus Brombach wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden der Wählergemeinschaft bestimmt. Seit 1985 übt Wolf bereits das Amt aus. Zu seinen Stellvertretern wurden Wolfgang Jäger aus Oberreifenberg und Reinhard Ott aus Treisberg gewählt.

Die FWG konnte bei der Kommunalwahl mit einem Stimmanteil von 32 Prozent (plus 0,9 Prozentpunkte) ihre Position als stärkste Kraft in der Gemeindevertretung behaupten; sie hat wie zuvor zehn Sitze.

Ob die Wählergemeinschaft eine feste Koalition eingehen werde, sei zum jetztigen Zeitpunkt noch offen, teilte der FWG- Fraktionschef mit. cn

Tagestip: Post Leitfäden zu "Leidzahlen"

Der öffentliche Ärger ist groß, der Nummern-Dschungel undurchschaubar und das Angebot an Hilfsmitteln für die Umstellung äußerst verwirrend. Die leidige Einführung der neuen Postleitzahlen zum 1. Juli beschäftigt Privatleute ebenso wie die Verantwortlichen in Firmen. Während Otto Normalverbraucher seinen neuen Ortscode demnächst aus einem dicken Nachschlagewerk erfährt, müssen größere Unternehmen ihre Adressenbestände maschinell umstellen.

Beinahe täglich wächst die Zahl der Anbieter von elektronischen Hilfen für den Einzug der fünfstelligen Zahlenkolonnen. Rund 300 EDV-Firmen hat der Postdienst bislang gezählt. Als Orientierungshilfe kann da der "Software-Führer" dienen, den das Staatsunternehmen herausgegeben hat. Die Broschüre listet Adressen, Preise und technische Details der verschiedenen EDV-Firmen - ohne Qualitätsgarantie - auf. Sie kann beim DBP Postdienst, DV-Info PLZ, Postfach 3000 in 5300 Bonn 1 (Tel. 0228 / 182-7801 bis 7804) bestellt werden. Pünktlich zur Computermesse Cebit soll in der kommenden Woche eine erweiterte zweite Auflage herauskommen.

Einzelne EDV-Häuser haben unterdessen angekündigt, daß sie ihre Datenbanken erst verspätet vorlegen werden. Der Grund: Die von der Telekom-Tochter Deutsche Postreklame seit Februar gegen entsprechende Bezahlung verschickten gut 3000 Magnetbänder und Disketten sind fehlerhaft. In der Zwischenzeit hätten sich einige "Änderungen, Ergänzungen und Korrekturen" ergeben, räumt der Postdienst ein. Anfang April sollen alle Bezieher kostenlos eine Neulieferung erhalten.

Mittelständler, für die sich die Anschaffung solcher EDV-Programme nicht lohnt, und Privatleute, die schon vor der kostenlosen Verteilung des tausendseitigen Wälzers im Mai die neuen Ziffern von Kunden oder Freunden erfahren wollen, können voraussichtlich von der kommenden Woche an in allen Postämtern das Postleitzahlenbuch erstehen. Allerdings läßt sich der Postdienst diesen Vorab-Service mit zehn Mark pro Verzeichnis entlohnen. doe

Wieviel kostet eine Ehefrau?

Wieviel ist eine Ehefrau wert, als Geliebte und auch als Mutter? Auf diese Frage gab jetzt ein Richter in der norditalienischen Stadt Monza Antwort, der dem Ehemann eine Entschädigung von 20 Millionen Lire (gut 20 000 Mark) zusprach, dem älteren Sohn zehn und dem jüngeren Sohn acht Millionen Lire.

Die 50jährige war nach einem Straßenverkehrsunfall in tiefe Apathie versunken und hatte sowohl die eheliche Gemeinschaft mit dem Mann als auch die Versorgung ihrer Kinder verweigert. Bei der Anerkennung des Schmerzensgeldes für den Ehemann spricht das Urteil ausdrücklich von einem "sexuellen Schaden".

"Diese Entscheidung ist geradezu vorbildlich", kommentierte ein Sprecher des Verbraucherverbandes Adoc, "weil sie nicht nur körperlichen und moralischen Schaden anerkennt, sondern auch den Verlust von Liebe und Zuneigung." Für die Zukunft erhofft der Verbraucherverband, daß dieses Beispiel Schule machen und auch andere Richter zu ähnlichen Entscheidungen ermutigen wird. "Hat sich das Gericht bei der Zumessung der Entschädigung wohl an den Preisen auf dem Liebesmarkt orientiert", fragt der Verband, "oder war es ihm mehr darum zu tun, einen symbolischen Schadenersatz festzulegen?" Aus dem Urteil, so heißt es weiter, ließe sich wohl auch die Finanzierung einer Kur ableiten, die den Schaden der verletzten Frau beheben könnte.

Kritik an dem Urteil übten vor allem italienische Frauenrechtlerinnen. Das Urteil von Monza setze immer noch voraus, daß Ehefrauen ihren Mann sexuell "versorgen" müßten, sagte die Juristin Grazia Volo der römischen Zeitung Il Manifesto. Die Anwältin Laura Remidi sagte, es sei unglaublich, daß das Schmerzensgeld dem Ehemann zugesprochen werde und nicht seiner kranken Frau, die in erster Linie unter den Folgen des Unfallschocks zu leiden habe. (sir/epd)

Die Deutschen kehren der Stadt den Rücken Bevölkerung wächst trotzdem / 659 832 registriert

Das Wachstum Frankfurts, das die Bürger enger zusammendrängt und die Poli- tiker vor große Probleme stellt, hält an. Zwischen dem 1. Dezember 1991 und dem 30. November 1992 stieg die Zahl der gemeldeten Einwohner um eine ganze Kleinstadt, nämlich um 13 517 - von 646 315 auf 659 832. Hinter diesem Zuwachs verbirgt sich ein Plus bei den ausländischen Mitbürgern von 19 184 - in der gleichen Zeit ging die Zahl der deutschen Einwohner der Stadt um 5667 zurück. Zwischen dem 1. Januar 1988 und dem 30. November 1992 kletterte die Einwohnerzahl um 38 453 Menschen.

Die Zahl der Ausländer in Frankfurt liegt in den ersten Monaten des Jahres 1993 nach Schätzungen der Fachleute bei mindestens 190 000. Am 30. November 1992 wa- ren 183 392 Nichtdeutsche in der Stadt offiziell gemeldet, die Experten rechnen aber mit etlichen Tausenden von Ausländern, die nicht die Meldebehörde aufsuchen.

Es sind vor allem Flüchtlinge vor Krieg und Verfolgung, die Frankfurt wachsen lassen. Beispiel eins: das im blutigen Bürgerkrieg zerfallende Jugoslawien. Ende 1992 lebten 46 317 Menschen in der Stadt, die aus dem ehemaligen Jugoslawien kommen. Zum Vergleich: Ende 1990, also vor Beginn des Bürgerkrieges, zählte Frankfurt nur 28 294 Jugoslawen.

Beispiel zwei: die Türkei. Ende 1990 gab es 32 162 offiziell gemeldete türkische Bürger in der Stadt. Ende 1992 waren es 34 922. Hier spielt nach Ansicht der Experten die immer schärfere Verfolgung der kurdischen Minderheit durch türkische Armee und Behörden eine Rolle.

Drittes Beispiel: Die Polen in Frankfurt. Hier zieht es nach Ansicht der Fachleute die Menschen wegen des großen Wohlstandsgefälles zwischen den beiden Nachbarländern nach Deutschland. Firmen werben aber auch gezielt polnische Bauarbeiter als billige Arbeitskräfte an. Ende 1990 zählte das Amt für Einwohnerwesen 6092 Polen in der Stadt, Ende 1992 waren es 8087.

Bei allen Ausländern in der Stadt gibt es einen erheblichen Geburtenüberschuß. In der Zeit zwischen 1. Dezember 1991 und 30. November 1992 kamen in Frankfurt 2112 Babies ausländischer Mütter zur Welt. Im gleichen Zeitraum starben 266 ausländische Mitbürger - macht einen Geburtenüberschuß von 1846.

Ein drastisch anderes Bild zeigte sich bei den Deutschen in Frankfurt. Zwischen 1. Dezember 1991 und 30. November 1992 gab es in der Stadt 3957 deutsche Neugeborene, aber 7001 Deutsche starben. Unter dem Strich ein Sterbeüberschuß von 3044.

Ähnlich ist die Situation auch bei der räumlichen Bewegung von Deutschen und Ausländern. Zwischen 1. Dezember 1991 und 30. November 1992 kamen 39 879 Ausländer neu nach Frankfurt. Im gleichen Zeitraum zogen 22 541 wieder weg. Auch die angebliche Attraktivität der Dienstleistungs-Großstadt Frankfurt konnte nicht verhindern, daß in der gleichen Zeit 20 309 Deutsche der Kommune den Rücken kehrten, sich aber nur 17 686 neu anmeldeten. Damit überwogen die Wegzüge um 2623. jg

Müllabfuhr durch gelbe Säcke zeigt erste Erfolge Rodgauer Bürger akzeptieren das neue System

RODGAU. Als kleinen Anfangserfolg wertet als zuständiger Dezernent der Erste Stadtrat Thomas Przibilla die von den Rodgauern geübte Akzeptanz der mit Verspätung ausgelieferten gelben Tüten für mit dem "Grünen Punkt" versehenem Verpackungsmaterial. Gegenüber dem Januar mit 4,66 Tonnen hat sich die Abfuhrmenge im Februar schon mehr als verdreifacht: Da hat das mit dem Abtransport beauftragte Unternehmen Schad schon 17,24 Tonnen eingesammelt.

Hochgerechnet werden pro Einwohner im Jahr zwölf Kilogramm Verpackungsmüll erwartet - das bedeuteten für die größte Stadt des Kreises Offenbach 40 Tonnen monatlich. Mit den gut 17 Tonnen im Februar wurde somit schon knapp die Hälfte der zu erwartenden Menge erreicht.

Mit wochenlanger Verspätung - ursprünglich war die Zeit "zwischen den Jahren" vorgesehen - hatten Mitglieder der Jugendfeuerwehr die Rodgauer Haushalte mit jeweils 24 gelben Tüten, aufgereiht in einer Rolle, beliefern können. Inzwischen haben sich Mitarbeiter des städtischen Umweltamtes davon überzeugt, daß die Abfälle in einer Aufbereitungsanlage in Erlensee im Main- Kinzig-Kreis wiederaufbereitet werden.

Den Fragen der Rodgauer aus dem Rathaus, was denn nun eigentlich mit diesen Riesenmengen an Verpackungsmaterial geschehe, begegnete die Unternehmensleitung mit der Versicherung, daß wir im wesentlichen wissen, wo alles landet".

Bei der Firma Schad, die seit Jahren in Rodgau auch den Hausmüll abtransportiert, werden die ankommenden Massen in einer schon seit Mitte der achtziger Jahre laufenden Sortieranlage von Hand "auseinandergenommen". Herausgelesen werden beispielsweise Aluminium, Verbundverpackungen, Plastikfolien - vor allem also Material, das recycelt werden kann.

Dieser Anteil von wiederverwertbarem Müll soll bereits 70 Prozent betragen. Die Firma Schad baut dabei auf ihre seit Jahren funktionierenden Verbindungen zu Unternehmen der Branche. Dennoch halte sich das Duale System Deutschland Kontrollen vor, verlange Rechenschaft (DSD) über den Verbleib des Abfalls.

Wichtig sei derzeit, halbwegs sortenreines und sauberes Material zu erhalten. So wird auch in Rodgau weiterhin die Getrenntsammlung gepflegt, gelbe Säcke sollen von Blechdosen und Glas verschont bleiben.

"Unterjubeln" kann man angeblich dem Abfuhrunternehmen bei der monatlichen Entsorgung kaum etwas. Die Mitarbeiter haben den Auftrag, beim Aufladen der gelben Säcke genau hinzuschauen. Sie können auch am Gewicht der Säkke erkennen, ob der Inhalt vornehmlich aus Verpackungsmaterial besteht oder ob jemand versucht hat, sich seines Mülls auf unlautere Art zu entledigen. "Solche Säcke werden stehengelassen", heißt es lapidar aus dem Rathaus. ttt

SPD und FDP schmusen miteinander in Schotten Aber auf Kreisebene sind die Mehrheiten noch unklar

SCHOTTEN. Nach dem Verlust ihrer absoluten Mehrheit (es fehlten nur 47 Stimmen) liebäugelt die Schottener SPD offenbar mit den Freidemokraten. "Weil wir mit denen ganz gut zusammengearbeitet haben", stellte der SPD-Mann und Bürgermeister Hans-Otto Zimmermann gestern fest. "Es muß ja nicht unbedingt eine Koalition sein." Denn die ist bei der FDP unerwünscht, erfuhr die FR beim liberalen Stadtverordneten Willi Doll. Die seit 1956 im Stadtparlament vertretene FDP stellt diesmal vier Abgeordnete. Mit den 18 Sozialdemokraten ergäbe das eine stabile Mehrheit im 37sitzigen Parlament - das wegen der auf mehr als 10 000 Menschen angewachsenen Bevölkerung gerade um sechs Sitze größer geworden ist. Eine andere Mehrheit wäre nur beim Zusammengehen von CDU (zwölf Mandate), FDP und den drei Parlamentsneulingen der FWG möglich. Doch diese Übermacht hätte nur eine Stimme mehr als die SPD. Und die FDP hat laut Doll Vorbehalte gegen die Freien Wähler: "Ich stehe nicht dafür ein, daß wir mit denen was tun."

Bürgermeister Zimmermann sieht der konstituierenden Parlamentssitzung am 15. oder 20. April deshalb recht ruhig entgegen. Es gebe zur Zeit keine Großprojekte, an denen eine Zusammenarbeit der SPD mit der FDP scheitern könnte, meint er. Der 45jährige Sozialdemokrat hält seine Wiederwahl deshalb für wahrscheinlich. Mitte März 1994 könnte dann seine zweite Amtszeit beginnen.

Viel komplizierter ist die politische Lage im Vogelsbergkreis. Die bisherige SPD/FDP-Koalition ist geplatzt, weil die Liberalen an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten. Sie stellen nur noch den Ersten Kreisbeigeordneten Ralf Neumann, der jederzeit abberufen werden kann. Landrat Hans-Ulrich Lipphardt (SPD) geht am 2. Mai in die Direktwahl durch die Bevölkerung. Sein Gegenkandidat ist der Christdemokrat Dr. Hans Heuser.

Vorerst kann sich der neue Kreistag nicht einmal auf den Posten des Vorsitzenden einigen. Die SPD als stärkste Fraktion (26 Sitze) schlägt den Amtsinhaber, Landtagsabgeordneten und Ex-Landrat Dr. Jochen Zwecker dafür vor. Bei der CDU (19 Sitze) und FWG (6 Sitze) findet dies wenig Sympathie. Keine Resonanz hat bisher auch der Vorschlag der Grünen (4 Sitze), eine Frau zur Kreistags- Chefin zu machen. Keine Initiative kam bisher von den sechs Kreistags-Neulingen der Republikaner. Diese Parteienvielfalt erschwert die Suche nach einer stabilen Mehrheit. CDU und SPD hätten sie gemeinsam - doch bei zwei Landratskandidaten ist einer zuviel. Die Politiker warten nun offenbar ab, wem die Bevölkerung im Mai die Mehrheit gibt. Doch auch wenn sich der CDU-Mann Heuser gegen Lipphardt durchsetzt, könnte seine Union nur gemeinsam mit FWG und Republikanern gegen die SPD regieren. nes

Die Räuber kamen am hellichten Tag

GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Schmuck, einen Videorecorder, eine Videokamera, zwei Reisepässe, Taschenuhren und eine Brille erbeuteten Einbrecher, die am hellichten Tag in ein Einfamilienhaus im Vogelsbergweg eindrangen.

Die Räuber gelangten über ein aufgehebeltes Fenster ins Haus, nachdem sie die Terrassentür nicht aufbekommen hatten. Laut Polizeibericht steht der genaue Schadensumfang noch nicht fest. wal

Kleine FR

Treffen in der Heilig-Geist-Gemeinde BAD VILBEL. Die evangelische Heilig- Geist-Gemeinde, Heilsberg, kündigt ihre Gemeindeversammlung zum Thema Abendmahl für Sonntag, 21. März, um 15 Uhr an. Einbrecher im Karbener Kindergarten KARBEN. Erneut wurde ein Karbener Kindergarten in Rendel in der Nacht zu Mittwoch von Einbrechern heimgesucht, berichtet die Polizei. Wie schon in Kloppenheim und Okarben wurden Küche und Büro durchsucht, aber nichts gefunden.Anwohnerin entdeckte Einbrecher KARBEN. Dank der Aufmerksamkeit einer Anwohnerin aus dem Tannenweg in Karben konnte am Dienstag nachmittag ein 18jähriger von Bad Vilbeler Polizeibeamten festgenommen werden. Der Mann hatte versucht, in ein Haus im Tannenweg einzudringen, so die Polizei. Der Verdächtige wurde der Kriminalabteilung in Friedberg überstellt. Musikgeräte erbeutet FLORSTADT. Vermutlich vor acht Uhr morgens wurde am Dienstag in ein Wohnhaus der Frankfurter Straße von Nieder-Mockstadt eingebrochen. Die Polizei berichtet weiter, die Täter nahmen Musikgeräte mit.

Waldenser-Einsatz für

Klinik hatte Erfolg

MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Protest der örtlichen Waldenser - sie hatten sich bei der italienischen Regionalregierung von Campanien dafür eingesetzt, daß das nahe Neapel gelegene evangelische Krankenhaus "Villa Betania" endlich als Teil des Gesamtgesundheitssystems anerkannt und entsprechend versorgt wird - hatte offenbar Erfolg.

Wie die Waldenser jetzt berichten, wurde die Klinik zum "Zonenkrankenhaus", so daß die wirtschaftliche Basis erhalten bleibt. wal

"Schulweg wird kontrolliert" Jörg Frank: Hilfspolizei und Feldschütz sind unterwegs

BAD VILBEL. Bad Vilbels Zweiter Stadtrat Jörg Frank (CDU) weist die Kritik von Sylvia Harbig (SPD) zurück, der Beschluß des Ortsbeirates Massenheim für Polizeikontrollen des Schulweges für Massenheimer Kinder sei nicht umgesetzt worden. Die FR hat darüber am Dienstag berichtet.

Auf Anweisung der Straßenverkehrsbehörde habe die Hilfspolizei und der Feldschütz den Schulweg in der Zeit von November 1992 bis März 1993 an insgesamt 23 Tagen zu unterschiedlichen Zeiten kontrolliert, berichtet Frank. Die Kontrolltage seien schriftlich dokumentiert und können jederzeit bei der Verkehrsbehörde der Verwaltung abgefragt werden.

Außerdem sei die Polizei mit Schreiben vom 26. November darum gebeten worden, bei der Kontrolle des Schulweges behilflich zu sein. "Wenngleich wir auch im Ortsbeirat Massenheim erklärt haben, daß eine tägliche Kontrolle des Schulweges aus persönlichen Gründen nicht durchgeführt werden kann, haben wir doch alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Schulwegsicherheit zu gewährleisten", so Frank.

Die Präsenz der uniformierten Beamten sollte darüber hinaus nicht primär die "Streitigkeiten der Schüler" untereinander verhindern, teilt der Stadtrat mit, sondern vor allem andere Personen abschrecken, denen Fahrraddiebstähle zugeordnet werden. Im vergangenen Jahr seien solche Fälle registriert worden. Die regelmäßige Kontrolle habe zumindest dazu geführt, daß solche Straftaten im ablaufenden Winterhalbjahr nicht mehr vorgekommen seien, zumindest seien der Verwaltung keine bekannt geworden.

In jedem Fall wäre es für Frank interessant, zu wissen, wo Frau Harbig ihre Informationen her habe, mit der Straßenverkehrsbehörde habe sie auf jeden Fall keinen Kontakt aufgenommen. de

Über 1000 Wanderer im Spessart unterwegs

BAD ORB. Über 1000 Wanderer werden am Wochenende in Bad Orb erwartet. In der Kurstadt fällt am Sonntag, 21. März, der Startschuß für eine bundesweite Aktion der AOK. Unter dem Motto "Märchenhaftes Wandern im Spessart" veranstaltet die Kasse mit Unterstützung der Stadt und Bad Orber Vereinen einen Wandertag für die ganze Familie mit einem größeren Rahmenprogramm.

Zwei verschiedene Routen durch den Spessart werden den Teilnehmern angeboten, die über Kreis und Region hinaus sogar aus anderen Bundesländern anreisen: eine anspruchsvolle 20 Kilometer lange Tour und eine kürzere, sieben Kilometer lange Strecke. Die große Wanderschleife führt vom Start- und Zielpunkt Konzerthalle Richtung Haseltal, hinauf zur Spessarthöhenstraße über den 500 Meter hohen "Roßkopf" zurück nach Bad Orb. Auf halber Strecke, am Burgjosser Heiligen, hat die AOK einen Verpflegungsstand aufgebaut.

Gestartet werden kann von 8 bis 11 Uhr. Bereits eine Stunde später kocht der Eintopf des DRK Bad Orb. Die Wanderer haben die Möglichkeit, sich nach dem Fußmarsch zu ermäßigten Eintrittspreisen im Leopold-Koch-Bad zu entspannen.

Für die Wanderstrecke ist ein Startgeld von fünf Mark erforderlich, Kinder und Jugendliche brauchen nichts zu zahlen. Neben der Verpflegung erhalten die Teilnehmer einen Wanderpaß und einen Wanderbecher. jan

Sinfonietta musiziert in der Thomaskirche

HOFHEIM. Werke von Hindemith, Bach und Beethoven sind am Sonntag, 28. März, in der Thomaskirche im Stadtteil Marxheim zu hören. Von 18 Uhr an musiziert in dem Gotteshaus an der Mainzer Straße die Sinfonietta Hofheim der Musikschule des Volksbildungsvereins. Wolfgang Müller dirigiert. pms

Der Umzug liegt vorerst auf Eis Druckerei erweitert in Seulberg

FRIEDRICHSDORF. Die Grafischen Betriebe Schäfer & Schmidt in der Industriestraße in Seulberg haben Umzugspläne ins Gewerbegebiet Neu-Anspach vorerst wieder in der Schublade verschwinden lassen. Die Reservierung von 20 000 Quadratmetern dort bleibe aber vorerst bestehen, sagte Geschäftsführer Hans-Hartmut Schmidt.

Das Unternehmen, das 110 Mitarbeiter beschäftigt, konzentriert die Erweiterungspläne zur Zeit auf sein 9000 Quadratmeter großes Gelände in Seulberg. In den vergangenen Monaten, so Schmidt, ist dort eine neue Rotationsmaschine aufgebaut worden, die seit einigen Wocheen arbeitet. "In der nächsten Woche wird außerdem der Bauantrag für einen Erweiterungsbau eingereicht - eine Kombination aus Räumen für die Druckvorbereitung und Büros." Dort wird auch ein Frankfurter Zweigbüro untergebracht.

Schmidt betont, daß sein Betrieb schon seit zwei Jahren mit verschiedenen Gemeinden der Umgebung über einen neuen Standort verhandelt habe. Doch im Augenblick werde, auch als Folge der allgemeinen Rezession, an eine Verlagerung nicht gedacht; außerdem seien "die Neu- Anspacher ja auch noch nicht so weit". s

Viel gereist und wenig investiert Auslandsanlagen der Firmen sinken / Tourismus-Defizit steigt

ski FRANKFURT A. M. Die Rezession wirkt sich auch auf die Auslandsengagements der deutschen Wirtschaft aus. Im vergangenen Jahr sanken die Direktinvestitionen der hiesigen Unternehmen (einschließlich Finanzbranche) jenseits der Grenzen von 36 auf 27 Milliarden Mark. In einer Analyse der Zahlungsbilanz begründet die Bundesbank diese Entwicklung unter anderem mit der Konjunkturschwäche, "die wohl zu einer gewissen Zurückhaltung Anlaß gab". Eine weitere Ursache sei der Wegfall von Steuervorteilen, die sich bis Ende 1991 durch das Einbringen von Kapitalanlagen in Tochtergesellschaften in Irland erzielen ließen.

Die deutschen Auslandsinvestitionen flossen nach Angaben der Währungsbehörde wie in den Vorjahren zu etwa drei Vierteln in die EG- und andere europäische Industrieländer. Ein Anteil von sieben Prozent entfiel auf die mittel- und osteuropäischen Reformstaaten. Die ausländischen Direktanlagen in Deutschland blieben mit knapp fünf Milliarden Mark etwa auf dem Vorjahresniveau.

Das Reisefieber der Bundesbürger wurde im vorigen Jahr, soweit aus der Zahlungsbilanz erkennbar, noch nicht durch die schlappe Konjunktur gedämpft. Vielmehr nahm das Defizit im Reiseverkehr dem Monatsbericht des Hauses Schlesinger zufolge um fast ein Viertel auf rund 41 Milliarden Mark zu. Höhere Ausgaben von Touristen aus den neuen Bundesländern "haben sicherlich zu einem guten Teil dazu beigetragen", heißt es. Die stärksten Zuwächse habe der Aufwand für Fernreisen außerhalb Europas verzeichnet. Vor allem Entwicklungsländer wie Tunesien und Marokko, aber auch Australien, Nordamerika und insbesondere Japan hätten sich einer steigenden Beliebtheit der Urlaubsreisen erfreut. Eine wichtige Rolle dürfte dabei die deutliche Aufwertung der Mark gespielt haben, wodurch viele dieser Ziele auch von den Kosten her attraktiver wurden.

Der Bericht geht auch auf die Regionalstruktur des deutschen Außenhandels ein, der 1992 - wie berichtet - insgesamt mit einem Überschuß von rund 33 Milliarden Mark schloß. Eine "besonders dynamische Entwicklung" registrierten die Währungshüter bei den Ausfuhren nach China. Hier hätten sich die Öffnung nach Westen und die stärkere marktwirtschaftliche Ausrichtung bemerkbar gemacht. Auf der Einfuhrseite sei die anhaltend hohe Nachfrage nach Auslandsprodukten nahezu allen wichtigen Handelspartnern zugute gekommen. "Damit blieben die deutschen Importe für das Ausland konjunkturstützend."

Zwei junge Einbrecher kamen ins Schleudern

KASSEL. Zwei Burschen im Alter von 15 und 16 Jahren hat die Kasseler Polizei nachts auf frischer Tat ertappt: Sie sollen zunächst ein Auto gestohlen, dann bei Einbrüchen in einem Kiosk Zigaretten für etwa 400 Mark und anschließend in einem Textilgeschäft Jeans im Wert von 20 000 Mark erbeutet haben.

Das Duo war einer Streifenwagenbesatzung aufgefallen, weil der 15jährige Fahrer offensichtlich einige Probleme beim Steuern hatte. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden die beiden dem Haftrichter vorgeführt, denn sie sind nicht das erste Mal "auffällig" geworden: Sie werden beschuldigt, im Bereich der Homberger Polizei bei etwa 100 Straftaten (hauptsächlich Autodiebstählen und Einbrüchen) zumindest teilweise mitgemacht zu haben. ari

Geld fürs Feuerwehrhaus ist da Land zahlt Zuschuß zu dem umstrittenen Bau in Niederlauken

WEILROD. Der Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Niederlauken, das zugleich auch als Dorfgemeinschaftshaus genutzt werden soll, ist einen Schritt näher gerückt: Das Land hat in dieser Woche die angekündigten Zuschüsse in Höhe von 272 000 Mark zugesagt. Das teilte das hessische Innenministerium jetzt mit.

Die Gesamtkosten für das nicht unumstrittene Projekt in der hoch verschuldeten Gemeinde belaufen sich auf rund 1,12 Millionen Mark. Nach Auskunft des Ersten Beigeordneten, Günter Vollberg (FWG), muß die Gemeinde noch 600 000 Mark beisteuern. Die Rechnung Vollbergs beruht auf der Grundlage, daß die Investitionsbeihilfe der Gemeinde auch in den nächsten zwei Jahren noch nach Niederlauken fließt. Die ursprünglich vorgesehenen Außenanlagen, die die Kosten für das Projekt auf 1,56 Millionen Mark hätten ansteigen lassen, sind allerdings den leeren Kassen bereits zum Opfer gefallen.

Das neue Haus ist ebenfalls bloß die abgespeckte Variante. Der Weilroder Architekt Ewald Pauli, der gleichzeitig CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeindeparlament ist, hatte die Planung übernommen, nachdem eine erste Zwei-Millionen-Version eines anderen Büros abgelehnt worden war.

Die Grünen kritisieren seitdem die Verknüpfung von beruflichen Interessen mit einem Mandat und sprechen in diesem Fall bis heute von "Filz". "Unsere Anfragen zu dem damaligen Ausschreibungsverfahren sind nach wie vor unbefriedigend beantwortet worden", sagte der Grünen-Gemeindevertreter Jürgen Metz.

Der Fall wiegt nach Ansicht der Grünen um so schwerer, da er nicht der erste kommunale Auftrag für den CDU-Fraktionsvorsitzenden sei. Im Rahmen der Hasselbacher Dorferneuerung hatte Pauli ebenfalls den Zuschlag erhalten. "Wenn sich Aufträge in dieser Größenordnung häufen, finden wir das nicht gut", sagte der Grünen-Politiker.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende wies den Vorwurf der Grünen von "Filz" zurück und konnte auch keinen Interessenskonflikt erkennen. "Ich halte das für ganz normal. Man hat mich als Architekt angesprochen, ich haben ein Angebot abgegeben und den Zuschlag erhalten. Das ist nach dem Gesetz legal."

Zum Dorferneuerungsprojekt stellte er fest, daß hier eine Planungsgemeinschaft, deren Mitglied er sei, den Zuschlag im Rahmen eines Landeswettbewerbes erhalten habe. "Das hatte nichts mit Weilrod, sondern mit der Landesregierung zu tun, die die Kosten zu 95 Prozent getragen hat", erklärte Pauli. cn

Kleine FR

Dias über Vögel und Blumen OBERURSEL. Einen Diavortrag über Vögel und Orchideen am westanatolischen Bafa-See hält Hans Grünewald heute um 15 Uhr im Hospital, Hospitalstraße 9. Dokumentarfilm im Gemeindehaus STEINBACH. Die "Eine-Welt-Gruppe" der evangelischen Kirchengemeinde Steinbach lädt ins Kino ein: Heute läuft um 20 Uhr im Gemeindehaus ein Dokumentarfilm von Siegfried Pater und Boris Terpine über den "Soja-Komplex oder die phantastische Geschichte der eisernen Kuh". Treffen der Al-Anon-Gruppe OBERURSEL. Angehörige von Alkoholikern treffen sich heute beim Meeting der Al-Anon-Familiengruppe in der Liebfrauengemeinde, Berliner Straße 65, um 19.30 Uhr. Vortrag über Familie und Frömmigkeit KRONBERG. Einen kulturgeschichtlichen Vortrag hält Ursula Stock heute um 15 Uhr im Ernst-Winterberg-Haus. Titel: "Disziplin und Verinnerlichung im privaten Bereich: Der Rückzug in die Familie und in pietistische Frömmigkeit". Kartenfreunde gesucht KÖNIGSTEIN. "Wer spielt mit?", fragen die Skat-, Rommé- und Canastaspieler in der Altenbegegnungsstätte, Kugelherrnstraße 6. Ab 14 Uhr werden heute die Karten gemischt. Der Mandolinenclub spielt KÖNIGSTEIN. Zum Sonderkonzert lädt der Mandolinenclub Falkenstein für heute abend, 19.30 Uhr, in den Vortragsraum der KVB-Klinik ein. Gelber Sack wird abgeholt STEINBACH. Am Freitag, 19. März, werden wieder die gelben Säcke abgeholt - wenn sie rechtzeitig auf der Straße stehen. Frauen verteidigen sich OBERURSEL. Einige Frauen können noch an dem Wochenendkurs "Selbstverteidigung" am 20. und 21. März im Trimmraum des Rathauses teilnehmen. Anmeldung im städtischen Frauenbüro (Tel. 502 - 369). Senioren sehen Japan-Dias STEINBACH. Im Seniorentreff (Kronberger Straße 2) hält Irmgard Laubert am Montag, 5. April, einen Dia-Vortrag über Japan. Beginn ist um 15 Uhr.

Briefe an die Redaktion DGB war schon immer gegen Kriegstreiberei

Die öffentliche Vereidigung von Rekruten auf dem Marktplatz in Ortenberg am heutigen Freitag sorgt auch unter Gewerkschaftern für eine heftige Diskussion. Nachdem unser Leser Neuwert in der Ausgabe vom 16. März heftig Kritik an der Haltung des DGB-Kreisvorsitzenden Fiedler wegen dessen Nein zu einem "Öffentlichen Gelöbnis" kritisiert hat, wird Fiedler nachfolgend von einem anderen Gewerkschafter wieder in Schutzgenommen:

"Kollege Neuwert will in seinem Leserbrief ,Mißbrauch des DGB durch Berufsfunktionäre&rquote; die vorgegebenen Aufgaben unserer Organisation, des DGB nämlich, neu definieren.

Dabei schreckt er auch vor wahrheitswidrigen Unterstellungen gegenüber dem DGB-Kreisvorsitzenden nicht zurück: Er behauptet, Kollege Fiedler habe die gesetzliche Pflegeversicherung ,total vernachlässigt&rquote;. Das ist falsch!

Kollege Fiedler hat das Thema Pflegeversicherung immer wieder in den DGB- Kreis Wetterau eingebracht und Initiativen dazu angestoßen; andere Behauptungen sind gegen besseres Wissen oder boshaft.

Aber wahrscheinlich geht es Kollegen Neuwert um anderes: Er rät ,Harald Fiedler dringend, den Boden der Realität nicht zu verlassen&rquote;, und fragt, ob Kollege Fiedler ,tatsächlich so weltfremd ist, das Ergebnis der letzten Kommunalwahl nicht richtig einschätzen zu können&rquote;; zwischen diesen beiden Realitätsappellen steht eine Kritik am ,runden Tisch&rquote;. Kollege Neuwert meint offensichtlich den von Kollegen Fiedler initiierten runden Tisch gegen Fremdenfeindlichkeit. Soll der DGB nicht mehr die Solidarität mit anderen Menschen herstellen helfen? Liest man den letzten Absatz seines Briefes, so kann man daraus ableiten, Kollege Neuwert wolle ein Einschwenken des DGB-Kreisvorsitzenden auf die bedrohlichen Wünsche der neofaschistischen Wähler. Liest man dann noch einmal seinen gesamten Beitrag, wird deutlich, daß es ihm nicht um die ,Neutralität&rquote; des DGB geht, sondern darum, einen militaristischen Kurs innerhalb der CDU zu verstärken.

Es hat immer schon zu den ,vorgegebenen Aufgaben unserer Organisation&rquote; gehört, sich gegen Kriegstreiberei, Rüstungsverschwendung und Militarisierung zu wenden. Darum geht es aber bei der Debatte um Kriegsbeteiligung der Bundeswehr.

Ein DGB-Kreisvositzender sollte auch immer dagegen argumentieren, daß junge Menschen wieder zu Kanonenfutter gemacht werden, weil abgehalfterte Politiker und ehemalige Geheimdienstchefs es darauf anlegen.

Harald Fiedler verdient deshalb bei seiner Kritik am Ortenberger Aufmarsch unser aller Unterstützung.

Leider hat er sich allerdings bei der Kritik am Ortenberger Aufmarsch auf die sozialdemokratische Lösung des Herrn Becker eingelassen: Kollege Fiedler kritisiert nicht das öffentliche Zur- Schau-Stellen von Militär, sondern er kritisiert nur, daß der falsche Pausenclown im Zirkus auftritt.

Aber vielleicht kann man das ja im Laufe der Diskussion noch klären.

Uwe Hartwig,

Rembrandtstraße 8 b

6350 Bad Nau Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Neue Betriebe auf der grünen Wiese sind nicht die Lösung Der Chef der Bundestags-Enquete zur Chemiepolitik, Ernst Schwanhold (SPD), über die Chancen für eine Risiko-Wende

FR: Herr Schwanhold, eigentlich müßte jetzt Ihre große Stunde gekommen sein - und die der gesamten Enquete-Kommission des Bundestages zur Chemiepolitik. Die Störfallserie bei Hoechst hat den Bürgern ja das Gefährdungspotential dieser Branche in der dichtbesiedelten Bundesrepublik überdeutlich vor Augen geführt.

Ernst Schwanhold: Die große Stunde wäre gekommen, wenn wir nur Tagespolitik machen würden. Wir versuchen aber doch, die Beratung der Politik langfristig anzulegen.

FR: Reichen Ihnen denn die Vorschläge zur Sicherheitserhöhung, die jetzt diskutiert werden? Neue Risiko-Analysen, Überprüfungen von außen, besseres Training der Bedienungspersonals?

Schwanhold: Unsere Kommission wird konkrete Vorschläge entwickeln, wie Störfalle zu minimieren sind. Meine Vorstellungen dazu sind:

Erstens kann die Störfallverordnung in ihrem Ausführungsteil nicht so weitergefahren werden wie bisher. Es wird einmal eine Störfall-Analyse für die Betriebe gemacht und dann gibt es keine Überprüfungen mehr. Die Störfallverordnung muß regelmäßige Überprüfungen mindestens in Vier-Jahres-Zyklen vorschreiben. Zweitens müssen die Gewerbe-Aufsichtsämter viel intensivere Überprüfungen als bisher vornehmen.

Noch wichtiger aber ist es, darüber nachzudenken, wie Produktionen und Produkte sicherer gemacht und durch Substitution minimiert werden können. Ich will das am Beispiel der Chlorchemie festmachen: Wo wir Chlor-Einsätze haben, die zu risiko-beladenen Produktionen oder zu offenem Austrag der Chlor- Verbindungen in die Umwelt führen, muß schnellstens ein ungefährlicher Ersatz gefunden werden. Das wäre der eigentliche Ansatz einer neuen Chemiepolitik.

FR: Sehen Sie denn grundsätzliche Möglichkeiten, das Gefahrenpotential zu vermindern? Kann es notwendig sein, Betriebe oder Betriebsteile dichtzumachen?

Schwanhold: Es kann soweit führen, daß Betriebe oder einzelne Teile davon geschlossen werden müssen - wenn die Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden oder wenn durch Produkte oder Produktionsweisen ein Gefahrenpotential entsteht, das zu irreversiblen Schäden führt. Bei den FCKW-Ozonkillern beispielsweise ist ein langsamer Ausstieg vorgenommen worden; dies ist, wenn man die Kenntnisse der Industrie über Ersatzsstoffe kennt, viel zu spät erfolgt. In solchen Fällen muß die Politik künftig restriktiver vorgehen. Es wird aber trotz aller Vorsorge ein Restrisiko bei der industriellen Produktion geben. Darüber muß man sich im Klaren sein.

FR: Es gibt die Forderung nach geschlossenen Systemen in der Chemieproduktion. Ist das der Weg?

Schwanhold: Für mich steht fest, daß alle Produktionen, bei denen die Gefahr besteht, daß Schadstoffe nach außen dringen, nur in solchen geschlossenen Kreisläufen geführt werden dürfen. Dies gilt besonders bei Störfällen. Wenn wie beim ersten Hoechst-Störfall Überdruck- Ventile zur Entlastung da sind, dürfen die nicht nach außen weisen: die Schadstoffe müssen in geschlossenen Räumen aufgefangen werden. Das muß als Prinzip in der ganzen Chemie-Produktion durchgesetzt werden.

FR: Ist es denn denkbar, daß man Betriebe, die besonders gefährlich sind, auf die grüne Wiese verlagert, dort, also fern von den Siedlungen, neu aufbaut?

Schwanhold: So etwas wäre nur die zweitbeste Möglichkeit. Die beste ist, auf zu gefährliche Produktionen ganz zu verzichten oder sie so zu ersetzen, daß das Schadenspotential minimiert wird. Aber es wird darüber nachzudenken sein - und dazu brauchen wir eine komplette Bestandsaufnahme - welche Produktionen überhaupt nicht mehr in dichtbesiedelten Regionen zulässig sein können. Die Störfälle bei Hoechst allerdings gehören nach meiner Meinung nicht in diese Kathegorie. Die betroffenen Produktionen müßten technisch so handhabbar sein, daß man sie in Ballungsgebieten haben kann.

FR: Gilt das auch zum Beispiel im Falle des hochgiftigen Phosgens, des im ersten Weltkrieg berüchtigten Kampfgases, das heute in der Chlorchemie als Zwischenprodukt genutzt wird?

Schwanhold: Für Phosgen und die Folgeprodukte gibt es in den meisten Fällen Substitutionsmöglichkeiten. Wo es sie noch nicht gibt, müssen sie erarbeitet werden.

FR: Eine Frage speziell zu Hoechst: Es gibt Hinweise, daß die Problematik des einfachen Ablassens von Störfall-Produkten schon länger bekannt war. Was ist daraus zu lernen?

Schwanhold: Wenn es überhaupt irgend etwas Positives an diesen Unfällen gibt, dann lautet die erste Erkenntnis, daß innerhalb der Betriebe alles getan werden muß, von der Unternehmensführung bis nach unten in den Betrieben ein Risisko- und Sicherheitsbewußtsein zu schaffen. Es ist eine Frage der Unternehmensphilosophie. Es darf in einem Unternehmen nicht günstiger erscheinen, einen Störfall zu verschweigen, weil man dann besser durchkommt - ich sage das aus der Sicht des Mitarbeiters, ich bin ja lange selbst in der chemischen Industrie gewesen. Eine schonungslose Aufklärung, sofortige Offenlegung und die Einleitung von Gegenmaßnahmen sind die wichtigsten Punkte.

Das führt zu einem Kritikpunkt an der Störfallverordnung: Sie behandelt eigentlich nur, wie ein Störfall verhindert werden kann. Das ist natürlich wichtig, aber wenn ein Störfall eintritt, sind Gegenmaßnahmen nicht genau definiert. Vielleicht muß das alles in Planspielen noch viel besser durchgenommen werden.

FR: Die Chemieindustrie hat in den vergangenen Jahren einige Zehntausende Arbeitsplätze wegrationalisiert. Auf Kosten der Sicherheit?

Schwanhold: Ich kann das nicht gänzlich ausschließen. Der Kostendruck führt sicher dazu, daß in allen Bereichen eingespart wird, möglicherweise auch bei der Reparatur und bei der Sicherheits-Überprüfung. Ich will das nicht einfach auf Hoechst übertragen, aber dies sind nach meiner Kenntnis der chemischen Industrie Bereiche, bei denen der Rationalisierungszwang fatale Folgen haben kann. Durch das Abschmelzen des Personals schwindet ein wesentliches Element, nämlich das Sicherheitsbewußtsein der Mitarbeiter. Das aber geht oft über rein technische Überprüfungen und Störfallanalysen hinaus.

FR: Können wir in Punkto Chemiesicherheit vom Ausland lernen, zum Beispiel von Japan?

Schwanhold: In Japan gibt es ein anderes Herangehen an die Probleme, von dem wir in der Tat einiges abschauen könnten. Das liegt dort freilich im wesentlichen in der Firmenphilosophie begründet. Ein Beispiel: Wir verzeichnen in der deutschen Industrie durchschnittlich 14 Verbesserungsvorschläge pro 1000 Mitarbeiter im Jahr, in Japan sind es dagegen 2800 pro Jahr. Man hat dort ein hierarchisches System, das aber die Fähigkeiten der Mitarbeiter im Betrieb und Büro ausdrücklich aktiviert. Und wo lohnt es sich denn mehr als im Sicherheitsbereich, dies zu aktivieren? Die japanische Sicherheitsphilosophie - das Denken von unten nach oben - sollten wir übernehmen. Bei uns, machen wir uns doch nichts vor, ist immer noch ein bißchen Deckelungsmethode dabei.

In der japanischen Industrie ist außerdem die Bereitschaft offenbar viel größer, Kenntnisse weiterzuvermitteln. Denken wir nur daran, daß bei dem ersten Störfall bei Hoechst im Werk Griesheim Infomationen über die Krebsgefahr durch das ausgetretene gelbe Gift, das Nitroanisol, vorgelegen haben, diese aber nicht an den Arbeitsplatz weitergegeben worden waren. In der japanischen Industrie dagegen werden über jeden Personalcomputer im jeweiligen Betrieb den Mitarbeitern alle nötigen Informationen sofort zugänglich gemacht. Auch das ist ein Ansatz.

FR: Ist denn die selbstbewußte, starke deutsche Chemie-Industrie gar nicht so innovativ, wie sie gerne tut?

Schwanhold: Sie ist innovativ bei ihren Produkten, und sie ist gewinn-innovativ. Aber in dem anderen Bereich gibt es klare Defizite.

FR: Umweltschützer beklagen eine Chemisierung des Alltags. Unzählige neue Stoffe werden synthetisiert, viele alte sind in Bezug auf ihr Gefahrenpotential noch nicht untersucht. Gibt es denn so etwas wie eine sanfte Chemie als Ausweg?

Schwanhold: Die sanfte Chemie gibt es nicht. Wir werden Chemie immer mit relativ großem Riskopotential betreiben müssen, aber genau aufpassen: Wo ist das Risiko vermeidbar und wo ist es vertretbar. Wo Risiken nicht getragen werden können, müssen wir Vermeidungs- und Ausstiegsstrategien entwerfen, um den Chemie-Standort Deutschland insgesamt zu halten. Dem Ziel sanfte Chemie kann man sich höchstens annähern.

FR: Wenn sie die Chemie mit anderen Risikobereichen des Lebens vergleichen, etwa mit dem Autoverkehr, sind die Ängste von uns Bürgern dann angemessen?

Schwanhold: Die Befürchtungen sind deshalb verständlich, weil es sich für die Mehrzahl der Bürger um einen schwer durchschaubaren Bereich handelt. Ich glaube allerdings auch, daß es aufgrund mangelnder Information und Kommunikation zu Überreaktionen gekommen ist. Aber dies ist nun einmal so, und die Akzeptanz der Chemie sinkt. Deswegen ist das Allerwichtigste, daß wir den Dialog organisieren und offenlegen, mit welchen Risiken wir leben müssen und in der Gesellschaft einen Konsens darüber herbeiführen, welche Risiken zu tragen sind.

Mit Ernst Schwanhold sprach FR-Redakteur Joachim Wille.

Grundschüler stellen

ihre Wandzeitung vor

BÜTTELBORN. "Deine, Meine - Eine Welt" haben Schülerinnen und Schuler der vierten Klasse der Erich-Kästner- Schule das überschrieben, was von Donnerstag, 25. März, an in der Klein-Gerauer Sparkassenfiliale zu sehen ist.

Es handelt sich um eine Wandzeitung, mittels derer die Jungen und Mädchen die Ergebnisse eines Projektes vorstellen, das Schule und Kulturamt gemeinsam erarbeitet haben. Die Ausstellung wird um 13.30 Uhr im Beisein der jungen Zeitungsmacher eröffnet. wal

Bürgermeisterwahl wird wahrscheinlich verschoben CDU und SPD in Usingen gehen auf Kandidatensuche

USINGEN. Die Bürgermeisterwahl in Usingen wird wahrscheinlich verschoben. CDU und SPD baten Landrat Jürgen Banzer, die Bürger nicht, wie vorgesehen, am 9. Mai, sondern erst vier Wochen später zu den Urnen zu rufen: Nach dem Ausscheiden des gemeinsamen Kandidaten Detlef Ortmann brauche man Zeit, um neue Bewerber zu finden. Gerüchte, wonach Ortmann sein Verzicht "nahegelegt" wurde, werden von beiden Parteien dementiert.

"Wenn die Stadt Usingen uns um einen späteren Termin bittet, werden wir uns dem nicht verschließen", erklärt Banzer, der die Rechtsaufsicht über die Wahl führt. Von seiten der Usinger sei lediglich ein Magistratsbeschluß erforderlich - und genau das befürchtet BEU-Chefin Monika Mann. Ihrer Ansicht nach ist der jetzige Vorstoß "ein unglaublicher Versuch", sich mit den alten Mehrheiten im noch amtierenden Magistrat Zeit für einen neuen Kandidaten zu verschaffen.

Die Würfel scheinen jedoch schon gefallen; der zeitliche Rahmen steht fest: Letzter Termin für die Abstimmung ist Sonntag, der 27. Juni. Dies muß zudem der zweite Wahltag sein, denn ohne eine absolute Mehrheit im ersten Urnengang müssen die beiden "bestplazierten" Bewerber ein zweites Mal antreten. Um "Luft" zu haben, plädiert Banzer daher für Sonntag, 6. Juni, als ersten Termin. Die mögliche Stichwahl sollte wegen des Feiertags Fronleichnam nicht am Donnerstag, dem 13. Juni, sein, da viele Wähler dann zum verlängerten Wochenende in einen Kurzurlaub aufbrechen könnten.

Stichwahl wäre nach dieser Zeitplanung also am 20. Juni. Gemäß Wahlgesetz muß der Termin 60 Tage vor dem Wahlgang in der Zeitung bekanntgegeben werden. Bis Anfang April muß also entschieden sein.

Wie es zur Zeit aussieht, würde dies nur Usingen betreffen. "Von den beiden anderen Gemeinden habe ich noch nichts gehört", sagt Banzer. Ähnlicher Zeitdruck wie in Usingen könnte allerdings bei den Neu-Anspacher Genossen aufkommen, denn der SPD-Kandidat Herbert Jack warf wegen des freien Falls seiner Partei in der Wählergunst sofort das Handtuch. Ein neuer Mann ist weit und breit nicht in Sicht: "Bei diesen Mehrheiten habe ich schwere Bedenken, noch rechtzeitig einen Kandidaten zu finden", erklärt SPD-Parteichef Arno Münker besorgt.

Am Donnerstag werde man sich zusammensetzen - und vielleicht wird dann ja ebenfalls der Antrag zu einer Verschiebung herauskommen. Da Ex- CDU-Mann Gerd Hillen aber Rathauschef werden möchte und sowohl FWG- UBN wie auch die Grünen demnächst mit Kandidaten aufwarten, dürfte die Notwendigkeit einer Verschiebung hier nicht so auf der Hand liegen wie in Usingen.

Dort wurde bestritten, daß Detlef Ortmann zugunsten eines Neubeginns "geopfert" wurde: "Trotz des Wahlausganges halten wir ihn für den richtigen Mann, sein Verzicht macht alles schwerer", sagt Gerhard Liese. Norbert Braun, Ortmann und er hätten sich am Freitag zwar getroffen, "um über Konsequenzen zu reden" - Ortmanns Entschluß aber sei unbeeinflußt gefallen. Die CDU habe auch keinen Kandidaten "in der Hinterhand".

Norbert Braun befürchtet ebenfalls, daß sich "bei diesen Prozentzahlen jeder Bewerber dreimal überlegt", zur Wahl anzutreten. Wenn die SPD jetzt aber keinen qualifizierten Mann auftreibe, werde sie notfalls auf einen eigenen Kandidaten verzichten. Braun selber wird dies nicht betreffen - "aus beruflichen Gründen, obwohl mich Parteifreunde schon zur Kandidatur bewegen wollten".

Zum BEU-Mann Hans Fuhrmann fällt Braun nur ein: "Das Bürgermeisteramt braucht jemanden, der 150 Menschen führen kann, politisch erfahren ist, organisieren und mit komplizierten Mehrheiten umgehen kann. Für Fuhrmann dürfte einiges davon Neuland sein."

Und Gerhard Liese erklärt: "Ein respektabler Kandidat, obwohl ich ihn nur vom Tennisplatz kenne." Es entbehre auch nicht einer gewissen Pikanterie, ausgerechnet einen Gerichtsvollzieher ins Rathaus schicken zu wollen. "Er mag mit Geld umgehen können, aber davon gibt es in Usingen doch nichts mehr."

JÜRGEN DICKHAUS

An "Allee Süd II" kaum zu rütteln Aber was sagt neues Parlament zu übrigen Bebauungsplänen?

NIDDERAU. Zu nicht weniger als sechs Bebauungsplänen hat die Stadtverordnetenversammlung in der letzten Sitzung vor der Wahl noch Beschlüsse gefaßt, von mehreren baurechtlichen Festsetzungen zu den Kleingartengebieten einmal ganz abgesehen (s. auch "Zur Sache"). Kann die umfangreiche Bauleitplanung, vorneweg der Aufstellungsbeschluß für die 4,5 Hektar des zweiten Bauabschnitts "Allee Süd", von der neuen Parlamentsmehrheit nochmal "über den Haufen geschmissen" werden? Wenn ja: sind dann eventuell Regreßansprüche von Grundeigner(inne)n gegen die Stadt zu fürchten? Der Hessische Städte- und Gemeindebund in Mühlheim antwortet nach Art von Radio Eriwan.

Grundsätzlich ist das neue Parlament jederzeit berechtigt, alte Beschlüsse zu revidieren. "Abstrakt beurteilt", so ein Sprecher, dürften daraus keine berechtigten Schadensersatz-Ansprüche abgeleitet werden. Auch wenn von Trägern öffentlicher Belange schwerere Bedenken gegen die Planfestsetzungen erhoben werden und ein Plan deswegen kippt, erwachsen den Grundstückseignern keine Ansprüche. Das gelte selbst dann, wenn das Verfahren wie für einige der Nidderauer Bebauungspläne schon bis zum Feststellungs- und Offenlegungsbeschluß vorangeschritten ist.

Für eine definitive Aussage müsse aber der einzelne Fall begutachtet werden. So sei unter bestimmten Umständen von den Grundbesitzenden eine "Vertrauenserweckung" geltend zu machen.

Daß andererseits an "Allee Süd I" niemand mehr rüttelt, versteht sich, besteht hier doch ein Optionsvertrag mit der Bauträgerfirma Wilma, aus dem auszusteigen die Stadt teuer zu stehen käme. Überdies sind hier inzwischen unübersehbare Fakten geschaffen.

Bei den übrigen Baugebieten gibt sich Baustadtrat Heinz Appel nicht so sicher, ob die Besitzer(innen) dortiger Flurstükke doch ab dem Aufstellungsbeschluß für einen Bebauungsplan einklagbare Ansprüche haben. Er wolle sich dieser Tage selbst beim Städte- und Gemeindebund kundig machen.

Der Stadtrat weist den Gedanken von sich, die SPD habe in der letzten Sitzung des alten Parlaments mit den vielen Bebauungsplänen noch schnell Pflöcke einschlagen wollen, hinter die eine neue Stadtverordnetenversammlung nicht mehr zurück kann. Appel verweist glaubhaft darauf, daß er wie viele andere in der Orts-SPD den mittlerweile eingetretenen Verlust der absoluten Mehrheit nicht einmal befürchtet hatte. Es sei mit den - im übrigen nicht durchweg kontroversen - Beschlüssen der letzten Stadtverordnetensitzung vielmehr darum gegangen, die drei bis vier Monate bis zur vollen Arbeitsfähigkeit des neuen Parlaments bei den Planungsarbeiten nicht zu verlieren. Schließlich lägen allein aus der Nidderauer Bevölkerung bald 250 Bewerbungen um Bauplätze vor; auswärtigen Bewerber(inne)n sage die Stadt gleich ab.

Der Planungsauftrag für das 4,5 Hektar große Gebiet Allee Süd II", wo mit den Grundstückseigner(inne)n Optionsverträge zum Ankauf des Gebiets durch die Stadt abgeschlossen worden sind, wurde vorige Woche vom Magistrat vergeben. Knapp 100 000 Mark sind hierfür insgesamt vorgesehen. Wie schon berichtet, ist hier lockere Bebauung vorgesehen.

Hier, so Appel, sei auch Platz für Innovatives: Bauherren-Arbeitsgemeinschaften, bei denen die Interessierten selbst mit anpacken können, müsse es hier geben. Ebenso sei den Planenden aufgetragen worden, Niedrigenergie-Häuser, Solardächer sowie die Überlegung einzubeziehen, daß für sehr junge Familien "etwas Subventioniertes" entstehen könnte. Die Pläne sollen Mitte / Ende 1994 fertig sein. Ul

Gehrunger bei Stichwahl um CDU-Fraktionsvorsitz vorne

KÖNIGSTEIN. Richard Gehrunger ist zum Vorsitzenden der 15köpfigen CDU- Fraktion des Stadtparlaments gewählt worden. Seine Stellvertreterin wurde Renate Herberholz (Falkenstein), die Finanzexpertin der Königsteiner Christdemokraten, die Gehrunger in einem zweiten Wahlgang knapp unterlegen war, nachdem es zuvor ein Patt-Ergebnis gegeben hatte. Sie hatte nach dem Rücktritt von Walter Krimmel vor vier Monaten den Fraktionsvorsitz übernommen.

Gehrunger, der dem Stadtparlament in der letzten Legislaturperiode nicht angehört hatte, bekleidet eine Führungsposition bei der Hoechst AG und war lange Jahre Kreistagsabgeordneter im Main- Taunus-Kreis. "Wir sind offen gegenüber allen Parteien und Gruppierungen, die gewillt sind, unvoreingenommen und ernsthaft mit uns zu sprechen", versicherte er nach seiner Wahl zur Frage nach Mehrheiten im neuen Parlament. Die CDU suche eine breite Mehrheit. Eine Verhandlungskommission will in den nächsten Tagen Gespräche mit den anderen Fraktionen aufnehmen.

Die CDU hatte sich bei der Kommunalwahl am 7. März leicht verbessert und stellt 15 Mandatsträger. Drei hat die mit ihr bisher verbundene FDP. Zweitstärkste Gruppe ist jetzt die ALK (9), gefolgt von SPD (6), Grünen und WK 2000 (je zwei Stadtverordnete). hko

Frank: Nicht abgewählt, sondern zurückgetreten

BAD VILBEL. Hans Frank war Ende April vorigen Jahres als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins zurückgetreten. Er war nicht abgewählt worden, wie irrtümlich am Montag, 15. März, in einem Artikel mit der Überschrift "Jens Treuner geht und hinterläßt eine ratlose SPD" stand. Frank hatte im vorigen Jahr aus eigenem Entschluß die Konsequenzen aus dem Ergebnis der Wiederholung der Bad Vilbeler Kommunalwahl vom März 1992 gezogen, bei der die SPD nur noch 20,9 Prozent der Stimmen erzielte. hm

Geschichtsverein hält sein Jahrestreffen ab

RODENBACH. Die Mitglieder des Rodenbacher Geschichtsvereins kommen am Mittwoch, 24. März, 20 Uhr, in den Räumen des Heimatmuseums zu ihrer Jahreshauptversammlung zusammen.

Beraten werden soll an diesem Abend über das Jahresprogramm des Vereins sowie die Neuwahl eines Pressewartes. Der Vorstand wird darüber hinaus seinen Bericht über das vergangene Jahr vorlegen. alu

Cebit - Computerbranche rechnet sich Chancen im Wohnzimmer aus Preisabsturz macht PC für Privatanwender interessant / Etablierte Marken nehmen Haushalte ins Kundenprogramm / Arbeit und Spaß für die ganze Familie

In den eigenen vier Wänden flimmert statt des Fernsehschirms der Rechnermonitor. Die Kids lieben Computerspiele. Ältere Sprößlinge lernen vielleicht für Schule oder Uni, Mutter bildet sich weiter, schreibt Briefe oder verwaltet das Haushaltsgeld mit der elektronischen Kiste. Vater setzt seine Büroarbeit zu Hause mit dem eigenen PC fort oder macht die Steuererklärung.

Die Schar der an einem Computer für die ganze Familie Interessierten sei groß, rechnet sich nicht nur der Hersteller Apple neue Absatzchancen aus. Vor allem Familien mit gehobener Bildung und höheren Einkommen schielten nach dem elektronischen Helfer und Unterhalter. In Deutschland steht nach Schätzungen von Anbietern und Marktforschern erst in zehn bis 15 Prozent der Heime ein solches Gerät.

Neben den Apple-Leuten nehmen auch andere Markenhersteller wie der Branchenprimus IBM und Compaq Haushalte verstärkt ins Programm. Diese einst vor allem auf Großkunden zielenden Konzerne entdecken auch hierzulande Privatleute als Kunden, die für verbraucherorientierte Computerbauer wie Commodore oder Discounter wie Vobis und Escom schon immer Schwerpunkt des Geschäfts waren. Das heftiger werdende Drängen der Etablierten ins Konsumentengeschäft kommt nicht von ungefähr. So macht Fritz Jagoda vom Eschborner Manage- ment- und Technologieberater Diebold eine gewisse Sättigung im angestammten Einsatzfeld Arbeitswelt aus, wenngleich vor allem die Vernetzung von Rechnern dort für weitere Expansion sorgen soll. Getrieben werde der Gesamtmarkt inzwischen aber von der Kundschaft der Haushalte und Kleinbetriebe, ergänzt PC-Forscher Rudolf Munde von der Kronberger IDC Deutschland. Die Branchenbeobachter erwarten, daß die Heime, gemessen an der Stückzahl, im laufenden Jahr nahezu zwei Fünftel vom hiesigen PC-Kuchen abschneiden können. Insgesamt setzte die Branche in der abgelaufenen Periode mit 2,7 Millionen Personalcomputern 14 Prozent mehr ab als davor, wie die Kronberger schätzen.

Was die Kisten für die privaten Abnehmer inzwischen so attraktiv macht und damit trotz Rezession für steigende Verkaufszahlen in der Branche sorgt, sind vor allem die Preise. Einige PC-Typen kosten heute nur noch halb soviel wie vor Jahresfrist. Komplette Systeme einschließlich der wichtigsten Software sind um 2000 Mark zu haben. Die Preisbarriere, die Andy Tait, der für die Chipfirma Intel den Heimmarkt untersucht, in Deutschland bei 3000 Mark ansiedelt, ist damit nach unten durchbrochen. Wer den Kaufpreis steuerlich absetzen kann, kommt unter dem Strich noch günstiger weg.

Hinter der Verbilligung verbergen sich der technische Fortschritt und ein Wandel in der Branche von Bits and Bytes: Früher entwickelten große Konzerne mit eigener Technik ihre Produkte vom Chip bis zur Software selbst. Die Kunden mußten sich für das ganze Paket des einen oder anderen Herstellers entscheiden und waren gebunden, da die Systeme sich nicht miteinander vertrugen. Im PC- Zeitalter läuft es anders. Halbleiterfirmen bauen die Mikroprozessoren, andere Unternehmen fertigen das Drumherum wie Monitore oder Festplatten, wieder andere liefern die Software. Standards sorgen dafür, daß aus verschiedenen Quellen zusammengebaute Teile auch funktionieren. Der Wettbewerb spielt sich zwischen den Herstellern auf den einzelnen Stufen ab. Folge: Der PC wurde immer mehr zur Massenware, die sich technich kaum noch unterscheidet. Die Standardkomponenten erlauben vielen Firmen den Zutritt zum Markt. Sie kaufen Bausteine anderswo ein, schrauben sie nach Kundenwunsch zusammen und verkaufen sie. Einer der hierzulande neuen Akteure, die im thüringischen Sömmerda fertigende Firma Aquarius, sieht sich denn auch eigentlich als Logistikunternehmen, Vobis hält sich für den Aldi der Computerbranche. Für sie zählt günstiger Einkauf von Komponenten mehr als Forschung und Entwicklung. Sie operieren zudem ohne die riesigen Kosten für den Verwaltungs- und Vertriebsapparat, den Etablierte wie IBM mit sich herumschleppen. Die Mengen gleichartiger Maschinen einer Vielzahl von Anbietern machen den Preis zum entscheidenden Absatzinstrument.Beinahe-Monopolisten

Während die PC-Anbieter in scharfer Konkurrenz mit sinkenden Gewinnmargen stehen, glänzen die Herren der Branche, der Halbleiterkonzern Intel und der Programmschreiber Microsoft, mit hohen Profiten. Sie sind auf ihrem jeweiligen Feld Beinahe-Monopolisten, deren Geschäftsgebaren von den Wettbewerbshütern in den USA überprüft wird. Intel dominiert mit seinen Mikroprozessoren, die Kürzel wie 386 und 486 tragen, den Markt. In rund 80 Prozent aller PC weltweit schlägt als "Herz" ein Intel-Chip. Auf der Computermesse Cebit will die Gruppe "in einer faszinierenden Live-Show" eine neue Prozessor-Generation namens Pentium präsentieren. Die aufkommende Konkurrenz der Firma Advanced Micro Devices (AMD) konnte Intel im vorigen Jahr dank eines Gerichtsurteils bremsen, das AMD die Verwendung von Intel-Chipsoftware (Microcode) untersagte.

Microsoft ist auch hierzulande im Visier des Kartellamts. Die Company des Milliardärs Bill Gates regiert mit dem Betriebssystem MS-DOS das Geschäft mit der Software, die die Grundfunktionen eines Rechners mit Intel-Chips steuert. Darauf setzte Microsoft die Benutzer- oberfläche Windows, bei der umständliches Eintippen von Befehlen beim Umgang mit Programmen durch "Anklicken" von Bildchen ersetzt wird, ein Verfahren, das es früher etwa schon bei Apple gab. Windows wurde ein weiterer Renner von Microsoft. Jüngst mußte das Unternehmen aber eine Schlappe hinnehmen. Das US-Patentamt verweigerte die Eintragung des Begriffs als geschützte Handelsbezeichnung. Als bester Kenner des Betriebssystems und seiner Windows-Erweiterung ist Microsoft schließlich in einer starken Position, was die Entwicklung der Anwendungen wie Textverarbeitungsprogramme angeht. Die Software- Konkurrenz argwöhnt, daß die Gates- Mannschaft dies unfair ausnutzt. Gefahr droht Intel und Microsoft auch von anderen Mitgliedern der Computerbranche. So will die Allianz aus IBM, Apple und Motorola den Standards der beiden neue Normen entgegensetzen. Als Gegenspieler von Microsoft macht sich zudem der Spezialist für Netzwerk-Software, Novell, mit dem Kauf des Unix-Betriebssystems stark.

Die weltweit Großen der PC-Branche beackern das Feld der Heimanwender im Rahmen einer Zielgruppenstrategie. Für Großunternehmen, Kleinbetriebe und Haushalte bietet etwa IBM nach dem Motto "statt einen für alle - für jeden einen" seit Oktober unterschiedliche Rechner auf verschiedenen Vertriebswegen an. Der Verbraucher kann die IBM- PC nicht nur bei den Händlern der Stuttgarter oder per Telefon ordern, sondern sie auch in Ketten wie Mediamarkt oder Allkauf erstehen. Auch Otto findet IBM gut. Das Einstiegsmodell PS/1 enthält auch der Katalog des Versenders. Ähnlich will auch Compaq die Prolinea-Reihe für jedermann, mit der die Texaner den Billiganbietern den Kampf ansagen, hierzulande über PC-Shops, Mail Order oder Warenhäuser an Mann und Frau bringen und so mit dem bedeutender werdenden Geschäft mit kleinen Kunden größer werden.

Auch Horst Brune, beim deutschen Apple-Ableger Chef für das Consumergeschäft, ist sich eines großen Potentials sicher. Er will mit speziellen Rechnern für zu Hause hauptsächlich junge Leute, die Klientel der Zukunft, ansprechen. Kaufimpulse werden in erster Linie über die Kinder gegeben, weiß der Familienvater. Der Manager möchte dem Image des Unternehmens, "Mercedes der Branche" zu sein, entgegentreten. Niedrige Preise allein bringen es aber nicht, verweist er auf die angeblich kinderleichte Handhabung seiner Rechner: "Plug and play", anschließen und Spaß haben mit dem Computer beim Spielen und Lernen.

IBM freut sich bereits über "einen regelrechten Verkaufsboom" Ende des vorigen Jahres bei der PS/1-Serie. Daß PC bei Privatleuten immer mehr Anklang finden und damit "erhebliche" Absatzchancen bieten, führt der zuständige IBM-Produktmanager Horst Rupp ebenfalls auf die inzwischen einfachere Bedienung zurück. Die von ihm betreute Modellfamilie habe einen "eingebauten Führerschein". Software ist im Paket schon drin, aufgespielte Lernprogramme helfen beim Umgang mit dem Rechner. Noch beherrschen 08/15-Anwendungen wie Textverarbeitung, Spielen und Lernen die Szene, doch entdeckt Rupp am Horizont Multimedia auch für die gute Stube. Dieses dank Digitalisierung möglich werdende Zusammenwachsen von Elementen aus Unterhaltungselektronik und Nachrichtentechnik wie Ton und Bild sowie Kommunikation mit der EDV dürften zunächst mehr die Profis beschäftigen, meint Apple-Manager Brune. Nach und nach aber werde auch dieses Gebiet, so sagen Marktexperten voraus, der Branche neue Geschäfte mit Verbrauchern bescheren.

IBM und Co bemühen sich, den potentiellen PC-Käufern klarzumachen, daß große Namen nicht teure Rechner bedeuten müssen, und betreiben selbst "aggressive Preispolitik". Sie hoffen, daß die Kundschaft sich bei kleiner werdenden Preisunterschieden für die bekannten Marken entscheidet. Zudem betonen sie immer wieder Qualität und Service. Für IBM tut dies in der PC-Werbung inzwischen die Trickfilmfigur rosaroter Panther. Intel wirbt neuerdings auch per TV- Spot mit ihrem Logo "Intel inside" und behauptet in der Computerbranche im Bekanntheitsgrad vor Microsoft, IBM und Vobis zu liegen.

Qualität reklamieren freilich auch andere Anbieter wie die PC-Ketten Vobis und Escom für sich. Sie werben in ihren, Tageszeitungen beigelegten Broschüren immer wieder mit Empfehlungen und Testergebnissen aus Computermagazinen. Die Firma Commodore unterstreicht Dienstleistungen als Differenzierungsmerkmal. Bei gleichartiger Hardware könne man sich nur durch Drumherum wie Vor-Ort-Service und Rückgaberecht abheben. Unternehmenssprecherin Karola Bode sieht zwei Fronten im Wettbewerb, die Markenhersteller wie IBM und Compaq einerseits, Commodore und die Discounter andererseits. Ihr Haus spüre den Wettbewerb der ersten, räumt sie ein. Man baue aber auf die "feste Position" und langjährige Erfahrungen beim Verkauf über Waren- und Versandhäuser. Die Hessen wollen sich auf ihren Amiga- Rechner 1200, der wie die Apple-Modelle mit Motorola-Prozessoren läuft, konzentrieren. Ihr Einstiegsmodell muß Commodore von reinen Spielecomputern der Firmen Nintendo und Sega abgrenzen.

Für den Heppenheimer Filialisten Escom hat Sprecher Wilfried Heise zwei mögliche Antworten auf Vorstöße der Etablierten parat. "Senken die die Preise, machen wir mit, damit die Differenz bleibt." Daneben sei es für Escom, in erster Linie ein Handelshaus und erst dann ein PC-Bauer, denkbar, weitere Markengeräte ins Sortiment zu nehmen. Der Apple-Familienrechner Performa sowie Notebooks sind bereits in den Läden des Alleininhabers Manfred Schmitt zu haben, der zuletzt mit der geplanten Mehrheitsübernahme des angeschlagenen Foto- und Unterhaltungselektronikhändlers Hako von sich reden machte.

Escom geht allerdings nicht auf die Cebit. Der sechsstellige Betrag für einen Stand könne besser für andere Verkaufsförderung verwendet werden, meint Heise. Vobis, Teil der Metro-Asko-Gruppe, stellt an der Leine weitere vom "Star"- Gestalter Luigi Colani entworfene Produkte vor. Mit dessen rundlichem "Bio- Design" (siehe Kasten) wollen sich die Aachener vom Einerlei abheben. Die bereits offerierten Colani-PC verbuchen sie als "spektakulären Erfolg".

Auch Intel-Mann Tait hält Formen und Farben für ein wichtiges Absatzinstrument. Schon träumt die Branche davon, daß der Heimcomputer zum Modeartikel wird, zu etwas, so Tait, "das man einfach haben muß". HANS GEORG SCHRÖTER

"Schmidtchen-Schleicher" lädt zum Tanztee ein

MAINTAL. Einen Senioren-Tanztee veranstaltet der Soziale Dienst der Stadt am Mittwoch, 24. März, im Bürgerhaus Bischofsheim. Alleinunterhalter Günter Schmidt alias "Schmidtchen-Schleicher" übernimmt die musikalische Gestaltung. Der Nachmittag für tanzbegeisterte Maintalerinnen und Maintaler beginnt um 15 Uhr. In der Pause stellt die Seniorentanzgruppe Volks- und Folkloretänze vor. Das Team des Bürgerhauses serviert Kaffee, Kuchen und kalte Getränke. Der Eintritt ist frei. jur

Namen + Notizen

JOACHIM UHL bleibt Vorsitzender der SPD-Fraktion im Langener Parlament. Auch seine Stellvertreter/in Helga Roßberg und Walter Mayer wurden in ihren Ämtern bestätigt. Zu ihrer Geschäftsführerin wählte die neue zwölfköpfige Fraktion Kerstin Podeyn-Bambach, die Kasse übernimmt Horst Weber. Alle Ergebnisse kamen einstimmig zustande. dac

EGON HOFFMANN ist der alte und neue Fraktionschef der Langener Freien Wähler-Gemeinschaft. Seine Stellvertreter/in sind Wilma Rettig und Rainer Pages. Der neuen Fraktion gehören zwölf Stadtverordnete an, von denen sieben bereits in der vergangenen Legislaturperiode im Parlament saßen. Bei der Kommunalwahl erzielte die FWG mit 26,8 Prozent ihr bestes Ergebnis in ihrer 40jährigen Geschichte und gewann vier Sitze dazu. dac

GÜNTHER VOGT kehrt an die Spitze der SPD-Fraktion im Dreieicher Stadtparlament zurück. Diesen Posten hatte er 1991 an Rolf Mühlbach abgegeben, als er Stadtverordnetenvorsteher wurde. Dieses Amt an der Spitze des Parlaments wird nun voraussichtlich die CDU mit mehr Erfolg beanspruchen als in den vergangenen Jahren. Stellvertreter/in von Vogt werden Diana Forster, Parteichefin und ehemalige Ortsvorsteherin von Dreieichenhain, und der Jurist Rainer Jakobi. Zum Schatzmeister wählte die neue Fraktion Michael Jesgarek. Rolf Mühlbach übernimmt die Funktion des Pressesprechers. dac

JOHANNES KRATZ, Pfarrer von St. Albertus Magnus in Langen, ist wieder zum Vorsitzenden des Kirchenbauvereins der Gemeinde gewählt worden. Auch der übrige Vorstand wurde bestätigt: Paul Roth bleibt Geschäftsführer, Anni Schwarzbach Schriftführerin und Werner Hofbauer Kassenverwalter. Der Verein mit derzeit 106 Mitgliedern kümmert sich um alle baulichen Angelegenheiten der Gemeinde. Dafür verfügte er seit seiner Gründung vor zwölf Jahren über einen Betrag in Höhe von 900 000 Mark (Mitgliedsbeiträge und Spenden). In diesem Jahr sollen unter anderem die Außenanlagen des Pfarrzentrums und der Spielhof des Kindergartens neu gestaltet werden. dac

ANITA SCHUBERT ist zur Vorsitzenden des Stenografenvereins 1897 Langen wiedergewählt worden. Zu ihrem Stellvertreter wählten die Mitglieder Randolf Szegfü. Schriftführerin ist Elvira Pascher-Kneißl, Rechnerin Annette Szegfü. Ursula Beitsch, Obfrau für den Unterricht, wurde für ihre 40jährige Mitgliedschaft mit dem Ehrenbrief des Deutschen Stenografenbundes mit einer silbernen Nadel ausgezeichnet. dac

HANS-PETER MÜLLER ist auf der Jahreshauptversammlung des Fördervereins der Weibelfeldschule in Dreieich stellvertretender Vorsitzender geworden. Vorsitzender ist nach wie vor Dr. Wilhelm Ott, der bereits im vergangenen Jahr gewählt worden war. Die Kasse macht Heidrun Keller. Der Förderverein, der 121 Mitglieder hat, plant für Anfang Mai einen pädagogischen Abend zu der Frage "Wie gehen Eltern mit dem Thema Aids um?" dac

Spielmobil kommt wieder nach Niederdorfelden

NIEDERDORFELDEN. Die Gemeindeverwaltung hat für die Sommersaison wieder das Spielmobil "Wilde Hilde" engagiert. Zwar habe das Spielmobil selbst - ein ehemaliges Feuerwehrauto - seinen "Geist aufgegeben", aber die Betreiberin, die dem Spieleauto ihren Namen gab, komme dennoch wieder in wöchentlichem Rhythmus zur "Struwwelpeterschule" (Grundschule des Dorfes) und biete Unterhaltung und Kurzweil für die Kinder, teilt Bürgermeister Wilfried Schneider mit. Allerdings wird die "Wilde Hilde" nicht, wie früher üblich, dienstags präsent sein, sondern künftig donnerstags. Der erste Termin: Donnerstag, 29. April.

Den Krieg bremsen

Von Roman Arens

Früher wurde manches Mal verhandelt und verhandelt, damit derweil wenigstens nicht geschossen wurde. Diese Sitte gilt nicht mehr. Alles - jede Ordnung und jegliche Werte unserer Zivilisation - hat der Bruderkrieg im Hause (Mittel-)Europa aus den Angeln gehoben und auf den Kopf gestellt. Jetzt gilt: Verhandeln und verhandeln, auf daß das Gewissen der Zuschauer sediert und serbischen Aggressoren wie den Verteidigern Gelegenheit zur obszönen Doppelstrategie geboten wird. In Genf und New York gerieren sich die Warlords als gutwillige, reputierliche Staatsmänner, während sie an den Fronten erbittert um Geländegewinne und Positionsverbesserungen kämpfen lassen. Ihr Zeitgewinn in UN-Sälen ist vielfach tödlicher Zeitverlust in Bosnien.

Es ist jedoch zwingend, notfalls mit dem Teufel selber zu konferieren, zügig und auch geduldig. Das Schicksal der Menschen im Krieg gebietet, mit tragfähigen (Teil-)Ergebnissen vom Verhandlungstisch aufzustehen und diese mit ernster Androhung von Sanktionen - nötigenfalls auch militärischen - durchzusetzen. Es ist der einzige Weg, mit Kraftworten geschürte Hoffnungen zu stützen, Hoffnungen von den Bürgern Bosniens auf das Ende des Infernos, von Kroaten auf Rückkehr in jetzt besetzte Heimat und natürlich auch von Mutterlandserben auf die Wende der sozialen Not.

Was nicht geht: Wieder zu warten, bis ein zweifelhaftes Parlament gnädigst dem nächsten Schritt zustimmt oder bis die Herren Staatsmänner zur UNO zu reisen und vielleicht nach zwei Wochen den (auf längere Sicht untauglichen) Vance-Owen-Plan zu unterzeichnen geruhen - und sich doch nicht daran halten.

Es ist daran zu erinnern, daß Milosevic und Karadzic im Januar in Genf durchaus auf ernsthaften Druck reagiert haben, aber, als im Gegenzug der Druck gelockert wurde, sofort ins alte Fahrwasser großserbischer Anmaßung einbogen. Wendigkeit sichert ihnen immer wieder die Herrschaft über das Verfahren, in dem sie geschickt UN, EG, USA und Rußland gegeneinander ausspielen. Das erleichtern Staaten Europas, indem sie Mißtrauen untereinander und eigene Interessen pflegen, aber nicht einmal den Partner Griechenland mit seinen Embargo- brechern in die Schranken weisen.

Ohnmacht hat Europa hinreichend bewiesen. Sie wird grell beleuchtet durch ministerielle Ankündigungen, daß der Geduldsfaden bald reißen und man der serbischen Führung demnächst, nein, nicht so bald, gewaltig auf die Füße treten werde. Danach ist schon öfter nichts geschehen. Die leeren Drohungen sind so wenig wert wie ein Dutzend Waffenstillstandsvereinbarungen; sie sind deprimierend lächerlich und treiben ein böses Spiel mit Überlebenshoffnungen vieler.

Ohnmacht ist kein tauglicher Vorwand für Nichtstun, wie Wut und Zorn nicht in blinden Aktionismus hineintreiben dürfen. Die beiden konträren Reaktionsweisen sind eine riskante Kapitulation von Politik, bevor diese richtig, ernsthaft angefangen hat, und bergen Gefahren einer unabsehbaren Ausweitung des Krieges.

Die fahrlässig unscharfe, nur von den extremen Möglichkeiten ausgehende Diskussion über eine Militärintervention - für die einen unabdingbar, für die anderen verwerflich - geht an naheliegenden Erkenntnissen und Erfordernissen völlig vorbei. Ohne militärische Hilfe und Schutz, was jederzeit im Notwehrrahmen in Kriegshandlungen umschlagen kann, kommt kaum ein Kilo Milchpulver zu den Hungernden. Das geht auch nicht ohne Zustimmung der regionalen Militärmächte, die die Not der Zivilbevölkerung regelrecht zur Waffe umgeschmiedet haben, übrigens ganz klar ein Kriegsverbrechen.

Für das serbische Ziel der "ethnischen Säuberung" sind schon viele Menschen verhungert, getötet und vergewaltigt worden. Der moslemische Wunsch nach Druck aufs Weltgewissen und dann nach Intervention dürfte etwa durch Blockade von Hilfsgütern auch Opfer gefordert haben wie die - laut Gerüchten - mangelnde Hilfe bei der Verteidigung der einen oder anderen kroatischen Stadt.

Das mutige Verhalten des Blauhelm- Generals Morillon in den vergangenen Tagen hat brutalen serbischen Mißbrauch der Not offengelegt und Srebrenica nicht nur dafür zu einem elenden Lehrstück werden lassen, sondern auch für das Ergebnis von schwankendem Verhalten der sogenannten "Weltgemeinschaft". In und um Srebrenica können Blauhelme ihr Mandat nicht erfüllen, werden das Flugverbot gar durch Luftangriffe und wohl auch das Waffenembargo massenhaft verletzt. Eine Verhöhnung und Bloßstellung der UN - warum wohl?

Vielleicht könnten sich Interventionisten und ihre Gegner einigen, daß humanitäre Hilfe und UN-Maßnahmen notfalls mit Gewalt durchgesetzt werden sollen. Moralisch, rechtlich und politisch wäre beides einwandfrei, gar geboten. Bei endlich glaubwürdiger Drohung brauchten die militärischen Mittel vielleicht nicht angewandt zu werden. Möglicherweise könnte der Krieg in Bosnien so schon gebremst werden. Dieses erste dringende Ziel wäre den Versuch wert. Freilich, eine Lösung der Probleme in Ex-Jugoslawien gäbe es auch dann noch lange nicht.

Wie, hier sollen Wahlen stattfinden? Nein, nicht irgendwelche in dieser hintersten französischen Provinz, über deren frühe Entdeckung der Langsamkeit sich schon so mancher große Geist im fernen Paris mockierte, sondern richtig "große", bedeutende Wahlen? Oder ist etwa schon alles gelaufen? War eine Wahl und keiner ging hin? Ein Blick in die Zeitungen von Paris bis Besançon beruhigt: Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Sie ist noch nicht vorbei, die "Campagne" um die Macht in Paris und die Mandate für die französische Nationalversammlung. Seitenweise räumen die Blätter vom Figaro über Le Monde bis zum L&rquote;Est Republicain der Berichterstattung Platz ein. Machtvoll klingt das und nach einem pulsierenden Kampf um die Stimmen der Wähler. Doch außerhalb der Zeitungsspalten pulst nichts: Ein groteskes Mißverhältnis. Auf den Straßen und Gassen der französischen Provinzdörfer und -städte der Franche Comté zwischen dem Doubs und der Saône deutet nichts auf ein Ringen zwischen der "Rechten" und der "Linken", den Le Pens und den "Ecos" hin.

Und nichts ist in diesen Vorfrühlingstagen so wie immer: Nirgends sind die Sprayer oder Maler nächtens unterwegs, um das Verbot wilden Plakatierens zu umgehen und an Autobahnbrücken oder Häuserwänden Sprüche und Parolen zu pinseln. Fast alle Veranstaltungen, in den Zeitungen über Gebühr beachtet, sind gähnend leer. Selbst am Markttag in der quirligen Kreisstadt Vesoul wirbt nur der "Lutte ouvrière" (Arbeiterkampf) auf unscheinbaren Zetteln dafür, es Reichen heimzuzahlen: Einfach und schlechthin "den Reichen". Die anderen Parteien "unterbieten" dieses dürftige Programmangebot noch - durch Schweigen. Kein Kandidat der "großen Parteien" läßt sich in den Und alle bleiben im Bett Straßen blicken: weder als leibhaftiger Wahlkämpfer noch als Poster- Held. Nein, völlig ungestört von der "hohen Politik" rekelt sich auf Häuser- und Plakatwänden jene luftig bekleidete Dame und lockt mit Billigpreisen für Betten. Lassen sich die Franzosen von ihr verführen - an diesem Sonntag? Stell Dir vor es ist Wahl und alle bleiben im Bett. jr

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Grundschüler beim Öko-Bauern: Realitätsnaher Unterricht zum Thema gesunde Ernährung Tumult um einen Kuhfladen Tierkinder als Attraktion

WEHRHEIM. Gundi löste einen Tumult aus. Die preisgekrönte Milchkuh produzierte gestern im Stall von Öko- Bauer Paul Erich Etzel vor den Augen der versammelten Klasse 3 b aus Neu- Anspach einen imposanten Kuhfladen. In dem folgenden, ohrenbetäubenden Geschrei und Gekicher versuchte der Landwirt das Ereignis wieder in pädagogische Bahnen zu lenken: "Das ist Natur pur. Die Gundi hat ihrem Bauch so richtig Luft gemacht. Und weil Kühe kein Kloh haben, müssen sie ins Stroh machen", erklärte Etzel - allein, vergebens.

"Die hat geschissen", klärte Jan prustend auf. Johannes dagegen meinte ganz entrüstet: "Das macht man nicht unter Leuten." Woraufhin Melissas Gerechtigkeitssinn sie ihre Sprache wiederfinden ließ. "Aber die kennt doch unsere Regeln nicht", brachte sie zur Verteidigung der armen Gundi vor, die sich als einzige von dem Theater hinter ihrem Rücken nicht stören ließ und seelenruhig weiterfraß.

Der Ausflug der Grundschulklasse auf den Bauernhof war der Abschluß der Unterrichtseinheit "gesunde Ernährung". Die 24 Kinder hatten zuvor schon viel über die Milch, das Obst und das Gemüse gelernt und sogar in der Schulküche Joghurt und einen Obstsalat selbst hergestellt. "Hier wollen wir jetzt erfahren, daß gesunde Nahrungsmittel aus der Landwirtschaft von der artgerechten Viehhaltung, der Anbauweise und Verwertung des Getreides abhängen", beschrieb Lehrerin Brigitte Marx das anspruchsvolle Ziel der nicht alltäglichen Exkursion.

Aus diesem Grund hatte sich die Lehrerin zusammen mit den beiden Praktikantinnen Ute Hübner und Anke Mahlmann auch bewußt nicht einen Bauernhof mit herkömmlichem, sondern mit ökologischem Anbau ausgesucht. "Ökologischer Anbau, das ist, wenn der Bauer seine Felder nicht mehr mit Gift spritzt", gab Etzel der aufgeregten Kinderschar denn auch gleich als erstes mit auf den Weg. Und alle hörten gespannt zu, wie er den Weg seines Getreides vom Acker zum Bäcker beschrieb. Als der Landwirt wissen wollte, wer zu Hause sein Mehl selbst mahlt, hoben sechs Kinder - immerhin jedes vierte - die Hand.

Viel spannender als die Theorie waren für die Kleinen hingegen die Tiere. Die Hofkatze "Krauli" machte ihrem Namen alle Ehre. "Die kriegt bald Babykätzchen", erklärte die vierjährige Enkelin Elisa den ungewöhnlich dicken Bauch des Tieres. Hannah hatte die Lektion gelernt. "Dahinten ist eine dicke Kuh. Die kriegt bestimmt bald Babys, so wie die aussieht", verkündete sie stolz und ging weiter auf Entdeckungsjagd. Kühe gab es auf dem Etzelschen Hof so viele, daß so manches Kind nicht aus dem Staunen herauskam. Silke, die noch nie auf einem Bauernhof war, hatte sich die Sache ganz anders vorgestellt. "Ich dachte, da sind überall so Traktoren", meinte sie.

Wie Silke erging es noch mehreren. Die meisten aus der 3 b kommen aus dem Neubaugebiet und sind aus städtischen Regionen ins Usinger Land gezogen. "Man setzt bei den Kindern viel zuviel voraus", mußte Brigitte Marx erkennen und war gleichwohl mit dem Ausflug zufrieden. "Allein das Erlebnis hinterläßt einen bleibenden Eindruck."

Die größte Begeisterung rief der "Tier-Kindergarten" hervor, wo die beiden Kühe Seerose und Alice die Kälbchen großziehen. Die Erläuterungen Etzels zur artgerechten Tierhaltung drohten diesmal im allgemeinen "Oohhh-wie- süß" unterzugehen. "Gibt's auch einen Stier hier?" wollte ein kleiner Junge plötzlich wissen. Die Antwort nahm Johannes dem Landwirt ab: "Logo, sonst hätten sie keine Kälbchen."

CLAUDIA NENNINGER

Sechsjähriger Junge lief gegen ein Auto

BAD HOMBURG. Ins Krankenhaus ist ein sechsjähriger Junge gebracht worden, nachdem ihn am Dienstag mittag ein Auto im Gluckensteinweg zu Boden geschleudert hatte. Er konnte laut Polizeiangaben jedoch nach einer ambulanten Behandlung wieder nach Hause gehen.

Wie die Polizei berichtet, war das Kind zwischen geparkten Autos auf die Straße getreten und dort gegen die rechte Seite eines Autos gelaufen, dessen Fahrer nicht mehr ausweichen konnte. Der Blechschaden ist laut Polizei gering. stk

Der Bioabfall wandert in den Komposter Kitas starten Aktion

DIETZENBACH. Fünf städtische Kindertagesstätten (Kitas) haben sich entschlossen, organische Abfälle zu kompostieren. Bereits seit Jahren sammeln die Dietzenbacher Kitas getrennt Glas und Papier ein. Die Kita "Kurt-Schumacher- Allee" soll nun zunächst das Kompostieren auf ihrem Gelände ausprobieren.

Das Amt für Umwelt, Tiefbau und Abfallwirtschaft hatte den Kitas angeboten, die notwendigen Holzkomposter aufzustellen und den Pädagoginnen und Pädagogen dabei zu helfen, fachgerecht Abfälle zu kompostieren. Die Stadtverwaltung hofft, daß somit die Menge des Hausmülls reduziert werden kann, in dem sich zur Zeit noch bis zu 40 Prozent organische Abfälle befinden. Ferner könnten die Erzieherinnen und Erzieher den Kindern anschaulich vorführen, wie der Mensch verantwortungsvoll mit der Umwelt umgehen könne.

Die Mitarbeiter des Amtes für Umwelt, Tiefbau und Abfallwirtschaft möchten sich zukünftig dafür einsetzen, daß das Thema "Natur- und Umwelterfahrung bei Kindern und Jugendlichen" mehr Beachtung findet. Zur Umwelterfahrung in den Kitas hat das Umweltamt bereits eine kleine Studie verfaßt, in der erläutert wird, wie mit den Kitas zusammengearbeitet werden soll. Was passiert mit dem fertigen Kompost? Er soll als Dünger auf den Beeten an den Kitas verstreut werden. Die kleinen Mädchen und Jungen können dann eine Vorstellung vom ökologischen Kreislauf bekommen.

Als der erste Komposter aufgestellt wurde, reichte das Kita-Personal ein Frühstück aus Obst und Gemüse. Die Abfälle wanderten zunächst in den "Bioeimer" und dann weiter in die Holzkiste. fin

Jugendbande überfällt Schüler

HANAU. Von sieben Jugendlichen im geschätzten Alter von 13 bis 17 Jahren sind am Dienstag vormittag zwei Schüler überfallen worden. Die beiden, die auf dem Weg von der Hohen Landesschule zum Freiheitsplatz waren, wurden in Höhe des Heinrich-Fischer-Bades von den sieben gestoppt und aufgefordert, Geld herauszugeben.

Weil sie sich weigerten, wurden sie zusammengeschlagen und erlitten nach Angaben der Polizei dabei Prellungen. Beschrieben werden konnten die Angreifer nicht; die Schüler vermuten, daß es sich um Türken handelt. az

Sanitärhandwerk heizt Bonn ein Anreize für regelmäßige Wartung von Wärmeanlagen gefordert

cri FRANKFURT A. M. Zur Eröffnung der Internationalen Fachmesse Sanitär, Heizung, Klima am kommenden Dienstag wird das Handwerk in die Offensive gehen. Bundesumweltminister Klaus Töpfer will es dort einen Vorschlag darlegen, der zum einen dessen Streben nach geringerer Umweltbelastung als auch den eigenen wirtschaftlichen Interessen der Firmen entgegenkommen soll. Michael von Bock und Polach, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima, will erreichen, daß künftig jede Wärmeanlage regelmäßig von einem Fachbetrieb gewartet wird. Die Bundesregierung solle entsprechende Verträge durch ein "Bonussystem" anreizen.

Möglich sei dies zum Beispiel, indem die etwa 220 Mark hohen Kosten je Wartung künftig von der Steuer abgesetzt werden könnten. Alternativ wird er Töpfer unterbreiten, daß Hausbesitzern die Messungen durch den Schornsteinfeger erspart werden, wenn sie die Heizungen nachweisbar durch einen Fachbetrieb überprüfen lassen. In einer repräsentativen Umfrage bei mehr als 6000 Haushalten hat der Verband herausgefunden, daß 5,5 Millionen Anlagen "überhaupt nicht" oder nur "bei Beanstandung" gewartet würden, obwohl dies vom Gesetz eigentlich vorgeschrieben sei. Dabei sei "unbestritten", daß bei regelmäßiger Kontrolle mehr als fünf Prozent an Energie eingespart beziehungsweise ein Ausstoß von 4,3 Millionen Tonnen CO2 verhindert werden könne. Für die Handwerksbetriebe ergebe sich dadurch der Vorteil, daß sie "saisonale Schwankungen" bei den Aufträgen ausgleichen und eine "gleichmäßige Beschäftigung" bieten könnten, argumentiert von Bock und Polach. Natürlich lockt auch der zusätzliche Umsatz.

Im vergangenen Jahr hat das Sanitär- handwerk mit etwa knapp 253 000 Beschäftigten im Westen 35 Milliarden Mark erlöst. Auch ohne die gestartete "Wartungsinitiative" sollen es in der laufenden Periode fünf Prozent mehr werden. Den Umsatz der etwa 8000 Firmen in Ostdeutschland beziffert der Verbands-Chef auf sieben bis acht Milliarden Mark.

Die Aussichten schätzt sowohl das Handwerk als auch die gesamte Sanitär-, Heiz-, und Klima-Branche angesichts des anhaltenden Aufschwungs im Wohnungsbau und des Modernisierungsbedarfs im Osten positiv ein. Zu der bis 27. März dauernden Fachmesse in Frankfurt werden 1882 Aussteller erwartet, davon mehr als ein Drittel aus dem Ausland. An der Spitze der vertretenen Staaten wird wieder Italien mit 278 Firmen stehen.

Gartenabfälle werden Anfang April abgeholt

LANGENSELBOLD. Gartenabfälle werden in den jeweiligen Langenselbolder Müllbezirken zwischen dem 5. und dem 7. April abgeholt. Gesammelt werden sowohl kompostierbare als auch sperrige Gartenabfälle.

Wer diese abholen lassen möchte, sollte sich bis spätestens Mittwoch, 24. März, bei der Stadtverwaltung, Zimmer 209, oder unter der Rufnummer 80222 anmelden. alu

Wie Langzeitarbeitslose eine neue Chance finden Kreis ist mit dem Projekt "Arbeit statt Sozialhilfe" zufrieden / Psychologe hält die Kontakte

HOCHTAUNUSKREIS. Arbeit statt Sozialhilfe - dieses Projekt, das der Hochtaunuskreis mit finanzieller Unterstützung des Landes durchführt, bündelt gleich mehrere Ziele. Zum einen sind da unter anderem die Anliegen, frustrierte Langzeitarbeitslose in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken, sie für Aufgaben neu zu motivieren, ihnen durch Perspektiven möglicherweise zu einem höheren Einkommen für ihren Lebensunterhalt und zu einer neuen Existenz zu verhelfen. Zum anderen sieht Sozialdezernent Peter Barkey in dem Projekt die Begleiterscheinung für den Kreis, die stetig steigenden Ausgaben für die Sozialhilfe zu drosseln. Zu 83 Frauen und Männern, die zum Teil schon seit vielen Jahren nicht mehr berufstätig sind, hat der für das Projekt zuständige Diplom-Psychologe Bernd Fuchs im letzten Jahr Kontakt aufgenommen. 13 von ihnen haben inzwischen eine Arbeitsstelle. Eine deutliche Mehrzahl hat die Stelle auch behalten. Fuchs: "Über 80 Prozent halten dank der individuellen Beratung auch durch." In diesem Jahr konnten bereits drei Langzeitarbeitlose vermittelt werden. Das Projekt ist seit Ende 1989 im Gang.

Die Idee "Arbeit statt Sozialhilfe" ist nicht einfach zu realisieren. Mitunter braucht es drei Briefe, bis sich der/die Sozialhilfeempfänger(in) zum Kontakt mit dem fest beim Kreis angestellten Psychologen bereit erklärt. Bernd Fuchs begründet das Stillhalten: "Viele haben aufgrund ihrer persönlichen Entwicklung inzwischen Kontaktprobleme", würden für sich häufig ohnehin keine Perspektive mehr sehen. Vermittelt werden die von Fuchs gewählten Klienten nur an Einrichtungen im öffentlichen Bereich oder Ämter und Behörden; dazu gehören auch soziale Einrichtungen wie etwa Mütter- oder Frauentreffs in privater oder Vereinsträgerschaft. Ehemalige Langzeitarbeitslose sind zum Beispiel im Kreiskrankenhaus, in der Kinderbetreuung oder im Grünamt einer Kommune im Kreis beschäftigt - und inzwischen sogar fest angestellt. Fuchs: Zwei bis drei Dutzend Frauen und Männer seien seit Beginn des Projektes wieder berufstätig, die Mehrzahl von ihnen wurde in Festanstellungen übernommen; einige von ihnen arbeiten im benachbarten Main-Taunus-Kreis.

Der Weg bis zur Vermittlung einer Arbeitsstelle ist freilich mühsam und aufwendig: Überzeugungsarbeit bei mitunter auch noch alkohol- oder drogenanfälligen Klienten, zeitraubender Papierkrieg und nervige Bürokratie bei der Finanzierung der Stellen, motivierende Kontaktgespräche mit den Aussteigern der Sozialhilfe- Szene.

Das Projekt "Arbeit statt Sozialhilfe" wird nach Ansicht Barkeys und Fuchs' "zunehmend an Bedeutung gewinnen": Die Kurve der schwervermittelbaren Arbeitslosen weist nach oben, das heißt, "daß sich die Zahl der chancenlosen, aber grundsätzlich arbeitsfähigen Personen, die in die Sozialhilfe abgleiten, erhöhen wird" (Barkey). 76 Prozent der arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger, sagt Fuchs, sind im Alter von 25 bis 40 Jahren, stünden dem Arbeitsmarkt also noch für Jahrzehnte zur Verfügung. Ihre Integration werde, wenn überhaupt, nur noch über das Projekt "Arbeit statt Sozialhilfe" möglich sein. Der Hochtaunuskreis jedenfalls sei bereit, das Projekt weiter durchzuziehen. Im Moment reicht die Finanzierung über das Landesprogramm bis 1994. Die finanzielle Seite des Wiedereinstiegs in eine Berufstätigkeit ist derzeit so geregelt, daß je ein Drittel der Kreis, das Land und der Arbeitgeber zahlen. off

54jähriger Frau die Tasche mit Geld geraubt

HANAU. Ein 30 bis 35 Jahre alter Mann hat am Dienstag nachmittag im Parkhaus des Grimm-Centers einer 54jährigen Frau die Einkaufstasche mit 500 Mark und der Scheckkarte geraubt. Nach Angaben der Polizei schlug der Unbekannte die Frau nieder, als sie gerade in der zweiten Ebene ihren Wagen abschloß, und entriß ihr die Tasche. Anschließend floh er.

Er wird als schlank und etwa 1,80 Meter groß beschrieben, bekleidet war er unter anderem mit hellblauen, verwaschenen Jeans. Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az

Aktionstag gegen Gewalt Mehr als 20 Schulen dabei

WIESBADEN. "Die Würde des Menschen ist unantastbar": Jungen und Mädchen aus mehr als 20 Wiesbadener Schulen basteln derzeit am Motto ihres Aktionstags, sie fertigen Riesenlettern für ein Transparent, mit dem sie am Dienstag, 23. März, zum Schloßplatz ziehen wollen - Höhepunkt ihrer Demonstration gegen Gewalt. Rund 10 000 Schüler und Lehrer haben ihre Teilnahme angekündigt, um ein Zeichen zu setzen gegen Ausländerhaß und Intoleranz und um einzutreten "für den Erhalt unserer demokratischen Kultur des Miteinanders", so Enja Riegel, Leiterin der Helene-Lange-Schule.

Die Idee war auf einer Schulleiter- Dienstversammlung Ende vergangenen Jahres entstanden. Man solle, hatten Enja Riegel und Norbert Trutzek vom Elly- Heuss-Gymnasium vorgeschlagen, die zunehmend sichtbare Gewalt auf "schulspezifische Weise" aufgreifen. Beide wurden mit der organisatorischen Leitung des Aktionstags betraut. Die Schüler werden im Unterricht auf das Thema vorbereitet - sie wollen ihre Gedanken beim Malen, Musizieren und Lesen ausdrücken.

Höhepunkt des Aktionstags ist die Kundgebung auf dem Schloßplatz, zu der sich die Jungen und Mädchen mit ihren Lehrern in einem Sternmarsch in die City begeben. Dort werden ausländische Schüler das Motto in ihre jeweiligen Heimatsprachen übersetzen: 20 verschiedene Versionen von "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Erwartet wird auch der bekannte Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter, der auf der Bühne eine Rede halten wird. Ziel dieses Aktionstages ist es laut Enja Riegel, "zu zeigen, wo wir als Schule stehen". Und: "Dieses Mal wollen wir nicht schweigen." Nicht alle Wiesbadener Schulen sind mit von der Partie - aber Schüler und Lehrer, die zur Kundgebung gehen möchten, dürfen dem Unterricht fernbleiben. maf

Kleine FR

"Drei Frauen zum Beispiel" In der Stadtbibliothek, Neugasse, liest heute, 19.30 Uhr, Frederik Hetmann aus "Drei Frauen zum Beispiel", die Lebensgeschichten von Simone Weil, Isabel Burton und Karoline von Günderode. Das Rußland-Haus Im Biebricher Schloß läuft am Dienstag, 23. März, 18.30 Uhr und 20.45 Uhr, der amerikanische Film "Das Rußland-Haus".

Kleine FR

Elisabeth Winter, nicht Ursula Schlegel MAINTAL. Nicht Ursula Schlegel, wie irrtümlich mitgeteilt, sondern Elisabeth Winter soll die Maintaler Republikaner künftig im ehrenamtlichen Magistrat der Stadt vertreten. Schlegel ist Mitglied der Fraktion. Zweite Passionsandacht MAINTAL. Die zweite Passionsandacht in der evangelischen Kirche Dörnigheim findet am Freitag, 19. März, um 19 Uhr statt. Pfarrerin Helga Czysewski wird den Gottesdienst mit Texten und Gebeten von Julia Esquivel aus Guatamala gestalten, die seit Jahren im Exil lebt, weil sie in Guatemala nicht mehr frei über die Situation ihres Volkes reden darf.

Venezianische Masken zu sehen MAINTAL. Venezianische Masken der italienischen Künstlerin Alberta Lombardi sind noch bis einschließlich 21. März im Historischen Rathaus Hochstadt zu sehen, donnerstags von 18 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Nur geladene Gäste MAINTAL. Die "akademische Feier" anläßlich des 1200jährigen Bestehens des Stadtteiles Dörnigheim findet am Samstag, 20. März, um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Dörnigheim statt. Die Stadtverwaltung bedauert, wegen der begrenzten Raumsituation nur mit geladenen Gästen - dem Vernehmen nach rund 300 - feiern zu können.

Orientalisches Fest

WIESBADEN. Das Eine-Welt-Zentrum und der Afghanische Kreis laden ein zu einem Orientalischen Neujahrsfest am heutigen Freitag ab 19 Uhr im Gemeindesaal der Stephanusgemeinde, Klarenthaler Straße 21. Auf dem Programm der internationalen Fete stehen klassische indische, afghanische und arabisch-türkische Musik, orientalischer Bauchtanz und Folklore. maf

Wir gratulieren

Frau Erna Herrenbrück aus Hanau- Steinheim zum 100. Geburtstag am Donnerstag, 18. März.

Auf einen Blick

Seite II USINGEN. Kandidaten-Mangel: Die Bürgermeisterwahl wird wahrscheinlich um vier Wochen verschoben. Seite III OBERURSEL. Naturschutz und Spaß will die Waldjugend in ihrer praktischen Arbeit verbinden. Seite IV KULTURSPIEGEL TAUNUS. Großflächiges im Friedrichsdorfer Rathaus: Doris Fischers Bilder. Seite V BAD HOMBURG. Mit Fotos trugen Ober-Erlenbacher Kinder zur Erforschung der Heimatgeschichte bei. Seite VI MAIN-TAUNUS-KREIS

Badewärterinnen lernten das Schwimmbad reinigen

MAINTAL. Die Reinigung des Schwimmbads stand im Mittelpunkt eines Fortbildungslehrgangs, den fünf der sieben Badewärterinnen des Maintalbads jetzt erfolgreich abschlossen. Das Seminar thematisierte Inhaltsstoffe, Anwendungsbereiche und die Wirksamkeit von desinfizierenden und anderen Chemikalien, die in dem Bad zur Anwendung kommen. Die Teilnehmerinnen lernten Reinigungsmittel besser, gezielter, sicherer und vor allem sparsamer anzuwenden. Der Umgang mit problematischen Keimen kam ebenso zur Sprache wie Flächendesinfektion, Fußpilzprophylaxe, Umwelt- und Arbeitsschutz sowie Sicherheitsvorschriften.

Wie Bürgermeister Walter Unger weiter mitteilt, nehmen üblicherweise Schwimmeister an solchen Veranstaltungen teil. Die Stadt habe sich jedoch entschlossen, auch interessierten Badewärterinnen eine solche Fortbildung zu ermöglichen. jur

Realistisch-kühle Bilder Arbeiten von Angela Bugdahl im Frauenzentrum

RÜSSELSHEIM. Beim Blick auf die roten Schuhe ist er sofort da - der Gedanke an Hans-Christian Andersens gleichnamiges Märchen von dem Mädchen, das so gar nicht brav und lieb ist, sondern Forderungen stellt und deshalb zur Strafe eben jene Schuhe, einmal angezogen, nicht mehr von den Füßen kriegt. Sie muß, ob sie will oder nicht, tanzen, bis sie am Ende Besserung gelobt und vom Fluch erlöst wird.

Auch Angela Bugdals Schuhe haben etwas Unheimliches. Sie wirken harmlos wie ein ordentlich nebeneinander stehendes Paar Schuhe eben wirkt, haben aber gleichzeitig etwas Böses, Aggressives.

"Die roten Schuhe" ist nur eines von insgesamt 18 Bildern, die die Malerin Angela Bugdahl derzeit im Rüsselsheimer Frauenzentrum zeigt. Doch es ist eines jener Bilder, die schon beim ersten Anblick Assoziationen wachrufen.

Angela Bugdahl - das sind strenge Linien, klare Formen. Die gebürtige Ungarin, die zunächst eine technische Ausbildung absolvierte und 1975, mit 32 Jahren, mit der Malerei begann, arbeitet seit 1980 freischaffend, hat zahlreiche Ausstellungen, darunter eine in Peking, gemacht und wurde für ihre Arbeiten mehrfach ausgezeichnet.

Angela Bugdahls Arbeiten wirken kühl, zeigen, daß die Malerin zu ihren Motiven Distanz hält, sie mit einem fast technisch anmutenden Blick ins Visier nimmt, um sie dann mit Farbe und Pinsel exakt nachzubilden.

Doch geht es ihr nicht darum, nur irgendwelche Dinge des täglichen Lebens naturgetreu zu reproduzieren oder Stilleben zu malen, bei denen die Früchte zum Anbeißen echt wirken. Ihre Beschränkung auf die reine Form hat Methode. Ihr Ziel sei es, den Dingen des Alltags ihre Trivialität zu nehmen, sie so zu zeigen, daß sie zwar realistisch, aber nicht klischeehaft oder banal wirken.

Allerdings verbirgt sich hinter dieser extrem realistischen, nahezu perfektionistischen Maltechnik noch eine weitere Ebene. Die Botschaft, die überall in ihren Bildern zu finden ist, ist die Frage menschlicher Beziehungen, wobei die Rolle der Frau für die Künstlerin im Vordergrund steht.

Eins von vielen Beispielen hierfür ist das "Dreiecksverhältnis", gebildet von Löffel, Messer und Gabel, die von einer Serviette umhüllt werden. Diese schafft die Verbindung zwischen den drei Gegenständen, die wiederum in unterschiedlichen Beziehungen zueinander stehen. Der Löffel, so sieht es die Künstlerin, ist ob seiner Form das weibliche Element, das Messer das männliche. Zwischen beiden die Gabel. Sie ist der Rivale, der Liebhaber, der zwischen dem Paar steht.

Die Kombination männlicher und weiblicher Elemente findet sich in nahezu allen Arbeiten Bugdahls. Mal als Hut, mal als Stecknadel, die das weibliche Symbol des Schmetterlings am Boden festheftet.

Bugdahls Bilder haben etwas zu sagen. Sie sprechen noch bis zum 5. Juni: bis dahin ist die Ausstellung im Frauenzentrum zu sehen. CHRISTINA WALLENDA

Der Torjäger geht wieder einmal und der Bezirksoberligist FSV Bad Orb muß von vorne anfangen Die sportliche Meßlatte droht weiter nach unten zu rutschen Einsatz des erkrankten Neuzugangs Alvarez weiterhin ungewiß / Im Mai gibt es Aufmunterung durch Beckenbauers Besuch

"Kaiser Franz" (Beckenbauer) will sich am 20. Mai die Ehre geben, das Debüt von "König Julio" (Alvarez) ist aus Krankheitsgründen auf unbestimmte Zeit vertagt und "Kronprinz Reinhold" (Jessl) hat zum Saisonende im Juni seine Demission eingereicht - dem Fußball- Bezirksoberligisten FSV Bad Orb stehen schon jetzt "heiße Tage" ins Haus.

Bereits der Frühling hat "In der Au" seine Reize, denn die Orber sind einer der Hauptkandidaten für die Relegationsrunde "nach unten", rangeln ausgerechnet mit ihrem Ostkreisrivalen VfB Oberndorf sowie Eintracht Windecken und Teutonia Hausen um diese Position (14). Eine Heimniederlage gegen die Spvgg. Weiskirchen würde weitere Kritiker an der teilweise unverständlichen Personalpolitik des FSV auf den Plan rufen: nicht nur Reinhold Jessl - der Trainer und Torjäger (18 Treffer) in Personalunion wechselt überraschend zum designierten Bezirksligisten TSV Höchst, sondern auch Jochen Hirchenhain (8 Tore) will sich 93/94 als Spielertrainer (in Geislitz) versuchen. Damit verlieren die Orber innerhalb weniger Jahre (nach Rainer Krieg, Kurt Zeller und bereits einmal Reinhold Jessl) zum vierten Mal ihren Torjäger, müssen wieder von vorne anfangen. Und die sportliche Meßlatte rutscht beim FSV immer tiefer, die Landesliga muß unter diesem Personalgebaren auf Dauer abgeschrieben werden. Nach einigem Hickhack in Ravolzhausen (Abmeldung, Rückkehr, Abmeldung) verließ der zunächst als Spielertrainer, zuletzt ausschließlich als Spieler fungierende Julio Alvarez in der Winterpause den FSV Ravolzhausen (Mitbewerber im Abstiegskampf/15. Platz) und wechselte nach Bad Orb. Der 33 Jahre alte Spanier erlitt jedoch einen Schwächeanfall und kann derzeit nicht spielen. Sein Einsatz ist ungewiß. "Zum Glück waren die Freigabeverhandlungen noch nicht abgeschlossen", sagt Vorstandssprecher Thomas Metzler. Der aus Orber Sicht wenig erfreulichen Entwicklung um die Routiniers Jessl und Alvarez steht die Zusage von Franz Beckenbauer, im Mai nach Bad Orb zu kommen, gegenüber. Allerdings nicht als Trainer, sondern "nur" als Spieler in der sogenannten Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft. Diese tingelt bekanntlich in der wärmeren Jahreszeit über die Lande und will an Himmelfahrt (20. Mai) auch in Bad Orb Station machen. Neben "Kaiser Franz" werden bekannte Fußball-Größen wie Wolfgang Overath, Karl-Heinz Förster, Klaus Fischer und Bernd Hölzenbein "In der Au" erwartet. Die FSV-Macher hoffen, daß die geplante "Ü 30" des FSV einen besseren Gegner als die derzeitige Bezirksoberligaformation abgeben wird. In den restlichen 14 Spielen will der FSV alles viel besser machen. An größere Disziplin, mit welcher es auf dem Spielfeld nicht gut bestellt ist, will der Vorstand um Fußballchef Heiner Weisbecker appellieren. Michael Brasch erhielt am Sonntag in Niederrodenbach eine rote Karte ein. Er ist damit der vierte Orber Spieler, der sich in den letzten Wochen eine Sperre einhandelte. Wenig erfreulich ist auch die Entwicklung im Bereich der zweiten Mannschaft, die zuletzt die Punkte kampflos abgeben mußte. Sie existiert de facto nicht mehr, wurde durch Abmeldungen (intern und extern) personell ausgehöhlt.

Die Orber sehen die einzige Zukunftschance für die "Zweite" in der Eingliederung in eine Spielklasse, wo es um Auf- oder Abstieg und nicht nur um freundschaftliche Vergleiche geht. Hierzu sind Spiele wie gegen die Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft respektive mit "Kaiser Franz" die bessere Alternative. Und bis dahin kann möglicherweise "König Julio" sein Comeback in der Orber "Ü 30" feiern, ist "Kronprinz Reinhold" möglicherweise bereits gestürtzt . . .

HANS-DIETER PUTH

Bühl soll das Parlament führen Grüne wollen Koch in Magistrat schicken / Manus statt Mayer

OBERTSHAUSEN. Wer welche Positionen in Parlament und Magistrat einnehmen wird, dafür haben zwei der vertretenen Parteien bereits die Weichen gestellt, die Grünen und die CDU. Fraktionssprecher der Grünen wird Axel Schwalm, als Vize-Stadtverordnetenvorsteherin schlagen die Grünen ihr Fraktionsmitglied Eileen Goldau-Keller vor. Komplettiert wird die vierköpfige Fraktionsriege von Jürgen Merz und Roland Bonaventura.

In den Magistrat wollen die Grünen Mechthild Koch schicken. Im Unterschied zur Wahl 1989 ist das Ergebnis diesmal für die Grünen so gut ausgefallen, daß ihnen der Magistratssitz auch rechnerisch zusteht. Die SPD wird einen ihrer Sitze abgeben müssen, denn einer Erhöhung der Zahl der ehrenamtlichen Magistratsmitglieder will die CDU als die stärkste und mit absoluter Mehrheit ausgestattete Fraktion nicht zustimmen. Dies bedeutet auch, daß die FDP nicht im Magistrat vertreten sein wird.

Neben den Grünen hat auch die CDU- Fraktion schon festgelegt, wer als Ehrenamtlicher aus ihren Reihen in den Magistrat gewählt werden soll. Wie CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Roth-Weikl erklärte, bleibt dabei alles beim alten. Demnach sollen wieder Peter Wichtel, Rudolf Bühl, Marianne Mayer und Egon Pelz auf der Magistratsbank Platz nehmen. Zur Stadtverordnetenvorsteherin will die CDU die frühere Fraktionssprecherin Hildegard Bühl küren.

Gedanken haben sich die Christdemokraten auch schon über die Besetzung der Ausschußvorsitzenden gemacht. Die Ausschüsse setzten sich aus Mitgliedern, beziehungsweise Experten aller Fraktionen zusammen, die bestimmte Sachthemen im kleinen Kreis beraten und damit die endgültigen Entscheidungen des Parlaments vorbereiten. Zum Vorsitzenden des Hauptausschusses soll laut CDU Mathias Huber gewählt werden. Für den Umwelt- und Verkehrsausschuß schlagen sie Heinz Zimmermann, für den Sozialausschuß Brunhilde Waldschmidt und für den Sport- und Kulturausschuß Bernd Roth vor. Den Vorsitz des Bauausschusses wollen sie der SPD anbieten. Im Rechnungsprüfungsausschuß soll ein/e Grüne/r den Vorsitz führen.

Die FDP hat für den nächsten Montag ihre konstituierende Fraktionssitzung einberufen. Die Liberalen hatten bei der Wahl ein Mandat hinzugewonnen. Ulrich Mayer, der auf Platz drei der Liste stand, wird das Mandat aus beruflichen Gründen nicht annehmen. An seiner Stelle wird Norbert Manus neben Brigitte Schreiber und Gerhard Keller sitzen. Die SPD trifft sich erst noch zur ersten Fraktionssitzung nach der Wahl. pmü

Serienunfall kurz vor dem Autobahnende

WÄCHTERSBACH. Kurz vor dem Ende der Autobahn A 66 sind am Dienstag drei Personen- und ein Lastwagen verunglückt. Dabei erlitten zwei Personen leichte Verletzungen, den Blechschaden schätzt die Autobahnpolizei Langenselbold auf rund 32 000 Mark.

Gegen 21.50 Uhr hatte ein Fahrer - vermutlich auch Unachtsamkeit - den Anhänger eines Lastzuges gerammt. Der geriet ins Schleudern und kippte um, dabei fielen zahlreiche Kartons auf die Fahrbahn. Ein zweiter Autofahrer erkannte die Situation und konnte rechtzeitig bremsen, ein dritter jedoch nicht, er fuhr auf den zweiten auf.

Die rechte Spur der A 66 war für über eine Stunde gesperrt, bis unter anderem die Autobahnmeisterei die Hindernisse beseite geräumt hatte. Zu Staus kam es jedoch nicht, berichtet die Polizei. az

Basketball-Regionalliga und -Oberliga der Frauen: Dreieichenhain und Langen tauschten Plätze Die "Giraffen" reckten den Hals nach oben Nach Meisterschaft wollen Langener auch Hessenpokal gewinnen / Dreieichenhain überfordert

Das Feld im Frauen-Basketball wurde frühzeitig für die neue Saison bestellt: Der "Austausch" zwischen dem TV Langen (Rückkehrer in die Regionalliga Südwest) und dem SV Dreieichenhain (Absteiger in die Oberliga Hessen) stand bereits seit Wochen im Raum, im Falle des SVD de facto bereits seit Beginn der Rückrunde fest. Ebenso wie die BSG Hillscheid/Montabaur/Höhr-Grenzhausen

war der Offenbacher Kreisvertreter mit 2:34-Punkten völlig überfordert, dürfte mit diesem Leistungsniveau selbst in der Oberliga Schwierigkeiten haben. Das wurde auch zum Saisonabschluß in Saarlouis (55:102) belegt. Pech für Eintracht Frankfurt II: Der Abstieg der eigenen "Ersten" aus der Zweiten Bundesliga kostet dieser Formation ihren Regionalliga- Platz. An den Play-Off-Spielen zur Zweiten Bundesliga sind Gruppensieger SC Wacker Völklingen (32:4 Punkte) und der TV Saarlouis (28:8), die damit den Hessenklubs die Schau stahlen, beteiligt.

Der TV Langen wurde in der Oberliga Hessen in beeindruckender Manier Meister: Nach dem kleinen Fehlstart (2:4 Punkte) wurden alle 15 Spiele gewonnen, die Konkurrnez mit 32:4 um sechs und mehr Punkte distanziert. Dem Titel des TV Langen steht der Abstieg des EOSC Offenbach (4:32 Punkte) gegenüber. Die SG Aschaffenburg/Mainhausen wurde mit 12:24 Zählern Siebter.

TV Langen - TSV Krofdorf-Gleiberg 73:47 (45:21). Die Langener "Giraffen" verteilten artig rote Rosen, die Vereinsführung Blumensträuße, der Sekt floß in Strömen - die Meisterschaft der Langenerinnen konnte nach dem abschließenden Kantersieg gegen den Verfolger Krofdorf-Gleiberg in der Sehring-Halle in vollen Zügen gefeiert werden. Dennoch zog Trainer Bernd Neumann gleich wieder die Bremse an, denn am 27. März (18 Uhr, Orpheum) soll beim BC Darmstadt der Hessenpokal, somit das Double, gewonnen werden. "Wir werden keinen ruhigen Lenz schieben, sondern voll weitertrainieren", läßt Neumann keinen Zweifel an seinen Ambitionen mit diesem Team.

Gegen Krofdorf-Gleiberg spielte es in der ersten Halbzeit meisterlich, ließ später jedoch die Zügel schleifen. Die klare Führung und die Vorfreude auf die Ehrung, die 80 Fans verfolgten, waren die Ursache der später ausgeglicheneren Verhältnisse. Silke Dietrich war die Weichenstellerin, beim 24:9 war alles gelaufen.

TV LANGEN: Silke Dietrich (14 Korbpunkte), Nina Heger (14), Veronika Tomasevic (12), Silke Heger (11) Ulrike Keim (8), Ulli Köhm-Gruenke (6), Nina Gerdes (4), Andrea Steiner (3), Katrin Rollwaage (1), Heike Dietrich.

TV Saarlouis - SV Dreieichenhain 102:55 (51:25). Der Play-Off-Teilnehmer spielte elanvoll, hatte die Dreieich-Girls bereits nach zehn Minuten (33:12) aus der schwach besetzten Halle gefegt. Danach ließ es Saarlouis langsamer angehen, das Schlußlicht konnte dadurch optisch besser mithalten. Am Klassenunterschied bestanden nie ein Zweifel. Lediglich Sabine Betz (25 Korbpunkte) zeigte sich den Anforderungen gewachsen. Die Abteilungsleitung hat bisher nicht entschieden, ob die Mannschaft über die Oberliga hinaus freiwillig in die Landesliga absteigen soll. Bei unveränderter Personalsituation wäre letztgenannter Schritt vermutlich die bessere Alternative. 46,78 Korbpunkte pro Spiel zeigten das Manko beim SVD, der andererseits 77,39 "Körbe" pro Begegnung kassierte, deutlich auf.

SV DREIEICHENHAIN: Sabine Betz (25 Korbpunkte), Beate Brehm (9), Anna Adler (7), Kristina Kunovic (7), Katrin Degner (4), Katja Gänshirt (2), Susanne Wegeler (1). hdp

Grüner Punkt beugt sich Druck Kartellamt toleriert neues Konzept zu Gewerbe-Aktivitäten

has FRANKFURT A. M. Die Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD) in Bonn, die den Grünen Punkt für Verkaufsverpackungen vergibt, will ein neues Konzept für die Entsorgung von Gebinden verwirklichen, die im Großgewerbe und in der Industrie anfallen und anschließend stofflich verwertet werden sollen. Sie reagiert damit auf ein vom Bundeskartellamt im Januar dieses Jahres angestrengtes Verwaltungsverfahren. Dem in diesem Zusammenhang entstandenen Druck trägt die Grüne-Punkt- Firma nun Rechnung.

Nach dem neuen Konzept will die DSD nicht nur ihren Vertragspartnern, sondern "allen Entsorgungsunternehmen" die Miterfassung von im Gewerbe anfallenden Verpackungen vergüten. Aus dieser Zusage schließt das Kartellamt, daß eine Wettbewerbsverzerrung auf diesem Gebiet künftig nicht mehr zu befürchten sei: "Der Wettbewerb der Entsorgungsunternehmen um die großgewerblichen und industriellen Anfallstellen bleibt erhalten oder wird wieder hergestellt." Die Kartellwächter wollen das neue Entsorgungskonzept tolerieren, "soweit die weitere Ausgestaltung sich im Rahmen der Verpackungsverordnung bewegt und das Konzept diskriminierungsfrei gehandhabt wird". Das Verfahren gegen die DSD wird aber nicht sofort eingestellt. Die Wettbewerbshüter betonen, sie erwarteten "unverzüglich" die Umsetzung der Zusagen. Dafür seien etwa fünf bis sechs Wochen erforderlich. Erst danach will die Berliner Behörde das Verfahren einstellen.

Für das Kartellamt bedeuten die Vereinbarungen mit der DSD einen Teilerfolg. Zwar konnte es nicht "das Vordringen der Gesellschaft in den gewerblichen Bereich" verhindern, doch setzte es immerhin durch, daß die Grüne-Punkt- Firma nicht nur mit ihren Vertragspartnern in der Entsorgungsbranche Geschäfte machen darf. Zu dem ursprünglich geplanten DSD-Konzept meinen die Beamten der Behörde, dieses hätte dazu geführt, daß die "unabhängigen Entsorger" kein "konkurrenzfähiges Angebot" für die gesamte Erfassung von Verkaufs- und gegebenenfalls Transportverpackungen "gegenüber einer Anfallstelle" hätten abgeben können, weil den DSD-Vertragspartnern eine Kostenerstattung für ihre Arbeit winkte. Die unabhängigen Firmen hätten sich hingegen im Wettbewerb ohne Aufwandsvergütung behaupten müssen, was nach Meinung des Kartellamtes "praktisch nicht möglich ist".

Frauen-Basketball-Regionalliga Südwest Klassenerhalt am grünen Tisch gesichert Hofheim profitiert vom "Zwangsabstieg" der Eintracht-Reserve / Auch Homburgs Coach bleibt

Ende gut, nicht alles gut: Der TV 1860 Hofheim hat den Klassenerhalt in der Frauen-Basketball-Regionalliga Südwest überwiegend dem Umstand zu verdanken, daß Eintracht Frankfurts zweite Garnitur nach dem Abstieg der ersten Mannschaft aus der Zweiten Bundesliga die dritte Ebene zwangsweise verlassen muß. Nach der sportlichen Bilanz wäre der enttäuschende Aufsteiger vom letzten Sommer - die Spielerinnen von Trainer Don Vencelov kamen nicht über 10:26- Punkte hinaus - wahrscheinlich auf direktem Wege in die Oberliga Hessen zurückgekehrt. Allerdings kann der Aufstieg von Wacker Völklingen (32:4 Punkte) beziehungsweise dem zweiten Play- off-Teilnehmer (TV Saarlouis) sogar noch für die BSG Hillscheid/Montabaur/Höhr- Grenzhausen (trotz miserabler 2:34 Punkte) den Rettungsanker bedeuten. Die Homburger TG schloß nach ihrem 60:54-Arbeitssieg gegen den TV 1860 Hofheim die Saison 92/93 mit 20:16 Punkten auf dem optisch hervorragenden fünften Tabellenplatz ab. Die beiden Taunus- Vertreter, die mit dem TV Langen (Oberliga-Meister) einen alten Bekannten begrüßen können, wollen in der nächsten Saison mit den gleichen Trainern (Don Vencelov in Hofheim, Ralf Schmidt in Bad Homburg) eine schärfere Klinge schlagen.

Homburger TG - TFV 1860 Hofheim 60:54 (30:27). Im Prestige-Duell kam die HTG nach wenig berauschender Vorstellung in der Kaiserin-Friedrich-Halle zum standesgemäßen Erfolg. Am Anfang (18:26) und am Ende (55:54) bereitete der TVH dem Gastgeber die größten Probleme. Die endgültige Entscheidung fiel erst in den letzten zwei Minuten. Anja Grieb (20 Korbpunkte) erwies sich als die mit Abstand treffsicherste Spielerin. Ansonsten zeigten beide Teams kaum Regionalliga-Format vor. Die drei "Dreier" von Renate Schädlich zählten zu den wenigen Höhepunkten. Negativ bereits die Freiwurfquote bei der HTG (14/8).

Don Vencelov steht auch in der nächsten Saison am Regiepult. Infolgedessen wird auch Ehefrau Barbara Vencelov in der Brühlwiesenhalle am "Ball bleiben". Falls nicht die Familienplanungen einen dicken Strich durch die sportliche Rechnung machen. Anja Schulze soll aus der B-Jugend (!) in die Regionalliga aufrükken. Ferner laufen die Verhandlungen mit einer Frankfurter Bundesliga-Akteurin, reflektiert der TVH auf die Rückkehr von Tina Winterstein, die beruflich in Köln weilte und oftmals an allen Ecken und Enden fehlte. Theresa Gutfleisch feierte in Bad Homburg ihr Comeback, soll dazu überredet werden, wieder aus der Zweiten Mannschaft in die Regionalliga- Formation zurückkehren. Nach etwa zweiwöchiger Trainingspause will Don Vencelov (der 39 Jahre alte US-Amerikaner, der zusätzlich die Oberliga-Männer der TG 1837 Hanau trainierte, wird sein Basketball-Engagement ausschließlich auf Hofheim konzentrieren) mit drei Einheiten (!) pro Woche die intensivste Vorbereitung aller Zeiten in Hofheim starten, um nicht noch einmal bis zum Schluß um den Liga-Erhalt zittern zu müssen. Auch sein Kollege Ralf Schmidt hofft in Bad Homburg auf zwei bis drei Verstärkungen, um die junge HTG-Mannschaft wieder in höhere Tabellen-Gefilde führen zu können. Er macht - im Gegensatz zu Vencelov - sein weiteres Engagement von diversen Verpflichtungen abhängig.

HOMBURGER TG: Anja Grieb (20 Korbpunkte), Renate Schädlich (11), Gisela Normann (10), Anna Sieveking (7), Anna Hesse (6), Juliane Ludwig (4), Katrin Bartmann (2).

TV 1860 HOFHEIM: Launie Stoneman (10 Korbpunkte), Sabine Sigel (10), Barbara Dammer (8), Claudia Spettel (8), Theresa Gutfleisch (8), Barbara Vencelov (7), Jutta Kraus (3), Ursula Radlmann. hdp

Der Signalton ließ sich nicht abstellen Mutwilliger Fehlalarm in der Heinemann-Schule / Alarmanlage soll jetzt überprüft werden

RÜSSELSHEIM. Das war eine Aufregung in der Heinemann-Schule! Irgend jemand hatte das Sicherheitsglas eines der in der Schule installierten Druckfeuermelders eingeschlagen und Alarm ausgelöst. Parallel zu dem Signal, das direkt bei der Rüsselsheimer Feuerwache aufläuft, wird dabei auch ein hausinterner Alarm ausgelöst. Und der war einfach nicht zum Schweigen zu bringen.

"Eine harmlose, aber ärgerliche Geschichte", sagt Schulleiter Günter Baumann. Denn bis die Feuerwehr, die allein die Anlage bedienen darf, den Knopf zum Abstellen gefunden hatte, verging einige Zeit.

Den Grund erläutert Engelbert Wiedmann, Leiter des Brandschutzamtes, und beim morgendlichen Einsatz mit vor Ort. Beide Systeme seien unterschiedlich "geschleift", will heißen, sie reagieren zwar gleichzeitig, können aber nicht gleichzeitig "zurückgestellt" werden.

"Unseren Alarm haben wir ja auch schnell lokalisiert", sagt Wiedmann. Doch der Versuch, ihn abzustellen, war das Problem. "Die hausinternen Anlagen, arbeiten sehr unterschiedlich, und wir kennen die, die im Gebrauch sind, auch nicht alle wie unsere Hosentasche."

Während diese Suche schließlich erfolgreich abgeschlossen werden konnte, blieb offen, wer der Übeltäter war, der den Fehlalarm mutwillig fabriziert hatte. Wird er oder sie erwischt, droht eine empfindliche Strafe. "Wissentlich einen Fehlalarm auszulösen, ist kein Dummer- Jungen-Streich, sondern ein böswilliger Mißbrauch von Alarmmeldern", stellt Wiedmann klar und weiß doch nur zu genau, daß "wir der Sache nicht Herr werden. Wir können nur appellieren, den Blödsinn zu lassen", sagt er.

Bei solchen Einsätzen "kauen dieFeuerwehrmänner Schaum". Denn sie sind gehalten, sofort zu reagieren, wenn ein Alarm aufläuft. Es ist längst nicht nur der Ärger über die vertane Zeit, wenn sich der Einsatz als "Ente" entpuppt. Für Wiedmann und seine Leute liegt das Hauptproblem darin, daß sie aufgrund solcher Fehlmeldungen nicht dort zur Stelle sein können, wo sie vielleicht dringend gebraucht würden: "Wir müssen ausrücken, und zur gleichen Zeit passiert womöglich gerade ein Unfall, wo Leute im Auto eingeklemmt sind. Oder es brennt. An solche Folgen denken die, die so was machen, anscheinend nicht."

Folgen soll der Einsatz jetzt allerdings für die Schule haben. "Wir haben festgestellt, daß die Alarmanlage dringend überholungsbedürftig ist", berichtet Baumann. Auch die Feuerwehr werde darauf dringen, die Anlage auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Grund: Der gedrückte Melder ist zwar in der Heinemann-Schule, wäre aber auch für jemanden von der unmittelbar angrenzenden Heisenberg-Schule erreichbar gewesen. Die hätte aber - selbst im akuten Notfall - davon möglicherweise gar nichts mitgekriegt. Denn geht der Alarm von der Heinemann-Schule aus, wird auch nur diese beschallt.

Baumann will sich jetzt, unter Berufung auf die Feuerwehr, für Modernisierung einsetzen. "Das hier ist ein zusammenhängender Gebäudekomplex", sagt er. Ergo müsse es auch eine gemeinsame Notleitung geben. wal

Im Porträtfoto-Workshop ist noch ein Platz frei

KRONBERG. Im Porträtfoto-Workshop für Mädchen ist noch ein einziger Platz frei. Die Teilnehmerinnen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren machen am Wochenende vom 26. bis zum 28. März im Jugendzentrum Oberhöchstadt Fotos und entwickeln sie selbst. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Wer den letzten Platz haben will, halte 25 Mark Beitrag bereit und melde sich bei Iris Trautmann von der städtischen Jugendpflege, Tel. 0 61 73 / 703 - 241, oder im Juz Oberhöchstadt, Tel. 6 68 18. ill

Naturfreunde laden zur Diskussion über Umwelt

EGELSBACH. Was kann jeder Einzelne gegen die fortschreitende Umweltverschmutzung tun? Wie können Abfälle effektiv vermieden werden? Wie grün ist der Grüne Punkt? Um diese und ähnliche Fragen geht es bei einem Diskussionsabend, zu dem die Egelsbacher und Erzhausener Naturfreunde alle Interessierten für Freitag, 19. März, ins Vereinshaus am Flugplatz einladen. Von 20 Uhr an wird zunächst ein Mitarbeiter des Umweltamtes im Landkreis Darmstadt- Dieburg über die Lage in der Region sprechen. leo

Drei Jugendliche raubten einer Frau 200 Mark

BAD HOMBURG. Aus Angst vor Verletzungen hat eine 56jährige Frau drei Jugendlichen am Bad Homburger Bahnhof 200 Mark gegeben. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des "Verdachts der räuberischen Erpressung".

Der erst jetzt bekanntgewordene Vorfall ereignete sich bereits am Sonntag gegen 19.45 Uhr: Die Frau wurde laut Kripo auf ihrem Weg von der S-Bahn zur Bushaltestelle von drei Jugendlichen angehalten. Diese forderten Geld aus ihrer Handtasche. Als einer von ihnen nach der Tasche greifen wollte, habe die 56jährige ihm aus Angst 200 Mark gegeben.

Die Frau schätzt das Alter der drei Jugendlichen auf 17 Jahre. Weitere Hinweise erhofft sich die Kriminalpolizei unter Tel. 0 61 72 / 12 00 von Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben. stk

Das amtliche Endergebnis der Wahl in Neuberg

NEUBERG. Das amtliche Endergebnis für die Gemeindevertreterwahl in Neuberg steht inzwischen fest. Danach haben von 3961 Berechtigten 3028 ihre Stimme abgegeben. Das sind 76,4 Prozent gegenüber 83,4 Prozent vor vier Jahren. Der Anteil der Nichtwähler nahm um knapp 50 Prozent auf 933 Personen zu. Ungültig votierten 80 Frauen und Männer.

Die SPD erhielt - die Zahlen aus 1989 in Klammern - mit 1464 (2066) Stimmen 49,7 (67,7) Prozent und 11 (15) Sitze, die erstmals angetretene Freie Wählergemeinschaft mit 789 Stimmen 26,8 Prozent und 6 Sitze, die CDU mit 486 (645) Stimmen 16,5 (21,1) Prozent und 4 (5) Sitze, die DKP mit 209 (342) Stimmen 7,1 (11,2) Prozent und 2 (3) Sitze. Somit verloren alle bisher amtierenden Parteien bei der Kommunalwahl an Stimmen und Mandaten zugunsten der FWG.

Die vorläufige Sitzverteilung - Änderungen wird es noch im Zuge der Besetzung des Gemeindevorstandes geben - gestaltet sich wie folgt: Uwe Hofmann, Helmut Heck, Bernd Kröll, Karin Wagner Wollanek, Norbert Scheffzik, Reinhold Diegel, Hans Joachim Jakob, Hans-Dieter Kegelmann, Elmar Stracke, Erika Große und Hans Larwig (alle SPD), Jochen Kettwig, Hans-Georg Lange, Gernot Wauer und Helmut Steinkrauß (CDU), Alfred Herms, Günter Kullick, Ingrid Allimbertis, Hans-Herbert Zimmermann, Manfred Hartherz und Arnulf Sande (FWG), Werner Funk und Heiner Ditter (DKP). hein

Basketball-Regionalliga Südwest der Männer Klassenerhalt aus eigener Kraft nicht möglich BC Wiesbaden muß abwarten, was mit der Eintracht und Offenbach/Neu-Isenburg geschieht

Der BC Wiesbaden verlor gegen Eintracht Frankfurt (80:93) und drückt dennoch dem Meister der Basketball-Regionalliga Südwest die Daumen. Aus eigener Kraft kann der BCW den Klassenerhalt nicht mehr schaffen. Steigt jedoch Eintracht Frankfurt (gemeinsam mit der TGS Ober-Ramstadt in den Play-offs gegen die Süd-Gruppenersten KuSG Leimen und USC Freiburg) nicht auf und Offenbach/Neu-Isenburg (zwei Punkte vor Karlsruhe) aus der Zweiten Bundesliga ab, hat es auch die Wiesbadener erwischt. Der MTV Kronberg siegte zum Saisonausklang 117:109 (eine typisch hohe MTV- Quote) beim TV Saarlouis, der gegenüber Wiesbaden (jeweils 12:24 Zähler) den besseren direkten Vergleich vorzuweisen hat. Kronberg reflektierte vergebens auf einen Ober-Ramstädter Ausrutscher, muß sich mit dem undankbaren dritten Rang begnügen. Bei einer Ober-Ramstädter Niederlage gegen Krofdorf-Gleiberg (92:73) wäre der Hochtaunus-Vertreter in den Play-offs gewesen.

BC Wiesbaden - Eintracht Frankfurt 80:93 (41:45). Eigenartig: Gegen den Meister wurde die geringste Zuschauerzahl in dieser Saison (40) verzeichnet. Dabei ging es für den BCW sportlich um (fast) alles. Die Riederwälder, die - wie gewohnt - ohne Anhang in die Niemöller- Halle kamen, agierten cleverer, kontrollierten Ball und Gegner. Die Wiesbadener Führung (27:21) in der 13. Minute nahm niemand ernst, vor allem der Meister nicht. Er drehte den Spieß dank der überragenden Norbert Schädlich (29 Korbpunkte), Joel Matthews (25) und Michael Langohr (17) bereits bis zum Wechsel um. Der "unruhige" BCW, der bei Würfen aus Mittel- sowie Ferndistanz (41 Versuche ergaben nur zwölf Punkte) "versagte", hatte in Till Rohrer und Steffen Gosenheimer zwei Akteure, die deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben. Mirsad Dedovic (23 "Körbe") und Christian Roth setzten der Eintracht am meisten zu. BC WIESBADEN: Mirsad Dedovic (23 Korbpunkte), Steffen Gosenheimer (13), Christian Roth (12), Volker Misok (10), Philip Jessen (8), Wolfgang Mosbacher (7), Till Rohrer (4), Achim Bolte (3), Tomislav Tropsek. TV Saarlouis - MTV Kronberg 109:117 (44:67). Nach 27 Minuten (86:56) steuerten die Kronberger der Krone des höchsten Saisonsiegs entgegen, ließen dann jedoch das Geschehen "schleifen", erhielten von den Saarländern mehrfach eins auf die Mütze, was die Unparteiischen jedoch durchgehen ließen. Andererseits mußte Peter Hering (34.) nach seinem fünften Foul raus. Sieben Distanzwürfe ("Dreier") vor dem Wechsel zeigten die Möglichkeiten beim wurfstarken MTV einmal mehr auf, aber selbst 34 Punkte von John Karaffa und 29 Zähler von Homm halfen nicht mehr weiter. Ober-Ramstadt hatte sich die Butter nicht mehr von Brot nehmen lassen.

"Das Ergebnis von dort löste Ernüchterung aus, wenngleich sich unsere 93er-Bilanz (nur eine Niederlage) wahrlich sehen lassen kann", verwies Mannschaftssprecher Rolf Weidemann auf die unnötigen Punktverluste in der ersten Halbserie. 1825 Korbpunkte bescherten die Traumquote von 101,39 pro Spiel, womit selbst Meister Frankfurt (1611/89,50 pro Begegnung) deutlich in den Schatten gestellt werden konnte. Die Rückseite der vorne blank polierten MTV-Medaille war leicht rostig: 1671 Korbpunkte (92,84 im Schnitt) kassierte kein anderes Team dieser Klasse. Offensive war (und soll auch zukünftig) unter Henner Weis Trumpf sein. MTV KRONBERG: John Karaffa (34 Korbpunkte), Florian Homm (29), Peter Hering (15), Bernd Kimpel (13), Roland Lewin (12), Rolf Weidemann (9), Thorsten Lauschmann (5), Markus Jahn, Alexander Uhse. hdp

Kleine FR

Schnäppchenjagd im Bürgerhaus EGELSBACH. Zur Schnäppchenjagd wird am Samstag, 20. März, im Bürgerhaus geblasen: Von 14 bis 16 Uhr öffnet dann der Flohmarkt des Elternbeirats der Egelsbacher Kindergärten seine Verkaufspforten.Vogelstimmenwanderung LANGEN. Der Naturschutzbund macht am Sonntag, 21. März, eine Vogelstimmenwanderung durch den Wald. Treff: 6 Uhr, Forsthaus Mörfelder Landstraße.

Theatertage für Kinder LANGEN. In der ersten Woche der Osterferien (5. bis 8. April) lädt die evangelische Petrusgemeinde Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren zum Theaterspielen ein. Das Singspiel soll am Ostersonntag aufgeführt werden. Anmeldung unter Telefon 23 595. Sperrmüll wird abgeholt LANGEN. Von Montag, 22. März, bis Freitag, 26. März, werden Kühlschränke, Altmetall und Sperrmüll eingesammelt. Am Montag wird gekegelt LANGEN. Auf den Bahnen der Stadthalle können Kinder am Montag, 22. März, 15 bis 17 Uhr, kegeln. Die Stadt bittet um Anmeldung unter Tel. 203 212. Frauen gehen auf eine Zeitreise LANGEN. Mit Märchen wollen die Macherinnen und Besucherinnen der Frauenwerkstatt am Dienstag, 23. März, 20 Uhr, in der Zimmerstraße 3 auf eine Zeitreise gehen. Für Samstag nachmittag (27. März) planen sie einen Besuch in der Frankfurter Schirn. Dort werden Werke der mexikanischen Malerin Frida Kahlo gezeigt. Anmeldung unter Telefon 71 327. Der Fall Drewermann DREIEICH. Am Montag, 22. März, 20 Uhr, spricht der Philosoph und Theologe, Professor Jörg Splett, im Pfarr- und Dekanatszentrum St. Johannes, Taunusstraße 47, über den "Fall Drewermann". Umweltspiele für groß und klein LANGEN. Spiele rund ums Thema Umwelt sollen am Dienstag, 23. März, 16 Uhr, Kinder und Erwachsene in den Clubraum 1 der Stadthalle locken. Kirche und Staat LANGEN. Um das Verhältnis von Kirche und Staat geht es in dem Lichtbildervortrag "Lorbeerkranz und Dornenkrone" am Dienstag, 23. März, 20 Uhr, im Gemeindehaus der Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee 31.

SV 09 Hofheim: Fußball-Bezirksliga Main-Taunus als selbstauferlegte Grenze nach oben Senftleben: "Spieler, die die Hand aufhalten, wollen wir nicht" Landesliga-Frauen versuchen, die Klasse zu halten / Von den acht Jugend-Mannschaften bilden drei eine Spielgemeinschaft

Nachdem der SV 09 Hofheim zu Beginn der siebziger Jahre zwar sportlich auf der Erfolgswelle schwamm (von 1969 bis 1973 spielte man im Amateur-Oberhaus), aber finanziell einen herben Substanzverlust erlitt, betreibt die derzeitige Vereinsführung um Vorsitzenden Klaus Ott eine andere Politik. "Finanzielle Eskapaden zugunsten der ersten Mannschaft sind nicht mehr machbar. Es hängen noch andere Abteilungen an diesem Verein, die auch zu ihrem Recht kommen sollen", umschreibt Pressewart Bernd Senftleben, was er als "gerecht und vernünftig" empfindet. Die Folge: Eine höhere Klasse als die Bezirksliga Maintaunus strebt der SV 09 bei den Männern in naher Zukunft nicht an.

Das sportlich höchstrangige Team des SV 09 sind die Fußball-Frauen, die vergangene Saison in die Landesliga Hessen-Süd aufgestiegen sind. Ihre überragende Torjägerin Martina Otto wurde jedoch von Bundesligist SG Praunheim "regelrecht abgeworben". Nun kämpft das Team um den Klassenerhalt. Trainer Jörg Schönstädt kann jedoch immerhin auf 20 Spielerinnen zurückgreifen und glaubt an den Klassenerhalt. Daß die Hofheimer Frauen personell gut besetzt sind, liegt sicher nicht zuletzt an der Marschroute des Vorstandes: "Bei uns bekommt jeder seinen Teil". Der Kontakt zwischen den männlichen und weiblichen Fußballern ist gut. Man hilft sich auch gegenseitig aus und versteht sich.

Acht Jugend-Teams tragen die Farben des SV 09, wovon die A- und zwei B- Jugend-Mannschaften als Spielgemeinschaft mit dem FC Lorsbach fungieren. Ein gemeinsamer Ski-Urlaub der Aktiven im Januar in Tirol oder auch der gemeinsame Besuch des Bundesliga-Spitzenspiels zwischen Bayern München und der Frankfurter Eintracht belegen den kameradschaftlichen Zusammenhalt der Mannschaft und werden vom Verein bezuschußt. "Spieler, die die Hand aufhalten, wollen wir nicht", erklärt Pressewart Senftleben.

Dies hatte zu Beginn der Saison Folgen, denn gleich sechs Stammkräfte kehrten dem SV (mit aufgehaltener Hand?) den Rücken. Schmerzlich vermißt werden besonders die "Eigengewächse" Oliver Kurzmann (SGK Bad Homburg) und Oliver Kahles (FC Schwalbach), die dem Lockruf anderer Klubs nicht widerstehen konnten. Die Neuzugänge, größtenteils aus der eigenen Jugend, konnten die Lücken nur teilweise schließen. Einen festen Platz im Kader haben lediglich Stefan Halm, der vom FC Marxheim kam und das "Eigengewächs" Josko Pastar.

Mit einem negativen Punktekonto (18:26) müssen sich die Hofheimer schon ranhalten, wollen sie ihr Saisonziel (einstelliger Tabellenplatz) noch erreichen. Trainer Wolfgang Reimer, der zu Beginn der Saison Conny Sivinski ablöste, gilt jedoch kein Vorwurf. Der zuletzt in Neuenhain als Trainer tätige Ex-Oberliga-Spieler gab dem SV 09 auf Anfrage den Zuschlag bis 1994 und wird von Spielern wie Vorstand gleichermaßen akzeptiert. Derzeit schnürt der 36jährige sogar selbst wieder die Stiefel, denn das Verletzungspech dezimierte seinen Kader beträchtlich. ppa

Skilaufen nur noch in den Alpen möglich

Ski und Rodel ist nur noch in den Alpen möglich. Temperaturen über null Grad und die intensive Sonneneinstrahlung der letzten Tage haben die Schneedecke in den deutschen Mittelgebirgen für Wintersport untauglich gemacht.

Unter den nachfolgend aufgeführten Telefonnummern können die aktuellen Schneehöhen in den Wintersportgebieten der Bundesrepublik, der Schweiz, Österreichs, Frankreichs und Italiens abgefragt werden:

Harz: 0 53 21-2 00 24 Hoher Meißner: 0 56 02-24 09 Hunsrück: 0 65 33-71 50 Kurhessisches Bergland: 0 56 86-367 Odenwald: 0 62 07-25 54 Rhön: 0 66 54-12 11 Siegerland/Wittgenst.: 02 71-1 15 30 Taunus: 0 60 82-27 27 Thüringen: 03 68 74-581 Vogelsberg: 0 60 44-66 66 Waldeck: 0 56 32-4 01 32 Westerwald: 0 27 75-200 oder -14 11

Österreich 089-76 76-25 56 Schweiz 069-2 56 00 10 Südtirol (Italien) 00 39-471-97 85 77.

ADAC-Schneebericht: 089-76 76-25 56 (Deutschland), -25 57 (Österreich), -25 58 (Italien), -25 59 (Schweiz), -25 60 (Frankreich). FR

Wo, bitte, ist der Feind?

Zunächst, was ich hier schreibe, ist meine Meinung, nicht die einer Gruppe oder Institution. Ich bin gegen öffentliche Gelöbnisse, ob in Ortenberg oder anderswo.

Wohl gönne ich den Ortenbergern und ihren Gästen einen willkommenen Anlaß zum Feiern, und auch eine Weihestunde wollte ich ihnen nicht vermiesen. Aber für beides wünschte ich ihnen andere Anlässe.

Ein öffentliches Gelöbnis paßt nicht in unsere Zeit, heute weniger denn je.

"Die Bedrohung aus dem Ost-West- Konflikt . . eine wesentliche Aufgabenstellung für die Bundeswehr über Jahrzehnte . . . ist entfallen" konstatiert Herr Schwarz-Schilling in der FR vom 10. 3. 1993. In der Tat, eine Binsenweisheit: Die Weltläufe haben sich geändert, unser alter Feind par excellence, der Warschauer Pakt, hat sich aufgelöst. Die Staaten im Osten suchen ihre Identität und haben anderes zu denken für die nächsten Jahrzehnte, als einen Krieg mit uns anzuzetteln. (Müßig, darüber zu spekulieren, ob sie das denn je wollten.)

Dennoch, fast als wäre nichts geschehen, werden bei uns für teures Geld trotz leerer Kassen Panzer und Kriegsflugzeuge gebaut, Hubschrauber üben - auch über Ortenberg -, junge Männer werden einberufen und leisten denn also ihr Gelöbnis, "Recht und Freiheit" des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.

Erzähle mir keiner, die jungen Soldaten stellten nicht auch die Fragen, die heute eben im Raum stehen, Fragen ganz grundsätzlicher Natur: Wo, bitte, ist der Feind? Wohin richten wir unsere Gewehre und Kanonen, wenn nicht mehr nach Osten?

Das muß grundsätzlich diskutiert werden, trotz Rüstungslobby und Arbeitsmarkt, trotz bestehender Gewohnheiten und liebgewordener Traditionen samt Heeresmusikkorps.

Die veränderte Situation in Osteuropa bietet endlich die Chance, Frieden nicht mehr rein militärisch zu definieren und die Frage: "Wodurch wird unsere Sicherheit bedroht?" neu zu durchdenken.

Die, die jetzt von einer "Neufindung der Aufgaben der Bundeswehr" sprechen, versuchen nicht nur, diese grundsätzliche Diskussion zu vermeiden und zu verhindern. Sie suchen in der Tat neue Aufgaben für die Bundeswehr, die über den Verteidigungsauftrag weit hinausgehen. Und damit meine ich nicht etwa solche Aktionen, wie die Hilfe bei der Beseitigung der Sturmschäden in Ortenberg. Sondern im Raum steht z.B. die Forderung nach einem Einsatz im Jugoslawienkonflikt.

Ich bin ganz schlicht der Meinung, die Deutschen haben in diesem Jahrhundert genug geschossen. Wir sollten abrüsten. Doch keiner Institution kann daran gelegen sein, zur Selbstauflösung aufgefordert zu werden. Auch die Bundeswehr läßt sich nicht gern in Frage stellen. Imagepflege ist angesagt. Was ich einen Anachronismus nenne, eben das "Feierliche Gelöbnis" in der Öffentlichkeit, ist der Bundeswehr eine PR-Maßnahme. Dabei geht es um Sympathiewerbung und Erhöhung der Akzeptanz. Kritik ist dem nicht dienlich und unerwünscht, auch in Ortenberg.

Waltraud Schönfeld Unsere Gastautorin ist Vorsitzende des Arbeitskreises Frieden der SPD- Kreistagsfraktion und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses Frieden des Kreistages.

Von Büdingen nach Hailer Steinicke AG bei NTG

GELNHAUSEN / BÜDINGEN. Die High-Tech-Schmiede des Fürstenhauses Ysenburg in Gelnhausen-Hailer bekommt Zuwachs. Die Neue Technologien (NTG) teilt ihr Terrain künftig mit der bisher in Büdingen ansässigen Steinicke Maschinen- und Werkzeugbau AG, zu deren Aktionären neben dem fürstlichen Hauptanteilseigner auch der Gelnhäuser Unternehmer Peter Joh gehört. Ein Teil der Büdinger Firma wurde bereits verlegt, der gesamte Umzug soll bis Ende März abgeschlossen sein.

Vom gemeinsamen Standort erhoffen sich die beiden Unternehmen, die rein rechtlich weiterhin getrennt firmieren, eine erhebliche Senkung ihrer Fixkosten. "Wir können die NTG-Infrastruktur mitnutzen, uns in unseren Technologien ergänzen und geschlossen auf dem Markt auftreten", erläutert Norbert Geis, selbst "Kleinaktionär" und Vorstandsmitglied. Die mehr als eine Million Mark teure Zusammenlegung sieht er ebenso wie NTG- Geschäftsführer Gerhard Seidenkranz als "Investition in die Zukunft". Nur so ließen sich die Fertigungsstätten in Deutschland erhalten.

Ein Umzug von NTG nach Büdingen sei zwar zunächst im Gespräch gewesen, "wäre aber wesentlich teurer geworden", betont Seidenkranz. Zumal die NTG ebenso unter der "Strukturkrise" leide wie andere Maschinenbauer und die "Ressourcen" für die Zusammenlegung am Standort Hailer bereits vorhanden waren.

Da die NTG-Belegschaft im Zuge der großangelegten Entschlackung des Ysenburg'schen Firmenkonglomerats in den vergangenen drei Jahren von 100 auf 60 Mitarbeiter geschrumpft ist, gibt es in Hailer nach "etlichen Umstrukturierungen und nötigen baulichen Ergänzungen" genügend Platz für den Einzug der Büdinger. Rund 700 Quadratmeter stehen der Steinicke AG dort zur Verfügung. Eine weitere Rationalisierung bei NTG ist laut Seidenkranz angesichts der "standortstabilisierenden Wirkung", die man sich von der Zusammenlegung verspricht, derzeit nicht in Sicht.

Die Produktpalette der 24 Mitarbeiter zählenden Steinicke AG umfaßt nach Angaben von Geis medizinische Implantate, Kraftwerk-Strukturteile und Halterungen für Brennelemente. Da sich die NTG ebenfalls der Kraftwerk-Technologie verschrieben hat, könne man künftig dank eines gemeinsamen Maschinenparks die Arbeit besser verteilen.

Der Steinicke-Zweig Implantatfertigung produziert bereits seit Ende Februar auf dem NTG-Gelände, in der kommenden Woche folgt die restliche Firma. Wesentliche Nachteile für die 24köpfige Belegschaft birgt der Umzug von Büdingen nach Hailer zumindest aus Sicht des Vorstandes nicht. Da die meisten im Einzugsgebiet von Altenstadt wohnten, erreichten sie ihren neuen Arbeitsplatz in Gelnhausen fast ebenso schnell wie den alten in Büdingen. "Die fahren höchstens fünf bis sechs Minuten länger", meint Geis. tja

Zwischen Zuversicht und Vorsicht Athol Fugards neues Südafrika-Stück

LONDON. "Playland" ist der Name eines Rummelplatzunternehmens in Südafrika und der Schauplatz und Titel des neuen Stückes von Athol Fugard, das er vorigen Sommer im Johannesburger Market Theatre selbst in Szene gesetzt und über Amerika jetzt nach London in das geschickt modernisierte kleine Donmar Theatre gebracht hat. Der weiße Ankläger der Apartheid und unerschrockene Wortführer eines anderen Südafrika im Theater des eigenen Landes und der Welt ist durch einige seiner früheren Stücke auch in Deutschland bekannt. Das neue setzt dieselbe Linie fort - und ist doch anders.

Die Verhältnisse sind ja nicht mehr so, seit Staatspräsident de Klerk und der ehemalige Staatsgefangene Nelson Mandela miteinander verhandeln und, als Übergang zu einem Staat der schwarzen Mehrheit, eine gemeinsame Regierung anstreben, die eben noch unmöglich schien. Ganz so weit war die Lage noch nicht gediehen, als das Stück geschrieben wurde, das dennoch schon Zuversicht erkennen läßt, aber auch skeptische Vorsicht unter der Bürde einer blutigen Vergangenheit, die noch lange nicht bewältigt ist.

Nur anderthalb Stunden lang entwikkelt das Zweipersonenstück die dramatische Wucht seines politischen und moralischen Konfliktes erst nach fast einer Stunde eines scheinbar bloß plätschernden Dialoges zwischen Schwarz und Weiß in der Neujahrsnacht 1989/90. Ja, beinahe eines Monologes, denn zunächst unterbricht der schwarze Nachtwächter Martinus (mit stiller Würde gespielt von John Kani, Fugards altem Freund und Mitarbeiter) nur selten den hektischen Wortschwall des weißen Ex-Soldaten Gideon (Sean Taylor in einer Rolle von nervöser Brillanz). Was will er von dem verschlossenen Alten, der nur ab und zu die Bibel erwähnt, besonders das sechste Gebot? Der zappelige Weiße macht Anbiederungsversuche: "Ach, Kumpel, lassen wir doch die Vergangenheit vergangen sein!" Aber dann beharrt er doch wieder mit provokanter Überheblichkeit auf dieser noch nicht ganz vergangenen Vergangenheit, deren Ende er kommen sieht: "Das ist immer noch eine freies Land, noch habt ihr nicht die Macht!"

Was das alles soll, wird erst klar, als der Neujahrsjubel aus dem unsichtbaren Rummelplatz verklungen ist und offenbart wird, daß beide unter den Sünden und Wunden dieser Vergangenheit leiden: Der Schwarze hat einst einen Weißen erstochen, der sich an seine Freundin heranmachte, kann aber nach Jahren im Kerker seine Tat nicht bereuen und seinem Opfer nicht vergeben. Der Weiße ist als Soldat in dem langwierigen Grenzkrieg der Südafrikaner gegen die SWAPO-Bewegung in Namibia mitschuldig am Tode von 27 schwarzen Kriegern geworden und sucht zerknirscht ein Zeichen der Vergebung von dem Nachtwächter. Der zögert, greift aber auch nicht die Aufforderung auf, seinen Rachewunsch gegen die Herrenrasse stellvertretend an diesem reuigen Sünder auszulassen.

Auf der Bühne geschieht so gut wie nichts, die Handlung liegt in der kraftvoll geformten und bodenständig gefärbten Sprache. Aber in dem Zusammenprall der beiden gegensätzlichen Figuren, die aus ganz verschiedenen Gründen gegen das sechste Gebot gehandelt haben und so verschieden darauf regieren, hat Fugard exemplarisch die unselige Hinterlassenschaft des alten Südafrika an das neue zusammengefaßt, das lange daran zu tragen haben wird. Der Streiter gegen Rassenkampf mahnt in veränderter Lage zur Vorsicht vor allzu rosiger Zuversicht auf das Südafrika von morgen.

JULIAN EXNER

Kanadier schildern die Vernichtung ihrer Wälder

Umweltschützer aus Kanada berichten am Sonntag, 21. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Südbahnhof, über die Abholzung des kanadischen Urwaldes und die Vertreibung der dort lebenden Ureinwohner. Bei der Veranstaltung, zu der Greenpeace und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) einladen, werden Dias von den Urwäldern Nordamerikas gezeigt, in denen Bären und Elche leben und riesige Bäume in den Himmel wachsen. Die Journalistin Valerie Langer und der Fotograf Garth Lenz erzählen von Auseinandersetzungen mit Behörden und Holzlobby. mat

Vor dem Monat der Wahrheit Höchst von Oberliga-Rückkehr überzeugt / Schroda verlängerte

Christian Peukert muß nicht lange nachdenken. Gelassen sagt er: "Ich bin fest davon überzeugt, daß wir Meister werden." Der Mittelfeld-Regisseur der SG Höchst, unter anderem dank seiner Freistoß-Künste von jeher auch als Torjäger gefürchtet, steht mit dieser Prognose nicht allein. Verantwortliche und Spieler des Tabellenführers der Fußball-Landesliga Mitte riskieren zwar keine kesse Lippe, aber ihre Zuversicht ist groß. Ein Jahr nach dem Abschied aus der Oberliga steht der Verein vor dem Wiederaufstieg.

Wenn alles nach Plan läuft, können spätestens Mitte April die Planungen für die Rückkehr in vertraute Gefilde in die Zielgerade gehen. Bis dahin muß freilich der Monat der Wahrheit, der am Sonntag mit dem Derby in Unterliederbach beginnt, erfolgreich abgeschlossen werden. Die Höhepunkte dieser Härtetests sind die Auftritte der schärfsten Rivalen im Stadtpark, wo Herborn am 27. März und Gießen am 12. April zu Gast sind. Die Konstellation für die Höchster ist günstig: Bei nur sechs "Miesen" aus 26 Begegnungen liegen sie mit zwei Punkten vor Gießen, gegen das sie in dieser Saison die einzige Niederlage kassierten, und fünf vor Herborn an der Tabellenspitze; nach Pluspunkten beträgt der Abstand zu Gießen bereits sechs Zähler.

Trotz dieser rosigen Situation mußten in Höchst allerdings zuletzt einige Turbulenzen überstanden werden. Der Auslöser war die im Dezember frühzeitig beschlossene Weiterverpflichtung von Trainer Matthias Schroda, der mit seinen 27 Lenzen jünger ist als mancher Spieler. Obwohl ihm alle eine gute Arbeit bescheinigen, gab es auch kritische Stimmen vor seiner Vertragsverlängerung. Gewisse Autoritätsprobleme wurden angeführt.

Beispielsweise stößt sein ausgeprägter Ehrgeiz, der selbst dann optimale Leistung fordert, wenn es mancher angesichts eines klaren Vorsprungs lieber etwas ruhiger angehen lassen würde, nicht überall auf Gegenliebe. Diejenigen, die auf seine erfolgreiche und fleißige Arbeit hinwiesen, setzten sich im Endeffekt jedoch durch. Daß er dazu auch in der Oberliga fähig ist, hat er im Grunde genommen trotz des Abstiegs in der vergangenen Runde schon bewiesen, denn als er seinerzeit sein Amt antrat, verbuchte er immerhin 10:10 Punkte. Der in der DDR groß gewordene Schroda, der seine aktive Laufbahn nach Stippvisiten bei den Eintracht-Amateuren und in Sindlingen aus Gesundheitsgründen beenden mußte, geht ungeachtet aller Diskussionen um seine Person seinen Weg.

Allein wie eindrucksvoll ihm der Neuaufbau in Höchst gelungen ist, spricht für ihn. Neben Peukert, zuvor Zentralfigur bei Rot-Weiss Frankfurt und davor im Bundesliga-Kader der Offenbacher Kikkers, konnte er dabei auf eine Reihe weiterer oberligaerproberter Neuzugänge zurückgreifen: Torwart Winkler (FSV), Hudert (Eintracht-Amateure) und Schneider (Wehen). Dazu kamen Talente wie der offensive Mittelfeldspieler Turjacanin, der in Bad Vilbel nicht so richtig zum Zug kam, und Stürmer Crolly, der in der A- Jugend der "Roten" spielte. Hier die Verstärkungen, dort schon zuvor in Höchst aktive Routiniers wie Schreier und Grabitsch - Schroda hat aus ihnen binnen kürzester Zeit eine Einheit geformt und damit verhindert, daß der Klub analog zur Entwicklung von Nachbar Sindlingen nach dem Oberliga-Abstieg in die Bedeutungslosigkeit versinkt.

Es ist nur logisch, daß kein Stammspieler den Verein verlassen soll. Mit den meisten ist schon alles klar. Am schwierigsten scheint die Angelegenheit bei Kapitän Grabitsch, der zusammen mit Peukert und Crolly über die Hälfte der 92 Höchster Treffer in dieser Runde erzielt hat. Der selbständige Dachdeckermeister klagt über Zeitprobleme, doch der Erfolg wird ihm das Weitermachen wohl erleichtern. HARALD STENGER

Geld für zweites Frauenhaus Aktionskreis Jugoslawien bittet aber um weitere Spenden

BAD VILBEL. Der Aktionskreis "Frauen helfen Frauen im Jugoslawienkonflikt" konnte zum Kauf eines zweiten Frauenhauses am Stadtrand von Zagreb unter der Leitung des dortigen Diakonischen Werkes und des Caritasverbandes bisher die Summe von 9820 Mark überweisen. Das berichtete jetzt Agnes Busch für den Aktionskreis.

Die Hilfe soll weitergehen. Denn die Vergewaltigungen und Mißhandlungen von Frauen, Männern und Kindern im ehemaligen Jugoslawien nehmen kein Ende: 50 000 Vergewaltigungen und 20 000 ungewollte Schwangerschaften seien registriert.

Der Bericht der Caritas-Direktorin Jelena Brajca, die seit 26 Jahren Frauen und Kinder in Zagreb betreut, mache wenig Mut, zitiert Frau Busch aus dem Bericht: "Zur Zeit werden bei uns wahnsinnig viel Neugeborene abgegeben. Sie liegen entweder vor meinem Büro, oder manchmal werde ich auch durch einen anonymen Telefonanruf zum Bahnhof geschickt. Dort finde ich in einer Reisetasche ein Findelkind." Alle Forderungen und Verurteilungen helfen nicht, die Verbrechen endlich zu beenden. "Wir alle müssen eine Lösung finden", fordert die Bad Vilbelerin. Sie dankt im Namen aller betroffenen Frauen für die Spendensumme, die zur Caritas Zagreb überwiesen wurde.

Weitere Spenden können bei der Sammelaktion am Zentralparkplatz, in dafür aufgestellen Dosen in Geschäften und Banken abgegeben werden oder auf das Konto bei der Sparkasse Wetterau, Kennwort Jugoslawienkonflikt, Kontonummer 10 50 02 220, BLZ 518 500 79. de

Sperrmüll darf nicht zu groß oder zu schwer sein

OBERURSEL. "Nur Sperrmüll ist Sperrmüll." Darauf hat jetzt Bürgermeister Thomas Schadow hingewiesen, während das städtische Sperrmüllfahrzeug unterwegs ist. Hinter der recht plausiblen Mitteilung steckt die Aufforderung an die Bevölkerung, nur solche Abfallstücke zum Sperrmüll zu geben, die wegen ihrer Größe nicht in die Restmülltonne passen. Der einzelne Gegenstand darf aber nicht mehr als 50 Kilogramm wiegen.

Ausdrücklich nicht zum Sperrmüll gehören: Kartons, Glas, Grün- und Gartenabfall, Gewerbe- und Industriemüll, Bauschutt, Reifen, Öltanks, Öl- und Nachtspeicheröfen und Fäkalien. Von der Sperrmüllabfuhr ausgeschlossen sind außerdem Restmüll, Schadstoffe und Sonderabfall auch dann, wenn sie in Säkken oder anderen Behältern verpackt sind.

"Wertstoffe gehören ins Recycling und nicht auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen", erinnert Bürgermeister Schadow. Für Papier und Glas stehen deshalb Container und die Wertstoffannahme am Bauhof bereit. Für Grünabfall schlägt der Bürgermeister gleich vier Verwertungswege vor: den eigenen Komposthaufen, den Bauhof, den kommunalen Häckseldienst in der 13. Kalenderwoche (ab 29. März) oder aber die Grünabfallsammlung in der 17. Woche (ab 26. April). ill

Junge Täter langen sofort "volles Rohr" hin Erfahrungen eines Hauptkommissars mit Jugendgewalt Von Petra Mies MAIN-TAUNUS-KREIS/FRANKFURT. Ein 15 Jahre alter Sulzbacher schießt einem elfjährigen Schüler ins Gesicht, und die anderen Kinder feuern ihn an. Ein 13 Jahre alter Wiesbadener "spielt" mit einem Schreckschußrevolver und verletzt sich im Mund, erzählt jedoch aus Angst vor einer Strafe, er sei überfallen worden. Immer mehr Jugendliche sind bewaffnet; sie schießen, schlagen oder stechen ohne Vorwarnung zu. Nicht nur in der Metropole Frankfurt, auch im Main-Taunus-Kreis oder in Wiesbaden ist die Gewaltbereitschaft dramatisch angestiegen. Hauptkommissar Lothar Herrmann, im Frankfurter Polizeipräsidium für Straßenraub- und jugendliche Gruppen- und Gewaltdelikte zuständig, ist täglich mit dem Phänomen beschäftigt. Sein Appell an Pädagogen und Eltern: "Schenkt den Kindern und Jugendlichen mehr Zeit! - Wer jemanden erziehen will, muß ihn haben." Zwei Trends sind nach Angaben Herrmanns typisch: Einmal hantierten immer mehr Minderjährige mit Waffen herum, verletzten sich dabei und kaschierten das Unglück dann mit dem erfundenen "bösen Unbekannten" - oder aber sie verletzten Altersgenossen, manchmal aus schlichter Langeweile. "Und das passiert ohne Vorwarnung", sagt der Polizei- Experte. "Da läuft nicht mehr das Stufenprogramm mit drohen, schimpfen, mal ein bißchen schubsen und dann vielleicht zuschlagen, nein: Es wird sofort volles Rohr hingelangt."

Wie die Kinder an Waffen herankommen, könne man sich leicht ausmalen. Herrmann: "Sie hängen sich an ältere Bekannte, die ihnen bereitwillig Gaspistolen, Schreckschußwaffen oder Luftgewehre beschaffen." Besorgniserregend sei auch der Trend zu Messern, deren Besitz oftmals kein Verstoß gegen das Waffengesetz sei. Am beliebtesten bei den Teenies sei momentan das Butterfly-Messer. "Das hat außer der Klinge noch zwei Klappgriffe und ist nicht nur große Mode, sondern auch äußerst gefährlich."

Bei der Frankfurter Polizei sei bereits früh auf die Gewalt unter Kindern reagiert worden. "Vor fünf Jahren wurde mein Kommissariat als Spezialdienststelle eingerichtet, außer mir arbeiten hier noch zehn Leute." Der Prävention werde viel Zeit gewidmet, so Herrmann. "Wir gehen oft in Schulen, vor allem zu Elternabenden oder in Klassen." Auch der Kontakt mit dem Staatlichen Schulamt sei wichtig. "Da gucken wir zusammen: Wo sind Brennpunkte?" Gepflegt werde auch der Informationsaustausch zwischen den Polizeidienststellen in Frankfurt und den Kollegen in Hofheim oder Wiesbaden.

Zahlen sprächen für sich. "Allein 1992 gab es mit etwa 152 000 Straftaten in und um Frankfurt 10 000 Delikte mehr als im Vorjahr, und dazu zählt auch der Dienstbezirk Hofheim", resümiert Herrmann. "In der Statistik schlägt sich immer mehr mein Standardspruch nieder: Die Täter werden immer jünger und auch brutaler." Hauptursache dafür sei, daß die Kinder zu oft sich selbst überlassen blieben.

"Immer öfter müssen beide Elternteile arbeiten." Konsequenz für die Kinder ist nach Herrmanns Erfahrung, "daß nach Schulschluß niemand präsent ist, der ihnen Fürsorge geben kann". Oftmals hätten sie dann keine Beschäftigung "und kommen auf krumme Gedanken".

Problem Nummer zwei sei die Schule. "Die Lehrer sind keine Autorität mehr, auch wenn diese Aussage provoziert." Der Trend gehe dahin, nur noch den Lehrstoff zu vermitteln, aber kaum pädagogisch auf die Schüler einzuwirken. Herrmann: "Was in den ersten 15 Lebensjahren versaut wird, ist kaum noch zu retten." Kinderfeindliche Baupolitik und Gewalt in den Medien "tun ein übriges".

Dem Beamten ist es zu billig, alle Schuld dem Staat zuzuschieben. In den oft geforderten Jugendclubs hätten Sozialarbeiter kaum eine Chance, sich lange mit den einzelnen Teenagern zu beschäftigen. "Welchen Einfluß haben sie dort wirklich, um einen jungen Menschen auf den richtigen Weg zu bringen?" Liebe und Zeit seien aber unersetzlich.

"Heute gibt's in Hessen für die jungen Straftäter leider nur Untersuchungshaft oder Freiheit", bedauert Herrmann. "Beide Wege sind falsch: Ist der 16jährige U- Bahn-Räuber auf freiem Fuß, macht er erfahrungsgemäß weiter, und sperre ich ihn ein, mache ich ihn noch mehr kaputt." Der Kommissar stellt sich als Alternative die Betreuung in geschlossenen Heimen vor. "Gilt meine Maxime, daß man jemanden haben muß, um ihn zu erziehen, hätte man ihn dort tatsächlich."

Ostsee-Rat will Sicherheit von Atomkraftwerken verbessern

gam HELSINKI, 17. März. Die Sicherheit der an der Ostsee gelegenen Atomkraftwerke soll verbessert werden. Die zehn Anrainerstaaten der Ostsee beschlossen am Mittwoch auf einer Tagung ihres Außenministerrates in Helsinki, alle praktischen Maßnahmen zu unterstützen, die auf eine Minimierung der Risiken durch die Nuklearreaktoren abzielten.

Hohe Priorität räumt der Ostseerat ferner Investitionen in die Infrastruktur vor allem in Polen, den baltischen Staaten und den an die Ostsee anschließenden russischen Gebieten ein. Mit einer Kompromißlösung endete die Debatte, ob der Ostseerat einen eigenen Beauftragten für Menschenrechts- und Minderheitenfragen ernennen solle. Dies hatte Rußland gefordert, während die übrigen Teilnehmer keinen Bedarf dafür sahen. Die Außenminister stimmten einem solchen Posten schließlich "im Prinzip" zu, Überschneidungen mit anderen Aktivitäten wie UN und KSZE auf diesem Gebiet müßten aber vermieden werden.

Breiten Raum nahm auf der zweitägigen Konferenz die Zusammenarbeit bei der Verhinderung von "Super-Wanderbewegungen der Not und des Elends" ein, sagte Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP). "Dabei müssen unsere Partner uns helfen". Beamtentreffen der zehn Staaten sollen sich in den nächsten Monaten dieser Frage annehmen.

Rauchvergiftung durch Gase Feuer in Ober-Rodener Metallveredelungsbetrieb

RÖDERMARK. Beim Brand in der 600 Quadratmeter großen Lagerhalle eines Metallveredelungsbetriebs in der Paul-Ehrlich-Straße im Industriegebiet von Ober-Roden haben in der Nacht zum Mittwoch drei Feuerwehrleute sowie drei Anwohner Rauchvergiftungen erlitten und sind vorsorglich ins Krankenhaus eingeliefert, am Vormittag aber ausnahmslos wieder entlassen worden. Sie hatten nach dem Vorfall über Kopfschmerzen geklagt.

Rund 100 Feuerwehrmänner aus Rödermark, Dietzenbach, Klein-Krotzenburg und von der Technischen Einsatzstelle Seligenstadt bekämpften die Flammen, die um 3.39 Uhr von einem Wachmann entdeckt worden waren. Das Feuer fraß ein etwa drei mal drei Meter großes Loch in die Außenwand der Leichtbauhalle. Der Versuch der Wehren, den Brand mit Wasser zu bekämpfen, erwies sich als zwecklos. Der daraufhin eingesetzte Schaum erstickte die Flammen binnen weniger Minuten.

Das Feuer ist laut Polizei vermutlich in der Nähe von Arbeitsbühnen ausgebrochen, die aus Holzpaletten bestanden. Vorwiegend sind dieses Holz sowie Gummimatten verbrannt. Die Feuerwehr verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf mit Chemikalien gefüllte Behälter. Geringe Mengen Schwefel- und Phosphorsäure dürften dennoch übergeschwappt sein. In der ersten Rauchwolke sollen sich Nitrosegase befunden haben, doch zeitigten Luftmessungen der Feuerwehr wenig später negative Werte.

Die Brandursache ist noch völlig ungeklärt. Mitarbeiter der Hessischen Landeskriminalamtes und der Offenbacher Kripo ermitteln. ttt

Leserbrief

Endlich ist sie vorbei, die Kommunalwahl 1993. Für viele, die sie aktiv erlebten, war es am Ende der reinste Spießrutenlauf. Nichts und niemand konnte verhindern, daß nach dem ersten "Hallo" sofort das Thema Verkehrsumlenkung auf den Tisch kam. Nein, nicht die sicher notwendige Diskussion an sich, sondern die Art und Weise, wie sie geführt wurde, waren erschreckend. Persönliche Anfeindungen waren an der Tagesordnung, blanker Haß gar war teilweise zu spüren. Hier werden Narben bleiben! Kronbergs Verkehr wurde zum Dreh und Angelpunkt aller Diskussionen.

Jetzt nach der Wahl gilt es, eine Zäsur zu machen: Wir alle sollten dieses Thema versachlichen und mit dem rechten Augenmaß betrachten, denn die Verkehrsdiskussion wird auch nach den geänderten Mehrheitsverhältnissen im Rathaus nicht zu Ende sein, will doch die CDU die Friedrich-Straße dem Durchgangsverkehr öffnen und dadurch die Altstadt, wie sie es nennt "beleben".

Apropos Altstadt: Hier wurde vom Wähler die Chance vertan, ein klares Zeichen für eine dauerhafte Verkehrsberuhigung zu setzen. Im Gegenteil, die CDU erreichte im Wahlbezirk Kronberg-Innenstadt knapp 40 Prozent, trotz ihrer Wahlzusage.

Doch betrachten wir es real: 40 Prozent sind exakt 334 Stimmen. Daraus ein Votum der Altstadt für die alte Verkehrsführung abzuleiten wäre meines Erachtens ein Irrtum - bedenkt man, daß der Aktionskreis "Lebenswerte Altstadt" schon über 500 Unterschriften gegen eine Wiederherstellung des alten Zustands gesammelt hat.

Dieser Aktionskreis wird jetzt die Aktivitäten von CDU und FDP genau beobachten und vor allem die Freien Demokraten an ihr Wahlversprechen (kein Durchgangsverkehr in der Altstadt) erinnern.

Zum Schluß noch eines. Durch die allgegenwärtige Verkehrsdebatte wurden andere Leistungen der alten Koalition völlig verdrängt. Der Kauf der Burg, Beginn der Sanierung Zehntscheune, Beginn des Baus neuer Sozialwohnungen, neues Müllkonzept, Erweiterung der Planstellen im Sozialbereich (z. B. Kindergarten) und so weiter. Dies alles sind Maßnahmen, die kurzfristig sicher Geld kosten, langfristig aber diese Stadt lebenswert machen.

Klaus Temmen Tanzhausstraße 3 b 6242 Kronberg

Lichterkreuz gegen den Ausländerhaß

ERLENSEE. Zur Bildung eines Lichterkreuzes als Akt der Solidarität mit Ausländern, Asylbewerbern und anderen Gruppen, die unter den Angriffen von gewalttätigen Rechtsradikalen zu leiden haben, rufen zahlreiche Organisationen, Parteien und Vereine in Erlensee und Umgebung am Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr auf.

Die Teilnehmer sollen sich auf dem Rathausvorplatz treffen, um von dort aus ein Lichterkreuz entlang der Langendiebacher- und Waldstraße zu bilden. Außerdem kündigen die Veranstalter an, daß zur gleichen Zeit die Kirchenglocken in den Ortsteilen läuten werden.

Den Abschluß bilden zahlreiche Fürbitten, die Kinder verschiedener Nationalität auf dem Rathausplatz vortragen wollen.

Die Teilnehmer an der Demonstration werden darüber hinaus gebeten, aus Gründen der Sicherheit, keine Fackeln, sondern nur Kerzen oder auch Windlichter mitzubringen. hein

Zu wenig Berichte über Frauen Was Stauffenberg-Gymnasiasten in der Zeitung auffiel

FLÖRSHEIM. Ganz genau lesen derzeit verschiedene Klassen im Main-Taunus- Kreis während des Projekts "Zeitung in der Schule" die Frankfurter Rundschau. Beim Durchforsten der Seiten ist einigen Schülerinnen und Schülern schon aufgefallen, daß die Auswahl der Themen und Personen, über die in der Zeitung berichtet wird, Rückschlüsse auf gesellschaftliche Zusammenhänge zulassen. Daß in der Politik kaum Frauen zu Wort kommen oder in Erscheinung treten, haben Gymnasiasten der Graf-Stauffenberg-Schule in Flörsheim festgestellt - und als Anlaß genommen, sogleich zur Feder zu greifen und etwas über dieses Thema zu schreiben:

"Da wir in der Schule zur Zeit das Thema ,Zeitung&rquote; behandeln, haben wir uns Gedanken über die Behandlung von ,Frauen in der Öffentlichkeit&rquote; gemacht. Hauptsächlich haben wir zur Bearbeitung dieses Themas verschiedene Zeitungen nach Artikeln über Frauen durchforstet.

Dabei fiel uns auf, daß kaum Frauen in den Zeitungen vertreten sind. Selbst wenn mal über das weibliche Geschlecht berichtet wird, dann nur über Frauen aus dem Showgeschäft oder über Hausfrauen, die irgendeine Wohltätigkeitsversammlung abhalten.

Auch im Bereich Politik wird nur wenig über Frauen berichtet. Liegt es daran, daß es nur wenig Frauen in der Politik gibt, oder daß die Männer einfach wichtiger genommen werden?" Klasse 10 aG, Graf-Stauffenberg-Schule, Flörsheim

Bürgermeisterkandidat Gaß will nicht kneifen Sozialdemokrat tritt gegen Ratzka an und hält Überraschungen für nicht ausgeschlossen

LINSENGERICHT. Er sieht sich in der Pflicht und "will jetzt nicht kneifen, schließlich habe ich nichts zu verlieren." Ein Sozialdemokrat aus Altenhaßlau stellt sich. Hans Gaß (52) unternimmt in diesen Tagen zum zweiten Mal den Anlauf, Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde zu werden. Vor sechs Jahren scheiterte dieses Unterfangen. Mit 11 zu 18 Stimmen unterlag er seinem parteilosen Kontrahenten Theo Ratzka, der als Kandidat der Bürgerliste Linsengericht (BGL) ins Rennen ging. Am 9. Mai wird sich das Duell voraussichtlich wiederholen. Und auch diesmal hat Gaß eindeutig die schlechteren Karten. Nicht nur der Amtsbonus spricht für Rathauschef Ratzka (54), der in den vergangenen Jahren Profil gewonnen hat. Auch das Ergebnis der Kommunalwahl muß von der SPD als Absage an ihr örtliches Politikverständnis gewertet werden. Unter dem Strich standen 10,9 Prozentpunkte Verlust.

Daß Gaß dennoch kandidiert, ist eine Konsequenz aus einer kuriosen Wahltaktik der Sozialdemokraten in Linsengericht, die vor einigen Wochen sogar noch Richtung absolute Mehrheit geschielt hatten. Die SPD versuchte von der Popularität des Bürgermeisters zu profitieren und versprach für den Erfolgsfall, den aus ihrer Sicht durchaus integren Ratzka am Ruder zu lassen. Umgekehrt, wie bei der nun eingetretenen Wahlschlappe, sollte der Gewerkschafter Gaß als Gegenkandidat aufgestellt werden.

Eine verwirrende Strategie, die der Wähler offensichtlich nicht nachzuvollziehen vermochte, wie der 52jährige Altenhaßlauer nun eingestehen muß. Dennoch beschlossen Fraktion und Vorstand nun, den eingeschlagenen Kurs fortzuführen. "Ich räume jetzt nicht beleidigt das Feld und habe auch noch nicht resigniert", läßt Gaß wissen. Persönliche Konsequenzen aus dem schlechten Abschneiden der SPD am 7. März mag er auch aus einem anderen Grunde nicht ziehen. Man habe sich schon vor Jahren parteiintern darauf geeinigt, keinen Kandidaten von außerhalb zu nominieren. Gaß: "Das ganze läuft seit langem auf mich hinaus."

Zudem sieht er sich bei der Wahl am 9. Mai nicht auf ganz verlorenem Posten. Im Gegensatz zu seiner Kandidatur vor sechs Jahren, als der Sozialdemokrat nur mit den Stimmen der eigenen Fraktion rechnen konnte und bei der geheimen Abstimmung in der Gemeindevertretung erwartungsgemäß unterlag, rechnet sich Gaß bei dem nun anstehenden Bürgervotum zumindest einen "Achtungserfolg" aus. Seine Hoffnung nach dem jüngsten Debakel der SPD: "Die Wahl am 9. Mai ist eine Persönlichkeitswahl, da sind die Parteien außen vor." Eine Überraschung sei da immer möglich.

Doch der gebürtige Altenhaßlauer, seit 25 Jahren kommunalpolitisch aktiv, hat sich auch schon mit dem Gedanken befaßt, daß er auch zum zweiten Mal gegenüber Ratzka den Kürzeren zieht. "Wenn das nicht hinhaut, geht die Welt auch nicht unter." Für den Fall wird Gaß weiter jeden Morgen nach Frankfurt fahren, wo er als Gewerkschaftssekretär bei der Eisenbahnergewerkschaft arbeitet.

Ganz offiziell ist die Kandidatur von Hans Gaß übrigens noch nicht. Sie soll am 31. März von der Mitgliederversammlung der SPD bestätigt werden. jan

Das "Hof-Café" öffnet wieder seine Tore

MAINTAL. Das "Hof-Cafe" öffnet am Sonntag, 21. März, um 15 Uhr seine Tore. Das Programm des Jugendzentrums "Frankfurter-Hof" in der Kennedystraße in Dörnigheim beginnt an diesem Tag mit einem Workshop. "Chemogramm - wir machen Fotobilder ohne Dunkelkammer!" lautet der Titel.

Die Dealerszene an der Konstablerwache in Frankfurt thematisiert ein Video- Film, der ab 16 Uhr zu sehen ist. Die Filmemacher Andreas Bürger und Dieter Hansen interviewten Jugendliche an dem Brennpunkt.

Für 17 bis 19 Uhr ist dann ein Tischfußballturnier angesetzt. Anschließend, präsentiert die Gruppe "Now Other Way" Rock und Blues-Music live. jur

Karben aktuell · Karben aktuell · Karben aktuell · Karben aktuell

Feuerwehr zieht Bilanz KARBEN. Die Freiwillige Feuerwehr Karben lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 19. März, um 20 Uhr, im Bürgerhaus Okarben. Treffen der Stadtkapelle Die Stadtkapelle Karben trifft sich zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr im Haus des OGV, Max-Planck-Straße 40. Es wird ein neuer Vorstand gewählt. Schützenverein wählt Vorstand Der Schützenverein Selzerbrunnen hält seine Hauptversmmlung am Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr im Schützenhaus, Max-Planck-Straße 20. Es stehen Vorstandswahlen auf dem Programm. Pflanzaktion des BUNDES Der BUND, Ortsgrupppe Karben, bricht am Samstag, 20. März, um 10 Uhr ab Sportplatz Okarben zu einer Pflanzaktion an Grabentaschen auf. Es wird gebeten, wetterfeste Kleidung mitzubringen.

Tagung der Dekanatssynode

Die evangelische Dekanatssynode Bad Vilbel tritt am Samstag, 20. März, um 8.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Groß-Karben, Burg-Gräfenröder Straße 8, zusammen.

Unter anderem wird über die Gesellschaft zur Unterstützung von Asylbewerbern, Flüchtlingen, Übersiedlern und Obdachlosen, Wetterau, berichtet.

Wanderung des Höhenclubs

Der Vogelsberger Höhenclub, Zweigverein Karben, unternimmt am Sonntag, 21. März, eine Halbtagswanderung, Start um 13 Uhr ab Parkplatz Hessenring, nach Büdesheim.

Verwaltung gibt Kompost ab Wertvollen Kompost für die Frühjahrspflanzung gibt die Verwaltung am Samstag, 20. März, in drei Stadtteilen aus: in Klein-Karben von 9 bis 10 Uhr, Festplatz neben Günther-Reutzel-Sportgelände; in Rendel von 10.30 bis 11 Uhr, auf dem Parkplatz an der Sporthalle Heinrich- Steih-Straße; in Groß-Karben von 11.30 bis 12.30 Uhr, auf dem Parkplatz Hessenring. Die übrigen Stadteile werden am Samstag, 27. März, beliefert.

Konzert der Martin-Luther-King-Singers Die "Martin-Luther-King-Singers" geben am Sonntag, 21. März, um 16 Uhr ein Konzert in der katholischen Kirche St. Bardo in Petterweil. Das Konzert ist womöglich eine der letzten Gelegenheiten, den Chor aus farbigen Sänger/-innen in seiner vollen Stärke zu hören, da infolge des Abzuges von US-Truppen auch einige Sänger Deutschland verlassen. de

Drei Filme von Frauen über Frauen Morgen geht's im Bürgerhaus los

SCHWALBACH. Eine Filmreihe von Frauen über Frauen für Frauen und Männer hat der Kulturkreis Schwalbach zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten organisiert. Zum Auftakt am Freitag, 19. März, wird Lina Wertmüllers Film "Camorra" gezeigt. Weiter geht es am 2. April mit "Unter Fremden" von Cynthia Scott, Schlußlicht ist am 14. Mai Agnès Vardas "Die Zeit mit Julien". Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr im Schwalbacher Bürgerhaus. Eintritt: jeweils sechs Mark.

Zu Beginn jedes Filmabends wird es eine kurze Einführung geben, nach den Filmen ist Zeit für Diskussionen. Sollte die Reihe ein Erfolg werden, ist eine Fortsetzung geplant. dia

Die Diskussion über die organisierte Kriminalität hat sich auf die Frage verengt, ob "der Große Bruder" überall mithören darf. Eingebürgert hat sich der Begriff "großer Lauschangriff". Vor allem die Innenpolitiker in der SPD streiten darüber, ob nun in Wohnungen durch Wanzen oder Richtmikrophone abgehört werden darf. Am morgigen Freitag wollen in Stuttgart die SPD-Experten erneut nach einer "Linie" suchen. Mit dem Thema setzt sich im folgenden Beitrag Helmut Bäumler, der Datenschutzbeauftragte in Schleswig-Holstein, auseinander. Es ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den Bäumler Ende Februar in der Evangelischen Akademie Arnoldshain gehalten hat.

Steinbacher Tennisplätze sind bald wieder geöffnet

STEINBACH. Ab 5. April sind die Tennisplätze im Sportzentrum, die der Stadt gehören und "sich bemerkenswerterweise auch noch tragen, je nach Wetter" (Bürgermeister Edgar Parnet), wieder geöffnet, und zwar täglich von 7 bis 20 Uhr. Montags bis freitags (außer an Feiertagen) kostet die Stunde zwischen 9 und 16 Uhr 8 Mark, in der übrigen Zeit 10 Mark.

Buchungen bis maximal zehn Termine im voraus werden ab sofort im Rathaus, Zimmer 2, oder telefonisch unter 0 61 71 / 70 00 - 47 entgegengenommen. hko

Verkehr ist der Knackpunkt Parlament berät über zwei Varianten am geplanten Altenheim

BAD SODEN. Der Bebauungsplan für das Gelände des ehemaligen Kreisaltenheims An der Eichwaldstraße wird der erste "dicke Brocken" sein, mit dem sich das neue Stadtparlament der Kurstadt während seiner ersten Sitzung der kommenden Legislaturperiode im Mai beschäftigen muß. Ein Plan, von dem die künftige Entwicklung des anvisierten neuen Altenpflegeheims samt Rehabilitationsklinik abhängt und der dem Bauherrn Michael Hase nicht besonders gefallen dürfte. Wird er beschlossen, muß Hase einiges an seinen bereits fertigen Plänen umgestalten lassen.

Wie berichtet, haben Anwohner bei der Auslegung der Pläne Anfang März ebenso wie in einer Bürgerversammlung im Dezember vorigen Jahres heftig gegen die Größe des Projektes protestiert; sie sehen damit "unerträgliche" Lärm- und Verkehrsbelastungen auf ihr bis dato ruhiges Wohnquartier zukommen. Die Verkehrsführung ist auch noch der Knackpunkt, über den die Stadtverordneten beraten müssen. Zwei Varianten gibt es zu diskutieren: Nach der ersten würde die Zufahrt wie gehabt über die Max-Baginski-Straße und die Straße Auf der Weide führen, von der aus auch die Tiefgarage zu erreichen wäre. Eine Variante, der bisher die CDU eher zugeneigt war. Die Anwohner hingegen können sich damit überhaupt nicht anfreunden.

Sie bevorzugen die zweite Variante, nach der die kleine Eichwaldstraße entlang des Waldes im Bereich des neuen Kurparks geöffnet werden müßte. Gleichzeitig würde die Eichwaldstraße für Anlieger frei und die Durchfahrt von der "Kronberger" bis zur Straße Auf der Weide ermöglicht. Stattdessen fiele die Einfahrt in die Eichwaldstraße an der Kreuzung Auf der Weide weg, um dem Durchgangsverkehr von und zu dem Komplex Altenheim/Reha-Klinik einen Riegel vorzuschieben.

Für diese Variante wiederum haben sich bereits die Sozialdemokraten entschieden. Bis zum 31. März können aber auch die Bürger noch Einwände und Änderungsvorschläge anmelden. ana

Die Wetterau war einst Teil eines ausgedehnten Meeres, später eine Savannenlandschaft Erst in der Eiszeit wurde fruchtbarer Löß angeweht Mit Geographen "Spaziergang" durch Erdgeschichte

ROSBACH. Die Wetterau ein ausgedehntes Meer oder eine Savannenlandschaft mit Mammuts und Höhlenlöwen? Es braucht einige Fantasie, sich Millionen Jahre zurückzudenken, in Zeiten, als die "goldene Wetterau" noch gar nicht existierte. Dr. Karsten Brunk, Diplomgeograph an der Frankfurter Universität und Rosbacher Bürger, hat jetzt in einem Vortrag vor dem Rodheimer Geschichts- und Heimatverein über die Entstehungsgeschichte von Taunus, Vogelsberg und Wetterau berichtet und Informationen vermittelt, die einen Spaziergang am Taunushang zu einem besonderen Erlebnis machen können, jedenfalls für jemanden, der Fantasie besitzt.

Kann sich jemand, der etwa vom Waldschlößchen einen Blick auf die fruchtbare Ebene der Wetterau wirft, im Ernst vergegenwärtigen, daß an genau jener Stelle sich das Ufer eines Meeres befand, das sich vom Mittelmeer bis zur Nordsee erstreckte? So ist es vor unvorstellbar langer Zeit gewesen. 30 Millionen Jahre sind seither vergangen.

Oder man denke sich "nur" 35 000 Jahre zurück. Die Senke der Wetterau existierte bereits, auch steinzeitliche Menschen. Die Wetterau muß man sich als Tundren- und Steppenlandschaft vorstellen mit Inseln aus Birken und Kiefern, in der sich Mammut, Wollnashorn, Höhlenlöwe und Rentiere tummelten - Tierarten, die größtenteils inzwischen ausgestorben sind.

Wer sich 2000 Jahre zurückversetzen kann, als Menschen in der Wetterau längst als Ackerbauern und Viehzüchter seßhaft geworden waren, muß die nachhaltigen ökologischen Schäden zur Kenntnis nehmen, die die Rodung der Tropisches Klima siedlungsnahen Wälder durch die römischen Eroberer zur Folge hatte.

Aber nun zu den nüchternen Fakten, die der Wissenschaftler Karsten Brunk in Rodheim vortrug. Die Gesteine des Taunus sind 400 Millionen Jahre alt. Bis vor etwa 35 Millionen Jahren war die Wetterau noch keine Senke, sondern sie bildete mit dem Taunus zusammen eine flachwellige Landschaft. Es herrschte tropisches Klima mit einem Jahresmittel von 15 Grad, heute liegt das Jahresmittel bei 8 bis 9 Grad. In dem unendlich langen Zeitraum von fünf Millionen Jahren dehnte sich die Erdkruste im Bereich der heutigen Wetterau. Das Land senkte sich unter den Meeresspiegel, und es entstand jenes oben erwähnte Meer, das vom heutigen Italien bis zur Nordsee reichte.

Es dauerte sieben Millionen Jahre, bis sich vor 23 Millionen Jahren das Meer wegen Hebung des Landes zurückzog. Es gab erneut Spannungen in der Erdkruste, die eine starke Absenkung der Wetterau gegen den Taunus zur Folge hatten. Schon aus jener Zeit datieren die Mineral- und Heilquellen von Bad Homburg, Bad Nauheim und des Rosbacher Brunnens. Das Hervorquellen von Lava bildete vor 15 bis 18 Millionen Jahren das Gebiet des Vogelsbergs. Der "Alte Berg" in der östlichen Rosbacher Gemarkung ist nach Angaben von Karsten Brunk der Rest eines großen Lavastroms, der vom Vogelsberg bis in die Niederungen der Wetterau gelangte.

Das Tertiär mit feuchtwarmem Klima, das 60 Millionen Jahre dauerte und vor zwei Millionen Jahren endete, stellt sich der Geograph als eine flachwellige Bekkenlandschaft mit subtropischer Vegetation vor.

Mit dem Ende des Tertiär begann das Eiszeitalter, das vor 10 000 Jahren endete. In der Eiszeit wechselten sich Kalt- undWarmzeiten ab. In den Kaltzeiten lagen die Jahresmitteltemperaturen 10 bis 15 Grad unter den heutigen. Bäume gab es nicht. Die Erde war ständig gefroren, nur im Sommer taute der Boden einige Dezimeter auf. In den Warmzeiten mit feuchten und trockenen Abschnitten waren die Temperaturen den heutigen vergleichbar. Es gab wärmeliebende Mischwälder.

In den Kaltzeiten trugen die auch damals schon vorherrschenden Südwestwinde Staub in die Wetterau, der als Löß zum Reichtum der Wetterauer Landwirtschaft wurde. Der Löß hat sich nicht überall, sondern bevorzugt an den Nordosthängen, also im "Windschatten" angesammelt. So werden noch heute die Fluren Auf der Schanz, Im Hitzwinkel, Wolfslache und Salzgrund in Rodheimer Gemarkung landwirtschaftlich genutzt, während auf den steileren Süd- und Südwesthängen des Stotzenbergs, des Dicken Steins und des Beinhardswaldes Obstbäume und Wald vorkommen.

Bereits vor rund 500 000 Jahren müssen nach Meinung des Referenten in den Kalt-und Warmzeiten Menschen am Fuße des Taunus gelebt haben und vor 35 000 Jahren der von der Anatomie her als moderner Mensch geltende Homo sapiens.

Als Jäger und Sammler ernährten sich diese "Cro-Magnon-Menschen" in der Steppe und jagten Mammuts oder Rentiere.

Immer noch 8000 Jahre vor Christi Geburt begann die sogenannte Nacheiszeit mit einem schnell wärmer und feuchter werdenden Klima. 4000 vor Christus waren die Temperaturen etwas höher als heute. Es entstanden Wälder mit Birken, Kiefern, Eichen, Linden, Ulmen und Eschen. Buchen gibt es seit 2800 Jahren.

Es war 5700 Jahre vor Christus, als die Menschen als Ackerbauern und Viehzüchter seßhaft wurden. Vor allem in der Römerzeit wurden dann die Wälder für die Gewinnung von Brennholz oder zum Verhütten von Glas und Eisen so massiv gerodet, daß große Flächen kahlgeschlagen wurden und der fruchtbare Boden in die Täler geschwemmt wurde.

Erst während der Jahrhunderte der Völkerwanderung regenerierten sich die Wälder wieder. Das Dorf Rodheim entstand im 8. Jahrhundert und auch hier gab es erhebliche Waldrodungen bis in den Taunus hinein.

Noch bis vor 200 Jahren, so berichtete Brunk, wurden die von Wäldern umgebenen Felder abwechselnd mit Winter- und Sommergetreide bestellt. Es folgte eine einjährige Brache. Durch einseitige Nutzung wurden die Böden saurer und unfruchtbarer. Hangflächen wurden durch Erosion nachhaltig geschädigt.

Erst gezielte Aufforstungen in den letzten drei Jahrhunderten verhinderten größere, bleibende Schäden. Bereits um 1780 hatte der berühmte "Obstpfarrer" Johann Ludwig Christ in der Rodheimer Gemarkung den Futteranbau auf Weideland in Gang gesetzt. Obstbau ist bis heute eine Besonderheit der Wetterauer Randgemeinden geblieben. Ökologische Nischen Die "geordnete Kulturlandschaft" war nach der Mitteilung des Referenten Ende des vorigen Jahrhunderts mit einer Flurbereinigung weitgehend abgeschlossen. Nur noch wenige naturnahe Teile hätten sich bis heute in Naturschutzgebieten erhalten. Dr. Brunk: "Diese sind wichtige ölkologische Nischen und sind das Landschaftsbild belebende Elemente in den besonders intensiv genutzten Gemarkungsteilen." So endet ein Sonntagsspaziergang am Taunushang nicht nur in Nachdenklichkeit über die Millionen Jahre währende Entwicklung unserer Gegend. Die Rückschau dürfte ganz aktuell auch Verständnis geweckt haben für die Erhaltung eines Stücks Geschichte, Verständnis für die Bewahrung alter Landschaftsteile, soweit sie noch zu retten sind. hm

Nicht nur die Jäger sehen in der zunehmenden Zahl der Rabenkrähen eine Gefahr für den Naturhaushalt Forderung nach Feldzug gegen den "Generalisten" Ornithologen lehnen Aufhebung des Jagdverbots ab Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Horrorszenen, die an Alfred Hitchcocks Thriller "Die Vögel" erinnern - bei Herborn haben vor kurzem Schwärme von Rabenkrähen Schafherden heimgesucht und binnen kurzer Zeit gezielt 35 Lämmer regelrecht zu Tode gepickt (siehe Hessen-Seite vom 16. März) -, lassen die Diskussion um das Aufheben des Abschuß-Verbots auch in der Region neu aufflammen. "Corvus corone", so die lateinische Bezeichnung des Allesfressers, ist im Kreis auf dem Vormarsch. Der listige Vogel schreckt nicht vor Nesträuberei zurück, was offenbar wiederum eine Gefahr für das vom Aussterben bedrohte Rebhuhn bedeuten könnte. Sogar Junghase und Rehkitz sollen keine Chance haben, wenn sich der "Generalist" auf sie herabstürzt. In Jägerkreisen läuft man Sturm dagegen, daß Wiesbaden seit Winter 1990 / 91 die nach einer EG-Verordnung von 1987 notwendig gewordene Ausnahmeregelung zum Abschuß von Rabenvögeln - dazu zählt auch die weißgetupfte Elster - nicht mehr erteilt. Somit unterliegen Rabenkrähen nicht mehr dem Jagdrecht, sondern sind seit April 1991 geschützt. Noch ein Jahr zuvor sollen Jäger hessenweit nach groben Schätzungen rund 10 000 Krähen und Elstern in ungefähr 1700 Feldrevieren geschossen haben. Ziel der Vogelschutzinitiative auf europäischer Ebene war es eigentlich, dem alljährlichen Töten von Singvögeln in Italien Einhalt zu gebieten.

Nach den jüngsten Ereignisse in Herborn hat nun der Landesjagdverband gefordert, unverzüglich die Bejagung von Rabenkrähen und Elstern freizugeben. Der Verband wertet es als "ökologischer Unfug", den "Gewinnern der Kulturlandschaft" den gleichen Schutz zu gewähren wie ihren vom Aussterben bedrohten Beutetieren.

Nach Auskunft von Ernst Staidl, Sprecher des Hanauer Jagdclubs, wurde in den einzelnen Revieren der Region eine starke Zunahme der Rabenvögel beobachtet. Staidl redet dem "regulierenden Eingreifen" das Wort - soll heißen: Bejagung und Schonzeit im Wechsel. Die starke Urbanisierung kommt dem als "Generalist" - die Rabenkrähe paßt sich Veränderungen in Nahrung und Umwelt an - titulierten Standortvogel zugute. Die Rabenkrähe darf nicht mit der Saatkrähe verwechselt werden. Der Rabenvogel gilt als ein "ausgesprochener Kulturfolger". Staidl: "Sie hat auf jeder Feder ein Auge." Verklausuliert in der Jägersprache bedeutet das: gutes Ausmachen von Nahrung und Beute. Die Rabenkrähe merke, wo die Vogelmutter "einfliegt, und räumt dann die Eier oder Jungvögel aus". Jagdexperte Staidl verweist auf eine zehnjährige Studie in England. Danach sollen Krähen und Elstern insgesamt 30 Prozent der Gelegeverluste bei Rebhühnern verursacht haben.

Ähnlich wie in Herborn sind Krähenschwärme auch im Main-Kinzig-Kreis verstärkt in der Nähe von Mülldeponien zu beobachten - so bei Gelnhausen-Hailer und Schlüchtern-Hohenzell. Nach Darstellung des Gründauer Kreislandwirts Friedhelm Schneider hacken Rabenkrähen schon mal Silofolien kaputt. Elstern und Rabenkrähen hätten "keine Scheu mehr", keine natürlichen Feinde. Schneider: "Die wissen, daß ihnen nichts mehr geschieht." Auch er spricht von einer "gewissen Regulierung" und plädiert für eine bundesweit einheitliche Regelung. Das Handhaben des Abschußverbots wird in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich ausgelegt.

Obwohl die Rabenkrähe zweifelsfrei dem Nachwuchs von Singvögeln nachstellt, halten Vogelschützer gemeinhin nichts vom Griff nach dem Gewehr. Aus ornithologischer Sicht wird so argumentiert: Nicht die Rabenvögel seien die Ursachen dafür, daß die Rote Liste der bestandsgefährdeten Vogelarten immer umfangreicher werde, sondern der Verlust an Lebensräumen durch Bebauung, Zersiedlung, Landschaftsausräumung, Intensivnutzung mit allen Begleiterscheinungen, Zerschneidung durch Verkehrswege und Freizeitansprüche.

Gerhard Prokop, Vorsitzender des Hanauer Kreisverbandes im Naturschutzbund Deutschland, kann keine "bedrohliche" Zunahme der Rabenvögel im Main- Kinzig-Gebiet erkennen. Er hält das Aufheben des Abschußverbots für "nicht erforderlich". Damit Nester von Singvögeln mehr Schutz haben, rät Prokop dazu, vermehrt Dornenhecken an Straßenrändern, in Gärten und im Feld zu pflanzen. Auf pflegeleichte Gewächse sollte lieber verzichtet werden. Demnach haben "Übelkrähe" und "diebische Elster" offenbar zunehmend leichtes Spiel bei ihrer Nesträuberei.Mit gleicher Münze heimgezahlt Eine Antwort der Grünen auf harsche Kritik der SPD-Fraktion

BRUCHKÖBEL. Auf ihre Klage, die Grünen hätten wegen inhaltsloser Politik in den vergangenen vier Jahren unverdient einen Stimmenzuwachs erlebt, hat die SPD-Fraktionsvorsitzende, Ursula Neeb-Horn eine geharnischte Antwort erhalten. Die Gescholtenen meldeten sich mit einer Erklärung zu Wort, in der sie mit gleicher Münze heimzahlen.

Darin nennt der neugewählte Stadtverordnete Uwe Wagner die SPD eine "Schlingerfraktion", die in der jüngsten Vergangenheit einen "Wischi-Waschi- Kurs" gefahren habe. Sie habe sich zwischen "Wir sind die bessere CDU" und "Soft-Linker-Nein-Aber-Haltung" bewegt. Wagner weiter: "Da wird der SPD vom eigentlichen politischen Gegner CDU ein einmaliger Schlammschlacht-Wahlkampf attestiert; da verliert die SPD als einzige nochmals doch recht heftige 2,6 Prozent - und was macht die zu Recht frustrierte Frau Neeb-Horn mit diesem Ist-Zustand? Verwirrt im Schmollwinkel hat diese Leit(d)figur nichts anderes zu tun, als auf die Mit-Oppositionspartei einzuschlagen." Wagner nennt diese Haltung der SPD-Frau "verbitterte Ignoranz" und fragt an, was sie damit bezwecken wolle. Seine eigene Vermutung: "Ein Ablenkungsmanöver von eigenen Fehlern und Unvermögen, von Überforderung und Führungsschwäche? Schlechte Verlierer- Allüren, gepaart mit einem kräftigen Schuß Profilneurose? Beleidigtes Gehabe, da die bösen Grünen - naiv gedacht - ihrer Partei einen Sitz weggenommen haben? - Wollten wir nicht noch bis zur Schließung der Wahllokale durch entsprechend hohe Stimmenzuwächse gemeinsam die CDU in Bruchköbel ablösen?" Die Grünen, so Uwe Wagner, hätten in dieser Hinsicht ihr Soll mehr als erfüllt. Es sei nun an der SPD, ihre Schlappe intensiv zu analysieren. Anschließend solle sie "endlich mit einer gradlinigen, fundierten und konsequenten Oppositionspolitik beginnen. Die kommende, personell etwas interessanter zusammengesetzte SPD-Fraktion ist für die Grünen da ein gewisser Hoffnungsschimmer". hein

Namen + Notizen

MANFRED HAFNER aus Bad Homburg hat das dritte Quiz gewonnen, das die Stadt zum Grünen Punkt durchgeführt hat. Als Preis erhält er eine umweltfreundliche Schreibtischausstattung für 150 Mark. An dem Quiz beteiligten sich 47 Frauen und Männer. Alle wußten die richtige Antwort: Der Abfall aus gelbem Sack und Glas- und Papiercontainern wird hauptsächlich zu neuen Produkten recycelt.Ein Erfolg mit einem bitteren Nachgeschmack Grüne wollen in Opposition auf ihrem Kurs bleiben Von Helmut Pomplun MAINTAL. Acht Jahre haben sie gemeinsam mit der SPD regiert, erst in punktueller Zusammenarbeit, dann in fester Koalition. Jetzt sind die Maintaler Grünen - trotz eindeutiger Verbesserung bei den Wahlen von 7,9 auf 9,3 Prozent - durch den katastrophalen Absturz ihres Koalitionspartners in die Opposition gezwungen worden. In ihrer ersten Ortsverbandssitzung nach der "Wende" in Maintal konnten sich die Grünen denn auch über das Resultat ihrer konsequenten sozialen und ökologischen Politik nicht so recht freuen und ihre Enttäuschung über das Scheitern der rot-grünen Koalition nicht verhehlen. "Ein Erfolg mit bitterem Nachgeschmack", faßte OV- Geschäftsführer Horst Sulewski die fatale Situation zusammen. Nicht zuletzt sei mit dem Stimmmenzuwachs am 7. März die engagierte Arbeit ihrer Spitzenkandidatin und hauptamtlichen Stadträtin Priska Hinz gewürdigt worden, stellen die Grünen nach dieser ersten Bilanz fest. Durch den Absturz der SPD sehen sie auch die weit über die Stadtgrenzen hinaus beachteten Ansätze im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit (Stichwort: Kinderfreundliche Stadt), die anspruchsvolle Kulturarbeit (Beispiel: Veranstaltungsreihe "Funtasie") und die Bemühungen um ein partnerschaftliches Miteinander von Deutschen und Ausländern gefährdet.

Im "erschreckenden" Erfolg der Republikaner (mit 9,7 Prozent 0,4 mehr als sie selbst) sehen die Grünen den "Ausdruck eines Irrglaubens an die Erfolgschancen einfacher Lösungen". Offenbar seien die Rechtsradikalen weniger von den Ewiggestrigen gewählt worden als von den Ausdruck eines Irrglaubens Leuten, die sich in der komplexeren Gesellschaft nicht mehr zurechtfänden oder bereits Opfer der in ihr herrschenden Mechanismen geworden seien. Die Präsenz von fünf Republikanern im Parlament erfordere nun, deren nationalistische und fremdenfeindliche Parolen zu bekämpfen, indem man ihren intoleranten und antidemokratischen Charakter offenlege.

Der Erfolg "der sogenannten Freien Maintaler" sei nicht nur Ausdruck allgemeiner Parteienverdrossenheit, sondern viel mehr eines individualistischen, nur auf den eigenen, unmittelbaren Vorteil bedachten Denkens. "Den Kandidaten der FM ist es im Wahlkampf gelungen, durch eine populistische Politik, die sich billiger Feindbilder bediente, von der Inhaltslosigkeit beziehungsweise Widersprüchlichkeit ihres Programms sowie der bereits im Wahlkampf sichtbar gewordenen inneren Zerrissenheit abzulenken", heißt es in der Stellungnahme der Grünen wörtlich, und: "Daß es sich bei den führenden Leuten der FM um abgehalfterte Parteifunktionäre aus SPD, CDU und FDP handelt, die dort gescheitert sind, scheint vielen entgangen zu sein."

Die Forderung der FM, den ehrenamtlichen Magistrat von neun auf sechs Mitglieder zu verkleinern, zeuge einerseits davon, daß sie sich überraschend schnell vom Etikett der Bürgerbeteiligung getrennt hätten, und sei andererseits ein Versuch, die Grünen aus diesem Gremium zu verdrängen. Der Versuch erinnere fatal an die Arroganz der großen Parteien Anfang der 80er Jahre, "als man die Grünen mit allen Tricks von der parlamentarischen Arbeit fernhalten wollte". Dem sähe man indes gelassen entgegen, da eine Verkleinerung des Magistrats unmittelbar nach der Wahl ein Verstoß gegen geltendes Recht sei.

Deshalb haben die Grünen auch einstimmig beschlossen, daß Alfred Reichard wieder ehrenamtlicher Stadtrat im Magistrat sein soll. Für die Parlaments- Ausschüsse wird wieder eine Mindestgröße von acht Mitgliedern gefordert, um sicherzustellen, "daß alle Parteien an der inhaltlichen Diskussion und Abstimmung im Vorfeld der Stadtverordnetenversammlung beteiligt werden".

Die neue, wiederum vierköpfige Fraktion wird - wie auf Anfrage der FR zu erfahren war - aus den "Altgedienten" Monika Vogel und Bernhard Peters und den "Newcomers" Peter Arendt und Marlies Mihailovski bestehen. Elf weitere Bewerber(innen) stehen auf der Liste als potentielle Nachrücker(innen).

An FM und CDU, die neuen Machthaber im Parlament, richten die Grünen die "Warnung vor kostpieligen Experimenten" und fordern die Bevölkerung auf, in den nächsten Monaten genau zu beobachten, wie man mit den aufgrund demokratischer Mehrheitsentscheidungen zustande gekommenen Verträgen - etwa im Energiebereich oder im Sozialen Wohnungsbau - umgeht.

Zu ihrer neuen Rolle in der Opposition heißt es wörtlich: "Unsere Aufgabe sehen wir in einer klaren sozialen und ökologischen Kommunalpolitik, die Lösungen anstrebt, die freies und tolerantes Mitein Schwerpunkt Verkehrspolitik ander in unserer Stadt ermöglicht." Ein Schwerpunkt soll die Verkehrspolitik sein. Zudem fühlen sich die Grünen gegenüber verschiedenen Gruppen und Initiativen verpflichtet, für die sie weiterhin Ansprechpartner sein wollen.

Daß zunehmend Menschen gesellschaftliche und ökologische Gefahren ernstnehmen und sich dagegen wehren wollen, schließen die Grünen unter anderem aus mehren Aufnahmeanträgen direkt nach der Wahl.

Die Maintaler begrüßen die Absicht des Kreisverbandes, zur bevorstehenden Direktwahl des Landrates anzutreten, und prophezeien: "CDU und SPD schikken ihre Häuptlinge zunächst gegeneinander in einen Hahnenkampf, um nach der Wahl zu verkünden, man müsse sich nun doch ,leider' zu einer großen Koaltition zusammenschließen."

Kleine FR

Europäische Studenten stellen aus "Wir in Europa" ist das Motto einer Ausstellung in der Nassauischen Sparkasse, Rheinstraße 42 - 46. Europäische Fachhochschulstudenten aus sieben Nationen zeigen vom 1. bis 23. April Buchillustrationen, Computergrafik, Fotografie, Objekte, Videos und Typographie. Ballettabend im Großen Haus Das Ballett "La Sylphide", komponiert von Herman von Lovenskjold, wird am Samstag, 20. März, um 19.30 Uhr im Großen Haus des Staatstheaters gegeben.

Jugendliche gestehen mehr als 100 Einbrüche Quintett richtet rund 150 000 Mark Schaden an Von Rüdiger Arendt HANAU. Mit einer Serie von Straftaten, begangen von Jugendlichen und Heranwachsenden, muß sich gegenwärtig die 2. Jugendkammer am Hanauer Landgericht beschäftigen. Insgesamt 117 einfache und schwere Diebstähle wirft Staatsanwältin Claudia Seng fünf jungen Männern im Alter zwischen 16 und 20 Jahren vor. Alle fünf wohnen in Hanau und sind entweder Auszubildende oder Schüler. Zwei der fünf Angeklagten - zwei deutsche, zwei türkische sowie ein marrokanischer Staatsangehöriger - befinden sich derzeit in Untersuchungshaft, beziehungsweise wegen vorausgegangener Straftaten in Strafhaft. Nachdem am gestrigen zweiten Verhandlungstag jede einzelne Straftat durchgegangen worden war, ergab sich für die Staatsanwältin folgendes Bild: Die Angeklagten sind im Großen und Ganzen geständig. Einige Einbrüche hingegen konnten von der Anklagebehörde keinem der fünf zugeordnet werden. Der Grund: An manche "Brüche" können sich die Jugendlichen einfach nicht mehr erinnern.

In einem Zeitraum von Juli bis November 1991 werden die Jugendlichen für Einbrüche in Boutiquen, Firmen, Kneipen, Tankstellen und Speditionen verantwortlich gemacht. Unterwegs war man ausschließlich im Hanauer Stadtgebiet. Auf einem der letzten Streifzüge war schließlich einer von ihnen von der Polizei auf frischer Tat ertappt worden. Die Ermittlungen führten dann auf die Spur der vier anderen. Rund 150 000 Mark Schaden hat die Staatsanwaltschaft hochgerechnet. Den größten Coup landeten die fünf bei einem Einbruch, bei dem sie Bargeld und Gegenstände im Wert von rund 30 000 Mark erbeuteten.

Vor der Jugendkammer gaben sie an, die Taten ohne vorherigen Planungen in Angriff genommen zu haben. Man sei einfach losgezogen. Die Beute, darunter technisches Gerät, wurde zum Teil verscherbelt, zum anderen Teil auch für eigene Zwecke behalten. Da die Jugendlichen und Heranwachsenden Einschlägiges auf dem Kerbholz haben, werden ihnen Haftstrafen nicht erspart bleiben. Ob die über 18jährigen nach dem Jugend- oder nach dem Erwachsenenstrafrecht beurteilt werden, hängt entscheidend von dem Gutachten eines Mitarbeiters des Jugendamtes ab. Das Urteil soll Freitag nächster Woche gesprochen werden.

Radler sind Opfer WETTERAUKREIS. Mit schweren Kopfverletzungen mußte ein gestürzter Radfahrer aus Gedern am Dienstagnachmittag ins Fuldaer Krankenhaus geflogen werden. Der Mann war auf der Bundesstraße 275 gegen einen Fußgänger gefahren und auf die Fahrbahn geflogen, berichtet die Polizei. Drei Stunden vorher hatte ein Auto ebenfalls auf der B 275 in Selters eine Frau erfaßt, die ihr Fahrrad gerade über die Straße schob. Sie wurde leicht verletzt. In Bad Nauheim mißachtete ein Autofahrer am Dienstagmorgen die Vorfahrt eines 17jährigen Radlers am Ernst-Ludwig-Ring. An der Einmündung der Schwalheimer Straße wurde er zu Boden gestoßen und leicht verletzt. nes

Wieder auf der Oppositionsbank Die DKP analysiert ihre Wahlniederlage in Langenselbold

LANGENSELBOLD. Nach vier Jahren in der Regierungsverantwortung wird die DKP Langenselbold wieder auf den Bänken der Opposition Platz nehmen. In einer ersten offiziellen Stellungnahme nach den Wahlen analysieren die früheren Koalitionspartner der SPD die Gründe für ihren Stimmenverlust.

Die DKP hatte die Hälfte ihrer Mandate im Parlament eingebüßt. Ein Rückgang von rund acht Prozent auf 8,8 und nur noch drei Sitze zeige, daß ein Großteil der DKP-Wähler die Kompromisse der Partei mit der SPD nicht honoriert hätte, sagt Fraktionschefin Hedi Walter. Die Kommunisten hätten in der Koalition von ihrem bisherigen Grundsatz Abstand genommen, nicht zuzulassen, daß städtische Gebühren erhöht werden. Auch das habe zu den Stimmenverlusten beigetragen.

Weitere Gründe sieht die DKP in der Auseinandersetzung um das Gewerbegebiet am Weinberg sowie einem Rechtstrend in der Gesellschaft. Begleitet von einem scharfen "Antikommunismus" habe die Opposition aus SL, CDU und FDP es verstanden, fast alle DKP/SPD Beschlüsse "madig zu machen".

Die erzielten 8,8 Prozent verbuchen die Parteimitglieder dennoch als einen "Achtungserfolg" für sich. Als Folge der in der Bevölkerung verbreiteten Politikverdrossenheit habe die Freie Wählergemeinschaft SL als Protestpartei, wie überall in Hessen, Stimmen hinzugewonnen. Den hohen Anteil an Langenselbolder Wählern, die auf Kreisebene Republikaner gewählt haben, sehen die Kommunisten als Protestwähler an, die sich eine radikalere Politik gegen Asylbewerber erhofften. "Ein Holzweg, der schon einmal in der Katastrophe endete".

Die vermutlich neue Mehrheit von SL, CDU und FDP sei jetzt gefragt, konstruktive Lösungen für Langenselbold zu einzubringen. In vier Jahren werde dann erneut Bilanz gezogen. alu

Zweite Tagesmütter-Gruppe ist geplant Zwei Jahre altes Projekt stößt auch in anderen Städten auf großes Interesse / "Keine Kindermädchen"

MAINTAL. Das Tagesmütterprojekt, erst zwei Jahre alt, erfreut sich großen Interesses. Aufgrund zahlreicher Anfragen auch von außerhalb hat die Stadt jetzt eine Informationsbroschüre herausgegeben. Des weiteren liegt der zweite Zwischenbericht der Wissenschaftlerinnen vor, die das Projekt begleiten.

18 Frauen und 30 Kinder sind die Akteure, deren Entwicklung Heide Kallert und Petra Helbig vom Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung im Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt begleiten. In ihrem Zwischenbericht bescheinigen sie dem Maintaler Modell einen "Standard, der für neue Projekte an anderen Orten beispielhaft sei und nirgends unterschritten werden sollte".

Besonderes Lob erntete Karin Hahn, im Rathaus zuständig für die Betreuung, Koordination und pädagogische Fortbildung sowie Beratung der Tagesmütter. Mit Hinweis auf die Warteliste mit Eltern und potentiellen Betreuerinnen will Stadträtin Priska Hinz das Projekt ausweiten: "Es soll eine zweite Tagesmüttergruppe mit sechs bis acht Tagesmüttern gebildet werden", so die Sozialdezernentin. Dafür sei eine weitere pädagogische Fachkraft notwendig, die sie aus den Zuschüssen des Landes finanzieren möchte.

Der Zwischenbericht der Wissenschaftlerin habe außerdem herausgestellt, welche "erheblichen Vorteile" eine solche Art der Betreuung bietet, heißt es in der betreffenden Mitteilung der Stadt. Die Betreuungzeiten könnten flexibel je nach den persönlichen Bedürfnissen vereinbart werden.

Das Gros der Kinder hält sich derzeit an fünf Wochentagen bei der Pflegefamilie auf. Der früheste Zeitpunkt der Ankunft liegt morgens bei 5.50 Uhr, der späteste Termin des Abholens bei 19 Uhr, an einigen Tagen sogar bei 22 Uhr.

Wie die Erziehungswissenschaftlerinnen weiter feststellten, besitzt der Großteil der Tagesmütter eine Berufsausbildung. Alle haben eigene Kinder. Bei der Entscheidung, sich an dem Projekt zu beteiligen, standen zwei Motive im Vordergrund: der Wunsch nach gleichaltrigen Spielkameraden für den eigenen Nachwuchs sowie das Gefühl, nicht ausgelastet zu sein.

Laut dem Zwischenbericht existieren schriftliche Verträge für den Großteil der Tagespflegeverhältnisse. Zum Teil seien darin sogar Urlaubsregelungen und die Bezahlung im Falle von Krankheit geregelt. "Auch unter den Tagesmüttern kommt es inzwischen zur Kooperation", stellten die Wissenschaftlerinnen fest. So würden sie sich gegenseitig vertreten, wenn eine von ihnen krank wird. Dies stelle einen "Gewinn an Sicherheit und Verläßlichkeit" dar.

Nach all den Lobeshymnen fehlt es aber auch nicht an einem kritischen Aspekt: Tagesmütter wünschen sich eine höhere Anerkennung ihrer Tätigkeit. Stadträtin Hinz will diese Forderung unterstützen: "Ein Aspekt unserer Tagesmütterprojektes ist es, die Betreuerinnen von Kindern zu Partnerinnen der Eltern zu machen und sie aus dem Status der Kindermädchen zu befreien." jur

Münch will Gnadls Rücktritt

FWG/UWG Wetterau betont ihre Distanz zu "Republikanern"

WETTERAUKREIS. Die FWG/UWG sei "im Hinblick auf mögliche Kooperationen gesprächsbereit". Wenn die Grünen solche Gespräche ablehnen, hätten sie dies "selbst zu verantworten". Mit dieser Stellungnahme reagiert die Wählergemeinschaft auf die Kreismitgliederversammlung der Öko-Partei, die mit großer Mehrheit Gespräche mit der FWG/UWG ausgeschlossen hatte. Der Wählergemeinschaft behagt es nicht, daß SPD und Grüne sie "in die rechte Ecke stellen möchten und sie sogar teilweise mit den Republikanern in einem Atemzug nennen würden".

Während die Grünen ein Bündnis mit der FWG/UWG ablehnen und statt dessen lieber eine Minderheitenkoalition mit der SPD anstreben, ziehen die Sozialdemokraten ein Dreierbündnis mit FWG/ UWG und Grünen als Alternative zur großen Koalition mit der CDU in Erwägung. FWG/UWG-Chef Helmut Münch hat Landrat Gnadl (SPD) indessen erneut zum Rücktritt aufgefordert. Versorgungsrechtliche Gründe sollten Gnadl nicht an diesem Schritt hindern, meint Münch. Gnadl solle sich der Direktwahl stellen.

Münch ist in der Kreiskonferenz der FWG/UWG zum Vorsitzenden der sechsköpfigen Kreistagsfraktion gewählt worden. Seine Stellvertreterin ist Dr. Gabriele Heller aus Altenstadt. Münch möchte nun den Kreisvorsitz abgeben.

Die Wählergemeinschaft freut sich zwar über ihren Einzug ins Kreisparlament, ganz zufrieden mit den 6,4 Prozent der Stimmen scheint sie aber nicht zu sein. Dieses Ergebnis dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, daß die örtlichen freien oder unabhängigen Wählergruppen etwa das Dreifache an Stimmen verbuchen konnten, erklärt Münch. Er will nun die Kontakte zu den örtlichen Wählervereinigungen verstärken. Außerdem sind Neugründungen von Wählergemeinschaften in Bad Vilbel, Karben, Niddatal, Echzell und Florstadt geplant. ieb

Messer will die Kosten schleifen Neuer Chef setzt weiter auf Expansion / 100 Jobs in Gefahr

jch FRANKFURT A. M. Stabwechsel beim Frankfurter Gase- und Schweißtechnikhersteller Messer Griesheim: Nach einem halben Jahrhundert in der Firma räumt der 68jährige Hans Messer den Chefsessel bei der Hoechst-Tochter und übernimmt den Vorsitz des Aufsichtsrates. Neuer Boß im Hause wird Herbert Rudolf. Der 52 Jahre alte Manager arbeitet seit 28 Jahren bei Messer, zuletzt an der Spitze des erfolgreichen US- Ableger MG Industries.

Auf den neuen Mann in der Chefetage kommt eine Menge Arbeit zu. Während das Geschäft - vor allem mit Industriegasen - in Nordamerika und in Osteuropa weiter expandiert, ist im Inland die Luft vorerst heraus. Nur dank des Schubs aus dem Ausland, der Messer weltweit zur Nummer sechs der Branche machte, hatte Messer im vergangenen Jahr seinen Umsatz mit 2,4 Milliarden Mark in etwa halten können. Das Frankfurter Stammhaus mußte gar eine Einbuße von zwei Prozent hinnehmen. Der Jahresüberschuß der Gruppe sank um ein Sechstel auf 75 Millionen Mark. Schuld daran waren geringere Abschreibungsmöglichkeiten auf die Ost-Investitionen und starke Einbußen der Schweißtechnik-Sparte. Deren Anteil am Geschäft schrumpfte in den vergangenen drei Jahren von rund einem Drittel auf 19 Prozent. Sorgenkind des Unternehmens ist wegen der anhaltenden Konjunkturflaute der Maschinenbau. Dort liegt die Auftragsquote derzeit 35 Prozent unter dem Vorjahr. Der neue Messer-Chef kündigt denn auch einen "kräftigen Tritt auf die Kostenbremse an". Im Frankfurter Werk arbeiten seit Anfang des Jahres 265 Menschen kurz, nun droht hundert die Entlassung. Eine weitere Kapazitätsanpassung bei den weltweit 9343 Beschäftigten sei 1993 nicht geplant, versichert Rudolf.

Gerade in der konjunkturbedingten Atempause setzt der neue Firmenchef auf Expansion. In diesem Jahr will Messer die Investitionen von knapp 500 auf 700 Millionen Mark aufstocken. Die Kapazitäten der Industriegas-Töchter in Großbritannien, der Slowakischen Republik und Nordamerika sollen erweitert werden. Hinzu kommt das Engagement in den neuen Bundesländern. Dort sind derzeit sieben neue Industriegaswerke für rund 400 Millionen Mark im Bau, die bis zum Sommer 1994 fertig sein sollen. 350 Millionen fließen momentan in den Ausbau des Rohrverbundsystems an Rhein und Ruhr. Die beiden Luftzerlegungsanlagen bei Bayer in Dormagen und Krupp Mannesmann in Duisburg sollen Anfang 1994 fertig sein.

Stiftung sucht Brillen für guatemaltekische Kinder

GRÜNDAU. "Kinder und Jugendliche in Guatemala, die unter Sehstörungen leiden, haben so gut wie keine Chance, jemals eine Schule zu besuchen", schildert die Rudolf-Walther-Stiftung. Da die Mehrzahl der Bevölkerung sehr arm sei, könnten Eltern das nötige Geld für eine Brille oft nicht aufbringen. Aus diesem Grund sammelt die Stiftung nun in Zusammenarbeit mit der AOK Main-Kinzig ausgediente Kinder- und Jugendbrillen sowie Gestelle für die Augenklinik "Opticlinica" in Quetzaltenago.

Die Spenden können bei allen AOK- Geschäftsstellen im Kreisgebiet abgegeben werden. Die kostenlosen Augenuntersuchungen der Kinder und die Verteilung der Sehhilfen vor Ort übernimmt die Klinikleiterin Dr. Carolina Gomez de Detlefsen. tja

CHRISTINE OSTROWSKI, wegen eines Treffens mit einem Neonazi-Führer zurückgetretene ehemalige stellvertretende PDS-Chefin, hat ihr umstrittenes Gespräch mit dem Chef der verbotenen "Nationalen Offensive", CONSTANTIN MAYER, verteidigt. Eine "öffentliche Auseinandersetzung in der Diskussion auch mit den Führern der Rechten" sei "dringend erforderlich", sagte Ostrowski der PDS-Zeitung Neues Deutschland. Die Parole "Nazis raus" sei Unsinn. "Wo sollen sie denn hin?", fragte Ostrowski. Es müsse vielmehr heißen: "Nazis aus den Köpfen raus". Alle Bemühungen um rechte Jugendliche seien wenig erfolgreich, so die PDS-Politikerin, "wenn deren Begeisterung für ihre Führer nicht erschüttert wird. Zu diesem Zweck ist es unbedingt erforderlich, mit ihren Führern öffentlich zu streiten". Überdies seien "rechte Auffassungen" in "weiten Teilen der Bevölkerung, der Wählerschaft, in der Mitgliedschaft der großen Parteien, ja selbst der PDS (...) latent vorhanden". Schon deshalb, so Ostrowski, sei eine Abgrenzung "wenig hilfreich, sinnlos, ja möglicherweise schädlich". (Vbn)

Interview mit Beate Peters über Gewalt in der Schule am Rosenberg Die Hemmschwelle wird immer geringer

HOFHEIM. "Ursachen und Erscheinungsformen von Gewalt bei Jugendlichen" hieß eine interne Fortbildungsveranstaltung für die Lehrer/innen der Hofheimer "Gesamtschule Am Rosenberg" am Dienstag, zu der eine Reihe von Experten eingeladen worden war. Nach deren Vorträgen diskutierten die Pädagogen in Arbeitsgruppen, wie sie gegen Gewalt an der Lehr- und Lernstätte vorgehen können. Dabei stellte sich das Kollegium vor allem die Frage, inwieweit die Institution Schule selbst Gewalt produziert. Mit der pädagogischen Leiterin der Additiven Gesamtschule, Beate Peters, sprach FR-Mitarbeiterin Frauke Haß.

FR: Warum organisiert Ihre Schule einen Projekttag zum Thema Gewalt?

Peters: Nicht nur in Frankfurt und anderswo, auch an unserer Schule häufen sich die Gewalttaten unter Schülern. Das Schlimme daran ist, daß die Akteure überhaupt kein Schuldbewußtsein haben. Kaum einer empfindet noch, daß er oder sie einem Mitschüler durch sein Handeln etwas zufügt. Die Hemmschwelle zu gewalttätigen Übergriffen wird immer geringer. Angesichts dessen wollten wir uns als Kollegium kundig machen, um auf der Grundlage dieser Fortbildung konkrete Maßnahmen gegen die Gewalt zu beschließen.

FR: Was heißt "Gewalt" hier an der Schule? Kommt es denn zu brutalen Schlägereien?

Peters: Bei uns hält es sich alles in allem noch in Grenzen. Da stellen Schüler anderen ein Bein, da werden Ranzen oder das Mäppchen aus dem Fenster geschmissen oder Sachen kaputtgemacht. Es ist allerdings auch schon vorgekommen, daß ein Schüler auf dem Heimweg zusammengeschlagen wurde. Wir wollen rechtzeitig vorbeugen und vor allem das Empfinden für die Tat wieder in den Jugendlichen wecken. Es darf eben nicht sein - wie in dem Beispiel eines Referenten - daß einer, der einem anderen die Zähne ausgeschlagen hat, die Achseln zuckt und sagt: "Soll er doch Brei essen."

FR: Zum Thema Gewalt wird an Schulen meist nur ungern Stellung bezogen. Kaum ein Schulleiter gibt gleich zu, daß es an seiner Schule zu Übergriffen kommt. Wollen Sie mit dem Projekttag auch Öffentlichkeit herstellen?

Peters: Ja, das ist auch ein Grund, das mal offener zu diskutieren. Bisher wurde an dieser Schule noch nie ein Schüler angezeigt. Auch Eltern haben das noch nie gemacht. Die haben sich wahrscheinlich gesagt: "Ach, der hat das bestimmt nicht so gemeint."

FR: Was bringt so ein Projekttag, was haben Sie heute gelernt?

Peters: Für ein Fazit ist es jetzt noch ein bißchen früh, in der Konferenz nach den Osterferien werden wir Konkretes beschließen. Erkannt haben sicherlich viele Kollegen, daß der Lehrer selbst eine große Rolle spielt. Daß er oder sie es ist, der oder die Werte und Normen setzt und Spielregeln aufstellen muß, damit die Schüler wieder etwas haben, woran sie sich orientieren können.

FR: Aber ein einzelner Projekttag kann doch nicht die Verhaltensmuster von Lehrern eines ganzen Kollegiums verändern?

Peters: Nein, das nicht, aber er ist trotzdem wichtig. Man muß immer mal aufgerüttelt werden, um sich wieder auf sich zu besinnen, sich zu fragen "Was mache ich da eigentlich?". Da hatte der Referent der Polizei recht, der heute darauf aufmerksam machte, daß ein Lehrer, der ständig unpünktlich kommt, nicht erwarten kann, daß seine Schüler rechtzeitig erscheinen. Ich empfände es schon als Erfolg, wenn es nur dazu kommt, daß ein Kollege in der nächsten Pausenaufsicht, beim nächsten Schienbeintritt nicht wegschaut, sondern den Schüler ermahnt. Wir müssen einfach wieder sensibler für die kleinen Gewalttätigkeiten werden.

FR: Warum schreiten Lehrer bei solchen Vorfällen denn nicht jetzt schon konsequent ein? Weil sie überzeugt sind vom "laissez faire" - oder sind sie einfach zu lasch?

Peters: Ja, da hat sich wohl schon eine gewisse Resignation eingeschlichen. Deshalb wäre es auch wichtig, im Kollegium an einem Strang zu ziehen und gemeinsame Regeln für die Schüler/innen aufzustellen, daß sie zum Beispiel pünktlich erscheinen müssen und im Unterricht nicht trinken und keinen Hut aufhaben dürfen.

FR: Aber das hätte man doch schon immer tun können?

Peters: Sicher, aber als Lehrer muß man sich halt den ganzen Tag auseinandersetzen, den lieben langen Tag fragen, "Warum bist Du unpünktlich, warum hast Du Deine Hausaufgaben nicht gemacht, warum trittst Du ihn vors Schienbein, meinst Du nicht, daß das weh tut?". Das ist ein ständiger erzieherischer Prozeß, und irgendwann ist man an dem Punkt, daß man einfach nicht mehr kann. Da denkt man, "jetzt muß ich schon wieder was sagen", und manchmal schaut man dann eben weg, um nichts sagen zu müssen. Weil diese Schule eine Ganztagsschule ist, verlängert sich dieser Prozeß noch. Man ist als Lehrer immer mittendrin, da gibt es natürlich viele Reibungspunkte.

FR: Aber wenn dieses ständige Ermahnen so an die Substanz geht: Woher sollen Lehrer denn künftig die Motivation nehmen, gegen die kleinen Gewalttätigkeiten einzuschreiten?

Peters: Das weiß ich auch nicht. Wir sind ja nicht die einzigen, die das Schülerverhalten verursachen. Auch die Eltern spielen eine große Rolle. Wenn ich mir das Fernsehverhalten der meisten Schüler anschaue . . . In der achten Klasse - die sind noch nicht mal 14 und gucken unbegrenzt - sehen die alles, nächtelang, jeden Softporno. Nur wenige Eltern schieben da einen Riegel vor.

FR: Wollen Sie die Eltern einbeziehen in den Veränderungsprozeß hier an der Schule?

Peters: Auf jeden Fall. Neben Aktionen mit Schülern, etwa einem Projekttag "Gewalt in der Schule", wollen wir das Thema im Rahmen eines Elternabends diskutieren.

Noch zwei Mahnwachen der Flüchtlingshilfe

RÖDERMARK. Die vorerst letzten von der Flüchtlingshilfe Rödermark initiierten Mahnwachen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus sind für Freitag, 19. März, in Urberach vor der katholischen Kirche und für Freitag, 26. März, jeweils um 17 Uhr, auf dem Rathausplatz in Ober-Roden vorgesehen. Zur Teilnahme aufgerufen sind Bürgerinnen und Bürger, "denen die Worte Akzeptanz, Verständnis und Solidarität für ausländische Mitbürger nicht nur Lippenbekenntnisse sind".

Namentlich richtet sich der Appell an die Vertreter von Kirchen und demokratischen Parteien, die eine besondere Verantwortung gegenüber Asylbewerbern und anderen Ausländern hätten. "Wir verstehen diese Mahnwachen auch als sichtbaren Protest gegen den Einzug der rechtsradikalen Republikaner in den Offenbacher Kreistag", heißt es von seiten der Flüchtlingshilfe. ttt

Bei Rot über die Ampel: Fußgänger muß zahlen Gericht sprach Autofahrerin Schadensersatz zu Von unserem Redaktionsmitglied Jörg Hanau Nach sechs Wochen Krankenhausaufenthalt hat ein bei einem Verkehrsunfall verletzter Fußgänger nun auch noch seinen Prozeß verloren. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Urteil des Frankfurter Amtsgerichts hervorgeht, muß er der motorisierten Unfallgegnerin auch noch Schadensersatz und Schmerzensgeld in Höhe von 5735 Mark zahlen (Aktenzeichen 32 C 4063/92-48). Der Mann hatte am 29. Januar vergangenen Jahres einen Unfall verursacht, als er gegen 1.25 Uhr den Marbachweg im Bereich der Einmündung Eckenheimer Landstraße überquerte, obwohl die Fußgängerampel auf rot stand. Dabei wurde er von einem Auto erfaßt und schwer verletzt. Der Passant, der bewußtlos liegen blieb, mußte über einen Monat im Krankenhaus behandelt werden und ist noch heute auf fremde Hilfe angewiesen. Die Autofahrerin zog sich Schnittwunden im Gesicht und ein Schleudertrauma zu.

Die Klägerin gab an, der dunkel gekleidete Mann sei plötzlich über die Straße und ihr vor das Auto gerannt. Sie habe sofort abgebremst, wollte ausweichen, konnte den Zusammenprall aber nicht mehr verhindern. Nach Ansicht des Beklagten dagegen hätte ihn die Autofahrerin rechtzeitig erkennen müssen. Sie sei noch etwa 70 Meter von der Ampelanlage entfernt gewesen, als er die Straße betrat, um sie - nicht rennend, sondern gehend - zu überqueren.

Wie das Gericht entschied, trägt der Fußgänger an dem Unfall die alleinige Schuld. In erster Linie habe die Mißachtung des Rotlichts zu dem Zusammenstoß geführt. Hinzu komme, daß der Mann dunkel gekleidet und daher für die Fahrerin schlecht zu erkennen war. Zeugen bestätigten, er sei regelrecht vor das Auto gelaufen. Demnach habe die Fahrerin die Gefahr erst in letzter Sekunde ausmachen können.

Nach Auffassung des Amtsrichters liegt auch keine Mitschuld der Klägerin vor. Von daher könnten auch die für den Fußgänger angefallenen Krankenhauskosten anteilig nicht aufgerechnet werden.

Telekom will über ihren Sendemast informieren

HOFHEIM. Am Montag, 22. März, sollen die Spekulationen über die Leistung des Sendemastes an der Johannisberger Straße in Wallau ein Ende haben. Birgit Ehrler, Abteilungsleiterin bei der Telekom, will um 20 Uhr in der Aula der Taunusblickschule genaue Zahlen nennen und auch belegen. Bei einer ähnlichen Veranstaltung vor ein paar Monaten hatte die Telekom Angaben zur Strahlenbelastung gemacht, die erheblich unter denen der Anlage in Lorch-Ransel lagen. "Jetzt werden wohl Unterlagen die tatsächliche Belastung nachweisen können", hofft Beate Karcher, Elternbeiratsvorsitzende an der Taunusblickschule.

Der Wallauer Sender, so Karcher, ist Station für die Richtfunkstrecke zur Hohen Wurzel und für das C-Mobiltelefonnetz der Telekom. Die Richtfunkstrecke verläuft über die Schulsporthalle der Taunusblickschule und über den Wallauer Sportplatz. dia

"Gas und Gift in geringer Menge" Untersuchung der Steinbacher Kippe

STEINBACH. Die Untersuchungen auf der einstigen Müllkippe werden fortgesetzt, "bis wir ein endgültiges Okay" haben. Spätestens im Spätsommer erwarte er ein abschließendes Ergebnis, teilte Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) den Anwohnern im Wingertsgrund, Birken- und Ahornweg mit.

Nach dem jetzigen Erkenntnisstand ist das Gelände mit Schwermetallen belastet, in der Bodenluft sind erhöhte Methangaswerte gemessen worden. Nach bisherigem Untersuchungsstand sei das aber nicht gefährlich, versichern Parnet und sein Bauamtsleiter Horst Eckhard.

Zur "Gefahreneindämmung" soll jetzt der tiefliegende Teil der Rodelbahn mit vorher untersuchtem, unbelastetem Boden aufgefüllt werden. Möglicher Kontakt mit der kontaminierten Erde könne so ausgeschlossen werden, meinen übereinstimmend das beauftragte Grundbauinstitut sowie Vertreter des Umlandverbandes, des Regierungspräsidiums, des Wasserwirtschaftsamtes und des Gesundheitsamtes, mit denen Parnet die "weitere Vorgehensweise" besprochen hat. Er rechnet damit, daß die Aufschüttung genug Sicherheit biete. Und wenn nicht? "Im Ernstfall würde alles abgetragen werden, aber wir gehen davon aus, daß das nicht notwendig sein wird".

Fortgesetzt werden auch die Untersuchungen des Grundwassers; Einfluß auf das Trinkwasser besteht nicht, das beziehen die Steinbacher aus Frankfurt. Parnet legt Wert auf Offenheit: "Alle Gutachten können im Bauamt von jedem eingesehen werden, es wird niemand vereiert".

Die Müllkippe ist 2000 Quadratmeter groß. 8000 Kubikmeter Abfälle haben die Steinbacher hier seit 1935 abgelagert. Auch nach Start der Hausmüllabfuhr 1956 war die Kippe noch frei zugänglich. hko

Rom läßt Milde walten Tumulte in Italiens Parlament bei Debatte über Korruption

ROM, 17. März (sir/AFP). Die Debatte über die "politische Lösung" der Korruptionsaffären ist in der italienischen Deputiertenkammer unter heftigen Tumulten abgeschlossen worden. Mit knapper Mehrheit verabschiedete die Kammer schließlich ein Dokument, das Ministerpräsident Giuliano Amato eingebracht hatte. Es empfiehlt, Funktionäre, die gegen das Parteienfinanzierungsgesetz verstoßen haben, milde zu bestrafen aber sie in Zukunft von politischen Ämtern auszuschließen.

Der Ministerpräsident kündigte in der Debatte an, daß sich die Sitze des Parlaments halbieren würden. Damit spielte er auf die Vorschläge für ein Mehrheitswahlrecht der "Kommission für die Wahlrechtsreform" an, die diese Halbierung zur Folge haben werden. Aus der Korruptionsaffäre müßten auch persönliche Konsequenzen gezogen werden.

In der Debatte lobte Amato die PDS- Fraktion für ihre Rolle in der Parlamentsdebatte. Im Gegensatz zu Parteien, "die nichts tun, als die Regierung zu kritisieren", unterbreite sie Reformvorschläge.

Neofaschisten und Deputierte der "Lega Nord" versuchten vergeblich, die Debatte zu unterbrechen. Leoni Orsenigo (Lega) wurde für sieben Tage aus dem Plenum ausgeschlossen. Mit ihm wurden zwei Neofaschisten aus dem Saal geworfen. Die Altkommunisten waren der Debatte ferngeblieben.

Nach einer Diskussion über die "Frage der Moral" in der Politik hatte die Deputiertenkammer Amato erst am Dienstag das Vertrauen ausgesprochen. Aus Parlamentskreisen verlautete, daß sich 295 Abgeordnete für und 248 gegen Amato ausgesprochen hätten, sieben hätten sich demnach enthalten.

Angesichts der Korruptionsskandale hatte Amato vor der Abstimmung eine "tiefgreifende Änderung" der politischen Regeln und eine Erneuerung des politischen Personals in Italien gefordert. Der Senat hatte dem Sozialisten bereits in der vergangenen Woche das Vertrauen ausgesprochen.

Irish Folk im "Jay"

BAD VILBEL. Die McPeake Family, eine irische Folkgruppe aus Belfast, gastiert am Sonntag, 21. März, um 20 Uhr, in der Teestube "Jay", Jahnstraße 17. Die Gruppe, die sich in vier Generationen einen guten Ruf unter Irlands Musikern erspielt hat, ist zum erstenmal in Deutschland unterwegs. Sie steht ganz in der alten irischen Tradition sowohl in der Auswahl der Stücke als auch in der konsequenten Anwendung der volkstümlichen Instrumente: Banjo, Gitarre, tin whistle, low whistle, Ledertrommel, Bazouki und dem irischen Dudelsack. Der Eintritt ist frei. de

In mühevoller Kleinarbeit wird Wohnraum gesichert Landesprogramm "Einfache Stadterneuerung": Kronberg und Königstein erhalten eine halbe Million Mark

KRONBERG/KÖNIGSTEIN. Mit froher Kunde kam der Postbote kürzlich in die Rathäuser von Kronberg und Königstein. Beiden Städten bewilligte Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD) gut eine halbe Million Mark Zuschuß für Maßnahmen im Programm "Einfache Stadterneuerung"; 240 000 Mark für Kronberg, 292 000 für Königstein.

Ziel ist es, Wohnraum zu schaffen und zu sichern. "Jede Mark des Landes", betont Jordan, löse "ein Vielfaches an kommunalen und privaten Investitionen" aus - und damit Aufträge für die mittelständischen Betriebe vor Ort. Denn die Zuschüsse gibt es nur, wenn die Stadt und private Bauherren bereits Geld für ein bestimmtes Projekt ausgeben.

Beispiel Kronberg: Die Eigentümer dreier uralter Häuser in der Altstadt wollen sanieren, Wohnraum wiederherstellen. In der Talstraße 22 wird das Fachwerk freigelegt und das Dach ausgebaut, ein kleiner Anbau soll Platz für Treppe und Bad schaffen. Das um 1700 gebaute Haus sei zur Zeit unbewohnbar, sagt Altstadtberater Roland Fromme.

Ebenso heruntergekommen ist das Haus in der Vogelgesanggasse 4, das etwa aus der gleichen Zeit stammt. Dort ist aber noch eine Wohnung bewohnt. Deshalb werde wohl zunächst "drumherumsaniert", meint Fromme. Zwar werde die Haustechnik erneuert, einziges sichtbares Zeichen nach außen würden aber voraussichtlich neue Fenster sein.

Anders sieht es mit dem Haus An der Stadtmauer 1 aus, dem dritten Kronberger Sanierungsprojekt, das in diesem Jahr von Stadt und Land bezuschußt wird. "Bewohnbar, aber verbaut", urteilt der Altstadtberater. Auch hier stammen Fundament und Erdgeschoß aus dem frühen 18. Jahrhundert. 200 Jahre später setzte aber jemand noch ein Stockwerk drauf, "und das ist etwas mißlungen", findet nicht nur Fromme. Der heutige Besitzer will die Fassade umbauen, die nicht recht in die Umgebung paßt, und er will das Innenleben des Gebäudes sanieren.

Bei Vorhaben wie diesen hilft die Stadt Kronberg und verwendet auch die Zuschüsse des Landes. Allerdings müssen sich Bauherren, die die Förderung beantragen, an gewisse Regeln halten. "Wenn sich jemand einen goldenen Wasserhahn einbauen lassen will, ist das natürlich nicht förderfähig", gibt Erster Stadtrat Karsten Stahlberg zu verstehen: "Wir wollen ja keine Luxus-Modernisierung fördern." Der Stadt gehe es stets um einen besseren Wohnstandard.

So sieht es auch Klaus Dehler, Erster Stadtrat in Königstein, wo der Hauptanteil aus dem Topf des Entwicklungsministers dieses Jahr in die Woogtalstraße 6 fließen wird. Die Stadt hat das Gebäude im vergangenen Jahr gekauft. Nun wird es saniert, damit Krankenhaus-Mitarbeiter einziehen können. 800 000 Mark kostet die Runderneuerung insgesamt. Nur ein kleiner Teil des Geldes kommt aus Minister Jordans Säckel: Mit bis zu 30 Prozent Landesmitteln dürfen Städte und Gemeinden eigene oder private Sanierungsvorhaben bezuschussen.

Königstein hat übrigens, was die Förderung privater Altbausanierungen betrifft, "noch nichts Konkretes im Auge", wie Dehler sagt. Der Grund: Es lägen für dieses Jahr noch keine Anträge vor. Der Stadtrat fordert deshalb die Sanierungswilligen in der Altstadt auf, Zuschußanträge an die Stadtverwaltung zu richten. ill

Sieben Konkursanträge gestellt Situation der Kammler-Autohäuser wird immer schwieriger

ESCHBORN. Um die Kammler-Gruppe wird es finster: Die Geschäftsführer von sieben der insgesamt elf Autohäuser (VW und Audi) stellten am Mittwoch Konkursanträge. Lediglich in Liederbach (Main- Taunus-Kreis) und in den beiden Filialen in Weimar sowie im Autoport Frankfurt läuft der Betrieb weiter.

Nachdem die Banken einen weiteren Kredit abgelehnt und das Amtsgericht Königstein (Hochtaunuskreis) auf Antrag der Bayerischen Hypothekenbank ein Konkursverfahren gegen den Firmenchef Henning Kammler eröffnet hat, zog auch der potentielle Investor Ashok Chauhan seine Übernahmeofferte zurück (siehe FR vom Mittwoch).

"Die Stimmung ist mies; die meisten Arbeitsplätze sind futsch", kommentierte ein Betriebsmitglied. Ungewißheit haben die etwa 250 Betroffenen, wie es weitergeht. In Eschborn ruhte der Betrieb. Jürgen Leydecker, Sekretär der IG Metall Frankfurt, sagte, er werde Gespräche mit Konkursverwaltern, Geschäftsleitern und Betriebsräten einleiten. Dabei gelte es zu klären, ob die seit Februar ausstehenden Löhne aus der Konkursmasse beglichen werden können; außerdem sei beim Arbeitsamt Konkursausfallgeld anzumelden. Auch sei die Entscheidung der jeweiligen Amtsgerichte abzuwarten, ob und wann die Konkursverfahren über die einzelnen Autohäuser eröffnet werden.

Ins Rollen gebracht hat die Lawine die Entscheidung des Amtsgerichts Königstein: Dort wurde nach Auskunft von Direktor Axel Rohrbeck dem Antrag der Hypo-Bank stattgegeben und das Vermögen von Henning Kammler eingefroren. Der Firmenchef steht bei dem Münchner Kreditinstitut mit mehreren Millionen Mark in der Kreide. Um die Schuld zu begleichen, hat die Hypo-Bank ein Auge auf ein Grundstück Kammlers bei Mainz geworfen. Wert: etwa 20 Millionen Mark.

Justament auf dieses Areal hatte es auch Ashok Chauhan abgesehen. Der Oberurseler Unternehmer zog gestern sein Übernahmeangebot in Höhe von 120 Millionen Mark zurück. Zu diesem Preis wollte er sowohl die Autohäuser als auch das Privatvermögen Kammlers übernehmen. Mit dem Konkursverfahren gegen den Privatmann Kammler indes ist das Paket geplatzt. Chauhan: "Die Sache ist zerschlagen." An den Autohäusern alleine hat der Diplom-Chemiker und Eigner der AKC-Firmengruppe kein Interesse. "So ist das nicht vertragsreif" - und das gelte für jeden Investor. Außerdem sei es ihm "nicht möglich, so lange zu warten".

Abzuwarten, was machbar ist, nannte Dr. Gerhard Walter seine Devise. Der Rechtsanwalt wurde vom Amtsgericht Königstein zum Verwalter des Konkursverfahrens über den Privatmann Kammler bestellt. Zwar sei nun der wirtschaftliche Verbund zerschlagen vom Geschäftsvermögen auf der einen, dem privaten Kapital auf der anderen Seite. Allerdings werde er sich keiner wirtschaftlich sinnvollen Lösung verschließen. Das weitere Vorgehen gelte es mit Dr. Wilhelm A. Schaaf zu beraten, dem Konkursverwalter der Kammler-Gruppe.

Dessen Vertreter, Rechtsanwalt Dr. Gerd Seibert, sagte gestern, die Entscheidung über den Fortbestand der einzelnen Autohäuser hänge von den jeweiligen Konkursverwaltern ab. Entscheidend sei auch das Verhalten der Volkswagen AG. Mit dem Verfahren seien auch die Händlerverträge hinfällig. Von der Unternehmenspolitik hänge es ab, ob die Betriebe weiterhin Neuwagen bestellen könnten.

Aufklärung darüber, wie es überhaupt "möglich war, einen Betrieb mit 300 Millionen Mark an die Wand zu fahren", fordert Gewerkschaftssekretär Leydecker. Argwöhnisch stimmt ihn im nachhinein Chauhans Offerte. Wenn es dem Unternehmer, wie er öffentlich behauptete, um die Arbeitsplätze gegangen sei, dann müsse er nun auch die Zeit zum Abwarten haben. KLAUS KÜHLEWIND

Sieben Autohäuser haben Konkursverfahren beantragt Kammler: Angebot ist geplatzt / 250 Leute betroffen

ESCHBORN. "Jetzt müssen wir das Beste für die Leute rausholen." Richard Ekkert, Betriebsratsvorsitzender des Autohauses Kammler in Eschborn, gibt sich kämpferisch. Dabei, sagte er, "sind wir am Boden": Die Geschäftsführer von sieben der insgesamt elf Betriebe der Kammler-Gruppe haben gestern Konkursverfahren beantragt - mit Ausnahme der beiden Filialen in Weimar, des Autohauses in Liederbach und des Autoports in Frankfurt. Die Lawine ist gestern in Königstein losgetreten worden. Das Amtsgericht war einem Antrag der Bayerischen Hypothekenbank gefolgt und eröffnete das Konkursverfahren gegen Henning Kammler. Die Folge: Der Oberurseler Unternehmer Ashok Chauhan zog seine Offerte zurück, die Banken bewilligten keine weiteren Kredite.

Bereits am Vormittag stand für Ashok Chauhan fest: "Der Kauf kommt nicht zustande." Der Diplomchemiker und Eigner der AKC-Firmengruppe wollte für 120 Millionen Mark die Autohäuser und das Privatvermögen Kammlers übernehmen (wir berichteten). Mit dem in Königstein eröffneten Verfahren jedoch war das Gesamtpaket geplatzt. Und so, sagte Chauhan, "ist die Sache nicht vertragsreif".

"Der wirtschaftliche Verbund ist aufgelöst", bestätigte Dr. Gerhard Walter. Der Frankfurter Rechtsanwalt wurde vom Amtsgericht zum Konkursverwalter bestellt. Die Hypo-Bank will mit dem Verfahren Schulden von Kammlers Privatkonto eintreiben. Höhe: fünf Millionen Mark. Walter kündigte Gespräche mit Dr. Wilhelm A. Schaaf an, dem Verwalter des Konkurses der Kammler-Gruppe. Er könne sich durchaus vorstellen, an die Chauhan-Offerte anzuknüpfen, sagte Walter. "Ich werde mich keiner wirtschaftlich sinnvollen Lösung verschließen." Für Chauhan offenbar ein zu langwieriges Verfahren: "Ich habe nicht die Möglichkeit, länger zu warten", sagte er.

Abwarten müssen die etwa 250 Betroffenen in den sieben Autohäusern. Jürgen Leydecker, Sekretär der IG Metall Frankfurt, sagte, er strebe Gespräche zwischen Konkursverwaltern, Geschäftsführern und Betriebsräten an. Dabei müsse auch geklärt werden, ob aus der Konkursmasse der einzelnen Autohäuser ein Sozialplan ausgearbeitet werden könne.

Abwarten will auch Rechtsanwalt Gerd Seibert, Mitarbeiter von Konkursverwalter Schaaf. Es sei möglich, daß die einzelnen Betriebe unter dem Management der jeweiligen Konkursverwalter fortgeführt würden. Zudem sei nun der Weg frei zu Verhandlungen mit einzelnen Investoren. Das war bislang daran gescheitert, daß sämtliche Autohäuser zu einem Haftungsverbund zusammengeschlossen waren und gemeinsame Verrechnungskonten hatten. Mit den sieben Konkursverfahren sei das nun hinfällig.

Offen sei indes, wie sich die Volkswagen AG verhalte. Mit den Konkursverfahren hätten die Händlerverträge keinen Bestand mehr. Von der Politik des Unternehmens hänge es nun ab, ob dennoch Neuwagen geordert werden könnten. Immerhin gehört auch die VAG-Bank zu den Gläubigern der Kammler-Gruppe.

Aufklärung fordert Gewerkschafter Leydecker darüber, "wie es überhaupt möglich war, einen Betrieb dieser Größenordnung mit 300 Millionen Mark an die Wand zu fahren". Schließlich gewährten die Banken Kammler über Jahre hinweg Kredite. Erst nach einer Bankenprüfung im Herbst war herausgekommen, was der Firmenchef und sein Prokurist jahrelang vertuscht hatten: Das Unternehmen war total überschuldet und nicht mehr zahlungsfähig. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 300 Millionen Mark.

Aus dem Schneider ist das Autohaus in Liederbach. Geschäftsführer Harald Gehrmann begründete das mit einer etwas anderen Politik: Es bringe eben nichts, hohe Stückzahlen auf die Straße zu bringen. Kammler war am Flottengeschäft mit den Autovermietern gescheitert, verkaufte Autos zum Vorzugspreis und garantierte hohe Abnahmepreise, die später auf dem Markt nicht zu erzielen waren. Dazu auf Distanz zu gehen, hat sich für die Liederbacher Filiale ausgezahlt. "Und natürlich auch, daß wir zusammengehalten, nicht den Kopf in den Sand gesteckt und uns zudem die Kunden die Treue gehalten haben", sagte Gehrmann. KLAUS KÜHLEWIND (Siehe auch Hessen-Seite)

Informationen über Innungen und Schule

BÜDINGEN. Zu einer Informationsrunde über das Thema "Innungen - Schule" lädt die Berufliche Schule Büdingen für Mittwoch, 24. März, von 17.30 bis 19 Uhr, in die Schule in der Schillerstraße ein. Vertreter der Bäcker-, Fleischer-, Friseur-, Maler-, und Tischlerinnung Büdingen sowie die Lehrer der Schule stehen zur Verfügung. re

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung: Christian Boltanski - Gymnasium Chases, Heliogravuren (bis 31. 5.); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).

Städelschule, Dürerstr. 10: Mo. bis Sa., 9 bis 21 Uhr; Rauminstallation "Tree Stump Stop" von Claudio Vekstein (bis 3. 4.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).

Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek mit Videothek, Di., Do., Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. 10 bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9.5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfur- ter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

SPORTRUNDSCHAU 12

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: tgl. außer Mo. 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Frédéric Bruly Bouabré (bis 4. 4.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Herbert Wenzel - Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Alfred Hrdlicka zum 65. Geburtstag - Zeichnungen, Bronze, Grafik (bis 15. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie Appel und Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr und nach telef. Vereinbarung; Heinz-Günter Prager - Bodenskulpturen, Zeichnungen (bis 17. 4.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Christa Näher - Kentauren (bis 19. 4.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u.n.V.; "Armin Gehrets kleines Welttheater" - farbige Zeichnungen (bis 23. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Runwalt - Waltrun Meyer-Pahl (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie für zeitgenössische Kunst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di./Mi., 17 bis 20 Uhr, Do./Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Nils-Udo "Winterblätter" - Fotografien und Tuschearbeiten (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Constantin Jaxy - "Schattenboxen" (bis 7. 5.).

Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Billy Al Bengston (bis 29. 5.) Ausstellungen Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: Workshop-Projekt 50 phantastische Uhren (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Enkheim, Barbarossastr. 65, Tel. 4500 - 5 22 54: Di. u. Do., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Mi. u. Fr., 14 bis 17 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 2. 4.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 92" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Atelier Tippmann, Bruchstr. 9, Tel. 62 72 66: Öffnungszeiten nach tel. Vereinbarung; Cordelia Heymann - Malerei, Klaus J. Tippmann - Schmuckobjekte (bis 4 4.).

Atelier Nr. 695, Mainzer Landstr. 695, Tel. 39 77 25: Farouk Shehata - Neue Graphik aus Ägypten (bis 4. 4.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Tel. 74 11 451: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; Fotografienaus Albanien von Wolfgang Klotz (bis 8. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

ivo tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Petra Lorenz, "Suppen oder . . ." - Papier / Collagen (bis 24. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Siemens bohrt mehr Stellen weg Medizin-Sparte soll profitabler werden / Fabrik in Franken

doe FRANKFURT A. M. Nicht nur Zahnärzten liefert Siemens das nötige Gerät. Auch in der eigenen Sparte Medizintechnik, immerhin seinem viertgrößten Arbeitsgebiet, setzt der Münchner Multi kräftig den Bohrer an. Nachdem bereits in dem bis September laufenden Geschäftsjahr weltweit 1800 der 31 000 Stellen gestrichen werden, kündigt Bereichschef Werner Maly nun einen Personalabbau "in gleicher Größenordnung" für 1993/94 an. Nur ein deutlicher Anstieg des Dollars könne daran etwas ändern.

Besonders betroffen vom Rotstift dürfte im kommenden Jahr erneut das Stammhaus Erlangen sein, wo weitere 500 Stellen wackeln. Abermals 100 Jobs stehen auch bei der Röntgengeräte- Fabrik im oberpfälzischen Kemnath auf der Kippe. Stärker als bislang müsse daneben die Vertriebs- und Serviceorganisation gestrafft werden, sagt Maly, der auch dem Konzernvorstand angehört.

Als Herzschrittmacher der deutlich schlankeren Unternehmenssparte soll in Zukunft offenbar eine hochmoderne Fertigung für Computertomographen und Geräte zur Blutgefäßdarstellung im fränkischen Forchheim dienen. Rund 85 Millionen Mark werden für den Bau der "Lean production"-Fabrik investiert, die 1995 fertiggestellt sein soll. 950 Menschen werden dort Arbeit finden. Allerdings verlagert Siemens dazu Kapazitäten zwischen Erlangen, Forchheim und Kemnath. Alleine 700 Jobs wandern von Erlangen in die nördliche Nachbarstadt.

Gegenläufige Entwicklungen prägen laut Maly das Medizintechnik-Geschäft in den neuen Bundesländern. Während das Röhrenwerk im thüringischen Rudolstadt "in den nächsten zwei, drei Jahren" von 280 auf bis zu 400 Beschäftigte ausgebaut werden soll, sei die Situation in Dresden "schwierig". Das sächsische Werk, das vor allem für den zusammengebrochenen GUS-Markt produzierte, gerät laut Maly mit seiner in der laufenden Periode um 100 auf 300 Köpfe schrumpfenden Belegschaft "an die Grenzen dessen, was betriebswirtschaftlich sinnvoll ist". Zwar wolle man den Standort erhalten, doch hänge das weitere Schicksal von den Hermes-Bürgschaften ab.

Maly erwartet 1992/93 ein Stagnieren des Umsatzes (zuletzt 7,9 Milliarden Mark) und des Gewinns, der trotz seiner "dreistelligen Millionenhöhe" bislang unter dem Konzern-Mittelwert liege. Im kommenden Jahr soll der Ertrag durch die Rationalisierung die Durchschnittsrendite erreichen. Legt man heutige Zahlen zugrunde, entspräche dies einem Überschuß von 200 Millionen Mark.

Räuber erpreßte mit Pistole 1000 Mark

BUTZBACH. Mit einer großen schwarzen Automatik-Pistole erpreßte ein etwa 25jähriger Räuber in der Nacht zum Mittwoch 1000 Mark Bargeld in einer Butzbacher Nacht-Tankstelle. Der Täter war laut Polizei vermutlich Deutscher, 1,80 Meter groß, mit dunklen, dichten, leicht gewellten Haaren und blauen Augen. Er wirkte ungepflegt und war mit hellblauem Jogginganzug und hellen Turnschuhen bekleidet. Außerdem hatte er eine hellblaue Stofftasche dabei, in der einige Cola-Dosen lagen.

Die Friedberger Kripo bittet um Hinweise auf den Täter. nes

"Statistik regional" auf Disketten Bald gibt es "Statistik regional". Dieses gemeinsam von den statistischen Ämtern der Länder und des Bundes herausgegebene Diskettenpaket werde in Kürze erscheinen, teilt das Statistische Landesamt mit. "Statistik regional" wird jährlich erscheinen. Die Demonstrationsversion ist bereits zum Preis von zehn Mark lieferbar und kann, ebenso wie ein Sonderprospekt mit Preisangaben, vom Hessischen Statistischen Landesamt, Postfach 32 05, 6200 Wiesbaden, Tel. 06 11/3 68 22 55 angefordert werden.

Gemeinde will Brücke über tiefen Graben schlagen

Streit um Baupläne löste anregende Seminarreihe aus Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka LANGEN. Der Beschluß des Kirchenvorstands, das alte Gemeindezentrum abzureißen und ein neues an der Südlichen Ringstraße zu bauen, hat in der evangelischen Johannesgemeinde Gräben aufgerissen. Ende vorigen Jahres war die Auseinandersetzung zwischen Gegnern und Befürwortern des Projekts auf dem Höhepunkt angelangt. Mittlerweile haben sich die Gemüter wieder etwas beruhigt; die Folgen sind aber heute noch zu spüren. Zusammen mit den beiden Pfarrerinnen, Sieglinde Eich-Ganske und Waltraud Stettin, sucht die Gemeinde jetzt nach ihrem Weg in die Zukunft. Die Entscheidung des Kirchenvorstands für einen Umzug war im Sommer vergangenen Jahres gefallen. Die Idee ist allerdings schon viel älter. Denn das Domizil in der Uhlandstraße, das die Gemeinde in den 50er Jahren bezogen hatte und vorher ein Jugendzentrum gewesen war, galt von Anfang an als Provisorium.

In den 70er Jahren wurden erste konkrete Pläne für eine Kirche an der Südlichen Ringstraße geschmiedet. Dann verzichtete die Gemeinde jedoch zugunsten der Stadthalle und des Hallenbads und bekam dafür ein Grundstück etwas weiter östlich in derselben Straße.

Mit dem Credo "Kirche muß städtebaulich in Erscheinung treten" verkündete Dr. Horst Hermann, Vorsitzender des Kirchenvorstands, im September 1992 die Renaissance der Umzugspläne. Allerdings löste er mit seinem Werben für eine Präsenz der Gemeinde mitten im Zentrum der Stadt auch Proteste aus.

Als erste meldeten sich junge Eltern: Sie befürchteten, daß die Kirche kein Geld mehr in die dringend notwendige Renovierung des maroden Kindergartens an der Uhlandstraße stecken würde, wenn an der "Südlichen" ein neuer gebaut würde. Ebenso gewichtig war der Einwand politisch engagierter Christen, daß die Glaubwürdigkeit einer "Kirche von unten" durch ein Großprojekt in Frage gestellt würde. "Für viele ist der unscheinbare, schlichte Bau in der Uhlandstraße Ausdruck der Arbeit, die hier gemacht wird", sagt Pfarrerin Eich-Ganske.

Die Diskussion zwischen Kirchenvorstand und "Opposition" wurde teilweise sehr heftig geführt. "Es hat Brüche gegeben", bilanziert Eich-Ganske. So bekamen die Kindergarteneltern zwar ihre Renovierung. Aber einige kehrten der Gemeinde den Rücken, nachdem ihr Mitspracherecht in Sachen Gemeindezentrum durch Argumente wie "Die kommen ja eh' nicht in den Gottesdienst" in Frage gestellt worden war.

In dieser Situation initiierten die beiden Pfarrerinnen eine Seminarreihe, um die Konfrontation nicht weitertreiben zu lassen. Unter dem Titel "Wohin geht die Johannesgemeinde?" brachten sie einen Prozeß der Reflexion über das Selbstverständnis der Gemeinde in Gang. "Außerdem wollten wir Raum geben für die Trauer und Angst, daß etwas verloren geht", sagt Waltraud Stettin.

Die Entscheidung des Kirchenvorstands ist definitiv. Handlungsspielräume hat die Gemeinde, wenn es darum geht, das neue Zentrum nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. So legt sie beispielsweise Wert auf Räume für Familienfeste und gruppenübergreifende Treffs und sieht ihren Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit. Gewünscht wird ferner, daß Obdachlose künftig in der Johannesgemeinde einen Schlafplatz finden können.

"Wir wollten nicht bloß Scherben aufsammeln", sagt Pfarrerin Eich-Ganske über den Prozeß, der in der Gemeinde in Gang gekommen ist. Weitere Schritte in die neue Zukunft sollen Seminare über "Architektur und Religion" sein. Außerdem wollen sich Mitarbeiter andernorts ein neues Gemeindezentrum anschauen.

Ende April sollen die Ergebnisse zusammengetragen werden. Anschließend soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. "Die Planung steckt derzeit noch in den allerersten Anfängen", betont Eich-Ganske. Dagegen steht der Zeitplan fest: Bis zum Ende seiner Legislaturperiode 1997, so der Vorstand, soll der Umzug über die Bühne sein.

Unzufrieden mit Asylkompromiß Ausländerbeauftragte vermissen eindeutiges Zuwanderungsrecht

bho WEIMAR, 17. März. Die Ausländerbeauftragten von Bund, Ländern und Gemeinden haben Nachbesserungen beim Bonner Asylkompromiß gefordert. Außer bei deutschstämmigen Ausländern gebe es noch keine geregelte Form der Zuwanderung, rügte die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz- Jacobsen, am Mittwoch auf einer Tagung in Weimar. Es sei sehr problematisch, für eine Gruppe die Tür aufzumachen und vielen anderen zu verschließen.

In einem neun Punkte umfassenden Entschließungskatalog forderten die Ausländerbeauftragten unter anderem, daß Flüchtlinge in offensichtlich begründeten Fällen in jedem Fall Zugang zum Asylverfahren haben müßten. Für unbegründete Fälle müsse Asylbewerbern eine unabhängige Kontrolle über die Erstentscheidung zugestanden werden. Auch die Vermutung, das Drittland, über das ein Flüchtling nach Deutschland komme, sei "sicher", müsse "individuell widerlegbar" sein, fordern die Ausländerbeauftragten. Den osteuropäischen Nachbarländern sei eine Übergangszeit beim Aufbau eines "tragfähigen Asylrechts" einzuräumen. Es sei unverantwortlich, "die Probleme, die wir trotz langjähriger Erfahrung in den alten Bundesländern nicht selbst lösen konnten, den jungen Demokratien in Osteuropa aufzubürden", sagte Schmalz- Jacobsen. Asylrechtlich gesehen werde Deutschland damit zu einer Insel.

Nicht hinnehmbar sei auch, daß es für Ausländer immer noch kein kommunales Wahlrecht gebe. Zwar sei nach dem Maastrichter Vertrag vorgesehen, daß EG-Bürgern das Kommunalwahlrecht und das Recht zur Europawahl zugestanden werde. Von den sechs Millionen Ausländern in Deutschland stammten aber nur 1,5 Millionen aus EG-Staaten. "Es dient nicht dem inneren Frieden, wenn wir irgendwann eine Zwei-Klassen-Ausländergesellschaft im Land haben", sagte Schmalz-Jacobsen. Sinnvoller sei es, die Einbürgerung von Ausländern zu erleichtern, die "langfristig regelmäßig in Deutschland leben oder hier geboren sind".

Auch für die rund 20 000 früheren DDR-Vertragsarbeiter - vor allem aus Vietnam und Mosambik - gebe es noch keine humanitäre Lösung. Ihnen müsse erlaubt werden, sich den Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen zu können.

Schmalz-Jacobsen kritisierte ferner die "Gutscheinregelung", nach der Flüchtlingen kein Geld mehr ausgeteilt wird. Gutscheine oder Sachleistungen sollten nur noch in Erstaufnahmelagern ausgeteilt werden. Der von der Bundesregierung erhoffte "Abschreckungseffekt" sei nicht eingetreten. Vielmehr habe sich gezeigt, daß Gutscheine und andere "bargeldlose Möglichkeiten" die Beschaffungskriminalität förderten.

Im Entwurf einigten sich die Ausländerbeauftragten auf ein Antidiskriminierungskonzept, das ausländischen Minderheiten zu mehr Rechtsgleichheit verhelfen soll. In vielen Gesetzen seien Ausländer immer noch schlechter gestellt als Deutsche.

Kreis: Kenia-Reisende sollen sich impfen lassen

HOCHTAUNUSKREIS. Osterferien - Reisezeit. Das Kreisgesundheitsamt rät Urlaubern, die nach Kenia reisen wollen, sich mindestens zehn Tage vor Urlaubsbeginn gegen Gelbfieber impfen zu lassen, da in dem afrikanischen Land eine Epidemie grassiert, die bereits über 500 Tote gefordert hat. Ausführliche Informationen - auch über die Möglichkeiten, wo sich Kenia-Reisende impfen lassen können - sind beim Kreisgesundheitsamt unter der Rufnummer 0 61 71 / 178 930 zu bekommen. FR

Donnerstag, 18. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: 20 Uhr, "Limb's Theorem"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt" ; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Telefon 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere- Spezial."

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 und 20 Uhr, "Leonce und Lena". Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, "94-56-89 Marilyn Monroe".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "Death and the maiden". Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, B 3 (Black Blanc Beur) - "Rapetipas"; Studiobühne: 21 Uhr, Elettra de Salvo, "Bleiche weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Marina Abramowic / Charles Atlas, "The Biography". Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Kabarett, "Piranjas".

Freies Theaterhaus, Schützenstraße 2, Telefon 29 98 61 - 0: 20 Uhr, "Emigranten". Kommunales Kinder- und Jugendtheater: 10.30 Uhr, "Ikarus" (ab 4 J.); Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2.

Kinder- und Jugendtheater Frankfurt im Bürgerhaus Nordweststadt: 16 Uhr, "Der falsche Prinz".

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße 2 bis 4, Telefon 92 00 61-23: 20 Uhr, Die Traumtänzer - "Im Lauf der Zeit".

Kinder- und Jugendhaus Gallus, Idsteiner Str. 73, Tel. 73 42 28: 15 Uhr, Wum- Theater, "Kommst Du mit nach Durian" (ab 6 J.).

Kinderhaus Goldstein, Am Kiesberg 3, Telefon 666 36 87: 16 Uhr, Musikali- sches Theater, "Stadtabenteuer" (ab 5 J.).

KIP-Kinder in Preungesheim: 15.30 Uhr, Duo Kunterbunt, "Die Sternenfänger - Kinderlieder zum Abheben" (ab 4 J.); Gemeindehaus Kreuzgemeinde, Alt- Preungesheim 22.

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen. Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper, am Theaterplatz: 20 Uhr, Limb's Theorem, Ballett.

Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Paco de Lucia.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Terry Hoax.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco. Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, The Blues Cruisers.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Bryan Anderson Trio.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, All Colours.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Black Jack.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Marcus Schinkel Trio.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.

Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Cooky's,Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Pump.

Nachtleben, Kurt-Schumacher-Str. 45: 22 Uhr, Disco.

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15: 20 Uhr, Blockflötenmusik.

Jazzkeller, Kleine Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, The New Doug Hammond Trio.

Ev. Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstr./ Ecke Neuhofstr.: 19 Uhr, Bläsermusik - Purcell-Brass-Ensemble.

Die Polizei will öfter auf Streife gehen Löwer: Die Sicherheitslage ist besser, als die Bürger glauben Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. "Die subjektiven Ängste der Bürger sind viel größer als die objektive Gefährdung", beschreibt Polizeipräsident Kurt Löwer die Sicherheitslage in Stadt und Kreis Offenbach bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für das Jahr 1992. Die Diebstähle nahmen zu. Die Raubüberfälle gingen zurück, in der Offenbacher Innenstadt stagniert ihre Zahl. Löwer betont: "Erschreckend ist die zunehmende Brutalisierung beim Straßenraub." Die Polizei wird ihre Präsenz, ihre Streifen und Razzien in der Innenstadt deshalb verstärken. Die Polizei beobachtete: Bürger fühlen sich besonders bedroht von herumstehenden männlichen Jugendgruppen in der Innenstadt, an Bushaltestellen und in den Bussen selbst. "Diese Jugendgruppen treten eigentlich nur laut und anmaßend auf, gewalttätig sind sie kaum. Sie haben auch entgegen landläufiger Meinung keine Waffen bei sich", sagt Löwer. Die Polizei wird trotzdem künftig verstärkt "ein besonderes Augenmerk auf den öffentlichen Nahverkehr" richten.

Die Polizei hat entgegen des Eindrucks vieler Bürger zudem herausgefunden: Tagsüber ist es nicht gefährlich, in die Innenstadt zu gehen. Löwer meint: "Da sind ganz normale Leute unterwegs, aber abends wünschten wir uns bisweilen schon ein anderes Publikum."

Von 1989 an stieg die Zahl der Straßenraubdelikte dramatisch an. "Das haben wir jetzt gestoppt", berichtet Löwer. Bei 81 Razzien in Gaststätten, Spielotheken, im und um den Hauptbahnhof herum, in Parks und Plätzen überprüfte die Polizei 1616 Personen. Zehn davon wurden per Haftbefehl gesucht, weitere 66 nahm sie vorübergehend fest. Außerdem stellte sie 52 Strafanzeigen.

Löwer, Polizei-Inspektionsleiter Roland Fritsch, Kriminaloberrat Peter Dickel, Polizeidirektor Armin Seiler, versprechen, daß die "Arbeitsgemeinschaft Raub" verstärkt in der Innenstadt zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung präsent sein wird. Die "AG Raub" digitalisiert ihre Milieu-Erkennisse und baut ihre "Kunden-Bilderkartei" aus.

Seit die Frankfurter Polizei ihre Drogenszene verstärkt observiert und bedrängt, stellte die Polizei bislang keinen Abwanderungs-Trend von Dealern und Konsumenten nach Offenbach fest, berichtet Löwer. Sie hat auch keine Anzeichen dafür, daß die Ganoven des Rhein- Main-Gebietes ihre Tatort-Grenzen fließend halten: "Wir haben durchaus eine hausgemachte Kriminalität."

Um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu verstärken und um potentielle Täter abzuschrecken, demonstrierte die Polizei verstärkt Präsenz. Polizeidirektor Seiler legte für die 800 Polizeibediensteten in Stadt und Kreis Offenbach eine Statistik vor. Tagsüber gingen Beamte uniformiert oder zivil, mit dem Auto, dem Motorrad, dem Fahrrad oder zu Fuß 9878 Streifen, nachts 7185. Allein über 900 dieser Streifengänge fanden tags und nachts in der Offenbacher City statt. Außerdem kontrollierte die Polizei 9190 Objekte, nahm 4746 Personen fest, führte 4182 Durchsuchungen durch und stellte 9315 Strafanzeigen. Die Polizei befragte auch die Opfer. Fritsch berichtet: "Von 354 Befragten meinten 284, von Nichtdeutschen überfallen worden zu sein." Polizeipräsident Löwer sagt: "Wir wollen alles unterlassen, um ungerechtfertigte Pauschalverurteilungen gegen bei uns lebende Ausländer zu nähren, aber wir haben eine bestimmte Problemgruppe. Das sind in der zweiten und dritten Generation hier lebende marokkanische und türkische Jugendliche und junge Erwachsene."

Jugendcliquen sind in Offenbach in der Regel multikulturell besetzt. Die Polizei ist sich einig: "Vor allem die marokkanischen Jugendlichen haben Sozialisations- Schwierigkeiten. Dieses Problem können Polizei und Justiz nicht allein lösen. Das ist ein soziales Problem, das nicht nur in Offenbach existiert, und das nur gesamtgesellschaftlich gelöst werden kann."

Zur oft gehörten Forderung, auf frischer Tat gefaßte Dealer und Mehrfach- Straftäter aus anderen Nationen sofort auszuweisen, sagt Löwer: "Hierfür sind die Staatsanwaltschaft und die Ausländerbehörden zuständig. Dort liegt die Entscheidung. Wir leisten nur Amtshilfe", klärt Löwer auf.

Attentat auf Politiker in Algier

ALGIER, 17. März (og/AFP). In Algerien richten sich terroristische Anschläge jetzt gegen Politiker. Am Mittwoch wurde nach offiziellen Angaben in Algier Laadi Flici, ein Mitglied des vom Staatskomitee eingesetzten Parlaments, in seinem Büro getötet. Am Dienstagabend war Arbeitsminister Tahar Hamdi bei einem Anschlag schwer verletzt worden. Es handelte sich dabei um das erste Attentat auf ein Regierungsmitglied. Bisher richteten sich Anschläge, für die die Staatsführung islamische Fundamentalisten verantwortlich macht, gegen Polizei und Militär.

Ebenfalls am Dienstag wurde der ehemaligen Erziehungsminister Djilali Liabes in Algier vor seinem Haus. Das Kommando erschoß anschließend 500 Meter vom Tatort entfernt eines seiner Mitglieder, das im Schußwechsel mit der Polizei verletzt worden war, um die Verhaftung zu verhindern. Liabes war Chef der Expertenkommission, die eine politische Strategie für Algerien ausarbeiten soll.

Das Staatskomitee - das kollektive Präsidentschaftsorgan - teilte mit, es werde "alle Kräfte" gegen die "Verräter" mobilisieren. Die Staatsführung beschuldigt die Fundamentalisten, seit Jahresbeginn 119 Personen getötet zu haben, über 30 davon während des islamischen Fastenmonats Ramadan, der am 23. März zu Ende geht.

OB Bremeier soll am 5. April abgewählt werden Nach Niederlage der SPD wird Parlamentssitzung vorverlegt / Spekulationen über Bündnisse

KASSEL. Zwei Wochen nach dem Wahldesaster der SPD in Kassel steht der Zeitplan für die Abwahl des Kasseler Oberbürgermeisters fest: Wolfram Bremeier (SPD) soll bereits am 5. April auf einer (vorgezogenen) Sitzung der Stadtverordneten abgewählt werden, damit noch vor der Sommerpause per Direktwahl ein neuer Oberbürgermeister gewählt werden kann. Abgewählt werden soll an diesem Termin auch Bürgermeister Ludolf Wurbs (ebenfalls SPD), der wenige Wochen vor der Wahl von der damaligen sozialdemokratischen Mehrheitsfraktion noch in seinem Amt bestätigt worden war.

Der vorgezogene Abwahltermin, den CDU und Grüne nach ersten "Sondierungsgesprächen" gefordert hatten, wurde am Mittwoch von Bremeier begrüßt. Er werde die Stadtverordnetenversammlung entsprechend einberufen, erklärte er am Mittwoch.

Derweil wird in Kassel noch über mögliche Koalitionen debattiert. Eine klare Linie hat sich dabei noch nicht abgezeichnet. Die rechnerisch mögliche Ampelkoalition ist angeblich "vom Tisch": Die Liberalen hatten bereits vor den ersten Gesprächen eine Koalition mit der SPD ausgeschlossen. CDU und Grüne (die auch ohne die FDP die erforderliche Mehrheit im Stadtparlament bilden könnten) haben bereits "Sondierungsgespräche" geführt. Ob man sich lediglich auf die vorgezogene Abwahl Bremeiers und Wurbs' oder bereits auf mehr einigen konnte, steht dahin.

Einer der Haupt-Problempunkte bei einer schwarz-grünen Koalition wäre zweifellos die Verkehrspolitik. Denn im Gegensatz zu den Grünen will die CDU dem Autoverkehr auch in der Innenstadt wieder mehr Raum geben, den heftig umstrittenen zweiten Bauabschnitt der Tiefgarage in der Innenstadt verwirklichen und auch den "Rückbau" von Straßen verhindern.

Wechselnde Bündnisse werden von Experten für außerordentlich problematisch gehalten. Die vier im Parlament vertretenen Republikaner erhielten damit eine Rolle, die ihnen keine der anderen Parteien zu geben bereit ist.

CDU und SPD könnten sich schließlich auf eine große Koalition einigen. Diese Möglichkeit scheinen inzwischen auch Teile der SPD zu favorisieren, wohl auch mit Blick auf den - nicht unumstrittenen - Plan, Bremeier bei der Direktwahl eines Oberbürgermeisters erneut ins Rennen zu schicken. ari

"Es ist doch üblich, daß Soldaten im Krieg vergewaltigen . . ." Japans oberstes Gericht lehnt Klage um Zulassung eines Schulbuchs ab / Grausamkeiten der Armee in China und Korea beschrieben Von unserer Korrespondentin Tina Stadlmayer

TOKIO, 17. März. 28 Jahre lang stritt der japanische Historiker Saburo Ienaga um die Zulassung seines Geschichtsbuches. Nun wies Japans Oberster Gerichtshof Ienagas Klage endgültig zurück und gab dem Erziehungsministerium recht. "Es ist eine Schande für Japan", sagte der 78jährige Autor, nach der Verkündung des Urteils. Er sei "sehr ärgerlich", das Gericht habe sich nicht einmal die Mühe gemacht, auf alle Punkte der Klage einzugehen. Ieanaga ist wegen seines zähen Kampfes gegen die Mühlen der Justiz zur Symbolfigur für die kritische Linke in Japan geworden. In seinem Geschichtsbuch beschrieb er die Grausamkeiten der japanischen Aggressionskriege. 1962 lehnte das Erziehungsministerium sein erstes Buch ab. Ein zweites wurde 1963 angenommen - nachdem er zahlreiche Textstellen verändert hatte.

Ienaga sagt, er sei vor Gericht gegangen, "weil die Art und Weise wie die Schulbücher überprüft werden, dem Geist der Verfassung widerspricht". Das Erziehungsministerium hatte zum Beispiel das Streichen der Begriffe "brutale Handlungen der japanischen Armee" und "dieser rücksichtslose Krieg" verlangt. Begründung: Sie stellten eine "einseitige Kritik an den japanischen Aktivitäten dar". Auch eine Textstelle über Massen- Vergewaltigungen während des Krieges in China sollte Ienaga weglassen. Das Ministerium sagte: "Es ist auf der ganzen Welt üblich, daß Soldaten im Krieg Frauen vergewaltigen, deshalb ist es unangemessen, hier nur die Taten der japanischen Armee zu beschreiben." An einer anderen Stelle hatte Ienaga die Geheim- Einheit 731 der japanischen Armee und deren grausame medizinische Experimente erwähnt. Das Ministerium forderte: "Streichung des Abschnitts. Es gibt noch keine glaubwürdigen Forschungen über die Einheit 731." Ienaga wurde außerdem mitgeteilt, er solle den Ausdruck "antijapanischer Widerstand" beim Beschreiben des Krieges in Korea weglassen und statt dessen formulieren: "Die Mitarbeit der koreanischen Bürger konnte oft nicht gewonnen werden." Das Ministerium legte dem Historiker außerdem nahe, die Worte "japanische Aggression" durch "militärisches Vordringen" auszutauschen. Ienaga bestand jedoch auf seiner Formulierung und konnte sich damit sogar durchsetzen.

In anderen Schulbüchern fand sich jedoch jahrelang der verharmlosende Satz vom "Vordringen" der japanischen Armee. 1982 gab es deshalb diplomatischen Ärger mit Korea und China. Die beiden Länder kritisierten, die japanische Regierung stelle die Grausamkeit des Krieges in ihren Schulbüchern nicht richtig dar. Koreanische und chinesische Historiker bezeichneten Ienagas Buch dagegen als ehrlich und korrekt.

Im Jahr 1974 hatte das Tokioter Bezirksgericht dem Geschichtsprofessor eine Entschädigung in Höhe von 1400 Mark zugesprochen; das Erziehungsministerium habe in 19 von 200 Fällen unrecht mit seiner Kritik an einzelnen Textstellen des Autors. 1986 hob die nächsthöhere Instanz das Urteil wieder auf. Diese Entscheidung wurde jetzt vom Obersten Gerichtshof bestätigt. Richter Tsuneo Kabe begründete das jüngste Urteil so: Schulbücher müssen überprüft werden, um ihre Neutralität zu wahren. Das Ministerium habe richtig gehandelt, als es Ienagas Buch 1962 zurückwies.

Schüler/innen in der Fremde: Thema der GEW

HOCHTAUNUSKREIS. "Schüler und Schülerinnen in der Fremde" lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe, die am heutigen Donnerstag um 15.30 Uhr im Kirdorfer Bürgerhaus beginnt. Schulamtsleiter Gerhard Liese und Rolf Wollner vom Flüchtlingswohnheim in Grävenwiesbach haben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dazu ebenso als Referenten zugesagt wie ein Mitglied des Ausländerbeirats und Heike Engelhardt, Lehrerin an der Philipp-Reis- Schule (Friedrichsdorf).

Die Veranstaltungsreihe soll sich in loser Folge mit dem "Umgang mit den ausländischen Kindern an den Schulen des Hochtaunuskreises" befassen. Der GEW- Kreisvorstand denkt an Themen wie den Umgang mit Sorgen und Ängsten, die Situation ausländischer Lehrerinnen und Lehrer und die Planung pädagogischer Konferenzen. Die Veranstaltungen richten sich vorrangig an Lehrerinnen und Lehrer, aber auch an Leute, die sich außerhalb der Schule in der Arbeit mit ausländischen Kindern engagieren. stk

Butzbacher stimmten beim 500. Faselmarkt "mit den Füßen" für Feste in der Innenstadt Keiner will

mehr auf

die Wiese

Ruf nach neuem Konzept

BUTZBACH. Große Feste und Märkte gehören in die Innenstadt und nicht auf die grüne Wiese. Diese alte Schaustellerweisheit hat die 500. Auflage des Butzbacher Faselmarktes eindrucksvoll bestätigt. Das erste größere Volksfest seit 17 Jahren rund um den Butzbacher Marktplatz zog Abertausende in seinen Bann. Das prächtig warme Frühlingswetter, ein abwechslungsreiches Programm und das Ambiente der Butzbacher Altstadt sorgten für einen Rekordbesuch. Tausende kamen auch zu den Rahmenveranstaltungen. Die unerwartete Renaissance der bislang darniedergehenden Butzbacher Märkte läßt nun den Grundsatzbeschluß des Stadtparlamentes wackeln, außer dem 500. Faselmarkt alle anderen größeren Märkte auf der grünen Wiese abzuhalten.

Das hatte es schon lange nicht mehr gegeben: Weit mehr als 500 Besucher kamen alleine zum Marktauftakt am Freitag ins Bürgerhaus, um ein Historienspiel aus dem 14. Jahrhundert zu erleben, nahezu ebensoviele Gäste feierten einen Tag später an gleicher Stelle Tony Marschall, der fast drei Stunden perfekte Unterhaltung bot. Eine Straßenmodenschau am Sonntag wurde von so vielen Menschen angenommen, daß die Modelle sich nur mit Mühe den Weg auf den Laufsteg bahnen konnten, und in die Wendelinskapelle drängten am Sonntagabend fast 200 Menschen auf Einladung des Butzbacher Künstlerkreises, um den Baßbariton John Wegner zu erleben. Während die Schausteller an den vorangegangenen Faselmärkten meist Dienstag nachmittags schon einpackten, waren die insgesamt fünf Fahrgeschäfte diesmal bis spät in den Abend ausgelastet.

Obwohl Tausende am Sonntag in die Innenstadt strömten, blieb das erwartete Chaos aus. Dazu der Leiter der Butzbacher Polizei, Günther Niebling: "Zwar wurden die letzten Parkplätze in der Innenstadt belegt, dennoch waren sämtliche Rettungswege passierbar." Viele Besucher ließen auch ihre Fahrzeuge auf dem bisherigen Festplatz auf der grünen Wiese stehen, um sich kostenlos mit den von der Stadt angemieteten Bussen auf den Markt fahren zu lassen.

Anwohnerklagen sind bislang Butzbachs neuer Marktmeisterin Rita Herth nicht zu Ohren gekommen. Dafür sorgte wohl auch, daß um 22 Uhr der Ausschank an den Ständen eingestellt wurde und die fünf Fahrgeschäfte ihren Betrieb auslaufen ließen. Dazu Schausteller Norbert Winter: "Grundsätzlich wünschen sich die Marktbeschicker zwar möglichst lange Öffnungszeiten, doch mit der 22-Uhr-Regelung von Butzbach können wir prima leben." Denn bis dahin waren bereits Umsätze erzielt worden, die bei weitem die Erwartungen übertrafen.

Den überragenden Erfolg wertet das Butzbacher Bürgerforum in einer Presseerklärung als "Abstimmung der Bevölkerung mit den Füßen". Butzbachs Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke sprach gestern auf Anfrage der FR gar von einer Volksentscheidung zugunsten der Märkte in die Innenstadt. Fricke glaubt nicht mehr, daß das Butzbacher Stadtparlament an seinem Grundsatzbeschluß festhalten wird, lediglich den 500. Faselmarkt in der Innenstadt abzuhalten, alle weiteren jedoch auf der grünen Wiese. "Die Stadtverordneten", so Fricke, "müssen nun über ein neues Konzept nachdenken." REINER STRACK

"Lobby für Wohnsitzlose" soll Ersatz bekommen

Die "Wohnrauminitiative Frankfurt" und das Bundesvermögensamt haben einer Erklärung der "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" widersprochen, die sich um ein Wohnprojekt in der Höchster Michael-Kaserne betrogen fühlt. Die Wohnrauminitiative und das Wissenschaftsministerium hätten das "Lobby"- Projekt "rausgeboxt", behauptet der Vereinsvorsitzende Jochen Meurers. Dabei habe man zuerst mit dem Bundesvermögensamt verhandelt, das die Liegenschaft verwaltet. "Kurz vor Abschluß" der Gespräche habe das Ministerium dann Landesbedarf geltend gemacht und die Wohnrauminitiative ins Spiel gebracht.

"Vom Zeitlichen her war die ,Lobby&rquote; früher dran", erklärte hierzu der Leiter des Bundesvermögensamtes, Karl Ludwig Brückmann. Man habe allerdings noch nicht kurz vor Vertragsabschluß gestanden. Die Entscheidung für die Wohnrauminitiative hätten alle beteiligten Behörden für richtig gehalten. Der Verein leiste "qualifizierte Arbeit". Brückmann tut es gleichwohl "außerordentlich leid, daß sich die beiden Initiativen überworfen haben". Eine gemeinsame Nutzung der Gebäude sei aus technischen Gründen nicht möglich. Man versuche, der "Lobby" Ersatz anzubieten.

Auch Jürgen Sievert vom Vorstand der Wohnrauminitiative bestreitet die Vorwürfe. Die "Lobby" hätte ein "klares Konzept" vorlegen müssen. Außerdem grenze man Obdachlose nicht aus, sondern versuche, sie in anderen Wohnprojekten unterzubringen. Laut Sievert wird der Mietvertrag für den Wohnkomplex in der Michael-Kaserne am 1. April unterzeichnet. Im Sommer sollen dort etwa 60 Studenten einziehen. vo

Der links bestattete Ehemann

Ordnung muß sein, auch über den Tod hinaus. Der Seelenfrieden, darüber wunderten sich die Juristen in zwei Instanzen, scheint bereits nachhaltig gestört, wenn an einer letzten Ruhestätte die traditionelle Orientierung nicht mehr stimmt. Weil die Inschrift auf einem 10 000 Mark teuren Grabstein falsch plaziert war, trafen sich die Witwe eines verstorbenen Mannes aus Marl und der beauftragte Steinmetz im Gerichtssaal wieder. Auf der Doppelgrabstelle des Ehepaares war der Sarg auf der linken Seite beigesetzt worden, die Inschrift für den Verblichenen war jedoch auf der rechten Seite des Grabsteins eingemeißelt. Trauergäste hatten, nachdem eine gewisse Schmerzgrenze nach der Beerdigung verstrichen war, die Witwe darauf aufmerksam gemacht, daß dies doch wohl völlig unpassend und verwirrend sei. Die Frau verweigerte daraufhin dem Steinmetz den Werklohn von rund 10 000 Mark und verlangte einen völlig neu gestalteten Grabstein. Eine übertriebene Forderung, wie das Oberlandesgericht Hamm am Mittwoch in der mündlichen Verhandlung des Berufungsprozesses klarstellte. Schließlich sei der Grabstein nach einer von der Witwe genehmigten Skizze angefertigt worden. Da die Inschrift an der falschen Stelle jedoch ein gewisser Mangel sei, einigten sich die Parteien auf Vorschlag des Gerichts auf eine Minderung des Werklohns um 1000 Mark.

Das Durcheinander um Sarglage und Grabsteininschrift kam deshalb zustande, weil auf dem Friedhof in einem Marler Stadtteil gegen traditionelle Regeln eine "Links-Bestattung von Ehemännern" erlaubt ist. Wie ein zum Prozeß geladener Sachverständiger am Rande der Verhandlung ausführte, ist dies sonst nicht der Brauch. Auf nahezu allen Friedhöfen werden in Doppelgruften die Ehemänner vom Grab aus gesehen auf der rechten Seite beigesetzt, so wie nach Überlieferungen zu Lebzeiten die "Liegeordnung" eines trauten Paares im Ehebett sein sollte. adt (Hamm)

Der Festplan steht für 800 Jahre Sachsenhausen

Der Terminplan für die 800-Jahr-Feier Sachsenhausens steht, die einzelnen Daten gaben die zu einem Komitee zusammengeschlossenen privaten Veranstalter gestern bekannt. Dabei äußerten vor allem Vertreter des Vereinsrings erneut harsche Kritik an der mangelnden finanziellen Unterstützung durch die Kommune: "6000 Mark", schätzte Gerhard Busch, werde das Amt für Wissenschaft und Kultur für die Gestaltung des historischen Umzugs überweisen. Angesichts der Millionen-Beträge, die 1994 für die 1200-Jahr-Feier Frankfurts bereitstehen werden, und des professionell arbeitenden Vorbereitungsstabes fühlen sich die Sachsenhäuser mit ihrer Feier "ziemlich allein gelassen".

Dennoch haben sich Vereinsring, der VHS-Kurs "Sachsenhausen näher betrachtet", der Verein "Freunde Frankfurts" und andere Gruppen aus dem Stadtteil voller Elan auf die Vorbereitung gestürzt. Festliche Eröffnung der Feiern ist am Montag, 29. März, um 18.30 Uhr im Carolussaal der Binding-Brauerei: Exakt an jenem Märztag vor 800 Jahren wurde Sachsenhausen erstmals urkundlich erwähnt. Den Festvortrag hält Helmut Mann, für die musikalische Umrahmung sorgen die Sachsenhäuser Bergspatzen.

Einige weitere Termine: Am 19. Juni wird Johann Philipp Freiherr von Bethmann im Hof der Sachsenhäuser Warte Mundartliches zum Besten geben; am 3. und 10. Juli unternimmt der VHS-Kurs per Fahrrad eine Grenzbefahrung des größten Frankfurter Stadtteils. Höhepunkt schließlich dürfte das Brunnenfest mit dem historischen Umzug (20. bis 24. August) werden - so die Organisatoren bis dahin genügend Geld für Kostüme und Motivwagen aufgetrieben haben. ask

Aufregende Jagd nach fliehenden Einbrechern

BÜDINGEN. Eine Verfolgungsjagd nach amerikanischem Muster lieferten sich zwei fliehende Einbrecher am Dienstag abend mit der Büdinger Polizei. Die etwa 40jährigen Männer hatten ein Wohnhaus in Wolferborn durchsucht. Der Besitzer alarmierte die Wache und beschrieb auch das Auto der in Richtung Büdingen fliehenden Täter: einen roten, in Offenbach gemeldeten Golf. Es handelte sich um einen Mietwagen, der nicht zurückgegeben worden war. Ein Streifenwagen wurde mit Blaulicht am Ortseingang quergestellt - doch die Fliehenden kurvten zur Seite und hätten dabei fast einen Polizisten umgefahren - so hieß es später im Bericht der Ordnungshüter.

Unter "Mißachtung aller Verkehrsregeln" raste der Golf durch die Innenstadt, überquerte den Bahnübergang trotz des Rotlichts und brachte mehrere entgegenkommende und kreuzende Menschen in Lebensgefahr. Erst mit Hilfe einer zweiten Streifenbesatzung konnten die Einbrecher zwischen Büdingen und Büches gestellt werden. Es handelt sich um Männer aus Offenbach und Frankfurt. Im Auto lagen noch Einbruchswerkzeuge. Der Wagen wurde beschlagnahmt, die Männer sind inzwischen jedoch wieder auf freiem Fuß. Der Einbruch habe ihnen noch nicht nachgewiesen werden können, teilte Polizeihauptkommissar Götz auf Anfrage mit. nes

In einem Wohnzimmer brach Feuer aus

OFFENBACH. Zwei Personen wurden in der Nacht zum Mittwoch beim Brand in einem Mehrfamilienhaus in der Lübecker Straße leicht verletzt. Nach Auskunft der Polizei war das Feuer in einem Wohnzimmer aus noch unbekannten Gründen ausgebrochen. Die 64jährige Mieterin der Wohnung und ein weiterer Hausbewohner mußten mit Verdacht auf Rauchvergiftung in die Klinik eingeliefert werden. Vier Bewohner wurden über eine Drehleiter der Feuerwehr geborgen. Schaden: rund 70 000 Mark. pmü

Guter Rat für junge Mädchen Heute in Altenstadt: Was Schulabgängerinnen lernen können

WETTERAUKREIS. Wie kann die Schule Mädchen bei ihrer Berufswahl unterstützen? Um diese Frage geht es bei der Informationsveranstaltung "Schulabschluß - und was dann", zu der das Frauenamt heute, Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr in die Limesschule in Altenstadt einlädt. Angesprochen sind Lehrkräfte, die Schulklassen, Eltern, soziale Fachkräfte und andere Interessierte.

Obwohl Mädchen im Durchschnitt bessere Schulabschlüsse als Jungen haben, entscheiden sie sich immer wieder für Berufe mit geringen Aufstiegschancen, schlechter Bezahlung und ohne eigene Entscheidungskompetenz. Oft sind die Mädchen einfach nur schlecht informiert: "Viele wissen gar nicht, daß es heute rund 400 Ausblidungsberufe gibt", so die Frauenbeauftragte Margot Bernd.

Ergänzend zu der Abendveranstaltung kann ab 19.30 Uhr in der Limesschule die Ausstellung "Typisch - Die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk" besucht werden. Sie ist noch bis Freitag, 19. März, in Altenstadt zu sehen. Anschließend wird sie in der Gesamtschule Konradsdorf in Ortenberg gezeigt. re

Ein Förderer der Kultur und seiner selbst Jack Lang, der brillante Minister, nimmt seinen Abschied

Egal, ob der nächste französische Kulturminister Jacques Toubon oder Alain Carignon heißt - einer dieser beiden wird es aller Voraussicht nach werden, wenn die Sozialisten bei den bevorstehenden Wahlen ihr sich deutlich abzeichnendes Waterloo erleben -: das Erbe von Jack Lang anzutreten, wird kein Leichtes sein. Er ist ohne Zweifel der prominenteste Kulturminister weit und breit, an Popularität bei Künstlern und Intellektuellen konnte es höchstens Jorge Semprún, als er dasselbe Amt in Spanien bekleidete, mit Lang aufnehmen. Auch innerhalb der beim Volk in Ungnade gefallenen Regierung steht Lang immer noch am besten da; die Demoskopen attestieren ihm als einzigem sozialistischen Politiker nahezu ungeschmälerte Beliebheit.

Ungebrochen ist offensichtlich auch sein Arbeitseifer: Während in manchen Ministerien fast nur noch Zeit abgesessen wird, hat Lang, der zum Schluß auch noch den Geschäftsbereich des Erziehungsministeriums übernahm, ein großes Finale vorbereitet. Noch auf der allerletzten Ministerratssitzung, vier Tage vor dem Wahltermin, wollte er knapp drei Milliarden Mark ausgeben - in Form eines gesetzlichen Finanzierungsplanes für die Denkmalpflege in den kommenden fünf Jahren. Solches Vorgreifen ist sicherlich für einen scheidenden Minister nicht die feine Art, aber auch so bewahrheitet sich die Feststellung, daß es sein Nachfolger schwer haben wird. Jack Lang läßt ihm nämlich einfach kein Geld übrig.

Nun hat zwar Politik immer mit Geldausgeben zu tun, aber die französische Kulturpolitik hat in den knapp zwölf Jahren seit dem Amtsantritt von François Mitterrand ein ganz besonderes Profil gewonnen. Es hatte durchaus seine Berechtigung, wenn Lang vor zehn Jahren in einem Fernsehinterview sagte: "Kennen Sie eine einzige Regierung - in der Vergangenheit oder im Ausland -, die wie die unsere das Vertrauen der allermeisten Wissenschaftler, Künstler und Intellektuellen genießt? Fragen Sie, wen Sie wollen; alle werden Ihnen sagen, daß sie sich noch nie so sehr in einer Regierung erkannt haben."

Dies war übrigens nicht nur das Resultat der unermüdlichen Agitation des charismatischen Jack Lang, der 1981 allen Ernstes verkündete, jetzt breche nach dem Zeitalter der Dunkelheit dasjenige des Lichtes an, sondern es lag auch vollkommen in Mitterrands Absicht, der sich schon immer als Musenfreund gerierte und der Kultur stets sein Augenmerk widmete. Daß er sein erstes Septennat durch den Bau einer Oper und das zweite durch den einer Bibliothek verewigen läßt, ist bezeichnend. In seiner programmatischen Aufsatzsammlung "Ici et maintenant" (Hier und jetzt) erklärte Mitterrand, längst bevor er Präsident wurde: "Die sozialistische Revolution bleibt in den Anfängen stecken, wenn sie nicht in den Kulturbereich hinein verlängert wird."

Damals versprach der Sozialistenführer, ein Prozent des Staatshaushaltes der Kultur zu widmen. Dieses Versprechen wurde erst kürzlich mit Ach und Krach und den Parlamentswahlen bereits vor Augen eingelöst - und dann doch wieder nicht. Denn daß die Ein-Prozent-Marke erreicht sei, meldeten die Zeitungen vor ein paar Wochen wohl, daß der Kulturminister indessen bei den Nachberatungen ein paar hundert Millionen zugunsten der Altersversicherung abgeben mußte, wurde natürlich nicht so lautstark verbreitet. Aber auch 0,92 Prozent sind ein beachtliches Budget, nämlich über vier Milliarden Mark; der Vergleich mit anderen Ländern ist allerdings sinnlos, weil die Kulturausgaben überall verschieden definiert und aufsummiert werden, zumal in Deutschland, wo Kultur bekanntlich gar nicht in die Zuständigkeit des Bundes fällt.

Wenn jetzt jedoch in Frankreich eine äußerst polemische Kampagne gegen die Amtsführung Jack Langs stattfindet, dann nicht, weil er zuviel oder zuwenig Geld verteilt hätte, sondern weil sein eine Dekade lang alles beherrschender Kulturbegriff allmählich außer Mode kommt. "Für die Sozialisten ist alles, was das menschliche Wesen betrifft, Kultur", dekretierte er, kaum daß er Minister geworden war. Folglich subventionierte er alles, was den Anspruch erhob, künstlerischer Ausdruck zu sein - bis hin zu Rappern und Taggern.

Gegen den dahinter verborgenen Populismus, gegen die "Gadgetisierung der Kultur" und ihre Umwandlung in Showbusiness brandet zur Zeit eine große und mächtige Protestwelle an. Sie kommt von rechts wie in dem vor drei Jahren erschienenen Buch "L'Etat Culturel" des Collège-de-France-Professors Marc Fumaroli, aber sie kommt auch von links wie in dem furiosen und grandiosen Pamphlet "La Comédie de la Culture" von Michel Schneider, das die aktuelle Diskussion beherrscht (die FR berichtete). Schneider war immerhin von 1988 bis Mai 1991 Direktor des Musikwesens in Langs Ministerium; deswegen schmerzt seine Attacke besonders.

Schneider wirft seinem früheren Chef vor, Kultur nur unter dem Blickwinkel des Glanzes und Prestiges zu betrachten. "Wenn Rap-Musiker zur Kultur erklärt werden, schließt man die Jugend auf lange Sicht von der Kultur aus", schreibt er. Und: "Die Bilanz der Lang-Jahre? Repräsentationskultur, durchwirkt von oberflächlichen Medienereignissen und sonstiger Demagogie." Von Pierre Bergé, dem Intendanten der umstrittenen Bastille-Oper, die genau in der Zielrichtung seiner Kritik liegt, mußte sich Schneider deswegen schon öffentlich als "Drecksack" beschimpfen lassen.

Jack Lang verkörpert in etwa das, als was die Engländer ihren Kulturminister obstinat bezeichnen: "Minister of Fun", also zuständig für Spaß. Die Veranstaltung von Festen wurde unter seiner Ägide zu einer regelrechten Manie der Kulturbehörden. Allein das Programm der größeren (nationalen) Anlässe für den Rest dieses Jahres liest sich folgendermaßen: 18.-22. März: "Pour la poésie" (als Nebenaktion zum Pariser "Salon du livre"); 29. April: "Jour de mode" (Frankreich wird ein Laufsteg und das Volk macht mit); 20. Mai-21. Juni: "Quartiers lumières" (eine Sondersubvention für die Vorstadtanimation); 4.-6. Juni: "Photofolie" (das ganze Land drückt auf den Auslöser); 21. Juni: "Fête de la musique" (in mittlerweile planetarischen Dimensionen geplant und von Mick Jagger letztes Jahr versuchsweise nach England importiert); Juni: "Fête du cinéma" (zum 8. Mal); 18./19. September: "Journées du Patrimoine" (zum 10. Mal Tage der offenen Tür in sämtlichen Museen und besonderen Amtsgebäuden wie dem Elyséepalast); 16./17. Oktober: "Fureur de lire" (Tage der Lesewut).

Das narzißtische Element solcher Kultur-Darstellung liegt absolut in Langs Naturell. Insofern läßt sich von diesem Minister sagen, was so auf keinen zweiten zutrifft: er verkörperte sein Ressort. Im Schatten dieser Star-Statur zu stehen, dürfte das größte (Image-)Problem seines Nachfolgers werden - wie gebildet oder gewieft, musisch oder mutig der auch sein mag. Langs Demonstrationen in eigener Sache begannen mit neckischen Thierry-Mugler-Anzügen (Mao-Kragen!) bei seinen ersten ministerialen Auftritten vor der Nationalversammlung und gipfeln in der Produktion des Films "Culture et pouvoir: la culture en France, 1981-1992".

Der Film, zu dem es auch einen aufwendig gestalteten Bildband gibt, verherrlicht die Taten des Ministers etwa so, wie Hofmaler und -dichter früher ihre Regenten feierten. Anstößig daran ist, daß Buch und Film total mit öffentlichen Geldern finanziert wurden (und zwar im Verhältnis zu vergleichbaren Projekten äußerst großzügig). Ganz anstößig ist, daß Lang dies öffentlich leugnete und wieder einmal das Enthüllungsblatt "Le Canard Enchaîné" in Aktion treten mußte, um ausweislich faksimilierter Dokumente darzutun, daß der Minister über eine halbe Million für seinen eigenen Ruhmesfilm verbraten hat.

Dagegen nimmt sich das Faltblatt, das die Sozialistische Partei auflegen ließ, um die Erfolge ihrer (sprich: Langs) Kulturpolitik aufzulisten, regelrecht bescheiden aus. Außer der permanenten Popularisierung (beziehungsweise - je nach Standpunkt: Vulgarisierung) des Kulturbereichs gehört zu den Errungenschaften dieser Ära vor allem die Entkrampfung des Verhältnisses zwischen Kultur und Wirtschaft. Den Künstlern zeigte und eröffnete Lang Möglichkeiten, ihr Schaffen zu rentabilisieren; den Unternehmern brachte er die Tatsache bei, daß sich auch im Kulturbereich Geld verdienen läßt. Daß freies Marktwirtschaften jedoch auch - sinnvolle - Grenzen braucht, beweist das Gesetz über die Buchpreisbindung, das in Frankreich seinen Namen trägt: "La loi Lang".

Die Wahlkampfleitung der Sozialisten schickte den besagten Faltprospekt übrigens auch an Journalisten, wobei die Partei schlicht die Adreßkartei des Ministeriums benutzte. Was in Deutschland wohl ein Skandal wäre, regt in Frankreich niemanden auf. Sonst hätten auch die Manöver des Bürgermeisters von Blois, der Lang die ganze Zeit nebenher war und ist, ein anderes Echo gefunden. Immerhin hagelte es in dem Loirestädtchen geradezu Wahlkampfgeschenke: ein "Centre national des arts de la magie" (Nationales Zentrum für Zauberkunst) wurde gegründet, ein "Centre européen du goût" (zuständig für Feinschmeckerei) ist geplant, die "Ecole supérieure du paysage de Versailles" soll nach Blois transferiert werden und eine "Ecole des Beaux-Arts" am Ort entstehen - alles mit Geldern oder auf Veranlassung des Ministers, der sich ganz zuletzt wieder als Parlamentskandidat in seinem Departement Loir-et- Cher aufstellen ließ.

Da der Mensch mit 53 aber auch einen Brotberuf braucht, zumal in diesen politisch unsicheren Zeiten, geht der Jurist Lang vorsichtshalber an die Universität zurück. An der Sorbonne, von der er gerne berufen worden wäre, erlitt er allerdings eine herbe Abfuhr. So bleibt ihm vorderhand nichts übrig, denn als Professor nach Nanterre zurückzukehren, just jene Uni, von der vor 25 Jahren die Befreiung der Welt ausgegangen war. Was von der damaligen "Revolution" übrig blieb, ist in erster Linie ein veränderter Kulturbegriff.

BURKHARD MÜLLER-ULLRICH

Sein Virus kennt eine (heterosexuelle) Moral "Wilde Nächte", der fatale Aids-Film des jüngst verstorbenen Cyril Collard

FRANKFURT A. M. Vierzig Prozent aller Männer zwischen 25 und 44 sterben in Paris an Aids. Mit seinem Debütfilm "Wilde Nächte" protokollierte Cyril Collard, selbst mit dem Virus infiziert, seinen Kampf gegen die Zeit. Sein autobiographischer Film wurde in Frankreich als angebliches Porträt der "Génération SIDA" (Aids-Generation) zum überraschenden Erfolg.

Doch Collard erzählt seine Geschichte nicht als die einer Generation, sondern auf deren Kosten. Zwei Stunden lang schlägt er mit einem egozentrischen Selbstporträt um sich und trifft dabei vor allem jene, die am meisten von Aids betroffen sind: die Homosexuellen. Mit jenen Männern zwischen 25 und 44, die wie er an Aids sterben, will der Film nichts gemein haben. Collard ist nur an seinem ganz persönlichen Virus interessiert und unterschlägt jede Reflexion der politischen und sozialen Dimensionen der Krankheit.

Nach wenigen Minuten hat der Film sein eigentliches Thema gefunden: l'amour passionnel, mit Aids als dramatischer Steigerungsform. Zwischen Collards, von ihm selbst gespielten Alter ego Jean, einem bisexuellen Kameramann, und der zwölf Jahre jüngeren Laura entwickelt sich eine maßlose Liebe, in der die Beschränkungen des Safer-Sex-Zeitalters als romantische Barrieren mißverstanden werden.

Erst verschweigt Jean, daß er infiziert ist, dann vernichtet Laura symbolisch die Kondome. Sie betet das hohe Lied: eine unbedingte Liebe wie die ihre kann nicht tödlich sein. Die umstrittene Szene bleibt im Fortgang nicht unwidersprochen, doch der Ton ist gesetzt. Aids wird zur Metapher.

Gestört wird die folie à deux nur durch Jeans muskulösen Kumpan (Carlos Lopez), der weniger am romantischen Diskurs, dafür aber an gemeinsamen Streifzügen, Raufpartien und gelegentlichem Sex mit Jean interessiert ist. Das Trio infernale verliert sich in verbale Exzesse über die absolute Liebe "Vital, authentisch, schamlos" urteilte die französische Kritik. Zweifelsohne will "Wilde Nächte" mit schnellen Schnitten und Dialog-Stakkato leidenschaftlich sein, doch der Passion sind nur die Anleihen bei erprobten Mustern der Leinwandliebe anzumerken.

Vor allem der obligaten französischen Lolita, diesmal gespielt von Romanaie Bohringer, mutet der Film die Rollen zu, die mit Aids nichts und mit französischem Film alles zu tun haben. In schnellem Wechsel ziehen an uns vorbei: die sinnliche, reine Kindfrau, die eifersüchtige Hysterikerin und - nach ihrem Zwangsaufenthalt in der Psychiatrie - ihre Wiedergeburt als, natürlich, Mutter.

Zum Schluß nimmt sie ein x-beliebiges Kind in ihre Lebensarme und hält es dem todgeweihten Geliebten bedeutungsvoll entgegen: Glücklich, suggeriert das Bild, hätten sie und er werden können, Fortpflanzung einbegriffen. "Doch du hast Angst vor dem Leben", erklärt sie ihm und uns die Bedeutung des Virus. Und für alle, die es immer noch nicht begriffen haben, steigt Jean darauf hinab in die dunklen Abgründe schwuler Begierden, suhlt sich am Boden und läßt über sich hin urinieren.

Das homosexuelle Verlangen als unfruchtbarer, todessüchtiger Trieb, die weibliche Lockung als Ruf des Lebens - Collard begreift Aids als symbolische und letztlich homosexuelle Krankheit zum Tode. Sein Virus kennt eine (heterosexuelle) Moral, und der Film läßt sich am Schluß viel Zeit, um den Helden von seinen destruktiven homosexuellen Orgien zum wahren Leben zu bekehren.

Vor allem für die gay community in Paris ist Aids zur existentiellen Bedrohung geworden, der sie mit Solidarität und einer verantwortungsvollen Aids-Politik zu begegnen versucht. Doch von jenen, die Aids als Herausforderung auch an die Gesellschaft angenommen haben, fehlt jede Spur in den "wilden Nächten". Mit der Stilisierung zur romantischen Metapher und privaten Bedrohung werden kollektive Lernprozesse im Umgang mit Aids nicht nur ausgeblendet, sondern rückgängig gemacht. Die "Schuldigen" sind bekannt: Bei einem der "bad boys" habe er sich infiziert, so erzählt uns Jean, und da ihm der Mut fehlt, in dieser Gesellschaft auf Verständnis zu hoffen, gibt er ihr den Freibrief und erzählt die Aids- Witze gleich selber.

Collards Film ist das Dokument eines gesellschaftlichen Scheiterns. Während schwule Regisseure wie Derek Jarman, Tom Kalin, Gregg Araki, Marlon Riggs oder Amos Gutman in differenzierten Filmen Menschen mit Aids jene Würde zurückgeben, die ihnen gesellschaftlich abgesprochen wird, kollaboriert Collard mit einer Kultur, in der ein kollektives Verantwortungsgefühl gegenüber Aids fehlt und die Krankheit darum lieber in Form eines individualistischen Desparado-Epos goutiert wird.

Der Bluterskandal, bei dem mit Wissen französischer Regierungsinstanzen HIV- verseuchtes Blut an mehr als 1500 Patienten verteilt wurde, spiegelt am krassesten diese gesellschaftliche Unfähigkeit zu trauern. Keinen Moment wagt der Film, innezuhalten und Nachdenklichkeit zuzulassen. Er weicht der Konfrontation mit dem Tod mit Schnoddrigkeit und einer beklemmenden Gefühlsarmut aus.

Collards Film stößt auf so viel Zustimmung, weil er uns mit seiner Geschichte nicht zu nahe kommt. Erleichtert imitieren wir seine Distanz und preisen aus sicherem Abstand Collards Mut, die Infektion nicht wie andere zu verheimlichen. Selbst radikalere Geister wie Michel Foucault starben in Frankreich ja bekanntlich nicht an Aids, und der Arzt von Rudolf Nurejew soll sich nun vor einer Ärztekommission verantworten, weil er die allgemein bekannte Todesursache des Tänzers nicht verheimlichte.

Nachdenklich macht die aggressive Homophobie in Collards Film, die bisher in kaum einer Filmkritik als problematisch empfunden wurde. Jene in einander verfilzten Gestalten, die wir auf Jeans Streifzügen als schwule Unter- und Gegenwelt zur weiblichen Liebe kennenlernen, haben nie ein Gesicht, nur eine Gier. Sie sind Träger einer selbstverschuldeten Krankheit, um sie - das begreifen wir intuitiv - wird es nicht schade sein.

Letzte Woche feierte die französische Filmindustrie ihre eigenen Hypokrisie und verlieh "Les nuits fauves" gleich vier ihrer Césars, unter anderem für den besten französischen Film 1992. Tränenreich und sentimental identifizierte man sich mit einem Opfer, das uns keinen Spiegel vorhält. Daß Collard die Rolle des Jean unter anderem auch deswegen selbst spielen mußte, weil zahlreiche Schauspieler mit Hinweis aufs Image abgelehnt hatten, sagte niemand an diesem Abend.

In keinem anderen europäischen Land sterben soviel Menschen an Aids wie in Frankreich. Cyril Collard, einer von ihnen, starb im Alter von 35 Jahren, drei Tage vor der Preisverleihung. Sein Film erschwert das Leben von Menschen mit Aids (Harmonie, Beta). KLAUS MÜLLER

DGB-Kampagne für die Sozialwahlen

"So oder so - Sozialpolitik bestimmt das ganze Leben" - unter diesem Titel startet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) eine Kampagne, die die Sozialpolitik mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stellen will. Aktueller Anlaß sind die Wahlen im Bereich der Sozialversicherung im Juni dieses Jahres.

Sozialversicherungswahlen finden alle sechs Jahre bei den gesetzlichen Krankenkassen und Rentenversicherungen sowie den Berufsgenossenschaften statt. Gewählt werden die Vertreterversammlungen. Diese "Parlamente" stellen unter anderem den Haushaltsplan auf, entscheiden über die Höhe des Beitragssatzes und wählen Vorstand und Geschäftsführung.

Doch nur rund 40 Prozent der über 26 Millionen wahlberechtigten Bürger und Bürgerinnen in Deutschland machen von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Die meisten wissen gar nicht, was und wer eigentlich zur Wahl ansteht.

Diesen Zustand will die sozialpolitische Kampagne beenden.

Wichtigster Punkt der Kampagne sei aber, so der Vorsitzende des DGB in Frankfurt, Dieter Hooge, das Bewußtsein für die Zukunft der Sozialpolitik in Frankfurt und der Bundesrepublik zu schärfen.

Eröffnet wird die Kampagne mit einer "sozialpolitischen Fachtagung" am Samstag, 20. März, von 10 bis 15 Uhr im großen Saal des Dominikanerklosters in der Kurt-Schumacher-Straße 23. skb

Druckbetrieb zieht vorerst nicht nach Neu-Anspach

NEU-ANSPACH. Der Druckereibetrieb Schäfer & Schmidt aus Friedrichsdorf- Seulberg verschiebt seinen Umzug ins neue Neu-Anspacher Gewerbegebiet "Am Burgflecken". Wie Geschäftsführer Hans- Hartmut Schmidt sagt, werde die Reservierung von 20 000 Quadratmetern zwar aufrechterhalten, doch zur Zeit expandiere der Betrieb auf seinem Stammgelände. (Siehe auch Seite I der Lokalrundschau). s

Sportler und Senioren feiern gemeinsam

ROSBACH. Die Ehrung verdienter Jugendsportler hat die Stadtverwaltung in einen Musik- und Unterhaltungsnachmittag für Senioren / Seniorinnen hineingepackt. Am Sonntag, 28. März, sind um 14.30 Uhr jung und alt in die Adolf-Reichwein-Halle eingeladen. Den musikalischen Beitrag liefert die Kapelle "Oldies" aus Rodheim.

Für alle Besucher/-innen wird ein Bus eingesetzt, der um 14 Uhr am Marktplatz Rodheim abfährt.

Das Programm sieht unter anderem Tänze der TGO und der SG Rodheim vor sowie Aufführungen des Karnevalsvereins "Die Hasenspringer" und einen Auftritt der Seniorentanzgruppe und der Gymnastikgruppe des SV Rosbach. hm

Das Leben, der Schmerz, die Kunst Frida Kahlos Bilder in der Kunsthalle Schirn

FRANKFURT A. M. Am Nachmittag des 17. September 1925 rammte in Mexico City die Straßenbahn einen mit Schülern besetzten Omnibus. "Es ist eine Lüge, daß man den Zusammenstoß wahrnimmt und eine Lüge, daß man weint. Ich hatte keine Tränen. Der Aufprall schleuderte uns vorwärts und eine Haltestange durchbohrte mich wie der Degen beim Stierkampf den Stier." Frida Kahlo blieb für den Rest ihres Lebens eine schwerkranke Frau. Becken, Rippen und Schlüsselbein waren gebrochen, das Rückgrat gleich mehrmals. Bis zu diesem Ereignis ein Wildfang, ein Callejero, eine Herumtreiberin, quälen die Achtzehnjährige nun monatelang Bettlägerigkeit, Gips- und Streckverbände, Stützkorsetts. Man teilt ihr mit, daß sie zwar schwanger werden, jedoch nicht austragen könne. "Meine Freundinnen, meine Kameradinnen wurden langsam Frauen. Ich wurde in wenigen Augenblicken alt."

Wer sich Frida Kahlos Malerei nähert, wird ihr Leben kennenlernen; sie fallen mit schonungsloser, manchmal schamloser Unbedingtheit zusammen. Für die junge Frau, die zwar gern zeichnete, aber eigentlich Ärztin werden wollte, bedeutete die Krankheit ihren Weg zur Kunst.

Frida Kahlo sei die erste Künstlerin in der Geschichte, die das männliche Prinzip der Malerei verlassen habe, stellt Erika Billeter in ihrem Katalogbeitrag zur Frankfurter Ausstellung fest. Und wirklich ist diese Malerei mit einer Entschiedenheit weiblich, die ihresgleichen sucht. Ob Paula Modersohn-Becker, Giorgia O'Keefe oder Meret Oppenheim, keine sprach ihr weibliches Erleben mit so unverhüllter Präzision aus wie Frida Kahlo. Trotzdem dürften Feministinnen an diesen Bildern keine Freude haben. Denn ihre Malerei erzählt von den traditionellen Lebensinhalten der Frau. Trotz aller Qualen, die mühsam beherrscht immer wieder hervorbrechen, trotz gelebter Bisexualität stellt Frida Kahlo das Leben an der Seite eines Ehemannes und den Wunsch, Kinder zu haben, nie in Frage.

In "Meine Amme und ich" (1937) liegt Frida, den Kinderkörper in einem weißen Taufkleidchen mit dem Gesichtsausdruck der erwachsenen Frau in den Armen einer großen dunkelhäutigen Amme. Von dieser Frau, aus deren mächtigen Brüsten Milch tropft, geht nichts Mütterliches aus. Das kräftige, tiefschwarze Haar umrahmt eine dunkle präkolumbische Maske. Die Assoziationen mit der stillenden Muttergottes oder der Pietàmadonna mit dem toten Christus im Schoß, die dieses Ensemble weckt, wirken tief beunruhigend.

Ob ihr die Mischung christlicher Bildersprache mit ihren ganz persönlichen Aussagen bewußt war oder nicht, sie bleibt für Frida Kahlos gesamtes Oeuvre charakteristisch. Im Bild "Wurzeln" liegt sie auf der Seite, ihrem Leib entwachsen Blätter wie Jesse der Stammbaum Christi, im Bildnis des Kalifoniers Luther Burbank lagert sein Skelett unter seinem auf einen Baum gepfropften Körper. Das läßt an Darstellungen der Vanitas, also der Vergänglichkeit der Existenz denken oder an den Schädel Adams unter dem Kreuz von Golgatha. Oft nehmen kleinformatigere Arbeiten die Gattung mexikanischer Votivbilder auf, jener retablos, die den aus einer Notlage erretteten Christen zusammen mit dem schützenden Heiligen zeigen.

1929 heiratet Frida Kahlo den Maler Diego Rivera. Die bis dahin ihrer Herkunft entsprechend europäisch orientierte junge Frau beginnt auf seinen Wunsch hin, mexikanische Tracht zu tragen. Die Ausstellung zeigt einige ihrer leuchtend bunt bestickten, bodenlangen Kleider, die in ihrer volkstümlichen Heiterkeit in reizvollem Kontrast zu Frida Kahlos jungenhaften verschlossenem Gesicht mit den forschenden Augen stehen. "Ich begann, Dinge zu malen, die er mochte. Von da an bewunderte und liebte er mich." Unmittelbare Folge dieser Anpassung waren Themen einer betonten mexicanidad, Bildnisse einheimischer Frauen und Kinder der Unterschicht in schlichtem, der Volkskunst nahestehendem Bildaufbau.

Die turbulente Ehe, in der Phasen des Zusammenlebens sich mit Trennungen, Scheidung und Wiederverheiratung abwechseln, ist von quälender, obsessiver Eifersucht überschattet. Rivera macht aus seiner beständigen Untreue keinen Hehl, und in einigen ihrer Bilder ertrinkt Frida Kahlo, wie es ihre Biographin Hayden Herrera formuliert, "im Narzißmus ihres Unglücks", wird zum "Voyeur ihres eigenen Leidens". Nach Riveras Affäre mit ihrer Schwester Cristina entsteht "Ein paar kleine Dolchstiche": eine aus vielen Wunden verblutete Nackte, neben der ihr Mörder steht; die Blutspritzer, die sich auf dem Rahmen fortsetzen, geben dem Bild eine bedrängende Intensität. Zurückgenommener, doch darum nicht weniger eindringlich zeigt "Die zwei Fridas" ihre Qual. Spiegelbildlich verdoppelt sitzt sie, die sich seit ihrer Kindheit eine rettende Doppelgängerin erträumte, auf einer Bank. Die Herzen beider Fridas, durch eine Ader verbunden, liegen offen. Aus einer anderen Ader tropft Blut in den Schoß der weißgekleideten Frida genau dort, wo die andere ein Amulett mit dem Bildnis Diego Riveras hält.

Ein kleinformatiges, an ein retablo erinnerndes Bild berichtet von der Tragödie ihrer Fehlgeburten. Frida Kahlo verlor das Kind im Juli 1932 im Henry-Ford- Hospital in Detroit. So steht es auf dem Rahmen des Bettes zu lesen, auf dem sie nackt in einer Blutlache liegt. Von ihrer linken Hand gehen an Adern erinnernde rote Bänder aus, an denen die Symbole ihres Leidens hängen: das Skelett des beschädigten Beckenknochens, eine Orchideenblüte, wie sie sie auf einer ihrer Portraitfotografien im Schoß hält, eine Schnecke, mit der sie die Langsamkeit der Fehlgeburt anzeigt, ein medizinisches Modell des weiblichen Unterleibs, ein Gerät, in dem chirurgisches Besteck sterilisiert wird, und ein männlicher Fötus. Viele Bilder der Kahlo kreisen um ihren vergeblichen Wunsch, Mutter zu werden, um Schwangerschaft und Geburt. Zu ihrem persönlichen Besitz, von dem in einem Raum der Ausstellung einige Relikte um ihr Krankenbett gruppiert sind, gehören zwei präkolumbische Tongefäße kniend gebärender Frauen.

Frida Kahlos markantes Gesicht mit den zusammengewachsenen Augenbrauen ist in ihrem Werk allgegenwärtig. Sie erforscht sich wieder und wieder in diesen Portraits. Bisweilen als verführerisches Idol, so im Bildnis für Trotzki, mit dem sie eine kurze Affäre und dann eine lange Freundschaft verband, bisweilen unbarmherzig in den sich immer weiter verhärtenden Gesichtszügen eines Menschen, der verbissen und vergeblich gegen den körperlichen Verfall kämpft. Die Faszination, die von ihr ausging, dokumentieren Fotografien von Lola Alvarez Bravo, Fritz Henle, Leo Matiz und anderen. Sie zeigen eine Frau, die sich ihrer Wirkung bewußt ist und in gelassener Selbstsicherheit posiert. Erst vor den gelösten Gesichtszügen Frida Kahlos auf dem Totenbett erkennt man die ungeheure Kraft, die sich hinter der kontrollierten Schönheit verbarg.

André Breton schrieb, sie sei eine selbsterschaffene Surrealistin, ihre Malerei gleiche "einer Schleife um eine Bombe". Doch ließ sie ihr Werk nicht für den Surrealismus reklamieren. Es wurzelt in konkreten Erfahrungen, ihre Bildersprache spiegelt Erlebnisse: "Ich habe niemals Träume gemalt. Ich habe meine Realität gemalt." Daß Frieda Kahlo zu den größten Publikumslieblingen der neueren Kunstgeschichte zählt, kann nicht verwundern. Sie beschwört Geburt, Liebe, Sex, Eifersucht, Krankheit und Tod mit der eruptiven Intensität der Mexikanerin, mit der Farbigkeit eines volkstümlichen Katholizismus, der ihr durch ihre streng religiöse Mutter nur zu vertraut war und von dem sie sich abgewandt hatte, um gläubige Kommunistin zu werden. In ihrer Malerei inszeniert sie ihr Leben nicht, sie versucht, es zu beherrschen. Es ist die strenge Selbststilisierung einer stolzen Frau, die den Bewunderern ihr Leid zwar vorführt, seine unauslotbaren Tiefen aber gnädig erspart. ANTJE TERRAHE

(Bis 23. 5. 1993. Geöffnet Mo. 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr. 10 bis 22 Uhr, Sa. u. So. 10 bis 19 Uhr. Katalog 39 DM.)

Bund reserviert Saisonarbeit für in Deutschland lebende Arbeitslose Obsternte ohne die Polen Auch Winzer sind besorgt

MAIN-TAUNUS-KREIS. Kriftels Obstbauern und die Winzer im Westen des Kreises sehen der Erntesaison diesmal mit flauem Gefühl im Magen entgegen: "Wie das funktionieren soll, was sich der Herr Blüm da ausgedacht hat, weiß ich wirklich nicht", kommentiert Obstbauer Bernhard Heil die erst drei Tage alte Verordnung aus dem Bundesarbeitsministerium: Angesichts steigender Arbeitslosenzahlen sollen für Saisonarbeiten künftig vorrangig in Deutschland lebende Erwerbslose beschäftigt werden. Dafür werden Arbeitserlaubnisse etwa für Erntehelfer aus Polen oder dem früheren Jugoslawien nur noch ausgestellt, wenn das Arbeitsamt innerhalb von vier bis sechs Wochen keine Kräfte vermitteln kann.

"Das hat doch schon in der Vergangenheit nie funktioniert, weil in Deutschland niemand von einem Einkommen von acht bis neun Mark die Stunde leben kann", meint Bernhard Heil. Außerdem arbeite dafür auch keiner, wenn er andererseits mehr Arbeitslosengeld bekomme. Auch von der Alternative, in dem Fall Asylsuchende zu beschäftigen, sind Heil und seine Krifteler Kollegen wenig überzeugt: "Die werden die Lust schnell verlieren, wenn ihnen für das wenige, hart Verdiente auch noch die Sozialhilfe gekürzt wird." Die Bauern sehen sich mit dem Rücken an der Wand: "Wenn uns die Leute dann während der Ernte von heute auf morgen weglaufen, können wir die Erdbeeren verfaulen lassen."

Die Flüchtlinge seien zudem nicht eingearbeitet, viele verstünden nur schlecht oder kein Deutsch, "und wir können es uns auch nicht leisten, nur mit Neulingen zu arbeiten, die anfangs vielleicht nur fünf Pfund am Tag pflücken", klagt Obstbauer Horst Henrich. Zumal die drückende Konkurrenz der Südländer auf dem europäischen Binnenmarkt Jahr für Jahr empfindliche Einnahmeverluste beschere. So sei der Erlös für Kriftels süße Früchte im vorigen Jahr gegenüber 1991 gleich um 30 Prozent gesunken.

Ebenso wie die Winzer in Flörsheim und Hochheim würden die Krifteler am liebsten wie gehabt mit Saisonarbeitern aus Polen und dem früheren Jugoslawien arbeiten. Haben sie mit ihnen doch "nur gute Erfahrungen" gemacht. Fast alle kennen "ihre Leute" seit langem: "Die kommen für zwei, drei Monate, sind gut eingearbeitet, und wir bringen sie privat unter", sagt Horst Henrich, der jedes Jahr fünf bis sechs Polen zur Erdbeerernte beschäftigt. Bernhard Heil sogar bis zu 25.

Arbeitsamtsleiter Arno Büdinger teilt die Bedenken der Obstbauern, doch ganz so schwarz sieht er die Lage nicht: "Wenn wir keine Leute vermitteln können und es mit Flüchtlingen nicht funktioniert, können die Bauern immer noch auf ausländische Saisonarbeiter zurückgreifen." Büdinger hofft auch, daß die Ausführungsbestimmungen zur Verordnung "nicht ganz so eng" ausfallen: "Wenn wir erst sechs Wochen suchen müssen, ist es zu spät, Leute vom Ausland zu holen."

Auch wenn es die Bauern und Winzer "hart" trifft, grundsätzlich sei die Verordnung, die für alle Berufssparten - auch für Baubranche, Handel und Handwerk - gilt, zu begrüßen, meinen Büdinger und sein "Vize" Helmut Kubesch: "Es ist paradox, wenn in Deutschland der Arbeitslosenanteil bei Ausländern in die Höhe schnellt und trotzdem noch Arbeiter aus dem Ausland geholt werden." Im übrigen gebe es noch die Möglichkeit, verstärkt Schüler und Studenten anzuheuern, falls von heute auf morgen Not am Mann oder an der Frau wäre. ana

Informationsreihe der Berufsberatung

HANAU. Unter dem etwas provozierenden Titel "Kenn' ich nicht, mach' ich nicht" hat in der Berufsberatung des Hanauer Arbeitsamtes eine Informationsreihe begonnen, in der Schülerinnen und Schülern aller Schularten die verschiedensten Berufe vorgestellt werden.

Am heutigen Donnerstag, 18. März, geht es ab 14.30 Uhr um Masseure und Bademeister, um 15 Uhr folgt der Krankengymnast. Erzieher und Beamte bei Polizei und Bundesgrenzschutz sind am Freitag, 19. März, an der Reihe. Ab Montag gibt es Wissenswertes über die Berufe Fremdsprachensekretär, Schornsteinfeger, Goldschmied, Schmucksteinfasser, Gärtner, Handelsfachpacker, Pharmazeutisch-technischer Assistent, Medizinisch- technischer Laborassistent, Kosmetiker und Schwimmeistergehilfe.

Weitere Informationen über das genaue Programm, Orte und Termine sind unter der Telefonnummer 0 61 81 / 672-776 erhältlich. az

Geld und Ehre für Forscher Stadt Bad Homburg vergibt wieder ihren Umweltschutzpreis

BAD HOMBURG. Sie kartierten das Eulenvorkommen in Bad Homburg, begrünten die Lichthöfe der Humboldtschule, kümmerten sich um Umweltmärchen und Fledermäuse. Jetzt gibt es dafür Geld und Ehre: Die Stadt verleiht am Dienstag, 23. März, ab 17 Uhr im Stadthaus ihren Umweltschutzpreis - stilgerecht bei Natur-Säften und Öko-Buffet.

Florian Schütz aus Bad Homburg und Andreas Kramer aus Oberursel, bereits Landessieger im Wettbewerb "Jugend forscht", können sich darauf besonders freuen: Ihre Arbeit "Kartierung der Eulenvorkommen im Stadtgebiet" schien der Jury unter allen eingereichten Arbeiten am preis-wertesten. Sie vergab dafür den mit 1500 Mark dotierten zweiten Preis - ein erster Preis wird in diesem Jahr nicht vergeben. Dafür gibt es noch einen weiteren zweiten Preisträger: die Umwelt-Arbeitsgemeinschaft der Humboldtschule mit ihrer Aktion zur Entsiegelung und Begrünung der Lichthöfe an der Schule.

Den dritten Preis (1000 Mark) erhält Pia Lorz aus Bad Homburg für ihre Arbeit "Lebensraum erhalten und gestalten - unser Garten ist Lebensraum für viele Tiere". Zudem wurden die Preise vier bis acht vergeben; sie sind jeweils mit 100 Mark dotiert und gehen an Kerstin Bohn, Adolf Cloos, Christine Schaijka und Nicole Immig aus Bad Homburg sowie Christof Schultz aus Oberursel.

Der Jury gehörten Vertreter der vier bisherigen Stadtparlaments-Fraktionen, Natur- und Umweltschutz-Leiter Günter Berg sowie Umweltdezernent Heinrich Gerhold (FDP) an. stk

Individuum und Gesellschaft Michael Gielen dirigiert Tschaikowskys "Pathetique"

FRANKFURT A. M. Was verbindet Peter Tschaikowskys 6. Sinfonie mit Alban Bergs Drei Orchesterstücken op. 6 und Maurice Ravels "La Valse"? Michael Gielen und das SWF-Sinfonieorchester präsentierten in der Alten Oper ein Programm mit dialektisch aufeinander bezogenen Musikstücken, die allesamt der Zeit um die Jahrhundertwende entstammen, aber ganz unterschiedlichen ästhetischen Konzepten folgen.

Eins haben sie gemeinsam: Walzer und Marsch erscheinen in ihnen als die dominierenden musikalischen Chiffren der Gesellschaft des Fin de siècle; sie stehen für Bewegungen, die das Individuum in die Masse hineinreißen; sie stehen für den Taumel des Amüsements auf dem Hintergrund zwischenstaatlicher Konkurrenz und Militarisierung, die Europa in den Abgrund des Ersten Weltkriegs stürzten. Ravel verzichtet in "La Valse" auf den Marsch, legt dafür aber das Programm - "Tanz auf dem Vulkan" - in aller Deutlichkeit offen.

Alban Bergs "Drei Orchesterstücke", die den zweiten Teil des Konzerts eröffneten, enden mit einem "Marsch", und auf das einleitende "Präludium" folgt ein "Reigen", der auf den Typus des Walzers zurückgreift. Freilich verweigert sich die Bergsche Musik der Faszination dieser Bewegungsformen und reduziert sie auf ein trockenes Gerippe, das überlagert wird von vielen kleinen expressionistisch aufgeladenen Einzelgesten. Die Partitur ist - wie immer bei Berg - bis aufs letzte ausgefeilt, das Orchester, in spätromantischer Riesenbesetzung, spielt mit sicht- und hörbarem Engagement. Doch es ist, als ob sich die Anstrengungen gegenseitig neutralisieren; trotz enormen Aufwands - bis zu einem Mahler nachempfundenen Hammerschlag im "Marsch" - bleibt man beim Hören seltsam unberührt. In der Konzentration auf den "Einzelwillen" von Tönen und Tonkombinationen als scheinbar objektivem Zwang verweigert sich der Schönberg- Kreis dem unmittelbaren Ausdrucksbedürfnis ebenso wie den dominierenden Zeitströmungen.

Nach derart unkörperlicher Musik erschien "La Valse" als berückend sinnliche "Entschädigung": Gielen und seine Musiker kosteten die geniale Partitur mit wienerischer Delikatesse aus und trafen die darin liegende nostalgische Faszination, ohne Ravels ironisch-klaren Blick zu verlieren.

Wie würde Gielen, den man als scharfsinnig analysierenden, eher asketischen Musiker kennt, mit Tschaikowskys "Pathetique" umgehen, die allzuleicht als diffus-schwelgerische Stimmungsmusik mit tragischen Untertönen verharmlost wird? Er arbeitet die Härten, Schroffheiten und Brechungen der Partitur deutlich heraus: aus kleinsten Bestandteilen (dem Motiv der fallenden Sekunde und einem chromatischen Lamento-Baß) entwickeln sich mühsam die sinfonischen Linien des Eingangssatzes, immer wieder erscheinen Streicherkantilenen gestört von beunruhigenden Interjektionen der Blechbläser.

Ganz anders der zweite Satz: Eleganter Walzer-Charakter suggeriert das Ambiente der gehobenen Gesellschaft; der stets durchgehaltene, raffiniert eingesetzte 5- Takt gibt der Musik etwas Distanziert- Beiläufiges, wie es sich ähnlich in der "Promenade" von Mussorgskys "Bildern einer Ausstellung" findet: Das lyrische Subjekt erliegt nicht dem rauschhaften Taumel, sondern bleibt gewissermaßen an der Tür zum Ballsaal stehen.

Der Marschstatus des dritten Satzes aber saugt jeden immanenten Widerstand auf. Gielen zeichnet Tschaikowskys Steigerungen zu brutaler Monumentalität mit erbarmungsloser Intensität nach: Ein wirkungsvolles Finale wäre dies, ähnlich dem der fünften Sinfonie und ähnlich denen, die die sowjetischen Machthaber später von ihren Komponisten im Zeichen des Sozialistischen Realismus einforderten! Modest Tschaikowsky, der Bruder des Komponisten, hat bei seinem Versuch, das innere Programm der Sinfonie zu benennen, hier vom "ruhmbekränzten Ende" des kompositorischen Lebenswegs gesprochen. Da muß man wohl zwischen den Zeilen lesen: Der Gipfel des äußeren Ruhms wäre dann gleichzeitig Ausdruck der äußersten Selbstentfremdung.

Gielen geht denn auch sofort über zum abschließenden "Adagio Lamentoso", als gelte es, das Dementi postwendend nachzuschicken. Es handelt sich, wie Sigrid Neef das formuliert hat, dabei um einen Satz, "in dem das Subjekt gegen die Konvention handelt und ja zu seinem Ich sagt, selbst um den Preis des Verlöschens". Alle Indizien, werkimmanente und biographische, weisen darauf hin: Die Sinfonie ist als Requiem zu verstehen. Gielen kaschiert das nicht und bringt eine entscheidende Klangnuance des Autographs deutlich heraus, die oft geglättet oder, da sie in der Erstausgabe fehlt, schlicht übersehen wird: Kurz vor Schluß verlischt die Musik mit dem scheppernden Klang gestopfter Hörner in tiefer Lage: im sinfonischen Kontext erscheint das als brutaler, fast obszöner Einbruch, auf den die Andeutung eines dunklen Bläserchorals folgt. Erst dann kommt der versöhnliche Streicher-Epilog des Andante Giusto.

Die Bezeichnung "Pathetische Sinfonie" ist durchaus zutreffend: Persönliches Leiden und Kämpfen des Komponisten sind ausgedrückt und erscheinen exemplarisch für menschliches Schicksal überhaupt. Doch Modest Tschaikowsky, auf den diese Bezeichnung zurückgeht, hatte sicher nicht von ungefähr seinem Bruder zunächst den Untertitel "Tragische Sinfonie" vorgeschlagen. "Tragisch" ist diese Sinfonie - und Gielens Interpretation macht nachdrücklich darauf aufmerksam - insofern, als in ihr tatsächlich ein im klassischen Sinn tragischer, nämlich unlösbarer Konflikt zugrundeliegt: der zwischen Individuum und Gesellschaft.

Ein entscheidender Aspekt in Tschaikowskys Leben wird von deutschen Programmheften und Konzertführern oft genug auch da schamhaft verschwiegen, wo er für das künstlerische Werk Bedeutung hat: Verzweifelt bemüht, seine homoerotischen Bedürfnisse zu bekämpfen und zu verbergen, erfuhr der Komponist die Kluft zwischen persönlicher Veranlagung und gesellschaftlicher Norm in zugespitzter Form - möglicherweise mit tödlichem Ausgang: Im angelsächsischen Sprachraum wird seit langem diskutiert, daß Tschaikowsky nicht versehentlich oder absichtlich an der Cholera starb, sondern einem Ehrengericht von Schulkameraden zum Opfer fiel, das ihn nötigte, sich selbst zu vergiften, um einen Skandal wegen seiner homosexuellen "Verfehlungen" abzuwenden, der ihn womöglich gesellschaftlich "erledigt" hätte. Trifft dies zu, und dafür gibt es immerhin gewichtige Indizien, so wäre sein Tod gewissermaßen die makabre Illustration des zuvor sinfonisch verschlüsselten Lebens-Dilemmas. ANDREAS HAUFF

Fernseher für kranke Kinder Telekom beglückwünschte den einmillionsten Kabel-Kunden

Der millionste Kabelfernseh-Kunde der Telekom in Hessen ist der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder" in Niederrad. Albert Albensöder, Präsident der Telekom-Direktion Frankfurt, beglückwünschte die Vorstandsvorsitzende der Selbsthilfeeinrichtung, Helga von Haselberg, zu dem "Jubiläum", das mit dem Geschenk eines 5000 Mark teuren Farbfernsehers verbunden ist. Zudem wird Telekom ein Jahr die Kosten des Kabelanschlusses zahlen.

Mit ähnlichen Geschenken wurden auch die beiden unter- und oberhalb der Million plazierten Kunden bedacht: Michael Einig aus Merenberg bei Gießen und Ewald Stöckl aus Offenbach.

Von den insgesamt 2,6 Millionen Haushalten in Hessen waren Ende 1992 über 1,5 Millionen mit Kabelanschlüssen ausgerüstet - aber erst eine Million nutzt diesen Anschluß; rund ein Drittel der angeschlossenen Haushalte verzichtet bisher noch auf das zusätzliche Programm- Angebot. In Frankfurt ist die Dichte größer. Wie Pressesprecher Harald Streit ergänzend mitteilte, sind hier von 333 265 Haushalten 82,8 Prozent mit Kabelanschluß im Haus oder in der Wohnung versorgt, 72,6 Prozent davon nutzen ihn mit angeschlossenem Fernsehgerät.

Wer als Mieter nicht angeschlossen werden und die rund 22,50 Mark Gebühren im Monat nicht zahlen will, bekommt einen "Verschluß" in die Anschlußbuchse. Mittlerweile gibt es allerdings zunehmend mehr Nachfragen nach dem Kabel, nicht zuletzt deshalb, weil samstags in der ARD die frühere 18-Uhr-Sportschau zugunsten privater Sender weggefallen und auf 19.30 Uhr verschoben wurde. Vielen Fußballanhängern ist das zu spät. In Zahlen ließ sich das allerdings nicht ausdrükken. Auch die Zahl derer, die sich "privat" (allerdings muß die Genehmigung des Vermieters in jedem Fall eingeholt werden) ihre "Schüssel" aufs Dach oder den Balkon montieren ließen, ist nicht bekannt, da Fachfirmen die Installation zu unterschiedlichen Preisen besorgen.

Nicht bekannt ist auch die Zahl der "Schwarzseher", die teilweise die Kabel- Anschlußplomben geknackt haben und so partizipieren, ohne zu zahlen. Das kann allerdings teuer weren: Auch Telekom macht Kontrollen und hat technische Möglichkeiten, solche Anschlüsse herauszufinden, sagte Streit. -vau

Kurs beginnt am 5. Mai: Porzellanpuppe basteln

KARBEN. Das Herstellen einer Porzellanpuppe von 40 Zentimeter Größe bietet die Evangelische Familienbildungsstätte in einem Kursus an, der am Montag, 3. Mai, um 19 Uhr beginnt und vier mal drei Stunden dauert. Zuvor ist ein Informationsabend am Montag, 5. April, um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Groß-Karben vorgesehen.

Es soll eine Puppe geschaffen werden, die aus einem Porzellanrohling besteht und bemalt wird. Es werden auch Kleider genäht. Anmeldungen bei der Familienbildungsstätte Friedberg unter Tel. 06031/91976, montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Der Bus kam einfach nicht FVV: Subunternehmer hat mehrfach Pflicht nicht erfüllt

RÖDERMARK. "Ich bin durchaus leidensfähig", sagt FR-Leser Gerd Jobst aus dem Rödermärker Stadtteil Urberach wörtlich, "aber wenn innerhalb von fünf Wochen der Bus dreimal ausbleibt, dann reicht es mir." Das versteht jeder, der morgens um 5.56 Uhr an der Haltestelle steht und auf das öffentliche Verkehrsmittel wartet, also mindestens schon eine knappe Stunde früher aus den Federn muß.

Von Leidensgenossen will Jobst erfahren haben, daß er gar nicht alle Ausfälle des Busses mitbekommen hat.

"Stimmt", sagt Birger Tiemann, Sprecher des Frankfurter Verkehrsverbundes (FVV), in dessen Auftrag wiederum die Verkehrsgesellschaft Untermain Privatunternehmen verpflichtet, die Strecke 963 von Ober-Roden nach Frankfurt-Süd zu bedienen. Das Problem sei bekannt und erkannt, der Subunternehmer habe wiederholt nicht vertragsgemäß seine Pflicht erfüllt und sei deshalb schon abgemahnt worden.

Ähnliches Ungemach beklagen auch Fahrgäste, die um 18.41 Uhr am Bahnhof Obertshausen wiederholt vergeblich auf den "950er" nach Ober-Roden gewartet haben.

"Wir haben so viele Privatunternehmer, wir wissen gar nicht, wer bei dieser Tour dran wäre", müssen sie sich vom Bahnhofspersonal vertrösten lassen.

Es könne zu Engpässen kommen, wenn sich früh morgens ein Fahrer unvorhergesehen krank melde, bittet FVV-Sprecher Birger Tiemann um Verständnis. In der Regel aber hätten die Vertragspartner auch personelle Reserven, um eine plötzliche Vakanz auszugleichen. "So geht's jedenfalls nicht", fand auch der FVV-Mann und will sich um den "Fall 950" unverzüglich kümmern. ttt

Katholische Jugend verteidigt Juso-Satire

Die Katholische Jugend in Frankfurt hält die Juso-Satire "Katholikenproblem lösen" für eine "originelle Möglichkeit, auf die Methoden des Rassismus und auf die Probleme von Randgruppen aufmerksam zu machen". Dadurch, daß "eine gesellschaftlich etablierte und geachtete Gruppe wie die Katholiken" Gegenstand der Satire sei, werde die in vielen Teilen unsinnige und niveaulose Asyldiskussion entlarvt, heißt es in einer Erklärung der Katholischen Jugend Frankfurt.

Entsetzt zeigten sich die Jung-Katholiken über die intolerante Reaktion auf die Juso-Satire. Angebracht sei dagegen mehr Humor in der Kirche. luf

Briefe an die Redaktion

Zu dem Artikel "Kam ein Vogel geflogen..." über die Tierhaltung in der Stadtbücherei Hanau in der FR vom 17. März schrieb eine Leserin:

"Kein Wort darüber, daß in einem Käfig von 60x30x40 cm 5 Vögel eingepfercht wurden (von denen man einige offensichtlich für das Foto entfernt hat).

Keine kritische Anmerkung, daß Geschlechtertrennung und Fütterung von Antitriebmitteln (statt gemeinsamer Volierenhaltung und Austausch der Eier gegen Kunsteier) keineswegs artgerecht sind. Käfigvögel dürfen keine Frühlingsgefühle haben, keine natürlichen Verhaltensweisen ausleben wie Balz, Nestbau etc.?

Auch die Aussage, die 7 Vögel bekämen 2x wöchentlich Freiflug in der Teeküche (tierärztlich empfohlen für Käfigvögel wird mind. 1 Stunde pro Tag), ist verblüffend. Mir hatten die Büchereiangestellten gesagt, Freiflug sei nicht mehr möglich, da sie nun zu viele Vögel hätten.

Wir leben in einer Zeit der Legebatterien. Ordnungsgemäß. Also haben auch Kanarien nicht mehr zu erwarten.

Die Damen der Bücherei wird es freuen zu erfahren, daß ich meine Lesekarte zurückgebe. Denn das Elend, das in der Stadtbibliothek angebliche Tierfreunde ordnungsgemäß der Öffentlichkeit vorführen, kann und mag ich mir nicht länger ansehen."

Christiane Haupt Maintal

Feuerwehr im Februar 33 Stunden im Einsatz

MAINTAL. Rund 33 Stunden waren 47 Löscher und Löscherinnen im Februar bei Einsätzen.

Diese Statistik über die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr legte jetzt die Stadt vor. Bei zehn Hilfeleistungseinsätzen sowie zehn Brandsicherheitsdiensten leisteten die Männer und Frauen rund 217 weitere Stunden.

Im Blickpunkt: Athleten-Kommission Offene Schere

Änderung des überlieferten Olympia- Programms? Nicht mit uns. Preisgelder für Olympia-Sieger? I wo. Wohnen außerhalb des olympischen Dorfes? Wo kämen wir da hin. Anrufung ordentlicher Gerichte durch Aktive? Abgelehnt.

Aus Atlanta, wo in diesen Tagen das Exekutiv-Komitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) tagt, dringen traditionalistische Töne. Doch es bestehen nicht etwa die Alten Herren der IOC-Tafelrunde auf der Verteidigung des status quo, nein, ausgerechnet die Athleten-Kommission des IOC stützt die Gruppe der Wertkonservativen innerhalb der olympischen Familie. In jener sitzen immerhin so verdiente Meister des Sports wie der Abfahrer Ken Read oder die Leichtathleten Sebastian Coe, Kipchoge Keino und Edwin Moses.

So wohltuend es ist, mal wieder davon zu träumen, wie es wäre, wenn denn im olympischen Wettkampf einfach nur die Jugend der Welt im Sonnenschein friedlich vereint ist, und Geld etwas ist, was diese Jugend weder hat und noch haben will, so sieht es doch im Hochleistungssport, sozusagen dem Penthouse des Sportgebäudes, etwas anders aus. Übrigens auch schon zu Zeiten eines Coe oder Moses, welche beiden dafür bekannt waren, daß sie sich ihre schnellen Läufe auch anständig entlohnen ließen.

Die Schere zwischen den wenigen hauptberuflichen Sportlern, die sechs- oder siebenstellige Einkommen pro Jahr versteuern, und den vielen, die noch Jahre später vom Erlebnis der Teilnahme erzählen, geht immer weiter auf.

Sinnfällig wird das Auseinanderdriften der Welten an einer so marginalen Frage wie der, ob denn alle Teilnehmer Olympischer Spiele im olympischen Dorf wohnen müssen. Für die allermeisten gehört der Aufenthalt dort zum schönsten Teil Olympias; sie blicken mit Herzklopfen verstohlen hinter flanierenden Stars hinterher oder stürzen sich gar, wie bei der Ankunft der US-Basketballer im olympischen Dorf von Barcelona geschehen, jugendlichen Autogrammjägern gleich auf die Lichtgestalten. Die wiederum suchen sich abzuschirmen vor Störungen und gehen ins Hotel, entscheidet sich im Wettkampf doch auch partiell ihre berufliche Zukunft. Im übrigen kann uferlose Zuneigung mächtig lästig sein. Und beileibe nicht nur als arrogant verschrieene Athleten wie Carl Lewis ziehen eine Privatunterkunft vor.

Auch von Funktionären und Journalisten übrigens, die alte Zeiten beschwören, ist nicht überliefert, daß sie für sich die Unterbringung im olympischen Schlafsaal gefordert hätten.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Der Zauber des durchsichtigen Materials Glas Künstler aus Thüringen zeigen in Offenbach Vasen, Schalen, Becher / Schon "ungewöhnlich viele Besucher"

OFFENBACH. "Das ist eine populäre Ausstellung", sagt Kulturamtsleiterin Lydia Gesenhus, "interessant für Sammler und alle Menschen, die gern schöne Dinge sehen." Gemeint ist die Schau "Glaskunst aus Lauscha", die noch bis zum 3. April in der Städtischen Galerie, Kaiserstraße 99, gezeigt wird. Sieben Künstler aus der thüringischen Glasmetropole stellen sich mit rund 120 Einzelstücken vor: zarten Vasen und kompakten Schalen, opalisierenden Bechern und modernen Glasfenstern, Gefäßen mit gegenständlichen und abstrakten Dekors.

Das irisierende und durchsichtige Material Glas übt seit Jahrtausenden einen besonderen Zauber auf den Menschen aus. Die Ambivalenz von Härte und Zerbrechlichkeit fasziniert ebenso wie die Farben, in denen das Gemisch aus Kieselerde, Alkali und Kalkstein nach dem Schmelzprozeß schimmert.

Die Kunst der Glasherstellung geht bis ins zweite Jahrtausend vor Christi zurück, als in Mesopotamien getöpferte Gefäße mit einem glasartigen Überzug geschützt wurden. Die frühesten Glasgefäße stammen aus ägyptischen Gräbern - geblasen wird Glas erst seit rund 2000 Jahren.

In Lauscha, in einem engen Tal des südlichen Thüringer Waldes, entwickelte sich die Glasmacherei in den vergangenen 400 Jahren, nachdem Herzog Casimir von Sachsen-Coburg-Gotha als Landesherr zwei Meistern die Konzession zum Bau einer Glashütte erteilt hatte. Unter den geschickten Händen der Thüringer entstanden seitdem silbrig-glänzende Perlen - die von echten kaum zu unterscheiden waren -, künstliche Augen und Christbaumschmuck.

In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich auf dieser Tradition eine Gruppe von Künstlern, die ihr Handwerk perfekt beherrschen und es zugleich weiter entwickeln. Familien wie die Prechts (mit Vater Volkhard, Sohn Ulrich und der Schwiegertochter Susanne), Meister wie Hubert Koch, Albrecht Greiner-Mai, Rudi Böhm-Dores und Hartmut Bechmann hatten sich zu Zeiten der ehemaligen DDR Rang und Namen als freischaffende Künstler erworben.

Ihre Arbeiten wurden inzwischen in 215 nationalen und 65 internationalen Glas-Ausstellungen gezeigt. In rund 30 Museen rund um die Welt repräsentieren ihre Objekte Kunst und Handwerk ihrer thüringischen Heimat.

Wie kompliziert und zeitaufwendig die Herstellung der zerbrechlichen Schönheit ist, demonstrierte während der Ausstellung Albrecht Greiner-Mai. Der 61jährige, der als Lauschaer Institution gilt, führte vor, wie er Glas "vor der Lampe" bläst: Gläserne Rohre und Stäbe werden in heißen Gasflammen weiterverarbeitet, durch Blasen, Drehen und Ziehen entsteht sogenanntes Fadenglas.

Albrecht Greiner-Mai gilt als Meister seines Faches. Dennoch ist die Technik so kompliziert, daß der Künstler für ein nur 30 Zentimeter hohes Glas mindestens acht Arbeitsstunden braucht. Aus diesem Aufwand erklären sich auch die Preise für die einmaligen Stücke.

Die Offenbacher Kulturamtsleiterin Gesenhus sieht in der Glas-Ausstellung aus Lauscha für Offenbach auch eine Möglichkeit, Kontakte mit dem neuen Bundesland Thüringen zu knüpfen. Sie selbst zeigte sich bei einem dreitägigen Informationsbesuch in der 4000-Einwohner-Gemeinde überwältigt von der Gastfreundschaft der Künstlerkolonie.

Die Glasbläserstadt nutzt übrigens die Ausstellung in Offenbach, um Besucher/ innen zu werben. Als staatlich anerkannter Erholungsort wuchert Lauscha mit seinen Pfunden: mit Waldspaziergängen, dem Glasmuseum, mit Sport und jeder Menge Natur.

In der Städtischen Galerie haben sich seit der Eröffnung Anfang März bereits ungewöhnlich viele Besucher/innen die Ausstellung angeguckt. Schon beim Aufbau - so Lydia Gesenhus - "drückten sich die Leute neugierig die Nasen platt" an den Fensterscheiben des ehemaligen Ladengeschäftes an der Kaiserstraße.

HELGA FRANKE

Im Wortlaut Kutschen und Rost

Auf märchen-hafte Weise hat Uwe Schrank (VCD) die Idee des Car-Sharing (siehe Artikel links) umgesetzt. Die FR veröffentlicht das Märchen in Auszügen. Dabei stehen Frankenthal für Frankfurt, der Feuerdrache für S- und U-Bahn und Esel für Fahrrad.

Es war einmal ein Land, das war sehr reich, und man hatte viele Dinge zu erledigen. Und da die meisten Einwohner viele Taler verdienten, kauften sie sich eine Kutsche, damit sie beweglich wurden. Einige konnten sich eine Kutsche nicht leisten und mußten mit dem Esel reiten. Andere benutzten den Frankenthaler Feuerdrachen, welcher furchtbar schnaubte, aber die Leute für ein paar Taler zur Arbeit und zurück brachte. Wieder andere mußten gehen und hatten ständig durchgelaufene Sohlen.

Deshalb ärgerten die Kutschenbesitzer die Nichtkutschenbesitzer immer damit, daß sie eine Kutsche besaßen. Der Kutschenhersteller wurden immer mehr, weil so eine Kutsche 40 000 Taler kostete und man damit viel Geld verdienen konnte. Bald hatten die meisten Menschen eine Kutsche und wußten nicht mehr, wohin damit, weil die Abstellplätze immer rarer wurden. Auch hatten die Kutschen einen Nachteil - sie waren aus Stahl, und der Fluch eines bösen Zauberers ließ sie rosten. Jedes Jahr verloren sie einen Zehnt ihres Wertes.

Doch die Nichtkutschenbesitzer waren auch nicht glücklich. Sie hatten ihre 40 000 Taler zwar in eine Zaubertruhe getan, welche jedes Jahr die Taler um fünf Hundertstel vermehrte. Doch sie hatten keine Kutsche und vermißten sie manchmal sehr.

Eines Tages hatte ein schlauer Nichtkutschenbesitzer eine gute Idee: Eigentlich brauche ich die Kutsche nur eine Stunde am Tag; den Rest der Zeit steht sie auf der Straße, und der Rostfraß vermindert meine Taler. Und der König wußte bald nicht mehr, woher er das Geld für den Bau immer neuer Straßen nehmen sollte. Auch Gesetze nutzten nichts; es wurde immer lauter und stank immer mehr in den Straßen, und niemand wußte, wo er seine Kutsche lassen sollte. Also stellten die Besitzer sie überall ab, wo es ihnen sinnvoll erschien, und bald mußten die Polizisten Talerstrafen für ungebührliches Herumstehenlassen von Kutschen verhängen.

Doch eines Tages hörte der König von der Idee des Nichtkutschenbesitzer. Dieser sagte sich, ich teile mir eine Kutsche mit neun anderen. Jeder zahlt ein Zehnt vom Preis einer Kutsche, das waren 4000 Taler, und kann die Kutsche immer dann nutzen, wenn er sie braucht. Muß ich mal wohin, wo ich meine Kutsche nicht lassen kann, dann reite ich mit dem Esel. Nach Frankenthal auf die Arbeit bringt mich der Feuerdrache. Und wo ich ganz nah wohne, gehe ich zu Fuß.

Der König fand das eine tolle Idee und stellte dem Nichtkutschenbesitzer für jede Teilzeitkutsche einen Parkplatz zur Verfügung. Das ganze nannte man Car-Sharing. Dieses Wort kam aus dem Land der Angelsachsen. Car war eine Abkürzung und hieß Corrossions-Auto-Reduzierung, und Sharing hieß soviel wie teilen. Das ganze bedeutete, daß man sich die Reduzierung des Talerwertes einer Kusche durch Rostfraß teilte, obwohl man die Vorteile einer Kutsche ja vollständig nutzen konnte.

Erst taten sich nur zehn Nichtkutschenbesitzer zusammen. Jeder verlor im ersten Jahr ein Zehnt des Talerwertes. Das waren 400 Taler. Da man aber die restlichen 36 000 Taler in die Zaubertruhe steckte, bekam ein jeder von Ihnen 1800 Taler im Jahr. Das ganze nannten sie Zinsen. Also behielten sie alle 1400 Taler übrig, für die sie sich schöne Dinge kaufen konnten.

Immer mehr Einwohner wollten Mitinhaber einer Teilzeitkutsche werden. Bald waren es 100, und aus den 100 wurden 1000, und endlich wurden die Straßen leerer. Die Kutschenfahrer fanden wieder Plätze, wo sie ihre Kutschen lassen konnten; es wurde leiser in den Straßen, und der Gestank nahm ab. Natürlich brauchten sie manchmal einen Esel, und daher wurden immer mehr Menschen in der Eselindustrie beschäftigt. Auch der Frankenthaler Feuerdrache erfeute sich immer größerer Beliebtheit, und es wurde der Talerpreis gesenkt. Und da sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.

CHRISTOPH KULENKAMPFF (SPD), Staatssekretär im Wiesbadener Innenministerium, hat es begrüßt, daß sich die hessische Polizei in speziellen Seminaren mit dem Rechtsextremismus auseinandersetzt. "Es geht dabei nicht um politische Indoktrination, sondern darum, die Ursachen des Rechtsextremismus zu analysieren und die Widersprüche dieser Ideologie zu unserer demokratischen Werteordnung aufzudekken", sagte Kulenkampff auf einer Tagung der Hessischen Polizeischule in Wiesbaden.

Spenden an Vogelschützer bald steuerlich absetzbar

HIRZENHAIN. Die Natur- und Vogelschutzgruppe Merkenfritz soll als Verein amtlich eingetragen werden, beschlossen die Mitglieder in einer Versammlung. Beim Finanzamt werde die Gruppe auch die Gemeinnützigkeit beantragen, damit Spenden an den Verein steuerlich absetzbar sind.

Gemeinsam mit der Hirzenhainer Naturschutzgruppe bieten die Merkenfritzer der Bevölkerung kostengünstig Kletterpflanzen an: Efeu, Knöterich, wilder Wein, Clematis und andere Sorten. Kontaktadressen für Interessenten sind Ekkart Luft in Merkenfritz (Tel. 0 60 45 / 23 14) und Günter Ruth in Hirzenhain (Tel. 0 60 45 / 10 19).

Die beiden Vorsitzenden geben auch Tips über die richtige Pflege der Kletterpflanzen. nes

Im Wohnungsamt wird's besser Computeranlage soll auch Leerstand vermeiden helfen

In ihrem Hochhaus an der Adickesallee freuen sich die Mitarbeiter des städtischen Amtes für Wohnungswesen auf den Mai. Nicht, weil dann die Sonne scheint und alles grünt und blüht - nein, in diesem Monat soll endlich die elektronische Datenverarbeitung in der Behörde funktionieren.

EDV im Wohnungsamt: Das ist eine (fast) unendliche Geschichte. Vor zwei Jahren schon stellten Experten die ersten Bildschirmgeräte in den Amtsstuben auf. Der rot-grüne Magistrat hielt sich viel zugute auf die Modernisierung der Stadtverwaltung an dieser ganz entscheidenden Stelle. Aber während mittlerweile nach Schätzung mehr als 13 000 Frankfurter Haushalte als wohnungssuchend registriert sind und sich an Sprech-Vormittagen 450 Menschen hoffnungsvoll vor dem Anmeldeschalter drängen, herrscht in der Behörde noch immer Handarbeit.

Trotz diverser "Probeläufe" gelang es bisher nicht, den Datenbestand so auf EDV zu übertragen, daß die Beschäftigten auch damit arbeiten können. Also sitzen die Sachbearbeiter in ihren vollgestopften Zimmern, ratsuchende Menschen vor dem Schreibtisch - und große Hängeregistraturen im Rücken. Dicht an dicht drängen sich dort zwischen Pappdeckeln unzählige Bewerberakten - wie in den 60er Jahren auch schon. Und es gilt, mühsam aus den Papierbündeln herauszuangeln, was der Computer in Sekunden auf den Bildschirm werfen würde. Aber das ist längst nicht alles. Heute hat Behördenchef Klaus Miehrig noch keinen Überblick über Verlauf und Ergebnis des Jahres 1992 im Wohnungsamt. Weder kann er präzise sagen, wie viele Wohnungssuchende am 31. Dezember registriert waren, noch weiß er, wie viele Wohnungen in den zwölf Monaten zuvor vermittelt werden konnten.

Vieles andere mehr ist ungewiß. Denn an der Vermittlungsstatistik 1992 wird noch gearbeitet - selbstverständlich per Hand. Was Wunder, daß freiwerdende Sozialwohnungen drei Monate und länger leerstehen, weil die Vermittlung nicht nachkommt. All das aber ändert sich Anfang Mai - so die Terminplanung.

Und noch eine wichtige Entscheidung fällt in diesen Frühlingstagen: Da geht es um die Frage, wie sichergestellt wird, daß die städtischen Wohnungsgesellschaften freiwerdende Unterkünfte auch tatsächlich an das Wohnungsamt zur Vermittlung melden - und nicht unterderhand an erwünschte und "Beziehungs-Mieter" vergeben. Etliche hundert Wohnungen im Jahr, so schätzen Fachleute, entzogen die Unternehmen so bisher der städtischen Vermittlung.

Von dem Treffen Ende April mit den Vorstandsvertretern erhofft sich Sozialdezernent Martin Berg (SPD) den Durchbruch - eine erste Zusammenkunft war noch freundlich, aber gleichwohl unverbindlich zu Ende gegangen. jg

Planung des "Vilbus" nicht ohne die Bürger

BAD VILBEL. Für die Planung des Stadtbusses "Vilbus" bittet der Magistrat alle Bürger/-innen von Bad Vilbel, ihre Anregungen und Wünsche schriftlich an die Straßenverkehrsbehörde, Parkstraße 15 in Bad Vilbel, mitzuteilen. Außerdem steht das Bürgertelefon: Tel. 60 23 00 zur Verfügung.

Wie Zweiter Stadtrat Jörg Frank erläutert, liegt der Verwaltung vor allem daran, Vorschläge oder Änderungswünsche zum Routenverlauf, zu den Haltestellen oder zur Fahrplangestaltung zu erhalten. Auch andere Meinungsäußerungen zur Einrichtung einer ständigen Stadtbuslinie sind willkommen. Alle Anregungen werden gesammelt und an den Verkehrsplaner weitergeleitet.

Wie in der FR berichtet, verlief der Probebetrieb des Vilbus Ende Februar sehr erfolgreich. Wie angekündigt will der Magistrat dem Stadtparlament vorschlagen, die innerstädtische Buslinie zu einer ständigen Einrichtung werden zu lassen. de

Rechtslage

Denn wie man sich bettet, so liegt man, läßt der Dichter singen. Dann müßte man auch da, wo der Name steht, zur letzten Ruhe gebettet werden: Unter dem Grabstein, den der Name eines Verblichenen ziert, befinden sich dessen sterblichen Überreste. Was aber tun, wenn der Steinmetz auf der falschen Seite meißelt? Auf der Letzten Seite dieses geschätzen Blattes, die sich gern und pietätvoll mit letzten Dingen beschäftigt, steht heute zu lesen, daß eine trauernde Hinterbliebene sich den Namenszug überm falschen, dem leeren Grab, nicht gefallen ließ und dagegen prozessierte, auf Wertminderung.

Bei dieser Gelegenheit stellte sich eine Marler kulturhistorische respektive grablegerische Eigenart heraus: Dort darf von der traditionellen Rechts-Bestattung von Ehemännern abgewichen werden, was womöglich zu der falschen Namensplazierung beitrug. Der Sarg war nämlich auf der linken Seite beigesetzt, der Namen jedoch auf der rechten der Doppelgruft eingemeißelt worden. Nun komme der Bestattungslaie nicht mit dem altklugen Hinweis, daß leichter ein Behältnis die Seite tauschen könne als ein Schriftzug. Die Witwe wird sich etwas dabei gedacht haben, als sie den Mann - vielleich sogar auf dessen ausdrücklichen letzten Wunsch - sich zur Linken vorab plazierte. Vielleicht hört sie auf dem rechten Ohr besser als auf dem linken. Oder genau umgekehrt. Egal.

Wer in Marl beerdigt wird, kann ohne Begründung auf der anderen Seite liegen, ohne sich eine falsche bzw. Nicht-Beschriftung gefallen lassen zu müssen. Die vor Gericht erstrittene zehnprozentige Honorarminderung geht also voll in Ordnung. Bloß: Was macht die Frau, wenn sie selbst auf ihrem letzten Gang angekommen ist? Frei sind ja nur noch, über's Kreuz, ein Grab und eine Platte. Der Schriftkünstler - sei's der irrende alte, sei's ein unbescholten neuer - kann den einmal gemachten Fehler nur wiederholen, jetzt eben andersrum. Wo der Gatte liegt, schreibt er die Gattin ein, und die wird da beerdigt, wo der schon steht. Sie kann sich ja nicht gut zu ihm legen, erstens ist friedhöfliches Beilager verboten, wohl auch in Marl, und zweitens wäre der eine Grabstein dann doppelt zu beschriften, der andere aber bliebe leer. Eine befremdliche Vorstellung.

Vielleicht aber haben die beiden eine so gute Ehe geführt, daß ihnen, zumal wenn's billiger kommt, egal ist, was oben steht; Hauptsache, sie sind, unten, bis über den Tod hinaus beieinander. Und unangefochten bleibt jedenfalls von alledem: die Rechtslage. HS

DDR-Politiker abgewählt "Akteure der politischen Wende heute unter ,ferner liefen&rquote;"

BERLIN, 17. März (dpa). Drei Jahre nach den ersten freien Parlamentswahlen in der DDR sind die meisten der damals gewählten 400 Volkskammerabgeordneten heute politisch unbedeutend. Nur wenigen von ihnen ist es gelungen, in Bund und Ländern herausragende Positionen zu besetzen. Das geht aus einer Analyse des Bad Godesberger Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) hervor, die der Deutschen Presseagentur am Mittwoch bekannt wurde.

"Die Akteure der politischen Wende in der DDR", heißt es in der Analyse, "spielen heute nur als Minderheit eine maßgebliche Rolle bei der Gestaltung der deutschen Einheit". Nach Auflösung der Volkskammer und nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 waren zunächst 144 ostdeutsche Abgeordnete in den Bundestag entsandt worden. Nur 67 kehrten nach der ersten gesamtdeutschen Wahl nach Bonn zurück. Gemessen an der Gesamtzahl der 662 Abgeordneten liegt ihr Anteil bei zehn Prozent.

In den Landtagen der fünf neuen Bundesländer machen die insgesamt 80 einstigen Volkskammerabgeordneten einen Anteil von 15 Prozent aus. Regierungsämter hatten nach der Wende in den ostdeutschen Ländern insgesamt 15 ehemalige Volkskammer-Parlamentarier übernommen, zwei von ihnen bekleideten das Amt eines Ministerpräsidenten. Im Oktober 1990 waren das 28 Prozent von insgesamt 53 Kabinettsposten. Die zwei Ministerpräsidenten sowie fünf weitere Kabinettsmitglieder traten inzwischen zurück, so daß heute nur noch acht - oder 15 Prozent - der Kabinettsmitglieder in den fünf neuen Ländern ehemalige Volkskammerabgeordnete sind.

Beim Europäischen Parlament in Straßburg haben 17 der Abgeordneten aus der Wendezeit der DDR heute einen Beobachterstatus. Ein weiterer leitet die Bundesbehörde zur Verwaltung der Stasi- Akten. Die restlichen 238 der früheren Volkskammerabgeordneten verfügen weder über Ämter noch Mandate.

Pflegearbeiten am Biotop

BAD VILBEL. Zu Pflegearbeiten am Biotop in den Wingerten lädt der Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege am Samstag, 20. März, um 9 Uhr in den Garten des Ersten Vorsitzen im Hainwinkel ein.

Der Verein veranstaltet die Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 24. März, um 20 Uhr im Vereinshaus der Kleingärtner. Auf der Tagesordnung stehen auch Vorstandswahlen. hm

"Alter Haß und neue Schläger" Aktion der Elektrizitäts-AG gegen Ausländerfeindlichkeit

DARMSTADT. "Mit unseren bescheidenen Mitteln wollen wir dazu beitragen, daß das Problem nicht in Vergessenheit gerät." "Wir", das ist die Hessische Elektrizitäts-AG (HEAG) in Darmstadt und ihr Vorstandmitglied Siegfried Bitter; das "Problem" ist die Ausländerfeindlichkeit. Der Beitrag der Gesellschaft: In der Nacht zum morgigen Freitag werden "sämtliche für die Werbung noch nicht genutzten Fahrzeuge" (zirka 120 Busse und Bahnen) der Verkehrs-GmbH mit "auffälligen" Aufklebern versehen, die die Aufschrift "Stoppt alten Haß und neue Schläger" tragen. Das am selben Tag erscheinende Kunden-Journal setzt sich in zwei Beiträgen ebenfalls mit dieser Thematik auseinander. Rund 20 000 Mark läßt sich die HEAG diese Aktion kosten. Doch nicht nur die Kunden sollen angesprochen werden, sondern auch die 1647 Bediensteten des Unternehmens. In einer Artikelserie, die zusammen mit dem Ausländerreferat der Stadt Darmstadt erarbeitet wurde, sollen in der hauseigenen Mitarbeiterzeitung "typische Vorwürfe gegen Ausländer analysiert und widerlegt werden". Die Serie, die mit dem Vorurteil "Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg" beginnt, ist vorläufig bis Ende 1995 geplant.

Während rund zehn Prozent der Arbeitnehmer der HEAG Ausländer (aus 16 Nationen) sind, kommt Darmstadt sogar auf eine Quote von 16 Prozent (Frankfurt 26 Prozent). Alle Angehörigen der Nationen wie beispielsweise Afghanistan, Jordanien, Kamerun, Senegal und Syrien "leben und arbeiten oder arbeiteten erfolgreich zusammen", resümiert Bittner.

Und warum wird die HEAG erst jetzt aktiv? Das Vorstandsmitglied: "Wir haben die unmittelbare Zeit nach Hoyerswerda absichtlich nicht für eine eigene Positionierung genutzt"; nach den schrecklichen Ereignissen komme es heute darauf an, das Thema gründlich aufzuarbeiten und im Gedächtnis zu behalten. Die Gefahr sei noch lange nicht gebannt. zg

Oberliga-IG Hessen erhält Unterstützung aus dem Norden DFB soll den Zeitplan ändern Regionalliga-Start erst 1995? / Sportliche und finanzielle Kritik

Die Interessengemeinschaft der Fußball-Oberliga Hessen erhält künftig Unterstützung in ihrer Argumentation gegen die Einführung der neuen Regionalligen mit Beginn der Saison 1994/95 unter den bisher bekannten Voraussetzungen. Bei einer Tagung der Oberliga Nord, an der 15 von 16 Klubs teilnahmen, wurde der DFB einstimmig aufgefordert, die Neueinteilung um ein Jahr zu verschieben. Dafür wurden sportliche und wirtschaftliche Gründe angeführt.

So soll die DFB-Regionalliga-Kommission, die sich zu ihrer abschließenden Sitzung Ende März trifft und einen Vorschlag zur Verabschiedung durch den DFB-Beirat am 29. Mai vorlegen will, erst einmal die definitiven finanziellen Voraussetzungen inclusive eines Vertragsabschlusses über zu erwartende TV-Honorare klären. Gleichzeitig streben die Nord-Vertreter einen außerordentlichen Bundestag in diesem Jahr an und lehnen es ab, drei Regionalligen mit je 18 Vereinen einzuführen, in der sie nach aktuellen Stand zusammen mit dem Nordosten bei je neun Teams aus beiden Gebieten eine gemeinsame Klasse bilden würden.

Der Norden plädiert für die Fünfer-Lösung, in der die bisherige Oberliga Nord ebenso wie die Oberliga Südwest unverändert bestehen bleiben könnte. Statt dieser ursprünglich auch im Südwesten favorisierten Regelung soll es laut Vorschlag des DFB-Spielausschusses und der Regionaliga-Kommission künftig drei Regionalligen geben: Die Gruppe Süd (je 6 Vereine aus Hessen, Bayern und Baden- Wüttemberg), die Gruppe West/Südwest (je 6 Vereine aus Südwest, Westfalen und Mittelrhein) und die Gruppe Nord/Nordost. Im Gegensatz zu diesem Dreier- Modell, das einen automatischen Aufstieg der Regionalliga-Meister vorsieht, müßten bei fünf Spielklassen die Zweitliga- Aufsteiger allerdings zum Teil durch Qualifikationsspiele am Saisonende ermittelt werden. -ger-/lhe

Karben: Konfirmanden jetzt anmelden

KARBEN. Die Anmeldung der neuen Konfirmanden bei der Evangelischen Kirchengemeinde Groß-Karben findet am Mittwoch, 24. März, von 17 bis 19 Uhr im Pfarrhaus statt. Betroffen sind Kinder des Jahrgangs 1979/80, die in der Regel das 7. Schuljahr besuchen. Es wird um Vorlage einer Taufbescheinigung gebeten, wenn die Kinder außerhalb getauft wurden. Es können Kinder ange- meldet werden, die nicht getauft wurden. hm

Gasteltern gesucht

KARBEN. Eine Liste mit den Namen von Jugendlichen aus der französischen Partnerstadt Ramonville, die vom 20. August bis 3. September Karbener Familien besuchen wollen, ist im Rathaus eingetroffen. Wie die Stadt mitteilt, ist ein Teil der Kinder bereits bei Karbener Familien zu Gast gewesen und wird dort auch wieder aufgenommen. Für einige Mädchen und Jungen, die zum erstenmal kommen, werden noch Gastgeberfamilien gesucht. Meldungen: im Kulturamt unter der Telefonnummer 06039/481-15. hm

Kinder-Theater in der Alten Mühle

BAD VILBEL. Das Kinder-Theater Cache-Cache gastiert am Dienstag, 23. März, um 15 Uhr in der Alten Mühle mit dem Stück: "Janski, der Affe". Das Stück ist geeignet für Kinder ab sechs Jahren. Eintritt fünf Mark. Kassenöffnung 14.30 Uhr.

Kino und Theater

im Rhein-Main-

Gebiet heute auf

den Seiten 32 - 34

Kontinuität bei den Vilbeler Schützen

BAD VILBEL. Auf ein erfolgreiches Schützenjahr blickte der Vorsitzende des SChützenvereins Bad Vilbel, Herbert Weidlich, in der mit 67 Mitgliedern gut besuchten Jahreshauptversammlung zurück. Der Kreisschützenball, der 1992 ausgerichtet worden war, habe nur positive Reaktionen gebracht. Alexander Pendzich wurde mit der silbernen Ehrennadel des Vereins ausgezeichnet und Henning Goebel wurde lobend hervorgehoben, weil er in der Bogendisziplin Hessenmeister geworden war.

Die Vorstandswahlen zeigten Kontinuität in der Vereinsführung. Weidlich ist ohnehin für zwei weitere Jahre zum Vorsitzenden gewählt. Ludwig Jusek wurde als Zweiter Vorsitzender, Ernst Kreiling als Kassierer und Dr. Hans Hermann Freese als Schriftführer im Amt bestätigt. Für Gerhard Döringer, der aus beruflichen Gründen das Amt aufgab, wurde Heinz Euler zum Pressewart gewählt. Aus denselben Gründen tritt Annett Schlereth die Nachfolge von Dagmar Lanz als Frauenwartin an. hm

Werdender Vater hatte 2,5 Promille im Blut

Installateur wegen fahrlässiger Tötung verurteilt

Es war fast wie in den einschlägigen Witzen von werdenden Vätern: Die Frau liegt in den Wehen, der Mann unter dem Tisch, weil er sich die lange Warterei mit drei bis fünf Schnäpschen verkürzen wollte. Zum Lachen gab es jetzt vor einem Frankfurter Schöffengericht dennoch nichts. Denn der werdende Vater verursachte mit 2,5 Promille Alkohol im Blut auf dem Heimweg vom Krankenhaus einen Unfall, bei dem eine 61 Jahre alte Frau starb. Wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs wurde der 28 Jahre alte Installateur zu einer Freiheitstrafe von einem Jahr mit Bewährung und einer Geldauflage von 2400 Mark verurteilt. Außerdem wurde sein Führerschein für anderthalb Jahre eingezogen.

Der Mann hatte am 4. Oktober vergangenen Jahres auf der Arbeit einen Anruf aus dem Krankenhaus erhalten, bei seiner Frau, die im sechsten Monat schwanger war, sei die Fruchtblase geplatzt, es drohe eine Frühgeburt, für das Kind Lebensgefahr. Gegen 15.30 Uhr sei er schließlich in der Klinik in Höchst angekommen, habe aber nicht zu seiner Frau gedurft, da sie untersucht worden sei, sagte er vor Gericht. Man habe ihn ständig vertröstet und wieder weggeschickt, bis die Ergebnisse vorlägen.

Wie der Angeklagte erzählte, sei er daraufhin zwischen der Cafeteria des Krankenhauses und der Station hin- und hergependelt und habe zwischendrin immer etwas getrunken: "einen kleinen Sekt, Bier und Cognac". Nachdem die Cafeteria geschlossen hatte, habe er dies in einem nahegelegenen Restaurant fortgesetzt. Gegen 18.30 Uhr habe er dann endlich seine Frau sprechen können und sich gegen 19 Uhr auf den Heimweg gemacht.

Kurz hinter Königstein auf der B 8 Richtung Glashütten geriet er in der sogenannten "Leimeister-Kurve" auf die Gegenfahrbahn und prallte frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Die 61 Jahre alte Fahrerin dieses Wagens verstarb zwei Wochen später an den Folgen des Unfalls. Die Frau, eine Freigängerin aus der Justizvollzugsanstalt, war gerade auf dem Weg zurück ins Gefängnis gewesen, als der Unfall passierte.

"Ich war mit den Gedanken einfach woanders gewesen, war unaufmerksam", erklärte der Angeklagte, wie es zu dem Abdriften auf die Gegenfahrbahn kommen konnte. Er habe zwar zuvor registriert, daß er zuviel getrunken hatte, doch sei dieser Gedanke wegen der anderen Anspannung völlig untergegangen, sagte er. Wie Zeugen berichteten, hatte er auch keine nennenswerten Ausfallerscheinungen gezeigt, was bei einem so hohen Promillegehalt eigentlich normal gewesen wäre. Der medizinische Gutachter führte dies denn auch auf eine "erhebliche Alkoholgewöhnung" des Angeklagten zurück.

Zugunsten des Angeklagten wertete das Gericht, daß es sich bei der Frau um "eine notorische Nichtgurtanlegerin" handelte. Zu seinen Lasten, daß er vor zwei Jahren schon einmal einen alkoholbedingten Unfall, allerdings ohne Beteiligte, gehabt hatte. sol

"Töchter zweier Welten" weinen viele Tränen Regisseurin Berrakkarasu diskutiert im Höchster Filmforum morgen mit den Zuschauern

HÖCHST. Einer jungen Frau werden Goldketten umgehängt. Verwandte helfen ihr und dem Bräutigam, das Brautgeld mit Stecknadeln an die Kleidung zu heften. Armreif für Armreif streift die Braut über ihre braunen Hände. Wie Peitschenhiebe treffen sie die gemurmelten Worte "von deiner Mutter, von deinem Vater, von . . .". Alle klatschen Beifall, die junge Frau weint. Ein türkisches Dorf bereitet die Hochzeit eines jungen Paares vor.

"Die Liebe gibt es nicht in der Türkei," sagt Seriban. "Liebende werden umgebracht." Wie die Braut in dem Dorf hat auch sie ihren Mann nicht geliebt. Seriban sitzt auf einer Couch in einem ziemlich deutsch eingerichteten Wohnzimmer und strickt. Gisela Tuchenhagen hält die Kamera auf Seriban. Serap Berrakkarasu, die Regisseurin, lenkt durch wenige Fragen das Gespräch. Berrakkarasu hat einen Dokumentarfilm gedreht, der sensibel und bewegend erzählt, wie "Töchter zweier Welten" ihr Leben gestalten. Ohne Kommentare, aber voller Gefühle zeigt er, wie stark Menschen unter dem Zusammenstoß zweier kultureller und moralischer Gefüge leiden, vielleicht daran zerbrechen.

Die Machart des Films ist einfach. Szenen, die in eindrucksvollen Bildern den Lebensstil in der Türkei vermitteln, wechseln mit den Erzählungen von Seriban, der Mutter, und Meral, ihrer 24jährigen Tochter.

Alte Frauen unterhalten sich auf der Straße. Nur ihre schrillen Stimmen durchdringen die Ruhe und Langsamkeit des Lebens in der Türkei. Die Frauen sind rund, bewegen sich langsam in ihren geblümten Pumphosen, den türkis- und lilafarbenen Wollpullovern. - Schnitt. - Auf einem Feld legt jemand eine Blechgießkanne in die Satteltaschen eines Esels. - Schnitt. - Dann erzählt Seriban, wie sie fünf Monate vor ihrem Mann und vier Jahre vor ihren Kindern nach Deutschland kam, um in der Fabrik zu arbeiten, von der Einsamkeit in der Fremde. Man spürt, wie die existentielle Heimatlosigkeit jedes Leben in ihr abtötete, sie als Tote weiterleben ließ. Ihre Sprache ist einfach (sie redet türkisch, die Untertitel sind deutsch). Und auch nach vielen Jahren in Deutschland tut es ihr weh, wenn sie sich an den Abend erinnert, an dem sie den Eltern ihren Entschluß offenbarte, nach Deutschland zu gehen.

Seriban weiß, daß ihre drei Kinder nicht mitkommen werden, wenn sie und ihr Mann in die Türkei zurückgehen. "Wie meine Mutter werden wir einsam und allein in der Heimat sterben", sagt sie. Denn ihre Söhne und Meral haben sich entschlossen, ein Leben nach deutschem Muster zu führen. Für Meral ist ihr heutiges Leben - sie ist Friseuse und hat einen deutschen Freund - das Ergebnis vieler schmerzhafter Erfahrungen. Mit 17 Jahren gab sie dem Druck der Eltern nach und heiratete. Es folgten all die Schrecken einer Ehe, die ohne Liebe vollzogen wird, in der die Frau nur Dienerin ist. Meral flüchtete in ein Frauenhaus. Lange Zeit hat es gedauert, bis sie sich mit ihrer Familie wieder versöhnen konnte. Ihre Tränen, wenn die alten Empfindungen sie wieder anrühren, machen ihre Zerrissenheit glaubwürdig. Eiskalt und voyeuristisch fixiert die Kamera ihr Gesicht. Für den Zuschauer ist der Augenblick beklemmend, hat er doch außer der weinenden Frau nichts, wo er hinschauen könnte.

"Töchter zweier Welten" ist kein autobiographischer Film. In langen Gesprächen hat die Regisseurin Serap Berrakkarasu das Vertrauen der beiden Frauen gewonnen und sie davon überzeugt, daß ihre Erfahrungen für andere eine Hilfe sind. "Ich wollte über diese Familie einen Film machen", schildert sie ihre Motivation, "es war kein Extremfall, die Eltern brachten ihr Kind nicht um, das Mädchen versank nicht im Elend. Besonders wichtig war mir auch, eine Mutter zu zeigen. Die Eltern, die einen solchen Druck ausüben, sind ja keine Ungeheuer. Sie sind geprägt von ihrer eigenen Erziehung."

"Töchter zweier Welten" läuft heute, Donnerstag, um 18.30 Uhr, und am Freitag, 19. März, um 20.30 Uhr im Höchster Filmforum in der Emmerich-Josef-Straße 46 a. Am Freitag wird Serap Berrakkarasu anwesend sein. Im Anschluß an die Vorführung will sie mit Zuschauern diskutieren.

ege

FR: Ihr Kreisverband hat sich in einer Wahlkampfbroschüre auf Martin Luther berufen . . .

Sauer: . . . das Zitat . . .

FR: . . . über das "verachtete und verkaufte Deutschland". In welcher Tradition sehen Sie sich da?

Sauer: Ich weiß es nicht. Die haben den Spruch da reingenommen. Vielleicht in Beziehung auf deutsch, auf deutsche Kultur. Ich sage Ihnen gleich: Ich bin kein großer Kulturkenner, kein Literat . . .

FR: Was ist für Sie deutsche Kultur?

Sauer: Deutsche Kultur ist: meine Eltern, meine Großeltern, meine Kinder, das ist Frankfurt. Mein Wohnort Oberrad. Deutsche Dichter, deutsche Musiker, deutsche Historiker . . .

FR: Meint das auch eine Rangfolge? Deutsch ist besser als . . .

Sauer: Ach wo. Das gibt es in jedem Land, in jeder Kultur. Wir sind nicht die einzigen.

FR: Sie haben vor der Wahl eine Menge Versprechen gemacht. Daß Sie Frankfurt "kurieren" wollen, unter anderem.

Sauer: Das stand nicht drin.

FR: Doch. In einem Spendenaufruf für Ihre Partei.

Sauer: "Kurieren Sie Frankfurt mit dem Stimmzettel?" Ja, das kann möglich sein.

FR: Das meine ich. Was verstehen Sie darunter?

Sauer: Etwas verändern. Man sagt ja "Krankheit auskurieren".

FR: Was wollen Sie denn verändern und kurieren? Was wird die erste Forderung Ihrer Partei bei der Eröffnung des Stadtparlamentes am 1. April sein?

Sauer: Wir werden uns erst einmal schön hinsetzen, wir werden mal zuhören. Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen . . . daß wir gleich alles verändern, daß wir gleich alle abwählen wollen.

FR: Das können Sie auch nicht.

Sauer: Wir sind Anfänger, das haben wir nie bestritten. Wir müssen erst einmal die Spielregeln kennenlernen. In der zweiten oder dritten Sitzung werden wir auch mal einen Antrag stellen.

FR: Sie haben den Wählern Aussagen gemacht, da müssen Sie doch konkrete kommunalpolitische . . .

Sauer: . . . die werden wir einbringen. Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten . . .

FR: . . . soll abgeschafft werden.

Sauer: Unserer Meinung nach. Ob es abgeschafft wird . . ? Von Herrn Cohn- Bendit halte ich sehr viel als Politiker. Der Mann ist zu schade für das Amt, der könnte jede andere Position . . .

FR: Das meinen Sie ironisch?

Sauer: Nein, das meine ich nicht ironisch. Ich bin im Grunde auch ein politischer Fan von Herrn Fischer, aber nur in seiner Präsentation. Wenn Herr Fischer im Landtag spricht - das kann ich mir anhören. Nicht, daß wir uns politisch näherkommen wollen, das nicht. Der Herr Cohn-Bendit war der einzige, der mir nach der Wahl im Römer gratuliert hat.

FR: Er will, daß ein Viertel der Frankfurter wählen dürfen: die Ausländer. Sauer: Ich will keinen türkischen Bürgermeister. Wer wählt, bestimmt.

FR: Wer wählt, bestimmt, wer seine Interessen vertreten soll. Die Ausländer zahlen Steuern und Sozialabgaben wie die Deutschen auch. Warum sollen sie in den Kommunen nicht wählen dürfen?Sauer: Wenn einem Ausländer was nicht paßt, geht er weg. Das hat dann keine Konsequenzen. Da passiert ihm gar nichts. Er geht nach Italien und geht dem Wehrdienst aus dem Weg . . .

FR: Die meisten sind doch schon lange da, und viele bleiben hier.

Sauer: Da können sie ja Deutsche werden.

FR: Was sagt Ihre kroatische Schwiegertochter dazu?

Sauer: Was sie sagt? Die ist deutsch geworden.

FR: Sie müssen doch Vorstellung haben, wie ihr Programm realisiert werden könnte. Von welchen finanziellen Voraussetzungen bei der Stadt gehen Sie aus?

Sauer: Erst müssen wir Zahlen wissen. Da kommen wir ja nicht dran. Wir haben nicht nur gefordert und neue Sachen aufgestellt, wir haben die Abschaffung des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten gefordert, die Verringerung der Dezernate im Magistrat. Wenigstens zwei oder drei kann man einsparen und zusammenziehen . . .

FR: . . . und sie fordern den Abbau von 25 Prozent des städtischen Personals.

Sauer: Nicht von heute auf morgen.

FR: Aber in "wenigen Jahren".

Sauer: Vergleichbare Großstädte kommen mit weniger Personal aus.

FR: Wenn das durchgesetzt würde, müßte die Stadt ein paar tausend Mitarbeiter entlassen. Darunter viele, die Republikaner gewählt haben.

Sauer: Das kann man regeln mit der Altersgrenze und . . .

FR: Wissen Sie überhaupt, wie viele Beschäftigte jährlich auf diese Weise bei der Stadt ausscheiden?

Sauer: Nein. Das weiß ich nicht. Wir wollen niemand das Brot nehmen. Ob das nun 25 Prozent sind . . . Wir wären vielleicht auch mit zehn Prozent zufrieden.

FR: Sie wollen die Gewerbesteuer auf das Niveau des Umlandes bringen. Um wieviel müßte sie dann Ihrer Meinung nach in Frankfurt gesenkt werden?

Sauer: Ich meine so zehn Prozent weniger. Frankfurt hat eine hohe Gewerbesteuer. Ich habe das selber gemerkt. Ich meine, man sollte das etwas zurückfahren. Um eben auch den Anreiz für Investitionen zu schaffen.

FR: Was bedeutete das für die Stadt finanziell?

Sauer: Das haben wir noch nicht ausgerechnet. Da braucht man wieder Zahlen. Man muß ja von etwas ausgehen.

FR: So ist es.

Sauer: Wenn, sagen wir mal, Offenbach ein Gewerbesteueraufkommen hat von 105 Milliarden. Wenn Sie das um zehn Prozent erhöhen, haben Sie 115 Milliarden. Angenommen, Frankfurt hat ein Gewerbsteueraufkommen von 300 Milliarden . . .

FR: Frankfurt hat eine Gewerbesteuereinnahme von 1,5 Milliarden.

Sauer: Ich will das nur mal in den Raum stellen. Das sind alles Forderungen. Die haben wir gestellt. Die wollen wir auch einbringen im Stadtparlament. Sachlich. Ohne Polemik. Im Grunde sind das ja alles nur Vorschläge. Um eben zu sparen, um bei Kindergärten, Wohnungsbau mehr Geld zu haben.

FR: Die Stadt kann doch nicht sparen, wenn sie die Gewerbesteuer senkt? Da verliert sie doch die Einnahmen, das kostet sie doch im Gegenteil viel Geld.

Sauer: Ja, das kostet viel Geld. Aber dadurch, daß mehr Gewerbe hier reinkommt . . .

FR: Sie meinen, die Wirtschaft wird durch eine Senkung der Gewerbesteuer ganz rasch so angekurbelt . . .

Sauer: . . . daß, sagen wir mal, der Standort Frankfurt wieder interessant wird.

FR: Halten Sie das für realistisch?

Sauer: Realistisch. Was ist realistisch, wenn Sie etwas aufstellen?

FR: Sie fordern den Ausbau der Straßen und der Parkmöglichkeiten. Wo soll das sein?

Sauer: Ich beziehe das jetzt mal auf den Rückbau der Straßen. Wie es eben hier ist in Frankfurt. In meinem Stadtteil, in Oberrad, wird an einer Straße ein Jahr lang rumgebaut, wird der Verkehr angeblich durch Parkbuchten verlangsamt, werden Millionen investiert. Und es bringt im Grund nichts. Die Leute fahren wie früher. Selbst die Anlieger fahren schnell durch.

FR: Welches verkehrspolitische Konzept haben Sie für die gesamte Stadt Frankfurt?

Sauer: Sagen wir mal: Neubau der Straßen ist fast nicht möglich. Man kann sie auch nicht breiter machen. Man muß die Verkehrsführung so einfach wie möglich machen. Die Verkehrsberuhigung: in der Zeil super. Aber schon im Oeder Weg leiden die Geschäftsleute und kleinen Gewerbetreibenden darunter.

FR: Sie fordern mehr städtisches Sicherheitspersonal. Auch das kostet Geld. Alles, was Sie den Wählern angeboten haben, kostet viel Geld.

Sauer: Das gebe ich zu.

FR: Eine Wunschliste, von der sie nicht wissen, wie man sie erfüllen kann.

Sauer: Wir müssen erst einmal wissen, wie die Stadt verschuldet ist. Als Partei, die nicht im Römer ist, hat man keinen Zugang zu sowas.

FR: Es steht ständig in der FR: Mit über acht Milliarden Mark ist die Stadt verschuldet. Das ist kein Geheimnis. Sie wollen auch die Frankfurter "Subkultur" nicht mehr fördern lassen. Was verstehen Sie darunter?

Sauer: Sagen wir mal . . . die ausufernde moderne Kunst.

FR: Das klingt wie "entartet". Nennen Sie mal ein Beispiel.

Sauer: In Kassel die Brücke.

FR: Die steht in Kassel auf dem Königsplatz. Und in Frankfurt?

Sauer: Das Museumsufer. Da sind etliche . . .

FR: Wollen Sie auch ein Museum dichtmachen, wie Lutz Sikorski, der Geschäftsführer der Römer-Grünen?

Sauer: Privatisieren. Was ankommt, trägt sich, was nicht ankommt, . . .

FR: . . . soll dem Markt überlassen bleiben? Sauer: Kultur . . . Ich bin ein großer Kulturbanause, das gebe ich ganz zu. Da habe ich weiter keine große Ahnung. Das Opernhaus und das Schauspielhaus, die soll man nicht zumachen.

FR: . . . da wollen Sie auch das "deutsche Kulturerbe pflegen". Welche Stükke hätten Sie denn in der letzten Saison nicht gespielt?

Sauer: Wieder das. Mit Kultur haben Sie mich am Fell. Ich bin kein großer Opernfan und kein großer Operettenfan. Ich sage, man kann alle Stücke spielen. Nur man modernisiert Stücke eben so, daß man etwas anderes daraus macht, als es gedacht ist.

FR: Waren Sie in Frankfurt schon mal im Theater?

Sauer: Nein, war ich noch nicht.

FR: Wird Ihre Fraktion einen kulturpolitischen Sprecher haben?

Sauer: Ja, haben wir. Die Frau Waldhelm. Die grad das Gegenteil von mir ist. Wenn ich da was gegen die Kultur sage, kriege ich auf den Deckel. Die hat wirklich Ahnung, die Frau. Ich bin Kulturbanause. FR: Was ist denn Ihr politisches Spezialgebiet, für was werden Sie zuständig sein?

Sauer: Ich bin vor allen Dingen mal der Kreisvorsitzende. Ich werde in der Fraktion als Fraktionsassistent die Koordination für die Ortsbeiräte machen.

FR: Was gehört denn nicht zum "kulturellen deutschen Erbe"?

Sauer: Das, was Beuys gemacht hat. Das darf sein, aber es soll nicht gefördert werden. Es soll jeder seine Freiheit haben. Wir wollen ja nichts verbieten.

FR: Man soll diese Kunst machen dürfen, aber die Stadt soll sie nicht kaufen dürfen?

Sauer: Ja, wir wollen ja nur, daß nicht alles von der öffentlichen Hand verlangt kann werden. Auf deutsch gesagt.

FR: Ausländische Kinder sollen erst einmal ihre Deutschkenntnisse nachweisen, ehe sie eingeschult werden, sagt Ihre Partei. Sie selbst möchten, so steht es in einer Presseerklärung, auch weiterhin "beim Italiener" essen gehen. Der könnte ja der Vater eines solchen Kindes sein. Glauben Sie, er würde das verstehen? Würden Sie diese Regelung für deutsche Kinder im Ausland auch akzeptieren?

Sauer: Ja. Das ist überhaupt keine Diskriminierung. In einem Jahr kann man diesen Kindern Deutsch lernen.

FR: Wo?

Sauer: Man muß da von der Stadt eine Vorschule machen.

FR: Sie sind gar nicht ausländerfeindlich? Sauer: Da bestehe ich drauf. Nicht, weil meine Schwiegertochter eine Kroatin ist. Das hat damit nichts zu tun. Die hat noch nie von ihrem Schwiegervater ein böses Wort gehört. Mein ältester Sohn ist auch nicht meiner Meinung - politisch. Das ist ein linker Schwarzer. Er meint, er würde die Republikaner wählen, wenn alle so wären wie ich.

FR: Was glauben Sie denn, warum die Republikaner von den meisten Menschen als ausländerfeindliche, rechtsextremistische Partei eingeschätzt wird?

Sauer: Das ist der große Fehler der deutschen Politik. Um Versäumnisse zu kaschieren, schmeißt man alles in einen Topf und sagt, wir sind ausländerfeindlich. FR: Viele Äußerungen von Republikanern . . .

Sauer: Wir sind gegen Asylmißbrauch, gegen kriminelle Ausländer. Wir haben auch deutsche Kriminelle.

FR: Sie fordern kurzen Prozeß? Auch für die Eierdiebe?

Sauer: Wirklich nicht. Wir waren alle mal jung und haben alle mal was gemacht. Wenn einer jeden Tag hundertmal Eier klaut, dann muß er abgeschoben werden. Die Leute, die nicht belehrbar sind. Wenn man schon wieder diese Bandeneinwirkungen . . .

FR: Wie in der Griesheimer Ahornstraße? Sauer: Natürlich. Das habe ich heute morgen gelesen.

FR: Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Sauer: Mit schuld ist auch unsere Justiz. Wenn es eine Straße oder einen Stadtteil gibt, wo selbst die Polizei Angst hat reinzugehen. Das darf doch nicht geduldet werden.

FR: Da muß die Polizei rein und aufräumen? Sauer: Ja.

FR: Und wie macht die Polizei das?

Sauer: Daß diese Leute eben ins Gefängnis gehen.

FR: Aber fast alle Leute dort haben doch gar nichts getan. Ein Mensch ist erschossen worden, es gibt einen oder mehrere Mittäter . . .

Sauer: Warum hat dann die Polizei Angst, da reinzugehen? Das stelle ich jetzt mal in den Raum. Da müßte man ein Polizeirevier reinsetzen. Man müßte die kriminellen Elemente eben rausfischen. Aber das liegt an der Justiz, man muß ja heute schon sehr viel auf dem Kerbholz haben, bis man wirklich mal eingesperrt wird.

FR: Eine drastische Verschärfung der Gesetze?

Sauer: Also, das von Hause aus.

FR: Zur Jugendpolitik sagen die Republikaner nichts. Das ist doch eines der wichtigsten Themen, wie man sieht.

Sauer: Das werden wir nachreichen. Wir haben das in der Sozialpolitik ein bißchen angerissen. Wir werden jetzt öfter mal in Klausur gehen und uns mit Fachleuten unterhalten.

FR: Die "Arbeitsscheuen" sollen den Stadtwald und die Anlagen kehren.

Sauer: Arbeitsscheu darf man doch nicht sagen. Es gibt Sozialhilfeempfänger, die können nicht mehr arbeiten, und es gibt welche, die können. Wer den ganzen Tag Flaschenbier trinken kann, kann auch vier Stunden soziale Arbeit leisten. Das wäre gut für die Menschen. Sie kommen mal vier Stunden weg vom Alkohol, lernen wieder arbeiten und fühlen sich nicht so, daß sie was geschenkt bekommen.

FR: Welchen Einfluß nimmt der Bundesvorsitzende Schönhuber auf den Frankfurter Kreisverband. Welche Direktiven gibt er Ihnen?

Sauer: Wir haben uns von Hause aus gesagt: Wir nehmen alles.

FR: Finanziell?

Sauer: Ja, wir nehmen Geld und wir nehmen auch gute Vorschläge, aber wir lassen uns keinen nach Frankfurt setzen, der unseren Kommunalwahlkampf bestimmt.

FR: Aber sie stehen doch voll hinter den politischen Vorgaben von Schönhuber? Sauer: Ja. Daß wir in Frankfurt vielleicht manchmal eine andere Meinung haben, ist ganz normal.

FR: Fast alles, was in Ihren Wahlbroschüren stand: Jetzt müssen Sie einräumen, daß es Illusionen waren, daß Sie die Frankfurter Verhältnisse nicht kennen, daß Sie gar keine Vorstellungen haben, wie das bezahlt werden könnte. Was sagen Sie denn Ihren Wählern dazu?

Sauer: Die Voraussetzungen müssen erst mal geschaffen werden. Das kann man nur, wenn wir in der Verantwortung sind. Mit unseren zehn Mandaten können wir im Grund im Römer gar nichts bezwecken. Wir sind schon froh, wenn wir in der Stadtverordnetenversammlung an das Mikrophon gehen, daß die anderen nicht aus dem Saal gehen. Das ist die Sachlage. Sie wissen ja, wie das mit der NPD gegangen ist . . .

FR: . . . die von den anderen Parteien nicht zur Kenntnis genommen wurde.

Sauer: Mit der NPD habe ich nichts am Hut.

FR: Gibt es nicht eine Reihe von Querverbindungen zwischen NPD und Republikanern?

Sauer: Nein, nein. Vor einem halben Jahr haben wir durch die Rundschau erfahren, von einem Herrn Kreiling. Der hat sich auch von der NPD aufstellen lassen. Bevor wir ihn ausschließen konnten, hat er selbst seinen Austritt erklärt.

FR: CDU, SPD und Grüne lehnen es strikt ab, in irgendeiner Form mit Ihrer Fraktion zusammenzuarbeiten.

Sauer: Sie wissen doch: Wenn mit Ihnen keiner will, dann sitzen Sie da. Es ist ja schon die erste Form des Anstandes, daß die anderen sagen, wir gehen nicht raus, wenn die Republikaner reden.

FR: Die anderen Rathausparteien haben immerhin angekündigt, daß sie die "Nicht-zur-Kenntnis-nehmen-Taktik", die gegen die NPD angewendet wurde, Ihnen gegenüber nicht fortsetzen wollen. Sauer: Daß die uns nicht lieben, weiß ich. Aber man sollte hinter dem Politiker auch den Mensch sehen. Man sollte sehen: Das ist der Herr Sauer, der hat sich nichts zuschulden kommen lassen.

FR: In einigen kommunalpolitischen Feldern sind die Republikaner der CDU ganz nah. Die will auch Cohn-Bendits Amt und das Frauenreferat im Römer abschaffen. Werden Sie die alten CDU- Anträge jetzt aufgreifen und als die ihren einbringen?

Sauer: Ja.

FR: Und dann werden Sie mit Spannung abwarten, ob die CDU mit Ihnen stimmt?

Sauer: Ja. Aber wir werden kein Stimmvieh der CDU. Wenn die unsere Anträge ablehnen und eine Woche später machen sie es selbst . . . Wir sind nicht die Beiboote der CDU. Wir können genauso mit der SPD zusammenhalten. Wir wissen ja, wo unsere Wähler herkommen.Ein deutscher Mann Spohrs "Faust"-Oper in Bielefeld

BIELEFELD. Louis Spohrs 1816 in Prag unter der Leitung von Carl Maria von Weber uraufgeführte große dramatische Oper "Faust" auf ein Libretto von Josef Carl Bernard sei, so war auch im Umfeld der Bielefelder Neuinszenierung zu hören, die erste Musiktheaterfassung des Stoffes gewesen. Bereits 1791 jedoch war schon Ignaz Walters Vertonung herausgekommen, der die Musikgeschichte indes kein allzu langes Leben beschied. Da hielt sich die Spohr-Oper deutlich länger - zuletzt war sie 1931 in Braunschweig zu sehen gewesen, um dann, der Vorgängerin gleich, in der Versenkung zu verschwinden.

Angesichts der Aufführung der Städtischen Bühnen Bielefeld, angesichts aber auch des überaus schmalen Repertoires an deutschen Opern der Frühromantik, die tatsächlich noch gespielt werden, ist dieses Vergessen mehr als erstaunlich, kann wohl nur erklärt werden mit der bis in unsere Tage reichenden Geringschätzung, die Spohrs Musik entgegenschlägt. Nachdem die Gelegenheit genutzt wurde, den "Faust" kennenzulernen, darf man doch Zweifel anmelden an der These, das Gelungene werde sich zwangsläufig behaupten - in diesem Falle jedenfalls wäre es wohl ohne die archäologischen Bemühungen der Bielefelder vollends den Orkus hinuntergegangen.

Spohrs "Faust" geht nur streckenweise auf Goethes Tragödie zurück, nimmt statt dessen den Roman von Friedrich Maximilian Klinger als Vorlage; hier geht es nicht so sehr um den auf der Sinn- und Wahrheitssuche sein Seelenheil verpfändenden Wissenschaftler als vielmehr um den menschlich Angegriffenen, der Mephisto zu drei ,guten Taten' zu bewegen sucht, bevor auch ihn die höllische Verdammnis einholt. Goethes Gretchen findet sich im braven Bürgerstöchterchen Röschen wieder, das, nachdem Faust eine Nacht mit der adligen Kunigunde verbracht hat, sich das Leben nimmt.

Die Bielefelder Inszenierung von Matthias Oldag, dessen Weimarer "Boris Godunow" letzthin einiges Aufsehen erregte und der in Ostwestfalen bereits mit einer blitzsauberen "Mond"-Regie (Orff) auf sich hat aufmerksam machen können, begibt sich zu keinem Zeitpunkt auf die Ebene blanker Bebilderung. Oldag forscht nach den typisch deutschen Urgründen des typisch deutschen "Faust"- Phänomens, er setzt, freilich ideologisch bereinigt, Oswald Sprenglers Wort vom "Faust" als Portrait einer ganzen Kultur sinnfälligst um. Und so findet sich also der Titelheld in einem Einheitsraum, dessen Wände aus Türen bestehen, die vielen den Zugang ermöglichen, aber bei weitem nicht jeden, vor allem nicht jeden, der reibungslose Funktion verweigert, herauslassen. Bühnenbildner Heinz Balthes hat am Anfang diese Tür-Wände mit einer Folie verhängt, auf der in roten altdeutschen Lettern Heinrich Hoffmann von Fallerslebens fatal-mißverstandene Dichtung vom über alles gehobenen Deutschland zu lesen ist; diese Folie zerreißt, als Faust sich erfolgreich, aber ungefragt eingemischt hat in die Rettung des von dem finsteren Ritter Gulf entführten Edelfräuleins Kunigunde. Hier hat der Intellektuelle die Unschuld verloren, was mit seinem Bereich, mit seinem Terrain, mit seinem Land letztlich geschieht, das geht auf seine Kappe - er hilft den Flaschen, denen, die das Volk knuten werden, die mit dem Tritt ihrer Lederstiefel die Richtung der kommenden 1000 Jahre bestimmen wollen. Und es ist diese moralische Belastung, es ist die Verantwortung der, um nochmals Spengler zu bemühen, faustischen Natur, der er schließlich nicht standhalten kann: In seinem Bemühen um die gute Tat (erinnern wir uns an Szabos "Mephisto"-Film mit seinem ekelerregenden kriecherischen Schlußsatz Ich bin doch nur ein Schauspieler!) begünstigt Faust das millionenfache Menschenopfer des Krieges. Die Hölle, in die Oldag ihn verbannt, ist die Gewißheit der eigenen Schuld am massenhaften Tod Unschuldiger - vom Himmel herab senken sich weiße Grabkreuze, der Weg zu wirklicher Güte ist ihm nach diesem letzten aller denkbaren Verluste der Unschuld versperrt.

Faszinierend die Kraft der Bilder, in die der Regisseur die Handlung zuweilen bannt; zwar mögen beckmesserische Gemüter sich reiben an der Eindeutigkeit der Uniformen oder an optischen Details wie etwa jenem als Idee nicht gerade taufrischen Krankenhausbett, in dem Faust die Walpurgisnacht erlebt, doch bleibt davon die Tiefenwirkung gänzlich unberührt. - Nicht ganz zu ungetrübt ist der musikalische Eindruck der Aufführung. Eindeutig auf der Habenseite zu verbuchen ist zunächst der die immensen Schwierigkeiten der Partitur fein ausleuchtende Geoffrey Moull am Pult des Philharmonischen Orchesters der Stadt Bielefeld, der spielerische Lässigkeiten, wie sie in letzter Zeit gelegentlich zu hören waren, keinesfalls duldete. Faust ist mit Michael Vier, Mephisto mit einem überraschend stimmsicheren Eelco von Jordis mehr als zufriedenstellend besetzt; Glanzpunkte setzen indes Claudia Tahas mit traumhaft schönem, wenngleich noch sehr kleinem Sopran gesungenes Röschen und Cynthia Makris' Kunigunde, die die halsbrecherischen Koloraturen ihrer Arien mit stupender Technik und bravouröser Souveränität im Ausdruck meistert, ohne durch die extremen Lagen der Partie in Bedrängnis gebracht zu werden. Ihre (vorübergehende) Rückkehr an das Haus, dem sie vornehmlich ihre Karriere verdankt, geriet - wie übrigens die Oper insgesamt - zu einem bejubelten Ereignis. Vielleicht wagt sich angesichts des Bielefelder Erfolges ja auch einmal ein anderes Theater an das große Wagnis des Nachspielens; ein repertoirepolitisches Risiko ist Spohrs "Faust" jedenfalls nicht . . .

ANDREAS K. W. MEYER (Weitere Vorstellungen: 18. 3., 27. 3., 8. 4., 28. 4., 11. 5., 31. 5.)

VHS informiert über Spenden für Soziales

Wenn das Geld für soziale Belange knapp wird, besinnen sich viele Gruppen und Vereine auf den guten alten Mäzen. Wie die Spendenfonds der Sponsoren für beide Seiten nutzbringend anzuzapfen sind, vermittelt eine zweitägige Fortbildung der Frankfurter Volkshochschule ab Montag, 22. März. Das Seminar richtet sich besonders an pädagogische und soziale Fachkräfte sowie die Mitarbeiter von Trägern und Vereinen. Information unter 212-383 29. luf

HANAU.

Namen + Notizen

GERHARD LORENZ erntete bei der Jahreshauptversammlung des Blasorchesters Wachenbuchen 1960 viel Lob. Nach Meinung des Vorstands sei mit dem Dirigenten "der beste Mann verpflichtet worden, den man verpflichten konnte", schreibt der Verein in seinem Fazit.

Natur und Geometrie Bilder des Ägypters Farouk Shehata in Nied

Was stellt man sich unter moderner ägyptischer Kunst vor? Was entsteht in Alexandria und Kairo - Brennpunkten der arabischen Welt, wenn neuerdings die Kunststudentinnen dort wieder Schleier tragen müssen und ihnen das Aktzeichnen untersagt ist?

Farouk Shehata, geboren 1938 in Alexandria und Professor der Akademie dort, zeigt mit seinen Arbeiten ein Stück künstlerischen Selbstverständnisses aus Ägypten. Er hat Professoren- und Doktortitel erworben, ist Kulturattaché der Ägyptischen Botschaft in Wien. Der Wunsch zu repräsentieren, ist auch seiner Kunst immanent.

In den kleinen Radierungen ägyptischer Landschaftsskizzen und der präzisen Ausarbeitung der Motive in Aquarell aus den sechziger Jahren kommt akademische Lehre aus dem Europa des 19. Jahrhunderts zum Vorschein. Eine für hiesiges Kunstverständnis und Sehgewohnheiten verblüffend ungebrochene naturalistische Romantik spricht aus seinen feinziselierten, lichtstarken Wüsten- und Flußlandschaften. Der Impressionismus, Beginn der Modernen Malerei in Europa, war für Ägypten nahezu ohne Bedeutung. Die erste Jahrhunderthälfte blieb geprägt von europäischem Klassizismus, Idealismus und Jugendstil und deren Verbindungen mit Folklore, koptischen oder islamischen Kunstformen, bis mit der 1952 revolutionär erworbenen Selbständigkeit des Landes in neugegründeten Institutionen auch die abstrakte Kunst wichtig wurde.

In den siebziger Jahren - Farouk Shehata studiert Freie Graphik in Düsseldorf und Nürnberg - widmet er sich in einer technisch verfeinerten Siebdruckserie deutschen Landschaftsmotiven. Er porträtiert mit Fototechnik Bäume und taucht sie in wärmste Farben, wie sie wohl nur der orientalische Blick im diffusen mitteleuropäischen Licht noch sehen kann. Dreiecke, die schwebend die Landschaft überdecken, steigern die Anmutung ins Spirituelle und sind Ausdruck der gewollten Verbindung von naturalistischer und geometrisch-abstrakter Malweise. Auch in weitestgehender, sich absurder Unkenntlichkeit nähernder Reduktion wurde in einem anderen Landschaftsmotiv der Weg von der Landschaft zur Abstraktion gesucht: Das Blatt ist fast weiß geblieben.

In den achtziger Jahren beschreitet Farouk Shehata zwei neue Wege. Zunächst bei einer Serie von blaßfarbigen, quadratischen Siebdrucken, die mit Dreieck, Kreis und Quadrat experimentieren. Eine glückliche Lösung, sein romantisch-naturalistisches, der Farbe zugeneigtes Naturell mit der Forderung des Ungegenständlichen zu vereinen, bringt 1984/85 die Siebdruckserie "Mikrokosmos". Die in Farbenpracht blühenden Zufallsstrukturen sind in Wahrheit präzise wiedergegebene mikroskopische Aufnahmen.

Die jüngsten Arbeiten sind offenbar von dem Zwang zur Vorlage befreit. Es sind technisch brillante Farbradierungen mit gesteinsartig übereinandergelagerten Strukturen, die in Wien entstanden sind. Obgleich die Verwandtschaft zum "Mikrokosmos" noch wahrzunehmen ist, sind hier - auch durch das Medium Radierung - Farben und Formen sanfter geworden. So kann man wünschen, daß diese Bilder, die den Diplomaten Farouk Shehata ständig begleiten, auch im eigenen Lande Botschafter sein mögen.

Die Ausstellung im Atelier Nr. 695, Mainzer Landstraße 695, 6230 Frankfurt- Nied, endet am Sonntag, dem 4. April, bei einem musikalisch-kulinarischen Frühschoppen von 12 bis 15 Uhr. Öffnungszeiten nach Vereinbarung, Telefon 069 / 39 77 25. ANNE DRÄGER

IHK-Botschaft an die Parteien Wirtschaft verlangt klare Verhältnisse

WETTERAUKREIS. Die mittelhessischen Industrie- und Handelskammern (Friedberg, Dillenburg, Gießen, Limburg und Wetzlar) haben die demokratischen Parteien in den Kreis-, Stadt- und Gemeindeparlamenten aufgerufen, "zügig tragfähige Koalitonen zu bilden". Spätestens bei den konstituierenden Sitzungen der Kommunalparlamente hätten die Bürger und auch die Wirtschaft ein Recht darauf zu erfahren, auf welche gesicherten Mehrheitsverhältnisse und konkreten Sachinhalte sie sich in der kommenden Legislaturperiode einstellen können, meinen die fünf Kammern. Sie warnen vor einem "zu großen Entscheidungsvakuum" zwischen dem Wahltermin und der Neukonstituierung und sachlichen Formierung der parlamentarischen Arbeit, zumal die Stellungnahmen zum Regionalen Raumordnungsplan bis zum Sommer abgegeben werden müßten, der auch die Interessen der Wirtschaft nachhaltig berühre. "Gerade die in vielen Politikbereichen übertriebene Diskutierbereitschaft zu Lasten einer eher angebrachten und mutigen Entscheidungsentschlossenheit war in der Vergangenheit unter anderem Grund einer weitreichenden Politikverdrossenheit", erklären die Industrie- und Handelskammern. ieb

Geist des Mutes auch in den Sitzungssälen

Als Sünde haben Kirchen den Rassismus verurteilt, seit sie sich 1948 - nach den Schrecken des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland - im ökumenischen Rat zusammengeschlossen haben. Die brutalen Überfälle auf Flüchtlinge, ausländische Mitbürger und Mitbürgerinnen sowie deutsche Minderheiten in jüngster Zeit zeigen deutlich und drastisch, wie schnell Rassismus in unserem Land sich wieder ausbreiten kann. Mit Schrecken erkennen wir, daß Rassismus tiefere Wurzeln hat, als wir es für möglich hielten. Ein klares und deutliches Engagement gegen Rassismus erfordert, sich auch bei uns im Land eindeutig auf die Seite der Betroffenen und gegen die TäterInnen und MittäterInnen zu stellen.

Darum fordern wir unsere Kirchen - Gemeinden, Gruppen, Synoden, Kirchenleitungen und kirchliche Zusammenschlüsse - auf, das ökumenische Programm zur Bekämpfung des Rassismus in Deutschland unverzüglich umzusetzen. Wir leben schon in einer multikulturellen Gesellschaft, ohne daß dies hinreichend bewußt und realisiert ist. Deshalb rufen wir auf, einen konziliaren Prozeß für eine gerechte und multikulturelle Gesellschaft, in der alle Menschen gleichgeachtet und gleichberechtigt sind, in Gang zu setzen. Dieses erneuerte Programm zur Bekämpfung des Rassismus soll

- eine gemeinsame ökumenische Sache aller Kirchen unseres Landes, ihrer Gemeinden und Basisgruppen sein;

- AusländerInnen, Angehörige von Minderheiten und deren Organisation beteiligen;

- mit kirchlichen und anderen Initiativen zur Überwindung von Diskriminierung und Rassismus zusammenarbeiten;- ökumenische Erfahrungen von Kirchen und Gruppen bei der Bekämpfung des Rassismus, besonders im südlichen Afrika, einbeziehen;

- Fachwissen nutzen, Studienarbeit anregen, Aktionsprogramme fördern;

- Öffentlichkeit herstellen durch beispielhafte Zeichen der Solidarität;

- finanziert werden durch einen Sonderfonds, der vor allem aus einem Prozent der Zinserträge kirchlicher Rücklagen gespeist wird.

Der Studien-, Beratungs- und Aktionsprozeß soll sich auf die nächsten drei Jahre konzentrieren und in drei Phasen verlaufen: 1993: Bildung eines Runden Tisches Wir rufen die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) auf, einen Runden Tisch zusammenzurufen. Am Runden Tisch sollen VertreterInnen der Kirchen, Gruppen, Organisationen von AusländerInnen und Minderheiten sowie ExpertInnen kirchlicher Fachgremien miteinander die Situation des Rassismus in der Bundesrepublik erheben und den Dreijahresprozeß zur Bekämpfung des Rassismus durch die Kirchen planen. Aufgaben des Runden Tisches sind auch die Bildung einer Projektgruppe, die Einrichtung von Studiengruppen zu wichtigen Themen der Antirassismusarbeit und die Verabschiedung eines Aktionsprogramms. 1994: Basis-, Studien- und Öffentlichkeitsarbeit Die Prjektgruppe sorgt dafür, daß die Ergebnisse des Runden Tisches in Basis-, Studien- und Öffentlichkeitsarbeit umgesetzt werden.

- Bestehende Basisgruppen in Gemeinden und Kirchenkreisen wie Eine- Welt-Zentren, Initiativen für und mit Flüchtlingen, ökumenische Arbeitskreise sollen ihre Erfahrungen miteinander austauschen und als MultiplikatorInnen in ihren Regionen wirken. Durch einen regelmäßigen Rundbrief soll die Basisarbeit vernetzt und die Aktionsbasis verbreitert werden.

- Studiengruppen, die der Runde Tisch eingerichtet hat, sollen die Erfahrungen der Basisarbeit systematisieren und neue Denkanstöße geben. Themen der Studiengruppen könnten zum Beispiel sein: "Fremde in der Bibel", "Rassismus in Kirche und Theologie", "Psychologische und soziale Ursachen des Rassismus heute", "AusländerInnen-Recht", "Multikulturelle Gesellschaft und Kirche", "Wirtschaft und Rassismus".

- Regional sollen öffentliche Foren von AusländerInnenbeauftragten, PolitikerInnen, RechtsexpertInnen, GruppenvertreterInnen und Betroffenen zur Bewußtseinsbildung beitragen.

Die Projektgruppe nimmt Erfahrungen der Basisarbeit auf, sorgt für den Austausch der Studienergebnisse und verknüpft die Öffentlichkeitsarbeit auf unterschiedlichen Ebenen. Sie versucht zudem, durch Kontakte und Vernetzung mit Initiativen zur Bekämpfung des Rassismus in Kirchen anderer Länder, das deutsche Dreijahresprogramm in das weltweite Programm einzubinden. Dazu organisiert sie ökumenische Besuche und Team-Visits. 1995: Konziliare Versammlung

Nach dem dreijährigen Prozeß sollen in einer ökumenischen Versammlung die Erfahrungen der Beteiligten auf allen Ebenen ausgewertet werden. Zur Verwirklichung einer multikulturellen Gesellschaft gleichberechtigter Menschen sollen Verbindlichkeiten eingegangen werden. Als konstruktives und sichtbares Zeichen der Solidarität soll auf dieser Versammlung mindestens ein Drittel der Teilnehmenden aus kulturellen und ethnischen Minderheiten kommen.

Nur wenn das Programm verwurzelt ist in praktischen Erfahrungen des Mutes und der Solidarität in Gruppen und Gemeinden, wird dieser Geist auch in die Sitzungssäle der Kirchen vordringen.

Das Dreijahresprogramm taugt nichts, wenn es nur die Aktiven an der Basis erreicht, die ohnehin Flüchtlinge und Asylsuchenden beistehen. Es muß auch diejenigen erreichen, die in kirchlichen Entscheidungsgremien sitzen; sie müssen sich deutlich artikulieren und handeln.

Das Dreijahresprogramm taugt nichts, wenn es sich in Analysen und Diskussionen erschöpft und nicht auch Anstöße gibt zu praktischem Tun: zu kleinen, konkreten Schritten vor Ort und sichtbaren Zeichen der Solidarität in der Öffentlichkeit. Umgekehrt: nur wenn das Programm die Wurzeln des heutigen Rassismus aufdeckt und Kenntnisse über Fluchtursachen vermittelt, wird es zu Aktionen führen, die realistisch und der Situation angemessen sind oder doch eine Veränderung der Situation bewirken.

Nur wenn auf allen Ebenen der Kirche ökumenisch und zusammen mit den Minderheiten gedacht, gestritten, gehandelt und geteilt würde, kann das Programm ein Zeichen dafür sein, daß Fremde Kinder Gottes sind wie wir und nichts Geringeres. Nur so kann gelernt werden, was wir noch nicht verwirklicht haben und wozu es keine Alternative gibt: eine multikulturelle Gesellschaft gleichberechtigter Menschen.

Firmen-Telegramm

Dasa-Beschäftigte fürchten um Jobs In mehreren Werken der Daimler- Tochter Dasa protestierten gestern die Beschäftigten gegen den geplanten Stellenabbau. Nach Informationen der IG Metall sollen insgesamt 11 000 Arbeitsplätze wegfallen. Der Konzern hatte bisher über den Abbau von 7500 Stellen bis Ende 1994 berichtet.

AEG fährt auf Kiepe ab Der Elektrokonzern AEG will sein Geschäftsfeld Bahnsysteme ausweiten. Dazu hat die Tochtergesellschaft MAN GHH Schienenverkehrstechnik in Nürnberg die Düsseldorfer Firma Kiepe Electric übernommen. Verkäufer ist der GEC- Alsthom-Konzern. Der Anbieter elektrischer Ausrüstungen für Nahverkehrsfahrzeuge setzt mit 500 Leuten rund 100 Millionen Mark um.

Rheinmetall setzt Rost an Der Rüstungs- und Maschinenbaukonzern Rheinmetall hat im vergangenen Jahr nur durch "den Einsatz von Reserven" einen Verlust verhindern können. Der Umsatz schrumpfte um zehn Prozent auf 3,1 Milliarden Mark, heißt es im Aktionärsbrief, die Belegschaft um 358 auf 13 304 Beschäftigte. Zugelegt hat nur die Sparte Wehrtechnik (Anteil: 43 Prozent).

Linde zahlt wieder 15 Mark Der Mischkonzern Linde AG wird für 1992 erneut 15 Mark Dividende zahlen.

Jusos wollen der SPD Beine machen

HEUSENSTAMM. "Weitermachen wie bisher, das darf es nicht geben", schreiben die Heusenstammer Jusos den Altvorderen der SPD ins Stammbuch. Über das Wahlergebnis seien sie "entsetzt", die SPD habe einen Reformprozeß dringend nötig. In der Jahreshauptversammlung der knapp über 30 Mitglieder zählenden Jusos, davon acht Aktive, wurde vor allem der Einzug der rechtsextremen Republikaner in den Kreistag als bedenklich charakterisiert. Dieses unglückliche Resultat dürfe nicht als Protestwahl verharmlost werden.

"Der überdurchschnittliche Erfolg dieser Partei in Heusenstamm, wo sie mit 9,9 Prozent (Kreistagswahl) kreisweit das drittbeste Ergebnis verbuchen konnte, zeigt, daß sie bereits für große Teile des bürgerlichen Mittelstandes wählbar und keineswegs ,nur&rquote; in sozialen Brennpunkten Stimmen gewinnen kann", analysieren die Jusos.

Das Abschneiden der SPD in Heusenstamm - sie sank von 26,9 auf 20,9 Prozent der Stimmen - bezeichnen sie als blamabel. Durch den Verlust von zwei auf nur noch acht Mandate kommt als einzige Juso-Vertreterin nur Sonja Weigl in die Stadtverordnetenversammlung.

Die Jusos warnen davor, die Ursachen für den enormen Vertrauensverlust bei den Wählerinnen und Wählern vorschnell in Fehlern der Bundes-SPD zu suchen. "Vielmehr sind die Heusenstammer Genossinnen und Genossen aufgerufen, ihre eigene politische Arbeit der vergangenen Jahre kritisch zu beleuchten." Die Jusos bemängeln, daß es der Stadtverordnetenfraktion und dem SPD-Vorstand nicht gelungen sei, eine wirkliche Alternative zur Politik der CDU-geführten Rathausmehrheit anzubieten. Gefragt sei eine kontinuierliche und konsequente Oppositionspolitik, die sich nicht auf einen kurzen Zeitraum vor den Wahlen beschränken dürfe.

All diese Fragen wollen die Jusos auch auf der Jahreshauptversammlung der Sozialdemokraten am Freitag, 19. März, 19.30 Uhr, in der Tagesstätte der Arbeiterwohlfahrt ansprechen. Bei dem notwendigen Reformprozeß der Partei müßten inhaltliche Fragen im Vordergrund stehen, machte Sonja Weigl klar.

Zu ihren Sprechern haben die Jusos Oliver Bußmann, Christian Laucht und Sonja Weigl gewählt.

Konstituiert hat sich auch die SPD- Fraktion. Ihr bisheriger Sprecher Gerhard Winter wurde wiedergewählt. In den Magistrat will die Fraktion wieder Klaus Burger schicken. pmü

Tanzen und Töpfern für Frauen und Kinder

NIDDATAL. Ein Seminar "Tanzen und Töpfern für Frauen und Kinder" bietet das Praxis-Studio Wickstadt im ersten Halbjahr 1993 an. Die Stunden beginnen mit leichten Körperübungen sowie Bauchtanz, Kinderfolklore und Singtänzen. Im zweiten Teil lädt Franziska Menz-Pollack die Kinder in die Töpferwerkstatt ein, wo Ton in seinen verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten geknetet wird. Die Frauen widmen sich derweil dem orientalischen Tanz. Kinder ab sechs Jahren sind willkommen.

Die Veranstaltungen finden im Landarbeiterhaus des Hofgutes Wickstadt jeweils sonntags am 28. März von 14 bis 18 Uhr, am 9. Mai von 15 bis 19 Uhr, am 13. Juni und 4. Juli jeweils von 14 bis 18 Uhr statt. Die Teilnahmekosten betragen dreihundert Mark. Es besteht die Möglichkeit, sich erst nach dem 28. März endgültig für die Teilnahme zu entscheiden. hm

Existenzängste lassen Vereine aktiv werden

Wenn die Eissportanlage am Waldstadion Ende März geschlossen wird, stehen die Eishockeymannschaften EHC Frankfurt und Frankfurter "Eisteufel" - so wie es momentan aussieht - vor dem Nichts. Obwohl schon im letzten Jahr die weitere Planung über die Zukunft des Gebäudes einem Architekten übergeben wurde, hat sich laut Mario Gesiarz, Pressesprecher des Hessischen Eissportverbandes, nichts Neues ergeben. Zumindest sei dem Verband und den Vereinen nichts offiziell mitgeteilt worden.

In dieser völlig unsicheren Situation ist es gerade dem EHC und den Frankfurter "Eisteufeln" unmöglich, Planungen für die nächste Saison anzustellen. Es ist völlig unklar, ob überhaupt und wenn ja, wann und wo, Training und Spiele möglich sein werden. Sie haben, fällt die Eissportanlage am Waldstadion weg, kaum die Möglichkeit, auf andere Sportstätten auszuweichen. Die Trainingszeiten in der Eissporthalle am Ratsweg sind ausgelastet und andere Eisflächen in der Umgebung sind praktisch nicht verfügbar, vor allem nicht für solche Vereine, denen finanziell relativ enge Grenzen gesteckt sind.

Dem ECJ Sossenheim geht es da im Vergleich etwas besser, da er als Jugendhausverein mit Zuschüssen sein Budget aufbessern kann. Zusätzlich ist dieser Verein mit seinen zwei Mannschaften schon seit zwei Jahren weitestgehend nach Mainz ausgelagert, und nur noch mit einem Trainingstermin auf die Eissportanlage am Waldstadion angewiesen. Am besten von den Eishockeyvereinen, die im Waldstadion trainieren, stehen die Löwen da. Der Verein, der momentan einen sportlichen und damit auch finanziellen Höhenflug erlebt, konnte bisher schon verstärkt die Eissporthalle nutzen und hat sich nun sogar für die "Sommerpause" (Juni, Juli, August) komplett eine Eishalle in Limburg gemietet.

Ganz offensichtlich sind es gerade die kleinen, finanziell schwächeren Vereine, die sowohl von der jetzt so unsicheren Situation als auch von der zukünftigen Knappheit der Eisflächen bedroht sind. Diesen Vereinen wird es wohl nicht gelingen, vor allem ihre guten Spieler zu halten. Vielmehr gibt es die Befürchtung, daß sie zu anderen Vereinen oder jüngere Sportler auch zu anderen Sportarten abwandern. Wenn sich die Situation nicht in absehbarer Zeit zum Positiven wendet, sind diese Mannschaften wohl in ihrer Existenz bedroht. Um so erstaunlicher ist es, daß diese Vereine so spät aufgewacht sind. Außer den "Löwen" hat sich keiner von ihnen an den Verhandlungen im Herbst beteiligt.

Erst jetzt, da die Planungen für die neue Saison eigentlich schon laufen müßten, werden sie aktiv. Am Sonntag wollen der EHC, die "Eisteufel" und der Nachwuchs der "Löwen" zusammen mit Marika Kilius und den Eiskunstläufern der TG und LG Frankfurt eine sportliche Demonstration ihrer Vereinsarbeit leisten und so auf ihre unsichere Situation aufmerksam machen. ULRIKE SCHNEIDER

Das Teilzeitauto, im Dutzend billiger Verkehrsclub gründet Ortsgruppe für Car-Sharing / Frankfurter geben Starthilfe

BAD HOMBURG. Darmstadt hat es, Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und Marburg. Und 55 andere Städte haben es auch. Nun soll es auch nach Bad Homburg kommen: Car-Sharing, zu deutsch Auto-Teilen.

Zwölf Interessenten denken bereits ans Mitmachen, vermeldet Uwe Schrank vom alternativen Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland (VCD): "Das wäre die Voraussetzung, daß man ein Auto anschaffen kann." Werbung soll weitere Autofahrer zum Teilen bewegen - auch in Friedrichsdorf und Oberursel.

Die Idee ist einfach: Zwölf Leute teilen sich ein Auto - wo vorher zwölf Autos meist unbenutzt herumstehen. In Frankfurt ist sie bereits seit April in die Tat umgesetzt. Die Genossenschaft "Car Sharing Deutschland" organisiert für 120 Frankfurter und Mitglieder in sechs anderen Städten das Autoteilen. In sechs weiteren Ortsgruppen wollen Autoteiler demnächst starten. Insgesamt hat die Genossenschaft 350 Mitglieder.

Deutschlandweit sichern ähnliche Organisationen das Car-Sharing bereits in 60 Städten. Via Dachverband soll Autoteilen bald die Stadtgrenzen überschreiten: Dann könnte ein Homburger Genossenschafter in München, Berlin und anderswo einen Wagen der örtlichen Autoteiler nutzen, wenn er aus dem Zug steigt.

Zunächst allerdings wären die Car-Sharing-Interessenten schon froh, wenn sie in der Kurstadt selbst ein Auto teilen könnten. Dazu gründen sie jetzt eine Ortsgruppe, kündigt Uwe Schrank als nächste Etappe an. Vielleicht nimmt das Projekt auch zwei Schritte auf einmal und startet gleich mit einem Auto.

Sechs bis sieben Interessenten haben sich bei einem Informationstreffen "Car- Sharing für Bad Homburg" am Dienstag abend gemeldet, so der VCD-Kreisvorsitzende. Sechs weitere hat die Frankfurter Genossenschaft in ihrer Interessentenkartei. Das würde reichen: "Bei zwölf Personen wird das Auto angeschafft." Zwischenlösungen lassen das Projekt auch schon mit zehn Teilnehmern zu, erläuterte Jens Matthaes von der Car-Sharing-Genossenschaft bei dem Treffen.

Auch die Stadt ist demnächst gefragt - buchstäblich. Der VCD will sie um Hilfe bitten, erklärt Uwe Schrank; "das Auto soll ja zentral stehen". So hofft der VCD- Kreischef auf einen kostenlosen Parkplatz in der Tiefgarage des Stadthauses. Dort wäre das Auto mit Bus und Bahn gut zu erreichen, auch für Interessenten aus Oberursel und Friedrichsdorf. Neben dem Parkplatz würde ein kleiner Tresor montiert, für Autoschlüssel und -papiere.

Bevor sie zur Fahrt schreiten, müssen Car-Sharer ihre Wünsche abstimmen. Eine aufwendige Verwaltung können sich die Bad Homburger Auto-Genossen dennoch sparen. "Die Frankfurter haben uns angeboten, daß wir ihre Buchungszentrale mitbenutzen können", sagt Schrank. Auch "Fahrzeugeinkauf, Wartung und Abrechnung wird alles zentral laufen".

Mit TÜV und Kfz-Steuer, Inspektionen und Wagenwaschen haben die Autoteiler nichts mehr zu tun. Dafür müssen sie 250 Mark Beitrittsgebühr an die Car-Sharing- Genossenschaft zahlen und elf 100-Mark- Anteile kaufen. Jede Fahrt kostet dann drei bis 4,50 Mark pro Stunde und 35 bis 40 Pfennig pro Kilometer (inklusiv Benzin). Ein eigenes Auto ist meist teurer, rechnet die Genossenschaft vor: Bei 8000 Kilometer im Jahr spare Car Sharing 2100 Mark jährlich, bei nur 5000 Jahreskilometern sogar 4100 Mark.

Weitere Informationen erhalten Interessenten bei der Car-Sharing-Deutschland-Genossenschaft, Tel. 069 / 23 39 63, und bei Uwe Schrank, Tel. 0 61 72 / 30 27 38. stk

FH-Absolventen mit Preisen ausgezeichnet

Die Industrie- und Handelskammer hat zwei Absolventen der Fachhochschule Frankfurt für ihre "herausragenden Studien- und Prüfungsleistungen" ausgezeichnet. Die Betriebswirtin Heike Stecher erhielt den mit 3000 Mark dotierten ersten Preis für ihre Diplomarbeit über die "Institutionalisierung von Umweltaufgaben in Unternehmen".

Der Ingenieur Reiner Schardt, der den mit 2000 Mark ausgestattenen zweiten IHK-Preis erhielt, beschäftigt sich in seiner Diplomarbeit mit einer Verbesserung des industriellen Fertigungsprozesses von Antibiotika. luf

Vor zehn Jahren schuf die Stadt festen Wohnwagenplatz / Jubiläumsfest der Schausteller und Zirkusleute "Eine Investition für den sozialen Frieden" Umfassende pädagogische Hilfe für Heranwachsende Von Regine Schlett HANAU. Wolfgang Leuschner, Pfarrer von der Evangelischen Circus- und Schaustellerseelsorge, faßt die Bilanz der sozialpädagogischen Arbeit auf dem Hanauer Wohnwagenplatz zusammen: "Jede Mark, die hier ausgegeben wird, ist eine Investition für den sozialen Frieden." Vor diesem Hintergrund hatten sich die Hanauer Stadtverordneten nach langen Diskussionen vor zehn Jahren zu einer unpopulären Entscheidung durchgerungen: Sie schufen für die Menschen, die aus ihrer familiären Schausteller- oder Zirkustradition heraus seit Generationen auf Reisen sind, die Möglichkeit einer festen Unterkunft, die insbesondere den Kindern zugute kommt. Der Platz, auf dem derzeit rund 110 Menschen, davon 40 Kinder und Jugendliche leben, ist nahezu einmalig in der Bundesrepublik. Denn die Stadt Hanau stellt nicht nur, wie mancherorts üblich, sanitäre Einrichtungen zur Verfügung, sondern auch umfassende pädagogische Hilfe für die Heranwachsenden. Im Kindergarten bereiten eine halbtags beschäftigte Erzieherin, eine Berufspraktikantin und Honorarkräfte die Kleinen auf die Schule vor, im Hort wird der oft schwierige schulische Weg begleitet.

In der traditionellen Lebensweise der Schausteller liegt das größte Problem für die Entwicklung der Kinder: Als "Wanderschüler" müssen sie in den Sommermonaten zum Teil alle vier Wochen die Klassen wechseln, weil die Eltern neue Standorte für ihre Kettenkarussells oder Puppenbühnen suchen. Das Handikap liegt auf der Hand: Unterschiedliche Lehrpläne, Bücher und die Gewöhnung an neue Lehrer erschweren das Lernen.

Um so stolzer werden Erfolge präsentiert: Die elfjährige Angelina zum Beispiel, die aus einer Puppenspielerfamilie stammt, wird wie ihr Cousin die Realschule in Hanau besuchen. Vater Alexander Maatz, Marionettenspieler in der vierten oder gar fünften Generation, bereitet sich derzeit schon auf die Sommertournee vor. Auch Angelina, die in diesem Lebensrhythmus aufgewachsen ist, wird wahrscheinlich in die Fußstapfen des Vaters treten. "Ich werde Puppenspielerin", sagt sie.

"Wir wollen den Menschen nicht ihre Lebensweise abgewöhnen", stellt Matthias Marterer, seit über sechs Jahren Sozialarbeiter auf dem Wohnwagenplatz, klar. Denn die bietet auch Vorzüge wie beispielsweise das freie Leben oder der familiäre und soziale Zusammenhalt, auf die die Bewohner selbstbewußt hinweisen. Dennoch hat die Einrichtung ein Stück Chancengleichheit ermöglicht: Die Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich mit Schulabschluß und Ausbildung auch für einen anderen Weg entscheiden zu können. Als sie früher mit ihren Eltern, die zum Teil selbst kaum lesen und schreiben konnten, um den "Monte Scherbelino" am Diebacher Weg in der Wildnis campierten, gab es keine Alternativen. Seit die Unterkunft in geordneteren Bahnen verläuft, hygienische Voraussetzungen verbessert wurden, so zumindest die Erfahrung des Leiters des sozialen Dienstes, Helmut Götze, werden die Kinder auch nicht mehr so stark abgestempelt. Die Schule hat Erfahrungen mit den "Wanderschülern", hält Kontakte zum Elternbeirat des Wohnwagenplatzes und dem Sozialarbeiter.

Doch auch für die Erwachsenen ist der Wohnwagenplatz eine unverzichtbare Hilfe: "Man erlebt einen unheimlichen Druck, wenn man nicht weiß, wo man im Winter bleiben soll", erinnert sich Ilka Renz, die vom Zirkus zur Schaustellerei gewechselt ist, an frühere Zeiten. Sie hat ihr Einsatzgebiet - wie eine andere Famile auch - der Schullaufbahn ihrer jüngsten Tochter zuliebe auf das Rhein- Main-Gebiet beschränkt. Mathias Levy, der mit seinem "Hau't den Lukas" über kleine und größere Rummel von Dippemess' bis Weihnachtsmärkten zieht, nimmt mit seiner Frau aus den gleichen Gründen einigen Streß in Kauf, um die neun und sieben Jahre alten Kinder regelmäßig zur Schule zu bringen.

Knapp die Hälfte der Bewohner ist inzwischen, freilich oft gezwungenermaßen, seßhaft geworden. Witwen aus Zirkusfamilien, alleinerziehende Frauen und ältere Menschen, die ihr Geschäft aufgeben mußten, haben sich auf den Parzellen ein dauerhaftes Heim geschaffen. Zum Jubiläumsfest am Donnerstag, zu dem neben dem Oberbürgermeister auch die Hanauer Bürger eingeladen waren, schmückten sie ihr Domizil heraus. Girlanden verzieren die Eingänge vor den Vorzelten der Wohnwagen. Gartenzwerge grinsen zwischen frisch gepflanzten Primeln. Jungen und Mädchen springen im Festtagsdreß über den Spielplatz. Im Zelt füllt sich das Buffet, das die Bewohner wie das Programm auch in wochenlanger Organisation vorbereitet haben. Bei der Begrüßung greift Oberbürgermeister Hans Martin in der Wortwahl daneben, als er vom "Landfahrerplatz" spricht.

Genau dieses Ettikett, von dem sie sich mit Sinti und Roma gleichgesetzt sehen, lehnen die Bewohner ab. Gerade im derzeitigen Klima rechtsextremer Gewalt gegen Minderheiten fühlen sich auch die reisenden Schausteller und Zirkusleute bedroht. "Die alten Vorurteile brechen wieder auf", erzählt Ilka Renz. Insbesondere in Ostdeutschland mußten Bekannte schon aus Angst vor Übergriffen "bei Nacht und Nebel ihre Zelte abbrechen", weiß sie aus Gesprächen.

Der Wohnwagenplatz hat dazu beigetragen, solche Vorbehalte abzubauen. Während bei wechselnden Winterquartieren früher jedes Jahr aufs neue die Konfrontation mit Nachbarn drohte, schwärmen die Bewohner inzwischen vom guten Verhältnis zu den Betrieben an der Martin-Luther-King-Straße. "Wir leben miteinander", sagt Mathias Levy. Das gilt insbesondere, seit anfängliche Auseinandersetzungen wie beispielsweise bis Mitte der 80er Jahre mit durchreisenden Sinti und Roma überwunden wurden. Seitdem ist der Wohnwagenplatz aus den Schlagzeilen geraten.

Von der Akzeptanz der Einrichtung zeugte auch die lange Spenderliste für die Tombola, die wie der gesamte Festerlös dem Elternverein für krebskranke Kinder der Universitätsklinik Frankfurt zugute kam: Rund 50 Unternehmen und Einzelhändler, Vereine und Verbände aus dem Rhein-Main-Gebiet hatten Preise zur Verfügung gestellt.

Falscher Angestellter prellte seine Kunden

WIESBADEN. Um 1800 Mark prellte am Dienstag ein etwa 20jähriger Mann drei Kunden, die sich für Autotelefone interessierten. Er hatte einem von ihnen an einem Imbißstand in Mainz-Kastel erzählt, daß er günstig an Autotelefone und andere Geräte herankomme, und mit ihm ein Treffen ausgemacht. Dazu brachte der eine seine zwei Freunde, der vermeintliche Händler einen Katalog mit, aus dem die Kunden Geräte aussuchten.

Der Mann gab sich als Mitarbeiter eines Elektrogroßhandels aus und fuhr mit ihnen auf den Parkplatz eines Großmarktes. Er trug ihnen laut Polizei auf, am Fahrzeug zu warten, und versprach, in einigen Minuten mit den Geräten zurückzu sein, verdrückte sich aber mit dem Geld der drei Männer durch einen anderen Ausgang des Marktes. Nach zwanzig Minuten des Wartens rochen die drei den Braten - zu spät. Im Markt kannte den angeblichen Angestellten niemand. ubk

Für den TTC Dorheim geht es am Samstag um die Meisterschaft in der Tischtennis-Hessenliga Oberliga-Durchmarsch finanziell nicht machbar Ursprünglichen Plan verworfen / Sponsoren haben sich zurückgezogen / Die Besetzung bleibt

Die für Tischtennis-Verhältnisse beachtliche Kulisse von 500 Zuschauern wird erwartet, wenn es am Samstag (19 Uhr) zum Spitzenspiel und "Finale" um die Meisterschaft in der Hessenliga zwischen dem TTC Grün-Weiß Staffel und dem TTC Dorheim kommt. Die beiden führenden Teams waren von keiner anderen Mannschaft dieser Klasse zu gefährden und distanzierten den Drittplazierten KSG Dortelweil bereits auf acht Zähler. Als Favorit geht der TTC Dorheim in das "Endspiel", denn die Friedberger erlaubten sich bisher keinen Punktverlust und besiegten den TTC Grün-Weiß Staffel im Hinspiel mit 9:5. Mit einem Erfolg in Staffel können die Dorheimer die Meisterschaft und den Aufstieg in die Oberliga perfekt machen.

Vor wenigen Wochen noch, da wuchsen die Bäume der Dorheimer in den Tischtennis-Himmel. In der Oberliga, so wurde vollmundig erklärt, wolle man sich gar nicht lange aufhalten, die 2. Bundesliga sei das erklärte Ziel. So erstaunt es doch sehr, daß gerade mit der Meisterschaft im Blickfeld, plötzlich moderate Klänge aus Dorheim nach außen dringen. "Wir haben die 2. Liga ad acta gelegt", erklärt Torsten Kirchherr, Ex-Profi und die Nummer zwei des Dorheimer Teams. Der Grund: Der TTC hat "augenblicklich finanziell ein wenig Probleme". Nicht etwa, daß die Dorheimer pleite wären, aber die geplanten Verstärkungen, um in der Oberliga "durchzumarschieren", lassen sich nicht bewerkstelligen. "Voraussichtlich werden wir in der derzeitigen Besetzung weiterspielen", erklärt Kirchherr. Auch das Anliegen, eine Marketing-Gesellschaft zu gründen und die Organisation noch professioneller zu gestalten, haben sich "etwas zerschlagen". Die Abhängigkeit von Sponsoren, die "nunmal den Löwenanteil des Etats finanzieren", macht sich beim TTC nun negativ bemerkbar. Mehrere Mäzene haben sich zurückgezogen oder ihr Engagement reduziert, die Gründe hierfür kennt Torsten Kirchherr nicht. Die Folge ist jedoch, daß der Etat des Männerteams zurückgeschraubt werden muß und "ohne Moos" ist halt auch mal im Tischtennis heutzutage "nix los".

Die Mannschaft, so meint Kirchherr, sieht diese Entwicklung weniger dramatisch, als man es vermuten könnte. "Wir sind eigentlich ganz froh, in der derzeitigen Besetzung weitermachen zu können, denn der Mannschaftsgeist ist gut". Mit der derzeitigen Formation, so lautet Kirchherrs realistische Einschätzung, könne das Team auch in der Oberligaspitze mithalten. Zugesagt haben alle Akteure bereits, gemeinsam einen Oberligaspitzenplatz anzustreben. Indes laufen die Bemühungen, den ein oder anderen Sponsor wieder zu aktivieren oder neue Geldgeber zu finden. "Ganz aus dem Kopf sind die Ambitionen nicht raus", meint auch Kirchherr.

Zunächst gilt es, die Aufgabe in Staffel zu lösen. Ein Fan-Bus wird die TTC- Mannschaft begleiten, mit 50 bis 100 Dorheimern rechnet Kirchherr. Auf dem Papier gilt der TTC als Favorit. "Wenn wir Probleme bekommen, dann wahrscheinlich im mittleren Paarkreuz". Dort spielen Sascha Berg und Frank Geppert gegen Buchenau und Stamm. "Da ist ein 1:3 möglich, während wir hinten mit einem 3:1 durch Udo Haussner und Peter Becker rechnen", erklärt Kirchherr weiter. Dann käme es neben den Doppeln auf die Spitzenspiele an.

Die hochklassigen Duelle der vier Besten Horatio Pintea, Torsten Kirchherr und Yiging Zang, Jochen Kaiser werden ohnehin die Höhepunkte des Abends sein. Die beiden Dorheimer Asse müssen eventuell sogar dafür sorgen, daß den Bäumen des TTC nicht auch noch die Wurzeln gekappt werden. Denn ein Nichtaufstieg käme dann wirklich einer Katastrophe gleich. ina

Die Karbener erhalten kostenlos Kompost

KARBEN. Kompost wird kostenlos an interessierte Einwohner am Samstag, 27. März, ausgegeben, und zwar von 9 bis 9.30 Uhr auf dem Bolzplatz Burg-Gräfenrode, von 10 bis 11 Uhr auf dem Sportplatz Okarben, von 11.30 bis 12.30 Uhr am Bürgerhaus Petterweil und von 13 bis 13.30 Uhr am Kindergarten Kloppenheim. Behälter sind mitzubringen. Die Abgabe von 50-Liter-Säcken wird mit fünf Mark berechnet. hm

Noch ein weiter Weg

Seitdem US-Truppen den Vereinten Nationen und anderen internationalen Hilfsorganisationen den Rücken für humanitäre Hilfe freihalten, ist die Hungerkatastrophe in Somalia erfolgreich bekämpft worden. Von diesem Erfolg bis zu einer Friedenslösung am Horn von Afrika ist allerdings noch ein weiter Weg. Das zeigte sich, als der einflußreichste Clanführer Mohamed Aidid die Friedenskonferenz in Addis Abeba verließ.

15 Clanführer sitzen um den Konferenztisch und hatten grundsätzlich dem Plan zugestimmt, in ihrem Land Regionalstrukturen einzurichten. Doch bevor überhaupt darüber geredet werden konnte, in wie viele Regionen Somalia aufgeteilt werden soll und wie Verwaltungs- und Sicherheitsstrukturen aussehen sollen, begann ein Clanführer, der nicht nach Adis Abeba geladen worden war, eine militärische Offensive.

Der Vorfall zeigt, daß trotz allem Fortschritts in Somalia nach wie vor kein Boden bereitet ist, auf dem eine politische Lösung für das Land gedeihen könnte. Wie sollte dies auch der Fall sein? Die US-Truppen haben alle Hände voll damit zu tun, so viele Waffen wie möglich einzusammeln und gleichwohl nicht in die Rolle eines Kombattanten zu geraten. Der Bürgerkrieg wird unterdrückt. Seine Ursachen nicht beseitigt. Selbst falls es den USA gelingen sollte, ihre Truppen in dem Umfang abzuziehen, den das geringer werdende Ausmaß humanitärer Not erlaubt, ist ganz eindeutig, daß die UN über lange Jahre als Vermittler und Polizist werden agieren müssen, um eine Wiederkehr der Not zu verhindern. sie

Zur Sache: Auf Wunsch auch eine Führung

Die Glas-Ausstellung in Offenbach ist bis zum 3.April in der Städtischen Galerie, Kaiserstraße 99, zu sehen: dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr.

Die Kulturamtsleiterin Lydia Gesenhus ist bereit, auch außerhalb dieser Öffnungszeiten Gruppen durch die Glas-Schau zu führen. Eine Seniorengruppe beispielsweise könnte mit ihr einen Termin an einem Montag nachmittag vereinbaren - über die Telefonnummer 069/8065-2590.

Zu der Ausstellung gibt es einen Verkaufskatalog, in dem die 120 Objekte detailliert aufgeführt sind. Die Preise liegen zwischen 135 und 4 800 Mark.

Es handelt sich durchweg um Einzelstücke. Auf Wunsch können sie jedoch auch nachbestellt werden. hf

20.15 Uhr live in SAT. 1

Regionalliga Südwest der Männer Ein Dorf im Handball-Fieber Groß-Bieberau vor dem ersten Schritt in die Zweite Bundesliga

"Ganz Groß-Bieberau ist im Handball- Fieber", freut sich Uwe Schulz, Abteilungsleiter des Regionalligisten TSG Groß-Bieberau. Ihm ist deutlich anzumerken, daß auch er selbst von dieser Krankheit befallen ist. "Es geht um die Wurst, da machen wir uns nichts vor", erklärt er. Die "Wurst", das ist der Aufstieg in die Zweite Handball-Bundesliga. Die TSG, die mit drei Punkten Vorsprung die Tabelle der Regionalliga anführt, erwartet am Sonntag (18 Uhr, Halle "Im Wesner") den Rangzweiten TV Lützellinden. Mit einem Sieg kann die Mannschaft um den Alt-Internationalen Milan Brestovansky den ersten Schritt in Richtung Zweite Bundesliga tun.

1500 Zuschauer werden am Sonntag in der Halle erwartet. "Bei uns wird Zweitliga-Stimmung herrschen", so Uwe Schulz, der mit einer Nettoeinnahme von 15 000 Mark an Eintritt kalkulieren darf."

Eine stattliche Summe erhoffen sich die Handballer auch von ihrem Sommerfest vom 30. April bis zum 2. Mai. Ein 3500-Personen-Festzelt wird aufgestellt. Für das Konzert der "Zillertaler Schürzenjäger" am 2. Mai wurden bereits 3700 Karten abgesetzt. Von den Einnahmen aus dem Konzert der "Schürzenjäger" kann sich die TSG schon einen Torjäger leisten. Der soll Martin Coors heißen und spielt derzeit noch beim Zweitliga-Absteiger TV Gelnhausen. Starkes Interesse haben die Groß-Bieberauer auch an Karl Gaydoul, dem Ex-Großwallstädter in Heppenheimer Diensten. Ein Verlust stellt der Weggang des 22jährigen Christopher Malik zum TV Niederwürzbach dar.

Nach dem Spiel wird Trainer Milan Brestovansky seine Entscheidung bekanntgeben, ob er der TSG weiterhin erhalten bleibt. "Ich gehe zu 99 Prozent davon aus", meint der Abteilungsleiter. jbp

Schreiber hofft: S-Bahn in diesem Jahrzehnt

MAINTAL. Als einen "Durchbruch in der Planung des Baus der nordmainischen S-Bahn" wertet Erster Stadtrat Karl-Heinz Schreiber die Tatsache, daß Land, Bund und Bundesbahn die im vergangenen Jahr erstellte Kostennutzenanalyse für das Projekt akzeptiert haben. Das staatliche Transportunternehmen gehe nun "an die konkrete Planung". Zwei neue Gleise seien notwendig.

Wie Schreiber weiter mitteilte, werden beide Haltepunkte erneuert. Der Stopp Bischofsheim / Rumpenheim werde nach Osten verlegt, direkt neben den Park- und Rideplatz. Nach Rücksprache mit der Frauenbeauftragten habe sich der Magistrat für die Erschließung über eine Überführung entschlossen.

Der Haltepunkt Dörnigheim muß nach Aussagen des Stadtrats "S-Bahn-gemäß" verlängert werden. Auch seien "barrierenfreie Zugänge" geplant, um Behinderten und Fahrgästen mit Kinderwagen den Zugang zu erleichtern.

Schreibers Einschätzungen bezüglich des Zeitplans: "Wir hoffen, daß noch in diesem Jahrzehnt die Verbesserung des Angebots im Bereich öffentlicher Nahverkehr durch den S-Bahnbau für Maintal erreicht wird." jur

Tee für den Leitartikel Rolf Hochhuth liest

Endlich der wahre Hochhuth, Individuen aus Papier und Tinte statt stampfender Chöre, eine Uraufführung beinah. Kein Abgewickelter muß hier durch den Souffleurkasten die Bühne verlassen, weil Einar ihm den Strick versagte, nicht eine der neun Kabale-und-Liebe-Luisen hat sich aus Schleefs Berliner Inszenierung nach Frankfurt verirrt. Das Stück ist dem Autor zu treuen Händen wiedergegeben, "Wessis in Weimar", Lesung in einem gut besetzten Saal der Stadtbücherei.

Zwei Wessis in Cottbus. Eberhard Reimann, zuständig für Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit beim Mitveranstalter Bertelsmann-Club, auch Hochhuth war dort einmal Lektor, erinnert sich. Vor zwei Jahren - Rolf Hochhuth hatte die Veränderungen zwischen Stralsund und Thüringer Wald längst wahrgenommen, ein Bühnenstück wohl auch schon im Kopf - war im Cottbusser Hotel "Lausitz" kein Bett mehr frei, der Autor mußte im Studentenwohnheim übernachten. Wo einst das Hotel stand, in dem Hochhuth keine Nacht verbracht hat, gähnt jetzt eine Baugrube und damit ist die Überleitung zum Gast des Abends auch geschafft.

Hochhuth liest aus der "Exposition", die seine dokumentarischen "Szenen aus einem besetzten Land" im vergangenen Jahr, lange vor der Uraufführung am Berliner Ensemble, in die Schlagzeilen brachte. Linke Intelligenz redet dem letzten ungekrönten Absolutisten Europas ins Gewissen, die Szene endet mit dem Schuß durchs Fenster, der Ermordung des Treuhandchefs Rohwedder. Verharmlost, verherrlicht wird hier nichts, allenfalls die Banalität eines politischen Disputs. Zeitungsausschnitte ringen um Menschwerdung, dpa-Meldung schenkt Leitartikel Tee ein. Die Professorin Hildegard, protestantische Pfarrerstochter natürlich mit schlimmen Vorahnungen (daß im Garten überhaupt keine "Bullen" aufpassen), will nicht den Menschen, sondern das Amt des Treuhandchefs beleidigen.

Hochhuth, indisponiert zudem noch durch eine Grippe, hastet durch seinen Text, Statements und informationsgesättigte Kurzabhandlungen in gekünsteltem Plauderton trocknen die Kehle aus. Dabei ist er ein durchaus witziger und souveräner Gestalter historisch-politischer Miniaturen, die im Anschluß an die spröde Eröffnung vorgetragen werden. In den pointiert zugespitzten Anekdoten und Gedichten erweist er sich als Anwalt der kleinen, der von der Geschichte überollten Leute und erinnert an die Widerstandskämpfer, die von den 25bändigen Brockhaus und Meyers Enzyklopädien vergessen werden, nicht ohne aber zugleich bewundernd nach dem Lebenswerk eines Winston Churchill (30 Bände) zu schielen. "Ich hab das Thema gar nicht, das Thema hat mich", stöhnt das Treuhandopfer Herbert in seiner Verzweiflung - der moderne Philemon aus Sachsen hat damit bereits einiges über den Moralisten Rolf Hochhuth gesagt.

MICHAEL GRUS

Steinicke AG zieht von Büdingen nach Gelnhausen Zusammenlegung mit der NTG des Hauses Ysenburg

BÜDINGEN/GELNHAUSEN. Die High-Tech-Schmiede des Fürstenhauses Ysenburg in Gelnhausen-Hailer bekommt Zuwachs. Die Neue Technologien (NTG) teilt ihr Terrain künftig mit der bisher in Büdingen ansässigen Steinicke Maschinen- und Werkzeugbau AG, zu deren Aktionären neben dem fürstlichen Hauptanteilseigner auch der Gelnhäuser Unternehmer Peter Joh gehört. Ein Teil der Büdinger Firma wurde bereits verlegt, der gesamte Umzug soll bis Ende März abgeschlossen sein.

Vom gemeinsamen Standort erhoffen sich die beiden Unternehmen, die rein rechtlich weiterhin getrennt firmieren, eine erhebliche Senkung ihrer Fixkosten. "Wir können die NTG-Infrastruktur mitnutzen, uns in unseren Technologien ergänzen und geschlossen auf dem Markt auftreten", erläutert Norbert Geis, selbst "Kleinaktionär" und Vorstandsmitglied. Die mehr als eine Million Mark teure Zusammenlegung sieht er ebenso wie NTG- Geschäftsführer Gerhard Seidenkranz als "Investition in die Zukunft". Nur so ließen sich die Fertigungsstätten in Deutschland erhalten.

Ein Umzug von NTG nach Büdingen sei zwar zunächst im Gespräch gewesen, "wäre aber wesentlich teurer geworden", betont Seidenkranz. Zumal die NTG ebenso unter der "Strukturkrise" leide wie andere Maschinenbauer und die "Ressourcen" für die Zusammenlegung am Standort Hailer bereits vorhanden waren.

Da die NTG-Belegschaft im Zuge der großangelegten Entschlackung des Ysenburgschen Firmenkonglomerats in den vergangenen drei Jahren von 100 auf 60 Mitarbeiter geschrumpft ist, gibt es in Hailer nach "etlichen Umstrukturierungen und nötigen baulichen Ergänzungen" genügend Platz für den Einzug der Büdinger. Rund 700 Quadratmeter stehen der Steinicke AG dort zur Verfügung. Eine weitere Rationalisierung bei NTG ist laut Seidenkranz angesichts der "standortstabilisierenden Wirkung", die man sich von der Zusammenlegung verspricht, derzeit nicht in Sicht.

Die Produktpalette der 24 Mitarbeiter zählenden Steinicke AG umfaßt nach Angaben von Geis medizinische Implantate, Kraftwerk-Strukturteile und Halterungen für Brennelemente. Da sich die NTG ebenfalls der Kraftwerk-Technologie verschrieben hat, könne man künftig dank eines gemeinsamen Maschinenparks die Arbeit besser verteilen.

Der Steinicke-Zweig Implantatfertigung produziert bereits seit Ende Februar auf dem NTG-Gelände, in der kommenden Woche folgt die restliche Firma. Wesentliche Nachteile für die 24köpfige Belegschaft birgt der Umzug von Büdingen nach Hailer zumindest aus Sicht des Vorstandes nicht. Da die meisten im Einzugsgebiet von Altenstadt wohnten, erreichten sie ihren neuen Arbeitsplatz in Gelnhausen fast ebenso schnell wie den alten in Büdingen. "Die fahren höchstens fünf bis sechs Minuten länger", meint Geis. tja

VfB Friedberg, Wasserball Trainer Rainer Goy verbreitet Optimismus

"Diesen Punkt hatten wir nicht einkalkuliert. Ich muß meiner Mannschaft in puncto Einsatz und Kampf ein dickes Kompliment machen", freute sich Rainer Goy, Trainer des Wasserball-Oberligisten VfB Friedberg, nach einem überraschenden 7:7-Unentschieden in Darmstadt. Von Beginn an dagegenhalten wollten die Friedberger, deren kämpferischer Einsatz letztendlich auch belohnt wurde. 6:6 hatte es kurz vor dem Ende gestanden, und als Michael Blecker die Friedberger eine Minute vor Schluß in Führung gebracht hatte, lag die Sensation in der Luft. Die Glücksgöttin Fortuna stand dem VfB aber nicht zur Seite. Nur wenige Sekunden waren noch zu spielen, als die Darmstädter noch einmal ausgleichen konnten.

Am morgigen Samstag (20.15 Uhr, Usa- Wellenbad) empfangen die Friedberger das Team aus Kassel. Die Nordhessen starteten ähnlich erfolgreich in die Saison und standen nach vier Spielen mit 8:0 Punkten ganz vorn.

Friedbergs Trainer Goy verbreitet im Vorfeld Optimismus. "Im Pokal haben wir zuletzt unglücklich gegen Kassel verloren. Aber ich denke, daß diesmal die Tagesform entscheiden wird. Kassel ist spielerisch etwa gleichwertig. Deshalb wird auch die Einsatzbereitschaft meiner Spieler eine große Rolle spielen", so Goy, der einen doppelten Punktgewinn anpeilt. ni

Kröten haben auf einer Kreisstraße Vorfahrt

FULDA. Im Landkreis Fulda ist am Mittwoch mit der ersten Sperrung einer Straße landesweit das Startsignal für umfassende Amphibien-Schutzmaßnahmen gegeben worden.

Die Schließung der Kreisstraße zwischen dem Erholungsgebiet "Fohlenweide" und einer Bahnstrecke unterhalb des Schlosses Bieberstein bedeutet für Autofahrer den kilometerweiten Umweg über Kleinsassen. Für Erdkröten, Grasfrösche oder Lurche sei dies die einzige Chance zum Überleben, sagte ein Kreissprecher.

Die Tiere benutzten lebenslang zur Paarungszeit denselben Weg zum Laichgewässer, aus dem sie selbst kamen. Sie überqueren auf ihrer nächtlichen Wanderung die Straßen und werden zu Tausenden überfahren.

Die Amphibienbestände in ganz Hessen haben sich deutlich erholt, weil an mehr als 150 Straßenabschnitten Plastikzäune aufgestellt werden. Freiwillige Helfer tragen dann die Tiere, in Eimer gepurzelt, über die Straßen. Die menschliche Hilfe ist alljährlich aufs Neue nötig - und wichtig. Wissenschaftler haben herausgefunden, daß Amphibien so viele Insekten verzehren, daß man zum Beispiel mit einem Kreuzkrötenbestand auf 20 Hektar Raps-, Kartoffel- oder Gemüseanbau chemische Bekämpfungsmittel für über tausend Mark sparen kann. ma

Redaktion: Corinna Willführ

Straftaten: Im Vogelsberg höchste Steigerungsrate

ALSFELD. Im 110 000 Einwohner zählenden Vogelsbergkreis hat die Kriminalpolizei 1992 die höchste Steigerungsrate der Straftaten von ganz Hessen registriert. Der Leiter der Kriminalpolizei Vogelsberg, Karl Helmut Schmidt, erklärte, mit einem Anstieg um 26,3 Prozent auf 5121 Delikte habe der Kreis eine "bedauerliche Spitzenposition" vor den Kreisen Limburg-Weilburg und Groß-Gerau.

Am stärksten hätten Diebstähle, Betrugs- und Fälschungsdelikte und Raub zugenommen. Besonders hohe Zunahmen gebe es bei "strafrechtlichen Nebengesetzen", zu denen Taten gegen Ausländer- und Asylverfahrensgesetze, Waffengesetze und alle Rauschgiftdelikte gehörten.

Die Kriminalpolizei hält nach den Worten Schmidts die starke Zunahme des Autobahnverkehrs auf der A 5 Kassel- Frankfurt nach der deutschen und den osteuropäischen Grenzöffnungen und die "neue Mittelpunktfunktion" des Vogelsberges für die bedeutendste Ursache der Zunahme von Straftaten. - Trotzalledem sehen die Kriminalisten "nicht ganz schwarz", denn: die Aufklärungsquote liegt mit fast 47 Prozent noch immer deutlich (um 7,7 Prozent) über dem hessischen Landesdurchschnitt. ma

BIRGIT FISCHÖTTER (36) ist zur neuen und damit zwölften "Stadtzeichnerin von Alsfeld" (Vogelsbergkreis) berufen worden. Der Vorsitzende des "Arbeitskreises Stadtzeichner", Bodo Runte-Wriedt, sagte, die Entscheidung zugunsten der Frankfurterin sei unter insgesamt 16 Männern und Frauen getroffen worden. Die Kommune Alsfeld fördere mit dem Stipendium nunmehr seit zwölf Jahren Nachwuchstalente, die in ihrer künstlerischen Arbeit die Gesetzmäßigkeiten und Besonderheiten des Mediums Zeichnung weiterentwickelten. Das einjährige Arbeitsstipendium "Stadtzeichner" umfaßt neben freier Wohnung und Atelier im historischen "Ständerhaus" auch die Herausgabe eines Kataloges zur Abschlußausstellung und den Ankauf von Arbeiten des jeweiligen Künstlers. Der materielle Wert dieses Kunstförderpreises beträgt etwa 40 000 Mark. Fischötter wird Nachfolgerin des Hamburger Comic-Zeichners MARTIN TOM DIECK.

Jugend-Länderkampf der Orientierungsläufer im Taunus Baden gehen erst nach Ende SG Kelkheim organisiert / Junioren-Weltmeisterin am Start

Baden gehen werden die Orientierungsläufer auf jeden Fall. Da hat Torsten Kleipa vorgesorgt. Wenn am Samstagabend die Sieger in den Einzelrennen des Jugend- und Junioren-Ländervergleichskampfes um den Deutschland- Pokal im Orientierungslauf geehrt werden, wird die Zeremonie im Kelkheimer Schwimmbad vonstatten gehen. Da ist die Verlockung natürlich groß, daß einige Sieger ihre Freude mit einem Sprung ins Naß ausdrücken wollen oder der Trainer über Bord geschickt wird. Deshalb empfiehlt Torsten Kleipa, der die Gesamtleitung der Veranstaltung übernommen hat, "unbedingt Badesachen mitzubringen", fügt aber an, daß "wir uns um die Wasseraufsicht kümmern werden". Untergehen soll schließlich keiner.

Unterzugehen drohte die gesamte Veranstaltung, als sich niemand im Hessischen Turn-Verband, dem die Orientierungsläufer angeschlossen sind, fand, der den traditionellen Nachwuchsvergleich ausrichten wollte. Kurzfristig sind deshalb die SG Kelkheim und die Ski-Zunft Wiesbaden eingesprungen, haben innerhalb weniger Wochen alles bereitet für die neben der deutschen Meisterschaft größte Talente-Präsentation im Lande.

Gut 500 Läufer(innen) werden es, alles in allem, sein, die mit Karte und Kompaß in den Wäldern des Taunus so schnell wie möglich ihre Kontrollpunkte suchen. Start und Ziel befinden sich auf einer Wiese an der Landstraße zwischen Bremthal und Wildsachsen; "das Waldgebiet", sagt Kleipa, "ist dort für Orientierungssportler anspruchsvoller als in Kelkheim." Samstags finden ab zehn Uhr die Einzelrennen in den insgesamt fünf Altersklassen statt (zwölf sind die Jüngsten, zwanzig die Ältesten), sonntags steht die Staffel-Konkurrenz (Start neun Uhr) an.

Orientieren wird sich die weibliche Konkurrenz vor allem an Kristin Liebich. Und dabei steht für die 19jährige aus Cottbus Orientierungslauf nur in einer Reihe mit "jonglieren, fotografieren, reisen und quatschen" - es ist eines ihrer Hobbies. Die eigentliche Konzentration Kristin Liebichs gilt der Leichtathletik. Vergangenes Jahr beispielsweise wurde sie deutsche Jugendmeisterin im Straßenlauf. Im Orientierungslauf hat sie es 1991 so ganz nebenbei immerhin zur Junioren-Weltmeisterin gebracht. Daran wird sie auch am Samstag gemessen. Für die Gegnerschaft ein hoher Maßstab.

Messen wird auch Björn Stieler. Statt sich mit der Konkurrenz zu vergleichen aber wird der 19jährige Kelkheimer C- Kader-Athlet auf der Strecke die Einhaltung der Regeln kontrollieren. Statt mitlaufen mithelfen muß der Zweite der deutschen Meisterschaften von 1992, denn gebraucht wird jeder. Baden gehen will die SG Kelkheim schließlich erst nach Veranstaltungsende. RONALD RENG

Doch Giftmülldeponie nach Mainhausen? Bürgerinitiative sieht sich durch neue Untersuchungen in ihrer Befürchtung bestätigt

MAINHAUSEN. Die Bürgerinitiative gegen Umweltzerstörung (BIGUZ) in Mainhausen (Kreis Offenbach) fühlt sich in ihrer Annahme bestätigt, daß hydrogeologische Untersuchungen und ein nachträgliches landesweites Standortauswahlverfahren der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) "keinesfalls eine Abkehr vom Standort Mainhausen für eine Giftmülldeponie bedeutet".

Wie BIGUZ-Sprecher Robert Jarosch am Mittwoch berichtete, habe ein Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative bei einem Gespräch mit dem Betriebsleiter des teilweise fertiggestellten, aber brachliegenden Deponiekomplexes in Mainhausen erfahren, daß die HIM von den noch laufenden Untersuchungen eine Bestätigung ihrer Position erwarte. Die HIM wolle am Standort Mainhausen festhalten.

Weitaus interessanter war laut Jarosch die Bemerkung, daß das Land Hessen eine Bürgschaft für die Deponie übernommen habe, die fällig werde, wenn diese nicht in Betrieb genommen werde. Die BIGUZ will nun nicht ausschließen, daß diese Bürgschaft der Grund sei, "weshalb bisher noch jede Landesregierung am Standort Mainhausen festgehalten hat".

Das Planfeststellungsverfahren für Mainhausen wurde bislang nicht eingestellt. Der mehrwöchige Erörterungstermin war vor zweieinhalb Jahren wegen zahlreicher Verfahrensmängel abgebrochen worden. Inzwischen gleicht das Gelände nach Ansicht von Jarosch einem Biotop.

Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) hatte nach den anhaltenden Protesten aus der Region bereits im Mai vergangenen Jahres angeordnet, in Hessen noch nach anderen geeigneten Standorten für eine solche Deponie zu suchen. Nach Ansicht der Unmweltschützer aus dem Kreis ist Mainhausen völlig ungeeignet, weil die Giftmüllkippe eine Gefahr für eines der größten Grundwasserreservoire im Rhein-Main-Gebiet sei.

"Diese Bürgschaft ist eine ganz alter Hut", versicherte Birgit Hofmann vom hessischen Umweltministerium. Die Bürgschaft sei vor über fünf Jahren nach einem vom Verwaltungsgericht angeordneten Baustopp auf dem Gelände vereinbart worden - "für den Fall, daß die HIM wegen des Baustopps pleite gegangen wäre". HIM-Pressesprecher Hubertus Hess bestätigte dies.

Die Höhe der Bürgschaft sei nicht festgelegt worden. Sie habe nur mögliche Abschreibungen der HIM betroffen. Hess sagte, daß die HIM bisher 80 Millionen Mark in den Standort Mainhausen investiert habe. Ungeachtet der Suche nach Alternativstandorten werde das Planfeststellungsverfahren weiterbetrieben.

MARTIN FELDMANN

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 17. März (FR). Überwiegend bewölkt und vor allem in der zweiten Tageshälfte zeitweise Regen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 10 und 19 Grad, die Tiefstwerte zwischen fünf bis neun Grad. Weitere Aussichten: Wenig Änderung.

(Siehe auch Lokalteil)

Gnadl und Gertz loben einander

Suchen SPD und Grüne Basis für rot-grüne Politik mit FWG?

WETTERAUKREIS. Als "sachlich" und "kollegial" schilderten Landrat Rolf Gnadl (SPD) und Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Die Grünen) den Verlauf eines etwa einstündigen Gesprächs zwischen ihren beiden Parteien am Dienstag in Büdingen. Sprecher beider Parteien, die nach der Kommunalwahl im Kreistag nicht mehr über eine Mehrheit verfügen, hätten ihr Interesse betont, "eine sozial- ökologische Politik" (Gertz) auch in den nächsten vier Jahren fortzusetzen.

Welche Folgen diese Bekenntnisse für eine mögliche Kooperation beider Parteien in der bevorstehenden Wahlperiode haben werden, konnten Gnadl und Gertz am Mittwoch noch nicht sagen. Gnadl lobte die Grünen, die sich in der vorigen Woche gegen eine Koalition mit der SPD unter Beteiligung der Freien Wähler (FWG) ausgesprochen und für ein rot- grünes Minderheitenbündnis votiert hatten: "Ich denke, da ist ein bißchen Realismus bei den Grünen eingekehrt."

Die Kreisbeigeordnete der Grünen sieht sich derzeit noch nicht in der Lage, die Rolle ihrer Partei im neuen Kreistag exakt zu bestimmen. Das hänge schließlich auch von dem Verlauf der Gespräche ab, die andere Parteien noch miteinander führen würden. "Politik ist immer ein Entwicklungsprozeß", sagte sie. Trotz aller Bedenken gegen die FWG, die im Wahlkampf durch "rechte Äußerungen" aufgefallen sei, wolle ihre Partei auch "intensivst verschiedene Positionen der FWG noch einmal diskutieren". Schließlich handele es sich bei dieser Wählergemeinschaft um "keine homogene Gruppe".

In einer großen Koalition sieht sie keine Chance für die SPD, verlorene Wähler zurückzugewinnen. Ein Bündnis zwischen SPD und CDU führe eher zu einer noch größeren Verdrossenheit. Sie bedaure es, daß nach dem Schock am Wahlabend in der SPD über den Verlust von Wählerstimmen "nicht intensiver nachgedacht wird". SPD und Grüne wollen sich in vierzehn Tagen erneut treffen. Bis dahin will die SPD mit der CDU und der FWG verhandelt haben. sal

Holzschutz: Kaum noch Chancen für Vergleich Prozeß in gespanntem Verhandlungsklima fortgesetzt / Sachverständiger gegen Protest angehört

Nach dem vorläufigen Scheitern eines Vergleichs ist der Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß vor dem Landgericht in einem gespannten Verhandlungsklima fortgesetzt worden. Dabei präsentierte die Verteidigung einen aus der Schweiz angereisten Sachverständigen, der unter Protesten von Staatsanwaltschaft und Nebenklägern vernommen werden mußte.

Wie Oberstaatsanwalt Reinhard Hübner am Rande des Prozesses deutlich machte, werden der vom Gericht angeregten Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Abfindung für die Geschädigten kaum noch Chancen eingeräumt. Zwar hätten in der vergangenen Woche noch Gespräche mit der Verteidigung stattgefunden, doch seien weder eine Einigung noch die Fortsetzung der Gespräche außerhalb der Hauptverhandlung erzielt worden. Von der Staatsanwaltschaft war zuletzt eine Abfindungssumme von 100 Millionen Mark genannt worden.

Die Verteidigung mit Rechtsanwalt Günter Dörr war nicht bereit, zu den Aussichten eines Vergleichs nach mehr als neun Monaten Verhandlungsdauer eine Stellungnahme abzugeben. Die von der Staatsanwaltschaft genannte Summe war bereits in der vergangenen Woche von der Holzschutzfirma Desowag in einer Pressemitteilung als "völlig unrealistisch" bezeichnet worden. Überdies hatte Rechtsanwalt Rainer Hamm darauf hingewiesen, man wolle sich bei den Gesprächen auch zeitlich nicht unter Druck setzen lassen.

Beobachter vertraten die Ansicht, daß ein zwischenzeitlich vom Vorsitzenden Richter Thomas-Michael Seibert in der öffentlichen Hauptverhandlung unternommener Vermittlungsversuch wenig hilfreich gewesen sei. Von Seibert war dabei zum Ausdruck gebracht worden, daß ein Abfindungsbetrag von 100 Millionen Mark als Entschädigung nicht auf die im Prozeß verhandelten Fälle gestützt werden könne. Wie bei der Justiz verlautete, war vom Gericht intern ein Betrag von lediglich 12 bis 15 Millionen Mark genannt worden.

Mit der Fortsetzung der Beweisaufnahme präsentierte die Verteidigung am Mittwoch einen Sachverständigen, der nicht vom Gericht geladen war, laut Strafprozeßordnung aber vernommen werden mußte. Dabei handelte es sich um Wolfgang Pichler, Professor am Institut für Immunologie an der Universität Bern. Im Gegensatz zu seinem Heidelberger Kollegen Wolfgang Huber kam er zu der Auffassung, daß es für eine die Immunabwehr schädigende Wirkung von PCP (Pentachlorphenol) in Holzschutzmitteln keinen wissenschaftlich einwandfreien Nachweis gibt.

Vor dem Hintergrund des offenbar gescheiterten Vergleichs meldeten sich die Nebenklagevertreter zu Wort und kündigten weitere Anträge an. Mit Hilfe eines Gutachtens des Ostberliner Hämatologie- Professors Stobbe wollen sie beweisen, daß auch der gravierendste Fall im Frankfurter Prozeß, die Leukämie-Erkrankung einer 19jährigen, auf Holzschutzmittel zurückzuführen ist. Dieser Fall könnte insofern rechtlich von Bedeutung sein, als bei Körperverletzung mit schwerer Folge bereits als Mindeststrafe ein Jahr Freiheitsentzug droht. Lepp

Das Wetter

Wetterlage Mit einer nordwestlichen Strömung wird frische und meist wolkenreiche Meeresluft herangeführt. Eine über der Nordsee und den Britischen Inseln angelangte Kaltfront greift am Donnerstag nachmittag auf Norddeutschland über und schwächt sich bei ihrer weiteren Südverlagerung ab. Im Südwesten überwiegt vorerst Hochdruckeinfluß. Vorhersage, gültig bis Freitag früh Im Westen und Südwesten aufgelokkerte Bewölkung und meist niederschlagsfrei, im übrigen Deutschland überwiegend stark bewölkt und vor allem in der zweiten Tageshälfte zeitweise Regen. Tageshöchsttemperaturen 10 bis 15, bei Sonnenschein am Oberrhein bis 19 Grad. Tiefsttemperaturen 5 bis 9 Grad. Schwacher bis mäßiger, in Norden frischer bis starker Wind aus westlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Freitag Im Norden und Osten freundlich und wärmer. Sonst vielfach stark bewölkt und vereinzelt Regen. Wenig Temperaturänderung.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 18 Amsterdam

stark bewölkt 11 Athen

wolkig 16 Barcelona

wolkenlos 16 Bordeaux

leicht bewölkt 21 Bozen

leicht bewölkt 17 Brüssel

wolkig 13 Dublin

stark bewölkt 12 Helsinki

bedeckt 2 Innsbruck

Regen 9 Istanbul

wolkig 8 Kairo

wolkig 15 Larnaka

wolkig 17 Las Palmas

bedeckt 18 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

leicht bewölkt 18 London

leicht bewölkt 15 Madrid

wolkenlos 17 Malaga

stark bewölkt 18 Mallorca

leicht bewölkt 20 Moskau

Regen 4 Neapel

leicht bewölkt 18 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

stark bewölkt 13 Rom

leicht bewölkt 15 St. Petersburg

Regen 4 Stockholm

leicht bewölkt 9 Tunis

wolkig 18 Varna

wolkenlos 7 Venedig

wolkig 18 Warschau

Regen 8 Wien

Regen 11 Zürich

Regen 13 Deutschland Berlin

Regen 8 Dresden

Regen 9 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 6 Feldberg/Schw.

Regen 2 Frankfurt/M.

bedeckt 12 Freiburg

Regen 12 Garmisch

Regen 9 Hamburg

Sprühregen 8 Köln/Bonn

bedeckt 12 Leipzig

bedeckt 10 München

Regen 10 Norderney

bedeckt 8 Rostock

Sprühregen 8 Sylt

bedeckt 6 Zugspitze

Schneefall -5 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.33 Uhr Sonnenuntergang 18.35 Uhr Mondaufgang 4.16 Uhr Monduntergang 13.56 Uhr

Abenteuer können bald beginnen Neuer Spielplatz im Westend / Auch an die Kleinen gedacht

MAINTAL. Im Wohngebiet Westend des Stadtteils Dörnigheim - unmittelbar neben der Dietrich-Bonhoeffer-Gesamtschule - sind seit einigen Tagen Landschaftsgärtner bei der Arbeit. Sie verschieben Erdmassen mit Baggern und Planierraupen zu einer weichen Hügellandschaft, pflanzen Bäume, legen einen in Wellen schwingenden Weg an. . .

Hier läßt die Stadtverwaltung einen Spielplatz bauen. Offiziell ist gar von einem "Groß-Spielplatz" die Rede. "Es werden verschiedene Spielhügel entstehen, zwischen ihnen sollen verschiedene Spielbereiche Platz finden", erläutert Sozialdezernentin Priska Hinz. Durch eine entsprechende Aufteilung des Gesamtbereiches soll "eine konfliktfreie Nutzung durch verschiedene Gruppen" zur selben Zeit möglich werden.

Genaugenommen handelt es sich um eine Erweiterung des bereits bestehenden Spielplatzes neben der Bonhoeffer- Schule, der von der Stadtjugendpflege betreut wird und mit Spielcontainern ausgestattet ist. Einen Teil der jetzt geschaffene Erweiterung nennt Peter Hofmann, der (auch) für Spielplätze zuständige Mitarbeiter des Amtes für Jugend, Kultur und Sport, "einen betreuten Bau- und Abenteuerspielplatz. Er wird separat eingezäunt, so daß die ,Baustellenaufsicht' auch garantiert werden kann".

Noch in diesem Monat sollen die landschaftsgärtnerischen Arbeiten abgeschlossen sein. Anfang April werden neben dem Abenteuerspielplatz sogenannte Bewegungsspielgeräte installiert, eine Kletter-Pyramide und eine große Gruppenschaukel, die offen zugänglich bleiben und auch von den Kindern der Bonhoeffer-Schule benutzt werden können.

Die Mitte des neuen Spielgeländes wird ein Naßbereich mit Schwengelpumpe, Wasserrinne, Schläuchen und Matschtischen. Nahebei ist ein separates Spielareal für Kleinkinder geplant, eingefaßt mit einem niedrigen Zaun. Am südlichen Ende des Gesamtgeländes - nahe bei der Westend-Straße - wird ein großer Hügel für BMX-Radfahrer entstehen. Und von diesem Hügel aus sollen zwei Seilbahnen zurück ins Spielgelände führen. Alles in allem will die Stadt 326 000 Mark für diese multifunktionelle Einrichtung ausgeben. Die Verwaltung geht davon aus, daß die Anlage auch von Erwachsenen aufgesucht wird und eine Art Nachbarschafts-Treffpukkt für die Westendsiedlung wird. Im Frühsommer soll zur Übergabe ein großes Fest gefeiert werden. pom

Bauarbeiten in der Kleinen Hainstraße

HANAU. Erdarbeiten in der Kleinen Hainstraße werden von Montag, 22. März, an den Verkehr behindern. Bis Freitag, 2. April, sollen im Bereich der Ampelanlage Leitungen verlegt werden. Wegen der Staugefahr werden ortskundige Autofahrer gebeten, die Straße weiträumig zu umfahren. alu

Generalprobe

So also fängt das "heiße Frühjahr" an, das die IG Metall im Tarifstreit für die ostdeutsche Elektro- und Metallindustrie vor Wochen schon prophezeit hatte: mit Kundgebungen und Autokorsos, mit Straßensperren und Trauerzügen. Mit ihren Protestaktionen in Rostock, Schwerin und Stralsund, aber auch in Kiel und Bremerhaven sowie in Hagen zeigten Metaller in Ost und West jedoch nur eine kleine Probe für das Szenario, das für die Zeit nach dem 1. April in den neuen Länder vorbereitet wird. Schon beim Test standen in einigen Städten vorübergehend die Räder still.

Diesmal kam es nur zu kurzzeitigen Arbeitsniederlegungen. Nach Ende der Friedenspflicht in Ostdeutschland aber will die Gewerkschaft den Tarifstreit mit Warnstreiks zu einem "politischen Großkonflikt" eskalieren lassen. Dabei kann sie sich der Unterstützung anderer Arbeitnehmer-Organisationen sicher sein. Unmut und Wut über die Politiker in Bonn, aber auch die Herren in den oberen Firmen-Etagen sind groß. Wer um seinen Arbeitsplatz fürchtet, mag als Antwort auf seine Sorgen nur ungern den Satz des Kanzlers hören, daß die Leute künftig früher aufstehen müßten.

Die Gewerkschaften haben den Rükken zur Wand. Im Osten steht der IG Metall möglicherweise ein Arbeitskampf bevor, den sie der weiten Öffentlichkeit im Westen kaum vermitteln kann. Trotzdem muß sie dort auch für andere die Kohlen aus dem Feuer holen. Schließlich hat das Beispiel der Arbeitgeber im Osten auch die westlichen schon auf den Geschmack gebracht. ulf

Bei Hoechst jetzt Suche nach Resten von Dioxin Greenpeace scheiterte mit Versuch, Proben zu nehmen

Eine Analyse des Fresenius-Instituts soll jetzt klären, ob und wieviel Dioxin am Montag morgen bei der Explosion der Mowiol-Anlage auf dem Gelände der Hoechst AG entstanden ist. Das teilte das hessische Umweltministerium am Mittwoch mit. Fresenius habe auf Veranlassung des Ministeriums im Löschschlamm neben dem explodierten Förderband Proben entnommen, die Reste des Förderbands selbst sichergestellt und ebenso angeschmorte PVC-Platten analysiert. Die Ergebnisse dieser Analysen lägen voraussichtlich nach einer Woche vor und sollen dann sofort veröffentlicht werden, sagte Ministeriumssprecher Georg Dick. Am Montag abend hatten etwa 35 Mitglieder der Umweltschutzorganisation Greenpeace vergeblich versucht, durch das Werkstor auf das Hoechst-Gelände einzudringen, um Bodenproben an der Unglücksanlage zu entnehmen. Sie wurden nach wenigen hundert Metern von Werkschutzleuten und Polizisten aufgegriffen und vom Gelände gebracht. Von neun Greenpeace-Mitgliedern wurden die Personalien aufgenommen. Ein Hoechst- Sprecher erklärte gestern, die Firma behalte sich rechtliche Schritte wegen Hausfriedensbruchs vor.

Greenpeace hatte den Verdacht geäußert, daß die bei der Explosion angeschmorten PVC-Platten an der Fassade der Unglückshalle das Supergift Dioxin freigesetzt hätten. Nach Einschätzung des Umweltministeriums ist die Memge an verschmortem PVC jedoch gering, da der größte Teil der Verkleidungs-Platten bei der Explosion weggeschleudert worden sei. Gleichwohl solle nach Dioxin und anderen Giftstoffen geforscht werden.

Greenpeace-Chemiker Manfred Krautter sagte, mit der Veröffentlichung der Analyse seien wichtige Forderungen der Umweltorganisation erfüllt. Das Ministerium müsse jedoch daran erinnert werden, daß auch die angekündigte Überprüfung des Störfall-Konzeptes der Unglücksanlage öffentlich gemacht werden müsse. Greenpeace zog gestern seinen Meßwagen vom Tor der Hoechst AG wieder ab. "Da es geregnet hat, würden Bodenproben jetzt kein repräsentatives Ergebnis mehr bringen", sagte Krautter.

Die Grünen im Hessischen Landtag und im Frankfurter Römer haben die Hoechst AG wegen ihres Verhaltens gegenüber Greenpeace kritisiert. Wer die Umweltorganisation nicht auf sein Gelände lasse, setzte sich dem Verdacht aus, etwas zu vertuschen, sagte Horst Burghardt von den Grünen im Landtag. mat

CDU: Klagelieder beenden Weimar kritisiert "Fehleinschätzung" der Steuereinnahmen

WIESBADEN. Die CDU im Landtag hat die Landesregierung aufgefordert, ihre "Klagelieder über die angeblich schlechte Finanzsituation des Landes zu beenden".

Eine knappe Woche nach Veröffentlichung der Details der unerwarteten Steuermehreinnahmen von über 600 Millionen Mark im zurückliegenden Jahr 1992 erklärte der finanzpolitische CDU-Sprecher Karlheinz Weimar, die "Fehleinschätzung" der Steuereinnahmen durch Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) sei "durch nichts zu entschuldigen".

Es sei "ganz und gar ungewöhnlich", daß die Ministerin bereits im Sommer ihre Steuerschätzung um 520 Millionen Mark nach oben korrigieren mußte und die wahren Einnahmen dann noch einmal um 645 Millionen Mark höher lagen. In nachhinein sei es "geradezu lächerlich", daß die Regierung immer wieder das finanzielle Ausbluten der Länder beklage, zugleich aber "nicht willens oder in der Lage" sei, die Steuerentwicklung "ordentlich abzuschätzen".

Die Grünen sind mit den Steuermehreinnahmen, mit denen, wie berichtet, im wesentlichen die Neuverschuldung reduziert wurde, zufrieden. Ihr Abgeordneter Reinhold Weist erklärte, die "festgestellten kräftigen Mehreinnahmen" dienten "der Vorsorge".

Die Politik der Haushaltskonsolidierung müsse fortgesetzt werden, um politischen Reformspielraum "über 1995 hinaus" zu gewinnen, meinte der Landtagsabgeordnete. me

Gaststätteneinbruch schnell aufgeklärt

Eine Funkstreife des 9. Polizeireviers hat in der Hedderichstraße in Sachsenhausen zwei 26 Jahre alte Männer festgenommen, die kurz zuvor in die Gaststätte "Altänchen" in der Großen Rittergasse sowie in die "Textorstube" in der Oppenheimer Landstraße 49 eingebrochen waren. Dabei hatten sie 1067 Mark aus den Kassen der Gaststätten sowie eine Kellnertasche bei sich, in der rund 77 Mark steckten. Beide Männer gestanden laut Polizei die Einbrüche.

Der Streifenwagenbesatzung waren die beiden gegen 2.30 Uhr in der Hedderichstraße aufgefallen, weil aus der Jackentasche des einen eine Plastiktüte ragte und die Tasche selbst stark ausgebeult war. Für die Polizei war dieser Mann kein Unbekannter. Wie ein Sprecher im Präsidium sagte, sei er in den vergangenen Jahren bereits 94mal wegen Einbruchsdelikten in Erscheinung getreten. Sein Komplize war der Polizei bislang nicht als Einbrecher bekannt.

Die Täter hatten Handschuhe, eine Taschenlampe sowie ein Butterflymesser bei sich. Das Einbruchswerkzeug hatten sie kurz vor ihrer Festnahme in einem Blumenkübel in der Textorstraße nahe dem Südbahnhof versteckt. enk

Die "Bluesbube" aus Hanau im Radio

HANAU. Die "Bluesbube" aus Hanau sind vom Hessischen Rundfunk zu Hörfunkaufnahmen eingeladen worden. Sie spielen einen Teil ihres aktuellen Programms "Kannich - Live" am Dienstag, 23. März, 20.05 Uhr in HR 1. alu

Die Sonne überquert den Himmelsäquator Heute um 15.41 Uhr beginnt der Frühling / Sonnenschein und 20 Grad Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter

Dichter haben es leicht. Da läßt Eduard Mörike des Frühlings "blaues Band" flattern, zeitlich irgendwann zwischen März und Mai. Gärtner, gar Wissenschaftler wie Agrarmeteorologen oder Klimatologen, gehen das Thema Frühling exakter an. Beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach weiß man auf die Minute, wann der Frühling beginnt: Heute, Samstag, 20.März, um 15.41 Uhr. Das wird begründet: "Wenn die Sonne den Himmelsäquator von Süd nach Nord überschreitet." Dann ist der Frühlingspunkt erreicht. Oder auch dann, wenn die Sonne in das Tierkreiszeichen Widder eintritt.

Allerdings ist der Meteorologe Norbert Bonanati ehrlich genug, zu bekennen, daß dies alles sehr theoretisch bleiben muß. Kann man doch weder den Frühlingspunkt noch den Himmelsäquator sehen: "Das sind erdachte Größen".

Eine festere Größe sind da schon die aus unzähligen Computerdaten gewonnenen Vorhersagen: Das frühlingshafte Wetter bleibt: Samstag "wird ein Super- Frühlingsanfang" heißt es, sonnig, bis 20 Grad. Der Sonntag nimmt sich ein bißchen zurück, Montag und Dienstag nur noch 13 Grad - doch dann, ab Mittwoch, kehrt es zurück, das reine "Hoch"-Gefühl. Dank iberischer Warmluft wird es "deutlich über 20 Grad" geben.

Doch da sind noch andere "Meßwerte" für Frühlingserwachen. Wenn die Forsythien ihr gelbes Feuer zeigen, ist Frühling. Wenn im Westend Narzissen, Hyazinthen und Krokusse in voller Pracht stehen, Mandelbäumchen zartrosa leuchten, auch die japanischen Zierkirschen zwischen Zeil und Liebfrauenberg. Oder auf den - wenn auch künstlichen - Blumenwiesen des Palmengartens bereits die pelzgeschützten Hummeln zu Dutzenden vom Nektar naschen.

Aus solchen Blüh-Zeiten erkennen Gärtner durchaus, daß wir dies Jahr wieder zehn Tage "früher dran" sind. Es gibt bestimmte "Zeigerpflanzen", wie Schneeglöckchen (die schon wieder verblühen), Forsythien und dann natürlich die Obstbaumblüte, an denen man den Lauf des Frühlings zeitlich messen kann. Was verwunderlich erscheint: Die durch den Wärmeschub im Januar weit herausgekommenen Tulpen, Narzissen und anderen (Fortsetzung auf Seite 16)

"Rassismus zerstört jede Gemeinschaft, auch die Kirchengemeinschaft" Aufruf für ein Programm zur Bekämpfung des Rassismus in der Bundesrepublik / Ein Argumentationspapier des "Plädoyer für eine ökumenische Zukunft"

I. Die ökumenische Herausforderung

Vor nunmehr 24 Jahren verabschiedete der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Canterbury ein Programm zur Bekämpfung des Rassismus (PBR). Ein Jahr später - im August 1970 in Arnoldshain - vergab er aus dem Sonderfonds des Programmes zur Bekämpfung des Rassismus erstmals Mittel an Organisationen und Bewegungen, die in aktiver Auseinandersetzung mit dem weißen Rassismus standen.

Mit der Bekämpfung des Rassismus stellte sich die ökumenische Gemeinschaft eindeutig auf die Seite der Unterdrückten und damit gegen die Interessen der reichen weißen Welt. Das war ein kirchengeschichtliches Novum, eine deutliche Option für Gerechtigkeit, ein Schritt zur Solidarität mit den Armen. Diese Entscheidung war nicht unumstritten. Das Programm zur Bekämpfung des Rassismus hat in unseren Kirchen - übrigens im westlichen und östlichen Kontext auf verschiedene Weise - in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten zu intensiven theologischen, ethischen und politischen Auseinandersetzungen geführt. Grundsätzlich wurde Übereinstimmung darüber erzielt, daß die Sünde des Rassismus als eine der wichtigsten Herausforderungen der ökumenischen Gemeinschaft anzusehen und deshalb vorrangig zu bekämpfen ist.(. . .)

Andere Kirchen der Ökumene haben auf den sich ausbreitenden Rassismus in ihren Gesellschaften bereits mit Aufrufen und Aktionen reagiert, genannt seien hier: Das "Memorandum zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" der Schweizer Kirchen (Schweizer Evangelischer Kirchenbund, Schweizer Bischofskonferenz, Christkatholische Kirche der Schweiz) und der Hirtenbrief der United Church of Christ in den USA zum "Gegenwärtigen Rassismus und der Rolle der Kirche" in den Vereinigten Staaten und die dort entstandene Sanctuary Bewegung. II. Das Programm zur Bekämpfung des Rassismus geht weiter

Für die Bundesrepublik fehlt bisher eine programmatische Stellungnahme und ein entsprechendes Aktionsprogramm. Nach mehr als 20 Jahren Antirassismusarbeit ist jetzt im eigenen Haus zu realisieren, wozu wir uns im weltweiten Kampf - vor allem gegen Apartheid in Südafrika - verpflichtet haben.

Buwußt stellt sich unser Aufruf zu einem "Antirassismusprogramm für die Bundesrepublik Deutschland" in die Tradition ökumenischer Erfahrungen und Einsichten. Wir vergessen jedoch nicht, daß Rassismus in Deutschland seine eigene Geschichte hat mit dem beispiellosen Völkermord an Juden und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus.(. . .) III. Globaler und nationaler Rassismus: Wie sie zusammenhängen

Wie manifestiert sich Rassismus heute, global und regional, in den Ländern des Nordens und denen des Südens? Das ausgehende 20. Jahrhundert zeichnet sich weltweit durch eine Zunahme "sozialer Apartheid" aus. Das bedeutet: Die Zentren der "Ersten" und "Dritten Welt" sichern sich Wohlstand und Privilegien auf Kosten der überwiegend farbigen Mehrheit der Weltbevölkerung. In der gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung verarmen viele Länder der Zweidrittelwelt immer mehr, und große Teile ihrer Bevölkerung verelenden zusehend. Modernisierungskonzepte nach dem Muster der Industrienationen und ungerechte "terms of trade" haben zu unbezahlbaren Schulden und zu immer größerer Abhängigkeit geführt. Um dennoch dem auferlegten Schuldendienst zu genügen, wird die Arbeitsleistung gegen Billiglohn vornehmlich für den Export eingesetzt. Während der eigene Bedarf zurücksteht, wird auf den Äckern dieser Länder das Futter für unser Vieh angebaut. Geopfert werden die Subvention der Grundnahrungsmittel, medizinische Versorgung und Erziehung.

Nach dem Zusammenbruch der Planwirtschaftsländer droht diesen eine ähnliche Entwicklung, da sich ihre Ankopplung an das kapitalistische Wirtschaftssystem unter ähnlichen Bedingungen vollzieht. Wenn in solch ökonomisch bedrohlichen Situationen ethnische Konflikte zu Krieg und Vertreibung führen, entstehen weltweite Migrationsbewegungen. Um der Misere zu entkommen, nehmen viele die Flucht auf sich. Sie hoffen, ein Land zu erreichen, das Auskommen und ein Leben ohne tägliche Bedrohung ermöglicht. Fluchtursachen werden von den reichen Industrienationen nicht bekämpft, sondern vielfach geschaffen. Der Profit, den die Industrieländer aus den höchst ungerechten Handelsstrukturen ziehen, stellt sie in die Verantwortung für die Opfer dieser sozialen Apartheid. Die Mehrheit der Flüchtlinge sucht Zuflucht im eigenen Kontinent, in Nachbarländern, die vielfach selbst zu den ärmsten Ländern zählen. Vergleichsweise wenigen gelingt der Wechsel in einen ihnen völlig fremden Kultur-, Sprach- und Lebensraum.

Denen, die in den Industriestaaten des Nordens Aufnahme und Aufenthalt suchen, begegnet in Europa eine zunehmend verschärfte Abschreckungs- und Abschottungspolitik; vor allem in Deutschland, wo wir weit mehr Flüchtlinge aufnehmen könnten, als wir vorgeben. Weder ist das "Boot voll", noch können ernsthaft wirtschaftliche Gründe gegen eine Aufnahme von Flüchtlingen geltend gemacht werden. Auch der notwendige Prozeß der wirtschaftlichen Angleichung der neuen Bundesländer kann und darf nicht als Argument dienen, Menschen zurückzuweisen, die aufgrund von Kriegen und wirtschaftlicher Not hier Schutz suchen. Obwohl Flüchtlinge und Asylsuchende für uns weder eine Gefahr der "Überfremdung" darstellen noch Arbeitsplätze gefährden (die gegenwärtige Arbeitslosigkeit hat strukturelle Gründe) oder uns in irgendeiner Weise bedrohen, entwickelt sich in unserer Bevölkerung ein unverhohlener Rassismus.

Politisch Verantwortliche und ein Teil der öffentlichen MeinungsbildnerInnen instrumentalisieren Ängste und offene Abwehr in der Bevölkerung, indem sie mit einseitigen Berichten und mehrdeutigen Stellungnahmen rassistischen Tendenzen Auftrieb geben. Notwendig wäre es, eine durchschaubare und offensive ausländerInnenfreundliche Einwanderungspolitik zu betreiben, die irrationalen Emotionen entgegenwirkt und Verbesserung des Zusammenlebens von Menschen verschiedener Kulturen dient. IV. Ökumenische Verantwortung: Drängende Probleme angehen! In den letzten Monaten ist die Ablehnung gegenüber Aufnahme suchenden Flüchtlingen zu offener Aggression und Gewalt angewachsen. Scheinbar richtet sich der Rassismus dabei "nur" gegen die Asylsuchenden, tatsächlich trifft er aber die verschiedensten Minderheiten in unserem Land. Unabhängig von den Gründen ihres Aufenthaltes werden sie als "Asylanten" kategorisiert, und dann wiederum als Wirtschaftsflüchtlinge ausgegrenzt. Zwar werden Gewalttaten und Übergriffe von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt, sie finden aber auch stillschweigende bis offene Zustimmung von Menschen in dieser Gesellschaft, die ihre Ängste auf die Fremden projizieren; damit wird eine Abschottungspolitik gerechtfertigt.

In dieser bedrohlichen Situation müssen menschenwürdige Lösungen und Wege zur Wiederherstellung von politischer Kultur in unserem Land gefunden werden. In ökumenischer Verantwortung haben Kirchen, Christinnen und Christen sich an der Klärung folgender drängender Probleme zu beteiligen.

- Grundgesetzänderung: Sind wir uns der Folgen einer drastischen Einschränkung des bisher verfassungsmäßig garantierten Asylrechts bewußt? Damit werden die Lebenschancen vieler Asylsuchender gemindert; wir selbst verlieren dabei ein Rechtsgut, das schmerzliche Lernerfahrung eigener Geschichte ist. Der Meinungsbildungprozeß spiegelt nicht nüchterne Erfahrung wider, sondern wird beherrscht von Einseitigkeiten und Vorurteilen. Darüber hinaus nehmen wir in Kauf, die ohnehin noch zerbrechliche Beziehung zu den Nachbarländern - insbesondere des Ostens - einer neuen Belastung auszusetzen, weil wir die Flüchtlingsproblematik auf sie abschieben.

- Europäische Gemeinschaft: Festzuhalten ist, daß sich ab Januar 1993 die Situation für Asylsuchende und Flüchtlinge in Europa zusätzlich verschlechtert. Im Rahmen der EG soll das Schengener Abkommen in Kraft treten, das unter anderem verhindert, daß einmal in einem Mitgliedsland abgelehnte Aufnahmesuchende in einem anderen Land erneut einen Antrag stellen können. Diese Abschottung steht im Widerspruch zu der für alle EG-BürgerInnen gleichzeitig eingetretenen Freizügigkeit. Eine solche Neuregelung für Asylsuchende und Flüchtlinge ignoriert auch internationale Vereinbarungen, wie zum Beispiel Bestimmungen der Genfer Flüchtlingskonvention. Wie kommen die Kirchen ihrer Verpflichtung nach, sich im Rahmen ihrer ökumenischen Kooperation der Errichtung neuer Barrieren entgegenzustellen und einen Beitrag zu einem menschenwürdigen Europa zu leisten?

- Demokratische Mitsprache: Dazu gehört die konsequente Einforderung demokratischer Mitwirkungsrechte für das Europäische Parlament, damit nicht weiterhin Rechtseinschränkungen wie im Schengener Abkommen allein auf dem Verwaltungswege zustande kommen. In der Bundesrepublik Deutschland ist der im Zuge der Asylrechtsänderung beabsichtigten Verkürzung des Aufnahmeverfahrens entschieden entgegenzutreten. Es ist u. E. Aufgabe der Kirchen, die Mitwirkung anerkannter Flüchtlingsorganisationen zu sichern.

- Gesetzliche Regelungen für Einwandernde: Zu den Streitfragen, auf die eine Antwort längst überfällig ist, gehört die nach den Einwanderungs- und Bleiberechten. Ohne die Arbeit ausländischer MitbürgerInnen und die sich seit über dreißig Jahren fortlaufend vollziehende Anwerbepolitik für Fachkräfte und ohne die Einbindung von Flüchtlingen in unseren Wirtschaftskreislauf sähe es um das Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik schlecht aus. Vernachlässigt ist bisher, Konsequenzen zu ziehen aus der Tatsache, daß Arbeitskräfte gebraucht werden, jedoch Menschen kommen. Hier sind gesetzliche und infrastrukturelle Maßnahmen erforderlich.

Beim Gewinnen von Arbeitskräften aus anderen Ländern werden Qualifikationsansprüche ständig gesteigert. Dies ist zu problematisieren. Aufmerksamkeit verdient, daß dieser Maßstab nicht auch zum geheimen Kriterium bei der Entscheidung über die Aufnahme von AsylbewerberInnen und Flüchtlingen wird. Vorrang müssen humanitäre Gesichtspunkte haben.

Nötig ist auch eine klare Position zu einer Quotenregelung. Hier muß eine Analyse vorausgehen, die nicht nur von Aufnahme- und Zumutbarkeitskapazitäten ausgeht und das eigene volkswirtschaftliche Interesse berücksichtigt, sondern auch die Weltentwicklungstendenzen im Blick hat. Einzubeziehen in diese Erwägungen ist auch der mit dem Art. 116 GG erfaßte Personenkreis, die sogenannten deutschen AussiedlerInnen.

Den in der Bundesrepublik lebenden AusländerInnen ist der Weg in die Doppelstaatsangehörigkeit zu öffnen. Diese ermöglicht ihnen, sich an der Gestaltung unseres Landes zu beteiligen und kommt ihrem Recht auf freie Entfaltung entgegen.- Fluchtursachenbekämpfung: Es ist ein wichtiges Ergebnis der Auseinandersetzungen um eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik, daß politische, soziale und wirtschaftliche Ursachen bekämpft werden müssen, die Menschen zur Flucht zwingen.

Festzustellen ist, daß viele dieser Ursachen durch eine Weltwirtschaftsordnung produziert werden, von der die deutsche Gesellschaft profitiert; daß Menschen fliehen vor Waffen, die auch von deutschen Unternehmen in diese Länder exportiert werden.

Fluchtursachenbekämpfung muß deshalb auch bei uns beginnen. Die Kirchen müssen ihr kompetentes ökumenisches Netzwerk nutzen, um solch lebenszerstörende Praxis aufzudecken. Eine Strategie der umfassenden Fluchtursachenbekämpfung ist geboten. Der Hinweis auf Fluchtursachenbekämpfung wird zur Heuchelei, wenn er nur zur Abschottung der eigenen Grenzen mißbraucht wird. Unsere Gesellschaft, einschließlich der Kirchen, hat sich auf das - auch finanzielle - Ausmaß dieser Herausforderung überhaupt noch nicht eingestellt.

- Multikulturelle Gesellschaft: Der Betriff der "multikulturellen Gesellschaft" muß differenziert betrachtet werden. Einerseits leben wir als MitteleuropäerInnen von jeher in einem Zuwanderungs- und Durchgangsgebiet, in das viele Kulturen bereits eingegangen sind und noch eingehen. Andererseits hat es Zeiten in der Geschichte gegeben, in denen wir uns der Begegnung mit anderen Kulturen verschlossen haben. Gegenwärtig befinden wir uns wieder in dieser Gefahr. Dabei sind die geäußerten Überfremdungsängste nach unserer Einschätzung meist ohne Grundlage, zumal wenn sie Folge eines politisch angeheizten Klimas sind. Eine kirchliche Aufgabe ist es, solche Ängste zu bearbeiten und damit Dominanzverhalten gegenüber anderen Kulturen abzubauen.

- Multireligiöse Gesellschaft: Christinnen und Christen sind durch das Entstehen einer multireligiösen Gesellschaft in ihrer Identität herausgefordert. Das betrifft den Anspruch der christlichen Kirchen, die Sinn und Werte stiftenden Institutionen der Gesellschaft zu sein, als auch ihre gesellschaftlich privilegierte Position. Das Postulat der "multikulturellen Gesellschaft", das seitens der Kirchen in den Wochen für die ausländischen MitbürgerInnen in den letzten Jahren vielfach traktiert worden ist, bedarf noch der Einlösung durch sie selbst. Dazu gehört ein interreligiöser Dialog, der von Offenheit und Toleranz geprägt ist.

Die Auseinandersetzung mit den drängenden Problemen und die Gestaltung des Wertewandels in Kirche und Gesellschaft erfordern die Beteiligung aller. V. Theologische Herausforderungen: Umdenken und Umkehr

"Wir müssen betroffen bekennen, daß sich Kirchen an der Rassendiskriminierung beteiligt haben", hieß es im Mandat des Programms zur Bekämpfung des Rassismus 1969. Ohne die Erkenntnis der eigenen Verstrickung, ohne Bereitschaft mit der Bekämpfung des Rassismus im eigenen Hause anzufangen, wird die Kirche auch heute unglaubwürdig und wenig wirksam sein. Sie muß die Wurzeln von Rassismus und Antisemitismus in der eigenen Geschichte und Theologie bloßlegen und zu Umdenken und Umkehr bereit sein. Es gibt dafür in der Kirchengeschichte Erfahrungen, an die wir anknüpfen können.

Im Kampf gegen den menschenverachtenden Nationalsozialismus machten Bekennende Kirchen in Europa ernst damit, daß die Bindung an Christus alle nationalen und ethnischen Loyalitäten überschreitet. Der Bekennenden Kirche in Deutschland ist es jedoch nur in Einzelfällen gelungen, Solidarität mit den Opfern nationalsozialistischer Rassenideologie - den jüdischen Bürgerrinnen und Bürgern, den Sinti und Roma und den zu "unwertem Leben" erklärten Minderheiten - zu entwickeln und in politisches Handeln umzusetzen. Diejenigen, die einen solchen Weg gingen, wie etwa Dietrich Bonhoeffer, wurden wegweisend für die Entwicklung einer ökumenischen Bewegung, die nach einer lebendigen Verbindung von Bekenntnis und Widerstand sucht.

Im ökumenischen Programm zur Bekämpfung des Rassismus wurden diese Erfahrungen aufgenommen und vor allem von Christinnen und Christen im südlichen Afrika weiter entwickelt. Rassismus zerstört jede Gemeinschaft, auch die Kirchengemeinschaft. Strittig blieb jedoch bisher die Frage, wie sich Kirchen und Gemeinden zu jenen verhalten können und sollen, die als Christen und Christinnen der Sünde des Rassismus anhängen. Wann ist der Status Confessionis gegeben, der zu einer Trennung von menschenverachtendem und gotteslästerlichem Rassismus zwingt? Welche Konsequenzen fordert er?

Theologisch bedeutsam war der Lernprozeß, daß es ohne Gerechtigkeit keine Versöhnung und keinen Frieden geben kann. Was dies für die Bekämpfung des Rassismus bedeutet, wurde vor allem in dem "Kairos-Dokument" aus Südafrika (1984) entfaltet. Damit wurden traditionell harmonisierende Versöhnungsvorstellungen der Kirchen infrage gestellt.

In den Kirchen in Deutschland gibt es eine wichtige Tradition diakonischer Arbeit mit AusländerInnen und Menschen anderer Minderheiten. Beeindruckend sind gute Verlautbarungen zur AusländerInnen- und Flüchtlingsproblematik. Sie sind aber wenig bekannt und werden kaum politisch umgesetzt.

Gruppen und Gemeinden, die sich in den zurückliegenden Jahren bei uns für das Lebensrecht von Flüchtlingen, Fremden, AsylbewerberInnen und Minderheiten eingesetzt haben, entdeckten in der biblischen Tradition ein Asylrecht, das Opfern von Not, Gewalt und Unfreiheit Schutz in der kirchlichen Gemeinschaft gewährt. Sie wagten den Streit mit politischer Macht und erkannten die Bedeutung der "Wanderexistenz" der christlichen Gemeinde. Daß das Volk Gottes keine Fremden kennt, wurde als befreiende und ermutigende Perspektive der biblischen Botschaft neu verstanden und umzusetzen versucht.

Trotzdem stehen wir in Deutschland noch am Anfang unserer Aufgaben. Vor allem das gesamtkirchliche Handeln fällt hinter wertvolle Einzelinitiativen und Erklärungen zurück. Dies betrifft besonders die politische Dimension der notwendigen Auseinandersetzungen.

Zum schmerzlichen Lernprozeß unserer Kirchen gehörte die Erkenntnis, daß es leichter ist, Hilfsprogramme durchzusetzen, als den Rassismus in der Theologie und im eigenen kirchlichen Leben zu entlarven.

Wir müssen uns deshalb mit jenen Elementen unserer christlichen Überlieferung auseinandersetzen, die in der Geschichte immer wieder als Einfallstor für rassistisches Verhalten von Christen und Christinnen, ja kirchlichen Gruppen und Kirchen dienten. Wir denken hier zu allererst an fortdauernden christlichen Antisemitismus. Wir weisen jedoch auch darauf hin, daß die christliche Erwählungslehre oder der sogenannte Absolutheitsanspruch der christlichen Religion - zumal im Zeitalter von Mission und Kolonialismus- zur rassistischen Abwertung anderer Religionen, Kulturen und Völker mißbraucht wurden.

Dies heißt für ein Programm zur Bekämpfung des Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland, aufzuzeigen, wo auch heute noch - ein halbes Jahrhundert nach der Herrschaft des Nationalsozialismus - die Tradition fortgesetzt wird, Rassismus theologisch zu legitimieren. Positiv heißt das, die Frage nach der "Kirche in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft" neu zu stellen. Was uns die Beziehung zu Jesus Christus bedeutet, muß fortan in diesem Kontext ausgesagt werden. VI. Woraus es ankommt! Im konziliaren Prozeß für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung war das Zusammenwirken von ökumenischen Gruppen und kirchlichen Gremien eine wichtige Erfahrung. Ohne dieses Zusammenwirken wären viele Punkte sicher nicht so konkret, auch in Handlungsmöglichkeiten, benannt worden. Um tatsächliche Veränderungen herbeizuführen, ist die Beteiligung der verschiedenen Ebenen eine notwendige Voraussetzung. Aktionsgruppen mit ihren spezifischen Handlungsfeldern - z. B. zum Schutz von Minderheiten und Flüchtlingsgruppen, für Kirchenasyl bei drohender Abschiebung, Antirassismusinitiativen - müssen mit ihren Erfahrungen ernst genommen werden. Für einzelne werden in diesen Initiativen der Wert von Zivilcourage und Solidarität sehr konkret erfahren. Für sich allein sind diese Gruppen jedoch in der Wirkung begrenzt.

Leitungsebenen und Hierarchie spielen bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung eine wichtige Rolle. Wenn es gelingt, daß Einzelerfahrungen aufgenommen und von Leitungsebenen der Kirchen verstärkt werden, sind breitere Neuansätze möglich. Ein ökumenisches Programm zur Bekämpfung des Rassismus in Deutschland wird nur dann etwas taugen, wenn es in dieser Richtung Möglichkeiten und Schritte aufzeigt. Wir halten dies für entscheidend, denn u. E. gibt es keine Alternative zur Gestaltung einer multikulturellen Gesellschaft gleichberechtigter Menschen.

Rot-grüne Mehrheit schmilzt SPD-Abgeordneter in Niedersachsen verläßt die Partei

HANNOVER, 17. März (sp/dpa). Die Mehrheit der rot- grünen Koalition im niedersächsischen Landtag ist aufs Minimum geschrumpft. Die Regierung von Gerhard Schröder (SPD) kann sich nur noch auf 78 von 155 Abgeordneten stützen, nachdem der SPD-Abgeordnete Werner Rettig (AP-Bild) seine Partei verlassen hat. Im Landtag ist die SPD jetzt mit 70 Abgeordneten vertreten, die Grünen stellen acht, die CDU 67 und die FDP neun Abgeordnete. Der 50jährige Bauingenieur kündigte am Mittwoch an, er werde der im vergangenen Herbst gegründeten Partei "Unabhängige Wählergemeinschaften Niedersachsens" (UWN) beitreten und für sie im kommenden Jahr zum Landtag kandidieren.

Bei der SPD hatte er sich ohne Aussicht auf Erfolg darum bemüht, wieder nominiert zu werden. Auch auf seinen Wunsch, im Falle seines Ausscheidens aus dem Parlament 1994 beruflich aufzusteigen, hatte der frühere Bauamtsrat bei der Bezirksregierung Weser-Ems nach eigenen Angaben bisher keine konkreten Zusicherungen von der SPD erhalten. Schröder habe nur einmal gesagt: "Wir werden etwas für Dich finden," sagte Rettig. Politisch distanzierte sich der Ex-Sozialdemokrat am Mittwoch nicht von Schröder. Er bekräftigte sogar besonders, daß er dessen Eintreten für den Bonner Asylkompromiß und für den Export von U-Booten nach Taiwan unterstütze.

Zu größeren politischen Differenzen innerhalb der SPD, der er 21 Jahre lang angehört hatte, war es erst seit 1990 in Oldenburg gekommen. Dort hatte er zeitweilig die Stadtratsfraktion der SPD geleitet. Im Streit um einen Fußballplatz hatte er diese Funktion verloren. In der vergangenen Woche hatte er die Stadtratsfraktion verlassen. Im Landtag vertrat Rettig die SPD bisher im neunköpfigen Parlamentspräsidium. Nun wolle er im letzten Jahr der Legislaturperiode als erster Vertreter der UWN im Landtag sitzen, teilte er am Mittwoch mit.

Die rund 800 Mitglieder, die dieser neuen Landespartei nach eigener Darstellung bisher angehören, kommen überwiegend vom rechten Rand der CDU. Kommunalpolitiker der UWN, wie der stellvertretende Landesvorsitzende Gerd Koch, machten hauptsächlich durch scharfe Attacken gegen Asylbewerber von sich reden.

Der Landesvorsitzende der SPD und Fraktionsvorsitzende im Landtag, Johann Bruns, sagte am Mittwoch, er bedauere Rettigs Parteiaustritt aus persönlichen und politischen Gründen. Er habe stets ein gutes Verhältnis zu dem Abgeordneten gehabt. Um die Handlungsfähigkeit der niedersächsischen Landesregierung sorgte er sich nicht. Eine Ein-Stimmen- Mehrheit sei für Niedersachsen nicht ungewöhnlich. Auch frühere Regierungen hätten damit "jahrelang ohne Abstimmungsniederlage regiert". Die FDP sprach von einem einsetzenden Erosionsprozeß bei Rot-Grün.

In Neuwirtheim war jeder vierte Fahrer zu schnell

BIEBERGEMÜND. Auch regelmäßige, Geschwindigkeitskontrollen der Polizei halten die Autofahrer nicht davon ab, in Wirtheim weiter zu rasen . Bei Messungen im Februar wurden erneut über 200 Raser ertappt.Auf der Frankfurter Straße fuhr durchschnittlich jeder sechste zu schnell, in Neuwirtheim überschritt sogar jeder vierte Verkehrsteilnehmer deutlich die Geschwindigkeitsbegrenzung. jan

"Spontaner Entschluß, der später bereut wird" Kindesaussetzung in Nidda: Polizei kommt nicht voran / Geständnis wirkt strafmildernd

NIDDA. Die Polizei hat noch keine Hinweise auf die Person, die am Montag morgen ein neugeborenes Mädchen auf einem Parkplatz in Nidda ausgesetzt hat. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Gießen ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet.

Bislang ist nur ein Fall von Kindsaussetzung im Wetteraukreis bekannt: Im Dezember 1988 wurde in Ilbenstadt ein Neugeborenes vor einer Haustür abgelegt und erst am nächsten Morgen gefunden. Da kam jede Hilfe zu spät, das Baby war in der Nacht erfroren. "Meist beruht eine solche Tat auf einem spontanen Entschluß, der später bereut wird", sagt Karl-Heinz Leß von der Kripo in Friedberg. "Die Frauen wissen nicht mehr ein noch aus, aber sie hoffen darauf, daß ihr Kind gefunden und versorgt wird."

So war es auch im Fall von Ilbenstadt: Acht Wochen später wurde die Mutter bekannt, eine ledige 17jährige, die ihre Schwangerschaft vor ihren Eltern und dem Vater des Kindes verborgen gehalten hatte. Auch bei der Geburt war sie völlig allein. Danach legte sie das Kind bei einer Nachbarsfamilie vor die Tür und klingelte mehrmals - in dem festen Glauben, daß jemand öffnen und das Baby bemerken würde. Was sie aber nicht wußte: Die Familie war über Nacht nicht zu Hause.

Im Fall des kleinen Mädchens, das in Nidda ausgesetzt wurde, hofft die Polizei, daß sich die Mutter doch noch meldet - ein Umstand, der sich vor Gericht strafmildernd auswirken werde. Der Strafrahmen für eine Kindesaussetzung liegt zwischen sechs Monaten und fünf Jahren Haft. Bei der Bemessung spielen die Lebenssituation und die Umstände, die zur Tat geführt haben, eine entscheidende Rolle.

Hellwig: Warum spricht SPD nicht für Reisch?

Linda Reisch, SPD, und Hans-Jürgen Hellwig, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, spielen Ping- Pong, seit die Kulturdezernentin am vergangenen Wochenende ihr "Umbau"- Papier zur Frankfurter Kulturpolitik öffentlich machte. Nachdem zuerst Hellwig einige von Reischs Aussagen kritisierte, Linda Reisch ihrerseits auf diese Kritik antwortete (siehe FR von gestern), ist nun wieder Hellwig an der Reihe.

"Gebissener Hund bellt", beginnt er seine Antwort. Eine "gereizte Überreaktion" attestiert er der Dezernentin und mutmaßt, der Grund dafür könne das Schweigen der SPD-Fraktion und des Oberbürgermeisters sein: Von dort habe es kein Wort der Zustimmung oder der Verteidigung gegen seine Kritik an Einzelpunkten des Papiers gegeben.

Der Streit der beiden geht vor allem um die Frage, ob Sylvain Cambreling der geeignete Opernintendant ist. Hellwig betont, daß er lediglich gesagt habe, die Wahl Cambrelings habe sich "im Nachhinein" als Fehlentscheidung herausgestellt. Zwar gibt er zu, den belgischen Intendanten mit vorgeschlagen zu haben: Die Frage sei aber doch, ob das heute noch richtig sei.

Anders als damals sei heute klar, schreibt Hellwig, daß die Oper aus ihren Schwierigkeiten nur herauskomme, wenn ein eigenes Ensemble aufgebaut und der Stagione-Betrieb zurückgedrängt werde. Cambreling aber sei "ein Mann des Stagione-Betriebs". Das habe mit seiner künstlerischen Qualifikation nichts zu tun. Der kulturpolitische Sprecher der CDU spricht nochmals die 183-Tage-Klausel im Vertrag Cambrelings an, nach der der zukünftige Opernintendant nur die Hälfte des Jahres anwesend sein muß.

Nachdem Linda Reisch gestern versichert hatte, Cambreling habe "definitiv zugesagt, die künstlerische Arbeit der Oper Frankfurt ganzjährig zu leiten", gibt nun Hellwig zu bedenken: Diese Klausel passe einfach nicht in die Landschaft, wenn die Stadt die Mitarbeiter der Oper auffordere, auf Rechte aus Haustarifverträgen und Hausgebräuchen zu verzichten, also mehr zu arbeiten als bisher. Im übrigen versichert der Politiker, er sei mit Linda Reisch einig, "daß Steinhoff als geschäftsführender Intendant Hervorragendes geleistet" habe. sy

Frauen üben bei der VHS die Selbstverteidigung

WEHRHEIM. Die Volkshochschule Bad Homburg veranstaltet am 27. und 28. März in Wehrheim einen Selbstverteidigungskurs für Frauen und Mädchen ab 15 Jahren. Der Kurs beinhaltet körperliches Training, geistige Übungen und Diskussionen zur Auseinandersetzung mit der Gewalt gegen Frauen.

Beim körperlichen Training werden Techniken erlernt, sich bei Angriffen sofort und effektiv zu verteidigen. Schwerpunkte des Kurses sind außerdem die psychischen Voraussetzungen der Selbstbehauptung. Am Samstag, 27. März, wird von 12 bis 18.30 Uhr trainiert; am Sonntag, 28. März, von 10 bis 15 Uhr.

Veranstaltungsort ist das Evangelische Gemeindehaus in der Oranienstraße 8 a, Kursleiterin ist Gertrud Weber. Es werden maximal 30 Teilnehmerinnen zugelassen; Anmeldungen nimmt Frau Gräfe in der VHS-Außenstelle Wehrheim, am Schießgraben 7, Telefonnummer 0 60 81 / 5423, entgegen.

"Wieder werden wir vertröstet auf eine ferne Zukunft" Drei Jahre nach den ersten freien Wahlen in der DDR ziehen ehemalige Bürgerrechtler eine Bilanz der "Wende"

Wir gehören zu den ehemaligen DDR- Bürgern, die schon seit den siebziger Jahren gegen das SED-Regime opponiert und die Revolution von 1989 mitgetragen haben. Daher mag es uns gestattet sein, drei Jahre nach dieser Umwälzung eine knappe Bilanz zu ziehen und unser Urteil zu den Erfordernissen künftiger Politik in Deutschland abzugeben. Daß wir dies ungehindert öffentlich tun können, ist ein

erstes Beispiel für das, was wir lange entbehren mußten, nun endlich erlangt haben und nie wieder verlieren möchten: die Grundfreiheiten! Sie sind das Wichtigste, denn darin ist alles, was wir an menschlichen Möglichkeiten haben, enthalten. Dazu gehört auch, daß die Welt uns offensteht, wir überallhin reisen und uns mit Menschen aller Nationen austauschen können. Wir müssen das ausdrücklich betonen, weil es nach drei Jahren schon selbstverständlich zu werden droht. Auch das überreichliche Warenangebot scheint inzwischen nicht mehr der Erwähnung wert: Die Zeit, in der man nach ein paar Apfelsinen noch Schlange stehen mußte, sollte jedoch nicht ganz vergessen werden. Die elenden Straßen, die unpünktliche Reichsbahn oder die Strapazen des Telefonierens begegnen uns zwar zum Teil noch heute, aber die Verbesserungen in bezug auf die Infrastruktur sind unübersehbar. Ebenso unübersehbar ist ein gewisser Aufschwung auf dem Bausektor.

Diesen Gewinnen stehen freilich beträchtliche Verluste gegenüber, und manchen will es heute scheinen, daß die Verluste sogar überwiegen. Nun sind wir zwar der Überzeugung, daß es kein Zurück geben kann und darf und daß jeder Gewinn in der Geschichte seinen Preis hat. Dennoch sind wir nicht bereit, sinnlose Verluste hinzunehmen und einen willkürlich hohen Preis zu zahlen, sondern denken, daß über seine Höhe gut marktwirtschaftlich gestritten werden muß, wenn er "stimmen" soll!

Sehen wir von vagen Hoffnungen ab und halten wir uns an die Tatsachen: Ostdeutschland ist inzwischen gar kein Industrieland mehr. Schon vor einem Jahr war der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung von 50 Prozent im Jahr 1989 auf weniger als 15 Prozent gesunken und damit hinter den Anteil der Dienstleistungen (über 22 Prozent) oder des Staatssektors (knapp 20 Prozent) zurückgefallen. Entsprechend ist die Arbeitslosigkeit so hoch wie noch nie zuvor in der neueren deutschen Geschichte. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise 1932 betrug die Arbeitslosenquote in Deutschland 30,8 Prozent, schon Anfang 1992 betrug sie in den neuen Bundesländern real (unter Einbeziehung aller Arten verdeckter Arbeitslosigkeit) 37 Prozent! Besonders hart sind davon bekanntlich die Frauen betroffen, deren halbe Emanzipation in der DDR damit womöglich ganz rückgängig gemacht wird. Von einem Gründungsboom kann im Bereich der kleinen Unternehmen und des Handwerks keine Rede sein, nur im Bereich von Handel und Gaststätten. Die ostdeutsche Gesellschaft ist damit aber nicht etwa auf dem Weg zu einer modernen Dienstleistungsgesellschaft! Denn das Wachstum in diesem Sektor beruht auf der mit westdeutschem Geld finanzierten Nachfrage, ist also im Grunde ein Wachstum öffentlicher Versorgung. Auch der Aufschwung im Bausektor ist hauptsächlich durch öffentliche Aufträge hervorgerufen. Dabei sind wir im Wohnungsbau allerdings auf den Stand der fünfziger Jahre zurückgefallen! Auch Sanierung erfolgt nur in geringem Umfang, obwohl die Mieten nicht selten auf das Vier- bis Fünffache gestiegen sind. Die für die Umstrukturierung einer Wirtschaft notwendigen "Zerstörungen" scheinen weitgehend vollbracht, doch der erwartete "schöpferische" Aufschwung ist immer noch nicht in Sicht! Zunächst deshalb, weil die Investitionsbereitschaft der westlichen Unternehmen in der gegenwärtigen Rezession natürlich noch weiter sinken wird. Sodann aber, weil eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür kaum noch gegeben ist! Bekanntlich ist eine Hauptbedingung für weltmarktfähige Produktion eine kreative Forschung und Entwicklung. In diesem Kernbereich liegt aber der Arbeitsplatzabbau noch weit über dem in der Industrie! Gerade diese qualifiziertesten Arbeitskräfte sind zu zwei Dritteln verlorengegangen. Die ostdeutsche Industrie ist damit sozusagen geköpft worden und kann nur noch verlängerter Arm der westdeutschen sein.

Von einem geistigen und kulturellen Aufschwung, wie wir ihn im Herbst 1989 erhofft hatten, ist ebenfalls keine Rede mehr. Ganz abgesehen von ideologisch belasteten Instituten und Personen wird aus rein finanziellen Gründen an den Hochschulen im Länderdurchschnitt ca. ein Drittel der Stellen gestrichen und der Mittelbau um bis zu 60 Prozent reduziert. Impulse zur Erneuerung können von den so in die Enge getriebenen Hochschulen kaum ausgehen. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis betrug in der DDR etwa 1:9, in der alten Bundesrepublik etwa 1:15. Im Zuge der Angleichung des Schulsystems wurden daher in den neuen Bundesländern 15 bis 25 Prozent der Lehrer entlassen. So kommt es nun zu Klassenstärken bis 32 Schülern.

Die Bundesregierung hat 1991 zur Erhaltung der kulturellen Substanz Ostdeutschland 1,2 Milliarden Mark zur Verfügung gestellt. Das ist ein Viertel dessen, was die Kultureinrichtungen zu DDR-Zeiten im Jahr bekamen. Gewiß soll der Staat künftig nicht mehr Träger der Kultur sein, aber die Gesellschaft, die sie tragen müßte, ist in den neuen Bundesländern ja noch gar nicht wirklich vorhanden! Immerhin konnte erreicht werden, daß auch im letzten Jahr (fast) alle Theater, Opernhäuser, Orchester und Museen bestehen blieben, wenn auch bei drastischer Reduzierung des Personals. Auch in bezug auf den Denkmalschutz wurde einiges in Angriff genommen. Die offizielle "Spitzenkultur" ist also zunächst gerettet worden. Gerade in diesem Jahr gerät sie jedoch infolge weiterer Mittelkürzungen in Gefahr: Allein in Sachsen sollen 15 Theater und acht Orchester aufgelöst werden! Die Breitenkultur dagegen ist schon längst in Auflösung begriffen: Sowohl die Zahl der Kinos als auch die der Kulturhäuser und Jugendzentren als auch die der Buchleihstellen ist um mehr als die Hälfte geschrumpft. Viele Verlage sind eingegangen oder ihre Auflagen sind bis auf ein Zehntel zurückgegangen. Am schlimmsten hat es wohl die große Zahl der Freischaffenden getroffen (Maler, Graphiker, Kunsthandwerker, Komponisten usw.). Sie bekommen kaum noch Aufträge. Aber nur wenn sie ihren Beruf endgültig aufgeben, haben sie einen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung. Wenn wir nüchtern diese Tatsachen ins Auge fassen und sie nicht mit Wunschvorstellungen vermengen, so müssen wir feststellen, daß wir uns heute im Grunde wieder in einer ähnlichen Lage befinden wie zu DDR-Zeiten. Immer noch geht es ums Einholen des Westens, jetzt freilich ohne die Illusion des Überholens, die uns aber ohnehin schon lange abhanden gekommen war. Wieder werden wir vertröstet auf eine immer ferner rückende Zukunft, die früher "Kommunismus" hieß, jetzt "Angleichung der Lebensverhältnisse" oder einfach "blühende Landschaften" heißt. Wieder wird eifrig gesucht nach Vorzeichen dieser besseren Zukunft in der Gegenwart, und wenn sie nicht zu finden sind, wird die Gegenwart ein bißchen geschönt. Das alles aber in einer sich zuspitzenden ökologischen Krise!

Der Unterschied ist natürlich, daß wir jetzt einen marktwirtschaftlichen Weg gehen. Aber das Leitbild "Marktwirtschaft" hat sich bisher hauptsächlich als Trugbild erwiesen und ist eigentlich von vornherein ein Trugbild gewesen. Die Hoffnung auf ein Wirtschaftswunder nach dem Muster der alten Bundesrepublik war angesichts der völlig anderen historischen Ausgangssituation heute von vornherein illusorisch. Man denke nur an die Offenheit des Weltmarktes vor 40 Jahren und den relativ niedrigen notwendigen Kapitaleinsatz.

Die harte Währung, die wir 1990 bekamen, war durch unsere eigene wirtschaftliche Leistung nicht gedeckt, sondern ein politisches Geschenk. Aber dieses Geschenk offenbarte sich sogleich als eine höchst zweideutige Sache, ja als Raub: Beraubt wurde unsere Wirtschaft damit jeglicher Chance, überhaupt konkurrenzfähig zu werden. Mit diesem Maßstab gemessen mußten die meisten unserer Betriebe in die Knie gehen. Die Konkurrenz wurde bei uns eingeführt, indem ihr im selben Moment die Grundlage entzogen wurde, eben die Chancengleichheit. Es hat keinen Sinn, einen Weltmeister und einen Fußkranken in ein Wettrennen zu schicken. Wenn man unsere Wirtschaft vom Planungsleiden heilen wollte, dann durfte man sie nicht von heute auf morgen dem Weltmarkt aussetzen. Das war die Beseitigung der Krankheit durch den Totschlag des Patienten.

Wenn der Markt bei uns gar nicht eingeführt wurde, so konnte er sich natürlich auch nicht entfalten. Dies auch deshalb nicht, weil an die Stelle der Ideologie des Gemeineigentums nun die des Privateigentums trat. Aber Privateigentum war in Ostdeutschland in einem ökonomisch bedeutsamen Sinne (z. B. modernste Technik) kaum vorhanden, und die Forderung seiner Rückgabe statt einer Entschädigung stellte ein Investitionshindernis ersten Ranges dar!

Entsprechend hat die neue Ordnung auch nur dort Erfolge gebracht, wo gar nicht der Markt, sondern der Staat am Werke war: die Sozialleistungen, die Strukturverbesserungen, der Bauboom. Auch in dieser Hinsicht hat sich gegenüber der DDR-Zeit nicht viel verändert: Nach wie vor müssen wir auf den Staat vertrauen, sogar noch mehr als früher, sofern wir selber jetzt ja kaum noch etwas produzieren, sondern ganz überwiegend von seiner Verteilungsgnade abhängen! Der Staat wiederum wird zu Verteilungsleistungen ungeahnten Ausmaßes gezwungen, während er mit seiner Marktideologie gerade meinte, sich von solchen Aufgaben weitgehend verabschieden zu können!

An dieser widersprüchlichen Situation wird auch der jüngst ausgehandelte Solidarpakt nicht viel ändern, sofern es ihm hauptsächlich um die Fragen der Finanzierung der deutschen Einheit geht. Natürlich ist es zu begrüßen, wenn die Finanzausstattung der neuen Länder verbessert werden soll, der Wohnungsbau stärker gefördert werden soll, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen weitergeführt werden usw. Entscheidend ist jedoch die Frage, welche Auslegung und Anwendung der Satz erfährt: "Zur Beseitigung ökologischer Altlasten sowie zur Sicherung und Erneuerung industrieller Kerne sollen zusätzliche Anstrengungen unternommen werden."

Wenn die Marktideologie das Entstehen eines realen Marktes gerade verhindert, so ist nur noch einmal bewiesen, was man aus der Geschichte ohnehin hätte wissen können: daß der Staat beim Aufbau einer Marktwirtschaft eine aktive Rolle spielen muß. Dient ihm die Marktideologie nicht nur dazu, sich vor seiner industriepolitischen Verantwortung zu drücken? Wenn die Unternehmer ihrer Aufgabe als Investoren und damit ihrer Verpflichtung aufs Gemeinwohl nicht gerecht werden, so kann der Staat nur zweierlei tun: Entweder er zwingt sie fördernd und strafend zu den nötigen Investitionen, oder er schöpft einen Teil der riesigen Gewinne, die die Unternehmer zumal im letzten Jahrzehnt gemacht haben, ab und investiert selber. Investiert werden muß aber zunächst in die Bereiche von Forschung und Entwicklung, die zur Bewältigung der ökologischen Krise beitragen können. Den daraus erwachsenden Produktionen wird der Markt der Zukunft gehören.

Andererseits ist da der Widerspruch zwischen der schon erfahrbaren ökologischen Krise und dem Streben nach westlichem Wohlstand. Wäre es angesichts der immer spekulativeren Voraussagen, wenn dieses Ziel überhaupt erreicht werden könne, nicht klüger, es fallenzulassen und mit den Bürgern der alten Bundesländer zusammen eine andere, ökologisch vernünftige Orientierung zu finden? Kommt unsere Politikverdrossenheit nicht auch daher, daß wir mit jenem Ziel uns selber und die Politik überfordern? Eine neue Wertorientierung würde nicht Verzicht bedeuten, zumal nicht für die, die ohnehin schon wenig haben. Sie würde höchstens den Verzicht auf Illusionen bedeuten, aber einen zunehmenden Gewinn an realer Lebensqualität. Sie würde ein Ansporn sein für unseren technischen Erfindungsgeist. Sie würde der Kultur wieder Raum schaffen. Seriöse Konzeptionen für eine umweltverträgliche Wirtschaftspolitik, die zugleich eine wirtschaftsverträgliche Umweltpolitik wäre, liegen längst vor und sollten endlich zur Kenntnis genommen werden. Es geht nicht um hohe moralische Ansprüche. Wir brauchen nur aus der Not, in der wir uns befinden, die Tugend eines entsprechenden Wandels unserer Einstellung zu machen.

Stephan Bickhardt (Eberswalde), Dr. Heino Falcke (Erfurt), Jochen Goertz (Berlin), Martin Groß (Naumburg), Dorothea Hoeck (Erfurt), Rudolf Keßner (Weimar), Petra und Martin König (Berlin), Ehrhart Neubert (Berlin), Wolfgang Nitzsche (Düsseldorf), Andrea und Dr. Edelbert Richter (Weimar), Friederike und Ulrich Stockmann (Berlin), Wolfgang Templin (Berlin), Beate und Harald Wagner (Leipzig).

Klasse! Gabelmeier entdeckte Marktlücke Reiseveranstalter steuert die Wählerwanderung Brauner Sumpf tabu / Lieber ins Grüne

FRIEDBERG. Die niedergehende Konjunktur zwingt zur Suche nach neuen Märkten. Peter Gabelmeier, Inhaber eines bekannten Friedberger Reisebüros, hat einen gefunden. "Ich spezialisiere mich auf Wählerwanderungen", sagte der innovative Geschäftsmann zu AU WETTER!. Auf den riesige Umsätze versprechenden Markt ist der Reiseveranstalter in der Nacht nach der Kommunalwahl aufmerksam geworden. "Wähler sind gewandert wie noch nie", stellt Gabelmeier fest. Denkt der sonst so nüchtern kalkulierende Geschäftsmann an die Bundestagswahl 1994 und die Landtagswahl 1995, gerät er ins Schwärmen: "Das werden wahre Völkerwanderungen." Zigtausende der 204 235 Wetterauer Wahlberechtigten haben sich am Wahlsonntag auf die Reise von einer Partei zur anderen begeben. Alleine von der SPD wanderten 11 318 Wählerinnen und Wähler weg. Beliebt waren Ausflüge ins Grüne, aber auch trostlose braune Gegenden wurden nicht verschmäht.

Reiseveranstalter Gabelmeiers Optimismus wird auch dadurch nicht geschmälert, daß so viele Wahlberechtigte wie noch nie einfach zu Hause blieben, nämlich satte 57 919. Gabelmeier sieht hier sogar gewaltiges Potential für sein Geschäft. "Die wußten einfach nicht, wohin sie wandern sollten", stellt er fest. Ihre alten Wanderziele seien ihnen zu langweilig geworden, neue haben sie noch nicht gefunden. "Noch!" betont Peter Gabelmeier und gerät ins Schwärmen: "Das ist ein Riesenfeld für ein Reisebüro; das ist das Potential für meine Wanderwähler-Beratung. Wenn ich pro Beratung von jedem unentschlossenen Wanderwähler nur zwei Mark Gebühr nehme, sind das schon weit über 100 000 Mark."

Peter Gabelmeier ist schon dabei, die erste Filiale seines Reisebüros für Wanderwähler einzurichten. Das verträumte Örtchen Hirzenhain am Rande des Vogelsberges hat er sich dafür auserkoren. "Eine sehr vielversprechende Gemeinde. 20,1 Prozent der Wähler wanderten von der SPD weg", begründet der Reisebürobesitzer seine Entscheidung. "Selbst exotische Reiseziele", fährt er fort, "sind bei den Hirzenhainer Wanderwählern nicht völlig verpönt." Immerhin sind 43 der 1697 Wähler der Gemeinde zur Sozialen Oppositionsliste des PDS-Mannes Roland Schmidt abgewandert.

Der Friedberger Reisebüro-Besitzer erwägt, am anderen Ende der Wetterau, in Münzenberg, eine weitere Filiale einzurichten. Auch dort wurde massenhaft gewandert. 416 Wählerinnen und Wähler (11,9 Prozent) machten sich von der SPD auf und davon. 200 von ihnen kamen bei der CDU an. Gabelmeier schreckt allerdings, daß wieder viele Münzenberger im braunen Sumpf gelandet sind. "So extreme Touren will ich nicht in mein Wählerwanderprogramm aufnehmen", betont er entschieden. BRUNO RIEB

Bundesbank Mehr Ausreden als Argumente

Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen. Sogar die geldpolitischen Hardliner von der Sparerschutzgemeinschaft haben Helmut Schlesinger und Co. grünes Licht für eine weitere Zinslockerung gegeben, eine gemäßigte natürlich. Darauf, wie auf die vielen anderen Ratschläge der unvermeidlichen Politiker von links bis rechts, die teilweise bis hinter das Komma zu wissen glauben, wie weit die Zinsen runter müssen, wird die unabhängige Bundesbank nur gewartet haben. Und hätte nicht Finanzminister Waigel die Währungshüter dezent darüber informiert, daß sich mit der Einigung über den "Solidarpakt" die "Voraussetzungen für einen weiteren Rückgang des Zinsniveaus verbessert" haben, sie wären ganz bestimmt nicht von alleine darauf gekommen.

Aber vielleicht zeigen sich die Herren Zentralbankräte nun gerade bockig, um wieder einmal allen zu beweisen, daß sie sich nicht gerne von selbsternannten Fachleuten über mögliche Spielräume oder vermeintliche Notwendigkeiten belehren lassen. Und schon gar nicht über Zahlen und Fakten. Schließlich machen sich die Stabilitätswächter, so Direktoriumsmitglied Otmar Issing, "nicht zum Sklaven von Daten und äußeren Umständen". Wo kämen wir denn da hin!

Überhaupt sind Daten eine feine Sache. Man kann sie sich meist so hinbiegen, wie man sie braucht. Beispiel Geldmenge: Zeigen die Statistiken wie im vorigen Jahr, daß das monetäre Wachstum weit übers Ziel hinausschießt, ist eine stramme Zinspolitik leicht zu rechtfertigen. Sonderfaktoren wie das Horten von Bargeld im Zusammenhang mit dem Zinsabschlag, die zinsstrukturbedingte massive Umschichtung in kurzfristige Termineinlagen oder der zunehmende Einsatz der Mark als Parallelwährung in Osteuropa werden ignoriert oder zumindest heruntergespielt. Nun hat sich das Blatt gewendet: Im Januar sank die Geldmenge. Plötzlich sprechen die Währungshüter von einer "Umkehr von Sonderfaktoren". Ein Grund, die Zinsen kräftig zu senken, war das bisher für sie aber nicht. Sie sind ja keine Sklaven von Daten.

Auch die "äußeren Umstände" lassen sich je nach Bedarf zurechtlegen. Beispiel Tarifpolitik: Im Westen jedenfalls steht längst fest, daß die Gewerkschaften nicht zuletzt unter dem Zinsknüppel gekuscht haben. Worauf wartet der Zentralbankrat also? Auf den Ausgang der Metallrunde Ost, der - gesamtwirtschaftlich gesehen - eher von nachrangiger Bedeutung ist? Oder sind die eigenen Stabilitätskriterien gar nichts mehr wert?

Sicher gibt es auch echte Argumente gegen eine stärkere Zinslockerung: die noch hohe Inflation etwa oder die äußerst bescheidenen staatlichen Sparanstrengungen. Aber die genannten Beispiele zeigen, daß die Bundesbank vor allem um Ausreden nicht verlegen sein wird, wenn sie heute wieder nur einen Trippelschritt auf dem Weg ins Zinstal beschließt. ski

Bundeswehr dünnt Arsenale aus Westliche Panzer sollen noch 1993 verschrottet werden

rei BONN, 17. März. Die Bundeswehr will in diesem Jahr auch mit dem Abbau westlicher Rüstung beginnen, nachdem sie bisher ausschließlich Waffen aus den Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR vernichtet hat. Nach einem am Mittwoch vom Bundesverteidigungsministerium veröffentlichten Überblick über den Stand des KSE-Vertrages über Rüstungskontrolle in Europa haben Unternehmen in den neuen Bundesländern seit Sommer vergangenen Jahres 122 Schützenpanzer BTR 40, 116 Kampfpanzer T 54/55, 39 Mörser und 17 MiG-21-Kampfflugzeuge der NVA zerstört. Zur Zeit werden Verträge über die Zerstörung von 642 westlichen Kampfpanzern des Typs M 48 vorbereitet. Bis Ende 1995 muß die Bundesrepublik gemäß ihrer vertraglichen Verpflichtung noch 2726 Panzer, 5171 gepanzerte Fahrzeuge, 1904 Geschütze und 123 Kampfflugzeuge reduzieren. Davon soll das meiste zerstört werden. Einige Waffensysteme werden in militärhistorischen Museen untergebracht oder an andere NATO-Partnerstaaten transferiert. Die Zerstörung der Waffen, mit der Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) Anfang August vergangenen Jahres im thüringischen Rockensußra mit der Übergabe eines Schweißbrenners symbolisch begonnen haben, ist teuer. Einen Kampfpanzer zu vernichten, kostet 10 000 Mark, bei einem Kampffluzeugzeug sind es sogar rund 47 000 Mark.

Der Bundeshaushalt 1993 sieht für die Beseitigung und Vernichtung von Wehrmaterial 220 Millionen Mark vor. Die NATO gibt dafür Zuschüsse in Höhe von 1000 US-Dollar pro Gerät aus ihrem Infrastrukturprogramm, zu dem wiederum die Bundesrepublik Deutschland rund 27 Prozent beiträgt.

"Lawine" erhielt anonym 400 Mark

HANAU. Eine Spende in Höhe von 400 Mark erhielt die Hanauer Beratungstelle "Lawine" von einer anonymen Geldgeberin. Sie spendete die Summe, nachdem bekanntgeworden war, daß ein ähnlicher Betrag in Hanau zur Unterstützung von Frauen im ehemaligen Jugoslawien gestiftet worden war.

Die Spenderin, so die "Lawine", habe deutlich machen wollen, daß neben der Notwendigkeit zur Hilfe bosnischer Vergewaltigungsopfer auch die Mädchen und Frauen in Hanau Unterstützung brauchen. alu

ESC Wedemark will sich am grünen Tisch für die Eishockey-Aufstiegsspiele qualifizieren Einstweilige Verfügung soll "Löwen" am Brüllen hindern Spielberechtigung von Eckert angezweifelt / Frankfurter gelassen: "Viel Lärm um nichts" / Böser Blick nach Bad Nauheim

Was der härteste Konkurrent trotz größter Anstrengung in der Endrunde der Eishockey-Oberliga letztlich doch nicht schaffte, das versucht der ESC Wedemark nun am grünen Tisch nachzuholen: Per einstweiliger Verfügung wollen die Norddeutschen die Teilnahme des Frankfurter ESC an den Aufstiegsspielen zur zweiten Bundesliga verhindern und statt dessen selbst gegen den EV Landsberg am Freitag (in Kaufbeuren) und am Sonntag spielen.

Angeblich, so die Begründung der Wedemarker für ihre Eingabe beim Deutschen Eishockey-Bund, hätten die Frankfurter den Spieler Eckert in der Punktrunde zu Unrecht eingesetzt. Die Freigabe für den Stürmer, der zuletzt für den EC Bad Nauheim spielte, aber transferrechtlich dem SV Bayreuth gehörte, sei durch die Frankfurter auf unredliche Weise erreicht worden. Viel Lärm um nichts, lautet die Reaktion beim FESC, der an diesem Donnerstag einer kurzfristig anberaumten Verhandlung beim Verband in München gelassen entgegensieht, zumal DEB-Direktor Fritz Brechenmacher im Privatradio FFH erklärte, daß er diesem Protest keine Chance einräume. Abteilungsleiter Bernd Reisch, der hinter der ganzen Aktion den EC Bad Nauheim vermutet: "Wir haben überhaupt nichts zu befürchten. Der Spieler Eckert hat vom DEB die Spielberechtigung erhalten. Ein Protest kann sich also auch nur gegen den Verband richten. Ich bin nur zornig, daß uns die Nauheimer in einer Phase, wo wir Probleme genug lösen müssen, das Leben erschweren."

Eines der Probleme ist das unzureichende Fassungsvermögen des Kaufbeurer Stadions, wohin die Landsberger wegen ihrer noch kleineren Halle ausgewichen sind. Die Frankfurter werden definitiv nicht mehr als die zugesagten 3200 Eintrittskarten erhalten, wodurch 1500 Kartenbesteller den weiten Weg gar nicht erst antreten brauchen.

Unterwegs ist dagegen die Mannschaft des FESC bereits seit Mittwochmorgen. Im Bundesleistungszentrum des Deutschen Eishockey-Bundes in Füssen hat sie ein Trainingslager bezogen. Dort wird Trainer Forster nicht viel Mühe haben, seinen Spielern das erforderliche Selbstbewußtsein zu verleihen. Mannschaftskapitän Stefan Zimlich: "Wir begegnen den Landsbergern mit Respekt, sind uns aber auch unserer eigenen Stärke bewußt." Auch das ist ein Indiz für die Überzeugung von den eigenen Fähigkeiten: Für kommenden Mittwoch hat die Mannschaft ihre Fans zu einer "Mega-Löwen- Aufstiegsfeier" in die Frankfurter Music Hall eingeladen, "um Dankeschön zu sagen" (Zimlich).

Gegner EV Landsberg hatte es im Süden sehr viel schwerer, zur Meisterschaft zu kommen, als die "Löwen" im Norden bei zehn Punkten Vorsprung. Erst am letzten Spieltag machte der EVL das Rennen, weil sich der lange Zeit führende EC Bad Tölz eine Heimniederlage gegen TSV Erding leistete. Dessen ungeachtet gibt man sich auch beim EVL zuversichtlich, nach einjähriger Abwesenheit in die zweithöchste Klasse zurückkehren zu können. Mit Entschiedenheit widersetzt sich der Vereinsvorsitzende Kurt Stürmer allen Spekulationen, der Verein würde den Aufstieg aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht anstreben und lieber in der Oberliga Süd mit ihren vielen Derbies verweilen. "Wir haben uns nicht die ganze Saison reingehängt, um dann unseren Anhängern ätsch zu sagen. Wenn wir gewinnen, dann werden wir aufsteigen." Eishockey-Obmann Walter Ott: "Ich wünsche mir den sportlichen Wiederaufstieg, da gibt es keine Frage, und darin bin ich mit der Mannschaft einer Meinung."

Kernstück der Landsberger Mannschaft, die sich zum Großteil aus jungen Amateuren aus der näheren Umgebung zusammensetzt, sind die beiden aus Lettland stammenden Profis Igor Pawlow und Oleg Znarok. Dieses Duo erzielte mehr als die Hälfte aller Landsberger Tore und setzte für die Frankfurter beim entscheidenden Sieg über Peißenberg noch ein abschließendes unmißverständliches Signal, indem es alle Tore zum 6:3-Erfolg unter sich ausmachte. Die beiden Letten, beide Nationalspieler, sorgen durch ihre Herkunft auch dafür, daß beim EVL eher ein spielerisches denn ein kämpferisches Eishockey praktiziert wird, was wiederum den Frankfurtern sehr gelegen kommt. "Löwen"-Trainer Toni Forster: "Die einzige Befürchtung, die ich habe, ist, daß wir mit allen Mitteln niedergekämpft werden könnten. In spielerischer Hinsicht haben wir die beste Oberligamannschaft in Deutschland."

Egal wie die Spieler miteinander umgehen - die Trainer werden sich vertragen. Florian Strida und Toni Forster, damals noch Spieler, arbeiteten Mitte der 80er Jahre beim ESV Kaufbeuren zusammen und verbrachten auch manche freie Stunde beim gemeinsamen Pilzesuchen.

GERHARD SIMON

Bad Orb präsentierte in Berlin Therapieformen

BAD ORB. Mit einem erweiterten Angebot und neuen Therapieformen hat sich die Kurstadt bei der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin präsentiert. Unter anderem stellten die Orber ein kombiniertes Heilverfahren vor, in dem sich die seit zwei Jahren angebotene Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie und die heimische Natursole ergänzen.

Nach Angaben der Kurverwaltung hat der Badearzt Dr. Helmut Roeder die sogenannte Sauerstoff-Additiv-Therapie entwickelt. Dabei wird die Erweiterung der Blutgefäße und Kapillare durch die Kohlensäure der Sole gefördert, was den Kreislauf stimmuliert und ebenfalls zu einer erhöhten Sauerstoffaufnahme führt. Das Programm wird durch Thermalbäder, Inhalationen, Massagen und eine besondere Kost ergänzt, heißt es. jan

Üben per Computerausdruck Pianist Lars Vogt zu Gast beim nächsten Publikumskonzert

Davon können professionelle Dirigenten, die vor professionellen Orchestern stehen, nur träumen: sechzehn Proben und noch einige Generalproben an versteckten Orten für ein einziges Konzertereignis. Der Konzertveranstalter "Verein der Frankfurter Bachkonzerte" dagegen gönnt in diesem Jahr seinem Orchester, dessen Mitglieder mehrheitlich seine Abonnenten sind und demzufolge keine hauptberuflich tätigen Musiker, solche geruhsame, gleichwohl sehr intensive Vorbereitung bereits zum fünften Mal.

Nachdem alle großen Frankfurter Spielstätten (und sogar das ehrwürdige Leipziger Gewandhaus) schon einmal Gastgeber für ein spannendes Konzertereignis waren, hat sich diesmal der Intendant der Jahrhunderthalle zum Paten der Veranstaltung wählen lassen und auch gleich ein großzüges Geschenk beigesteuert: Durch persönliche Kontakte gelang es, den jungen, sehr erfolgreichen Pianisten Lars Vogt zum Mitmachen zu bewegen. Vogt hat ganz zu Beginn seiner Karriere schon einmal in der Jahrhunderthalle gespielt, jetzt wird er zusammen mit dem Publikumsorchester Schumanns Klavierkonzert a-Moll aus der Taufe heben. Angst, daß es nicht so gut klappen könnte, wie das im Konzertbetrieb verlangt wird, braucht man keine mehr haben, denn schon weit früher als üblich hat man sich zu ausführlicher gemeinsamer Probe zusammengefunden.

Vogts Verwunderung, daß Dirigent und Orchester so genau Bescheid wußten, ließ sich rasch aufklären: Man hatte sich eine soeben mit Vogt und Simon Rattle als Dirigent des Birmingham Symphony Orchestra veröffentlichte Einspielung besorgt.

Das Publikumsorchester will natürlich außer seiner Begleiterfunktion sein Können auch wieder bei einem großen symphonischen Werk zeigen. Die große C- Dur-Symphonie Schuberts wird es sein. Auch sie hat auf raffinierte Weise ihren Feinschliff erhalten.

Dirigent Gerhard Mantel, im Hauptberuf Cellist, ließ Computerlisten verschikken mit all den Stellen der Partitur, die als Hausaufgaben noch zu üben waren. Auf diese ökonomische Art zu proben wäre wohl nicht einmal ein Karajan gekommen (das Konzert in der Jahrhunderthalle am Samstag, 20. März beginnt um 20 Uhr). K.K.F.

Kommen Schüler aus Rosbach bald schneller an ihr Ziel? Eltern steuern direkte Buslinie nach Bad Nauheim an / Jetzt hat das Regierungspräsidium das Wort / Problem: die Konkurrenz

ROSBACH. Eine direkte Buslinie könnte schon bald Rosbach und Bad Nauheim verbinden. Jedenfalls äußert die Interessengemeinschaft Rosbacher Eltern (IGRE) in einer Erklärung die Hoffnung, daß eine Buslinie zwischen Rosbach und Bad Nauheim schon am 3. Mai ihre Fahrten aufnehmen kann. Ein Busunternehmer hat beim Regierungspräsidium einen Antrag auf Konzession gestellt, wie die Zweite Vorsitzende, Monika Wiener, der FR sagte. Eine Antwort liege noch nicht vor.

Der Sprecher des Regierungspräsidiums, Dieter Ohl, antwortet auf Anfrage der FR, in dem laufenden Genehmigungsverfahren für die beantragte neue Buskonzession müßten zunächst die beiden Busunternehmen gehört werden, die auch über diese Strecke fahren. Nach den Worten des Vorstandsmitgliedes der IGRE hätten die sich außer Stande gesehen, ihre Fahrpläne auf die Schulzeiten abzustimmen. Diese Gespräche laufen dieser Tage an. Dabei werden auch Vertreter der beiden Kommunen gehört. Vor allem Schüler/-innen der St.-Lioba- und der Ernst-Ludwig-Schule klagten bisher über Schwierigkeiten bei den Fahrten zwischen Wohnort und Schulen. Eine neue Buslinie könne das beheben. Die Busse sollen außerdem auch Bürger auf dem Weg zum Arzt oder Einkaufen chauffieren. Damit soll eine Lücke geschlossen werden, bis irgendwann der "Wetterauer Verkehrsverbund" die Konzessions- und Anschlußfragen lösen kann.

Schon seit Jahren kämpft die Interessengemeinschaft (IGRE) um verbesserte Beförderung zu den Bad Nauheimer Schulen. Oft müßten die Eltern die Kinder mit Autos zu den weiterführenden Schulen bringen. Außerdem müßten die Schüler/-innen der St.-Lioba-Schule den Unterricht der sechsten Stunde schon früher verlassen, um die bestehende Busverbindung zu erreichen. Es sei nicht möglich gewesen, deren Fahrplan auf die Schulzeit abzustimmen, so die Mutter.

Wenn die Kinder mit dem Zug über Friedberg führen, werde der längere Schulweg zum Problem. Es seien schon Kinder unterwegs attackiert worden. Der Zug sei so voll, daß die Kinder oft im Gepäckwagen mitfahren müßten, berichtet das IGRE-Vorstandsmitglied. Daher bemühten sich die Eltern seit langem, eine sinnvolle und streßfreie öffentliche Verkehrsverbindung zum Schulort zu erreichen.

Bei einer Unterschriftenaktion wurden 112 Signaturen der betroffenen Eltern gesammelt, danach konnte ein Busunternehmen gewonnen werden, das die Linie aufnehmen will. Die Fahrten sollen bedarfsgerecht organisiert werden, so daß die IGRE davon ausgeht, daß über die Schüler hinaus auch Rosbacher Bürger die Linie auf dem Weg zum Einkaufen, zum Amt oder Besuchen nutzen.

Falls die Genehmigung des RP kommt, könne der Bus ab 3. Mai fahren. Es werden fünf Fahrten aus Rosbach und sechs aus Bad Nauheim angeboten, auch an Samstagen wird die Kurstadt angesteuert. Obendrein hat die IGRE von der Stadt eine schriftliche Zusage zur Unterstützung der Linie. Jetzt hoffen die Eltern auf den "verkehrspolitischen Weitblick" der Darmstädter Beamten, um so eine wirkliche Verbesserung vor allem für die Schüler/-innen zu erreichen.

Das sei auch das Ziel der aktuellen Gespräche beim RP, betonte Rosbachs Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) in einem Gespäch mit der FR. Das Problem sieht er in "Reibungsverlusten" , die an der Schnittstelle der beiden bestehenden Buslinien Hornung und Wetterauer Verkehrsbetriebe (Florstadt) am Bahnhof in Friedberg etwa entstünden. Die günstigste Lösung wäre nach seiner Ansicht, wenn es gelänge, die Abfahrtzeiten der beiden bestehenden Unternehmen für die Kunden aufeinander abzustimmen und zu bündeln. "Bestenfalls erreichen wir einen kleinen Schritt in Richtung Wetterauer Verkehrsverbund", wünscht Medebach. de

Keine Schadstoffe gemessen Chemikalien fingen Feuer

RÖDERMARK. Bei einem Feuer in einem Metallveredelungsbetrieb in Rödermark-Ober-Roden (Kreis Offenbach) sind in der Nacht zum Mittwoch Schwefel und Phosphorsäure verbrannt und ins Freie gelangt.

Wie die Polizei in Offenbach berichtete, konnten Messungen der Feuerwehr in der Umgebung indes keine Schadstoffe feststellen. Offenbar seien in der im Industriegebiet gelegenen Lagerhalle nur geringe Mengen der Chemikalien in Brand geraten, wobei nitrose Gase entstanden seien, erklärte Polizeisprecher Karlheinz Raupach. Hauptsächlich Holzpaletten sowie Gummimatten seien verbrannt.

Drei Anwohner und drei Feuerwehrleute seien wegen Verdachts auf Rauchvergiftung vorsorglich in Krankenhäuser aufgenommen, nach kurzer Zeit aber wieder entlassen worden. Es entstand laut Polizei ein Sachschaden von 100 000 Mark.

Die Brandursache war zunächst nicht bekannt. Beamte von Kriminalpolizei und hessischem Landeskriminalamt nahmen die Ermittlungen auf.

Der Brand wurde um 3.39 Uhr von einem Wachmann entdeckt, wie Raupach sagte. Bereits eine halbe Stunde später habe ihn die Feuerwehr unter Kontrolle gehabt, gegen 5 Uhr sei "Feuer aus" gemeldet worden. Der Brand brach nach ersten Ermittlungen in der Nähe einer Arbeitsbühne aus, wo Holzpaletten und Gummimatten gelagert worden seien.

Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr sei ein Übergreifen des Feuers auf Behälter mit Schwefel und Phosphorsäure verhindert worden, berichtete der Sprecher. ttt/AP

In der Einsamkeit des Exils Diskussion über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland

GRÄVENWIESBACH. Voll besetzt war kürzlich das Dorfgemeinschaftshaus Hundstadt bei einer Diskussion über die Frage, warum "Menschen aus ihrer Heimat in eine fremde Welt fliehen"; es wurde durchweg lebhaft über Probleme von Flüchtlingen in Deutschland diskutiert.

Bei der Veranstaltung des Freundeskreises "Flüchtlinge aus Afrika - Schwarz sein in Deutschland" berichtete eine eritreische Frau, wie dankbar sie über die Gastfreundschaft und die freundliche Zuwendung vieler Grävenwiesbacher sei. Gleichzeitig verhehlte sie nicht, daß Gefühle der Einsamkeit "manchmal übermächtig" würden. Eine somalische Frau - deren vier Brüder vor den Augen der Familie erschossen wurden - berichtete, daß die anderen Familienmitglieder über die Welt verstreut seien und sich wegen bürokratischer Hindernisse nicht besuchen könnten.

"Das große Bedürfnis, mit Landsleuten zusammenzuleben, wird von der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach überhaupt nicht berücksichtigt", erklärt der Leiter des Flüchtlingsheimes Grävenwiesbach, Rolf Wollner; die HGU weist den Flüchtlingen ihre Unterkünfte zu. Dabei seien durch solche Zusammenführungen ohne zusätzliche Kosten eine wesentliche Lebenserleichterung für die Flüchtlinge möglich.

"Einheimische" meldeten sich ebenfalls zu Wort. So erzählte eine ältere Grävenwiesbacherin, daß sie "die Fremdheit" der Flüchtlinge zunächst sehr geängstigt habe. Als sie aber einzelne kennengelernt habe, seien diese Befürchtungen in Freundschaft umgeschlagen. Eleonore Wiedenroth von der Initiative "Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland" berichtete, daß Deutsche mit schwarzer Hautfarbe hier großen Schwierigkeiten ausgesetzt seien. Obwohl deutsche Staatsbürger, würden sie nicht als gleichberechtigt behandelt. Viele Opfer des Nationalsozialismus seien auch bis heute nicht als solche anerkannt, es gebe unendlich viele sublime Formen der Ablehnung. Vorurteile fänden sich zum Beispiel schon in Kindergeschichten, wie beispielsweise den "zehn kleinen Negerlein".

In der anschließenden Diskussion war man sich einig darin, daß die Gewährung der deutschen Staatsbürgerschaft - auch einer doppelten - ein wesentlicher Fortschritt wäre, Fremdheit und Isolierung von Flüchtlingen, Arbeitsimmigranten und Deutschen mit schwarzer Hautfarbe zu überwinden. jd

Peking plant Alleingang China zieht Regierungsbildung in Hongkong überraschend an sich

heb PEKING, 17. März. Die chinesische Regierung hat Hongkongs Gouverneur Chris Patten am Mittwoch vorgeworfen, die Grundlage für die chinesisch-britischen Gespräche über Hongkong zerstört zu haben. China werde nun eigene Vorbereitungen zur Bildung der Hongkonger Regierung nach 1997 beschleunigen, sagte Lu Ping, Pekings hochrangigster Politiker für Hongkong- und Macao-Angelegenheiten, auf einer live ausgestrahlten Pressekonferenz in der chinesischen Hauptstadt. China werde nun selbst ausarbeiten, wie nach 1997 die erste Regierungsbildung, die Wahl des Regierungschefs und die Wahl des Legislative Councils, des Hongkonger Parlaments, durchgeführt werden soll, sagte Lu. Die harten Worte an die Adresse Chris Pattens sind die bisher ausführlichste Reaktion Chinas auf dessen Entscheidung, seine Reformvorschläge zur behutsamen Demokratisierung Hongkongs auch ohne weitere Konsultationen mit China zu veröffentlichen. Der Gouverneur der britischen Kronkolonie, die 1997 an China übergehen wird, hatte sein Reformpaket am Freitag vergangener Woche im örtlichen Gesetzblatt veröffentlichen lassen, sie jedoch dem Hongkonger Parlament noch nicht zur Debatte vorgelegt.

Der Aktienindex der Hongkonger Börse, der am Montag nach scharfen Bemerkungen des chinesischen Premiers zum selben Thema um weitere fünf Prozentpunkte gefallen war, zog jedoch unmittelbar nach der Rede Lu Pings wieder leicht an. Beobachter führten dies darauf zurück, daß China seine Attacke mehr gegen die Person Pattens als gegen Hongkong und London gerichtet hatte.

Patten antwortete in einer Stellungnahme, er sei schon "morgen" zu weiteren Verhandlungen bereit, wenn die chinesische Seite dies wirklich wünsche. "Ich warte noch immer darauf zu hören, was an meinen Vorschlägen so unvernünftig sein soll", sagte Patten.

Peking sei "schockiert" gewesen, als Patten seine Vorschläge veröffentlicht hatte, sagte Lu Ping. Zugleich beschuldigte er Pattem, "vertrauliche" Einzelheiten der chinesisch-britischen Verhandlungen an die Öffentlichkeit gebracht zu haben.

Kindergarten ging in Flammen auf Feuer richtete hohen Schaden an

KELKHEIM. Ein Raub der Flammen wurde gestern morgen der städtische Kindergarten im Stadtteil Fischbach. Kurz nach 6 Uhr hatte ein Nachbar die Feuerwehr alarmiert, berichtete die Polizei. Obwohl Wehrmänner aus Fischbach, Kelkheim, Hofheim und Bad Soden im Einsatz waren, brannte der Kindergarten nieder. Nach Schätzung der Polizei entstand Schaden von etwa einer Million Mark. Nach der Brandursache forschen Beamte des Landeskriminalamtes noch.

In dem Kindergarten an der Schwarzwaldstraße tummelten sich bis dato insgesamt 92 Mädchen und Jungen. Wer von den Kleinen nicht zu Hause bleiben kann, wird in den nächsten Tagen, so Sozialamtsleiter Burghard Butgereit, in einen anderen Kindergarten gehen können. "Notfälle" würden noch in den katholischen Kindergärten in Fischbach und Ruppertshain oder in dem städtischen in Eppenhain untergebracht.

Wie es nach dem Brand nun weitergehen soll, darüber informiert die Stadt in einer Elternversammlung am nächsten Montag, 22. März, von 20 Uhr an im Fischbacher Bürgersaal. dia

Heidelberg erhält Foltermuseum Stadt unterlag vor Gericht im Streit um das umstrittene Projekt

joe HEIDELBERG, 17. März. Das umstrittene Foltermuseum, das zwei Mannheimer Geschäftsleute in einem Haus am Heidelberger Marktplatz einrichten wollen, ist mit Mitteln des Baurechts nicht zu verhindern. Dies geht aus einem Beschluß des Karlsruher Verwaltungsgerichts hervor. Die Stadt Heidelberg hatte die bereits erteilte Baugenehmigung für das Museum zurückgenommen, nachdem Kritik aus der Bevölkerung an dem Projekt laut geworden war. Nach Meinung der Richter war diese Rücknahme jedoch "nicht frei von Ermessensfehlern". Um die beanstandeten Mängel auszugleichen, hätten nachträgliche Auflagen für zusätzliche Stellplätze und Toiletten völlig ausgereicht, erklärten sie.

Die Stadt hatte den beiden Geschäftsleuten, die privat seit Jahren echte und nachgemachte Folterwerkzeuge aus ganz Europa sammeln, vorgehalten, sie hätten das Bauordnungsamt mit falschen Angaben über ihre Pläne getäuscht. Dadurch sei es zu der falschen baurechtlichen Beurteilung gekommen, die schließlich auch dazu geführt habe, daß eine rechtswidrige Baugenehmigung erteilt worden sei. In ihrem Antrag hätten die Bauherren angegeben, sie wollten ein Museum für "mittelalterliche Kunst" einrichten. Erst nachdem die Genehmigung erteilt worden sei, habe die Verwaltung aus der Zeitung erfahren, daß ein gewerbliches Folter-Museum geplant sei.

Nach den Feststellungen des Verwaltungsgerichts war dies jedoch bestenfalls die halbe Wahrheit. Tatsächlich, so geht aus dem Beschluß hervor, hatten die beiden Geschäftsleute im Dezember beim Bauordnungsamt auch die Umnutzung des Ladens und die Genehmigung einer großen beleuchteten Werbeanlage für die Fassade beantragt, in der in sehr eindeutiger Form in deutsch und englisch auf "Folterwerkzeuge" und "Torture Instruments" aus acht Jahrhunderten hingewiesen werden sollte. Außerdem, so die Richter, habe einer der Antragsteller ebenfalls im Dezember im Bauamt Anschauungsmaterial gezeigt und die Ziele des Museums erläutert.

Parlament tagte 32 mal

MAINTAL. Die vergangene Legislaturperiode in Zahlen stellte jetzt der Magistrat dar. 32 mal tagten die Stadtverordneten von April 1989 bis Februar 1993. Mit 45 Treffen leistete der Haupt- und Finanzausschuß die meiste Arbeit, das für Wirtschaft und Verkehr zuständige Gremium setzte sich 30 mal zusammen.

Überprüfung abgeschafft

vs DÜSSELDORF, 19. März. Die Abgeordneten des Düsseldorfer Landtags brauchen sich nicht länger vom Verfassungsschutz überprüfen zu lassen, bevor sie vertrauliche Unterlagen der Regierung in die Hände bekommen. Der Ältestenrat des Parlaments schaffte jetzt auf Antrag der Grünen eine entsprechende Regelung ab, die die Abgeordneten von SPD, CDU und FDP hingenommen hatten. Abgeordnete müssen sich künftig nur verpflichten, vertrauliche Unterlagen vertraulich zu behandeln.

Im November vergangenen Jahres war ein Abgeordneter der Grünen im Innenausschuß des Landtages von den Beratungen einer vertraulichen Regierungsvorlage ausgeschlossen worden, weil er sich einer Überprüfung durch den Verfassungsschutz verweigerte. Er begründete dies unter anderem mit der Auffassung, daß die Abgeordneten den Verfassungsschutz zu kontrollieren hätten und nicht umgekehrt. Der Ältestenrat kam inzwischen zu dem Ergebnis, daß der Ausschluß rechtswidrig war.

Kartellsenat stutzt Bußen für Reisekonzerne

has FRANKFURT A. M. Der Kartellsenat des Berliner Kammergerichts hat die vom Bundeskartellamt gegen mehrere Reisekonzerne verhängten Bußgelder erwartungsgemäß gekürzt. Ursprünglich sollten die Unternehmen insgesamt knapp 6,3 Millionen Mark blechen, weil sie während der Golfkrise nach Entfernungen gestaffelte einheitliche Treibstoff-Zuschläge für alle Flugreisen verabredet hatten. Vom Vorwurf der Absprache freigesprochen wurde jetzt ein Manager der Touristikfirma ITS und damit auch dessen Arbeitgeber. Jeweils 150 000 Mark müssen dem Richterspruch zufolge die Reiseveranstalter TUI und NUR sowie die Charterflieger Condor, Hapag- Lloyd und LTU berappen. Aero Lloyd, Germania und Hetzel haben je 40 000 Mark zu überweisen. Ferner wurden in 13 Fällen "persönlich Betroffene" zu Geldbußen zwischen 5000 und 15 000 Mark verurteilt.

Das Kartellamt wertet das Urteil trotz der Bußgeld-Minderung als Erfolg. "Unsere Rechtsauffassung, daß derartige Absprachen nicht zulässig sind, wurde ohne Einschränkung bestätigt", meint die Behörde. Daß die Konzerne mit einem blauen Auge davonkamen, erklärt sich daraus, daß sie aus ihren Absprachen kein Hehl machten und frank und frei darüber berichteten. Während der Verhandlung im Gericht wurde daher intensiv über das Vorliegen eines "mangelnden Unrechtsbewußtseins" diskutiert.

Mehr Schwung für Kairo-Partnerschaft

Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch will kurz vor Ende seiner Amtszeit die Beziehungen zur Partnerstadt Kairo in Schwung bringen.

Der SPD-Politiker, der vor einem Monat nebst Ehefrau auf Einladung des Gouverneurs von Kairo in der ägyptischen Hauptstadt weilte, hat bei den Partnern ein Interesse an engeren Kontakten "in beinahe allen Bereichen" festgestellt. Dem will Busch nun Rechnung tragen.

So soll nach den Osterferien der Planungs- und Baudezernent von Kairo zu einem "ersten Gedankenaustausch" zu den Themen Stadtplanung, Wohnungsbau und Bautechniken nach Frankfurt kommen. Mit Planungsdezernent Martin Wentz hat Busch "darüber schon geredet".

Auch Umweltdezernent Tom Koenigs habe es "sehr begrüßt", daß Busch den zuständigen Mann für Müllabfuhr und Straßenreinigung in Kairo zu einem Gespräch an den Main zu holen gedenkt. Starkes Interesse hätten die Partner an ausrangierten Kehrmaschinen und Reinigungsgerät bekundet.

Ferner möchte der Stadtverordnetenvorsteher den Kulturaustausch beleben. Kulturdezernentin Linda Reisch habe er schon "einen diesbezüglichen Hinweis gegeben".

Auch der Sport soll nicht zu kurz kommen. Mit Eintracht-Präsident Matthias Ohms will Hans Busch "mal ausloten", ob die Bundesliga-Kicker "in der kommenden Winterpause nach Kairo gehen könnten".

Aus dem Erlös von Spielen könnten Fahrten Kairoer Sportler nach Frankfurt finanziert werden. Seinen Mitbürgern empfahl Busch einen Urlaub in Ägypten: "Wir haben da als Deutsche einen sagenhaften Ruf." Das sei auch "der Eindruck von meiner Frau gewesen". vo

Kurz gemeldet

Information über EDV im Beruf Über den Einsatz moderner Kommunikations- und Computertechnologien in der Verwaltung und über die dafür erforderlichen Qualifikationen informiert ein VHS-Seminar am Samstag, 20. März, 14.15 bis 17.30 Uhr im Zentrum Bürgerinformatik, Große Gallusstraße 1-7. Anmeldung unter Telefon 212 - 3 48 58. Einladung zur China-Reise Das Frankfurter Verkehrsamt plant vom 17. bis 27. November eine Reise nach Guangzhou, der chinesischen Partnerstadt Frankfurts. Über die Reise, an der auch Interessenten aus dem Frankfurter Umland teilnehmen können, gibt es beim Verkehrsamt unter der Telefonnummer 212-3 32 40 weitere Auskünfte. Direkte Anmeldungen sind unter der Nummer 46 80 91 möglich. "Kaufmännisches Grundwissen" Das Berufsfortbildungswerk des DGB bietet ab dem 24. April den berufsbegleitenden Lehrgang "Kaufmännisches Grundwissen" an. Im Rahmen des Kurses kann auch ein anerkannter Berufsabschluß vor der Industrie- und Handelskammer nachgeholt werden. Anmeldung und weitere Informationen unter der Rufnummer 23 50 93. Psychologie im Betrieb Im Rahmen ihrer Weiterbildung für Führungskräfte bietet die Frankfurter Universität im kommenden Sommersemester ein neues Seminar "Praxis der Gesprächsführung" an. Das Seminar beginnt mit einer Einführung über "Psychologie im Betrieb" am Samstag 24. April. Anmeldung und Information beim Arbeitsbereich Weiterbildung, Senckenberganlage 15, Telefon 798-3809. Kassen-Engpass am Zoo Die Zookassen am Haupteingang Alfred-Brehm-Platz werden auf ein Magnetkartensystem umgebaut. Deshalb sind dort nur noch zwei Kassen vorhanden, statt vier. Um den Ärger der Zoobesucher über die lange Warteschlange zu mindern und ihnen eine Alternative zu bieten, werden am Wochenende am zweiten Zooeingang Rhönstraße/Ecke Waldschmidtstraße zwei Kassen ab 9 Uhr geöffnet sein, zu erreichen mit der U 7 bis Habsburgerallee.Länderkundliches Seminar Ein länderkundliches Seminar über die Türkei bietet die Akademie des Handwerks am Samstag, 20. März, von 9 bis 17 Uhr im Kettenhofweg 14-16 an. Das Seminar, in dem der soziale und kulturelle Hintergrund vieler türkischer Mitarbeiter behandelt werden soll, will sich vor allem um eine Verbesserung des Betriebsklimas bemühen. Der Kurs wendet sich

Zur Sache: Sechs Bebauungspläne in Nidderau Wohnfunktion dominiert

NIDDERAU. Schloßpark II soll östlich der Bundesstraße 45 die Lücke zwischen Bertha-v.-Suttner-Gesamtschule und dem vorhandenen Neubaugebiet "Schloßpark" schließen. Bis zu 46 Wohneinheiten, überwiegend in flächensparender, zweigeschossiger Doppelhaus-Bebauung, sind hier vorgesehen, hauptsächlich nidderwärts. Gegen die B 45 zu, die nach dem Bau der angestrebten Umgehung als innerstädtische Allee aufgewertet werden soll, ist Mischgebiet vorgesehen. Der Plan ist bereits als Satzung beschlossen.

Im Zug der geschlossenen, zwei- bis dreigeschossigen Alleen-Randbebauung sollen unter den Wohnungen auch Büros, Läden und Kleingewerbe Unterschlupf finden. 3,7 Hektar groß ist das gesamte Schloßpark-II-Areal, davon sollen 1,25 Hektar Wohn- und 0,73 Hektar Mischgebiet werden. Im Bebauungsplan ist auch die vorläufige Umgestaltung der B 45 mit Kreiselanlagen, so an der Einmündung der bestehenden Händelstraße ("Allee Mitte"), vorgesehen. Zudem ist hier festgeschrieben, daß die Einmündung Beethovenstraße eingeengt und mit Querungshilfen versehen werden und der Geh- und Radweg von dort bis nach Windecken vollendet werden soll.

24 Bauplätze für Wohnungen sowie ein Kindergarten können nach dem Plan für die 2,4 Hektar "An der Seife"in Ostheim entstehen, der demnächst offengelegt werden muß. Das Gelände am Südostrand der Ortslage soll durch die Fortsetzung der bestehenden Straßen "Am Jungfernborn" und Lerchenweg erschlossen werden. Lockere Wohnbebauung ist hier am Übergang zur freien Landschaft angesagt, ein- bis zweigeschossige Einfamilienhäuser, die als Einzel- und Doppelhäuser oder Hausgruppen erstellt werden können.

Die Parzelle um den "Seifengraben" soll dabei frei, Heckenzüge erhalten bleiben. Zum Ausgleich für den Eingriff in die Natur ist die Neuanlage einer extensiv genutzten Streuobstwiese von stark 1000 Quadratmetern vorgesehen. Einschließlich dieses Ausgleichs wird mit etwa 625 000 Mark Kosten für die Umsetzung des Bebauungsplans gerechnet.

Der Bebauungsplan In den Pfortenwiesen" betrifft einen erheblichen Teil des Ostheimer Ortskerns. Ziel ist es, für die Bebauung der Lücken in dem recht heterogenen Gebiet Vorgaben zu machen, sie zugleich auch zu ermöglichen. So ist unter anderem nördlich des namensgebenden Wegs eine einzeilige Bebauung vorgesehen. Das Grundstück der Blechfabrik am westlichen Ortseingang sollte nach Meinung des Planungsbüros Hetterich mittelfristig umgestaltet werden, weil es das Ortsbild störe. Künftig solle dort die Wohnfunktion dominieren.

Weitere Ziele des Bebauungsplans sind die Erhaltung der Landwirtschaft, die Anpassung der Neubauten an die traditionellen Bauformen, die gesicherte Expansion des Bauhofsgeländes. Eine Verbreiterung des Pfortenwiesen-Wegs südlich des Bauhofsgeländes wurde erwogen, letztlich jedoch verworfen. Zum Ausgleich der Innenentwicklung mittels baulicher Verdichtung ist vorgesehen, südlich der Landstraße Richtung Marköbel eine fast 2000 Quadratmeter große Biotopfläche auszubauen. Zu den bestehenden Obstbäumen sollen weitere kommen sowie Hecken angelegt werden.

In der "Wolfskaute", ebenfalls Ostheim, soll nach dem bald offenliegenden Plan der 0,9 Hektar große Rest des Gewerbegebiets überplant werden, wofür eine rund 4000 Quadratmeter große Ausgleichsfläche in Eichen mit Hecken und Gehölzen vorgesehen ist. Sämtliche Ausgleiche werden als Teile des Nidderauer Biotopverbunds umgesetzt.

Ein weiteres Gewerbegebiet bahnt sich mit dem Feststellungs- und Offenlegungsbeschluß für Heldenbergens "Lindenbäumchen II" an; "ausnahmsweise" soll dort je Grundstück eine Wohnung für Aufsichtspersonal bzw. Betriebsinhaber(innen) zugelassen werden können. Ul

Die Chlorchemie soll auf den Prüfstand Enquete-Chef Schwanhold will neues Risikobewußtsein

jw/mat FRANKFURT A. M., 17. März. Eine kritische Durchleuchtung der umstrittenen Chlorchemie hat der Vorsitzende der Enquete-Kommission des Bundestages zur Chemiepolitik, Ernst Schwanhold (SPD), gefordert. Im FR-Interview sagte er, ein ungefährlicher Ersatz müsse schnellstens gefunden werden, wo die Herstellung der chlorhaltigen Produkte zu risikoreich ist oder die Umwelt direkt mit Chlorverbindungen belastet wird. Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) äußerte sich indessen besorgt um den "guten Ruf" der deutschen Chemieindustrie nach Unfällen bei Hoechst.

Schwanhold warf der Chemie-Branche vor, zwar bei ihren Produkten und beim Gewinn "innovativ" zu sein, im Sicherheitsbereich aber "klare Defizite" zu dulden. Neben schärferen Vorschriften - Schwanhold will in der Störfallverordnung Überprüfungen der Anlagen mindestens im Vier-Jahres-Rhythmus festgeschrieben sehen - komme es deshalb auf eine verbesserte Unternehmensphilosophie an. Es müsse vom Management bis nach unten in den Betrieben ein Risiko- und Sicherheitsbewußtsein geschaffen werden: "Es darf in einem Unternehmen nicht günstiger erscheinen, einen Störfall zu verschweigen, weil man dann besser durchkommt."

Rexrodt appellierte in Bonn an die Industrie, für größtmögliche Sicherheit und den Schutz der Umwelt zu sorgen. Andererseits dürfe trotz der Störfallserie der Chemiestandort Deutschland nicht zerredet werden. Das Land könne auf die chemische Industrie mit ihren 650 000 Arbeitsplätzen und einer Exportquote von 50 Prozent nicht verzichten. Das hessische Umweltministerium will klären, ob bei der Explosion der Mowiol-Anlage bei der Hoechst AG auch Dioxin entstanden ist. Nach Angaben von Sprecher Georg Dick hat das unabhängige Fresenius-Institut an der Unglücksanlage Proben genommen. Greenpeace hatte einen entsprechenden Verdacht geäußert.

(Berichte Wirtschaft und Lokales)

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Ausbildungsförderungs-Amt geschlossen WETTERAUKREIS. Das Amt für Ausbildungsförderung im Friedberger Kreishaus ist von Montag, 22. März, bis Freitag, 2. April, für den Publikumsverkehr geschlossen, teilt Schuldezernetn Joachim Pollmar mit. Grund: Rückstände müssen aufgearbeitet werden.

Heimatverein wählt neuen Vorstand

ECHZELL. Die Wahl des Vorstandes steht auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins Echzell am Dienstag, 23. März, um 20 Uhr im großen Sitzungsraum der Horlofftalhalle.

Rucksacktour mit den Alpinisten

WETTERAUKREIS. Eine zwanzig Kilometer lange Rucksack-Tour will der Alpine Stammtisch Wetterau am Sonntag, 21. März, im Spessart unternehmen. Interessierte treffen sich um 10 Uhr an der Gaststätte "Spessarthof" in Salmünster-Hausen, zu erreichen über die A 66, Abfahrt Bad Soden.

Bewegung für Säuglinge

BUTZBACH. Bewegungsanregungen für Säuglinge nach dem Rezept des Prager Kinderpsychologen Dr. Koch gibt die Arbeiterwohlfahrt ab Mittwoch, 24. März, den Eltern von halbjährigen Säuglingen. Genaue Informationen gibt das Sozialzentrum unter Tel. 0 60 33 / 61 50.

Brandschutz wird verbessert

GEDERN. Weitere Aufträge zur Verbesserung des Brandschutzes an der Gesamtschule Gedern hat jetzt der Kreisausschuß vergeben. Nach einer Begehung der Schule hatte das Kreisbauamt Brandschutzmängel festgestellt. Rollerfahrerin verletzt

BUTZBACH. Ohne auf den fließenden Verkehr zu achten, bog am Donnerstag ein Wölfersheimer Autofahrer vom Fahrbahnrand auf die Gießener Straße ein. Dabei kollidierte sein Wagen mit dem Motorroller einer Frau aus Butzbach. Bei dem Unfall wurden sowohl die Rollerfahrerin wie ihre Sozia leicht verletzt.

Zusammenstoß mit Radfahrerin

BAD NAUHEIM. Ein Autofahrer aus Hoch-Weisel mißachtete am Donnerstag auf dem Kehlweg in Ober-Mörlen die Vorfahrt einer 12jährigen Radfahrerin, die von einem Betriebsweg auf die Straße einbiegen wollte. Auf der Kreuzung kam es zum Zusammenstoß seines Wagens mit der Radlerin. Sie wurde bei dem Unfall leicht verletzt.

Autodiebstahl von Firmengelände

FRIEDBERG. Vom Gelände der Firma Allrad-Auto-Friedberg-Subaru stahlen Unbekannte in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag einen schwarzen Gebrauchtwagen der Marke Toyota Supra im Wert von 32 500 Mark. Hinweise an die Kripo in Friedberg unter Telefon 0 60 31 / 60 10.

Ferien-Kochkurs für Kinder

BUTZBACH. Vom 5. bis 7. April veranstaltet die Arbeiterwohlfahrt einen Vollwert-Kochkurs für acht- bis zwölfjährige Kinder in der Schrenzer-Schulküche. Bis zum 1. April kann man sich unter Tel. 0 60 33 / 61 50 dazu anmelden.

Außenhandels-Seminar in Friedberg FRIEDBERG. Exportmarketing und Import-Abwicklung, Zollfragen, Außenwirtschaftsrecht und ähnliche Themen kommen vom 29. April bis zum 22. Juli in einem Lehrgang der Industrie- und Handelskammer zur Sprache. Wer an den zwölf Abenden zum Preis von 550 Mark dabei sein will, muß sich bei der IHK unter Tel. 0 60 31 / 609 112 bei Frau Kohl anmelden. Nach Holland oder an die Mosel? HIRZENHAIN. Diese Frage stellen sich die Mitglieder des Kaninchenzuchtvereins Glashütten am 3. April bei der Hauptversammlung im Bürgerhaus. Zur Diskussion steht ein 560 Mark teurer Ausflug nach Gent und Knokke oder eine 430-Mark-Fahrt über die Mosel nach Trier und Luxemburg. Merkenfritzer Kriegsopfer tagen HIRZENHAIN. Wo der diesjährige Ausflug hingehen soll beraten die Mitglieder der VdK-Ortsgruppe Merkenfritz am Mittwoch, 24. März, ab 16.30 Uhr in der Gaststätte Stiebeling. Während der Hauptversammlung wird ein kostenloser Imbiß gereicht, teilt die Gemeindeverwaltung mit. Babysitter-Kurs in Friedberg FRIEDBERG. Über die körperliche und seelische Entwicklung und den Umgang mit Kleinkindern können sich Jugendliche ab 15 Jahren im Rahmen eines "Babysitter-Kurses" Gedanken machen. Er beginnt am Montag, 5. April, um 15 Uhr in der Evangelischen Familienbildungsstätte an der Kaiserstraße 167. Anmeldungen für den dreiteiligen Kurs sind unter Tel. 0 60 31 / 91 976 möglich.

Rentnerin überfallen und brutal verletzt

Ein etwa 25 Jahre alter Täter hat am Dienstag kurz nach 17 Uhr am Eschenheimer Turm bei einem brutalen Überfall eine 87jährige Frau erheblich verletzt und ihr 110 Mark sowie persönliche Gegenstände geraubt.

Wie die Polizei mitteilte, stand die 87jährige auf der Rolltreppe von der B- Ebene am Turm zur Schillerstraße, als der Täter sie überholte, eine Schußwaffe zückte und forderte : "Geld her oder ich schieße, los, Tasche her oder ich schieße." Als die Rentnerin ihre Tasche nicht hergab, versetzte der Täter ihr einen Stoß. Die alte Frau stürzte die Rolltreppe herunter und trug Verletzungen am rechten Auge und am Knie davon. Sie mußte in ärztliche Behandlung.

Der Täter entriß ihr die Handtasche und flüchtete in Richtung Hochstraße. Es handelt sich um einen Deutschen von kräftiger Gestalt. Er soll ein schmales Gesicht und blonde Haare haben. Er trug eine Baseballmütze und eine Jacke mit braunem Überwurf. Zeugen des Überfalls werden gebeten, sich mit der Kripo unter den Telefonnummer 755-40 14 oder 755-40 40 in Verbindung zu setzen. enk

Das Handwerk bietet 127 verschiedene Lehrangebote - Orientierungshilfe für Schüler Nicht immer nur der Traumberuf Tag der offenen Tür

Ibrahim weiß schon, was aus ihm mal werden soll. Elektroinstallateur natürlich. Und ob er davon Ahnung hat! Leitungen hat er schon verlegt, und wenn in der Familie mal 'ne Lampe aufzuhängen ist, macht er das natürlich, berichtet der 15jährige stolz. Aber als sein Klassenkamerad Matthias ein rotes Herz mit der Spritzpistole sprüht, juckt es Ibrahim doch in den Fingern - er will auch mal. Ibrahim war am Mittwoch mit 23 Schülern und Schülerinnen der achten Klasse der Pestalozzischule beim Tag der offenen Tür im Berufsbildungszentrum in der Schönstraße. Hier lernen Auszubildene mehr als 30 Berufe. Elf Schulklassen konnten gestern mal schauen, wie die Arbeit der Zahntechniker, Schweißer oder Maler ihnen so gefällt.

Für seine Schüler sei das jetzt die Phase der Berufsfindung, sagt der Lehrer Joachim Kischkewitz. Da wolle er den Jungen und Mädchen auch mal die Alternativen zu ihren Traumberufen Automechaniker oder Elektroinstallateur nahebringen. "Viele kennen ja nur einen Bruchteil der Berufe."

Von der Vielfalt der Möglichkeiten und den guten Chancen beim Handwerk schwärmt auch der Sprecher der Handwerkskammer Rhein-Main, Karl Klumpp. Obwohl allgemein die Arbeitslosigkeit steigt, suchen viele Meister dringend Nachwuchskräfte. Derzeit lernen zwar noch mehr als 13 300 Auszubildende im Kammerbezirk vom Taunus bis zum Odenwald einen der 127 Handwerksberufe, aber der Rückgang ist schon programmiert. Im vergangenen Jahr wurden in den Betrieben 5,2 Prozent weniger Lehrverträge als im Vorjahr unterschrieben.

Kein Wunder, daß sich die Handwerker ganz besonders um die bemühen, die von anderen Unternehmen oft links liegen gelassen werden: Frauen und Ausländer. Nahezu jeder dritte Lehrling in Frankfurt hat mittlerweile einen fremden Paß in der Tasche, und die Erfahrungen der Meister mit den Türken, Italienern und ehemaligen Jugoslawen sind besonders gut: sie schaffen die besten Prüfungsergebnisse. Gleichwohl, betont Klumpp, hätten auch Hauptschüler ohne Abschluß beim Handwerk noch eine Chance. Jeder 20. Lehrling hat die Schule ohne Zeugnis verlassen.

Dahin muß es ja bei den Jungen und Mädchen der Gesamtschule in Stierstadt nicht gerade kommen. Sie schauen zu, wie eine Zahntechnikerin die verschiedenen Farbnuancen für die Ersatzzähne erläutert - und reichen dann mit spitzen Fingern ein Gebißmodell weiter. Die 20 Jahre alte Bianca Sommer hat ihre Berufswahl bisher jedenfalls nicht bereut. Die Auszubildende im dritten Lehrjahr poliert gerade eine Brücke zurecht, als die achte Klasse aus Stierstadt ihr über die Schulter schaut. "Das sieht gut aus", meint ein Mädchen anerkennend. luf

Neuer Modemarkt im Isenburg-Zentrum

NEU-ISENBURG. Gleich in zweifacher Weise soll "City Company" eine Lücke im Isenburg-Zentrum schließen: Zum einen hat sich der Modemarkt, dessen Türen im Obergeschoß des Shop Mitte am heutigen Donnerstag erstmals geöffnet werden, auf der lange Zeit ungenutzten Fläche des früheren Innenausstatters "Möbel-Franz" niedergelassen.

Zum anderen sollen Preis und Qualität der Damen-, Herren- und Kindermode genau zwischen den Polen des in der Ladengalerie an der Frankfurter Straße bereits existierenden Konfektionsangebots liegen. Zumindest hofft dies Reinhard Lemke, stellvertretender Geschäftsführer jener Verwaltungsfirma, die unter anderem auch das Isenburg-Zentrum unter ihren Fittichen hat.

"City Company" gehört zur Emil Kriegbaum GmbH, die vor allem in Süddeutschland zahlreiche Baustoffgeschäfte und Lebensmittelmärkte betreibt und nun auch in die Modebranche einsteigt. Das in Böblingen ansässige Unternehmen mietete, so Reinhard Lemke, zwar die gesamte "Möbel Franz"-Fläche, nutzt jedoch nur die Hälfte, rund 2800 Quadratmeter, für den Modemarkt. Der übrige Verkaufsraum werde von der Kriegbaum GmbH aller Voraussicht nach schon bald mit einem Hifi- und Phono-Geschäft belegt. leo

Das Wetter

Wetterlage Mit einer nordwestlichen Strömung wird frische und meist wolkenreiche Meeresluft herangeführt. Eine über der Nordsee und den Britischen Inseln angelangte Kaltfront greift am Donnerstag nachmittag auf Norddeutschland über und schwächt sich bei ihrer weiteren Südverlagerung ab. Im Südwesten überwiegt vorerst Hochdruckeinfluß. Vorhersage, gültig bis Freitag früh Im Westen und Südwesten aufgelokkerte Bewölkung und meist niederschlagsfrei, im übrigen Deutschland überwiegend stark bewölkt und vor allem in der zweiten Tageshälfte zeitweise Regen. Tageshöchsttemperaturen 10 bis 15, bei Sonnenschein am Oberrhein bis 19 Grad. Tiefsttemperaturen 5 bis 9 Grad. Schwacher bis mäßiger, in Norden frischer bis starker Wind aus westlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Freitag Im Norden und Osten freundlich und wärmer. Sonst vielfach stark bewölkt und vereinzelt Regen. Wenig Temperaturänderung.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 18 Amsterdam

stark bewölkt 11 Athen

wolkig 16 Barcelona

wolkenlos 16 Bordeaux

leicht bewölkt 21 Bozen

leicht bewölkt 17 Brüssel

wolkig 13 Dublin

stark bewölkt 12 Helsinki

bedeckt 2 Innsbruck

Regen 9 Istanbul

wolkig 8 Kairo

wolkig 15 Larnaka

wolkig 17 Las Palmas

bedeckt 18 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

leicht bewölkt 18 London

leicht bewölkt 15 Madrid

wolkenlos 17 Malaga

stark bewölkt 18 Mallorca

leicht bewölkt 20 Moskau

Regen 4 Neapel

leicht bewölkt 18 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

stark bewölkt 13 Rom

leicht bewölkt 15 St. Petersburg

Regen 4 Stockholm

leicht bewölkt 9 Tunis

wolkig 18 Varna

wolkenlos 7 Venedig

wolkig 18 Warschau

Regen 8 Wien

Regen 11 Zürich

Regen 13 Deutschland Berlin

Regen 8 Dresden

Regen 9 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 6 Feldberg/Schw.

Regen 2 Frankfurt/M.

bedeckt 12 Freiburg

Regen 12 Garmisch

Regen 9 Hamburg

Sprühregen 8 Köln/Bonn

bedeckt 12 Leipzig

bedeckt 10 München

Regen 10 Norderney

bedeckt 8 Rostock

Sprühregen 8 Sylt

bedeckt 6 Zugspitze

Schneefall -5 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.33 Uhr Sonnenuntergang 18.35 Uhr Mondaufgang 4.16 Uhr Monduntergang 13.56 Uhr

Im Blickpunkt: Asylkonferenz in Prag Ein Schlag ins Wasser

Die Konferenz der "Prager Initiative", auf der die sechs Staaten Mitteleuropas ein gemeinsames Konzept gegen die befürchtete Flüchtlingswelle aus Osteuropa beschließen wollten, hat sich als Schlag ins Wasser erwiesen. Der tschechische Innenminister Jan Ruml konnte sich am Dienstag nicht mit dem Plan durchsetzen, die Regierungen der sechs in Prag vertretenen Transitländer zu einem multilateralen Vertragsnetz über die Rücknahmepflicht illegal eingereister Auswanderer zu bewegen.

Auch die angestrebte Koordination der Asyl- und Visumpolitik Polens, Österreichs, der Slowakei, Sloweniens, der Tschechischen Republik und Ungarns gestaltet sich wegen unterschiedlicher Interessen schwierig.

Deutlich hat das Prager Treffen allerdings gemacht, daß Europa in der Flüchtlingsfrage inzwischen dreigeteilt ist. Die erste Gruppe bilden die wohlhabenden Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG), von denen Deutschland - gebunden durch das Schengener Abkommen - dem vollen Druck der Wanderungsbewegung aus Osten ausgesetzt ist. Zur zweiten Gruppe gehören die mitteleuropäischen Transitstaaten, die zwar selbst keine nennenswerten Auswandererzahlen aufweisen, jedoch für die nach Änderung des deutschen Asylrechts drohende Aufnahme Tausender von Flüchtlingen weder wirtschaftlich noch politisch gewappnet sind. Die osteuropäischen Länder der dritten Gruppe, wo das Flüchtlingsproblem wie auf dem Gebiet der Gemeinschaft unabhängiger Staaten, Rumäniens oder der Kriegsregion in Ex-Jugoslawien seinen Ursprung hat, waren in Prag bezeichnenderweise nicht vertreten.

Zumindest haben die auf der Konferenz der "Prager Initiative" vertretenen Länder noch einmal klar gemacht, daß sie sich nicht um Flüchtlinge kümmern werden, die bereits in der Bundesrepublik ein Anerkennungsverfahren beantragt haben. Lediglich den Transport abgelehnter Asylbewerber durch ihre Staatenwollen die Nachbarn zulassen, wenn sich Bonn mit den Herkunftsländern über deren Rückführung einig ist. Aber selbst wenn Staaten wie die Tschechische Republik, die bisher keinen Vertrag über die Rücknahme illegaler Grenzgänger mit Deutschland hat, bei den sogenannten Alt-Fällen gegenüber Bonn zu nichts verpflichtet sind, müssen sie sich dagegen wappnen, nicht zum Auffangbecken für diejenigen Flüchtlinge zu werden, die den Sprung über die Grenze ins gelobte Deutschland nicht schaffen.

Welche Richtung die sechs Länder der "Prager Initiative" einzuschlagen gedenken, steht in der Abschlußerklärung der Konferenz, die einen Minimalkonsens festschreibt. Koordiniert sollen Asylrecht, Ausländergesetzgebung und Visumpolitik novelliert - im Klartext: verschärft - werden. Nach dem Scheitern eines multilateralen Vertrags, der in den Parlamenten der einzelnen Länder ratifiziert werden müßte, soll in zweiseitigen Verträgen zwischen den Regierungen die Rücknahmepflicht illegal eingewanderter Ausländer festgeschrieben werden. Die Grenzen der einzelnen Länder müßten zu "einer Kette von Filtern" werden, sagte der stellvertretende Innenminister in Prag, Martin Fendrych, im Fernsehen.

Aber auch diese Minimalstrategie der mitteleuropäischen Transitländer muß nicht aufgehen. So ist Budapest beispielsweise mit Rücksicht auf die ungarische Minderheit in Rumänien nicht bereit, eine Visumpflicht für rumänische Staatsbürger einzuführen. Ob die wirtschaftlich noch nach Osten orientierte Slowakei, die zudem die Tschechische Republik als Puffer zwischen sich und der immer strenger bewachten Wohlstandsgrenze nach Deutschland weiß, zur Verschärfung der Einreisebstimmungen bereit ist, steht ebenfalls nicht fest. Eine Äußerung des slowakischen Innenministers Jozef Tuchyna spricht nicht für besondere Entschlossenheit in Bratislava (Preßburg). Natürlich stehe seine Regierung zum Rücknahmeabkommen mit Prag, das im Zuge der Auflösung der CSFR abgeschlossen worden war, sagte der Minister nach Abschluß der Prager Konferenz. Dazu müsse man aber wissen, daß laut einer Statistik der damals noch existierenden Föderation in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres lediglich 750 Personen illegal aus der Slowakei über die Tschechische Republik nach Deutschland gereist seien. ULRICH GLAUBER (Prag)

Luft-Boden-Raketen lagen im Wohnhaus Zwei Fälle von Waffenschieberei / Leichenfund

KASSEL/LIMBURG. Zwei Fälle von Waffenschieberei haben die Ermittlungsbehörden in Kassel und im Raum Limburg aufgedeckt. In einem Kasseler Wohnhaus fanden die Zollfahnder vier Luft-Boden-Raketen sowjetischer Bauart sowie knapp 13 000 Schuß Munition für Kriegswaffen. Bei Limburg stellten die Beamten ebenfalls zahlreiche Waffen und Munition, darunter eine Maschinenpistole der Marke Uzzi, sicher.

Die Wohn- und Kellerräume, in denen die Kasseler Zollfahnder fündig geworden waren, gehören einem arbeitslosen Mann aus Kassel. Die Ermittlungsbehörden waren auf den 47jährigen aufmerksam geworden, als er Ende Januar bei einer Schießerei mit sowjetischen Staatsbürgern in der Nähe von Weimar (Thüringen) lebensgefährlich verletzt wurde.

Die damalige, gewalttätige Auseinandersetzung soll im Zusammenhang mit einem illegalen Zigarettenhandel gestanden haben. Gegen den 47jährigen wird wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und die Abgabenordnung ermittelt. Er befindet sich zur Zeit in Untersuchungshaft.

Daneben werde gegen neun weitere Personen ermittelt, die an den Straftaten beteiligt gewesen sein sollen, erklärte die Kasseler Zollfahndungsbehörde. Bei diesen Ermittlungen seien unter anderem weitere Waffen sichergestellt worden.

Nähere Einzelheiten über die Raketen und die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen wollen Staatsanwaltschaft und Zollfahndung erst am heutigen Donnerstag gemeinsam in einer Pressekonferenz bekanntgeben. Neben den Raketen vom Typ C 8 Kom und der Munition waren im Kasseler Blumenäckerweg auch größere Mengen "militärischer Gegenstände", Uniformen und unversteuerte Zigaretten beschlagnahmt worden.

Auf das Limburger Lager war die Polizei gestoßen, nachdem sie am Dienstag einen mit Haftbefehl gesuchten Dachdekker auf der Flucht niedergeschossen hatte. Dem Mann werden Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz zur Last gelegt.

Bei der Fahndung nach dem 30jährigen Dachdecker stieß die Polizei nach eigenen Angaben auch auf die Leiche eines 33jährigen Mannes aus dem Raum Limburg. Zur Identität und Herkunft dieses Mannes wollte der Limburger Oberstaatsanwalt Wolfram Wiesemann am Mittwoch ebenso wenig sagen wie über dessen Todesart. Am Abend wurde bekannt, daß die Leiche eines weiteren Mannes gefunden worden sei. Von der Polizei gab es weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Insgesamt sind im Zusammenhang mit den Waffenfunden im Raum Limburg fünf Männer festgenommen worden. ari/lhe

Bilder vom zweitgrößten Land der Erde

BAD NAUHEIM. In sechs Monaten reisten Martina und Wolfgang Steinhoff durch Kanada, das zweitgrößte Land der Erde. Am Montag, 22. März, zeigt das Ehepaar in einer 90minütigen Diashow ab 19.30 Uhr im Konzertsaal der Trinkkuranlage Bilder von Quebec und Montreal ebenso wie von den stillen Regenwäldern an der Küste des Pazifiks. Der Eintritt kostet acht Mark, mit Kurkarte zwei Mark weniger. cor

Dem Saalburgmuseum droht der Verlust der Eigenständigkeit: Wird die Schlösserverwaltung zuständig? Römer-Kastell: 200 000 Besucher, aber kein Chef Landesrechnungshof prüft Frage der Neuordnung

BAD HOMBURG. Klein, aber oho: Das Saalburgmuseum ist eine der kleinsten Dienststellen des Landes, mit 200 000 Besuchern im Jahr aber eines der bestbesuchten Kulturdenkmäler Hessens. 1997 ist für die Saalburg ein Jubiläumsjahr: Das Museum wird 100 Jahre alt. Voraussichtlich im April oder Mai wird sich nun entscheiden, ob die Einrichtung das Jubiläum noch in Selbständigkeit erlebt oder ob es der in Bad Homburg angesiedelten Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten zugeordnet wird. Grundlage für die Entscheidung im Ministerium für Wissenschaft und Kunst wird ein Gutachten des Landesrechnungshofes sein, an dem zur Zeit gearbeitet wird.

Kritiker einer Neuordnung, darunter die kulturpolitische Sprecherin der FDP- Landtagsfraktion, Ruth Wagner, sehen den drohenden Verlust der Eigenständigkeit des Forschungsinstituts durch die Personalpolitik bereits eingeläutet: Seit Ende Januar, als der bisherige Direktor des Museums, Wulf Baatz, nach 26jähriger Tätigkeit im rekonstruierten Römerkastell in den Ruhestand ging, ist die Leiterstelle nicht mehr besetzt. Nach wie vor gibt es keine(n) festangestellte(n) Museumspädagogen(in).

Die durch das Haushaltsgesetz des Landes vom Landtag beschlossene Stellenbesetzungssperre ist der Grund dafür, daß die Saalburg-Leitung derzeit um eine Stelle reduziert ist und nur noch die stellvertretende Chefin Margot Klee in der Direktion forscht. Die vom Parlament verankerte Sperre kann vom Kabinett aufgehoben werden.

Wann die Entscheidung fallen und wie sie aussehen wird, sei so ungewiß wie das Ergebnis der Expertise des Landesrechnungshofes, sagte Reinhard Raack, Sprecher des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, auf Anfrage der FR. Möglicherweise träfe das Ergebnis des Rentabilitätsgutachtens des Landesrechnungshofes mit der Kabinettsentscheidung über die Zukunft der Direktorenstelle zusammen.

"Auf keinen Fall" werde sich an der inhaltlichen und wissenschaftlichen Arbeit des Museums etwas ändern, wenn die Dienststelle aufgehoben werde, versicherte Raack. Denn bereits in der Vergangenheit sei die Verwaltungsarbeit des Saalburgmuseums von der Staatlichen Schlösserverwaltung miterledigt worden.

Inhaltliche Verschlechterungen, wie sie auch Ruth Wagner befürchtet, erwartet Raack selbst für den Fall nicht, daß die vakante Stelle unbesetzt bliebe oder das Museum als neue Abteilung der Schlösserverwaltung angegliedert würde. Wagner hatte die Überlegungen einer neuen Zuordnung öffentlich heftig kritisiert und der Schlösserverwaltung die Kompetenz für die Geschichte der Römer in Hessen abgesprochen.

Die Saalburg samt Museum gehört mit etwa 200 000 Besuchern jährlich zu den bestbesuchten Kulturdenkmälern Hessens. Zufrieden stimmt dies freilich die Vize-Leiterin Margot Klee keineswegs: Die Finanzdecke ist dünn, Ideen für einen weiteren Ausbau und die wissenschaftliche Darstellung historischer Zusammenhänge können nicht zufriedenstellend umgesetzt werden. Nach wie vor gibt es noch keine(n) festangestellte(n) Museumspädagogen(in). Obschon sich an manchen Tagen Hunderte von Schulkindern auf dem Kastellgelände tummeln. Sie und die anderen Besucherströme werden im Moment von einer Honorarkraft durch die römische Geschichte geleitet. off

Reise in die Toskana FRIEDBERG. Siena, Florenz, Weinberge des Chianti, Türme von San Gimigniano: Zu diesen Sehenswürdigkeiten führt die Bilderreise von Reiner Harscher am 22. März, um 20 Uhr in der Stadthalle.

Heute tagt Büdingens Parlament BÜDINGEN. 18 Punkte umfaßt die Tagesordnung der Stadtverordneten in Büdingen heute abend um 20 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Unter anderem beraten die Parlamentarier über Grundstücksangelegenheiten.Chef des Bürgerhospitals wurde jetzt verabschiedet

Während einer Feierstunde hat das Bürgerhospital seinen langjährigen Ärztlichen Direktor, Dr. Johannes Köhler, verabschiedet. Der 73 Jahre alte Mediziner hatte sein Amt seit 1972 inne. Vor seiner Berufung war Köhler 25 Jahre lang als Chefarzt der Röntgenabteilung tätig. In dieser Funktion war Köhler 1960 einer der ersten Mediziner, der auf dem Gebiet der Mammographie von den diagnostischen Möglichkeiten der Durchleuchtung Gebrauch machte.

Neuer Ärztlicher Direktor ist Professor Peter-Henning Althoff. Althoff ist seit Jahresbeginn auch Chefarzt der Medizinischen Klinik und damit Nachfolger des weit über die Grenzen Frankfurts hinaus bekannt gewordenen Professors Ulrich Gottstein. sar

Bayer-Konzern will Sicherheits-Kontrolleuren die Tür öffnen Schneider: Wir haben nichts zu verbergen / Abbau von 3000 Stellen und Kurzarbeit geplant / Erstes Gentechnik-Arzneimittel

mlh KÖLN. Sein Unternehmen stemme sich nicht grundsätzlich gegen weitere externe Sicherheits-Kontrollen in der Chemie-Produktion, betont der Chef des Chemiekonzerns Bayer, Manfred Schneider. Er meldet allerdings - wie der Branchenverband VCI - Zweifel an der Effizienz weiterer Checks etwa durch TÜV-Experten an. Schon jetzt seien die Prüfungen von außen durch die Gewerbeaufsicht oder die Berufsgenossenschaften sehr umfangreich. Bayer habe aber nichts zu verbergen, gibt sich das Management selbstbewußt. Man beschäftige schließlich einen Stab von 220 Leuten, die sich auschließlich mit der Sicherheit von Anlagen und Arbeitsabläufen befaßten. Das jährliche Budget für diese Abteilungen liege bei knapp 80 Millionen Mark.

Die durch die Hoechst-Unfälle ausgelöste Sicherheitsdiskussion ist für die Leverkusener zur Zeit längst nicht das einzige unerfreuliche Thema. Seit kurzem wird in der Chemie-Produktion, erstmals seit elf Jahren, kurzgearbeitet. Betroffen davon sind zunächst rund 230 Beschäftigte. Im Laufe des Jahres müssen laut Schneider aber insgesamt 3000 Arbeitnehmer vorübergehend zu Hause bleiben. Ende Februar waren die Kapazitäten nur noch zu knapp 70 Prozent ausgelastet.

Parallel zur Kurzarbeit setzt der Konzern seinen Stellenabbau weiter fort. In den vergangenen drei Jahren fielen bereits rund 15 000 Arbeitsplätze, knapp neun Prozent der ursprünglichen Belegschaft, der Kostenbremse zum Opfer. Im laufenden Jahr sollen weltweit weitere 3000 Posten aus den Lohnlisten der Gruppe gestrichen werden. Er sehe keine Gefahr, daß diese Zahl noch nach oben korrigiert werden müsse, betont Schneider. Aber nicht nur bei den Personalkosten hofft er zu streichen. Weitere 800 Millionen Mark sollen allein bei der AG eingespart werden, unter anderem durch billigeren Einkauf von Rohstoffen. Dennoch rechnen die Chemie-Manager für das laufende Geschäftsjahr neben einer Talfahrt der Umsätze - die ersten beiden Monate brachten hier ein Minus von elf Prozent - auch wieder mit neuen Gewinneinbußen. Damit haben momentan nahezu alle Produktionszweige zu kämpfen.

Im vergangenen Jahr war der Gewinn vor Steuern bereits um 16 Prozent geschrumpft. Bei den Industrieprodukten wie etwa Chromat erreichte der Rückgang sogar 35 Prozent. In der Agrarchemie sackte der Ertrag der Pflanzenschutzmittel und Dünger um ein gutes Fünftel ab. Bei den Polymeren ("Dralon") schrieb Bayer sogar rote Zahlen. Einziger Lichtblick war 1992 die Gesundheitssparte, die mit Herzkreislaufmitteln, Schmerztabletten oder Hustensäften für rund zwei Drittel des gesamten operativen Ergebnisses sorgte. Vom Umsatz dieser Sparte in Höhe von 7,6 Milliarden Mark werden allerdings nur 1,2 Milliarden in der Bundesrepublik hereingeholt.

Seine hiesigen Pharma-Pfründe sieht Schneider nun durch die Bonner Gesundheitsreform bedroht. Im Januar und Februar sei der Spartenumsatz um 20 bis 40 Prozent abgestürzt. Das belaste den Gewinn schon jetzt mit 35 Millionen Mark. Als Konsequenz daraus will der Konzern seine Marketing-Ausgaben senken und eventuell den deutschen Vertrieb straffen, das heißt auch Stellen im Außendienst streichen. Insgesamt rechnen sich die Bayer-Strategen trotzdem gute Chancen in der Gesundheitssparte aus. Große Hoffnungen setzt Schneider dabei auf die Markteinführung "unseres ersten gentechnisch hergestellten Arzneimittels". Unter dem Namen Kogenate soll das Medikament gegen Bluterkrankheit zunächst auf den amerikanischen Markt kommen und Ende 1993 auch in der EG starten. Schon im ersten Anlauf verspricht sich Bayer damit Umsätze von mehr als 150 Millionen Mark.

Trotz Konjunkturflaute will der Chemie-Riese im laufenden Jahr seine Investitionen um 400 Millionen auf 3,3 Milliarden Mark steigern. Knapp die Hälfte davon geht in ausländische Standorte. Verstärkt werden soll das Engagement in Ostasien, besonders in China. Hierzulande fließt ein großer Teil nach Bitterfeld. Das 750-Millionen-Programm in der Ex- DDR werde trotz schlechterer Daten wie geplant realisiert, betont Schneider.

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Menschenrechte: Australische NGOs enttäuscht über Kompromißbereitschaft der Regierung -- Nur Beobachter-Status bei asiatischer Konferenz =

Sydney, 17. März (IPS/Kalinga Seneviratne) -- Enttäuscht über die ihrer Meinung nach zu geringe Einsatzbereitschaft der australischen Regierung in Sachen Menschenrechte haben sich Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auf dem fünften Kontinent geäußert.

,,Australien stellt seine wirtschaftlichen Interessen über seine internationalen Verpflichtungen'', monierte der Menschenrechtsbeauftragte des ,Australischen Rates für Entwicklungshilfe' (ACFOA), Pat Walsh.

Gegenstand der Kritik ist das Hick- Hack um die Teilnahme Australiens an einer Menschenrechtskonferenz der Asien-Gruppe innerhalb der Vereinten Nationen in diesem Monat.

Die Tagung, die ursprünglich im Hauptquartier der ,Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik' (ESCAP) in Bangkok stattfinden sollte, drohten die asiatischen Teilnehmer in den Iran zu verlegen. Australien und Neuseeland hatten auf ihrer Teilnahme trotz der Ablehnung der Asien-Gruppe beharrt. Als Mitglieder der ESCAP hätten sie ein Recht dazu, behaupteten sie.

Am Ende einigten sich die Streitparteien jedoch darauf, Australien und Neuseeland zumindest als Beobachter zuzulassen. Die Tagung soll nun wie geplant in Bangkok stattfinden.

Das Treffen sei wichtig, da dort sehr wahrscheinlich der Entwurf einer regionalen Erklärung Asiens für den Menschenrechtsgipfel in Wien erarbeitet werde, erläuterte Andre Fnankovits von ,Amnesty International Australia'. Und gerade die asiatischen Länder, die Menschenrechte als westliche Errungenschaften ablehnten, so meinte er, seien die schlimmsten Verletzer dieser Rechte.

Die Asiaten hätten technische Gründe vorgeschoben, um die Teilnahme Australiens abzuschmettern, sagte Pat Walsh von ACFOA. ,,Innerhalb der UN wird Australien zu der westeuropäischen Gruppe gerechnet. Aber geographisch und auch wirtschaftlich gehören wir zu Asien.''

Walsh ist überzeugt: ,,Das Ganze ist ein Manöver der asiatischen Region, das Ergebnis des Treffens in Bangkok zu kontrollieren, ohne daß ihnen eine westlich liberale Regierung ins Handwerk pfuscht und zivile und politische Rechte einklagt.'' Die nachgiebige Haltung der australischen Regierung zu dem Thema sei allerdings nicht der richtige Weg.

ACFOA-Mitglied Nicola Balford schlug vor, daß die australische Regierung, auch wenn sie in Bangkok nicht stimmberechtigt sei, ihre Ansichten bei jeder Gelegenheit klar zum Ausdruck bringe.

,,Wir sind ohnehin schon schwach genug, angesichts einer sich formierenden Koalition der asisiatischen Regierungen in Sachen Menschenrechte'', erklärte Walsh. (Ende/IPS/sl/ger/1993)

Nicaragua: Politiker drängen auf nationalen Dialog zur Krisenlösung =

Managua, 17. März (IPS/Felipe Jaime) -- Weite Kreise der nicaraguanischen Politik, Wirtschaft und Kirche haben sich am Dienstag mit Nachdruck für einen nationalen Dialog ausgesprochen.

Damit stellen sie sich hinter Staatspräsidentin Violeta Chamorro, die alle Gruppierungen im Lande aufgefordert hat, die politische Polarisierung zu beenden und gemeinsam die derzeitig explosive Lage zu entschärfen.

Von höchster Brisanz sind Streitpunkte wie die Parlamentskrise, die Verfassungsreform, die Revision des Wirtschaftsprojektes sowie das Eigentumsgesetz, das für viele die ,Achillesferse' der Chamorro-Regierung ist.

Antonio Lacaya, Minister im Präsidialamt unterstützt in jeder Hinsicht den Appell von Kardinal Miguel Obando y Bravo, der ohne eine baldige Aussprache einen unkontrollierbaren Ausbruch von Gewalt befürchtet.

,,Ein offener Dialog zwischen allen politischen und wirtschaftlichen Gruppierungen erlaubt keinen Aufschub mehr. Er muß ohne jegliche Bedingungen stattfinden'', fordert Lacaya.

Auch sprach sich der Abgeordnete Jose Leon Talavera von der Ex-Regierungspartei ,Sandinistische Front der Nationalen Befreiung' (FSLN) für gemeinsame Gespräche aus, ,,solange sie ernsten Charakters sind und alle Beteiligten einwilligen''. Thematisiert werden müsse unbedingt auch die ,,Neuordnung des Parlaments und des Obersten Gerichts'', mahnt Ramiro Gurdian, Präsident des ,Obersten Rats für Privatfirmen' (COSEP). Dies schließe die Entlassung des Armeechefs und Sandinisten General Humberto Ortego ein, eine Forderung, die u.a. auch von den Geiselnehmern der nicaraguanischen Botschaft in Costa Rica am Montag letzter Woche gestellt wurde.

Auch der Abgeordnete der ,Nationalen Oppositionspartei' (UNO), Moises Hassan, sieht in dem Rücktritt Ortegas die Voraussetzung für das Gelingen der Gespräche. Seine sandinistitische Parlamentskollegin, Dora Maria Tellez, teilt diese Meinung jedoch nicht: ,,Ortegas Verschwinden wird Hunger und Arbeitslosigkeit auch nicht lösen können.'' (Ende/IPS/af/ ger/1993)

Karibik: Wenig Begeisterung über britischen Literaturpreis für V. S. Naipaul -- Eurozentrismus und konservative Haltung des Schriftstellers beklagt =

London, Kingston, 17. März (IPS) -- In Grenzen hielt sich die Begeisterung karibischer Schriftsteller und Literaturkritiker über die Verleihung des ,David Cohen British Literature Prize' an den auf Trinidad geborenen Autor V. S. Naipaul am Montag.

Eine konservative Sicht der Dinge und dies zudem noch vom Standpunkt des Nordens aus, waren die Vorwürfe an die Adresse Naipauls, die am gestrigen Dienstag als Reaktion auf die mit 30.000 britischen Pfund dotierte Auszeichnung erklangen.

,,Ich bin stolz darauf, daß er gewonnen hat'', sagte Carolyn Cooper, Dozentin am anglistischen Seminar der Westindischen Universität (UWI) in Kingston. ,,Allerdings geht er weniger nett mit der Region um, in der er geboren ist, als ich mir das wünschen würde.''

Etwas deutlicher äußerte sich die jamaikanische Dichterin Lorna Goodison. Sie gönne ihm den Preis, er sei ein guter Schriftsteller. ,,Aber seine Ansichten sind das Gegenteil von all dem, was mir etwas bedeutet. Seine nihilistische und zynische Betrachtung des Menschen gefällt mir ganz und gar nicht.''

Was dem seit vielen Jahren in Großbritannien lebenden Naipaul den Zorn der Zunftkollegen eingebracht hat, ist vor allem sein Pessimismus, daß es der Karibik gelingen könnte, aus den Überresten des zerfallenden Kolonialerbes eine eigene Identität zusammenzusetzen. Seine Sympathie für die Besiegten, die Verlassenen, die Erniedrigten, die Faulenzer und Schmarotzer lasse mehr und mehr nach, hat Naipaul einmal erklärt.

Auch Äußerungen wie in seinem 1962 erschienen Buch ,The Middle Passage', ,, Geschichte besteht aus Errungenschaften und Aufbau, und nichts wurde jemals auf den westindischen Inseln aufgebaut'', machten ihn unter seinen Kollegen in der Karibik wenig beliebt.

,,Naipaul hat 22 Bücher seit 1957 geschrieben. In Anbetracht dieser Leistung mag die Auszeichnung gerechtfertigt sein'', meinte Michael Dash, UWI-Dozent für Französisch auf Jamaika, wenig anerkennend. ,,Aber Naipaul ist zum Hätschelkind der Konservativen geworden.''

,,Er macht sich zum Sprecher des Westens gegen die Kultur der Dritten Welt'', verdächtigte ihn am Dientag sogar Ken Ramchand, UWI-Anglist auf Trinidad. Auch die Darstellung von Frauen in Naipauls Büchern mißfällt ihm.

,,In Zusammenhang mit Frauen schreibt er ständig von Regelblutungen und Pickeln. Auf eine bestimmte Weise scheinen sie für ihn nur das Schmutzige und Gemeine zu bedeuten. Und niemals spielen Frauen eine Hauptrolle in seinen Büchern.''

Den 60-jährigen Autor selbst, der den Preis nach Ansicht der Juroren ,,mit Abstand'' gewonnen hat, wie der Vorsitzende der Jury, Michael Holroyd, erklärte, trifft solche Mißgunst wenig.

,,Es ist ein britischer Literaturpreis und darüber bin ich glücklich'', erklärte der 1990 in den Adelsstand erhobene Naipaul. ,,Schließlich hat sich meine gesamte Schriftsteller-Karriere hier abgespielt.'' (Ende/IPS/sl/ger/1993)

Brasilien: Epidemien breiten sich immer mehr aus =

Rio de Janeiro, 17. März (IPS/Ricardo de Bittencourt) -- Lepra, Malaria, Cholera und Tuberkulose -- die in den Industrieländern als ausgerottet gelten -- fordern eine zunehmende Zahl von Opfern in Brasilien. Gesundheitsämtern zufolge gehören auch moderne Zivilisationskrankheiten inzwischen zum Alltag in dem flächenmäßig größten Staat Lateinamerikas. Rund 500.000 Brasilianer erkranken jährlich an Malaria, 80.000 an Tuberkulose und ungefähr 30.000 an Lepra. Hinzu kommen jedes Jahr 50.000 neue Fälle von Schistosomiasis, Leishmaniose und der Chagas-Krankheit, allesamt Infektionen, die durch Parasiten übertragen werden.

Zugleich sind aber wie in den Industrienationen Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen Lebensrisiko Nummer Eins. In Brasilien machen sie 38 Prozent der nicht durch äußeres Einwirken verursachten Todesfälle aus.

Der Arzt Alexandre Kalache von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht rapide Veränderungen für die besorgniserregende Lage verantwortlich: ,, Bei uns hat in knapp einer Generation eine Evolution stattgefunden, die sich in den hochentwickelten Ländern über einen Zeitraum von hundert Jahren erstreckt hat. Weder unsere kulturelle Erfahrung noch unsere materiellen Mittel genügen, um die auftretenden Probleme effizient zu lösen.''

Und der Mediziner Paulo Buss von der Stiftung ,Osvaldo Cruz': ,,Wir erleben derzeit eine Übergangsphase. Sinkende Geburtsraten, die steigende Lebenserwartung und eine massenhafte Abwanderung in die Städte haben zu neuen Problemen im Gesundheitssektor geführt.''

Tatsächlich hat sich die Bevölkerungsstruktur während der vergangenen 50 Jahre auffällig verändert. Gegenwärtig leben 76 Prozent von 147 Millionen Brasilianern in den Städten. Früher waren es dagegen nur 31 Prozent. 1940 hatten Familien durchschnittlich sechs Kinder, heute lediglich zwei bis drei.

Von Gesundheitsrisiken bleibt nach Expertenmeinung keine Altersgruppe verschont. 32 von 1.000 Kindern sterben in Sao Paulo, während die Zahl im Nordosten des Landes noch dreimal höher ist.

Durch den Anstieg der Lebenserwartung von 43 auf 68 Jahre haben sich Krebs, Diabetes, Osteoropose, Alzheimersche Krankheit und Durchblutungsstörungen, die verstärkt im Alter auftreten, rasch ausgebreitet.

Insbesondere Senioren können in Brasilien kaum adäquat medizinisch betreut werden, weil die Krankenhäuser nicht darauf eingerichtet sind und Altenheimplätze fehlen. Auch die Familien springen nicht mehr wie früher bei der Fürsorge ein.

Dies führt zu zusätzlichen Belastungen für den Staat, der ohnehin schon in einer wirtschaftlichen Misere steckt. ,,Alte Menschen, die nur neun Prozent der Gesamtbevölkerung Brasiliens ausmachen, beziehen 48 Prozent der Sozialleistungen'', merkte Kalache an. (Ende/IPS/ck/ ger/1993)

Handtaschenräuber mit Schußdrohung geblufft

Mit einem Bluff hat in der Nacht zum Mittwoch ein Frankfurt-Besucher aus Dorndürkheim erreicht, daß einer von zwei Straßenräubern seine Beute fallen ließ. Wie die Polizei mitteilte, hatten die beiden Täter gegen 0.30 Uhr den beiden Begleiterinnen des Mannes von hinten die Handtaschen weggerissen.

Obwohl er keine Waffe bei sich hatte, schrie er den Tätern nach: "Laß die Tasche fallen oder ich schieße." Einer der Täter folgte der Aufforderung. Sein Komplize ließ sich nicht einschüchtern und rannte mit der anderen geraubten Handtasche, in der 600 Mark steckten, davon. Von den Tätern fehlt jede Spur. enk

Streibl ließ sich für Vorträge privat honorieren Amigo-Affäre um neues Detail bereichert / Opposition beantragt Untersuchungsausschuß

fa MÜNCHEN, 17. März. Die sogenannte Amigo-Affäre um Bayerns Ministerpräsident Max Streibl ist um ein weiteres Detail bereichert worden. Nach einem Bericht der Münchner Abendzeitung soll Streibl privat Honorare für Reden vor der Handwerkskammer von Niederbayern kassiert haben. Die Staatskanzlei bestätigte die Zahlungen indirekt. Es sei bekannt, daß "Politiker aller Richtungen für Vorträge, Referate und Aufsätze ein Honorar erhalten", hieß es. Die Opposition präsentierte indes den umfangreichen Fragenkatalog für den Amigo-Untersuchungsausschuß, der nach Ostern seine Arbeit aufnehmen und Streibls Wirken bis 1978 zurückverfolgen soll.

Unter den CSU-Abgeordneten löste die Nachricht von den privaten Honoraren für Streibl eine heftige Diskussion aus. Finanzminister Georg von Waldenfels bekannte, auch er habe für den Auftritt bei einer Versicherungsfirma ein Honorar erhalten. Auch Fraktionschef Alois Glück sowie Innenminister Edmund Tandler räumten ein, für verschiedene Vorträge Geld erhalten zu haben, das teils an die Partei oder an soziale Einrichtungen weitergeleitet und teils behalten worden sei. Umweltminister Peter Gauweiler wehrte mit den Worten "Nur kein Neid" Fragen nach Zusatzhonoraren für Rednerauftritte ab, während Kultusminister Hans Zehetmair die Frage als Zumutung zurückwies. Finanzminister von Waldenfels ließ erkennen, daß öffentliche Auftritte und Beiträge in geschlossenen Veranstaltungen von Firmen oder Akademietagungen anders bewertet werden müßten. "Da kann man unterschiedlicher Meinung sein", sagte er. CSU-Chef Theo Waigel hat nach Auskunft seines Sprechers Maximilian Schöberl nie Honorare für Vorträge erhalten. Es sei üblich, so Schöberl, solche Gelder an die Partei weiterzuleiten.

Bei der Opposition sind die neuen Details in der Streibl-Affäre auf scharfe Kritik gestoßen. "Es kann nicht ein Gehalt gezahlt und dann die dienstliche Leistung nochmals honoriert werden", sagte SPD-Fraktionschef Albert Schmid zu Streibls Auftritten vor der Handwerkskammer.

Ein Sprecher der Handwerkskammer sagte, Streibl habe für seine Reden eine "entsprechende angemessene Vergütung" erhalten, "wie es allgemein üblich ist".

Die Verteidigungslinie Streibls, alle Vorwürfe für normal zu erklären, nannte Schmid "unverantwortlich". Streibl habe "die Gelegenheit, in Ehren zurückzutreten, nicht genützt". Die SPD will in dem Ausschuß auch darauf achten, ob die Justizbehörden auf Grund der bekanntgewordenen Vorwürfe Ermittlungsverfahren eingeleitet haben, wie dies in Baden- Württemberg bei der "Traumschiff-Affäre" von Lothar Späth der Fall gewesen sei. Grünen-Fraktionssprecher Manfred Fleischer bezeichnete es als Aufgabe des Ausschusses, "das ganze Amigo- und Filzsystem genau zu durchleuchten".

Am Vormittag hatte sich Glück im Münchner Presseclub in vorsichtigen Worten über die politische Zukunft Streibls geäußert. Auf die Frage, ob Streibl nach wie vor der beste Spitzenkandidat sei, sagte Glück: "Ich bin der Meinung, daß wir auch mit Ministerpräsident Streibl eine Wahlsituation für die CSU erfolgreich bestehen können."

Drei Morde blieben ungeklärt Bei Diebstählen ist die Aufklärungsquote am geringsten

STADT UND KREIS OFFENBACH. Hessenweit stieg die Zahl der bekanntgewordenen Verbrechen und Delikte um 9,6 Prozent, in Stadt und Kreis Offenbach dagegen nur um 5,9 Prozent. Von den im vergangenen Jahr registrierten 42 021 Straftaten konnte die Polizei 12 437 aufklären. Das entspricht einer Quote von 29,7 Prozent. Schwerpunkte der Kriminalität im Polizei-Präsidentenbezirk sind die Städte Offenbach und Neu-Isenburg. Über ein Drittel (38,2 Prozent) der Straftaten registriert die Polizei in der Stadt Offenbach mit ihren 116 000 Einwohnern. Im Kreis Offenbach leben insgesamt 320 000 Menschen.

Nicht angestiegen sind Gewaltkriminalität, Rauschgiftdelikte und Wohnungseinbrüche. 75,2 Prozent aller Straftaten sind Eigentumsdelikte, und hier vornehmlich Autoaufbrüche und Ladendiebstähle. Bei fast neunzig Prozent liegt die Aufklärungsquote bei Straftaten gegen das Leben, bei Mord-, Raubmord, Totschlag, fahrlässiger Tötung, Körperverletzungen, bei Roheitsdelikten gegen die persönliche Freiheit. Polizeipräsident Kurt Löwer sagt: "Im Verhältnis zum Anstieg der Bevölkerung ist in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der Gewaltdelikte in etwa gleichgeblieben."

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in Stadt und Kreis 595 Rauschgiftdelikte, 788 Fälle von Gewaltkriminalität, 110 Fälle von Wirtschaftskriminalität. Es gab 16 Straftaten gegen das Leben. 13 von ihnen wurden aufgeklärt.

Nicht geklärt ist die Erschießung eines 18jährigen Pizzabäckers, die Ermordung eines 55jährigen Homosexuellen und der Tod eines weiblichen Babys, das im Oktober aus dem Main geborgen wurde. 1992 hatte sich die Polizei mit 323 "Leichensachen" zu befassen: davon waren 82 Selbstmorde, 15 Drogentote, drei tödliche Betriebsunfälle und zwei Brandopfer.

Angesichts der zunehmenden Sensibilisierung in der Bevölkerung bekommt die Polizei zunehmend Verstöße gegen die Umwelt angezeigt. Von 140 Delikten, wie die gesetzeswidrige Entsorgung von Müll und Abwässern, konnte die Polizei immerhin 61,4 Prozent aufklären.

Überfälle auf Banken werden etwa zu einem Drittel aufgeklärt. Den Erfolg in der Aufklärungsstatistik minimieren die Eigentumsdelikte. Löwer, seit über 20 Jahren Polizeipräsident, kennt offensichtlich seine Pappenheimer: "In der Stadt Offenbach gab es schon immer auffällig mehr Langfinger als anderswo."

Außerdem stellt er folgenden Trend fest: Zunehmend werden junge Leute und Menschen über 60 beim Ladendiebstahl erwischt. Die Mutmaßung, daß immer mehr ältere Frauen zur verbotenen Selbstbedienung übergehen, weil ihre karge Rente nicht mehr zur Finanzierung eines halbwegs komoden Lebensabends reicht, wollte die Polizei noch nicht bestätigen.

Ausdrücklich hebt die Polizei hervor, daß ihre Kriminalstatistik lediglich ein Spiegelbild ihrer Arbeit ist, nicht aber ein Beleg dafür, wie groß die Kriminialität in der Bevölkerung tatsächlich ist. Über die Dunkelziffern will sie nicht spekulieren.

Von den 10 341 ermittelten tatverdächtigen Personen sind 79 Prozent Männer. 39,8 Prozent der potentiellen Täter sind Nichtdeutsche, 1991 betrug die Quote 37,3 Prozent. Am häufigsten kommen Türken (20,1 Prozent), "Jugoslawen" (18,7 Prozent), Polen (9,5 Prozent), Italiener (neun Prozent), Marokkaner (8,8 Prozent) und Rumänen (5,2 Prozent) mit dem Gesetz in Konflikt.

Über 22 Prozent der Straftaten werden von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden (bis 20 Jahre) verübt. 13,4 Prozent sind zwischen 21 und 24 Jahre alt. Über 80 Prozent dieser Beschuldigten sind männlichen Geschlechts.

Leicht steigend ist der Anteil der über 60jährigen Straftäter. Sie begingen im vergangenen Jahr 6,2 Prozent aller Stratftaten. Ein Drittel von ihnen waren Frauen. Sie wurden vornehmlich beim Ladendiebstahl erwischt. lz

Göb: Viel Lärm um nichts Staatsanwaltschaft zog Schlußstrich unter "Bettscheinaffäre"

FULDA. Die Staatsanwaltschaft Fulda hat nach sechsmonatigen Ermittlungen das Verfahren gegen einen Professor der Fachhochschule Fulda wegen angeblicher "versuchter sexueller Nötigung und Vorteilsannahme" eingestellt. Damit ist die sogenannte "Bettscheinaffäre" beendet, die seit Juli 1992 für bundesweite Schlagzeilen gesorgt und die Fachhochschule Fulda durch pauschale Vorwürfe in ein Zwielicht gerückt hatte.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Fulda, Staatsanwalt Wolfgang Göb, erklärte gestern auf FR-Anfrage, das Verfahren sei "mangels hinreichenden Tatverdachts" eingestellt worden. Nach den Recherchen der Justiz habe am 25. Januar vergangenen Jahres zwischen einem Professor der Fachhochschule und einer Studentin in der Wohnung des Mannes ein "studienbedingtes Treffen" stattgefunden. Während die Frau dem Dozenten Zudringlichkeiten und die Androhung von Studien-Nachteilen bei Ablehnung sexuellen Entgegenkommens vorwarf, habe der Professor eine solche Tat abgestritten und eine rein fachliche Begegnung geschildert.

Im Verlauf der Ermittlungen hat sich nach Angaben Göbs herausgestellt, daß die Studentin unrichtige Darstellungen gemacht habe und daher als "in Teilbereichen unzuverlässige Belastungszeugin" eingestuft wurde. Die betroffene Studentin hatte nach dem angeblichen Vorfall den Mann nicht wegen "sexueller Beleidigung" verklagt.

Göb erklärte, es gebe auch keinerlei Hinweise auf eventuelle Nachteile für die Studentin, die inzwischen ihre Prüfung bestanden habe. Der Fall, der bundesweit Aufsehen erregte, wurde von der Staatsanwaltschaft nach den monatelangen Ermittlungen und Vernehmungen sowie der 170 Seiten starken Akte mit dem Zitat beschrieben: "Viel Lärm um nichts". gw

Gas wärmt sich am Heizen Branche interessiert Strom wenig / Ukraine und Moskau einig

ptz BONN. Die Gaswirtschaft rechnet für die kommenden Jahre mit einer starken Expansion am Wärmemarkt; an einer gewichtigeren Rolle bei der Stromerzeugung hat sie aber wenig Interesse. Die Zahl der mit Gas beheizten westdeutschen Wohnungen soll bis zur Jahrtausendwende von heute 9,6 Millionen auf rund zwölf Millionen steigen, prognostiziert Ruhrgas-Vorstand Burckhard Bergmann. Dann liege seine Branche gleichauf mit der Wettbewerbsenergie Heizöl.

Vorsorge für das Mehrgeschäft ist getroffen. Insgesamt liegen für 90 Prozent der im Jahr 2005 für den Westen erwarteten Absatzmenge bereits verbindliche Lieferverträge vor. Jeweils 28 Prozent der Bezüge sollen dann aus Norwegen und der GUS kommen. Drittwichtigster Lieferant wären die Niederlande (26 Prozent). Inländische Quellen sollen 14 Prozent decken. Die Belieferung der Ex-DDR ist weniger klar. Die Ruhrgas glaubt, daß dort russisches Gas auch künftig den größten Beitrag leisten wird.

Die Gefahr von Bezugsstörungen aufgrund des politischen Umbruchs in der ehemaligen Sowjetunion hält Bergmann für überschaubar. Die russische Partnerfirma Gazprom sei ein gut geführtes Unternehmen: "Die haben meinen Respekt, wie die das zusammenhalten." Den wachsenden Bedarf an westlichen Devisen erachtet Bergmann als Garant dafür, daß die bestehenden Ost-West-Pipelines auch nach Wechseln an der Spitze des politischen Systems gefüllt bleiben.

Drohungen der Ukraine, die Durchleitung von Gas auf ihrem Gebiet zu unterbrechen, rauben den Ruhrgas-Managern nicht den Schlaf. Die Ukraine sei nicht nur Transitland, sondern zugleich auch der größte ausländische Verbraucher von Russen-Gas. Dies seien gute Voraussetzungen für eine Balance. Wie die Nachrichtenagentur AFP meldet, haben Rußland und die Ukraine ihren Streit über den Gaspreis inzwischen beigelegt. Danach beliefert Moskau den Nachbarn zu einem Preis von 27 600 Rubel (66 Mark) pro tausend Kubikmeter. Das entspricht etwa der Hälfte des Preises, zu dem ausländisches Gas Ende Dezember nach Deutschland hereinströmte. AFP zufolge einigten sich die beiden Länder auch über die von Gazprom zu tragenden Durchleitungsgebühren.

Von Vorschlägen, Atommeiler durch Gaskraftwerke zu ersetzen, hält Bergmann nichts. Der Markt sei auch ohne die Nachfrage nach zusätzlichem Kraftwerksgas bereits relativ eng. Er fürchtet als Folge höhere Preise und demzufolge Wettbewerbsnachteile am Wärmemarkt.

Neue Probleme mit Raumfähre

CAPE CANAVERAL, 17. März (AP). Fünf Tage vor dem geplanten Start der US-Raumfähre "Columbia" mit den deutschen Astronauten Hans Schlegel und Ulrich Walter sowie fünf US-Kollegen hat es neue Probleme mit dem Antriebsaggregat gegeben. Wie Mitarbeiter des US-Raumfahrtzentrums in Cape Canaveral am Dienstag mitteilten, überheizte sich ein Teil der Maschine bei einem Testlauf. NASA-Sprecher George Diller zufolge muß das Teil möglicherweise ausgetauscht werden.

Eine erneute Verzögerung des ursprünglich für den 25. Februar angesetzten Starts werde es aber voraussichtlich nicht geben.

Limeshain: Sicher auf dem Rad und per pedes

LIMESHAIN / ALTENSTADT. Mit jeweils 10 000 Mark wollen die Gemeinden Limeshain und Altenstadt den Bau eines Rad- und Gehweges entlang der Landesstraße zwischen Hainchen und Lindheim unterstützen. Durch ihre finanzielle Beteiligung haben die Gemeinden nun ein stärkeres Mitspracherecht bei den Planungen. Der schon lange geplante Weg soll Fußgänger und Radfahrer auf der stark befahrenen Straße vor Unfällen schützen. Um das angrenzende Naturschutzgebiet nicht zusätzlich zu belasten, ist zwischen dem Weg und dem Auengebiet ein Pflanzstreifen vorgesehen. re

Frankreichs Wählern ist das Lachen längst vergangen Regierung und Opposition des Nachbarlandes haben den am Sonntag bevorstehenden Machtwechsel schon verinnerlicht

Schon früh haben sich die Gäste in dem kleinen Café "Le Linois" im XV. Pariser Arrondissement eingefunden. Nun wird ihre Geduld endlich belohnt. Edouard Balladur, der frühere gaullistische Wirtschafts- und Finanzminister, der 1988 zum Deputierten dieses Wahlkreises der französischen Hauptstadt gewählt wurde und jetzt um seine Wiederwahl in die Nationalversammlung wirbt, trifft ein.

Wie so häufig ist der Kandidat mit seiner Begleitung auch an diesem Morgen beim Rundgang durchs Quartier von Bittstellern aufgehalten worden. Ein Wohnungsproblem hier, eine Anfrage wegen eines Ausbildungsplatzes dort. "Geben Sie Ihre Adresse meinem Stellvertreter, wir werden uns darum kümmern", hat er Von Hans-Hagen Bremer (Paris)

ihnen zugesichert. Neue Begrüßungen, Händeschütteln, alles geht sehr würdevoll, fast zeremoniell zu: "Bonjour, Monsieur le Ministre." Einer tituliert ihn sogar als "Monsieur le Premier Ministre".

Mit keinem Wort, keinem Blick unter hochgezogener Augenbraue von der Art, wie der so Angesprochene sonst Mißbilligung auszudrücken pflegt, wird der Voreilige bedacht. Balladur scheint das Ergebnis der bevorstehenden Parlamentswahlen am 21. und 28. März und das, was danach auf ihn persönlich zukommen kann, schon verinnerlicht zu haben. Mit rund 40 Prozent der Stimmen können die in der "Union pour la France" (UPF) vereinten Rechtsparteien, die nachgaullistische Sammlungsbewegung RPR und das Bündnis von Zentristen und Rechtsliberalen UDF, nach den übereinstimmenden Voraussagen der Demoskopen rechnen. Damit könnten ihnen in der Nationalversammlung etwa 400 der 577 Mandate zufallen - eine überwältigende Mehrheit, wie sie Frankreich in diesem Jahrhundert bisher nur zweimal, 1968 nach den Mai-Unruhen und 1919 nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, erlebt hat. Als künftiger Chef einer neuen Regierung der Kohabitation, des Nebeneinanders des sozialistischen Staatspräsidenten François Mitterrand mit einer konservativen Parlamentsmehrheit, gilt allgemein Edouard Balladur.

Obwohl niemand mit letzter Sicherheit vorauszusagen vermag, wie sich Mitterrand nach der Wahl entscheiden wird, steht für die meisten politischen Beobachter an der Seine fest, daß seine Wahl auf Balladur fallen wird. "Ich müßte mich schwer irren, wenn es anders käme", sagt der Politologe Olivier Duhamel. Nach Meinungsumfragen wäre der 63jährige Vertraute von RPR-Chef Jacques Chirac vor dem UDF-Führer, dem früheren Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing, der von einer späteren Rückkehr ins Präsidentenamt träumt, oder dem Nachwuchspolitiker François Léotard der "natürliche" Anwärter auf das Hôtel Matignon, den Amtssitz des Premierministers. Und nicht zuletzt hält Balladur sich selbst für den am besten geeigneten Kandidaten.

An den Prognosen für den Wahlausgang, die die Meinungsforscher schon seit Monaten aufstellten, hat sich im Verlauf des Wahlkampfs weder nach der einen noch nach der anderen Seite hin wesentlich etwas geändert. Nach dem neuen Gesetz zur Begrenzung und Kontrolle der Wahlkampfausgaben mußten sich die Parteien ohnehin ungewohnte Zurückhaltung auflegen. Die kommerzielle Werbung der Kandidaten ist untersagt. Das wilde Kleben von Plakaten, die sonst Hauswände, Bauzäune oder Brücken zierten, steht unter Strafe. Nach der Eröffnung der offiziellen Kampagne blieben manche der von den Wahlämtern für die Kandidatenvorstellung eingerichteten Plakatflächen ungenutzt.

Wahlkundgebungen glichen vielerorts Treffen im engsten Freundeskreis. Bei den "republikanischen Banketten", zu denen Kandidaten und Wähler zusammenkommen, war die Stimmung häufig gedämpft. Der Wahlkampf war vor allem eine Sache der Demoskopen. Die politische Verdrossenheit der Wähler reflektiert möglicherweise am besten der eher geschmacklose Einfall eines T-Shirt-Herstellers, der auf Plakaten mit Schimpansen warb, denen er die Gesichter bekannter Politiker verlieh: "Für ein Frankreich, das lacht!"

Daß den Wählern das Lachen vergangen ist, ist die zerknirschende Feststellung, mit der die regierenden Sozialisten dem Ende ihrer zehnjährigen Herrschaft entgegensehen. Die Wirtschaftskrise, die wachsende Arbeitslosigkeit, die endlosen Skandale um schwarze Parteigelder oder die Verantwortung für die verspätete Einführung des Aids-Tests bei Blutspenden - alles das hat die Sozialisten demoralisiert. Der Schatten, der auf ihrer Bilanz liegt, scheint sie so zu drücken, daß sie nicht einmal mehr die Kraft aufbrachten, Affären der Rechten für ihre politischen Zwecke auszuschlachten. Und deren gibt es genug, darunter zum Beispiel der von einem anonymen Amigo bezahlte Silvester-Urlaub Jacques Chiracs im Sultanat Oman. Nach Auskunft von Chiracs Büro war die Reise im gecharterten Privatjet mit Aufenthalt im Luxushotel angeblich aus der RPR-Parteikasse bestritten worden. Was es damit auf sich hat, spielte indes weder für die Öffentlichkeit noch für die 30 000 Delegierten eine Rolle, die Chirac Anfang März auf ihrem Kongreß in Le Bourget mit einer Mehrheit von 99 Prozent wieder zum Parteichef wählten.

Die Erleichterung, der Last der Regierungsverantwortung bald ledig zu sein, ist den Sozialisten geradezu anzusehen. "Wir erleben zum ersten Mal das seltsame Schauspiel, daß diejenigen, die die Macht innehaben, den Moment herbeiwünschen, sie endlich abgeben zu können", beschreibt der Politologe Duhamel die Lage auf der Linken. Die Krise der in zehnjähriger Machtausübung abgenutzten, intellektuell und personell ausgezehrten Partei habe unter den Sozialisten den "alten" Reflex der Machtverweigerung wiederbelebt, eine Sehnsucht nach der Opposition als Bad der Erneuerung geweckt. "Mit 20 Prozent, wie es die Demoskopen voraussagen, würden die Sozialisten in etwa wieder einen so großen Stimmenanteil erreichen wie unter Mitterrands Führung vor 1981", tröstet sich Parteichef Laurent Fabius. Ein anderer führender Sozialist, der frühere Premierminister Michel Rocard, der mit seinem Ruf nach einem "politischen Urknall" zur Selbstauflösung und Erneuerung der Partei schon den nächsten Wahlkampf, nämlich die Kampagne für die Präsidentenwahl 1995, vorbereitet, sieht dagegen im Hausherrn des Elysee-Palastes den Schuldigen für die bevorstehende Schlappe seiner Partei. "Viele Franzosen haben eine persönliche Rechnung mit Mitterrand zu begleichen, das bekommen wir jetzt zu spüren, obwohl wir damit nichts zu tun haben", befindet er.

Um die Wahl zu gewinnen, ist die Rechte nicht einmal auf die offene oder stillschweigende Unterstützung der Nationalen Front angewiesen. Diese kann nach den Umfragen von Glück reden, wenn sie ihren einzigen Sitz im Palais Bourbon hält. Von einer Erdrutschbewegung zu sprechen, wäre nach den Erhebungen der Meinungsforscher allerdings falsch. Mit 40 Prozent würden RPR und UDF zusammen auf den Stimmenanteil kommen, mit dem sie 1981 verloren. Wenn sich die Sozialisten andererseits darauf einstellen müssen, voraussichtlich nur noch mit 100 bis 120 Deputierten in der Nationalversammlung vertreten zu sein, so liegt dies auch daran, daß sie ohne Verbündete in die Wahl gehen. Die Kommunisten sind unter zehn Prozent geschrumpft und fallen nicht mehr groß ins Gewicht. Die beiden Umweltparteien aber, Grüne und Generation Ökologie (GE), waren zu keinem rosa-grünen Wahlbündnis zu bewegen. Beflügelt von der vor Monaten von den Demoskopen ermittelten Aussicht, sogar stärker als die Sozialisten abschneiden zu können, haben Antoine Waechter von den Grünen und GE-Präsident Brice Lalonde das Angebot des Sozialisten-Chefs Fabius, der ihnen 50 sichere Wahlkreise zugestehen wollte, ausgeschlagen.

Eine Woche vor der Wahl billigten die Meinungsforscher den Ökologen nur noch Anteile zwischen zwölf und 15 Prozent zu, womit sie auf Grund der Mechanismen des bestehenden Mehrheitswahlsystems mit zwei Durchgängen von Glück reden können, wenn sie auf vier Sitze kämen. Nun warnt Waechter vor einer "erdrückenden Mehrheit" der Rechten, und Lalonde hat bereits Klage darüber geführt, "daß Wahlen immer von denselben gewonnen werden". Doch ein derartig bescheidenes Ergebnis hätten sich die Ökologen selbst zuzuschreiben, urteilt der Politologe Duhamel. Hätten sie, wie es die Spielregeln des Mehrheitswahlrechts verlangen, das Bündnisangebot der Sozialisten angenommen, wären seiner Meinung nach 40 Sitze für die Umweltparteien und 200 für die Sozialisten durchaus im Bereich des Möglichen. "Die Ökologen müssen es erst noch lernen, sich als dauerhafte politische Kraft zu installieren", lautet sein Fazit.

Während der Wahlausgang für die mit der Erforschung der politischen Meinung der Franzosen befaßten Fachleute nur wenige Zweifel aufwirft, bleibt alles, was vom Tag nach dem zweiten Durchgang an geschehen wird, mit einem Maximum an Ungewißheit behaftet. Auch der präsumptive neue Regierungschef kann sich seiner Sache nicht sicher sein. Um das Rennen zu machen, müßte seine Partei besser abschneiden als die UDF. Aber auch dann würde ein Giscard seine Ansprüche noch nicht zurückstecken. Nur von seinem eigenen Parteichef, der von 1986 bis 1988 die erste Regierung der Kohabitation mit Mitterrand führte, wird Balladur wohl nichts zu befürchten haben. "Das war die Hölle", sagte Chiracs Pressesprecherin Lydia Gerbeaux, "das will er nicht ein zweites Mal machen."

Schlachthof: Wentz weiß nichts von Schadensersatz

Die Stadt Frankfurt kennt noch keine "Schadensersatzforderung" der Norddeutschen Fleischzentrale (NFZ) für ihren Verzicht auf den heutigen Schlachthof und die geplante Schlachtanlage in Nieder-Eschbach. So reagierte Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) am Mittwoch auf einen Bericht der FR, nach dem die NFZ 34 Millionen Mark als Gegenleistung für ihren Ausstieg veranschlagt. Der Stadtrat vertrat die Ansicht, die Kommune wäre bis zum 31. Dezember 2003 verpflichtet, einen Schlachthof in Frankfurt vorzuhalten - obwohl die NFZ auf eine Option verzichtet hatte, den Schlachtmengengarantievertrag über den 31. Dezember hinaus zu verlängern.

Wentz läßt derzeit von Amtsjuristen die Rechtsfrage prüfen, ob der Schlachtmengengarantievertrag noch gilt - unabhängig von den Kontrakten über die Verlagerung des Schlachthofs vom 30. Juni 1992. jg

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Noch einmal Beratung über die "gelbe Wolke"

Am heutigen Donnerstag, 18. März, bietet die Stadt zum letzten Mal eine Bürgerberatung zu den Folgen der "gelben Wolke" aus dem Griesheimer Hoechst- Werk an. Von 17 bis 20 Uhr werden im Gemeindehaus der evangelischen Martinsgemeinde (Martinuskirchstraße 53) Fachleute aus dem Umweltamt und dem Stadtgesundheitsamt sowie Rechtsanwälte der Anwaltskammer für persönliche Gespräche zur Verfügung stehen.

Telefonische Auskünfte gibt es jedoch weiterhin montags bis freitags, 9 bis 15 Uhr, am Umwelttelefon (21 23 91 00) und beim Stadtgesundheitsamt (Telefon 21 23 69 80). mat

In der Weingartenschule spielen in Fördergruppen schon Sieben- bis Zehnjährige Volleyball Talente gehen früh ans Netz Gute Kooperation mit TuS

KRIFTEL. "Plopp" - der Ball fliegt weit übers Netz, die hoch aufgeschossene Blonde aus der gegnerischen Mannschaft nimmt ihn gekonnt an, baggert ihn dem Mitspieler am Netz zu. Der pritscht ihn in Richtung seines Nebenmannes, dieser schließlich schmettert ihn erfolgreich ins Spielfeld der Gegenseite: Aufschlagwechsel. Erst seit einem halben Jahr nehmen die 14- bis 15jährigen Jungen und Mädchen der Weingartenschule an diesem freiwilligen Volleyballkursus teil - zusätzlich zum Sportunterricht. Mit dem Ball hantieren sie schon recht gut, das bewiesen sie, als sie vor zwei Wochen Vierte bei den hessenweiten Schulmeisterschaften "Jugend trainiert für Olympia" wurden. Auch eine Folge des Engagements der Sportlehrer Reinhard Schleuning und Roger Rettig und der guten, gemeinsamen Arbeit zwischen Turn- und Sportgemeinde Kriftel und Schule.

Angefangen hatte alles vor etwa eineinhalb Jahren, erinnert sich Schleuning. Unterstützt vom Kultusministerium beschlossen Verein und Schule damals, sich zusammenzutun. Das bedeutete vor allem, daß Zwölfjährige, die in der Schule als motorisch begabt auffielen, dem Verein als potentielle Mitglieder empfohlen wurden. Um Talente möglichst noch früher zu entdecken, leitet Schleuning seit einem halben Jahr in Kooperation mit der benachbarten Grundschule eine nicht vereinsgebundene Sportgruppe mit insgesamt 18 sieben- bis zehnjährigen Kindern. "Es ist sinnvoll, schon in dem Alter anzufangen", sagt Schleuning. Wer ihm besonders positiv auffällt, weil er sich "gut bewegt", den schickt er in die Talentsichtungsgruppe in Hofheim, wo der Schulsportkoordinator des Kreises, Wolfgang Schön, mit fünf Kindern trainiert. Beide Teams sind zwar noch nicht auf eine bestimmte Sportart festgelegt, "wir machen da auch Staffeln, turnen und spielen frei mit dem Ball", doch einige vorbereitende Übungen fürs Volleyballspiel hat Schleuning auch bei den ganz Kleinen bereits im Programm. "Die wollen zwar immer spielen, aber das können sie in dem Alter wirklich noch nicht."

Ans Eingemachte geht es dann erst in der ebenfalls von Schön in Hofheim trainierten Talentfördergruppe: 20 besonders begabte Schüler/innen der fünften und sechsten Klasse spielen hier Volleyball. Sie lernen in der Fördergruppe Techniken, die man beim Volleyball braucht und müssen noch immer nicht Mitglied eines Vereins werden. Das ist besonders den Eltern wichtig, weil die sich, solange nicht sicher ist, ob der Sprößling Volleyball tatsächlich zu seiner/ihrer Sportart machen wird, damit einige hundert Mark Vereinsgebühren sparen können.

Bisher ist die Erfolgsquote Schleunings recht hoch: Das C-Jugend-Team der Schule ist identisch mit der C-Jugend des Vereins. "Im Moment sind wir dabei, eine D- und eine E-Jugend-Mannschaft zu bilden", so Schleuning. In dieser Altersgruppe leitet sein Kollege Rettig eine eigene Talentfördergruppe der Weingartenschule, in die allerdings auch weniger begabte Nachwuchs-Volleyballspieler aufgenommen werden. "Wir schicken niemanden weg", sagt Schleuning.

Warum die ganze Mühe? "Eine vernünftige Jugendarbeit ist das A und O eines Vereins", erläutert Schleuning, der auch die Regionalliga-Mannschaft der Turn- und Sportgemeinde trainiert, seine Beweggründe für die forcierte Talentförderung in Schule und Verein. Und die TuS Kriftel ist auf dem besten Weg, im Main-Taunus-Kreis Volleyballstützpunkt zu werden. Unter anderem heißt das, Trainingsort für eine Kreis-Auswahl zu sein, die dann wieder ihre besten Spieler in die Hessen-Auswahl entsendet. Das wurde dem Verein jedenfalls kürzlich vom Verband in Aussicht gestellt. Auch ein Grund, warum die C- und A-Jugend sich derzeit einmal wöchentlich zum Auswahltraining mit Spielern aus Flörsheim und Hofheim in Kriftel trifft. "Wir hoffen natürlich, daß einige von den sehr guten Spielern aus den Nachbargemeinden vielleicht schon bald zu uns wechseln", gibt der Trainer, der selbst in der Seniorenmannschaft der TuS spielt, Auskunft über die Ambitionen des Vereins.

Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht, schließlich spielt die erste Mannschaft in der ersten Bundesliga, "das reizt die Kinder und Jugendlichen natürlich auch, in einem Verein zu spielen, bei dem die ,Erste&rquote; Bundesligist ist." Zum Anspruch soll der Verbleib in der Bundesliga jedoch nicht werden, "da haben wir aus den Fehlern anderer Vereine, die sich hoch verschuldet haben, gelernt".

Doch nicht nur die TuS Kriftel hat Ambitionen: Indem sie die von den beiden Trainern unentgeltlich geleiteten Förderkurse unterstützt und Kindern so die Möglichkeit gibt, sich sportlich weiterzubilden, möchte die Weingarten-Schule laut Schleuning "Kinder an diese Schule ziehen". FRAUKE HASS

Querfeldein

"Rund um den Winterstein" "Rund um den Winterstein" geht es am Sonntag, den 21. März, beim 30- und Zehn-Kilometer-Volkslauf in Friedberg. Start und Ziel befindet sich auf dem Gelände der Gesamtschule West, für die 30- Kilometer-Läufer fällt der Startschuß um 9 Uhr, wer sich für die kürzere Distanz entschieden hat, setzt sich um 9.20 Uhr in Bewegung. Auch "Jedermänner" sind willkommen. Ein Fünf-Kilometer-Lauf beginnt um 10.10 Uhr. Übungsleiter können sich fortbilden Der Turngau Kinzig bietet am kommenden Wochenende zwei Lehrgänge an. Am Samstag, 20. März, können sich Übungsleiter in der Turnhalle von Lützelhausen von 15 bis 18 Uhr Anregungen für das Turnen mit Älteren (Er und Sie) holen. Stabgymnastik und Tanz steht am Sonntag, 21. März, von 9.30 bis 12 Uhr in der Schulturnhalle in Rothenbergen auf dem Programm. Schiris kicken um Bezirksmeisterschaft Der Hallen-Bezirksmeister der Fußball- Schiedsrichter des Bezirks Frankfurt soll morgen in der Niddaer Haupt- und Realschule (ab 11 Uhr) ermittelt werden. Neben Cupverteidiger Friedberg beteiligen sich die Teams der Kreise Frankfurt, Offenbach, Hochtaunus, Hanau, Gelnhausen und Büdingen an diesen Begegnungen der Schiedsrichter. Remis für Friedberger Schachfreunde Wegen krankheits- und urlaubsbedingter Abwesenheit mehrerer Stammspieler mußten sich die Schachfreunde von 1910 Friedberg in der Unterverbandsklasse gegen die Frankfurter Schachfreunde mit einem 4:4-Unentschieden zufriedengeben. Die Siegpunkte holten Robert Biedeköpper, Walter Feuser und Richard Ruhland. Für Raoul Nakhmanson und Axel Arbinger endeten die Partien Unentschieden. Am Sonntag, 21. März, sind die Friedberger Denksportler in Neu-Isenburg zu Gast. Handball-Jugend spielt um Wanderpokal In Zusammenarbeit mit dem Handballkreis Hanau-Gelnhausen und dem TV Langenselbold veranstaltet der Kreisausschuß des Main-Kinzig-Kreises, Abteilung Sport und Freizeit, am Sonntag, 21. März, in der Großsporthalle der Käthe- Kollwitz-Schule in Langenselbold das 18. Hallen-Handballturnier für D- und C-Jugendmannschaften um den Wanderpokal des Kreises. Beginn ist um 9.15 Uhr. Steinheims Alte Herren Stadtmeister Der SV Steinheim gewann die Hanauer Fußball-Hallenstadtmeisterschaften der Alten Herren. Im Finale besiegten die Steinheimer die Mannschaft von Rot- Weiß Großauheim mit 3:1 nach Verlängerung. Auch der Ehrenpreis der Stadt Hanau für die angriffsstärkste Mannschaft ging an den SV, der insgesamt 26 Treffer verbuchte.

Jugendliche raubten zwei Brüdern die Räder

HEUSENSTAMM. Auf einem Waldweg, zwischen Martinsee und Rembrücken, wurden am Sonntag gegen 18.30 Uhr zwei Brüder, 13 und 15 Jahre alt, von drei Jugendlichen überfallen und ihrer Fahrräder, Marke Fischer, beraubt. Die Täter flüchteten in Richtung Sommerfeld. Sie sollen zwischen 175 und 185 Zentimeter groß und 17, 18 Jahre alt sein. Hinweise erbittet die Kripo Offenbach unter der Telefonnummer 80 90-259. pmü

Die interessante Sportnotiz

Vier Wochen Pause für Möller Nationalspieler Andreas Möller muß voraussichtlich vier Wochen mit dem Fußball aussetzen. Der Mittelfeldakteur hatte sich am Mittwoch beim 3:0-Sieg von Juventus Turin gegen Lissabon eine Zerrung im linken Oberschenkel zugezogen. Nebiolo im Amt bestätigt Der Italiener Primo Nebiolo ist am Donnerstag in Atlanta für weitere vier Jahre zum Präsidenten der Vereinigung der Internationalen Verbände mit olympischen Sportarten (ASOIF) gewählt worden. Der 69jährige steht dem Verband seit seiner Gründung 1983 vor. Hessen strampeln in Südamerika Eine Auswahl des Hessischen Radfahrerverbandes nimmt an der vom 20. März bis zum 4. April dauernden Vuelta a Columbia teilt. Gestartet wird in Bogotá, der Zieleinlauf ist in Caracas/Venezuela. Das sechsköpfige Team mit Markus Schleicher an der Spitze muß dabei Höhen über 4000 Meter bewältigen.

Prost noch einmal davongekommen Der FISA-Weltrat hat darauf verzichtet, den Formel-1-Rennfahrer Alain Prost mit einer Strafe zu belegen. Prost hatte die enge Beziehung zwischen Macht und Geld angeprangert und war darauf vor die FISA zitiert worden.

Island wirft nicht das Handtuch Island bleibt Ausrichter der Handball- WM 1995. Der Verband erklärte, alle Auflagen finanzieller und infrastruktureller Art zu erfüllen. Island wollte das Teilnehmerfeld von 24 auf 16 reduzieren. Andersson fällt drei Monate aus Der in Diensten des Handball-Bundesligisten Schutterwald stehende Schwede Magnus Andersson, der sich im WM-Spiel gegen Deutschland einen Daumenbruch zuzog, fällt für drei Monate aus. Auch Südwesten für fünf Regionalligen Der Streit um die Einführung neuer Fußball-Regionalligen mit Beginn der Saison 1994/95 spitzt sich zu. Auch die meisten Vereine der Südwest-Oberliga haben sich nun dafür entschieden, für fünf anstelle der vom DFB vorgeschlagenen drei neuen Klassen zu plädieren. Gleichzeitig schlagen sie wegen finanzieller Unklarheiten eine Verschiebung des Regionalliga-Starts vor.

Teerkocher kippte um, Frau schwer verletzt

BAD HOMBURG. Schwere Verletzungen erlitt am Dienstag nachmittag eine Autofahrerin auf der Autobahn zwischen Homburger Kreuz und Bonames, als ein Teerkocher umkippte. Laut Autobahnpolizei hatte der Fahrer des Teerkocher- Lastzuges versucht, einem liegengebliebenen Auto auszuweichen. Trotz Vollbremsung habe er ein haltendes Fahrzeug gestreift. off

Erinnerungen an Käthe Münch Kindergarten soll nach Seligenstädter Lehrerin benannt werden

SELIGENSTADT. Der am Kreiskrankenhaus geplante Kindergarten soll nach der lange Zeit in Seligenstadt wirkenden, 1985 verstorbenen Lehrerin Käthe Münch benannt werden. Diesem Antrag der Seligenstädterin Annelie Adam, den 300 Bürgerinnen und Bürger unterzeichneten, schloß sich auch der Magistrat an. Es ist nur noch das Stadtparlament gefragt.

Annelie Adam erinnert in ihrem Schreiben daran, daß sich Käthe Münch - 1908 im Schatten der Einhard-Basilika geboren - in der schlimmen Zeit des Nationalsozialismus für die Seligenstädter Juden eingesetzt habe. Deshalb sei die Pädagogin von 1940 bis zum Ende des Krieges vom Schuldienst suspendiert gewesen. Annelie Adam berichtet: "Bei ihren Schülern förderte sie vor allem Mitmenschlichkeit, aber auch Disziplin, Fleiß und kritische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart."

Aus Käthe Münchs christlicher Lebenshaltung sei die Liebe zu Israel und dem Judentum gewachsen, erwähnt Annelie Adam. "Die Problematik dieses Volkes bewog sie, in das Land zu gehen und dort an der Versöhnung zwischen Juden und Arabern mitzuarbeiten." Einen regen Briefwechsel habe sie mit Adolf Eichmann, der im Nazi-Deutschland für die Deportation der Juden zuständig gewesen war, kurz vor seiner Hinrichtung in Israel geführt, "um auch ihm die Liebe und Vergebnung Gottes nahezubringen". Der israelische Geheimdienst hatte Eichmann zuvor in Argentinien aufgespürt und nach Israel gebracht. Wegen der Briefkontakte zu Eichmann wurde der Lehrerin 1975 nach einem Heimaturlaub die Wiedereinreise nach Israel verweigert. Annelie Adam: "Das stimmte sie sehr traurig, aber ihr Arbeitsfeld war überall." Käthe Münch half daraufhin ihrem Neffen, einem Pfarrer in Alzey. Von Ende 1976 bis November 1985 wirkte die Frau im Viannney-Krankenhaus in Überlingen am Bodensee. Sie erlag dort am 5. Dezember 1985 einem schweren Leiden.

Zurück zum Kindergarten: "Die Planung geht zügig voran", sagt Bürgermeister Rolf Wenzel. In dem Gebäude sollen zwei Tagesstätten-Gruppen, zwei Gruppen mit Kindern verschiedenen Alters sowie eine Hortgruppe untergebracht werden. Fast 100 Mädchen und Jungen können in der neuen Einrichtung betreut werden.

Ein Generalunternehmer soll sich um das gesamte Bauvorhaben kümmern. Die Ausschreibung ist bereits erfolgt. Das Ergebnis soll am kommenden Donnerstag vorliegen. Wenzel rechnet damit, daß im Mai der Bauantrag eingereicht werden kann. Er schätzt, daß im Spätsommer mit dem Bau begonnen werden kann. Die Bauzeit beträgt etwa 36 Wochen. Die Kosten: rund drei Millionen Mark. Das Land Hessen steuert eine Million Mark, der Kreis insgesamt 625 000 Mark dazu. Den Rest muß die Stadt aufbringen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kreiskrankenhauses wird garantiert, für ihre Töchter und Söhne 20 Prozent der Kindergartenplätze zu reservieren. fin

Dirty Dancing auf dem Müllberg Jugend-Videowettbewerb des Umlandverbandes entschieden

Gerade 14 Jahre ist er alt, der Florian Heberlein aus Glashütten. Aber er guckt so abgeklärt in die Kamera, daß er nur noch den Zeigefinger heben und "ich zähle auf Sie" sagen müßte, und schon wähnte man sich im Abendprogramm irgendeiner professionellen Privat-TV-Station.

Doch der Schüler aus Glashütten zielt mit seinem eigenproduzierten Video nicht auf Einschaltquoten, sondern auf Müllvermeidung. Geschickt mischt er Musik zu Natur- und Müllberg-Bildern, lässig erklärt er die getrennte Abfallsammlung und schonungslos bringt er den gestandenen Leiter einer Müll- deponie mit seinen Fragen ins Stottern und Schwitzen. Der Lohn für seine 15minütige "Magazin-Show": der zweite Preis beim Jugend-Videowettbewerb des Frankfurter Umlandverbandes (UVF) mit Titel: "Abfall ist kein Müll".

20 Gruppen, Schulklassen und Einzel- Regisseure hatten ihre Werke an den UVF geschickt, der als Preise Treffen mit Profis von Radio- und TV-Sendern ausgelobt hatte. Der Jury, besetzt mit einem Filmwissenschaftler und einem Regisseur, gefiel unter den Reportagen, Spielhandlungen und Videokollagen vor allem das Stück "Dirty Dancing II". Eine offene Gruppe des Jugendcafés Neu-Isenburg inszenierte den "Tanz auf dem Müll" mit Rap-Musik und schnellen Schnitten so rasant, daß nicht einmal der englische Clip-Sender MTV noch wesentlich zulegen könnte.

Das Informations-Chaos bei der Straßenumfrage, der Verpackungsberg nach der Mahlzeit bei der Fleischklops-Kette, die unwirkliche Landschaft des halb abgedeckten Deponieberges - und am Schluß versinken die jungen "Dirty Dancer" winkend in der Mülltonne. Das alles produzierten die Jugendcafé-Besucher in knapp zwei Wochen und ernteten dafür den ersten Preis: Ein Besuch bei Radio FFH und ein Essen beim Chinesen. Den dritten Platz belegten sieben junge Leute, die beim Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB) in Bad Soden-Salmünster engagiert sind. Für den "wirklich problematischen" Abfall, so ihre sicherlich richtige These, gebe es immer noch keine geeigneten Entsorgungsmöglichkeiten. Doch ihr Geheimnis wird bleiben, warum sie dies nicht an Beispielen wie Lösungsmitteln, Batterien oder anderen Chemikalien deutlich machten.

Denn das Problem des jungen Pärchens, das - die Kamera immer dabei - von Stelle zu Stelle lief, um ein altes Gummi-Verhüterli loszuwerden, wäre ganz einfach zu lösen gewesen, sagt UVF-Beigeordneter Rautenberg: "Die Dinger gehören in den Restmüll." mat

Mit Trillerpfeife und Trommel heute zur Demo

HATTERSHEIM. Zu einer Demonstration ruft die Initiative "Pfeift die Hoechstverantwortlichen aus!" in Hattersheim auf. Treffpunkt ist am heutigen Donnerstag um 17 Uhr der Bahnhofsvorplatz. Die Schlußkundgebung soll eine Stunde später auf dem Marktplatz sein.

Mit der Demo wollen die Hattersheimer darauf aufmerksam amchen, daß sie nicht länger bereit sind, "ihre Giftration sachlich runterzuschlucken". Damit der Widerstand "genauso gut zu hören ist wie die Explosion am Montag", sollen die Teilnehmer Trillerpfeifen, Trommeln und Topfdeckel mitbringen. dia

Briefe an die Redaktion

Cliquen, Klüngel und Karrieren Zum Leserbrief von Peter Weihnacht in der FR vom Dienstag, 16. März, "Rechtsstaat ist stärker als taktische Possen", schreibt Maria von Freyberg:

Die Personalrekrutierung durch Parteien ist eine zentrale Zielscheibe der Kritik. Die Kernthese des im vorigen Jahr erschienenen Buches von Erwin und Ute Scheuch mit dem Titel "Cliquen, Klüngel und Karrieren" geht geradezu dahin, daß in den Parteien kleine Cliquen klüngeln und Weichen für politische Karrieren stellen, wobei die sachliche und persönliche Qualität der Kandidaten durchaus nicht das Hauptkriterium sein müsse.

. . . In welche Verstrickungen die Verwaltung geraten kann, wenn die Loyalität zu einer Partei in Konkurrenz tritt zur Loyalität zu Gemeinwohl und Recht, haben der Fall Uwe Barschel und die Parteispendenaffäre einer breiteren Öffentlichkeit deutlich gemacht. Die Verkehrung kann so weit gehen, daß diejenigen, die die Bindung der Verwaltung an Gemeinwohl und Recht auch dann ernst nehmen, wenn Parteiinteressen entgegenstehen, zu unliebsamen Außenseitern werden (Hans Herbert von Arnim - Ist die Kritik an den politischen Parteien berechtigt? Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 12. 3. 1993)

Wegen solcher Äußerungen ist schon öfter von den Berufspolitikern Kritik geübt worden an den Herren Scheuch und von Arnim. Die sind doch sooo tüchtig - wenn durch die Aktivitäten unserer Politiker die Demokratie kaputtgeht, macht das denen auch nichts aus.

Maria von Freyberg

Ludwig-Hensler-Straße 64

6230 Frankfurt 80

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Das Wetter

Wetterlage Mit einer nordwestlichen Strömung wird frische und meist wolkenreiche Meeresluft herangeführt. Eine über der Nordsee und den Britischen Inseln angelangte Kaltfront greift am Donnerstag nachmittag auf Norddeutschland über und schwächt sich bei ihrer weiteren Südverlagerung ab. Im Südwesten überwiegt vorerst Hochdruckeinfluß. Vorhersage, gültig bis Freitag früh Im Westen und Südwesten aufgelokkerte Bewölkung und meist niederschlagsfrei, im übrigen Deutschland überwiegend stark bewölkt und vor allem in der zweiten Tageshälfte zeitweise Regen. Tageshöchsttemperaturen 10 bis 15, bei Sonnenschein am Oberrhein bis 19 Grad. Tiefsttemperaturen 5 bis 9 Grad. Schwacher bis mäßiger, in Norden frischer bis starker Wind aus westlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Freitag Im Norden und Osten freundlich und wärmer. Sonst vielfach stark bewölkt und vereinzelt Regen. Wenig Temperaturänderung.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 18 Amsterdam

stark bewölkt 11 Athen

wolkig 16 Barcelona

wolkenlos 16 Bordeaux

leicht bewölkt 21 Bozen

leicht bewölkt 17 Brüssel

wolkig 13 Dublin

stark bewölkt 12 Helsinki

bedeckt 2 Innsbruck

Regen 9 Istanbul

wolkig 8 Kairo

wolkig 15 Larnaka

wolkig 17 Las Palmas

bedeckt 18 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

leicht bewölkt 18 London

leicht bewölkt 15 Madrid

wolkenlos 17 Malaga

stark bewölkt 18 Mallorca

leicht bewölkt 20 Moskau

Regen 4 Neapel

leicht bewölkt 18 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

stark bewölkt 13 Rom

leicht bewölkt 15 St. Petersburg

Regen 4 Stockholm

leicht bewölkt 9 Tunis

wolkig 18 Varna

wolkenlos 7 Venedig

wolkig 18 Warschau

Regen 8 Wien

Regen 11 Zürich

Regen 13 Deutschland Berlin

Regen 8 Dresden

Regen 9 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 6 Feldberg/Schw.

Regen 2 Frankfurt/M.

bedeckt 12 Freiburg

Regen 12 Garmisch

Regen 9 Hamburg

Sprühregen 8 Köln/Bonn

bedeckt 12 Leipzig

bedeckt 10 München

Regen 10 Norderney

bedeckt 8 Rostock

Sprühregen 8 Sylt

bedeckt 6 Zugspitze

Schneefall -5 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.33 Uhr Sonnenuntergang 18.35 Uhr Mondaufgang 4.16 Uhr Monduntergang 13.56 Uhr

SV Croatia sucht die Ruhe nach dem Sturm Die Meisterschaft in der Kreisliga-A-Frankfurt ist nach internen Differenzen in weite Ferne gerückt

Am 14. Februar dieses Jahres war die Fußballwelt für den SV Croatia noch völlig in Ordnung. Die Erste Mannschaft hatte in der Gruppe Ost der Kreisliga-A- Frankfurt den Abstiegskandidaten Borussia Sachsenhausen gleich mal mit 17:0 wieder in Richtung Heimat geschickt und führte aufgrund des imponierenden Torverhältnisses von 78:23 die Tabelle vor den punktgleichen Teams von Delfini/Italia Enkheim und dem BSC 1919 Schwarzweiß an.

Alles deutete darauf hin, daß dem im Februar 1991 gegründeten Verein nach dem Aufstieg in die A-Klasse in der vergangenen Saison nun der direkte Durchmarsch in die Bezirksliga gelingen sollte. Genau vier Wochen später findet sich der SV Croatia nach einem Unentschieden und zwei Niederlagen mit fünf Punkten Rückstand auf den jetzigen Tabellenführer Delfini/Italia Enkheim auf dem fünften Platz wieder, die Meisterschaft ist mittlerweile in weite Ferne gerückt, und die von Vereinsvertretern am häufigsten zu hörende Äußerung ist die, daß der Fußballklub nun unbedingt Ruhe brauche. Ruhe nach einem Sturm, der im Anschluß an eine turbulente Mitgliederversammlung durch den Verein fegte und der das anscheinend so sicher auf erfolgversprechendem Kurs befindliche Croatia-Schiff ganz gehörig durcheinanderwirbelte. Was war geschehen ? "Als eine von langer Hand inszenierte Ablösung mit allen negativen Begleiterscheinungen" bezeichnet es ein Vereinsmitglied, als "Putsch" der abgewählte Präsident und der neue Vorstand versteht sich als von der Mehrzahl der Mitglieder rechtmäßig und ordentlich gewählt. Verletzte Persönlichkeiten und der Vorwurf der Wahlmanipulation bleiben als bitterer Beigeschmack des Wahlabends zurück. Fakt ist, daß sich mit dem abgewählten Ersten Vorsitzenden, Mäzen und Vereinsgründer Jozo Lovric eine ganze Reihe von Sponsoren aus dem Vereinsgeschehen zurückzog, die den Fußballern bisher für A-Klassen-Verhältnisse paradiesische Bedingungen geschaffen hatten.

Internationale Turniere und Freundschaftsspiele in der Schweiz und Kroatien, Trainingslager, medizinische Betreuung und die neuesten Hochglanztrikots. - "Wir haben alles bekommen, was wir wollten, uns sind die gebratenen Tauben in den Mund gesteckt worden", sagt beispielsweise Libero Slaven Raguz und gibt damit Einblick in die Verhältnisse eines Klubs in der zweitniedrigsten Spielklasse, er selbst hat schon in der zweithöchsten Klasse erfolgreich gegen den Ball getreten .

Fakt ist darüber hinaus, daß die Mannschaft mit geteilter Sympathie für den alten und den neuen Vorsitzenden in den vergangenen Wochen extremen Belastungen ausgesetzt war, zumal zwischenzeitlich auch der Trainer sein Amt niedergelegt hatte. Daß die Kicker diesem Druck nicht gewachsen waren, zeigten nach Ansicht des alten und neuen Trainers die persönlichen Fehler, die in den vergangenen Spielen zu Niederlagen gegen Mannschaften führten, denen man spielerisch nicht unterlegen gewesen sei, etwa Kikkers 1916 oder Delfini.

Deswegen sind also jetzt alle Verantwortlichen bei Croatia um Ruhe bemüht, denn insgeheim haben Spieler, Trainer und Vorstand die Hoffnung auf die Meisterschaft oder zumindest auf den zur Relegationsrunde berechtigenden zweiten Tabellenplatz doch noch nicht aufgegeben. Vom neuen Präsidenten Bukac erwartet Trainer Odak bis zum April ein neues Konzept, um weiter erfolgsorientiert arbeiten zu können. Danach sollen die Planungen für die neue Saison in Angriff genommen werden.

Ob dann mit dem bisherigen Kader weitergespielt wird, ob in der Bezirksliga oder A-Klasse, ob mit neuen Sponsoren und altem Trainer oder umgekehrt, weiß zur Zeit noch keiner so genau. Fest steht nur eines, der Verein braucht unbedingt erst einmal Ruhe. CLAUS SCHIEDERIG

EG stoppt Fleischimporte

duf KÖLN, 17. März. Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft hat die Einfuhr von Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen und anderen Klauentieren aus Slowenien, Kroatien und den jugoslawischen Republiken in ihre Mitgliedsländer gestoppt. Grund des Beschlusses ist das Auftreten von Maul- und Klauenseuche (MKS) bei Rindern, die in jüngster Zeit aus Kroatien nach Italien eingeführt wurden. Vom Importverbot betroffen sind auch Erzeugnisse dieser Tiere.

Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Mittwoch mitteilte, könne "der Handel mit MKS-empfänglichen Tieren und ihren Erzeugnissen eine ernste Gefahr für die Viehbestände der EG darstellen". Die Aussetzung des Imports sei als erster Schritt unerläßlich.

An den Grenzübergängen von Kroatien nach Slowenien müssen Reisende bereits seit über einer Woche mitgeführte Fleischprodukte zurücklassen. Wie in der Bundesrepublik lebende Kroaten berichteten, hätten slowenische Zöllner am Grenzübergang Rupa lediglich auf eine "Krankheit im Fleisch" verwiesen. Bei der konfiszierten Ware habe es sich neben Räucherfleisch, "einer dalmatinischen Spezialität", auch um Käse gehandelt. dt

Im Blickpunkt: Asylkonferenz in Prag Ein Schlag ins Wasser

Die Konferenz der "Prager Initiative", auf der die sechs Staaten Mitteleuropas ein gemeinsames Konzept gegen die befürchtete Flüchtlingswelle aus Osteuropa beschließen wollten, hat sich als Schlag ins Wasser erwiesen. Der tschechische Innenminister Jan Ruml konnte sich nicht mit dem Plan durchsetzen, die Regierungen der sechs in Prag vertretenen Transitländer zu einem multilateralen Vertragsnetz über die Rücknahmepflicht illegal eingereister Auswanderer zu bewegen. Auch die angestrebte Koordination der Asyl- und Visumspolitik Polens, Österreichs, der Slowakei, Sloweniens, der Tschechischen Republik und Ungarns gestaltet sich wegen unterschiedlicher Interessen schwierig.

Zumindest haben aber die Teilnehmer der Konferenz noch einmal klargemacht, daß sie sich nicht um Flüchtlinge kümmern werden, die bereits in der Bundesrepublik ein Anerkennungsverfahren beantragt haben. Lediglich den Transport abgelehnter Asylbewerber durch ihre Staaten wollen die Nachbarn zulassen, wenn sich Bonn mit den Herkunftsländern über deren Rückführung einig ist. Aber selbst wenn Staaten wie die Tschechische Republik, die bisher keinen Vertrag über die Rücknahme illegaler Grenzgänger mit Deutschland hat, bei den sogenannten Alt-Fällen gegenüber Bonn zu nichts verpflichtet sind, müssen sie sich dagegen wappnen, nicht Auffangbecken für Flüchtlinge zu werden, die nicht weiterkommen.

Welche Richtung die sechs Länder der "Prager Initiative" einzuschlagen gedenken, steht in der Abschlußerklärung, die einen Minimalkonsens festschreibt. Koordiniert sollen Asylrecht, Ausländergesetzgebung und Visumspolitik novelliert - im Klartext: verschärft - werden. Nach dem Scheitern eines multilateralen Vertrags, der in den Parlamenten der einzelnen Länder ratifiziert werden müßte, soll in zweiseitigen Verträgen zwischen den Regierungen die Rücknahmepflicht illegal eingewanderter Ausländer festgeschrieben werden. Die Grenzen der Länder müßten zu "einer Kette von Filtern" werden, sagte Prags Vize-Innenminister Martin Fendrych.

Aber auch diese Minimalstrategie der mitteleuropäischen Transitländer muß nicht aufgehen. So ist Budapest mit Rücksicht auf die ungarische Minderheit in Rumänien nicht bereit, eine Visumspflicht für rumänische Staatsbürger einzuführen. Ob die wirtschaftlich noch nach Osten orientierte Slowakei, die zudem die Tschechische Republik als Puffer zwischen sich und der immer strenger bewachten Wohlstandsgrenze nach Deutschland weiß, zur Verschärfung der Einreisebestimmungen bereit ist, steht ebenfalls nicht fest. Natürlich stehe seine Regierung zum Rücknahmeabkommen mit Prag, das im Zuge der Auflösung der CSFR abgeschlossen worden war, sagte der slowakischen Innenminister Jozef Tuchyna nach Abschluß der Prager Konferenz. Dazu müsse man aber wissen, daß laut einer Statistik der damals noch existierenden Föderation in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres lediglich 750 Personen illegal aus der Slowakei über die Tschechische Republik nach Deutschland gereist seien.

Deutlich hat das Prager Treffen gemacht, daß Europa in der Flüchtlingsfrage inzwischen dreigeteilt ist. Die erste Gruppe bilden die wohlhabenden Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG), von denen Deutschland - gebunden durch das Schengener Abkommen - dem vollen Druck der Wanderungsbewegung aus Osten ausgesetzt ist. Zur zweiten Gruppe gehören die mitteleuropäischen Transitstaaten, die zwar selbst keine nennenswerten Auswandererzahlen aufweisen, jedoch für die nach Änderung des deutschen Asylrechts drohende Aufnahme Tausender von Flüchtlingen weder wirtschaftlich noch politisch gewappnet sind. Die osteuropäischen Länder der dritten Gruppe, wo das Flüchtlingsproblem wie auf dem Gebiet der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, Rumäniens oder der Kriegsregion in Ex-Jugoslawien seinen Ursprung hat, waren in Prag bezeichnenderweise nicht vertreten.

ULRICH GLAUBER (Prag)

Kleine FR

Friedensgruppe trifft sich

WEHRHEIM. Die Friedensgruppe trifft sich heute, 20 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus Wehrheim.

Helfen lernen beim Roten Kreuz

SCHMITTEN. Einen kostenlosen Erste- Hilfe-Kurs gibt das DRK im Feuerwehrgerätehaus, Hochtaunushalle Niederreifenberg: am Freitag (von 19 bis 22 Uhr), Samstag (8 bis 17 Uhr), und Sonntag (9 bis 12 Uhr). Anmeldung: Tel. 0 60 84 / 33 89. Ökumenische Bibelgespräche

NEU-ANSPACH. Beim "ökumenischen Bibelgespräch" geht es heute, 20 Uhr, im katholischen Gemeindezentrum Anspach, Taunusstraße, um "Gott sehen - Szenen aus dem Johannes-Evangelium".

Marathon beim Reiseriesen TUI Schlappe für Kahn vor Gesellschafterversammlungen

FRANKFURT A. M. (rtr/dpa/FR). Der Reisekonzern Touristik Union International (TUI) in Hannover erlebte gestern eine Marathon-Veranstaltung seiner offenbar unversöhnlich zerstrittenen Eigentümer. Obwohl sich die Anteilseigner schon vormittags zu einer Gesellschafterversammlung zusammengefunden hatten, auf die am späten Abend eine weitere folgen sollte, wurden keine Ergebnisse bis Redaktionsschluß dieser Ausgabe bekannt.

Beobachter der TUI-Szene deuteten dies als Hinweis darauf, daß die Fronten ziemlich verhärtet sind. Vor Beginn der ersten Gesellschafterversammlung hatte die Poolfirma Kahn, hinter der maßgeblich die Westdeutsche Landesbank (WestLB) und die Südwestdeutsche Landesbank stehen, eine Schlappe vor Gericht erlitten.

Der Versuch von Kahn, die Veranstaltung der konkurrierenden Anteilseigner - Hapag-Lloyd, Deutsches Reisebüro (DER), Amtliches Bayrisches Reisebüro (abr) - per einstweiliger Verfügung zu verhindern, scheiterte. Das Landgericht Hannover und das Oberlandesgericht Celle erklärten es übereinstimmend für unzulässig, "auf die Willensbildung der Gesellschafter schon vor Beschlußfassung durch einstweilige Verfügung Einfluß zu nehmen".

Hintergrund der gestrigen Gesellschafterversammlungen ist, daß sich die miteinander im Clinch liegenden Eigentümer-Parteien gegenseitig aus dem Unternehmen ausbooten wollen. Zu dem Interessenkreis von Hapag-Lloyd, DER und abr ist dabei auch die Fürther Firma Schickedanz zu zählen, die sich bei Abstimmungen allerdings in einer neutralisierten Position befindet, was aus juristischen Bestimmungen herrührt.

Wie es angesichts der Auseinandersetzungen bei TUI weitergehen soll, blieb gestern völlig unklar. Auf der Hand liegt hingegen, daß sich in der Belegschaft des Hannoveraner Reiseriesen eine erhebliche Verunsicherung breitgemacht hat. Einen schweren Stand wegen des Zwistes unter den Eigentümern hat dabei auch das TUI-Management, das es - aus verständlichen Gründen - tunlichst vermeidet, in dem Streit Stellung zu beziehen. Bei dem Touristikunternehmen heißt es lediglich: "Das ist Sache der Gesellschafter."

Die Turbulenzen um die TUI gingen zuletzt auch niedersächsischen Politikern auf die Nerven. Die Landesregierung kündigte sogar an, sie werde den Auseinandersetzungen nicht tatenlos zusehen, falls die Eigenständigkeit der Firma bedroht werde. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Hannover wird überlegt, ob sich das Land an dem Reisekonzern beteiligen soll.

"Auspuff" künftig auch im Kiosk-Angebot

Vor vier Jahren hatten sie als Schülerzeitung an der Wöhlerschule begonnen, jetzt wagt das junge Redaktionsteam den Sprung in die Professionalität: Das Jugendmagazin "Auspuff" soll künftig in jedem Kiosk, Kaufhaus oder Buchladen zu erhalten sein. Mit einer Auflage von 12 000 Exemplaren wollen die engagierten Jung-Journalisten um den Herausgeber Michael Müller den "Großen" Konkurrenz machen.

Dessous gibt es nur auf dem Titel des neuen Heftes, im Inneren des 64 Seiten starken Magazins bringt das Team der 16- bis 20jährigen das, was "Jugendliche für Jugendliche" wirklich interessant finden: Interviews mit Musik-Stars und Politikern, eine Geschichte über den "Abi- Streß '93" und eine Reportage über das Zusammenleben eines deutsch-senegalesischen Paares.

Auch die Leser dürfen mitmachen und aus den vier Frankfurter Tageszeitungen die "Zeitung des Jahres" wählen. luf

Richter hatte allein die Abschiebung im Sinn

An der Haupt- und Realschule Söhlde im Landkreis Hildesheim fuhr die Polizei vor. Mehrere Beamte holten einen Schüler ab, um ihn dem Haftrichter vorzuführen. Die Anhörung im Amtsgericht Hildesheim dauerte nur wenige Minuten, dann wurde Turan Cicek, ein 14jähriger Kurde aus der Türkei, in die Hildesheimer Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Grund: illegale Einreise. Zweck: Abschiebung.

Richter Christian Stoll, der die Entscheidung traf, ist ein erfahrener Mann. Ende vergangenen Jahres hatte er sogar ein zwölfjähriges Kind, einen Jungen aus Polen, für mehrere Tage hinter Gitter gebracht. CDU-Mitglied Stoll, langjähriger Landesvorsitzender der Landsmannschaft Oberschlesien, erklärte dazu dem Norddeutschen Rundfunk: "Man sieht es diesen Menschen doch an, die kriminelle Energie in ihren Augen und dann diese zusammengewachsenen Augenbrauen. Die Polen sind so." In dem Fall des kleinen Turan Cicek wartete der Haftrichter nicht einmal, bis er den Jungen zu Gesicht bekam, sondern hatte den Abschiebungshaftbefehl schon Tage zuvor ausgestellt.

Wieso war Turan Cicek illegal eingereist? Zur Vorgeschichte des Falles gehört, daß Turans Vater 1982 starb. Die Mutter und der Junge wurden durch ein Erdbeben heimatlos. Vor zwei Jahren erkrankte die Mutter. Die schon 63 Jahre alte, fast blinde Frau ist pflegebedürftig und nicht mehr in der Lage, für Turan zu sorgen. In der Türkei leben keine weiteren Familienmitglieder. So schildert und belegt es Binali Cicek, Turans wesentlich älterer, seit zwölf Jahren in der Bundesrepublik heimisch gewordener Bruder.

Binali Cicek, verheiratet, zwei Kinder, arbeitet in Söhlde in einer Metallbaufirma. Er ist im Betriebsrat und im Deutschen Roten Kreuz aktiv und gehört der SPD an. Auch seine Frau ist berufstätig. Derartig integriert, erwartete er keine Schwierigkeiten, als er sich entschloß, den kleinen Bruder zu sich zu holen. Finanziell sah er sich imstande, für Turan zu sorgen. Juristisch vergewisserte er sich, daß die Einreise von Minderjährigen aus der Türkei seit 1991 ohne Visum erlaubt ist und daß zur Vermeidung einer außergewöhnlichen Härte eine Daueraufenthaltserlaubnis erteilt werden kann. Das bestätigte ihm die Ausländerbehörde des Landkreises Hildesheim. So schien nichts dagegen zu sprechen, Turan nach Söhlde kommen zu lassen. Binali Cicek sah es als seine selbstverständliche Bruderpflicht an.

Turan kam am 12. Dezember vergangenen Jahres an, wurde sofort amtlich angemeldet und besucht seitdem die Schule. Als alle erforderlichen Unterlagen beschafft waren, stellte der Hildesheimer Rechtsanwalt Hans-Heinrich Winte den Antrag auf Anerkennung einer außerordentlichen Härte und damit auf Daueraufenthaltserlaubnis. Die Ausländerbehörde zeigte sich verständnisvoll und hilfsbereit. Doch gleichzeitig betrieb sie bereits die Abschiebung des Jungen, ohne daß die Familie oder der Anwalt davon erfuhren.

Als Binali Cicek hörte, daß die Polizei Turan aus der Schule geholt hatte, bemühte er sich verzweifelt um Kontakt und Hilfe. Er informierte Rechtsanwalt Winte, doch zu diesem Zeitpunkt befand sich Turan schon in Haft. Winte legte Widerspruch ein und rief das Verwaltungsgericht an, aber über diese Rechtsmittel konnte nicht mehr entschieden werden. In Handschellen wurde Turan am nächsten Tag zum hannoverschen Flughafen, von dort ohne Begleitung in die Türkei geschickt und in Istanbul in Polizeigewahrsam genommen. Für die Ausländerbehörde war und ist der Fall nämlich klar: Als Besucher durfte der Junge einreisen. Da aber von vornherein feststand, daß er nicht zu Besuchszwecken kam, war die Einreise illegal.

Der Niedersächsische Flüchtlingsrat nennt das Vorgehen der Verwaltung "unangemessen brutal" und "menschlich verwerflich". Doch der Landkreis Hildesheim beruft sich auf die Entscheidung des Richters Stoll, von dem die Hildesheimer Grünen sagen, er sei für seine ausländerfeindliche Einstellung und sein "tendenziell neofaschistisches Gedankengut" bundesweit bekannt. Stoll selbst wird in einer Protesterklärung des Flüchtlingsrats mit dem Satz zitiert: "Wir können doch nicht jedes Waisenkind in Deutschland aufnehmen." Die Deutschen sind nämlich, wie der Hildesheimer Christdemokrat früher schon einmal erläutert hatte, ein "Volk ohne Raum".

ECKART SPOO (Hannover)

Hofgut Wiesbaden-Adamstal, Reiten Finale mit Großem Preis sowie "Rock & Jump"

Abschluß der Adamstaler Reitertage bildet seit gestern bis einschließlich Sonntag (Großer Preis ab 16.30 Uhr) ein nationales Springturnier. Beginn ist heute und Sonntag um elf Uhr, Samstag zehn Uhr. Im beheizten Turnier-Bistro am Samstag ab 20 Uhr "Rock & Jump" (Barrierenspringen Klasse S mit Disco). prd

Abschottung

Daß Westeuropa nach dem Ende des Kalten Krieges vor einem Emigrationsstrom aus dem Osten zittern würde, hat niemand vorausgesehen, als die EG-Staaten im Schengener Abkommen die Aufnahme von Flüchtlingen untereinander geregelt haben. Die EG erweist sich als unfähig, die veränderte Situation zu bewältigen. Deutschland hat als Hauptbetroffener gar nicht erst den Versuch gemacht, die EG-Partner zu einer gerechteren Aufteilung der Zuwanderung zu bewegen. Statt dessen sollen die ostmitteleuropäischen Staaten mitten im sensiblen Umstrukturierungsprozeß die Suppe auslöffeln. Das Vertrauen in die von nationalen Egoismen gespaltene "Gemeinschaft" wird dadurch im östlichen Teil des Kontinents nicht erhöht.

Die fortgeschritteneren unter den Reformländern Mitteleuropas und Österreich als ebenfalls betroffener Nachbar Deutschlands haben nun auf einer Konferenz in Prag versucht, eine gemeinsame Antwort auf die Bonner Abwälzungsversuche zu finden. Die sechs Regierungen tun sich jedoch schwer damit. Vermutlich bleibt den einzelnen Staaten nichts anderes übrig, als sich möglichst dicht gegen Zuwanderung abzuschotten und den Schwarzen Peter jeweils eins weiter nach Osten oder Südosten zu reichen. Todesstreifen werden nicht entstehen, dazu sind die Erinnerungen an die kommunistische Abschottung in diesem Teil Europas noch zu lebendig. Statt eines neuen Eisernen Vorhangs werden jedoch viele kleine Hürden aufgebaut. Die Wirkung ist fast dieselbe: gesamteuropäische Integration, ade. ug (Prag)

Genehmigung aus Bayern fehlt Untersuchungen über stillgelegtes Genlabor ziehen sich hin

MARBURG/GIESSEN. Eine fehlende Genehmigung der Bezirksregierung Oberbayern ist nach Angaben des Gießener Regierungspräsidiums dafür verantwortlich, daß die gentechnisch veränderten Organismen aus einem im November 1992 stillgelegten Genlabor der Universität Marburg noch nicht untersucht werden konnten. Das RP Gießen müsse hier nicht aktiv werden.

Geklärt werden soll, ob in dem Labor gentechnische Arbeiten der Sicherheitsstufe 1 oder der nächsthöheren Stufe 2 durchgeführt wurden. Im Hintergrund steht dabei die Frage, ob in dem nach Ansicht des Gießener RP ohne Genehmigung betriebenen Genlabor Sicherheitsauflagen mißachtet und gentechnisch veränderte Bakterien freigesetzt wurden.

In der Bundesrepublik gibt es nach Auskunft von RP-Sprecher Manfred Kersten zur Zeit nur ein für derartige Prüfarbeiten geeignetes Labor. Dieses bei der Bayrischen Landesanstalt für Umwelt in München angesiedelte Institut ist von der ermittelnden Staatsanwaltschaft mit der Untersuchung der noch in Marburg lagernden gentechnisch veränderten Substanzen beauftragt worden. Über den entsprechenden Antrag des Münchner Instituts hat die oberbayrische Bezirksregierung, das Pendant zu den hessischen Regierungspräsidien, nach Auskunft der Staatsanwaltschaft noch nicht entschieden. Laut Gießener RP ist nach dem Gentechnikgesetz "auch bei Prüfarbeiten in jedem Einzelfall eine Genehmigung für den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen" nötig, nicht jedoch für den Transport. Hier gebe es eine Lücke im Gentechnikgesetz. Erst am vergangenen Freitag wurden bei einer gemeinsamen Aktion von RP und Staatsanwaltschaft die vor vier Monaten versiegelten Kühlschränke im universitären Institut für Mikrobiologie und Tumorforschung geöffnet, die zu untersuchenden Substanzen in einem Schrank zusammengefaßt und die übrigen Materialien freigegeben. Eine Begutachtung der durch das Gießener Gewerbeaufsichtsamt geprüften Laboraufzeichnungen liegt der Staatsanwaltschaft nach Angaben von Sprecher Jochen Menche jedoch noch nicht vor. Die Unterlagen sollen laut RP-Sprecher Kersten aber mittlerweile weitgehend an die Uni zurückgegeben worden sein.

Ohne weitere Kommentierung weist Kersten den Vorwurf des Marburger Krebsforschers Klaus Havemann zurück, es handele sich bei den Ermittlungen gegen ihn um eine politisch motivierte Aktion gegen die gentechnische Forschung. Weitere gentechnische Arbeiten habe man Havemann vorläufig deshalb untersagt, weil er nicht die erforderliche Fachkunde nachweisen könne.

Nach Auskunft der Universität weigere Havemann sich, den nach dem Gentechnikgesetz vorgeschriebenen Lehrgang zu absolvieren, was der Onkologie-Professor gegenüber der FR bestreitet. Zudem bestünden aufgrund der laufenden strafrechtlichen Ermittlungen "Bedenken gegen die Zuverlässigkeit" des Forschers, so der RP-Sprecher. Bei der Staatsanwaltschaft hat sich, wegen Abordnung nach Ostdeutschland und anderen Zusatzaufgaben bereits der dritte Staatsanwalt neu in die Thematik einarbeiten müssen. Damit er sich selbst noch einmal einen Überblick verschaffen kann, sollen jetzt die Ermittlungsakten, die bereits nach München übersandt worden waren, zurückbeordert werden. "Ich hoffe, daß wir in zwei Wochen mehr sagen können", so Staatsanwalt und Sprecher Menche. tap

Freie Aussprache

"Azubis diskriminiert" Zum Bericht über Probleme ausländischer Schülerinnen und Schüler, FR vom 15. 2.:

Verwundern muß den sachkundigen Leser, daß im Beisein von Schuldezernentin Jutta Ebeling unwidersprochen die Auszubildenden des Friseurhandwerks diskriminiert wurden. Aber damit nicht genug, auch der jahrezehntelangen Bemühung, die Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung durchzusetzen, wurde von Frau Ebeling offensichtlich nicht Rechnung getragen. So wäre es doch erwähnenswert gewesen, daß Auszubildende mit einem Hauptschulabschluß und Zusatzkursen im Fach Englisch, nach bestandener Gesellenprüfung, ein dem mittleren Bildungsabschluß entsprechendes Zeugnis erhalten. In unserem Schulsystem stehen damit den Absolventen des dualen Ausbildungssystems alle Bildungschancen offen.

Hilfen im täglichen Unterrichtsablauf wären bessere Ausstattungen der Schulen und vor allen Dingen das Schaffen von Voraussetzungen für das Eingehen auf die vielfältigen kulturellen Belange in Klassen mit hohem Ausländeranteil: kleinere Klassen.

Karin Böckelmann, Frankfurt "Filz bei der FAG" Zum Thema "Sicherheit auf dem Flughafen Rhein-Main".

Bei Insidern war latent immer die Befürchtung vorhanden, daß der Frankfurter Flughafen an vielen Stellen mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen habe. Nunmehr ist in einem spektakulären Fall wieder einmal schlaglichtartig die Bandbreite dieser Situation in die öffentliche Diskussion gerückt. Noch am Tage der Flugzeugentführung hat ein "kleiner" Angestellter spontan wahrscheinlich die richtige Vermutung ausgesprochen, schon wurde er gefeuert.

Diepolitisch Verantwortlichen sollten daran denken, daß der Fisch meistens vom Kopf her anfängt zu stinken. Es ist bei der Flughafen AG - und nicht nur dort - seit Jahrzehnten Sitte, abgehalfterten Politikern als Zubrot zu ihren ohnehin hohen Pensionen aus ihren ehemaligen Ämtern eine gutdotierte Stelle auf dem Frankfurter Flughafen anzudienen.

Ob hier dann immer auch das notwendige Sach- und Fachwissen vorhanden ist, darf bezweifelt werden. Deshalb täte die Staatsanwaltschaft gut daran, bei ihren Untersuchungen an den Filz zu denken, der sich immer dann bildet, wenn es gilt, gleiche Interessenslagen zu koordinieren, um die eigene Inkompetenz nach außen zu verschleiern.

Horst Köder, Hochheim

KORR

Auch in der Politik spielten Amerika und die Beherrschung der Meere bis ins 17. Jahrhundert eine Nebenrolle. Die Idee des Eroberers von Mexiko, Hernán Cortés, daß Karl V. auch ein überseeisches Kaisertum erworben habe, war in einem Europa nicht durchzusetzen, das politisch traditionell mit sich selbst beschäftigt war. Erst langsam begannen überseeische Interessen die europäische Mächterivalität zu überlagern.

In der Evangelischen Kirche ist das "Maschinengewehr Gottes" äußerst umstritten Für seine Fans ein Erlebnis Billy Graham via Satellit

"Komm und erlebe Gottes Wort" - viele Menschen folgten auch in Frankfurt der Einladung von "Pro-Christ 93" und erlebten William Franklin Graham, besser bekannt als Billy Graham. Der 1918 in North Carolina geborene Prediger ist wohl der berühmteste seiner Zunft. Grahams Predigten, in einfacher Sprache gehalten und mit ein paar Anekdoten aufgelockert, treffen den Nerv der Massen.

Rund 500 Menschen kamen gestern abend in das Nordwestzentrum, um Graham via Sattelit live aus der Grugahalle in Essen zu erleben. Auch die Katharinenkirche platzte mit gut 700 Besuchern aus allen Nähten, die Sitzplätze waren restlos belegt. Graham versteht es noch immer, sein Publikum zu begeistern. Doch seine mit Show-Elementen versehenen Gottesdienste haben ihm nicht nur Bewunderer beschert.

Auch in Frankfurt scheiden sich an Billy Graham die Geister. Der Öffentlichkeitspfarrer des Evangelischen Regionalverbandes, Michael Frodin, hat den Evangelisten schon vor 30 Jahren gehört und war "nicht sehr von ihm angetan". Er habe damals schon keine Lust gehabt, sich von dem "Maschinengewehr Gottes erschießen zu lassen".

Daß nur wenige der 73 evangelischen Kirchengemeinden in Frankfurt die Medien-Evangelisation unterstützen, wertet er als "sehr gesundes Zeichen". Auch Pröpstin Helga Trösken steht der Veranstaltung "eher ablehnend und skeptisch" gegenüber. Der christliche Glaube werde nur "durch die Vermittlung von Mensch zu Mensch und nicht durch Evangelisation" glaubwürdig.

Pfarrer Rainer Geiss, Vorsitzender von Pro-Christ in Frankfurt, mag diese Kritik nicht teilen: Graham gelinge es, Menschen auf "sehr gute, einfache Art und Weise" anzusprechen, die Diskussion um seine Person beweise nur die Vitalität des 74jährigen.

Ob es sich bei Billy Graham nun um einen Anachronismus oder einen quicklebendigen Evangelisten handelt, darüber kann sich jeder noch bis zum 21. März ein eigenes Urteil bilden. Denn bis dahin erscheint er jeden Abend in der Katharinenkirche, im Nordwestzentrum, in der Freien Christengemeinde im Nordend, im Christlichen Zentrum Frankfurt in Riederwald und in der Sachsenhäuser Lukaskirche jeweils um 19.30 Uhr überlebensgroß auf der Leinwand. skb

Das war's diese Woche

Gerhard Kuhn aus Eschborn ist des Wartens müde. Vor genau zwei Jahren hat er dem damals frisch gekürten hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel einen Brief geschrieben. Eine Antwort des Landesvaters hat er jedoch bis heute nicht erhalten. Dabei will er gar nichts Schlimmes wissen. Seine Frage, respektive Anregung an den SPD-Mann: Ob mit einem Opel Senator nicht mindestens genausoviel "Staat" zu machen sei wie mit einem Auto aus Untertürkheim oder München? Oder, so die schon ketzerischere Frage an den MP: "Schämen sich Ihre Mitarbeiter vielleicht über die Produkte, die Ihre Wähler mit Stolz täglich herstellen?"

Um es kurz zu machen: Der Ministerpräsident schämt sich nicht, wie Klaus Eutemeuer aus der hessischen Staatskanzlei versichert. Warum der Brief von FR-Leser Kuhn nicht beantwortet wurde? "Ein bedauerliches Büroversehen."

Eine Antwort wäre Hans Eichel allerdings nicht schwergefallen. Der Landesvater, Staatssekretär Erich Stather, Kanzleichef Hans-Jochen Suchan und der grüne Umweltminister Josckka Fischer fahren weder Benz noch BMW - sie fahren Opel Senator. Ganz wie Gerhard Kuhn es vorgeschlagen hatte.

Den Ministern, so Klaus Eutemeuer, sei es allerdings freigestellt, welchen Wagen sie ordern. Der Vorgänger von Hans Eichel, CDU-Landesvater Walter Wallmann, war weniger patriotisch: Er und seine Mitarbeiter fuhren keine hessischen, sondern gepanzerte Wagen mit Stern. dia

Jürgen Leydecker kam es vor wie in einem schäbigen Western. Und der Titel des Streifens, er ist nicht neu: "Unter Geiern". Wie die Kadaverfresser lagen sie auf der Lauer, die Fuhrunternehmer und Fahrer von Abschleppwagen in Eschborn und Höchst, berichtet der Gewerkschaftssekretär. Kaum hatten die Geschäftsführer der beiden Kammler-Autohäuser Konkursanträge gestellt, da fuhren die Abschleppautos auf die Höfe und Grundstücke, luden Neuwagen auf und karrten sie davon.

Absolut illegal, so Leydecker. Ist der Konkursantrag gestellt, darf nichts mehr abgeholt werden. In Eschborn war der Hof über Nacht nahezu leer. In Höchst verscheuchte der mutige Gewerkschafter die Aasgeier. "Ich hab erstmal die Tore verrammelt", berichtet "Django" Leydecker. Doch draußen kreisten sie weiter, bereit, den anderen das Auge auszuhacken . . . kkü

Neue Mitglieder im Kreisfußball-Ausschuß

Alle drei Jahre versammeln sich satzungsgemäß die Delegierten des Frankfurter Kreisfußballtages, um aktuelle Probleme zu diskutieren. In diesem Jahr stand zudem die Neuwahl der Mitglieder für den Kreisfußball-Ausschuß an.

Er führt die Geschäfte des Kreises, verantwortet die Durchführung des Spielbetriebs von rund 20 000 Fußballern und Fußballerinnen, die in 100 Frankfurter Vereinen dem Leder nachjagen. Fast neunzig Prozent aller Vereine fanden sich ein, um über die Zusammensetzung des neuen Kreisfußball-Ausschusses zu entscheiden. Als Nachfolger des im letzten Jahr verstorbenen, langjährigen Vorsitzenden Harry Fischer wurde der bisherige Kreisschiedsrichterobmann Gerhard Leinweber (SV 07 Heddernheim) einstimmig gewählt (die FR berichtete).

Sein stellvertreter und Schriftführer ist Dieter Hinkel (SKG Frankfurt). Als Kreisjugendwart fungiert künftig Walter Orlopp (FC Kalbach), als neuer Kreisschiedsrichterobmann wurde Lutz-Peter Häuser (RW Frankfurt) gewählt. Helmut Weintraud (Eintracht Frankfurt) hat das Vertrauen als Kreisrechtswart, Ulrich Wujanz (SG Griesheim) bleibt Pressewart, Kassenwart ist Helmut Strunz (Eintracht Frankfurt). Gabriele Löhr (SG Praunheim) wird als Referentin für Frauenfußball arbeiten, Dieter Backhaus hat weiter das Amt des Referenten für Freizeitsport inne. FR

Kaum noch Geld für Wohnungsbau

Kein Frühlingserwachen bei den Heizölpreisen

FRANKFURT A. M. (FR). Bei frühlingshaften Temperaturen zeigt sich auf dem Heizölmarkt im Rhein-Main-Gebiet wenig Veränderung. Die Preise mittlerer und größerer Partien schwankten nur wenig. Tief in die Tasche greifen muß allerdings, wer nur kleine Mengen nachfüllen will. Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):

DM DM bis 900 l 77,11-78,78 ( - ) bis 1 500 l - (60,64-70,26) bis 2 500 l 54,74-56,27 (54,05-56,93) bis 3 500 l 50,95-52,62 (50,75-52,56) bis 4 500 l 49,34-50,54 (48,68-50,54) bis 5 500 l 48,76-49,64 (47,76-49,45) bis 6 500 l 47,72-48,30 (47,18-48,93) bis 7 500 l 47,30-47,84 (47,95-48,19) bis 8 500 l - ( - ) bis 9 500 l 46,92-47,50 (47,04-47,49) bis 12 500 l 46,26-47,33 (45,46-46,69) bis 15 500 l 45,58-46,64 (44,77-45,77)

Die am 17. März gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 15 Prozent Mehrwertsteuer.

Sportler-Ehrungen in Bad Homburg Erst der Nachwuchs

Das Sport- und Grünamt der Stadt Bad Homburg plant für Mittwoch, den 28. April (18 Uhr, Stadthaus-Forum), die Ehrung der Nachwuchssportler und für Mittwoch, den 26. Mai (18.30 Uhr, Englische Kirche), die Erfolgreichsten des Jahres 1992 aus den Aktiven-Klassen auszuzeichnen. prd

"Embargo muß die Regierung Serbiens treffen, nicht das Volk" Vertreter der Friedensbewegung aus Belgrad plädieren für Änderungen bei den Sanktionen der Vereinten Nationen Von unserem Korrespondenten Martin Winter

BONN, 17. März. Für ein verändertes Embargo gegen Serbien haben am Mittwoch Vertreter der Friedensbewegung aus Belgrad und Novi Sad in Bonn plädiert. Die Strafmaßnahmen dürften nicht unterschiedslos alle Serben treffen, sondern sie müßten deutlich machen, daß sich das Embargo "gegen die Regierung richtet und nicht gegen das Volk", sagte Stojan Cerovic, Redakteur der oppositionellen Zeitschrift Vreme und Präsident des Belgrader Friedenszentrums. In ihrer jetzigen Form seien die von den Vereinten Nationen beschlossenen Sanktionen "kontraproduktiv".

Das Volk zu treffen ohne die Regierung zu schwächen, genau das aber werfen Cerovic sowie Dejan Janca, Professor für internationales Recht in Novi Sad, und Borka Pavicevic, Direktorin des Belgrader Drama-Theaters, dem Embargo vor. So sei es "sehr schlimm, daß wir durch die Sanktionen von Informationen aus dem Ausland abgeschnitten sind", sagte Janca. Damit sei eine wichtige Informationsquelle über das, was in Bosnien und anderen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens passiere, versiegt, schilderte der Journalist Cerovic die Lage. Und wenn dann auch noch die Telefonleitungen nach Serbien gekappt würden, wie es bei manchen westlichen Regierungen erwogen wird, würden die letzten Informationsquellen, die nicht von der Regierung manipuliert werden können, versiegen, meinte Pavicevic.

"Kultur", sagte sie, in deren Theater sich regelmäßig die Belgrader Opposition trifft, "ist subversiv". Deshalb sei es eine Katastrophe, daß mit dem Abbruch der wirtschaftlichen Beziehungen auch eine Blockade der kulturellen einhergehe.

Janca - er ist der Mitbegründer der Stiftung "Humanitäres Recht", die Daten für Kriegsverbrecher-Prozesse sammelt - forderte den Westen zu mehr Hilfe für die "nicht-nationalistische Opposition" auf. Dies könne und müsse auch ganz praktisch durch Projekte auf örtlicher Ebene geschehen. Wie notwendig zum Beispiel die Einrichtung unabhängiger Radio- und Fernsehsender in den Regionen sei, belegte Janca mit einer Erhebung seiner Universität in Novi Sad. Danach können rund 45 Prozent der Einwohner nicht lesen und 15 Prozent sind nie in der Schule gewesen. Diese Menschen seien nur über die elektronischen Medien zu erreichen.

Ihre Forderung nach einem differenzierten Embargo erläuterten die drei, die auf Einladung der "Initiative zur Unterstützung der Friedensbewegung im ehemaligen Jugoslawien" und der "Gesellschaft für die Vereinten Nationen" nach Deutschland gekommen waren, auch in einem Gespäch mit dem Staatsminister im Auswärtigen Amt, Helmut Schäfer (FDP). Wie aus dem Ministerium verlautete, versicherte Schäfer, die Sanktionen richteten sich nicht gegen Kontakte zwischen Personen, sondern gegen die Regierung. Er befürwortete weitere Zusammenarbeit auf kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet. Die dürfe aber nicht über staatliche Institutionen laufen.

Vor dem Gespräch im Auswärtigen Amt waren die serbischen Oppositionellen mit Helmut Lippelt vom Bundesvorstand der Grünen zusammengetroffen. Am Dienstag hatte der Grünen-Vorstand sich gegen "jede Militärintervention im ehemaligen Jugoslawien" ausgesprochen.

Diese Position unterstützen Cerovic, Janca und Pavicevic. Ein militärisches Eingreifen des Auslandes würde nur den serbischen Regierungschef Slobodan Milosevic stärken, der von der "Mehrheit der Serben", wie Janca meinte, in seiner Kriegspolitik nicht unterstützt werde. Skeptisch äußerte sich Janca allerdings über eine baldige Demokratisierung seines Landes. Die liberale Opposition sei noch zu "schwach". So könne ein durch ein hartes Embargo erzwungenes Kriegsende für Serbien durchaus den Übergang zu einem diktatorischen, möglicherweise faschistischen System bringen.

Das Embargo, meinte Cerovic, werde Serbien über kurz oder lang "das Genick brechen". Im Lande gebe es inzwischen Hunger, schilderte Janca die Lage. Die Inflationsrate liege bei 200 Prozent im Monat mit steigender Tendenz, Benzin sei stark rationiert und die Einkommen verlören dramatisch an Wert. Ökonomisch betrachtet stehe Serbien "vor einem Kollaps". Verschärft werde die Lage, wie Borka Pavicevic berichtete, noch dadurch, daß es in der Regierung "eine Art Mafia" gebe, die sich durch Finanzschiebereien zu bereichern suche.

Meist war die Gefahr in wenigen Minuten gebannt Steinbacher Feuerwehr rückte 1992 zu 65 Einsätzen aus / Jürgen Abinet bleibt Stadtbranddirektor

STEINBACH. Zweimal wurde die Feuerwehr am Mittwoch zum Einsatz gerufen, und jedesmal sah's viel schlimmer aus, als es dann tatsächlich war. "Flächenbrand am Ortsausgang Richtung Eschborn", hieß die Alarmmeldung am Vormittag, doch vor Ort zeigte sich dann, daß die Rauchwolke über Eschborner Gemarkung schwebte und von einer - genehmigten - "Brandrodung" auf einem Acker stammte. Gegen 13 Uhr dann gingen gleich mehrere Alarmrufe ein: "In der Frankfurter Straße brennt eine Garage". Als acht Mann mit zwei Fahrzeugen eintrafen, stellte sich heraus, daß der Teerkocher einer Firma "volle Pulle" Qualm ausstieß, während die Arbeiter Mittagpause machten. Das Dach einer Garage hatte Feuer gefangen, nach zehn Minuten war die Gefahr gebannt.

Zwei aktuelle Fälle, die zur Routine der Feuerwehr gehören. 1992 hatte sie, wie Stadtbrandinspektor Jürgen Abinet jüngst in der Jahreshauptversammlung berichtete, insgesamt 65 Einsätze, davon 23 Brände und 37 technische Hilfeleistungen. Nichts Spektakuläres zum Glück, keine Groß- und keine Mittelbrände.

Abinet, seit 15 Jahren schon Feuerwehrchef in Steinbach, wurde für fünf weitere Jahre wiedergewählt (und widerlegte damit Stimmen, die meinten, er sei amtsmüde). Voraussichtlich kandidiert er Anfang Mai auch wieder als Vorsitzender des Feuerwehr-Vereins. Sein Stellvertreter als Stadtbrandinspektor bleibt die nächsten fünf Jahre Ralf Kiwitzky. Zu Beisitzern gewählt wurde Michael Keil und Claus Gundel. Die Einsatzabteilung besteht aus 35 Feuerwehrmännern.

Erfreuliches konnte Jugendfeuerwehrwart Thomas Wolf vermelden: Nach neun Neuaufnahmen im vergangenen Jahr hat seine Abteilung jetzt 21 Nachwuchs- Brandbekämpfer. Bürgermeister Edgar Parnet stellte für dieses Jahr die Anschaffung einer Atemschutzfüllanlage in Aussicht. Nach seinen Berechnungen hat die Stadt in der Amtszeit von Jürgen Abinet insgesamt drei Millionen Mark in die Freiwillige Feuerwehr investiert. hko

WALTRAUD SCHOPPE, niedersächsische Frauenministerin, hat sich für Berlins Justizsenatorin JUTTA LIMBACH (SPD) als Kandidatin für die Nachfolge von Ernst-Gottfried Mahrenholz am Bundesverfassungsgericht ausgesprochen. Dieses Gericht sei "hoffnungslos mit Männern überbesetzt", denn sowohl dem Ersten als auch dem Zweiten Senat mit je acht Mitgliedern gehöre nur je eine Frau an, sagte die Grünen-Politikerin in Hannover. Darum brauche die Kandidatin breite Unterstützung, denn erfahrungsgemäß sähen "die eifrigsten Quotenvertreter immer dann, wenn es um Machtpositionen geht, vor lauter Männern die Quote nicht mehr". Die SPD wäre, meinte die Ministerin, "bis über beide Ohren blamiert, wenn sie jetzt wieder in die Knie geht und Frauen für diesen freiwerdenden Platz abserviert". (sp)

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Flüchtlinge Europa dreigeteilt Seite 2

Leitartikel Engholm und die Zweifel Seite 3

Ausländerbeauftragte Unzufrieden mit Asylkompromiß Seite 4

Ägypten Gefechte mit Moslems Seite 5

Feuilleton Porträt: Jack Lang Seite 8

Dokumentation Zum "Lauschangriff" Seite 12

Wirtschaft Maschinenbau kappt Stellen Seite 15

Sport Protest gegen Löwen Seite 21

Kulturspiegel Rolf Hochhuth liest Seite 29

Aus aller Welt Heidelberg erhält Foltermuseum Seite 36

Fernsehen und Funk Seiten 10+11

Freie Aussprache Seite 17

Börse Seite 18

Roman Seite 26

Filmspiegel Seiten 32+33

Vorschau auf einen Blick - Termine am Wochenende

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Frauen, Aufstiegsrunde: DJK Bamberg - MTV Kronberg (Sa.). - Abstiegsrunde: MTSV Schwabing - Eintracht Frankfurt (Sa.).

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer, Aufstiegsrunde: SV Oberelchingen - TV Langen (Sa.). - Abstiegsrunde: BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg - TSV Breitengüßbach (Sa., 20.00, Sportpark Neu-Isenburg). BOWLING HESSISCHE MEISTERSCHAFTEN, Doppel (Finale, 14,30 Uhr, Rebstock Frankfurt). EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA, Abstiegs-Play-off: EC Bad Nauheim - SC Riessersee (Fr., 19.30 Uhr, Eisstadion am Kurpark).

AUFSTIEGSSPIELE zur zweiten Bundesliga: EV Landsberg - Frankfurter ESC (Fr., 19.30 Uhr, Eisstadion in Kaufbeuren), Frankfurter ESC - EV Landsberg (So., 20 Uhr, Eissporthalle am Ratsweg). FUSSBALL BUNDESLIGA: 1. FC Saarbrücken - Bayer Uerdingen, SG Wattenscheid 09 - Dynamo Dresden (beide Fr., 19.30), 1. FC Nürnberg - Karlsruher SC (Fr., 20.00), Borussia Mönchengladbach - 1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen - Schalke 04, Vfb Stuttgart - VfL Bochum, Bayern München - 1. FC Köln, Bayer Leverkusen - Hamburger SV (alle Sa., 15.30), Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt (So., 18,00 Uhr).

BUNDESLIGA FRAUEN, Gruppe Süd: SC Klinge-Seckbach - Wacker München, TuS Niederkirchen - TSV Ludwigsburg (alle So., 11.00), VfL Sindelfingen - TuS Ahrbach, FSV Frankfurt - VfR Saarbrücken, TSV Battenberg - SG Praunheim (alle So., 14.00).

2. BUNDESLIGA: MSV Duisburg - Stuttgarter Kickers, SV Meppen - VfB Oldenburg, FC Homburg - VfL Osnabrück, FC St. Pauli - Fortuna Düsseldorf, Hertha BSC Berlin - FC Hansa Rostock, SV Darmstadt 98 - SpVgg. Unterhaching, Eintracht Braunschweig - Fortuna Köln, VfB Leipzig - Wuppertaler SV, FC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC, Waldhof Mannheim - VfL Wolfsburg, FSV Mainz 05 - SC Freiburg, FC Remscheid - Hannover 96 (alle Sa., 15.30).

OBERLIGA HESSEN: FV Bad Vilbel - Eintracht Haiger, Viktoria Aschaffenburg - VfR Bürstadt, SC Neukirchen - KSV Hessen Kassel, SV Wehen - VfB Marburg, Kickers Offenbach - Rot-Weiß Walldorf, Borussia Fulda - SG Egelsbach (alle Sa., 15.00), Rot-Weiss Frankfurt - Spvgg. 05 Bad Homburg, Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt (alle So., 15.00).

LANDESLIGA SÜD: SV Bernbach - KSV Klein-Karben, Spvgg. Dietesheim - SV Mörlenbach (alle Sa., 15.30), FC Erbach - FC Bayern Alzenau, Progres Frankfurt - FC Italia Frankfurt, TSV Wolfskehlen - SG Riedrode, SC Viktoria Griesheim - SGK Bad Homburg, 1. FC Germ. Ober-Roden - SV Jügesheim, Spvgg. Neu-Isenburg - Spvgg. Langenselbold (alle So., 15.00).

LANDESLIGA MITTE: FC Herborn - Spfr. Burghardsfelden, TSV 1883 Grünberg - FV Biebrich 02, Vfb 1900 Gießen - TSV Kirchhain, VfR 1920 Lich - FVgg. Kastel 06, TSV Battenberg - FSV 1926 Steinbach, VfR Limburg 19 - VfB 09 Wetter, FC Viktoria Sindlingen - RSV Würges (alle Sa., 15.30), VfB Unterliederbach - SG 01 Höchst, SSV 1911 Dillenburg - SV Wehen II (alle So., 15.00).

LANDESLIGA NORD: SC Willingen - FSV Germania Fulda, RSV Petersberg - SG Gilsa- Jesberg, FSC Lohfelden - TSG Wattenbach, SV Hermannia Kassel - ESV Hönebach, Vfl Eiterfeld - Eintracht Baunatal, SG Bad Soden- Ahl - KSV Baunatal, SV Hünfeld - Hessen Bad Hersfeld, Dillich-Nas-Tro. - KSV Hessen Kassel II (alle So., 15.00).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: FV Bad Vilbel II - Rot-Weiss Frankfurt II, 1. FC Rödelheim - SV Reichelsheim, Vatan Spor Bad Homburg - SV Steinfurth, Spvgg. 05 Oberrad - SG Ober-Erlenbach, SG Rodheim - Gemaa Tempelsee, FC Dietzenbach - 1. FC Hochstadt, OFC Kickers Offenbach II - FSV Bischofsheim, Germania Ockstadt - Spvgg. Fechenheim, SV Nieder-Weisel - Germania 94 Frankfurt (alle So., 15.00).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT Gruppe Ost: FSV Ravolzhausen - Spvgg. Seligenstadt, SG Nieder-Roden - Teutonia Hausen, Sportf. Seligenstadt - TSV Höchst, FSV Bad Orb - SV Weiskirchen, SV Birstein - Ger. Niederrodenbach, SG Bruchköbel - KSG Ober-Seemen, TSV Lämmerspiel - VfB Oberndorf, Eintr.-Spf. Windecken - SV Melitia Roth (alle So., 15.00).

BEZIRKSLIGA Frankfurt: SV Niederursel - SKG Frankfurt, TSG Niederad - Union Niederrad, SV Heddernheim 07 - Germania Enkheim, TSG Frankfurter Berg - Spvgg Griesheim 02, EV Eschersheim 09 - Sportfreunde, SG Riederwald - Fc Dubrovnic, FG Seckbach - FC Maroc, SC Goldstein - FC Tempo (alle So., 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: ESV Blau-Gold - PSV Grün-Weiß (Fr., 18.30), Progres Reserve - FC City (So., 13.15), FSV Hellas - SG Bockenheim, SG Westend - Barisspor, SG 28 - SW Griesheim, FC 66 - SC Weiß-Blau, SG Griesheim - FV Hausen (alle So., 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: FSV Bergen - TSV Taras, SV Croatia - Olympia 07, Borussia Sachsenhausen - Delfini/Ital. Enkheim, SV Sachsenhausen - Kickers 16, SSV Heilsberg - AC Mladost, JUZ Fechenheim - Ostend 07, Schwarz-Blau - GSU/Panserreikos, SG Bornheim Grünweiß - BSC 19 SW (alle So., 15.00).

KREISLIGA B FRANKFURT, Gruppe West: VfR Bockenheim - Birlik Spor, Corum Spor - U. S. Foggia, Azzurri del Sud - Kültürspor, Italia Fechenheim - SV Gutleut, Sportfreunde Süd - PSV Blau-Gelb, Espanola - Fortuna, Eritrea - SV Iran, FC Bügel - SC Achilleas, Jeta e Re - Pena Gallega (alle So., 15.00).

A-JUGEND-LANDESLIGA SÜD: Kickers Offenbach - Eintracht Frankfurt, Rotweiss Frankfurt - VFL Marburg, FC Burgsolms - SG 01 Höchst, Borussia Fulda - SV Darmstadt 98, VfB 1900 Giessen - KSV Hessen Kassel (alle So., 11.00), KSV Baunatal - FV Biebrich 02 (So., 13.00).

B-JUGEND, Landesliga Süd: Eintracht Frankfurt - Kickers Offenbach, VfL Marburg - Rotweiss Frankfurt, SG 01 Höchst - FC Burgsolms, Borussia Fulda - SV Darmstadt 98 (alle So., 11.00), KSV Hessen Kassel - FSV Frankfurt, RSV Würges - CSC 03 Kassel (alle So., 13.00). HANDBALL BUNDESLIGA, Frauen: u. a. DJK SW Wiesbaden - Bayer Leverkusen (Sa., 20.00, Städtische Sporthalle).

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: u. a. TV Gelnhausen - CSG Erlangen (Sa., 19.30, Kreisrealschule), VfL Pfullingen - Eintracht Wiesbaden (Sa.).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: u. a. TSG Münster - SV Hermannia Kassel (Sa., 16.30, Eichendorff-Schule/Kelkheim), TV Groß-Umstadt - TV Kirchzell (Ernst-Reuter-Schule), TSG Groß-Bieberau - TV Lützellinden (Groß-Sporthalle "Im Wesner") (alle So., 18.00).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Frauen: u. a. TSG Ober-Eschbach - Hessen Hersfeld (Sa., 19.30, Albin-Göhring-Sporthalle), SG Bruchköbel - SV Darmstadt 98, TV Hofheim - BSC Urberach (alle So., 17.00, Heinrich- Böll-Schule).

SÜDWESTDEUTSCHE POKALRUNDE, Männer: TG Hocheim - HSV Apolda (Sa., 16.30 Uhr, Städtische Sporthalle).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TuS Wiesbaden - TSG Offenbach-Bürgel (Sa., 16.00, Schelmengraben-Halle), TV Idstein - SG Anspach (SA., 17.00, Taubenberg-Halle), TV Büttelborn - TG Rüsselsheim (Sa., 19.30, Grundschule), Tv Flörsheim - TuS Holzheim (So., 11.00, Graf-Stauffenberg-Halle), TG Nieder-Roden - TV Wicker (So., 18.00, Sporthalle), TV Großwallstadt II - TSG Sulzbach/Taunus (So., 18.30, Sporthalle).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: SV Crumstadt - TSG Offenbach-Bürgel (Fritz-Strauch- Halle), PSV Grünweiß Frankfurt II - TuS Eintracht Wiesbaden II (Heinrich-Kraft-Schule/Fechenheim), TuS Kriftel - TV Groß-Umstadt (Schwarzbach-Halle), TSG Oberursel - SSG Bensheim (Erich-Kästner-Schule), TV Sulzbach/Main - SU Mühlheim (Main-Spessart- Halle), TGS Walldorf - PSV Heusenstamm (Sporthalle/alle So., 17.00).

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Männer: TSG Ober-Eschbach - TV Petterweil (Sa., 17.30, Albin-Göhring-Halle), TV Altenhaßlau - SG Nied (Brentanohalle), BSC Kelsterbach - SG Bruchköbel (Gesamtschule) (alle Sa., 19.15), TuS Nieder-Eschbach - HSV Götzenhain (Otto-Hahn-Schule), TV Gelnhausen II - TG Dörnigheim (Kreisrealschule) (alle So., 18.00), TGS Niederrodenbach - VfL Goldstein (So., 20.15, Bulauhalle).

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: SG Wehrheim/Obernhain - TG Hainhausen (Sa., 18.30, Am Bürgerhaus), FTG Frankfurt - TuS Zeppelinheim (Sa., 19.00, Ernst-Reuter- Schule), SG Dietzenbach - TV Langenselbold (Ernst-Reuter-Schule), TSG Oberursel - HC Friedrichsdorf (Erich-Kästner-Schule) (alle Sa.,19.30), TG Hanau - TV Kesselstadt (So., 17.30, Main-Kinzig-Halle), Eintracht Frankfurt - SV Seulberg (So., 19.30, Friedrich-Ebert- Schule/Seckbach).

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Dietesheim/Mühlheim - SV Dreieichenhain (Sa., 16.45, Anton-Dey-Str.), FTG Frankfurt - SG Wehrheim Oberhain (Sa., 17.20, Ernst-Reuter-Schule), TV Eschersheim - TV Niedermittlau (Sa., 18.30, Wilhelm-Merton-Schule), TuS Nieder-Eschbach - HSV Götzenhain (So., 16.15, Otto-Hahn-Schule), TSG Neu-Isenburg - SG Dietzenbach (So.,18.00, Im Sportpark), Artemis Sport Frankfurt - FT Dörnigheim (So., 18.30, Wächtersbacher Str.).

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: TuS Steinbach - SV Erlensee (So., 13.30, Altkönighalle), TuS Zeppelinheim - SW Griesheim (So., 17.00, Am Sportplatz), SKG Sprendlingen - TV Gelnhausen (So., 17.15, Breslauer Str.), Spvgg. Bad Homburg - VfL Goldstein (Gesamtschule am Gluckstein), TV Bad Vilbel - TG Hainhausen (Am Sportfeld) (alle So., 18.00).

KREISLIGA-A FRANKFURT, Männer: SG Sossenheim - TGS Vorwärts Frankfurt (Sa., 17.30, Sporthalle), TV Petterweil II - TV Bergen/Enkheim (Sa., 18.00, Sporthalle), TSV 1857 Sachsenhausen - TSG Frankfurter Berg (Stadion), MTV Kronberg - TV Gonzenheim (Gesmtschule) (alle Sa., 18.15), TSG Nordwest Frankfurt - TUS Nieder-Eschbach II (So., 19.00, Ernst-Reuter-Schule).

KREISLIGA-A FRANKFURT, Frauen: TV Petterweil - SG Riederwald (Sa., 16.45, Sporthalle), FSV Frankfurt - TSG Oberursel II (Sa., 17.00, Friedrich-Ebert-Schule/Seckbach), TG Schwanheim - TG 04 Sachsenhausen (Sa., 18.45, Carl-von-Weinberg-Schule), TSG Nordwest Frankfurt - SG 1877 Nied (So., 15.15, Ernst-Reuter-Schule), TSG Usingen - TS 1856 Griesheim (So., 18.45 Sporthalle auf den Mukkenäckern).KEGELN BUNDESLIGA, Frauen: SG Frankfurt-Bokkenheim - Eppelheim (So., 13.00 Uhr, Ginnheimer Landstraße). LEICHTATHLETIK "RUND UM DEN WINTERSTEIN" des ASC Marathon Friedberg (So., 9 Uhr, Start und Ziel Friedberg, Nähe Gesamtschule West). MOTORSPORT SPEEDWAY-BUNDESLIGA in Diedenbergen: (So., 14.00 Uhr). RUGBY QUALIFIKATION zur 2. Bundesliga: SC 80 Frankfurt - RC Freiburg (So., 14,30 Uhr, Adikkesallee).TISCHTENNIS ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: FC Bayreuth - Frankfurter TG (So., 14 Uhr). TURNEN GAU-EINZELWETTKÄMPFE, Geräteturnen (So., 9,00 Uhr, Mehrzweckhalle Kalbach). VOLLEYBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd Frauen: TG Rüsselsheim - TV Dingolfing (Sa., 19.30 Uhr, Kreissporthalle).

Kammler geht in den Konkurs Verfahren in Königstein eröffnet / Offerte aus Oberursel geplatzt

HOCHTAUNUSKREIS / ESCHBORN. "Jetzt müssen wir das beste für die Leute rausholen." Richard Eckert, Betriebsratsvorsitzender des Autohauses Kammler in Eschborn, gibt sich kämpferisch. Dabei, sagte er, "sind wir am Boden": Die Geschäftsführer von sieben der insgesamt elf Betriebe der Kammler-Gruppe haben gestern Konkursverfahren beantragt: Die Ausnahmen sind die beiden Filialen in Weimar, das Autohaus in Liederbach und der Autoport in Frankfurt.

Die Lawine ist gestern in Königstein losgetreten worden. Das Amtsgericht war einem Antrag der Bayerischen Hypothekenbank gefolgt und eröffnete das Konkursverfahren gegen Henning Kammler. Die Folge: Der Oberuseler Unternehmer Ashok Chauhan zog seine Offerte zurück, die Banken bewilligten keine weiteren Kredite.

Bereits am Vormittag stand für Ashok Chauhan fest: "Der Kauf kommt nicht zustande." Der Diplomchemiker und Eigner der AKC-Firmengruppe wollte für 120 Millionen Mark die Autohäuser und das Privatvermögen Kammlers übernehmen (FR von gestern). Mit dem in Königstein eröffneten Verfahren jedoch war das Gesamtpaket geplatzt.

"Der wirtschaftliche Verbund ist aufgelöst", bestätigte Gerhard Walter. Der Frankfurter Rechtsanwalt wurde vom Amtsgericht zum Konkursverwalter bestellt. Die Hypo-Bank will mit dem Verfahren Schulden von Kammlers Privatkonto eintreiben. Höhe: fünf Millionen Mark. Walter kündigte Gespräche mit Wilhelm Schaaf an, dem Konkursverwalter der gesamten Kammler-Gruppe. Er könne sich durchaus vorstellen, an die Chauhan-Offerte anzuknüpfen, sagte Walter. "Ich werde mich keiner wirtschaftlich sinnvollen Lösung verschließen."

Für den Oberurseler Unternehmer kommt das freilich zu spät. Chauhan: "Ich habe nicht die Möglichkeit, länger zu warten."

Abwarten müssen die etwa 250 Betroffenen in den sieben Autohäusern. Jürgen Leydecker, Sekretär der IG Metall Frankfurt, sagte, er strebe Gespräche zwischen Konkursverwaltern, Geschäftsführern und Betriebsräten an. Dabei müsse auch geklärt werden, ob aus der Konkursmasse der einzelnen Autohäuser ein Sozialplan ausgearbeitet werden könne.

Abwarten will auch Rechtsanwalt Gerd Seibert, Mitarbeiter von Konkursverwalter Schaaf. Es sei möglich, daß die einzelnen Betriebe unter dem Management der jeweiligen Konkursverwalter fortgeführt würden. Zudem sei nun der Weg frei zu Verhandlungen mit einzelnen Investoren. Das war bislang daran gescheitert, daß sämtliche Autohäuser zu einem Haftungsverbund zusammengeschlossen waren und gemeinsame Verrechnungskonten hatten. Mit den sieben Konkursverfahren sei das nun hinfällig. Offen indes sei, wie sich die Volkswagen AG verhalte. Mit den Konkursverfahren hätten die Händlerverträge keinen Bestand mehr.

Aufklärung fordert Gewerkschafter Leydecker darüber, "wie es überhaupt möglich war, einen Betrieb dieser Größenordnung mit 300 Millionen Mark an die Wand zu fahren". Schließlich gewährten die Banken Kammler jahrelang Kredite. Erst nach einer Bankenprüfung im Herbst war herausgekommen, daß das Unternehmen total überschuldet und nicht mehr zahlungsfähig war. Höhe der Verbindlichkeiten: 300 Millionen Mark.

Aus dem Schneider indes ist das Autohaus in Liederbach. Geschäftsführer Harald Gehrmann begründete das mit einer etwas anderen Politik: Es bringe eben nichts, hohe Stückzahlen auf die Straße zu bringen. Kammler war am Flottengeschäfte mit den Autovermietern gescheitert, verkaufte Autos zum Vorzugspreis und garantierte hohe Abnahmepreise, die später auf dem Markt nicht zu erzielen waren. KLAUS KÜHLEWIND

Jimi-Hendrix-Ausstellung in der Raiffeisenhalle

Die Wanderausstellung "The Jimi Hendrix Exhibition" ist ab sofort täglich von 12 bis 22 Uhr zu sehen. Die Schau mit vielen Fotos, Originalplakaten, Lithografien, Grafiken und Videos von Auftritten des legendären Gitarren-Helden wird bis zum 28. März in der Raiffeisenhalle im Ostend, Oskar-von-Miller-Straße, gezeigt.

"Es handelt sich um die umfangreichste Ausstellung, was das Leben von Jimi Hendrix betrifft", verspricht Uwe Vollmershausen von der Music-Hall, die gemeinsam mit Buster-Concerts aus Babenhausen Veranstalter ist. Vor allem die vielen privaten Aufnahmen, die der Vater von Jimi, Al Hendrix, seinerzeit gemacht hat, begeisterten bislang in mehreren europäischen Großstädten die Fan-Gemeinde des Popstars, der im September 1970 in London an einer Überdosis Schlaftabletten gestorben ist. Der in Seattle geborene Hendrix wäre am 27. November vergangenen Jahres 50 Jahre alt geworden.

Der Eintritt kostet für Erwachsene acht, Schüler und Studenten fünf Mark. Am Sonntag, 21. März, beginnt um 12 Uhr eine öffentliche Hendrix-Party. ric

Eltern können der Sucht ihrer Kinder vorbeugen

OFFENBACH. Mit der Frage nach den Möglichkeiten von Eltern, im Alltag einer Sucht ihrer Kinder vorzubeugen, beschäftigt sich ein Tagesseminar, das die Volkshochschule am Samstag, 27. März, anbietet. Es dauert von 9 bis 14.30 Uhr, Anmeldungen werden in der Kaiserstraße 7 unter der Kursnummer 2100 entgegengenommen. Auskünfte sind unter der Rufnummer 80 65-31 48 erhältlich.

DM1 0103BD53 To:

allvier From:

NORDSUED Date:

17-MAR-1993 17:13:00 Subject: hg ansuland algerien --------- hg an auslandredaktion hg an aussenpolitik stuttgart

hg an nachrichtenred. f rundschau

18.3. algerien-terrorismus

Algeriens Terroristen greifen Regierung an

Algier: Terroristen jetzt gegen Minister

Anschlag auf Arbeitsminister - "Volksmilizen" gegen Fundamentalisten ?

Terroristen haben am Dienstagabend in einem Anschlag Algeriens Arbeitsminister Tahar Hamdi verletzt. Es handelt sich um das erste Attentat auf ein Regierungsmitglied. Das Regime wird mit dem Terrorismus nicht fertig. Premierminister Belaid Abdesslam erwägt, die Zivilbevölkerung zu seiner Bekämpfung einzubeziehen. Die Behörden gaben am Mittwoch weder den Ort noch die Art der Verletzung des Arbeitsministers an. Fälschlicherweise war vorher der Tod des Sportministers gemeldet worden. Am gleichen Tag hatte ein Terroristenkommando den ehemaligen Erziehungsminister Djilali Liabes in Algier vor dessen Haus mit drei Kopfschüssen getötet. Das Kommando erschoss 500 Meter vom Tatort entfernt eines seiner Mitglieder, das im Schusswechsel verletzt worden war, um seine Verhaftung zu verhindern. Liabes war ein hochangesehener Intellektueller und Chef der Expertenkommission, welche eine politische Strategie für Algerien auszuarbeiten hat. Die neuen Anschläge deuten auf einen Strategiewechsel der Terroristen hin. Bisher haben sich ihre Angriffe gegen Polizisten und Militärs gerichtet.

Das Staatskomitee (das kollektive Präsidentschaftsorgan) reagierte mit einem Kommunique auf die Attentate und teilte mit, es werde "alle Kräfte" gegen die "Verräter" mobilisieren. Seit Jahresbeginn haben fundamentalistische Terrorgruppen 119 Personen getötet, über 30 davon während des Fastenmonats ---------

DM1 0103BD41 To:

allvier From:

NORDSUED Date:

17-MAR-1993 17:12:49 Subject: hg an ausland algerien terrorismus --------- hg an auslandredaktion

hg an aussenpolitik stuttgart

hg an nachrichtenred. f rundschau

18.3. algerien-terrorismus

Algeriens Terroristen greifen Regierung an

Algier: Terroristen jetzt gegen Minister

Anschlag auf Arbeitsminister - "Volksmilizen" gegen Fundamentalisten ?

Terroristen haben am Dienstagabend in einem Anschlag Algeriens Arbeitsminister Tahar Hamdi verletzt. Es handelt sich um das erste Attentat auf ein Regierungsmitglied. Das Regime wird mit dem Terrorismus nicht fertig. Premierminister Belaid Abdesslam erwägt, die Zivilbevölkerung zu seiner Bekämpfung einzubeziehen. Die Behörden gaben am Mittwoch weder den Ort noch die Art der Verletzung des Arbeitsministers an. Fälschlicherweise war vorher der Tod des Sportministers gemeldet worden. Am gleichen Tag hatte ein Terroristenkommando den ehemaligen Erziehungsminister Djilali Liabes in Algier vor dessen Haus mit drei Kopfschüssen getötet. Das Kommando erschoss 500 Meter vom Tatort entfernt eines seiner Mitglieder, das im Schusswechsel verletzt worden war, um seine Verhaftung zu verhindern. Liabes ---------

Die Chlorchemie soll auf den Prüfstand Enquete-Chef Schwanhold will neues Risikobewußtsein Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Wille FRANKFURT A. M., 17. März. Eine kritische Durchleuchtung der umstrittenen Chlorchemie hat der Vorsitzende des Enquete-Kommission des Bundestages zur Chemiepolitik, Ernst Schwanhold (SPD), gefordert. Im FR- Interview sagte er, ein ungefährlicher Ersatz müsse schnellstens gefunden werden, wo die Herstellung der chlorhaltigen Produkte zu risikoreich ist oder die Umwelt direkt mit Chlor-Verbindungen belastet wird. Der Bundestagsabgeordnete Schwanhold warf der hiesigen Chemie-Branche vor, zwar bei ihren Produkten und beim Gewinn "innovativ" zu sein, im Sicherheitsbereich dagegen gebe es "klare Defizite". Neben schärferen Vorschriften - Schwanhold will in der Störfallverordnung Überprüfungen der Anlagen mindestens im Vier-Jahres-Rhythmus festgeschrieben sehen - komme es deswegen auf eine verbesserte Unternehmensphilosophie an. Es müsse von der Unternehmensführung bis bis nach unten in den Betrieben ein Risiko- und Sicherheitsbewußtsein geschaffen werden. "Es darf in einem Unternehmen nicht günstiger erscheinen, einen Störfall zu verschweigen, weil man dann besser durchkommt.

Auch die Schließung von Betrieben oder Betriebsteilen könne in besonders kritischen Fällen notwendig werden, meinte Schwanhold, der die Enquete- Kommission "Schutz der Umwelt und des Menschen / Bewertungskriterien und Perspektiven für umweltveträgliche Stoffkreisläufe in der Industriegesellschaft" seit dem vergangenen Jahr leitet. Dies gelte bei unzureichenden Sicherheitsstandards, aber auch, wenn durch die hergestellten Produkte oder Produktuionsweisen ein Gefahrenpotential entsteht, das zu irreversiblen Schäden führt. Bei den FCKW-Ozonkillern zum Beispiel sei der Ausstieg trotz der erkannten Gefahren und vorhandener Ersatzstoffe viel zu spät erfolgt. "In solchen Fällen muß die Politik zukünftig restriktiver vorgehen", forderte der Abgeordnete.

Kleine FR

Drei Autos fuhren aufeinander BAD HOMBURG. 28 000 Mark Schaden sind bei einem Auffahrunfall am Dienstag in der Urseler Straße entstanden. Dabei wurden laut Polizei gleich drei Autos erheblich beschädigt: Eine Autofahrerin hatte die Autos vor einer roten Ampel zu spät gesehen und war aufgefahren. Einbrecher im Hotel BAD HOMBURG. Eine Ausstellungsvitrine mit hochwertigen Kleidungsstücken haben Einbrecher vorige Woche im Maritim-Hotel in der Ludwigstraße ausgeräumt. Die Diebe überwanden nach Kripo-Angaben irgendwann in dieser Zeit die Sicherung der Glasschiebetür.

MAN Roland geht wieder in Kurzarbeit

OFFENBACH. Für mindestens ein Drittel der rund 4072 Beschäftigten beim Druckmaschinenhersteller MAN Roland fängt am 1. April die Vier-Tage-Woche an. Bis zum 30. Juni soll kurzgearbeitet werden. Wenn die weltweite Nachfrage nach Druckmaschinen weiter zurückgeht, werden eventuell noch mehr Mitarbeiter aus allen Produktions- und Verwaltungsbereichen in die Kurzarbeit geschickt. Das erfuhren die Mitarbeiter am Montag bei Betriebsversammlungen von der Geschäftsleitung.

MAN Roland muß zur Zeit Auftrags- und Umsatzrückgänge von "über 20 Prozent" verkraften. Wie Firmensprecher Otto Zierau sagt, will die Unternehmensleitung mit dem Betriebsrat über den Abbau der "außertariflichen Leistungen" verhandeln. Eine Unternehmensberatung, die Boston Consulting, schlägt vor, aus Kostengründen Jubilar-Ehrungen und Rentner-Weihnachtsfeiern einzustellen. Aufgegeben werden soll auch ein Mitarbeiter-Ferienhaus am Bodensee. Die Pausen der Schichtarbeiter sollen nicht länger extra bezahlt werden.

Bei den Betriebsversammlungen, so berichten Augenzeugen, ging es hoch her: "Wenn nun die freiwilligen sozialen Leistungen gestrichen werden sollen, wird es Warnstreiks geben."

MAN Roland beschäftigte vor zwei Jahren in seinen Werken Offenbach einschließlich MABEG, Mainhausen, Heusenstamm, Geisenheim rund 8500 Mitarbeiter. Durch "natürliche Fluktuation", Vorruhestandsregelungen und Entlassungen ging diese Zahl um rund 3500 auf jetzt 4700 zurück. Die rund 500 Leiharbeitskräfte werden völlig abgebaut.

Nur noch die neue Roland-Filiale im thüringischen Plauen meldet nach einer Reduzierung des Personals um die Hälfte auf 900 noch ausreichende Beschäftigung: Ein 118 Millionen Mark-Auftrag für die GUS wird abgewickelt. lz

Diplomat ruft zum Kampfeinsatz Deutscher Vertreter bei den UN greift Politik der SPD an

wtr BONN, 17. März. In aufsehenerregender Weise hat sich jetzt der stellvertretende Leiter der ständigen Vertretung der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen, Botschafter Hans-Joachim Vergau, in die innenpolitische Debatte um den Einsatz der Bundeswehr eingeschaltet. Denjenigen, die wie die Sozialdemokraten eine Teilnahme an UN-Kampfeinsätzen ablehnen, warf er in einem fünfseitigen Memorandum, das der FR vorliegt, eine "dauerhafte Verletzung des Völkerrechtes" vor. Als UN-Mitglied sei Deutschland "zur grundsätzlichen Bereitschaft" verpflichtet, Kampftruppen gemäß der UN-Charta zu stellen. Wer der Meinung sei, das Grundgesetz stehe UN- Kampfeinsätzen der Bundeswehr entgegen, "muß für dessen unverzügliche Anpassung sorgen".

Vergau, der dem Vernehmen nach Mitglied der SPD ist, widersprach auch der SPD-Position, deutsche Soldaten nur für friedenbewahrende Einsätze zur Verfügung stellen zu können. Wer den UN nur Soldaten anbiete, "die im Notfall nicht kämpfen dürfen", versage der Organisation "in den dringendsten Fällen praktisch die Hilfe", schreibt er unter Verweis auf die zunehmende Zahl von Konflikten, bei denen nicht mehr klar zwischen friedenssichernden und friedensherstellenden Aktionen zu unterscheiden ist.

Weiter widerspricht der Botschafter in dem Memorandum, das unter anderem an das Auswärtige Amt und die SPD gesandt wurde, der Auffassung der SPD, wonach die Bereitschaft, Kampftruppen zu stellen, Sondervereinbarungen mit den UN voraussetzt. Vergau wendet sich in seinem Papier aber auch gegen die in CDU und CSU vertretene Position, NATO und WEU könnten ohne Mandat des UN- Sicherheitsrates und jenseits des Rechtes auf individuelle und kollektive Selbstverteidigung militärisch tätig werden. An dem "Gewaltmonopol" der UN könne "kein Zweifel bestehen", schreibt er.

Sechs Tage in die Welt der Steine und Mineralien

SULZBACH. Einen etwas anderen Osterferienkursus für Jugendliche ab elf Jahren bietet die Gemeinde an. Vom 13. bis 18. April können sie "Ausflüge in die Gesteins- und Mineralienwelt" unternehmen. An drei Vormittagen sollen sie die Welt der Steine unter Anleitung von zwei Geologie-Studentinnen spielerisch erforschen. An den anderen drei Tagen geht es ins Freie: Im Vogelsberg, Spessart und Odenwald können die Jugendlichen ihre neuen Kenntnisse gleich praktisch umsetzen. Am Ende des Kurses werden die gefundenen Steine ausgestellt.

Anmeldeformulare liegen im Rathaus, im Jugendhaus und in den Sekretariaten der Eichwald- und der Albert-Einstein- Schule aus. Anmeldeschluß: 31. März. Infos zu dem Kursus gibt es bei Kurt Brech (Tel. 0 61 96 / 70 21 62) oder unter der Rufnummer 0 69 / 31 61 80. dia

Briefträger klingelt nicht mehr Die Post bittet um Verständnis: Neues Zustellungssystem

Wenn der Postmann nicht mehr klingelt: Der Traum eines jeden Langschläfers wurde für Sigrid L. zum großen Ärgernis. Die FR-Leserin vermißte nicht nur ihren alten und bewährten Stammzusteller, der als Besitzer eines Schlüssels Zugang zu den im Innenhof gelegenen Briefkästen hatte, sie vermißte auch den Klang der Türglocke, der ihr eigentlich vom Eintreffen der Post Kunde geben sollte. Statt dessen lagen ihre Briefe in der für jeden zugänglichen Zeitungsbox, private Briefe, Scheckformulare und sogar Kreditkarten luden üble Charaktere quasi zur Selbstbedienung ein. Mehrere Beschwerden beim zuständigen Postamt fruchteten nichts, die Klingel blieb stumm. Die Post habe, so mutmaßte Sigrid L., ein neues Projekt mit wechselnden Zustellern und wenig Erfolg aus der Taufe gehoben.

Dem widerspricht allerdings das zuständige Postamt: Solch ein Projekt gebe es nicht, es seien allerdings durch die Neubemessung in der Briefzustellung zum 1. März "Veränderungen eingetreten". Durch die Umstellung könne es schon vorkommen, daß die Post später als zur bisher gewohnten Zeit eintreffe, sie aber in der Zeitungsbox abzulegen, sei auch in Zukunft völlig indiskutabel.

Erschwerend käme in diesem speziellen Fall hinzu, daß just in besagtem Zustellbezirk durch die Erkrankung des Stammzustellers die Briefträger zweimal gewechselt hätten, allerdings hätten auch die Vertretungen strikte Anweisung, bei den Empfängern wenn nötig zu klingeln. Denn schließlich läge es nicht im Interesse der Post, die Kunden mit der Neuerung vor den Kopf zu stoßen, man wolle damit den Service nur rationalisieren. Bei etwaigen Problemen handele es sich um "Kinderkrankheiten", die sich nach den in anderen Städten gemachten Erfahrungen "nach einer Anlaufphase von etwa vier Wochen" von selbst erledigten.

Ohne die Briefe im Zeitungskasten entschuldigen zu wollen, wirbt die Post auch um ein wenig Nachsicht mit den leidgeprüften Briefträgern: Durch die Vergrößerung der Zustellbezirke und die "manchmal miserablen Hausbriefkästen" werde ihre Arbeit nicht gerade einfacher. skb

Der Verkehrsinfarkt hat eine 30jährige Vorgeschichte Krauses Vignettenplan wird durch die Brüsseler Mühle gedreht Von Erich Hauser (Brüssel)

Der Verkehrsinfarkt auf deutschen Autobahnen ist auch für dieses Jahr gesichert. Bis zur Jahresmitte sind die Vignettenpläne von Bundesverkehrsministers Günther Krause (CDU) erst einmal in Brüssel - und damit auch in Bonn - auf die lange Bank geschoben. Die Verteidiger der Interessen der Lkw-Lobby haben im EG-Verkehrsministerrat wieder gesiegt.

Dabei ist der Streit um die gerechte Anlastung der Wegekosten fast so alt wie die EG. Schon zu Zeiten des ersten Bundesverkehrsministers Hans Seebohm wurde vor 30 Jahren im Brüsseler Verkehrsministerrat darüber debattiert, daß die europäischen Eisenbahnen für ihr Schienennetz selbst verantwortlich sind, die Erhaltung der Binnenschiffahrtsstraßen mehr oder weniger durch das Gebüh- renaufkommen geregelt ist, aber die Straßen- und Autobahnbenützer höchst unterschiedlich zur Kasse gebeten werden.

Seebohm, dessen größte Freude war, immer neue Autobahnabschnitte mit seiner Schere zu eröffnen, war ein Freund mittelständischer Fuhrunternehmer, aber nur der deutschen. Ihm genügte es, daß die deutschen Lkw-Besitzer durch hohe Kraftfahrzeugsteuern zum Bau der Autobahnen beitrugen und andererseits die Bahn noch einigermaßen zu ihrem Geschäft kam. Seebohm glaubte, das deutsche Spediteursgewerbe gegen die EG-Konkurrenz schützen zu können, bis die Wegekostenfrage geklärt sei. Der blauäugige Niedersachse in Konrad Adenauers Kabinett merkte nicht, daß er auf dem falschen Bein stand.

Denn zur gleichen Zeit begannen die Niederländer das "kontinentale Bein" ihres Hafens Rotterdam durch großzügige Förderung ihres Lkw-Gewerbes zu verlängern. Die Jan Maaten stiegen von Seemann auf Kapitän der Landstraße um. Niedrige Kfz- und Mineralölsteuer halfen dabei, Güter von und nach Rotterdam durch ganz Europa zu spedieren. Die Belgier mit ihrem Konkurrenzhafen Antwerpen zogen bald nach. Seebohm fiel nichts Besseres ein, als der Bundesbahn für Gütertransporte von und nach Hamburg und Bremen Sondertarife zu befehlen. Den geographischen Nachteil der beiden Hansehäfen konnte das nicht wettmachen.

Indessen unterlief die Brüsseler EG- Kommission im Ministerrat ohne ernstlichen Widerstand Seebohms den Streit um die Wegekosten, indem sie sogenannte EG-Lizenzen für zunächst wenige, dann aber stufenweise immer mehr Fuhrunternehmer durchsetzte. Erst der nächste Bundesverkehrsminister Georg Leber (SPD) erkannte, daß der "Schutz" der hochbesteuerten deutschen Spediteure nur noch eine Zeitfrage bis zur völligen Aushöhlung war. Fortan bremste Leber die jährliche Aufstockung der EG- Lizenzen im Brüsseler Ministerrat und propagierte den "Huckepack-Verkehr" - Lkws sollten für längere Strecken auf die Eisenbahn. Die ersten Bundesbahn-Terminals dafür wurden Anfang der siebziger Jahre gebaut.

Unter Leber glaubte man im Bundesverkehrsministerium an die Vernunft: Für Strecken über 600 oder 800 Kilometer werde der Huckepacktransport für die Spediteure kostengünstiger sein als das Weiterfahren auf den Autobahnen. Somit hätte zumindest der EG-Transitverkehr von Rotterdam und Antwerpen nach Italien oder sogar schon nach Süddeutschland auf die Bahn umsteigen müssen. Der Transitverkehr über Frankreich war schon damals durch die Mautgebühren für die Benelux-Spediteure viel weniger attraktiv.

Verkannt hatten die Bonner Verkehrsexperten die Wirklichkeit: Die inzwischen vom EG-Ministerrat erlassenen Sozialvorschriften für Ruhezeiten der Fernfahrer wurden und werden trotz zahlreicher Kontrollen ebensowenig eingehalten wie die Höchstgeschwindigkeiten. Prämien oder die drohende Entlassung sind wichtigere Argumente.

Die Umstellung der Industrie auf "just- in-time"-Lieferungen war das zweite Element, das die Bonner unterschätzt hatten. Um Lagerhaltungskosten zu sparen, müssen Rohstoffe oder Zulieferteile genau im rechten Moment bei den Fabriken ankommen. Trotz aller Staus scheinen die Straßenspediteure das immer noch besser zu schaffen als die Eisenbahnen mit ihrer geringen Flexibilität. Die Vignettengebühr für die Autobahnbenutzung ist nur das Ergebnis all dieser Fehlschläge deutscher Verkehrspolitik.

Als Achillesferse erweist sich die traditionelle hohe Besteuerung der deutschen Fuhrunternehmer. Denn deren Schutz gegen die EG-Konkurrenz wenigstens im Verkehr innerhalb Deutschlands verstößt gegen die Regeln des EG-Binnenmarktes. Eigentlich müßten schon seit dem 1. Januar die Spediteure anderer EG-Länder Güter von Hamburg nach München oder von Stuttgart nach Rostock genauso befördern dürfen wie deutsche Lkw-Unternehmer. Bisher hat Minister Krause es noch fertiggebracht, diese "Kabotage" aufzuhalten, bis die Wegekostenfrage geregelt ist. Doch wird sie vielleicht durch ein Urteil der obersten EG-Richter erzwungen werden. Dabei zahlen aber deutsche Besitzer eines 40-Tonnen-Lastzugs jährlich rund 10 500 Mark Kfz-Steuer, in Griechenland sind es nur 860 Mark, in Frankreich rund 1600, in Belgien 2200 und in Holland immerhin 4000.

Im Mai vorigen Jahres hat der Europäische Gerichtshof endgültig entschieden, daß die 1990 von Bonn schon beschlossene Autobahnbenutzungsgebühr für in- und ausländische Lkw nicht zulässig war, weil mit der gleichzeitig beschlossenen Senkung der deutschen Kfz- Steuer eine "Wettbewerbsverzerrung" stattgefunden hätte. Die EG-Richter urteilen anhand des EWG-Vertrages von 1957. Aspekte wie Verkehrsinfarkt und Umweltschutz müssen sie nicht kümmern, wenngleich man ihnen - ähnlich wie dem Bundesverfassungsgericht - auch politische Einsicht bei ihrer Rechtsprechung in früheren Jahren nicht absprechen kann.

Umgekehrt hat die oft gescholtene EG- Kommission nach diesem Gerichtsurteil Einsicht bewiesen. Ihr damaliger Verkehrskommissar, der Belgier Karel van Miert, setzte einen Vorschlag durch, für die Lkw-Besteuerung einen Mindestsatz von jährlich 1800 Mark für 40-Tonner einzuführen, auf den dann die deutsche Besteuerung gesenkt werden könnte, um gleichzeitig die "zeitgebundene" Benutzungsgebühr für Autobahnen (im Unterschied zum Mautsystem) einzuführen. Aber im EG-Ministerrat ging dieser Vorschlag nicht durch, weil für alle Steuerbeschlüsse Einstimmigkeit der zwölf vertraglich vorgeschrieben ist.

Die Niederländer und Belgier wollen von ihrem Vorteil nicht so einfach lassen. An der kostenlosen Benutzung deutscher Autobahnen hängen bei ihnen Zigtausende von Arbeitsplätzen, selbst wenn nach Krauses jüngstem Drei-Stufen-Plan die deutsche Autobahngebühr von zunächst etwa 3500 Mark jährlich erst 1996 auf 10 500 Mark gesteigert würde. Bei den Delegationen Spaniens, Griechenlands und Irlands zog auch Krauses Entgegenkommen nicht, den EG-Mindestsatz für die 40-Tonner-Steuer auf nur 1400 Mark festzusetzen.

Wahrscheinlich wird Bundeskanzler Helmut Kohl im Juni auf dem Kopenhagener EG-Gipfel ganz massiv klarmachen müssen, daß das Transitproblem für Deutschland auch wegen des zunehmenden Ost-West-Verkehrs "so" nicht länger tragbar ist. Und zum Beweis der deutschen Not wird möglicherweise auch die Autobahnvignette für Pkw ins Spiel gebracht werden müssen.

Platzprobleme ärgern die Jura-Kandidaten

Zwei Tage bevor es wirklich ernst wurde, probten die Jura-Examinanden noch einmal den Aufstand. Weil sie bis zuletzt nicht wußten, wo sie während der Streßphase ihrer sechswöchigen Examensarbeit beim Bibliotheksbesuch Bücher und Kleider lassen sollten, stand ein Trupp dem Unikanzler Wolfgang Busch auf der Matte. Die 600 Schließfächer vor der Juristenbibliothek sind meist belegt. Nicht etwa, weil so viele in der Bücherei in die Rechtswälzer schauen. Viele Studenten haben "kräftig unsolidarisch" (Busch) die Schlüssel mit nach Hause genommen.

"Wir können unsere Sachen doch nicht einfach vor die Tür schmeißen", empörte sich Silke Götze, die mit 160 anderen Juristen am heutigen Donnerstag ihr Examen beginnt. Unikanzler Busch kennt das Probleem, und er ist kräftig um Abhilfe bemüht. 112 freie Fächer habe die Verwaltung inzwischen auftreiben können, die übrigen will er für die insgesamt 160 Examenskandidaten bald beschaffen.

Eine Patentlösung für den grundsätzlichen Mißstand weiß Busch allerdings auch nicht. Mehr Schließfächer ließen sich auf dem engen Areal an der Bibliothek nicht unterbringen. Hilfskräfte an der Garderobe kosten Geld. luf

Frühling von

Süd nach Nord

Wandel im Kleinklima

Der Frühling wandert. Von Süd nach Nord, aus der wärmsten Ecke der Republik, um Freiburg, bis zur Waterkant und ostwärts. Täglich zwischen 15 und 20 Kilometer, hinterläßt er seine triebhafte Spur. Die Mittelgebirge sind freilich ausgenommen.

Daß sich das Klima grundsätzlich verändert, das heißt: erwärmt hat, bezweifelt auch Wolfgang Terpitz, Klimatologe beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, nicht. Nur legt er sich nicht fest, ob es, wie andere Wetterforscher sagen, in den letzten 15 bis 20 Jahren 0,7 bis 0,8 Grad durchschnittlich waren. "Wir leben zu kurz, um den Beweis zu erleben", sagt er.

Unumstritten ist aber, daß in den letzten fünf bis zehn Jahren "zu hohe Temperaturen" sommers wie winters gab. Und daß dies mit CO2 und anderen Spurengasen zu tun hat. Daß also Kohlendioxyd aus Hausbrand und Autoabgasen den Treibhauseffekt verstärkt haben. "Es gibt aber auch die natürliche Erwärmung", so Terpitz, etwa durch Vulkanausbrüche. Hier könne man sich durchaus auf "Modelle" und Hochrechnungen stützen.

Daß das Kleinklima innerhalb einer Stadt recht unterschiedlich ist, läßt sich zwischen Westend und freieren, nördlichen Lagen leicht feststellen: in geschützten Hochhaus-Quartieren, unter tausend Lampen, auf warmen U-Bahn-Schächten wie bei den Zeil- Platanen, am sonnigen "Nizza" am Main - es gibt zeitliche Unterschiede von bis zu einer Woche.

Die Bergstraße hat eine besonders milde "Sonnenseite": Vom Rhein steigen verstärkt Licht und Wärme aus der Ebene auf. Da leben Mandelbäume, Pfirsiche und Aprikosen nun mal früher auf als etwa in der Wetterau.

Wie auch immer: Die "Sophie" zeigt uns demnächst ohnedies noch ihre kalte Schulter und die nächsten Eisheiligen im Mai kommen bestimmt. Bei aller Frühjahrs-Euphorie sollten man eines nicht vergessen: Es könnte uns noch im April, eine weniger schöne, weiße Blütenpracht überraschen: nasse Schneeflocken. -vau

Wenn Freiheit der Medien den Mächtigen zu gefährlich wird

Wenn es richtig ist, daß die militärische Schlacht in Sarajewo verloren ist, dann ist es auch so, daß der Kampf um die Medienfreiheit in Split verloren ist - wo dieser Tage der journalistische Widerstand gegen die Macht Franjo Tudjmans über die kroatischen Medien gebrochen worden ist. Daß es sich um einen politischen Fall von großer Tragweite handelt, geht nicht zuletzt daraus hervor, daß Catherine Lalumière im Namen des Europarates den kroatischen Premier Hrvoje Sarinic ins Wort genommen hatte, im Fall der Spliter Zeitung Slobodna Dalmacija ein internationales Schiedsgericht zu ermöglichen. Jedoch, Sarinic hat nach der guten alten Balkansitte die Versprechung der Zeit überlassen, und das Thema der Umstrukturierung wurde nie zum Tagesordnungspunkt der Regierung. Vielmehr wurde dem staatlich eingesetzten Verwaltungsausschuß nahegelegt, eine Versammlung der nach dem Geschmack des Staates ausgesuchten Aktionäre einzuberufen. Während die Mehrheit der Journalisten streikte, war das Eigentum des Zeitungsverlags in die Hände des Staates übergegangen, der nun 70 Prozent der Aktien kontrolliert.

In den vier Streiktagen, als die Journalisten darum kämpften, Eigentümer dessen zu werden, was sie in fünfzig Jahren aufgebaut hatten, kehrten ihnen alle staatlichen Medien den Rücken. Die Freiheit der Slobodna Dalmacija hatte zu lange das Gewissen der regimetreuen Journalisten belastet, als daß sie ihr zugeneigt wären. Das staatliche Fernsehen, unter voller Kontrolle der Regierungspartei, richtete in seinen wichtigsten Sendungen die ganze Aufmerksamkeit den Streikbrechern zu. Hunderte von Telegrammen und Telefaxbotschaften, die zugunsten der Streikenden von den bedeutendsten journalistischen, verlegerischen und politischen Institutionen der EG ausgesandt worden waren, drangen deshalb nicht bis an die kroatische Öffentlichkeit. Slobodna Dalmacija war die Zunge Europas. Sie wurde am Freitag voriger Woche zum Verstummen gebracht.

Denn, einen Tag zuvor war die "Umwandlung des Eigentums" Tatsache geworden. In den neuen Verwaltungsrat traten Metod Jurisic und Goran Dodig ein, die von der staatlichen Agentur zur Umstrukturierung eingesetzt worden waren. Als neuer Direktor wurde Ante Busic gewählt, der von der Agentur eingesetzte bisherige geschäftsführende Direktor der Übergangszeit. Er bestellte einen neuen Chefredakteur, Dino Mikulandra. Bislang wurde dieser Posten per Wahl durch die Journalistenkonferenz besetzt, wodurch die Redaktion sich für die Qualität und die Auflage verbürgte. Nach dem neuen Statut wird der Chefredakteur vom Direktor eingesetzt, entgegen dem geltenden Pressegesetz, welches das Einverständnis der Redaktion vorschreibt. Das bisherige Redaktionsteam ist aufgelöst worden, der frühere Chefredakteur wurde Berater des Direktors.

Der Streik ist mittlerweile wegen der tiefen wirtschaftlichen Krise, aber auch wegen des Schweigens der Oppositionsparteien abgebrochen worden. Am vorigen Samstag erschien die neue Slobodna Dalmacija. Aus dem Impressum wurde der Hinweis auf ihren antifaschistischen Ursprung getilgt, obwohl es in einigen Monaten fünfzig Jahre sein werden, seit das Blatt als kommunistisches Organ erschienen ist. Weshalb stört der Antifaschismus? Nicht weil die neue redaktionelle Mannschaft faschistisch wäre, sondern weil der Antifaschismus die Möglichkeit der Übereinkunft mehrerer Nationen heraufbeschwört, was in ein neues Jugoslawien führen könnte. Die Kroaten wollen Jugoslawien um keinen Preis.

Die Niederlage der Streikenden führte auch zu ersten Kündigungen. Als erste kündigten die Journalisten der Wirtschaftsredaktion. Vermutlich hatten sie vor allen anderen erkannt, daß mit dem voraussichtlichen Ende der redaktionellen Freiheit die Erträge sinken würden. Man muß bedenken, daß die Slobodna eine Art öffentliches "Samisdat" war, eine ungewöhnlich attraktive Tageszeitung in graphischer und redaktioneller Aufmachung eines Wochenblatts. In den neuen Nummern ist dies radikal verändert worden. Die Zeitung kehrt in ihren lokalen und regionalen Rahmen zurück. Die kroatische Regierung hatte seinerzeit den Journalisten des in Rijeka erscheinenden Rijecki novi list erlaubt, Eigentümer des Blattes zu werden, eben weil sie sich auf den lokalen Charakter verpflichtet hatten. Slobodna Dalmacija war indessen zur erfolgreichen medialen Eroberung Kroatiens angetreten und wurde zu einflußreich, ja für Tudjman fast gefährlicher als die Oppositionsparteien.

In der letzten Nummer vor der Gleichschaltung verteidigte der Führer der Opposition, der Liberale Drazen Budisa, gegenüber Jelona Lovric seinen liberalen Kollegen Dodig und versicherte, daß mit der Umwandlung die redaktionelle Politik nicht geändert wird, da dies in den Augen der EG ein großes Fiasko wäre. Als das trotzdem geschah, äußerte der enttäuschte Oppositionsführer am Dienstag die Befürchtung, daß sich die Slobodna Dalmacija "in das triste Bild der eindimensionalen Tagespresse Kroatiens einfügen wird, was nicht nur der Offenheit unserer Medien schaden wird, sondern auch die ungünstigen Einschätzungen des Auslands der Tendenzen in den Medien Kroatiens und in der kroatischen Politik insgesamt bestärken wird".

Da bei den Regionalwahlen in Split die Liberalen gesiegt haben und sich unter den Fürsprechern der Wandlung des Blattes gerade der liberale Dodig hervorgetan hatte, fällt die Einschätzung dieser Spielart von Liberalismus nicht allzu schwer . . . Antun Vujic, der Chef der Sozialdemokratischen Partei Kroatiens, deutet den Fall als eine Privatisierung des gesellschaftlichen Eigentums durch Parteien, eine bislang der regierenden HDZ vorbehaltene "Spezialität".

Das Anwachsen des Hasses in Kroatien, zumal des Hasses gegen andersdenkende Kroaten, mache ihm die allergrößten Sorgen, unterstrich Budisa. Angesichts solcher Liberalen, übrigens die "mächtigste" Oppositionspartei in Kroatien, wird einleuchtend, warum die Informationsfreiheit in Kroatien nur durch die Europäische Gemeinschaft geschützt werden kann. Weil in Kroatien die Freiheit im Zusammenhang seiner eigenen Interessen und nicht in dem bestimmter allgemeiner Grundsätze gesehen wird, konnte auch der neue Chefredakteur der Slobodna Dalmacija in der wichtigsten Nachrichtensendung des kroatischen Fernsehens sagen, daß er selber streiken wird, sollte der Verwaltungsrat es dem Verfasser dieser Zeilen verbieten, weiter zu schreiben. Als ehrgeiziger junger Redakteur glaubt er an die Freiheit gegenüber denjenigen, die ihn eingesetzt haben! Wobei inzwischen die halbe Arbeit bereits getan ist: Die staatlich eingesetzten Direktoren sind beauftragt worden, diejenigen Journalisten zu verhindern, die Gründe für die materielle Bereicherung der neuen politischen Führer beschrieben haben und über Jahre in die trägen Mediengewässer des Regimejournalismus Unruhe brachten.

Danko Plevnik ist einer der einflußreichsten innenpolitischen Kommentatoren in Kroatien. Vor der Zeit in der Slobodna Dalmacija schrieb er für Danas. Die Übersetzung besorgte Nenad Popovic.

Bilder tanzen auf der Bühne

KRONBERG. Die abstrakte Bühnenkomposition "Bilder einer Ausstellung" von Wassily Kandinsky nach der Musik von Modest Mussorgski ist am Freitag, 19., und Samstag, 20. März, jeweils um 20 Uhr, in der Stadthalle zu sehen. Die Gruppe "der rote kreis" aus Wiesbaden hat die bekannte Aufführung des Werkes aus dem Jahr 1928 in Dessau rekonstruiert. Skizzen, Pläne und ein vollständiges Regiebuch von Felix Klee haben das möglich gemacht. "Bilder einer Ausstellung" ist der Versuch, die verschiedenen Künste, Malerei und Musik, zusammenzuführen, ohne daß eine von ihnen die Eigenständigkeit verliert. Das Werk hat 16 Bilder, die die Eindrücke wiedergeben, die Mussorgski beim Besuch einer Ausstellung gewonnen hat. s

Beim Übersetzen ist anscheinend alles möglich

Eine Anmerkung zu dem Artikel "Lemprière und das Wörterbuch" (FR vom 15. 3. 1993): "To catch the words" wortwörtlich zu übersetzen, wie der gescholtene Herr Haefs das tat, na ja, mir will das leicht lächerlich erscheinen. Vielleicht würde sich Mr. Norfolk einen anderen Übersetzer wünschen, verstünde er Deutsch und wollte er anstelle von "die Wörter fangen" lieber "verstanden" gedruckt sehen. Beim Übersetzen ist anscheinend alles möglich. In dem Essay "Lear, Tolstoy and the Fool" schreibt George Orwell (Zitat aus "The Penguin Essay auf George Orwell"):

"There are families in which the father will say to his child, you will get a thick ear for you do that again, while the mother, her eyes brimming over with tears, will take the child in her arms and murmer lovingly, now, darling, is it kind to Mummy to do that? - And who would maintain that the second method is less tyrannous than the first?"

Den letzten dieser Orwell-Sätze fand ich neulich in einem bei Diogenes erschienen Taschenbuch (George Orwell - Rache ist sauer - Essays) wie folgt übersetzt: "Wer wollte bestreiten, daß die zweite Methode die weniger tyrannische ist?"

Gerne würde ich zwanzig und mehr Sprachen sprechen und die entsprechenden Bücher im "Original" lesen: Chinesisch, Russisch, Hindi usw. Da meine Zeit und meine Fähigkeiten, fremde Sprachen zu lernen, begrenzt sind, bin ich auf Übersetzungen angewiesen, will ich Bücher von Autoren lesen, die nicht in Deutsch oder Englisch schreiben.

Was aber soll ich von Übersetzungen halten, wenn schon ein nicht besonders komplizierter, ja eigentlich "einfacher" Satz wie "And who would maintain that the second method is less tyrannous than the first?" beim "Übertragen" aus der nun wirklich nicht "abgelegenen" Sprache Englisch ins Deutsche in sein Gegenteil verkehrt wird?

Dies schlamperte Vorgehen der Verlage hat mich soweit gebracht, daß ich gleich zum "Original" greife (zumindest, was Englisch betrifft, und in dieser Sprache bewegen sich, wie schön, nicht wenige Schriftsteller) und die dahingestümperten "Übertragungen aus dem Englischen" meide. Leute, lernt Fremdsprachen!Manfred Römer, Königstein

Schaf am Spieß soll ein Hund gewesen sein

NIED. Ein angekohltes Tier, das zwei Männer am Spieß gegrillt hatten, beschlagnahmte die Polizei gestern in Alt- Nied. Sie war von aufgeregten Kindern alarmiert worden, die gegen 14.40 Uhr anriefen und sagten, unter der Nidda- Brücke grillten Männer einen Hund.

"Ob es sich bei dem Tier tatsächlich um einen Hund handelt, können wir aber noch nicht ganz sicher sagen", teilte gestern nachmittag ein Polizeisprecher mit.

Ein 39jähriger Kroate und ein 26jähriger Bosnier aus Frankfurt hatten es sich unter einer Brücke bequem gemacht: Sie saßen auf weißen Gartenstühlen, tranken Bier und grillten inmitten einer größeren Gruppe Schaulustiger auf Holzkohle ihr Mittagsmahl. Auf dem Spieß drehten sie ein Tier, das von der Anatomie her wie ein Hund ausgesehen habe, eventuell aber auch ein Schaf sein könnte.

Der angekohlte, halbgare Braten wurde von der Streife beschlagnahmt und ins Veterinärinstitut gebracht, wo nun festgestellt werden soll, ob es Schaf oder Hund ist. Die Polizeibeamten nahmen die beiden Männer mit aufs Revier und erstatteten Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Die beiden Beschuldigten behaupten, bei dem Tier handle es sich nicht um einen Hund, sondern um einen Hammel. Sie gaben an, ihn aus dem Schlachthof zu haben. ege

ÖDP will "Grüne" der CDU werden Als neue politische Kraft ziehen Öko-Demokraten ins Dietzenbacher Parlament

DIETZENBACH. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) nimmt als neue politische Kraft zwei Plätze im Stadtparlament ein. Der ÖDP-Stadtverband hatte bei der Kommunalwahl 5,2 Prozent erzielt. Hessenweit schaffte die ÖDP, die 1982 - wie die Grünen - aus der "Grünen Aktion ,Zukunft'" hervorgegangen war, in drei Städten die Fünf-Prozent-Hürde. Nicht nur in Dietzenbach, sondern auch im nordhessischen Arolsen zieht die ÖDP ins Parlament ein, dort mit drei Leuten. Außerdem ist die Partei in einem Bad Vilbeler Ortsbeirat vertreten. Vorsitzender der Dietzenbacher ÖDP ist Wolfgang Wrzesniok, Bankkaufmann in Frankfurt. Mit dem 28jährigen - er ist auch stellvertretender ÖDP-Landesvorsitzender - sprach FR-Redakteur Martin Feldmann. FR:Wie sind Sie zur ÖDP gekommen?

WRZESNIOK: Mir war im Fernsehen ein Spot der ÖDP aufgefallen. Da habe ich den Bundesvorstand der Partei in Bonn angeschrieben und Informationsmaterial angefordert. Dann bin ich eingetreten. Nach einem anderhalbjährigen Aufenthalt als Bankkaufmann in Singapur kehrte ich 1989 zurück und begann, mich in der Partei zu engagieren. Damals wurde ich zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt. Im Mai 1992 gründeten wir den Stadtverband Dietzenbach, dem zur Zeit acht Mitglieder angehören. Für die Kommunalwahl waren auch parteilose Kandidaten angetreten. Ferner wurden wir von rund 15 weiteren Dietzenbachern aktiv unterstützt.

FR:Hatten Sie mit dem Erfolg der ÖDP gerechnet?

WRZESNIOK: Sicher, denn wir hatten im Vergleich zu den anderen Parteien einen frischen Wahlkampf geführt. Wir sind besonders bei den Jungwählern angekommen. Bei Probeabstimmungen in den örtlichen Schulen haben 30 Prozent für die Grünen und die ÖDP gestimmt. Da dachten wir, es muß klappen. Im übrigen sind wir alle noch verhältnismäßig jung. Ich bin mit 28 der älteste in der Dietzenbacher ÖDP.

FR:Erläutern Sie kurz Ihre kommunalpolitischen Ziele.

WRZESNIOK: Wir wollen uns für eine umweltfreundliche, vernünftige Politik einsetzen. Die Grünen sind in der Vergangenheit bei ihren Vorstößen in finanzieller Hinsicht manchmal übers Ziel hinausgeschossen. Das trifft besonders für Verkehrspolitik und Prestigeprojekte zu.

FR: Wie stellen Sie sich die Arbeit im Stadtparlament vor?

WRZESNIOK: Roland Krapp als angehender Architekt und ich als Bänker werden in der Stadtverordnetenversammlung versuchen, unseren Sachverstand mit einzubringen. Wir wollen einen anderen Stil der Auseinandersetzung pflegen als bislang im Dietzenbacher Parlament üblich. Wir wollen keine persönlichen Streitereien, die nichts bringen. Es geht uns um konstruktive Zusammenarbeit. Wir hoffen auch, daß uns die anderen Fraktionen - Freie Wählergemeinschaft (FWG) "Bürger für Dietzenbach" (BfD), CDU, SPD und Grüne - entgegenkommen, damit wir auch einen Sitz in den Ausschüssen erhalten.

FR: Bislang ist offen, ob es zu einer Koalition kommen wird. Nach dem Ende des rot-grünen Bündnisses sind verschiedene Konstellationen denkbar. Mit wem würden Sie zusammenarbeiten? Gab es schon Gespräche mit den anderen Fraktionen? WRZESNIOK: Mit der CDU gab es bereits Sondierungsgespräche ohne ein konkretes Ergebnis. Außerdem auch mit der BfD-FWG. Mit allen anderen wollen wir in der kommenden Woche auch reden. Interessant wäre auch ein Gesprächskreis mit nur den jungen Leuten aus allen Fraktionen.

FR: Wie werden sich die politischen Verhältnisse Ihrer Ansicht nach in Dietzenbach entwickeln?

WRZESNIOK: Ich denke, es wird keine Koalition geben. Die ÖDP würde nur gebraucht, wenn CDU und SPD zusammenrückten und einen dritten Partner suchten. Doch das ist unwahrscheinlich. Wir als ÖDP sind eigentlich ohne die Absicht angetreten, uns zu binden. SPD und Grüne werden weiterhin die linke Politik in der Stadt repräsentieren, während BfD-FWG und CDU das rechte Spektrum abdecken. Wir als Öko-Demokraten sehen uns als Mitte des Spektrums und werden gute Kontakte zu beiden Seiten pflegen. In Dietzenbach wird sich ansonsten die allgemeine Entwicklng in der Politik widerspiegeln. SPD und Grüne werden mehr und mehr zu gleichgroßen und gleichberechtigten Partnern. Wer jung und links ist, wird bei den Grünen mitmachen. Ich hoffe, daß wir eines Tages die "Grünen" der CDU werden. Ansonsten glaube ich, daß in Dietzenbach auch mit wechselnden Mehrheiten gute Sachpolitik möglich ist. Personalentscheidungen stehen erst 1995 an, wenn der Erste Stadtrat neu gekürt werden muß und die Direktwahl des Bürgermeisters ansteht. Mal abwarten, wie sich die Zusammenarbeit zwischen CDU und BfD-FWG entwickelt. Dann will ich nicht ausschließen, daß wir die Wahl des von ihnen vorgeschlagenen Kandidaten für einen Ersten Stadtrat mitragen können. Allerdings werden wir die Meßlatte hochsetzen.

FR:Wie schätzen Sie die BfD-FWG ein?

WRZESNIOK: Am Wahlkampfstil dieser FWG hat mir einiges nicht gepaßt. Besonders im Zusammenhang mit der Diskussion um das Wandbild zur "Entdeckung und Eroberung von Amerika" haben die Freien Wähler viel polemisiert. Die Aussagen zum Thema "Ausländer" haben der ÖDP nicht gefallen. Bei einem Ausländeranteil von etwa 28 Prozent in Dietzenbach darf man die Ausländer nicht ausgrenzen. Sie muß man einbeziehen. Da ist eine großer Unterschied zwischen BfD-FWG und ÖDP. Der Wahlerfolg der BfD-FWG wird sich in vier Jahren nicht wiederholen.

Raketen in Kasseler Wohnhaus

KASSEL, 17. März (lhe). In einem Kasseler Wohnhaus sind vier Luft-Boden- Raketen sowjetischer Bauart sowie knapp 13 000 Schuß Munition sichergestellt worden. (Bericht Hessenseite)

Wurde auch Dioxin freigesetzt? Institut soll Rückstände bei der Hoechst AG analysieren

Eine Analyse des Fresenius-Instituts soll jetzt klären, ob und wieviel Dioxin am Montag morgen bei der Explosion der Mowiol-Anlage auf dem Gelände der Hoechst AG entstanden ist. Das teilte das hessische Umweltministerium jetzt zum Verfahren mit.

Fresenius habe auf Veranlassung des Ministeriums im Löschschlamm neben dem explodierten Förderband Proben entnommen, die Reste des Förderbands selbst sichergestellt und ebenso angeschmorte PVC-Platten analysiert. Die Ergebnisse der Untersuchung lägen voraussichtlich nach einer Woche vor und sollen dann sofort veröffentlicht werden, sagte Ministeriumssprecher Georg Dick.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte den Verdacht geäußert, daß die bei der Explosion angeschmorten PVC-Platten an der Fassade der Unglückshalle das Supergift Dioxin freigesetzt hätten. Nach Einschätzung des Umweltministeriums ist die Menge an verschmortem PVC jedoch nur gering, da der größte Teil der Verkleidungs-Platten bei der Explosion weggeschleudert worden sei.

Gleichwohl solle nach Dioxin und anderen Giftstoffen geforscht werden.

Nachdem Greenpeace-Mitglieder am Montag abend noch vergeblich versucht hatten, auf das Hoechst-Gelände zu gelangen, um Bodenproben zu entnehmen, zog die Umweltorganisation gestern ihren Meßwagen vom Tor der Hoechst AG wieder ab. "Da es geregnet hat, würden Bodenproben jetzt kein repräsentatives Ergebnis mehr bringen", sagte Greenpeace-Chemiker Manfred Krautter. Zudem seien mit der Erklärung des Umweltministeriums wichtige Forderungen der Umweltorganisation erfüllt.

Das Ministerium müsse jedoch daran erinnert werden, daß auch die angekündigte kritische Überprüfung des Störfall- Konzeptes der Unglücksanlage öffentlich gemacht werden müsse. Bei dieser Überprüfung soll geklärt werden, warum durch die Notabschaltung vorgelagerter Anlagen nach dem Explosionsunglück bei drei Reaktoren durch Überhitzung weitere Giftstoffe austraten und erneute Explosionsgefahr bestand.

Die Grünen im Hessischen Landtag und im Frankfurter Römer haben die Hoechst AG wegen ihres Verhaltens gegenüber Greenpeace kritisiert. Wer eine anerkannte Umweltorganisation wie Greenpeace nicht auf sein Gelände lasse, verstärke bei vielen Menschen das Gefühl, etwas vertuschen zu wollen, hieß es. Hoechst wollte nur "offizielle und neutrale" Institute wie den TÜV und Fresenius Proben nehmen zu lassen, deren Ergebnisse sollten dann aber veröffentlicht werden. Hoechst-Sprecher Ludwig Schönefeld sagte, die Firma behalte sich vor, rechtliche Schritte gegen jene Greenpeace-Mitglieder einzuleiten, die am Montag nach dem Eindringen auf das Werksgelände aufgegriffen worden waren. mat

Schüler geben Frühlingskonzert

KRONBERG. Chöre, Orchester und Solisten der Schulen im Hochtaunuskreis musizieren am heutigen Donnerstag, 18 und 20 Uhr, in der Stadthalle. Im ersten Teil ab 18 Uhr gastieren die Musiker der Schulen aus Neu-Anspach, Friedrichsdorf und Königstein.

Ab 20 Uhr folgen Schüler und Schülerinnen aus Usingen und Bad Homburg. Das Programm ist gemischt, geboten wird Klassisches, Jazz und Musical. Insgesamt wirken 400 Schüler und Schülerinnen mit. s

Wissenswertes über indianische Textiltechnik

KELKHEIM. Traditionelle indianische Textiltechniken können in der alten Schule erlernt werden. Das Spektrum reicht vom Bändchenweben der peruanischen Hochlandindianer über Mola-Applikationen der panamaischen Cunaiindianer bis zu der Seminol-Patchwork- Technik der Seminolindianer aus Florida.

Der Workshop ist heute von 18 bis 21 Uhr, Samstag von 10 bis 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 14 Uhr. Infos unter Tel. 0 61 92 / 2 60 08 und 0 69 / 30 73 81. dia

Römer-SPD wählt Dürr wieder

Mit 30 von 32 Stimmen ist Günter Dürr, der Fraktionsvorsitzende der Rathaus-SPD, wiedergewählt geworden. Stellvertreter wurden erwatungsgemäß - die FR berichtete gestern über die Personalentscheidungen im Römer - die Stadtverordneten Isa Peterson und Klaus Sturmfels.

Franz Frey, der Geschäftsführer der SPD-Fraktion, wertete das fast einstimmige Ergebnis für Dürr als ein Zeichen der Geschlossenheit und als gute Voraussetzung für die am Wochenende beginnenden Koalitionsverhandlungen mit den Grünen. cg

Entlang des Bahndamms wird's nachts laut

HÖCHST / SINDLINGEN. Wer in der Nähe von Bahndämmen wohnt, der sollte noch bis Freitag nicht vor Schreck aus dem Bett fallen, wenn ihn lautes Tuten zwischen 20 und 6 Uhr plötzlich weckt: Arbeiter des Staatsunternehmens stutzen in Höchst und Sindlingen Büsche und Sträucher an den Gleisen. Damit sie vor herannahenden Zügen gewarnt werden können, setzt die Bahn die "lautschallenden Mehrklanghörner" ein.

Fliegende Funken entlang der Strekken sind ebenfalls ungefährlich. Mit großen Flex-Maschinen schleifen die Beamten Rost von den Schienen. Brandgefahr besteht laut Bundesbahn nicht. gre

Ursachen für Explosion noch immer unbekannt

Die Ursachen der Explosion in der Mowiol-Anlage der Hoechst AG sind weiter unklar.

Der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, berichtete, das Landeskriminalamt und die Frankfurter Kriminalpolizei versuchten immer noch zu ermitteln, ob und wie möglicherweise ein Funke entstanden sei, der das Methanol-Luftgemisch in der Anlage entzündet hat.

Der Überlebende der beiden Hoechst- Beschäftigten, die zum Zeitpunkt der Explosion an der Anlage arbeiteten, befinde sich zwar auf dem Weg der Besserung, sei aber noch nicht vernommen worden. Berichte, nach denen ein Bedienungsfehler zu dem Unglück geführt habe, bezeichnete der Sprecher der Frankfurter Ermittlungsbehörden als "reine Spekulation". Auch für mögliche Sabotage - die in Gerüchten immer wieder als Grund der Störfall-Serie genannt werde - gebe es "überhaupt keinen Hinweis".

Unterdessen hat der Betriebsratsvorsitzende von Hoechst, Rolf Brand, erneut die Mitarbeiter des Chemiekonzerns in Schutz genommen. In den sicherheitsrelevanten Bereichen arbeiteten nur ausgebildete Kräfte und keine Leiharbeiter von Fremdfirmen.

Auch habe es keinerlei Personaleinsparungen an der explodierten Anlage gegeben - Brand betonte: "Die Schichten waren voll besetzt." Die Anlage habe zudem seit 23 Jahren ohne jeden Zwischenfall gearbeitet. mat

Heute im Lokalsport

&blt; Der Fußball-Landesligist SG Höchst plant das Oberliga-Comeback. Von Ex-Profi Peukert bis zum Talent Crolly - Trainer Schroda hat eine neue Einheit geformt.

&blt; Für den Frankfurter Rennfahrer Kurt Anders beginnt auf dem Nürburgring eine neuen Saison, in der er

&blt; Frustrierende Siege - Warum die Mädchen aus Großauheim nicht mehr mit den Mädchen vom FSV Frankfurt

(Berichte und Glosse Seite 28)

Sindlinger SPD gibt Informationen zu Hoechst

Der Titel der Veranstaltung wurde offenbar vor dem jüngsten Störfall der Hoechst AG formuliert: "Damit Schwanheim bei uns nicht passiert" ist das Thema, unter dem der SPD-Ortsverein Sindlingen für Freitag, 19. März, zur Podiumsdiskussion einlädt. Ab 19.30 Uhr soll in der evangelischen Kirchengemeinde "Arche" (Hugo-Kallenbach-Straße) mit Fachleuten aus Medizin und Umweltschutz sowie mit Vertretern der Hoechst AG und Politikern über Forderungen und Ängste gesprochen werden. Die Veranstaltung soll mehr Informationen darüber bringen, welchem Risiko die Bevölkerung ausgesetzt ist. mat

BBU fordert externe Kontrollen bei Hoechst

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat die Haltung der IG Chemie und des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) kritisiert, die sich gegen mehr Kontrollen von Staat und Sachverständigen-Organisationen bei Chemiebetrieben ausgesprochen hatten. Durch diese Haltung würden alle behördlichen Sicherheitsexperten brüskiert sowie Gefahren für die Bevölkerung verharmlost und heruntergespielt, meint BBU- Vorstandssprecher Eberhard Bernhard.

Der BBU fordert von Bund und Ländern eine umfassende Sicherheitsüberprüfung aller Anlagen der Hoechst AG, zu der neben Fachleuten aus den Ämtern auch Organisationen wie der TÜV herangezogen werden sollten. mat (Siehe auch: "Ursachen für Explosion . . . " und "Wurde auch Dioxin . . . " unten)

Donnerstag, 18. März

Literatur / Lesungen Hessisches Literaturbüro im Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: 20 Uhr, Autorenlesung Ralf Rothmann - "Stier".

Büchergilde Gutenberg, BfG-Hochhaus, Theaterplatz 2: 20 Uhr, Autorenlesung Valentin Senger - "Die Buchsweilers".

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Vortrag im Rahmen der Reihe "Am Anfang war das Wort": "Walter Benjamin als Bibliothekar".

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Autorenlesung Ludwig Lugmeier - "Wo der Hund begraben ist". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte den Seiten 32 und 33 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung "Werke und Räume".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Vortrag "Frauen und Mafia".

Verein für Geschichte und Landeskunde: 19.30 Uhr, Lichtbilder-Vortrag "Bauten der Hygiene im Wilhelminischen Frankfurt"; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.

Frankfurter Juristische Gesellschaft: 18 Uhr, Vortrag "Wahrheitsfindung und Menschenwürde"; Frankfurter Hypothekenbank, Plenarsaal, Große Gallusstr. 2 a.

Deutscher evangelischer Frauenbund: 15.30 Uhr, Vortrag "Die Frauenbewegung nach dem Ersten Weltkrieg"; Dominikanerkloster, Kurt- Schumacher-Str. 23.

Stadtwerke, Hauptwache-Passage: 17 Uhr, Vortrag "Was gibt's Neues auf dem Gerätemarkt?".Sonstiges Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Lstr. 233: 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.

Café Rosa L., Windeckstr. 62: 20 Uhr, Live- Musik, Band "third man lost".

City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg.

Männerzentrum, Neuhofstr. 41: 20 Uhr, Männerforum zu heiklem Thema.

Katholische Studenten-Gemeinde, KSG, Koselstr. 15: 19 Uhr, KSG, "In Frankfurt er-leben". Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstr. 3, Tel. 7 89 16 11; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Str. 1, Tel. 39 66 41; Feuerbach- Apotheke, Westendstr. 42, Tel. 72 10 32; Ried- Apotheke, Bergen-Enkheim, Triebstr. 20, Tel. 0 61 09 / 3 55 55; Ronneburg-Apotheke, Preungesheim, Kreuzstr. 7, Tel. 54 58 33; Rotlint-Apotheke, Rotlintstr. 80, Tel. 45 40 46; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schwarzbach-Apotheke, Schwanheim, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Hochhaus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Gutmann, Alt-Fechenheim 51, Ffm. 61, Tel. 42 12 14.

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Rausgerutscht

Natürlich ist mir die Sache wahnsinnig peinlich. Ich lehne sowas ab im Straßenverkehr. Wahrscheinlich läßt sich der Konflikt mit der Statistik erklären, weil jetzt - wetterbedingt - die Fahrradfahrer in Massen aus ihren Löchern kommen. Und damit fängt der Ärger ja gewöhnlich an.

Nur: Ich bin nicht gerade aus meinem Loch gekommen, sondern fast den ganzen Winter über die Bockenheimer Landstraße entlanggestrampelt, und es ging eigentlich ganz gut. Dank der Abweiser am Randstreifen hat sich die Belästigung durch Radweg-Parker beträchtlich verringert. Gestern fädelte sich nun einer ganz geschickt an einer Einfahrt (wo keine Abweiser angebracht sind) ein, so zehn Meter vor mir, und brachte sein Auto blitzsauber auf dem Radler- Streifen zum Stehen.

Meine Vollbremsung reichte völlig aus, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Da ist es mir dann ziemlich laut rausgerutscht, was mir so peinlich ist, weil es wirklich nicht in den Straßenverkehr gehört. "Vollidiot", hab ich gebrüllt. Ihr Bastian

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16

.5

ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 20.00 Uhr: Wilde Nächte.

BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 14.00, 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; 17.45, 20.00 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 23.00 Uhr: Atlantis; 23.00 Uhr: Die Cannes- Rolle '92 (Erstauff.); 13.30, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.

BETA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45 Uhr: Der Fall Barschel; 18.00, 20.30 Uhr: Orlando.

CINEMA - Telefon 28 29 33 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.45 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.

ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 20.00 Uhr: Malcolm X.

ELITE - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.

ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.

ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 11.00, 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Jimmy Hoffa.

ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.

EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.45 Uhr: Sommersby.

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p.m.: Sommersby (orig. Engl. version).

EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 18.30 Uhr: Töchter zweier Welten v. S. Berrakkarasu; 20.30 Uhr: Dügün - Die Heirat v. J. Elci (OmU).

(GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.15, 20.30 Uhr: Leolo.

HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Wilde Nächte; 16.00 Uhr: Das doppelte Lottchen (o. Altersbeschr.); 17.30, 20.15 Uhr: Jimmy Hoffa; 23.00 Uhr: Romper Stomper (ab 18 J.)

JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Bodyguard (ab 12 J.) - (ZOO) Samstag 14.00 u. 16.30 Uhr, Sonntag 14.00 u. 16.30 Uhr; (NWZ) Sonntag, 11.00, 14.00 u. 16.30 Uhr; (HDJ) Freitag 16.00 Uhr - (Mo. bis Do. keine Vorstellung)

KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 16.30 Uhr: Porträt: Gregory Peck. William Wyler: The Big Country; USA 1958, OF. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Humphrey Jennings: Words for Battle, Großbritannien 1941, OF. - 20.15 Uhr: Dokumentarfilm in der Diskussion. Fritz Baumann: Al oud. Das Holz, Deutschland 1991 / Anschließend Diskussion mit dem Filmemacher in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm.

MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Die Nacht ist jung von M. Piccoli; 19.45 Uhr: Die Equilibristen (Seiltänzer) von M. Piccoli (OmU); 22.00 Uhr: Warnung vor einer heiligen Nutte v. R. W. Fassbinder.

OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.30, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit.

ROYAL - Telefon 28 95 20 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Sommersby.

TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.

TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sniper - Der Scharfschütze.

TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der Außenseiter.

TURM 4 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.

STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 18.15, 21.15 Uhr: Der Duft der Frauen.

TURM 6 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.

TURM 7 - 15.00, 18.15, 21.30 Uhr: Scent of Woman (orig. English version).

ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 18.00, 20.30 Uhr: Dracula.

ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kein Pardon.

ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.

ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.

AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Sniper; 22.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman; 22.30 Uhr: Bodyguard.

Der Handball-Weltmeister fertigte den Emporkömmling ab Erste Niederlage war kein Grund für depressive Stimmung 45 Minuten gut mitgehalten / Solide Abwehrleistung / Mangelhafte Angriffsversuche / Schweden - Deutschland 24:16 (9:7)

"Die Handball-Bäume wachsen nicht in den Himmel", hatte Bundestrainer Armin Emrich nach dem Sieg gegen Island gewarnt. Daß er so deutlich bestätigt werden würde, hatte er allerdings selbst auch nicht erwartet. 24:16 (9:7) fertigte Gastgeber und Titelverteidiger Schweden den Emporkömmling dieser WM ab. Dabei fiel das Ergebnis aber so deutlich nur aus, weil bei der deutschen Mannschaft nach 45 Minuten der Faden riß und sie nach weiteren fünf Minuten resignierte. Zu stark stand die schwedische Abwehr und zu gut liefen ihre Tempogegenstöße, als daß das DHB-Team sie in dieser Phase noch hätte gefährden können.

Zwar verließ die deutsche Mannschaft offensichtlich deprimiert den mit 10 200 Zuschauern besetzten "Globen", Grund dazu hatte sie aber bis auf den Einbruch Mitte der zweiten Hälfte nicht. Im Gegenteil: trotz einiger unglücklicher Aktionen dominierte die wieder ausgesprochen starke Abwehr in der ersten Hälfte das Spiel des Weltmeisters. Träge und bisweilen geradezu hilflos wirkten die Aktionen der Schweden. Ganz ähnlich sah allerdings das Angriffsspiel der deutschen Mannschaft aus, zumal ihre Spieler auch etwas ängstlich wirkten. Einzig Karsten Kohlhaas, mit vier Toren auch der erfolgreichste Werfer im DHB-Team, probierte immer wieder etwas, wenn das deutsche Angriffsspiel vollends zu versanden drohte. Kohlhaas' Tore, die herausragenden Paraden des in der zweiten Hälfte ausgewechselten Torhüters Andreas Thiel und die insgesamt wieder sehr solide Abwehrleistung führten zu einem knappen 7:9- Pausenrückstand.

"Wir waren etwas unruhig vor dem Spiel, wegen der guten Leistungen der Deutschen", gab Staffan Olsson (3) nach der Partie zu, und direkt nach der Pause sah es auch so aus, als habe der Weltmeister allen Grund dazu gehabt. Volker Zerbe (3) verkürzte den Rückstand auf ein Tor, aber innerhalb von fünf Minuten bauten die Schweden ihn wieder auf vier Tore aus - vor allem dank einiger Ballverluste der deutschen Mannschaft. Das Angriffsspiel kam nun fast völlig zum Erliegen, da die beiden Außenspieler Bernd Roos (ein Tor in der vorletzten Minute) und der beim Aufwärmen leicht angeschlagene Jean Baruth (3) offensiv gedeckt wurden und kaum einmal in vernünftige Wurfpositionen kamen.

Ein weiterer Schwachpunkt in der DHB-Mannschaft war der Lemgoer Volker Mudrow. Er wirkte in seinen handballerischen Möglichkeiten stark eingeschränkt, strahlte keinerlei Torgefährlichkeit aus und leistete sich haarsträubende Ballverluste. Erstaunlicherweise brachte der Bundestrainer - abgesehen von den ersten Minuten des Spiels - nicht Mike Fuhrig auf der Mittelposition, sondern ließ Mudrow fast das gesamte Spiel durchstehen. Zwischenzeitlich agierte sogar ein Rückraum mit Mudrow, Jörg Kunze (2/2) und Klaus-Dieter Petersen, der in dieser Zusammensetzung bestenfalls auf Zufallstreffer hoffen kann.

Zwischen der 44. und der 57. Minute blieb Emrichs Mannschaft sogar ohne jeden Torerfolg, während die Schweden von 13:15 auf 13:23 davonzogen. Aus dieser Phase rührte auch die deprimierte Stimmung in der deutschen Mannschaft, die aber dennoch allen Grund zur Zufriedenheit hat: Die Qualifikation für die WM in Island ist gesichert, bei einem Sieg am heutigen Donnerstag gegen Ungarn spielt sie sogar um Platz 5, was das beste Ergebnis seit dem Titelgewinn 1978 wäre.

Christian Schwarzer (3) gab sich denn auch berechtigt kämpferisch: "Abhaken und morgen gewinnen." Glücklich waren dagegen die Schweden vor der entscheidenden Partie gegen Rußland um den Einzug ins Finale. "Wir können wieder Handball spielen", meinte der neben Magnus Andersson (9/6), der einen Daumenbruch erlitt, überragende Wislander (3).

ARND FESTERLING, z. Z. Stockholm

Ergebnisse

HANDBALL WELTMEISTERSCHAFT in Schweden, Hauptrunde, Gruppe II in Stockholm, 2. Spieltag: Deutschland - Schweden/TV 16:24 (7:9).

1. Schweden 4 4 0 0 88:71 8:0 2. Rußland 4 3 1 0 101:78 7:1 3. Deutschland 4 1 2 1 78:79 4:4 4. Dänemark 4 1 1 2 80:90 3:5 5. Island 4 1 0 3 76:92 2:6 6. Ungarn 4 0 0 4 83:95 0:8 Der nächste Spieltag, Donnerstag, 18. März: Ungarn - Deutschland (16.00 Uhr), Island - Dänemark (18.00), Schweden - Rußland.

Kinder kamen ganz schnell in die DDR-Heime

"Wir alle in der DDR waren schwer erziehbar und hätten umerzogen werden müssen." Mit diesen Worten kommentierte der Berliner Lehrer Martin Hannemann einstige DDR-Richtlinien zur Einweisung angeblich schwer erziehbarer Kinder in sogenannte Spezial-Kinderheime. 38 dieser Heime mit 3800 Plätzen hat es in der DDR gegeben, berichtete Hannemann am Dienstag abend der Enquete-Kommission des Bundestages zur "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland", die in der Aula der Martin-Luther-Universität in Halle tagte. Zum Ende der DDR und der SED- Herrschaft hatte Hannemann als Vertreter der "Vereinigten Linken" am "Runden Tisch" in Berlin sich besonders um diese Heime gekümmert.

Als "schwer erziehbar galten danach Kinder mit "Persönlichkeitsdeformierungen", die sich in einem individuellen Konflikt zwischen dem einzelnen und "gesellschaftlichen Forderungen" äußerte. "Negativ eingeschätzte politisch- ideologische Positionen", "negative Einstellung zum Lernen und zur Arbeit", "Rechtsverletzungen" konnten zehn- bis 14jährige Jungen in die Heime bringen, in denen sie dann "umerzogen" werden sollten. Mit der "Umerziehung" sollte "die Persönlichkeitsstruktur normalisiert", die Motivations- und Einstellungsstruktur verändert" werden, sagte Hannemann den Abgeordneten.

Über die Einweisung entschieden damals allein staatliche Stellen; denn das Primat der Erziehung lag beim Staat. In der Regel habe die Schule entschieden, ob ein Kind - meist waren es Jungen - in ein solches Heim eingewiesen wurde. Zwar habe man die Jugendhilfe zu Rate gezogen, diese habe aber meist dem Ansinnen der Schule zugestimmt. Eine gerichtliche Nachprüfung habe es nicht gegeben; Eltern hätten die Entscheidung nicht beeinflussen können. Viele Einweisungen seien willkürlich erfolgt.

Auch wenn einzuräumen sei, daß sich bei manchen Kindern die persönliche Lage nach der Einweisung verbesserte (sie kamen aus katastrophalen Familienverhältnissen), gebe es auch ganz andere Fälle von Einweisungen, sagte Hannemann. Als Beispiel nannte er einen Zehnjährigen, der aufgrund der Unachtsamkeit einer Lehrerin nach einem Wandertag krank wurde und später dem Klassenstoff nicht habe folgen können. Die Lehrerin habe daraufhin die Einweisung ins Heim betrieben.

In den Heimen sei, völlig unbeobachtet von außen, die "Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit" (offizielles DDR-Erziehungsziel und Thema der Kommissionstagung) mit militärischem Drill vorgenommen worden. Besonderen Wert habe man auf "Bettenbau", Schrankbau und "Päckchenbau" gelegt. In den Heimen habe ein strenges Regime zur Disziplinierung geherrscht. "Anpassungsleistungen" der Kinder galten als besonderer Erfolg "sozialistischer Pädagogik". Gewalt sei ständiger Bestandteil der Erziehung gewesen. Befragte Kinder hätten von "Kopfnüssen", Ohrfeigen und häufigen Schlägen mit dem Lineal berichtet. Bei "Beschädigungen sozialistischen Eigentums" etwa seien sie für Tage in Isolationszellen gekommen. Ärzte hätten dann jeweils bestätigt, daß gegen solche erzieherische Maßnahme kein Einwand bestehe. Es habe sogar eine eigene Isolationsordnung gegeben.

Einziger Kontakt zur Außenwelt sei der zweimal jährlich zugelassene Besuch der Eltern gewesen. Unter Aufsicht durften die Kinder Briefe schreiben und, "wenn sie artig waren", auch Briefe der Eltern lesen, sagte Hannemann. Die Mehrzahl der Erzieher aus solchen Heimen übe auch heute erzieherische Tätigkeiten aus. Der Berliner Lehrer setzte sich vor der Bundestagskommission dafür ein, Menschen, die durch diese Heime gegangen seien, "heute ein klein bißchen Gerechtigkeit" widerfahren zu lassen.

KARL-HEINZ BAUM (Berlin)

Polizei klagt über Mißtrauen "Gesetze gegen organisierte Kriminalität reichen nicht aus"

vs DÜSSELDORF, 17. März. Das im Juli 1992 vom Bundestag verabschiedete Gesetz zur Bekämpfung des Rauschgifthandels und anderer Formen der organisierten Kriminalität reichen nach Auffassung des Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, längst nicht aus, um "italienische Zustände" in Deutschland auf Dauer zu verhindern. Auf einem von der Düsseldorfer SPD- Landtagsfraktion veranstalteten Forum über die organisierte Kriminalität beklagte Zachert, daß der deutschen Polizei von weiten Kreisen der Bevölkerung und selbst vielen Politikern "nach wie vor Mißtrauen entgegengebracht" und ihr deshalb dringend erforderliche zusätzliche Kompetenzen verweigert würden. Ohne solche zusätzlichen, bisher vom Gesetzgeber verbotenen Arbeitsmöglichkeiten wie den "großen Lauschangriff" oder das Recht zu Ermittlungen ohne den begründeten Verdacht von offenkundigen Straftaten werde sich "die schleichende Aushöhlung unserer Gesellschaft durch die organisierte Kriminalität nahezu ungehindert fortsetzen", klagte Zachert vor über 400 Richtern, Polizisten und Staatsanwälten im Düsseldorfer Landtag.

Daß auch die Bundesrepublik längst zum Betätigungsfeld krimineller Banden geworden ist, belegte Innenminister Herbert Schnoor mit einigen Zahlen aus dem jüngsten Lagebericht des Landeskriminalamtes: Danach wurden 1992 von der Polizei auf dem Gebiet der organisierten Kriminalität 114 Verfahren eingeleitet, in denen es um über 11 000 verschiedene Straftaten ging. 1800 dieser Straftaten wurden nach den Ermittlungen der Polizei von 417 Frauen und Männern "im Amt" verübt, also von Beamten und Angestellten in Behörden. Schnoor ließ in diesem Zusammenhang erkennen, daß seine Einwände gegen den "großen Lauschangriff" schwächer werden. Er begründete dies auch mit der Mitteilung des Landeskriminalamtes, daß im vergangenen Jahr 32 Verfahren gegen Verdächtige aus dem Bereich der organisierten Kriminalität scheiterten, weil die Wohn- und Arbeitsräume sowie Bordelle nicht belauscht werden konnten, obwohl dies technisch möglich gewesen wäre.

E-FuSS

FUSSBALL EUROPAPOKAL, Landesmeister, 4. Spieltag, Gruppe A: Olympique Marseille - ZSKA Moskau 6:0 (3:0); Glasgow Rangers - FC Brügge 2:1 (1:0)

1. Olympique Marseille 4 2 2 0 12:3 6:2 2. Glasgow Rangers 4 2 2 0 6:4 6:2 3. FC Brügge 4 1 1 2 3:6 3:5 4. ZSKA Moskau 4 0 1 3 1:9 1:7 Die nächsten Spiele: 7. April: ZSKA Moskau - FC Brügge, Olympique Marseille - Glasgow Rangers.

Gruppe B: IFK Göteborg - PSV Eindhoven 3:0 (2:0); AC Mailand - FC Porto 1:0 (1:0)

1. AC Mailand 4 4 0 0 8:1 8:0 2. IFK Göteborg 4 3 0 1 7:5 6:2 3. FC Porto 4 0 1 3 2:5 1:7 4. PSV Eindhoven 4 0 1 3 4:10 1:7 Die nächsten Spiele: 7. April: PSV Eindhoven - FC Porto, IFK Göteborg - AC Mailand.

Überstundenrekord in den USA

WASHINGTON, 18. März (AP). Einen Überstundenrekord bei neun Millionen Arbeitslosen hat das US-Amt für Arbeitsstatistik gemeldet. Wie die Behörde am Mittwoch in Washington mitteilte, leistet jeder Fabrikarbeiter durchschnittlich 4,2 Überstunden die Woche. Dies sei der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen in den 50er Jahren. Die Wochenarbeitszeit - nominell 40 Stunden - sei statistisch in den vergangenen fünf Monaten um 24 und im Februar allein um 12 Minuten länger geworden. "Wenn wir die Überstunden auf den Stand von 1982 herunterbringen könnten, würden wir ohne Belastung des Bundeshaushalts drei Millionen Arbeitsplätze schaffen", erklärte John Zalusky, ein Mitarbeiter des Amts. Nach seinen Angaben leisten viele Arbeiter gegen ihren Willen die Überstunden.

UN-Appell an somalische Kriegsparteien

NEW YORK, 18. März (AP). UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali hat die somalischen Bürgerkriegsparteien aufgefordert, ihre Friedenskonferenz in Addis Abeba ungeachtet der Kämpfe in der Hafenstadt Kismayo fortzusetzen. Die Teilnehmer sollten sich von "bedauerlichen Zwischenfällen" wie am Dienstag nicht von einer Friedenslösung für ihr Land abbringen lassen, sagte Ghali. Einer der einflußreichsten Clanführer, Mohammed Farrah Aidid, hatte am Mittwoch die Friedensgespräche verlassen, nachdem der Sieg eines Widersachers, Mohammed Said Hirsi, über seinen Verbündeten Omar Dschess in Kismayo bekannt wurde. In die südsomalische Stadt sollen wieder US-Truppen einrücken.

Ende einer Räuberkarriere

Der letzte Überlebende der legendären Bande von Bonnie und Clyde, die in den 30er Jahren in den USA große Berühmtheit erlangte, ist im Alter von 82 Jahren an Krebs gestorben. Ralph Smith Fults, der seine Verbrecherkarriere mit 14 Jahren mit dem Stehlen von Süßigkeiten begann, wurde zwei Tage nach seinem Tod am Mittwoch in Dallas beigesetzt. Wegen Einbruchs war Fults in jungen Jahren in Texas zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Er konnte fliehen, wurde wieder gefaßt und traf dann im Gefängnis Clyde Barrow.

Beide wurden 1932 begnadigt. In Freiheit lernten sie dann Bonnie Parker kennen, mit der sie Banken, Tankstellen und die Lohngeldtransporte von Ölfirmen überfielen. Bonnie und Clyde wurden dann am 23. Mai 1934 von der Polizei in Bienville Parish im US-Staat Louisiana erschossen. Fults wurde 1935 in Mississippi zu neun Jahren Gefängnis verurteilt und später sowohl dort als auch in Texas begnadigt. Von 1964 bis 1984 arbeitete er als Wachmann im baptistischen Kinderheim in Dallas. Den jungen Menschen erzählte er oft von seiner Bekehrung zum Christentum, und er riet ihnen, sie sollten sich vom Verbrechen fernhalten. (AP)

Kolumbien erfüllt Bedingungen Escobars

BOGOTÁ, 18. März (AP). Die kolumbianischen Strafverfolgungsbehörden haben die Bedingungen akzeptiert, die der flüchtige Rauschgiftbaron Pablo Escobar für seine Aufgabe gestellt hat. Generalstaatsanwalt Gustavo de Greiff teilte am Mittwoch in Bogotá mit, daß Escobar unter anderem Schutz für seine Familie verlangt habe. Des weiteren wolle er dreimal die Woche mit seiner Familie telefonieren können. Escobar bestehe auf einer eigenen Küche im Gefängnis, damit er sich sicher vor Vergiftungsversuchen fühlen könne. Erzbischof Dario Castrillon, der als Vermittler tätig war, sagte, nach seiner Einschätzung werde sich Escobar in Kürze stellen.

. . . und außerdem Massaker führte zum Tag gegen Rassismus

Die Skinheads fackeln nicht lange, als sie den jungen Ausländer an der Straßenecke sehen. Ein Messer wird gezückt und die Verfolgung aufgenommen. Der Mann rennt um sein Leben. Sein weiteres Schicksal bleibt dem Beobachter verborgen. "Einige hauen drauf, manche laufen weg, viele schauen zu", wird dazu mitgeteilt. Daß möglichst viele Menschen zuschauen, wenn der kurze Filmspot in den Kinos läuft, hoffen der Verband der Initiativen in der Ausländerarbeit (VIA), das Diakonische Werk Bayern und der Ausländerbeirat Nürnberg. Sie haben den Streifen als Beitrag zum Antirassismustag der Vereinten Nationen am kommenden Sonntag gedreht.

1966 wurde der 21. März als "Internationaler Tag zur Beseitigung von Rassendiskriminierung", wie er offiziell heißt, von der Generalversammlung der UN ausgerufen und 1967 erstmals begangen. Anlaß für die Entscheidung des größten Gremiums der Vereinten Nationen war das Massaker von Sharpeville sechs Jahre zuvor. Am 21. März 1960 hatte der Pan African Congress (PAC) in Sharpeville und anderen Orten Südafrikas zu friedlichen Protesten gegen die Paßbestimmungen der Apartheidgesetzgebung aufgerufen. In der knapp 50 000 Einwohner zählenden Wohnstadt in der Provinz Transvaal endete der Protest in einem Blutbad: Rund 300 weiße Polizisten schossen auf die 5000 Demonstranten und töteten dabei 69 Menschen. Das Massaker führte zum Verbot des PAC und des African National Congress (ANC) sowie zum Austritt Südafrikas aus dem britischen Commonwealth.

Seit der Ausrufung durch die UN wird der 21. März nach Auskunft von Walter Koisser, dem Leiter der deutschen Vertretung des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen in Bonn, in vielen Mitgliedstaaten als Gedenktag begangen. Die Menschen sollten sich hier des Massakers von Sharpeville, aber auch allgemein der Gewalt rassistischer Regime erinnern und ihre Solidarität mit den Opfern zum Ausdruck bringen, sagt er. Wenig hält Koisser davon, am Antirassismustag eine Verbindung zu den Übergriffen auf Ausländer in Deutschland oder zur aktuellen Asyldiskussion zu schlagen. "Man sollte den Tag so lassen, wie er ist: ein Gedächtnistag", fordert er.

Flüchtlings- und Antirassismusinitiativen sehen das anders: Sie wollen den 21. März auch dazu nutzen, auf rassistische Gewalt in Deutschland aufmerksam zu machen und ihre ablehnende Haltung zur geplanten Neuregelung des Asylrechts "stärker auf die Straße zu bringen", wie ein Sprecher des Bonner Netzwerks Friedenskooperative ankündigt. Trotz der Bemühungen einzelner Gruppen und der Aktualität des Themas wird aber nach seiner Einschätzung der Antirassismustag am Sonntag wie auch in den vergangenen Jahren eher ein Schattendasein fristen. Größere Aktionen sind nicht geplant. In einigen Städten werde es Podiumsdiskussionen und Kulturveranstaltungen geben, teilt das Netzwerk mit.

Erst Mitte der 80er Jahre sei der Antirassismustag in der Bundesrepublik ansatzweise thematisiert worden, sagt Ralf- Erik Posselt, Sprecher der nordrhein- westfälischen Arbeitsgruppe SOS Rassismus. Von einer Verankerung könne man aber noch lange nicht reden. Eine gewisse Tradition hat der 21. März laut Posselt jedoch in Nordrhein-Westfalen entwikkelt. Bereits zum fünften Mal wird anläßlich des UN-Tages der Düsseldorfer Innenminister Herbert Schnoor (SPD) im Auftrag der Arbeitsgruppe Initiativen und Einzelpersonen mit dem "Goldenen Hammer zur Überwindung von Gewalt und Rassismus" auszeichnen. In der gemeinsamen Ankündigung für die Preisverleihung am Montag wird betont, Rassimus schlummere in jedem Menschen, jeder Gruppe und jeder Nation.

Darauf aufmerksam zu machen, ist auch das Ziel der bayerischen Filmemacher. Es gehe nicht nur darum, ausländerfeindliche Gewalttaten anzuprangern, sondern auch auf den alltäglichen Rassismus hinzuweisen, erklärt die Leiterin des Filmprojekts, Lisa Scholz. Sie hofft, daß den Kinobesuchern der Mund offen stehen bleibt, wenn sie zwischen Zigarettenreklame und Filmvorschau den 40-Sekunden-Spot zum Antirassismustag sehen.

FROBEN HOMBURGER (AP)

Riesen-Bakterie entdeckt

NEW YORK, 18. März (AP). Forscher haben einem Bericht des New Yorker Wissenschaftsmagazins Nature zufolge eine Bakterie entdeckt, die man mit dem bloßen Auge erkennen kann. In der Zeitschrift heißt es, der Mikroorganismus - mit dem Namen "Epulopiscium fishelsoni" - sei 0,05 Zentimeter groß und damit um mehr als eine Million größer als die üblichen Bakterien. Das Größenverhältnis sei etwa so wie zwischen einem Kriegsschiff und einer Kanone, schrieb der Wissenschaftler Norman Pace.

Die Bakterie wurde in einem Fisch entdeckt, den es im Roten Meer gibt. Der Mikroorganismus war Forschern bereits früher bekannt, war aber nicht als Bakterie eingeordnet worden.

Engholm soll Aussage erlauben CDU: Anwalt in Barschel-Affäre von Schweigepflicht entbinden

BONN, 18. März (AP). Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Rüttgers, hat den SPD-Vorsitzenden Björn Engholm aufgefordert, seinen Anwalt Peter Schulz von der Verschwiegenheitspflicht zu entbinden. Rüttgers sagte am Donnerstag in Bonn, der schleswig-holsteinische Ministerpräsident müsse dies unverzüglich nachholen, um einen Rest an Glaubwürdigkeit zu retten. Schulz hatte am 7. September 1987, eine Woche vor der Landtagswahl, an einem Treffen des heutigen schleswig-holsteinischen Sozialministers Günther Jansen, des damaligen Engholm-Pressereferenten Klaus Nilius und des Referenten des damaligen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, Reiner Pfeiffer, teilgenommen. Der Anwalt und frühere Hamburger SPD-Bürgermeister Schulz sagte laut Spiegel bei der Staatsanwaltschaft nichts über das Gespräch aus, weil er zur Verschwiegenheit verpflichtet sei.

Nilius hatte am Montag zugegeben, vor dem Untersuchungsausschuß zur Barschel-Intrige gegen Engholm gelogen zu haben. So habe er doch im Sommer 1987 Informationen von Pfeiffer an die Presse weitergegeben, um sie so für den damaligen SPD-Landtagswahlkampf zu nutzen.

Rüttgers meinte, es falle immer schwerer zu glauben, daß Engholm von den Aktivitäten seiner engsten Umgebung nichts gewußt habe. Es sei noch nicht klar, inwieweit Engholm selbst "im Kieler Treibsand" stecke, es stehe aber fest, daß er seinen "Laden nicht im Griff" habe.

Der ehemalige CDU-Obmann im Barschel-Untersuchungsausschuß, Trutz Graf Kerssenbrock, meinte, wer das persönliche Verhältnis von Engholm und Nilius zueinander kenne, für den sei es "vollkommen ausgeschlossen", daß Nilius eine so entscheidende Information seinem Chef vorenthalten habe. Kerssenbrock zeigte sich in Interviews überzeugt davon, daß Pfeiffer mit Engholms Wissen ein Doppelspiel getrieben habe..

Rudolf Dreßler, Vize-Chef der SPD- Bundestagsfraktion, sagte am Rande einer Fraktionssitzung in Berlin, die SPD werde nicht zulassen, daß die CDU aus dem Opfer Engholm einen Täter mache.

Natur trotzt der Ölpest Untersuchung ergibt "keine langfristigen Schäden" am Golf

NEW YORK, 18. März (AP). Das während des Golf-Kriegs 1991 in den Persischen Golf geströmte Öl hat Wissenschaftlern zufolge weniger Umweltschäden angerichtet als befürchtet. Die Forscher, die im Auftrag der UN, der USA und mehrerer Golfstaaten die Folgen untersuchten, erklärten jetzt in New York, langfristige Schäden für die Tier- und Pflanzenwelt seien nicht zu befürchten. Vor zwei Jahren waren mehr als eine Milliarde Liter Öl in das Gewässer geströmt, nachdem Iraks Staatschef Saddam Hussein Pipeline-Ventile öffnen ließ.

Ein Sprecher der UN-Behörde für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), Chidi Ibe, sagte: "Gemessen an der riesigen Menge, die in den Golf geströmt ist, und dem Ölregen über dem Meer als Folge der brennenden Ölquellen in Kuwait sind die Ergebnisse unserer Untersuchung fast lachhaft." Die Korallenriffs seien in gutem Zustand, heißt es in dem Bericht des Forschungsteams, das sich 1992 etwa 100 Tage lang in dem Gebiet aufgehalten hatte. Ebenso sei es bei Fischen und anderen Wassertieren.

Ibe sagte: "Die Küsten sind noch ein bißchen schmutzig." Man sei sich aber nicht einig darüber, ob es besser sei, sie zu säubern oder sie in ihrem jetzigen Zustand zu belassen. Es habe sich gezeigt, daß sich die Natur oft selbst regeneriere und Eingriffe eher schädlich seien.

Die Wissenschaftler schätzen, daß etwa die Hälfte des ausgelaufenen Öls verdunstet ist, rund eine Million Barrel Öl abgesaugt werden konnten und zwei bis drei Millionen Barrel die Küsten verschmutzte, vor allem in Saudi-Arabien. Aber selbst an sehr stark verdreckten Stränden kehre das Leben wieder zurück.

Strahlenschutz rangiert vor Strafverfolgung

WIESBADEN. Um der Gefahr, die durch den sprunghaft gestiegenen illegalen Atomhandel entstanden ist, besser begegnen zu können, hat die Landesregierung in einem Erlaß den Umgang mit sogenannten vagabundierenden Strahlenquellen neu geregelt.

Wie das Wiesbadener Umweltministerium mitteilte, wird mit der Anordnung dem Strahlenschutz Vorrang vor der Strafverfolgung eingeräumt. Nuklearexperten aus dem Umweltressort müßten fortan früh eingeschaltet werden.

"Primäres Interesse muß künftig sein, daß keine Gefahr für die Umwelt entsteht, selbst um den Preis, daß ein Täter entkommen kann", sagte Ministeriumssprecherin Renate Gunzenhauser. AP

Nichtraucher-Initiative fordert Schutz vor dem Passivrauchen Über 40 Abgeordnete wollen Antrag im Bundestag einbringen / Tabakqualm soll in Innenräumen eingegrenzt werden

STUTTGART, 18. März (AP). Der Entwurf für ein Gesetz zum Schutz der Nichtraucher vor Tabaksqualm am Arbeitsplatz, in öffentlichen Gebäuden und Gaststätten soll noch vor Pfingsten im Bundestag eingebracht werden. Die Nichtraucher-Initiative Deutschland (NID) stellte ihren Gesetzentwurf am Donnerstag in Stuttgart vor und teilte mit, 45 Abgeordnete aller Parteien hätten ihre Unterstützung für den interfraktionellen Antrag schriftlich zugesagt.

Vereinssprecher Ernst-Günther Krause sprach von einer "Minimallösung". Er lehnt sich an die seit November 1992 geltende Rechtslage in Frankreich an und schreibt kein generelles Rauchverbot vor. Vielmehr sollen Nichtraucher vor den Gefahren des Passivrauchens in Innenräumen geschützt werden - darunter an allen Arbeitsplätzen, in öffentlich zugänglichen Räumen, Verkehrsmitteln, Gaststätten sowie bei Veranstaltungen von Parteien und steuerbegünstigten Vereinen.

Der Entwurf sieht ferner vor, daß für Raucher besondere Räume oder abgegrenzte Bereiche eingerichtet werden können, in denen eine ausreichende Belüftung sichergestellt wird. Wer vorsätzlich oder fahrlässig gegen die Bestimmungen des Gesetzes verstößt, soll wegen Ordnungswidrigkeit mit Geldbußen zwischen 100 und 10 000 Mark bestraft werden können.

In der Begründung wiesen die Initiatoren auf die Schädlichkeit des Aktivrauchens hin, die in den alten Bundesländern jährlich mindestens 70 000 Menschen das Leben koste. Gefährdet seien aber auch die Passivraucher, die dem blauen Dunst vor allem in Innenräumen nicht ausweichen könnten. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsamtes stürben jährlich mindestens 400 Nichtraucher als Passivraucher an Lungenkrebs. Vereinssprecher Krause warf der Bundesregierung vor, aus Sorge um die Tabaksteuer untätig zu bleiben. Mindereinnahmen bei der Tabaksteuer würden jedoch wahrscheinlich von Einsparungen bei der Kranken- und der Rentenversicherung übertroffen.

Die als "Lufthansa-Kläger" bekanntgewordenen Stuttgarter Mark Binz und Martin Sorg haben ihren eigenen Angaben zufolge maßgeblich an dem Gesetzentwurf mitgewirkt. Der Rechtsanwalt und der Steuerberater hatten im November 1990 gegen die Fluggesellschaft geklagt, um diese zu einem uneingeschränkten Rauchverbot auf sämtlichen Inlandsflügen zu verpflichten. Die Klage war im März 1991 vom Landgericht Stuttgart, die Berufung im Februar 1992 vom Oberlandesgericht Stuttgart abgewiesen worden. Binz und Sorg hatten darauf Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, über die noch nicht entschieden ist.

Binz und Sorg teilten mit, sie könnten und wollten den Ausgang dieses Rechtsstreits nicht abwarten. Deshalb hätten sie im Dezember 1992 beim Landgericht Köln erneut Klage gegen die Lufthansa eingereicht. Sie wollen damit sicherstellen, daß sie am 30. April bei von ihnen gebuchten Flügen von Stuttgart nach Hamburg und zurück in der unmittelbaren Umgebung der ihnen zugewiesenen Sitzplätze keiner gesundheitsgefährdenden Konzentration von Schadstoffen durch Tabakrauch ausgesetzt werden. Die Lufthansa hatte mitgeteilt, sie könne eine solche Verpflichtung nicht anerkennen.

ROSEMARIE FUCHS, FDP-Abgeordnete im Landtag von Brandenburg, ist Ziel von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Frankfurt/Oder. Sie steht unter dem Verdacht, Stasiakten vernichtet zu haben. Das Nachrichtenmagazin Focus hatte unter Berufung auf ehemalige DDR-Bürgerrechtler geschrieben, Frau Fuchs sei als Auflöserin der Frankfurter Stasi-Zentrale an Aktenvernichtungen beteiligt gewesen. Der Justizsprecher sagte, es lägen bisher keine Hinweise auf eine Beteiligung von Frau Fuchs an derartigen Aktionen vor. Die FDP-Abgeordnete hatte die Vorwürfe als "Retourkutsche" der acht Bürgerrechtler bezeichnet, die vor dem Untersuchungsausschuß zur Aufklärung der Stasikontakte von Ministerpräsident Manfred Stolpe die Aussage verweigert hatten. Rosemarie Fuchs hatte als Auschußmitglied Zwangsmaßnahmen gegen die Bürgerrechtler beantragt. (AP)

Betriebsstörung in Tschernobyl

MOSKAU, 18. März (AP/Reuter). Wegen einer Betriebsstörung ist der dritte Reaktorblock des Unglücks-Atomkraftwerks von Tschernobyl am Donnerstag automatisch abgeschaltet worden. Das ukrainische Fernsehen berichtete, der Störfall, den eine Kommission untersuche, sei nach der Sieben-Punkte-Skala der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mit null eingestuft, erhöhte Radioaktivität sei nicht gemessen worden.

Einer von vier Reaktoren des russischen Atomkraftwerks bei Murmansk wurde ebenfalls nach einem Störfall am Donnerstag abgeschaltet. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax berichtete, trat an einem Sicherheitsventil der Anlage ein Defekt auf. Es sei keine Radioaktivität ausgetreten, hieß es. Auch hier wurde der Störfall in die unterste Stufe der IAEA-Rangliste eingestuft.

Führungswechsel im Weltbund

GENF, 18. März (AP). Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Gunnar Staalsett, wird sein Amt vorzeitig niederlegen. Der norwegische Theologe werde bereits am 1. November 1994, drei Jahre vor Ablauf seiner Amtszeit, zurücktreten, teilte ein Sprecher der Organisation am Donnerstag in Genf mit. Der 58jährige stand seit 1985 an der Spitze des Weltbundes, dem 106 Kirchen mit 55 Millionen Mitgliedern angehören. Ein Nachfolger soll bei der Versammlung des Weltbundes im Juni 1994 gewählt werden.

US-Soldaten verstrahlt?

BOSTON, 18. März (AP). Tausende US- amerikanischer Kriegsteilnehmer am Golf könnten von schwach radioaktivem Uran verstrahlt sein, wie die Umweltschutzorganisation National Toxics Campaign Fund am Mittwoch mitteilte. In einem Bericht für den Kongreß und das Weiße Haus hieß es, Ursache seien panzerbrechende Granaten, die mit dem Uran ummantelt seien. Von diesen wurden den Angaben zufolge 4300 von Flugzeugen und Panzern verschossen.

Eine Verstrahlung könnte die Erklärung für rätselhafte Beschwerden von Hunderten von Soldaten aus dem Golf- Krieg sein, erklärte die Organisation in Boston. Die US-Army hat dagegen bestritten, daß die Munition eine Gefahr für die Gesundheit der Soldaten darstelle. Die Strahlung des dafür verwendeten Urans sei sehr gering, sagte ein Sprecher. Uran ist eines der härtesten bekannten Metalle.

Nach Jugoslawien Visumzwang

BONN, 18. März (AP). Nach der Entscheidung Rest-Jugoslawiens, die Visapflicht für zahlreiche europäische Staaten einzuführen, benötigen Deutsche vom heutigen Freitag an einen Sichtvermerk für Serbien und Montenegro. Dies teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag in Bonn mit. Für einen Visaantrag, der bei der Botschaft oder den Konsulaten Rest- Jugoslawiens gestellt werden muß, werden zahlreiche Unterlagen benötigt. Neben dem Antrag selbst ist grundsätzlich die Bescheinigung über eine Krankenversicherung nötig, die in Jugoslawien gilt.

Bei privaten Besuchen müsse außerdem ein von jugoslawischen Behörden beglaubigtes Einladungsschreiben vorgelegt werden, bei Geschäftsreisen eine Einladung der jugoslawischen Firma sowie Angaben über die mitgeführten Geldsummen, teilte das Auswärtige Amt mit.

Rom hebt Baustopp nicht auf

ROM, 18. März (AP). Das italienische Parlament hat am Donnerstag einen Antrag abgelehnt, der die Baustopps für Projekte aufheben sollte, die im Zusammenhang mit den Bestechungsaffären in Verruf geraten sind. Die Regierung hatte dies in ihrem Amnestieplan vorgeschlagen, der eine "politische Lösung" der Korruptionsaffären herbeiführen sollte. Gegen die Regierungsvorlage zur Wiederaufnahme der Bauvorhaben stimmten 196 Mandatsträger, dafür 192. Auch zahlreiche Abgeordnete der vier Regierungs- Parteien votierten dagegen.

Das Parlament hob inzwischen die Immunität des früheren Gesundheitsministers Francesco De Lorenzo auf. Gegen den Liberalen laufen Untersuchungen wegen des Verdachts auf Stimmenkauf in seiner Heimatstadt Neapel.

FRANKFURT A. M. (FR). Auch der Aktienmarkt an der New Yorker Wallstreet reagierte am Donnerstag auf die Zinssenkung der Bundesbank und eröffnete höher. Der Dow-Jones-Index stieg in der ersten Stunde um 28,36 Punkte. Am Mittwoch war das Wallstreet-Barometer um 15,94 auf 3427,01 Zähler gefallen.

In Tokio kletterte der Nikkei-Index um 554,53 auf 18 727,90 Punkte.

World Trade Center zum Teil wieder offen

NEW YORK, 19. März (AP). Zwei Wochen früher als geplant ist am Donnerstag der eine der beiden Türme des World Trade Centers wieder teilweise geöffnet worden. Der New Yorker Gouverneur Mario Cuomo, selbst ein Mieter im 57. Stock, betrat als erster wieder das Gebäude, das nach einem Bombenanschlag vor drei Wochen geschlossen werden mußte. Cuomo erklärte, die Hochhäuser würden in Etappen wieder geöffnet, beginnend mit den oberen Etagen des zweiten Turms, der bei dem Anschlag und dem folgenden Feuer am wenigsten beschädigt wurde.

Britische Filme reüssieren in den USA

WASHINGTON. Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Während in Großbritannien einheimische Filme oft stiefmütterlich behandelt, avancieren sie in den USA zu Kassenschlagern. Für die "Oscar"-Verleihung Ende März erhielten britische Filme 18 Nominierungen. Neben "Wiedersehen in Howard's End" und "Enchanted April" wurde "The Crying Game" von Neil Jordan, der in Großbritannien (wie im übrigen auch in Deutschland) trotz guter Kritiken floppte, allein sechsmal nominiert.

Jordans Film hatte es 1992 nicht in die Top 20 der englischen Kinorangliste geschafft. Der amerikanische Sex-Thriller "Basic Instinct" erzielte dagegen das beste britische Einspielergebnis seit 12 Jahren. Den mangelnden Erfolg britischer Filme im eigenen Land erklären Experten mit fehlender Promotion. fr

US-Sekte heizt Diskussion um Waffenbesitz an

WASHINGTON, 18. März (dpa). Der Streit um den persönlichen Waffenbesitz - fast so alt wie die USA - ist durch den Stellungskrieg zwischen der Sekte Davidianer und der Polizei neu entfacht worden. Schon bevor im texanischen Waco die Sekte mit militärtauglichen Sturmgewehren Polizisten regelrecht abknallte, hat die Anti-Waffen-Bewegung Auftrieb erhalten. Der Bundesstaat Virginia hat im Februar den Kauf von Waffen eingeschränkt. Und auch Bill Clinton sprach sich - im Einklang mit öffentlichen Umfragen - für solche Schritte aus. Die Bilanz des individuellen Kleinkriegs in Amerika ist erschreckend: Etwa 25 000 Menschen kamen im vergangenen Jahr durch Handfeuerwaffen ums Leben, Waffengewalt ist die häufigste Todesursache bei männlichen Teenagern.

In Texas und Louisiana, wo der Besitz von Waffen in Wild-West-Tradition zur Grundausstattung des Haushalts gehört, hat die Zahl der Schußwaffen-Opfer die der Verkehrstoten überrundet. Die Zahl der Waffen in privater Hand wird auf rund 200 Millionen geschätzt.

Der mächtige Verband der Waffenbesitzer (National Rifle Association) mit seinen drei Millionen Mitgliedern hat bisher mit Erfolg alle Reformversuche auf nationaler oder einzelstaatlicher Ebene blockiert. Trotz einer fast millionenschweren Kampagne gelang es der vom Schauspieler Charlton Heston unterstützten Truppe jedoch nicht, zu verhindern, daß das traditionell konservative Virginia künftig nur noch den Kauf von einer Waffe im Monat gestattet. Zu sehr war der Bundesstaat, der als Waffenlieferant für die Ostküsten-Metropolen New York und Washington in Verruf geraten war, um sein Image besorgt.

So bescheiden die Initiative in nicht- amerikanischen Augen auch sein mag: In den Kongreß hat sie wieder Bewegung gebracht. Der Verkauf von Sturmgewehren soll beschränkt werden. Ein seit 1991 im Parlament auf Eis gelegtes Vorhaben, alle Waffenkäufer zumindest polizeilich überprüfen zu lassen, ist ebenfalls wieder auf dem Tisch.

Hauptargument der Waffen-Lobby bleibt, jeder anständige Amerikaner müsse sich gegen Verbrecher entsprechend wehren können. Verwiesen wird auf den zweiten Zusatz zur amerikanischen Verfassung, nach dem "das Recht der Menschen zum Besitz und Tragen von Waffen nicht berührt werden darf".

Dennoch scheint in der Öffentlichkeit das Klima für eine einschneidende Reform so günstig wie schon lange nicht mehr: "Amerika sollte damit beginnen, seinen Ruf abzuschütteln, eine weltweite Waffenkammer für Kriminelle zu sein", forderte die Washington Post jüngst.

Ozonloch bedroht Deutschland

HAMBURG, 18. März (dpa). Das Ozonloch bedroht nach Angaben des Präsidenten des Umweltbundesamtes, Heinrich von Lersner, auch Deutschland. Der Bild-Zeitung vom Donnerstag sagte Lersner: "Alle Maßnahmen, das Ozonloch abzuwenden, sind zu spät gekommen. Das FCKW-Verbot wird erst in einigen Jahren meßbar greifen." Lersner betonte, "die uns vorliegenden Meßwerte sind alarmierend". Bedroht seien "vor allem der Norden Deutschlands, Nordsee- und Ostseeküste, aber auch Hamburg, Berlin, Hannover. Nach Süden hin nimmt die Gefahr ab". Er warnte vor den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne und empfahl, sich nicht direkt der Sonne auszusetzen.

Neun Tote in Peking bei Explosion

PEKING, 18. März (dpa). Bei der Explosion einer Bombe, die als Altmetall zerlegt werden sollte, sind in der nordchinesischen Provinz Hebei neun Menschen umgekommen. Nach Presseberichten vom Donnerstag zerstörte die Explosion die Gießerei in Dingxing völlig. 80 Familien seien von der Explosion betroffen gewesen. Vier Arbeiter sowie fünf weitere Personen, die in der Nähe waren, als die etwa 200 Kilogramm schwere Bombe zerlegt werden sollte, kamen ums Leben.

Nordkorea zum Einlenken bereit?

TOKIO, 18. März (dpa). Das kommunistische Nordkorea hat am Mittwoch bei den Geheimgesprächen mit den USA in Peking angeblich eine Rückkehr in den Atomwaffensperrvertrag in Aussicht gestellt. Das meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag unter Berufung auf eine diplomatische Quelle in Peking. Über mögliche Bedingungen sei aber bislang nichts bekannt.

IOC sieht bei Bluttests noch schwarz Am Urin sollt ihr sie erkennen Auch in Lillehammer Dopinganalysen nach alter Manier

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat vorerst in einem Teilbereich des Kampfes gegen das Doping kapituliert. "Wir sind aus juristischen, medizinischen und ethischen Gründen nicht in der Lage, schon bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer Bluttests zur Dopingkontrolle einzuführen", erklärte Prinz Alexandre de Merode am Mittwoch in Atlanta. Der Vorsitzende der Medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sagte nach einer Sitzung des IOC- Exekutivkomitees: "Wir können zur Zeit nichts Besseres bieten als die Urinprobe als Dopingtest."

Der belgische Prinz hatte noch vor einem Jahr bei den Winterspielen in Albertville erklärt: "Wir könnten sofort mit Bluttests beginnen." Nun sagte das IOC- Mitglied: "Nur Narren ändern ihre Meinung nicht." Er sei in Albertville zu optimistisch gewesen. In der Zwischenzeit habe sich - wie der Streitfall des 400-m- Weltrekordlers Butch Reynolds (USA) gegen den Internationalen Leichtathletik- Verband (IAAF) zeige - vor allem die Rechtslage "dramatisch geändert". Beispielsweise dürften durch die Blutabnahme keine "grundsätzlichen Menschenrechte der Athleten" verletzt werden. Auch religiöse Fragen seien ungeklärt.

Zudem hätten Forschungen mit zwei verschiedenen Testmethoden zur Feststellung des gesuchten Stoffes Erythropoetin (EPO) zu ungenaue Ergebnisse gebracht: Beim Versuch mit 1000 Personen sei EPO nur in 40 Prozent der Fälle nachgewiesen worden; bei der zweiten Methode sei die Zahl der Testpersonen mit 480 nicht ausreichend und damit nicht aussagekräftig gewesen. "Das Exekutivkomitee wird jede Forschung auf diesem Gebiet unterstützen und auch mit den Verbänden zusammenarbeiten, die Bluttests praktizieren", sagte de Merode.

Dies gilt insbesondere für den Internationalen Skiverband (FIS), der bereits seit 1987 Bluttests vornimmt. Die FIS darf deshalb auch "in eigener Verantwortung" bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer Blut testen. De Merode: "Bei einem positiven Fall wird das IOC einer Disqualifikation zustimmen." Er begrüßte auch, daß der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) bei einigen Grand-Prix-Meetings ("Golden Four" in Oslo, Zürich, Berlin und Brüssel) die gleiche Methode wie die FIS erproben will: "Das wäre ein Fortschritt." Aber das IOC selbst will angesichts vieler ungeklärter Fragen "sehr vorsichtig sein".

Während beim eingeführten Urintest Anabolika, Testosteron und Stimulanzien aller Art nachgewiesen werden können, soll durch die Blutuntersuchung auch ein Übermaß des körpereigenen Stoffes Erythropoetin gefunden werden, das die Bildung von roten Blutkörperchen anregt. Es wirkt wie Blutdoping, das ebenfalls durch die neue Analyseform nachgewiesen werden könnte.

Mit der Entscheidung von Atlanta hat sich auch Manfred Donike, Mitglied der IOC-Unterkommission "Doping und Biochemie im Sport", durchgesetzt. Der Leiter des Dopingkontrollinstituts in Köln hatte stets betont: "Beim Nachweis der klassischen Dopingmittel besitzt der Bluttest gegenüber dem Urintest keinen Vorteil." Im Urin seien viele Stoffe in 100fach höherer Konzentration enthalten als im Blut. Dagegen hatte Wildor Hollmann, Präsident des Welt-Sportärzteverbandes, den Bluttest begrüßt: "Das würde den Kampf gegen Doping ganz wesentlich voranbringen."

Dies will das IOC-Exekutivkomitee nun durch verstärkte Trainingskontrollen erreichen. "Wir unterstützen die Ausweitung dieser Kontrollen durch die internationalen Verbände und Nationalen Olympischen Komitees unter der Koordination des IOC", sagte de Merode. Das IOC wolle deshalb "Trainingskurse zur Abnahme von Tests anbieten, damit von New York bis Neu-Delhi alle Proben gleichermaßen genommen werden und sich anschließend niemand auf Fehler bei der Kontrolle berufen kann".

1992 gab es weltweit 993 Dopingfälle. Wie das IOC mitteilte, entsprach das bei 87 808 Analysen in den vom IOC anerkannten Labors einem Anteil von 1,13 Prozent positiver Dopingproben. Die prozentual (6,25) meisten Dopingsünder gab es im Skilanglauf, die zahlenmäßig (108) meisten in der Leichtathletik. dpa

Tennis-Turnier der Merkwürdigkeiten in Key Biscayne Becker fiebert jetzt Osaka und Tokio entgegen 37,2 Grad Körpertemperatur und "virusähnliche Syndrome" Anlaß für Verzicht auf Spiel gegen Kulti

Boris Becker steht sich selbst im Wege. Nach seiner überraschenden, krankheitsbedingten Absage in Key Biscayne vor dem Drittrundenspiel gegen den Schweden Nicklas Kulti hat sich der Leimener von seinem zu Saisonbeginn erklärten Ziel, wieder die Nummer eins werden zu wollen, abermals ein gutes Stück entfernt. Seit dem Stuttgarter Viertelfinale am 19. Februar hat Boris Becker kein Einzel mehr bestritten.

Das Halbfinale in Stuttgart hatte er ebenso wie das Turnier in Rotterdam mit der Begründung Magen-Darm-Virus abgesagt. In Florida gab er jetzt Fieber als Grund an. ATP Tour-Arzt Bill Norris untersuchte ihn und stellte offiziell fest: "37,2 Grad Fieber und virusähnliche Syndrome." Wer nicht spielt, der nicht gewinnt. Sein Coach Günther Bresnik wehrte sich unterdessen gegen Spekulationen, Becker habe ob der widrigen Bedingungen und ständigen Verzögerungen keine Lust mehr gehabt. "Dann hätte er hier nicht neun Tage lang wie ein Wahnsinniger trainiert", erklärte der Österreicher. Der Weltranglisten-Vierte will jetzt bei den Turnieren in Osaka und Tokio versuchen, den verlorenen Boden wieder gutzumachen. Nach seinem kampflosen Erfolg in Runde zwei über den verletzten Italiener Gianluca Pozzi hatte Becker insgesamt sechs Tage lang auf sein erstes Einzel warten müssen. Am Dienstag abend stand er dann gegen Nicklas Kulti endlich auf dem Platz, sechs Stunden später als vorgesehen; er schlug sich mißmutig ein, doch vor Spielbeginn sagten die Veranstalter die Begegnung wegen Nieselregens ab. Wieder hatte er sich vergeblich den ganzen Nachmittag in der überfüllten Spielerlounge gelangweilt.

Zuvor hatte er sich bereits heftig mit einem Parkplatzwärter gestritten. Als Becker sein Auto abstellen wollte, wurde er zurechtgewiesen, das sei kein Parkplatz. Er müsse wegfahren.

Am Tag danach war er dann überraschend krank. "Gestern abend sah er noch gesund aus, aber über Nacht kann viel passieren. Die Klimaanlage oder sonst etwas. Das geht schnell", sagte Michael Stich und schob gleich mehrere Gründe für seine eigene Abneigung gegenüber dem Turnier in Südflorida nach: "Es macht keinen Spaß. Die Veranstalter müssen einiges ändern. Das Turnier ist zu lang. Man bekommt nur 70 Punkte für das Erreichen des Viertelfinales. Und da fragt man sich: Lohnt sich der ganze Ärger hier überhaupt?"

Der Weltranglisten-Erste Jim Courier aus den USA ist weiterhin in bestechender Form und hat das Achtelfinale erreicht. Als Nummer eins der Setzliste hatte der Australien-Open-Sieger keine Mühe beim 6:0, 6:3 gegen den Schweden Mikael Pernfors, der in der Weltrangliste 196 Plätze hinter ihm geführt wird.

Nach der plötzlichen Absage Boris Beckers hat das Turnier noch eine weitere böse Überraschung erlebt. Wegen des Dauerregens brach am Donnerstag der Belag des Center-Courts auf, und der Platz war stundenlang nicht bespielbar. So mußte der an Nummer drei gesetzte Schwede Stefan Edberg auf dem Außenplatz gegen den Franzosen Forget antreten. Edberg gewann allerdings auch da mühelos 6:2, 6:4 und trifft nun in der Runde der letzten Acht auf Petr Korda (Tschechische Republik), der Guillaume Raoux (Frankreich) 6:4, 6:4 abfertigte.

sid/dpa

Seiters: Ausländer in den Polizeidienst

MÜNSTER, 18. März (dpa). Auch Ausländer sollten nach Worten von Bundesinnenminister Rudolf Seiters in Deutschland Polizeibeamte werden können. Es sei wichtig für die innere Sicherheit, daß ausländische Mitbürger Ansprechpartner finden, sagte der CDU-Politiker bei einem Besuch der Polizeiführungsakademie in Münster. Gerade in der jetzigen Situation sei es wünschenswert, daß auf Polizeirevieren in Bezirken mit hohem Ausländeranteil Vertrauensbeamte arbeiteten, die auch mit anderen Sprachen vertraut seien.

BUND: Chemie-Anlagen regelmäßig prüfen

BONN, 18. März (dpa). Eine regelmäßige Kontrolle von Chemie-Anlagen durch unabhängige Sachverständige hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Donnerstag in Bonn gefordert. Diese Überprüfung, die alle zwei bis drei Jahre stattfinden solle, müsse in der Störfallverordnung festgeschrieben werden. Auch Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) und sein hessischer Kollege Joschka Fischer (Grüne) haben bereits solche Überprüfungen als unumgänglich bezeichnet. Die Störfallkommission wird sich am heutigen Donnerstag mit Konsequenzen aus den Unfällen beim Hoechst-Konzern befassen.

Kriegsverbrecher vor Gericht

ADELAIDE, 18. März (dpa). Der erste Kriegsverbrecher-Prozeß in Australien ist am Donnerstag vor dem höchsten Gericht des Bundesstaates Südaustralien in Adelaide eröffnet worden. Der 76jährige Rentner Iwan Poljukowitsch ist angeklagt, 1942 in der Ukraine an der Ermordung von bis zu 850 Juden beteiligt gewesen zu sein. Wie der Vertreter der Anklage weiter ausführte, soll Poljukowitsch außerdem eine jüdische Frau und zwei jüdische Kinder ermordet haben.

Poljukowitsch war 1990 in seinem Haus in Adelaide festgenommen worden. Durch umfangreiche Beweisaufnahmen und wiederholte Krankheit des Angeklagten war der Prozeßbeginn immer wieder verschoben worden. Das Urteil wird in etwa sechs Wochen erwartet.

"Hidalgo"-Preis für Günter Grass

MADRID. Der deutsche Schriftsteller Günter Grass hat in Madrid den "Hidalgo"-Preis 1992 der spanischen Zigeuer- Vereinigung erhalten. Die Auszeichnung wird traditionell an Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders für diese Volksgruppe stark machen, ihr aber nicht angehören.

Die vor 21 Jahren gegründete spanische Zigeunergesellschaft würdigte mit dem Preis das Engagement des 65jährigen Autors gegen "die fanatische und törichte Gewalt des Sexismus, des Rassismus und des Fremdenhasses, die allzuoft tödliche Folgen hat", wie es in der Begründung heißt. "Sein Aufruf gilt der Vernunft, dem Gewissen, dem Willen, sich nicht anstecken zu lassen, diese Gefahren wahrzunehmen und Widerstand zu leisten". dpa

Video gegen Drängler erlaubt

KOBLENZ, 18. März (dpa). Drängler im Straßenverkehr dürfen mit Videoaufzeichnungen aus Polizeihubschraubern überführt werden. In einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluß bezeichnete das Koblenzer Oberlandesgericht Videoaufnahmen als geeignetes und sicheres Mittel der Verkehrsüberwachung. Die Richter wiesen damit die Berufung eines Autofahrers gegen ein Urteil des Amtsgerichts Neuwied zurück. (Az.: 1 Ss 113/92)

Abchasen greifen Suchumi an

MOSKAU, 18. März (dpa). Abchasische Einheiten haben am Donnerstag erneut ihre von Georgien beherrschte Haupstadt Suchumi angegriffen. Dies teilte das abchasische Verteidigungsministerium nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax mit. Abchasien kämpft um Unabhängigkeit von Georgien. Nach Angaben des Ministeriums sind bei den Kämpfen in der Nacht zum Donnerstag auf abchasischer Seite 40 Menschen getötet und 150 verletzt worden. Bei den georgischen Truppen sollen sogar mehr als 670 Menschen ums Leben gekommen sein. Unter der Zivilbevölkerung herrsche Panik, sie fliehe aus Suchumi, meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Das russische Verteidigungsministerium protestierte gegen den Beschuß von Stützpunkten der russischen Armee in Abchasien. "Die russischen Truppen sind nicht am Konflikt beteiligt", hieß es in der Erklärung nach Itar-Tass-Angaben, "sie wahren strikte Neutralität und werden dies auch weiter tun." Der georgische Staatschef Eduard Schewardnadse hatte die russischen Einheiten beschuldigt, die Abchasier zu unterstützen.

Haftpflicht zahlt Beerdigung

PADERBORN, 18. März (dpa). Wer den Tod eines Menschen verschuldet, muß für die Kosten einer standesgemäßen Beerdigung aufkommen. Das Landgericht Paderborn verurteilte deshalb in einer am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung die Haftpflichtversicherung eines Motorradfahrers zur Zahlung von insgesamt 15 500 Mark Schadenersatz an ein Ehepaar. Die Tochter der Eheleute war bei einem Unfall als Beifahrerin auf dem Motorrad ums Leben gekommen.

Die Eltern hatten bei der Beisetzung nicht auf die Kosten geschaut. So stellten sie über 2000 Mark für Blumenschmuck in der Leichenhalle, 2500 Mark Bewirtungskosten für Trauergäste, 6500 Mark für einen Grabstein und 1500 Mark für Trauerkleidung in Rechnung. Das Gericht gab ihnen recht.(Az.: 4 O 482/92)

Konkursverfahren bei DAF Deutschland läuft

DÜSSELDORF (dpa). Das Düsseldorfer Amtsgericht hat das Konkursverfahren über das Vermögen der DAF Deutschland in Langenfeld eröffnet. Wie der vom Gericht bestellte Konkursverwalter Horst Piepenburg mitteilt, soll sich das Restvermögen des Unternehmens, das zur niederländischen DAF-Gruppe gehörte, auf 30 Millionen Mark belaufen; die Verbindlichkeiten beziffert der Jurist auf 40 Millionen. Die deutsche Vertriebsgesellschaft war nach Gründung der neuen DAF Trucks und Auflösung der Konzernmutter zahlungsunfähig geworden und hatte Anfang März beim Amtsgericht Düsseldorf einen Antrag auf Eröffnung des Konkurses gestellt.

Nach weiteren Angaben von Piepenburg sollen die 134 Beschäftigten in Langenfeld bei Beendigung der Arbeitsverhältnisse mit insgesamt vier Millionen Mark abgefunden werden. Die bevorrechtigten Gläubiger der DAF können nach "äußerst vorläufigen" Betrachtungen mit einer "vollständigen", die nicht bevorrechtigten noch mit einer Befriedigung von etwa fünf Prozent ihrer Forderungen rechnen. Auch nach der Eröffnung des Konkursverfahrens werde das Unternehmen weiter Fahrzeuge ausliefern und das Ersatzteilgeschäft aufrechterhalten. Die deutsche DAF hatte in den vergangenen Jahren zu Spitzenzeiten einen Umsatz von 480 Millionen Mark erzielt.

"Kaum ein Griff ins Lenkrad"

KONSTANZ, 18. März (dpa). Das Spurenbild an der Unfallstelle des Busunglücks von Donaueschingen war laut Gutachter typisch für einen übermüdeten Fahrer. Im Prozeß gegen den Busfahrer Gerhard Vogtmann aus Schwarzenbach/ Saale sagte der Diplomphysiker Ulrich Löhle am Donnerstag vor dem Konstanzer Landgericht, ein Eingriff eines Beifahrers ins Lenkrad sei zwar theoretisch möglich, aber unwahrscheinlich, weil sinnlos oder gar selbstmörderisch. Auf Nachfrage des Richters sagte er, 100prozentig lasse sich aus technischer Sicht ein Eingriff aber nicht ausschließen.

Die Anklage wirft dem Busunternehmer Vogtmann vor, das Unglück am 6. September 1992 durch Übermüdung ausgelöst zu haben. Vogtmann hatte erklärt, der neben ihm sitzende Fahrgast habe ihm ins Lenkrad gegriffen.

Koran schützt nicht vor Alkohol

ISTANBUL, 18. März (dpa). Vier Millionen Türken sind alkoholabhängig. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung der medizinischen Fakultät an der Atatürk-Universität von Erzurum. Die Zahlen überraschen insofern, als 97 Prozent der etwa 56 Millionen Einwohner des Landes sunnitische Moslems sind, denen der Koran den Alkoholgenuß untersagt.

Als Gründe für den zunehmenden Griff zur Flasche nennt die Studie Krach in der Familie, Ärger im Beruf, Krankheiten und Probleme im sozialen und wirtschaftlichen Bereich sowie im Sexualleben.

Bonn warnt Indien-Reisende

BONN, 18. März (dpa). Das Auswärtige Amt in Bonn hat deutsche Indien-Reisende nach den jüngsten verheerenden Bombenanschlägen in Bombay und Kalkutta zu erhöhter Vorsicht gemahnt. Orte mit größeren Menschenansammlungen sollten gemieden werden, da weitere Anschläge nicht auszuschließen seien, teilte das Amt am Donnerstag mit. Auf geparkte Autos und abgestelltes Gepäck solle besonders geachtet werden.

Generell werde jedoch von Reisen nach Indien oder in bestimmte Städte des Subkontinents nicht abgeraten. Der Flugverkehr sei normal.

Ähnliches gelte für die Sicherheitslage in Ägypten, wo es in den vergangenen Monaten wiederholt zu Angriffen von islamischen Fanatikern auf touristische Ziele gekommen ist. Das AA wies darauf hin, daß bei den jüngsten Auseinandersetzungen mit ägyptischen Sicherheitskräften in Kairo und Oberägypten keine Ausländer zu Schaden gekommen seien. Hundertprozentige Sicherheit könne aber nicht gewährleistet werden.

BA deckt mehr Mißbrauch auf Verstärkte Kontrollen sollen Sozialbetrug verhindern

NÜRNBERG (dpa). In Deutschland wurden im vergangenen Jahr mehr "Sozialbetrüger" erwischt als jemals zuvor. Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Nürnberg deckte insgesamt 433 600 Fälle von Leistungsmißbrauch und illegaler Beschäftigung auf. Dadurch konnten knapp 135 Millionen Mark an zuviel bezahlten Lohnersatzleistungen und 67 Millionen Mark an Kranken- und Rentenversicherungsbeiträgen zurückgefordert werden. Außerdem gab es 215 500 Verwarnungen und Geldbußen mit einem Gesamtvolumen von 43 Millionen Mark.

Ob die im Rahmen des Solidarpakts geforderten Einsparungen von jährlich zwei Milliarden Mark durch die Aufdekkung von Leistungsmißbrauch möglich seien, könne er noch nicht abschätzen, meint BA-Präsident Bernhard Jagoda. Letztlich solle durch Kontrolle und Aufklärung schließlich auch erreicht werden, daß keine Verstöße mehr stattfinden. Angesichts wachsender Erfolge dabei könne inzwischen von einer sinkenden Dunkelziffer ausgegangen werden, erläutert Jagoda. "Durch die Verbesserung des Instrumentariums wird der sichtbare Teil des Eisbergs größer." Anlaß der verschärften Kontrollen sei jedoch nicht nur Geldmangel. Vielmehr bestehe hier eine "Gerechtigkeitslücke".

In den Arbeitsämtern sind derzeit 1250 Leute mit entsprechenden Kontrollen befaßt. Infolge dieses "intensiven personellen Einsatzes" könne es jedoch zunehmend zu Engpässen in anderen Feldern kommen. Die 41 Bearbeitungsstellen zur Bekämpfung von illegaler Beschäftigung brächten durch ihre Tätigkeit aber wesentlich mehr ein als sie kosteten.

Die Außenprüfungen in den Betrieben sollen künftig auf die Branchen konzentriert werden, die in der Vergangenheit "auffällig" geworden sind, wie Bau, Gastronomie, Reinigungsbranche oder Transportgewerbe. Der größte Teil der aufgedeckten Rechtsverletzungen entfiel auf die mißbräuchliche Inanspruchnahme von Sozialleistungen. So wurden in Westdeutschland 160 500 und im Osten 29 300 Fälle geahndet, in denen Arbeitnehmer trotz eines festen Jobs Lohnersatzleistungen bezogen.

Hackethal: Ich widerrufe nichts

MÜNCHEN, 18. März (dpa). Der umstrittene Mediziner Julius Hackethal würde alle seine ärztlichen Äußerungen wiederholen und will nichts zurücknehmen. Das sagte der 71jährige am Donnerstag in München vor dem Berufsgericht für Heilberufe, vor dem er sich wegen Verstößen gegen die ärztliche Berufsordnung verantworten muß.

In dem durch den ärztlichen Kreisverband Rosenheim und die bayerische Landesärztekammer eingeleiteten Verfahren werden ihm diffamierende Äußerungen, unhaltbare Behauptungen, unzulässige Werbung und unkollegiales Verhalten vorgeworfen.

In dem 32 Seiten starken Eröffnungsbeschluß wird Hackethal zur Last gelegt, er habe die Schulmedizin als "Taschendieb-Hokuspokus-Medizin" und "Quacksalberei" bezeichnet, durch die Patienten "total kaputt behandelt" werden.

Kein Ozonloch über Europa

BERLIN, 18 März (dpa). Entwarnung durch das Umweltbundesamt: Ein Ozonloch, wie es seit 1987 über der Antarktis beobachtet wird, ist über Europa nicht gemessen worden. Es bestehe keine akute Gefahr für die Bevölkerung, sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Heinrich von Lersner, am Donnerstag. Er widersprach damit der Bild-Zeitung, die am selben Tag unter Berufung auf Lersner von einem drohenden Ozonloch über Deutschland berichtete. "Da sind meine Äußerungen sinnentstellend wiedergegeben worden", sagte er. Richtig sei, daß die Ozon-Konzentration über Europa im Februar um mehr als 30 Prozent unter dem langjährigen Durchschnittswert liege. Das Umweltbundesamt erklärte dazu: "Es ist nicht davon auszugehen, daß diese Werte in naher Zukunft ein Ausmaß erreichen, das die Bevölkerung gefährdet".

(Kommentar auf Seite 3)

Wegen Betrugs und Bilanzfälschung Beugehaft gegen Roms Präsidenten beantragt

Gegen den Präsidenten des AS Rom, Giuseppe Ciarrapico, ist am Donnerstag von der römischen Gerichtsbarkeit wegen Betrugs und Bilanzfälschung Beugehaft beantragt worden. Der Finanzmann, dem darüber hinaus die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung angelastet wird, war vor einer Woche wegen Unregelmäßigkeiten beim Kauf eines Nobelrestaurants in erster Instanz zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach Berechnungen der Behörden hat Ciarrapico mit seiner Holding drei Milliarden Lire (rund 39,7 Milionen Mark) Schulden. Als Garantie für eine Geldanleihe soll er gefälschte Rechnungen hinterlegt haben.

Im Laufe der Ermittlungen in diesem Fall wurde Mauro Leone, Sohn des ehemaligen italienischen Staatspräsidenten Giovanni Leone und Vizepräsident des AS Rom, inzwischen bereits ins römische Gefängnis Regina Coeli überführt. Die Beugehaft für Ciarrapico konnte dagegen bisher noch nicht durchgesetzt werden, da der Aufenthaltsort des Klubchefs unbekannt ist. Angeblich hält er sich im Ausland auf, um sich medizinischen Untersuchungen zu unterziehen. Sein Anwalt gab bekannt, daß er sich demnächst in Italien stellen wolle.

Wenige Stunden vor dem UEFA-Cup- Viertelfinal-Rückspiel bei Borussia Dortmund sorgte die Nachricht im Mannschaftsquartier der Römer für großen Wirbel. Vizepräsident Aldo Pasquale erklärte: "Ich hoffe, Ciarrapico kann seine Position bald klären." dpa

Frankreich zieht Truppen ab

PARIS, 18. März (dpa). Frankreich will am Samstag damit beginnen, seine rund 700 in Ruanda stationierten Soldaten abzuziehen. Das bestätigte der stellvertretende Sprecher des Außenministeriums, Maurice Gourdault-Montagne, am Donnerstag in Paris. Als erstes werde eine Einheit von 150 Mann aus dem ostafrikanischen Kleinstaat nach Zentralafrika verlegt. Der Abzug "findet im Rahmen der Vereinbarungen statt, die am 9. März in Daressalam in Tansania zwischen der ruandischen Regierung und den Rebellen geschlossen wurden", betonte er.

Die Regierung und die Rebellen der Patriotischen Front (FPR) hatten vereinbart, daß sich die Rebellen auf die Gebiete im Norden des Landes zurückziehen, die sie vor ihrer Offensive auf die Hauptstadt Kigali am 8. Februar beherrscht hatten. Außerdem sollten ausländische Truppen das Land verlassen und durch internationale Streitkräfte unter Schirmherrschaft der Organisation Afrikanischer Einheit (OAE) oder der Vereinten Nationen ersetzt werden.

Witzigmann droht Ausweisung

MÜNCHEN, 18. März (dpa). Die Kokain- Affäre ist für den Münchner Drei-Sterne- Koch Eckart Witzigmann noch nicht ausgestanden: Nachdem er am Mittwoch abend - wie in einem Teil der Auflage berichtet - wegen Kokainbesitzes zu zwei Jahren Bewährungsstrafe verurteilt worden war, droht die Stadt München dem 51jährigen Österreicher nun überraschend mit der Ausweisung aus Deutschland. Der zuständige Kreisverwaltungsreferent Hans-Peter Uhl sagte am Donnerstag auf Anfrage, erst aber warte er ab, ob das Urteil in der Berufungsinstanz bestehen bleibe. Witzigmann ist Chef des berühmten Münchner Restaurants "Aubergine".Pischetsrieder kommt ans Steuer von BMW

MÜNCHEN (dpa). Der dienstälteste Chef einer Autofirma in der Welt, BMW- Vorstandsvorsitzender Eberhard von Kuenheim (siehe Brauchitsch-Foto), gibt das Steuer aus der Hand. Nach der Hauptversammlung am 13. Mai wird der 64jährige Manager, der seit 1970 an der BMW-Spitze steht, als Vorstandschef ausscheiden und in den Aufsichtsrat wechseln. Er soll dort als neuer Vorsitzender die Nachfolge von Hans Graf von der Goltz (66) antreten. Zum neuen ersten Mann im Vorstand kürte der Aufsichtsrat Bernd Pischetsrieder (45), der im Führungsgremium bisher für das Ressort Produktion zuständig ist.

Der BMW-Konzern konnte 1992 bei einem Umsatzplus von 4,7 Prozent auf 31,2 Milliarden Mark einen Jahresüberschuß von 726 Millionen einfahren. In der Vorperiode hatte dieser 783 Millionen betragen. Im Stammhaus, der AG, stagnierte der Überschuß nahezu und kam bei 451 Millionen Mark an. An die Anteilseigner soll für 1992 eine unveränderte Dividende von 12,50 Mark je Stammaktie und von 13,50 Mark je Vorzugsaktie verteilt werden. BMW konnte 1992 den Pkw- Absatz um 7,6 Prozent auf 594 895 Fahrzeuge steigern.

Der Wechsel am Steuer des BMW-Konzerns - mehrheitlich in Besitz der Familie von Quandt in Bad Homburg - kommt etwas überraschend. Erst kürzlich hatte es geheißen, von Kuenheim werde noch länger an der Firmenspitze bleiben. Allerdings gab es schon vor Jahresfrist Spekulationen darüber, wer die Nachfolge des Ostpreußen von Kuenheim antritt, wobei Entwicklungsvorstand Wolfgang Reitzle die größten Chancen eingeräumt wurden. Wie BMW mitteilt, wurde der Vertrag von Reitzle "turnusgemäß um weitere fünf Jahre verlängert".

Weniger Kinobesucher sehen mehr französische Filme

PARIS. Der Anteil der französischen Filme im Kinoprogramm Frankreichs stieg von 31 (1991) auf 35 Prozent (1992). Die Zahl der Kinobesucher sank jedoch im selben Zeitraum um eine Million auf 116,4 Millionen Zuschauer. Amerikanische Filme zogen wie im Vorjahr etwa 67,8 Millionen Franzosen ins Kino, teilte das Nationale Zentrum für Cinematographie (CNC) in Paris mit. Noch vor zehn Jahren hatten die Franzosen 200 Millionen Mal ein Kino besucht und 93 Millionen Karten für einheimische Produktionen gekauft.

Einen Zuschauereinbruch erlitten 1992Filme aus anderen Ländern mit nur 7,9 Millionen Zuschauern (1991: 13,3 Millionen). Besonders betroffen waren britische Produktionen. Deutsche und italienische Filme zogen nicht einmal eine Million Franzosen an. dpa

OECD: 800 000 russische Offiziere werden arbeitslos

STOCKHOLM, 18. März (dpa). Nach Berechnungen der westlichen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) werden bis zum Jahr 2000 rund 800 000 Offiziere der ehemaligen Roten Armee ihren Beruf aufgeben müssen. Diese Zahl nannte der Schwede Leif Kihlstehn in der Zeitung "Sysvenska Dagbladet" (Malmö). Kihlsten, der Autor des noch nicht veröffentlichten OECD-Berichtes über Umschulungsmöglichkeiten für die Betroffenen ist, nannte die zu erwartende Arbeitslosigkeit so vieler Soldaten ein "großes Sicherheitsrisiko" auch für andere Staaten.

"Die Aussicht auf Hunderttausende unzufriedener Offiziere, die sich mißbraucht fühlen, aber gleichzeitig die alten sowjetischen Waffensysteme kontrollieren, ist erschreckend." Diese Gruppe sei besonders empfänglich für Kräfte, die die alten Macht- verhältnisse wiederherstellen wollten.

Stockholm hat in dieser Woche eine Gruppe von Diplomaten nach Moskau geschickt, um Hilfsleistungen des skandinavischen Landes bei der Umschulung arbeitsloser Berufssoldaten mit russischen Behörden zu besprechen. Die OECD soll nach Informationen der schwedischen Zeitung erhebliche Geldbeträge für derartige Projekte bereitgestellt haben.

Giftmüll im Euro-Tunnel?

KÖLN, 18. März (dpa). Im Euro-Tunnel zwischen England und Frankreich sollen seit Ende der 80er Jahre über 100 000 Tonnen Flugasche verbaut worden sein, die eigentlich als hochgiftiger Sondermüll auf spezielle Deponien oder in ein Endlager gehörte. Dies berichtete am Donnerstag der Westdeutsche Rundfunk in Köln unter Hinweis auf entsprechende Recherchen des WDR-Wirtschaftsmagazins Plusminus. Die Asche sei vorher als "Beton- Additiv" umdeklariert worden. Unter die ohnehin schon giftige Flugasche sei noch weiterer Sondermüll gemischt und im Tunnel verbaut worden. Diese zusätzliche "Giftmüll-Panscherei" bestätige auch der Europa-Parlamentarier und Vertreter der niederländischen Ermittlungsbehörde, Janssen van Ray.

Als Grund für die angeblichen Beimengungen gab der WDR Kostenerwägungen an: "Die Industrie will Kosten sparen, denn die Entsorgung von Sondermüll ist teuer." Jetzt stelle sich die Frage, ob der Tunnel aus Sicherheitsgründen überhaupt eröffnet werden könne.

Entführung blutig beendet

ADDIS ABEBA, 18. März (dpa). Die Entführung eines Linienflugzeugs mit etwa 40 Passagieren an Bord hat in Äthiopien nach sechs Tagen ein blutiges Ende genommen. Sicherheitskräfte stürmten am Donnerstag die Maschine, die seit vergangenem Freitag auf dem Flughafen von Dire Dawa (Ost-Äthiopien) gestanden hatte und von bewaffneten Beamten umstellt worden war. Dabei wurde nach Angaben der Regierung ein Luftpirat getötet, ein zweiter festgenommen.

Die Passagiere, die sechs Tage lang in der Maschine ausharren mußten, kamen mit dem Schrecken davon.

Deutschland gewann gegen Ungarn

Am Donnerstag gewann die deutsche Mannschaft in Stockholm das Spiel gegen Ungarn mit 22:21 (12:7). Mit dem Erfolg in der letzten Partie der Hauptrunde gegen den Tabellen-Letzten der Gruppe B qualifizierte sich das DHB- Team für das Spiel um Platz fünf am Samstag. Damit feierte eine DHB-Mannschaft den größten Erfolg seit dem WM- Titelgewinn 1978.

Rushdie tritt in Paris auf

PARIS, 18. März (dpa). Der britische Schriftsteller Salman Rushdie hat am Donnerstag in Paris Intellektuelle und Politiker getroffen. Unter starkem Polizeischutz sprach Rushdie, der von islamischen Fundamentalisten in Iran mit dem Tode bedroht wird, unter anderem mit Kulturminister Jack Lang, dem Philosophen Bernard-Henri Levy und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel.

Rushdie bekräftigte dabei die Notwendigkeit, den Druck auf Teheran wegen des Todesurteils gegen ihn aufrechtzuerhalten. "Iran muß verurteilt werden", sagte der im Versteck lebende Autor im französischen Rundfunk.

Es war Rushdies erster Frankreichbesuch seit 1989. In diesem Jahr hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeiny alle Moslems aufgerufen, den Schriftsteller wegen dessen angeblich gotteslästerlichen Romans "Die satanische Verse" zu töten.

Prinz Charles erhält Umweltpreis in Bonn

BONN, 19. März (dpa). Der britische Thronfolger Prinz Charles kommt heute zu einem eintägigen Besuch nach Bonn. Auf der Tagesordnung steht ein Meinungsaustausch mit Bundeskanzler Helmut Kohl. Beim Treffen des Europäischen Rats in Edinburgh im Dezember 1992 hatte Kohl den Prinzen von Wales eingeladen. Am Abend überreicht Bundesaußenminister Klaus Kinkel dem britischen Gast den Umweltpreis des internationalen Komitees "Künstler für Umwelt".

Zur Person:

KARL-HEINZ HIERSEMANN, Vizepräsident des bayerischen Landtags, gehört zu den bayerischen Politikern, denen von der Autoindustrie kostenlos Fahrzeuge zur Verfügung gestellt wurden. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung überließ BMW dem damaligen Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion im Sommer 1988 umsonst ein Auto für eine vierwöchige "gemischte" Dienst- und Urlaubsreise nach Jugoslawien und in die Türkei. Das bestätigte der SPD-Politiker der Zeitung auf Anfrage. Bislang war nur bekannt, daß CSU-Politiker kostenlos Autos fuhren. (dpa)

Sektenchef ließ doch keine Anhänger frei

WACO, 19. März (dpa). Ein Versuch der Polizei, Anhänger des Sektenführers David Koresh vor dem festungsartigen Anwesen bei Waco im US-Bundesstaat Texas abzuholen, ist gescheitert. Busse waren vorgefahren, um die Gefolgsleute von Koresh mitzunehmen. Dieser habe jedoch einen Rückzieher gemacht, nachdem er etwa 30 seiner 107 Anhänger freilassen wollte. Das entscheidende Gespräch habe er plötzlich abgebrochen. Entgegen früheren Berichten über den sich verschlechternden Gesundheitszustand des Sektenführers wegen einer Verletzung erklärte die Polizei nun, der 33jährige habe das Hauptquartier der Sekte unter Kontrolle. US-Präsident Bill Clinton kondolierte den Familien der getöteten Beamten. Einer der Polizisten war als Leibwächter Clintons im Wahlkampf eingesetzt.

Südafrika wehrt Vorwürfe ab

WASHINGTON, 19. März (dpa). Der südafrikanische Außenminister Roelof Botha hat in Washington bestritten, daß Pretoria einem UN-Inspektorenteam atomares Material oder entsprechende Technologien verheimlicht habe. Botha reagierte auf Berichte, die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) und die US-Regierung hätten den Verdacht, daß Südafrika bei der Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags im Jahr 1991 genug Material zur Anreicherung von Uranium zurückgehalten habe, um damit Atomwaffen zu bauen.

Sollte es Zweifel über die südafrikanische Bereitschaft zur Mitarbeit bei internationalen Inspektionen geben, würden diese zur Zufriedenheit der USA oder jedes anderen Landes gelöst, sagte Botha. Es sei im Interesse der Republik Südafrika, ein voll anerkanntes Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu sein.

Botha bestritt zugleich, daß südafrikanische Soldaten an den Kämpfen in den Nachbarstaaten Angola und Mosambik beteiligt seien.

Sorgen über Ausländerhaß

BONN, 18. März (dpa). Der Präsident von B'nai B'rith, der international größten jüdischen Organisation, Kent Schirner, hat sich besorgt über die ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Deutschland geäußert. Bei einem Essen mit Wirtschaftsexperten in Bonn verwies er am Donnerstag dabei auch auf die Erfolge der rechtsradikalen Parteien bei den Kommunalwahlen in Hessen. Dagegen meinte der israelische Botschafter in Bonn, Benjamin Navon, daß "1993 in keiner Weise eine Wiederholung von 1933" sei. "Bonn ist nicht Weimar", sagte Navon. Nicht alle Wähler der Republikaner seien Nazis. Man dürfe sich deshalb aber nicht beruhigt zurücklehnen.

Deutsche Wirtschaftsvertreter sahen die Gründe vor allem in der gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Lage. Die meisten jungen Rechtsradikalen wüßten gar nicht, was der Nationalsozialismus gewesen sei, sagte DIHT-Vizepräsident Jörg Mittelstenscheid. Sie fühlten sich zurückgesetzt und nutzten die Symbole des Nationalsozialismus' nur zum öffentlichkeitswirksamen Protest.

Frauen überschütteten Ratsherr mit Kot

JOHANNESBURG, 18. März (AFP). Etwa 70 Frauen haben einen südafrikanischen Ratsherrn mit Kot überschüttet. Nach Polizeiberichten vom Mittwoch sperrte ihnen der Gemeinderat der Johannesburger Schwarzensiedlung Ivory Park die Sanitäreinrichtungen, weil sie sich geweigert hatten, die Gebühren voll zu bezahlen. Daraufhin seien die Toiletten in den Wohnungen übergelaufen. Die Frauen schaufelten den Kot den Angaben zufolge in 140 Eimer, marschierten zum Rathaus und überschütteten den Ratsherrn damit.

Neuer Premier in Zaire

KINSHASA, 18. März (AFP). Zaires Präsident Mobutu Sese Seko hat am Mittwoch den Oppositionspolitiker Faustin Brindwa zum neuen Regierungschef des Landes bestimmt. Brindwa soll Übergangsministerpräsident Etienne Tshisekedi ersetzen, den Mobutu am 6. Februar abgesetzt hatte. Zaires Übergangsparlament, der Hohe Rat der Republik (HCR), hat die Absetzung Tshisekedis jedoch nie anerkannt. Der HCR hatte das von Mobutu angeraumte Konklave ebenso boykottiert wie die Heilige Allianz, das wichtigste Oppositionsbündnis des Landes.

Brindwa hatte Anfang der 80er Jahre gemeinsam mit Tshisekedi die Union für Demokratie und sozialen Fortschritt (UNDPS) gegründet. Anfang März war er jedoch aus der Partei ausgeschlossen worden, weil ihm mangelnde Unterstützung für den abgesetzten Ministerpräsidenten vorgeworfen wurde.

Der für Zaire geplante Übergang zur Demokratie steckt in einer Sackgasse, weil der seit 1965 herrschende Mobutu sich weigert, die Macht abzugeben. Jedoch steht der Diktator unter dem massiven Druck der USA, Belgiens und Frankreichs, mit dem Übergangsparlament zusammenzuarbeiten.Weizsäcker soll Bundespräsident bleiben

HAMBURG, 18. März (AFP). Bundestagsabgeordnete von CDU, FDP und SPD haben sich dafür ausgesprochen, die Amtszeit von Bundespräsident Richard von Weizsäcker über 1994 hinaus um fünf Jahre zu verlängern. Der FDP-Abgeordnete Josef Grünbeck forderte in der Bild-Zeitung vom Donnerstag eine fraktionsübergreifende Initiative, um die Amtszeit des Bundespräsidenten zu verlängern. Er bezeichnete Weizsäcker als einen "Glücksfall für uns Deutsche".

Arbeitsmarkt

DAG befürchtet

Erwerbslose

KÖLN, 18. März (AFP). Die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) erwartet einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland um eine halbe Million auf mehr als vier Millionen Erwerbslose.

Der im Solidarpakt vereinbarte Zuschuß in Höhe von zwei Milliarden Mark für die Bundesanstalt für Arbeit werde daher bei weitem nicht ausreichen, sagte der DAG-Vorsitzende Roland Issen der Kölner Zeitung Express.

"Wir brauchen deshalb dringend zusätzliche Programme, um das zusätzliche Potential an Arbeitslosen wenigstens etwas abzufedern." Bereits jetzt gebe es eine Finanzierungslücke bei den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in Höhe von knapp drei Milliarden Mark.

Zum Streit um die Lohnerhöhung in der Metallindustrie in Ostdeutschland sagte Issen, man werde von den geforderten 26 Prozent mehr Lohn nicht abweichen. Jedoch lasse sich diese Erhöhung "flexibel gestalten".

(Kommentar Seite 3)

Streit um Atomkraft vor Energiegesprächen

BONN, 18. März (AFP). Mit unverändert gegensätzlichen Positionen in der Frage der Atomkraft gehen Bundesregierung, SPD und Grüne in die Energiekonsens-Gespräche, die am Freitag in Bonn beginnen.

Nach amtlichen Angaben betonen die Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt in einem Positionspapier für die Verhandlungen, auch in Zukunft sei in Deutschland die friedliche Nutzung der Atomkraft verantwortbar. SPD und Grüne wollen dagegen die 20 Atomkraftwerke so schnell wie möglich abschalten.

Bis Ende des Jahres wollen die Gesprächspartner klären, ob ein Konsens in der Energiepolitik möglich ist. Der Verhandlungskommission gehören acht Vertreter der Regierung, sechs der SPD und zwei der Grünen an. Das Gremium soll über die Zukunft der Atomenergie sprechen sowie die Förderung von erneuerbaren Energiequellen und die künftige Nutzung von Kohle und Öl behandeln. Bei der Klausurtagung am Freitag und Samstag soll es vor allem darum gehen, die jeweiligen Positionen darzulegen. Von Regierungsseite verlautete, man werde sich bei den Gesprächen zunächst darum bemühen, "das Gemeinsame zu suchen". Als Beispiel wurde der Bereich des Energie- Sparens genannt. In Verhandlungen müßten alle Seiten kompromißbereit sein. Dagegen hat Niedersachsens Regierungschef Gerhard Schröder (SPD) bekräftigt, die SPD sei in der Energiepolitik zu keinem Handel bereit. Für die Grünen sagte die Sprecherin des Bundesvorstandes, Inge Nilges, für ihre Partei komme kein Kompromiß in Betracht, der auf den Erhalt der Atomkraft hinauslaufe.

Begleitet werden die Gespräche der Verhandlungskommission von Beratungen einer Arbeitsgruppe Energiekonsens. Dieser sollen die 16 Mitglieder der Verhandlungskommission sowie jeweils drei Repräsentanten von Gewerkschaften, Umweltverbänden, Stromabnehmern in der Industrie und Stromerzeugern angehören. Wann diese zweite Gruppe ihre Gespräche beginnt, steht noch nicht fest.

Engholm soll Zeugen aussagen lassen

BONN, 18. März (AFP). Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Jürgen Rüttgers (CDU), hat den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm (SPD) aufgefordert, seinen Anwalt von der Schweigepflicht zu entbinden. Nur so könne Engholm einen "Rest an Glaubwürdigkeit" retten, erklärte Rüttgers am Donnerstag in Bonn. Es falle immer schwerer zu glauben, daß der SPD-Ministerpräsident von den Aktivitäten seines Vertrauten Klaus Nilius und seines "Ziehvaters" Günther Jansen nichts gewußt habe. Noch sei zwar nicht klar, inwieweit Engholm "selbst im Kieler Treibsand steckt". Fest stehe jedoch, daß er "seinen eigenen Laden nicht im Griff" habe, erklärte Rüttgers.

Der Engholm-Vertraute Nilius hatte am Montag zugegeben, den Untersuchungsausschuß zur Wahlkampf-Affäre um den damaligen Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) in zwei Fällen belogen zu haben. Er habe schon vor der Landtagswahl im September 1987 Kontakte zu dem ehemaligen Medienreferenten in der Kieler Staatskanzlei, Reiner Pfeiffer, gehabt und von den Aktivitäten Barschels gegen den damaligen Oppositionsführer Engholm gewußt, hatte Nilius zugegeben. Engholm sei darüber jedoch nicht informiert worden. Berichten zufolge nahm dagegen Engholms Anwalt Peter Schulz 1987 an einem entscheidenden Treffen zwischen Pfeiffer, Jansen und Nilius teil.

Reiner Pfeiffer, die Schlüsselfigur der Affäre um den ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel, trat heute nach mehreren Jahren wieder als Zeuge vor Gericht auf. Von der Aussage des Medienreferenten Barschels dürfte nach Angaben der Kieler Staatsanwaltschaft maßgeblich abhängen, ob der frühere stellvertretende Regierungssprecher der Kieler Landesregierung, Herwig Ahrendsen, wegen eidesstattlicher Falschaussagen verurteilt wird. Heute ist Ahrendsen Regierungsdirektor in der Oberfinanzdirektion in Kiel.

Vor dem Hintergrund der neuen "Schubladen-Affäre" um spätere Zahlungen des Kieler Sozialministers Günther Jansen an Pfeiffer wurde der Auftritt des mutmaßlichen Belastungszeugen im Kieler Schwurgerichtssaal mit Spannung erwartet. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen Pfeiffer ermittelt, weil er bei Zeugenaussagen die Treffen mit Jansens Geldboten, dem früheren SPD-Sprecher Klaus Nilius, verschwiegen hatte. Das Verfahren wurde jedoch in der vergangenen Woche eingestellt, weil von Pfeiffers damaliger Zeugenaussage kein vollständiges Wortprotokoll vorlag.

Britische Tierärzte selbstmordgefährdet

LONDON, 18. März (AFP). In Großbritannien sind die Tierärzte die am stärksten selbstmordgefährdete Berufsgruppe. Bei ihnen sei die Wahrscheinlichkeit einer Selbsttötung dreieinhalbmal so hoch wie beim Durchschnitt der anderen Berufe, hieß es am Mittwoch in einem Regierungsbericht. Zur Begründung führte das Statistikamt an, daß Tierärzte häufig kranke Tiere einschläfern müßten und deshalb einfach Zugang zu Drogen hätten. Letzteres gelte auch für Apotheker und Zahnärzte, die sich auf der "Selbstmörderliste" den zweiten Rang teilten.

Japan weist Kritik von amnesty zurück

TOKIO, 18. März (AFP). Japan hat am Donnerstag die Kritik der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) zurückgewiesen, nach der das Land Asylbewerbern nicht genügend Schutz biete. Ein Vertreter des Justizministeriums sagte, ein Bericht von ai, der am Mittwoch veröffentlicht worden war, enthalte "viele Irrtümer, Mißverständnisse und auf Spekulationen beruhende Behauptungen". amnesty hatte berichtet, Japan kümmere sich nicht um Hunderte von Asylbewerbern, die insbesondere aus China vor Verletzungen der Menschenrechte geflohen seien. Die japanischen Behörden würden häufig Asylanträge ablehnen und Personen trotz der drohenden Gefahr von Folter oder Tod zur Rückkehr in ihre Heimatländer zwingen.

Assad lehnt separaten Frieden mit Israel ab

DAMASKUS, 18. März (AFP). Der syrische Präsident Hafis el Assad hat erneut einen separaten Frieden mit Israel abgelehnt. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur SANA erklärte Assad, er bestehe auf einer globalen Regelung des arabisch-israelischen Konflikts. "Seit die Frage des Friedens mit uns diskutiert wird, haben wir darauf bestan den, daß er für alle Fronten gelten muß", sagte Assad. Was den Krieg angehe, habe Syrien häufig seine Entscheidung alleine getroffen, in bezug auf den Frieden jedoch niemals, erklärte er weiter. Israel hatte in den vergangenen Tagen betont, ein Frieden mit Syrien könne in den bilateralen Verhandlungen schnell erreicht werden.

Nobelpreisträger rüffeln Havanna

WASHINGTON, 18. März (AFP). Vier Friedensnobelpreisträger haben am Mittwoch gegen Menschenrechtsverletzungen auf Kuba protestiert und die Regierung in Havanna aufgefordert, ihre Gefängnisse inspizieren zu lassen. Der frühere costaricanische Präsident Oscar Arias, der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu sowie die Irinnen Betty Williams und Mairead Maguire verlangten überdies die Freilassung von Dissidenten und lobten die kubanischen Menschenrechtsaktivisten wegen ihrer Gewaltlosigkeit. In ihrem Schreiben äußern sich die vier Verfasser "tief betroffen" über die Lage der Menschenrechte in Kuba und fordern die kubanische Führung auf, der Unterdrückung gegen Andersdenkende ein Ende zu setzen.

Mehr Kontrolle für Arbeitslose

NÜRNBERG, 18. März (AFP). Die Bundesanstalt für Arbeit will künftig bei Sozialmißbrauch noch härter durchgreifen. Der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt, Bernhard Jagoda, kündigte am Donnerstag an, künftig würden bei besonders anfälligen Branchen wie Bau, Hotel- und Gaststättengewerbe und Reinigung die Razzien vor Ort verstärkt. Arbeitslose aus diesen Bereichen müßten sich mindestens einmal im Monat - statt wie bisher alle drei Monate - beim Arbeitsamt melden. Strikt angewendet werden soll zudem die Zumutbarkeitsregel. Das bedeutet, ein Arbeitsloser muß auch eine weniger qualifizierte Arbeit annehmen, solange sie zumutbar ist.

Feuer in italienischem Asylheim

TRIENT, 18. März (AFP). Beim Brand eines Bauernhofes in der Umgebung der norditalienischen Stadt Trient sind in der Nacht zum Donnerstag fünf Ausländer getötet und zwei weitere verletzt worden. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, brach das Feuer in dem zu einem Wohnheim umgebauten Hof gegen 4.00 Uhr morgens aus. In dem Gebäude hätten etwa hundert Ausländer Zuflucht gefunden. Bei der Mehrzahl handele es sich um Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus. Die Opfer sind ein 42jähriger Mann aus Kosovo, seine beiden 16 und 17 Jahre alten Kinder und zwei 17- und 19jährige Brüder. Zwei Menschen wurden mit Brandverletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Mit Wein langsamer Altern?

BORDEAUX, 18. März (AFP). Mäßiges, aber regelmäßiges Weintrinken beugt dem altersbedingten Abbau der Gehirnfunktionen vor. Das haben die französischen Medizinprofessoren Jean-François Dartigues und Jean-Marc Orgogozo festgestellt. Aufgrund einer diese Woche in Frankreich veröffentlichten sechsjährigen Studie mit fast 4000 Testpersonen über 65 Jahren kamen die an der Universitätsklinik von Bordeaux arbeitenden Neurologen zu der Erkenntnis, daß eine Zusammenhang zwischen dem Weinkonsum und dem Altern der Gehirnzellen besteht.

Der Studie zufolge erhalten mäßige Weintrinker im Alter ihre geistige Frische länger als Abstinenzler. Ein Viertelliter Wein pro Tag reduziere um mehr als ein Drittel den Alterungsprozeß, errechneten die Neurologen. "Das soll natürlich nicht heißen, daß Alkohol vorm Alter schützt, sondern vielmehr, daß Alkoholgenuß nicht ausschließlich negative Wirkungen hat", meinten die Professoren.

Im Blickpunkt: Extremisten in Ägypten Funke in Elendsvierteln

Ägyptens Regierung hat nach den jüngsten Unruhen den moslemischen Extremisten den offenen Krieg erklärt. Die Politik des Dialogs und der Zurückhaltung sei gescheitert und mit Waffengewalt beantwortet worden, verlautete am Donnerstag aus Regierungskreisen in Kairo. Es handele sich bei den Militanten lediglich um einige wenige und die werde man bald vernichtet haben, hieß es. Zuvor hatte die radikale Moslemgruppe "El Gamaa el Islamia" (Islamische Gruppe) der Regierung blutige Rache für die Razzien vom Mittwoch geschworen, bei denen ihr Führungsmitglied Ahmed Saki erschossen wurde. Die Gamaa hatte vor den Razzien Anschläge auf touristische Einrichtungen, Christen, Polizisten und neuerdings auch Vertretungen ausländischer Firmen angekündigt. Innerhalb einer Woche sind bei Kämpfen zwischen Polizei und militanten Moslems 42 Menschen getötet worden. Die Moslemgruppe kämpft für die Umwandlung Ägyptens in einen islamischen Staat.

Viele Ägypter werfen der Regierung in Kairo vor, das Phänomen des Extremismus zu lange unterschätzt, gar ignoriert zu haben. Nun, so wird befürchtet, sei es zu spät. "Sie haben jetzt Waffen, Bomben und Verstecke im ganzen Land, die Polizei kann sie nicht mehr ausradieren", sagt Ali Abdel Halim, ein Bewohner im südägyptischen Assiut. Neben Polizeiaktionen setzt die Regierung daher jetzt ihre Bemühungen um die Gunst der strenggläubigen Mehrheit massiv fort. Gerade in den Elendsvierteln der Hauptstadt fällt fundamentalistisches Gedankengut auf fruchtbaren Boden.

Nun wollen die Regierenden dem Volk beweisen, daß die Religion, der Islam, auf ihrer Seite und nicht auf der von Predigern der Gamaa und der Moslem-Bruderschaft steht. Zu diesem Zweck werden zum Beispiel Veranstaltungen zum "Wesen des Islam" abgehalten, deren Aussagen in den Staats-Medien einem großen Publikum vermittelt werden.

Bereits am Dienstag hatte Präsident Hosni Mubarak Religionsminister Ali Mahgub angewiesen, dem Volk landesweit die Botschaft eines "gemäßigten, moderaten Islam" zu verkünden. Für den Fastenmonat Ramadan war eine Vielzahl Kleriker aus islamischen Staaten wie Libanon, Afghanistan, Nigeria und den asiatischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion eingeladen worden, um bei Festveranstaltungen den Koran im Sinne Kairos auszulegen.

Zudem will Mubarak jetzt verstärkt Mittel zur Verbesserung der Situation in den Armenvierteln der Großstädte bereitstellen und die Arbeitslosigkeit wirkungsvoller bekämpfen. Die zuständigen Minister seien bereits dementsprechend angewiesen worden, hieß es. Skeptiker befürchten trotzdem, daß dem Land bald libanesische Zustände drohen. Sie sehen in Ägypten bereits dieselben Kräfte am Werk, die Libanon in einem 15jährigen Bürgerkrieg zerstörten. (Reuter)

Syrien lehnt Separatfrieden ab

Assad will globale Regelung des arabisch-israelischen Konfliktes

JERUSALEM, 18. März (AFP). Der syrische Präsident Hafis al-Assad hat am Mittwoch abend einen separaten Frieden mit Israel ausgeschlossen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur SANA berichtete, sagte Assad, er bestehe weiterhin auf einer globalen Regelung des arabisch- israelischen Konflikts. Was den Krieg angehe, habe Syrien in der Vergangenheit häufig seine Entscheidung alleine getroffen, in bezug auf den Frieden jedoch niemals. Assad bekräftigte die Forderung, Israel müsse die seit 1967 besetzten Golanhöhen zurückgeben. Israel hatte in den vergangenen Tagen betont, ein Frieden mit Syrien könne in den zweiseitigen Verhandlungen schnell erreicht werden.

Der Chefunterhändler der Palästinenser bei den Nahost-Friedensgesprächen, Haidar Abdel Schafi, ist am Donnerstag einem Attentatsversuch entgangen, wie das israelische Fernsehen berichtete. Ein zweiter Mann soll jedoch getötet worden sein. Dem Bericht zufolge eröffneten Unbekannte im Flüchtlingslager Rafah im Gazastreifen aus einem Auto heraus das Feuer auf Schafi und seine Begleiter. In der Gegend waren zuvor zwei Araber von israelischen Soldaten erschossen und 45 verwundet worden.

"Journalist schuldlos in Haft"

LIMA, 18. März (AFP). Wegen eines "Polizeifehlers" hat nach den Worten von Perus Staatspräsident Alberto Fujimori ein Journalist sieben Monate lang unschuldig in Haft gesessen. Er sei von der Unschuld des Journalisten überzeugt, sagte der Staatschef am Mittwoch nach einem Besuch des Mannes in dem Gefängnis von Lima, wo noch am selben Tag der Prozeß gegen den Journalisten beginnen sollte.

Der Mitherausgeber der in Lima erscheinenden Zeitung La Republica war wegen geschäftlicher Beziehungen zu der Guerillaführerin Maria Luisa Benza von der Revolutionären Bewegung Tupac Amaru (MRTA) festgenommen worden. Er hatte wiederholt beteuert, daß er von den Untergrundaktivitäten Benzas nichts gewußt habe. Fujimori äußerte die Überzeugung, daß der Prozeß die Unschuld des Journalisten erweisen werde. Derzeit sitzen zwei weitere Journalisten wegen angeblicher Kontakte zu Untergrundorganisationen in Peru in Haft.

Truppen-Sonderstatus beendet

BONN, 18. März (AFP). Der Sonderstatus für ausländische Truppen in der Bundesrepublik ist beendet worden. Ein entsprechendes Änderungsabkommen zum NATO-Truppenstatut wurde am Donnerstag im Auswärtigen Amt von Staatssekretär Dieter Kastrup und den Botschaftern Belgiens, Frankreichs, Kanadas, der Niederlande, Großbritanniens und der USA unterzeichnet.

Ferner wurde ein Übereinkommen zur Außerkraftsetzung des "Soltau-Lüneburg- Abkommens" unterzeichnet, teilte das Auswärtige Amt mit. Es regelt die schrittweise Einstellung von Manövern und Übungen im Raum Soltau-Lüneburg bis zum 31. Juli 1994.

Mindestens 65 Tote in Kalkutta

NEU DELHI, 18. März (AFP). Nach dem Bombenanschlag in der indischen Stadt Kalkutta ist nach jüngsten Angaben der Polizei die Zahl der Todesopfer auf 65 gestiegen. 125 Menschen seien verletzt worden. Krankenhaussprecher berichteten sogar von bis zu 85 Toten.

Die Polizei geht einem Zeitungsbericht vom Donnerstag zufolge davon aus, daß der Anschlag Teil eines Bandenkrieges des organisierten Verbrechens war.

Wie die Zeitung The Hindustan Times berichtete, richteten sich die Ermittlungen gegen eine lokale Glücksspielbande. Den Angaben zufolge handelte es sich bei dem Gebäude, in dem sich die Detonation ereignete, um eine Spielhölle. Der Organisator des illegalen Glücksspiels und dessen Gehilfe seien festgenommen worden. Sie hätten die Kontrolle über das Glücksspiel vor zwei Jahren von einem rivalisierenden Bandenboß übernommen.

Zur Person:

SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER, Bundesjustizministerin, ist von Bayerns Innenminister EDMUND STOIBER wegen ihrer Ablehnung des sogenannten großen Lauschangriffs bei der Bekämpfung des organisierten Verbrechens als "Sicherheitsrisiko" bezeichnet worden. Die Union müsse ihre Rücksichtnahme auf das "verdrehte Rechtsstaatsverständnis" der FDP aufgeben, sagte der CSU-Politiker Stoiber. Über die Haltung der FDP-Ministerin sei er "außerordentlich bestürzt". Die Koalitionsparteien haben sich bislang nicht auf eine gemeinsame Linie bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität einigen können. Im Gegensatz zu den meisten Liberalen will die Union den Ermittlern auch das Abhören von Wohnungen erlauben. (AFP)

Attentat auf iranischen Revolutionsführer gemeldet

PARIS, 18. März (AFP). Auf das geistliche Oberhaupt der islamischen Republik Iran, Ali Chamenei, soll am Mittwoch ein Attentat verübt worden sein. Der bei Paris im Exil lebende ehemalige iranische Präsident Abol Hassan Banisadr versicherte am Donnerstag, im Haus Chameneis habe es eine Explosion gegeben. Diese Information habe er aus mehreren Quellen in Teheran erhalten. Über das Schicksal des geistlichen Oberhauptes der iranischen Moslems konnte er keine Angaben machen. Auch das als gemäßigt geltende Oberhaupt der Schiiten in Europa, Ajatollah Mehdi Rouhani, sagte auf AFP-Anfrage, er sei von verschiedenen Seiten in Iran über ein Attentat auf Chamenei unterrichtet worden.

Die Teheraner Nachrichtenagentur IRNA dementierte unter Berufung auf einen Verantwortlichen der Sicherheitsdienste die Angaben von Banisadr. Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums sah hinter der Verbreitung der Attentatsbehauptung "politische Motive".

Paris forciert Atomwaffenabbau Bomben und Kurzstreckenraketen im Elsaß verschrottet

PARIS, 19. März (AFP). Frankreich hat den Abbau mehrerer Atomwaffen seiner Force de Frappe beschleunigt. Nach einem am Donnerstag veröffentlichten offiziellen Bericht des Verteidigungsministeriums wurden die als letzte Warnung des Angreifers gedachten luftgestützten AN-52-Bomben der Kampfflugzeuge Jaguar Mirage III E und Super Etendard bereits 1991 außer Dienst gestellt. Dies war planmäßig für 1997 vorgesehen. Desgleichen seien die im Elsaß und in Lothringen stationierten Pluton-Kurzstrekkenraketen des Heeres schon 1992 abgebaut worden. Dies sei zunächst erst 1994 geplant gewesen, heißt es in dem Dokument, das eine Bilanz der Amtszeit des vor einer Woche zurückgetreteten Verteidigungsministers Pierre Joxe zieht.

Das Ministerium erinnerte ferner daran, daß Frankreich im vergangenen Jahr auch auf eine Aufstellung der umstrittenen Hades-Atomraketen verzichtet hat, deren Produktion von ursprünglich 120 auf 30 Exemplare begrenzt wurde. Die atomaren Gefechtsköpfe der Hades sind in Bunkern gelagert, jedoch hält das Heer weiterhin 1200 Mann für einen Einsatz dieses Waffensystems bei Bedarf bereit. Die Raketen könnten mit einer Reichweite von maximal 480 Kilometern deutsches, tschechisches oder polnisches Territorium treffen.

Bei den strategischen Waffen hat Frankreich laut Ministerium nach der Aufgabe des ballistischen Bodenraketen- Programms S45 als Ersatz für die veralteten Raketensysteme auf dem Plateau d'Albion in der Provence außerdem beschlossen, die Zahl der Raketen-U-Boote der Triomphant-Klasse (SNLE) auf vier zu begrenzen und gleichzeitig das Produktionsprogramm zu strecken. Nur mehr zwei dieser SNLE sollen ständig auf den Weltmeeren kreuzen. Gleichzeitig hat Frankreich die Alarmbereitschaft der Flugzeuge seiner Atomstreitmacht erheblich verringert und die Zahl der Manöver zwischen 1990 und 1993 um rund die Hälfte gekürzt.

Anklage wegen Anschlags

NEW YORK, 18. März (AFP). Die US- Behörden haben am Mittwoch Anklage gegen zwei Verdächtige erhoben, die den Anschlag auf das New Yorker World Trade Center verübt haben sollen. In der Anklageschrift werden Mohammad S. und Nidal A. beschuldigt, die Wolkenkratzer mit einem Sprengsatz beschädigt und dadurch den Tod von sechs Menschen herbeigeführt zu haben. Der 25jährige Jordanier S., der sich seit dem 4. März in Haft befindet, soll den Kleintransporter gemietet haben, in dem sich die Bombe befand, die Ende Februar unter dem World Trade Center explodierte. Der gebürtige Kuwaiter A., ein Verfahrensingenieur, soll Salameh bei der Anmietung des Fahrzeuges begleitet und ein Bankkonto mit ihm geteilt haben. Ein dritter Verdächtiger, Ibrahim E., wurde wegen Behinderung der Justizbehörden und Betruges angeklagt. Drei Männer, die als Mittäter des Anschlags auf das World Trade Center verdächtigt werden, sollen die USA am 6. März Richtung Südafrika verlassen haben. Das berichtete das "Wall Street Journal" vom Mittwoch.

Suche nach Energiekonsens beginnt

BONN, 19. März (AFP). Bundesregierung, SPD und Grüne nehmen am Freitag in Bonn ihre Gespräche über die künftige Energiepolitik auf. Die zweitägige Klausur bildet den Auftakt der Verhandlungen, bei denen bis Ende des Jahres die Möglichkeit eines Konsenses in der Energiepolitik geklärt werden soll. Besonders beim Thema Atomenergie liegen die Positionen weit auseinander. SPD und Grüne wollen die 20 bestehenden Atomkraftwerke abschalten. Die Regierung lehnt dies ab. Neben der Atomenergie soll die 16köpfige Verhandlungskommission auch die Entsorgung von Atommüll erörtern sowie die Förderung von erneuerbaren Energiequellen und die künftige Nutzung fossiler Energieträger behandeln. (Siehe auch Seite 3)

Frühling startet am Samstag mit 20 Grad

Der Frühling startet am Samstag mit überdurchschnittlich warmen Temperaturen: Im Süden und Südwesten wird das Thermometer 20 Grad und im übrigen Bundesgebiet zwischen 13 und 18 Grad anzeigen, berichtete der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Donnerstag. Damit gehe der Frühling in diesem Jahr mit drei bis fünf Grad mehr an den Start als üblicherweise. Allerdings werde es schon am zweiten Frühlingstag bei einer Abkühlung um drei bis vier Grad etwas frischer.

Die Sonne wird sich am ersten Frühlingstag allerdings nur selten sehen lassen. Nur in Bayern und im Südwesten braucht sie sich nicht gegen Regenwolken durchzusetzen und strahlt durchgehend. Im Westen dagegen rechnet der Deutsche Wetterdienst "mit ein paar Regentröpfchen". Zum Sonntag werden sich die Regenwolken über ganz Deutschland ausbreiten und für einen nassen zweiten Frühlingstag sorgen. Schal und Handschuhe können aber bei immerhin noch zehn bis 14 Grad in den Schränken liegen bleiben. lhe

14 illegal beschäftigte Polen festgenommen

HANAU. Auf Baustellen im Raum Hanau und im angrenzenden Bayern sind im Laufe dieser Woche 14 illegal beschäftigte Polen festgenommen worden.

Wie die Hanauer Polizei mitteilte, sind sechs Polen bereits ausgewiesen worden, für sieben wurde die Ausreise verfügt. Ein Wiederholungstäter befinde sich in Untersuchungshaft. Gegen den Arbeitgeber der illegal Beschäftigten werde ermittelt, hieß es. lhe

Familie/ Familienfreundlichkeit wird in Deutschland vermißt

WIESBADEN (lhe) - Das reiche Industrieland Deutschland rangiert bei der Familienfreundlichkeit und der sozialen Absicherung der Frau im europäischen Vergleich keineswegs an der Spitze. Mit dieser Aussage verband Prof. Susanne Schunter-Kleemann (Bremen) die Forderung, in der deutschen und europäischen Gesetzgebung der Frau in der Familie mehr Rechte und Schutz zu gewähren.

Zum Abschluß einer Veranstaltung der Bundesarbeitsgemeinschaft der 93 Evangelischen Familien-Bildungsstätten (BAG), die am Donnerstag in Wiesbaden- Naurod nach drei Tagen zu Ende ging, bemängelte sie das Beharren auf überkommenen patriarchalischen Vorstellungen, nach denen zuerst die Ehe und nicht die Familie und das Kind im Mittelpunkt staatlicher Gesetzgebung stehen. Im Gegensatz zu Frankreich und Dänemark vermisse die deutsche Frau in Familie und Beruf die soziale und arbeitsrechtliche Gleichstellung mit dem Mann.

Vor allem in den neuen Bundesländern, so betonte die Vorsitzende der Hessischen Arbeitsgemeinschaft, Hildegard Schultz (Frankfurt), sei mit dem weitgehenden Wegfall der Betreuung von Kindern berufstätiger Mütter eine soziale Lücke entstanden. Mittel der Arbeitsverwaltung sollten nicht als Arbeitslosengeld gezahlt, sondern in familiengerechte Arbeitsplätze - auch mit Teilzeitarbeit - investiert werden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft, so Gesine Hoff (Berlin), werde künftig verstärkt bei den zuständigen Ministerinnen Angela Merkel und Hannelore Rönsch sowie in den Bundestagsausschüssen darauf dringen, daß in Deutschland und in der EG die sozialen Lasten gleichmäßiger verteilt werden, damit das Europäische Haus nicht zu einem "Europäischen Herrenhaus" werde. lhe mb h

3100mal wurde aus der Luft geholfen

FRANKFURT A. M. Mehr als 3100 verunglückte und akut erkrankte Menschen haben im vergangenen Jahr Hilfe vom Personal der fünf Rettungshubschrauber in Hessen und Thüringen erhalten. Bei den meisten Patienten genügte eine ärztliche Versorgung an der Notfallstelle, etwa ein Drittel mußte aber sofort in Kliniken gebracht werden.

Wie der Automobilclub ADAC mitteilte, ist der Einsatz der Rettungshubschrauber in Hessen schon seit den 70er Jahren eine Selbstverständlichkeit, in Thüringen bleibe aber noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Jeweils etwa eintausendmal sind die Maschinen des ADAC in Fulda und des Katastrophenschutzes in Kassel und Frankfurt 1992 zu Rettungseinsätzen gestartet, die thüringischen Hubschrauber in Nordhausen und Erfurt wurden dagegen insgesamt nur etwa 350mal zu Notfällen gerufen.

Das Team von "Christoph 28" in Fulda klagt sogar über einen Rückgang der Flüge ins östliche Nachbarland, obwohl zahlreiche schwere Unfälle mehr Einsätze erfordert hätten. lhe

"Fall Weimar": Richter überprüft neue Beweise

GIESSEN. In den "Fall Weimar" kommt Bewegung. Das Landgericht Gießen erklärte aufgrund neuer Indizien die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Monika Weimar für zulässig, teilte der Anwalt von Frau Weimar, Gerhard Strate, in Hamburg mit.

Mit dem am Donnerstag zugestellten Gerichtsbeschluß ist noch nicht über ein neues Hauptverfahren vor dem Landgericht Gießen entschieden. Zunächst muß ein Richter die neuen Beweise prüfen, die das alte Urteil entkräften sollen. Dann entscheidet das Gericht ohne mündliche Verhandlung, ob der Antrag auf Wiederaufnahme begründet ist, das heißt, ob die gesetzlichen Voraussetzungen dafür gegeben sind, daß die Sache erneut geprüft wird.

In dem spektakulären Indizienprozeß um die Morde an den beiden Töchtern des Ehepaares Weimar aus Philippsthal in Hessen war die Mutter Monika Weimar 1988 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Auch nach der Entscheidung des Gießener Gerichts vom 26. Februar 1993, die auf 24 Seiten ausführlich begründet wird, bleibt Monika Weimar in Haft. lhe

Kindertee: Schadenersatz von 15 000 bis 35 000 Mark

Kinder, deren Zähne von gezuckertem Milupa-Tee geschädigt wurden, können mit Entschädigungen zwischen 15 000 und 35 000 Mark rechnen. In zwei Entscheidungen hat das Oberlandesgericht Frankfurt jetzt diesen finanziellen Spielraum für die Kläger abgesteckt. Im ersten Fall erkannte der 26. Zivilsenat auf 15 000, im zweiten Fall auf 35 000 Mark. Die höhere Zahlung begründete das Gericht vor allem mit dem "besonders langen Leidensweg" des geschädigten Kindes.

Der Vorsitzende des Zivilsenats, Richter Wolfgang Sauer, wies darauf hin, daß die Spanne zwischen 15 000 und 35 000 Mark ungefähr den finanziellen Rahmen für derartige Schadensfälle abdecke. lhe

Vatikan macht Miese

ROM, 18. März (KNA). Der Etat des Vatikan wird im laufenden Jahr voraussichtlich mit einem Defizit von umgerechnet 153 Millionen Mark abschließen. Diese Zahl nannte der Präsident der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls, Kardinal Rosalio Castillo Lara, am Donnerstag in der italienischen katholischen Zeitung "Avvenire". Zugleich sagte der Kardinal, der Vatikan sei "nicht verschuldet". 1991 hatte das Defizit im Haushalt 145 Millionen Mark betragen und war größtenteils durch die Spendengelder aus dem "Peterspfennig" gedeckt worden.

Ein Schelm, der . . .

BREISACH, 18. März (KNA). "Die Räuber waren über ein Fenster in das Haus eingedrungen und hatten den katholischen Geistlichen und die Haushälterin schlafend angetroffen . . ." So hieß es in einer Presse-Information der Polizeidirektion Freiburg über einen brutalen Überfall auf das Münsterpfarrhaus in Breisach. Einige Stunden später sah sich die Polizei zu folgender Präzisierung genötigt: "Um die vielen gleichgelagerten Anfragen der Medienvertreter eindeutig zu beantworten, wird hiermit mitgeteilt, daß die Räuber, die in das Pfarrhaus eingedrungen und die anwesenden Personen geknebelt und gefesselt haben, den katholischen Geistlichen und die Haushälterin in verschiedenen Zimmern schlafend angetroffen haben." - Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt . . .

Mehrzahl der Flüsse verseucht

CARACAS, 18. März (epd). Zwei Drittel der Flüsse in Lateinamerika und der Karibik sind so stark verschmutzt, daß ihr Wasser weder zum Trinken noch zur Bewässerung von Feldern und Gärten geeignet ist. Dies geht aus einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation und des Umwelt-Überwachungsprogramms der Vereinten Nationen hervor, der am Mittwoch in der venezolanischen Hauptstadt Caracas veröffentlicht wurde. Der Bericht basiert auf Untersuchungen der Wasserqualität von 24 Flüssen. In der Studie wird vor allem auf die Verseuchung der Gewässer mit Fäkalien und Haushaltsabfällen hingewiesen. Die Verunreinigungen führten zu Infektions- und Durchfallerkrankungen, die bei Kleinkindern häufig tödlich verliefen. Millionen Menschen seien aber auf das Trinkwasser aus den Flüssen angewiesen. Auch die Belastung durch Pflanzenschutzmittel und Industrieabwässer stelle ein wachsendes Problem dar, heißt es in dem Bericht.

Willkür in Guatemala gerügt

WASHINGTON, 18. März (epd). Die Menschenrechtsorganisation "Americas Watch" hat dem Militär in Guatemala vorgeworfen, Menschen wegen angeblicher Verbindungen zur Guerillaorganisation URNG willkürlich zu verhaften. Männer und Frauen würden von Militärs in Zivil festgenommen, in Geheimgefängnisse gebracht und durch Folter zu erfundenen Geständnissen gezwungen, berichtete die Organisation mit Sitz in Washington am Donnerstag. In einem Rapport werden 15 solcher Fälle aus den vergangenen zwei Jahren geschildert, an denen Mitglieder der Präsidentengarde beteiligt gewesen seien. "Americas Watch" forderte Staatschef Jorge Serrano auf, umgehend Ermittlungen einzuleiten, die Verantwortlichen zu bestrafen und für die Auflösung der Geheimgefängnisse zu sorgen. Guatemaltekische Truppen haben nach Angaben von Flüchtlingen in den vergangenen vier Wochen fünfmal die mexikanische Grenze überschritten, um Bürgerkriegsflüchtlinge zu bedrohen.

Theater-Dame Helen Hayes gestorben

NEW YORK. Helen Hayes, die große alte Dame des amerikanischen Theaters, ist im Alter von 92 Jahren in einem Krankenhaus in New York gestorben, in das sie wegen Herzbeschwerden eingeliefert worden war. Ihre Karriere währte nahezu achtzig Jahre.

Die Künstlerin, 1900 in Washington geboren, stand bereits mit fünf Jahren auf Drängen ihrer ehrgeizigen und theaterbesessenen Mutter zum ersten Mal auf der Bühne. Sie wurde mit zwei Oscars geehrt, zwei Theater am Broadway trugen ihr zu Ehren ihren Namen. In den 20er Jahren war sie eine der begehrtesten Theater-Schauspielerinnen der USA. In den 30er Jahren wandte sie sich dem Film zu, blieb gleichwohl der Bühne eng verbunden. In späteren Jahren arbeitete sie auch für das Fernsehen.

An ihrem 75. Geburtstag sagte sie in einem Interview: "Ich habe mein Leben vergeudet, denn glücklich war ich als Schauspielerin nie. Mein Erfolg war nicht all die Tränen, die schlaflosen Nächte und all die Abende auf der Bühne wert, die ich viel lieber mit meinem Mann und meinen Kindern veerbracht hätte." rtr/AP

In Srebrenica tödlicher Kampf um Hilfsgüter

SARAJEWO, 18. März (Reuter/AFP). In der belagerten Stadt Srebrenica töten sich nach UN-Angaben die Moslems im Kampf um Nahrungsmittel gegenseitig. Der Vertreter des UN-Flüchtlingswerks in der ostbosnischen Stadt, Larry Hollingworth, teilte am Mittwoch über Funk mit, die verzweifelten Bewohner gingen mit Messern und Schußwaffen aufeinander los, um als erste die von der US- Luftwaffe abgeworfenen Hilfsgüter erreichen zu können.

Ärzte im Krankenhaus hätten ihm mitgeteilt, im Wettlauf um die überlebenswichtigen Nahrungsmittel und Medikamente kämen jede Nacht bis zu vier Menschen um. Hollingworth teilte weiter mit, jeden Tag stürben in der Stadt etwa 20 Menschen. Srebrenica wird seit elf Monaten von Serben belagert. Rund 60 000 Menschen leben dort unter katastrophalen Bedingungen. Seit Dezember sind keine Hilfsgüter mehr auf dem Landweg in die Stadt gelangt. Die Abwürfe der US-Luftwaffe können die Not kaum lindern. Seit Tagen wartet ein Landkonvoi der Vereinten Nationen (UN) auf die Erlaubnis der Serben, die Stadt mit dem Notwendigsten versorgen und Kranke und Verwundete evakuieren zu können.

Der UN-Oberkommandierende für Bosnien, General Philippe Morillon, erklärte über Rundfunk, es werde mindestens noch zwei Tage dauern, bis der Konvoi in der Stadt ankommen werde. Die abgeworfenen Güter erreichten nicht die, die sie am nötigsten brauchten.

Die US-Luftwaffe versorgt die Stadt aus der Luft. In der Nacht zum Donnerstag warf sie erneut Hilfsgüter über Srebrenica und dem nahe gelegenen Ort Gabela ab. Eine der sechs Transportmaschinen, die vom Frankfurter Flughafen gestartet waren, mußte jedoch wegen "technischer Schwierigkeiten" umkehren, ohne seine Fracht abgeworfen zu haben.

Voraussichtlich ab Mitte nächster Woche wird sich auch die Bundeswehr mit drei Transall-Maschinen und 27 Soldaten an der Luftbrücke für Bosnien beteiligen. Nach Angaben der Bundeswehr verlief ein erster Probeflug über Bayern erfolgreich.

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte am Mittwoch die jüngsten Verletzungen des Flugverbots über Bosnien und drohte mit "zusätzlichen Maßnahmen" zur Durchsetzung der Verbotszone. Er reagierte damit auf Berichte der UN-Schutztruppen, wonach drei Flugzeuge am Samstag neun Bomben über den ostbosnischen Ortschaften Gladovici und Osatica abgeworfen hatten. Die Maschinen sollen danach in Richtung der aus Serbien und Montenegro bestehenden Föderativen Republik Jugoslawien (FRJ) abgedreht sein.

Jugoslawiens Außenminister Vladislav Jovanovic bestritt eine Beteiligung Jugoslawiens am Krieg in Bosnien. Er beschuldigte die Moslems, Zwischenfälle zu provozieren, um den Sicherheitsrat zu beeinflussen. Radio Sarajewo meldete unterdessen, die Region Srebrenica sei am Mittwoch von vier Flugzeugen bombardiert worden.

Jelzins Rezept gegen seinen Machtverfall

MOSKAU, 18. März (Reuter). Der russische Präsident Boris Jelzin hat sich offenbar zu einer Strategie entschieden, mit der er dem schleichenden Machtverfall begegnen will.

Sein Sprecher Wjatscheslaw Kostikow sagte nach einem Treffen des Präsidialrates, der Präsident habe sich zum Handeln entschlossen. Voraussichtlich werde er am Freitag einen Appell an das Volk richten. Jelzin steht unter Druck seiner Berater, energisch in die Krise einzugreifen, die das Land zu lähmen droht.

Damit solle der Kongreß der Volksdeputierten in seine Schranken verwiesen werden, hieß es. Das höchste Verfassungsorgan hatte Jelzin in der vergangenen Woche schwere Niederlagen zugefügt und seine Position weiter ausgehöhlt.

Kostikow sagte, viele Mitglieder des Rates seien der Ansicht, daß der Präsident nun Willenskraft, Stärke und Strenge demonstrieren solle. Die Möglichkeit, den Notstand zu verhängen, wurde dem Vernehmen nach vom Präsidialrat nicht erörtert. Hierzu wäre die Mitwirkung des Militärs notwendig, dessen sich Jelzin aber nicht sicher sein kann. Eine direkte Präsidialherrschaft, mit der der Kongreß umgangen werden könnte, ist aber nach russischem Recht nicht vorgesehen.

Kanadas Ministerpräsident Brian Mulroney hat sich dafür ausgesprochen, das für den 3. und 4. April in Vancouver geplante Treffen zwischen US-Präsident Bill Clinton und Jelzin zu einem regulären Gipfeltreffen der G 7-Länder auszudehnen. Zuvor hatte der Premier mit Bundeskanzler Helmut Kohl telefonisch über die "sehr schwierige Lage" Jelzins gesprochen.

Der russische Außenminister Andrej Kosyrew hat sich am Mittwoch zuversichtlich geäußert, daß der Machtkampf zwischen Präsident Boris Jelzin und dem Parlament friedlich beigelegt werde.

Anschlag auf Irans geistlichen Führer gemeldet

PARIS, 18. März (Reuter). Im Haus des geistlichen Führers Irans, Ali Khamenei, hat sich angeblich eine Explosion ereignet. Dies berichteten am Mittwoch unabhängig voneinander der frühere iranische Präsident Abolhassan Bani Sadre in Paris und der höchste schiitische Würdenträger in Europa, Ajatollah Mehdi Ruhani. Beide beriefen sich auf Gewährsleute in Teheran. Deren Berichten zufolge sollen einige Menschen getötet worden sein. Möglicherweise sei auch Khamenei verletzt oder getötet worden. Irans staatliche Nachrichtenagentur IRNA dementierte die Berichte und nannte sie Lügenmärchen der Opposition.

Ruhani sagte, er sei sich nicht hundertprozentig sicher. Aber seinen Quellen zufolge, die vertrauenswürdig seien, habe es Verletzte gegeben. Auch Khamenei könne zu Schaden gekommen sein.

Eine Sprecherin des seit 1981 im Pariser Exil lebenden Bani Sadr sagte, die Gewährsleute des Präsidenten hätten von etwa 20 Toten berichtet. Zunächst hatte sie mitgeteilt, der 63jährige Khamenei sei verletzt worden. Später erklärte sie, es sei nicht sicher, ob der Geistliche verletzt oder gar getötet worden sei. Die Explosion habe sich zwischen 14 und 15 Uhr Teheraner Zeit ereignet. Die Straße, die zur Residenz Khameneis führe, sei abgesperrt und ein Essen mit Parlamentariern abgesagt worden.

Ein IRNA-Sprecher dementierte die Berichte. Er erklärte telefonisch aus Teheran, es handele sich nur um Lügenmärchen der Opposition. Absicht sei es, dem iranischen Staat zu schaden. "IRNA dementiert eine Explosion oder einen Unfall in Teheran", sagte der Sprecher. Die Zeitung Teheran Times schrieb, die Berichte seien unwahr und entbehrten jeder Grundlage. Khamenei hatte sein Amt 1989 nach dem Tod des Revolutionsführers Ajatollah Ruhollah Chomeiny übernommen. Er gilt als Gemäßigter. 1980 war auf ihn ein Attentat verübt worden, bei dem er schwer verletzt wurde. Bani Sadr war Chomeinys erster Präsident, überwarf sich jedoch mit diesem und ging nach Frankreich ins Exil.

IRNA zitierte einen Sprecher des Außenministeriums in Teheran, es sei nicht das erste Mal, daß unter Berufung auf die Quelle Bani Sadr "unfundierte" Meldungen verbreitet worden seien. Der Sprecher im Teheraner Außenministerium wurde von IRNA zitiert, Agenturmeldungen über einen Anschlag seien politisch ausgerichtet und zielten darauf, den "Qods"-Tag (Jerusalem-Tag), der am Freitag begangen wird, zu stören. An diesem Tag zum Abschluß des moslemischen Fastenmonats Ramadan finden in Iran stets Kundgebungen mit antiisraelischem und USA-feindlichem Unterton statt.

IRNA berichtete, ein Reporter der Agentur sei zur angeblichen Explosionszeit beim Nachmittagsgebet bei Khamenei in dessen Haus gewesen. Dabei habe es keine Vorfälle gegeben.

FRANKFURT A. M., 18. März (Reuter). In einer großangelegten Razzia haben Polizei und Staatsanwaltschaft in der Nacht zum Donnerstag in vier Bundesländern Wohnungen von 29 Rechtsextremisten durchsucht. Bei der Großaktion wurde nach Angaben der federführenden Koblenzer Staatsanwaltschaft von den 250 eingesetzten Polizisten "umfangreiches Beweismaterial" sichergestellt.

Bei einer Beschuldigten sei eine kleine Menge Sprengstoff beschlagnahmt worden. Gefunden worden seien unter anderem Broschüren mit rechtsextremistischem Inhalt.

Die Durchsuchungen in Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg stehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit dem am 8. Dezember vergangenen Jahres ausgesprochenen Verbot der rechtsextremistischen "Deutschen Alternative" (DA).

Die von der Durchsuchung betroffenen Personen seien verdächtig, trotz des Verbotes den "organisatorischen Zusammenhalt" der DA aufrechterhalten und unterstützt zu haben und sich darüber hinaus weiterhin als Mitglieder in der DA betätigt zu haben. Die regelmäßigen Treffen der verbotenen DA hätten zuletzt im Haus der seit langem als führende Rechtsextremisten bekannten Mainzer Eheleute Ursula und Kurt Müller in Mainz-Gonsenheim stattgefunden.

Bei der Großrazzia sei lediglich eine Person zur Feststellung der Personalien vorübergehend festgenommen worden, Verhaftungen habe es nicht gegeben, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Die Durchsuchten hätten keinen Widerstand geleistet. Als Orte der Durchsuchungen wurden unter anderen die Städte Mainz, Wiesbaden, Ludwigshafen, Speyer und Viernheim angegeben. Warnung vor rechter Sogwirkung

MAINZ (dpa). Vor einer "verhängnisvollen Sogwirkung" des Rechtsextremismus hat der Chef des rheinland-pfälzischen Verfassungsschutzes, Armin Dostmann, gewarnt. Auf der Fachtagung "Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit" des DGB sagte er am Donnerstag in Mainz, zwar hätten sich die bekannten rechtsextremen Parteien bisher nicht an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt. Aus taktischen Gründen distanzierten sie sich aber nur halbherzig vom militanten Aktionismus. So bestehe weiter Gefahr, daß die Stimmungsmache gegen den Staat Gewalttäter bestärke.

Ursula Feist vom Hamburger Infas-Institut beklagte, für 56 Prozent der ostdeutschen und 69 Prozent der westdeutschen Bürger stehe die Ausländerpolitik an der Spitze des Problemkatalogs. Mehr als ein Drittel sei der Ansicht, die Deutschen hätten ein Recht, sich "gegen Ausländer zu wehren".

BGA zieht Arzneien zurück

BERLIN, 18. März (Reuter). Das Bundesgesundheitsamt (BGA) hat die Zulassung für Arzneimittel mit dem Wirkstoff der Krappwurzel (Ruiae trinctorum radix) widerrufen. Von dieser Entscheidung seien 71 pharmazeutische Unternehmer mit 159 Arzneimitteln betroffen, teilte das BGA am Donnerstag mit. Es bestehe der begründete Verdacht, daß diese Arnzeien bei bestimmungsgemäßem Gebrauch schädliche Wirkungen haben, die über ein vertretbares Maß hinausgehen, begründete das BGA seine Anordnung.

Krappwurzel-haltige Arzneimittel standen nach Angaben des BGA in Kombination mit anderen Substanzen in Form von Blasen- und Nierentees, Gicht- und Rheumatees, Gallensteintees sowie Leber-Galle-Tropfen zur Verfügung. Ferner seien Präparate mit dem Wirkstoff bei Nierensteinen beziehungsweise zur Auflösung von Nierensteinen angewendet worden. Die Krappwurzel enthalte Stoffe, die krebserzeugende und genverändernde Wirkung hätten.

Scheich rechtfertigt Anschläge "In Ägypten auf Tourismus gezielt" / Kairo verbietet Zeitung

NEW YORK/KAIRO, 18. März (dpa/ AFP/Reuter). Der blinde moslemische Scheich Omar Abdel Rahmann, der am Mittwoch von einem US-Richter die Anordnung seiner Ausweisung aus den USA erhalten hatte, hat am Donnerstag eine Erklärung zu Terroranschlägen in seiner Heimat abgegeben. Rahmann, dessen Name in den vergangenen Tagen immer wieder im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf das World Trade Center in New York genannt wurde, rechtfertigte am Donnerstag die Anschläge in Ägypten gegen Polizei und Touristen. Der in London herausgegebenen arabischen Zeitung El Hajat sagte der Ägypter, die Verantwortlichen der Anschläge "zielen auf den Tourismus, den sie bekämpfen wollen, um die Regierung zu stören und nicht um Touristen zu töten". Die ägyptischen Behörden verboten den Verkauf von El Hajat, die auch in Kairo gedruckt wird.

Nach den Razzien ägyptischer Sicherheitskräfte gegen moslemische Extremisten hat die "El Gamaa el Islamia" (Islamische Gruppe) blutige Rache geschworen. Bei der Polizeioperation waren am Mittwoch im südägyptischen Assiut zehn Extremisten, unter ihnen Ahmed Saki, ein Führungsmitglied der Organisation, und zwei Polizisten erschossen worden. Innerhalb einer Woche sind nunmehr bei Kämpfen zwischen Polizei und militanten Moslems 42 Menschen getötet worden. Die Gamaa drohte, das Blut der Getöteten werde noch nicht trocken sein, bis "das Blut der Rache fließt".

Zu Rahmanns Anhängern gehören Mohammad S. und Nidal A., die von der Polizei der Beihilfe bei dem Anschlag am 26. Februar in der Tiefgarage des World Trade Centers beschuldigt werden. Gegen sie wurde Anklage erhoben.

Scheich Rahmann soll ausgewiesen werden, weil er sich mit falschen Angaben eine Arbeitserlaubnis (Green Card) für die USA beschafft hatte. Der Scheich bleibt während seiner Berufung gegen die Enscheidung auf freiem Fuß und kann sich ungehindert bewegen. Er war in Kairo im Zusammenhang mit der Ermordung von Präsident Anwar el Sadat angeklagt, aber freigesprochen worden. Verurteilt wurde er 1987 in Ägypten wegen Scheckfälschung und "moralischer Verworfenheit".

Kommunen der Ex-DDR erhalten Grund zurück

BERLIN (rtr). Das Bundesverwaltungsgericht hat ein Grundsatzurteil zur Rückübertragung früheren DDR-Kommunaleigentums gefällt. Demnach müssen von der SED enteignete Grundstücke auch dann an die Gemeinden zurückgegeben werden, wenn sie zwischenzeitlich im Besitz volkseigener Betriebe waren. Diese Regelung ergebe sich aus dem Einigungsvertrag. Hintergrund der Entscheidung war der Streit um ein Sportstadion in der sächsischen Stadt Radeberg, das zuletzt dem Nachfolge-Unternehmen des VEB Robotron Elektronik gehört hatte. (Az: BVerwG 7 C 13.92)

Die Treuhand hatte das Grundstück der Sportanlage im Juni 1991 der Stadt Radeberg rückübertragen. Dagegen hatte der Gesamtvollstreckungsrat der Robotron Telecom vor dem Kreisgericht erfolglos geklagt. Nun wies auch das Bundesverwaltungsgericht die Revision als höchste Instanz zurück.

Zwar falle das Areal nicht unter das DDR-Verwaltungsvermögen, das per Einigungsvertrag automatisch an die Kommunen zurückgehe, so das Gericht. Doch gelte die Klausel auch für Finanzvermögen einst volkseigener Betriebe, als welches das Sportstadion in diesem Fall gelte.

Druck auf Srebrenica verstärkt UN-Konvoi mußte umkehren / Offensive der Serben gemeldet

SREBRENICA/MALI ZVORNIK, 18. März (Reuter/ AP/AFP). Das Drama um die von Serben belagerte ostbosnische Stadt Srebrenica geht weiter: Die Vereinten Nationen starteten am Donnerstag in der Grenzstadt Mali Zvornik einen Lkw-Konvoi, der zu der mit 60 000 Menschen überfüllten Stadt vordringen sollte. Der Konvoi mußte jedoch nach wenigen Kilometern umdrehen, nachdem er wieder von serbischen Polizisten und Soldaten aufgehalten worden war. Zugleich traten nach UN- Angaben aus Mali Zvornik die Serben zur Offensive gegen Srebrenica an. Dort ist es laut UN unter den Moslems beim Kampf um die von der US-Luftwaffe abgeworfenen Hilfsgüter zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen, die mehrere Tote forderten.

Nach Berichten der Nachrichtenagenturen hatte UN-Kommandeur Philippe Morillon, der sich seit Freitag in Srebrenica aufhält, angeordnet, den Konvoi loszuschicken. Die Lkw seien offenbar ohne Zustimmung der Serben gestartet. Als Konzession an die Serben, die sich gegen militärischen Geleitschutz gewehrt hatten, seien fünf der sieben Schützenpanzer der UN-Schutztruppe in Zvornik zurückgeblieben, hieß es. In der Ortschaft Velika Rela sei der Konvoi aufgehalten worden und dann umgekehrt.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk in Belgrad teilte mit, drei weitere UN-Konvois, die am Mittwoch und Donnerstag in Bosnien eingefahren und nach Tuzla, Gorazde und Zepa unterwegs seien, seien ebenfalls an serbischen Kontrollposten gestoppt worden.

Ein UN-Funktionär sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuter, im Nordosten von Srebrenica stünden die Serben nur noch fünf Kilometer vor der Stadt, die möglicherweise binnen weniger Tage vollständig eingekesselt sein werde. Daß der für Srebrenica bestimmte Hilfskonvoi in Mali Zvornik festgehalten worden sei, hänge vermutlich mit den Vorbereitungen der Offensive zusammen. Larry Hollingworth, Vertreter des UN- Flüchtlingshilfswerks in der belagerten Stadt, berichtete über Funk, serbischer Geschützdonner sei an den Verteidigungslinien zu hören, die Stadt selbst liege derzeit aber nicht unter Feuer. "Die wichtigste Botschaft von hier aus ist, daß die Serben ihren Vormarsch einstellen. Sie müssen gestoppt werden", sagte er.

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in der Nacht zum Donnerstag die Serben wegen der Bombardierung von Dörfern in Ost-Bosnien. Jugoslawien wurde aufgefordert, eine Wiederholung zu unterbinden. Der Rat machte aber keine Anstalten, das seit Oktober geltende Flugverbot über Bosnien militärisch zu erzwingen. Nach UN-Angaben hatten am Samstag drei einmotorige Maschinen Bomben auf zwei ostbosnische Ortschaften abgeworfen und waren danach in Richtung Jugoslawien abgedreht. Jugoslawiens Außenminister Vladislav Jovanovic dementierte in New York eine Beteiligung seines Landes an dem Krieg in Bosnien.

Behördenvertreter in Sarajewo teilten mit, bei schweren Kämpfen seien dort drei Menschen getötet und 55 verletzt worden. Einheiten der Serben hätten in der Nacht auch den Flughafen beschossen, auf dem am Donnerstag das 3000. Transportflugzeug mit Hilfsgütern landete. Nach UN-Angaben wurden damit seit Aufnahme der internationalen Luftbrükke für Sarajewo im Juli 32 606 Tonnen Lebensmittel und andere Güter eingeflogen. In New York setzten die Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen in Gesprächen mit Vertretern der Kriegsparteien ihre Bemühungen um Frieden fort.

(Weiterer Bericht S. 2, Leitartikel S. 3)

Bundesbank enttäuscht

FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten wurde die Mini-Zinssenkung der Bundesbank mit Kurs-Abschlägen quittiert. Allianz büßten vier und Daimler zwei Mark ein. Am Rentenmarkt gingen die Notierungen deutlich zurück. Während der offiziellen Handelszeit hatte der Trend, beflügelt durch die optimistischen Zinssenkungserwartungen, nach oben gezeigt. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt noch eine stärkere Senkung der Zinsen erwartet worden. Tatsächlich setzte die Bundesbank den Diskontsatz jedoch nur um einen halben Punkt herab.

Der Deutsche Aktienindex stieg an der Präsenzbörse, die den Schlußstand aufgrund eines Übermittlungsfehlers korrigieren mußte, um 11,11 auf 1696,19 Punkte. Der physische Handel konnte die vom Zentralbankrat beschlossene Diskontsatzsenkung allerdings nicht mehr verwerten, da die Nachricht praktisch mit dem Schlußgong zusammenfiel.

Nachdem die heftige Abwärtsbewegung am Rentenmarkt zum Stehen kam, beruhigte sich auch das Geschehen im nachbörslichen Aktienhandel wieder. Die Pluszeichen überwogen im elektronischen Handel später, wobei die zinsreagiblen Finanztitel eher kleine Kursgewinne verbuchten. Die Zinssenkungsphantasie sei am Markt weiter intakt. Der Zinsboden sei nicht erreicht, was auch an dem mit neun Prozent unverändert hohen Lombardsatz abgelesen werden könne.

Am Rentenmarkt war die Durchschnittsrendite während der offiziellen Handelszeit um drei Stellen auf 6,40 Prozent geklettert.

Weizsäcker zieht nach Berlin

BONN, 18. März (Reuter). Bundespräsident Richard von Weizsäcker will von Ende des Jahres an die meisten Amtsgeschäfte von Berlin aus wahrnehmen. Er teilte am Donnerstag in Bonn mit, er werde vom Winter an auch seinen privaten Wohnsitz nach Berlin verlegen. Eine Verlegung des Amtssitzes ins Kronprinzenpalais nach Berlin-Mitte lehnte er ab. Er bat die Bundesregierung, neben seinem Amtssitz Schloß Bellevue ein Gebäude vorzubereiten. Den Verzicht auf das Kronprinzenpalais begründete Weizsäkker mit dem Interesse einer zügigen Verwirklichung des Hauptstadtbeschlusses vom 20. Juni 1991. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen begrüßte die Entscheidung Weizsäckers als Zeichen auch für den Umzug von Parlament und Bundesregierung.

USA greifen in Kismayo ein

MOGADISCHU, 18. März (Reuter). Rund 500 US-Soldaten sollen die Ordnung in der südsomalischen Hafenstadt Kismayo wiederherstellen, wo am Dienstag neue Feindseligkeiten zwischen rivalisierenden Stämmen ausgebrochen waren. UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali zeigte sich besorgt und rief die somalischen Konfliktparteien auf, ihre Friedensgespräche fortzusetzen. Wegen der neuerlichen Kämpfe in Kismayo hatten die UN die Somalia-Konferenz in Addis Abeba am Mittwoch ausgesetzt.

Im UN-Sicherheitsrat in New York kursierte am Donnerstag der Resolutionsentwurf für die Übergabe der Kommandogewalt an eine UN-Truppe. UN-Diplomaten zufolge könnte in der nächsten Woche über die Entschließung für ein bis zu 28 000 Mann starkes UN-Kontingent abgestimmt werden. Die UN-Soldaten sollen zur Erfüllung ihres Auftrages Gewalt anwenden können. Deutschland soll UN-Diplomaten zufolge beim Aufbau der Polizei in Somalia eine führende Rolle zukommen. Bonn solle auch Soldaten für die UN-Truppe abstellen.

London schöpft Hoffnung

LONDON, 18. März (Reuter). Erstmals seit drei Jahren ist die Arbeitslosigkeit in Großbritannien im Februar 1993 gesunken. Nach den am Donnerstag vom Arbeitsministerium in London veröffentlichten Statistiken sank die Zahl der Erwerbslosen im Berichtsmonat überraschend um saisonbereinigt 22 000 auf 2,971 Millionen. Die Arbeitslosenquote fiel von 10,6 Prozent im Januar auf 10,5. Volkswirte hatten für Februar mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl um 35 000 gerechnet.

Der überraschende Rückgang ist nach Einschätzung von Experten das bisher deutlichste Signal dafür, daß sich die britische Wirtschaft aus der Rezession herausbewegt. Damit habe auch der Druck auf die britische Regierung nachgelassen, die Zinsen zu senken, was sich positiv auf das Pfund Sterling auswirke. Die Entwicklung belege zudem, daß das Vertrauen der Unternehmen in den wirtschaftlichen Aufschwung zunehme und eine Reihe von Firmen vor diesem Hintergrund Neueinstellungen vornähmen.

Streit um KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen beigelegt

POTSDAM, 18. März (Reuter). Der Streit um die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen ist beigelegt. Auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers werde es zwei baulich voneinander getrennte Gedenkstätten geben, teilten Brandenburgs Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein (FDP) und der Zentralrat der Juden am Donnerstag mit. So könne sowohl an die Opfer der Nazi-Greuel als auch an die Toten des späteren sowjetischen Internierungslagers Sachsenhausen erinnert werden. Der Zentralrat der Juden, der das bisherige Gedenkstätten- Konzept strikt abgelehnt hatte, zeigte sich befriedigt über den Kompromiß.

Der Zentralrat hatte gerügt, daß auf dem KZ-Gelände nicht nur der Nazi-Opfer, sondern auch jener Toten gedacht werden solle, die dort von 1945 bis 1950 im stalinistischen "Speziallager Nr. 7" umgekommen waren. In Massengräbern waren 12 500 Skelette entdeckt worden.

Falschen Verdacht bedauert

BONN, 18. März (Reuter). Die Bundesregierung hat sich dafür entschuldigt, daß sie einen Somalier im Februar fälschlicherweise als Entführer eines Lufthansa-Airbusses genannt hat. In einem am Donnerstag bekannt gewordenen Brief an den Somalier Farah Siyad Shuriye schreibt Innenstaatssekretär Johannes Vöcking, er bedauere die "unglückliche Verwechslung" sehr.

Bundesinnenminister Rudolf Seiters hatte Shuriye am 11. Februar als mutmaßlichen Entführer des Airbusses "Chemnitz" genannt. In dem am 25. Februar abgeschickten Schreiben Vöckings heißt es, dies sei auf einen anonymen Anruf beim Lufthansabüro in Oslo zurückgegangen. Shuriye lebt seit 1991 in Norwegen und hatte über Deutschland nach Äthiopien reisen wollen, um seine Frau und drei Kinder zu besuchen.

Nach dem Ende der Entführung in New York hatte sich herausgestellt, daß der Äthiopier Zewolde Nebiu Demeke den Airbus auf dem Flug von Frankfurt nach Kairo in seine Gewalt gebracht und nach New York umgeleitet hatte.

Als Schmidt und Barzel das Land regierten . . .

BONN, 19. März (Reuter). "Tatsächlich ist das Land damals von Barzel und Schmidt regiert worden", sagte Helmut Schmidt kurz angebunden und sprach dabei von einer Zeit, als von seiner späteren Kanzlerschaft noch keine Rede sein konnte. Es ging um das letzte Jahr der 1969 beendeten Großen Koalition von CDU/CSU und SPD, über das sich Schmidt, der frühere CDU-Kanzleraspirant Rainer Barzel und Ex-Bundespräsident Walter Scheel in einer Podiumsdiskussion unterhielten. Die SPD hatte zum Rückblick auf ihre Zeit der Regierungsbeteiligung ins Bonner Erich-Ollenhauer-Haus eingeladen. Die für manche erstaunliche Enthüllung begründete Schmidt, in den drei Jahren der Großen Koalition Fraktionschef der SPD im Bundestag wie umgekehrt bei der Union Rainer Barzel, mit einer gegenseitigen Lähmung von Kanzler Kurt Georg Kiesinger und dessen Vizekanzler Willy Brandt. An der Frage der Anerkennung oder Nichtanerkennung Kambodschas hätten sich die beiden festgebissen, sozusagen als letzte Zuckungen der Hallstein-Doktrin, zürnte Schmidt im nachhinein. Es sei eine "unangenehme Rolle" für ihn gewesen.

Sonst aber ließen die drei Diskutanten nichts auf die Große Koalition kommen, Schmidt nicht, Barzel nicht - und selbst Scheel würdigte die Erfolge dieses Bündnisses, das die FDP ihre Existenz hätte kosten können. Zufrieden wurde noch einmal aufgerollt, was zwischen 1966 und 1969 auf die Beine gestellt worden war: Die Neuordnung der Wirtschafts- und Finanzpolitik, die Einführung der Konzertierten Aktion oder die Verabschiedung Notstandsgesetze.

Auch Negativposten wurden aufgelistet, wie das Scheitern der geplanten Wahlrechtsreform oder das Entstehen der linken Außerparlamentarischen Opposition (APO) auf der einen und das Erstarken der rechtsradikalen NPD auf der anderen Seite.

Fast erstaunt schien man im Rückblick, was nach außen hin das bis dahin regierende Bündnis aus Union und FDP 1966 zum Scheitern gebracht hatte: Eine "Rezession" mit Haushaltsdefiziten oder Arbeitslosenzahlen, die in späteren Jahren oder gar heute kaum eine Nachricht wert gewesen wären. Nein, Scheel lieferte eine andere Deutung. Franz-Josef Strauß sei der wahre Macher der Großen Koalition gewesen, einzig zu dem Zweck, wieder an den Kabinettstisch zurückkehren zu können, was ihm die FDP verwehrt hätte, nachdem Strauß wegen der Spiegel-Affäre aus der Regierung verjagt worden war.

Barzel nannte Scheels Deutung eine Überhöhung von Strauß, und auch Schmidt sah das etwas anders. Da war ja noch der alte SPD-Stratege Herbert Wehner, der zusammen mit seinem CDU-Mitstreiter Paul Lücke das Ziel hatte, mit der Einführung des Mehrheitswahlrechts der "Pendlerpartei" FDP den Garaus zu machen. Und es gab andere wie etwa den Freiherrn Karl Theodor von Guttenberg, die vehement für das große Bündnis eintraten, ohne dabei die Karriere von Strauß im Sinn zu haben.

Wie sehr zeitlicher Abstand die Geschehnisse verklären kann, zeigen Barzels insgesamt recht positive Erinnerungen an den oft ausufernden Streit um die Ostverträge der sozial-liberalen Koalition. Hörte man dem damaligen Oppositionsführer nun zu, konnte man den Eindruck gewinnen, er habe damals letztlich die Emotionen im aufgewühlten Volk geglättet, etwa, als er in einer besonders kritischen Phase der Eskalation Kanzler Brandt am Ärmel ins Bundeshausrestaurant gezogen, zwei Bier bestellt und so für versöhnlich wirkende Pressefotos gesorgt hat, wie er es heute sieht.

Es gab nicht einmal Widerspruch. Die drei Herren, Barzel mit 68 Jahren der jüngste, Scheel 73 und Schmidt 74 Jahre alt, zogen es vor, pfleglich miteinander umzugehen. Die Zuhörer lernten, daß Barzel und Scheel sich duzen. Aber selbst der Hanseat Schmidt sprach Scheel mit dem vertrauten "Walter" an, blieb aber beim Abstand wahrenden "Sie".

Tanker verliert Öl

TERCEIRA, 18. März (Reuter). Ein mit 40 000 Tonnen Rohöl beladener Tanker hat etwa 100 Seemeilen südwestlich der portugiesischen Inselgruppe der Azoren durch ein Leck Öl verloren. Die portugiesische Kriegsmarine teilte am Donnerstag mit: "Im Augenblick ist die Lage nicht kritisch." Erste Berichte, ein Ölteppich erstrecke sich über ein Gebiet von zehn Seemeilen Länge und einer halben Seemeile Breite, könnten nicht bestätigt werden. Die unter der Flagge Maltas fahrende "Onda" (90 146 Tonnen) habe wegen schlechten Wetters ein Leck bekommen. Das ausgelaufene Öl treibe aufs offene Meer hinaus und nicht in Richtung der Inselgruppe.

Nach Meldung über Attentat sprach Chamenei im Fersehen

NIKOSIA, 18. März (Reuter/AFP). Nach Berichten iranischer Exilpolitiker über eine angebliche Bombenexplosion im Haus des geistlichen Oberhaupts des Landes, Ajatollah Ruholla Chamenei, ist dieser am Freitag im iranischen Fernsehen aufgetreten. Zuvor hatte bereits das Außenministerium den vom früheren iranischen Präsidenten Abholhassan Bani Sadr verbreiteten Bericht über die Explosion als "erfunden und politisch motiviert" dementiert.

Chamenei rief die Iraner und alle anderen moslemischen Nationen dazu auf, an den Veranstaltungen zum sogenannten Jerusalem-Tag noch enthusiastischer teilzunehmen als in den Vorjahren. Dies werde den Kampf der Palästinenser für ihre Rechte weiter befördern. Am letzten Freitag des moslemischen Fastenmonats Ramadan werden in Iran regelmäßig anti- israelische Kundgebungen veranstaltet. Chamenei wurde im Fernsehen in einer großen Halle stehend gezeigt, wo er mit einem Journalisten sprach.

Bani Sadr und der höchste schiitische Würdenträger in Europa, Ajatollah Mehdi Ruhani, hatten aus Paris unter Berufung auf Gewährsleute in Teheran mitgeteilt, bei einer Explosion im Haus Chameineis in Teheran seien am Mittwoch nachmittag mehrere Menschen verletzt oder getötet worden.

"Tanker verliert nur wenig Öl"

TERCEIRA, 18. März (Reuter). Die Lage auf dem rund 100 Seemeilen südwestlich der portugiesischen Inselgruppe der Azoren leckgeschlagenen Öltanker ist nach Angaben der portugiesischen Marine unter Kontrolle. Kommandant Oliveira Rego erklärte am Donnerstag abend, der mit 40 000 Tonnen Öl beladene Tanker verliere nur rund 50 Liter Öl in der Stunde. Die Ladung werde in einen anderen Tank des Schiffes gepumpt. Die "Onda" (90 146 Tonnen) hatte bei schwerem Seegang mit fünf bis sechs Meter hohen Wellen ein Leck bekommen. Das auslaufende Öl werde aufs offene Meer hinausgetrieben, nicht in Richtung der Inselgruppe, sagte Rego.

Kuba braucht nach Sturm Hilfe

HAVANNA, 19. März (Reuter). Kuba will nach Angaben von Vertretern der Vereinten Nationen (UN) internationale Hilfen zur Behebung der Schäden nach den Stürmen des vergangenen Wochenendes. Wie es am Donnerstag weiter hieß, hat sich die Regierung in Havanna direkt an die UN gewandt und außerdem die Botschafter mehrerer Länder einbestellt, um die dringendsten Bedürfnisse mitzuteilen. Der Sturm könnte nach UN-Angaben Schäden in Höhe von umgerechnet über 1,5 Milliarden Mark verursacht haben. 40 000 Häuser wurden nach Angaben der kubanischen Behörden beschädigt, fast 1500 davon völlig zerstört.

Außerdem seien fünf Menschen umgekommen und fast 100 verletzt worden. Ferner seien Plantagen, industrielle und öffentliche Einrichtungen sowie Straßen und Stromleitungen betroffen gewesen.

FIFA testet wieder neue Fußball-Regeln "Einschuß" öffnet Stürmern Tür und Tor

Noch ist über Sinn oder Unsinn des sogenannten "Sudden Death" in der Verlängerung von Fußballspielen nicht abschließend entschieden, da hat der Internationale Fußball-Verband (FIFA) schon die nächste Regeländerung zum Test vorgesehen: Einschuß statt Einwurf.

Der Reihe nach: Bei der gegenwärtig noch laufenden Junioren-Weltmeisterschaft "U 20" in Australien wird seit dem Viertelfinale im K.o.-System gespielt: Fällt in der Verlängerung ein Tor, ist sofort Feierabend. Bleiben die 30 Minuten "Zuschlag" torlos, entscheidet wie bislang ein Elfmeterschießen.

Bei Australien-Uruguay kam der "plötzliche Tod" zum Tragen. Beide Mannschaften suchten in der Verlängerung die Entscheidung, doch logischer Sieger war Australien, weil Uruguay - wie in den Gruppenspielen zuvor - nach 70 Minuten konditionell einbrach.

Bei England-Mexiko hingegen quälten sich beide Mannschaften über 120 torlose Minuten. Auch in der Verlängerung suchte kein Team die Entscheidung, sondern war ängstlicher und vorsichtiger noch als in der normalen Spielzeit darauf bedacht, keinen Gegentreffer zu kassieren.

Ein Nervenkitzel für die Fans ist der aus dem Eishockey bekannte "Sudden Death" allemal. Doch ob er auch - so die ursprüngliche Absicht - den Fußball attraktiver macht, darf bezweifelt werden.

Eine Revolution verspricht hingegen der Ersatz des Einwurfes durch den Einschuß beim Seitenaus, den die FIFA bei der Junioren-WM "U 17" im August in Japan erproben läßt. Da der Abstand des Gegners wie beim Freistoß mindestens 9,15 Meter betragen muß, sind dadurch blitzschnelle Spielverlagerungen ohne langwierige Kombinationen möglich.

Vor allem aber: Wie beim Einwurf bleibt beim Abschuß das Abseits aufgehoben! Konsequenz: Bei jedem Einschuß in der gegnerischen Hälfte können sich beliebig viele Angreifer im Straf- oder gar Torraum des Gegners postieren; die Abwehrspieler werden folgen müssen. Somit beschwört jeder Einschuß eine torgefährliche Szene herauf.

Guido Tognoni, Pressechef der FIFA: "Vielleicht werden dann einige Verteidiger den Ball nicht mehr so leichtfertig ins Seitenaus kicken, sondern sich mehr bemühen, den Ball im Spiel zu halten."

Einer weiteren Regel, die längst existiert, aber weitgehend in Vergessenheit geraten ist, soll ab der neuen Saison wieder zu stärkerer Beachtung verholfen werden: die "Vier-Schritte-Regelung" für Torhüter. Bei der "U 20"-WM spazieren die Keeper, wie in der Bundesliga auch, manchmal mit dem Ball in der Hand vom Tor bis an die Strafraumgrenze, ohne ihn freizugeben. Dieser Zeitschinderei wie dem unerlaubten Raumgewinn beim Abschlag will die FIFA endlich einen Riegel vorschieben. sid

Eishockey-Finalserie Düsseldorfer EG gegen EC Köln DEG schlägt Kartenfälschern ein Schnippchen Für die Spieler steht finanziell viel auf dem Spiel / ECK baut auf schnelle Konter

Vor dem Eishockey-Finalschlager blüht der Schwarzmarkt und ruft sogar Kartenfälscher auf den Plan. Die Tickets für das erste Play-off-Endspiel zwischen dem Deutschen Meister Düsseldorfer EG und dem Erzrivalen Kölner EC am Freitag (19.40 Uhr/live in Premiere), bei dem sogar die Nationalhymne gespielt wird, sind so begehrt und fast so teuer wie die bei einem Pavarotti-Konzert.

So rechnet die DEG erneut mit Plagiaten, doch der Verein schlug den Fälschern ein Schnippchen. Kurzfristig wurde die auf den Karten aufgedruckte Spielnummer einfach verändert. "Schon im Halbfinale hat es Fälschungsversuche gegeben. Wir hoffen, daß wir mit unserer Aktion Erfolg haben", meinte DEG-Organisationschef Hans Sültenfuß.

Ansonsten gibt es beim Titelverteidiger auf dem Weg zur vierten Meisterschaft hintereinander keine Probleme. Die verletzten Nationalspieler Andreas Brockmann (Kompressionsbruch im Sprungbein) und Mike Schmidt (Bandscheibenprobleme) kehren zurück, so daß Trainer Hans Zach seine beste Formation aufs Eis schicken kann. Zach war am vergangenen Wochenende im heimischen Bad Tölz und spannte beim Angeln aus. Die Favoritenrolle sieht er für sein Team als große Belastung an. "Anfang der Woche sah ich die Chancen fifty-fifty, mittlerweile stehen sie 60:40 für Köln, denn die erdrückende Favoritenrolle führt nicht immer zum Sieg".

Für die Spieler steht eine ganze Menge Geld auf dem Spiel. Während beim Meister rund 250 000 Mark ausgelobt worden sein sollen, werden bei den "Haien" 200 000 Mark als Sonderhonorar gehandelt. Mehr ist beim mit 3,1 Millionen Mark in der Kreide stehenden KEC nicht drin, obwohl in die Klubkasse im zweiten Endspiel an der Lentstraße am kommenden Sonntag (14.10/live in Premiere) mehr als 300 000 Mark aufgrund der satten Preisanhebung (Stehplatzkarte 60 Mark) fließen werden. Ein zweites Heimspiel in der Finalserie wäre für den KEC im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert.

Kölns russischer Trainer Wladimir Wassiljew sieht sein Team trotz Zachs Äußerung in der Außenseiterrolle: "Düsseldorf ist in jeder Beziehung im Vorteil und hat eine echte Meistermannschaft. Wenn wir die Meisterschaft gewinnen, ist es gut, aber auch der zweite Platz ist gut."

Höchstes Lob hat der 52jährige für seine Nationalspieler Jörg Mayr und Thomas Brandl parat. "Brandl ist der beste Mittelstürmer in Deutschland, auch wenn man alle ausländischen Center dazuzählt, Mayr ist der beste Verteidiger", erklärte Wassiljew.

Sein Konzept gegen die Stars der DEG ist einfach. "Wir wollen unsere Qualitäten, Kampf, Disziplin und Arbeit, einsetzen. Wir müssen mit großer Disziplin in der Abwehr spielen und auf schnelle Konter bauen". Für Brandl war das harte Training für seine eigene Entwicklung sehr positiv. "Ich bin wesentlich antrittsschneller als früher. Vor allem am Ende kann ich immer noch zulegen", meint der 24jährige, der mit Torhüter "Peppi" Heiß und Mayr die überragende Spielerpersönlichkeit bei den "Haien". Und für die kommende Saison verspricht er: "Da werden wir noch 30 Prozent stärker." sid

Weltmeisterschafts-Boxkampf in Düsseldorf Henry Maske setzt auf größere Reichweite Williams schwört auf K.-o.-Sieg / Sauerland stoppte Camp-Frust / Herausforderer hat Respekt

Er schätzt sich selbst als Deutschlands besten Boxer ein, die Szene hingegen kategorisiert ihn als einen amateurhaften Techniker mit Glaskinn, der jegliches Spektakel in den Profi-Ringen vermissen läßt. In jedem Fall hat Henry Maske (29) aus Frankfurt/Oder zwei Tage vor dem Showdown die große Flatter. Am Samstag fordert der Olympiasieger von 1988 in der Düsseldorfer Philipshalle Halbschwergewichts-Weltmeister Charles Williams (29) heraus. Der Amerikaner hält das Championat der International Boxing Federation (IBF) seit dem 29. Oktober 1987.

"Es wird für mich ein schwieriges Duell, aber mit taktischem Know-how dürfte ich gewinnen", sagt Maske in seinem Camp in Wuppertal. Seit seinem Übertritt ins Profilager am 1. April 1990 ist er in 19 Kämpfen ungeschlagen. "Ich bin der Größere. Also werde ich meinen kraftvoll boxenden Gegner auf Distanz halten und sozusagen von oben herab schlagen. Ich tippe, es wird ein Punktsieg für mich."

Ganz anders sehen es die Wettbüros zwischen Las Vegas und London. In der Glücksspiel-Kapitale von Nevada ist der aus Maryland/Ohio stammende Williams 25:10-Favorit. Ein Wettschalter in London notiert den Champion sogar mit einer Quote von 5:1. Sportwetten Thüringen (Gera) setzt auf den Aufschwung Ost und führt beide Kämpfer mit einer 2:1-Quote.

"Ich werde den Kampf in der dritten Runde durch K. o. gewinnen", sagt Williams siegessicher. "Es gibt keine Frage: Ich kann besser punchen, Maske ist vielleicht der gewieftere Techniker." "Prince Charles" Vorbild ist der ehemalige Schwergewichts-Weltmeister Joe Frazier. Schaufelnde Schläge in Halbdistanz und im Infight sind seine Rezeptur, um die Box-Krone im zehnten WM-Kampf zum neunten Mal erfolgreich zu verteidigen.

Williams, bisher 33 Siege, vier Niederlagen und zwei Unentschieden, erhält eine Börse von 800 000 Mark, Maske muß sich mit einem Preisgeld von 100 000 Mark begnügen. Der WM-Etat wurde von den Veranstaltern Sauerland-Promotions (Mülheim)/Cedric Kushner (USA/Südafrika) auf 1,52 Millionen Mark beziffert. Sollte Maske Champion werden, hat Kushner an den nächsten fünf Kämpfen Beteiligungsrechte.

Sauerland war am Dienstag abend von seiner Geschäftsreise aus Afrika zurückgekehrt und mußte in Düsseldorf erst mal auf den Tisch hauen. Bei Maskes WM-Vorbereitung hatte es große Differenzen zwischen dem Boxer und dem Technischen Leiter gegeben. Maske waren die Sparringspartner nicht gut genug, Trainer Manfred Wolke jammerte über den diebstahlbedingten Verlust seiner 15 Jahre alten Badelatschen, und Sauerland- Helfer Jean-Marcel Nartz stand wegen der ständigen Nörgeleien kurz vor dem Nervenzusammenbruch.

"Das sind so richtige Berufsnöler, die immer alles besser wissen", schimpfte Nartz am Mittwoch abend. Maske hatte mit seiner sturen Haltung Journalisten verärgert und brachte unmißverständlich zum Ausdruck: "Am liebsten rede ich mit den Redakteuren aus dem Osten. Die verstehen mich und dichten mir nichts an." Als der neue Sponsor Maske am Mittwoch vertraglich eine Jahrespauschale von 120 000 Mark garantierte, gab dieser seinen Starrsinn auf.

Sollte Maske Champion werden, wäre er nach Max Schmeling, Eckhard Dagge, Graciano Rocchigiani und Markus Bott der fünfte Deutsche mit einem WM-Gürtel der Profis. Seit 1908 ist der ehemalige Oberleutnant der Nationalen Volksarmee der elfte Deutsche in einem offiziellen Welttitelkampf. Maske: "Gewinne ich, werde ich viel Geld in den USA verdienen. Ich büffele schon intensiv Englisch."

sid

"Clenbuterol kein anaboles Steroid" Gutachten entlasten Krabbe, Breuer, Derr

Die Chancen von Doppelweltmeisterin Katrin Krabbe und ihren Neubrandenburger Klubkolleginnen Grit Breuer und Manuela Derr auf eine Aufhebung der Suspendierung sind wenige Tage vor der Sitzung des Rechtsausschusses des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) stark gestiegen.

Nach Angaben eines intensiv mit dem "Fall Krabbe" befaßten DLV-Mitglieds sollen zwei von insgesamt drei unabhängig voneinander im Auftrag des DLV durchgeführten Gutachten zu dem Schluß kommen, daß das Kälbermastmittel Clenbuterol lediglich ein Stimulans und kein anaboles Steroid sei. Verschiedene Stimulanzien sind offiziell zu Trainingszwecken erlaubt. Der Rechtsausschuß tritt Ende März zur Verhandlung über den Einspruch des Trios gegen die Suspendierung zusammen.

Die Sprinterinnen waren im Sommer 1992 bei Trainingskontrollen der Clenbuterol-Einnahme über das Medikament Spiropent überführt und anschließend vom DLV suspendiert worden. Allerdings ist der DLV von der Forderung nach einer vierjährigen Sperre abgerückt und hat für eine zweijährige Sperre wegen "unsportlichen Verhaltens" plädiert, nachdem zunehmend Verwirrung über die Einstufung Clenbuterols aufgetreten war. Zudem sind in England zwei wegen der Einnahme des Mastmittels suspendierte Gewichtheber mittlerweile vom Doping-Vorwurf freigesprochen worden.

Neben den für den DLV erstellten Gutachten hält auch die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) Clenbuterol für ein Stimulans. Krabbe-Manager Jos Hermens wollte die Ergebnisse der Gutachten nicht kommentieren, erklärte aber: "Ich erwarte, daß alle drei freigesprochen werden."

Katrin Krabbe räumte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Fehler ein, die sie und ihre Vereinskolleginnen begangen hätten. "Der erste Fehler war, das Spiropent genommen zu haben. Der zweite, daß ich völlig blind der Liste verbotener Mittel, die der Verband gegeben hat, vertraut habe. Und das, nachdem wir bereits einen Prozeß hinter uns hatten." Krabbe sagte, das Medikament sei genommen worden, um Krankheiten vorzubeugen. "Für uns war das kein verbotenes Mittel." sid/dpa

Weltcup-Finale der Biathleten Misersky schoß den Vogel ab Ohne Fehler über 15 Kilometer / Fischer bester Deutscher

Olympiasiegerin Antje Misersky feierte beim Weltcup-Finale der Biathleten im finnischen Kontiolahti über 15 km ihren zweiten Saison-Erfolg. In 50:46,8 Minuten legte die 25jährige Oberhoferin den Grundstein zum Sieg am Schießstand, wo sie fehlerfrei blieb. Rang zwei ging an die Russin Anfissa Reszowa (51:53,0/4 Fehlschüsse) vor Frankreichs Staffel-Olympiasiegerin Veronique Claudel (52:07,3/0).

Beim anschließenden 20-km-Wettbewerb der Männer belegte der Oberhofer Sven Fischer als bester deutscher Skijäger den 14. Platz. In 1:03:36,7 Stunden leistete sich der 20 Jahre alte Mannschafts- Weltmeister vier Fehlschüsse und hatte über drei Minuten Rückstand auf den in dieser Saison erstmals siegreichen Österreicher Ludwig Gredler (1:00:29,5 Stunden/2 Fehlschüsse). Rang zwei ging an den fehlerfreien Franzosen Patrice Bailly-Salins (1:00:52,5/0) vor Staffel-Weltmeister Johann Passler (Italien/1:01:32,6/3).

Ebenfalls in die Weltcup-Ränge lief bei den Frauen Uschi Disl aus Moosham als 16. (55:02,6/3).

Vor dem letzten Weltcup-Wettbewerb der Saison am Samstag (7,5-km-Sprint/10 Uhr) verkürzte Anfissa Reszowa ihren Rückstand auf Kanadas Weltmeisterin Myriam Bedard (9./54:06,1/4) auf vier Punkte und verfügt nun über 228 Zähler. Beste Deutsche dieser Wertung ist Weltmeisterin Petra Schaaf (Willingen) - diesmal nicht am Start - mit 149 Punkten auf Rang sieben. Misersky hat als Neunte 133 Zähler.

In den beiden Staffel-Olympiasiegern Jens Steinigen (22./1:04:21,7/3) und Rico Gross (beide Ruhpolding/25./1:04:51,7/1) liefen bei den Männern zwei weitere Skijäger in die Weltcup-Ränge. sid

Fußball-Europapokal, Viertelfinal-Rückspiel Auf Chapuisats Position stach Lothar Sippel die Römer aus Wermutstropfen: Sperre für Schulz / Später Druck der Gäste / Große Stimmung / Borussia Dortmund - AS Rom 2:0 (1:0)

"Arrivederci Roma!" Die Schadenfreude und Genugtuung war auf der Seite der begeisterten Dortmunder Fans. Denn nach dem 0:1 im ersten Duell zog die Borussia durch das 2:0 (1:0) im Viertelfinal-Rückspiel gegen AS Rom in die Runde der letzten Vier des UEFA-Cups ein.

35 800 Zuschauer im seit Wochen ausverkauften Westfalen-Stadion (4,5 Millionen Mark Einnahme) feierten nach der gelungenen Aufholjagd der Schwarz-Gelben eine rauschende Europacup-Nacht und besonders einen Spieler: Lothar Sippel.

Der Edelreservist, von Trainer Ottmar Hitzfeld für den an Rückenbeschwerden leidenden Torjäger Stephane Chapuisat aufs Feld geschickt, ebnete den Westfalen mit seinem Kopfballtor zum 2:0 Sekunden nach dem Seitenwechsel den Weg zu weiteren Millionen-Einnahmen.

Michael Schulz hatte in der 41. Minute per Flachschuß aus 17 Metern den Führungstreffer erzielt. Einziger Wermutstropfen der gelungenen Vorstellung in Deutschlands "Fußball-Oper" war die gelbe Karte für Schulz, der somit für das Halbfinale gesperrt ist.

Mit Spannung warten die Dortmunder nun auf die Auslosung am heutigen Freitag mittag in Genf, wo lukrative Gegner warten: AJ Auxerre, Juventus Turin mit dem Ex-Dortmunder Andreas Möller und überraschend FC Paris St. Germain, 4:1- Sensationssieger über Real Madrid.

Erwartungsgemäß stürmisch begann die Borussia die Begegnung und kam schon in der fünften Minute zu einer guten Chance, als ein von Povlsen abgefälscher Reinhardt-Schuß das römische Gehäuse nur knapp verfehlte. Eine Minute später schoß Nationalspieler Reuter freistehend von der Strafraumgrenze neben das Tor, bevor Reinhardt ebenfalls das Tor nur um Zentimeter verfehlte. Von Rom war bis zum Halbzeitpfiff nur wenig zu sehen. BVB-Keeper Klos hatte bis dahin nicht einen ernstzunehmenden Torschuß zu parieren.

"Das 0:1 ist schmeichelhaft für die Italiener und kein Ausdruck für die Überlegenheit der Borussia", urteilte Bundestrainer Berti Vogts zur Halbzeitpause auf der Tribüne. Erst von dem zweiten Dortmunder Treffer an verstärkte der Tabellen-Zehnte der italienischen Liga, der zuvor in zwölf Pflichtspielen ungeschlagen geblieben war, den Druck auf die Borussen-Abwehr.

Den BVB-Fans stockte der Atem, als Benedetti (58.) per Kopf nur den Pfosten traf. Zuvor herrschte helle Aufregung nach Carnevales Ellenbogen-Check gegen Schulz. Doch Schiedsrichter Krondl (Tschechische Republik) ließ die rote Karte in der Tasche.

In der Folgezeit hatten die Dortmunder Borussen allerdings einige brisante Szenen zu überstehen, ließen andererseits aber weitere Konterchancen ungenutzt. So scheiterte zweimal Povlsen (66. und 79.) völlig freistehend an Romas Torhüter Cervone.

Bei den Dortmundern, die während der 90 Minuten von den Anhängern wieder einmal frenetisch angefeuert worden waren, überragten Reinhardt, Schulz und Sippel. Auf seiten der Italiener vermochten besonders Torhüter Cervone, Mittelfeldspieler Giannini und Benedetti zu gefallen. sid

Dortmund: Klos - Zelic - Kutowski, Schulz - Reuter, Zorc, Rummenigge (79. Karl), Poschner (90. Grauer), Reinhardt - Povlsen, Sippel.

Rom: Cervone - Comi - Garzya, Benedetti - Piacentini, Häßler, Mihajlovic, Giannini, Aldair - Muzzi (46. Carnevale), Rizzitelli.

Schiedsrichter: Vaclav Krondl (Tschechische Republik).

Tore: 1:0 Schulz (41.), 2:0 Sippel (46.).

Zuschauer: 35 800 (ausverkauft).

Gelbe Karten: Schulz (2) - Mihajlovic (2), Piacentini (2), Giannini (2).

Atomenergie steht nicht zur Diskussion

Die Verhandlungen um eine zukünftige Energiewirtschaft können schon vor ihrem Beginn am 19./20. März in Bonn als gescheitert betrachtet werden. Denn wie schon seit Bekanntwerden der Gieske/ Piltz/Schröder-Initiative im Dezember 1992 vermutet, wird es in den Verhandlungen lediglich um die Festschreibung der Atomenergienutzung gehen (FR vom 16. 3. 1993 "Atom-Lobby schließt die Reihen").

In den Verhandlungen wird die Atom- Lobby die stärkste Fraktion sein. Neben dem Siemens-Chef und Vorsitzenden des Arbeitskreises Kernenergie des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) Adolf Hüttl (Siemens plant zusammen mit dem französischen Reaktorhersteller Framatome eine erweiterte Variante der herkömmlichen Atomreaktoren) werden der Atombefürworter Hans Berger, SPD- Bundestagsabgeordneter und zugleich Vorsitzender der IG Bergbau und Energie (siehe auch FR vom 24. 2. 1993 "Chef der IG Bergbau setzt auf neue Atomreaktoren"), weiterhin Jürgen Heraeus (Vorsitzender des Energieausschusses des BDI), Steffen Lorenz (Sprecher des Verbandes der Energieabnehmer), Horst Magerl (Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke, VDEW), Karl Stäbler (Vorstand der Energieversorgung Schwaben und Vorsitzender des Kernenergieausschusses des VDEW) und Dietmar Kuhnt (Vorstandschef RWE Energie AG) an den Verhandlungen teilnehmen.

Die Grünen (vertreten durch Joschka Fischer und Undine von Blottnitz) werden neben Onno Popinga (BUND), Heinz Laing (Greenpeace) und einem Vertreter der "Ärzte gegen Atomkrieg" wohl die einzigen sein, die eine relativ klare Anti- Atom-Position vertreten werden. Von den Kommissionsmitgliedern der SPD wird wohl wieder nicht mehr zu erwarten sein als das bekannte "sowohl Ausstieg als auch Weiterbetrieb der AKW".

In dem FR-Artikel wird ein Grundsatzpapier des Gesprächskreises Energie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zitiert, in dem wieder einmal die für den Klimaschutz notwendige Rolle der Atomenergie herausgestellt wird. Vielleicht ist der bescheidene Hinweis auf die Berichte der Bundestags-Enquetekommission "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" (in der auch CDU-Vertreter sitzen) erlaubt, die durch Modellrechnungen nachgewiesen hat, daß das Ziel der notwendigen Reduzierung des Treibhausgases Kohlendioxid auch bei einem Ausstieg aus der Atomenergienutzung erreichbar ist.

Der RWE-Chef Gieske warnt nun auch schon wieder eindringlich, die Diskussion auf weitere Fragen über die Atomenergie hinaus auszudehnen, denn eine Zukunft ohne Atomstrom hält Gieske natürlich nicht für vertretbar. Es ist nur allzu deutlich: Atomenergie steht nicht zur Disposition.

Wenn die SPD nun aber immer noch davon träumt, in den Konsensverhandlungen mit der Frage der Atomenergie die des Klimaschutzes zu verbinden und durch einen wie auch immer erarbeiteten Konsens (der auf jeden Fall die weitere Atomenergienutzung beinhaltet) eine Risikominimierung zu verfolgen, dann stellt sich die Frage, wie sie dies Kunststück fertigbringen möchte angesichts der überdeutlichen Position der Atom-Lobby in den Verhandlungen. Das atompolitische "Petersberg" rückt ins Blickfeld. Wenn es der SPD um einen Ausstieg ginge, sollte sie doch noch die paar Monate bis zur Regierungsübernahme nach den nächsten Bundestagswahlen warten und dann den parlamentarischen Weg zum Ausstieg beschreiten. Das ist allemal ehrlicher und demokratischer als Konsensgespräche zwischen einer Übermacht der Pro-Atom-Lobby und einem winzigen Häuflein Gegner.

Und welche Rolle spielen die Vertreter der Umweltverbände? Hat es mehr als eine Alibifunktion, daß sie die Konsensgespräche begleiten dürfen? Reicht es nicht an eine Selbstüberschätzung heran, wenn die Hoffnung geäußert wird, die andere Seite zum tatsächlichen Ausstieg bewegen zu können? David gegen Goliath? Wohl kaum. Die Positionen sind klar. Atom-GegnerInnen, schließt die Reihen.

Jürgen Siebert, Braunschweig

Keine Geste der Ausländerfreundschaft

Arbeitsminister Blüm, also die oberste zuständige Behörde, hat der Diskriminierung von Ausländern auf dem Arbeitsmarkt Gesetzeskraft erteilt (FR vom 10. 3. 1993 "Auftrieb für Vorurteile"). In den Medien ist dieser Vorgang mit geringem Interesse behandelt worden. M. Calli setzt demgegenüber in seiner Zuschrift (FR/FRA vom 13. 3. 1993 "Wir müssen gemeinsam nein sagen") diese Maßnahme in den Kontext des hessischen Wahlergebnisses und betont ihre Bedeutung als möglicher Auftakt zu einer regierungsamtlichen Diskriminierungsoffensive.

Wir halten auch die Bemerkung P. Conleys (FR/FRA vom 13. 3. 1993 "Nicht die Qualifikation, die Nationalität muß stimmen"), daß man Skinheads leichter aus dem Weg gehen kann als Behörden, für wesentlich. Wir stimmen mit ihm darin überein, daß es niemanden beruhigen sollte, daß gewisse Ausländergruppen in Hinsicht auf die oben erwähnte Diskriminierung mit Deutschen gleichgestellt werden.

Denn einerseits macht die Definition der Zielgruppe einer ausländerfeindlichen Maßnahme (komplementär dazu die Definition des privilegierten, gleichgestellten o. ä. Ausländers) diese Gruppe zum naheliegenden Objekt für Angriffe und weitere Entrechtungen, andererseits kann eine solche Definition jederzeit erweitert werden.

Steht ein umfassendes Instrumentarium zur Benachteiligung bestimmter Minderheiten erst einmal bereit, so kann es bequem auf weitere Gruppen angewendet werden.

Die Bundesregierung hat bisher versucht, den Eindruck zu erwecken, daß sich ihre ausländerpolitischen "Neuordnungsabsichten" auf die Asylpolitik beschränken. Leidtragende der von Pogromen begleiteten schärferen ausländerpolitischen Gangart waren dementsprechend nicht nur, aber in erster Linie Flüchtlinge. Daß sich Neonazis mit Asylanten als Zielscheibe nicht begnügen, weiß man nicht erst seit Mölln. Versucht nun die Bundesregierung ihre Zielgruppe zu erweitern? Blüms Weisung könnte als Signal in diese Richtung gemeint sein. Dieser Eindruck wird durch die Verlautbarungen der Medien unterstützt, in denen der Kreis der Betroffenen allgemein mit "Ausländer" bzw. "Nicht-EG-Bürger" angegeben wird.

Man sollte sich darüber klar sein, daß auch die Ausklammerung gewisser Gruppen von Ausländern aus einer benachteiligenden Vorschrift keine Geste der "Ausländerfreundschaft" ist, sondern dazu dient, die Gruppe der Ausländer zu spalten. Durch "Gleichstellung" sollen diejenigen ruhiggestellt werden, die vielleicht am ehesten in der Lage sind, sich zu wehren. Margit Kühnast und Vicente Cortes Suarez, Bonn

Für Tunnel und Homo-Ehe

Die SPD hat sich auf ihrem Landesparteitag am 13. 3. 1993 nicht nur für die Aushöhlung des Tiergartens ausgesprochen, sondern auch für die Homo-Ehe (FR vom 15. 3. 1993 "SPD ist für Tiergarten-Tunnel"). Auch der Eheantrag wurde mit großer Mehrheit angenommen und mit folgendem Wortlaut auf den nächsten Bundesparteitag geschickt:

"Die SPD fordert das uneingeschränkte Eherecht für gleichgeschlechtliche Paare. Die Bundestagsfraktion wird aufgefordert, eine Gesetzesinitiative zu ergreifen."

Lore Hüser (ASF-Mitglied und SPD- Landesparteitagsdelegierte, Berlin

Liebe Kollegen in der Technik,

falls keine Großkatastrophe dazwischenkommt, möchte ich heute wegen einer Redaktionssitzung gerne schon ab 11 Uhr die Seite zukleben, so daß wir gegen 11.30 Uhr fertig sind.

Gruß

Karl-Heinz Karisch

"Inhaltlich zerstrittener Haufen" Ministerpräsident Schröder übt scharfe Kritik an der SPD

sp/ulf FRANKFURT A. M., 19. März. Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder sieht die SPD gegenwärtig als einen "organisatorisch desolaten, inhaltlich zerstrittenen Haufen". In seinem Buch "Die Reifeprüfung" wirft Schröder, Mitglied des SPD-Präsidiums, dem Parteivorsitzenden Björn Engholm vor, bei Themen wie Asylrecht, großer Lauschangriff und Bundeswehreinsätze außerhalb des NATO-Gebiets "ohne hinreichende Absprachen vorgeprescht" zu sein. Bei den Verhandlungen mit CDU/ CSU und FDP über die Einschränkung des Asylrechts will Schröder "mehr als einmal überlegt" haben, sich aus der Verhandlungskommission zurückzuziehen. Das habe er aber unterlassen, weil er sonst nicht nur in Bonn, sondern auch in Hannover Rückhalt verloren hätte.

Nach Schröders Meinung fehlt es der von Engholm geführten Partei am Willen zur Macht. Ihm selbst dagegen sei "sehr daran gelegen, die SPD im Bund fit für den Wechsel zu machen". Schröder warnt in dem Buch vor einer "Amerikanisierung" der Politik, die unter dem Stichwort "Modernisierung" laufe. Man müsse aufpassen, daß man sich nicht die amerikanische Öffentlichkeit zum Muster nehme, die weit stärker als unsere entpolitisiert sei, um dann Bill Clinton rechts zu überholen.

Kritik an der SPD-Kommission zur Parteireform äußerte der SPD-Politiker Peter Glotz. Im hessischen Rundfunk sagte Glotz am Donnerstag abend, die Parteireform in der jetzt diskutierten Form sei "ein sehr zaghafter Schritt aus der klassischen Parteireform hinaus. Ob der ausreicht, bin ich skeptisch".

Glotz sagte weiter, von der "Delegierten-SPD" dürfe "nicht alles" entschieden werden. Er bedauerte, daß sich die "Kommission nicht öffnen" wolle. Als Beispiel nannte er den Vorschlag, Umfragen in der Parteibasis zur Entscheidungsfindung heranzuziehen, der sich offenbar nicht hatte durchsetzen können.

Außerdem wandte Glotz sich gegen den Begriff, die SPD müsse wieder zur "Schutzmacht der kleinen Leute" werden. Zu den "kleinen Leuten" wolle sich heute niemand mehr gezählt wissen.

Geradezu niederträchtig

Die Engholm-Affäre geht mir kräftig auf die Nerven (FR vom 11. 3. 1993 "Ausschuß zum Fall Jansen"). Der Versuch, hier Täter- und Opferrollen zu vertauschen und dabei auf die Vergeßlichkeit der Menschen zu setzen, ist geradezu niederträchtig. Die Täter waren und bleiben Pfeiffer und Barschel - da hilft auch das Geseiere des Oppositionsführers nix, der ja auch nur durch einen Skandal von Bonn nach Kiel gestolpert ist.

Es ist mir wurschtegal, wann Engholm, Nilius oder Jansen von Barschel-Pfeiffers Schandtaten erfahren haben. Es war doch so, daß Barschel und Pfeiffer über einen langen Zeitraum das Leben und die Arbeit von Engholm, seiner Frau und deren Töchtern in krimineller Weise beeinträchtigt haben. Dies an die Öffentlichkeit zu bringen und zu beenden, dafür sind fünfzigtausend Mark wohl nicht zu viel.

Daß das Treiben von Barschel von allein an die Öffentlichkeit gekommen wäre, glaubt doch wohl kein Mensch. Barschel wäre womöglich mittlerweile designierter Kanzlerkandidat und um Engholm würden Gerüchte über Homosexualität, Steuerhinterziehung und Aids- infizierung kreisen. Geht mir das auf die Nerven? Nee, das kotzt mich an.

Rahul Das Gupta, Frankfurt am Main

"Theater der Jugend Bonn" spielte für junge Leute im Comoedienhaus Wilhelmsbad Plötzlich

voll auf

der Rolle

Rege Diskussion

HANAU. Zuerst fallen Wolle, Atze, Peter, Metin, Katja und Sigi dauernd aus der Rolle, nerven ihre Lehrerin in der Theater-AG, weil sie ihren Text nicht können, Unsinn machen und "die Herumwühlerei in der Vergangenheit satt haben".

Dabei haben sich die Jugendlichen das Stück "Stern ohne Himmel" selbst zum Spielen ausgesucht. Doch während der Proben will es ihnen nicht gelingen, sich in die Figuren zu versetzen, die da vorgegeben sind: in die Hitlerjungen und Mädchen vom BDM, die in den Trümmern eines Kellers nicht nur einen Eßvorrat entdecken, sondern auch einen jüdischen Jungen, der einem KZ-Transport entrinnen konnte. Die Problematik: was stellen die Jungnazis mit ihrem Fund an, verraten sie den Gleichaltrigen? Liefern sie ihn dem sicheren Tod aus, nur um den Fresskorb zu retten? In welche Gefahr begeben sie sich selbst, wenn sie ihn weiter verstecken? will den Schülern nicht in den Kopf. Erst als Wolle vorschlägt, den Part des jüdischen Abiram von dem türkischen Mitschüler Metin spielen zu lassen und selbst in die Figur des Scharfmachers Willi zu schlüpfen, sind die Teenies plötzlich "voll auf der Rolle" und die Gegenwart wird von der Vergangenheit erschreckend eingeholt.

Leonie Ossowski, die für das Jugendstück "Voll auf der Rolle" in Amerika den Brüder-Grimm-Preis bekommen hat, montiert im folgenden Geschehen Szenen aus ihrem eigenen Roman "Stern ohne Himmel" mit Momentaufnahmen aus Deutschland, in denen Ausländerhass und Neonazismus kulminieren. In der Theater-AG wird das Thema aktuell, weil Metin mit seiner Familie zurück in die Türkei soll und die Jungen und Mädchen herausgefordert sind, sich mit seinem Bleiberecht auseinanderzusetzen.

In dramatischem Wechsel gehen Bühnenhandlung und (fiktive) Realität ineinander über. Um plakative Parallelisierungen zu vermeiden, werden Erwachsene in den Konflikt mit einbezogen: die Lehrerin, die sich schwertut, ihrem antirassistischen Anspruch im konkreten Fall nachzukommen, der türkische Vater, der der plötzlichen Solidarität mißtraut, Wolles Papa, der angesichts von Autoritäten zum Kuschen rät und Fascho-Argumente dem Gespräch im stillen Kämmerlein vorbehält.

Für die Reihe "Theater live für junge Leute" des Hanauer Kulturamtes ist das "Theater der Jugend Bonn" ins Comoedienhaus Wilhelmsbad gekommen. Die Inszenierung Helmut Tromms setzt im ausverkauften Haus starke Emotionenfrei. Lautstark identifiziert sich das junge Publikum mit den Bühnenfiguren, die für den ausländischen Schüler Partei ergreifen, der Darsteller des neonazistischen Wolle wird am Ende vehement ausgebuht. Da die Mehrzahl der Zuschauer/innen an der anschließenden Diskussion nicht mehr teilnehmen kann, weil der Bus nach Langenselbold zur Abfahrt bereit steht, wird die Nachbereitung in den nächsten Tagen in der Schule stattfinden müssen. Dagegen konnte die Schulklasse aus Bergen Enkheim später im Foyer ihrer Betroffenheit unmittelbar Ausdruck geben und die Mimen auf den Prüfstand nehmen. Vor allem der Darsteller des Wolle wurde zu seiner politischen Meinung befragt und mußte Auskunft darüber geben, wie es sei, gegen die eigene Überzeugung einen fanatischen Hitlerjungen zu spielen. Des weiteren stand die Frage im Mittelpunkt, wie man mit Neonazis umgehen soll, ob sie, wie im Stück, isoliert werden sollten oder ob man das Gspräch mit ihnen suchen sollte. Ein Problem, das zur Zeit nicht nur Jugendliche beschäftigt. Die anregende Theaterreihe wird, wie Gaby Walter vom Kulturamt mitteilt, in der kommenden Spielzeit mit diskussionswürdigen und unterhaltsamen Jugendvorstellungen fortgesetzt werden.

RUTH DRÖSE

Namen + Notizen

ALFRED KUNST, gebürtiger Kelsterbacher und in zahlreichen Musikvereinen aktiv, feierte jetzt seinen 65. Geburtstag. Kunst mischt seit 1946 beim Volkschor mit und gründete 1949 die "Mainspatzen", bei denen er nach wie vor aktiv ist. Er ist darüber hinaus beim Orchesterverein dabei und engagiert sich bei den "Feuerreitern" für die Fastnacht. Der ehemalige Glanzstoff-Mitarbeiter spielt am liebsten Klavier und Akkordeon, ab und zu singt er auch ganz gerne. In die Schar der Gratulanten reihte sich Bürgermeister Fritz Treutel ein: Kunst sei ein "Kulturträger besonderer Art, der sich um die Stadt verdient gemacht" habe, lobte er. wal

EDUARD FENKL bleibt Vorsitzender der Eghalanda Gmoi in Kelsterbach und ist gleichzeitig Kulturwart des Vereins. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten die Mitglieder während der Jahreshauptversammlung Franz Pleier. Die Kasse wird betreut von Elfriede Pichl und Dorothea Jenal. Ruth Staab und Helga Hettler fungieren als Schriftführerinnen. Die Tanzgruppe wird von Renate Mädler betreut. Der Vorstand wird komplettiert von Josef Kraus, Margot Schmid und Georg Radler (Unterkassierer), Fahnenträger Fritz Schier und den Beisitzern Franz Leypold, Ewald Mädler, Elisabeth Scheid und Josef Scheid. Die 234 Mitglieder umfassende Gmoi zeigte sich mit dem Verlauf des vergangenen Vereinsjahres zufrieden. Einziges Sorgenkind: die Tanzgruppe, die unter Nachwuchsmangel leidet. wal

Wir gratulieren

Frau Josefine Klug geb. Bachmann zum 85. Geburtstag am 19. März.

Wir gratulieren

Herrn Karl Böff zum 89. Geburtstag am 19. März.

Freie Aussprache

Automaten-Ärger Zum Artikel "Viel Ärger mit dem Automaten", FR v. 15.3.:

In dem Artikel schrieben Sie: "Vor 20 Jahren dachte niemand an Sicherheitsvorkehrungen usw.". Schon bei der Inbetriebnahme der ersten U-Bahn (U 1) gab es laufend Manipulationen der Automaten, sie waren häufig gestört, vor allem wurde schon damals über die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen geklagt und den Stadtwerken vorgeworfen, sich nicht um vorhandene bessere Automaten gekümmert zu haben!

Die Zeiten für Automatenbenutzer waren auch damals nicht gut.

Gisela Schäfer, Ffm.

Lärmschutz an der A 5 ". . . und werden uns wie bisher) für Lärmschutzmaßnahmen an der A 5 einsetzen." Lärmschutz für die Nordweststadt - die Parteien im Römer, SPD, Grüne und CDU, sind alle dafür. Aber, obwohl die Bürgerproteste gegen die Lärmüberflutung schon seit 1986 vorgetragen werden, ist bisher nichts geschehen, um Abhilfe zu schaffen.

Es wäre wünschenswert, daß sich die Lärmschutzbefürworter aller Parteien unmittelbar nach der Kommunalwahl zusammensetzen würden, um den Lärmschutz für die Nordweststadt endlich zu verwirklichen.

Prof. Dr. Hans Mausbach, Frankfurt

Fahrendes Blech Zum Artikel "Das Gallus erstickt im Blech", FR vom 3. 3.:

"Das Gallus erstickt im Blech" - unter dieser Überschrift kreiden Sie zu Recht Autohändler an, die Bürgersteige der Mainzer Landstraße als Ladenfläche benutzen. Mir sei noch ein Hinweis auf das fahrende Blech erlaubt. Um die Verkaufsobjekte kann jeder Fußgänger einen Bogen machen. Unvermeidlich einatmen müssen die Anwohner allerdings die zunehmend unerträglichen Abgase, sobald sie ein Fenster öffnen, vor die Türe treten oder gar radfahren.

"Ersticken" werden die Menschen weniger an den (noch) stehenden Karossen, sondern eher an den Ausdunstungen der durchströmenden Blechlawinen. Diesen kann letztendlich niemand ausweichen. Simone Humml, Frankfurt (Gallus)

Makellose Kronen ohne Flecken Göttinger Zahnklinik entwickelte neuen Zahnersatz aus Keramik

pid GÖTTINGEN, 18. März. Viele Patienten sind mit ihrem Zahnersatz unzufrieden: Oft sehen die Kronen oder Brücken, die ihnen der Zahnarzt eingesetzt hat, nach einiger Zeit grau und flekkig aus. Und wo das Zahnfleisch beginnt, schimmert häufig ein dunkler Metallrand durch, was gerade bei den Vorderzähnen als sehr störend empfunden wird. Jetzt haben Mitarbeiter des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Universität Göttingen einen Zahnersatz ohne diese ästhetischen Mängel entwickelt.

Herkömmlicher Zahnersatz besteht aus einem Metallkern, der außen von einer Keramikschicht umgeben ist. Zu dieser Metall-Keramik-Kombination gab es bisher keine befriedigende Alternative, weil die bislang erprobten metallfreien Kronen nicht stabil genug waren. Das von den Göttingern entwickelte Verfahren schafft da Abhilfe: Die Zahnkrone besteht aus einem Keramik-Unterbau, der im Brennofen durch die Infiltration von Glas verstärkt wird. Danach wird der porenfreie Keramikkern, der aufgrund dieser Verdichtung auch großen funktionellen und mechanischen Belastungen standhalten kann, auf konventionelle Weise mit Verblendkeramik beschichtet.

Die Ärzte an der Göttinger Zahnklinik haben bereits über 300 Patienten solche Kronen und Brücken verpaßt. In puncto Belastbarkeit, Haltbarkeit und Gewebefreundlichkeit stehen sie den Metallkronen in nichts nach, im Gegenteil: Bei den herkömmlichen Kronen häuft sich an der Nahtstelle zwischen Keramikbeschichtung und Metallkern oft Zahnbelag an, was zu Erkrankungen des Zahnbettes führen kann.

Das neue Verfahren wird auch an den Zahnkliniken in Tübingen, Freiburg und Berlin erprobt. In Göttingen sollen jetzt bereits Ärzte und Zahntechniker in Fortbildungskursen mit dem neuen Verfahren vertraut gemacht werden.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Kreishaus Europaplatz, Zi. 420, Tel. 0 60 31 / 833 59.

LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Anonyme Alkoholiker: Treffen. 20.15 Uhr, Club Knospe, Seewiese.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 315.

Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Bad Nauheim. Kulturamt: Jugendsinfonieorchester Sachsen-Anhalt - Konzert, 19.30 Uhr, Kongreßhalle d. Landesärztekammer. YaYas Klangtheater - "Mit Summ und Bumm", Musik-Mitmachtheater f. Kinder ab 4 J., 10.40 Uhr, Ev. KiGa E.-Ludwig- Ring 29.

Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage. Bad Vilbel. Abonnement-Theater: "Ein Sommerabend im Wintergarten" v. N.J. Crisp, 20 Uhr, Kurhaus.

Karben. Magistrat + Jugendpflege: Gaby Mohnbrot - live Rock-Konzert, 20 Uhr, Jukuz Selzerbrunnenhof.

Nidda. Unterhaltungsmusik mit Alleinunterhalter Chris, 10-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Büdingen. KVHS: Marburger Schauspiel - "Die Dreigroschenoper" v. B. Brecht, 20 Uhr, Bürgerhaus. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauen-Kneipe, ab 20 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).

Bad Nauheim. GV Frohsinn: Kommersabend zum 150jährigen Jubiläum, 19 Uhr, Kurhaus.

Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth.

Eisenbahnfreunde: Klubabend, 20 Uhr, Klubheim.

Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.

Schachklub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr; allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.

DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.

Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.

Bad Vilbel. Kath. Kirchengemeinden: Spätwache zur Fastenzeit, 21 Uhr, St. Marien, Dortelweil.

Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 Jahre: von 14.30 - 17.30 Uhr, Altes Rathaus, An der Kirche, Massenheim. Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseklub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).

Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Klubheim Mainzer Str.

Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Schützenhaus. TSV 1908 Ostheim: Jahreshauptversammlung. Obst- u. Gartenbauverein Pohl-Göns / Kirch-Göns: Jahreshauptversammlung, Bürgertreff.

Marinekameradschaft: Damenabend, 20 Uhr, Kajüte Taunusstr. 17.

Echzell. Alpiner Stammtisch Wetterau: Treffen (mit Vortrag, siehe Vorträge / Kurse), 20 Uhr, Horlofftalhalle.

FFw: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Horlofftalhalle.

Florstadt. Vereinsring Staden: Jahreshauptversammlung, BH Staden.

Niddatal. FFw Kaichen: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Kaichen.

Karben. Stadtkapelle: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, M.-Planck-Str. 40 Kl.-Karben.

Schützenverein Selzerbrunnen: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, M.-Planck- Str. 20.

FFw: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Okarben.

Altenstadt. Jugendklub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

NABU Wetterau: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Altenstadthalle.

VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.

Nidda. KZV H 224 Wallernhausen: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Wallernhausen. Vogelschutzgruppe U.-Schmitten: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH U.- Schmitten.

Vogelschutzgruppe Geiß-Nidda: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Lehmer.

Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 37.

Hirzenhain. FFw Glashütten: Jahreshauptversammlung, BH Glashütten: 19 Uhr. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Ges. f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Studientagung (bis So., Otto-Weiß-Str. 2).

Naturheilverein: Vortrag "Der Traum - ein Weg zu unserem Unbewußten?" v. M. Geisler, 19.30 Uhr, Sportheim.

Bad Vilbel. Möwe Jonathan: Beziehungsklärung, Workshop I, 20-22 Uhr, Pestalozzistr. 8 (bis So.).

Rosbach. Informationsveranstaltung zur Verkehrsberuhigung, 20 Uhr, Bergstr. 10.

Echzell. Alpiner Stammtisch Wetterau: Dia-Vortrag "Korsika auf dem Weitwanderweg GR20", 20 Uhr, Horlofftalhalle.

Niddatal. Umweltwerkstatt Wetterau: Betonträume der Bundesrepublik, Seminar, Wirtsgasse 1 Assenheim.

Karben. Geschichtsverein: Vortrag "Die Gründung Hessens", 20 Uhr, Gaststätte Gehspitze Gr.-Karben.

Foto Club: Novoflex-Makro-Workshop (bis So.).

Altenstadt. Ges. f. Geschichte u. Kultur: Vortrag "Die deutsch-russischen Beziehungen", 20 Uhr, DGH Heegheim.

Nidda. Frauen-Notruf Borsdorf: Informationsveranstaltung zu einer Fasten- Kur, 19 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf. Parteien / Parlamente Gedern. SPD: Podiumsdiskussion mit R. Gnadl, 20 Uhr, Innere Mission am Prinzengarten. Verschiedenes Bad Vilbel. Jugendpflege: Fahrt zur Eissporthalle Ffm, Treffen: 14 Uhr, Spiel- Iglu H.-Heine-Str. (zurück ca. 19 Uhr).

Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr, vor der Kurverwaltung. Abfallsammlung Butzbach. Altpapiersammlung in Kirch-Göns, Pohl-Göns, Ebersgöns und Griedel.

Karben. Sonderabfall-Sammlung: 9-10 Uhr, Festplatz Am Hang; 10.15 Uhr Petterweil, Parkpl. A.-Schäfer-Haus Sauerbornstr.; 12.30-14 Uhr Okarben, Parkpl. BH; 14.15-14.45 Uhr Burg-Gräfenrode, Parkpl. Sporthalle. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique, Lohstr. 13.

Rosbach. Horst Janssen - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, tägl., außer Mo., 15-18.30 Uhr, An der Mergel 16, Rodheim (bis 18. 4).

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule, Schillerstr. 2 (bis 19. 3.).

Hungen. Re Foer (Aquarelle) + Ingeb. Seidel (Radierungen), Sa. u. So. (bis 28. 3). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Sommersby (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - die Lautlosen (20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Bodyguard (15, 20, 22.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Von Mäusen und Menschen (19.30 Uhr).

Bad Vilbel. Alte Mühle: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr); Notorious - berüchtigt (22.45 Uhr).

Butzbach. Capitol: Dracula (20 Uhr) - Bambi: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichspiele: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (16 Uhr); Zorniger Schlaf (18, 20 Uhr).

Büdingen. Royal: Eine Frage der Ehre (20, 22.30 Uhr) - Princess: Der letzte Mohikaner (20, 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (16 Uhr); Ein Mann für jede Tonart (19.45 Uhr); Pink Floyd - The Wall (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Lucky Luke - das große Abenteuer (15.30 Uhr); Bodyguard (17.15 Uhr); Orlando (19.30 Uhr); Betty Blue (21.45 Uhr). (ohne Gewähr)

Dunkles Pochen Igor Markevitchs Komposition "Lorenzo il Magnifico" wurde anläßlich seines zehnten Todestags aufgeführt

HAGEN. Igor Markevitch (1912-1983) gehört zu den bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts - lange Zeit galt er als der einzige, der Strawinskys metrisch verzwickten "Sacre du printemps" perfekt dirigieren konnte. Auch für die entromantisierte Beethoven-Interpretation leistete er Pionierarbeit. In Kiew geboren, wuchs er in der Schweiz auf, wurde vor allem im französischen Kulturbereich heimisch, richtete seine niemals sehr zahlreichen (in Deutschland sogar seltenen) Auftritte als international gefragter Gastdirigent nicht auf Glamour aus und machte sich&rquote;s auch in späten Jahren als Orchesterleiter in Madrid nicht bequem. Man kann ihn in eine Reihe stellen mit sperrigen Musikerpersönlichkeiten wie Leibowitz, Klemperer, Scherchen, Gielen und Zender. Mit diesen (und vielen anderen berühmten Kapellmeistern) hatte Markevitch die Gemeinsamkeit, daß auch er komponierte.

Eines seiner wohl interessantesten Werke, die Sinfonia concertante "Lorenzo il Magnifico", erklang nun in einem Symphoniekonzert in der Stadthalle Hagen. In dieser Stadt, die Markevitch vielleicht niemals betrat, erinnerte man sich zum zehnten Todestag an den einflußreichen, bewundernswerten Künstler und ehrte ihn durch eine Aufführung, die zugleich viel Ehre für das Philharmonische Orchester Hagen und den Dirigenten Gerhard Markson einlegte.

Vor 150 und mehr Jahren war die Personalunion zwischen Komponist und Interpret noch eine Selbstverständlichkeit. Bei zunehmender Arbeitsteilung wurden auch diese beiden Funktionen stärker getrennt, obwohl es immer wieder Komponisten gab, die auch als Dirigenten erfolgreich waren (Mahler, Strauss). Doch auch die primär dirigentisch Begabten und Tätigen - etwa Hans von Bülow oder Wilhelm Furtwängler - legitimierten ihre Künstlerschaft passioniert zusätzlich mit eigenen Kompositionen. Die Mit- und Nachwelt nahm den kompositorischen Teil solcher Dirigenten-Lebenswerke oft nicht sehr ernst; es entstand das böse Wort "Kapellmeistermusik", das eine Zeitlang sogar auf Mahlers Symphonien angewendet wurde.

Dirigenten sind im modernen Musikbetrieb durchweg mächtiger als Komponisten. Ist es eine unbewußte sublime Rache der Öffentlichkeit am "angemaßten" Importanz-Status der Taktstockstars, wenn ihnen zwar der zeitliche Ruhm des Reproduzierenden, ungern aber der "ewige" des Kunstwerk-Produzenten konzediert wird? Die Arbeitsteilung, so scheint es, läßt schwerlich eine schwebende Balance zu: Entweder eine(r) ist mehr Dirigent oder mehr Komponist.

Stockhausen und Kagel sind selbstverständlich Komponisten - so gelten ihre häufigen Dirigententermine denn durchweg auch dem eigenen Cuvre. Der Spanier Cristòbal Halffter ist ein überaus fähiger und geschätzter Dirigent für neueste Musik, aber Veranstalter und Publikum müssen hinnehmen, daß er in den von ihm geleiteten Konzerten auch eigene Kompositionen in mehr als reichlichem Maß berücksichtigt. Die beträchtliche Dirigentenkarriere von Boulez kollidierte immer wieder mit der kompositorischen Entwicklung, die dadurch fast einen "abgebrochenen" Eindruck machte (vielleicht war Dirigieren in diesem Fall auch ein Flucht- raum aus einer kompositorischen Situation, in der's nicht recht weiterging). Als einem von wenigen gelingt Hans Zender so etwas wie eine harmonische Verbindung zwischen einem nichtspezialisierten nonkonformistischen Kapellmeister und einem originellen Tonsetzer.

Komponisten haben es heute sehr nötig, eifernd für ihre Werke einzutreten. Konventionelle Dirigenten scheuen schwierig zu lernende neue Stücke; überdies schielen sie zumeist nach dem großen Geld, das nur mit gängigem Repertoire zu machen ist. So ist es oft nötig, daß Komponisten den eigenen Werken zur Aufführung verhelfen. Mögen sie für's Dirigieren auch nicht allzu begabt sein: Sie werden als Anwälte in eigener Sache doch akzeptiert, weil man (oft zu Recht) annimmt, daß sie ihre Partituren kennen.

Einiges spricht dafür, daß Furtwängler sich auch als Komponist hochbedeutend fand (vielleicht war er's?). Dennoch setzte er sich nur zurückhaltend für seine Symphonien ein, wohl aus der Bedenklichkeit heraus, daß seine kompositorische Professionalität nicht so widerspruchslos anerkannt würde wie die interpretatorische. Noch spröder verhielt sich Igor Markevitch seinen Hervorbringungen gegenüber, die er geradezu stiefväterlich aus seinen Programmen heraushielt. Er motivierte das mit der These, daß die Stücke sich aufgrund ihrer Qualität früher oder später sowieso "durchsetzen" würden ("Wenn sie gut sind, können sie warten; wenn sie nicht gut sind, so ist es nicht schade um sie . . ."). Das aber ist eine zwar sympathisch bescheidene, aber auch leichtsinnige Mutmaßung. Ohne tüchtiges Getrommel findet im unendlich diversifizierten Kulturbetrieb nichts mehr Gehör. Erfreulich, daß sich im Boosey & Hawkes-Musikverlag aktive Fans des Markevitchschen Komponierens fanden, die sich nun viel Mühe mit der Neupublizierung dieses Cuvres geben.

Markevitchs Werkliste umfaßt 34 Titel, darunter das etwas bekannter gewordene Ballett "Icare" (1932/33), das Oratorium "Le paradies perdu" (1935) und das Orchesterstück "Le nouvel age" (1938). Kurz nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs verstummte Markevitch offenbar als Komponist - mit immerhin erst knapp 30 Jahren.

Die gut 20minütige Vokalsymphonie "Lorenzo il Magnifico" für Sopran und Orchester gehört zu den letzten Kompositionen Markevitchs. Vier der fünf Sätze vertonen je ein Gedicht des florentinischen Staatsmannes und Kunstförderers Lorenzo de Medici (1449-1492), Betrachtungen über Liebe und Frauenschönheit, eingebettet in einen antik grundierten, üppig drapierten Sprachästhetizismus. Ein Instrumentalintermezzo ("Contemplazione della bellezza") hält sich nah an der schwelgerischen Renaissance-Poetik des Textvorwurfs.

Die Herrenmenschen-Ideologie der Medici-Epoche hatte im faschistischen Italien Konjunktur, aber Markevitchs Musik läßt sich nicht auf nostalgisch-großtuerische Vergangenheitsbeschwörung à la Respighi ein. Die Komposition ist sich zweifellos der Frivolität bewußt, die, angesichts des tobenden Weltkriegs, von der ästhetisierenden Feier des Schönen ausgeht. Eine unterschwellige Ironie scheint die musikalische Annäherung an den Text zu bestimmen. Sie manifestiert sich aber keineswegs in falsch klappernder parodistischer Munterkeit nach Art des neoklassizistischen Strawinsky, eher in einer geheimen Trauer und subkutanen Düsterkeit, die dem obenhin Farbenprächtigen Hintergründigkeit verleihen.

Im luziden Klangbild berührt sich Markevitchs Musik mit italienischen oder französischen Neoklassizisten jener Zeit, mehr aber noch mit dem "geklärten" späteren Honegger. Wo dieser aber zuweilen zu oberflächlichen Effekten neigte, zeigt sich Markevitch verhaltener, geheimnisvoller. Der von den Texten vermittelte Sensualismus wird vor allem von der bisweilen virtuos-koloraturenreich und gleichsam instrumental geführten Sopranstimme realisiert (sicher und klangvoll: Vivian Tierney). Der Orchesterpart spielt weniger die Rolle eines begleitenden, ergänzenden Kommentars als die einer Röntgen-Diagnose verborgener Textschichten.

Das heißt: Die Musik deckt auf, was der Text verschweigt.Schroffe, überraschende Akzente, finstere Bläserfarben, vor allem aber ein dunkel insistierendes rhythmisches Pochen, das hier an die Stelle der approbierten motorischen Bewegungsmuster tritt - das alles konterkariert den auf der Hand liegenden Ästhetizismus, läßt die tödliche Unterseite der scheinbar ungefährdeten Eros-Feier durchscheinen. Ein gerade in der knappen Prägnanz der Tonbilder ungemein eindringliches, perspektivenreiches Werk, in gewissem Sinne auch ein Gegenstück zu der gleichzeitigen, haarscharf an frivolem Kunst-Eskapismus entlanggleitenden Richard-Strauss-Oper "Capriccio".

Unter der Leitung von Gerhard Markson spielte die gut präparierte Hagener Philharmonie zuverlässig und engagiert. Eine weitere Markevitch-Trouvaille wollte an dieser Stelle Nikita Magaloff zu Gehör bringen: die 1940 für ihn geschriebene Kadenz inmitten des C-Dur-Klavierkonzertes KV 467 von Mozart. Magaloff starb vor einigen Wochen; seine Aufgabe übernahm der russische Pianist Ilja Scheps, ein verklärter Solist des Abends, dessen Schauplatz in mancherlei Weise kennenlernenswert war: Eine akustisch präsentable blitzneue Mehrzweckhalle am Stadtrand mit Kegelbahnen gleich am Eingang (Versuchung für noch unentschlossene Konzertbesucher), Hotel und diversen Freizeitangeboten sowie dem einem Berghang abgezwungenen Parkplatz, der sich freilich schon wieder als zu klein erweist und nach Konzertende für chaotische Abfahrten sorgt.

HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

Kleine Lokalrundschau

SDW pflanzt an FLÖRSHEIM. Eine Streuobstwiese legt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) am Samstag, 20. März, in Flörsheim an. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Landwehrweg zwischen Wicker und Bad Weilbach. Sammlung von Sondermüll HATTERSHEIM. Das Sondermüll- Mobil des Kreises macht nächste Woche in Hattersheim Station. Giftige Abfälle aus dem Haushalt werden jeweils zwischen 15 und 18 Uhr eingesammelt: am Montag, 22. März, in Eddersheim am Friedhof Am weißen Stein, am 23. März vor der Okrifteler Albert-Schweitzer- Schule und am 24. März am Parkplatz der Stadthalle. Bastelstunde für Kinder HATTERSHEIM. Ostersachen basteln Kinder im Alter ab sieben Jahren am Dienstag, 23. März, in der Stadtbücherei Am Markt. Der Workshop mit Carmen Wenski beginnt um 15 Uhr.

Vorlesestunde in der Bücherei HATTERSHEIM. "In meiner Straße ist was los" - so lautet der Titel der nächsten Vorlesestunde am Mittwoch, 24. März, 15 Uhr, in der Stadtbücherei Am Markt. Eingeladen dazu sind alle Kinder ab sechs Jahren.

Kleider- und Spielzeugmarkt ESCHBORN. Die Mütter des Kindergartens "Weingärten" laden für Mittwoch, 24. März, von 14 bis 17 Uhr zum Kleider- und Spielzeugmarkt ins Bürgerzentrum Niederhöchstadt ein. Für Kaffee und Kuchen ist gesorgt. Zehn Prozent des Erlöses werden an die Kinderkrebshilfe Frankfurt fließen. Osterbasteln für Erwachsene HATTERSHEIM. Osterschmuck können Erwachsene am kommenden Mittwoch, 24. März, von 19.30 Uhr an basteln. Treffpunkt ist die Stadtbücherei Am Markt.

Magistrat sucht Sponsoren HOCHHEIM. Sponsoren für das Rheingauer Musik-Festival sucht der Magistrat der Stadt Hochheim. Als Termin für das Musikereignis ist der 16. August vorgesehen. Wer das Festival tatkräftig unterstützen will, kann sich im Rathaus, Telefon 0 61 46 / 90 00, melden.

Auftrag an Selbsthilfe HOCHHEIM. Die Stadtgärtner bekommen Unterstützung vom Verein Selbsthilfe im Taunus. Der Magistrat hat dem Verein nun Aufträge zur Pflege der Grünanlagen erteilt. Begründung: Im Bauhof fehlt es an Personal; zudem seien die Grünflächen in den vergangenen Jahren erheblich ausgeweitet worden.

Ferienspiele in Vorbereitung HOCHHEIM. Vorschläge zu den Ferienspielen im nächsten Sommer können Kinder und Eltern bei einem Vorbereitungstreffen am Freitag, 2. April, unterbreiten. Sie sind dazu von 16 bis 18 Uhr in den Hochheimer Hof an der Mainzer Straße eingeladen.

"Früher waren's die Türken, jetzt sind es die Asylanten" Der Wahlerfolg der Republikaner - am Beispiel von Stadtallendorf / Schwieriger "Bevölkerungsmix" und soziale Probleme

STADTALLENDORF. "Die belügen uns und erzählen, sie hätten nicht gewußt, daß die Wohnungen verkauft werden", empört sich der Rentner über "die Politiker". Er wohnt in einer der 170 ehemals von der Neuen Heimat verwalteten Wohnungen, die von der Versicherung Volksfürsorge an einen Privatmann verkauft wurden. Der erhöhte die Mieten um 30 Prozent und kündigte die Umwandlung in Eigentumswohnungen an. Hier, im Wahlbezirk Chemnitzer Straße, verbuchten die Stadtallendorfer Republikaner prompt ihr extremstes Ergebnis: 29,2 Prozent. Die SPD brach dafür in ihrer ehemaligen Hochburg um 20 Prozent ein.

Ob er selbst auch die Republikaner gewählt hat, will der ältere Mann nicht ver- raten, "da werden sie hier auch kaum jemanden finden, der das sagt". Den Denkzettel durch den Wahlerfolg der Republikaner, die in Stadtallendorf bei der Kommunalwahl mit 16,1 Prozent ihr zweit- Ein Denkzettel höchstes Ergebnis in Hessen erzielen konnten, hätten die etablierten Parteien jedenfalls verdient.

Den früheren Gießereiarbeiter, der nach dem Krieg wie Abertausende andere Heimatvertriebene hierher kam, stören auch die vielen Ausländer in dem leicht heruntergekommenen Viertel, wo jeder zweite Bewohner keinen deutschen Paß hat. "Gucken Sie doch auf die Klingeln und zählen mal die deutschen und die türkischen Namen. Dann wissen Sie genau, was hier los ist." Auf Asylbewerber und die "Zugereisten", wie er die Aussiedler aus Osteuropa abschätzig nennt, ist der Rentner schon gar nicht gut zu sprechen, die bekämen gleich gute Wohnungen und viel zuviel Geld.

In Gesprächen mit anderen Anwohnern werden immer wieder die gleichen Gründe genannt, die den Republikanern Stimmen eingebracht haben sollen: Unzufriedenheit mit Politikern aller Couleur, Wohnungsnot, die vielen Ausländer und Angst um den Arbeitsplatz. In einigen großen Betrieben gibt es schon Kurzarbeit und erste Entlassungen. Verlagerungsgerüchte kursieren.

Der Wahlsieg der Rechtsaußen-Partei ist hier, am größten Industriestandort im Kreis Marburg-Biedenkopf, fast doppelt so hoch ausgefallen wie im Landesdurchschnitt (8,3 Prozent). Als Republikaner- Wähler bekennen will sich von den Befragten aber niemand.

"Die schon lange hier lebenden und arbeitenden Ausländer sind nicht das Problem", meint Bürgermeister Manfred Vollmer (CDU), der den sozialen Sprengstoff eher bei den "Asylanten" ortet und wie die lokale SPD keine Verantwortung der Kommunalpolitik für den Wahlausgang erkennen kann. Selbst in den gutbürgerlichen und gehobenen Wohnquartieren, wo es fast keine Ausländer gibt, liegen die Republikaner-Ergebnisse ausnahmslos über dem Landesdurchschnitt, das niedrigste bei 10,1 Prozent. Das mag dadurch mitbedingt sein, daß diese, die verbal moderat auftraten (rassistisch hetzende Flugblätter kamen statt dessen von einem "Schutzbund des deutschen Volkes"), im Osten des Kreises Marburg- Biedenkopf einen personellen Schwerpunkt haben. Nicht zufällig sollte in Stadtallendorf am 27. Februar eine Großveranstaltung mit Parteichef Franz Schönhuber stattfinden, die nur wegen eines Brandes in der Festhalle ausfallen mußte. Intensive Flugblattkampagnen waren gepaart mit aktiver Werbung an Straßenständen, abseits öffentlicher Veranstaltungen.

Daß der hohe Ausländeranteil nicht als alleinige Erklärung herhalten kann, zeigt sich im benachbarten Neustadt, wo er nur um 10 Prozent liegt. Hier trat als Spitzenkandidat der stellvertretende Landesvorsitzende der Rechtsextremen, Günter Hämer, an. Mit 17,3 Prozent erzielte die Partei in Neustadt ihr bestes Ergebnis im Land. Die in den Kreistag gewählten sieben Kandidaten stammen ebenfalls überwiegend aus dem Ostkreis.

Fast ein Viertel der Stadtallendorfer Bürger sind Ausländer, die seit den sechziger Jahren als Industriearbeiter gebraucht werden. Rund dreißig Nationalitäten sind vertreten, am stärksten die Türken. Allerorten rätselt man in der Stadt über den schockierenden Erfolg der Rechtsaußen-Partei. So wie etliche seiner türkischen Landsleute ist Ismail Cavdar nur von der Höhe des Ergebnisses der Republikaner überrascht worden.

"Dieses Wählerpotential gibt es schon lange in Stadtallendorf", da ist sich der Ausländerbeirat sicher. Obwohl sich die Tendenz schon bei früheren Bundestags- und Europaparlamentswahlen klar zeigte, "haben die anderen Parteien das nicht so ernst genommen".

Die höchsten Prozentzahlen erreichten die Republikaner dort, wo besonders viele Ausländer wohnen. Neben dem Gebiet um die Chemnitzer Straße (wo der Kreis kurz vor der Wahl die eventuelle Belegung einer Schulturnhalle mit Asylbewerbern ankündigte) betrifft dies vor allem das "Musikerviertel" rund um die Beethovenstraße. In der Gegend mit den klingenden Namen sind mittlerweile über 70 Prozent der Bewohner Ausländer. Die Wahlbeteiligung der deutschen Minderheit lag bei 56,9 Prozent, den Republikanern reichten hier absolut 59 Stimmen, um auf 25,6 Prozent der abgegebenen Stimmen zu kommen.

"Schon vor Jahren haben wir diese Wohnpolitik kritisiert", sagt Ausländerbeirat Ismail Cavdar, auf kommunale Politikdefizite hinweisend. Durch eine bessere Verteilung der Ausländer und eine Sanierung der Häuser hätte man der Gettobildung begegnen müssen. "Jetzt ist es zu spät", sagt Cavdar.

Unverblümt reden manche Stadtallendorfer von "Asozialenviertel" und "Kleintürkei". Aus den vernachlässigt wirkenden Straßenzügen des Musikerviertels mit den tristen, teilweise vergammelten Wohnblocks sind im Laufe der Jahre immer mehr Deutsche weggezogen - nicht zuletzt wegen der direkt benachbarten Eisengießerei und ihren Emissionen. Übriggeblieben ist ein schwieriger sozialer Mix: Aussiedler, sozial schwache Deutsche und die Familien ausländischer Arbeitnehmer. Von den 1400 Wohnungssuchenden in der 21 000-Einwohner-Stadt sind fast 800 Ausländer. Für Deutsche, die den (weiteren) sozialen Abstieg fürchten, werden Ausländer, Aussiedler und Asylbewerber angesichts des wirtschaftlichen Abwärtstrends als vermeintliche Konkurrenten offenbar zum Sündenbock.

Ein fruchtbarer Boden, auf dem die Republikaner nach Ansicht von Werner Hesse einen Wahlkampf in "Rattenfänger-Manier" geführt haben. Seit 20 Jahren ist der Sozialdemokrat in der Stadtallendorfer Kommunalpolitik aktiv. Am 1. Juni wird er hauptamtlicher Stadtrat. Daß er von CDU und SPD gemeinsam auf den Schild gehoben wurde, mag bei manchen Wählern zum Parteienverdruß beigetragen haben, der von den Rechtsextremen kräftig geschürt wurde. Die forderten im Wahlkampf, daß Wohnungen und Kindergartenplätze primär an Deutsche zu vergeben seien, der Ausländerbeirat müsse abgeschafft werden. "Wir sind deutschfreundlich, nicht ausländerfeindlich", behauptet dennoch Spitzenkandidat und Polizist Manfred Thierau auch nach der Wahl gegenüber der FR.

Selbst Ausländern entschieden freundlich gesonnene Stadtallendorfer fragen sich nachdenklich, ob in der kleinen Kommune mit ihren schwierigen Rahmenbedingungen und der speziellen Be- Hickhack der Politiker völkerungsstruktur die "Toleranzfähigkeit" der Bürger nicht "einfach erschöpft" ist: Aus dem bis 1939 fast rein katholischen 1500-Seelen-Dorf, wo der NS-Staatim Zweiten Weltkrieg die größten Rüstungsfabriken Europas aus dem Boden stampfte, wurde nach 1945 die größte Vertriebenensiedlung Hessens. Über 10 000 kamen in den aufstrebenden Industrieort, das "Wirtschaftswunder" half damals Konflikte zu bändigen. Aus dem zumeist aggressionsfreien Nebeneinander mit den seit den 60er Jahren herbeigeholten Gastarbeitern begann sich zaghaft ein Miteinander zu entwickeln, da brachten in den 80er und 90er Jahren mehr als tausend Aus- und Übersiedler wieder Unruhe in den gefundenen Modus vivendi. Neue Vorurteile machen sich breit. Es werden viel zu wenige Wohnungen gebaut. Nicht wenige Leute empfinden in der angespannten Lage die zuletzt hinzugekommenen Asylbewerber als den Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt. "Früher waren's die Türken, jetzt sind esdie Asylanten", bringt einer die Verschiebung des Feindbildes auf den Punkt.

Andere Ursachen geraten da leicht aus dem Blickfeld. "Kleinliches Hickhack in der Kommunalpolitik", das manche Bürger abgeschreckt habe, macht Hans Rauch vom lokalen "Aktionsbündnis gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit" durchaus mitverantwortlich für den Erfolg der Republikaner. Wenn deren erschreckend hohes Abschneiden einen positiven Effekt hätte, dann "hoffentlich" den, daß die anderen Parteien über ihre Arbeit nachdenken. "Wenn die natürlich so weitermachen wie bisher, dann werden wir von diesen Prozentzahlen auch nicht runterkommen."

Ohnehin befürchtet der Lehrer Hans Rauch, daß nicht bloß Protestwähler die Schönhuber-Partei stark gemacht haben, sondern ein "rechtsradikaler Bodensatz" - Leute, "die jetzt endlich mal Gelegenheit hatten, ihre Stimme loszuwerden". Dringend nötig findet er es, daß sich Sozialwissenschaftler, etwa der Universität Marburg, einmal intensiver mit den tieferen Ursachen des extremen Erfolges dieser Partei in Stadtallendorf beschäftigen.

ANDREA TERSTAPPEN

Bad Vilbel: CDU-Fraktion setzt auf Kontinuität Josef Maetz im Amt bestätigt / Harmonie betont

BAD VILBEL. "Der Wahlerfolg versetzt die CDU-Fraktion in die Lage, die vielen begonnenen, teilweise von der Opposition kritisierten Projekte wie Innenstadtsanierung, Verkehrsberuhigung, Öffentlicher Personennahverkehr, Erschließung von Gewerbe- und Wohngebieten, Gewerbeansiedlung und sozialer Wohnungsbau weiterzuführen", stellt Dr. Josef Maetz fest. Er wurde inzwischen als Fraktionsvorsitzender bestätigt.

Die CDU-Fraktion werde sich nun nicht selbstgefällig auf Lorbeeren ausruhen, sondern zielstrebig ihr langfristig angelegtes kommunalpolitisches Programm weiter realisieren. Im Wählervotum sieht Dr. Maetz einen klaren Auftrag zur Fortsetzung des eingeschlagenen Weges: "Die Bürger haben mit dieser Wahl zum Ausdruck gebracht, daß sie keine Wende in der Bad Vilbeler Politik wollen."

Auch personell setzt die CDU-Fraktion auf Kontinuität, alle Vorstandsmitglieder wurden einstimmig wiedergewählt, wie Dr. Maetz berichtet. Der Fraktionsvorsitzende wird von Günther Bodirsky, Magdalene Klug und Tobias Utter vertreten. Schriftführerinnen sind Hildegard Nölke und Nicole Schkölziger. Die Mehrheitsfraktion will wieder Hubert Schulte (CDU) zum Stadtverordnetenvorsteher vorschlagen. Magdalene Klug und Günther Bodirsky sind als Kandidaten für das Amt der Stellvertreter nominiert.

Dr. Maetz verweist darauf, daß die Union im Parlament über fünf Sitze mehr verfügt, als die vier Oppositionsparteien zusammen. Auch in den Ortsbeiräten erreichte die CDU die absolute Mehrheit. Das führt Dr. Maetz auf die "erfolgreiche Sachpolitik" der Fraktion zurück, vor allem in den Bereichen Verkehr, Umwelt, Kultur, Soziales und Finanzen.

Zum günstigen Wahlausgang für die CDU habe auch die hauptamtliche Magistratsriege von Bürgermeister Günther Biwer über Ersten Stadtrat Klaus Minkel bis Zweiten Stadtrat Jörg Frank beigetragen. Wichtig für das "positive Bild, das die Bad Vilbeler Bürger von der örtlichen CDU haben", ist für Dr. Maetz auch das geschlossene, harmonische Auftreten der Mandatsträger der CDU. Der Fraktionsvorstand werde sich auch weiter um diese Harmonie bemühen. de

Thema Raumordnungsplan

KELSTERBACH. Die Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes steht auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch, 24. März, 19 Uhr, in der Mehrzweckhalle Nord. Ebenfalls ein Thema: die Aufnahme eines Landesbaudarlehens von 836 000 Mark. Mit dem Geld soll ein Sechs-Familien-Wohnhaus im Potsdamer Weg teilfinanziert werden. wal

Die Baufirmen bleiben geheim Bleker hat rechtliche Bedenken gegen BEU-Initiative zum Schloßplatz

USINGEN. "Ich muß die Anfrage aus rechtlichen Gründen ablehnen." So lautet die Antwort von Baudezernent und Erstem Stadtrat Werner Bleker (parteilos) auf ein Schreiben der BEU ("Bürger für Ehrliches Usingen") zum Umbau des Schloßplatzes. Die Wählergemeinschaft, die sich von Anfang an gegen das 750 000 Mark teure Projekt ausgesprochen hatte, hatte darin zweierlei gefordert: Zum einen die Verschiebung der Baumaßnahmen in die Sommerferien, und zum anderen die Bekanntgabe der Namen der Baufirmen für Verhandlungen.

In dem BEU-Schreiben an die Stadt heißt es, ihre Mitglieder wollten nicht als Stadtverordnete, sondern als "Bürger dieser Stadt" Gespräche mit den Baufirmen aufnehmen, um über einen eventuellen Rücktritt vom Vertrag zu verhandeln. Um Strafen bei Vertragsbruch zu reduzieren, hofft die BEU, den Unternehmen eine abgespeckte Planung schmackhaft machen zu können. "Der Schloßplatz ist in einem schlimmen Zustand und sollte ordentlich hergerichtet werden. Das muß aber nicht so toll und teuer sein", so die BEU-Vorsitzende Monika Mann.

Das Ansinnen der BEU lehnte Bleker auf Anfrage der FR allerdings ab. "Das ist rechtlich nicht zulässig. Es ist weder die Sache der BEU noch von Bürgern, mit den Firmen zu verhandeln. Das kann nur der Magistrat." Er habe den Beschluß der Stadtverordnetenversammlung bis zum Abschluß der Werkverträge und Auftragsvergabe nach Recht und Gesetz umgesetzt, so Bleker. Außerdem wies er darauf hin, daß im Falle von Veränderungen die Stadt die Kosten tragen müsse.

Über die Höhe dieser Kosten wagte er keine Prognose. "Die Summe wird aber ganz schön hoch sein", schätzte er angesichts der Stands der Baumaßnahme, die in den Osterferien beginnen soll. Das Baumaterial sei schon bestellt, und auch mit der Post und dem Stromunternehmen sei bereits alles geregelt. Bei einer Verschiebung würde erst mal Stillegungs ins Geld gehen. "Sollte es zu einem Rechtsstreit kommen, kann das Jahre dauern", gab Bleker zudem zu bedenken.

Bei ihrem Vorstoß ist selbst die BEU nicht allzu optimistisch: "Wir sind uns darüber im klaren, daß eine Entscheidung des Stadtparlamentes mit Mehrheit gefallen ist und daß es bestehende Verträge gibt, die einzuhalten sind", stellte die Vorsitzende in ihrem Schreiben fest. Aufgrund der geänderten Mehrheiten sieht sich die BEU gleichwohl in ihrer Einschätzung des Projektes bestätigt. Außerdem stützt sie sich auf eine Unterschriftenaktion des Gewerbevereins, der rund 2500 Gegenstimmen sammelte. Während die BEU sich an den Kosten stößt, stört die Geschäftsleute dagegen die dann wegfallenden Parkplätze. cn

Weniger Unfälle auf den

Straßen im Vordertaunus

1992 sank auch die Zahl der tödlich Verunglückten

VORDERTAUNUS. Weniger Tote, weniger Verletzte, weniger kaputtes Blech: Auf den Straßen der vier Städte des Vordertaunus ist die Unfallhäufigkeit im vergangenen Jahr zurückgegangen. Das berichten die Leiter der Polizeistationen Oberursel und Königstein in ihrer Jahresstatistik für 1992.

1269mal schepperte es im Einsatzbereich der Oberurseler Polizei, zu dem auch Steinbach zählt. Das sind 96 Unfälle weniger als im Jahr 1991. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben; im Vorjahr waren es noch sieben gewesen. Die Zahl der Verletzten sank von 260 auf 256.

Im Königsteiner Dienstbereich einschließlich Kronberg und Glashütten gab es 940 Unfälle mit 146 Leicht- und 27 Schwerverletzten. Zum Vergleich: 1991 waren 1035 Unfälle mit 153 Leicht- und 41 Schwerverletzten notiert worden. Einzig die Zahl der tödlich Verunglückten stieg um einen auf drei Menschen.

Während sich diese Zahlen der beiden Polizeistationen ähneln, gibt es bei den "Zusatzdelikten" Unterschiede. In Königstein veranlaßten die Ordnungshüter 137 Blutproben, weil ihnen die Autofahrer nicht ganz nüchtern vorkamen - zu Recht, wie Polizeihauptkommissar Peter Ossig bestätigt: Stets hatten die Beamten den richtigen Riecher. Dagegen konnte die Oberurseler Polizei nur 38 Fahrern mehr als 0,8 Promille nachweisen.

Auch mit Unfallflüchtigen hatten die Oberurseler verhältnismäßig wenig Scherereien. Ganz anders im Königsteiner Polizeigebiet: Dort suchten 245 Autofahrer nach dem Unfall das Weite - immer noch weniger als im Jahr zuvor, als 288 Beteiligte einfach Gas gaben. Nur 40 Prozent von ihnen konnten ermittelt werden.

Die Unfallschwerpunkte haben sich im Vergleich zu 1991 nicht geändert: Besonders oft krachte es am Königsteiner Kreisel und auf der Kanonenstraße hinauf zum Feldberg. Auf der Bundesstraße 455 gab es viele Unfälle mit Wild, das die Straßenseite wechseln wollte.

Bei kleineren Unfällen mit Bagatellschäden muß die Polizei seit Jahresbeginn nicht mehr unbedingt zur Unfallstelle fahren. Die Beamten im Vordertaunus haben bereits Gebrauch von dieser Regelung gemacht. Nur ein einziger Autofahrer habe nach einem minderschweren Schaden darauf bestanden, daß die Polizei kommt, sagt Hauptkommissar Ulrich Wiewrodt aus Oberursel: "Der hatte einen Unfall mit dem Firmenwagen - da sind wir dann auch hingefahren." Ob sich die neue Regelung bewährt, will Wiewrodt zunächst in einer sechsmonatigen Probephase abwarten.

Peter Ossig in Königstein berichtet: "Wir nehmen immer noch die meisten Unfälle persönlich auf." Denn die neue Bestimmung habe vereinzelt zur "Verunsicherung der Bürger" geführt. Zudem sei es keine wesentliche Entlastung der Polizei, den Bagatellschäden fernzubleiben. Als dringender empfindet Ossig eine Entlastung etwa bei Ordnungswidrigkeiten, oder dann, wenn die Polizei Nummernschilder von Autos "entstempeln" muß, deren Zulassung abgelaufen ist. ill

Drogenberatung zieht bald um Neues Domizil in der Audenstraße / Immer mehr Klienten

BAD HOMBURG. Die Jugend- und Drogenberatungsstelle für den Hochtaunuskreis zieht von der Promenade 103 in die Audenstraße 1 (Hinterhaus). Das neue Quartier - 250 Quadratmeter groß - soll noch im April bezogen werden. Pia Sohns-Riedl, Leiterin der Beratungsstelle, und ihre Kollegen und Kolleginnen sind froh über den Wechsel, denn unter dem Dach im Haus an der Promenade wird es zu eng. Immer mehr Klienten suchen bei den Fachleuten Rat und Hilfe.

Der Kreis, sagt Sozialdezernent Peter Barkey, hat der Bedeutung der Arbeit Rechnung getragen und neue Räume bereitgestellt - zusammen mit der Stadt Bad Homburg, die 40 Prozent der Kosten übernehmen will, wie Stadtrat Heinrich Gerhold bestätigte.

Die Zahlen des vergangenen Jahres belegen den "ungebrochenen Zulauf" (Sohns-Riedl) zur Beratungsstelle: 491 Ratsuchende kamen, 33 mehr als im Jahr zuvor. Außerdem entwickeln sich neue Arbeitsschwerpunkte. 1992 wurde die methadongestütze Drogenhilfe in den Aufgabenkatalog übernommen. In Zusammenarbeit mit fünf Ärzten wurden fünf Frauen und neun Männer betreut; zur Zeit sind es noch fünf Klienten. Sie erhalten ihre tägliche Methadon-Ration in den Arztpraxen, an den Wochenenden übernimmt die Beratungsstelle diese Aufgabe. Mit zur Betreuung gehört die psychosoziale Begleitung der Betroffenen, um sie aus dem Drogenumfeld herauszuholen und ihre soziale Position zu stabilisieren.

"Dieser zusätzliche Aufgabenschwerpunkt ist nur durch großes Engagement zu bewältigen, da es vorerst keine zusätzliche Stelle für diese Aufgaben gibt", meint die Leiterin. In der Beratungsstelle teilen sich sechs Kollegen/innen in vier Planstellen. Dazu kommen vier "mobile" Berater, deren Stellen von den Städten und Gemeinden finanziert werden, in denen sie tätig sind.

Hauptdroge der betreuten Klienten ist nach wie vor der Alkohol. 139 der Hilfesuchenden (55,8 Prozent) sind davon betroffen. Die Zahl ist im Vergleich zu den Vorjahren stabil. Mit 36,6 Prozent kommt danach die Gruppe der Konsumenten illegaler Drogen, darunter "jugendliche Probierer" und bereits Abhängige.

Immer häufiger melden sich auch junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren, die unter Eßstörungen leiden, in der Einrichtung. Im vergangenen Jahr stieg ihre Zahl von acht auf 25. Für sie wurde deshalb eine therapeutische Gruppe eingerichtet.

Als Grund für die steigende Resonanz sehen die Drogenberater auch die mobilen Beratungen, die es inzwischen in Bad Homburg, Oberursel, Friedrichsdorf und Königstein gibt: Durch Arbeit vor Ort können die Suchtprobleme von Jugendlichen frühzeitig erkannt, kann der Besuch der Beratungsstelle empfohlen werden.

Weißer Fleck auf der Karte der Vor- Ort-Betreuungen ist nach wie vor das Gebiet des Hintertaunus. Von dort kommen nur wenige Klienten zur Beratungsstelle. "Nicht, weil es dort keine Drogengefahr gibt", sagt Pia Sohns-Riedl, "sondern weil der Weg für die Betroffenen zu uns zu weit ist." nau

"Strahlkräftig"? Der Hamburger unendlichen Filmfestgeschichte neuester Akt

Die einen werden kalt erwischt wie jüngst die Veranstalter des Internationalen Filmfestivals Mannheim. Andere kämpfen, wie in Oberhausen, Duisburg oder Hof, beharrlich gegen Sparpläne und schwindendes Interesse, um zumindest Teilerfolge zu verbuchen. Nur an der Elbe, da schaufelt man sich hanseatisch- vornehm lieber selbst das Grab. Wo kein Rotstift droht noch eine Infrastruktur für ein Filmfestival fehlt, da besorgt kollektive Insuffizienz die Demontage freiwillig.

Hamburgs unendliche Filmfestivalgeschichte ist vermutlich bald um ein neues Kapitel reicher. Dem Filmfest Hamburg, erst im Herbst 1992 aus der Taufe gehobener Sprößling der Vernunftehe zwischen AG Kino (Verband der Programmkinos) und Hamburger Filmbüro (die kulturelle Filmförderung), läutet das Sterbeglöckchen. Die Leiterin quittierte aufgrund wenig ersprießlicher Zusammenarbeit bereits nach Festivalende den Dienst. Die Träume der Hamburger Politik, den Europäischen Filmpreis "Felix" an die Waterkant zu lotsen und in ein rauschendes Filmfest zu verwandeln, fanden ein jähes Ende, nachdem ein "konditioniertes Angebot" der Stadt an die Europäische Filmakademie auf keinerlei Nachfrage stieß. Der Festival-Etat 1993 freilich blieb bis zur Berlinale, bis zur Entscheidung über die Dislozierung des "Felix", gesperrt. Eine Alternativplanung glaubte man entbehren zu können.

Die AG Kino mochte unter diesen Auspizien nicht länger mitwirken, das Filmbüro ventilierte seine Verärgerung lautstark in die Öffentlichkeit. Die Hansestadt, vertreten durch Kultur- und Wirtschaftsbehörde sowie die Senatskanzlei, ließ sich davon nicht beirren und schwadroniert weiterhin vom großen, "strahlkräftigen" Fest.

Da man offenbar um die Bedeutung des Neologismus selbst nicht recht weiß, verzichtete man darauf, mit einem Teilbetrag des anvisierten "Felix"-Etats (circa drei Millionen Mark) den Take-off zu künftigem Glamour bereits in diesem Jahr zu proben. Den Wunsch verschiedener Filmschaffender und Funktionäre nach einer qualifizierten Festivalleitung, die Overhead-Kosten von einer Viertelmillion Mark verursacht hätte, wies die Stadt zurück. Eine mittelfristige Bestandsgarantie für das existierende Festival mochte sie auch nicht leisten. Statt dessen verlangte sie von den alten Festivalmachern ein Konzept für 1993. Einzige Bedingung: Ein Präjudiz für 1994 dürfe sich aus dieser Konzeption nicht ableiten lassen.

Während mancher Kultur- und Wirtschaftspolitiker den Kopf noch immer über den Wolken hat, droht in den Niederungen der Gegenwart nun ein Scherbenhaufen. In sechs bis acht Wochen, war zu hören, sollen die Weichen gestellt sein für die Jahre 1994 ff. Daß wir uns im Jahr 1993 befinden, daß im Zeitraum zwischen Ende April und Oktober auch (derzeit nicht sichtbare) Festivalprofis kaum mehr als ein Rumpf- oder Behelfsfestival auf die Beine stellen können, irritiert die Visionäre nur unerheblich. So weitblikkend kann sozialdemokratische Medienpolitik sein.

Hamburgs Filmfest-Farce ist jedoch auch ein Stück ohne Schurken. Eher gleicht die Szenerie einem Käfig voller Narren. Der Behördengeist, der das Große will und stets Kleines schafft, hat sich wie Mehltau über die Landschaft gelegt. Soll man eine Party in dem neuen Medienzentrum Zeise-Hallen feiern - oder entlastete man damit womöglich die Behörde?, fragen sich die desorientierten Alt-Festivalmacher. Wäre nicht mit dem Verzicht auf jegliche Festivität die Behörde weit drastischer kompromittiert - oder kompromittierte man auf diese Weise womöglich sich selbst? Das sind fürwahr Fragen, die die Welt bewegen. Die AG Kino hat derweil präventiv die Flucht in die Provinz angetreten: Sie will ihr allherbstliches Treffen im landschaftlich reizvollen Elbsandsteingebirge begehen.

Wozu auch immer man sich in den nächsten Wochen durchringen wird, mehr als Flickwerk und ungedeckte Wechsel auf die Zukunft dürften dabei kaum herauskommen. Der Flurschaden, den so viel "Strahlkraft" anrichtet, bleibt allerdings nicht auf Hamburg beschränkt. Er trifft eine bundesweit verödende Film- und Festivallandschaft.

PETER KÖRTE

Sozialdemokraten büßen

devot in Sack und Asche

Nun doch keine Sozial-Wohnungen in der Rhönstraße

MAINTAL. Die Maintaler Sozialdemokraten lecken sich ihre Wunden, die ihnen die Wähler am 7. März geschlagen haben. Der Sturz von 47 auf 28 Prozent und als Folge das Scheitern der rot-grünen Koalition wollen erst verarbeitet sein. "Das braucht etliche Wochen, und es ist noch viel Überzeugung und Motivation notwendig", stellte Mario Arendt gestern auf Anfrage der FR fest. Rund zwölf Stunden zuvor war er wieder zum Fraktionsvorsitzenden gewählt worden. Bis weit nach Mitternacht hatte sich die Sitzung von Stadtverbandsvorstand und neuer Fraktion hingezogen, in der die Strategie- und Personalentscheidungen für die kommende Legislaturperiode getroffen worden sind. Spektakulärste Entscheidung: Das Verfahren zum Bau von 18 Sozialwohnungen auf der Wiese an der Rhönstraße wird fallengelassen.

"Nicht alles, was in der Vergangenheit beschlossen worden ist, soll künftig stur durchgezogen werden", faßte Mario Arendt den Hintergrund zum zentralen Thema der offenbar heftigen Debattte zusammen. Nur etwa zwei Drittel von Parteispitze und Fraktion haben für die Kehrtwendung gestimmt, sagt der alte und neue Fraktionschef, beteuerte aber: "Das bedeutet nicht, daß die Wohnungen nicht gebaut werden." Über den neuen Standort ist mit den Fraktionen zu reden .

Daß die SPD in den vergangenen vier Jahren etliche Fehler gemacht hat, war von Arendt bereits am Tag nach der Wahl zu hören gewesen. Wie berichtet sieht er wesentliche Versäumnisse bei der Vermittlung der getroffenen Entscheidungen an die Bevölkerung. Dieser Bereich war denn auch am Mittwoch Ansatz zu Kritik und Selbstkritik. "Die Wahlschlappe liegt vielen schwer im Magen", suchte Arendt um Verständnis für den Rückzieher seiner Genossen aus der - in den letzten Jahren so heftig umkämpften - Bauplanung Rhönstraße zu werben, der ihm selbst gegen den Strich zu gehen scheint. Doch man sei sich einig: "So können wir nicht weitermachen."

Zu den Konsequenzen, die aus anderen Fehlern gezogen werden sollen, meinte Arendt. "Wir brauchen mehr Initiativen als bisher. Wir dürfen nicht nur auf den Magistrat reagieren. Die Ortsvereine und der Stadtverband sollen künftig stärker in die Arbeit eingebunden werden."

Daß bei den aktuellen Personalentscheidungen - etwa bei der Wahl seiner Stellvertreter - Proporzdenken zwischen den vier Stadtteilen eine Rolle gespielt haben könnte, stellte der selbst im Stadtteil Bischofsheim wohnende Fraktionsvorsitzende nicht grundsätzlich in Abrede: "Aber es war nicht nur Proporzdenken, sondern auch das wesentliche Kriterium, ob die Leute zu aktiven Leistungen bereit sind. Und da bin ich selbst mit den getroffenen Entscheidungen ziemlich zuversichtlich." Zu stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden wurden Herbert Belser (Stadtteil Dörnigheim), Karla Köllner (Hochstadt) und Kornelia Schild-Kreuziger (Wachenbuchen) gewählt.

Zur Besetzung des ehrenamtlichen Magistrats will die SPD an der "Neuner-Lösung" festhalten. Den Hintergrund für diese Entscheidung bilden Gerichtsurteile, die besagen, daß der Magistrat nach Ablauf der Legislaturperiode nicht verkleinert werden darf.

Nach der Methode d'Hond bekämen SPD drei Sitze, CDU und FM jeweils zwei, Grüne und Republikaner je einen. Für die SPD sollen Monika Bürgin (Hochstadt), Rudi Gnoth (Dörnigheim) und Ursula Bischoff (Wachenbuchen) auf der Regierungsbank Platz nehmen, das heißt, auch hier Rücksichtnahme auf die Vierteilung der Stadt.

Danach besteht die dreizehnköpfige Fraktion aus folgenden Mitgliedern: Siegfried Bornat, Christine Mayer, Karla Köllner, Herbert Belser, Mario Arendt, Erika Bornat, Josef Sigulla, Manfred Heckert, Renate Westphal, Norbert Gabrecht, Sabine Lorz, Kornelia Schild-Kreuziger und Alexander Kühn. Erster Nachrücker ist Ferenc Kopunovic.

Ob die SPD-Fraktion auch wieder den Parlamentsvorsitz übernehmen wird, muß bis zur ersten Parlamentssitzung am 1. April offen bleiben. "Wir erheben den Anspruch als stärkste Fraktion", kommentierte Arendt, "und haben auch schon einen Personalvorschlag. Aber darüber wollen wir erst noch mit den beiden anderen großen Fraktionen reden."

Daß der neue Vorsitzende nicht wieder Josef Sigulla heißen soll, hat die CDU bereits laut und deutlich gesagt. Zu den im Hintergrund bekanntlich allseits kreuz und quer zwischen den demokratischen Fraktionen geführten Verhandlungen befragt, hielt sich Arendt bedeckt: "Daß sich die drei großen Fraktionen abstimmen müssen , ist klar, speziell für die erste Sitzung. Klar ist aber auch, daß danach die zwei anderen zu Gesprächen geladen werden." Gemeint waren selbstverständlich wieder "die großen" - CDU und FM. Vom ehemaligen Fraktionspartner, den Grünen, war überhaupt nicht mehr die Rede. HELMUT POMPLUN

Großrazzia gegen Rechtsextremisten

Nach Asylbewerbern ziehen Vereine ein Fünf Kommunen im Kreis erhalten Leichtbauhäuser Von Rüdiger Arendt MAIN-KINZIG-KREIS. Die Unterbringung von Asylbewerbern wird den Kommunen in Zukunft leichterfallen. So jedenfalls läßt sich eine Entscheidung interpretieren, die jetzt in Wiesbaden gefallen ist. Die hessische Landesregierung gab nämlich grünes Licht für die Anschaffung von 18 sogenannten Leichtbauhäusern für zunächst fünf Kommunen im Kreis. Der Erwerb der einfachen Holzhäuser zum Stückpreis von je 68 000 Mark, wobei die Einrichtung im Preis enthalten ist, dürfte für viele Kommunen äußerst vorteilhaft sein. Denn die Anschaffungskosten werden sich in vier Jahren für die Gemeinden amortisiert haben. Nach Ablauf dieser Zeitspanne können die Gemeinden die Häuser für eigene Zwecke verwenden. Gedacht wird an Stätten für die Vereins-, Alten-, Jugend- oder Kulturarbeit. Möglich wäre es beispielsweise auch, die Häuser für Übergangszeiten als Obdachlosen-Unterkünfte zu verwenden. Vorteilhaft sind die neuen "Musterhäuser", wie sie Vizelandrat Erich Pipa nennt, nicht nur für die Kommunen, sondern auch für das Land Hessen, das originär für die Unterbringungskosten für Asylbewerber zuständig ist.

Denn das Land bezahlt den Kommunen 12 Mark pro Tag und Asylbewerber für die Unterbringung. Private Betreiber von Asylunterkünften erhalten vom Land im Regelfall rund 20 Mark pro Nacht und Person, in Einzelfällen sogar über 30 Mark. Acht bis zehn Menschen können in Zukunft in diesen Häusern untergebracht werden. Die ersten Häuser dieser Leichtbauart werden in den Kommunen Nidderau, Niederdorfelden, Freigericht, Gründau und Neuberg errichtet.

Pipa hatte dem Land zur Vereinfachung des Verwaltungsverfahrens bereits im August vergangenen Jahres vorgeschlagen, für diese Musterhäuser eine generelle Zusage zu erteilen. "Die oft monatelangen Verfahren wegen der Kostenübernahme für jedes einzelne Projekt würden damit ersatzlos wegfallen," hatte der Baudezernent des Kreises seinen Vorschlag begründet.

Viele Monate lang tat sich in Wiesbaden aber überhaupt nichts, rügt Pipa das Ministerium, erst nach wiederholtem Nachhaken scheine jetzt aber der generelle Durchbruch erreicht. Wiesbaden hat inzwischen die Kostenzusage für jene zunächst 18 Häuser erteilt.

Laut Pipa haben die Landesbehörden darüber hinaus die Option für den Ankauf weiterer Leichtbauhäuser dieses Typs eröffnet. Für den Vizelandrat haben die Anschaffungen der Fertighäuser durch die Kommunen noch einen weiteren positiven Aspekt: "Damit überlassen wir das Geschäft mit der Unterbringung nicht weiterhin gewissenlosen Spekulanten."Über die Zukunft der Bundeswehr ist im letzten Jahr eine Diskussion in Gang gekommen. Im Kern geht es darum, wie künftig der Verteidigungsauftrag der deutschen Armee definiert, beziehungsweise erweitert werden soll. Im November erließ der Bundesminister für Verteidigung, Volker Rühe, "Verteidigungspolitische Richtlinien" für seinen Geschäftsbereich und gab mit diesem 34seitigen Papier die Diskussionsrichtung vor. Aus diesem Papier, das inzwischen an alle Bundeswehrinstanzen gegangen ist, dokumentieren wir Auszüge. In loser Folge werden wir die Bundeswehr-Diskussion fortsetzen.

Fußball-Bezirksliga Büdingen Verworrene Lage an der Tabellenspitze

Die Nachholspiele in der Fußball-Bezirksliga Büdingen sorgen in puncto Spielaustragungen für klarere Verhältnisse, an der Spitze ist die Lage jedoch verworrener als jemals zuvor. Auslöser dieser Entwicklung ist die mangelnde Konstanz, die durch das 2:5 des Tabellenführers SV Phönix Düdlesheim beim SC Viktoria Nidda belegt wird. Düdelsheim und Calbach (je 25:13 Punkte) rangieren punkt- und torgleich an der Spitze, auch Mittel-/Nieder-Seemen und der VfR Ulfa (je 24:12) haben Chancen. Der VfR Hainchen gewann auch das Wiederholungsspiel in Rommelhausen (1:0), das nach einem Regelverstoß des Schiedsrichters beim ersten Spiel (2:1) fällig wurde. Der SV Orleshausen und Alemannia Gedern (1:1) blieben als Sechster und Siebter ebenfalls im Meisterschaftsrennen. SV Orleshausen - FC Alemannia Gedern 1:1 (1:1)-Tore. 0:1 Milonovic, 1:1 Kämmer. - Zuschauer: 150; 1. FC Rommelhausen - VfR Hainchen 0:1 (0:1). - Tor: 0:1 Hausner (8.). - Zuschauer: 150; SC Viktoria Nidda - SV Phönix Düdelsheim 5:2 (5:2). Tore: 1:0 Weber (FE), 2:0 und 3:0 Müller, 3:1 Dirk Scholz, 4:1 Jandl, 5:1 Nies, 5:2 Sommer (FE). - Zuschauer: 150. dip

Wie können sich Frauen in Rodgau bewegen?

RODGAU. Zu einem Abend zum Thema "Frauenangstträume" laden die Frauen bei den Grünen in Rodgau für Montag, 22. März, um 20 Uhr ins Bürgerhaus Nieder-Roden ein. Dabei soll genauer hingesehen werden, wie sich Frauen in Rodgau bewegen können: wie die Gestaltung von öffentlichem Freiraum, wie Wege, Plätze, Parkanlagen von Frauen wahrgenommen werden und inwieweit bei Stadtplanungen frauenspezifische Interessen berücksichtigt werden. Referentin ist Ute Hünlein, freie Stadtplanerin in Frankfurt. ttt

Uhdris salbt wunde Verlierer-Seelen

FRIEDBERG. "Mit Enttäuschungen leben" ist das Thema eines Kurses, den die Evangelische Familienbildungsstätte Friedberg kurzfristig in ihr Programm genommen hat. Er richtet sich ausschließlich an die Spitzenkandidatinnen jener Parteien, die bei der jüngsten Kreistagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert sind. Die Leitung des Kurses hat die Chefin der Familienbildungsstätte, Barbara Uhdris, höchstpersönlich übernommen. Als FDP-Spitzenkandidatin ist sie zugleich einzige Teilnehmerin.

Die Familienbilderin bereitet schon den Nachfolgekurs vor. "Partnerschaft auch ohne Liebe?" wird er heißen und sich der Frage widmen, ob eine politische Ehe zwischen ihr und dem FWG-Spitzenmann Helmut Münch der FDP besser bekommen wäre. ieb

Wiesen in Limeshain blühen bald bunter den je

LIMESHAIN. Die Gemeinde Limeshain soll bunter werden. Schon im vergangenen Jahr wurden in Hainchen mehrere hundert Quadratmeter mit Wildblumensamen eingesät. So wurde ein tristes Gelände in eine blühende Wiese verwandelt. Weil die Idee bei der Bevölkerung gut angekommen ist, soll jetzt auch in anderen Ortsteilen Blumensamen ausgestreut werden. Ins Auge gefaßt haben die Gemeindevertreter eine Grünfläche in der Hofgartenstraße in Rommelshausen. Auf ihr sollen künftig Kornblumen, Margeriten, Kamille und Klatschmohn blühen. Das gleiche ist für eine Trockenwiese am Georgenwald in Himbach geplant; außerdem wird hinter dem neuen Spielplatz "In der Schlink", im südlichen Ortseingang von Hainchen und am Ende der Hornbachstraße gesät. re

Bewährungshelfer gaben Münch die Stimme

WETTERAUKREIS. Im Wetteraukreis gibt es exakt 9090 Bewährungshelfer, wie eine Umfrage am Sonntag, 7. März, ergab. Genau 146 316 Wetterauer und Wetterauerinnen waren befragt worden, ob sie dem wegen Vorteilnahme im Amt diskreditierten ehemaligen Landrat Helmut Münch eine Chance geben wollen, in die Kreispolitik zurückzukehren. Bei der vertraulichen Umfrage - die Antworten mußten geheim in eigens eingerichteten Kabinen auf Antwortbogen angekreuzt werden - machten eben jene 9090 Personen ihr Kreuzchen bei "Ja". Das sind 6,4 Prozent der Befragten. Die erforderliche Fünf-Prozent-Quote wurde damit deutlich überschritten. Münch darf sich im Kreisparlament bewähren. Es nochmal im Amt des Landrates zu versuchen, lehnt er aber ab. Münch: "Das wäre eine zu harte Bewährungsstrafe." ieb

Kickers müssen Samstag (Oberliga) und Dienstag (Pokal) ran Walldorf gegen Freitag-Spiel Stürmt Rot-Weiß-Bezwinger Oberrad auch den Bieberer Berg?

Stimmungsschwankungen sind in dieser Saison beim Oberliga-Spitzenreiter OFC Kickers eher die Ausnahme. Positiv sind die Verantwortlichen über die rasche und unbürokratische Absprache mit der Spvgg. 05 Oberrad hinsichtlich des Frankfurter Bezirkspokal-Endspiels im Fußball am nächsten Dienstag (23. März, 19 Uhr) gestimmt. Weniger erfreut zeigen sie sich über die starre Haltung des SV Rot-Weiß Walldorf, der nicht gewillt war, am heutigen Freitagabend am Bieberer Berg anzutreten. Hierdurch wird das Oberligaspiel am Samstag (15 Uhr) ausgetragen.

Präsident Norbert Rocker wollte an diesem Tag unbelastet vom Punktspielstreß (mit der großen Kickers-Familie) seinen 40. Geburtstag feiern. Diese Feté läßt sich durch das Walldorfer Veto nicht in der erhofften und ursprünglich vorgesehenen Form aufrechterhalten.

Allerdings ist der Präsident nicht nur hierüber sauer. Am Mittwoch wollte er eigentlich zur turnusgemäßen Oberliga- Pressekonferenz (nach Dörnigheim) kommen, aber ein Autounfall (Gott sei Dank nur Blechschaden) hinderte ihn, daran teilzunehmen. Kurt Geinzer, Vorgänger von Lothar Buchmann, begründete die ablehnende Haltung der Walldorfer: "Der OFC spielt freitags stärker. Zudem habe ich drei Akteure in der Mannschaft, die bis 17 Uhr arbeiten müssen". Walldorf will seine "fünfprozentige Chance" (Geinzer) am Samstag nutzen, muß jedoch auf seine Rot-Sünder Meszaros und Holtkamp sowie vermutlich auf den Ex-Offenbacher Hans Richter verzichten.

Nach der Punktspiel-Pflicht am Samstag soll drei Tage danach die Pokal-Kür gegen den Bezirksoberliga-Spitzenreiter Spvgg. 05 Oberrad folgen. Mangels Flutlicht auf dem Rasenplatz an der Oberräder Beckerwiese und aufgrund des Problems, während der Woche einen neutralen Platz mit Flutlicht zu finden beziehungsweise die Fans dorthin anzulocken, führten zu dieser übereinstimmenden Entscheidung.

Die Chancen für den Außenseiter, der allerdings im Frankfurter Kreispokalfinale die SG Rot-Weiss besiegte, sind hierdurch vermutlich noch geringer geworden. Die Torjäger Ralf Sellig und Torsten Messinger (je 16 Saisontreffer) wollen jedoch für einen weiteren Pokalcoup sorgen. Da nur der Sieger ins Hessenpokal- Viertelfinale (zunächst beim Cupsieger des Bezirks Gießen/Marburg I) vordringen wird, ist der Ehrgeiz in beiden Mannschaften groß. Zumal die DFB-Pokalteilnahme als lohnendes Ziel wartet. HANS-DIETER PUTH

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Kinos Hanau. Arabella: Sneakers (15, 17.30, 20, Sa.: 22.30 Uhr).

Central: Hoffa (16.30, 19.45 Uhr).

C'est la vie: Ein ganz normaler Held (15.30, 18, 20.30, Sa.: 22.50 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Sommersby (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).

Kino II: Ein ehrenwerter Gentleman (14.45, 17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).

Kino III: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr), Alarmstufe: Rot 17.30, 20.30, Sa.: 23 Uhr).

Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15, Sa.:22.45 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (16 Uhr), Ein Mann für jede Tonart (19.45 Uhr), Pink Floyd - The Wall (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Die Schöne und das Biest (15.45 Uhr), Dracula (17.30, 20.15 und 22.45 Uhr).

Zeitlos: Wir Kinder aus Bullerbü (15.30 Uhr), Stalingrad (17.15, 19.30 Uhr), Verhängnis (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: So.: Die Schöne und das Biest (15.30 Uhr), Dracula (20.15 Uhr, So.: 17.30 und 20.15 Uhr).

Casino: Sneakers (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Orgelkonzert mit Werken von Franz Liszt, 20 Uhr Pfarrkirche St. Elisabeth. Puppenmuseum: 15 Uhr Museumsführung in englischer Sprache, Parkpromenade Wilhelmsbad.

Eröffnung der neuen Abteilung "Hanau 1900 bis 1933" im Museum Schloß Philippsruhe, 16 Uhr.

Ausstellungseröffnung "Druckgraphik und Künstlerbücher der 70er und 80er Jahre aus der ehemaligen DDR", 15 bis 19 Uhr galerie '88, Gustav Adolf Straße 9.

Clown Pic, Tanz der Kreaturen, 20 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.

"Das Bankjubiläum" und "Der Heiratsantrag", (Amateurtheater), 20 Uhr Olof Palme Haus, Pfarrer Hufnagel Straße.

Jazzkeller Philippsruher Allee, "Eastside Ronny & The blue Boogie Jammers" ("Abgehmusik mit Gebläse"), 21 Uhr.

Im Literaturtelefon (0 61 81 / 2 41 41) wird ein Auszug aus Sophokles Tragödie "König Oidipus" aus dem Jahre 425 vor Christus verlesen.

Ausstellung "Menschenkunst" von Isolde Nagel, Café Zeitlos Altstädter Markt 1 und Martin Luther Anlage 8.

Ronneburg. Ausstellung des Malers und Zeichners Georg E. Pientka, 10 bis 17 Uhr, Kemenatensaal der Burg.

Großkrotzenburg. Kulturwoche: Kammermusikabend mit Werken von Bach, Mozart, Beethoven, Händel, mit dem Frankfurter Bläserensemble und Herbert-Manfred Hofmann, Cembalo, 19.30 Uhr in der ehemaligen Synagoge, Steingasse 10.

Langenselbold. Ausstellung "Terracotta" von Helmut Kiel, Sa.: 9 bis 13 Uhr Galerie Kunstform, Gartenstraße 5.

Bad Soden-Salmünster. "Damenkrieg", Komödie von Eugen Scribe und Ernest- Wilfried, Legouve, 20 uhr Stadthalle.

Freigericht. Power-Rock mit "Rotten", "Alien" und "Selbstverstümmelt", 20 Uhr Freigerichthalle Altenmittlau.

Vereine Hanau. Jahreshauptversammlung des Hanauer Mietervereins, 15.30 Uhr Stadthalle.Verschiedenes Hanau. Diaschau "Mexiko City - Der Tanz auf dem Vulkan", 20 Uhr Stadthalle.

Evangelische kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 11.30 Uhr Mahnkreis auf dem Marktplatz Hanau.

Flohmakrt im Kindergarten St. Elisabeth 11 bis 16 Uhr, vor der Kinzigbrücke.

Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 15.30 Uhr Tanznachmittag im Gemeindesaal Mariae Namen.

Maintal. Flohmarkt des Elternvereins Bischofsheim 14 bis 17 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.

Bruchköbel. Second Hand Aktion des Mütterkreises Kunterbunt, 14 bis 16.30 Uhr im ökumenischen Gemeindezentrum (Don Bosco Haus und Haus Arche), Varangeviller Straße.

Osterbasar in der Kindertagesstätte Roßdorf 14 bis 17 Uhr.

Jahreshauptversammlung des VdK, 14 Uhr Bauernstuben des Bürgerhauses.

Bad Soden-Salmünster. Ostermarkt 11 bis 18 Uhr Konzerthalle und Wandelgang.

Sonntag

Kulturmix Hanau. Ausstellungseröffnung "Klaus Ullrich - Schmuckmacher seit 1955", 11.30 Uhr Goldschmiedehaus.

Konzert mit den "Space Hobos", 20 Uhr in der Schweinehalle.

Maintal. Ausstellung von Florian Mayr "Schizoide Morphinisten", So. 17 bis 19 Uhr QNSD Galerie, Mozartstr. 3, Dörnigheim.

Großkrotzenburg. Kulturwoche: Jazzfrühschoppen mit dem "Jazz Band Ball Orchestra" aus Polen, 10.30 Uhr Feuerwehrgerätehaus. Sänger-, Tanz- und Musikantentreffen, 15.30 Uhr Bürgerhaus.

Niederdorfelden. Frühjahrskonzert der Musikschule Schöneck/Nidderau, 17 Uhr Bürgerhaus. Verschiedenes Hanau. Kunsthandwerker- und Antikmarkt, 11 bis 18 Uhr Stadthalle.

Puppenmeuseum: Gesprächsführung durch das Museum, 10.30 Uhr Parkpromenade Wilhelmsbad.

Maintal. "Hof-Café" für Jugendliche, 16 Uhr Jugendheim Frankfurter Hof.

Bruchköbel. Informationsveranstaltung für Senioren zum Thema "Situation ausländischer Bürger/innen", 15 uhr Seniorentreff Mitte.

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 13.30 bis 16.30 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nicht-Mitglieder), 9 Uhr auf dem Wingertskippel (Naturfreundehaus). Grßkrotzenburg. Plandwanderung der WAnderfreunde Edelweiß, Treffpunkt 9 Uhr am Rathaus.

Basketball-Regionalliga der Männer: Zweite Mannschaft des TV Langen steigt ab Ober-Ramstadt kann Beine noch nicht hochlegen Für die zweitplazierte TGS stehen "Play-Offs" an / Langen scheiterte an Konditionsschwächen

Die TGS Ober-Ramstadt hat es geschafft, die Play-Off-Teilnahme zur Zweiten Bundesliga, der TV Langen II nicht, er steigt in die Oberliga Hessen ab. Die Bilanz in der Männer-Basketball-Regionalliga ist jedoch nicht in allen Fällen mit einem Saisonabschluß gleichzusetzen. Zumindest im Falle des Rangzweiten Ober-Ramstadt nicht. Zusammen mit Gruppensieger Eintracht Frankfurt (30:6 Punkte) nimmt die TGS (28:8) an den Aufstiegsspielen ("Play Offs") teil. Die Gegner sind noch nicht exakt ermittelt, da die Süd-Gruppe noch um Punkte spielen muß. Voraussichtlich am 18. April, somit nach fünfwöchiger Pause, sollen diese Aufstiegsspiele beginnen. Die TGS Ober-Ramstadt siegte am letzten Punktspieltag standesgemäß 92:73 gegen den Tabellen-Sechsten TSV Krofdorf-Gleiberg, der TV Langen II unterlag standesgemäß dem Rangvierten Kirchheimbolanden (69:84) und verzeichnete hierdurch die traurige Bilanz von 2:34 Punkten.

TV Langen II - TV Kirchheimbolanden 69:84 (44:41). Erstaunlich: Die "kleinen Giraffen" verrieten erneut Konditionsprobleme, waren durch das einseitig auf Chef-Trainer Joe Whitney ausgerichtete Angriffsspiel vom Gegner zu leicht auszurechnen. Trainer Tomasz Kumaszynski weiß nach dieser verkorksten Runde nicht, ob es für ihn noch ein zweites Jahr in der Sehring-Halle geben wird. "Das Zukunftskonzept hängt ausschließlich von der ersten Mannschaft ab", weiß er, daß die zweite Garnitur oftmals nur das fünfte Rad am Wagen sein kann. In dieser Runde wurde der solide Unterbau leichtfertig verspielt, wird die Lücke zwischen der A-Jugend und den ersten Männern (Zweite Bundesliga) spürbar größer.

Bis zur 23. Minute (49:43) war der TVL sogar im Vorteil. Das 49:52 (27.) war das erste (nicht wahrgenommene) Warnsignal zur Niederlage. Ein dominanter Spieler (Whitney), insgesamt nur drei Werfer mit einer zweistelligen Quote - zu wenig, um in dieser Klasse zu bestehen. Der Mittelwert von 73,62 Korbpunkten wurde von keinem der neun Konkurrenten unterboten. Ohne Whitney lief in vielen Spielen kaum etwas zusammen. TV LANGEN II: Joe Whitney (26 Korbpunkte), Felix Arndt (12), Markus Hartmann (10), Harald Sapper (6), Ulf Graichen (6), Niki Kühl (4), Axel Hottinger (3), Cvijan Tomasevic (2), Boris Beck, Damian Rinke. TGS Ober-Ramstadt - TSV Krofdorf- Gleiberg 92:73 (40:46). Der Erfolgsdruck lähmte die Mannschaft von Trainer Turgay Törk bis in die zweite Halbzeit hinein. Erst nach dem 48:48 löste sich die Verkrampfung, setzte sich der Favorit sukzessive ab. Erst nach rund 30 Minuten (72:60/81:68) war der Gegner unter Kontrolle. Besonders der frühere Gießener Bundesliga-Spieler Chris Seifert (32 Korbpunkte) hatte den Gastgeber massiv geärgert. Jon Baer mußte seine Krallen erheblich schärfen, um am Ende mit 34 Zählern doch noch die Nummer eins in diesem Treffen zu werden. Zusammen mit Thomas Klement (25 "Körbe") stellte er wie gewohnt bei der TGS die Weichen. Beim 35:46 hatte es bedenklich für Ober- Ramstadt ausgesehen. Erst mit einer Preßdeckung wurde das Ruder herumgerissen. Mit kämpferischen Elementen wurden spielerische Defizite ausgeglichen und der 14. Saisonsieg (in 18 Spielen) unter Dach und Fach gebracht. Auch in den Play-Offs liegen die größen Hoffnungen auf den Centerspielern Jon Baer und Tom Klement. TGS OBER-RAMSTADT: Jon Baer (34 Korbpunkte), Tom Klement (25), Christian Bracke (8), Günter Ackermann (8), Eddie Buchbinder (7), Achim Billion (5), Heiko Pillhofer (3), Klaus Sterzik (2), Rainer Brinzing, Marcus Wierzoch. hdp

"Mamma mia" gibt Tips in Sachen Fahrrad

HOCHHEIM. Einen Platten im Reifen flicken oder beispielsweise die schlaffe Kette wieder straffen - das Mütterzentrum "Mamma mia" will Frauen Tips in Sachen Fahrrad geben. Bei einem Workshop an zwei aufeinanderfolgenden Montagen, 22. und 29. März, lernen die Teilnehmerinnen, wie sie Pannen beheben und kleinere Reparaturen selbst ausführen können.

Der Bastelkursus dauert jeweils von 15 bis 16.30 Uhr. Die Frauen treffen sich dazu im Domizil des Mütterzentrums im katholischen Gemeindezentrum St. Bonifatius, Kolpingstraße 2. kkü

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: TSV Vatan Spor Bad Homburg - SV Steinfurth (So., 15 Uhr, Waldstadion Steinbach), FV Bad Vilbel II - SG RW Frankfurt II, 1. FC 02 Rödelheim - SV Reichelsheim, Spvgg. 05 Oberrad - SG Ober-Erlenbach, SG Rodheim - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, FC Dietzenbach - 1. FC Hochstadt, Kickers Offenbach II - FSV Bischofsheim, SV Germ. Ockstadt - Spvgg. Fechenheim, SV Nieder-Weisel - FC Germ. Frankfurt (So., 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: SV Mel. Roth - FC Hanau 93 (Sa., 15.30 Uhr), FSV Ravolzhausen - Spvgg. Seligenstadt, SG Nieder-Roden - FC Teut. Hausen, Spfr. Seligenstadt - TSV Höchst, FSV Bad Orb - Spvgg. Weiskirchen, SV Birstein - Germ. Niederrodenbach, SG Bruchköbel - KSG Ober- Seemen, TSV Lämmerspiel - VfB Oberndorf, Eintr.-Spfr. Windecken - FV Germ. Bieber (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA HANAU: FC Eintr. Oberissigheim - SV Kilianstädten, FC Spfr. Ostheim - TSG Niederdorfelden, FC Türk Gücü Hanau - KSV Eichen, Spvgg. Roßdorf - Dörnigheimer SV, FC Langendiebach - KSV Langenbergheim, Germ. Dörnigheim - SG Marköbel, FC Eintr. Oberrodenbach - TSV Hanau, TSV Kewa Wachenbuchen - SV Vict. Heldenbergen (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: SV Phönix Düdelsheim - Spfr. Oberau, FC Alemannia Gedern - SV Mittel-/Nieder-Seemen, VfR Ulfa - VfR Hainchen, SG Bindsachsen - SC Viktoria Nidda, SV Blau-Weiß Schotten - SG Steinberg/Glashütten, Rohrbacher SV - 1. FC Rommelhausen, SV Calbach - VfB Höchst, SV Orleshausen - TV Kefenrod (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: SG Freiensteinau - SG Hohenzell, SG Alem. Weiperz - SV Neuhof (Fr., 19 Uhr), SG Hohenzell - FC Kressenbach, SV Neuhof - SG Marborn, SG Alem. Weiperz - SV Mittelklabach, SG Freiensteinau - SV Germ. Herolz, SG Blau-Weiß Rommerz - TSV Heubach, FC Herm. Mottgers - SV Nieder-Moos, SG Hattenhof - TSV Grebenhain, FC Brit. Eichenzell - DJK-SG Helv. Kerzell (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA OFFENBACH: u.a. FC Kikkers-Vikt. Mühlheim - FC Alem. Klein-Auheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-OST: u.a. SV Steinheim - FC Kroatia Obertshausen (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A HANAU: SV Wolfgang - FC Germ. Rückingen, SV Langenselbold - SKG Rüdigheim, FC Germ. Großkrotzenburg - 1. FC Mittelbuchen, FC Büdesheim - VfB Großauheim, FC Hellas Maintal - Hanauer SC, FC RW Großauheim - FC Ararat Hanau, Safak Spor Hanau - Spvgg. Langenselbold II (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A BÜDINGEN: SG Büdingen - FSV Waldsiedlung Altenstadt, SV Ober-Lais - SC RW Gelnhaar, SG Burkhards/Kaulstoß/Sichenhausen - FC Wallernhausen, FC Viktoria Ober-Widdersheim - SG Wolf/Aulendiebach, SSV Lindheim - KSV Eschenrod, VfR Wenings - VfB Ober-Schmitten, SV Eintr. Altwiedermus - TSV Stockheim, SV Lißberg - FSG Altenstadt, 1. FC Lorbach - TSV Vonhausen (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: FV Steinau - SG Alania Sannerz (Fr., 19 Uhr), TSV Oberzell - SG Schlüchtern, ESV Vikt. Elm - SV Alania Sannerz, FSV Gundhelm - SG Germ. Ulmbach, SG RW Veitsteinbach - TSG Züntersbach, SG Huttengrund - SV Teut. Wallroth, SG Hutten - SV Frisch Auf Uttrichshausen, TSV Weichersbach - SG Jossa, SG Germ. Sterbfritz - FV Steinau (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: FSV Heegheim/Rodenbach - SG Wolferborn/Michelau (Sa., 15.30 Uhr), 1.FC Vikt. Eckartshausen - BV Rinderbügen, SV Olympia Bergheim - TSAG Bleichenbach, KSG Usenborn - SV Büches, SV Burgbracht/Bösgesäß - KSV Effolderbach, SSG Viktoria Eckartsborn - SG Himbach, FC Ortenberg - FSV Glauberg ( So., 15 Uhr).

KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: SV Ranstadt - SC Germ. Nieder-Mockstadt, KSV Bobenhausen - SG Unterschmitten, SV Eichelsdorf - SG Eintr. Ober-Mockstadt, SV Merkenfritz - FSV Dauernheim, VfR Hirzenhain - SKG Eintr. Fauerbach, KTSV Borsdorf/Harb - SC Teut. Kohden, TSV Geiß-Nidda - FC Gencler Birligi Nidda, SV Rainrod - SV Eichelsachsen/Wingershausen (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-OST: u.a. TG Weiskirchen - SG Steinheim, Fair Play Mühlheim - FC Germ. Steinheim, TSV Klein-Auheim - DJK-SG Heusenstamm, DJK Eintr. Steinheim - Germ. Klein-Krotzenburg II (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA GELNHAUSEN: Germ. Horbach - FC Gelnhausen, FSV Hailer - SV Neuses, FSV Vikt. Lieblos - TSV Hain-Gründau, FV Vikt. Neuenhaßlau - Germ.Rothenbergen, SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf - TSV Wirtheim, TSV Kassel - SKG Eidengesäß, Germ. Wächtersbach - VfR Meerholz, FSV Großenhausen - SV Pfaffenhausen (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: SV Hochland Fischborn - KSG Hettersroth/ Hitzkirchen, KSG Wüstwillen-/Lichenroth - SV Sotzbach, FC Vorwärts Udenhain - SV Melitia Aufenau, SKG Mittelgründau - BSC Spielberg, SV Brachttal - KG Wittgenborn, SV Salmünster - FSV Niedergründau, SV Breitenborn - SG Waldensberg.

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 2: FC Italia Gelnhausen - SV Lettgenbrunn, SV Germania Bieber - FC Burgjoß, FSV Geislitz - Alemannia Niedermittlau, FSV Kempfenbrunn - SV Bernbach Reserve, SV Somborn - FSV Altenhaßlau, SV Altenmittlau - SG Haitz, FSV Mernes - TSV Lohrhaupten. wh

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: FC Kaichen - SKV Beienheim, SV Ober-Mörlen - SV Echzell, FC Nieder-Florstadt - VfR Butzbach, SC Dortelweil - KSV Klein-Karben Reserve, TuS Rockenberg - FSV Kloppenheim, SV Hoch- Weisel - KSV Bingenheim, VfB Friedberg - FC Ober-Rosbach, SV Nieder-Wöllstadt - VfR Ilbenstadt (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A FRIEDBERG: TSG OBer- Wöllstadt - TSG Wölfersheim, SG Weckesheim/Dorn-Assenheim - FSG Burg-Gräfenrode, SG Stammheim - FSV Dorheim, KSG Bönstadt - SV Germ. Leidhecken, FC Hessen Massenheim - SV Philippseck-Fauerbach, KSV Berstadt- SV Bruchenbrücken, KSG/20 Groß- Karben - Türk. SV Bad Nauheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: SV Nieder-Weisel Reserve - TSV Ostheim (Fr., 19.30 Uhr); SV Germ. Schwalheim - Türk. SV Bad Nauheim Reserve (Sa., 15.30 Uhr); TuS Rockenberg Reserve - SV Bad Nauheim (So., 13.15 Uhr); SG Oppershofen - FSG Wisselsheim, SG Melbach - FC Trais-Münzenberg, TFV Ober-Hörgern - FC Gambach, VfB Södel - Blau-Gelb Friedberg, SG OstendBad Nauheim - Blau-Weiß Espa (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: VfB Friedberg Reserve - SV Gronau (So., 13.15 Uhr); SV Teutonia Staden - SV Rosbach, SV Assenheim - VfB Petterweil, FC Nieder-Florstadt Reserve - Türk Gücü Friedberg, FC Olympia Fauerbach - FC Rendel, FV Okarben - SV Oberdorfelden, SV Ossenheim - VfR Ilbenstadt Reserve (So., 15 Uhr). bo

FRAUEN OBERLIGA HESSEN: u.a. Spvgg. Langenselbold - FSV DJK Schwarzbach (Sa., 16 Uhr), SV Flörsheim - TSG Wölfersheim (Sa., 16.30 Uhr).

LANDESLIGA SÜD: FSV Frankfurt II - SV Bad Nauheim (Sa., 15.30 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: FC Kickers Obertshausen - FV Vikt. Neuenhaßlau (Sa., 15 Uhr), FC RW Großauheim - SG Hammersbach (Sa., 16 Uhr), SG Praunheim III - SG Rosenhöhe Offenbach (Sa., 17 Uhr).

BEZIRKSLIGA HANAU/GELNHAUSEN: FSV Hailer - SG Hammersbach II (Sa., 15.30 Uhr), SG Bad Soden/Aufenau - SV Salmünster, FC Vorwärts Udenhain - SV Altenmittlau, KG Wittgenborn - SV Vict. Heldenbergen, FC Germ. Wächtersbach - Dörnigheimer SV (So., 16 Uhr).

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG/BÜDINGEN: TSG Wölfersheim II - SV Lißberg, BV Rinderbügen - FC Nieder-Wöllstadt, VfR Wenings - VfR Butzbach (Sa., 16 Uhr), SV Phönix Düdelsheim - SG Melbach (Sa., 17 Uhr). hdp

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Logenplatz

Flamingos wieder vorm Zoo

Es ist 9.50 Uhr an diesem Donnerstag morgen, und den sichtbaren Indizien nach zu schließen, dürfte dieser Tag für die Frankfurter Flamingos ein Tag wie jeder andere werden. Man döst zu dieser Zeit, man hat den schlanken Kopf seitwärts in die Daunen gebettet. Nur manchmal schnappt der gekrümmte Schnabel auf und entläßt einen Trompetenlaut in die laue Frühlingsluft. Allein daß die Tiere, ungewöhnlich genug, an diesem Morgen auf beiden ihrer stockartig dünnen Beinen ruhen, läßt ahnen, daß sich die instinktbegabten Vögel der Gattung Cuba-Flamingos auf einen Tag besonderer Vorkommnisse eingerichtet haben, denen man mit gesteigerter Standfestigkeit zu begegnen bereit ist.

Diese Ahnung erfüllt sich in Gestalt von zehn Pflegern, die jetzt um 9.55 Uhr in das Wintergehege der Flamingos drängen, wie Treiber mit ausgebreiteten Armen sich nähern. Gravitätisch gesetzten Schrittes, als wolle man sich durch diese artgerechte Gangweise das Vertrauen der mißtrauischen Tiere sozusagen erschleichen. Deren Schritt hat jetzt nichts Gravitätisches mehr. Sie fliehen über die klein bemessene Steppe, sie jagen durch den Weiher, sie pflügen das Wasser mit ausgebreiteten Flügeln.

Sie ergeben sich, klagend. Gehen wir, sagt einer der Männer. Unter jedem Arm ruht ein Vogel, flügellahm, die Schwingen gefaltet. Die Flamingos ziehen aus: man verläßt das Wintergehege, daß man mit diesen um einige Farbnuancen matter getönten Chile- Flamingos geteilt hat. Es geht zurück an den Logenplatz, an das Springbrunnenrondell vor dem Zoo-Gesellschaftshaus.

Die Chile-Flamingos gruppieren sich zum Abschied und verfolgen den Abgang der Verwandten hocherhobenen Hauptes, den Hals aufrecht wie ein Sendemast. Der Nachbar, der Kronenkranich, solidarisch gestimmt, schickt den Kuba-Flüchtlingen ein Krächzen hinterher.

Daß die Tiere Übung haben im Umziehen - schließlich erfährt der älteste der Kleinkrebsfresser bereits seit 1959 zweimal jährlich diese witterungsbedingte Störung im Jahresablauf -, mildert nicht das Entsetzen, das die Tiere an diesem Morgen trifft. Aus den Armbeugen der Männer kommt vernehmlich ein gedämpfter Klagelaut.

Der Logenplatz vor dem Zoo-Gesellschaftshaus ist unterdessen gerichtet. Der Springbrunnen läßt zur Begrüßung einen Wasserpilz wachsen. Die Tiere gleiten, mit gestreckten Beinen wie im Landeanflug den Bodenkontakt suchend, aus der Armhöhle. 10 Uhr: Willkommen auf der Sommerbühne. sar

Kreuzung am Höllweg ist von Montag an gesperrt

FLÖRSHEIM. Für vier Wochen wird die Kreuzung Höllweg / Anne-Frank- Weg / Wickerer Straße in Flörsheim gesperrt. Wie das Tiefbauamt mitteilt, beginnen dort am kommenden Montag die Bauarbeiten. Dabei sollen Kanal- und Wasserleitungen erneuert werden - ebenso der Straßenbelag.

Lediglich Anlieger können in dieser Zeit bis vor die Haustür fahren. Die Grundstücke am Anne-Frank-Weg sind während der Bauarbeiten ausschließlich über die Bürgermeister-Lauck-Straße zu erreichen; die Zufahrt zum Höllweg erfolgt nur über die Weilbacher Straße. kkü

Bündnis wählte Vorsitzende

NEU-ISENBURG. Die drei Parteien des "Regierungsbündnisses" im Isenburger Rathaus - CDU, FDP und FWG - haben ihre Fraktionsvorstände gewählt und außerdem bestimmt, wer nach dem 1. April in den ehrenamtlichen Magistrat einzieht.

CDU (16 Sitze): Fraktionsvorsitzender wurde wieder Theo Wershoven, Stellvertreter Oliver Quilling. Weitere Mitglieder des Vorstands (Wershoven: "Mehr Frauen und der Nachwuchs nach vorn!") sind Mechthild Fürst-Diery, Jutta Fischer und der Vorsitzende der Jungen Union, Stefan Schmidt. Geschäftsführerin wurde Edith Beele. Im Magistrat werJosef Richter und Edith Beele die Christdemokraten vertreten.

FDP (vier Sitze): Den Fraktionsvorsitz hat Gerhard H. Gräber (bisher Stadtrat) übernommen, da sein Vorgänger Alexis Taeger wegen seines Studiums die politische Arbeit einschränken und nur noch als Stellvertreter Gräbers fungieren wird. Die Geschäftsführerin Edith Reitz wurde von den Liberalen für den Magistrat nominiert.

FWG (vier Sitze): Zum Fraktionsvorsitzenden wählten die vier Stadtverordneten wieder Günter Otto Schulze, der allerdings in ein oder zwei Jahren seinen Platz für ein anderes FWG-Mitglied räumen möchte. Stellvertretender Fraktionsvorsitzender wurde Frank Saper. Gerhard Elsner, der schon im Magistrat gesessen hat, wird wieder ehrenamtlicher Stadtrat. Da die CDU auf einen ihr zustehenden Sitz im ehrenamtlichen Magistrat zugunsten der Freien Wähler verzichtet hat, wird dort Karl Vey Platz nehmen. hf

Streiks in Griechenland

öhl ATHEN, 18. März. Mehrere hunderttausend griechische Arbeitnehmer folgten am Donnerstag einem Streikaufruf des Gewerkschafts-Dachverbandes GSEE. In weiten Bereichen des öffentlichen Dienstes, aber auch bei vielen Privatbetrieben ruhte die Arbeit. Mit dem Ausstand unterstrichen die Beschäftigten ihre Forderung nach höheren Löhnen.

Bei den Verhandlungen um einen neuen Manteltarifvertrag haben die griechischen Arbeitgeber bisher einen Zuschlag von durchschnittlich zwölf Prozent angeboten. Die Gewerkschaften dagegen fordern 17 Prozent. Die Inflationsrate wird von der Regierung in diesem Jahr auf 12,5 Prozent veranschlagt. Im Rahmen der strikten Sparpolitik soll es 1993 im öffentlichen Dienst nur Lohn- und Gehaltserhöhungen von vier Prozent geben, also weit unter der Teuerungsrate.

Gericht erlaubt "Billigseeleute" ÖTV: Urteil zum Schiffsregister sozialer Rückschlag für EG

jm FRANKFURT A. M., 18. März. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hat eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) in Luxemburg scharf gerügt, wonach ungleiche Arbeitsbedingungen für ausländische und einheimische Matrosen auf deutschen Schiffen "rechtmäßig" sind. Die ÖTV in Stuttgart bezeichnete das am Mittwoch ergangene Urteil zu dem sogenannten Zweitregister-Gesetz als "herben Rückschlag für ein sozial ausgestaltetes Europa". Gegen das vor zwei Jahren beschlossene Gesetz hatte der Seebetriebsrat der Bremer Reederei Sloman Neptun geklagt.

Das Zweitregister-Gesetz erlaubt Reedern, ihre deutschen Besatzungen durch billigere Ausländer zu ersetzen und diese nach Einschätzung der ÖTV "völlig zu entrechten". Die Gewerkschaft wies dabei auf "katastrophale Zustände" an Bord der Schiffe hin. Nach einer Studie der Universität Bremen müssen die ausländischen "Billigseeleute" auf diesen Schiffen für Hungerlöhne arbeiten, verseuchtes Wasser trinken und verschimmelte Lebensmittel essen. Sie würden von Sozialleistungen ausgeschlossen, müßten auf Heuerzahlungen verzichten und Arbeitsverträge unterschreiben, die ihnen den Landgang untersagten und in denen ihnen für den Fall eines Gewerkschaftseintritts mit Entlassung gedroht werde.

Der EuGH erklärte dagegen in seiner Urteilsbegründung, das Zweitregister verstoße nicht gegen die sozialen Ziele der Europäischen Gemeinschaft. Die Verwirklichung dieser Ziele müsse das Ergebnis einer Sozialpolitik sein, die von den zuständigen Stellen festgelegt werden müsse. Zudem bezögen sich die Bestimmungen des Zweitregisters nicht auf Seeleute aus der EG, sondern nur auf Matrosen aus Drittstaaten, die in Deutschland keinen Wohnsitz oder ständigen Aufenthalt hätten. Auch wenn deren Heuerbedingungen wesentlich ungünstiger seien als die für Staatsangehörige des betreffenden EG-Staates, verstießen die Bestimmungen nicht gegen den EG-Vertrag, urteilte das Gericht weiter.

In der Textilbranche sind 18 000 Stellen bedroht

cri FRANKFURT A. M. Die westdeutsche Textilindustrie wird in diesem Jahr erneut ihr Personal drastisch verringern. Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Gesamttextil könnten "im schlimmsten Fall" rund 18 000 Stellen gestrichen werden. Bereits in der Vorperiode war die Beschäftigung um ein Zehntel auf 181 000 Männer und Frauen verringert worden. Zusätzliche Einschnitte seien nötig, meint die Organisation, "um die Textilunternehmen etwas aus der Kostenklemme zu bringen".

In Ostdeutschland sei der Abbau "weitestgehend zum Stillstand" gekommen. Allerdings wurden dort zuletzt 34 000 Stellen gekappt, so daß die Textilbranche Ende Dezember nur noch 22 000 Männern und Frauen eine Möglichkeit zum Broterwerb bot. Zu Honecker-Zeiten arbeiteten dort 219 000 Menschen.

Die Aussichten für die meisten Sparten der Branche sind schlecht. So sackte der Auftragseingang in der westdeutschen Textilindustrie in der abgelaufenen Periode um 6,5 Prozent ab. Die stärksten Einbußen mußten dabei die Baumwollspinnereien mit einem Minus von 13 Prozent hinnehmen. Lediglich die Wollspinnereien konnten ein "Miniplus" verbuchen. In den neuen Ländern sackten die Bestellungen um mehr als ein Viertel ab. Die Produktion verringerte sich um nahezu denselben Satz. Im Westen sank sie um sieben Prozent, der Umsatz nahm um fünf Prozent auf knapp 40 Milliarden Mark ab. "Politischen Flankenschutz" fordert Gesamttextil, damit vor allem Wettbewerbsnachteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz beseitigt werden. Der gesamtdeutsche Einfuhrüberschuß sei zwar zuletzt um acht Prozent auf 22,3 Milliarden zurückgegangen, allerdings immer noch doppelt so hoch wie 1988.

Fürs Laternenfest wird eine neue Königin gesucht

BAD HOMBURG. Wer möchte Königin des Laternenfestes werden? Der Laternenfestverein ist auf der Suche nach einer neuen Regentin. Interessierte Frauen zwischen 20 und 28 Jahren können sich ab sofort (bis spätestens 4. Mai) beim Vereinsvorsitzenden Wolfgang Hof, Haingasse 8, in Bad Homburg bewerben.

Voraussetzung ist, daß die Bewerberinnen ihren Wohnsitz in Bad Homburg haben. Der schriftlichen Bewerbung sollten zwei verschiedene Fotos, Lebenslauf und eine Selbstdarstellung beigefügt sein. Der Laternenkönigin, darauf weist der Vereinsvorstand hin, entstehen keinerlei Kosten im Zusammenhang mit dem Amt. Das Fest wird vom 27. bis 30. August gefeiert. FR

Hausmittel für Körper Geist und Seele

HAINBURG. Über "Blütenessenzen als Hausmittel für Körper, Geist und Seele" referiert in einer Veranstaltung des Tierschutzvereins Seligenstadt am Dienstag, 23. März, um 20 Uhr im Museum der Firma Johann Kaiser, Eingang Carl-Ulrich- Straße, in Hainstadt Petra Geiges-Lamprecht.

Eingeladen sind außer Mitgliedern alle, "die mit neuen Ideen in den Frühling gehen möchten und denen körperliches und geistiges Wohlbefinden wichtig ist". ttt

Schlagerpartie steigt in Fulda, zum Derby erwartet die Eintracht den FSV

Wie er denn die Sturmmisere beheben wolle, wurde Bad Vilbels Trainer Peter Rübenach gefragt. "Ich lasse meine Angreifer im Training aufs leere Tor schießen, so bekommen sie Erfolgserlebnisse", hat er da geantwortet. Steht den Vereinen erst das Wasser bis zum Hals, dann kommen dieHerren Übungsleiter auf gar ausgefallene Ideen. Und der geneigte Sportfreund fragt sich, wie weit es wohl mit einer Mannschaft gekommen ist, die derlei Aufbauarbeit nötig hat. Nicht sehr weit möchte man da im Falle von Bad Vilbel erwidern, denn die Mannschaft kämpft gegen den Abstieg und steht am 24. Spieltag der hessischen Oberliga gegen Haiger, die gerade den Vetrag mit Trainer Alhäuser um ein Jahr verlängert hat, unter Zugzwang.

Akut gefährdet sind auch Aschaffenburg, das gegen Bürstadt wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt sammeln will, und die Eintracht-Amateure, die aber im Frankfurter Derby gegen den zuletzt 15:3 Punkte registrierenden FSV vor einer schweren Heimaufgabe stehen.

Im Schlagerspiel des Wochenendes hat der Tabellenzweite Fulda den Tabellendritten Egelsbach zu Gast. Während Borussen-Trainer Sude weiter hofft, Spitzenreiter Offenbach bis zum Saisonende noch überholen zu können, streben die Gäste die Vize-Meisterschaft an. Deswegen heißt ihr Minimalziel "ein Punkt". Die Kickers, die Walldorf zu Gast haben, wünschen Nachbar Egelsbach bestimmt beide Zähler, um ihren Vorsprung auf Fulda ausbauen zu können.

Rot-Weiss Frankfurt mißt sich mit dem arg gebeutelten Schlußlicht Bad Homburg. Wehen will seinen Aufwärtstrend gegen Marburg fortsetzen, und das Programm komplettiert das Nordhessen-Derby Neukirchen - Kassel. FR

Radwege in der Stadt sollen besser werden Magistrat gab Konzept in Auftrag

HATTERSHEIM. Die Stadt will radfahrerfreundlicher werden. Vorhandene Radwege sollen verbunden werden, ein Radverkehrskonzept das Fortkommen auf zwei Reifen erleichtern. Wie das zu machen ist, wird ein Grundlagenplan klären, den der Magistrat in Auftrag gegeben hat. Dabei sollen Mängel im Radwegenetz aufgedeckt, sinnvolle Ergänzungen vorgeschlagen werden.

"Der steigenden Beliebtheit des Fahrrads haben wir durch Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes innerhalb unserer freien Gemarkung und gute Anbindung an die Nachbarstädte Rechnung getragen", so Bürgermeister Alfred Schubert. "Nun gilt es, das Rad auch innerhalb unserer Stadtteile zum attraktiven Nahverkehrsmittel zu machen." dia

Kleine FR

Einbrecher kriegten die Tür nicht auf OBERURSEL. Unbekannte versuchten in der Nacht zum Dienstag, in das Büro des Altenheims an der Kronberger Straße einzubrechen. Sie scheiterten aber bereits an der Holztür. Diebe erbeuteten Geld und Musik KRONBERG. Durch eine nur ins Schloß gezogene Tür verschafften sich Unbekannte am Dienstag Zutritt zu einer Wohnung in der Friedrich-Ebert-Straße. Nach den Angaben der Polizei stahlen sie 4000 Mark Bargeld und viele CDs. "My Girl" im Jugendcafé OBERURSEL. In seiner Reihe "Movies for Youngsters" zeigt das Jugendcafé am heutigen Freitag um 16 Uhr die Komödie "My Girl". Disco für Jugendliche KÖNIGSTEIN. Die "Teenie-Disco" im Jugendhaus Königstein beginnt heute um 18.30 Uhr. Karaoke im Recepturkeller KRONBERG. Vorhang auf für Kronbergs Stimmwunder: Kalle Kaspers bittet heute ab 20 Uhr auf die Karaoke-Bühne des Recepturkellers, Friedrich-Ebert- Straße 6. Die Schützen treffen sich OBERURSEL. Zur Jahreshauptversammlung bittet der Schützenverein 1925 Weißkirchen ins Schützenhaus in der Memeler Straße: heute um 20 Uhr.

Lockmittel Wohnung zieht Erzieherinnen sehen Notstand / Städte reagieren unterschiedlich

STADT UND KREIS OFFENBACH. Von einem Notstand sprechen in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) organisierte Erzieherinnen aus Stadt und Kreis Offenbach nach einer von rund 50 Gewerkschafterinnen besuchten Konferenz im Bürgerhaus Dietzenbach. Sie haben einen Katalog mit zwei Dutzend Forderungen verabschiedet und zum Ausdruck gebracht, daß es eher an Ausbildungsplätzen denn an Bewerberinnen mangelt.

Zu den Forderungen der im öffentlichen Dienst zu gut 50 Prozent gewerkschaftlich vertretenen Erzieherinnen zählt, die Ausbildungsvergütungen nach neuen Kriterien zu bemessen, für die Anleitung von Auszubildenden in den Kindergärten und -tagesstätten das Personal zu verstärken, für eine qualifizierte Erziehung der Kinder mindestens zwei Fachkräfte pro Gruppe einzustellen.

Auch müßten heute noch übliche Gruppenstärken deutlich reduziert werden, weil die Arbeit mit Kindern heutzutage mehr bedeute, als mit ihnen zu spielen, zu singen oder die Mädchen und Jungen nur aufzubewahren.

Die ständige Steigerung der Lebenshaltungskosten, namentlich der Wohnungsmieten, habe dazu geführt, daß immer mehr Eltern auf ein doppeltes Einkommen angewiesen seien, daneben wächst die Zahl der Alleinerziehenden, was sich ebenfalls auf die Arbeit und das Selbstverständnis der Erzieherinnen auswirkt. Sie wollen deshalb kinderpsychologische und familientherapeutische Beratungsstellen, die den Kindergärten und Kindertagesstätten flächendeckend zur Verfügung stehen.

Kummer bereitet den überwiegend weiblichen Mitarbeiterinnen auch der vermehrte Einsatz von nichtqualifiziertem Personal, was wiederum zur Folge habe, daß Fachkräfte unzufrieden seien und kündigten. Den Erzieherinnen ist daran gelegen, pädagogische Standards auch in Notsituationen zu wahren und ihren gesellschaftlichen Stellenwert nicht abwerten zu lassen.

Die Bemühungen der Städte und Gemeinden um den nötigen Nachwuchs - nicht zuletzt im Hinblick auf 1996, wenn laut Gesetzgeber allen dreijährigen Kindern ein Kindergartenplatz garantiert sein soll - werden unterschiedlich eingeschätzt. Die Stadt Offenbach beispielsweise habe mit dem Lockmittel Wohnungsangebot und verkleinerten Gruppen Erfolg gehabt und nur noch vier offene Stellen. In Dreieich hingegen sei mit einer übertariflichen Bezahlung nicht der gewünschte Effekt erzielt worden, zumal nur jede dritte Kollegin in den Genuß dieser Vergünstigung komme. ttt

Neu-Isenburger Ehrung "Sportler des Jahres": Michael Freund

Die Stadt Neu-Isenburg ehrte ihre erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportler. "Sportler des Jahres" wurde der Weltmeister im Fahrsport, Michael Freund. Es wurden ausgezeichnet: Tanzsportclub Ysenburg, Rad- und Rollsportverein Solidarität, Reit- und Fahrverein, Turnverein (Torsten Spamer, Rosemarie Brune, Katja Sturm), Bogengilde Sagittarius (Michaela Abst, Hans Jörg Rieck, Martin Trink, Dieter Josten), Boxring (Özgür Kazan, Orfeus Naramka, Frederic-Michelé Meiss), Flugsportverein (Dennis Seitz, Margit Ohmann, Alfred W. Ohmann, Ralf Kleine), Tennisclub (Andrea Glass, Meike Babel, Jeanine Christian, Stefanie Meyer, Caroline Christian, Leif Meineke, Patrick Gottesleben), Schachverein (Silvia Bürvenich, André und Marco Lisanti, Reinhard Wiesner, Christoph Manus). prd

Heute: Florstädter Vereine ziehen Bilanz

FLORSTADT. Der Rassegeflügelzuchtverein Nieder-Florstadt lädt ein zur Generalversammlung am heutigen Freitag um 20 Uhr im Vereinsheim. Es werden Vereinsmeister geehrt.

Der Vereinsring Staden hält seine Jahreshauptversammlung im Stadener Bürgerhaus am heutigen Freitag um 20 Uhr.

Der Schützenverein 1965 Nieder-Mockstadt lädt für heute um 20 Uhr ein zur Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Nieder-Mockstadt.

Die VdK-Ortsgruppe Florstadt bittet ihre Mitglieder zur Jahreshauptversammlung am Sonntag, 21. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Florstadt.

Die Freiwillige Feuerwehr Nieder-Florstadt hält ihre Jahreshauptversammlung am Freitag, 2. April, um 20 Uhr im Feuerwehrgerätehaus. Unter anderem wird der Vorstand gewählt.

Vom FVV alleingelassen Ein "Umsteiger" auf den Nahverkehr vermißt Informationen

Um Nerven und Umwelt zu schonen, entschloß sich Axel R., bei Dienstreisen im Nahbereich auf das Auto zu verzichten und statt dessen die Dienste des FVV in Anspruch zu nehmen. Am günstigsten erschien ihm dabei die Tageskarte für drei Tarifzonen, die allerdings den Nachteil hat, daß sie in Frankfurt am Automaten nicht zu bekommen ist. Der ortskundige FR-Leser wußte aber, daß man Fahrscheine jeglicher Art bei jedem Busfahrer lösen kann.

Wenn man - oder besser: der Busfahrer - denn kann. Auch hier nämlich hatte Axel R. kein Glück: Der "arme Mann" blätterte verzweifelt in seinem Tarifbuch, ohne fündig zu werden; so etwas habe er noch nie verkauft, und er habe daher auch keine Ahnung, was das gewünschte Ticket koste.

Um den Busbetrieb nicht lahmzulegen, kaufte der glücklose Geschäftsreisende dann doch eine Tageskarte für alle Zonen.

Das alles sei "eigentlich nicht weiter schlimm", eines jedoch schlage er dem FVV vor: Wenn schon manche Karten am Automaten nicht zu haben und viele Busfahrer ob der Tarifvielfalt überfordert seien, so könne man an den Automaten doch wenigstens Hinweisschilder aufstellen, die über die Angebotspalette informierten und auf das nächste FVV- Büro verwiesen.

Ein übertriebener Aufwand, meint ein Sprecher des Verkehrsverbundes. Die Automaten, die "langsam aber sicher ihren Geist" aufgäben, würden sowieso mit Beginn des Rhein-Main- Verkehrsverbandes verschwinden und durch neue ersetzt, die "so bedien- und kundenfreundlich wie möglich" gestaltet werden sollen.

Diese Automaten würden dann auch jede Fahrscheinsorte anbieten, jetzt noch Tabellen aufzuhängen sei "noch viel verwirrender" und viel zu teuer. Es gebe ja, so der FVV-Sprecher, eine 12seitige Broschüre, die über das ganze Angebot informiere.

Es bleibt zu überlegen, ob der FVV nicht Hinweisschilder anbringen sollte, die zumindest über diese Broschüre informieren. skb

Russische Techniker in Homburg zu Gast Berufspraktika und Samowarabende

BAD HOMBURG. 21 Schüler einer Technikerschule in Moskau absolvieren derzeit in Bad Homburg und Umgebung ein insgesamt dreiwöchiges Berufspraktikum in den Bereichen Sanitärinstallation und Kraftfahrzeugtechnik. Begleitend zu den Informationen in den Betrieben treffen sie Schüler der Georg-Kerschensteiner-Schule, die schon zum dritten Mal im Rahmen der Schulpartnerschaft mit der russischen Technikerschule Berufspraktika organisiert.

Das Begleitprogramm sieht gemeinsame Exkursionen nach Bonn, Frankfurt und Mainz vor; auch eine Diskussion über Abrüstung mit Offizieren der Bundeswehr in Kilianstätten ist vorgesehen.

Russische Folklore bieten die Gäste aus Moskau bei mehreren Samowarabenden an. Für den 31. März ist in der Georg- Kerschensteiner-Schule eine Abschiedsparty von 19 Uhr an vorgesehen. Oberbürgermeister Wolfgang Assmann wird die Schüler und deren Lehrerinnen und Lehrer am Freitag, 2. April, empfangen. Für den folgenden Samstag ist der Rückflug gebucht. Ein Gegenbesuch von Bad Homburger Schülern und Lehrern wird für Juli dieses Jahres vorbereitet. off

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Wochenende

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Die Schöne und das Biest (Sa. und So.: 15 Uhr); Sister Act (Sa. und So.: 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (Sa. und So.: 15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. und So.: 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Schlümpfe und die Zauberflöte (Sa. und So.: 15 Uhr); Ein ganz normaler Held (Sa.: 17, 20 und 22.15 Uhr; So.: 17 und 20 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Liebling, jeztz haben wir ein Riesenbaby (Sa.: 16 Uhr; So.: 15 und 17 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. und So.: 20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (Sa. und So.: 14.30 Uhr); Ein ehrenwerter Gentleman (Sa.: 20.15 Uhr; So.: 17 und 20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Sa. und So.: 15 Uhr); Sister Act (Sa. und So.: 17.30 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. und So.: 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Heinz Oestergaard - Mode für Millionen" (Sa.: 14 bis 17 Uhr; So.: 10 bis 18 Uhr).

Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918 (Sa. und So.: 10 bis 17 Uhr).

Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102 (Sa.: 14 bis 17 Uhr; So.: 10 bis 18 Uhr).

Galerie Blasczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiquae Urbis Romae", Grafiken von Bonaventura van Overbeek (1660 bis 1706) (Sa.: 10 bis 13 Uhr).

Galerie Scheffel, Ferdinandstr. 19: Plastiken von Bruce Beasley (Sa.: 10 bis 13 Uhr).

Usingen. Naturschutzausstellung im Ev. Gemeindehaus Merzhausen (Sa. und So.: 10 bis 18 Uhr).

Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: Künstler vom Chiemsee - Grafik und Bronzen (Sa.: 11 bis 14 Uhr).

Vortaunusmuseum am Markt: "Schloß und Riegel", Ausstellung von Ingo Schmoeckel (Sa.: 10 bis 16 Uhr; So.: 10 bis 13 Uhr).

Königstein. Kurhaus: "Öl - Grafiken - Kollagen" von Ina-Maria Kowald, Ausstellungseröffnung: So., 11 Uhr.

Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Kombinationsdruck von Horst Reichle, (Sa.: 10 bis 13 Uhr).

Kronberg. Galerie Kunz, Westerbachstr. 23: "Augenblicke . . ." von Helga Benesch (Sa.: 15 bis 18 Uhr).

Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf Du und Du" von Heinz Jürgen Göttert (Sa. 10 bis 12 Uhr). Samstag

Theater/Musik Bad Homburg. Ev. Christuskirche: Konzert mit dem Mannheimer Streichtrio, 17 Uhr.

Kurtheater: "Dixieland im Frack", Benefizkonzert zugunsten des Kuratoriums Dom St. Peter und Paul/Sachsen-Anhalt mit Gunter Emmerlich und der Semper- House Band, 20 Uhr.

Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: Kammermusikabend mit Isa Bittel und Matthias Fuchs, 20 Uhr.

Stadthalle: "Bilder einer Ausstellung - Suggestive Symphonie aus Farbe, Form und Klang", 20 Uhr. Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Baumschneidekurs: An der Eselsbrücke Seulberg, 9 Uhr.

Neu-Anspach. Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs für Mädchen, Dorfgemeinschaftshaus Hausen, 10 bis 16.30 Uhr.

Oberursel. Selbstverteidigungskurs für Frauen, Trimmraum im Rathaus, 10 bis 17.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Basar "Rund um das Kind" der Kath. Kirchengemeinde St. Johannes, Gemeindezentrum St. Franziskus, Gluckensteinweg, 9 bis 16 Uhr.

Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 10 bis 13 Uhr.

Frühlingsbasar der Ev. Kirchengemeinde Ober-Erlenbach, Gemeindehaus Holzweg, 14 bis 17 Uhr.

Formationsturnier mit anschließendem Ball des Kur- und Verkehrsvereins, Kurhaus, 17 Uhr.

Neu-Anspach. Stiftungsfest der Sportgemeinschaft 1862 Anspach, Bürgerhaus, 20 Uhr.

Oberursel. Kleider- und Spielzeugbasar des Kindergartens St. Ursula, Altkönigstraße, 10.30 bis 15 Uhr.

Vereinsring: Krönungsball der neuen Brunnenkönigin,in der Stadthalle, 19.45 Uhr.

Kronberg. Flohmarkt des Städt. Kindergartens, Schöne Aussicht, 13.30 bis 16 Uhr. Seniorentreffs Friedrichsdorf. Einweihungsfeier der Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24, ab 11 Uhr. Kinder/Jugendliche Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Live-Musik mit den Bands "Lilian White" und "Toasted", 20 Uhr.

Steinbach. Langschläferfrühstück im Jugendhaus, ab 11 Uhr. Sonstiges Grävenwiesbach. Treffpunkte zur Aktion "Saubere Landschaft": Rathausplatz Grävenwiesbach; Dorfgemeinschaftshaus Heinzenberg; Altes Rathaus Hundstadt; Dorfgemeinschaftshaus Laubach; Dorfgemeinschaftshaus Mönstadt; Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt, jeweils 9 Uhr.

Königstein. Parkplatz am Friedhof Falkenstein: Lauftreff für jedermann, 15 Uhr. Sonntag

Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: Kinder und Jugendliche musizieren, Veranstaltung des Kulturkreises Taunus-Rhein-Main, 16 Uhr.

Chorkonzert der Sängervereinigung Liederkranz-Germania, Saalbau Rupp Ober-Erlenbach, 17 Uhr.

Bach-Abend in der Erlöserkirche mit Hayko Siemens, 19.30 Uhr.

Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Mit Karacho um den Nierentisch", Streifzug durch die Liederwelt der 50er und 60er Jahre, Begleitprogramm zur Sonderausstellung "Mode für Millionen", 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: Jazz-Veranstaltung zugunsten des Vereins "Kinder brauchen Luft zum Leben" mit der Band "Hot Moustache", 20 Uhr.

Oberursel. Liebfrauenkirche, Herzbergstraße: Konzert anläßlich des 120. Geburtstages von Max Reger, 20 Uhr.

Königstein. Ev. Johanniskirche Schneidhain: Konzert für Horn und Orgel, 17 Uhr.

Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. "1711 bis 1849 - Glöcknerkrieg zwischen Seulberg und Holzhausen", Vortragsreihe anläßlich der 1225-Jahrfeier des Stadtteils Seulberg, Alte Schule, 9.45 Uhr.

Neu-Anspach. Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs für Mädchen, Dorfgemeinschaftshaus Hausen, 10 bis 15 Uhr.

Oberursel. Selbstverteidigungskurs für Frauen, Trimmraum des Rathauses, 10 bis 17.30 Uhr. Vereine/Organisationen Neu-Anspach. Frühlingswanderung des Taunusklubs, Bushaltestelle Breite Straße, 13.30 Uhr.

Oberursel. Vogelkundliche Wanderung des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, ab Reithalle Bommersheim 8 Uhr.

Glashütten. Frühlingswanderung der Wanderinitiative Glashütten, ab Sporthalle, 10 Uhr.

Bunt, lauter, Rapetipas Black Blanc Beur mit Tanztheater im Mousonturm

"Wir sind komplett ausverkauft. Nein, ich kann Ihnen leider nichts anderes sagen." Geduldig mußten die Frauen an der Kasse des Frankfurter Künstlerhauses Mousonturm Hunderte solcher Auskünfte geben: Die französische Tanzgruppe "Black Blanc Beur" ist wieder in der Stadt.

Die Gruppe aus der Gegend von Paris, die sich inzwischen wie ein Markenartikel nur noch kurz "B 3" nennt, begeistert ihr (überwiegend junges) Publikum durch Frische und unverbrauchten Enthusiasmus - und das, obwohl viele Tänzer schon seit sieben Jahren dabei sind. Damals gründete der Arzt Jean Djemad die Truppe, um junge Leute - vor allem Männer - von der Straße zu holen, und benannte seine Company nach Hautfarbe beziehungsweise Herkunft seiner Tänzer: Black Blanc Beur (mit "Beur" sind Franzosen nordafrikanischer Herkunft gemeint).

Aus den USA kommend war das Tanzen auf offener Straße oder in Einkaufszentren, in Bahnhöfen auch in Paris Mode geworden. Djemads Idee war es, aus jungen Rappern oder Break-Dancern Profis zu machen. Die Company besteht zur Zeit aus drei Tänzerinnen und neun Tänzern und hat international Erfolg, ist fast ständig mit ihren verschiedenen Stücken auf Tournee.

Das neueste B 3-Stück heißt "Rapetipas", der Titel setzt sich zusammen aus "Rap", "Petit" (klein) und "Pas" (Schritt), ist von der Gruppe selbst choreographiert und will die verschiedensten Erscheinungsformen der Hip-Hop-Kultur widerspiegeln: Break-Dance, Up-Rock, Smurf, Electric Boogie, Rag 'n' Muffin und Hype- Dance.

Um diese Tanzgeschichte und ihre Repräsentanten darzustellen, haben B 3 diesmal keinen Aufwand gescheut: Tänzerinnen und Tänzer wechseln so schnell und so oft ihre Kostüme, tragen mal Leopardenfelle, mal futuristische, Batman- ähnliche Anzüge, flatternde Clownshosen oder Punktepyjamas mit Zipfelmützen, daß "Rapetipas" ein bißchen wie eine Modenschau der Jugendkultur wirkt. Für die jeweils passende musikalische Untermalung sorgt der live auf der Bühne agierende Scratcher und DJ "Dee Nasty".

Der Abend ist bunt, laut, aggressiv und, ganz anders als das nachdenklich-witzige Fußballer-Stück "Contrepied", ein wenig oberflächlich. Zwar gibt es Ansätze, die Rituale und Brutalitäten von Jugendgangs kritisch zu beleuchten, sei es nun in den Rap-Texten, die die Tänzer auch selbst vortragen, sei es in einer Szene, in der ein Junge von einer Gang zusammengeschlagen wird.

Doch "Rapetipas" ist ein Beispiel für die Anziehungskraft des Machismo, der aggressiven Sexualität, des Protzens mit gestählten Körpern. Dargestellt werden sollen alle Formen des Jugendtanzes, ob sie nun "provozierend oder rasend, narzißtisch oder größenwahnsinnig" sind. Doch die Gefahr ist groß, daß dabei nicht zuletzt auch der Eindruck entsteht: Gewalt ist irgendwie geil.

Das Publikum beklatscht und bejubelt das Auftreten eines Trupps Schwarzmaskierter und eines herumballernden Roboters à la "Terminator" ebenso ohne jedes Zögern wie den Tanz buntschillernder, friedlich-fröhlicher Paradiesvögel.

"Rapetipas" macht uneingeschränkt Spaß: als fetzige Nummernrevue, als Artistik. Aber viel mehr ist es, leider, diesmal nicht, was die B 3 bieten.

(Sämtliche Vorstellungen von "Rapetipas" im Künstlerhaus Mousonturm sind ausverkauft. Fans müssen also bis zum nächsten Gastspiel der Franzosen warten.) sy

Polen ausgewiesen Polizei nimmt illegale Bauarbeiter fest

HANAU / ASCHAFFENBURG. Mehr als ein Dutzend Polen, die illegal auf Baustellen im Hanauer und Aschaffenburger Raum arbeiteten, sind von der Polizei am Dienstag festgenommen worden. Gleichzeitig wurden Ermittlungen gegen die Aschaffenburger Baufirma aufgenommen, die die Polen beschäftigt hatte.

Wie die Hanauer Polizeidirektion am Donnerstag berichtete, waren der Aktion umfangreiche Observationen vorausgegangen. Anschließend wurden am Dienstag zunächst zwei Baustellen für Mehrfamilienhäuser in Großkrotzenburg und - mit Unterstützung der Polizeiinspektion Alzenau - in Karlstein-Dettingen überprüft. Dabei stießen die Beamten zunächst auf zehn polnische "Touristen", die weder Aufenthalts- noch Arbeitserlaubnisse besaßen. Außerdem erhielt die Polizei Hinweise auf eine weitere Baustelle bei Mespelbrunn, wo zwei Polen festgenommen wurden. Schließlich bestätigte sich ein Hinweis auf einen Kiosk in der Lamboystraße in Hanau, in dessen Hinterräumen Schlafplätze eingerichtet worden waren. Auch dort trafen die Beamten zwei polnische Staatsbürger ohne gültige Papiere an. Einer der Festgenommenen, ein 43jähriger Mann, kam in Untersuchungshaft, weil er bereits einmal ausgewiesen worden war. Sechs Polen wurden von der Hanauer Ausländerbehörde sofort abgeschoben, für die übrigen wurde die Ausreise angeordnet. az

Kulturpolitische Perspektiven (I): Die Pläne der Fachleute und die Haushaltslage

Kein Platz

für Tiger

und Löwen?

Zukunft des Zoos ungewiß Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Wenn am Sonntag die rot-grünen Koalitionsverhandlungen beginnen, steht auch die Zukunft der subventionierten Kultur, von Oper bis Zoo, von Ballett bis Museen auf dem Spiel. Am Mittwoch abend hat Kämmerer Martin Grüber den Fraktionen von SPD und Grünen bestätigt, was tags zuvor schon in der FR zu lesen war: Die Lage der städtischen Finanzen ist düsterer als erwartet - alleine für 1992 summieren sich Defizit und Mehrkosten auf 250 Millionen Mark. Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) äußert die Hoffnung, daß SPD und Grüne "den unsinnigen Versuch" unterlassen, Kultur und Soziales gegeneinander auszuspielen. Einschnitte bei der Kultur scheinen jedoch unvermeidlich. In einer Serie geht die FR der Frage nach, wie die Zukunft einzelner Institutionen aussehen könnte. Heute: der Zoo. Letztes Jahr starb der alte Panther. Und die Tiger sind müde geworden mit der Zeit - Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) spricht gar schon despektierlich vom "Altersheim". Am Raubtierhaus, erbaut im Jahre 1873, und seinen letzten Insassen hinter verwitterten Gittern und Fassaden läßt sich trefflich festmachen, wo Frankfurts auf elf Hektar zusammengedrängter Innenstadt-Zoo heute steht. Nicht, was den wissenschaftlichen Ruf anbetrifft - der ist international nach wie vor hoch. Wohl aber leidet "das äußere Ansehen" (Reisch). Und das pädagogische Konzept bedarf dringend einer Auffrischung - wie kommen Mensch und Tier künftig zusammen? Dezernentin Reisch hält da eine "andere Formensprache" für nötig.

"Wir werden", verspricht dagegen SPD- Fraktionschef Günter Dürr, "den Innenstadt-Zoo nicht verrotten lassen." Unter dem Eindruck des jüngsten Finanz-Szenarios umreißt Dürr den neuen kleinsten politischen Nenner von SPD und Grünen. Im scharfen Gegensatz dazu stehen die Perspektiven, an denen Reisch und die Zoo-Fachleute festhalten. Für Christoph Scherpner, mangels besetzter Chef-Position amtierender Zoo-Direktor, ist alles klar. Er arbeitet am Vorwort des Zoo-Berichtes 1992. Darin steht: "Ohne Dependance am Niederurseler Hang hat der Zoo keine Zukunft mehr." Das, beschwört Scherpner, sagte schon Bernhard Grzimek - und der gilt den Frankfurter Zoologen noch als Übervater.

Ein 60 Hektar großer Außenzoo also für "exotische" Großtiere wie Elefanten und Nashörner, die dort endlich artgerecht zu halten wären - aber auch für bedrohte heimische Tiere vom Fischotter bis zum Steinadler. All dies ungeachtet der Kosten von bald 200 Millionen Mark und der Tatsache, daß die Fläche als Wohnbau-Areal im Gespräch ist. Prompt kontert Scherpner, daß die Niederurseler Fläche doch "Frischluft-Schneise" sei und die Stadt dort erst 1992 mehrere Hektar gekauft habe. Im Juli will er das Konzept für ein neues Raubtierhaus im City-Zoo vorlegen. Kosten? "Das weiß ich nicht." Und danach, sagt Reisch, kommt die neue Robbenanlage. Und beteuert: "Wir müssen aufhören, zu denken, daß es Jahrhundert-Bauwerke werden müssen." Reisch weiß wohl, daß für alles bisher "im Investitionsprogramm nur Null-Summen stehen".

SPD-Fraktionschef Dürr weiß von internen Vorschlägen, die es Scherpner kalt den Rücken herunterrieseln ließen: Warum nicht, war da mal die Frage, aus dem Innenstadt-Zoo einen Park machen? Eine konkrete Horror-Vision hat der Zoo- Direktor schon: Daß seine Institution bei den Koalitions-Verhandlungen in den Verantwortungsbereich von Gründezernent Tom Koenigs (Grüne) wechselt - Koenigs bekundete öffentlich schon eifrig Interesse. Scherpner tapfer: "Im Kulturdezernat sind wir genau richtig."

(Siehe auch "Ein Eisbärfell . . .")

Namen + Notizen

ALEXIS ROEMHELD wurde "für besondere sportliche Leistungen" mit der Ehrenplakette der Gemeinde Kriftel in Silber ausgezeichnet. Der 19 Jahre alte Triathlet wurde bereits 1991 Hessenmeister in der A-Jugend. Im vergangenen Jahr belegte er bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften im Triathlon (Schwimmen, Radfahren und Laufen) Platz vier und wurde Dritter bei den hessischen Junioren wie auch bei den Herren. Damit nicht genug - Roemheld holte bei den Deutschen Duathlon-Meisterschaften (Laufen und Radfahren) den zweiten Platz und den Hessentitel.

MARION SCHLOSSER und CLAUS NOTHDURFT aus Kelkheim bekamen gestern abend den mit 6000 Mark dotierten Kulturförderpreis der Stadt verliehen. Der in diesem Jahr geteilte Preis wurde während einer Ausstellung mit Werken der beiden Künstler - darunter Reiseskizzen, Zeichnungen, Illustrationen und Plakate - im Gartensaal des Rathauses überreicht. Marion Schlosser hat sich in Kelkheim vor allem bei der Förderung von Kindern verdient gemacht, die sie in mehr als 150 Kursen für Kunst interessieren konnte. Claus Nothdurft, der viele Jahre Leiter des Ausstellungsprogramms der Kulturgemeinde war, hat sich durch zahlreiche Grafiken und Gemälde mit Kelkheimer Motiven hervorgetan. Er illustrierte auch Gedichte von Uta Frank im gemeinsamen Buch "Wo der Hahn kräht".

Turngau Offenbach-Hanau: Trampolin-Einzelmeisterschaften Einen Titel zum Geburtstag Jennifer beschenkte sich selbst / Carolin Bußmann überragend

Gleich zweimal Grund zum Feiern hatte die Weiskirchenerin Jennifer Schröder am Abend der Trampolin-Einzelmeisterschaften des Turngaues Offenbach-Hanau in Schaafheim. Denn an diesem Tag beging sie nicht nur ihren Geburtstag, sondern konnte sich auch über den mit 80,8 Punkten erreichten Titel bei den Schülerinnen freuen. Zuvor durfte sie ihre Finalkür ausnahmsweise früher turnen, damit sie sich sofort auf den Weg zu ihrer Party begeben konnte. So blieb bei der Siegerehrung der Platz über ihrer Vereinskameradin Anja Skarupke (75,9) leer. Kerstin Krautwurst und Nina Roth vom gastgebenden TV Schaafheim landeten gemeinsam auf Rang drei mit 73,5 Punkten.

Bei den Schülern mußte es nach der Absage des Titelverteidigers Christian Massoth (SV Weiskirchen) einen neuen Meister geben. Dies war Till Frach (TV Schaafheim), der mit 74,9 Punkten deutlich besser war als seine Vereinskameraden Christian Schlett (69,1) und Stefan Roth (68,2). Spannend wurde es bei der Entscheidung der Jugend-Turnerinnen. Hier mußte sich die Schaafheimerin Nina Sauerwein nach einem schlechteren Finaldurchgang knapp ihren Trainingspartnerinnen Daniela Neumann (77,6) und Ilka Bischofs (76,0) geschlagen geben. Auch Michael Serth (TV Schaafheim/ 78,6) mißglückte die entscheidende Kür. Doch das C-Kader-Mitglied beherrscht die Konkurrenz der Jugendturner im Gau trotz einer gerade überstandenen Verletzung dermaßen, daß nicht einmal die abgebrochene Übung seinen Sieg verhindern konnte.

Die Tageshöchstwertung von 81,5 Punkten erzielte die Weiskirchenerin Carolin Bußmann im Wettkampf der Turnerinnen. Hier zeigte sich der neue Gau- Fachwart für Trampolinturnen, Christian Groß vom SV Weiskirchen, besonders erfreut darüber, daß immerhin eine Handvoll junger Damen auf das Tuch gegangen war. Denn wie in vielen Turnsportarten beenden auch die meisten Trampolinerinnen ihre Karriere sehr früh. Er selbst ist allerdings noch mit Spaß bei der Sache. Auch wenn er sich in diesem Jahr mit 76,1:80,4 Punkten dem Schaafheimer Stefan Serth geschlagen geben mußte.

Gemeinsam planen die beiden einen Start bei den hessischen Synchron-Meisterschaften, die im Rahmen des Landesturnfestes Ende Mai in Hanau ausgetragen werden. Zuvor ist der SV Weiskirchen jedoch noch Ausrichter der hessischen Einzelmeisterschaften am 28. März. kat

Einbrecher stiegen über eine Leiter ein

ROSBACH. Fündig wurden Einbrecher im Gebäude eines Schnellrestaurants an der Bundesstraße 455 in Rosbach. Wie die Polizei berichtet, stellten sie eine ältere Leiter, deren 13. Sprosse fehlt, an dem Gebäude an und drangen durch ein Fenster ein. Drinnen brachen sie einen Panzerschrank auf und nahmen 14 000 Mark sowie zwei Geldbomben einer Bank mit.

Die Kripo bittet um Hinweise auf Beobachtungen. Außerdem fragt sie, wem womöglich in Rosbach eine Holzleiter entwendet wurde. de

Fußball-Termine

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Heiße Phase vor der Bürgermeisterwahl: Grüne passen, SPD sucht fieberhaft, FWG-UBN will sich am Wochenende entscheiden. Seite III VORDERTAUNUS. Weniger Verkehrsunfälle, weniger Verletzte, weniger Tote: Die Polizeistationen Oberursel und Königstein ziehen Bilanz. Seite IV LOKALSPORT. MTV-Basketballer aus Kronberg sind mit dem dritten Regionalliga-Platz nicht zufrieden.

Lufthansa bleibt rot gefärbt Verlust nur wenig geringer / Personalturbulenzen im Vorstand

has FRANKFURT A. M. Die Lufthansa konnte im vergangenen Jahr erwartungsgemäß noch nicht zu einem Höhenflug starten. Das Zahlenwerk des Unternehmens blieb tiefrot gefärbt. Lufthansa-Angaben zufolge wurden "leicht geringere Verluste" verzeichnet. Voraussichtlich werde der Fehlbetrag vor Steuern bei 300 Millionen Mark liegen. Zur Erinnerung: In der Vorperiode hatten sich die Miesen auf 331 Millionen aufgetürmt. Nach Steuern dürfte der Verlust damit bei 380 Millionen Mark angekommen sein, womit er 60 Millionen niedriger gelegen haben soll als zuvor.

Neben den roten Zahlen bei der Firma mit dem Kranich am Leitwerk sorgen auch personelle Turbulenzen im Vorstand für Aufsehen. Nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung teilt die Lufthansa auch mit, Ernst-Adrian von Dörnberg, im Führungsgremium bisher für das Ressort Passage zuständig, habe um "die Entbindung von seinen Aufgaben gebeten". Diesem Anliegen habe der Aufsichtsrat entsprochen; von Dörnberg scheide Ende März aus dem Unternehmen aus. Über seine Nachfolge werde "in Kürze" entschieden.

Zusätzliche Informationen zum Weggang des Passage-Vorstandes verkneift sich die Lufthansa. Offenkundig ist aber, daß die Ablösung mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Gesellschaft zusammenhängt. Firmenkreise handelten von Dörnberg seit längerem als Gegenspieler von Lufthansa-Chef Jürgen Weber. Unter anderem werden den beiden Managern wiederholte Differenzen über einen amerikanischen Partner für das Unternehmen nachgesagt.

Zu ihrem Sparprogramm teilt die Lufthansa des weiteren mit, die für 1992 "gesteckten Personalabbauziele" seien erreicht worden. Auf den Lohn- und Gehaltslisten standen zum Jahresultimo 49 292 Männer und Frauen, umgerechnet auf Vollzeitbeschäftigte soll dies einer Reduzierung um 2000 Stellen binnen zwölf Monaten entsprechen.

Die Kranich-Firma zählte im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 27,9 Millionen Fluggäste, 11,3 Prozent mehr als 1991. Nicht zuletzt wegen der Stärke der Mark, so die Lufthansa, konnten die Umsätze mit der Mengenentwicklung "nicht ganz Schritt halten". Die Erlöse nahmen um 4,5 Prozent auf 15 Milliarden Mark zu. Bei den Investitionen wurde auf die Bremse getreten. Sie schrumpften um 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Mark. Davon wurden 1,4 Milliarden für Sach- und 0,3 Milliarden für Finanzanlagen in die Hand genommen.

Theater für Kinder

GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Das Märchen vom "dicken, fetten Pfannkuchen" zeigt das Puppentheater "Kleines Spectaculum" am Sonntag, 21. März, in den Burglichtspielen in Gustavsburg. Die Geschichte, für Kinder zwischen vier und neun Jahren, erzählt von einem Pfannkuchen, der, kurz bevor er gegessen werden soll, aus der Pfanne hüpft und allerlei lustige Abenteuer zu bestehen hat. Die Vorführung beginnt um 14.30 Uhr, der Eintritt kostet drei und fünf Mark. asd

Jetzt wird auch außerhalb der Stadt öfter "geblitzt"

HOCHHEIM. Schlechte Zeiten für Raser: Verstärkt will die Stadt in nächster Zeit auch außerhalb ihrer Ortsgrenzen "blitzen". Auf Bundes- oder Landesstraßen wurde bisher nur kontrolliert, wenn sich dort Unfälle häuften. Erfolg hatte die Stadt mit diesem Vorgehen in der Vergangenheit an der Einmündung der Kreisstraße von Delkenheim in die Landstraße zwischen Wallau und Massenheim. Seit die Autofahrer dort mit Radarkontrollen rechnen müssen, seien die Unfallzahlen rückläufig, so das Ordnungsamt.

Vor wenigen Wochen war auf der B 40 zwischen Hochheim und Mainz-Kostheim ein Autofahrer ums Leben gekommen, den letzten schlimmen Unfall verzeichnete die Polizei am 11. März auf der Strecke Hochheim - Delkenheim in Höhe der Kurve am Silbersee. In beiden Fällen vermutet die Polizei als Unfallursache überhöhte Geschwindigkeit. Deshalb, so kündigt das Ordnungsamt an, wird die Radarfalle in Zukunft verstärkt an diesen Strecken aufgebaut. dia

Bei Graham volles Haus

OBERTSHAUSEN. Die Kirche, besser gesagt das Bürgerhaus, das noch für drei Tage als solche herhalten wird, war voll am Mittwoch abend. Gottes Wort aus dem Munde des amerikanischen Evangelisten Billy Graham zu erleben - das lockte die Obertshausener. Künstlerisch eingestimmt mit Pantomime und Biermann-Lied, harrten die Zuschauer des großen Augenblicks, des Auftritts Billy Grahams, der aus der Essener Grugahalle per Satellit auf eine Leinwand übertragen wurde; wie in anderen deutschen Städten auch. Zuvor applaudierten die Zuschauer dem Alt-Star Cliff Richard, der sich auf der Leinwand als Christ bekannte. Bis zum Sonntag wird die Evangelisationsveranstaltung täglich um 19.30 Uhr im Bürgerhaus wiederholt. pmü

Wir gratulieren

Herrn Friedrich Eibelshäuser aus Maintal-Hochstadt zum 80. Geburtstag am Freitag, 19. März.

Herrn Wilhelm Hild aus Nidderau-Erbstadt zum 85. Geburtstag am Freitag, 19. März.

Zu einem Offenen Brief besonderer Art hat sich jetzt der Paderborner Sportwissenschaftler Günter Hagedorn entschlossen. Er erzählt von einem bestürzenden Vorfall am Rande von Sitzungen des Deutschen Sportbundes (DSB): Sechs Jahre danach. Hagedorn, der selbst zu diesem Zeitpunkt Mitglied in wichtigen Beratungsgremien des DSB war, wirft sich heute vor, zu lange geschwiegen und den Vorgang nicht bereits damals publik gemacht zu haben. Wir veröffentlichen den Brief des Wissenschaftlers im Wortlaut. Die Person, um die es in dem Vorfall geht, wurde anonymisiert.

Briefe

"Tiefes Mißtrauen gegen solche Politiker/innen" Als unverzichtbares Mittel, die Umweltbelastung in den Städten zu verringern, hat die Bad Homburger CDU-Bundestagsabgeordnete Bärbel Sothmann kürzlich Elektroautos gepriesen (FR vom 15. März). Die Verkehrsexpertin der Bonner Unions-Fraktion sprach sich dabei ausdrücklich für Atomenergie als "umweltfreundliche Energiegewinnung" aus. Dem widerspricht eine Leserin:

"Über den Nutzen von Elektroautos in Städten kann man sicher diskutieren, wenn sie solar ,aufgetankt&rquote; werden. Energie, Wasser und Rohstoffe für die Herstellung sowie Straßen-, Abstell- und Deponieraum v erbrauchen sie aber ebenso wie Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.

Wenn sich aber eine Politikerin wie Bärbel Sothmann (CDU) für Atomstrom ,als umweltfreundliche Energiegewinnung&rquote; zum Betrieb von Elektroautos ausspricht, dann sträuben sich doch alle Nackenhaare! Eine solche Aussage erscheint nach Tschernobyl, Sellafield, Harrisburg und unter anderem einem Fast- GAU in Biblis 1988 wie blanker Zynismus oder abgrundtiefe Dummheit.

Frau Sothmann hat keine Kinder. Sie kann sich nicht an die Ängste der Mütter vor fast genau sieben Jahren erinnern. Ängste, die jetzt nach der Kette von Chemieunfällen bei Hoechst auch wieder wach wurden.

Fachleute wissen, daß auch bei einer (angeblich) noch so sicheren Technik nie menschliches Versagen ausgeschlossen werden kann. Eine Technik, bei der Menschen keinen Fehler machen dürfen, ohne gleich die Zukunft der folgenden Generationen zu gefährden, ist aber weder umwelt- noch menschenfreundlich. Politiker(inne)n, die so etwas behaupten, kann man nur zutiefst mißtrauen."

Almut Gwiasda 6393 Wehrheim

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Mit Lastzug kollidiert

RIEDSTADT. Ein Schwerverletzter, zwei Leichtverletzte und rund 12 000 Mark Schaden sind die Bilanz eines Vekehrsunfalles auf der Kreisstraße 154 zwischen Stockstadt und Crumstadt. Wie die Polizei sagt, kam es zu dem Unfall, als ein in Richtung Crumstadt fahrender Autofahrer in einer scharfen Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geriet und mit einem Lastwagen zusammenprallte. asd

"Ruckzuck" war sich das konservative Trio einig CDU, FDP und FWG legten als Bündnispartner ihr Programm für die kommenden vier Jahre in Isenburg vor Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke NEU-ISENBURG. "Dieser Vertrag ist für CDU, FDP und FWG der kleinste, gemeinsame Nenner", stellte der CDU-Fraktionsvorsitzende Theo Wershoven - begleitet vom Kopfnicken seiner Bündnispartner - am Donnerstag vormittag fest, als die Wahlsieger ihr gemeinsames Programm für die kommenden vier Jahre vorstellten. Auf sechs Seiten haben die drei Fraktionen, die mit 24 Sitzen wieder die Parlamentsmehrheit haben, die grundsätzlichen Themen fixiert, bei denen sie übereinstimmen. Den Unterschied zwischen Bündnis und Koalition machte Theo Wershoven so deutlich: "Bei allem, was im Vertrag nicht erwähnt ist, müssen wir uns zusammenraufen. Erzwungen wird da nichts." Und die FWG schloß nicht aus, daß da auch mal wechselnde Mehrheiten möglich seien.

Zu solchen "Ausreißern" wird es allerdings nicht allzu oft kommen, denn die politischen Strategen haben die allgemeine Marschrichtung in dem Vertrag recht präzise vorgegeben. In der Vergangenheit hatten die Freien Wähler, die sich einer Koalition stets verweigert haben, ihre Bündnispartner CDU und FDP durch so manche Entscheidung erbost.

Damit diese Querelen - entstanden aus der allzu "losen Zusammenarbeit" - nunmehr ein Ende haben, bestanden Christdemokraten und auch die Liberalen diesmal auf einem Vertrag, den alle Fraktionen unterschrieben.

"Ruckzuck" sei man sich einig gewesen, versicherten einmütig die Spitzenpolitiker der drei Parteien, als sie gestern das Werk präsentierten. "Damit ist Neu- Isenburg zehn Tage nach der Wahl die erste Kreisgemeinde, die wieder regiert wird", kommentierte nicht ohne Stolz der Christdemokrat Theo Wershoven. Die bürgerliche Mehrheit - in der Vergangenheit so oft gescholten - habe damit gezeigt, daß sie zu schneller und sachlicher Zusammenarbeit fähig sei.

Zu den Grundsätzen, die in den nächsten vier Jahren von der politischen Troika verfolgt werden, gehören:

• Gewerbe- und Grundsteuer werden nicht erhöht.

• Kosten im Verwaltungsetat sind zu senken.

• Einsparungen beim Stellenplan.

• Privatisierung städtischer Aufgaben, soweit möglich.

Ein wichtiger Schwerpunkt der Kommunalpolitik wird das Thema "Bau" sein. Das "Alte Stadthaus" wird - wie geplant - von einem Generalunternehmer übernommen. Für das Restaurant am Waldschwimmbad sucht die Stadt Neu-Isenburg noch eine originelle Lösung, die sie selbst nichts kostet - also beispielsweise die Verpachtung an einen potenten Investor.

Auf dem Gelände der "Alten Stadtgärtnerei" entsteht Wohnraum für junge Familien - gebaut wird auch die Kita Eschenweg. Wohnungen sollen auch bevorzugt auf dem Autokino-Grundstück errichtet werden.

Dem Investor auf dem Holzmann-Gelände - so der Dreier-Vertrag - müsse klar gemacht werden, daß die Stadt nicht bereit sei, Verkehrsprobleme zu akzeptieren, die sich aus der Planung ergeben. Im Notfall werde der Magistrat das Projekt so lange verzögern, bis der Unternehmer zur finanziellen Beteiligung an einer Lösung bereit sei.

Aus dem Schwerpunkt "Bau" ergibt sich logisch die Forderung der drei Fraktionen nach der Einstellung eines hauptamtlichen Stadtbaurats. Als stärkste Fraktion hat die CDU das Vorschlags- und Besetzungsrecht. Laut Wershoven hat die Partei noch keinen Kandidaten, sondern will die Stelle ausschreiben.

Spätestens Ende April soll in der zweiten Parlamentssitzung die Hauptsatzung geändert werden. Gesucht wird anschließend ein qualifizierter Fachmann oder eine Fachfrau, Bau-Ingenieur/in und Architekt/in. Er/sie könnte nach der Planung des Bündnisses im Herbst oder spätestens Anfang 1994 das Amt antreten.

Verstärken wollen die bürgerlichen Drei ihre Zusammenarbeit mit überregionalen Gremien und Nachbargemeinden, wenn es um Verkehrsprobleme geht. Innerhalb der Stadt soll es keine neuen "verkehrsbehindernden Maßnahmen" und Poller geben, in der Neuhöfer Straße werden bei der Sanierung die "Kissen" abgeflacht.

Beim Thema "Kultur" nennt der Vertrag lediglich einen Punkt: die Einrichtung eines Stadtarchivs. Geprüft wird außerdem die Gründung einer Kultur GmbH, für die sich vor allem die FDP stark macht. Diese Gesellschaft soll danach die Vermarktung der städtischen Räume übernehmen und als Eigenbetrieb Geld sparen.

Eine Aufgabe liegt dem bürgerlichen Bündnis nach Angaben der Parteienspitzen besonders am Herzen: Es will Bürger/in stärker in die kommunalpolitischen Entscheidungen einbinden und damit der vielbeschworenen Politikverdrossenheit vorbeugen. Zweimal jährlich lädt die Stadt zu "Bürgergesprächen" ein, um Ideen und Anregungen zu sammeln.

"Wir sollten außerdem über eine Bürgerbeteiligung an Ausschußsitzungen nachdenken", regte für die CDU Spitzenkandidat Oliver Quilling an. Gerhard H. Gräber meinte: "Wir müssen auf die vielen Nichtwähler zugehen und das Gespräch suchen."

Löbbecke im Milliardenrausch Für die Bank ist Frankfurt zweitgrößter Standort nach Berlin

ski FRANKFURT A. M. Als Günter Follmer und seine Mitgesellschafter 1984 das Bankhaus Gebrüder Löbbecke übernahmen, fanden sie eine Bilanzsumme von gut 30 Millionen Mark vor - ein Winzling im Geldgewerbe. Heute, nur neun Jahre später, gehört Löbbecke bundesweit zu den größten Privatbanken. Die Bilanz verlängerte sich im abgelaufenen Jahr abermals um sage und schreibe rund 50 Prozent auf 4,4 Milliarden. Da wirkt es für die Verhältnisse dieses Instituts schon bescheiden, wenn Follmer für die laufende Periode nur eine Expansion auf über fünf Milliarden als Ziel vorgibt.

Angesichts des wohl beispiellosen Wachstums sieht sich Follmer, der einmal als "Milliardenfresser" bezeichnet wurde, gelegentlich mit Vermutungen konfrontiert, eigentlich könne eine solche Entwicklung auf Dauer nicht gutgehen. Doch nach seiner Darstellung geht es gut, wenngleich der ausgewiesene Gewinn 1992 plangemäß erneut "eher schmal" ausgefallen sein dürfte. Vorrang habe die innere Stärkung. Mit den haftenden Eigenmitteln von 230 Millionen (weitere 20 Millionen sollen bald hinzukommen) liege das Bankhaus gut innerhalb der EG- Normen; die Risikoaktiva seien zu mehr als neun (vorgeschrieben sind acht) Prozent abgedeckt, und die Kapitalausstattung reiche für die erwarteten Volumenssteigerungen der nächsten zwei bis drei Jahre. "Keinerlei Probleme" habe man im Kreditgeschäft. Selbst in den neuen Bundesländern, auf die bereits gut ein Drittel des Kreditvolumens von rund drei Milliarden Mark entfällt, bestehe bisher kein Wertberichtigungsbedarf; Löbbecke sei "sehr kritisch" an die Bewertung der Sicherheiten herangegangen. Gleichwohl werde mit Blick auf mögliche künftige Ausfälle pauschal vorgesorgt. Fast die Hälfte der ungefähr 140 000 Kunden (plus 40 Prozent im vorigen Jahr) sitzt in Ostdeutschland, wo die Bank außer in Berlin mit einer Filiale in Magdeburg vertreten ist. Eine weitere Niederlassung soll in diesem Jahr in Dresden eröffnet werden, und in Potsdam, so Follmer, "sondieren wir zur Zeit das Terrain".

Etwa eine Milliarde des Geschäftsvolumens entfällt auf die vor gut vier Jahren gegründete Frankfurter Niederlassung, die mittlerweile zum zweitgrößten Stützpunkt des mehrheitlich zur italienischen Großsparkasse Cariplo gehörenden Geldhauses nach Berlin avancierte. Da war es nur eine Frage der Zeit, daß es den Bankiers in ihrem etwas außerhalb der City gelegenen Domizil zu eng wurde. Gestern sind nun die neuen, langfristig gemieteten Geschäftsräume in einer vor rund 100 Jahren erbauten repräsentativen Bürovilla im Westend eingeweiht worden. In die Renovierung des historischen Gebäudes, das unter anderem Gründungssitz der Kreditanstalt für Wiederaufbau war, wurde ein zweistelliger Millionenbetrag investiert. 60 Leute arbeiten hier. Die Stabsstellen Wertpapiergeschäft und Börse mit über 20 Beschäftigten - insgesamt stehen rund 500 auf der Gehaltsliste - hat Löbbecke vom Hauptsitz an der Spree in die Finanzmetropole am Main verlegt.

Die steile Aufwärtsentwicklung an diesem mit mehr als 400 Instituten "extrem dicht besetzten Bankplatz", mit der das Geldhaus offenbar in der kurzen Zeit selbst nicht gerechnet hat, erklärt Follmer damit, daß über den geschäftlichen Erfolg nicht die Höhe der Bürotürme, sondern die Marktnähe entscheide.

Gehrunger bei Stichwahl um CDU-Fraktionsvorsitz vorne

KÖNIGSTEIN. Richard Gehrunger ist zum Vorsitzenden der 15köpfigen CDU- Fraktion des Stadtparlaments gewählt worden. Seine Stellvertreterin ist Renate Herberholz (Falkenstein), die Finanzexpertin der Christdemokraten, die Gehrunger im Wahlgang knapp unterlegen war. Sie hatte nach dem Rücktritt von Walter Krimmel vor vier Monaten den Fraktionsvorsitz übernommen.

Gehrunger, der dem Stadtparlament in der letzten Legislaturperiode nicht angehört hatte, bekleidet eine Führungsposition bei der Hoechst AG und war lange Jahre Kreistagsabgeordneter im Main- Taunus-Kreis. "Wir sind offen gegenüber allen Parteien und Gruppierungen, die gewillt sind, unvoreingenommen und ernsthaft mit uns zu sprechen", versicherte er nach seiner Wahl zur Frage nach Mehrheiten im neuen Parlament. Die CDU suche eine breite Mehrheit. Eine Verhandlungskommission will in den nächsten Tagen Gespräche mit den anderen Fraktionen aufnehmen.

Die CDU hatte sich bei der Kommunalwahl am 7. März leicht verbessert und stellt 15 Mandatsträger. Drei hat die mit ihr bisher verbundene FDP. Zweitstärkste Gruppe ist jetzt die ALK (9), gefolgt von SPD (6), Grünen und WK 2000 (je zwei Stadtverordnete). hko

Fahrradbörse in der Kennedyschule

MÜNSTER. Eine Fahrradbörse richtet das Umweltamt der Gemeinde Münster am Samstag, 20. März, von 10 bis 12 Uhr in der Kennedyschule aus. Dabei können Einwohner gebrauchte Drahtesel gleichermaßen verhökern oder erwerben. Angenommen werden die Stahlrösser am Freitag, 19. März, von 17 bis 19 Uhr. Weitere Informationen unter der Rufnummer 0 60 71 / 30 02 15. sch

Kinder bauen bei der evangelischen Gemeinde in Neu-Anspach Marionetten selbst Hakennase mit Warze am Faden

NEU-ANSPACH. Die Prinzessin sollte eigentlich eine Fee werden - wenn der Spitzhut nicht gewesen wäre. Der blieb partout nicht auf dem hübschen Kopf kleben. Die neunjährige Hilke Katerbow reagierte schnell und trieb bei ihrer Mutter goldene Wollfäden als Haartracht auf. Die zum zauberhaften Kostüm umgewidmete Gardine ist schon angenäht, nur an Bewegungsfreiheit mangelt es der Prinzessin noch: Bald aber wird sie am seidenen Faden hängen - wie es sich für eine ordentliche Marionette gehört. Unter Anleitung von Renate Ruoff und Stefan Braatsch sägen, modellieren, schrauben und nähen die neun- bis zwölfjährigen Kinder im evangelischen Gemeindehaus seit sechs Wochen an ihren Marionetten. "Wir staunen selber manchmal, was die Kinder so zustande bringen", erklären die ehrenamtliche Mitarbeiterin und der Zivildienstleistende. Die Köpfe müssen aus nassem Pappmaché geformt werden - die beiden Hexen bekamen furchtbare Hakennasen mit Warzen verpaßt -, Arme und Beine bestehen aus Hölzern, die mit Rundschrauben am Korpus verbunden werden. Nicht zu vergessen das Fadenkreuz: Ein verwirrendes Knäuel aus Schulter-, Kopf und Fußbalken.

Eine Hand allein ist da schnell überfordert. Im nächsten Kurs sollen die zehn Mädchen (Jungen spielen offenbar immer noch nicht mit Puppen) deshalb das Hantieren mit ihren Holzkindern lernen und vielleicht sogar Theater spielen. Herauskommen wird dann wohl ein Märchen - im "richtigen" Leben brauchte es mehr als Fingerspitzengefühl, Punker (stilecht mit Irokesenfrisur aus Wolle und grüner Feder im Haar), Clowns, Hexen und Feen zusammen in den Griff zu bekommen. jd

Flohmarkt rund ums Kind - wer macht mit?

BAD NAUHEIM. Das Mütter- und Familienzentrum bietet am Sonntag, 28. März, von 14 bis 17 Uhr im Bad Nauheimer Sportheim einen Flohmarkt für Kindersachen. Wer noch einen Standplatz haben möchte, um Baby-, Kinder- und Umstandskleidung oder Spielsachen zu verkaufen, der sollte möglichst rasch die Telefonnummer 0 60 32 / 8 42 68 wählen. str

Das Teilzeitauto, im Dutzend billiger Verkehrsclub gründet Ortsgruppe für Car-Sharing / Frankfurter geben Starthilfe

BAD HOMBURG. Darmstadt hat es, Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und Marburg. Und 55 andere Städte haben es auch. Nun soll es auch nach Bad Homburg kommen: Car-Sharing, zu deutsch Auto-Teilen.

Zwölf Interessenten denken bereits ans Mitmachen, vermeldet Uwe Schrank vom alternativen Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland (VCD): "Das wäre die Voraussetzung, daß man ein Auto anschaffen kann." Werbung soll weitere Autofahrer zum Teilen bewegen - auch in Friedrichsdorf und Oberursel.

Die Idee ist einfach: Zwölf Leute teilen sich ein Auto - wo vorher zwölf Autos meist unbenutzt herumstehen. In Frankfurt ist sie bereits seit April in die Tat umgesetzt. Die Genossenschaft "Car Sharing Deutschland" organisiert für 120 Frankfurter und Mitglieder in sechs anderen Städten das Autoteilen. In sechs weiteren Ortsgruppen wollen Autoteiler demnächst starten. Insgesamt hat die Genossenschaft 350 Mitglieder.

Deutschlandweit sichern ähnliche Organisationen das Car-Sharing bereits in 60 Städten. Via Dachverband soll Autoteilen bald die Stadtgrenzen überschreiten: Dann könnte ein Homburger Genossenschafter in München, Berlin und anderswo einen Wagen der örtlichen Autoteiler nutzen, wenn er aus dem Zug steigt.

Zunächst allerdings wären die Car-Sharing-Interessenten schon froh, wenn sie in der Kurstadt selbst ein Auto teilen könnten. Dazu gründen sie jetzt eine Ortsgruppe, kündigt Uwe Schrank als nächste Etappe an. Vielleicht nimmt das Projekt auch zwei Schritte auf einmal und startet gleich mit einem Auto.

Sechs bis sieben Interessenten haben sich bei einem Informationstreffen "Car- Sharing für Bad Homburg" am Dienstag abend gemeldet, so der VCD-Kreisvorsitzende. Sechs weitere hat die Frankfurter Genossenschaft in ihrer Interessentenkartei. Das würde reichen: "Bei zwölf Personen wird das Auto angeschafft." Zwischenlösungen lassen das Projekt auch schon mit zehn Teilnehmern zu, erläuterte Jens Matthaes von der Car-Sharing-Genossenschaft bei dem Treffen.

Auch die Stadt ist demnächst gefragt - buchstäblich. Der VCD will sie um Hilfe bitten, erklärt Uwe Schrank; "das Auto soll ja zentral stehen". So hofft der VCD- Kreischef auf einen kostenlosen Parkplatz in der Tiefgarage des Stadthauses. Dort wäre das Auto mit Bus und Bahn gut zu erreichen, auch für Interessenten aus Oberursel und Friedrichsdorf. Neben dem Parkplatz würde ein kleiner Tresor montiert, für Autoschlüssel und -papiere.

Bevor sie zur Fahrt schreiten, müssen Car-Sharer ihre Wünsche abstimmen. Eine aufwendige Verwaltung können sich die Bad Homburger Auto-Genossen dennoch sparen. "Die Frankfurter haben uns angeboten, daß wir ihre Buchungszentrale mitbenutzen können", sagt Schrank. Auch "Fahrzeugeinkauf, Wartung und Abrechnung wird alles zentral laufen".

Mit TÜV und Kfz-Steuer, Inspektionen und Wagenwaschen haben die Autoteiler nichts mehr zu tun. Dafür müssen sie 250 Mark Beitrittsgebühr an die Car-Sharing- Genossenschaft zahlen und elf 100-Mark- Anteile kaufen. Jede Fahrt kostet dann drei bis 4,50 Mark pro Stunde und 35 bis 40 Pfennig pro Kilometer (inklusiv Benzin). Ein eigenes Auto ist meist teurer, rechnet die Genossenschaft vor: Bei 8000 Kilometer im Jahr spare Car Sharing 2100 Mark jährlich, bei nur 5000 Jahreskilometern sogar 4100 Mark.

Weitere Informationen erhalten Interessenten bei der Car-Sharing-Deutschland-Genossenschaft, Tel. 069 / 23 39 63, und bei Uwe Schrank, Tel. 0 61 72 / 30 27 38. stk

"Grüne Tonne" wird eifrig genutzt Bürger produzieren weniger Müll

HATTERSHEIM. Verdoppelt hat sich seit 1990 der Anteil wiederverwertbaren Abfalls am gesamten Müll-Aufkommen der Stadt. Lag er damals bei 18,5 Prozent, waren es 1992 schon 37 Prozent, bilanzierte Bürgermeister Alfred Schubert jetzt. Die Menge des auf die Deponie Wicker geschafften Mülls hat sich nach Einführung der "grünen Tonne" 1990 um mehr als 1500 Tonnen reduziert. Statt 6700 wurden zwei Jahre später nur noch 5150 Tonnen zur Kreisdeponie gebracht.

Lag die Stadt mit 320 Kilo Müll je Bürger 1990 noch sechs Kilo über dem Kreisdurchschnitt, produzieren die Hattersheimer jetzt mit 249 Kilo Abfall pro Einwohner rund einen Zentner weniger als im statistischen Durchschnitt die anderen Kreisbewohner. dia

Bilanz der Feuerwehr

BAD VILBEL. Die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Massenheim veranstaltet die Jahreshauptversammlung am heutigen Freitag um 20 Uhr im Gerätehaus. Auf der Tagesordnung steht unter anderem der Rechenschaftsbericht des neuen Wehrführers Wolfgang Mann und die Ehrung des langjährigen Wehr- und Vereinsvorsitzenden Kurt Schneider. hm

Notdienste

Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Louisen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 78; Kapersburg-Apotheke, Friedrichsdorf-Köppern, Köpperner Str. 87.

So.: Kur-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße/Thomasstraße; Burg-Apotheke, Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Königsteiner Str. 22 a.

Oberursel/Steinbach. Sa.: Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Str. 1. So.: Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37.

Usinger Land. Sa. und So.: Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Sa.: Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1 a. So.: Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.

"Offenbach-Ost" kann getestet werden Komplizierter S-Bahnhof-Bau liegt im Zeitplan / Neue Verkehrsregelungen Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Der neue S-Bahnhof "Offenbach-Ost" ist so weit fertig, daß am Montag, 22. März, ein Bahnsteig provisorisch in Betrieb genommen wird. Wer an der Unteren Grenzstraße vom Bus in die Nahverkehrszüge zum Offenbacher Hauptbahnhof, nach Frankfurt, Mühlheim, Hanau und den Rodgau umsteigen will, kann testen, wie es sein wird, wenn die neue S-Bahn im Mai 1995 fährt. Der Bereich um diesen neuen Bahnhof ist Dreh- und Angelpunkt für den künftigen öffentlichen Nahverkehr in der östlichen Rhein-Main-Region. Von den 670 Millionen Mark, die auf Offenbacher Gemarkung in den S-Bahnbau fließen, werden allein 200 Millionen im Gleisdreieck Grenzstraße und Lämmerspieler Weg verbaut. Dazu gehört auch der Bau eines supermodernen computergesteuerten und vollautomatischen Stellwerkes. Eckard Ventzke, S-Bahn- Projektleiter der Bundesbahn, schwärmt: "Das ist das modernste Stellwerk in der ganzen Bundesrepublik."

Der 210 Meter lange Bahnhof schwebt direkt über der Unteren Grenzstraße. Die bisherige Gleis-Brücke wurde deshalb von 20 auf 33 Meter verbreitet. Unter der Brücke entsteht ein Busbahnhof, den später die wichtigsten Linien anfahren werden. Die Fahrgäste und Umsteiger werden bequem mit Rolltreppen in die erste Etage zur S-Bahn gehoben. Außerdem gibt es Park-and-ride-Parkplätze.

Östlich des neuen Bahnhofs "Offenbach-Ost" werden später die S-Bahnzüge verteilt: In Richtung Hanau, Rodgau, Dietzenbach, Offenbach und Frankfurt. Täglich erwartet die Bundesbahn hier 2000 bis 3000 Fahrgäste. Auch ein Triebwagen-Parkplatz gibt es.

Bahnhof und Gleisdreieck verbessern für Bürgermeister Klaus Bodensohn erheblich die Infra- und Verkehrsstruktur des gesamten Viertel. Im Gewerbegebiet zwischen Mühlheimer Straße und Bieberer Straße, vor allem im Bereich des ehemaligen Güterbahnhofes, kann noch mehr Gewerbe angesiedelt werden.

Karl-Heinz Oberländer, Tiefbauamtsleiter und städtischer Koordinator für den S-Bahnbau, verspricht, daß alles nach Zeitplan läuft und die Verkehrsbehinderungen sich in Grenzen halten werden. Der alte Bahnhof "Ost" wird noch in diesem Sommer abgerissen.

Die Untere Grenzstraße wird an den Wochenenden 24. / 25. April und 8. / 9. Mai für den Autoverkehr gesperrt. Im Bereich Lämmerspieler Weg, Bierbrauerweg, Ulmenstraße, Laskerstraße und Brielsweg werden Verkehrswege Schritt für Schritt wieder geöffnet; die zwei Brücken über die Gleise durch neue ersetzt. Der Bierbrauerweg sei wieder ab 23. Mai in Richtung Mühlheimer Straße befahrbar.

Ob es eine weitere S-Bahnhaltestelle in der Mühlheimer Straße im Bereich der Druckmaschinenfabrik MAN Roland geben wird, ist noch offen. Ein Gutachten, das klären soll, ob sich eine solche Investition auszahlt, ist zwar bestellt, liegt aber noch nicht vor. Ventzke geht davon aus, daß diese Haltestelle erst nach 1995 fertig sein wird: "Sollten wir sie bauen, brauchen wir fremdes Gelände. Das erfordert ein ganz neues zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren."

Die Baumaßnahmen rund um den Bahnhof und für "Offenbach-Ost" selbst zählen zu den kompliziertesten und technisch-schwierigsten des gesamten S- Bahnbaus durch Offenbach und bedürfen minutiöser Vorbereitungen, erläutert Ventzke. Rund acht Kilometer Schienen haben die Arbeiter hin- und herverlegt. Jetzt wird noch eine etwa 1,50 Meter hohe Lärmschutzwand gebaut. Ventzke verspricht: "Künftig wird es hier leiser sein als vor dem S-Bahnbau." Außerdem werden Bahnhof und Umgebung architektonisch-ästethisch anspruchsvoll gestaltet.

Zusätzliches Problem: Die rund 100 Beschäftigten arbeiten weiter, wenn der normale Eisenbahnverkehr (um die 370 Züge täglich) auf den Gleisen an ihnen vorbeirauscht. Für die Arbeiter an den Gleisen gibt es deshalb besondere Sicherheitsschulungen. Mit einjährigen Vorlauf erstellt die Bahn eine "Jahresbaubetriebsplanung". Sie legt auf die Minute genau fest, wann welcher Handschlag auf einer Baustelle gemacht wird und welcher Zug dann umgeleitet oder angehalten werden muß. "Eine Verzögerung hier kann sich für eine Zugverspätung bis nach Hamburg auswirken", sagt Ventzke.

Keine Verspätung wird die Bundesbahn mit der Fertigstellung der S-Bahn durch Offenbach bis zum Mai 1995 haben. Ventzke gibt sich jedenfalls optimistisch, daß bis zum Ende dieses Jahrtausends auch die S-Bahnen in den Rodgau und nach Dietzenbach fahren werden: "Wir bauen und planen weiter. Bis zur Stunden haben wir noch nichts davon gehört, daß Bonn dafür die Gelder sperrt."

Freitag, 19. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 - 3 74 44: Schauspielhaus: 20 Uhr, Ballett "Limb's Theorem"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Tel. 43 51 66: 16 und 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten". Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere- Spezial".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!"

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, "94-56-89 Marilyn Monroe".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Death and the maiden" (Premiere).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, B 3, "Rapetipas"; Studiobühne: 21 Uhr, Elettra de Salvo, "Bleiche weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Marina Abramowic/Charles Atlas, "The Biography"; TAT-Probebühne, Daimlerstr. 32-36: 22 Uhr, Party, Abschlußveranstaltung TAT und Städelschule.

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Rheinisches Kabarett, "Piranjas".

Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 10: 20 Uhr, "Emigranten"; 23 Uhr, "Der Taxifahrer...stimmt so!".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".

Frankfurter Kunstgemeinde, Tel. 15 308 203: Stadthalle Bergen-Enkheim, 20 Uhr, "Damenkrieg". Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Die Traumtänzer, "Im Lauf der Zeit".

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4, Tel. 789 18 89: 20.30 Uhr, "Flatternde Herzen".

Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Kommunales Kinder- und Jugend Theater: 10.30 Uhr, "Igelhans" (ab 6 J.); Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2.

Kinder- und Jugendtheater Frankfurt im Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Der falsche Prinz".

Kinder- und Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Str. 40, Tel. 45 42 81: 14.30 Uhr, "Stadtabenteuer", Musiktheater (ab 5 J.).

Ev. Kirchengemeinde Unterliederbach, Tel. 31 21 65: 15 Uhr, Wum Theater, "Kommst Du mit nach Durian?" (ab 6 J.); Gemeindehaus, Wartburgstr. 1.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper, am Theaterplatz: 20 Uhr, Ballett, "Limb's Theorem"(Schauspielhaus).

Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Shirley Bassey.

Kammeroper Frankfurt, im Logenhaus zur Einigkeit, Kaiserstr. 37: 20 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Easy Daisy Meets The Roxy Flames.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Noawaran - Klassik und Folklore aus dem Iran.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Dr. No.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Mallet, Heartrock.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco Show mit Andalucia.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Markus Schinkel Quartett.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Blues Cruisers.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, five pieces plus one (Joske Gesang).

Zeilgalerie/Ebene 7: 22 Uhr, Heaven Seven - Sex Machine, James Brown-Revival-Band.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2 42 60 10: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 21 Uhr, Cyclopeedians, Sixties-Fun.

Café Exzess, Bockenheim: 22 Uhr, Sonic Youth. Literatur Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, "Die singende Geige" - ein Zigeunermärchen. Lesbisch-Schwules Kulturhaus, Klingerstr. 6: 20 Uhr, Claudia Schoppmann, "Zeit der Maskierung" - über lesbisches Leben im Dritten Reich. Vorträge / Diskussionen Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Dia-Vortrag mit Abendführung, "Staub und Gas im Weltraum - der Stoff, aus dem die Sterne sind"; 19 bis 20 Uhr, Beobachtung der Plejaden (bei klarem Wetter).

Frankfurter Ring, Kobbachstr. 12: 20 Uhr, Vortrag "Mutters Sohn und Vaters Tochter"; Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz.

Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19.30 Uhr, Dia-Vortrag, "Das Rotkehlchen"; Stadthalle Bergen. Filme / Kino Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: 20 Uhr, Dokumentarfilm "D.S. Baldajew, Zeichner des Gulag".

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: 18.30 Uhr, Dia- und Filmveranstaltung, "The Gold Rush".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: um 15.15 Uhr, Führung zu "Alte Räume - Neue Räume: Dialog als Vermittlungs- prinzip".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges Zentgrafenschule, Hochstädter Straße: 15 Uhr, Kinderanhörung - "Kinder reden mit".

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: 20 Uhr, "D.S. Baldajew, Zeichner des Gulag", Vorstellung seines Buches und Zeichnungen aus dem Gefängnisalltag in St. Petersburg.

Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft, Engelthaler Str. 1: 19 Uhr, Spiele- Abend.

Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Straße 24: um 15 Uhr, Lesen und Malen, "Die anderen Kinder" von Ursula Wölfel.

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstr. 233: 18 Uhr, Töpferstudio.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).

Bund der Berliner und Freunde Berlins: 15 Uhr, Stammtisch; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

KSG, Katholische Studenten-Gemeinde, Koselstr. 15: 20 Uhr, UnterGrund Kellerbar. Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Bechtenwald-Apotheke, Zeilsheim, Bechtenwaldstr. 64, Tel. 36 43 32; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Str. 1, Tel. 34 44 64; Fontane- Apotheke, Niederrad, Gerauer Str. 100,Tel. 6 66 24 42; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51,Tel. 55 66 21; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Str. 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen,Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 553, Tel. 52 52 28; Malteser Apotheke, Berger Str. 176, Tel. 49 00 60; Spessart- Apotheke, Fechenheim, Pfortenstr. 26, Tel. 41 56 57. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Tierärztin Hering-Steier, Elektronstr. 62, Frankfurt 80,Tel. 39 04 72 04.

Anwaltsnotdienst

in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Nicht nur über, auch mit Ausländern reden

GLAUBURG. Nicht nur über Ausländer reden, sondern mit ihnen - dazu will die Evangelische Kirchengemeinde Glauberg anregen. Bei einem Abendessen am Dienstag, 23. März, um 19.30 Uhr im Gemeindesaal, Alte Schule, besteht Gelegenheit zum zwanglosen Kennenlernen. Auf dem Speiseplan stehen indische und deutsche Gerichte. re

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Altkleidersammlung HAINBURG. Eine Altkleidersammlung der Hainstädter Jugendgruppen findet am Samstag, 3. April, statt. Die Textilien sollten bis 9 Uhr am Bürgersteig stehen. Stadtführung in Babenhausen BABENHAUSEN. Der Geschichtsverein hat auf vielfachen Wunsch für Samstag, 27. April, eine Stadtführung ausgeschrieben. Sie dauert zwei Stunden und beginnt um 14 Uhr am Rathaus. Jusos: Vorstand bestätigt RODGAU. Der alte Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Rodgauer Jungsozialisten ist zugleich der neue, nur die Funktionen wurden vertauscht: Matthias Halbroth ist als Kassierer an die Stelle von Heiko Stenzel getreten, der zusammen mit Kathrin Seyer, Andreas Gerndt und Markus Thole die Führung bildet. Pfarrscheune wurde Gemeindehaus BABENHAUSEN. Die aus dem Jahre 1854 stammende Pfarrscheune im Stadtteil Langstadt ist zu einem evangelischen Gemeindehaus umgebaut worden. Insgesamt wurden 1,1 Millionen Mark investiert. Für die Kirchengemeinde soll das umgebaute Haus eine Begegnungsstätte der verschiedenen Generationen werden. Stadtjugendring angeregt BABENHAUSEN. Die Bildung eines Stadtjugendrings hat Bürgermeister Kurt Lambert angeregt. In jüngster Zeit hatte sich die Jugend verstärkt für die freie Jugendarbeit interessiert. Neue Gruppierungen hatten sich bereits gebildet.

Info über Hexen-Theater

OBERURSEL. Für ihr Theaterstück beim Hexenfest am 30. April suchen die Frauen noch Mitspielerinnen. Wer Zeit und Lust hat, ist eingeladen zum Info-Treffen am heutigen Freitag um 19 Uhr im Mütterzentrum, Schulstraße 27 a. ill

Im Wortlaut Kutschen und Rost

Auf märchenhafte Weise hat Uwe Schrank (VCD) die Idee des Car-sharing (siehe Artikel links) umgesetzt. Die FR veröffentlicht das Märchen in Auszügen. Dabei stehen Frankenthal für Frankfurt, der Feuerdrache für S- und U-Bahn und Esel für Fahrrad.

Es war einmal ein Land, das war sehr reich, und man hatte viele Dinge zu erledigen. Und da die meisten Einwohner viele Taler verdienten, kauften sie sich eine Kutsche, damit sie beweglich wurden. Einige konnten sich eine Kutsche nicht leisten und mußten mit dem Esel reiten. Andere benutzten den Frankenthaler Feuerdrachen, welcher furchtbar schnaubte, aber die Leute für ein paar Taler zur Arbeit und zurück brachte. Wieder andere mußten gehen und hatten ständig durchgelaufene Sohlen.

Deshalb ärgerten die Kutschenbesitzer die Nichtkutschenbesitzer immer damit, daß sie eine Kutsche besaßen. Der Kutschenhersteller wurden immer mehr, weil so eine Kutsche 40 000 Taler kostete und man damit viel Geld verdienen konnte. Bald hatten die meisten Menschen eine Kutsche und wußten nicht mehr, wohin damit, weil die Abstellplätze immer rarer wurden. Auch hatten die Kutschen einen Nachteil - sie waren aus Stahl, und der Fluch eines bösen Zauberers ließ sie rosten. Jedes Jahr verloren sie einen Zehnt ihres Wertes.

Doch die Nichtkutschenbesitzer waren auch nicht glücklich. Sie hatten ihre 40 000 Taler zwar in eine Zaubertruhe getan, welche jedes Jahr die Taler um fünf Hundertstel vermehrte. Doch sie hatten keine Kutsche und vermißten sie manchmal sehr.

Eines Tages hatte ein schlauer Nichtkutschenbesitzer eine gute Idee: Eigentlich brauche ich die Kutsche nur eine Stunde am Tag; den Rest der Zeit steht sie auf der Straße, und der Rostfraß vermindert meine Taler. Und der König wußte bald nicht mehr, woher er das Geld für den Bau immer neuer Straßen nehmen sollte. Auch Gesetze nutzten nichts; es wurde immer lauter und stank immer mehr in den Straßen, und niemand wußte, wo er seine Kutsche lassen sollte. Also stellten die Besitzer sie überall ab, wo es ihnen sinnvoll erschien, und bald mußten die Polizisten Talerstrafen für ungebührliches Herumstehenlassen von Kutschen verhängen.

Doch eines Tages hörte der König von der Idee des Nichtkutschenbesitzer. Dieser sagte sich, ich teile mir eine Kutsche mit neun anderen. Jeder zahlt ein Zehnt vom Preis einer Kutsche, das waren 4000 Taler, und kann die Kutsche immer dann nutzen, wenn er sie braucht. Muß ich mal wohin, wo ich meine Kutsche nicht lassen kann, dann reite ich mit dem Esel. Nach Frankenthal auf die Arbeit bringt mich der Feuerdrache. Und wo ich ganz nah wohne, gehe ich zu Fuß.

Der König fand das eine tolle Idee und stellte dem Nichtkutschenbesitzer für jede Teilzeitkutsche einen Parkplatz zur Verfügung. Das ganze nannte man Car-sharing. Dieses Wort kam aus dem Land der Angelsachsen. Car war eine Abkürzung und hieß Corrossions-Auto-Reduzierung, und Sharing hieß soviel wie teilen. Das Ganze bedeutete, daß man sich die Reduzierung des Talerwertes einer Kusche durch Rostfraß teilte, obwohl man die Vorteile einer Kutsche ja vollständig nutzen konnte.

Erst taten sich nur zehn Nichtkutschenbesitzer zusammen. Jeder verlor im ersten Jahr ein Zehnt des Talerwertes. Das waren 400 Taler. Da man aber die restlichen 36 000 Taler in die Zaubertruhe steckte, bekam ein jeder von ihnen 1800 Taler im Jahr. Das Ganze nannten sie Zinsen. Also behielten sie alle 1400 Taler übrig, für die sie sich schöne Dinge kaufen konnten.

Immer mehr Einwohner wollten Mitinhaber einer Teilzeitkutsche werden. Bald waren es 100, und aus den 100 wurden 1000, und endlich wurden die Straßen leerer. Die Kutschenfahrer fanden wieder Plätze, wo sie ihre Kutschen lassen konnten; es wurde leiser in den Straßen, und der Gestank nahm ab. Natürlich brauchten sie manchmal einen Esel, und daher wurden immer mehr Menschen in der Eselindustrie beschäftigt. Auch der Frankenthaler Feuerdrache erfreute sich immer größerer Beliebtheit, und es wurde der Talerpreis gesenkt. Und da sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.

Obsternte ohne die Polen Winzer sind schon jetzt besorgt über eine Bonner Verordnung

MAIN-TAUNUS-KREIS. Obstbauern und Winzer im Kreis sehen der Erntesaison in diesem Jahr schon jetzt mit flauem Gefühl im Magen entgegen: "Wie das funktionieren soll, was sich der Herr Blüm da ausgedacht hat, weiß ich wirklich nicht", kommentiert Obstbauer Bernhard Heil die taufrische Verordnung aus dem Bundesarbeitsministerium: Angesichts steigender Arbeitslosenzahlen sollen für Saisonarbeiten künftig vorrangig in Deutschland lebende Erwerbslose beschäftigt werden. Dafür werden Arbeitserlaubnisse etwa für Erntehelfer aus Polen oder dem früheren Jugoslawien nur noch ausgestellt, wenn das Arbeitsamt innerhalb von vier bis sechs Wochen keine Kräfte vermitteln kann.

"Das hat doch schon bisher nie funktioniert, weil in Deutschland niemand von einem Einkommen von acht bis neun Mark die Stunde leben kann", meint Bernhard Heil. Auch von der Alternative, Asylsuchende zu beschäftigen, sind er und seine Kollegen wenig überzeugt: "Die werden die Lust verlieren, wenn ihnen für das wenige, hart Verdiente die Sozialhilfe gekürzt wird." Die Bauern fürchten: "Wenn uns die Leute während der Ernte von heute auf morgen weglaufen, können wir die Erdbeeren verfaulen lassen."

Die Flüchtlinge seien zudem nicht eingearbeitet. "Wir können es uns nicht leisten, mit Leuten zu arbeiten, die anfangs vielleicht nur fünf Pfund am Tag pflükken", klagt Obstbauer Horst Henrich.

Die Winzer würden am liebsten wie gehabt mit Saisonarbeitern aus Polen und dem früheren Jugoslawien arbeiten; mit ihnen haben sie "nur gute Erfahrungen" gemacht und das seit langem: "Die kommen für zwei, drei Monate, sind gut eingearbeitet, und wir bringen sie privat unter", sagt Horst Henrich, der jedes Jahr fünf bis sechs Polen zur Erdbeerernte beschäftigt. Heil sogar bis zu 25.

Arbeitsamtsleiter Arno Büdinger sieht nicht ganz so schwarz: "Wenn wir keine Leute vermitteln können und es mit Flüchtlingen nicht funktioniert, können die Bauern immer noch auf ausländische Saisonarbeiter zurückgreifen." Grundsätzlich sei die Verordnung, die für alle Berufssparten gilt, zu begrüßen. "Es ist paradox, wenn in Deutschland der Arbeitslosenanteil bei Ausländern hochschnellt, trotzdem Arbeiter aus dem Ausland geholt werden." ANITA STRECKER

Drei Freunde aus Holz wollen Seeräuber werden

KÖNIGSTEIN. Franz von Hahn, der dicke Waldemar und Johnny Mauser radeln heute zum Dorfteich und beschließen, Seeräuber zu werden. Denn richtige Freunde beschließen immer alles zusammen - auch wenn sie nur aus Holz sind.

Das Offenbacher Figurentheater spielt die Geschichte der drei "Freunde" nach Helme Heine um 15 Uhr im kath. Gemeindezentrum. Eintritt: fünf (Kinder) oder sieben Mark (Erwachsene). ill

Das Teilzeitauto, im Dutzend billiger Verkehrsclub gründet Ortsgruppe für Car-Sharing / Frankfurter geben Starthilfe

BAD HOMBURG. Darmstadt hat es, Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und Marburg. Und 55 andere Städte haben es auch. Nun soll es auch nach Bad Homburg kommen: Car-Sharing, zu deutsch Auto-Teilen.

Zwölf Interessenten denken bereits ans Mitmachen, vermeldet Uwe Schrank vom alternativen Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland (VCD): "Das wäre die Voraussetzung, daß man ein Auto anschaffen kann." Werbung soll weitere Autofahrer zum Teilen bewegen - auch in Friedrichsdorf und Oberursel.

Die Idee ist einfach: Zwölf Leute teilen sich ein Auto - wo vorher zwölf Autos meist unbenutzt herumstehen. In Frankfurt ist sie bereits seit April in die Tat umgesetzt. Die Genossenschaft "Car Sharing Deutschland" organisiert für 120 Frankfurter und Mitglieder in sechs anderen Städten das Autoteilen. In sechs weiteren Ortsgruppen wollen Autoteiler demnächst starten. Insgesamt hat die Genossenschaft 350 Mitglieder.

Deutschlandweit sichern ähnliche Organisationen das Car-Sharing bereits in 60 Städten. Via Dachverband soll Autoteilen bald die Stadtgrenzen überschreiten: Dann könnte ein Homburger Genossenschafter in München, Berlin und anderswo einen Wagen der örtlichen Autoteiler nutzen, wenn er aus dem Zug steigt.

Zunächst allerdings wären die Car-Sharing-Interessenten schon froh, wenn sie in der Kurstadt selbst ein Auto teilen könnten. Dazu gründen sie jetzt eine Ortsgruppe, kündigt Uwe Schrank als nächste Etappe an. Vielleicht nimmt das Projekt auch zwei Schritte auf einmal und startet gleich mit einem Auto.

Sechs bis sieben Interessenten haben sich bei einem Informationstreffen "Car- Sharing für Bad Homburg" am Dienstag abend gemeldet, so der VCD-Kreisvorsitzende. Sechs weitere hat die Frankfurter Genossenschaft in ihrer Interessentenkartei. Das würde reichen: "Bei zwölf Personen wird das Auto angeschafft." Zwischenlösungen lassen das Projekt auch schon mit zehn Teilnehmern zu, erläuterte Jens Matthaes von der Car-Sharing-Genossenschaft bei dem Treffen.

Auch die Stadt ist demnächst gefragt - buchstäblich. Der VCD will sie um Hilfe bitten, erklärt Uwe Schrank; "das Auto soll ja zentral stehen". So hofft der VCD- Kreischef auf einen kostenlosen Parkplatz in der Tiefgarage des Stadthauses. Dort wäre das Auto mit Bus und Bahn gut zu erreichen, auch für Interessenten aus Oberursel und Friedrichsdorf. Neben dem Parkplatz würde ein kleiner Tresor montiert, für Autoschlüssel und -papiere.

Bevor sie zur Fahrt schreiten, müssen Car-Sharer ihre Wünsche abstimmen. Eine aufwendige Verwaltung können sich die Bad Homburger Auto-Genossen dennoch sparen. "Die Frankfurter haben uns angeboten, daß wir ihre Buchungszentrale mitbenutzen können", sagt Schrank. Auch "Fahrzeugeinkauf, Wartung und Abrechnung wird alles zentral laufen".

Mit TÜV und Kfz-Steuer, Inspektionen und Wagenwaschen haben die Autoteiler nichts mehr zu tun. Dafür müssen sie 250 Mark Beitrittsgebühr an die Car-Sharing- Genossenschaft zahlen und elf 100-Mark- Anteile kaufen. Jede Fahrt kostet dann drei bis 4,50 Mark pro Stunde und 35 bis 40 Pfennig pro Kilometer (inklusiv Benzin). Ein eigenes Auto ist meist teurer, rechnet die Genossenschaft vor: Bei 8000 Kilometer im Jahr spare Car-Sharing 2100 Mark jährlich, bei nur 5000 Jahreskilometern sogar 4100 Mark.

Weitere Informationen erhalten Interessenten bei der Car-Sharing- Deutschland-Genossenschaft, Tel. 069 / 23 39 63, und bei Uwe Schrank, Tel. 0 61 72 / 30 27 38. stk

Wir gratulieren

Samstag Elisabeth Pelchen, Friedrichsdorf, zum 90. Geburtstag und

Heinrich Velte, Wehrheim, zum 87. Geburtstag.Sonntag Emma Velte, Wehrheim, zum 89. Geburtstag.Keiner will mehr auf die Wiese Ruf nach neuem Konzept: Butzbacher feiern lieber in der City

BUTZBACH. Große Feste und Märkte gehören in die Innenstadt und nicht auf die grüne Wiese. Diese alte Schaustellerweisheit hat die 500. Auflage des Butzbacher Faselmarktes im Wetteraukreis bestätigt. Das erste größere Volksfest seit 17 Jahren rund um den Butzbacher Marktplatz zog Abertausende in seinen Bann. Frühlingswetter, ein abwechslungsreiches Programm und das Ambiente der Butzbacher Altstadt sorgten für einen Rekordbesuch.

Die unerwartete Renaissance der bislang darniedergehenden Butzbacher Märkte läßt nun den Grundsatzbeschluß des Stadtparlamentes wackeln, außer dem 500. Faselmarkt alle anderen größeren Märkte auf der grünen Wiese abzuhalten. Das hatte es schon lange nicht mehr gegeben: Weit mehr als 500 Besucher kamen alleine zum Marktauftakt ins Bürgerhaus, um ein Historienspiel aus dem 14. Jahrhundert zu erleben, nahezu ebensoviele Gäste feierten einen Tag später Tony Marschall. Eine Straßenmodenschau wurde von so vielen Menschen angenommen, daß die Modelle sich nur mit Mühe den Weg auf den Laufsteg bahnen konnten. Während die Schausteller an den vorangegangenen Faselmärkten meist Dienstag nachmittags schon einpackten, waren die fünf Fahrgeschäfte diesmal bis spätabends ausgelastet.

Obwohl Tausende in die Innenstadt strömten, blieb das erwartete Chaos aus. Viele Besucher ließen auch ihre Fahrzeuge auf dem bisherigen Festplatz auf der grünen Wiese stehen, um sich kostenlos mit den von der Stadt angemieteten Bussen auf den Markt fahren zu lassen.

Anwohnerklagen sind Marktmeisterin Rita Herth bisher nicht zu Ohren gekommen. Dafür sorgte wohl auch, daß um 22 Uhr der Ausschank an den Ständen eingestellt wurde, und die fünf Fahrgeschäfte ihren Betrieb auslaufen ließen. Dazu Schausteller Norbert Winter: "Grundsätz Um 22 Uhr ist Schluß lich wünschen sich die Marktbeschicker zwar möglichst lange Öffnungszeiten, doch mit der 22-Uhr-Regelung können wir prima leben." Bis dahin waren bereits Umsätze erzielt worden, die bei weitem die Erwartungen übertrafen.

Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke sprach von einer Volksentscheidung zugunsten der Märkte in die Innenstadt: "Die Stadtverordneten müssen nun über ein neues Konzept nachdenken."

REINER STRACK

Im Blickpunkt: Schottische Fußballgedanken Eltern haften für ihre Kinder

Grau ist alle Theorie, und deshalb vorab das Neueste aus der Regelkunde des Fußballs mal so nahegebracht, wie es sich in der Praxis darstellen könnte. Es vergleichen sich im Fußballspiel die Mannschaften von, sagen wir mal, Eintracht Frankfurt und Bayern München. Die konnten sich noch nie leiden, bekämpfen sich ganz arg, und weil der Frankfurter Okocha dem Münchner Kreuzer den Ball durch die Beine gespielt hat und der das gemein findet, zieht Kreuzer Okocha an den Haaren. Der Schiedsrichter sieht das, unterbricht das Spiel - und läßt Bayern-Präsident Fritz Scherer von der Tribüne holen.

Logisch? Schon. Findet jedenfalls Jim Farry, Exekutivdirektor des schottischen Fußball-Verbandes, der veranlaßt hat, daß oben angeführtes Exempel im Norden der britischen Insel bald Wirklichkeit werden soll. "Der Druck von oben", will Farry festgestellt haben, "überträgt sich auf die Spieler und führt zu Gewalttätigkeiten auf dem Spielfeld." Deshalb sollen Vereinsvorsitzende und Direktoren fortan dafür bestraft werden, wenn sich ihre Spieler am Arbeitsplatz mal wieder danebenbenehmen.

Nun hat Farry bislang noch nicht konkretisiert, in welcher Form die Klubobersten Buße tun sollen. Und es ist wahrscheinlich, daß sie nicht gleich in eine Kategorie mit Hooligans eingestuft und des Stadions verwiesen werden, sondern vielmehr ein paar Überweisungen an den Fußball-Verband tätigen müssen. Es wird also einige jener Ewiggestrigen geben, die wieder gar nichts verstanden haben, die behaupten, der Schotte Farry wolle nur ein wenig die Kaffeekasse seines Büros aufbessern.

Aber nein. Erkennt man denn nicht die sozialpädagogische, ja die juristisch bahnbrechende Tragweite dieser Weisung? Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen, darüber murrt das Volk seit Menschengedenken. Damit ist nun Schluß, der schottische Fußball weist den Weg. Ran an die Bosse, jeder böse Schienbeintritt seines Spielers gegen den Gegner wird fortan auch dem Präsidenten wehtun.

Leise nur wagen wir bei derart historischem Ausmaß einzuwenden: Was kann eigentlich der Herr Scherer dafür, daß der Herr Kreuzer böse zu Herrn Okocha ist? Ist es nicht so, daß die überwiegende Mehrheit der fußballspielenden Jungunternehmer die 18 überschritten hat, reif genug also, selbst zu wissen, was gut und was schlecht ist. Dachten wir zumindest.

Offenbar nicht in Schottland. Eltern haften für ihre Kinder, Präsidenten für ihre Spieler. RONALD RENG

Polizei beendete Massenprügelei

GELNHAUSEN. Mehr als 100 Asylbewerber aus Algerien und Nigeria lieferten sich auf dem Gelände der ehemaligen Coleman-Kaserne eine handfeste Prügelei, die die Polizei erst mit "massiven Kräften" beenden konnte. Ein 34 Jahre alter Nigerianer erlitt während der Auseinandersetzung eine Schnittwunde am Bein.

Begonnen hatte die Keilerei, als die Polizei einen Nigerianer am Eingang der Unterkunft kontrollierte. Der Afrikaner hatte einen Radiorecorder bei sich, von dem die Polizei vermutete, er sei gestohlen. Dabei wurde der Nigerianer von einigen Algeriern als Dieb beschimpft, woraus sich wiederum die Prügelei entwikkelte, zu der immer mehr Männer stießen. az

TG Rüsselsheim, Zweite Volleyball-Bundesliga Jetzt erst einmal verschnaufen Unerwarteter 3:2-Sieg in Metternich war Schwerstarbeit

Im Aufstiegskampf erst einmal aufatmen können die Zweitliga-Volleyballerinnen der TG Rüsselsheim nach dem 3:2(17:5, 10:15, 14:16, 17:15, 15:9)-Auswärtssieg beim direkten Kontrahenten um den Klassenerhalt, TV Metternich. Der steht nun wieder hinter der Turngemeinde, da diese bei gleicher Punktzahl von 8:24 das bessere Satzverhältnis hat (42:39 gegenüber 41:39 von Metternich). Was aber zählt, ist der Abstand zum Schlußlicht Ettlinger SV, denn nur der Tabellenzehnte wird die Klasse verlassen müssen.

Nach der Heimniederlage gegen Ettlingen war die Wiedergutmachung in Metternich eine kleine Überraschung, denn den Rüsselsheimerinnen fehlte die erkrankte Mittelblockerin Jolanta Azubuike. Zuspielerin Christine Lorenz konnte wegen einer Wirbelverletzung am Hals nur teilweise spielen. Da aber Stellerin Barbara Schlosser einen guten Tag erwischte und in der Abwehr unermüdlich kämpfte, fiel das Handicap von Christine Lorenz nicht zu sehr ins Gewicht.

Schwerer kompensierbar war da schon der Ausfall von Jolanta Azubuike, denn schließlich fehlt der Turngemeinde auch die zweite etatmäßige Mittelblockerin Stefanie Herold, die wegen ihrer schweren Knieverletzung noch lange aussetzen muß. Wegen der Umstellungen agierten die Gäste im Angriff daher vor allem über Außen, wo Sabine Dehnel und Petra Meyer hervorragende Leistungen zeigten und eine fast hundertprozentige Ausbeute bei ihren Angriffen aufwiesen.

Auch Metternich spielte vorwiegend über die Position vier, scheiterte aber hier öfter am Block der Rüsselsheimerinnen als dies umgekehrt der Fall war. Dies gab letztlich auch den Ausschlag für den Sieg der TG. Allerdings besaß die TG auch in der Annahme und im Aufbau Vorteile, ebenso in der größeren mannschaftlichen Geschlossenheit. Dagegen dominierte Metternich in der Körpergröße. Die kleinste Akteurin mißt bereits 1,77 Meter und die stärkste Blockspielerin, die Polin Tereskiewicz, bringt es auf 1,90 Meter.

Die spannende Partie ließ jedoch vor mehr als 400 Zuschauern lange keinen Sieger erkennen, denn die Unterschiede im Leistungsvermögen beider Teams waren insgesamt nicht sehr groß. Im ersten Satz, der über 37 Minuten ging, konnten die Gäste einen 3:11-Rückstand noch in einen 17:15-Sieg ummünzen und hatten dabei vier Satzbälle abgewehrt. Jedoch reichte es im zweiten Durchgang nicht mehr für eine gelungene Aufholjagd.

Im dritten Abschnitt lagen die Rüsselsheimerinnen dagegen nicht gleich wieder im Hintertreffen, schafften aber nach ausgeglichenem Spielverlauf den Sieg dennoch nicht und verloren mit 14:16. Metternich, das geschwächt wegen des Fehlens von Zuspielerin Tina Rux (Kreuzbandriß) antrat, besaß im vierten Satz bei 14:13 schon Matchball. Der wäre auch fast gelungen, doch bei der Aktion landete eine Spielerin im Netz, was das überzeugende Schiedsgericht auch ahndete. Rüsselsheim ließ sich diese Chance nicht entgehen und holte den Satz mit 17:15.

Mit 1:4 geriet die Mannschaft von Thomas Brunner im Tie-Break in Rückstand, konnte aber beim 8:8 ausgleichen. Beim 11:9 führte sie das erste Mal mit zwei Punkten und durfte sich bei einem weiteren zum 12:9 des wichtigen Sieges sicher sein.

Für Rüsselsheim spielten: Barbara Schlosser, Tanja Busch, Christine Lorenz, Linda Dubiel, Katja Wust, Anett Steiger, Petra Meyer, Sabine Dehnel und Claudia Eckel. gw

Frankfurter Filmtips

In ihren tiefen Blicken scheinen sich Unschuld und Begehren in der Unendlichkeit zu verlieren, werden Kategorien wie Gut und Böse von banaler Erdenschwere befreit: Juliette Binoche, 28jährige Schauspielerin aus Paris, ist seit "Die Liebenden von Pont-Neuf" zum Mega-Star in Frankreich avanciert. Mit wortkargem, minimalistischem Schauspiel zwischen Präsenz und Abwesenheit verkörpert die Binoche mit fahl leuchtendem Antlitz Männerphantasien zwischen einem "Engel ohne Träne" und "natürlichem Mysterium" (Spiegel).

In dieser Woche ist Juliette Binoche in zwei Filmen zu sehen, zweimal als "Anna" zwischen Hure und Heiliger: In Louis Malles Verhängnis spielt sie die Frau, die glaubt, Geliebte von Vater und Sohn zugleich sein zu können; das brillant, etwas unironisch auf das fatale Ende hin inszenierte Drama läuft im ,Excelsior&rquote; in der 10. Woche. In Leos Carax' Die Nacht ist jung von 1986 dagegen ist sie die Unantastbare, die dem Gangsterboß Marc gehört und in platonischer Liebe für den Fingerkünstler Alex vergeht. Carax' zeiten- und weltenentrückter surreal-futuristischer Thriller ist nun im ,Mal Seh'n&rquote; zu genießen.

Ebenso in der Adlerflychtstraße (und heute abend im Filmforum Höchst) läuft am Wochenende Serap Berrakkarasus Dokumentarfilm Töchter zweier Welten, eine sensible Studie über verlorene Bindungen zwischen Mutter und Tochter, über neugewonnene wie verlorene Heimat. Daneben ist in der Matinee des ,Orfeo&rquote; wieder Cyrano de Bergerac im Programm, im Kommunalen Kino Jon Josts Alltagsstudie Bell Diamond.

Weiter zu empfehlen auch Leolo, Orlando, Ehemänner und Ehefrauen, Eine kurze Geschichte der Zeit, Malcolm X, Jagd auf Schmetterlinge und Jimmy Hoffa. oll

Rauschgiftfahnder stellten 35 Gramm Kokain sicher

RÖDERMARK. Etwa 35 Gramm Kokain hat die Polizei, durch richterliche Anordnung legitimiert, in der Wohnung eines 18jährigen sichergestellt. Er hatte das Rauschgift unter seinem Bett im Schlafzimmer versteckt. Die Ermittlungen dauern an. ttt

4639 Bauanträge genehmigt Bauwert von insgesamt rund 113 Millionen Mark im Jahr 1992

MAIN-KINZIG-KREIS. 4639 Bauanträge hat die Bauaufsicht des Main-Kinzig- Kreises im vergangenen Jahr genehmigt. Im selben Zeitraum sind 4871 Anträge in der Bauverwaltung eingegangen. 3131 Bauten wurden von der Behörde inzwischen abgenommen.

In der Zahl der ausgestellten Bauscheine enthalten sind die Genehmigungen für 877 Wohungen mit insgesamt 3714 Wohnräumen auf 92 187 Quadratmetern. Im Altkreis Hanau (ohne Hanau) sind im vierten Quartal 1992 451 Anträge eingegangen, 447 wurden genehmigt. Das sind rund 40 Prozent aller Anträge. Der Bauwert der erteilten Genehmigungen beträgt 112,9 Millionen Mark, genehmigt wurden im Altkreis Hanau unter anderem 551 Wohnungen mit 2192 Wohnräumen.

Nur unwesentlich weniger Anträge wurden im Altkreis Gelnhausen bearbeitet. Dort waren 448 Anträge eingegangen, 482 wurden genehmigt. Der Bauwert der ausgestellten Bauscheine beläuft sich auf 85,9 Millionen Mark. Genehmigt wurde auch der Bau von 256 Wohnungen mit 1202 Wohnräumen.

Neu errichtet werden können im Altkreis Schlüchtern 68 Wohnungen mit 320 Wohnräumen. Insgesamt waren dort 220 Anträge eingegangen, 178 wurden im selben Zeitraum genehmigt. Der Bauwert beträgt rund 30 Millionen Mark.

Wie immer um die Jahreswende waren die Zahlen im Januar dieses Jahres deutlich niedriger.

Insgesamt waren 278 Anträge eingegangen, 231 wurden genehmigt. Der Bauwert der ausgestellten Bauscheine beläuft sich auf 60,5 Millionen Mark. In den Genehmigungen enthalten sind Bauscheine für 216 Wohnungen mit 813 Wohnräumen. Im Januar wurden von der Behörde 215 Bauten abgenommen.

Im Altkreis Hanau weist die Statistik 134 eingegangene und 123 genehmigte Anträge aus. 118 Bauten wurden abgenommen. Enthalten in den Genehmigungen sind 153 Wohnungen mit 563 Wohnräumen, der Bauwert wird mit 47,6 Millionen Mark angegeben. Im Gelnhäuser Raum gingen 128 Anträge ein, 62 wurden genehmigt. Darin enthalten die Erlaubnis zum Bau von 36 Wohnungen mit 147 Räumen.

Eine ausgeglichene Bilanz weist die Behörde für den Altkreis Schlüchtern aus. 46 Anträge gingen ein, 46 wurden genehmigt. Der Bauwert: 6,7 Millionen Mark. Darin enthalten sind Bauscheine für 27 Wohnungen mit 103 Räumen. are

Kinderkleidermarkt

STEINBACH. Die SPD lädt zum Kinderkleidermarkt ins Bürgerhaus ein: heute ab 14.30 Uhr mit Cafeteria, am Samstag ab 10 Uhr mit erweitertem Sortiment: vom Autokindersitz zur Wintersportkleidung. Für Samstag sind noch Verkaufsplätze da. ill

Leute mit Eßstörungen wollen Gruppe aufbauen

BAD VILBEL. "Nur Mut, der erste Schritt ist der schwerste", lädt die Bürgeraktive Bad Vilbel zum Treffen einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Eßstörungen ein. Die Störung könne auch als Chance für einen Neubeginn gesehen werden. Gerade deshalb die Anregung, zum ersten Treffen am Montag, 22. März, 18 Uhr, in den Räumen der Bürgeraktive, Frankfurter Straße 15, Hinterhof, zu kommen. Oder anzurufen: Tel. 06101/1384.

Die Initiatoren suchen Menschen, die wie sie selbst Interesse haben, eine Gruppe aufzubauen, in der sie sich gegenseitig helfen können. Ziel ist:

• sich anzunehmen, wie jeder ist,

• an der Ursache der Eßstörungen zu arbeiten,

• Angst, Scheu und Hilflosigkeit abzu bauen,

• das eigene Leben selbst in eigener Verantwortung zu gestalten.

Dabei kann auch fachliche Beratung eine wichtige Unterstützung sein. de

Jetzt weiß UfO, wonach er Ymos fragen muß Expertin schulte den Verein für weitere Gespräche / Bürgermeister sagt volle Unterstützung zu

OBERTSHAUSEN. "Wir stochern im dunkeln herum", sagte ein Besucher der Informationsveranstaltung des Vereins "Umweltschutz für Obertshausen" (UfO). Was aus den Schornsteinen von Ymos in die Luft abgegeben wird, beziehungsweise werden könnte, dies Geheimnis lüftete UfO am Mittwoch abend nicht. Loeki Häger-Hogerland, BUND-Kreisvorsitzende im Main-Kinzig-Kreis und Assistentin für Biologie an der Uni Frankfurt, machte in ihrem Vortrag aber deutlich, wonach gesucht werden sollte, welche Fragen und Forderungen der Verein Ymos stellen müßte, um mehr über die Umweltbelastungen zu erfahren, und um sie eindämmen zu können.

Die Referentin machte klar, "was man nicht riecht, ist viel giftiger", und sie nahm sich einzelne Teile der Industrieanlage wie die Lackiererei die Schleiferei, die Galvanik oder die Waschanlage zur Rückgewinnung von Säuren vor, erklärte, was aus ihnen an Schadstoffen entweichen könnte.

Der Verein müsse sich an allererster Stelle dafür einsetzen, daß Ymos keine farbigen, metallisch glänzenden Stoßstangen mehr produziere. Die Lackierung sollte auf ein umweltfreundlicheres Pulverlackverfahren umgestellt werden, das ohne Lösungsmittel auskommt. Die Stoßstangen wären dann zwar nicht mehr so schön, doch besser für die Gesundheit der Menschen. Zumindest sollte Ymos das elektrostatische Lackierverfahren einführen und von 1995 an die schärferen englischen Grenzwerte für die Lackverarbeitung einhalten. Außerdem sollten die Lackschlämme nach dem VW-Verfahren aufgearbeitet werden. Nachfragen müsse der Verein auch, wie Ymos seine Aktivkohlefilter entsorgt.

Gemessen werden müßte, ob bei der PVC-Verarbeitung das krebserregende Vinilchlorid frei wird. Überhaupt sollte auf PVC zugunsten anderer Kunststoffe verzichtet werden.

Herauszufinden gelte es zudem, warum das Unternehmen eine thermische Verbrennungsanlage betreibt, die auf bis zu 950 Grad gefahren werden könnte. Möglicherweise wird dort Dioxin freigesetzt, sagte die BUND-Vorsitzende. Sie forderte zudem vor dem Hintergrund der Hoechst-Unfälle, Ymos müsse alle Störfälle bekannt geben.

Als sehr wichtig bezeichnete sie die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. Obwohl eingeladen, hatte Ymos die Teilnahme an der Informationsveranstaltung abgesagt, teilte UfO-Vorsitzende Ingeborg Behrendt mit.

Dennoch hat sich das Verhältnis zwischen UfO und Ymos in jüngster Vergangenheit entspannt. Vertreter des Verein und der Firma hatten sich vor kurzem an einen Tisch gesetzt, um miteinander zu reden.

Ingeborg Behrendt machte deutlich, daß der Verein nichts gegen Ymos habe, aber sehr wohl etwas gegen Umweltbelastungen und dagegen, daß sie verschwiegen werden. Sie forderte die Obertshausener auf, sich UfO anzuschließen, statt in der Haltung zu verharren, man könne doch nichts erreichen.

Der Verein will jetzt ein neues Gespräch mit der Firma vereinbaren, um Auskunft über die von Loeki Häger-Hogerland aufgeworfenen Fragen zu erhalten. Sollte UfO keine befriedigenden Antworten bekommen, soll die Luft erneut untersucht werden. Vor vier Jahren hatte ein Institut dies schon einmal getan - mit zum Teil nicht verwertbarem Erfolg.

Auf die Frage an Bürgermeister Josef Seib (CDU), ob die Stadt bereit sei, eine solche Untersuchung nochmals in Auftrag zu geben, meinte dieser: "Ich denke schon, sagen Sie mir, welches Institut, damit wir nicht das falsche nehmen."

Seib machte deutlich, daß die Stadt den Verein unterstützt. Nachdem im vergangenen April ein Erlaß herausgekommen ist, der den Einblick in Firmendaten zuläßt, habe sich die Stadt auf einen Hinweis des Vereins mit diesem Ansinnen an Umweltminister Joschka Fischer gewandt. Dessen ganz frisch vom März 1993 datiertes Antwortschreiben sei aber ziemlich nichtssagend. Fischer erkläre darin, daß die Weitergabe von Emissionsdaten an Dritte von der Prüfung abhängig sei, ob sich daraus Rückschlüsse auf die Ausgangsstoffe ziehen ließen, und damit möglicherweise das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis gelüftet werden könnte. Mit dieser Prüfung ist das Frankfurter Gewerbeaufsichtsamt betraut.

Seib schätzt, daß sie mindestens noch ein halbes Jahr auf sich warten läßt. Er befürchtet aber, daß im Ergebnis das Betriebsgeheimnis höher eingestuft wird, als die Ängste der Bürger vor gesundheitlichen Schäden.

Ymos gehöre nicht zu jenen 100 hessischen Firmen, die nach den Hoechst-Unfällen jetzt besonders überprüft werden, teilte der Bürgermeister mit. Er sprach UfO Mut zu: "Machen Sie so weiter, Sie haben mehr Möglichkeiten als ein hierarchischer Verwaltungsapparat." pmü

Wir gratulieren

Herrn Walter Brendel, Klein-Karben, zum 79. Geburtstag.

Frau Hildegard Palm, Klein-Karben, zum 72. Geburtstag.

Herrn Paul Fink, Groß-Karben, zum 81. Geburtstag.

Frau Theodora Unkelbach, Kloppenheim, zum 85. Geburtstag.

Frau Emilie Sauer, Petterweil, zum 87. Geburtstag.

Herrn Max Stawitzky, Assenheim, zum 84. Geburtstag.

Frau Elise Wehrße, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

Frau Anna Köllner, Bönstadt, zum 83. Geburtstag.

Christdemokraten setzen auf "klare Abgrenzung" Einigkeit beim Kreisparteitag: Keine Koalition

WIESBADEN. Zerknirscht über das "schlechteste Wahlergebnis seit 1960" suchen die Wiesbadener Christdemokraten nach Wegen, die Gunst der Wähler wiederzugewinnen. "Mehr Profil zeigen" lautet die Botschaft, die die CDU-Mitglieder auf ihrem Kreisparteitag am Mittwoch abend an die Adresse der Unionsführung richteten. "Wir haben uns in der Vergangenheit zu wenig mit dem politischen Gegner auseinandergesetzt", las Rigobert Falk den Parteioberen die Leviten. Der Schmusekurs mit der SPD habe sich für die CDU nicht ausgezahlt. "Die "Wiesbadener Linie" in der Asylpolitik war ein politisch-psychologischer Fehler", bilanzierte Rigobert Falk, "damit haben wir unsere Stammwähler vergrault." Denn die hätten sich mit ihren Ängsten vor der "Asylantenflut" von der CDU im Stich gelassen gefühlt.

Eine klare Abgrenzung von den Sozialdemokraten hält die CDU künftig für unverzichtbar: "Keine große Koalition, am besten überhaupt keine Koalition mit CDU-Beteiligung", gab die Basis der Verhandlungsdelegation mit auf den Weg, die mit SPD, FDP und Grünen über die künftige Regierungsbildung im Wiesbadener Rathaus berät. Kompromißlosigkeit wünscht die Partei überdies bei der Einlösung christdemokratischer Wahlversprechen: Die Getränkesteuer soll zum 1. Juli abgeschafft werden - ein entsprechender gemeinsamer Antrag mit der FDP-Fraktion liegt bereits vor. Aufgehoben werden sollen außerdem die Sperrung von Luisen- und Friedrichstraße sowie das Anwohnerparken. Einstimmig beschloß der Parteitag überdies, die Abwahl der SPD-Stadträte Dieter Berlitz und Jörg Bourgett zu beantragen.

Nach der Wahlschlappe - die CDU verlor 4,5 Prozent der Stimmen und erzielte nur noch 28,9 Prozent - ist laut Parteichef Horst Klee künftig "klares Handeln" angezeigt. Und dies haben ihm die Parteitags-Delegierten auch besonders ans Herz gelegt. Entschlossenheit kündigte Horst Klee bei der Vergrößerung des finanziellen Handlungsspielraums an: "Wir werden den Etat entrümpeln". Das Versorgungsprinzip müsse ein Ende haben. Park-and-Ride-Plätze am Stadtrand und mehr Polizeipräsenz zur Erhöhung der Sicherheit in der Fußgängerzone sind weitere Markierungspunkte auf dem Weg künftiger CDU-Politik. So hofft Horst Klee, "neues Vertrauenspotential zu schaffen". Wobei die Christdemokraten Unterstützung aus der rechten Ecke des Stadtparlaments nicht ausschließen: "Wir werden auch dann Anträge stellen", sagte Horst Klee an, "wenn die Republikaner zustimmen". Andernfalls wären die Stadtverordneten zur politischen Unfähigkeit verdammt, "und dazu kann uns in dieser Stadt niemand degradieren".

Eine Kooperation komme mit den Republikanern allerdings nicht in Betracht - eine Prämisse, die von keinem der CDU-Mitglieder in Frage gestellt wurde. Anders hingegen der Umgang mit den Grünen. Während die CDU-Führung auch mit der Öko-Partei über eine mögliche Zusammenarbeit verhandelt, warnte Dr. Dietrich Hiller vor zu engen Kontakten mit der Umweltpartei. Deren Ziel sei es nämlich nach wie vor, den demokratischen Rechtsstaat auszuhebeln. Dann drohe eine "Öko-Diktatur". "Die haben immer noch nicht kapiert, daß soziale Leistungen erst einmal erarbeitet werden müssen, bevor man sie verteilen kann." Die CDU könne es sich nicht leisten, "mit den Grünen in einen Topf geworfen zu werden". Ebenso müsse sich die CDU von den Republikanern absetzen, die "einen Schafspelz um den extremistischen Wolf hängen". Die Republikaner seien "rassistisch und intolerant", und sie trügen ständig die "Law-and-order-Standarte" vor sich her, grenzte sich der CDU-Politiker klar von den "extremen Parteien" ab.

Hans-Peter Thurn: "Wir müssen in der Stadtverordnetenversammlung jeweils um die Mehrheit ringen." Absprachen mit anderen Parteien sollten höchstens "von Fall zu Fall" getroffen werden. Kämpferischen Einsatz empfahl die Basis den christdemokratischen Politikern. "Die CDU war immer dann besonders stark", sagte Hans Peter Thurn, "wenn sie offensive Politik gemacht hat."

MARGIT FEHLINGER

Klaus Giegerich an der Spitze der JU

WIESBADEN. Klaus Giegerich bleibt Vorsitzender der Jungen Union. Er wurde in der Jahreshauptversammlung der JU in seinem Amt bestätigt. Neue Stellvertreter wurden Hans-Martin Kessler, Dr. Ralf-Alexander Lorz und Bernhard Lorenz. Schatzmeister ist künftig Marc Zeimetz, und die Protokolle führt nun Andre Buderus. Als Beisitzer gehören dem JU- Vorstand an: Susamme Schödel, Cornelia Tippelt, Axel Nix, Andreas Ständer, Frank Sand und Markus Giesa.

Der Polit-Nachwuchs der Christdemokraten will "frischen Wind" in die CDU bringen. maf

Arzt und Autor liest aus seinem Buch vor

HAINSTADT. Bernhard Geue, Arzt und Autor, erzählt am Dienstag, 23. März, um 20 Uhr im Gemeindezentrum in Hainstadt in der Bücherstube Klingler, "wie ich mir selber das Leben zur Hölle machte." Bei regelmäßiger Anwendung der von ihm auch in einem Buch beschriebenen Tips falle es jedem leicht, so die Ankündigung, jegliche Hoffnung aufzugeben und an sich zu verzweifeln. Oder ein Ende zu machen mit der lieben Selbstquälerei. ttt

Briefe an die Redaktion "Wo bleibt das Wohl der Tiere?"

Am 11. März beschrieb die FR die Arbeit des Staatlichen Amtes für Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen. Eine Leserin stellt kritische Fragen: "1. Dr. Eckermann behauptet - so FR -, daß bei Hühnern aus Legebatterien praktisch kein Salmonellenproblem herrsche, da die Hühner nicht mit ihrem Kot in Berührung kämen. Der Spiegel 6/93 berichtet von Untersuchungen der Verbraucherverbände, nach denen von 200 Eiern 40 äußerlich mit Salmonellen infiziert waren. Werden diese Eier aufgeschlagen, so läßt es sich nicht verhindern, daß auch Eiweiß und Eidotter verseucht werden. Auch der Deutsche Tierschutzbund wies im Januar wieder eindringlich darauf hin, daß bei Eiern aus Batteriehaltung ein hohes gesundheitliches Risiko besteht.

2. Ich vermisse bei den aufgezählten Aktivitäten der Amtstierärzte und ihrer Mitarbeiter Berichte und Zahlen über tierschutzrelevante Maßnahmen. Das wären zum Beispiel Transportkontrollen von Schlachttieren oder die Überprüfung von Hundehaltungen im Freien. Die Amtstierärzte sind die einzigen ,Tierschutzbeamten&rquote; mit Vollzugskompetenz, d.h., nur sie können in Fällen von Tiermißhandlungen rechtlich legitimiert einschreiten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es im Wetteraukreis keine Fälle von Tierquälerei gegeben hat (außer der mir schon bekannten!), - waren die Veterinäre da nicht aktiv, oder wurde es im besagten FR-Artikel unverständlicherweise nicht erwähnt? So liest es sich jedenfalls wie ein Bericht darüber, was die staatlichen Tierärzte alles zum gesundheitlichen Wohl des Menschen beigetragen haben. Wo bleibt das Wohl der Tiere?"

Christa Blanke, Pfarrerin

Friedhofsgasse 2

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Schenck speckt ab Jahresüberschuß schrumpft / Asien-Geschäft wächst

jch DARMSTADT. Der Darmstädter Maschinenbauer Carl Schenck will sein Gewicht im Ostasien-Geschäft stärker als bisher in die Waagschale werfen. Während Vorstandschef Klaus von Hörde auf dem arg gebeutelten europäischen Markt in den drei Hauptzweigen des Unternehmens - Wägen, Fördern, Prüfen - in den kommenden drei Jahren kaum eine Erholung erwartet, werde in Asien "die Post abgehen". In China, heute einer der führenden Hersteller von Elektromotoren, bestehe ein riesiger Bedarf an Auswuchttechnik. Von diesem Kuchen will sich Schenck über seine Beteiligung in Schanghai ein dickes Stück abschneiden. Insgesamt hofft von Hörde das Asien-Geschäft von derzeit 100 Millionen Mark in den nächsten anderthalb Jahren verdoppeln zu können. Ausgangsbasis sollen die bestehenden Beteiligungen in Korea, Japan und China bilden.

Intern will der Maschinenbauer im nächsten Jahr seine Schlankheitskur fortsetzen, welche die Konjunkturflaute bereits im vergangenen Jahr abgefedert habe. Die Personalkosten, die derzeit die Hälfte des Umsatzes ausmachten, würden weiter gesenkt. Der nicht näher bezifferte Stellenabbau soll jedoch ohne Entlassungen über die Bühne gehen. Bereits in den vergangenen anderthalb Jahren hatte das Unternehmen 600 Stellen gekappt. Zuletzt arbeiteten im Konzern 6384 Männer und Frauen. Zudem setzt Schenck auf eine Beschleunigung der Arbeitsabläufe in der Produktion. So können heute Maschinen bereits nach sechs Wochen statt nach einem halben Jahr ausgeliefert werden.

Trotz dieser Anstrengungen kann der Vorstand mit dem am 30. September abgelaufenen Geschäftsjahr 91/92 nicht zufrieden sein. Zwar hat die Branchenkrise das Unternehmen wegen seiner weltweiten Präsenz weniger hart getroffen als manche Konkurrenten. Dennoch ging der Umsatz um zwei Prozent auf rund eine Milliarde Mark zurück. Grund dafür sind der Erlöseinbruch von elf Prozent auf dem deutschen Markt sowie die schwächere Nachfrage nach Prüftechnik. Während das Konzernergebnis mit neun Millionen Mark um rund eine Million unter dem Vojahreswert lag, sackte der Jahresüberschuß in der AG um 40 Prozent auf knapp neun Millionen Mark ab. Auch das laufende Geschäftsjahr, so von Hörde, werde für Schenck "kein besonders gutes Jahr werden". Dennoch rechne er mit einem positiven Ergebnis, zumal der Umsatz seit Oktober im Konzern um zehn Prozent und die Auftragseingänge um knapp sechs Prozent gestiegen seien.

Scheibner im "Neuen Löwen" ERLENSEE. Der literarische Kabarettist Hans Scheibner gastiert mit seinem neuen Programm "Hohn und Gelächter" am Sonntag, 28. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus "Zum neuen Löwen". Eintrittskarten sind in allen Schreibwarengeschäften, im Hallenbad, der Gemeindebücherei und an der Abendkasse erhältlich. Kulturprogramm mit Psychothriller ERLENSEE. Krimifreunde können sich auf den Auftritt von Christiane Krüger und Horst Janson mit dem Stück "Ein Sommerabend im Wintergarten" von Norman Crisp am Montag, 5. April, um 20 Uhr in der Erlenhalle freuen. Für den Theaterabend der Neuen Schaubühne München gibt es Eintrittskarten bei allen Schreibwarengeschäften, im Hallenbad, der Gemeindebücherei sowie an der Abendkasse.

Bad Nauheim: CDU und UWG bestellen das Aufgebot Die siegreichen Freien Wähler wollen keinen eigenen Bürgermeister-Kandidaten nominieren

BAD NAUHEIM. Die Verhandlungskommissionen von CDU und UWG haben sich am Mittwoch auf eine Zusammenarbeit beider Fraktionen im Stadtparlament geeinigt. Damit steht dem neuen Bündnis, das über die Parlamentsmehrheit verfügt, nichts mehr im Weg. So haben gestern bereits der Vorsitzende der Wählergemeinschaft, Wolfgang Jehner, und der CDU-Ortsverbandschef, Karlheinz Rahn, die Zeitungen zu einer Pressekonferenz für den nächsten Donnerstag eingeladen, wo die Vereinbarung öffentlich vorgestellt werden soll.

Die wichtigsten Ergebnisse vorab: Die UWG wird keinen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken, dafür bekommt die UWG ein hauptamtliches Magistratsmitglied. Die gestrigen Recherchen der FR konnten zwar nicht abschließend klären, welchen Posten die UWG bekommt, doch vieles deutet auf folgende Einigung hin:

Sollte Bad Nauheims Erster Stadtrat Dr. Werner Flach (CDU) im Mai zum neuen Bad Nauheimer Bürgermeister gewählt werden, bekommt die UWG den von Flach geräumten Posten. Als Gegenleistung würden dann die Bündnispartner den Posten des zweiten hauptamtlichen Stadtrates, der noch bis Januar 1994 von dem Sozialdemokraten Peter Keller belegt ist, mit einem CDU-Kandidaten besetzen. Für den derzeit von beiden Fraktionen für unwahrscheinlich gehaltenen Fall, daß der Sozialdemokrat Peter Keller (SPD) Anfang Mai vom Volk direkt zum neuen Bad Nauheimer Bürgermeister gewählt werden sollte, behält die CDU den Posten des Ersten Stadtrates und die UWG müßte sich mit dem Sessel des zweiten hauptamtlichen Magistratsmitgliedes begnügen, da beide Fraktionen die Zahl der hauptamtlichen Magistratsmitglieder nicht aufstocken wollen.

Führende Sprecher von CDU und UWG machen keinen Hehl daraus, das sie ihre neue parlamentarische Mehrheit durch eine entsprechende Besetzung des Magistrates sichern wollen. Die neue Liebe zwischen der konservativen Wählergemeinschaft und der CDU geht derzeit nicht soweit, daß sich beide auf eine gemeinsame Wahlkampfstrategie für die Bürgermeisterwahl geeinigt haben. Auf die FR-Frage, ob die UWG ihre Mitglieder und Wähler zu einer Wahl von Dr. Flach aufrufen werde, meinte gestern der neue UWG-Fraktionsvorsitzende Bernd Witzel: "Darüber muß die UWG-Basis noch entscheiden."

Ausgeklammert wurde in dem Vertrag auch die zwischen beiden Fraktionen kontrovers diskutierte Frage nach dem Bau der B 275 a. Das fiel beiden Bündnispartnern leicht, da die Umgehungsstraße vermutlich in diesem Jahrhundert nicht mehr gebaut wird. Die ebenfalls heftig umstrittene Frage des Rathausbaus soll noch nicht endgültig beantwortet worden sein. str

Fahrt in die Toscana

KELSTERBACH. Noch bis Sonntag, 21. März, können sich reiselustige und bildungshungrige Italienliebhaber für die Fahrt des Volksbildungswerkes in die Toscana anmelden. Die Reise vom 22. bis 30. April kostet 1.149 Mark; Einzelzimmerzuschlag 270 Mark. Informationen erteilt Manfred Müller unter der Telefonnummer 06107 / 49 09. asd

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Politiker wehren sich gegen Buhmann-Image Stadt Rodgau verabschiedete sechs Kommunalpolitiker und schmückte sie mit Ehrentiteln

RODGAU. Viel war am Mittwoch abend im Rathaus von Jügesheim die Rede von der Politik überdrüssigen Bürgern, von Skepsis gegenüber den Parteien, von zunehmendem Desinteresse an öffentlichem Wohl und Wehe. Dabei standen doch im Mittelpunkt sechs Persönlichkeiten, die sich - ohne jemals in den Verdacht von Vetternwirtschaft geraten zu sein - seit zwanzig und mehr Jahren der Kommunalpolitik und damit dem Wohl der Allgemeinheit verschrieben hatten.

Trotz zurückliegender Wahl war die Stadtverordnetenversammlung zwei Wochen vor Ende der Legislaturperiode noch einmal zusammengetreten, um einem halben Dutzend ausscheidender Stadtverordneter, Ortsbeirats- und Magistratsmitglieder Dank zu sagen, sie mit Ehrenbezeichnungen und Plaketten zu schmücken.

Im Scheinwerferlicht standen Stadtverordnetenvorsteher Rainer Bergert, seine Kollegen Jakob Beck, Willi Walter, Heinz "Solche und solche" Koop, Josef Schäfer und der ehrenamtliche Stadtrat Richard Resch. Sie alle haben nicht nur unzählige Stunden in Ausschuß- und Plenarsitzungen verbracht, sondern zumeist auch noch als Schöffen in der Rechtspflege, als Schiedsmänner, Elternbeiräte oder in Vereinsvorständen gewirkt.

Bürgermeister Paul Scherer sprach dennoch den Begriff aus, der vor kurzem zum Wort des Jahres avanciert war: Politik(er)verdrossenheit.

Es gebe natürlich auch innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe schwarze Schafe - wörtlich: "solche und solche" - weil es sich eben nicht um eine elitäre Kaste handele, sondern Menschen "wie du und ich". Scherer verwahrte sich aber auch dagegen, daß alle über einen Kamm geschert werden - auch die, die selbstlos und uneigennützig ihre Pflicht täten und dennoch mit Beschimpfungen leben müßten: "Die, die ihr Bestes geben, werden in einem Atemzug genannt mit jenen, die die Hand aufhalten oder die stinkfaul sind".

Es klang an diesem Abend aber auch an, daß Demokratie nicht funktioniere, wenn sich immer mehr Menschen weigerten, für politische Parteien und Parlamente überhaupt zu kandidieren. Stadtverordnetenvorsteher Rainer Bergert in seiner wohl letzten Amtshandlung: "Ich appelliere an die Bürgerinnen und Bürger von Rodgau, sich selbstkritisch zu prüfen, ob Wahlenthaltung oder Ungültigmachen des Stimmzettels der richtige Weg sind, um unser Gemeinwesen zu erhalten und voranzubringen". Nur wer sich für das Gemeinwesen interessiere und bereit sei, am kommunalpolitischen Geschehen aktiv mitzuwirken, leiste den unschätzbaren Beitrag, der für das Zusammenleben in der örtlichen Gemeinschaft unerläßlich sei.

Während sich Jakob Beck, Willi Walter, Heinz Koop und Josef Schäfer von nun an "Stadtälteste" nennen dürfen, trägt Richard Resch fürderhin den Titel "Ehrenstadtrat". Sie alle wurden mit der Ehrenplakette der Stadt Rodgau in Gold ausgezeichnet; Rainer Bergert dagegen mußte mit der Version in Silber vorliebnehmen: Er hatte noch nicht die zwanzig Jahre an ehrenamtlichen Engagement vollendet, die die Ehrenordnung für die Verleihung dieser höheren Stufe vorsieht.

Dafür durfte der aus persönlichen Gründen aus der Stadtverordnetenversammlung ausscheidende Hainhäuser, nein Rodgauer, das Hohe Lied auf seine Kollegen singen. Die Leistungen und Verdienste des bis dahin amtierenden "ersten Bürgers" würdigte sein Stellvertreter Karl-Heinz Erb (CDU) und bescheinigte dem Sozialdemokraten Kompetenz und vorbildliche Kollegialität. ttt

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Vor drei Jahren, am 18. März 1990, hatten die Bürger der DDR erstmals die Möglichkeit, frei und unbeeinflußt an die Wahlurnen zu gehen und ein Parlament zu wählen. Aus diesen Wahlen ging die Regierung Lothar de Maizière (CDU) hervor. Weitere sechs Monate später gab es die DDR nicht mehr. Das Datum der ersten freien Wahl nahmen Bürgerrechtler und Oppositionelle der DDR zum Anlaß, in einer gemeinsamen Erklärung eine Art Bilanz zu ziehen. Das Spektrum der Unterzeichner reicht von Pfarrer Stephan Bickhardt, dem Begründer von "Demokratie jetzt", über Wolfgang Templin vom Bündnis 90 bis zum SPD-Europaabgeordneten Edelbert Richter und dem Erfurter Pfarrer Heino Falcke. Wir veröffentlichen die Erklärung zum 18. März, die im "Bündnis 2000", dem Diskussionsforum der Bürgerbewegung erscheint, vorab im Wortlaut.

Aus dem Geschäftsleben

ERLENSEE. Der Vorsitzende des Erlenseer Gewerbeverbandes, Ralf Schneider, und sein Stellvertreter Heinz Schmidt wurden bei der Jahreshauptversammlung des Vereins in ihren Ämtern bestätigt. Schriftführer bleibt Otto Wagner, als Kassierer Günter Link. Anmeldung für die geplante Gewerbeschau am 17. und 18. April bei Heinz Schmidt.

Nur erster Bauabschnitt

NIDDERAU. Praktisch 100prozentig vor Änderung sicher ist nur der erste Bauabschnitt von "Allee-Süd". Hier ist die Stadt vertraglich gebunden. Der zweite Abschnitt könnte theoretisch von der neuen Stadtverordnetenversammlung revidiert werden - wie alle Bebauungspläne, über die das alte Stadtparlament in der letzten Sitzung befand. Versehentlich hatte die Überschrift unseres gestrigen Artikels das Gegenteil behauptet.

Ulrich Ströhle macht jetzt Dampf Eisenbahnfan hat seine Prüfung als Lokführer bestanden

WETTERAUKREIS. Ein Hang zur Nostalgie und viel Begeisterung gehören schon dazu, um in der heutigen Zeit eine Prüfung als Dampflokführer abzulegen. Bei Ulrich Ströhle ist beides der Fall: "Ich bin ein Eisenbahnfan", sagt der Vorsitzende der Eisenbahnfreunde Wetterau, "ich stecke meine ganze Freizeit da hinein." Nach bestandener Prüfung kann er nun als erstes Vereinsmitglied die Dampflok steuern, die ab Ostermontag wieder zwischen Bad Nauheim und Münzenberg verkehrt.

Einen ganzen Tag lang mußte Ströhle die Fragen eines Bundesbahnbeamten über sich ergehen lassen, zuerst wurde er theoretisch geprüft, dann bei einer Fahrt auf der Lok. Eine gründliche Vorbereitung war nötig: Ein Jahr hat Ströhle einen Lokführer der Butzbach- Licher Eisenbahn, der bislang für den Fahrbetrieb engagiert war, auf der Strecke begleitet.

Als Prüfling muß er den Aufbau der Lok und die technischen Abläufe kennen, er muß wissen, was im Notfall zu tun ist. Eine weitere Voraussetzung: "Man muß mindestens 300 Werkstattstunden nachweisen und 30 Tage als Heizer gefahren sein", sagt Ströhle. Für den ehemaligen Bundesbahner war das kein Problem: Schon vor zwei Jahren hat er die Heizer-Prüfung abgelegt. "Der hat die Aufgabe, die Lok für die Fahrt vorzubereiten, er erledigt die Schmierarbeiten, füllt während der Fahrt den Kessel nach und hält das Feuer", erklärt er.

Allein mit dem Kohleschippen dürfte er einiges zu tun haben: Die Dampflok des Vereins, eine 89 Jahre alte C 3, Typ Bismarck, verbraucht zwischen zweieinhalb und drei Tonnen Steinkohle im Tagesbetrieb. Normalerweise legt sie dann dreimal die Strecke Bad Nauheim- Münzenberg zurück. Das Dampfroß, das früher für die Marburger Kreisbahn unterwegs war, wurde erst vor einem Jahr für über 300 000 Mark restauriert.

Seine Premiere als frischgebackener Lokführer hat Ströhle mit Beginn der Fahrsaison am Ostermontag, 12. April. Um 9.45 Uhr, 13.10 Uhr und 16.20 Uhr wird er in Bad Nauheim-Nord das Signal zum Abfahren geben. In den sechs Wagen werden Getränke und ein Imbiß angeboten, am Bahnhof Münzenberg besteht Gelegenheit für einen Aufenthalt. Von dort aus bietet sich auch ein Ausflug mit dem Fahrrad an, die Drahtesel können in einem Extrawagen problemlos mitgenommen werden. re

100 Friseure, ein Thema: lange Haare

BAD HOMBURG. Haarig verspricht das Wochenende im Maritim-Hotel zu werden: Rund 100 deutsche Coiffeure, allesamt Spezialisten für Langhaarfrisuren, kommen am Sonntag und Montag zur "George-Michael-Jahrestagung". Der Namensgeber, nicht identisch mit dem amerikanischen Rocksänger, gilt als der "Langhaar-Papst aus New York".

Er und andere Referenten werden in Vorträgen Michaels Philosophie zu den langen Haaren und den konkreten Umgang mit ihnen behandeln. Der Amerikaner, 1918 in Rußland geboren, ist derzeit auf einer Europa-Tour. tom

Grüne wollen gleich an Kniffliges ran Zum Auftakt der rot-grünen Koalitionsgespräche blieb es beim Positionsaustausch

MÖRFELDEN-WALLDORF. Noch nicht einmal zwei Stunden brauchten die Verhandlungsführer von SPD und Grüne, bis die Auftaktrunde in Sachen Koalition über die Bühne war. Beide Seiten sprechen von einer aufgeschlossenen, freundlichen Atmosphäre am Mittwoch abend, als das Ausloten der jeweiligen Positionen auf dem Programm stand. Ob das gute Klima bleibt, wird sich am nächsten Mittwoch zeigen: Beim zweiten Treffen wollen die beiden achtköpfigen Verhandlungsteams in die Sachdebatte einsteigen.

"Wir haben unsere Vorstellungen präsentiert, die Grünen haben einige ihrer Positionen dargelegt, wollen das nächste Woche konkretisieren. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen", so SPD-Ortsvereinschef Hans-Jürgen Vorndran am Donnerstag.

Welche konkreten Vorstellungen seitens der SPD jetzt auf den Tisch kamen, ließ Vorndran offen, sagte aber, daß sie sich an den bisherigen Koalitionsvereinbarungen, den Beschlüssen der vergangenen Legislaturperiode und den Wahlaussagen orientierten. Doch will er die "Verhandlungen erst einmal intern führen und nicht auf dem Markt austragen."

Das wollen auch die Grünen nicht, die sich noch an die auf ihren Wunsch hin öffentlich geführten und recht langwierigen Verhandlungen von 1989 erinnern. Diesmal, hofft Fraktionsvorsitzende Ursula Kuppert, könnte es zügiger gehen. Traumziel aus grüner Sicht: Abschluß bis zur konstituierenden Parlamentssitzung Ende April. Doch Kuppert ahnt, daß diese Meßlatte hoch hängt. Denn jetzt werde der Kurs für die nächsten vier Jahre abgesteckt, und das brauche seine Zeit, dürfe nicht übers Knie gebrochen werden, nur weil ein Termin im Nacken sitze. Doch bis zur Sitzung soll wenigstens der Rahmen klar sein, in dem sich die künftige Koalition bewegen wird.

Zwei Themen sind es, die noch für hitzigen Gesprächsverlauf sorgen könnten. Es gibt Stolpersteine wie die Südumgehung - sie wird von der SPD und den übrigen Parlamentsparteien befürwortet, von den Grünen aber abgelehnt - und die Frage nach der Besetzung der hauptamtlichen Positionen, wo die Grünen sich dafür stark machen, auf die dritte hauptamtliche Position zu verzichten und sich auf Bürgermeister und Ersten Stadtrat zu beschränken, wobei letzterer von den Grünen kommen müßte. Das lehnt die SPD ab, weil der Bürgermeister 1995 direkt von der Bevölkerung gewählt wird, bei der Vergabe der hauptamtlichen Posten durch das Parlament also nicht mehr hinzu gerechnet werden könnte.

Ihre kniffligen Fragen wollen die Grünen am besten gleich zu Anfang geklärt wissen. Es wäre schon ärgerlich, findet Kuppert, hielte man sich erst wochenlang bei relativ einfachen Fragen auf, um dann zu erkennen, daß bei den großen Themen keine Einigung zustande käme. "Wir finden schon, daß die Eckdaten zu Beginn wenigstens mal soweit andiskutiert werden sollten, daß erkennbar wird, ob und wie man sich aufeinander zu bewegen kann", sagt sie.

Daß das rot-grüne Paar wieder zusammenfindet, gilt beiden Seiten als relativ sicher. Kuppert ist überzeugt, daß es SPD und Grünen gelingen wird, sich auch in schwierigen Fragen zusammenzuraufen, betont aber, daß ihre Partei darauf achten werde, daß grünes Profil erkennbar bleibe. "Und wir haben auch eine sehr gute Verhandlungsposition", verweist sie auf die bei der Wahl erzielten 14,3 Prozent. Ein Ergebnis, das unter Einbeziehung der vergleichsweise geringen SPD- Verluste deutlich belege, daß die Wähler eine Fortsetzung rot-grüner Politik wünschten. wal

Wie Ökosysteme funktionieren

BAD VILBEL. Die Entstehung von Ökosystemen, in denen Pflanzen, Tier und Mensch in wechselseitiger Abhängigkeit leben, werden in einem Vortrag dargestellt, zu dem der BUND-Ortsverband Bad Vilbel am Dienstag, 23. März, um 19.30 Uhr im Großen Café des Kurhauses einlädt.

Diese "Einführung in die Ökologie" zeigt auf, wie Biotope das Gedeihen von Pflanzen und Tieren ermöglichen. Diese Lebensgemeinschaften von Pflanze und Tier bilden zusammen mit dem Biotop ein Ökosystem.

Die Wechselbeziehungen, Abhängigkeiten und Lebenskampf mit einer Selbstregulation im natürlichen Kreislauf gewährleisten die Funktion von Ökosystemen zu Lande und im Wasser. de

In Nidderau hat keine Partei außer der FDP Interesse an einer Koalition SPD konstituierte sich jetzt als letzte Fraktion und wählte ebenfalls einen neuen Vorsitzenden / Erste Sitzung der Stadtverordneten am 29. April

NIDDERAU. "Sachbezogene Gespräche, keine Koalition", ist die Parole, die in Nidderau alle außer der FDP ausgegeben haben. Die Liberalen können im neuen Stadtparlament anders als die Grünen ohnehin nicht das für Koalitionen interessante Zünglein an der Waage spielen. In der SPD ist es bisher nur der Vorstand, der "eine Koalition nicht anstrebt", wogegen eine feste Zusammenarbeit mit anderen etwa dem Bürgermeister besser gefiele als wechselnde Mehrheiten. Und Ex-Fraktionsvorsitzender Lisa Limpert hat es "nicht gut gefallen", wie sich die Grünen gleich nach der Wahl aller engeren Kooperation verweigerten.

Die SPD, auf deren Gesprächsangebote alle warten, ließ sich andererseits am meisten Zeit. Weil die Stadtverordnetensitzung erst am 29. April ist und es vermutlich intern einigen Klärungsbedarf gab, konstituierte sich die stärkste Fraktion erst gestern abend. Vorher ging die SPD nicht auf die anderen Parteien zu.

Klar ist nur, daß die fünfzehn Sozialdemokraten und fünf Sozialdemokratinnen im künftigen Stadtparlament nicht mehr von Lisa Limpert geführt werden. Als Nachfolger im Gespräch ist der bisherige Stadtverordnetenvorsteher Manfred Reuter, doch würden den manche gern weiter auf dem alten Posten sehen.

Lisa Limpert, in der Partei zunächst als Konkurrentin von Otfried Betz um den Bürgermeister-Sessel angetreten, wurde nach dem Wechsel von Heinz Appel in Rathaus vor drei Jahren Fraktionschefin. Eine im vorigen Sommer aufgenommene Ganztags-Berufstätigkeit und ihre noch kleinen Kinder konnte Limpert nun nicht mehr mit der Fraktionsführung unter einen Hut bringen. Schon im August hatte sie wegen der Belastung ihr Kreistagsmandat niedergelegt.

Zwar habe sie es nach den Appel-Jahren, in denen sich die SPD-Fraktion gern auf ihren kompetenten und scharfzüngigen "front man" verließ, geschafft, einen arbeitsteiligeren Stil zu etablieren. Doch schon diese Umstellung habe sie beachtlich beansprucht. Wenn sie jetzt als einfache Stadtverordnete weitermacht, hofft sie, ihre Meinung wieder unbefangener vorbringen zu können. Ein Verstoß gegen die Fraktionsdisziplin, wie sie ihn mit Frauen aller Parteien beim Thema Frauenbeauftragte mit überraschendem Erfolg unternahm, könnte sich eine Fraktionsvorsitzende nicht oft leisten. Ihren Leib- und Magenthemen, der Frauen- und der Umweltpolitik, will sie sich also künftig mehr widmen. Wo die SPD laut Limpert keine Abstriche zulassen wird, ist Haushaltskonsolidierung.

Die CDU war sich Anfang der Woche schon einig, daß Andreas Breuer, bisher Fraktionsgeschäftsführer, künftig an der Spitze ihrer Stadtverordneten stehen soll. Heinz Thomas tritt nach beinahe 20 Jahren vom Posten ab, nicht nur weil er beruflich in Ostdeutschland beansprucht ist, sondern auch aus Gesundheitsgründen. Er bleibt in der Fraktion.

Breuer ist in Frankfurt in der Einsatzplanung des Vollzugsdienst beim Ordnungsamt tätig. Auch er will in der Fraktion nicht "Mädchen für alles" sein, will Arbeit auf möglichst viele Schultern verteilen und selbst gern der "Libero" unter den Unionsparlamentarier(inne)n sein. Ihm komme es auch darauf an, "das Zwischenmenschliche" in der Fraktion sowie interfraktionell zu verbessern.

Weder "punktuelle Zusammenarbeit", noch Koalition möchte die CDU eingehen. Die Fraktion akzeptierte die Vorgabe des Stadtverbands, daß ein "jeweils an der Sachlage orientiertes Abstimmungsverhalten" zu erstreben sei. Weil man mit den Grünen meint, daß die Kindergarten- Gebühr zu hoch ist, werde man sich noch lange nicht mit ihnen auf eine Koalition gegen Umgehungen oder Baugebiete einlassen. In Finanzfragen werde man hohes Verantwortungsbewußtsein zeigen, so Breuer. Das wird nötig sein, da es die neue Situation vielen ermöglicht, Mehrheiten für ihre Steckenpferde zu finden.

Über die Besetzung der Ausschußvorsitze habe es Kontakte mit Grünen und Liberalen und dabei weitgehendes Einvernehmen gegeben. Bisher saßen Sozialdemokraten sämtlichen Ausschüssen vor. Trotz neuer Mehrheiten denke man überhaupt nicht daran, nun all diese erfahrenen Leute auszuhebeln, sagt Breuer. Vor einem Problem stehen alle Fraktionen: Kulturausschuß-Vorsitzender Heinz Schlösser, dessen Liebe zu seiner Arbeit alle Fraktionen würdigen, kehrt wegen seines schlechten Listenplatzes nicht ins Parlament zurück. Und niemand meldete sich bisher freiwillig für die Nachfolge.

Weil Bürgermeister Betz verlautete, er wolle durch das Patt im Magistrat nicht gern in Verlegenheit kommen, sein Doppelvotum auszuspielen, hatte es bei Grünen und CDU zunächst Spekulationen über zusätzliche ehrenamtliche Stadträte und -rätinnen gegeben. Nach Informationen Breuers ist das wohl wieder vom Tisch. Bei den Grünen hat man gleichwohl neben Ulrich Höxtermann auch Peter Urban für den eventuellen zweiten Magistratssitz nominiert. Nach bisheriger Verteilung steht den Grünen nur einer zu. Für die CDU sollen nun neben Stadtrat Georg Franz noch Helmut Kaufmann und der bisherige Fraktionsvize Gerd-Ulrich Müller in den Magistrat gehen.

Eindämmung des Flächenverbrauchs beim Bauen, ökologische Siedlungsformen, umweltorientierte Verkehrspolitik, Frauenförderung, Jugend- und Altenarbeit und Energiesparen sind Themenfelder, über die die Grünen jederzeit mit den anderen sprechen wollen. Bei Absprachen will die künftig von "Sozialpolitiker" Georg Hollerbach geführte Fraktion die Öffentlichkeit ausführlich informieren.

Für Monika Rölling bedeutet die neue Situation im Parlament, daß Entscheidungstempo wie etwa beim Altenheim, künftig zugunsten der Qualität von Entscheidungen zurückstehen müsse. Mit der CDU könnten die Grünen auch bei vielen themenbezogenen Übereinstimmungen aufgrund der unterschiedlichen Programmatik nicht koalieren. Auch eine Koalition mit der SPD sei zum Scheitern verurteilt: die Grünen kämen in vergleichbaren Koalitionen aus dem Krötenschlucken nicht heraus. Ul

Millionen wurden "nicht aus Liebe" veruntreut Versicherungsangestellte zweigte 2,31 Millionen Mark ab

"So naiv bin ich nicht, daß ich so was aus Liebe mache." Die 23 Jahre alte Angeklagte macht feine Unterschiede, was das Motiv für die angeklagte Untreue angeht. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, "wie ein normaler Mensch mit einem normal ausgestatteten Gewissen auf die Idee kommt, über zwei Millionen Mark zu unterschlagen, nur weil zwei Männer sagen, mach' das", antwortete die Versicherungsangestellte: "Weil ich doof war. Ich hab mir nichts dabei gedacht, ich hab's einfach gemacht." Deswegen muß sie sich nun zusammen mit einem 25 Jahre alten Mitangeklagten vor der 31. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts verantworten.

Laut Anklage hatte die Kfz-Schadenssachbearbeiterin bei einer Versicherung vom 26. März bis 12. Juni 1992 231mal je 10 000 Mark auf verschiedene Konten ihres Bekannten überwiesen, insgesamt 2,31 Millionen Mark. Dazu hatte der Mann 74 Giro- und 14 Sparkonten im Raum Frankfurt eröffnet. Wie sie geradezu erfrischend offen eingestand, hatte sie bei Schadensfällen unter der jeweiligen Schadensnummer nicht nur den regulären Schaden per Computer an die Versicherungsnehmer überwiesen, sondern zusätzlich noch je 10 000 Mark an ihren Bekannten. Bis zu 10 000 Mark konnte sie Schäden nämlich selbst regulieren, ohne daß sie die Unterschrift ihres Vorgesetzten brauchte. Kontrolliert wurden ihre Anweisungen nicht.

Außerdem, so erzählte sie, sei die zusätzliche Überweisung nur auf ihrem Bildschirm erschienen, nicht aber in den eigentlichen Akten, wo alles korrekt war. Und bei Nachfragen - die einzig kritische Situation, so die Angeklagte - würde eben meistens in die Akte selbst geschaut, nicht auf den Bildschirm.

Auf diese Weise war sie vor Entdekkung relativ sicher gewesen. Dennoch, so die Angeklagte, habe sie immer gesagt, "das kann jeden Tag rauskommen". Bis zu diesem Tag, am 12. Juni, machte sie allerdings weiter, wenn auch voller Angst, wie sie vor Gericht betonte.

Die Idee zu dieser Transaktion sei von ihrem jetzigen Freund und einem Bekannten, dem Mitangeklagten gekommen. Der gelernte Kfz-Mechaniker, der nebenbei in der Immobilien- und Versicherungsbranche arbeitete, sei mit 80 000 Mark Schulden in großen finanziellen Schwierigkeiten gewesen. Er habe sie mit seiner "Überzeugungskraft" dazu gebracht, mitzumachen. Wie sie allerdings später und erst von der Polizei erfahren habe, sollten insgesamt acht Millionen Mark ergaunert werden. Dann hätten die beiden Männer der Versicherung unter der Bedingung, keine Polizei einzuschalten, sechs Millionen wieder angeboten. Gegen ihren Freund, den sie erst jetzt belastete, wird inzwischen ebenfalls ermittelt. Er soll nach Aussage des Mitangeklagten der eigentliche Drahtzieher gewesen sein. Bisher hatten ihn die beiden Angeklagten noch herausgehalten.

Obwohl sie immer darauf bestanden habe, so die Angeklagte vor Gericht, daß von dem Geld nichts ausgegeben werden dürfe, damit man es bei Entdeckung wieder zurückzahlen könne, fehlen jetzt jedoch gut 800 000 Mark. (Der Prozess wird fortgesetzt.) sol

Bahnhof bleibt beim Eigentümer - und gammelt weiter dahin Bundesbahn will denkmalgeschützen Bau nicht an die Stadt oder Private verkaufen, hat aber für Umbau und Verschönerungen kein Geld

BAD HOMBURG. Es bleibt alles beim alten - zumindest in diesem Jahr: Die Bundesbahn behält das Bad Homburger Bahnhofsgebäude, verkauft den Bau also nicht an die Stadt und auch nicht an einen privaten Investor.

Damit ist zumindest für den Rest des Jahres auch garantiert, daß der kurstädtische Bahnhof hinter der denkmalgeschützten Fassade weiterhin das verwahrloste Bild abgibt wie im Moment. Bundesbahn-Pressesprecher Walter Henss: "Für 1993 gibt es kein Geld, um den Bahnhof umzubauen."

Das inzwischen über zwei Jahre andauernde Tauziehen zwischen Stadt und Bundesbahnverwaltung um den 1907 entstandenen Bau hat somit ein Ende. "Der Gedanke einer Vermarktung ist nicht mehr opportun", sagte Henss der FR. Es habe sich herausgestellt, daß die Bundesbahn selbst eine größere Fläche beanspruchen werde als zunächst geplant. Nutzungsvertrag und der symbolische Kaufpreis "von einer oder 100 Mark", den die Stadt habe zahlen wollen, ständen zudem in keiner Relation. Die Immobilienabteilung der Bundesbahn hatte im August 1991 den Wert des Geländes auf drei bis vier Millionen Mark taxiert.

Geplant ist von der Bundesbahn unter dem Begriff "Strukturmaßnahme", den Bahnhof umzubauen: neues Reisecenter und Restaurant, schicker Kiosk, eventuell dann auch Ersatz für die vor Jahren geschlossenen Toiletten; kurz: "Alles, was mit Service zu tun hat, fällt unter die Umbauplanungen", sagte Henss. Die Pläne dafür lägen bereits in den Schubladen. Doch Geld dafür steht nicht zur Verfügung; nicht einmal für aufhellende Renovierungen und Instandhaltung. Der Umbau wurde für das laufende Jahr von den DB-Chefs nicht gebilligt; ob er im nächsten Jahr stattfindet, werde sich in der zweiten Jahreshälfte entscheiden. Bis zur ungewissen Bewilligung der "Strukturmaßnahme" bleibt somit alles, wie es sich im Moment präsentiert; "weder an der Unsauberkeit noch am Aussehen wird sich etwas ändern" (Henss).

Ein Schandfleck, wie vor allem Bahnreisende angeekelt meinen. Den meisten von ihnen stinkt's, sie haben kein Verständnis mehr. Ein erboster Pendler: "Der vorgeschobene Geldmangel kann kein Argument sein, denn Reparaturen und Sanierungen sind um ein Vielfaches teurer." Für die Dauerfahrgäste der Bahn und die in die Kurstadt Reisenden heißt die Rückzugstour der Bundesbahn: vorbei an verschmierten Wänden und zertrümmerten Fenstern; hindurch durch beißende, uringeschwängerte Luft über dreckigen Boden. Die Bundesbahn, so betonte Henss, sei "nicht verpflichtet, öffentliche Toiletten vorzuhalten". Das sei Sache der Stadt. Die Verwaltung hat denn auch der ständigen Kritik wegen beschwichtigend darauf hingewiesen, daß Reisende die Toiletten im Stadthaus benutzen können. Das freilich geht nur tagsüber während der Sprechzeiten der Ämter. Und aufs Klo des Restaurants im Bahnhof darf nur, wer etwas verzehrt.

Bereits im Oktober 1991 hatte Stadtbaurat Wolfgang Weber (CDU) im Zuge des Gerangels um den Kauf des Bahnhofsgebäudes angekündigt, es sollte bald im Bahnhofsbereich als "Zwischenlösung" ein Toilettenhäuschen aufgestellt werden. Erfolgt ist jedoch nichts. Nach wie vor müssen Reisende ohne Toiletten im Bahnhof auskommen; Männer, die es nicht mehr aushalten, suchen sich eben eine Ecke. Weber zu dem drängenden Problem heute: "Wir haben Angebote eingeholt, Fakten zusammengetragen, aber im Haushaltsplan für dieses Jahr ist keine müde Mark." Die neue Stadtverordnetenversammlung sollte sich möglichst bald des Themas wieder annehmen.

Für Henss hat die "schändliche" Verschmutzung des Bahnhofsgebäudes und der Außenanlagen etwas mit der Einstellung "gewisser Menschen zu öffentlichem Eigentum" zu tun. "Wir sind es leid, ständig zu renovieren oder zu reinigen." Das Problem sei eben "ausufernd" und eine kontinuierliche chemische Reinigung zu kostenintensiv. Die "Verrohung der Sitten" ist für Henss ein Ballungsraum-Phänomen. Selbst Kontrollen würden nichts ändern. WALTRAUT ROHLOFF

Hauptproblem: die Folgekosten Auf dem dritten Bahngleis werden wohl erst 1999 Züge fahren

BAD VILBEL. Es gibt eine gute und eine Reihe schlechter Nachrichten über die Fertigstellung eines dritten, für die S-Bahn reservierten Bahngleises zwischen Bad Vilbel und Frankfurt. Vor 1999, so sieht es im Moment aus, dürfte das Gleis nicht verfügbar sein.

Die gute Nachricht stammt aus dem Bad Vilbeler Rathaus. Erster Stadtrat Klaus Minkel weist in einer Pressemitteilung darauf hin, daß bei den jüngsten Verhandlungen zwischen Bund und Ländern das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz des Bundes nicht angetastet wurde. Landrat Rolf Gnadl (SPD), der vor der Kommunalwahl die Befürchtung geäußert hatte, der Bund werde sich aus der Finanzierung des 3. Gleises zurückziehen, habe Unrecht gehabt, meint Minkel, der sich zugute hält, die Situation im Gegensatz zu Gnadl "wieder einmal richtig" eingeschätzt zu haben.

Die nicht so guten Nachrichten kommen von der Bundesbahn. Walter Henß, Sprecher der Bundesbahndirektion Frankfurt, wollte am Donnerstag keine Prognose darüber abgeben, wann der erste Zug über das neue Gleis fahren wird. Noch 1990 beispielsweise hatte der damalige Wetterauer Landrat Herbert Rüfer im Pressedienst des Kreises gesagt, daß "bei günstigem Verlauf" das Gleis schon 1994/95 in Betrieb genommen werden könnte. Zeitungsberichte aus jüngster Zeit hatten von einem Betriebsbeginn spätestens 1996 gesprochen. Der Zeitplan, den Henß jetzt bekanntgab, sieht so aus, daß es eineinhalb bis zwei Jahre dauern werde, bis die "Feinplanung" der Strecke und das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen werden könne.

Dann sei mit weiteren zwei bis drei Jahren Bauzeit zu rechnen, je nachdem wie die öffentlichen Haushalte, insbesondere der mit Aufgaben im Osten belastete Bund die Mittel freigibt. Ein solcher Fünf-Jahres-Plan könne aber erst dann in Gang kommen, wenn die Bahn das (allerdings in Kürze zu erwartende) Ergebnis einer betriebswirtschaftlichen Untersuchung vorlegt und sich die Betroffenen - Bund, Land Hessen, die Stadt Frankfurt, der Wetteraukreis einschließlich der Stadt Bad Vilbel - auf einen Finanzierungsvertrag geeinigt haben.

Die Finanzierungsverhandlungen aber haben es in sich. Eine Einigung über die Investitionskosten wären laut Henß nicht das Hauptproblem. Der Kostenschlüssel - 60 Prozent Bund, 20 Prozent Land und 20 Prozent Frankfurt, Wetteraukreis und Bad Vilbel - stehe derzeit nicht in Frage. Die geschätzten Investitionskosten von 120 Millionen Mark hätten allerdings kaum noch Gültigkeit. Es sei mit 135 bis 150 Millionen Mark Kosten zu rechnen.

Das Hauptproblem sei die Verteilung der Folgekosten. Erstmals beim Neubau der S-Bahnstrecke nach Rodgau seien nach Verhandlungen, die von 1986 bis 1991 dauerten, auch Vereinbarungen über die Trägerschaft der Folgekosten getroffen worden. Diese konnte die Bundesbahn nicht mehr in voller Höhe übernehmen, sondern verteilte sie auf die Träger der Baulast. So werde es auch mit dem dritten Gleis zwischen Bad Vilbel und Frankfurt sein - aber mit einem deutlichen Unterschied. Beim Neubau einer Strecke sei eine klare Zuordnung von Einnahmen und Ausgaben möglich.

Bei einem zusätzlichen Gleis aber, wie im Süden der Wetterau, entstünden im wesentlichen neue Kosten, ohne daß die Zahl der Bahnbenutzer wesentlich zunehme.

Es müßten schon tausende neuer Fahrgäste für die S-Bahn gewonnen werden, damit die betriebswirtschaftliche Rechnung schwarze Zahlen ergebe. Die vor dem Abschluß stehende betriebswirtschaftliche Untersuchung dürfte aber eher ein Defizit ergeben, sagte Henß, der voraussieht, daß es zwischen der Stadt Frankfurt und dem Wetteraukreis zum Streit über den Schlüssel der Kostenverteilung kommen werde.

Henß weist weiter darauf hin, daß es öffentlichen Haushalten leichter falle, eine feststehende Investitionssumme einzuplanen, schwerer aber, ein jährlich schwankendes Defizit in ihre Haushaltsplanung zu übernehmen.

Den Kommunen würde es überdies schwer fallen, das Rechenwerk der Bahn über Einnahmen und Ausgaben zu durchschauen. Nicht leichter werden dürften die Verhandlungen außerdem mit der Bildung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, der den Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) ablösen soll.

Der neue Verbund wird nach seiner Gründung sicher einige Zeit benötigen, um in Finanzverhandlungen einzutreten. Selbst wenn es gelingen sollte, noch im laufenden Jahr 1993 die Finanzverhandlungen über den Verteilerschlüssel des laufenden Defizits zum Abschluß zu bringen und 1994 nach Abschluß der Feinplanung das Planfeststellungsverfahren eingeleitet würde, wäre mit fünf Jahren für Planfeststellung und Gleisbau zu rechnen. Das hieße: das dritte Gleis wäre erst 1999 fix und fertig. hm

"Rassismus zerstört jede Gemeinschaft, auch die Kirchengemeinschaft" Aufruf für ein Programm zur Bekämpfung des Rassismus in der Bundesrepublik / Ein Argumentationspapier des "Plädoyer für eine ökumenische Zukunft"

"Die Geißel des Rassismus muß ausgerottet werden, denn erst der Rassismus machte den Holocaust der schwarzen Sklaven möglich, das Morden und Lynchen durch den Ku-Klux- Klan, den Holocaust der Juden im Nazi-Deutschland und die Schrecken der Apartheid. Unser Glaube gebietet uns, dem Rassismus mit aller Kraft entgegenzutreten und in unseren Anstrengungen nicht nachzulassen. Rassismus ist Gotteslästerung, denn er behandelt ein Kind Gottes als etwas Geringeres als ein Kind Gottes.

Desmond Tutu, Kapstadt 1992 1991 und 1992 wurden vom Plädoyer für eine ökumenische Zukunft zwei Tagungen zu Fragen von Rassismus durchgeführt. Die folgenden Punkte greifen Schwerpunkte der Diskussionen auf, die wir für hilfreich und notwendig für die Erarbeitung eines Programmes zur Bekämpfung des Rassismus in Deutschland halten. Weitere Positionspapiere aus anderen Hintergründen sind notwendig. I. DIE ÖKUMENISCHE HERAUSFORDERUNG DER 90ER JAHRE Vor nunmehr 24 Jahren verabschiedete der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Canterbury ein Programm zur Bekämpfung des Rassismus (PBR). Ein Jahr später - im August 1970 in Arnoldshain - vergab er aus dem Sonderfonds des Programmes zur Bekämpfung des Rassismus erstmals Mittel an Organisationen und Bewegungen, die in aktiver Auseinandersetzung mit dem weißen Rassismus standen.

Mit der Bekämpfung des Rassismus stellte sich die ökumenische Gemeinschaft eindeutig auf die Seite der Unterdrückten und damit gegen die Interessen der reichen weißen Welt. Das war ein kirchengeschichtliches Novum, eine deutliche Option für Gerechtigkeit, ein Schritt zur Solidarität mit den Armen. Diese Entscheidung war nicht unumstritten. Das war ein kirchengeschichtliches Novum, eine deutliche Option für Gerechtigkeit, ein Schritt zur Solidarität mit den Armen. Diese Entscheidung war nicht unumstritten. Das Programm zur Bekämpfung des Rassismus hat in unseren Kirchen - übrigens im westlichen und östlichen Kontext auf verschiedene Weise - in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten zu intensiven theologischen, ethischen und politischen Auseinandersetzungen geführt. Grundsätzlich wurde Übereinstimmung darüber erzielt, daß die Sünde des Rassismus als eine der wichtigsten Herausforderungen der ökumenischen Gemeinschaft anzusehen und deshalb vorrangig zu bekämpfen ist.

Das Plädoyer für einen ökumenische Zukunft hat sich seit seiner Entstehung (1979) dafür eingesetzt, daß die Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland das Programm zur Bekämpfung des Rassismus konsequenter unterstützen. 1981 hat das Plädoyer bereits zu einem Antirassismusprogramm für die Bundesrepublik Deutschland aufgerufen, um latenten Neonazismus, rassistisches Verhalten gegenüber ausländischen ArbeiterInnen und Flüchtlingen und die politische und ökonomische Unterstützung des rassistischen Südafrika zu bekämpfen.

Die Rassismusfrage wurde im weltweiten und im eigenen Kontext zu einem zentralen Thema des Konziliaren Prozesses. Das spiegelt sich in den Dokumenten von Dresden, Stuttgart, Basel und Seoul wider.

Im Schlußdokument von Seoul (1990), dem auch unsere KirchenvertreterInnen zugestimmt haben, heißt es: "In Jesus Christus sind alle Menschen, gleich welcher Rasse, Kaste oder ethnischen Herkunft mit Gott und untereinander versöhnt. Rassismus als Ideologie und Diskriminierung als Praxis verstoßen gegen die Vielfalt, in der Gott die Welt geschaffen hat. Die Vielfalt ist ein Reichtum. Rassismus und Diskriminierung verletzen die Würde der menschlichen Person. Alle Formen des - individuellen, kollektiven oder systembedingten - Rassismus sind Sünde und ihre theologische Rechtfertigung ist Gotteslästerung". Die Kirchen verpflichteten sich in Seoul, aller Diskriminierung, Ausbeutung und Vorenthaltung von Grundrechten gegenüber Menschen anderer Kulturen zu widerstehen und sich mit den Opfern des Rassismus zu solidarisieren. Dieser Verpflichtung gilt es, heute überall in der Welt - auch bei uns - nachzukommen.

In einem Brief an die Mitgliedskirchen vom Okober 1991 stellt der Generalsekretär des ÖRK fest: "Die Apartheid bricht zusammen. Das weltpolitische Klima verändert sich. Und doch - der Rassismus ist überall. In Deutschland greifen Banden junger Neonazis Ausländerwohnheime an und überfallen Asylanten; gleichzeitig entwickeln sich neue Formen des Antisemitismus. In Rumänien und Polen kommt es immer häufiger zu Gewaltakten gegen Roma. In den ehemaligen sozialistischen Ländern Mittel- und Osteuropas ist zu befürchten, daß immer mehr schwelende ethnische Konflikte zum Ausbruch kommen. Die Ausländer- und Asylpolitik Frankreichs und Großbritanniens ist in zunehmendem Maße diskriminierend . . .".

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) hat in einem Brief vom 18. 2. 1992 diese aus der weltweiten Ökumene kommende Anfrage an die europäischen Entwicklungen aufgenommen und festgestellt: "Wir dürfen es nicht zulassen, daß chauvinistischer Nationalsozialismus, Faschismus und totalitäre Barbarei wieder aufkommen". Sie hat deshalb alle Mitgliederkirchen zur Erneuerung ihrer gemeinsamen Verpflichtung aufgerufen, dem Wiederaufleben von Rassismus und Fremdenhaß in ganz Europa gemeinsam zu widerstehen.

Andere Kirchen der Ökumene haben auf den sich ausbreitenden Rassismus in ihren Gesellschaften bereits mit Aufrufen und Aktionen reagiert, genannt seien hier: Das "Memorandum zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" der Schweizer Kirchen (Schweizer Evangelischer Kirchenbund, Schweizer Bischofskonferenz, Christkatholische Kirche der Schweiz) und der Hirtenbrief der United Church of Christ in den USA zum "Gegenwärtigen Rassismus und der Rolle der Kirche" in den Vereinigten Staaten und die dort entstandene Sanctuary Bewegung. II. DAS PROGRAMM ZUR BEKÄMPFUNG DES RASSISMUS GEHT WEITER: AB 1993 IN UNSEREM LAND Für die Bundesrepublik fehlt bisher eine programmatische Stellungnahme und ein entsprechendes Aktionsprogramm. Nach mehr als 20 Jahren Antirassismusarbeit ist jetzt im eigenen Haus zu realisieren, wozu wir uns im weltweiten Kampf - vor allem gegen Apartheid in Südafrika - verpflichtet haben.

Buwußt stellt sich unser Aufruf zu einem "Antirassismusprogramm für die Bundesrepublik Deutschland" in die Tradition ökumenischer Erfahrungen und Einsichten. Wir vergessen jedoch nicht, daß Rassismus in Deutschland seine eigene Geschichte hat mit dem beispiellosen Völkermord an Juden und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus.

Das ökumenische Programm von 1969 sprach bewußt von Rassismus und verstand darunter "asoziale Einstellungen und Verhaltensweisen, die auf der wissenschaftlich irrigen Überzeugung beruhen, diskriminierende Beziehungen zwischen Gruppen seien biologisch zu rechtfertigen" (Unesco-Erklärung von 1967). Der Begriff "Rassismus" wird heute häufig vermieden und stattdessen von Fremdenfeindlichkeit gesprochen. Wir halten den Begriff Rassismus dennoch für zutreffend und schließen uns folgender Definition an: "Rassismus ist die Herabsetzung anderer Menschen, um ihre Funktionalisierung für die eigenen Interessen und die Absicherung des eigenen Status zu rechtfertigen. Sie werden dabei mit Nachdruck auf die unteren Ränge der Hierarchie verwiesen, indem sie kulturell oder per Biologie als minderwertig eingestuft werden." (Birgit Rommelspacher zitiert in epd Dok. 35a/92).

- Bereits im ökumenischen Programm von 1969 ging es um die Bekämpfung und Beseitigung von individuellem und strukturellem Rassismus. Neue Ausprägungen des institutionalisierten Rassismus sind bei uns festzustellen. Sie sind erkennbar an einer immer restriktiveren Auslän- derInnenpolitik und menschenunwürdigen Behördenpraxis, in einer nationalistisch orientierten Gesetzgebung, in einer bewußt und unbewußt diskriminierenden Sprache. In all diesen Praktiken erkennen wir die Instrumentalisierung der unter uns lebenden und zu uns kommenden Fremden als Sündenböcke für eigenes politisches Versagen. Die dem Rassismus innewohnende Ausgrenzungstendenz betrifft auch deutsche Minderheiten wie schwarze Deutsche, Roma und binationale Familien und schließlich weitere Minderheiten wie Behinderte und Homosexuelle. - Das ökumenische Programm von 1969 zielte auf Unterstützung selbstverantworteten Handelns von Gruppen und Bewegungen, die als Betroffene oder sich Solidarisierende Rassismus bekämpfen. Es gilt jetzt, bei uns vorhanden Gruppen und Bewegungen inner- und außerhalb der Kirche zu unterstützen.

- Im ökumenischen Programm von 1969 wurde mit dem Sonderfonds ein konkretes Zeichen der Solidarität gesetzt. Aus ihm wurden Bewegungen und Organisationen finanziell unterstützt, die im aktiven Kampf gegen den Rassismus stehen. Heute geht es wiederum um ein solches konkretes Zeichen. Deshalb schlagen wir einen deutschen Sonderfonds vor, in den Kirchen und Gemeinden einen bestimmten Prozentsatz (etwa ein Prozent) ihrer Zinserträge aus ihren Rücklagen einzahlen. In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wurde 1992 bereits ein Betrag von 200 000,- DM für Antirassismusarbeit beschlossen.

- Im ökumenischen Programm von 1969 ging es nicht allein um den Kampf der Opfer für ihre Menschenwürde und Lebensrechte, sondern auch um die Veränderung der Täter und Täterinnen. D. h. für ein bundesdeutsches Antirassismusprogramm heute, daß es um die Befreiung unserer Gesellschaft von rassistischen Deformationen sowie um die Befreiung zu vorurteilsfreiem Umgang mit Fremden und zur Entdeckung der Qualität multikulturellen Lebens gehen muß. Damit verbündet sich die Rückkehr zu mehr Rechtsstaatlichkeit und Demokratie und deren Gültigkeit für alle hier lebenden Menschen.

Das ist nicht billiger zu haben als durch das Teilen von Macht! III. Globaler und nationaler Rassismus: Wie sie zusammenhängen Wie manifestiert sich Rassismus heute, global und regional, in den Ländern des Nordens und denen des Südens? Das ausgehende 20. Jahrhundert zeichnet sich weltweit durch eine Zunahme "sozialer Apartheid" aus. Das bedeutet: Die Zentren der "Ersten" und "Dritten Welt" sichern sich Wohlstand und Privilegien auf Kosten der überwiegend farbigen Mehrheit der Weltbevölkerung. In der gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung verarmen viele Länder der Zweidrittelwelt immer mehr, und große Teile ihrer Bevölkerung verelenden zusehend. Modernisierungskonzepte nach dem Muster der Industrienationen und ungerechte "terms of trade" haben zu unbezahlbaren Schulden und zu immer größerer Abhängigkeit geführt. Um dennoch dem auferlegten Schuldendienst zu genügen, wird die Arbeitsleistung gegen Billiglohn vornehmlich für den Export eingesetzt. Während der eigene Bedarf zurücksteht, wird auf den Äckern dieser Länder das Futter für unser Vieh angebaut. Geopfert werden die Subvention der Grundnahrungsmittel, medizinische Versorgung und Erziehung.

Nach dem Zusammenbruch der Planwirtschaftsländer droht diesen eine ähnliche Entwicklung, da sich ihre Ankopplung an das kapitalistische Wirtschaftssystem unter ähnlichen Bedingungen vollzieht. Wenn in solch ökonomisch bedrohlichen Situationen ethnische Konflikte zu Krieg und Vertreibung führen, entstehen weltweite Migrationsbewegungen. Um der Misere zu entkommen, nehmen viele die Flucht auf sich. Sie hoffen, ein Land zu erreichen, das Auskommen und ein Leben ohne tägliche Bedrohung ermöglicht. Fluchtursachen werden von den reichen Industrienationen nicht bekämpft, sondern vielfach geschaffen. Der Profit, den die Industrieländer aus den höchst ungerechten Handelsstrukturen ziehen, stellt sie in die Verantwortung für die Opfer dieser sozialen Apartheid. Die Mehrheit der Flüchtlinge sucht Zuflucht im eigenen Kontinent, in Nachbarländern, die vielfach selbst zu den ärmsten Ländern zählen. Vergleichsweise wenigen gelingt der Wechsel in einen ihnen völlig fremden Kultur-, Sprach- und Lebensraum.

Denen, die in den Industriestaaten des Nordens Aufnahme und Aufenthalt suchen, begegnet in Europa eine zunehmend verschärfte Abschreckungs- und Abschottungspolitik; vor allem in Deutschland, wo wir weit mehr Flüchtlinge aufnehmen könnten, als wir vorgeben. Weder ist das "Boot voll", noch können ernsthaft wirtschaftliche Gründe gegen eine Aufnahme von Flüchtlingen geltend gemacht werden. Auch der notwendige Prozeß der wirtschaftlichen Angleichung der neuen Bundesländer kann und darf nicht als Argument dienen, Menschen zurückzuweisen, die aufgrund von Kriegen und wirtschaftlicher Not hier Schutz suchen. Obwohl Flüchtlinge und Asylsuchende für uns weder eine Gefahr der "Überfremdung" darstellen noch Arbeitsplätze gefährden (die gegenwärtige Arbeitslosigkeit hat strukturelle Gründe) oder uns in irgendeiner Weise bedrohen, entwickelt sich in unserer Bevölkerung ein unverhohlener Rassismus.

Politisch Verantwortliche und ein Teil der öffentlichen MeinungsbildnerInnen instrumentalisieren Ängste und offene Abwehr in der Bevölkerung, indem sie mit einseitigen Berichten und mehrdeutigen Stellungnahmen rassistischen Tendenzen Auftrieb geben. Notwendig wäre es, eine durchschaubare und offensive ausländerInnenfreundliche Einwanderungspolitik zu betreiben, die irrationalen Emotionen entgegenwirkt und Verbesserung des Zusammenlebens von Menschen verschiedener Kulturen dient. IV. Ökumenische Verantwortung: Drängende Probleme angehen! In den letzten Monaten ist die Ablehnung gegenüber Aufnahme suchenden Flüchtlingen zu offener Aggression und Gewalt angewachsen. Scheinbar richtet sich der Rassismus dabei "nur" gegen die Asylsuchenden, tatsächlich trifft er aber die verschiedensten Minderheiten in unserem Land. Unabhängig von den Gründen ihres Aufenthaltes werden sie als "Asylanten" kategorisiert, und dann wiederum als Wirtschaftsflüchtlinge ausgegrenzt. Zwar werden Gewalttaten und Übergriffe von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt, sie finden aber auch stillschweigende bis offene Zustimmung von Menschen in dieser Gesellschaft, die ihre Ängste auf die Fremden projizieren; damit wird eine Abschottungspolitik gerechtfertigt.

In dieser bedrohlichen Situation müssen menschenwürdige Lösungen und Wege zur Wiederherstellung von politischer Kultur in unserem Land gefunden werden. In ökumenischer Verantwortung haben Kirchen, Christinnen und Christen sich an der Klärung folgender drängender Probleme zu beteiligen.

- Grundgesetzänderung: Sind wir uns der Folgen einer drastischen Einschränkung des bisher verfassungsmäßig garantierten Asylrechts bewußt? Damit werden die Lebenschancen vieler Asylsuchender gemindert; wir selbst verlieren dabei ein Rechtsgut, das schmerzliche Lernerfahrung eigener Geschichte ist. Der Meinungsbildungprozeß spiegelt nicht nüchterne Erfahrung wider, sondern wird beherrscht von Einseitigkeiten und Vorurteilen. Darüber hinaus nehmen wir in Kauf, die ohnehin noch zerbrechliche Beziehung zu den Nachbarländern - insbesondere des Ostens - einer neuen Belastung auszusetzen, weil wir die Flüchtlingsproblematik auf sie abschieben.

- Europäische Gemeinschaft: Festzuhalten ist, daß sich ab Januar 1993 die Situation für Asylsuchende und Flüchtlinge in Europa zusätzlich verschlechtert. Im Rahmen der EG soll das Schengener Abkommen in Kraft treten, das unter anderem verhindert, daß einmal in einem Mitgliedsland abgelehnte Aufnahmesuchende in einem anderen Land erneut einen Antrag stellen können. Diese Abschottung steht im Widerspruch zu der für alle EG-BürgerInnen gleichzeitig eingetretenen Freizügigkeit. Eine solche Neuregelung für Asylsuchende und Flüchtlinge ignoriert auch internationale Vereinbarungen, wie zum Beispiel Bestimmungen der Genfer Flüchtlingskonvention. Wie kommen die Kirchen ihrer Verpflichtung nach, sich im Rahmen ihrer ökumenischen Kooperation der Errichtung neuer Barrieren entgegenzustellen und einen Beitrag zu einem menschenwürdigen Europa zu leisten?

- Demokratische Mitsprache: Dazu gehört die konsequente Einforderung demokratischer Mitwirkungsrechte für das Europäische Parlament, damit nicht weiterhin Rechtseinschränkungen wie im Schengener Abkommen allein auf dem Verwaltungswege zustande kommen. In der Bundesrepublik Deutschland ist der im Zuge der Asylrechtsänderung beabsichtigten Verkürzung des Aufnahmeverfahrens entschieden entgegenzutreten. Es ist u. E. Aufgabe der Kirchen, die Mitwirkung anerkannter Flüchtlingsorganisationen zu sichern.

- Gesetzliche Regelungen für Einwandernde: Zu den Streitfragen, auf die eine Antwort längst überfällig ist, gehört die nach den Einwanderungs- und Bleiberechten. Ohne die Arbeit ausländischer MitbürgerInnen und die sich seit über dreißig Jahren fortlaufend vollziehende Anwerbepolitik für Fachkräfte und ohne die Einbindung von Flüchtlingen in unseren Wirtschaftskreislauf sähe es um das Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik schlecht aus. Vernachlässigt ist bisher, Konsequenzen zu ziehen aus der Tatsache, daß Arbeitskräfte gebraucht werden, jedoch Menschen kommen. Hier sind gesetzliche und infrastrukturelle Maßnahmen erforderlich.

Beim Gewinnen von Arbeitskräften aus anderen Ländern werden Qualifikationsansprüche ständig gesteigert. Dies ist zu problematisieren. Aufmerksamkeit verdient, daß dieser Maßstab nicht auch zum geheimen Kriterium bei der Entscheidung über die Aufnahme von AsylbewerberInnen und Flüchtlingen wird. Vorrang müssen humanitäre Gesichtspunkte haben.

Nötig ist auch eine klare Position zu einer Quotenregelung. Hier muß eine Analyse vorausgehen, die nicht nur von Aufnahme- und Zumutbarkeitskapazitäten ausgeht und das eigene volkswirtschaftliche Interesse berücksichtigt, sondern auch die Weltentwicklungstendenzen im Blick hat. Einzubeziehen in diese Erwägungen ist auch der mit dem Art. 116 GG erfaßte Personenkreis, die sogenannten deutschen AussiedlerInnen.

Den in der Bundesrepublik lebenden AusländerInnen ist der Weg in die Doppelstaatsangehörigkeit zu öffnen. Diese ermöglicht ihnen, sich an der Gestaltung unseres Landes zu beteiligen und kommt ihrem Recht auf freie Entfaltung entgegen.- Fluchtursachenbekämpfung: Es ist ein wichtiges Ergebnis der Auseinandersetzungen um eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik, daß politische, soziale und wirtschaftliche Ursachen bekämpft werden müssen, die Menschen zur Flucht zwingen.

Festzustellen ist, daß viele dieser Ursachen durch eine Weltwirtschaftsordnung produziert werden, von der die deutsche Gesellschaft profitiert; daß Menschen fliehen vor Waffen, die auch von deutschen Unternehmen in diese Länder exportiert werden.

Fluchtursachenbekämpfung muß deshalb auch bei uns beginnen. Die Kirchen müssen ihr kompetentes ökumenisches Netzwerk nutzen, um solch lebenszerstörende Praxis aufzudecken. Eine Strategie der umfassenden Fluchtursachenbekämpfung ist geboten. Der Hinweis auf Fluchtursachenbekämpfung wird zur Heuchelei, wenn er nur zur Abschottung der eigenen Grenzen mißbraucht wird. Unsere Gesellschaft, einschließlich der Kirchen, hat sich auf das - auch finanzielle - Ausmaß dieser Herausforderung überhaupt noch nicht eingestellt.

- Multikulturelle Gesellschaft: Der Betriff der "multikulturellen Gesellschaft" muß differenziert betrachtet werden. Einerseits leben wir als MitteleuropäerInnen von jeher in einem Zuwanderungs- und Durchgangsgebiet, in das viele Kulturen bereits eingegangen sind und noch eingehen. Andererseits hat es Zeiten in der Geschichte gegeben, in denen wir uns der Begegnung mit anderen Kulturen verschlossen haben. Gegenwärtig befinden wir uns wieder in dieser Gefahr. Dabei sind die geäußerten Überfremdungsängste nach unserer Einschätzung meist ohne Grundlage, zumal wenn sie Folge eines politisch angeheizten Klimas sind. Eine kirchliche Aufgabe ist es, solche Ängste zu bearbeiten und damit Dominanzverhalten gegenüber anderen Kulturen abzubauen.

- Multireligiöse Gesellschaft: Christinnen und Christen sind durch das Entstehen einer multireligiösen Gesellschaft in ihrer Identität herausgefordert. Das betrifft den Anspruch der christlichen Kirchen, die Sinn und Werte stiftenden Institutionen der Gesellschaft zu sein, als auch ihre gesellschaftlich privilegierte Position. Das Postulat der "multikulturellen Gesellschaft", das seitens der Kirchen in den Wochen für die ausländischen MitbürgerInnen in den letzten Jahren vielfach traktiert worden ist, bedarf noch der Einlösung durch sie selbst. Dazu gehört ein interreligiöser Dialog, der von Offenheit und Toleranz geprägt ist.

Die Auseinandersetzung mit den drängenden Problemen und die Gestaltung des Wertewandels in Kirche und Gesellschaft erfordern die Beteiligung aller. V. THEOLOGISCHE HERAUSFORDERUNGEN: UMDENKEN UND UMKEHR

"Wir müssen betroffen bekennen, daß sich Kirchen an der Rassendiskriminierung beteiligt haben", hieß es im Mandat des Programms zur Bekämpfung des Rassismus 1969. Ohne die Erkenntnis der eigenen Verstrickung, ohne Bereitschaft mit der Bekämpfung des Rassismus im eigenen Hause anzufangen, wird die Kirche auch heute unglaubwürdig und wenig wirksam sein. Sie muß die Wurzeln von Rassismus und Antisemitismus in der eigenen Geschichte und Theologie bloßlegen und zu Umdenken und Umkehr bereit sein. Es gibt dafür in der Kirchengeschichte Erfahrungen, an die wir anknüpfen können.

Im Kampf gegen den menschenverachtenden Nationalsozialismus machten Bekennende Kirchen in Europa ernst damit, daß die Bindung an Christus alle nationalen und ethnischen Loyalitäten überschreitet. Der Bekennenden Kirche in Deutschland ist es jedoch nur in Einzelfällen gelungen, Solidarität mit den Opfern nationalsozialistischer Rassenideologie - den jüdischen Bürgerrinnen und Bürgern, den Sinti und Roma und den zu "unwertem Leben" erklärten Minderheiten - zu entwickeln und in politisches Handeln umzusetzen. Diejenigen, die einen solchen Weg gingen, wie etwa Dietrich Bonhoeffer, wurden wegweisend für die Entwicklung einer ökumenischen Bewegung, die nach einer lebendigen Verbindung von Bekenntnis und Widerstand sucht.

Im ökumenischen Programm zur Bekämpfung des Rassismus wurden diese Erfahrungen aufgenommen und vor allem von Christinnen und Christen im südlichen Afrika weiter entwickelt. Rassismus zerstört jede Gemeinschaft, auch die Kirchengemeinschaft. Strittig blieb jedoch bisher die Frage, wie sich Kirchen und Gemeinden zu jenen verhalten können und sollen, die als Christen und Christinnen der Sünde des Rassismus anhängen. Wann ist der Status Confessionis gegeben, der zu einer Trennung von menschenverachtendem und gotteslästerlichem Rassismus zwingt? Welche Konsequenzen fordert er?

Theologisch bedeutsam war der Lernprozeß, daß es ohne Gerechtigkeit keine Versöhnung und keinen Frieden geben kann. Was dies für die Bekämpfung des Rassismus bedeutet, wurde vor allem in dem "Kairos-Dokument" aus Südafrika (1984) entfaltet. Damit wurden traditionell harmonisierende Versöhnungsvorstellungen der Kirchen infrage gestellt.

In den Kirchen in Deutschland gibt es eine wichtige Tradition diakonischer Arbeit mit AusländerInnen und Menschen anderer Minderheiten. Beeindruckend sind gute Verlautbarungen zur AusländerInnen- und Flüchtlingsproblematik. Sie sind aber wenig bekannt und werden kaum politisch umgesetzt.

Gruppen und Gemeinden, die sich in den zurückliegenden Jahren bei uns für das Lebensrecht von Flüchtlingen, Fremden, AsylbewerberInnen und Minderheiten eingesetzt haben, entdeckten in der biblischen Tradition ein Asylrecht, das Opfern von Not, Gewalt und Unfreiheit Schutz in der kirchlichen Gemeinschaft gewährt. Sie wagten den Streit mit politischer Macht und erkannten die Bedeutung der "Wanderexistenz" der christlichen Gemeinde. Daß das Volk Gottes keine Fremden kennt, wurde als befreiende und ermutigende Perspektive der biblischen Botschaft neu verstanden und umzusetzen versucht.

Trotzdem stehen wir in Deutschland noch am Anfang unserer Aufgaben. Vor allem das gesamtkirchliche Handeln fällt hinter wertvolle Einzelinitiativen und Erklärungen zurück. Dies betrifft besonders die politische Dimension der notwendigen Auseinandersetzungen.

Zum schmerzlichen Lernprozeß unserer Kirchen gehörte die Erkenntnis, daß es leichter ist, Hilfsprogramme durchzusetzen, als den Rassismus in der Theologie und im eigenen kirchlichen Leben zu entlarven.

Wir müssen uns deshalb mit jenen Elementen unserer christlichen Überlieferung auseinandersetzen, die in der Geschichte immer wieder als Einfallstor für rassistisches Verhalten von Christen und Christinnen, ja kirchlichen Gruppen und Kirchen dienten. Wir denken hier zu allererst an fortdauernden christlichen Antisemitismus. Wir weisen jedoch auch darauf hin, daß die christliche Erwählungslehre oder der sogenannte Absolutheitsanspruch der christlichen Religion - zumal im Zeitalter von Mission und Kolonialismus- zur rassistischen Abwertung anderer Religionen, Kulturen und Völker mißbraucht wurden.

Dies heißt für ein Programm zur Bekämpfung des Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland, aufzuzeigen, wo auch heute noch - ein halbes Jahrhundert nach der Herrschaft des Nationalsozialismus - die Tradition fortgesetzt wird, Rassismus theologisch zu legitimieren. Positiv heißt das, die Frage nach der "Kirche in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft" neu zu stellen. Was uns die Beziehung zu Jesus Christus bedeutet, muß fortan in diesem Kontext ausgesagt werden. VI. WORAUF ES ANKOMMT! Im konziliaren Prozeß für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung war das Zusammenwirken von ökumenischen Gruppen und kirchlichen Gremien eine wichtige Erfahrung. Ohne dieses Zusammenwirken wären viele Punkte sicher nicht so konkret, auch in Handlungsmöglichkeiten, benannt worden. Um tatsächliche Veränderungen herbeizuführen, ist die Beteiligung der verschiedenen Ebenen eine notwendige Voraussetzung. Aktionsgruppen mit ihren spezifischen Handlungsfeldern - z. B. zum Schutz von Minderheiten und Flüchtlingsgruppen, für Kirchenasyl bei drohender Abschiebung, Antirassismusinitiativen - müssen mit ihren Erfahrungen ernst genommen werden. Für einzelne werden in diesen Initiativen der Wert von Zivilcourage und Solidarität sehr konkret erfahren. Für sich allein sind diese Gruppen jedoch in der Wirkung begrenzt.

Leitungsebenen und Hierarchie spielen bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung eine wichtige Rolle. Wenn es gelingt, daß Einzelerfahrungen aufgenommen und von Leitungsebenen der Kirchen verstärkt werden, sind breitere Neuansätze möglich. Ein ökumenisches Programm zur Bekämpfung des Rassismus in Deutschland wird nur dann etwas taugen, wenn es in dieser Richtung Möglichkeiten und Schritte aufzeigt. Wir halten dies für entscheidend, denn u. E. gibt es keine Alternative zur Gestaltung einer multikulturellen Gesellschaft gleichberechtigter Menschen.

Am 96. Geburtstag bekommt das Kaiserin-Friedrich-Haus Zuwachs Heute wird der 11,5 Millionen Mark teure, 40 Räume große Anbau an das Alten- und Pflegeheim in Kronberg feierlich eröffnet

KRONBERG. Sechs Jahre vor seinem 100. Geburtstag hat sich das Alten- und Pflegeheim des DRK-Kreisverbandes, das Kaiserin-Friedrich-Haus in Kronberg, sichtlich verjüngt: durch einen Anbau, der heute feierlich seiner Bestimmung übergeben wird. 40 Menschen - alles "rüstige Leute", wie Heimleiterin Irmgard Böhlig sagt -, sind bereits eingezogen. Die Kronberger haben ab 14 Uhr Gelegenheit, das Haus zu besichtigen und sich davon zu überzeugen, wie freundlich und wohnlich alles geworden ist.

Der Erweiterungsbau hat insgesamt 11,5 Millionen Mark gekostet. 2,5 Millionen davon zahlte das Land, 2,1 Millionen die Stadt Kronberg, die sich damit ein vorrangiges Belegung für ihre alten Bürger sicherte.

Die Dimensionen des Neubaus in Zahlen: 12 900 Kubikmeter umbauter Raum, 1250 Kubikmeter Beton wurden vergossen, 80 Tonnen Baustahl verarbeitet, 4500 Quadratmeter Mauerwerk sind entstanden. Das Gebäude steht auf 180 Betonpfählen, die bis fünf Meter Tiefe im Boden verankert sind.

Die 40 neuen Ein- und Zweipersonen- Zimmer (hinzu kommen zwei Gästezimmer für die Kurzzeitpflege) sind mit eigenem Mobiliar ausgestattet, jede Wohnung hat ihren Sanitärbereich. Zentrum jeder der vier Wohnebenen sind die Speise- und wintergartenähnlichen Aufenthaltsräume. Sie können für Filmvorführungen oder Tanzabende, Feste oder Therapieangebote genutzt werden. Zum neuen Haus gehören ein Verwaltungstrakt, eine großzügig gestaltete Eingangshalle, Therapieräume, Großküche, Arbeits- und Vorratsräume, Bäderabteilungen und ein Frisierraum.

Der Altbau dient überwiegend den pflegebedürftigen Bewohnern. Er ist 1899 nach dreijähriger Bauzeit eröffnet worden und wurde nach Viktoria Adelheid Marie Luise Prinzess Royal von Großbritannien, der späteren Kaiserin Friedrich, benannt. Bis 1968 diente er als Krankenhaus. Das Rote Kreuz wurde Rechtsnachfolger des "Cronberger Krankenhaus-Vereins".

Dem Team von Irmgard Böhlig gehören 50 Mitarbeiterinnen und einige wenige Mitarbeiter ("wir sind ein Frauenbetrieb") an. 50 Leute für 100 Bewohner, das hört sich gut an, doch darin ist das komplette Personal enthalten, vom Hausmeister über die Köchinnen und Wäscherinnen bis zu den Zivis und Bürokräften. Die Situation des Pflegedienstes beschreibt Frau Böhlig so: "Die Stellenpläne sind besetzt und ausgereizt." Ein Wunsch ist offengeblieben, doch die engagierte Leiterin seit neun Jahren ist "wild entschlossen", hier etwas zu erreichen: Sie will einen Tagespflegedienst (Pflegebedürftige werden tagsüber im Kaiser- Friedrich-Haus betreut und abends von Angehörigen abgeholt) ermöglichen, der nach ihrer Einschätzung immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.

Erlauchte Gäste kamen damals, 1896, zur Einweihung nach Kronberg: Die Kaiserin höchstselbst, begleitet von der Prinzessin von Schleswig-Holstein, des Prinzenpaares Friedrich Karl von Hessen und des Prinzen Nikolaus von Griechenland.

Heute sind die Namen weniger klangvoll: Ministerin Iris Blaul, einige Bundestagsabgeordnete und der DRK-Landevorsitzende Rudi Schmitt werden erwartet. DRK-Kreisvorsitzender Ekkehard Gries hält die Festrede. Vielleicht gibt aber Moritz Landgraf von Hessen, ein Enkel der Kaiserin Friedrich, dem Ereignis die aristokratische Ehre. hko

Straßenräuber riß Passantin zu Boden

Eine 64 Jahre alte Fußgängerin ist am Mittwoch nachmittag an der Ecke Ulrichstraße/Lichtenbergstraße in Eschersheim Opfer eines Raubüberfalls geworden.

Wie die Polizei mitteilte, war ihr ein unbekannter Täter dort gegen 17 Uhr entgegengekommen; er hatte der Passantin einen Zettel vors Gesicht gehalten und ihr dann die Handtasche entrissen, in der eine Geldbörse mit rund 500 Mark Inhalt steckte. Der Täter, der etwa 25 Jahre alt sein soll, riß die Frau zu Boden. enk

30. bis 31. März 1993: Symposium zum Thema "Technikphilosophie und Wirtschaftsphilosophie in Rußland und Deutschland" in Bad Herrenalb. Auskunft: Evangelische Akademie Baden, Postfach 2269, W-7500 Karlsruhe 1, Tel. (07 21) 16 82 97.

1. April 1993: Kolloquium zum Thema "Eutrophierung und Landwirtschaft" in Varel-Dangast (Nordsee). Auskunft: Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste, Weserstraße 45-47, W-2940 Wilhelmshaven, Tel. (0 44 21) 4 43 16.

23. bis 25. April 1993: Seminar zum Thema "Die technische Zivilisation und ihre Folgen" in Beetzendorf (Sachsen-Anhalt). Auskunft: Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Sachsen-Anhalt, Geißlerstraße 1, 0-3010 Magdebureg, Tel. (03 91) 4 81 17.

Kein Filmriß an der Börse Fotolaborfirma Cewe wagt den Sprung / Aktien zu 335 Mark

doe FRANKFURT A. M. Um die Zukunft seines Geschäfts macht sich Hubert Rothärmel keine Sorgen. "Der Oma im Sauerland ist mit einer Floppy-Disk nicht gedient. Die will ein paar Bilder von ihren Enkeln", weist der Holdingchef des Fotoentwicklers Cewe Color die elektronische Konkurrenz in ihre Schranken. Tatsächlich hat die Oldenburger Großlaborfirma ihr Geschäft seit der Gründung im Jahre 1961 beständig ausweiten können. Mit 1,3 Milliarden Abzügen hält sie inzwischen ein Drittel des deutschen Gesamtmarktes, auf dem sich ansonsten noch einige Mittelständler und die Branchenriesen Kodak und Fuji tummeln.

Diese beachtliche Position wie auch die Ertragsstärke des Unternehmens haben die BHF-Bank offenbar bewogen, trotz des schwierigen Umfeldes nach einer fast neunmonatigen "Besinnungspause" (BHF-Geschäftsinhaber Wolfgang Rupf) erstmals wieder einen Newcomer an die Börse zu bringen. Neuemissionen, so Rupf, "muß es in guten und in weniger guten Zeiten geben". Mit 335 Mark sei der Preis der Cewe-Papiere günstig.

Am kommenden Montag und Dienstag bietet ein Konsortium unter Führung der BHF-Bank insgesamt 200 000 Inhaber- Stammaktien aus einer Kapitalerhöhung an. Der Oldenburger Firma fließen dadurch brutto 67 Millionen Mark zu. Nach dem "going public" wird ein Drittel des Kapitals gestreut sein, der Rest bleibt bei den Altgesellschaftern. Allerdings sind die Mitspracherechte der Neu-Aktionäre durch die komplizierte Gruppenstruktur recht begrenzt. Die zur Emission anstehende Holding nämlich hält zwar fast das gesamte Kapital der vier operativen Gesellschaften, deren Geschäftsführung liegt jedoch in den Händen der Cewe Color-Stiftung, bei der wiederum die Familie des Firmengründers Heinz Neumüller das Sagen hat.

Neumüller, zugleich Aufsichtsratschef der Holding, begründet den Börsengang mit dem Wunsch, sein Haus auf eine "noch breitere Basis für die Zukunft" zu stellen. Im vergangenen Jahr setzte der Fotofinisher, der neben 14 Großlabors auch 50 Sofortentwicklungsstätten in Deutschland, Frankreich und Dänemark unterhält, mit seinen rund 2200 Beschäftigten rund 414 Millionen Mark (plus 10,9 Prozent) um. Im laufenden Jahr sollen ohne Zukäufe weitere sechs Prozent Wachstum draufgesattelt werden.

Vor Körperschaftssteuern blieb zuletzt ein unveränderter Gewinn von 27,5 Millionen Mark hängen. Heuer können die Neu-Aktionäre mit einer Dividende von zwölf Mark rechnen.

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SV Hattersheim - FC Sportfreunde Schwalbach, SG Germania Wiesbaden - SG 01 Höchst Reserve, SV Kriftel - SV Walsdorf, Spvgg. Eltville - SG Hausen/Fussingen, FSV Winkel - SV Erbenheim, TSG Wörsdorf - TuS Ahlbach, Spvgg. Hochheim - SG Walluf, 1. FC Eschborn - SV Frauenstein (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA MAINTAUNUS: SG Kelkheim - FC Eddersheim, FC Germania Weilbach - TuS Hornau, 1. FC Sulzbach - FC Lorsbach, SV 09 Hofheim - FC Alemannia Nied, SV 09 Flörsheim - FC Viktoria Kelsterbach, FC Germania Okriftel - SV Fischbach, SV Zeilsheim - VfB Unterliederbach Reserve, SG DJK Zeilsheim - SG DJK Hattersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: TSG Pfaffenwiesbach - FC Weißkirchen, EFC Kronberg - CCP Bad Homburg, FC Inter Oberursel - SG Oberhöchstadt, TuS Weilnau - Usinger TSG, FSV Friedrichsdorf - Eintracht Oberursel, TG Wernborn - FC Oberursel, SV Seulberg - FSV Steinbach, FV Stierstadt - Spvgg. Hattstein, FC Königstein - DJK Bad Homburg, SG Hausen - Spvgg. 05 Bad Homburg Reserve (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA WIESBADEN: FC Naurod - FC 76 Biebrich, FSV Gräselberg - FSV 08 Schierstein, Türkischer SV Wiesbaden - TuS Nordenstadt, Tennis Borussia Rambach - SV 19 Biebrich, SV 12 Kostheim - FC Freudenberg, FC Bierstadt - FC Nord Wiesbaden, Freie Turner Wiesbaden - SV Italia Wiesbaden, SV Niedernhausen - Schwarz-Weiß Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A MAINTAUNUS: SG Nassau/ Diedenbergen - DJK Flörsheim (Samstag, 15 Uhr), Roter Stern Hofheim - Delfi Kelsterbach (Samstag, 15.30 Uhr), FC Mammolshain - SG Bremthal, BSC Kelsterbach - Sportfreunde Schwanheim, TuRa Niederhöchstadt - SG Bad Soden, SG Sossenheim - TV Wallau, Italia Hattersheim - FC Marxheim, BSC Schwalbach - BSC Altenhain (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A HOCHTAUNUS: TuS Eschbach - Teutonia Köppern, TSG Wehrheim - Eschbacher Bomber, FC Oberstedten - SG Anspach, SG Westerfeld - Sportfreunde Friedrichsdorf, FC Laubach - SG Niederlauken, TV Burgholzhausen - SG Weilrod, TuS Merzhausen - SG Oberursel, SGK Bad Homburg Reserve - SV Emmershausen, SG Mönstadt - Farblos Schneidhain, FC Reifenberg - SG Hundstadt, TSV Grävenwiesbach - SV Bommersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A WIESBADEN: FV 02 Biebrich Reserve - Spvgg. Sonnenberg (Sonntag, 11 Uhr), SC Klarenthal - SV Wiesbaden Reserve, Westend Wiesbaden - FC Delkenheim, Spvgg. Igstadt - TV Breckenheim, SC Kohlheck - FV 46 Kastel, Spvgg. Amöneburg - TuS Dotzheim, Hellas Schierstein - Spvgg. Nassau Wiesbaden, SKG Karadeniz Wiesbaden - TuS 05 Kostheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAINTAUNUS, GRUPPE 1: Blau-Weiß Zeilsheim - FG Eichwald Sulzbach (Samstag, 18 Uhr), Fortuna Höchst - DJK Hochheim, Rot-Weiß Sindlingen - CREU Höchst, SG Oberliederbach - Espanol Kriftel, Germania Schwanheim - Türkischer SV Hattersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAINTAUNUS, GRUPPE 2: FC Schlossborn - FV Neuenhain (Samstag, 15 Uhr), FCCB Niederhöchstadt - Türkischer SV Kelsterbach Samstag, 16 Uhr), SV Ruppertshain - Moskito Hofheim, SG Wildsachsen - Sportfreunde Vockenhausen, TuS Niederjosbach - Primavera Hofheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B WIESBADEN: Blau-Gelb Wiesbaden - SC Gräselberg (Sonntag, 11 Uhr), FC Maroc Wiesbaden - TuS Medenbach, Grün-Weiß Wiesbaden - Espanol Wiesbaden, Mesopotamien Wiesbaden - Portugiesischer SV Wiesbaden, Blau-Weiß Wiesbaden - TV Kloppenheim, Rhein-Main Kostheim - SV 13 Schierstein (alle Sonntag, 15 Uhr).

FRAUEN OBERLIGA HESSEN: u.a. TSG 1951 Frankfurt - FSV 08 Schierstein (Samstag, 15 Uhr), SV 09 Flörsheim - TSG Wölfersheim (Samstag, 16.30 Uhr).

LANDESLIGA HESSEN-SÜD: u.a. SG Praunheim II - SV 09 Hofheim (Samstag, 15 Uhr), FSV Frankfurt II - SV Bad Nauheim (Samstag, 15.30 Uhr), TSV Eschollbrücken - VfR Limburg 07 (Samstag, 16.30 Uhr), SV Flörsheim II - SG Limburg/Linter (Samstag, 18.15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: FC 34 Bierstadt - Germania Wiesbaden, SV 1976 Steckenroth - DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden, Spvgg. Eltville - SV Weyer (alle Samstag, 15.30 Uhr), SG Limburg/Linter II - FSV 08 Schierstein II (Samstag, 16 Uhr), SV 20 Heftrich - SG Kelkheim/Schwalbach (Samstag, 16.30 Uhr).

BEZIRSKLIGA WIESBADEN: SC 1960 Dombach - SV Rot-Weiß Thalheim (Samstag, 15.30 Uhr), VfR Limburg 07 II - SV Steeden (Samstag, 16 Uhr), SG Nauheim/Selters - SG Hünstetten (Samstag, 16.30 Uhr).

MÄDCHEN-BEZIRKSLIGA WIESBADEN: TuS Linger - TuS Dehrn, Germania Wiesbaden - DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden (beide heute, 18 Uhr), SV Flörsheim - FC Schwalbach (heute, 18.30 Uhr). ina

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: SG Arheilgen - RSV Germania Pfungstadt, SV Bischofsheim - 1. FCA 04 Darmstadt, FSV Riedrode - SG Ueberau, SKV Mörfelden - SV Groß-Bieberau, TSV Pfungstadt - SV Raunheim, TSV Neustadt - TSV Trebur, VfR Groß- Gerau - Olympia Lorsch (alle Sonntag, 15 Uhr); spielfrei: TS Ober-Roden.

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: FV Bad Vilbel II - Rot-Weiß Frankfurt II, 1. FC Rödelheim - SV Reichelsheim, Vatan Spor Bad Homburg - SV Steinfurth, Spvgg. 05 Oberrad - SG Ober-Erlenbach, SG Rodheim - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, FC Dietzenbach - 1. FC Hochstadt, OFC Kickers Offenbach II - FSV Bischofsheim, Germania Ockstadt - Spvgg. Fechenheim, SV Nieder-Weisel - Germania 94 Frankfurt (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: SV Melitia Roth - FC Hanau 93 (Samstag, 15.30 Uhr), FSV Ravolzhausen - Spvgg. Seligenstadt, SG Nieder-Roden - Teutonia Hausen, Sportfreunde Seligenstadt - TSV Höchst, FSV Bad Orb - SV Weiskirchen, SV Birstein - Germania Niederrodenbach, SG Bruchköbel - KSG Ober-Seemen, TSV Lämmerspiel - VfB Oberndorf, Eintracht/Sportfreunde Windecken - Germania Bieber.

BEZIRKSLIGA OFFENBACH: FV 06 Sprendlingen - SV Zellhausen, Spvgg. Hainstadt - SG Rosenhöhe, SG Götzenhain - Susgo Offenthal, BSC 99 Offenbach - Türkischer SV Neu- Isenburg, SSG Langen - Spvgg. Dietesheim II, Kickers Viktoria Mühlheim - Alemannia Klein-Auheim, Kickers Obertshausen - SV Dreieichenhain, FC Offenthal - TSV Heusenstamm (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA MAINTAUNUS: u. a. SV 09 Flörsheim - FC Viktoria Kelsterbach (Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A MAINTAUNUS: u. a. Roter Stern Hofheim - Delfi Kelsterbach (Samstag, 15.30 Uhr), BSC Kelsterbach - Sportfreunde Schwanheim (Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-WEST: Rot- Weiß Offenbach - SG Dietzenbach, Türkischer SC Offenbach - SKG Sprendlingen, TV Dreieichenhain - Türkischer SV Dreieich, FT Oberrad - TSG Neu-Isenburg, SC Steinberg - Eiche Offenbach, VfB Offenbach - Aris Offenbach, Spvgg. 03 Neu-Isenburg II - TG Sprendlingen, SC Buchschlag - Hellas Offenbach (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-OST: TuS Froschhausen - Zrinski Offenbach, TV Hausen - TSV Dudenhofen, Türkischer SV Seligenstadt - TSG Mainflingen, SV Steinheim - FC Kroatia Obertshausen, SV Jügesheim II - SV 80 Mühlheim, TV Rembrücken - TGS Jügesheim, SC 07 Bürgel - TuS Klein-Welzheim, SKV Hainhausen - FC Bieber (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-WEST: Wiking Offenbach - TuS Zeppelinheim (Samstag, 15 Uhr), Sportfreunde Offenbach - Inter Dietzenbach, Espanol Offenbach - HFC Bürgel, Sparta Bürgel - Blau-Gelb Offenbach, Türk Gücü Dietzenbach - Wacker Offenbach, Don Bosco Neu-Isenburg - Portugues Offenbach (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-OST: TG Weiskirchen - SG Steinheim, TGM Jügesheim - Italsud Offenbach, Fair Play Mühlheim - Germania Steinheim, TSV Klein-Auheim - SG Heusenstamm, Sportfreunde Heusenstamm - FC Maroc Offenbach, Eintracht Steinheim - Germ. Klein-Krotzenburg II (alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA B MAINTAUNUS: u.a. FCCB Niederhöchstadt - Türkischer SV Kelsterbach (Samstag, 16 Uhr). dip

BEZIRKSLIGA DARMSTADT-WEST: RW Darmstadt - GW Darmstadt, SG Egelsbach II - SV Klein-Gerau, ET Rüsselsheim - SV St. Stephan, SKG Gräfenhausen - Opel Rüsselsheim, 1. FC Langen - SV Weiterstadt, SV Darmstadt 98 II - SKV Büttelborn, SKG Ober- Ramstadt - TSV Nieder-Ramstadt, SV Erzhausen - SV Geinsheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA DARMSTADT-OST: SV Münster - KSV Urberach, TG Ober-Roden - Spvgg. Groß-Umstadt, Viktoria Aschaffenburg II - FSV Groß-Zimmern, SV Beerfelden - VfL Michelstadt, FSV Spachbrücken - SV Reinheim, TSV Lengfeld - FV Eppertshausen, Viktoria Kleestadt - Hassia Dieburg, Viktoria Urberach - TSV Höchst (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A DIEBURG: TV Nieder-Klingen - TV Semd (Sa., 15 Uhr), Türk Babenhausen - SV Sickenhofen, FC Raibach - TSV Langstadt, TSV Altheim - TSV Richen, PSV Groß-Umstadt - Kickers Hergershausen, Vikt. Schaafheim - FSV Münster, GSV Gunderhausen - Germania Ober-Roden II, KSG Georgenhausen - RW Radheim (alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA B DIEBURG: FSV Mosbach - SV Dorndiel, Viktoria Dieburg - FSV Schlierbach, FC Niedernhausen - FC Ueberau, SV Hering - TSV Ober-Klingen, TSV Garreshausen - Viktoria Klein-Zimmern, TSV Klein-Umstadt - FC Groß-Umstadt, Türk Dieburg - TSV Wiebelsbach, SV Heubach - Germania Babenhausen (alle Sonntag, 15 Uhr); spielfrei: BR Babenhausen.

KREISLIGA A GROSS-GERAU: SKG Erfelden - RW Walldorf II, VfR Rüsselsheim - TSV Wolfskehlen II, SKG Stockstadt - SKG Walldorf, SKG Wallerstädten - SV Nauheim, SC Astheim - TSV Goddelau, Hellas Rüsselsheim - SG Dornheim, Dersim Rüsselsheim - Germania Gustavsburg, Olympia Biebesheim - Italia Groß-Gerau (alle Sonntag, 15 Uhr); spielfrei: Königstädten, Leeheim.

KREISLIGA B GROSS-GERAU: TV Haßloch - SSV Raunheim (Samstag, 15 Uhr), TSG Worfelden - KSV Biebesheim, Cihan Rüsselsheim - SF Bischofsheim, VfB Ginsheim - Concordia Gernsheim, SKG Bauschheim - Cab. Rüsselsheim, Olympia Nauheim - TV Crumstadt, Esp. Walldorf - Kickers Mörfelden, B. Bischofsheim - Mainhaie Rüsselsheim (alle Sonntag, 15 Uhr). ka. FRAUEN

LANDESLIGA HESSEN-SÜD: u.a. Viktoria Schaafheim - KSV Reichelsheim, Spvgg. Oberrad - TSV Aschbach (beide Samstag, 16 Uhr), TSV Eschollbrücken - VfR Limburg 07.

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: Kickers Obertshausen - Viktoria Neuenhaßlau (Samstag, 15 Uhr), FC Rot-Weiß Großauheim - SG Hammersbach, SG Praunheim III - SG Rosenhöhe (beide Samstag, 17 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: FCA Darmstadt - Kickers Mörfelden, FC Rimhorn - TSV Nieder-Ramstadt, SKG Walldorf - SV Kleestadt, SC Hassia Dieburg - TSV Höchst (alle Samstag, 16 Uhr).

BEZIRKSLIGA DARMSTADT: Boys Wattenheim - TGB Darmstadt (Samstag, 15.30 Uhr), SG Malchen - SV Winterkasten, SVS Griesheim - FSG Bensheim (beide Samstag, 16 Uhr), SV Geinsheim - SV Kinzigtal (Samstag, 16.30 Uhr). ina

KSV Neu-Isenburg, Ringen Um deutsche Titel der Senioren

Der KSV Neu-Isenburg hat sich mit Erfolg um die Ausrichtung der deutschen Ringermeisterschaften der Senioren beworben. Am Samstag werden in der Brüder-Grimm-Schule (ab 15.30 Uhr) die besten deutschen Ringer im Alter von 35 bis 55 Jahren auf die Matten gehen, um ihre Meister zu ermitteln. Aus dem gesamten Bundesgebiet werden über 200 Ringer erwartet.

Das Niveau der Senioren-Meisterschaften ist allgemein anerkannt und hat mit "Rentner-Ringen" nichts zu tun, erklärt KSV-Pressewart Stefan Becker. "Das ist ein echter Leckerbissen". Mit einer gefüllten Halle, also etwa 500 Besuchern, rechnet der KSV-Sprecher.

Aufgabe des KSV wird es sein, neben der Organisation der Wettkämpfe für das Wohl der Aktiven und Zuschauer zu sorgen. Im Anschluß an die Siegerehrung ist ein geselliges Beisammensein eingeplant, an welchem in der Regel die meisten der Sportler teilnehmen. Für den KSV bleibt ein Zuschuß in die Vereinskasse übrig. Die Sieger erhalten neben den Meisterehren noch Medaillen. Auch einige Vertreter des Gastgebers werden auf die Matten gehen und alle ehemaligen KSV- Größen wollen die Gelegenheit zu einem Treff in der Halle nutzen.

Gerungen wird sowohl im freien als auch im klassischen Stil in den üblichen Gewichtsklassen. In Altersklassen werden die Senioren, entgegen internationalen Wettbewerben, nicht unterteilt. jbp

Bauer Diehl klärt die Großstädter auf

WETTERAUKREIS. Exotische Tiere bringen den Wetterauer Naturhaushalt erheblich aus der Balance. Bislang hatten den Naturschützern vor allem amerikanische Ochsenfrösche Sorgen bereitet. Die bis zu 20 Zentimeter großen Frösche, die mit Vorliebe in Amphibienteichen in Hausgärten gehalten werden, sind in großer Zahl in die freie Natur entsprungen.

Immer öfter gelingt inzwischen auch Schlangen die Flucht aus häuslichen Terrarien. Im Bingenheimer Ried genießen seit Mittwoch zwei riesige Pythonschlangen - 7,25 Meter lang die eine und 8,16 Meter die andere - die Frühlingssonne und warten auf den Nachwuchs des ersten Storchenpaares, das seit langer Zeit in der Wetterau in freier Wildbahn balzt. Die alten Störche sind ihnen zu zäh.

Das exotischste Tier wurde von Dauercampern am Gederner See entdeckt. Gerda und Konrad Hofmann aus Frankfurt- Fechenheim schwören, sie hätten ein Känguruh gesehen. Alteingesessene Gederner wissen es aber besser. "Das Vieh hatte keinen Beutel am Bauch, sondern einen Korb am Rücken. Das war der Osterhase", sagte der 85jährige Gederner Bauer Karl Diehl zu AU WETTER!". ieb

Versteigerung bei Blank

BAD VILBEL. Gemälde, Antiquitäten und Schmuck werden am Samstag, 27. März, um 10 Uhr im Bad Vilbeler Auktionshaus Blank, Friedrich-Ebert-Straße 2, versteigert. Zur Vorbesichtigung ist das Haus von Samstag, 20., bis 25. März, auch Sonntag, von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

Zwei Autoknacker dingfest gemacht

HANAU. Eine Polizeistreife hat am Mittwoch nachmittag einen 23 Jahre alten Mann aus Alzenau und seinen 19 Jahre alten Komplizen aus Gründau festgenommen, die zuvor zwei Autos aufgebrochen hatten. Zeugen hatten die Polizei informiert, auf dem Parkplatz vor dem Hauptbahnhof wurden die Beamten fündig.

Zwar versuchten die beiden Männer noch zu fliehen, kamen jedoch nicht weit. az

Neuer Schulzweig

GROSS-GERAU. Diplome für Informationsverarbeitung in den Fachrichtungen Wirtschaft und Technik können vom Semester 1993/94 an an der Rüsselsheimer Werner-Heisenberg-Schule erworben werden. Der hessische Kultusminister hat für die Einrichtung des neuen Schulzweiges mit seiner zweijährigen Berufsfachschulausbildung grünes Licht gegeben. Absolventen dürfen nach erfolgreichem Abschluß den Titel "staatlich geprüfter Assistent" führen. asd

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung: Christian Boltanski - Gymnasium Chases, Heliogravuren (bis 31. 5.); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.); Städelschule, Dürerstr. 10: Mo. bis Sa., 9 bis 21 Uhr; Rauminstallation "Tree Stump Stop" von Claudio Vekstein (bis 3. 4.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 9. 5.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek mit Videothek, Di., Do., Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. 10 bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Russische Kinder malen den Struwwelpeter" (bis auf weiteres).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: tgl. außer Mo. 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Frédéric Bruly Bouabré (bis 4. 4.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

La Galleria, Berliner Str. 66, Tel. 28 14 61: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Herbert Wenzel - Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Alfred Hrdlicka zum 65. Geburtstag - Zeichnungen, Bronze, Grafik (bis 15. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie Appel und Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr und nach telef. Vereinbarung; Heinz-Günter Prager - Bodenskulpturen, Zeichnungen. (bis 17.4.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Christa Näher - Kentauren (bis 19. 4.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u.n.V.; "Armin Gehrets kleines Welttheater" - farbige Zeichnungen (bis 23. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Runwalt - Waltrun Meyer-Pahl (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie für zeitgenössische Kunst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di./Mi., 17 bis 20 Uhr, Do./Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Nils-Udo "Winterblätter" - Fotografien und Tuschearbeiten (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Constantin Jaxy - "Schattenboxen" (bis 7. 5.).

Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Billy Al Bengston (bis 29. 5.) Ausstellungen

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: Workshop-Projekt 50 phantastische Uhren (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Enkheim, Barbarossastr. 65, Tel. 4500 - 5 22 54: Di. u. Do., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Mi. u. Fr., 14 bis 17 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 2. 4.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 - 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungen Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: Workshop-Projekt 50 phantastische Uhren (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Enkheim, Barbarossastr. 65, Tel. 4500 - 5 22 54: Di. u. Do., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Mi. u. Fr., 14 bis 17 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 2. 4.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Atelier Tippmann, Bruchstr. 9, Tel. 62 72 66: Öffnungszeiten nach tel. Vereinbarung; Cordelia Heymann - Malerei, Klaus J. Tippmann - Schmuckobjekte (bis 4. 4.).

Atelier Nr. 695, Mainzer Landstr. 695, Tel. 39 77 25: Farouk Shehata - Neue Graphik aus Ägypten (bis 4. 4.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Tel. 74 11 451: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr; Fotografienaus Albanien von Wolfgang Klotz (bis 8. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

ivo tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Petra Lorenz, "Suppen oder . . ." - Papier / Collagen (bis 24. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Samstag / Sonntag, 20./21. März Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Othello";So., 20. Uhr, "Limb's Theorem"; Kammerspiel: Sa./So., 19.30, "Karlos"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Katarakt", 19.30 Uhr, "Festung".

Fritz Rémond Theater im Zoo: Sa.,So., 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten". Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa. und So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!". Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Leonce und Lena"; So., 20 Uhr, "Die Rede des Georg Büchner vor der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung anläßlich seiner Ablehnung als Büchnerpreisträger".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa. 20 Uhr, Kassem/Lindemann - "94-56-89 Marilyn Monroe".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa. und So., 20 Uhr, "Death and the maiden".

Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa. und So., 20 Uhr, B 3 (Black Blanc Beur), "Rapetipas"; Studiobühne: Sa., 21 Uhr, Elettra de Salvo, "Bleiche weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa., 20 Uhr, Marina Abramowic / Charles Atlas - "The Biography".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, "Piranjas"; So., 16 u. 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg. Lustspiel - ein Spektakel".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, "Emigranten"; 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!"; So., 15 Uhr, "Die Nähmaschine" (ab 3 J.).

Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr. 17: Sa., 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Kinderhaus Nied, An der Wörtspitze 3 a, Tel. 39 85 25: Sa., 15 Uhr, "Kommst Du mit nach Durian?" (ab 6 J.).

Kommunales Kinder- und Jugend Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2, Tel.59 83 43: Sa. (Prem.), So., 19.30 Uhr, "Echte Helden küssen Tiger". Kinder- und Jugendhaus Sindlingen: Sa., 14 Uhr, Trio Kunterbunt, "Kinderlieder zum Einsteigen und Abfahren" (ab 4 J.); Bürgerhaus Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 125.

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Pantomimisches Theater -"Im Lauf der Zeit"; Artrium: So., 11 Uhr, Musik-Brunch; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.

Bürgerhaus Nordweststadt: So., 20 Uhr, "Chéri".

Brotfabrik, Theater Bachmannstr. 2-4, Tel. 7 89 43 40: Sa., 20.00 Uhr, "Flatternde Herzen"; So., 15.30 Uhr, Klaus Klamauks Kinderrevue (ab 4 J.).

Kinder- und Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt: Sa., 15 Uhr, "Der falsche Prinz".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 11 Uhr, Kammermusik im Foyer; 19.30 Uhr, "Nixon in China".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, Swing Hot'n Cole - "Parade Amerikanischer Musik"; So., 19 Uhr, Junge Deutsche Philharmonie; Mozart-Saal: Sa., 20 Uhr, "Tango vivo - nicht nur für Machos"; So., 19 Uhr, Flamenco-Abend - "mi arte personal"; Hindemith Saal: So., 19 Uhr, "Flute Summit".

Batschkapp, Maybachstr. 24: So.,20 Uhr, Shinehead.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Paddy goes to holyhead; So., 21 Uhr, Shake it up.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Flip Gehring Trio; So., 21 Uhr, Just Friends.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: Sa./ 19.30 Uhr, Fanny Hill; So., 19.30 Uhr, Much too much.

Music-Hall, Voltastr. 74: Sa., 22 Uhr, Trance-House.

Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, The Red Hot Hottentots.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Dr.No; So., 19 Uhr, Crossroads.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1-7: So., 21 Uhr, Leeway.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Mellet; So., 15.15 Uhr, The Time Bandits;Farm; 21 Uhr, Little Paris.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Ali's Swingtett; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Gran Noche mit Pantaleon y Susi Alca; So., 18 Uhr, Salvador Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Markus Schinkel Trio; So., 22 Uhr, Piano George.

Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Wilfried Schuster Swing Quintett.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Taste of Time - Rock and Energy.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, DJ Bernhard, 60s-70s Garage.

Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57: Sa., 20 Uhr Caféhaus Unterwegs.

Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Str. 32: Sa., 18 Uhr, Jugenddisco, "Gutleut hebt ab".

Bürgerhaus Südbahnhof: So., 16 Uhr, Frühlingskonzert mit dem Johann- Strauß-Orchester.

Zeilgalerie Les Facettes, Ebene 7: So., 16 bis 20 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.

Kammeroper: So., 20 Uhr, "Der Barbier von Sevilla"; Logenhaus zur Einigkeit, Kaiserstr. 37.

Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, Wunschkonzert, "Musik aus Märchen und Sagen".

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15-19: Sa., 16 Uhr, Jugendmusikschule - Kinderkonzert "Allerlei Gefieder".

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8: So., 17 Uhr, The Tallis Scholars.

Rudolf-Steiner-Haus, Hügelstr. 67: So., 20 Uhr, Eurythmie-Projekt documenta IX; Karlheinz Stockhausen, "Tierkreis - Zwölf Melodien der Sternzeichen".

Bürgerhospital, Nibelungenallee 37: So., 19.30 Uhr, Klassische Gitarrenmusik und Liederabend mit Mozart.

Kaiserdom: Sa., 20 Uhr, Frankfurter Domkonzerte - Vocalis.

St. Josef-Kirche, Am Weißen Stein: So., 18 Uhr, Passionskonzert, Vocalis.

Festeburgkirche, An der Wolfsweide 58: So., 19.30 Uhr, Gasteig Quartett.

Ev. Osterkirche, Mörfelder Landstr. 214: So., 10 Uhr, Buxtehude-Kantate zum Gottesdienst.

Ev. Auferstehungskirche, Graebestr. 8: So., 18 Uhr, Cembalokonzert, J.S. Bach - Goldbergvariationen.

Ev. Christophoruskirche, Hospitalstr. 42: So., 15 Uhr, Konzert für Cello und Klavier. Neue Nicolaikirche, Waldschmidtstr.: Sa., 18 Uhr, Orgelvesper.

Alte Nikolaikirche, Römerberg: Sa. und So., 19 Uhr, J.S. Bach, Johannes-Passion.

Stephanuskirche, Liederbacher Str. 36 b: So., 17 Uhr, Stabat mater von Pergolesi. Ev. Johanniskirche, Ecke Turmstr./ Große Spillingsgasse: So., 17 Uhr, Konzert zum Frühlingsanfang.

Ev. Lutherkirche, Schopenhauerstr.: So., 19 Uhr, Passionsmusik.

Ev. Bergkirche, Sachsenhäuser Landwehrweg 157: Sa., 19 Uhr, Markus-Passion von R. Keiser.

Ev. Cyriakuskirche, Rödelheim, auf der Insel: So., 17 Uhr, Reinhard Keiser, Markus-Passion. St.-Nikolaus-Kirche, Bergen-Enkheim, Nordring 71: So., 17 Uhr, Orgelkonzert Günther Kaunzinger.

St.-Antonius-Kirche, Alexanderstr.: So., 17 Uhr, Musica Sacra - Bruckner-Motetten. St.-Bernhard-Kirche, Koselstr. 11: So., 18 Uhr, Orgelkonzert.

Landrat: Bundesvermögensamt und Armee handelten zu langsam Kreis geht davon aus, sich nach dem Entdecken des treibstoff-verseuchten Bodens unter US-Tankstelle richtig verhalten zu haben

GELNHAUSEN. Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) glaubt, im Zusammenhang mit erst in diesen Tagen öffentlich bekannt gewordenen Bodenverseuchungen unter einer ehemaligen Tankstelle der US-Streitkräfte auf dem Gelände der Housing-Villages keine Fehler gemacht zu haben. Auch hält er es für gerechtfertigt, die Öffentlichkeit über die Ende September 1992 bei Kanalarbeiten entdeckten Bodenverunreinigungen mit ausgasenden Kohlenwasserstoffen nicht informiert zu haben. Seiner Einschätzung nach haben die Behörden die Probleme jederzeit im Griff gehabt.

Der Landrat hat außerdem keine Veranlassung gesehen, das in Zuständigkeit des teilentmachteten Umweltdezernenten Dr. Harald Friedrich (Grüne) stehende Kreisgesundheitsamt in die Untersuchungen über mögliche Umwelt- und Wasserverschmutzungen miteinzubeziehen.

Friedrich hatte Eyerkaufer in der vergangenen Woche deswegen schwere Vorwürfe gemacht. Für das Gesundheitsamt habe zu keiner Zeit Handlungsbedarf bestanden, meint Eyerkaufer. Gleichwohl hat das Kreisgesundheitsamt inzwischen eigene Wasser-Untersuchungen vornehmen lassen und mitgeteilt, bislang keine Verunreinigungen festgestellt zu haben. Probleme und Verzögerungen gab es allerdings im Umgang mit den Verursachern der Verseuchung, den US-Streitkräften. Inzwischen hat die Armee jedoch Bereitschaft signalisiert, sich an den Sanierungen zu beteiligen. Der Kreis hat das Bundesvermögensamt, zuständig für die früheren Liegenschaften der Amerikaner, aufgefordert, bis zum 10. April ein Sanierungskonzept vorzulegen.

Wie in der vergangenen Woche ausführlich berichtet, wurden im Bereich jener Tankstelle starke Verunreinigungen mit Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol festgestellt. Gefährdungen für die Anwohner hat es nach Darstellung des Kreises nicht gegeben, weil die Schadstoff- Konzentrationen nur während der Bohrungen festgestellt worden seien.

Die leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffe - typische Tankstellen- Gerüche - sind nach Ansicht Eyerkaufers schon in geringen Konzentrationen zu riechen. Weder in der Vergangenheit noch aktuell jetzt seien solche Gerüche in der Umgebung wahrnehmbar gewesen. Eyerkaufer: "Selbstverständlich muß das Areal trotzdem schnell saniert werden."

Die ehemalige Tankstelle in der US- Housing Village ist seit 1989 außer Betrieb. Damals wurden ein 10-Kubikmeter- Tank für Diesel und ein 15-Kubikmeter- Tank für Benzin ausgepumpt, gereinigt und entgast. Seit diesem Zeitpunkt können nach Ansicht der Behörden keine weiteren Schadstoffe mehr in den Boden eingedrungen sein. Das verseuchte Gelände liegt überwiegend unter einer 30 Zentimeter starken Betonplatte.

Bei Kanalbauarbeiten in der Freigerichter Straße in Höhe der Tankstelle am 30. September 1992 waren in der Baugrube zunächst Ölverunreinigungen festgestellt worden. Noch am selben Tag sei ein Ortstermin anberaumt worden, an dem Wasserwirtschaftsamt, Untere Wasserbehörde, Bundesvermögensamt, die Stadt Gelnhausen, die Polizei, das Staatsbauamt und die Straßenmeisterei beteiligt gewesen seien.

Bereits am 14. Oktober habe der Regierungspräsident 12 000 Mark für weitergehende Untersuchungen bewilligt, so Eyerkaufer. Hier setzt seine Kritik am Bundesvermögensamt und der amerikanischen Armee ein. Weil beide nicht schnell genug gehandelt hätten, habe die Untere Wasserbehörde ein Ingenieurbüro mit den Untersuchungen beauftragt. Die Arbeiten seien am 6. November aufgenommen worden. Zehn Sondierungen wurden niedergebracht.

Aus dem am 14. Dezember eingegangene Gutachten sei dann hervorgegangen, daß bei allen Sondierungen ein mehr oder weniger starker Geruch nach aromatischen Kohlenwasserstoffen bemerkbar gewesen sei. Als Fazit hat das Gutachten eine Sanierung des Geländes gefordert. Gefährdungen des Trinkwassers in diesem Bereich sind nach Ansicht der Experten ausgeschlossen, weil das dortige Grundwasser bereits in vier Meter Tiefe auf eine undurchlässige Tonschicht treffe. Gleichwohl soll der nächste in 1500 Meter Entfernung liegende Brunnen nochmals auf Verunreinigungen untersucht werden.

Proben aus der Trinkwasserleitung sollen auch in dem zur Tankstelle am nächsten liegenden Gebäude gezogen werden. Das Amt für Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen ist außerdem damit beauftragt worden zu prüfen, ob in dem amerikanischen Laden im alten Tankstellengebäude Lebensmittel verkauft werden und ob diese möglicherweise kontaminiert sind.

Betroffen sein könnten allerdings nur nicht verpackte, fetthaltige Nahrungsmittel - bleibt die Frage, warum dies nicht spätestens beim Vorliegen des Gutachtens geschehen ist. Wieviel die Sanierung des Areals kosten wird, steht noch nicht fest. are (Siehe auch Kommentar)

Freitag, 19. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 20 Uhr, Ballett "Limb's Theorem";Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Tel. 43 51 66: 16 und 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!"

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, "94-56-89 Marilyn Monroe".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Death and the maiden" (Premiere).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, B 3, "Rapetipas";Studiobühne: 21 Uhr, Elettra de Salvo, "Bleiche weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Marina Abramowic/Charles Atlas, "The Biography";TAT-Probebühne, Daimlerstr. 32-36: 22 Uhr, Party, Abschlußveranstaltung TAT und Städelschule.

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Rheinisches Kabarett, "Piranjas".

Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 20 Uhr, "Emigranten"; 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen. Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".

Frankfurter Kunstgemeinde, Tel. 15 308 203: Stadthalle Bergen-Enkheim, 20 Uhr, "Damenkrieg".

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Die Traumtänzer, "Im Lauf der Zeit".

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4, Tel. 789 18 89: 20.30 Uhr, "Flatternde Herzen".

Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Kommunales Kinder- und Jugend Theater: 10.30 Uhr, "Igelhans" (ab 6 J.); Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2.

Kinder- und Jugendtheater Frankfurt im Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Der falsche Prinz".

Kinder- und Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Str. 40, Tel. 45 42 81: 14.30 Uhr, "Stadtabenteuer", Musiktheater (ab 5 J.).

Ev. Kirchengemeinde Unterliederbach, Tel. 31 21 65: 15 Uhr, Wum Theater, "Kommst Du mit nach Durian?" (ab 6 J.); Gemeindehaus, Wartburgstr. 1.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik Oper, am Theaterplatz: 20 Uhr, Ballett, "Limb's Theorem"(Schauspielhaus).

Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Shirley Bassey.

Kammeroper Frankfurt, im Logenhaus zur Einigkeit, Kaiserstr. 37: 20 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Easy Daisy Meets The Roxy Flames.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Noawaran - Klassik und Folklore aus dem Iran.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Dr. No.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Mallet, Heartrock.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco Show mit Andalucia.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Markus Schinkel Quartett.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Blues Cruisers.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, five pieces plus one (Joske Gesang).

Zeilgalerie/Ebene 7: 22 Uhr, Heaven Seven - Sex Machine, James Brown-Revival-Band. Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 21 Uhr, Cyclopeedians, Sixties-Fun.

Café Exzess, Bockenheim: 22 Uhr, Sonic Youth. Samstag / Sonntag, 20./21. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Othello";So., 20. Uhr, "Limb's Theorem"; Kammerspiel: Sa./So., 19.30, "Karlos"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Katarakt", 19.30 Uhr, "Festung".

Fritz Rémond Theater im Zoo: Sa.,So., 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten". Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa. und So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!". Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Leonce und Lena"; So., 20 Uhr, "Die Rede des Georg Büchner vor der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung anläßlich seiner Ablehnung als Büchnerpreisträger".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa. 20 Uhr, Kassem/Lindemann - "94-56-89 Marilyn Monroe".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa. und So., 20 Uhr, "Death and the maiden".

Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa. und So., 20 Uhr, B 3 (Black Blanc Beur), "Rapetipas"; Studiobühne: Sa., 21 Uhr, Elettra de Salvo, "Bleiche weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa., 20 Uhr, Marina Abramowic / Charles Atlas - "The Biography".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, "Piranjas"; So., 16 u. 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg. Lustspiel - ein Spektakel".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, "Emigranten"; 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!"; So., 15 Uhr, "Die Nähmaschine" (ab 3 J.).

Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr. 17: Sa., 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Kinderhaus Nied, An der Wörtspitze 3 a, Tel. 39 85 25: Sa., 15 Uhr, "Kommst Du mit nach Durian?" (ab 6 J.).

Kommunales Kinder- und Jugend Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2, Tel.59 83 43: Sa. (Prem.), So., 19.30 Uhr, "Echte Helden küssen Tiger". Kinder- und Jugendhaus Sindlingen: Sa., 14 Uhr, Trio Kunterbunt, "Kinderlieder zum Einsteigen und Abfahren" (ab 4 J.); Bürgerhaus Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 125.

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Pantomimisches Theater -"Im Lauf der Zeit"; Artrium: So., 11 Uhr, Musik-Brunch; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.

Bürgerhaus Nordweststadt: So., 20 Uhr, "Chéri".

Brotfabrik, Theater Bachmannstr. 2-4, Tel. 7 89 43 40: Sa., 20.00 Uhr, "Flatternde Herzen"; So., 15.30 Uhr, Klaus Klamauks Kinderrevue (ab 4 J.).

Kinder- und Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt: Sa., 15 Uhr, "Der falsche Prinz".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 11 Uhr, Kammermusik im Foyer; 19.30 Uhr, "Nixon in China".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, Swing Hot'n Cole - "Parade Amerikanischer Musik"; So., 19 Uhr, Junge Deutsche Philharmonie; Mozart-Saal: Sa., 20 Uhr, "Tango vivo - nicht nur für Machos"; So., 19 Uhr, Flamenco-Abend - "mi arte personal"; Hindemith Saal: So., 19 Uhr, "Flute Summit".

Batschkapp, Maybachstr. 24: So.,20 Uhr, Shinehead.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Paddy goes to holyhead; So., 21 Uhr, Shake it up.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Flip Gehring Trio; So., 21 Uhr, Just Friends.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: Sa./ 19.30 Uhr, Fanny Hill; So., 19.30 Uhr, Much too much.

Music-Hall, Voltastr. 74: Sa., 22 Uhr, Trance-House.

Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, The Red Hot Hottentots.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Dr.No; So., 19 Uhr, Crossroads.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1-7: So., 21 Uhr, Leeway.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Mellet; So., 15.15 Uhr, The Time Bandits;Farm; 21 Uhr, Little Paris.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Ali's Swingtett; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Gran Noche mit Pantaleon y Susi Alca; So., 18 Uhr, Salvador Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Markus Schinkel Trio; So., 22 Uhr, Piano George.

Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Wilfried Schuster Swing Quintett.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Taste of Time - Rock and Energy.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, DJ Bernhard, 60s-70s Garage.

Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57: Sa., 20 Uhr Caféhaus Unterwegs.

Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Str. 32: Sa., 18 Uhr, Jugenddisco, "Gutleut hebt ab".

Bürgerhaus Südbahnhof: So., 16 Uhr, Frühlingskonzert mit dem Johann- Strauß-Orchester.

Zeilgalerie Les Facettes, Ebene 7: So., 16 bis 20 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.

Kammeroper: So., 20 Uhr, "Der Barbier von Sevilla"; Logenhaus zur Einigkeit, Kaiserstr. 37.

Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, Wunschkonzert, "Musik aus Märchen und Sagen".

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15-19: Sa., 16 Uhr, Jugendmusikschule - Kinderkonzert "Allerlei Gefieder".

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8: So., 17 Uhr, The Tallis Scholars.

Rudolf-Steiner-Haus, Hügelstr. 67: So., 20 Uhr, Eurythmie-Projekt documenta IX; Karlheinz Stockhausen, "Tierkreis - Zwölf Melodien der Sternzeichen".

Bürgerhospital, Nibelungenallee 37: So., 19.30 Uhr, Klassische Gitarrenmusik und Liederabend mit Mozart.

Kaiserdom: Sa., 20 Uhr, Frankfurter Domkonzerte - Vocalis.

St. Josef-Kirche, Am Weißen Stein: So., 18 Uhr, Passionskonzert, Vocalis.

Festeburgkirche, An der Wolfsweide 58: So., 19.30 Uhr, Gasteig Quartett.

Ev. Osterkirche, Mörfelder Landstr. 214: So., 10 Uhr, Buxtehude-Kantate zum Gottesdienst.

Ev. Auferstehungskirche, Graebestr. 8: So., 18 Uhr, Cembalokonzert, J.S. Bach - Goldbergvariationen.

Ev. Christophoruskirche, Hospitalstr. 42: So., 15 Uhr, Konzert für Cello und Klavier. Neue Nicolaikirche, Waldschmidtstr.: Sa., 18 Uhr, Orgelvesper.

Alte Nikolaikirche, Römerberg: Sa. und So., 19 Uhr, J.S. Bach, Johannes-Passion.

Stephanuskirche, Liederbacher Str. 36 b: So., 17 Uhr, Stabat mater von Pergolesi. Ev. Johanniskirche, Ecke Turmstr./ Große Spillingsgasse: So., 17 Uhr, Konzert zum Frühlingsanfang.

Ev. Lutherkirche, Schopenhauerstr.: So., 19 Uhr, Passionsmusik.

Ev. Bergkirche, Sachsenhäuser Landwehrweg 157: Sa., 19 Uhr, Markus-Passion von R. Keiser.

Ev. Cyriakuskirche, Rödelheim, auf der Insel: So., 17 Uhr, Reinhard Keiser, Markus-Passion. St.-Nikolaus-Kirche, Bergen-Enkheim, Nordring 71: So., 17 Uhr, Orgelkonzert Günther Kaunzinger.

St.-Antonius-Kirche, Alexanderstr.: So., 17 Uhr, Musica Sacra - Bruckner-Motetten. St.-Bernhard-Kirche, Koselstr. 11: So., 18 Uhr, Orgelkonzert.

Erleichterte Kündigung im Osten noch nicht anfechtbar

ukn KARLSRUHE, 18. März. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe hat die Verfassungsbeschwerden von 336 Bundesbürgern der neuen Länder abgewiesen, die sich gegen die erleichterten Kündigungsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst wandten. Die ursprünglich im Einigungsvertrag auf August 1992 befristete Sonderkündigungsregelung wurde im vergangenen Jahr bis zum 31. Dezember 1993 verlängert.

Zahlreiche von Kündigungen betroffene Arbeitnehmer riefen gegen die Verlängerungsregelung Karlsruhe an. Eine aus drei Richtern bestehende Kammer des Ersten Senats wies die Verfassungsbeschwerden nun als unzulässig ab und verwies die Betroffenen auf den Rechtsweg vor die Arbeitsgerichte. (AZ: 1 BvR 107/93 u.a.)

Die von Kündigungen bedrohten Arbeitnehmer meinten, wegen der besonderen Bedeutung der Rechtsfrage und der ihnen drohenden Nachteile könne das BVG vorab entscheiden, ohne daß zuvor der Rechtsweg vor den Arbeitsgerichten erschöpft sein müsse. Eine Vorabentscheidung wurde von der Kammer in diesem Fall jedoch einstimmig abgelehnt. Es sei unabdingbar, daß die Arbeitsgerichte die rechtliche Tragweite der Sonderkündigungsmöglichkeiten zunächst prüften.

Kreis-Grüne favorisieren rot-gelb-grüne Koalition

HOCHTAUNUSKREIS. Die Grünen streben eine "Ampelkoalition" mit SPD und FDP im Kreistag an und wollen einen hauptamtlichen Kreisdezernenten stellen. Diese Ziele hat eine Mitgliederversammlung am Mittwoch abend der Grünen-Verhandlungskommission mit auf den Weg gegeben. Sie segnete damit einstimmig den Kurs ab, den die Fraktionschefin der Kreistags-Grünen, Heike Knodt-Hassanien, seit dem Wahlabend gegangen ist. Gespräche mit SPD und FDP sollen noch diese Woche folgen.

Die Versammlung im Kirdorfer Bürgerhaus beschloß, mit allen demokratischen Parteien zu sprechen. Sie schränkt jedoch ein, die rechnerisch mögliche Koalition mit der CDU scheide "zur Zeit" aus.

Die Verhandlungskommission mit zwei Vorstandsvertretern und vier Fraktionsmitgliedern geht in die Gespräche mit einem Forderungskatalog, der derzeit noch mit Wünschen der Ortsverbände ergänzt wird. Die Grünen wollen ihre Politik zudem "vor allem" durch eine hauptamtliche Vertretung im Kreisausschuß verankern, um "substantielle Veränderungen zu bewirken".

Die Personalfrage könnte ein Knackpunkt der Koalitionsgespräche werden: Die FDP hat eine Abwahl des von SPD und Grünen abgelehnten Sozialdezernenten Peter Barkey (FDP) bereits ausgeschlossen. Auf den freien zweiten Dezernentenposten dürften außer den Grünen auch die Sozialdemokraten zielen.

Die Grünen betonen, "daß eine Ampel nicht um jeden Preis ,geschaltet&rquote; werden soll". Sie wollen jedoch "mit Nachdruck" nach Wegen suchen, ihre Inhalte politisch umzusetzen. stk

Die Gewalt unter Schülern wird zunehmend auch im ländlichen Raum zu einem schwerwiegenden Problem Keine Rede mehr von der heilen Welt auf dem Dorf Massive Aggressionen selbst in den Grundschulen Von Jörg Andersson GELNHAUSEN / SCHLÜCHTERN. Heinz Habermann, Jugendkoordinator der Polizeidirektion Hanau, notierte am Mittwoch gleich drei Vorfälle in seinem Berichtsheft. Gegen 11 Uhr hatten sieben Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren zwei Schüler in Hanau um Geld und Wertsachen angehauen. Als diese nichts rausrückten, setzte es Hiebe. Die beiden kamen mit Prellungen davon. Glück im Unglück hatte auch ein Achtkläßler, den vier Jugendliche nach dem Sportunterricht mit einer Wasserflasche und einem Schlagstock traktierten. Er erlitt nur leichte Blessuren. Am gleichen Tag förderte eine Stichprobe in einer 9. Klasse einen Schreckschußrevolver, drei Klappmesser und eine Tränengassprühdose zutage. Das Gewaltpotential an den Schulen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Auch in ländlichen Gebieten, die von dieser Entwicklung bisher nur am Rande tangiert wurden, wird das Thema nun offener diskutiert. Im Gegensatz zu Hanau geht es an den Schulen im östlichen Main-Kinzig-Kreis meist noch relativ friedlich zu. "Es gibt deutlich weniger Meldungen aus diesem Bereich", konstatiert Kriminalhauptkommissar Habermann. Eine Ursache dafür: das soziale Umfeld, eine der Hauptkonfliktursachen, unterscheidet sich von dem städtischer Regionen. "Die soziale Kontrolle ist größer und dichter, deshalb nimmt die Gewalt nicht diese Formen an", glaubt Ernst Müller-Marschhausen. Als Beispiel führt er Sterbfritz an. "Dort sind die Acht- und Neuntkläßler über die Vereine stärker in die Erwachsenenwelt eingebunden und übernehmen bereits Aufgaben mit gesellschaftlichem Wert, während die Jugendlichen in Großstädten oft unter sich bleiben", erzählt der ehemalige Leiter des staatlichen Schulamtes. Dennoch: auch vor dem Raum Gelnhausen und Schlüchtern macht die Gewaltwelle nicht halt.

Im November alamierte der Leiter der Kreisrealschule in Gelnhausen die Eltern. Anlaß: Ein Mädchen wurde mit einem Messer so schwer verletzt, daß sie sofort operiert werden mußte. Andere Jugendliche waren mit Reizgas besprüht worden, eine Schülerin war daraufhin wochenlang in ärztlicher Behandlung, schilderte Schulleiter Jürgen Eisenbarth zwei besonders krasse Vorfälle, aus denen er allerdings ein allgemeingültiges Fazit zog: Die Tendenz, waffenähnliche Gegenstände mit in den Unterricht zu nehmen und diese auch zu verwenden, sei im vergangenen Jahr immer stärker deutlich geworden. Betroffen sind praktisch alle Schulen. Im Grimmelshausen- Gymnasium war Direktor Heiner Kauck kürzlich entsetzt, als ein Schüler mit Reizgas auf dem Pausenhof herumsprühte, das er an einer Tankstelle gekauft hatte. Kaucks Stellvertreter Gerhard Johann registriert eine sinkende Hemmschwelle, die dazu führe, daß Rangeleien in handfeste Schlägereien ausarteten, selbst dann noch gezielt und rücksichtlos getreten werde, wenn der Kontrahent bereits hilflos am Boden liege.

In Bad Soden-Salmünster organisierte der Elternbeirat vor vier Wochen einen Diskussionsabend zum Thema "Gewalt und Drogen". Auch an der Henry-Harnischfeger-Schule sind die Verrohungstendenzen erkennbar. Die Schüler sehen die Situation dabei oft kritischer als die Lehrer. Während diese die Gesamtschule von Bandenbildung oder Rechtsradikalismus noch verschont wissen wollen, berichteten Pennäler von Aktivitäten und geheimen Treffpunkten rechtsradikaler Gruppierungen. Auch der Beratungslehrer für Suchtprävention, Sigfried Horn, mußte sich von den Schülern berichtigen lassen. Während Horn vor allem vor dem Alkoholgenuß während Klassenfahrten warnte, erzählten die Jugendlichen von Tabletten, Haschisch "und härterem".

"Schon an den an Grundschulen werden die Kinder immer aggressiver", klagt auch Elke Dreßbach. "Montags kommt man sich wie ein Dompteur vor", so die Leiterin der Grund- und Hauptschule in Rothenbergen, die das Problem, wie fast alle Lehrer und Pädagogen, an der zunehmend unreflektieren Gewaltdarstellung in den Medien festmacht. Die Folge: Selbst im Unterricht werde oft "pure Aggression abgelassen. Wo einst verbal gestritten, geschubst oder gerempelt wurde, kommt es immer öfter zu massiven und brutalen Schlägen." Häufig könnten nur Lehrer die Eskalation verhindern, von alleine hörten die Kinder nicht mehr auf. Im Hauptschulbereich gibt es laut Elke Dreßbach zusätzlich Schwierigkeiten, weil diese Schulen gesellschaftlich weniger akzeptiert, fast schon geächtet seien: "Darunter leiden vor allem die Schüler".

Insgesamt dürfe die Situation zwar nicht dramatisiert werden, doch könne man vor der Entwicklung "nicht die Augen verschließen. Die heile Welt auf den Dörfern gibt es nicht mehr." Ansätze, den Trend zu stoppen, sind in den vergangenen Jahren durch Präventionsstrategien entwickelt worden. Speziell im Bereich der Lehrerfortbildung gewinnt das Thema Gewalt immer mehr an Bedeutung. "Doch die Schule alleine kann die Probleme nicht bewältigen", sagt der Schulpsychologe Heiner Roediger. Lösungen könnten nur gefunden werden, wenn neben Eltern auch Vereine, Jugendämter und andere Institutionen mitarbeiteten.

182 000 Dopingpillen in Langen sichergestellt

LANGEN. Offenbacher Rauschgiftfahnder haben vor knapp zwei Wochen in einer Langener Wohnung Anabolika mit einem Schwarzmarktwert von 80 000 Mark sichergestellt. Die Polizei gab den Fund erst jetzt bekannt, um ihre Ermittlungen nicht zu gefährden. Die Dopingpillen seien, so erklären die Beamten, für die Bodybilder-Szene bestimmt gewesen.

Rauschgiftfahnder hatten die Wohnung eines 42 Jahre alten Mannes auf Grund eines Hinweises durchsucht. Sie fanden 182 Anabolika-Dosen mit je 1000 Pillen, die der Wohnungsinhaber in Thailand beschafft und eingeschmuggelt haben soll.

In zwei Fällen, so die Polizei, will der Mann eine volle Reisetasche mit Pillen an den Flughafenkontrollen vorbeigeschafft haben.

Als Auftraggeber und Drahtzieher ermittelte die Polizei einen 43 Jahre alten Mann aus dem benachbarten Bundesland Rheinland-Pfalz. Gegen ihn und auch seinen Komplizen wurden Haftbefehle erlassen. Mittlerweile ist der Langener unter Auflagen wieder auf freiem Fuß. Der andere sitzt noch in Untersuchungshaft. dac

Gegen den Abbau von Arbeitsplätzen IG Metall ruft heute zur Demo auf

BAD HOMBURG. Kurzarbeit, Vorruhestand, Arbeitsplatzabbau und Kündigungen im Bad Homburger Industriegebiet. Gegen die Welle der Arbeitsplatzvernichtung soll am heutigen Freitag ab 14 Uhr in der Kurstadt demonstriert werden. Dazu ruft die IG-Metall-Verwaltungsstelle Frankfurt auf. Wie berichtet, wurde 100 Beschäftigten des Unternehmens Vickers bereits gekündigt, weitere 75 sollen folgen. Kurzarbeit bei Daimler-Benz, Kündigungen bei LUK; Personalabbau auch bei PIV. Die Protestdemonstration beginnt um 14 Uhr am Eingang von Vickers in der Frölingstraße und führt zum Waisenhausplatz, wo eine Kundgebung stattfinden wird. DGB-Sekretär Bernd Vorlaeufer-Germer sieht den "Industriestandort" Bad Homburg in Gefahr. Der DGB werde deshalb alles daran setzen, "daß dieser unselige Prozeß" gestoppt wird. Durch den Abbau der Arbeitsplätze im Industriegebiet sei die noch existierende ausgeglichene Sozialstruktur in der Stadt gefährdet, warnt der Gewerkschaftssekretär.Der Deutsche Gewerkschaftsbund mit seinen 16 Einzelgewerkschaften appelliert an die Unternehmer und den Magistrat, den Industriestandort Bad Homburg zu erhalten und eine Garantie für die im Industriegebiet ansässigen Produktionsbetriebe abzugeben.

Schon vor einem Jahr hatte der DGB gefordert, einen Gesprächskreis "Industrielle Entwicklung und gewerbliche Arbeitsplätze" unter der Verantwortung des Wirtschaftsdezernenten der Stadt einzurichten. An diese Initiative erinnert Vorlaeufer-Germer jetzt. Dem Arbeitskreis sollten noch Vertreter der Gewerkschaften, der Handwerks- und Industrie- und Handelskammern, der Arbeitgeberverbände der Metall-, Elektro- und chemischen Industrie angehören. Eingebunden in den Gesprächskreis sollten noch Arbeitsamt, Umlandverband und Experten aus Wirtschaftswissenschaft sowie Stadt- und Regionalplanungsbüros sein. Der für Wirtschaftsförderung zuständige Dezernent Karl Lohwasser (CDU) hatte letzten Jahres diesen Vorschlag abgelehnt. off

Die Realität des "Vergewaltigungskrieges" ist kaum zu begreifen Erschütternde Berichte aus den bosnischen Lagern / Betroffene benötigen dringend weitere Hilfe / Kreisfrauen-Büro informierte

GELNHAUSEN. Als die ersten Bilder von den Greueln des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien über die Mattscheiben flimmerten, reagierte die Welt mit Empörung. Dennoch hat sich zumindest auf politischer Ebene seither wenig getan. Wohl aber bei vielen Frauen in der Bundesrepublik, die nun über alle Verbandsinteressen hinweg versuchen, etwas gegen den "Vergewaltigungskrieg vor unserer Tür" zu unternehmen. Auch im Main-Kinzig-Kreis hat sich ein Aktionsbündnis gebildet, das sich vorgenommen hat, auf breiter Front gegen die Massenvergewaltigungen in den Kriegsgebieten anzurennen. Statt in Ohnmacht und Erschütterung zu erstarren, wollen sie handeln und den Opfern helfen.

Wie nötig diese Unterstützung ist, bewies erneut ein Gesprächsabend in der Gelnhäuser Stadthalle, zu der das Kreis-Frauenbüro im Verein mit anderen Initiativen geladen hatte. Über die Situation vor Ort informierte die Juristin Zdenka Rajkavic, der vor wenigen Monaten die Flucht aus dem Lager Omarska in West-Bosnien gelang.

"Wir sind ja schon aus den Medien einiges gewohnt", meinte eine Besucherin. "Aber selbst wenn man die unvorstellbaren Leiden, denen die Frauen in den Kriegsgebieten ausgesetzt sind, aus dem Mund einer Betroffenen hört, kann man sie kaum begreifen." Die grausame Realität des Lagerlebens trieb mancher Zuhörerin die Tränen in die Augen. Kinder und Frauen jeden Alters - ob sechs oder 80 Jahre - gehören zu den Opfern der sogenannten ethnischen Säuberung, werden geschlagen, geschändet, entwürdigt, gebrochen. Die Täter kommen von beiden Seiten, eine einseitige Schuldzuweisung ist deshalb verfehlt.

Obwohl ihre Flucht bereits Monate zurückliegt, hat sich die Juristin Zdenka Rajkavic noch nicht vom Erlebten erholt. Es hat Spuren an Gesicht und Körper hinterlassen, ganz zu schweigen vom psychischen Druck. Blaß, das schmale Gesicht angespannt, schildert sie heiser, wie sie gemeinsam mit 36 anderen Frauen in das zum Lager umfunktionierte Eisenverarbeitungswerk Omarska deportiert wurde. Auch in der Übersetzung verfehlen ihre Worte die Wirkung nicht. Das Grauen über die "systematische Vernichtung des Organismus der Bevölkerung" ist fast greifbar.

Als im August vergangenen Jahres Journalisten ihren Besuch in dem Lager ankündigten, wurde es sofort aufgelöst. In den Wirren der Verlegung konnten zwölf Frauen, unter ihnen auch die Juristin, fliehen. Fünf werden seitdem vermißt, sieben trafen sich in Zagreb wieder und gründeten die Frauengruppe Omarska.

Die Überlebenden brauchen dringend Hilfe. Sie benötigen ein Dach über dem Kopf, wieder eine Intimsphäre für sich und ihre Familien. Von einer internatsähnlichen Unterbringung in einem Frauenhaus halten sie wenig, wie die Juristin betont: "Wir möchten nicht undankbar erscheinen, aber wir wollen nicht erneut in ein Frauen-Ghetto, um nicht stigmatisiert zu werden." Um das Erlebte verarbeiten zu können, müßten die Flüchtlinge "schnell wieder in den Alltag, schnell Arbeit finden, schnell wieder ein einigermaßen normales Leben führen". Nur so könnten sie sich eine unabhängige menschen- und frauenwürdige Existenz aufbauen.

Deshalb zielt nach Ansicht der Betroffenen so manches gutgemeinte Hilfsobjekt in die falsche Richtung. Zumal auch die Gefahr bestehe, daß die dort lebenden Frauen zu Ausstellungsobjekten für Fernsehkameras und Delegationen aus dem In- und Ausland würden. "Vielleicht sind wir zu kritisch", sagt Zdenka Rajkavic. "Aber das sind seelische Bordelle und wir wollen nicht auch noch im nachhinein für unser Schicksal bezahlen." Der Medien-Rummel erweise sich so oft als schädlich, und reißerische Schlagzeilen seien ganz bestimmt nicht das, was die Opfer brauchten.

Die Juristin hat als einzige in ihrer Frauengruppe eine Stelle und eine Wohnung gefunden. Sie leitet das Frauenressort in einer Organisation, die Material über die Kriegsverbrechen sammelt und eng mit dem Zentrum zur Erforschung der Kriegsverbrechen in der bosnischen Enklave Zeniza kooperiert. Täglich sichtet sie grauenhafte Dokumente und Zeugenaussagen, in denen von Leichenbergen, völlig entstellten Opfern und der systematischen Zerstörung von Menschen die Rede ist. "Die Massenhaftigkeit der Verbrechen ist erschütternd", resümiert Zdenka Rajkavic, verzichtet aber dann auf eine weitere Schilderung der Grausamkeiten, die in allen Kriegsgebieten begangen werden. Sie will ihren Zuhörerinnen den Abend "nicht noch mehr" verderben.

Ihr Fazit: "Der Hoffnungsschimmer auf Hilfe und Solidarität im Ausland hält uns aufrecht." Dennoch benötigen die Frauen im ehemaligen Jugoslawien noch weit mehr Unterstützung als bisher, beispielsweise über Patenschaften. Einzelhilfe, so ein Mitglied des Aktionsbündnisses, sei allerdings schwierig, da auf diese Art wieder die Opfer ausgefragt und kontaktiert werden müßten. Deshalb überlegen nun die Frauen aus dem Kreisgebiet, wie sie am sinnvollsten helfen können. Das Gelnhäuser Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, Telefon 0 60 51 / 1 50 03, fungiert dabei als Anlaufstelle.

Beim nächsten Treffen des Aktionsbündnisses gegen Vergewaltigung am 1. April um 20 Uhr im Frauenzentrum soll die Entscheidung fallen. Eines der Projekte, die im Gespräch sind, ist eine Klinik in Zeniza, von der aus eine deutsche Ärztin die Versorgung in den betroffenen Gebieten aufbaut.

Wer eine Patenschaft für eines der Opfer übernehmen will, der meldet sich ebenfalls im Frauenzentrum am Obermarkt. Bei einer spontanen Sammlung unter der Zuhöreren in der Stadthalle kamen 665 Mark zusammen, die Zdenka Rajkavic direkt mit nach Zagreb nehmen konnte.

Auch der dringend benötigte Fernseher und zwei Schreibtische für das Büro der Frauengruppe Omarska haben sich schon gefunden, nur der Transport ist noch nicht geklärt. KATJA SCHOSSER

Vier Jahre lang haben die Kommunalpolitiker von SPD, CDU und Grünen die sieben Stadtverordneten auf der äußersten rechten Seite des Frankfurter Plenarsaals nicht zur Kenntnis genommen. Wenn einer der NPD-Politiker zum Mikrophon ging, verließen die meisten Parlamentarier den Saal. Auf die - oft dümmlichen, fast immer offen oder verdeckt ausländerfeindlichen - Reden oder Anträge reagierte keiner von ihnen. Die Zeitungen berichteten nicht. Die Frankfurter NPD fand vier Jahre lang in der Öffentlichkeit nicht statt.

Am 7. März, nach Mölln und Rostock, nach kilometerlangen Lichterketten und gemeinsamen Aktionen der anderen Rathausparteien gegen einen Rechtsruck im "liberalen" Frankfurt, gaben 36 974 Bürger und damit 13,5 Prozent der Wähler den Rechtsparteien ihre Stimme. 25 000 allein den Republikanern, die mit zehn Stadtverordneten in den Römer einziehen werden. Unterdessen hat sich bei CDU, SPD und Grünen wie bei Oberbürgermeister von Schoeler die Erkenntnis durchgesetzt, daß dieses "Einfach-nicht-zur Kenntnis-nehmen", der falsche Weg war, daß - bei aller Weigerung zur Zusammenarbeit - die "offensive Auseinandersetzung" (OB) mit den Republikanern gesucht werden muß. Die Positionen der Rechtsextremen sollen aufgezeigt und öffentlich zur Diskussion gestellt werden, wie verworren und abstrus sie - beispielsweise in der Finanzpolitik - auch sind. Das nachstehende Interview soll dazu beitragen. FR-Redakteur Claus Gellersen sprach mit Klaus Sauer, dem 52jährigen Kreisvorsitzenden und stellvertretenden Fraktionschef im Römer. Der Kaufmann und ehemalige Gärtner wählte früher FDP, dann CDU, gehörte aber keiner Partei an. Bei den Republikanern, die sich in Frankfurt "aus einer Stammtischrunde" gründeten, meldete sich der gebürtige Frankfurter 1988 an, nachdem er Franz Schönhuber als Urlauber in einem bayrischen Saal gehört hatte. "Da setzte sich endlich mal ein Politiker für die deutsche Landwirtschaft ein."

DOKUMENTATION 14

Im Blickpunkt: Kurdenkonflikt in Türkei PKK nährt Hoffnung

Öffnet sich ein Weg zur politischen Lösung des Kurdenkonfliktes? Endet der blutige Guerillakrieg in der Südosttürkei, dem seit 1984 weit über sechstausend Menschen zum Opfer gefallen sind? Die Hoffnung darauf ist zumindest nicht mehr gänzlich utopisch. Seit einigen Tagen signalisiert Abdullah Öcalan, Chef der verbotenen kurdischen Untergrundorganisation PKK, die bisher mit Gewehren, Bomben und Raketen für einen unabhängigen marxistischen Kurdenstaat kämpfte, einen Sinneswandel. Die PKK, so Öcalan in der libanesischen Stadt Bar Elias, sei zur Beendigung des bewaffneten Aufstandes bereit, wolle die Forderung nach einem eigenen Kurdenstaat fallenlassen und Verhandlungen über die Rechte der kurdischen Volksgruppe in der Türkei aufnehmen. Gleichzeitig kündigte Öcalan (dpa- Bild) eine einseitige Waffenruhe für die Zeit vom 20. März bis zum 15. April an. Innerhalb dieser Frist sollen Verhandlungen mit der türkischen Regierung aufgenommen werden.

Öcalans überraschende Ankündigung eines Waffenstillstandes kommt zu einer Zeit, da man in der Südosttürkei eine neue Welle der Gewalt befürchten mußte. 1992 war mit über viertausend Toten das bisher blutigste Jahr im Kurdenkonflikt. Und mit wachsender Nervosität sah man dem kommenden Sonntag entgegen, dem traditionellen kurdischen Neujahrsfest Newroz, einem hochpolitischen Datum: Im vergangenen Jahr rief die PKK am Newrozfest zu Kundgebungen auf. Das Militär nahm diese Machtdemonstration nicht hin und schlug brutal zurück. Über 100 Menschen starben, die meisten Opfer waren unbewaffnete Zivilisten.

Kurden und Türken seien der Kämpfe gleichermaßen müde, es sei an der Zeit, eine Verhandlungslösung herbeizuführen, erklärte der PKK- Chef jetzt in einem Interview mit der libanesischen Zeitung Al-Hayat. Tatsächlich hat Öcalans Organisation letzthin nur noch verheerende militärische Niederlagen erlitten. Bei den massiven Angriffen der türkischen Streitkräfte auf PKK-Stützpunkte in Nordirak und in Südostanatolien haben während der vergangenen sechs Monate mindestens dreitausend Rebellen den Tod gefunden. Die Kampfkraft der kurdischen Guerilla ist erheblich reduziert, ihre Moral auf einem Tiefpunkt. Auch Syrien hat der PKK die bisher gewährte Unterstützung offenbar weitgehend entzogen.

Vielleicht hat der PKK-Chef also eingesehen, daß er den von ihm entfachten Guerillakrieg nicht gewinnen kann. Vielleicht aber hofft er, mit der angebotenen Feuerpause auch nur Zeit zu gewinnen. Was immer Öcalans Motive sind: Die Tür zu einer friedlichen Lösung des Kurdenkonflikts hat sich nun einen Spaltbreit geöffnet. Der in Ankara angesehene irakische Kurdenführer Dschalal Talabani, der Öcalans Friedensangebot übermittelte, mochte sich zwar nicht dafür verbürgen, wie ernst es dem PKK-Chef mit seiner Offerte sei. Talabani sprach aber von "einer Chance, die nicht verpaßt werden darf".

Ministerpräsident Süleyman Demirel hat Öcalans Angebot immerhin nicht rundheraus abgeschmettert: zwar könne es keinen "Kuhhandel" mit der PKK geben; aber wenn jemand erkläre, daß er sich vom Terror abwenden wolle, dann dürfe man das nicht einfach vom Tisch wischen, sagte der Premier. Und während es in Ankara einerseits heißt, man könne mit Terroristen, die so viel Blut vergossen hätten wie die PKK, unmöglich verhandeln, deutet nun andererseits Innenminister Ismet Sezgin vorsichtig die Eventualität einer Amnestie an.

Die Newrozfeiern am Wochenende werden eine erste Probe aufs Exempel sein: Verlaufen sie friedlich, eröffnet sich vielleicht die Aussicht auf eine friedliche Lösung des Kurdenkonfliktes. Dazu bedarf es freilich weit mehr als eines Waffenstillstandes: Die Politiker in Ankara müßten endlich erklären, welche Rechte sie der unterdrückten kurdischen Volksgruppe gewähren wollen.

GERD HÖHLER (Athen)

Die rassistischen Tendenzen und Ausschreitungen werden in der evangelischen Kirche mit großer Sorge beobachtet. "Es ist an der Zeit, daß die Kirchen ihre im Konziliaren Prozeß erworbene Kompetenz einsetzen, um einen eigenen Beitrag zur Überwindung des Rassismus bei uns zu leisten." So begründet das "Plädoyer für eine ökumenische Zukunft" (Albert-Schweitzer-Str. 113, 6500 Mainz), ein Zusammenschluß von Gruppen, Gemeinden und Einzelpersonen, einen Aufruf und ein Hintergrundpapier an die Kirchenleitungen zum Antirassismustag am morgigen Sonntag. Die Texte, die wir teilweise gekürzt veröffentlichen, beschäftigen sich mit den Aufgaben "vor der eigenen Tür".

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Wochenende

Ärzte Hanau/Main-Kinzig-Kreis. Notfallrettung für den gesamten Altkreis Hanau 1 12, für das Ortsnetz Gelnhausen 0 60 51 / 1 12; Notfallrettung für den restlichen Altkreis Gelnhausen und den Altkreis Schlüchtern 0 61 81 / 1 92 22; Krankentransport für den gesamten Main-Kinzig- Kreis 0 61 81 / 1 92 22.

Steinheim/Klein-Auheim Ärztlicher Notdienst für Sonn- und Feiertage Doorner Straße, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.

Großkrotzenburg / Großauheim / Rodenbach / Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Telefon 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

Maintal 1, 2 ,3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28, Sa. 12 bis Mo. 6 Uhr.

Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Langenselbold. Dr. Nitzschner, Friedrichstraße 21, Telefon 6 20 98.

Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Sa. 8 Uhr bis Mo. 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst- Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.

Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr.

Gelnhausen / Hailer / Meerholz. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.

Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.

Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.

Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.

Biebergemünd. Dr. Hütten, Telefon 0 60 50 / 15 16.

Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Dr. Dieckhoff, Telefon 0 66 60 / 3 09

Bad Orb. Sa.: Dr. Grüske, Telefon 0 60 52 / 25 11; So.: Dr. Trautmann, Telefon 0 60 52 / 14 55.

Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77. Alten- und Pflegeheime Main-Kinzig-Kreis. Informationsdienst für freie Plätze, Telefon 0 66 61 / 8 21 61. Zahnärzte Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.

Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.

Gelnhausen. Der diensthabende Zahnarzt kann beim Kreiskrankenhaus Gelnhausen unter der Telefonnummer 0 60 51 / 8 70 erfragt werden. Sprechzeiten: an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 12 und 17 bis 18 Uhr. Apotheken Hanau. Sa.: Lamboy-Apotheke, Otto- Wels-Straße 1, Telefon 1 26 04; Fleming- Apotheke, Steinheim, Doorner Straße 62, Telefon 96 29 62. So.: Löwen-Apotheke, Bangertstraße 4, Telefon 92 19 21.

Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Sa.: Falken-Apotheke, Fichtenstraße 29a, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 66 50; So.: Ritter-Apotheke, Bahnhofstraße 12, Ronneburg-Hüttengesäß, Telefon 0 61 84 / 33 05.

Maintal. Sa.: Main-Apotheke, Dörnigheim, Wilhelmsbader Straße 15, Telefon 0 61 81 / 4 53 68. So.: Löwen-Apotheke, Hochstadt, Bahnhofstraße 152, Telefon 0 61 81 / 44 11 34.

Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Sa.: Linden-Apotheke, Wingertstraße 1, Kilianstädten, Telefon 0 61 87 / 54 49. So.: Rathaus Apotheke, Hanauer Straße 29a, Bruchköbel-Roßdorf, Telefon 0 61 81 / 7 73 30.

Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Sa.: Taubengarten-Apotheke, Zum Taubengarten 54, Haitz, Telefon 0 60 51 / 1 53 13. So.: Wildhaus-Apotheke, Gelnhäuser Straße / Ecke Odenwaldstraße, Linsengericht- Altenhaßlau, Telefon 0 60 51 / 6 64 06.

Bad Orb. Sa.: Alte Stadt-Apotheke, Hauptstraße 69, Telefon 0 60 52 / 23 80. So.: Spessart-Apotheke, Hauptstraße 68, Telefon 0 60 52 / 24 05.

Freigericht. Markus-Apotheke, Hauptstraße 117, Freigericht-Altenmittlau, Telefon 0 60 55 / 61 71.

Wächtersbach. Vogelsberg-Apotheke, Freiherr-vom-Stein-Straße 1, Brachttal- Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 97 97; So. von 11 bis 13 Uhr Hof-Apotheke, Wächtersbach, Obertor 1, Telefon 0 60 53 / 16 03. Gemeindeschwestern Langenselbold. Gertrud Lamm, Wingertstraße 17, Gründau, Telefon 0 60 51 / 43 21. Tierärzte Hanau. Telefonisch zu erreichen unter: 25 19 69.

Steinau / Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern. Beim Haustierarzt zu erfragen.Telefonseelsorge Hanau. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Hanau. Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50.

Altkreis Hanau. EAM, Telefon: 0 61 81 / 27 49.

Altkreis Gelnhausen. Telefon 0 16 13 / 60 86 41.

Altkreis Schlüchtern. Telefon 06 61 / 1 21.

An Weilburger Straße neue Wohnungen und Betriebe Pläne der Usinger Stadtregierung stoßen auch auf Kritik

USINGEN. Die Stadt will neuen Gewerbe- und Wohnraum an der Weilburger Straße erschließen. Das Gelände zwischen der Eschbacher Straße und dem Einkaufsmarkt Richtung Ortsausgang soll nach den Worten von Baudezernent und Erstem Stadtrat Werner Bleker (parteilos) städtebaulich "vernünftig" geordnet werden. Nach einem Beschluß der Stadtverordnetenversammlung liegt der Bebauungsplanentwurf jetzt vor und wurde in dieser Woche in einer Bürgerversammlung erstmals öffentlich vorgestellt.

Das rund sechs Hektar große Areal ist derzeit ein Mischgebiet mit Gewerbebetrieben und Wohnungen. Drei größere Firmen und eine Reihe kleinerer Betriebe, die zugleich auch über Wohnraum verfügen, sind dort angesiedelt. Diese Grundstruktur soll künftig erhalten bleiben. Für eine neue Bebauung ist eine Fläche von etwa einem Hektar vorgesehen: Während an der Weilburger Straße insbesondere eine dichtere Wohn- und Gewerbebebauung geplant ist, soll der Ortsrand Richtung Eschbach reines Wohngebiet werden.

Insgesamt könnten dem Entwurf zufolge rund 60 neue Wohneinheiten und 17 Einfamilienhäuser entstehen. "Die Bebauungshöhe wird gestaffelt sein", erklärte Bleker. Von drei Geschossen an der Weilburger Straße über zweistöckige Bauten in der Mitte bis zu einem eingeschössigen Abschluß bei der Wohnzeile. Deren Höhe sei auf zirka neun Meter bis zum First begrenzt, rechnete Bleker als "ganz normales Maß" für ein Einfamilienhaus vor.

Außer der Bebauung sieht die Planung auch eine "vernünftige Begrünung" (Bleker) einschließlich einer Obstbaumwiese sowie eine neue Verkehrserschließung des gesamten Gebietes vor. Die Zufahrt soll künftig nur noch von der Weilburger Straße aus erfolgen. "Das ist ein Knackpunkt", betonte der Baudezernent. Vor allem die Gefährdung bei der unübersichtlichen Einmündung des Gutenbergweges in die Eschbacher Straße könne damit ausgeschlossen werden. Die neue Straße soll zwischen der Eschbacher Straße und dem Fuß- und Radweg nach Eschbach gebaut werden.

Nach der Vorlage des Entwurfs sind jetzt die Bürger und die Träger der öffentlichen Belange - rund 65 Fachbehörden und -verbände - am Zug. Bis Ende April läuft die Frist, in der jeder Anregungen und Bedenken vorbringen kann. Um die Bürger so früh wie möglich an der Planung zu beteiligen, habe die Stadt den Entwurf in dieser Woche in einer Bürgerversammlung vorgestellt, sagte Bleker.

Drei Schwierigkeiten zeichneten sich in der Diskussion nach Aussage des Stadtrates ab: Erstens, die Definition des Gebietes. Anwohner, so Bleker, bezeichneten das Gelände als "Villengebiet". Das ist seiner Ansicht nach jedoch nicht zutreffend. Der zweite strittige Punkt sei die Bebauungshöhe gewesen. Hier wünschten die Anwohner eine stärkere Begrenzung. Als drittes Problem hätten sich schließlich im Zusammenhang mit den Erschließungsstraßen die Eigentumsverhältnisse herauskristallisiert. Die geplanten Straßen verlaufen teilweise über Privatgrundstücke, die die Stadt erst noch erwerben müßte. Das ist im Rahmen der Baulandumlegung möglich; für den Ausbau der Straßen müssen die Anlieger Erschließungsgebühren zahlen.

Die Stadt, so betonte Bleker, werde mit allen Anliegern Gespräche führen und sich um einvernehmliche Lösungen bemühen. "Alle unter einen Hut zu kriegen, wird nicht einfach. Aber alle Anregungen und Bedenken werden aufgenommen und abgewägt", sagte Bleker. cn

Luftverschmutzung

Wegen eines Defekts am Meßgerät konnte die Hessische Landesanstalt für Umwelt (HLfU) keine Luftbelastungswerte vom 18. März für Hanau feststellen.

Maintal. Wegen Umzugs der Meßstation keine Angaben.

Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.

Vorfahrt mißachtet: Zwei Schwerverletzte

DREIEICH. Bei zwei Unfällen nach dem gleichen Muster sind am Mittwoch zwei Menschen schwer verletzt worden. Am Vormittag hatte ein Autofahrer vom Geißberg nach links Richtung Götzenhainer Mühle abbiegen wollen und dabei ein entgegenkommendes Auto übersehen. Dessen Fahrer wurde schwer verletzt, während sich der Unfallfahrer nach Angaben der Polizei einfach zu Fuß aus dem Staub machte. Die Ermittlungen dauern an. Der Schaden soll 12 000 Mark betragen.

Am Nachmittag wurde bei einem Frontalzusammenstoß auf der Landesstraße 3262 eine 30 Jahre alte Autofahrerin schwer verletzt. Schuld an dem Unfall war laut Polizei ein 41 Jahre alter Autofahrer, der von der Landesstraße links in die Bundesstraße 44 einbiegen wollte und die Vorfahrt der Frau mißachtet hatte. Nach dem Zusammenprall wurde ein Wagen noch auf ein drittes Fahrzeug geschleudert. Der Schaden wird auf 8 500 Mark geschätzt. dac

Stillberatung

GROSSKROTZENBURG. Die Großkrotzenburger Stillgruppe trifft sich am Dienstag, 23. März, ab 9 Uhr, bei Jacqueline Höhn in der Lilenstraße 4 (Hanau- Kleinauheim). Die telefonische Stillberatung unter 06186/7702 hat Claudia Fischer übernommen. Nähere Auskünfte gibt auch Jacqueline Höhn unter der Rufnummer 06181/659518. alu

Eis-Gala macht auch in Frankfurt Station

Während nach der Schließung des Waldstadions über Frankfurts Eiskunstläufer düstere Zeiten hereinbrechen, darf sich das Publikum verwöhnen lassen. Die sogenannte Eis-Gala, eine Schaulauf- Tournee durch 12 Länder wird in diesem Jahr erstmals auch in Frankfurt gastieren. Am Freitag, dem 2. April, lädt die Deutsche Eislauf-Union in Zusammenarbeit mit der SKU-Veranstaltungs-Gesellschaft ab 19.30 Uhr zum großen Stelldichein der amtierenden Welt- und Europameister in die Frankfurter Eissporthalle.

Abgesehen von Weltmeister Kurt Browning und dem ebenfalls aus Kanada stammenden Silbermedaillengewinner Elvis Stojko wird lediglich die WM-Dritte Chen aus China nicht mit von der Partie sein. Mitveranstalter Udo Schaar, der sich im Vorfeld über den laufenden Kartenverkauf (die Eintrittspreise liegen zwischen 19 und 58 Mark) äußerst zufrieden zeigte, hofft nun auf ein "ausverkauftes Haus."

Nur eine dem Großereignis entsprechende Publikumsresonanz garantiere, daß die Frankfurter Eis-Gala keine Eintagsfliege bleibt. Für den Sportdirektor der DEU, Peter Krick, ist ohnehin klar, daß die Mainmetropole für den Eiskunstlauf "ein gutes Pflaster ist" und das hiesige Publikum über "gehörigen Sachverstand verfügt". reh

Fußball-Termine

"Patriarchat setzt sich durch" Berufliche Benachteiligung von Frauen nimmt in der Krise zu

sp HANNOVER, 18. März. In der sich verschärfenden wirtschaftlichen Rezession wächst nach übereinstimmenden Berichten von kommunalen Gleichstellungsbeauftragten aus ganz Deutschland die berufliche Benachteiligung von Frauen. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte die Beauftragten zu einer eintägigen Konferenz nach Hannover eingeladen.

Kerstin Claubert, Frauenbeauftragte der Treuhandanstalt, berichtete, daß in Ostdeutschland viel mehr Frauen als Männer arbeitslos geworden seien. Dies könne nicht an geringerer beruflicher Qualifikation liegen, denn Frauen und Männer seien in der DDR gleich gut ausgebildet worden.

Ähnlich äußerte sich Karla Staszak, Frauenbeauftragte der Stadt Rostock: "Immer werden zuerst die Frauen rausgedrängt." Die ostdeutschen Frauen seien inzwischen "psychisch tief unten". Es zeichne sich auch nicht ab, daß es wieder aufwärts gehen könne, denn Ausbildungsplätze gebe es jetzt meist für Jungen, kaum für Mädchen.

Annette Wiemann vom niedersächsischen Frauenministerium fand allgemeine Zustimmung für ihre Feststellung, das Klima für Frauenförderung werde nicht besser, sondern schlechter. In einer Zeit, in der sich soziale Probleme häufen, bekämen die Frauen von allen Seiten zu hören, sie müßten nun auf "Sonderwünsche" verzichten. In der Krise seien Frauen besonders betroffen.

Andrea Brück-Klingberg vom Landesarbeitsamt Niedersachsen-Bremen verdeutlichte das am Beispiel der jüngsten Novelle zum Arbeitsförderungsgesetz. Streichung der Mittel für überbetriebliche Ausbildung, drastische Einschränkung von Bildungsmaßnahmen wie auch der drohende Abbau von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wirkten sich zu Lasten von Frauen aus.

Christiane Ochs vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut des DGB resümierte bitter: "Das Patriarchat setzt sich wieder durch."

Beifall bei den Konferenzteilnehmerinnen fand ein Gesetzentwurf aus dem nordhein-westfälischen Frauenministerium, wonach öffentliche Aufträge, wenn ihr Wert über 100 000 Mark hinausgeht, künftig nur an Firmen vergeben werden sollen, die Frauen und Männer gleichstellen.

Die Frauenbeauftragte von Mannheim, Ilse Thomas, forderte ein Gleichstellungsgesetz des Bundes, das für alle Arbeitgeber verpflichtend sein müsse.

Fußball-Termine

Wieder für Winterstein

RÜSSELSHEIMS derzeitiger Oberbürgermeister Norbert Winterstein soll am 4. Juli bei der Direktwahl des Stadtoberhauptes wieder kandidieren. So will es die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, die nach der Kommunalwahl mit einer entsprechenden Erklärung an die Öffentlichkeit trat. Die Sozialdemokraten vertrauen auf den zwölfjährigen Amtsbonus von Winterstein und darauf, daß Bürgerinnen und Bürger "erfolgreiche Arbeit honorieren".

An die Mitgliederversammlung erging die Empfehlung, die Formalitäten für eine neuerliche Kandidatur des langjährigen OB zu erledigen und ihn für die Direktwahl zu nominieren. Norbert Winterstein sei der "richtige Mann" und "Garant für die Sicherung der Zukunft" in Rüsselsheim. Das unterscheide ihn von anderen Bewerbern, so die SPD-Fraktion. asd

Der Mann in der Orgel Wie Herbert von Karajan 1969 heimlich fotografiert wurde

MOSKAU. Der Mann, nicht älter als fünfzig Jahre, legt vorsichtig die Querflöte aus der Hand, streicht sich über den dunklen, wenig gepflegten Bart und stellt den Notenständer in dem kleinen, ganz mit Kiefernholz ausgekleideten Zimmer zur Seite. Die ruhige, sanft geschwungene Melodie mit ihrem einfachen Rhythmus klingt behutsam nach. Eine friedvolle Stille liegt über dem Raum.

"Einen Fotoband von den besten Dirigenten der Welt wollte ich damals machen. Als ich hörte, daß Herbert von Karajan zwei Konzerte in der Sowjetunion geben sollte, setzte ich sofort alle Hebel in Bewegung, um als Fotograf im Moskauer Konservatorium zugelassen zu werden. Das war 1969. Damals arbeitete ich bereits als Fotoreporter bei der Presseagentur Novosti. Als ich hörte, daß selbst Novosti keine Fotorechte für Karajans Auftritt in Moskau bekam, machte ich mich auf den Weg nach Leningrad. Dort sollte der Maestro sein zweites Konzert geben."

In Leningrad hatte Oleg Makarov einen Freund, der ihm Zugang zu Karajan verschaffen sollte. Doch als er nach Leningrad kam, war sein Freund, kein geringerer als der Leiter der Leningrader Philharmoniker, nicht da, sein Stellvertreter unfreundlich und abweisend. "Ich traf mich mit einem Bekannten, der im Marinskij Teatr als Orgelstimmer für den reinen Klang der mächtigen Pfeifen verantwortlich war. Er versprach mir, mich irgendwie ins Theater einzuschleusen."

Karajan hatte strengstes Fotoverbot für sowjetische Agenturen erlassen. Nur zwei westlichen Fotografen war es für wenige Minuten gestattet, ihn während der Proben und der beiden Aufführungen zu fotografieren. Deshalb herrschten am Marinskij Teatr, dem heutigen Kirov- Theater, selbst für die Musiker strengste Eingangskontrollen. Als Karajan am Vortag seines Konzertes zwölf der begabtesten sowjetischen Dirigenten zu einem Privatissimum einlud, gelangten die Philharmoniker nur mit Sonderausweis an ihren Arbeitsplatz im Orchestergraben.

Makarov hatte weder einen einfachen noch einen Sonderausweis. Der Zufall kam ihm zu Hilfe. Der Zerberus der Pförtnerriege war krank. Sein Vertreter, ein blasser, unbeholfener Mann, kannte die meisten nicht und wurde nervös, als er zwischen Violin-, Kontrabaß- und Cellokästen die sich eilig an der Sperre hindurchzwängenden Musiker identifizieren sollte. Ein Glück für Makarov, der sich mit seinem schwarzen, einem Violinkasten nicht unähnlichen Fotokoffer im aufgeregten Gedränge am Pförtner vorbeistehlen und direkt in die mächtige Orgel huschen konnte.

Auf Zehenspitzen schlich er sich an zwei wuchtige Baßpfeifen heran, breitete auf dem schmalen Podest eine Decke zum Dämpfen der Geräusche aus und bezog Position. Zwischen den Pfeifen beobachtete er die beiden westlichen Kollegen: Wie sie sich aus dem leeren Zuschauerraum dem Orchestergraben näherten, die Grenze zur respektvollen Distanz gerade noch wahrten und ungehindert auf die günstigste Einstellung lauerten - Profil, Halbprofil, en face. Der Fotograf aus Moskau kauerte dagegen schwitzend in dem immer wärmer werdenden Orgelhaus und starrte fassungslos auf den Rücken des Maestro.

Nach 30 Minuten beendete Karajan sein Privatissimum. Kein einziges Mal wandte er auch nur für eine Sekunde seinen Kopf in Richtung Orgel. Er verließ den Saal, in gemessenem Abstand folgten die Musiker. Das Licht der Kristallüster erlosch. Von einer Sekunde zur anderen wurde aus dem mächtigen Barocksaal, in dem allein die blattgoldene Stuckdecke der Logen so hoch ist, daß sie zwei Balkonreihen überragt, eine dunke unheimliche Höhle. Makarov konnte die Größe des ausgestorbenen Saales nur durch den sich vielfach brechenden Klang seiner Geräusche erahnen.

Hier sollte Karajan am nächsten Abend Beethovens 5. Sinfonie dirigieren.

Oleg Makarovs Hände wandern von seinem Bart zu dem kleinen, schütteren Haarzopf, mechanisch prüfend, ob das schmale Gummiband nicht vom Zopf gerutscht ist. "Irgendwann wurde es wohl auch draußen Nacht. Ich tastete mich wie ein Blinder aus meinem Versteck. Nur für kurze Zeit, denn der riesige Saal war derartig kalt, daß ich schnell wieder in die warme Enge meiner Orgel flüchtete. Dann bin ich wohl eingenickt, vor Hunger und vor Durst." Sein Versteckspiel in der Orgel hatte nur eine Stunde dauern sollen, aber es wurden eine ganze Nacht und ein ganzer Tag daraus. Als sein Zeitgefühl abgestorben und sein Plan ihm längst überspannt und kindisch erschien, rissen ihn Stimmen aus einem nervösen Halbschlaf. Lichtsplitter, unendlich gebrochen in den aus Tausenden von filigranen Kristallkettchen bestehenden Lüstern, stachen ihm in die von langer Dunkelheit empfindlich gewordenen Augen.

Er hörte Stimmen und Orchestergeräusche. "Plötzlich ist mein Mut wieder da. Ich bin gespannt wie die Saite einer Geige und fiebere Karajans Erscheinen entgegen. Der Zuschauersaal ist bereits gefüllt. Doch die letzten Minuten vor dem Auftritt erscheinen mir länger als das stundenlange Kauern im dunklen Versteck. Endlich nähert er sich dem Dirigentenpult - und wendet sich mir mit vollem Gesicht zu. Für den Bruchteil einer Sekunde treffen sich unsere Augen, und es schießt mir sofort durch den Kopf: Jetzt ist alles vorbei, jetzt kommt er und schleift mich aus der Orgel."

Makarov lehnt sich ein wenig auf dem Holzstuhl nach hinten, ehe er mit fester Stimme sagt: "Aber Gott hat mich vor diesem Skandal bewahrt. Karajan schaute in höchster Konzentration durch mich hindurch, führte die eine Hand in Richtung Kinn, hielt mit der anderen den Dirigentenstab fest, schloß kurz die Augen, um dann unvermittelt beide Arme auszubreiten und den ersten Satz der Sinfonie zu eröffnen. "Jetzt durften die beiden West-Fotografen seinen wunderbaren Rücken bewundern, und ich konnte mir die günstigsten Perspektiven aussuchen."

Wir schieben die Holzstühle in der kleinen Kammer zur Seite. Bedächtig breitet Oleg Makarov auf dem blanken Holzboden seine Orgel-Fotos aus - großformatige Meisterwerke in Schwarzweiß, Hochglanz, viele davon an den Rändern bereits fleddrig, mit kleinen Rissen und tiefen Knicken im glänzenden Papier. Durch die geöffnete fortocka, das Fensterchen im Fenster, strömt Winterluft ins Zimmer. Eine wie durch Watte gedämpfte Stille umgibt uns. Eine halbe Stunde dauert die Fahrt mit der elektrikka, dem Vorortzug, heraus aus Moskau mit seinen gigantischen, die Menschen erdrückenden Wohnsilos in die Abgeschiedenheit und Weite von Peredelkino. Seit zwei Jahren lebt Oleg Makarov hier.

Sein Fotoband über die besten Dirigenten der Welt ist längst vergriffen. Das Fotografieren hat er aufgegeben - auf dringenden Rat seines duchovnik Vladimir, seines geistlichen Vaters. Die Liebe zur Musik ist ungebrochen und darf auch ausgelebt werden, ja duchovnik Vladimir ermuntert ihn geradezu: "Spiele weiter auf deiner Flöte, damit deine Liturgien die Menschen aufhorchen lassen."

Mitte der achtziger Jahre wurde der renommierte Fotojournalist Makarov nach Armenien geschickt, um eine Reportage zu machen über die Klöster des Landes mit der ältesten christlichen Tradition. Zum ersten Mal begann Makarov, sich "freiwillig und mit offenem Herzen", wie er betont, dem orthodoxen Glauben zu nähern. Armenien wurde seine Taufstätte und der Ort, wo der vielgereiste Fotograf zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl empfand, angekommen zu sein. Er gab seine privilegierte Stellung auf, zog sich für Monate in die Einsamkeit eines Klosters zurück und wurde schließlich im Herbst 1992 von Aleksej II., dem Patriarchen Rußlands, zum Diakon geweiht.

Otez Ioan - Vater Johannes -, wie Oleg Makarov nun heißt, blickt gern auf sein erstes Leben zurück. Mit dem zufriedenen Blick in den Augen, eine gute Arbeit geleistet zu haben, sucht er unter den zahlreichen Karajan-Fotos jene aus, die er für die besten hält. Bedächtig schneidet er mit einem scharfen Messer die eingerissenen Ränder ab, wischt mit einem Baumwollappen über den an manchen Stellen fleckig gewordenen Hochglanz und gibt sie mir: "Vielleicht interessiert sich bei Euch jemand dafür."

Otez Ioan ist davon überzeugt, daß ihn nicht nur die Liebe zur Musik so mit Karajan verbindet. "Es ist Armenien. Auch wenn überall nachzulesen ist, Karajan sei in Salzburg geboren: Der Klang des Namens weist seine armenische Abstammung aus. Und in seinem Genie, seiner Ausdruckskraft, konzentriert sich die einzigartige Musikbegabung des armenischen Volkes."

Zum Abschied wünscht er mir Ruhe, ein wenig von der, die er in Armenien gefunden hat. ANDREA LIEBLANG

Belegschaft wurde nach Hause geschickt

ESCHBORN. "Das Autohaus ist zu, 60 Arbeitsplätze sind dahin." Richard Ekkert, Betriebsratsvorsitzender des Autohauses Kammler in Eschborn (Main-Taunus-Kreis) ist niedergeschlagen wie seine Kollegen. Am Donnerstag vormittag schickte Dirk Pfeil, FDP-Landtagsabgeordneter, Unternehmensberater und Verwalter des Konkurses des Eschborner Autohauses, die Belegschaft nach Hause. Ihm gleich taten es im Laufe des Tages die anderen Konkursverwalter in sechs weiteren Betrieben der Kammler-Gruppe (VW und Audi). In den Werkstätten in Höchst, Offenbach, Idstein, Taunusstein und Oberhöchstadt blieben die Schraubenschlüssel liegen.

Eckert hatte für seine Kollegen beim Arbeitsamt Formulare fürs Konkursausfallgeld besorgt. "So gewinnen wir ein bißchen Zeit", sagte er. Schließlich warten die Mitarbeiter noch immer auf das Februar-Gehalt. Auf das nächste Salär werden sie noch einige Zeit warten müssen: Sechs bis acht Wochen beanspruche das Bearbeiten der Anträge, sagte Arno Büdinger, Leiter des Arbeitsamtes Höchst. Allerdings gebe es die Möglichkeit von Abschlagszahlungen. Büdinger bedauerte, daß "kein Konkursverwalter auf uns zugekommen ist". Dirk Pfeil indes sagte, er werde versuchen, das Verfahren zu beschleunigen.

Gering sind die Chancen, die im Konkursverfahren befindlichen Betriebe fortzuführen. Die Volkswagen AG kündigte mit sofortiger Wirkung die Händlerverträge, bestätigte Pressesprecher Hans- Peter Blechinger.

Sorge hat Pfeil um die Lehrlinge - alleine in Eschborn zehn junge Leute. Sechs davon seien für die Gesellenprüfung angemeldet. Er setze nun auf die Kfz-Innung. "Es müßte zu bewerkstelligen sein, daß sie ihre Lehre in anderen Betrieben zu Ende bringen." kkü

Eine Wanderung für Senioren nach Kahl

GROSSKROTZENBURG. Zu einer Wanderung nach Kahl treffen sich die Großkrotzenburger "Edelweiß"-Senioren am Mittwoch, 24. März, um 14 Uhr an der Kreissparkasse.

Das Ziel des Tagesausfluges ist das Wanderheim der Wanderfreunde "Edelweiß". alu

STEINBACH. Die Untersuchungen auf der einstigen Müllkippe werden fortgesetzt, "bis wir ein endgültiges Okay" haben. Spätestens im Spätsommer erwarte er ein abschließendes Ergebnis, teilte Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) den Anwohnern im Wingertsgrund, Birken- und Ahornweg mit.

Nach dem jetzigen Erkenntnisstand ist das Gelände mit Schwermetallen belastet, in der Bodenluft des Deponiekörpers - drei Meter tief - sind ererhöhte Methangaswerte gemessen worden. Eine Gefährdung durch das Deponiegas und die Schwermetallbelastung kann nach den bisherigen Untersuchungen ausgeschlossen werden, versichern Parnet und sein Bauamtsleiter Horst Eckhard.

Zur "Gefahreneindämmung" soll jetzt der tiefliegende Teil der Rodelbahn mit vorher untersuchtem unbelastetem Boden aufgefüllt werden. Möglicher Kontakt mit der kontaminierten Erde könne so ausgeschlossen werden, meinen übereinstimmend das beauftragte Grundbauinstitut sowie Vertreter des Umlandverbandes, des Regierungspräsidiums, des Wasserwirtschaftsamtes und des Gesundheitsamtes, mit denen Parnet die "weitere Vorgehensweise" besprochen hat. Er rechnet damit, daß die Aufschüttung genug Sicherheit biete. Und wenn nicht? "Im Ernstfall würde alles abgetragen werden, aber wir gegen davon aus, daß das nicht notwendig sein wird". Fortgesetzt werden auch die Untersuchungen des Grundwassers; Einfluß auf das Trinkwasser besteht nicht, das beziehen die Steinbacher aus Frankfurt. Der Bürgermeister legt Wert auf Offenheit: "Alle Gutachten können im Bauamt von jedermann eingesehen werden, es wird niemand vereiert".

Die Müllkippe ist rund 2000 Quadratmeter groß. 8000 Kubikmeter Abfälle haben die Steinbacher hier seit 1935 abgelagert. Auch nach 1956, als die Hausmüllabfuhr begann, war die Kippe noch frei zugänglich. hko

Kammler-Leuten bleibt nur der Gang zum Arbeitsamt Betriebe geschlossen / Autos von den Höfen geschleppt

ESCHBORN. "Eschborn dürfte tot sein." Dirk Pfeil, Verwalter des Konkursverfahrens des Autohauses, hat kaum mehr Hoffnung. Und auch Richard Ekkert, Betriebsratsvorsitzender, hat das Kapitel abgeschlossen: "Das Autohaus ist zu, 60 Arbeitsplätze sind dahin." Gestern vormittag schickte Pfeil die Belegschaft nach Hause. Ähnlich erging es den Bediensteten in sechs weiteren Betrieben der Kammler-Gruppe. Nachdem das Amtsgericht Königstein auf Betreiben der Bayerischen Hypothekenbank ein Konkursverfahren über das Privatvermögen von Henning Kammler eröffnet hatte, der Oberurseler Investor Ashok Chauhan deswegen sein Übernahmeangebot zurückzog und die Geschäftsführer Konkursverfahren für sieben der insgesamt elf Autohäuser beantragten (siehe FR vom 18. März), bleibt den etwa 300 Mitarbeitern nur der Gang zum Arbeitsamt.

"Die Hypo-Bank hat die Reißleine gezogen", sagte Pfeil, der am Mittwoch das Konkursverfahren für das Eschborner Autohaus übernahm. Den Bediensteten, die noch immer auf das Februargehalt warten, stehe nun ein Konkursausfallgeld zu. Nach Angaben von Arno Büdinger, Leiter des Arbeitsamtes Höchst, entspreche das dem vollen Lohn, allerdings ohne Zulagen und Provisionen. Das Geld werde rückwirkend gezahlt; sechs bis acht Wochen dauere das. Pfeil kündigte an, er wolle das Verfahren beschleunigen.

Pessimistisch gab sich Dr. Wilhelm A. Schaaf. Der Frankfurter Rechtsanwalt und Notar hatte im Oktober das Konkursverfahren über die Kammler-Gruppe übernommen. "Eine Gesamtverwertung gibt es nicht mehr", bilanzierte er. Für die Autohäuser in Weimar und Liederbach stünden die Chancen gut. Es gebe bereits Investoren, die an einer Übernahme interessiert seien.

Gescheitert ist der "Share-Deal" mit Chauhan an der Hypo-Bank. Die sah durch den angestrebten Verkauf von Autohäusern und Privatvermögen als Gesamtpaket zum Preis von 120 Millionen ihre Außenstände entschwinden. Kammler steht mit fünf Millionen Mark bei dem Geldinstitut in der Kreide. Um diese Schuld geht es auch in einem Verfahren der 20. Zivilkammer des Landgerichts Frankfurt. Nachdem Kammler gegen die Ansprüche der Bank Widerspruch eingelegt hat, beschäftigen sich die Richter mit dem Fall (Aktenzeichen 2/20 O 4/93). Ein Spruch ist frühestens beim nächsten Termin am 1. April zu erwarten. Für die Hypo-Bank zu spät, wäre das Geschäft mit Chauhan zustande gekommen - denn das Grundstück bei Mainz im Wert von 20 Millionen Mark wäre damit weg gewesen. Mit dem Konkursverfahren vorm Amtsgericht Königstein hat die Hypo- Bank ihren Anspruch gesichert.

Was nicht niet- und nagelfest war, karrten am Mittwoch Spediteure vom Gelände des Eschborner Autohauses. "VW hat die letzten Autos abgeholt - auch solche, die bereits von Kunden bezahlt waren", sagte Pfeil. Er kündigte ernste Verhandlungen mit dem Werk an. Gestern spielten sich ähnliche Szenen in Höchst ab: Mehrere Abschleppwagen waren angerückt, um Neuwagen abzuholen. "Ich habe da buchstäblich einen Riegel vorgeschoben", berichtete IG-Metall-Sekretär Jürgen Leydecker. kkü (Siehe auch Hessen-Seite)

Jahrestreffen der Wassersportler

GROSSKROTZENBURG. Zur Jahreshauptversammlung kommen die Mitglieder des Großkrotzenburger Wassersportvereins 1926 am Samstag, 27. März, zusammen. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im Vereinsheim am See. alu

Flörsheimer Schulklasse guckte gemeinsam mit den Leuten vom TÜV unter die Autos: Zum Check ging's in die Grube

FLÖRSHEIM. Daß Leute, die "TÜV" hören und nur ans Auto denken, damit auf dem falschen Dampfer sind, erfuhren Schüler der Klasse 9 bH aus der Flörsheimer Graf-Stauffenberg- Schule bei einem Besuch des TÜV Rheinland am Mittwoch mittag. Die Niederlassung in Mainz-Gonsenheim hatte im Zuge des Projekts "Zeitung in der Schule" eingeladen:

"Man glaubt es kaum, so etwas wie den TÜV gibt es schon seit dem 18. Jahrhundert. Damals hieß er allerdings noch anders und war zur Überwachung von Dampfmaschinen da. Der TÜV Rheinland ist international tätig, unter anderem in den Bereichen Umweltschutz und Warenprüfung.

Beim Besuch der Schüler drehte sich jedoch alles ums Auto: Mit Helmen auf den Köpfen stieg die 9 b in die Grube an der Prüfbahn und verfolgte die Kontrolle von Auspuff und Bremsleitungen. Auch beim Check von Fahrgestellnummer und Scheinwerfern schauten sie aufmerksam zu.

Raschida Bondadda, Klasse 9 b, Graf-Stauffenberg-Schule, Flörsheim

USA/Unfall Tanklastzug nach Zusammenstoß mit Zug explodiert (mit Bild FTL101) Utl: Sechs Tote - Im Stau auf Bahnübergang steckengeblieben

FORT LAUDERDALE/USA (AP) Bei der Explosion eines Tanklastzuges nach der Kollision mit einem Schnellzug sind in Fort Lauderdale/Florida sechs Menschen umgekommen und 15 verletzt worden. Wie Augenzeugen beri Stau auf dem Bahnübergang steckengeblieben, als plötzlich die roten Warnlichter zu blinken anfingen und die Schranken heruntergingen. Die Lokomotive raste in den Tanklastzug, der in einen gewaltigen Feuerball aufging.

Neun weitere Autos und Lastwagen fingen Feuer. Der fast vollbeladene Tanklastzug, dessen Fahrer umkam, brannte über zwei Stunden; die Menschen brachen in Panik aus. Eine Augenzeugin, Barbara Freeman, berichtet: "Er (der Tanklastzugfahrer) konnte weder zurückstoßen, noch nach vorne fahren. Dann kamen die Schranken herunter, aber eine kam auf das Führerhaus seines Lastwagens. Er versuchte verzweifelt, vorzustoßen, bis die Schranke brach".

Der Zug erfaßte den hinteren Teil des Lastzugs. Der Lokführer hatte den "Silver Star" aus New York gebremst, der Zug fuhr aber immer noch mit rund 60 Kilometern in der Stunde in den Tanklastzug. Die Lokomotive entgleiste nicht; Gepäck- und Speisewagen fingen Feuer. Von den 118 Insassen wurden sechs zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht.Schieß-WM

Bei den dritten Schieß-Weltmeisterschaften der Rollstuhlfahrer in Puerto Rico wurde der Kronberger Walter Straß mit dem Luftgewehr dreifacher Mannschaftsweltmeister in den Disziplinen Dreistellungskampf, 60 Schuß liegend und 60 Schuß stehend, zusammen mit Werner Kratz und Franz Josef Sinsel. In der Einzelwertung belegte Straß im Dreistellungskampf hinter dem Weltmeister Kratz und der Dänin Loke Overbye den dritten Platz.

Ein Mord schreckt das Therapiezentrum auf

"Hebt nur den Vorhang hoch, dann werdet ihr viel Faules entdecken." Don Oreste Benzi, der kleine, dicke Priester, hat sich in Eifer geredet. Vor den Mitarbeitern zahlreicher Therapiegruppen zur Heilung von Drogenabhängigen beklagt er in Rom üble Mißstände in einigen Zentren, "die unter dem Schleier des Mitleids schreckliche Wahrheiten verbergen". Von Gewalt spricht er und sogar von sexuellem Mißbrauch. Don Oreste leitet seit Jahren die Vereinigung "Johannes XXIII.", deren 23 Zentren sich in Norditalien, aber auch in Brasilien 400 Rauschgiftsüchtigen widmen. Deshalb weiß er genau, wie wichtig die meist von Freiwilligen verwalteten Gemeinschaften für die ins Abseits geratenen jungen Leute sind. Seine Kritik richtet sich vor allem gegen San Patrignano, die "Comunità" des eigenwilligen Vincenzo Muccioli in der Nähe von Rimini, der jetzt durch einen Kriminalfall ins Gerede gekommen ist.

Seit vielen Jahren ist Mucciolis Zentrum das bekannteste in ganz Italien. Es arbeitet mit rüden Methoden: Wer sich einmal für die harte Entwöhnungstherapie entscheidet, hat nicht mehr die Möglichkeit auszusteigen. Einzelne Suchtkranke wurden sogar angekettet, um ihre Flucht zu verhindern. Doch dem Renommee der Gemeinschaft schadete das nicht. Tausende von jungen Frauen und Männern traten in die "Comunità" ein.

Die allgemeine Sympathie für San Patrignano ließ erst nach, als vor einigen Tagen ein Todesfall ans Licht kam. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurde der junge Drogenabhängige Roberto Maranzano am 5. Mai 1989 bei einer Strafaktion mit Fußtritten und Faustschlägen getötet, weil er sich gegen die harten Arbeitsbedingungen zur Wehr gesetzt hatte. "Muccioli muß davon gewußt haben", sagte ein Beteiligter bei seiner Vernehmung. Den Toten verscharrten zwei Mitglieder der Therapiegemeinschaft im 500 Kilometer entfernten Terzigno bei Neapel. Anfangs sprach die Staatsanwaltschaft von Tötung ohne Vorsatz. Inzwischen ist bekannt geworden, daß das Opfer vor seinem Ende brutal mißhandelt worden war. Die Aussagen der Schuldigen widersprechen einander und lassen keine klare Rekonstruktion der Tat zu. Jetzt droht ihnen wegen Mordes eine Freiheitsstrafe von 30 Jahren.

Vincenzo Muccioli beteuerte anfangs: "Ich habe von allem nichts gewußt", mußte dann aber zugeben, den Todesfall vertuscht zu haben, um die "Comunità" zu retten. Er hat sich in sein Haus am Rande des Zentrums zurückgezogen und will weder Journalisten noch Mitglieder seiner Gemeinschaft sehen. Der zuständige Staatsanwalt Franco Battaglino, vernahm den "Vater von San Patrignano" bisher nur als Zeugen. Inzwischen schließt er nicht mehr aus, daß Muccioli zumindest als Mißwisser unter Anklage gestellt wird.

In San Patrignano zwischen Rimini und San Marino, wo das größte Therapiezentrum der Welt liegt, ist allein das Überleben ein Wunder. Auf einem Gelände von 300 Hektar leisten über 2000 ehemals Drogensüchtige die unterschiedlichsten Arbeiten: Sie keltern jährlich über 2000 Hektoliter Wein, sie unterhalten hundert Milchkühe, sie züchten 200 Rennpferde, 300 Rassehunde, 300 Schafe und 500 Schweine. Nicht mehr als 50 Beschäftigte erhalten Ende des Monats eine Lohntüte, die übrigen 500 Helfer leben von nichts weiter als einem Taschengeld, freier Wohnung und Verpflegung. Manche Arbeiten gibt es nur aus therapeutischen Gründen.

Immerhin finanziert sich San Patrignano zu mehr als einem Drittel selbst. Schreinerarbeiten, Lederartikel, Fotoprodukte und sogar eine Zeitung werfen Gewinn ab. Nur 17 Prozent der Zuschüsse kommen vom Staat. Den Rest leisten Spenden aus aller Welt. Muccioli hat sich auf internationalen Kongressen einen Namen gemacht. "Banken und Versicherungen, die unsere Arbeit kennengelernt haben, zahlen regelmäßig", verrät ein Verwaltungsangestellter des Zentrums. In den letzten Jahren hat Vincenzo Muccioli die diktatorische Führung seines Unternehmens gemildert und einen gewählten Verwaltungsrat eingesetzt. Selbst wenn Roberto Maranzanos Tod ihn selbst ins Gefängnis bringt, ist der Gründer des Zentrums nicht verzweifelt: "San Patrignano kann auch ohne mich leben."

HORST SCHLITTER (Rom)

Elefanten beschnüffelten sich

SPD und CDU für weitere Gespräche über Große Koalition

WETTERAUKREIS. Verhandlungskommissionen von SPD und CDU trafen sich am Mittwoch in Friedberg erstmals zu vertraulichen Gesprächen über eine parlamentarische Zusammenarbeit im Kreistag. SPD-Verhandlungsführer Gerhard Becker und sein christdemokratischer Gegenüber Norbert Kartmann bezeichneten den Verlauf des nahezu 90minütigen Gesprächs als sachlich. "Es gibt mit Sicherheit eine Grundhaltung der Ernsthaftigkeit", sagte Kartmann der FR.

Über die Inhalte des Gesprächs vereinbarten die Parteien striktes Stillschweigen. Kartmann berichtete, die Union habe der SPD ihre "Grobziele" dargelegt. Becker gab bekannt, daß das Gespräch mit der Union fortgesetzt werde. Schon daraus lasse sich schließen, daß die CDU ihre Forderungen nicht in einer Art und Weise formuliert habe, die eine Einigung zwischen beiden Parteien von vornherein aussichtslos erscheinen lasse. Das bedeute aber nicht, daß beide Parteien sich bereits näher gekommen seien. "Wir beschnüffeln uns", sagte Landrat Rolf Gnadl, einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Wetterauer SPD.

Kartmann bestätigte diesen Eindruck. "Das Gespräch läßt keine dieser Wertungen zu", antwortete er auf die Frage, ob die Positionen sich angenähert oder entfernt hätten. Sein Fazit nach dem ersten Treffen: "Es wird verdammt schwer werden." Personalfragen spielten bei dem Treffen nach übereinstimmender Darstellung beider Parteien keine nennenswerte Rolle. Eine Frist für ein Verhandlungsergebnis setzten SPD und CDU sich nicht. Beiden Parteien sei allerdings klar, "daß wir nicht allzuviel Zeit haben", hieß es.

Wie bereits mehrfach berichtet, hat die rot-grüne Koalition bei der Kommunalwahl ihre Mehrheit im Kreistag verloren. SPD (32) und Grüne (8) verfügen über eine Stimme weniger als CDU (28), FWG (6) und REP (7). Eine Große Koalition aus SPD und CDU ist bei dieser Konstellation nicht mehr ausgeschlossen.

Bereits am Dienstag trafen sich SPD und Grüne (FR vom Donnerstag). Während dieses Gesprächs hatten die Sozialdemokraten ihrem bisherigen Partner erläutert, daß das von den Grünen favorisierte Modell einer sozial-ökologischen Minderheitenkoalition von ihnen nicht als sinnvoll angesehen wird. Die Grünen wiederum erklärten ihre Schwierigkeiten, ein Bündnis mit der SPD unter Beteiligung der Freien Wähler anzustreben.

Völlig ausgeschlossen scheint eine Koalition aus SPD, Grünen und FWG allerdings noch nicht. Die Beigeordnete Gila Gertz (Grünen) sagte im Anschluß an das Treffen mit der SPD, Politik sei "immer ein Entwicklungsprozeß". sal

Feuerwehr löschte den Brand in zehn Minuten

DREIEICH. In einem Büro in der Wernher-von-Braun-Straße hat es am Mittwoch morgen gebrannt. Nach Angaben der Polizei wurde das Feuer vermutlich durch einen defekten Computer ausgelöst. Ein Fenster und ein Rolladen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Feuerwehr hatte den Brand in zehn Minuten im Griff. dac

Von der Poesie der Fäuste Herbert König inszeniert eindrucksvoll Eduardo Arroyos Boxer-Stück "Bantam"

DÜSSELDORF. Der hohe, weitläufige Raum ist keine Spielfläche im herkömmlichen Sinn. Im leergeräumten Amerika- Saal der Düsseldorfer Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen sehen wir lediglich fünf riesige Exponate: ausgeschnittene Holzformen. Der Wiener Maler Christian Ludwig Attersee hat sie bunt bemalt: drei im Zentrum stehende Vasen mit boxenden Figuren, gekrönt von Mond, Fisch und Weltkugel. Rechts sehen wir einen Fischtopf mit großem Auge, links einen nur aus menschlichem Hinterteil, aus Federgebüsch und Schnabel bestehenden Greifvogel. Die Verlassenheit dieser Objekte im Raum wird durch ihre Tiefenlosigkeit noch verstärkt. Hier geht es um Verluste.

Gesprochen - von Spielen kann kaum die Rede sein - wird in diesem Ambiente jenes merkwürdige Textgemisch, das Eduardo Arroyo, spanischer Maler in Paris, nach seiner 1982 in Druckform vorgelegten Huldigung an den farbigen Boxer Panama Al Brown - dem Jean Cocteau Liebhaber und Impresario zugleich war - in eine szenische Form weitergeschrieben hatte: "Bantam". Arroyos Titelhinweis auf die drittleichteste Klasse des Boxkampfs spiegelt sich in Attersees Düsseldorfer Bildern. Theater kommt hier nicht schwergewicht daher, sondern geradezu leichtfüßig. Und doch wächst es in eine rituelle Trauer hinein.

"Bantam": das ist vordergründig ein mit dokumentarischem Material gefüllter Bericht über vier Größen des Boxsports aus den zwanziger und dreißiger Jahren. Zunächst erfahren wir von jenem legendären Senegalesen Siki Phal, der eines Tages nach einer Sauferei in New York erschossen wurde. Andere Berühmtheiten von einst kommen selbst zu Wort, vor allem der Milou genannte Fighter, der im Ring buchstäblich von Blindheit geschlagen wurde (Sylvester Groth). In einer eher ephemeren Rolle tritt der Boxer namens Tigerkatze (Horst-Günter Marx) auf, der einst die Augenschwäche Milous erkannt und im Ring unbarmherzig ausgenützt hatte. Jetzt teilt er sich brüderlich mit dem Blinden eine von diesem geschälte Apfelsine. Schließlich erscheint als stummer Spieler, der nur ein paar Trainingsstunden absolviert und sich dann Zivil anzieht, Eugéne "Metallkiefer", dem im Ersten Weltkrieg der halbe Unterkiefer weggeschossen worden war und der nach sieben Operationen wieder in den Ring stieg und als Mittdreißiger noch einmal ein Comeback wagte (Joachim Schweizer).

Was diesen nach bürgerlichen Vorstellungen Halbkrüppel zum Boxchampion machte, war die Umwandlung von Technik in einen fürchterlichen Punch: er suchte, da ihn jeder Kopftreffer wahnsinnig schmerzte, den schnellen K.o.-Sieg mit seiner zu tödlicher Härte geschärften Rechten.

Doch dieser martialische Aspekt wird von Arroyo nicht in den Vordergrund gestellt. Seine Boxer-Stories sind Ikonen einer längst untergegangenen Kunst, und so hören wir immer wieder etwas von jener Poesie der Fäuste, ohne die etwa auch ein Maler nicht auskommen kann. Und Arroyo weitet diesen Bezug aus, indem er immer wieder mythische, historische, exotisch ornithologische und ethnologische Momente in seine weltlichen Heiligenlegenden mischt. Sie runden sich zu Berichten aus längst vergangenen Urzeiten.

Dramaturgisch sind diese Einschübe hauptsächlich einer Frau zugeordnet, dem verbindenden Glied zwischen den Männern. Bei der Uraufführung des Stücks vor sieben Jahren im Münchner Residenz-Theater hatte Klaus-Michael Grüber - der Arroyo wie dieser ihm wesentliche Theatererfahrungen zwischen Bergs "Wozzeck" für Bremen und Brechts "Im Dickhichkt der Städte" für das Frankfurter Schauspiel verdankte - Nicole Heesters an der Kasse eines Kinos plaziert. Das war eine sinnfällige Chiffre für den Kultort, an dem heute solche verbindlichen Mythen noch lebendig sind. In Düsseldorf geht Regisseur Herbert König einen Schritt weiter: ins Museum.

Was wie das Kokettieren mit falschen Ansprüchen wirken mag, gelingt künstlerisch weitgehend. Nicht nur, weil Eva Schuckardt ihre Berichte, den einleitenden über den erschossenen Boxer mit dessen Urne in der Hand, auf den Sokkeln der manchen Textbezug spiegelnden Attersee-Objekte als beeindruckendes Requiem vorträgt. Kaum minder stark ist Sylvester Groth als Milou, der im Falle einer Wiedergeburt alles noch einmal genau so machen würde: selbst um den Preis der Erblindung. Auch die anderen Mitstreiter bis hin zu den mythoslosen Trivalfiguren eines Fotoreporters (Bernd Jeschek) und eines radfahrenden Milchmanns (Volker König) bemühen sich um Sprachniveau in dem übergroßen Raum, der die Worte wie das Echo längst vergangener Zeiten ans Ohr der maximal achtzig Zuschauer dringen läßt.

Das gilt sogar für den heikelsten Moment der Aufführung, wenn ein alter griechischer Vielkämpfer erscheint, dekadente Jungsportler von heute beschimpft, die wechselseitige Förderung von Krieg und Sport preist und noch einmal wie der heimgekehrte Odysseus mit den jungen Gegnern den Kampf wagt. Hans Schulze macht die Verstiegenheit dieser Passagen auf hoher Stiege buchstäblich klar, wo ihm prompt der ungespannte Bogen aus der Hand die Treppe hinuntergleitet. Als er zudem einen tödlichen Schlaganfall erleidet, erweisen die anderen ihm, emporsteigend, die letzte Ehre. Sportsleute sind sie, selbst schon aus der Zeit gefallen, aber über jeden Verdacht eines schmutzigen Lorbeers erhaben. Sie hatten noch einen Tugend- und Moralbegriff von ihrem Handwerk des Kampfs Mann gegen Mann. ULRICH SCHREIBER

(Weitere Aufführungen am 19. und am 23. bis 26. März.)

Barbaren und Zivilisierte Ein Gespräch über "Neue Tendenzen im Kulturjournalismus

BAD MÜNSTEREIFEL. Barbaren halten sich nicht an Regeln. Wie Zivilisierten tun das zwar, wissen dafür aber nicht, ob uns die Barbaren abstoßen oder faszinieren. Inzwischen findet die Einnahme der Zitadelle in aller Stille statt. Nein, es ist nicht die Rede von Jugoslawien, nicht von Flüchtlingsströmen und nicht von Asylpolitik. Es geht um neue Tendenzen im Kulturjournalismus.

"Kulturverkauf oder Erneuerung der Literatur" lautete der Titel des 25. Münstereifeler Literaturgesprächs, auf dem man eine Antwort auf die Frage suchte, ob Kultujournalismus Literatur sein könne. Dieser Anspruch, so Helmut Mörchen, Veranstalter und Leiter der Kurt-Schumacher-Akademie, zeige sich besonders deutlich an einem Reportage-Journalismus, der mehr und mehr zu subjektiven Stilmitteln greife. Nicht umsonst würden die Glossen und Interviews, Erzählungen und Reportagen aus Zeitgeist- und Lifestyle-Magazinen der wilden Achtziger in den neunziger Jahren zu Buchausgaben gebündelt.

Als Gäste geladen waren Michael Rutschky und Hubert Winkels, Maxim Biller und Gundolf S. Freyermuth (beide "Tempo"), Jutta Stössinger (FR), Erhard Schütz (FU Berlin) und Thomas Schmitt (WDR). Wer sind eigentlich die Barbaren, und wer die Kultivierten?, fragte Michael Rutschky - etwas mokant in beide Richtungen - zum Auftakt der Tagung. Mit den Barbaren waren diejenigen jungen Autoren gemeint, die sich partout nicht an die Tischsitten der abendländischen Kultur im allgemeinen und des Feuilletons im besonderen halten wollen - bis sie, so Rutschky, selbst Bestandteil der Kultur werden.

Wie kaum ein anderer verkörpert Maxim Biller diese Spezies. Mit seinem Erzählungsband "Wenn ich einmal reich und tot bin" sorgte er für Furore. "100 Zeilen Haß" hieß seine berüchtigte Kolumne am Ende eines jeden "Tempo"- Heftes, deren letzte soeben unter dem treffenden Titel "Alle meine Feinde" erschien. "Haß, damit das endlich klar ist, bedeutet Wahrheit - und etwa mehr Ehrlichkeit" (Biller). Haß und Feindschaft als Paßwörter für ein Progamm der Subjektivität und der klaren Moral - Maxim Biller weiß, wie die Welt läuft, wer ins Töpfchen und wer ins Kröpfchen gehört. Und erzählte es allen mit jungenhaftem Charme.

Gegen solch verschärftes moralisches Tempo und für eine "provokative Weichheit" plädierte der einzige Literatur- Wissenschaftler, Erhard Schütz, in seinem pointierten Durchgang durch die Feuilletonkritik, ihre Mißstimmungen und ihre Krisen. Gundolf S. Freyermuth, Chefreporter bei "Tempo" und ein "Rutschky-Schüler", wie er selbst bekannte, machte an der eigenen Person nicht nur deutlich, wie ein journalistischer Werdegang aus lauter Weggängen zustandekommt: von "Transatlantik" zum "stern" zu "Tempo". Er verband auch die lehrreiche Unterweisung mit der praktischen Vorführung. Anhand eines polemischen Nachrufes auf "Transatlantik" - geschrieben für "Tempo" - erläuterte er, warum das Konzept dieser unter anderem von Hans Magnus Enzensberger gegründeten Zeitschrift nicht trug.

Die Zäsur verläuft unscharf, aber erkennbar zwischen den "jungen Wilden" des Kulturjournalismus und den "Senioren" vom Schlage eines Michael Rutschky, der die Kunst des Essays pflegt und die prägnante Analyse mit leichter und lockerer Ironie durchsetzt. Dabei gehörte er selbst einmal der ersten "Transatlantik"-Redaktion an, die zu Beginn der achtziger Jahre diesen Trend zur Reportage und zum Zeitgeist mitinitiierte.

Die abschließende Podiumsdiskussion galt der Frage, ob diese Formen des Kulturjournalismus nun zur hohen Kultur rechnen dürfen oder als Makulatur angesehen werden müssen. So oder so: Die Barbaren sind in die Zitadelle eingedrungen. Ob sie sie tatsächlich schleifen wollen oder nur als neue Bewohner einziehen, steht noch dahin.

THOMAS FECHER-SMARSLY

Halbtagesfahrt für reiselustige Senioren

GROSSKROTZENBURG. Eine Halbtagesfahrt nach Kühlsheim plant die Gemeinde Großkrotzenburg für reiselustige Senioren. Starten wird der Bus am Dienstag, 6. April, 13 Uhr, am Großkrotzenburger Rathaus.

Noch sind einige Plätze frei. Wer mitfahren möchte, sollte sich an Frau Tkocz, Zimmer 1, im Rathaus wenden. alu

Toller Hecht und Galgenstrick Geschichten, Lieder, Szenen über "Räuber" im Literaturhaus

Tragen wir nicht alle ein romantisch verklärendes Räuberbild in uns, vom "edlen" Räuber, einem Robin Hood, der außerhalb der Gesetze steht und als Befreier und Beschützer der Armen und Rechtlosen auftritt? Der Abend über "Räuber" im Literaturhaus sollte ein facettenreicheres Bild zu diesem Thema liefern, anhand von Geschichten, Liedern und Szenen von Heiner Boehncke und Hans Sarkovicz, die ein dreibändiges Werk zur Geschichte der Räuber in Deutschland erarbeitet haben.

Sarkovicz verschrieb sich der Räuberforschung als Historiker, Boehncke als Literaturwissenschaftler, freilich über den Umweg der Trick- und Täuschkünste der Bettler im Mittelalter. Als Dritter im Bunde las der Frankfurter Schriftsteller Valentin Senger aus seinem Roman "Die Buchsweilers", in dem er das Leben der Wanderjuden und einer jüdischen Räuberbande im 19. Jahrhundert beschreibt.

Doch an diesem Abend ging es nicht so sehr um räuberische Greueltaten; als Bösewicht galt am ehesten der Raubmörder Gumpp, der Schrecken der Holländer, von dem die Moritat weiß: "Denn der Mord ist solchen Burschen / nur Pläsier und Zeitvertreib."

Vielmehr sollte der sozialgeschichtliche Hintergrund beleuchtet werden, und da bieten Berichte von Pfarrern und Richtern, die sich mit hohem psychologischem Einfühlungsvermögen in ihre Delinquenten versetzten, wertvolle Belege, Lebensläufe aus der Unterschicht, Zeugnisse, die sonst unweigerlich in Vergessenheit geraten wären, da von Betrügern und Geächteten kaum Eintragungen in Kirchenbüchern vorliegen, die sonst als Quellen für historische Forschungen dienen.

Räuber wurde einer eben nicht einfach so, oft führten erst unglückselige Verstrickungen und staatliche Willkür auf die schiefe Bahn, wie bei Sengers Held Duv Stutzohr alias Buchsweiler: Er landete völlig zu Unrecht im Polizeigefängnis, weil sich ein Spitzel Sporen verdienen wollte. Senger kam nicht umhin, dem Räuber Stutzohr Bewunderung zu zollen ("ein toller Hecht"), gelang dem doch die schier unmögliche Befreiung dreier Räuber (darunter des berüchtigten Hölzerlips) aus einem strengbewachten Turm.

Stutzohrs Kollege gar, der "bayerische Hiesel", war der einzige Räuber mit sozialrevolutionärem Anspruch. Er wurde zum Staatsfeind erklärt, nicht nur, weil er fleißig wilderte, nein, er behauptete auch noch, daß das Wild allen gehöre und war dadurch bereits zu Lebzeiten bei den Bauern äußerst populär. Dem Schinderhannes galt eher Verachtung: Er habe zu Unrecht so viel Popularität erlangt, beraubte zum großen Teil jüdische Geldverleiher und war bei den Bauern deshalb so beliebt, weil er die Schuldbücher verbrannte. Die Sonderschiffe von Frankfurt nach Mainz zu seinem Prozeß und seiner Hinrichtung - erstmals kam da auf deutschem Boden eine Guillotine zum Einsatz - habe er nicht unbedingt verdient, hieß es.

Es ist den Veranstaltern gelungen, ein bißchen "Räuberatmosphäre" ins edle Literaturhaus zu bringen. Dazu trugen auch Kostproben des Rotwelschen bei, der Gauner- und Geächtetensprache, derer sich die Räuber bedienten. Und Heiner Boehncke entpuppte sich als volkstümlicher Musiker, der in derbem Tonfall den bayerischen Hiesel und den Raubmörder Gumpp besang.

Da konnte man das Schwärmen eines Kölner Richters aus dem 19. Jahrhundert nachempfinden, der nach den Verhören des Räubers Fetzer zu dem Schluß kam: "In eine andere Zone verschlagen, als Sohn eines Mächtigen geboren, wäre er als Zierde seines Zeitalters gestorben".

CORNELIA PIEROTH

Vereine fürchten um ihr Zentrum Sie wollen das Rumpenheimer Bürgerhaus selbst übernehmen

OFFENBACH. Die Rumpenheimer Vereine befürchten, obdachlos zu werden. Sie haben große Sorge, daß der Magistrat nicht nur den Kopfbau des Rumpenheimer Schlosses an einen privaten Investor verkauft, sondern auch noch das Rumpenheimer Bürgerhaus.

Als sie hörten, daß der Pächterin des Bürgerhauses der 30 Jahre alte Vertrag gekündigt wurde, schrieb die Bürgerinitiative Rumpenheim (BIR) im Auftrage der Interessengemeinschaft der Rumpenheimer Vereine (IRV) an Oberbürgermeister Wolfgang Reuter einen langen Brief und bat um Aufklärung.

Sie warnte: "Wir werden uns gegen die Verwirklichung solcher Pläne mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzten. Daß ein Verkauf des Bürgerhauses an einen privaten Investor auch nur ernsthaft erwogen wird, ist unfaßbar. Das Bürgerhaus ist Dreh- und Angelpunkt des kulturellen Lebens in Rumpenheim. Die Folgen eines Verkaufes wären dementsprechend katastrophal. Das gesamte Vereins- und Kulturleben in Rumpenheim würde zusammenbrechen."

Oberbürgermeister Wolfgang Reuter schrieb zurück, "daß ein Verkauf des Bürgerhauses Rumpenheim zur Zeit nicht beabsichtigt ist".

Gleichwohl müßten zum weiteren Betrieb des Bürgerhauses (Sanierung der Heizung) Mittel zur Verfügung gestellt werden, die in Anbetracht der Haushaltslage der Stadt nicht zur Verfügung stünden. Ihm sei es zudem ein persönliches Anliegen, daß das Bürgerhaus für die Vereine erhalten bleibt.

Im Haushaltssanierungskonzept haben die rot-grüne Mehrheit des Stadtparlaments und der Magistrat festgeschrieben, daß defizitäre Einrichtungen mit hohen Betriebsmittelzuschüssen wie Büsing-Palais, Stadthalle und Theater in der Goethestraße und auch das Rumpenheimer Bürgerhaus an private Betreiber übergeben werden sollen.

Die Rumpenheimer Vereine machen deshalb dem OB den Vorschlag, das Bürgerhaus selbst zu übernehmen. Reuter hält das für ein diskussionswürdiges Angebot. Die Vereine wollen deshalb einen Arbeitskreis bilden, sich über die bautechnischen Mängel des Hauses informieren und eine Kosten-Nutzenrechnung aufstellen.

Willi Heberer von der Bürgerinitiative Rumpenheim schrieb zudem an Reuter zurück: "Sorge bereitet uns Ihre Äußerung, daß für die notwendige Sanierung der Heizungsanlage keine Mittel zur Verfügung stehen. Das kann nur bedeuten, daß das Haus früher oder später bei Ausfall der Heizung nicht mehr nutzbar ist."

Die Vereinsvertreter befürchten, daß der Magistrat das Bürgerhaus, an der "Wichtig für die Jugend" Bürgeler Straße gelegen, sogar abreißen will, um das Grundstück für den Bau eines Wohn- und Geschäftshauses zu verkaufen. Dem Argument, das Bürgerhaus werde nicht ausreichend genutzt, halten die Vereine entgegen, daß es Festsaal, Übungsraum und auch Vereinsheim für den Gesangverein Heiterkeit, das Fanfarencorps Schloßgarde und der SKG Sport- und Kulturgemeinschaft ist.

Woche für Woche, so betont Heberer, betreuen die Vereine über hundert Jugendliche im Bürgerhaus: "Bei einem Verkauf des Bürgerhauses stünden die Rumpenheimer Jugendlichen somit auf der Straße mit allem sich daraus ergebenden und bekannten Folgen. Daran kann und darf der Stadt Offenbach doch nicht gelegen sein." lz

Taekwondo nun auch in Massenheim

BAD VILBEL. Die erste "Gelb-Gurt- Prüfung" für Kinder und Erwachsene in der koreanischen Selbstverteidigungssportart Taekwondo nimmt der Turnverein Massenheim am Samstag, 27. März, ab 14 Uhr in der Turnhalle Homburger Straße ab.

Mit Beginn des Jahres hat der Massenheimer Turnverein eine eigene Taekwondo-Abteilung gegründet. Als Trainer wurde Michele Vercellini gefunden, der Mitglied der Nationalmannschaft des WTF, der internationalen Teakwondo-Föderation, war.

Das Training für Erwachsene findet dienstags und donnerstags von 20.30 bis 22 Uhr statt. Gemischte Kindergruppen trainieren dienstags von 17 bis 19 Uhr und donnerstags von 19 bis 20.30 Uhr, Mädchen dienstags von 19 bis 20.30 Uhr.

Einzelheiten teilt Trainer Vercinelli nachmittags unter der Vilbeler Telefonnummer 42 30 00 und vormittags in Frankfurt unter der Nummer 0 69 / 7 89 61 54 mit. Weitere Interessenten am Training sind eingeladen. hm

Piano-Elfenbein Oder: Wie Kunst, Importbestimmungen & Artenschutz zusammenhängen

Ophra Yerushalmi hatte Glück. Auf Besuch in Paris entdeckte die amerikanische Pianistin letztes Jahr einen Érard-Flügel, der zum Verkauf stand und gar nicht die Welt kostete: ein wunderschönes Instrument aus den 20er-Jahren, gut erhalten und wenig gebraucht. Schon der Name ist Musik in mancher Leute Ohren: Franz Liszt zum Beispiel spielte auf Érard-Flügeln am liebsten. Und Ophra Yerushalmi spielt am liebsten Liszt.

Sie kaufte das Kleinod für knapp 10 000 Mark, dann zahlte sie fast noch einmal soviel für den Transport - und dann verließ das Glück sie gründlich. Ende Januar bekam sie in New York Bescheid, es sei für sie an Bord einer Air France-Maschine aus Paris ein Flügel eingetroffen. Leider könne er nicht ausgeliefert werden, weil der Zoll die Hand drauf habe. Der Zoll wollte, wie sich zeigte, gar kein Geld. Er beschlagnahmte das Instrument im Auftrag des Naturschutzamtes Fish and Wildlife Service, denn die Tasten waren, wie bei einem Piano von 1920 zu erwarten, aus Elfenbein.

Der afrikanische Elefant, Loxodonta africana, der wegen seiner Elfenbeinzähne grausam gejagt und beinahe ausgerottet wurde, genießt inzwischen durch das Washingtoner Artenschutzabkommen strengsten Schutz. Im Prinzip kommt überhaupt kein Stück des edlen Materials mehr, alt oder neu, bearbeitet oder nicht, über irgendeine Staatsgrenze. Nur für Antiquitäten dürfen die Behörden, wenn es sich um private Einfuhr handelt, eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Vorausgesetzt, die Ausfuhrpapiere sind in Ordnung und umfassen eine sogenannte "CITES"-Bescheinigung (Convention on International Trade in Endangered Species).

Der Érard-Flügel war eine Antiquität, und die Franzosen hatten ihm ein CITES-Formular mitgegeben. Bloß einen kardinalen Fehler beging Frau Yerushalmi, indem sie die Sondergenehmigung zur Einfuhr in die USA nicht rechtzeitig beantragte. Ist nämlich der Gegenstand schon unterwegs, gibt's die nicht mehr, auch wenn sämtliche Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Das erklärte der Beamte vom Fish and Wildlife Service ihr ganz ruhig am Telefon. Es blieb der Künstlerin nur eine Frage: Und nun?

Die US-Behörde ließ Ophra Yerushalmi wählen: entweder den Érard zurückzuschicken (nochmal 10 000 Mark) oder wenigstens die Tasten (100 Mark). Sie entschied sich, einem Nervenkollaps nahe, für die billigere Variante. So kam es, daß in einer Air- France-Lagerhalle des New Yorker John F. Kennedy-Flughafens vor kurzem folgendes surrealistisches Spektakel stattfand: Eine angesehene Pianistin gab den versamelten Arbeitern ein Kurzkonzert, dann traten zwei Spezialisten mit Stemmeisen, Hammer und Beitel in Aktion und brachen die Beläge von den Tasten. Den nach der Prozedur übriggebliebenen Schrotthaufen ließ die Dame - genehmigungsfrei - in ihre Wohnung transportieren. Es ist nicht bekannt, ob und wie lange sie dann dort geweint hat.

Der in Deutschland für genau diese Art von Fälle zuständige Herr Fischer vom Bundesamt für Wirtschaft in Eschborn sagt übrigens: "Wir schicken generell nichts zurück und würden auch das Elfenbein nicht abmachen lassen." Aber beschlagnahmt bliebe das Instrument auch hier. Was dann damit geschehe? "Es wird wissenschaftlichen Zwecken zugeführt." Etwa einem Museum. Zur Not können dort auch Künstler auftreten. Humanes Deutschland.

BURKHARD MÜLLER-ULLRICH

Firmen-Telegramm

Teves tritt auf die Bremse Der Automobilzulieferer Teves stellt sich aufgrund der sinkenden Nachfrage seiner Abnehmer auf schlechtere Zeiten ein. Deshalb würden "zusätzliche Maßnahmen" zur Senkung der Kosten vorbereitet, um die weltweite Konkurrenzfähigkeit zu stärken. Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um fast 19 Prozent auf 2,9 Milliarden Mark, getrieben vor allem durch die Nachfrage nach Antiblokkiersystemen. Der Frankfurter Konzern beschäftigt rund 12 000 Leute. Klöckner schließt Bremer Hochofen Klöckner Stahl hat einen der beiden Hochöfen des Bremer Flachstahlwerkes stillgelegt. Damit setzt das Unternehmen einen weiteren Abschnitt seines Kostensenkungsprogramms um. Die Fertigungskapazität geht damit um ein Fünftel zurück. Zuvor war bereits mitgeteilt worden, daß mehr als 1000 der rund 5800 Stellen in Bremen gestrichen werden. Hertel streicht Stellen Der angeschlagene Werkzeug-Hersteller Hertel kappt 295 Stellen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen noch 1657 Männer und Frauen. Das gesamte Personal wird für die Dauer eines Jahres auf die tarifliche Lohnerhöhung verzichten. Vorstand und leitende Angestellte geben zehn Prozent ihrer Bezüge ab.

EG regelt Rückführung gestohlener Kunstgüter

BRÜSSEL. Die Europäische Gemeinschaft hat sich nach langem Streit auf gemeinsame Regeln zur Rückgabe gestohlener Kulturgüter geeinigt. Der italienische EG-Kommissar Raniero Vanni d'Archirafi sagte in Brüssel, vernünftige Kriterien zur Einstufung nationaler Kunstschätze würden künftig erlauben, illegal in ein anderes EG-Land gebrachte Kunstgegenstände ohne Konflikte wieder an ihre ursprünglichen privaten, öffentlichen oder kirchlichen Besitzer zurückzugeben.

Eine Einigung - und damit die Regelung von Streitfällen - war mit dem Wegfall der Grenzkontrollen im Binnenmarkt 1993 immer dringender geworden. Von April an werden laut Archirafi auch die Ausfuhren bestimmter Kulturgüter an Nicht-EG-Länder einer einheitlich geregelten vorherigen Genehmigung unterworfen. Damit sei zwischen dem gerechtfertigten Schutz von Kunstschätzen und dem freien Verkehr von Kulturgütern innerhalb der EG ein gutes Gleichgewicht gefunden worden. dpa

Iduna / Nova tritt bei "Drückern" auf Bremse

doe FRANKFURT A. M. Die Hamburger Assekuranzgruppe Iduna / Nova hält die Quittung für die hemmungslose Expansion der Vergangenheit in der Hand. Trotz eines nach wie vor beachtlichen Neugeschäfts ist der Lebensversicherungsbestand im vorigen Jahr per saldo nur um 16 000 Verträge oder 0,7 Prozent gewachsen. Erklärlich ist dieses Phänomen durch die von Vorstandschef Günter Kutz eingestandenen "extrem hohen Abgänge" von unzufriedenen Kunden. Mit einer Stornoquote von 8,6 Prozent hat sich die Gesellschaft in die Negativ-Spitzengruppe der Branche (Mittelwert: fünf Prozent) vorgearbeitet.

Manager Kutz will dem Imageverlust nun energisch entgegensteuern: "Kostenbewußtsein und Qualität vor forciertem Vertrieb", erklärt er, seien "die Kriterien, nach denen es gilt, das Wachstum auf Sicht auf eine gesunde Basis zu stellen". Nicht nur im nichtangestellten Außendienst habe man sich "von vielen dubiosen Mitarbeitern" getrennt. Auch die Beziehungen zu den selbständigen Strukturvertrieben seien neu geordnet worden. Rund 17 Prozent steuerten diese Verkaufstrupps - vor allem die OVB - zuletzt zum Neugeschäft bei.

In ihrem Wunsch nach Größe hatte die Iduna nach der deutschen Vereinigung unkritisch Policen von "Drückerkolonnen" und Maklern herankarren lassen. Im vergangenen Jahr entdeckte die Gesellschaft dann, daß sie von einem mit üppigen Provisionen gehätschelten Vermittler-Duo trickreich geleimt worden war. Eine Milliarde Mark Versicherungssumme mußte daraufhin abgeschrieben werden. Doch auch die Strukturvertriebe bescherten den Ausführungen von Kutz zufolge kein sehr beständiges Geschäft. Dagegen solle nun mit "strikten Annahmerichtlinien" und einem auf Dauerhaftigkeit ausgerichtenen Vergütungssystem angegangen werden.

Bei den Beitragseinnahmen legte die Iduna Leben im vergangenen Jahr um 6,4 Prozent auf 2,1 Milliarden Mark zu. Die Nova Kranken kassierte mit 802 Millionen Mark gut elf Prozent mehr. Allerdings schlugen sich hier auch Beitragserhöhungen aufgrund der steigenden Gesundheitskosten und der branchenweiten Anhebung der Alterungsrückstellung nieder. Die Rückerstattung für "leistungsfreie" Versicherte wird - wie bei anderen Gesellschaften - im laufenden Jahr eingeschränkt. Die gesamte Iduna / Nova- Gruppe setzte zuletzt mit 4,4 Milliarden Mark rund ein Zehntel mehr um.

Von den derzeit 4935 Stellen im Innendienst sollen binnen dreier Jahre 500 Jobs gestrichen werden. Daneben beschäftigt die Assekuranz noch 1200 angestellte Vertreter im Außendienst.

SPD konzentriert sich auf Neuanfang Magistrat will Vorlagen vermeiden, bei denen Republikaner Zünglein an der Waage spielen

HANAU. Der Wahlschock sitzt bei den beiden großen Hanauer Parteien offenbar tief. Außer einstimmigen Versicherungen über die Notwendigkeit zu sachlicher Zusammenarbeit ergaben auch die konstituierenden Fraktionssitzungen und das erste gemeinsame Gespräch zwischen SPD, CDU, Grünen und der Wählergemeinschaft "Bürger für Hanau" (BfH) noch keine großen Überraschungen. Nur eines steht jetzt fest: Die SPD will keinen zusätzlichen Dezernentenposten besetzen. Damit bleibt auch die Stelle des Bürgermeisters vakant. Ungelöst ist damit nach wie vor die Nachfolge Oberbürgermeister Hans Martins. Bei einer Klausurtagung im Mai, bei der die Sozialdemokraten die künftigen Schwerpunkte ihrer Politik festlegen und auch über inhaltliche Kurskorrekturen nachdenken wollen, soll diese brisante Frage vorerst ausgeklammert werden. SPD-Stadtverbandsvorsitzender Hans Heimerl kann derzeit nur eines versprechen: "Wir werden rechtzeitig zur Direktwahl einen Kandidaten präsentieren."

Die SPD konzentriert sich zunächst auf einen Neuanfang: Dafür sollen neue Gesichter im Fraktionsvorstand sorgen. Nachdem der bisherige Vorsitzende Carl-Edward Günther erwartungsgemäß bestätigt wurde, stehen ihm drei neue Stellvertreter zur Seite: Die Technische Zeichnerin Brigitte Laska, der Diplom-Pädagoge Lothar Hain und der Diplom-Verwaltungswirt Claus Kaminsky. Der "junge Vorstand", so Heimerl, signalisiere eine Intensivierung der Fraktionsarbeit, der angesichts der schwierigen Mehrheitsverhältnisse künftig größere Bedeutung zukommen werde.

Die bisherigen Stellvertreter Günthers werden neue Aufgabengebiete erhalten: Ronald Battenhausen soll Stadtverordnetenvorsteher werden. CDU und BfH haben für diese Entscheidung bereits Zustimmung signalisiert. Der Chemotechniker Karl Friedrich Zervas wird gemeinsam mit der bisherigen ehrenamtlichen Stadträtin Marianne Buschbeck in den ehrenamtlichen Magistrat einziehen. Eine Erweiterung dieses Gremiums lehnt die SPD zwar ab, will die Wahl dennoch erst in der zweiten Stadtverordnetensitzung am 17. Mai vollziehen, damit die anderen Parteien bei der konstitutionierenden Sitzung ihre Anträge auf Änderung einer Hauptsatzung einbringen können.

Nachdem die SPD nach wie vor eine große Koalition ablehnt, werden künftig verschiedene Abstimmungsvarianten möglich sein. Wie Heimerl erklärt, sieht er damit jedoch auch die anderen Fraktionen in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen. "Wir werden dem Wähler deutlich vermitteln, warum wir bestimmte Dinge nicht durchsetzen können", sagt er.

Brigitte Laska erhofft sich von dem Zwang zu echter inhaltlicher Auseinandersetzung zwischen den Fraktionen "mehr Kreativität". Außer mit den Republikanern hält Günther Absprachen mit allen Fraktionen für möglich. Wenn die Sacharbeit funktionieren solle, sei es jedoch auch nötig, Kompromisse "im Paket zu betrachten", so der Fraktionsvorsitzende. Das nicht kalkulierbare Risiko solcher Vereinbarungen liegt jedoch im Abstimmungsverhalten der Republikaner.

Wie Oberbürgermeister Hans Martin betonte, werde sich der Magistrat bemühen, Vorlagen zu vermeiden, bei denen die Rechtsextremen "Zünglein an der Waage" spielen könnten. Heimerl schränkt jedoch ein: "Es kann niemand vermeiden, daß sich die Republikaner künftig auf irgendeine Seite schlagen werden." res

Eisbärfell zum Streicheln Kultur und die Haptik

Im Sommer, hofft Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD), kommt der neue Zoo-Direktor. Und SPD-Fraktionschef Günter Dürr möchte die Frage, was konkret aus dem Innenstadt-Zoo wird, am liebsten auf diesen Unbekannten abwälzen: "Der soll ein Konzept machen." Allein: SPD und Grüne kommen nicht umhin, bei ihren Koalitionsgesprächen einen Rahmen abzustecken. Und Reisch hat schon Ideen, wie der zu füllen wäre.

Die Stadträtin denkt etwa darüber nach, im Zoologischen Garten "das Haptische zu stärken" (Haptik = die Lehre vom Tastsinn, die Red.). Und über den Weg, "mehr sinnliche Anreize" zu schaffen, Mensch und Tier einander wieder näherzubringen. Gegen die reizüberflutende Konkurrenz von Fernsehen bis Walkman. Wenn Erich, der alte Eisbär vorne am Eingang, noch lebte, hieße das zum Beispiel: Im Gehege hinten liefe Erich auf und ab und vorne am Gitter hinge ein Eisbärenfell. Zum Anfassen, nicht nur für Kinder. Erich starb 1989 mit bald 40 Jahren, aber es gibt ja noch viele andere Tiere im Frankfurter Zoo. Und damit alle Sinne angesprochen werden, möchte Reisch auch "die Gerüche nicht mehr unterbinden". Und ihr schwebt vor - nicht nur für Kinder - "auf das Spezifische der Tiere hinzuweisen". Die Gazelle läuft, der Biber . . . So soll der Zoo in den Augen der Kulturdezernentin auch in den 90er Jahren in der Konkurrenz mit anderen öffentlichen Attraktionen bestehen können. Und, indem er mehr für Kinder tut - mehr als der typische Streichelzoo mit den possierlichen Goldhamstern und Hängebauchschweinchen heute bietet.

Wer der Kulturdezernentin zuhört, merkt rasch: Die 42jährige Stadträtin, ehemals Geschäftsführerin des Kulturforums der Sozialdemokratie in Bonn, spricht eine ganz andere Sprache als die Wissenschaftler, die bisher (noch) an der Spitze des Zoologischen Gartens standen und stehen. Zum Beispiel der 64jährige Christoph Scherpner, langjähriger Vize des Zoos und derzeit mangels Nachfolger auch Direktor. Scherpner hält sich nicht am Haptischen auf, sondern weiß einfach, daß "Kinder den Sumatra-Tiger lieben". Reisch und Scherpner, so wird kolportiert, reden weder sonderlich oft miteinander, noch haben sie sich dabei sehr viel zu sagen.

Der neue, künftige Mann jedenfalls an der Spitze des Zoos - oder die Frau? - soll nicht nur wissenschaftlich qualifiziert sein, sondern auch "Sinn für die öffentliche Funktion" des Tiergartens haben. Bis heute beteuert Stadträtin Reisch, daß der 37jährige Martin Fischer aus Tübingen all diese Eigenschaften mitgebracht hätte. Der Morphologe, schon designierter Zoo-Direktor, warf im November 1992 doch noch das Handtuch - angeblich entnervt von einer eher komisch anmutenden Medien-Kampagne, die Reisch unter anderem unterstellt hatte, sie sei "dem Charme und dem guten Aussehen des flotten 35jährigen erlegen". Darüber kann die Kulturdezernentin auch heute noch nicht so recht lachen.

Die bis in die Gegenwart gültige Version, die Scherpner kräftig stützte: Reisch habe da einen gänzlich unerfahrenen, fachfremden Mann bevorzugt, "keinen von uns" (Scherpner). jg

Sie sitzen in den beiden Ortsbeiräten

NEU-ISENBURG. Die Stadt gibt jetzt die Namen derjenigen Frauen und Männer bekannt, die am 7. März in die Ortsbeiräte von Gravenbruch und Zeppelinheim gewählt worden sind. Nach dem endgültigen Wahlergebnis wurden in Gravenbruch 2672 gültige Stimmen (bei 4305 Wahlberechtigten) abgegeben. Die CDU erhielt vier Sitze, die SPD zwei, die Grünen, die FDP und die FWG jeweils einen. Die 977 Wahlberechtigten von Zeppelinheim gaben 624 gültige Stimmen für den Ortsbeirat ab. Die CDU gewann fünf Sitze, die Sozialdemokraten vier.

Gravenbruch: für die SPD Hans-Joachim Wegmann (Rentner), Rolf Siefert (kaufmännischer Angestellter), Martina Schricker (Verkäuferin) und Uwe Schlemmer (Kaufmann); für die CDU Heinrich Keune (Rechtsanwalt), Wilhelm Klaus (Rentner), Dr. Günther Knoke (Dilpom-Chemiker), Alois Veith (Diplom-Ingenieur) und Josef Eulberg (Flugzeug- Elektriker); für die Grünen Hans-Jürgen Hänsel (selbständiger Werkzeugmacher); für die FDP Karl-Heinz Lehmann (Kaufmann) und für die FWG Eberhard Leube (Rentner).

Zeppelinheim: für die SPD Ute Kurlanda (Technische Sachbearbeiterin), Inge Manus (Lehrerin), Karl Nagel (kaufmännischer Angestellter), Dr. Gerhard Jäger (Chemiker); für die CDU Wolfgang Bergenthal (Bau-Ingenieur), Werner Straubinger (Rechtsanwalt), Hans-Joachim Wegenast (Diplom-Kaufmann), Udo Bachmann (Student) und Walter Winter (Lehrer). hf

Die Jüngsten haben auch einen vollen Stundenplan Treburer Grundschule feiert heute 20jähriges Bestehen der Vorklasse / Eltern haben weniger Vorurteile

TREBUR. "Zunehmend akzeptiert und angenommen" ist sie, die Vorklasse an der Treburer Grundschule, in der Kinder aus den drei Gemeindeteilen unterrichtet werden. Das kann Schulleiterin Elma Weyerhäuser nach 20jährigem Bestehen dieser Einrichtung mit Stolz sagen. Es gebe zwar noch Eltern, die sich weigerten, ihre nicht schulreifen Kinder in die Vorklasse zurückstellen zu lassen, aber bei vielen fände die pädagogische Hilfestellung Zuspruch. Das Vorurteil "Vorschulkinder sind doof" verliert in der jüngeren Elterngeneration seine Wirkung.

Immer mehr Eltern greifen von sich aus auf die Möglichkeit zurück, ihr Kind ein Jahr in die Vorschule zu geben. Zumal mittlerweile ein Erlaß ermöglicht, daß Kinder direkt von den Eltern und nicht ausschließlich auf Empfehlung der Schule angemeldet werden können. Die Schulleiterin nennt Gründe für den Bedarf der Vorklasse: die gesellschaftlichen Verhältnisse und damit auch die Bedingungen für Kinder im Grundschulalter wandeln sich. Beengte Wohnverhältnisse lassen Kindern oft kaum eine Chance, spielerisch alle ihre Möglichkeiten auszuprobieren. Oder alleinerziehende Eltern haben häufig größere Schwierigkeiten mit der Vollzeitbetreuung ihrer Sprößlinge, und nicht zuletzt machen geringe körperliche Schwächen der Kinder den Besuch der Vorklasse sinnvoll.

Wenn daher verschiedene Faktoren wie ein gering ausgeprägtes Bewegungsvermögen bis hin zu motorischen Störungen, mangelnde soziale Eingliederung in die Gruppe der Gleichaltrigen oder Ausdauer- und Konzentrationsschwächen zusammentreffen, sind Kinder ab sechs Jahren zwar schulpflichtig, aber nicht schulreif. "Das ist eine Sache der Entwicklung, nicht des Alters", sagt Maria Stracke, die Leiterin der Vorklasse. Die Vorklasse mit ihrer gezielten sozialpädagogischen Betreuung soll die Voraussetzungen schaffen, mit denen Kinder dem Unterricht in der ersten Klasse folgen können. Solche Fähigkeiten sind: Mitschülern und Lehrern zuhören, abwarten, bis man "drankommt" und einen eigenen Beitrag zum Unterricht bringen kann oder schlicht mit Malstiften umgehen zu können. Um weitere Lernstörungen zu vermeiden, spiele auch die Schulung der Körperwahrnehmung eine große Rolle, so Maria Stracke.

Diese Aufgaben leisten sollen Angebote im rhythmisch-musikalischen und auch optischen Bereich, Bewegungsspiele in der Halle und im Freien, der Umgang mit Lege- und Baumaterial, Rollenspiele oder das Kochen in der schuleigenen Küche. Da die Gruppe mit 15 bis maximal 20 Schülern relativ klein ist, kann Maria Stracke als Betreuerin mit diesen handlungs- und spielbetonten Angeboten intensiv auf die Kinder eingehen.

Die Vorschüler haben, wie auch die Erstklässler, einen vollen Stundenplan. Morgens um acht geht&rquote;s los, und meistens stehen vier Stunden auf dem Plan. Eine Unterrichtsphase mit Vorbereitungen auf Rechnen und Schreiben, Vorlesen und Erzählen wird von einer sogenannten Freien Phase abgelöst. Spiele und selbständige Beschäftigung werden angeleitet. Den Abschluß eines Tages bildet wiederum eine Unterrichtseinheit.

Der anstrengende, ernsthafte Schulalltag der kleinen Pennäler wird heute, 20. März, von einem Fest zum 20jährigen Bestehen der Treburer Vorklasse unterbrochen. Zwischen 11 und 17 Uhr finden auf dem Gelände der Grundschule und im Gebäude Spiele, Aufführungen, ein Flohmarkt und eine Tombola statt.

ASTRID DEICHMANN

Firma pocht auf Schadenersatz Nach U-Bahn-Baustopp weitere zehn Millionen Mark verlangt

Die wegen ungelöster Umweltprobleme stillgelegte U-Bahn-Baustelle Senckenberg-/Friedrich-Ebert-Anlage kann die Stadt Frankfurt noch teuer zu stehen kommen. Wie der Leiter des Stadtbahnbauamts, Harald Krimmer, am Donnerstag auf Anfrage bestätigte, werden von dem deutsch-österreichischen Bauunternehmen infolge des Abbruchs der Arbeiten vor zwei Jahren weitere zehn Millionen Mark gefordert.

Nachdem sich bei Bodenproben herausgestellt hatte, daß die Erde im Baustellenbereich mit Umweltgiften wie Naphalin und Phenol belastet war, war es bei den Bauarbeiten an der U-Bahn-Linie Hauptbahnhof-Bockenheimer Warte zu erheblichen Verzögerungen gekommen. Zentral stellte sich die Frage, wie und wo die rund 27 000 Kubikmeter auszuhebendes Erdreich zu deponieren waren, ohne daß dabei Umweltgefährdungen riskiert wurden.

Alarmiert von einer anonymen Anzeige, schalteten sich im Sommer 1990 Umweltpolizei und Staatsanwaltschaft ein. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 15 000 Kubikmeter des Bodens abgefahren worden, teils an eine Kiesgrube bei Aschaffenburg, teils zur Wiederverwendung beim Autobahnbau in Stockstadt. Da auf Anhieb jedoch nicht sicher festgestellt werden konnte, ob die gewählte Art der Entsorgung den Vorschriften entsprach oder nicht, gingen die Verantwortlichen auf Nummer sicher. Mit der Folge, daß die Bauarbeiten Mitte August 1990 erstmals zum Erliegen kamen.

Weitere Probleme tauchten auf, als sich herausstellte, daß im Baustellenbereich nicht nur der Boden, sondern auch das Grundwasser kontaminiert war. Vor dem weiteren Fortgang der Bauarbeiten mußte erst eine Grundwasserreinigungsanlage installiert werden. Vor diesem Hintergrund entschloß sich die mit den Arbeiten beauftragte Firma Beton- und Monierbau im Februar 1991 zur Kündigung des Vertrages mit der Stadt.

Während man im Stadtbahnbauamt der Ansicht ist, die Baufirma habe nach Zahlung von insgesamt 15 Millionen Mark keine Ansprüche mehr, werden von dem Unternehmen weitere 10 Millionen Mark geltend gemacht. Ein Teil dieser Nachforderung bezieht sich auf Schadenersatz für entgangenen Gewinn. Nachdem sich die Vertragspartner bisher nicht einigen konnten, rechnen Krimmer und sein Stellvertreter Karl Friedrich Moller damit, daß die Firma auf dem Klageweg vorgehen wird.

Wie Moller betonte, gibt es auf der Baustelle "noch eine Menge zu tun". Nach einem Ende Dezember letzten Jahres ergangenen Erlaß des hessischen Umweltministeriums sind bei der Entsorgung drei Bodenqualitäten zu unterscheiden: unbelastet, verunreinigt und belastet. Je nach Schadstoff-Grenzwert darf das ausgehobene Erdreich entweder als Wirtschaftsgut wiederverwendet, oder aber es muß über Deponien speziell entsorgt werden. Nach Auskunft des Stadtbahnbauamts sollen die Bauarbeiten im Herbst 1993 fortgesetzt werden. Lepp

Sozialdemokraten treffen sich zur Wahlanalyse

GROSSKROTZENBURG. Zur Wahlanalyse trifft sich die SPD am Donnerstag, 25. März, um 19.30 Uhr, im Theodor- Pörtner-Haus (Breitestraße). Die Partei will die politischen Konsequenzen der Kommunalwahl erörtern und Vorbereitungen für das Fest am 1. Mai treffen. alu

Frauen sollen "ihr kokett-provokatives Benehmen bremsen" Nach dem Abtreibungsverbot arbeitet Warschau an einem Sexualkunde-Lehrplan / Verhütungsmittel werden ignoriert Von unserer Korrespondentin Edith Heller

WARSCHAU, 18. März. Die Frau soll "ihr kokett-provokatives Benehmen bremsen", um dem Mann zu ermöglichen, "nicht-genitale Formen interpersoneller Kommunikation" zu entwickeln. Mit Ratschlägen dieser Art, die einem Lehrplanentwurf für den Sexualkundeunterricht an den Grundschulen entnommen sind, will das polnische Kultusministerium künftig die Zahl der Abtreibungen in Polen senken. Das neue Abtreibungsgesetz, das am Dienstag in Kraft trat, hat das Verbot des Schwangerschaftsabbruchs mit der Auflage verstärkter Aufklärung an den Schulen verbunden.

Der Lehrplan, der von Psychologen, Gynäkologen und Sexualwissenschaftlern in Lodz erarbeitet wurde, informiert die Jugendlichen außerdem, daß sexuelle Aktivität "Menschen unterschiedlichen Geschlechts" vorbehalten ist, die sich in einem "dauerhaften Bund (Ehe)" befinden. Die Kinder lernen auch, worin sich Jungen und Mädchen unterscheiden: Während "sie nur einen Mann begehrt, den sie liebt, interessiert den Jungen nur ihr Körper". In dem Dokument, das die Tageszeitung Gazeta Wyborcza abdruckte, fehlt jede Aufklärung über Verhütungsmittel.

Eine Umfrage bei Warschauer Schülern ergab jedoch, daß die Hälfte vor dem 16. Lebensjahr sexuell aktiv wird. Dabei benutzen 80 Prozent der Jugendlichen keine Verhütungsmittel. Im Streit um die Interpretation des neuen Abtreibungsgesetzes tritt ein Konflikt innerhalb der Regierungskoalition von Hanna Suchocka zutage: Während das von der Demokratischen Union dominierte Gesundheitsministerium energisch für moderne Aufklärung in der Schule und Verbreitung von Verhütungsmitteln eintritt, sieht das von der rechtskatholischen Christlich-Nationalen Vereinigung (ZChN) regierte Unterrichtsministerium keinen Anlaß zur Einführung eigener Unterrichtsstunden im Fach Sexualkunde. Die notwendige "Vorbereitung auf das Leben in der Familie" könne nach den entsprechenden Lehrplanrichtlinien im Rahmen des Polnisch-, Biologie- und Religionsunterrichts stattfinden.

Zu den Folgen des neuen Abtreibungsgesetzes, das den Schwangerschaftsabbruch nur noch nach einer Vergewaltigung und bei Gefahr schwerer Gesundheitschäden zuläßt, gehört auch die Entstehung eines "Abtreibungstourismus". Frauenorganisationen warnen vor billigen Busausflügen in die Ukraine, Weißrußland oder Königsberg, wo Abtreibungen oft unter fatalen hygienischen Bedingungen vorgenommen werden. Im Südwesten Polens sollen sich Zeitungsberichten zufolge Frauenarztpraxen bereits mit Kollegen in Deutschland und der Tschechischen Republik auf eine "Zusammenarbeit" verständigt haben. Für etwa 900 Dollar (rund 1500 Mark) werden auch Abtreibungsreisen nach Holland angeboten.

In Polen selbst sollen Abtreibungen nun von Amts wegen verfolgt werden. Nicht bestraft werden sollen allerdings Frauen, die den Eingriff selbst vornehmen. Hiermit gibt es bereits erste Erfahrungen: Da Abtreibungen aufgrund eines neuen Ärztekodex bereits im letzten Jahr erschwert war, vermelden die Kliniken einen starken Anstieg von vermutlich selbstausgelösten Fehlgeburten. Die Zahl der Abtreibungen in Polen wurde bisher nach unterschiedlichen Schätzungen mit 300 000 bis 600 000 pro Jahr beziffert.

In der Natur landet immer noch viel zuviel Müll Arbeitskreis räumte in der Gemarkung Schlüchtern auf / Auch ein pädagogischer Effekt

SCHLÜCHTERN. "Deutlich mehr Teilnehmer als im Vorjahr" zählte der Arbeitskreis "Umweltschutz Schlüchtern" beim diesjährigen Frühjahrsputz in der Gemarkung. Unter Leitung von Michael Gross zogen Mitglieder der Jugendfeuerwehr, der evangelischen Jugend, des Forstamtes und die Greenkids des Arbeitskreises zur Müllsammelaktion.

Lediglich die Zahl der erwachsenen Helfer ließ noch zu wünschen übrig: Bei der nächsten Aktion seien deshalb noch einige Große mehr gefragt.

Bewaffnet mit Handschuhen, Eimern und Müllsäcken nahm sich ein Teil der jungen Umweltschützer die Kinzigufer vor, anderen säuberten den Riedbach von der Mündung bis zum Schwimmbad und der Rest das Areal um den Acisbrunnen. Eigentlich, so das Fazit der Müllsammler, "war durch das gestiegene Umweltbewußtsein gar nicht mehr mit größeren Müllmengen in der Landschaft zu rechnen". Aber die Realität sehe ganz anders aus: Flaschen, Tüten, Folien, Kleider, Kippen, Fahrräder, Altreifen, Metallschrott und vieles mehr fanden sich in Feld und Flur.

Noch immer lade die Wohlstandsgesellschaft ihren Abfall dort ab, wo er gar nicht hingehöre, resümierten die freiwilligen Helfer. "Den Müll fremder Leute einzusammeln, wird gerne als Umweltschutz auf unterster Ebene angesehen und belächelt", weiß Arbeitskreis-Chef Fritz Dänner aus eigener Erfahrung. Die gefundene Menge spreche jedoch eine ganz andere Sprache, hinzu komme noch der pädagogische Effekt des Müllsammelns. "Müll einfach wegwerfen, das ist doch Mist", schimpfte beispielsweise ein Greenkid bei der Arbeit. "Das machen wir nicht." tja

Parken könnte chaotisch werden Der Vier-Sterne-Betrieb in der "Villa Stokkum" hat begonnen

HANAU. Anfang Februar übernachteten die ersten Gäste in dem neuen Vier- Sterne-Hotel "Villa Stokkum". Seit der vergangenen Woche sind nun auch die restlichen Räume in dem Haus fertiggestellt. Wenn am kommenden Dienstag die Internationale Fachmesse Sanitär, Heizung, Klima (ISH) in Frankfurt eröffnet, sind alle 137 Hotelzimmer besetzt.

Messebesucher sind jedoch nicht die wichtigsten Kunden, auf die das Unternehmen setzt. Bei großen Veranstaltungen wie der Internationalen Automobil- Ausstellung (IAA) oder der Buchmesse werden die Besucher gewiß in das Umland ausweichen müssen, meint Verkaufsleiter Christoph Wolf. Doch für kleinere Messen reichten die Bettenkapazitäten in der Mainmetropole aus. Tagungskunden sollen deshalb nur rund ein Viertel der "effektiven Jahresbelegung" bringen, "lokale Firmenkunden" gar die Hälfte. Entsprechende Verhandlungen mit den Unternehmen Dunlop oder Heraeus waren bereits erfolgreich. Die beiden Firmen luden auch schon zu Seminaren in die Tagungsräumen des Hotels ein. Eigentümer Heinrich Christ hat das Gebäude durch einen Anbau, der auch zusätzliche Hotelzimmer hat, ergänzt und ihm somit eine neue Funktion verliehen.

Rund 37 Millione Mark hat ihn das Vier-Sterne-Hotel gekostet: Der Kauf und die Sanierung des barocken Landhauses mit Kellergewölbe und der Hosseschen Tabakfabrik aus dem Jahr 1870 sind ebenso wie der großzügige Anbau zwecks Lärmschutz vollklimatisiert. In allen Zimmern gibt es überlange Betten, Minibars, Kabel-Fernseher und Marmorbäder.

Eine Übernachtung kostet 240 Mark in einem Einzelzimmer, 50 Mark mehr legen Gäste für ein Doppelzimmer ohne Frühstück hin. Damit die Leute das Haus ersteinmal kennenlernen können, kalkuliert die Geschäftsleitung in diesem Jahr mit einen Durchschnittspreis von 150 Mark. Den Gesamtumsatz für 1993 hat sie mit zwölf Millionen Mark angesetzt.

Auch an Wochenenden, wenn Geschäftsleute zu Hause übernachten, soll das Hotel nicht leerstehen. Nach Angaben von Christ nahmen in den vergangenen Wochen bereits 400 Menschen das Angebot wahr, für 93 Mark eine Nacht in der "Villa" zu verbringen. Darunter auch Steinheimer Bürger, die sich "mal was gönnen wollten".

Natürlich sind auch die Hanauer neugierig. So findet auch das Restaurant große Beachtung. 160 bis 180 Gäste zählte der Eigentümer schon beim Sonntagsbrunch. Und auch der Tanztee sonntags zwischen 15 und 18 Uhr sei beliebt. Kommen jedoch zu viele Interessenten von außerhalb, könnte die Parksituation chaotisch werden. 100 Stellplätze für 137 Hotelzimmer mögen vielleicht noch ausreichen, wie Christ versichert. 31 Parkplätze hat er bei der Stadt abgelöst. Doch wenn die Bewirtungskapazität in der "Villa Stockum" erst mit 500 Personen erschöpft ist, könnte es zu Spitzenzeiten auch auf dem nahen Altstadtparkplatz eng werden. jur

Polizei klagt über erschreckende Zunahme von Gewalttaten Zahl der registrierten Verbrechen steigend / Über eine Million Straffälle blieben im Vorjahr unbearbeitet liegen Von unserem Korrespondenten Axel Vornbäumen

BERLIN, 18.März. Die Polizei hat den Wettlauf mit der Kriminalität verloren, "der Rechtsstaat funktioniert nicht mehr". Dieses Fazit zog am Donnerstag der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Hermann Lutz, in Berlin angesichts neuester Rekordhöhen bei der Kriminalitätsentwicklung in Deutschland. Die Zahl der registrierten Verbrechen hat sich laut GdP im vergangenen Jahr auf 6,2 Millionen erhöht (1991: 5,3 Millionen). Die Polizei komme mit der Bearbeitung der Straftaten nicht mehr nach, sagte Lutz. Im vergangenen Jahr seien über eine Million Straftaten unbearbeitet liegengeblieben.

Nach Ansicht der GdP ist die Gesellschaft auf dem Weg, ihr "offensichtlich ohnehin gestörtes Rechtsbewußtsein" vollends preiszugeben. So werde der "Diebstahl sogenannter geringwertiger Güter" oftmals nicht mehr als Kriminalität definiert. "Der Egoismus", so Lutz, "nimmt bei uns eine Blüte, daß man sagen muß, man bekommt Angst". Besondere Sorge bereitet dem GdP-Chef die "Qualität der Kriminalität". Lutz: "Die Gewalt nimmt in einem Maße zu, die erschreckt". Die rasante Verbrechensentwicklung hat nach Ansicht der Polizeigewerkschafter bereits zu einer Veränderung des gesellschaftlichen Klimas geführt: Nicht nur in den neuen Bundesländern nehme "das individuelle Gefühl der Bedrohung und der Unsicherheit" zu. Die GdP sieht hierin den Nährboden für "rechtsgerichtete Parteien mit einer ausgeprägten law-and-order-Aura".

Die Situation der Polizei ist nach Darstellung der GdP ausgesprochen schlecht. Etwa 10 000 Planstellen, davon 3000 in den neuen Bundesländern, seien nicht besetzt. Vielfach würden sie "wegmanipuliert", indem unbesetzten Stellen einfach gestrichen würden. Die GdP fordert bundesweit 60 000 neue Stellen. Doch weil davon "realistischerweise" nicht ausgegangen werden könne, muß die Polizei nach Ansicht der GdP von "ihrer Allzuständigkeit" befreit werden. Die Polizei springe bei zu vielen Aufgaben ein, die eigentlich von anderen Behörden - zum Beispiel der Gewerbeaufsicht, Jugendämter, Sozialämter - wahrgenommen werden könnten. Seiters setzt sich für Ausländer ein

BONN (AFP/Reuter). Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) hat dafür plädiert, auch Ausländer in die Polizei aufzunehmen. "Ich halte es gerade in der jetzigen Situation für wünschenswert, wenn es zumindest in Bezirken mit hohem Ausländeranteil in den Polizeidienststellen Vertrauensbeamte gäbe, die mit den Problemen und vor allem mit der Sprache der Ausländer vertraut sind", sagte Seiters am Donnerstag beim Besuch der Polizei-Führungsakademie in Münster/Hiltrup. Besonders geeignet für solche Aufgaben wären sicherlich aus dem Ausland stammende Deutsche. "Aber auch der Gedanke, Ausländer in die Polizei aufzunehmen, sollte weiter verfolgt werden", betonte der Minister dem veröffentlichten Redetext zufolge. Mit der geplanten Änderung beamtenrechtlicher Vorschriften würden die Voraussetzungen für eine Gleichstellung von Deutschen und Bürgern anderer EG- Staaten bei der Möglichkeit geschaffen, Beamte zu werden. Aber auch Bürger aus anderen Staaten könten in bestimmten Fällen bereits jetzt verbeamtet werden. Von dieser Möglichkeit sollte Gebrauch gemacht werden.

Nach Seiters&rquote; Angaben fehlen bundesweit derzeit 15 000 Beamte. So viele Stellen hätten bei der Polizei und beim Grenzschutz nicht besetzt werden können. Der tatsächliche Bedarf liege aber weitaus höher.

Vereinsbank übt sich im Gewinn-Hochsprung

ski FRANKFURT A. M. Die abgelaufene Periode wird wohl als ein Spitzenjahrgang in die Bankengeschichte eingehen, jedenfalls soweit es die sogenannte ordentliche Rechnung betrifft. Darauf deutet das Abschneiden der Bayerischen Vereinsbank hin. Die Nummer drei der privaten Geldbranche legt als erstes der großen Institute die Eckdaten für 1992 vor. Danach kletterte das Betriebsergebnis konzernweit um fast ein Drittel auf 1,6 Milliarden Mark, in der AG nahm diese umfassendste Gewinnkennzahl sogar um fast 36 Prozent auf rund 1,1 Milliarden zu. Obwohl auch der ausgewiesene Jahresüberschuß der Mutter von 293 auf 327 Millionen Mark und damit prozentual noch zweistellig stieg, zahlt das weiß- blaue Haus seinen mehr als 100 000 Aktionären zum siebten Mal in Folge eine Dividende von 13 Mark je Anteil.

Aus dem im Vergleich zum Betriebsergebnis geringeren Anstieg des Überschusses läßt sich erkennen, daß die Münchener - nicht zuletzt angesichts der Rezession und damit zunehmender Kreditrisiken - ihre Vorsorge für drohende Ausfälle kräftig verstärkt haben. Besonders gut hat die Vereinsbank im Eigenhandel verdient. Wie nach der gestrigen Aufsichtsratssitzung weiter mitgeteilt wurde, expandierte die Bilanzsumme des Konzerns im abgelaufenen Jahr um reichlich elf Prozent auf 252 Milliarden.

Hektische Suche nach Kandidaten Wer will Bürgermeister werden?

NEU-ANSPACH. Die Grünen passen, die SPD sucht fieberhaft, die FWG-UBN kürt ihren Mann beziehungsweise ihre Frau - wenn überhaupt - am Wochenende: Kurz vor dem "Schalterschluß" für die Nominierung der Bürgermeisterkandidaten macht sich hektische Aktivität in der Kleeblattgemeinde breit. Zu einer Verschiebung wegen akuten Bewerbermangels wie in Usingen dürfte es aber nicht kommen.

"Wenn wir niemanden finden, gehen wir halt in die Opposition", erklärt SPD- Parteichef Arno Münker trotzig - das sei halt der Wählerwille. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr, denn am 5. April müssen sich die Kandidaten beim Wahlausschuß gemeldet haben. Bisher ließ sich niemand auftreiben, der für die SPD in den Ring steigen will. Münker zufolge ist das angesichts der neuen Mehrheiten auch kein Wunder: "Bei dieser Unsicherheit, seine Politik durchsetzen zu können, muß jemand schon sehr viel Mut und persönliches Engagement aufbringen."

Am Wochenende werde sich entscheiden, ob und wen die SPD jemanden aufbieten kann. Abstriche am Bewerberprofil kommen für Münker nicht in Frage; der Kandidat müsse Neu-Anspacher sein und aus den Reihen der Partei kommen. Sollte aber tatsächlich niemand bereitstehen, will die SPD nicht "auf Zeit spielen" und eine Verschiebung der Wahl um vier Wochen beantragen.

Die Mehrheit im Magistrat für einen solchen Beschluß hätte sie noch, aber Arno Münker will Nägel mit Köpfen machen. "Es gibt nicht wenige, die sich nur einen Denkzettel für die SPD wünschten und bei diesem Wahlergebnis dann doch erschrocken sind. Jetzt müssen wir die Konsequenzen auch tragen." Ganz oder gar nicht, lautet also die Devise - und im Moment deutet alles auf "gar nicht".

Bei den Grünen hat sich diese Frage erledigt: Sie räumen das Feld. Überraschend verzichtete die Fraktion einstimmig auf einen Grünen-Kandidaten - obwohl ein Bewerber bereitstand. "Selbst wenn er gewählt würde: Gegen diese stabile konservative Mehrheit stünde er auf verlorenem Posten", sagt Gemeindevorstand Horst Borowczak. Grüne Inhalte könne man bei dieser Konstellation niemals durchsetzen: "Trotz Stimmengewinnen braucht uns niemand für Mehrheiten". Die Entscheidung sei rein pragmatisch, kein grüner Fundamentalismus.

Bei der FWG-UBN hingegen deuten alle Anzeichen darauf hin, daß die Wählergemeinschaft am Samstag einen Kandidaten küren wird. Erster Vorsitzender Wolfgang Hafemann erklärt zwar, daß das "Ob" einer Nominierung noch nicht feststehe. Gehandelt wurden schon mehrere Namen - darunter Hafemann selbst. JÜRGEN DICKHAUS

Kohl wegen Tomaten aus dem Labor schreiben Hofheimer Hausfrauen-Bund fordert Etiketten für alle gentechnisch manipulierten Lebensmittel

HOFHEIM. Wenn Elfriede Rök ihr Ziel erreicht, hat der Bundeskanzler bald viele Briefe aus ganz Hessen auf dem Tisch. Der Grund: Eiscreme mit dem Fettersatzstoff Simplese, Joghurt mit veränderten Milchsäurebakterien, mit Labersatzstoffen gereifter Käse oder der aus Pilzen gewonnene Fleischersatz "Quorn" - Lebensmittel, die neu im Sortiment und alle Ergebnisse der Genforschung sind.

Elfriede Rök, Vorsitzende des Ortsverbands Hofheim des Deutschen Hausfrauen-Bundes, liegen die neuen Waren, Zusatzstoffe und Aromen schon schwer im Magen, bevor sie sie getestet hat. Denn: "Seit Öffnung des Binnenmarktes kommen die gentechnisch hergestellten Lebensmittel auf den Markt, und kein Mensch weiß heute, ob unsere Kinder in zehn oder 20 Jahren Gesundheitsschäden davontragen, wenn sie davon essen." Das Hauptproblem für die engagierte Hausfrau ist jedoch: Der Kunde könne nicht erkennen, ob die Tomate aus dem Garten oder dem Labor kommt. "Der mündige Verbraucher", so die Forderung Elfriede Röks, "hat aber ein Anrecht auf eine Etikettierung, die alle Zweifel ausräumt. Wenn gentechnisch hergestellte Lebensmittel und Zusatzstoffe eindeutig gekennzeichnet wären und die Käufer über die Herstellung der Waren informiert würden, könnten sie ja selbst entscheiden, ob sie die Sachen essen wollen oder nicht."

Noch gebe es die Kennzeichnungspflicht aber nicht, und "der Verordnungsvorschlag der Kommission für EG-einheitliche Regelungen eignet sich bisher absolut nicht, die Grundrechte der Verbraucher auf eine Versorgung mit sicheren Lebensmitteln und deren freie Wahl zu erfüllen". Die Hofheimerinnen wollen nicht bis "St. Nimmerlein" auf eine Regelung warten. Daher rufen sie jetzt alle Verbraucher auf, einen Brief an die Bundesregierung zu schicken. Elfriede Rök: "Wir gehen nicht auf die Straße, wir wollen Tausende von Briefen versenden, um schnell die Deklarationspflicht für manipulierte Lebensmittel durchzusetzen."

Damit es wirklich den "großen Wind" gibt, den sich Elfriede Rök wünscht, wird sie alle hessischen Ortsverbände des Hausfrauen-Bundes dazu aufrufen, die Aktion zu unterstützen. Das Schreiben an Helmut Kohl haben die Hofheimerinnen schon formuliert - es kann beim Hausfrauen-Bund, Hattersheimer Straße 1, abgeholt werden. pms

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 18. März (FR). Zunächst etwas Regen, im Tagesverlauf von Westen her zunehmend sonnig und trocken, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen zehn und 17 Grad, die Tiefstwerte zwischen vier und null Grad. Weitere Aussichten: Mild.

(Siehe auch Lokalteil)

Hölzenbein führte Vier-Augen-Gespräch mit Stepanovic und rügte fehlende Loyalität Eintracht weiter ohne Yeboah und Bommer Viele Spekulationen vor Gastspiel in Dortmund / Kann sich Bayern vier Punkte absetzen?

"Wir fahren nach Dortmund, um alles zu gewinnen. Über das andere reden wir nicht." Klare Worte von Eintracht Frankfurts Trainer Dragoslav Stepanovic bei der routinemäßigen Pressekonferenz am Donnerstagmittag am Riederwald. Und auch sonst gab sich der Serbe vor dem Bundesliga-Spitzenspiel und -Verfolgerduell am Sonntag um 18 Uhr bei Borussia Dortmund eher wortkarg. "Jeder Spieler weiß, was auf ihn zukommt. Im Westfalenstadion herrscht bestimmt eine wahnsinnige Atmosphäre. Was soll ich da noch viel sagen?"

Stepanovic macht wie stets in Optimismus, aber zumindest zwischen den Zeilen läßt er dabei auch durchblikken, daß alles anders kommen könnte: "Wir wollen nicht, daß es den Bayern in den nächsten Wochen zu ruhig wird." Der Umkehrschluß dieser Aussage ist nämlich ein dezenter Hinweis darauf, daß Tabellenführer München im Falle eines Sieges über Köln und einer Niederlage der Eintracht in Dortmund seinen Vorsprung auf vier Punkte ausbauen könnte. Das will Stepanovic mit den Seinen auf alle Fälle verhindern. Dazu weilte er am Donnerstag auch noch einmal beim UEFA-Pokal-Spiel im Westfalenstadion, um die Borussen nach deren Gastspiel in Kaiserslautern zum zweitenmal innerhalb von sechs Tagen unter die Lupe zu nehmen.

Was die eigene Aufstellung betrifft, gefiel sich Stepanovic am Donnerstag wieder einmal in der Rolle des Märchenonkels und Geheimniskrämers. Er palaverte viel, aber er sagte wenig Konkretes. Stepanovic brachte viele Varianten ins Gespräch und will doch eigentlich gar nichts ändern. Auf des Rätsels Lösung muß daher noch einige Stunden gewartet werden.

Klar ist, daß Yeboah nicht mit von der Partie ist, da er nach einem leichten Lauf- und Balltraining noch Schmerzen verspürte. Außerdem fällt Bommer weiterhin aus. Und der neueste Name auf der Verletztenliste ist Rahn, den eine Rückenmuskelzerrung plagt. Vom erweiterten Kader von 28 Spielern sind somit nur 17 fit - sie bilden quasi die Puzzleteile, von denen elf von Stepanovic zur Anfangsformation zusammengefügt werden.

Lediglich in der Abwehr bleibt mit Sicherheit alles beim alten. Im Sturm vermutlich auch: Selbst wenn Kruse laut Stepanovic möglicherweise spielen soll, ist das Angriffsduo Andersen/ Schmitt zu erwarten. Am vielfältigsten sind die Mutmaßungen über die Mittelfeld-Besetzung. Einen festen Platz haben eigentlich nur Bein, der am Freitag mit Vizepräsident Hölzenbein über seine Vertragsverlängerung reden will und nach dem neuesten Stand am liebsten in Frankfurt bleiben würde, und Weber. Vieles spricht dafür, daß außerdem Okocha auf der rechten und Anicic auf der linken Seite von Anfang an auflaufen. Die besten Chancen auf die fünfte Position haben der zuletzt ins zweite Glied versetzte Falkenmayer, den Stepanovic am Donnerstag ausdrücklich lobte, Komljenovic und eventuell Roth.

Ein heiß diskutiertes Thema am Riederwald war am Donnerstag darüber hinaus das Verhältnis zwischen dem Trainer und dem Präsidium. Die Entwicklung darf mit Spannung abgewartet werden, nachdem Stepanovic sich zu persönlichen Angriffen an die Adresse des Präsidiums hinreißen lassen hatte, worauf Hölzenbein ihm erst in einem Vier-Augen-Gespräch seinen Mißmut mitteilte und dann in der Öffentlichkeit in die Offensive ging - die Klage über fehlende Loyalität eines leitenden Angestellten geht (noch) einher mit einem Vertrauensvotum für dessen sportliche Arbeit.

Die Eintracht ist wieder einmal für reichlich Spekulationen gut. Aus Frankfurter Sicht verblaßt deshalb alles andere, was die Bundesliga an diesem Wochenende zu bieten hat. Etwa die Duelle Bremen - Schalke, Leverkusen - HSV, Nürnberg - Karlsruhe, Stuttgart - Bochum und Gladbach - Kaiserslautern. Die Begegnungen sind immerhin für den Kampf um die UEFA-Cup-Plätze und um den Klassenerhalt von Bedeutung.

In der 2. Bundesliga hofft Darmstadt 98 im Heimspiel gegen Unterhaching auf den ersten Sieg im siebten Spiel nach der Winterpause und damit das Ende seiner Negativ-Serie.

Mainz 05 hat den momentan nicht in Bestform befindlichen Spitzenreiter Freiburg zu Gast. Die Verfolger Duisburg (gegen Stuttgart), Waldhof Mannheim (gegen Wolfsburg) und Leipzig (gegen Wuppertal) stehen komplett vor Heimspielen.

Der FSV Frankfurt strebt in der Frauen-Bundesliga, Gruppe Süd, laut Aussage seines neuen Trainers Strödter, noch immer den zweiten Platz an. Nach den Turbulenzen nach der Derby-Niederlage gegen Praunheim mit dem sofortigen Ausscheiden von Trainer Walz und der Ankündigung des baldigen Rückzugs von Abteilungsleiterin Koch-Emsermann ist aus Strödters Sicht vor dem Gastspiel beim VfR Saarbrücken "wieder Ruhe eingekehrt". Die Querelen wurden von ihm in zahlreichen Gesprächen mit der Mannschaft aufgearbeitet. Katja Kraus steht wieder im Tor, Katja Bornschein soll auf jeden Fall wieder ins Sturmzentrum rücken.

Die SG Praunheim will ihren Aufwärtstrend im Hessen-Derby beim TSV Battenberg fortsetzen. Das Talent Silke Schäfer fehlt wegen der Teilnahme an einem HFV-Lehrgang.

Der Rugby-Klub Heusenstamm erntete Lob für kontinuierliche Aufbauarbeit Hoher Besuch von Leistungsstärke überzeugt Niedziella und Weidlich wurden für ein U-23-Länderspiel nominiert / Mann im Nationalkader

Hohes Lob aus berufenem Munde erntete der Rugby-Klub Heusenstamm für seine kontinuierliche Aufbauarbeit. Kein Geringerer als Rugby-Nationaltrainer Peter Ianusevici erklärte: "Innerhalb von 14 Jahren hat sich der RK durch eine hervorragende Vereinsarbeit einen Platz unter den besten Vereinen in Deutschland erkämpft. Wenn Heusenstamm weiterhin so arbeitet, ist auch die deutsche Meisterschaft möglich." Um dies zu unterstreichen wurden mit Mark Niedziella und Alexander Weidlich zwei Spieler des RK, der zur Zeit in der Qualifikationsrunde zur 1. Bundesliga engagiert ist, in die U 23-Nationalauswahl berufen und erhielten eine Einladung zum Länderspiel in Ungarn Anfang April. Der Offenbacher Stefan Mann wurde für den Kader der Nationalteams nominiert.

Anlaß des Besuches durch den Bundestrainer sowie Hessens technischem Leiter Ian Stewart waren drei überregionale Trainingsveranstaltungen im Heusenstammer Sportzentrum Martinsee. Die besten Spieler der hessischen Rugby-Vereine wurden hier von den beiden Experten eingehend unter die Lupe genommen. Ian Stewart vom BSC Offenbach ist auf der Suche nach Talenten für die neuformierte Hessenauswahl. Die angereisten Sportler überzeugten den Bundestrainer davon, daß Hessens Rugbysportler den Anschluß an die Hochburgen in Heidelberg und Hannover gefunden haben.

An den Trainingseinheiten nahmen 40 Rugbyspieler aus Frankfurt, Heusenstamm, Offenbach und Marburg teil und erhielten durch den Nationaltrainer Einblicke in die modernen Rugbytechniken und Trainingsmethoden. Auch RK-Trainer Stefan Terboczi, der anerkanntermaßen ein Könner seines Faches ist, beteiligte sich natürlich an der Trainingsgestaltung. Von der Begeisterung, mit der die hessischen Spieler zur Sache gingen, war der Bundestrainer angenehm überrascht: "Die hessischen Vereine haben ein gutes Spielerpotential", lautete sein Urteil.

Gelohnt hat sich die Teilnahme an den Sichtungslehrgängen bereits mit der Nominierung der beiden RK-Kräfte Mark Niedziella und Alexander Weidlich für die U-23-Nationalmannschaft. Mit der A- Nationalmannschaft gilt es für Ianusevici den Klassenerhalt in der Kategorie zu schaffen und den deutschen Rugbysport auf höchstem Niveau zu halten.

Die Hessenauswahl hat im Oktober Heimrecht bei der Austragung des Länderpokalwettbewerbes: Am 2. und 3. Oktober sind die Landesvertreter im Sportzentrum Martinsee in Heusenstamm zu Gast. Ian Stewart will bis dahin eine schlagkräftige Truppe zusammenhaben und wird den Sommer zur intensiven Schulung und Förderung der besten hessischen Spieler nutzen. Daß in seinem Aufgebot einige Heusenstammer stehen werden,ist sicher zu erwarten.

Zum Abschluß seines Besuches wird Peter Ianusevici am Donnerstag, 25. März, (19 Uhr, Sportzentrum Martinsee) noch ein Auswahltraining abhalten. Sein Besuch in Heusenstamm, der Teil einer Sichtungstour durch alle Bundesländer war, wird damit beendet sein. Nicht beendet sein wird jedoch, das verspricht der engagierte Heusenstammer Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des hessischen Rugbyverbandes Klaus-Uwe Gottschlich, die konzentrierte Aufbauarbeit im jungen Heusenstammer Verein. Nachdem sogar der Bundestrainer die deutsche Meisterschaft für den RK als sportlich erreichbares Ziel betrachtet, werden die Heusenstammer alles daran setzen, seine Einschätzung zu bestätigen. dip

"Auf Illusionen verzichten"

jr FRANKFURT A. M., 18. März. Führende Bürgerrechtler und Oppositionelle aus der DDR-Zeit haben anläßlich des dritten Jahrestages der ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März die Ostdeutschen zum "Verzicht auf Illusionen" aufgerufen. Wie zu DDR-Zeiten werden sie "auf eine immer ferner rückende Zukunft" vertröstet und immer noch gehe es "ums Einholen des Westens, jetzt freilich ohne die Illusion des Überholens", schreiben sie. Die Autoren räumen wichtige "Gewinne" ein, allerdings auch "beträchtliche Verluste". Ostdeutschland sei kein Industrieland mehr, vor allem fehle eine Hauptbedingung für weltmarktfähige Produktion: eine kreative, ökologisch orientierte Forschung und Entwicklung. Hier müsse die neue Wertorientierung einsetzen. (Siehe Dokumentation Seite 12)

Heute . . .

. . . sagte die Frau: "Die gefalle merr, die Pömbs! Awwer sie sin merr e wunzich bissi ze klaa!" Die Verkäuferin sagte: "Bei eme bissi dhet ich saache: e halwe Nummer größer! Awwer e wunzich bissi tritt sich aus!"

. . . sagte der Mann: "Merr krieje schlechte Zeite! Merr derrfe de Gertel enger schnalle!", und der andere Mann sagte: "Sie hawwe ghud redde! Ich bin schon im letzte Loch!"

Münzenberg: Bolz statt Belz? Weiterer Nackenschlag für die SPD nach der Wahlniederlage

MÜNZENBERG. Die SPD sucht einen neuen Bürgermeisterkandidaten oder eine Kandidatin. Dieter Belz hat seine Kandidatur zurückgezogen. Nach der Kommunalwahl sehe er für seine politischen Ziele keine Mehrheiten mehr, begründete Belz seine Entscheidung in einem Schreiben an den Münzenberger SPD-Vorstand. Die SPD hat 11,9 Prozent der Stimmen verloren, während die CDU 6,7 Prozent gewann und stärkste Partei wurde.

"Wir hatten die Hoffnung, daß er weitermacht", klagt der Münzenberger SPD- Vorsitzende Lothar Groß. Der Parteichef steht nun vor der schweren Aufgabe, in der knappen Zeit bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 5. April einen neuen Kandidaten aus dem Hut zu zaubern.

Groß hofft auf den 46jährigen Abteilungsleiter bei der staatlichen Abteilung des Wetteraukreises, Klaus Bolz, der vor Jahresfrist schon einmal als Bewerber im Gespräch war.

"Ich bin noch total unentschieden" sagte Bolz gestern zur FR. Bis Dienstag will er sich die Sache überlegen und seine Entscheidung am Abend dem Münzenberger SPD-Vorstand mitteilen. Am Mittwoch, 24. Mai, tritt die Mitgliederversammlung der Münzenberger Sozialdemokraten im evangelischen Gemeindehaus zusammen, um die Situation zu beraten.

Die SPD wolle ihrem Grundsatz treu bleiben, daß der nächste Bürgermeister aus Münzenberg kommen solle, erklärt Groß. Gleichwohl hat er den Unterbezirksvorstand der SPD eingeschaltet. Am Sonntag soll ein Gespräch mit dem Butzbacher Europa-Abgeordneten und einflußreichen Sozialdemokraten Willi Görlach über eventuelle Bewerbungen von außerhalb stattfinden.

Groß ist sich der schwierigen Situation der Münzenberger SPD bei der Bürgermeisterwahl vor dem Hintergrund des Debakels der Kommunalwahl bewußt. "Wir nageln niemanden ans Kreuz", sagt er und fährt fort: "Wir müssen eben in Kauf nehmen, daß wir am 9. Mai ohne Kandidaten dastehen." ieb

Ein Kirchendach zum 70. Odina Bott hat einen ausgefallenen Geburtstagswunsch

Starke Worte von Odina - auch zum 70. Am Dienstag, wenn die Streitbare aus dem Westend in das achte Lebensjahrzehnt eintritt, sind zu Hause im Kettenhofweg "alle Schotten dicht; ich leg' mich mal einen Tag ins Bett und tu', als wär' ich nicht da". Denn: "Wir haben doch was anderes zu tun, als uns hier anzujubeln."

Ewig dieser Streß mit Odina Botts Geburtstagen. Wie immer, wenn es rund wird in der Anzahl der Jahre dieses widersetzlichen Lebens, stehen die Gratulanten innerlich schon seit Wochen Schlange. Genauso lange aber beißt die Ehrbare, die seit den siebziger Jahren im Westend das Aufbegehren zu einer bürgerlichen Tugend gemacht hat, die Gratulanten weg: "Keine Besuche! Das gönn' ich mir auf meine alten Tage."

Gestern dann kam ein Brief an die "lieben Freunde". Rummel in bezug auf die Person, steht da, sei überflüssig, Wünsche "getraue ich mich trotzdem zu äußern". Die Odina nämlich gehört zu denen, die nach der deutschen Vereinigung ihre Wurzeln wiedergefunden haben; die Pfarrerstochter wurzelt im Heidedorf Letzlingen in der Altmark (Sachsen-Anhalt). Dort hat ihr Vater viele Jahre in der neugotischen Schloßkirche gepredigt.

Im vergangenen Sommer ist sie dagewesen: Der Anblick einer kahlgeschlagenen Heide-Landschaft "war zum Heulen". Das Schloß geht kaputt, am Dach der Kirche "fault alles mögliche". So hat sie im Herbst dann "meinem Mann die Pistole auf die Brust gesetzt: ,Willst du ein paar tausend Mark für meinen Geburtstag ausgeben? Die Piepen gib' mal her&rquote;."

Kurz und gut: Wer Odina Bott beschenken will, möge fürs Dach der Kirche in O 3571 Letzlingen Spenden (an Rufried Mauer, Konto 43 20 03 962, Kreissparkasse Gardelegen, BLZ 810 530 22) schicken. Und damit dazu beitragen, "daß die da drüben nicht im Dreck sitzen". clau

Reutter sitzt für die OBG im Oberurseler Magistrat

OBERURSEL. Die Stadtverordnetenfraktion der Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG) hat in ihrer konstituierenden Sitzung beschlossen, den Spitzenkandidaten Helmut Reutter als Vertreter in den Magistrat zu schicken.

Als Fraktionsvorsitzender wurde Karl Boehle wiedergewählt. Seine Stellvertreter sind Klaus Westphal sowie Wolfgang Pristaff, der zugleich für den Posten des stellvertretenden Stadtverordnetenvorstehers nominiert wurde. Zur sechsköpfigen OBG-Fraktion gehören außerdem Ilse Flötenmeier, Ludwig Aumüller und Helmut Schultz. ill

Limburg vor Dreieich: Planer Wolf ist Sieger

DREIEICH. Mittlerweile hat der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) dem Dreieicher Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) schriftlich mitgeteilt, daß Dreieich bei dem Wettbewerb "Modellstadt sozial-ökologischer Verkehr" zwar in die engere Wahl gekommen ist, aber nicht gewonnen hat. Für den Modellversuch wurde, wie die FR bereits berichtete, die Stadt Limburg ausgewählt. Sie bekommt vom Land 900 000 Mark, um Verkehrsuntersuchungen, wissenschaftliche Projekte und Planungen zu finanzieren.

Die Dreieicher Bewerbung sei wegen des integrativen Ansatzes von der Jury sehr positiv beurteilt worden, teilte der Magistrat unter Berufung auf Weltekes Schreiben mit. "Wir sind mit unseren Ideen hinsichtlich der innerstädtischen Verkehrsplanung und städtebaulichen Gestaltung auf dem richtigen Weg", kommentierte Abeln das Ergebnis. Die Ablehnung sei natürlich bedauerlich.

Das Votum der Jury bedeutet für den Griesheimer Verkehrsplaner Dr. Jürgen Wolf eine Anerkennung seiner Arbeit. Er hat sowohl das Verkehrskonzept für Limburg als auch das für Dreieich gemacht.

Nach den Vermutungen des Verkehrsexperten bekam Limburg unter anderem deshalb den Vorzug, weil dort innovative Ideen längst nicht so umstritten seien wie in Dreieich. Viele Vorhaben seien vom Limburger Parlament einstimmig beschlossen worden. In Dreieich hatte sich die ehemalige rot-grüne Parlamentsmehrheit vielfach gegen den Widerstand der Opposition und des Bürgermeisters für die Wolfschen Vorschläge stark gemacht. dac

Tödlicher Kampf um Hilfsgüter Verzweifelte Menschen in Srebrenica greifen sich mit Waffen an

SARAJEWO, 18. März (Reuter/AP/ AFP/dpa). In der belagerten ostbosnischen Stadt Srebrenica gehen nach UN- Angaben die verzweifelten Bewohner im Kampf um die von der US-Luftwaffe abgeworfenen Lebensmittel mit Messern und Schußwaffen aufeinander los. Dabei habe es bereits Tote und Verletzte gegeben. Der Vertreter des UN-Flüchtlingswerks in der von Moslems bewohnten Stadt, Larry Hollingworth, teilte am Mittwoch abend über Funk mit, Ärzte im Krankenhaus hätten ihm berichtet, im Wettlauf um die überlebenswichtigen Nahrungsmittel und Medikamente kämen jede Nacht bis zu vier Menschen um.

In Belgrad sagte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks, Lyndall Sachs: "Wir wissen, daß an den Fundorten oft geprügelt wird und daß nur die Stärksten zu den Nahrungspaketen gelangen. Es ist ja ein Kampf um Leben und Tod." Zahlen nannte sie nicht. Von gewalttätigen Auseinandersetzungen um die Hilfsgüter hatte auch das belgische Team der Organisation "Medecins sans Frontieres" (Ärzte ohne Grenzen) berichtet.

Hollingworth teilte weiter mit, jeden Tag stürben in Srebrenica etwa 20 Menschen. Die Stadt wird seit elf Monaten von Serben belagert. Rund 60 000 Menschen halten sich in der Stadt auf, die früher nur rund 10 000 Einwohner hatte. Zehntausende Flüchtlinge aus Cerska und Konjevic Polje kamen in die Stadt, in die seit Dezember keine Hilfsgüter mehr auf dem Landweg gelangten. Bei Minustemperaturen müssen viele Menschen im Freien ausharren.

Auch in der Nacht zum Donnerstag setzten die USA die Luftbrücke fort, die aber nach Angaben aus Ostbosnien die Not kaum lindern kann. Fünf Transportmaschinen warfen bei Srebrenica und Gabela 29 Tonnen Lebensmittel und eine Tonne Medikamente ab. Eine sechste Maschine konnte wegen technischer Probleme ihre Ladung nicht ausklinken.

Als Beobachter nahmen erstmals fünf Bundeswehrangehörige an der Hilfsaktion teil. Die Bundeswehr wird sich voraussichtlich ab Mitte kommender Woche an der Luftbrücke beteiligen.

Nach langer Zeit balzt in der Wetterau in freier Wildbahn wieder ein Storchenpaar Lust und Liebe im Ried: Freude bei den Menschen Erstmals trägt die Arbeit der Naturschützer Früchte

WETTERAUKREIS. Wer Lebensräume und Futtermöglichkeiten für die Natur schafft, wird dafür auch reichlich belohnt: Im Bingenheimer Ried balzt seit wenigen Tagen ein Storchenpaar, baut unermüdlich sein Nest aus und trifft alle Vorbereitungen, um den erwarteten Nachwuchs aufzupäppeln.

Der scheinbar normale Vorgang in dem 85 Hektar großen Naturschutzgebiet in der Talaue zwischen Reichelsheim und Echzell ist außergewöhnlich, denn es ist das erste Weißstorchenpaar in Hessen, das derzeit brütet. Und: Klappt es tatsächlich mit dem Nachwuchs, dann wäre es die erste Brut in der Wetterau seit vielen Jahren.

Trotz dieser Perspektive hält sich die Freude bei dem Echzeller Vogelkundler Udo Seum derzeit noch in Grenzen, denn im vergangenen Jahr hatten Seum und seine Mitstreiter schon einmal auf Storchennachwuchs gehofft - vergeblich. Zunächst balzte ein Storchenpaar miteinander und baute sein Nest. Dann verdrängte ein männlicher Artgenosse den bisherigen Statthalter. Seum: "Trotz des Wechsels fing auch dieses Paar mit dem Balzen an. Mit dem Frieden war es dann endgültig dahin, als sich zu dem Trio vier weitere Weißstörche gesellten, die ebenfalls heftig um den einzigen Brutplatz kämpften. Durch die ständigen Streitereien klappte es mit dem Nachwuchs nicht."

Um künftig solche Querelen zu verhindern, zogen die Naturschützer die Konsequenz. Sie bauten mit Hilfe der Forstverwaltung und der OVAG im Bingenheimer Ried fünf neue Brutplätze für Störche.

Ob diese auch angenommen werden, wird sich noch zeigen müssen, denn Störche streiten grundsätzlich immer um den besten Brutplatz.

Daß sich bei uns überhaupt Störche zum Brüten niederlassen, führt Seum auf die idealen Bedingungen in dem Naturschutzgebiet zurück. Ideal waren die Bedingungen aber erst nach langen Verhandlungen zwischen hauptamtlichen Naturschützern und den Landwirten. Dabei wurde vor zwei Jahren festgelegt, daß die Senke zwischen Gettenau und Reichelsheim bei Niederschlägen überflutet bleibt, die Wehre also nicht hochgezogen werden.

Die Folge: Die Störche bekommen genügend Möglichkeiten, um den enormen Hunger ihrer vier bis sechs Küken zu stillen. Denn bis zu vier Kilo Nahrung - Regenwürmer, Schnakenlarven und Kaulquappen, später dann größere Insekten, Amphibien und Mäuse - vertilgt eine Storchenfamilie mit drei Jungen täglich. Das ist angesichts des immer knapper werdenden Nahrungsangebotes eine beträchtliche Menge, da großflächige Feuchtwiesen, Überschwemmungsauen und feuchte Niederungsgebiete mit ihrem üppigen Nahrungsangebot durch Entwässerungsmaßnahmen, Eindeichung von Flüssen, Beseitigung von Kleinstgewässern und der Intensivierung der Grünlandnutzung rar geworden sind.

Während 1958 noch 2500 Brutpaare in Deutschland gezählt wurden, waren es 1991 in den alten Bundesländern lediglich noch knapp 600 und in den neuen Bundesländern knapp über 3200.

REINER STRACK

Regierungskrise in der Slowakei Zerwürfnis unter Ministern führt zu Kabinettsumbildung

ug PRAG, 18. März. Kurz nach der Regierungsbildung ist das Kabinett der seit Jahresanfang selbständigen Slowakei in eine Krise geraten. Wirtschaftsminister Ludovit Cernak von der Slowakischen Nationalpartei (SNS) reichte am Donnerstag in Bratislava (Preßburg) seinen Rücktritt ein. Cernak - einziger Minister, der nicht der Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) von Regierungschef Vladimir Meciar angehört - trat aus Protest gegen die Berufung von Imrich Andrejcak zum Verteidigungsminister zurück. Die SNS wirft Andrejcak vor, früher "in hoher Militärfunktion zur Rettung des kommunistischen Regimes das Vorgehen gegen Demonstranten vorbereitet" zu haben.

Cernak begründete seine Demission zudem damit, in wirtschaftspolitischen Entscheidung von Meciar nicht konsultiert worden zu sein, und warf ihm autoritären Führungsstil vor. Ähnliche Kritik hatte bereits zum Zerwürfnis des Regierungschefs mit Außenminister Milan Knazko (HZDS) geführt, dem Meciar wiederholt Auslandsreisen untersagte. Es wird erwartet, daß Knazko am heutigen Freitag vom slowakischen Präsidenten Michal Kovac abberufen wird. Nachfolger wird vermutlich der letzte CSFR-Außenminister Jozef Moravcik (HZDS). Auf der Tagesordnung des slowakischen Parlaments stand am Donnerstag zudem ein Mißtrauensantrag gegen Gesundheitsminister Viliam Sobona.

Cernak kündigte an, die SNS werde in die "konstruktive Opposition" gehen. Da die HZDS über 74 der 150 Mandate im slowakischen Parlament verfügt, kann sich die Regierung damit nicht mehr auf eine Mehrheit der Abgeordneten stützen.

Der Konflikt zwischen Prag und Bratislava um die Eigentumsaufteilung zwischen beiden CSFR-Nachfolgerepubliken verschärfte sich. Am Mittwoch hatte das tschechische Kabinett beschlossen, die Aushändigung von Privatisierungsaktien tschechischer Betriebe an slowakische Bürger bis zur Begleichung slowakischer Schulden an Prag zu stoppen. Meciar sprach daraufhin von Diskriminierung slowakischer Bürger, Vizepremier Roman Kovac von "Nationalisierung".

Kulturpolitische Perspektiven in Frankfurt

Weniger Unfälle, aber mehr Tote im Verkehr Radfahrer-Beteiligung gestiegen / Ursachen unklar Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Obwohl die Verkehrsunfälle in Frankfurt im vergangenen Jahr weniger geworden sind, hat die Zahl der Toten und Verletzten im Straßenverkehr zugenommen. Das ist die zentrale Aussage des Verkehrsberichtes, den Polizeipräsident Karlheinz Gemmer vorgelegt hat. Gemmer rechnete vor, daß der Polizei pro Tag knapp 70 Unfälle gemeldet wurden. Bis Jahresende waren es 21 701 (minus 1,6 Prozent), bei einer gleichbleibenden Zahl von 336 000 in Frankfurt zugelassenen Personenwagen. Damit liegt Frankfurt im Landestrend, denn in Hessen hat sich die Unfallzahl um zwei Prozent reduziert. In den bundesdeutschen Großstädten ergibt sich kein einheitliches Bild. Hannover meldet beispielsweise ein Plus von 1,9 Prozent, während die Unfallzahlen in München um 4,7 Prozent gesunken sind.

Der Polizeipräsident fand keine fundierte Erklärung für die rückläufigen Unfallzahlen (minus 550) in Frankfurt. Es fehle eine wissenschaftliche Untersuchung über die Frage, welche Faktoren das Verkehrsgeschehen beeinflußten. Er selber halte es für möglich, daß in Frankfurt wegen der Verkehrsdichte langsamer und damit vorsichtiger gefahren werde.

Unklar sind auch die Gründe für das Ansteigen der tödlichen Verkehrsunfälle von 29 auf 38. Unter den Opfern be- fanden sich allein 21 Fußgänger, neun mehr als im Jahr davor. Knapp die Hälfte war älter als 64 Jahre. 56 Prozent aller tödlichen Unfälle werden auf das Fehlverhalten der Fußgänger zurückgeführt. Verletzt wurden auf Frankfurts Straßen 1992 3812 Menschen. Das waren 2,6 Prozent mehr als im Jahr davor.

Rolf Mai, Leiter der Verkehrspolizei, zeigte sich vor allem besorgt über das erhöhte Unfallrisiko für Radfahrer. In Frankfurt stieg die Zahl der Unfälle mit Radfahrern um 23,1 Prozent auf 789. Bei den Schwerverletzten (141 Personen) unter ihnen lag die Steigerung sogar bei knapp 37 Prozent.

Der Polizeidirektor sprach einerseits von einem immer größeren Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr, begründete die Unfallzahlen jedoch auch mit disziplinlosem Verhalten der Radler. "Die haben eine besondere Philosophie. Sie erwarten, daß Autos immer bei Rot anhalten, nehmen sich aber die Freiheit durchzufahren", meinte Mai. Mehr als 60 Prozent der einschlägigen Unfälle gingen auf das Konto der Radfahrer.

Die Polizei hat keine Erkenntnisse darüber, wie sich die Einrichtung der Tempo-30-Zonen auf das Unfallgeschehen auswirkt. Rolf Mai gab lediglich zu bedenken, die Masse der Unfälle ereigne

(Fortsetzung auf Seite 16)

Auflagenhorror

Das ist es, was dem Umwelt-Journalismus so unverschämt schadet: Um eine bildschöne, das heißt in diesem Fall den Leser in Angst und Schrecken versetzende, also die Verkaufszahlen nach oben treibende Schlagzeile zu haben, werden ernsthafte Umweltprobleme so überzogen dargestellt, daß die Bürger am Ende aus dem Wechselbad der Horrormeldungen nur noch abgestumpft und unfähig zu konkreter Umgestaltung des eigenen, oft nicht gerade umweltfreundlichen Lebens wieder auftauchen.

Wer der guten journalistischen Pflicht nachkommt, über die in der Tat dramatische Verdünnung der schützenden Ozonschicht auch über unseren Köpfen aufzuklären, muß bei den Schlußfolgerungen super-vorsichtig sein. Wer - wie jetzt ein bekanntes Boulevardblatt - seinen Lesern "Ozonloch: Nur mit Hut in die Sonne" vorsetzt, zu Cremes mit hohem Lichtschutzfaktor rät, Gefahren für die Haustiere und Ernteausfälle voraussagt, sollte vorher genauestens prüfen, ob der entsprechend zitierte Experte auch exakt das als aktuelle Handlungsanleitung gemeint hat. Ansonsten wird aus dem Aufklärungswunsch schlichte Panikmache.

Daß der Chef des Umweltbundesamtes nun verlauten läßt, seine Äußerungen seien in besagtem Bericht sinnentstellend zitiert worden, kann kaum verwundern. Unter den Ozon-Experten findet sich praktisch keiner, der solche Verhaltensregeln bei uns heute schon für angezeigt hält. Horror-Visionen können nützlich sein, aber nur, wenn sie als Visionen gekennzeichnet sind. Werden sie wie in jedem Herbst in Neuseeland und Südamerika eines Tages auch hierzulande Wirklichkeit, sind sie noch schlimm genug. jw

BASF richtet sich auf längere Durststrecke ein Sparkurs bei Arbeitsplätzen und Investitionen / Gewinn unter Niveau von 1982 abgerutscht

rb FRANKFURT A. M. Beim Chemiekonzern BASF stellt man sich derzeit auf eine längere Durststrecke ein. Er sei nicht so optimistisch wie sein Bayer-Kollege Manfred Schneider am Vortag, betont Firmenchef Jürgen Strube, bereits 1994 wieder einen Aufschwung zu erwarten. Dazu überlagerten sich gegenwärtig die negativen konjunkturellen und strukturellen Faktoren (zum Beispiel D-Mark- Aufwertung) zu sehr. Da die BASF stärker als die Leverkusener "in Deutschland verwurzelt" sei, bekomme sie beispielsweise die neue Billig-Konkurrenz aus Osteuropa hierzulande deutlicher zu spüren. Hinsichtlich des laufenden Jahres sieht Strube denn auch die Hoffnung, Umsatz- und Gewinn-Niveau von 1992 zu halten, "von Monat zu Monat schwinden".

Der erste Mann in Ludwigshafen ist dabei zumindest so ehrlich, die Schuld an der rasanten Talfahrt nicht allein auf die flaue Weltwirtschaft zu schieben. So hätten zum Beispiel die französischen oder Schweizer Chemiekonzerne im vergangenen Jahr "besser abgeschnitten". Kein Wunder, rutschte die BASF-Gruppe 1992 mit einem Vorsteuer-Gewinn von 1,2 Milliarden Mark sogar noch unter das schlechte Resultat des Krisenjahres 1982. Das hindert das Unternehmen allerdings nicht, diesmal eine doppelt so hohe Dividende (zehn Mark) wie damals auszuschütten. Dies habe jedoch auch steuerliche Gründe, verteidigt Finanz-Vorstand Max Dietrich Kley den "aktionärsfreundlichen" Kurs.

Natürlich krempelt man in solcher Lage auch in Ludwigshafen die Ärmel hoch: "Wir sind nicht nur auf schönes Wetter ausgerichtet, sondern werden auch mit dem Abschwung fertig", macht sich Strube selbst Mut. So sollen "die eingeleiteten Umstrukturierungen beschleunigt" werden. Seit 1990 hat sich die Gruppe im Zuge der Konzentration auf das Kerngeschäft bereits von Unternehmensteilen mit per Saldo zwei Milliarden Mark Umsatz und 10 000 Arbeitsplätzen getrennt. Vor allem in den USA scheint mancher frühere Hoffnungsträger inzwischen zum Klotz am Bein zu werden. So steht dort jetzt die Produktion von Polyester-Fasern zum Verkauf. Auf der anderen Seite verspricht sich Strube aber schon bald "stimulierende Impulse" von der amerikanischen Bau- und Autoindustrie.

Neben der Bereinigung der Produkt- Palette komme nun "der Steuerung des effizienten Mitarbeitereinsatzes eine zentrale Rolle im Kostenmanagement zu". Das heißt nichts anderes, als daß weitere Stellen - Strube spricht von 3000 bis 4000 im laufenden Jahr - gestrichen werden. Das wären dann immerhin noch weniger als 1992, wo weltweit genau 5864 Jobs der Rationalisierung zum Opfer fielen. Der Schwerpunkt des Abbaus soll diesmal jedoch stärker im Inland liegen.

Nach den "unglaublichen Kraftanstrengungen der letzten Jahre", wie Kley es formuliert - "ich nenne nur: Ausbau Antwerpen, Schwarzheide, Gasgeschäft" - wollen die Ludwigshafener nun auch bei den Investitionen auf die Bremse treten. Geplant sind 1993 insgesamt rund 3,7 Milliarden Mark. Der hohe Mittelbedarf für diese "Kraftanstrengungen" hatte den Kassenbestand um 600 Millionen Mark auf einen Tiefpunkt schrumpfen lassen.

In den ersten beiden Monaten fielen der Konzernumsatz um zehn Prozent und die Verkäufe der AG sogar um 17 Prozent. Der Preisdruck halte an, beklagt Strube, die Kapazitätsauslastung (zur Zeit 70 Prozent) sinke weiter. Im vergangenen Jahr mußten drei der sechs Arbeitsgebiete rote Zahlen schreiben: Öl und Gas, Kunststoffe und Fasern sowie Verbraucherprodukte (hier schlugen ausschließlich die 200 Millionen Mark Miese des Magnetband-Geschäfts zu Buche).

Den stärksten Umsatzrückgang (minus zehn Prozent) verzeichnete hingegen die Agrarchemie. Ein "aggressiver Mengen- und Preisdruck" insbesondere von Wettbewerbern aus der GUS, berichtet Strube, wirke sich negativ auf die Kali und Salz AG aus. Immerhin stehe man bei den Verhandlungen mit der Treuhand über eine Fusion mit der Mitteldeutschen Kali kurz vor dem Abschluß. Die ostdeutschen Kali-Arbeiter hatten dort gegen den geplanten Stellenabbau protestiert.

Sommer-Smog am Oberrhein In Süddeutschland wurden schon früh hohe Ozon-Werte gemessen Von unserem Mitarbeiter Karl-Otto Sattler

FREIBURG, 19. März. Sehr früh kündigte sich dieses Jahr der Sommer-Smog an: Noch vor dem eigentlichen Frühlingsanfang wurden in Süddeutschland und besonders am Oberrhein bei Höchsttemperaturen von nicht einmal 20 Grad Ozonkonzentrationen gemessen, die über den offiziellen Richtwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft kletterten.

So lag nach den Messungen der baden- württembergischen Landesanstalt für Umweltschutz in Karlsruhe im Südschwarzwald die Spitzenkonzentration am vergangenen Samstag bereits bei 216 Mikrogramm und am Sonntag bei 195 Mikrogramm. Von Montag bis Mittwoch ergaben sich Spitzenwerte zwischen 120 und 180 Mikrogramm; in der Schweiz gelten 120 Mikrogramm als offizieller Grenzwert, für den auch der Verein Deutscher Ingenieure plädiert, weil nur unterhalb dieser Marge Gesundheitsgefährdungen ausgeschlossen werden können.

In Villingen-Schwenningen im Hochschwarzwald waren am Wochenanfang 186 Mikrogramm Ozon ermittelt worden. An der Meßstelle Welzheimer Wald in Württemberg lagen die Höchstwerte zwischen Samstag und Dienstag allesamt zwischen 120 und 180 Mikrogramm. In der Oberpfalz im Bayern wurden zu Wochenbeginn 193 Mikrogramm Ozon registriert. In Freiburg stiegen die Ozonkonzentrationen von Samstag bis Montag auf 120 und mehr Mikrogramm. In Karlsruhe kletterten die Höchstwerte seit vergangenem Samstag an drei Tagen über 120 Mikrogramm. Ulm und Schwäbisch-Hall hatten am Montag Konzentrationen von 156 und 140 Mikrogramm.

In allen Bundesländern ist ein Richtwert von 180 Mikrogramm Ozon in Kraft, bei dessen Überschreiten vor allem ältere Bürger, Asthmatiker, Menschen mit Kreislauf- und Herzproblemen sowie empfindliche Kleinkinder auf körperliche Anstrengungen verzichten sollen, um sich vor negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Reizgases zu schützen.

Ozon bildet sich im Zusammenwirken der Sonneneinstrahlung mit Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen, wobei die Stickoxide überwiegend aus dem Autoverkehr stammen. Das Reizgas baut sich dann unter der Einwirkung anderer Schadstoffe in der Nacht wieder ab.

Gründungsversammlung der Senioren-Union

NEU-ISENBURG. Zur Gründungsversammlung der Senioren-Union, zu der die Christdemokraten eingeladen hatten, kamen 34 Männer und Frauen (zumeist keine CDU-Mitglieder) in den kleinen Saal des Hugenottenhallen-Restaurants. Der Parteilose Werner Ebert wurde mit der Organisation der Vereinigung und dem vorläufigen Vorsitz betraut.

Die Teilnehmer/innen der Gründungsversammlung legten den ersten Dienstag jeden Monats als sogenannten "Senioren- Dienstag" fest. Der nächste Treff wird am 6. April in der CDU-Geschäftsstelle, Bahnhofstraße 49, sein. Geplant ist die Wahl des Vorstandes. Als Gesprächsthema wird "Die Sicherheit auf den Straßen" vorgeschlagen.

Als Ehrengast hatte der Offenbacher Pit Blum, Landesvorsitzender der Senioren-Union, an der ersten Sitzung der Vereinigung teilgenommen. Er freute sich: "Mit Hilfe der Isenburger Senioren werden wir die 700-Mitglieder-Grenze im Kreis Offenbach überschreiten." hf

"Republikaner": Pflege deutschen Kulturerbes

"Der Herr Cohn-Bendit ist viel zu schade für das Amt." Klaus Sauer, Kreisvorsitzender der rechtsextremistischen Republikaner und künftig auch stellvertretender Faktionschef im Römer, mag die "Repräsentation" Grüner Politiker wie Cohn-Bendit und Fischer. Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten müsse gleichwohl abgeschafft werden, sagt Sauer in einem Interview mit der FR. Drastische Gesetzesverschärfungen, Polizeieinsätze in der Griesheimer Ahornstraße, vier Stunden Waldarbeiten täglich für Sozialhilfeempfänger, die Pflege des "deutschen Kulturerbes" auf Frankfurts Bühnen und der Nachweis von Deutschkenntnissen für schulpflichtige Kinder: Sauer ("Ich bin ein Banause"), der in den letzten Tagen auch mit griechischen und türkischen Journalisten sprach und am Montag den Korrespondent der New York Times zum Interview erwartet, nimmt zur Kommunalpolitik seiner Partei Stellung. cg

Überstundenrekord in USA

WASHINGTON, 18. März (AP). Einen Überstundenrekord bei neun Millionen Arbeitslosen hat das US-amerikanische Amt für Arbeitsstatistik gemeldet. Wie die Behörde in Washington mitteilte, leistet jeder Fabrikarbeiter durchschnittlich 4,2 Überstunden die Woche. Dies sei der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen in den 50er Jahren. Die Wochenarbeitszeit - nominell 40 Stunden - sei statistisch in den vergangenen fünf Monaten um 24 und im Februar allein um zwölf Minuten länger geworden.

"Wenn wir die Überstunden auf den Stand von 1982 herunterbringen könnten, würden wir ohne Belastung des Bundeshaushalts drei Millionen Arbeitsplätze schaffen", sagte John Zalusky, ein Mitarbeiter des Amts. Nach seinen Angaben leisten viele Arbeitnehmer gegen ihren Willen Überstunden.

Bei Razzia gegen Neonazi-Verbund auch Sprengstoff entdeckt Wohnungen von Mitgliedern der verbotenen "Deutschen Alternative" in vier Bundesländern durchsucht / Schwerpunkt Mainz Von unserem Korrespondenten Michael Grabenströer

MAINZ, 19. März. Bei einer Großrazzia gegen mutmaßliche Sympathisanten und Angehörige der verbotenen Neonazi-Organisation "Deutsche Alternative" (DA) hat die Staatsanwaltschaft Koblenz am Mittwoch abend 26 Wohnungen in vier Bundesländern durchsuchen lassen. Dabei wurde auch ein regelmäßiger, seit Jahren polizeibekannter Treff von Neo- nazis auf dem Gelände einer Gärtnerei im Mainzer Stadtteil Gonsenheim überprüft. Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwaltes Norbert Weise führt die Staatsschutzabteilung in Koblenz insgesamt 29 Ermittlungsverfahren gegen mögliche DA-Anhänger. Davon wurden 13 Verfahren erst nach der nächtlichen Durchsuchungsaktion eingeleitet. Neben neonazistischen Flugschriften mit strafbarem Inhalt wurde bei einem Beschuldigten in Worms auch 500 Gramm Sprengstoff sichergestellt.

Die Staatsanwaltschaft geht bei ihren Ermittlungen davon aus, daß die 29 Verdächtigen versuchen, den "organisatorischen Zusammenhalt" der Deutschen Alternative "aufrechtzuerhalten". Die Neo- nazi-Organisation war im Dezember 1992 von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) verboten worden. Trotzdem haben sich in Rheinland-Pfalz immer wieder Anhänger der DA getroffen.

Der Schwerpunkt des Polizeieinsatzes lag in Mainz. Dort wurde das weitläufige Anwesen des Ehepaares Müller durchsucht. Curt Müller gilt seit Jahren als eine der Hauptfiguren in der Neonazi- Szene. Müllers Gärtnerei mit einer als "Walhalla" hergerichteten Gerätehalle für landwirtschaftliche Maschinen dient nach Angaben von Verfassungschützern bundesweit als einer der wichtigsten Treffpunkte der Neonazis. Müller richtet für die Rechtsextremen alljährlich "Sommer- und Wintersonnenwendfeiern" aus. Auf dem Müller-Hof wird, manchmal in Anwesenheit von mehreren hundert Neonazis, alljährlich Hitlers Geburtstag gefeiert. Die Gonsenheimer Gärtnerei war Anlaufpunkt für rechtsextreme Aufmärsche 1992 in der rheinhessischen Gemeinde Biebelsheim. Müller, der mehrfach wegen rechtsextremen Aktivitäten verurteilt worden war und eine Dauerrubrik im rheinland-pfälzischen Verfassungsschutzbericht hat, tritt als "Vernetzer" der Rechtextremen auf. Fast alle deutschen Neonazi-Führer aus den unterschiedlichsten Organisationen, aber auch ausländische Neonazis, waren in Mainz. Müllers Ehefrau leitet die "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene" (HNG).

Neben dem Müller-Areal wurden von rund 250 Polizeibeamten auch Wohnungen in Speyer, Worms und Ludwigshafen, in den hessischen Kommunen Taunusstein, Hochheim, Viernheim, Wiesbaden und Mainz-Kastel, im baden-württembergischen Heidelberg und in Duisburg in Nordrhein-Westfalen durchsucht.

Dabei stießen die Ermittler auch auf Verbindungen Müllers zur im Aufbau begriffenen "Aktionsfront Nationaler Kameraden (ANK)", die im Rhein-Neckar- Raum in der Skinhead-Szene aktiv wirbt. Müllers Gerätehalle ist regelmäßiger wöchentlicher Treffpunkt zuletzt auch für ANK-Anhänger. Bei dem Polizeieinsatz wurden dort 16 Rechtsradikale angetroffen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde jedoch niemand verhaftet.

Vor einer "verhängnisvollen Sogwirkung" des Rechtsextremismus hat der Chef des rheinland-pfälzischen Verfassungsschutzes, Armin Dostmann, gewarnt, wie die Deutsche Presse-Agentur meldete.

Auf einer Fachtagung "Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit" des Deutschen Gewerkschaftsbunds sagte er in Mainz, zwar hätten sich die bekannten rechtsextremen Parteien bisher nicht an Ausschreitungen beteiligt. Aus taktischen Gründen distanzierten sie sich aber nur halbherzig vom militanten Aktionismus. So bestehe die Gefahr, daß die Stimmungsmache gegen den Staat Gewalttäter bestärke.

Ursula Feist vom Hamburger Infas-Institut beklagte, unter dem Druck der Rechtsparteien habe sich der "Themenhaushalt" in der Bevölkerung verändert. Für 56 Prozent der ostdeutschen und 69 Prozent der westdeutschen Bürger stehe die Ausländerpolitik an der Spitze des Problemkatalogs. Mehr als ein Drittel sei der Ansicht, die Deutschen hätten ein Recht, sich "gegen Ausländer zu wehren".

Kommentar

Die Wählerinnen und Wähler, die am 7. März in Dietzenbach die Freie Wählergemeinschaft "Bürger für Dietzenbach" (BfD-FWG) gewählt haben, hätten auch einen Besenstiel wählen können. Denn die BfD-FWG, die immerhin 27,7 Prozent verbuchte und damit größte Fraktion im neuen Stadtparlament wird, bleibt gegenüber ihrer Klientel stumm. Dabei sind ihre fast 3300 Wähler so erwartungsvoll.

Anfang der Woche trafen sich die Mitglieder der Wählergemeinschaft zu einer nichtöffentlichen Versammlung, um die politische Gangart festzulegen. Der Topkandidat der BfD-FWG, Rolf Küchler, hatte schon zuvor klipp und klar abgelehnt, anschließend darüber in einem Gespräch zu berichten. Er, der in den siebziger Jahren CDU- Fraktionschef in Dietzenbach war, kündigte vielmehr an, daß die Freien Wähler eine Presseerklärung verbreiten würden. Ob das Dienstag, Mittwoch oder später sei, bestimmten sie selbst. Bis dato liegt sie nicht vor, die Verschlossen se Mitteilung. Bizarre Öffentlichkeitsarbeit. Das war schon im Herbst so. Ende November hatte die BfD-FWG Flugblätter verbreitet, um im Zusammenhang mit dem Wandgemälde zu "500 Jahre Entdeckung und Eroberung Amerikas" auf den Putz zu hauen. Die "Bürger für Dietzenbach" lehnten es ab, daß bei der Abstimmung zum Wandbild alle Einwohner und somit auch alle Ausländer, die 16 Jahre und älter seien, befragt werden sollten. Der Ausländerbeirat äußerte sich daraufhin Anfang Dezember "entsetzt" darüber, mit welchen Argumenten die BfD-FWG Stimmung machte. Die Ausländer, so ihre Vertretung, sollten ausgegrenzt und diskriminiert werden.

Seither muß die BfD-FWG in Kauf nehmen, daß sie in die rechtskonservative Ecke gestellt wird. Ob zu Recht oder nicht - welcher Wähler, welche Wählerin soll das wissen, solange die Wählergemeinschaft sich nicht öffentlich äußert. Vielleicht hat sie auch gar nichts mehr mitzuteilen.

MARTIN FELDMANN

EG berät über Fisch-Schwemme Drastische Anhebung der Mindestpreise von Bonn abgelehnt

ha BRÜSSEL. Der Verfall der Weißfischpreise in der Europäischen Gemeinschaft beherrschte als "heißes Thema" die gestrige Sitzung des EG-Fischereiministerrates. Nach den turbulenten Demonstrationen von Fischern vor allem in der Bretagne forderte Frankreichs Staatssekretär Charles Josselin - ohne durchschlagenden Erfolg - die sofortige Heraufsetzung der EG-Mindestpreise für alle Speisefischarten um 30 Prozent.

Neben dem britischen Ressortchef David Curry, der die "strikte Durchsetzung" der im Februar von Brüssel angeordneten Mindestpreise für ausreichend erklärte, lehnte auch Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert nach Auskunft von Delegationskreisen drastische Schritte ab. Für die starke deutsche Fischverarbeitungsindustrie gebe es kein Interesse an einer Hochpreispolitik, hieß es bei Experten.

Als ein wesentlicher Grund für den Preisverfall wurde die illegale Einfuhr russischer Fangerträge auf den EG- Markt erörtert. Angeblich laufen sie vor allem über Norwegen und Island, denen die Gemeinschaft im Rahmen der bestehenden Freihandelsabkommen Zollvergünstigungen für den Absatz von Meeresgetier eingeräumt hat. Unbestätigten Berichten zufolge sollen aber nicht nur Fahrzeuge dieser Nationen auf hoher See Fangerträge russischer Trawler zur Anlandung übernommen haben, sondern auch Fischereifahrzeuge der EG.

Ein separater Tagesordnungspunkt des EG-Rates war die von der Brüsseler Kommission vorgeschlagene Verschärfung der Fischereikontrolle. Neben einer von 1996 an möglichen Überwachung der Gemeinschaftsfischer durch einen Erdsatelliten schlug die Kommission unter anderem vor, daß die EG-Inspektoren künftig auch "unangemeldet" die Arbeit der nationalen Kontrolleure in den Anlandungshäfen überprüfen dürften und die Strafen für Verstöße vereinheitlicht werden sollten. Entscheidungen werden aber erst von einer späteren EG-Ministertagung erwartet.

Erstmals diskutierten die Ressortchefs den Vorschlag, das bisher nur für Nord- und Ostsee sowie die 200-Seemeilenzone der EG am Atlantik geltende Fischereiregime auch im Mittelmeer einzuführen.

Bundesbank senkt den Diskontsatz

ski FRANKFURT A. M., 18. März. Die Bundesbank hat den Diskontsatz mit Wirkung vom heutigen Freitag um einen halben Punkt von acht auf 7,5 Prozent zurückgenommen. Wie der Zentralbankrat nach seiner Sitzung am Donnerstag in Frankfurt mitteilte, wird damit die "Politik der schrittweisen Zinssenkung fortgesetzt".

Es ist die dritte Reduzierung dieses Leitzinses seit dem 15. September 1992. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Diskont auf der Rekordhöhe von 8,75 Prozent gelegen.

Der Satz wird Kreditinstituten in Rechnung gestellt, wenn sie bei der Währungsbehörde Geld aufnehmen, indem sie Handelswechsel einreichen.

Den für Banken wichtigeren Lombardsatz als weiteren Leitzins ließen die Hüter der Mark diesmal hingegen unverändert bei neun Prozent. Dementsprechend zeigten sich Händler an den Finanzmärkten enttäuscht über das Ausmaß der Zinssenkung.

In Wirtschaftskreisen war von einem eher symbolischen Schritt der Bundesbank die Rede. Dieser ist nach Ansicht von Fachleuten kaum geeignet, nennenswert zur Belebung der Konjunktur beizutragen.

Dagegen sieht die Bundesregierung in der neuen Zins-Lockerung, so Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP), ein wichtiges konjunkturpolitisches Signal.

(Kommentar Seite 3, weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)

Vom Sehvermögen der Schiedsrichter Wenn der Kreis zur Pfiff-Tabzuzone wird

Wenn dem lauthals aufgebrachten Handball-Fan Gehör geschenkt wird, dann mag durchaus der Eindruck entstehen, der durchschnittliche Schiedsrichter leide an körperlichen Gebrechen. Diese schränken, immer dem erregten Anhänger folgend, das Sehfeld der Männer in Schwarz bedeutend ein, je nachdem sie als einäugig oder gar blind bezeichnet werden. So wenig diese Beurteilungen der nüchternen Betrachtung des unparteiischen Beobachters standhalten, so gibt es doch Gelegenheiten, bei denen sie immerhin eines zweiten Gedankens für Wert befunden werden müssen.

Dieser Moment ist erreicht, wenn ein Spieler zum Behufe eines Torwurfs im Sprunge die Umrandung des Kreises überquert. Von diesem Zeitpunkt an ist er laut Regelwerk gehalten, den Ball zu werfen, ehe er mit einem Körperteil den Boden des Kreises berührt; andernfalls die Aktion abgepfiffen - "Kreis" - und der Gegner in Ballbesitz gebracht wird. Dies allerdings passiert nie, oder wird jedenfalls so gut wie nie von den Schiedsrichtern beanstandet.

Möglicherweise aber steckt System hinter dieser eingeschränkten Sehfähigkeit, denn manch spektakuläres Tor könnte nicht anerkannt werden. Und daß die Schiedsrichter durchaus in der Lage sind, das verbotene Betreten des Kreises aufs schärfste zu ahnden, beweisen in jedem Spiel unzählige Pfiffe, in deren Folge ein Siebenmeter für die Angreifer verhängt wird, weil ein Verteidiger zum Zwecke der Abwehr den Kreis betreten hat.

Auch den Eindruck, die Schiedsrichter hätten generell Probleme mathematischer Natur und könnten schlicht nicht bis drei zählen, widerlegen sie selbst. Zwar entsteht er häufig, denn obwohl es dem Spieler untersagt ist, mehr als drei Schritte mit dem Ball in den Händen zu tun, scheint sich so recht keiner darum zu scheren. Daß den Schiedsrichtern diese Regel aber doch geläufig ist, beweisen sie mit einer kreisenden Handbewegung. Mit dieser beantworten sie erregte Proteste der Mannschaften, denen gerade ein vermeintlicher Vorteil wegen eines gegnerischen Fouls abgepfiffen wurde. "Schrittfehler" des Gefoulten, erklären die kreisenden Hände. Ohne Foul bleiben sie ruhig und lassen Spiel und Spielern ihren Lauf. fes

Langens CDU lehnt ein festes Bündnis mit anderen Fraktionen ab Christdemokraten wollen mal mit der SPD, mal mit der FWG zusammenarbeiten / Verkehrsberuhigung soll abgespeckt werden

LANGEN. Die CDU wird sich nicht auf ein festes Zweier- oder Dreierbündnis im Parlament einlassen. "Wir streben eine lockere Verbindung mit den beiden anderen Großen an und lassen uns nicht anbinden", teilte Klaus Gerlach, neugewählter Pressesprecher, am Mittwoch abend mit. Nach ersten Gesprächen mit der SPD und der Freien Wähler-Gemeinschaft klopfte er damit öffentlich die Position seiner Fraktion fest.

Da auch die FWG nicht zu einer festen Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen bereit ist, bedeutet das Votum der CDU, daß auch weiterhin in Langen Politik mit wechselnden Mehrheiten gemacht wird. Dazu reicht jeweils ein gemeinsames Abstimmungsverhalten von zwei der drei großen Fraktionen. Die SPD hatte dagegen FWG und CDU aufgefordert, mit ihr ein Bündnis abzuschließen.

Aus Sicht der CDU hat das Ergebnis der Kommunalwahl - jeweils zwölf Sitze für SDP, FWG und CDU - eine Situation geschaffen, "in der drei gleich starke Partner versuchen, die erste Geige zu spielen". Besondere Ambitionen unterstellt sie dabei der SPD: Sie wolle offenkundig in einem Bündnis den Seniorpart übernehmen, so Gerlach. Die CDU lehne es jedoch ab, den Juniorpart zu spielen.

"Wir wollen möglichst viel von unserer Politik umsetzen", betonte Gerlach. Da es auf einigen Feldern breite Übereinstimmung mit der SPD, auf anderen wiederum mit der FWG gebe, halte die Fraktion eine "partielle Zusammenarbeit" mit beiden für das Vielversprechendste.

Beispiel: Waldsee. Sowohl CDU als auch SPD stehen hinter dem Vertrag der Stadt mit dem Umlandverband Frankfurt über den Ausbau des Freizeit- und Erholungsgebietes. Die FWG wolle dagegen das Projekt "ganz dem Umlandverband anhängen", sagte Gerlach.

Das gleiche Bild ergibt sich in Sachen "Ausschüsse". Einig seien sich alle drei Fraktionen, ihre Zahl zu reduzieren. Während die FWG jedoch den Sozialausschuß sterben lassen wolle, planten CDU und SPD, den Bau- und den Umweltausschuß zusammenzulegen. Einschließlich des Themas "Verkehr" seien diese Bereiche eng verzahnt und sollten deshalb in einem Ausschuß behandelt werden.

An der Seite der SPD findet sich die CDU auch bei der Frage wieder, welche Fraktion den nächsten Stadtverordnetenvorsteher stellen soll. Nach "gutem parlamentarischem Brauch", der der stärksten Fraktion den Vorrang gebe, soll es wieder ein SPD-Mann werden, meinte Gerlach. Die SPD hat drei Stimmen Vorsprung. Nach seinen Angaben erhebt auch die FWG Anspruch auf diesen Posten.

Eine Absage erteilte die CDU dem Wunsch der SPD, das Konzept des Jugendzentrums für vier Jahre festzuschreiben: "Wir stellen keinen Blankoscheck aus." Wenn es erste Erfahrungen mit dem Träger und dem Konzept gebe, müßten Korrekturen möglich sein.

Der FWG angenähert hat sich die CDU offenkundig beim Thema "Verkehrsberuhigung". Seit geraumer Zeit fordert die Freie Wähler-Gemeinschaft, das Konzept zu überprüfen und auf teure Vorhaben zu verzichten. "Durch die Erfahrung in Oberlinden sind wir zum Umdenken gezwungen", sagte Gerlach und kündigte an: "Die Verkehrsberuhigung wird abgespeckt. Teure Baumaßnahmen wie Schwellen und Verengungen sollen vermieden werden." In Oberlinden hatten Bürger wochenlang gegen den Umbau der Straßen protestiert und die Unterstützung der FWG mit einem besonders guten Wahlergebnis honoriert.

Von der Freien Wähler-Gemeinschaft erwartet die CDU, daß sie "Farbe bekennt und Verantwortung übernimmt". Man werde keine "Pendelbewegungen" mehr dulden, sagte Gerlach. Damit spielte er darauf an, daß die FWG gelegentlich Vorhaben ihre Zustimmung erteilt hat und später davon abgerückt ist.

Alter und neuer Fraktionschef der CDU ist Heinz-Helmut Schneider. Zu seinen Stellvertretern wählte die neue Mannschaft Klaus Gerlach und Peter Sommer. Hans Jäckel wurde Geschäftsführer. In den Magistrat will die CDU Peter Kremmers und Friedrich Werner schicken. Hans-Joachim Rosewick soll stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher werden. dac

Verbraucherberatung fällt an drei Tagen aus

NEU-ISENBURG. An drei Tagen fällt bei der Verbraucherberatung das Gespräch mit der Mitarbeiterin aus: am 24. und 31. März sowie am 7. April. Auf Infos braucht dennoch keiner zu verzichten, denn in der Stadtbücherei steht das notwendige Material zur Verfügung. hf

Präsidentschaftskandidaten wollen den Interims-Bundestrainer halten Wenn Ehret kommt, soll Emrich bleiben Jacobsen und Steinhauser auf Wahlkampfreise in Schweden / Prämienfrage vor der Lösung

Wenn Ehret kommt, darf Emrich bleiben. Die bereits vor der Weltmeisterschaft geäußerte Absicht des Deutschen Handball-Bundes (DHB), den Trainer der Auswahlmannschaft, Armin Emrich, weiterzubeschäftigen, ist in Schweden erneut bestätigt worden. Emrich, Studiendirektor in Lahr, sagte, er wolle erst nach dem Ende der WM über seine sportliche Zukunft nachdenken. Bereits vor der WM hatte der Vater von vier Kindern es ausgeschlossen, den Schuldienst zu verlassen und seinen Beamtenstatus aufzugeben. Ein Ausscheiden aus DHB-Diensten hatte Emrich nur für den Fall in Erwägung gezogen, daß die Mannschaft in Schweden ein Debakel erleben werde. Davon kann allerdings keine Rede sein.

Auch der neue Bundestrainer und Sportdirektor des DHB, der derzeitige Schweizer Nationaltrainer Arno Ehret, hatte vor dem Weltturnier bereits angekündigt, mit seinem ehemaligen Trainer und Freund Emrich zusammenarbeiten zu wollen.

Aktualität hat das Thema erneut bekommen, weil sich die beiden Nachfolge- Kandidaten für den DHB-Präsidenten Hans-Jürgen Hinrichs, der Kieler Manager Heinz Jacobsen und der Stuttgarter DHB-Schatzmeister Bodo Steinhauser, für eine Weiterbeschäftigung Emrichs ausgesprochen haben. Beide veranstalten derzeit anläßlich der Weltmeisterschaft eine Art Wahlkampfreise und nehmen gerne zu populären Themen wie einem außerordentlich erfolgreichen Trainer Stellung. Jacobsen: "Der DHB wird alles tun, um Armin Emrich in irgendeiner Form weiterzubeschäftigen." Steinhauser sprach sich ebenfalls für eine Weiterverpflichtung aus: "Emrich hat seine Qualitäten unter Beweis gestellt." Hinrichs hat für den DHB-Bundestag am 15. und 16. Mai in Berlin seinen Rücktritt angekündigt, dort soll dann entweder Jacobsen oder Steinhauser zum neuen Verbandschef gewählt werden.

In den nächsten Tagen soll auch die bisher noch offene Prämienfrage geklärt werden. Im Unterschied zu den Olympischen Spielen in Barcelona - dort hatten die Gespräche insbesondere auch wegen des denkbar schlechten Abschneidens des Teams für böses Blut gesorgt - hat es zwischen DHB und Mannschaft noch keine diesbezüglichen Verhandlungen gegeben.

Allerdings wird allgemein ausgeschlossen, daß der marode Verband sich mit Barem erkenntlich zeigen will. Im Gespräch ist eine Reise für die erfolgreiche Mannschaft. ARND FESTERLING

Republikaner haben Fraktionsmitglied Schütz ausgeschlossen Anzeigen für Drewermann und Bäume als parteischädigendes Verhalten gerügt / Der Geschaßte will im Parlament bleiben

WIESBADEN. Noch hat sich die neugewählte Stadtverordnetenversammlung nicht konstituiert, da ist die Fraktion der Republikaner bereits um ein Mandat geschrumpft. Mit elf Abgeordneten hätten sie ursprünglich ins Wiesbadener Parlament einziehen können, aber nur zwei Wochen nach ihrem 13- Prozent-Erfolg sind es schon nur noch zehn. Denn bei ihrem ersten Hauskrach blieb einer der Ihren auf der Strecke: Wolfgang Schütz, Baumpflege-Unternehmer und achter Kandidat auf der Wahlliste der Republikaner, wurde bei zwei Gegenstimmen aus der Fraktion ausgeschlossen. Auch ein Parteiausschlußverfahren wurde beantragt. "Parteischädigendes Verhalten während des Wahlkampfs", werfen ihm seine ehemaligen Gesinnungsgenossen vor. Fraktionsvorsitzender Mark Olaf Enderes: "Er hat sich nicht eingeordnet." Was die Republikaner jetzt besonders wurmt: Wolfgang Schütz wird sein Mandat behalten und als "Fraktionsloser" in der Stadtverordnetenversammlung bleiben.

Nun versucht die rechtsextreme Partei die Auswirkungen des Zoffs herunterzuspielen: "Gemeinsam mit CDU und FDP haben wir immer noch die absolute Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung", rechnet Mark Olaf Enderes vor. Wobei er außer acht läßt, daß sowohl Christ- als auch Freidemokraten ein Bündnis mit den Republikanern weit von sich weisen und sich daher diese parlamentarische Dominanz des bürgerlich-rechten Lagers allein auf die Arithmetik beschränkt.

Wolfgang Schütz war mit einer Anzeigenserie während des Wahlkampfs bei der rechtsextremen Partei in Ungnade gefallen. Einmal bekundete er öffentlich Sympathie für einen Abtrünnigen der reinen Kirchenlehre: "Vorwärts mit Eugen Drewermann". Ein anderes Mal warb der Baumpfleger allzu unverhohlen für Umweltschutz: "Kurluft für Kurstadt - Bäume parken - Stadtautos ins Hochregal". Diesen Text werteten die Republikaner als Abkehr von ihrem Parteiprogramm. "Da haben wir uns eindeutig festgelegt", sagte Mark Olaf Enderes. Der REP-Rebell sei mehrfach "abgemahnt" worden, dennoch habe er seine Anzeigen-Initiative fortgesetzt.

Die Quittung wurde Wolfgang Schütz prompt präsentiert: Wer sich bereits im Wahlkampf nicht an das Parteiprogramm halte, werde wohl kaum in der Fraktion zuverlässig mitarbeiten, meinte der Fraktionschef. Und weil sie um "ihr Erscheinungsbild nach außen" bangen, beschlossen sie, mit eisernem Besen zu kehren. Doch nicht nur mit seinen ökologischen Präferenzen soll sich Schütz bei seinen ehemaligen Mitstreitern unbebliebt gemacht haben. Mark Olaf Enderes stellt den Geschaßten überdies als einen Mann dar, der durch rechtsradikale Äußerungen übel aufgefallen sei. Der politische Standort von Schütz ist schwer zu bestimmen. In einem FR-Gespräch bezeichnet er sich als "patriotischen Sozialdemokraten", der Helmut Schmidt ebenso schätze wie "unseren Freund Franz Schönhuber". Und er bekennt offen, daß er die Verkehrs- und Umweltpolitik des SPD- Stadtrats Dieter Berlitz so schlecht nicht findet, wie dies die Republikaner gerne hätten. Andererseits: Jahrelang habe er die SPD gewählt, doch die sei ihm mittlerweile "zu intellektuell". Seine politische Heimat sei und bleibe die Republikanische Partei, die die Sorgen der Menschen ernst nehme. Trotzdem könne er sich vorstellen, im Parlament auch schon einmal für Anträge anderer Fraktionen zu stimmen.

Mark Olaf Enderes stellt den Streit derweil als "normalen Klärungsprozeß" in einer "jungen Partei" dar. "Gemessen an dem, was die Grünen durchgemacht haben, ist das noch gar nichts."

MARGIT FEHLINGER

Weiter Ambitionen auf Sozialdezernat Margret Härtel: Auf Dauer muß die CDU auch im Magistrat stärker werden

HANAU. Auch wenn sich CDU- Fraktionschefin Margret Härtel noch zurückhaltend gibt: Ihre Ambitionen auf einen hauptamtlichen Posten im Magistrat hat sie noch nicht aufgegeben. Einiges deutet in ersten Diskussionen darauf hin, daß die Christdemokratin nach dem unrühmlichen Wahlergebnis zwar zunächst eine Schamfrist verstreichen lassen wird, längerfristig jedoch nach wie vor auf das Sozialdezernat spekuliert. "Sachgespräche müssen mit personellen Entscheidungen einhergehen", sagte sie bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, "auf Dauer muß die CDU auch im Magistrat stärker werden". Eine solche Entscheidung müsse jedoch "erst wachsen." Sie hält Remer in seinem Dezernat außerdem für "überbelastet", was sich deutlich in Versäumnissen in der Schul- und Sozialpolitik zeige.

Auch wenn die CDU ihre inhaltlichen Schwerpunkte erst in den nächsten Wochen festlegen will, umreißt Härtel bereits einige Voraussetzungen für eine sachliche Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten. "Wir erwarten Haushaltskorrekturen, beispielsweise bei der Freiheitsplatzbegrünung", sagt sie. Auch für das Parkhaus am Kurt-Blaum-Platz sieht sie angesichts der angespannten finanziellen Lage "keine Chance". Kostenträchtige Beschlüsse müßten neu überdacht werden. "Mit mehr Sensibilität", so Härtel, werde ihre Fraktion künftig mit dem Thema "Kultur" umgehen. Die CDU erwarte vom Magistrat konkrete Planungsvorhaben zu Investitionen in diesem Bereich und eine Überarbeitung des "völlig unzureichenden" Kulturentwicklungsplans.

Als Stellvertreter werden Fraktionschefin Härtel bei der künftigen Arbeit Rolf Frodl und Hans F. Schwab zur Seite stehen. Hans Brausch soll stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher werden. Hans Jürgen Pohl wird weiterhin im ehrenamtlichen Magistrat vertreten sein.

Als "Arbeitsgrundlage" hat die Fraktion zunächst einige organisatorische Vorschläge formuliert. Um Marathonsitzungen bis nach 22 Uhr zu vermeiden, regt sie eine Änderung der Geschäftsordnung an, die beispielsweise die Diskussion zunächst in den Ausschüssen und dann im Parlament ermöglichen könnte. Auch die Ortsbeiräte sollten nach dem Wunsch der CDU mehr Entscheidungskompetenz erhalten. Härtel will ebenso die interfraktionelle Anbindung dieser Gremien in ihrer Partei verbessern.

Vom Magistrat wünscht sie sich künftig mehr Informationen. Er müsse außerdem endlich die beschlossenen Bebauungspläne Waldwiese, Diebacher Weg und Amerikafeld mit "aussagefähigen Terminen" auf den Weg bringen. Die Dezernenten seien gezwungen, die Stadtverordnetenversammlung in dieser Legislaturperiode ernster zu nehmen, da sie auf deren Mehrheit angewiesen seien, glaubt Härtel. Der Tagesordnungspunkt "Mitteilungen des Magistrats" solle daher künftig auch die Möglichkeiten zu Fragen beinhalten.

Ansonsten, so der erste Ausblick der Fraktionschefin, wollen CDU- Stadtverband und CDU-Fraktion sich auch künftig "vor Ort besser informieren". Ein größeres Gewicht sollen die Arbeitskreise der Fraktion erhalten, die analog zu Ausschüssen gebildet werden sollen. Inhaltlich ganz im Sinne des von Parteikollegen Norbert Kress propagierten "neuen Denkens" will Härtel außerdem Parteifreunde und auch Nicht-Mitglieder stärker einbeziehen, die "fach- und sachbezogen ihre Qualitäten einbringen sollen". res

Bunte Tupfer

Nicht nur in den Vorgärten, auch in den städtischen Anlagen, auf vielen kleinen Rasenstükken zwischen den Hauptverkehrsstraßen wie auch in Kübeln und Kästen, recken jetzt haufenweise Narzissen, Krokusse, Tulpen und Hyazinthen ihre Köpfe in die Höhe.

Diese bunten Farbtupfer sind gerade jetzt, in der Übergangszeit zum Frühling, wenn's abends wieder etwas länger hell ist und auch die Sonne ihre ersten wärmenden Strahlen aussendet, ein erfreulicher Anblick, der die Stimmung zusätzlich hebt.

Ich denke, deshalb ist auch mal ein Dank an die vielen Mitarbeiter des Gartenamtes angebracht, die sich liebevoll darum kümmern, daß den Passanten zum Ende der düsteren Jahreszeit ein kleines Stück Farbe und Freude auf dem Weg in der Stadt begegnet. Ihr Bastian

Nach Ausweichmanöver zweimal überschlagen

WEHRHEIM. Der Wagen einer Autofahrerin schleuderte am Mittwoch nachmittag auf der Straße zwischen Wehrheim und Neu-Anspach nach rechts ins Feld und überschlug sich zweimal. Die Frau wollte einem entgegenkommenden Auto ausweichen, das in einer Linkskurve zu weit auf ihre Seite geriet. Laut Polizei fuhr der Autofahrer einfach weiter, ohne sich um den Unfall zu kümmern. Die Frau verletzte sich, ihr Wagen hat 10 000 Mark Blechschaden. s

Feuerwehr-Verein lädt ein HIRZENHAIN. Die Glashüttener Feuerwehr lädt für Freitag, 19. März, ab 20 Uhr alle Mitglieder zur Hauptversammlung ins Bürgerhaus ein.

Aufgespießt

"Eines Tages aber setzte Uralt-Tante SPD auf Sanftheit und nahm sich einen Gigolo - der im Krabbenpulen die höchste Form von Wirklichkeitsberührung sieht. Wie dem auch sei: Diese Leutchen weit hinter Bad Segeberg haben ein unverkrampftes Verhältnis zu Ebbe, zu ein bißchen Schlamm - und da inmitten sitzt nun die SPD- Führung." Aus der Glosse "Eng, Björn" in der PDS-Zeitung Neues Deutschland.

Das Wetter

Wetterlage Hinter einer südostwärts abziehenden Kaltfront fließt frische Meeresluft nach Deutschland. Sie kommt am Freitag rasch in den Bereich eines Hochs, das sich von Frankreich her nähert. Vorhersage bis Samstag früh Zunächst im Süden vielfach stark bewölkt und etwas Regen, im Norden wechselnde Bewölkung und vereinzelt Schauer, im Tagesverlauf von Westen her zunehmend sonnig und trocken.

Tageshöchsttemperaturen zwischen 10 Grad an der Küste und 17 Grad im Südwesten. Tiefsttemperaturen im Norden um 4, im Süden um 0 Grad.

Schwacher bis mäßiger, im Norden frischer bis starker Wind aus westlichen Richtungen. Wochenvorhersage Samstag: Anfangs sonnig, später von Westen starke Bewölkung und vereinzelt etwas Regen. Höchstwerte im Norden um 12 Grad, sonst 15 bis 20 Grad.

Sonntag: Im Norden wechselnde Bewölkung mit Schauern. Im übrigen Deutschland stark bewölkt und zeitweise Regen. Höchsttemperaturen 10 bis 15 Grad.

Montag bis Donnerstag: Teils aufgelockerte, vielfach jedoch starke Bewölkung und wiederholt Regen. Höchsttemperaturen 10 bis 15 Grad. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 21 Athen

leicht bewölkt 16 Barcelona

wolkenlos 19 Brüssel

stark bewölkt 11 Dublin

stark bewölkt 8 Helsinki

leicht bewölkt 7 Istanbul

leicht bewölkt 7 Kairo

wolkig 17 Larnaka

wolkig 15 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

stark bewölkt 17 London

wolkig 15 Madrid

leicht bewölkt 17 Malaga

leicht bewölkt 19 Mallorca

leicht bewölkt 18 Moskau

Regen 3 Paris

stark bewölkt 13 Rom

wolkig 15 Stockholm

stark bewölkt 9 Tunis

wolkig 18 Warschau

Regen 10 Wien

wolkig 18 Zürich

leicht bewölkt 17 Deutschland Berlin

bedeckt 11 Dresden

bedeckt 12 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 7 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 9 Frankfurt/M.

wolkig 13 Freiburg

leicht bewölkt 18 Garmisch

leicht bewölkt 17 Hamburg

stark bewölkt 11 München

leicht bewölkt 17 Norderney

bedeckt 9 Rostock

Sprühregen 9 Sylt

Sprühregen 6 Zugspitze

leicht bewölkt 0 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.31 Uhr Sonnenuntergang 18.37 Uhr Mondaufgang 4.41 Uhr Monduntergang 15.01 Uhr

KTV Main-Kinzig, Kunstturn-Landesliga Gegen Zellhausen mit kompletter Mannschaft

Es konnte nur besser werden. Und das wurde es auch. Das anfängliche mühevolle und auch vergebliche "Punkte-Zusammenklauben" des Kunstturn-Landesligisten KTV Main-Kinzig beim TV Oberramstadt folgte der Aufschwung in Elz. Die beiden "Vorturner" der Kinzigtaler, Achim Börner und Reiner Schinzel, die nach ihren Regionalliga-Auftritten für den ersten Wettkampf gesperrt waren, griffen wieder in den Magnesia-Topf und trugen maßgeblich zum 174,05 zu 158,50- Punkte-Sieg bei. Einziges Gerät, an dem sich die Gastgeber um zwei Zehntelpunkte überlegen erwiesen, war der Barren. "Das hätte nicht sein müssen", sagte der Bernbacher Achim Börner, der mit 51,85 Punkten die Einzelwertung gewann. Und doch veranlaßte die Niederlage an den zwei Holmen den Ex-Bundesliga-Turner in der abschließenden Vorstellung am Reck als mehrfacher Hessenmeister alle Register seines Könnens zu ziehen. Der Gienger-Salto gelang, beim Abgang erwies er Standfestigkeit - 9,3 Punkte.

Gegen die TG Zellhausen am Samstag, 20. März in der Wächtersbacher Großsporthalle (16 Uhr) wollen die KTV-Turner ihr Punktekonto noch etwas höher schrauben. Denn dann sind auch Maik Jurinka und Volker Hindermann (beide vom TV Wächtersbach), die in Elz wegen Grippe ausfielen, wieder mit von der Partie. ih

Glückskasten

Lotto am Mittwoch

ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 2, 12, 17, 27, 44, 48 - 4); Kl. 1: 1 013 782,- DM; Kl. 2: 29 817,10 DM; Kl. 3: 2346,70 DM; Kl. 4: 50,40 DM; Kl. 5: 4,30 DM.

ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 6, 14, 15, 17, 24, 30 - 16); Kl. 1: 1 369 469,90 DM; Kl. 2: 72 413,- DM; Kl. 3: 4320,- DM; Kl. 4: 64,40 DM; Kl. 5: 4,60 DM.

SPIEL 77: (Gewinnzahl: 2 7 3 9 7 5 8); Kl. 1, Super 7: unbesetzt/Jackpot: 1 664 464,70 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: (Gewinnzahl: 0 8 3 4 7 6); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)

Brüssel lehnt Rotation ab

ha BRÜSSEL, 18. März. Gegen die Abgeordnetenrotation, wie sie teilweise noch bei den Grünen im Europa-Parlament vorgesehen war, hat sich der Geschäftsordnungsausschuß der Straßburger Versammlung ausgesprochen. Anlaß war ein Fall bei den französischen Grünen. Der Ausschuß vertritt die Auffassung, daß Europaabgeordnete auf fünf Jahre gewählt sind. Das Mandat könne nur durch freiwilligen Rücktritt beendet werden, "der nicht durch Anweisungen von Dritten oder einer politischen Partei beeinflußt werden darf".

Auf einen Blick

Seite II In Schotten bahnt sich eine Koalition von SPD und FDP an - im Vogelsbergkreis aber ist alles unklar. Seite III Wie es in der Wetterau in der Urzeit aussah, erzählte ein Geograph Rodheimer Bürgern. Seite IV Lokalsport: Für Tischtennis-Hessenligist TTC Dorheim geht es am Samstag um die Meisterschaft.

Jüdisches Theater erinnert an Weimarer Republik

An die Endzeit der Weimarer Republik erinnert das Jüdische Theater in Deutschland (JTD) mit seiner neuesten Produktion "Damit die Nacht nicht wiederkehre". Die auf Texte von Tucholsky, Roda Roda, Erich Fried und anderen Autoren zurückgreifende "literarisch- musikalische Geschichtsbetrachtung aus aktuellem Anlaß" hat am Samstag, 27. März, in Heppenheim (Kreis Bergstraße) Premiere.

Das im benachbarten Bensheim ansässige JTD ist eine 1986 gegründete Tourneetruppe, die bislang neun Stücke jüdischer Autoren in mehr als 50 deutschen Städten aufführte. lhe

Gedenkstunde im alten Gestapositz

Mit einer Einsegnung und einer Kranzniederlegung hat das Bankhaus Löbbekke seine neue Niederlassung in der Lindenstraße 27 eröffnet. In der Westend-Villa - sie gehört der Cronstett- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung - hatte von April 1941 bis März 1945 die Frankfurter Gestapo ihren Sitz. Die Einsegnung, so der Niederlassungsleiter Gerhard Dobrowolski, markiere einen "Neubeginn", wobei jedoch zugleich "das Alte nicht vergessen werden soll". Dies sei die Prämisse gewesen, daß "wir trotz der Vergangenheit in dieses Haus gegangen sind".

Die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Esther Gebhardt, und Stadtdekan Klaus Greef rechneten es den Bankern hoch an, "daß Sie es sich nicht so leicht machen". Das Haus sei während der Nazi-Zeit "ein Schandfleck für diese Stadt" gewesen, sagte Gebhardt. Die Gestapo hat in der Villa nachweislich gefoltert und getötet. Nicht selten schnitten sich Verhaftete in den Kellerzellen die Pulsadern auf oder erhängten sich.

Das Bankhaus Löbbecke hat mit Juden in der Nachbarschaft häufig über die Gestapo-Vergangenheit ihres neuen Domizils diskutiert, nachdem im April 1992 der Mietvertrag abgeschlossen worden war. Als positives Zeichen wertete es Dobrowolski, daß Ignatz Bubis und Michel Friedman von der jüdischen Gemeinde ihre Teilnahme am Empfang in der Niederlassung zugesagt haben. Auch die Nachbarn wurden für gestern mittag zu einem Treffen eingeladen.

Die Bank will es bei einem einmaligen Gedenken nicht belassen. So soll jedes Jahr im März ein Symposium zu Themen der deutschen Vergangenheit in der Lindenstraße veranstaltet werden. Außerdem will die Bank der Universität Geld zur Verfügung stellen, damit die Geschichte der Gestapo-Zentrale wissenschaftlich aufgearbeitet werden kann. vo

NEU-ANSPACH. Schmuck, Videokamera und Fotoausrüstung im Wert von 10 000 Mark nahmen Einbrecher mit, die am Mittwoch tagsüber in ein Haus am Alten Anspacher Weg einstiegen. Sie hatten, berichtet die Kripo, die Terassentür des Hauses mit Gewalt geöffnet.

In der Bahnhofstraße wurden in der Nacht zum Mittwoch aus einem Geschäft Schuhe und aus der Ladenkasse 300 Mark gestohlen. Die Diebe hatten die Eingangstür aufgebrochen. s

Polizei nahm Einbrecher nach Zeugenhinweis fest

HOFHEIM. Einen lauten Knall, ein brennendes Auto und zwei weglaufende Männer hatte am Mittwoch kurz vor 7 Uhr ein Zeuge in der Nähe des Hofheimer Waldfriedhofs gesehen. Er informierte die Polizei, die eine Stunde später einen 34 Jahre alten Mann aus Hofheim festnahm. Der soll den vor zwei Wochen in Niedernhausen gestohlenen Wagen in Brand gesteckt haben. Zusammen mit einem 33jährigen, noch flüchtigen Mittäter ist er laut Polizei zudem überführt, viele Einbrüche in Garagen und Autos im hiesigen Raum begangen zu haben.

Bei dem Festgenommenen fanden die Beamten Einbruchswerkzeuge und eine Leuchtpistole. Vermutungen, daß die zwei Männer auch für die Einbrüche in die Kindergärten und den Brand in Fischbach verantwortlich sind, mochte die Polizei nicht bestätigen. dia

Fotos gesucht von spielenden Kindern

NEU-ISENBURG. Zum Wühlen und Kramen in alten und neuen Fotoalben ruft die Kindertagesstätte Gartenstraße die Neu-Isenburger/innen auf. Anlaß ist ein Straßenfest, das am 5. und 6. Juni in der Frankfurter Straße geplant ist. Dabei will die Kita auf den Zusammenhang zwischen der Veränderung des Kinderalltags und des Straßenbilds aufmerksam machen. Vorgesehen ist eine Fotodokumentation zum Thema "Kindheit in Neu-Isenburg früher/heute".

"Welcher Erwachsene hat nicht seine schönsten Kindheitserinnerungen an das Spielen draußen, auf unbebauten Grundstücken oder auf der Gaß?" fragt die Kita- Leiterin Fialka-Schultz. Für heute aufwachsende Kinder sei das kaum noch möglich: Gehsteige werden schmaler, überall Häuser gebaut, die Autoflut nimmt zu. Die Frankfurter Straße sei auf diese Weise vom Herzstück der Stadt zur trennenden Barriere geworden.

Bei dem Straßenfest will die Kita einen Stand aufbauen, an dem die alten und neuen Fotos gezeigt werden sollen. Gesucht: Bilder von Kindern in Isenburg - aufgenommen unter freiem Himmel.

Wer solche Fotos hat, sollte sich bis zum 5. Mai mit der Kita-Leiterin, Telefon 2 76 04, in Verbindung setzen. hf

Der alte Mann und sein Gott Billy Graham in Essen - das war eher eine Erlebnis-Messe für bereits Erweckte

Der alte Mann ist müde. Seine Freunde müssen nicht mehr wortreich ankämpfen gegen Titulierungen Billy Grahams als "Maschinengewehr Gottes" oder "Windmühle Gottes". Heute wirkt der Massivprediger eher harmlos: die Wasserpistole oder das Windrädchen Gottes wären da treffendere Beschreibungen. Der US- Evangelist befindet sich auf dem Rückzug. Seine Gestik erschöpft sich in schwachen Armbewegungen. Seine "Kreuzzüge" für den wahren christlichen Glauben, einst gespickt mit wütenden antikommunistischen Anwürfen und Beschimpfungen seiner Gegner als "Ratten Von Katharina Sperber (Essen) und Termiten" sind zu lauen Erlebnis- Messen für bereits Erweckte geworden.

In der Essener Grugahalle warten am Dienstag abend 7000 Menschen auf den Grandseigneur der Evangelisation, lassen sich von dem auch nicht mehr zu den Jüngsten gehörenden Popsänger Cliff Richard bestätigen in ihrem Glauben: "Alles was ich brauche, ist das Wissen, daß Jesus mich liebt. Ich verstehe hunderte, ja tausende Sachen nicht, aber Jesus ist der wichtigste Faktor", verkündigt der britische Barde. Seit fast 30 Jahren hilft er Graham bei seinen Evangelisationen. So soll es auch heute sein. 3000 Frauen, Männer und Kinder, die geglaubt hatten, Billy und Cliff live erleben zu können, müssen sich auch in Essen in das Schicksal derer fügen, die in 319 deutschen Städten und Gemeinden die Glaubensshow nur über Bildschirm erleben können. Sie werden nach nebenan, in Halle 12 verwiesen. Das ist ein düsteres Domizil mit dem Charme einer Tiefgarage, wo die Technik anfangs Schwierigkeiten hat und später beim Aufruf Billys, nach vorn zu kommen und das Bekenntnis zum Glauben abzulegen, die Videoübertragung kurzzeitig ganz ausfällt. Während der Chor fröhlich ein Lied anstimmt, werden die letzten aus der Grugahalle nach nebenan verwiesen. Auch auf den Pressebänken ist kein Platz für sie, obwohl etliche Stühle leer sind. "Wir müssen die Presse im Block halten", lautet die Begründung einiger der unzähligen Ordner. "So ist Versöhnung. So muß wahrer Friede sein", schmettert der Chor seinen Refrain, und die Abgewiesenen trollen sich.

Zwei Jahre haben sich die Deutsche Evangelische Allianz und die Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste in der Evangelischen Kirche in Deutschland gemüht, "Pro Christ" als europäische Großevangelisation vorzubreiten. Die Ansprachen Grahams werden per Satellit in 55 Länder an 1400 Orte übertragen und in 44 Sprachen übersetzt. "Einen solchen Medienaufwand hat es seit den Olympischen Spielen nicht mehr gegeben", preisen die Initiatoren.

Die US-Veranstalter von "Mission World" haben mehr als 1700 Programmbeiträge in die Essener Studios mitgebracht, um der Predigt Grahams einen "ansprechenden Rahmen" zu geben. "Dabei wissen die Regisseure", heißt es, "daß isländische Gemeinden einen anderen Geschmack haben als mazedonische - entsprechend wird das Programm zusammengemischt". Bob Willams, Leiter von "Mission World", ist der Ansicht, daß nur die beste Technik gut genug ist, weil sie die Zuhörer und Zuschauer "am wenigsten von der übertragenen Botschaft ablenkt".

Auch wenn das sehr teuer ist. "Pro Christ" kostet, so die Veranstalter, acht Millionen Mark. 1,7 Millionen geben die protestantischen Landeskirchen Deutschlands. So bezahlt die hessen-nassauische Kirche beispielsweise den Dolmetscher Grahams, Wilfried Reuter, der als Evangelist in Darmstadt im Dienst der Kirche steht. Der Rest der Summe soll durch Spenden aufgebracht werden. Die Veranstalter ängstigen sich nicht, daß sie mit einem Minus abschließen wie 1970, als eine ähnliche Graham-Evangelisation in der Dortmunder Westfalenhalle mit 70 000 Miesen endete.

"Herzen, die kalt sind wie Hartgeld" - der Chor stimmt ein neues Lied an, das im Programmheft mit vier Strophen abgedruckt ist. Gesungen werden, auf Anweisung von Ulrich Parzany, dem Vorsitzenden von "Pro Christ", aber nur zwei, während die Klingelbeutel durch die Reihen der Grugahalle gereicht werden. Nur keine Pause aufkommen lassen. Die Entscheidung, zwei oder fünf Mark zu geben, soll nicht lange überdacht werden.

Denken ist an diesem Abend ohnehin nicht gefragt. Die Musik, jenem in Supermärkten gebräuchlichen Konsumsound ähnlich, lullt ein. Bloß keine Aufregung. "Wir wollen während der Predigt keinen Aufruhr", so einer der allgegenwärtigen Ordner.

Das ist auch nicht zu befürchten. Der 74jährige Graham kennt seine Rolle. Am Beginn seiner Rede hebt er sich ab von all denen in der Halle, die die Veranstalter als "Kulisse", wie sie selbst in einer Pressemitteilung schreiben, für die Übertragung in Deutschland nutzen. Billy hat die Großen dieser Welt zum Freund, erzählt er sich selbst zur Ehr: mit Raissa Gorbatschowa beim Dinner, "persönlicher Gast beim Präsidenten des abgeschlossensten Landes der Welt - Nordkorea", vertraut mit Wernher von Braun. Auch wenn er es nicht mehr erwähnt, als "Leibpastor" der US-Präsidenten Johnson und Nixon ist Graham längst zur Legende geworden.

Das ist seine Massenpsychologie: Erst die Distanz klar abstecken, dann die Ausgegrenzten in der Halle umschmeicheln, sie für die Botschaft öffnen. "Ich, Billy Graham, bin Sünder, du bist Sünder, wir alle sind Sünder." Zuvor müssen die Übel dieser Welt aufgezählt werden. Seine Friseuse, schwadroniert der Prediger, "irgendwo aus Osteuropa stammend", habe ihn gefragt, wenn es einen Gott gibt, warum läßt er dann so viel Unrecht zu. "Soviel Krebs, Aids, Armut, Arbeitslosigkeit, Krieg, Mord, Depressionen und Selbstmord!" Der Baptist reckt den Zeigefinger: "Aber du kannst dich nicht selbst umbringen. Du kannst nur den Körper töten. Das wirkliche Du wird weiterleben." Das erinnert an die frühere Größe des nun greisen Handlungsreisenden in Sachen Jesu. So muß er früher die Furcht vor der Hölle in die Köpfe seiner Zuhörer gepflanzt, heiligen Schauder erzeugt haben vor den Feinden Gottes und Amerikas, dessen Kriege in Korea, Vietnam und Irak er segnete.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Billys Musterkoffer hält für die Ängste und Sorgen der Menschen kaum noch Antworten bereit. In acht Minuten durch die Bibel: im Schweinsgalopp von Adam und Eva über die zehn Gebote bis zur Bergpredigt. Die Bibel als Allzweckbuch im Supermarkt des Heils, Klippschul-Theologie bei der Beschreibung seines Gottes. Der Schöpfer-Gott: "Ich habe hier eine Armbanduhr. Die hat sich auch nicht einfach ereignet. Die hat ein Uhrmacher hergestellt. Also: Wo eine Schöpfung ist, muß ein Schöpfer sein", plaudert der alte Mann. Die Alpen habe er gesehen als "Offenbarung Gottes in der Natur". "Gott kann überall gleichzeitig sein - jetzt ist er vielleicht gerade in China." Flugs muß sich die Zuhörerin auf das Gericht einstellen - auf den "strafenden Gott". Um nur Minuten später zu erfahren, daß Gott nichts als Liebe und Vergebung sei. Noch einmal scheint die frühere Wortgewalt des Billy Graham durch: "Sie müssen das alles nicht glauben. Ich sage nur, was in der Bibel steht."

Das aber wissen schon fast alle, die in die Grugahalle gekommen sind. "Bekehrt bin ich schon lange", sagt der 22jährige Architekturstudent aus Dortmund. "Aber ich wolle Graham einmal sehen; denn wahrscheinlich wird er nicht noch einmal nach Europa kommen." Und dann folgen die längst Erweckten wieder dem Ruf des Altevangelisten, treten vor ihn ans Podium, um mit ihm zu beten, für das eigene Heil. "Komm, komm nach vorn und bekenne dich zu Gott", wirbt er, um die "dringende Bitte" anzuschließen: "Keiner verläßt jetzt den Saal." Ein Satz, der verrät, daß Graham selbst nicht mehr an sein Charisma glaubt.

Übrig bleibt die Gigantomanie einer transkontinentalen Fernsehtechnik. Das Medium ist die Botschaft: Billy Graham kann überall gleichzeitig sein...

Erster Hauskrach bei den Rechtsextremen

WIESBADEN. Nur zwei Wochen nach ihrem Wahlerfolg haben die Wiesbadener Republikaner bereits ihren ersten Hauskrach, der zum Verlust eines Stadtverordnetenmandats führte: Weil Wolfgang Schütz, achter Kandidat auf der Wahlliste der Republikaner, während des Wahlkampfs in einer Anzeigenserie zu liberale und ökologische Positionen vertreten hat, wurde er aus der Fraktion ausgeschlossen. Wolfgang Schütz will sein Mandat behalten, folglich zählt die Parlamentarierriege aus Rechtsextremen künftig nur noch zehn statt der ursprünglich elf Abgeordneten.

Wolfgang Schütz, von Beruf Baumpfleger, hatte in Anzeigentexten seine Sympathie mit dem umstrittenen Theologen Eugen Drewermann bekundet und für Umweltschutz geworben: "Bäume parken - Stadtautos ins Hochregal". Damit habe er sich vom Parteiprogramm verabschiedet, begründete der Fraktionsvorsitzende der Republikaner, Mark Olaf Enderes, den Rausschmiß des "Parteirebellen". Außerdem sei er durch "rechtsextreme Äußerungen" aufgefallen - welche dies waren, mochte er nicht zitieren. Sein "parteischädigendes Verhalten" habe er trotz mehrfacher Abmahnung nicht eingestellt: "Er hat sich nicht eingeordnet."

Die Reduzierung seiner Fraktion auf zehn Mitglieder hält Mark Olaf Enderes für nicht weiter tragisch: Gemeinsam mit CDU und FDP stellten die Republikaner nach wie vor die absolute Mehrheit im Stadtparlament. Christ- und Freidemokraten wollen allerdings von einer Partnerschaft mit den Rechtsextremen nichts wissen. Sie ringen derzeit gemeinsam mit SPD und Grünen um eine handlungsfähige Mehrheit im Wiesbadener Rathaus: Eine Koalition oder Kooperation mit den Republikanern schließen die demokratischen Parteien in Wiesbaden aus. maf

Überfall im Hauptbahnhof

OFFENBACH. Eine 20jährige Frau wurde in der Fußgängerpassage des Hauptbahnhofes überfallen. Wie die Polizei sagt, attackierten am Mittwoch gegen 11.20 Uhr zwei Männer im Alter von 16 bis 17 Jahren die Frau mit Fußtritten, beschimpften sie, rissen ihr die Handtasche weg und flüchteten. Die Kripo, Telefon 8090-259, bittet um Hinweise. Einer der Räuber ist etwa 1,80 Meter groß, mit blondem Bürstenhaarschnitt, auffallend blassem Gesicht. Sein Komplize, etwa 1,70 Meter groß, hat nackenlanges, nach hinten gekämmtes Haar. Er trug schwarze Jeans und eine rote Bomberjacke. lz

Kleine FR

Heute Pflanzenbörse LIEDERBACH. Einen Kauf- und Tauschmarkt rund um Pflanzen und andere Gartenartikel veranstaltet die Gemeinde heute, 20. März, in der Liederbachhalle, Wachenheimer Straße 62. Geöffnet ist zwischen 11 und 15 Uhr. Antirassismustag der UNO BAD SODEN. Zur Teilnahme am Antirassismustag der Vereinten Nationen am Sonntag, 21. März, ruft die Bad Sodener Bürgergruppe "Solidarität mit Fremden" auf. Los geht es um 11.15 Uhr mit Gebeten um Frieden in der katholischen Kirche St. Katharina, gegen 11.45 Uhr ist ein Mahngang zum Adlerplatz vorgesehen. Porzellan im Bürgerhaus SCHWALBACH. Handbemaltes Porzellan von Katharina Király ist vom 22. bis 28. März im Bürgerhaus am Marktplatz zu sehen. Die Öffnungszeiten der Ausstellung: Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 13 und von 15 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 15 Uhr und Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr. Frühlingskonzert im Augustinum BAD SODEN. Zu einem Frühjahrskonzert lädt der evangelische Kirchenchor Neuenhain für morgen, 21. März, ein. Beginn ist um 18 Uhr im Stiftstheater, Sodener Waldweg 2.

Bau des katholischen Kindergartens gefährdet Bistum lehnt Zusatzkosten für den Grundstückskauf ab Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Die Pläne, mit finanzieller Hilfe der Diözese Fulda und der Stadt einen katholischen Kindergarten in Langenselbold zu bauen, scheinen gescheitert zu sein. Wie das Bistum mitteilt, hat das Generalvikariat es jetzt abgelehnt, zusätzliche Kosten für den Kauf eines Grundstückes an der Ringstraße zu übernehmen. Fulda bevorzugt ebenso wie Teile der katholischen Kirchengemeinde und der Stadt das Grundstück am Gemeindezentrum für den Bau eines Kindergartens. Der Verwaltungsrat der Katholischen Gemeinde hatte als einziges Gremium dagegen gestimmt und das Projekt bisher blockiert (die FR berichtete). Seine Ablehnung Anfang des Jahres hatte der Verwaltungsrat der Langenselbolder Kirchengemeinde mit der Enge des Grundstückes an der Wilhelmstraße begründet. Für den Bau eines Kindergartens sei der Standort nicht groß genug. Die Kinder hätten kaum Sonne und Auslauf. Baufachleute des Bistums Fulda , der Stadt und auch der Pfarrgemeinderat halten das Areal dagegen für geeignet, wenngleich es nicht ideal sei.

Der Verwaltungsrat bevorzugt den Bau des Kindergartens an der Ringstraße, weil dort die meisten Kinder wohnen. Mit der Stadt wurden erneut Gespräche geführt. Diese bot daraufhin ein rund 2500 Quadratmeter großes Grundstück an der Ringstraße an. Zu einem Preis von 230 Mark pro Quadratmeter, den auch die evangelische Kirchengemeinde gezahlt hatte, als sie vor Jahren das Nachbargrundstück erwarb. Kostenlos könne die Stadt das Grundstück nicht vergeben, sagt Bürgermeister Hans-Peter Ebner. "Wir müssen den ökumenischen Frieden wahren".

Die Stadt hat bereits eine Kostenbeteiligung am Bau des Kindergartens von 50 Prozent sowie die Übernahme von 60 Prozent der Betriebskosten angeboten. Das mit dem Bistum Fulda abgestimmte Finanzierungsmodell ging von drei Millionen Mark Baukosten aus, von denen rund 1,5 Millionen Mark das Land Hessen übernehmen will und jeweils 750 000 Mark die Stadt und Fulda.

Die Kosten von rund 580 000 Mark für einen zusätzlichen Grundstückskauf würden diese Rechnung jedoch hinfällig werden lassen. Auf den Vorschlag der Stadt, die Grundstücks- mit dem Baukosten zu verrechnen, ging das Fuldaer Generalvikariat nicht ein. Es lehnte die Empfehlung des Verwaltungsrates ab, in der Ringstraße zu bauen. Nach Auskunft des Bistums ist Fulda nicht bereit, die zusätzlichen Kosten zu übernehmen. Der Grund: "Das können wir nicht finanzieren". Ausschlaggend ist für die Diözese, daß am Gemeindezentrum ein kirchliches Grundstück vorhanden ist. Ein Kindergarten an der Ringstraße ist Fulda zu weit vom Kirchengebäude entfernt, da gerade auch die Anbindung an die Gemeinde erwünscht war.

Bernd Matt, Mitglied des Pfarrgemeinderates, sieht das Projekt kurz vor dem Aus. Er hofft, daß der Verwaltungsrat seine Entscheidung nochmals überdenkt. Die Kirchengemeinde könne den Grundstückpreis an der Ringstraße nicht übernehmen, da sie wegen Renovierungsarbeiten kein Geld dafür habe. Die Stadt sei finanziell zu keiner weiteren Alternative fähig. Wenn der Verwaltungsrat bei seinem Veto gegen das Grundstück am Gemeindezentrum bleibe, bestehe nur noch die Möglichkeit eines Kooperationsprojektes zwischen Caritas, dem Bistum und der Stadt. Dann werde ein Diözesan- Kindergarten entstehen und nicht einer der katholischen Kirchengemeinde.

Die Stadt befürchtet indes, daß das Kindergarten-Projekt durch die Verzögerung bereits aus der Bezuschussung für dieses Jahr herausgefallen ist. Ebner: "Die Anträge sollten bis März gestellt werden. Es kann sein, daß der Topf schon geleert ist". Gebaut würde dann in diesem Jahr nicht mehr. alu

Bogota akzeptiert Bedingungen des Rauschgiftbarons Escobar

BOGOTA, 18. März (AP). Die kolumbianischen Strafverfolgungsbehörden haben die Bedingungen akzeptiert, die der flüchtige Rauschgiftbaron Pablo Escobar für seine Aufgabe gestellt hat. Generalstaatsanwalt Gustavo de Greiff teilte am Mittwoch in Bogota mit, daß Escobar unter anderem Schutz für seine Familie verlangt habe. Desweiteren wolle er dreimal die Woche mit seiner Familie telefonieren können. Escobar bestehe auf einer eigenen Küche im Gefängnis, damit er sich sicher vor Vergiftungsversuchen fühlen könne. Erzbischof Dario Castrillon, der als Vermittler tätig war, sagte, nach seiner Einschätzung werde sich Escobar in Kürze stellen.

Der Chef des Medellin-Kartells war im vergangnen Juli aus seinem Luxusgefängnis geflohen, weil er nach eigenen Angaben einen Anschlag auf sich befürchtete. Nachdem die Regierung seiner Forderung nicht nachgab, ihn zu begnadigen, verübte das Medellin-Kartell zwölf Sprengstoffanschläge, bei denen 56 Menschen umkamen und über 500 weitere verletzt wurden. Es wird angenommen, daß Escobar sich wegen der sich häufenden Attentate auf ihn, seine Familie und seinen Besitz stellen will.

&blt; Fest der Städelschule und des TAT

In den Räumen des Theaters am Turm in der Daimlerstraße 32-36 ist am heutigen Freitag ab 22 Uhr ein großes Fest, bei dem auch die Band "Flamingo Paradise" aus Mitgliedern des Frankfurter Balletts auftreten wird. &blt; Lesbisches Leben im Dritten Reich Claudia Schoppmann liest am heutigen Freitag um 20 Uhr im Lesbisch-Schwulen Kulturhaus Frankfurt, Klingerstraße 6, aus "Zeit der Maskierung" zum Thema "Über lesbisches Leben im Dritten Reich". &blt; Ausstellungseröffnungen "Keepers of the Light" ist der Titel einer Fotoausstellung, die am heutigen Freitag um 18.30 Uhr im Amerikahaus Frankfurt (Staufenstraße 1) eröffnet wird. Uwe Mügge fotografierte amerikanische Leuchttürme. Die Galerie der Künstler (Barckhausstraße 1-3) eröffnet heute um 20 Uhr eine Ausstellung mit 365 kleinformatigen Arbeiten, die zugunsten der Aids-Hilfe Lyon zum Verkauf angeboten werden. Motto: "365 Künstler aus 9 Nationen gegen Aids" (bis 26. März). Neue Bilder von Jakob Roepke zeigt die Galerie Kunst und Gespräch in Epiphanias (Fürstenbergerstraße 21) bis zum 19. April. Eröffnung ist am heutigen Abend um 19.30 Uhr, am 26. März um 19.30 Uhr findet ein Gesprächsabend mit dem Künstler statt. Und die Galerie Hafemann in Wiesbaden, Oranienstraße 48, stellt bis 30. April Werke von Burkhard Blümlein aus. Vernissage ist am heutigen Freitag von 19 bis 21 Uhr. &blt; Über Dancik S. Baldajew Der ehemalige Gefängniswärter Dancik S. Baldajew und seine Zeichnungen über Folterungen sind Thema eines Abends im Palais Jalta, Bockenheimer Landstraße 104. Zu sehen ist ab 20 Uhr auch ein Dokumentarfilm über Baldajew: "Zeichner des Gulag" von Hans Peter Böffgen und Andrzej Klamt. &blt; "Flatternde Herzen" Die Groteske "Flatternde Herzen" ist am 19. und 20. März wieder im Theater in der Brotfabrik in Frankfurt-Hausen zu sehen. Beginn 20.30 Uhr.

MKW-Infomobil kommt

KELKHEIM. Der Info-Bus der Main- Kraftwerke steht heute und Samstag, 19./20. März, auf dem Parkplatz in der Töpferstraße. Dort können Bürger sich kostenlos über Energiesparen im Haushalt informieren. Heute ist der Bus (Telefon 01 61 / 263-79 06) von 9 bis 12.30 und von 14 bis 16 Uhr und samstags von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet. fra

Bebauungsplan liegt jetzt aus

HÖCHST / ZEILSHEIM. Der Bebauungsplan 438 für das Gelände zwischen Welschgraben und Steinkopfweg in Zeilsheim ist noch bis Dienstag, 13. April, im Technischen Rathaus in der Braubachstraße 15 öffentlich ausgelegt. Bürger können ihre Bedenken und Anregungen dort montags, dienstags, donnerstags von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr, mittwochs von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 19 Uhr, sowie freitags von 8 bis 12 Uhr vorbringen.

Zusätzlich hat das Rathaus Höchst in der Bolongarostraße 109 zur Information eine Kopie des Entwurfs ausgelegt. Der Plan kann hier von Montag bis Mittwoch zwischen 8 und 15.45 Uhr, sowie donnerstags zwischen 8 und 18 Uhr eingesehen werden. ege

TG Rüsselsheim, Volleyball-Männer Die Luft ist beim Meister raus

"Es war schwer zu verlieren", waren sich die Regionalliga-Volleyballer der TG Rüsselsheim nach dem ungefährdeten 3:0 (15:11, 15:13, 15:13) bei Orplid Darmstadt III sicher. Denn der gastgebende Absteiger habe sehr schwach gespielt und die Fehler selbst gemacht. Zwar unterliefen auch der bereits als Meister feststehenden Turngemeinde viele Fehler, aber wenn sie wieder etwas konzentrierter agierte, waren schnell wieder zwei, drei Punkte hergestellt, die zu den Satzgewinnen reichten. "Die Luft ist raus", meinte Mannschaftsführer Werner Richnow und widersprach der Vermutung, daß sein Team überheblich ins Spiel gegangen sei.

Viel eher lägen die Prioritäten nicht mehr auf dem Rundenbetrieb, sondern der Blick richtet sich auf das Relegations-Turnier um den Zweitliga-Aufstieg. Trainer Michael Herold war denn auch nicht zum Coaching dabei, zog es vor, sich in Freiburg den künftigen Relegations-Gegner anzusehen.

Dennoch wollen die Rüsselsheimer am Saisonende keine Punkte verschenken, sondern der Fairneß halber auch die letzten Spiele ungeschlagen über die Runde zu bringen. In Darmstadt genügte aber schon eine sehr mäßige Vorstellung, die schlechteste bislang, zum Sieg.

Im zweiten Satz sah es zwar beim 13:13-Gleichstand kurzzeitig nach Gefahr aus, doch mit einem guten Block und einer scharfen Angabe stellten die Gäste schnell den Sieg sicher. Im dritten Durchgang führten sie schon mit 5:0, aber wieder wurde es in der Endphase knapp. Doch erneut genügte den Rüsselsheimern ein kurzes Zusammenreißen und schon war der Erfolg gewährleistet.

Für Rüsselsheim spielten: Matthias Schwär, Hauke Braack, Werner Richnow, Dennis Werner, Andreas Urff, Holger Wendt, Jürgen Kropp. gw

Brandursache noch unklar Kindergarten soll bald wieder stehen

KELKHEIM. Die Ursache für den Brand im Fischbacher Kindergarten ist weiter unklar. Wie erst gestern bekannt wurde, ist in den Tagen vor dem Brand in mindestens drei Kindergärten in Hornau, Eppstein und Fischbach eingebrochen worden. Der Schaden war laut Polizei jeweils nur gering, insgesamt fielen den Tätern 350 Mark in die Hände. Ob vor dem Brand auch in den städtischen Kindergarten in Fischbach eingebrochen wurde, ist nach dem Feuer nur schwer festzustellen, sagte der Frankfurter Polizeisprecher Karl-Heinz Wagner.

Schon in einem halben Jahr soll der Kindergarten wieder stehen, gab sich der Erste Stadtrat von Kelkheim, Hans-Dieter Schirrmacher, gestern optimistisch. Polizeischätzungen, der Schaden belaufe sich auf eine Million Mark, hält er allerdings für untertrieben: "Dafür kriegt man heute keinen neuen Kindergarten." Wieviel die Versicherungen übernehmen werden, ist zwar noch unklar, aber "an der Stadt wird auch bestimmt einiges hängenbleiben", so Schirrmacher.

Eigentlich soll es jetzt schnell weitergehen. Das wird aber erschwert, weil sich das neue Stadtparlament noch nicht konstituiert hat. "Interfraktionell" und zwangsläufig außerparlamentarisch sollen daher jetzt Gespräche geführt werden, kündigte der Erste Stadtrat an.

Bis der Neubau steht, müssen die Eltern der 90 Kinder, die bis Mittwoch im Kindergarten in der Schwarzwaldstraße 5 gespielt haben, zahlreiche Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Dennoch zeigte sich Schirrmacher erfreut, daß die anderen Kindergärten in der Stadt Plätze zur Verfügung gestellt haben. Wer also in den nächsten Tagen sein Kind unbedingt tagsüber unterbringen muß, kann das auch, versicherte er. Bis der Neubau steht, müßten aber noch andere Lösungen gefunden werden. "Wir werden uns auf dem Markt umsehen." Spontan habe er an Container gedacht. Ob sich das realisieren lasse, müsse aber noch abgewartet werden. dia

&blt; Spielplanänderung im Kammerspiel

Heute wird im Frankfurter Kammerspiel statt "Die Präsidentinnen" Dorsts "Karlos" gespielt. 19.30 Uhr. &blt; Kinderbuch-Sonntag "Die Dinos sind los!" ist das Motto eines Kinderbuch-Sonntags im Frankfurter Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102, Beginn 15 Uhr, mit Pause. Peter Niemeyer liest Texte von Hans Wilhelm, Ferry macht Musik und Albert Wendt erfindet Geschichten. Eintritt frei. &blt; Theater für Kinder "Zip, Zap, Zawwelmarie", gespielt vom Rrrabatzzz Theater ist am Samstag um 15 Uhr im Gallustheater, Krifteler Straße 55, zu sehen, für Kinder ab sechs. Das Komm.-Theater hat im Volksbildungsheim am Samstag um 19.30 Uhr Premiere mit "Echte Helden küssen Tiger", einem Programm mit Liedern, Schlagern, Rockmusik für Teenager. Das Theater in der Brotfabrik in Frankfurt-Hausen (Bachmannstraße 2) bietet am Sonntag, 15.30 Uhr, Klaus Klamauks Kinderrevue" an. &blt; Lesung Marie Noëlle Chan Hin Am heutigen Samstag um 15 Uhr liest Marie Noëlle Chan Hin aus ihrem Buch "Selbstehrlichkeit": in der Weißadlergasse 5 in Frankfurt. &blt; Frühlingskonzert Im Bürgerhaus Südbahnhof ist am Sonntag um 16 Uhr ein Frühlingskonzert mit dem Johann-Strauß-Orchester, das Kompositionen von Strauß, Robert Stolz, Emil Waldteufel, Léhar, Brahms, Harry Theis und Emmerich Kalman spielt. Solist ist der Bariton Dietrich Volle. &blt; Kirchenkonzerte Im Frankfurter Kaiserdom ist am Samstag um 20 Uhr der englische Chor "Vocalis" unter Robin Doveton zu Gast. Auf dem Programm stehen englische und italienische Chorwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts. Am Sonntag um 18 Uhr ist der Chor in der Josef-Kirche in Frankfurt-Eschersheim zu Gast. In der Paulskirche gibt es am Sonntag um 17 Uhr ein Orgelkonzert mit Edgar Krapp an der Orgel und dem Trompeter David Tasa. Ein Cembalokonzert gibt es am Sonntag um 18 Uhr in der Auferstehungskirche in Frankfurt-Praunheim. In der St.-Nikolaus-Kirche in Bergen-Enkheim gibt am Sonntag um 17 Uhr Günther Kaunzinger ein Orgelkonzert. Und in der Alten Nikolaikirche am Römerberg wird am Samstag und Sonntag, 19 Uhr, die Johannes- Passion aufgeführt. &blt; "The Tallis Scholars" beim HR Das englische a-capella-Ensemble "The Tallis Scholars" gastiert am Sonntag im HR-Sendesaal, Beginn 17 Uhr. Auf dem Programm steht unter anderem eine Johannes-Passion von Jacobus Gallus. &blt; Ausstellungen Die Galerie Patio in Neu-Isenburg, Waldstraße 115, feiert am Sonntag von 12 bis 22 Uhr ihren 30. Geburtstag. Die Frankfurter Galerie Martina Detterer eröffnet am heutigen Samstag um 12 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Gert Rappenecker. Zu sehen bis 1. Mai. &blt; Kammermusik und Swing Im Holzfoyer der Oper Frankfurt ist am Sonntag um 11 Uhr ein Matinee-Kontert mit Werken von Josef Suk, Leos Janácek und Antonin Dvorak. Und in der Alten Oper gibt's am Samstag um 19.30 Uhr "Swing, Hot'n Cole" mit dem Deutsch-Amerikanischen Chor Frankfurt, der US Army Band und anderen.

Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen als Staatsziel definiert Entwurf für neue Verfassung des Landes Niedersachsen vorgelegt / Viele Anliegen der rot-grünen Koalition nicht durchsetzbar

sp HANNOVER, 18. März. Der Verfassungsausschuß des niedersächsischen Landtags hat am Donnerstag das Ergebnis seiner Beratungen für eine neue Landesverfassung vorgelegt. Die neue Verfassung, die am 13. Mai verabschiedet werden soll, ersetzt die "Vorläufige Niedersächsische Verfassung" aus dem Jahre 1951, deren Geltungsdauer ausdrücklich auf die Zeit bis zur Herstellung der deutschen Einheit beschränkt war. Der Landtag hatte den Sonderausschuß im Herbst 1990 eingesetzt. Die Koalitionsparteien, Sozialdemokraten und Grüne, hatten einen umfangreichen Katalog verfassungsrechtlicher Neuerungen in die Beratungen eingebracht. Um sich mit CDU und FDP zu einigen, verzichteten sie jedoch auf die meisten Anliegen.

Entgegen den ursprünglichen Forderungen enthält der neue Verfassungstext nicht das Recht auf Gleichstellung der Geschlechter und auf Schutz vor Diskriminierung. Der Vorschlag der FDP, die Gleichstellung von Frauen und Männern zwar nicht als Grundrecht, aber als Staatsziel in die Verfassung aufzunehmen, drang ebenfalls nicht durch. Frauen aus allen Fraktionen demonstrierten darum am Donnerstag im Plenarsaal, indem sie sich vor der Regierungsbank aufreihten und jede von ihnen einen Buchstaben der Parole "Frauenrechte in die Verfassung" hochhielt. Frauenministerin Waltraud Schoppe (Grüne) grüßte von der Regierungsbank mit einem lila Fähnchen.

Neben der schon bisher genannten Sozialstaatlichkeit nennt die neue Verfassung lediglich den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen als Staatsziel. Außerdem gewährleistet sie jedem Menschen das Recht auf Bildung. Der Schutz von Kindern und Behinderten, das Recht der Friesen auf Förderung ihrer Volksgruppe, das Gebot der Friedensstaatlichkeit und weitere Grundrechte und Staatsziele, die gefordert worden waren, gelangten nicht in die Verfassung.

Das Wählbarkeitsalter wird von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt, die Legislaturperiode des Landtags von vier auf fünf Jahre verlängert. Beides gilt aber noch nicht für den Landtag, der im kommenden Jahr zu wählen ist. Die Fünf-Prozent- Klausel, die kleine Parteien ausgrenzt, erhält Verfassungsrang, nachdem sie bisher nur durch ein einfaches, jederzeit änderbares Gesetz eingeführt war. Die Voraussetzungen für eine Verfassungsänderung werden verschärft.

Neu eingeführt werden Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid. Für eine Volksinitiative (das Verlangen, daß sich der Landtag mit einem bestimmten Anliegen befaßt) sind die Unterschriften von 70 000 Wahlberechtigten erforderlich; nach den ursprünglichen Vorstellungen der Koalitionsparteien sollten 30 000 genügen. Weiter verständigte sich der Ausschuß darauf, daß ein Volksbegehren (das Verlangen, daß der Landtag ein bestimmtes Gesetz erläßt, ändert oder aufhebt) von zehn Prozent der Wahlberechtigten unterstützt sein muß, das sind gegenwärtig etwa 570 000 Bürgerinnen und Bürger; die rot-grüne Koalition hatte 100 000 vorgeschlagen, die FDP fünf Prozent. Verabschiedet der Landtag das begehrte Gesetz nicht innerhalb eines halben Jahres, findet ein Volksentscheid statt. Ein Gesetz ist angenommen, wenn die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, mindestens jedoch ein Viertel der Wahlberechtigten, zustimmt.

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INHALTSÜBERICHT:

SINGAPUR: Die Kaugummi-Plage ist besiegt =

ENERGIE: Dritte Welt subventioniert Industrieländer =

MOSAMBIK: 400.000 Flüchtlinge sollen im April zurückkehren =

PARAGUAY: Deutsche Waffen via Karibik nach Südafrika? =

SÜDAFRIKA: Neue Verbrauchssteuern auch auf Limonade =

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SINGAPUR: Die Kaugummi-Plage ist besiegt =

Singapur, 18. März (IPS) -- Kaugummifrei ist Singapurs U-Bahnnetz, das noch vor einem Jahr von 525 tagtäglich plattgetretener Patschen des klebrigen Zeugs verunziert wurde. Inzwischen wagen pro Tag nur noch zwei der illegalen Kauer die Metro zu betreten, wie das Umweltministerium jetzt stolz verkündete.

Aber die Schlacht sei noch nicht gewonnen, warnte am Mittwoch das Ministerium. ,,In Zügen und auf Bahnhöfen müssen einzelne Kaugummikauer nach wie vor zur Ordnung gerufen werden; lediglich das Müllproblem habe man in den Griff bekommen.''

Beherzt hat Singapurs Regierung im vergangenen Jahr der Kaumanie den Krieg erklärt. Ein Bußgeld von 300 US- Dollar erwartet seitdem jeden, der sich gummikauend erwischen läßt. Zu oft klebten die ausgelutschten Dinger auf Böden und an automatischen Türen, die sie, fachmännisch angebracht, sehr effektiv außer Betrieb zu setzen wußten.

Trotz des Verbots und der drakonischen Strafen aber wurden allein im letzten Jahr 34 Unbelehrbare dingfest gemacht. Und auch der Kaugummischmuggel blüht, obwohl er den Delinquenten 6.000 US-Dollar kosten kann.

Mittlerweile sitzen Singapurs Zollbeamte auf 5.932 Kaugummipaketen und 1.097 Päckchen des artverwandten Bubble-Gum. 217 Einreisende hatten sie 1992 daran erinnern müssen, daß Kaugummikauen in Singapur nicht zu den gutgelittenen Gepflogenheiten gehört. (Ende/ IPS/hl/ger/1993)

ENERGIE: Dritte Welt subventioniert Industrieländer =

New York, 18. März (IPS) -- Mit mehr als drei Billionen US-Dollar jährlich subventionieren die Entwicklungsländer den hohen Energiebedarf der Industriestaaten. Dies hat das Londoner ,Global Commons Institute' (GCI) errechnet.

Die GCI-Studie liegt dem zwischenstaatlichen Komitee für die Umsetzung der Klima-Konvention (INC/FCCC) vor, das diese Woche am Sitz der Vereinten Nationen in New York tagt. Hauptthema der Gespräche ist die Finanzierung der Klima-Konvention.

Die Konvention, die im Juni vergangenen Jahres auf dem UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro von 160 Staaten unterzeichnet worden war, befürwortet eine baldige Rückkehr der Länder zu den Emissionswerten von 1990.

,,Skandalös ist, daß die hier geführten Diskussionen um die Zuweisung von Verantwortung anscheinend nur über die ,Globale Umwelt-Fazilität' (GEF) der Weltbank an die Adresse der Entwicklungsländer gerichtet wird'', erläutert die GCI-Expertin Anandi Sharan.

Die GEF ist mit derzeit 1,3 Milliarden Dollar der alleinige Geldgeber für die Finanzierung der Klima-Konvention und wird von der Weltbank sowie dem Umweltprogramm (UNEP) als auch dem Entwicklungsprogramm (UNDP) der Vereinten Nationen geleitet.

Bisher ist die GEF als Finanzier von Projekten, die sich mit der Erderwärmung, der Verschmutzung der Meere und der Zerstörung der Ozonschicht befassen, aufgetreten. (Ende/IPS/il/ger/1993)

MOSAMBIK: 400.000 Flüchtlinge sollen im April zurückkehren =

Maputo, 18. März (IPS) -- Einen ersten Schub von 400.000 Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Mosambik in die Nachbarländer geflohen sind, will die Regierung in Maputo mit Unterstützung des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) repatriieren.

Ein Memorandum, daß am Montag der mosambikanische Außenminister Pascoal Mocumbi und UNHCR-Chefin Sadako Ogata unterschrieben haben, setzt den Beginn dieses ersten Teils der Rückführung auf Anfang April fest.

Die Operation, mit Kosten von 30 Millionen US-Dollar eine der größten, die das UNHCR jemals in Afrika durchgeführt hat, soll insgesamt 1,3 Millionen mosambikanischer Flüchtlinge repatriieren. Nach Angaben der UNHCR-Vertreterin in Mosambik, Catherine Huck, wird der Hauptstrom der Flüchtlinge aus dem Nachbarland Malawi erwartet. Die Grenzprovinz Tete sei jetzt ,,relativ sicher'' und Nahrungsmittel stünden bereit, erklärte sie.

Neben Malawi haben auch Südafrika, Swasiland, Tansania, Sambia und Simbabwe während des 16-jährigen Bürgerkriegs in Mosambik Flüchtlinge aufgenommen. Im Oktober vergangenen Jahres hatten sich die beiden Bürgerkriegsparteien, die ,Nationale Widerstandsbewegung Mosambiks' (RENAMO) und die ehemals marxistische Regierung in Maputo, auf einen Friedensvertrag geeinigt.

,,Wir sind bei den letzten Vorbereitungen für die Rückkehr der Flüchtlinge'', sagte Huck. ,,Alles hängt jetzt nur noch davon ab, daß die restlichen Minen schnell beseitigt werden und Regierung und RENAMO ihre Truppen wie vorgesehen demobilisieren.'' (Ende/IPS/sl/ ger/1993)

PARAGUAY: Deutsche Waffen via Karibik nach Südafrika? =

Buenos Aires, 18. März (IPS) -- In Paraguay mehren sich die Hinweise, daß Waffen aus Deutschland, den USA und Italien über den Umweg der kolumbianischen Karibikinsel San Andres nach Südafrika verschoben worden sind. Offizielle Dokumente der ehemaligen Militärdiktatur, die einer parlamentarischen Untersuchungskommission vorliegen, belegen die Geschäfte, schrieb am Mittwoch die Tageszeitung ,Noticias' in Asuncion.

Nach Angaben von ,Noticias' will die Kommission den paraguayischen Gerichten Beweise vorlegen, um damit Schlüsselzeugen zu schützen, die um ihr Leben fürchten. Die Zeugenaussagen, so Noticias, belegten, daß ,,eine große Zahl von Offizieren'' in die illegalen Waffengeschäfte verwickelt sei. Darüber hinaus sei auch die Behörde für Zivilluftfahrt beteiligt gewesen.

Schon Geheimpapiere die am Montag dieser Woche die Zeitung ,ABC Color' veröffentlichte, belegten, daß während der 80er Jahre Waffen und Ersatzteile aus den USA, Deutschland und Italien aus Paraguay nach Südafrika gelangt sind. Und dies unter maßgeblicher Beteiligung höchster Militärs des Landes und trotz des internationalen Waffenembargos gegen den Apartheidstaat.

Unter den Unterlagen aus dem Juni 1987, die ,ABC Color' abdruckte, befindet sich auch ein Schreiben des südafrikanischen Militärattaches in Asuncion, Oberst W. J. le Crerar, an den paraguayischen Armeeoberkommandierenden, General Alejandro Fretes Davalos. Darin fordert Crerar Davalos auf, die notwendigen Ausfuhrgenehmigungen für ein 414.000-US-Dollar-Geschäft mit Ersatzteilen für schwere Waffen umgehend auszustellen. Nach Angaben von ,ABC Color' sind sowohl le Crerar als auch Davalos an einem weiteren Geschäft mit mehr als 9.000 Waffen verschiedenster Typen beteiligt. (Ende/IPS/sl/ger/1993)

SÜDAFRIKA: Neue Verbrauchssteuern auch auf Limonade =

Johannesburg, 18. März (IPS/Alejandro Kirk) -- Einen vierprozentigen Anstieg der Mehrwertsteuer und neue Verbrauchssteuern auf Alkohol, Tabak, Benzin und sogar Limonade hat der südafrikanische Finanzminister Derek Keys seinen Landsleuten beschert.

Eine gute Nachricht hielt er dagegen für die Unternehmen am Kap der Guten Hoffnung bereit, als er am gestrigen Mittwoch seinen Haushaltsentwurf für das Finanzjahr 1993-94 im Parlament vorstellte; ihre Steuern sinken von 48 auf 40 Prozent.

Dieser Budgetentwurf sei ,,vermutlich mein Letzter'' meinte Keys vor dem Parlament und bezog sich damit auf die für dieses Jahr geplante Bildung einer aus Schwarzen und Weißen gemischten Übergangsregierung und die für 1994 vorgesehenen allgemeinen Wahlen.

Daß es sein letzter Haushalt sei, hoffen allerdings auch Gewerkschaften und Oppositionsgruppen, die gegen die Steuern protestierten. Statt neuer und höherer Abgaben solle sich die Regierung lieber um die Verbesserung der Steuereintreibung kümmern, meinten sie.

,,Diese Regierung hat kein Recht, der Mehrheit Steuern aufzuerlegen oder bestehende zu erhöhen'', lehnte der Generalsekretär des südafrikanischen Gewerkschaftskongresses COSATU, Jay Naidoo, die Maßnahmen des Finanzministers ab.

,,Die Ausgabenverteilung der Regierung bleibt nach wie vor von der Apartheid diktiert'', klagte auch Neva Seidman Makgela vom wirtschaftlichen Planungskomitee des ,Afrikanischen Nationalkongresses' (ANC).

Bis heute gebe die Regierung für einen schwarzen Schüler nur ein Viertel dessen aus, was sie für einen Weißen aufwende, sagte er. Im übrigen, so Makgela, stehe der bisherige Steuersatz von 48 Prozent für Unternehmen ohnehin nur auf dem Papier. ,,Durch Gesetzeslücken bedingt, betragen die wahren Abgaben der Privatwirtschaft 17 Prozent'', errechnete er.

Die Maßnahmen seien jedoch unumgänglich, um ein günstiges Wirtschaftsklima zu schaffen, begründete Finanzminister Keys die Steuersenkung. Um 13,5 Prozent sei der Lebensstandard seit Beginn der Rezession im Kapstaat 1989 gefallen, klagte auch der Vierteljahresbericht der südafrikanischen Zentralbank am Dienstag.

Doch trotz der neuen indirekten Steuern klafft im 35,7- Milliarden-US-Dollar- Haushalt Südafrikas ein Loch von sechs Milliarden. Um dies zu stopfen, will Pretoria Kredite aufnehmen und spekuliert auf Wirtschaftswachstum und steigende Steuereinnahmen.

Erhöhungen der Ausgaben kündigte Finanzminister Keys für mehrere Bereiche an. Dabei sollen unter anderem der Gesundheitsetat um 10,9 Prozent, das Erziehungsbudget um 19,3 Prozent und die Aufwendungen für die Polizei um 14,3 Prozent steigen. Die Armee Südafrikas wird dagegen eine 3,8prozentige Kürzung ihres Budgets hinnehmen müssen. (Ende/IPS/sl/ger/1993) Wir beenden unsere Sendungen für den heutigen Tag.

Für eventuelle Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

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Folklore-Ensemble kommt nicht BAD HOMBURG. Die für den heutigen Freitag von der Deutsch-Rußländischen Gesellschaft angekündigte Veranstaltung mit dem Folklore-Ensemble aus Kaliningrad (dem ehemaligen Königsberg) fällt aus. Die Gastspiel-Tournee der Absolventen der Petersburger Musikakademie kann aus finanziellen Gründen nicht stattfinden, teilte der Verein mit. Schlesien im Dia BAD HOMBURG. Die Kreisgruppe der Schlesischen Landsmannschaft zeigt am Dienstag, 23. März, um 19.30 Uhr im Stadthaus eine Diaschau von der Schlesienfahrt im letzten Jahr. Bereits von 17.30 Uhr an findet die Jahresversammlung für die Mitglieder der Kreisgruppe statt.

Bildungsurlaubs-Seminar: Gärtnern ohne Gift

WÖLLSTADT. Gärtnern ohne Gift oder zumindest mit geringem Einsatz lehrt ein Bildungsurlaubsseminar der Kreisvolkshochschule vom 10. bis 14. Mai in der Fritz-Erler-Schule in Nieder-Wöllstadt. Es werden vorrangig naturgemäße Mittel als Ersatz von Chemikalien angewandt.

Der Kurs dauert von Montag bis Freitag zwischen 8.30 und 15.30 Uhr. Das Seminar ist vom Sozialminsiterium anerkannt und wurde schon mit Erfolg angeboten. Um Anmeldung wird bei der VHS in Friedberg, Tel. 06031/83841, gebeten. de

Jordan drängt Wentz, mehr Wohnungen zu bauen

Der Minister erwartet eine schnelle Entscheidung

"In Anbetracht der Wohnungsnot in Frankfurt" hält es Hessens Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) "für indiskutabel", daß Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) beim Land nur noch 50 neue Sozialwohnungen zur finanziellen Förderung angemeldet hat. Jordan verlangte in einem Brief an Wentz "kurzfristige Rückäußerung", ob es bei dieser niedrigen Zahl von Wohnungs-Projekten bleibt. Andere Städte und Gemeinden bräuchten "dringend Gewißheit" über ihre Landeszuschüsse. Jordan hatte Frankfurt die Mitfinanzierung von 1000 Sozialwohnungen angeboten - wenn die Stadt aber nur Geld für 50 Wohnungen aufbringt, kann die Landesregierung 114 Millionen Mark an Zuschüssen anderweitig vergeben.

Damit gerät die rot-grüne Koalition im Römer noch vor Beginn ihrer Koalitionsgespräche am kommenden Sonntag politisch mächtig unter Druck. Denn die Fachleute von Jordan ließen gestern erkennen, daß sie nicht bis zum geplanten Abschluß der Koalitionsverhandlungen an Ostern warten wollen. SPD und Grüne müßten also kurzfristig entscheiden, wieviel Geld die Stadt tatsächlich angesichts ihrer Finanzlage in Zukunft noch für Sozialwohnungen aufwenden kann.

Wentz beteuerte in einem Antwortschreiben an Jordan am Donnerstag abend, er hoffe sehr, daß der kommende Nachtragshaushalt 1993 und die "Haushaltsplanungen für 1994 und die Folgejahre dem notwendigen öffentlich geförderten Wohnungsbau eine weitere Perspektive eröffnen". Aus Sicht der Stadtplanung gebe es jedenfalls "Projekte in ausreichender Zahl". Wentz erinnerte den Minister daran, daß die Landesregierung schließlich der Stadt Frankfurt "Vorgaben zur Haushaltskonsolidierung" gemacht habe. Dabei trügen die Kommunen heute gleichzeitig finanziell die Hauptlast des sozialen Wohnungsbaus.

Daß Wentz nur 50 Wohnungen bei der Landesregierung zur Förderung angemeldet hatte, erfuhren viele Politiker von SPD und Grünen erst durch die Veröffentlichung in der FR vom Donnerstag. Entsprechend konsterniert waren gestern die Reaktionen. SPD-Fraktionschef Günter Dürr erklärte lediglich, es gebe jetzt "Aufklärungsbedarf" durch Wentz. Bei den Grünen hieß es, es dürfe auf keinen Fall bei 50 Wohnungen bleiben.

Wentz hatte die 50 Wohnungen in einem Brief an Jordan vom 28. Februar angemeldet - eine Woche vor der Kommunalwahl. Am 24. Februar hatte der Stadtrat in einer Pressekonferenz erklärt, er besitze "noch keine Erkenntnisse" darüber, was künftig für neue Wohnungen bleibe. Der Frankfurter CDU- Bundestagsabgeordnete Joachim Gres warf dem rot-grünen Magistrat am Donnerstag vor, er habe den Kommunalwahlkampf "mit einer Wohnungslüge bestritten". SPD und Grüne hätten schon vor der Wahl gewußt, daß das Geld nur noch für 50 neue Wohnungen reiche. jg

Noch Hilfspakete schnüren Appell des Koordinationsbüros für Konvoi nach Bosnien

MAIN-KINZIG-KREIS. Der Großauheimer Arzt Gerd Schäffer hat eine Lieferung medizinisches Material für 40 000 Mark bereitgestellt, die ursprünglich für Albanien gedacht waren, dort nun aber nicht abgegeben werden können. Die Kreiswerke haben einen, die Stadt Hanau zwei Lastwagen für die Hilfsgüter besorgt. Darin erschöpft sich aber schon die Hilfe aus dem Hanauer Raum für den als "größten" Konvoi für die bosnische Bevölkerung angekündigten Transport eines bundesweiten Zusammenschlusses von Hilfsorganisationen, Helferkreisen, bosnischen und muslimischen Organisationen. Karl-Josef Groebel vom Hanauer Koordinationsbüro appelliert dringend an Bevölkerung und Geschäfte, bis zum 1. April doch noch ein Hilfspaket zu schnüren und bei Adventgemeinde, Frankfurter Landstraße 64, Türkisch-islamischem Verein, Gärtnerstr. 30, VfR Kesselstadt Pumpstation, in Hanau sowie Frankfurter Straße 4, Gelnhausen, abzugeben.

Ein solches Paket, sollte etwa diesen Inhalt haben: 3 kg Mehl, 1 kg Gries, 1 kg Haferflocken, 1 kg Nudeln, 1 kg Trockengemüse, 0,5 kg Käse (eingeschweißt), 4 Tafeln Schokolade, 0,5 kg Margarine, 1 l Öl (Dose), 0,5 kg Salz, 1 kg Zucker.

Ein "Baby-Paket" enthält idealerweise: ein Paket Pampers, Babyseife, Kamillentee, Flaschennahrung, 500 g Gries, 250 g Honigbonbons, eine Babyflasche, Penatencreme, Pfefferminztee, Zwieback, 500 g Haferflocken, ein kleines Spielzeug.

Koordinator Werner Klaffner vom Malteser-Hilfsdienst (MHD), der die Aktion bundesweit organisiert, zerstreut Zweifel, ein Konvoi von geplanter Länge sei logistisch nicht zu bewältigen: Erstens werde man statt angepeilter 80 Lkw nun wohl nur 60 haben; man habe genug Fahrer. Zweitens werden die Laster, die eine kilometerlange Schlange bilden, nur zwischen Garching und dem Abzweig nach Graz gemeinsam fahren, wo der größte Teil nach Zagreb abbiegt. Wegen erleichterter Zollformalitäten zählt man auf politische Fürsprache. 10 bis 15 Lkw werden die Fahrt nach Split und Ploce antreten. Wenn die Lage bleibt wie im Moment, werde man mit zwei Fahrzeugen ins umkämpfte Gebiet fahren. Die Belieferung der muslimisch-kroatischen Stadt Proza solle ein Zeichen setzen.

Insgesamt hat das Bündnis 60 Prozent Grundnahrungsmittel, 20 Prozent Hygieneartikeln, 20 Prozent medizinisches Material beisammen. Weitere Information für Main-Kinzig: Wilhelm Hausmann, Karl Josef Groebel, 06 181 / 21 166. Ul

Trippelschritt

Nur gemach, irgendwann werden die Leitzinsen auch wieder in die Gegend von drei bis fünf Prozent gefallen sein. Bis dahin nimmt sich die Bundesbank viel, viel Zeit. Der Zentralbankrat tagt schließlich alle 14 Tage, und jedesmal darf über einen neuen Trippelschritt spekuliert werden, der dann vielleicht kommt oder auch nicht kommt. Diesmal kam er, so trippelnd, wie zu befürchten war. Oder soll man vor Begeisterung auf dem Tisch tanzen, weil Schlesinger und Co. sich nicht gar auf ein viertel statt des halben Diskont-Pünktchen beschränkten?

Die Stabilitätshüter bleiben sich treu, sie machen nur das Nötigste - aber nicht für die in Europa darniederliegende Wirtschaft, sondern mit Blick auf die Markttechnik. Und die zwang die Bundesbank geradezu zum Handeln, weil das Geld unter Banken zuletzt schon billiger zu haben war als bei der Währungsbehörde. Soviel Zeit wie diese haben die Konjunktur und die massenhaft von Erwerbslosigkeit bedrohten Arbeitnehmer leider nicht. Bis die Zentralbankräte zur Kenntnis nehmen und Konsequenzen daraus ziehen, daß ein deutliches Zinssignal angezeigt sowie geld- und tarifpolitisch längst vertretbar wäre, könnte es zu spät sein: für die wirtschaftliche und, wie der mit Protesten gegen Stellen- und Sozialabbau beginnende "heiße Frühling" zeigt, auch für die politische Stabilität.

Dabei ist die Bundesbank doch zu Überraschungen fähig: Ihre jüngste Lokkerungsübung mag sie entgegen bisherigem Brauch nicht einmal mehr begründen. Warum nicht zur Abwechslung eine überraschend kräftige Zinssenkung? ski

&blt; Punk im Film

Das Videoband "Sonic Youth 1991 - The Year Punk broke", eine Zusammenstellung mit Musikvideos von jüngeren Pop-Gruppen wie Sonic Youth, Nirvana, Babes in Toyland und anderen, ist am Freitag, 19. März um 22 Uhr im Café Exzess in Bockenheim zu sehen.

&blt; "Im Namen der Hose"

Peter Vollmer, Nachwuchs-Kabarattist aus Köln, bringt am 19. und 20. März im Titania, Basaltstraße 23, sein neues Programm mit dem Titel "Im Namen der Hose". Die Revue über "Männer nach Hausfrauenart" beginnt um 20 Uhr.

&blt; Orgelkonzert wurde verlegt

Das für den 19. März vorgesehene Orgelkonzert von Martin Lücker in der Katharinenkirche ist auf den 26. März (Beginn ebenfalls 20 Uhr) verlegt worden.

&blt; Shizuko Yamamoto, Klavier

Bei der Rachmaninoff-Gesellschaft in Wiesbaden ist heute Shizuko Yamamoto zu Gast. Der Klavierabend im Kurhaus Wiesbaden (Christian Zeis-Saal) beginnt um 20 Uhr.

&blt; Griffith-Filme im Koki

In der Reihe "Kostbarkeiten aus Archiven" stellt Heiner Roß heute im Kommunalen Kino Filme von Pionier D.W. Griffith vor: "The Avenging Consciensce" (aus dem Jahre 1914) und "The White Rose" (1923). Die Filme laufen in der Originalfassung; die Vorstellung im Filmmuseum am Schaumainkai beginnt um 20.15 Uhr.

&blt; Folklore aus dem Iran

"Noawaran", die Gruppe des Musikers und Komponisten Mohammed Schams, bringt heute in der Brotfabrik, Hausen, Bachmannstraße 2, Klassik und Folklore aus dem Iran. Das Konzert im großen Saal beginnt um 20 Uhr .

&blt; Chaplins "Goldrausch"

Im Chaplin-Archiv, Klarastraße 5, wird heute um 18.30 Uhr der Film "The Gold Rush" gezeigt. Für den Besuch ist telefonische Platzreservierungen erforderlich: Tel. 52 48 90 oder 52 15 85.

&blt; Kinder, Küche, Kirche

Die für heute und morgen geplanten Aufführungen von "Nur Kinder, Küche, Kirche" im Theater in der Uni sind abgesagt worden. Sie werden im April nachgeholt.&blt; Märchenstunde im Schlößchen

Zu einer weiteren Märchenstunde am Freitagnachmittag lädt die Frankfurter Bürger-Stiftung ins Holzhausenschlößchen, Justinianstraße am Holzhausenpark, ein. Heute kommt um 16 Uhr das Zigeunermärchen "Die singende Geige" zu Gehör.

&blt; Führung zu moderner Kunst Das Museum für Moderne Kunst, Braubachstraße, bietet am Freitag um 15.15 Uhr eine Führung durch das Haus an. Rolf Lauter, Mitarbeiter im Museum, spricht dabei über das Thema "Alte Räume - Neue Räume: Dialog als Vermittlungsprinzip".Eine Berufsgruppe will heraus aus dem "Tal der Tränen" Krankenpflege-Kongreß vom Ringen um "neues Selbstverständnis und Selbstbewußtsein" geprägt / Für eigene Kammer

GIESSEN. Eine Berufsgruppe, die in den vergangenen Jahren stets in einem Atemzug mit dem Begriff des "Pflegenotstands" genannt wurde, strebt mit Macht aus dem "Tal der Tränen". "Es wird Zeit, daß wir aufhören, permanent zu jammern", gab Armin-Walter Negel, der Organisationschef der "Internationalen Gießener Fortbildungstage für Krankenpflege" schon zu Beginn des Kongresses die aufmunternde Direktive aus. Hessens Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) wollte da nicht nachstehen, forderte ein stärker ausgeprägtes Selbstbewußtsein. "Es geht doch nicht nur um die Bezahlung, es geht um Arbeitsplatzzufriedenheit, um Qualifizierung, um Perspektiven."

Bereits zum zehnten Mal trafen sich von Dienstag bis Donnerstag Fachkräfte aus ganz Europa in der mittelhessischen Universitätsstadt. Geboren aus einer "Trotzreaktion auf das Verhalten von Gießener Ärzten, die sich ihre Bedürfnisse nach Fortbildung erfüllten, unsere hingegen nur belächelten" (Negel), hat sich dieser Kongreß, der seit 1976 im zweijährigen Turnus ausgerichtet und vom Magistrat und der Justus-Liebig-Universität unterstützt wird, längst eine internationale Reputation geschaffen.

Mit einigem Stolz spricht Negel, der beruflich als Leiter der innerbetrieblichen Fortbildung an der Uni-Klinik arbeitet, heute von der "Gießener Familie der Krankenpflege". Und er schwärmt von den vielen Kontakten zu den Referentinnen und Referenten, die sich inzwischen zu freundschaftlichen Beziehungen ausgedehnt hätten. "Ohne dieses Netzwerk", sagt Negel, "könnten wir als ehrenamtlich tätiges Organisationskomitee einen solchen Kongreß gar nicht auf die Beine stellen."

Der verbreitete Optimismus und das bemerkenswert gute Klima bei den weit über 41 Seminaren und Podiumsveranstaltungen waren in Gießen wichtiger Indikator dafür, welchen Stellenwert dieses Symposium für die Berufsgruppe mittlerweile hat. Denn für die rund 25 000 Menschen, die in Hessen als Krankenschwester oder Pfleger arbeiten (bundesweit sind es etwa 500 000, gehören Arbeitsüberlastung und nervenaufreibende Kompetenzstreitigkeiten mit den Stationsärzten nach wie vor zum Arbeitsalltag. Mit den bekannten Folgen: nur knapp die Hälfte derer, die sich ursprünglich für die Krankenpflege entschieden haben, verbleiben nach Zahlen der Hessischen Krankenhausgesellschaft länger als fünf Jahre in ihrem Beruf.

Wenn auch die Thematik "Pflegenotstand" bei den Seminaren und Podiumsdiskussionen der von rund 4300 Fachkräften aus 17 Staaten besuchten Tagung nicht die tragende Rolle spielte, präsent war sie allemal. Armin-Walter Negel teilte denn auch mit, daß ganze Krankenhäuser wegen Personalmangels komplett die Freistellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für diesen Kongreß "in einem noch nicht erlebten Ausmaß" verweigert hätten.

Für die, die kommen durften, war der "Jubiläumskongreß", immerhin der größte seiner Art in Europa, der berufspolitische mit inhaltlichen Fragen verknüpft, in erster Linie eine "bunte Kommunikationswiese" (Ilona Holtschmidt vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe). Neben dem persönlichen Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen europäischen Ländern ging es vor allem darum, wie die Pflege von der Politik selbst, die schließlich die strukturellen Voraussetzungen für diesen Beruf schafft, bewertet wird.

Iris Blaul setzte dabei programmatische Akzente. Es müsse nun darum gehen, die im hessischen Krankenhausgesetz festgeschriebene Gleichberechtigung der Pflege als eine der drei Säulen des Krankenhauswesens neben der Verwaltung und dem ärztlichen Dienst in der Praxis zu verwirklichen, betonte die Ministerin. Die Zukunft der Pflege in Europa heiße: Professionalisierung, "gepaart mit der Notwendigkeit, die pflegerische Versorgung überhaupt zu sichern". Blaul sprach von besseren Teilzeitangeboten und Möglichkeiten für "Aussteigerinnen", wieder in den Beruf zurückkehren zu können.

Eine generelle Aufwertung des pflegerischen Berufs verspricht sich die Landesregierung von dem im kommenden Wintersemester an der Frankfurter Fachhochschule und der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt beginnenden Studiengang "Pflegewissenschaft". Mit dieser wichtigsten Ergänzung kann nach Überzeugung von Ilona Holtschmidt "der qualitative Notstand" bei der bisherigen Aus- und Weiterbildung behoben und "europäischer Standard auch in der Bundesrepublik" erreicht werden.

Die Bedeutung der konsequenten Einbeziehung der Wissenschaft in die Krankenpflege (Blaul: "Das ist keine Berufung, sondern ein Beruf") wurde auf dem Kongreß mit der Vergabe des "Gießener Krankenpflegepreises", dokumentiert. Der ging in diesem Jahr an Hilde Steppe, seit 1992 Leiterin des eigenständigen Pflegereferats im Wiesbadener Gesundheitsministerium. Steppe erhielt die mit einem Scheck über 5000 Mark verbundene Auszeichnung für ihre über Jahre angelegten Forschungsarbeiten zur Geschichte der Krankenpflege im Nationalsozialismus. "Unser Beruf hinkt der gesellschaftlichen Realität meilenweit hinterher", betonte Steppe, selbst gelernte Krankenschwester. Um ein "neues Selbstverständnis und Selbstbewußtsein" zu erhalten, sei es notwendig, sich fundiert auch mit der geschichtlichen Entwicklung des eigenen Berufsstandes auseinanderzusetzen. Daß sich gerade "die Pflege" hierzuland schwertut, von ihrem Nimbus wegzukommen, "etwas Besonderes, etwas Hehres zu sein" (Steppe), hat die Preisträgerin bei den Reaktionen auf ihre Forschung persönlich erfahren. Die erste Anerkennung für ihre Arbeiten fand sie nicht etwa in der Bundesrepublik, sondern in Norwegen, Dänemark und in den Niederlanden.

Neben der aus den Reihen der Kongreßteilnehmer erhobenen politischen Forderung nach der Einrichtung einer eigenen Kammer für die Pflegeberufe standen in Gießen Themen, die sich an berufsethischen Inhalten orientierten, im Mittelpunkt. "Fragen der Sexualität, der Intimität, der Abgrenzung, des Umgangs mit Aggression oder Wut gewinnen für uns zunehmend an Bedeutung", brachte Negel den Bewußtseinswandel auf einen knappen Nenner. "Das Bedürfnis, sich darüber europaweit auszutauschen, ist groß", betonte er.

Wie die Verantwortlichen diesem Wunsch künftig Rechnung tragen, ist allerdings noch unklar. Um in diesem sensiblen Bereich pädagogisch sinnvoll arbeiten zu können, sagt Ilona Holtschmidt, "brauchen wir eine gezielte Kleingruppen-Arbeit". Das sei aber bei einer Tagung dieser Größenordnung nicht zu leisten. Als "wichtiges Forum der Kommunikation" jedenfalls steht der Kongreß bei den Fachkräften unverändert hoch im Kurs. VOLKER TRUNK

PETER PORSCH und KLAUS BARTL, PDS-Landesvorsitzender und PDS-Fraktionschef in Sachsen, wollen ihre Partei verlassen, wenn die sächsische PDS das von der zurückgetretenen stellvertretenden Bundesvorsitzenden CHRISTINE OSTROWSKI geführte Gespräch mit der rechtsradikalen "Nationalen Offensive" (NO) unterstützt. Darüber soll Anfang April auf dem Landesparteitag in Chemnitz diskutiert werden. Der Dresdener Stadtverband hatte Ostrowski am Mittwoch in einem umstrittenen Abstimmungsverfahren mit großer Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen. Porsch warf der Dresdner PDS vor, bei der Vertrauensfrage manipuliert zu haben. Für Bartl ist jetzt die "Schmerzgrenze erreicht": Es könne nicht angehen, daß PDS-Mitglieder hinter verschlossenen Türen mit "Neonazi-Führern" verhandelten. Der Grundkonsens der PDS sei in Frage gestellt, so Bartl, Ostrowskis Gespräch mit der NO, dessen Programm sich größtenteils mit dem der NSDAP decke, eine "amtsunverträgliche Dummheit". (bho)

Henkel an Aus Aller Welt

Zünglein am Sitzbreth

he Creglingen, 18.März. Die Zeiten ändern sich, und die Menschen mit ihnen. Die Wahrheit dieser Feststellung erwies sich einmal mehr dieser Tage im württembergischen Creglingen, wo bei Restaurierungsarbeiten im "Romschlößchen" ein Sinnspruch an der Wand eines Raumes freigelegt wurde, der schon im Jahre 1589 als stilles Örtchen diente. Kaum jemand käme ja heutzutage noch auf die Idee, so für Reinlichkeit zu sorgen, wie es der Urheber der Inschrift für nötig hielt:"Der wer unvorsichtig scheißt aufs Sitzbreth, der schlekt fein mit seiner Zungen rein." Andererseits gibt es auch, allem Wandel zum Trost, tröstliche Kontinuität - zum Beispiel die Verklemmtheit der Obrigkeit. Mit dem Argument, der fast 400 Jahre alte Appell stelle sogar das Götz-Zitat in den Schatten, wurde er als "nicht druckfähig" bezeichnet und seine allgemeine Bekanntmachung abgelehnt. Salomonischer Ausweg der Stadtverwaltung: Wer einen frankierten Rückumschlag ans Verkehrsamt in Creglingen (Main-Tauber-Kreis) schickt, bekommt den Wortlaut amtlich mitgeteilt.

Sachsenhausen vorn bei Unfallschwerpunkten

Der Verkehrsbericht der Frankfurter Polizei enthält eine Menge Zahlen, Kurven, Diagramme und Graphiken über das Unfallgeschehen im letzten Jahr. Nachfolgend eine Aufstellung mit den wesentlichen Daten aus dem Report.

Unfälle insgesamt: 21 701 - minus 1,6 Prozent.

Verkehrstote: 38 - plus 31 Prozent.

Schwer- und Leichtverletzte: 3812 - plus 2,0 Prozent.

Alkoholunfälle: 970 - minus 10,5 Prozent.

Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort: 6713 Fälle - Minus 2,6 Prozent.

Hauptunfallursachen: Sicherheitsabstand 20,1 Prozent; Vorfahrt 14,5; Geschwindigkeit 11,1; Alkoholeinfluß 10,5.

In einer Liste der Straßen mit der größ- ten Unfallhäufigkeit steht die Offenbacher Landstraße, zwischen Wendelsplatz und Stadtgrenze, mit 149 Unfällen an der Spitze. Es folgt die Darmstädter Landstraße, zwischen Affentorplatz und Stadtgrenze, wo die Polizei 144 Unfälle aufgenommen hat. habe

Dschungelparty im Kinder- und Jugendhaus

SINDLINGEN. "Ein Tag im Dschungel" heißt das Motto des 6. Kinderfests, zu dem alle Sindlinger Kindergärten, die Kita Gustavsallee und das Kinder- und Jugendhaus einladen. Die Dschungelparty, zu der auch Eltern kommen können, steigt am Samstag, 20. März, um 14 Uhr im Jugendhaus, Sindlinger Bahnstraße.

Die Gruppe Kunterbunt tritt mit ihrem Musikprogramm "Sternenfänger-Lieder zum Abheben" auf. Außerdem gibt's Kuchen und Getränke. Der Eintritt kostet zwei Mark. ege

Wenn Wasser das Dach zur Wiese werden läßt Umweltrunde Kriftel zieht zufrieden Bilanz der großen Ausstellung rund um das nasse Element

KRIFTEL. Wolfgang Albert, Ingeborg Gollas und Siegfried Sabisch sind mehr als zufrieden mit der Resonanz der Ausstellung "Wasser und Vegetation". Wie berichtet, hatte die Umweltrunde Kriftel die Schau rund ums nasse Element ins Rat- und Bürgerhaus geholt. Auch in Vorträgen wurde für das Ziel der Ausstellung geworben: Wie kann kostbares Regenwasser genutzt werden, anstatt es in den Kanal zu leiten - wo es ohnehin nur eine zusätzliche Belastung des Netzes und später der Klärwerke ist. Außerdem sinkt dadurch der Grundwasserspiegel, entsteht die Gefahr von Hochwasser am Unterlauf der Flüsse als Folge der Flächenversiegelung. Das alles könnte das Nutzen des Niederschlagswassers zumindest vermindern.

Aber wie?

Für Haus und Garten - so eine der wichtigsten Lektionen der Bilder- und Infotafeln - empfiehlt sich der Bau einer Zisterne oder zumindest der Anschluß einer Regentonne. Wenn das Faß überfließt, versickert das überquellende Naß.

Und auch auf dem begrünten Dach ist Wasser nützlich. Dort kann es mit Hilfe eines speziellen Tonsubstrats festgehalten und gespeichert werden, so daß die Pflanzen es immer schön feucht haben. Die abfließende Wassermenge ist gering. Zudem wird die Feuchtigkeit über die Pflanzen wieder abgegeben, verbessert das innerörtliche Klima und begünstigt die Wolkenbildung. Die in Kriftel häufig vorhandenen Fertiggaragen lassen sich nur mit gering verdunstenden Pflanzen begrünen. Empfehlung: die Dachfläche bei Neubauten verstärken, damit sie die dickere Substratschicht tragen können.

Schrägdächer sind nur schwierig zu begrünen, "doch bieten die Hauswände insgesamt mehr Fläche zur Begrünung als die Grundfläche". In der Tonbildschau zur Ausstellungeröffnung, meinen die drei Macher der Umweltrunde, seien einige Hausbegrünungen gezeigt worden, "die uns nahezu verzaubert haben". Deshalb seien sie schon neugierig auf den Vortrag des Palmengartenpädagogen, der am Mittwoch, 28. April, im Rat- und Bürgerhaus erwartet wird. Traum von Wolfgang Albert, Ingeborg Gollas und Siegfried Sabisch: Viele Krifteler setzen die Ratschläge um, und das Ortsbild verwandelt sich in ein "grünes Paradies". pms

Lift blieb 22 Minuten stecken Gestern Stromausfall im Gartenfeld: Bagger zerriß Kabel

BAD HOMBURG. Zwei Frauen und ein Kind mußte die Feuerwehr gestern mittag aus den Fahrstühlen der Häuser Gartenfeldstraße 18 und 20 befreien. Die Aufzüge der achtgeschossigen Häuser waren um 13 Uhr zwischen dem dritten und vierten Stock stekkengeblieben. Bei Bauarbeiten in der Gartenfeldstraße hatte ein Bagger ein Stromkabel "voll erwischt", wie vom Energieversorgungsunternehmen Lahmeyer zu erfahren war. Die Folge: ein Stromausfall in der gesamten Weststadt. Als bei der Wach- und Schließgesellschaft, die direkt mit den Notrufen der Fahrstühle in den Häusern im Gartenfeld verbunden ist, die Alarmsignale leuchteten, wurde um 13.09 die Feuerwehr alarmiert. Drei Männer drehten von den Maschinenräumen aus die Aufzüge per Hand auf die Etagen und befreiten um 13.22 Uhr die Eingeschlossenen. Der Strom lief wieder ab 13.30 Uhr über Nebenschaltstellen. nau

Weniger Tote bei Tempo 130 Mainzer FDP-Minister: Kein Verlust an Reisegeschwindigkeit

gra MAINZ, 18. März. Eine Kombination aus Geschwindigkeitsbeschränkungen (Tempo 130) und tagsüber zeitlich begrenztem Überholverbot für Lastwagen über 2,8 Tonnen hat die Unfallzahlen auf einem rund 200 Kilometer langen Abschnitt der Autobahn A 61 in Rheinland- Pfalz um 16 Prozent gesenkt. Die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten auf dem Streckenabschnitt zwischen den Landesgrenzen zu Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ging sogar um 30 Prozent zurück. Nach der Auswertung eines einjährigen Pilotprojektes kündigte der Mainzer Verkehrsminister Rainer Brüderle (FDP) am Donnerstag eine unbefristete Fortsetzung der seit 1991 geltenden Verkehrsbeschränkungen an.

Die A 61 gilt als Hauptverbindung zwischen den Niederlanden und dem süddeutschen Ballungsraum. Die Strecke ist im Durchschnitt von 50 000 Fahrzeugen, davon beinahe 40 Prozent Lastwagen frequentiert. In Spitzenzeiten werden 80 000 Fahrzeuge gezählt. Nachts beträgt das Lkw-Aufkommen bis zu 75 Prozent des Gesamtverkehrs.

Mit dem Überholverbot und den Geschwindigkeitsbeschränkungen, die lediglich auf dreispurigen Teilstücken und einem Streckenabschnitt zwischen Bingen und Alzey aufgehoben sind, habe das Land auf "eine unheilvolle Unfallentwicklung reagiert," sagte Brüderle. Die A 61 habe vor den Einschränkungen einen überdurchschnittlichen Anstieg der Unfallzahlen, bei Unfällen mit Personenschäden sogar bis zu über 60 Prozent gehabt. Die Verkehrsregelung hat nach der Untersuchung "keinen Verlust an Reisegeschwindigkeit" gebracht. Der Verkehrsfluß habe sich vielmehr durch beide Maßnahmen "homogenisiert". Spitzengeschwindigkeiten seien reduziert worden. Langsamfahrer würden im gleichmäßigen, nicht durch überholende Lastwagen und rasende Personenwagen gestörten Verkehrsfluß schneller "mitschwimmen".

Kommentar

Die desolaten Tanks der US-Tankstelle wurden 1989 stillgelegt. Erst 1992 beginnen die Zuständigen, die Kontamination im Boden zu "entdekken", die man doch längst hätte vermuten können angesichts des Zustandes der Behälter. Im Landratsamt läßt man, erst durch öffentliches Aufsehen Mißtrauen angebracht veranlaßt, Untersuchungen vornehmen. Das Bundesvermögensamt und die US-Armee handeln ebenfalls nur schleppend und benötigen ihrerseits Druck von Amts wegen, um Abhilfe zu veranlassen. Die Öffentlichkeit wird derweil mit Informationen über die brisante Altlast nicht behelligt. Wenn das bedeutet, daß die Behörden die Probleme jederzeit im Griff hatten, wie Eyerkaufer glauben machen will, dann ist höchstes Mißtrauen angebracht. ALEXANDER POLASCHEK

Atomklausur in Bonn: Der Einstiegin die Revolution?

Ginge es nach dem Kanzler, könnte der Präsident des Deutschen Atomforums, Claus Berke, den heute abend beginnenden Gesprächen über einen parteiübergreifenden Energiekonsens gelassen entgegensehen. Atom-Lobbyist Berke hatte den Regierungschef Mitte Januar schriftlich gebeten, dafür zu sorgen, daß auch in Zukunft der Bau von Kernkraftwerken möglich bleibt. Kürzlich erhielt Berke Von Peter Ziller (Bonn) Post aus dem Kanzleramt. Die Regierung strebe in Gesprächen unter anderem "einen Konsens über Streitlosstellung des Betriebs der bestehenden Kernkraftwerke, konkrete Optionen für den Bau neuer Kernenergieanlagen, die zügige Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen MOX-Brennelementefertigung in Hanau und die Weiterführung der Entsorgungsprojekte bei Salzgitter und Gorleben an". Herz, was begehrst du mehr!

Des Kanzlers Antwort kann Berke die Sorgen aber trotzdem nicht nehmen. Zumindest jeder zweite Bundesbürger lehnt die nukleare Stromerzeugung als zu gefährlich ab, Parteiprogramme verpflichten SPD und Grüne zum Ausstieg - und Ende 1994 wird im Bund gewählt. Vielen in der Stromwirtschaft steht der Sinn deshalb in erster Linie nach Garantien für den Weiterbetrieb ihrer teuren Anlagen. Anderen reicht das nicht. Und der Anlagenhersteller Siemens will wissen, ob es überhaupt noch Sinn macht, neue Kraftwerksgenerationen zu erforschen.

Auch das Pro-Atom-Lager ist gespalten. Friedhelm Gieske, Vorstandschef beim Energie-Riesen RWE, und Klaus Piltz, Konzernlenker der Veba, gehören zu den Bescheidenen. Die beiden hatten im November angeregt, Kohl möge zwischen Atomkraftbefürwortern und -gegnern vermitteln. Dies war die Inititialzündung für den schwarz-rot-grünen Energiegipfel, zu dessen Besteigung später auch Stromerzeuger und -verbraucher, Gewerkschaften und Umweltverbände geladen werden. Eine "Projektbeendigung Gorleben" etwa würden Piltz und Gieske akzeptieren. Kollegen von ihnen bekennen hinter vorgehaltener Hand, daß sie von der kostspieligen Wiederaufarbeitung von Brennstäben nichts halten. Zudem fällt dabei hochgiftiges Plutonium an, das durch Einbau in Mischoxid-Brennelemente (MOX) "unschädlich" gemacht werden muß.

Vor allem im Norden und Westen Deutschlands angesiedelte Elektrizitätswerke haben den Streit über Entsorgungsnachweise, Zwischenlagerkapazitäten und Endlager satt. So auch das RWE und die Veba, die Meiler in rot-grün regierten Ländern betreiben. Klagen über einen "ausstiegsorientierten Vollzug" gehören zum Repertoire. Geschimpft wird am liebsten auf Hessen-Minister Joschka Fischer (Grüne), der die Fertigstellung der MOX-Anlage bei Siemens in Hanau wegen Sicherheitsbedenken blockiert.

Piltz und Gieske schrieben dem Kanzler nach intensiven Kontakten mit Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD). Aus Gesprächen hätten sie den Eindruck gewonnen, daß die erhobene "pauschale programmatische Forderung des ,Kernenergie-Ausstiegs&rquote; auf ein geordnetes Auslaufen der heute genutzten Kraftwerke präszisiert und Kernenergie als eine Option . . . sehr wohl akzeptiert werden könnte". Heftige Kritik löste der Vorstoß bei süddeutschen, stärker in der Atomkraft engagierten Erzeugern aus. Bayernwerk-Chef Jochen Holzer hielt Piltz vor, durch verwirrende Äußerungen die These zu stützen, hier gehe es um einen "Einstieg in den Ausstieg".

Die internen Differenzen in der Strombranche werden die 16 Politiker, die heute auf dem Bonner Venusberg zusammenkommen, nicht beschäftigen. In der ersten Runde wollen die Parteien Ablauf, Themenkatalog und den Zeitrahmen abstecken. Die gesellschaftlichen Gruppen werden erst später einbezogen.

Präsent aber ist die ökonomische und ökologische Basis allemal. Bedingungslosen Pro-Atomkurs repräsentiert das von der CSU-Delegation eingebrachte Papier. Die Bayern wollen aktive Meiler am Netz lassen, solange dies technisch machbar ist, und sie fordern Bund und Länder auf, "ehestmöglich die Voraussetzungen" für die Errichtung neuer, sicherheitstechnisch fortentwickelter Blöcke zu schaffen. Auch die CDU beharrt wegen des Klimaschutzes - die 20 deutschen Atomblöcke ersparen der Umwelt jährlich 150 Millionen Tonnen Kohlendioxid - auf Atomkraft. Sie macht aber ein kleines Zugeständnis: Über die Festlegung von Regelbetriebslaufzeiten könne man reden.

Die SPD verlangt eine Themenerweiterung. Sie will nicht nur über eine Zukunft ohne Kernspaltung und Wiederaufarbeitung sprechen, sondern zugleich die Weichen für einen ökologischen Umbau stellen. Die Stichworte: effiziente Stromerzeugung, Umsteuern beim Verkehr, Sparen im Wärmesektor. Und weil dies viel Geld kostet, das der Staat nicht hat, regen sie ein Ökosteuersystem an. Eine Option auf "inhärent sichere Reaktorlinien" wollen die sechs SPD-Unterhändler nicht querschreiben. Diese Frage sei von "späteren Generationen zu entscheiden".

Die Grünen bestehen auf dem "Sofortausstieg" über ein kurzfristig ablaufendes Ausstiegsprogramm für jede einzelne Anlage. Die FDP plädiert für den Umstieg "auf andere, weniger risikoreiche Energiequellen", aber ohne Hektik.

Die auseinanderklaffenden Positionen verbieten Illusionen. Der Konsens über die Atomtechnik wird in dieser Legislaturperiode nicht zustandekommen. Die heimliche Chance liegt im breiter angelegten Themenkatalog. Alle fordern den rationelleren Umgang mit Energie und mehr Unterstützung für erneuerbare Energien.

Das gemeinsam von Wirtschaftsminister Rexrodt und Umweltminister Töpfer formulierte Positionspapier widmet diesem Thema mehr Raum als den nur mit Akzentverschiebungen versehenden Glaubenskenntnissen zur Atomkraft. Nach zehn Jahren energiepolitischer Abstinenz besteht Aussicht auf eine Wende. "Ob in acht, zwölf oder 16 Jahren das letzte AKW abgeschaltet wird, ist nicht entscheidend", sagt Baden-Württembergs Umweltminister Harald B. Schäfer (SPD). Doch das Umsteigen auf neue Systeme koste Zeit und Geld, deshalb müsse nun der Einstieg in die Energie-Effizienz-Revolution gelingen.

Gleisbauarbeiten auf der Schweizer Straße

Wegen Gleisbauarbeiten wird die Schweizer Straße vom 3. bis einschließlich 18. April zwischen Schwanthaler- und Textorstraße stadtauswärts gesperrt.

Wie die Straßenverkehrsbehörde mitteilt, wird in dieser Zeit der Verkehr vom Schweizer Platz über die Oppenheimer Landstraße und die Textorstraße umgeleitet. Ortskundigen Autofahrern wird geraten, diesen Bereich dann weiträumig zu umfahren. enk

Klose will "Zacken zulegen" SPD-Bundestagsfraktion konzentriert sich auf fünf Bereiche

hll BERLIN, 18. März. Die SPD-Bundestagsfraktion will sich bei ihrer parlamentarischen Arbeit bis zur Bundestagswahl 1994 auf fünf Schwerpunkte konzentrieren. Bei einer zweitägigen Klausur der 239 sozialdemokratischen Abgeordneten in Berlin wurden diese Themen beschlossen: Industriepolitik, Arbeitsmarkt, Energie/Umwelt, innere Sicherheit und Außenpolitik. Dies gab der parlamentarische Geschäftsführer Peter Struck am Donnerstag zum Abschluß bekannt. Außerdem hat Fraktionschef Hans-Ulrich Klose seine zeitweise in Frage gestellte Führungsfähigkeit bestätigt, wie Teilnehmer der Sitzung allgemein anerkannten.

Klose sagte in seiner Rede: "Wir wollen mit einem neuen Reformkurs gesellschaftlichen Fortschritt möglich machen." Die Bundesregierung habe "Entsolidarisierung" und damit "Spaltung in unsere Gesellschaft hineingetragen". Wenn das so weitergehe, werde es in Deutschland "massiven Unfrieden" geben. Die SPD wolle dem einen "reformpolitischen Neuanfang" entgegensetzen.

Die Bundestagsfraktion brauche sich nicht "kleiner zu machen als sie ist", sagte Klose zu Kritikern der parlamentarischen Arbeit. Es sei beschlossen worden, jetzt die Themen zu bündeln. Klose wies erneut den Vorwurf zurück, er betreibe einen "Schmusekurs" mit der Bundesregierung. Der Hamburger Klose sagte zudem, er wolle sich bemühen, "weniger hanseatisch" zu sein und sei im Umgang mit der Regierung "bereit, einen Zacken zuzulegen". Die Opposition habe "das bessere Programm, die besseren Leute und wir machen es auch besser", sagte Klose.

In der Diskussion war das Bemühen der Abgeordneten erkennbar, "nicht ewig herumzustreiten, sondern sich zusammenzuraufen", wie einer sagte. Abgeordnete aller Gruppierungen äußerten sich am Ende der Diskussion zufrieden mit Verlauf und Ergebnissen. Journalisten, die die Klausurtagung von außen verfolgten, waren "enttäuscht, daß es keinen Zoff gab", wie ein Reporter sagte.

Über die jüngsten Nachwehen der SPD aus der Zeit der Barschel-Affäre sei nicht diskutiert worden, sagte Klose. Es gebe bei den Abgeordneten keinen Aufklärungsbedarf zum Verhalten des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten und Kanzlerkandidaten Björn Engholm in der Affäre. (Weiterer Bericht Seite 4)

Chemiekonzerne Sicherheit kein Thema

Nein, für den Chemiekonzern BASF ist die Sicherheit der Anlagen auch nach der nicht abreißenden Kette an Störfällen beim Konkurrenten Hoechst kein Thema für die Bilanzpressekonferenz. Firmenchef Jürgen Strube beklagt auf entsprechende Fragen allenfalls, die "Skepsis und wachsende Verunsicherung" der Bürger gegenüber dem "technischen Fortschritt" in der Chemie. Das "günstige Innovationsklima", das er für den Standort Deutschland einfordert, werde durch solche Unfälle "nicht gerade gefördert".

Wie wahr! Wahrscheinlich würden sich vergleichbare Vorgänge in Ludwigshafen sogar noch ungünstiger für das örtliche Innovationsklima auswirken als in Höchst. Immerhin erstreckt sich das BASF-Firmengelände mit seinen etwa 400 genehmigungspflichtigen Anlagen über 6,5 Quadratkilometer überwiegend auf innerstädtischem Gebiet. Auf der anderen Seite hat die enge Symbiose von Stadt und Werk aber auch den Informationsaustausch positiv beeinflußt. So hat das Unternehmen mit der Stadt Ludwigshafen seit 1980 ein Meldeverfahren für alle Betriebsstörungen festgelegt. Jedes Ausrücken der Werkfeuerwehr wird automatisch dem Gewerbeaufsichtsamt gemeldet. "Eine der wichtigsten Aufgaben bei Eintritt einer Gefahrenlage" sei "die schnellstmögliche Warnung der Bevölkerung", heißt es in einer Firmenbroschüre.

Tatsächlich kann der BASF zugute gehalten werden, in ihrer Informationspolitik und auch im Umgang mit grünen Kritikern etwas offener vorzugehen als die Konkurrenz in Höchst und Leverkusen. Der jährliche Umweltbericht der Firma ist ein Beispiel dafür. Wie ehrlich man es jedoch tatsächlich mit der Öffentlichkeit meint, zeigt sich aber wohl erst, wenn wirklich einmal etwas Ernstes passiert.

Gemeinsam ist den drei Chemie-Riesen, daß sie staatliche Auflagen und Vorschriften stets als fortschrittsfeindliche Hemmschuhe geißeln. Bestes Beispiel sind die gebetsmühlenhaften Klagen über umständliche Genehmigungsverfahren etwa für Gentechnik-Anlagen. Man fragt sich, ob immer erst ein neues Tschernobyl, Seveso oder Sandoz laufen muß, bevor die Chemie-Bosse bereit sind, über staatliche Sicherheitsauflagen und -kontrollen mit sich reden zu lassen.

Die Großchemie hat die zehn fetten Jahre durchaus auch dazu genutzt, in Umweltschutz und -sicherheit zu investieren. Die Manager wissen inzwischen, daß eine Vernachlässigung dieser Gebiete rasch zum ökonomischen Eigentor werden kann. Jetzt sind aber erst einmal magere Jahre angesagt. Die Verantwortlichen an Rhein und Main sind gut beraten, wenn sie bei ihrem nötigen Sparkurs die Sicherheitskosten ausklammern. Die Diskussion darüber, ob bestimmte ältere und riskante Anlagen noch etwas in städtischen Zentren zu suchen haben, wird nämlich auch in Zeiten schmaler Gewinne zunehmend geführt werden. rb

MEISTER ADEBAR ist wieder da: Im Naturschutzgebiet Bingenheimer Ried beiEchzell im Wetteraukreis balzt ein Weißstorchenpaar. Es baut bereits seinNest aus. Das Paar ist nach Auskunft der staatlichen Vogelschutzwarte das erste in Hessen, das mit Vorbereitungen zum Brüten begonnen hat. Möglich wurde dies, weil man Teile des 85 Hektar großen geschützten Gebietes unter Wasser setzte. Dadurch finden die Störche genügend Nahrung für ihre zwei bis vier Küken. Sie vertilgen täglich mitunter vier Kilogramm Regenwürmer, Schnakenlarven und Kaulquappen, später dann auch Insekten, Amphibien und Mäuse. Durch den drastischen Rückgang von feuchten Wiesen und den Einsatz von Pestiziden ist der Storchenbestand so stark zurückgegangen, daß 1992 in Hessen nur ein Weißstorchenpaar bei Niederaula und ein weiteres bei Heldra an der ehemaligen Zonengrenze je zwei Küken aufpäppeln konnte. In Deutschland wurden 1991 noch 3800 Weißstorchenbrutpaare gezählt.

MARGARET von Hessen und bei Rhein, Prinzessin aus dem Hause der Großherzöge und Landgrafen von Hessen-Darmstadt, feierte gestern in Schloß Wolfsgarten bei Langen (Kreis Offenbach) ihren 80. Geburtstag. Die "Königliche Hoheit" aus schottischem Adel, deren Liebe der Musik gilt, widmete ihre Arbeit und ihr Vermögen vor allem sozialen Aufgaben. So war sie von 1952 bis 1967 Vizepräsidentin des Landesverbandes Hessen des DRK und gehörte dem Weltpräsidium des Roten Kreuzes an. Die Prinzessin, 1913 in Dublin geboren, ist mit der britischen Königsfamilie verwandt.

Kinder sollen Mut schöpfen Aktion von "Mücke" und Funk

Den Kindern gehört die Zukunft. Sagt man. Viele sehen aber schon heute keine Zukunft mehr für sich. Es ist die von Negativschlagzeilen dominierte Zustandsbeschreibung unseres Planeten, welche den Kindern die Zuversicht raubt, Ängste weckt. Daß die Erde krank ist, macht auch Kinder krank.

Ein Gegenbild zu entwerfen zu der fatalistischen Endzeitstimmung, zu zeigen, daß der Weltengang zumindest im kleinen korrigierbar ist, das ist das Ziel einer bundesweiten Kampagne, zu der Kinderzeitschriften, die Redaktionen von TV- und Hörfunkprogrammen, der Kinderschutzbund und das Frankfurter Kinderbüro aufrufen. "Mut-Mach-Aktion" nennen die Initiatoren ihre Aufforderung, mit Einzel- oder gemeinschaftlichen Aktionen für Natur und Umwelt sich zu engagieren, den eigenen Spielplatz vor der Haustür zu erstreiten, für ausländische Mitbürger sich einzusetzen, die Not von Flüchtlingskindern zu mildern.

Die eindrucksvollsten Aktionen, die in Wort oder Bild, mit Hilfe von Ton- oder Videokassetten dokumentiert werden sollen, werden anläßlich des Weltkindertages am 20. September in Frankfurt präsentiert.

Bereits jetzt liegen der Redaktion der Kinderzeitschrift "Mücke", einer der Initiatorinnen der Kampagne, etwa 20 Bewerbungen vor. Ein Beispiel für das Kinder-Engagement: Als der vor Rostock liegende Frachter Likedeeler, der als Jugendzentrum und Schullandheim unter Kindern gleichermaßen beliebt ist, aus Kostengründen geschlossen werden sollte, riefen die Kinder in bester Piratentradition zum Kampf. Erfolgreich: Davon können sich die Kinder überzeugen, deren Aktion der erste Preis zuerkannt werden wird. Sie erwartet ein Abenteuerwochenende auf dem Frachter.

Weitere Preise: Ein Besuch im Kindermuseum auf Schloß Lenzbug im schweizerischen Kanton Aargau, Lesungen mit Kinderbuchautoren sowie Spiele und Bücher.

Während der laufenden Aktion informiert an jedem Sonntag vormittag "Dinos Kinderradio" des Hessischen Rundfunks über den Stand der Kampagne.

Informationsmaterialien enthält die März-Ausgabe der Zeitschrift "Mücke", Postfach 57 20, 6200 Wiesbaden. Rufnummer 0611 / 58 02 - 66.

Die Bewerbungen sind zu richten an die genannte Redaktion oder an den Hessischen Rundfunk, Dinos Kinderradio, Bertramstraße 8, 6000 Frankfurt 1. Einsendeschluß ist der 31. Juli. sar

Kleine FR

Zwei Einbrüche in Neu-Anspach NEU-ANSPACH. Schmuck, Videokamera und Fotoausrüstung im Wert von 10 000 Mark nahmen Einbrecher mit, die am Mittwoch tagsüber in ein Haus am Alten Anspacher Weg einstiegen. In der Bahnhofstraße wurden in der Nacht zum Mittwoch aus einem Geschäft Schuhe und aus der Kasse 300 Mark gestohlen.

Basar "Rund ums Kind" WEILROD. Die Aktion "Spielplatz" veranstaltet am Samstag, 20. März, von 14 bis 16 Uhr einen Basar "Rund ums Kind" im Sportheim Hasselbach. Der Erlös ist für den Spielplatz bestimmt; wer noch Ware in Kommission geben möchte, meldet sich unter Tel. 0 60 83 / 21 86 oder 21 01.

Versammlung der Tänzer NEU-ANSPACH. Der TSC Grün-Gelb hat heute Mitgliederversammlung. Die Neuwahl des Vorstandes steht im Mittelpunkt des Treffens, das um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Westerfeld, Kransberger Straße, stattfindet.

Rhetorik-Kurs im Frauentreff NEU-ANSPACH. Einen Rhetorik-Kurs veranstaltet der Frauentreff am morgigen Samstag im Ärztehaus. Der Kurs dauert von 10.30 bis 17.30 Uhr; Voranmeldung ist nicht notwendig. Die Teilnahme kostet 60 Mark; Mitglieder zahlen zehn Mark weniger.

Die Chance nutzen

Die Internationale Atomenergiebehörde und der UN-Sicherheitsrat wollen den Nordkoreanern die Türe offenhalten: Noch können sie ihre Entscheidung, aus dem Atomwaffensperrvertrag auszutreten, rückgängig machen. Ein Treffen zwischen US-amerikanischen und nordkoreanischen Vertretern in Peking hat zwar keine Lösung des Konfliktes gebracht. Aber immerhin: Solange geredet wird, wird nicht geschossen. Die Regierungen der USA und Chinas haben erkannt, daß der Streit mit Nordkorea ohne ihre Hilfe nicht beendet werden kann.

Die Situation auf der koreanischen Halbinsel hat sich ein wenig entschärft. Das Militärmanöver im Süden ist beendet und die USA ziehen ihre zusätzlichen Soldaten wieder ab. In Nordkorea hat die Regierung der Bevölkerung die nächtlichen Verdunklungsübungen erlassen. In dieser Situation ist es unverantwortlich, daß ein demokratischer Kongreßabgeordneter in Washington einen Militärschlag gegen nordkoreanische Atomanlagen forderte. Natürlich muß die IAEO darauf bestehen, daß Nordkorea seine Anlagen für Inspektionen öffnet. Aber diese Öffnung läßt sich nicht militärisch erzwingen.

Die diplomatischen Versuche, Nordkorea zum Einlenken zu bewegen, sind längst noch nicht ausgeschöpft. Rußland hat jetzt ein Treffen der sechs am meisten von diesem Konflikt betroffenen Staaten vorgeschlagen. Obwohl China, Rußland, USA und Japan jede Menge anderer Sorgen vor (und hinter) der eigenen Haustüre haben, müssen sie diese Chance nutzen. Sonst könnte es gefährlich werden. tst (Tokio)

IG Metall warnt vor Panik im Maschinenbau

cri FRANKFURT A. M. Die aktuelle Krise im Maschinenbau sollte durch eine "Kurzarbeits-Großoffensive" bekämpft werden und dürfe nicht zu einem personellen Kahlschlag in dieser Branche führen. Dies fordert der Vorsitzende der IG Metall, Franz Steinkühler. Er reagiert damit auf die Ankündigung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), daß 1993 möglicherweise noch einmal 80 000 Stellen in Westdeutschland und 40 000 in den neuen Ländern wegfallen könnten. Die Unternehmen dürften jetzt nicht aus kurzfristikem Kalkül und nervöser Krisenstimmung heraus auf ihr "wichtigstes Kapital", den qualifizierten Facharbeiter, verzichten, mahnt der Gewerkschafts-Chef.

Die IG Metall schlägt daher vor, daß Gewerkschaft, VDMA und Bundesanstalt für Arbeit gemeinsam nach einer Lösung suchen, wie die Kurzarbeitsphase für den Maschinenbau am besten genutzt werden könne. Nach Ansicht Steinkühlers müssen die Fabrikstrukturen fortentwickelt werden. Für Panik sieht er keinen Anlaß, zumal selbst bei fünf Prozent weniger Produktion das Niveau 1993 immer noch über dem hohen von 1988 liegen würde.

Das Wetter

Wetterlage Hinter einer südostwärts abziehenden Kaltfront fließt frische Meeresluft nach Deutschland. Sie kommt im Laufe des Freitags rasch in den Bereich eines Hochs, das sich von Frankreich her nähert. Vorhersage bis Samstag früh Zunächst im Süden vielfach stark bewölkt und etwas Regen, im Norden wechselnde Bewölkung und vereinzelt Schauer, im Tagesverlauf von Westen her zunehmend sonnig und trocken.

Tageshöchsttemperaturen zwischen 10 Grad an der Küste und 17 Grad im Südwesten. Tiefsttemperaturen im Norden um 4, im Süden um 0 Grad.

Schwacher bis mäßiger, im Norden frischer bis starker Wind aus westlichen Richtungen. Wochenvorhersage Samstag: Anfangs sonnig, später von Westen starke Bewölkung und vereinzelt etwas Regen. Höchsttemperaturen im Norden um 12 Grad, sonst 15 bis 20 Grad.

Sonntag: Im Norden wechselnde Bewölkung mit Schauern. Im übrigen Deutschland stark bewölkt und zeitweise Regen. Höchsttemperaturen 10 bis 15 Grad.

Montag bis Donnerstag: Teils aufgelockerte, vielfach jedoch starke Bewölkung und wiederholt Regen. Höchsttemperaturen 10 bis 15 Grad. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 21 Amsterdam

stark bewölkt 13 Athen

leicht bewölkt 16 Barcelona

wolkenlos 19 Bordeaux

leicht bewölkt 23 Bozen

wolkenlos 22 Brüssel

stark bewölkt 11 Dublin

stark bewölkt 8 Helsinki

leicht bewölkt 7 Innsbruck

leicht bewölkt 15 Istanbul

leicht bewölkt 7 Kairo

wolkig 17 Larnaka

wolkig 15 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

stark bewölkt 17 Locarno

leicht bewölkt 21 London

wolkig 15 Madrid

leicht bewölkt 17 Malaga

leicht bewölkt 19 Mallorca

leicht bewölkt 18 Moskau

Regen 3 Nizza

stark bewölkt 13 Paris

stark bewölkt 13 Rom

wolkig 15 St. Petersburg

bedeckt 2 Stockholm

stark bewölkt 9 Tunis

wolkig 18 Varna

bedeckt 10 Venedig

wolkenlos 14 Warschau

Regen 10 Wien

wolkig 18 Zürich

leicht bewölkt 17 Deutschland Berlin

bedeckt 11 Dresden

bedeckt 12 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 7 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 9 Frankfurt/M.

wolkig 13 Freiburg

leicht bewölkt 18 Garmisch

leicht bewölkt 17 Hamburg

stark bewölkt 11 Köln

stark bewölkt 11 Leipzig

stark bewölkt 12 München

leicht bewölkt 17 Norderney

bedeckt 9 Rostock

Sprühregen 9 Sylt

Sprühregen 6 Zugspitze

leicht bewölkt 0 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.31 Uhr Sonnenuntergang 18.37 Uhr Mondaufgang 4.41 Uhr Monduntergang 15.01 Uhr

Machtkampf bei TUI nimmt groteske Züge an Gesellschafter des Touristikkonzerns sorgen für Eklat und schließen sich gegenseitig aus

spi HANNOVER. Das Gerangel um die künftige Kapitalmehrheit bei Europas größtem Reiseveranstalter, der Touristik Union International (TUI) in Hannover, nimmt groteske Züge an. Die beiden miteinander seit geraumer Zeit im Clinch liegenden Gesellschaftergruppen haben sich gegenseitig als Anteilseigner ausgeschlossen (siehe FR von gestern).

Beide Seiten behaupten, im Recht zu sein. In dem erbittert geführten Streit geht es unter anderem darum, wie die TUI künftig ihre Flugreisen auf Deutschlands Charterflieger verteilt. Damit verbunden ist aber auch das Bestreben, einen neuen deutschen Reisekonzern mit umfassendem Service-Angebot auf allen Ebenen dieses Geschäftes zu schmieden.

Die eine Gruppe wird von der Westdeutschen Landesbank (WestLB), der Südwestdeutschen Landesbank und dem Düsseldorfer Charterflug-Unternehmen LTU (WestLB-Anteil: 34 Prozent) repräsentiert. Sie hat sich für rund 400 Millionen Mark kürzlich mehrheitlich bei der Poolgesellschaft Kahn eingekauft und damit den Zugriff auf insgesamt gut 40 Prozent der TUI-Anteile gesichert. Ihr gegenüber steht eine Interessensallianz, angeführt von Hapag-Lloyd, Bundesbahn, Deutscher Bank und - vorläufig noch im Hintergrund agierend - der Lufthansa. Sie kommt auf rund 35 Prozent der Stimmen. Ihr Vorwurf an die Adresse von Kahn lautet: Diese Firma habe beim Handel mit den Landesbankiers Vorkaufsrechte mißachtet. Neutralisiert sind in diesem Streit weitere 25 Prozent, die die Handelsunternehmen Quelle und Horten - ebenfalls eine WestLB-Beteiligung - gemeinsam gepoolt haben.

In dieser verfahrenen Situation hat der Vorstand der TUI gestern für den 1. April eine weitere Gesellschafterversammlung einberufen. Sollte dann wieder keine Einigung zustande kommen, bleibt den Eigentümer-Gruppen nach der Satzung offenbar nur noch ein Schiedsgericht als Ausweg. Nach den bisherigen Erfahrungen wird dann aber die unterlegene Partei alle Mittel ausschöpfen, um ihre Interessen im Zivilprozeß durchzusetzen.

Die Chancen für eine gütliche Einigung sind gestern offenbar durch das Verhalten eines Teils des TUI-Aufsichtsrats weiter gesunken. Angeblich beschloß das Gremium gegen den Willen der Kahn-Repräsentanten, die zehnprozentige Beteiligung des Touristik-Konzerns an Hapag- Lloyd an die Lufthansa zu verkaufen. Dem Versandhaus Quelle soll darüber hinaus der Direktvertrieb von TUI-Reisen erlaubt worden sein. Da die Lufthansa bei Hapag schon mit rund zehn Prozent beteiligt war und Deutsche Bank und Dresdner Bank zusätzlich je 2,5 Prozent des Hapag-Kapitals an sie weiterreichen wollen, rückt die Airline dort neben der Bundesbahn zum größten Teilhaber auf. Kahn wirft der Lufthansa vor, sie wolle zusammen mit der Bundesbahn "ihre Interessen auf dem Carrier-, Reiseveranstalter- und Reisebürosektor vernetzen" und sich mit "Hilfe der Ressourcen von TUI und zu deren Lasten eine bessere Marktposition verschaffen".

Niedersachsens Wirtschaftsminister Peter Fischer meint zu den Vorgängen bei TUI, durch den "Rausschmiß" der WestLB sei der Versuch einer feindlichen Übernahme gescheitert. Bank-Chef Friedel Neuber habe eine "empfindliche, wenn nicht sogar die entscheidende Bruchlandung gemacht".

Neue Garagen bringen die Gemüter in Wallung Stadt hat ihren Bau zur Auflage gemacht / Gefällte Bäume mißfallen den Anwohnern

HEUSENSTAMM. In einer Blitzaktion seien Bäume abgesäbelt worden, ein Kinderspielplatz verschwinde bald - Klaus- Uwe Gottschlich aus der Max-Planck- Straße zeigt sich betroffen. Und dies passiere alles wegen neuer Garagen, wo doch jeder in der Nähe einen Parkplatz finden könne.

Gottschlich kritisiert die Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes (ZVK), Besitzerin der Wohnblocks in der Max- Planck-Straße, die Mieter vor vollendete Tatsachen zu stellen. Eine Mieterversammlung zum Thema Garagen werde erst einberufen, wenn die Baugenehmigung vorliege, hatte die ZVK mitgeteilt, "die Bäume sind schon weg".

Wie eine Sprecherin der ZVK erklärte, hat die Stadt Heusenstamm der ZVK wegen der Parkplatznot zur Auflage gemacht, für Parkraum zu sorgen. Bislang gibt es auf dem Gelände nur knapp 30 Garagen für die 92 Wohnungen. Erster Stadtrat Klaus Vörkel bestätigte, daß die Stadt die ZVK seit drei Jahren zum Bau der Garagen dränge. Die Kasse will jetzt Ernst machen, im Sommer sollen sie gebaut werden. Weil die Bäume nicht während der unmittelbar bevorstehenden Brutzeit der Vögel gefällt werden dürfen, hat die ZVK eine Rodungsgenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde vorab erteilt bekommen. Das Grün wird ersetzt durch grüne Garagendächer und die intensive Bepflanzung des Geländes rund um die Häuser. Außerdem werden zwei neue Spielplätze angelegt, sagt die ZVK- Sprecherin. Ein Teil der Garagen wird wie ein Lärmschutzwall vor die Ringstraße gebaut. Dann werde es eher leiser als lauter vermutet Vörkel und widerspricht damit einer Aussage Gottschlichs.

Daß sich jemand gegen die Garagen wehrt, finden die Bewohner der Ein- und Zweifamilienhäuser rund um die Einsteinstraße "unverschämt". Sie mußten für jede Wohnung einen Stellplatz nachweisen, dieses Prinzip müsse auch für die Wohnblocks gelten. Schon 1968, so weiß man dort, habe das Kreisbauamt die Baugesellschaft daran erinnert, daß noch 76 Stellplätze auf dem Grundstück fehlen. "Das hat die Stadt damals verpennt", meinen die Hausbesitzer, die sich darüber ärgern, daß ihre Zufahrten zugeparkt sind, der Müllwagen und die Feuerwehr nicht durchkommen. pmü

Desinfektion bei der Eintracht Zunächst keine Schließung der Sportanlage am Riederwald

Der Sanitärtrakt der maroden Tribüne am Riederwald wird vorläufig nicht geschlossen. Das Gesundheitsamt hat sich zunächst einmal mit Sofortmaßnahmen zufrieden gegeben. Eine Spezialfirma war mit Desinfektionsmitteln angerückt und hatte und Umkleideräume, Duschen sowie Toiletten gereinigt. Die Einrichtungen werden jetzt für das Training der Amateursportler von Eintracht Frankfurt wieder zur Verfügung stehen, wie Eintracht-Geschäftsführer Detlef Romeiko sagte.

Das Gesundheitsamt behält sich allerdings weitergehende Schritte vor. Es wartet nämlich noch auf die Untersuchung der Bakterienabstriche, die in den Räumen genommen wurden. Die Existenz von Erregern wird von den Medizinern als Indiz für die verheerenden hygienischen Zustände in dem Tribünentrakt angesehen. Längerfristige Maßnahmen sollen am Montag mit allen Beteiligten besprochen werden.

Das Hochbauamt ist dabei, die Bauschäden zu ermitteln und den Kostenrahmen für eine gründliche Renovierung abzustecken. Eintracht-Geschäftsführer Detlef Romeiko geht davon aus, daß in die Tribüne mindestens eine halbe Million Mark gesteckt werden muß.

Harald Lochmann, Leiter des Sport- und Badeamtes, geht davon aus, daß im Sammelnachweis Bauunterhaltung des städtischen Etats Mittel für die Riederwaldtribüne zur Verfügung stünden. Für nötige Bauarbeiten biete sich die Sommerpause der Fußballer an.

Der Amtsleiter sieht allerdings die Notwendigkeit einer finanziellen Beteiligung von Eintracht Frankfurt. "Ich habe dem Verein gesagt, wenn wir was vernünftiges machen wollen, dann müßt ihr in die Tasche greifen." Geschäftsführer Romeiko hat dies zunächst einmal abgelehnt, jedoch darauf hingewiesen, daß eine solche Entscheidung vom Präsidium des Vereins getroffen werden müsse.

Für den sportpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Römer, Lothar Birzer, steht außer Frage, daß sich Eintracht Frankfurt mit "einem angemessenen Beitrag beteiligt". Der Club sei dazu zwar rechtlich nicht verpflichtet, doch gebiete die Moral "gegenüber den Steuerzahlern in dieser Kommune und den anderen Sportvereinen" ein solches Engagement, meinte er unter Hinweis auf die Millioneneinnahmen des Bundesligaclubs.

Für den Fall, daß die Tribünenräume doch noch kurzfristig dichtgemacht werden, hat das Sport- und Badeamt einen "Alarmplan" ausgearbeitet. Dann sollen die Sportler Räume in der nahgelegenen Pestalozzischule, in der Fabriksporthalle Wächtersbacher Straße und in der Eishalle am Ratsweg benutzen.

Lochmann wies den Vorwurf an die Stadt zurück, diese habe die Tribüne seit dem Kauf vor zwölf Jahren verkommen lassen. "Als wir sie übernommen haben, war der bauliche Zustand nicht viel besser", sagte der Amtsleiter. Die Stadt hatte der Eintracht die Tribüne für 1,9 Millionen Mark abgekauft. habe

NPD und Republikaner im Wortlaut: "Rednerpult betreten, wenn es interessant war" Au Wetter! - Becker und Hölzel brechen ihr Schweigen

Warum waren die NPD-Vertreter im Münzenberger Stadtparlament und die Republikaner im Wetterauer Kreistag entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten so still? Haben sie aus Unfähigkeit, Inkompetenz oder gar Dummheit fast immer den Mund gehalten? AU WETTER!" enthüllt die wahren Gründe. Die beiden hier dokumentierten Schreiben sind wirklich echt, sind Satire aus dem wahren Leben. AU WETTER! hofft, mit Heinrich Becker und Hermann Hölzel zwei ständige Freie Mitarbeiter gefunden zu haben. Ihr Interesse scheint freilich nur schwer zu wecken.

Heute im Lokalsport

&blt; Beim Fußball A-Ligisten SV Croatia setzen die Verantwortlichen nach einer turbulenten Mitgliederversammlung auf mehr Ruhe.

&blt; Wo nur Härte Erfolg bringt, bleibt das Treiben meist fair - Die rugbyspielenden Gentlemans vom SC 1880 Frankfurt streben den Aufstieg in die Zweite Liga an.

&blt; Wenn die Eisflächen im Waldstadion geschlossen werden, fürchten viele Vereine um ihre Existenz.

(Berichte Seite 25)

Außer Schulden bringen sie nicht viel an Land Die Not der bretonischen Fischer: leere Bestände, florierende Importe

Ihre verzweifelte Lage faßt Christine in einem einzigen Satz zusammen: "Den Tag, an dem alles zu Ende sein wird, kann ich mir nicht vorstellen." Sie ist die Frau eines Fischers aus Guilvinic, einem kleinen Hafen im äußersten Westen der Bretagne. Mit anderen Frauen aus dem Von Hans-Hagen Bremer (Paris) pittoresken Ort hat sie in den ersten Tagen dieses Jahres ein Komitee gegründet, das die Öffentlichkeit auf die Sorgen der bretonischen Fischer aufmerksam machen soll. Während ihre Männer hinausfuhren aufs Meer, von wo sie nach acht Tagen mit einer Ausbeute zurückkehren, die zum Leben zuwenig und zum Sterben zuviel einbringt, haben sie damit begonnen, sich zu organisieren, Nachbarn zu informieren und die Bevölkerung zu mobilisieren. Rasch sprang der Funke über auf andere Häfen und erfaßte bald über die Bretagne hinaus auch Fischereiorte in der Normandie, in der Vendée und am Mittelmeer. Am Mittwoch waren sie alle in Quimper, dem Hauptort des Departements, um am Vorabend des Treffens der Fischereiminister der EG zu demonstrieren. "Wir kämpfen alle an der Seite unserer Männer", erklärt Dominique, die Frau eines anderen Fischers.

Vielleicht war es gerade die Anwesenheit der Frauen an der Seite ihrer Männer, die dazu beitrug, daß die Kundgebung der Fischer in Quimper ohne größere Zwischenfälle verlief, während es am selben Tag in anderen Städten zu Zusammenstößen zwischen protestierenden Fischern und Gendarmen kam, wobei in Bayonne ein Polizist lebensgefährlich verletzt wurde. Doch auch der Zorn der bretonischen Fischer hat mit den Verwüstungen des Großmarktes Rungis bei Paris, den Zerstörungen von Tiefkühlanlagen in Nantes und dem Überfall auf Importlager in Boulogne-sur-Mer seine Spuren im Land hinterlassen. "Natürlich kann man Gewalt nicht billigen", sagt ein Sprecher des Komitees für das Überleben der bretonischen Fischerei, "aber den Leuten steht das Wasser bis zum Hals."

Das war in den achtziger Jahren noch ganz anders. Da erzielten die Fischer für die Kabeljau, Seeteufel, Wittling oder Seehecht, die sie nach einer Woche auf dem Meer nach Hause brachten, noch gutes Geld bei der Criée, der morgendlichen Versteigerung der angelandeten Fänge. Die wirtschaftliche Konjunktur war gut. Fisch war gefragt. Dafür sorgte nicht zuletzt die zunehmende Verbraucheraufklärung für gesundheitsbewußte Ernährung. Zudem gab es für die Modernisierung der Küstenfischerei reichlich Kredite der Banken und Strukturhilfen aus Paris und Brüssel. Bis zur Hälfte der Investitionskosten zur Beschaffung oder Modernisierung eines Bootes konnte die Förderung aus EG-Mitteln betragen. Die Rückzahlung der Kredite schien keine Probleme zu bereiten, und mit dem Bau eines Eigenheims oder dem Kauf eines neuen Autos konnten schließlich auch die Fischer Anschluß an den Wohlstand finden.

Vielleicht ist dem einen oder anderen Fischer durchaus bewußt gewesen, daß sich diese Entwicklung nicht gradlinig fortsetzen kann. Schließlich konnten sie bei ihren Ausfahrten feststellen, wie mühsam es von Mal zu Mal wurde, die Netze zu füllen, weshalb sie immer weiter hinausfahren und länger draußen bleiben mußten, um die gewohnte Menge aus dem Meer zu holen. Doch möglicherweise haben sie es nicht wahrhaben wollen, daß es anders kommen könnte. So trifft sie der plötzliche Preisverfall für Frischfische, der sich seit einigen Monaten auf bis zu 40 Prozent beläuft, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Fischer, die nach einer Woche auf dem Meer mit 1500 Franc nach Hause kommen, sind keine Seltenheit mehr. Manchen bleibt, wenn sie die fälligen Raten überwiesen haben, nur das Hungertuch. "Seit Dezember habe ich nichts mehr verdient", zitiert die Zeitung Libération einen 41jährigen Fischer von der Insel Sein.

Er wie seine Kollegen erleben das Paradox, daß die Preise, zu denen sie ihre Fänge versteigern, bei knapper gewordenem Angebot nicht steigen, sondern sinken. Natürlich wissen sie, daß die zunehmenden Importe aus EG-Ländern und von außerhalb der Europäischen Gemeinschaft das Geschehen auf dem Markt diktieren. Freilich, wenn man schon nicht umhin kann, Fische aus Spanien, Irland oder Großbritannien trotz der durch die Abwertungen von Peseta, Sterling und Punt eingetretenen Vorteile hereinzulassen - man ist schließlich in der EG, und beim Referendum über Maastricht haben die Bretonen mit großer Mehrheit mit Ja gestimmt -, so wollen sie das für Fische aus Alaska, Westafrika, Chile oder der GUS nicht gelten lassen. So blicken sie nach Brüssel, wo der Fischereiminister der scheidenden sozialistischen Regierung einen neuerlichen Anlauf unternimmt, die EG-Partner davon zu überzeugen, daß nach den Ende Februar auf Pariser Verlangen beschlossenen Mindestpreisen für bestimmte Fische aus Drittländern weitere Einfuhrsperren errichtet werden müßten, um die bretonische Fischerei retten.

Doch läßt sich die Entwicklung überhaupt noch umkehren? Großabnehmer wie Nahrungsmittelfabriken und Supermärkte haben längst andere Wege der Kommerzialisierung entwickelt. Wenn der Handel früher auf den Markt brachte, was die Fischer jeweils anlandeten, so sind die Produzenten, die Verbrauchermärkte, Ladenketten oder auch Restaurants mit tiefgefrorenen oder vakuumverpackten Fertiggerichten versorgen, auf eine regelmäßige Belieferung mit dem Rohstoff Fisch angewiesen. Das erklärt unter anderem den Boom des Fischimports aus fernen Ländern. Hinzu kommt, daß der EG-Ministerrat im vergangenen Dezember einen beträchtlichen Abbau der Fangkapazitäten der EG-Länder während der nächsten fünf Jahre beschlossen hat, um eine Erneuerung der bedrohten Bestände zu ermöglichen. So logisch dies aus Brüsseler Perspektive erscheinen mag, den bretonischen Fischern will es nicht in den Kopf, daß sie ihre Fänge reduzieren sollen, um die Bestände zu retten, wo sie sie, um selbst zu überleben, eigentlich verdoppeln müßten.

86jährige Frau starb im Höchster Hallenbad

HÖCHST. Eine 86jährige Frau bargen gestern vormittag gegen 11 Uhr zwei Männer aus dem Becken im Höchster Hallenbad an der Melchiorstraße. Sie hatten die Frau bemerkt, die leblos auf dem Wasser trieb. Sofort wurden der Notarzt und der Rettungshubschrauber Christoph 2 alarmiert. Der Arzt konnte jedoch nur noch den Tod feststellen.

Die Polizei vermutet, daß die Frau beim Schwimmen an Herzversagen gestorben ist. Nach Angaben der Kripo deutet nichts auf ein Fremdeinwirken hin. ege

Behörde: Hautreizungen nicht durch Störfall

Hautveränderungen, die eine Ärztin bei drei Kindern aus Schwanheim festgestellt hat, könnten nicht die Folge der "gelben Wolke" aus dem Gries- heimer Hoechst-Werk vom Rosenmontag sein.

Zu dieser Einschätzung kommt das Stadtgesundheitsamt nach Rücksprache mit der Ärztin. Die Kinder hatten am vergangenen Wochenende an der Schwanheimer Straße Im Auerborn mit Erde gespielt und über Hautreizungen geklagt.

Eine vom Technischen Überwachungsverein (TÜV) Hessen sofort vorgenommene Analyse der Erde habe Werte ergeben, die "weit unter der Bedenklichkeitsgrenze liegen", so Magarete Peters, Leiterin des Stadtgesundheitsamtes.

Bei den Kindern seien auch weder Verätzungen noch erhöhte Körpertemperaturen festgestellt worden. Außer leichten, bereits vorher "anbehandelten" Hautveränderungen lägen bei den jungen Patienten keine Beeinträchtigungen vor, sagte Peters. mat

Diese Mountain-Bikes sind ein Fluch. Wen der Fluch getroffen hat, erkennt man gleich am Outfit: High- Tech-Sturzhelm, kecke Stretchhose, Leibchen in schreienden Farben - und vor allem am gehetzten Blick. Diebe, die es auf das gute Stück abgesehen haben, lauern schließlich überall.

Ein Bekannter ist auch so ein Status-Strampler. Bedauernswert. Nicht einmal sein Bier in der Stammkneipe kann er in Ruhe trinken, ohne ständig aus dem Fenster linsen zu müssen, ob sich jemand an seinem wertvollen Gebirgs-Gefährt zu schaffen macht. Was Fahrrad-Fluch hat er dann noch von den 28 Gängen, dem Titanium-Rahmen und dem ergonomischen Sattel - außer, daß sie ihm den Seelenfrieden rauben?

Nichts, gesteht er ein. Und beneidet mich um meinen rostigen Uralt-Drahtesel, der vor der Kneipe neben seinem Nobelrad lehnt. Bescheiden, funktional, häßlich: So sieht das Fahrrad der Zukunft aus, erkläre ich ihm. Jeder halbwegs intelligente Mensch müsse deshalb in einer von Langfingern bevölkerten Welt von seinem Protz-Bike auf so eine Rostlaube umsatteln.

Soweit die Theorie. Als wir aus der Kneipe kommen, fehlt ein Rad. Nein, natürlich nicht das Mountain-Bike. Meines, knapp daneben. Diebe klauen schließlich nicht für dumme Kunden.

mak

Tötete Waffenhändler zwei Mitwisser? In Kassel und Limburg wurden Raketen, Munition und Stahlhelme sichergestellt

LIMBURG/KASSEL. Zwei Tote, zwei Schwerverletzte, vier Luft-Boden-Raketen, Mengen verschiedenster Munition, Funkgeräte, ein Repetiergewehr, eine Pistole und 1500 Stangen noch unverzollter Zigaretten - das ist die Bilanz zweier Aktionen hessischer Ermittlungbehörden gegen Waffenschieber und Schmuggler in Kassel und im Raum Limburg. Während die Zollfahndung in der nordhessischen Stadt gestern die Verhaftung des 47jährigen Hauptbeschuldigen mitteilte, berichtete die Staatsanwaltschaft in Limburg von insgesamt sechs Festnahmen.

LIMBURG. Die Tötung eines 33jährigen Mitwissers, eines weiteren 26 Jahre alten Mannes und unerlaubten Waffenhandel legt die Staatsanwaltschaft Limburg einem Dachdecker aus Hadamar (Kreis Limburg-Weilburg) zur Last. Der beschuldigte 30jährige war in der Nacht zum Mittwoch nach einer Verfolgungsjagd von einem Schuß aus einer Polizeipistole am Bauch verletzt und festgenommen worden.

Wie der Limburger Oberstaatsanwalt Wolfram Wiesemann am Donnerstag mitteilte, wurden Haftbefehle gegen den Dachdecker und zwei mutmaßliche Komplizen wegen des Verdachts der Teilnahme an der Tötung des 33jährigen Schreiners sowie Strafvereitelung erlassen.

Gegen drei andere am Mittwoch festgenommene Männer beantragte die Staatsanwaltschaft wegen ähnlicher Straftaten Haftbefehl. Als Hintergrund der Tötungsdelikte nimmt Wiesemann umfangreiche Waffengeschäfte an. Über die Einzelheiten seien sich die Behörden noch nicht im klaren.

Der Dachdecker habe den Schreiner offenbar erschossen, weil dieser der Polizei vom Waffenbesitz des 30jährigen berichtet habe, glauben die Ermittler nach der Vernehmung von Zeugen und Mitbeschuldigten. Bei einer Alkoholkontrolle hatten Limburger Polizisten im Januar ein Repetiergewehr, eine sogenannte Pumpgun, eine durchgeladene Pistole "RG Leopard" und eine größere Menge Munition im Wagen des später Erschossenen gefunden. Damals habe der Schreiner der Polizei erzählte, die Waffen und die Munition gehörten dem 30jährigen Dachdecker, so Wiesemann.

Dem Obduktionsergebnis zufolge wurde der 33jährige von zwei Kopfschüssen aus einer Pistole getötet. Der Todeszeitpunkt sei noch unklar. Auch im Rücken des Opfers seien Schußverletzungen festgestellt worden, die nach Angaben Wiesemanns aber nicht von der todbringenden Waffe stammen.

Die Leiche war in einen Steinbruch bei Ellar (Kreis Limburg-Weilburg) gebracht und mit Steinen abgedeckt worden. Der aus Bayern stammende Getötete lebte laut Wiesemann nach verschiedenen Straftaten, darunter ein Verstoß gegen das Waffengesetz, seit 1991 im Kreis Limburg-Weilburg.

Bei der zweiten am Mittwoch aufgefundenen Leiche, einem berufslosen 26jährigen aus Dorndorf, handelt es sich nach Angaben Wiesemanns ebenfalls um einen Bekannten des Dachdeckers. Tatmotiv und Todesursache seien noch unklar. Der Tote wurde noch nicht gerichtsmedizinisch untersucht. lhe

KASSEL. Die vier russischen Raketen und andere militärischen Gegenstände, die Zollfahnder im Keller eines Kasseler Mehrfamilienhaus sicherstellten, stammen mit "größter Wahrscheinlichkeit" aus Beständen der GUS-Truppen, die in Thüringen stationiert waren. Das haben Vertreter der Kasseler Zollfahndung und Staatsanwaltschaft am Donnerstag erklärt. Es wird davon ausgegangen, daß der 47jährige Kasseler, in dessen Wohnung und Keller die Waffen sichergestellt wurden, seit Mitte 1991 mit russischen Staatsbürgern im Raum Weimar Waffengeschäfte abgewickelt hat.

Die Ermittler haben zudem Hinweise darauf, daß der 47jährige Waffenhändler Kontakt mit Jugoslawen hatte. Eindeutige Erkenntnisse darüber, zu welchen Geschäften es mit dabei gekommen sei, habe man derzeit allerdings noch nicht, hieß es.

Wie gestern berichtet, waren die Zollfahnder auf den 47jährigen Arbeitslosen, der früher bei der Bundesbahn gearbeitet hatte, Anfang dieses Jahres aufmerksam geworden. Denn er war bei einer Schießerei mit russischen Staatsbürgern im Raum Weimar, bei der es um illegalen Zigarettenhandel gegangen sein soll, lebensgefährlich verletzt worden.

Obwohl davon auszugehen sei, daß der Kasseler den "Geschäftspartner", der ihn anschoß, namentlich kenne, habe er bisher geschwiegen, erklärte Staatsanwalt Hans-Uwe Pohl. Möglicherweise wolle der Hauptbeschuldigte verhindern, daß weitere Erkennisse über seine und andere "Geschäfte" gewonnen werden können.

Fest steht, daß die Zollfahnder eine erhebliche Anzahl militärischer Waffen und Geräte sicherstellten, und zwar nicht nur in dem Kasseler Haus, sondern auch im Schwalm-Eder-Kreis, im Odenwald und in Thüringen.

Hauptfundort war dabei allerdings das Kasseler Mehrfamilienhaus. Im Keller dieses Hauses stießen die überraschten Ermittler auf die vier, rund 1,50 Meter langen Raketen mit einem Durchmesser von acht Zentimetern. Sie können nach Angaben der Experten eine vier Zentimeter starke Stahlplatte durchschlagen. Die Splitter detonierender Raketen dieser Art seien für Menschen im Umkreis von rund 120 Metern tödlich, hieß es.

Obwohl sie im wesentlichen für den Einsatz von Bombern oder auch Hubschraubern konstruiert seien, könne man diese Raketen auch ohne technische Mittel vom Boden aus abschießen.

Sichergestellt wurden unter anderem auch rund 13 000 Schuß Munition, darunter 250 Magazine mit 30 bis 50 Schuß für Kalaschnikow-Gewehre. Beschlagnahmt wurden darüber hinaus mehrere russische Pistolen, 46 Stahlhelme, zahlreiche Uniformen, Gasmasken (zum Schutz gegen chemische Waffen), Funkgeräte, Panzerhauben.

Nach Angaben von Staatsanwalt Pohl hat der 47jährige Kasseler sich bisher weder zu den Waffen und deren Herkunft noch zu der Frage geäußert, welche Pläne er damit hatte. Er befindet sich derzeit in Untersuchungshaft. Die ihm angelasteten Verstöße unter anderem gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz können mit Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren geahndet werden. ari

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18-MAR-1993 16:25:12 Subject: hg an ausland randnotiz --------- hg an auslandredaktion hg an baz stuttgarter zeitung, f rundschau redaktion: aus aller welt

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Die Gürtellinie der Kirchtentreuen

Spanien 18.3.

Die Konservativen unter Spaniens Katholiken gegen die "materialistische" sozialistische Regierung einen absolut bemerkenswerten Sieg erzielt. Auf die Klage der "Katholischen Elternvereinigung" hat ein Gericht entschieden, dass die Plakate der Anti-Aids Kampagne des Sozialministeriums, die einen Präservativ und darunter die Aufschrift "Zieh ihn über" zeigen, illegal sind. Der Grund: Das Plakat verleitet die Jugend zum Geschlechtsverkehr und bewirkt "Sexualverwirrung". Eine Umfrage hat gezeigt, dass nur fünf Prozent der Jugendlichen dieses Plakat ablehnen. Die Sieger vor Gericht, das heisst die Erwachsenen, haben für die Jugend ein anderes Heilmittel gegen Aids: Enthaltung.

Für die Sozialministerin Matilde Fernandez ist es "unverständlich", dass ein Gericht ihre Informations-Kampagne gegen Aids stoppt. Sie hat ein zweites Plakat gutgeheissen, dass nun tausendfach ausgehängt werden soll. Es trägt die Inschrift "Lasse leben und lebe" und zeigt - oh Schreck für die Konservativen - als Krankheits- Verhütungsmittel erneut einen Präservativ. Die Plakate hängen noch nicht. Die Kirchentreuen beraten, ob sie das Leben unter der Gürtellinie nun ernsthaft in Erwägung ziehen oder wieder den Richter anrufen wollen. Vielleicht sollten sie die Jugendlichen befragen. ende.

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Namen + Notizen

GISELA FREUDENBERGER als Gründungsmitglied des Gesangvereins Einigkeit erhielt den Ehrenbrief der Stadt Kelsterbach. Katharina Schmalz und Friedrich Müller, Maria Hahn, Margot Goß, Leo Schmalz und Franz Fekl - auch sie zählen zu den Initiatoren - wurden für langjährige Vereinszugehörigkeit geehrt. Anlaß dieser Auszeichnungen war die Feier zum 40jährigen Bestehen des Vereins. Die "Einigkeit" bereichert das Kelsterbacher Freizeitangebot seit März 1953. Daß sie ihren Beitrag zum kulturellen Leben in der Stadt leiste, darüber waren sich die Festredner einig. Bürgermeister Friedrich Treutel schätzt bei den Mitgliedern des Vereins, daß "sie viel Frohsinn vermitteln und mit ganzem Herzen dabei sind". Die Atmosphäre im Gesangverein, der ein katholi scher Kirchenchor mit ökumenischer Gesinnung ist, macht sich auch bei der Jugendarbeit bemerkbar. Der Kinderchor ist mit 45 kleinen Sängern ein wichtiger Bestandteil der "Einigkeit".

Telekom warnt Kunden vor "Mitarbeitern"

ESCHBORN. "Gesundes Mißtrauen" empfiehlt das Fernmeldeamt Eschborn seinen Kunden. In den vergangenen Tagen hätten sich häufig Anrufer bei verschiedenen Postkunden gemeldet, sich als Telekom-Mitarbeiter ausgegeben und sie aufgefordert, Leitungen zu zerschneiden oder Telefonstecker herauszuziehen.

Weiter habe einer der unbekannten Täter angekündigt, Rechnungsbeträge persönlich zu kassieren. Das Fernmeldeamt dazu: "Das ist nicht unsere Arbeitsweise." Die Angerufenen sollten hellhörig werden, wenn der Anrufer Telekom-Aktivitäten ankündige, ohne daß der Kunde einen Auftrag erteilt habe. Besonders Hausbesuche seien ohne vorherigen Kundenwunsch nicht üblich.

Bei zweifelhaften Anrufen können die Postkunden unter Tel. 0 11 33 - Telekom Direkt - anrufen. dia

Im Interview: SPD-Fraktionschef Lothar Klemm Wir müssen jetzt dazulernen

Nach der verlorenen Kommunalwahl hat die hessische SPD zunächst vor allem die Bundespartei verantwortlich gemacht. Inzwischen hat aber auch eine Diskussion über Fehler und mangelndes Profil in Hessen begonnen, in der auch die Frage nach der Notwendigkeit einer Kabinettsumbildung in Hessen eine Rolle spielt. Der Wiesbadener FR-Korrespondent Richard Meng fragte den SPD-Fraktionschef im Landtag, Lothar Klemm, nach landes- und kommunalpolitischen Konsequenzen aus der Wahlniederlage.

FR: Herr Klemm, auch die hessische SPD bescheinigt sich nach der verlorenen Kommunalwahl selbst einen Mangel an sozialem Profil. Woran hakt es da eigentlich?

Klemm: Ich glaube nicht, daß es an Personen oder einzelnen Ressorts hakt. Der SPD muß es auch in Hessen mehr um soziale Politik in allen Ressortbereichen gehen, die an der Lebenswirklichkeit von Menschen ansetzt, die mit 2000 Mark Monatseinkommen nach Hause gehen und jeden Monat nur mit Ach und Krach über die Runden kommen. Die haben den Eindruck gewonnen, daß sie vernachlässigt werden. Sie müssen in den Mittelpunkt unserer Politik gestellt werden.

FR: Fehlt in der Landesregierung nicht doch die Person, die als Anwalt oder Anwältin dieser Menschen akzeptiert ist? Und fehlt nicht doch ein klassisches Sozialministerium, das 1991 bei der Regierungsbildung zwischen SPD und Grünen aufgeteilt worden ist?

Klemm: Das ist keine Frage des Ressortzuschnitts. In allen Politikbereichen müssen die Schwierigkeiten der Arbeitnehmer mehr Beachtung finden. Wir müssen den Eindruck vermeiden, daß wir uns erst um die Probleme der Leute kümmern, wenn sie aus der gesellschaftlichen Kurve gefallen sind. Unser Ansatz muß deutlich vorher liegen. Wir müssen schon ansetzen bei denjenigen, die sich abstrampeln, um die Kurve noch zu bekommen. Ein Beispiel: Nicht erst der arbeitslose Bauarbeiter ist von vorrangigem Interesse, sondern schon die illegale Beschäftigung am Bau muß bekämpft werden, die ihn arbeitslos macht.

FR: Fazit: Die Personen sind die richtigen, die Politik war falsch...

Klemm: Nein. Wir müssen dazulernen, daß Politik nicht nur in abgegrenzten Ressortsegmenten beschrieben werden darf, sondern daß sie den Menschen auf ihre Alltagssorgen Antworten geben muß. Das Gesamtprofil muß einen stärkeren sozialen Akzent bekommen.

FR: Fürs Gesamtprofil ist vor allem die Nummer eins zuständig, der Parteichef und Ministerpräsident Hans Eichel. Müßten Sie ihn jetzt nicht kritisieren?

Klemm: Nein. Gerade er hat dafür gesorgt, daß wir uns auf wichtige Schwerpunkte konzentriert haben. Jetzt geht es darum, die Leistungen der Einzelressorts stärker zu bündeln.

FR: In der Kommunalpolitik könnte es mit dem Gesamtprofil noch schwieriger werden, denn da koaliert die SPD jetzt ja queerbeet mit vielen verschiedenen Partnern. Fehlt da nicht eine konzeptionelle Klammer und ist auch das nicht ein Zeichen von Führungslosigkeit?

Klemm: Das Wahlergebnis ist sicher schwierig. Oberste Priorität aus meiner Sicht haben sichere, mehrheitsfähige Regierungskoalitionen gegen rechts in allen Kreisen und Städten...

FR: Gegen rechts auch zusammen mit der CDU?

Klemm: Nicht große Koalitionen überall, aber ausgeschlossen sind sie nicht. Priorität hat eine Koalition, die uns Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet und eine Schärfung des sozialen Profils ermöglicht. Große Koalitionen sind Notlösungen, wenn keine andere Mehrheitsbildung möglich ist oder regionale Erfahrungen nichts anderes zulassen...

FR: Nachdem regionale Erfahrungen nun in Kreisen wie Main-Kinzig und Marburg-Biedenkopf trotz rot- grüner Parlamentsmehrheiten zu großen Koalitionen führen könnten: Muß sich das nicht negativ auf die Landtagskoalition auswirken?

Klemm: Die ist stabil und kann unter dem Strich eine gute Arbeit vorweisen. Koalitionsentscheidungen in Kreisen und Städten sind keine Frage der Landespolitik. Wenn es kommunal geht, mit vernünftigen Personen und einem vernünftigem Programm, ist Rot-Grün auch dort natürlich sinnvoll. Die Offenheit der SPD ergibt sich aus neuen offenen Wahlergebnissen, die eindeutige Mehrheitsbildungen oft garnicht zulassen.

FR: Wenn Sie nun das soziale Profil betonen - soll damit auch angedeutet werden, daß das Profil der Landespolitik zu stark von den Grünen bestimmt sein könnte?

Klemm: Ich halte die rot-grüne Koalition auf Landesebene für richtig und wünsche mir auch, daß wir ihre Arbeit über die Landtags-Legislaturperiode hinaus in dieser Zusammensetzung fortsetzen können. Wenn der Eindruck entsteht, daß die Grünen sich dabei mehr profilieren als die SPD, werden wir darauf mit entschiedener SPD-Politik antworten müssen.

FR: Zumindest teilweise - wie in Kassel und Wiesbaden - hat die SPD auch wegen ihrer Kommunalpolitik stark verloren. Kann man auf dieser Basis weiter den Anspruch erheben, führende Kommunalpartei zu sein?

Klemm: Ob es immer die Politik in der Sache - wie die Verkehrspolitik - war, weiß ich nicht. Es kann auch sein, daß es manchmal einfach zu schnell ging, daß zu wenig auf die Vermittlung des Ziels geachtet wurde. Den Eindruck, daß die Politik der SPD komplett abgewählt worden ist, habe ich nicht. Und übrigens haben wir durch die Reform der hessischen Gemeindeordnung auch gerade jetzt neue Möglichkeiten, die Bürger in strittigen Fragen künftig direkt zu fragen - bis hin zum Bürgerentscheid in den strittigen kommunalen Sachfragen. Es wäre doch sinnvoll, wichtige kommunale Fragen auch während der Legislaturperiode einer Bürgerbefragung oder einem Bürgerentscheid zugänglich zu machen. Unser Programm an einem konkreten Punkt den Bürgern zur Entscheidung zu stellen, halte ich für richtig - insbesondere dann, wenn die SPD spürt, daß einzelne Programmansätze in der Bürgerschaft umstritten sind. Wenn es Gegenwind gibt, geht es nicht um Missionieren, sondern um Motivieren. Wenn man dann trotz intensiver Werbung für die eigene Position die Mehrheit der Bürger nicht erreicht, wird man auch Positionen korrigieren müssen.Europäische Fußball-Pokalwettbewerbe Möller und Kohler führten Juventus Turin ins Halbfinale Ex-Frankfurter verletzte sich und fällt für Nationalmannschaft aus / Endspiel zwischen Marseille und Mailand in Sicht

Jugendchor in der Kirche

UNTERLIEDERBACH. Das Stabat Mater von Pergolesi singt der Jugendchor der Evangelischen Kirchengemeinde am Sonntag, 21. März, um 17 Uhr in der Stephanuskirche. ege

SPD sieht Bundesbank als Bremser der Konjunktur Wirtschaftsverbände erwarten von Diskontsenkung keine bedeutende Belebung / Regierung verbreitet Optimismus

ski FRANKFURT A. M. Kritik von SPD und Arbeitnehmervertretern sowie Lob der Bonner Regierung und aus dem Ausland hat sich die Bundesbank mit ihrer neuesten Mini-Zinssenkung eingehandelt. Der sozialdemokratische Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth warf dem Haus Schlesinger wegen der Rücknahme des Diskontsatzes um nur einen halben Punkt auf 7,5 Prozent vor, die Investitionszurückhaltung zu fördern und "Bremser der Konjunktur" zu bleiben. Um die Wirtschaft aus der Rezession zu führen, hätten beide Leitzinsen, also Diskont- und Lombardsatz, mindestens um einen vollen Punkt reduziert werden müssen. Die Voraussetzungen dafür waren laut Roth gegeben. Als "überfällig, aber unzureichend" brandmarkte auch die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) den Schritt der Währungshüter. Dies sei nicht das Signal einer eindeutigen Abkehr vom restriktiven geldpolitischen Kurs, auf das man auch international wie gebannt warte, so die stellvertretende DAG-Vorsitzende Ursula Konitzer. Offenbar verstecke sich die Notenbank weiter "hinter einem zu eng interpretierten Stabilitätsziel". Diese Haltung sei bei 3,5 Millionen Arbeitslosen und zunehmender Kurzarbeit "katastrophal".

Wirtschaftsminister Günter Rexrodt glaubt hingegen, das "wichtige konjunkturpolitische Signal" aus Frankfurt sei geeignet, "die Wachstumskräfte zu stärken und den Abschwung zu stoppen". Der Diskontbeschluß werde auch den europäischen Partnern wesentliche Impulse geben, ihrerseits die Zinsen zu senken und damit ihre Konjunktur zu beleben, sagte der FDP-Politiker. Ein Ankurbeln des Wachstums verspricht sich auch Finanzminister Theo Waigel (CSU).

Mehrere Wirtschaftsverbände vertraten hingegen die Ansicht, der "vorsichtige" beziehungsweise "überwiegend symbolische Schritt" (Deutscher Industrie- und Handelstag) der Währungshüter werde sich nicht wesentlich auf die Konjunktur auswirken. Laut DIHT haben die mittel- und auch die kurzfristigen Zinsen die Diskontsenkung nämlich "schon seit einiger Zeit vorweggenommen". Auch der Sparkassenverband meint, bei abflachender Geldmengenexpansion und moderaten Tarifabschlüssen habe der Zentralbankrat den Diskont "dem gesunkenen Marktzinsniveau angenähert". Die Volks- und Raiffeisenbanken begrüßten, daß das Haus Schlesinger "dem öffentlichen Druck nach schnelleren und deutlicheren Zinssenkungen nicht nachgegeben" habe.

Vor dem Zinsbeschluß hatte die Bundesbank mitgeteilt, daß die umfassende Geldmenge M 3 im Februar im Vergleich zum vierten Quartal 1992 um 0,1 Prozent gesunken ist (bereinigte Jahresrate).

Während Frankreich den Bundesbankbeschluß als "neue Geste in die richtige Richtung" würdigte, sich diesem aber selbst zunächst nicht anschloß, nahmen auch Belgien, Dänemark, die Niederlande und die Schweiz die Diskontsätze und/ oder andere wichtige Zinsen zurück.

TGS-Jugendsportwoche soll den Nachwuchs reizen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Jugendsportwoche kontra Nachwuchsmangel: Mit dieser Rezeptur will die TGS Walldorf Jugendliche werben und an den Verein binden. Dieser zieht die Konsequenzen daraus, daß es besonders in den traditionellen Sportarten wegen stagnierender oder gar zurückgehender Zahlen in den Jugendabteilungen schwieriger wird, vollständige Mannschaften aufzustellen.

Von Montag bis Freitag, 22. bis 26. März, täglich zwischen 14.30 und 19 Uhr, werden in sechs Walldorfer Sporthallen "Schnupperangebote" offeriert. Die elf Vereinsabteilungen werden ihr eigenes Training für diese Zeit aussetzen, um Jugendlichen zwischen acht und 16 Jahren ihre jeweilige Sportart vorzustellen. Diverse Ballsportarten, Jazztanz, Gymnastik und Geräteturnen, Aikido, Bogenschießen können getestet werden. Ein Laufzettel vermerkt für jeden Teilnehmer, wie viele Bereiche er kennengelernt und wie lange er Neues ausprobiert hat. Wer am meisten Ausdauer beim Test unbekannter Sportanangebote hatte, wird am Sonntag, 28. März, mit einem Preis belohnt. Mit einem Hallenspielfest wird die sportliche Woche ab 14 Uhr abgeschlossen. Weitere Informationen: Sportwart der TGS, Roland Förstner, Telefon 06105 / 74955. asd

Kinoreife Verfolgungsjagd

endete an einem Baum

BUTZBACH. Eine krimireife Verfolgungsjagt spielte sich gestern zwischen Butzbach und Steinfurth ab. Zivilfahnder der Polizei hatten gegen 12.15 Uhr in der Butzbacher Innenstadt ein verdächtiges Fahrzeug bemerkt, dessen Fahrer ihnen aus der Drogenszene bekannt ist. Die Beamten versuchten, das Fahrzeug zu stoppen, doch dem Fahrer gelang die Flucht. Weitere Polizeistreifen wurden in die Verfolgung eingeschaltet. In Griedel rammte der Fluchtwagen ein Auto aus Gießen. In Oppershofen konnte er gestoppt werden. Der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein, rammte mit seinem Wagen das dahinter stehende Zivilfahrzeug der Polizei und flüchtete erneut. In Steinfurth umfuhr er eine Straßensperre, kam dann aber am Bahnübergang von der Fahrbahn ab und sauste gegen einen Baum. Sein Versuch, zu Fuß zu flüchten, endete in einem Garten. ieb

Kammerorchester bei "Musik im Kapellensaal"

HÖCHST. Das Höchster Kammerorchester musiziert unter Leitung von Torsten Laux am Samstag, 20. März, um 17.30 Uhr im Kapellensaal des Bolongaropalastes. Aufgeführt werden das Konzert für Oboe und Violine in c-Moll und das Brandenburgisches Konzert Nr. 3 in G- Dur von Bach sowie Pergolesis Stabat Mater.

Eintrittskarten kosten 10 Mark, für Schüler und Studenten 5 Mark. ege

"Makkaroni" und die

Ausländerfeindlichkeit

SCHÖNECK. Das Figurentheater "Hille Pupille" ist mit dem Stück "Insalata Makkaroni" am Sonntag, 28. März, ab 16 Uhr im Kilianstädter "Sternpalast" zu Gast. Das Theater will auf seine besondere Weise Kinder zum Nachdenken über das Thema Ausländerfeindlichkeit anregen.

Das Stück ist für Kinder ab vier Jahren geeignet, der Eintritt beträgt fünf Mark. Veranstalterin ist die Gemeinde Schöneck zusammen mit dem Programmkino und dem Main-Kinzig-Kreis. Ul

Nachrichten-Börse

USA versalzen Koreanern Chips Das US-Handelsministerium hat auf Dram-Computerchips aus Südkorea Strafzölle zwischen 0,74 und 7,19 Prozent verhängt, weil die Halbleiter in den Vereinigten Staaten unter dem realen Wert verkauft würden. Firmen aus dem Land der Morgenstille hatten 1991 in den USA Chips für 446 Millionen Dollar abgesetzt. Washington handelt mit mehr Defizit Das US-Handelsbilanzdefizit ist im Januar auf 7,3 Milliarden Dollar gestiegen, nachdem es im Dezember noch revidiert 6,9 Milliarden betragen hatte. Für die Ausweitung des Importüberschusses war ein starker Einbruch bei der Ausfuhr von Passagierflugzeugen verantwortlich. Viele Finnen ohne Arbeit Die Arbeitslosigkeit in Finnland ist im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,2 Punkte auf 18,8 Prozent gestiegen. Helsinki hat damit eine der höchsten Arbeitslosenquoten unter den westlichen Industrieländern. Besserung ist laut Experten 1993 wegen der sinkenden Binnenachfrage und des Zusammenbruchs des Rußland-Handels nicht zu erwarten.

Flankenschutz für Unternehmen Rexrodt hält Abgabenentlastung mittelfristig für unabdingbar

ptz BONN. Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt hält mittelfristig eine nachhaltige Abgabenentlastung von Handel und Gewerbe für unabdingbar: "An einer Reform der Unternehmensteuern kommt kein Mensch vorbei." Auch mit den im geplanten Standortsicherungsgesetz enthaltenen Beschlüssen gibt er sich nicht zufrieden. Dieses Gesetz soll noch in dieser Legislaturperiode in Kraft treten. Es sieht niedrigere Spitzensätze bei der Körperschaftsteuer vor, belastet die Unternehmen aber im Gegenzug durch weniger günstige Abschreibungsbedingungen. Über die vereinbarte Aufkommensneutralität sei das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Vehement widersetzt der Liberale sich jeder stärkeren Belastung von Firmen durch höhere Lohnnebenkosten. Eine Pflegeversicherung ohne volle Kompensation für den zu entrichtenden Arbeitgeberanteil lehnt Rexrodt ab.

Kanzleramtminister Friedrich Bohl hatte erst vor wenigen Tagen erklärt, das Arbeitsministerium werde seinen Entwurf zur Absicherung des Pflegerisikos noch vor der Sommerpause präsentieren. Der Kern des Gesetzes liegt seit Herbst 1992 ausformuliert vor. Danach kommt eine umlagefinanzierte Sozialversicherung. Arbeitnehmer und Arbeitgeber hätten den Beitragssatz von 1,7 Prozent auf Löhne und Gehälter bis zur Beitragsbemessungsgrenze (derzeit 5400 Mark) jeweils zur Hälfte zu zahlen. Union und FDP hatten vereinbart, die Unternehmen an anderer Stelle zu entlasten. Zunächst war die Einführung eines Karenztages bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall geplant. Da dies als nicht durchsetzbar gilt, wurde später erwogen, den Pfingstmontag zum Arbeitstag zu machen. Die Umwidmung des Feiertages lehnt Rexrodt ab. Dies bringe keine Kompensation bei den Lohnnebenkosten.

Für durchaus "möglich" hält es Rexrodt, daß die Treuhand die im Rahmen des Solidarpaktes vereinbarte Sanierung industrieller Kerne innerhalb ihres bestehenden Finanzspielraumes bewältigen kann. Die Treuhand darf sich bis zu ihrer Auflösung jährlich mit 38 Milliarden Mark am Kapitalmarkt verschulden.

Fünf Autos demoliert

SCHWALBACH. Fünf Autos krachten am Mittwoch kurz vor 8 Uhr aufeinander. Ein 33jähriger Frankfurter, der auf der Limesspange Richtung Bad Soden unterwegs war, mußte seinen Wagen an der Einmündung der "Schwalbacher" abbremsen. Vier Autos fuhren auf, eine Fahrerin erlitt ein Schleudertrauma. Schaden laut Polizei: 27 000 Mark. dia

Vorverkauf für

Spitzenkabarett läuft

SCHÖNECK. Das Kabarettduo "Pachl und Rating" kommt mit dem Programm "Wo andere beten - Vor uns war die Welt noch in Ordnung" am 7. Mai in den Kilianstädter Bürgertreff. Der Vorverkauf zu 15 Mark je Karte ist angelaufen. An der Abendkasse kosten die Karten 18 Mark.

Vorverkaufsstellen sind das Rathaus Kilianstädten (dienstags und donnerstags 13.30 bis 15.30 Uhr, Ruf 06 187 / 4802-0), das Programmkino "Sternpalast", die "Eisdiele" und das Café "Confetti".

Heinrich Pachl ist bekannt als "Wahrer Anton", Arnulf Rating von den "drei Tornados". Ul

Japan weißt ai-Kritik zurück

TOKIO, 18. März (AFP). Japan hat am Donnerstag die Kritik der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) zurückgewiesen, nach der das Land Asylbewerber nicht genügend Schutz biete. Ein Vertreter des Justizministeriums sagte, ein entsprechender Bericht von ai, der am Mittwoch veröffentlicht worden war, enthalte "viele Irrtümer, Mißverständnisse und auf Spekulationen beruhende Behauptungen".

"Es ist nicht richtig, daß Japan seine Verpflichtungen aus der Flüchtlingskonvention nicht erfüllt", sagte der Vertreter weiter. Er wieß die Forderung der Menschenrechtsorganisation nach einer Überprüfung des japanischen Anerkennungsverfahrens für Asylbewerber zurück.

amnesty international hatte berichtet, Japan kümmere sich nicht um Hunderte von Asylbewerbern, die insbesondere aus China vor Verletzungen der Menschenrechte geflohen seien.

"Kommst du mit?"

NIED. Das WUM-Theater spielt am Sonntag, 21. März, um 15 Uhr im Nieder Kinderhaus, An der Wörthspitze 1, das Stück "Kommst du mit nach Durian?" Eingeladen sind alle Kinder ab sechs Jahren mit ihren Eltern. Der Eintritt kostet für Kinder zwei Mark. ege

Unglück durch lose Schrauben? Hoechst-Ermittler legt Ergebnis vor / Werksüberprüfung beginnt

FRANKFURT A.M. 18. März (mat/me/ gra/AP). Zwei lose Schrauben haben vermutlich am Montag die Explosion im Frankfurter Hoechst-Werk ausgelöst, bei der ein Arbeiter getötet und ein weiterer schwer verletzt wurde. Staatsanwalt Hubert Harth sagte am Donnerstag, die beiden hätten kurz vor der Explosion eine Luke an der geschlossenen Produktionsstraße geöffnet und einen Rotor aus Metall angeschaltet, um die Anlage zu reparieren. Dabei sei Luft in die Anlage gelangt und habe ein explosives Gasgemisch entstehen lassen. Es entzündete sich offenbar, als zwei Schrauben in den Rotor fielen und Funken schlugen.

Mit rund 15 Millionen Mark Kosten muß die Chemieindustrie in Hessen allein durch die Sicherheitsüberprüfungen des TÜV rechnen, die Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) nach den Hoechst-Störfällen angekündigt hat. Wie das hessische Umweltministerium mitteilte, soll mit den Überprüfungen am heutigen Freitag im Hauptwerk der Hoechst AG begonnen werden. Zunächst sollen landesweit 100 Anlagen überprüft werden, die der Störfallanlage in Frankfurt-Griesheim vergleichbar sind. Dort waren am 22. Februar zehn Tonnen Chemikalien ausgetreten. Nach und nach sollen alle 220 hessischen Chemieanlagen begutachtet werden, die der Bonner Störfallverordnung unterliegen.

Einen "Runden Tisch" zur Sicherheit der rheinland-pfälzischen Chemieanlagen plant die Mainzer Umweltministerin Klaudia Martini (SPD). Zu dem "Dialog zwischen Industrie, Arbeitnehmerschaft und Vollzugsbehörden" sind die drei größten Chemieunternehmen im Land (BASF, Boehringer und Raschig), die Industriegewerkschaft Chemie und der Verband der chemischen Industrie gebeten worden. Dabei soll es um eine "Optimierung der Informationsabläufe" gehen.

Im Kölner Werk der Erdölchemie Gmbh wurden am Donnerstag nach Unternehmensangaben rund 200 Kilogramm Stickoxyde freigesetzt. Ein Sprecher nannte "menschliches Versagen" als Grund. (Weiterer Bericht im Lokalteil)

Im Hessenpark leben schon seit Jahren Storchenpaare / Riemen beschränken die Reiselust Die Schnäbel klappern für den Lieblingspfleger Vortrag über die Zucht der Vögel heute um 15 Uhr Von Jürgen Dickhaus

NEU-ANSPACH. Klappern hat bei ihnen nichts mit Handwerk zu tun. Hähnchen vertilgen sie gleich dutzendweise, außereheliche Liebschaften können sie vor niemandem verbergen: Der Ehering verrät auf 100 Meter, wer zu wem gehört. Und wenn sie nicht mit irgendeiner Starkstromleitung oder einem hungrigen Pfeilschützen in Mali Bekanntschaft machen, können sie über 30 Jahre alt werden: Weißstörche sind bunte Vögel, ihrem Namen zum Trotz. Kreis-Naturschutzbeauftragter Richard Mohr berichtet heute um 15 Uhr im Hessenpark über die dortigen Mieter dieser Spezies.

Vor über zehn Jahren kam Mohr auf die Idee, das Museum mit einem Fliegerhorst auszustatten - waren die Vögel doch immer schon "Obermieter" und damit Blickfang auf vielen hessischen Dorfhäusern gewesen. "Die Leute vom Hessenpark sagten dazu nur: Sehr gerne, aber packen Sie mal 'nem nackten Mann in die Tasche", erinnert sich Mohr. Die Adebare hatten sich in ganz Deutschland empfohlen und auf die rote Liste der bedrohten Tierarten setzen lassen.

Ein erfolgreiches Projekt in Wiesbaden-Schierstein machte Mohr jedoch Mut. Nach Schweizer Vorbild hatte man Störche hier erstmals nach dem Krieg wieder erfolgreich gezüchtet, aufgepäppelt und in die Natur entlassen. 1980 hielten dann tatsächlich acht Exemplare aus diesem Bestand in Neu-Anspach Einzug. Sie kamen unter die fürsorglichen Fittiche eines Hessenpark-Mitarbeiters und wurden im Gehege untergebracht.

Die Türen diese Hangars blieben allerdings verschlossen, der Duft der großen weiten Welt beschränkte sich fortan auf die Taunusluft: Um den Wegflug zu verhindern, bekamen sie Lederriemen um die Flügel gebunden - was der Teilamputation der Flügel, wie sie früher in Zoos praktiziert wurde, wohl immer noch vorzuziehen ist. Heute gibt es sechs unfreiwillig bodenständige Störche im Gehege. "Das ist keine Tierqälerei", sagt Mohr, "die Riemen scheuern nicht. Wir brauchen die Gehegetiere nun einmal, weil sie wie Magnete auf ihre freien Artgenossen wirken." Und die wolle man ja hier heimisch werden lassen. Bei einem Paar ist das bereits gelungen. Ein anderes fühlt sich zwar dauerhaft wohl zwischen all den Scheunen, Häusern und Mühlen. Die beiden leben anscheinend ausgeprochen enthaltsam - zur Arterhaltung haben sie jedenfalls noch nichts beigesteuert.

Die Bilanz kann sich trotzdem sehen lassen: Im Hessenpark wuchs die stattliche Schar von 34 Jungstörchen heran, die Park-Exemplare sind die einzigen im ganzen Kreis. Das tägliche Menü aus männlichen Eintagsküken (in Legebatterien unerwünschter "Ausschuß", das falsche Geschlecht kommt hier einem Todesurteil gleich), Fischen und Würmern genügt offenbar höchsten Ansprüchen.

Von elf Vögeln, die es trotzdem aus Neu-Anspach in die Welt hinaus zog, liegen Rückmeldungen vor. Anhand der Storchringe am Bein kam zum Beispiel heraus, daß ein Jungstorch der Kranichlinie Lufthansa Konkurrenz gemacht hatte und den bislang weitesten nachgewiesenen Trip bis ins schweizer Baselland zurückgelegt hatte - wo leider eine tödliche Stromleitung im Weg stand.

Da die Aluminiumringe recht groß sind, können sie aber auch an vorsichtigeren und also lebendigen Genossen abgelesen werden - mittels Fernrohr. Allzunahe lassen sie ohnehin niemanden an sich herankommen. Wenn Richard Mohr mit einer Feuerwehrleiter auf den Horst steigt und die Jungtiere beringt, machen sich die "Alten" regelmäßig davon. "Mitunter stolzieren sie nur gemächlich auf dem Dachfirst weg und beobachten die Aktion, bis ich wieder weg bin."

Dabei wissen sie sehr genau, wer sich ihnen nähert: Für ihre menschlichen Pfleger und natürlich den Partner haben sie immer das berühmte Schnabel-Klappern übrig - was nichts anderes als ein Begrüßungsritual ist. Storchenvater Mohr ist zwar zu selten im Hessenpark, um dessen teilhaftig zu werden. Der Liebe zu den Tieren tut das keinen Abbruch. Kritik, Störche seien im Hessenpark fehl am Platze - weil es sie niemals in dieser Gegend gegeben habe - läßt er nicht gelten: Der Flurname "Storchennest" am Ortsrand von Obernhain lasse auf frühere Vorkommen schließen.

"Außerdem sorgen sie für eine gute Geburtenrate", erklärt der Storchenvater Mohr und schmunzelt. Der Zusammenhang sei eindeutig bewiesen: Als sich die Störche rar gemacht hatten, ging es auch mit der Bevölkerungszahl bergab. Und seit sie sich hier wieder zuhause fühlen, gebe es erstmals wieder mehr Kinder.

Prozeß um Schadenersatz Siemens will vom Land 31 Millionen

WIESBADEN. Vor dem Wiesbadener Landgericht ist am Donnerstag über die Schadensersatzklage von Siemens gegen das Land Hessen wegen der Stillegung der Hanauer Plutoniumverarbeitung verhandelt worden. Die Firma will zunächst einen täglichen Gewinnausfall von 483 000 für 64 Tage zwischen Mai und August 1992 einklagen - eine Gesamtsumme von knapp 31 Millionen Mark. Die Plutoniumproduktion in Hanau ist seit Juni 1991 (mittlerweile 21 Monate) stillgelegt. Ab Mai 1992 macht das Unternehmen dabei Schadenersatzansprüche gegen das Land Hessen geltend.

Das Land hat der Firma vor dem Landgericht dagegen "Prozeßbetrug" vorgeworfen, weil Siemens aufgrund seiner Verträge mit den Elektrizitätsversorgern 1992 auch ohne Lieferung plutoniumhaltiger Brennelemente rund 90 Millionen Mark erhalten habe. Die Firma wies den Vorwurf versuchter "Doppelbezahlung" zurück.

Zum Zeitpunkt der Klageerhebung sei "nicht überschaubar" gewesen, "ob und gegebenenfalls wann bzw. in welcher Höhe eine Zahlung" durch die Elektrizitätsversorger erfolgen würde. Die Zahlung sei nur "vorläufig" gewesen und ändere rechtlich nichts an den Schadenersatzansprüchen. - Mit der Urteilsverkündung wird für 8. April gerechnet. me

DGB kündigt Gegenwehr an Kündigung des Ost-Tarifvertrags als "unverschämt" bezeichnet

ptz BONN, 18. März. Die im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zusammengeschlossenen Einzelgewerkschaften wollen die Kündigung des Stufentarifvertrages für Metallbeschäftigte in den fünf neuen Bundesländern nicht kampflos hinnehmen. "Der Tarifbruch der Metallarbeitgeber in Ostdeutschland ist der Gipfel teils verschämter, teils unverschämter Versuche, Tarifverträge zu unterlaufen, auszuhöhlen, zu umgehen", sagte der Stellvertretende DGB-Vorsitzende Michael Geuenich, am Mittwoch in Bonn. Bei einer Sondersitzung werde der DGB-Vorstand am Samstag über eine Gegenwehr-Aktion beraten. Geuenich befürchtet, daß künftig für die alten Bundesländer geltende Tarifverträge ebenfalls unterlaufen werden könnten.

Der von den Unternehmern gekündigte Tarifvertrag sieht zum 1. April eine Anhebung der Löhne um 26 Prozent vor. Die Ost-Arbeitgeber sprechen von Existenzgefahr für ihre Betriebe. Geuenich schließt nicht aus, daß im Rahmen derProteste auch zu Warnstreiks in Westdeutschland kommt. Betriebsrat will Stillegung verhindern

vs RHEINHAUSEN. Der Betriebsrat des Krupp-Stahlwerks in Rheinhausen ist zuversichtlich, die angekündigte Stillegung des Werkes und die damit verbundene Vernichtung von etwa 2200 Arbeitsplätzen noch verhindern zu können. Gemeinsam mit sechs Meistern des Werkes, die seit einer Woche aus Protest gegen die Schließungs-Pläne fasten, forderte der Betriebsrat am Donnerstag die Bevölkerung auf, am Montagabend eine Viertelstunde lang alle Lichter in Rheinhausen zu löschen. Die dann gänzlich im Dunklen liegende Stadt soll demonstrieren, wie finster die Zukunft für alle Menschen in Rheinhausen aussieht, falls das Stahlwerk geschlossen wird.

Nach Berechnungen des Betriebsrates hat der Vorstand bei der Entscheidung gegen Rheinhausen mit falschen Zahlen operiert. Mit Blick auf die leeren Kassen des Konzerns habe der Vorstand "unter wahnsinnigem Druck eine panikartige Entscheidung" getroffen, die sich bei ruhiger und vernünftiger Betrachtungsweise nicht nachvollziehen lasse, meinte der Betriebsrat Theo Steegmann. Der Betriebsrat vertraut darauf, daß das Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen McKinsey, das auf Anregung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau die Vorstandszahlen nachrechnen und "begreifbar" erläutern soll, kein "Gefälligkeitsgutachten" für den Vorstand von Krupp/Hoesch machen wird.

Wahlwerbung wird zum Ärgernis Frist bis Wochenende / Vor allem "Rechts" läßt sich Zeit

Fast zwei Wochen ist die Kommunalwahl schon her, doch die plakativen Überreste des Kampfes um die Wählergunst sind mancherorts noch zu sehen. Konterfeis und Slogans hängen nach wie vor an Laternenmasten und Ständern - vornehmlich in Ausfallstraßen, aber auch mitten in den Stadtteilen. Sehr zum Verdruß mancher Bürger, die die Monate währende Wahlwerbung schon vor dem 7. März kaum noch sehen mochten. Und jetzt lassen sich manche Parteien, vor allem die "Republikaner" und die rechten Splitterparteien, reichlich Zeit, ihre bunten Botschaften wieder einzusammeln.

Der Ärger ist verständlich, doch rechtlich ist gegen die verlängerte Werbung nichts einzuwenden. Erst zwei Wochen nach der Wahl, so Otto Brandau, stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes, müssen die Plakate verschwunden sein. Stichtag ist also der kommende Sonntag.

Und wenn die Parteien sich darum nicht scheren? "Dann räumen wir das selbst ab", sagt Brandau. Dies sei in der Regel der einfachste Weg. Mit einem Bußgeld oder einer Rechnung des Straßenbauamtes müssen die säumigen Wahlkämpfer nicht rechnen: "Die Rechtslage", so Brandau, "ist nicht so einfach." Zwar sei es überlegenswert, die betroffenen Parteien wegen einer Ordnungswidrigkeit zur Kasse zu bitten, doch der Verwaltungsaufwand würde wohl in keinem Verhältnis zum Ergebnis stehen.

Auch bei der Deutschen Städte-Reklame wurden schon empörte Anrufe registriert. Dabei hat das Unternehmen mit Plakaten an Ständern und Lichtmasten gar nichts zu tun. Nur die Reklameflächen auf städtischem Grund gehören in dessen Zuständigkeit. Und die sind "in der Woche nach der Wahl überklebt worden", versichert Geschäftsführer Traugott Wurster. Er weiß es ganz genau, weil "das planmäßig und systematisch nach einem bestimmten Klebeplan" vor sich geht. Auch Wurster, der vom Geschäft mit der Werbung lebt, stören die Plakat-Reste "ganz gewaltig". vo

Bei Unfall Kontrolleur in der U-Bahn verletzt

Auf der Eschersheimer Landstraße ist ein Drei-Wagen-Zug der U 2 mit einem Lastwagen zusammengestoßen. Dabei erlitt ein Kontrolleur, der gemeinsam mit 300 Fahrgästen in dem Zug unterwegs war, eine leichte Verletzung. Nach Darstellung des Polizeiberichtes hat der 36jährige Lkw-Fahrer den Unfall verursacht.

Der war gegen 14 Uhr in Richtung Norden unterwegs und bog in den Durchbruch an der Höllbergstraße ein, obwohl der nur für Linksabbieger aus der Gegenrichtung offen ist. Der Mercedes kollidierte mit dem von hinten kommenden U-Bahn-Zug, wobei das Glas einer Tür splitterte und den Kontrolleur unter dem linken Auge verletzte. habe

Die Lage in Nicaragua

GROSS-GERAU. "Quetzalcoal, Sandino und die Weltbank" heißt der Videofilm von Dario N. Azzellini, der sich mit der aktuellen Lage in Nicaragua nach den Wahlen 1990 auseinandersetzt und die Auswirkungen der von der Weltbank verhängten Sparmaßnahmen auf Wirtschaft und Gesellschaft kritisch beleuchtet. Der Partnerschaftsverein "Kreis Groß-Gerau - Masatepe / Nicaragua" zeigt die filmische Analyse am Montag, 22. März, um 20 Uhr im Kulturcafé. wal

Musical-Revue im Flörsheimer Keller

FLÖRSHEIM. Musical-Flair von "Evita" bis "Cats" versprühen die "Broadway Cab's" in ihrer Revue, die am nächsten Freitag, 26. März, von 20.30 Uhr an im Flörsheimer Keller (Hauptstraße) zu sehen ist. Gesang, Tanz, flotter Step und Parodien - das Ensemble tritt zu einem Kurztrip durch die Welt des Musicals an. Die drei Akteure bringen alles auf die Bühne, was Rang und Namen hat - von "Anatevka" bis hin zum "Phantom der Oper". Karten gibt es im Vorverkauf im Kulturlädchen. kkü

Zwischen Abi und Uni

KREIS GROSS-GERAU. Zu studien- und berufskundlichen Vorträgen lädt das für den Kreis zuständige Arbeitsamt Darmstadt für Donnerstag, 25. März, um 15 Uhr in sein Darmstädter Gebäude (Groß-Gerauer Weg 7) ein. An diesem Abend geht es darum, wie die Zeit zwischen Abi und Studium durch Au-pair- Aufenthalte überbrückt werden kann. wal

ug Prag für Nachrichten/Außenpolitik (Berichtigung)

Der dritte Absatz des Slowakeitextes von heute muß richtig heißen:

Cernak kündigte an, die SNS werde im Parlament in die "konstruktive Opposition" gehen. Da die HZDS über 74 der 150 Mandate im slowakischen Parlament verfügt, kann sich die Regierung damit nicht mehr auf eine Mehrheit der Abgeordneten stützen.

Bürger-Abstimmungen über Streitfragen der Kommunalpolitik fordert der Vorsitzende der SPD-Fraktion in Hessen, Lothar Klemm, im FR-Interview. Seite 30.

HÖHLER 18.03.93 AN NACHRICHTEN / AUSSENPOLITIK

Festnahme wegen "Mazedonien"

öhl ATHEN, 18. März. Zwei Deutsche und zwei Türken sind am Donnerstag am Athener Flughafen von der Polizei festgenommen worden, nachdem sie zuvor in einer Linienmaschine der griechischen Fluggesellschaft Olympic Airways für "eine freie und unabhängige Republik Mazedonien" demonstriert hatten. Nach Darstellung der Polizei entfalteten die vier Passagiere auf dem Flug von Frankfurt nach Athen ein Plakat, das in deutscher und englischer Sprache diesen Text trug. Auf Betreiben erregter griechischer Passagiere benachrichtigte der Pilot der Maschine über Funk die Polizei, die nach der Landung die vier Männer im Alter zwischen 24 und 45 Jahren festnahm. Sie sollen wegen "Störung des Luftverkehrs" vor einen Schnellrichter kommen. Griechenland blockiert in der EG seit Monaten die völkerrechtliche Anerkennung der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien unter diesem Namen, weil darin nach Athener Auffassung Gebietsansprüche auf das nordgriechische Mazedonien zum Ausdruck kommen.

HÖHLER 18.03.93

Haftung für Umsatzeinbußen Die Versicherung prüft jetzt Ansprüche gegen Hoechst AG

"Ich kaufe kaum noch etwas ein im Großmarkt", sagt Guiseppe Catuara und zeigt auf die halbleeren Kisten mit Mangos und Äpfeln. Seit am Rosenmontag die "gelbe Wolke" vom Griesheimer Hoechst- Werk nach Schwanheim herüberwehte, klagt der Obst- und Gemüsehändler über "Umsatzeinbußen bis zu 60 Prozent". Der Grund: "Die Leute denken, die Ware ist vergiftet" - und das, obwohl Catuaras kleiner, halboffener Laden nicht einmal in dem Gebiet liegt, in dem das krebserregende o-Nitroanisol niedergegangen ist, sondern einige hundert Meter weiter westlich, in Alt-Schwanheim.

Die Geschäftsleute sind sauer im Stadtteil: "Bei uns bleiben körbeweise die Brötchen liegen", berichtet Barbara Gruner von der Bäckerei Millemann. Viele Schwanheimer hätten aus Angst vor dem Gift einen Teil ihrer Familie ausquartiert oder kauften im benachbarten Niederrad ein.

Obsthändler Walther Ludwig reklamiert für die Woche nach dem Griesheimer Unglück einen Umsatzausfall von rund 3000 Mark: "Da wird es existenzbedrohend." Im Blumenladen heißt es, daß kurz nach dem Störfall fast alle der bereits bestellten Gebinde storniert wur- den "obwohl die Blumen doch aus der Innenstadt kommen". Beim Metzger ist zu hören, daß die Stammkunden aus den Nachbarstadtteilen jetzt einfach wegblieben.

"Allein das Wort Schwanheim in der Adresse reicht schon, um die Kunden abzuhalten, zu uns zu kommen", meint Jürgen Rohde, Betreiber einer Party-Service- Firma. 80 Prozent Geschäftsrückgang habe er registriert, "und dafür mache ich Hoechst verantwortlich". Das Werk hat in Schwanheim Fragebögen verteilt, in denen die Bürger erlittene Schäden geltend machen sollen. Rohde will mehrere hunderttausend Mark Schadensersatz fordern.

Doch die Aussicht auf Erfolg scheint gering: "Nach geltendem Recht sind Schadensersatzleistungen auf die Fälle begrenzt, in denen eine konkrete Eigentumsverletzung vorliegt", sagt Herbert Schilling, Vorstandsmitglied des Gerling- Konzerns, bei dem die Hoechst AG haftpflichtversichert ist. Das bedeutet: Nur wenn die Waren direkt von mit gelbem Nitroanisol-Schleim überzogen wären, könnten die Geschäftsleute nach Ansicht der Versicherungsfirma Geld bekommen. Gleichwohl, so Schilling, werde man jeden Fall "einzeln prüfen".

Ein bißchen Hoffnung, durch Verhandlungen mit Hoechst auf dem Kulanz-Wege noch etwas zu bekommen, hat Günter Desch, der Sprecher der Schwanheimer Gewerbegemeinschaft HHG. "Allerdings sagen wir auch allen Geschäftsleuten, sie sollen keine Phantasiesummen fordern, denn der Umsatzrückgang läßt sich ja in den Büchern nachprüfen." mat

Weniger Unfälle, aber mehr . . .

(Fortsetzung von Seite 15)

sich auf den sogenannten Grundnetzstraßen, wo zumeist 50 oder 60 km/h erlaubt sind.

Positiv äußerte sich die Polizei über den Rückgang der alkoholbedingten Unfälle. Auch die Unfallfluchtzahlen gingen zurück. Dennoch weist die Bilanz aus, daß beinahe jeder dritte Unfall zu Ermittlungen wegen Unfallflucht führt. Die Aufklärungsquote liegt bei 50 Prozent.

Unter Hinweis auf die Statistik über die Verwarnungs- und Bußgeldanzeigen konnte Polizeidirektor Mai keine Besserung der Verkehrsmoral erkennen. Die Polizei hat nämlich im Rahmen ihrer Überwachungsaufgaben rund 112 000 "Knöllchen" verteilt - 14,3 Prozent mehr als im Vergleichsjahr. Bei den Anzeigen ergab sich ein Plus von 10,1 Prozent.

Solche Sanktionen hält der Polizeipräsident im Interesse der Verkehrssicherheit für unumgänglich. Gemmer scherzhaft: "Die Polizei kassiert nicht, um ihre Betriebsausflüge zu finanzieren." habe

(Siehe auch Kasten unten)

Hallenfußballturnier für die FR-Altenhilfe

Das Hallenfußballturnier zu Gunsten der FR-Altenhilfe findet am morigen Samstag zum 15. Male statt. Ab neun Uhr spielen acht Mannschaften den Turniersieger in der Sporthalle des Kalbacher Freizeitzentrums Am Martinszehnten aus. Als heißer Favorit gilt Pokalverteidiger Flamenco Kamasutra, ein Team, das einen vorzüglichen Flachpaß spielt.

Hoch gehandelt werden auch die FR- Konkurrenten von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Neuen Presse. Mit Soccer Sossenheim kehrt eine Mannschaft zurück, die den Pokal in den achtziger Jahren schon zweimal gewonnen hat. Punkte wollen auch die Parlamentsmannschaft aus dem Römer und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sammeln. habe

Flexible Küche für 20 Nationalitäten Sozialdezernent Berg zu Besuch

KRONBERG. "Wie kommt ihr denn mit dem Kochen klar", fragte der Frankfurter Sozialdezernent Martin Berg bei seinem Informationsbesuch im "Haus Waldfriede" - eine naheliegende Frage angesichts von Bewohnern aus mehr als 20 Nationen.

Schweinefleisch, erfährt der Gast vom Heimleiter Otfried Weber, stehe sinnvollerweise gar nicht erst auf dem Speisezettel. Die Küche sei außerordentlich flexibel, auch dank der Zivildienstleistenden, die sich zum Beispiel mal die Zubereitung des Nationalgerichts von Vietnam schildern ließen und es dann, annähernd perfekt, auf den Tisch zauberten. "Injera", ein eritreisches Fladenbrot, sei kein Problem für die Amateurköche. Und selbstverständlich sei auch, daß Rücksicht auf andere Essenszeiten während des Ramadan genommen werde.

Das war nicht immer so. Vor fünf Jahren, als das Aufnahmeheim für minderjährige Flüchtlinge eröffnet wurde, "hing eines Tages der Fleischkäse in den Bäumen", erinnert sich die pädagogische Leiterin Doris Gießen. Spätestens da war klar, daß Rücksicht auf andere kulturelle/religiöse Gewohnheiten angebracht war.

Nicht alle sind schließlich so anpassungsfähig wie jene Israelis, von denen Martin Berg erzählte. Er hatte während des Frankfurter Weihnachtsmarktes eine Delegation zu bewirten und hielt es für unzumutbar, den Besuchern aus Jerusalem im Festzelt Rippchen mit Kraut zu servieren. Eigens zubereitete Rumpsteaks wurden aufgetischt. Zu seinem Erstaunen verschmähten sie die Israelis und wählten das nicht gerade koschere, dafür aber exotische Rippchen-Menü. hko

KOMMENTAR

Der Schock nach den Kommunalwahlen sitzt tief - vor allem bei SPD und CDU, die horrende Stimmenverluste zu beklagen haben. Die Sozialdemokraten sehen ihre personellen Felle davonschwimmen - zwei ihrer Stadträte werden wohl die Sessel räumen müssen. Und die CDU bedauert, daß es trotz der Niederlage des politischen Gegners nicht für eine bürgerliche Koalition reicht - stabile Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament sind passé. Während die Parteien die Ende nach ermutigenden Anfangserfolgen Möglichkeiten der stadtpolitischen Zukunft ausloten, um Kompromisse ringen und dabei versuchen, ihre programmatischen Maximen über die Verhandlungsrunden zu retten, dämmert den Bürgern, wie sehr sich das Gesicht der Stadt verändern wird.

Weil die Republikaner zwar als Bündnispartner ausscheiden, aber als Mehrheitsbeschaffer eine feste Größe sind, läßt sich schon jetzt ausrechnen, welche Räder in Wiesbaden zurückgedreht werden. Erstens: Die Abschaffung der Getränkesteuer, von CDU und FDP bereits beantragt. Kneipiers und alkoholdurstige Gäste werden sich freuen. Aber wie soll das Millionenloch in der Stadtkasse gestopft werden, das durch diesen Einnahmeausfall entsteht? Wer kriegt künftig weniger Zuschüsse? Welches Projekt wird gestrichen?

Zweitens: Das Ende der ökologisch ausgerichteten Verkehrspolitik. Ermutigende Anfangserfolge einer Verkehrsberuhigung durch Anwohnerparken und Straßensperrungen sind den Bürgern durch aufgezwungenen Verzicht auf liebgewordene mobile Bequemlichkeiten abgerungen worden. Alles für die Katz', Luftverschmutzung hin, Waldsterben her.

MARGIT FEHLINGER

HEUTE LESEN SIE

Kurden in der Türkei Hoffnung auf Frieden Seite 2

Leitartikel Bremsversuch für Bosnien Seite 3

Abschiebung 14jähriger Türke mußte gehen Seite 4

Ägypten Aufruhr in Slums Seite 5

Feuilleton Frida Kahlo in der Schirn Seite 8

Medienrundschau Streit um ARD-Struktur Seite 11

Wirtschaft TUI-Machtkampf eskaliert Seite 13

Kulturspiegel Bouabré im Portikus Seite 27

Hessen Krankenpflege-Kongreß Seite 30

Freie Aussprache Seite 9

Fernsehen und Funk Seiten 10+11

Börse Seite 16

Roman Seite 26

Filmspiegel Seite 29

Umweltpolitik im Kreis

GROSS-GERAU. Kein Patentrezept, doch ein geschärftes Problembewußtsein soll Ergebnis des "round-table-Gesprächs" sein, zu dem das Umweltbüro Rhein-Main für Dienstag, 23. März, 20 Uhr ins Kulturcafé einlädt. An den Beispielen Regionalplanung und Verkehr sollen Schwerpunkte der Umweltpolitik im Kreis verdeutlicht werden. wal

Kripo fand bei Mann Kokain für 10 000 Mark

BAD HOMBURG. Kokain im Verkehrswert von rund 10 000 Mark, dazu eine kleinere Menge Haschisch und Utensilien zum Portionieren der Drogen fand die Kripo gestern in der Wohnung eines 37jährigen Bad Homburgers. Bei der Durchsuchung, bei der auch der Rauschgifthund der Königsteiner Polizei zum Einsatz kam, wurden die Ermittler auf einen 21jährigen Bekannten aufmerksam. Beide Männer wurden festgenommen. Der Haftrichter nahm den Älteren in Untersuchungshaft, während der Jüngere auf freien Fuß gesetzt wurde.

Die Polizei hatte einen anonymen Hinweis auf den 37jährigen erhalten, der vor einiger Zeit in einer Diskothek Kokain zum Kauf angeboten hatte. tom

Betrüger versuchen, gelbe Säcke zu verkaufen

DIETZENBACH. Die Dietzenbacher Stadtverwaltung warnt vor unbekannten Betrügern, die in der vergangenen Tagen versucht haben, gelbe Müllsäcke an der Haustür zum Verkauf anzubieten.

Das städtische Amt für Umwelt, Tiefbau und Abfallwirtschaft weist darauf hin, daß die Kunststofftüten kostenlos im städtischen Betriebshof an der Max- Planck-Straße 13 bis 15 sowie im Amtsgebäude am Theodor-Heuss-Ring 56 ausgegeben werden. Sie sollen dann genutzt werden, wenn die zur "gelben" umgerüsteten grünen Tonne für die Verpackungen mit dem Grünen Punkt nicht ausreicht. fin

Im Bauhof wird am Brunnenmodell gebastelt

SELIGENSTADT. Derzeit wird im städtischen Bauhof an einem Modell für den umstrittenen geplanten Brunnen "Dreiklang" gebastelt, der auf dem Marktplatz errichtet werden soll. Beteiligt sind der Künstler und die städtischen Arbeiter.

Der Magistrat plant, das Modell im Maßstab eins zu eins vor dem Rathaus aufzustellen, damit sich die Seligenstädter selbst ein Bild davon machen können. Bürgermeister Rolf Wenzel meint, daß dieses Modell alsbald aufgebaut werden könne. Der Bürgermeister schlägt vor, einen Kasten zu installieren, in den die Seligenstädter Zettel mit ihren Anregungen und mit ihrer Kritik werfen können. fin

Druck auf Srebrenica verstärkt

Seit Jahren engagiert sich Elfriede Rök für die gesellschaftspolitische Anerkennung der Vollzeit-Hausfrau Straffer Stundenplan schafft viel freie Zeit Hofheimer Verband ist das Lebenswerk der 68jährigen

HOFHEIM. "Das muß jetzt ein Geheimnis bleiben." Elfriede Rök flüstert: "Eigentlich mag ich Hausarbeit und Kochen nicht besonders", sagt sie und kichert. Dabei ist es gerade die Hauswirtschaft, mit der sich die gelernte Anwaltssekretärin einen Namen gemacht hat. Als die Badenerin 1959 nach Hofheim kam, verdiente sie noch an der Schreibmaschine ihr Geld. "Sechs Jahre, aber als mein Mann mit der Ausbildung fertig war, mußte ich plötzlich den Haushalt führen. Kinder, Gäste - ich war überfordert."

Doch die heute 68 Jahre alte Power- Frau beließ es damals nicht beim Klagen. "Ich sagte mir: Du lernst das jetzt." Und das tat sie von der Pike auf - bis sie 1967 die Urkunde der Hauswirtschaftsmeisterin in Händen hielt. "Da hab' ich den Laden daheim bestens im Griff gehabt und konnte noch andere Sachen machen." Die drehten sich ebenfalls ums ungeliebte Bügeln, Kochen oder Waschen. Ein Jahrzehnt lang bildete Elfriede Rök Hauswirtschafts-Lehrlinge aus, damals fast ausschließlich Frauen.

Und sie leitete ihre ersten Kochkurse. "Die Nachfrage war riesig." Vor allem junge Frauen meldeten sich für die Rök- Seminare in der Heiligenstockschule an, "manche machten alles vom Grundkurs bis zum Flambieren mit". Zuvor seien meist Mütter die Lehrmeisterinnen am Herd gewesen, "aber das war nicht mehr modern. Außerdem habe ich die badisch- schweizerische Küche eingeführt".

Parallel dazu bereitete sie weiter Hauswirtschafterinnen auf die Gesellen- oder Meisterprüfung vor. Ob Ernährungslehre, Textilkunde, Vorratshaltung oder Budgetfragen - "mindestens zwei Drittel der Ausbildung sind Theorie, im Haushalt sind Management-Qualitäten gefragt." Und da ist Elfriede Rök bei ihrem Lieblingsthema. Ihre blauen Augen leuchten, als sie sagt: "Hausfrau ist ein anerkannter Lehrberuf, der eben nur in 99 Prozent aller Fälle autodidaktisch und nicht erwerbsmäßig ausgeübt wird!" Diese Erkenntnis bei den Männern durchzusetzen, dafür kämpft Elfriede Rök seit Jahrzehnten: für die gesellschaftspolitische Anerkennung der Voll-Hausfrau.

"Wenn man mal anfängt, was zu machen, kommt eins zum anderen", resümiert die Marxheimerin, die von 1973 bis 1991 im staatlichen Prüfungsausschuß für Hauswirtschaftsmeisterinnen war. "1972 hab' ich mir überlegt, daß es Unsinn ist, meine Kochkurse weiter über den Volksbildungsverein laufen zu lassen." Da sie Mitglied im Wiesbadener Hausfrauenverband war, beschloß sie: "Ich gründe in Hofheim einen Ortsverband. Das hat gleich geklappt." Die Hausfrauen, "mit Kind und ohne Kollegen alleingelassen", hätten es genossen, gemeinsam mit anderen den Horizont zu erweitern, Betriebsbesichtigungen und mehr zu machen.

Der Ortsverband Hofheim im Deutschen Hausfrauen-Bund zählt heute mehr als 400 Mitglieder und ist das Lebenswerk Elfriede Röks, die immer noch Vorsitzende ist. "Natürlich habe ich bei den Kursen zurückgeschraubt. Wir haben so viele junge Meisterinnen, daß ich mich um andere Sachen kümmere."

Da ist einmal ihr Hobby: die Malerei. Den Umgang mit Ölfarben hat sie beim Hofheimer Künstler Hermann Haindl erlernt, wie so mancher Rök im Rahmen dokumentiert. Dennoch engagiert sich die Mutter dreier Kinder und Großmutter von zwei Enkelinnen immer noch am liebsten für "die Sache der Hausfrauen". Wer in Hauswirtschaft ausgebildet sei, werde später mit Handkuß in Großküchen, Hotels oder Kinderheimen genommen. Aber wo bleibe die Anerkennung all der isolierten Familien-Frauen?

Damit keine Hausfrau Zeit mit Kochen oder Bügeln verplempert, findet die 68jährige einen Zeitplan überlebenswichtig: durch straffe Organisation Freizeiten schaffen. "Vor allem nicht vor Ostern die Gardinen waschen, dann sind die Frauen am Festtag nur gestreßt. Putzen können alle danach, wenn der Dreck gemacht ist." Im übrigen taucht jedes Familienmitglied auf den Rök'schen Stundenplänen auf, muß das Kind den Müll runtertragen, der Vater den Tisch decken.

Auch Workshops für Singles bietet der Hausfrauen-Bund in der Hattersheimer Straße 1 an. "Gerade wer arbeitet und damit zwei Berufe ausübt, muß konsequent planen." Das beginne schon beim richtigen Einkauf. Um zu verhindern, daß die Hofheimer im März weiterhin "verstrahlte Erdbeeren kaufen" oder daß der richtige Staubsauger gekauft wird, hat Elfriede Rök 1975 die Infostelle für Verbraucherfragen eingerichtet. "Ein toller Service", so die Marxheimerin. Dabei packt sie den Ehrenbrief des Landes, die Ehrennadeln der Stadt und des Deutschen Hausfrauen- Bunds schnell wieder weg. "Andere hängen sich so ein Zeug ja an die Wand."

Sie mischt sich ein, mischt mit. Derzeit baut sie eine Bücherei im Hofheimer Krankenhaus auf, regelmäßige Besuche dort gehören längst zum Wirken der Hofheimer Hausfrauen. Elfriede Röks Hände gleiten über die Wohnzimmer- Kommode. "Antik, selbst restauriert, war mal 'ne Leidenschaft von mir", sagt sie. Aber auf die Dauer sei ihr das eben- so auf die Knochen gegangen wie Handarbeiten. Und an manchen Tagen, "da will ich faulenzen, laß' den Geschirrberg wachsen. Ich sage immer, heute wohn' ich nur."

Zumindest gegen die Hausfrauenehe muß Elfriede Rök nicht mehr kämpfen. Bis 1977 konnten Männer ihre Frauen laut Gesetz dazu zwingen, ihnen den Haushalt zu führen, doch diese Zeiten seien zum Glück vorbei. Aber es gibt noch vieles, für das sich Hofheims bekannteste Hausfrau einsetzen will. Mehr Teilzeit-Arbeitsplätze für Frauen zum Beispiel, "aber nicht diese unversicherten 500-Marks-Dinger".

Überhaupt: Wo bleibe die Altersversorgung für Frauen, die Familienangehörige pflegen und dem Staat damit viel Geld sparen? Wo bleibe die gesetzliche Unfallversicherung für Hausfrauen? Elfriede Rök ballt die Faust: "Beschäftigt ein Junggeselle eine Hauswirtschafterin, ist sie versichert. Aber wenn er sie heiratet, fliegt sie aus der Berufsgenossenschaft raus." PETRA MIES

Kino-Experten locken Besucher Täglich fünf neue Filme

WIESBADEN. Rund 1000 Kinobesitzer aus der Bundesrepublik, Österreich, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz werden zum 23. europäischen Filmtheater Kongress vom 30. März bis 1. April in Wiesbaden erwartet. Von dieser Expertenrunde, die sich zu Vorträgen, Filmvorführungen und Diskussionen trifft, werden auch Wiesbadener Kinofreunde profitieren: Täglich werden fünf neue Filme - einige in Originalfassung - gezeigt, die zum Teil erst in mehreren Monaten in bundesdeutschen Kinos anlaufen werden.

Ziel des Kongresses ist die Förderung des europäischen Films. Denn das Kino in Deutschland und den Nachbarländern wird von amerikanischen Produktionen beherrscht: 80 Prozent der Kinobesucher, berichtet Erich Ewert, schauen sich die perfekt gedrehten US-Filme an. Ewert gehören sämtliche zehn Lichtspielhäuser in der Landeshauptstadt. Weiteres Problem, mit dem sich die Kongreßteilnehmer befassen werden: der gnadenlose Verdrängungswettbewerb, entfacht durch die "Multiplexe" amerikanischer Gesellschaften - riesige, komfortable Kinopaläste, die mit modernster Technik ausgestattet sind und mit denen kleine Lichtspielhäuser nicht konkurrieren können. maf

Wedemarks Protest gegen den Frankfurter ESC abgewiesen "Löwen" handelten korrekt 40 000 Mark sind beim Schiedsgericht des DEB hinterlegt

Der Streit zwischen dem Meister der Eishockey-Oberliga Nord, dem Frankfurter ESC "Die Löwen", und dem Liga-Konkurrenten ESC Wedemark um den angeblich in 45 Partien unerlaubt eingesetzten Spieler Michael Eckert ist vom Tisch. Der in der abgelaufenen Saison auf dem zweiten Rang plazierte ESC Wedemark verzichtete auf das Eintreten in die Hauptverhandlung. "Wedemark hat erkannt, daß es keine Chance hat", sagte der technische Direktor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), Fritz Brechenmacher, auf Anfrage der FR.

Außerdem einigte man sich gestern auf einen Kompromiß, den das Schiedsgericht des DEB unter Vorsitz von Bernhard Reichert (Garmisch-Partenkirchen) auf dem Münchener Flughafen vorgeschlagen hatte. Danach erklären sich die Frankfurter bereit, 40 000 Mark beim Schiedsgericht zu hinterlegen. Dieser Betrag wird dann dem "Sieger" des am 3. April verhandelten Rechtsstreit zwischen den Eishockey-Zweitligisten Bayreuth und EC Bad Nauheim ausgehändigt werden. Beide Klubs sind der Meinung, daß sie die Transferrechte an Eckert besitzen. Sollte Bayreuth die Rechte an Eckert zugesprochen bekommen, dann wäre die Zahlung durch den FESC bereits geleistet, erhält Bad Nauheim die Transferrechte, dann erhielten sie die hinterlegte Summe und die "Löwen" bekämen diese dann wieder von Bayreuth zurück.

Das einstweilige Verfügungs-Verfahren gegen Frankfurt wurde anhängig, weil Wedemark vermutete, daß die Spielgenehmigung für Eckert erschlichen wurde. Dies, so stellte das Schiedsgericht fest, war nicht der Fall, der Wechsel zu den "Löwen" wurde als "verbandsrechtlich sauber" eingestuft.

Walter Langela, Vorsitzender des Frankfurter ESC, erklärte, "daß wir absolut korrekt gehandelt haben und es wohl niemand verstanden hätte, wenn uns nach zweijähriger harter Arbeit solch eine Dummheit unterlaufen wäre. Wedemark hat sich von findigen Anwälten zu schnell vor den Karren spannen lassen."

So können die Aufstiegsspiele zur Zweiten Bundesliga zwischen den "Löwen" und dem EV Landsberg am Freitag in Kaufbeuren und am Sonntag in Frankfurt wie geplant ausgetragen werden. fro

Kleine Lokalrundschau

Frauen der Zukunft Im Frauen-Archiv, Langgasse 20, beginnt am Donnerstag, 25. März, um 20 Uhr das Seminar "Frauen der Zukunft - Zukunft der Frauen", das sich mit feministischer Science-fiction-Literatur befaßt.

Stadtjugendring tagt Auf der Jahreshauptversammlung des Stadtjugendrings am Dienstag, 23. März, um 19.30 Uhr im evangelischen Jugendzentrum, Fritz-Kale-Straße 38-40, wird ein neuer Vorstand gewählt.

Spaziergang durch den Erlenwald Frühjahrsblühern im Erlenwald sind Teilnehmer einer Exkursion auf der Spur, zu der das Ökologiezentrum "Aukamm Naturerlebnistal" heute einlädt. Treffen ist um 14 Uhr an der Bushaltestelle, Bürgermeister-Schneider-Straße.

Kinderdisco im Café Klatsch Der Verein zur Förderung von Kommunikation, Kultur und Bildung lädt ein zu einer Kinderdisco mit Musik und vielen Überraschungen: heute, 15 Uhr im Café Klatsch, Marcobrunner Straße 9.

Vom Schreiben über Musik

"Des Menschen Auge hat's nicht gehört" heißt das Motto eines literarisch- musikalischen Sonntagnachmittags am 21. März, um 16 Uhr in der Villa Clementine, Wilhelmstraße/Ecke Frankfurter Straße.

"Nabucco" in Rhein-Main-Hallen

Das italienische Ensemble "Stagione D'Opera Italiana" gastiert am Montag, 22. März, 20 Uhr, mit der Verdi-Oper "Nabucco" in den Rhein-Main-Hallen.

Rödermärker SPD fängt nun ganz von vorne an Cornelia Diekmann ist neue Fraktionsvorsitzende Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott RÖDERMARK. Die Rödermärker SPD hält den Zeitpunkt noch nicht für gekommen, eine Kandidatin oder einen Kandidaten für das Mitte nächsten Jahres vakant werdende Amt des Bürgermeisters zu benennen. Nachdem sich die CDU für den Ersten Stadtrat Alfons Maurer und die Andere Liste/ Die Grünen für ihren Sprecher Roland Kern entschieden haben, lassen es die Sozialdemokraten noch offen, wer sich um den Sessel des dann in den Ruhestand gehenden Walter Faust (CDU) bewerben soll. Bekanntlich werden im Dezember dieses Jahres die Bürgerinnen und Bürger selbst ihren neuen Rathauschef wählen. "Unsere Kandidatin, unser Kandidat könnte sich in den nächsten neun Monaten verschleißen", begründet der Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes, Norbert Schultheis, die Zurückhaltung seiner Partei. Fraktion und Mitgliederversammlung müßten darüber befinden, bis zur Sommerpause wüßten die Wähler Bescheid. Auf den oder die Bewerber(in) käme dann ohnehin noch eine zwei- bis dreimonatige Ochsentour zu.

Wenn Schultheis auffallend häufig die Kandidatur einer Frau nicht ausschließt, so nicht ohne Grund. Die Weichen sind gestellt, weil Cornelia Diekmann den bisherigen Fraktionsvorsitzenden Karl- Heinz-Oberfranz in der konstituierenden Sitzung der eben gewählten Stadtverordnetenversammlung am 27. April ablösen wird. Sie selbst, seit zwei Legislaturperioden dabei und in den zurückliegenden acht Jahren unter anderem stellvertretende Fraktions- und Stadtverordnetenvorsitzende, hat in den zurückliegenden Wochen nicht dementiert, als Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin zur Verfügung zu stehen.

Und während ihre erklärten Konkurrenten Alfons Maurer und Roland Kern den Vorzug haben, gebürtige Ober-Rodener oder Urberacher zu sein, bringt Cornelia Diekmann den mittlerweile nicht mehr zu unterschätzenden Bonus einer Frau in den Wahlgang ein.

Auch die FDP hat längst angekündigt, bei der Wahl des Bürgermeisters nicht abseits zu stehen und etwa auf ihre Chance zu verzichten; niemand zweifelt daran, daß der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Bieneck den drei anderen die Position streitig machen wird.

Wenn das nicht gelingt, haben die Liberalen vorsorglich Anspruch auf den Stuhl des hauptamtlichen Ersten Stadtrats angemeldet, wenn es denn zu erfolgreichen Koalitionsverhandlungen mit der ihrer absoluten Mehrheit beraubten Union gekommen sein wird.

Doch zurück zum politischen Alltag. Die Sozialdemokraten nennen ihr Wahlergebnis "katastrophal" oder auch "miserabel", wollen dennoch den Blick nach vorn richten und die Chance eines Neubeginns nicht ungenutzt lassen - eben mit einer Frau an der Spitze. Wenn er den Wechsel in der Fraktionsführung als persönliche Niederlage betrachtete, müßte er ganz andere Konsequenzen ziehen, ließ Karl-Heinz Oberfranz keinen Zweifel daran, daß er der Partei und ihrer noch zwölfköpfigen Riege im Parlament auch weiterhin zur Verfügung stehe. Die SPD will sich "mehr denn je" als Alternative begreifen zu einer Mehrheit, die künftig nicht mehr allein von der CDU gestellt wird. Es bestehen jedoch innerhalb der Rödermärker Sozialdemokratie kaum Zweifel, daß es zu einer Allianz zwischen Christ- und Freidemokraten kommen wird.

Verloren hat die SPD die Wahl nach eigenen Analysen in Ober-Roden, während in Urberach in einzelnen Bezirken sogar leichte Gewinne zu verzeichnen waren. Ihre Niederlage führt die zweitstärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung auf eine Polarisierung bei der Frage um die neue Kulturhalle zurück: Wer den Neubau befürwortete, wählte demnach CDU, wer ihn ablehnte, entschied sich für die Grünen.

LKA fand die Schraubenreste Hoechst-Unfall fast geklärt

Der totbringende Funke, der zur Explosion der Mowiol-Anlage im Hoechster Stammwerk führte, wurde offenbar durch zwei lockere Schrauben ausgelöst. Experten des Landeskriminalamtes (LKA) haben bei der Untersuchung der Unfallursache die beiden Schrauben in den Überresten der Anlage gefunden. Wie der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, gestern berichtete, hatten sich die Schrauben vermutlich schon seit längerer Zeit in der Anlage gelockert und möglicherweise Schleifgeräusche verursacht.

Wegen eines Schleifgeräusches waren zwei Hoechst-Arbeiter jedenfalls nach der LKA-Rekonstruktion bereits in der Nacht auf das zur Anlage gehörende Förderband im fünften Stock des Werksgebäudes E 513 aufmerksam geworden. Damit die bei der Mowiolherstellung eingesetzten Lösungsmittel sich nicht mit Luft zu einem explosiven Gemisch verbinden, läuft dieses Band in einem luftdichten Kasten. Der 59jährige Schichtführer, der später bei der Explosion getötet wurde, hatte offenbar gegen 7.45 Uhr eine Luke am Kasten geöffnet. Dadurch konnte Luft in das Gehäuse der inzwischen abgeschalteten Anlage eindringen.

Um nach dem Grund des Schleifgeräusches zu forschen, hat der Mann anschließend vermutlich den Metall-Rotor einer Zerkleinerungsmaschine in Gang gesetzt. In diesem Moment, so der vorläufige LKA-Bericht, seien die Schrauben aus einem Gehäuseteil auf die Rotorblätter gefallen und hätten Funken geschlagen. Das hochexplosive Luft-Gas-Gemisch habe sich sofort entzündet. Nach wie vor sind nach Angaben Harths aber noch mehrere Details des Unfallablaufs ungeklärt. So werde etwa noch untersucht, ob die in dem Gebäude vorhandene Technik zur Gasabsaugung ausreichend war. Zudem sei der mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus liegende 51jährige Kollege des Schichtführers noch nicht befragt worden. mat

(Siehe auch Seite 22)

Kleidung im Wert von 100 000 Mark gestohlen

WIESBADEN. Kleidungsstücke im Wert von 100 000 Mark erbeuteten bislang unbekannte Täter in der Nacht zum Donnerstag bei einem Einbruch in ein Geschäft an der Friedrichstraße. Sie hebelten laut Polizei die Eingangstür auf und schleppten etwa 150 Anzüge, 100 Lederjacken, die gesamte Krawattenkollektion und Einstecktücher in einen Transporter. ubk

Computer-Design Erotik, Eleganz und Ergonomie

Von geradezu "organisch-erotischen" Formen redet Professor Bernhard Bürdeck von der Hochschule für Gestaltung in Offenbach im Zusammenhang mit Luigi Colani in seinem Standardwerk "Design". Die Faszination moderner haptischer und antropomorpher Formen, sprich Rundungen, bringe das Enfant terrible der Gestalterszene auch in die Welt der Computer, erklärt die PC-Handelskette Vobis. Mit "verführerischem Äußeren" reizen die Aachener die Kunden. Sie glauben zu wissen, was die Käufer wollen: "Einen guten Preis und endlich einmal einen PC, der dabei auch ein bißchen ,sexy&rquote; aussieht."

Im Gegensatz zu pompösen und spektakulären Design-Ideen setzten sich erfahrungsgemäß einfache und klar durchdachte Konzepte durch, behauptet Zenith Data Systems. Der Personalcomputer-Hersteller der französischen Bull-Gruppe engagierte Harmut Esslinger (frogdesign) und will Design nicht als "kosmetische Korrektur", sondern als "Kombination von anwendergerechter Funktionalität und elegantem Aussehen" verstanden wissen. Zenith beobachtet einen Wandel in der Einstellung zum Design in der Branche. Da Hard- und Software immer mehr standardisiert werden, werde es zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal, mit dem sich innovative Unternehmen sichtbar von Mitbewerbern abheben. Die Branche folge damit Wirtschaftszweigen wie der Autoindustrie und der Unterhaltungselektronik, für die Gestaltung seit langem ein Schlüssel für Markterfolg sei. Zugleich entwickele der Benutzer eine persönlich-emotionale Beziehung zu seinem Rechner statt einer rein technischen. Gelungene Formgebung fördere diese Beziehung, auch indem sie Ergonomie betone.

Letztere streicht Vobis-Mitbegründer und -Vorstandschef Theo Lieven ebenfalls heraus. Demnächst will er auch eine von Colani ergonomisch (dem Körper angepaßt) gestaltete Tastatur, eine der wichtigsten Mensch- Maschine-Schnittstellen, anbieten. sch

Mann schlug und trat seine schwangere Frau

WIESBADEN. Gegen einen 22jährigen Mann, der seine schwangere Frau am Mittwoch gegen 23 Uhr auf der Fritz-Kalle-Straße zusammenschlug und trat, ermittelt die Polizei jetzt wegen des Verdachts gefährlicher Körperverletzung.

Der Mann hatte erst von der im achten Monat schwangeren 23jährigen abgelassen, als der Polizeihund ihn ins Gesäß biß. Mehrmaligen Aufforderungen der von Anwohnern alarmierten Polizei, die Frau in Ruhe zu lassen, war er nicht nachgekommen.

Der angetrunkene 23jährige wurde zur Ausnüchterung in polizeiliches Gewahrsam genommen. ubk

IHK für Gewerbegebiet auch ohne Schlachthof

Das Gewerbegebiet Nieder-Eschbach muß "weiterhin sichergestellt werden" - unabhängig davon, ob dort noch ein Schlachthof entsteht und das Areal über eine Westumgehung Nieder-Eschbach und einen Autobahnanschluß Bonames der A 661 erschlossen wird. Das forderte am Donnerstag die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt. Die IHK schrieb einen Brief an Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) und die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Frankfurt, Gabriele Eick.

Die "Sorge" der Kammer: Wenn an die Verkehrserschließung jedes Gewergebietes in Frankfurt so hohe Ansprüche gestellt würden, müßte man "zahlreiche Frankfurter Gewerbegebiete ebenfalls in Zweifel ziehen". Die Kammer appellierte deshalb, "übertriebenen Forderungen an den Komfort der Verkehrserschließung von Gewerbegebieten entgegenzutreten". jg

Zwei Schrauben als Explosionsursache

HÖCHST. Zwei Schrauben haben möglicherweise die Explosion ausgelöst, bei der am Montag im Werk E 513 der Hoechst AG ein Mann ums Leben kam und ein weiterer schwere Verbrennungen erlitt. Dies ist, so die Hoechst AG gestern nachmittag, das Ergebnis von Untersuchungen, die Fachleute des hessischen Landeskriminalamtes durchführten.

Die Schrauben seien wahrscheinlich gegen den Rotor einer Zerkleinerungsmaschine gefallen und schlugen im Kasten eines Förderbandes Funken. Mitarbeiter hatten laut Hoechst-Pressestelleein ungewohntes Laufgeräusch gehört und für eine Untersuchung die Inspektionsklappen des Kastens geöffnet. So sei vermutlich Luft eingedrungen und die Explosion ausgelöst worden.

(Weiterer Bericht in der Stadtrundschau)

SOSSENHEIM. Istvan Nagy wohnt schon seit seiner Kindheit in der Karl-Sonnenschein-Siedlung in Sossenheim, identifiziert sich mit dem Frankfurter Stadtteil. Doch seit bei der Kommunalwahl am 7. März mehr als 20 Prozent der Wähler für Republikaner und die DVU gestimmt haben, kommt der aus den Negativ- Schlagzeilen kaum heraus. Und das stört den 33 Jahre alten Lagerarbeiter mächtig. Undifferenziert werde Sossenheim in den Medien als braunes Nest dargestellt, machte er seinem Frust mit einem Anruf in der Rundschau-Redaktion Luft. FR-Redakteur Thomas Grether besuchte Istvan Nagy zu Hause.

"Generalchecks" in kurzer Zeit nicht zu leisten Heute beginnen die ersten Sicherheitsüberprüfungen bei Hoechst / "Nur Sofortprogramm"

Am heutigen Morgen um 10 Uhr beginnen auf dem Gelände der Hoechst AG die ersten Sicherheitsüberprüfungen, die das hessische Umweltministerium nach dem Störfall am Rosenmontag im Griesheimer Werk angeordnet hat. Fachleute des TÜV Rheinland und der hessischen Schwesterorganisation werden zunächst bei den etwa 100 Anlagen, die der Griesheimer vergleichbar sind, gezielt nach Fehlern im Sicherheitskonzept suchen. Unter anderem geht es nach Angaben von Georg Dick, Pressesprecher des Umweltministers, darum, ob Sicherheitsventile mit Auffangbehältern gesichert sind, ob Verwechslungen von Stoffen ausgeschlossen sind, ob die Überfüllung der Reaktoren ausgeschlossen ist oder ob nach dem Zulauf von Stoffen deren Durchmischung automatisch gesichert ist.

Anschließend will die Landesregierung auch die übrigen der 220 Anlagen untersuchen lassen, die in Hessen der Störfallverordnung unterliegen. Die Kosten in Höhe von geschätzten 15 Millionen Mark sollen nach Angaben Dicks den Betreibern in Rechnung gestellt werden. Ferner will das Umweltministerium "kurzfristig" ein Programm entwickeln, nach dem auch jene 500 Störfallanlagen, für die bislang noch keine Sicherheitsanalyse notwendig ist, einer Untersuchung unterzogen werden. Gewerbeaufsicht und Sachverständige von Gutachterorganisationen sollen künftig bei gefährlichen Anlagen unangekündigt Zugang bekommen.

Unklar ist noch, mit welchem Personal das alles überprüft werden soll. Die Frankfurter Gewerbeaufsicht hatte sich schon nach dem Griesheimer Störfall darüber beklagt, daß im Bereich Arbeitsschutz nur zwei Mitarbeiter für den gesamten Hoechst-Konzern zuständig seien. Sicherheitsanalysen und deren Überprüfungen durch externe Gutachter könnten schon jetzt nicht immer so gründlich gelesen werden, wie es nötig sei, hatte der stellvertretende Gewerbeaufsichtsleiter Bernhard Lieberknecht zugegeben. Sprecher des Umwelt- und des Arbeitsministeriums sagten gestern zwar, daß mit Personalverstärkungen zu rechnen sei, aber wie viele neue Stellen es geben wird, stehe noch nicht fest.

Nach Angaben des TÜV Rheinland, der etwa zwei Drittel der hessischen Störfall- Anlagen untersuchen soll, sind "umfassende Generalchecks" auch von den Gutachtern in kurzer Zeit "nicht zu leisten". TÜV-Gutachter Dieter Hesel sagte, die jetzt geplanten Tests seien ein "Sofortprogramm", bei denen lediglich nach solchen Fehlern gesucht werde, die den Unfall in Griesheim ausgelöst haben sollen.

Etwa zehn Sachverständige kann der TÜV Rheinland nach Hessen schicken, weitere fünfzehn stellt der TÜV Hessen zur Verfügung. Für einen "umfassenden Generalcheck", bei dem alle denkbaren sicherheitsrelevanten technischen und organisatorischen Lücken durchforstet würden, könnten bei komplizierten Großanlagen mehrere Gutachter "viele Monate lang beschäftigt sein", sagte Hesel.

Georg Dick konnte keine Angaben machen, wann die von Umweltminister Joschka Fischer angekündigten "umfassenden Generalchecks" abgeschlossen sein werden: "Wir wissen, daß es viel Zeit brauchen und viel Geld kosten wird. Aber wir bemühen uns, das so schnell wie möglich abzuschließen." Die ersten 100 "Sofortprogramm"-Untersuchungen auf die Mängel der Griesheim-Anlage sollen jedenfalls bis Ende Mai vorliegen. mat

Handball-Weltmeisterschaft in Schweden: Rußland im Finale gegen Frankreich Jewtuschenko: "Ihr habt das Potential, euch gehört die Zukunft" Lob von einem, der es wissen muß / Schwächen in der Schlußphase erklärbar / Ungarn - Deutschland 21:22 (7:12) Aus Stockholm berichtet unser Redaktionsmitglied Arnd Festerling

Rußland und Frankreich werden das Finale der Handball-Weltmeisterschaft in Schweden bestreiten. Während die Franzosen ihr Spiel gegen Ägypten 19:16 gewannen, setzte sich Rußland gegen Schweden klar 30:20 durch.

Auch wenn es zum Ende hin noch einmal sehr knapp wurde, die deutsche Handball-Nationalmannschaft besiegte die ungarische bei der Weltmeisterschaft in Schweden 22:21 (12:7) und wird damit am Samstag um Platz Fünf spielen. Schon vor der Partie gegen Spanien, das am Abend der Schweiz 28:29 unterlag können die Spieler den größten Erfolg seit dem Gewinn der WM 1978 feiern.

Und wenn Anatolij Jewtuschenko, erfolgreichster Trainer der Welt und - neben vielen anderen Titeln - Olympiasieger von Seoul, Recht behält, in der Zukunft noch viel mehr. "Ihr habt das Potential und euch gehört die Zukunft", gratulierte er nach dem Spiel dem Leutershausener Jörg Kunze (ein Tor). Sollte die Prognose des russischen Trainers zutreffen, so gründet sie sich aber gewiß nicht auf die letzte Viertelstunde des Spiels gegen Ungarn. Da war die deutsche Mannschaft nämlich mit ihren Nerven und ihrer Kraft am Ende. "Wir sind alle total platt", meinte Kreisläufer Christian Schwarzer (6) nach dem Sieg vor ungefähr 1000 Zuschauern, "aber jetzt wollen wir auch noch das letzte Spiel gewinnen".

Die insgesamt recht müde und emotionslose Partie gegen die Ungarn analysierte der bullige Kreisläufer treffend mit nur einem Satz: "Wir hatten sie im Sack, und haben ihn nicht zugemacht." 11:4 hatte die DHB-Auswahl nach 23 Minuten geführt, 12:7 zur Halbzeit und immerhin nach 14:10 nach sechs Minuten der zweiten Hälfte. Bis dahin hatte der Wallauer Mike Fuhrig (1) die Mittelposition in der deutschen Angriffsformation zwar nicht brillant, aber doch solide ausgefüllt. Diese Aufgabe übernahm von da an bis zum Ende der Partie der Lemgoer Volker Mudrow (1). Zwar konnte das deutsche Team noch bis zur 45. Minute einen eigentlich beruhigenden Vorsprung von zu diesem Zeitpunkt 16:12 halten, danach brachen jedoch alle Dämme. In der Abwehr, an sich wieder der beste Mannschaftsteil mit einem zu Beginn hervorragend aufgelegten Andreas Thiel, schlichen sich zunehmend Fehler ein; im Angriffspiel zeigte die Manndeckung für Volker Zerbe (6) Wirkung, es lief immer weniger zusammen.

In dieser Phase schienen auch die verwirrenden Ein- und Auswechselungen, die der Bundestrainer vornahm, für zusätzliche Unsicherheiten im deutschen Angriffsspiel zu sorgen. Emrich begründete dies jedoch später als wegen psychischer und physischer Schwäche einzelner Spieler notwendig.

Erstaunlich immerhin, daß es so weit kommen mußte, denn die Ungarn wirkten über lange Strecken entsprechend ihrer aussichtslosen Tabellensituation völlig demotiviert. Zudem wurden sie zusätzlich durch die Leistung ihres Torhüters Imre Biro geschwächt, der aussah, als wolle er allein sein Trikot spazieren tragen. Aber mit der Schwäche der deutschen Angreifer steigerte sich auch Biro und hielt doch noch einige Schüsse, so daß es in den letzten beiden Spielminuten wider Erwarten noch spannend wurde. Allein, die offene Manndeckung half den Ungarn nur noch zu einem Tor durch Balasz, nachdem Schwarzer auf der Gegenseite die Latte getroffen hatte.

Die Schwächen im Angriff vor allem in der Schlußphase der Spiele begründet Mike Fuhrig mit der kurzen Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft.

Dank der Konzentration auf das Training der Abwehr sei diese sehr stabil, im Angriff fehlten aber einfach die Varianten, um gegen unterschiedliche Dekkungssysteme bestehen zu können.

Nicht auszudenken, wie stark die Mannschaft mit diesen Varianten gewesen wäre, aber wenn Jewtuschenkos Prognose eintrifft, wird sich dies über kurz oder lang auf dem Spielfeld zeigen.

Fraglich ist jedoch, ob die Grundrechtsnorm des Art. 5 I 2 GG als erschöpfende Sonderregelung angesehen werden kann. (Degen S. 336) Die spezifisch berufsrechtliche Seite der Pressetätigkeit, wie der berufliche Teil der Reaktionsarbeit fällt jedoch nicht mehr in den Schutzbereich des Art. 5 I 2 GG. Hier ist Art. 12 I GG einschlägig, der die Berufsfreiheit garantiert. Strittig ist jedoch, ob die beiden Normen in einer Gesetzes- oder Idealkonkurrenz zueinander stehen.

Gesetzeskonkurrenz

würde vorliegen, wenn angenommen würde, daß unter den Schutz des Art. 5I2 GG der gesamte Existenzbereich der Presse einschließlich der beruflichen Tätigkeit der Mitarbeiter fallen. die Art. 12 I GG als subsidiär verdrängen würde. (MD- GG Art. 5 Rn 142

Idealkonkurrenz

wird mit dem Grundsatz der Grundrechtseffektivität und der Vagheit grundrechtlicher Normsätze begründet. Art. 5 I 2 GG sowie Art. 12 I haben sich überschneidende Ansätze und der Wortlaut des Art. 12 I GG läßt auch nicht die Auslegung zu, daß sich die Vorschrift nicht von vornherein auf Presseberufe beziehe.

Somit ist von Idealkonkurrenz auszugehen, die die kumulative Ansendung beider Normen zuläßt.

Art. 12 I GG ist somit relevant einschlägig.

"Da habe ich weiter keine Ahnung." Klaus Sauer, Kreisvorsitzender der "Republikaner", räumt ein, daß er von Kommunal- politik eigentlich nichts versteht. Seite 24

Freitag, 19. März

Vorträge / Diskussionen Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Dia-Vortrag mit Abendführung, "Staub und Gas im Weltraum - der Stoff, aus dem die Sterne sind"; 19 bis 20 Uhr, Beobachtung der Plejaden (bei klarem Wetter).

Frankfurter Ring, Kobbachstraße 12: um 20 Uhr, Vortrag "Mutters Sohn und Vaters Tochter"; Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz. Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19.30 Uhr, Dia-Vortrag, "Das Rotkehlchen"; Stadthalle Bergen.

Filme / Kino Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: 20 Uhr, Dokumentarfilm "D.S. Baldajew, Zeichner des Gulag".

Chaplin-Archiv, Klarastraße 5: um 18.30 Uhr, Dia- und Filmveranstaltung, "The Gold Rush".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil.

Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Alte Räume - Neue Räume: Dialog als Vermittlungsprinzip".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges Zentgrafenschule, Hochstädter Straße: 15 Uhr, Kinderanhörung - "Kinder reden mit".

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: 20 Uhr, "D.S. Baldajew, Zeichner des Gulag", Vorstellung seines Buches und Zeichnungen aus dem Gefängnisalltag in St. Petersburg.

Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft, Engelthaler Straße 1: 19 Uhr, Spiele-Abend.

Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Str.24: 15 Uhr, Lesen und Malen, "Die anderen Kinder" von Ursula Wölfel.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstr. 233: 18 Uhr, Töpferstudio.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).

Bund der Berliner und Freunde Berlins: 15 Uhr, Stammtisch; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

KSG, Katholische Studenten-Gemeinde, Koselstr. 15: 20 Uhr, UnterGrund Kellerbar. Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienst- bereit:

Bechtenwald-Apotheke, Zeilsheim, Bechtenwaldstr. 64, Tel. 36 43 32; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Str. 1, Tel. 34 44 64; Fontane- Apotheke, Niederrad, Gerauer Str. 100,Tel. 6 66 24 42; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51,Tel. 55 66 21; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Str. 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen,Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 553, Tel. 52 52 28; Malteser Apotheke, Berger Str. 176, Tel. 49 00 60; Spessart- Apotheke, Fechenheim, Pfortenstr. 26, Tel. 41 56 57.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Tierärztin Hering-Steier, Elektronstr. 62, Frankfurt 80,Tel. 39 04 72 04. Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -

"Da habe ich weiter keine große Ahnung" Was Klaus Sauer, Kreisvorsitzender der "Republikaner", im Römer vorhat

Atomenergiebehörde verlängert das Ultimatum für Nordkorea IAEO beharrt aber auf Inspektionen / Auch UN lassen Pjöngjang Zeit / USA wollen Soldaten nach Manöver aus Süden abziehen

TOKIO, 18. März (tst/dpa). Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat ihre Frist für die Zulassung von Sonderinspektionen in Nordkorea bis 31. März verlängert. Bis dahin soll IAEO-Generaldirektor Hans Blix (Schweden) seine Bemühungen fortsetzen, um den Atomstreit beizulegen, heißt es in einer am Donnerstag abend vom höchsten Exekutivorgan der Atombehörde, dem Gouverneursrat, in Wien verabschiedeten Resolution. Darin heißt es weiter, die IAEO beharre auch nach dem angekündigten Austritt Nordkoreas aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag auf den geforderten Sonderinspektionen in zwei Atomlagern des Atomzentrums Yongbyon.

Der Atomwaffen-Sperrvertrag, der die Nichtweiterverbreitung von Nuklearwaffen auf freiwilliger Basis vorsieht, sei für Nordkorea noch immer in Kraft. Es sei "notwendig und wichtig, daß Nordkorea der Atombehörde die notwendigen Schritte" zur Überwachung des Vertrages zulasse, heißt es weiter. Der Vertrag sieht vor, daß ein Land nach Bekanntgabe seines Austritts noch drei Monate Mitglied bleibt.

Der UN-Sicherheitsrat beschloß vorerst keine Sanktionen gegen Nordkorea. Er will dem Land drei Monate Zeit geben, damit es seine Entscheidung, den Atomwaffensperrvertrag zu verlassen, rückgängig machen kann. Die nordkoreanischen Führer hatten "mit der Geißel des Krieges" gedroht, falls der UN-Sicherheitsrat Sanktionen beschließe.

Inzwischen gibt es jedoch Zeichen für Entspannung in Korea. Die USA werden ihre 19 000 Soldaten, die sie zum Manöver nach Südkorea geschickt hatten, wieder abziehen. Der südkoreanische Verteidigungsminister Kwon Young Hae wollte die Amerikaner ursprünglich bitten, nach dem Manöver ihre Militärs in Südkorea zu lassen (zusätzlich zu den dort stationierten 36 000 US-Soldaten), um für einen Konflikt mit Nordkorea gewappnet zu sein. Er ließ von seiner Bitte ab, um die Spannung nicht weiter zu verschärfen.

Auch aus Nordkorea sind weniger kriegerische Töne zu hören als in den vergangenen Tagen. Die Regierung werde ihren Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag rückgängig machen, "wenn Washington seine militärischen Übungen mit Südkorea beendet", sagte der nordkoreanische Botschafter in Jordanien, Kunk Sok Ung, einer chinesischen Nachrichtenagentur. Seine Regierung werde jedoch auf keinen Fall die Inspektion der beiden Lagerhallen zulassen.

Ein ausländischer Diplomat in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang sagte der FR, es gebe jetzt keine militärischen Übungen für die Bevölkerung und keine nächtlichen Verdunklungen mehr. Die Regierung habe signalisiert, daß sie die Grenzen wieder ein wenig öffnen wolle. Auch sei die nordkoreanische Propaganda sanfter geworden. Während in den letzten Tagen scharfe Angriffe auf die US-Amerikaner das Bulletin der Regierung bestimmten, ist jetzt das "Studium der klassischen Werke des großen Führers Kim Il Sung in mehreren Ländern" Thema der Regierungsverlautbarung.

Der südkoreanische Premierminister Hwang In Sung versuchte, seine Landsleute am Donnerstag zu beruhigen: "Es wird keinen Krieg geben." Einige Südkoreaner hatten schon angefangen, Lebensmittel für den Kriegsfall zu horten. Außenminister Han Sung Joo sagte, Südkorea werde nicht versuchen, die Krise mit dem Norden auf bilateralem Weg zu lösen: "Nordkorea muß durch die internationale Gemeinschaft überzeugt werden."

Mit einer Geste wollen die Südkoreaner zur Entspannung beitragen. Sie werden am heutigen Freitag einen nordkoreanischen Kriegsveteranen in seine Heimat zurückkehren lassen. Der 76jährige war während des Korea-Krieges gefangengenommen worden. Er saß 34 Jahre im Gefängnis und steht seit seiner Entlassung unter Hausarrest, da er sich weigert, dem Kommunismus abzuschwören.

Die russische Regierung schlug eine Konferenz mit Südkoreanern, Nordkoreanern, Amerikanern und Chinesen vor. Ein Beamter des russischen Außenministeriums sagte: "Wir dürfen Nordkorea nicht isolieren."

Niederlage für Hanna Suchocka Polnisches Parlament lehnt Privatisierungsprogramm ab

WARSCHAU, 18. März (AP/Reuter). Das polnische Parlament hat am Donnerstag ein von Ministerpräsidentin Hanna Suchocka vorgelegtes Programm zur umfangreichen Privatisierung von Staatsbetrieben abgelehnt. Die Warschauer Regierung hatte den Entwurf, der den Weg zur Einführung der Marktwirtschaft ebnen sollte, zwei Jahre lang vorbereitet. Nach Ablehnung der Vorlage gibt es in Polen keine rechtliche Grundlage zur Privatisierung staatlicher Unternehmen.

Gegen das Programm sprachen sich im Sejm 203 Abgeordnete aus, dafür votierten 181. Neun Mandatsträger enthielten sich der Stimme. Die Regierungschefin der Minderheitsregierung hatte intensiv für das Programm geworben. Sie will auch nach der Abstimmungsniederlage an dem Privatisierungsprogramm festhalten.

Die Kabinettsvorlage sah die Privatisierung von 600 Staatsbetrieben mit einem Kapitalvolumen von zehn Milliarden Dollar und die Vergabe von Aktien an die Bevölkerung vor. Die Staatsunternehmen sollten mit Hilfe von etwa 20 Investmentfonds und westlichen Experten umstrukturiert und verkauft oder für den Gang an die Warschauer Börse vorbereitet werden. Den rund 38 Millionen Polen sollten Anteile an den Investmentgesellschaften zu einem symbolischen Preis von umgerechnet etwa 17 Mark überlassen werden.

Die Opposition hatte der Regierung zuvor vorgeworfen, die polnische Staatsindustrie zu billig zu verkaufen und ausländischen Experten zu großen Einfluß bei der Privatisierung zuzugestehen. Moniert worden war auch, daß zuwenig Betriebe privatisiert werden sollten.

Ein Mißtrauensantrag gegen den für die Privatisierung zuständigen Minister Janusz Lewandowski war zuvor nur knapp abgelehnt worden. Vor der abschließenden Abstimmung hatte das Parlament Änderungen am Regierungsentwurf vorgenommen. Die Regierung hatte gehofft, dadurch die Zustimmung des Sejm zum Privatisierungsprogramm zu erhalten. Die Mehrheit der Bevölkerung hatte sich laut Umfragen für den Plan ausgesprochen.

Berater drängen Jelzin zur Entscheidung Einführung einer nicht verfassungsgemäßen Präsidialherrschaft empfohlen

MOSKAU, 18. März (Reuter/dpa). Im Machtkampf zwischen dem russischen Präsidenten Boris Jelzin und dem Parlament steht offenbar die entscheidende Konfrontation bevor. Jelzin wird von seinen Beratern gedrängt, den Volkskongreß durch die Einführung der Präsidialherrschaft zu entmachten, obwohl es mit verfassungsgemäßen Mitteln keine Möglichkeit gibt, das höchste Organ auszuschalten. Präsidenten-Sprecher Wjatscheslaw Kostikow stellte eine Erklärung Jelzins für den heutigen Freitag in Aussicht. Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow kam seinem Erzrivalen Jelzin am Donnerstag abend mit einem Fernsehauftritt zuvor. Er appellierte an die Armee und die Sicherheitskräfte, sich an die Verfassung des Landes zu halten. Er warnte davor, daß die Gegner des Parlaments Rußland in die Diktatur treiben könnten. Die Behauptung, der Kongreß betreibe die Rückkehr zum Kommunismus, nannte er eine Lüge.

Bei einer Krisenkonferenz mit Jelzin hatten die Mitglieder des Präsidialrates argumentiert, der Staatschef habe das moralische Recht, auch zu den härtesten Mitteln zu greifen. Kostikow sagte nach der Sitzung, Jelzin habe sich jetzt zum Handeln entschlossen. Am Freitag werde er einen Appell an das Volk richten. Um den von Altkommunisten dominierten Volksdeputiertenkongreß und das Ständige Parlament, den Obersten Sowjet, in seine Schranken zu weisen, könnte Jelzin zum Mittel der Präsidialherrschaft greifen. Die Präsidialherrschaft ist die "weichste Variante" in einem Maßnahmenkatalog, den seinerzeit Michail Gorbatschow dem Präsidenten der UdSSR für Krisensituationen zugedacht hatte. Während der direkten Präsidentenverwaltung werden alle Exekutivorgane direkt dem Präsidenten und seinem Apparat unterstellt, die Parlamente vorübergehend aufgelöst. Die weitere Möglichkeit, den Ausnahmezustand zu verhängen, wurde angeblich nicht erörtert. Für eine Notstandsvollmacht würde Jelzin, dem der Kongreß in der vergangenen Woche wichtige Rechte genommen hatte, die Unterstützung des Militärs benötigen, dessen er sich aber nicht sicher sein kann. Eine Präsidialherrschaft ist in der Verfassung nicht vorgesehen.

Unter den zur Gruppe der sieben zusammengeschlossenen Industrienationen geht der Streit um Form und Zeitpunkt eines Sondertreffens zur Diskussion über Hilfe für Rußland weiter. Vorschläge des kanadischen Ministerpräsidenten Brian Mulroney, das für den 3./4. April vorgesehene Gipfeltreffen Präsident Clintons mit Jelzin im kanadischen Vancouver zu einem G-7-Sondergipfel zu erweitern, lehnte Clintons Sprecherin Dee Dee Myers mit dem Hinweis ab, die USA hielten an ihren bisherigen Plänen fest. Auch Frankreich ist dafür, die G-7 in das Treffen von Vancouver einzubeziehen. Japan ist für eine Rußland-Konferenz der sieben Staaten USA, Kanada, Japan, Italien Großbritannien, Frankreich und Deutschland Ende April, aber auf Ministerebene.

Dramatische Flucht bei Feuer in Oberursel

che OBERURSEL, 19. März. Zu dramatischen Szenen kam es bei einem Großbrand am Donnerstag abend in Oberursel: Auf der Flucht vor beißendem Qualm und meterhohen Flammen, die aus dem Fenster einer Wohnung im ersten Stock schlugen, kletterten fünf ausländische Bewohner des dritten Stocks auf das schräge Dach des Hauses in der Dillstraße. Nur mit Mühe gelang es Polizisten, die in Panik geratenen Menschen zu beruhigen und sie mit dem Hinweis auf die nahende Feuerwehr in ihre durchaus noch sicheren Wohnungen zurückzuschicken. Wenig später wurden sie, ebenso wie drei Bewohner des viergeschossigen Hauses, von Feuerwehrleuten unter dem Schutz von Fluchthauben durch das verqualmte Treppenhaus ins Freie geführt. Sechs Menschen verschiedener Nationalitäten erlitten leichte Rauchvergiftungen, darunter drei Kinder. Zwei wurden zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht. Das Feuer war kurz vor 20 Uhr in einer Personalwohnung im ersten Stock über dem China-Restaurant "Mayflower" ausgebrochen. Während diese Räume ausbrannten, wurden andere Wohnungen sowie Flure und Balkone durch Rauch, Ruß und Hitze stark beschädigt. Die Oberurseler Feuerwehr, mit 48 Mann im Einsatz, schätzt den Brandschaden auf mindestens eine halbe Million Mark. Die Ursache ist noch unklar.

Schüsse auf Palästinenser-Diplomaten

JERUSALEM, 19. März (AP). Auf den palästinensischen Chefunterhändler bei den Nahost-Friedensgesprächen, Haidar Abdel Schafi, sind am Donnerstag Schüsse abgefeuert worden, die einen seiner Begleiter tödlich trafen. Schafi sagte zu dem Zwischenfall im Flüchtlingslager Rafah im besetzten Gazastreifen, er glaube, daß die Schüsse von israelischen Soldaten abgegeben worden seien, die rund 200 Meter weit entfernt von ihm gestanden hätten. Ein Militärsprecher sagte dagegen, es handele sich um einen Attentatsversuch radikaler Palästinenser.

Woody Allen Von Psychologen entlastet

NEW HAVEN, 19. März (AP). Eine kinderpsychologische Untersuchung hat nach Angaben des amerikanischen Regisseurs Woody Allen keinen der von seiner langjährigen Lebensgefährtin Mia Farrow gegen ihn erhobenen Vorwürfe erhärtet, er habe seine siebenjährige Adoptivtochter Dylan sexuell mißbraucht. Allen kündigte am Donnerstag vor Journalisten in New Haven an, er werde nun unverzüglich das Sorgerecht für Dylan und seine zahlreichen anderen Kinder beantragen.

Der Bericht des Kinderpsychologen John Leventhals und auf das Erkennen von Kindesmißbrauch spezialisierter Sozialarbeiter habe ihn entlastet, sagte der Regisseur.

Allen und Frau Farrow hatten sich im vergangenen Sommer nach zwölfjährigem Zusammenleben und -arbeiten getrennt. Leventhal war den von Frau Farrow erhobenen Vorwürfen seit dem Herbst in Gesprächen mit den beiden Erwachsenen und dem Kind nachgegangen.

Das Ergebnis wurde laut Allen ihm und Frau Farrow in einer zweieinhalbstündigen Unterredung von Leventhal mitgeteilt. Während Frau Farrow sich nicht äußern wollte, sagte ihre Anwältin, Eleanor Alter, die Untersuchung sei "unvollständig und ungenau". Die Fachleute hätten es abgelehnt, mit Personen zu reden, die wichtige Aussagen hätten machen können.

Allen und Frau Farrow haben zusammen ein leibliches Kind, Satchel, und zwei adoptierte Kinder - Moses und Dylan. Frau Farrow hat acht weitere leibliche und adoptierte Kinder, einige aus der Ehe mit dem Dirigenten Andre Previn. Allen hatte im vergangenen August bekanntgegeben, daß er in die 22jährige Soon-Yi Previn verliebt sei, eines der von Frau Farrow und Previn adoptierten Kinder.Dampf für Umzug nach Berlin CDU/CSU-Fraktionsvize fordert "Schluß mit Verzögerungen"

BONN, 19. März (AP/AFP/Reuter). Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Karl-Heinz Hornhues, hat gefordert, "sofort mit konkreten Vorbereitungen für den Umzug des Bundestages von Bonn nach Berlin zu beginnen." Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Hornhues, nach der beispielhaften Entscheidung des Bundespräsidenten, seinen Amtssitz nach Berlin zu verlegen, müsse nun erst recht mit allen Verzögerungsversuchen Schluß sein.

Das Parlament könne spätestens mit Beginn der Legislaturperiode 1994 seine Arbeit in Berlin aufnehmen. Der Reichstag und die anderen Räumlichkeiten des Bundes ließen sich dafür "provisorisch herrichten". Es sei untragbar, daß in Bonn in wirtschaftlich kritischer Zeit immer noch Gebäude errichtet würden, deren Verwendung völlig offenbleibe.

Bescheidenheit sei für den Bundestag ein besonders wichtiges Gebot. "Wir brauchen keine optimalen Bedingungen, viel wichtiger ist eine optimale Politik", sagte Hornhues. Das Auswärtige Amt in Berlin soll auf dem Marx-Engels-Platz im historischen Zentrum der Stadt neu gebaut werden. Dies teilte der Sprecher des Bundesbauministeriums, Jörg Ihlau, am Freitag mit. Dafür werde der wegen Asbestverseuchung geschlossene Palast der Republik - der ehemalige Sitz der DDR- Volkskammer - an dieser Stelle abgerissen.Ferner soll das Innenministerium auf dem Gelände des früheren SED-Zentralkomitees untergebracht werden.

Bauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) kündigte am Freitag an, die Bundesregierung werde am Dienstag ein Konzept "zur Unterbringung der Verfassungsorgane in Berlin" vorlegen. Dann tagt der Gemeinsame Ausschuß zur Hauptstadtplanung im Berliner Reichstagsgebäude. Die Planung unterstreiche die Entschlossenheit der Regierung, den Umzug nach Berlin zügig voranzubringen, meinte Frau Schwaetzer.

(Bericht und Kommentar Seite 3)

Australien Frauenfreundlicher Ketzer

SYDNEY, 19. März (AP). Ein Gericht der Presbyterianischen Kirche von Australien hat einen ihrer Geistlichen als Ketzer verurteilt, weil er sich für die Ordination von Frauen eingesetzt hat. Die Entscheidung vom Donnerstag ist der erste Häresieprozeß in Australien überhaupt. Bereits 1934 war ein Priester der Irrlehre beschuldigt worden, aber vor Eröffnung des Verfahrens gestorben.

Vor dem Tribunal in der australischen Hauptstadt Sydney hatte sich der 47jährige Priester Peter Cameron zu verantworten, da er sich in einer Predigt unzweideutig dafür ausgesprochen hatte, auch Frauen zu Priestern zu weihen.

Die 40 Mitglieder des Gerichts befanden nach Angaben von Cameron mit Zweidrittelmehrheit, daß er mit dieser Predigt die Heilige Schrift untergraben habe.

Der Schotte Cameron, der seit 1991 Pfarrer am St. Andrew's College der Universität von Sydney ist, bezeichnete sich als Opfer eines in der presbyterianischen Kirche um sich greifenden Fundamentalismus. Er wolle gegen die Entscheidung Berufung einlegen. Wenn die höhere Instanz das Urteil bestätigen sollte, droht Cameron die Entlassung.

Anklagevertreter Bruce Christian sagte, der von der Schottischen Kirche ordinierte Cameron müsse sich den Regeln der australischen Presbyterianer - einer Schwesterorganisation der Schottischen Kirche - einfach unterwerfen, ganz so wie er es bei seinem Amtsantritt gelobt habe.

"Presbyterianer haben eine Grenze für ihre Vorstellungen, und wenn, als einem Geistlichem, ihm erlaubt wird, weiter zu sagen, was er gesagt hat, können wir genausogut einpacken und heimgehen", sagte Christian.

. . . und außerdem Das "blaue Band" flattert übers Land

Ab 15.41 Uhr am Samstag läßt der Frühling "sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte", wie Eduard Mörike in seinem berühmten Gedicht "Er ist's" geschrieben hat. Einen Tag früher als sonst beginnt die laue Jahreszeit bereits am 20. März, denn der Frühlingsbeginn ist nicht an den genauen Tag gebunden, sondern an bestimmte astronomische Konstellationen, die sich in diesem Jahr schon ein paar Stunden früher einstellen als üblich: Das Eintreten der Sonne in das Sternbild Widder.

Ob sich auch die Frühlingsgefühle ein paar Stunden früher als sonst melden, bleibt abzuwarten. Sexualforscher antworten jedoch auf Fragen danach, ob die Liebe im Frühling mehr Opfer findet als in den übrigen Jahreszeiten, mit einem bündigen: "Quatsch". Offenbar haben die Menschen die unter der höhersteigenden Sonne aufblühende Natur schlicht auf die eigene Lebenswelt übertragen.

Unbestritten ist allerdings der Zusammenhang zwischen dem Fehlen von Licht und dem Ansteigen der Depressionen beim Menschen. Und Erich Kästner meint in seinem Gedicht "Besagter Lenz ist da" über die Jahreszeit: "Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie / Und in den Adern rinnt's wie süße Sahne / Am Himmel tanzen blanke Aeroplane / Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie."

Der Frühling hat auch andere Künstler zuhauf inspiriert: Robert Schumann komponierte eine "Frühlingssinfonie". Ein Werk von Ludwig van Beethoven trägt den Namen "Frühlingssonate". In der Dichtung haben sich vor allem die naturverliebten Romantiker der Jahreszeit des Erwachens angenommen: Ludwig Uhland schrieb vom "Frühlingsglauben", Eduard Mörike das schon erwähnte "Er ist's", und Clemens von Brentano verfaßte ein Gedicht über den "Frühlingsschrei eines Knechtes aus der Tiefe".

Später meldete sich Heinrich Heine mit einem "Frühlingsgruß" zu Wort. Die wohl bekannteste Dichtung zum Frühling ist der Osterspaziergang aus Johann Wolfgang von Goethes "Faust": "Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, gebrochen ist des Winters Macht . . ."

Viel bekannter sind jedoch die zahlreichen Kinderlieder, in denen der Frühling begrüßt wird: "Im Märzen der Bauer", "Der Mai ist gekommen", "Alle Vögel sind schon da", oder "Kuckuck, Kuckuck", und "Nun will der Lenz uns grüßen". Der Begriff Lenz für Frühling ist abgeleitet vom althochdeutschen "lenzo" für "zu lang", was sich auf die länger werdenden Tage bezieht.

Einher mit dem Frühlingsbeginn am Wochenende geht die Tag- und Nachtgleiche, von nun an sind die Tage wieder länger als die Nächte und das sogenannte warme Halbjahr beginnt. Es mag schwer zu glauben sein, aber Frühling und Sommer zusammengezogen sind auf der Nordhalbkugel der Erde sieben Tage und 18 Stunden länger als Herbst und Winter. Grund dafür ist, daß die Erde sich auf einer Ellipsenbahn um die Sonne bewegt.

An diesem Samstag zeigt sich, wie der Sommer wird: "Wie das Wetter um die Tag- und Nachtgleiche war, so ist es den ganzen Sommer über", heißt es in einer alten Bauernregel. Die Tag- und Nachtgleiche zu Beginn des Frühlings ist dieses Jahr am 20. März um 15.41 Uhr. Dann tritt die Sonne in das Tierkreiszeichen Widder ein und überschreitet den Äquator von der Süd- zur Nordhalbkugel.

Der astronomische Frühlingsanfang ist eine fiktive Rechnung, genau wie die gesetzlich verordnete mitteleuropäische Sommerzeit, die am 28. März beginnt, wenn die Uhr eine Stunde vorgestellt wird. Der Frühling selbst hat einen anderen Fahrplan: Er beginnt für die Meteorologen, wenn sich die ersten Blüten der Apfelbäume öffnen.

Mehr als 2500 freiwillige Helfer melden dem Wetteramt in Offenbach die Blütenentwicklung in ihren Regionen. Daraus werden die vor allem für Bienenzüchter aufschlußreichen "Blühvorhersagen" des Agrarmeteorologischen Forschungsamtes in Geisenheim. Und wenn die Knospen in der Oberrheinischen Tiefebene - etwa bei Ihringen im Breisgau oder in Lörrach - bereit zum Aufbrechen sind, dann kann man errechnen, wann im ganzen Land Frühling herrscht: 30 Kilometer am Tag "wandert" der Lenz nach Norden.

"Wenn einmal die Welt untergehen sollte, dann möchte ich in Husum leben", hat einmal ein kluger Kopf gesagt. Dort geschieht alles - auch der Frühling - zwei Monate später, dort ist der Lenz erst Mitte Mai zu erwarten: wenn die Krokusse dem Klostergarten der "Grauen Stadt am Meer" zur lila Farbenpracht verhelfen.

Die Blüten der Krokusse, die der Sage nach von Mönchen in grauer Vorzeit angepflanzt wurden, um Farbstoff für die Bischofsgewänder zu gewinnen, sind das Zeichen dafür, daß der Frühling in ganz Deutschland eingekehrt ist.

CLAUS-PETER TIEMANN / HERBERT SCHULZE-ANDREE (dpa)

Britische Familie kauft Atombomber

LONDON, 19. März (AP). Eine britische Familie hat am Donnerstag den letzten Atombomber der Royal Air Force vom Typ Vulcan für ihr privates Luftfahrtmuseum gekauft. Die Vulcan XH558 findet nun in Lutterworth, 145 Kilometer nordwestlich von London, eine neue Heimat. "Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, daß das Flugzeug noch einmal in die Luft steigt, es wird aber in seinem jetzigen Zustand bewahrt, und man wird sehen, was die Zukunft bringt", erklärte der neue Eigner, David Walton, bei der Übergabe des Flugzeugs auf dem Fliegerhorst Lincolnshire.

30 Millionen Brasilianer am Hungertuch

BRASILIA, 19. März (AP). Rund ein Fünftel der 150 Millionen Einwohner Brasiliens leben nach einem am Donnerstag veröffentlichten Regierungsbericht in Armut. Der Bericht wurde vom Planungsministerium erstellt und soll der Regierung dabei helfen, Programme zur Bekämpfung der Armut zu entwicklen. Aus ihm geht hervor, daß 30 Millionen Brasilianer finanziell nicht in der Lage sind, sich selbst zu ernähren. Das südamerikanische Land befindet sich derzeit in einer tiefen Rezessionsphase mit wachsender Arbeitslosigkeit und steigender Inflation.

Scheich wußte angeblich nichts

NEW YORK, 19. März (AP). Drei Tage nach dem Ausweisungsbeschluß gegen den ägyptischen Scheich Omar Abdel Rahman durch ein US-amerikanisches Gericht hat der Moslemgeistliche jede Beteiligung an dem Bombenanschlag auf das New Yorker World Trade Center bestritten. Bei dem Attentat am 26. Februar waren sechs Menschen getötet und rund 1000 verletzt worden.

Dem Fernsehsender ABC sagte Rahman, der seit drei Jahren in den USA lebt, er habe von der Explosion nichts gewußt und sei deshalb nicht dafür verantwortlich. Auch kenne er die drei verhafteten mutmaßlichen Tatverdächtigen nicht. Rahman sagte weiter: "Ich kam als Einwanderer nach Amerika, um das ägyptische Regime anzugreifen. Es widerspräche der Vernunft, daß ich den Ort, in dem ich lebe, gefährde."

Der Name des 54 Jahre alten blinden fundamentalistischen Geistlichen, der gegen den Ausweisungsbeschluß Einspruch einlegen will, war in den vergangenen Wochen mehrfach im Zusammenhang mit dem Bombenattentat genannt worden. Zwei der Tatverdächtigen sollen zu der von ihm in Jersey City geleiteten Moslemgemeinde gehören.

Sonne lockt Bienen hervor

MÜNSTER, 19. März (AP). Das sonnige Wetter der letzten Tage mit Temperaturen um zehn Grad hat die Honigbiene aus ihren Stöcken gelockt. Die ersten Boten des Frühlings, die Krokusse und Narzissen seien das Ziel ihrer Sammelflüge, teilte die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe am Freitag in Münster mit. Mit dem Beginn der wärmeren Jahreszeit benötigen die Bienen wichtige Pollenspender für die Aufzucht der Brut. Obstgehölze und frühblühende Zwiebelgewächse lieferten den notwendigen Blütenstaub und Nektar, hieß es in der Mitteilung der Kammer weiter.

Wie die Experten weiter berichteten, werden in wenigen Tagen auch die ersten Hummelköniginnen ihre Winterquartiere verlassen und mit der Gründung ihrer einjährigen Staaten beginnen.

Suchocka setzt trotz Niederlage auf Privatisierung Polens Regierung will geändertes Gesetz vorlegen / Kommentatoren verhöhnen die Koalition

WARSCHAU, 19. März (AP/eh). Trotz ihrer schweren Abstimmungsniederlage im Parlament will die polnische Ministerpräsidentin Hanna Suchocka weiter an ihrem Plan festhalten, die Wirtschaft zu privatisieren. Der Minister ohne Geschäftsbereich, Jerzy Kaminski, der im Kabinett für die Kontakte zum Parlament zuständig ist, kündigte die baldige Neuvorlage einer geänderten Fassung des Privatisierungsgesetzes im Sejm an, das am Donnerstag von der Mehrheit des Hauses abgelehnt worden war. Regierungssprecher Zdobyslaw Milewski sagte dem US-Sender "Radio Free Europe", die Regierung sei entschlossen, an der Privatisierung der Wirtschaft festzuhalten.

Die Ministerpräsidentin selbst hatte unmittelbar nach der Abstimmungsniederlage festgestellt: "Das ist ein deutliches Signal, daß eine Abkehr vom Weg der Reformen in Polen immer noch möglich ist." Finanzminister Jerzy Osiatynski, der sich zu Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds in Washington aufhält, kommentierte: "Wir können nicht länger behaupten, daß unsere Wirtschaftsreformen am weitesten fortgeschritten sind. Wir diskutieren seit zwei Jahren über die Privatisierung, und die Tschechen tun es ganz einfach." Die Niederlage war um so schmerzlicher, als die Regierung sie sich selbst zuschreiben muß. Zwölf Koalitionsabgeordnete, vor allem aus der rechtskatholischen "Christlich-Nationalen Vereinigung" (ZChN), stimmten gegen die eigene Vorlage. Der Wortführer dieser Gruppe, Jan Lopuszanski, gab als Grund an, daß das Projekt trotz etlicher "Verbesserungen" immer noch Ausländern zuviel Einfluß auf polnisches Kapital einräume.

Diese zwölf Stimmen hätten für eine Niederlage ausgereicht. Hinzu kam die Tatsache, daß 27 Abgeordnete der Regierungskoalition gar nicht an der Abstimmung teilnahmen - und nur wenige dafür eine plausible Erklärung hatten.

Die Kommentatoren gossen am Freitag beißenden Hohn über die Regierungskoalition aus. "Die Koalition hat sich als Fiktion erwiesen", schrieb die konservative Hauptstadtzeitung Zycie Warszawy. "Die Parteien in unserem Parlament scheinen nicht reif für Verantwortung", hieß es in der regierungsnahen Rzeczpospolita. Auch die linksliberale Gazeta Wyborcza kritisierte die Regierung. Diese sei nicht in der Lage, die eigenen Abgeordneten zu disziplinieren.

Zufrieden sind allein die Oppositionsparteien vom ganz linken und ganz rechten Spektrum. Der Führer der rechts-populistischen "Konföderation Unabhängiges Polen", Leszek Moczulski, hofft bereits auf Neuwahlen im Mai.

Der Grund für das Kippen des Privatisierungsprogramms liegt in der wachsenden Zahl ideologischer Konflikte innerhalb der Minderheitsregierung von Hanna Suchocka. Selbst in den immer selteneren Fällen völliger Einigkeit verfügt sie nur über 199 von 460 Stimmen und ist auf die Unterstützung der Gewerkschaftsfraktion "Solidarnosc" und der Deutschen Minderheit angewiesen. Da jedoch auch die fünf Koalitionsparteien ein extrem unterschiedliches Spektrum von rechtsnational bis sozialdemokratisch vertreten, häufen sich die personellen und sachlichen Konflikte. Trotz der hohen persönlichen Autorität von Ministerpräsidentin Suchocka erscheint es zunehmend fraglich, ob sie mit der gegenwärtigen Konstellation bis zum Ende der Legislaturperiode durchhalten kann.

Unterdessen steigt die Zahl der Befürworter einer beschleunigten Privatisierung in Polen. Derzeit sind 49 Prozent dafür und 23 Prozent dagegen.

Auch Hiersemann nahm BMW

MÜNCHEN, 19. März (AP). Neben CSU- Politikern hat in Bayern auch der frühere SPD-Fraktionschef Karl-Heinz Hiersemann kostenlos ein Fahrzeug von der Autoindustrie zur Verfügung gestellt bekommen. Die SPD-Fraktion bestätigte am Freitag in München, daß BMW Hiersemann im Sommer 1988 ein Auto für eine vierwöchige Dienst- und Urlaubsreise nach Jugoslawien und in die Türkei überlassen hatte. Fraktionssprecher Julian Gyger sagte, Hiersemann, heute Vizepräsident des Landtages, habe das Angebot angenommen, weil der Fraktions- Dienstwagen mit Katalysator ausgerüstet gewesen sei und deshalb kein bleihaltiges Benzin vertragen habe. Diese Offerte habe auch die Fraktion angenommen.

Masters und Johnson getrennt

CLAYTON, 19. März (AP). Das US-Sexualforscherpaar William Masters und Virginia Johnson ist nach 22jähriger Ehe am Donnerstag in Clayton im US-Staat Missouri geschieden worden. Die beiden, die mit ihrer Forschung im Bereich der Physiologie des Sex Pionierarbeit leisteten, hatten bereits seit Januar 1992 getrennt gelebt. Masters hatte Frau Johnson 1957 als Assistentin eingestellt, und 1971 hatten sie geheiratet - für beide war es die zweite Ehe. Sie würden ihr Forschungsinstut in St. Louis gemeinsam weiterleiten, hieß es.

Britannien/Umwelt/Kinkel S P E R R. - G e s p e r r t bis 18.00 Uhr - Kinkel fordert "Verzicht auf liebgewordene Konsumgewohnheiten" Utl: Verleihung des "Umweltadlers" an Prinz

- G e s p e r r t bis 18.00 Uhr -

Kinkel fordert "Verzicht auf liebgewordene Konsumgewohnheiten"

Utl: Verleihung des "Umweltadlers" an PrinzCharles -

"Umweltschutz verlangt auch Opfer"

Bonn (AP) Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat die Menschen in den Industriestaaten aufgefordert, zum Erhalt der Umwelt auch auf "liebgewordene Konsumgewohnheiten" zu verzichten. "Den Kuchen zugleich verspeisen und behalten wollen geht nicht", sagte Kinkel am Freitag abend bei der Verleihung des "Umweltadlers 1992" an den britischen Thronfolger Prinz Charles auf dem Petersberg bei Bonn. Allerdings müßten die Menschen für die Einsicht noch gewonnen werden, daß Umweltschutz auch Opfer verlange.

Das Bewußtsein, daß alle Menschen eine "Überlebensgemeinschaft" bildeten, müsse künftig stärker das politische Handeln bestimmen, forderte der Außenminister nach seinem vorab veröffentlichten Redemanuskript. Er widersprach der Ansicht, daß Umweltschutz wirtschaftliches Wachstum hemmen müsse. "Zur Attraktivität des Industriestandorts Deutschland gehört auch eine intakte Umwelt", erinnerte Kinkel. "Umweltschutz ist auch eine Investition in unsere wirtschaftliche Zukunftssicherung!" Zugleich mahnte er Bemühungen aller Nationen für eine Begrenzung der Bevölkerungsexplosion an. Dafür müßten bilaterale Entwicklungshilfe und eigene Maßnahmen der Entwicklungsländer "erheblich verstärkt werden".

Prinz Charles, auf dessen Programm auch ein Treffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl stand, erhielt den "Umweltadler" des internationalen Komitees "Künstler für Umwelt" für sein Engagement für den Umweltschutz. Kinkel würdigte den britischen Thronfolger als eine Person, die Umweltschutz nicht nur predige, sondern auch praktiziere. Er habe durch seinen Einsatz ein "überzeugendes persönliches Beispiel" dafür gegeben, wie die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie, von Mensch und Natur vorangetrieben werden könne, sagte der deutsche Außenminister.

- Bitte Sperrfrist beachten -

Ende

AP/tw/kl/

Lage in Somalia entspannt

KISMAYO, 19. März (AP). US-Soldaten haben wieder die Kontrolle über Kismayo übernommen. Zugleich wurde eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen in die südsomalische Hafenstadt entsandt, die sich nach den heftigen Kämpfen der letzten Tage ein Bild der Lage verschaffen soll. Daraufhin kehrte der einflußreiche somalische Clanführer Mohamed Farrah Aidid am Freitag wieder an den Verhandlungstisch in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zurück.

Die 500 US-Soldaten waren nach Kismayo zurückbeordert worden, nachdem der Milizführer Mohamed Said Hirsi entgegen einschlägiger Waffenstillstandsvereinbarungen in die Stadt einmarschiert war und seinen Rivalen Omar Jess, einen Verbündeten Aidids, vertrieben hatte. Die Lage soll sich inzwischen beruhigt haben. Wie der Befehlshaber der US-Truppen, Brigadegeneral Greg Lile, sagte, geht es jetzt vor allem darum, die verfeindeten Milizen und Banden zu entwaffnen.

Grenze bei Schirnding gesperrt

SCHIRNDING, 19. März (AP). Wegen Bauarbeiten wird der deutsch-tschechische Grenzübergang Schirnding von Montag an drei Monate lang für Personenwagen gesperrt. Wie der Autofahrerclub ADAC am Freitag mitteilte, muß der gesamte Autoverkehr bis zum 30. Juni auf die benachbarten Grenzstationen Waldsassen oder Selb ausweichen. Nur zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten wird die Sperre aufgehoben, da die Bauarbeiten an den Feiertagen ruhen.

Lastwagen und Busse dürfen den Übergang Schirnding generell weiter passieren, müssen aber an der Baustelle mit Behinderungen rechnen.

Sprengstoffdepot explodiert

SOFIA, 19. März (AP). Die Explosion eines Depots für militärische Sprengstoffe in Bulgarien hat mindestens fünf Menschen das Leben gekostet. Die Sofioter Nachrichtenagentur BTA meldete am Freitag, 15 weitere Personen seien bei der Detonation in dem Lager am Hafen von Russe an der Donau schwer verletzt worden. Statt des Lagerhauses befinde sich ein riesiger Krater im Boden. Ein Lastwagen, der gerade von Arbeitern entladen worden sei, sei verschwunden. Die Fenster von Gebäuden in sieben Kilometer Entfernung seien eingedrückt worden. Bei dem Sprengstoff, der entladen worden sei, habe es sich um Nitropenta gehandelt, das zur Herstellung von Zündern benutzt werde.

Georgier schießen Flugzeug ab Schewardnadse ruft zu Ende des Konfliktes mit Moskau auf

SUCHUMI, 19. März (AP/Reuter). Die georgische Armee hat am Freitag ein russisches Kampfflugzeug in der Nähe Suchumis abgeschossen, der Hauptstadt der abtrünnigen Provinz Abchasien. Der 35jährige Pilot der Maschine des Typs Su-27 wurde getötet. Georgiens Staatschef Eduard Schewardnadse rief an der Absturzstelle dazu auf, den Konflikt zwischen Rußland und Georgien zu beenden, der infolge der Kämpfe mit abchasischen Separatisten schwelt.

Das russische Militärkommando in Abchasien bestätigte den Abschuß durch georgisches Flugabwehrfeuer. In einer von der Nachrichtenagentur Interfax verbreiteten Erklärung hieß es, das Flugzeug habe "vermutlich" keine Aufgaben im Kampfgebiet gehabt. Georgien wirft Rußland vor, mit noch in Abchasien stationierten Truppen auf seiten der Separatisten in die Kämpfe mit georgischen Regierungstruppen einzugreifen. Moskau vertritt dagegen den Standpunkt, seine Einheiten wahrten strikte Neutralität.

Schewardnadse appellierte an den russischen Präsidenten Boris Jelzin, von militärischem Eingreifen Abstand zu nehmen. Er erinnerte an die Erfahrungen mit der Afghanistan-Invasion und die Niederschlagung des Prager Frühlings. "Wir sollten diesen sinnlosen Konflikt zwischen Rußland und Georgien beenden", sagte der ehemalige sowjetische Außenminister. Die russische Armee drohte mit dem Abschuß georgischer Flugzeuge und Attacken auf Flugplätzen, falls seine in Georgien stationierten Soldaten angegriffen würden.

In der Region um den Schwarzmeerbadeort Suchumi waren die Gefechte am Freitag weitgehend abgeflaut. Bei den Kämpfen der vergangenen Tage wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Tiflis 128 Georgier getötet und 200 verwundet. Die abchasische Seite sprach von 500 eigenen Gefallenen und Verletzten. Nach Darstellung der georgischen Armee hat sie eine Offensive der Rebellen zum Stillstand gebracht.

Autoren im Dialog über Ausländerfeindlichkeit

BERLIN. Sechs deutsche und sechs in Deutschland lebende ausländische Autoren wollen die öffentliche Diskussion über Gewalt und Ausländerfeindlichkeit in einer Matinee-Reihe des Berliner Maxim-Gorki-Theaters fortsetzen.

Die am 4. April beginnende Reihe basiert auf dem Taschenbuch "Deutsche Zustände - Dialog über ein gefährdetes Land", herausgegeben von dem in Berlin lebenden iranischen Autor Bahman Nirumand (Rowohlt-Verlag). Bei den sechs Veranstaltungen stellen sich jeweils ein deutscher und ein ausländischer Autor vor, darunter Zafer Senocak und Friedrich Christian Delius, Bahman Nirumand und Sten Nadolny, Daniel Cohn-Bendit unddie Politikerin Antje Vollmer. dpa

"Theater der Welt" lockt mit großen Namen

MÜNCHEN. Das Festival "Theater der Welt" des Internationalen Theaterinstituts lockt mit großen Namen, aber auch mit noch unbekannten Talenten in diesem Jahr nach München. Insgesamt werden vom 12. bis zum 27. Juni 20 Gruppen aus zwölf Ländern mit 24 verschiedenen Aufführungen 83 Vorstellungen geben.

Als "tragende Säulen" des stark eurozentrisch ausgerichteten Theatertreffens bezeichnete Programmdirektorin Renate Klett die von der Kritik bereits hochgelobten und in Deutschland erstmals zu sehenden Inszenierungen der Stücke "L'homme qui" von Peter Brook, Henrik Ibsens "John Gabriel Borkman" von Luc Bondy mit Michel Piccoli sowie Carlo Goldonis "Le baruffe chiozzotte" von Giorgio Strehler. Dazwischen gibt es nach ihren Worten "jede Menge von Entdeckungen, die für Diskussionen und Anregungen sorgen sollen". Außer Australien sind alle Kontinente bei dem Festival vertreten, das alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Stadt präsentiert wird. 1996 kommt das "Theater der Welt" nach Dresden.

Das Bayerische Staatsschauspiel und die Münchner Kammerspiele sind unter anderem mit der Uraufführung von "Map of Dreams" (Arbeitstitel) nach William Shakespeare in der Regie von Robert Lepage vertreten. Aus Rumänien kommt das bereits als Sensation gefeierte Nationaltheater aus Craiova mit den Stücken "König Ubu" nach Alfred Jarry und Shakespeares "Titus Andronicus". Als "Salonstück" zeigt das Teatr na Pokrovke aus Moskau Anton Tschechows "Drei Schwestern". dpa

Kämpfe in Ägypten gleichen Bürgerkrieg

KAIRO, 19. März (dpa). Der Konflikt zwischen dem ägyptischen Staat und den islamischen Extremisten nimmt immer mehr die Form einer Blutrache an.

Allein in den vergangenen Tagen starben mehr als 40 Menschen. Die Extremisten locken die Polizei in immer neue Hinterhalte. Die Sicherheitskräfte gehen immer härter vor. Bei einer Häuserschlacht im oberägyptischen Assiut Mitte der Woche setzten sie Augenzeugenberichten zufolge Maschinengewehre und Panzerfäuste ein.

"Dies ist ein halber Bürgerkrieg, in dem die Menschenrechte von beiden Seiten mißachtet werden", stellte Richter Said Aschmawi vom Obersten Sicherheitsgericht fest. Seit der vor knapp einem Jahr begonnene Konflikt immer blutiger wurde, hat die Regierung ihren Versuch aufgegeben, mit den islamischen Fundamentalisten einen Dialog zu führen. Staatspräsident Husni Mubarak kündigte im Februar an, er würde sogar den Notstand ausrufen, um ein Abgleiten in die Anarchie zu verhindern.

In der Eskalation der vergangenen Wochen ist das Dilemma der Regierung immer deutlicher geworden. Denn im Kampf gegen das "unislamische Regime" kennen die Fanatiker keine Kompromisse, den "Märtyrertod" im Kampf für einen Gottesstaat fürchten sie nicht. Auch der Staat spiele inzwischen beim "politischen Töten ein Nullsummenspiel, das zeigt, wie weit die Sicherheitskräfte von der Ethik der Familienfehde durchdrungen sind", analysierte der Politologe Nabil Abdel Fatah vom Al Ahram Zentrum für politische und strategische Studien.

Die Polizeikräfte fühlen sich indessen zunehmend überfordert. "Die Polizei ist daran gewöhnt, mit Kriminellen und Taschendieben umzugehen, nicht mit Terroristen, die den Tod nicht fürchten", sagte ein Sicherheitsoffizier. Seit langem wird unterderhand über den Einsatz des Militärs nachgedacht, auch wenn die Risiken kaum abzuschätzen sind.

Kurz gemeldet: USA schicken Gesandten nach Haiti

WASHINGTON, 19. März (dpa). Charles Redman, US-Botschafter in Schweden, ist am Donnerstag von US-Präsident Bill Clinton zum Sondergesandten für Haiti ernannt worden. Redman soll sich in Port-au-Prince um die Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse in der karibischen Inselrepublik bemühen. Die USA haben ihren Botschafter aus Haiti nach dem Militärputsch abgezogen. Vier Tote bei Überfall in Ost-Timor JAKARTA, 19. März (AFP). Bei einem Überfall von mutmaßlichen Mitgliedern der Unabhängigkeitsbewegung Fretelin sind in dem von Indonesien annektierten Ost-Timor zwei Soldaten und zwei Studenten getötet worden. Das sagte ein Armee-Sprecher am Freitag in Jakarta. Der Überfall ereignete sich in der Stadt Los Palos. Russischer Atomreaktor wieder in Betrieb MOSKAU/KIEW, 19. März (AP). Der vor zwei Tage abgeschaltete Reaktor des Atomkraftwerks auf der nordrussischen Halbinsel Kola ist am Freitag wieder in Betrieb genommen worden. Die Nachrichtenagentur ITAR-Tass meldete, das defekte Sicherheitsventil sei problemlos ausgetauscht worden. Die Agentur Interfax betonte, daß in dem Reaktor keine Radioaktivität ausgetreten sei.

Woody Allen darf sich gerechtfertigt fühlen

NEW YORK. Nach Liebe und Kabale, nach öffentlichen Vorwürfen und juristischen Schritten in Sachen Woody Allen und Mia Farrow wurde den bis aufs Blut zerstrittenen einstigen Liebesleuten nun das Ergebnis einer monatelangen Untersuchung eröffnet. Die ersten Reaktionen lassen kaum einen Zweifel: Der amerikanische Meisterregisseur hat die gemeinsame Adoptivtochter Dylan nicht sexuell belästigt, wie es von Mia Farrow behauptet worden war.

Das ist offenbar das Ergebnis der Ermittlungen der Polizei und der zuständigen Ärzte im Bundesstaat Connecticut bei New York. "Kein Kindesmißbrauch hat stattgefunden", sagte Allen nach dem Gespräch mit Ärzten und Untersuchungsbeamten. Die Anwälte Mia Farrows bestätigten diese Version über die Einsicht in die umfangreichen Akten indirekt dadurch, daß sie die Untersuchung als "unvollkommen und inakkurat" verurteilten, weil wichtige Zeugen nicht befragt worden seien.

In der Hauptsache geht es im Verfahren, das Allen gegen seine ehemalige Lebensgefährtin angestrengt hat, um das Sorgerecht für drei gemeinsame Kinder - außer Satchel und Dylan auch um den 15jährigen Adoptivsohn Moses. Der Streit war ausgebrochen, nachdem Allen eine Liebesbeziehung mit Mia Farrows jetzt 22jähriger Adoptivtochter Soon-Yi aufgenommen hatte.

Im Adoptionsverfahren hatte Mia Farrow eine Stellungnahme abgegeben, die erst kürzlich ans Tageslicht kam und im Prozeß vielleicht eine entscheidende Rolle spielen könnte: Woody Allen sei "ein liebender, sorgender, aufmerksamer Vater, ein weit besserer Vater als natürliche Väter sind oder sein wollen". fr / dpa

Tennis-Turnier in Key Biscayne Für Michael Stich hat die Leidenszeit ein Ende 6:7, 3:6 gegen Ondruska / Graf machte kurzen Prozeß, und dann kam wieder der Regen

Michael Stich war froh, daß es vorbei war. Nach der 6:7 (3:7), 3:6-Achtelfinalniederlage gegen den Südafrikaner Marcos Ondruska analysierte der frustrierte Elmshorner trocken seine erneut enttäuschende Leistung, packte seine Tasche und verschwand. Acht Tage vor dem Daviscup-Spiel in Moskau war die Generalprobe mißlungen, aber das Drei-Millionen-Dollar-Turnier in Key Biscayne, das er so ungern spielt, für ihn endlich vorüber. Keine Regenpausen mehr, kein störender Wind, nur noch das Warten auf den Heimflug nach Deutschland. "Ich bin jetzt drei Wochen hier in den USA 'rumgehangen und konnte nur schlecht trainieren", sagte Stich, "ich war schlecht in Form, aber jetzt habe ich endlich Zeit, um vernünftig in der Halle zu trainieren."

Einen Tag nach der Absage des kranken Boris Becker war Steffi Graf nach einer weiteren Weltklasseleistung die letzte Deutsche im Feld. Die Brühlerin löste ihre Pflichtaufgabe gegen Nathalie Tauziat aus Frankreich in nur 42 Minuten mit 6:1, 6:0. Im Halbfinale traf sie dann die Argentinierin Gabriela Sabatini. Doch wieder einmal störte anhaltender Regen den Turnierplan - verspäteter Beginn, Unterbrechung.

"Ich bin wirklich glücklich. Ich kann nicht besser spielen als im Moment", hatte Steffi Graf nach dem Match gegen Tauziat gesagt. "Alles, was ich angefaßt habe, war perfekt. So gut habe ich schon lange nicht mehr gespielt." Überraschend ausgeschieden sind dagegen Jim Courier und Andre Agassi. Der Weltranglisten-Erste, der wegen der Regenpausen in den Tagen zuvor am Donnerstag zwei Spiele bestreiten mußte, scheiterte am Australier Mark Woodforde 3:6, 6:2, 2:6, Agassi verlor gegen Steeb-Bezwinger Richard Krajicek (Niederlande) 2:6, 5:7. "Woodie hat sehr gut gespielt und so meine Leistung beeinflußt. Ich weiß nicht, was los war", so Courier.

Während Steffi Graf die Weltranglisten-Zwölfte wie in den 15 Duellen der beiden zuvor auseinandernahm wie eine kaputte Uhr, knüpfte Stich nahtlos an seine schwachen Vorstellungen der Vortage an. Der Weltranglisten-Elfte machte viele Fehler, zu wenig Druck und so seinen 20 Jahre alten Gegner stark. "Mein Timing hat überhaupt nicht gestimmt. Ich habe schlecht gespielt, und er hat verdient gewonnen", sagte Stich, der im zweiten Durchgang bereits 2:0 führte, danach aber wieder in die alte Lethargie zurückfiel: "Ich bin aber froh, daß ich hier zwei Spiele gewonnen habe."

Die Lustlosigkeit, die er seit Turnierbeginn gezeigt hatte, rächte sich. Die schlechten Trainingsmöglichkeiten in Key Biscayne waren ein Grund für seine mäßigen Auftritte, aber keine Entschuldigung. Statt wie Stefan Edberg, Steffi Graf oder Jim Courier die widrigen Bedingungen und ihre unerfreulichen Begleitumstände professionell zu akzeptieren, lamentierte er darüber und schien sich somit noch mehr als nötig in eine negative Stimmung zu versetzen. Stich spielte auf Sicherheit, um die Sicherheit wiederzufinden, die er durch die fehlende Matchpraxis verloren hatte. Der aufstrebende Marcos Ondruska bestrafte ihn. Zurückkehren will Michael Stich nach Key Biscayne nur, wenn er wirklich muß. dpa

Beratungen des IOC-Exekutivkomitees in Atlanta abgeschlossen Weitgehend Friede, Freude, Eierkuchen Sommersportverbände fordern Gleichbehandlung / Nebiolo als ASOIF-Präsident wiedergewählt

"Niemals zuvor gab es eine freundschaftlichere, positivere, engere Beziehung zwischen dem IOC und den Sportverbänden", sagte Präsident Juan Antonio Samaranch am Donnerstag nachmittag zum Abschluß der Beratungen des Exekutivkomitees des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Atlanta. Eine Stunde später löste Primo Nebiolo, der Präsident der Vereinigung der olympischen Sommersportverbände (ASOIF), einen Teil des Rätsels dieser Aussage: "Wir bitten den Marquis von Samaranch, für eine weitere Wahlperiode als IOC- Präsident zu kandidieren."

Da der Italiener aber wie kein anderer auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten agiert, war ihm eigentlich anderes bedeutungsvoller. Nebiolos Resümee vom Sitzungstag der ASOIF: "Das wichtigste waren die Wahlen. In aller Bescheidenheit: Ich habe nicht verloren." Ein bißchen doch: Mit seiner oft bewährten Handstreich-Methode wollte Nebiolo als einziger Kandidat per Akklamation als Präsident der 25 ASOIF-Mitglieder bestätigt werden. Doch bei der Aktion gegen die eigenen Regeln mochten die Delegierten nicht mitspielen. Am Ende der geheimen Abstimmung hatte Nebiolo überraschend ein viel besseres Ergebnis schriftlich vorliegen als beim anonymen "Klatschmarsch": Mit 22 Stimmen bei nur drei Enthaltungen behielt er den Posten, den der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) seit der ASOIF-Gründung 1983 innehat.

Samaranch, der nach zwischenzeitlicher Amtsmüdigkeit "auf Bitten" zur Wiederwahl bei der IOC-Vollversammlung im September in Monte Carlo zur Verfügung steht, hat noch einen Grund zur Zufriedenheit über das Wohlverhalten der Verbände: Die ASOIF hat geschluckt, daß die 91 IOC-Mitglieder am 23. September die Olympia-Stadt für das Jahr 2000 weiterhin allein wählen. Das IOC-Exekutivkomitee hatte die Forderung abgelehnt, den Fachverbänden und den Nationalen Olympischen Komitees je fünf Stimmen zu geben.

Die Sommerverbände, deren Mehrheit für "alle oder keiner" plädiert, beschäftigten sich mit dem Thema in Atlanta nicht mehr. Auch die Frage der Zulassungsbeschränkungen und Qualifikationen in den einzelnen Sportarten stand nicht auf der Tagesordnung. Dies sollte Gegenstand gemeinsamer Beratungen von IOC- und ASOIF-Spitze am Freitag sein.

Dafür formulierte die 14. ASOIF-Generalversammlung ihre wichtigsten Ziele. Danach sollen die olympischen Sportverbände als "eine von drei Säulen der olympischen Bewegung zusammen mit dem IOC und den NOKs festgeschrieben werden und ihre Beziehungen auf eine gleiche Basis bei allen Aktivitäten gestellt" werden. Vor allem will die bei der Verteilung der Olympia-Gewinne benachteiligte ASOIF mehr vom finanziellen Kuchen, auch wenn Nebiolo das diplomatischer sagt: "Wir wollen bei gleichen Anteilen wie IOC und NOKs mehr Geld, wenn es mehr gibt; wir finden uns mit weniger ab, wenn weniger reinkommt."

Schließlich forderte die ASOIF in der "Schlacht gegen das Doping gemeinsame Regeln und Strafen aller Föderationen und aller olympischen Organisationen". Hier sind die Verbände, die sich in dieser Grundaussage schon vor vier Jahren mit dem IOC einig waren, aber vor allem selbst gefordert. Zu unterschiedlich sind die Strafen bei Dopingvergehen von Sportart zu Sportart. Immerhin machte Nebiolo einen Anfang: "Wenn es Änderungen hin zur Gemeinsamkeit gibt, sind wir in der Leichtathletik bereit, unsere Regeln anzupassen." dpa

Auf neue Weise PCB zerstört

TOKIO, 19. März (dpa). Japanische Forscher haben nach eigenen Angaben eine Methode zur Zerstörung des giftigen Kühl- und Schmiermittels PCB (Polychlorierte Biphenyle) gefunden. Wie die Zeitung Japan Times am Freitag berichtete, mischten die Wissenschaftler der Hochschule für Arzneimittelforschung in der zentraljapanischen Stadt Gifu PCB-verseuchte Erde mit Quarzsand, Kohle und Flugasche aus Kraftwerken. Nachdem die Mischung eine Woche lang bei 70 Grad in einem versiegelten Container behandelt wurde, waren zwischen 93 und 95 Prozent des PCB verschwunden.

Verzichteten die Forscher um Professor Takahiko Sato auf die Flugasche, konnte nur ein kleiner Teil der Substanz abgebaut werden. Das Team will nun herausfinden, welches Metall in der Flugasche als Katalysator den Abbauprozeß beschleunigt.

Albanien ruft NATO zu Hilfe

TIRANA, 19. März (dpa/AP). Albanien hat die NATO um Hilfe bei der Beseitigung von veralteten Militäranlagen gebeten, die zur kommunistischen Zeit im ganzen Land angelegt worden waren. Diese Bitte hat Albaniens Präsident Sali Berisha NATO-Generalsekretär Manfred Wörner in Tirana übermittelt, berichteten die albanischen Zeitungen am Freitag. Albanien kommt nach Meinung Wörners, der am Vortag in Tirana eingetroffen war, eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Stabilität auf dem Balkan zu.

Bei seinen Gesprächen mit Berisha und Regierungschef Alexander Meksi ging es vor allem um die angrenzende jugoslawische Provinz Kosovo, die zu 90 Prozent von Albanern bewohnt wird. Tirana befürchtet, daß die serbische Minderheit auch in dieser Region die "heiße" Phase des Bürgerkrieges entfesseln könnte und hat für diesen Fall bereits mit einer Intervention gedroht. Die Serben unterdrücken die Albaner im Kosovo seit vier Jahren mit Ausnahmegesetzen, Sonderpolizei und Militär.

Die albanische Führung wiederholte auch den Wunsch, der NATO einzutreten.

"Liebespillen" sichergestellt

MAINZ, 19. März (dpa). Eine größere Menge der als gefährlich eingestuften Droge "happy pills" oder "Liebespille" (Etryptamin) ist in Alzey in Rheinland- Pfalz sichergestellt worden. Laut Angaben des Landeskriminalamts wurde ein 30jähriger beim Versuch festgenommen, die Pillen zu verkaufen. Bei ihm wurden 550 Kapseln und rund 80 Gramm der Droge in Pulverform entdeckt. Gegen den Mann wurde Haftbefehl erlassen.

Das LKA wies darauf hin, die Pillen könnten in Verbindung mit Alkohol oder eiweißhaltigen Lebensmitteln lebensgefährliche Nebenwirkungen haben. Auch sei der Rauschverlauf wegen der halluzinogenen Wirkung des Mittels völlig unkalkulierbar. Bisher seien bundesweit drei Todesfälle registriert worden.

Zwei Tore in der Nachspielzeit Pariser Triumph über Real nach Fußball-Drama

Der ungarische Schiedsrichter Puhl hat im Pariser Prinzenpark-Stadion Europacup-Geschichte geschrieben. Im Viertelfinale des UEFA-Cups zwischen Paris St. Germain und Real Madrid ahndete er die zahlreichen Unterbrechungen damit, daß er über sieben Minuten nachspielen ließ und damit beide Teams in ein Wechselbad der Gefühle stürzte. An dessen Ende zogen die Pariser als 4:1-Sieger erstmals in ihrer Vereinsgeschichte ins Halbfinale ein.

Vor 46 000 Zuschauern gingen die Gastgeber in einem an Dramatik kaum zu überbietenden Spiel durch Weah (34.), Ginola (81.) und Valdo (89.) mit 3:0 in Führung und schienen nach dem 1:3 vom Hinspiel auf Halbfinal-Kurs. Doch der ausgezeichnete Schiedsrichter wollte kein Ende finden: Vier Minuten in der Nachspielzeit erzielte Zamorano den Anschlußtreffer für Madrid, das die Verlängerung bedeutet hätte.

Dazu aber kam es nicht, weil Kambouare in der siebten Minute der Nachspielzeit per Kopf das 4:1 markierte. Danach hatte auch Puhl ein Einsehen und pfiff unter dem Jubel der begeisterten Fans ab. dpa

Tanker verliert weiter Öl

LISSABON, 19. März (dpa). Der mit 40 000 Tonnen Rohöl beladene, unter Malta-Flagge fahrende Tanker "Onda" verliert südlich der Azoren weiter Öl. Das teilte am Freitag die Marinekommandantur der portugiesischen Inseln mit. Derzeit liefen stündlich rund 50 Liter aus. Das Leck unterhalb der Wasserlinie habe noch nicht abgedichtet werden können, weil die schwere See die Arbeit von Froschmännern unmöglich mache. Die Ladung aus dem defekten Tank werde aber nach und nach in einen anderen Tank des Schiffes, das sich 100 Seemeilen südlich der Inselgruppe befindet, umgepumpt.

Welche Menge bisher ausgelaufen ist, war unklar. Das Öl habe sich durch den Sturm weitläufig auf etwa 18 Quadratkilometer verteilt. Der zwölf Jahre alte Tanker kam aus Syrien und war auf dem Weg nach Kanada.

"Kardinal führte Kampagne"

ROTTERDAM, 19. März (dpa). Die Affäre um den plötzlichen Rücktritt des Bischofs von Rotterdam, Ronald Philippe Bär, zieht offenbar weitere Kreise. Die Amsterdamer Tageszeitung De Volkskrant berichtete am Freitag unter Berufung auf zuverlässige Quellen, der Vorsitzende der niederländischen katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Adrianus Simonis, habe bei der Verbreitung von Gerüchten über angebliche homosexuelle Kontakte des Bischofs eine "führende Rolle" gespielt. Bär hatte der Volkskrant am Mittwoch gesagt, gezielt gestreute Gerüchte hätten ihn zum Rücktritt gezwungen. Das Bistum und Simonis hatten "Gesundheitsgründe" angegeben.

Wie die Zeitung weiter berichtete, soll der Päpstliche Nuntius in den Niederlanden Bär am 25. Februar besucht und aufgefordert haben, den Papst aus Gesundheitsgründen um die sofortige Entlassung aus dem Bischofsamt zu bitten. Dies habe Bär getan. Entgegen seiner Gewohnheit habe der Vatikan das Rücktrittsgesuch schon nach einer Woche angenommen. Eine Stellungnahme zu den Vorgängen wollte die Nuntiatur in Den Haag am Freitag nicht abgeben. Der Rotterdamer Bischof galt als Vermittler zwischen dem progressiven und dem konservativen Flügel der katholischen Kirche in Holland.

Bomben in Kalkutta entdeckt

NEW DEHLI, 19. März (dpa). Wenige Tage nach der verheerenden Bombenexplosion in Kalkutta hat die Polizei der indischen Millionenstadt am Freitag 25 Sprengkörper in der Stadt entdeckt. Nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders fanden Arbeiter eine Bombe bei Aufräumungsarbeiten in der Nähe der Explosionstelle. Bei den Sprengkörpern handle es sich um Bomben, die zumeist im Bandenkrieg verwendet werden.

Der Anschlag auf ein vierstöckiges Haus im Zentrum von Kalkutta hatte am Dienstag nach bisherigen Ermittlungen 66 Menschen das Leben gekostet.

36-Stunden-Woche bei VW

WOLFSBURG, 19. März (dpa). Im Stammwerk der Volkswagen AG in Wolfsburg wird vom 1. April an die 36- Stunden-Woche eingeführt. Eine entsprechende Vereinbarung haben das Unternehmen und der Betriebsrat unterzeichnet. Nach Mitteilung des Betriebsrates vom Freitag wird im Zwei-Schicht-Betrieb von April an die regelmäßige tägliche Arbeitszeit auf sieben Stunden und zwölf Minuten festgelegt. Im Drei- Schicht-Wechselsystem bleibt die tägliche Arbeitszeit von acht Stunden bestehen. Innerhalb eines Pilotprojektes wird eine verkürzte Dauer-Nachtschicht an einer Montagelinie eingerichtet.

Schüsse auf Chefunterhändler Israel spricht von Attentatsversuch / Schafi beschuldigt Soldaten

JERUSALEM, 19. März (AP/Reuter/ dpa). Auf den palästinensischen Chefunterhändler bei den Nahost-Friedensgesprächen, Haidar Abdel Schafi, sind am Donnerstag Schüsse abgefeuert worden. Einer seiner Begleiter wurde dabei getötet. Der Vorfall ereignete sich im Flüchtlingslager Rafah im besetzten Gazastreifen. Ein israelischer Militärsprecher teilte mit, es habe sich um einen Attentatsversuch radikaler Palästinenser gehandelt. Schafi sagte, er glaube, daß die Schüsse von israelischen Soldaten abgegeben worden seien, die rund 200 Meter weit entfernt von ihm gestanden hätten.

In arabischen Berichten hatte es zuvor geheißen, die Soldaten hätten auf Steinewerfer geschossen. Das Militär erklärte dagegen, erste Ermittlungen hätten ergeben, daß Schafi und seine Begleitung aus einem fahrenden Auto heraus beschossen worden seien, dessen Insassen Palästinenser gewesen seien. Im israelischen Fernsehen wurde die Volksfront für die Befreiung Palästinas von George Habash für die Schüsse verantwortlich gemacht.

Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin schloß mit einem Treffen bei UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali seinen ursprünglich auf zehn Tage angelegten USA-Besuch wegen der anhaltenden Unruhen im Gazastreifen vorzeitig ab. Ein UN-Sprecher sagte, Butros-Ghali habe seine Besorgnis über die Eskalation der Gewalt dort zum Ausdruck gebracht und die Schutzbedürftigkeit der Bewohner betont. Bei seiner Ankunft in Tel Aviv sagte Rabin, es sei zunächst von besonderer Dringlichkeit, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken und die Zahl der Palästinenser, die in Israel arbeiten, zu reduzieren. In Hinblick auf den Friedensprozeß sagte er, er sei zuversichtlich, daß die Verhandlungen am 20. April in Washington wieder aufgenommen würden. Noch in diesem Jahr rechne er mit "substanziellen Fortschritten".

Der ägyptische Außenminister Amre Mussa sagte der israelischen Tageszeitung Maariv vom Freitag, er rechne nicht mit einer umfassenden Nahost-Friedensregelung noch in diesem Jahr. Dazu seien die Probleme zu vielschichtig und komplex.

Ohne die befürchteten Zwischenfälle blieb am Freitag zunächst der letzte Tag des islamischen Fastenmonats Ramadan in Jerusalem. Rund 150 000 Moslems aus dem von Israel seit 1967 besetzten Westjordanland und dem Gazastreifen waren zu ihren Heiligtümern auf dem sogenannten Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem gepilgert.

Moslemische Rebellen feuerten in der Nacht zum Freitag drei Raketen auf eine Stellung der pro-israelischen Miliz Südlibanesische Armee (SLA) bei Schumarije in der von Israel beanspruchten "Sicherheitszone" ab. Das verlautete aus Sicherheitskreisen in Südlibanon. Bei dem Angriff wurde den Angaben zufolge niemand verletzt. Die SLA habe mit einem Bombardement des Gebietes reagiert, das der "Sicherheitszone" gegenüber liegt.

Basketball-Europapokal Saloniki vor dem Ausschluß Hooligans griffen türkische Spieler mit Stuhlbeinen tätlich an

Die skandalösen Vorfälle beim Finale um den Basketball-Europapokal der Cupsieger zwischen Aris Saloniki und Efes Istanbul (50:48) am vergangenen Dienstag in Turin werden noch ein Nachspiel haben. Der Internationale Basketball- Verband (FIBA) hat am Freitag in schärfster Form und unter Androhung disziplinarischer Sanktionen massive Zuschauerausschreitungen griechischer "Hooligans" verurteilt. Diese hatten während und nach dem Spiel türkische Spieler und Funktionäre tätlich angegriffen. Dabei wurden nach Angaben von FIBA-Pressechef Florian Wanninger unter anderem drei Spieler aus Istanbul verletzt.

Wanninger berichtete vom "Schlimmsten und Schrecklichsten, was ich bisher im Sport erlebt habe". Neben massiven, zum Teil mit herausgerissenen Stuhlbeinen vorgenommenen körperlichen Attakken seien in Turin auch politische Ressentiments auf Spruchbändern wie "Konstantinopel Hauptstadt von Griechenland" artikuliert worden. In einem offiziellen Kommunique bezeichnete dieFIBA die Vorkommnisse als "absolut unerträglich und untragbar".

Eine Entscheidung über disziplinarische Maßnahmen will die FIBA nach Eingang der Berichte treffen. Griechische Klubs waren in der Vergangenheit wiederholt wegen des skandalösen Verhaltens ihrer "Fans" streng bestraft worden. Neben empfindlichen Geldstrafen von über 50 000 Mark mußten unter anderem die Klubs Aris und PAOK Saloniki unter Aussperrung ihrer Zuschauer vor leeren Rängen spielen. In der Europaliga mußte Olympiakos Piräus seine beiden letzten Heimspiele in Patras austragen.

Nachdem mehrfache Appelle der FIBA an die Klubs, auf ihre Anhänger einzuwirken, nichts fruchteten, droht dem griechischen Rekordmeister Aris Saloniki jetzt für mehrere Jahre der Ausschluß aus den Europacup-Wettbewerben.

Nach Real Madrid, CSP Limoges und PAOK Saloniki hat sich Benetton Treviso als letzte Mannschaft für das "Final Four" des Basketball-Europapokals vom 13. bis 15. April in Athen qualifiziert. Im dritten Spiel des Play-off-Viertelfinales bezwang Treviso im italienischen Duell Scavolini Pesaro mit 77:58. Im Halbfinale trifft Treviso nun auf PAOK Saloniki, das zweite Semifinale bestreiten Madrid und Limoges. dpa/sid Philips Mailand gewann Korac Pokal

Den Basketball-Europapokal um den Korac Cup haben die Männer von Philips Mailand gewonnen. Vor 10 394 Zuschauern in eigener Halle gewannen die Mailänder das Final-Rückspiel gegen Virtus Rom mit 106:91. Bereits das Hinspiel hatten die Norditaliener mit 95:90 gewonnen.

Halbfinaleinzug im UEFA-Cup größter sportlicher Erfolg seit 27 Jahren Vogts sieht die Borussia schon im Endspiel Schulz und Sippel versetzten eine ganze Region in Taumel / Dortmund - Rom 2:0 (1:0)

27 Jahre hat eine gesamte Region diesem Fußballtriumph entgegengefiebert, gebangt und gehofft. Nach dem historischen Europacup-Gewinn vom 5. Mai 1966 gegen den FC Liverpool steht Borussia Dortmund seit Donnerstag abend, 22.05 Uhr, wieder in einem millionenträchtigen Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs. Das ganze Ruhrgebiet geht nun in "Schwarz-Gelb". "Das haben wir uns redlich verdient", jubelte Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem 2:0 (1:0) über den AS Rom im Viertelfinal-Rückspiel, mit dem die Dortmunder das 0:1 aus dem Hinspiel vor zwei Wochen kompensierten. Und nun wartet mit AJ Auxerre eine zumindest vom Papier her lösbare Aufgabe. "Das ist der Gegner, den wir haben wollten", meinte der Däne Flemming Povlsen. Eine weitere Millionen-Einnahme ist den Westfalen im Heimspiel am 7. April gewiß, mit den 20 Millionen aus der Erfolgsserie konnten sie auf einen Schlag ihr Konto auf Jahre hinaus sanieren. Das Rückspiel beim französischen Tabellenachten findet am 21. April statt. Der Klasse-Auftritt im Westfalenstadion beeindruckte Bundestrainer Berti Vogts ebenso wie die Millionen am TV-Schirm: "Ich traue der Borussia nun auch die Teilnahme am Endspiel zu", meinte Vogts.

Nach dem Schlußpfiff war die Freude zwar riesig, aber von Euphorie in Dortmunder Reihen dennoch keine Spur. "Wir sind total happy, denn wir hatten uns so viel vorgenommen. Es ist toll, daß wir dieses Vorhaben so umsetzen konnte", meinte Nationalspieler Knut Reinhardt, zuletzt durch die Dauerstrapazen der Vergangenheit überlastet, der aber gegen die Römer an alte, in der Bundesliga schmerzlich vermißte Glanzleistungen anknüpfen konnte. Über die linke Seite sorgte der 24jährige für gehörigen Druck und setzte diese Marschroute von Trainer Hitzfeld - gemeimsam mit Gerhard Poschner - vortrefflich um.

Reinhardts Flanke, genau 22 Sekunden nach Wiederanpfiff, leitete auch die endgültige Entscheidung ein, die dann mit dem Ex-Frankfurter Lothar Sippel ein Profi schaffte, der bei Dortmund eigentlich mehr auf der Tribüne als auf dem Rasen zu finden ist, nun aber zum Held des Abends wurde. "Er hat sein Goldköpfchen unter Beweis gestellt", meinte Hitzfeld. Sippel, eigens vom Main nach Westfalen gewechselt, um endlich über die Reservistenrolle hinauszuwachsen, übte sich aber in Bescheidenheit. "Ich bin zufrieden, daß ich ein Tor geschossen habe, aber es ist hauptsächlich ein Verdienst der Mannschaft", sagte Sippel, der erst drei Stunden vor Anpfiff von seinem Einsatz erfahren hatte. Das wichtige erste Tor markierte aber ein Mann der Abwehr, die über 90 Minuten Schwerstarbeit verrichten mußte. Frank Schulz schaffte in der 42. Minute das 1:0, als die 35 800 Zuschauer schon in die Reihen der Unzufriedenen umzuschwenken drohten. "Die Tore fielen genau zum richtigen Zeitpunkt", freute sich Hitzfeld auch angesichts der Unterstützung aus den stimmgewaltigen Rängen. Neben Sippel blieb allerdings Povlsen blaß, der gleich dreimal das 3:0 auf dem Fuß hatte, aber an seinen Nerven scheiterte. "Das hole ich gegen Auxerre nach", konnte der Däne gelassen bleiben, da sein Versagen ohne Folgen blieb. dpa

Clenbuterol und Krabbe Schlüsse der Gutachter unterscheiden sich

Noch bevor die drei Gutachten im Fall der des Dopings angeklagten Katrin Krabbe öffentlich bekannt sind, hat eine Auseinandersetzung um ihre Interpretation eingesetzt. Wie der Spiegel in seiner Montags-Ausgabe berichten wird, verneinen alle drei Pharmakologen in ihrer Stellungnahme für den Rechtsausschuß des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) eine "wissenschaftliche Sicherheit" für die anabole Wirkung des Kälbermast- Mittels Clenbuterol auch beim Menschen. Unterschiedlich werde jedoch die Frage beantwortet, ob dieses Kriterium tatsächlich erfüllt sein müsse.

Der DLV-Rechtsausschuß will bis Ende März darüber befinden, wie die Clenbuterol-Einnahme von Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr zu ahnden ist. Laut DLV war es "Kernpunkt des Gutachten-Auftrags, nachzuweisen, daß Clenbuterol anabole Wirkung hat und damit den anabolen Steroiden gleichzusetzen ist, ohne selbst anaboles Steroid zu sein". Nicht nur anabole Steroide hätten anabole Wirkung und seien damit verboten. dpa

Soldatin in Fürth ließ Baby verdursten - 33 Jahre Haft

FÜRTH, 19. März (dpa). Eine 21jährige US-Soldatin hat ihr Baby in einen Kleiderschrank gesperrt und verdursten lassen: Wegen Mordes wurde sie am Freitag von einem Militärgericht in Fürth zu 33 Jahren Haft verurteilt. Die Frau, die im mittelfränkischen Katterbach bei Ansbach stationierte war, hatte im Sommer 1992 für drei Wochen einen Heimaturlaub angetreten. Ihre vier Wochen alte Tochter ließ sie hilflos zurück.

In der Urteilsbegründung hob das Gericht die "niederträchtige Natur der Tat" hervor. Von dem Strafmaß "lebenslang", wie es von der Staatsanwaltschaft gefordert worden war, sei nur abgesehen worden, weil die 21jährige ein Geständnis abgelegt hatte. Die Verteidigung hob dagegen die Notlage der Frau hervor. Der Vater hatte jede Verantwortung für das nichteheliche Kind abgelehnt und war in die USA zurückgekehrt. Eine Abtreibung hätte gegen das Militärgesetz verstoßen.

Kenia vor dem Abgrund

NAIROBI, 19. März (dpa). Die kenianische Wirtschaft steht nach den Worten von Präsident Daniel arap Moi "am Rande des Zusammenbruchs". Im staatlichen Rundfunk beschuldigte Moi am Freitag den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank, Kenia für die Wiederaufnahme eingefrorener Hilfen "grausame" Bedingungen auferlegt zu haben. Deren Programm zur Sanierung der kenianischen Wirtschaft sei finanziell nicht abgefedert worden, um die Härten für die Bevölkerung zu mildern. "Dieser brutale Ansatz der zwei Organisationen (IWF und Weltbank) hat Kenia an den Rand des Kollaps gebracht", klagte Moi.

Die westlichen Staaten haben sich unterdessen darüber zerstritten, ob die seit über einem Jahr eingefrorenen Finanzhilfen für Kenia wieder gewährt werden sollen. Frankreich teilte die Einschätzung Mois und forderte die Geberländer ultimativ auf, die Kenia-Hilfen sofort wieder aufzunehmen.

Hackethal droht Geldstrafe

MÜNCHEN, 19. März (dpa). Professor Julius Hackethal muß nicht um seine ärztliche Zulassung (Approbation) fürchten. Bei dem Verfahren vor dem Berufsgericht für Heilberufe beantragte der ärztliche Kreisverband Rosenheim am Freitag in München gegen den streitbaren Mediziner lediglich eine Geldstrafe und nicht, wie von Hackethal selbst befürchtet, den Entzug der Approbation.

Hackethal werden fortgesetzte Verstöße gegen die ärztliche Berufsordnung vorgeworfen. Er habe sich mit diffamierenden Äußerungen, unhaltbaren Behauptungen, unzulässiger Werbung und unkollegialem Verhalten schuldig gemacht und absolute Unfähigkeit zur Selbstkritik gezeigt.

Zur Person:

JÜRGEN VON KRUEDENER, Präsident der Bundeswehr-Universität in München, ist nach schweren Vorwürfen gegen die Hochschule wegen öffentlicher Lesungen eines Professors aus Adolf Hitlers Buch "Mein Kampf" zurückgetreten. Er wolle "einer Entwicklung ein Ende setzen, die mir die Amtsführung zunehmend erschwert, den inneren Frieden der Universität gefährdet und das Ansehen unserer Hochschule in der Öffentlichkeit in Mitleidenschaft gezogen hat", hieß es in einer Erklärung. Der Uni-Präsident war in die Schlagzeilen geraten, nachdem ihm einige Professoren vorgeworfen hatten, er habe sich nicht von den umstrittenen Vorlesungen distanziert. (dpa)

El Salvador folgt UN

SAN SALVADOR, 19. März (dpa). El Salvadors rechtsgerichtete Regierung will nach dem UN-Menschenrechtsbericht über das Land politische Konsequenzen ziehen. Die Regierung will den UN-Empfehlungen folgen und jene Personen aus den Ämtern entlassen, die in dem Bericht der "Kommission der Wahrheit" schwerer Menschenrechtsverletzungen beschuldigt worden sind. Das kündigte Präsident Alfredo Cristiani in der Nacht zum Freitag vor der Presse in San Salvador an. Er bekräftigte jedoch seine Forderung nach einer Generalamnestie für alle in dem Report genannten Salvadorianer.

Zugleich kritisierte er die Verfasser des Berichts, weil sie, wie er sagte, nur einen Teil der Greuel während des zwölfjährigen Bürgerkrieges in dem mittelamerikanischen Land untersucht hätten. Der Inhalt des Reports werde nicht dem Wunsch der großen Mehrheit der Salvadorianer nach Aussöhnung gerecht. Sprecher der ehemaligen FMNL-Guerilla äußerten die Befürchtung, Cristinai wolle nicht alle Empfehlungen der Kommission befolgen.

Erpresser mit Geld gefaßt

AUGSBURG, 19. März (dpa). Bei der Übergabe eines Geldkoffers mit 500 000 Mark haben Kriminalbeamte am Donnerstag abend in der Nähe von Frankfurt/Main einen einschlägig vorbestraften Erpresser festgenommen. Er hatte der bei Augsburg ansässigen Großmolkerei "Müller-Milch" gedroht, ihre Produkte zu vergiften. Wie die Augsburger Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, handelt es sich um einen 37jährigen Mann aus Gelsenkirchen. Er kam in Untersuchungshaft.

Anfang der Woche hatte das Unternehmen einen Erpresserbrief erhalten, später auch telefonische Drohungen. Als der Mann gefaßt wurde, wurde er anhand seiner Fingerabdrücke identifiziert. Der Mann ist einschlägig vorbestraft.

Neuer Vertrag bis 1994 Uwe Bein bleibt doch bei Eintracht Frankfurt

Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt kann sich der Dienste seines Regisseurs Uwe Bein zumindest für ein weiteres Jahr sicher sein: Zwei Tage vor dem Schlagerspiel bei Borussia Dortmund einigte sich der 32jährige Mittelfeldspieler mit Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein am Freitag über die Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages um ein Jahr bis zum 30. Juni 1994.

Der 14malige Nationalspieler, der am Montag von Bundestrainer Berti Vogts wieder in den Kreis der deutschen Nationalmannschaft zurückberufen worden war, beendete mit seiner Vertragsverlängerung alle Spekulationen um seine nahe Zukunft. Bein, dem unter anderem ein lukratives Angebot aus Japan vorlag, war zuletzt wiederholt mit Bayer Leverkusen in Verbindung gebracht worden. Angesichts seiner wieder günstigen Nationalmannschafts-Perspektiven und seiner Ambitionen auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1994 in den USA zog es der Hesse jedoch vor, in der Bundesliga und bei der Eintracht zu bleiben.

Mit der Weiterverpflichtung ihres Mittelfeld-Strategen haben die Frankfurter für die kommende Saison alle wichtigen Leistungsträger "an Bord". Zuvor hatten Torwart Uli Stein, Anthony Yeboah, Ralf Weber, Edgar Schmitt und Rudi Bommer ihre Verträge verlängert. dpa

Feuer auf Frachter gelöscht

IJMUIDEN, 19. März (dpa). Ein Feuer auf einem japanischen Frachter mit Chemikalien an Bord ist am Freitag etwa 80 Kilometer nördlich der niederländischen Nordseeinsel Terschelling gelöscht worden. In einem der Tanks des rund 150 Meter langen Schiffes mit einem Fassungsvermögen von 10 000 Tonnen hatte sich eine Explosion ereignet.

An Bord der unter panamaischer Flagge fahrenden "Shio Kaze" seien 2000 Tonnen Hexanol und 500 Tonnen Dioctyl, sagte ein Sprecher der Küstenwache.

Ein Hubschrauber-Pilot der Küstenwache berichtete, bei der Explosion seien mehrere der rund 25 Besatzungsmitglieder verletzt worden. Die Schwerverletzten seien per Hubschrauber in die Universitätsklinik von Groningen gebracht worden. Ein Seemann wurde am Abend noch vermißt.

Abstiegs-Play-off In den Zitterspielen ist ein Anfang gemacht

Rosenheim - Weißwasser 5:1 (3:0, 1:0, 1:1)

Der Sportbund Rosenheim hat das erste Finalspiel im Meisterschafts-Playoff (best of five) der 2. Eishockey-Bundesliga gegen den ES Weißwasser mit 5:1 (3:0, 1:0, 1:1) gewonnen. Durch Tore von Teevens (4./14. Min.) und Heubach (7.) hatten die Rosenheimer vor 7 000 Zuschauern am Freitag bereits im ersten Drittel für einen beruhigenden Vorsprung gesorgt.

Fischer (31.) und Waibel (49.) besiegelten die Niederlage der Gäste, für die Kliemann den Ehrentreffer (58.) erzielte. In der fairen Begegnung sprach Schiedsrichter Würth (Peiting) je acht Strafminuten aus.

Am Sonntag (15.00 Uhr) müssen die Rosenheimer, die nach dem Zwangsabstieg im Vorjahr aus dem Eishockey- Oberhaus den direkten Wiederaufstieg anstreben, zum zweiten Spiel in Weißwasser antreten. Weißwasser mußte auf Torwart Bresagk, für den Fürbacher zum Einsatz kam, sowie die Leistungsträger Schalisow, Domke und Gebauer verzichten. dpa

Glanzparaden von Köpke verhinderten Sieg Wieder im Aufwind Spielerisch dünn / 1. FC Nürnberg - Karlsruher SC 0:0

Die Formkurve des Karlsruher SC zeigt wieder nach oben: Die Badener erkämpften am Freitag mit dem 0:0 beim 1. FC Nürnberg völlig verdient einen wertvollen Auswärtspunkt. Vor 34 300 Zuschauern im Nürnberger Frankenstadion verhinderten nur die Glanzparaden von "Club"-Torhüter Köpke und die Abschlußschwäche der Gäste den ersten Bundesliga-Erfolg des KSC in diesem Jahr. Die Nürnberger konnten dagegen nicht an die Leistung der letzten Heimspiele anknüpfen und ließen vor allem spielerisch viele Wünsche offen.

Weil Trainer Schäfer auf den zuletzt formschwachen Krieg verzichtete, hattee der KSC im Frankenstadion mit Kirjakow nur eine Spitze aufgeboten. Dennoch waren die spielerisch überzeugenden Gäste aus Baden vor der Pause wesentlich torgefährlicher als der "Club", bei dem vieles Stückwerk blieb. Die Franken konnten sich sogar einmal mehr bei ihrem überragenden Schlußmann Köpke bedanken, daß sie nicht frühzeitig in Rückstand gerieten. Mit einer tollen Parade lenkte der Nationaltorhüter einen Schuß von Schuster (23.) an den Pfosten, vier Minuten später rettete Köpke artistisch gegen den nach vorne geeilten KSC-Libero Nowottny.

Die nur in der Anfangsphase dominierenden Hausherren verzeichneten dagegen vor der Halbzeit nur eine hochkarätige Chance, als Eckstein (20.) den Pfosten traf. Erst als Trainer Entenmann nach der Halbzeit die Schwachpunkte behob, ging es mit den Nürnbergern aufwärts. Mit Bäurle für den enttäuschenden Fengler und Rösler für Wück kam mehr Schwung ins Spiel der Franken. Doch vor dem Tor von Kahn wollte es weiter nicht klappen. Zietsch (48.) und Bäurle (53.) schossen jeweils knapp vorbei. dpa

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner, Kurz - Oechler, Schwabl, Dorfner, Kramny, Fengler (46. Bäurle) - Wück (65. Rösler), Eckstein

Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz, Reich - Schütterle, Schmidt (80. Carl), Rolff, Schmarow, Schuster - Klinge, Kirjakow (89. Krieg)

Schiedsrichter: Osmers (Bremen)

Zuschauer: 34 300.

Arbeitsamt bezahlt Krauses Putzhilfe

BONN, 19. März (dpa). Neuer Wirbel um Verkehrsminister Günther Krause (CDU): In seinem Privathaus in Börgerende (Mecklenburg-Vorpommern) wird seit 1. November eine Haushaltshilfe beschäftigt, die bisher zum großen Teil aus Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit bezahlt worden ist.

Entsprechende Recherchen von Reportern der Berliner Tageszeitung B. Z. schreckten den Minister auf, der nach Auskunft seiner Sprecherin zwar von der Anstellung der Hilfe gewußt habe, über die "Details" aber nicht informiert gewesen sei. Krause ließ die Unterstützung umgehend stoppen und sagte die Rückzahlung bisher geleisteter Beträge zu.

Dem im wesentlichen von der Sprecherin heute auf dpa-Anfrage bestätigten Bericht der Zeitung zufolge, wurde der fünfköpfigen Familie Krause im August vergangenen Jahres eine 50jährige Frau als Haushaltshilfe für 20 Stunden in der Woche vermittelt. Dabei bot das zuständige Arbeitsamt in Bad Doberan entsprechend dem Arbeitsförderungsgesetz einen Lohnkostenzuschuß für die Frau an, weil es sich bei ihr um eine Langzeitarbeitslose handelte. Wie die B. Z. errechnete, zahlten die Krauses 10,40 die Stunde, was bei 20 Wochenstunden 858 Mark ausmachte. Davon habe das Arbeitsamt 660 Mark jeweils zurückgezahlt. Der Förderantrag wurde im Februar rückwirkend zum 1. November vom Arbeitsamt Rostock bewilligt.

Der Leiter des Arbeitsamtes Bad Doberan, Jörg Haase, wird in der B. Z. mit den Worten zitiert: "Für uns macht es keinen Unterschied, ob der Antragsteller Minister ist. Das Recht gilt für jeden Bürger." Krauses Sprecherin bemerkte zu dem Vorgang, der Minister habe sich darauf verlassen, daß "alles korrekt" gewesen sei.

"Völlig instinktlos" nannte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD im Bundestag, Peter Struck, den Vorgang. Dieser passe jedoch nahtlos in die "Kette von Fehlverhalten" des Verkehrsministers. Daß Krause die Steuergelder nun zurückzahlen wolle, mache dessen Verhalten nicht besser. Der Ressortchef solle selbst die Konsequenzen ziehen, forderte Struck.

Nach Ansicht des Bundestagsabgeordneten Klaus-Dieter Feige vom Bündnis 90/Grüne ist ein Rücktritt Krauses wohl auch diesmal nicht wahrscheinlich. Die Versetzung an eine weniger exponierte Stelle, "etwa als Majordomus im Bundeskanzlerammt oder als Vignettenmaler an der Ostseeküste", sei jedoch sehr zu empfehlen, meinte Feige.

Recht auf Kindergärten erst vom Jahr 2000 an?

BONN, 19. März (dpa). Die mit dem "Solidarpakt" notwendig werdenden Einsparungen bedeuten für die Kommunen, daß "viele Aufgaben jetzt gestreckt werden". Das bedeute beispielsweise, daß die mit der Abtreibungsregelung in Bonn festgelegte Verpflichtung zur Schaffung von Kindergartenplätzen von 1996 an mindestens auf das Jahr 2000 zu verschieben sei, sagte der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Theo Magin (CDU), am Freitag in Bonn. Um zu sparen, werde daran gearbeitet, Standards bei Klärwerken durch Wegfall der dritten Reinigungsstufe und bei den Vorschriften für die Beseitigung des Siedlungsabfalls zu mindern.

Durchaus möglich sei, daß einzelne Kommunen auch Steuern - Hundesteuer, Vergnügungssteuer, Gewerbesteuer, Grundsteuer - anheben sowie Gebühren und Entgelte bei Theatern, Museen und Schwimmbädern erhöhen würden, sagte Magin. Generell aber, betonte er, dürfe an der Gebührenschraube nicht gedreht werden, um allgemeine Haushaltslöcher zu schließen. Wenn die Gebühren für Abwässer und Müllabfuhr kletterten, dann nur in dem Umfang, wie es zur Deckung der Kosten in diesen Bereichen nötig sei.

Magin, der etwa 14 000 von 15 000 Städten und Gemeinden vertritt, forderte zudem, daß die Pflegeversicherung kommen müsse, um Gemeinden von Kosten zu entlasten.

Engholm: Militärdebatte muß mit Familien geführt werden

BONN, 19. März (dpa). Die SPD wird ihrem Vorsitzenden Björn Engholm zufolge internationalen Bundwesehr-Einsätzen in absehbarer Zeit nicht zustimmen. Die Entscheidung dürfe nicht übers Knie gebrochen werden, sagte er am Freitag vor der Historischen Kommission der SPD in Bonn. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte müsse dies in der Öffentlichkeit erst breit diskutiert werden. "Wer mehr will als deutsche Blauhelme, muß vorher die Debatte darüber mit den Familien führen, deren Söhne davon betroffen sind." Engholm bekräftigte das Angebot an die Regierung, noch im Sommer gemeinsam über eine Verfassungsänderung den Weg für eine Beteiligung an "friedenserhaltenden" Maßnahmen freizumachen. (Weiterer Bericht S. 4)

Tote bei Sturm auf entführte Maschine

ADDIS ABEBA, 19. März (AFP). Bei der gewaltsamen Beendigung einer Flugzeugentführung durch äthiopische Sicherheitskräfte sind am Donnerstag drei Menschen getötet worden. Unter den Toten waren nach Angaben des äthiopischen Fernsehens zwei Luftpiraten und ein Passagier. Ein weiterer Passagier, der am Montag versucht hatte, aus dem entführten Flugzeug zu fliehen, erlag seinen Verletzungen. Die Maschine der Ethiopian Airlines war bereits am vergangenen Freitag nach Dire Dawa im Süden des Landes entführt worden. Über die Motive der Entführer herrschte am Donnerstag abend weiter Unklarheit. Minister Krause

Bezahlt

Arbeitsamt

Privathilfe?

BERLIN, 19. März (AFP). Die Haushaltshilfe von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) wird nach Informationen der Berliner Tageszeitung B. Z. vom Arbeitsamt bezuschußt.

Die Bundesanstalt für Arbeit zahle zwei Drittel des Stundenlohnes der Frau, die Krause seit dem 1. November in seinem Privathaus in Börgerende in Mecklenburg-Vorpommern beschäftige, berichtet die Zeitung heute.Der Verkehrsminister zahle der 50jährigen 10,40 Mark in der Stunde, bei 20 Wochenstunden insgesamt 858 Mark im Monat. Davon zahle das Arbeitsamt 660 Mark zurück.

Nach dem Arbeitsförderungsgesetz können die Arbeitsämter laut B. Z. einen Lohnkostenzuschuß für Langzeitarbeitslose bewilligen, wenn keine Chance auf eine anderweitige Beschäftigung besteht. Krause habe einen entsprechenden Antrag am 25. August gestellt. Der Antrag sei am 17. Februar vom Arbeitsamt Rostock bewilligt worden, und zwar rückwirkend zum 1. November.

"Untürkisch" als Diskriminierung

DIYARBAKIR, 19. März (AFP). Die Weigerung der türkischen Behörden, die kurdische Sprache und Kultur anzuerkennen, ist nach den Worten von Rechtsanwalt Fethi Gumus der wesentliche Grund für den gewalttätigen Konflikt in der Türkei. Dabei wurden seit 1984 über 8000 Menschen getötet.

Fethi Gumus ist der Vorsitzende der Anwaltskammer in der Stadt Diyarbakir, einer Hochburg der Kurden in Südostanatolien. Er erwähnt den Fall der jungen Kurdin Rojin, deren Name als "untürkisch" erachtet wurde. Sie war sieben Jahre alt, als sie 1982 "von Amts wegen" den Namen Ayse erhielt. Rojin hat sich inzwischen entschieden, einen Prozeß darum zu führen, als 18jährige einen Ausweis mit ihrem wirklichen Namen zu erhalten.

Vor dem Newroz-Fest nehmen die Razzien gegen die Kurden zu. Hunderte von Menschen wurden bereits unter dem Verdacht, PKK-Mitglieder zu sein, festgenommen. "Kundgebungen" aus Anlaß der Neujahrsfeier wollen die türkischen Sicherheitskräfte im Keim ersticken. In der Gegend von Diyarbakir gab es beim Newroz-Fest im vergangenen Jahr etwa hundert Tote.

"Newroz wird auf der Straße gefeiert und nicht im stillen Kämmerlein. Man zündet Feuer an und hißt Fahnen in den kurdischen Farben Rot, Gelb und Grün", sagt der frühere Bürgermeister von Diyarbakir, Mehdi Zana. Er wurde Anfang der 80er Jahre zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er in der Öffentlichkeit kurdisch gesprochen hatte. Selbst die Farbkombination rot, gelb und grün ist verboten.

Seit Ministerpräsident Demirel kurz nach seinem Amtsantritt im Dezember 1991 sagte, er erkenne die "kurdische Realität" an, habe sich nichts verändert, urteilt der frühere Vorsitzende der Menschenrechtsvereinigung von Diyarbakir, Mehmet Ural. Es sei sogar eher schlimmer geworden. Die Polizei beschlagnahme weiterhin Kassetten mit kurdischer Musik und unterbreche Hochzeiten, wenn auf kurdisch gesungen werde. In den amtlichen Protokollen südostanatolischer Gerichte ist die kurdische Sprache lediglich als "örtliche Sprache" erwähnt.

Berlin auch "als Provisorium nutzen"

OSNABRÜCK, 19. März (AFP). Mit den konkreten Vorbereitungen für den Umzug des Bundestages nach Berlin muß nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl-Heinz Hornhues, "sofort" begonnen werden. Der Reichstag und die übrigen Räumlichkeiten des Bundes in Berlin ließen sich "provisorisch herrichten", so daß eine ausreichende Arbeitsfähigkeit gewährleistet sei, sagte Hornhues der Neuen Osnabrücker Zeitung. Nach der beispielhaften Entscheidung des Bundespräsidenten, den Schwerpunkt seiner Tätigkeit nach Berlin zu verlegen, müsse erst recht mit allen Verzögerungsversuchen Schluß sein.

Bill Clinton gratuliert Bill Clinton

SEATTLE, 19. März (AFP). Bill Clinton, gerade zehn Jahre alt gewordener US-Bürger, hat einen Anruf seines berühmten Namensvetters erhalten. Am Sankt-Patricks-Tag stand die Telefonleitung zwischen dem Weißen Haus in der US-Bundeshauptstadt Washington und dem Krankenbett des kleinen Bill in Seattle im US-Bundesstaat Washington am anderen Ende der USA. Der Junge, der heute seinen 10. Geburtstag feiert, kann wegen eines Geburtsfehlers nur über Schläuche ernährt werden. "Ich bin froh, daß du Freunde hast, die dir helfen", sagte US-Präsident Bill Clinton seinem Namensvetter. Der Telefonanruf wurde per Lautsprecher in eine Cafeteria übertragen. Dort veranstaltete die Familie von Little Bill eine Sammlung, um die Krankenhauskosten für den Jungen zusammenzubekommen.

Flugobjekt stürzt ins Meer und läßt Südindien erzittern

NEU DELHI, 19. März (AFP). Die Wucht des Einschlags eines Flugobjekts in das Arabische Meer hat am Donnerstag abend die Küstenregion des südindischen Bundesstaates Kerala erschüttert. Berichten von Nachrichtenagenturen und Tageszeitungen vom Freitag zufolge ließ die Druckwelle Häuser erzittern und löste Panik unter den Menschen aus. Das Eintauchen habe ein ohrenbetäubendes Geräusch verursacht. Es war am Freitag noch unklar, worum es sich bei dem Flugobjekt handelte. Zeitungen beschrieben es als "Feuerball". Auch Wissenschaftler des Vikram-Sarabhai-Weltraumzentrums beobachteten um 19.20 Uhr Ortszeit (14.50 Uhr MEZ) den Vorgang, bevor die Überreste geborgen sind, lasse sich aber nicht sagen, ob es ein Meteorit oder ein anderes Objekt war.

Umschuldung für Rußland?

PARIS, 19. März (AFP/dpa). Die im Pariser Club zusammengeschlossenen Gläubigerstaaten sind dem Vernehmen nach zu einer massiven Umschuldung für Rußland bereit. Wie am Freitag von unterrichteter Seite in Paris verlautete, setzt dies allerdings voraus, daß die seit Monaten erwartete Einigung zwischen Rußland und der Ukraine über die von der Sowjetunion hinterlassene Schuldenlast zustandekommt.

Die Außenverschuldung der ehemaligen Sowjetunion wird auf 80 Milliarden Dollar geschätzt. Davon sind 35 Milliarden Dollar öffentliche Staatskredite.

Japan geht nach den Worten seines Außenministers Michio Watanabe davon aus, daß sich die sieben westlichen Industriestaaten (G-7) Mitte April in Tokio zu einer zweitägigen Ministerkonferenz über die Lage in Rußland treffen.

Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) schrieb in der Mainzer Allgemeinen Zeitung, wenn die Regierung von Präsident Boris Jelzin die Reformen weiter vorantreibe, erfülle Rußland die Voraussetzungen, um "ständiges Mitglied im Club der sieben großen demokratischen Industriestaaten" zu werden.

SPD im Meinungs-Tief

MAINZ, 19. März (AFP). Noch nie seit den letzten Bundestagwahlen war die Stimmung für die Sozialdemokraten in der Bevölkerung so schlecht wie in diesem Monat. Bei der am Freitag veröffentlichten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer kam die SPD nur noch auf 35 Prozent, während sie im Februar noch 43 Prozent erreicht hatte. Für ihre Oppositionsarbeit erhalten die Sozialdemokraten im März mit minus 0,6 (Februar minus 0,1) sogar den schlechtesten Wert, der im Politbarometer je gemessen wurde.

SPD-Chef Björn Engholm wurde so niedrig bewertet wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die Bonner Koalition kann von dem SPD-Tief aber kaum profitieren. 62 Prozent der Befragten meinten, die Bundesregierung mache ihre Arbeit eher schlecht. Fast 80 Prozent vertraten allerdings die Ansicht, auch die SPD-Opposition würde es nicht besser machen.

Neue Verhaftung in Italien Liberaler Politiker unter Verdacht der Bestechlichkeit

MAILAND, 19. März (AFP/sir). Der stellvertretende Sekretär der italienischen Liberalen Partei und frühere Parlamentsabgeordnete Attilio Bastianini ist am Freitag in Rom verhaftet worden. Wie aus Justizkreisen in Mailand verlautete, werfen die Untersuchungsrichter dem 50jährigen Professor Korruption und Verstöße gegen das Parteienfinanzierungsgesetz vor. Seine Verhaftung erfolgte nur wenige Tage, nachdem auch gegen den Sekretär der Liberalen Partei, Renato Altissimo, Ermittlungen eingeleitet wurden. Dieser wird beschuldigt, eine Bestechungssumme in Höhe von umgerechnet 53 000 Mark im Gegenzug für einen Öllieferauftrag an ein staatliches Kraftwerk angenommen zu haben.

Der am Freitag verhaftete Bastianini soll nach Justizermittlungen in einen Schmiergeldfall im Zusammenhang mit Autobahnbauten verwickelt sein. Dabei soll er 1991 und 1992 unter anderem Bestechungsgelder von umgerechnet mehr als 100 000 Mark erhalten haben. Die Liberale Partei, die bei den letzten Wahlen 2,8 Prozent der Stimmen erhielt, gehört der in Rom regierenden Mitte-Links-Koalition von Ministerpräsident Guiliano Amato an. Sie repräsentiert vor allem Industrie- und Handelskreise.

Die Schwäche der Regierung Guiliano Amato wird durch die Verhaftungen täglich offenkundiger. Derzeit besteht die Gefahr einer Regierungskrise mit nachfolgenden Neuwahlen. Über die dafür notwendige Wahlrechtsreform soll jedoch erst am 18. April in einer Volksabstimmung entschieden werden.

Vom christdemokratischen Parteisekretär Mino Martinazzoli kommt der Vorschlag, das Kabinett um jene Parteien zu erweitern, die beim Volksentscheid das Mehrheitswahlrecht befürworten. Zuerst sprach sich die kleine republikanische Partei für eine "Regierung des Ja" aus. Vorsichtige Zustimmung kommt auch von der "Demokratischen Linken" (PDS) und der "Lega Nord". Eine Einigung war aber bisher nicht zustande gekommen, weil die größeren Oppositionsparteien den Wechsel der Regierungsspitze zur Bedingung ihres Eintritts in die Koalition machen.

"Bonn ist türkenfeindlich"

FRANKFURT A. M., 19. März (AFP). Die Industriegewerkschaft Metall hat der Bundesregierung "Türkenfeindlichkeit" vorgeworfen, weil sie die Bundesanstalt für Arbeit angewiesen hat, Arbeitsplätze vorrangig mit Deutschen zu besetzen und befristete Arbeitserlaubnisse anders als bisher zu handhaben.

Vorstandsmitglied Yilmaz Karahasan sagte am Freitag in Frankfurt, der Erlaß treffe in erster Linie in Deutschland lebende Familienangehörige von Türken. Für sie wirke er wie ein Arbeitsverbot. Bestehende Arbeitsverhältnisse könnten jäh beendet werden, weil die befristete Erlaubnis von der Verwaltung nicht mehr verlängert werde. Mit dieser diskriminierenden Anordnung schüre die Arbeitsverwaltung Ausländerfeindlichkeit und unterstütze Parolen der Rechtsextremen.

Waffenstillstand mit Tuaregs

NIAMEY, 19. März (AFP). Die nigerische Regierung und die Tuareg-Rebellenorganisation "Befreiungsfront von Air und Azawak" (FLAA) haben am Freitag in der Hauptstadt Niamey eine Waffenstillstandsvereinbarung unterzeichnet. Wie es in einem offiziellen Kommuniqué weiter hieß, soll das Abkommen am Samstag in Kraft treten.

Die FLAA hatte vor einer Woche in Algier einen einseitigen Waffenstillstand für zwei Wochen angekündigt. Die nach Unabhängigkeit strebenden Tuareg-Nomaden, die zehn Prozent der Bevölkerung stellen, rebellieren seit Oktober 1991 gegen die Zentralregierung.

Weitere Attentate in Indien Bomben erschüttern Bombay und Kalkutta / Moslems verdächtigt

KALKUTTA/BOMBAY, 19. März (AFP/ AP). Bei der Explosion einer Bombe im Bahnhof der indischen Zwölf-Millionen- Stadt Kalkutta sind am Freitag vier Menschen getötet worden. Nach Angaben der Polizei wurden weitere zwölf Personen verletzt. Die Polizei sagte, bei einem der Toten handele es sich wahrscheinlich um den Bombenleger.

In der westindischen Metropole Bombay explodierte ebenfalls am Freitag ein Sprengsatz, der in einem Motorroller versteckt war. Bei der Detonation, die sich in einem belebten Stadtteil ereignete, wurde der Polizei zufolge niemand verletzt.

Am Mittwoch waren bei einem Anschlag auf ein Wohnhaus im Zentrums Kalkuttas 66 Menschen getötet worden. Vor einer Woche hatte eine Serie von Sprengstoffanschlägen in Bombay 300 Menschen das Leben gekostet.

Die Polizei in Bombay sucht unterdessen intensiv nach den Mitgliedern einer wohlhabenden Moslem-Familie, die am Tag der Anschläge aus der Stadt nach Dubai am Persischen Golf geflüchtet sein sollen. Innenminister Chavan sagte in Neu-Delhi, man werde Dubai um die Auslieferung der Verdächtigen ersuchen.

Da die gesuchte Familie, die in Bombay Restaurants und Hotels besitzt, enge Verbindungen zum organisierten Verbrechen unterhalten soll, wird ein krimineller Hintergrund der Bombenanschläge immer wahrscheinlicher. Die Polizei in Bombay hatte am Donnerstag zwei Verdächtige festgenommen, die angeblich von der Familie Memon dafür bezahlt worden waren, zwei mit Sprengstoff beladene Lastwagen auf einem belebten Marktplatz zu parken.

Der Polizeichef des nordindischen Bundesstaates Punjab, Kanwar Pal Singh Gill, sagte dagegen, die verbotene Khalistan Liberation Force (KLF) könnte für die Anschläge verantwortlich sein. Ihr gehören militante Sikhs an, die für ein unabhängigen Staat im Punjab kämpfen.

Anschläge auf Asylheime in Mölln und Sarstedt

LÜBECK, 19. März (AFP/pid). Auf ein Asylbewerberheim in Mölln ist am Freitag ein Brandanschlag verübt worden. Wie die Staatsanwaltschaft in Lübeck (Schleswig-Holstein) mitteilte, wurde dabei niemand verletzt. Gegen die noch unbekannten Täter werde wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstiftung ermittelt. Das Kieler Justizministerium hat eine Belohnung zur Ergreifung der Täter in Höhe von 10 000 Mark ausgesetzt. In Mölln waren am 22. November vergangenen Jahres eine 51jährige Frau und zwei zehn und 14 Jahre alte Mädchen bei einem Brandanschlag getötet worden.

In Sarstedt (Landkreis Hildesheim) haben unbekannte Täter in der Nacht zum Freitag einen Bombenanschlag auf eine Unterkunft für Asylbewerber verübt. Es gab keine Verletzten.

Frachter brennt vor Friesland

IJMUIDEN, 19. März (AFP). Der koreanische Chemiefrachter "Shiokaze" ist am Freitag vor der niederländischen Insel Terschelling in Brand geraten. Das bestätigte ein Sprecher der Küstenwache der Nachrichtenagentur AFP. Nach Aussagen des Sprechers Cornelius Van Dijk wurden bisher drei Verletzte mit Hubschraubern von dem Schiff geborgen, das unter der Flagge Panamas fährt. Noch 22 Personen sollen sich an Bord befinden. Unklar blieb bis Redaktionsschluß dieser Ausgabe, welche chemischen Stoffe die "Shiokaze", die eine Ladekapazität von 10 000 Tonnen hat, transportiert.

Astronauten-Maskottchen 49 Millionen Jahre alte Fledermaus im All

WIESBADEN. Der wohl älteste Fluggast der Welt wird mit der D 2- Mission in den Weltraum starten: Eine 49 Millionen Jahre alte Fledermaus ist vom hessischen Wissenschaftsministerium dem Astronauten Ulrich Walter aus Darmstadt mit auf den Weg gegeben worden. Das versteinerte Tierchen ist 1975 in der Ölschiefergrube Messel bei Darmstadt gefunden worden.

Seitdem hat es Karriere gemacht: Schon drei Jahre nach seiner Entdekkung ging es als Briefmarken-Motiv um die Welt, berichtete das Ministerium. Und nun soll sich Deutschlands älteste Fledermaus wieder in die Luft erheben.

Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Reise hatte Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD), die in ihrer Zeit als Professorin an der Darmstädter Technischen Hochschule die Fledermaus kennengelernt hatte.

Das acht Zentimeter große Tier aus der südhessischen Fossiliengrabungsstätte wird Walter als Maskottchen in einer Metalldose gemeinsam mit anderen persönlichen Sachen mit ins All nehmen.

Die D 2-Mission ist der zweite Flug eines Weltraumlabors unter deutscher Gesamtverantwortung. Neun Tage lang sollen fünf Amerikaner und zwei Deutsche im Weltraum wissenschaftliche Untersuchungen machen. Der Fledermaus werde dabei aber nichts weiter zustoßen, hofft das Ministerium. lhe

Alzey

Gefährliche

"Sexpillen"

sichergestellt

ALZEY, 19. März (dpa). Eine größere Menge der in der Techno-Szene unter dem Namen "Happy Pills" oder "Sexpillen" bekannten Droge Etryptamin ist nach Mitteilung des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz vom Freitag bereits Anfang dieser Woche in Alzey sichergestellt worden.

Bei dem Versuch, die Tabletten zu verkaufen, sei ein 30jähriger Mann aus dem Großraum Wiesbaden festgenommen worden. Bei ihm seien 550 Kapseln und 80 Gramm der Droge in Pulverform entdeckt worden.

Der Festnahme seien monatelange Ermittlungen des LKA zusammen mit der Zollfahndung Trier und Saarbrücken vorangegangen. Ein Haftrichter in Trier habe Haftbefehl erlassen. Im Anschluß seien weitere 40 Gramm Etryptamin sichergestellt worden.

Das LKA wies darauf hin, daß diese Pillen in Verbindung mit Alkohol oder eiweißhaltigen Lebensmitteln lebensgefährliche Wirkung haben könnten. Auch sei der Rauschverlauf völlig unkalkulierbar. Bisher seien bundesweit drei Todesfälle registriert worden.

Neuer EKHN-Präsident Steinacker will "volle Kirchen"

FRANKFURT A. M. Der neue Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Peter Steinacker, will wieder für "volle Kirchen" sorgen. Dazu müßten haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche offensiv auf die Menschen zugehen, erläuterte der 49jährige Theologe am Freitag in Frankfurt vor der Presse. Nicht die Institution Kirche, sondern ihre Persönlichkeiten könnten kirchenferne Leute zurückholen: "Leere Kirchen bei Gottesdiensten sind entmutigend".

Steinacker, gebürtiger Frankfurter und seit 1985 Gemeindepfarrer in Wuppertal, war am 1. Dezember vom hessen-nassauischen Kirchenparlament als Nachfolger von Helmut Spengler an die Spitze der Landeskirche mit zwei Millionen Mitgliedern in Hessen und Teilen von Rheinland-Pfalz gewählt worden. Der 61jährige Spengler geht in den Ruhestand. Steinakker und sein Vize Hans-Helmut Köke werden an diesem Samstag in Darmstadt in ihre Ämter eingeführt.

Die Kirche befindet sich nach Ansicht von Steinacker in einer Art "Identitäts- Krise". In einem "schmerzvollen Prozeß" sollte sie sich Gewißheit über sich selbst verschaffen. In der evangelischen Religionsgemeinschaft müßten Einheit und Vielfältigkeit herrschen, auch wenn dies die Konturen verwischen und "diffus" werden könne. Der Kirche empfahl er, sich nach innen zu verändern und sich als Forum für gesamtgesellschaftliche Fragen bereitzuhalten.

Kirchenaustritte machen nach den Worten von Steinacker auch der EKHN zu schaffen. Kritischen Diskussionen zur Höhe der Kirchensteuer will er mit Offenheit begegnen. "Wir haben nichts zu verstecken." Mit Blick auf schmale Kassen werde die Kirche "vielleicht kleiner werden" oder sich total verändern müssen. Aber am Geld werde sie nicht scheitern, sagte er. lhe

OLG: Taschenkontrollen in Großmärkten sind legal

Großmärkte dürfen zur Vorbeugung gegen Ladendiebstahl Taschen kontrollieren oder Kunden auffordern, Taschen vor Betreten des Einkaufsbereichs abzugeben. Das hat das Oberlandesgericht jetzt entschieden (Az.: 4 U 172/91).

Die Klägerin wollte sich das Recht erkämpfen, den Frankfurter Supermarkt mit einer mitgebrachten Einkaufstasche unkontrolliert zu betreten, weil sie die Kontrollmaßnahmen als Verstoß gegen ihr Persönlichkeitsrecht empfand. Das Gericht folgte dieser Argumentation nicht. Vergleichbare Kontrollmaßnahmen seien zum Beispiel in Verkehrsmitteln oder bei Veranstaltungen Bestandteil des täglichen Lebens. Nicht zulässig sei allerdings die gewaltsame Durchsetzung solcher Kontrollen; die Marktleitung sei nur berechtigt, verdächtige Kunden bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten.

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung des Rechtsstreits hat das OLG die Revision beim Bundesgerichtshof zugelassen. Die Klägerin kündigte bereits an, daß sie vor die höchste Instanz ziehen würde. lhe

Waffenschieberei Dachdecker schweigt zu Mordvorwürfen

LIMBURG. Der 30jährige Dachdecker Wolfgang A. schweigt noch immer zu dem Vorwurf des Mordes an dem 33 Jahre alten Schreiner Daniel Keller aus Oberzeuzheim und dem 26jährigen Dieter Limberger aus Frickhofen im Kreis Limburg-Weilburg. Vor dem Ermittlungsrichter des Amtsgerichtes Limburg sowie Vertretern von Staatsanwaltschaft und Polizei lehnte A. nach Rücksprache mit seinem Verteidigern am Freitag jede Angabe zur Sache ab. Hinter den Verbrechen an den beiden jungen Männern werden umfangreiche Waffengeschäfte vermutet.

Wie der Limburger Oberstaatsanwalt Wolfgang Wiesemann mitteilte, ist Limberger mit einem Pistolenschuß in die rechte Schläfe getötet worden. Das Verbrechen sei mit ziemlicher Sicherheit am 4. März auf einem Parkplatz im Dornburger Ortsteil Frickhofen im Kreis Limburg-Weilburg geschehen.

Nach Zeugenaussagen ist der Tat ein Streit zwischen Limberger und dem Dachdecker vorausgegangen, den A. mit dem tödlichen Schuß beendet haben soll. Die Leiche habe der Dachdecker in ein Personenauto geladen und in einem Waldstück in der Nähe des Dornburger Ortsteils Thalheim versteckt. Dort fanden Kriminalbeamte den Toten am Mittwoch unter Steinen.

Der in einem Steinbruch bei Ellar im Kreis Limburg-Weilburg tot aufgefundene Schreiner Keller ist nach dem Obduktionsergebnis etwa um den 20. Februar dieses Jahres ums Leben gekommen. Er wurde mit zwei Kopfschüssen niedergestreckt. Außerdem wies sein Rücken noch mehrere Einschüsse aus einer anderen Waffe auf.

Der wegen Verstoßes gegen Waffengesetze gesuchte A. war am Dienstag von der Polizei aufgespürt und auf der Flucht niedergeschossen worden. lhe

Fünf Geiseln in Costa Rica frei

SAN JOSE, 19. März (KNA/Reuter). Die Besetzer der nicaraguanischen Botschaft in Costa Ricas Hauptstadt San José haben am Donnerstag fünf Geiseln freigelassen. Nach Angaben des nicaraguanischen Innenministers Alfredo Mendieta wurde dieser "erste Schritt in die richtige Richtung" nach mehrstündigen Verhandlungen erreicht. Die Gespräche fanden unter Vermittlung des katholischen Erzbischofs von Managua, Kardinal Miguel Obando Bravo, statt.

Bei den Besetzern handelt es sich um ehemalige nicaraguanische Contra-Rebellen unter Führung eines Mannes namens Jose Manuel Urbina Lara. Die Männer harren seit elf Tagen in der Botschaft aus und haben jetzt noch elf der ursprünglich 25 Geiseln in ihrer Gewalt, darunter auch Botschafter Alfonso Robelo. Die Besetzer wollen mit der Aktion erreichen, daß Nicaraguas Präsidentin Violeta Chamorro ihre Verbindungen zu den linksgerichteten Sandinisten löst, die sie bei den Wahlen 1990 besiegt hatte.

Papst/Italien/Korruption Papst beklagt soziale und politische Krise in Italien Poggio Mirteto, 19.3.93 (KNA) Die soziale und politische Krise in Italien hat Papst Johannes Paul II.

Papst beklagt soziale und politische Krise in Italien Poggio Mirteto, 19.3.93 (KNA) Die soziale und politische Krise in Italien hat Papst Johannes Paul II. beklagt. Es gebe keine leichten Lösungen dafür, doch seien alle Bürger zum gemeinsamen Einsatz aufgerufen, sagte er am Freitag bei einer Ansprache an die Einwohner der Stadt Poggio Mirteto in der Region Latium. Unter Anspielung auf die Welle von Korruptionsfällen in Italien erinnerte der Papst an die Frage Jesu, was es dem Menschen nütze, wenn er die ganze Welt gewinne, dabei aber seine Seele verliere. Er hob hervor, daß die heutige Zeit durch eine tiefe religiöse Krise sowie durch einen breitgefächerten kulturellen und religiösen Pluralismus gekennzeichnet sei, der oft in einen gefährlichen ethischen Pluralismus münde.

Kirchen zum stärkeren Kampf gegen Fremdenhaß aufgerufen Basisgruppen fordern zum Antirassismustag der UN Einrichtung eines "Runden Tisches" / Aktionen gegen Asylrechtsänderung

FRANKFURT A. M., 19. März (epd/ KNA/FR). Die christlichen Kirchen müssen nach Auffassung von ökumenischen Basis- und Friedensgruppen ihren Kampf gegen den Rassismus in Deutschland wesentlich verstärken. "Wir rufen die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen auf, einen Runden Tisch zusammenzurufen", heißt es in einem am Freitag in Frankfurt am Main veröffentlichten Aufruf der Gruppe "Plädoyer für eine ökumenische Zukunft" anläßlich des Antirassismustages der Vereinten Nationen (UN) am morgigen Sonntag.

Die Autoren schlagen unter anderem vor, daß Vertreter der Kirchen, Basisgruppen, Ausländerinitiativen und Experten gemeinsam eine Bestandsaufnahme des Rassismus und rassistischer Gewalt in Deutschland erheben und auf dieser Grundlage ein dreijähriges Antirassismus-Programm entwerfen. "Mit Schrecken erkennen wir, daß Rassismus tiefere Wurzeln hat, als wir es für möglich hielten", heißt es weiter.

Angesichts der zahlreichen Überfälle auf Ausländer und andere Minderheiten sei ein ökumenisches Programm dringend nötig, schreiben die Autoren des Aufrufs, der von mehr als 400 Gruppen und Einzelpersonen getragen wird. Unterstützt wird er unter anderem von der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste und der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden. Unterzeichnet haben den Appell aber auch zahlreiche prominente Persönlichkeiten wie der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Konrad Raiser, der Pax-Christi-Generalsekretär Joachim Garstecki, Pro- Asyl-Sprecher Herbert Leuninger sowie die Theologieprofessorin Dorothee Sölle und der Präsident des Internationalen Rates der Juden und Christen, Martin Stöhr.

Die kirchlichen Basis- und Friedensgruppen rufen dazu auf, "einen konziliaren Prozeß für eine gerechte und multikulturelle Gesellschaft, in der alle Menschen gleichgeachtet und gleichberechtigt sind, in Gang zu setzen". Nötig seien auch "beispielhafte Zeichen der Solidarität". Bei der Ausarbeitung des Antirassismus-Programms der Kirchen sollten nach Auffassung der Gruppen auch Ausländer und Angehörige von Minderheiten beteiligt werden. Finanziert werden könne das Programm vor allem aus den Zinserträgen kirchlicher Rücklagen. Nach dem dreijährigen Prozeß sollten die Erfahrungen in einer "ökumenischen Versammlung" ausgewertet werden.

"Bessere Gesetze" zur Überwindung des Rassismus forderte am Freitag anläßlich des Antirassismustages die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl. Gerade in Deutschland sei der Rassismus nicht überwunden, sondern steige weiter an, heißt es in einer Erklärung. Pro Asyl befürchtet, daß durch den neuen Artikel 16a des Grundgesetzes zum Asylrecht "der Rassismus in der Bundesrepublik gefördert wird". Den Asylbewerbern werde auch durch neue Leistungsgesetze ein geringerer kultureller Bedarf als Deutschen unterstellt. Durch solche Gesetze "drohen rassistische Gedanken in unsere Gesetzgebung einzudringen", betont die Flüchtlingsorganisation.

Der Trägerkreis "Aktion Asylrecht", in dem sich Menschenrechts- und Friedensgruppen zusammengeschlossen haben, kündigte Aktionen gegen die geplanten Änderungen des Asylrechts an. Es werde "lang anhaltenden außerparlamentarischen Widerstand gegen den Abbau von Menschen- und Freiheitsrechten" in der Bundesrepublik geben, hieß es.

Der Bensheimer Kreis appellierte an die Bundesregierung und an die im Bundestag vertretenen Parteien, die Ursachen für die Flüchtlingswelle schnellstmöglichst zu bekämpfen. Dies erfordere tiefgreifende Veränderungen in den Industrie- und in den Entwicklungsländern, sagte der Sprecher des Kreises, Burkhard Gnärig, am Freitag in Wiesbaden. Wie Gnärig betonte, darf Deutschland nicht aus rassistischen oder fremdenfeindlichen Motiven durch Maßnahmen der Fluchtursachenbekämpfung abgeschottet werden. Die geforderten Veränderungen zielten besonders auf die Rolle der Frauen, die in vielen Teilen der Welt noch unterdrückt würden und deshalb ihre Heimat verließen.

Der Bensheimer Kreis wurde 1976 gegründet und ist ein Zusammenschluß von deutschen Nichtregierungs-Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und entwicklungspolitischen Bildung. Zu den 33 Mitgliedsverbänden zählen auch der Caritasverband und das Rote Kreuz.

Der Antirassismustag wurde 1965 von den Vereinten Nationen zur Erinnerung an das Massaker vom 21. März 1960 in Sharpeville ausgerufen, wo 70 friedliche Demonstranten von südafrikanischen Polizisten ermordet worden waren.

(Siehe Dokumentation, Seite 14)

Frauenquote für UN-Chefetage

NEW YORK, 19. März (epd). Die Führungspositionen in der Verwaltung der Vereinten Nationen (UN) sollen bis Ende 1995 zur Hälfte mit Frauen besetzt werden. Dies geht aus einer in dieser Woche von UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali abgezeichneten Dienstanweisung an die Hauptverwaltungen in Genf und New York hervor.

Gegenwärtig ist nach Angaben aus Genfer UN-Kreisen nur jede siebte Führungsposition mit einer Frau besetzt. Es handelt sich dabei um Positionen, die vom Rang her einem deutschen Ministerialrat vergleichbar sind, bis hin zu den Posten der Untergeneralsekretäre. Sie liegen auf der Gehaltsskala zwischen umgerechnet 14 000 und 21 000 Mark monatlich. Laut Anweisung müssen für diese Positionen künftig immer eine Frau und ein Mann in die engere Wahl genommen werden. Ist dies nicht möglich, soll die Stelle bis zu einem Jahr unbesetzt bleiben können.

Dickkopf

DEN HAAG, 19. März (epd). Weil sein Kopf unter keinen Helm paßt, muß das niederländische Verteidigungsministerium einem Wehrpflichtigen umgerechnet rund 8000 Mark Schadenersatz zahlen. Wie niederländische Zeitungen jetzt berichteten, hatte der Dienstpflichtige mehrere Arbeitsstellen wegen des ausstehenden Wehrdienstes nicht antreten können. Nach seiner Einberufung wurde er gleich wieder nach Hause geschickt, weil kein Helm für seine Kopfgröße zu finden war. Der Schädelumfang des Rekruten beträgt 64 Zentimeter und ist damit einen Zentimeter größer als von der Armee vorgesehen. Dies hätte man bereits bei den zwei Musterungen feststellen können, begründete der Rekrut seinen Anspruch auf Schadenersatz.

Moslems drohen mit Abbruch der Gespräche

NEW YORK/SARAJEWO, 19. März (Reuter/AFP/dpa). Die bosnischen Moslems machen nach den Worten ihres Präsidenten Alija Izetbegovic eine weitere Teilnahme an den Friedensverhandlungen in New York von einer Beendigung der serbischen Offensive in Ostbosnien abhängig. Izetbegovic zog sich am Donnerstag vorläufig von den Gesprächen zurück. Seine Delegation werde noch einige Tage in New York bleiben und versuchen, die Serben zu veranlassen, die Offensive einzustellen, sagte der moslemische Staatschef im bosnischen Rundfunk.

Von dem Ergebnis dieser Bemühungen hänge es ab, ob die Moslems die Verhandlungen dann fortsetzten oder sie endgültig abbrächen, sagte Izetbegovic. In UN-Kreisen hieß es, die beiden Jugoslawien-Vermittler Lord Owen und Cyrus Vance wollten mit dem Präsidenten in dessen Hotel sprechen und klären, unter welchen Bedingungen dieser bereit sei, den Friedensplan zu unterzeichnen.

Aus UN-Kreisen verlautete weiter, serbische Verbände rückten rasch auf das belagerte Srebrenica im Osten Bosnien- Herzegowinas vor. In einigen Tagen könnten die Serben, die sich der Moslem- Stadt bereits bis auf fünf Kilometer genähert hätten, Srebrenica vollständig eingekreist haben. Die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt ist seit Monaten von jeder Versorgung auf dem Landweg abgeschnitten. Die 60 000 Eingeschlossenen warten dringend auf einen UN-Hilfskonvoi, dem die Serben seit mehr als einer Woche die Durchfahrt verweigern. Am Donnerstag hatten die UN den Konvoi in Marsch gesetzt, die Lastwagen wurden jedoch nach wenigen Kilometern von Serben gestoppt und mußten nach Mali Zvornik umkehren.

Der bosnische Serbenchef Radovan Karadzic sicherte Vance und Owen nach deren Angaben zu, daß dem Konvoi am Freitag morgen die Fahrt nach Srebrenica gestattet wird. Eine derartige Zusage hatte Karadzic jedoch schon vor einigen Tagen gegeben, ohne daß dies Einfluß auf die Entscheidungen der örtlichen Kommandeure der bosnischen Serben hatte.

Die USA setzten in der Nacht zum Freitag ihre Luftbrücke für Ostbosnien fort. Nach Angaben der US-Leitstelle in Frankfurt wurden 33 Tonnen Lebensmittel und rund eineinhalb Tonnen Medikamente über Srebrenica abgeworfen.

Frankreich legte dem UN-Sicherheitsrat am Donnerstag abend einen Resolutionsentwurf vor, der die militärische Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien vorsieht. Der Entwurf sei mit London und Washington abgestimmt und werde möglicherweise Anfang nächster Woche verabschiedet, berichteten westliche Diplomaten in New York. Die Resolution ermächtigt den Angaben zufolge alle UN-Mitgliedsstaaten, im Alleingang oder im Rahmen regionaler Abmachungen und Organisationen "alle notwendigen Maßnahmen zur Durchsetzung des Flugverbotes" zu ergreifen.

Auch die USA wollen sich für eine rasche Erzwingung des Flugverbots einsetzen. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, sagte in Washington, seine Regierung wolle im Sicherheitsrat auf rasches Handeln drängen. Die serbischen Luftangriffe in Ostbosnien stellten eine flagrante Verletzung des Flugverbots dar, sagte Boucher.

In der serbisch besetzten Stadt Bijeljina in Nordbosnien wurden in der Nacht zum Donnerstag fünf der sechs Moscheen zerstört, berichtete die unabhängige Belgrader Zeitung Borba am Freitag. Bis jetzt seien in Bosnien-Herzegowina etwa 800 islamische Gotteshäuser völlig zerstört worden, behauptete das Blatt.

(Leitartikel Seite 3)

"Fergie" kehrt der Krone den Rücken

LONDON, 19. März (Reuter). Sarah Ferguson, von ihrem Mann getrennt lebende Ehefrau des britischen Prinzen Andrew, sieht sich Boulevardblättern zufolge als Sündenbock, der in den vergangenen Jahren für die Querelen des britischen Königshauses herhalten mußte. Daily Express und Today berichteten am Freitag, die unter ihrem Kosenamen "Fergie" bekannte Herzogin von York habe sich im Gespräch mit einem Verleger beklagt, sie habe es satt gehabt, stets alles ausbaden zu müssen. Deswegen wolle sie nun mit den Royals nichts mehr zu schaffen haben und ihr eigenes Leben führen.

"Schweiß und Tränen" in Korea

SEOUL, 19. März (Reuter). Die Südkoreaner müssen sich nach den Worten von Staatspräsident Kim Young-sam auf schmerzhafte wirtschaftliche Einschnitte gefaßt machen. Die Zeit für "Schweiß und Tränen" sei gekommen, sagte Kim am Freitag in einer Fernsehansprache. Die Unternehmen rief er dazu auf, die Preise ein Jahr lang nicht zu erhöhen. Von den Beschäftigten im öffentlichen Dienst verlangte Kim die Zustimmung für einen Lohnstopp, von den Arbeitnehmern der koreanischen Privatwirtschaft Zurückhaltung bei den Tarifverhandlungen. Für Montag kündigte er ein 100-Tage-Programm zur Konjunkturbelebung an.

Die Regierung werde versuchen, die Preise der Güter des täglichen Bedarfs zu stabilisieren, und die Preise lebenswichtiger Konsumgüter direkt zu kontrollieren. Auch würden die Zinsen weiter gesenkt. Die Wachstumsrate des Bruttosozialprodukts hatte sich nach Kims Worten in der zweiten Jahreshälfte 1992 auf unter drei Prozent verringert.

D-2-Raumflug verschoben

OBERPFAFFENHOFEN, 19. März (Reuter). Die unter deutscher Regie stehende bemannte Weltraummission D-2 ist zum dritten Mal verschoben worden. Ein Sprecher der federführenden Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen sagte am Freitag, der für Sonntag geplante Start der Raumfähre "Columbia" in Cape Canaveral (Florida) sei erneut, und zwar zunächst um 24 Stunden, auf den Montag verschoben worden. An Bord der Raumfähre befindet sich eine siebenköpfigen Crew, darunter die beiden deutschen Physiker Hans Schlegel und Ulrich Walter.

Grund für die neue Verschiebung des Starttermins dürften nach DLR-Angaben ungünstige Windbedingungen in Florida sein, die einen vor dem Shuttle-Start vorgesehenen Start einer Atlas-Rakete mit Nutzlast verzögerten. Für die vorangegangenen zwei Verschiebungen waren technische beziehungweise organisatorische Gründe verantwortlich gewesen. Zwischen den Starts der Atlas-Rakete und der D-2 müßten mindestens zwei Tage Zwischenraum liegen, hieß es.

Kairos Reformpläne gebilligt

WASHINGTON, 19. März (Reuter/aud). Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat nach Angaben aus Finanzkreisen die Reformpläne der ägyptischen Regierung gebilligt. Das IWF-Exekutivdirektorium habe damit den Weg freigemacht für einen weiteren Schuldenerlaß in Höhe von drei Milliarden Dollar durch die Gläubigerstaaten Ägyptens, hieß es. Gelobt worden seien vor allem die jüngsten Fortschritte bei der Haushaltssanierung. Mit der Sitzung am Donnerstag ging die Prüfung der ägyptischen Wirtschaftsreformen durch den IWF zu Ende, die im Mai 1991 im Zusammenhang mit einem Kredit über 370 Millionen Dollar vereinbart worden war. Kairo ist durch die Auflagen des IWF in eine Zwickmühle geraten. Das Land muß bei Subventionen für Grundnahrungsmitteln wie Brot, bei Sozialleistungen und Geld für den stark aufgeblähten öffentlichen Dienst kürzen, um seinen Haushalt zu sanieren. Diese Kürzungen verstärken jedoch die Unzufriedenheit der verarmten Massen und machen sie empfänglich für die Verheißungen der Moslemfanatiker, die einen Religionsstaat gründen wollen.

WILHELM STAUDACHER, Bundesgeschäftsführer der CDU, verläßt die Parteizentrale der Christdemokraten. CDU- Sprecher Rolf Kiefer bestätigte indirekt einen entsprechenden Bericht der Kölner Zeitung Express. Kiefer sagte aber, die im Zusammenhang mit Staudachers Nachfolge im Amt des Bundesgeschäftsführers geäußerten Spekulationen seien unzutreffend. In dem Bericht hatte es geheißen, als Nachfolger Staudachers sei der nordrhein-westfälische CDU-Landesgeschäftsführer Erhard Hackler im Gespräch. Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern wollte weder bestätigen noch dementieren, daß Staudacher demnächst als Staatssekretär das Land im Bundesrat vertritt.

Neun Prozent aus Nürnberg

BERLIN, 19. März (Reuter). Die mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) finanzierten Metallarbeiter in Ostdeutschland sollen nach Angaben der IG Metall zum 1. April entsprechend dem Unternehmerangebot neun Prozent mehr Lohn erhalten. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, habe den Landesarbeitsämtern in der vergangenen Woche einen entsprechenden Runderlaß übermittelt, teilte die Gewerkschaft am Freitag in Berlin mit. Sie sieht darin einen Verstoß gegen das Arbeitsförderungsgesetz, das die Tarifbindung von ABM vorsieht, und forderte die Rücknahme des Runderlasses.

Hintergrund ist der Streit um die von den ostdeutschen Metallarbeitgebern gekündigten Tarifverträge, die vom 1. April an eine Erhöhung der Einkommen auf 82 Prozent des westdeutschen Niveaus vorsahen. Die Unternehmer hatten neun Prozent Einkommensverbesserung angeboten, was von der Gewerkschaft abgelehnt wurde. Sollte es bei Jagodas Erlaß bleiben, würden ABM-Kräfte in der Metallindustrie nicht nach rechtsgültigem Tarif, sondern nach dem Arbeitgeberangebot bezahlt, rügte die IG Metall.

Hoechst etwas höher

FRANKFURT A. M. (FR). Der Frankfurter Aktienmarkt hat den Fälligkeitstermin an der Deutschen Terminbörse (DTB) am Freitag weitgehend unbeschadet überstanden. Turbulente Kursbewegungen beschränkten sich auf ganz wenige Werte wie Allianz, die 15 Mark verloren. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1698,81 gut behauptet und nur wenige Punkte unter seinem Tageshoch (1700,86). Händler erklärten, mit Ausnahme von VW hätten sich institutionelle und private Anleger wegen des DTB-Termins völlig zurückgehalten. Die Papiere des Wolfsburger Autokonzerns profitierten von einigen Auslandsorders und zogen um 6,50 Mark an.

Fundamentale Faktoren spielten laut Händlern am Freitag keine Rolle. Auch für die nächste Woche mochten die Auguren keinen Trend voraussagen.

Von den Standardwerten waren die Bankaktien überwiegend leichter. Deutsche verloren 2,50 Mark und Commerz 1,50 Mark. BHF-Bank legten dagegen zwei Mark zu. Anders als bei VW zeigte bei den übrigen Autowerten der Trend ebenfalls nach unten. Die Chemiepapiere, zuletzt wegen der Störfallserie bei Hoechst unter Druck, legten deutlich zu. BASF stiegen um 3,20 sowie Bayer und Hoechst um jeweils 3,80 Mark.

Gewinnmitnahmen nach der Diskontsenkung ließen die Notierungen am Rentenmarkt bei insgesamt ruhigem Wochenendgeschäft fallen. Die Kassakurse der öffentlichen Anleihen wurden um bis zu 25 Pfennig zurückgenommen. Dadurch erhöhte sich die Umlaufrendite auf 6,41 (6,40) Prozent. Mark-Auslandsanleihen tendierten leichter.

Irak hat Nervengas vernichtet

BAGDAD, 19. März (Reuter). Irak hat die Vernichtung seiner offiziell auf 70 Tonnen deklarierten Bestände an Nervengas abgeschlossen. Auch die Verbrennung der rund 400 Tonnen Senfgas gehe stetig voran, sagte ein Chemiewaffenexperte der Vereinten Nationen (UN) am Freitag in Bagdad. Nun müßten nur noch einige wenige mit Nervengas bestückte Gefechtsköpfe zerstört werden, wofür aber eine spezielle Technik notwendig sei. In zwei bis drei Tagen könnten jedoch auch diese vernichtet sein, sagte UN-Experte Ron Manley. Um die Kontigente zu zerstören, sei eine C-Waffen-Fabrik umfunktioniert worden.

Nach den Waffenstillstandsbestimmungen des Golf-Kriegs muß Irak alle Massenvernichtungswaffen zerstören.

Ring um Srebrenica immer enger

UN-Konvoi erreicht belagerte Moslem-Stadt / Epidemie

MALI ZVORNIK, 19. März (dpa/AP/AFP/Reuter). Die Serben ziehen den Ring um die von ihnen belagerte ostbosnische Stadt Srebrenica immer enger. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) verschärften sie am Freitag mit einem Dauerbeschuß auf Ziele in unmittelbarer Umgebung der Stadt ihre Offensive. Wir befürchten schwere Verluste unter der Zivilbevölkerung", sagte die Sprecherin des UN-Flüchtlingskommissariats, Lyndall Sachs, in Belgrad. Nach UN-Angaben grassiert unter den Eingeschlossenen eine Brech-Durchfall-Epidemie. Nach mehreren vergeblichen Versuchen der UN erreichte am Nachmittag ein Hilfskonvoi Srebrenica.

Unmittelbar vor der Ankunft hatte der Stadtkern von Srebrenica unter direktem Feuer der vorrückenden Serben gelegen. Der UN-Vertreter in der Stadt, Larry Hollingworth, berichtete von mehreren Toten. Außerdem meldete Hollingworth, daß er das Gebäude, über dem UN-General Philippe Morillon seine Dienstflagge aufgezogen habe, verlassen mußte, um woanders Deckung zu suchen.

Am Mittag hatte Lyndall Sachs deutlich gemacht, wenn der seit Tagen blokkierte UN-Konvoi nicht sehr bald ankomme, werde es in Srebrenica kaum noch jemanden geben, dem geholfen werden könne. Die Stadt ist mit 60 000 Menschen, unter ihnen viele Flüchtlinge, Verwundete und Kranke, überfüllt. Laut UN breiten sich Durchfallerkrankungen aus, weil die Wasserreserven verunreinigt sind.

UN-General Morillon sagte, die Verbände der bosnischen Serben seien bis auf zwei Kilometer auf die belagerte Stadt vorgestoßen. Ein UN-Sprecher in Sarajewo berichtete, unbekannte Flugzeuge hätten am Donnerstag abend erneut Srebrenica und ein nahegelegenes Dorf bombardiert.

Die UN hatten am Freitag mehrere Versuche unternommen, den Lastwagenkonvoi mit Hilfsgütern von der Grenzstadt Mali Zvornik nach Srebrenica zu schicken. Der Konvoi sei jedoch zunächst von Einheiten der regulären jugoslawischen Armee blockiert worden, teilte UN- Mitarbeiter Wouter van Dijk in Mali Zvornik mit. "Sie spielen mit Menschenleben", sagte er dazu. UN-General Morillon war es dann gelungen, in Gesprächen mit der serbischen Seite in Zvornik die Durchfahrtgenehmigung für Srbrenica auszuhandeln. Auf dem Rückweg soll der Konvoi Schwerstverletzte Moslems nach Tuzla mitnehmen.

Der Sprecher des UN-Flüchtlingswerks, Ron Redmond, sagte in Genf, wegen der immer verzweifelteren Lage der Menschen in Srebrenica habe Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata die USA eindringlich um den Einsatz schwerer Hubschrauber gebeten, die eine Luftbrücke für Lebensmittel und Krankentransporte herstellen müßten. Auch solle die US- Luftwaffe die Abwurfkapazität auf 60 Tonnen pro Einsatz erhöhen, notfalls müsse tagsüber geflogen werden.

In Bonn sagte Regierungssprecher Dieter Vogel, die Bundesregierung werde sich in ihrer Entscheidung über eine deutsche Beteiligung an der Luftbrücke für Ostbosnien nicht von serbischen Protesten beeinflussen lassen. Laut Vogel ist über die Teilnahme der deutschen Transall-Flugzeuge an den Hilfsflügen aber noch nicht entschieden. Die Serben hatten erklärt, die deutschen Pläne stünden im Widerspruch zu einer Vereinbarung mit den USA und den UN, daß die Beteiligung weiterer Länder an der Luftbrücke die Zustimmung der Serben brauche.

In New York unterbrach Bosniens Moslem-Präsident Alija Izetbegovic wegen der Lage in Ostbosnien die Teilnahme an den Jugoslawien-Friedensgesprächen. Er sagte, er bleibe aber in New York, um die weitere Entwicklung abzuwarten.

Frankreich legte in New York den Entwurf für eine UN-Resolution zur Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien vor. Laut Diplomaten ist vor Montag nicht mit einer Entscheidung zu rechnen. Frankreichs Botschafter Jean-Bernard Merimee sagte, er rechne mit einer starken Mehrheit für die Resolution, die bei Zuwiderhandlung gegen das Flugverbot den Abschuß der Maschinen erlauben würde. (Kommentar auf Seite 3)

Pfeiffer korrigiert Aussagen

KIEL, 19. März (Reuter). Im Prozeß gegen den früheren stellvertretenden Kieler Regierungssprecher Herwig Ahrendsen hat am Freitag vor dem Kieler Landgericht der frühere Barschel-Medienreferent Reiner Pfeiffer einige frühere Aussagen korrigiert. Pfeiffer, eine der Schlüsselfiguren der Barschel-Affäre, wurde bei seiner Vernehmung mit früheren Aussagen konfrontiert.

Pfeiffer wurde auch nach einer Aussage vom 9. November 1988 befragt, in der er dem früheren Bundesfinanzminister und CDU-Landesvorsitzenden Gerhard Stoltenberg eine Mitwisserschaft an der anonymen Steueranzeige gegen den damaligen Oppositionsführer Björn Engholm anlastete. Eine Aussage zu diesem Komplex verweigerte Pfeiffer, aber "nach heutiger Kenntnis" sei Stoltenberg kein Mitwisser gewesen.

Ahrendsen wird vorgeworfen, in drei Verfahren auf Erlaß einstweiliger Verfügungen unter Eid falsche Aussagen gemacht zu haben. Sollte das Gericht Ahrendsen für schuldig befinden, droht ihm außer einer Geld- oder Freiheitsstrafe auch die Entlassung aus der Kieler Oberfinanzdirektion.Weiße bei Überfall getötet

JOHANNESBURG, 19. März (Reuter). Bei einem Anschlag auf einen Personenwagen sind am Freitag auf einer Schnellstraße südlich von Johannesburg eine weiße Frau und ihr 14jähriger Sohn getötet sowie drei weitere Insassen zum Teil schwer verletzt worden. Die Azanische Volksbefreiungsarmee (APLA), der bewaffnete Flügel der Schwarzenorganisation Pan-Afrikanischer Kongreß (PAC), habe die Verantwortung für das Attentat übernommen, berichtete die südafrikanische Nachrichtenagentur SAPA. Nach Angaben der Polizei wurde ein Mann verhaftet.VERMISCHTES/BULGARIEN/EXPLOSION

Vier Tote bei Explosion in Sprengstoffabrik

SOFIA (Reuter) - Bei der Explosion in einer Militär- Sprengstoffabrik sind am Freitag in Bulgarien vier Menschen getötet und nahezu 60 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Zwei Gebäude der Anlage in der Ortschaft Nikolowo, 300 Kilometer nordöstlich von Sofia, wurden bei der Detonation teilweise zerstört, so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Die Fabrik sei umgehend evakuiert worden. Das Unglück habe sich bei der Entladung von Containern mit entzündbarem Material, wie es bei der Herstellung von Zündschüren verwandt wird, ereignet. fls/law

REUTER

Proteste gegen Israel in Iran

NIKOSIA, 19. März (Reuter). In Iran haben am Freitag landesweite Protestkundgebungen gegen Israel stattgefunden. Das iranische Fernsehen zeigte Demonstranten mit Plakaten, auf denen anläßlich des sogenannten Jerusalem-Tages zur Vernichtung Israels aufgerufen wurde. Staatspräsident Akbar Haschemi Rafsandschani sagte in einer Rundfunkpredigt, Iran sei stolz darauf, als einziges Land der Welt gegen die Friedensverhandlungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn zu sein.

Zu den Kundgebungen hatte Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ruhollah Chamenei im Fernsehen aufgerufen. Mit diesem Auftritt wollte Chamenei offenbar auch Berichte widerlegen, denenzufolge er Opfer eines Attentats sei.

Tanker brennt in der Nordsee

AMSTERDAM, 19. März (Reuter). Vor der Nordküste der Niederlande ist ein mit 10 000 Tonnen Öl beladener Tanker nach einer Explosion in Brand geraten. Der niederländische Rundfunk meldete am Freitag weiter, bei dem Schiff handele es sich um die unter panamaischer Flagge fahrende "Shiokaze". Ein Sprecher der Küstenwache bestätigte die Meldung über das Feuer.

Deutsche verhandelten insgeheim Über Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft gesprochen

BERLIN, 19. März (Reuter). Zwischen den beiden deutschen Staaten sind nach Informationen der Berliner Zeitung in den Jahren 1986 und 1987 Geheimverhandlungen über eine Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft durch die Bundesrepublik Deutschland geführt worden. Unter dem Konzept "Länderspiel" sei erörtert worden, daß die DDR im Gegenzug für eine Anerkennung ihrer Staatsbürgerschaft durch Bonn Reiseerleichterungen gewähren würde, berichtete die Zeitung am Freitag vorab. Der Zürcher Bankier Holger Bahl, einer der beiden Unterhändler, habe dieses Vorhaben bestätigt, hieß es.

Mit der Anerkennung einer DDR- Staatsbürgerschaft sollte der Berliner Zeitung zufolge eine Änderung des Grundgesetzes einhergehen. Die DDR hätte sich im Gegenzug verpflichtet, die geltenden Altersbeschränkungen für Westreisen aufzuheben und die Visumspflicht im innerdeutschen Reiseverkehr aufzuheben.

Übersiedlungswillige DDR-Bürger wären danach in der Bundesrepublik wie "normale" Asylbewerber aus Drittstaaten behandelt worden. Auf bundesdeutscher Seite sollen der Zeitung zufolge die SPD- Politiker Hans-Jochen Vogel und Karl Wienand sowie der damalige Bundestagspräsident Philipp Jenninger (CDU) in die "Länderspiel"-Verhandlungen eingeweiht gewesen sein.

Die DDR - so schreibt die Berliner Zeitung weiter - habe das Konzept ernsthaft im Politbüro diskutiert. Dessen Mitglieder Hermann Axen und Horst Sindermann hätten es befürwortet. Nachdem Anfang 1987 die DDR ihre Bereitschaft signalisiert habe, dem ausgehandelten Konzept zuzustimmen, habe sie kurz darauf die Gespräche urplötzlich beendet.

Nach Vermutungen Bahls steckt eine Intrige des 1988 verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) und seines damaligen DDR-Gesprächspartners Alexander Schalck-Golodkowski dahinter. Die beiden Politiker hätten um ihre Einflußsphären gefürchtet, schrieb die Berliner Zeitung.

Die Halbfinal-Paarungen

Für das Halbfinale des Fußball-Europapokals 1992/93, das am 7. und 21. April ausgetragen wird, ergaben sich bei der Auslosung am Freitag in Genf die folgenden Paarungen:

Pokal der Pokalsieger Atletico Madrid - AC Parma Spartak Spartak Moskau - FC Antwerpen UEFA-POKAL Borussia Dortmund - AJ Auxerre Juventus Turin - Paris St. Germain

Nordisches Weltcup-Finale Dählie und Jegorowa die besten der Saison

Die beiden Dreifach-Olympiasieger Björn Dählie (Norwegen) und Ljubow Jegorowa (Rußland) sicherten sich beim nordischen Weltcup-Finale in Strbske Pleso den Gesamt-Weltcup. Während Dählie das abschließende 15-km-Rennen (klassisch) gewann, genügte der 27jährigen Jegorowa ein zweiter Platz im 10-km- Wettbewerb hinter ihrer Teamkollegin Jelena Wjalbe (Rußland).

Dählie verwies in 41:35,0 Minuten den Italiener Marco Albarello auf den zweiten Rang (41:57,5). Dritter wurde dessen Landsmann Silvio Fauner (42:02,1). Bester Deutscher war der Marktoberdorfer Johann Mühlegg als 37. (44:20,2).

Der Willinger Jochen Behle, der bei der nordischen WM vor drei Wochen in Falun noch Fünfter geworden war, kam in 45:00,8 Minuten nur auf den 49. Platz.

Den Gesamt-Weltcup holte sich Dählie mit 732 Punkten vor dem Kasachen Wladimir Smirnow, der diesmal Zehnter (42:52,2) wurde, mit 646 Zählern vor Dreifach-Olympiasieger Vegard Ulvang (Norwegen/591). Bester Deutscher ist hier wiederum Mühlegg, der mit 149 Punkten den 19. Platz belegte.

Bei den Frauen bilanziert Gesamt-Siegerin Jegorowa über 760 Zähler und verweist Wjalbe (710) sowie Italiens 30-km- Olympiasiegerin Stefania Belmondo (596) auf die Plätze. Beste Langläuferin des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) ist die Oberwiesenthalerin Ina Kümmel auf Platz 63 mit fünf Punkten. sid

Alpine Skirennen in Lillehammer und Vemdalen Duvillard lachte die Sonne Abfahrtssieg auf Olympia-Piste / Vreni Schneider im Slalom vorn

Zwanzig Minuten Sonnenschein haben bei der ersten Olympia-Generalprobe in Lillehammer die Abfahrts-Welt auf den Kopf gestellt. Der Franzose Adrien Duvillard schockte auf der 3007 Meter langen Kvitfjell-Piste mit Startnummer 24 die Konkurrenz und feierte in 1:42,32 Minuten den ersten Abfahrtssieg für die Grande Nation seit 1990, als Franck Piccard in Schladming triumphiert hatte. Gleichzeitig war es auch sein erster Sieg in einem Weltcuprennen.

Dagegen kam Vreni Schneider beinahe zeitgleich im schwedischen Vemdalen zu ihrem 43. Weltcup-Sieg. Die Schweizerin, nach dem ersten Durchgang beim Slalom-Weltcup noch Vierte, rauschte in Bestzeit im zweiten Versuch durch den Stangenwald und markierte mit 1:43,36 Minuten die absolute Bestzeit. Rang zwei ging an Patricia Chauvet (Frankreich/1:43,69) vor der Neuseeländerin Annelies Coberger (1:44,01). Beste Deutsche war Kombinations-Weltmeisterin Miriam Vogt aus Starnberg als Zehnte (1:44,82).

Ebenso deutlich fiel der Erfolg von Duvillard in der Olympia-Metropole von 1994 aus. Am Ende trennten ihn 36 Hunderstelsekunden vom Überraschungs- Zweiten Werner Perathoner (Italien). Dritter wurde Vizeweltmeister Atle Skaardal aus Norwegen (1:42,72), der nach den beiden Trainingsläufen als haushoher Favorit in die neunte von elf Weltcup-Abfahrten gegangen war.

"Paß auf, wenn die Sonne kommt, dann ändert sich noch was", prophezeite Markus Wasmeier schon kurz nach seiner Zieldurchfahrt. Der 29 Jahre alte Schlierseer belegte im Endklassement nur den 21. Platz (1:43,81), hatte jedoch wie alle Läufer der ersten Startgruppe mit den extrem schwierigen Lichtverhältnissen zu kämpfen. Mit seiner Prognose behielt er recht. Atle Skaardal hatte schon wie der Sieger ausgesehen, doch als der Franzose Christophe Ple mit Startnummer 19 startete brach die Sonne durch, machte die anspruchsvolle Strecke besser fahrbar, und als sie nach 20 Minuten wieder verschwand war die Piste schneller. "Es sind viele Schläge drin, die man bei schlechter Sicht fast nicht sieht", erklärte Wasmeier, der als einziger Deutscher ins Ziel kam. Martin Fiala schied nach einem Fahrfehler ebenso aus wie danach Tobias Barnerssoi (Halblech).

Für Adrien Duvillard kam der erste Weltcupsieg seiner Karriere offensichtlich nicht überraschend. "Die Piste hat mir von Anfang an gut gefallen", bekannte der 24jährige aus Megeve. Technisch anspruchsvolle Strecken liegen ihm, im Training hatte er überzeugt, mit 70 Metern am "Russi-Sprung" außerdem einen Weitenrekord aufgestellt. sid

Hinweis Hinweis für die Redaktionen

Beim Tennis-Turnier in Key Biscayne ist der Beginn der Partie zwischen Steffi Graf und Gabriela Sabatini derzeit nicht absehbar. Das vorher angesetzte Einzel zwischen Stefan Edberg und Petr Korda wurde beim Stande von 1:1 im ersten Durchgang wegen einsetzender Regenfälle unterbrochen. Bitte beachten Sie unsere weiteren Hinweise. sid ab

Wuttke fehlte an allen Ecken Schiedlich-friedlich Remis 1. FC Saarbrücken - Bayer Uerdingen 3:3 (2:2)

Im Kampf um den Klassenerhalt haben sich die Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Saarbrücken und Bayer Uerdingen schiedlich-friedlich mit einem 3:3 (2:2)- Unentschieden getrennt. Die Saarländer bleiben in der Rückrunde ungeschlagen, verbuchten aber in den letzten neun Begegnungen erst einen Sieg. Für Tabellenschlußlicht aus Krefeld, das im elften Spiel hintereinander sieglos geblieben war, ist der Klassenerhalt in weite Ferne gerückt.

Vor 17 800 Zuschauern waren innerhalb von zehn Minuten vier Tore zum 2:2- Halbzeitstand gefallen. In der 35. Minute hatte Adler nach Vorlage von Jüptner aus zehn Metern die Gäste in Führung gebracht. Zwei Minuten später erzielte der Saarbrücker Libero Kostner nach einem Handspiel von Peschke per Elfmeter den Ausgleich.

In der 44. Minute war es Paßlack, der nach einem Freistoß von Peschke, den der Saarbrücker Torwart Brasas zunächst abgewehrt hatte, im Nachschuß die Uerdinger erneut in Führung brachte.

Für den erneuten Saarbrücker Ausgleich sorgte mit einem herrlichen Heber Sawitschew in der 45. Minute. In der 70. Minute erzielte Fuhl nach einer Ecke von Bürger per Kopf das 3:2, ehe der eingewechselte Walz mit dem 3:3 den Torreigen beendete.

Die Uerdinger präsentierten sich in Saarbrücken keineswegs wie ein Abstiegskandidat. Die Krefelder machten von Beginn an Druck und suchten ihr Heil in der Offensive. Bei den Saarländern machte sich das verletzungsbedingte Fehlen von Wolfram Wuttke im Mittelfeld deutlich bemerkbar. sid

Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Fuhl - Zechel, Lange, Kristl, Bürger - Sawitschew, Wynalda, Krätzer (62. Stickroth)

Uerdingen: Dreher - Peschke - Paßlack, Kühn - Bremser (67. Feldhoff), Jüptner, Rahner, Krümpelmann (77. Walz), Bittengel - Laessig, Adler

Schiedsrichter: Habermann (Weißensee)

Tore: 0:1 Adler (35.), 1:1 Kostner (37., Handelfmeter), 1:2 Paßlack (44.), 2:2 Sawitschew (45.), 3:2 Fuhl (70.), 3:3 Walz ((82.)

Zuschauer: 17 800

Gelbe Karten: Eichmann, Kristl - Laessig.

Eishockey-Meisterschaft Rheinländisches Duell bis zur bittren Neige

Düsseldorfer EG - Kölner EC 5:4 (4:4/2:2, 1:0, 1:2) n.V.

Der Deutsche Eishockey-Meister Düsseldorfer EG hat den ersten Schritt zu einer erfolgreichen Titelverteidigung getan. Im ersten von maximal fünf Finalspielen gewann der Titelträger der vergangenen drei Jahre ein bis zur Schlußsirene hochdramatisches und spannendes Match gegen den rheinischen Erzrivalen Kölner EC mit 5:4 (4:4/2:2, 1:0, 1:2) im "sudden death".

Peter John Lee erzielte unter unbeschreiblichem Jubel von den Rängen nach 12:50 Minuten der Verlängerung mit einem Gewaltschuß an der linken Fanghand von KEC-Keeper Pepi Heiß vorbei den entscheidenden Treffer zum "plötzlichen Tod" der Kölner. Es war die dritte "sudden death"-Entscheidung zugunsten der DEG in dieser Play-off-Serie, nachdem der Meister bereits im Halbfinale gegen den Berliner SC Preussen zweimal in die Verlängerung mußte. Düsseldorf hat sich damit eine hervorragende Ausgangsposition geschaffen, zumal DEG- Coach Hans Zach das erste Match als "wichtigstes Spiel" der Endspielserie bezeichnet hatte.

Im ersten Abstiegs-Play-off kam der SB Rosenheim gegen Weißwasser zu einem klaren 5:1. Bereits nach dem ersten Drittel hatten die Bayern mit einem 3:0-Vorsprung den Grundstein gelegt. DAs zweite Spiel findet am Sonntag in Weißwasser statt. sid

Immer schon Aasfresser

Alle Jahre wieder: Entgegen aller Realität wird platt behauptet, Raben töten Lämmer, Kälber, Kitze (FR vom 16. 3. 1993 "Rabenkrähe weiter im Visier"). Jemanden, der die "Tat" wirklich gesehen hat und dies auch beschwören würde, haben die Landesjägerrabenfeinde noch nicht gefunden.

Seit Jahrhunderten ist es so, daß Raben an toten Tieren und auch Menschen angetroffen werden. Somit stehen im Volksglauben auch gleich die Mörder fest.

Richtig ist, daß Rabenvögel Aasfresser sind. Sie erfüllen damit eine wichtige gesundheitspolizeiliche Funktion, früher (Seuchen) noch bedeutender als heute. Natürlich hacken Raben toten Wesen die Augen aus.

Aufgrund ihrer Schnabel- und Krallenkonstruktion sind sie nicht zum Töten und Aufbruch lebensfähiger Säugetiere in der Lage. Die Kadaveröffnung kann also nur über Augen, Nase oder Darmöffnung des vermeintlichen Opfers erfolgen.

Die Tötung anderer Vögel, im Einzelfall und begünstigt durch unsere Kulturlandschaft, wird nicht bestritten. So ist es eben.

Die Raben stehen hierbei den liebenswerten Eichhörnchen in nichts nach.

Sabine Streckies, Offenbach

Eine Frau nur

Als vor kurzem in Karlsruhe über die Neufassung des § 218 verhandelt wurde, beklagten wieder einmal alle, die sich zu den liberalen und fortschrittlichen Kräften zählen, daß dem zuständigen Senat des Bundesverfassungsgerichts nur eine Frau angehört.

Jetzt aber kann die SPD beweisen, daß sie über Gleichstellung und Frauenförderung nicht nur redet, sondern auch zu handeln bereit ist, indem sie die Berliner Justizsenatorin Limbach für die freiwerdende Richterstelle nominiert (FR vom 15. 3. 1993 "Limbach meldet Kandidatur an").

Jetzt ist allerdings von der SPD-Spitze zu hören, daß sie doch wieder einem Mann, nämlich Jürgen Schmude, den Vorzug geben will.

Nun ist er zwar ohne Zweifel ein ausgezeichneter Jurist und angesehener Politiker; was die Republik angesichts des männlichen Übergewichts in ihrem Verfassungsgericht jetzt braucht, um Fraueninteressen glaubwürdig vertreten zu können, ist jedoch eine couragierte Rechtspolitikerin vom Format Jutta Limbachs.

Sollte die SPD-Führung bei Schmude schon im Wort sein, wäre es an ihm, großzügig zu verzichten.

Dr. Conrad Listemann, Moers

Das ist zuviel verlangt

Micha Brumlik sieht in seinem Beitrag "Autorität, Arbeitsdienst, Vaterland" (FR vom 12. 3. 1993) in den Selbstbeschuldigungen einiger 68er einen "rhetorischen Trick", nach dem Motto: weil wir damals so gefehlt haben, sind wir nun in vorderster Front für Werte, Moral und (staats-) bürgerliche Tugenden zuständig. Dem, was bei M. Brumlik nur zwischen den Zeilen steht, möchte ich zustimmen. Wenn (zu Amt und Würden gekommene) 68er glauben, das Wert- und Normsystem unserer Gesellschaft demontiert zu haben, ist dies ein ausgesprochenes Anzeichen von Größenwahn.

Der "Trick" könnte aber auch noch einen anderen Zweck verfolgen: Das Geständnis nicht weniger 68er soll als Beweis dafür dienen, daß sie das eigentliche "Verbrechen" nicht begangen haben können, nämlich letztlich ebenso käuflich und machtbesessen zu sein wie die, gegen die sie einmal angetreten sind, also die Werte der Gesellschaft keineswegs demontiert, sondern bestätigt zu haben. Wenn nun aus dieser Richtung der Ruf nach mehr Erziehung und Autorität kommt, gebe ich zu bedenken, daß Erziehung bekanntlich unabdingbar die eigene voraussetzt, da gibt es also einiges nachzuholen, z. B. zu lernen, sich zu schämen. - Ich fürchte, das ist zuviel verlangt.

Zur verordneten Autorität wird immer das Adjektiv "autoritär" gehören. M. Brumlik schreibt am Schluß treffend: "Solidarität wird nur als Frucht der Freiheit oder überhaupt nicht sein". Dasselbe gilt für Autorität.

Bernhard Riedl, Berlin

Bloß keine "schnelle Sanierung" . . . auch wenn in Kassels Gemäldegalerie "Alte Meister" das Wasser von den Decken tropft

KASSEL. Dr. Bernahrd Schnackenburg hat einen Traum. Der Leiter der Kasseler Gemäldegalerie "Alte Meister" träumt von einem neuen Museum im alten Gewand. Genauer gesagt: von drei Oberlichtsälen im zweiten Stock des Wilhelmhöher Schlosses. Mit hohen Wänden, auf denen die bis zu 3,50 Meter hohen Kunstwerke - wie Tizians "Bildnis eines italienischen Feldherrn" - endlich einmal "angemessen" präsentiert werden könnten. Er träumt von einem gleichmäßigen Lichteinfall, von Seitenkabinetten, die die kleinformatigeren Arbeiten (wie die Porträts von Hals, Rembrandt und Terbrugghen) aufnehmen könnten. Und davon, daß das mitllere von drei Treppenhäusern verschwindet. Denn der glasverkleidete Aufgang hält das Zentrum des Gebäudes besetzt, und seine stählernen Geländer passen nach Schnackburgs Geschmack so gar nicht zu den vergoldeten Rahmen aus der Barockgalerie des Landgrafen Wilhelm VIII.

Ein Besuch im Schloß läßt schnell erfassen, wie weit Traum und Wirklichkeit voneinander entfernt sind. Die großformatigen Arbeiten - für die Landgraf Wilhelm einst einen vierzig Meter langen und elf Meter hohen Saal bauen ließ - haben hier keinen Raum, um ihre Aura zu entfalten: Keine Wand ist höher als vier Meter. Im zweiten Stock (er birgt die Werke deutscher, flämischer und holländischer Maler aus dem 17. Jahrhundert) fühlen sich Besucher bei 2,70 Meter Raumhöhe nach eigenem Bekunden bisweilen an die geduckte Atmosphäre eines Parkdecks erinnert. Die Gliederung der Ausstellungsräume läßt zudem vor allem im ersten Stock (hier ist auch Rembrandts "Jakobssegen" zu finden) kaum eine schrittweise Annäherung an ein Gemäle zu, da die dichtgedrängten Zwischenwände den Blick allzu oft verstellen.

Von einem "Stellwand-Slalom" schrieb denn auch Architekturkritiker Peter M. Bode anläßlich der Eröffnung der Galerie im (nur innen) erneuerten Mittelteil des Schlosses. Und von einer "Stockwerkstruktur, die einem üblichen Krankenhaus- und Verwaltungsbau ebensogut anstünde". Damals, 1974, ließ die erstmals so vollständig gezeigte Sammlung europäischer Malerei aus vier Jahrhunderten indes selbst Architekturkritiker die Unzulänglichkeit des Gebäudes vergessen. Heute will das - angesichts zerschlissener und fleckiger Stoffbespannungen - nicht mehr gelingen.

Schwerer noch wiegen die fundamentalen baulichen Mängel. Schwitzwasser an den Aluminiumrahmen läßt Schimmelkulturen in den Fensternischen wachsen und Putz bröckeln, unterhalb davon wölben sich Spanplatten mitsamt ihrer Metallabdeckung auf. Die Gemälde brauchen eine Luftfeuchtigkeit von annähernd 60 Prozent. Die Fußbodenheizung erwies sich das als ungeeignet, da sie nicht für genügend Luftaustausch an den Fenstern sorgt. Und das "Sheddach" im dritten Stock (italienische, französische und spanische Malerei aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert wirft nicht nur ein ungleichmäßiges Licht - es ist zudem so schlecht isoliert, daß sich das Schwitzwasser an den stählernen Konstruktionsteilen niederschlägt.

Als rostige Brühe tropft es dann herab - geradewegs in eigens zu diesem Zweck aufgestellte Kunststoffkanister. (Da erscheint es fast schon als ein glücklicher Zufall, daß die obere Etage aufgrund von Personalknappheit immer häufiger ganz geschlossen werden muß.) Um die Bilder zu schützen, griff die Museumsleitung zur Selbsthilfe: Sie schraubte Schutzbleche an die Zwischenwände im obersten Stock. Die verhindern, daß das herabtropfende Wasser die Bilder erreicht. Es ist völlig unvorhersehbar, wo die nächsten Tropfen fallen werden, da sich die Feuchtigkeit stets neue Wege sucht.

Die Mängel sind seit Jahren offenkundig. Bereits 1988 wies ein Bauphysiker in einem Gutachten darauf hin, daß die Dachkonstruktion entweder bloßgelegt und gewissenhaft isoliert (die Kosten wurden mit fünfeinhalb Millionen Mark veranschlagt) oder völlig neugebaut werden müßte. Selbst ein Bauantrag wurde damals gestellt (der sah unter anderem vor, auch die Fenster zu erneuern). Doch bislang fehlte das Geld für die wichtige Sanierung. Obwohl die Wilhelmshöher Sammlung zweifellos zu den wichtigsten in Land gehört: Jährlich strömen an die 200 000 Besucher hierher. Ein Investitionssonderprogramm des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst - für das 100 Millionen Mark im diesjährigen Haushalt bereitgestellt worden waren - wurde jedoch wieder gestrichen. Inzwischen ist klar, daß der fünf Jahre alte Bauantrag nicht mehr Grundlage einer Sanierung sein kann. In der Tat: Die Situation hat sich in den vergangenen fünf Jahre deutlich verschärft. Ein defektes Regenrohr, das in der Wand entlanggeführt wurde, sorgte im vergangen Herbst gar für einen wahren Sturzbach im ersten Stock. Wasserflecken auf Teppich und an Gardinen zeugen bis heute davon. Mathias Withoos' "Landschaft mit Wassermühle" ist seitdem im Magazin verschwunden, wie eine vorgedruckte Karte informiert; die Worte "zur Zeit in Restaurierung" sind säuberlich gestrichen.

Dennoch fürchtet man im Wilhelmshöher Schloß nichts so sehr wie eine "schnelle Sanierung". Ohne Frage ließe sich der Zustand des Hauses durch neue Wandbespannungen, Bodenbeläge, ein neu verkleidetes Dach und neue Regenrohre mit vergleichsweise wenig Aufwand verbessern. Doch das wären letzlich nichts weiter als Schönheitsoperationen. Die grundlegenden baulichen und architektonischen Schwächen - an denen auch andere, in den sechziger Jahren konzipierte Museumsgebäude kranken - blieben.

Das scheinen auch die Verantwortlichen in Wiesbaden einzusehen: Sie wissen, daß in Wilhelmshöhe "umfassend" saniert werden muß. Uneinig sind sich Museumsleitung und Ministerium allerdings über den Weg. In Wiesbaden will man erst dann mit der konkreten Planung beginnen, wenn wieder Geld zur Verfügung steht. Und wenn klar ist, wieviel Geld das sein wird. "Das ist ein fest etabliertes Verfahren", so heißt es dort. Ulrich Schmidt, Leiter der Staatlichen Museen in Kassel, sieht das anders. Seiner Überzeugung nach müßte man sich erst einmal darüber klar werden, was getan werden soll. Andernfalls, so fürchtet er, wird eine Serie von Sanierungsmaßnahmen über das Haus hinweggehen, ohne daß sich die Qualität grundlegend verbessert. Auch aus Sicht des Kasseler Staatsbauamtes ist ein Planungsvorlauf von ein, zwei Jahre nötig.

Ob die von Wilhelm VIII. begründete Sammlung unter den momentanen Umständen überhaupt noch so lange gezeigt werden kann, mag bezweifelt werden. Auch wenn derzeit keine akute Gefahr besteht. Selbst die Schutzbleche an den Zwischenwänden sind aus konservatorischer Sicht das kleinere Übel: Würde der oberste Stock geschlossen, dann müßten die auf Holz und Leinwand gemalten Bilder "auf Stapel stehen", wie der Restaurator sagt, da das Magazin überfüllt ist. Und da sei die jetzige Lösung vorzuziehen. Auch deshalb, weil die Bilder auf diese Weise zugänglich bleiben.

Schnackenburg jedenfalls, dessen Spezialgebiet die holländische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts ist, will lieber noch ein wenig ausharren. Und dann richtig sanieren. Ermutigen könnte ihn vielleicht das Beispiel des Rheinischen Landesmuseums in Bonn. Für einen Anbau aus den 60er Jahren, der ähnliche Mängel wie die Gemäldegalerie im Kasseler Schloß aufweist, gibt es dort immerhin schon einen festen Plan. Er soll bis auf den Rohbau abgespeckt und dann - im Zuge eines Erweiterungsbaus - neu aufgebaut werden. ELKE BOCKHORST

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kulturmix Friedberg. Gesellschaft zur Förderung deutsch-irischer Verständigung: St.-Patrick-Day's-Fest, Gruppe Kenavo in concert mit traditioneller keltischer Musik, Sa., 20 Uhr, Burggymnasium.

Bad Nauheim. Reiner Lille - Orgelkonzert, Sa., 20 Uhr, Dankeskirche.

Kurkonzert, Sa., 10.30, 15.30 u. 19.30 Uhr; So., 10.30 Uhr.

Rosbach. Laienschauspielgruppe - "Kurzschlüsse", Komödie v. F. Ziegler, Sa., 20 Uhr, BH Rodheim.

Butzbach. Musikschule: Schülerkonzert, So., Wendelinskapelle.

Niddatal. Melbra Rai (Gesang) & Berthold Matschat (Keyboard) - Gospel- und Spiritual-Konzert, So., 19.30 Uhr, Ev. Kirche Assenheim.

Karben. Jazz im Jugendkulturzentrum: Sunday Morning, So., 11 Uhr; Selzerbrunnenhof (siehe auch Gruppen / Vereine).

Kath. Kirchengemeinde: Martin-Luther-King-Singers, So., 16 Uhr, St.-Michaelis Kirche Kl.-Karben.

Büdingen. Frühlings-Chorkonzert, Sa., 19 Uhr, Kirche Eckartshausen.

Ortenberg. Evangelische Kirchengemeinde: Passionskonzert, Sa., 19 Uhr, Marienkirche.Gruppen / Vereine Friedberg. Ev. KiGa Friedberg West: Tag der offenen Tür, Sa., 11-16 Uhr, Wintersteinstr. 29.

Bad Nauheim. Rot-Weiß-Club Gießen: Frühlingsball, Sa., 20 Uhr, Kurhaus.

Naturschutzgruppe: naturkundliche Wanderung, Sa., 9 Uhr, Ranch Steinfurth.

Marinekameradschaft: Stammtisch, Sa., 18 Uhr, Deutsches Haus.

Butzbach: Karnevalverein Griedel: Jahreshauptversammlung, Sa., 20 Uhr, BH Griedel.

Musikverein Nieder-Weisel: Frühlingsfest, Sa., 20 Uhr, MZH Nieder-Weisel.

Bad Vilbel. Bürgeraktive: Treffen der offenen Wandergruppe um 11 Uhr auf dem Zentralparkplatz.

Elternbeirat Kindertagesstätte Elisabethenstr.: Basar für Kinderkleidung, Sa., 13-16 Uhr, KiGa Elisabethenstraße.

Verein für Vogelschutz und Landschaftspflege: Treffen, Pflegearbeiten am Biotop, Sa., 9 Uhr, Hainwinkel.

Turnverein Massenheim: Jahreshauptversammlung, Sa., 20 Uhr, Turnhalle Massenheim.

Katholische Kirchengemeinde St. Nikolaus: Wüstentag der Jugend, Sa., 8.30 Uhr, St.-Nikolaus-Kirche (auch bei Regen).

Florstadt. NABU: Jahreshauptversammlung der Naturschutzjugend, Sa., 15 Uhr, BH Florstadt.

VdK: Jahreshauptversammlung, So., BH Nieder-Florstadt.

Wanderfreunde Staden: EVG-Wandertage, Sa. u. So., BH Staden.

Landessportbund & Radio FFH: Fit in den Frühling, So., 9-15 Uhr, Stammheim.

Karben. Jugendkulturzentrum Selzerbrunnenhof: Familientag mit Jazzkonzert So., 11 Uhr; Kindertheater "Drachenzirkus in Afrika", So., 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Chorgemeinschaft Rendel: Jahreshauptversammlung, Sa., 20 Uhr, Vereinshaus Klein-Karbener-Str.

Touristenverein Die Naturfreunde: Wanderung bei Klingenberg, So., 8.30 Uhr, Schutzhütte Okarben.

Evangelische Dekanatssynode Bad Vilbel, Sa., 8.30 Uhr, Gemeindehaus Groß- Karben.

Evangelische Gemeinde Petterweil: Spiele-Nachmittag für Kinder, Jugendliche und Eltern, Sa., 15 Uhr, Gemeindehaus Alte Haingasse Petterweil.

Altenstadt. Jugendclub Treff: Sa., 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.

Evangelische Kirchengemeinde Waldsiedlung: Fest zum 10jährigen Bestehen der Gemeindebücherei, So., 15 Uhr, Gemeindehaus. Lindheimer Hexen: Osterbasar, So., BH Lindheim.

TTC Höchst: Tischtennis-Pokalendrunden-Turnier, So., Altenstadthalle.

Nidda. Vogelschutzgruppe Ober-Lais: Jahreshauptversammlung, Sa., Bürgerhaus Ober-Lais.

Squash-Club: Stadtmeisterschaft, Sa., 11 Uhr, Tenniscenter.

Vogelschutzgruppe: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.

OGV Borsdorf: 10jähriges Jubiläum, Sa., BH Borsdorf.

Jagdgenossenschaft Ulfa: Jahreshauptversammlung, Sa., BH Ulfa.

Bezirkslandfrauenverein: 40jähriges Jubiläum, Sa ab 14 Uhr und Sonntag ab 13.30 Uhr im Bürgerhaus mit Festvortrag von Irmgardt Reichhardt.

Kegelclub Alle Neune Eichelsdorf: Stadtmeisterschaften, Sa. u. So., Bürgerhaus. TV Geiß-Nidda: Waldlauf, So., 9 Uhr, Alter Sportplatz.

Gedern. MVG Harmonie: Jahreshauptversammlung, Sa., Gaststätte Uhl.

OGV O.-Seemen: Familienabend, Sa., 20 Uhr, Gaststätte H. Schmidt.

MSC: Orientierungsfahrt, So.

Vorträge / Kurse Friedberg. Frauenamt: Seminar "Kommunalpolitik ist Frauensache", Sa., 14-18 Uhr, Stadthalle.

DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Samstag ab 8.30 Uhr in der Homburger Str. 26.

Bad Nauheim. Naturheilverein: Seminar "Der Traum - ein Weg zu unserem Bewußtsein?" von Diplom-Psychologin M. Geisler, Sa. u. So., 10 Uhr, im Sportheim.

Johanniter Unfallhilfe: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa., 12 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.

Bad Vilbel. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa., 8.30 Uhr, F.-Ebert- Str. 34.

Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Schweizer Stoffpuppen-Workshop, Sa., 9-18 Uhr, Johann-Sebastian-Bach-Str. 26.

Karben. Jugendpflege & Verein Unvergeßlich Weiblich Gießen: Selbstverteidigungskurs f. Mädchen v. 9-12 J., Sa. u. So. Parteien / Parlamente Karben. SPD: Jahreshauptversammlung, Sa., 10 Uhr, Albert-Schäfer-Haus, Petterweil. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanztee, So., 15 Uhr, Kurhaus.

Bad Vilbel. Magistrat: Ball des Sports, Sa., 20 Uhr, Kurhaus.

Bauernmarkt, Sa., 8-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Rosbach. Bastelkreis katholische Kirche: Frühlings- und Ostermarkt, Sa. u. So., 10-19 Uhr, Pfarrzentrum St. Michael. Butzbach. Bauernmarkt, Sa., 8-13 Uhr, Marktplatz.

Florstadt. Disco-Veranstaltung, BH Nieder-Mockstadt.

Karben. Kostenlose Kompostabgabe am Sa.: 9-10 Uhr Klein-Karben, Festplatz G.-Reutzel-Sportgelände; 10.30-11 Uhr Rendel, Parkpl. Sporthalle; 11.30-12.30 Uhr Gr.-Karben, Parkpl. Hessenring. Altenstadt. Information zur Einführung der Komposttonne, kostenlose Ausgabe von Kompost am Sa.: 8.30-9.15 Uhr Höchst, Feuerwehrgerätehaus; 9.30-10.15 Uhr Oberau, Beim Zehnmorgenfeld; 10.30-11.30 Uhr Waldsiedlung, Parkpl. Gemeinschaftshaus; 11.45-12.45 Uhr Altenstadt, Bauhof Obergasse; 13-13.30 Uhr Rodenbach, Unterstr. Ecke Gr. Gasse; 13.45-14.15 Uhr Heegheim, Brunnenstr.; 14.30-15 Uhr Enzheim, Trafostation; 15.15-16 Uhr Lindheim, Feuerwehrgerätehaus. Nidda. Frühlingsfest, Sa. u. So., Festplatz / Bürgerhaus.

Tanztee, Sa. 19-22 Uhr, So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.

Abfallsammlung Nidda. Sonderabfall-Sammlung, Sa., 9.30-12 Uhr, Parkplatz hinter dem Brauhaus.Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).

Rosbach. Horst Janssen - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, tägl., außer Mo., 15-18.30 Uhr, An der Mergel 16, Rodheim (bis 18. 4).

Hungen. Re Foer (Aquarelle) + Ingeborg Seidel (Radierungen), Sa. u. So. (bis 28. 3). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Die Schöne und das Biest (Sa. 15, So. 13.45 Uhr); Sommersby (Sa. 17, 20.15, 22.30, So. 15.45, 17.45, 20.30 Uhr) - Blende: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa. 15, 17, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa. 15, 17, So. 13.45, 16 Uhr); Sneakers - die Lautlosen (Sa. 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Keller: Bodyguard (Sa. 15, 20, 22.30, So. 13.45, 16.15, 20.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Tommy - der Träumer (Sa. u. So. 15.30 Uhr); Von Mäusen und Menschen (Sa. u. So. 21.30 Uhr).

Bad Vilbel. Alte Mühle: Die Schöne und das Biest (Sa. u. So. 15.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. 20.15, So. 17.45 Uhr); Drachenfutter (Sa. 20.15); Little Shop of Horrors + Grease (Sa. 22.45 Uhr); Notorious - berüchtigt (So. 20.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Dracula (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Bambi: Sebastian Suberbär (Sa. u. So. 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. u. So. 20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichspiele: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (Sa. u. So. 16 Uhr); Zorniger Schlaf (Sa. u. So. 18, 20 Uhr).

Büdingen. Royal: Eine Frage der Ehre (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr) - Princess: Der letzte Mohikaner (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa. u. So. 16 Uhr); Ein Mann für jede Tonart (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Pink Floyd - The Wall (Sa. u. So. 22 Uhr).

Lich. Traumstern: Lucky Luke - das große Abenteuer (Sa. 15.30 Uhr); Das Große Lalula - Kindergedichte v. R. Gildenast (So. 15 Uhr); Bodyguard (Sa. u. So. 17.15 Uhr); Orlando (Sa. u. So. 19.30 Uhr); Betty Blue (Sa. u. So. 21.45 Uhr). (ohne Gewähr)

Häuslebauer in der Klemme Deutsche Hypothekenbank verbucht mehr Zinsrückstände

cri FRANKFURT A. M. Die Rezession, verbunden mit wachsender Arbeitslosigkeit, wird noch viele Häuslebauer in Zahlungsschwierigkeiten treiben. Dies befürchtet die Deutsche Hypothekenbank. Die Zinsrückstände bis hin zu vermehrten Zwangsverwaltungen von Objekten dürften nach Einschätzung von Vorstandschef Heinz Heigl auch bei der Klientel seines Hauses in den kommenden Monaten noch zunehmen. Insgesamt ist er für die Geschäftsentwicklung der Dresdner-Bank-Tochter allerdings durchaus positiv gestimmt.

Daß so mancher private Investor in die Klemme kommt, stellte das Institut bereits im vergangenen Jahr fest. Die Zinsrückstände erhöhten sich um fast ein Drittel auf 21 Millionen Mark im Vergleich zur Vorperiode. Auch die Zwangsverwaltungen nahmen um etwa denselben Satz auf 156 Fälle zu. "90 Prozent betrafen den Wohnungsbau", sagt Heigl. Regionale Schwerpunkte waren nicht auszumachen. "Das frühere Nord-Süd-Gefälle gilt nicht mehr", konstatiert Heigl.

Die wachsende Zahlungsunfähigkeit mancher privater Investoren ist laut Heigl hauptsächlich in der allgemeinen Konjunkturflaute begründet. Kritisch sieht er jedoch in diesem Zusammenhang auch die Rolle mancher Banken. Finanzierungen von 100 Prozent und mehr waren bei einigen Instituten in der Vergangenheit durchaus üblich. "So etwas haben wir nie gemacht", versichert Heigl.

Im Neugeschäft ist ansonsten bei der Deutschen Hypo von Rezession keine Spur. Bis Mitte März wurden Darlehen über 2,6 Milliarden Mark zugesagt, was einem Anstieg um 30 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum entspricht. Dabei hat sich die Vergabe von Hypotheken mehr als verdoppelt auf 823,6 Millionen Mark. Die Basis bildet eine äußerst florierende Vorperiode mit einem Anstieg der Neuzusagen um 30,5 Prozent auf 7,8 Milliarden Mark. Von den um 14 Prozent auf 3,3 Milliarden zugenommenen Hypokrediten entfiel der größte Batzen auf den Wohnungsbau, der Rest auf gewerbliche Beleihungen. Der hohe Finanzbedarf der öffentlichen Hand schlägt sich in einer um mehr als die Hälfte auf 4,5 Milliarden ausgeweiteten Nachfrage nach Kommunaldarlehen nieder.

In den neuen Ländern gewinnen laut Heigl Wohnungsfinanzierungen ebenfalls "an Bedeutung". Begünstigt werde dieser Trend jetzt noch durch die im "Solidarpakt" vereinbarte Entlastung der Wohnungswirtschaft von einem Teil der Altschulden, was eine zügigere Modernisierung des Bestandes ermögliche. Zum Hypo-Neugeschäft steuerten Kunden im Osten zuletzt fast ein Fünftel bei, womit sich die Zusagen dort verdoppelt haben.

Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:

Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. Deutsches Rotes Kreuz, Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.

Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.

Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Telefon 0 60 47 / 3 51, von Samstag 11 Uhr bis Montag 6 Uhr.

Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstraße 94 (Deutsches Rotes Kreuz- Haus), Telefonnummer 0 60 42 / 12 11, von Samstag 11 Uhr bis Montag 6 Uhr.

Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.

Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.

Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Telefon 0 60 35 / 33 33.

Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Rufnummer 0 60 46 / 23 70.

Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Samstag 12 Uhr bis Montag 6 Uhr unter Telefon 0 60 43 / 34 11 erreichbar.

Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Telefon 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Telefon 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.

Samstag: Wetterau-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 128, Tel. 0 60 33 / 99 44 - Sonntag: Taunus-Apotheke, Bad Nauheim, Kurstr. 9, Telefon 0 60 32 / 3 20 88 und Brunnen-Apotheke, Ober-Rosbach, Bahnhofstr. 14, Telefon 0 60 03 / 435.

Bad Vilbel. Samstag: Kur-Apotheke, Frankfurter Str. 119, Telefon 0 61 01 / 8 52 66 - Sonntag: Nidda-Apotheke, Frankfurter Str. 28, Telefon 0 61 01 / 8 38 52.

Butzbach. Samstag: Bahnhof-Apotheke, Weiseler Str. 41, Tel. 0 60 33 / 6 89 88 - Sonntag: Stern-Apotheke, Weiseler Str. 25-27, Telefon 0 60 33 / 6 56 62 und 7 18 73.

Karben/Niddatal. Samstag: Apotheke Niederwöllstadt, Wöllstadt, Frankfurter Str. 52, Telefon 0 60 34 / 23 07 - Sonntag: Paracelsus-Apotheke, Petterweil, Sauerbornstr, 15, Telefon 0 60 39 /71 00.

Büdingen. Samstag und Sonntag: Hubertus-Apotheke, Berliner Str. 4, Telefon 0 60 42 / 585.

Altenstadt, Limeshain, Düdelsheim.

Samstag und Sonntag: Gingko-Apotheke, Limeshain Rommelhausen, Schulstr. 2, Telefon 0 60 47 / 66 00. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das Deutsche Rote Kreuz, Telefon 0 61 01 / 8 40 20, und den Arbeitersamariterbund, Frankfurter Straße 85, Telefon 0 61 01 / 22 22.

Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Telefon 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.

Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Telefon 0 60 31 / 821.

Bad Vilbel. Stadtwerke: Notruf Störungsmeldungen Gas und Wasser, Tel. 0 61 01 / 52 81 00.

Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.

Rosbach. Maingas Frankfurt, Telefon 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Das Zentrum für Entgiftung in Mainz ist unter der Telefonnummer 0 61 31 / 23 24 66 zu erreichen.

Pille danach, Pro Familia Friedberg, Telefon 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten werden Adressen über den Anrufbeantworter angegeben).

Wir gratulieren

Samstag Frau Edith Leonhardt, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Frau Margarete Dächert, Okarben, zum 73. Geburtstag.

Herrn Friedrich Kitz, Okarben, zum 73. Geburtstag.

Herrn Hermann Riedel, Assenheim, zum 70. Geburtstag. Sonntag Herrn Karl Reitz, Groß-Karben, zum 73. Geburtstag.

Herrn Wilhelm Fauerbach, Rendel, zum 77. Geburtstag.

Frau Hermine Will, Petterweil, zum 78. Geburtstag.

Frau Marie Wagner, Bönstadt, zum 81. Geburtstag.

Herrn Georg Rein, Ilbenstadt, zum 87. Geburtstag.

Mädchen schnuppern in Usingen Computertechnik

USINGEN. Das Frankfurter Zentrum für Weiterbildung bietet in Usingen während der zweiten April-Hälfte einen "Computer-Schnupperkurs für Mädchen" an.

Das Seminar, das von Dienstag, 20. April, bis einschließlich Donnerstag, 22. April, geht, richtet sich an Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren, die von Computertechnik mehr verstehen wollen, als nur auf einen Knopf zu drücken. Seminarzeiten sind jeweils zwischen 15 und 18 Uhr.

Spielerisch und ohne Leistungsdruck sollen sie mit dem Computer und seinen Möglichkeiten vertraut werden.

Die Teilnahme am Seminar kostet 120 Mark; der Kurs wird in der Schulungsstätte, Hattsteiner Allee 17, in Usingen abgehalten.

Anmeldung und weitere Informationen beim Frankfurter Zentrum für Weiterbildung unter der Telefonnummer 069 / 7 07 42 61. cn

Zur Sache: "In den Wiesen"

BAD SODEN. 17 Eigentumswohnungen von 120 bis zu mehr als 230 Quadratmetern nebst eigenen Dachgärten, fünf Treppenhäuser, drei gläserne Aufzüge, 800 Fenster und 96 Parkplätze - das Hundertwasser- Wohnprojekt "In den Wiesen", gelegen zwischen Quellen- und Wilhelmspark, ist ein Haus der Superlative. Von 1988 an verhandelte Bauherr Wolfgang Wachendorff mit den Behörden, 1990 wurden die Verträge mit der Stadt unterzeichnet und mit dem Bau auf dem mehr als 3300 Quadratmeter großen Grundstück Zum Quellenpark 38 noch im Oktober '90 begonnen. Der neue Wohn- und Gewerbe-Bau (700 Quadratmeter) bezieht das erste Bad Sodener Kurhaus, das denkmalgeschützte Haus Bockenheimer, ein.

Finanziert hat Bauingenieur Wachendorff die Wohnanlage, die ihn inklusive Grundstückskauf mehr als 20 Millionen Mark kostet, über die Hessische Landesbank. pms

OBERURSEL. Dramatische Szenen bei einem Großbrand am Donnerstag abend in Oberursel: Auf der Flucht vor beißendem Qualm und den meterhohen Flammen, die aus dem Fenster einer Wohnung im ersten Stock schlagen, kletterten fünf ausländische Bewohner des dritten Stocks auf das schräge Dach ihres viergeschossigen Hauses in der Dillstraße. Nur mit Mühe gelang es Polizisten, die in Panik geratenen Menschen zu beruhigen und sie mit dem Hinweis auf die herannahende Feuerwehr in ihre durchaus noch sicheren Wohnungen zurückzuschicken. Wenig später wurden sie ebenso wie drei weitere Hausbewohner von Feuerwehrleuten unter dem Schutz von Fluchthauben durch das verqualmte Treppenhaus ins Freie geführt.

Insgesamt sechs Menschen verschiedener Nationalitäten erlitten bei dem Brand leichte Rauchvergiftungen, darunter drei Kinder. Zwei von ihnen wurden zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht. Das Feuer war kurz vor 20 Uhr in einer Personalwohnung im ersten Stock über dem China-Restaurant "Mayflower" ausgebrochen. Während diese Wohnung ausbrannte, wurden andere Wohnungen sowie Flure und Balkone durch Rauch, Ruß und Hitze in Mitleidenschaft gezogen. Die Oberurseler Feuerwehr, mit 48 Mann im Einsatz, schätzte den Schaden auf mindestens eine halbe Million Mark.

Die Ursache des Brandes ist noch unklar. Das Landeskriminalamt hat heute morgen seine Ermittlungen aufgenommen. che

Niddatal aktuell

Zwei neue Reitlehrer NIDDATAL. Die Mitglieder des Reit- und Fahrvereins Niddatal finden sich am Samstag, 20. März, ab 10 Uhr, auf dem Reitgelände in Bönstadt zu Geländearbeiten ein. Der Verein hat inzwischen zur Förderung der jugendlichen Reitern/-innen zwei neue Reitlehrer verpflichtet. Zur Vorbereitung des Unterrichts werden die fortgeschrittenen Schüler gebeten, am 24. März, um 19 Uhr, mit ihren Eltern ins Vereinshaus zu kommen. Spirituals und Gospels Spirituals und Gospels interpretiert die Sängerin Melbra Rai aus den USA bei ihrem Konzert in der evangelischen Kirche von Assenheim am Sonntag, 21. März, um 19.30 Uhr."Gewalt bei Jugendlichen" Naturschutzgruppe trifft sich Die Naturschutzgruppe Niddatal hält ihre Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 25. März, um 20 Uhr, in der Umweltwerkstatt Assenheim, Wirtsgasse 1. Vogelnistkästen können beim Verein für 25 Mark zum Aufhängen im Garten erworben werden. Die Umweltwerkstatt ist montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr besetzt. Telefonisch erreichbar unter 06034/6119. Umweltwerkstatt organisiert Flohmarkt Die Umweltwerkstatt Assenheim organsiert für 23. März, ab 15 Uhr, einen Flohmarkt, bei dem man vieles tauschen, verkaufen oder verschenken kann, statt es wegzuwerfen. Vereinsring berät Terminplan Der Vereinsring Assenheim berät den Terminplan der Assenheimer Vereine am Dienstag, 23. März, um 20 Uhr, im kleinen Saal des Bürgerhauses. Außerdem wird das Altstadtfest vorbereitet. Hauptversammlung des Roten Kreuzes Das DRK, Ortsverein Assenheim, kommt zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 26. März, um 20 Uhr, im Bürgerhaus, unter der Empore zusammen. Flohmarkt im Kindergarten Bönstadt Im Kindergarten Bönstadt können zum Flohmarkt mit Kinderbetreuung am Sonntag, 28. März, von 11 bis 16 Uhr, Kinderkleidung, Spielsachen, Kinderwagen und ähnliches ver- und gekauft oder getauscht werden. Weitere Informationen unter Tel. (06034) 1524 oder 7303 oder 1291. Am 27. März ist Tennisturnier Der Tennisclub Niddatal lädt ein zum Tennisturnier am Samstag, 27. März, ab 19 Uhr, in der Tennishalle Altenstadt. Humor Assenheim wählt Vorstand neu Der komplette Vorstand des Vereins Humor Assenheim ist bei der Jahreshauptversammlung am 16. April, um 19.30 Uhr, im kleinen Saal des Bürgerhauses neu zu wählen. Daher sind die Mitglieder um zahlreiche Teilnahme gebeten. Gewalt bei Jugendlichen Der Schulelternbeirat der Geschwister- Scholl-Schule lädt ein zu einem Informationsabend zum Thema "Gewalt bei Jugendlichen" am Mittwoch, 24. März, um 19.30 Uhr, in der Aula der Schule. Als Referent spricht Polizeidirektor Anhäuser aus Friedberg. de

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INHALTSÜBERSICHT:

KOLUMBIEN: Bedingte Dialogbereitschaft zwischen Regierung und Guerillagruppen =

UMWELT: Reduzierung der CO2-Emissionen führt zu geringerem Welt-Bruttosozialprodukt -- Studie weist auf Zusammenhänge hin =

ENTWICKLUNG: ,Klein, aber fein' -- Experten kritisieren Megalomanie bei Staudammprojekten in der Dritten Welt =

TANSANIA: Minderjährige Bräute noch immer beliebt =

PAKISTAN: NGOs reduzieren Afghanistanhilfe =

VENEZUELA: Freihandelsabkommen mit Chile am 2. April =

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KOLUMBIEN: Bedingte Dialogbereitschaft zwischen Regierung und Guerillagruppen =

Santa Fe de Bogota, 19. März (IPS/Maria I. Garcia) -- Trotz des bisher gnadenlosen Krieges des kolumbianischen Staatspräsidenten Cesar Gaviria gegen die Aufständischen sind am vergangenen Dienstag in einer Regierungsmitteilung Bedingungen für Gespräche mit der Rebellengruppe ,Bewegung der Sozialistischen Erneuerung' (CRS) bekanntgegeben worden.

Den ,totalen Krieg' hatte Gaviria den Guerilleros im Zuge des vergangenen November verhängten ,inneren Notstands' erklärt, nachdem der festgesetzte Stichtag für eine Neuaufnahme der Verhandlungen ohne Ergebnisse verstrichen war.

,,Erfolgsversprechende Gespräche sind zuallererst von dem Friedenswillen der CRS abhängig'', erläuterte Innenminister Fabio Villegas. ,,Erst wenn sie die bewaffneten Angriffe auf das Militär und die Zivilbevölkerung einstellen, werden wir uns mit ihnen an einen Tisch setzen.''

Am Montag hatte die CRS, die aus Dissidenten des aufständischen ,Nationalen Befreiungsheers' (ELN) besteht, ein Friedensangebot aufgesetzt, mit dem sich die Rebellengruppe langfristig als legale Partei in das politische Leben integrieren will.

Diese Regelung, Guerillagruppen bei Waffenniederlegung Amnestie und parteipolitische Beteiligung zu gewähren, war erstmalig in den 80er Jahren von Präsident Belisario Betancur (1982-86) eingeführt worden.

Sollte es zu Gesprächen kommen, so erläutert der CRS-Vorschlag, dann müßten überdies Themen wie etwa das Problem der Menschenrechtsverletzungen sowie eine Überprüfung der Notstandsmaßnahmen als Folge des seit etwa fünf Monaten andauernden Ausnahmezustandes erörtert werden.

Als ,politischen Knebelungsversuch' hatten bereits Anfang des Jahres Gewerkschaften und die Presse diese staatlichen Notstandsverordnungen bewertet. Zensurmaßnahmen wurden u.a. eingeführt, und Protestaktionen dürfen seither nur mit Genehmigung der Behörden abgehalten werden. Überdies hatte die Regierung im Zuge der drastischen Aufstokkung des Militärs und der Polizei Mitte Februar das Verteidigungsbudget um 20 Prozent erhöht.

Die Entscheidung des Staatschefs Gaviria, sich nicht bedingungslos mit den Rebellen an einen Verhandlungstisch zu setzten, stützt sich auf die jüngsten Erfolge der Armee in ihrem Kampf gegen die Aufständischen. In den letzten zwölf Wochen fanden 750 Verhaftungen statt, und 500 ,Austritte' sowie weitere 50 Kapitulationen in den Reihen der Guerilleros konnten verbucht werden.

Zahlreiche Kombattanten hatten die seit Anfang Februar geltende Kronzeugenregelung in Anspruch genommen, die Aussagewilligen Straferlaß einräumt. So hatten sich vergangenes Wochenende vier Kommandeure der Aufständischen den Behörden gestellt. Von der Regierung wird dies als besonders erfolgreicher Schachzug wenn nicht als möglicher Kollaps des bewaffneten Kampfes gedeutet.

Die Diskussion um die Möglichkeit, mit den Rebellen die ,Gesprächsfäden' erneut anzuknüpfen, war dadurch wieder aufgelebt, daß das Verteidigungsministerium unter Rafael Pardo die Zerschlagung der Rebellengruppen auf einen Zeitrahmen von 18 Monaten festgesetzt hatte.

Dies wurde in der Armee-eigenen Zeitung am 13. März bekanntgegeben. ,,Das wirkungsvolle und ausdauernde Vorgehen des Militärs wird den Aufständischen keine andere Wahl lassen, als den Weg des Friedens einzuschlagen'', erklärte Pardo zuversichtlich in dem Leitartikel. Mit Skepsis reagierte die Tageszeitung ,La Prensa' auf die Prognose des Verteidigungsministers. ,,550 Tage für die Guerilla, um sich zu stellen, sind einfach zu kurz'', führt ,La Prensa' an. ,,Nach 45 Jahren Krieg spekuliert eine Regierung, die wiederholt vom ,Friedenskurs' abgewichen ist, mit der Vorstellung einer bedingungslosen Kapitulation der bewaffneten Gruppen.''

Vor zwei Wochen hatte der Verlagsberater dieser Tageszeitung, der konservative Ex-Präsident Misael Pastrana (1970-74), erneut seinen Friedensvorschlag in einem Brief dem Kommandanten Alfonso Cano vom Generalstab der ,Bewaffneten Revolutionären Streitkräfte' (FARC) unterbreitet.

Pastrana hatte im Januar für die Bildung einer unabhängigen Kommission aus ehemaligen Amtsträgern plädiert, die als Vermittler den seit März 1992 abgebrochenen Dialog zwischen den beiden Seiten wieder in Gang bringen soll.

Die FARC ist der mit der Kommunistischen Partei liierte älteste Guerilla-Verband Kolumbiens. Zusammen mit dem ,Nationalen Befreiungsheer' (ELN) und einer Gruppe Abtrünniger des inzwischen legalen ,Volksbefreiungsheers' (EPL) bildet die FARC die Rebellenorganisation ,Nationale Guerilla-Koordination' (CNG).

Trotz gewisser Teilerfolge des Präsidenten Gaviria bei der Legalisierung verschiedener Guerillaorganisationen waren Friedensgespräche mit der etwa 10.000 bis 15.000 Mann starken CNG im vergangenen Sommer in eine Sackgasse geraten. Einen weiteren Vorschlag zur Beendigung der erbitterten Kampfhandlungen erhielt das kolumbianische Innenministerium von der ,Kommunistischen Partei' (PCC). Sie schlagen eine Lösung über das seit August 1990 existierende Friedens- und Menschenrechtsforum vor, das sich aus mehr als 2.000 kolumbianischen Delegierten zusammensetzt.

Im Februar hatte dieses Forum bereits den Plan einer Volksbefragung unterbreitet, in der die kolumbianische Bevölkerung zu der Aussetzung des bewaffneten Konfliktes ihre Meinung äußern sollen. Die Durchführung des Plebiszits könnte Einfluß nehmen auf die dieswöchige Parlamentsdebatte, in der die Regelung des Ausnahmezustandes erörtert wird. (Ende/IPS/af/ger/1993)

UMWELT: Reduzierung der CO2-Emissionen führt zu geringerem Welt-Bruttosozialprodukt -- Studie weist auf Zusammenhänge hin =

New York, 19. März (IPS/Jaya Dayal) -- Auf ein Drittel wird das Welt-Bruttosozialprodukt schrumpfen, wenn die CO2- Emissionen um mindestens 60 Prozent reduziert werden, wie dies von Experten gefordert wird, heißt es in einer jetzt bekannt gewordenen Studie.

Dem vom Londoner ,Global Commons Institute' (GCI) erarbeiteten Bericht zufolge liegt das Bruttosozialprodukt aller Länder zusammengenommen derzeit jährlich bei etwa 20 Billionen US-Dollar. Folgt man Empfehlungen der zwischenstaatlichen Klimawandel-Kommission (IPCC) zur Senkung der CO2-Emissionen, sind hiervon lediglich sieben Billionen pro Jahr ,tragbar', meint die GCI-Expertin Anandi Sharan.

Denn aufgrund der niedrigeren Einwohnerzahlen dürften dem Norden lediglich 2,7 Billionen Dollar des Welt-Bruttosozialprodukts zustehen. Und damit ,, schulden sie, legt man die 1990er Zahlen zugrunde, den Entwicklungsländern 13,1 Billionen pro Jahr''.

Sharan sieht einen Zusammenhang zwischen dem Bruttosozialprodukt einzelner Länder und der jeweiligen Höhe der Kohlendioxyd-Emissionen: ,,Beide Werte steigen und fallen zusammen. Je höher das Sozialprodukt, desto mehr CO2 wird in die Umwelt abgegeben.'' Eine Reihe von Staaten wiesen sehr hohe, andere wiederum nur geringe Emissionswerte auf.

Die GCI-Studie greift das Thema auf, inwieweit die Industrieländer als ,,Energieschuldner'' bei der Dritten Welt, den ,, Energiegläubigern'', finanziell in der Kreide stehen.

Auf die Industriestaaten alleine entfielen 16,5 Billionen Dollar des Welt-Bruttosozialprodukts. Kalkuliere man jedoch die Höhe der Umweltbelastung auf der Basis der jeweiligen Bevölkerungszahlen, so ergäbe sich ein Ungleichgewicht zuungunsten der Dritten Welt, folgert Sharan.

Allein in den USA, so der Bericht, liegt der jährliche Kohlendioxyd-Emissionswert pro Person zwischen sieben und acht Tonnen. ,,Wirft man einen Blick auf den Pro-Kopf-Verbrauch in einzelnen Ländern, so könnten Indien und China ihre Emissionswerte verdrei- und vervierfachen, ohne auch nur in die Nähe der Ausstoßlevels der industrialisierten Länder zu kommen'', meinte Sharan.

Für die Expertin ist es von überragender Bedeutung, ,,daß wir die Dritte Welt im Zusammenhang mit dem Thema Klimawandel in Zukunft nicht mehr erwähnen und uns stattdessen mit aller Kraft auf eine ökologisch sinnvolle Neuorientierung im Norden konzentrieren''. (Ende/IPS/il/ger/1993)

ENTWICKLUNG: ,Klein, aber fein' -- Experten kritisieren Megalomanie bei Staudammprojekten in der Dritten Welt =

Katmandu, 19. März (IPS/Mahesh Uniyal) -- Während im umweltbewußten Norden der Wasserverschwendung der Kampf angesagt wird, favorisieren Politiker, Beamte, Techniker und multilaterale Geldgeber bei Dammbauten in der Dritten Welt nach wie vor Megaprojekte.

Dabei ist die Überlegenheit kleiner Dämme vom wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Standpunkt längst erwiesen, wie die Teilnehmer eines kürzlich in Nepal zu Ende gegangenen internationalen Expertentreffens über die Nutzung der Wasservorräte des Himalayaraums feststellten.

Philip B. Williams vom in den USA ansässigen ,Internationalen Flüsse-Netzwerk' spricht von ,,massiven Experimenten'' mit der natürlichen und menschlichen Umwelt. Die Verfechter wasserbaulicher Megaprojekte könnten sich nicht auf erfolgreiche Erfahrungen in der Vergangenheit berufen, argumentiert Williams. Zahlreiche Projekte hätten sich auf Grund von Fehlplanungen, wirtschaftlicher und technischer Fehlleistungen als Flops erwiesen.

Die ,International Commission on Large Dams' (ICOLD) hat erst kürzlich eine Untersuchung über beinahe 9.000 Dämme in aller Welt vorgelegt. Das Ergebnis: In den letzten 175 Jahren kam es zu 525 Dammbrüchen und größeren Unfällen.

Romantik-Rallye ist jetzt zehn Jahre alt

DREIEICH. In diesem Jahr feiert die "Romantik-Rallye von Burg zum Berg" ihren nunmehr zehnten Geburtstag. Aus diesem Anlaß haben die Veranstalter der Oldtimerfahrten ihren Zielorten und Sponsoren Gelegenheit gegeben, sich heute, Samstag, den 20. März, von 10 bis 24 Uhr im Bürgerhaus Sprendlingen zu präsentieren. Außerdem kommen die Fans von historischen Fahrzeugen auf ihre Kosten. Denn es werden Rennsportwagen, Oldtimer und andere Liebhabermodelle aus vergangenen Zeiten präsentiert. Um 20 Uhr beginnt ein bunter Abend mit Tanz und Unterhaltung. dac

Ursache waren in den meisten Fällen Konstruktionsfehler oder mangelnde Sicherheitsvorkehrungen. Nur 14 Unfälle wurden durch Kriege oder Erdbeben verursacht.

Angeführt wird die Statistik von den USA, wo es bei elf Prozent der Staudämme zu Gebrechen kam, gefolgt von Indien mit 9,2 Prozent -- 40 der bis 1974 errichteten 433 Dämme. Am sichersten sind demnach japanische Dämme mit nur drei Prozent Fehlschlägen.

,,Die Statistik zeigt, daß die Industriestaaten genauso im Trüben fischen wie die am wenigsten entwickelten Länder'', kommentiert der indische Experte für die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen Vijay Paranjpye.

Wasserwirtschaftliche Großprojekte sind in den Augen der Experten nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern auch unwirtschaftlich.

Angeprangert wurde insbesondere die offizielle Geheimniskrämerei um Kosten- Nutzen-Rechnungen. ,,Sogar die internen Untersuchungen der Weltbank, die etwa 40 ihrer Wasserprojekte als Fehlschläge ausweisen, sind äußerst eng definiert und nicht für Außenstehende zugänglich'', betont Williams.

Unabhängige Untersuchungen hätten gezeigt, daß die von der Weltbank zugrundegelegten ökonomischen Kriterien Großprojekte begünstigen würden, ergänzt Williams.

Mit insgesamt 2.240 Großdämmen befindet sich Indien weltweit im Spitzenfeld. Untersuchungen Paranjpyes haben jedoch ergeben, daß auch 20 Jahre nach der Fertigstellung der Dämme bloß 23 Prozent der geschaffenen Bewässerungskapazität genutzt werden.

Von 45,3 Millionen Hektar künstlich bewässertem Ackerland werden nur etwa 20 Millionen Hektar aus Großprojekten gespeist. Zudem gehen jährlich zwei Prozent der Staukapazität indischer Großdämme durch Verschlammung verloren.

Schätzungen zufolge kommt indische Wasserkraft vier mal teurer als aus Holz- oder Kohlekraftwerken gewonnener Strom. D.K. Subramaniam vom Naturwissenschaftlichen Institut in Bangalore plädiert für die Nutzung der Holzüberschüsse der südindischen Wälder. Dadurch ließen sich vergleichbare Ergebnisse erzielen, wie durch die mit exorbitantem ,Landschaftsverbrauch' verbundene Errichtung von Talsperren.

In Nepal werden trotz massiver Investitionen in Dammprojekte nur zehn Prozent der 20 Millionen Einwohner des Himalayakönigreichs zu hohen Kosten mit Strom versorgt.

Die Experten wiesen nicht nur auf die Unwirtschaftlichkeit von Großprojekten hin, sondern auch darauf, daß vor allem die Vorteile an den einkommensschwachen Schichten, insbesondere an den unmittelbar betroffenenen Einheimischen vorbeigehen.

Die gewonnene Energie würde in der Regel in Stromnetze eingespeist, die städtische und industrielle Ballungsräume versorgen; großangelegte Bewässerungsprojekte kämen vorrangig landwirtschaftlichen Großbetrieben zugute.

Die sozialen Folgekosten wasserbaulicher Großprojekte sind kaum zu bewerten. In Indien wurden laut Paranjpye 21,6 Millionen Menschen zu ,,Flüchtlingen im eigenen Land''. Die Entwicklung der nepalesischen Wasserkraft könnte nach Schätzungen eine Viertelmillion Menschen aus ihren Siedlungsgebieten vertreiben. (Ende/IPS/hs/AS/ger/1993)

TANSANIA: Minderjährige Bräute noch immer beliebt =

Bihawana, 19. März (IPS/Edna Ndejembi) -- Hochzeiten mit minderjährigen Mädchen, gewöhnlich der Mitgift wegen arrangiert, sind im ländlichen Tansania recht häufig. Dagegen können auch strenge Strafandrohungen wenig bewirken, solange die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Dörfern unverändert bleiben.

Schwangerschaft und Geburt bedeuten für die jugendlichen Ehefrauen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Dazu sind manche von ihnen auch hilflos der Willkür von Ehemann und Schwiegereltern ausgeliefert.

Tatu war 14, als sie ihre Eltern mit Donald Juma verheirateten. Als Brautpreis stellte sich der um fünf Jahre ältere Bräutigam mit drei Kühen und vier Ziegen ein. Schwanger geworden, begann die junge Ehefrau zu kränkeln. Ihr Mann und seine Familie warfen ihr daraufhin vor, faul zu sein und die Krankheit bloß vorzutäuschen.

Monate vor dem Geburtstermin mußte sie sich einem Kaiserschnitt unterziehen, nachdem ihr Mann sie in den Magen getreten hatte. Ihre Drillinge konnten nicht gerettet werden. ,,Es bestand keine Hoffnung auf eine normale Geburt'', wie der behandelnde Arzt, Dr.Kibibi Kingu erklärt.

In Tatus Dorf Bihawana, 500 Kilometer westlich der Hauptstadt Dar es Salaam gelegen, sind solche Heiraten nichts Ungewöhnliches, wie auch in der umliegenden Dodoma-Region. Dementsprechend hoch ist hier der Anteil minderjähriger Mütter an den Geburten mit 55 Prozent.

,,Die meisten von uns sind arm und auf die Mitgift angewiesen'', sagt Tatus Vater Pancras, der wie fast alle Einheimischen von der Rinderzucht lebt. Noch immer geübte Tradition ist hier auch die Beschneidung von jungen Mädchen. Ärzte machen die auch in anderen Teilen Afrikas verbreitete Sitte zusammen mit den häufigen frühen Schwangerschaften für die hohe Müttersterblichkeit bei der Geburt verantwortlich.

Nach dem vorjährigen ,Human Development Report' des Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) beträgt die Müttersterblichkeit in Tansania 600 pro 100.000 Geburten -- im industrialisierten Norden ist dieses Risiko 23 mal geringer.

Die Kindersterblichkeit beträgt mit 102 Todesfällen pro 1.000 Geburten beinahe das Achtfache der Industriestaaten. Die Gründe sind in ungünstigen sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu suchen.

In Dodoma sind die häufigsten Todesursachen von Müttern nach den Angaben der Ärzte Blutungen, Tetanusinfektionen, Blutvergiftungen und die Folgen illegaler Abtreibungen.

,,Diese Diagnosen spiegeln bloß wieder, was im Leben einer Frau passiert'', sagt Julius Mdollah vom Ministerium für Dorfentwicklung, Frauenangelegenheiten und Kinder.

Die in der Region am öftesten registrierten Geburtskomplikationen sind Beschwerden während der Wehen, die bei minderjährigen Müttern besonders häufig auftreten. Weiter gesteigert wird das Geburtsrisiko durch die Beschneidung, der sich nach wie vor viele junge Mädchen unterziehen müssen.

Die örtliche Variante besteht in der Entfernung der Klitoris und der inneren Schamlippen. Bei der Geburt kann es dadurch zu schweren Blutungen mit Todesfolge kommen, erläutert Tatus Arzt, Dr. Kingu.

Tatu will jedenfalls nicht mehr zu ihrem Mann zurückkehren. Sie will auch nicht mehr heiraten. Nachdem was ihr zugestoßen ist, sieht sie ,,in jedem Mann einen Mörder''. Ihre Eltern drängen sie jedoch zur Rückkehr. ,,Wir können es uns nicht leisten, ihren Schwiegereltern die Kühe und Ziegen zurückzuerstatten'', erklären sie.

Es sei schwierig, die frühen Ehen zu unterbinden, gibt Anna Makinda vom Frauenministerium zu. Strenge gesetzliche Sanktionen haben in der Praxis bisher wenig bewirkt, da die sozialen und wirtschaftlichen Ursachen fortbestehen.

Nach tansanischem Gesetz ist die Verheiratung eines unter 18jährigen Mädchens mit einer Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren bedroht. Tansanias Frauenorganisation fordert eine Erhöhung des gesetzlichen Heiratsalters auf 20 Jahre, um die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit zu senken. (Ende/IPS/hs/AS/ ger/1993)

PAKISTAN: Ngos reduzieren Afghanistanhilfe =

Ein Gastbeitrag von Joerg Neumann

Bonn/Peshawar, 19. März (IPS) -- Bei den afghanischen Flüchtlingen in der pakistanischen Nordwestgrenzprovinz herrscht wieder Aufbruchstimmung. Vollbeladene Laster quälen sich durch die schmale Khyberpass-Straße in Richtung Torkam, dem pakistanisch-afghanischen Grenzort. Die Flüchtlinge ziehen um, zurück in ihre Heimat, die sie teilweise vor über zehn Jahren verlassen haben.

Mit der neuen politischen Lösung, die in diesen Tagen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad festgeschrieben wurde und die dazu geführt hat, daß der Chef der Hezb-e-Islami-Partei, Gulbaddin Hekmatyar, zum neuen Premier bestimmt wurde, ist bei den Afghanen wieder Optimismus eingekehrt. Die Flüchtlinge in Pakistan und im Iran hoffen nun wieder, in ihre Heimat zurückkehren und mit dem Wiederaufbau ihres Landes beginnen zu können.

Es ist noch zu früh, eine Prognose über die weitere politische und wirtschafliche Entwicklung Afghanistans und vor allem Kabuls abgeben zu können. Aber Optimismus ist angebracht. Den hat auch die pakistanische Regierung, die nun allmählich ihre über drei Millionen Flüchtlinge loswerden will.

Noch geht man mit den Gästen aus dem Nachbarland nicht so um wie im Iran. Dort sollen jetzt jene 300.000 afghanischen Flüchtlinge außer Landes gebracht werden, die keine ,Identity-Card' besitzen.

In Peshawar, der Provinzstadt im Norden Pakistans, herrscht Hochstimmung. Sie drückt sich auch auf den Chowk Yadgar, dem berühmten Platz der Geldwechsler aus. Hier ist der Wechselkurs des Afghani schlagartig von 2,25 Rupees für einhundert Afghanis auf 3,25 Rupees gestiegen.

Aufbruchstimmung herrscht auch bei den über 100 NGOs und anderen internationalen Organisationen in Peshawar. Alle jene Organisationen, die teilweise seit über zehn Jahren für die Afghanistan-Flüchtlinge und auch grenzüberschreitend in Afghanistan gearbeitet haben, brechen nun allmählich ihre Zelte ab.

Es gibt mehrere Gründe dafür: Da ist zunehmend das Problem der knappen Finanzressourcen. Die internationalen Geber sind es allmählich leid, den Status quo zu stabilisieren. Sie wollen sich im Land selbst und nicht mehr nur in den Flüchtlingscamps engagieren. Da ist aber auch die Tendenz der pakistanischen Regierung deutlich erkennbar, diese Afghanistanhilfe zu beenden.

Sie hat deshalb Ende vergangenen Jahres angeordnet, daß bis zum 31. Januar 1993 alle Büros der afghanischen politischen Parteien und die nicht registrierten Afghanistan-NGOs geschlossen werden. Derzeit gibt es über 50 nicht registrierte NGOs in Peshawar. Ihre Aktivitäten sind der pakistanischen Regierung suspekt.

Jene seriösen NGOs, die nach wie vor über ein klares Hilfskonzept und Finanzmittel verfügen, sind bereits teilweise dabei, in den afghanischen Provinzen Koordinationsbüros einzurichten. Auch ausländische NGOs wie DACAAR, eine dänische Nichtregierungsorga

nisation, folgen diesem Beispiel. DACAAR hat gerade in Herat seine Arbeit aufgenommen.

1992 haben bereits mehr als eine Million Afghanen Pakistan verlassen. Zwischenzeitlich sind auch wieder mehrere hunterttausend, vor allem aus der Hauptstadt Kabul, nach Pakistan gekommen. In den letzten Tagen des Monats Januar und Anfang Februar waren es rund 85.000.

Die UNHCR rechnet jedoch für 1993 mit der Repatriierung von rund zwei Millionen Flüchtlingen aus Pakistan und Iran. Dafür, so hat sie errechnet, werden rund 75,5 Millionen US-Dollar benötigt. Für ein erstes humanitäres Soforthilfeprogramm braucht nach Angaben der Vereinten Nationen Afghanistan 138 Millionen US-Dollar. (Ende/IPS/jn/ger/1993)

VENEZUELA: Freihandelsabkommen mit Chile am 2. April =

Caracas, 19. März (IPS) -- Venezuela und Chile haben vereinbart, das ursprünglich für vergangenen November geplante bilaterale Freihandelsabkommen nun am 2. April dingfest zu machen.

,,Die Vereinbarung wird zu einem vergrößerten Wirtschaftsraum führen, der beiden Seiten Vorteile bringt'', unterstrich der Präsident des venezolanischen Instituts für Außenhandel, Miguel Rodriguez, am Mittwoch in Caracas.

Die Exportprodukte der beiden Länder ergänzen sich gegenseitig, sodaß mit einem Zuwachs des Warenaustausches gerechnet werden kann, erläuterte Rodriguez. 1992 belief sich der Handel zwischen Venezuela und Chile auf 250 Millionen US-Dollar.

Der Abschluß des bilateralen Abkommens, das Zollerleichterungen innerhalb von acht Jahren vorsieht, war eingangs für vergangenen November geplant. Chile hatte eine Verschiebung beantragt, als zu der Zeit keine Einigung über die Produkte, die aus dem Freihandelsvertrag ausgeklammert werden sollen, erzielt werden konnte.

Während das südliche Andenland bilaterale Abkommen -- wie bereits 1992 mit Mexiko -- vorzieht, hat sich Venezuela verschiedenen multilateralen Freihandelszonen angeschlossen. So gehört das Land mit Kolumbien, Ecuador und Bolivien dem ,Andenpakt' an. Handelsverträge bestehen überdies auch mit Zentralamerika.

Für Januar 1994 erarbeitet Venezuela zusammen mit Kolumbien eine Vereinbarung über Handelsliberalisierung mit Mexiko im Rahmen der ,Gruppe der Drei' (G-3). (Ende/IPS/af/ger/1993)

------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------

Auszeichnung ist auch eine Ehre für die Stadt Max Willner: "Laßt uns das jüdische Leben ausbauen" / Offenbach hat zwei neue Ehrenbürger

OFFENBACH geht sparsam um mit seiner höchsten Auszeichnung, der Ehrenbürgerschaft. In den letzten 20 Jahren würdigte die Stadt damit Ex-Oberbürgermeister Georg Dietrich (1974) und Ex- Stadtverordnetenvorsteher Walter Frank (1977). Zusammen mit ihnen gibt es jetzt vier Ehrenbürger: Am Donnerstag abend wurde diese Würdigung auch dem 86jährigen Max Willner, Vorsteher der Offenbacher jüdischen Gemeinde, langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen und stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, und dem 68jährigen früheren Stadtverordnetenvorsteher Dr. Bruno Knapp (CDU) zuteil. Die Stadtverordnetenversammlung hatte das im Januar beschlossen.

Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, der angesichts der historischen Bedeutung der Zeremonie die goldene Amtskette trug, überreichte die von Professor Karl-Georg Hoefer gestalteten Urkunden an die Ehrenbürger. Das Orchester der Offenbacher Musikschule, Leitung Claudia Zinecker, begleitete den Festakt.

Reuter (SPD) dachte vor allem an Max Willner, als er bei der Ehrung das Kommunalwahlergebnis als beschämend bezeichnete. Er sagte: "Ich bin fassungslos, daß 15,1 Prozent der Offenbacher Wähler einer rechtsradikalen Partei ihre Stimme gegeben haben. Ich bin fassungslos über die scheinbare Vergeblichkeit redlichen Bemühens der demokratischen Kräfte um das Wohl dieser Stadt."

Willner, der die Konzentrationslager Sachsenhausen, Auschwitz, Flossenbürg und Dachau überlebte und sich 1945 entschloß, doch in Deutschland und in Offenbach zu bleiben, sagte in seiner Dankesrede: "Mich macht das Anwachsen der Rechtsradikalen ebenfalls betroffen. Auch 1933 wurden die Nazi-Wähler als Protestwähler bezeichnet. Ich bin Zeitzeuge. Es gibt Parallelen zur Weimarer Republik. Auch heute sind Ansätze von Fehlverhalten der sogenannten etablierten Parteien gegenüber den Rechtsradikalen zu erkennen. Links wird messerscharf hingesehen, aber nach rechts ist man fast blind."

Willner, seit 44 Jahren SPD-Mitglied, bekannte: "Ich habe Verständnis dafür, daß Juden wieder überlegen, ob sie Deutschland verlassen und nach Israel auswandern sollen." Schon deshalb fasse er die hohe Ehrung nicht nur persönlich, sondern auch als Auszeichnung für die jüdische Gemeinde auf: "Laßt uns deshalb gemeinsam das jüdische Leben in Offenbach festigen und ausbauen."

Bei dem Festakt im Rathaus mit über 200 Ehrengästen und Repräsentanten des öffentlichen Lebens würdigten Oberbürgermeister Reuter, Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing, Landtagsabgeordneter Hermann Schoppe, Michel Friedmann vom Zentralrat der Juden in Deutschland und Moritz Neumann vom Landesverband der jüdischen Gemeinden Leben und Verdienste von Willner und Dr. Knapp. Alle lobten die große Bereitschaft der beiden neuen Ehrenbürger zum Dienst am Allgemeinwohl, ihren Einsatz für Demokratie und Toleranz.

Moritz Neumann sagte: "Wir beglückwünschen die Stadt Offenbach zu ihrer Entscheidung, Max Willner die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Das ist eine Genugtuung für die Juden in Offenbach. Es ist auch eine Ehre für die Stadt, daß Max Willner diese Auszeichnung angenommen hat."

In 170 Jahren ernannte die Stadt Offenbach nur 18 Persönlichkeiten zu Ehrenbürgern. Zwei davon (Hindenburg und Hitler) wurden nach 1945 stillschweigend wieder aus der Honoratiorenliste gestrichen. Die Auszeichnung ist mit keinerlei materiellen Privilegien verbunden. lz

BIGUZ reicht Auskunft für Bürgschaft nicht

MAINHAUSEN. Die Bürgerinitiative gegen Umweltzerstörung (BIGUZ) vermutet weiterhin, daß das Land im Zusammenhang mit einer Bürgschaft für die Hessische Industriemüll GmBH (HIM) am Standort Mainhausen für eine Giftmüllkippe festhalten wolle.

"Geht die HIM pleite, wenn die Giftmülldeponie nicht in Betrieb geht?" fragte die BIGUZ gestern. Sie gibt sich nicht mit den Statements aus dem hessischen Umweltministerium zufrieden. Eine Sprecherin des Ministeriums hatte bereits am Mitt- woch gegenüber der FR erklärt, die Bürgschaft sei vor rund sechs Jahren für den Fall vereinbart worden, "daß die HIM wegen des Baustopps pleite gegangen wäre".

Die BIGUZ weist hingegen darauf hin, daß der Baustopp seit August 1986 wirksam sei und die HIM immer noch existiere. Der Baustopp allein könne also nicht der Grund für die Bürgschaft sein. "Immer noch wird am alten Planfeststellungsbeschluß von 1977 festgehalten, der am 19. Dezember 1986 vom Verwaltungsgericht Darmstadt aufgehoben wurde." Und: "Am Planfeststellungsantrag vom 11. November 1987 wird anscheinend ohne sichtbaren Einfluß des Erörterungstermins von August und September 1990 weitergebastelt. Die HIM geht also nicht wegen des Baustopps pleite, sondern beiNichtinbetriebnahme." Den Mainhäusern habe niemand eine Bürgschaft für den Fall eines GAUs in einer möglichen Deponie angeboten. Die Landesregierung müsse erklären, welche Kosten auf den Steuerzahler durch eine Bürgschaft zukommen könne. fin

Grüne "Normalos" gutsituiert

sp HANNOVER, 19. März. Der "Durchschnitts-Grüne" ist zwischen 30 und 45 Jahre alt und gehört als Beamter oder Angestellter zum "gutsituierten Mittelstand". Das hat sich bei einer Mitgliederbefragung bestätigt, an der fünf Prozent der niedersächsischen Grünen teilnahmen, teilte der niedersächsische Landesgeschäftsführer der Grünen, Michael Fuder, im Parteiorgan "Grüne Zeiten" mit. Der Anteil der Arbeiter unter den Mitgliedern der Partei sei verschwindend gering. 30 Prozent seien älter als 45 Jahre, nur 17 Prozent jünger als 30 Jahre. Ökologische Fragen stünden nach wie vor an der Spitze der politischen Interessen, berichtet Fuder. Auf auf 1,4 Prozent der Fragebögen wurde ein besonderes Interesse an Frauenpolitik genannt.

Von unserem Redaktionsmitglied Günther Scherf

Der Feste der Phantasie fehlen Ecken und Kanten Im Mai ziehen erste Bewohner ins Hundertwasser-Haus Von Petra Mies

BAD SODEN. Der Flur scheint endlos. Wie ein Fluß bahnt er sich seinen Weg, vorbei an unzähligen Zimmern. Nichts wiederholt sich, gewölbte Ziegelwände fließen ohne kantige Übergänge ineinander, umarmen die Räume. Ständig eröffnet sich eine neue Welt in der Wohnwelt, noch ein Häuschen im Haus, das der Symmetrie eckiger Alltags-Architektur trotzt. Nicht nur das Erdgeschoß ist nach allen Seiten offen, bietet überall gläserne Aus-Wege und -Sichten zu den Dachgärten und der Natur draußen, einer Landschaft voller Türmchen, Treppen und Terrassen. Auch nach oben führt ein Weg - über eine handgeschmiedete Wendeltreppe. Noch ein Badezimmer. Die Keramik-Mosaike der Wanne schimmern wie Fischschuppen. Ein ozeanischer Traum, und im Treppenhaus gegenüber pendelt eine Lampe, die aus einem orientalischen Basar stammen könnte.

Der Wiener Philosoph und Künstler Friedensreich Hundertwasser, weltberühmt für Bilder-Labyrinthe, hat das Wohnprojekt "In den Wiesen" entworfen. Bau-Kunst im Herzen der Kurstadt, 1001 Nacht mit Markenzeichen Hundertwasser. Ein Paar betrachtet die Feste der Phantasie vom Wilhelmspark aus. "Ein mittelalterliches Märchenschloß", sagt der Mann, sein Blick gleitet bunte Säulen hinauf. "Ein neues, aber auch altes Haus. Wie ein Traum", meint die Frau.

Wolfgang Wachendorff ist einer, der emotionslos über diesen Traum sprechen kann. Der Zwiespalt zwischen der Vision des Hauses und der reale Kampf um die Verwirklichung des 20-Millionen-Mark- Projektes machen ihn beherrscht. Wachendorff, früher Projektentwickler eines Baukonzerns, hat die Sicherheit der Festanstellung aufgegeben, um die Idee vom "Wohnen in den Wiesen" als Bauherr allein umzusetzen. Kompromißlos. Stadt, Denkmalpflege, Bauaufsicht mußte er überzeugen, immer im Kontakt "mit Wien" bleiben, wo Hundertwasser und sein Architekt Peter Pelikan die Pläne schufen - und nicht zuletzt sein erstes privates Objekt dieser Größe finanzieren. Das und mehr hat Spuren im Gesicht des 44 Jahre alten Bauherrn hinterlassen.

Erste Bäumchen graben Wurzeln in die Terrassen-Erde, und im Mai werden die ersten Käufer einziehen. Beim Rundgang leuchtet die Begeisterung über das Geschaffene zwar in Wachendorffs Augen, aber der Geschäftsmann bleibt sachlich. Einige Eigentumswohnungen müssen noch verkauft werden. Mag der tempelähnliche Wohnhügel auch noch so unwirklich in den Himmel ragen: Wachendorff bleibt auf dem Boden.

"170 Quadratmeter, eine mittelgroße Wohnung", präsentiert er fast lapidar eine der 17 Wohn-Fluchten. Parkett, Kamin, Fußbodenheizung - "alles Standard". Die Videoüberwachung der Garage und das autarke Heizungssystem auch. High-Tech im Luftschloß à la Hundertwasser. Das hat seinen Preis: Bis zu zwei Millionen Mark kosten die Wohnungen.

Noch ein Gang, noch eine Treppe, noch eine Nadelholztür öffnet und schließt sich - Wachendorff eilt wie ein Hexenmeister durch die Gänge. Er deutet auf die schwarz, blau, gelb oder rot gerahmten Fenster, alle mit unterschiedlichen Formen. "Die kommen aus Stuttgart, dort sind die besten Glaser." Der Bauherr liebt den Durchblick des Hauses, und wenn er vom gläsernen Fahrstuhl aus durch drei Fensterfronten hinaussehen kann, gerät er kurz ins Schwärmen. "Hundertwasser sagt: Ein Haus besteht nicht aus Wänden, sondern aus Fenstern." Aber auch unter den Schuhsohlen ist alles anders. Keramikböden mit unorthodoxen Mustern, "manchmal ist das schon fast Anarchie". Genau wie die absichtlich "wie ausgebessert" aussehenden Wände und der unregelmäßige Kloster- Putz, Protest gegen glatt-kalte Wände. Deutsche Handwerker mußten ihre Akkuratesse "In den Wiesen" manchmal auf Wunsch des Wiener Meisters bleiben lassen: "So etwas zu bauen, ist anstrengender als einen der üblichen Kartons."

Dennoch schwört Wachendorff auf Qualität. "Hier ist kein Industriemüll, hält alles ewig." Mitten in der Stadt böten die Wohnungen den Komfort eines Hauses. "Jede hat eigene Gärten und meist mehrere Etagen." Der Baumeister deutet auf den Fußweg, der durch die "mittelalterliche Stadt" führt. "Da kann die Allgemeinheit lustwandeln wie in der Toskana, da kommen noch Laternen hin." Und wenn erst mal "die Hunderte von Bäumen stehen, gibt's einen Riesenwald, arabische Haine und hängende Gärten".

Der Bauherr hat Hundertwasser im Fernsehen entdeckt. "Da habe ich die Eröffnung des Wiener Hauses gesehen", erzählt er. Ein Haus zu bauen, so schön, "daß die Menschen darin kein Fernweh mehr haben" - das wollte er auch. Und hatte Glück: nach Kirche, Müllverbrennungsanlage, Autobahnraststätte und Kindergarten begeisterte sich der berühmte Wiener für das Projekt Wohnen.

Aber wer kann es sich leisten, eine der Traumwohnungen zu kaufen? Wachendorff kontert: "Andere Reiche haben ihr Geld auf einem Nummernkonto, und hier kann jeder an der Schönheit teilhaben." Die bisherigen Käufer seien "Menschen, die kein Haus von der Stange wollen".

Innenhöfe, Säulen, der 30 Meter hohe Turm, Zwiebeldach und bunte Fassaden: "Ein Gemälde", sagt Wachendorff, genießt den Ausblick von oben. Und dann schleicht sich doch ein Lächeln auf sein Gesicht: "Kultur, Architektur, Natur in einem. Das hat fast was Prophetisches."

Die wundersame Vermehrung der Athener Bevölkerung

"SOS", meldete vor kurzem die Athener Tageszeitung Kathimerini, "wir werden immer weniger!" Der Notruf galt einem von den Volkszählern schon seit einigen Jahren sorgenvoll beobachteten Trend: es geht um nicht weniger als den Fortbestand der griechischen Nation. Weil die Hellenen immer weniger Kinder in die Welt setzen, werde die Einwohnerzahl des Landes von derzeit 10,2 Millionen auf 8,4 Millionen im Jahre 2050 zurückgehen, rechnen die Fachleute vor. Wenn auch noch in ferner Zukunft, so sei doch bereits der Zeitpunkt absehbar, zu dem es überhaupt keine Griechen mehr geben werde, warnen manche Experten.

Doch nun scheint diese Gefahr zumindest für die Hauptstadt Athen gebannt. Statt, wie in der Volkszählung von 1991 ermittelt, 3,1 Millionen zählt die griechische Metropole womöglich über sechs Millionen Menschen - auf dem Papier zumindest.

Ursache der wundersamen Vermehrung ist ausgerechnet die akute Trinkwassernot in Athen. Um die wegen der anhaltenden Trockenheit immer weiter schrumpfenden Vorräte zu strecken, planen die Wasserwerke eine strikte Rationierung des Verbrauchs. Jeder Athener soll künftig höchstens 90 Liter Wasser pro Tag konsumieren. Um die Rationierung in die Tat umzusetzen, muß allerdings zunächst einmal festgestellt werden, wie viele Mitglieder jeder Haushalt hat. Zu diesem Zweck verschicken die staatlichen Wasserwerke nun Fragebögen an alle Haushalte, die es auszufülllen gilt.

Obwohl falsche Angaben strafbar sind, erliegen viele Athener der Versuchung, die Zahl ihrer Familienmitglieder großzügig nach oben aufzurunden, um sich auf diese Weise eine höhere Wasserration zu sichern. Knapp 1,3 Millionen Fragebögen werden nun verschickt, 320 000 sind bereits ausgefüllt zurückgekommen, und schon zeichnet sich ab, daß die Volkszählung der Wasserwerke ein Fiasko wird: viele Verbraucher, so ergaben erste Stichproben, machen wissentlich falsche Angaben.

Zwar hat die griechische Durchschnittsfamilie nach gesicherten Erkenntnissen der Demographen 3,12 Mitglieder. Für Athen errechnete man, wegen der hohen Zahl von Single-Haushalten, bisher sogar nur einen Durchschnittswert von 2,9 Personen. Glaubt man aber den jetzt ausgefüllten Wasserwerks-Formularen, dann gibt es Zweizimmerwohnungen, in denen acht oder gar zehn Personen hausen. Selbst Haushalte mit 15 Mitgliedern sind keine Seltenheit. Ungeniert werden jetzt selbst entfernte Verwandte vom Lande nach Athen "eingemeindet". Sogar Angehörige, die schon vor Jahren ins ferne Australien oder in die USA auswanderten, tauchen nun in den Fragebögen als unversehens heimgekehrte Mitbewohner auf. Selbst längst verstorbene Großeltern steuern, auf dem Papier wiederauferstanden von den Toten, monatlich einige Kubikmeter Trinkwasser bei.

Nicht wenige Athener besitzen ein Sommerhäuschen oder Wochenendappartement an der Küste, und selbstverständlich geben sie nun sowohl für die Stadt- wie für die Ferienwohnung eine stattliche Zahl von ständigen Bewohnern an. Und dann gibt es da noch jene rund 250 000 Athener Wohnungen, die angeblich oder tatsächlich leerstehen: vorsorglich, im Interesse späterer Mieter, melden die Wohnungseigentümer nun auch für diese Wohnungen eine möglichst große Zahl von Bewohnern.

Fachleute des Wasserwerks schätzen, daß Athen, wenn demnächst alle Fragebögen ausgewertet sind, mindestens sechs Millionen Einwohner haben wird. Angesichts der Zahl von 1,3 Millionen Haushalten kann in Stichproben allenfalls ein winziger Bruchteil der Angaben überprüft werden.

Aber ohnehin stehen die Pläne für eine Rationierung des Trinkwasserkonsums auf ganz wackligen Füßen. Denn wie Fachleute der Wasserwerke hinter vorgehaltener Hand berichten, sind von den knapp 1,5 Millionen in Athen installierten Wasseruhren rund 500 000 defekt - sie zeigen einen zu niedrigen, einen zu hohen oder auch gar keinen Verbrauch an. GERD HÖHLER (Athen)

Moslems drohen . . .

Abate heiratet mit öffentlichem Konzert

FRIEDRICHSDORF. Die Kantate "Wir danken dir, Gott, wir danken dir" von Johann Sebastian Bach (BWV 29) führen die Friedrichsdorfer und die Walldorfer Kantorei zusammen mit Studenten der Musikhochschule Frankfurt am Samstag, 20. März, um 16 Uhr in der evangelischen Kirche in der Hugenottenstraße auf. Die Leitung hat Friederich Haller, der auch die Orgel spielt.

Das öffentliche Konzert umrahmt die Heirat des Dirigenten der Friedrichsdorfer Kantorei Valdo Abate und seiner Lebensgefährtin Elfriede Dietrich. che

Bewohner flohen vor den Flammen aufs Dach

Sechs Leichtverletzte nach Brand in Usastraße

OBERURSEL. Dramatische Szenen bei einem Großbrand am Donnerstag abend in Oberursel: Auf der Flucht vor Qualm und meterhohen Flammen, die aus dem Fenster einer Vier-Zimmer-Wohnung im ersten Stock loderten, kletterten fünf ausländische Bewohner des dritten Stocks auf das schräge Dach ihres Hauses in der Usastraße. Nur mit Mühe gelang es Polizisten, die in Panik geratenen Menschen zu beruhigen und sie mit dem Hinweis auf die herannahende Feuerwehr in ihre durchaus noch sicheren Wohnungen zurückzuschicken. Wenig später wurden sie ebenso wie drei weitere Hausbewohner von Feuerwehrleuten unter dem Schutz von Fluchthauben durch das verqualmte Treppenhaus ins Freie geführt.

Insgesamt sechs Menschen verschiedener Nationalitäten erlitten bei dem Brand leichte Rauchvergiftungen, darunter drei Kinder, die vorsorglich in der Kinderklinik Frankfurt-Höchst aufgenommen wurden. Eine Personalwohnung im ersten Stock über dem China-Restaurant "May Flower" brannte aus, andere Wohnungen, Flure und Balkone wurden durch Rauch, Ruß und Hitze in Mitleidenschaft gezogen. Die Oberurseler Feuerwehr, mit 48 Mann im Einsatz, schätzte den Schaden auf mehr als eine halbe Million Mark.

Das Feuer im ersten Stock des Ladenzentrums in der Usastraße 25 war am Donnerstag abend um 19.40 Uhr der Polizei gemeldet worden. Nach den Angaben der Kripo ist vorsätzliche Brandstiftung auszuschließen. Vermutlich verursachte ein technisches Gerät im Wohnzimmer das Feuer. Weil zunächst befürchtet wurde, in der brennenden Wohnung könnten Menschen von Flammen eingeschlossen sein, rückten die Feuerwehren Oberursel- Mitte und -Bommersheim mit elf Fahrzeugen und 48 Mann aus; der Notarztwagen und mehrere Krankenwagen wurden in die Usastraße geschickt. Arzt und Sanitäter versorgten die sechs Hausbewohner, die unter leichten Rauchvergiftungen und Bindehautreizungen litten.

Während ein erster Trupp der Feuerwehr die Menschen aus den oberen Stockwerken und vom Dach durch das Treppenhaus ins Freie führte, drang ein zweiter mit Sauerstoffmasken ins Innere der brennenden, aber menschenleeren Wohnung vor. Weitere Feuerwehrleute verschafften sich über Steckleitern durch die Fenster und über einen Balkon Zugang zum Brandherd. Dort bekamen sie das Feuer schnell unter Kontrolle; das Wohnzimmer der betroffenen Wohnung brannte allerdings aus.

Insgesamt setzte die Feuerwehr unter Leitung von Holger Himmelhuber 14 Sauerstoffgeräte ein; das Löschwasser wurde durch drei C-Rohre herangeschafft. Ein Meßtrupp überprüfte den beißenden Qualm auf mögliche giftige Bestandteile, registrierte aber keine gefährlichen Werte. Das China-Restaurant konnte gestern abend bereits wieder den üblichen Betrieb aufnehmen. che/gero/ill

Aufgespießt

"Ab 13 Uhr werden 2000 Teilnehmer erwartet. Da wir eine sachliche, argumentative Auseinandersetzung mit den Vertretern der Bundesregierung anstreben, ist von dem Mitführen von Fahnen und Schildern Abstand zu nehmen. Damit ist nicht gemeint, daß wir nicht unseren Unmut über die Behandlung der Textil- und Bekleidungsindustrie durch die Politik anbringen." Aus einem internen Rundschreiben der Gewerkschaft Textil-Bekleidung an Betriebsratsmitglieder und Vertrauensleute zur Vorbereitung einer Fachkonferenz mit Kundgebung in Bonn.

Schau der Vogelfreunde mit Naturschutz hautnah

USINGEN. "Naturschutz hautnah" wird die Vogelschutzgruppe Merzhausen an diesem Wochenende mit einer Ausstellung allen Naturfreunden anbieten. Im Gemeindehaus neben der evangelischen Kirche können die Besucher der Schau die heimischen Tiere in einer der Na- tur nachempfundenen Umgebung betrachten. Schautafeln informieren außerdem über Streuobstwiesen, Röhrichtzonen oder Dach- und Fassadenbegrünungen und erzählen ferner über die vielfältige Jugendarbeit der Naturschützer im Hochtaunuskreis. Die eigenen Leistungen der Vogelschutzgruppe können in einer Diaschau rund um die Uhr begutachtet werden. Die Ausstellung ist eine Veranstaltung im Rahmen der 700-Jahr-Feierlichkeiten des Dorfes, zu der jeder der ortsansässigen Vereine im Verlauf des Jubiläumsjahres sein Scherflein beisteuert. Die Vogelschutzgruppe hofft, mit ihrer Aktion nicht zuletzt auch neue Vogelschützer gewinnen zu können: Giebelkästen als Nistmöglichkeit für Höhlenbrüter sowie Futtersilos, die die Nahrung vor Verunreinigung und somit die Tiere vor Krankheit schützen, stehen zum Verkauf bereit.

Die Ausstellung ist am Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. cn

Wir gratulieren

Frau Herta Koch aus Großkrotzenburg zum 80. Geburtstag am Sonntag, 21. März.

Herrn Friedrich Hämmerling aus Hanau zum 90. Geburtstag am Sonntag, 21. März.

Von Eberhardt an Baden-Württemberg/ Energie

Kommt der kommunale Energieverbund?In Wiesloch möchte man in großem Maßstab Strom und Wärme vor Ort produzierenjoe. WIESLOCH. Seit einenhalb Jahren denkt man in der großen Kreisstadt Wiesloch über neue Wege in der Energieversorgung nach. Die Voraussetzungen dafür, Energie in Zukunft preiswerter und vor allem umweltfreundlicher zu produzieren als zur Zeit, wären nach nach Meinung von Gutachtern in der Stadt an der südlichen Bergstaße besonders günstig. Der Grund liegt in zwei großen Firmen, die hier ihre Standorte haben, nämlich der Heidelberger Druckmaschinen AG und der Wellpappe Wiesloch. Da die eine sehr viel Strom verbraucht und die andere für ihre Produktion viel Wärme benötigt, böte sich nach Expertenmeinung der Bau eines Heizkraftwerks an, das vorrangig die beiden Betriebe beliefert. Durch die rationellere Energieverwertung der Kraft-Wärme-Kopplung könnte man, erklärt der Wieslocher Bürgermeister und Kämmerer Franz Schaidhammer, auf einen Schlag soviel Energie sparen, wie wenn in der ganzen Stadt nicht mehr geheizt würde. Der Ausstoß umweltschädigenden Kohlendioxids würde um 40 Prozent gesenkt.

Die Idee kann allerdings nur verwirklicht werden, wenn das Karlsruher Stromversorgungsuntenehmen Badenwerk auf ihm zustehende Rechte verzichtet und einem Energieverbund zwischen den beiden Nachbarstädten Wiesloch und Walldorf keine unüberwindlichen Hindernisse in den Weg legt. Für einen solchen Verbund gibt es derzeit noch kaum Beispiele, Leitungen entlang öffentlicher Straßen dürfen nur die großen Energieversorger verlegen - und ohne Leitungen, die die beiden Firmengelände in Wiesloch und Walldorf miteinander verbinden, hätte auch das schönste dezentrale Heizkraftwerk wenig Sinn.

Grundstäzlich hat man beim Badenwerk wenig dagegen, wenn Dritte Wärmeleitungen bauen. Anders verhält es sich beim Strom. "Da," erklärte der Pressesprecher des Unternehmens, "sind unserer Kompromißbereitschaft klare Grenzen gesetzt." Die Heidelberger Druckmaschinen AG und die Wellpappe Wiesloch sind die größten Stromabnehmer in den beiden Städten. 60 Millionen Kilowattstunden bezieht allein das Druckmaschinenunternehmen pro Jahr. Entsprechend gering ist begreiflicherweise die Neigungen in Karlsruhe, auf diese Kunden zu verzichten. Neben den Leitungsrechten hat das Badenwerk noch weitere Trümpfe in der Hand, mit dem sie den Verbund verhindern könne, so müssen die Karlruher beispielsweise Reserven bereitsstellen, auf die der Verbund bei einem Notfall angewiesen sein könnte.

"Alles," erklärt deshalb der Wieslocher Bürgermeister, "kommt darauf an, wie sich das Badenwerk verhält." Einen Investor, der das Projekt finanzieren würde, gibt es bereits. Für die beteiligten Städte und Firmen wäre es nach seiner Meinung von Schaidhammer allerdings "naheliegend", wenn das Karlsruher Unternehmen - eventuell mit einem Partner - die Anlage bauen und selbst betreiben würde. Die Stadt selbst jedenfall, versicherte er und auch die Unternehmen hätten nicht den Ehrgeiz, selbst als Kraftwerksbauer aufzutreten. "Uns geht es um energiepolitische Ziele, um die Reduzierung von Emissionen und die Nutzung von Einsparpotentialen."

Nach dem derzeitigen Diskussionsstand soll das Heizkraftwerk auf dem Gelände der Wellpappe entstehen, die Wärme soll über eine Fernwärmeleitung nach Walldorf geführt werden. In Wiesloch selbst könnte noch eine zweite Firma, das Freibad und angrenzende Wohngebiete versorgt werden; in Walldorf ist, neben der Druckmaschinen AG, das Industriegebiet als Abnehmer im Gespräch. Das Kraftwerk soll zunächst jährlich 189 000 Megawatt Wärme und 18 Megawatt Strom produzieren. Auch die Lieferung von Fernkälte ist denkbar. Neben den beiden Großbetrieben könnte nach der derzeitigen Rechnung auch ein Teil des Strombedarfs in der Stadt Wiesloch gedeckt werden.

Über die Kosten-Nutzen-Rechnung gehen die Meinungen noch auseinander. Nach den ersten Gutachteraussagen waren die Beteiligten davon ausgegangen, daß der kommunal-industrielle Verbund allen Partnern auch klare wirtschaftliche Vorteile bringt. Hier haben die Badenwerke mit ihrer Gegenrechnung den Optimismus merklich gedämpft. Doch bereits wenn es gelänge, zu den heutigen Kosten die Umweltbelastungen deutlich zu reduzieren, meint der Sprecher der Druckmaschinen AG, Karl Hölterhoff, wäre das Projekt eine gute Sache.

Die Chancen dafür, daß unter diesen Umständen auch das Badenwerk mitmachen könnte, sind offenbar gestiegen. Immerhin beteiligt sich das Unternehmen zusammen mit den betroffenen Firmen und Städten und einigen anderen auf dem Energiesektor tätigen Firmen inzwischen an der Finanzierung eines abschließenden Gutachtens für 160 000 Mark. Je nachdem, zu welchen Ergebnis diese diese Untersuchung kommt, erklärte ein Firmensprecher, werde man entscheiden, ob man bei dem Projekt mitmache oder nicht. Je nach dem könnte das Engagement des Unternehmens von der reinen Beratung bis zum Bau und Betrieb des Kraftwerks reichen.-E

Briefe an die Redaktion "Den Eltern vorbehaltlos Rückhalt geben"

Zum Streit über eine schadstoffbelastete Holzdecke im evangelischen Kindergarten Groß-Karben, über den die Frankfurter Rundschau am Mittwoch, 17. März unter der Überschrift "Wieviel Gift darf Kindern heute zugemutet werden?" schreibt Heike Leifert:

"Wie lange noch steht die Frage der Gesamtwirtschaftlichkeit über der Frage nach Gesundheitsgefährdung? Wie lange noch müssen Eltern schleichende Erkrankungen ihrer Kinder, bedingt durch Umweltbelastung und Schadstoffe in Gebäuden, hinnehmen?

Sollte es denn nicht eher so sein , daß diesen Eltern vorbehaltloser Rückhalt, Loyalität und Gewissenhaftigkeit von seiten der Kirche und deren Vorstand widerfährt?

Es geht um nichts Geringeres als um die Kinder, für die angeblich immer das Beste gewollt wird. Also kann es nicht darum gehen, den Eltern Angstmacherei vorzuwerfen und sich an sehr umstrittenen Meßwerten des Bundesgesundheitsamtes festzubeißen, sondern sich bei fachkundigen Ärzten und Initiativen kundig zu machen. Auch ,geringe&rquote; Dosen Gift machen die Kinder nicht gesünder. Ich bin in diesem Fall zwar keine betroffene Mutter, aber ich finde es trotzdem richtig, daß die Eltern des evangelischen Kindergartens in Groß-Karben sich wehren, und hoffe, sie geben nicht nach, sonst verlieren wir die Glaubwürdigkeit vor unseren Kindern, und das werden wir später teuer bezahlen müssen."

Heike Leifert

Westliche Ringstraße 30

6367 Karben 1

Vokalensemble heute mit Schütz-Musik

BAD HOMBURG. Die "Musikalischen Exequien" von Heinrich Schütz sind am heutigen Samstag abend um 20 Uhr in der Gedächtniskirche in Kirdorf zu hören. Das Vokalensemble "Vox Laetitia" wird das Werk singen.

Das Ensemble junger Sänger ist aus dem Wiesbadener Knabenchor hervorgegangen und trägt in kleiner Besetzung Musik verschiedener Stilepochen vor. Die Dekanatskantorin Britta Martini hat den Auftritt in der Bad Homburger Kirche vermittelt. s

Von unserem Redaktionsmitglied Günther Scherf

Im Blickpunkt: Kurdisches Neujahrsfest Erste Scharmützel gemeldet

Unmittelbar vor dem kurdischen Neujahrsfest (Newroz) am morgigen Sonntag sind aus der südosttürkischen Stadt Cizre am Freitagabend Schießereien gemeldet worden. Wie die FR telefonisch erfuhr, kam es zu einem etwa 50 Minuten dauernden Schußwechsel mit Leuchtmunition und aus Panzern. Nachdem es in den vorangegangenen Jahren an diesem für die Kurden-Kultur symbolträchten Tag blutige Auseinandersetzungen mit der türkischen Armee gegeben hatte, nährte ein Waffenstillstandangebot des Chefs der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), Abdullah Öcalan, in diesem Jahr Hoffnungen auf Entspannung in der Krisenregion. Ankara hatte allerdings nur mit dem Aufruf an die militanten Kurden reagiert, ihren Guerillakrieg zu beenden und sich "der unabhängigen Gerechtigkeit der türkischen Justiz" zu ergeben. Die gegenseitigen Beschuldigungen nach dem Scharmützel Freitagabend in Cizre verliefen nach bekanntem Muster. Stadtrat Ömer Adar meinte laut dpa, militante Kurden hätten öffentliche Gebäude beschossen. Dagegen berichtete ein Informant der FR, möglicherweise hätten staatsloyale "Dorfwächter" und das Militär das Feuer eröffnet. Nach dem Friedensangebot Öcalans habe Freude und Zuversicht geherrscht, nun sei man betrübt, hieß es im größten Hotel der Stadt, wo sich viele in- und ausländische Beobachter aufhalten.

1992 kamen 100 Menschen um, viele wurden verletzt, als türkische Truppen auf Kurden schossen. Der Vorsitzende der Menschenrechtskommission im britischen Parlament, Lord Avebury, berichtete, daß das Militär damals auf friedlich feiernde Menschen in Cizre schoß. Nach Berichten der Menschenrechtsorganisation "Helsinki Watch" wurden dabei keine Transparente oder Symbole der PKK gesehen. Die PKK, die vor dem Massaker von Cizre als Avantgarde mit militärischer Gewalt für Autonomie gekämpft hatte, spricht seitdem von "Serhildans" (Volksaufständen).

Ähnlich wie 1992 hat die Regierung in Ankara auch dieses Jahr den Kurden unpolitische Feiern ausdrücklich erlaubt. Gleichzeitig wurden die militärischen Vorkehrungen verstärkt. Razzien nahmen zu, hunderte Menschen wurden unter dem Verdacht, PKK-Mitglieder zu sein, festgenommen, berichten Nachrichtenagenturen.

An Newroz zelebrieren die Kurden traditionell ihren Wunsch nach Eigenständigkeit. Eingekeilt zwischen mächtigen Nachbarn, Türken, Persern, Arabern und Russen sowie unter dem Druck der Weltmächte Großbritannien, Frankreich und der USA konnte das heute auf 20 Millionen geschätzte Volk nur selten und für kurze Zeit über sich selbst bestimmen.

Am 21. März des Jahres 612 vor der heutigen Zeitrechnung ermordete der Schmied Kawa den assyrischen Tyrannen Dehak laut kurdischer Überlieferung. Danach rebellierten die Meder, die von den Kurden als ihre Vorfahren betrachtet werden, erfolgreichgene das assyrische Joch. Seitdem feiern sie mit Freudenfeuern und Tänzen unter freiem Himmel Newroz. Das Fest wird auch in Iran begangen.

In der Türkei - die nach dem Zerfall des osmanischen Imperiums in steter Sorge um ihre nationale Einheit lebt - waren die Feiern lange Jahre verboten, ebenso die kurdische Sprache, Musik und die Nationalfarben rot, gelb und grün. Feste wurden oft mit blutiger Gewalt verhindert. Als neuen Kawa betrachten manche Kurden Mazlum Doga, der als Häftling zu Newroz 1982 im berüchtigten Gefängnis von Diyarbakir Feuer legte. 1984 begann dann die PKK mit dem bewaffneten Unabhängigkeitskampf. EDGAR AUTH

Zünglein am Sitzbreth

Die Zeiten ändern sich, und die Menschen mit ihnen. Die Wahrheit dieser Feststellung erwies sich einmal mehr dieser Tage im württembergischen Creglingen, wo bei Restaurierungsarbeiten im "Romschlößchen" ein Sinnspruch an der Wand eines Raumes freigelegt wurde, der schon im Jahre 1589 als stilles Örtchen diente. Kaum jemand käme ja heutzutage noch auf die Idee, so für Reinlichkeit zu sorgen, wie es der Urheber der Inschrift für nötig hielt: "Der wer unvorsichtig scheißt aufs Sitzbreth, der schlekt fein mit seiner Zungen rein." Andererseits gibt es auch, allem Wandel zum Trost, tröstliche Kontinuität - zum Beispiel die Verklemmtheit der Obrigkeit. Mit dem Argument, der fast 400 Jahre alte Appell stelle sogar das Götz-Zitat in den Schatten, wurde er als "nicht druckfähig" bezeichnet und seine allgemeine Bekanntmachung abgelehnt.

Salomonischer Ausweg der Stadtverwaltung: Wer einen frankierten Rückumschlag ans Verkehrsamt in Creglingen (Main-Tauber-Kreis) schickt, bekommt den Wortlaut amtlich mitgeteilt. (he)

Rätselraten um Bonner Finanzierung der Verkehrsprojekte Ministerpräsident Eichel will Zustimmung zur Bahnreform im Bundesrat von der Zahlung an die Gemeinden abhängig machen

"Wir wissen nicht, was aus diesem Geld wird!" sagt ratlos Rainer Jüngst, Büroleiter von Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD). Und Jüngst meint die Milliarden, die bisher aus Bonn über die Bundesländer als Zuschüsse für den Bau von Bahnlinien, Stationen und Straßen an Gemeinden wie Frankfurt verteilt wurden. Ein Rückschlag für Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), der das Geld für das neue Verkehrsnetz im Frankfurter Norden (Gesamtkosten 48 Millionen Mark) und zahlreiche andere Projekte vom Ausbau des Hafentunnels bis zum Autobahnanschluß Bürostadt Niederrad nach dem Bonner "Solidarpakt" vom vergangenen Wochenende schon wieder sicher wähnte. "Ich kann mir keine Lösung ohne diese Zuschüsse vorstellen!", so Wentz am Freitag.

Ohne gesicherte Finanzierung und entsprechende Bescheide des Landes aber darf und wird die Stadt keine Bauaufträge an private Firmen vergeben. Das bestätigte Otto Brandau, stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes. Brandau fällt als drängendes Beispiel ebenfalls der mehrfach verschobene Ausbau des Hafentunnels ein. In der Luft hängen aber auch weiter der Anschluß des Merton-Viertels an die Autobahn A 661 (Gesamtkosten etwa zwölf Millionen Mark) oder der Ausbau des Hemmerichsweges.

Denn nach einer Woche hektischer Klärungs-Versuche in Bonn wissen Landesregierung und Stadt Frankfurt nur: Die von 1994 an vorgesehenen Milliarden sind zwar nicht von der Bundesregierung im Rahmen des "Solidarpakts" gestrichen worden - CDU/CSU, FDP und SPD in Bonn klammerten das Problem aber, so Jüngst, am vergangenen Wochenende aus. Ob der Bund das Geld nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz

(GVFG) zahlt, ist völlig offen - denn er braucht die riesige Summe, um die Reform der Bahn zu begleichen.

Es bleibt auch dabei, daß die Bundesregierung eine Rate von einer Milliarde Mark GVFG-Förderung für 1993 nicht auszahlt. Der Versuch SPD-regierter Länder, das Geld loszueisen, scheiterte laut Jüngst am Donnerstag im Bundesrat.

Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) möchte in dieser festgefahrenen Lage jetzt Druck auf Bonn ausüben: Die notwendige Zustimmung der Bundesländer zur Bahnreform soll es nur geben, wenn das GVFG-Geld wieder fließt. Ob sich diese politische Linie durchsetzen läßt, ist offen. "Ich bin direkt an der Seite des Ministerpräsidenten!", beteuerte Planungsdezernent Wentz am Freitag.

Kritiker in der Frankfurter SPD werfen Wentz vor, er sei vom fehlenden Geld vor der Kommunalwahl am 7. März durch das hessische Verkehrsministerium informiert worden. Wentz bestreitet das. Tatsächlich existiert ein neunseitiges Memorandum des Ministeriums vom Februar, in dem alle Projekte aufgeführt sind, die ohne GVFG-Geld "nicht mehr verwirklicht werden könnten": Als Straßenbau-Vorhaben sind auch West-Umgehung Nieder-Eschbach und Autobahnanschluß Bonames genannt. Das Papier soll auch ans Planungsdezernat versandt worden sein und lag am 2. März dem Landtag vor - auch den Frankfurter Abgeordneten. jg

Integrative Schule lädt zum Tag der offenen Tür

An Anmeldungen fehlt es der Integrativen Schule Frankfurt zwar nicht, gleichwohl will die private Grundschule ihr Konzept des gemeinsamen Lernens von behinderten und nichtbehinderten Kindern am Mittwoch, 24. März, interessierten Eltern vorstellen. Sie können sich nachmittags Unterrichtsbeispiele ansehen, mit Lehrern reden, Therapieangebote kennenlernen und an einer Podiumsdiskussion (14.30 Uhr) über die Funktion der Integrativen Schule teilnehmen. luf

Genfer Kinotod

"Unsere Leichen leben noch", behauptete vor gut zehn Jahren ein halbes Dutzend rüstige Sechzigjährige, und Rosa von Praunheim brachte ihre Stimme auf die Leinwand. Das war eine auch handwerklich muntere Mischung aus (Selbst-) Behauptung, Jokus und witziger Bedeutung. Jetzt soll im deutschen Autoren- Kino eine echte Leiche wiederbelebt werden: weil es kein Selbstmord, sondern "Mord in Genf" gewesen sei.

Die These ist sattsam bekannt, und die jüngsten Enthüllungen aus dem Umkreis des Barschel-Komplott-Opfers Engholm könnten ihr vorübergehend Interesse rückgewinnen. Doch die realen Ausflüchte, Falschangaben und Einräumungen des Herrn Nilius, zu schweigen von Reiner Pfeiffers Gerichtsaussagen, sind unvergleichlich spannender als die schauerlich dilettantische Hervorbringung der BOLU-Filmproduktion. "Barschel - Mord in Genf" schickt anfangs sein Ministerpräsidentendouble durch die Stadt am See Richtung Hotel Beau Rivage, wunderlicherweise umflattert von ein paar Reporterdarstellern, die seinen Namen rufen. Sodann nimmt Barschel im Hotelzimmer Pillen zu sich, fällt zu Boden und steigt in der nächsten Einstellung auch noch in die Badewanne. All das wird mehrfach wiederholt, in Zeitlupe.

Ende des Barschel-Dramas, der Film beschäftigt sich nun scheinbar pfiffig mit sich selbst und seiner Entstehung: Markante Knattermimen wie von den Bad Schussenrieder Moorfestspielen debattieren das Projekt eines Barschel-Films, Drehbuchautor, Produzent und andere sagen brav ihre Texte auf, schauen immer knapp an der Kamera vorbei auf ein imaginäres Publikum, lassen sich klumphirnig über mutmaßliche Ansprüche der Zuschauer (Emotionen!) an einen Film über den Barschel-Tod aus. Dazwischen wird unmotiviert der Kino-Barschel geschnitten, er gibt schurkische Anweisungen, wieder schräg an der Kamera vorbei, wobei diesmal aber nicht das Publikum, sondern die Herren Pfeiffer und Ahrendsen gemeint sind. Das nimmt sich aus, als würde Klein-Uwe seinen Onkel Frank vom Mallorca-Urlaub in die Kamera erzählen lassen.

Man glaubt es kaum. Es reicht bei den BOLUisten mutmaßlich nicht einmal zum Homevideo, doch gerieren sie sich wie Godards Enkel. Und nähren bei Wohlmeinenden obendrein den Verdacht, die verweigerte staatliche Filmförderung habe die Entstehung eines Meisterwerks verhindert. Nichts da: nicht armes Kino, sondern ärmliches Unvermögen. Eine halbe Stunde wohnt man ihm ungläubig bei, dann reicht's: der deutsche Film kann gar nicht besser werden. Diesen Jammer wollen wir uns nicht bis zum Ende anschauen. Drei Todesthesen soll "Mord in Genf" unterbreiten. Bevor es soweit kommt, ist eine vierte längst verifiziert: kinematographischer Suizid. HS

Silberdisteln blühen auf der Bühne Seniorinnen machen Theater

HÖCHST. Schnell ist die Bühne aufgebaut. Ein Paar Stühle und Tische werden zusammengerückt, schon stehen die "Bretter, die die Welt bedeuten". Doch die ist ziemlich klein in den Räumen der Senioren Initiative Höchst (SIH). "Im Keller könnte man eine Bühne einrichten, doch zum Umbau fehlt die Kohle", sagt Waltraud Beck, hauptamtliche Leiterin der SIH und Initiatorin der hauseigenen Theatergruppe "Höchster Silberdisteln" - so haben sie sich getauft.

Um ihr Interesse am Theater aktiv umsetzen zu können, riefen Teilnehmerinnen der Senioreninitiative die Höchster Silberdisteln vor drei Jahren ins Leben. Seitdem haben die Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren unter der Regie von Hannelore Loos sechs Stücke mit beachtlichem Erfolg aufgeführt. Mit großem Engagement wird bei den Inszenierungen so manches finanzielle Problem gelöst. Die Requisiten bringen die Hobbyschauspielerinnen von zu Hause mit, die Kulisse gestaltet die Aquarellgruppe der SIH. Und sie haben auch nicht unbedingt den Anspruch, professionell gestaltetes Theater zu machen. Im Mittelpunkt steht vielmehr das Gefühl "in einem Kreis eingebunden zu sein, wo man gebraucht wird", wie es eine der Teilnehmerinnen definiert. Dazu gehören auch die regelmäßigen gemeinsamen Theaterbesuche mit anschließender Gesprächsrunde, um neu gewonnene Eindrücke auszutauschen.

Geprobt wird jeden Dienstag um zehn Uhr morgens. Hinzu kommen regelmäßige Auftritte. Das bedeutet, im "dritten Lebensalter" - nach der Pensionierung oder nachdem die Kinder das Elternhaus verlassen haben - noch einmal Verantwortung zu übernehmen. "Man muß sich selbst wieder so richtig in die Pflicht nehmen", erklärt eine Mitspielerin.

Ihre Erfahrungen versuchen die "Höchster Silberdisteln" weiterzuvermitteln. Bei Aufführungen in Altentreffs und Begegnungsstätten wollen sie mit ihrer Arbeit anderen Senioren, "die an ihrer Situation etwas ändern wollen", Denkanstöße geben: "Leute, macht doch auch mal was, es macht riesig Spaß", lautet das Motto.

Um alltägliche Situationen besser thematisieren zu können, haben die "Silberdisteln" begonnen, ihre Stücke selbst zu schreiben. Dies bedeutet, daß die Teilnehmerinnen ihre eigene Person noch stärker in die jeweilige Rolle einbringen könne. Schwierigkeiten gibt es jedoch, wenn Männerrollen besetzt werden müssen, da die Theatergruppe nur aus Frauen besteht. "Mitspieler" haben sich bisher noch nicht gefunden, was sich die Gruppe damit erklärt, daß die "traditionelle Rollenverteilung der Geschlechter kaum überwunden werden kann. Der Mann stellt sich nicht in Frage", formuliert eine der "Silberdisteln". Schon um die Doppelbesetzung in vielen Stücken zu vermeiden, sucht die Theatergruppe dringend Männer.

Der Cassettenrecorder spielt "Hello Dolly". Eine Theatergruppe trifft sich zur Probe. Dies ist der Anfang des Stücks "Die Probe", in dem sich die "Höchster Silberdisteln" mit viel Charme und Witz selbst inszenieren. Es geht ein wenig chaotisch zu. Die Schauspielerinnen warten auf die Regisseurin, die ein neues Stück angekündigt hat, das sich dann als kitschige Familiengeschichte entpuppt. Das will jedoch keine der Anwesenden aufführen. "Die Alte spiel' ich nicht. Dafür bin ich noch viel zu knackig" heißt es in einer Textstelle, und es wird deutlich, daß die "Höchster Silberdisteln" sich unter der dritten Lebensphase etwas anderes vorstellen, als auf das "Abstellgleis" geschoben zu werden. Nämlich als eigene Gruppe akzeptiert zu werden, die durchaus in der Lage ist, aktiv gesellschaftliches Leben mitzugestalten.

Am Dienstag, 30. März, sind die "jungen Alten" im Übersiedlerheim in der Bolongarostraße zu sehen.

STEFAN FAHRIG

Schlitter (Rom) für Nachrichten (Politik)

Solidarisch mit Iran

sir Rom, 19. März. Wenige Tage nach der Ermordung des iranischen Oppositionspolitikers Mohammed Hussein Naghdi im Zentrum hat sich in Rom ein Komitee "Solidarität mit dem Iran" gebildet. Über hundert Deputierte und Senatoren aller Parteien traten diesem Komitee bei. Als erste Initiative fordern die Parlamentarier die italienische Regierung auf, "alle politischen, wirtschaftlichen und kommerziellen Handlungen zu unterlassen, die eine Unterstützung des Kabinetts Rafsanjani bedeuten könnten". Staats- und Ministerpräsident, so heißt es weiter, sollen "eine feste Haltung gegen alle Terrorakte einnehmen" und die diplomatischen Beziehungen mit Teheran abbrechen.

Einbrecher rumorten im Schlafzimmer

BAD HOMBURG. Ein lautes Schlaggeräusch aus dem Schlafzimmer erschreckte am Donnerstag eine Frau in der Akazienstraße (Ober-Erlenbach): Beim Nachschauen stellte sie fest, daß Einbrecher das Zimmer durchwühlt hatten; es fehlten 400 Mark Bargeld und Schmuck im Wert von 10 000 Mark. Die Diebe hatten laut Kripo das gekippte Fenster geöffnet und waren ins Schlafzimmer eingestiegen. Von den Tätern fehlt jede Spur. s

Neuer Wirbel auf dem Kandidaten-Karussell Mindestens vier Bürgermeister-Anwärter in Weilrod Von Claudia Nenninger WEILROD. In Usingen und Neu-Anspach ist kaum einer aufzutreiben. In Weilrod hingegen werden die Plätze auf dem Karussell knapp: Als neuer Kandidat für den Bürgermeistersessel steht Klaus Peter Datz aus Altweilnau, die Nummer zwei der FWG im Ortsbeirat, in den Startlöchern. Er wäre der mittlerweile vierte Anwärter - und der fünfte folgt sogleich? Er wird schon aus der Camberger Verwaltung erwartet. SPD-Bewerber Wolfgang Haub scheint unterdessen zum Ersten unter Gleichen aufzusteigen: Wenn die "Elefantenhochzeit" von SPD und CDU besiegelt ist, wäre Haub zugleich der Mann der CDU. Die Kommunalwahl hat die Karten für das bisherige Kandidaten-Trio neu gemischt. Wolfgang Haub, dem einheimischen Bewerber mit SPD-Parteibuch, dürfte dadurch das beste Blatt zugefallen sein. Der 45jährige leitende Katasterbeamte, der in der Mitgliederversammlung der SPD am 26. März offiziell für die Partei ins Rennen geschickt werden soll, kann sich aller Voraussicht nach auch der Unterstützung durch die CDU gewiß sein. "Davon gehen wir nach dem derzeitigen Stand der Koalitionsverhandlungen aus", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende, Herbert Schmidt.

Sein Amtskollege von der CDU, Ewald Pauli, sieht das nicht anders. Schon Anfang des Jahres, als der Roder Landwirt Hartmut Haibach von der FWG als erster, allerdings unabhängiger Gegenkandidat auftauchte, hatte die CDU eine Unterstützung für Haub angedeutet (FR vom 20. Januar). Jetzt stellte Pauli fest: "Bei uns gibt es bis heute keinen Kandidaten." In Ermangelung dessen und angesichts der noch verbleibenden, knappen Bewerbungsfrist bis Anfang April folgerte er, "daß die CDU jemanden finden muß, der ihre Interessen mitvertritt". Im Klartext: Wolfgang Haub. SPD und CDU, die bei den Wahlen jeweils mehr als vier Prozent einbüßten, sind, wie berichtet, zu einer "Vernunftehe" entschlossen. Und in den Verhandlungen über die große Koalition steht nach Auskunft der Partner der Bürgermeisterkandidat mit zur Debatte.

Die Wahlgewinnerin FWG, die trotz eines Plus von 4,7 Prozent und zwei Mandaten beim künftigen Regieren den kürzeren ziehen wird, will sich bei der Kandidatenkür zurückhalten. "Wir werden keine offizielle Empfehlung abgeben", sagte ihr Spitzenkandidat Dieter Rieger. Inoffiziell dürfte sich das FWG-Mitglied Haibach allerdings der Unterstützung durch die Wählergemeinschaft sicher sein. Der dritte im bisherigen Kandidaten-Bunde ist der parteilose Polit-Neuling Harald Mewes aus Gemünden.

Der vierte Mann, Klaus Peter Datz, hält sein "Coming out" im Augenblick noch zurück: "Ich bin bereit dazu, aber die Entscheidung fällt erst in der nächsten Woche" - mehr wollte der Altweilnauer auf Anfrage nicht sagen. Daß die Spatzen seine Überlegungen längst von den Dächern pfeifen, ist freilich kein Wunder. Der im Vereinsleben Aktive ist alles andere als ein Unbekannter in den 13 Ortsteilen der Flächengemeinde. Er führt unter anderem den Vorsitz im Hilfsverein Usinger Land "Wir helfen" und ist Kirchenvorstandsmitglied.

Seinen Bekanntheitsgrad verdankt er jedoch vor allem einem Talent, das ihm im Hinblick auf das angestrebte Amt nicht ungelegen sein dürfte: seiner Redekunst in der Bütt - was zugleich einer gewissen Pikanterie nicht entbehrt. In der vergangenen Fastnachtskampagne zog er bis nach Usingen als "Fix- und 40jähriger" durch die Säle. Inzwischen ist er 41 geworden und scheint die närrische "Midlife-Crisis" überwunden zu haben.

Stadt Hanau feiert die Ersterwähnung ihres Namens nicht Konzentration auf die größeren historischen Ereignisse ist angesagt / 20. März 1143 wird nur in kleinem Kreise gewürdigt

HANAU. Die Hanauer geben sich gern bescheiden. Das gilt auch bei historischen Ereignissen. Während andere Städte und Gemeinden aus der Ersterwähnung ihres Namens in den mittelalterlichen Urkunden ihr Recht zu pompösen Festlichkeiten ableiten, halten sich die Geschichtswissenschaftler der Brüder-Grimm-Stadt an unumstößliche Fakten: Gefeiert werden in der nächsten Zeit nur "echte" Jubiläen, die demnächst auf einige wichtige Ereignisse hinweisen: Das 150jährige Bestehen des Geschichtsvereins im nächsten Jahr, das 675. Jubiläum der Verleihung der Steinheimer Stadtrechte 1995 sowie "400 Jahre Neustadtgründung", die 1997 in größerem Rahmen gewürdigt werden soll.

An dieser reichen Auswahl liegt es wohl auch, daß die Ersterwähnung Hanaus, die für den 20. März 1143 verzeichnet ist, nur im Kreise weniger Eingeweihter und in aller Stille gewürdigt wurde. Am Donnerstag abend hielt Kulturamtsleiter Günter Rauch im Kammermusiksaal der Hanauer Stadthalle einen Vortrag, der sich mit den Anfängen der Stadtgeschichte auseinandersetzte.

Obwohl die historische Echtheit des bedeutungsschweren Tages durchaus verbürgt ist, handelt es sich wie bei anderen Ersterwähnungen jedoch in erster Linie um einen schlichten "historischen Zufall", sagte Rauch. Die Stadt kann sich auf einen gewissen "Tammo de hagenouwa" berufen, der aller Wahrscheinlichkeit nach einem nicht sonderlich begüterten edelfreien Geschlecht angehörte. Zur wichtigen Person für die lokale Geschichte wurde er durch einen wenig aufsehenerregenden Akt. Er bekräftigte mit seiner Unterschrift neben 16 anderen nicht aus der Geistlichkeit stammenden Zeugen am 20. März 1143 eine Mainzer Erzbischofsurkunde.

Erzbischof Heinrich von Mainz hatte darin die Gründung und Ausstattung des Zisterzienserklosters Georgenthal in Thüringen durch den Grafen Sizzo von Käfernburg bestätigt. Der Zusatz, den dieser Tammo - auch Dammo genannt - an seinem Namen führt, zeigt an, daß es spätestens seit 1143 eine Burg gegeben haben muß, die Hanau hieß. Seitdem ist der Name schriftlich in der Welt verzeichnet.

Dammo kann dennoch nicht als zuverlässiger Zeuge der Hanauer Geschichte gelten. Schon 1122 war er in Mainzer Erzbischofsurkunden erwähnt. Verwirrenderweise führte er damals den Zusatz "von Buchen", was auf sein Domizil in Wachenbuchen hindeutet. Sein Geschlecht war überdies nicht von Dauer. Schon 1175 verschwand es wieder, stellte Rauch fest. Von einer kontinuierlichen Überlieferung der städtischen Vergangenheit kann erst ab 1191 die Rede sein, als ein zweites Haus Hanau wiederum in den Zeugenunterschriften erscheint.

Und erst 100 Jahre nach der Ersterwähnung Hanaus taucht die namensgebende Burg von 1143, die einst im Schloßgarten an der Stadthalle stand, als Castrum ausführlich in den Unterlagen auf. Denn ihr Besitzer, Reinhard von Hanau, schmiedete Schenkungspläne. Hätte er sie verwirklicht, wäre die Entwicklung der Stadt bereits beendet gewesen, bevor sie überhaupt richtig begonnen hätte. res

UBG will Knapp als Parlamentschef stützen

KRONBERG. Die UBG-Fraktion will am 1. April die Wahl von Edmund Knapp (CDU) zum Stadtverordnetenvorsteher unterstützen und damit nach den Worten ihres Sprechers Ulrich Brandt ein versöhnliches Zeichen setzen. Die bisherige Parlamentschefin Gisela Bretz hatte vor vier Jahren nicht die Stimmen der Wählergemeinschaft bekommen.

Auch nach dem Verlust von zwei Mandaten gehe das Leben weiter, und er hoffe, daß es "nicht wieder zum Hauen und Stechen" im Parlament komme. Für den von seiner Fraktion gestellten (parteilosen) Ersten Stadtrat Karsten Stahlberg sieht Brandt keine Probleme: "Jetzt hat er halt den Vorgaben der anderen Mehrheit zu folgen." Gespannt sei er auf das Arrangement zwischen CDU und FDP in der Verkehrspolitik. Er glaube nicht, daß die kontroversen Auffassungen der Koalitionspartner zu vereinbaren seien. hko

Überfallene Frau wehrte sich, Täter ließ ab

BAD HOMBURG. Durch heftige Gegenwehr und Hilfeschreie schlug eine Frau (44) im Töpferweg am Mittwoch abend einen Mann in die Flucht, der ihr die Schultertasche entreißen wollte.

Laut Kripo hatte er der Frau den Mund zugehalten, ihr mit einem festen Gegenstand mehrmals auf den Kopf geschlagen und sie zu Boden gezogen. Als Anwohner aufmerksam wurden, flüchtete der Mann. Er soll etwa 18 Jahre alt, von schmächtiger Gestalt und 1,70 Meter groß sein. Die Kripo sucht Zeugen (Tel. 1200). s

Das Ungleichgewicht des Schreckens

Von Jochen Siemens

In diesen Tagen ist es 50 Jahre her, daß Robert Oppenheimer und sein Team auf einem Tafelberg nahe Santa Fe in Neu Mexiko damit begannen, das Manhattan-Projekt in die Tat umzusetzen, um eine Atomwaffe zu entwickeln. Ziel der Arbeiten in Los Alamos war es, Atomwaffen zu bauen, die im Krieg zum Einsatz kommen sollten, und die schließlich in der Form von Atombomben über Hiroshima und Nagasaki den Zweiten Weltkrieg im Pazifik beendeten.

Ein Jahrzehnt später, Mitte der 50er Jahre, konstatierte US-Präsident Dwight D. Eisenhower das "Strategische Patt" zwischen den USA und der Sowjetunion. Damit war bis in unsere Zeit die Funktion von Atomwaffen als tatsächlich einsetzbaren Waffen vorüber. Sie wurden zur Abschreckungswaffe, und der Sinn, immer mehr, immer verheerendere, immer perfektere Atomwaffen zu bauen, lag darin, sie nicht einzusetzen. Die glaubwürdige gegenseitige Versicherung der beiden Atomblöcke, insbesondere der USA und der UdSSR, einander dutzendfach auslöschen zu können, hielt die Welt in einem funktionierenden Gleichgewicht des Schreckens.

Die drohte dann ins Kippen zu geraten, wenn beispielsweise Mittelstreckenraketen neue Verwundbarkeiten aufzeigten oder (während der Kuba-Krise etwa) Standortvorteile die Einsetzbarkeit der Atomwaffen realistisch erscheinen ließen. Wie sehr die Supermächte seit den 60er Jahren darauf bedacht waren, das Zeitalter der atomaren Abschreckung stabil zu halten, zeigen der Atomare Nichtverbreitungsvertrag, NPT (1968), und der Raketenabwehrvertrag, ABM (1973). Zu Recht wurde US-Präsident Ronald Reagans "Strategische Verteidigungsinitiative", SDI, als der Versuch gewertet, die offensive Abschreckungsbalance auszuhebeln.

Dieses Zeitalter der Nichteinsetzbarkeit von Atomwaffen ist vorbei. Dem NPT-Vertrag, der auch die Exklusivität der fünf Atommächte wahren sollte, die zugleich die ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sind, traten Staaten wie Indien, Pakistan und Israel, die allesamt Atomwaffen besitzen, erst gar nicht bei. Andere, wie Brasilien, Argentinien, Iran und Irak traten dem Vertrag zwar bei, versuchten aber mehr oder weniger erfolgreich, Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEO) zu täuschen und ihr eigenes "Manhattan-Projekt" durchzuziehen.

Das erregte zwar die Besorgnis der Weltöffentlichkeit, doch solange man gespannt auf die Overkill-Kapazitäten der Supermächte starrte, kamen die "kleinen Atommächte" und die atomaren Schwellenländer kaum ins Bild. Das ändert sich nun gründlich, und zwar nicht nur wegen der NPT-Austrittspremiere, die vor wenigen Tagen Nordkorea gab.

Atomwissenschaftler aus der ehemaligen Sowjetunion sind auf Arbeitssuche und werden von atomaren Schwellenländern wie Iran umworben; atomwaffenfähiges Material wird geschmuggelt, ab einer Million Dollar sollen Atomsprengköpfe aus der ehemaligen Sowjetunion auf dem Schwarzmarkt käuflich sein. Auch wenn davon wegen komplizierter Sicherheitscodes keine unmittelbare Gefahr ausgehen mag, so ist unverkennbar, daß Diktatoren und Möchtegern-Mächte ihrem Wunsch näherkommen, Atomwaffen zu besitzen - und einzusetzen.

Deshalb wird Nordkorea zum Testfall dafür, wie ernst es die Völkergemeinschaft damit meint, die Verbreitung und Einsetzbarkeit von Atomwaffen zu unterbinden. Davon, daß Nordkorea bereits eine oder wenige Atomwaffen besitzt, muß man ausgehen. Erst nach acht NPT- Mitgliedsjahren erlaubte Diktator Kim Il Sung im vergangenen Jahr Inspektionen der Wiener IAEO, behinderte sie und reagierte nun auf den neuerlichen Wunsch, atomwaffenverdächtige Anlagen zu inspizieren, mit dem Vertragsaustritt.

Die Diktatur des greisen Kim ist ein erfolgloses Regime ohne Freunde. Das Land steht vor dem wirtschaftlichen Ruin. Deshalb war es richtig, zunächst mit chinesischer Hilfe auszuloten, ob Pjöngjang seine Entscheidung rückgängig machen wird. Bleibt Kim bei seiner Entscheidung, haben die Vereinten Nationen 90 Tage, um durch die IAEO oder wie im Falle Iraks unter Berufung auf Kapitel VII der UN-Charta in Nordkorea Inspektionen durchzuführen. Tritt Nordkorea dem NPT wieder bei, muß es sich ohnehin Inspektionen unterziehen.

Die Situation ist schwierig, weil sich ein alter Diktator verrannt hat und man ihm bei aller Entschlossenheit einen Ausweg eröffnen muß. Durch Sanktionen wird das ohnehin von der Außenwelt praktisch abgeschnittene Land nicht sehr zu treffen sein. Um so bedeutender wird die Rolle, die China zufällt. Auch Peking hat sich von den Betonkommunisten in Pjöngjang abgewandt, verfügt aber noch über die meisten Kontakte.

Mag es auch möglich sein, die atomare Gefahr durch Nordkorea einzugrenzen, Irak, nun Korea und womöglich bald schon Iran machen es für die UN dringlichst, die IAEO mit ihren kümmerlichen 200 Inspektoren erheblich aufzuwerten, um die Welt von der Anwendung von Atomwaffen zu verschonen.

"Wie wird der Mann ein Mann?"

WETTERAUKREIS. Der Frage "Wie wird der Mann ein Mann?" wird während eines Bildungsurlaubs des Katholischen Bildungswerkes Oberhessen vom 10. bis 14. Mai im Kolpingferiendorf Herbstein nachgegangen.

Die Leitung haben der Pfarrer Michael Kunze und der Diplom-Pädagoge Andreas Boller. Die Teilnahmegebühr beträgt nach Selbsteinschätzung 200 bis 250 Mark.

Anmeldungen sind bis zum 1. April an das Katholische Bildungswerk in der Liebigstraße 20 in 6300 Gießen zu richten. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 06 41 /7 34 71. cor

Sie stehen nicht im Rampenlicht, machen selten Schlagzeilen. Doch sie haben tolle Ideen, Mut und Elan: Frauen, die etwas Ungewöhnliches wagen, neue Wege gehen. Sie gründen Initiativen und Vereine - oder ein eigenes Unternehmen. Nicht selten neben Beruf, Haushalt und Familienarbeit. In einer Serie stellt die FR diese "Power-Frauen" vor. Kennen Sie auch eine? Wir freuen uns über Tips: Tel. 0 61 92 / 70 87.

Wer hilft der Kröte über die gefährliche Straße?

WETTERAUKREIS. Bald wandern sie wieder, die Kröten und Frösche. Damit sie dabei auf dem Weg zu ihren Laichplätzen nicht unter die Räder kommen, sucht die Umweltwerkstatt Niddatal freiwillige "Krötenlotsen", die die Amphibien über die Straße bringen. Technische Einrichtungen wie Krotenzäune und -tunnel erfüllen nach Ansicht von Frank-Uwe Pfuhl, Pressesprecher des BUND-Kreisverbandes, ihre Aufgabe nur unzureichend oder sind vielerorts überhaupt nicht vorhanden. Wer Frosch und Kröte den Weg weisen möchte, kann sich mit dem BUND in Assenheim unter der Rufnummer 0 60 34 / 61 19 in Verbindung setzen. cor

Zwei Schwerverletzte bei Frontalzusammenstoß

BAD ORB. Zwei Schwerverletzte hat ein Unfall auf der Landesstraße 3199 zwischen der Eisernen Hand und Bad Orb am Donnerstag abend gefordert.

Wie die Polizei mitteilt, war ein 82 Jahre alter Autofahrer mit seinem VW Golf plötzlich nach links geraten und frontal mit einem entgegenkommenden Renault zusammengestoßen, in dem eine 19jährige am Steuer saß. Beide mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden.

An den Autos entstand Totalschaden, den die Polizei auf 11 000 Mark beziffert. jan

Die Parthenon-Skulpturen bleiben in London EG-Richtlinie zum Schutz nationaler Kulturgüter / Nur künftige "Raubfälle" betroffen

BRÜSSEL. Der große Transfer von Kulturschätzen aus den Museen der reichen nördlichen EG-Staaten in die südlichen Ursprungsländer findet nicht statt. Zwar hat der Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft jetzt die Richtlinie "betreffend die Rückgabe von Kulturgütern, die unrechtmäßig aus dem Gebiet eines Mitgliedstaates verbracht wurden", endgültig verabschiedet. Aber die Hoffnung mancher Griechen, Italiener und Spanier auf eine Revision ihrer historischen Verluste hat sich dabei nicht erfüllt. Durchgesetzt haben die nördlichen EG-Partner, daß es nur um das Problem der Aufhebung von Grenzkontrollen im gemeinsamen Binnenmarkt gehen konnte und deshalb alle vor dem 1. Januar 1993 "geraubten" Kulturgüter nicht unter die gegenseitige Hilfeleistung bei der Rückgabe fallen.

Die berühmten "Elgin Marbles", Skulpturen vom Parthenon der Athener Akropolis, bleiben also im Londoner British Museum und werden nicht an Griechenland zurückgegeben. Ein britischer Lord und Diplomat hatte sie in den Jahren 1803 bis 1812 kostspielig mit Segelschiffen in seine Heimat schaffen lassen und damit übrigens vielleicht vor der Vernichtung im griechischen Freiheitskampf gegen die Türken - die das Zeug für wertlos hielten - gerettet.

Auch die Franzosen werden nicht in den Besitz von Charles de Gaulles berühmter Londoner Radioerklärung vom 18. Juni 1940 kommen - "Frankreich hat eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg" -, die sehr wohl zu den nationalen Kulturgütern der Grande Nation gehören könnte. Aber mutmaßlich hat sie damals ein BBC-Angestellter aus dem Papierkorb gerettet, denn das Manuskript befindet sich bei einem britischen Privatmann. Erst wenn Paris es ihm abkauft und nach Frankreich holt, könnte es künftig im Falle eines Diebstahls unter die EG-Regelung fallen, erläutert ein Brüsseler Experte.

Generell gilt die Pflicht der EG-Mitgliedstaaten, einander zu helfen bei der Rückgabe unerlaubt in ein anderes Gemeinschaftsland exportierter Kulturgüter nicht nur für Kunstgegenstände wie Bilder, Skulpturen, religiöse Devotionalien, Gebäudeteile und ähnliches, sondern auch beispielsweise für Gebrauchsgegenstände wie einen Hut oder ein Feldbett Napoleons, sofern sie vom betreffenden Staat zum "nationalen Kulturgut" erklärt wurden. Für Deutschland sind das mehr als 500 Dinge, darunter die Nofretete in Berlin, die Uta im Naumburger Dom, der Bamberger Reiter oder das Evangeliar Heinrichs des Löwen.

In einem Anhang zur Richtlinie werden auch Taucher und Ausgräber gewarnt. Was mehr als 100 Jahre alt ist und ausgegraben, unter Wasser entdeckt wird oder aus Kirchen und Klöstern stammt, auch Bücher aus der Zeit vor mehr als 100 Jahren, Landkarten aus der Zeit vor 1793, Archive, die älter sind als 50 Jahre - all das bedürfe einer nachgewiesenen Exportgenehmigung des Herkunftslandes in der EG, wenn man vor späteren Rückgabeforderungen sicher sein will. Eine Exportgenehmigung als Schutz ist auch erforderlich für "Oldtimerautos" und andere Verkehrsmittel wie Fahrräder oder Lokomotiven, die mehr als 75 Jahre alt sind. Einen "Entschädigungsanspruch" von seiten des auf Rückgabe dringenden EG-Mitgliedstaates hat nach der Richtlinie nur der "gutgläubige Erwerber". Wer jetzt solche Gegenstände kauft, müßte sich vergewissern, daß sie entweder aus dem eigenen Land stammen oder vor dem 1. Januar 1993 aus dem EG-Herkunftsland eingeführt wurden, und sich sonst die Ausfuhrgenehmigung des Ursprungslandes übergeben lassen. Die gleiche Vorsicht dürften künftig die Antiquitätenhändler und die Auktionshäuser in den zwölf Gemeinschaftsstaaten anwenden müssen. Für den Kulturgüter- Export in fremde Staaten hat der EG-Ministerrat gleichzeitig eine Verordnung erlassen. Nur noch an bestimmten Grenzübergangsstellen mit entsprechend ausgebildeten Zöllnern dürfen solche "Schätze" in fremde Staaten gehen. Für Gemälde und andere Kunstwerke oder Antiquitäten ist eine Ausfuhrgenehmigung nötig, wenn der Schätzwert 300 000 Mark übersteigt. Die EG will sich vor allem gegen einen Ausverkauf an Länder wie die USA, Japan oder die Schweiz wehren, auch wenn es um Verkäufe von "Privat an Privat" geht. Hier liegt vor allem für die britischen Auktionshäuser eine neue Schranke, die London im Kreis der zwölf hinnehmen mußte. ERICH HAUSER

Weiter Warten auf das Bistro Erneut wurde die Anhörung zum Gambrinus-Café verschoben

BAD HOMBURG. Erneut hat Jugend- und Ordnungsdezernent Heinrich Gerhold die Anhörung der Anwohner des Musiklokals Gambrinus wegen Terminüberschneidungen verschoben. Und solange die Nachbarn des Fürstenbahnhofs ihre Stellungnahme zu dem geplanten Bistro nicht abgegeben haben, kann Gambrinus-Pächter Wolfgang Gottsleben, der auch gerne das Bistro betreiben möchte, die Konzession für einen Abendbetrieb in dem Bistro nicht bekommen.

Bekundungen von Politiker/innen zufolge müßte das Café schon in Betrieb sein. Im Rahmen der Haushaltsplanverabschiedung war es jedoch unterlassen worden, genug Geld für das Bistro zur Verfügung zu stellen, um eine Klimaanlage installieren zu können. Um Frischluft in die an das Musiklokal angrenzenden Räume zu bekommen, müßten Türen und Fenster geöffnet werden. Das aber läßt das Gaststättengesetz nur bis 20 Uhr zu. Für einen ungestörten Bistro-Betrieb bis nach Mitternacht scheint allen Beteiligten eine Klimaanlage als geeignete Lösung. Gottsleben wäre seinen Aussagen zufolge auch bereit, sich zu einem erheblichen Teil an der Finanzierung der Klimatisierung selbst zu beteiligen. Er setzt bei dieser Investition jedoch auf einen Fünfjahres-Pachtvertrag mit der Stadt statt wie üblich zwei Jahre. Und auch darüber ist im Stadthaus noch nicht entschieden. Die Anhörung der Anwohner soll nun am nächsten Donnerstag stattfinden. off

Terror-Anschlag in Istanbul

öhl ATHEN, 19. März. Bei einem Anschlag auf einen Mannschaftswagen der türkischen Polizei sind am Donnerstagabend im Istanbuler Stadtteil Bayrampasa zehn Polizisten verletzt worden, zwei davon schwer. Nach Augenzeugenberichten wurde das Attentat von drei Männern verübt. Sie feuerten mit Panzerfäusten mehrere Granaten auf den mit etwa dreißig Polizisten besetzten Bus.

Die Täter konnten unerkannt entkommen. Mit Anrufen bei Istanbuler Zeitungen bekannte sich wenig später die linksextreme Terrororganisation Dev-Sol (Revolutionäre Linke) zu dem Anschlag. Vor zwei Wochen hatte die Polizei in Istanbul bei einer Razzia in einer konspirativen Wohnung fünf mutmaßliche Dev- Sol-Mitglieder erschossen.

Gewalt bei Jugendlichen

NIDDATAL. Der Schulelternbeirat der Geschwister-Scholl-Schule lädt ein zu einem Informationsabend zum Thema "Gewalt bei Jugendlichen" am Mittwoch, 24. März, 19.30 Uhr, in der Aula der Schule. Referent ist Polizeidirektor Anhäuser aus Friedberg.

Stadtspiel zum Jubiläum findet schon Freunde

Das Frankfurter Stadtspiel - Teil der 1200-Jahr-Feier im nächsten Jahr - nimmt weiter Gestalt an. Einige Ortsbezirke haben bereits signalisiert, an dem "kreativen Wettbewerb" der Stadtteile mitzuwirken. Jürgen Richter von der städtischen Projekte GmbH spricht von einer "positiven Resonanz". Die Organisatoren erläutern derzeit ihr Konzept den Bürgern und Vereinsvertretern; der "Zwölfkampf" der Stadtteile soll etwa eine Million Mark kosten.

Mit selbstgebauten Flößen den Main überqueren, Theater und Tänze vorführen oder ungewöhnliche Menüs zubereiten - das sind einige der Aufgaben für die Frankfurter. Die Stadtteile stellen sich zwei Tage auf Plätzen und Fußgängerzonen in der City vor - je Schauplatz ein Bezirk. Zunächst war geplant gewesen, die gleichen Disziplinen an gleichen Punkten der Stadt zu präsentieren. "Das wurde kritisiert, weil viele Leute in mehreren Vereinen aktiv sind. "Die müßten durch die Stadt touren", erklärte Richter.

Wer sich insgesamt am besten darstellt, sollen die Bürger entscheiden. Ihre Stimmen werden nach der Einwohnerzahl ihres Stadtteils gewichtet. So hat etwa Berkersheim die gleichen Chancen wie Sachsenhausen. Auch Urteile von Fachleuten und die Ergebnisse der sportlichen Wettkämpfe bestimmen mit, wer am Ende Sieger ist. Dieser Bezirk hat einen Wunsch frei - etwa den Bau eines Brunnens oder Abenteuerspielplatzes.

Um für das Spiel zu werben, fährt ab Mai ein Infomobil durch Frankfurt. Diesen Herbst gibt es für alle 350 000 Haushalte eine "Geburtstagszeitung". bay

Geht die Rechnung nicht auf, haftet der Verein Tierschützer übernehmen das umstrittene Tierheim der Stadt Hanau am Klärwerk

MAIN-KINZIG-KREIS. Wenn der "Tierschutzverein Hanau und Umgebung" am 1. April das Tierheim in Hanau übernimmt, wird sich einiges ändern. Die beiden neuen Pfleger sollen nicht in der Gegend herumfahren, um Fundtiere aufzusammeln. Kadaver muß das Ordnungsamt von der Straße entfernen. Dies sieht der Vertrag vor, der nach langen zähen Verhandlungen mit der Stadt Hanau zum Abschluß kam. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob der knapp kalkulierte Haushaltplan des künftig für das Asyl zuständigen Vereins aufgeht. Er besitzt auch die Genehmigung, Tiere aus Nidderau, Bruchköbel, Maintal und Großkrotzenburg aufzunehmen. "Wir haben keine Vorstellung, was das Tierheim kosten wird", sagte die Erste Vorsitzende Birgit Adam bei der Hauptversammlung.

Im Sommer 1990 war sie erstmals an den Magistrat herangetreten, um das unter städtischer Regie geleitete umstrittene Haus am Klärwerk zu übernehmen. Nachdem die Stadt ihr jetzt einen Betriebskostenzuschuß von jährlich 170 000 Mark zusagte, erklärte sie sich mit dem Geschäft einverstanden. Nach ihren Rechnungen wird der Betrieb 246 000 Mark jährlich kosten. Die Stadt Maintal, für die zwei Boxen reserviert bleiben, zahlt 6000 Mark. Das restliche Geld müssen Spenden, Bußgelder und Einnahmen aus den Vermittlungen einbringen. Geht die Rechnung nicht auf, muß der 371 Mitglieder starke Verein sein Vermögen anzapfen. Geht alles schief, haftet Adam persönlich.

Manuela Horn aus Rödermark sowie Franz Sperling aus Steinheim werden als festangestellte Pfleger am 1. April ihre Arbeit in dem Heim aufnehmen. Mit 120 000 Mark bilden die Personalkosten den größten Ausgabenposten. Nach Wunsch des Vereins soll später ein Zivildienstleistender, eventuell auch eine Stundenkraft, ihnen bei der Bewältigung der Aufgaben zu Seite stehen. Adam rechnet aber auch auf Hilfe aus den Reihen der Mitglieder und der Bevölkerung. Nach einer Eingewöhnungszeit will der Verein "Gassigeher" engagieren, die regelmäßig Tiere ausführen könne. Das Freigehege in dem Asyl ist zu eng, die Verhandlung um ein Erweiterungsareal auf dem Gelände des Klärwerks noch nicht abgeschlossen. Die Führung soll laut der Vorsitzenden "transparent" sein. Deshalb sieht das Konzept auch zum Beispiel "Tage der offenen Tür" vor. "Die Bürger sollen wissen, daß es ein Tierheim gibt und was darin alles geschieht." Dies erhöhe auch die Spendenbereitschaft.

Bürgerfreundlicher will der Verein auch die Öffnungzeiten gestalten. Statt vormittags können sich Interessierte künftig nachmittags nach einem Vierbeiner oder Vogel umschauen: montags, mittwochs, freitags sowie samstags jeweils zwischen 14 und 16.30 Uhr. Haben sie sich für einen Schützling entschieden, müssen sie einen Obhuts- und Pflegevertrag unterschrieben. Auf diese Weise kann der Verein kontrollieren, wie es dem Tier in dem neuen Zuhause geht.

Ein sensibles Thema sprach Adam an, als sie sich in gewissen Fällen für das Einschläfern starkmachte. Mit Schmerzen verbundene körperliche Leiden oder ein nicht rückgängig zu machender "Zwingerkoller" nannte sie als Beispiele dafür, daß die Tierärztin im Einvernehmen mit den Pflegern die Todesspritze anwendet. Katzen, die das Tierheim verlassen, sollen auf alle Fälle kastriert werden. Reicht das Geld aus, soll dies auch mit den Hunden geschehen.

Rund 55 Hunde sowie 45 Katzen sollen sich derzeit im Hanauer Tierheim aufhalten. Eine genaue "Bestandsaufnahme"ist für nächsten Donnerstag geplant. jur

Butzbach lockt mit einer Orchideen-Ausstellung

BUTZBACH. Zu einer großen Orchideenschau lädt die Landesgruppe Mittelhessen der Deutschen Orchideen-Gesellschaft am Samstag und Sonntag (20. und 21. März) in das Butzbacher Bürgerhaus ein. Die Blumenschau will den neugierigen Betrachtern einen Einblick in die Pflanzenfamilie der Orchideen bieten, zu denen weltweit rund 20 000 Arten in mehr als 600 Gattungen gehören. Die Zahl der bis heute gezüchteten Orchideenarten, Spielarten und Kreuzungen wird auf mehrere tausend geschätzt.

Die Ausstellung bietet neben der Blumenschau noch eine stündlich wechselnde Ton-Dia-Vorführung über die Orchideen, die in freier Natur nicht nur in den tropischen und suptropischen Zonen der Erde vorkommen, sondern auch in den gemäßigten bis kühlen Breiten Europas, Amerikas und Asiens. Selbst in den Hochgebieten der Anden und in den Gebirgstälern des Himalajas wachsen winterharte Formen.

Mitglieder der Landesgruppe Hessen geben im Bürgerhaus Pflege und Zuchttips. Darüber hinaus kann man auch Pflanzen direkt von den Züchtern, Kultursubstrate, Pflanzenschutzmittel, Bücher und Spezialdünger kaufen. Zu den acht Ausstellern gehören die Landesgruppen Mittelhessen, Rheinhessen, Rhein-Mosel und Erftkreis, der Botanische Garten Marburg und Profi-Orchideenzüchter.

Seit alters her gelten manche Orchideenarten als Aphrodisiakum. Der Volksmund nennt die farbenprächtigen Blumen wegen ihrer hodenförmigen Knollenform auch Knabenkraut.

Die Ausstellung ist am Samstag und Sonntag im Butzbacher Bürgerhaus jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Jeweils eine Stunde vor der Ausstellungseröfnung dürfen an beiden Tagen Hobbyfotografen in aller Ruhe die Orchideen-Vielfalt ablichten. Der Eintritt kostet für Erwachsene fünf Mark, Kinder dürfen sich die Blumen gratis anschauen. str

Diese Bürger sitzen künftig im Parlament von Isenburg

NEU-ISENBURG. Der Wahlausschuß hat inzwischen das endgültige Ergebnis der Kommunalwahl vom 7. März festgestellt und die Namen derjenigen Frauen und Männer bekanntgegeben, die laut Wahlliste der einzelnen Parteien in die Stadtverordnetenversammlung einziehen. Veränderungen sind möglich, da einige der Abgeordneten auf Magistratssitze oder ins Präsidium wechseln und damit Platz für Nachrücker schaffen.

Die Sozialdemokraten haben künftig 14 Sitze, die CDU 16, die Grünen sieben, FDP und FWG jeweils vier. CDU, FDP und Freie Wähler haben sich wieder zu einem bürgerlichen Bündnis zusammengeschlossen.

SPD: Ursula Grau (Kinderpflegerin), Werner Zimmermann (Kaufmann), Wolfgang Lamprecht (Diplom-Volkswirt), Ute Kurlanda (technische Sachbearbeiterin), Rosemarie Minta (Diplom-Volkswirtin/ Hausfrau), Irene Linke (Apothekenhelferin), Dr. Gerhard Jäger (Chemiker), Renate Klos (Diplom-Sozialarbeiterin), Thomas Jühe (Studienreferendar), Horst Schäfer (technischer Angestellter), Ute Marschalk (Bankkauffrau), Gerhard Bautz (Oberstudiendirektor i. R.) und Fabian Eckardt (Schüler).

CDU: Dirk-Oliver Quilling (Rechtsreferendar), Walter Norrenbrock (Geschäftsleiter, designierter Stadtverordnetenvorsteher), Theodor Wershoven (Rechtsanwalt), Mechthilde Fürst-Diery (Diplom- Psychologin), Ingo-Lutz Straßburger (Rechtsanwalt und Notar), Jutta Tischer (Assessorin), Udo Bachmann (Student), Heinrich Keune (Rechtsanwalt), Josef Richter (Architekt, designierter Stadtrat), Oliver Hatzfeld (Student), Susanne Flühr (kaufmännische Angestellte), Erika Kimpel (Hausfrau), Stefan Schmitt (Schüler), Bruno Frunzek (kaufmännischer Angestellter), Heinrich Knöpfel (Rentner), Manfred Mogel (Marketingleiter).

Die Grünen: Maria Marx (Sonderschullehrerin), Hans-Jürgen Hänsel (Werkzeugmacher), Gabriele Obst (Postbeamtin), Klaus Richter (Diplom-Soziologe), Helga Helbig (Sozialarbeiterin i. R.), Christiane Schäfer (Studentin), Wolfgang Schreiber (Lehrer).

FDP: Berthold Depper (Erster Stadtrat, verzichtet auf sein Mandat), Edith Reitz (Sekretärin und designierte Stadträtin), Gerhard H. Gräber (Verwaltungsleiter), Alexis Taeger (Student). Für die beiden Magistratsmitglieder rücken Apostolos Koreas und Jörg B. Möller nach.

Freie Wählergemeinschaft (FWG): Karl Vey (Rentner und designierter Stadtrat), Gerhard Elsner (Pensionär und designierter Stadtrat), Günter Otto Schulze (Ingenieur), Peter Weiland (Kaufmann). Für die beiden ehrenamtlichen Magistratsmitglieder rücken Frank Saper und Eberhard Leube nach. hf

Keine Lust auf die Lotosblüten Hauffstraßen-Bordell soll weg

OBERURSEL. Stadtrat Gerd Krämer drückte sich vorsichtig aus: "Früher hätte man gesagt: Wir haben festgestellt, daß dort gewerbsmäßig Unzucht getrieben wird." Drei Mitarbeiter des Ordnungsamts machten am Donnerstag einen Besuch in der Hauffstraße 6. Ihre Mission: Sie sollten herausfinden, ob in dem Wohnhaus tatsächlich vier Asiatinnen als Prostituierte arbeiten.

Gestern berichteten die Kundschafter von ihren Recherche-Ergebnissen, und Krämer meldete: "Unser Verdacht hat sich bestätigt." In jedem Zimmer seien Betten und andere "eindeutige Utensilien" gefunden worden.

"Zarte Lotosblüten verwöhnen jetzt auch hier", hatte zuvor eine Zeitungsanzeige verheißen. Unter der annoncierten Oberurseler Rufnummer, so fand ein Nachbar heraus, meldete sich eine weibliche Stimme, die körperliche Dienste gegen Geld offerierte. Zudem seien häufig Autos mit auswärtigen Kennzeichen vorgefahren. Die Anwohner liefen Sturm gegen die unliebsamen Nachbarinnen: "Wir wollen kein Bordell in der Hauffstraße 6", protestierten sie auf einem Transparent.

Auch im Rathaus schlug der Fall Wogen. "Wir können uns kaum noch retten", sagte Gerd Krämer. Das Bürgertelefon lief heiß, zahlreiche Beschwerdebriefe kamen mit der Post. Der Stadtrat zeigte Verständnis: "Die Anwohner sehen in dem Milieu eine Gefährdung für ihre Kinder und eine Beeinträchtigung ihrer Wohnqualität - und ich kann ihnen da nicht widersprechen."

Ein Bordell direkt am Bahnhof, noch dazu in einer Wohnung: "Das wollen wir nicht in Oberursel", betonte Krämer. Zwar gebe es bereits Bordelle in der Stadt, über die auch von Zeit zu Zeit Beschwerden bei der Verwaltung eingingen. Aber dort liege keine Wohnraumzweckentfremdung vor - und keine "harmonische Nachbarschaft" wie in der Hauffstraße.

Die Stadt wird nun den Hausbesitzer auffordern, den ungesetzlichen Zustand zu beenden, denn "ein Bordellbetrieb ist eben keine Wohnnutzung". Allerdings gestaltet sich die Kontaktaufnahme schwierig, da er derzeit an verschiedenen Aufenthaltsorten vermutet wird. "Wir haben von Malta und Gran Canaria gehört", berichtete Krämer.

Fest steht jedenfalls: Sollte sich der Vermieter weigern, die Wohnung wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zuzuführen, droht ihm der "Verwaltungszwang" mit anschließendem Zwangsgeldbescheid. Und dann, sagte der Stadtrat, "wird's teuer". ill

Nach Vollbremsung in den Graben gerutscht

BRACHTTAL. Nach einer Vollbremsung ist am Donnerstag abend ein Autofahrer in Schlierbach in den Graben gerutscht und hat sich dabei schwere Verletzungen zugezogen.

Laut Polizeiangaben sah sich der Fahrer zu dem Bremsmanöver veranlaßt, weil ein entgegenkommender Verkehrsteilnehmer in Richtung Brachttal versucht hatte, an einer Autokolonne vorbeizuziehen.

Blechschaden entstand in Höhe von 12 000 Mark. jan

Peter Münch führt die REP auch im Kreistag

HOCHTAUNUSKREIS. Peter Münch führt die Kreistagsfraktion der rechtsextremen "Republikaner" (REP). Die achtköpfige Fraktion wählte ihn einstimmig. Münch ist parallel auch Fraktionschef der Bad Homburger REP-Fraktion.

Die "Republikaner" sind bei der Kommunalwahl erstmals in den Kreistag eingerückt. Die vier anderen Fraktionen lehnen jede Zusammenarbeit ab. stk

Defekter Gasofen löst Brand in Wohnwagen aus

HANAU. Ein Wohnwagen ist am späten Donnerstag nachmittag auf dem Gelände der Fischzucht Haas vollständig ausgebrannt. Nach Angaben der Polizei hat vermutlich ein defekter Gasofen das Feuer verursacht. In den Wohnwagen befanden sich 40 Liter Benzin und auch Gasflaschen. az

Eine Frau spielt eine Frau

Eine Frau spielt eine Frau spielt eine nachdenkliche Frau, eine ängstliche Frau, eine unbeherrschte Frau, eine glückliche Frau, eine sehnsüchtige Frau, eine naive Frau, spielt eine Ehefrau, die den Mann liebt und nicht dessen Verstand, spielt eine frivole Frau, eine zweifelnde Frau, eine verletzte Frau, eine kesse Frau, eine süchtige Frau, eine erotische Frau, eine verträumte Frau, spielt eine Frau, die singt und die Angst hat zu spielen, spielt eine trotzige Frau, eine schöne Frau, eine ramponierte Frau, eine fesselnde Frau, eine aufrichtige Frau, eine verführte Frau, eine verzweifelte Frau, eine stolze Frau.

Eine Frau, Riad Kassem, spielt eine Frau, die von sich behauptet, daß ihr nichts in den Schoß gefallen sei, sie ihre Arbeit aber stets ernst genommen habe, spielt eine Frau, die sich müht, das Wahre aus sich herauszuholen, und bleibt, was sie ist: eine gut gemachte Fälschung. Die Schauspielerin Riad Kassem spielt Marilyn Monroe.

(Noch am Samstag, 20 Uhr, Gallustheater, Krifteler Str. 55.) RAINER ZUFALL

SPD Schöneck hält Rückblick auf die Wahl

SCHÖNECK. Der SPD-Ortsverband Schöneck veranstaltet seine Jahreshauptversammlung am Dienstag, 30. März, ab 20 Uhr im alten Hofgut. Natürlich wird dabei die Kommunalwahl nachbereitet; daneben werden verdiente Mitglieder geehrt.Büdinger Polizei lobt hilfsbereiten Zeugen

BÜDINGEN. Einem aufmerksamen Zeugen ist es zu verdanken, daß eine Unfallflucht auf der Bundesstraße 521 zwischen Büches und Düdelsheim umgehend aufgeklärt werden konnte.

Ein Mann aus Stockheim hatte am Mittwoch beobachtet, daß ein Autofahrer aus Düdelsheim mit seinem Wagen in einer Linkskurve der B 521 einem entgegenkommenden Auto ausweichen mußte und deshalb in den Graben fuhr. Der Stockheimer nahm die Verfolgung des Fluchtfahrzeuges auf, konnte den Wagen einholen und das Kennzeichen ablesen.

Kurze Zeit später ermittelte die Polizei die Autofahrerin, die den Unfall verursacht hatte. cor

Billy Graham zieht auch die Rüsselsheimer an

RÜSSELSHEIM. Moderne Technik macht es möglich, daß die Predigten von Billy Graham, der für "Pro Christ 93" noch bis Sonntag jeden Abend in der Essener Gruga-Halle das Wort Gottes verkündet, auch in Rüsselsheim verfolgt werden können. Es sind viele, die bisher in die Stadthalle kamen, um nach einem eigens organisierten, aus Sketchen, Musik oder Talkrunden bestehenden Vorprogramm, Grahams Predigten zu lauschen. Die Aktion, die von den evangelischen Gemeinden gemeinsam getragen und mittels eines Arbeitskreises zusammen mit der Landeskirche vor Ort organisiert wird, erweist sich als Publikumsmagnet. Christa Freischlad-Weiß, deren Mann Siegfried die Koordination der Rüsselsheimer Aktion leitet: Durchschnittlich 450 Menschen seien bisher pro Abend gekommen. "Wir haben gehofft, daß viele kommen. Daß es so viele werden, haben wir aber nicht erwartet", sagt sie.

"Fragen des Glaubens sind nach wie vor aktuell", erklärt sich Christa Freischlad-Weiß den Erfolg. wal

Schüler verstanden sich prächtig 40 Pennäler aus Huizen zu Besuch

BAD VILBEL/HUIZEN. Nicht immer haben in den letzten zwanzig Jahren die Gruppen von 15jährigen Schülerinnen und Schülern der Partnerstadt Huizen und des Bad Vilbeler Gymnasiums harmoniert. Doch in diesem Jahr klappte es prächtig zwischen den 40 Mädchen und Jungen aus den Niederlanden und den Pennälern der Klassen 9 b und 9 d, zum Beispiel bei dem Ausflug nach Mainz am Mittwoch und bei der Abschlußfete am Donnerstag abend im Jugendhaus Saalburgstraße.

Das kam den Veranstaltern gerade recht, denn dieser Besuch der holländischen Gäste war etwas Besonderes. Vor zwanzig Jahren hatten Hans Tuengerthal und Harald Braunewell den Schüler- Austausch in Gang gesetzt, der nunmehr im zehnten Jahr von Peter Troitzsch auf Vilbeler Seite betreut wird. Wie Troitzsch der FR sagte, ist Huizen für die SchülerInnen aus beiden Städten attraktiv geblieben, obwohl mit Öffnung der europäischen Grenzen den Auslandsbesuchen der "Hauch von Abenteuer" entschwunden sei.

Am 19. Juni wird sich eine Gruppe von 55 Jugendlichen der Klassen 9 b und 9 d auf den Weg nach Huizen machen. Mit einem Bus wird Arnheim angesteuert, und dann folgte eine 300 Kilometer lange Sight-Seeing-Tour auf eigens per Lastwagen mitgeführten Fahrrädern bis Huizen. Dort sind Ausflüge nach Amsterdam und zu einer Käserei geplant. hm

Breite Bremsspur bei Auto-Neuzulassungen

cri FRANKFURT A. M. Die wirtschaftliche Flaute hinterläßt in der Autoindustrie eine breite Bremsspur. Wie stark viele Verbraucher ihr Geld zusammenhalten, zeigt auch die Februar-Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes. Demnach sackten die Neuzulassungen fabrikneuer Personenwagen und Kombi um fast ein Viertel auf 238 406 im Vergleich zum Vorjahresmonat ab. Auch insgesamt zeigte der Trend steil nach unten. Einschließlich Ackerschleppern, Sattelzugmaschinen, Omnibussen, Krafträdern und Lastern wurden 268 096 Kraftfahrzeuge angemeldet, was ebenfalls einen Rückgang um ein Viertel bedeutet.

Ein etwas anderes Bild ergibt sich bei getrennter Betrachtung der Nachfrage in Ost- und Westdeutschland. In den alten Ländern bekamen demnach im Februar 189 516 Personenwagen ein erstes Nummernschild und damit 27 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres. Zwischen Rostock und Suhl hingegen betrug der Rückgang nur 13 Prozent auf 48 890 Autos.

Auch für die Anschaffung eines Motorrades sitzt das Geld offenbar nicht mehr so locker. Nur 9131 Krafträder bekamen zuletzt eine erste Plakette - 18,3 Prozent weniger als zwölf Monate zuvor. Dieser Abschlag ergibt sich in etwa auch für die alte Bundesrepublik. In Ostdeutschland betrug das Minus zwar nur ein Zehntel, die Anzahl der neu angemeldeten heißen Öfen war aber mit 733 auch bescheiden.

Aktionskreis informiert über die Müllzentrierung

HEUSENSTAMM. "Werden wir zum Mülleimer im Umlandverband?" fragt der aus der Bürgerinitiative gegen die Erweiterung der Schlackendeponie hervorgegangene "Aktionskreis gegen Müllkonzentration" auf einem Flugblatt, das zur Zeit in Heusenstamm, Offenbach und Gravenbruch verteilt wird. Für 23. März, 20 Uhr, hat der Aktionskreis zu einem Informationsabend in das Sportlerheim, an der Isenburger Straße eingeladen.

Dort soll auf die Belastungen in der Region aufmerksam gemacht werden. Die Initiative erinnert an die Deponien in Buchschlag, im Lohwald, den Monte Scherbelino und die Deponie in Zellhausen. Sie spricht sich gegen eine Zentrierung der Müllindustrie vor den Toren Heusenstamms aus. Sie befürchtet eine Zunahme des Verkehrs, der Boden- und Luftbelastung sowie Waldverlust: "Wir sagen nein zur Abfallsortieranlage, zur Schlackenaufbereitung und zum Küchenabfallkompostwerk." pmü

Drittkläßler aus der Grundschule in Eichen lernen seit sechs Wochen "Früh-Englisch" / Farbentest: "Ich glaub' it's red"

NIDDERAU. "Pinky", der kleine Finger, ist konktaktfreudig. Er schaut aus seinem Versteck hinter "Sams" Rücken vor und trägt ein spitzes, buntes Plastikhütchen. Nun hampelt er ein bißchen, verbeugt sich vor seinem Gegenüber von der linken Hand und ist - husch! - wieder fort. "Sam" singt dazu mit den anderen Eichener Drittkläßler(inne)n ein passendes Lied - auf englisch.

Redselig ist "Peggy Popcorn", die Handpuppe, die sich "Dave", "Ann", "Kate" und wie sie sich alle nennen, mit Lehrerin Julia Weikard und einigen Müttern gebastelt haben. Daß die Puppe nur Englisch versteht - für die Buben und Mädchen dieser Grundschulklasse ist das kein Problem. Und das nach ganzen sechs Wochen "Früh-Englisch".

Der Rollenwechsel, mit dem sich die Kinder mal in die Fingerchen, dann in die Puppe und nicht zuletzt in ihre englischen Pseudonyme versetzen, erleichtert es ihnen, unbefangen drauflos zu plappern. Die Antwort beim Farbenraten heißt dann schon mal: "Ich glaub', it's red."

Die Lehrerin unterrichtet einsprachig, um die beiden Englischstunden, die sie in 20-, 30-Minuten-Blöcken locker über die Woche verteilt, intensiv zu nutzen. In der ganzen Stunde, die zu Ehren des reporters gehalten wird, wird es keinen Moment langweilig. Neben Konversation sind Lieder wichtig, "Are you sleeping, brother John?" wird getanzt. Die Kinder sind ebenso konzentriert dabei wie später beim Memoryspiel in englischer Sprache, dessen Kärtchen sie selbst ausschneiden.

"Früh-Englisch" in Eichen ist von Eltern angeregt worden. Julia Weikard, von Haus aus Französischlehrerin, aber geübt im Umgang mit englischsprachigen Menschen, war zu dem Wagnis bereit. Die Schulbehörde, die noch einige wenige Projekte der Art laufen hat, hatte keine Bedenken. Inzwischen sind die Kinder in Eichens zweiter Klasse schon gespannt auf das, was die dritte Interessantes lernen darf. Voraussichtlich werden auch sie nächstes Schuljahr Englisch lernen.

Der frühe Fremdsprachenerwerb wird vom Bundes-Elternbeirat befürwortet. In Hessen, wo dieser Unterricht seit 1989 im Belieben jeder Grundschule steht, bieten ihn die Kreise Kassel und Bergstraße flächendeckend an. Für den Einzugsbereich der Nidderauer Gesamtschule ist von Lehrkräften eine Konferenz mit den Grundschul-Kolleg(inn)en aus dem Einzugsbereich angestrebt, in der auch Julia Weikard die Werbetrommel rühren will.

Abzustimmen sein wird dabei sicher auch, wie die Gesamtschule die im lustbetonten Grundschulunterricht erworbene Fremdsprachenkompetenz in benoteten Unterricht überführen kann. Sinn des "Früh-Englisch" ist es ja nicht, ein fixes Wissen einzubleuen. Lesen und Schreiben werden nur berücksichtigt, wo die Schüler(innen) das selbst fordern. Etwa dann, wenn sie aus ihrem Alltag englische Begriffe - von "Jeans" bis "Bounty" - anschleppen und buchstabiert haben wollen. Im Klassenraum werden solche Begriffe aus Illustrierten aufgeklebt.

Eine These, der sie auf einer Fortbildungstagung zunächst skeptisch begegnete, findet Weikard schon bestätigt: Schwache Schüler(innen) profitieren von dem kindorientierten Unterricht, als der das "Früh-Englisch" angeboten wird. Ein wenig beneidet sie ihre eigenen Schulkinder: Die hätten die Chance, sich spielerisch ein "Artikulations-Instrumentarium" anzueignen, wie man es jenseits des zehnten Lebensjahrs höchstens noch unter allergrößter Mühe erwirbt. Damit dies voll genutzt wird, will die Lehrerin zwischendurch auch Tonbänder einspielen, von denen die Kinder die Aussprache eines native speaker, also eines Muttersprachen-Sprechers, hören.

Kritisch merkt die Lehrerin an, daß die auch von der Wirtschaft gewünschte frühe Fremdsprache nicht allein vom zusätzlichen Privatengagement der Lehrkräfte abhängig gemacht werden dürfe. Eine ausreichende Qualifizierung der Pädagogen über dauerhafte Weiterbildungsangebote verlangen auch mit dem Thema befaßte Wissenschaftler. Ul

Zauberhaftes auf Eierschalen Zehnter Ostermarkt präsentiert allerlei Kunstfertigkeiten

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Zum zehnten Mal dreht sich am Wochenende in Bad Soden-Salmünster wieder alles ums Ei. Zum Ostermarkt, der diesmal in der Konzert- und Wandelhalle in Bad Soden stattfindet, werden unter anderem mehr als 30 Eiermaler aus dem In- und Ausland erwartet, die den Besuchern ihre Fingerfertigkeit und Kreativität beim Bemalen und Dekorieren der Ostereier demonstrieren, ob Tuschzeichnungen, Batik, Scherenschnitte oder Stickereien. Vielfalt und Phantasie sind bei der farbenprächtigen Gestaltung praktisch keine Grenzen gesetzt. "Es ist unvorstellbar, was alles auf das Ei gezaubert wird", schildert die Organisatorin Brigitte Wichlei. Dazu gehören auch traditionelle und landestypische Beschriftungen der Eier.

Korbflechter, Kunsthandwerke aus Keramik, Radierungen, Salzteigfiguren, Trockengestecke sowie Weide- und Haselruten sorgen am Samstag und Sonntag, 20. und 21. März, jeweils von 11 bis 18 Uhr für das österliche Flair.

Einige der Mitorganisatoren pflegen noch Gabelhäkelei und präsentieren diese selten gewordene Handarbeit dem Publikum. Ein Preisrätsel rundet das Programm des Ostermarktes ab, zu dessen Eröffnung am Samstag um 10.45 Uhr das Konzertorchester des Ulrich-von-Hutten- Gymnasiums aus Schlüchtern spielt. jan

Wer hat nun

am besten

fabuliert?

HANAU. Ingesamt 935 Arbeiten haben Schülerinnen und Schüler von zehn Schulen zum diesjährigen Fabulierwettbewerb eingereicht. 48 Werke kamen in die engere Wahl, und 18 Preise wurden von der Jury zuerkannt.

Diese Auszeichnungen wird nun Kulturdezernent Klaus Remer am heutigen Samstag, 20. März, ab 11 Uhr im Weißen Saal des Schlosses Philippsruhe überreichen.

Das Thema des Wettbewerbs paßte in die Zeit: Über "Krieg und Not - Flüchtlinge in Hanau" haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gedanken gemacht.

Die Jury - besetzt mit Eva Aust, Christa Dauth, Armin Hechler, Dr. Maria-Regina Kaiser und Gerd Lobin - vergab die ersten Preise der drei Altersstufen an Johannes Becker (Limesschule), Markus Korinth und Simone Stummer (beide Karl-Rehbein-Schule).

Die drei Gewinner werden ihre Arbeiten heute vormittag im Schloß Philippsruhe vortragen.

Sonderpreise für zahlreiche Einsendungen erhalten außerdem die Eberhardschule, die Eppsteinschule, die Brüder-Grimm-Schule, die Grundschule Wolfgang, die Limesschule und die Hohe Landesschule.

Und noch eine Ausgezeichnete wird an dem kleinen Festakt mitwirken: Für den musikalischen Teil sorgt die elfjährige Hanna Högenauer, die kürzlich den Willy-Bissinger-Preis gewann. az

Vom Kampf ums Überleben Dario-Fo-Stück: komödiantisches Erlebnis, schlecht besucht

BAD HOMBURG. Touristen mit niederrheinischem Idiom rücken gleich busweise an, prügeln sich um die besten Plätze, lechzen nach Bier und pfeifen Zarah Leanders "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen". Denn genau dies steht auf dem Programm: ein Wunder. Jesus erweckt den schon verwesten Lazarus zu neuem Leben.

Solche und andere Geschichten sind das Thema in Dario Fos "Der Teufelsschiß", der am Donnerstag abend in der Englischen Kirche zu sehen war. Die Grundlage bildet derbes mittelalterliches Volksgut, in dessen Mittelpunkt immer der alltägliche Kampf ums Überleben trotz Armut und Unrecht und die profane Auseinandersetzung mit Kirche und Religion stehen. Eine Auseinandersetzung, die Gott, Jesus und den Papst auf die Ebene des einfachen Volkes herunterzieht, ohne deren Existenz philosophisch in Frage zu stellen.

Der politisch-anarchistische italienische Komödienschreiber Dario Fo hat sie aus der realen zeitlichen Abfolge herausgeholt und in historische Zusammenhänge eingeordnet (Sagt der Papst zu Jesus: "Schau mir in die Augen, Kleiner"), ihren Fabelcharakter bewahrt und zugleich aktualisiert (Jesus als Asylbewerber "Palästina" in Ägypten). Am Ende jeder spannungsgeladenen Erzählung steht die Moral von der Geschicht'.

Auf Hans Schwab, einen der Protagonisten des deutschen Straßentheaters, ist die Vorlage genial zugeschnitten. Mit Pantomime und Sprache läßt er als Ein- Mann-Ensemble Monologe, Dialoge und Massenszenen im fliegenden Wechsel lebendig werden, wird zum mimischen Chamäleon, das sich sekundenschnell zu wandeln vermag. Zwei Stunden zieht Schwab seine Zuhörer in Bann, bezieht sie improvisierend ein und läßt vergessen, daß drei Viertel der Stühle in der Englischen Kirche wieder einmal leer geblieben sind. Dabei hätte das komödiantische Erlebnis eine ganze Woche volles Haus verdient. GÜNTHER SCHERF

Beschaffen und Vergeben im Energiebereich

FRIEDBERG.Mit einem Vortrag zum Thema "Praxis der Beschaffung und der Dienstleistungsvergabe aus der Sicht eines Energieversorgungsunternehmens" setzt die FH Friedberg am Mittwoch, 24. März, ihre Reihe über das "Beschaffungswesen" fort. Das Referat von Horst Gröninger (OVAG) beginnt um 17.15 Uhr im Raum 24 der FH Friedberg. cor

Predigt von der Leinwand Gruppendynamik à la Graham

ESCHBORN. Billy Graham hat schon gewonnen, bevor der graumelierte Medienstar auf der Leinwand lospredigt. Der Gemeindesaal ist rappelvoll. Eine alte Frau zappelt auf ihrem Stuhl wie vorm ersten Rendezvous, Teenies kichern, ein Mann lehnt sich auf seinem Plastikstuhl zurück wie daheim im Fernsehsessel. Draußen flattert das Spruchband "Komm und erlebe Gottes Wort", Motto von Pro Christ '93, einsam im Wind. Drinnen steht die Luft, halten alle den Atem an, als das Licht ausgeht. Spot an für den Mann aus den Staaten, der in Essen für ganz Europa spricht.

Eine große Show, eine große Leinwand im großen Saal - bei der Glaubens-Party fühlt sich der Zuschauer schnell als das Staubkorn, von dem der 74jährige spricht. Aber es darf auch gelacht werden. Live. Teufel hin, Teufel her. Graham ist ein Mann fürs Grobe, der Streiter Gottes verschmäht Grautöne. Wahrheit und Liebe in simplen Sätzen, angereichert mit Anekdoten einer Flugreise. Alle Menschen sind gleich, sogar in Deutschland gibt es Katzen und Supermärkte.

Die Zuschauer können konsumieren wie im Kino. Chips werden nicht herumgereicht, dafür dürfen die 260 Menschen immer mal wieder aufstehen und singen. Alle machen mit, Gruppendynamik à la Graham. Das ist so schön, daß bei guten Sprüchen sogar geklatscht wird.

Nicht einmal Bibelzitate langweilen. Immer schön kurz, da wird nichts ausgelegt. Die Leinwand saugt das Publikum auf. Gemeinde kann man die Gruppe nicht nennen. Sicher, viele sind Baptisten wie Graham, Methodisten, Christen aus evangelischen Freikirchen. Aber die Dunkelheit trennt.

Der ferne Hauptdarsteller ruft dazu auf, nach vorn zu kommen und sich vor allen für Jesus zu entscheiden. Im Saal folgen acht Menschen dem Aufruf. Die anderen sind schon überzeugt. Als das Licht wieder brennt, ist die Stimmung okay. Am Buchstand greifen einige beim "Licht am Horizont" zu. Graham ist Autor. Ein Autogramm gibt's freilich nicht - das schafft noch kein Satellit. pms

Altglas Die Zeit des Mischens ist vorbei

MÖRFELDEN-WALLDORF. Blauer Umweltengel und grüner Punkt prangen auf den neuen Altglascontainern, die demnächst in Mörfelden und Walldorf aufgestellt werden; Zeichen für Umweltverträglichkeit und Einbindung in das Duale System. Das Prädikat der Jury Umweltschutz haben sich die alufarbenen Großbehälter durch ihr verbessertes Innenleben erworben. Eine Isoliermatte und gummiummantelte Fallbremsen sollen den Lärm der fallenden Flaschen dämpfen. Die Anwohner der Getrenntsammelbehälter werden sich freuen, mußten sie doch seit 1979 das bisweilen ziemlich laute Klirren und Scheppern des Glases ertragen.

Das Logo des Dualen Systems drückt aus, daß nach der neuen Verpackungsverordnung die Trennung von Bunt- und Weißglas nun bereits beim Sammeln zwingend notwendig ist. Dementsprechend gibt es separate Container für weißes Glas und solche für braunes oder grünes. Die Unterscheidung der Glasfarben ist notwendig, denn: Um wiederum weißes Glas zu gewinnen, können nur weiße Flaschen wiederverwertet werden; ähnlich verhält es sich mit Buntglas.

Nach 14 Jahren haben die bisherigen Container jetzt zugunsten dieser neuen Modelle ausgedient. Neben dem Lärmschutz haben die Behälter noch einen weiteren Vorteil: Sie sind erheblich größer als ihre Vorgänger. 3,2 statt bislang 1,8 Kubikmeter bieten etwa den doppelten Platz für Altglas. Wegen Überfüllung nicht mehr brauchbar: Das soll künftig nicht mehr passieren, zumal an jedem Standort je ein Container für Weißglas und ein weiterer für Buntglas aufgestellt werden. Das macht zusammen 6,4 Kubikmeter.

Dirk Treber, Umweltdezernent von Mörfelden-Walldorf, stellte die unterschiedlichen Vorzüge des verbesserten Systems vor und erläuterte auch, daß nicht nur die Tonnen an sich, sondern auch ihre Verbreitung im Stadtgebiet sich ändern.

Zu den bisherigen 20 Standorten der Altglascontainer in den Stadtteilen Mörfelden und den 22 Behältern in Walldorf kommen in Mörfelden vier, in Walldorf zwei neue hinzu. Insgesamt stehen den Bürgern dann 96 Glassammeltonnen zur Verfügung. Noch stehen die alufarbenen Ungetüme auf dem Festplatz in Walldorf; die stattliche Ansammlung wird von der Egelsbacher Firma, die mit der Müllabfuhr des Glases beauftragt ist, in den ersten Aprilwochen verteilt. asd

Verletzter Motorradfahrer ins Krankenhaus geflogen

GLASHÜTTEN. Mit dem Rettungshubschrauber mußte ein schwerverletzter Motorradfahrer am Donnerstag nachmittag nach Frankfurt ins Krankenhaus geflogen werden: Er war auf der Straße zwischen "Rotem Kreuz" und Eselsheck mit einem Personenwagen zusammengestoßen. Laut Polizei war der Kradfahrer auf der Fahrt aus Richtung Feldberg auf der L 3025 in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geraten und frontal mit dem entgegenkommenden Fahrzeug zusammengekracht, dessen Fahrer voll in die Bremsen stieg, aber den Zusammenstoß nicht verhindern konnte. Der Blechschaden wird auf 11 000 Mark geschätzt. s

Nidda feiert in den Frühling hinein

NIDDA. Die Kinder-Eisenbahn fährt, der "fliegende Teppich" hebt ab, und das Hochkarussell dreht seine Runden, wenn heute um 14 Uhr das Frühlingsfest in Nidda eröffnet wird. Neben dem Vergnügungspark erwartet die Besucherinnen und Besucher ein Krammarkt. Ab 13.30 Uhr wird der Bezirkslandfrauenverband Nidda mit einer Feier für sein 40jähriges Bestehen geehrt. Ab Sonntag präsentiert auch die Niddaer Künstlerin Karin K. Steffek ihre "Graphischen Kleinodien" in der Kundenhalle der Sparkasse. Am Montag, 22. März, laden die Fahrgeschäfte ab 14 Uhr die Gäste des Frühlingsfestes zum Familiennachmittag mit ermäßigten Preisen ein.

Selbsterfahrung durch Malen und Gestalten

MAINTAL. Unter dem Thema "Farbberührungen" veranstaltet die Maintaler Kunst-Therapeutin Irmgard Holtkötter - Mitglied des Maintaler Kunst-Frischwasser-Vereins - vom 26. bis 28. März in der Maintaler Kulturetage (Historisches Rathaus Wachenbuchen) ein Seminar.

Weitere Information und Anmeldung telefonisch unter der Nummer 06181/47915. Inhaltlich geht es im wesentlichen um "Selbsterfahrung durch Malen und Gestalten von Bildern", teilt Holtkötter dazu mit. pom

Auf einen Blick

Seite II

Thema Gewalt unter jungen Leuten: Interview mit der Pädagogin Änne Ostermann von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.

Seite III

Wie hat sich die umstrittene Gesundheitsreform in der Praxis ausgewirkt? Beginn einer FR-Serie.

Seite IV

Mit einem Frühlingskonzert im Kurhaus feiert Bad Vilbels Stadtkapelle morgen ihr 110jähriges Bestehen.

Seite V

AU WETTER! Die Lokal-Rundschau zieht ganz andere Seiten auf.

Seite VI

Rhein-Main: Hanau liefert täglich fünf Tonnen Verpackungsmüll.

Danke für 136!

Morgens auf der Zulassungsstelle: eine Menschenmasse, fast ausschließlich Männer, harren aus vor dem Schalterraum. Angesichts der Anzeigetafel mit der erleuchteten 28 bedeutet die gezogene Wartenummer "258", daß Stunden des Wartens vor mir liegen. Nach einer Stunde ist Nummer 98 an der Reihe. Zweifel kommen auf, ob's überhaupt noch an dem Tag klappt. Da kommt aus dem Schalterraum eine Dame, sieht sich suchend um, kommt zielstrebig auf mich zu und fragt nach meiner Nummer. Ich antworte, daraufhin drückt sie mir einen Zettel in die Hand - mit der Bemerkung, ihre Angelegenheit hätte sich ohne Wartenummer erledigt, aber mir helfe das sicher weiter - und verschwindet. Mein Herz hüpft in die Höhe, als ich nachschaue: 136! Und inzwischen sind wir auf der Tafel bei 114!

Bei soviel Glück bleibt nur die Frage: wieso gerade ich? Ein Akt weiblicher Solidarität? Manchmal hat's doch Vorteile, wenn man eine Frau ist. . . Ihre Bastienne

Wenn das Telefon besetzt ist, darf Cem Karaca wieder träumen Der Eintracht-Jugendspieler ist in Frankfurt zu Hause und spielt für sein Heimatland Türkei in der U 17-Nationalmannschaft

Manchmal ist bei der Dentay Bau- und Handels GmbH in Höchst telefonisch einfach kein Durchkommen. Dann weist Halil Karaca seinen Cousin, den Auszubildenden Cem Karaca, ein - in die Geheimnisse des großen Fußballs. Den Telefonhörer haben sie derweil ausgehängt.

Und der 32jährige Halil erzählt. Von den Tricks, die ein Stürmer draufhaben muß, will er im professionellen Ballspiel bestehen, von den Erfahrungen, die er gemacht hat bei Sariyerspor in der ersten türkischen Liga. Und der 17jährige Cem lauscht. Dem Stoff, aus dem die Träume sind. Mit 17 darf man noch träumen. Dabei sagt Cem Karaca, habe er "nicht einmal im Traum daran gedacht".

Es geschah in Duisburg-Wedau. Die Landesverbände des Deutschen Fußball- Bundes hatten ihre B-Jugend-Auswahlen zum Nordrhein geschickt, sich zu vergleichen im Fußballspiel. Cem Karaca, seit dem 14. Lebensjahr bei der Frankfurter Eintracht in diversen Jugendmannschaften vor allem durch technische Brillanz und die Gabe, Tore in Massen zu produzieren, aufgefallen, war für Hessen am Ball. Den behandelte er auch in Duisburg gewohnt gewandt, als ein Landsmann zu ihm trat, und sich als Jugend-Koordinator des türkischen Fußball-Verbandes vorstellte. Adresse und Telefonnummer notierte der, lobte Ballführung und Laufstärke und versprach, sich in Bälde zu melden, die Balkanmeisterschaften der Junioren "Unter 17" stünden an. "Ja, ja", habe er gedacht, erinnert sich Karaca heute, "der ruft sowieso nicht mehr an" - wenige Wochen später schoß er beim 4:2 der türkischen Auswahl gegen Bulgarien zwei Tore.

Sieben Länderspiele hat Cem Karaca mittlerweile für die Türkei absolviert, fünf Treffer beigesteuert. "Für das Vaterland zu kämpfen, ist was ganz Besonderes", sagt er. Das mag so gar nicht zu der Sprache passen, die Cem Karaca ansonsten spricht. Und beschreibt doch treffend die Situation des 17jährigen. Geboren ist er in Frankfurt, aufgewachsen in Okriftel. Er trägt eine schwarze Bomberjacke, antwortet auf die Frage, wie es ihm gehe: "Man lebt." Nicht weil er schlecht lebt, sondern weil man das nun eben sagt als junger Mann hierzulande. "Hier", sagt Cem Karaca, "fühle ich mich wohl." Hier ist er daheim, seine Heimat aber ist die Türkei, das Land, das er nur aus dem Urlaub kennt.

Nun ist das kein Phänomen mit Seltenheitswert, eher die Regel. Systematisch sucht Serpil Hamdi Tüzün, der türkische Jugend-Koordinator, in Deutschland nach talentierten Jungen, neben Cem Karaca spielen zwei weitere hier geborene Türken in der U 17. Gefragt, ob es da keine Probleme gebe zwischen den Türken aus Deutschland und denen aus dem Heimatland, hat Cem Karaca geantwortet: "Du mußt erst mal akzeptiert werden." Am besten, indem man Tore schießt. Das hat er denn ja auch gleich getan, und daraufhin festgestellt, daß "die alle dieselben Interessen haben: Fußball, Billard, Mädchen".

Interessen, die nicht leicht unter einen Hut zu bringen sind, das hat Cem Karaca selbst erfahren. Die Hauptschule hat er vergangenen Sommer abgeschlossen, es folgte die Einladung zu den Balkanmeisterschaften, Angebote von türkischen Erstligaklubs kamen hinzu - und Cem Karaca dachte sich, jetzt geht das Leben so richtig los. Eine Lehre wollte er nicht beginnen, wieso auch, ich werde ja sowieso Fußballprofi. Nahezu jeden Abend in die Disco, am nächsten Morgen war er todmüde, im Training lief nicht viel, im Spiel gar nichts.

"Meinem Cousin habe ich viel zu verdanken", sagt Cem Karaca rückblickend. Der bot ihm die Lehrstelle im Geschäft an, mit allen Freiheiten, die er für den Fußball braucht. Nun geht er wieder früh ins Bett, auf dem Fußballfeld bewegt er sich dementsprechend ausgeschlafen.

Mit 16 Toren hat er in dieser Saison mitgeholfen, die zweite A-Jugend-Mannschaft der Eintracht (ausschließlich mit 17jährigen besetzt, die nächstes Jahr in der A 1 um die deutsche Jugendmeisterschaft spielen sollen) auf Platz eins der Bezirksliga zu bringen. "Ich bin zufrieden", sagt Karaca. Der Trainer mittlerweile auch.

Günther Keller war zum Ende des Gesprächs hinzugekommen, der Apfelsaft war bereits ausgetrunken, Cem Karaca schon am Gehen. "Nach einer Aussprache hat er sich gefunden", berichtete Keller - und Cem Karaca wurde ein wenig rot im Gesicht. "Ach so", beeilte er sich zu sagen, "das habe ich vergessen zu erzählen." Also erzählte der Trainer, wie es war zu Anfang. Mit Flöhen im Kopf sei der Junge zurückgekommen von der Nationalmannschaft, hatte gedacht, nun könne er, der Nationalspieler, machen, was er wolle. Auf der Auswechselbank ließ Keller Karaca nachdenken, was solche Ansichten bringen. "Nichts", fand Karaca heraus, "ich habe begriffen, es gibt keinen Bonus."

Ob er wirklich vergessen hat, von den Flöhen im Kopf zu erzählen? Oder wollte er das einfach nur vergessen? Cem Karaca grinst. "Heute morgen", sagt er, "habe ich mit meinem Cousin besprochen, was ich beim Interview sagen soll und was nicht." Die Telefonleitung der Firma Dentay Bau und Handels GmbH war mal wieder besetzt an jenem Morgen.

RONALD RENG

Samstag / Sonntag,20./21. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Othello";So., 20. Uhr, "Limb's Theorem"; Kammerspiel: Sa./So., 19.30, "Karlos"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Katarakt", 19.30 Uhr, "Festung".

Fritz Rémond Theater im Zoo: Sa./So., 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 284580: Sa., 20.15, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa./So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!".

Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Leonce und Lena"; So., 20 Uhr, "Die Rede d. Georg Büchner vor der Darmstädter Akademie f. Sprache u. Dichtung anläßlich seiner Ablehnung als Büchnerpreisträger".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa. 20 Uhr, Kassem/Lindemann - "94 - 56 - 89 Marilyn Monroe".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "Death and the maiden".

Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, B 3 - "Rapetipas"; Studiobühne: Sa., 21 Uhr, Elettra de Salvo - "Bleiche weiße Leiche".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa., 20 Uhr, Marina Abramowic / Charles Atlas - "The Biography".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, "Piranjas"; So., 16 u. 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel - ein Spektakel".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, "Emigranten"; 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!"; So., 15 Uhr, "Die Nähmaschine" (ab 3 J.).

Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr. 17: Sa., 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Kinderhaus Nied, An der Wörtspitze 3 a, Tel. 39 85 25: Sa., 15 Uhr, "Kommst Du mit nach Durian?" (ab 6 J.).

Kommunales Kinder- und Jugend Theater, Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstr. 2, Tel.59 83 43: Sa./So., 19.30 Uhr, "Echte Helden küssen Tiger".

Kinder- und Jugendhaus Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 125: Sa., 14 Uhr, Trio Kunterbunt "Kinderlieder z. Einsteigen u. Abfahren"

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Pantomimisches Theater - "Im Lauf der Zeit"; Artrium: So., 11 Uhr, Musik-Brunch; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.

Bürgerhaus Nordweststadt: So., 20 Uhr, "Chéri".

Brotfabrik, Theater Bachmannstr. 2-4, Tel. 7 89 43 40: Sa., 20.00 Uhr, "Flatternde Herzen"; So., 15.30 Uhr, Klaus Klamauks Kinderrevue (ab 4 J.).

Kinder- und Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt: Sa., 15 Uhr, "Der falsche Prinz".

Kath. Heilig-Kreuz-Gemeinde, Kettelerallee 59: So., 19.30 Uhr, Antirass. Theaterstück.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Int. Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 11 Uhr, Kammermusik im Foyer; 19.30 Uhr, "Nixon in China".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, Swing Hot'n Cole - "Parade Amerikanischer Musik"; So., 19 Uhr, Junge Deutsche Philharmonie; Mozart-Saal: Sa., 20 Uhr, "Tango vivo - nicht nur für Machos"; So., 19 Uhr, Flamenco-Abend - "mi arte personal"; Hindemith Saal: So., 19 Uhr, "Flute Summit".

Batschkapp, Maybachstr. 24: So., 20 Uhr, Shinehead.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Paddy goes to holyhead; So., 21 Uhr, Shake it up.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Flip Gehring Trio; So., 21 Uhr, Just Friends.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: Sa./ 19.30 Uhr, Fanny Hill; So., 19.30 Uhr, Much too much.

Music-Hall, Voltastr. 74: Sa., 22 Uhr, Trance- House.

Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, The Red Hot Hottentots.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Dr.No; So., 19 Uhr, Crossroads.

Negativ, W.-Kolb-Str. 1: So., 21 Uhr, Leeway.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Mellet; So., 15.15 Uhr, Time Bandits; 21 Uhr, Little Paris.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Ali's Swingtett; So., 20.15 Uhr, Musikertreff. Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Gran Noche mit Pantaleon y Susi Alca; So., 18 Uhr, Salvador Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Markus Schinkel Trio; So., 22 Uhr, Piano George.

Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Wilfried Schuster Swing Quintett.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Taste of Time - Rock and Energy.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2426010: Sa., 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, DJ Bernhard, 60s-70s Garage.

Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57: Sa., 20 Uhr Caféhaus Unterwegs.

Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57: Sa., 20 Uhr, Frankfurt tanzt im Saalbau.

Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Str. 32: Sa., 18 Uhr, Jugenddisco, "Gutleut hebt ab".

Bürgerhaus Südbahnhof: So., 16 Uhr, Frühlingskonzert mit dem Johann-Strauß-Orchester.

Zeilgalerie les facettes, Ebene 7: So., 16 bis 20 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.

Kammeroper: So., 20 Uhr, "Der Barbier von Sevilla"; Logenhaus zur Einigkeit, Kaiserstr. 37.

Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, Wunschkonzert, "Musik aus Märchen und Sagen".

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15-19: Sa., 16 Uhr, Jugendmusikschule - Kinderkonzert "Allerlei Gefieder".

Café Plazz: So., 19.30 Uhr, Wilfried Schuster Swing Quartett, Kirchplatz 6.

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8: So., 17 Uhr, The Tallis Scholars.

Rudolf-Steiner-Haus, Hügelstr. 67: So., 20 Uhr, Eurythmie-Projekt documenta IX; Karlheinz Stockhausen, "Tierkreis - Zwölf Melodien der Sternzeichen".

Jugendmusikschule: Sa., 16 Uhr, Kinderkonzert, Hebelstraße 15.

TSC Metronom Oberrad: So., 17 Uhr, Tanztee, Bürgertreff Depot, Offenbacher Landstr. 357a.

Bürgerhospital, Nibelungenallee 37: So., 19.30 Uhr, Klass. Gitarrenmusik / Mozart-Liederabend. Kaiserdom: Sa., 20 Uhr, Frankfurter Domkonzerte - Vocalis.

St. Josef-Kirche, Am Weißen Stein: So., 18 Uhr, Passionskonzert, Vocalis.

Ev. Osterkirche, Mörfelder Landstr. 214: So., 10 Uhr, Buxtehude-Kantate zum Gottesdienst.

Ev. Auferstehungskirche, Graebestr. 8: So., 18 Uhr, Cembalokonzert - Goldbergvariationen.

Ev. Christophoruskirche, Hospitalstr. 42: So., 15 Uhr, Konzert für Cello und Klavier.

Neue Nicolaikirche, Waldschmidtstr.: Sa., 18 Uhr, Orgelvesper.

Alte Nikolaikirche, Römerberg: Sa./So., 19 Uhr, J.S. Bach, Johannes-Passion.

Stephanuskirche, Liederbacher Str. 36 b: So., 17 Uhr, Stabat mater von Pergolesi.

Ev. Johanniskirche, Turmstr. 21: So., 17 Uhr, Posaunenkonzert.

Ev. Lutherkirche, Schopenhauerstr. 18: So., 19 Uhr, Passionsmusik.

Ev. Bergkirche, Sachsenhäuser Landwehrweg 157: Sa., 19 Uhr, Markus-Passion.

Ev. Cyriakuskirche, Rödelheim, auf der Insel: So., 17 Uhr, Markus-Passion.

Kath. St. Nikolaus-Kirche, Nordring 71: So., 17 Uhr, Orgelkonzert Günther Kaunzinger.

St. Antonius-Kirche, Alexanderstr.: So., 17 Uhr, Musica Sacra - Bruckner-Motetten.

St. Bernhard-Kirche, Koselstr. 11: So., 18 Uhr, Orgelkonzert.

Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So., 15 Uhr, Kinderbuch-Sonntag - "Die Dinos sind los", Geschichten erfinden mit Albert Wendt; Peter Niemeyer liest Texte von Hans Wilhelm. - So., 20 Uhr, Lesung und Gespräch, "Moskauer Realsatire".

Vorträge Deutsche Rheuma-Liga Hessen: Sa., 15.30 Uhr, Dia-Vortrag, "Wie verhalte ich mich bei Straßenkriminalität"; Sozialzentrum Marbachweg, Dörpfeldstraße.

Dreikönigskirche, Oppenheimer Str. 5: So., 10 Uhr, Bilderpredigt: "Emil Nolde - Christus in der Unterwelt". Museen/Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: Sa., 11 Uhr, Führung in der Gemäldegalerie zum Thema "Hauptwerke der Gemäldegalerie - 19. und 20. Jahrhundert"; So., 11 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Dan Flavin - Lichträume, innerhalb und außerhalb".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Das Maß der Zeit".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Römische Kavallerie in Nida - Dienstalltag und Freizeit einer römischen Reitertruppe"; So., 11 Uhr, Führung für Gehörlose durch die Sonderausstellung, "Bronzezeit in Ungarn"; Treffpunkt Münzgasse 9.

Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Kunst um 1430 in Nordeuropa - Der Wandel vom schönen Stil zum spätgotischen Realismus".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung zum Thema "Flamme der Liebe - Die Tulpe im islamischen und europäischen Kunsthandwerk".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".

Museum Judengasse, Battonnstr./Ecke Kurt- Schumacher-Str.: So., 14 Uhr, Führung "Die Frankfurter Judengasse: Entstehung, Geschichte und Abriß".

Historisches Museum, Saalgasse 19: So., 11 Uhr, Führung "Stadtrundgang: Frankfurt - Stadt am Fluß".

Was Frankfurter Museen zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was- Wann-Wo". Filme/Kino Jugendzentrum Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Unheimliche Schattenlichter". Deutsch-Japanische Gesellschaft: So., 11 Uhr, "Knockout"; Filmmuseum, Schaumainkai 41.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 4 im Anzeigenteil. Wanderungen/Rundgänge Kulturothek: So., 14 Uhr, Stadtfahrt, "Theaterleben", Treffpunkt Brunnen vor der Alten Oper.

Spessartbund, Hochspessartfreunde Rothenbuch 1897: So., 6. Planwanderung im Taunus; Abfahrt 8.48 Uhr, U 3 ab Hauptwache zur Hohemark. Frankfurter Stadtwald Verein 03: So., Tageswanderung im Vordertaunus; Treffpunkt U 1- Station Nordweststadt, 9 Uhr.

Pfälzerwald-Verein: So., Wanderung in Mainfranken; Abfahrt 8.14 Uhr Hauptbahnhof, Gleis 5.

Naturschutzbund Deutschland: So., NSG Berger Hang; Treffpunkt 8.15 Uhr, Stadthalle Bergen, Marktstraße, Bus Linie 43. Märkte / Basare Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.

Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr.

Turn- und Sportgemeinde 1872 Oberrad: So., 15 bis 17 Uhr, Kinderflohmarkt, Bezirksturnhalle Spatzengasse.

Kath. St. Bonifatiusgemeinde, Holbeinstr. 70: So., 10 bis 12 Uhr, Bücherflohmarkt.

Ev. Dreikönigsgemeinde, Löherstr. 15: Sa., 14 bis 16.30 Uhr, Kinderkleiderflohmarkt.

Ev. Wartburggemeinde, Günthersburgallee 94: Sa., 15 bis 17 Uhr, Kleider- und Spielzeug- Flohmarkt.

Kath. St. Bonifatiusgemeinde, Oberer Kalbacher Weg 9: So., 10.30 Uhr, Ostermarkt.

Kath. St. Piusgemeinde, Wicker-Frosch-Str.: Sa., 14.30 Uhr, Kinderbasar.

Ev. St. Katharinengemeinde, Leerbachstr. 18: Sa., 10 bis 12 Uhr, Kinderbasar.

Ev. Matthäusgemeinde, Fr.-Ebert-Anlage 33: Sa., 15 Uhr, Kinderbasar.

Ev. Friedensgemeinde, Frankenallee 150: So., 11 bis 12.30 Uhr, Osterbasar.

Ev. Cyriakusgemeinde, Alexanderstr. 37: Sa., 10 bis 16 Uhr, Flohmarkt. Feste

Internationales Jugendzentrum, Bleichstr. 8-10: Sa., ab 15 Uhr, "Kulturelle Begegnung - Zusammenleben in Frankfurt am Main", Veranstaltung gegen Ausländerfeindlichkeit; ab 18 Uhr Musik- und Folklorefestival.

Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20.30 Uhr, Fisch sucht Fahrrad 5. Sportliches 13. Internationale Volkswandertage: Sa./So., 7-17 Uhr, Start und Ziel Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40.

Sonstiges Bürgerhaus Griesheim: Sa., 9.30-20 Uhr, DFV- Fotoausstellung, Schwarzerlenweg 57 (auch So., 10-18 Uhr).

Kulturwochen im Gallus: Sa., 15 Uhr, Frauenaktionstag, Haus Gallus, Frankenallee 111.

Rathaus Römer: So., ab 15 Uhr, Veranstaltung "Utopien ohne Zukunft? Frankfurt 1968 - 25 Jahre danach"; 20 Uhr, "talk-in".

Vereinigung Ff. Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Tauschtreffen, Haus Bürgertreff, Saalburgstr. 17.

Gruppe zur Versöhnung der Völker: So., 14 Uhr, Bornheimer Bowling-Center, Inheidner Str. 67.

frankfurter werkgemeinschaft: Sa., 14.30 Uhr, Gesprächskreis in der Lenaustr. 24; Tel. 55 88 1.

Männerzentrum, Neuhofstr. 41: So., 16 Uhr, Männercafé.

Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: Treffen für Interessierte und Neubürger, Sa., 15 Uhr, Café Hauptwache an der Uhr. Apotheken

Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 22-26, Tel. 37 42 42; Alte Apotheke in Griesheim, Linkstr. 58, Tel. 38 13 29; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling, 30, Tel. 45 12 06; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Str. 25, Tel. 41 80 10; Hadrian-Apotheke, Nordweststadt, In der Römerstadt 118, Tel. 57 11 16; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61; Schwanen- Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25;Schwarzburg-Apotheke, Nordendstr. 65, Tel.59 03 27; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Str. 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35.

Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel.28 35 25; Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstr. 13, Tel. 43 92 05; Apotheke am Weißen Stein, Eschersheim, Am Weißen Stein 11 / Altheimstr. 20, Tel. 52 16 78; Hausener-Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstr. 14, Tel. 78 88 33; Internationale Apotheke im Hessen- Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsig-Allee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstr. 235, Tel. 6 31 15 22; Mozart-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 24, Tel. 38 30 48; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Schumann-Apotheke, Schumannstr. 36, Tel. 75 24 09; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 120, Tel. 30 29 29.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Gallus warte, Mainzer Landstr. 265 u. Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 bis 6 Uhr; So., 6 bis 6 Uhr)

Sa.: Dr. Imbescheidt, Schwarzwaldstr. 30, Ffm. 71,Tel. 67 02 70 4; So.: Dr. Jung, Gartenstr. 3, Ffm.-Sachsenhausen,Tel. 62 88 08. Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Stargast Wolfhard Kuhlins Igemo Hainhausen verpflichtete ehemaligen HR-Sportchef

RODGAU. "Einen prominenten Sportreporter" hat die Interessengemeinschaft der Ortsvereine Hainhausen (Igemo), Ausrichterin des Ehrenabends der Stadt Rodgau, nach eigenen Aussagen für die im vergangenen Jahr erfolgreichen Sportler, Züchter und Kulturschaffenden am Freitag, 2. April, um 20 Uhr im Bürgerhaus Dudenhofen, verpflichtet: Wolfhard Kuhlins, ehedem Sportchef beim Fernsehen und Hessischen Rundfunk, in der zurückliegenden Legislaturperiode noch CDU-Stadtverordneter in Mühlheim.

Der Journalist hatte sich 1987 auf Wahlveranstaltungen für den Allround-Künstler Ferry Ahrlé als Oberbürgermeister von Frankfurt stark gemacht und Reden gehalten, die bei weiten Teilen eines erstaunten Publikums als rechtsextrem eingestuft worden waren. Er war damals von der NPD zu Wahlkampfveranstaltungen eingeladen und wenig später vom Hessischen Rundfunk fristlos gekündigt worden, "weil das Vertrauensverhältnis irreparabel gestört" sei.

Kuhlins waren damals "einseitig politisch-unqualifizierte Äußerungen" zum Vorwurf gemacht worden, wiederholt habe er auch Angriffe gegen das öffentlich-rechtliche Fernsehen vorgetragen, hatte es geheißen. Ein anschließender Rechtsstreit war mit einem Vergleich zu Ende gegangen, in dem sich die beiden Parteien darauf geeinigt hatten, sich umstrittener politischer Äußerungen wegen zu trennen und dem Sportreporter mit einer Abfindung und einem "qualifizierten Zeugnis" den Abgang zu erleichtern.

Als der Rodgauer Erste Stadtrat Thomas Przibilla (SPD) von der Verpflichtung Kuhlins' erfuhr, sagte er spontan, daß er Probleme hätte, zu einem von dem Mann moderierten Abend zu erscheinen. Er ist freilich fein raus: Weil er Ende März in Urlaub geht, bleibt ihm der gemeinsame Auftritt erspart, wiewohl er damit keine(n) der zu ehrenden Bürgerinnen und Bürger zu brüskieren gedenkt.

Der Hainhäuser Igemo-Vorsitzende Georg Murmann, mit der politischen Vergangenheit des von ihm engagierten Sportreporters konfrontiert, zeigte sich überrascht: "Davon haben wir nichts gewußt." Der Igemo-Vorstand habe sich bereits vor Weihnachten für Kuhlins entschieden, jetzt sei es zu spät, umzudisponieren und den Mühlheimer wieder auszuladen.

Für die Stadt Rodgau weist Bürgermeister Paul Scherer jede Verantwortung von sich: "Die Hainhäuser Vereine sind Ausrichter, wir pfuschen ihnen da nicht ins Handwerk." ttt

Richtfest für ein riesiges Kartonlager

Noch schneller die Ware zum Kunden bringen und dabei Platz sparen: Dieses Ziel verfolgt die Neckermann Versand AG mit dem Neubau eines riesigen automatischen Kartonlagers auf ihrem Gelände an der Hanauer Landstraße 360-400. Für das Projekt, das etwa 75 Millionen Mark kosten wird, feierten 300 Gäste jetzt das Richtfest. Ende Juni dieses Jahres schon soll das Kartonlager in Betrieb genommen werden.

Die Lagerfläche umfaßt 48 Ebenen mit einer Gesamthöhe von 23 Metern auf einer Grundfläche von 120 mal 60 Metern.

Täglich können mit einer neuen Technik, die von der Ingenieurfirma Miebach in Frankfurt entwickelt wurde, 20 000 Pakete oder Sendungen ein- oder ausgelagert werden - das entspricht dem Dreifachen eines herkömmlichen Lagerbetriebes. jg

Nimsch vermißt Frauen bei der Utopie-Diskussion

"Althergebrachtes Gockelverhalten" wirft Frauendezernentin Margarethe Nimsch den Organisatoren eines Kongresses vor, der am kommenden Wochenende unter dem Titel "Utopien ohne Zukunft?" in Frankfurt stattfindet. An diesem von der "68er Bewegung" initiierten Treffen seien fast ausschließlich Männer beteiligt, die Utopien und erfolgreich eingelösten Utopien von Frauen blieben unsichtbar.

Das weitgehende Fehlen von Frauen wertet Nimsch als Indiz dafür, daß Männer schlicht vergessen, daß es Frauen überhaupt gibt, wenn diese nicht rechtzeitig an Planungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt würden. Männer, so die Dezernentin, könnten noch immer nicht begreifen, daß Utopien ohne Frauen keine Zukunft hätten.

Nimsch verweist auf die Erfolge der Frauenbewegung der letzten zwei Jahrzehnte. So hätten Frankfurter Frauen 1967 den ersten Kinderladen gegründet, um gleichberechtigt an Politik und Beruf teilnehmen zu können. Sie hätten eine neue Pädagogik entwickelt, welche den Grundsätzen der Gleichberechtigung der Geschlechter und der Solidarität verpflichtet sei. Daß diese Pädagogik Schule gemacht habe, sei einer der wichtigsten Erfolge der "68er Bewegung". sar

MAX WILLNER und BRUNO KNAPP wurden mit der Ehrenbürger-Würde der Stadt Offenbach ausgezeichnet. Der 86jährige Willner (unser Bild) ist stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland und steht seit langen Jahren an der Spitze des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden. Überdies lenkt er als Vorsteher die Gemeinde in Offenbach. Bruno Knapp (CDU) leitete acht len Jahre die Stadtverordnetenversammlung. - Sozialdemokrat Willner hatte die Nazi- Zeit in vier Konzentrationslagern durchlitten. Bei dem Festakt im Rathaus sagte er, das Abschneiden rechtsradikaler Kräfte bei der hessischen Kommunalwahl habe ihn betroffen gemacht. Als Zeitzeuge erkenne er durchaus Parallen zu den politischen Stimmungen in der Weimarer Republik. Willner: "Ich habe Verständnis dafür, daß Juden wieder überlegen, aus Deutschland wegzugehen und nach Israel auszuwandern." - In 170 Jahren verlieh die Stadt Offenbach ihre höchste Auszeichnung nur zwanzigmal.

BENEDIKT TOUSSAINT, Leiter des Dezernates Grundwasserschutz bei der Landesanstalt für Umwelt, hält das Grundwasser in Hessen durch einsikkernde organische Schadstoffe stärker gefährdet als bisher angenommen. Das Reinigungsvermögen des Untergrundes sei in der Vergangenheit überschätzt worden. Die Beurteilung von Grundwasser-Schadensfällen, so Toussaint, erfolge

meist zu schematisch. Die für den Schadstofftransport im Untergrund maßgeblichen Verhältnisse des jeweiligen Ortes würden dabei zu wenig berücksichtigt. Mit einem flächendeckenden Überblick über die Beschaffenheit des Grundwassers in Hessen rechne die Landesanstalt in ein bis zwei Jahren. Neben den Meßwerten von 220 amtlichen Meßstellen stünden seit 1992 zusätzlich die Werte der Rohwasserproben von Wasserversorgungsunternehmen zur Verfügung.

Heraeus vor Entlassungen in allen Firmenzweigen Auch High-Tech-Unternehmen von Rezession betroffen Von Astrid Ludwig HANAU. Was seit Wochen immer wieder gemutmaßt wurde, hat die Firmenleitung nun offiziell bestätigt: Die weltweite wirtschaftliche Rezession geht auch am Hanauer High-Tech-Unternehmen Heraeus nicht vorbei. In allen Firmenzweigen, so Unternehmenssprecher Ralf Schrank, wird derzeit über Entlassungen nachgedacht. Konkret betroffen sind zunächst der Zentralbereich der Heraeus Holding. Hier sollen bis zu 100 Mitarbeiter/innen entlassen werden. Um ihren Arbeitsplatz bangen müssen auch rund 70 Mitarbeiter bei W.C. Heraeus. Da eine Entspannung der Krise noch nicht abzusehen ist, werden weitere Entlassungen nicht ausgeschlossen. Laut Heraeus-Sprecher Schrank verhandelt die Firmenleitung derzeit mit dem Betriebsrat über Entlassungen, Vorruhestandsregelungen und Umsetzungen von Mitarbeitern. Gekündigt hat Heraeus bereits 17 Beschäftigten der Betriebsschreinerei der Holding. Diese soll im Herbst aufgelöst werden, da das Unternehmen Dienstleistungen verstärkt an externe Firmen vergeben will, um Kosten zu sparen. Die meisten Arbeiter werden nach Verhandlungen der Firmenleitung von der Hanauer Schreinerei Reus übernommen. Laut Betriebsrat haben fünf Kollegen Widerspruch gegen ihre Kündigung eingelegt, von denen zwei 55jährige Mitarbeiter auch klagen werden. Betriebsratsvorsitzender Hans Ostermeier kritisiert die Absicht der Firmenleitung, auf die eige- nen Schreiner, Schlosser- oder Elektrowerk stätten verzichten zu wollen. Er setzt sich für eine effiziente Umstrukturierung dieser Bereiche statt deren Auflösung ein.

Bis zu 100 Arbeitsplätze sollen im Verwaltungs- und Dienstleistungszweig des Konzerns insgesamt eingespart werden. In welchen Bereichen ist laut Schrank noch nicht sicher. "Wir sind mitten in den Überlegungen." Laut Betriebsrat wurde eine Kommission gebildet, die auch über Kurzarbeit statt Stellenabbau beraten soll. Das genaue Ausmaß der Entlassungen bei Heraeus ist den Gewerkschaftsvertretern noch nicht bekannt. Stellen sollen danach aber auch im chemischen und metallverarbeitenden Zweig W.C. Heraeus wegfallen. Hier haben sich Unternehmensleitung und Betriebsrat nach zunächst 100 auf 70 Entlassungen verständigt. Ein Interessensausgleich wurde geschlossen, und ein Teil der Beschäftigten soll durch Vorruhestandsregelungen und Aufhebungsverträge abgefunden werden.

Überlegungen stehen ebenso für Heraeus Instruments und den Schmuckwaren und Dentalbereich Heraeus Kulzer an. Die Diskussion sei jedoch in einem zu frühen Stadium, um schon nähere Angaben zu machen, sagt Schrank. Gleiches gilt für Heraeus Quarzglas. Verantwortlich für den Stellenabbau ist die wirtschaftiche Krise in Deutschland und den Absatzländern USA, Südostasien und Europa. Die Auftragslage im laufenden Quartal sei "miserabel", so Schrank. Einbrüche gab es in allen Konzernbereichen seit Ende '92. Mittelfristig rechnet das Unternehmen zwar mit einem Konjunkturaufschwung in den USA, Schwankungen in Südostasien, aber in Europa werde die Absatzkrise wohl auch '94 anhalten. Hausgemachte Probleme sieht das Unternehmen nicht, da der Konzern seit den 80ern umstrukturiert wurde und sich frühzeitig von Randbereichen, Werken in Rodenbach und Maintal, getrennt habe.

Briefe an die Redaktion "Traumergebnis der FM: Trauma der Wähler"

Zu unserem Bericht über die neuen Machtverhältnisse im Maintaler Stadtparlament (FR vom 16. März: "Christdemokraten und Freie Maintaler einig") erreichte uns aus Maintal-Dörnigheim folgender als "Leserkommentar" überschriebener Leserbrief:

"So ist es nun einmal nach einer für die ,mainplayer&rquote; verlorenen Schlacht. Die verhaltene Äußerung des Vorsitzenden der schwer angeschlagenen Opposition, daß die rot-grüne Rathauskoalition in Maintal nicht mehr gefragt ist, ist ja durchaus richtig. Der Herr Rohrbach läßt sich zu weiteren Schmähungen dann auch - scheint's - nicht weiter hinreißen, wohl wissend, daß die Maintaler Bürger die CDU ja auch lieber vor dem Rathaus als in selbigem sehen würden.

Das Traumergebnis der Freien Maintaler illustriert trefflich das Trauma der Wähler, die zwar, politisches Interesse demonstrierend, zur Wahlurne schritten, obwohl sie nur zu gut wußten, daß niemand zur Wahl stand, dem sie ihr Vertrauen hätten schenken können.

Nach der Wahl ist Entschlossenheit angesagt. CDU und FM, mangels geeigneter Partner vereint, preschen vor, der Wähler Gunst zu erringen. Bestehende Verträge sind zu kippen (wer zahlt dafür?), keine Asylanten in Hochstadt, der Ruf und das Stadtbild der so fein herausgeputzten Ortschaft könnte ja Schaden nehmen. Es schleicht sich der Verdacht ein, das eine oder andere Mitglied beider Parteien könnte dort vielleicht auch wohnen. Die gleiche Frage wirft sich natürlich auch in den Punkten der zu bauenden Sozialwohnungen auf, nämlich dem, wo?

Aber so ist es nun einmal nach einer verlorenen Schlacht: Man rette sich, was man kann!" Hartmut Borgmann

Maintal-Dörnigheim

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Die geistige Welt, sie ist fern vom Reich der Ziffern Gerard Mortier sprach beim Frankfurter Patronatsverein über den Opern- und Festspielbetrieb

Wer heutzutage über das Thema "Festspiele als Herausforderung des heutigen Kulturbetriebs" redet, begibt sich auf dünnes Eis - vor allem in Frankfurt, wo die Operndiskussion an Schärfe zunimmt und die Nerven aller Beteiligten blank liegen. Der "Patronatsverein für die Theater der Stadt Frankfurt" hatte einen Gast eingeladen, der beide Seiten - den "normalen" Opernbetrieb und das Festival - wie kaum ein zweiter kennt: Gerard A. Mortier. In den siebziger Jahren war er stellvertretender Operndirektor in Frankfurt, später Direktor in Hamburg, Paris und Brüssel. Seit zwei Jahren ist Mortier künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele.

Mit Besorgnis registriert Mortier die Inflation von Festspielen in vergangener Zeit. Viele Besucher und Politiker verlangten nun im eigenen Opernhaus an jedem Abend Festspielniveau. Für Mortier eine fatale Entwicklung: "Das Repertoiretheater ist der künstlerische Alltag, das Festival das außergewöhnliche Ereignis."

Dabei könne der "Normalbetrieb" vom Festspiel profitieren: Kreativität, Zusammenarbeit und künstlerische Inspiration lauteten Mortiers Stichworte. Daß Salzburg, Bayreuth oder London aber häufig mit dem Opernalltag konkurrieren, räumte Mortier ein: Langfristige Planungen werden für die Theater immer schwieriger, weil Festivals in aller Welt die Künstler mit enormen Gagen locken. In Salzburg zählte es zu seinen ersten Taten, so Mortier, die Gagen um ein Drittel zu kürzen. "Wenn Pavarotti und Domingo nun nicht mehr nach Salzburg kommen, ist das ihr Problem."

Angesichts der finanziellen Misere wird heute immer häufiger über "Notwendigkeit" der Oper diskutiert. Mortier appellierte an alle Seiten - Politik, Wirtschaft und Kultur - Solidarität zu üben und notwendige Kürzungen zu akzeptieren: Auch die Kultur muß abspecken, doch darf dabei nicht allein das Prinzip der Rentabilität gelten. "Die geistige Welt ist keine Sache von Ziffern." Qualität vor Quantität, so lautet sein Credo. Mit seinen Thesen erntete der Belgier beim Publikum auch Widerspruch. Es sei unsinnig, so der Vorwurf, wenn ein Opernhaus über das Jahr die meiste Zeit leerstehe, der Monatsspielplan nur zwei Stücke aufzuweisen habe und diese auch noch viel zu selten gespielt würden.

Auch Gerard Mortier plädierte für eine dichte Aufführungsserie nach der Premiere, daß es in einer Oper aber nur in vier Monaten des Jahres Vorstellungen gebe - wie beispielsweise in Chicago -, dagegen habe er überhaupt nichts einzuwenden. "Nichts ist gewonnen, wenn Repertoirestücke in miserabler Qualität geboten werden." Sechs Neuinszenierungen pro Jahr, jede etwa vier Wochen hintereinander gespielt, dazu eine Handvoll guter Repertoireaufführungen genügten vollkommen.

Auch zum Stichwort "Ensemblegeist" lieferte der Salzburger Intendant seinen Kritikern, die dessen Vorliebe für zeitlich befristete Verträge kritisiert hatten, eine Antwort: Ensemblegeist sei nicht von der Art des Vertrags abhängig, sondern von der Atmosphäre bei der Arbeit. "Auch bei einem Festspiel, das über wenige Wochen geht, kann Ensemblegeist entstehen."

Daß Gerard Mortier ein exzellenter Kenner der Frankfurter Kulturszene ist, bewies seine spitze Replik auf die kürzlich geäußerte Bemerkung des CDU-Kulturpolitikers Hans-Jürgen Hellwig, der die Berufung von Sylvain Cambreling zum neuen Opernintendanten "im nachhinein als Fehlentscheidung" bezeichnet hatte. "Ich dachte, es sei eine Spezialität von Wien, den Intendanten abzusägen, bevor er überhaupt angefangen hat."

Mit Cambreling hatte Mortier in Brüssel erfolgreich zusammengearbeitet, und er prohezeite - in Anspielung auf die immer wieder zitierten 183 Tage im Jahr, die der neue Opernchef laut Vertrag im Haus nur anwesend sein muß -, "daß Cambreling in Frankfurt präsenter sein werde, als manchem lieb ist."

ECKART BAIER

Blaul unterstützt Wunsch nach Tagespflege für Alte

KRONBERG. Die Bedeutung von "bedarfsgerechten Kurzzeit- und Tagespflegeangeboten" in der Altenpolitik hat die Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Grüne), gestern bei der Eröffnung des erweiterten "Kaiserin- Friedrich-Hauses" in Kronberg bekräftigt. Sie unterstützte so die Hoffnung der Heimleiterin Irmgard Böhlig auf mehr Tagespflegeplätze (die FR berichtete).

Die Ministerin begrüßte die Absicht des Rot-Kreuz-Kreisverbandes, auf dem Gelände des Kronberger Alten- und Pflegeheims auch eine Altenpflegeschule zu bauen. hko

Festakt in Nidda für die Landfrauen

NIDDA. Grund zum Feiern hat am Wochenende der Bezirkslandfrauenverein Nidda: Er besteht seit 40 Jahren. Einen Rückblick auf das Wirken der Landfrauen gibt Ilse Neumann, einstige Bezirksvorsitzende, heute um 14 Uhr im Bürgerhaus. Irmgard Reichhardt, CDU-Landtagsabgeordnete, wird morgen ab 13.30 Uhr den Festvortrag zum Jubiläum halten. Ihr Thema: "Das Bild der Frau im Wandel der Zeit". In kurzen Berichten und Sketchen werden die Landfrauen 40 Jahre Landfrauenarbeit Revue passieren lassen. Umrahmt wird der Festakt musikalisch von den Landfrauenchören aus Echzell und Himbach und der Kinderflötengruppe aus Lindheim. cor

So wollen sie spielen:

Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt, Schulz - Reuter, Sammer, Zorc, Rummenigge, Reinhardt - Povlsen, Chapuisat (Sippel).

Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Zchadadse - Ockocha, Anicic, Bein, Komljenovic, Weber - Schmitt, Andersen.

Schiedsrichter: Steinborn (Sinzig).

Hausdurchsuchung bei Neonazis in Hochheim

HOCHHEIM. Zwei junge Hochheimer stehen im Verdacht, für die verbotene rechtsextreme Organisation "Deutsche Alternative" tätig zu sein. Bei einem 20 Jahre alten Mann und einer 16jährigen Frau durchsuchten Beamte der Landeskriminalämter Hessen und Rheinland- Pfalz am Mittwoch abend die Wohnungen. Diese Aktion gegen die Neonazis war Teil vieler Durchsuchungen (FR vom 19. März). Die Ermittlungen leitet die Staatsanwaltschaft Koblenz.

Wie Oberstaatsanwalt Norbert Weise berichtete, seien Untersuchungsverfahren gegen insgesamt 29 Beschuldigte eingeleitet worden. Ihnen wird vorgeworfen, trotz des Verbots die Organisation der rechtsextremen Gruppe aufrechterhalten zu haben. Bei den Durchsuchungen stellten die Beamten umfangreiches Beweismaterial sicher. Ob auch Anklage gegen die beiden Hochheimer erhoben wird, hängt von der Beweislage ab. Das Auswerten des Material allerdings werde einige Wochen in Anspruch nehmen. kkü

Wir gratulieren

Frau Elisabeth Becker geb. Schmidt zum 80. Geburtstag am 20. März.

Kindernetzwerk versorgt Eltern kranker Kinder mit Tips Datenbank vermittelt Hilfen auch bei Entwicklungsstörungen Von unserem Redaktionsmitglied Sabine Riedel

FRANKFURT, 19. März. Eine erste bundesweite Informationsbörse für Eltern behinderter oder chronisch kranker Kinder hat der Verein Kindernetzwerk ins Leben gerufen. Mit Hilfe einer ständig aktualisierten Datenbank will der im Dezember von Angehörigen und Medizinern gegründete Verein Eltern kranker oder entwicklungsgestörter Kinder Adressen von Selbsthilfegruppen vermitteln. Zudem will der Verein die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Therapeuten sowie Patienten verbessern helfen.

Die bundesweit einmalige Initiative versteht sich als Antwort auf das Informationsdefizit in Fragen der therapeutischen und psychosozialen Hilfestellung für kranke oder entwicklungsgestörte Kinder. Wie der Vereinsvorsitzende, der Münchener Kinderarzt Professor Hubertus von Voß, am Freitag in Frankfurt sagte, zeige die wachsende Zahl von Eltern- Selbsthilfegruppen, daß es bei der Aufklärung über entsprechende Therapie- und Versorgungsmöglichkeiten nicht nur bei Eltern, sondern auch bei Medizinern und Behörden einen Nachholbedarf gebe. Wenn heute eine chronische Krankheit diagnostiziert werde, wollten Eltern "mehr erfahren, mehr verstehen und mehr für die Betroffenen durchsetzen". Diesem Ziel dient nun die vom Kindernetzwerk eingerichtete Datenbank, die derzeit Selbsthilfeorganisationen für über 300 verschiedene Krankheiten und Problembereiche verzeichnet. Kontakt zu Gleichbetroffenen vermittelt das Netzwerk beispielsweise für autistische Kinder und Kinder mit Down-Syndrom ebenso wie für Jugendliche, die in die rechtsradikale Szene abzurutschen drohen. Auch das hochbegabte Kind wird in der Liste der "Problemkinder" geführt.

Als zweites Ziel des Netzwerks, dessen Arbeit vornehmlich von der Fresenius- Stiftung finanziert wird, nannte von Voß, die Kooperation zwischen Selbsthilfegruppen und Ärzten zu vertiefen. Gewährleisten soll dies ein aus Ärzten, Therapeuten und Eltern bestehender wissenschaftlicher Beirat sowie ein verstärkter Gedankenaustausch zwischen den Personengruppen auf Ärztekongressen.

Die Geschäftsstelle des Kindernetzwerks ist in 8750 Aschaffenburg, Hanauer Straße 15. Telefonische Anfragen sind montags, dienstags und donnerstags in der Zeit zwischen neun und 12 Uhr möglich. Die Telefonnummer des Kindernetzwerks lautet: 0 60 21 / 1 20 30.

Philippsruher Allee möglichst meiden

HANAU. In der Philippsruher Allee wird ab kommenden Montag, 22. März, das nächste Teilstück ausgebaut. Diesmal ist der Abschnitt zwischen Pumpstation und Ankergasse an der Reihe.

Der Verkehr wird auch weiterhin in wechselnden Richtungen durch Ampeln gelenkt.

Die seit langem bestehenden Behinderungen werden daher anhalten.

Die Straßenverkehrsbehörde erneuert deswegen ihre Empfehlung, die Philippsruher Allee möglichst zu meiden. az

Am besten verstehen sich SPD und FDP Koalition in Steinbach wahrscheinlich

STEINBACH. Eine sozial-liberale Koalition im Steinbacher Stadtparlament bahnt sich an. In der ersten Gesprächsrunde mit den drei anderen Fraktionen hat die SPD, die am 7. März ihre absolute Mehrheit verlor, die meisten Gemeinsamkeiten mit der FDP entdeckt. Eine Entscheidung wird Mitte nächster Woche erwartet.

FDP-Fraktionschef Jochen Schwalbe bestätigt den Trend. Intensive Verhandlungen seien geführt worden, die Chancen stünden gut, die Vorstellungen müßten jedoch noch weiter vertieft werden. Schwalbe: "Die Übereinstimmungen sind schon sehr groß, das betrifft die Südumgehung und die U-6-Linie, Finanzierungs- und soziale Fragen, die Ausgestaltung des Steinbachtals und auch die Wirtschaftlichkeit des Schwimmbads, wo sich die SPD auf uns zubewegt". Der FDP- Sprecher auf die Frage, ob seine Fraktion einen hauptamtlichen Stadtrat beanspruche: "Das müssen wir noch diskutieren, das ist ein weites Feld."

Die CDU-Fraktion ist nicht überrascht von der Entwicklung. Ihr stellvertretender Vorsitzender Norbert Schweizer zur möglichen SPD / FDP-Koalition: "Ich glaube nicht, daß schon alles gelaufen ist, aber ich glaube, daß es so läuft." Daß die FDP einen hauptamtlichen Stadtrat reklamiere, könne er sich nicht vorstellen. Er schätze, daß sie jedoch Jochen Schwalbe zum Stadtverordnetenvorsteher machen wolle.

Schweizer räumt ein, daß die CDU durchaus auch mit dem Gedanken an eine große Koalition gespielt habe. Schließlich gebe es kaum Unterschiede zur Politik der örtlichen SPD: "Die lehnen zwar unsere Anträge ab, bringen sie dann aber selber ein."

SPD-Bürgermeister Edgar Parnet zum Stand der Dinge: "Wir sind noch nicht beim Händchenhalten mit der FDP." Allerdings gebe es eine "größtmögliche Übereinstimmung". Ein hauptamtlicher Stadtrat in einer 10 000-Einwohner-Stadt sei zu teuer und unnötig. Und was die Position des Stadtverordnetenvorstehers angehe, die stehe traditionell der SPD als größter Fraktion zu. hko

Wetterauer Kompost: Ideal für jeden Garten

WETTERAUKREIS. Dr. Jürgen Roth vom Amt für Abfallwirtschaft des Wetteraukreises schwärmt vom Dünger Kompost: "Der enthaltene Stickstoff wird über längere Zeit abgegeben, auch die Hauptnährstoffe wie Phosphat und Kalium sowie Kalzium und Magnesium sind in erheblichem Maße in dem Kompost enthalten, so daß eine weitere Düngung mit diesen Stoffen nicht notwendig ist." Mitte Mai will der Wetteraukreis auch in einer Anlage in Niddatal-Ilbenstadt Bio-Abfall aus den Haushalten in Kompost verwandeln. In den Städten und Gemeinden, die an diese Anlagen angeschlossen werden sollen, wirbt der Kreis an diesem und den folgenden Wochenenden für den "qualitätsgeprüften", nachweislich schadstofffreien Wetterauer Kompost. Pünklich zum Beginn der Gartenbausaison verschenkt der Kreis in diesen Kommunen rund 100 Kubikmeter des Bodenverbesserers.

Die Aktion beginnt heute, Samstag, in Karben und in Altenstadt (die Termine entnehmen Sie bitte der Rubrik "Verschiedenes" in unserem Veranstaltungskalender "Tips und Termine" auf Seite IV). Florstadt und Niddatal sollen folgen. Informationsveranstaltungen bei Obst- und Gartenbauvereinen sollen für den Einsatz von Kompost in Grünanlagen und Gärten werben.

Wenn die neue Ilbenstädter Kompostanlage Mitte Mai wie geplant in Betrieb genommen wird, gehen noch mindestens vier Wochen ins Land, bis der erste Ilbenstädter Kompost fertig ist. Bis dahin kann in Ilbenstadt Kompost aus der Anlage in Grund-Schwalheim bezogen werden: der 50-Liter-Sack für 5,95 Mark. Wer bis zu fünf Kubikmeter abnimmt, zahlt 40 Mark pro Kubikmeter, bei bis zu 25 Kubikmeter sind es 30 Mark und bei Mengen darüber nur noch 20 Mark pro Kubikmeter. ieb

"Aufstand für das Leben" Hanau vor 48 Jahren zerstört / Pfarrer mahnt

HANAU. Zum Gedenken an den Tag, als Hanau kurz vor Kriegsende "kaputtgeschlagen" wurde, legte Oberbürgermeister Hans Martin am Freitag nachmittag auf dem Hauptfriedhof einen Kranz für die Opfer der Gewaltherrschaft und ihrer Auswirkungen nieder. Bei dem Luftangriff der Alliierten am frühen Morgen des 19. März 1945 wurden 1400 Menschen getötet. 2240 zerstörte Gebäude wurden gezählt, nachdem 350 Bomber 3000 Spreng- und 150 000 Brandbomben abgeworfen hatten. Im Januar des gleichen Jahres waren die Hanauer Industrieanlagen angegriffen worden.

Pfarrer Manfred Eich von der Kirchengemeinde "Heilig Geist" mahnte in seiner Ansprache die etwa hundert Teilnehmer, sich von Christus ermutigen zu lassen, für den Frieden zu arbei ten. Der Geistliche forderte einen "Aufstand für das Leben", der schon in der Familie beginnen müsse. Die Zerstörung Hanaus vor 48 Jahren sei ein Fanal gegen den Krieg, für die damali ge Zeit bis hin zu den jetzigen Unmenschlichkeiten in der ganzen Welt.

Zu einer weiteren Gedenkveranstaltung lädt der SPD-Ortsverein für Sonntag, 21. März, um 11.30 Uhr an der Martin-Luther-Anlage ein. hein

Ärger mit den gelben Säcken Neu-Isenburg will Abfuhr-Rhythmus verkürzen

NEU-ISENBURG. Mit erheblichen Problemen wird die Stadt wegen der gelben Säcke konfrontiert, die zur Zeit erstmals eingesammelt werden. Wie Erster Stadtrat Berthold Depper (FDP) erläuterte, reicht der vierwöchige Abfuhr-Rhythmus wegen der Menge des Abfalls offensichtlich nicht aus. Die Säcke müßten innerhalb eines kürzeren Zeitraums abgeholt werden.

Außerdem gibt es Schwierigkeiten mit dem privaten Unternehmen, das für das Einsammeln der Plastiksäcke zuständig ist. Es besteht nämlich darauf, daß die Säcke am Straßenrand an der jeweiligen Grundstücksgrenze bereitgestellt werden. Die Neu-Isenburger sind aber gewöhnt, daß ihre Mülltonnen frühmorgens von den Mitarbeitern der städtischen Müllabfuhr herausgestellt werden und sie selbst keinen Finger rühren müssen. Die Folge: Zahlreiche gelbe Säcke werden nicht abgeholt, weil sie auf den Grundstücken stehenbleiben.

Laut Depper denkt der Neu-Isenburger Magistrat inzwischen darüber nach, wie die Probleme gelöst werden können: "Wir haben die Bürger wohl zu sehr mit unserem Service verwöhnt, sie müssen umlernen." Dabei hat es bisher nichts genützt, daß die Stadt mehrfach (auch schriftlich) über das neue Duale System Deutschland (DSD) und die gelben Säcke informiert hat. Der Stadtrat setzt nun auf Zeit und den Umdenkprozeß bei den Bürger/innen.

Aktiv werden muß die Stadt dagegen, um eine Änderung des Abfuhr-Rhythmusses zu erreichen. Im Rathaus häufen sich nämlich Klagen über die Mengen an Wertstoffen, die sich innerhalb eines Monats anhäufen - und bis zum Abtransport in den Haushalten nur schwer unterzubringen sind. "Wir wollen mit allen Kreisgemeinden in Kürze ein gemeinsames Vorgehen erörtern", kündigte Depper an. Er will bei dem Unternehmen, das vom DSD mit dem Abtransport beauftragt wurde, die Umstellung auf einen kürzeren Zeitraum erreichen.

Der Magistrat hat sich inzwischen auch mit den Konsequenzen der DSD- Einführung und der veränderten Wertstoffsammlung beschäftigt. In der ersten Sitzung der neuen Stadtverordnetenversammlung am 1. April wird eine Vorlage eingebracht, wonach die Bürger/innen künftig auf kleinere Mülltonnen umsteigen können und damit Geld sparen. Der Grund: Nicht zuletzt dank des gelben Sackes erwartet man eine beträchtliche Reduzierung des Restmülls von 35 Liter auf 20 Liter pro Person und Woche. Wenn die Stadtverordneten den Vorschlag des Magistrats akzeptieren, können die Haushalte fast 50 Prozent der bisherigen Gebühren einsparen.

Berthold Depper kündigte abschließend ein neues Abfallkonzept an, das bis zum Sommer verabschiedet werden soll. Darin soll auch geklärt werden, ob Sperrmüll weiter kostenlos abgeholt wird. Die Alternative: Abtransport nur auf Abruf und gegen Entgelt. Die Gefahr: Wildes Abkippen des Mülls von Bürger/innen, die Geld sparen wollen. hf

Winzer wettern gegen Weingesetz: "Das ist Harakiri hoch zehn" Bonner Pläne gehen Hochheimer Daubhaus an den Kork / Ministerium will Großlagen im Interesse der Verbraucher eingrenzen

HOCHHEIM. "Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren", kündigt Dr. Franz Werner Michel Widerstand an. Dem neuen Vorsitzenden des Hochheimer Weinbauverbandes schmeckt ebensowenig wie den Winzern der Region, was die Bonner Politiker ihnen einschenken wollen. Ginge es nach dem Bundesministerium für Ernährung, Forsten und Landwirtschaft, die Weinbauer aus der südlichen Rheingau-Enklave bräuchten keine Etiketten mehr mit der Aufschrift "Hochheimer Daubhaus" drucken zu lassen. Der erste Entwurf fürs neue deutsche Weingesetz sah vor, derlei Großlagen mit ortsspezifischem Titel aus den Regalen zu verbannen. Doch die Politiker haben den Protest vernommen: Die Verbannung ist vom Tisch, sagt ein Ministeriums-Sprecher.

Hans Quink, Ehrenvorsitzender des Hochheimer Winzerverbandes, sieht in dem Gesetzesvorschlag einmal mehr "engkariertes" Politiker- und Bürokratendenken. Daubhaus, sagt er, das ist die bekannteste Lage Hochheims. Von Flensburg bis Garmisch, von Aachen bis Frankfurt an der Oder, die Weintrinker wissen den Tropfen zu schätzen - und sie wissen: Was da aus der Flasche ins Glas gluckert, kommt aus Hochheim.

Doch das, begründet das Bonner Ministerium die Gesetzesänderung, sei nicht verbraucherfreundlich. Begriffe wie Hochheimer Daubhaus seien verwirrend. Schließlich kämen die Weine dafür nicht ausschließlich aus Hochheim.

Ein Argument, das die Winzer nicht verneinen können. Schließlich reifen die Trauben für den Daubhaus auch an den Hängen in Kostheim, Delkenheim und Wicker. Aber, sagt Michel, die Natur mache nicht an Verwaltungsgrenzen halt. Hochheim sei eine Kleinregion, ein zusammenhängender Naturraum - und dazu gehörten eben auch die Rebstöcke in der direkten Nachbarschaft. Und nur weil Stadtgrenzen mitten durch die Hänge gezogen sind, nur deshalb die Weine künftig nach getrennten Namen zu vermarkten - da wollen die Winzer nicht mitmachen.

Quink meint, die Bonner Idee komme "einem Harakiri hoch zehn" gleich. In Frankreich und Italien sei die Betrachtungsweise offenbar weniger eng: "Da fährt man zig Kilometer durch die Landschaft, und das ist immer noch Beaujolais." Michel pflichtet ihm bei: Chablis wächst auch nicht nur in Chablis. Der Vorsitzende sieht in den Großlagen denn auch keine "deutsche Besonderheit". Allerdings räumt er ein, daß in einigen Regionen die Lagen überdehnt worden seien. Beispielsweise die Trauben für den Niersteiner Domtal - die wüchsen an Stellen, da sei die Kirche nicht mal mehr mit dem Fernglas zu sehen.

Optimistisch ist Michel, die Bonner Pläne noch stoppen zu können. In den Winterversammlungen der Weinbauverbände seien Kommentare gesammelt und ins Ministerium geschickt worden. Dort soll die Kritik Niederschlag im zweiten Entwurf des Weingesetzes finden.

Der kommt, so ein Sprecher des Ministeriums, baldmöglichst ins Bundeskabinett. Der gänzliche Verzicht auf Großlagen sei vom Tisch. Doch im Sinne der Verbraucher soll künftig eingeschränkt werden, was beispielsweise als Daubhaus verkauft wird. Da soll enger gefaßt werden, was unter einer Großlage firmiert: Ein oder zwei Rebsorten, eine Geschmacksrichtung und eine gewisse Bandbreite als Säure sieht der jüngste Gesetzesentwurf als Grenzen vor. Einen Zusatz Groß- oder Sammellage wird es nicht geben. Das würde nur verwirren, sagt der Sprecher. Vorteil für den Kunden: Ein Name sagt ihm, woran er ist - auch beim Daubhaus. kkü

Spannungen bei Kriegsflüchtlingen

Mit zunehmender Dauer des Krieges im ehemaligen Jugoslawien wachsen die häuslichen Spannungen unter den Flüchtlingen in Frankfurt. Stadtrat Martin Berg hat dafür eine plausible Erklärung: Die meisten der inzwischen rund 11 000 Kriegsflüchtlinge hätten bei Verwandten oder Bekannten in der Stadt Unterschlupf gefunden, allerdings in der Erwartung, daß der Krieg zu Hause bald zu Ende sein werde. Wenn aus drei Monaten ein halbes und schließlich ein Dreivierteljahr werde, blieben Zerwürfnisse auf meist engem Wohnraum dann nicht aus. Hinzu kommt nach Bergs Beobachtungen Ärger mit Vermietern, wenn aus dem "Besuch" von Angehörigen ein Dauerzustand werde. Der Sozialdezernent berichtete dies während eines Informationsbesuchs im Aufnahmeheim der hessischen Arbeiterwohlfahrt für minderjährige Flüchtlinge in Kronberg. Im vergangenen Jahr sind dort 297 Kinder und Jugendliche aus mehr als 20 Ländern betreut worden, die nicht in Begleitung Erwachsener aus Krisengebieten in Frankfurt angekommen waren. Eine fünfköpfige "Clearingstelle" des Frankfurter Jugendamtes schickt die Flüchtlinge im Alter von acht bis 15 Jahren in das Kronberger Übergangswohnheim, wenn es nicht gelingt, Angehörige in der Bundesrepublik ausfindig zu machen. hko

Lärmschutzwand wird später gebaut Nieder SPD protestiert

NIED. Den Baubeginn der Lärmschutzwand an der Anbindung Schwanheimer Brücke/Mainzer Landstraße, hat Ortsbeirat Rolf Schubert (SPD) beim städtischen Baudezernenten Hanskarl Protzmann angemahnt. Protzmann sagte, der Termin verzögere sich um einige Monate, weil esSchwierigkeiten bei der Koordinierung mit dem Land Hessen gebe.

Laut Schubert sollte mit dem Bau bereits in diesem Monat begonnen werden. Für die Nieder Bürger sei ein kurzfristiger Baubeginn dringend erforderlich, er werde eine Verzögerung auf gar keinen Fall akzeptieren, sagte der Ortsbeirat. Er habe seinen Wählern vor der Wahl versprochen, daß die Wand im März gebaut werde, und stehe nun bei den Bürgern im Wort.

"Der März-Termin kann nicht von uns kommen", betont Otto-Heinrich Brandau, stellvertretender Leiter des Straßenbauamts. "Wir stehen kurz vor der öffentlichen Ausschreibung." Er könne jedoch ankündigen, daß die Wand noch in diesem Jahr fertig sein werde. Der Vorstand der Nieder SPD hat in einem Schreiben an das Baudezernat Protest gegen die spätere Fertigstellung eingelegt und um eine Stellungnahme gebeten. ege

Keine Postensicherung für SPD Kreis-Grüne wollen in Koalition Ersten Beigeordneten stellen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Wenn die Sozialdemokraten - seit der Wahl mangels Mehrheit im Kreistag auf Brautschau - die Ankündigung wahrmachen und mit den Grünen über eine mögliche Koalition debattieren, dann will die Umweltpartei von vornherein Tacheles reden. Die Eckpunkte, so ein mehrheitlich angenommener Antrag des Rüsselsheimers Folkmar Schirmer, sollen gleich auf den Tisch. Und die Umweltpartei, die im Kreistag zwei Mandate hinzugewonnen hat, will auch den Posten des Ersten Kreisbeigeordneten. Die Grünen wollen hauptamtlich in der Kreisverwaltung vertreten sein, damit ihre Politik auch umgesetzt werden könne. Einhellige Meinung: An dieser Frage - nicht an sachlichen Themen - werde sich zeigen, ob das Bündnis zustande kommt oder nicht.

Einen zweiten Beigeordneten neben Amtsinhaber Baldur Schmitt lehnen die Grünen ab: "Wir sind nicht dazu da, der SPD die Posten zu sichern", so der Nauheimer Frank Koch. Das findet auch Gaby Klug, Spitzenkandidatin der Kreis- Grünen im Wahlkampf. "Wir sind nicht dafür zu haben, daß dieses Problem der SPD über einen zweiten Beigeordneten gelöst wird", erklärte die Rüsselsheimerin. Ursula Kuppert, ehemaliges Mitglied der alten Kreistagsfraktion und jetzt Chefin der Grünen-Riege im Mörfelden- Walldorfer Parlament, gab die Kostenfrage zu bedenken. Schließlich sei Baldur Schmitt frisch gewählt und erhielte im Falle einer Abwahl seine Bezüge weiter.

Wer aber soll die Grünen in eventuellen Verhandlungen vertreten? Welche Eckpunkte sollen überhaupt benannt werden? Fragen über Fragen, die am Donnerstag abend im Mörfelder Bürgerhaus für Diskussionen sorgten. Nicht alle Mitglieder waren mit den vom Vorstand vorgeschlagenen Kandidaten einverstanden. Das Ergebnis: Zusammen mit drei Fraktionsmitgliedern wurden Ursula Hammann (Biebesheim), Klaus-Peter Klingelschmitt (Bischofsheim) und Folkmar Schirmer (Rüsselsheim) als Unterhändler losgeschickt. Sie sollen, wenn es zu Verhandlungen kommt, dafür Sorge tragen, daß im ehemals roten Kreistag grüne Pflöcke eingeschlagen werden, damit "die Grünen nicht zum Juniorpartner und bloßen Mehrheitsbeschaffer der SPD werden", wie Klingelschmitt formulierte. Daß eine Koalition zumindest anvisiert wird, ist nicht für alle Kreis-Grüne der Weisheit letzter Schluß. Er könne sich auch gut die Arbeit mit wechselnden Mehrheiten vorstellen, meinte Ottmar Weil (Ginsheim-Gustavsburg). Doch im Kreistag, so wurde ihm entgegengehalten, böte sich rein zahlenmäßig keine Alternative an. Außerdem müsse ohnehin erst abgewartet werden, was bei den Gesprächen herauskäme. Aber "wir müssen, auch in unserem Interesse, den Versuch machen, befand Leo Spahn, frischgebakkenes Kreistagsmitglied aus Kelsterbach. Nur bei einer Teilnahme an der Kreisregierung könne man das umsetzen, wofür Grüne seit Jahren gekämpft hätten. "Nur wenn wir reingehen, können wir alte Strukturen aufbrechen." wal

Fundsachen: Pudel und Zwergpapagei

MAINTAL. Ein grüner Zwergpapagei mit rotem Schnabel und ein schwarzer Pudel wurden beim Fundbüro der Stadt abgegeben.

Nähere Auskunft erteilt das Fundbüro unter der Telefonnummer 0 61 81 / 40 02 11.

Kieselrot wird endlich abgetragen und beseitigt Sanierungsarbeiten an Sportanlagen vermutlich während der Osterferien / Endlager unter Tage

STEINAU / NIEDERDORFELDEN. Vermutlich während der kommenden Osterferien wird der Sportplatz in Steinau von seinem hochgiftigen Kieselrot befreit. Das gleiche gilt für die Spiel- und Sportanlage in Niederdorfelden. Diesen Beschluß hat der Kreisausschuß in seiner jüngsten Sitzung gefaßt und gleichzeitig den Sanierungsauftrag vergeben, teilte Erster Kreisbeigeordneter Erich Pipa (SPD) mit.

Die Arbeiten müßten zum Teil unter strengen Sicherheitsauflagen erledigt werden. Aus unter anderem diesem Grund habe man den Termin während der Ferien gewählt. Der Auftrag sei an eine Firmenarbeitsgemeinschaft aus Frankfurt/Langgöns gegangen; der Kreis habe ausnahmsweise auf eine öffentliche Ausschreibung verzichtet, da nur mit solchen Sanierungen vertraute Unternehmen in Frage gekommen seien.

Die Kosten für die Sanierung bezifferte Pipa mit rund 630 000 Mark. Das Kieselrot, das erheblich mit Dioxin belastet ist, wird später in der Untertage-Deponie Herfa-Neurode auf Dauer gelagert.

Während der Arbeiten an den beiden Sportanlagen werde die Gewerbeaufsicht regelmäßig kontrollieren, ständig präsent werde eine besonders geschulte Aufsicht sein. Wie der Kreisbeigeordnete ergänzte, müßten die Baustellen außerdem eingezäunt werden, damit niemand die Areale betreten und anschließend das Kieselrot weiter verbreiten könne. Das giftige Oberflächenmaterial werde während seiner Beseitigung ständig feucht gehalten und dann in Plastiksäcken und Containern verpackt nach Herfa-Neurode gebracht. Anschließend, so Pipa, werden beide Anlagen wieder für ihren ursprünglichen Zeck hergerichtet. Dafür veranschlage der Kreis rund eine halbe Million Mark, für die Entfernung des Kieselrots und seine Deponierung habe das Hessische Umweltministerium für Steinau und Niederdorfelden jeweils 400 000 Mark bereitgestellt. Die gravierende Verunreinigung war bekannt geworden, nachdem seit April 1991 feststand, daß Hunderttausende Tonnen des Abraummaterials aus dem nordrhein-westfälischen Marsberg für die Abdeckung von Sport- und andere öffentliche Flächen benutzt worden waren. Das Fresenius-Institut hatte später in Steinau einen Dioxingehalt von 76 000 Milliardstel Gramm (Nanogramm) pro Kilogramm Kieselrot festgestellt, in Niederdorfelden waren es 23 000 Nanogramm. Der zulässige Grenzwert beträgt 1000 Nanogramm.

Seit jenem Zeitpunkt waren beide Sportplätze mit Folien abgedeckt und konnten nicht mehr benutzt werden. az

Im Blickpunkt: Frankreichs Ökologen Abfuhr für Sozialisten

Unmittelbar vor dem ersten Durchgang zu den Parlamentswahlen am Sonntag haben die Führer der beiden französischen Umweltparteien, Antoine Waechter von den Grünen und Brice Lalonde von Generation Ökologie (GE), den Sozialisten eine neue, schwere Abfuhr erteilt. Sie wiesen ein von der Parteiführung der Sozialisten an die Ökologen gerichtetes einseitiges Angebot brüsk zurück, wonach die sozialistischen Kandidaten nach dem ersten Wahlgang überall dort zugunsten eines Bewerbers der Ökologen zurücktreten sollen, wo dieser für die Stichwahl am darauffolgenden Wochenende besser plaziert ist. Waechter sprach von einem "vergifteten Geschenk", während Lalonde die Absender der Offerte als "Kanaillen und Schurken" bezeichnete. Das Angebot der Sozialisten war auf Betreiben des früheren Premierministers Michel Rocard erfolgt, der für die Zeit nach der Wahl die Erneuerung der Sozialistischen Partei in einer linken Fortschrittsbewegung unter Einschluß der Ökologen anstrebt. Es sollte am Abend des ersten Wahlsonntags von Parteichef Laurent Fabius an die beiden Öko-Parteien gerichtet werden, war aber bereits am Donnerstag bekannt geworden. Da die Öko-Parteien ein regelrechtes Wahlbündnis mit den Sozialisten bereits früher ausgeschlossen hatten, war dieses letzte Angebot der Sozialisten ausdrücklich ohne Erwartung einer Gegenleistung von seiten der Ökolgen formuliert worden, um den Ökologen den Einzug in die Nationalversammlung zu erleichtern und gleichzeitig das Ausmaß der befürchteten eigenen Niederlage zu begrenzen.

In einem gemeinsamen Kommunique erhoben Grüne und GE, die erstmals mit gemeinsamen Kandidaten antreten, schwere Vorwürfe gegen die Sozialisten: "Auf der einen Seite legen die Sozialisten Bananenschalen aus, um die Wahl von Ökologen zu verhindern, auf der anderen geben sie vor, sie wollten sich zu Gunsten der Ökologen zurückziehen." Lalonde beschrieb die Offerte mit den Worten: "Im ersten Durchgang Mord, im zweiten Blumen."

Hintergrund der scharfen Ablehnung ist die Sorge der beiden Umweltparteien, durch die Bewerbungen von Pseudo-Ökologen in ihren Wahlchancen behindert zu werden. Neben Tierschützern, die als "Neue Ökologen" auftreten, haben die Ökoparteien vielerorts auch Konkurrenz von Kandidaten erhalten, die sich unter Phantasiebezeichnungen wie "grüne Generation" oder "neue Ökologie" zur Wahl eintragen ließen. Sie werden von Waechter und Lalonde verdächtigt, "Unterseeboote" anderer Parteien zu sein. Gerichtliche Klärungen der wahren Identität dieser Kandidaturen wurden nach Aussage von Lalonde durch das Innenministerium behindert, worauf Grüne und GE Klage beim Verfassungsrat einreichten.

Insgesamt stehen am Sonntag 5169 Kandidaten in den 555 Wahlkreisen des französischen Mutterlandes zur Wahl. 22 Deputierte werden in den Überseegebieten gewählt. Bei der Parlamentswahl 1988 hatten sich 2880 Kandidaten um einen Sitz in der Nationalversammlung beworben. Der spektakuläre Anstieg der Zahl parteiloser und spontaner Kandidaten spricht einerseits für ein wachsendes politisches Interesse, andererseits für den verbreiteten Überdruß an den etablierten Sozialisten, Kommunisten, Gaullisten und Rechtsliberalen. Außer im Umfeld der Öko-Parteien sind die "wilden" Bewerbungen besonders häufig auf der Seite der Rechten, wo die sichereren Stimmengewinne winken.

Gewählt wird in zwei Wahlgängen. Im ersten Wahlgang gewinnt, wer in seinem Wahlkreis die absolute Mehrheit erreicht. Wo keine absolute Mehrheit zustande kommt, findet eine Woche später eine Stichwahl statt. Gewinner ist dann, wer die meisten Stimmen erhält. Zugelassen zur Stichwahl sind nur die Kandidaten, deren Stimmenzahl im ersten Durchgang mindestens 12,5 Prozent der Wahlberechtigten entspricht. Diese Hürde zu nehmen, ist für die Bewerber kleinerer Parteien um so schwieriger, je geringer die Wahlbeteiliung ist. Eine hohe Zahl von Enthaltungen wie 1988, als 34 Prozent der Wahlberechtigten den Urnen fernblieben, könnte sich daher diesmal vor allem für die Öko- Parteien nachteilig auswirken. Deren Aussichten werden weiter davon abhängen, ob es trotz der Absage an die Adresse der Sozialisten in einzelnen Wahlkreisen zu Absprachen für den zweiten Durchgang kommt. Da Sozialisten und Ökologen weitgehend um die gleichen Wähler werben, könnte ein jeweiliger Verzicht zugunsten des besser Plazierten bei gleichzeitiger Stimmempfehlung an die Wähler dessen Chancen verbessern. HANS-HAGEN BREMER (Paris)

Bahn plant keine Trasse außerhalb des Kinzigtals Nach Bürgermeister-Protest Brief von Minister Krause / Minister Jordan stiftet Verwirrung

GELNHAUSEN / SCHLÜCHTERN. Die Planungen der Bundesbahn für eine Hochgeschwindigkeitstrasse konzentrieren sich offensichtlich ausschließlich auf das Kinzigtal und die angrenzenden Täler. Aus einem Antwortschreiben des Bundesverkehrsministers Günter Krause hat Landrat Karl Eyerkaufer die Erkenntnis gewonnen, "daß die Bundesbahn weiter nur verschiedene Varianten im Bereich von Biebergemünd und Fulda untersucht, nicht aber eine Trasse, die den Main-Kinzig-Kreis unberührt läßt".

Der Brief aus dem Verkehrsministerium ist eine Reaktion auf den Vorschlag von Bürgermeistern und Bürgerinitiativen, den Planungsverlauf zu erweitern und auch eine Trasse nördlich des Main-Kinzig-Kreises zu prüfen. Laut Eyerkaufer geht Krause in seinem Schreiben darauf gar nicht ein. Vielmehr habe er der Bahn nach deren Auskunft seinerzeit die Weisung erteilt, die Planungen auf die Streckenführung nördlich und südlich des Kinzigtals im Abschnitt Gelnhausen - Fulda zu konzentrieren. Ohne neue Weisung aus Bonn stellt die Bahn keine weiteren Untersuchungen an; während der Minister auf die Verantwortlichkeit des Staatsunternehmens verweist, konstatiert der Landrat und spricht von einem "Teufelskreis zu Lasten der Kinzigtalbewohner". Krauses Schreiben lasse ferner erkennen, daß die jetzige Trasse favorisiert werde, "weil sie volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich positiv" eingestuft wurde.

Ähnlich argumentiert auch die Bahn, die den problemlosen und kostengünstigen Ausbau der vorhandenen Strecke bis Wirtheim offensichtlich ins Kalkül gezogen hat und einer völlig neuen Trasse an einer anderen Stelle vorzieht. Das dritte Gleis bis Gelnhausen steht ohnehin kurz vor der Fertigstellung.

Derweil stiften die Politiker weiterhin Verwirrung. Alfred Dregger hatte zuletzt erklärt, auch eine Trasse außerhalb des Main-Kinzig-Kreises sei möglich, ehe der CDU-Bundestagsabgeordnete die entscheidende Einschränkung folgen ließ - eben nur, wenn es "planungs- und kostenmäßig vertretbar" ist. Vorgestern schließlich erhielten sieben Bürgermeister Post aus dem hessischen Ministerium für Landesentwicklung. In dem Brief überrascht Minister Jörg Jordan mit folgendem Satz: "Nach Information der Deutschen Bundesbahn ist beim gegenwärtigen Planungsstand die Variante, gegen die sich die in Ihrem Forderungskatalog benannten Kritikpunkte in erster Linie richten, aufgegeben worden und nicht Gegenstand weiterer Untersuchung." Woher diese Erkenntnis stammt, kann sich Bahnsprecher Vollmer nicht erklären. jan

Siemens und Apple gemeinsam am Telefon

sch FRANKFURT A. M. Der Elektronikmulti Siemens und Apple Computer werden künftig zusammenarbeiten. Die beiden Unternehmen wollen nach Angaben der Kalifornier neuartige Produkte auf den Markt bringen, die das Know- how der Münchner in der Kommunikationstechnik mit den Computer-Erfahrungen der Amerikaner verbinden. Ein erstes Ergebnis der Kooperation soll ein "intelligentes" Kommunikationsprodukt namens Notephone sein. Beispiele und Anwendungen der Technik werden auf der kommende Woche in Hannover beginnenden Messe Cebit vorgestellt.

Die künftigen Erzeugnisse würden sich so einfach wie ein Notizblock und per Handschrift bedienen lassen, heißt es weiter. Unter anderem könne man damit aus dem eingespeicherten Adreßbuch heraus telefonieren oder auch Skizzen und Faxe versenden. Das Gerät werde privat zu Hause und unterwegs, aber ebenso im Büro einsetzbar sein.

Zu den Entwicklungsplänen gehören Privat- und Bürotelefone mit Einbindung der Hard- und Software-Technik von Apple für "persönliche digitale Helfer" sowie Sprach-Daten-Lösungen für computergestütztes Telefonieren und mobile Kommunikationstechnik.

Deutsche zücken oft die Karte Studie sieht Boom für Plastikgeld / Mißbrauch macht Sorge

jch FRANKFURT A. M. Nach langem Zögern haben auch die Bundesbürger die Segnungen des Plastikgeldes entdeckt. Rund sieben Millionen Kreditkarten sind hierzulande inzwischen im Umlauf. Alleine Marktführer Eurocard, der im vergangenen Jahr rund ein Drittel zulegen konnte, peilt bis Ende 1993 die Fünf-Millionen-Grenze an. Nach Untersuchungen des Fachverlags Hoppenstedt & Wolf setzt sich der Trend zum Kunstgeld weiter fort. Profitieren würden davon neben dem Primus vor allem Visa, während die Prognosen für Diners nach unten zeigen.

Zwar hat Deutschland seinen Ruf als Karten-Entwicklungsland abgelegt, doch im Vergleich zu den Nachbarn sind die Bundesbürger weiter "Kunstgeld-Muffel". Jeder Belgier trägt statistisch 1,3 Exemplare in der Brieftasche. Engländer, Schweden oder Finnen nennen durchschnittlich eine Kredit- oder nationale Debitkarte ihr eigen. Bei letzterer wird im Gegensatz zur Kreditkarte nicht monatlich abgerechnet, sondern der Betrag direkt vom Konto abgebucht.

Ein ähnliches System streben die deutschen Geldhäuser für die rund 33 Millionen Eurocheque-Kunden an. Electronic- Cash heißt das Zauberwort, bei dem der Käufer, wie bei einem Geldautomaten, zum Bezahlen nur seine Geheimnummer eingeben muß. Zum Ärger der Banken, die gegenüber dem guten alten Scheck kräftig Kosten einsparen würden, stellt sich der Einzelhandel bislang quer. Im Lebensmittelhandel würden die Kosten die Gewinnspanne vollkommen auffressen.

Nach Auffassung von Commerzbank- Vorstand Jürgen Terrahe werden Eurocheque-Kunden in den nächsten zwei bis drei Jahren mit ihrem Plastiktäfelchen auch in den USA bezahlen können. Gespräche über eine Kooperation mit Master-Card auf diesem Gebiet seien im Gange. Sorgen bereitet unterdessen der kriminelle Mißbrauch. Till-Matthias Jürgens von Hoppenstedt & Wolf schätzt ihn bisher auf rund 350 Millionen Mark. Bei anhaltendem Kartenboom könne der Betrug in den nächsten Jahren die Millarden-Grenze erreichen - einen Wert, den Bank-Vorstand Terrahe als "entschieden zu hoch" abqualifiziert. Er geht von maximal 200 Millionen Mark aus.

Sicherer könnte das Plastikgeld durch die Einführung von Chip-Karten werden, auf denen sich ein Vielfaches der Datenmenge der bisher verwendeten Magnetstreifen speichern läßt. Ein erster Test mit chipgesteuerten EC-Karten läuft im Herbst in Münster an. Obwohl technisch machbar, halten sich die Banken noch mit der flächendeckenden Einführung zurück. Sie spekulieren auf kommende Anwendungsfelder wie das Bezahlen von Autobahngebühren.

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Übersicht:

MIGRATION: Verstärkte Hilfe für ,Asylanten'-Herkunftsländer

VEREINTE NATIONEN: Entwicklungsländer uneinig über Idee der ,Präventiven Intervention' von UN-Generalsekretär =

TANSANIA: Sansibaris fürchten Touristenschwemme -- Wird die Insel schleichend enteignet? =

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MIGRATION: Verstärkte Hilfe für ,Asylanten'-Herkunftsländer =

New York, 19. März (IPS) -- Angesichts der ständig wachsenden Zahl von Armutsflüchtlingen aus der Dritten Welt verändern die Länder des Nordens die Schwerpunkte ihrer Entwicklungshilfe. ,, Einige der Industriestaaten haben begonnen, ihre Unterstützung auf die Punkte zu konzentrieren, die ihrer Meinung nach den Wanderungsdruck aus dem Süden mindern'', erklärte am Donnerstag ein UN-Experte für Migration in New York.

Als Beispiel führte der UN-Beamte, der ungenannt bleiben wollte, Kanada an. Die Regierung in Ottawa hatte Anfang des Monats ihre Hilfe an sieben afrikanische und sieben asiatische Staaten eingestellt und das Entwicklungsbudget für die ehemaligen Ostblockstaaten von 100 Millionen US-Dollar auf 147 Millionen Dollar aufgestockt.

Nach Schätzungen des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) leben und arbeiten weltweit mindestens 100 Millionen Menschen nicht in ihren Heimatländern. Ihre Einkünfte, von denen sie einen Teil in ihre Heimat überweisen, belaufen sich auf ungefähr 70 Milliarden US-Dollar jährlich.

Für einige Länder wie Ägypten, Indien oder die Philippinen, so das UNFPA, stellten die Geldüberweisungen der Gastarbeiter einen wichtigen Beitrag zu den Deviseneinkünften dar. (Ende/IPS/sl/ ger/1993)

VEREINTE NATIONEN: Entwicklungsländer uneinig über Idee der ,Präventiven Intervention' von UN-Generalsekretär =

New York, 19. März (IPS/Thalif Deen) -- Mit großer Zurückhaltung haben sich Entwicklungsländer zu der von UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali vorgeschlagenen Strategie einer ,Präventiven Intervention' der Vereinten Nationen geäußert. ,,Wir wissen, daß Boutrous-Ghalis Absichten nur die besten sind, aber wir wollen sichergehen, daß präventive Maßnahmen nicht zu einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten führen'', erklärte ein asiatischer UN-Diplomat am Donnerstag in New York.

Derzeit ist der ägyptische UN-Botschafter Nabil Elaraby als Vorsitzender einer Arbeitsgruppe damit befaßt, einen Resolutionsentwurf für die Vollversammlung der Weltorganisation auszuarbeiten.

Vertreter von Entwicklungsländern drängen jedoch darauf, daß wenigstens das UN-Sonderkomitee für friedenserhaltende Maßnahmen einen Richtlinienkatalog aufstellt, der den Spielraum der UN in der Frage von Präventivmaßnahmen einschränkt.

Den Vorschlag, UN-Friedenstruppen in Krisengebiete zu schicken, bevor ein Krieg überhaupt ausbricht, hatte Boutros-Ghali im vergangenen Jahr in seiner 48-seitigen ,Agenda für den Frieden' gemacht. ,,Bislang wurden UN-Operationen in Krisengebieten erst gestartet, wenn der Konflikt bereits da war'', so das Strategiepapier. ,,Es ist nun an der Zeit, über die vorauseilende Entsendung von Friedenstruppen nachzudenken.''

Als Beispiele für diese Präventivstrategie zitierte Boutros-Ghali die UN-Truppe in Mazedonien und die verstärkte UN-Beobachtermission für Irak und Kuwait (UNIKOM).

Singapur hat inzwischen in einem informellen Papier die Vorbehalte der Entwicklungsländer gegen die neue Strategie zusammengefaßt.

Die Entsendung von Truppen bei Grenzkonflikten zweier Länder solle nach Informationen aus der Arbeitsgruppe des ägyptischen UN-Botschafters schon dann erfolgen, wenn eine der beteiligten Parteien danach verlangt, heißt es darin.

Der Erfolg der Maßnahmen, so daß Schriftstück, könne aber nur dann sichergestellt werden, wenn eine Reihe verschiedener Faktoren berücksichtigt würden. Genannt wurden dabei unter anderem die Zustimmung beider Seiten zu der präventiven Entsendung von Truppen, die Unterstützung des UN-Sicherheitsrates, eine ,,effektive militärische Streitmacht mit klar definierter Zielsetzung'' und ,,strikte Neutralität''.

Die endgültige Entscheidung über die Stationierung von UN-Truppen sähe Singapur am liebsten durch ein unabhängiges UN-Tribunal gefällt. Dies sei aber vermutlich ,,politisch nicht durchsetzbar, da der Sicherheitsrat wohl kaum einen Teil seiner Macht abgeben wird''.

Ein ,,Schlüsselelement'' sei auch die Einbindung der präventiven Truppenentsendung in eine übergeordnete militärische Struktur, die dem ganzen Schlagkraft verleihe. Singapur warnte davor, daß ohne eine solche Verknüpfung mit einem größeren militärischen Potential, die Stationierung von UN-Truppen ihren Zweck der Abschreckung eines Aggressors verfehlen werde. (Ende/IPS/sl/ ger/1993)

TANSANIA: Sansibaris fürchten Touristenschwemme -- Wird die Insel schleichend enteignet? =

Mangapwani, 19. März (IPS/Ernest Zulu) -- Seit drei Jahren hat sich die tansanische Gewürzinsel Sansibar für ausländische Investoren geöffnet. Seither haben zahlreiche Tourismuskonzerne Baugrund für Hotels entlang dem 112 Kilometer langen Küstenstreifen abgesteckt.

Für 99 Jahre darf der Grund und Boden gemietet werden, und vor allem Investoren aus den Golfstaaten nutzen die Regelung. Sansibars Fischer empfinden den Andrang als Invasion, sie fürchten Vertreibung und klagen, daß die Inselregierung rücksichtslos gegen die Interessen der Einheimischen handelt.

Khamis verdient seinen Lebensunterhalt mit der Fischerei. Eines Morgens wurde er überraschend mit dem Tourismusförder-Programm Sansibars konfrontiert. ,,Du wachst auf und siehst Leute, die das Land vor Deiner Haustür vermessen. Die erzählen Dir fünf Minuten später, daß Du das Land nicht mehr betreten darfst.''

Auf dem Sperrgebiet sollen Mittelklasse-Hotels entstehen. Sie entziehen der Insel, die ohnehin unter Landmangel leidet, landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Obwohl Demographen und Mitarbeiter des staatlichen Planungsbüros die Regierung unablässig auf das Problem hinweisen, setzt Sansibars Regierung unbeirrt auf Tourismus und Industrie. Und auf dem Land wächst der Unmut.

Feisal Mbamba, Generaldirektor von Sansibars Investment-Promotion-Agentur ZIPA, räumt ein, daß es Unruhe gibt und einige Fehler gemacht worden seien. ,, Die Landbevölkerung ist nicht genügend informiert worden. Wir müssen den Dialog suchen.''

Mbamba fügt hinzu: ,,Es läuft gerade eine Kampagne an, die den Menschen auf dem Land erklärt, wie wichtig das Investitionsprogramm für unsere Wirtschaft ist.''

In der Tat bietet das klassische Erzeugnis der Insel den Sansibaris schon seit längerem kein Auskommen mehr. Noch 1960 wurden 20.000 Tonnen Gewürznelken geerntet. Heute sind es nur noch 3.000 Tonnen. Die Preise auf dem Weltmarkt sind eingebrochen. Von 3.000 US- Dollar pro Tonne in den 60er Jahren auf 700 Dollar heute. (

Hinter Indonesien und Madagaskar liegt Sansibar als Gewürznelkenexporteur an dritter Stelle. Aber, so Handels- und Industrieminister Omari Karume: ,, Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu diversifizieren, denn Indonesien allein kann den gesamten Weltbedarf decken.''

Zum Diversifizierungsprogramm gehört auch die Öffnung für Investoren aus dem Ausland sowie die Liberalisierung des Handels. Im- und Exporte sind vollständig in die Hand von Einzelpersonen und Gesellschaften gelegt worden, und die Regierung kann erleichtert aufatmen. Früher mußte sie 60 Prozent ihrer Deviseneinnahmen, rund 25 Millionen Dollar, in den Import von Zucker, Reis und Weizen stecken. Heute kann das Geld nach Angaben von Karume in das Gesundheitssystem und Bildung gesteckt werden. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)

Für die sogenannte "Entsorgung" von Giften und anderem Sondermüll haben die Eigenbetriebe Abfallwirtschaft des Main-Kinzig-Kreises ein neues Sammelfahrzeug angeschafft, einen rund 15 Meter langen Sattelschlepper. Daß vorher offenbar nicht hinreichend über den Sinn dieser Investition nachgedacht worden ist, machen die Gemeinde Ronneburg und die Stadt Maintal indirekt mit Hinweisen auf entsprechende Umstände deutlich.

Der Gemeindevorstand Ronneburg gibt einen neuen Standort für die "Sonderabfallentsorgung" in den Ortsteilen Altwiedermus und Neuwiedermuß vorsorglich schon Monate voraus bekannt: Am 29. Mai steht das Abholfahrzeug erstmals auf dem Parkplatz am Fuß des Ronneburg-Berges, dem ehemaligen Wendeplatz für Autobusse. "Die bisherigen innerörtlichen Standorte können wegen der Überlänge des neuen Fahrzeuges nicht mehr angefahren werden", kommentiert der Gemeindevorstand knapp und emotionslos. "Wir bitten um Beachtung."

Spektakulär könnte die Reaktion der Stadt Maintal ausfallen. Für den nächsten Sammeltermin - bereits am 1. April zwischen 15 und 17 Uhr im kleinsten Stadtteil Wachenbuchen - gibt das Amt für Stadtentwicklung und Umwelt (noch) keine näheren Ortsbestimmungen (etwa Parkplatz hinter dem Bürgerhaus, wie bisher üblich), sondern stellt eine Straßensperrung in Aussicht: Aufgrund der Abmessungen des neuen Fahrzeuges sei geplant, für die Dauer der Sammlung die Schulstraße dichtzumachen.

"Moment mal", konterte Maintals Bürgermeister Dr. Walter Unger, als Erster Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber in seiner Funktion als Umweltdezernent in der jüngsten Magistratspressekonferenz auf das neue Vehikel zu sprechen kam und die erwähnte Mitteilung des Umweltamtes knapp kommentierte. Unger wörtlich: "Ihr könnt nicht einfach auf eigene Faust die zentrale Ortsdurchfahrt von Wachenbuchen dichtmachen. Das wäre Sache der Straßenverkehrsbehörde (die Unger selbst als Bürgermeister repräsentiert, Anm. D. Red.). Das würde ja großräumige Umleitungen erforderlich machen. . ."

Die beiden "Bürger-Doktors" werden vermutlich schon eine an- Straßensperrung gemessene Lösung für das Problem finden, vielleicht auch mit einem neuen Standort außerhalb der bebauten Ortslage - wie in Ronneburg.

Daß das nicht gerade "bürgerfreundlich" wäre, hätte der Main- Kinzig-Kreis zu verantworten. Oder wollen die Maintaler mit der Wahl des Termins öffentlich deutlich machen, daß sie den Kauf des Sattelschleppers für einen - in diesem Falle eben nicht gelungenen - Scherz halten? pom

Firmen-Telegramm

BASF verzichtet auf Fabrikneubau Der Chemiekonzern BASF baut nun doch keine neue Fabrik zur Herstellung von Acrylfasern in Spanien. Der Verzicht auf die geplante Investition von rund 430 Millionen Mark steht im Zusammenhang mit dem Gewinneinbruch des Unternehmens und hohen Energie-, Wasser- und Transportkosten in Spanien. Rütgers baut 600 Stellen ab Die zum Ruhrkohle-Konzern gehörenden Frankfurter Rütgerswerke wollen im Ruhrgebiet insgesamt 600 Arbeitsplätze abbauen. Im Werk Castrop-Rauxel soll das Personal von 780 auf 380 reduziert werden. Im Werk Duisburg-Meiderich sollen 200 der noch 900 Jobs wegfallen. Mercedes arbeitet weiter kurz Mercedes-Benz wird auch im Mai noch in Teilen des Stammwerkes Stuttgart-Untertürkheim kurzarbeiten, wo Motoren und Achsen für Personenwagen produziert werden. Für April sind Zwangspausen an sieben Tagen in Untertürkheim und in Sindelfingen angesagt. Als Grund für die Kurzarbeit wird die allgemeine Konjunkturflaute angegeben. Merck schluckt VEL Die Schweizer Firma Merck, die zur Merck-Gruppe in Darmstadt gehört, übernimmt das belgische Unternehmen VEL, das mit Reagenzien und Laborartikeln handelt und 45 Millionen Mark umsetzt.

Gericht urteilt für Mafia-Buch Verlag bekam recht / Umstrittene Stellen nicht mehr geschwärzt

gb FRANKFURT A. M., 19. März. Das Buch "Die Verbrecher-Holding - Das vereinte Europa im Griff der Mafia", in dem die Ausbreitung der organisierten Kriminalität beschrieben wird, kann nach Angaben des Münchner Verlages Piper künftig weitgehend ohne Schwärzungen erscheinen. Wie der Verlag am Freitag mitteilte, gab das Kammergericht Berlin seiner Berufung gegen eine Entscheidung des Landgerichts Berlin vom Oktober statt. Mehrere Personen, deren Aktivitäten in dem Buch dargestellt werden, hatten Anträge auf einstweilige Verfügung gestellt. Das Landgericht war dem gefolgt, so daß das Buch in der zweiten und dritten Auflage mit Schwärzungen erscheinen mußte. Das Buch könne jetzt wieder mit den umstrittenen Passagen erscheinen, teilte der Verlag mit.

Die beiden Autoren Jürgen Roth und Marc Frey nennen in dem Buch zahlreiche Personen, die sie der Unterwelt zuordnen. Zwei von ihnen sowie ein Journalist, den die Autoren in dem Kapitel "Helfer der Krake Mafia" erwähnen, hatten daraufhin die einstweiligen Verfügungen beantragt. Mit dem Hinweis, daß es in der Berichterstattung über Beschuldigte keine Vorverurteilungen geben dürfe, hatte das Landgericht den Anträgen stattgegeben. Das Gericht stützte sich vor allem auf die Konvention zum Schutz der Menschenrechte, die die Unschuldsvermutung für Beschuldigte festlegt.

Im Eilverfahren wies das Kammergericht jetzt die Anträge auf einstweilige Verfügungen zurück. Die Urteilsbegründung liegt allerdings noch nicht vor. Die von Piper eingeschaltete Berliner Anwaltskanzlei erläuterte, in dem Verfahren sei um jede einzelne Textstelle gerungen worden. Der Verlag habe dargelegt, daß es sich um Meinungsäußerungen unter dem Schutz der Meinungsfreiheit des Grundgesetzes oder um Tatsachenbehauptungen, deren Wahrheitsgehalt glaubhaft gemacht worden sei, handele.

Piper hat sich nach eigenen Angaben mit zwei weiteren in dem Buch genannten Personen geeinigt, daß ihre Namen geschwärzt werden. Darüber hinaus sind laut Anwaltskanzlei zwei weitere Verfahren vor dem Berliner Gericht anhängig.

Christ-König-Gemeinde bittet zu Gesprächsabend

ESCHBORN. Zu einem Besinnungs- und Gesprächsabend "Gotteserfahrung - eine alltägliche Angelegenheit?" lädt die Eschborner Christ-König-Gemeinde für Montag, 22. März, 20 Uhr, ein. Zunächst wird Rolf Bammerlin referieren, danach sollen sich kleine Gruppen bilden.

Am Mittwoch, 24. März, beginnt um 19 Uhr aus Anlaß des 13. Todestages von Oscar Romero in der Christ-König-Kirche ein ökumenischer Gottesdienst. Und das Evangelium Johannes, 11, 1-45, steht am Freitag, 26. März, von 19.30 Uhr an im Mittelpunkt des regelmäßigen Evangeliengesprächs. dia

Die Saatkrähe ist an allem unschuldig

MAIN-KINZIG-KREIS. "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus . . ." Die Saat- sollte allerdings nicht mit der Rabenkrähe verwechselt werden. Darauf wurde auch im FR-Artikel "Forderung nach Feldzug gegen den ,Generalisten&rquote; " vom 18. März ausdrücklich hingewiesen. Allein, das abgebildete Foto von am Himmel kreisenden Vögeln zeigt eben nicht die in Verruf geratene Raben-, sondern die "unschuldige" Saatkrähe. Sie möge es verzeihen. hok

Die Entscheidung: Der Baggerführer des Jahres!

"Schwärmereien im frühen Frühjahr", "Elefanten beschnüffelten sich", "Lust und Liebe im Ried: Freude bei den Menschen", "SPD und FDP schmusen miteinander in Schotten", "CDU und UWG bestellen das Aufgebot", "Gefährliche Leidenschaft heute im Vilbeler Kurhaus" Überschriften in allen erotischen Facetten waren gestern in der Lokal-Rundschau der FR zu lesen. "Unbeabsichtigt" versicherte der zuständige Redakteur der Frankfurter Rundschau auf Anfrage. Frühlingsgefühle machen eben auch nicht vor Journalisten halt.

Den Star hat niemand gefragt Kilius weiß nichts von Teilnahme an Protest der Eissportler

Nach einer Betriebszeit von rund 32 Jahren wird die Stadion GmbH die beiden Kunsteisbahnen im Frankfurter Waldstadion am Sonntag, 21. März, endgültig schließen. Die technischen und baulichen Mängel an der Ammoniak-Kälte-Anlage schließen einen weiteren Betrieb aus. Dies wissen die Eissportler Frankfurts, die die Anlage im Waldstadion regelmäßig zu Trainingszwecken nutzten, bereits seit geraumer Zeit. Weil erhebliche Sanierungsarbeiten anstünden und dieser Millionen-Kostenaufwand Verbesserungen für den Sport nicht in gewünschtem Maße garantieren würden, hat die Stadion GmbH gemeinsam mit der Stadt Architekten und Planer beauftragt, eine neue Nutzungskonzeption zu entwickeln.

Weil aber die Eissportler vermuten, daß sie trotz Beteuerungen künftig ihrem Sport an dieser Stätte nicht mehr frönen können, organisierten sie just für den Tag der Schließung eine Protestaktion, um auf ihre ungewisse Zukunft hinzuweisen. Die Ankündigung dazu sorgte wiederum bei der Frankfurter Eislauflegende Marika Kilius für Verdruß: "Ich weiß von nichts. Mich hat niemand gefragt", entfuhr es ihr, als die Vorzeigeläuferin sah, daß sie laut einer Pressemitteilung des Hessischen Eissportverbandes (HEV) quasi als Star der Veranstaltung an dieser Demonstration aktiv teilnehmen werde.

Nein, gefragt hat sie niemand. "Ich wußte nur, daß die Eisbahn wegkommen soll. Aber ich hatte von dieser gesamten Aktion überhaupt keine Ahnung", erklärte Marika Kilius wörtlich. "Ich bin am Sonntag auch gar nicht da." Zudem steht sie der geplanten Protestaktion kritisch gegenüber. "Wenn sich jemand dafür bereit erklärt hat, das so wieder herzustellen für die Eisläufer, so wie eben die Konzert-Agenturen gesagt haben, und zugleich im Sommer, wo sowieso kein Eislaufen durchgeführt wird, da Konzerte abgehalten werden sollen, finde ich das doch eine ideale Lösung und die Stadt Frankfurt kostet das keinen Pfennig."

Damit sprach sich Marika Kilius eindeutig für den Vorschlag privater Konzert-Agenturen aus, die auf dem Gelände der altehrwürdigen Frankfurter Eisbahn im Waldstadion gerne eine große Musikarena errichten würden. Diese Investoren hatten unter anderem vorgeschlagen, auch eine kleine Eisfläche in das Bauwerk zu integrieren. Entscheidungen sind aber noch keine gefallen. Die unmittelbare Zukunft ist daher für den Frankfurter Eissport weiterhin völlig ungewiß (die FR berichtete). rip

FDP sauer wegen Anthes' Außerungen zu Barkey

HOCHTAUNUSKREIS. Eine "unverschämte Wortwahl" kritisiert die Hochtaunus-FDP bei den Grünen. Sie hat deshalb gestern die Verhandlungen mit der Öko-Partei wenige Stunden vor Gesprächsbeginn abgesagt. "Mit dieser Entscheidung dürfte vorerst Spekulationen über eine Ampelkoalition im Hochtaunuskreis ein Riegel vorgeschoben sein", urteilen die Liberalen.

Anlaß für die Absage war für FDP- Kreischef Frank Blechschmidt die "impertinente Äußerung des neuen Grünen- Geschäftsführers Norbert Anthes, der Kreisbeigeordnete Peter Barkey (FDP) müsse ,entsorgt&rquote; werden". Er sieht durch die Wortwahl "jeglichen Stil im zwischenmenschlichen Bereich über Bord geworfen". Der FDP-Kreisvorstand fordert eine Entschuldigung Anthes'. stk

Einbrecher mußten ohne Geld abziehen

KARBEN. Einen Schaden von rund 1000 Mark richteten Einbrecher in den Räumen eines Unternehmens für Tiefkühlkost im Karbener Gewerbegebiet an, wie die Polizei berichtet. Die Täter hätten von ihrem nächtlichen Besuch aber ohne Beute abziehen müssen, da in der Firma über Nacht kein Geld verwahrt wird. Hinweise auf Beobachtungen nimmt die Kripo unter Tel. 060 31 / 60 10 entgegen. de

Im Goldschmiedehaus beginnt am Sonntag eine Ausstellung von Klaus Ullrich Spuren des Lötens als prägendes Moment Schmuckkunst aus den klassischen Materialien Von Regine Schlett

HANAU. Die Goldschmiedearbeiten von Klaus Ullrich sind vor allem bis Anfang der 70er Jahre stark von ihrem organischen Charakter geprägt. Blütenblätter fügen sich zu Ketten zusammen. Die filigrane Glieder eines Armbandes erinnern an Bienenwaben. Blumenelemente finden sich auch in den aufbrechenden, manchmal knospenhaften Edelsteinfassungen seiner Ringe wieder. In diesen Jahren arbeitet der 1927 in Ostpreußen geborene und als Gold- und Silberschmied ausgebildete Schmuckgestalter fast ausschließlich mit klassischem Material: mit hochkarätigem Gold, das mit Edelsteinen, Perlen, Elfenbein oder Kristallen kombiniert wird.

Die Auswahl der Stoffe hat einen Reiz, wie ihn die Goldarbeiten früherer Kulturen verbreiten. Solche historische Verwandtschaft zeigt sich auch an amuletthaften Anhängern, die neben ihrer ästhetischen Faszination wie geheimnisvolle Fetische erscheinen.

Ihre unmittelbare Ausdruckskraft erreicht der vor vier Jahren pensionierte Professor der Kunst- und Werkschule Pforzheim, der ab Sonntag im Hanauer Goldschmiedehaus ausstellt, nicht allein durch Form und Material. Bestimmend für sein Werk sind auch technische Experimente, mit denen der junge Ullrich schon in den 50er Jahren, damals als Student an der Werkkunstschule Düsseldorf, Neuland betrat.

Statt wie etablierte Schmuckmacher seinen Schwerpunkt auf die Bearbeitung von Oberflächen zu legen, die durch Glätten und Polieren möglichst glanzvoll erscheinen sollen, läßt Ullrich das Material im Arbeitsprozeß wirken: Spuren des Glühens, des Lötens und des Schmelzens setzt er als prägende Momente ein. In dieser Auffassung spiegeln sich die damals aktuellen Tendenzen der bildenden Kunst, des Tachismus und des Informel wieder, wobei für Ullrich neben dem spontanen Ausdruck immer auch formale Gesichtspunkte eine Rolle spielen. "Eigentliche Formgebung und Oberflächengestaltung", schreibt sein ehemaliger Lehrer Karl Schollmayer, werden bei Ullrich zu einer Einheit, mit der er "das Wesentliche" erfaßt.

Mit allen erdenklichen Mitteln versucht der Schmuckmacher, dessen Arbeiten von den 50er Jahren an bis heute in internationalen Ausstellungen gezeigt und mit zahlreichen Preisen bedacht wurden, die Ausdruckskraft seines Werkstoffs zu steigern. Die Reflexion des Lichts zwischen aufgeschweißten Lamellen vertieft Glanz und Farbe. In den 70er Jahren nutzt Ullrich verstärkt Kontraste mit harten Metallen wie Edelstahl oder Palladium. Zum Teil werden jetzt auch die Formen geometrischer, weichen filigrane Verzierungen einer konstruktiven Klarheit, die in den vergangenen Jahren wieder aufgelöst wird.

In den vier Jahrzehnten seines Schaffens bleibt der Gestalter jedoch stets seinem Grundsatz treu: "Ich mache Schmuck, der tragbar ist." Der Mensch als Träger, seine Anatomie, bleiben für ihn höchstes Maß. Sein Metier versteht er damit im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen Schmuckkünstlern nie als "l&rquote;art pour l'art", die eigenständige von der Funktion unabhängige Objekte hervorbringt. Klaus Ullrichs Werk orientiert sich an der Jahrtausende alten Tradition der Goldschmiede als Kunst-Handwerker im anspruchsvollen Sinn, für welche die Idee und deren Ausführung eine unverzichtbare Einheit bilden. Zur Ausstellung "Klaus Ullrich - Schmuckmacher seit 1955" gehören auch einige Exponate aus seiner Sammlung geschmiedeter Fischfanggeräte, die er seit 1966 aufgebaut hat. Das Schmuckmuseum Pforzheim konzipierte die Schau, die am Sonntag, 21. März, um 11.30 Uhr eröffnet wird, anläßlich des 65. Geburtstags des Gestalters. Geöffnet ist täglich außer montags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Die Erlenseer Grünen nach der Wahl

ERLENSEE. Als Wink mit dem Zaunpfahl kann die Kritik der Grünen an die Adresse der SPD gewertet werden, sich nach dem Verlust der absoluten Mehrheit mit wechselnden Mehrheiten "durchmogeln" zu wollen. Der Ortsverband hat sich in seiner Wahlanalyse indirekt dafür ausgesprochen, daß die bisherige Mehrheitsfraktion eine Koalition eingehen solle, um die anstehenden Probleme zu lösen. Noch am Wahlabend hatte die Partei allerdings eine entsprechende Vereinbarung mit den Sozialdemokraten abgelehnt.

Als weiteres Indiz dafür, daß diese Aussage möglicherweise nicht aufrechterhalten wird, läßt sich eine andere Passage ihrer jüngsten Erklärung deuten, in der die Grünen klarstellen, daß sich durchaus Politik mit ihnen machen lasse, wenn ihre Schwerpunkte beachtet würden.

Genannt werden: Verbesserung der sozialen Leistungen, etwa im Kindergartenbereich, mehr Tempo bei der Verkehrsberuhigung - "in den Straßen wie im Erlenseer Luftraum" - und ein verstärktes Eintreten für die Interessen von Ausländern.

Ihren Stimmenzuwachs werten die Grünen als Belohnung für ihre Sachpolitik in den vergangenen Jahren. Gleichzeitig hätten die Wähler deutlich gemacht, daß sie in den nächsten vier Jahren keine Alleinherrschaft der Sozialdemokraten mehr wollten. hein

Post-Nummern unter der Lupe Kartellamt prüft Datenvergabe / Softwarehäuser benachteiligt?

doe FRANKFURT A. M. Die Einführung der neuen Postleitzahlen beschäftigt jetzt auch das Bundeskartellamt. Zwei Softwarehäuser haben sich bei den Wettbewerbshütern über die Art und Weise beschwert, wie der Postdienst die nötigen Datensätze weitergibt. Dabei werde eindeutig die Deutsche Postreklame gegenüber privaten Anbietern bevorzugt, kritisiert Andreas Herberger, der Chef des Wiesbadener CD-Rom-Herstellers Makrolog. Er wirft dem Gelben Riesen außerdem vor, durch Subventionen der eigenen Produkte den Wettbewerb zu verzerren.

Anders als Privatleute können größere Firmen ihren Adressenbestand nicht mit dem Postleitzahlenbuch umstellen. Sie sind auf elektronische Hilfen angewiesen. Die Post selbst vertreibt hierzu eigene Magnetbänder, Disketten oder Silberscheiben (CD-Rom) mit den neuen Codeziffern über die Telekom-Tochter Postreklame. Daneben dürfen auch private EDV-Firmen entsprechende Produkte gewerbsmäßig herstellen und vertreiben. Eben dies tut Makrolog mit einem Verzeichnis im Bierdeckelformat. Die Herausforderer erhalten die Datensätze jedoch nicht vom Postdienst direkt, sondern nur über die Postreklame, mit der sie zugleich konkurrieren.

Durch dieses Verfahren, moniert Herberger, entstehe ein "erheblicher zeitlicher Nachteil". Die Postreklame besitze "rund vier Wochen Vorsprung" gegenüber der Konkurrenz. So werde die Telekom- Tochter am 5. April schon eine Neu-Fassung ihrer CD-Rom auf den Markt bringen, während die Wettbewerber derzeit gerade mit der Ur-Version herauskämen: "Die Korrekturen haben wir noch gar nicht." Auch der Preisvorteil der Privaten - Makrolog verlangt 50 Mark für eine Silberscheibe - sei geschrumpft, seit die Postreklame ihr Produkt plötzlich von 200 auf 95 Mark verbilligt habe: "Offenbar werden die gezielt subventioniert".

Postdienst-Sprecher Andreas Fahrmer kann die Aufregung nicht verstehen: Elektronische Postleitzahlverzeichnisse seien "schon immer" über die Postreklame vertrieben worden: "Bisher hat das niemand beanstandet". Die Frankfurter Dienststelle sei "praktisch ein verlängerter Arm" des Postdienstes, der das Rohmaterial erst aufbereite.

Ein Sprecher des Bundeskartellamtes bestätigt den Vorgang. Außer Makrolog habe sich noch eine andere Firma beschwert: "Wir gehen der Sache nach." Zunächst sei der Postdienst um eine Stellungnahme gebeten worden. Die umkämpften CD-Rom funktionieren wie "elektronische Bücher" und ermöglichen den Firmen, eigene Adressen-Umstellungsprogramme zu entwickeln. Die Silberlinge sind preiswerter als Disketten, doch ist der Markt bislang recht klein.

Wiegandt will die inneren Werte freischaufeln Handelskonzern Asko wirft erheblichen Ballast ab / Altlasten verursachen hohen Verlust

rb FRANKFURT A. M. Eine gewaltige "Roßkur" hat der Handelskonzern Asko hinter sich, folgt man den Ausführungen seines Chefs Klaus Wiegandt, der diese vor einem Jahr verordnet hat. Jetzt könne man aber endgültig einen Schlußstrich unter die Vergangenheit ziehen. Angesichts des durch diesen Kraftakt verursachten Verlustes im vergangenen Rumpfgeschäftsjahr (Januar bis September 1992) von 462 Millionen Mark bewegt ihn nur noch die Sorge, daß "die Kleinaktionäre unter falschen Voraussetzungen" ihre Papiere zu rasch verkaufen könnten. Tatsächlich seien in dem Unternehmen stille Reserven von mindestens 3,5 Milliarden Mark verborgen. Der neue Großaktionär Metro sei der einzige gewesen, der schon früh begriffen habe, "was in der Asko wirklich steckt".

Um die inneren Werte freizulegen, muß Wiegandt freilich zuerst einmal reichlich Ballast abwerfen. So zählt er ein Dutzend Beteiligungen auf, die bereits verkauft wurden. Darunter ein 18-Prozent-Anteil an der Handelsgruppe AVA, Tankstellen, VW-Kraftfahrzeughandel, Drogerie- und Optik-Fachmärkte. Vom Kartellamt erzwungen war die Abgabe von 102 Supermärkten (750 Millionen Mark Umsatz) an die Spar. Das Problem der Asko sei es in der Vergangenheit gewesen, meint Wiegandt, in zu viele Felder diversifiziert zu haben, von denen man nichts verstand. Ziel sei es nun, "die fünf Handelssparten konsequent weiter auszubauen und alle übrigen Engagements abzustoßen".

Abgesehen davon, daß im abgelaufenen Rumpfgeschäftsjahr das profitable Weihnachtsgeschäft fehlt, trug zu dem hohen Verlust vor allem diese Bewältigung der Altlasten bei. So mußten außerordentliche Wertkorrekturen - die Beteiligungswerte wurden von 2,8 Milliarden auf 1,4 Milliarden halbiert - und Rückstellungen für drohende Verluste bei Engagements wie zum Beispiel Adia oder Lonrho gebildet werden. Hinzu kamen Kosten der Umstrukturierung der SB- Warenhäuser, die auf ein einheitliches Konzept ("real") umgestellt wurden.

Wie sehr dies die Konzernbilanz anspannte, zeigt vor allem der Rückgang der Eigenkapitalquote von elf auf nur noch 3,5 Prozent (315 Millionen Mark). Die wichtigste Aufgabe für die Zukunft sieht Wiegandt denn auch darin, die Eigenmittel wieder aufzufüllen und den Verlustvortrag rasch abzutragen.

Zustatten kommt den Saarbrücker Handelsmanagern, daß ihr Kerngeschäft trotz der Flaute im deutschen Einzelhandel gut vorankommt. Insbesondere die Baumarktsparte ("Praktiker") steigerte ihren Gewinn kräftig. In drei bis fünf Jahren will Wiegandt den Praktiker- Zweig an der Börse einführen. Für ein 25- Prozent-Paket sucht er derzeit Käufer.

Insgesamt stiegen die Umsätze in den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres um 1,5 Prozent. Ziel ist ein Gesamterlös von 20 Milliarden Mark, womit etwa wieder das Niveau von 1991 erreicht wäre. Dazwischen hatte die Gruppe per Saldo Unternehmensteile mit etwa 1,8 Milliarden Mark Umsatz abgegeben.

Weitere zehn Milliarden Mark entfallen auf die MHB-Gruppe (Massa), an der Asko mit 50 Prozent beteiligt ist. Im Rahmen von Geschäftsbesorgungsverträgen haben die Saarbrücker die Verantwortung für deren Bau- und Möbelmärkte übernommen, gesellschaftsrechtlich soll die MHB aber erst dann integriert werden, "wenn die Asko bilanziell hierfür gerüstet ist". Zumindest einen Vorteil zieht sie aber schon jetzt aus dem Dreierbund Metro-MHB-Asko: Durch den inzwischen vereinten Wareneinkauf habe man bei den Konditionen den bisherigen Rückstand zu den Branchenführern des Lebensmittelhandels (im Schnitt etwa ein Prozentpunkt) wettgemacht.

Im Rumpfwirtschaftsjahr 1992 setzte der Konzern 15,9 Milliarden Mark um. Auf vergleichbarer Fläche legten die Baumärkte um 6,8 Prozent und die SB-Häuser um vier Prozent zu. Die Lebensmittelsparte (minus ein Prozent), die Möbel- und die Adler-Bekleidungsmärkte verzeichneten Rückgänge. Beschäftigt sind in der Gruppe derzeit 68 600 Leute.

Flüchtlinge kochen für Einheimische

BÜDINGEN. Essen aus ihren Heimatländern bieten am Sonntag, 21. März, ab 18 Uhr die in Büdingen lebenden Asylbewerber im Gemeindezentrum der evangelischen Kirche am Marktplatz an. Anlaß ist das islamische Neujahrsfest, das die Flüchtlinge aus verschiedenen Nationen gemeinsam mit den Büdinger Bürgerinnen und Bürgern begehen wollen. Auch am kommenden Freitag, 26. März, sind an einem Kulturaustausch Interessierte herzlich in das evangelische Gemeindezentrum eingeladen, um sich ab 19 Uhr Speisen aus den Heimatländern der Asylbewerber munden zu lassen und sich dabei über die Situation der Flüchtlinge zu informieren. cor

Querfeldein

American Football für Kinder Ab Mitte April wird der neueste Mannschaftsteil der Frankfurt Gamblers, das Bambini-Team, das Training aufnehmen. Kindern im Alter zwischen 7 und 13 Jahren soll diese Initiative den American Football näherbringen. Das Trainingsprogramm wird zunächst ohne Körperkontakt durchgeführt. Interessierte können sich täglich ab 17.30 Uhr bei Susanne Weber (069/51 34 24) informieren. "Hessen tanzt" in der Eissporthalle Zum größten Amateur-Tanzturnier der Welt treffen sich am 22. und 23. Mai über 2500 Paare aller Klassen in der Frankfurter Eissporthalle. Getanzt werden Standard- und Latein- sowie Ranglisten-Turniere der höchsten Tanzsportklasse. Wanderfreunde 1975 eröffnen Saison Mehrere tausend Teilnehmer erwarten die Wander- und Volkssportfreunde 1975 Frankfurt zu den 13. Volkswandertagen am Samstag und Sonntag (20./21. März) in Bergen-Enkheim. Start und Ziel ist am Enkheimer Volkshaus (Borsigallee 40). Startzeiten am Samstag: 7 bis 11 Uhr (30- Kilometer-Strecke), 7 bis 13 Uhr (20 Kilometer), 7 bis 15 Uhr (10 Kilometer). Zielschluß ist um 17.30 Uhr. Startzeiten am Sonntag: 7 bis 11 Uhr (30 Kilometer), 7 bis 13 Uhr (10 und 20 Kilometer). Zielschluß um 17 Uhr.

Kleine FR

Laken für Asylbewerber BRUCHKÖBEL. Die Klasse 6 b der Heinrich-Böll-Gesamtschule hat sich mit den Lebensumständen von Asylbewerbern beschäftigt und erfahren, daß sie von der Stadt nur eine Bettgarnitur erhalten. Die Kinder haben Spenden gesammelt und werden sie den Hilfsbedürftigen am Mittwoch, 24. März, übergeben. Second-hand-Aktion BRUCHKÖBEL. Der Verein Eltern- Kind-Sozial in Oberissigheim veranstaltet am Sonntag, 4. April, von 14 bis 17 Uhr im Bürgerhaus eine Verkaufsaktion von Kindersachen, -möbeln, -spielzeug und Umstandsmoden. Die Standgebühr beträgt acht Mark. Interessenten wenden sich am Montag, 22. März, unter Telefon 0 61 83 / 4815 an Frau Hofmann.

"Telekom - Direkt"

ESCHBORN. "Wähle drei, drei, drei auf dem Telefon . . ." Zwar kam Schlagersänger Graham Bonney vor rund 20 Jahren damit durch, aber nicht immer ist die Drei die richtige Zahl. Versehentlich hatten wir gestern in unserer Meldung "Telekom warnt Kunden vor ,Mitarbeitern&rquote;" eine falsche Telefonnummer angegeben. "Telekom - Direkt" ist unter 0 11 13 zu erreichen. dia

Pr,K=E.H E.Heller Warschau an Nachrichten Hintergrund Ausland

Schwere Niederlage für Hanna Suchocka Polnische Regierung will von Privatisierungsplänen nicht abrücken

von Edith Heller

Warschau, 19. März (ehe) Der Katzenjammer ist groß in Warschau, nachdem der polnische Sejm am Donnerstag das 'Allgemeine Privatisierungsprogramm' der Regierung Suchocka überraschend abgelehnt hat. Die Ministerpräsidentin selbst war sichtlich erregt, als sie gleich nach der Abstimmung feststellte: 'Das ist ein deutliches Signal, daß eine Abkehr vom Weg der Reformen in Polen immer noch möglich ist'. Finanzminister Jerzy Osiatynski, der sich gerade zu Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds in Washington aufhält, kommentierte deprimiert: 'Wir können nicht länger behaupten, daß unsere Wirtschaftsreformen am weitesten fortgeschritten sind. Wir diskutieren seit zwei Jahren über die Privatisierung, und die Tschechen tun es ganz einfach'. Die Niederlage war umso schmerzlicher, als die Regierung sie sich selbst zuschreiben muß: Zwölf Koalitionsabgeordnete, vor allem aus der rechtskatholischen 'Christlich-Nationalen Vereinigung' (ZChN), stimmten gegen die eigene Vorlage. Der Wortführer dieser Gruppe, Jan Lopuszanski, gab als Grund an, daß das Projekt trotz etlicher 'Verbesserungen' immer noch Ausländern zuviel Einfluß auf polnisches Kapital einräume. Diese zwölf Stimmen hätten bereits ausgereicht, um das Blatt zu wenden. Hinzu kam allerdings noch die Tatsache, daß 27 Abgeordnete der Regierungskoalition gar nicht an der Abstimmung teilnahmen - und nur wenige dafür eine plausible Erklärung beibringen konnten. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Die Kommentatoren gossen am Freitag beißenden Hohn über die Regierungskoalition aus. 'Die Koalition hat sich als Fiktion erwiesen', erbost sich die konservative Hauptstadtzeitung 'Zycie Warszawy'. 'Die Parteien in unserem Parlament scheinen nicht reif für Verantwortung', schimpft die regierungsnahe 'Rzeczpospolita'. Auch die linksliberale 'Gazeta Wyborcza' kritisiert eine Regierung, die nicht in der Lage ist, die eigenen Abgeordneten zu disziplinieren. Zufrieden sind allein die Oppositionsparteien vom ganz linken und ganz rechten Spektrum: Der Führer der rechts-populistischen 'Konföderation Unabhängiges Polen', Leszek Moczulski, hofft bereits auf Neuwahlen im Mai. Der Grund für das Kippen des Privatisierungsprogramms liegt in der wachsenden Zahl ideologischer Konflikte innerhalb der Minderheitsregierung von Hanna Suchocka. Selbst in den immer selteneren Fällen völliger Einigkeit verfügt sie nur über 199 von 460 Stimmen und ist auf die Unterstützung der Gewerkschafts-fraktion 'Solidarnosc' und der Deutschen Minderheit angewiesen. Da jedoch auch die fünf Koalitionsparteien ein extrem unterschiedliches Spektrum von rechtsnational bis sozialdemokratisch vertreten, häufen sich die personellen und sachlichen Konflikte. Trotz der hohen persönlichen Autorität von Ministerpräsidentin Suchocka erscheint es zunehmend fraglich, ob sie mit der gegenwärtigen Konstellation bis zum Ende der Legislaturperiode durchhalten kann. Unterdessen steigt die Zahl der Befürworter einer beschleunigten Privatisierung in Polen kontinuierlich an: Derzeit sind 49 Prozent dafür und 23 Prozent dagegen. Auch in nahezu allen Parteien ist man sich grundsätzlich über die Notwendigkeit der Privatisierung einig. Bislang ist etwa ein Viertel der insgesamt ca. 8000 Staatsbetriebe von anderen Privatisierungsprogrammen erfaßt. Außerdem gibt es bereits 1,5 Millionen Privatfirmen, in denen (einschließlich Landwirtschaft) knapp 60 Prozent der Bevölkerung tätig ist. Es gilt als wahrscheinlich, daß das am Donnerstag gekippte Programm der 'Allgemeinen Privatisierung', bei dem 600 Staatsbetriebe über Investmentfonds privatisiert und Anteile an die gesamte Bevölkerung ausgegeben werden sollten, in leicht modifizierter Form ins Parlament zurückkehrt. Suchocka hat bereits angekündigt, auf der Durchsetzung des abgelehnten Programmes der 'Allgemeinen Privatisierung' weiter zu beharren. Die Frage ist, ob es ihr gelingt, bis zum nächsten Anlauf eine stabilere Mehrheit zu konstruieren.

Äste werden eingesammelt

NIDDATAL. Baumschnitt wird am Mittwoch, 24. März, in ganz Niddatal eingesammelt. Es wird aber nur sperriges Material mitgenommen, Kleinzeug in Säcken oder Kartons wird stehen gelassen."Viele sind nicht allein, aber einsam" Jährlich 16 000 Anrufer bei der Telefonseelsorge

WIESBADEN. Die Frau am Telefon war verzweifelt: "Ich habe", schluchzte sie in den Hörer, "eben meinen Hasen umgebracht." Eine dreiviertel Stunde lang erzählte die tierliebe Dame von sich und wie es zu dem Unglück kam - ein falscher Griff beim Einfangen, und es war um das Tierchen geschehen. Am Ende des Gesprächs war sie ruhiger - dank der einfühlsamen Hilfe von Klaus Kappessers, Telefonseelsorger in Wiesbaden und Mainz. "Sie hatte niemanden", sagt der evangelische Theologe, "mit dem sie ihre Schuldgefühle und Trauer klären konnte". 16 000 Anrufer wenden sich jährlich an die anonymen Zuhörer am anderen Ende der Leitung, im Schnitt 44 pro Tag, die meisten spät abends und nachts. Sie erhoffen sich Trost, Rat und Bestätigung und können gewiß sein, "daß wir ein Stück des Wegs mit ihnen gehen". Ihre Probleme freilich vermag die Telefonseelsorge nicht zu lösen. Klaus Kappesser: "Wir geben nur Hilfe zur Selbsthilfe."

Zuhören und sich auf die Gefühle des Gesprächspartners einlassen: "Viele Menschen", unterscheidet der Pfarrer, der mittlerweile hauptamtlich für die Telefonseelsorge arbeitet, "sind zwar nicht allein, fühlen sich aber einsam". Sie seien nicht mehr in der Lage, sich Angehörigen, Kollegen oder Nachbarn mitzuteilen - eine Kommunikationsbarriere, die immer höher wird, je mehr die Fähigkeit des sozialen Lernens von kleinauf schwindet. Kinder vor dem Fernseher oder am Computer sind dafür ein erschreckendes Indiz. Wenn sie dann ihren Kummer nicht mehr allein bewältigen können, greifen sie zu dem Mittel, das ihnen vertraut ist - zum Telefon. "Sie konsumieren die fernmündliche Kommunikation wie Schlaftabletten - in der Erwartung, das der Griff zum Hörer ihre Schwierigkeiten löst." Am Telefon fällt es ihnen leichter, sich auszusprechen: "Sie können viel von sich verbergen, brauchen nicht zu zeigen, wer sie sind."

Nicht immer können Klaus Kappesser und sein Team die Erwartungen der Anrufer erfüllen. "Ich rufe Sie an, weil ich mal eine neutrale Meinung hören möchte", bittet eine frustrierte Ehefrau um Parteinahme in ihrem Partnerschaftskonflikt. Wer Verantwortung für sein Leben zu delegieren versucht, beißt bei Klaus Kappesser auf Granit: Gemeinsam mit ihr lotet er ihren Anteil an dem ehelichen Zerwürfnis aus - hilft auf diese Weise bei der Selbsterkenntnis eigener Fehler und leitet ein Umdenken ein. Damit erfüllt er längst nicht jede Erwartung, die an die Telefonseelsorge geknüpft wird: Manche, die Trost und Selbstbestätigung erwarten, Streicheleinheiten für die Seele einfordern, fühlen sich enttäuscht. Wer jedoch ständig Aufmerksamkeit für seine Probleme erheischt - dabei womöglich mit Selbstmord droht - dem sei mit einem "Ist ja alles nicht so schlimm, das wird schon wieder" - nicht geholfen: "Ich würde seine Schwierigkeiten mit sich selbst nur verstärken."

Drei Viertel der Ratsuchenden sind Frauen - ein Zeichen dafür, daß sie sich weniger abschotten und ihre Probleme nicht so häufig verdrängen wie Männer, die sich einreden: "Ich werde allein damit fertig" und dann zum Beispiel zur Flasche greifen. Frauen lassen Gefühle zu - was sich auch in der Zentrale der Telefonseelsorge zeigt: Hier sitzen weit mehr Frauen als Männer - 70 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer insgesamt.

Seit 20 Jahren besteht die Telefonseelsorge gemeinsam für die Nachbarstädte Wiesbaden und Mainz, getragen wird sie von den beiden Kirchen. Sechs hauptamtliche Mitarbeiter werden von Protestanten und Katholiken finanziert - Theologen und Psychologen. Der Telefonseelsorge ist eine Beratungsstelle angeschlossen: Wer nach dem ersten hilfesuchenden Gespräch um weitere Unterstützung bittet, kann dort vorsprechen - einzige Möglichkeit, die Anonymität des Telefonierens zu beenden und sich unter vier Augen auszutauschen. Andere Treffen der Gesprächspartner werden ausgeschlossen: "Da gibt es keine anschließende Plauderstunde im Cafe."

Häufig werden die freundlichen Helferinnen und Helfer, die rund um die Uhr zuzuhören bereit sind, genarrt: Anrufer legen auf, bevor sie sich gemeldet haben. Oder erzählen Unsinn. Da kann Klaus Kappesser bitterböse werden.

Sind die Telefonseelsorger nach ihrem Einsatz nicht fix und fertig - bedrückt vom Kummer wildfremder Menschen, mit dem sie stundenlang konfrontiert waren? Klaus Kappesser verneint entschieden: Die Kunst des Beraters liege darin, "ganz und gar für den Partner an der Leitung dazu sein und gleichzeitig Distanz zu wahren". Entsprechend streng sind auch die Auswahlkriterien für die freiwilligen Mitarbeiter: "Sie müssen offen sein, ohne sich selbst zu verlieren." Belastbarkeit ist eine Voraussetzung für den Hilfsdienst am Telefon - eine andere die Fähigkeit zu differenzieren und zu distanzieren". MARGIT FEHLINGER

Razzia gegen DA-Sympathisanten Wiesbadener Wohnungen durchsucht

WIESBADEN. Bei ihrer Razzia gegen Mitglieder und Sympathisanten der seit Ende vergangenen Jahres verbotenen rechtsradikalen "Deutschen Alternative" (Siehe FR, Seite 1, von gestern) hat die Polizei auch Wiesbadener überprüft: Die Wohnungen von vier Biebrichern im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, von zwei Männern und zwei Frauen aus Mainz- Kastel und eines 18jährigen aus Mainz- Kostheim wurden auf Antrag der Koblenzer Staatsanwaltschaft untersucht. Die Aktion richtete sich gegen einen regelmäßigen, polizeibekannten Treff der Neonazis in Mainz: Dort versammelten sich in einer Gärtnerei Rechtsextreme, darunter auch die Wiesbadener.

Insgesamt waren am Mittwoch abend 26 Wohnungen durchsucht worden. Die Koblenzer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 29 Verdächtige, die in Mainz versucht haben sollen, die Neonazi-Organsiation "Deutsche Alternative" zusammenzuhalten. Einzelheiten über die Polizei-Aktion wurden nicht mitgeteilt. maf

Mit Widerspruchslisten gegen veraltete Anlagen der Hoechst AG Bürger wollen Einsicht in die Genehmigungsverfahren / Umweltschützer: Griesheim erhalten, statt nach Indien auszulagern

Nachdem die Folgen des Hoechst-Störfalls vom Rosenmontag, zumindest aus Sicht der Stadt, weitgehend beseitigt worden sind, formiert sich jetzt aus den Reihen der betroffenen Anwohner eine Widerspruchsgemeinschaft. Bei zwei Informationsveranstaltungen, die gemeinsam vom BUND und den "Höchster Schnüfflern und Maaguckern" organisiert wurden, kamen jeweils rund 150 Bürger und bekundeten ihre Bereitschaft, langfristig gegen veraltete Produktionsanlagen der Hoechst AG zu protestieren.

Mit sogenannten Widerspruchslisten fordert die Protestgemeinschaft Einblick in die Genehmigungsverfahren von insgesamt 24 Anlagen des Werkes Griesheim. Die unterzeichneten Listen sollen der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Regierungspräsidium in Darmstadt, zugeschickt werden. Mit der Akteneinsicht erhoffen sich die Höchster Schnüffler, unsichere oder veraltete Anlagen aufspüren zu können und sicherheitstechnische Verbesserungen zu fordern.

"Das ganze Verfahren kann eine langwierige Sache werden. Wir haben aber in der Vergangenheit in 30 anderen Genehmigungsverfahren vieles erreicht, ich bin sicher, wir können auch hier unsere Forderungen durchsetzen", sagte Thomas Schlimme von den Schnüfflern.

Jens Henrich vom BUND machte deutlich, daß aus Sicht der Umweltschützer der Chemiestandort Griesheim erhalten bleiben müsse, bevor Anlagen mit hohem Gefahrenpotential in Schwellenländern wie Indien errichtet werden.

Im Verlauf der beiden Informationsabende in Griesheim und Goldstein stellte sich heraus, daß die "gelbe Schmiere" noch nicht vollständig aus dem betroffenen Gebiet entfernt wurde. Anwohner aus der Henriette-Fürth-Straße und dem Hartweg beklagten "immer noch verschmierte Dachfenster und Hauseingänge". Überdies wurde Kritik an der Art und Weise der Säuberungsaktion von Hoechst laut. "Die Straßen wurden großflächig abgeschabt, aber mit den Bürgersteigen passiert überhaupt nichts", beschwerte sich ein Anwohner.

Lieselotte Pohlit, Allgemeinmedizinerin und Mitglied im ökologischen Ärtzebund, kritisierte, daß vom Gesundheitsamt immer noch keine Ergebnisse der Urinproben vorlägen. Über die Einsicht in Genehmigungsverfahren hinaus verlangte Jens Henrich in Zukunft Transparenz, Sicherheit und Sauberkeit von der Hoechst AG. Denn: "Die jüngste Explosion im Stammwerk war noch nicht das Schlimmste, was bei Hoechst passieren kann", meinte Thomas Schlimme. hen

Neue Apfelbäume auf die Streuobstwiese

KARBEN. Mehrere Apfelbäume wollen Mitarbeiter des städtischen Bauhofs am Montag, 22. März, ab 10 Uhr auf einem Grundstück von 100 Quadratmetern vor der Ortseinfahrt Rendel an der Landesstraße 3205 zwischen Klein-Karben und Rendel pflanzen.

Diese Pflanzaktion wertet die Stadtverwaltung als Beitrag zur weiteren Vernetzung der Streuobstbestände im Stadtgebiet. hm

Sondermüll wird kostenlos angenommen

ERLENSEE. Sondermüll wird wieder am Donnerstag, 25. März, von 11 bis 13.15 Uhr am alten Rathaus in Rückingen und von 13.45 bis 16 Uhr am alten Friedhof in Langendiebach kostenlos angenommen. Flüssigkeiten dürfen nur in dichten, verschlossenen Behältern bis zu einer Größe von 20 Litern abgegeben werden. Die Mengenbegrenzung liegt bei insgesamt 100 Litern. Der Sondermüll darf nicht einfach am Sammelort abgestellt werden.

Angenommen werden unter anderem Farben, Lacke, Holzschutzmittel, Lösemittel, Gartengifte, Desinfektionsmittel, Fette, Öle (kein Altöl), Arzneien, Säuren und Laugen, Reiniger, Quecksilber, Batterien und Sprays.

Firmen, die pro Jahr mehr als 500 Kilogrammm Sondermüll erzeugen, sind von der Sammlung ausgeschlossen. hein

Ketzerprozeß wegen Frauen

SYDNEY, 19. März (AP). Ein Gericht der presbyterianischen Kirche von Australien hat einen ihrer Geistlichen als Ketzer verurteilt, weil er sich für die Ordination von Frauen eingesetzt hat. Die Entscheidung vom Donnerstag ist der erste Häresieprozeß in Australien überhaupt; 1934 war ein Priester der Irrlehre beschuldigt worden, aber vor Eröffnung des Verfahrens gestorben.

Vor dem Tribunal in Sydney hatte sich der 47jährige Peter Cameron zu verantworten, der sich in einer Predigt dafür ausgesprochen hatte, auch Frauen zu Priestern zu weihen. Die 40 Mitglieder des Gerichts befanden nach Camerons Angaben mit Zweidrittelmehrheit, daß er mit dieser Predigt die heilige Schrift untergraben habe. Der Schotte Cameron, der seit 1991 Pfarrer am St. Andrew's College der Universität von Sydney ist, bezeichnete sich als Opfer eines in der presbyterianischen Kirche um sich greifenden Fundamentalismus.

Finnlands Präsident hat genug

gam KOPENHAGEN, 19. März. Finnlands Staatspräsident Mauno Koivisto wird bei den Präsidentschaftswahlen anfangs nächsten Jahres nicht mehr antreten. Der 1982 erstmals gewählte und 1988 in seinem Amt bestätigte 69jährige Sozialdemokrat gab am Freitag seinen Verzicht auf eine dritte Periode bekannt.

Die Popularität Koivistos, des ersten sozialdemokratischen Präsidenten Finnlands, ist mittlerweile so stark gesunken, daß er sich seiner Wiederwahl nicht mehr sicher sein konnte. Die Verzichtserklärung ist gleichzeitig Startschuß für die parteiinternen Nominierungskämpfe. Bei den Sozialdemokraten fällt die Entscvheidung zwischen dem früheren Ministerpräsidenten Kalevi Sorsa und dem Sonderbotschafter bei den Vereinten Nationen, Matti Ahtisaari. Härteste Widersacher bei den erstmals als direkte Volkswahl stattfindenden Präsidentschaftswahlen dürften der konservative frühere Bürgermeister von Helsinki Raimo Ilaskivi und Außenminister Paavo Väyrynen (Zentrum) werden.

Wie Pflanzen und Tiere überleben

ROSBACH. Über "geniale Überlebensstrategien der Pflanzen- und Tierwelt" referiert Dr. Eugen Schmidt im Rahmen der ökologischen Vorträge des BUND am Donnerstag, 25. März, um 19.30 Uhr in der Adolf-Reichwein-Halle. Anhand von Dias wird unter anderem die gemeinsame Jagd von Möwe, Eisfuchs und Eisbär gezeigt sowie über die tropische Sinnpflanze berichtet, die sich auf den Boden drückt, um nicht abgeweidet zu werden.

Auf einen Blick

Seite II WEILROD. Jede Menge Bürgermeister-Kandidaten, und die Chancen für den SPD-Bewerber sind gestiegen. Seite III OBERURSEL. Brand in Wohnung: Rauchvergiftungen, hoher Schaden. Seite IV KRONBERG/KÖNIGSTEIN. Landeshilfe zur Sanierung alter Häuser.

Statt im Trio wollen die Konservativen als Duo regieren CDU und FWG legten Rohkonzept ihrer Politik für Dreieich vor / FDP hält an Bürgermeisterkandidatur fest Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. CDU und FWG stehen in den Startlöchern, um mit ihrer Mehrheit im Parlament in den nächsten vier Jahren die Geschicke der Stadt zu bestimmen. Eine schriftliche Vereinbarung über die gemeinsame Linie des bürgerlichen Duos ist im Rohkonzept bereits fixiert, teilten Vertreter beider Fraktionen am Freitag mit. Zu ihrer eigenen Verblüffung ist die FDP als Bündnispartner aus dem Rennen. Die beiden Partner CDU (18 Mandate) und FWG (fünf), die sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentierten, bringen es zusammen auf 23 der insgesamt 45 Sitze. Die beiden Mandate der FDP, die ebenfalls zur Zusammenarbeit bereit war, hätten einer bürgerlichen Mehrheit einen deutlicheren Vorsprung vor Rot-Grün verschafft. Doch trotz großer Übereinstimmung in Sachfragen kam bei den Verhandlungen ein Dreierbündnis offensichtlich nicht zustande.

Nach Darstellung von CDU-Parteichef Rüdiger Hermanns lag das an der "diffusen und nebulösen" Haltung der Liberalen: "Die FDP vermittelte den Eindruck, als würde sie gern bei einem Bündnis mitmachen, aber weiß nicht so recht, warum." Im übrigen könne man sich den Wählern nicht präsentieren, ohne zu sagen, "mit welchem Häuptling".

Damit spielte Hermanns auf die angekündigte Kandidatur des FDP-Politikers Werner Nickel bei der Bürgermeisterwahl im Juni an. Nickel hatte seine Absicht jüngst bekräftigt und erklärt, seine Kandidatur sei nicht verhandelbar. Damit hatte er die CDU, die mit Bernd Abeln zur Wahl antritt, offenbar sehr verärgert. "Wir haben nie von der FDP gefordert, die Kandidatur zu überdenken", betonte Hermanns. Allerdings stellte er auch heraus, daß die CDU ihr Schicksal mit dem des Bürgermeisters eng verbunden habe. Die FWG wiederum gab nachdrücklich bekannt, daß sie keinen eigenen Kandidaten nominieren, sondern Abeln unterstützen werde.

"Wenn die CDU selbst erklärt, daß sie mir meine Kandidatur nicht abkaufen wollte, weiß ich nicht, warum die CDU so grantelt", sagte Nickel auf Anfrage. Über die CDU / FWG-Pressekonferenz nicht informiert, zeigte sich der FDP-Politiker von der Entwicklung "äußerst überrascht". Für die FDP seien die Gespräche nicht gescheitert. Man sei mit der Vereinbarung auseinandergegangen, am Montag wieder zu telefonieren.

Wie Nickel weiter erklärte, hatte die FDP der FWG eine Fraktionsgemeinschaft angeboten, um in einem Dreierbündnis zusammen mehr Gewicht gegenüber der starken CDU auf die Waage zu bringen. Außerdem könnten die Freien Wähler, die erstmals in der Stadtverordnetenversammlung vertreten sind, seiner Ansicht nach von der parlamentarischen Erfahrung der Liberalen profitieren.

"Wir hätten in einem Bündnis stabilisierend wirken können", sagte Nickel weiter. Die Freien Wähler seien schließlich "sehr individualistisch".

Gegen diese Einschätzung setzte sich die FWG mit Rückendeckung der CDU am Freitag zur Wehr. "Wir werden ein zuverlässiger Partner sein", versprach FWG-Chef Anton Schwarzer. Eine Fraktionsgemeinschaft mit der FDP habe man abgelehnt, "denn wir wollen unser Profil behalten". Im Parlament, so prophezeite er, werde es sicher eine "angenehme Zusammenarbeit" mit den Liberalen geben.

Das Bündnis vollzieht aus Sicht von CDU und FWG das Wählervotum "gegen Rot-Grün". Bei der Vorstellung künftiger Schwerpunkte war viel vom Straßenbau die Rede. So bekräftigten die Vertreter beider Fraktionen ihre bekannte Position, daß für eine Verkehrsentlastung Umgehungsstraßen unumgänglich seien. "Wir wollen die Planung für eine große Südumgehung auf den Stand von vor vier Jahren zurückholen", kündigte Hermanns an. Alle Parlamentsbeschlüsse aus der rot-grünen Ära, mit denen die Straße verhindert werden sollte, würden aufgehoben. Zur Verkehrsentlastung von Götzenhain und Offenthal setzen CDU und FWG auf eine Nachbesserung der Planung für den sogenannten Odenwaldzubringer. Beide Vorhaben bezeichnete Hermanns vorsorglich als "sehr zäh". Man könne der Bevölkerung keine baldige Verkehrsentlastung versprechen. "Wir hoffen aber, daß wir ein Stückchen vorankommen." Während sich die CDU-Fraktion noch nicht konstituiert hatte, konnte die FWG die Buchschlagerin Rita Hamper als ihre Fraktionschefin vorstellen. Parteichef Schwarzer ist ihr Stellvertreter, Horst Jaskulski strebt einen Sitz im Dreieicher Magistrat an.

Ohne Namen zu nennen erhebt die CDU wie erwartet Anspruch auf das Amt des Stadtverordnetenvorstehers und ebenso der Ortsvorsteher in allen Ortsbeiräten.Wer zu früh kommt, hat den Schaden

WESTLICHE STADTTEILE. "Mobbing" - so heißt ein neues Modewort. Wer seinem Kollegen schaden will, piesackt ihn, schwärzt ihn an, versucht, ihm zu schaden. Bei der SPD im Westen scheint auch jemand "gemobbt" zu haben - aber keiner weiß, wer's war. Fest steht nur, wen es trifft: Dieter Knapp. Der sozialdemokratische Stadtverordnete sitzt nicht mehr im neuen Parlament - zu viele Stimmen verlor seine Partei, als daß sein Listenplatz noch für einen Sitz reichte. Knapp, Sprecher des SPD-Arbeitskreises für die westlichen Stadtteile, wurde erst vom Wähler gefloppt und jetzt gemobbt. Indem er öffentlich ins Gespräch gebracht wurde als ehrenamtlicher Stadtrat und möglicher Nachfolger von Ilse Vaupel, die Anfang April aus ihrem Amt ausscheidet.

Daß dies dann auch noch als angeblicher Wunsch der Ortsberzirks-Genossen in Stoff für einen Zeitungsartikel bot, treibt Norbert Wildhirt, SPD- Fraktionschef im Ortsbeirat 6 auf die Palme. Da wolle Knapp ganz offensichtlich jemand schaden, schimpft er. Denn schon vor Jahren habe es einem Wunschkandidaten für den Posten des ehrenamtlichen Stadtrates nur Nachteile gebracht, daß da "Personaldebatten in die Öffentlichkeit gezogen wurden." Denn das Vorschlagsrecht habe OB Andreas von Schoeler. Und der könnte auf Schlagzeilen verärgert reagieren, sagt Wildhirt. Gleichwohl räumt der SPD-Vorsitzende ein, daß er sich Knapp sehr gut als ehrenamtlichen Stadtrat vorstellen könne. "Der Westen will das, der Mann ist auch sehr kompetent", sagte Wildhirt.

Dieter Knapp hält sich bedeckt: "Mit einem Zeitungsartikel sollte man den OB nicht unter Druck setzen", sagte Knapp. Es gebe schon "Bemühungen aus der Partei" ihn als Ehrenamtlichen zu gewinnen. "Danach habe ich mich nicht gedrängt, aber es ehrt mich". THOMAS GRETHER

Im Blickpunkt: Europapokal Wandel als Selbstzweck

Einer der großen Irrtümer der Sportpublizistik - und auch an dieser Stelle ist er verbreitet worden - ist die These, das Verlangen, Geld anzuhäufen, sei die Triebfeder gleichermaßen des Profi- Sportlers, des Vereins-Managers und des Verbands-Funktionärs. Oberflächlich scheint dem so, doch allmählich gewinnt die Vermutung an Boden, auch im Sportgeschehen greife schlicht nur das Kartoffel-Theorem Platz. Danach ereignen sich Dinge nach dem Prinzip: Jetzt sind die Kartoffeln auf dem Tisch, jetzt werden sie auch gegessen.

Zunehmend mühsam wird es beispielsweise, auf dem neuesten Stand der Auf- und Abstiegsregeln in an und für sich populären Disziplinen zu bleiben. Wer weiß schon noch genau, wieviele Fußball- Zweitligisten in diesem Jahr absteigen, ob die Handballer noch ein Play-off-System haben, oder wann eigentlich ein Eishokkey-Bundesligist unwiderruflich abgestiegen ist? Alle naselang denken sich Funktionäre neue Modi aus und begründen dies öffentlich mit dem Wunsch, die Attraktivität der Sportart, mithin ihre ökonomische Anziehungskraft zu erhöhen.

Auch tut sich unentwegt was auf der Ebene der Europapokal-Wettbewerbe. Binnen weniger Jahre verwandelte sich im Basketball der Europapokal der Landesmeister in eine Europaliga, der die sogenannte Europameisterschaft der Vereinsmannschaften folgte, aus der wiederum demnächst eine Superliga wird.

Manchmal ändert sich nur der Name, manchmal der Austragungsmodus, manchmal aber auch die Zulassungsbedingung. Selbst Europas Fußballer bosseln schon wieder an einer Neuerung. Kaum haben sie, die in früheren Zeiten Messe-Pokal und Mitropa-Pokal und Dr.- Gerö-Pokal und Alpen-Pokal auf- und ableben ließen, für die Zwischenphase des Landesmeister-Pokals das K.o.-System abgeschafft, da wollen sie den Meister- Pokal und den UEFA-Pokal zu einem Wettbewerb mit 128 Mannschaften zusammenbacken.

Vorbereitend kümmert sich um die Idee eine UEFA-Kommission für Vereinswettbewerbe, die sogar eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema bilden soll - und schon sind wir wieder beim Kartoffel- Theorem. Das Ausschuß-Arbeitsgruppe- Komitee-Kommissions-Wesen wuchert. All die in diesen Zirkeln tätigen Männer (selten sitzen Frauen mit am Tisch) müssen irgendetwas tun, um sich nicht den Ruf der Untätigkeit einzuhandeln. Und also vollzieht sich auch im Sport stetiger Wandel nach dem Prinzip: Jetzt haben wir schon eine Reform-Kommission, jetzt müssen wir auch reformieren.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Es geht auch bescheidener - und schneller

Richard von Weizsäckers "Schwerpunktverlagerung" wird in Berlin als Signal verstanden Von Axel Vornbäumen (Berlin)

"Gute Reise." Ein bißchen säuerlich kam er schon daher, der nette Wunsch von Bonns Oberbürgermeister Hans Daniels an den ersten Mann im Staat. Christdemokrat Daniels, der die soziale Verelendung seiner Stadt heraufziehen sieht, wenn denn eines Tages das Bonner Wasserwerk und der schöne neue Plenarsaal verwaist sein werden, weil sich der Treck der Bundestagsabgeordneten gen Berlin in Bewegung gesetzt hat, fühlte sich aus aktuellem Anlaß bemüßigt, sein Credo zu verkünden, wie denn Deutschlands Demokratie geographisch zu funktionieren habe: "Wir Bonner waren von Anfang an der Auffassung, daß Berlin repräsentative Hauptstadt und damit Sitz des Bundespräsidenten sein soll." Nur, so Daniels, die praktische Arbeit, die solle Bitteschön weiterhin in Bonn stattfinden.

Seit Donnerstag verdichten sich die Anzeichen, daß Bonns OB mit dieser Auffassung als ungehörter Rufer in den Rheinauen zurückbleibt. Denn der überraschende Schritt seines Parteifreundes Richard von Weizsäcker ins Schloß Bellevue nach Berlin, der im Präsidialamt in einem Übermaß an Bescheidenheit als "Schwerpunktverlagerung" herunterzuspielen versucht wird, ist ein Signal. Ohne Frage. Und es kommt just zu einer Zeit, da in der Hauptstadt die Blicke Richtung Bonn voll besonders banger Erwartung gerichtet wurden: Wie es denn nun um den Umzug stehe? Wie ist der Antrag von 120 wechselunwilligen Bonner Abgeordneten zu werten, den Umzug ins Jahr 2010 zu verlagern? Erdrückt das Kostenargument nicht die politische Willensbekundung des Bundestages vom 20. Juni 1991? Was ist mit den kritischen Stimmen aus dem Kanzleramt, was mit dem Gemäkel der Wasserwerksparlamentarier, die mit den preisgekrönten, hochgelobten Architekten-Entwürfen für das künftige Parlamentsviertel unzufrieden sind? Sind das nicht auch taktische Erwägungen, um Stimmung gegen die Metropole an der Spree zu machen? 1996? 1998? 2000? Ein Spiel auf Zeit, das Berlin zu verlieren droht?

Man hat sich so seine Sorgen gemacht, an der Spree, nach der ersten Euphorie im Sommer '91. Manch aufmunterndes Wort, manch Durchhalteparole klangen in den vergangenen Wochen zunehmend wie das Pfeifen eines ängstlichen Kindes im Grunewald. Um so vernehmlicher ist nun das Aufatmen über die "Schwerpunktverlagerung" des Berlin-Fans Weizsäcker. Als ob er ihn, den künftigen Zuzügler, sicherheitshalber festhalten wollte, nannte Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen Weizsäckers Schritt ein "unumkehrbares Zeichen". Da war es dem "Regierenden" sogar schnurz, daß er vor nicht allzu langer Zeit das hohe Lied von Weizsäckers Umzug nach Berlin-Mitte, ins Kronprinzenpalais, gesungen hatte. Weizsäckers Wahl vom Donnerstag, ins 1785/86 erbaute Bellevue zu ziehen, wurde flugs umgewidmet in den launigen Spruch, der Bundespräsident habe eben "keine Angst vor alten Gemäuern". Denn die von Diepgen und anderen favorisierte Palais-Adresse "Unter den Linden" erwies sich zwar als symbolträchtiger Amtssitz (Berlins Senator für Stadtentwicklung, Volker Hassemer: "Der Bundespräsident gehört in die Mitte Berlins"), nach genauer Prüfung aber eben auch als überaus kostspielig: Eine gute halbe Milliarde Mark hätten die Umbauarbeiten am Palais gekostet. Und die allenthalben angestrebte Bürgernähe wäre beim Teufel gewesen. Aus Sicherheitsgründen hätte das benachbarte Opern-Cafe dicht machen müssen.

Doch statt zügig von solchen Luftschlössern abzugehen, nervten die Berliner den Bundespräsidenten in der Folgezeit mit einem neuen Vorschlag: Weizsäcker solle doch in einen Flügel des wieder aufzubauenden Stadtschlosses ziehen. Auch das läge "in Mitte", an seinem Platz allerdings steht derzeit ein anderer "Palast", der "der Republik". Das DDR- Wahrzeichen muß logischerweise erst abgerissen werden, bevor der Wiederaufbau begonnen werden kann. Das dauert.

Weit über die Jahrtausendwende hinweg, leuchtete dem Bundespräsidenten und seinem Mitarbeiterstab bald ein, wäre der Weg nach Berlin damit verbaut gewesen. Weizsäcker, dessen Amtszeit im Mai 1994 zu Ende geht, aber wollte zügig "Klarheit in einer konfusen Diskussion".

Die hat er nun selbst geschaffen: Es wird billiger (das Bellevue wurde kürzlich erst für 30 Millionen Mark renoviert), bescheidener (der Neubau eines Amtsgebäudes auf dem bundeseigenem Gelände am Schloß wird mit 25 Millionen Mark veranschlagt), vor allem aber - schneller. Vom kommenden Winter an wird Weizsäcker mit einem kleinen Stab von zwölf Mitabeitern an die Spree ziehen, der Rest der 155 Mitarbeiter des Bundespräsidialamt bleibt vorerst in Bonn. Architektenwettbewerb und Planungsphase eingeschlossen, kann der Präsidialamtsneubau binnen zwei Jahren neben dem Bellevue stehen. Das Wort von der "Schwerpunktverlagerung" wird Weizsäckers Nachfolger kaum noch in den Mund nehmen können . . .

Nachrichten-Börse

Gas-Streit noch nicht beigelegt Der seit geraumer Zeit zwischen Rußland und der Ukraine schwelende Streit über Gaspreise und -lieferungen ist doch noch nicht aus der Welt geschafft. Kiew habe zwei Vorschläge Moskaus abgelehnt, erklärt der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Schochin. Die Gespräche sollen nun fortgesetzt werden. Peru ist wieder kreditwürdig Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank haben Peru wieder als kreditwürdig eingestuft. Das südamerikanische Land erhielt erstmals seit langem einen Kredit über 1,4 Milliarden Dollar. Zuvor hatte Peru Zahlungsrückstände im Volumen von 850 Millionen Dollar beglichen. Sprachkurs nur selten absetzbar Sprachkurse sind nur in Ausnahmefällen steuerlich absetzbar. Das entschied das Finanzgericht Münster (Aktenzeichen: 1 K 2892/92 E). Die Richter betonten, ein Abzug als Werbungskosten komme nur dann in Betracht, wenn die Kursteilnahme fast ausschließlich im beruflichen Interesse liege. Dies gelte etwa, wenn vertiefte Sprachkenntnisse für den Beruf unabweisbar erforderlich seien. Das Gericht gab bei seinem Urteil weiter zu bedenken, daß das Lernen einer Fremdsprache in aller Regel die allgemeine Lebensführung betreffe.

Wer hat ein Auge auf den Regen in Steinau?

STEINAU. Eine der rund 300 hessischen Niederschlags-Meßstellen des Deutschen Wetterdienstes steht in Steinau. Dort ist derzeit die Stelle des Betreuers vakant. Nun sucht das Wetteramt Frankfurt mit Sitz in Offenbach einen Nachfolger, der diese ehrenamtliche Tätigkeit übernimmt - "eine angemessene Aufwandsentschädigung wird gezahlt". Potientielle Bewerber für den Posten des sogenannten Niederschlagsbeobachters müssen "großes Interesse, Liebe zur Natur, gute Beobachtungsgabe sowie ein hohes Maß an Verantwortungsbewußtsein" mit- und auch persönliche Opfer erbringen. Auch ein geeigneter Aufstellungsort für den Niederschlagsmesser ist gefragt. Die Ergebnisse der Messungen, bilden unter anderem die Grundlage für Auskünfte und Gutachten bei Versicherungs- und Gerichtsfällen. Auch tragen die Beobachter dazu bei, "das Wissen um das Klima unserer Heimat zu verbessern". Dies sei in einer Zeit, in der negative Umwelteinflüsse das Klima stark belasteten, besonders wichtig.

Der neue Beobachter wird umfassend in sein Arbeitsgebiet eingewiesen und mit Nachschlagewerken ausgestattet. Wer sich für dieses Ehrenamt interessiert, meldet sich beim Deutschen Wetterdienst, Kaiserleistraße 42 in 6050 Offenbach, Telefon 069 / 8062-2676. tja

Jugendamt sperrt Geld Kindertheater der "katakombe" vorerst nicht mehr unterstützt

Das Frankfurter Jugendamt hat jetzt im Zuge der Sparmaßnahmen einen Zuschuß von 7000 Mark für das Theater "die katakombe" erst einmal gestoppt. Mit diesem Geld sollten - wie schon seit Jahren - die Karten für Kindertheater- Vorstellungen subventioniert werden. Jede Karte für Kinder und Jugendliche wurde mit 2,50 Mark bezuschußt und kostete dann noch 8,50 Mark. Matthias Mann, Leiter des Jugendamts, begründete diesen Schritt damit, daß aufgrund der schlechten Haushaltslage der Stadt "sämtliche Leistungen auf den Prüfstand kommen" müßten. Deswegen erfolge die Überweisung des Geldes zunächst nicht. Das sei aber erst einmal nur ein "Einsparungsvorschlag". "Für das Theater bedeutet das mit Sicherheit einen Verlust von Zuschauern", so dessen Leiter Marcel Schilb. Auch 8,50 Mark sei schon "die obere Grenze". Seiner Meinung nach trifft das Jugendamt damit "die, die's am nötigsten haben"." Die "katakombe" ist allerdings das einzige Theater Frankfurts, das für sein Kindertheaterprogramm einen Zuschuß vom Jugendamt bekommen hat. Aus dem Kulturetat gab es zuletzt 150 000 Mark jährlich. Andere Theater, wie etwa das Gallustheater, subventionieren ihr Kindertheaterprogramm aus dem Zuschuß, den sie vom Kulturdezernat bekommen; das sind beim Gallustheater 200 000 Mark im Jahr. Dort kostet der Eintritt für Kinder sechs Mark.

Eine Subventionierung des Kinderprogramms aus dem 150 000-Mark-Zuschuß des Kulturdezernats sei für die "katakombe" nicht möglich, so dessen Leiter Marcel Schilb: "da läuft überhaupt nichts", denn schließlich sei auch dieser Betrag für die Zukunft nicht gesichert. sy

Überfall auf Sparkasse an der Pfaffenwiese

ZEILSHEIM. 10 000 Mark raubte gestern nachmittag ein bewaffneter Täter bei einem Überfall auf die Filiale der Frankfurter Sparkasse an der Pfaffenwiese.

Gegen 14.10 Uhr zwang der Mann die Bankangestellten mit einer Pistole zur Herausgabe des Geldes. Er verstaute die Beute in einer Tüte und flüchtete zu Fuß in Richtung Autobahn. Laut Polizei blieb die Fahndung bislang ergebnislos. ege

Ruf nach mehr Öffentlichkeit Drei Umweltverbände erklären sich zur Unfallserie bei Hoechst

FRANKFURT A. M. 19. März (mat/ AFP). Das Austreten einer krebserregenden Giftwolke aus dem Werk des Chemie-Konzerns Hoechst AG in Griesheim am 22. Februar hätte verhindert werden können, wenn ein vergleichbarer Störfall bei Hoechst aus dem Jahr 1986 sorgfältig analysiert und nachbereitet worden wäre, meinen die Umweltschutzverbände BUND und BBU gemeinsam mit dem Darmstädter Öko-Institut. Die Organisationen forderten am Freitag in Frankfurt, daß künftig alle Erkenntnisse aus Chemieunfällen öffentlich gemacht und Grundlage für neue Genehmigungsverfahren werden müßten.

Ferner dürften Chemieanlagen nur noch bei einem verbindlichen Mindestabstand zu Wohngebieten und für die Dauer von fünf Jahren genehmigt werden, wird gefordert. Anschließend müsse ein völlig neues Genehmigungsverfahren erstellt werden, in das die jeweils neuesten Erfahrungen aus Sicherheitstechnologie und Betriebssicherheit einfließen sollen.

Das Bundesumweltministerium will in der übernächsten Woche mit den Ländern über mögliche Konsequenzen aus der Störfallserie bei Hoechst beraten. Als Grundlage sollten die Ergebnisse einer Sitzung der Störfallkommission der Bundesregierung dienen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag. Bei der Sitzung am Donnerstag hatte die Kommission erklärt, die derzeitigen rechtlichen Bestimmungen müßten konkreter gefaßt werden. Nötig seien Verbesserungen in den Betrieben und genauere Arbeitsanweisungen. Ferner müßten die Mitarbeiter stärker motiviert werden. Es sei nicht nötig, das Störfallrecht gesetzlich zu verändern. (Weitere Berichte Lokales)

Eine Umfrage belegt: Wetterauer Gastwirte vernachlässigen Gäste mit kleinen Kindern Auch Kinder sind gute Kunden Familienzentrum ist ratlos

BAD NAUHEIM. Damit Mama nicht stundenlang in der Küche mit dem Essen beschäftigt ist und Papa anschließend mit dem Abwasch, hat die Familie beschlossen auszugehen - auch um die wärmenden Sonnenstrahlen länger genießen zu können. Doch aus dem erhofften geruhsamen und streßfreien Restaurantbesuch wird nichts: Weil der Wirt keinen Kindersitz hat und der Nachwuchs kaum über die Tischplatte ragt, muß Papas Bein her, auf dem anschließend das verschlapperte Menü nicht zu übersehen ist.

Die älteste Tochter ist sauer, weil sie weder ein Kindermenü noch ein entsprechendes Kinderbesteck bekommt und sich deshalb mit den großen Messern und Gabeln herumplagen muß. Und die Geduld der nichtrauchenden Mama geht allmählich auch zu Ende, weil vom Nachbartisch herüberziehende Qualmwolken ihr sichtlich den Genuß am Essen trüben.

Um solchen Streß zu vermeiden, den wohl die meisten Familien schon einmal erlebt haben, wollte das Mütter- und Familienzentrum Bad Nauheim eine Broschüre herausgeben, aus der deutlich werden sollte, wie kinderfreundlich die Gastätten und Restaurants in Friedberg und Bad Nauheim sind. Rund 200 Gastronomen schrieben die Aktiven des noch jungen Vereins in beiden Städten an - doch nur neun antworteten.

Mit einem solchen Flop hatte die Initiatorin, die Friedbergerin Patricia Hilali, nicht gerechnet. Hilali wollte es genauer wissen und hakte mit weiteren Frauen des Müttervereins persönlich in einigen Gaststätten nach. Desinteresse, Schlampereien und mangelnde Sprachkenntnisse der ausländischen Wirte ermittelte sie als mögliche Gründe. Das war auch bei jenen der Fall, die eigentlich ruhigen Gewissens sich hätten melden können, wie beispielsweise das Friedberger Literatur- Café, das als eine der wenigen gastronomischen Einrichtungen in beiden Städten sogar einen Wickeltisch vorhält.

Das Schreiben des Vereins müsse wohl im Trubel des Pächterwechsels untergangen sein, bedauerte der neue Pächter des einstigen Lit-Café.

Die geringe Resonanz ist für Patricia Halali eigentlich unverständlich, da die Gastronomen letztlich davon profitieren. Und: Um die Kinderfreundlichkeit deutlich zu erhöhen, bedarf es im Grunde nur des guten Willens, da sich die Kosten für kindergerechte Stühle, Teller, Geschirre, Getränke, für Toilettensitze oder Schemel, damit sich der Nachwuchs die Hände waschen kann, relativ gering sind.

Vielleicht drückten sich viele Gastronomen auch vor klaren Antworten, weil sie zu viele Fragen mit einem Nein hätten beantworten müssen. Dazu Patricia Halali: "Wir wollten mit der Umfrage keineswegs Schwächen aufdecken, sondern die derzeitige Situation transparent machen und gegebenenfalls den Gastronomen Tips und Anregungen geben, wie sie mit geringem Aufwand ihre Kneipe kinderfreundlicher gestalten können." Daß dieses Anliegen andernorts besser verstanden wurde, zeigt der österreichische Fremdenverkehrsverband, von dem Halali auch die Idee abgekupfert hat. Halali: "Die Österreicher haben ein eigene Broschüre für Familien herausgegeben, das eine breitgefächerte Auswahl von kinderfreundlichen Restaurants und Beherbergungsbetrieben mit detaillierten Angeboten enthält." Daß die Broschüre auch hält, was sie verspricht, erfuhr Halali selbst während eines Urlaubes in der Alpenrepublik. REINER STRACK

Namen+Notizen

MICHAELA SERPI und SUSANNE FRANZKE, zwei Schülerinnen der 8. Klasse der Gesamtschule Gedern, haben mit einem selbstentworfenenen Comic den ersten Platz beim bundesweiten Umwelt-Wettbewerb der Sparkassen gewonnen. "Der Ökogeist" heißt das 18seitige Werk, für das die beiden Schülerinnen die Figuren Seite für Seite selbst gezeichnet und dazu die Texte verfaßt haben. Im Comic wird beschrieben, was Familie Spike alles mit dem Ökogeist erlebt. Kommentar von Schulleiter Wilfried Molz: "Bis zum Schluß wirklich spannend". Insgesamt haben über eine Million Jugendliche an dem Wettbewerb zum Thema "Herausforderung Klima" teilgenommen.Kleine FR

Vogelkundliche Wanderung OBERURSEL. Hans Grünewald leitet am Sonntag, 21. März, eine vogelkundliche Wanderung des Vereins für Geschichte und Heimatkunde. Treffpunkt ist um 8 Uhr die Reithalle Bommersheim. Diskussion über den Feldbergzubringer OBERURSEL. Über die B 455 neu diskutieren die Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald" und Bürger mit Vertretern der Stadt am Dienstag, 23. März, ab 19 Uhr im Rathaus, Raum E 2. Bus wird umgeleitet OBERURSEL. Die Stadtbuslinie 7 fährt am Montag und Dienstag, 22. und 23. März, nicht die Haltestellen Friedrichstraße, Weinbergstraße und Linde in Oberstedten an. Die Umleitung führt durch die Niederstedter Straße, Industriestraße, Mittelstedter und Hauptstraße zur Haltestelle Niederstedter Straße. Gottesdienst für den Frieden OBERURSEL. In der Christuskirche hält die evangelische Kirchengemeinde heute um 18 Uhr einen Gottesdienst für den Frieden und für die vergewaltigten Frauen im ehemaligen Jugoslawien.

Clinton und Delors entschärfen Handelsstreit Konflikt zwischen USA und EG wird unterschiedlich eingeschätzt / Washington schiebt Sanktionen auf

ha BRÜSSEL. EG-Kommissionspräsident Jacques Delors und US-Präsident Bill Clinton schätzen auch nach ihrem Gespräch im Weißen Haus die Gefahr eines Handelskrieges zwischen den beiden großen Wirtschaftsmächten unterschiedlich ein. Während Clinton laut Agenturberichten erklärte, er glaube nicht, daß es zu harten Auseinandersetzungen kommen werde, sagte Delors, seine "Besorgnis" bleibe bestehen. Die USA verschoben zunächst angedrohte Handelssanktionen gegen die EG.

Zu dem Treffen meinte ein Kommissionssprecher in Brüssel, von vornherein seien "keine Verhandlungen" geplant gewesen, sondern nur ein erster Meinungsaustausch. Delors habe neben der Warnung vor den teils schon in Kraft befindlichen und teils angedrohten handelspolitischen Sanktionen Washingtons gegen die EG die daraus entstehenden Risiken für den Abschluß der Uruguay-Welthandelsrunde (Gatt) betont. Clinton seinerseits - so der EG-Sprecher - habe seine Absicht erläutert, die Pauschalvollmacht des US-Kongresses (fast-track) für diese Verhandlungen zu verlängern.

Die zunächst geäußerte Befürchtung Brüssels, das von Washington angedrohte Verbot für die Beteiligung von in der EG ansässigen Firmen an öffentlichen Ausschreibungen in den Vereinigten Staaten werde trotz des Spitzengesprächs bereits am Montag in Kraft gesetzt, bewahrheitete sich allerdings nicht. Washington teilte am Freitagabend zeitgleich mit Brüssel mit, die USA würden die Handelssanktionen um mindestens eine Woche aufschieben. Es solle zunächst das Gespräch zwischen EG-Kommissar Sir Leon Brittan und dem Handelsbeauftragten der US-Regierung, Mickey Kantor, am 29. März in Brüssel abgewartet werden. Offizieller Grund für die angedrohten Sanktionen ist die EG-Binnenmarktrichtlinie für öffentliche Ausschreibungen, nach der Unternehmen aus der Gemeinschaft bei der Auftragsvergabe zu bevorzugen sind, auch wenn ihr Angebot bis zu drei Prozent teurer ist als das von Bewerbern von außerhalb der Gemeinschaft. In der Richtlinie ist aber auch vorgesehen, diese Bevorzugung nicht zu berücksichtigen gegenüber Firmen eines "fremden" Landes, das seinerseits EG- Unternehmen Gleichberechtigung einräumt. Brüssel wirft Washington vor, daß in weit über der Hälfte aller US-Bundesstaaten und für einen Teil von Bundesaufträgen die ausschließliche Berücksichtigung einheimischer Bewerber gesetzlich verankert ist und Verhandlungen darüber bisher abgelehnt wurden.

WASHINGTON (rtr). In den USA hat das Repräsentantenhaus die Haushaltspläne von Präsident Bill Clinton gebilligt. Es genehmigte überdies Sonderausgaben von 16,2 Milliarden Dollar zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Zuvor hatte es dem Vorhaben zugestimmt, das Haushaltsdefizit in den nächsten fünf Jahren um 510 Milliarden Dollar zu kürzen.

Sprechstunde am Montag

MAINTAL. Seine nächste Sprechstunde bietet Bürgermeister Dr. Unger am Montag, 22. 3., von 17 - 18 Uhr im Rathaus des Stadtteils Wachenbuchen Raiffeisenstr. an.

Namen + Notizen

DENISE SCHILZ aus Neu-Anspach ist die neue "Miß Hessen". Am Mittwoch abend verwies die 18jährige Schülerin im Wiesbadener Kurhaus die Hochheimerin Daniela Ungemach und Marina May aus Walldorf auf den zweiten und dritten Platz. Im September darf Denise Schilz, die Jazztanz als Hobby betreibt, an der Miß-Germany-Wahl teilnehmen.

Polizei schließt Einbruch

vor dem Feuer nicht aus

KELKHEIM. Auch drei Tage nach dem Feuer im Fischbacher Kindergarten gibt es keine konkreten Hinweise auf die Brandursache. Nachdem die Kriminalpolizei Frankfurt am Donnerstag noch nicht von einem Zusammenhang zwischen den Einbrüchen in drei Kindergärten in derselben Nacht und dem Brand sprechen wollte, erklärte Peter Borchardt von der Pressestelle der Frankfurter Kripo gestern dazu: "Die Vermutung liegt nahe", daß auch in den städtischen Fischbacher Kindergarten zunächst eingebrochen und das Feuer vorsätzlich gelegt worden sei. Über Hinweise auf Täter schweigt sich die Polizei weiter aus. dia

Neue Beschwerden über den Hubschrauberlärm

ERLENSEE. In den vergangenen Tagen und Wochen ist es wieder lauter geworden in Erlensee. An Bürgermeister Manfred Heller wurden inzwischen mehrere Beschwerden über den Hubschrauberlärm in der Gemarkung herangetragen. Als Grund für den vermehrten Flugbetrieb nennt der Rathauschef, daß die US-Army die länger werdenden Tage für ihre Übungen nutze.

Heller hat deshalb ein neues Gespräch mit Verantwortlichen bei den US-Streitkräften vereinbart. Er will nach eigenen Angaben erreichen, daß der Ort überhaupt nicht mehr überflogen wird, auch nicht über die sogenannte Schlechtwetterroute. Außerdem sollten die "Turns" (Schleifen) bei Starts und Landungen Richtung Westen und Nordwesten verlegt werden.

hein

Der gebratene Hund war doch ein Hammel

NIED. Das Tier, das am Mittwoch nachmittag einen Kroaten und einen Bosnier zum Ziel polizeilicher Ermittlungen machte, war kein Hund, sondern ein Hammel. Das hat laut Polizei die Untersuchung des Bratens im Veterinäramt ergeben. Die beiden Männer hatten das Tier am Ufer der Nidda in Alt-Nied gegrillt. Spielende Kinder alarmierten die Polizei. Der Nieder Herwig Glaubrecht, der am Mittwoch zufällig am Grillplatz vorbeikam, kritisiert, der Vorfall sei nur aufgebauscht worden, um gegen Ausländer Stimmung zu machen. Selbst für Laien sei offensichtlich gewesen, daß der Braten kein Hund war. Das Gebiß sei typisch für einen Pflanzenfresser gewesen, weil die scharfen Eckzähne fehlten. ege

"Mein Ziel ist Ausdruck" Ein Gespräch mit dem Komponisten John Adams

Am Sonntag wird in der Oper Frankfurt John Adams' Oper "Nixon in China" wiederaufgenommen. Der amerikanische Komponist wird zudem am kommenden Samstag, 27. März, als Dirigent bei einem Konzert mit dem Frankfurter Opernhaus-und Museumsorchester Werke von Charles Ives und eigene Kompositionen darbieten. Aus diesem Anlaß sprach unser Mitarbeiter Malte Linde mit John Adams.

John Adams, heißt Ihre nächste Oper "Das Saxophon von Arkansas"?

Nein, sicher nicht. Aber es ist wichtig, daß der Präsident Musik macht. Auch wenn er nicht besonders gut spielt. Nixon hat übrigens Klavier gespielt. Allerdings konnte er nur "Happy Birthday".

Sie arbeiten aber tatsächlich - wieder gemeinsam mit Peter Sellars und Alice Goodman - an einem neuen Projekt?

Ja, wir sind auf dem Weg dahin, aber das ist sehr schwierig. Es soll ein kleineres Stück werden, etwa wie "Mahagonny", ein Songspiel. Wir wollen eine Geschichte über kleine Leute machen, Randgruppen. Über eine alleinstehende Mutter, einen Schwarzen, einen Schwulen vielleicht, die Leute, die in Amerika eben unterdrückt werden. Aber ich befürchte, daß es im Zuge der Rezession in Deutschland, England und bei uns sehr problematisch wird. Wir haben jetzt zum Beispiel Absagen gehabt für "The Death of Klinghoffer", weil das viel zu teuer geworden ist.

Warum ist "Nixon in China" denn überhaupt so viel erfolgreicher als "The Death of Klinghoffer"?

Ja, "Nixon" ist viel, viel erfolgreicher. Das Stück ist "benutzerfreundlicher" als "Klinghoffer", der dunkel, elegisch ist, im Grunde ein Oratorium, das auch konzertant gespielt werden kann. "Nixon" ist dagegen eine echte Oper.

Hat Sie der Erfolg von "Nixon" überrascht, vor allen Dingen der internationale?

Oh ja, natürlich. In Europa kommt Nixon wahrscheinlich sogar besser an als in den USA, weil die Leute hier eine andere Meinung über Nixon haben. Als wir die Oper in New York gespielt haben, waren viele Leute verärgert wegen unserer Beschreibung von Nixon. Die amerikanische Intelligenz hat einen großen Haß auf Nixon. Unser Nixon ist nicht richtig gut, aber auch nicht richtig schlecht.

Was für ein Symbol ist denn Nixon für Sie?

Er ist ein Mann ohne Selbstbewußtsein, aber mit großer Kraft, und er hat den Finger am Knopf. Er ist paranoid, das kann man oft auf der Bühne sehen. Nixon ist ein Symbol für den Durchschnittsamerikaner, aber er ist sehr klug - das muß man sein, um Präsident zu werden. Es kommen viele kluge Leute in der Oper vor, aber sie ist natürlich auch komisch, wie bei Mozart: komisch und gleichzeitig tief.

Glauben Sie, daß Sie mit Ihren Opern etwas bewegen können?

Vielleicht bei einzelnen, aber das ist nicht mein Ziel. Mein Ziel ist Ausdruck.

Sie werden in Frankfurt noch ein Konzert dirigieren . . .

. . . ja, das ist sehr interessant, es ist eine Mischung aus Stücken von Charles Ives und mir. Wir sind uns nämlich sehr ähnlich. Wir sind beide in New England geboren, in einer kleinen Stadt. Wir hatten beide Väter, die in einem Bläserensemble gespielt haben und die uns sehr beeindruckten, außerdem sind wir beide Leute, die eine echte amerikanische Musik machen. Ich mische Jazz hinein, bei Ives waren es Ragtime, Hymnen - und viel Kitsch. Bei mir hat man auch immer kritisiert, ich machte Kitsch, über Nixon zum Beispiel: Adams habe Kitsch auf eine neue Ebene gehoben. Aber für mich ist diese Stimmung wichtig. Und man kann das bei Mozart hören, bei Mahler und sogar bei Bach. Auch wenn man darüber immer streiten wird. Allerdings ist hier bei Ihnen die Trennung zwischen dem, was richtige Musik ist und was nicht, sehr viel schärfer. Heute, jetzt, haben wir in Amerika vielleicht eine bessere Tradition für Neue Musik, weil diese Trennung bei uns eben nicht so scharf ist.

Ein Mann will keinen Staub ansetzen Ralf Rothmann las im Literaturbüro aus seinem Roman "Stier"

Bei Gelegenheiten wie diesen wäre es schön, ließen sich Wörter aufschnappen und nach Hause tragen, gewissermaßen wie Bilder an die Wand heften, auf daß die Vorstellung, die sie erzeugt haben, noch lange erfreue. Doch einem verführten Lauscher bleibt ja nur die Möglichkeit, sich die Wörter nochmal zu beschaffen, als Buch etwa: Ralf Rothmann las im Hessischen Literaturbüro aus seinem Roman "Stier" (erschienen bei Suhrkamp), und was unschwer zu erkennen war: Es hat den Zuhörern gefallen.

Der Roman erzählt die Geschichte eines "Mannes aus üblichem Hause", der, im Ruhrgebiet aufgewachsen, inzwischen in einer Berliner Hinterhofwohnung sitzt (im Vor-Vereinigungs-Kreuzberg) und Bücher schreibt. Kai Carlsen, Jahrgang 53, hat "Proli"-Vergangenheit, Maurer gelernt, war Krankenpfleger gewesen, und er ist Teil jener Generation, für die sich seit Reinhard Mohrs Buch endlich auch ein Nenner gefunden hat: "die 78er".

Besagter Carlsen sitzt also in einem Berliner Hinterhaus, möchte schreiben, hat aber keine Ruhe. Genervt versucht er seine lautstarke Nachbarschaft "als Chance" zu begreifen, will er doch keinen "Staub ansetzen", und den Nachbarn keinesfalls als Spießer und noch weniger als abgehobener Intellektueller erscheinen.

Soweit der Einstieg zum "Stier", dessen Erzähler-Ich Carlsen zweifelsohne die vielverspöttelte 78er-Geschichte zugute gekommen ist. Hat doch diese über Befindlichkeiten und den wahren Sinn des Lebens endlos räsonierende Generation Qualitäten entwickelt, wie sie (auf dieser Ebene zwar selten, aber) in Rothmanns Literatur um so kraftvoller zur Sprache kommen: selbstironische Zustandsbeschreibungen, ernsthafte Lebensbetrachtungen und einen skeptischen, aber keinesfalls nihilistischen Blick auf die Gegenwart.

Ralf Rothmann ist noch bis August Stadtschreiber in Bergen-Enkheim und, wie Hanne Kulessa vom Literaturbüro an diesem Abend verrät, "nicht einfach von seinem Schreibtisch wegzubewegen". Seit 1984 hat er viel veröffentlicht: zwei Gedichtbände, einen Erzählband, besagten Roman und derzeit sitzt er im Stadtschreiberhaus über - was eigentlich nicht geplant war, wie er sagt - der Fortsetzung seines ersten Romans, der somit Teil einer Trilogie würde: Jugend im Ruhrgebiet, Lehrjahre, Umzug nach Berlin, Etablierung als Schriftsteller, schließlich die Rückkehr ins Ruhrgebiet, wo der Ich-Erzähler alte Freunde nach mehr als einem Jahrzehnt wieder trifft. Man kann gespannt sein auf die Dinge, die er sieht. ANGELIKA BURKHARD

Drei alte Herren weder weise noch bescheiden

Man war charmant, man war witzig und zuweilen ein wenig bissig. Locker und leichthändig spielten sich die drei älteren Herren die Bälle zu. Keinem sollte entgehen, daß diese drei, die über Jahre die Politik der Bundesrepublik geprägt haben, eine ganz eigene Gewichtsklasse sind.

Aufklärung über die deutsche Geschichte von 1966 bis 1982, über die Große und die Sozialliberale Koalition, hatte die historische Kommission der SPD bei Rainer Barzel, Walter Scheel und Helmut Schmidt gesucht. Den rund 500 am Donnerstagnachmittag ins Erich-Ollenhauer-Haus geströmten Besuchern offenbarten der ehemalige Oppositionsführer, der ehemalige Bundespräsident und der ehemalige Bundeskanzler zwar keine neuen historischen Erkenntnisse. Aber immerhin die Gewißheit, daß das Alter weder weise noch bescheiden macht.

Unnachahmlich, wie sich der 68jährige Barzel vom Podium zu dem in der ersten Reihe sitzenden und über eine Generation jüngeren SPD-Bundesgeschäftsführer Karl-Heinz Blessing beugte, um ihm einen väterlichen Ratschlag zu geben. Wenn die SPD nicht uneingeschränkten Bundeswehreinsätzen zustimme, dozierte Barzel gewohnt ölig, werde sie "an der Sicherheitspolitik scheitern". So wie 1982, als sie dem Kanzler Schmidt beim NATO-Doppelbeschluß die Gefolgschaft verweigert und seinen Abgang damit provoziert habe.

Das erschien dem Altbundeskanzler reine Sahne. Der große Staatsmann als Opfer einer unfähigen Partei. So ließ Schmidt auch diese Gelegenheit nicht aus, sich selber ins Licht und seine Genossinnen und Genossen in den Schatten zu setzen. Hilfreich war ihm dabei eine andere politische Altenteilerin, Ex- Bundestagspräsidentin Annemarie Renger. Die wollte von dem 74jährigen wissen, wieso denn die SPD nach außen nicht handlungsfähig sei. Dazu fiel Schmidt ein, was ihm auch früher schon immer dazu eingefallen war: die "jugendlichen Geltungsbedürfnisse von Akademikern" und das Elend, das die Studentenbewegung 1968 über die SPD gebracht habe. Von der habe man "zuviel Gefühl" übernommen und dafür heute zu wenig Rationalität.

Wie wenig Klarheit der Rückblick eitler Beteiligter bringen kann, demonstrierte die Drei-Alte-Herren-Riege auch beim Thema Ostpolitik. Als habe es Anfang der 70er Jahre keine erbitterte, bis zum versuchten Kanzlersturz gehende Auseinandersetzung um die Ostverträge gegeben, erläuterte Barzel den verblüfften Zuhörern, daß man sich damals eigentlich im Ziel mit der Regierung einig gewesen sei. Auch das Mißtrauensvotum gegen Willy Brandt, daß damals zu Streiks und Protestveranstaltungen im Lande geführt hatte, habe nur den Zweck gehabt, bessere Vertragstexte von Moskau zu bekommen. Diese seltsame Strategie verstehe wer will. Die CDU hat sich jedenfalls noch lange Jahre damit gequält, die Ostpolitik der SPD zu akzeptieren.

Wenigstens eine Erfahrung eines langen Politikerlebens konnten die Zuhörer mit nach Hause nehmen. "Die Hoffnung, für alles und jedes einen Konsens zu finden, ist qualitätsschädlich", sagte Walter Scheel, der sich ansonsten mit Anekdötchen und geschliffenen, vor allem aber langatmigen Formulierungen in Szene setzte.

Konfrontation also. Da nickten Barzel und Schmidt unisono. Der Ex-Kanzler fing gleich an: "Der Solidarpakt reicht hinten und vorne nicht", beschimpfte er Kanzler Helmut Kohl und die Mittäterin SPD. Die Fortsetzung der Konfrontation folgt ab Montag in der Bild-Zeitung. Die hat den alten Herrn verpflichtet, den Bonner Politikern täglich die Leviten zu lesen und Rat zu erteilen. Gäbe es die Polit-Rentner nicht, dann müßte man sie glatt erfinden.

MARTIN WINTER (Bonn)

Trekking unterm Halbmond BAD HOMBURG. Dias aus Ostanatolien - "Trekking unterm Halbmond" - zeigt Michael Kolling am Donnerstag, 25. März, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Kirdorf.

Am Wochenende kommen Katzen ins Bürgerhaus

Katzen aller Rassen sind am heutigen Samstag und am Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr im Bürgerhaus Bornheim zu sehen. Die "Katzenfreunde Germania" organisieren die Ausstellung, zu der Züchter aus dem In- und Ausland kommen.

Neben der Ausstellung gibt es einen Spezialmarkt mit Kratzbäumen, Kuschelhöhlen, Pflegemitteln und Nahrung. Mit von der Partie ist auch das Frankfurter Tierheim, das für einige seiner Schützlinge ein neues Zuhause sucht. vo

Rechtsradikalismus und seine Hintermänner In der letzten Veranstaltung der Maintaler Literaturtage liest der BerlinerBodo Morshäuser

MAINTAL. Die vierte und letzte Veranstaltung der Maintaler Literaturtage 1993 unter dem Motto "Deutschland - grenzenlos begrenzt" ist dem Berliner Nachwuchsautor Bodo Morshäuser (Jahrgang 1953) gewidmet. Am Dienstag, 23. März, wird Morshäuser ab 20 Uhr im Historischen Rathaus des Stadtteils Hochstadt (Hauptstraße) aus seinem neuen Buch "Hauptsache DEUTSCH" lesen.

Der ehemalige Regierungsinspektoranwärter, Hörspielautor und Rundfunkmoderator (von Jugendsendungen beim SFB) ist 1983 für sein Buch "Die Berliner Simulation" mit dem Literatur-Förderpreis der Stadt Bremen ausgezeichnet worden.

Sein Debüt hatte Morshäuser 1979 mit "Alle Tage" geboten. Es folgten - nach dem preisgekrönten - die Werke "Blende" (1985), "Nervöse Leser" (1987) und "Revolver" (1988).

Zu seinem neuen Buch "Hauptsache DEUTSCH" teilt das Maintaler Kulturamt als Veranstalter mit, der Berliner setze sich nicht nur mit dem Phänomen des Rechtsradikalismus auseinander, sondern auch mit dessen allgegenwärtiger Realität.

"Dabei untersucht der Autor - ausgehend von subtil aufgefächertem authentischen 'Szene-Material' sowie aktenkundigen Fallbeispielen - weniger die Folgen aufkeimenden Rechtsradikalismus als vielmehr deren im Dunkel liegende Ursachen", heißt es weiter.

Das Werk - eine Mischung aus soziologischem Essay, journalistischer Gerichtsreportage und gesellschaftlicher Analyseschrift - biete auch Aufhellung zur unverarbeiteten Nazi-Vergangenheit und unbeholfenen Identitätssuche "des Deutschseins".

Der Eintritt ist frei. Morshäusers Buch "Hauptsache . . ." ist in der Edition Suhrkamp erschienen. pom

"Mike" Otto führt die FDP-Fraktion Königstein

KÖNIGSTEIN. Die FDP-Fraktion im Stadtparlament hat den 41 Jahre alten Juristen Michael-Klaus ("Mike") Otto zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Seine Stellvertreterin ist die Bauingenieurin Dagmar Baecker. Dritter im Bunde ist Philipp Wiesehöfer. Ulrich Gruber wurde wieder für den Magistrat vorgeschlagen.

Das Wahlergebnis in Königstein (8,6 Prozent für die FDP) zeigt laut Otto, daß die Mehrheit für eine umgestaltete Konrad-Adenauer-Anlage mit Tiefgarage und eine größere Fußgängerzone seien. Die FDP wolle "mit allen Fraktionen über konkrete Sachfragen zu sprechen". hko

Friedrichsdorfer wegen Telefonterrors verurteilt

FRANKFURT/FRIEDRICHSDORF. Einen 34jährigen Friedrichsdorfer hat das Landgericht Frankfurt wegen Telefonterrors zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. 1990 und 1991 hatte er 75 Mütter angerufen und behauptet, er habe ihre Töchter entführt. Als "Lösegeld" verlangte er von den Frauen, daß sie sich auszogen und Intimitäten aus ihrer Ehe preisgaben. Die Polizei war dem querschnittgelähmten Täter mit einer Fangschaltung auf die Spur gekommen (siehe Bericht im Lokalteil Frankfurt). tom

Das Depot auf dem Prüfstand

Kulturpolitische Perspektiven (II)

Alle rechnen mit dem "traumhaften Raum" (Kulturdezernentin Reisch) des Bockenheimer Depots - nur die Eigentümerin nicht. Der Grund liegt nah: Würde das Land Hessen das zum Theater umgebaute ehemalige Straßenbahn-Magazin wieder übernehmen, wären als Ausgleich für die städtischen Investitionen ein paar Millionen Mark fällig. Am Depot gäbe es also was zu verdienen - ganz, wie es Linda Reisch in ihren kulturpolitischen Thesen andeutet. Und doch anders: Die Dezernentin will das Haus öfter untervermieten - womit sie sich den Zorn des Universitäts-Präsidenten Klaus Ring zugezogen hat.

Im Bockenheimer Depot spielt Schauspiel Frankfurt, zweimal im Jahr. Die Theatertruppe war 1988, nach dem Brand der Oper, in dem denkmalgeschützten Bau untergekommen, nachdem er mit 800 Sitzplätzen für 15 Millionen Mark zum Spielen eingerichtet worden war. Grundlage der Nutzung ist ein zunächst bis Herbst 1990 geschlossener Vertrag, der anschließend, so Sprecher Rainhart Raack im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, auf Drängen der Stadt "mündlich immer wieder verlängert" wurde. Im Vertrag steht, daß die Stadt das Gebäude wegen der teuren Um- und Einbauten mietfrei nutzt: "Die Investitionen", sagt Linda Reisch, "werden abgewohnt." Und das auf "viele, viele Jahre". Sollte die Stadt aber den Raum aufgeben, auch das ist laut Ministeriums-Sprecher Raack Vertragslage, "dann kommt ein Gutachter und rechnet aus, ob die Stadt beim Land noch ein Guthaben hat". Und "das muß dann ausbezahlt werden".

Doch "nicht nur die Stadt ist arm", heißt es in Wiesbaden. Womit Schauspiel- Intendant Peter Eschberg richtig läge mit seinem "Gefühl, daß den Status quo derzeit beim Land wegen der Geldprobleme niemand anrührt". Was wiederum Uni- Rektor Klaus Ring, der damit seine Interessen von Stadt wie Land blockiert sieht ("Die Uni braucht das Depot!") noch mehr verstimmt. Die einen, so Ring, wollten "nicht gerechtfertigt weitervermieten", die anderen "lassen zwar permanent neue Studenten rein, wollen aber nicht zahlen". Der Rektor unterdessen hat 850 Köpfe starke Erstsemester-Vorlesungen unterzubringen und dafür im größten Hörsaal (VI) nur 620 Plätze. Doch zurück zum Ausgangspunkt: Linda Reisch erhofft sich Erleichterung, wenn das Depot, das derzeit mit jährlichen Betriebskosten von 84 000 Mark im Haushalt steht, "häufiger vermietet" wird. Auch im Blick auf "die derzeitige theaterschwierige Phase". Sprich: Das um Zuschauer ringende Schauspiel könnte sich mehr "auf das angestammte Haus konzentrieren". Statt dessen hätte beispielsweise das Theater am Turm (TAT) die Möglichkeit, wie demnächst mit Peter Brook, öfter seine Großproduktionen im Depot einzurichten. Was laut Geschäftsführer Hellmut Seemann den 8,4-Millionen-Etat des TAT schwer erleichtern würde: Ein Gastspiel- Tag in der Kongreßhalle kostet das Haus 15 000 Mark Miete; für Technik und Bühne kommen in der Woche 50 000 bis 200 000 Mark dazu; das dicke Ende ist dann gewöhnlich "noch eine Stromrechnung von 20 000 Mark" (Seemann). Im Depot aber fällt nichts als die Miete an, etwas über 3000 Mark, "die Größenordnung einer TAT-Abendeinnahme".

Fragt sich, was Schauspiel-Intendant Peter Eschberg sagt, der sich einst per Vertrag eine (in seinen Worten) "grundsätzliche In-Aussicht-Stellung des Depots" hat unterschreiben lassen. Peter Eschberg hat nichts gegen das Untervermieten, "um die Einnahmen zu erhöhen" - doch er hängt an der Idee, "Stücke ganz anders denken zu können, im freien Raum". Und so wird er "sehr massiv und eindeutig erklären, daß das Haus ein Teil meiner kulturellen Arbeit ist".

Eben: "Der Raum ist ein Traum" (Linda Reisch). Und vorläufig - schon geben die Grünen Zeichen, daß sie ihn in den Koalitionsverhandlungen preisgeben wollen - auch noch Wirklichkeit: Nach Ostern kommen dort Ionescos "Nashörner" heraus. clau

Behandlungszentren des Behinderten-Werkes in Linsengericht, Schlüchtern und Maintal stehen vor dem Aus Eltern wollen gegen die Schließung protestieren Kaum noch Hoffnung auf Verhandlung mit Kassen Von Katja Schoßer LINSENGERICHT / SCHLÜCHTERN / MAINTAL. Was seit langem drohte, scheint nun Realität zu werden: Die drei Behandlungszentren des Behinderten-Werks Main-Kinzig in Linsengericht, Schlüchtern und Maintal stehen kurz vor der Schließung. Falls bei den am 22. April anstehenden Verhandlungen mit den Krankenkassen keine deutlich höheren Gebührensätze herausspringen, sieht der Vorstand keine Möglichkeit mehr, sein Therapieangebot aufrechtzuerhalten. Ernsthaft rechnet freilich niemand mit einem positiven Ergebnis. "Es ist eine absolute Katastrophe", sind sich Eltern und Beschäftigte angesichts der für Ende des Jahres angekündigten Schließung einig. Die zu den Zentren gehörenden Bewegungsbäder sollen gar schon zum 1. April dichtmachen. Weil dann Schluß ist mit der dringend nötigen Hilfe für ohnehin schon benachteiligte Kinder und Säuglinge, wenden sich die Eltern nun mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit. Gemeinsam mit der Belegschaft des einzigen gemeinnützigen Therapiezentums zwischen Fulda und Frankfurt wollen sie am Mittwoch, 24. März, in Altenhaßlau mit einer Demonstration für den Erhalt der Einrichtungen kämpfen. Treffpunkt ist um 16.15 Uhr am Spielplatz Ecke Eselspfad/Ziegelweg, anschließend ist eine Kundgebung vor dem Sitz des Behinderten-Werks geplant.

"Was die Schließung eines so wertvollen Zentrums bedeutet, können wahrscheinlich nur die betroffenen Behinderten, ihre Familien und Fachleute ermessen", meint Brigitte Wagner vom der Interessengemeinschaft der Therapiestätte in Maintal-Dörnigheim und fragt, "wo und wie die Behandlungen weiterlaufen sollen, wenn es das Angebot nicht mehr gibt?"

Wie die anderen Betroffenen auch kann sie nicht begreifen, warum ausgerechnet bei den Mitteln für Behinderteneinrichtungen gespart wird, zumal die Behandlung von Spätfolgen wesentlich teurer ist als eine vorbeugende Therapie.

"Mit der Schließung der Bäder nimmt man zum Beispiel Kindern im Rollstuhl die Chance, sich wenigstens einmal pro Woche frei und ohne Hilfe im Wasser zu bewegen", fügt eine Mutter hinzu. Auch für die anderen Behandlungen nach speziellen Methoden gebe es kaum einen Ersatz. Leidtragende sind neben den Klienten auch die Beschäftigten des Behinderten- Werks, das seit mehr als drei Jahren in finanziellen Nöten steckt. Rund 20 Mitarbeiterinnen laufen nun Gefahr, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. "Ausgerechnet eines unserer Fundamente wird jetzt einfach zugemacht", bedauert Betriebsratschef Heinrich Bär. Ebenso wie die Gewerkschaft ÖTV meldet er Kritik am Vorstand des Trägervereins an: Obwohl der Schließungsbeschluß bereits am 10. März gefaßt worden sei, habe der Betriebsrat erst eine Woche später davon erfahren. "Keine Gespräche, keine Vorlagen über eine Suche nach anderen Kostenkonzepten zur Erhaltung der Zentren, stattdessen die Vorlage einer ,Etat-Hochrechnung&rquote; für das Jahr 1993, allerdings ohne Vorlage von Grunddaten", schildert ÖTV- Sekretärin Irene Metzler-Reich. "An eine soziale Absicherung bei eventuellem Verlust des Arbeitsplatzes wurde nicht gedacht." Das Behinderten-Werk verwaltet als Trägerverein 32 Einrichtungen für geistig und mehrfach behinderte Menschen aller Altersgruppen. Allein die drei Therapiezentren absolvieren pro Jahr durchschnittlich 19 000 Behandlungen. Trotz wiederholter Aufrufe hätten sich nur vereinzelte Kommunen zur Finanzhilfe bereit erklärt, erläutert der stellvertretende Geschäftsführer Gerhard Rose. Lediglich der Kreis habe beim Ausgleich des 200 000-Mark-Defizits 1992 geholfen. Falls die Krankenkassen weiterhin nur 58 statt der zur Kostendeckung erforderlichen 76 Mark pro Behandlungseinheit bezahlten, könne man das Therapieangebot nicht mehr halten.

Der Hinweis von Rose, "daß wir die Zentren ja auch erhalten wollen", beruhigt die Kritiker nicht, die in der Chefetage nicht nur Mängel in Sachen Informationspolitik sehen. "Die Suppe hat uns der Vorstand eingebrockt", meint Heinrich Bär. Und auch die Maintalerin Brigitte Wagner wundert sich, "wer hier der Versager ist". Habe etwa der Verwaltungsapparat in der Vergangenheit zu wenig getan, um die Therapiekosten rechtzeitig abzusichern?

Die ÖTV vermutet sogar, "daß man sich vor der geplanten Umwandlung in eine GmbH von nicht kostendeckend arbeitenden Bereichen trennen will". Das weist Rose zurück: "Die Umwandlung hat mit der Schließung nichts zu tun." Er gibt jedoch zu, daß der Vorstand derzeit intern mit Schwierigkeiten kämpft. Der erste Versuch einer Neuwahl sei in der vergangenen Woche gescheitert, weil kein Kandidat genug Stimmen erhielt.

Die Eltern der betroffenen Kinder kümmert dieses Gerangel herzlich wenig: "Wir wollen, daß alle gemeinsam versuchen, die Schließung abzuwenden." Wichtig sei nur der Erhalt der Zentren. "Wenn die ohnehin nicht ausreichenden Behandlungsmöglichkeiten in Schlüchtern, Altenhaßlau und Maintal wegfallen, sind wir und unsere Kinder am Ende."

Zuviel Kraft "The Biography" - eine Performance von Marina Abramovic

Früh schon erkannte die Mutter das künstlerische Talent ihrer Tochter. "Mein liebes Kind, deine Bilder haben hübsche Rahmen", schrieb sie der Siebzehnjährigen. Im Jahr darauf, 1964, wurde Wodka getrunken und es gab den ersten Kuß. Menschen, Tiere, aber wenig Sensationen. "The Biography", die Solo-Performance der kurz nach dem Krieg in Belgrad geborenen Marina Abramovic, hat den geselligen Charme eines Abends bei wildfremden Leuten, die plötzlich auf die Idee kommen, ihre Fotoalben aus dem Wohnzimmerschrank hervorzukramen. Marina Abramovic visualisiert einzelne Stationen ihres künstlerischen Werdegangs; der tabellarisch knappe, immerhin um Vollständigkeit bemühte Lebenslauf ("1969 - I don't remember") kommt dazu vom Band.

Die Szene ist Jerusalem, Golgatha. Das Eingangstableau verwandelt die Bühne des TAT in eine Schädelstätte, zwei große schwarze Hunde machen sich an einem Haufen mächtiger Knochen zu schaffen, Bellen und Knurren tönt aus dem Off. Drei Meter darüber schwebt die Gekreuzigte, den Oberkörper entblößt, in einer Hängevorrichtung, um die ausgestreckten Arme ringeln sich träge zwei Schlangen. Ein lebendiges Ornament kräftigen Symbolismus, es folgt, streng chronologisch, der Jugendstil, Mutproben aus der Pubertät, Konzentrationsübungen, Kraftakte. Nach einem vorgegebenen, immer stärker beschleunigten Rhythmus sticht die Künstlerin mit einem spitzen Dolch zwischen die gespreizten Finger ihrer Hand, um anschließend einen schweren Eisblock mit ausgestreckten Armen über den Kopf zu stemmen, in dieser Position minutenlang verharrend.

Marina Abramovic hat ihren Körper als Material entdeckt. Sie experimentiert mit seiner Belastbarkeit, um in radikaler Selbstentäußerung einen Zustand erweiterten Bewußtseins zu erlangen, dessen kraftvolle Energie im teilnehmenden Zuschauer weiterwirkt. So weit der Werbetext. In der kaleidoskopartigen Retrospektive ihres Schaffens gerinnen die demonstrierten Stationen der künstlerischen Entwicklung jedoch zu banalen und grell-exhibitionistischen Bildern, die punktuelle, beispielhafte Verkürzung macht sie plakativ. Selbsterfahrung begibt sich in die Nähe einer bloß spekulativen Grausamkeit gegen den eigenen Körper, was um so grotesker wirkt, da in den jeweils nur kurzen Ausschnitten alles, bis hin zu den Schmerzensäußerungen, nur simuliert werden kann.

"Art must be beautiful", heißt es einmal im Text. Die ironische Volte, die programmatisch sein könnte, fällt der Platitüde zum Opfer, wie so vieles bei dieser Performance. Gleich einer zweiten Loreley bearbeitet die Künstlerin ihren Werkstoff, kämmt sich das lange Haar, keiner muß darum - in Nachdenklichkeit - versinken. Auch das übrige, die Begegnung mit dem Zen-Buddhismus, eine Wanderung über die chinesische Mauer, wird nur angetippt und in oberflächliche Bilder übersetzt. Ein Diavortrag (Bühnen- und Lichtdesign Charles Atlas) thematisiert eine mehrjährige menschliche und künstlerische Partnerschaft. "Less is more" lautet der Kommentar an einer Stelle - daran sollte sich Marina Abramovic bei ihrem nächsten Zwischenbericht auch halten. (Noch eine weitere Vorstellung Samstag, 20. März, 20 Uhr, im TAT.) MICHAEL GRUS

Unlustige Verleger Krisenstimmung auf dem 13. "Salon du Livre"

PARIS. Liegt es daran, daß es der 13. Buchsalon ist, der im Pariser Grand Salon nun stattfindet? Unlustig ist jedenfalls der Verlegerstand, der sich da vereint und hinter vorgehaltener Hand sogar einem zweijährigen Turnus das Wort redet. Vom Standpunkt der Beteiligung läßt sich dafür ein rationaler Grund kaum herleiten. 430 Stände bieten 1200 Verlegern Gelegenheit zu Kontakten und zum Buchverkauf ans Publikum. 700 Schriftsteller stehen mit widmungseifriger Füllfeder parat. Letztes Jahr drängten sich 150 000 Besucher in den Gängen; die Auguren sagen vorläufig keinen Schwund voraus. Hundert ausländische Verleger aus Norwegen, Italien, Dänemark kamen neu zum Stelldichein.

Schlechte Stimmung ist jedoch selten begründbar, und Ziffern heitern sie nicht auf. Die französischen Verleger machen eine Krise durch. Viele der Verlage, die sich bislang mit geringem Personal und einer Produktion von etwa zwei Dutzend Büchern im Jahr über Wasser halten konnten, streichen die Segel. Ein Haus wie Alinéa zum Beispiel, das sich um Bücher deutschen Ursprungs verdient gemacht hatte, verschwindet von der Bildfläche. Literarischen Ansprüchen war der Verlag Seghers zu Lebzeiten seines Gründers verpflichtet; er war seit Seghers Tod bei Laffont, einem gewieften Romanverleger, untergekommen, bis diesen unlängst der krakenartige Trust "Groupe de la Cité" schluckte.

Ein anderer Verleger, der sich vor 20 Jahren durch Flair und ein gewisses spitzbübisches Taktieren ins Licht gesetzt hatte, Pierre Belfond, hatte sein Haus samt mehreren Unterverlagen dem Familienunternehmen Masson, einem florierenden medizinischen Verlagshaus, verkauft. In diesen Wochen schloß dieses aus Rentabilitätsgründen fünf der übernommenen literarischen Verlage. "Les Presses de la Renaissance" oder "Le Pré- aux-Clercs" produzierten wenig, fuhren zu wenig Ertrag in die Scheuer und gehören nun der Vergangenheit an.

Gallimard, das Flaggschiff des französischen literarischen Verlagswesens, legt jetzt fürs vergangene Jahr einen alle Prognosen übersteigenden Abschluß vor. Nach Turbulenzen holt auch Hachette Livre brillant seine Kastanien aus dem Feuer; die wirtschaftliche Blüte des Verlags Albin Michel (Bestsellerproduktion sowie eine Pamphletreihe zum Beispiel mit dem Libell des streitbaren Exministers Pasqua: "Was das Volk verlangt") kann niemand übersehen.

Summa summarum: Im Zeitalter der Rezession hält sich vom Umsatz her betrachtet der Buchhandel nicht übel. In Tat und Wahrheit stehen aber nur drei Themenkreise wirklich im Saft: Jugendbücher, Sachbücher (Schwergewicht: praktische Ratgeber) und Taschenbücher. Mag der Umsatz in absoluten Zahlen um ein halbes Prozent gestiegen sein, erweisen sich die Stückzahlen als rückläufig. 290 Millionen Bücher wurden abgesetzt, ein Fünftel weniger als vor fünf Jahren.

Fragt man nach der grauen Eminenz, die den Pariser Buchhandel in seinen Entscheidungen bestimmt, macht man eine verblüffende Entdeckung. Keine Verlegerpersönlichkeit erscheint da, dessen Einfälle Themen oder Buchtypen erneuern würde. Über den Fortgang der verlegerischen Tätigkeit, mehr noch: über Buchreihen, über die prozentuale Aufteilung des Verlagsprogramms entscheidet in vielen Fällen Frau Martine Botrel. Sie ist in Saint-Germain die Agenturleiterin der Großbank BNP (Banque National de Paris), bei der praktisch alle bedeutenden Verlagshäuser in der Kreide stehen. Sie prüft die Rentabilität der Publikationsprojekte, die Chancen von Verlagsausweitung oder Neueinführung von Buchreihen, denn die Kredite dafür kommen von ihr. Der Berufsstand fasziniert sie, und das, so erklärt sie unumwunden, sei gefährlich, beginne sie doch, sich Autoren und Verleger, "einem Menschenschlag, der persönlichen Reichtum nur in zweiter Linie anstrebt", immer stärker verbunden zu fühlen. "Es wird Zeit", fügt sie hinzu, "daß ich daran denke, mich aus dieser Agentur zurückzuziehen, denn sonst fange ich an, mich mit den Unternehmerperspektiven zu identifizieren."

Zur Krisenstimmung trägt schließlich ein anderes Phänomen bei, das dem deutschen Buchhandel wohlbekannt ist: der Raub geistigen Eigentums mittels Fotokopie. Was in Deutschland die Verwertungsgesellschaft "Wort" seit einer Reihe von Jahren vertraglich zu regeln verstand, die sogenannte Reprographieabgabe, die Bibliotheken und Schulen entrichten, hat Jack Lang erst vergangene Woche unter Dach und Fach zu bringen vermocht. Eine "französische Zentralstelle für Fotokopierrecht" wurde ins Leben gerufen, die von jedem Mittel- und Hochschüler elf Francs pro Jahr an Kopiergebühren aus Buchmaterial einzieht und diese Beiträge zu Händen von Verlegern und Autoren verwaltet.

Die verlegerischen Konsequenzen des "wilden" Fotokopierens beleuchtete François Gèze, Leiter der "Editions de la Découverte", spezialisiert in der Veröffentlichung geisteswissenschaftlicher Literatur. Die Durchschnittsauflage eines Buches dieser Art sei von 2200 Exemplaren im Jahre 1980 auf 800 heute gesunken. Indem seitenweise Interessierendes aus Büchern oder Zeitschriften "herausgepickt" werde, kommen die Produzenten um Absatz und Verdienst.

Verschwindet Jack Lang als Kulturminister, bleibt dennoch das "Gesetz Lang" in Kraft. Darunter versteht man in Frankreich den gebundenen Ladenpreis der Bücher, gegen den Großdiscounter FNAC einmal mehr Sturm läuft. Mehr als fünf Prozent Rabatt darf dem Buchkäufer nicht eingeräumt werden, sieht das Gesetz vor. Zwei Jahre nach Erscheinen untersteht ein Titel dieser Vorschrift nicht mehr. Die FNAC versucht nun in diesen Tagen, die Gültigkeit des gebundenen Ladenpreises auf ein Jahr nach Erscheinen des Titels zu beschränken. Die Suche nach neuen alten Mitteln zur Ankurbelung des Buchumsatzes geht also weiter.

GEORGES SCHLOCKER

Kreditgenossen wollen Geldhahn etwas zudrehen

ski FRANKFURT A. M. Die Rezession macht der Geldbranche wegen ihrer Folgen für die Kreditnehmer zunehmend Sorgen. So warnt der Präsident des Genossenschaftsverbandes Hessen/Rheinland-Pfalz/Thüringen, Klaus Lambert, angesichts der "rückläufigen Konjunktur" vor "ernstzunehmenden Konsequenzen für ganze Branchen". Für die Banken seien erhöhte Risiken bei den Forderungen eine zwangsläufige Folge. Im Kreditgeschäft sei deshalb eine "wachsame und vorsichtige Gangart" angebracht.

Die Volks- und Raiffeisenbanken in den drei Bundesländern basteln weiter an einer wettbewerbsfähigeren Struktur. Nach 29 Verschmelzungen im vergangenen Jahr, eine mehr als 1991, werden im Verbandsgebiet nun noch 379 genossenschaftliche Geldinstitute gezählt. Die durchschnittliche Bilanzsumme kletterte durch das Bündeln der Kräfte, aber auch infolge der geschäftlichen Expansion von 214 auf 253 Millionen Mark. Bei addierter Betrachtung wuchs sie um knapp ein Zehntel auf rund 96 Milliarden.

Lambert betont, daß durch die Fusionen Rationalisierungseffekte erzielt worden seien, mit denen die beteiligten Volks- und Raiffeisenbanken "ihre Leistungskraft nachhaltig steigern" und damit die Marktposition sichern beziehungsweise ausbauen konnten. Eine angemessene Größe wirke sich zudem positiv auf die Ertragslage aus, die derzeit "insgesamt solide" sei.

WUM-Theater spielt heute im Kinderhaus

NIED. Die Mitarbeiter im Nieder Kinderhaus haben sich geirrt: Das WUM- Theater spielt nicht am Sonntag, wie gestern gemeldet, sondern am heutigen Samstag um 15 Uhr. Für Kinder ab sechs Jahren wird das Stück "Kommst du mit nach Durian?" im Kinderhaus, An der Wörthspitze 1, aufgeführt. Auch Eltern sind eingeladen. Der Eintritt kostet für Kinder zwei Mark, für Erwachsene drei Mark. ege

Podiumsdiskussion zum Antirassismus-Tag

Zum Antirassismus-Tag der Vereinten Nationen lädt das Frankfurter Asylrechtsbündnis für den 21. März zu einer Podiumsdiskussion ins Bürgerhaus Bornheim ein. Thema der Debatte sind die "fatalen Folgen" des in Bonn ausgehandelten Asylkompromisses. An der Diskussion, die um 16 Uhr beginnt, werden die SPD-Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch, Yalcin Dal vom Türkischen Volkshaus, Esther Schapira vom Hessischen Rundfunk und die Rechtsanwältin Antje Becker teilnehmen.

Nach der Diskussion sind von 19.30 Uhr an Autorenlesungen mit Schriftstellern aus Zaire, Mazedonien und dem Libanon geplant. vo

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 19. März (FR). Meist Sonne sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 12 Grad im Nordosten und 20 Grad im Nordwesten, die Tiefstwerte um sechs Grad, im Osten um zwei Grad. Weitere Aussichten: zeitweise Regen, kühler. (Siehe auch Lokalteil)

Dritte Welt auch ein Thema für Hessens Schulen Welteke stellte entwicklungspolitisches Konzept vor / Bensheimer Kreis tagte

BENSHEIM. Das Land Hessen will in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit mit der Dritten Welt eine neue Richtung einschlagen: Stärkere Bildungsarbeit hierzulande, eine bessere Koordinierung der Arbeit sowie insgesamt mehr Mittel für diese Aufgabe sind die Eckpunkte der entwicklungspolitischen Leitlinien, die der hessische Wirtschaftsminister Ernst Welteke (SPD) vorstellte. Welteke sprach anläßlich der Jahrestagung des "Bensheimer Kreises" - Zusammenschluß verschiedener privater Hilfsorganisationen - in Wiesbaden.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern hat Hessen bisher relativ wenig für die Dritte Welt übrig. Immerhin soll die Entwicklungshilfe in diesem Jahr auf insgesamt 2,4 Millionen Mark fast verdoppelt werden, gab Welteke bekannt. Zum Vergleich: Das Nachbarland Rheinland- Pfalz gibt ungefähr 7,5 Millionen jährlich.

"In zunehmendem Maße wirken sich die armutsbedingten und politischen Probleme des Südens auf das tägliche Leben im Norden aus", betonte der Minister. Man erkenne, daß Entwicklungen nicht an den Grenzen haltmachten. Stärker als bisher soll deswegen die Aufklärungs-, Bildungs- und Solidaritätsarbeit in Schulen, Hochschulen und in der Öffentlichkeit im Vordergrund stehen. Das Land kommt damit den Organisationen des Bensheimer Kreises entgegen, die vom Land eine stärkere Bewußtseinsarbeit gefordert hatten. Für George Arickal von der Kübel-Stiftung müsse die Arbeitsteilung mit den Nichtregierungsorganisationen (NRO) noch stärker so aussehen, daß "wir die Projekte vor Ort machen und das Land die Bildungsarbeit hier unterstützt".

Im laufenden Jahr (die Ausländerfeindlichkeit spielt eine Rolle) sollen gleich 1,15 Millionen Mark in die Bildung fließen, zum Beispiel Broschüren in Schulen. Von diesem Posten geht allerdings wiederum der größte Teil, rund eine Million, in ein Projekt, das mit Informationsarbeit in Hessen nur sehr indirekt zu tun hat: "Qualifizierung als Rückkehrhilfe". Hauptsächlich Eritreer und Äthiopier will man im Rahmen dieses Programms ausbilden, damit sie nach dem Ende des 30jährigen Bürgerkriegs wieder in ihrezerstörte Heimat zurückkehren und beim Wiederaufbau ihres Landes mitwirken können. Hessen kooperiert dabei mit der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in Eschborn und dem World University Service (WUS), Mitglied des Bensheimer Kreises.

"Wichtig erscheint mir vor allem eine Koordination der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit", erklärte Welteke weiter. Auf Landesebene sei eine "Arbeitsgruppe der verschiedenen Ressorts" gebildet worden, die die Projekte der Entwicklungspolitik bewerten und umsetzen soll. Geplant sei auch ein Beirat, in dem "fachkundige Persönlichkeiten und Institutionen der Entwicklungsarbeit vertreten sein sollen". Er soll die Landesregierung in Grundsatzfragen beraten. Schließlich soll künftig alle zwei Jahre ein Bericht der Landesregierung über die Entwicklungspolitik dem Landtag in Wiesbaden vorgelegt werden.

"Wir halten das für einen sehr guten Anfang", meinte dazu Kambiz Ghawami, Sprecher des WUS. "Es wurde auch Zeit, daß da etwas getan wird." Seine Organisation gehört zu den wenigen Teilnehmergruppen der Tagung, die vom Land Hessen bereits Zuschüsse bekommen: Für ein Inlandsprojekt, das für ein globaleres Bewußtsein in Hessen sorgen soll. Die meisten Mitglieder im Bensheimer Kreis, wie zum Beispiel "terre des hommes", haben ihre Geldquellen woanders: Beim Bund und den privaten Spendern.

Meist sind es eher kleine Initiativen, die beim Land an die Tür klopfen. Eine Hobelmaschine, eine Kettensäge oder einen Dieselgenerator braucht man hier und dort, für Kamerun oder Sierra Leone. Oder das Projekt "Dächer für 20 Häuser" in Nicaragua benötigt dringend Geld. Zur Vergabe von Mitteln für solche Klein- Vorhaben gilt in Wiesbaden die Regel: Die NROs, mit denen das Land ausschließlich zusammenarbeitet, müssen sich zu einem gewissen Maß selbst an den Kosten beteiligen, das fördert die Motivation der Mitglieder.

478 552 Mark, rechnete die Landesregierung aus, wurden auf diese Weise in den letzten zwei Jahren für Projekte in Kamerun ausgegeben. 311 775 Mark bewilligte man in dieser Zeit für die Hilfe in Nicaragua. Und sogar nach China flossen fast zwei Millionen. Dort half man mit dem Bau eines Ausbildungszentrums in Nanchang, der in diesem Jahr noch fertiggestellt werden soll. Projekte in Nepal, Simbabwe, Sierra Leone, Kap Verden, Marokko und der Westsahara kamen mit einzelnen Beträgen hinzu. Für all diese "kleinen" Projekte, über die NROs im Entwicklungsland vor Ort helfen sollen, steht künftig mehr Geld zur Verfügung: Gut eine Million Mark können die Gruppen in diesem Jahr verplanen, statt der 455 000 Mark, die es 1992 gab.

Der dritte Teil der hessischen Entwicklungszusammenarbeit, neben Kleinprojekten und Öffentlichkeitsarbeit, sind Stipendien an Studenten aus Entwicklungsländern. Hier ist der Betrag von 1992 auf 1993 gleichgeblieben - 190 000 Mark. Für die Aufklärungsarbeit im eigenen Land und die Unterstützung entsprechender Initiativen gab es 1992 noch nichts.

JOHANNE NIKEL

Bonn soll mehr für Eigenheim tun Dresdner fordert Zuschuß an Bezieher mittlerer Einkommen

cri FRANKFURT A. M. Auch die Dresdner Bank setzt sich wie bereits die Deutsche für eine stärkere Förderung von Wohneigentum ein. Nach Ansicht von Rüdiger Wiechers, Chef der Bauspar- Tochter des Instituts, muß der Staat vor allem Haushalten mit mittleren Einkommen helfen, den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. "Einige 100 000" würden sich ein Eigenheim zulegen, wenn ihre zu erwartende monatliche Belastung nur um einige hundert Mark gesenkt werden könnte. Diese Lücke sollte durch einen öffentlichen Zuschuß geschlossen werden, fordert das Institut.

Als Diskussionsansatz schlägt Wiechers vor, diesen "Schwellenhaushalten" mit einem "zweckgebundenen Eigenkapitalzuschuß" in Höhe von 40 000 Mark für ein neues, selbstgenutztes Eigenheim unter die Arme zu greifen. Dies sei etwa in Form eines unverzinsten Darlehens möglich. Die damit verbundene Senkung der monatlichen Belastung beziffert er auf 300 Mark monatlich, da somit andernorts weniger Geld aufgenommen werden müsse und geringere Zinsen und Tilgungsbeträge anfielen.

Machbar sei diese öffentliche Unterstützung durch eine "Umschichtung" der bestehenden Förderung, etwa aus dem sozialen Wohnungsbau. Alternativ könnte der Zuschuß an das Freimachen einer Sozialwohnung gebunden sowie regional begrenzt oder abgestuft gewährt werden. Nach Ansicht der Dresdner würde durch dieses neue Instrument ein wirksamer Beitrag zur Überwindung der "eklatanten Engpässe auf den Wohnungsmärkten" geleistet werden. Für völlig verfehlt hält Heinz-Jörg Platzek, stellvertretendes Dresdner-Bank-Vorstandsmitglied und seit gestern neuer Aufsichtsratchef der Bauspar-Tochter, die Bonner Diskussionen über eine Abschaffung bewährter Instrumente wie der Arbeitnehmer-Sparzulage. Dies verunsichere viele Leute. Im übrigen erinnert er daran, daß mit einem öffentlichen Aufwand von rund 300 Millionen Mark Milliarden-Investitionen im Wohnungsbau angestoßen würden.

Die Dresdner Bauspar AG hat im vergangenen Jahr einen kräftigen Sprung nach vorne getan. Die Zahl der neu an Land gezogenen Verträge nahm netto um 14 Prozent auf 57 733 zu, die abgeschlossene Summe wuchs um ein Viertel auf zwei Milliarden Mark. Im Bestand führte die Dresdner Ende Dezember fast 165 000 Kontrakte über 5,2 Milliarden Mark. In den Zuteilungstopf flossen 316 Millionen Mark und damit 45 Prozent mehr als in der Vorperiode.

Nach eigenem Bekunden früher als erwartet, hat das Institut die Gewinnzone erreicht. Im vergangenen, vierten Geschäftsjahr wurde ein Bilanzgewinn von 200 000 Mark erwirtschaftet.

Ansprüche auch von den kleinen Schlachthof-Firmen Kämmerer sieht allenfalls drei Millionen begründet

"Wir sind doch von den Politikern nur verarscht worden!": Holger Schinnerling, Juniorchef des gleichnamigen Fleischhandels, nimmt kein Blatt mehr vor den Mund. Nicht nur der Konzern Norddeutsche Fleischzentrale (NFZ), auch die knapp 40 kleinen und mittelständischen Betriebe auf dem Frankfurter Schlachthof verlangen von der Stadt Frankfurt Schadensersatz.

Sie sehen sich durch die geplante Schließung des Schlachthofs zum 31. Dezember 1993 in ihrer Existenz bedroht: "Die kleinen Firmen leben von der Kundschaft hier - die können doch nicht ohne Schlachthof irgendwo hingehen!" Die Betriebe mit rund 400 Arbeitsplätzen berufen sich auf einen Erbbaurechts-Vertrag mit der Kommune, der es ihnen auf 66 Jahre erlauben soll, das Gelände am südlichen Mainufer wie Eigentum zu nutzen.

Die Existenz dieses Vertrages wird im Römer bestätigt. Die NFZ allein hatte intern schon 34 Millionen Mark Schadensersatz hochgerechnet. Im Magistrat herrscht Streit über die Frage, was zu tun ist. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), der mit NFZ und Metzgern verhandeln möchte, hält es vorher für töricht, Zahlen zu nennen. Der eigentlich zuständige Kämmerer Martin Grüber (SPD) bekennt dagegen offen, daß er allenfalls drei Millionen Mark an die NFZ überweisen will - um Planungskosten für das Schlachthof-Projekt in Nieder- Eschbach auszugleichen, das endgültig vom Tisch scheint.

Die Fachleute im Römer sagen, Wentz verkenne die Rechtslage. Noch immer gelte der Schlachtmengen-Garantievertrag vom 22. Dezember 1988, der am 31. Dezember 1993 auslaufe - da die NFZ von sich aus auf Verlängerung verzichtet habe, besitze sie kein Druckmittel gegenüber der Stadt. Wenn Wentz behaupte, die im Mai 1992 abgeschlossenen Verträge über den Umzug nach Nieder-Eschbach besagten anderes, wisse er nicht, daß diese Kontrakte erst im Januar 1993 in Kraft getreten seien - da erst nämlich habe sie Hessens Innenminister Herbert Günther (SPD) genehmigt. Die Option aber hätte spätestens am 31. Dezember 1992 verlängert werden müssen. Und was wird aus den 40 Firmen? Die städtischen Experten setzen darauf, daß Gewerbeaufsichtsamt und Veterinärbehörden die Betriebe nach und nach schließen - weil sie nämlich nicht mehr den neuen Hygiene-Vorschriften der Europäischen Gemeinschaft entsprechen. Bei einer Besichtigung durch Veterinäre soll vom "Saustall" die Rede gewesen sein. Auch Metzger Schinnerling glaubt, daß die Behörden das Ende der Übergangsfrist für die neuen EG-Vorschriften am 31. Dezember 1995 nicht abwarten: "Es kann sein, daß die Gewerbeaufsicht uns früher auf den Hals rückt!"

So soll also der Weg frei werden zum lange geplanten "Wohnen am Strom" statt des Schlachthofs - und das Ganze hieße "Deutschherrnviertel". Aber was, wenn der Kommune wirklich das Geld ausginge für öffentlich geförderte Wohnungen? Die Verträge erlauben den Käufern der Schlachthof-Areale dann nur, Eigentums-Unterkünfte zu bauen - das "Wohnen am Strom" bliebe so eine Sache ausschließlich für betuchte Bürger. jg

Heute im Lokalsport

&blt; Wenn das Telefon besetzt ist, darf Cem Karaca wieder träumen - Jugendspieler der Frankfurter Eintracht spielt in der U 17-Nationalmannschaft seines Heimatlandes Türkei.

&blt; Die Volleyballerinnen der TG Römerstadt wollten sich erst einmal kennenlernen und feiern nun den Aufstieg in die Oberliga.

&blt; Den Star hat keiner gefragt - Marika Kilius weiß nichts von ihrer Teilnahme an einer Demonstration Frankfurter Eissportler.

(Berichte Seite 18)

Telefonterror im Taunus: Fünf Jahre Freiheitsstrafe 34jähriger nötigte Mütter zu sexuellen Handlungen Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Weil er mit seinen Telefonanrufen in 75 Fällen Angst und Schrecken verbreitet hatte, ist ein 34 Jahre alter Mann aus Friedrichsdorf zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Wie die Beweisaufnahme vor dem Frankfurter Landgericht ergab, hatte er sich als angeblicher Entführer von sechs bis 18 Jahre alten Mädchen gemeldet und als "Lösegeld" von deren Müttern sexuelle Handlungen verlangt. Die Serie der anonymen Telefonanrufe im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis hatte im Dezember 1991 begonnen. Drohend, mit sehr leiser Stimmme und im hessischen Dialekt meldete sich bei Hausfrauen und Müttern jeweils ein Mann und behauptete, er habe gerade eben die Tochter der Familie entführt. Er werde dem Kind Gewalt antun, wenn die Frauen am anderen Ende der Leitung nicht täten, was er wolle.

Da die Töchter zum Zeitpunkt des Anrufs tatsächlich nicht im Hause waren, gerieten die Frauen in Angst und Panik. Genötigt von dem Anrufer, zogen sie sich aus oder berichteten auf sein Verlangen - "Wie treibst du es mit deinem Alten?" - Intimitäten aus ihrer Ehe. In drei Fällen saß der Schock so tief, daß vom Gericht auch auf Körperverletzung erkannt wurde.

Ob eine Familie Töchter hatte, hatte der Angeklagte teilweise durch Todesanzeigen erfahren. Ebenso aufmerksam verfolgte er Vereinsberichte, denen er nähere Adressen entnahm. Über seine Nichte hatte er ferner Kontakt zu einem Rollschuhverein und kannte die genauen Namen der Mädchen. Insgesamt waren von der Staatsanwaltschaft mehr als 114 Fälle von Telefonterror angeklagt worden. In dem acht Tage dauernden Prozeß vor der 31. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Johanna Dierks wurden 65 Frauen als Zeuginnen gehört.

Bereits eine Woche nach den ersten Anrufen von der Polizei per Fangschaltung erstmalig ermittelt, konnte der Täter die Serie bis zum Januar diesen Jahres fortsetzen. Zwischenzeitlich war er zwar in Haft, mußte wegen seines Gesundheitszustandes aber auf freien Fuß gesetzt werden. Nach einer tätlichen Auseinandersetzung, bei der er aus dem Fenster stürzte, war er 1990 so schwer verletzt worden, daß es zu einer Querschnittslähmung kam. Seither ist er auf den Rollstuhl angewiesen.

Aufgewachsen in geordneten Verhältnissen, war er gleichwohl weder in der Schule noch in der Lehre zurechtgekommen. Erheblich vorbestraft, glitt er zunehmend in den Alkoholismus ab. Vor diesem Hintergrund ereignete sich auch der Fenstersturz, wobei eine Frau die zentrale Rolle spielte. Seither um seine Potenz gebracht, soll der behinderte Mann dem psychiatrischen Gutachten zufolge in diesem Zusammenhang einen Haß auf Frauen entwickelt haben. Nach Meinung des Sachverständigen liegt in seinem Fall keine seelische Störung vor, die Krankheitswert und damit eine Verminderung der Schuldfähigkeit bedeutet hätte.

Fahrt eines Peugeots endete an einer Birke

SCHLÜCHTERN. Auf 35 000 Mark beziffert die Polizei den Blechschaden eines Unfalls am Distelrasen. Den Angaben zufolge hatte ein Autofahrer gerade einen Laster überholen wollen, als dessen Fahrer plötzlich nach links ausscherte, um ebenfalls zu überholen.

Der Autofahrer bremste, kam ins Schleudern und geriet über die Gegenfahrbahn. Dort drehte sich sein Peugeot auf einem Parkplatz um die eigene Achse und prallte mit dem Heck gegen eine Birke. Der Fahrer blieb unverletzt. jan

FDP: Integrationsklassen wieder abschaffen

WIESBADEN. Die FDP fordert, die "Integrationsklassen" mit behinderten Kindern an Regelschulen wieder abzuschaffen. Der schulpolitische Sprecher ihrer Landtagsfraktion, Heiner Kappel, verlangte am Freitag in Wiesbaden "mindestens" ein Aussetzen des hessischen Integrationsmodells, nach dem an den regulären Grundschulen zur Zeit landesweit knapp 800 lern- oder geistig behinderte Kinder unterrichtet werden.

Die dabei zusätzlich eingesetzten Lehrer (zur Zeit etwas über 200 Planstellen) werden nach Kappels Einschätzung dringend an den Sonderschulen gebraucht. Zuerst müsse der Bedarf dort gedeckt werden.

Kappel erneuerte den FDP-Vorschlag, statt der Integration einzelner Kinder in Regelklassen eigene "Sonderschul-Zweige" an den Schulen einzurichten, in denen Behinderte in räumlicher Nähe und in einzelnen Fächern (etwa: Sport, Musik, Kunst) auch gemeinsam mit Nichtbehinderten unterrichtet werden könnten. me

Wirtin des "Koryo" zu einem Jahr und drei Monaten verurteilt Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt / Gegen zwei ehemalige Angestellte der Bauaufsicht wird am 29. März weiter verhandelt

Wegen fahrlässiger Tötung in elf Fällen und fahrlässiger Körperverletzung in fünf Fällen hat die 27. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts am Freitag die koreanische Wirtin des Restaurants "Koryo" zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Das Gericht setzte die Strafe zur Bewährung aus. Ihr Ehemann wurde freigesprochen. Ihm hatte das Gericht nicht nachweisen können, daß er bei dem Brand am 7. März 1990 überhaupt im Lokal gewesen war. Gegen die beiden mitangeklagten, ehemaligen Angestellten der Frankfurter Bauaufsichtsbehörde wird am 29. März weiter verhandelt werden. Ihr Verfahren wurde abgetrennt, nachdem die Verteidigung neue Beweisanträge gestellt hatte.

Bei dem Feuer, das aus ungeklärten Gründen im Personalraum des zweigeschossigen Restaurants unter der in den Gastraum führenden Holztreppe ausgebrochen war, waren elf Personen umgekommen, fünf weitere schwer verletzt worden. "Dabei", so die Vorsitzende Richterin, Mechthild Horstkotte, "hätten alle Gäste und Angestellte gerettet werden können. Es war noch Zeit genug dazu." Dazu hätte die Wirtin ihre Gäste aber warnen müssen, nachdem sie den Brand entdeckt hatte. Statt dessen hatte sie jedoch ihre Köche angehalten, zu versuchen, das Feuer selbst zu löschen.

Als sich das als aussichtslos herausstellte, beging sie, so die Urteilsbegründung, ihren schwersten Fehler: Sie kam nicht ihrer Pflicht nach, sich als erstes um ihre Gäste und ihr Personal zu kümmern, sondern rettete sich selbst als einzige durch den Notausgang, ohne ihn zuvor den anderen gezeigt zu haben. Keiner der Gäste und auch nicht das Personal hatte diesen Notausgang in der Panik gefunden. Daß er zudem von einem leeren Kleiderständer verstellt gewesen war, wertete das Gericht nicht als schuldhaftes Versagen der Angeklagten, da er jederzeit hätte weggeschoben werden können und auch die Sicht nicht versperrt hätte. Zudem habe nicht sie die Feuerwehr gerufen, sondern ein beherzter Gast aus dem bereits brennenden Lokal.

In ihrer Urteilsbegründung wies die Vorsitzende Richterin Horstkotte aber auch auf "die hohe Wahrscheinlichkeit" einer Mitschuld der beiden städtischen Angestellten hin. So habe die Beweisaufnahme ergeben, daß der "schicksalsträchtige Raum", in dem das Feuer ausgebrochen war, schon seit den 70er Jahren existierte und noch nie von den Behörden beanstandet worden war, "obwohl er bau- und feuerrechtlich höchst bedenklich" war. Auch wenn für die letztendliche Genehmigung der Konzession ein inzwischen verstorbener Sachbearbeiter zuständig gewesen sei, sagte Horstkotte, so hätte doch der angeklagte Außendienstmitarbeiter 1985 den Raum ebenfalls inspiziert und nicht beanstandet. Dieses Fehlverhalten gelte auch für seinen Chef im Amt. Die neu beantragten Zeugen der Verteidigung sollen nun beweisen, daß von diesem Raum keine Gefahr ausgegangen sei. sol

"Die Frauenbeauftragten sollen gewählt werden"

WIESBADEN. Die Gewerkschaft ÖTV hat vorgeschlagen, daß die "Frauenbeauftragten" im öffentlichen Dienst künftig von den beschäftigten Frauen gewählt werden sollen. In ihrer Stellungnahme zum Entwurf der rot-grünen Landesregierung für ein "Gleichberechtigungsgesetz" geht die Gewerkschaft damit über die vorgesehene Regelung hinaus, wonach Frauenbeauftragte von der jeweiligen Dienststellenleitung eingesetzt werden sollen.

Außerdem verlangt die ÖTV, daß für die vorgesehene Freistellung der Frauenbeauftragten in größeren Behörden von ihrer sonstigen Arbeit zusätzlich Planstellen eingerichtet werden. Die Regierung will dagegen die Behörden verpflichten, dann anderswo Personal einzusparen. Änderungen am rot-grünen Gesetzentwurf schlägt die Gewerkschaft auch im Abschnitt über familiengerechte Arbeitszeiten vor, wo sie statt einer verbindlichen Einführung der Gleitzeit die Eröffnung vieler, flexiblerer Möglichkeiten zur individuellen Arbeitszeitgestaltung vorschlägt. Außerdem fordert sie als Bestandteil von Frauenförderung auch eine "Enthierarchisierung" des öffentlichen Dienstes. Damit sollen typische Frauentätigkeiten aufgewertet werden. Ferner verlangt die ÖTV, die Arbeitsbedingungen von klassischen Frauenarbeitsplätzen (etwa: Dauernachtwachen, Reinigungsarbeiten) gesetzlich genauer festzulegen, damit Gesundheitsschäden stärker entgegengewirkt werde. me

Grüne schießen sich auf SPD ein Morgen Frühschoppen zu Wahlen und Baugebiets-Ausweisung

NIEDERDORFELDEN. Übereinstimmend haben die Grünen von Niederdorfelden ihr Wahlergebnis - mit 10,4 Prozent nur 0,1 weniger - als "Auftrag und Motivation" gewertet, ihre "konsequente ökologische und soziale Politik" im Dorf fortzusetzen und auszubauen. Dabei wollen sie sich auf die "städtebauliche Maßnahme" konzentrieren, die sie in den bisher erkennbaren Strukturen erklärtermaßen strikt ablehnen. Matthias Zach, bisher Einzelkämpfer im Parlament des Dorfes, faßte zusammen, worüber "man und frau" sich beim ersten Treffen nach der Wahl einig geworden sei:

"Schwerpunkt der Arbeit wird neben der alltäglichen politischen und parlamentarischen Arbeit der Kampf gegen die von der SPD beabsichtigte unsoziale, unökologische und undemokratische Baugebietsausweisung - und damit die von der SPD angestrebte ,Verdoppelung Niederdorfeldens&rquote; - sein, die damit zusammenhängende Verkehrs-Situation in Niederdorfelden, die Umwelt-, Energie- und Wasserpolitik."

Ein zweiter Schwerpunkt - schon im Wahlkampf mit einem konkreten Vorschlag begonnen - werde die Altenpolitik in der Gemeinde sein, teilte Zach weiter mit: "Ausgehend vom Wählerbetrug der SPD mit der Einrichtung einer Sozialstation, die keine ist, in der nur die Gemeindeschwestern von Schöneck und Nidderau zusammengefaßt sind und vom Land mit der Vortäuschung falscher Tatsachen Geld erschlichen wird, haben wir ein zukunftsweisendes Altenbetreuungs- Projekt vorgelegt und Umsetzungswege aufgezeigt." Ihren Wahlerfolg sehen die Grünen aber auch "als Auftrag, wieder mehr in die Öffentlichkeit zu gehen", und kündigen Themen an, zu denen sie sich morgen um 11 Uhr bei einem "Grünen Frühschoppen" im Gasthof "Linde" den Bürgern stellen wollen: Politik nach der Wahl im Dorf; Politik im Kreis und bevorstehende Landrats-Wahl; Baugebietsausweisung mit Entwicklung.

Um den Kontakt zur Bevölkerung und die Informationen zu vertiefen, steht künftig ein "Grüner Stammtisch" auf dem Programm, der an jedem ersten und dritten Montag des Monats - jweils um 20 Uhr im Bürgerhaus Niederdorfeldens - stattfinden soll.

Personalentscheidungen sind noch nicht getroffen worden, wie auf Anfrage der FR zu erfahren war. Aber es sei ein Antrag auf Erweiterung des Gemeindevorstandes auf sieben Mitglieder gestellt worden, "damit alle Parteien vertreten sein können".

Ursule Conen, bisher Beigeordnete im Gemeindevorstand und Spitzenkandidatin der Grünen für den Kreistag, stellte gegenüber der FR nochmals klar, daß für sie eine Kandidatur für die erste Direktwahl des Landrates "von Anfang an kein Thema" gewesen sei. "Ich habe auf diverse Anfragen sofort erklärt, das käme überhaupt nicht in Frage. Das mach' ich nicht. Wir haben genug andere fähige und kompetente Leute. - Und ich lasse mich auch nicht drängen."

Matthias Zach verwies auf die nächste Kreismitgliederversammlung der Grünen Main-Kinzig am kommenden Freitag, 26. März, in der Langenselbolder Klosterberg-Halle: "Da werden wir eine Entscheidung treffen. Wir haben drei gute Leute, die bereit sind." pom

De Maizière mahnt Westdeutsche Schnelle Angleichung der Löhne und Gehälter gefordert

zba BERLIN, 19. März. Der letzte DDR- Ministerpräsident, Lothar de Maizière, hat sich für eine schnelle Angleichung der ostdeutschen Löhne und Gehälter an westdeutsches Niveau ausgesprochen. Darum werde man schon aus "bevölkerungspolitischen Gründen" nicht herumkommen, weil immer mehr im Osten Deutschlands dringend benötigte Facharbeiter auf besser bezahlte Weststellen gingen, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag abend in Berlin.

Die Deutschen im Westen müßten endlich begreifen, daß die Probleme in Ostdeutschland längst ihre eigenen geworden seien. Je länger sie diese Tatsache verdrängten, desto schlimmer würden die Folgen, fügte de Maizière auf einer Tagung hinzu. Die Probleme im Osten Deutschlands zu lösen heiße, "die letzten Kriegsfolgen zu beseitigen". Die Demarkationslinie durch Deutschland am 8. Mai 1945 sei ja nicht nach dem Intelligenzquotienten der Menschen gezogen worden, wie manche im Westen heute manchmal glauben machen wollten.

Eine ganze Reihe der heute den deutschen Einigungsprozeß behindernden Faktoren wie die Eigentumsprobleme oder die Belastung der Betriebe und Wohnungsgesellschaften mit Altschulden hat die letzte DDR-Regierung aus CDU, SPD, DSU und FDP nach de Maizières Worten durchaus vorausgesehen: "Wir waren aber zu schwach, um dafür in Bonn Mehrheiten zu organisieren".

Der Präsident der Landeszentralbank Sachsen/Thüringen, Olaf Sievert, widersprach de Maizière: Die volle Angleichung der Löhne könne nicht stattfinden. Das akzeptierten die Menschen im Westen nicht. Sievert räumte ein, daß bei der Währungsumstellung, die er "eine Erfolgsstory" nannte, die Altschulden der Betriebe durchaus hätten gestrichen werden können. Doch habe man die Gefahr gesehen, daß dann mancher Betrieb verschleudert worden wäre. Wer Schulden habe, müsse auch vernünftig wirtschaften. Außerdem wundere er sich , daß so wenig Ostdeutsche in die Bauwirtschaft strebten. Sie sei der Wirtschaftszweig, der wahrscheinlich sehr schnell explosionsartig zulegen werde, sagte Sievert.

Blauhelm-Streit schwelt weiter

wtr BONN, 19. März. Der Streit unter den Sozialdemokraten über die Pflichten der Bundesrepublik gegenüber der UN geht weiter. Heftig griff am Freitag Heidemarie Wieczorek-Zeul, die dem SPD- Präsidium angehört, ihren Parteifreund, den stellvertretenden UN-Botschafter Hans Joachim Vergau an, der in einem von der FR am Donnerstag veröffentlichten Memorandum behauptet hatte, eine Beschränkung der deutschen Beteiligung auf reine Blauhelmaktionen sei ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Wieczorek- Zeul meinte, diese Auffassung entbehre "rechtlich jeder Grundlage". Deutsche Rechtsexperten hätten festgestellt, daß es "zwischen Verfassungsrecht und Völkerrecht" keine "Spannungslage" gebe.

Die Politikerin, die auch stellvertretende Vorsitzende der SPD-Projektgruppe "Internationale Politik" ist, meinte, nachdem sich die Politiker nicht einigen könnten, würden nun "die Beamten" vorgeschickt, "um die vermeintliche Notwendigkeit einer Beteiligung der Bundeswehr an Kampfeinsätzen außerhalb des Verteidigungsauftrages zu begründen".

Teure Autos fanden die falschen "Freunde"

Die Polizei fahndet nach einem 160 000- Mark-Auto, das in der Nacht zum Donnerstag im Westend gestohlen wurde. Der Besitzer, ein 28jähriger aus Bad Homburg, hatte den Mercedes 500 SL (Baujahr 1992) gegen 2 Uhr an der Ecke Wiesenau/Feldbergstraße geparkt. Als er am Donnerstag mittag dorthin zurückkehrte, war der Benz mit dem Kennzeichen HG - SC 40 verschwunden.

Ohne seinen Toyota Landcruiser kehrte ein 55jähriger am gleichen Tag von einem Besuch in Frankfurt nach Schotten zurück. Der Mann aus dem Vogelsbergkreis hatte den roten Geländewagen zwischen 13 und 14 Uhr für eine halbe Stunde in der Nähe des Eschenheimer Turms abgestellt. Als er nach Hause fahren wollte, war der Parkplatz leer. Der Zeitwert des "Japaners" (VB - CC 489) wird in der Diebstahlsanzeige mit 30 000 Mark beziffert. habe

"Kinderstadtplan" geht jetzt in Druck Neuer Verein lädt für Mittwoch ein

ESCHBORN. Anfang des Monats hat die Initiative sich zu einem ordentlichen Verein zusammengeschlossen, inzwischen ist der Eintrag ins Register in Arbeit: Gute Voraussetzungen, daß die "Kinderfreundliche Stadt Eschborn" ihrem Ziel, für die Kleinen eine schönere Umwelt zu schaffen, näher kommt.

Seit Jahren schon waren die Eltern mit wachen Augen durch die Straßen gelaufen und hatten Mißstände aufgelistet. In großen Gruppen gingen Kinder und Eltern die Schulwege ab, monierten gemeinsam, was stört und gefährlich ist: unübersichtliche Überwege, zu kurzes "Grün" für Fußgänger an Ampeln, die zudem oft ungünstig in einer Kurve gestanden hätten. Meist seien die Ampeln sowieso wohl nur für Autos da gewesen, stellten die Eltern fest. Wenn die Fußgänger "Grün" hatten, durften oft auch Autos abbiegen - gefährlich besonders für kleine Kinder, kritisiert Sabine Rau von der Aktionsgruppe.

Nicht nur für kindergerechte Straßen will der neue Verein sorgen. Ideen für schönere Spielplätze harren nur noch der Verwirklichung, und es sollen Patenschaften für einzelne Tummelstätten vermittelt werden. Mit einer Anti-Hundekot- Kampagne könnten die Spielplätze sauberer werden. Bisher letztes großes Projekt: der "Kinderstadtplan", der in den nächsten Tagen in Druck geht.

Zur nächsten Versammlung am Mittwoch, 24. März, um 18.30 Uhr im Haus der Arbeiterwohlfahrt, Oberortstraße 31, sind alle Eltern und Kinder eingeladen. Kontakt und Infos bei Sabine Rau, Telefon 0 61 96 / 4 49 16. dia

Schlitter (Rom) für Nachrichten (Politik)

Für eine "Regierung des Ja"

Angebote an Lega und Demokratische Linke / Furcht vor Staatsstreich

Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

Rom, 19. März. Die Schwäche der Regierung Giuliano Amato wird täglich offenkundiger. Vergangene Woche war der Versuch, die Strafverfolgung korrupter Politiker in eine Art Amnestie umzuwandeln, am Einspruch des Staatspräsidenten gescheitert. Jetzt ließ die Deputiertenkammer ein Dekret durchfallen, das alle Unternehmer wieder zu öffentlich finanzierten Arbeiten zulassen sollte ohne Rücksicht auf laufende Bestechungsverfahren. Absicht der Regierung war es, Arbeitsplätze zu erhalten, während die Opposionsparteien von einer "zweiten Aktion Schwamm drüber" sprachen.

In dieser Situation besteht die Gefahr einer Regierungskrise mit nachfolgenden Neuwahlen, ohne daß die notwendige Wahlrechtsreform schon verabschiedet wäre. Vom christdemokratischen Parteisekretär Mino Martinazzoli kommt der Vorschlag, das Kabinett um jene Parteien zu erweitern, die beim kommenden Volksentscheid im April das Mehrheitswahlrecht befürworten. Zuerst sprach sich die kleine republikanische Partei für eine "Regierung des Ja" aus. Vorsichtige Zustimmung kommt auch von der "Demokratischen Linken" (PDS) und der "Lega Nord". Eine Einigung war aber bisher nicht zustande gekommen, weil die größeren Oppositionsparteien den Wechsel der Regierungsspitze zur Bedingung ihres Eintritts in die Koalition machen.

Auch der wegen seiner Mitteilsamkeit berüchtigte frühere Staatspräsident Francesco Cossiga macht sich Gedanken über ein neues Übergangskabinett, das die Wahlrechtsreform verwirklichen könnte. "Dieses Land ruft nach dem Henkerstrick", sagte Cossiga in einem Zeitungsinterview. "Es will kurzen Prozeß machen und bejaht Gewalt, um die korrupten Funktionäre für immer wegzufegen." Wenn diese drohenden Anzeichen Wirklichkeit würden, heißt es weiter, wäre er bereit, die Regierung zu übernehmen. Viele Politiker kritisierten diese Äußerung des Senators auf Lebenszeit. PDS-Sekretär Achille Occhetto befürchtet sogar einen Staatsstreich, weil "antidemokratische Gespenster beschworen werden, was den Weg zu politisch-institutionellen Sondermaßnahmen öffnen könnte."

Studienfahrt für Jugendliche nach Israel

HANAU. Eine Studienfahrt nach Israel plant die Freundschaftsinitiative Nahost vom 13. April bis 4. Mai. Die Initiative setzt sich seit zwei Jahren im Main- Kinzig-Kreis mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinander.

Sie möchte sich jetzt auf der Reise einen Eindruck von der aktuellen Situation verschaffen. Teilnehmen können Jugendliche ab 18 Jahren.

Geplant sind Begegnungen mit Menschen verschiedener religiöser und ethnischer Zugehörigkeit. Schwerpunkt sind Initiativen, die sich für ein Zusammenleben von Israelis und Palästinensern auf der Westbank einsetzen.

Anmeldungen nimmt die Freundschaftsinitiative der katholischen Regionalstelle für Jugendbildung unter der Telefonnummer 06181/33389 entgegen.

alu

Feindbild-Propaganda

Die brüske Reaktion von Regierungssprecher Vogel auf serbische Proteste gegen schwarzrotgoldene "Rosinenbomber" über Ostbosnien ist ungeschickt und unprofessionell, weil sie den Zerrbildern vom herrischen deutschen Auftreten neues Material gibt. Die - einseitig informierte, aufgehetzte - Bevölkerung im Einflußbereich Belgrads kann Respekt für ihre bitteren Erfahrungen und Empfindlichkeiten beim Auftreten deutschen Militärs erwarten. Eine moderate Reaktion wäre angebracht gewesen, auch wenn wir uns mit dem Regierungssprecher ärgern, daß die achtbaren Gefühle von Serben hemmungslos für Feindbild- Propaganda mißbraucht werden.

Die plumpe Reaktion bei uns ist das eine, das andere, das dahinter nicht zu übersehen ist: Von der Sache her ist der Serben-Protest zynisch und hanebüchen unlogisch. Ein weiterer Beleg dafür, daß ungerührt der Tod tausender Zivilisten in Kauf genommen wird, wenn es nur den Kriegszielen dient. Das kriegsverbrecherische Spiel etwa um Srebrenica soll zeigen, wer die Herren sind, auch im humanitären Sektor. Serben entscheiden, daß Hilfe aus US-Flugzeugen gut, aus deutschen aber unzulässig ist. Das kann wegen der notleidenden Menschen keineswegs hingenommen werden. Eventuell ergänzungsbedürftige Vereinbarungen müssen schnellstens angepaßt werden.

Seit Juli '92 fliegen deutsche Transall auch über serbisch kontrolliertes Gebiet ständig Hilfsgüter nach Sarajewo. Warum gibt es da keinen Protest? Ganz einfach: Dieser Airlift ist längst aus den Schlagzeilen - aber hilfreich. ens

Perlengate

Unser Herz ist groß, besonders in sozialen Dingen. In diesem speziellen Fall freilich hält sich das Mitleid mit dem armen, nach Selbstauskunft gleich mehrfach-gebeutelten Familienvater in Grenzen. Für drei Kinder im Alter von zwölf bis 16 muß er sich krummlegen, zwei Wohnsitze nagen am Portemonnaie, ja sogar der Dienstwagen muß ab und an aus eigener Tasche nachgetankt werden. Und dann die Steuern. 53 Prozent! Donnerwetter. Wußten wir gar nicht, wie gnadenlos Vater Staat zupacken kann. Bleiben nur noch 47. Geteilt mit der Ehefrau, macht 23,5. Kranken- und Lebensversicherung ab, Sonderaufwand durch Verpflichtungen Ehefrau ab, bleibt fast gar nichts. So ein Ministerposten treibt einen glatt ins Elend.

Natürlich braucht Günther Krause (CDU) kein Unrechtsbewußtsein zu zeigen. In seiner Haushaltshilfenaffäre, wir nennen sie kurz Perlengate, wirft ihm niemand vor, etwas Illegales getan oder geduldet zu haben. Hätte unser forscher Verkehrsminister aber bei seiner Seelenerforschung wenigstens ein Jota "Schuldbewußtsein" gefunden, dann wären wir jetzt weniger empört. In eine moralische Klasse für sich zählt, wer sich als Minister erster Klasse vom Arbeitsamt die Haushaltshilfe mit 660 Mark pro Monat aushalten läßt. Da wird jeder zustimmen, der wie unsereins nun wirklich begriffen hat, daß wir zum Vollzug der Einheit und in dieser schweren Stunde et cetera pp. auf Geld, Anspruchsdenken und überständigen Sozialklimbim verzichten müssen.

Politikverdrossenheit der Bürger beklagen die Politiker. Sie machen es selbst, daß wir verdrießen. jw

Gesellschaftskritik auf T-Shirts gedruckt

HÖCHST. Der indio-amerikanische Künstler Michael Weiland stellt ab Montag, 22. März, im Café Wunderbar in der Antoniterstraße 16 in Höchst aus. Einen Monat lang wird er - erstmalig in Deutschland - in seiner Ausstellung "U- R (you are) IN ART" T-Shirts mit selbstentworfenen Motiven zeigen. Die Drucke stellt er unter Verwendung von Leucht- und Plusterfarben im Handsiebdruckverfahren her.

Seine Motive hat der Künstler in der Phantasie gefunden, stellt aber daneben auch Bilder vor, die Einblicke in sein Leben geben. Die Drucke symbolisieren Zusammenstöße seiner indianischen Kultur mit der Gesellschaftspolitik der Vereinigten Staaten. In den USA hat sich Michael Weiland in mehr als 20 Städten einen Namen gemacht. ege

Dioxin wird jetzt auch in "gelber Wolke" vermutet Gab die Stadt in Schwanheim zu früh Entwarnung?

Bei dem Störfall vom Rosenmontag im Griesheimer Hoechst-Werk sind nach Meinung des Münchener Chemie-Professors Armin Weiss "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" auch hochgiftige Dioxine entstanden. In einer vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) in Auftrag gegebenen Einschätzung schreibt der Hochschullehrer vom Institut für anorganische Chemie der Münchener Universität: "Es ist zu erwarten, daß vor allem niedrig chlorierte Stoffe, also mehr vom Typ des Seveso-Giftes, entstanden sind."

Auch das Darmstädter Öko-Institut geht davon aus, daß bei dem Störfall die Reaktionsbedingungen für die Bildung von Dioxinen gegeben waren. Nach dem vom Bundesumweltministerium herausgegebene "Chlorhandbuch II" können Dioxine und Furane entstehen, wenn die beiden in dem Unglückskessel vorhandenen Stoffe Chlornitrobenzol und o-Nitroanisol "bei hohen Temperaturen" miteinander reagieren. In einem internen Bericht der Hoechst-AG heißt es, in dem havarierten Kessel sei die Temperatur kurz vor Austritt der Stoffe aus dem Sicherheitsventil "auf 157 Grad Celsius" angestiegen - nach Ansicht des Öko-Instituts eine "ausreichend hohe Temperatur" für die Dioxin-Bildung.

BBU-Vorstandsmitglied Eduard Bernhard sagte gestern, daß die Bestandteile der "gelben Wolke" aus dem Hoechst- Werk zu 2,5 Prozent noch nicht analysiert seien. "Da muß man verstärkt nach Dioxinen suchen." Bernhard sagte, das Frankfurter Stadtgesundheitsamt habe möglicherweise "verfrüht" Entwarnung für Kinder gegeben.

Die Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, Margarete Peters, sagte dagegen, es gebe nach wie vor "keinen Hinweis" auf eine erhöhte Dioxin-Belastung in Schwanheim. Alle Boden-Analysen lieferten Werte, "die im Rahmen der üblichen Hintergrundbelastung liegen".

Gemeinsam mit dem Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) haben der BUND und das Öko-Institut einen Forderungskatalog vorgelegt, nach dem chemische Anlagen künftig nur noch für die Dauer von fünf Jahren genehmigt werden sollen. "Anschließend gehören die Anlagen wieder auf den Prüfstand", sagte BUND-Sprecher Michael Mehnert. Roland Fendler vom Öko-Institut forderte eine "umfassende öffentliche Dokumentation von Störfällen". Nur wenn Unfälle und Fehlerquellen offen diskutiert würden, könnten auch bei anderen Anlagen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die Griesheimer Giftwolke hätte nach Ansicht der Umweltorganisationen vermieden werden können, wenn ein vergleichbarer Hoechst-Unfall vom 20. Januar 1986 "richtig ausgewertet worden wäre".

Ferner fordern die Verbände, künftig auch Fehlerquellen bei der Wartung und der Reparatur von Anlagen in Sicherheitsanalysen zu erfassen. Dadurch, so Bernhard, wären auch Unfälle wie die Explosion im Hoechst-Stammwerk vom vergangenen Montag eher zu vermeiden. Chemieanlagen sollten nur noch in Mindestabständen zu Wohngebieten genehmigt werden, die, je nach Gefährlichkeit der Anlage, zwischen einem und fünf Kilometer liegen müßten.

Harte Kritik übten die Umweltverbände am staatlichen Gewerbeaufsichtsamt, das beim Griesheimer Unfall "versagt" habe. Sicherheitsanalysen der Hoechst AG und externe "Plausibilitätskontrollen" dieser Analysen seien von den Behörden "offenbar nicht gelesen worden", sagte Bernhard. Er forderte einen "starken personellen Ausbau" der Gewerbeaufsicht und Verbesserungen bei der Ausbildung der Beamten. mat

Sportnotizen

Diskuswerfer lebenslang gesperrt Der Diskuswerfer Kamy Keshmiri ist vom US-Leichtathletikverband lebenslang gesperrt worden. Er war bereits für vier Jahre suspendiert und verweigerte dann zweimal die Dopingprobe. Anklage gegen Maradona Gegen Fußball-Weltstar Diego Maradona hat die Staatsanwaltschaft in Rom Anklage wegen Drogenhandels erhoben. Nach einer Kokain-Affäre war der Argentinier 15 Monate weltweit gesperrt worden. Nun wird er beschuldigt, 1991 drei Kilo Rauschgift aus seiner Heimat nach Italien geschmuggelt zu haben. Johnston neuer Trainer in Landshut Der EV Landshut hat Bernie Johnston als neuen Trainer verpflichtet. Der alte Kanadier unterzeichnete einen Einjahresvertrag beim Bundesligisten. Landesmeisterfinale in München Das Endspiel um den Fußball-Europapokal der Landesmeister 1992/93 wird am 26. Mai im Münchner Olympiastadion ausgetragen. Das Finale um den Pokal der Pokalsieger findet am 12. Mai im Londoner Wembleystadion statt. Die Hin- und Rückspiele im UEFA-Cup sind auf 5. und 19. Mai terminiert. Mit Frauen-Fußball und Beach-Volleyball Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta werden mit großer Wahrscheinlichkeit noch Frauen-Fußball und Beach- Volleyball ins Programm aufgenommen. Triathlon hat nach Meinung von IOC- Präsident Samaranch dagegen keine Chance, 1996 olympische Weihen zu erhalten.Cruyff bleibt in Barcelona Johan Cruyff bleibt bis mindestens 1995 Trainer des spanischen Fußball- Erstligisten FC Barcelona. Beide Parteien einigten sich auf einen Vertrag, der sich nach 1995 automatisch um ein Jahr verlängert, wenn nicht eine Seite kündigt.

Sich kennengelernt und noch aufgestiegen Volleyballerinnen der TG Römerstadt sind ohne Schadenfreude und gehen unbelastet in die "Ferien"

Der Trainer der ersten Frauen-Volleyballmannschaft der TG Römerstadt, Dieter Füller, konnte seinen Spielerinnen nach dem Auswärtssieg am letzten Wochenende gegen die TG Hanau (3:0) eine freudige Nachricht überbringen: der Aufstieg in die Oberliga ist wirklich geschafft. Das, woran am Anfang der Saison keiner zu denken wagte, wurde trotz massiver Schwierigkeiten wahr.

Als sich am Ende der letzten Saison herausstellte, daß die erste Mannschaft des PSV Blau-Gelb Frankfurt aus der Oberliga in die Landesliga absteigen würde, kam es zwangsläufig zu vereinsinternen Querelen. In dieser Spielklasse, in der pro Verein nur eine Mannschaft antreten darf, spielte nämlich schon seit mehreren Runden die zweite Mannschaft des Vereins. Nach langem Hin und Her und vielen Diskussionen erklärte sich dann die zweite Mannschaft samt Trainer dazu bereit, den Verein zu wechseln. Damit waren aber die Probleme noch längst nicht gelöst. Die Spielerinnen mußten bis kurz vor Saisonbeginn warten, ehe der Klassenleiter bestätigte, daß sie ihre Spielklasse in einen anderen Verein "mitnehmen" könnten.

Erst dann wurden die Anmeldungen an den zukünftigen Verein TG Römerstadt abgeschickt. Aber auch mit diesem Schritt kamen neue Konflikte auf die jetzt so erfolgreiche Mannschaft zu. Erstens fielen die Hallentermine für das Training zweimal die Woche weg. Diese beanspruchte der PSV Blau-Gelb Frankfurt weiterhin für sich. Außerdem begrüßte die TG Römerstadt den Beitritt mit einiger Skepsis, vielmehr mit einem lachenden aber auch weinenden Auge, denn die dortige Verbandsligamannschaft befürchtete ähnliche Streitigkeiten um die Spielklasse am Ende dieser Saison. Hinzu kam noch, daß sich die relativ kleine Mannschaft (acht Spielerinnen) zwar zu Saisonbeginn durch Spielerinnen von Bischofsheim, der FTG und von der Frankfurter Eintracht verstärkte, damit aber auch etwas inhomogen und unberechenbar wurde.

In dieser Situation konnte realistischerweise keiner so recht an Aufstieg denken. Zu Anfang der Saison hatte man zunächst das Ziel, sich kennenzulernen und im Spiel zusammenzufinden. Daher war es auch nicht verwunderlich, daß das erste Match gegen die FTG verlorenging. Danach lief die Saison für die TG Römerstadt aber immer besser. Nachdem sich in der Hinrunde mit der TG Römerstadt, der FTG, PSV Blau-Gelb Frankfurt und Wacker Offenbach noch vier Mannschaften an der Spitze der Tabelle drängten, konnten sich die Römerstädterinnen in der Rückrunde immer deutlicher von den Konkurrentinnen absetzen. Höhepunkt der Saison war natürlich das Spiel gegen die ehemaligen Vereinskameradinnen vom PSV Blau-Gelb Frankfurt. Das Match entwickelte sich zu einem reinen Nervenkitzel. Vor einer lautstarken Zuschauerkulisse verlor die TG Römerstadt das Spiel knapp im Tie-break.

"Dieses Spiel hatte in jedem Fall Oberliganiveau" meinte die Angreiferin Christine Kudla. Auch am letzen Spieltag der Saison werden diese beiden Mannschaften gegeneinander antreten. Schadenfreude darüber, daß man die ehemaligen vereinsinternen Konkurrentinnnen, die momentan auf dem dritten Tabellenplatz stehen, nun doch überflügelt hat, gibt es in der Mannschaft nicht. Ihre Reaktion auf den Aufstieg war neben der Freude nur Erleichterung darüber, daß die Saison nun bald zu Ende ist. Sie sind geschafft von dem Training und vor allem den vielen Spielen (seit Weihnachten gab es nur zwei spielfreie Wochenenden) und freuen sich auf "Ferien".

Gedanken über die Zukunft haben sie noch nicht angestellt. Warum auch, schließlich hat man gute Erfahrungen damit gemacht, "unvorbereitet" in die Saison zu gehen. ULRIKE SCHNEIDER

Querfeldein

Bender/Bickel tanzten erfolgreich Das Tanzturnierpaar Jochen Bender und Eva Bickel vom Tanzclub Blau-Gold Langen begeisterte in Karlsruhe die Wertungsrichter. Während der offenen Wertung in der Endrunde wurden die Langener von sämtlichen Neutralen in allen Tänzen auf den ersten Platz gesetzt. Wenige Schulen mit Badminton-Team Nur wenige Schule zeigten Interesse an den Kreisentscheidungen im Badminton. In der Klasse WI setzte sich die PDS Groß-Gerau durch, der Sieg in der W II ging an das Gymnasium in Gernsheim und in der Kategorie W III machte die Gerhart-Hauptmann-Schule Königstädten das Rennen. Sportlerehrung in Groß-Gerau Die sportlich erfolgreichsten Schüler des vergangenen Jahres ehrt der Kreis Groß-Gerau am Mittwoch, 31. März, um 18 Uhr im Kreistagssitzungssaal des Landratsamtes in Groß-Gerau.

Hundemutter ist tot

WIESBADEN. Übel mitgespielt haben bislang unbekannte Täter einer Hundebesitzerin in Biebrich. Sie stahlen in der Nacht zum Donnerstag von ihrem Grundstück zwei Schäferhündinnen: "Biene" und "Hexe".

"Biene" - Mutter von acht jungen Welpen, die die Täter zurückließen - fand die Polizei einen Tag später auf der B 455 bei Erbenheim - überfahren. Von "Hexe" fehlt jede Spur.

Bilder und Objekte in der Galerie Hild

HANAU. Die Galerie Hild, Parkpromenade 5, zeigt ab Sonntag, 21. März, Bilder und Objekte von acht Künstlerinnen und Künstlern. Eröffnung ist am Sonntag, 21. März, von 16 bis 19 Uhr.

Die Schau kann bis 25. April sonntags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 06181/84994, besichtigt werden. res

Poker um Ämter und Personen Parteien wollen sich nicht in die Karten gucken lassen

"Erst ganz zum Schluß der Koalitionsverhandlungen mit den Grünen reden wir auch über Personalfragen." So sagte es angestrengt beiläufig der Oberbürgermeister diese Woche bei einem Gespräch mit FR-Redakteuren, so sagte es Lutz Sikorski, der Geschäftsführer der Grünen, so sagen es unverdrossen die anderen Koalitionspolitiker. Dabei wird bei den Rathausparteien schon seit Wochen über die "Personalfragen" der Stadtregierung geredet. Wenn auch offiziell heftig bestritten: in Zirkeln und Gesprächskreisen der beiden Parteien sind sowohl das von Hanskarl Protzmann geführte Baudezernat, wie das Sport- und Rechtsdezernat von Sylvia Schenk (beide SPD) zur Disposition gestellt worden. Protzmanns Ressort könnte - wie früher auch - dem Planungsbereich zugeschlagen werden. Die Zuständigkeit für Sport und Recht - ohnehin eine konfuse Kombination - wäre gut auch bei anderen Dezernaten einzugliedern.

Ob der gesundheitlich angeschlagene Sozialdezernent Martin Berg (SPD) dieses Schlüsselressort weiterführen wird, ist ebenso fraglich, wie die Frankfurter Karriere seiner Parteifreundin Linda Reisch, die für das Kulturdezernat verantwortlich zeichnet und für die - geradezu inflationär - eine bemühte Solidaritätsadresse nach der anderen abgegeben wird. Stadträtin Margarethe Nimsch von den Grünen werden nicht nur die teuren Gutachten des Frauenreferats angekreidet. Die introvertiert wirkende Rechtsanwältin kann sich - und die Politik ihrer Partei - nur schlecht "verkaufen". Der Sozialdemokrat Martin Grüber, der angesicht der gähnend leeren Stadtkassen das Amt des Kämmerers gern gegen einen ruhigeren, gutdotierten Job eintauschen würde, muß wohl noch ein bißchen bei der Stange bleiben: sein Rückzug könnte als Kapitulation der Koalition vor dem Frankfurter Finanzdesaster verstanden und von der politischen Konkurrenz rüde ausgeschlachtet werden.

Nach dem überraschenden Ausgang der Kommunalwahlen, bei denen die Sozialdemokraten harsch einbrachen und die Grünen auch in Frankfurt ihre Position deutlich festigten, sind die Karten für den am Sonntag im "streng geheimgehaltenen" - gleichwohl allgemein bekannten Hotel - beginnenden Poker der beiden Koalitionspartner zugunsten des gestärkten "Juniorpartners" neu gemischt worden. Die SPD- Politiker wissen, daß sie den Grünen Zugeständnisse machen müssen. Die Grünen akzeptieren, daß von einer Ausweitung des Magistrats und von einem publikumswirksam reklamierten Verkehrsdezernat angesichts der verheerenden Finanzlage der Stadt und den schweren Meinungsverschiedenheiten in der Koalition gerade zu diesem Thema keine ernsthafte Rede sein kann.

Die Christdemokraten, die ihren 3,2- Prozent-Verlust als Wahlsieg ausgeben, weil sie am 7. März ein wenig besser davongekommen sind als die SPD, hatten schon zuvor angekündigt, daß sie die im Wahlkampf staatsmännisch verkündeten Offerten des Oberbürgermeisters für einen "multicoloren Magistrat" dankend ablehnen werden, wenn die Amtszeit von CDU-Bürgermeister Moog im nächsten Jahr ausläuft. Das Ausharren des von Roten und Grünen im hauptamtlichen Magistrat eingemauerten Moog hat sich für die Union nicht ausgezahlt. Der silberhaarige, distinguierte Konservative ist in der Öffentlichkeit als christdemokratisches Korrektiv in der Stadtregierung nicht wahrgenommen worden. Er hat diese Rolle auch nie spielen können. Zumal: Der Hardliner Bernhard Mihm, der jetzt die CDU-Fraktion im Römer führt, will offensichtlich klare Verhältnisse zwischen Regierung und Opposition.

Das erforderliche Äquivalent für die Grünen könnte in einer personellen und finanziellen Stärkung des von Daniel Cohn-Bendit geführten Amtes für multikulturelle Angelegenheiten liegen, vielleicht in einer Aufwertung zum hauptamtlichen Dezernat. Das würde als Reaktion auf den Wahlerfolg der Rechtextremen verstanden und es befriedigte die Grünen.

Aber über Personalfragen reden die Koalitionäre ja noch nicht. Angeblich. cg

DGB kritisiert Meldekontrollen Blüms

rb FRANKFURT A. M. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die Vorschläge von Arbeitsminister Norbert Blüm zur Bekämpfung von Leistungsmißbrauch bei Erwerbslosen. Zugleich fordert er "eine Erweiterung der Handlungsspielräume der Arbeitsämter durch einen Nachtragshaushalt" der Nürnberger Bundesanstalt (BA). Dies geht aus einem Brief der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden, Ursula Engelen-Kefer, an Blüm hervor. Darin zeigt sie sich skeptisch, ob die vom Minister im Zusammenhang mit den zusätzlichen zwei Milliarden Mark genannten 250 000 neuen ABM-Stellen tatsächlich erreicht werden können. Zu befürchten sei außerdem, daß die Kosten für diese Jobs von 1994 an allein von der Bundesanstalt finanziert werden müßten und deren Etat damit weiter einengten.

Engelen-Kefer weist die Kritik Blüms zurück, die BA könne nicht mit Geld umgehen. Die Hauptursache für die aktuellen Finanzprobleme der Behörde sei darin zu sehen, daß "der Bund mit unrealistischen Vorgaben den Bundeszuschuß möglichst auf Null reduzieren und sich aus der arbeitsmarktpolitischen Verantwortung stehlen möchte".

Gegen die geplante "weitreichende generelle Meldepflicht" für Arbeitslose, über die der BA-Vorstand am Dienstag entscheidet, hegt Engelen-Kefer "juristische Bedenken". Eine solche Kontrolle könne nur bei "begründetem Mißbrauchsverdacht" individuell verhängt werden.

Das Wetter

Wetterlage Der Keil eines Hochs über Südosteuropa reicht bis nach Mitteleuropa und bestimmt im größten Teil Deutschlands das Wetter. Im Laufe des Wochenendes werden von der Biskaya zunehmend warme, aber auch feuchte Luftmassen nach Deutschland geführt. Vorhersage bis Sonntag abend Am Samstag im Küstenbereich sowie im Nordosten zweitweise wolkig, sonst vorherrschend sonnig. Höchsttemperaturen zwischen 12 Grad im Nordosten und 20 Grad im Südwesten. Nachts im Westen wolkiger, aber noch meist trokken. Tiefsttemperaturen um 6, im Osten um 2 Grad.

Am Sonntag wechselnde, zeitweise starke Bewölkung und einzelne Schauer. Höchstwerte allgemein 15 bis 20 Grad. Schwachwindig, im Norden anfangs noch mäßiger bis frischer westlicher Wind. Weitere Aussichten für Montag: Zeitweise Regen, kühler. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 26 Amsterdam

leicht bewölkt 9 Athen

leicht bewölkt 18 Barcelona

leicht bewölkt 17 Bordeaux

leicht bewölkt 19 Brüssel

leicht bewölkt 10 Budapest

wolkig 14 Dublin

stark bewölkt 8 Helsinki

wolkig 5 Innsbruck

leicht bewölkt 15 Istanbul

stark bewölkt 10 Kairo

wolkig 21 Larnaka

leicht bewölkt 18 Las Palmas

leicht bewölkt 21 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

wolkig 23 London

leicht bewölkt 11 Madrid

leicht bewölkt 16 Malaga

leicht bewölkt 20 Mallorca

leicht bewölkt 20 Moskau

bedeckt 4 Nizza

bedeckt 14 Paris

stark bewölkt 11 Rom

wolkig 15 St. Petersburg

Schneeschauer 1 Stockholm

wolkig 7 Tunis

leicht bewölkt 22 Varna

wolkig 18 Venedig

stark bewölkt 16 Warschau

stark bewölkt 5 Wien

wolkig 15 Zürich

leicht bewölkt 13 Deutschland Berlin

wolkig 9 Dresden

wolkig 8 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 6 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 6 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 12 Garmisch

leicht bewölkt 12 Hamburg

wolkig 8 Köln

leicht bewölkt 10 Leipzig

wolkig 9 München

wolkig 12 Norderney

wolkenlos 6 Rostock

leicht bewölkt 6 Sylt

leicht bewölkt 7 Zugspitze

leicht bewölkt -8

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.29 Uhr Sonnenuntergang 18.38 Uhr Mondaufgang 5.02 Uhr Monduntergang 16.06 Uhr

Brüderkrankenhaus baut aus Neurochirurgische Abteilung / Ziel "Randgruppenarbeit"

Das Brüderkrankenhaus ist optimistisch, in der "Ära" des Gesundheitsstrukturgesetzes auch als kleines Ordens- Krankenhaus leistungsfähig zu bleiben. Anläßlich des Besuchs des Generalpriors des Hospitalordens, Brian O'Donnel, gab Verwaltungsdirektor Heinz Schwerdtfeger bekannt, daß das Haus seinen Fachabteilungen im Herbst eine neurochirurgische Abteilung hinzufügen werde: Ein Facharzt, auf Laserbehandlungen von Bandscheibenschäden spezialisiert, wird im Haus Belegbetten unterhalten.

Mit der Ergänzung der Abteilungen der Inneren Medizin, der Allgemeinen und plastischen Chirurgie und der konservativen Orthopädie sieht Schwerdtfeger die "Weichen gestellt" für eine Zeit, in der die Aufgabe des Selbstkostendeckungsprinzips und die Einführung von Fallpauschalen von den Kliniken ein stärker unternehmerisches Denken fordern. In diesen Zusammenhang kritisierte der Verwaltungschef die Praxis mancher großer Kliniken, welche die Aufnahme alter Patienten aus Kostenerwägungen ablehnten. Für das Ordenskrankenhaus sei es dagegen eine moralische Verpflichtung, diese Menschen zu behandeln.

Laut Schwerdtfeger ist derzeit jeder vierte Patient auf intensive Pflege angewiesen. Dies könne nur dank des zahlenmäßig hohen Einsatzes von Mitarbeiterinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien gewährleistet werden. Als neue Aufgabenstellung nannte Schwerdtfeger die medizinische Versorgung von Obdachlosen in der Stadt. Mit solcher "Randgruppenarbeit" will der von Nachwuchsmangel gekennzeichnete Orden für junge, idealistisch gesinnte Menschen wieder attraktiv werden. sar

2100 Mark Erlös nach dem Jubiläumsfest

HANAU. Beim Jubiläumsfest des Wohnwagenplatzes verbuchten die Bewohner einen Erlös von 2100 Mark, der dem Elternverein für krebskranke Kinder an der Universitätsklinik Frankfurt übergeben wurde.

Der Gewinn wurde insbesondere durch die reichhaltige Tombola ermöglicht, für die rund 50 Unternehmen, Vereine und Verbände aus dem Raum Hanau und dem Rhein-Main-Gebiet zahlreiche Preise gespendet hatten. res

Ein Modellflugzeug als Risiko für Luftsicherheit

Die Besatzung eines Polizeihubschraubers glaubte am Donnerstag nachmittag in der Einflugschneise über dem Stadtwald die Luftsicherheit in Gefahr. Aus der Helikopterkanzel sichteten die Polizisten gegen 17.15 Uhr auf dem Parkplatz an der Isenburger Schneise zwei Männer, die mit "Startvorbereitungen" beschäftigt waren. Von oben wurde ein Funkwagen angefordert, der dem illegalen Treiben auf der Wiese eine Ende machen sollte.

Die Streifenbeamten trafen auf zwei 24 und 29 Jahre alte Frankfurter, die mit einem Modellflugzeug hantierten. Die beiden Fans der Miniaturfliegerei beteuerten, sie seien einzig und alleine wegen eines "Triebwerktests" in den Wald gefahren. Der "Vogel" mit 1,20 Metern Spannweite habe auf jeden Fall am Boden bleiben sollen.

Nach dieser Erklärung verließen sie die Sicherheitszone. habe

Aussicht auf Preisdämpfung Bundesbankchef kritisiert Einzelheiten des "Solidarpaktes"

ski FRANKFURT A. M. Die Bundesbank ist mit dem in Bonn ausgehandelten "Solidarpakt" nicht vorbehaltlos zufrieden. Mit Blick auf die Probleme der öffentlichen Haushalte meint ihr Präsident Helmut Schlesinger, zum einen sei das Aufschieben einer endgültigen Lösung bis 1995 "nicht gerade ideal". Zum anderen resultiere der mittelfristig vorgesehene Abbau der staatlichen Defizite von rund vier auf etwa zwei Prozent der Wirtschaftsleistung vor allem daraus, daß die ohnehin schon auf die Rekordhöhe von 43,5 Prozent gekletterte Abgabenquote (Steuern und Sozialbeiträge) um weitere 1,5 Punkte zunehmen werde, wenn man neben den Steuererhöhungen die abzusehende Beitragsanhebung für die Rentenversicherung einbeziehe. Schlesinger weiter: "Man möge es mir nicht als kleinlich anrechnen, wenn ich darauf hinweise, daß die dringend erforderliche Bahnsanierung im Konsolidierungsprogramm nicht enthalten ist; einschließlich der hier von der Bundesregierung geplanten Erhöhung der Mineralölsteuer würde die Abgabenquote sogar um zwei Prozentpunkte steigen."

Es sei zu hoffen, so der Bundesbankobere auf der Jahresversammlung der American Chamber of Commerce in Berlin, daß mögliche nachteilige Auswirkungen der wachsenden Abgabenlast geringer bleiben als die Vorteile, die sich aus der Konsolidierung der Haushalte erzielen lassen. Dies werde besonders dann der Fall sein, wenn der Anstieg der allgemeinen Ausgaben der Gebietskörperschaften in den kommenden Jahren eng begrenzt bleibe, "zumal der Umfang der konkret beschlossenen Einsparungen quantitativ nicht stark zu Buche schlägt". Schlesinger findet allerdings auch lobende Worte, indem er begrüßt, daß mit dem "Solidarpakt"-Kompromiß die Unsicherheit für die Finanzmärkte beseitigt worden sei; das stelle die Entscheidungsgrundlagen für Investoren klar.

Mit einem Tag Verspätung liefert "Mister D-Mark" auch eine Begründung für die am Donnerstag beschlossene Senkung des Diskontsatzes um einen halben Punkt nach. Dazu habe sich der Zentralbankrat "auf der Basis einer gründlichen Datenanalyse" in der Lage gesehen. Er verweist diesbezüglich auf das abflachende Geldmengenwachstum, die moderaten Lohnerhöhungen und die "Aussicht auf Preisdämpfung". Noch stärker habe die Bundesbank im übrigen die Geldmarktsätze nach unten geschleust. Vielfach werde außerdem übersehen, daß sich das für Investitionen vor allem wichtige Zinsniveau am Kapitalmarkt von neun Prozent kurz vor der deutschen Vereinigung auf 6,5 Prozent ermäßigt habe. Es gebe hierzulande keine Anzeichen für eine Kreditklemme.

Kindesaussetzung in Nidda: Staatsanwalt lockt mit 3000 Mark

FRIEDBERG. 3000 Mark Belohnung hat die Staatsanwaltschaft für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Person führen, die am vergangenen Montag ein neugeborenes Mädchen in Nidda ausgesetzt hat (die FR berichtete mehrmals). Das stark unterkühlte Baby wurde auf dem Parkplatz des Bürgerhauses in einem Passat-Kombi gefunden. Es kam vermutlich in der Nacht zum 15. März auf die Welt, hat dunkles Haar und einen dunklen Teint. Bekleidet war es mit einer lila Strampelhose. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 0 60 31/60 10 entgegen. re

ug Prag für Nachrichten/Außenpolitik Sie erhalten in Kürze 100 Druckzeilen Porträt des neuen slowakischen Außenministers Jozef Moravcik. Gruß Glauber

Das lange Warten auf Boris Jelzins nächsten Schritt

Die regierungsnahe Zeitung Rossiskije Westij kündigte in ihrer Freitagausgabe indirekt eine Programmänderung im russischen Fernsehen an: Es sei nicht unwahrscheinlich, orakelten die Blattmacher, daß der russische Präsident Boris Jelzin just an diesem Tag bei seinem "Alliierten", dem Volk, per Bildschirm in den Wohnstuben erscheinen und seine nächsten Schritte im innenpolitischen Kräftemessen erläutern werde. Auch die Nesawissimaja Gaseta blieb zuversichtlich. "Eine direkte Anwendung", schrieb die Moskauer Zeitung, "das ist Jelzins Stil." Zu diesem Zeitpunkt aber beging der russische Präsident schon eine Woche lang Stilbruch: er schwieg.

Am vergangenen Wochenende hatte Jelzin nach herben Abstimmungsniederlagen auf dem kompromißlos konservativen Volksdeputiertenkongreß verkünden lassen, er werde sich an das russische Volk wenden, um die Reformen und die Demokratie in Rußland zu retten. Seither aktiviert das Presseamt des Präsidenten fast täglich die ohnehin hartnäckigen Gerüchte, mit einem Auftritt Jelzins sei nun in Kürze zu rechnen. Der Präsident aber hatte es damit nicht eilig.

Zwar verkündete Jelzin-Sprecher Wjatscheslaw Kostikow schon am Donnerstag vor russischen Intellektuellen, er sei sicher, daß der Präsident seine Entscheidung über die nächsten Schritte bereits getroffen habe. Kostikow wollte bei einer Beratung mit dem Präsidentenrat zudem einen Jelzin beobachtet haben, der ihn an dessen Glanzzeiten im Putschjahr 1991 erinnerte. Der Kongreß, machte der Sprecher mit kühnen Worten auf seinen zuletzt eher müde wirkenden Chef neugierig, habe Jelzin "aus einer Art Lethargie" aufgeweckt. Donnerstag, hieß es in Moskau, sei der Tag des Auftritts.

Doch die Hauptstadtzeitung Kommersant wußte auch am Freitag nichts Ungewöhnliches in ihrer Rubrik zu berichten, in der regelmäßig das "Tagebuch" des Präsidenten nachgezeichnet wird. Dieser habe sich tags zuvor zwischen 10 und 18 Uhr mit "bedeutenden staatlichen und gesellschaftlichen Persönlichkeiten" beraten. Und: "In den Pausen zwischen den Treffen arbeitete er am Text seiner Ansprache an das russische Volk." Abends aber, als Jelzin sich zur besten Sendestunde im Fernsehen seinem Volk hätte mitteilen können, saß der Präsident beim Fußball: Von 19.15 Uhr bis 21 Uhr, notierte der Kommersant fast enttäuscht, habe Jelzin im Lushniki-Stadion die Elf von Spartak Moskau gegen die holländischen Kicker aus Rotterdam angefeuert.

Während auch noch am Freitag nachmittag ein Wort des russischen Präsidenten ausstand, suchten sich in Moskau die Mutmaßungen eine neue Richtung. Womöglich, hieß es, bevorzuge Jelzin statt der mit seinen Beratern diskutierten Reaktionen - "hart, mittel oder weich" - eine vierte Variante: "Gar nichts unternehmen." Vielleicht aber sei auch der Jelzin-Aufruf zur Stärkung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten vom Mittwoch als Volksansprache zu verstehen gewesen, "und niemand hat es bemerkt". Auch Präsidentenberater Sergej Filatow, wie alle Jelzin-Vertrauten in den letzten Tagen immer wieder nach der zu erwartenden Antwort seines Chefs auf den Volksdeputiertenkongreß gefragt, blieb vage: "Sie wird die Interessen der Völker unseres Landes widerspiegeln."

Mit Spannung warten auch die zahlreichen Gegner des Reformpräsidenten auf dessen hinausgezögerten Zug. Das lange Schweigen Jelzins, frohlockt etwa der altkommunistische Parlamentsblock "Russische Einheit", beweise, daß "auch hundert Berater dem Präsidenten keinen Weg zeigen können, wie er seinen Kopf aus der Schlinge bekommt".

Vor allem die Ankündigung Jelzins, ein Referendum oder eine Umfrage zur künftigen Machtverteilung in Rußland unter allen Umständen durchführen zu wollen, sorgt bei seinen Gegnern für Hochstimmung. "Er weiß nun wie gefährlich das für ihn ist", meint der Parlamentsabgeordnete Sergej Baburin, "aber er kann nicht mehr zurück."

DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Nach Berlin

Daß man in Berlin geradezu entzückt über die Entscheidung des Bundespräsidenten ist, im nächsten Winter von Bonn wegzuziehen, versteht sich von selbst. Offizielle und Bürger an der Spree leben nämlich seit Monaten mit dem begründeten Verdacht, der Beginn des Standortwechsels werde zeitlich immer weiter hinausgeschoben - vor allem weil das Geld knapp geworden ist und die Kosten für das gigantische Umzugsprojekt Ausmaße annehmen, die im Volk neuen Zorn auf verschwenderische Politiker und Parteien auslösen könnten. Weizsäcker hat nun Nägel mit Köpfen gemacht. Zugleich reduziert er den Stellenwert nahezu sämtlicher Einwände der Bedenkenträger. Sie hatten in jüngster Zeit mehr und mehr an Gewicht gewonnen.

Die Entscheidung des Präsidenten ist die verständliche und demonstrative Aussage, daß er sich und sein Amt nicht vor einen anderen Karren spannen läßt. Zugleich fordert er auf, den Beschluß des Bundestags für Berlin als neuen politischen Mittelpunkt im vereinten Deutschland umzusetzen. Helmut Kohl und seine Kabinettskollegen brauchen sich jetzt zwar nicht genötigt zu fühlen, im gleichen Tempo dem Vormann nachzueifern. Doch der Aufbruch des Staatsoberhaupts macht die Grundsatzentscheidung für Berlin nahezu unumkehrbar: Wie es vom Parlament mit Mehrheit gewollt war, wie es sich die einst geteilte Stadt voller Sehnsucht wünscht. Das Verlangen, da zu bleiben, wo man ist, kann kaum noch in Erfüllung gehen. rr

Überprüfungen bei Hoechst begannen

Am Freitag vormittag haben im Stammwerk der Hoechst AG die vom hessischen Umweltminister Joschka Fischer angeordneten Sicherheitsüberprüfungen begonnen. Als erste Anlage inspizierten Experten des TÜV Rheinland und Mitarbeiter der Staatlichen Gewerbeaufsicht den Dispersionsbetrieb D 330 auf dem Firmengelände. Er ähnelt der Betriebsstätte, aus der am Rosenmontag giftiges o-Nitroanisol entwichen und über dem Staddteil Schwanheim niedergegangen war. "Deshalb fangen wir hier an", sagte der Sprecher des Umweltministeriums, Georg Dick. Die TÜV-Gutachter hielten sich am Freitag mehrere Stunden in dem Gebäude auf und trafen anschließend mit Vertretern der Hoechst AG zu einem Gespräch zusammen.

Wann erste Erkenntnisse oder eine abschließende Einschätzung vorliegen, ist nach den Worten von Dick "noch nicht absehbar". Man werde bei dieser ersten Überprüfung einer Betriebsstätte Anhaltspunkte dafür gewinnen, wieviel Zeit für ein Gutachten einkalkuliert werden müsse. Insgesamt sollen in nächster Zukunft 220 Anlagen in Hessen untersucht werden, die der Störfallverordnung unterliegen. Die Kosten für die Überprüfung schätzt Dick auf etwa 15 Millionen Mark. Sie werden den Firmen in Rechnung gestellt.

Mit Hilfe einer Checkliste untersuchten die Fachleute die Sicherheitsvorkehrungen in der Anlage, wobei vor allem die Risikofaktoren berücksichtigt wurden, die zu dem Unfall im Werk Griesheim geführt hatten. So gingen die Gutachter der Frage nach, inwieweit die Gefahr der Verwechslung von Stoffen, der Überfüllung und des Zulaufs gegeben ist. Ferner wird das Problem der Ableitung von Stoffen ins Freie untersucht.

Der Sprecher des Umweltministeriums bemängelte in diesem Zusammenhang noch einmal die Schwachstellen der Sicherheitsphilosophie. In Zukunft müsse es so sein, daß bei einem Störfall austretende Stoffe in der jeweiligen Betriebsstätte verbleiben und nicht an die Umwelt abgeben werden. Neben den technischen Überprüfungen haben die Gutachter auch begonnen, die Arbeitsabläufe in der Anlage zu untersuchen. vo

Erster Kreativmarkt des Geschichtsvereins

ZEILSHEIM. Kunsthandwerk von venezianischen Masken bis zu Spieluhren stellen Hobbykünstler beim ersten Kreativ-Markt des Geschichtsvereins am Sonntag, 21. März, aus. Von 11 bis 17 Uhr laden sie ins katholische Gemeindezentrum, Alt-Zeilsheim 18, ein. Den Reinerlös des Marktes will der Verein für den Ausbau des Heimatmuseums verwenden.

Kinder können ab 14 Uhr beim Basteln für Ostern mitmachen. ege

Wachsender Zug der Warner Demo gegen Arbeitsplatzabbau bei Vickers und anderswo

BAD HOMBURG. "Horst, schließ' dich an!" Der Angesprochene kann sich dem Ruf nicht entziehen, und so wächst der Zug weiter. Mit 150 Frauen und Männern hat die Demonstration vor den Vickers- Toren begonnen, am Ende hören auf dem Waisenhausplatz mehr als 200 Leute die Redner der Gewerkschaften. Sie fordern, "den Industriestandort Bad Homburg zu erhalten". "Ihr seht, ihr seid nicht allein", ruft Bernd Vorlaeufer-Germer, Kreissekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), den Vickers-Beschäftigten zu. Die angekündigten 75 Entlassungen bei Vickers Systems und die Entscheidung der Konzernleitung, die Produktion in Bad Homburg völlig einzustellen, waren der Auslöser für die Demonstration, zu der die IG Metall morgens aufgerufen hat. Eine 30 Mann starke Delegation der Daimler-Benz-Beschäftigten ist ebenso gekommen wie Vertretungen von LUK und PIV. Aber nicht nur Metaller demonstrieren, auch Beschäftigte von Milupa in Friedrichsdorf. ÖTV-Sticker sind ebenfalls zu sehen. Neun IG-Metall-Fahnen flattern rot im Wind, drei Fahnen anderer Gewerkschaften gesellen sich dazu.

Mit gutem Grund, wie Heinz Bierbaum von der IG Metall bei der Abschlußkundgebung meint: "Es geht heute um Vikkers, in Wirklichkeit aber um uns alle." Die Situation bei Vickers sei nur das aktuelle Beispiel für den erheblichen Verlust an Arbeitsplätzen im Industriegebiet: Daimler Benz und LUK haben Kurzarbeit angemeldet, auch bei PIV stehe "Arbeitsplatzabbau auf der Tagesordnung".

Doch es sei schlecht für die gesamte Region, wenn die Fabriken völlig durch Dienstleistungsfirmen verdrängt und großen Teilen der Bevölkerung Arbeitsplätze und Perspektive genommen würden.

Die Demonstration gelte daher nicht nur Vickers, sondern dem "Erhalt der Metallindustrie in Bad Homburg" und "der Arbeitsplätze im gesamten Industriegebiet". Und Betriebsrat Bernhard Merz fürchtet zwar bereits den Abbau auch der letzten gewerblichen Arbeitsplätze in seiner Firma, aber "wir haben noch nicht aufgegeben". "Wir brauchen die Unterstützung der Politiker", sagt Bierbaum. Und Vorlaeufer-Germer sieht auch den Magistrat aufgerufen, den "unseligen Prozeß" zu stoppen: Bürgermeister Karl Lohwasser (CDU) soll den im Sommer abgelehnten Arbeitskreis mit Vertretern von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften zur industriellen Entwicklung der Stadt doch noch ins Leben rufen, wiederholt der Gewerkschaftsmann seine Forderung. "Die Roten und die Grünen sind da", haben Demonstranten schon zuvor geklärt, welche Parteien mit ihnen auf die Straße gehen - und welche nicht, nämlich die regierende CDU. Der CDU-Stadtverordnete und Betriebsratsvorsitzende Wilhelm Braun zählt für sie nicht: "Der ist Betroffener."

"Heute kein Chemie-Unfall"

Ein Team des Westdeutschen Rundfunks (WDR), das Schwanheimer Bürger über die zurückliegenden Chemieunfälle bei der Hoechst AG interviewen wollte, hat am späten Donnerstagnachmittag die Beamten des zuständigen 10. Polizeireviers auf den Plan gerufen.

Ein Redakteur des Politikmagazins "ZAK", der mit einem Kamerateam in dem Stadtteil unterwegs war, hatte einen Toyota mit einem Lautsprecher bestückt. Auf dem Fahrzeug prangte die Aufschrift "Information Chemische Industrie". Nach Auskunft von Polizeisprecher Peter Borchardt fuhr der Redakteur mit dem Wagen durch Schwanheim und gab über Lautsprecher durch: "Heute hat sich kein Chemie-Unfall bei der Hoechst AG ereignet."

Nach Darstellung der Polizei liefen daraufhin zahlreiche Schwanheimer an der Ecke Alt-Schwanheim / Am Kircholz, wo der Wagen dann abgestellt war, zusammen. Einer der Anwohner alarmierte das Revier. Nach Angaben der Polizei hätte er zahlreichen Anwohnern des Stadtteils, die ohnehin verängstigt seien, erklärt, er komme vom WDR und suche auf diese Weise Interviewpartner.

Da der Fernsehjournalist keine Genehmigung des Ordnungsamtes für derartige Lautsprecherdurchsagen hatte, untersagten ihm die Revierbeamten weiterzumachen. Polizeisprecher Borchardt: "Wir haben Kontakt mit dem WDR in Köln aufgenommen." Dabei sei Bedauern darüber ausgedrückt worden, daß man die Angstgefühle der Schwanheimer Bürger nicht hinreichend berücksichtigt habe.

Der Redaktionsleiter des WDR-Magazins "ZAK", Peter Jakobs, mochte die Einschätzung der Polizei aus diesem Gespräch nicht so deuten. "Wir haben mit unserem Magazin immer schon Grenzgänge versucht." Tatsächlich hätten sich 99 Prozent der angelockten Schwanheimer Bürger inhaltlich in Interviews mit der sie belastenden Problematik von Chemieunfällen auseinandergesetzt. "An Bord" des Wagens sei der Kabarettist Reiner Pause gewesen. Allerdings, so Jakobs, werde man im WDR noch darüber diskutieren müssen, ob solche Recherchemethoden angesichts der Ängste von Bürgern angemessen seien. enk (Weitere Beträge zu diesem Thema auf Seite 16)

Aufgespießt

"Weiß gar nicht, wo das herkommt, Jurisprudenz, Juristen sind doch normalerweise auch nicht prüde." Reinhold Beckmann, Fußball- Kommentator beim Privatsender Sat 1, während der Übertragung des Spiels Borussia Dortmund gegen AS Rom. Beckmann kritisierte den Schiedsrichter Vaclav Krondl, einen tschechischen Juristen, als zu kleinlich.

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Verzeichnis:

KUBA: Tauwetter zwischen Kuba und Langzeitfeind USA? -- Castro signalisiert Wunsch nach engeren Beziehungen =

UMWELT: Nach Regenwaldzerstörung wenigstens nachhaltige Landwirtschaft betreiben, empfiehlt neue US-Studie =

UMWELT: Klimakonvention schon dieses Jahr in Kraft? -- G-77 streitet für mehr Kontrolle über ,Globale Umweltfazilität' =

SÜDAFRIKA: Umweltschützer in Aufruhr -- Britisches Unternehmen will unter Dünen nach Titan graben =

NICARAGUA: ,Wahrheitskommission' nach Muster El Salvadors? =

KUBA: Tauwetter zwischen Kuba und Langzeitfeind USA? -- Castro signalisiert Wunsch nach engeren Beziehungen =

Havanna, 19. März (IPS/Carlos Batista) -- Fidel Castro, seit 1959 Staatschef auf der Karibikinsel Kuba und in Washington als Hardliner verrufen, spielte am gestrigen Donnerstag US-Präsident Bill Clinton einen taktischen Ball zu: In einem Brief an US-High-School-Studenten wirbt Castro für engere Beziehungen zwischen den beiden Staaten.

,,Wir möchten auch ein gutes Verhältnis zu den Vereinigten Staaten'', schreibt Castro wörtlich. ,,Viele in den USA wollen echte Freunde der Kubaner sein. Ihnen ist daran gelegen, daß sich die Beziehungen normalisieren.''

Das Rezept für ein ,Ende der Minus- Temperaturen' zwischen den seit einer Generation angefeindeten Ländern lieferte Castro in dem Brief mit. ,,Das einzige, was nötig ist, ist die Bereitschaft, die bestehenden Differenzen in einer Atmosphäre gegenseitigen Respekts zu diskutieren. Und dies, ohne Vorbedingungen zu stellen, die erniedrigend oder unvereinbar sind mit unserer Souveranität.''

Kuba sei dann jederzeit bereit, an der Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Staaten mitzuwirken, versichert der 66jährige Staatsmann.

Zu dem tiefen politischen und ideologischen Riß war es Anfang der 60er Jahre nach Castros Revolution gekommen. 1961 mißglückte die US-Invasion auf die Zukkerrohrinsel, und ein Jahr später wurde ein totales Handelsembargo über Kuba verhängt.

Mit dem Verschwinden der UdSSR und dem Sozialismus von der politischen Landkarte Osteuropas sowie dem Ende des Kalten Krieges haben auch die Feindseligkeiten zwischen Kuba und den USA weitgehend an Boden verloren.

,,Kuba ist längst keine Bedrohung mehr für die Supermacht USA'', hebte Castro in seinem Brief hervor. Sein Land sei dazu gar nicht in der Lage. ,,Dadurch sind die Attacken verschiedener Art gegen die Insel einfach nicht mehr gerechtfertigt.'' Tauwetter scheint auch bei der neuen demokratischen US-Regierung angesagt zu sein. Guten Willen zeigte Präsident Bill Clinton gleich zu Beginn seiner Amtszeit vor zwei Monaten, als er den schwarzen kubanisch-amerikanischen Rechtsanwalt Mario Baeza zum Unterstaatssekretär für zwischen-amerikanische Beziehungen ernennen wollte.

Die Nominierung Baezas -- der für seine Pro-Kuba-Position bekannt ist -- hatte jedoch zu einem Proteststurm unter den einflußreichen rechtsgerichteten Exil-Kubanern in Miami geführt.

Am Ende des Lieds erhielt dann Alexander Watson den Posten -- eine Entscheidung, die die Gemüter der Anti-Castro-Kuba-Stiftung beruhigen konnte. Kuba läßt mit einer Stellungnahme noch auf sich warten.

Ein Annäherungsversuch inoffizieller Art fand Anfang Februar statt, als der angesehene US-Kinderarzt Benjamin Spock mit seiner Frau -- eine gute Freundin von Hillary Clinton -- der Insel einen Besuch abstattete.

Während einerseits die Übergabe einer Spende für ein privates US-kubanisches Ärzteprojekt der Anlaß des Aufenthaltes war, nutzte ihn das einflußreiche Ehepaar für ein Gespräch mit Fidel Castro.

Dabei versicherte Spock, der ein aktives Mitglied der demokratischen Partei ist, er werde sich für die Aufhebung des US-Handelsembargos einsetzen. Seine Frau will die Präsidentengattin dazu bewegen, sich das Gesundheitsprojekt vor Ort anzusehen.

Schatten fiel jedoch Anfang März auf diese Gesten der Bereitwilligkeit. Die in Genf ansässigen Vereinten Nationen stimmten dem Resolutionsentwurf der USA zu, der die Menschenrechtssituation auf Kuba verurteilt und die Entsendung eines speziellen Ermittlers fordert.

Der damalige Außenminister Kubas, Ricardo Alarcon, meinte kürzlich auf einer Tagung der UN-Menschenrechtskommission in Genf dazu, daß sich in der Kuba-Politik der USA nicht viel geändert habe. Washington arbeite weiterhin nach denselben Mustern und mit den gleichen Leuten wie unter der Bush-Regierung. (Ende/IPS/af/ger/1993)

UMWELT: Nach Regenwaldzerstörung wenigstens nachhaltige Landwirtschaft betreiben, empfiehlt neue US-Studie =

Washington, 19. März (IPS) -- In den in jüngster Vergangenheit zerstörten Regenwaldgebieten in Afrika, Asien und Lateinamerika muß eine ökologisch orientierte Landwirtschaft betrieben werden, fordert ein am vergangenen Dienstag in Washington veröffentlichter Bericht des Nationalen Forschungsrats (NRC) der USA. So würde dem für die Regenwaldrodung mitverantwortlichen ständig steigenden Bodenbedarf der Bevölkerung Einhalt geboten.

Der Bericht wurde von 17 Experten für tropische Landwirtschaft verfaßt und trägt den Titel ,Nachhaltige Landwirtschaft und Umwelt in den Feuchttropen'. Der NRC ist der Forschungsarm der Nationalen Akademie für Wissenschaften, Ingenieurwesen und Medizin. In dieser Studie geben die Wissenschafter eine Reihe von Empfehlungen darüber ab, wie nachhaltige Agrarpolitik in den Tropen aussehen sollte.

Zwei Voraussetzungen für die erfolgreiche Stabilisierung der Bodenqualität gerodeter Gebiete seien rasches Handeln sowie verstärkte wissenschaftliche und wirtschaftliche Kooperation zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, meinen sie.

,,Der kritische Faktor ist die Zeit'', erklärte der Projektleiter und Professor an der Michigan State University, Richard Harwood. ,,In den Feuchttropen laufen Prozesse sehr rasch ab. Innerhalb einer Generation können Regionen, wenn sie völlig ohne Waldbedeckung und fruchtbare Bodendecke sind, nicht mehr wiederherstellbar sein.''

Das Verschwinden der Regenwälder gilt als globales Umweltproblem, da sie im Klimahaushalt der Erde eine Schlüsselrolle spielen. In den tropischen Ländern selbst schützen die Wälder vor Erosion und Überschwemmungen. Sie sorgen für eine gleichbleibende Boden- und Wasserqualität und sind gleichzeitig wertvolle Produktionsstätten für Nahrungsmitteln und medizinischen Wirkstoffen.

Im Verlauf der 80er Jahre nahm die weltweit gerodete Regenwaldfläche jährlich um geschätzte 90 Prozent zu. Allein die riesige Zahl landloser Bauern in Entwicklungsländern ist pro Jahr für die Zerstörung von zwischen 16 bis 20 Millionen Hektar Regenwald verantwortlich, schätzt das Washingtoner Weltressourcen-Institut (WRI). Im Feuchttropengürtel um den Äquator leben rund zwei Milliarden Menschen in 60 Staaten der Erde.

Gangbare Wege aus einem Dilemma finden, war daher das Ziel des NRC-Projekts. Auf der einen Seite ist die Regenwaldrodung, die zu einem bedeutenden Teil stattfindet, um die Nahrungsmittelversorgung einer rasch wachsenden Bevölkerung zu sichern. Und auf der anderen Seite ist der Wunsch nach Erhaltung der Regenwälder und allgemein der Minimierung der Umweltschäden.

Erste Lösungsvorschläge haben die NRC-Wissenschaftler ihrer Meinung nach gefunden. Der Bericht beschreibt 12 Formen nachhaltiger Nutzung knapper Bodenressourcen. Diese reichen von intensiver landwirtschaftlicher Bewirtschaftung bis zum strengen Schutz von existierenden Waldgebieten als Reserven.

Agrarpolitikern in der Dritten Welt sollen so Konzepte zur Verfügung gestellt werden, die Landwirtschaft und Ökologie miteinander vereinen. ,,Durch die Übernahme alternativer Praktiken kann bereits bestehendes Farmland länger genutzt werden. Erschöpfte Böden erhalten die Chance, ihre wirtschaftliche und biologische Produktivität zurückzugewinnen'', heißt es in der Studie.

,,Die Bauern können ihre Nahrungsmittelversorgung und einen adäquaten Lebensstandard sichern, ohne zum weiteren Raubbau am Wald und anderen Naturressourcen beitragen zu müssen.'' Die Regierungen der tropischen Länder müßten aber ihren Beitrag leisten, indem sie für lokale Produkte Märkte aufbauten.

Nur wenn den Farmern auch langfristige Nutzungsrechte zugesichert würden, gingen diese zu einer nachhaltigen anstatt einer auf kurzfristige Nutzenmaximierung orientierten Bodenbewirtschaftung über, heißt es weiters in der Studie.

Den für die Agrarpolitik Verantwortlichen wird auch ans Herz gelegt, gemeinsame Forschungsprojekte zwischen Bauern, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und staatlichen Agenturen stärker zu fördern.

Eine verbesserte Landnutzung sei nur durch eine ,,neue Partnerschaft'' zwischen den nationalen Politikern und den lokalen Gemeinschaften möglich. Diese müßten an Entscheidungsprozessen teilhaben können.

Zur Überwachung der Bodenerosion empfehlen die Wissenschaftler den Einsatz von Satelliten. In diesem Punkt nehmen sie die Industriestaaten in die Pflicht, die den Entwicklungsländern ihre Infrastruktur im Weltall zur Verfügung stellen sollen.

Der Hauptteil der in den Konzepten aufgestellten Empfehlungen richtet sich jedoch direkt an die Regierungen der Dritten Welt. Befürwortet werden auch mehr Kredite für die Bauern und Infrastrukturinvestitionen in abgelegenen Regionen. Traditionelle Bewirtschaftungstechniken, die nichts anderes als über Generationen verfeinerte Erfahrung im Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Tropen seien, sollen stärker beachtet werden. Nachhaltige tropische Landwirtschaft achtet nach Meinung der Wissenschaftergruppe nicht nur die vorhandene biologische sondern auch die kulturelle Vielfalt im Umgang mit der Natur. (Ende/IPS/ mj/AS/ger/1993)

UMWELT: Klimakonvention schon dieses Jahr in Kraft? -- G-77 streitet für mehr Kontrolle über ,Globale Umweltfazilität' =

New York, 19. März (IPS/Jaya Dayal) -- 16 Staaten haben bereits die auf dem Umweltgipfel im vergangenen Jahr beschlossene Klimakonvention ratifiziert. Sollte die gegenwärtige Beschlußfreude anhalten, könnten möglicherweise schon Ende dieses Jahres die nötigen 50 Ratifizierungen zusammen sein, durch die das Abkommen internationale Gültigkeit erlangen. Diese Hoffnung brachte am gestrigen Donnerstag der Vorsitzende des ,Zwischenstaatlichen Komitees für die Umsetzung der Klimakonvention' (INC/ FCCC), Michael Zammit Cutajar, in New York zum Ausdruck. Neben elf Inselstaaten aus Karibik und Pazifik haben auch die USA, Kanada, Mexiko, Australien und China die Konvention ratifiziert, sagte Cutajar.

Wenig Anlaß zur Freude gaben allerdings am gleichen Tag die Auseinandersetzungen über eine Kontrolle der ,Globalen Umweltfazilität' (GEF), aus der die Klimakonvention finanziert werden soll.

Die aus 128 Entwicklungsländern bestehende Gruppe der 77 (G-77) verlangte mehr Mitspracherechte in der GEF, die bislang von der Weltbank, dem UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) verwaltet wird.

Die mit 1,3 Milliarden US-Dollar dotierte GEF soll in einer dreijährigen Pilotphase den Entwicklungsländern im Kampf gegen die Erderwärmung zur Seite stehen.

Die GEF sei der Konferenz der Ratifizierungsstaaten CoP beigeordnet und dieser verantwortlich, sagte die G-77 in einer Erklärung. Sie betonte, daß ,,bei allen Hilfeaktivitäten die GEF nach den Maßgaben und Kriterien der CoP agieren muß''.

Die Verwaltung der GEF solle ,,transparent, demokratisch und ausgewogen'' sein, und ,,alle Entwicklungsländer müssen einen unbeschränkten Zugang in Form einer universellen Mitgliedschaft haben'', forderte die G-77.

Die Teilnahme an den Ausschüttungen der GEF ist derzeit von der Zahlung einer einmaligen ,Aufnahmegebühr' von vier Millionen Sonderziehungsrechten (SZR) abhängig, der in der Weltbank verwendeten Kunstwährung. Auch das Stimmrecht in der GEF hängt von den Einlagen des Teilnehmerstaats ab und funktioniert nicht nach dem Schema ,ein Land, eine Stimme', wie es Entwicklungsländer fordern.

Als Alternative zum GEF schlugen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) am Donnerstag die Schaffung eines neuen Umweltfonds vor. Die NGOs, darunter auch der Weltnaturfonds WWF, erklärten: ,,Die von der Weltbank kontrollierte GEF ist als Finanzierungsorgan der Klimakonvention ungeeignet. Ihr fehlt es an Offenheit, Verantwortlichkeit gegenüber der Gemeinschaft und der Fähigkeit sich auch auf lokale Probleme zu konzentrieren.'' Darüber hinaus stünde die Handlungsweise der Weltbank oft genug in direktem Gegensatz zu globalen Umwelterfordernissen, meinten die NGOs. Deshalb sollten die Länder der Dritten Welt einen neuen Finanzierungsmechanismus schaffen und die GEF nur als eine Finanzquelle unter mehreren betrachten.

Skeptisch über die Erfolgschancen solcher Pläne äußerte sich allerdings ein afrikanischer Delegierter des INC. ,,Laßt es uns realistisch sehen. Wir können sicherlich einen anderen Fonds gründen, aber die Geber werden trotzdem weiter in die GEF einzahlen.'' (Ende/IPS/sl/ ger/1993)

SÜDAFRIKA: Umweltschützer in Aufruhr -- Britisches Unternehmen will unter Dünen nach Titan graben =

Johannesburg, 19. März (IPS/Eddie Koch) -- Pläne der ,Richards Bay Minerals' (RBM), einer Tochtergesellschaft der britischen ,Rio Tinto Zinc', unter einem unberührten Dünengürtel in Natal im Tagebau Titan und Schwermetalle abzubauen, hat Südafrikas Umweltschützer auf den Plan gerufen. Denn die Dünen schützen ein Feuchtgebiet, das als Kulturerbe der Menschheit gilt. Der Streit könnte hinzu den Bürgerkrieg in Natal weiter anheizen.

In dieser Woche veröffentlichte die RBM eine hauseigene Studie, die zu dem Ergebnis kommt, daß die Ausbeute des Metallgesteins unter den 200 Kilometer nördlich von Durban liegenden Dünen die Umwelt langfristig nicht schädigt.

Doch Umweltschützer beharren darauf, daß eine Absenkung des Grundwasserspiegels dem einzigartigen Feuchtgebiet St. Lucia den Garaus machen könnte. St. Lucia und das umliegende Sumpfgebiet sind von der ,Ramsar Konvention', einem internationalen Vertragswerk zum Schutz der Feuchtgebiete, als einzigartiges Erbe unter Schutz gestellt worden. Hier tummeln sich Südafrikas größte Flußpferd- und Krokodilpopulationen.

Die ,Kampagne zum Schutz von St. Lucia', ein Dachverband aus 120 südafrikanischen Umweltgruppen, hat Massenproteste gegen ,Richards Bay Minerals' und Südafrikas Regierung angedroht, falls das Minenprojekt weiterlaufen sollte.

Doch ob nun gebuddelt und gebohrt werden soll, darüber schweigt die RBM- Studie. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß die Auswirkungen des Tagebaus auf das Feuchtgebiet ,,gering oder sehr gering'' seien. Zwar würde die Dünenlandschaft in jedem Fall zerstört, aber langfristig soll der Schaden nicht groß sein, weil RBM ordentlich auffüllen und aufforsten wolle.

In der Studie werden zwei Szenarien untersucht. Szenario eins: es wird abgebaut und die Touristenzahlen sinken. Fall zwei: die Region setzt auf Ökotourismus und es wird nicht abgebaut. Die für das erste Szenario errechneten Einkünfte, 150 Millionen US-Dollar für die RMB, 65 Dollar für die Naturparkverwaltung von Natal, sind eindeutig höher.

Darüber haben sich nun auch die rivalisierenden Schwarzen-Organisationen Inkatha und ANC in den Disput eingemischt, so daß zu fürchten ist, daß die Frage den Bürgerkrieg zwischen Anhängern der ,Inkatha Freedom Partei' (IFP) und denen des ANC anheizen könnte.

Inkatha unterstützt das Vorhaben. ,,Wir von der Inkatha- Partei haben immer gesagt, daß die Menschen Arbeit brauchen. Wenn die Firma nach St. Lucia kommt, wird das Arbeitsplätze bringen,'' sagt Robert Mkhize aus St. Lucia.

,,Die Umweltschutz-Leute haben keine Ahnung, worüber sie reden. Sie haben uns jedenfalls nichts gebracht, aber RBM baut Schulen und Kliniken für uns.''

Der ANC will die Entscheidung aufschieben, bis Südafrika eine frei gewählte Mehrheitsregierung hat.

Die Frontlinie verläuft nicht nur zwischen Regierung, RBM und Umweltschützern. Viele Schwarze im Nordteil der Provinz Natal verlangen, daß sie als legale Eigentümer sowohl des Dünen- wie auch des Feuchtlandes um St. Lucia anerkannt werden.

Zwei große Bevölkerungsgruppen wurden bereits vor den 70er Jahren aus dem Gebiet vertrieben, weil nach Mineralien gegraben wurde. Und 3.400 Menschen mußten Ende der 70er Jahre einem Raketen-Testgelände weichen, das inzwischen Naturpark ist. Alle drei Gruppen verlangen, daß ihnen das Eigentumsrecht an Land und Ressourcen verbrieft werden soll. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)

NICARAGUA: ,Wahrheitskommission' nach Muster El Salvadors? =

Washington, 19. März (IPS) -- Den Vorschlag, eine Untersuchungskommission für Menschenrechtsverletzungen in Nicaragua einzusetzen, hat der Präsidentschaftsminister und Berater der nicaraguanischen Staatspräsidentin Violeta Chamorro, Antonio Lacayo, unterstützt. ,, Eine exzellente Idee'', meinte er am Donnerstag in Washington.

Der Plan, ein Sonderkomitee nach dem Muster der sogenannten ,Wahrheitskommission' für El Salvador einzurichten, war am Dienstag von dem republikanischen Abgeordneten des US-Kongresses, Christopher Smith, ins Gespräch gebracht worden.

Ziel der Kommission soll die Untersuchung von Vorfällen wie der militärischen Besetzung des Parlaments, angeblicher politischer Morde der ehemaligen ,Contras' und der Landverteilungspolitik der Regierung sein. Vereinte Nationen und die Organisation amerikanischer Staaten (OAS) würden die Arbeit der Kommission koordinieren.

,,Wir sind der Meinung, daß die USA ein Recht haben, zu wissen, was in Nicaragua vorgeht. Dann werden sie auch bedauern, was geschehen ist'', merkte Lacayo an. Dabei bezog er sich auf 104 Millionen Dollar an US-Hilfe, die nach einer Initiative des konservativen US-Senators Jesse Helms derzeit auf Eis liegen. Washington davon zu überzeugen, diese Gelder freizugeben, ist eines der Hauptanliegen Lacayos.

Zusätzlich könnte die ,Wahrheitskommission' für Nicaragua auch der Untersuchung verschiedener Korruptionsvorwürfe dienen, die gegen Lacayo unlängst erhoben wurden. Antonio Ibarra, ehemaliger Vize Lacayos und derzeit in Kolumbien, hatte Mitarbeitern von Helms an Eidesstatt versichert, auch Lacayo habe sich aus der Staatskasse bedient. Ibarra selbst wird in Nicaragua wegen Korruption im Amt gesucht.

Die Beschuldigungen, er habe Gelder veruntreut, wies Lacayo jedoch zurück. Ibarra habe sich mit seinem Rivalen, dem konservativen Parlamentsabgeordneten Alfredo Cesar verbündet, der, so vermute er, ,,seinerseits mit Helms alliiert ist''. (Ende/IPS/sl/ger/1993)

Bei Abbrucharbeiten entwichen Lösungsmittel

KASSEL. Bei dem Abbruch von Produktionsräumen einer 1991 stillgelegten Chemiefirma sind offensichtlich Lösungsmittel "freigesetzt" worden. Die zuständigen Behörden haben deshalb am Freitag die Anwohner "vorsorglich" gewarnt und empfohlen, die Fenster ihrer Wohnungen geschlossen zu halten und sich nicht unnötig im Freien aufzuhalten. Ein nahegelegener Sportplatz sei zudem gesperrt worden, teilte das Kasseler Regierungspräsidium mit.

Die Konzentration der gemessenen Lösungsmittel in der Luft liege "deutlich" unter dem für Arbeitsplätze in Innenräumen festgesetzten Grenzwert, hieß es. Eine akute Gesundheitsgefahr sei deshalb nicht gegeben. Nach Absprache mit dem Gesundheitsamt sei dennoch die vorsorgliche Warnung herausgegeben worden. Die freigesetzten Lösungsmittel können nach Angaben der Behörden in höheren Konzentrationen Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen. ari

Mit Sparstrumpf und Stoßgebet zum Stelldichein Cheltenham ist das englische Mekka des Pferderennsports und der Wettbegeisterung Von Peter Nonnenmacher (Cheltenham)

Rezession? Was für eine Rezession? In London mag der Schatzkanzler ja Notmaßnahmen ergreifen, um der Wirtschaft seines Landes aus der Misere zu helfen; in Dublin mag man über die neuesten Arbeitslosenzahlen (17,5 Prozent) stöhnen. Hier in Cheltenham aber, im Herzen der englischen Grafschaft Gloucestershire, lebt man in einer anderen Welt - jedenfalls für die Dauer von drei Märztagen, die kein Morgen kennen, keinen Bedacht und keine Selbstbeschränkung, kein Limit an Spendierfreude und Feierlust und Begeisterung und Trinkkapazität.

An drei Märztagen im Jahr fließt in Cheltenham der Alkohol in Strömen, egal um wieviele Pence an Mehrwertsteuer die Regierung den Bierpreis just aufgestockt hat. Geldbündel werden über die Wettbüro-Schalter geschoben, deren Anblick das Gerücht am Leben hält, wer nach Cheltenham komme, bringe in der Regel seine eigene kleine Druckerpresse für 20-Pfund-Scheine mit. (In diesem Jahr nahm die örtliche Polizei das Gerücht so ernst, daß sie die Wettbüros zwecks Enttarnung von Blüten zur sorgsamen Prüfung ihrer Einnahmen anhielt.)

Möglich ist in Cheltenham Racecourse, auf dem Gelände der bedeutendsten Pferderennbahn Englands, schließlich alles: Das jährliche "National Hunt Festival", ein dreitägiges Sport-Ereignis mit insgesamt 20 hochkarätigen Hindernisrennen und dem großen Gold-Cup-Tag zum Abschluß, zieht Ganoven und Abenteurer ebenso an wie die professionellen Pferdenarren und die "seriösen" Wettenthusiasten, die der Zusammenkunft ihren Charakter geben, und die ihr zugleich den ganzen Winter über entgegenfiebern, in kindlicher Aufregung, wie einem zweiten, verspätet angesetzten Weihnachtsabend. Denn Cheltenham, das erste große Rennen des Jahres, ist im Pferderennsport zugleich der Höhepunkt der Begegnungen auf der und rund um die Rennbahn - eine soziale Institution ebenso wie der Gradmesser für den Wert und die Zukunft von Rennpferden, für das Schicksal eines Gewerbszweiges, der zusammen mit der Wettindustrie zu den zehn größten Industriebranchen Englands zählt.

Als soziale Institution hat Cheltenham indes nichts zu tun mit der äußerlichen, der aristokratisch-aufgeputzten Geselligkeit Royal Ascots. In Ascot, unweit Windsor Castle, trifft sich im Sommer, wer was gelten will in der sozialen Hackordnung des Königreichs, und wer gesehen werden will, in modischen Kreatiönchen und exzentrischen Kopfbedeckungen, beziehungsweise in Frack und Zylinder, mit dem erdbeerbeladenen Picknickkorb am Arm des Butlers. In Cheltenham gelten solche Regeln nichts. Hier, im ländlichen England der Pferdezüchter, kommen die Ex-Offiziere der Armee, die Veteranen der Fuchsjagd, die irischen und walisischen Farmer, die Profis, Pferdehändler und die Wettexperten Englands schlicht im karierten Anzug unterm Anorak. Ein Trilby, ein weicher Filzhut, ist das höchste der Gefühle. Der Feldstecher über der Schulter ersetzt den Picknickkorb, und die Fachzeitung in der Hand das Schampusglas. Niemand ist sich zu schade, seinen Gin & Tonic aus einem Pappbecher zu trinken, solange nur die Rennbahn nicht schnell austrocknet, und solange die Farben der Jockeys stimmen, und die Wettquote für den Außenseiter nicht in letzter Minute noch absackt. Sachkenntnis ist in Cheltenham stillschweigende Voraussetzung und oberstes Gebot. Bescheid zu wissen über die aktuelle Form der Rennpferde, beschreibt es etwa Lord Wyatt, Boß der staatlichen Wettbehörde, sei immerhin "einiges schwerer als das Times-Kreuzworträtsel zu lösen": Und das ist schwer genug.

Im übrigen sorgt schon das unberechenbare Märzwetter Cheltenhams für Exklusivität der Enthusiasten: Welcher Hooray Henry will schon in wollener Unterwäsche auf die Rennbahn ziehen? Wenn Sonne, Regen, Sturm und Schnee am gleichen Tag über die Tribüne hereinbrechen; wenn die Zehntausend importierten Zierblumen morgens im Frost sich schütteln und nachmittags über Lautsprecher ein Fahrer ausgerufen wird, dessen Hund im Auto auf dem Parkplatz vor Hitze fast verkommt; wenn die Bars zum Platzen gefüllt sind, auf dem Boden sich kleine Bierlachen bilden und giftgelber Senf von den Bratwürsten tropft; wenn der Wind die weggeworfenen Wettkarten aufwirbelt, die Feldstecher in Aktion treten, die Sonne zwischen den Wolken hervorblinzelt, die Stimme des Renn-Kommentators sich beschleunigt und 18 Pferde, angefeuert von den Rängen, den Hügel zum Schlußsprint heruntergedonnert kommen, um über die letzten Hindernisse zu setzen: Dann schlägt das Herz der 50 000, die an so einem Gold-Cup-Tag nach Cheltenham kommen, höher - so kennen sie ihr Cheltenham, so haben sie sich das ausgemalt in den langen Wintermonaten, beim Warten auf ein Festival, das im Rausch des Alkohol- und Adrenalinstoßes auf rituelle Weise den Frühlingsanfang in dieser Ecke der Welt markiert und zelebriert.

Die heidnische Wallfahrt entbehrt dabei nicht eines religiösen Akzents: Manch ein Cheltenham-Pilger behauptet, daß ihm die Anrufung des Schutzpatrons der Glücksspieler, des Heiligen St. Leger, Glück gebracht hat, und römisch-katholische Priester, die traditionell selbst eine Schwäche für den Rennsport und für ein gutes Gläschen Whisk(e)y haben, bitten im einen oder anderen Hotel Cheltenhams allmorgendlich schon mal um den Segen des Herrn für ihre wettlustigen Trinkbrüder. Daß die Betreffenden, Segnende wie Gesegnete, Angehörige der irischen Nation sind, versteht sich dabei von selbst: Die Iren, die alljährlich zu Tausenden nach Cheltenham kommen, haben längst dem Festival ihren eigenen, unverwechselbaren Stempel aufgedrückt.

Die Beziehung zwischen Irland und Cheltenham reicht weit zurück. Sie gründet sich auf den schier unerschöpflichen Reichtum irischer Talente, die auf der englischen Rennbahn Gelegenheit haben, ihre Fähigkeiten international unter Beweis zu stellen. Einige der berühmtesten Cheltenham-Sieger kamen aus Irland, legendäre Vierbeiner, von ihren irischen Anhängern leidenschaftlich geliebt und an den Wettschaltern Cheltenhams mit bedingungsloser Hingabe unterstützt. Berühmt sind die Geschichten vom Hattrick des "Wunderpferdes" Arkles in den 50er Jahren, bei dessen Einlaufen in die Zielgerade "der Himmel über Cheltenham schwarz war vor Priesterhüten", oder von Dawn Runs unvergessenem Sieg von 1986, bei dem sich - der Schreiber dieser Zeilen kann es bezeugen - erwachsene Männer auf der Cheltenham-Tribüne weinend vor Glück in den Armen lagen.

Selbige Hingabe der Iren an "ihre" Pferde, eine Mischung aus Nationalstolz, Sentimentalität und finanzieller Skrupellosigkeit, hat übrigens die englischen Pferdenarren, mit denen sich die Iren in Cheltenham alljährlich ein freundschaftliches Duell liefern, stets tief beeindruckt. Die irische Wettwut, die sich zusätzlich in den Hotelnächten zwischen den Renntagen in wilden Kartenspielen entlädt, hat Cheltenham mittlerweile den Ruf eingetragen, diesseits des Atlantik der Ort zu sein, der Las Vegas am nächsten kommt.

Daß irische Besucher im Verlaufe der drei Märztage gelegentlich ihre gesamten Jahresersparnisse verspielen, ist in der Tat mehr als ein Gerücht. Auch die Geschichte jenes Cheltenham-Pilgers ist verbürgt, der morgens beim Eintreffen im Fährhafen von Fishguard entdeckte, daß er gezwungen war, mit derselben Fähre stracks zurück nach Irland zu fahren. Er hatte bereits in der Nacht der Anreise beim Kartenspiel alles verloren.

Weder leere Portemonnaies noch der unausweichliche Kater nach dem Ereignis können jedoch echte Cheltenham-Enthusiasten davon abhalten, im Jahr darauf wiederzukommen. Zu groß ist der Reiz des pferdeverrückten Stelldicheins, zu mächtig die Hoffnung, daß es "beim nächstenmal" der große Treffer sein könnte. Auch Pferdeeigner und Pferdehalter träumen von Jahr zu Jahr vom entscheidenden Durchbruch ihrer Zöglinge. Haben nicht in Cheltenham Pferde den Gold Cup gewonnen, die vorher gänzlich unbekannt waren, die als krasse Außenseiter, "against the odds", mit einer Wettquote von 100:1 an den Start gingen?

Im übrigen, meint der Generaldirektor der Rennbahn, Edward Gillespie, könne sich's kein rechter Freund des Pferderennsports erlauben, den Cheltenham Races fernzubleiben: "Wenn man nicht kommt, denken die Leute doch, daß man zwischenzeitlich gestorben ist."

Krause kassierte Geld vom Arbeitsamt Empörung über Zuschuß für Haushaltshilfe / CDU-Minister ohne Schuldbewußtsein Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 19. März. Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) läßt sich die Kosten für eine Haushaltshilfe in seinem mecklenburgischen Privathaus größtenteils vom Arbeitsamt bezahlen. Das Bonner Verkehrsministerium bestätigte am Freitag, daß Krause 70 Prozent des Lohns für die Haushaltshilfe erstattet bekommt, weil die 50 Jahre alte Frau als Langzeitarbeitslose gefördert wird.

Nach einem Bericht der Berliner Zeitung B.Z. hat die Ehefrau Krauses im vergangenen Jahr bei der Arbeitsvermittlung im Nachbarort Bad Doberan nach einer Haushaltshilfe gefragt. Dort habe man ihr die seit zwei Jahren arbeitslose Frau für 20 Stunden in der Woche vorgeschlagen und angeboten, 70 Prozent der Lohnkosten zu übernehmen. Der Antrag sei vom zuständigen Arbeitsamt in Rostock am 17. Februar rückwirkend zum 1. November 1992 genehmigt worden. Seit August arbeite die Haushaltshilfe für 10,60 Mark in der Stunde bei Krauses. Von 858 Mark Lohnkosten im Monat erstatte das Arbeitsamt 660 Mark.

Regierungssprecher Dieter Vogel vermied in Bonn eine politische Bewertung. Da Krause laut B.Z. die Zuschüsse zurückzahlen wolle, habe er offenbar eingesehen, daß ihre Inanspruchnahme "politisch schwierig" sei, sagte Vogel. Krause zahle das Geld zurück, weil er "ein guter Mensch" sei. Das Arbeitsförderungsgesetz, das die Lohnkostenzuschüsse für Langzeitarbeitslose ermöglicht, unterscheide nicht, ob die Regelung von gut- oder schlechtbezahlten Bürgern in Anspruch genommen werde.

Krause sagte der Deutschen Presse- Agentur zufolge am Freitag in Neubrandenburg, er habe "absolut kein Schuldbewußtsein". Er werde das Geld zurückzahlen, wenn sich herausstelle, daß das Arbeitsamt sein Angebot wegen der gegenwärtigen Anwürfe nicht aufrechterhalten könne. Außerdem verwies er auf seine Steuerabzüge in Höhe von 53 Prozent.

Der Sprecher des Bundesarbeitsministeriums sagte in Bonn, mit den Zuschüssen sei "nicht der Minister gefördert worden, sondern eine Langzeitarbeitslose". Experten meinten, es handele sich "nicht um Mißbrauch, aber um Mitnahme".

Im Kanzleramt hieß es, das Verhalten Krauses sei "stillos", ansonsten aber seine Privatsache. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, nannte das Verhalten des Verkehrsministers "völlig instinktlos". Klaus-Dieter Feige vom Bündnis 90/Die Grünen bezeichnete es als "müßig", den Rücktritt Krauses zu fordern, "weil in diesem Lande Minister auch bei wesentlich wichtigeren Rücktrittsgründen im Amt verharren". Ein arbeitsloser Minister käme den Steuerzahler teuer zu stehen. Feige empfahl aber, den CDU-Politiker "an einer weniger exponierten Stelle einzusetzen, etwa als Majordomus im Bundeskanzleramt oder als Vignettenmaler an der Ostseeküste".

(Kommentar Seite 3)

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SELIGENSTADT / HAINBURG. ccc

Sonderticket und mehr Fahrten zur Sanitär-Messe

Zur Ausstellung Sanitär, Heizung und Klima vom Dienstag bis Samstag kommender Woche in Frankfurt verkauft der FVV ein Messeticket, das für das Stadtgebiet 20 und für den gesamten Verbundraum 35 Mark kostet. Die Zeitkarte wird im Hauptbahnhof, am Flughafen und auf dem Messegelände angeboten.

Wegen der stärkeren Nachfrage verkürzt der Verbund den Takt zwischen Hauptbahnhof und Messe auf drei Minuten. Zum Sonderangebot gehört auch der Expreßbus zwischen Airport und Galleria, der in Spitzenzeiten alle zehn Minuten fährt. habe

Woody Allen sieht sich entlastet

NEW HAVEN, 19. März (AP). Eine kinderpsychologische Untersuchung hat nach Angaben des US-amerikanischen Regisseurs Woody Allen keinen der von seiner langjährigen Lebensgefährtin Mia Farrow gegen ihn erhobenen Vorwürfe erhärtet, er habe seine siebenjährige Adoptivtocher Dylan sexuell mißbraucht.

Der Bericht des Kinderpsychologen John Leventhals und auf das Erkennen von Kindesmißbrauch spezialisierter Sozialarbeiter habe ihn entlastet, sagte der Regisseur. Allen und Frau Farrow hatten sich im Sommer 1992 nach zwölfjährigen Zusammenleben und -arbeiten getrennt. Leventhal war den von Frau Farrow erhobenen Vorwürfen seit dem Herbst in Gesprächen mit den beiden Erwachsenen und dem Kind nachgegangen.

Während Farrow sich nicht äußern wollte, sagte ihre Anwältin, Eleanor Alter, die Untersuchung sei "unvollständig und ungenau". Die Fachleute hätten es abgelehnt, mit Personen zu reden, die wichtige Ausssagen hätten machen können.

An Grauen in Dachau erinnert Streibl besucht ehemaliges KZ / Vor 60 Jahren errichtet

fa DACHAU, 19.März. In einer Gedenkstunde im ehemaligen Konzentrationslager Dachau hat Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) an die Errichtung des ersten KZ der Nazis vor 60 Jahren erinnert. "So etwas darf sich nie wieder, nicht nur in Deutschland, wiederholen", sagte er. Streibl war der erste bayerische Ministerpräsident, der offiziell die KZ- Gedenkstätte in Dachau besuchte.

"Wer hierher kam, der war rechtlos, der lebte auf Widerruf", sagte Streibl. Von der Tragweite dessen, was in Dachau seinen Anfang genommen habe, hätten sich die Bürger in der Umgebung zunächst keine Vorstellung gemacht. Bis zur Befreiung des Lagers 1945 sei "die ganze Wahrheit" nur den Gefangenen und ihren Peinigern bekannt gewesen.

In Streibls Redemanuskript stand ursprünglich auch der Satz, man müsse der Jugend Mut machen, mit diesem Abschnitt der Geschichte so umzugehen, "als stünde zu befürchten, es könnte sich morgen wiederholen". Auf diese Passage verzichtete Streibl in seiner Ansprache dann jedoch. Im Landtag hatte am Vormittag auch Landtagspräsident Wilhelm Vorndran (CSU) an Dachau als "Geburtsort unfaßbarer Demütigungen" erinnert.

Das KZ in Dachau war am 22. März 1933 als erstes Konzentrationslager von den Nazis eingerichtet worden und praktisch das Muster für alle weiteren NS-Lager. Fast alle der späteren KZ-Kommandanten hatten zuvor in Dachau ihren Dienst verrichtet, so zum Beispiel der Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß oder der Leiter des KZ Sachsenhausen, Hans Loritz. Dachau sei "die Schule des Mordens und des Quälens" gewesen, sagte Simon Snopkowski, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde in Bayern.

Insgesamt waren in Dachau während der Nazi-Jahre mehr als 200 000 Menschen inhaftiert, mehr als 30 000 von ihnen kamen dabei ums Leben. Die Häftlingsnummer eins bekam der damals 23- jährige Jurastudent Claus Bastian, der sich gegen die Vertreibung eines jüdischen Professors eingesetzt hatte. In einem dpa-Gspräch erinnerte sich der ehemalige KZ-Häftling an Dachau als einen "blutroten Orkan, ein Irrenhaus".

Odenwald-Museum offen

Der Geschichte des Odenwalds widmet sich das Museum im Renaissance-Schloß Fischbachtal (Kreis Darmstadt-Dieburg), das am Samstag für die neue Saison öffnet. Die Sammlungen umfassen bäuerliche Arbeitsgeräte, Möbel und Werkzeuge erloschener Handwerkszweige. Hinzu kommen eine Bleisoldatensammlung und eine Sonderschau über den Limes. Das Museum ist mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. lhe

Lust auf Bekehrung läßt nach Am zweiten Tag weniger Gäste bei Billy Graham / Minusgeschäft?

ber ESSEN, 19. MÄRZ. Bereits am zweiten Abend der auf fünf Tage angelegten europäischen Großevangelisation des US-Baptistenpredigers Billy Graham sind die Besucherzahlen in Deutschland deutlich gesunken. Während zur Eröffnung am Mittwoch abend 10 500 Besucher in die Essener Grugahallen kamen, waren es am Donnerstag nur noch 7000. Das teilten die Veranstalter des Missionsunternehmens "Pro Christ", Deutsche Evangelische Allianz und Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste in der Evangelischen Kirche in Deutschland, am Freitag in Essen mit. Insgesamt 501 Menschen hätten eine sogenannte Antwortkarte ausgefüllt. Damit bekundeten sie Interesse an weiterer christlicher Seelsorge.

In ganz Deutschland hätten am Mittwoch insgesamt 180 000 Menschen die Predigershow per Video verfolgt. Die Evangelisation wird per Satellit an 319 Veranstaltungsorte in Deutschland übertragen. Am Donnerstag sank die Zuschauerzahl laut Veranstalter auf 174 000.

Wie der Pressesprecher von "Pro Christ", Wolfgang Baake, berichtete, lag das Spendenaufkommen am Mittwoch in der Grugahalle bei etwa 30 000 Mark. Wieviel am Donnerstag in die Klingelbeutel gegeben wurde, konnte er nicht sagen. Die deutschen Gesamtkosten gab Baake mit 7,9 Millionen Mark an. Darin enthalten seien für jeden der etwa 300 Veranstaltungsorte 15 000 Mark, die die Gemeinden vor Ort für Saalmiete, Technik und Personalkosten aufbrächten. Für den "Pro Christ"-Verein mit Sitz in Stuttgart blieben damit Kosten von 3,4 Millionen Mark, zu denen einzelne protestantische Landeskirchen insgesamt 1,7 Millionen Mark beisteuerten.

Die restlichen 1,7 Millionen Mark müßten die Veranstalter demnach über Spenden hereinholen, was nach den bekanntgegebenen Zahlen schwierig scheint. Bereits vor Beginn der Massenevangelisation hatten sie eigenen Angaben zufolge mit einem Defizit von 400 000 Mark gerechnet, das sie mit Spenden aufzufüllen hofften.

Engholm und die SPD:

Visionen und

Beklemmungen

Von Helmut Lölhöffel (Bonn)

Hier spricht niemand von Klaus Nilius. Die Kieler "Schubladen-Affäre" spielt keine Rolle. In der historischen Kommission der SPD, einem öffentlich kaum beachteten und manchmal zu Unrecht belächelten Gremium der SPD, geht es um die großen Zeiten der Parteigeschichte. Zum Abschluß eines Forums über die Epoche der Regierungsverantwortung der SPD von 1966 bis 1982 hält Björn Engholm einen Vortrag über die "Wegweisungen der Sozialdemokratie". Und darin verkündet er, was viele Parteimitglieder von ihm bisher vermißten: eine Vision.

Engholm erinnert an John F. Kennedy. Der habe seine Präsidentschaft mit der Aufforderung begonnen: "Wir brauchen einen neuen Schwung, wir wollen in zehn Jahren auf dem Mond sein." Sie schafften es in acht Jahren. Björn Engholm bescheidet sich mit einem "irdischen Ziel" und setzt eine etwas längere Frist: "Wir müßten uns vornehmen, in einer halben Generation, binnen 15 Jahren, nur noch Verfahren anzuwenden, nur noch Stoffe zu verwenden, nur noch Erzeugnisse herzustellen, nur noch Dienstleistungen anzubieten, die ökologisch absolut unschädlich sind." Seine gut einstündige Rede vor den Mitgliedern der Historischen Kommission und etwa 150 Gästen beendet Engholm mit dem Aufruf: "Wenn wir gemeinsam die Phantasie, den Willen und den Mut haben, die Veränderungen vorzunehmen, die jetzt notwendig sind, dann werden wir das 21. Jahrhundert mit Möglichkeiten beginnen, von denen unsere Eltern nicht zu träumen gewagt haben." Die bange Frage: Hält er durch?

Der Auftritt des SPD-Vorsitzenden an diesem Freitag in Bonn hinterläßt den Eindruck: Da steht einer, der innerlich davon überzeugt ist, daß "eine neue Orientierung am Gemeinwohl", wie er sich ausdrückt, notwendig sei, "wenn wir dieses Gemeinwesen überlebensfähig halten wollen". Und doch schwingt bei einem Teil des Publikums, während es der öffentlichen Träumerei lauscht, die bange Frage mit: Hält er durch? Überlebt er das kommende Wochenende?

Angestellte der Parteizentrale, Abgeordnete und Journalisten tuscheln im Hintergrund: Angeblich bereitet eine Wochenendzeitung oder ein Montagsmagazin eine neue "Enthüllung" über die Spätfolgen des schleswig-holsteinischen Barschel-Skandals vor, deren peinliche Nachwehen jetzt das Opfer jener Machenschaften, nämlich Björn Engholm, erfaßt haben. Die merkwürdigen Aktivitäten des seit Jahren in Engholms Nähe arbeitenden Referenten Klaus Nilius, seine Verwicklung in den Kern des damaligen Skandals, seine Lügengeschichten haben der ganzen SPD einen lähmenden Schock versetzt.

Alle bedeutenden Funktionsträger beteuern unablässig, sie stünden "voll" und "geschlossen" hinter Engholm. Trotzdem ist, wie Gespräche mit SPD-Bundestagsabgeordneten bestätigen, ein Unbehagen verbreitet, das einzelne sogar dazu verleitet, die Forderung auszusprechen, Engholm müsse, wenn er schon nicht seinen Sozialminister Günther Jansen entlasse, "vorsichtshalber" als Kanzlerkandidat zurückgezogen werden, "um der Partei eine Dauerbelastung zu ersparen". Die Reaktionen aus der SPD-Spitze klingen trotzig. "Absoluter Quatsch", sagt Präsidiumsmitglied Rudolf Dreßler, "abstrus" nennt Vorstandssprecherin Cornelie Sonntag das Geraune, und Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing wehrt ab: "Björn Engholm hat eine völlig weiße Weste. Er hat Anspruch darauf, daß man ihm glaubt." Kleinste Details werden registriert

Trotzdem sind beklommene Stimmungen spürbar und besorgte Mienen sichtbar. Viele befürchten Schaden für den SPD-Vorsitzenden, obwohl er doch das Opfer der Intrigen aus dem Umfeld des toten CDU-Politikers Uwe Barschel war. In einer solchen Situation werden selbst kleinste Details aufmerksam registriert. Denjenigen, die das Manuskript der Rede mitlesen, die Engholm vor der Historischen Kommission hält, fällt sogar auf, daß er in der Eingangspassage eine Entschuldigung "aufgrund von Kieler Verpflichtungen" (so steht es im gedruckten Text) durch die Formulierung "zu meinem Leidwesen" ersetzt. Da schmunzeln manche, die vielleicht gekichert hätten, wenn er das mit den "Kieler Verpflichtungen" gesagt hätte.

So bleibt trotz der aufmunternden "Wegweisungen" ihres Vorsitzenden und trotz einer erstaunlich friedlich verlaufenen Klausursitzung der Bundestagsfraktion die SPD in einer Phase unentschlossenen Abwartens. Bei der Klausur im Berliner Reichstagsgebäude haben sich die Abgeordneten einmal aussprechen dürfen. Da wurde beraten, wie die Sozialdemokraten das Thema "innere Sicherheit" glaubwürdig ausfüllen können, das bisher, wie der Abgeordnete Eckart Kuhlwein aus Schleswig-Holstein selbstkritisch anmerkte, "einer kleinen Gruppe und den Rechten" überlassen wurde. Und es wurde deutlich, daß die Partei sich weitere Zumutungen wie in der Asylpolitik ersparen möchte: Grundgesetzänderungen zugunsten militärischer Einsätze der Bundeswehr wird die SPD ebenso wenig zustimmen wie Einsätzen technischer Lauschmittel in Wohnungen bei der Verbrechensbekämpfung.

Wie friedfertig die SPD-Abgeordneten, die in Gesprächen mit Journalisten manchmal bösartiger übereinander herziehen als über politische Gegner, neuerdings miteinander umgehen, bewies eine Szene, die sich abends in einem Berliner Lokal abspielte: Da ging, für alle sichtbar, der Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose auf den Kasseler Abgeordneten Horst Peter zu, und die beiden bereinigten ihren öffentlichen Krach. Peter hatte Klose in einem Interview "das Übel" genannt, woraufhin der Fraktionschef den Parlamentarier gehörig zusammenstauchte. Nun lagen sie sich nicht gleich in den Armen, versprachen einander aber, künftig "fair" zu bleiben.

. . .

(Fortsetzung von Seite 15)

Orchideen - nicht nur für die Reichen

"Hier gibt's ja mehr Orchideen als in Thailand", sagte eine Besucherin der Ausstellung im Palmengarten. Orchideen sind in allen Lebensräumen der Erde, außer in Trocken- und Kältewüsten, anzutreffen, 20 000 Sorten in etwa 750 Gattungen.

Nicht mehr nur die Ansteckblume für die Reichen und Schönen oder das kostbare Sammlerobjekt, von Orchideenjägern unter Gefahren und rücksichtslos erjagt - die "Orchidee für alle" tritt den Siegeszug in den heimischen Blumenfenstern und Wintergärten an.

Palmengartendirektorin Isolde Hagemann gab bei der Eröffnung der bis zum 4. April gezeigten Ausstellung, bei der man auch seltene und kostbare Arten zum Preis zwischen 25 und 40 Mark im Topf erwerben kann, ein anschauliches Bild von den "ausdauernden Kräutern", die Erde und Bäume bewohnen und als Schmarotzer auf den Blättern anderer Pflanzen wachsen. Alle Arten, auch die heimischen, sind geschützt. Die einzige echte Nutzpflanze der großen Familie ist die Vanille.

Das Tropenparadies im Palmengarten entstammt deutschen Orchideengärtnereien, ihren Züchtungen und Kreuzungen. Einmalig darunter ist die "blaue Vanda" mit der seltensten Orchideenfarbe Lavendelblau, in der sich der Traum von der blauen Blume verwirklicht.

Die zierlichsten Rispen und Dolden mit weißen und gelben Blüten wiegen sich wie Tänzerinnen auf schmalem Stengel. Frauenschuh und Cattleyen zeigen ihre betörenden Blüten. Floristikmeister Willi Rankers und Heribert Eid mit dem Palmengartenteam gestalteten die blühende Pracht. E-S

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse zeigte der Trend kurz nach Beginn des Handels am Freitag nach oben. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte notierte 5,67 Punkte höher. Am Vortag war er um 38,90 auf 3465,64 Zähler geklettert.

In Tokio fiel der Nikkei-Index für 225 führende Titel um 190,73 auf 18 537,17 Einheiten.

Umleitung löste kein Chaos aus

DREIEICH. Die Sperrung des Bahnübergangs Buchschlag für den Autoverkehr hat die Nachbarstädte Langen und Neu-Isenburg weit weniger belastet als befürchtet. Offenbar habe sich der Verkehr gut verteilt, hieß es bei der Langener Polizei. Auf der Bundesstraße B 486 als beliebter Ost-West- Verbindung sei nicht wesentlich mehr Verkehr registriert worden. Auch die Unfälle hätten nicht zugenommen.

Deutlich mehr Autofahrer waren dagegen in Neu-Isenburg auf der Carl- Ulrich-Straße unterwegs. Allerdings sei das nicht so gravierend gewesen, daß "verkehrsregulierend" hätte eingegriffen werden müssen, teilte die dortige Polizei mit. Auch in Neu-Isenburg gab es nicht mehr Unfälle.

"Freudig überrascht", wie gut die Umleitung funktioniere, waren auch die Dreieicher Kollegen. Polizeichef Horst Mayer hatte "Schlimmeres befürchtet".

Anwohner der gekappten Ost-West- Verbindung in Dreieich schätzten die Lage unterschiedlich ein. Während die einen das Gefühl hatten, der Verkehr habe trotz der Sperrung des Bahnübergangs kaum abgenommen, sprachen andere von "paradiesischer Ruhe".

"Es ist möglich, daß es im östlichen Teil der Eisenbahnstraße bis zur August-Bebel-Straße nicht wesentlich ruhiger war", meinte dazu Mayer. Im übrigen habe er beobachtet, daß viele Autofahrer, die im Gewerbegebiet Buchschlag arbeiteten, ihre Fahrzeuge an der Eisenbahnstraße stehenließen und zu Fuß den Bahnübergang überquert hätten. dac

Abschied der Eisläufer von der Bahn am Stadion

Die Eisbahn im Radstadion an der Mörfelder Landstraße wird am morgigen Sonntag abend geschlossen. Das "Aus" für die Schlittschuhläufer im Stadtwald war von der Stadiongesellschaft bereits seit längerem angekündigt worden.

Die Schließung ist vom Regierungspräsidenten in Darmstadt aus Gründen des Umweltschutzes angeordnet worden. Wegen der veralteten Kältetechnik besteht bei einem Weiterbetrieb die Gefahr, daß flüssiges Ammoniak durch die porösen Leitungen in das Grundwasser gelangt.

Eine schnelle Sanierung der Anlage ist schon deshalb nicht möglich, weil die dafür erforderlichen zehn Millionen Mark fehlen. Die Stadiongesellschaft hält sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber auch nicht für sinnvoll. Zunächst müsse klar sein, was aus der maroden Radrennbahn überhaupt einmal werden solle. habe (Siehe auch Bericht im Sportteil)

Das Porträt: Jozef Moravcik Alter Titel, neues Amt, dieselbe Aufgabe

Jozef Moravcik hatte am Freitag gleich drei Gründe zum Feiern: Am 19. März fallen sein Geburtstag und Namenstag zusammen. In diesem Jahr übernahm der letzte Außenminister der alten CSFR an diesem Tag auch noch die Leitung des Auswärtigen Amtes der neuen Republik Slowakei. Die Freude des 48jährigen, der politisch dem slowakischen Regierungschef Vladimir Meciar nahesteht, dürfte sich jedoch in Grenzen halten. Innenpolitisch bläst seinen Parteifreunden von der "Bewegung für eine Demokratische Slowakei" (HZDS) der Wind ins Gesicht, im Verhältnis zu den tschechischen Nachbarn drohen ernsthafte Konflikte. Bevor Moravcik im Juli vergangenen Jahres als Außenminister der föderativen CSFR nach Prag ging, hatte der Jurist, der fließend Englisch und Deutsch spricht, Auslandserfahrung lediglich als Wissenschaftler sammeln können. Geboren im mittelslowakischen Städtchen Ocela bei Banska Bystrica studierte Moravcik Rechtswissenschaften an der Karlsuniversität in Prag und an der Comenius-Universität in Bratislava (Preßburg). Später war er dort als Dozent im Fachbereich Wirtschaftsrecht tätig, wo er 1990 zum Dekan gewählt wurde.

Im selben Jahr rückte Moravcik ins slowakische Republik-Parlament nach. Als sich die Dachorganisation der Regimegegner in der Slowakei - die "Öffentlichkeit gegen Gewalt" VPN - 1991 spaltete, entschied sich der Doktor der Jurisprudenz für die Mehrheitsgruppierung HZDS, wo er seit April 1992 dem Vorstand angehört. Im Juni 1992 wurde er ins tschechoslowakische Föderalparlament und dann zum Außenminister gewählt.

Im Übergangskabinett während der Spaltungsphase der CSFR trug der Neuling im diplomatischen Geschäft mit seinem sachlichen Auftreten und seiner gemäßigter Sprache dazu bei, dem Ausland die Ängste vor einem unfriedlichen Ende der Föderation zu nehmen. Nach der Teilung verschwand Moravcik als Berater von Slowaken-Premier und HZDS-Chef Meciar zunächst aus dem Rampenlicht. Die Slowakei ist zu sehr auf eine wohlwollende Behandlung der westeuropäischen Staaten und deren Wirtschaftshilfe angewiesen, als daß sich die Richtlinien der slowakischen Außenpolitik mit Moravciks Amtsübernahme grundlegend ändern könnten. Schon vor Monaten hat der neue Außenminister unterstrichen, daß die Zukunft der Slowakei in der europäischen Integration liegt. Auch den Geistesblitz von Premier Meciar, den deutsch-tschechoslowakischen Freundschaftsvertrag nach der Selbständigkeit der Slowakei neu zu verhandeln, wies er zurück. Der Vertrag sei eine brauchbare Basis für die weitere Zusammenarbeit zwischen Bratislava und Bonn, war Moravcik noch im November 1992 überzeugt.

Daß sich Moravcik in ähnliche Konflikte mit Meciar einlassen könnte wie sein am Freitag vom slowakischen Präsidenten Michal Kovac abberufener Parteikollege Milan Knazko, ist angesichts der Nähe beider Politiker unwahrscheinlich. Einigkeit zwischen Premier und Außenminister wird auch nötig sein. Nachdem im Erbstreit der beiden CSFR-Nachfolgerepubliken um die Verteilung des Föderaleigentums bereits von drohendem Handelskrieg und einem Ende der Zollunion von Tschechen und Slowaken die Rede ist, wird Moravcik in nächster Zeit sein Augenmerk vor allem auf die Schadensbegrenzung im Konflikt mit den früheren Bundes-Genossen in Prag richten müssen.

"Eine sinkende Glaubwürdigkeit der Slowakischen Republik ist schlecht für die Slowakei, aber es ist auch nicht im tschechischen Interesse, daß in der Welt ein negatives Bild der Slowakei entsteht. Wir müssen alles dafür tun, daß im Fall der Teilung hier zwei Republiken freundschaftlich nebeneinander leben, zwischen denen enge Verbindungen bestehen", hatte Moravcik schon bei seinem Amtsantritt als CSFR-Außenminister der Prager Tageszeitung Lidove noviny gesagt. Ob damals Chef des CSFR-Außenamtes im Czernin-Palast auf der Prager Burg, oder heute slowakischer Außenminister in Bratislava: So einschneidend hat sich Moravciks Aufgabe nicht geändert. ULRICH GLAUBER (Prag)

Behandlungszentren droht Schließung

MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Das Ambulante Behandlungszentrum für Körperbehinderte und cerebral Geschädigte mit therapeutischem Schwimmbad in der Integrativen Kindertagesstätte in Maintal-Dörnigheim ist erneut von Schließung bedroht. Der Verein zur Förderung und Betreuung spastisch Gelähmter und anderer Körperbehinderter und die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) schlagen Alarm, denn auch die beiden anderen Einrichtungen des Behindertenwerkes Main-Kinzig sind aus Kostengründen gefährdet. (Bericht siehe Seite VI). pom

Frankfurter Geflüster

Selten verlautet Menschliches aus dem Römer. Meist sind's doch nur Stellungnahmen von Kommunalpolitikern über andere Kommunalpolitiker und deren Partei, die angeblich so schlechte Kommunalpolitik betreibt. Jetzt endlich, am Freitag, rechtzeitig zum Frühlingsanfang, erreicht uns die ungewöhnliche, die menschliche Botschaft: "Stadtkämmerer MARTIN GRÜBER und Stadträtin MARGARETHE NIMSCH, Gesundheitsdezernentin, teilen mit: Wir freuen uns, ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit des rot-grünen Magistrats bekanntzugeben: RENATE BLÜMLER und FRANK JUNKER haben heute mittag geheiratet." Renate war Referentin von Frau Nimsch, Frank ist Prokurist der "Frankfurt Holding gmbh", einer Wohnungsverwaltungsgesellschaft. Er war früher Referent von Grüber.

Die CDU hätte da gewisse Schwierigkeiten, Ähnliches zustande zu bringen. Ihr fehlt dazu im Römer halt doch der echte (Koalitions-) Partner.

Mehr Lokales auf Seite 21

Das Wetter

Wetterlage Der Keil eines Hochs über Südosteuropa reicht bis nach Mitteleuropa und bestimmt im größten Teil Deutschlands das Wetter. Im Laufe des Wochenendes werden von der Biskaya zunehmend warme, aber auch feuchte Luftmassen nach Deutschland geführt. Vorhersage bis Sonntag abend Am Samstag im Küstenbereich sowie im Nordosten zweitweise wolkig, sonst vorherrschend sonnig. Höchsttemperaturen zwischen 12 Grad im Nordosten und 20 Grad im Südwesten. Nachts im Westen wolkiger, aber noch meist trokken. Tiefsttemperaturen um 6, im Osten um 2 Grad.

Am Sonntag wechselnde, zeitweise starke Bewölkung und einzelne Schauer. Höchstwerte allgemein 15 bis 20 Grad. Schwachwindig, im Norden anfangs noch mäßiger bis frischer westlicher Wind. Weitere Aussichten für Montag: Zeitweise Regen, kühler. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 26 Amsterdam

leicht bewölkt 9 Athen

leicht bewölkt 18 Barcelona

leicht bewölkt 17 Bordeaux

leicht bewölkt 19 Brüssel

leicht bewölkt 10 Budapest

wolkig 14 Dublin

stark bewölkt 8 Helsinki

wolkig 5 Innsbruck

leicht bewölkt 15 Istanbul

stark bewölkt 10 Kairo

wolkig 21 Larnaka

leicht bewölkt 18 Las Palmas

leicht bewölkt 21 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

wolkig 23 London

leicht bewölkt 11 Madrid

leicht bewölkt 16 Malaga

leicht bewölkt 20 Mallorca

leicht bewölkt 20 Moskau

bedeckt 4 Nizza

bedeckt 14 Paris

stark bewölkt 11 Rom

wolkig 15 St. Petersburg

Schneeschauer 1 Stockholm

wolkig 7 Tunis

leicht bewölkt 22 Varna

wolkig 18 Venedig

stark bewölkt 16 Warschau

stark bewölkt 5 Wien

wolkig 15 Zürich

leicht bewölkt 13

Deutschland

Berlin

wolkig 9 Dresden

wolkig 8 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 6 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 6 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 12 Freiburg

leicht bewölkt 15 Garmisch

leicht bewölkt 12 Hamburg

wolkig 8 Köln

leicht bewölkt 10 Leipzig

wolkig 9 München

wolkig 12 Norderney

wolkenlos 6 Rostock

leicht bewölkt 6 Sylt

leicht bewölkt 7 Zugspitze

leicht bewölkt -8 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.29 Uhr Sonnenuntergang 18.38 Uhr Mondaufgang 5.02 Uhr Monduntergang 16.06 Uhr

Türkei kauft russische Waffen

öhl ATHEN, 19. März. Die Türkei wird in Rußland Rüstungsgüter im Wert von 75 Millionen Dollar kaufen. Das sieht ein am Freitag in Ankara unterzeichnetes Abkommen vor. Bei dem Kriegsgerät, das für die paramilitärische, vor allem in den unruhigen Kurdenregionen der Südosttürkei eingesetzte Gendarmerie bestimmt ist, handelt es sich in erster Linie um Kampfhubschrauber des Typs MI-17 sowie um gepanzerte Mannschaftswagen der Baureihen BTR-60 und BTR-80.

Panzerwagen dieses Typs haben die türkischen Streitkräfte bereits im Rahmen der deutschen Verteidigungshilfe aus Beständen der ehemaligen NVA erhalten. Ihr Einsatz gegen demonstrierende Kurden hatte im vergangenen Jahr zu einer scharfen Kontroverse zwischen Bonn und Ankara und einem vorübergehenden deutschen Waffenembargo geführt. Die Türkei mußte sich seinerzeit verpflichten, das aus Deutschland gelieferte Gerät nicht mehr bei inneren Konflikten einzusetzen.

Einfach Sendepause Der "Kids-TV-Stop"

Keine Frage, Fernsehen ist doof. Nur: Wie sag ich's meinem Kinde, das trotzig auf freiem Zugang zu Flimmerkiste und Fernbedienung beharrt? Tausend Mal diskutiert, tausend Mal ist nix passiert. Die lieben Kleinen, dem rationalen Diskurs nur bedingt zugeneigt, kontern jeden erzieherischen Versuch einer Beschneidung ihrer Fernsehrechte mit einem souveränen: "Ich will aber." Und wer ist schuld an dem Familienkrieg? Die Erziehung natürlich, die lasche! Sagt jedenfalls Claus Leggewie. Der Experte für alles, sofern es gedruckt wird, hat eine "verlorene Generation" geortet, die "sich selbst (und der Glotze) überlassen blieb".

Doch jetzt ist Schluß mit lustig. Während die Gralshüter von '68 zu einer Debatte über Autorität in der Erziehung rüsten, drehen ihres Nervenkostüms entblößte Eltern einfach den Schlüssel herum. Der gehört zu einem Wunderwerk namens "Kids-TV- Stop". Der TV-Netzstecker wird in den kleinen Kasten eingeschlossen und an die Steckdose gehängt. Drückt der Sprößling auf den Einschaltknopf, beginnt eine Uhr zu laufen, und nach 90 Minuten ist Schicht - radikal, konsequent und ohne Diskussionen.

"Ein brandneues Patent", versichert der Hersteller, der ein kühnes pädagogisches Szenario entwirft. Erste Maßnahme: "Die Eltern werfen den Schlüssel ins Klo." Damit ist jedweder Bettelei vorgebeugt und eine solide Basis für weiteres pädagogisch sinnvolles Vorgehen geschaffen. Hierfür hat unser Erfinder ein schönes Beispiel parat: "Jede ,Vier&rquote; reduziert die Frist um eine halbe Stunde." Oder: "Nichtausnutzung des Wochenbudgets gibt einen Kinobesuch mit Papa."

Tja, liebe Kinder, das treibt euch kalte Schauer über den Rücken! Von wegen "repressionsfreie Erziehung"! Jetzt wird gnadenlos dekretiert, und die Eltern sind fein raus. Denn Papa und Mama haben einen kleinen Infrarotsender am Schlüsselbund, mit dem sie sich jederzeit ins Fernsehprogramm einschalten können. Nur: Was passiert, wenn die Kids sich in den Besitz des Senders bringen. Hier tut Nachrüstung not - ein "Infrarotsender-Klau-Stop" muß her. Der kommt bestimmt. Und wir sagen Bescheid, wenn es soweit ist. vo

Jetzt sieht sich der TÜV bei Hoechst um

Am Freitag vormittag haben im Stammwerk der Hoechst AG die vom hessischen Umweltminister Joschka Fischer angeordneten Sicherheitsüberprüfungen begonnen. Als erste Anlage inspizierten Experten des TÜV Rheinland und Mitarbeiter der Staatlichen Gewerbeaufsicht den Dispersionsbetrieb D 330 auf dem Firmengelände. Er ähnelt der Betriebsstätte, aus der am Rosenmontag giftiges o-Nitroanisol entwichen und über dem Staddteil Schwanheim niedergegangen war. "Deshalb fangen wir hier an", sagte der Sprecher des Umweltministeriums, Georg Dick. Wann erste Erkenntnisse oder eine abschließende Einschätzung vorliegen, ist nach den Worten von Dick "noch nicht absehbar". Man werde bei dieser ersten Überprüfung einer Betriebsstätte Anhaltspunkte dafür gewinnen, wieviel Zeit für ein Gutachten einkalkuliert werden müsse. Insgesamt sollen in nächster Zukunft 220 Anlagen in Hessen untersucht werden, die der Störfallverordnung unterliegen. Die Kosten für die Überprüfung schätzt Dick auf etwa 15 Millionen Mark. Sie werden den Firmen in Rechnung gestellt.

Mit Hilfe einer Checkliste untersuchten die Fachleute die Sicherheitsvorkehrungen in der Anlage, wobei vor allem die Risikofaktoren berücksichtigt wurden, die zu dem Unfall im Werk Griesheim geführt hatten. So gingen die Gutachter der Frage nach, inwieweit die Gefahr der Verwechslung von Stoffen, der Überfüllung und des Zulaufs gegeben ist. Ferner wird das Problem der Ableitung von Stoffen ins Freie untersucht. Neben den technischen Überprüfungen haben die Gutachter auch angefangen, die Arbeitsabläufe zu untersuchen.

Unterdessen ist die Entsorgung der Grünabfälle angelaufen, die im Zuge der Sanierung in Schwanheim angefallen waren. Ein Teil der Abfälle wurde bereits zur Sondermüll-Verbrennungsanlage in Biebesheim gebracht. Eine schnelle Entscheidung wurde erforderlich, weil der Grünabfall im Werk Griesheim zu gären und zu dampfen begann. Was mit dem verseuchten Erdreich geschehen soll, ist dagegen noch nicht entschieden. vo

WETTERAUKREIS. Nicht die Zahl der Gewalttaten an Schulen ist gestiegen, sondern die Brutalität der Täter und die Rücksichtslosigkeit gegenüber den Opfern. Darauf weist die Marburger Gymnasiallehrerin Dr. Änne Ostermann (53) hin. Am Mittwoch, 17. März, gab sie in Oberursel in einer öffentlichen Veranstaltung Antworten auf die Frage: "Wie können wir Konflikte mit Kindern gewaltfrei lösen?". FR-Redakteur Günther Scherf sprach darüber mit der Referentin, die als wissenschaftliche Angestellte im Bereich politische Psychologie an der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt arbeitet. Das Thema Gewalt unter Kindern und Jugendlichen war am Donnerstag auch Thema einer Diskussion des Ortsverbandes Friedberg/Bad Nauheim des Deutschen Kinderschutzbundes in Friedberg. Im Mittelpunkt gemeinsamer Bemühungen steht es auch bei einem "Pädagogischen Tag", zu dem die Gesamtschule Gedern am 25. März einlädt. Um 10.30 Uhr spricht in der Schule der Direktor des Büdinger Amtsgerichts, Udo Lichtenegger, über seinen Alltag im Gericht, danach berichten Mitarbeiter des Jugendamtes und des Sozialen Dienstes in Gedern von ihren praktischen Erfahrungen mit aggressiven jungen Leuten.

Ein Zentner Kokain sichergestellt

Mit Unterstützung der Frankfurter Zollfahndung ist in Barcelona ein achtköpfiger Ring internationaler Drogenhändler ausgehoben worden. Die spanischen Behörden haben bei der Aktion 56,5 Kilogramm Kokain sichergestellt, das einen Schwarzmarktwert von rund zehn Millionen Mark darstellt.

Die Drogenlieferung nach Europa haben Spürhunde der Zollfahndung dieser Tage auf dem Rhein-Main-Flughafen in drei für Barcelona bestimmten Gepäckstücken aus Bogotá erschnüffelt. Die Koffer wurden einer Spanierin und deren Landsmann zugeordnet.

Beim Weiterflug der Kuriere saßen Zollfahnder aus Frankfurt mit in der Maschine. Nach der Landung in Barcelona wurden die beiden vom spanischen Zoll übernommen und solange observiert, bis sie mit Mittelsmännern Kontakt aufgenommen hatten.

Im Zuge weiterer Ermittlungen erfolgte dann die Festnahme von acht Personen, die teilweise auch im Raum Valencia operierten.

Die beiden Kuriere sollen schon einmal 29 Kilo Kokain von Kolumbien nach Spanien geschmuggelt haben. habe

Geschäftsleben

Irish Night Irische Volksmusik und traditionelle Speisen von der Grünen Insel gibt es am 20. März ab 20 Uhr im Restaurant "La Patate" in Bockenheim, Am Weingarten 5. Musik mit Rodger Christmann und Denis Buckley gibt es heute bis 4 Uhr. FR Gauklerwoche Ein Hauch von Paris und französischer Lebensart weht durch die Zeilgalerie: Vom 22. März an werden eine Woche lang Gaukler, Musiker, Jongleure und andere Straßenkünstler aus der französischen Hauptstadt den Frankfurter Frühlingsanfang einläuten. Am Mittwoch, 24. März, wird sich das Ensemble zudem im Abendprogramm "Showtime in Heaven Seven" mit einer Sonder-Show präsentieren. Musette-Walzer und Drehorgelklänge werden die ganze Woche über in die Zeilgalerie einladen. FR

Chemie-Industrie will Fischer unterstützen

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Hessen will "ausdrücklich" das erweiterte Sicherheitsprogramm des hessischen Umweltministers Joschka Fischer (Grüne) unterstützen. Der VCI sperre sich auch nicht gegen Kontrollen externer Gutachter, sagte der Vorsitzende des VCI-Hessen, Joachim Planz, gegenüber den Grünen im Landtag.

Nach Angaben von Planz sind externe Kontrollen ohnehin schon "seit Jahren" Bestandteil gültiger Umweltgesetze. So könnten etwa nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz die Behörden "jederzeit" Kontrollen beantragen und damit externe Gutachter beauftragen. Allerdings verbleibe auch nach dem Einschalten fremden Sachverstandes die Verantwortung für die Sicherheit der Anlage "unteilbar" bei dem Unternehmen. mat

Die Sonne überquert den Himmelsäquator / Heute um 15.41 Uhr . . .

(Fortsetzung von Seite 15) Früh-Blüher haben unter den teils heftigen Nachtfrösten im Februar und Anfang März nicht gelitten. Sowenig wie die ersten Rosentriebe oder die zartgrün spitzenden Büsche. Nach dem Kälte-Stillstand wird es also just am Wochenende schnell weitergehen. Gerade die jüngsten, wenn auch schwachen Regenfälle waren wichtig und bringen jetzt alles mit Macht ans Licht. Agrarmeteorologe Ernst Zunker von der Forschungsstelle Geisenheim hat beim Triebe-Schneiden festgestellt, daß diesmal die frühen und späten Reben zusammen "bluten", wie der Fachausdruck heißt. "Der Saft steigt bei Müller- Thurgau und Riesling gleichzeitig." Sollten wir wieder so ein verrücktes Weinjahr kriegen? Mit soviel Sonne und Licht wie anno 1992? Wer sollte dann die vollen Fässer noch austrinken?

Apropos Licht: Das treibt nicht nur Pflanzen und Tiere um. Auch der Mensch blüht auf, wenn die Tage länger werden. Ein Viertel der Bevölkerung, so sagen Mediziner, sei im düsteren Winter und angesichts naßkalter Grauschleier eher antriebslos, ängstlich bis depressiv. Mit Lichttherapie wird in hartnäckigen Fällen nachgeholfen, das Gemüt zu erheitern. Da sind dann mindestens 2000 Lux vonnöten. Das entspricht einem bedeckten Frühsommertag.

Doch wenn jetzt die Frühlingssonne voll einfällt, stellt auch die Zirbeldrüse endlich die Produktion des Hormons Melaton ein, dessen zu hohe Ausschüttung bei zu niedrigen Lichtwerten Ursache für depressive Stimmung sein kann. Dann dürfte auch die Frühjahrsmüdigkeit weichen, der man ohnedies, wie Ernährunsspezialisten raten, mit Vitaminspritzen aus gepreßtem Orangen- oder Karotten sowie Sauerkrautsaft begegnen kann. Und nicht zu vergessen: die Grie Soß!

(Siehe auch auf Seite 16: "Frühling von Süd nach Nord")

HEUTE LESEN SIE

Leitartikel Ungleichgewichte des Schreckens Seite 3

Altpolitiker unter sich Weder weise noch bescheiden Seite 4

Indien Punjab bankrott Seite 5

Feuilleton Markevitch in Hagen Seite 7

Wirtschaft Computer im Wohnzimmer Seite 9

Sport Dortmund trifft auf Auxerre Seite 12

Dokumentation Aufruf zum Antirassismus Seite 14

Kulturspiegel Komponist Adams im Gespräch Seite 19

Hessen Probleme in Stadtallendorf Seite 20

Aus aller Welt Sommer-Smog am Oberrhein Seite 22

Börse Seite 11

Freie Aussprache Seite 13

Filmspiegel Seite A 4

Magazin Heiße Bäder unterm Nordlicht M 1

Fernsehen und Funk M 11-M 13

Freizeit/Familie/Roman/Rätsel M 16/17

Zeit und Bild Keep-smiling auf Tahiti ZB 1

DER ANZEIGENTEIL

Tiermarkt A 1

Automarkt A 5-A 13

Wohnungen / Immobilien A 14-A 38

Gewerbe-Räume A 39-A 42

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Geschäftsverbindungen A 43

Geschäfte A 42

Reise und Erholung M 1-M 7

Heirat / Bekanntschaften M 8+M 9

Verkäufe A 2+A 3

Kaufgesuche A 3

Veranstaltungen A 4

Verschiedenes A 4

Unterricht A 76

WETTERAUKREIS. Ungeschützte Heizungsrohre unter der Decke, handbreite tiefe Risse in den Wänden, schadhafte Fußböden, veraltetes Mobiliar: Die Mängelliste, die die Schüler-Union Wetterau in ihrer jetzt veröffentlichten Resolution "Stoppt den Wetterauer Schulverfall" aufgestellt hat, ist lang. Als die vier am schlimmsten betroffenen Schulen nennt die Jugendorganisation die Mittelpunktschule in Büdingen, das Gymnasium in Nidda, die Ernst- Reuter-Schule und die John-F.-Kennedy-Schule in Bad Vilbel. Nur als "Tropfen auf den heißen Stein" könne man die vom Kreisausschuß bewilligte halbe Million Mark für die Sanierung der Außenfassade in der Büdinger Mittelpunktschule bezeichnen, kritisiert die Schüler-Union. Auch die von Schuldezernent Joachim Pollmar für die Sanierung der Ernst-Reuter-Schule vorgesehenen 155 000 Mark seien ein "lächerlicher Betrag".

D-2-Mission "live" auf dem Flughafen

Der Flughafen Frankfurt bietet seinen Fluggästen und Besuchern vom 22. bis 31. März 1993 täglich einen "Leckerbissen first class" an. Neun Tage lang findet auf vier Panorama-Fernsehschirmen die zweite deutsche Weltraum-Mission D-2 statt. Die amerikanische Weltraumfähre "Spaceshuttle Columbia" transportiert das deutsche Weltraumlabor Spacelab in einer 300 Kilometer von der Erde entfernten Umlaufbahn.

Die "TV-Jumbos" stehen in Glasvitrinen an zentralen Punkten der Abflughallen A, B und C sowie im Transitbereich. Die tägliche Sendezeit wird zwischen 11 und 17 Uhr liegen; am Starttag (22. März) beginnt die Übertragung um 14 Uhr und endet gegen 19 Uhr. FR

von hll an NAC, Stefan Hebel

Agenturfassung Däubler-Gmelin (Entwurf) ich empfehle, die Meldung am Samstag rauszugeben, damit die Agenturen Futter haben

Für das freiwerdende Spitzenamt im Bundesverfassungsgericht ist jetzt auch die SPD-Politikern Herta Däubler-Gmelin benannt worden. "Sie ist eine hochqualifizierte Kandidatin", sagte die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD- Bundestagsfraktion, Gerlinde Hämmerle, im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau (Montagausgabe). "Ihr Name muß in die personellen Überlegungen einbezogen werden."

Die SPD-Führung hat den ehemaligen Bundesjustizminister und jetzigen Kirchen-Präses Jürgen Schmude vorgeschlagen. In einem Gespräch mit der FR hat vor einer Woche die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach Interesse angemeldet. Im Juni ist der Posten des Vorsitzenden des Zweiten Senats und Vizepräsidenten des Verfassungsgerichts, Ernst Mahrenholz, neu zu besetzen. Das Vorschlagsrecht hat die SPD.

Die Abgeordnete Hämmerle aus Karlsruhe, dem Sitz des Bundesverfassungsgerichts, nannte es "vorteilhaft, wenn die SPD mehrere gleich gute Namen für dieses hohe Amt nennen kann". Sie sei erfreut, daß "die auf eine Person verengte Diskussion aufgebrochen" sei. Die SPD sei für Gleichstellung der Frauen auch in höchsten Justizämtern. Bei mehreren gleich qualifizierten Anwärtern "würde ich auf jeden Fall eine Frau vorziehen", sagte Hämmerle. Sie könne sich "nicht vorstellen, daß die CDU Einwände erhebt, wenn wir anstatt Schmude nun eine erstklassige Frau präsentieren."

*** bitte noch eine kleine Änderung an der schon übermittelten FR-Fassung: Im ersten Satz bitte b e n a n n t anstatt ins Gespräch gebracht. danke hll

Größte Übereinstimmung in Sachfragen ausgelotet

Grüne und FWG wollen Bündnis mit SPD / CDU hofft auf Kooperation der beiden großen Parteien

KRIFTEL. Ruth Zeitler ziert sich. Nicht etwa, weil sie spröde ist, sondern demokratisch. Die Fraktionschefin der Krifteler SPD weiß schon, was sie will, nur sagen will sie es jetzt noch nicht. Nicht eher, bis am Mittwoch die Basis ihr Okay gegeben hat. "So ist das bei uns", schüttelt Zeitler drängelnde Frager ab, die wissen wollen, mit wem die Sozialdemokraten künftig in Kriftel an einem Strang ziehen. Denn ohne sie läuft nichts.

Zwei Mehrheits-Kombinationen sind im Gespräch: eine Kooperation von SPD und CDU, die dann 25 von 37 Sitzen im Gemeindeparlament hätten, oder ein Dreierbündnis von SPD (9 Sitze), Grünen (5) und Freien Wählern (5) - 19 Stimmen gegen 18 von CDU (14) und FDP (4).

Ingo Mehling von den Grünen hat zwar noch ein Treffen mit der CDU ausstehen, macht aber keinen Hehl daraus, was ihm näherliegt. "Das größte Maß an Übereinstimmung in Sachfragen" gebe es mit der SPD. Und auch mit der FWG kann er sich eine Zusammenarbeit vorstellen, seitdem sie Zweifel an ihrem Standpunkt in der Asylpolitik ausgeräumt habe.

"Aber sobald die FWG in der Asylgeschichte Ärger macht, ist die Kooperation hin", sagt Mehling. Damit spricht der 24jährige Student den Punkt an, den auch sein jugendlicher Gegenspieler Oliver Schwebel von der CDU für den Knackpunkt einer möglichen SPD-FWG- Grünen-Verbindung hält. "Die Politik der Freien Wähler ist unberechenbar", sagt er. Sollte die SPD sich aber auf eine Kooperation mit der FWG einlassen, betont Schwebel, "dann werde ich mit Genugtuung in die Opposition gehen". Doch noch gibt er sich hoffnungsvoll, daß die Sozialdemokraten das Angebot der CDU nicht ausschlagen. "Die beiden großen Parteien wollen keine große Koalition", sagt er. Aber das Votum der Wähler spreche eindeutig dafür, daß die Mehrheit der Krifteler Bürger eine gemeinsame politische Arbeit von CDU und SPD erwarte.

Und Ruth Zeitler hat bisher den Christdemokraten nicht eindeutig signalisiert, daß aller Minnegesang vergebens ist. Obschon sie freimütig bekennt: "Wir liegen in sachlichen Punkten mit FWG und Grünen auf einer Wellenlänge."

"Man weiß nicht, wie die Verhandlungen ausgehen", sagt FWG-Mann Wolfgang Gerecht, der mit sich ebenfalls noch im Unreinen ist. Nicht was das Bündnis mit SPD und Grünen angeht, dazu sagt er ganz klar "Ja". Doch er schwankt, ob er lieber in der Fraktion bleiben will - als deren möglicher Vorsitzender - oder für den Gemeindevorstand kandidiert, was ihn aber in seiner politischen Bewegungsfreiheit arg einschränken würde.

Eilen müssen die Freien Wähler sich mit einer Entscheidung nicht, denn wegen einer Panne im Wahlamt, die dem Ersten Beigeordneten Paul Dünte auch noch durchging, wird die konstituierende Sitzung der Gemeindevertreter voraussichtlich erst nach den Osterferien sein. In der öffentlichen Bekanntmachung des Wahlergebnisses tauchte der Name von SPD-Mann Gerhard Klapper gleich zweimal in der SPD-Liste auf, dafür fehlte Klaus Bühler. Gestern wurde das Ganze nochmal abgedruckt.

Jetzt läuft die Zwei-Wochen-Frist, binnen derer Bürger gegen die Gültigkeit der Wahl Einspruch erheben können. Erst nach deren Ablauf kann das Parlament tagen. Aber dann fangen schon die Osterferien an. Und nicht nur Ruth Zeitler ist die Gefahr zu groß, daß wegen eines Urlaubers die knappe Mehrheit wackeln könnte. ubk

KUME

Kassen-Engpass am Zoo Die Zookassen am Haupteingang Alfred-Brehm-Platz werden auf ein Magnetkartensystem umgebaut. Deshalb sind dort nur noch zwei Kassen vorhanden, statt vier. Um den Ärger der Zoobesucher über die lange Warteschlange zu mindern und ihnen eine Alternative zu bieten, werden am Wochenende am zweiten Zooeingang Rhönstraße/Ecke Waldschmidtstraße zwei Kassen ab 9 Uhr geöffnet sein, zu erreichen mit der U 7 bis Habsburgerallee.Länderkundliches Seminar Ein länderkundliches Seminar über die Türkei bietet die Akademie des Handwerks am Samstag, 20. März, von 9 bis 17 Uhr im Kettenhofweg 14-16 an. Das Seminar, in dem der soziale und kulturelle Hintergrund vieler türkischer Mitarbeiter behandelt werden soll, will sich vor allem um eine Verbesserung des Betriebsklimas bemühen. Der Kurs wendet sich vor allem an Ausbildungsverantwortliche. Schüler aus Birmingham zu Gast Zehn Schüler und ein Lehrer des Josiah Mason College in Frankfurts Partnerstadt Birmingham sind vom 21. bis 27. März zu Gast bei der Klingerschule. Der Magistrat gibt für die Gäste am Dienstag, 23. März, einen Empfang im Kaisersaal. Stadträtin Lilli Pölt wird sie um 11 Uhr begrüßen. Schüler der Klingerschule hatten zuletzt im vergangenen Oktober deren Partnerschule in Birmingham besucht.Zwei Robinien müssen gefällt werden Das Garten- und Friedhofsamt muß zwei Robinien im Westend fällen lassen, die soweit beschädigt sind, daß ihre Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet werden kann. Es handelt sich dabei um zwei Robinien in der Straße Auf der Körnerwiese. Die Bäume werden noch in diesem Frühjahr ersetzt.

So spielten sie

Braunschweig - Fortuna Köln 3:0 (1:0) Braunschweig: Lerch - Pfannkuch - Nedic, Köpper - Mahjoubi, Hoffart, Metschies, Probst, Heskamp - Schweska (82. Buchheister), Türr.

Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Schneider - Lottner, Seufert (71. Holzer), Köhler (71. Mink), Brandts, Präger - Deffke, Winkler. Schiedsrichter: Schmidt (Bad Hersfeld).

Tore: 1:0 Hupe (26., Eigentor), 2:0 Mahjoubi (52.), 3:0 Hoffart (90.).

Zuschauer: 7209.

Beste Spieler: Köpper, Nedic, Mahjoubi - Niggemann, Präger.

Gelbe Karten: Probst, Mahjoubi - Schneider, Köhler, Winkler, Mink. St. Pauli - Fortuna Düsseldorf 2:1 (0:0) St. Pauli: Thomforde - Gronau - Schlindwein, Schwinkendorf - Järvinnen (75. Fröhling), Dammann, Knäbel, Nikolic (78. Ottens), Hollerbach - Manzi, Hjelm.

Düsseldorf: Koch - Backhaus - Gärtner, Schütz - Aigner, Hutwelker (66. Breitzke), Kaiser, Strerath, Albertz - Cyron, Degen.

Schiedsrichter: Stenzel (Forst).

Tore: 1:0 Manzi (61.), 1:1 Breitzke (75.), 2:1 Hjelm (81.).

Zuschauer: 14 800

Beste Spieler: Manzi, Knäbel - Koch, Schütz

Rote Karten: Kaiser (87.) wegen Reklamierens. Gelbe Karten: Hollerbach - Gärtner.

Der BMW für Hiersemann war ohne Katalysator

MÜNCHEN, 19. März. (AP) Weil der ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Hiersemann nur ein Auto mit Katalysator zur Verfügung hatte, hat er sich kostenlos ein Fahrzeug von BMW zur Verfügung stellen lassen. Wie SPD- Fraktionssprecher Julian Gyger am Freitag berichtete, wollte Hiersemann, der heute Vizepräsident des Landtages ist, eine Reise nach Jugoslawien und in die Türkei ursprünglich mit dem Dienstwagen der Fraktion unternehmen. Da das Netz von Bleifrei-Tankstellen damals in der Türkei noch lückenhaft gewesen sei, hätte der Wagen für die Fahrt umgerüstet werden müssen. Auf Nachfrage habe BMW erklärt, daß eine solche Umrüstung sehr aufwendig sei, und für die vier Wochen einen kostenlosen Ersatzwagen ohne Katalysator angeboten. Diese Offerte habe die Fraktion angenommen.

"Hiersemann hatte keinen persönlichen Vorteil daraus", unterstrich Gyger.

Der bayerische Ministerpräsident Max Streibl (CSU) sagte am Freitag, der Fall offenbare "die ganze Verlogenheit und Doppelmoral der SPD".

Tschiskale erlöste Fans Neun Dynamo-Spieler waren ohne Chance

Wattenscheid - Dresden 2:1 (2:1)

Dynamo Dresden gerät immer tiefer in den Abstiegsstrudel der Fußball-Bundesliga. Die Sachsen verloren beim direkten Konkurrenten Wattenscheid 1:2 (1:2). Zudem mußten Beuchel (44.) und Kern (75.) jeweils nach einer Gelb-Roten Karte vorzeitig den Platz verlassen.

Die Platzherren übernahmen früh das Kommando. Allerdings wurde ihnen das leicht gemacht, denn die mit letztem Aufgebot angereisten Dresdner zogen sich in der ersten Hälfte in die Defensive zurück. Auch nach der Pause waren die Gastgeber die bessere Mannschaft, wenngleich das Niveau merklich sank. sid

Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Emmerling, Prinzen - Moser, Wolters, Fink, Hermann, Sobiech - Tschiskale (69. Sane), Lesniak.

Dynamo Dresden: Müller - Maucksch - Schößler, Melzig - Beuchel, Stevic, Kern, Kmetsch, Ratke - Rath, Zickler.

Tore: 1:0 Moser (26.), 1:1 Ratke (35.), 2:1 Tschiskale (44., Foulelfmeter).

Schiedsrichter: Harder (Lüneburg).

Zuschauer: 5000.

Gelbe Karten: Neuhaus - Melzig, Beuchel, Rath, Zickler, Kern.

Gelb-Rote Karten: Beuchel (44), Kern (75.) jeweils wegen wiederholten Foulspiels.

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Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold

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BERICHT 5

HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II

RHEIN-MAIN-SEITE 23

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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 21

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NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III

MAIN-KINZIG-KREIS III

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IX

WIESBADEN VI

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VIII

LKALSPORT VII

NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI

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Bewölkt / 11 bis 13 Grad

Satellitenbild vom 18. März. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.

NACHRICHTEN 2

MAIN-KINZIG-KREIS VII

WISSENSCHAFT UND TECHNIK 6

NACHRICHTEN 4

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III

Martin Feldmann Keep Smiling auf Tahiti Französisch-Polynesien: Ein Mythos mit Schrammen

Betäubender Blütenduft exotischer Gardenien und beißender Rauch filterloser "Gitanes": die kichernden Mädchen mit weißen Blumen im schwarzen Haar sind starken Tobak gewohnt. Sie hocken in den Bars der Hafenmeile von Papeete und schnippen die Asche auf den Boden, wo fette Kakerlaken nach Speiseresten suchen. Ab und zu huscht auch eine Ratte vorbei. In der drückenden Schwüle des tropischen Abends warten die Tahitianerinnen nicht nur eine Zigarettenlänge, sondern länger. So lange, bis die Matrosen mit der Igelfrisur das Kriegsschiff vis-à-vis verlassen. Stets ankern einige Kanonenboote vor dem kleinen Marinestützpunkt in der Metropole von Tahiti.

Französisches Militär in der Südsee: unübersehbar in Papeete - mit fast 24 000 Einwohnern die Hauptstadt Französisch-Polynesiens. Die triste Uniform gehört ebenso zum Straßenbild wie der farbenfrohe Pareu, ein zum Kleid gewikkeltes Tuch - die Nationaltracht der Polynesierin. Wenn die Soldaten ausschwärmen, um sich in den schmuddeligen Kneipen an der Promenade, dem Boulevard Pomare, mit Rum vollzuschütten, hat die Prostitution Konjunktur: Je mehr hochprozentige Drinks runtergespült werden, um so lockerer sitzt das Geld. Die blauen Jungs winken mit großen bunten Banknoten, den pazifischen Francs, um sich abschleppen zu lassen.

Käufliche Liebe, käufliches Tahiti. Etwa 130 000 Menschen leben auf der Insel. Viele davon müssen sich anbiedern, sei es im Dienstleistungsgewerbe, Kleinhandel oder in der sogenannten Volkskunst. Tanz- und Folklore-Ensembles treten in der Empfangshalle des internationalen Airports von Tahiti-Faaa und in den Nobelhotels auf: viel Hula-Hula mit Bastrockwippen, Blumenschmuck, Muschelketten und "keep smiling". Dazu: sanfte, süßliche Musik. Sie klingt so wie "Stille Nacht" unterm deutschen Weihnachtsbaum. Gute Miene zum bösen Spiel: Es geht um nichts als um die Existenz in Ost-Polynesien, dem französischen Überseeterritorium.

Andere Maohi, wie die Urbewohner heißen, sind als Handlanger mehr oder weniger Nutznießer vom Geld, das von Paris seit Mitte der sechziger Jahre in das teure, von Fremdenlegionären streng bewachte Atomtestzentrum auf dem Moruroa- und Fangataufa-Atoll am südöstlichen Ende des Tuamotu-Archipels gepulvert wird - nur etwa 1200 Kilometer von Tahiti entfernt. Schon seit einem Vierteljahrhundert warnen Leute wie der Gründer der polynesischen Befreiungsfront, Oscar Temaru, vor dem Ausverkauf des Inselreichs. Zwar jagten die Franzosen 1974 die letzte von 41 Atombomben über Ost-Polynesien in die Luft, doch der Protest - besonders aus Neuseeland und Australien - verhallte nicht. Kam es auch zu keinem neuen Fallout in der strahlenden Südsee, unterirdisch wurde weiter getestet, etwa 130mal.

Moruroa, so klagen Sprecher der Widerstandsbewegung, sei inzwischen porös und gleiche einem Schweizer Käse. Frankreich nehme durch seinen Nuklear- Kolonialismus in Kauf, daß über dem südpazifischen Raum ein Damoklesschwert schwebe, das der radioaktiven Verseuchung. Daran ändere auch ein Moratorium nichts, das bis Mitte 1993 gelte. Oscar Temaru wettert zudem über das politische Klima. "Wir sitzen nicht nur auf einer atomaren, sondern auch auf einer sozialen Zeitbombe." Polynesien müsse endlich von Frankreich unabhängig werden, um wieder aufzublühen.

Welke Sträuße und Gebinde liegen in der Gosse, wenn das Müllfahrzeug Nacht für Nacht durch die Stadt dieselt. "Papeete - propreté" steht in großen Lettern am Kastenaufbau. Sauberes Papeete - keine Spur. Aus der Kanalisation steigen üble Gerüche empor, breiten sich in den engen Gassen aus. Und auf Höfen hinter Lattenzäunen stapeln sich leere Konservendosen, Plastikbecher und Kartons. Die brummenden Autos und knatternden Mopeds im hektischen Straßenverkehr Papeetes stoßen so viele Abgase aus, daß die schon dicke Luft des Treibhausklimas noch dicker wird.

Besonders dick ist die Luft am 23. Oktober 1987: Die Hafenarbeiter streiken. Sie verlangen bessere Löhne. Angesichts der hohen Inflation ist der Lebensunterhalt kaum noch finanzierbar. Als es zu Zusammenstößen mit der Polizei kommt, entlädt sich schlagartig die soziale Spannung. Arbeitslose und Underdogs aus den Gettos um Papeete beteiligen sich an den gewaltsamen Auseinandersetzungen: Tahiti im Ausnahmezustand. Die Gendarme setzen Tränengasgranaten und Knüppel ein. Die Bilanz: Verletzte, zertrümmerte Fensterscheiben und geplünderte Geschäfte. Erst nach Tagen beruhigt sich die Lage. Aber es kommt später immer wieder zu Tumulten.

Bislang behält die französische Zentralregierung, die durch den Hochkommissar Michel Jau auf Tahiti vertreten ist, ihr Übersee-Territorium unter Kontrolle. Doch der schwedische Anthropologe und Polynesien-Kenner Bengt Danielsson weiß, daß es im Untergrund gärt. Er führt die unberechenbare Situation auf die Atompolitik und die damit verbundenen Subventionsmilliarden aus Paris zurück. Dieses Geld komme nur zu einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung zugute und sei kein Segen für die örtliche Wirtschaft. Im Gegenteil: Die Preise kletterten auf ein Niveau, bei dem viele Menschen in der Südsee den Boden unter den Füßen verlören und zum Untergehen verdammt seien.

Ost-Polynesien? Das sind etwa 120 Inseln in fünf Gruppen: den Gesellschaftsinseln, dem Tuamotu-, dem Marquesas-, dem Austral-Archipel und den Gambier- Inseln mit insgesamt 200 000 Bewohnern. Die Inselwelt, die auf dem Leuchtglobus nur wie ein bißchen Fliegendreck aussieht, dehnt sich auf einer Fläche aus, die fast der von Europa entspricht.

Die Gesellschaftsinseln unterteilen sich nochmals in die "Inseln über dem Wind" mit Tahiti und dem benachbarten Moorea sowie in die "Inseln unter dem Wind" mit Huahine, Tahaa, Raiatea und Bora Bora, der "Perle der Südsee", dem Eiland der dollarschweren Touristen. Auf Bora Bora sitzen die Schickimickis im weißen Sand am Palmenstrand, ölen im Sonnenbad, schwimmen in kristallklaren Lagunen, schnorcheln an farbenprächtigen Riffs entlang oder feiern auf Hotelterrassen grelle Cocktailpartys. Die Kulisse ist bizarr: spitze Berge vulkanischen Ursprungs mit sattgrünem Regenwald an den Hängen. Bora Bora: ein luxuriöses Urlaubsvergnügen.

Tahiti, die Hauptinsel Französisch-Polynesiens und anderthalbmal so groß wie Hamburg, erhebt sich etwa auf der Hälfte der fast 14 000 Kilomter langen Strecke zwischen Südamerika und Australien mit den über 2000 Meter hohen Gipfeln des Orohena und Aorai aus dem Meer. Bis Hawaii im Norden und Neuseeland im Südwesten sind es jeweils rund 4000 Kilometer - und dazwischen liegt so gut wie nichts als Wasser. Für Mitteleuropäer ist das ferne, unerreichbar scheinende Tahiti die paradiesische Insel. Sie träumen von üppiger Vegetation, von einem Fleckchen Erde, wo es alles im Überfluß gibt. Und so werben auch Reiseprospekte gezielt mit Klischees. Fotos zeigen die Vahiné, die Tahitianerinnen mit bronzefarbenem Teint, wie sie schon ein verliebter Paul Gauguin auf die Leinwand malte und unsterblich machte: lächelnde Frauen, die ihr Haupt mit Blumenkränzen schmücken oder hinterm Ohr eine aufblühende Gardenie, die "Tiare Tahiti", tragen.

Tahiti. Hübsche, graziöse, sanftmütige Menschen, die weder gestern noch morgen kennen? Die Hotelangestellte Hinara Totua in Papeete meint, daß dieses heile Polynesien nur noch auf einigen abgelegenen Inseln anzutreffen sei. Sie denkt an das 80 Kilometer lange und nur wenige hundert Meter breite Rangiroa-Atoll, wo Angler in stoischer Ruhe am Ufer ihre Fische ausnehmen und dabei die Innereien den Riffhaien im knietiefen, türkisfarbenen Wasser zum Fraß vorwerfen. Tahiti, so bedauert Hinara, leide hingegen an der aus Übersee importierten Unfreundlichkeit.

Den Mythos Tahiti entzaubert auch Alain Rollat, Korrespondent vom "Pacific Islands Monthly": Die wenigen künstlichen Strände und die Lagunen der Insel seien verschmutzt vom Abfall der Zivilisation. Baden sei kein Vergnügen. Außerdem reiche ein Blick in eine Lokalzeitung, um zu erkennen, was Postkarten- Idylle und was Realität sei: Da werde beispielsweise über die Wahl einer neuen "Miss Tahiti", einer Schönheit von den Tuamotus, berichtet, doch den Rest des Blattes füllten Meldungen über Drogen, Alkoholismus und Straßenkriminalität.

Eine Einheimische namens Punua, die in ihrem Imbißwagen, einem von vielen "Brochettes" am Hafen von Papeete, die Friteuse anheizt, fürchtet sogar, daß Tahiti zu einem siedendheißen Kessel werden könne. Und ihr Gast, der Italiener Giovanni, der mit schwarzen Perlen handelt, mischt sich ins Gespräch ein: "Ja, so wie in vielen südamerikanischen

Staaten, wo wegen der himmelweiten Unterschiede zwischen Arm und Reich Überfälle gang und gäbe sind und ein Menschenleben nichts mehr zählt."

"Wer noch Südseeromantik genießen will, muß sich schon mit der Fähre auf die kleine Schwesterinsel Moorea übersetzen lassen", empfiehlt Bernard. Er steuert mit seinem "Truck", einem zum Bus umgebauten Lastwagen, Dutzende von Fahrgästen schaukelnd über die Küstenstraße. Hunderte dieser Kisten kurven um die Insel. Sie sind so typisch für Tahiti wie die Farbfernseher in den Wellblechhütten der Vororte Papeetes. Bernard nimmt die rechte Hand vom Lenkrad und deutet in Richtung Westen. Moorea ist zu sehen. "Dort gibt's noch rauschende Palmenhaine, versteckte Buchten und natürliche Strände", sagt er. Außerdem werde in den Dörfern noch oft polynesisch gekocht. Der Busfahrer spricht von den mit Sand und Palmenblättern zugedeckten Erdöfen, in denen ganze Schweine samt süßen Kartoffeln vor sich hin schmoren. Und er schwärmt von den nachgerade bilderbuchartigen Sonnenaufgängen.

Die Sonne ging unter, als der Engländer Samuel Wallis und seine Crew 1767 als erste Europäer auf Tahiti landeten. Weil sich der Kapitän der "Dolphin" "mit 4000 bewaffneten Mahoi konfrontiert sah, richtete er ein Massaker unter der Bevölkerung an", schreibt der Polynesien- Experte und Mitarbeiter der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius, in "SOS Moruroa". Die Tahitianer hätten jedoch bei weiteren Kontakten mit den "Eroberern" ihr Verhalten geändert, "als sie erkannten, daß sie deren Feuerwaffen hoffnungslos unterlegen waren". Delius: "Fortan boten sie ihnen Geschenke und ihre Frauen an, um ihre Gunst zu gewinnen." Wallis ließ schließlich den Union Jack hissen.

Schon ein Jahr später erklärt der französische Weltumsegler Louis Antoine de Bougainville Tahiti zum französischen Besitz. Und 1769 legt James Cook mit der "Endeavour" in Tahiti an und nennt die Inselgruppe "Gesellschaftsinseln". Die Royal Society hat den berühmtesten Seefahrer des 18. Jahrhunderts zusammen mit Astronomen in den Südpazifik geschickt, um die Venus in ihrer Umlaufbahn zu beobachten. 1788 geht Kapitän William Bligh in Tahiti vor Anker. Er lädt Setzlinge des Brotfruchtbaums, die auf den Westindischen Inseln in der Karibik gepflanzt werden sollen. Doch nach der Abreise kommt es zur Meuterei auf der "Bounty". Steuermann Fletcher Christian und seine Gefolgsleute setzen Bligh mit 18 Mann in ein offenes Boot aus.

Während der Kapitän das 6500 Kilometer entfernte Timor im heutigen Indonesien erreicht und dann zurück nach England segelt, nehmen die Meuterer wieder Kurs auf Tahiti. Sie holen Frauen an Bord, steuern Richtung Osten und lassen sich auf dem abgelegenen, unwirtlichen Pitcairn nieder. Einige Rebellen, die sich nicht Christian angeschlossen haben und auf Tahiti geblieben sind, werden schon 1791 von der Besatzung der "Pandora" gefaßt und nach London gebracht.

Die Seebären von damals, die nach langer Reise die Planken verlassen und Tahiti betreten, fühlen sich - so die Berichte von Chronisten - wie im Garten Eden, wo die Früchte fast in den Mund wachsen. Es gibt weder gefährliche Insekten noch giftige Reptilien. Die Europäer selbst schleppen Krankheiten ein, denen ein Großteil der Eingeborenen zum Opfer fällt. Den Polynesiern, die - ursprünglich aus Südostasien stammend - vor rund 2000 Jahren als Nomaden des Meeres in Doppelrumpf- und Auslegerbooten bis zum Marquesas-Archipel vorgestoßen sind und dann die übrigen Inseln besiedelt haben, bringt die Begegnung mit den Europäern kein Glück. Ihr jahrhundertealtes Gesellschaftssystem gerät aus den Fugen.

Einige Tahitianer nutzen die Kontakte zu den "Eroberern" und den nachfolgenden Missionaren, um ihre eigene Macht auszubauen. So läßt sich Häuptling Tu zum König Pomare I. von Tahiti krönen. Nach dessen Tod im Jahre 1803 rückt Pomare II. nach, der Protestant wird und mit Unterstützung britischer Prediger an Einfluß gewinnt. Aimata, die Schwester des dritten Pomare, eines nur kurz lebenden Infanten, wird 1827 Herrscherin über Tahiti und einige andere Inseln. Sie, Pomare IV., gerät jedoch in die Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und England. Der Konflikt endet damit, daß die Franzosen 1842 Tahiti zum Protektorat machen. Die Königin, die sich vergeblich widersetzt, stirbt 1877. Ihr Sohn Pomare V., der der Trunksucht verfallen ist, tritt 1880 offiziell das Königreich an die Franzosen ab. Die davon zunächst nicht betroffenen Inseln werden alsbald auch französische Kolonie.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschießen die beiden deutschen Zerstörer "Scharnhorst" und "Gneisenau" Papeete, das stark beschädigt wird. 1957 wandelt Paris die Kolonie Französisch- Ozeanien in das Überseeterritorium Französisch-Polynesien um. Dann soll es erneut im Stillen Ozean krachen: Die Franzosen unter Staatspräsident Charles de Gaulle beschließen, ihre Nuklearwaffenversuche in der algerischen Sahara zu stoppen und in Polynesien ein anderes Testzentrum zu bauen, das "Centre d' Expérimentations du Pacifique" (CEP). Die Polynesier stehen kopf, können sie sich doch noch allzugut an die Schreckensmeldungen über radioaktive Niederschläge nach den Atombombenzündungen der Amerikaner über dem Bikini- und dem Eniwetok-Atoll der Marschall-Inseln in Mikronesien erinnern.

Doch der Widerstand gegen das CEP erweist sich als zwecklos. Die Franzosen schikanieren polynesische Politiker, die sich für die Unabhängigkeit einsetzen, und verbieten 1963 auf Tahiti alle Parteien. 15 000 Fremde kommen ins Land, um das CEP auf die Korallenriffe zu setzen. Am 2. Juli 1966 zuckt und blitzt es erstmals über Moruroa. Bis 1974 steigen 40 weitere Atompilze am Himmel Ost-Polynesiens auf. Unterirdisch detonieren dort bis zum 16. Juli 1991 noch zirka 130 Sprengsätze. Die Angaben von Behörden und Umweltgruppen variieren. Mehrere Unfälle ereignen sich, bei denen Radioaktivität freigesetzt wird, und auch Menschen sterben. Bengt Danielsson, seine Frau Marie-Thérèse und andere CEP-Gegner warnen auch vor den langfristigen Schäden. Der Wissenschaftler hat Hinweise, daß die Krebsrate in Ost- Polynesien überdurchschnittlich hoch sei. Die französischen Behörden, so Danielsson, mauerten hingegen.

Bereits 1972 ist der Kanadier David McTaggart mit seiner "Vega" in das Testgebiet geschippert. Die Militärs rammen die Yacht des späteren Gründers von Greenpeace. Moruroa, das im Paumotu- Dialekt der benachbarten Stämme soviel wie "Ort des Geheimnisses" bedeutet, ist für Besucher tabu. Am 10. Juli 1985 kommt es zur Eskalation: Das französische Geheimagentenpaar Alain Mafart und Dominique Prieur versenkt im Hafen der neuseeländischen Stadt Auckland das Greenpeace-Schiff "Rainbow Warrior" mit einer Haftmine, um eine Protestfahrt nach Moruroa zu verhindern. Der Fotograf Fernando Pereira findet dabei den Tod.

Die Hintergründe des Anschlags werden schnell aufgedeckt. Der verantwortliche französische Verteidigungsminister Charles Hernu tritt zurück, wird aber schon 1986 mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet. Paris sorgt ferner dafür, daß die beiden in Neuseeland zu zehn Jahren Haft verurteilten Agenten schnell wieder auf freiem Fuß sind.

Nach einem andauernden, weltweiten Protest von Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen kündigt am 8. April 1992 der französische Premierminister Pierre Bérégovoy an, die Atomwaffenversuche bis zum Jahresende auszusetzen. Oppositionsführer Jacques Chirac, Vorsitzender der neogaullistischen RPR, fordert hingegen eine "möglichst rasche Wiederaufnahme" der Tests, die der atomaren Abschreckung dienten. Anläßlich des Nationalfeiertags am 14. Juli 1992 erklärt Frankreichs sozialistischer Staatspräsident François Mitterrand in einer Fernsehansprache, daß die Kernwaffenversuche wieder aufgenommen werden müßten, wenn auch die anderen Atommächte ihre Sprengsätze weiter testeten.

Im Herbst, in der heißen Phase des US- amerikanischen Wahlkampfs, teilt George Bush mit, daß die Amerikaner bis Mitte 1993 in der Wüste von Nevada ihre Atomtests unterbrechen würden. Vom 1. Juli 1993 bis zum 30. September 1996 sollten die jährlichen Versuche auf fünf limitiert werden - plus einem zusätzlichen Test, um bestehende Waffensysteme zu überprüfen. Wenn danach, so der frühere US-Präsident, keine andere Atommacht weiter Nuklearsprengköpfe erprobe, werde Amerika seine Testreihe ganz stoppen. "Dieses Moratorium", so sagt Thomas Schultz-Jagow, Abrüstungsexperte der deutschen Greenpeace-Zentrale, "hatte Signalwirkung für die anderen Staaten." Details müßten noch ausgehandelt werden. Lediglich in China sei die Entwicklung unklar. Im chinesischen Testgebiet Lop-nor sei nach Greenpeace- Informationen am 25. September vergangenen Jahres weltweit der letzte Sprengsatz gezündet worden.

Daß es auf Moruroa und Fangataufa in Polynesien vorerst ruhig bleibt, begrüßen oppositionelle Lokalpolitiker wie Oscar Temaru. Es sei ein erster Schritt in die Unabhängigkeit. Doch Gaston Flosse, Präsident der Territorialregierung und Chef der neo-gaullistischen Tahoeraa-Huiraatira-Partei, möchte das Atomzentrum nicht missen, weil es von großer wirtschaftlicher Bedeutung für das Territorium sei. Denn: Kaum zehn Prozent der Importe werden durch Erlöse aus den geringen Exporten von Kopra, Kaffee, Vanille oder Perlmutt gedeckt. Die meisten Staatseinnahmen stammen aus Zöllen. Auch der Tourismus, eine weitere Einnahmequelle des Territoriums, hält sich in Grenzen: Der Ferienaufenthalt in Französisch-Polynesien - mit seinem aufgeblähten, künstlichen Wirtschaftssystem - ist einfach zu teuer.

Einige Polynesier fühlen sich verunsichert, weil noch nicht abzuschätzen sei, wie sich letztlich der EG-Binnenmarkt auf die französischen Übersee-Territorien auswirken wird. Doch die örtliche Führungsschicht, die zumeist aus Demis, polynesisch-französischen Mischlingen, besteht, ist sich sicher, nicht ins Wanken zu geraten. Ebenso die Chinesen: Die Nachkommen von Plantagenarbeitern aus dem 19. Jahrhundert profitieren vom Handel.

Die Innenpolitik ist von Skandalen geprägt. Französisch-Polynesien hat seit 1977 eine interne Selbstverwaltung. Eine Territorialversammlung, die von der Bevölkerung gewählt wird, kürt den Präsidenten der Territorialregierung, der wiederum einen Regierungsrat bildet. Während der von Frankreich entsandte Hochkommissar für die Außen- und Verteidigungspolitik sowie die Justiz und die öffentliche Ordnung zuständig ist, kümmert sich der Präsident um die kommunalen Geschäfte. Gaston Flosse, der in Tahiti auch Monsieur "10 %" genannt wird, weil er bei der Vergabe von Lizenzen für das Territorium Provisionen kassiert haben soll, muß 1987 - nach anhaltendem Druck aus Paris - zurücktreten. Er wird jedoch 1991 wiedergewählt und im April 1992 wegen illegalen Grundstückskaufs zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.

Drei Uhr morgens in Papeete: Renaults und Peugeots mit gelben Scheinwerfern flitzen noch über die Avenue du Prince Hinoi. Für Augenblicke wirkt die Stadt wie ein Küstenort in der Provence. Südfranzösisches Flair, Laisser-faire. Inzwischen haben die Lokale geschlossen - bis auf ein paar Diskos in den Nebenstraßen: stickige, laute Höhlen. Ein kleines, dünnes Bier von "Hinano" - die Marke mit einem Tahiti-Girl und vier Palmen im Emblem - kostet umgerechnet 25 Mark. Die Bedienung knipst zum Kassieren eine Taschenlampe an. Einleuchtend. Das "Red Light" am Tresen ist dunkelrot.

Gebabbel vom Gänskippelschorsch und dem Franzosegäßje Beim Mundart-Stammtisch dürfen Hessen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist / Wissenschaftliche Begleitung

FLÖRSHEIM. Wenn Berliner, Bayern oder Rheinländer sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, finden viele das ganz urig. Doch wenn Rita Brandt hessisch babbelt, mußte sie sich schon so manches Mal gegen "Zugereiste" zu Wehr setzen, die meinten, sie korrigieren zu müssen. Doch so einfach läßt die Flörsheimerin sich nicht über den Mund fahren. Selbstbewußt steht sie zu ihrem Dialekt, hat - ermutigt von Bürgermeister Wolf - gar einen "Mundart-Stammtisch" gegründet, um der heimatlichen Sprache wieder zu mehr Ansehen zu verhelfen.

Zweimal haben sich die Flörsheimer bisher getroffen, um Geschichtchen zu erzählen und Anekdoten zum besten zu geben, in bestem "Flerschemer Platt" versteht sich! Das erste Treffen Ende Juli lag zeitlich etwas ungünstig, da der Termin genau mit der Eröffnung des Wickerer Weinfestes zusammenfiel. Es kamen nur 14 Leute, um der Mundart- Dichterin Irmgard Schäfer zuzuhören, die aus ihren Büchern las und ein bißchen über den regionalen Dialekt erzählte. Beim zweiten Mal aber versammelten sich schon etwa 40 Gäste im Flörsheimer Keller an der Hauptstraße - zum großen Teil alte Flörsheimer -, um hier mitzureden.

Eigentlich hatte Rita Brandt versucht, mit einem festen Thema einen Leitfaden für den Abend zu geben, "doch beim Erzählen war man nach fünf Minuten schon bei etwas ganz anderem", berichtet sie. Nicht schlimm: "Alle waren von dem gelungenen Abend begeistert." Man amüsierte sich über Anekdoten vom "Gänskippelschorsch" und spürte dem Ursprung des "Franzosegäßje" nach. "Es ist ein Stück Flörsheimer Geschichte, die dadurch nicht verlorengeht", meint die engagierte Stadträtin Brandt. Der Gänskippel zum Beispiel war ein winziger Hügel auf der Bleichwiese am Main und der Schorsch das Pseudonym eines Flörsheimers, der unter diesem Namen Heimatgeschichten veröffentlichte, selbstverständlich im Dialekt, nach dem Vorbild Stoltzes.

Als echte Flörsheimerin ist es ihr ein persönliches Anliegen, dies zu erhalten, erzählt Rita Brandt. "Und daß wir wieder unsere Sprache sprechen können, ohne uns schämen zu müssen." Das war nämlich auch eine Erfahrung bei den Mundartabenden: Manch einer mußte da erst einmal seine Hemmungen loswerden, ehe er munter drauflosplaudern konnte. Überwiegend ältere Leute sind es, die den Dialekt überhaupt noch richtig beherrschen - und sich auch noch an die alten Geschichten erinnern können.

Damit sie nicht in Vergessenheit geraten, wird das das Dialekt-Projekt auch wissenschaftlich begleitet. Geschichtsstudent Bernd Blich wird bei den kommenden Treffen als Ergänzung zu den Anekdoten den historischen Hintergrund liefern, und Lehrer Dilk will alles aufschreiben.

Sechs bis sieben "Babbelabende" haben Rita Brandt und ihre Helferin Hannelore Sievers fürs Jahr geplant. Es dürfe nicht zu häufig sein, meint Rita Brandt, damit der Stammtisch nicht zur Verpflichtung ausarte. "Die Leute müssen schon darauf warten und fragen, wann ist es denn wieder soweit."

MONIKA KUNZ

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VII

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VIII

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MAIN-KINZIG-KREIS II

Das Ringen um die Babys, die nicht warten konnten In der Kinder-Intensivstation versorgen Schwestern und Ärzte Frühgeborene / Auch Streicheln ist eine Therapie

HÖCHST. Zahlen belegen den Trend: Es werden wieder mehr Kinder geboren. Allein im Bad Sodener Kreiskrankenhaus kamen im vergangenen Jahr an die 1300 Jungen und Mädchen zur Welt. 1986 waren es 600. Auch wenn von einem Babyboom nicht die Rede sein kann: Geburtsvorbereitungskurse sind ausgebucht, Hebammen eilen von Wochenbett zu Wochenbett, und auf der Wöchnerinnenstation wird's eng. Kinderkriegen, Stillen, Windeln waschen - die FR hat sich im Kreißsaal, bei Hebammen und jungen Eltern umgesehen.

Dina ist doch fast ein Brocken. Ein knappes Kilogramm wiegt sie - "schon", wie Ärzte und Schwestern zufrieden meinen. Aber nicht nur der rote Plüschpapagei, der in der Ecke des Plexiglas-Kastens sitzt und glotzt, wirkt riesig im Vergleich zu dem filigranen Frühchen. Als Oberarzt Jochen Scholz durch eines der sechs Löcher des Brutkastens greift und das Baby streichelt, ist es kaum zu sehen. Eine Handvoll Leben, lange vor dem errechneten Geburtstermin geboren.

Damit Dina überlebt, obwohl sie schon in der 27. Schwangerschaftswoche die warme Welt des Mutterleibs verlassen mußte - normal sind 40 Wochen -, ist mehr als Liebe nötig. Ein Schlauch oder Tubus in ihrer Nase versorgt sie mit Sauerstoff, ernährt wird sie mit einer haarfeinen Sonde durch die Nabelarterie: Glukose (Zucker), Elektrolyte (Salze), Fette und Vitamine statt Muttermilch.

Andere Schläuche sind mit einem Monitor verbunden, auf dem drei grüne Linien tanzen. Herzfrequenz, Atemfrequenz und Sauerstoffgehalt des Blutes auf einen Blick. Mit gewöhnlichen Neugeborenen hat Dina, die wie ein Frosch im Inkubator oder Brutkasten liegt, nur die Windel gemein. Und die rosa Söckchen, die streichholzdünne Zehen umhüllen.

Station B 32, Kinderklinik Höchst. Sechs Schwestern und drei Ärzte kämpfen in jeder Schicht um das Leben jener Babys, die nicht warten konnten. In den zwölf Betten der Kinder-Intensivstation liegen zwar manchmal auch ältere Jungen und Mädchen - "aber die meisten Patienten sind Frühgeborene", sagt Professor Eberhard Straub, Chef der Kinderklinik. Der Einzugskreis reiche bis in die Wetterau, "die Intensiv-Beatmungsbetten im Rhein-Main-Gebiet sind ständig belegt". Ein spezieller Notarztwagen bringt die Winzlinge zu dem Krankenhaus, das noch ein Bettchen frei hat.

Lena zum Beispiel, an diesem Nachmittag Star der Station, ist in Friedberg zu Hause - endlich. Ihre Eltern sind mit Sahnetorte angereist, um dem "phantastischen Team", wie Mutter Cornelia Grimmel sagt, zu danken. Vier Monate und sechs Tage lag Lena in Höchst im Inkubator. Die Eltern können sich bestens an die täglichen Fahrten in den Frankfurter Westen erinnern, an Krisen und Angst. Reinfried Grimmel wiegt Lena im Arm, "sie muß jetzt viel nachholen".

Knapp fünf Monate alt ist das Mädchen jetzt, hat sich seit dem 13. Juni von 890 auf 3200 Gramm gesteigert. Die Eltern sagen: "Ohne die optimale Versorgung hier hätten sie und wir das nie geschafft."

Bei 500 Patienten im Jahr sind solche Besuche keine Seltenheit. Im Schwesternzimmer hängen Fotos und Karten an den Wänden. Sie haben alle die gleiche Botschaft: "Ein herzliches Dankeschön für die sehr gute Hilfe der Ärzte und liebevolle Pflege der Schwestern."

Wer hier als Schwester arbeitet, braucht nicht nur eine zweijährige Zusatzausbildung. Für die stellvertretende Stationsschwester Graziella Muratore sind "Einfühlungsvermögen und eine aus gezeichnete Beobachtungsgabe ebenso wichtig". So eindeutig Zahlen scheinen, die überall leuchten: "Die wahren Monitore sind die Schwestern", sagt Stationsleiter Dr. Scholz. Sie hätten jenes nicht meßbare Gefühl dafür, was die Winzlinge brauchen, um durchzuhalten.

Und bei denen seien 700 Gramm nicht gleich 700 Gramm: "Schon ganz kleine Kinder sind unterschiedliche Typen, können Kämpfernaturen sein." Es gebe daher auch keine Regel, ab welchem Gewicht ein Kind stabil genug ist, ohne technische Hilfe auszukommen - und bald in die heimische Wiege zu dürfen.

Die Eltern, rund um die Uhr willkommen, wenn sie am Eingang den schützenden Kittel überziehen, brauchen ebenfalls Zuwendung. "Die jähe Trennung einer Frühgeburt ist für Mutter und Baby ein Schock", sagt Scholz, während es um ihn herum piepst und saugt, blinkt und klingelt. Hinzu komme in vielen Fällen das dumpfe Gefühl, versagt zu haben. "Die Eltern versuchen, sich an der Technik festzuklammern, weil das etwas Faßbares zu sein scheint." Das Unfaßbare jedoch, die Angst um ein Kind, das so zerbrechlich aussieht, daß die erste Berührung Überwindung kostet, "die können sie oft nur in Gesprächen mit uns bewältigen".

Anfassen dürfen die Eltern die Frühchen von Anfang an, erklärt Scholz. "Sie sollen das sogar, die Kinder bekommen den Körperkontakt mit, brauchen ihn zum Überleben." Derart bemutterte Säuglinge erholen sich schneller als jene, die allein gelassen werden, denen keiner ein Lied singt. Sobald sie nicht mehr ständig von Geräten abhängig sind, dürfen die Kleinen auch mal auf Mamas Arme - Schmusepausen vor der Rückkehr in den Kasten. Der Oberarzt kündigt fast nie an, wann das Warten auf den Entlassungstag beendet sein könnte. "Das weckt nur Hoffnungen. Falls es länger dauert, sind alle doppelt enttäuscht."

Manches Frühgeborene kommt schon nach 25 Wochen auf die Welt und ist mit seinen 500 Gramm eigentlich noch ein Fötus. Aber selbst die, sagt Scholz, "empfinden eine Menge, können lutschen, sich bewegen oder Hautreize wahrnehmen".

Entscheidend für die Chancen der Frühgeborenen ist, wie schnell sie in den Brutkasten kommen. Jeder Transport ist ein Risiko. Inzwischen überleben 70 bis 90 Prozent der Leichtgewichte. Diese Bilanz, betonen die Ärzte, könne nur erhalten werden, wenn die Mütter im Krankenhaus entbinden. In Höchst zum Beispiel sei die Konstellation mit Frauen- und Kinderklinik ideal. Und dann wird die Stimme des Professors hart: "Hausgeburten sind falsche Romantik auf Kosten des Kindes." pms

FEUILLETON 8

MAIN-RHEIN-MAIN &blt;&blt;&blt;

NACHRICHTEN 5

Ein Brief aus Mexiko

wissen Sie warum es in Mexiko mehr Mobiltelefone gibt als in Deutschland und selbst in den so kommunikativen USA? Ganz einfach. Mexikaner, vor allem Angehörige der gehobenen Mittelschicht aufwärts sowie Bewohner der Dschungel-Metropolen Mexiko- Stadt, Guadelajara oder Monterrey sind ständig unterwegs und meist woanders als man sie vermutet.

Es beginnt schon am frühen Morgen, wenn auf dem Tennisplatz das kleine schwarze Ding schnarrt, und ein Geschäftspartner wissen will, wo das power-breakfast stattfindet - im obligaten Vips um die Ecke, wo ab zehn Uhr morgens alle Plätze selbst an der Theke besetzt sind oder im eleganten Hotel Nikko, wo vorzugsweise japanische Geschäftsleute absteigen und ihre mexikanischen Verhandlungspartner zum Frühstücksbuffet bitten.

Oder aber, wenn mexikanische Mamas der Oberschicht ihre Sprößlinge natürlich nicht dem öffentlichen Nahverkehr aussetzen, sondern jede Einzelne mit dem neuesten Jahresmodell vor der Schule vorfährt. Denn während sie allmorgendlich mit zu einem Es fiept und piepst neben den Kaffeetassen gigantischen Verkehrschaos und noch mehr Smog beitragen, werden gleichzeitig am Telefon die Termine für den Friseur und die Hautpflegerin ausgemacht, wird das Mittagessen mit dem Dienstmädchen abgesprochen und natürlich der Treffpunkt mit anderen Damen vereinbart.

Und damit sind wir schon beim zweiten Grund für die Anschaffung eines tragbaren Telefons. Mexikaner sind nicht nur ungemein mobil, sie erledigen wichtige - oder auch weniger wichtige - Termine am liebsten über einem Teller enchiladas oder Eiern à la Jalapeña. Will heißen, sie frühstükken lang und ausgiebig.

Das führt nicht nur dazu, daß vor 11 Uhr kaum ein Bürgervertreter, eine Pressesprecherin oder ein gehobener Angestellter zu erreichen ist - außer man hat die Nummer des Mobiltelefons. Denn wo früher Kellner mit einer Tafel Gäste an die Muschel baten, fiept und piepst es nun neben den Kaffeetassen. Daß dies mitunter auch im Theater passiert, sei hier nur am Rande erwähnt.

Daß jedoch nach 11 Uhr morgens, wenn sich auch das Vips oder Nikko wieder geleert haben, die Abgeordneten, die Angestellten oder Geschäftsführer zu sprechen sind, ist keine Garantie. Esta en una reunion - Er ist in einer Besprechung - lautet die meistgeäußertste Aussage in Mexikos Vorzimmern. Natürlich wird immer eine Nachricht aufgenommen, wird immer versprochen, daß zurückgerufen wird, und genauso natürlich wird dies auch nicht eingehalten.

Wer allerdings bis zwei Uhr mittags mit einem erneuten Anruf wartet, hat ebenso Pech. Die Herren und Damen sind dann schon wieder zu Tisch - für die nächsten zwei bis drei Stunden. Ganz nach Altvätersitte, die schließlich auch ihre Siesta einlegten. Das Mittagessen ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, und erneut füllen sich die Restaurants. Aber auch die Motels und die Apart-Hotels, wohin liebeshungrige Mexikaner, selten mit der eigenen Frau, flüchten.

Daß Mexikaner dennoch ihr Arbeitspensum erledigen, steht außer Frage. Es ist keine Seltenheit, daß gehobene Angestellte nach 21 Uhr anrufen. Und ebenso ist es keine Seltenheit, Beamte, das Autotelefon am Ohr, im Stau Akten studieren zu sehen.

Denn das ist, neben den Restaurants und Debattierclubs, ein weiterer unvermeidlicher Ort, wo sich moderne Mexikaner aufhalten. Zwei bis drei Stunden tägliche Fahrt zur und von der Arbeit gehören in der größten Stadt der Welt eben auch dazu.

Ein dritter Grund für ein Mobiltelefon sind die Unwägbarkeiten des mexikanischen Telefonsystems - trotz Privatisierung und hoher Gebühren. Nicht nur muß man ein persönlicher Freund des Präsidenten sein, um einen neuen Telefonanschluß zu bekommen, die Leitungen sind so überlastet und veraltet, daß sich manche Kommunikation im selben Stadtteil wie zwischen Mexiko und dem Mond anhört.

Sie werden jetzt sicherlich verstehen, wenn auch ich ernsthaft über ein Mobiltelefon nachdenke.

Ihre

RITA NEUBAUER

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Die Entdeckung John H. Elliott: "Die Neue in der Alten Welt"

Gescheite Bücher veralten langsamer! Einer der besten Fachleute für die frühneuzeitliche Geschichte Spaniens, John H. Elliott, hat 1970 eine Serie von vier 1969 in Belfast gehaltenen Vorlesungen über die bis 1650 aufgetretenen Folgen der Eroberung Amerikas in Europa veröffentlicht. Natürlich wurde im Jubiläumsjahr 1992 nicht nur eine englische Neuauflage, sondern auch eine deutsche Übersetzung in der verdienstvollen "Kleinen Kulturwissenschaftlichen Bibliothek" des Wagenbach-Verlages auf den Markt geworfen - mit dem erstaunlichen Ergebnis, daß ungeachtet von zwei Jahrzehnten historischer Forschung und einer gründlich veränderten Weltszenerie die oft rein intuitiv getroffenen Feststellungen von 1969 nach wie vor Gültigkeit besitzen und etwas vom Besten sind, was man zu dem Thema lesen kann.

Zum Teil mag das freilich daran liegen, daß der Schwerpunkt des Interesses zumeist in umgekehrter Richtung liegt: auf den Folgen der "Entdeckung" für "Amerika". Ob auch Europa sich verändert hat, schien und scheint von geringerem Interesse zu sein. Und dieses Desinteresse erweist sich unbeabsichtigterweise sogar als durchaus berechtigt, denn zumindest bis 1650 war der Einfluß der Neuen Welt auf die Alte erstaunlich gering.

Kaiser Karl V., in dessen Reichen dank der Entdeckung und Eroberung Amerikas die Sonne nicht unterging, hat in seiner Autobiographie die Neue Welt nicht einmal erwähnt. Und eine der wichtigsten europäischen Errungenschaften amerikanischen Ursprungs, die Umstellung der Volksernährung mancher Länder auf die Kartoffel, ohne die wahrscheinlich der Aufstieg der Industriegesellschaft nicht möglich gewesen wäre, fand erst seit dem 18. Jahrhundert statt, also mit zweihundertjähriger Verzögerung. Zu Recht trägt das Einleitungskapitel daher den Titel "Der ungeklärte Einfluß", denn "die Gleichung hat so viele Unbekannte, und Qualitatives und Quantitatives sind hier so unlösbar miteinander verflochten, daß selbst die moderne Wissenschaft der Wirtschaftsgeschichte uns wenig nützt, wenn es darum geht, Kosten und Nutzen der Entdeckung und Ausbeutung Amerikas durch Europa zueinander ins Verhältnis zu setzen".

Die vielberufene "Entdeckung der Welt und des Menschen" (Jacob Burckhardt) der Renaissance lief jedenfalls in unserem Falle eher auf eine Verengung des Weltbildes hinaus. Soweit Amerika in Europa überhaupt zur Kenntnis genommen wurde, handelt es sich darum, die Informationen über die Neue Welt in das vorgegebene Weltbild der Alten einzupassen. Was die Wirtschaft angeht, so bleiben auch heute die bereits 1969 geäußerten Zweifel bestehen, ob der Edelmetallzustrom aus Amerika oder der Handel mit der Neue Welt bis 1650 für die dynamische Entwicklung der europäischen Wirtschaft entscheidend waren. Nach wie vor hat die These viel für sich, daß der einmalige Aufschwung Europas primär endogene Ursachen hatte.

Auch in der Politik spielten Amerika und die Beherrschung der Meere bis ins 17. Jahrhundert eine Nebenrolle. Die Idee des Eroberers von Mexiko, Hernán Cortés, daß Karl V. auch ein überseeisches Kaisertum erworben habe, war in einem Europa nicht durchzusetzen, das politisch traditionell mit sich selbst beschäftigt war. Erst langsam begannen überseeische Interessen die europäische Mächterivalität zu überlagern.

Und der Grund für soviel Borniertheit, von der objektiven Marginalität Amerikas für Europa einmal abgesehen? Europa war seiner selbst noch gewiß und demgemäß in weltgeschichtlich "normaler" Weise fast ausschließlich an sich selbst interessiert. Neues und Fremdes wurde assimiliert, es mochte passen oder nicht. Erst allmählich führte die Konfrontation mit dem Neuen, aber nicht nur mit dem amerikanischen Neuen, zu Wirkungen, die das europäische Weltbild ins Wanken brachten.

Leider machen Übersetzerin und Verlag nicht fachkundigen Lesern und Leserinnen das Verständnis der immer noch gültigen Gedanken Elliotts durch sinnentstellende Übersetzungsfehler unnötig schwer: "The Indies", woher das Silber kommt und wo man Ketschua lernen kann, sind nicht "Die Westindischen Inseln", sondern "las Indias", die gesamten spanischen Besitzungen in Amerika; "cyclical" ist nicht "zynisch", "windfalls" hier nicht "Fallobst" und so fort.

WOLFGANG REINHARD

John H. Elliott: Die Neue in der Alten Welt. Folgen einer Eroberung 1492-1650. Wagenbach Verlag, Berlin 1992 (Kleine Kulturwissenschaftliche Bibliothek 36), 111 Seiten, 26 DM.

Martin Lagoda Heiße Bäder unterm Nordlicht Entlang der Westfjorde durch isländische Einsamkeit

Schön soll sie gewesen sein und von außerordentlicher körperlicher Kraft. Es kam zu jenem Steinwurf-Wettbewerb, bei dem ein gewisser König Gunther gegen jene Frau - es war die nordische Königin Brünhild - zum Kräftemessen antrat und sich von einem getarnten Muskelpaket namens Siegfried doubeln ließ. Das Land, in dem dies geschah, ist das heutige Island. Über die Folgen dieses Steinewerfens stolpert man, so scheint es, heute noch: überall kleine und große Brocken, wie von Geisterhand hingestreut, fortgeschleudert.

Geblieben sind Island aus jener sagenumwobenen Zeit nicht allein die Steine. Auch Geisterhaftes ist allgegenwärtig, und manchmal tritt es sehr unvermittelt auf. Fast am Ende einer unwegsamen Schotterpiste, die von modernen Straßenbaumaschinen erst jetzt glattgewalzt wird (sie muß sich damals mitten im Steinhagel befunden haben), liegt Djúpavík. Eine Geisterstadt. Hier, wo der Weg nach wenigen Kilometern aufhört, wo sich weiter im Norden nur noch unbefahrbares Hochland ausdehnt und der Gletscher Drangajökull thront, geht Endzeitstimmung um. Odin, wohin hast du uns geführt?

Das bizarre Djúpavík irgendwo im Fadenkreuz der Himmelsrichtungen, ist nur ein winziger Punkt am östlich gelegenen Reykjarfjördur in einer Gegend, die sich Westfjorde nennt. Das ist der nordwestliche Teil der am Nördlichen Polarkreis hängenden Atlantikinsel, der wie eine Hand nach Grönland greift. Wo hat uns der nach bestandenem Kampf dampfende Geländewagen nur hingeschleppt? Vor uns ein leerstehendes Fabrikgebäude, das seinen Putz wie alte Haut abstößt, während eine Handvoll hohler Häuser wie vergessene Grabsteine vor sich hindämmert. Nur ein Wasserfall läßt sich rauschend in die Stille fallen, als müsse er dieses eigenartige Stilleben vertonen.

Fast bekäme man es mit der Angst zu tun, wäre da nicht das erfrischend rot- weiß gestrichene Haus mit dem Rundumbalkon auf Stelzen, dem akkurat manikürten Vorgarten und der vertrauenserweckenden Schrift über dem Eingang: Hótel Djúpavík. Ein richtiges Hotel, ja doch, Seele der Einöde! Hier wohnt und arbeitet Eva Sigurbjörnsdóttir mit ihrem Mann Asbjorn und ihren beiden Kindern. Eva, eine Frau in mittleren Jahren, zäh, selbstbewußt und von sympathischer Verbindlichkeit, die uns willkommen heißt und uns mit ihrer Wärme ansteckt. Als wir die einfachen, aber mit viel Geschmack eingerichteten Zimmerchen bezogen, die alten schon wolkigen Schwarzweiß-Fotos an den Holzwänden im Untergeschoß erforscht und den köstlichen Curryfisch mit Reis und Kartoffeln aus Evas Küche probiert haben, können wir nachempfinden, warum ein Hotel in dieser abgelegenen Ecke im Sommer regelmäßig ausgebucht ist.

Man mache einen ausgedehnten Spaziergang durch die erfrischend kalte Morgenluft an den Klippen des Fjordes entlang und versuche sich vorzustellen, daß hier vor vierzig, fünfzig, sechzig Jahren ein Zentrum isländischer Fischverarbeitung war. Damals, als die Konkurrenz noch klein und existenzbedrohende Fischfangquoten weit weg lagen, als hier tausend und mehr Menschen Brot und Arbeit fanden, war dies alles andere als eine Geisterstadt. Mit der Fabrik hatte die Zukunft begonnen. Kein Gedanke an die Verlassenheit von heute! Und doch sagt Eva, ehemals Kindergärtnerin in der isländischen Hauptstadt: "Einsam fühlen kann man sich auch in einem Wohnblock in Reykjavík."

Als wir in Djúpavík, was tiefe Bucht heißt, ankommen, haben wir die atemberaubenden Panoramen der Westfjorde, fast schon hinter uns. Nirgendwo sonst in Island bestechen Landschaft und Natur mehr als hier - ein temporeicher Wechsel immer neuer Perspektiven von zerklüfteten Basaltmassiven und weiten Plateaus, Steilhängen und stahlblau bis ultramarin schimmernden Wasserspiegeln. Zum typischen Bild gehören die bleichen Stapel sibirischer Treibhölzer ebenso wie schneebedeckte Kämme und Gipfel. Und doch assoziiert jeder beim Gedanken an isländische Landschaften eher vulkanische Höhen, moos- und flechtenbesetzte Lavafelder, sich dahinziehende Sander (Sandebenen), bizarre Geröllwüsten, übermächtige Gletscher und natürlich Geysire, Solfatare, heiße Badetümpel.

Die erst seit geraumer Zeit für einen problemlosen Reiseverkehr hergerichteten Schotterpisten entlang der Westfjorde locken tief hinein in die tausend Einkerbungen der Küstenlinie, lassen kaum einen Winkel aus. Sie führen durch winzige Ortschaften und ins schon größere Isafjördur. Neben den kleinen Häuschen unter isländisch bunten Dächern bietet das lebendige Fischereistädtchen am Fjord Isafjardardjup auch moderne Hotels, einen Fährhafen und einen Flugplatz. Hinter beinahe jeder Wegbiegung dieser kurvenreichen Strecke eröffnet sich ein neues, so beeindruckendes Szenario, daß man aussteigen und nur stundenlang schauen möchte.

(Fortsetzung auf Seite 2)

Je höher die Funktion, desto größer der Einfluß der Parteien Ämterpatronage und politischer Geist beherrschen die Justiz / Von Werner Schmidt-Hieber und Ekkehard Kiesewetter

1. Korruptionsfördernde "Einheitspartei"

Man wird nicht müde, die Korruption der ehemaligen DDR-Machthaber mit tiefem Abscheu zu betrachten, gebannt und beglückt zugleich, denn stets geht mit diesem Abscheu einher eine unverhohlene Selbstzufriedenheit darüber, daß bei uns dergleichen ganz und gar undenkbar sei. Aber ist nicht bei genauem Hinsehen dieser Dünkel beinahe widerwärtiger als die Bereicherung der SED-Größen? Denn Korruption ist doch nur die zwangsläufige Folge einer unkontrollierten Machtausübung, wofür es unzählige Beispiele in Gegenwart und Geschichte gibt; der Dünkel aber ist das Erzeugnis einer hochmütigen Beschränktheit, die glaubt, Machtmißbrauch sei Folge der Schlechtigkeit anderer Menschen und erlaube daher einen Rückschluß auf die eigene Sauberkeit und Lauterkeit. Gleichzeitig verstellt die breitbeinig aufgepflanzte Selbstzufriedenheit den Blick dafür, daß Korruption nicht zu erklären ist durch altertümlichen Glauben an Gut und Böse wie an Weiß und Schwarz, vor allem aber, daß auch unter demokratischen Verhältnissen Korruption blüht und wuchert und haarscharf dieselben Ursachen hat wie in der ehemaligen DDR: den Mangel an Kontrolle nämlich.

Auch bei uns gab und gibt es nämlich eine unkontrollierte und daher die Korruption fördernde "Einheitspartei"; gemeint ist der ausdrückliche oder stillschweigende Zusammenschluß der Parteien zum Zwecke der Selbstbereicherung, der Aneignung fremden, zumeist öffentlichen Vermögens. Wir reden von der Parteibuchwirtschaft - ein recht zurückhaltender Begriff; treffender wäre es, von strafbarer Kumpanei zu reden oder von Komplizenschaft. Daß bei der Parteibuchwirtschaft der Sprachgebrauch nicht von Korruption redet und erst recht nicht von Kriminalität, sondern bestenfalls von "unliebsamen Gebräuchen", ist ein erstes deutliches Anzeichen für die allgemeine Devotion vor den politischen Parteien, für einen allumfassenden Parteigeist also.

I. Parteibuchwirtschaft

Aber Parteibuchwirtschaft ist strafbare Korruption und nichts anderes: Wenn ein Günstling einen städtischen Bauplatz unter Marktwert erhält und ein anderer bei der Auftragsvergabe nicht wegen seines günstigen Angebots bevorzugt wird, sondern wegen seiner Parteizugehörigkeit, dann ist dies jedesmal strafbare Untreue. Eine andere und noch zu erörternde Frage ist es, ob Korruption dieser Art zureichend verfolgt wird.

2. Ämterpatronage als Fehlleitung öffentlicher Mittel

Nun gibt es eine Unterart der Parteibuchwirtschaft, die - obgleich ebenfalls strafbar - nicht einmal kaschiert wird, die sich völlig ungeniert und unbehelligt ausgebreitet hat, eine Form der Korruption, die sogar als schicklich angesehen wird, denn ihre Nutznießer gehören allerorts zur angesehensten Prominenz. Wir reden von der Ämterpatronage, der Bevorzugung von Parteigünstlingen bei der Vergabe öffentlicher Ämter. Zwar haben die Väter des Grundgesetzes, den erbarmungslosen Nepotismus der Nazis vor Augen, die Günstlingswirtschaft bei der Ämtervergabe gleich auf zwei Wegen verhindern wollen: Nach Art. 33II GG hat jeder Deutsche nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amt. Damit erhält das Leistungsprinzip oder die Bestenauslese bei der Ämtervergabe Verfassungsrang. Gleichzeitig bestimmt Art. 3III GG, das sogenannte Diskriminierungsverbot, daß niemand wegen seiner politischen Anschauung benachteiligt oder bevorzugt werden darf.

Es gibt keine anderen Verfassungsgrundsätze, gegen die so häufig und ungeniert verstoßen wird. Kein Bereich der öffentlichen Verwaltung, der nicht vom Krebsgeschwür der Ämterpatronage zersetzt wäre, kein erwerbswirtschaftliches öffentliches Unternehmen, dessen Spitzenpositionen nicht fest in der Hand der Parteien wären; selbst in Privatbetrieben, in denen der Staat nur Anteile besitzt, haben Parteigünstlinge das Sagen. Es ist paradox: je höher das Amt dotiert wird, desto weniger spielen Leistungsprinzip und Bestenauslese eine Rolle, sondern Parteigeist und Parteigunst. Bei der Ämtervergabe verschafft hierzulande die Parteizugehörigkeit größere Privilegien, als sie früher der Adel hatte. Aber während die Bevorzugung des Junkers im Preußen des 19. Jahrhunderts damaligem ständischem Denken entsprach, nach den Worten des Berliner Philosophen Julius Stahl sogar "Ausdruck göttlicher Ordnung" war, ist die Begünstigung des Parteimanns verfassungswidrig und obendrein strafbar. Dies zunächst nur am Rande: Die überall wuchernde Ämterpatronage ist eine gigantische Fehlleitung öffentlicher Mittel und als Untreue zu verfolgen. Ob eine SED-Größe eine Villa oder eine Jagdhütte unter Wert erwerben konnte oder ein Parteimann mit einem ihm nach der Verfassung nicht zustehenden Amt belohnt wird: Wir können hier keine strafrechtlichen Unterschiede erkennen.3. Ämterpatronage in der Justiz

Und die Justiz, ist wenigstens sie frei vom Krebsgeschwür der Ämterpatronage? Sie ist es mitnichten, ist es nirgendwo, und auch für die Justiz gilt: Je höher und besser dotiert das Amt, desto unerläßlicher Parteizugehörigkeit und Parteigunst. Rigoros bis zur Komik ist das Erfordernis des Parteibuchs, wenn es um die Besetzung des BVerfG geht. Die großen Parteien haben sich wegen der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit auf einen harmonischen Modus geeinigt, allerdings auf Kosten der Parteilosen, die bekanntlich 97 % der Bevölkerung ausmachen. Sozialdemokraten und Unionsparteien besetzen in den beiden achtköpfigen Senaten jeweils drei Posten mit Parteimitgliedern, wobei ein eventueller Koalitionspartner von der Regierungspartei mitversorgt wird. Auf jeweils zwei Planstellen dürfen die großen Parteien "neutrale" Richter ihrer Präferenz berufen. Die Politik rekrutiert also die höchsten Richter nicht aus dem (Juristen-) Volke, sondern aus einer Kaste, deren Homogenität und Exklusivität durch ein Stück Papier bestimmt wird: Das Parteibuch. Das sind im Hinblick auf das Diskriminierungsverbot (Art. 3 III GG) und die Bestenauslese (Art. 33 II GG) zweifelsohne verbotene Auswahlkriterien. Das höchste Gericht, das Verfassungsgericht, wird also unter notorischem Verstoß gegen Verfassungsgrundsätze besetzt; - oder gibt es irgendwo eine Stimme, die das bezweifelt? Der Vizepräsident des höchsten Gerichts hat vor einiger Zeit ein Argument für die Rechtmäßigkeit dieser Proporz- und Parteibuchpatronage hervorgezaubert: "Die Parteien", meint er, "akzeptieren Entscheidungen des Gerichts eher, wenn sie von Richtern kommen, die sie selbst gewählt haben." Man schließt die Augen und schaut nochmals hin: tatsächlich, so steht es wortwörtlich da. Und damit die Verblüffung möglichst anhält, lassen wir das bemerkenswerte Zitat unkommentiert im hellen Lichte stehen. Jedenfalls haben in der höchsten Gerichtsbarkeit die Parteien den in früheren Jahrhunderten bevorzugten Ständen den Rang abgelaufen: Nach der Reichskammergerichtsordnung aus dem Jahre 1555 mußten lediglich 4 der 24 Richter dem Adel entstammen, und der Klerus gab sich mit einem katholisch- evangelischen Proporz beim Vorsitz der beiden Senate zufrieden.

Bei den übrigen Bundesgerichten wird die Besetzung der Ämter durch Parteileute immer gängiger, wobei freilich die Postenverteilung unter den Parteien keineswegs so harmonisch verläuft wie beim BVerfG. Vielmehr herrscht hier ein permanentes und ziemlich unwürdiges Gerangel. Die jeweilige Mehrheit im Richterwahlausschuß wählt Kandidaten ihrer Couleur, und die Minderheit fühlt sich übergangen: So geht dies in stetem Wechsel seit gut zwei Jahrzehnten. Wie könnte eine solche Wahl im Einzelfalle erfolgen? Die Parteispitze beschafft sich eine Liste der Richter eines Oberlandesgerichts mit der passenden Parteizugehörigkeit. Lang ist die Liste nicht, da Richter ziemlich unpolitisch sind: Von den drei bis vier Parteigängern auf der Liste - das Gericht, das wir im Auge haben, hat etwa 100 Planstellen - wird der verdienstvollste (für die Partei verdienstvollste, wohlgemerkt!) dem Richterwahlausschuß vorgeschlagen und dort natürlich von der Mehrheit gewählt. So etwa wird man Bundesrichter.

Die Parteien verfehlen ein solches Prozedere gar nicht, aber ihre Patronagelobbyisten haben natürlich Rechtsfertigungsgründe zur Hand: Sie sprechen von Erfordernis der Ausgewogenheit, vom Nachholbedarf wegen eigener Benachteiligungen durch den politischen Gegner in früheren Zeiten. Aber Ämterpatronage mit Nachholbedarf zu rechtfertigen, das bedeutet, einem bereits geschehenen Unrecht zu Lasten der Parteilosen ein weiteres hinzuzufügen. Wenn ein "Nachholbedarf" besteht, dann nach Wahrung der verfassungsmäßigen Grundsätze des Leistungsprinzips (Art. 33 II GG) und des Diskriminierungsverbots (Art. 3 III GG).

Wie sieht es mit der Ämterpatronage in der übrigen Justiz aus? Es wäre ganz sicher überzogen, sämtliche Gerichte und Staatsanwaltschaften bis ins letzte Glied als "patronageverseucht" anzusehen. Es gibt Regionen - wir tun gut daran, sie nicht näher zu bezeichnen -, wo die Zudringlichkeiten der Parteien einigermaßen im Zaume gehalten werden konnte. Das liegt aber kaum an der jeweiligen Politik, sondern an Persönlichkeiten in den Justizverwaltungen, denen es mit Geschick und Zähigkeit gelungen ist, Diskriminierungsverbot und Bestenauslese durchzusetzen. Andererseits weiß man, daß es Länder gibt, in denen vier Fünftel der Gerichtspräsidenten und Leiter der Staatsanwaltschaften der Regierungspartei angehören.

Es ist auch nicht verborgen geblieben, daß in einem Bundesland nach einen Regierungswechsel nahezu sämtliche höheren Ämter in der Justiz mit Parteifreunden und Gesinnungsgetreuen besetzt wurden, und, soweit man solche im eigenen Lande nicht mehr fand, bei der Kandidatensuche flächendeckend die gesamte Bundesrepublik durchkämmt wurde, - daß eben in diesem Lande von den ersten sechs Neueinstellungen in den höheren Justizdienst fünf Kandidaten das Regierungsparteibuch besaßen. Das alles geschah unter dem Deckmantel des Nachholbedarfs; Parteifunktionäre haben sich auf Parteitagen damit gebrüstet und von "wichtigen Reformsignalen" geredet.

Aber nicht nur bei Neueinstellungen im Justizdienst spielt das Parteibuch zwischenzeitlich eine Rolle, sondern sogar bei Schöffen. Und hier hat sich vor wenigen Jahren ein kaum faßbares Kuriosum abgespielt - kurios freilich nicht im beglückenden Sinne: Bei der Schöffenwahl für die Gerichte der Stadt Augsburg übernahm der Wahlausschuß die von den Rathausfraktionen vorgelegte Vorschlagsliste, in der in zwei Fällen ganz überwiegend, in einem Falle sogar ausschließlich Parteimitglieder aufgeführt waren. Der BGH hat die Laienrichterwahl für unwirksam erklärt. Warum hat bis heute niemand untersucht, ob und inwieweit die tragenden Gründe dieser Entscheidung für die gesamte Gerichtsbarkeit gelten?

II. Parteigeist in der Justiz

1. Abhängigkeit der Justiz von der Politik

Wer ein Amt durch Protektion einer Partei erhält, wird seinen Gönnern immer wohlgesonnen sein. Hier ist nicht von bewußter Bevorzugung von Partei- und Gesinnungsfreunden die Rede, sondern von zutiefst menschlichen Eigenschaften: nämlich vom ewigen Glauben daran, daß derjenige, der uns Gutes tut, überhaupt gut ist; - ein Glaube, dessen tiefere Wurzel die Dankbarkeit ist, die der Günstling seinem Gönner schuldet, der ihm das Amt verschafft hat.

"Im Zweifel" wird der Parteigünstling immer zu seinen Förderern stehen, - und wann ist der Jurist nicht im Zweifel! Schon Lichtenberg hat vor zweihundert Jahren gesagt: "Man ist kein guter Richter gegenüber allem, das einem nützlich ist." Wegen dieser Dankbarkeit ist es nur Redekunst, wenn zuweilen behauptet wird, mit der Übernahme des Amtes werde der Parteigünstling gleichsam neutralisiert, objektiviert, mit der Ernennung werde ihm sein Parteimäntelchen sozusagen abgestreift.

Der gewiefte Patronagelobbyist argumentiert freilich geschickter. Er weiß nämlich, daß jeder Fall der Ämterpatronage den Parteigeist in der Justiz verstärken muß. Sein Gegenmittel lautet jedoch nicht Abschaffung der Patronage, sondern: Ausgewogenheit. Das ist das Zauberwort, der Deckmantel, unter dem die Parteien einvernehmlich den Ausschluß der Parteilosen bei der Verteilung öffentlicher Ämter beschönigen und rechtfertigen. Aber man darf sich nicht von wohlklingenden Phrasen ablenken lassen: Es geht hier nicht um die Frage, ob sich Parteigeist mit unterschiedlicher politischer Gesinnung durch Proporzpatronage neutralisieren lassen, - was im übrigen anzuzweifeln wäre, denn wenn ein Günstling auf dem linken Auge blind ist und der nächste auf dem rechten, dann sind sie auch vereint kaum in der Lage, die Dinge stereoskopisch zu betrachten.

Das Entscheidende ist indes, daß Parteien und Politik derzeit in der Lage sind, die Justiz unter permanentem Verstoß gegen die Verfassung mit Gefolgsleuten der eigenen Couleur personell auszustatten, und das um so ungenierter, je höher die Posten sind, um die es geht. Abhängigkeit und Verpflichtetsein, das prägt das Verhältnis der Justiz zur Politik. Ist unter diesen Umständen die Folgerung nicht zwingend, daß in der Justiz ein der Politik und den Parteien verpflichteter Geist herrscht, - vorherrscht?

2. Umgang der Politik mit der Justiz

Der Abhängigkeit der Justiz entspricht es, daß Richter und Staatsanwälte dem polizischen System zugerechnet werden. Von dieser Ein- oder Unterordnung gehen auch Politiker selbst aus, und zwar besonders dann, wenn ihnen Entscheidungen der Justiz nicht genehm sind und es ihnen opportun erscheint, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen. Dann bedient sich die Politik des ihr eigenen publikumswirksamen Jargons mitsamt aller zur Verfügung stehender Verbreitungsmittel, was die Justiz nicht selten hilf- und wehrlos erscheinen läßt, wenn nicht gar schuldig, überführt, blamiert. Die Wehrlosigkeit der Justiz gegenüber Angriffen der Politik ist ein Mißstand, der bislang viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Hierzu drei besonders drastische Beispiele:

Im sogenannten Behindertenurteil hatten LG und OLG Frankfurt ein Reise- unternehmen verurteilt, die Hälfte des Reisepreises an eine Kundin zurückzubezahlen, weil ihr "Urlaubsgenuß durch verunstaltete geistesgestörte Menschen . . . die keiner Sprache mächtig sind", erheblich gemindert worden sei. Die Angriffe der Medien und der Verbandsfunktionäre waren "Meisterwerke infamierender Rhetorik". Die Politiker äußerten sich zwar dezenter, aber ebenso unsachlich:

Ohne auch nur ein einziges Mal auf Rechtsfragen einzugehen, sprachen höchste Landes- und Bundespolitiker von "Fehlern", "unverständlicher Entscheidung", "behindertenfeindlichem Urteil", vom Erfordernis, der "sozialen Komponente des Rechts in der Juristenausbildung und in der Fortbildung von Richtern und Staatsanwälten noch mehr Gewicht als bisher zu verschaffen".

Im sogenannten Soldatenurteil hatte das LG Frankfurt einen Arzt freigesprochen, der alle Soldaten als "potentielle Mörder" bezeichnet hatte. Da war noch harmlos, daß das Bundesjustizministerium - ohne die Urteilsgründe abzuwarten - von einer Entscheidung sprach, die "das Rechtsempfinden aller Menschen guten Willens" verletzt, oder Parteifunktionäre vom "Versagen des Gerichts" oder einem "Skandal" redeten.

Schlimm war freilich die Erklärung eines Politikers, das Urteil erfülle "glatt den Tatbestand der Rechtsbeugung", sei "politische Gesinnungsrechtsprechung", und die Richter müßten strafrechtlich verfolgt werden.

Beispiellos waren Polemik und Diffamierungen einzelner Parteipolitiker ge- gen die Justiz in der sogenannten Parteispendenaffäre. Bekanntlich hatten bis in die 80er Jahre nahezu sämtliche Parteien ihren Förderern durch Einrichtung von "Waschanlagen" geholfen, Parteispenden zu Unrecht als steuermindernde Ausgaben deklarieren zu können. Wegen der allgemeinen Verstrickung der Parteien wäre es für ihre Exponenten politisch wenig ergiebig gewesen, sich gegenseitig Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorzuwerfen. Statt sich aber für die Straftaten eigener Parteifreunde zu schämen, kamen Oppositionspolitiker in einzelnen Ländern auf den Gedanken, der Justiz vorzuwerfen, die jeweilige Regierungspartei zu schonen.

Zaghaft, tastend, mehr versuchend waren die Vorwürfe zunächst: Von "auffälliger Schonung" war die Rede, von "Ermittlungsfehlern", vom Erfordernis "rückhaltloser Aufklärung". Als man aber gewahr wurde, daß sich die Justiz nicht wehrte, nicht wehren konnte, - wie hätte sie es auch tun können? - wurden die Parteimänner mutiger, sprachen nunmehr von "eklatantem Rechtsbruch", "handfestem Justizskandal", "Begünstigung", "Verdacht der Rechtsbeugung", "skandalöser Schonung und Begünstigung", "willfährigen Ermittlungsbehörden".

Es geht in den geschilderten Fällen nicht darum, ob die Justiz fehlerhaft gehandelt hat. Es geht einzig und allein um ihre Wehrlosigkeit gegenüber einer Politik, die sich nur von einer einzigen Maxime leiten läßt: der Publikumswirksamkeit. Hält der Parteipolitiker es für nützlich, die Justiz zu diffamieren, dann ist er von vornherein der Überlegene. Er kennt nicht die Hemmungen und Fesseln der Sachlichkeit, des Geschmacks, des Dienstgeheimnisses, des Verbots der Vorverurteilung. Darüber hinaus können seine Diffamierungen noch so falsch, ehrverletzend und bösartig sein, er weiß, daß er wegen Immunität und Indemnität niemals fürchten muß, zur Rechenschaft gezogen zu werden.

III. Schonung der Parteien

1. Nichtverfolgung der Haushaltsuntreue

Wenn Politik und Parteien die Justiz als ihnen untergeordnet oder zumindest für verpflichtet ansehen, politische Erwägungen den rechtlichen voranzustellen: Gibt es andererseits Anhaltspunkte dafür, daß Entscheidungen der Justiz durch Parteigeist und politischen Geist beeinflußt werden? Die Antwort lautet: Es gibt solche Anhaltspunkte, und eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung, die dem Verdacht einer Bevorzugung der Politik durch die Justiz nachgeht, ist überfällig. Leider hat es zuweilen den Anschein, als scheue sich auch die Gelehrsamkeit, der Politik und den Parteien wirklich wehzutun. Betrachtet man etwa die sogenannte Haushaltsuntreue, so zeigt sich, daß hier die Justiz vor Politik und Parteien einen übergroßen Respekt zeigt, einen Respekt, der manchmal bis zur Devotion geht.

Zwar haben Rechtsprechung und Literatur bei der Haushaltsuntreue inzwischen brauchbare Maßstäbe für die Strafbarkeit herausgearbeitet, diese aber auffälligerweise immer nur dann angewendet, wenn es um kleine Summen und machtlose Täter geht: Etwa bei einem Lehrer, der mangels anderweitiger Dekkung Geld für eine Fortbildungstagung aus der Portokasse der Schule nimmt. Neuerdings zeigt sich die Justiz freilich auch kraftvoll gegenüber ohnehin schon körperlich und moralisch darniederliegenden ehemaligen SED-Größen: So wurde Harry Tisch, der frühere FDGB-Vorsitzende, wegen Untreue verurteilt, weil er "gewerkschaftliche Solidaritätsmittel" zur finanziellen Absicherung des nationalen Jugendfestivals der staatlichen FDJ einsetzte, kurz gesagt als öffentliche Gelder nicht für den zunächst vorgesehenen haushaltsrechtlichen Zweck verwendet hatte.

Ein anderer ehemaliger SED-Potentat wird derzeit (mit großer Genugtuung der westdeutschen Presse) wegen Untreue verfolgt, weil er auf Staatskosten einem kommunistischen Funktionär eines "Bruderstaats" eine Modellflinte schenkte und einen Fahrweg zu seinem Jagdhaus asphaltieren ließ. Aber wenn das Untreue ist: Warum, um Himmels willen, verfolgt und bestraft man nicht auch nach Erscheinen einer beliebigen Rechnungshofdenkschrift eines alten Bundeslandes all die dort erwähnten Haushaltsverstöße, etwa Titelmißbräuche und -überschreitungen, warum nicht die Staatssekretäre und Minister, die sich Prunkkarossen anschaffen, deren Preise weit über den vorgegebenen Richtlinien liegen, warum nicht die Regierungsmitglieder, die für die Anschaffung ihrer Büros Mittel aufwenden, die weit über den festgesetzten Höchstbeiträgen liegen, warum nicht die Abgeordneten eines (alten!) Bundeslandes, die ohne jegliche Rechtsgrundlage ihre Privatfahrzeuge auf Staatskosten gratis warten lassen?

Äußerst streng wiederum zeigt sich die Rechtsprechung dagegen bei Studenten, vielleicht aus erzieherischen Gründen? Wenn Mitglieder eines Allgemeinen Studentenausschusses Schriften mit allgemeinpolitischem Inhalt drucken lassen, dann wird dies als Untreue angesehen, weil AStA-Gelder "nur zur Erfüllung von gesetzlich festgelegten Aufgaben verwendet werden dürfen". Wenn aber Bundes- und Landesregierungen über Jahrzehnte hinweg mit Steuergeldern in Millionenhöhe den Wahlkampf für die hinter ihnen stehenden Parteien finanzieren, und zwar immer kostspieliger und dreister, bis ihnen das BVerfG eine "Häufung und Massivität offenkundiger Grenzüberschreitungen" bescheinigt, dann denkt kein Mensch an den Strafrichter - worin aber liegt der Unterschied zu den veruntreuten AStA-Geldern?

2. Befangenheit der Justiz durch politische Vorgaben

Gerichte lassen sich nicht selten von der Politik Wertungen vorschreiben, die nicht im Einklang mit rechtlichen Grundsätzen stehen oder zumindest rechtlich irrelevant sind. Besonders deutlich wird dies bei der Qualifizierung der DDR-Spionage. Für eine Politik, beseelt durch Nützlichkeitspathos, Adelsgefühl und Freund-Feind-Denken, sind die eigenen Spione Vaterlandsbeschützer; die fremden dagegen "dienen dunklen Mächten, zielen auf Umsturz und sind deshalb Verfassungsfeinde".

Es ist bedrückend, wie unbekümmert höchste Gerichte diese Spionage-Ideologie übernommen haben. So sagt das OLG Koblenz folgendes zur Frage, ob die ideologische Überzeugung der DDR-Spione strafmildernd berücksichtigt werden kann:

"Bereits das von dem Angeklagten erstrebte Endziel verdient keine Achtung. Es führt, wie die politische Wirklichkeit in der früheren DDR zeigt, zur Unfreiheit und einer die Menschenwürde mißachtenden Willkürherrschaft. Die Bevölkerung der Bundesrepublik hatte sich demgegenüber für eine freiheitlich demokratische Grundordnung entschieden und hätte ein sozialistisches Regime der vorgenannten Art als schweres Übel empfunden."

Das ist die Posaune der Politik! Auf die Beweggründe des Angeklagten, seine Ideale, seine Ziele, auf seine eigene politische Überzeugung, geht das Gericht mit keinem Wort ein, weil ihm die politische Bewertung der DDR-Spione den Blick verstellt hat. Leider ist der BGH in seiner Entscheidung über die Strafbarkeit der DDR-Spione ebenfalls der Versuchung erlegen, die Qualifizierungen der Spionageorgane durch die Politik zu übernehmen: Die Bundesrepublik habe "operative Auslandsaufklärung, letztlich zu deren Schutz" betrieben, die Spionage der DDR dagegen zur "konkreten oder doch abstrakten Gefährdung dieses Staates" geführt.IV. Ächtung der Ämterpatronage

Es gibt gerichtliche Entscheidungen, deren politische Folg- und Fügsamkeit subtiler und weniger leicht zu erkennen ist. Wenn Urteile oberer Gerichte tiefschürfend und unter Heranziehung fundamentaler Rechtsgrundsätze darlegen, daß ein vom Hundeführer nicht beseitigter Kothaufen oder nicht ordnungsgemäß entsorgte Pferdeäpfel umweltgefährdender Abfall i. S. des § 326 StGB sein können, wenn seitenlang ausgeführt wird, unter welchen Umständen ein Marktweib belangt werden kann, das Eierkartons mehrfach verwendet hat oder ein Hobbygärtner, der zur Brennesselbekämpfung zwei Eßlöffel Salz in die Gießkanne schüttet - dann sollte man nicht mit ironischem Kopfschütteln zur Tagesordnung übergehen.

Da weiß man, daß durch den immer noch ansteigenden Ausstoß von Kohlendioxid eine Klimakatastrophe unweigerlich näherrückt, man sorgt sich um die verheerenden Folgen drohender Reaktorunfälle, die weltweite Erosion fruchtbarer Böden, die schwindende Ozonschicht und den katastrophalen Artenschwund. Aber hohe Gerichte halten sich etwas darauf zugute, durch äußersten Einsatz an Rechtsgelehrsamkeit die Umweltschädlichkeit von Pferdeäpfeln, Hundekot und zweimal benutzten Eierkartons nachgewiesen zu haben. Läge es denn nicht näher - und wäre der Publikationseifer nicht lohnender -, derartige Rechtsverstöße ungeahndet zu lassen: etwa wegen Geringfügigkeit (§§ 153 StPO, 47 OWiG) angesichts unvorstellbar gewichtigerer und gesetzlich tolerierter Rechtsverletzungen? Aber das wäre natürlich ein Einmischen in die Politik, eine ungewohnte Unbotmäßigkeit der Justiz also.

Es gibt ein unbedingt wirksames Mittel, um die Justiz von den Fesseln der Parteien und der Politik zu befreien: die Ächtung der Ämterpatronage. Bewußt ist nicht von Abschaffung der Ämterpatronage die Rede, denn diese wird notwendige Folge einer vorausgegangenen Ächtung sein. Ächtung der Ämterpatronage bedeutet: Die allgemeine Gleichgültigkeit über dieses Unrecht in einen heiligen Zorn umzukehren, bewußtmachen, daß Ämterpatronage gesetzwidrig, verfassungswidrig, unsozial ist, daß es den Parteien verboten ist, ihre Mitglieder und Günstlinge mit öffentlichen Ämtern und Geldern zu alimentieren.

Ächtung heißt natürlich auch: Den Protégé wissen lassen, daß ein durch Parteigunst erworbenes Amt, und mag es noch so wohlklingende Titel verleihen, seinen Träger nicht ziert, sondern verunstaltet, ihn als wandelndes und fleischgewordenes Unrecht bloßstellt. Ächtung heißt ferner, alle Gremien, die sich aus Parteigünstlingen zusammensetzen, penetrant als solche zu bezeichnen - auch wenn es sich um Gremien der Judikativen handelt -, und ihnen über die gesetzlich unumgängliche Achtung hinaus jeden Respekt zu versagen.

Aber Ächtung bedeutet vor allem auch die strafrechtliche Verfolgung der Ämterpatronage. Es ist beschämend, daß es wegen der allgemeinen Devotion vor Politik und Parteien so lange gedauert hat, bis die kriminelle Komponente dieser gigantischen Verfassungswidrigkeit und Fehlleitung öffentlicher Mittel erkannt und zur Sprache gebracht wurde.

Freilich ist Ämterpatronage nicht nur Untreue (§ 266 StGB) durch Fehlleitung öffentlicher Mittel. Sie kann darüber hinaus Untreue zum Nachteil besserbefähigter parteiloser Mitbewerber sein, sofern diesen gegenüber durch die Bevorzugung des Günstlings eine Fürsorgepflicht verletzt wird: was übrigens stets der Fall ist, wenn der Mitbewerber vom eigenen Dienstherrn zu Unrecht benachteiligt wird. Da somit Ämterpatronage in der Mehrzahl der Fälle strafbar ist, wäre es gerechtfertigt und der möglichst raschen Ächtung dieses Unrechts zuträglich, künftig von Ämterveruntreuung zu reden.

V. Ergebnis

Parteigeist und politischer Geist in der Justiz sind zwangsläufige Folgen der Ämterpatronage, d. h. der Bevorzugung von Parteigünstlingen bei der Stellenbesetzung. Dabei gilt auch für die Justiz: je höher das Amt, desto größer der Einfluß der Parteien; bei der Besetzung der höchsten Gerichte herrschen diese uneingeschränkt. Symptom für einen allumfassenden Parteigeist ist, daß die Strafbarkeit der Ämterpatronage nicht zur Kenntnis genommen wird, obgleich hierauf zwischenzeitlich von den strafrechtlichen Standardkommentaren hingewiesen wird. Mit einer Ächtung der Ämterpatronage werden Parteigeist und politischer Geist in der Justiz verschwinden.

EUROPA 6

Für Senioren gibt's städtische Angebote Wer rastet, der rostet

NIEDER-ERLENBACH. Die Zahl der Frankfurter Senioren wächst beständig. Die "grauen Mäuse" von einst fordern verstärkt ihren Platz ein. Sie treffen sich in Clubs, suchen neue Kontakte, drücken die harten Bänke der Volkshochschule und wollen bei Bedarf auch im Haushalt unterstützt werden. Die Stadt bietet einiges für ihre "Oldies". In einem Bericht über die Situation älterer Frankfurter hat der Magistrat Informationen und Adressen gesammelt, die Stadtteil- Rundschau hat sie ergänzt und für den Ortsbezirk 13 (Nieder-Erlenbach) zusammengestellt.

Nur wenige Senioren wohnen in Nieder-Erlenbach: 605 Menschen, die älter als 60 Jahre sind, hat der Magistrat gezählt, das ist prozentual der zweitniedrigste Wert aller Frankfurter Ortsbezirke (15,9 Prozent). Nur Kalbach ist noch "unbeliebter".

Im städtischen Durchschnitt sind 21,2 Prozent der Frankfurter älter als 60 Jahre. Ein Fünftel der Nieder-Erlenbacher Senioren lebt alleine, durchschnittlich sind es in Frankfurt dagegen 40,8 Prozent.

Zweimal in der Woche gibt es in Nieder-Erlenbach einen Treffpunkt für Senioren: der Club für ältere Bürger kommt dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr im Bürgerhaus (Im Sauern 10) zusammen.

Für Altenwohnungen in Nieder-Erlenbach ist gesorgt: 44 Wohnungen gibt es, heute leben darin 128 Senioren. Anmeldungen dafür nimmt das Amt für Wohnungswesen (Telefon 21 23 65 22) entgegen. Voraussetzung: Das Brutto-Einkommen darf 1800 Mark bei einer Person, bei zwei Personen 2650 Mark nicht übersteigen.

Wer Hilfe im Haushalt und beim Einkaufen benötigt, der kann sich an die mobilen Dienste wenden. Informationen gibt das Deutsche Rote Kreuz (Telefon 71 91 91 21) und die Sozialstation Nordweststadt (Telefon 21 23 22 79).

Auch beim Kochen können sich die Senioren im Ortsbezirk 13 helfen lassen. Das "Essen auf Rädern" rollt aus der Stadtküche (Telefon 21 23 49 98) direkt nach Nieder-Erlenbach, das Deutsche Rote Kreuz (Telefon 71 91 91 65) liefert ebenfalls ins Haus.

Der gesamte Magistratsbericht (B 782) kann beim Sozialdezernat angefordert werden (Telefon 21 23 81 32). Zahlreiche Auskünfte sind auch in der Broschüre "Hilfen zu Hause, A-Z"zusammengefaßt, die in der Bürgerberatung (Telefon 21 23 37 65), Am Römerberg 32, abgeholt werden kann. mic

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17

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Der Treibhauseffekt läßt die Vögel seßhaft werden Immer mehr Arten ändern ihr Zugverhalten und bleiben in milden Wintern vor Ort

Die Auswirkungen der allmählichen Erwärmung der Erdatmosphäre zeigen sich auch bereits bei der Vogelwelt. Viele Zugvögel ziehen später weg, andere Vogelarten verlassen ihre Brutgebiete erst gar nicht mehr. Es gibt erste Belege dafür, daß sich das Vogelzuggeschehen in Mitteleuropa auf den zunehmenden "Treibhauseffekt" einstellt.

Das Jahr 1990 galt weltweit als das wärmste Jahr seit Beginn der Klimamessungen vor 100 Jahren. Acht der wärmsten zehn Jahre seit 1900 fallen auf den Zeitraum seit 1980. Die Erde wird, so die Prognosen von Wissenschaftlern, in nächster Zukunft eine globale Erwärmung erfahren, die auf menschliche Einflüsse zurückgeht. Die zu erwartende Verstärkung des Treibhauseffekts geht vor allem auf den Anstieg von Kohlendioxid zurück. Seit dem Jahr 1900 hat die mittlere Oberflächentemperatur der Erde um etwa 0,5 bis 0,7 Grad Celsius zugenommen. Die Jahresdurchschnittstemperatur ist in Mitteleuropa von 8,9 Grad Celsius in den Jahren von 1901 bis 1944 auf 9,3 Grad Celsius von 1945 bis 1988 angestiegen, wobei die Wärmezunahme in Mitteleuropa besonders die Monate April bis Dezember mit Schwerpunkten in den Herbstmonaten betrifft.

Planmäßige Zugvogelbeobachtungen, die Vogelkundler am Randecker Maar auf der Schwäbischen Alb mit Unterstützung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft, des Landes Baden-Württemberg und des Naturschutzbundes Deutschland durchführten, ergaben, daß die meisten Vertreter aus der Ordnung der Sperlingsvögel später wegziehen. Rund 68 Prozent, 19 der beobachteten Arten, so berichtet Wulf Gatter im "Journal für Ornithologie" (4/1992) über das Ergebnis dieser Beobachtungen, ziehen heute wenige, andere bis zu zehn Tage später als vor 14 Jahren ins Winterquartier. Bei 14 Arten verläuft diese Änderung kontinuierlich. Die Mehrzahl der Kurzstreckenzieher unter den Sperlingsvögeln paßt sich damit dem durch Klimaerwärmung bedingten späteren Herbsteintritt an. Von den Jahren 1970 bis 1983 hat sich nämlich der klimagebundene Herbstanfang in Norddeutschland um fünf, in Süddeutschland um sechs Tage verspätet.

Für Vogelkundler sind diese Ergebnisse nicht überraschend. Denn das Vogelzugsystem hat sich in mehreren tausend Jahren seiner Entwicklung ständig mit den Gegebenheiten der Umwelt auseinandergesetzt. So resümiert der Ornithologe Professor Peter Berthold vom Max- Planck-Institut für Verhaltensphysiologie, Vogelwarte Radolfzell, in seinem in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt erschienenen Buch "Vogelzug": "Die vor rund 15 000 Jahren mit dem Ende der letzten Eiszeit einsetzende Entwicklung zum heutigen Vogelzugsystem in Europa dauert bis in unsere Gegenwart an, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen." Er fürchtet sogar, daß durch den Menschen ausgelöste Veränderungen der Umwelt, allen voran Klimaänderungen bedingt durch zunehmende Luftverschmutzung, ein neues Zugverhalten bei den gegenwärtigen Vogelbeständen bewirken.

Beispiele für die bis in die Gegenwart andauernde Entwicklungen im Zugverhalten finden sich bei einer ganzen Reihe von Arten: Der Kiebitz (Vanellus vanellus) etwa hat Finnland im wesentlichen erst in diesem Jahrhundert besiedelt und dessen nördliche Landesteile erst Ende der sechziger Jahre erreicht. Der Girlitz (Serinus serinus) ist seit etwa 1800 vom Mittelmeerraum ungefähr bis 1925 nach Norddeutschland und bis Ende der sechziger Jahre nach Schweden und Finnland vorgedrungen; er brütet jetzt auch in Großbritannien. Die Wacholderdrossel (Turdus pilaris) erreichte Ende der vierziger Jahre Grönland, wo sie seitdem regelmäßig brütet. Auch in Mitteleuropa richten sich gegenwärtig neue Zugvogelarten ein: Vom Südwesten her erreicht der Orpheus-Spötter (Hippolais polyglotta), ursprünglich ein Südländer, dieses Gebiet als Brutvogel, von Osten her der Karmin- Gimpel (Carpodacus erythrinus).

Anpassungen des Zugverhaltens an die Klimaentwicklung zeigen sich besonders rasch bei den sogenannten Teilziehern, bei denen Seßhaftigkeit und jährliches Zugverhalten nebeneinander vorkommen. Erleben zum Beispiel die seßhaften Vögel einer solchen Art beim Überwintern in ihrem Brutgebiet einzelne oder gar eine Reihe milder Winter, so werden viele von ihnen überleben und die Heimvorteile ihres Überwinterns nutzen. Sie besetzen dann die besten Reviere, bevor die ziehenden Konkurrenten aus ihrem Winterquartier zurückkehren. Das sichert ihnen einen frühen Brutbeginn und damit auch erhöhte Chancen für Ersatz- und Zweitbruten.

Einzelne oder eine Reihe von strengen Wintern können die Standvögel unter den Teilziehern jedoch sehr stark vermindern, bisweilen praktisch auslöschen, wie die Ornithologen dies zum Beispiel beim Wintergoldhähnchen in Skandinavien beobachtet haben. Dann sind die Zugvögel unter ihnen im Vorteil: Ihnen stehen nach der Rückkehr aus dem Winterquartier viele oder gar alle Brutreviere zur Verfügung. Sie sind auch dann diejenigen, die die Art durch ihren Nachwuchs im wesentlichen erhalten, bis die Nichtzieher wieder mehr Vorteile erfahren.

Ein Paradebeispiel für die Anpassungsfähigkeit von Zugvögeln an veränderte Umweltbedingungen ist die Amsel. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein war sie in Mitteleuropa praktisch ausschließlich ein Zugvogel, der zur Brutzeit scheu in Wäldern lebte und zum Überwintern in den Mittelmeerraum zog. Heute aber ist rund die Hälfte aller Amseln zu Standvögeln geworden, die ganzjährig in ihrem Brutgebiet bleiben. Gründe dafür sind zum einen, daß sich die Umweltbedingungen für die "Schwarzdrossel" deutlich verbessert haben. Rasenflächen in den Siedlungen, Streuobstgürtel in deren Randbereichen bieten ihnen reichlich Nahrung. Dazu kommen ein besseres Mikroklima in den Städten und die Tatsache, daß es die Vögel als typische "Kulturfolger" durch Erbänderung oder Lernvorgänge geschafft haben, ihre Scheu gegenüber dem Menschen abzulegen. "Sollte bei uns eine weitere Erwärmung infolge globaler Klimaänderungen eintreten (Treibhauseffekt), könnten unsere Amseln sicherlich Jahresvögel werden, wie es zum Beispiel die Amseln auf den Britischen Inseln bereits sind", folgert Professor Berthold.

Der Vogelkundler rechnet damit, daß ein wärmeres Klima in mitteleuropäischen Breiten die Standvogelarten generell stark anwachsen läßt, nicht nur bei den Teilziehern, sondern auch den "klassischen" Zugvogelarten. Zudem dürfte ein solcher Treibhauseffekt zumindest eine Zeitlang das Pflanzenwachstum fördern, so daß für Vögel, aber auch für andere Tiere, mehr Nahrung zur Verfügung stünde, was vor allem im Winterhalbjahr von Bedeutung ist. Der zeitweilige Nahrungsentzug in der kalten Jahreszeit, etwa durch Schneebedeckung, würde verringert, viele Pflanzengesellschaften wären dann auch ganzjährig verfügbar. Damit stünde auch in ungünstigeren Jahreszeiten mehr Lebensraum mit ausreichender Nahrungsgrundlage zur Verfügung als bisher, und die große Zahl von Standvögeln würde viele neue ökologische Nischen besetzen und sich weit mehr flächendeckend ansiedeln können als gegenwärtig. WILHELM IRSCH

Notdienste

Ärzte Main-Taunus-Kreis. Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.

Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft, Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Tierärzte Sa., So.: Dr. S. Bockmeyer-Cuntz, Marbudstraße 25, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 63 04; Dr. Hartmut Haupt, Theresenstraße 11, Königstein, Tel. 0 61 74 / 43 90. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: Limes-Apotheke, Marktplatz 23, Schwalbach, Tel. 0 61 96 / 8 50 27.

Hattersheim. Sa., So.: Rosen-Apotheke, Frankfurter Straße 15, Tel. 0 61 90 / 22 14.

Hochheim, Flörsheim. Sa.: Rosen-Apotheke, Mainzer Straße 3, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 13 13.

So.: Herder-Apotheke, Herderstraße 9-19, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 15 70.

Hofheim, Kriftel. Sa.: Bonifatius-Apotheke, Taunusstraße 52, Kriftel, Tel. 0 61 92 / 2 49 40.

So.: Burg-Apotheke, Hauptstraße 49, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 55 27.

Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Hornauer Apotheke, Hornauer Straße 85, Kelkheim, Tel. 0 61 95 / 6 10 65.

Eppstein, Niedernhausen, Wiesbaden- Auringen, Wiesbaden-Naurod. Sa.: Theißtal-Apotheke, Bahnhofstraße 25, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 23 79.

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Notdienste

WESTLICHE STADTTEILE

Ärzte Ärztlicher Notdienst für Frankfurt in der Georg-Voigt-Straße 15, Telefon 069/1 92 92.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265.

Zahnärzte Zu erfragen bei Kassenzahnärztlicher Vereinigung Hessen unter der Rufnummer 6 60 72 71.

Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Kran- kenpflege, Hospitalstr. 42, Tel. 31 89 31.

Giftnotrufzentrale Telefonische Auskunft in Mainz unter der Rufnummer 0 61 31 / 23 24 66.

Tierärzte Samstag: Dr. Imbescheid, Ffm.-71, Schwarzwaldstraße 30, Tel. 6 70 27 04.

Sonntag: Dr. Jung, Ffm.-70, Gartenstraße 3, Tel. 62 88 08. Apotheken Samstag: Alexander-Apotheke, Ffm.- Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22 - 26, Tel. 37 42 42;

Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Tel. 38 13 29.

Sonntag: Mozart-Apotheke, Ffm.-Griesheim, Alte Falterstraße 24, Tel. 38 30 48;

Wasgau-Apotheke, Ffm.-Unterliederbach, Königsteiner Straße 120, Tel. 30 29 29.

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Notdienste

Ärzte Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wiesbaden und Vororte:

Flachstraße 6, Wiesbaden, Rufnummer 06 11 /46 10 10. Ambulanzzeiten mit Arzt 11 bis 13, 18 bis 20 Uhr; Hausbesuche (falls Hausarzt nicht erreichbar) durchgehend.

Apotheken Samstag: Apotheke am Südbahnhof, Biebrich, Didierstraße 6 A, Tel. 6 63 06.

Iris-Apotheke, Friedrichstraße 37, Tel. 30 01 49.

Oranien-Apotheke am Nerotal, Taunusstraße 57, Tel. 52 98 71.

Sonntag: Daimler-Apotheke, Daimlerstraße 20, Tel. 42 16 02.

Wellritz-Apotheke, Schwalbacher Straße 50, Tel. 40 95 65.

Wilhelms-Apotheke, Wilhelmstraße 6, Tel. 30 21 00. Kinderarzt Samstag und Sonntag: Sprechstunden 11 bis 13, 17 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 46 10 20.

Augenärztlicher Dienst Samstag und Sonntag: Dr. H. Rockert, Straße der Republik 17 - 19, Tel. 6 56 07. Tierärztlicher Notfalldienst Samstag und Sonntag: Dr. Nimz, Geisbergstraße 21, Tel. 52 10 31, Tel. 56 31 66 (Privat). - ohne Gewähr -

Tips für Island

BESTE REISEZEIT: Juni, Juli und August (Hauptreisezeit), aber auch im Mai und September kann es angenehm sein. Die Durchschnittstemperaturen liegen im Sommer um zehn Grad, im Mai bei sieben Grad und im September bei sechs Grad. Die (nicht wärmende) Mitternachtssonne scheint im Juli.

EINREISE: mit gültigem Reisepaß, wenn die Aufenthaltsdauer drei Monate nicht übersteigt.

ANREISE: Per Flugzeug: Mit Icelandair in der Hauptsaison viermal wöchentlich ab Frankfurt a.M. und einmal ab München; außerdem zweimal täglich ab Hamburg über Kopenhagen (sonntags nur einmal). Preise: ab 1100 Mark in der Hauptsaison, sonst ab 849 Mark. Per Schiff: Mit der Smyril Line ab Lerwick/Shetland-Inseln, Bergen/Norwegen und Hanstholm/ Dänemark nach Tórshavn/Färöer-Inseln und Seydisfjördur in Ostisland. Die isländische Reederei Eimskip nimmt auch Passagiere auf Containerschiffen mit.

UNTERKUNFT: Vom Hotel mit internationalem Standard über Pensionen bis hin zur Schlafsacknische bietet Island so ziemlich für jeden Anspruch etwas. Ein Hoteldoppelzimmer der Luxusklasse kostet 420 Mark, gehobener internationaler Standard 280 Mark, in einfacheren Häusern und in privaten Unterkünften zahlt man etwa 160 Mark. Es gibt "Ferien auf dem Bauernhof", ferner Jugend- und Familienherbergen und knapp 100 Campingplätze. Die Schlafsack-Einzelunterkunft kostet 25 bis 50 Mark.

ESSEN UND TRINKEN: Die alte und gerade wieder neu entdeckte Spezialität ist Fisch. Auch Lammfleisch zählt zu den landestypischen Köstlichkeiten. Die Preise der (kinderfreundlichen) Restaurants beginnen bei 60 Mark (Abendkarte), Touristenmenüs bei 40 Mark. Alkoholische Getränke sind überaus teuer. Trinkgelder und MwSt. sind grundsätzlich inbegriffen.

VERANSTALTER: Island-Tours, Roßmarkt 10, 6000 Frankfurt a.M.1, Tel. 069 / 29 67 52. Lundi-Tours, Amsinck-Str. 45, 2000 Hamburg 1, Tel. 040 / 23 20 28. Wolters-Reisen, Bremer Str. 48, 2805 Stuhr 1, Tel. 0421 / 89990. Island-Tours bietet beispielsweise an: Zwei Wochen Camping- Pauschalreisen im Sommer ab 2595 Mark (Zelte werden gestellt), zwei Wochen Hotelrundreise ab 4250 Mark (in der ortsüblichen, mit unserer nicht immer vergleichbaren Mittelklasse).

VERKEHRSMITTEL: Mit dem vierradgetriebenen Geländewagen (großes Leihwagenangebot) ist man am unabhängigsten. Preiswerter bewegt man sich mit öffentlichen Bussen mit einem Zeit- oder Streckenticket im gut ausgebauten Verbindungsnetz. Ferner bietet Icelandair zahlreiche Binnenflüge (Rundticket) an. Für alle Verkehrsarten gibt es Spezialangebote auch in Kombination von Flugzeug, Bus und Auto.

GELD: Zahlungsmittel ist die Isländische Krone (eine Krone = 100 Öre). Wer isländische Kronen kaufen will, sollte dies nach der Ankunft tun: dann kosten 100 Islandkronen etwa 2,54 Mark. Am Schalter in Deutschland hingegen bezahlt man drei Mark. Neben Bargeld werden Reiseschecks, Euroschecks und - sehr verbreitet - Kreditkarten akzeptiert.

SOUVENIRS: Wollstrickwaren in bester Qualität und Fischereiprodukte, ferner Handwerkliches aus Keramik, Glas und Silber.

KLEIDUNG: "Outdoor" ist angesagt: Vom Schuh bis zur Mütze sollte alles wind- und nässefest sein, da das Wetter sehr wechselhaft sein kann. Pulli und Schal dürfen ebensowenig fehlen wie Badetextilien. LITERATUR: "Island" aus der Reihe "Preiswert Reisen" von Hans Klüche, Hayit Verlag; "Island - ein Landschafts- und Erlebnisführer" von Gudrun Marie Hannek-Kloes, Oase Verlag; "Island" von Klaus Bötig, Goldstadt Verlag; "Island" aus der Reihe "Richtig wandern", DuMont-Verlag; "Island" von Margit Matyscak, VSA-Verlag.

AUSKUNFT: Isländisches Fremdenverkehrsamt, Citycenter, Carl-Ulrich-Str. 11, 6078 Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 25 44 84. lag