Die schweizerische Wirtschaft im Frühjahr 1990
Erst leichte Verlangsamungstendenzen sichtbar
In der Industrie hat sich der Aufwärtstrend im 1. Quartal 1990 zwar etwas abgeschwächt, der Geschäftsverlauf war aber insgesamt besser, als die befragten Unternehmen noch vor drei Monaten erwartet hatten. Für das 2. Quartal 1990 zeichnen sich weitere Verlangsamungstendenzen ab. Trotzdem rechnen die Industriefirmen für das ganze Jahr 1990 mit höheren Inland- und Exportumsätzen als 1989. Das Gewinnwachstum dürfte allerdings geringer ausfallen als im Vorjahr.
Industrie:
Im 2. Quartal 1990 rechnen die befragten Firmen vor allem beim
Auftragseingang mit einem abgeschwächten Aufwärtstrend. Die Produktion dürfte
vorerst hoch bleiben.
Baugewerbe:
Wegen des hohen Auftragsbestandes wird die Bautätigkeit im 2.
Vierteljahr 1990 erneut steigen bei allerdings weiter rückläufigem
Auftragseingang.
Detailhandel
Die Grossverteiler erwarten für das ganze Jahr 1990 eine
weitere Umsatzsteigerung. Die Verkaufsfläche soll ausgedehnt werden.
Tourismus
Nachdem in der Wintersaison 1989/90 wegen des Schneemangels
Einbussen verzeichnet werden mussten, sind die Kurdirektoren für die
Sommersaison 1990 wieder optimistisch.
Das "Konjunkturpanorama" erscheint vierteljährlich
Redaktion: B. Arnet
Anhaltend günstiger Geschäftsverlauf in der Industrie
Der günstige Geschäftsverlauf der schweizerischen Industrie hielt
auch im
1. Quartal 1990
an. Bei den im März befragten rund 200
Unternehmen lagen die wichtigsten Indikatoren wie Auftragseingang,
Umsatz und Produktion deutlich über dem Vorjahresniveau; im Vergleich
zur Umfrage vom Dezember 1989 hat sich die Zunahme allerdings etwas
abgeschwächt. Trotzdem war die tatsächliche Entwicklung insgesamt
besser, als die Firmen vor drei Monaten erwartet hatten. Die
Kapazitätsauslastung verharrte mit 89,3 % im Durchschnitt der ersten
drei Monate 1990 auf dem hohen Niveau des 4. Quartals 1989 und stieg
somit innert Jahresfrist um 1,6 %.
Die Aussichten für das
2. Quartal 1990
bleiben günstig. Ausgehend
von der positiven Entwicklung des ersten Vierteljahres 1990 rechnen die
befragten Firmen zwar vor allem beim Auftragseingang mit einem
abgeschwächten Aufwärtstrend. Im Vorjahresvergleich werden aber bei den
wichtigsten Indikatoren deutliche Zuwächse erwartet. Besonders
optimistisch werden Produktion und Umsatz beurteilt, gehen doch 51 %
der Befragten von einem erneuten Produktionsanstieg und 61 % von
höheren Umsätzen aus.
Für den gesamten
Jahresverlauf 1990
zeichnen sich unterschiedliche
Tendenzen ab. Während per Saldo rund 65 % der Firmen mit höheren
Umsätzen als 1989 rechnen, prognostizieren per Saldo nur 13 % auch eine
verbesserte Ertragslage. Zudem erwarten lediglich 12 % der Befragten in
der 2. Jahreshälfte -- ausgehend vom mutmasslichen Niveau des 2.
Quartals 1990 -- eine weitere Verbesserung des Geschäftsverlaufs.
Das
Branchenbild
präsentiert sich wie gewohnt uneinheitlich. Die
Firmen der Nahrungsmittel- und vor allem der chemischen Industrie
verzeichneten im 1. Quartal 1990 eine überdurchschnittlich günstige
Entwicklung von Auftragseingang und Umsatz. Ausserdem meldeten die
Chemieunternehmen einen besonders kräfigen Produktionsanstieg.
Unterdurchschnittlich entwickelten sich Auftragseingang und Umsatz in
der Metallindustrie, deren Betriebe zusammen mit denjenigen der
Nahrungsmittelbranche auch für das 2. Quartal 1990 weniger optimistisch
sind als der Durchschnitt aller befragten Unternehmen. Besonders
günstige Aussichten hinsichtlich der Entwicklung von Produktion und
Umsatz eröffnen sich hingegen den Firmen der Papier- und insbesondere
der chemischen Industrie.
Wachstumsverlangsamung der Inlandaufträge
In den ersten drei Monaten 1990 entwickelte sich der gesamte Auftragseingang weiterhin günstig. Der positive Saldo der Zunahme- und Abnahmemeldungen von +47 Prozentpunkten lag zwar um 5 Prozentpunkte unter dem Stand des 4. Quartals 1989, übertraf aber die in der Dezember-Umfrage geäusserten Erwartungen um 8 Prozentpunkte. Ausschlaggebend für den etwas schwächeren Zuwachs war die Entwicklung der Inlandbestellungen, deren Saldo sich von +44 Prozentpunkten in den letzten drei Monaten 1989 auf +35 Prozentpunkte im 1. Vierteljahr 1990 abgeschwächt hat. Demgegenüber hat sich bei den Auslandbestellungen der positive Saldo leicht erhöht. Für das 2. Quartal 1990 wird sowohl bei den Inland- als auch insbesondere bei den Auslandorders mit einer Wachstumsverlangsamung gerechnet. Über dem Durchschnitt aller Branchen liegen die Auftragserwartungen in der chemischen Industrie, unter dem Durchschnitt hingegen in der Metall- und -- bezüglich der Auslandorders -- auch in der Nahrungsmittelindustrie.
Nur geringe Verlangsamung des Produktionsanstiegs in Sicht
Die Produktion, die in der schweizerischen Industrie 1989 um durchschnittlich 2,0 % gestiegen war, hat sich im 1. Vierteljahr 1990 erneut erhöht. Per Saldo meldeten 24 % der Firmen einen im Vergleich zum Vorquartal höheren Ausstoss, im Vorjahresvergleich betrug der Saldo sogar 42 %. Unter dem Durchschnitt aller Branchen verlief die Produktionsentwicklung vor allem in den grösseren Betrieben der Nahrungsmittelindustrie. Besonders ausgeprägt war die Zunahme dagegen in der Papier- und der Metallindustrie sowie in der Chemie. Hinsichtlich der Produktionsentwicklung im 2. Quartal 1990 ist keine nennenswerte Abschwächung in Sicht, rechnen doch per Saldo 39 % der Unternehmen mit einem im Vorjahresvergleich höheren Ausstoss. Überdurchschnittliche Zuwächse werden in der Chemie erwartet.Der Arbeitsvorrat lag Ende März 1990 sowohl deutlich über dem Stand vor Jahresfrist als auch über dem Jahresendwert 1989. Für das 2. Quartal 1990 rechnen per Saldo nur noch 22 % der befragten Firmen mit einem im Vorjahresvergleich höheren Arbeitsvorrat.
Hohe Kapazitätsauslastung und steigende Beschäftigung
Der durchschnittliche Auslastungsgrad der technischen Produktionskapazitäten betrug im 1. Vierteljahr 1990 89,3 % und lag damit 1,6 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Trotz des ausgetrockneten Arbeitsmarktes haben im Verlauf der ersten drei Monate 1990 per Saldo 23 % der befragten Unternehmen ihren Personalbestand erhöht. Für das 2. Quartal 1990 zeichnet sich ein abgeschwächter Zuwachs ab, planen doch nur noch 13 % der Befragten einen weiteren Anstieg der Beschäftigung.
Starker Anstieg von Umsatz und Verkaufspreisen
Die Umsätze entwickelten sich in den ersten drei Monaten 1990 deutlich besser, als die befragten Firmen in der Dezember-Umfrage erwartet hatten. Im Vorjahresvergleich wiesen per Saldo 61 % der Unternehmen einen Anstieg der Gesamtumsätze und 45 % höhere Exportumsätze aus. Häufiger als im Durchschnitt aller Branchen wurden höhere Gesamtumsätze aus der Nahrungsmittelindustrie und der Chemie gemeldet; die letztere Branche verzeichnete ausserdem einen eigentlichen Exportboom. Für das 2. Quartal 1990 rechnen per Saldo über die Hälfte der befragten Firmen mit höheren Gesamtumsätzen und mehr als ein Drittel mit steigenden Exportumsätzen.
Im 1. Vierteljahr 1990 blieben die Fertigwarenlager im Vergleich zum Vorjahr unverändert, während sie gegenüber dem Vorquartal leicht zunahmen. Aufgrund der guten Absatzlage und des Kostendrucks setzten in den ersten drei Monaten 1990 per Saldo 47 % der befragten Unternehmen ihre Verkaufspreise herauf, im Vergleich zum Vorjahresquartal meldeten sogar 67 % der Befragten höhere Verkaufspreise. Der Preisauftrieb dürfte auch in den kommenden Monaten anhalten, planen doch 13 % der Unternehmen im Verlauf des 2. Quartals 1990 weitere Preiserhöhungen.
Positive Umsatzerwartungen für 1990
Gemäss unserer März-Umfrage rechnen 74 % (Dezember-Umfrage: 83 %) der Unternehmen im ganzen Jahr 1990 mit höheren Umsätzen als 1989, während wie bereits vor drei Monaten 9 % einen Rückgang befürchten. Besonders häufig wurde dieser Optimismus in der Maschinen- und der Nahrungsmittelindustrie sowie in der Chemie geäussert, während in der Metallindustrie und im Graphischen Gewerbe unterdurchschnittliche Umsatzzunahmen erwartet werden.
Auch hinsichtlich der Exportentwicklung 1990 ist die Mehrheit der Befragten zuversichtlich, rechnen doch 59 % mit steigenden Exportumsätzen, während nur 9 % eine Abnahme erwarten. Abweichend vom Branchenbild bei den erwarteten Gesamtumsätzen gehen bei den Exporterwartungen die Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie von einer unterdurchschnittlichen Entwicklung aus, während das Graphische Gewerbe mit über dem Mittel aller Branchen liegenden Zuwächsen rechnet.
Im laufenden Jahr dürfte sich das Gewinnwachstum im Vergleich zu den meist sehr guten Ergebnissen 1989 verlangsamen, da nur noch 36 % der befragten Firmen steigende Erträge erwarten, während rund 23 % einen Ertragsrückgang befürchten. Deutlich unter dem Mittel aller Branchen liegen die Ertragsaussichten in der Metall- und der Papierindustrie, über dem Durchschnitt hingegen in der Maschinenindustrie.
Dasselbe Branchenbild ergibt sich hinsichtlich des weiteren
Geschäftsverlaufs im 2. Halbjahr 1990. Insgesamt rechnen per Saldo nur
12 % der Unternehmen mit einer zusätzlichen Verbesserung, während 78 %
-- inklusive der meisten grösseren Firmen -- eine Fortsetzung des
Trends der ersten sechs Monate erwarten.
Bruno Bébié
Lage und Aussichten einzelner Wirtschaftszweige
Hoch- und Tiefbau
Im
Jahr 1989
nahm die reale Bautätigkeit gemäss Nationaler
Buchhaltung um 6,1 % zu. Im vierten Quartal erhöhte sich diese
Wachstumsrate wegen des um über 20 % gestiegenen Bauvolumens im
industriell-gewerblichen Bau wieder auf 6,8 % nach einer Zunahme von
nur 4,7 % im dritten Quartal. Das Wohnbau- und das Tiefbauvolumen
lagen im ganzen Jahr 1989 real unter den Vorjahreswerten. Der gesamte
Auftragseingang im Bauhauptgewerbe nahm gemäss Umfrage des
Baumeisterverbandes 1989 nominell um 4,6 % zu, was auf den zunehmenden
Bedarf an industriell-gewerblichen und Tiefbauten zurückzuführen war.
Die Nachfrage nach Wohnbauten stagnierte. Ende 1989 beschäftigte das
Bauhauptgewerbe 110'140 Personen, 2,8 % mehr als vor einem Jahr.
Im
ersten Quartal 1990
setzte sich der Nachfragerückgang fort. Von
den vierzig durch uns befragten Bauunternehmern, die insgesamt 25'500
Personen beschäftigen, meldeten per Saldo 8 % im Hochbau und 25 % im
Tiefbau einen gegenüber dem Vorjahr rückläufigen Bestellungseingang.
Trotz nochmals vor allem im Hochbau gestiegener Bauvolumina lagen die
Arbeitsvorräte bei per Saldo gut einem Drittel der antwortenden
Baufirmen über den Vorjahreswerten. Die Preise stiegen zwischen
Dezember 1989 und März 1990 insbesondere im Hochbau weiter an. 66 % der
von uns befragten Firmen meldeten im März den gleichen Personalbestand
wie vor Jahresfrist; per Saldo verzeichneten 24 % einen
Beschäftigtenzuwachs.
Auch im
zweiten Quartal 1990
erwarten die Bauunternehmen im
Vorjahresvergleich per Saldo abnehmende Bestellungseingänge. 24 % der
Antwortenden melden zunehmende, 45 % gleichbleibende und 31 %
rückläufige Auftragseingänge. Das Bauvolumen dürfte wegen des noch
grossen Auftragsbestandes vor allem im Hochbau die Produktion des
Vorjahresquartals übertreffen. Der Personalbestand soll bis Juni 1990
bei 65 % der Baufirmen gleich bleiben wie ein Jahr zuvor, per Saldo
aber bei 15 % der Antwortenden zunehmen. Im Verlauf des zweiten
Quartals 1990 dürften laut unserer Umfrage die Preise für
Hochbauleistungen stagnieren, jene für Tiefbauleistungen leicht
zurückgehen.
Auch 1990 planen die Bauunternehmer eine weitere Aufstockung ihrer
Kapazitäten: im Hochbau signalisieren per Saldo 14 %, im Tiefbau 24 %
gegenüber 1989 erhöhte technische Ausrüstungen.
Rudolf Enz
Detailhandel
Alle von uns befragten Grossverteiler verzeichneten im 1. Quartal 1990 höhere Gesamtumsätze als in der Vorjahresperiode. Im Nahrungs- und Genussmittelbereich betrugen die Umsatzsteigerungen zwischen 2 % und 7 %. Etwas kleinere Zuwachsraten wurden im Handel mit Bekleidungsartikeln und Textilwaren verzeichnet. Im übrigen Nonfood-Bereich setzte sich der Aufwärtstrend fort. Insgesamt war die Geschäftsentwicklung im Detailhandel in den ersten drei Monaten 1990 etwas besser als in unserer Dezember-Umfrage erwartet worden war.
Für das 2. Quartal 1990 rechnen alle Umfrageteilnehmer mit einer weiteren Umsatzsteigerung. Einzig in der Sparte Textilien und Bekleidung werden vereinzelt stagnierende Umsätze erwartet. Für das ganze Jahr 1990 zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Die befragten Grossverteiler rechnen 1990 mit Umsatzsteigerungen von 2 bis 6 %. Die grösste Zunahme wird im Nahrungs- und Genussmittelbereich erwartet, während der Umsatz von Nonfood-Artikeln und vor allem von Bekleidungs- und Textilwaren bescheidener wachsen dürfte. Die durchschnittlichen Verkaufspreise werden 1990 erneut steigen. Deutliche Verkaufspreiserhöhungen sind vor allem im Nahrungs- und Genussmittelbereich zu erwarten. Die Bruttomarge im Handel mit Bekleidungsartikeln und Textilien sollte 1990 bei der Mehrheit der Umfrageteilnehmer höher als im Vorjahr ausfallen, während in der Sparte Nahrungs- und Genussmittel mehr als die Hälfte der befragten Grossverteiler mit einer unveränderten Bruttomarge rechnet.
80 % der befragten Grossverteiler plant für 1990 eine Vergrösserung der Verkaufsfläche, wobei Zuwachsraten von 1 % bis 4 % gemeldet wurden. Auch den Personalbestand wollen die meisten Umfrageteilnehmer erhöhen. Vorgesehen wird von der Mehrheit eine Zunahme der Vollzeitbeschäftigten um 2 % bis 3 %. Bei den Teilzeitbeschäftigten wird sogar mit einem Anstieg im Bereich von 2 % bis 7 % gerechnet.
Kreditkarten werden von der Hälfte der befragten Grossverteiler immer
noch nicht als Zahlungsmittel angenommen. Allerdings bieten einzelne
Grossverteiler versuchsweise das elektronische Bezahlen mit EC- oder
Postomat-Karte an der Ladenkasse (Eft/pos) an. Nur 2 % bis 6 % der
Kundschaft benützt, wo dies möglich ist, beim Bezahlen die Kreditkarte.
Wird eine hauseigene Kreditkarte zur Verfügung gestellt, sind es jedoch
15 % bis 20 %. Der Einsatz einer Debitkarte, die beim Kauf das
Kundenkonto sofort belastet, erfolgt bis anhin nur bei wenigen
Umfrageteilnehmern.
Elisabeth Messner
Tourismus
Die in unserer Umfrage von Anfang Januar bei unsicheren Schneeverhältnissen geäusserten optimistischen Erwartungen für die ganze Wintersaison 1989/90 (November bis April) mussten nach unten korrigiert werden. Mitte März meldeten zwei Drittel der 27 befragten Kurdirektoren aus den wichtigsten Schweizer Wintersportregionen einen Rückgang der Übernachtungen in der Hotellerie gegenüber dem Vorjahr. Nur sieben Orte verzeichneten eine Steigerung. Zu diesem Ergebnis trugen Schweizer und ausländische Gäste in gleichem Ausmass bei. Allerdings gab es beträchtliche regionale Unterschiede. Im Berner Oberland meldeten alle und in Graubünden die Mehrheit der Kurdirektoren einen Rückgang der Hotelübernachtungen. Im Wallis verzeichnete die Mehrheit der Orte eine steigende oder zumindest gleichbleibende Tendenz. In der Parahotellerie ging bei etwa der Hälfte der Wintersportorte die Zahl der Übernachtungen zurück.
Für die Sommersaison 1990 (Mai bis Oktober) zeigen sich die 49
befragten Kurdirektoren von Schweizer Fremdenverkehrsorten
optimistisch. Zwei Drittel erwarten mehr und etwa ein Viertel rechnet
mit einer gleichbleibenden Zahl von Hotelgästen gegenüber dem Sommer
1989. Etwas optimistischer ist man hinsichtlich der Besucher aus dem
Ausland. Als Gründe dafür werden der schwache
Schweizerfranken, verstärkte Werbeaktivitäten im Ausland sowie die ökologischen
Probleme an den Badestränden des Mittelmeers genannt. Vor allem aus der BR
Deutschland, Italien und den USA werden mehr Hotelgäste erwartet. Mehr als die
Hälfte der Kurdirektoren erwartet auch bei den inländischen Besuchern eine
Zunahme der Übernachtungen. Dazu trägt der sich verstärkende Trend zu
Bergferien im Inland bei. Für die Parahotellerie erwarten fast alle befragten
Kurdirektoren eine im Vergleich zum Vorjahr steigende oder zumindest
gleichbleibende Entwicklung.
Irene Meier
Asiens "TIGER": vom Export- zum Konsumboom?
Trotz Verlagerung vom Export hin zum inländischen Konsum wird sich das Wirtschaftswachstum der asiatischen "Tiger"-Staaten (Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan) wegen steigender Importe 1990 weiter abschwächen. Es liegt aber mit knapp 5 % immer noch über der Zuwachsrate der Weltwirtschaft (ca. 3 %). Die Verlangsamung in der Auslandnachfrage der Industrieländer wird durch die binnenwirtschaftlichen Wachstumsfaktoren dieser asiatischen Länder nicht mehr vollständig kompensiert. Mittelfristige Chancen bestehen vor allem in der Strukturanpassung der Industrie und im Ausbau des intraregionalen Handels.
Steigende Wirtschaftskraft mit starker Exportorientierung
Die vier asiatischen Schwellenländer Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan (Newly Industrialized Countries; abgekürzt NIC) erwirtschafteten im Durchschnitt der Jahre 1987 bis 1989 ein Bruttoinlandprodukt (BIP) von rund 373 Mrd US$. Dies entsprach rund 14 % des japanischen bzw. 8 % des amerikanischen BIP. Das Pro-Kopf-Einkommen lag in dieser Periode bei durchschnittlich 5'300 US$, verglichen mit 21'900 US$ in Japan und 19'700 US$ in den USA (vgl. Tabelle 1).
In den achtziger Jahren nahm das Realwachstum der NIC insgesamt um durchschnittlich 7,4 % p.a. zu. Alle vier Länder lagen dabei beträchtlich über der entsprechenden Wachstumsrate der Weltwirtschaft von 3,5 % p.a., wobei Südkorea mit 8,1 % den Spitzenplatz belegte und Singapur mit 7,0 % das "Schlusslicht" bildete. Eine der Hauptantriebskräfte des hohen Realwachstums war bis vor wenigen Jahren der Netto-Export. Südkorea und Taiwan bauten die exportorientierte Wachstumstrategie unter anderem mittels ihrer realen Abwertungspolitik -- vor allem gegenüber dem in der ersten Hälfte der achtziger Jahre starken US-Dollar -- am konsequentesten aus. Zusammen mit der regen Wirtschaftstätigkeit in den USA trug dies zu einer massiven Ausfuhrsteigerung nach dem amerikanischen Markt bei. 1989 gingen rund 35 % der südkoreanischen und taiwanischen Güterexporte in die USA, bei Singapur und Hongkong betrug der Anteil rund 25 %. Auf den zweitwichtigsten Absatzmarkt Japan entfiel bei den beiden ersten Ländern ein Exportanteil von knapp 20 % und bei den Stadtstaaten einer von annähernd 10 %.
Hintergrund der aussenwirtschaftlichen Anpassung ...
Die seit Mitte der achtziger Jahre wachsenden protektionistischen Tendenzen im US-Kongress gegenüber den asiatischen "Tigern" beruhten vor allem auf den bilateralen Handelsungleichgewichten mit Taiwan und Südkorea und deren Handelshemmnissen. So wiesen diese beiden Länder im Jahre 1986 einen Anteil am US-Handelsdefizit von 9 % bzw. 4 % auf. Hongkong und Singapur, die eine Freihandelspolitik verfolgen, lagen bei 4 % bzw. 1 %. Japan und die BR Deutschland als wichtigste Konkurrenten auf dem US-Markt waren demgegenüber mit 36 % bzw. 10 % am amerikanischen Defizit beteiligt.
Neben dem verstärkten handelspolitischen Druck der USA machten aber auch wirtschaftliche Gründe eine Anpassung in der Aussenwirtschaftspolitik einzelner NIC nötig. Mit zunehmenden Handelsüberschüssen kam es insbesondere in Taiwan und Südkorea zu einer Akkumulierung von Devisenreserven. Die dadurch erhöhte volkswirtschaftliche Liquidität wurde gegen Ende der achtziger Jahren nicht mehr voll durch die wirtschaftsbedingt steigende Geldnachfrage absorbiert. Zusätzlich bewirkte der mit dem Wirtschaftswachstum einhergehende Abbau der Arbeitslosenquote auf mittlerweile durchschnittlich rund 1,7 % einen starken Anstieg der Reallöhne -- und damit des Konsums von in- und ausländischen Gütern.
Südkorea und Taiwan werteten ihre Währungen in den vergangenen Jahren gegenüber ihren Handelspartnern real relativ stark auf (vgl. Graphik 1) und liberalisierten daneben auch teilweise ihre Importpolitik. 1989 befanden sich Hongkong und Singapur mit ihren Wechselkursen wieder auf dem Niveau von 1986, Südkorea auf demjenigen von 1983/84 und Taiwan sogar über jenem von 1981.
... und Verlagerung zum Konsum
Infolge der einkommensbedingt steigenden Nachfrage und der unter anderem wechselkursbedingten Verbilligung der Auslandgüter erhöhte sich der Import stark; die Zuwachsrate lag im Durchschnitt 1987-89 bei 20 %, verglichen mit 8 % in der vorangegangenen Dreijahresperiode. Der Privatkonsum stieg im Durchschnitt 1987-89 mit 10 % um einiges stärker als in den drei Jahren zuvor (7 %). Bei leicht höherem Wachstum der Industrieländer lag die reale Exportzuwachsrate der NIC 1987-89 mit durchschnittlich 16 % nur wenig über derjenigen von 1984-86 (13 % p.a.). Vor allem aufgrund der Wechselkurssituation schwächte sich die Exportdynamik von Südkorea und Taiwan etwas ab (O 1987-89: 11 %; O 1984-86: 14 %). Hongkong, Singapur und neue Konkurrenten wie Thailand, Malaysia und Indonesien profitierten teilweise davon und erweiterten ihre Anteile auf verschiedenen Auslandmärkten. Infolge des verstärkten Netto-Importzuwachses verminderte sich der gesamte Handelsbilanzüberschuss der NIC von 19,1 Mrd US$ 1986 auf 15,4 Mrd US$ im letzten Jahr. Den Hauptanteil an der Verminderung trug dabei Taiwan (vgl. Graphik 2).
Um die Anpassung der Exportindustrie etwas zu erleichtern, wurde gegen Ende 1989 eine langsamere Gangart in der Aufwertungspolitik einzelner NIC eingeschlagen. Hinzu kam, dass sich die Wechselkurse in der Zwischenzeit ungefähr auf dem Niveau der Kaufkraftparitätskurse bewegten und die Handelsbilanzüberschüsse sich insgesamt vermindert haben.
Trotz dieser aussenwirtschaftlichen Anpassungsmassnahmen erhöhten sich 1989 -- ausser bei Hongkong -- die bilateralen Anteile der NIC am US-Handelsungleichgewicht. Der Anteil Taiwans erreichte 12 %, jener von Südkorea 6 % und von Singapur 2 %. Auf der einen Seite ist dies auf eine effiziente Anpassung der Exportindustrien dieser Länder zurückzuführen, die vor allem durch Produktivitätsfortschritte den wechselkurs- und lohnbedingten Kostennachteil ihrer Produkte zumindest teilweise kompensieren konnten. Auf der anderen Seite sind neben strukturellen Gegebenheiten in den USA und in einzelnen NIC bei letzteren nach wie vor gewisse Handelshemmnisse vorhanden.
Wachstumsverlauf und -aussichten
Trotz Verlagerung vom Export hin zum Konsum wuchs das BIP der NIC im Durchschnitt 1987-89 um 9,2 % gegenüber 8,3 % in der Dreijahresperiode zuvor. Seit 1988 schwächt sich ihr Wachstum aber stetig ab. Die Verlangsamung der Auslandnachfrage der Industrieländer (BIP-Wachstum 1989: 3,5 %; 1990: ca. 3 %) bei weiter steigenden Importen konnte durch die binnenwirtschaftlichen Wachstumsfaktoren in den vier Schwellenländern nicht mehr vollständig kompensiert werden. Diese Entwicklung setzt sich 1990 im Aussenhandel fort. Die Wirtschaftspolitik der NIC ist seit 1988 durch eine expansivere Fiskalpolitik gekennzeichnet, die aber angesichts gewisser Kapazitätsengpässe und leicht steigender Inflationsraten eher vorsichtig eingesetzt wird. Bei verlangsamten Reallohnsteigerungen zeichnet sich 1990 bei den NIC eine weitere Abkühlung des Wirtschaftswachstums auf immerhin noch etwa 5 % ab (1989: 6,3 %).
Mittelfristig ist weiterhin eine ansprechende, aber etwas langsamere Gangart
beim Wirtschaftswachstum der asiatischen Schwellenländer zu erwarten, nicht
zuletzt auch wegen der
internationalen Massnahmen zur sukzessiven Verminderung der weltweiten
Handelsungleichgewichte. Wachstumschancen sind aber weiterhin vorhanden: zum
einen in den Strukturanpassungen der Industrie in Richtung höherer
Kapitalintensität der Produktion, wobei auch ausländische Investitionen
gefördert werden sollen; zum anderen im Ausbau des intraregionalen Handels im
asiatisch-pazifischen Raum, vor allem auch mit den prosperierenden Ländern
Thailand, Malaysia und Indonesien. Gleichzeitig dürften vermehrt Auslagerungen
von teilweise noch arbeitsintensiven Industrien und damit eine Konzentration
auf die komperativen Kostenvorteile ins Auge gefasst werden.
Roger Denzer
Dieser Beitrag basiert auf einer im Februar 1990 erschienenen Regionalstudie der Abteilung Volkswirtschaft der SBG. Darin werden die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen und Aussichten von 11 Länder der pazifischen Region analysiert und verglichen. Es handelt sich dabei um Australien, China, Hongkong, Indonesien, Südkorea, Malaysia, Neuseeland, Philippinen, Singapur, Thailand und Taiwan. Die Studie kann bei der Schweizerischen Bankgesellschaft, Abteilung Volkswirtschaft, Postfach, 8021 Zürich bezogen werden (nur in Deutsch erhältlich).
25 Jahre Bank- und Kaderschule SBG
Abgesehen von der Lehrlingsausbildung, deren Anfänge ins letzte Jahrhundert zurückreichen, entwickelte sich die betriebsinterne Förderung des Personals erst in den letzten Jahrzehnten. Hintergrund war der sich abzeichnende Mangel an gut ausgebildeten Mitarbeitern. Deshalb entschloss sich die SBG, hier neue Wege zu gehen und auch Mitarbeiter ohne bankfachliche Grundausbildung selbst auf ihr Tätigkeitsgebiet vorzubereiten. Als erste Bank ermöglichte sie im Jahre 1965 Absolventen der zweithöchsten Volksschulstufe -- im Kanton Zürich sind dies die Realschüler -- den Zugang zum kaufmännischen Beruf. Dabei entschied sie sich für eine breitgefächerte und umfassende -- wenn auch damals noch nicht eidgenössisch anerkannte -- Grundausbildung von drei Jahren.
Dieses "Aus der Not eine Tugend machen" war nur ein Grund für den Aufschwung der betrieblichen Ausbildung. Immer mehr setzte sich in der Bank auch die Erkenntnis durch, dass jede Grundausbildung, mag sie noch so gut sein, ohne regelmässige Weiterbildung in wenigen Jahren in eine Sackgasse führt.
Damit war die Zeit reif für das erste Ausbildungszentrum der Schweizerischen Bankgesellschaft. Büroausbildung und Lehrlingskurse in Branchenkunde waren von Anfang an die tragenden Säulen der Bank- und Kaderschule. Sehr bald verbreiterte sich die Palette der Ausbildungsmöglichkeiten. Die Angestellten konnten Bankfachkurse besuchen, etwa zum Devisen- oder Börsengeschäft, und allgemeinbildende Kurse, z.B. zu Arbeitstechnik oder Reklamationsbehandlung. Ein respektables Angebot an Fremdsprachkursen am Abend ergänzte das Ausbildungsprogramm.
In den Jahren 1969 bis 1971 eröffnete die SBG in 7 weiteren Städten Bank- und Kaderschulen, in Aarau, Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano und St. Gallen. 1975 kam das Ausbildungszentrum Schloss Wolfsberg dazu -- die zentrale Bildungsstätte für Kadernachwuchs und Direktion. Mit der zunehmenden Internationalisierung des Bankgeschäfts und dem rasanten Ausbau des Mitarbeiterbestands im Ausland eröffnete die SBG vor wenigen Jahren auch Regional Training Centers in New York, London und Singapur.
Das ursprüngliche Konzept mit vollamtlichen Ausbildern und nebenamtlichen Referenten hat sich bewährt. Verändert hat sich aber das Bankgeschäft, das viel komplexer geworden ist. Verändert haben sich auch Lehrmethoden und Hilfsmittel. Der Ausbilder von heute ist nicht länger der althergebrachte Dozent, sondern Moderator und Animator, der für Impulse sorgt und seine Kursteilnehmer begeistern muss.
Die Bank- und Kaderschule Zürich bietet in ihrem neuen Gebäude den idealen
Rahmen für eine moderne Mitarbeiterausbildung. Die hellen, grosszügig
gestalteten Schulräume und die neuen technischen Hilfsmittel unterstützen die
Ausbilder in ihrer verantwortungsvollen, aber sehr befriedigenden Aufgabe.
Johannes Wyss
Japans eigenwilliger Aktienmarkt
Das erste Quartal brachte für die Aktien- und Obligationenmärkte mit wenigen Ausnahmen eine enttäuschende Performance. Ein Spitzenreiter im negativen Sinn war die Börse in Tokio, welche über diesen Zeitraum mit einer zeitweiligen Performance von -20 % hervorstach bei Tagesschwankungen in der Grössenordnung von +/- 5 %. Dieses ungewohnte Verhalten zeigt auch eindrücklich, wie unabhängig von der restlichen Welt der japanische Börsenplatz funktioniert. Mit der jüngsten Erhöhung des Diskontsatzes um einen Prozentpunkt signalisierte die Bank of Japan ihre Bereitschaft, der Erhaltung der Preis- und Währungsstabilität grössere Bedeutung beizumessen. Allerdings genügt diese Massnahme nicht, den anhaltend schwachen Yen zu stabilisieren. Die Börse wird überdies nicht nur durch den schwachen Yen belastet. Mitverantwortlich für die erhöhte Volatilität und insbesondere die massiven Rückschläge ist auch der mehrheitlich von Ausländern dominierte Futures-Handel, welcher vorderhand in einer fortgesetzt schwachen Verfassung verharren dürfte. Die institutionellen Anleger blieben dem Markt in letzter Zeit weitgehend fern, was neben dem ansteigenden Zinstrend auch auf den Geschäftsabschluss-Termin von Ende März zurückzuführen war. Bereits kleine Verkaufsaufträge konnten daher einen erheblichen Druck auf die Kurse ausüben.
Mit einer eigentlichen Trendwende rechnen wir erst nach einer weiteren Diskontsatzerhöhung bzw. nach einer effektiven Erstarkung des Yen. Neuengagements an Nippons Aktienmarkt drängen sich daher kurzfristig nicht auf. Da die fundamental nach wie vor günstigen Rahmenbedingungen im weiteren Jahresverlauf die Institutionen sowie die professionellen und ausländischen Anleger als Käufer an den Markt zurückbringen werden, sollten Positionen aber nicht voreilig liquidiert werden. Die japanische Börse hat auf jeden Fall, trotz kurzfristig höherem Risiko, Potential für weitere Kursavancen im laufenden und voraussichtlich auch im nächsten Jahr.
Obwohl stärkere Impulse von der Zinsfront weltweit vorerst nicht zu erwarten
sind, schätzen wir das Ertragspotential auf den internationalen Aktienplätzen
mit 7-15 % relativ optimistisch ein. Insbesondere die europäischen Aktienmärkte
versprechen am ehesten eine positive Entwicklung bei -- z.B. im Falle der BR
Deutschland -- ebenfalls überdurchschnittlichem Risikograd. Mit eher gedämpften
Erwartungen stehen wir der amerikanischen Börse gegenüber. Hingegen ist die
japanische Börse für den längerfristig disponierenden risikobewussten Anleger
auch im Hinblick auf Währungsgewinne interessant und verspricht eine
ansprechende Performance.
WLP
Wachsende Verunsicherung
An den internationalen Finanzmärkten mangelte es im März an einigermassen klaren Anhaltspunkten über die weitere Marschrichtung. Sichtbarer Ausdruck davon waren die in kürzerer Frequenz auftretenden, wenn auch im Ausmass zumeist geringen Ausschläge der Renditenentwicklung in beide Richtungen. Während sich die antizipierte Verlangsamung der Weltkonjunktur zusehends bestätigt, zeichnet sich vorerst noch keine Inflationsberuhigung ab. Davon wurde vor allem der britische, etwas weniger ausgeprägt auch der amerikanische Markt beeinträchtigt. Dagegen wurden die im Vormonat wirksam gewordenen Zinsbefürchtungen am deutschen Rentenmarkt im Vorfeld der Währungsunion mit der DDR teilweise korrigiert. Starke Unsicherheitsmomente gingen sodann von der Baisse an der japanischen Aktienbörse und vom schwachen Yen aus. Als wesentlichster Stabilitätsanker erwies sich einzig die in den meisten Fällen unbeirrt restriktive Geldpolitik der Notenbanken.
Stagflationsperspektiven
Angesichts des verlangsamten Konjunkturgangs in den USA geriet das Federal Reserve erneut unter Druck der Administration nach einer Lockerung der geldpolitischen Zügel, dem es jedoch bis anhin standhielt. Vor allem die aktuelle Teuerungsentwicklung liesse einen solchen Schritt wenig opportun erscheinen. Die konsequente Haltung des Fed hat denn auch bewirkt, dass der amerikanische Bondmarkt kaum auf die über Erwarten hohe Februar-Inflationsrate reagierte und sich die Renditen nach den vorgängig verstärkten Fluktuationen sogar leicht zurückbildeten. Anlass zu grösserer Besorgnis gaben dagegen die Stagflationstendenzen in Grossbritannien. Zusammen mit der Pfundschwäche und dem schwindenden politischen Rückhalt der Regierung Thatcher liessen sie die Renditen auf britischen Staatsanleihen im März unter heftigen Schwankungen um 3/4 %-Punkte auf 11 3/4 % klettern.
Eine leichte Entspannung ergab sich auf dem deutschen Obligationenmarkt, nachdem die Renditen im Februar wegen der erwarteten Auswirkungen des Zusammenschlusses mit der DDR sprunghaft angestiegen waren. Dabei handelte es sich aber wohl nur um die Korrektur von Übertreibungen und nicht um eine grundsätzliche Neubeurteilung, sind doch weder Wachstums- und Inflationsimpuls noch Kapital- und geldpolitischer Restriktionsbedarf aus der geplanten Währungsunion klar quantifiziert. Von der Marktentspannung profitierten auch die Anleihensmärkte Frankreichs und der Niederlande.
Alarmsignale aus Japan
Wesentlich zur globalen Verunsicherung trug das Geschehen an den japanischen Märkten bei. Nach langem Tauziehen mit dem Finanzministerium hob die Bank of Japan zwar am 20. März den Diskontsatz um 1%-Punkt auf 5 1/4 % an, was aber weder die Kursbaisse am Aktienmarkt noch die Yen-Schwäche zu stoppen vermochte. Zudem floss die aus massiven Deviseninterventionen abgeschöpfte Liquidität durch Offenmarkt-Eingriffe zum grossen Teil wieder ins System zurück, womit sich das Zinsniveau nur wenig veränderte. Negativ wirkte sich aus, dass die institutionellen Investoren kurz vor Abschluss ihres Geschäftsjahres per Ende März kaum mehr zu Neuengagements bereit waren. Die Hoffnung auf eine Marktberuhigung oder gar -erholung sind damit auf das 2.Quartal zu verschieben.
Konsolidierung am Frankenmarkt
Bei leichten Wellenbewegungen hat sich die Lage am schweizerischen Finanzmarkt im März insgesamt konsolidiert, wobei jedoch im Durchschnitt niedrigere Geldmarktsätze etwas weiter anziehenden Kapitalmarktrenditen gegenüberstanden. Die marginale Rückbildung der Eurofrankensätze, die mit 9 % aber weiterhin deutlich über den entsprechenden Vergütungen für DM- und Dollaranlagen verharrten, reflektiert in erster Linie die etwas festere Notierung des Frankens am Devisenmarkt, während die Nationalbank an ihrem betont restriktiven Kurs festhält. Da trotz dieser auf mittel- und langfristige Preisstabilität ausgerichteten Politik noch ein weiterer Teuerungsschub ansteht und auch vom Ausland her keine baldigen Zinssenkungssignale in Aussicht sind, setzte sich der Renditenanstieg auf Obligationen trendmässig fort. Mit 6,5 % erreichte dabei die Durchschnittsrendite auf Bundesanleihen den höchsten Stand seit 1975. Die jüngste Entwicklung machte Mitte März eine weitere Anpassung der Kassenobligationensätze um 1/4 %-Punkt erforderlich.
Trotz des hohen Zinsniveaus hielt sich die Emissionsaktivität am Schweizer
Kapitalmarkt im März auf einem hohen Niveau. Im Inlandsektor blieben dabei
allerdings die Banken als Kapitalnachfrager praktisch unter sich. Bei den
Frankenanleihen und -notes ausländischer Schuldner wurden die bislang
dominierenden japanischen Adressen aufgrund der schwachen Tokioter-Börse in den
Hintergrund gedrängt, während vermehrt deutsche und oestereichische Emittenten
am Markt auftraten.
FYC
Unter wachsendem Preisdruck
Im März neigten die Edelmetallnotierungen deutlich zur Schwäche. Bereits am Monatsanfang geriet der Goldpreis als Folge von Turbulenzen an der Tokioter Börse und des sich festigenden Dollarkurses unter Druck. Kurz vor Monatsmitte sank er erstmals seit dem 4. Januar dieses Jahres wieder unter die 400$-Grenze. Nach einer kurzen Erholung, bedingt durch den vorübergehend etwas nachgebenden Dollar und Gerüchte, wonach die Sowjetunion die Einführung eines Rubels mit Golddeckkung plane, glitt er im weiteren Verlauf des Monats erneut zurück. Weder die nach dem witterungsbedingten Anstieg im Januar nur mässig nachgebende Teuerung in den USA noch die Ungewissheit über die sowjetischen Reaktionen im Litauenkonflikt vermochten dem gelben Metall eine Stütze zu verleihen. Gegen Monatsende verstärkte sich der Abwärtsdruck erheblich, da die Sowjetunion zur Devisenbeschaffung wieder vermehrt als Verkäufer an den Markt trat und japanische Investoren die als Folge der Yen-Schwäche in japanischer Währung gestiegenen Goldnotierungen zu Abgaben nutzten. Schliesslich beschleunigte sich der Preisrückgang noch durch Goldverkäufe aus dem Mittleren Osten.
Am 31. März notierte Gold bei 000,0 $/Unze, Silber bei 0,00 $/Unze und Platin
bei 000,0 $/Unze.
BET
Notenbanken auf Konfrontationskurs?
Das Geschehen an den Devisenmärkten wurde im März abwechslungsweise durch die Schwäche der japanischen Wertschriftenmärkte und des Yen, die politischen Entwicklungen in der Sowjetunion und in Grossbritannien, die
Wahlen in der DDR sowie die Diskussionen um die angestrebte deutsche Währungsunion dominiert. Das Augenmerk richtete sich aber auch auf die durchschimmernden Meinungsdifferenzen innerhalb der drei führenden Industrieländer hinsichtlich der zu verfolgenden Wechselkurspolitik. Die mangelhafte Kooperation bei den Devisenmarktinterventionen und im Zinsbereich erweckte den Eindruck, dass die Notenbanken auf inländische Entwicklungen fixiert sind und aus stabilitätspolitischen Gründen eine Aufwertung ihrer Währung anstreben, zumindest aber keine Abwertung hinnehmen wollen.
Dollar en vogue
Kursverlauf $Fr.: 1.5000 (1. März), 1.4940 (6.), 1.5320 (13.), 1.5045 (19.), 1.5280 (26.). Der Dollar wurde im März zum Nutzniesser der auf dem Yen, der D-Mark und dem Pfund lastenden Unsicherheitsfaktoren. Er profitierte auch von der Erwartung, dass sich das Fed -- ungeachtet Präsident Bushs Ruf nach tieferen Zinsen -- angesichts der robusten Verfassung der US-Wirtschaft und der auf hohem Niveau verharrenden Jahresteuerung nicht auf eine Lockerung der Geldpolitik einlassen will. Verstärkt wurde der Aufwärtsdruck durch den im Kielwasser der Spannungen zwischen Moskau und Litauen akzentuierten Status des Dollars als "sicherer Hafen". Terrainverluste musste die US-Währung nur sporadisch hinnehmen, so z.B. nach den DDR-Wahlen und in Reaktion auf wiederholte Notenbankinterventionen. Die geringsten Spuren im Kursbild des Dollars hinterliessen dabei die massiven Yen-Aufkäufe durch die Bank von Japan.
D-Mark im Banne der DDR-Wahl
Kursverlauf $/DM: 1.7085 (1. März), 1.7215 (2.), 1.6790 (19.), 1.7200 (26.). DM/Fr.: 87.80 (1. März), 88.83 (27.). Der auch im Ausmass unerwartete Triumph der konservativen Allianz für Deutschland bei den Wahlen in der DDR, welcher den Weg für eine rasche Wirtschafts- und Währungsunion mit der Bundesrepublik ebnete, trieb die zuvor nicht ganz sattelfeste D-Mark gegenüber dem Dollar auf ihr Monatshöchst. Dieses Kursniveau konnte aber trotz glänzender bundesdeutscher Konjunkturaussichten nicht behauptet werden, trat darauf doch die Infragestellung der Preisstabilität erneut in den Vordergrund.
Yen auf Dreijahrestiefst
Kursverlauf $/Yen: 149.60 (1. März), 148.60 (5.), 156.95 (27.). Die
ausgeprägten Kursverluste des Yen erfolgten vor dem Hintergrund der prekären
Lage des japanischen Aktien- und Bondmarktes, der zinspolitischen Inaktivität
der Notenbank und des schwelenden Handelskonflikts mit den USA. Weder die von
der Bank von Japan aufgewendeten Dollar-Milliardenbeträge zur Stützung des Yen,
noch die nach (zu) langem Hinhalten doch noch vorgenommene Anhebung des
Diskontsatzes um 1 %-Punkt auf 5,25 % vermochten die Kurserosion aufzuhalten.
Auch das Aufbäumen des Nikkei-Indexes kurz vor Monatsende blieb
wechselkursunwirksam.
THH
Leicht verlangsamter Preisanstieg
Der
Landesindex der Konsumentenpreise
stieg im Februar 1990 um 0,3 % auf
119,5 Punkte (Dezember 1982=100). Über dem Vormonatsstand lagen die Preise in
den Warengruppen Bildung und Erholung (+2,1 %), Nahrungsmittel (+1,6 %) sowie
Getränke und Tabakwaren (+0,9 %). Weil die Heizölpreise innert Monatsfrist um
knapp 20 % sanken, bildete sich dage-gen der Gruppenindex für Heizung und
Beleuchtung um 10,8 % zurück. Aus dem gleichen Grund ermässigten sich die
gesamten Importpreise gegenüber dem Vormonat um 1,0 %. Die Inlandgüter
verteuerten sich gleichzeitig um 0,8 %. Im Vorjahresvergleich belief sich die
gesamte Teuerungsrate im Februar 1990 auf 4,9 %, nachdem sie im Januar noch 5,1
% betragen hatte. Dieser Rückgang kann aber noch nicht als Trendwende
interpretiert werden, steht doch im Mai 1990 nochmals ein mietpreisbedingter
Teuerungsschub bevor.
Der
Grosshandelspreisindex
erhöhte sich im Februar 1990 um 0,2 % auf 181,9
Punkte (1963=100). Während die Preise für Konsumgüter (+0,9 %) und für
Rohstoffe und Halbfabrikate (+0,4 %) stiegen, ging die Indexziffer für
Energieträger und Hilfsstoffe gegenüber dem Vormonat um 2,5 % zurück. Innert
Jahresfrist erhöhten sich die Preise auf Grosshandelsstufe insgesamt um 2,3
%.
ARB